II. ed —— 1 2. Blatt zu Nr. 87 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Die Stunden von Streſa können europäiſche Ent⸗ ſcheidungen bringen. Im guten Sinne und im böſen Sinne. Es kommt ganz darauf an, was die Kabinette in London und in Paris beſchloſſen haben und was man in Streſa aus dieſen Beſchlüſſen macht. Muſſolini hat es, was die Ein⸗ heitlichkeit der Beſchlüſſe anlangt, am leichteſten. Wenn bei ihm widerſtreitende Gedanken vorhanden ſind, ſo muß er ſie klären. Er allein muß und wird entſcheiden. Und wenn nicht alle Zeichen trügen, ſo wird Muſſolini, unter deſſen Vorſitz die Konferenz von Streſa ſtattfindet, hier auf heimi⸗ ſchem Boden den ſtarken Mann ſpielen, und mit großer Geſte große Entſchlüſſe durchzudrücken berſuchen. Was aber ſind große Entſchlüſſe? Drohungen ſind es gewiß nicht und können es auch nicht ſein. Mit Drohungen iſt nichts mehr zu erreichen und ebenſo wenig mit Ultimaten Gege⸗ benen Tatſachen muß Rechnung getragen werden. Wenn das geſchieht, ſo kann man aber auch zu großen Entſchlüſſen kommen. Als größten Entſchluß würden wir annehmen, wenn man endlich daran ginge, den Unterſchied zwiſchen Siegern und Beſiegten von einſt nun auch formell aufzu⸗ heben. Zu großen Entſchlüſſen kann man aus der Erkennt⸗ nis kommen, daß die Unruhe in Europa nur aus dieſem un⸗ glückſeligen Zuſtande herrührt. Es geht ja garnicht um ter⸗ ritoriale Fragen, ſondern es geht um die Beſeitigung der Unſicherheit, die aus dem ſchlechten Gewiſſen der Sieger von einſt entſtanden iſt. Europa kann einfach unter einem ſolchen Zuſtande nicht ruhig leben. Dieſen Zuſtand zu be⸗ ſeitigen liegt nicht an uns, ſondern das liegt an der Gegen⸗ eite. Noch einmal: Wenn der italieniſche Staatschef glaubt, Frankreich und England gegen Deutſchland zuſammenſchlie⸗ ßen zu können, ſo iſt das eine Politik der Allianzen, die niemanden nützt, aber der europäiſchen Sache beſtimmt ſchadet. Wir können nicht glauben, daß England eine ſolche Entwicklung mitmachen wird. * Kurz vor dem Start nach Streſa hat ſich der verant⸗ wortliche Leiter der engliſchen Außenpolitik vor dem Lon⸗ doner Parlament offen über die fünf akuten außen⸗ bolitiſchen Probleme Europas ausgeſprochen, an denen nun die Staatsmänner von drei Mächten in Streſa arbeiten und feilen. Simon hat mit erfreulicher Offenheit über die diplomatiſche Rundreiſe und ihre Ergebniſſe ſeine Meinung geäußert, ohne allerdings den Verſuch zu machen, Löſungsmöglichkeiten auf einer beſtimmten Linie oder in einer beſtimmten Richtung aufzuzeigen. Es iſt vielmehr ſein Beſtreben geweſen, jede gebundene Marſchroute für Streſa zu vermeiden und eindeutig nur zu verſtehen zu geben, daß nach Streſa eine Verſammlung in Genf ſtattfinden werde und er nicht der Anſicht ſei, daß die Dinge bereits auf der Sitzung des Völkerbundsrates ihr Schlußſtadium erreichen würden. In Beantwortung einer Frage eines Abgeordneten bekundete Simon ſehr entſchieden, daß die Zuſammenkunft in Streſa lediglich dem Zweck weiterer Erkundigung diene. Dieſe Haltung des engliſchen Außenminiſters kann bereits weitgehend als ein Stimmungsbarometer angeſehen werden und berechtigt zu der Vermutung, daß Streſa zwar ein Er⸗ eignis von beachtlicher internationaler Bedeutung, aber guch kein Schlußſtein einer neuen europäiſchen Entwicklung ein wird. Man darf ſchließlich nicht vergeſſen, daß in den lezten Monaten der ernſte Verſuch gemacht worden iſt, in der europäiſchen Politik neue Wege zu beſchreiten Eine ſolche eventuell mögliche Reviſion der bisherigen Methoden kann nicht in wenigen Wochen oder Monaten zu einer vollendeten Tatſache werden, zumal eine völlige Wandlung der politi⸗ ſchen Mentalität der beteiligten Mächte die Vorausſetzung zur Statuierung einer neuen zwiſchenſtaatlichen Politik iſt. Sehr eilig haben es Frankreich und Rußland gehabt, ein Bündnis zu ſchließen; ſogar telegraphiſch iſt dies geſchehen, man hat die Reiſe Lavals nach Moskau gar nicht erſt abgewartet. Unter der Ueberſchrift:„Allianzen im neuen Stil“ ſagt„Times“ in einem Leitartikel, der Aufbau des kollektiven Verteidigungsſyſtems ohne Deutſchland und ohne Großbritannien habe bereits begonnen. Frankreich und Sowſetrußlond hätten am Vorabend von Streſa ver⸗ einbart, einen Pakt gegenſeitigen Beiſtandes zu unterzeich⸗ nen, der ſich innerhalb des Rahmens des Völkerbundes hal⸗ ten ſolle. Genaue Einzelheiten des neuen Vertrages ſeien noch nicht bekannt und er werde tatſächlich vor Lavals Be⸗ uch in Moskau nicht unterzeichnet werden. Der offenbare Nachteil dieſer neuen Vorſchläge iſt, daß ſie die Neigung zeigen müſſen, Europa in geſonderte feindliche Lager zu tei⸗ len. Zweifellos wird allen Ländern die Teilnahme 99 0 ſtellt werden, aber es iſt anzunehmen, daß Deutſchland und Polen dieſelben Einwendungen gegen dieſe neue Form von hakten erheben würden wie gegen den urſprünglichen öſt⸗ lichen Sicherheitspakt. Der kataſtrophate verſchwenderiſche und zerrüttende Rüſtungswettbewerb, der bereits begonnen hat, muß nahezu unvermeidlicherweiſe verſchärft werden Auf der anderen Seite iſt das einzig wirkſame Abſchrek⸗ kungsmitte! gegen einen etwaigen Friedensbrecher die Ge⸗ wißheit, ſich einer gewaltigen Anſammlung von Kräften gegenüberzuſehen. Das Beſte, was zu hoffen iſt, iſt, daß durch dieſe Methode ein unbehaglicher Frieden ſolange auf⸗ kechterhalten werden kann, bis dieſe Methoden unter gün⸗ tigeren Umſtänden einem vollkommenen Friedensfyſtem Platz machen, das keine Unterſchiede zuläßt, die ſich auf den lezten Krieg gründen und das künftige Kriege überflüſſig macht, indem es Aenderungen ohne Gewaltanwendung möglich macht. Das iſt das Ziel, für das ein wirklicher Völ⸗ lerbund eintreten müſſe. Die zweite Arbeitsſchlacht, die der National⸗ bzialismus durchführt, kann gleich zu ihrem Beginn einen überraſchend großen Erfolg verbuchen. Zwei Monate ſind eit vergangen, ſeit der Höchſtſtand der Arbeitslosigkeit ſeſes Winters mit faſt drei Millionen Arbeitsloſen zu berzeichnen war. Aber dieſe beiden kurzen Monate allein aben ſchon genügt, um Hunderttauſenden von Volksgenoſ⸗ ſen wieder Arbeit und Brot zu bringen. Dieſe beiden Mo⸗ nale allein haben ausgereicht, um annähernd den Niedrigſt⸗ 952 des vergangenen Jahres in der Arbeitsloſigkeit wie⸗ er zu 5 ſütd an kürzester Zell wieder ausgeglichen worden Die lender Welt beiſpielloſe b 8 eit durch die nationalſozialiſtiſche Staatsführung in der erreichen. Die Scharte, die der Winter geſchlagen Zurückdrängung der Arbeitsloſig⸗ 1000 Wandergeſellen Abſchiedsfeiern mit Ehrenrakionen. Die von der Reichsbetriebsgemeinſchaft„Handwerk“ vorbereitete Aktion zur Wiedereinführung des Geſellenwan⸗ derns iſt nunmehr ſoweit gediehen, daß die erſten 1000 Wandergeſellen im Reich in Marſch geſetzt werden können. Aus dieſem Anlaß ſind Feierlichkeiten geplank, bei denen das deutſche Handwerk zum Ausdruck bringen will, daß auch durch die Aufnahme des Brauches des Geſellen⸗ wanderns der feſte Wille zur Erzielung einer vom Ehrbe⸗ griff und Leiſtungsprinzip beſeelken Gemeinſchaft zum Ausdruck kommen ſoll. i 8 Am 23. April, dem Tage des Wanderbeginns, iſt 3. B. für die Reichshauptſtadt eine beſondere Veranſtaltung vor⸗ geſehen, an der vorausſichtlich führende Perſönlichkeiten aus der Partei und der Deutſchen Arbeitsfront teilnehmen werden. Tauſende von Meiſtern und Geſellen aus dem Berliner Fleiſcher⸗, Bäcker⸗ und Konditorhandwerk werden den erſten 75 ausgeſuchten Geſellen der Reichshauplſtadt einen würdigen Abſchied bereiten. Reichshandwerksmeiſter Schmidt wird die Wandergeſellen auf ihre Rechte und Pflichten hinweiſen. Die Handwerksgeſellen erhalten in Berlin ä eine Ehrenratſon an Brot und Fleiſchwaren die ihnen für die erſten Tage alle Sorgen um die Befrie⸗ digung der leiblichen Bedürfniſſe nehmen ſoll. Reichs autobahn Sdarisruhe Stuttgart e Karlsruhe, II. April. Die Führung der badiſchen Teilſtrecke der Reichsautobahn Karlsruhe— Stuttgart ſteht nunmehr, wie der„Führer“ meldet, im weſentlichen feſt. Die Linie beginnt an der Robert Wagner⸗Allee zwiſchen Karlsruhe und Durlach, tritt bei Wolfahrtsweier in das Ge⸗ birge ein und führt an Grünwettersbach, Palmbach, Anter⸗ mutſchelbach, Nöttingen und Iſpringen vorbei. Pforzheim wird nördlich in einem weiten Bogen umfahren. An Euting vorbei mündet die Linie dann an der badiſchen Landes in die bereits zum Bau freigegebene württembergiſche ſtrecke. Dieſe Linienführung läßt jetzt ſchon erkennen, daß die Strecke eine Fülle von landſchaftlichen Reizen bieten wird. Der Generalinſpekteur für das deutſche Straßenweſen, Todt, hat dem gleichen Blatt zufolge, auch die badiſche Teilſtrecke zur Ausarbeitung der Baupläne freigegeben. 7 8 1 4* Pferdeſport im Wiebderaufſtieg Wenn wir uns fragen, welche Maßnahmen nach der Uebernahme der Leitung der Oberſten Behörde für Voll⸗ blutzucht und Rennen am 15. November 1933 ergriffen worden ſind, um dem deutſchen Pferdeſport zu neuer Blüte zu verhelfen, ſo finden wir die Antwort in dem Rechen⸗ ſchaftsbericht, den Generalſekretär Rittmeiſter a. D. Alten⸗ burg auf der Delegierten⸗Verſammlung der Rennvereine in Berlin am 31. Januar erſtattet hat. Das Jahr 1934 zeichnete ſich durch zähe und äußerſt ſchwierige Kleinarbeit aus. Beſonders ſchwierig war es, den Rennſport aus ſei⸗ ner bisherigen Starrheit zu löſen und gegen die krank⸗ haften Erſcheinungen anzukämpfen, die den Verfall nach den Jahren der Scheinblüte von 1926— 29 verſchuldeten. Am meiſten hinderlich war jedem Aufbauverſuch die Schrumpfung der Zucht. Es wurde daher unverzüglich eine Ausfuhrſperre für Vollblutpferde verfügt, der es zu danken war, daß im Jahre 1934 nur noch zehn Vollblutpferde nach dem Ausland gingen. Hand in Hand gingen damit die Beſtrebungen, aus⸗ geſchiedene Rennpferde an die neu erſtandenen SA-⸗Reiter⸗ ſtürme zu vermitteln in der Hoffnung, ſie zum größten Teil in den nationalen Rennen auftauchen zu ſehen. Weitere Maßnahmen waren Verkaufsbeihilfen bis zu 300 Mark bei der Jährlingsverſteigerung in Hoppegarten und eine monatliche Trainingsbeihilfe von 50 Mark für jeden Jähr⸗ ling für die ſechs Wintermonate. Der Erfolg war ſehr er⸗ freulich. Der Durchſchnittserlös für die Jährlinge war mit 1800 Mark gegen 1300 Mark im Vorjahre und 990 Mark im Jahre 1932 zum erſten Male wieder beſſer. Gleichzeitig wurde ein Rennpreis in Höhe von 10 000 Mark für Zwei⸗ jährige ausgeſchrieben, die als Jährlinge auf Auktlonen im Jahre 1934 gekauft worden ſind. Von den bis zu den Herbſtausſchreibungen ſieglos gebliebenen 544 Pferden haben bis zum Schluß der Rennzeit 157 oder 28,8 v. H. 167 600 Mark gewonnen, im Durchſchnitt alſo über 1060 Mark. Ganz beſondere Aufmerksamkeit wurde der Breitenglie⸗ derung des Rennſports zugewandt. Zwar wurden krotz geringer Erhöhung der Rennpreiſe im Jahre 1934 nir⸗ gends die Spitzenleiſtungen der vergangenen Jahre er⸗ reicht, aber dafür überall eine größere Anzahl von Ge⸗ winnen in den höheren Preislagen erzielt. 1934 hat zwar kein Stall die 200 000 Mark⸗Grenze erreicht, aber ſechs Ställe haben über 100 000 Mark gewonnen. 29 Hindernis⸗ ſtälle erzielten Gewinne von 10—20 000 Mark(gegen 14 Ställe im Vorjahre). Hatten im Jahre 1933 elf Pferde auf der Flachen über 20 000 Mark verdient, ſo waren es 1034 nur zehn, dafür aber haben im letzten Jahre 38 Pferde über 10 000 Mark gewonnen gegen 33 Pferde im Jahre 1933. Auch die Einführung der nationalen Rennen hat ſich zu einem berheißungsvollen Erfolge ausgewirkt. Es wurden insgeſamt 174 Rennen mit 114626 Mark Rennpreiſen ge⸗ laufen Führend war Kreuznach mit 13 Rennen. Es folgen Breslau, Strausberg und Süchteln mit je 12, Karlshorſt mit 11, Mülheim mit 9, Frankfurt am Main mit 8, Düſſel⸗ dorf und Neuß mit je 7, Halle a. d. S. mit 6, München, Magdeburg, Köln, Hamburg, Mannheim und Doberau mit ſe 5. Am erfolgreichſten war der Reiterſturm der Bri⸗ gade 71 in Köln mit einer Geſamtgewinnſumme von 5951 Mark Es folgt die Reiterſtandarde Weeze bei Woers mit 2678 Mark, die Reiterſtandarte Haßloch mit 2350 Mark, der Reiterſturm Breslau mit 2189 Mark, die Reiter⸗ ſtandarte Hamburg mit 1819 Mark und der Reiterſturm Frankfurt am Main mit 1408 Mark, der Reiterſturm Mannheim mit 1300 Mark. en ze Teil⸗ von ihr organisierten erſten Arbeitsſchlacht glaubte man im Ausland nur als die Auswirkung einer überſteigerten künſtlichen Arbeitsbeſchaffung erklären zu können, die durchzuhalten im zweiten Kampfjahr die Kraft. fehlen würde. Aber nichts kann die Kraft, die dem Nationalſo⸗ zialismus innewohnt, deutlicher werden laſſen, als die Erfolge des Winterhilfswerks und der erſt beginnenden zweiten Arbeitsſchlacht. Pflanzenſchutz iſt Schadenverhütung. Wer einen Schaden erkennt und für deſſen Ver⸗ hütung nicht alles unternimmt, verſündigt ſich am Volks⸗ ganzen. Dieſe Führerworte ſind auch für Fragen des Pflanzenſchutzes und der Schädlingsbekämpfung richt ung⸗ gebend. Wem das heiligſte Gut des deutſchen Volkes, der Grund und Boden, anvertraut iſt, der hat die Pflicht, aus ihm die Erträge zu gewinnen, die nötig ſind, um das Volt zu ernähren. Wir durfen nicht nur das ernten was uns Krantheiten und Schädlinge übrig laſſen. Deshalb auf zum Kampf gegen Pflanzenkrantheiten und Pflanzenſchädlinge. Kein Bauer würde ſo leichtſinnig ſein, ſeine Scheune vor Brandſchaden unverſichert zu laſſen. In Gegenden, in denen Hagelschäden häufig ſind, wird kein vernünf⸗ tiger Bauer es unterlaſſen, ſich gegen Hagelſchaden zu versichern. Am ſo verwunderlicher iſt es, daß es immer noch Bauern gibt, die die ſelbſtverſtändliche Verſicherung gegen Ernteſchäden, verursacht durch Krankheiten und Schädlinge, unterlaſſen. Nur ein Beiſpiel und zwar das der Saatbeizung. Wenn bei Gerſte und Hafer von 100 Pflanzen nur eine einzige erkrankt, ſo koſtet dies der Volksernährung und maleriell dem Bauern und Landwirt mehr als die Beizkoſten ausmachen. Wenn von 200 Pflanzen bei Roggen und Weizen eine auswintert, das koſtet mehr als die Beizkoſten. Erfahrungsgemäß ſind die Schäden ungleich größer. Durch eine genaue Berechnung haben wir feſtgeſtellt, daß die Unkoſten des Beizens auf die Ernte berechnet 1,04 bis 2,1 90 betragen. Die Koſten der Hagelverſicherung betragen durch ſchnittlich 7,7 bis 1,9 9%, die der Feuerverſicherung je nach Art der Gebäude 1,25 bis 10%. Man kann alſo die vorbeugenden Pflanzenſchutzmaßnahmen des Beizens vergleichen mit einer Verſicherung und die Unkoſten vergleichen mit einem Prämienſatz der Verſicherung. Dabei zeigt ſich, daß die Unkoſten für die genannten Verſicherungen höher ſind, als die Ankoſten der Beizung. Ebenſo verhält es ſich bei zahlreichen anderen Krankheiten, wie z. B. dem Schorf im Oſtbau und der Obſtmade. Wenn rund ein Drittel unſeres Obſtes als minderwertiges Fallobſt vorzeitig ver⸗ loren geht oder als unbrauchbar wegen ſtarkem Pilz⸗ befall für den direkten Genuß ausſcheidet, ſo verliert dies nicht nur der Anbauer, ſondern das Volk, ins⸗ beſondere die Kinder verlieren dieſes wichtigſte Genuß⸗ mittel, das zur Aufrechterhaltung der Volksgeſundheit bon ungeheurem Wert iſt. Pflanzenſchutz und Schädlingsbekämpfung betreiben heißt Schadenverhütung und ſomit beitragen an der Aufbauarbeit unſeres Volksganzen. Marktberichte 0 0 Mannheimer Kleinviehmarkt vom 11. April. Auftrieb: 40 Kälber, 24 Schafe, 27 Schweine, 250 Ferkel, 410 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 14 bis 18, über ſechs Wo⸗ chen 19 bis 25, Läufer 26 bis 32 Mark. Marktverlauf: ruhig.— Am Donnerstag findet Kleinviehmarkt ſtatt, da⸗ gegen wird der Großviehmarkt am Montag, 22. April (Oſtermontag), auf Dienstag verlegt. Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 11. April. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Ver⸗ braucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kar⸗ toffeln 4 bis 4.5; Salatkartoffeln 15 bis 20; Weißkraut 10 bis 15; Rotkraut 20 bis 28; Blumenkohl, Stück 30 bis 60; Karotten 15 bis 20; Gelbe Rüben 10 bis 12; Rote Rüben 6 bis 10, Spinat 15 bis 22; Zwiebeln 13 bis 20; Schwarz⸗ wurzeln 20 bis 30; Kopfſalat, Stück 15 bis 28; Endivien⸗ ſalat, Stück 10 bis 15; Feldſalat 60 bis 100; Lattich 80 bis 100 Tomaten 40 bis 45; Radieschen, Büſchel 10 bis 15; Rettich, Stück 5 bis 25; Meerrettich, Stück 10 bis 40, 2 e, 2585 uindus 0 6 0 9 Is Freie Ostern 2. SDort-Anzüge 26. 32. 38. 45 Straſten-Anzüge 29.-34.- 89. 48.52.65. Auf Wunsch Zahlungserleichterung 8 Das dense Fachge chäft 5 Mannheim, 8 1, 6, Breite Straße Die Frau und ihre Welt —— Wenn der Lebenslenz überſchritten iſt Früher oder ſpäter verrät uns der Spiegel die Spuren des Alterns und der welkenden Schönheit. Darüber zu klagen, wäre ſinnlos. Doch ſollte man von dieſem kritiſchen Augenblick an auf die Pflege von Geſicht und Körper größere Aufmerkſamkeit als bisher verwenden. Von einer Geſichtsmaſſage, wie man ſie morgens oder abends ſelbſt ausführen kann, hat wohl jede Frau gehört. Aber in vielen Fällen bleibt der Erfolg aus, weil es an den erforderlichen Kunſtgriffen und an der Ausdauer fehlt. Die häßlichen Runzeln bleiben, die Fältchen vertiefen ſich, und das Verblühen ſcheint unaufhaltbar zu ſein. 5 Eine nicht immer glücklich angewandte Oekonomie hält meiſt die Frau des Mittelſtandes zurück, ihr Geſicht und ihren Kopf in regelmäßige fachkundige Behandlung zu geben. Ganz ver⸗ kehrt iſt die Annahme der Frau, die mit Ueberzeugung be⸗ hauptet, für den eigenen Mann noch immer„gut genug“ aus⸗ zuſehen.„Ich gefalle ihm auch mit meinen Runzeln!“ Trifft das wirklich zu? Ein Mann iſt kein Heiliger, und er wirft beſtimmt lieber einen Blick— wenn auch nur einen heim⸗ lichen— in ein gepflegtes, jugendliches rauengeſicht als in das verblühte, ungepflegte der eigenen Gattin. Es iſt ſchon manche einſt glückliche Ehe zerbrochen gerade an der traurigen Alterskurve der Frau. Klugheit und Selbſterhaltung fordern alſo von es Frau ſo gut als möglich auszuſehen und ſich ein ſugend iches Aus⸗ ſehen zu bewahren. a n Amerika ſieht es ſogar die Frau aus den Arbeiter⸗ kreiſen für eine Selbſtverſtändlichkeit an, einen beſtimmten Teil des Einkommens auf eine fachkundige Geſichtsbehandlung und Maſſage zu verwenden. Die Anſchaffung eines Garderobe⸗ ſtücks muß oft hinter dieſer Ausgabe urückſtehen. Die ge⸗ ſchäftstüchtige Amerikanerin ſagt, daß ihr Ausſehen die erſte Empfehlung ihrer Arbeit bedeute. 5 Einmal im Monat ſollte jede Frau, wenn ſie den Lebens⸗ lenz überſchritten hat, den Beſuch bei ihrer kosmetiſchen Be⸗ raterin unternehmen. Einmal im Monat ſollte alle Sorgfalt auf die pflegliche 1 e des Körpers verwandt werden. Dieſe Pflicht gegen ſich ſelbſt ſollte ſelbſt die Hausfrau, die nur ihrer Familie lebt, ſtreng erfüllen. 8 Puder und Schminke, Lippen⸗ und Augenbrauenſtift ſind wohl augenblickliche Schönheitshelfer; doch ſie bleiben nur Vor⸗ täuſcher, die gar endlich Schönheitszerſtörer werden können. Alle kosmetiſchen Mittel und eine Maſſage verſagen jedoch dort, wo eine Frau den Ausdruck ihres Geſichts nicht zu beherrſchen verſteht. Gehäſſige, zornige, von niedrigen Leidenſchaften be⸗ wegte Gefühlsausbrüche önnen ein Geſicht entſtellen wie ein empfindungsloſes kaltes Geſicht, in dem alle Linien erſtarrt wirten. Dürch Sorgen und Traurigkeit ſollte ſich eine Frau nie ganz unterkriegen laſſen. Inneres Gleichgewicht, ſeeliſche Harmonie helfen beſtimmt mit, einem Geſicht einen gewinnen⸗ den Ausdruck zu geben. Endlich bleibt noch die rechte Lebens⸗ weiſe: ungenügender Schlaf, körperliche und geiſtige Ueber⸗ anſtrengung ichen bald Alterslinien in ein Geſicht. Körperliche und geiſtige Trägheit erſchlaffen es. Im Eſſen ſtets Maß halten. Zu ſcharf gewürzte und zu fetthaltige Speiſen ver⸗ unſchönen die Geſichtsfar e. Gemüſe und Obſt, roh und ge⸗ kocht— ohne gerade 5 eine vegetariſche Koſt zu ſchwören, ſind immer gute Mithelſer für eine Frau, die immer möglichſt gut und jung ausſehen möchte. R. Kaulitz-Niedeck. 7 Bubis erſter Hausputz. Alle Dinge erlebt der Menſch einmal zum erſten Male. Das iſt dann der Fall, wenn er ſie mit Bewußtſein erlebt. Nicht als ob Bubis Mutter ſeit den vier Jährchen, die er nun ſchon bei ihr war, noch nie Großreinemachen gefeiert hätte! Doch bisher war Bubi noch zu klein geweſen, um viel davon zu merken. Diesmal aber war das anders. Zuerſt war es die ungewöhnliche Geſchäftigkeit, die ſowohl ſeine Mutter als auch Eliſe, die Perle für alles, ergriffen hatte, die ihn ſtutzig machte. Die beiden hatten ja ordentlich blanke Augen, die in freudiger Erregung blitzten. Dann verſchwanden Mutters ſchönes Blondhaar und Eliſes etwas unordentliche Strähnen unter weißen Tüchern. ie ſehen ja aus wie Gretels Puppe, die Milchfrau!“ ſtellle Bubi bei ſich feſt. Das aber war nur der Auftakt, ſozu⸗ ſagen die Ouvertüre, der Großreinemachen⸗Sinfonie geweſen! Ganz haxmlos fing die Sache an, man konnte wirklich nichts Böſes ahnen. Oder ſollte Papa vielleicht doch ſchon etwas ahnen, der war ſeit ein paar Tagen ſo merkwürdig verſtimmt! Eines Morgens aber— Bubi traute ſeinen Augen nicht— war das Wohnzimmer wie verwandelt. Wo ſonſt immer alles hübſch ordentlich an ſeinem gewohnten Platz ſtand, herrſchte ſetzt ein tolles Durcheinander. Die Stühle waren übereinander⸗ eſtellt.„Hau, fein!“ ſubelte Bubi.„Da kann man ja dran aue Leider erwiſchte Mutter ihn gleich beim ragen:„Marſch, ins Kinderzimmer, hier haſt du nichts ver⸗ loren— hier wird Hausputz gehalten!“ e ſich Bubi ins Kinderzimmer, wo eben Gretel die neue Puppe auf ihre innere Beſchaffenheit hin unterſuchte. Gretel, im Wohnzimmer iſt Hausputz!“ erklärte 95 Bubi. Gretel riß, wenn möglich, die Blauaugen noch weiter auf: „Hausputz— was iſt das? „Weiß ich nicht! Aber ich glaub' nur was für große Leute! Die Kinder dürfen da nicht mitſpielen!“ gab Bubi ärgerlich zur Antwort. „Dann iſt es langweilig!“ entſchied Gretel und ſpielte eiter. Doch Bubi ließ es keine Ruhe. Dies geheimnisvolle ing, Hausputz 8 mußte ſich doch ergründen laſſen. Auf ehenſpitzen ſchlich er in die Nähe des wee Da aten Türen und Fenſter ſperran elweit aufgeriſſen. Waſſer⸗ len ſpülten über den Boden, auf dem Eliſe kniete und den lle bearbeitete, daß der Schaum nur ſo ſpritzte! In dieſem Augenblick tauchte am Ende des Flurs der Papa auf.„Daß ihr mir aber meinen Schreibtiſch in Ruhe laßt!“ 9 er. Dabei überſprang er geſchickt einen Waſſereimer. Die Mutter aber, ſonſt ängſtliche Hüterin geordneter Zuſtände, war an wie verwandelt. Hoch oben thronte ſie auf einer Leiter und ſtaubte etwas ab, das man nach Bubis Meinung ja doch nicht ſah! Aber wer fragte jetzt 225 nach Bubis Meinung! „Reich mir mal den Schwamm rauf, Männchen!“ lachte die Mutter. Daß man inmitten ſolcher Unordnung überhaupt noch lachen konnte! Mit einem Male begriff Bubi ſeine ſonſt von ihm ſo heiß geliebte Mutter nicht mehr. Eher ſchon den Papa der ſich jetzt mit einem verärgerten:„Na, dann geh' ich do lieber noch mal ins Büro!“ vorſichtig W Auch Bubi, für den Mutter au enblicklich ja doch kein Inter⸗ eſſe zeigte, flüchtete wieder ins Kinderzimmer. Da vertraute er Gretel W an:„Nun weiß ich auch, was Haus⸗ putz iſt! as iſt etwas, worüber der Papa ſchimpft und worüber die Mama glücklich iſt!“ „Dann werde ich auch bei meinen Puppen Hausputz machen!“ meinte Gretel wichtig und begann im Puppenhaus das Unterſte nach oben zu kehren. Seufzend aber wandte Bubi ſich ab. je lange noch würde es dauern, dann hatten die b des Hausputzes auch dieſen 9 5 0 leck— ihr Kinderzimmer— erreicht! Ach, wenn man doch auch groß wäre, wie der Papa! Dann würde man auch dem ganzen Hausputz einfach den Rücken kehren. nd Bubi beſchloß, ſo ſchnell wie möglich zu wachſen. Dann war man vielleicht beim nächſten Hausputz ſchon ſo Aru wie der Papa! a 8 J. Adams. Ach, hört und ſieht ſich das ſchön an? Wenn zum Beiſpiel jemand mit allen zehn Fingern zu⸗ gleich redet; wenn jemand ſein Gegenüber, dem er etwas vor⸗ zutragen hat, dauernd mit dem Zeigefinger aufzuſpießen droht oder ſich mit einer nervenzerſtörenden Ausdauer bemüht, die Rock⸗ oder Mantelknöpfe der Reihe nach von oben nach unten oder umgekehrt abzudrehen; wenn jemand es für verkehrs⸗ erleichternd hält, beim Laufen die Arme wie Windmühlen⸗ flügel in der Luft herumſchwirren zu laſſen, um ſich ſo„freie Bahn“ zu ſchaffen; wenn jemand, kaum daß ein Paſſant ihm begegnet iſt, ſtehenbleibt, ſich umdreht und ſich obendrein noch hörbar erkundigt, wer der Betreffende geweſen ſei; wenn jemand bei der zuſammenhängenden Erzählung eines anderen auf ſeinem Stuhle hin und her rutſcht, um ihn nach geplatzter Geduld ins Wort zu fallen und ihn ſo aus dem Konzept zu bringen; wenn jemand einen Satz nach dem anderen anfängt, haſtig dahinſprudelt, um ſie alleſamt unbeendet zu laſſen; wenn jemand das Thema Wetter abhandelt, dabei aber vom Wetter zum Laubfroſch, vom Laubfroſch zum Erdbeben, vom Erdbeben zum Weltuntergang, von ihm zurück zu Adam taumelt und dann über die ganze Weltgeſchichte endlich zum Wetter zurück⸗ kehrt; wenn jemand während eines Geſpräches anhaltend Naſenmaſſage übt, wenn der Kutſcher in beſtimmtem Rhyth⸗ mus mit der Peitſche knallt, das Hausmädchen pfeifend ſtaub⸗ ſaugt, wenn jemand.. Ach, hört und ſieht ſich das ſchön an! Das ſind ja nun, einzeln und das Weltgeſchehen zum Maß⸗ ſtab genommen, belangloſe Unarten, über die man allenfalls gelegentlich ruhig hinwegſehen darf, aber ausſchlaggebend bei dieſer Duldſamkeit ſind eben die Worte, auch einzeln ge⸗ nommen,„allenfalls“,„gelegentlich“ und ruhig“. Wenn man jedoch dazu verdammt iſt, viel mit Menſchen zuſammen⸗ zukommen, und nicht umhin kaun, ſie hörend oder ſehend zu genießen, dann, ja, dann rutſcht man ſelbſt von einem Stuhl auf den anderen, tritt man von einem Bein aufs andere, weil man ſchließlich auch nicht Nerven wie Schiffstaue hat! Die Rede iſt des Menſchen ſchönſte Zierde! Geht es denn gar nicht anders, als daß man ſie durch oft groteske Geſti⸗ lulationen verunſchönt? Man pflegt Zähne, Haar, Schuhe und ſich ſelbſt, nur die Rede nicht. In all dem oben gegeißelten Gebaren ſteckt aber auch eine grobe Rückſichtsloſigkeit gegen⸗ über dem Nächſten, deren ſich der Sünder zumeiſt nicht bewußt iſt oder wird. Feinhörige, feinfühlige und feinſehende Men⸗ ſchen müſſen Höllenqualen ausſtehen, wenn ſie ſolche Verſtöße wider Ohr und Auge über ſich ergehen laſſen müſſen. Was iſt da zu machen? Rückſichtsloſigkeit gegen Rückſichtsloſigkeit muß man ein⸗ tauſchen. Es wird wohl kaum einen vernünftigen Menſchen geben, der es nicht begrüßen würde, wenn man ihn in zarter und verbindlicher Form darauf aufmerkſam macht, daß er dieſe oder ſene Nachläſſigkeit in ſeiner Sprechweiſe oder in ſeinen Bewegungen hat und der dieſe dann einſtellt. Er wird im Gegenteil für ſolchen Wink empfänglich und dankbar ſein. Am beſten iſt es, demjenigen, der es ſelbſt bei deutlicherer Be⸗ lehrung verſchmäht, zur Erkenntnis zu kommen, einmal prak⸗ tiſch vorzumachen, welche komiſche Rolle er ſpielt, oder ihm in ſeiner Sprechart einen Vortrag zu halten. Das kühlt ent⸗ ſchieden gut ab und iſt das beſte Bekehrun Smittel. Ganz hart⸗ geſottene Sprachverſchandeler und Geſtiku ationsbeſeſſene ſtelle man einmal vor einen Spiegel zur Selbſtbeobachtung oder laſſe ſie ſtundenlang ſchwatzen, ohne ihnen Gehör zu ſchenken — ſie ſind kuriert! Doch genug des grauſamen Spiels! Nichts und keiner iſt vollkommen auf Erden, aber mit aller Macht der beſtmöglichen Unvollkommenheit zuzurennen, iſt auch nicht gerade nötig. Wer ſich ſelbſt herunterſetzen will, dem iſt nicht zu helfen; wer ſich felbſt heraufziehen will, dem ſind tauſend Möglichkeiten ge⸗ boten. Auf Erzieher und noch zu Erziehende kommt es in jedem einzelnen Falle ſelbſt an. Probieren geht über Stu⸗ dieren, auch heute noch! Gustav Stange. „Wenn ich dagegen andere betrachte Immer 10 ein ſtarker Unterton von Unzufriedenheit durch dieſe Worte, wenn ſie ein Menſch ſpricht. Sie beweiſen, daß er wieder einmal bei jener unglücklichen Angewohnheit des Vergleichens angelangt iſt, durch die man das Gute im eigenen Leben auf Koſten des anſcheinend Beſſeren in anderer Menſchen Leben herabſetzt. Charakteriſtiſch für dieſe Art des Vergleichens iſt auch, daß man ſtets nach oben, faſt nie aber nach unten vergleicht, oder anderen Worten, daß man neidvoll den Blick auf jene richtet, die es in unſeren Augen ſo viel beſſer haben als wir, nicht aber jene betrachtet, denen ein ſchwereres Lebenslos zu⸗ gefallen iſt als uns. Vielfach findet man gerade dieſe Redewendung in weib⸗ lichem Munde. Gibt es doch in den Augen der Frauen ſo viel Erſtrebenswertes, das andere beſitzen und das man ſelbſt gern haben möchte! Nichts aber beweiſt, wie ſehr ein Menſch an der Oberfläche haftet, wie gerade der törichte Ausſpruch: „Wenn ich dagegen andere betrachte.“ Nun, ſo betrachten wir uns denn die Vielbeneideten etwas näher. Um was beneidet man ſie denn am meiſten? In einer Zeit, die ſo ſtark auf e ne eingeſtellt iſt, geht es natür⸗ lich in erſter Linie auch um Aeußerlichkeiten wie Geld, Gut und Wohlleben. Irgendein Spaziergang führt uns an einer Villg inmitten eines herrlichen Parkes vorüber, alles atmet die Ruhe vor⸗ nehmer Weltabgeſchloſſenheit. Unwillkürlich hebt ſich ſeufzend die Bruſt der Beſchauerin Vor ihrem Geiſte taucht das eigene beſcheidene Heim auf:„Ach, wer es doch auch ſo gut hätte!“ So urteilen eben Menſchen, die nur die Außenſchale der Dinge bewerten, ohne den inneren Kern zu kennen. Wer ſagt euch denn, daß die Bewohner dieſer herrlichen Beſitzung deshalb auch glücklich und zufrieden ſind?! Villa und Park geben doch nur den glänzenden Rahmen zu dem Bilde eines Lebens, das euch unbekannt iſt, das ihr alſo nicht beurteilen könnt. Wer laubt, daß ſolche Aeußerlichketten glückbeſtimmend für ein Menſchenleben ſind, der irrt. Gewiß iſt es erſtrebenswert, in geordneten Verhältniſſen 91 leben, doch noch nie haben Unglück und Leid deshalb vor Menſchentüren haltgemacht, weil da drinnen der Reichtum zu Hauſe war! Wie anders dagegen würden wir unſere Lebensauffaſſung geſtalten, wenn wir mit dem namenloſen Elend unzähliger Namenloſer das verhältnismäßig glückliche Los bee wollten, das uns ſelbſt zugefallen iſt! Und ſo geht es auch mit ſo vielen anderen Dingen. Meint ihr denn wirklich, daß lemand deshalb glücklich 18 weil er ein Auto beſitzt! Oder daß eine feind darum zufrieden im Leben iſt, weil ſie den ſtändig wechſelnden Tolletteluxus feder Moderichtung mitmachen kann! Nehmt ihr wirklich an, daß ſolchen, in euren Augen Bevorzugten, darum alle Nöte und 5 des Daſeins erſpart blieben! ielleicht tragen die Sorgen ener Beneideten ein anderes Geſicht als die euren. Das aber iſt ſicher: Sorgen haben auch ie und gewiß werden manchmal in Autos ſchwerere Sorgen und Gedanken gewälzt als bei jenen, die hübſch beſcheiden über die Landſtraßen ihres Lebens zu Fuß 5 müſſen! Immer aber zeugt es von. Oberflächlichkeit, wenn ſo das äußere Leben zum Maßſtab des inneren gemacht wird. Wie ſagte doch der Dichter ſo treffend: „Wer urteilt nur nach dem Schein Dem wird das Leben zum Schein— Menſchentiefen ergründet nur Menſchenſeele allein!“ noch einkochen, würzt mit etwas Fleiſchertrakt, gibt Pünktlichkeit, die Höflichkeit der Könige und aller anderen Menſchen auch! Hoffnungslos unpünktliche Menſchen mögen noch ſo frü mit ihren Vereinbarungen anfangen, irgend etwas kommt ihnen im letzten Augenblick dazwiſchen und macht es ihnen unmöglich eine Verabredung genau einzuhalten, auch wenn ſie wiſſen, daß die Gegenpartei koſtbare Zeit mit vergeblichem Warten zu⸗ bringt. Noch ſchlimmer iſt es, wenn ſie von ferne ahnen, daß der andere es ebenfalls nicht genau nimmt. Dann ſchwinden alle Nückſichten. Glaubhaft wird verſichert, daß der ſtrenge Zwang eines allzu pünktlichen Elternhauſes bei den Kindern einen Umſchlag in das vollſtändige Gegenteit bewirke; aber ſicherlich kann jeder, der nur den ernſten Willen hat, ſich ſelbſt zur Pünktlichkeit erziehen. Jede Hausfrau weiß, wie vorteilhaft es iſt, wenn ſie ihre Arbeit nach einem auf die Stunde geſtellten Arbeitsplan einteilen kann, und daß es nur einer geringen Verſchiebung bedarf, um alles über den Haufen zu werfen. Welten trennen den auf die Minute geregelten Haushalt des Schulmannes von dem des Arztes, in dem nie mit Sicherheit vorausgeſagt werden kann, wann der Vielbeſchäftigte zum Eſſen kommt. Nicht um⸗ ſonſt werden Aerzte und Journaliſten auch als Gäſte bei Geſell⸗ ſchaften als unſichere Kantoniſten angeſehen. So gewiß ein unaufſchiebbares Telephongeſpräch den Ge⸗ ſchäftsmann, den Rechtsanwalt, die Berufsfrau im entſcheiden⸗ den Moment aufhalten kann, ſo unzweifelhaft ſteht dem ent⸗ gegen, daß ſie alle plötzlich pünktlich zu ſein imſtande ſind, ſo⸗ bald es ſich darum handelt, einen Theaterplatz rechtzeitig ein⸗ zunehmen, oder einen Zug zu erreichen, zu dem die Fahrkarte ſonſt verfallen würde— kurz: in allen Fällen wo die Un⸗ pünktlichkeit mit einer Geldeinbuße Hand in Hand gehen würde. Das rückt die Nachläſſigkeit gegen Freunde, deren Zeit man ſtiehlt. da man ſie nicht erſetzen kann, in ein grelles Licht. Wir würden uns aller Wahrſcheinlichkeit nach hüten, ſonſtige Opfer von ihnen anzunehmen, und hier muten wir ſie ihnen unbedenk⸗ lich zu. Es ſind die Freunde, die am ſchlechteſten behandelt werden. In der Großſtadt müſſen die Entfernungen gewöhnlich als Entſchuldigung für Verſpätungen 1 Wie? Sollte man nicht längſt genau wiſſen, wann die Bahnen gehen? Ferner hat man beſonders den Frauen den Vorwurf der Unpünktlichkeit gemacht und dieſe Eigenſchaft dichteriſch nach allen Richtungen ausgewertet. Seit ſie aber in das öffentliche Leben eingetreten ſind, hat ſich herausgeſtellt, daß ſie zu Sitzungen und Veranſtaltungen mindeſtens nicht unpünktlicher erſcheinen als die männlichen Kollegen, und daß es von beiden Geſchlechtern immer die gleichen Sünder ſind, die die richtige Zeit nicht einzuhalten vermögen. Wem auch nur einmal eine Stellung entgangen iſt, für die er ſich beſonders geeignet glaubte, oder wem in der Zeit der Wohnungsnot eine Wohnung weggeſchnappt wurde, weil er aur ein paar Minuten zu ſpät kam, der wird die Lehre ſo leicht nicht vergeſſen. Nichts brennt mehr, als wenn ſich zu einem Mißerfolg im Leben das Gefühl geſellt: Ich habe es ſelbſt ver⸗ ſchuldet. Viele Menſchen wollen es ſich nicht eingeſtehen, ſie ſuchen wohl gar die Schuld bei anderen; aber ſie können nicht ver⸗ hindern, daß heimlich, im Unterbewußtſein dennoch der Stachel ſitzt: Wäre ich nur dies eine Mal pünktlich geweſen...„Was man von der Minute ausgeſchlagen, bringt keine Ewigkeit zurück!“.F. Die praltiſche Hausfrau. 5 k. Stearinflecke aus Mee e zu entfernen. Will man Stearinflecke aus Meſſingleuchtern entfernen, ſo über⸗ 185 man ſie mit kochendem Waſſer, waſche ſie damit ab oder telle die Leuchter zum Ablaufen auf den warmen Ofen. Ein Abkratzen des Stearins unterlaſſe man, da dadurch leicht Schrammen entſtehen können. f. Sprünge in eiſernen Oefen. Sprünge in eiſernen Oefen laſſen ſich durch folgende 0 verkitten. Man nimmt reine, gut geſiebte Holzaſche, wirft Kochſalz hinein, fügt etwas Lehm hinzu und rührt alles unter Hinzugießen von Teige an. Hiermit verkittet man die Sprünge. k. Badewanne zu reinigen. Man bereite einen Brei von grüner Seife unter Zuſatz von etwas Salmiak. Gleichzeitig mache man warmes Sodawaſſer. Nun ſeife man die Wanne mit dem Brei ein und waſche dann mit dem Sodawaſſer nach, wobei auch die oberen Ränder und das Aeußere der Wanne berückſichtigt werden müſſen. Zweckmäßig iſt dabei die Be⸗ nutzung einer Bürſte. Dann ſpüle man mit klarem Waſſer nach. Die Wanne ſieht nach dieſer Behandlung wieder ſauber und blank aus. . Verſtopfung des Ausguſſes. Iſt der Ausguß verſtopft, ſo löſe man mittels einer bange die am Knie des Ausguſſes angebrachte Schraube, ſte i aſſer zu einem e einen Eimer oder eine Schüſſel darunter, und fahre mit einem entſprechend ſtarken Draht hin⸗ durch, wodurch die Unreinlichleiten, die die Verſtopfung ver urſachten, durch das Abflußrohr abgehen. Nahrhafte und billige Reisſpeiſen. Nierenreis. Ein Pfund Schweinsnieren wird in Scheiben eſchnitten, mu Salz, Pfeffer, etwas 5 in Margarine eicht angebraten, mit Waſſer aufgefüllt halb weichgekocht, dann wird 400 Gramm abgeſpülter Vollreis dazu gegeben und langſam fertig gekocht. Nach Belieben kann man Tomatenmus unter den Reis rühren. 5 Reiskotelette. Ein Pfund Reis wird in Waſſer weichgelocht, faſt breiig. Nach dem Erkalten kommen hinzu: 3 Eier, Salz, etwas feingeſchnittene Zwiebeln und Selleriekraut, in Butter gedünſtet, einige Löffel voll geriebener, in Butter geröſteter Semmeln. Die Maſſe wird gut gemengt, in runde, flache Klöße geformt und in Butter gelb gebraten. 5 ü. Fiſch mit Reis. Im Waſſerbade kocht man mit einem Stück chen Butter und etwas Salz 125 Gramm Reis körnig wei Nebenher dämpft man in Würfelbrühe unter Beigabe 10 Zwiebeln 1 Pfund Fiſch einer beliebigen Art, Schellfiſch 165 abeljau, gut überſalzen weich. Nach dem Auskühlen zerpflü man den gehäuteten und entgräteten Fiſch in Stücke, färbt 10 Reis mit Roſenpaprika, gibt etwas Butter und ein Gliecheg Apfelwein darunter, zum Schluß den Fiſch, läßt alles ſchne aufkochen und Bier behutſam den ſteiſen Schnee von 91 Eiweiß unter. Die Speiſe wird mit gehackter Peterſilie ode geriebenem Käſe überſtreut. 10 Reisrollen. Scheiben von Ochſenfleiſch werden dünn 1 55 flach geklopft und mit halbgar gevdämpfiem Reis und 110 ſchwitzter, gehackter Zwiebel gefüllt. Jede belegte Schnitte 1910 1 il 1 en aufgerollt, gebunden, geſalzen, gepfefſert 1 u reichlich Brühe ſamt einem Stückchen Butter zugedeckt we 10 gedünſtet. Man läßt, wenn die Rouladen weich ſind. die% 92 Röllchen wieder hinein und läßt ſie im Ofen bräunen. 15 werden auf einem Sockel von dickem Kartoffelbrei anger und mit Tunke überfüllt. und Reisſchmarren. n tocht 250 Gramm gewaschenen ein, ebrühten Reis in Milch und Butter weich, läßt ihn, dick 1 70 ochen, gibt eine Priſe Salz, Zucker und Vanille na Geſch an inzu, und läßt ihn darauf erkalten. Dann A 3 i. o Gramm Butter und vier ganze Eier darunter, füllt a. 1 im eine mit Butter ausgeſtrichene Form, bäckt das 86 als Ofen bei mäßiger Hitze und bestreut es mit Zucker.