2. Blatt zu Wr. 88 Samstag, 13. April 1935 Das Werk des Nationalſozialismus In einer großen Rede, die Reichsminifter Dr. Goeb⸗ bels in der Feſthalle in Frankfurt a. M. hielt, gab er einen Ueberblick über die aktuellen Tagesfragen. Er führte dabei u. a. aus: Man darf eine Regierung nicht nur danach beurteilen, was ſie tut, man muß ſie auch danach beurteilen, was ſie verhindert. Man kann deshalb die Güte der nationalſozia⸗ liſtiſchen Regierung nicht daran abmeſſen, was ſie aus dem Zuſtand, den ſie übernahm, gemacht hat, ſondern man kann ſie nur abmeſſen in der Gegenüberſtellung deſſen was iſt, mit dem, was gekommen wäre, hätte die nationalſozialiſti⸗ ſche Bewegung die Macht und Verantwortung nicht über⸗ nommen. Wir haben in den 15 Jahren unſeres Kampfes erkennen müſſen, wie ſchwer es iſt, die Macht zu erobern, und wenn Menſchen wiſſen, wie ſchwer es iſt, die Macht zu gewinnen, ſo werden ſie— koſte es was es wolle— immer entſchloſſen ſein, die Macht zu behalten. Wir ſind nicht in der Gnadenſonne des Schickſals groß gewor⸗ den. Als wir auf den Boden der Politik traten, waren wir unbekannte Arbeiter, Soldaten oder Studenten. Die ande⸗ ren waren uns in allem überlegen: ſie hatten die Preſſe, die Mehrheit, die Macht, den Staat, die Bürokratie, das Heer und die Polizei— in einem nur waren wir über⸗ legen: im blinden Glauben an unſere geſchichtliche Sen⸗ dung. Deshalb haben die anderen auch das Recht zur Kri⸗ ik verwirkt, denn wenn ſie nicht die Kraft hatten, die Macht zu behalten, wie ſollten ſie die Kraft haben, die Macht aufs Neue zu gewinnen. Sie ſollen nicht glauben, daß wir uns vor ihnen fürchten. Wir laſſen ſie gewähren, weil wir ſie für unbedeutend halten. Denn wie man den Staat ſtürzen kann, das wiſſen wir, denn wir haben den Staat geſtürzt. Daß es in einem Staatsweſen von 66 Millionen immer etwas zu kritiſieren gibt, iſt ſelbſtverſtändlich. Es iſt aber unfair, wenn einer das Licht nicht ſehen will und nur auf den Schatten ſchaut und wenn er das Licht ausblaſen möchte, um den Schatten zu beſeitigen. Daß wir Fehler gemacht haben, weiß niemand beſſer als wir ſelbſt. Wenn einer viel tut, dann hat er auch das ſouveräne Vorrecht, Fehler zu machen, und keine Fehler macht nur der, der garnichts tut. Das Volk iſt zu anſtändig, um die Erfolge unſeres Regimes wegdisputieren zu wollen; denn das breite Volk iſt ja der Nutznießer. Wir hätten es auch anders ma⸗ chen können, als wir es gemacht haben, wir hätten uns nach fünfzehnjährigem Kampf auf die Bärenhaut legen können, denn es gab in Deutſchland niemand, der uns daran zu hindern vermochte. Der Miniſter betonte dann, daß die nationalſozialiſti⸗ ſche Regierung, die ſich bei der Machtübernahme vier Jahre Zeit ausbedungen habe, ſich bewußt darauf beſchränkte, zu⸗ nächſt einmal die ſchlimmſten Uebel des öffentli⸗ chen Lebens zu beſeitigen, die ſie wirtſchaftlich in der Ar⸗ beitsloſigkeit. ſozial im Klaſſenkampf und einem unter dem deutſchen Kulturniveau liegenden Lebensſtandard des Vol⸗ kes, politiſch in der föderaliſtiſchen Zerriſſenheit und der Aufſpaltung der Nation durch die parlamentariſchen Par⸗ teien, außenpolitiſch in der völligen Ohnmacht und damit Handlungsunfähigkeit des deutſchen Volkes insgeſamt ſah. Der Redner ſchilderte dann die unbeſtreitbaren Erfolge, die die nationalſozialiſtiſche Regierung ſeit der Machtübernahme auf den Hauptgebieten des öffentlichen Lebens erfüllt habe. Der Miniſter wandte ſich dann nochmals gegen die Nörg⸗ ler und Meckerer, die über die deutſche Rohſtoff⸗ und Ddeviſenknappheit klagten Wenn man vier bis fünf Millionen Menſchen wieder in Arbeit bringe dann ſei es ſelbſtverſtändlich, daß dieſe Menſchen Rohſtoffe verarbeiten müßten. Man habe alſo einfach vor der Wahl geſtanden, entweder den ganzen Ankurbelunasprozeß aufzugeben, oder ſich mit einer vorübergehenden Deviſen⸗ und Rohſtoff⸗ knannheit abzufinden.„Es aibt in Deutſchſand Tauſende, die kein Aufhebens davon machen, daß wir ſie wieder in Ar⸗ beit gebracht haben, die aber ein großes Aufheben über die Verknappung unſerer Deviſenvorräte machen. Lohnt es ſich, ſich mit ſolchen Zeitgenoſſen überhaupt ausein⸗ anderzuſetzen?“ ö Der Miniſter fuhr fort:„Heute können wir mit ſtolzer Freude feſtſtellen, daß wir auch mit den ſchädlichen Aus⸗ wirkungen unſerer Politik in immer zunehmendem Maße fertig werden. Zwar ſind wir mit dem geſamten inter natjlonalen Judentum verfeindet, aber das iſt uns nur recht. Wir haben niemals einen Verſuch gemacht, uns eine Sympathien zu erwerben. Denn wir wußten von Anfang an: Dem Inden imnoniert man überhaupt nur entweder, wenn man ſich ihm bedinaunaslos unterwirft, oder wenn man ihn in die(ecke bineinſchlägt. Jedenfalls war bis jetzt unſere Strategie dis richtige. Die Inden ſind zer deer Mette bee„ e keen in ſoron Poraus⸗ agen von jeher geirrt. Das Judentum meint zwar, es würde Deutſchland ſchon einmal in die Knie zwingen; aber die Juden ſind keine guten Propheten. Ich könnte mir vorſtellen, daß wir einmal vor die Nation hintreten und die ganze Intelligenz des deutſchen Volkes aufrufen gegen die jüdiſchen Verſuche. unſere Rohſtoffverſor ⸗ gung zu verhindern, und ich glaube, daß die deutſche In⸗ kelligenz dann mit Leichtigkeit dieſe Schwierigkeiten über⸗ winden würde.“ Wenn wir einmal für unſere Faſerſtoffe große Fabriken gebaut haben, die uns das notwendige Ma⸗ terial ſiefern und das kann in nicht allzu langer Zeit der Fall ſein, vielleicht ſind unſere Gegner dann eher bereit, ihre Rohſtoffe uns anzubieten Dann aber brauchen wir ſie vielleicht gar nicht mehr Dr Goeobels betonte nochmals, daß das deulſche Volk Mittel und Wege finden werde, um ſich vom Ausland unabhängig zu machen Dr Goebbels behandelte dann die veränderte und neue Hielung. die ſich Deutſchland durch die nationalſozialiſtiſche Politik in der Welt errungen habe.„Paris erklärt: Wenn ihr eine Armee aufbaut, dann wollt ihr alſo Krieg hren! Wieſo? Die anderen wollen ja auch keinen Krie ren und haben trotzdem mächtige Armeen unterhalten. deutſchland wolle nur den Frieden ſichern denn der Frie⸗ den liege am allermeiſten im Intereſſe der Arbeiter. Wenn ene Nation einen Krieg verliere, ſo verliere ihn in erſter ie der Arbeiter. Darum babe der Arbeiter ein Recht darauf, daß der Friede durch eine Armee geſichert werde. „Wir wiſſen, daß wir in der Welt nicht allzu viele Freunde haben, die uns ſchützen, und darum haben wir unſeren Schutz der Kraft der eigenen Nation anvertraut.“ Man ſoll doch nicht ſo töricht ſein zu glauben, wir meinten, wenn man in 15 Friedensjahren die Zerſtörungen des Krieges nicht habe beſeitigen können, ſo könne man ſie durch einen neuen Krieg beſeitigen. Unſer Wunſch und unſere Hoffnung iſt, daß unſer Werk nicht nur bis an unſer Lebensende, ſondern darüber hinaus beſtehen bleibt. Wir müſſen die Arbeitsſchlacht gewinnen, wir müſſen den ſozialiſtiſchen Charakter der deutſchen Na⸗ tion noch ſtärker fundamentieren als bisher, wir müſſen die Reichsreform bis zum letzten Ende durchführen, damit wir einen Staat und eine nationale Schickſalsgemeinſchaft darſtellen; wir müſſen das ſoziale Lebensniveau unſeres Volkes heben und wir müſſen in einem zähen Kampf auch der Nation wieder jene unveräußerlichen Lebensbedingun⸗ gen zurückerobern, auf die ſie in der Welt auf Grund ihres Charakters, ihrer Qualität und ihrer Leiſtungen Anſpruch erheben muß. Ich bin der Ueberzeugung, daß, wenn es dem Führer gelingt, ſo wie er die Nation innerpolitiſch geeinigt hat, Deutſchland nach außen hin ſeine volle und ſouveräne Si⸗ cherheit, ſeine moraliſche und effektive Gleichberechtigung zu geben, ihm Millionen von Menſchen dafür danken und ſein Name unſterblich im Buch der Geſchichte verzeichnet ſein wird. Der 1. Mai 1935 Der Nationale Feiertag des deutſchen Volkes. Die Aufmarſchleitung für den 1. Mai gibt Folgendes bekannt: Zum drikten Male im neuen Reich werden die Kolon⸗ nen des ſchaffenden deutſchen Volkes zum„Nationalen Jeiertag des deutſchen Volkes“ aufmarſchieren. In Berlin findet der Staatsakt zum„Nationalen Feier⸗ tag des deutſchen Volkes“ in dieſem Jahre wieder auf dem Tempelhofer Feld ſtatt. Die Berliner ſchaf⸗ fenden Volksgenoſſen werden in 13 großen Marſchkolon⸗ nen zum Tempelhofer Feld marſchieren. Genau wie im Vorjahr werden die Kreisleiter der Deutſchen Arbeits⸗ front die Führer dieſer Marſchkolonnen ſein. Sämtliche in einem Betriebe, einem Büro oder einer Behörde beſchäf⸗ tigten Volksgenoſſen treten gemeinſam mit der Betriebs⸗ zelle an. Die deutſchen Volksgenoſſen, die nicht in Betrieben tätig ſind— alſo ſelbſtändige Geſchäftsleute, Handwerker, Gewerbetreibende, Rentner uſw.—, die an dem Aufmarſch teilnehmen wollen, ſind ſofort durch ihre Verbände, Ver⸗ eine und Organiſationen zu melden. Hagelverſicherung in Baden Das Badiſche Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſterium Ab⸗ teilung für Landwirtſchaft und Domänen teilt mit: Der badiſche Staat hat mit der Norddeutſchen Hagel⸗ Verſicherung auf Gegenſeitigkeit in Berlin ein Abkommen getroffen, das ſich ſeit ſeinem Beſtehen als äußerſt vorteil⸗ haft für die badiſche Landwirtſchaft erwieſen hat. In dem Abkommen rühmt die Geſellſchaft dem badiſchen Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſterium das Recht der Mitwirkung bei der Aufſtellung der badiſchen Prämientarife ein und verpflichtet ſich, alle verſicherungsſchutzſuchenden badiſchen Bauern und Landwirte auf Abtrag gegen Hagelſchaden zu verſichern. Die Geſellſchaft erhebt von den badiſchen Verſicherungsneh⸗ mern für das Jahr 1935, wie im Vorjahre, zuſammen mit der Vorprämie einen Zuſchlag von 66 v. H. der Vorprämie zugunſten des badiſchen Staates, der die Nachſchußpflicht gegen⸗ über der Geſellſchaft übernommen hat. Die badiſchen Ver⸗ ſicherten ſind damit von jeder Nachſchußpflicht befreit und ſomit gegen Zahlung einer feſten Prämie gegen Hagelſchaden verſichert. Es muß den badiſchen Bauern und Landwirten dringend nahegelegt werden, von dieſer außerordentlich günſtigen Ge⸗ legenheit des Verſicherungsſchutzes gegen Hagelſchaden in weitgehendſtem Maße Gebrauch zu machen. Die Gewährung ſtaatlicher Anterſtützung oder ſtaatlicher Hilfsmaßnahmen zugunſten nicht oder ungenügend verſicherter, durch Hagel geſchädigter Landwirte, kann bei den weitgehenden Staatsleiſtungen für die Hagelverſicherung nicht mehr in Frage kommen. Verſicherungsanträge nehmen die in nahezu allen Ge⸗ meinden des Landes beſtehenden Agenturen der Norddeut⸗ ſchen Hagel⸗Verſicherungs⸗Geſellſchaft entgegen, im übrigen gibt die General⸗Agentur in Karlsruhe, Mathyſtraße 19, jede gewünſchte Auskunft. „Anſer Führer braucht Deine Mitarbeit“ Werbeaktion für die NS⸗Volkswohlfahrt. In der Zeit vom 10. bis zum 30. April gehen den Fa⸗ milien innerhalb des Gaues Baden Werbebroſchüren zu, die zur Mitarbeit an dem„Erholungswerk des deutſchen Volkes“ und am„Hilfswerk Mutter und Kind“ auffordern. Auf Seite 3 ſtellt ſich die NSW vor und klärt den Volksgenoſſen darüber auf, was die NS⸗Volkswohlfahrt will. „Die Geſunderhaltung des deutſchen Volkes 1 Herzens⸗ ſache und Pflicht aller ſein. Darum ſoll jeder Volksgenoſſe mit allen Mitteln das große deutſche Hilfswerk Mutter und Kind unterſtützen.“ So ſchließt ein illuſtrierter Artikel, der für den großen Gedanken des Hilfswerkes wirbt. Ueber die Frage„Was will das Erholungswerk des deutſchen Volkes“ klärt ein reich bebilderter Aufſatz auf Seite 5 des Werbeheftchens auf: Wir wollen eine geſunde, kraftvolle Jugend voller Einfachheit und Natürlichkeit, eine Jugend, die ihre Heimat liebt und im deutſchen Boden wurzelt, die aus den Arquellen deutſchen Volkstums ſchöpft. Am die Aufgabe des Erholungswerkes für 1935 erfüllen zu können, die vor⸗ ſieht, für Kinder des eigenen Gaugebietes und ſolche aus anderen Notſtandsgauen mindeſtens 24000 Freiſtellen auf⸗ zubringen, iſt die Mithilfe aller Volksgenoſſen erforderlich. Freiſtellen für Erholungsaufenthalte ſind alsbald dem NSV⸗ Walter zu melden. Möge die Broſchüre, die Eingang in alle Haushaltungen findet, ihren Zweck erfüllen, damit jedem Volksgenoſſen be⸗ wußt werde, wie er an dem Aufbau des deutſchen Volkes beitragen kann. Handel und Wirtſchaft Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die Börſe zeigte in dieſer Woche eine etwas feſtere Stimmung. Angeſichts der ſchwierigen außenpolitiſchen Verhandlungen und der jetzt beginnenden Konferenz von Streſa war der Auftragseingang aber nur gering. Anregend wirkten verſchiedene günſtige Wirtſchaftsberichte. An den Aktienmärkten wandte ſich das Hauptintereſſe den Montan⸗ werten zu. Im Zuſammenhang mit erwarteter Erweiterung der Beſchäftigungsmöglichkeiten war eine ganze Reihe von Einzelgebieten des Aktienmarktes befeſtigt. Am Rentenmarkt konnte ſich die konſolidierte Verfaſſung der letzten Monate 5 80 Nach deutſchen feſtverzinslichen Werten iſt dauernd edarf. Geldmarkt. Am Geldmarkt iſt die Lage weiter leicht. Die ſchnelle Entlaſtung nach dem Altimo kam nicht nur in der Tendenzbildung, ſondern auch in der Zinsſatzbildung er⸗ heblich zum Ausdruck. In allen erſtklaſſigen Anlagen ent⸗ wickelte ſich lebhaftes Geſchäft. Davon profitierten in erſter Linie die ſogen. rediskontierbaren Anlagen, d. h. Privat⸗ diskonten und Reichsſchatzwechſel. Darüber hinaus erſtreckte ſich die Kaufneigung auf die unverzinslichen Reichsſchatzan⸗ weiſungen. Nachdem der erſte große Anlagebedarf befriedigt war, nahm das Geſchäft an Amfang wieder ab. Am Deviſen⸗ markt machte die Entſpannung der Goldblockdeviſen weitere Fortſchritte. Produktenmarkt. Die Grundtendenz der Brotgetreide⸗ märkte war auch in dieſem Berichtsabſchnitt ziemlich unver⸗ ändert. Wenn auch in den Anbietungen eine zwar nicht er⸗ hebliche Zurückhaltung eingetreten iſt, ſo muß das Angebot an ſich in Weizen und Roggen doch weiterhin als ſtark be⸗ zeichnet werden. Der Futtermittelmarkt zeigt in allen Artikeln ruhiges Geſchäft bei unverändert beſcheidenem Angebot. Die anfallenden Poſten wurden glatt abgeſetzt. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer war mit 100.7. gegenüber der Vorwoche(100.8) kaum verändert. An den internationalen Rohſtoffmärkten iſt der Preisfall in der zweiten Märzhälfte zum Stillſtand gekommen. Seitdem ſetzen ſich in der Allgemeintendenz langſame Preiserholungen durch, Sachwertkäufe aus den von den Valuta⸗Erörterungen be⸗ troffenen Ländern ſcheinen nicht allzu umfangreich geweſen zu ſein. Die Abwertung des Belga wird natürlich auch den Warenverkehr mit Deutſchland beeinfluſſen, aber die Gefahr braucht nicht überſchätzt zu werden, da ſich die ganze Außen⸗ handelspolitik ſchon ſeit Monaten nach dem Neuen Plan richtet. 8 25 5 a Stuttgarter Schlachtpiehmarkt. Dem Markt am Städt., Vieh⸗ und Schlachthof wurden zugeführt: 6 Ochſen, 25 Bul⸗ len(unverkauft 8), 30 Kühe(1), 51 Färſen(10), 177 Käl⸗ ber, 764 Schweine. Erlös aus je 1 Zentner Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen—, Bullen a) 38 bis 40, b) 36 bis 38, Kühe—, Färſen a) 41 bis 44, b) 37 bis 39, Kälber B: Andere Kälber a) 56 bis 60, b) 50 bis 54, Schweine a) Fett⸗ ſchweine über rund 300 Pfund Lebendgewicht: 2. vollfleiſchige 48 bis 49, b) vollfleiſchige von 240 bis 300 Pfund 48 bis 49,) von 200 bis 240 Pfund 47 bis 48, d) von 160 bis 200 Pfund 47 bis 49. 5 CGGFGFCßTfßfßCßTCfGbCGßCbßwTGfßwPßGßPTbßGTGTbGTGTbGTbTbTbTGbTbTbGTGTGTGTbTbTbTbGTGTGbTGTGTGTPTGTbTbTVTVTVTVTVTVTGVbVbVDPVDVDUVUVPVUVUVUVUDUDUUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVUVVVVVVwVV—V—w——w——w—w——w——A Die Hochzeit des 2 bischen Aliniſterpralſt. denten. Der Führer, dahinter Miniſter Kerrl als Trauzeugen beim Ver⸗ laſſen des Rathauſes nach der Trauung. Im Hintergrund das Braut⸗ paar. i Kreuz und Quer Lerne im Schlaf.— Eine ſchwierige Sache.— Kunigunde iſt los.— Die gute Köchin und der Lotteriegewinn. In dieſen Tagen, da die Kinder ihre Zenſuren nach Hauſe gebracht haben, ſind wir ſo recht einmal wieder auf das Problem des Lernens geſtoßen worden. Klingt uns da nicht aus Jugendtagen die Stimme des Lehrers entgegen: „Natürlich, der ſchläft ſchon wieder.“ Ja, wenn man im Schlafe lernen könnte. Die Zukunft wird es darin vielleicht einmal beſſer haben als wir, denn der Wiener Pſychologe Profeſſor Feodor Kwergic hat nach jahrelangen Verſuchen eine Methode entwickelt, nach der es möglich iſt, im Schlaf zu lernen. Dieſe Behauptungen ſind nicht etwa am 1. April auf⸗ geſtellt worden, ſondern beruhen auf folgender Ueberlegung: Die Schüler in den Telegraphen⸗Anſtalten und Militär⸗Funk⸗ ſtationen berichten, daß ſie häufig während der Nacht die Hörer umließen, um ihr Gehirn auf die Morſerhythmen ein⸗ zuſtellen. Ja, ſie haben ſich ſogar eine ganze Nacht hindurch automatiſch das Morſealphabet auf einer Grammophonplatte vorſpielen laſſen. Daraus folgerte nun Profeſſor Kwergic, daß das menſchliche Gehirn in der Lage ſei, auch unterbewußt be⸗ ſtimmte Dinge zu regiſtrieren, denn der Schlafzuſtand unter⸗ ſcheide ſich vom Wachbewußtſein nur durch die Einſchiebung einer Art Filter, das die Außeneindrücke nicht vernichte, ſondern nur ſtark abdämpfe. Alſo, lerne im Schlaf! Nimm eine Sprechplatte, die du am Tage hörteſt, und laſſe ſie dir nachts dauernd vorſpielen. Am Morgen wirſt du erwachen und großartig deine Vokabeln herſagen können. Das hat der Menſchheit gerade noch gefehlt. Wir haben dann des Nachts allerhand zu erwarten, wenn links und rechts, über oder unter uns jeder etwas anderes im Schlafe lernt. Dann muß ein neuer Profeſſor kommen, der uns das Schla⸗ ſen lehrt. Als gutes Einſchläferungsmittel galt ja immer das Zählen, aber vielleicht hat man noch beſſeren Erfolg, wenn man ſich der Sprache der Indianer bedient. Ein amerikaniſcher Forſcher, der Südamerika bereiſte, berichtete kürzlich über die Sprachen der dortigen Indianer. Am driginellſten dürfte darnach die Sprache der Lengua⸗Indianer ſein, die die un⸗ glaublichſten Wortbilder formt. Wenn ſie„Butter“ meinen, ſagen ſie„waitkyaramankukingininikikputhmuk“. Will man es ganz genau auf deutſch überſetzen, ſo heißt das:„Das Fett des Saftes des Euters der Kuh.“ Bei dem Zahlwort„acht⸗ zehn“ ſind ſie nicht weniger umſtändlich und ſagen„ſchog⸗ emek⸗wakthla⸗mokeminik⸗ant⸗hanthla⸗ma“. Dieſes Wort hat eine ſehr verwickelte Abſtammung und ſtellt eigentlich eine Rechenaufgabe dar, nämlich:„Nimm beide Hände, einen Fuß und zähle drei hinzu!“ Ein Glück, daß ber den Lengua⸗ Indianern keine Gefahr einer Inflation in Frage kommt. Denn wie ſollten ſie ſich bei den Zahlen von Tauſenden, Millionen und Milliarden ausdrücken? Wahrſcheinlich brauch⸗ ten ſie dann einige Tage, um zu ſagen, was eine Pfeife Tabak koſtet. Immerhin iſt zu empfehlen, die beiden oben ange⸗ führten Vokabeln der Indianerſprache mehrmals ſchnell hin⸗ tereinander zu ſagen, es gäbe ſicherlich eine„Zungenwurſt“, die viel Heiterkeit erregen dürfte. Auch ein Huhn kann viel zur Erziehung beitragen, be⸗ ſonders wenn es auf der Bühne aus der Rolle(nicht Brat⸗ pfanne!) fällt. Im Stadttheater in Bonn geht zurzeit„Das Loch im Zaun“ über die Bretter. In einer Aufführung kam es kürzlich zu einem, wenn auch urſprünglich nicht vorge⸗ ſehenen, ſo aber doch recht luſtigen Zwiſchenſpiel. Denn plötz⸗ lich entwich das Huhn„Kunigunde“, um das ſich alles dreht, aus ſeinem Körbe und betätigte ſich, anſcheineno hoch⸗ beglückt über die wiedergefundene Freiheit, ſcharrender und gluckſender Weiſe auf dem kaſchierten Theaterteppich. Das Gluckſen wuchs ſich ſchließlich— zur Freude des Publikums — zu einem wahren Gackergeheul aus, ſo daß der Dialog im Lachen der Theaterbeſucher völlig unterging. Doch„Haus⸗ beſitzer Warmbier“ machte nun dem unfreiwillig eingelegten Hühnermonolog ein Ende; nach wilder Jagd über Zaun und Tiſche wurde„Kunigunde“ wieder in Sicherheit gebracht. Die Jagd nach dem Huhn auf der Bühne iſt nichts All⸗ tägliches, denn ſehr oft mußten die Schauſpieler in ihren Rollen nach Geld und Gut jagen, wie die Menſchen ja in Wirklichkeit auch nur allzuoft den irdiſchen Gütern nach⸗ gehen— aber vielfach ohne Erfolg trotz aller Machenſchaften. So muß ein in Paris lebender Vikomte, der zu Geld kommen wollte, aber gründlich vorbeigegriffen hat, einige Bosheiten über ſich ergehen laſſen. Dieſer Vikomte hatte eine ausgezeichnete Köchin, die wie keine andere ſeine Lieb⸗ lingsſpeiſen kochen konnte. Um ſie immer bei guter Laune zu halten, machte er ihr von Zeit zu Zeit kleine Geſchenke. So gab er ihr eines Tages ein Lotterielos, das er ſchon ſeit Jahres ſpielte und das niemals gewonnen hatte. Zu ſeinem größten Aerger brachte jedoch dieſes Los in der letzten Zie⸗ hung überraſchender Weiſe einen Gewinn von 800 000 Francs. Der Vikomte, deſſen Vermögen ſtark im Schwinden war und eine Aufbeſſerung ſeines Bankkontos dringend brauchte, der außerdem an ſeine Köchin ſo gewöhnt war, daß er ſie nicht verlieren wollte, entſchloß ſich, ihr nichts von dem Gewinn zu ſagen und ſie zu heiraten. Die Ehe kam zuſtande. Als jedoch der Vikomte nach der Trauung ſeine Frau bat, ihm das Los auszuhändigen, da mußte er hören, daß die neugebackene Vikomteſſe es gar nicht mehr beſitze, ſie hatte es dem Kutſcher ihres Mannes geſchenkt— natürlich ohne zu ahnen, daß es ein Treffer war— als Entſchädigung für ihr zurückerhaltenes Jawort. Sie war nämlich vor der Eheſchließung mit dem Herrn Vikomte die Braut ſeines Kut⸗ ſchers geweſen. Nach dieſer Enttäuſchung eilte der Vikomte ſofort zum Scheidungsanwalt, um dieſe unter falſchen Vorausſetzungen geſchloſſene Ehe wieder löſen zu laſſen. Das Urteil iſt noch nicht geſprochen, aber ſeine gute Köchin iſt der Herr Vi⸗ komte beſtimmt los. Märchen um den Scheintod Gibt es ein Lebendig⸗Begrabenwerden? Eine der grauſigſten Vorſtellungen, die in der Oeffent⸗ lichkeit weit verbreitet iſt, iſt die vom Lebendig⸗Begroben⸗ werden. Menſchen, die völlig leblos ſcheinen, tagelang ſtarr liegen und im Sarg zu Grabe getragen werden, erwachen wieder zum Leben. Sie verſuchen, ſich bemerkbar zu ma⸗ chen, ſie rufen, klopfen, ſtemmen ſich mit aller Kraft gegen den Sargdeckel. Manchmal gelingt die Befreiung, manch⸗ mal auch ſterben ſie eines qualvollen Todes. Was iſt an dieſen furchtbaren Erzählungen wahr, welche Stellung nimmt die Wiſſenſchaft zu ihnen ein? Da handelt es ſich vor allem darum, näher zu erklären, was unter dem Begriff des Scheintodes zu verſtehen iſt, mit dem in ſolchen Fällen gewöhnlich operiert wird. Es gibt Fälle, in denen nur ein ſo geringer Reſt von Lebensvor⸗ gängen noch vorhanden iſt, daß der Tod vorzuliegen ſcheint, während der Tod in Wirklichkeit erſt in einigen Stunden folgt oder nicht in dieſem Krankheitsabſchnitt eintritt. So iſt tatſächlich eine irrtümliche Todesfeſtſtellung durch Aerzte und Laien ſchon mehrfach vorgekommen und hat, vor allem bei elektriſchen Unfällen wohl auch hin und wieder dazu geführt, daß Maßnahmen unterblieben ſind, die lebensret⸗ tend hätten wirken können. In ausgeſprochenem Gegenſatz zu dieſem Begriff des Scheintodes ſteht der weitverbreitete, daß das Leben des Scheintodes in vollem Umfange erhalten iſt und ſich gewiſ⸗ ſermaßen verſteckt hält, um zu einem gewiſſen Zeitpunkt wieder in Erſcheinung zu treten. Auf dieſer Vorſtellung vom Scheintod beruht die Anſicht vieler Laien, daß jemand lebendig begraben oder verbrannt wird. Die gerichtliche Medizin iſt allen dieſen Berichten über Lebendig⸗Begraben⸗ werden eingehend nachgegangen, es konnte trotzdem bisher kein einziger Fall dieſer Art nachgewieſen werden. Die Wiſſenſchaft muß alſo dieſe Berichte als nicht überzeugend ablehnen. Soweit es ſich um das ſcheinbare Umdrehen im Sarge handelt, ſo kann es leicht viel naheliegender mit ſchlechtem Leichentransport und ähnlichen Urſachen erklärt werden. Unter den geordneten Verhältniſſen des Leichen⸗ und Beſtattungsweſens in den Kulturſtaaten ſcheint die Möglichkeit des Lebendig⸗Begraben⸗ oder Verbranntwer⸗ dens ausgeſchloſſen, und man muß die Angſt davor als unbegründet bezeichnen. Das wirkliche Problem des Scheintodes liegt vielmehr darin, daß nicht geringe Lebens⸗ reſte überſehen und Wiederbelebungsverſuche unterlaſſen werden. Aber gerade hier hat die Wiſſenſchaft ihre Metho⸗ den zur Feſtſtellung ſchwachſter Lebenszeichen und ihre Erkenntniſſe vor allem über den Vorgang elektriſcher Un⸗ fälle bedeutend verfeinern können. Es war im Auguſt an einem Sonnabend Morgen. Er ſaß mit Pepi am Tiſch unter dem Kaſtanjenbaum auf demſelben Platz, auf dem Fanni immer ſaß. Frau Kernlinger deckte den Frühſtückstiſch. Während deſſen kam der Briefträger Hofbauer auf das Häuschen zu. „Guten Morgen allerſeits!“ 5. „Auch ſo viel!“ gaben beide zurück. 5 „Da, Herr Stolzenthaler, haben Sie Ihre Zeitung und da—,“ er kramte in ſeiner Taſche,„— da hab' ich was ganz Seltenes.“ Er reichte ihm einen Brief hin. Stolzenthaler ſah ihn überraſcht an. 155 „Was—— einen Brief——an mich?“ „Ja, ja,“ beſtätigte Hofbauer,„da ſteht es ſchwarz auf weiß drauf: Herrn Joſef Stolzenthaler, Kapellmeiſter in. an der Donau.“ Er gab ihm den Brief. „Schauen Sie einmal ſelber, ob's richtig iſt.“ Stolzenthaler nahm den Brief und betrachtete die Adreſſe. Es ſtimmte. Er war ganz erſtaunt, ebenſo Pepi und Frau Kernlinger. „Na— hab' ich recht?“ fragte Hofbauer. Stolzenthaler nickte. „Alſo auf Wiederſehen, Herr Stolzenthaler!“ Hof⸗ bauer wollte ſich entfernen. Stolzenthaler rief ihn zurück. „Halt, Herr Hofbauer, net ſo g'ſchwind. Ein ſo ſel⸗ tenes Ereignis muß auch gefeiert werden. Da haben Sie eine Zigarre.“ „Dank' ſchön,“ ſagte Hofbauer,„und es tät' mich freuen, wenn in dem Brief was recht Angenehmes für Sie d'rin ſteht.“ Er ging wieder den Wieſenweg hinunter. Stolzenthaler beſah ſich den Brief von allen Seiten und murmelte vor ſich hin:„Was wird denn da d'rin ſtehen?“ Frau Kernlinger, die ſich vor Ungeduld nicht halten konnte, polterte heraus:„Das beſte iſt, Sie machen den Brief auf und leſen ihn, dann wiſſen Sie's.“ Humorvoll erwiderte er:„Für ſo g'ſcheit hätt' ich Sie gar net g'halten. Aber Sie haben recht.“ Er öffnete und las. Frau Kernlinger und Pepi blickten ihn geſpannt an und hingen förmlich an ſeinem Mund. Während des Leſens erheiterte ſich ſein Geſicht. Er ſchmunzelte vergnügt und lachte ſchließlich herzlich. Die beiden ſahen ihn ganz verblüfft an. So herzlich hatten ſie ihn noch nie lachen geſehen. Als er fertig war, ſteckte er den Brief in ſeine Taſche und ſah zuerſt Frau Kernlinger und dann Pepi an, die ihm noch immer fragend in das Geſicht ſtarrten. „Ja, ja, ſchaut mich nur an. Man muß net immer traurig ſein. Wenn die Wolken noch ſo lang, drohend am Himmel ſtehen, einmal kommt doch ein Sonnenſtrahl zum Vorſchein. Ich krieg' morgen B'ſuch.“ Frau Kernlinger ſperrte den Mund auf, ſo weit ſie konnte. Eine Steigerung war unmöglich. Er lachte. „Alſo, wir brauchen morgen nachmittag einen—“ er überlegte,„—— der reicht net—— alſo zwei große Gugelhopf und dann——“, er zählte in Gedanken,„— — für zehn Perſonen Kaffee!“ Frau Kernlinger, die den Mund mittlerweile wieder zugebracht hatte, fiel jetzt beinahe vom Stuhl, aber ſie hielt ſich krampfhaft feſt. „Ja— Herr Stolzenthaler,“ ſtotterte ſie,„machen Sie einen Witz, oder——?“ Er ſchüttelte verneinend den Kopf. „Nein, nein, es iſt ſchon ſo, wie ich ſag“ Er entnahm ſeiner Brieftaſche einige Geldſcheine und gab ſie ihr.„Da — und kaufen Sie alles ein, was Sie brauchen!“ Sie nahm zögernd die Scheine. Er ſah ſie fragend an. „Glauben Sie's jetzt?“ „Ja— ich muß wohl,—— aber darf man denn net wiſſen, wer—2“ „Morgen werden Sie alles erfahren Sie ſchüttelte nicht begreifend den Kopf und ent⸗ fernte ſich. Pepi ging zu ihm und legte die Arme ſchmeichelnd um ſeinen Hals. „Aber mir, Großvaterl, ſagſt du es doch?“ „Auch du mußt warten bis morgen!“ Am Sonntag lachte die Sonne hell vom Himmel, als wollte ſie Stolzenthalers Freude noch verſchönen. Nach dem Mittageſſen ging er mit Pepi zum Landungsplatz an der Donau, denn um 1 Uhr mußte das Dampfſchiff von Wien kommen. Endlich wurde es ſichtbar. Das Deck war überfüllt von fröhlichen Menſchen, die bei dem herrlichen Wetter in die Wachau fuhren, um ſich an den Schönhei⸗ ten, mit der die Natur dieſes Fleckchen Erde ſo übeereich geſegnet hat, zu erfreuen Alle wollten einen luſtigen Sonntag verleben.— Nach kurzer Zeit legte das Dampf⸗ ſchiff an und die Menſchen fluteten ans Land. Stolzenthalers Augen waren ſeſt auf die Ankom⸗ menden gerichtet und ſuchten. Endlich leuchteten ſie auf. Eine hübſche, rundliche Frau, die einen Kinderwagen ſchob, wurde ſichtbar. Zwei kleine, nette Mädels gingen rechts und links von ihr und hinterher kam ein freundlich blickender Mann, der ein kleines Kind auf dem rechten Arm trug und über dem linken einen großen Kranz mit einer Schleife hängen hatte. An ſeinen beiden Seiten gingen ebenfalls zwei kleine Mädel. Auch die Augen der hübſchen, rundlichen Frau ſchweiften ſuchend umher. Sie ließ den Kinderwagen ſte⸗ hen und eilte mit ausgebreiteten Armen auf Stolzentha⸗ ler zu. Dann umarmte und küßte ſie ihn ſo herzlich, daß alle Umſtehenden die beiden ganz erſtaunt anſahen.— Stolzenthaler hielt nach langen Jahren die Klarinet⸗ ten⸗Mizzi, jetzige Frau Bäckermeiſter Maria Edthofer, in ſeinen Armen. Mittlerweile war auch Andreas herangekommen und das älteſte Mädel mit dem Kinderwagen. „Herr Stolzenthaler,“ ſagte Andreas,„ich freu' mich wirklich, Sie kennen z'lernen. Meine Frau hat mir ſchon ſo viel Liebes und Gutes von Ihnen erzählt, daß ich— wie g'ſagt, ich freu' mich aufrichtig. Aber Sie müſſen 1 N daß ich Ihnen net die Hand geben ann—l“ Er ſah auf das Kind in ſeinem Arm und auf den Kranz. „Das macht nichts,“ entgegnete Stolzenthaler,„wir geben ſie uns nachher.“ „Und das ſind meine Kinder!“ ſagte Mizzi ſtolz. „Kommt einmal her, Mädeln, und macht alle einen ſchö⸗ nen Knix!“ Das geſchah und es war reizend anzuſehen. Fünf kleine Spitzbubengeſichter und zehn ſchöne große 7. 1 laue Augen blickten neugierig und freundlich auf Stol⸗ zenthaler, denn die Mutter hatte ihnen ſchon viel von ihm erzählt. Nun begann Mizzi vorzuſtellen. „Die älteſte heißt Fanni!“ Ein Schatten flog über ihr Geſicht.„Ich hab ſie nach ihr taufen laſſen!“ Der Schatten war verflogen.„And das iſt die Joſefin'!“ Da hab' ich an Sie denkt, Herr Stolzenthaler.“— Und jetzt kommt die Mizzi, nach mir.“„Die heißt Franzi, und die da iſt die Anna nach meiner Schwiegermutter.“ Sie deutete auf den Wagen.„Das iſt mein füngſtes, erſt drei Wochen alt.“ Stolzenthaler nahm Pepi bei der Hand und ſagte mit Wehmut:„Ich hab' auch ein.— Der 1 „Ich hab's net g'wußt, aber wenn man das Buberl an⸗ ſchaut, kann's ja net anders ſein.“ Sie umarmte und küßte ihn herzlich. „Aber jetzt wollen wir aufbrechen!“ bemerkke Stol⸗ zenthaler.. Mizzi deutete auf den Kranz. „Ich möcht' zu allererſt——“ „Ja, das machen wir!“ entgegnete er und nahm den Kranz von Andreas in Empfang. i Es wurde nun beſchloſſen, daß Andreas mit den Kin⸗ dern voraus gehen und Pepi die Führung übernehmen ſollte. Und ſo geſchah es auch. Das älteſte Mädel ſchob den Kinderwagen. Migzzi ging mit Stolzenthaler die Dorfſtraße hinauf. Schweigend traten ſie durch das kleine Tor in den Fried ⸗ hof. Der herrliche Sommerhimmel ſpannte ſein Blau über den Ort des Todes, und der Blumen Pracht und das Zwitſchern der Vögel ließen faſt vergeſſen, wo man eigent⸗ lich war. Beide gingen ſchweigend an das Grab. Dort gab er ihr den Kranz und ſie legte ihn auf den Hügel nieder. 5 Plötzlich füllten ſich Mizzis Augen mit Tränen, und das Herz krampfte ſich zuſammen. Mit brennenden Augen ſtarrte ſie auf den kleinen Hügel, unter dem ihre. liebe Freundin ruhte. Sie ſank in die Knie und betete, ſo innig, wie ſie es in ihrem ganzen Leben noch nicht getan hatte. Der Schmerz, der ihre Bruſt erfüllte, kam zum Ausbruch. Sie breitete die Arme aus und ſank auf dem Hügel nie⸗ der. Und als wolle ſie mit der Toten reden, rief ſie in die Erde hinein:„Fannerl— ich bin da— deine Mizzi!l“ Nachdem Stolzenthaler ihr Zeit gelaſſen hatte, ſch von ihrem Schmerz zu erholen, ſagte er mit leiſer Stim⸗ me:„Komm, Mizzi, wir wollen wieder gehen. Die Leben⸗ den haben das Recht!“ 5 5 Sie aber konnte ſich ſo ſchnell nicht von der traurigen Stätte trennen, bis er ſie endlich mit ſanfter Gewalt fort führte. Sie verließen den Friedhof ſchweigend, wie ſie kamen. Als beide wieder auf der Dorfſtraße waren, ſagte er zu ihr:„Aber jetzt erzähl mir' vor allem, wie du wie 75 nach Wien kommen biſt und meine Adreſſ erfahren haſt. Aus der Welt de“ Wiſſens Die jährliche Weinernte auf der ganzen Welt wird 5 150200 Millionen Hektoliter geſchätzt, davon erzeugt Fran reich allein 50 Millionen. 1 Die leichteſte Sprache iſt das Idiom, in dem ſich 17 Eingeborenen Patagoniens in Südamerika verſtändigen, 172 ſie umfaßt taum mehr als 100 Worte; daneben gibt! aber noch eine ſchwierige Zeichenſprache. 2 Der Geburtsort Ludwig Uhlands iſt Tübingen, Hölder lins Lauffen, Klopſtocks Quedlinburg, Joſeph von Eichen dorffs das Schloß Lubowitz in Oberſchleſien. 1 ... der Fanni ihr Bub!“ fiel ſie ihm ins Wort. 777 ¾. ³˙¹ AA ᷣ ͤ—̃—̃—k—ͤ— ˙ K. ˙²˙—.—..«³²ůmm ⁵˙—⁰³uvuf ̃ F 1. 8 1 8 in r 2 een „ e ee a „ „( K„N . 1 en M nen eee erer eee N* * k Die NS organiſiert ihr Tuberkuloſe-Hilfswerk Nun wird auch das weite bekämpfung ſyſtematiſch der Arbeit der NS⸗Volkswohlfahrt Gebiet der Tuberkuloſe⸗ angegliedert. Neben dem Hauptamt für Volkswohlfahrt iſt das Hauptamt für Volksgeſundheit Träger dieſer Aktion, die nicht allein aufklärend, ſondern durch praktiſche Betätigung und durch intenſive Inangriffnahme neuer Methoden gegen die Volksſeuche Tuberkuloſe zu einem entſcheidenden Schlag anſetzen ſoll. Bisher blieb eine Lücke in unſerer Tuberkuloſe⸗Arbeit, die nicht unbedeutend war. Zahlloſe Angehörige verſchiedenſter Berufe waren nicht verſicherungspflichtig und infolgedeſſen beim Ausbruch einer Krankheit auf eigene und familiäre Hilfe angewieſen. Bei dem langwierigen Hinſchleppen der Tuberkuloſe erlahmen in den meiſten Fällen leider nur zu oft die pekuniären Kräfte. Auch unter den Verſicherten gibt es Tauſende von Fällen, bei denen die Anſprüche an die Verſicherung nach reſtloſer Ausnutzung der geſetzlichen Verpflichtungen erloſchen find. Dieſe Lücke wird nunmehr das Tuberkuloſe⸗Hilfswerk der NS⸗Volkswohlfahrt gemeinſam mit dem Amt für Volksgeſundheit ſchließen. Alle Tuberkulöſen, für die kein Kostenträger aufkommt, werden nunmehr vom Tuberkuloſe⸗Hilfs⸗ werk der NS⸗Volkswohlfahrt betreut werden. Das Tuberkuloſe⸗Hilfswerk der NSW ſieht in jedem unglück⸗ lichen Volksgenoſſen, den die Seuche gepackt hat, nicht nur den ein⸗ zelnen Menſchen, ſie ſieht ihn vielmehr im Rahmen der Familie und der Volksgemeinſchaft. Das bedeutet mit anderen Worten, daß ſie in ihm eine Gefahr für ſeine Umgebung und damit für die geſamte Volksgeſundheit erblicken muß. Das höchſte und vornehmſte Ziel des Tuberkuloſe⸗Hilfswerkes iſt alſo die Ausſchaltung der In⸗ ſektionsquellen, die geſunde Menſchen in der Umgebung der Kran⸗ ten gefährden. Das Ziel des Tuberkuloſe⸗Hilfswerkes iſt noch viel weiter geſetzt. Die Sanierung der ganzen Familie bzw. der bisherigen Umgebung des Erkrankten wird erſtrebt. Wie oft kam es bisher vor, daß eine Verſchickung eines Kran⸗ ken daran ſcheiterte, daß ihm Kleidung, Ausrüſtung und Ver⸗ pflegung für eine Reiſe einfach fehlten und er ſie nicht beſchaffen konnte. In anderen Fällen wurde die Exiſtenz einer ganzen Fa⸗ milie in Frage geſtellt, wenn das erkrankte Familienmitglied zwecks Heilung verſchickt werden ſollte. Oft waren außer dem ſichtlich Erkrankten ſchon andere Familienmitglieder in den erſten Anfangs⸗ ſtadien dieſer gefährlichen Krankheit, ohne daß ſich irgend eine ärzt⸗ liche oder behördliche Dienſtſtelle darum kümmern konnte, oder auch nur durfte. Nicht zu vergeſſen ſind ſchließlich die zahlreichen Fälle, in denen der Tuberkulöſe nach der ee in eine ſo ungeſunde Wohnung zurückkehrte, daß die geſamten Heilmaßnah⸗ men illuſoriſch wurden. Mutter und Kind ſind oft nicht zu tren⸗ nen, aber eine gemeinſame Verſchickung oder gar der Erholungs⸗ aufenthalt ganzer Familien wären nie durchführbar geweſen. Das alles ſind Aufgaben, die das Tuberkuloſe⸗Hilfswerk der NS⸗Volks⸗ wohlfahrt in engſter Zuſammenarbeit mit allen Untergliederungen des Hauptamtes für Volksgeſundheit und ſelbſtverſtändlich au in engſter Fühlungnahme mit den Tuberkuloſe⸗Fürſorgeſtellen u den behandelnden Aerzten nunmehr in Angriff nehmen wird. Leider iſt es 85 möglich, ſchlagartig im ganzen Reich mit der Aktion einzuſetzen. In ſechs Gauen wird zunächſt das Tuberkuloſe⸗ Hilfswerk der NS-Volkswohlfahrt durchgeführt werden: Groß⸗ Berlin, Eſſen, Düſſeldorf, Köln⸗Aachen, Koblenz⸗Trier und Rhein⸗ pfalz. Im Laufe einiger Monate wird dieſes grandioſe Hilfswerk dann vorausſichtlich noch auf weitere Gaue und ſchließlich auf das ganze Deutſche Reich ausgedehnt werden können. Das Tuberkuloſe⸗Hilfswerk iſt wieder einmal ein Beweis dafür, wie im neuen Deutſchland ſelbſt ſolche ſozialen Maßnahmen, auf die wir zum Teil mit Recht ſtolz waren und die gut funktionier⸗ ten, in ihrem innerſten Kern gewandelt und geändert werden, ſo⸗ bald nationalſozialiſtiſcher Geiſt einzieht. Unter dem Geſichts⸗ winkel der über den Einzelmenſchen in weite Zukunft hinaus⸗ ſchauenden Verantwortung für die Geſamtheit des Volkes kommt etwas Neues und Großes 1 05 das zu der Hoffnung berechtigt eine der ſchrecklichſten Krankheiten der Menſchheit für kommende Generationen zu überwinden und auszuſchalten. Die Entſcheidung einer alten Streitfrage In dieſen Tagen erſcheint im Aufwärts⸗Verlag, Berlin, ein Buch„Friedrich Franz Friedmann und ſein Tuberkuloſe⸗ Mittel“. ir geben eine kurze Ueberſicht über den Inhalt der von Dr. meb. Knapp verfaßten Unterſuchung. Seit Jahrzehnten geht der Kampf über den Wert und die Be⸗ deutung des Friedmann⸗Mittels und leider auch um die Perſon des Dr. Friedmann ſelbſt. Das Urteil der führenden Kliniker und Tuberkuloſe⸗Fachärzte iſt längſt gefällt und zwar auf Grund einer orgfältigen Prüfung an zahlloſen Kranken. Das Ergebnis war mit verſchwindenden Ausnahmen eine volle Ablehnung des Fried⸗ mann⸗Mittels. Die Methoden, die Friedmann in ſeinem Kampf anzuwen⸗ den ſich erlaubte, waren derart, daß ſein eigener guter Glaube an ſein Mittel bezweifelt werden muß. Der gutgläubige Verfechter eines neuen Mittels wird jede Nachprüfung erleichtern und be⸗ ſichen, Friedmann aber hat dieſe Nachprüfung mit den unmög⸗ ichſten Mitteln zu erſchweren und zu verhindern verſucht. Das Buch bringt nun in ſeinem erſten Abſchnitt zahlreiche Bei⸗ ſpiele der widerlichen, die Aerzteſchaft und die Medizinalbehörden berunglimpfenden Zeitungsausſchnitte. Der zweite Abſchnitt des Buches befaßt ſich mit dem„Wunder⸗ mittel“, es wird ſeine„Erfindung“! geſchildert, dann eingehend die bakteriologiſche Prüfung der Unf ädlichleit ſowie der Schutz⸗ und eilwirkung des Mittels erörtert. Wir hören von Verſuchen, bei denen die mit dem angeblichen Heil⸗ und Schutzmittel behandelten Tiere früher 9 als die Kontrolltiere, und kommen zur Schluß⸗ aß r daß das Mittel keine Schutz⸗ und Heilwirkung beſitzt, 5 Daß es ſogar verheerend wirken kann. Dann folgt mit 5 Quellenangaben die Prüfung des Mittels am kranken Tiere und am kranken Menſchen. Das Reſultat iſt ebenſo vernichtend wie 5 Ergebnis der bakteriologiſchen Prüfung. Beſonders wertvoll ſt eine aus der Noch rh zuſammengeſuchte Aufſtellung der Er⸗ gebniſſe, die weit über 100 angeſehene Aerzte, darunter viele Kli⸗ niker von Weltruf, an über 4000 Pattenten mit dem Fried nann⸗ Mittel erzielten. 80 weitere Belege, nach denen das Fried⸗ mann Mittel ſchweren Schaden ſtiftete, und eine Aufſtellung von und 70 Leitern deutſcher Univerſitätskliniken, darunter mindeſtens ein Dutzend Kliniker von Weltruf, die das Friedmann⸗Mittel ab⸗ ehnen, beweiſen auch dem Laien die Richtigkeit des endgültig ab⸗ ehnenden Urteils. 5 Der dritte Abſchnitt des Buches zerpflückt die für ſeine Anhän⸗ ger ſchon mythiſch gewordene Perſon Friedmanns. Wir ſehen die⸗ den vielgewandten Mann, wie er es verſteht, die höchſten Behörden ———ů— vor ſeinen Retlame⸗Wagen zu ſpannen, Miniſter des alten Syſtems werben für Friedmann unter glatter Mißachtung der Gutachten des Reichsgeſundheitsamtes. Wir verfolgen dann weiter das Wirken Friedmanns fenſeits der deutſchen Grenzen, wir ſehen, wie Friedmann die ſchweizeri⸗ ſchen Aerzte verunglimpft und wie das franzöſiſche Miniſterium vor Friedmann und ſeinem Mittel durch amtlichen Plakatanſchlag in allen Gemeinden Frankreichs warnt, wir verfolgen endlich Friedmanns Reklamefahrt nach den Vereinigten Staaten, die mit Recht als ein„toller Wildweſtfilm“ bezeichnet wird. Die Schlußbetrachtung des Buches faßt z. T. mit noch weite⸗ ren Belegen das Urteil über Friedmann als Entdecker, als Bakte⸗ riologe, als Tierarzt, als Kliniker, als Forſcher und als Charakter zuſammen. Es iſt tragiſch, daß dies Urteil über einen Mann, der durch ſeine erſten Arbeiten zu gewiſſen Hoffnungen berechtigte, ver⸗ nichtend ſein muß. Kampf gegen die Tuberkuloſe! Es gibt heute noch über eine Million Tuberkuloſe⸗ kranke, von denen Hunderttauſende anſteckend ſind. Die Sozialverſicherung und die Fürſorgebehörden können mit ihren Mitteln nicht allein die Volksſeuche Tuberkuloſe weiter eindämmen. Es gibt viele Volks⸗ genoſſen, insbeſondere kleine Gewerbetreibende und Bauern, die nicht in der Lage ſind, aus eigener Kraft und eigenen Mitteln die koſtſpielige Behandlung durchzuführen. Für ſie tritt auch keine andere Stelle ein. Das Hauptamt für Volkswohlfahrt gemeinſam mit dem Hauptamt für Volksgeſundheit werden hier helfend eingreifen und dafür ſorgen, daß jeder Tuber⸗ kulöſe die notwendige Heilſtättenbehandlung erlan⸗ gen kann. Neben dieſen Heilmaßnahmen muß allen Volks⸗ genoſſen geſagt werden, wie man ſich gegen die Tuber⸗ kuloſe ſchützt und wie ſich der Einzelne bei einer Er⸗ krankung verhalten muß. Hierbei muß die Organi⸗ ſation der Schadenverhütung mithelfen, daß alle Volksgenoſſen durch Belehrung das Notwendige er⸗ fahren und dadurch zu einem geſundheitsgemäßen Verhalten veranlaßt werden. 5 5 Hauptamtsleiter des Amtes für Volkzwohlfahrt Die unſelige Friedmann ⸗Spritze Ein Tatſachenbericht Der Werkmeiſter Johannes Barth wurde aus der Heila entlaſſen. Er war wegen einer offenen Tuberkuloſe ein paar. nate lang in dieſer landſchaftlich wunderbar ſchön gelegenen Er⸗ holungsſtätte geweſen. Die Landesverſicherungsanſtalt hatte die Koſten getragen. Die Tuberkuloſe⸗Fürſorgeſtelle ſeines Heimats⸗ ortes hatte ſich energiſch ſeiner Frau und ſeiner Kinder angenom⸗ men. Da der Vierzehnjährige, der jetzt bald aus der Schule kam, auch etwas„anfällig auf der Lunge“ war, hatte ſich der Herr Doktor von der Fürſorgeſtelle in rührender Weiſe um eine geeignete Lehr⸗ ſtelle bemüht. Barth war ein äußerſt empfindſamer Menſch, der ſich des Ern⸗ ſtes ſeiner Lage und der Gefahren ſeiner Krankheit durchaus be⸗ wußt war. Vor allem der Gedanke, daß er als eine Gefahren⸗ quelle für andere, als ein Seuchenherd unter ſeinen geſunden Mitmenſchen herumlief, das hatte ihn gewaltig gequält. Und nun war er entlaſſen. Gottſeidank! Er hatte 18 Pfund zugenommen, wog mehr als früher in geſunden Tagen, fühlte ſich friſch, geſund, arbeitsfähig und vor allen Dingen, ex hatte wieder unbedingte Hoffnung und Zuverſicht. Denn daß die Sache nicht ein für allemal überwunden war, daß er äußerſte Vorſicht walten laſſen mußte, daß er unter ſtändiger ärztlicher Kontrolle bleiben mußte, all das war ihm ſo eindringlich eingeſchärft worden, daß er es ſicher nicht vergeſſen würde. Als er von Aerzten, Krankenſchweſtern und Kameraden, mit denen er die langen Sommermonate zuſammen verlebte, Abſchied genommen hatte und nun vom Verwaltungsgebäude den Kiesweg zum Tor hinabſchritt, ſtutzte er. Da ſtand Schultze. Das war ein ewiger Nörgler, einer von den wenigen Patienten, die ſtets im Krach mit den Aerzten lebten. Oeffentlich und insgeheim hielt Schultze jedem, der es hören wollte, große Vorträge, daß ei on der Tuberkuloſe mehr verſtände als die Aerzte. Die Augen des ſchwerkranken Menſchen erhielten einen fanaliſchen Glanz, wenn er über dieſe Dinge ſprach. Barth war ihm immer aus dem Wege 17 8— Jeßzt trat Schultze auf ihn zu und wünſchte ihm gutes ohlergehen. Aber in ſeinen Augen lag wieder dieſes fanatiſche Funkeln, das nichts Gutes verſprach. Wortlos ſteckte er Barth einen großen Briefumſchlag zu und ſagte geheimnisvoll;„Etwas Lektüre für die Reiſe, Herr Nachbar, leſen Sie es genau durch!“ * Auf der Eiſenbahn. Barth war dicht vor einem Hetmatsort. Er hatte alle Druckſchriften, die der unheimliche Schultze ihm in dem großen Briefumſchlag in die Hand geſteckt hatte, durchgeleſen. Der hoffnungsfreudige Geneſene, der eben been und zukunfts⸗ froh das Tor der Heilſtätte hinter ſich geſchloſſen halte, war nicht wieder zu erkennen. Wie Keulenſchläge hatten ihn die Eröffnan⸗ gen aus den Schriften getroffen, die er da aus Schultzes Hand empfangen hatte. Alle Aerzte ſind Betrüger! Sie haben kein Intereſſe daran. die Tuberkuloſe zu heilen, denn ſie verdienen ja daran, wenn es recht viele Kranke gibt und wenn dieſe wieder andere anſtecken. Alle Heilmaßnahmen der offiziellen Schulmedizin, wie ſie auf den Univerſitäten gelehrt wird, ſind darauf abgeſtellt, die Heilanſtalten 05 füllen und den Abſatz beſtimmter Inſtrumente und Apparate und Medikamente der chemiſchen Induſtrie zu för⸗ dern. Dieſes„intereſſierte Tuberkuloſekapital“, von dem alle Ein⸗ Ae e p e 55 ſch ürſorge 155 die 1 erzteſchaft ngig ſind, ſträubt dagegen, daß neue, beſſere eier angewandt werden. Und das Teufliſche iſt Wahr⸗ eit, hier ſteht's 5 ſchwarz auf weiß gedruckt. Es gibt ein geniales kittel, das die Tuberkuloſe in der guuen Welt ausrotten würde, wenn man nut ſeinem Entdecker geſtatten würde, es in großem Maßſtabe anzuwenden. Aber dieſer Wohltäter der Menſchheit wird unterdrückt, ſeine Erfolge werden verſchwiegen, ſeine Angaben wer⸗ den nicht nachgeprüft. Wie eine Betonmauer ſtehen alle geſchloſſen gegen ihn. Freilich nur in Deutſchland. Draußen in der Welt iſt er anerkanm als Apoſtel einer Heilslehre, die ihn für alle Ewigkeit unſterblich machen wird. So hatte es Johannes Barth aus den Schriften herausgeleſen. Furchtbares Schickſal, daß man all das erſt ſo ſpät erfuhr, daß man ſelbſt gutgläubig in die Hände dieſer Räuber und Verbrecher geraten war.— Menſchenhaß und Menſchenverachtung quollen in dem völlig zuſammengebrochenen Heimkehrer empor. Pfui Teufel, wieviel Gemeinheit gab es auf der Welt. Deswegen alſo hatte der unglückliche Schultze immer den Krach mit den Aerzten. Jo⸗ hannes Barth hatte plötzlich auch das fanatiſche Funkeln in den Augen. * 2% Jahre ſpäter wurde der Werkmeiſter Johannes Barth begraben. Nach ſeiner Rückkehr aus der Heilanſtalt war er ein unraſtiger, nervöſer Menſch geworden. Jeden ärztlichen Ratſchlag lehnte er ab. Die Hausbeſucher der Tuberkuloſefürſorgeſtelle warf er handgreiflich aus ſeiner Wohnung heraus. Mit mühſam er⸗ ſpartem Gelde fuhr er eines Tages in die Provinzialhauptſtadt und kam beglückt und zufrieden zurück. Er hatte ſich eine Spritze des Wundermittels 925 laſſen, das die Tuberkuloſe garantiert heilte. Auch ſeinen Sohn hatte er mit zu dem Wunderdoktor ge⸗ 8 und hatte ihm vorſorglich die„unfehlbare“ Spritze geben aſſen. Dann kam die ſchwere Erkältung nach einem verregneten Spaziergang, dann kam die Lungenentzündung, die er einigermaßen überſtand. Und dann kam der Rückfall in das alte Leiden. Doch Johannes Barth wollte nicht ſehen, wollte nichts merken, wollte nichts hören, nichts lernen. Er wußte genug! Und als der Arzt, zu dem er notgedrungen wegen der Verordnung von Stärkungs⸗ mitteln gehen mußte, ihm dringend erneute Verſchickung in eine Heilanſtalt anriet, da lachte er ihm frech ins Geſicht und ſagte ihm einmal die„Wahrheit“, die er wußte. Der Arzt hatte ihn ganz entſetzt angeſchaut, dann aber, aks er den Fanatismus ſeines unglücklichen Patienten erkannte, hatte er reſigniert die Achſel gezuckt. Es war nicht der erſte Fall dieſer Art, der ihm in ſeiner Praxis vorkam. Er wußte: wer von der vergiftenden Propaganda dieſer Methode erfaßt iſt, mit dem kann man nicht mehr vernünftig reden.— Zu ſpät kam die Erkenntnis, zu ſpät wenigſtens für Johannes Barth ſelbſt. Seinen Sohn ſchickte er noch ſelbſt zur Tuberkuloſe⸗ fürſorge. Als der blaſſe Junge immer erſchreckender abmagerte, von Nachtſchweißen und Schüttelfröſten geplagt wurde und deut⸗ lich die Zeichen der verheerenden Krankheit in ſich trug.— Ein Vierteljahr nach ſeinem Tode kam ſeiner Witwe ein kleines Buch in die Hand:„Friedrich Franz Friedmann und ſein Tuherkuloſe⸗ mittel“. Sie las es unter Tränen wie einen ſpannenden Kriminal⸗ roman. Da fand ſie alles wieder was ihr Mann ihr fahrelang epredigt hatte, ſo daß ſie es am Ende faſt ſelbſt geglaubt hatte. ier fand ſie alles widerlegt. Ob das Mittel an ſich gut oder ſchlecht ſei, das verſtand ſie nicht, das 0 ja auch Sache der Stu⸗ ten, aber die Methoden, mit denen die Aerzteſchaft verdächtigt worden war, mit denen durch Gründung eigener Zeitſchriften und eigener Vereine eine richtiggehende Organfſation zur Beunruhi⸗ ing der Tuberkuloſekranken und zu ihrer Zufahrung u den egen betrieben worden war, das konnte auch mit ihrem einfachen Faſſungsvermögen lese del und mußte es verurteilen. Und hier ſtanden nicht haltloſe Behauptungen, ſon⸗ dern genaue Angaben über die tauſendfältigen Prüfungen des en e das Hunderte von Aerzten an vielen Tau⸗ ſenden von Patienten fahre⸗ und fahrzehntelang zu erproben ver⸗ ſucht hatten. 93,4 der kontrollierbaren Fälle waren erfolglos be⸗ handelt, nur 5,0% werden gebeſſert und nur 1,625 geheilt! Und auch die ae en Anerkennungen und Erfolge im Ausland ſtellten ſich als Reklame, ja als Irreführung heraus. Durch Maueranſchläge 8255 man im Ausland vor Friedmann und ſei⸗ nem Mittel die Bevölkerung gewarnt!— Das Tuberkuloſe⸗Hilfswerk der NSV war 99 en Tage ver⸗ kündet worden, als die unglückliche Mutter die Broſchüre mit der Klarſtellung über das Friedmann⸗Mittel in die Hände bekam. Nun wußte ſie Beſcheid. Nun ging 5 ſchweren Herzens zwar, aber nicht ohne Hoffnung zu ihrer zuſtän igen Ortsgruppe der NS, um die Krankheit ihres Sohnes anzumelden und vertrauensvoll das Schick⸗ ſal ihrer ganzen Famklie in die Hände dieſer Volk fenen zu legen, die nach dem Willen des Führers über die Pflichtleiſtungen von Krankenkaſſen und anderen Organiſationen hinaus durch zu⸗ ſätzliche Hilfe und Betreuung den Gefahren dieſes Würgeengels Tuberkuloſe entgegenarbeiten, die Kranken retten und heilen, die Geſunden vor Anſteckung ſchützen und bewahren wollen Tuberkuloſe iſt eine heilbare Krankheit N. g — Fäurſorgeſtellen für eungenkranjñte N geben den beſten Rat ——— — Einheimiſcher Sport. Fußball Seckenheim— Hockenheim heißt die morgige Nachzüglerbegegnung aus der Ver⸗ bandsſpielſerie. Das Vorſpiel zeigte ſchon, daß Hocken⸗ heim eine flinke Kampfmannſchaft ins Feld ſtellt. Secken⸗ heim mußte unter den denkbar ungünſtigſten Amſtänden die Partie mit 4:1 verloren geben. Hockenheim hat ſich auf gleichem Niveau gehalten, während die Seckenheimer Mannſchaft einen„leichtſinnigen“ Spielabſchnitt einlegten, der ſie an die Abſtiegsgrenze gebracht hat. Für die einheimiſche Elf kann nur„Sieg“ auf der Parole ſtehen. Das Zünglein der Waage des Abſtiegs zeigt bedenklich mach dem Seckenheimer Fußballager. Rechneriſch wäre wohl noch eine Möglichkeit gegeben, die der Bezriks⸗ klaſſenerhalt durchblicken läßt— aber die Praxis— 2 Die Entſcheidung liegt in der Hand der Mannſchaft ſelbſt. Die Erwägung läßt für morgen ein großes kampf⸗ betontes Spiel erwarten. Hockenheim hat ſich rechtzeitig aus der Gefahrenzone herausgeſchafft, weshalb die Mann⸗ ſchaft unbefangen ins Gefecht ſteigen kann. Erwarten wir das Beſte— Glück auf. Das Spiel findet wegen des für nachmittags er⸗ 1 Spielverbot bereits vormittags um halb 11 Uhr att. P. S. Wie ſchon aus dem Anzeigenteil hervorgeht, muß das Fahrgeld für die Saarreiſe von allen Teil⸗ nehmern bis ſpäteſtens Sonntag abend im Vereinslokal „Zum Stern“ oder bei Max Wagner, Friſeur, einbezahlt werden. Die Reiſeteilnehmer⸗Liſten liegen dortſelbſt auf und mäſſen bis Mittwoch abgegeben werden. Wer ſich moch nicht eingetragen hat, muß dies bis ſpäteſtens Dienstag nachholen, ſonſt kommt die Fahrpreisermäßigung nicht in Frage. Fahrpreis hin und zurück nach Oberberbach— Neun⸗ kirchen ab Ludwigshafen 2.20 RM. Abfahrt Oſterſonntag vormittag 5.45 Uhr vom Lokal, Rückkunft Oſtermontag abend gegen 11 Uhr. 5 ch Handball. Tad. Ziegelhauſen— Tv. 98 Seckenheim Mit der Begegnung der Tgd. Ziegelhauſen und dem To. Seckenheim nehmen die diesjährigen Aufſtiegsſpiele für die badiſche Gauklaſſe ihren Anfang. Wie wir ſchon berichteten, ſtellt Ziegelhauſen einen äußerſt gefährlichen Sturm ins Feld, der neben einem allgemein anerkannten Schußvermögen noch einen Strafſtoßſpezialiſten in ſeinen Reihen hat, der weithin bekannt iſt,„Das lange Eck“ iſt meiſt das Ziel ſeines Bombenwurfes; das Beſtreben der Geſamtvertkeidigung muß dann eben ſein, wenigſtens bei Strafwürfen das kurze kaltzuſtellen, um dem Torwart die Gelegenheit zu geben, ſich auf das lange konzen⸗ trieren zu können. Hauptaufgabe der Geſamtläuferreihe muß eben ſein, die gegneriſchen Angriffe im Aufbau zu erſticken oder ſie wenigſtens vor der Abſeitslinie zum Stillſtand zu bringen. In ſolche Spiele muß man mit Syſtem eintreten; was man durch taktiſche Ueberlegenheit gewinnen kann, braucht nicht die Körperkraft, Schußvermögen und Aus⸗ dauer zu erreichen. Die Hoffnung, dieſes Spiel mit einem Sieg für den Mannheimer Bezirk abzuſchließen, beruht auf der Seckenheimer Stürmerreihe, die mit der nicht beſonders guten Verteidigung des Gegners beſſer fertig werden müßte, wie man es von dem noch ſo gefürchteten Sturm des Gegners mit der als gut bezeich⸗ nenden Verteidigung und Läuferreihe der Seckenheimer erwartet. Trotzdem wäre es verfehlt, Vorausſagen machen zu wollen, da in einem ſolchen Spiel nicht das tech⸗ niſche Können allein entſcheidet, ſondern von größtem Wert der Kampfgeiſt und das moraliſche Verantwortungs⸗ gefühl iſt. Die Chance, in die Gauklaſſe aufzusteigen, kommt nicht alle Tage; um ſo mehr muß die Kamerad⸗ ſchaft der Mannſchaft jeden zur höchſten Entfaltung ſeines ganzen Könnens und Wertes aneifern; denn ſo allein entſchädigt er ſeine Kameraden, die alles hergeben, um zu ſiegen. Wird letzte Bedingung von den Seckenheimern reſtlos erfüllt, ſo können ſie ruhigen Mutes in den Kampf ziehen, das Können der Mannſchaft wird dann Eport⸗Vorſchau Schon am letzten Wochenende haben die ſogen. Sommer⸗ Sportarten mit einem umfangreichen Programm eingeſetzt. Rad- und Pferdeſport traten mehr als bisher in Erſchei⸗ nung, und am zweiten April⸗Wochenende werden nicht hier allein die Veranſtaltungen fortgeſetzt, vielmehr ſtehen auch die übrigen Sportarten nicht zurück.— Vor allem hat der Fußball wieder ein volles Programm. Hier werden die Endrunden⸗ ſpiele um die Deutſche Meiſterſchaft mit acht Begegnungen, 7010 Großkämpfen, fortgeſetzt. Der Spielplan regelt ſie wie olgte: in Mannheim: VfR Mannheim— Phönix Ludwigshafen, in Düſſeldorf: Vfe Benrath— VfR Köln, in Ulm: BfB Stuttgart— 1. SW Jena, in Würzburg: Sp⸗Vgg. Fürth— FC Hanau 93, in Dortmund: Schalke 04— Hannover 96, in Hamburg: Eimsbütteler Tod.— Stettiner SC, in Berlin: Hertha BSC— Vork Inſterburg, in Leipzig: Polizei Chemnitz— Vorwärts⸗Raſ. Gleiwitz. Nach dem erſten Meiſterſchaftstag kann man ſich bercts ein ungefähres Bild von der Spielſtärke der 16 deutſchen Gaumeiſter machen. In der Gruppe 4 haben die Mann⸗ ſchaften, die am letzten Sonntag mit überraſchenden Ergeb⸗ niſſen aufwarteten, ſehr ſchwere Spiele zu beſtreiten. Hier kann der nächſte Sonntag alle bisher angeſtellten Berech⸗ nungen über den Haufen werfen. Im Mannheimer Stadion geben wir Phönix Ludwigshafen gegen den BfR Mannheim, der nach ſeiner Niederlage in Karlsruhe etwas aus dem Tritt gekommen ſein dürfte. eine beſſere Siegesausſicht. In Düſſeldorf dagegen müßte ſich der Nieder⸗ rheinmeiſter gegen den VfR Köln durchſetzen. In der an⸗ deren Gruppe, in der zwei ſüddeutſche Vereine ſpielen, iſt die Begegnung zwiſchen dem VfB Stuttgart und dem 1. SV Jena in Alm als vollkommen offen zu bezeichnen. Auch die Sp⸗Vgg. Fürth wird in Würzburg gegen den Nordheſſenmeiſter Hanau 93 einen ſchweren Stand haben, aber ſchließlich doch knapp erfolgreich ſein können. In den übrigen Endſpielen erwarten wir Schalke 04, Eimsbütteler Tod., Hertha BSC und Polizei Chemnitz erfolgreich. In Süddeutſchland werden neben dem in Saar⸗ brücken zum Austrag kommenden Gauſpiel zwiſchen Branden⸗ burg und Südweſt noch zahlreiche Geſellſchaftsſpiele ausge⸗ tragen, von denen wir folgende erwähnen: Sportfreunde Eßlingen— VfL Neckarau, Stuttgarter Kickers— Dresdner SC, Boruſſia Neunkirchen— 1. Fe Pforzheim, Fc Am⸗ berg— 1. Fc Nürnberg, Freiburger FE— Sc Freiburg, Eintracht Frankfurt— Racing Straßburg und Hanau 60⸗94 gegen Kickers Offenbach.— Die Aufſtiegsſpiele zu den vier ſüddeutſchen Gauligen werden in Südweſt und Württemberg mit folgenden Spielen fortgeſetzt: Südweſt: Opel Rüſſels⸗ heim— Germania Bieber, Polizei Darmſtadt— 04 Lud⸗ wigshafen; Württemberg: VfB. Friedrichshafen— VfR Schwenningen, Fc Tailfingen— SW Cannſtatt, FV Zuf⸗ fenhauſen— VfR Heidenheim. 5 Im Handball nimmt das Endſpiel um den deutſchen Handball⸗Pokal zwi⸗ ſchen den Gauen Brandenburg und Nordmark in Magdeburg das meiſte Intereſſe für ſich in Anſpruch. Beide Vertretungen haben ihre Mannſchaften ſehr ſorgfältig ausgewählt. Im Hockey verdient der Damen⸗Länderkampf zwiſchen Deutſchland und England, der auf dem Platz des Berliner SC aus⸗ RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Bauernfunk, Wetter; 6.10 Choral, Morgenſpruch; 6.15 Gymnaſtik I; 6.30 Zeit, Wetter, Frühmeldungen; 6.45 Gym⸗ naſtitk 11; 7 Frühkonzert; 8.15 Gymnaſtik für die Frau; 8.30 Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 10 Nachrichten; 11.15 Funkwerbungskonzert; 11.45 Wetter, Bauernfunk; 12 Mil⸗ tagskonzert 1: 13 Zeit, Saardienſt; 13.05 Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 16 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 14. April: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wetter; 8.20 Gymnaſtik; 8.40 Bauer, hör zul; 9 Evangeliſche Morgenfeier; 9.45 Chöre von Heinrich Schütz: 10.15 Morgen⸗ konzert; 10.45 Deutſches Volk— deutſches Erbe; 11.30 Trauerhymne; 12.15 Standmuſik; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Chorgeſang; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungs⸗ ſchlacht; 14 Kinderſtunde; 15 Die fünf Nürnberger Deutſch⸗ ſinger; 15.45 Viertelſtunde für Handel und Handwerk; 16 Nachmittagskonzert; 17.45 Feierabend beim Bauzug II, Hör⸗ bericht; 18.15 Ein Stelldichein Onkel Noltes mit der from⸗ men Helene, kleine Funkſchau; 19 Hier ſpricht Tirol; Hör⸗ folge; 20.30 Konzert, 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Zur Unterhaltung; 24 Nachtmuſik. Montag, 15. April: 8.35 Frauenfunk; 10.15 Kleine Sonate für Klavier und Violine; 10.35 Lieder; 10.50 Kleine Klavierſtücke; 14.15 Wiederſehnfeiern alter Frontſoldaten, anſchließend Sendepauſe; 15.15 Tante Näle erzählt; 15.30 Hochzeitsfeſt in Serbien, Schallplattenplauderei; 18 Eine tolle Fahrt ins Ausland, Hörſpiel; 18.30 Peter Anders ſingt; 18.45 Die Moralpauke; 19 Barnabas von Geczy und ſein Orcheſter ſpielen; 20.15 Fauſt, Urſendung; 22.30 Unter⸗ haltungsmuſik. Dienstag, 16. April: 8.35 Schallplatteneinlage; 10.15 Kompoſitionen von Hans Pfitzner; 14.15 Sendepauſe; 15.15 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 18 Fransſiſc 18.15 Kurz⸗ geſpräch; 18.30 Im Schuſterladen, Bericht; 19 Unterhaltung und Tanz; 20.15 Bunte Stunde; 21 Funkerpedition nach der Südſee; 22.30 Bach⸗Händel⸗Konzert; 23 Nachtmuſik. Mittwoch, 17. April: 8.35 Schallplatteneinlage; 10.15 Orgelmuſik: 10.30 Ungariſche Volkslieder und Zigeunerwei⸗ ſen; 10.45 Kompoſitionen von Georg von Albrecht; 14.15 Sendepauſe; 15.30 Kinderſtunde; 18 Lernt morſen; 18.15 Kurzgeſpräch; 18.30 Die Ballade vom tiefen Baß, Plauderei mit Schallplatten; 19 Kleine virtuoſe Stücke für Violine und Klavier; 19.30 Wie wird das Dritte Reich regiert?; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Lachender Funk; 22.30 Unterhaltungskonzert. getragen wird, Haupterwähnung. Die deutſchen Frauen haben bisher noch keinen Länderkampf verloren und wollen dieſen Ruhm natürlich auch gegen England verteidigen. Im Turnen gibt es einen Drei⸗Gaukampf in Koblenz, den die Turner der Gaue Mittelrhein, Nordheſſen und Südweſt beſtreiten. In jeder Mannſchaft ſtehen gute Könner, ſo daß auch mit guten Leiſtungen gerechnet werden kann. Im Boxen tragen Deutſchland und Ungarns Amateure am Samstag in Budapeſt einen zum Wettbewerb der Mitropa⸗Pokal⸗Kämpfe zählenden Länderkampf aus. Im Radſport intereſſiert in erſter Linie das erſte deutſche Straßenrennen für Berufsfahrer, 260.5 Kilometer von Berlin über Cottbus nach Berlin zurück. Boxkampf Nordheſſen Baden Badens Mannſchaft. 5 Badens Amateurborer unternehmen zum Monatsende eine Reiſe in den Gau Nordheſſen, die vier Kämpfe in Kaſſel (25. April), Marburg(26. April), Gießen(27. April) und Hanau(28. April) umfaßt. 105 Kaſſel wird am 25. April die ſtärkſte nordheſſiſche Staffel Gegner der Badener ſein, bei den übrigen Kämpfen treffen die Gäſte auf Auswahl⸗ mannſchaften der betreffenden Bezirke und Kreiſe. Badens Mannſchaft wird die Reiſe in folgender Beſetzung unter⸗ nehmen: Fliegengewicht: Weber⸗Karlsruhe, Bantamgewicht: Baiker⸗Mannheim, Federgewicht: Hofmann⸗ Mannheim, Leicht⸗ gewicht: Hettel⸗Karlsruhe, Weltergewicht: Köhler⸗Mannheim, Mittelgewicht: Kahrmann⸗Karlsruhe, Halbſchwergewicht: Maier⸗Mannheim, Schwergewicht: Thieß⸗Mannheim. Deutſches Nachrichtenbüro Das Heim der Olympia⸗ Ruderer. Mußeſtunde zwiſchen harter Trainingsarbeit. In Grünau auf der klaſ⸗ ſiſchen Regattaſtrecke be⸗ gann ein Olympia⸗Vor⸗ dereitungslehrgang für Skuller. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Bauernfunk; 6.15 Gymnaſtik 1; 6.30 Gymnaſtik II; 6.50 Zeit, Wetter; 6.55 Morgenſpruch; 7 Frühkonzert; 8.15 Fmynaſtik; 10 Nachrichten; 10.15 Schulfunk; 11 Werbe⸗ konzert; 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wel⸗ ter; 11.45 Sozialdienſt; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nach⸗ richten; 18.10 Lokale Nachrichten; 13.15 Mittagskonzerkz 14.15 Zeit, Nachrichten; 14.30 Wirtſchaftsbericht; 14.45 Zeit; Wirtſchaftsmeldungen; 14.55 Wetter; 17 Nachmittagskonzert, 18.45 Das Leben ſpricht; 18.55 Wetter, Wirtſchaftsmeldungeß, Programmänderungen, Zeit; 20 Zeit, Nachrichten. Sonntag, 14. April: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wek⸗ ter; 8.20 Gymnaſtik; 8.45 Choralblaſen; 9 Kath. Morgen- feier; 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 10.15 Bekenntniſſe zut Zeit; 10.30 Chorgeſang; 11.10 Der Geburtsbaum, Erzäh⸗ lung; 11.30 Trauerhymne; 12.15 Tanzmuſik; 13 Ein Arbeiter erzählt aus ſeinem Leben; 13.15 Mittagskonzert: 14 Kinder⸗ funk; 15 Stunde des Landes; 16 Nachmittagskonzert; 1 Jugendfunk, 18.30 Willi Domgraf⸗Faßbaender ſingt; 1 Der Fluß erwacht, Funkſpiel; 19.45 Sport; 20 Polenblut, Operette; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Wetter, lokale Nach richten, Sport; 22.20 Sportſpiegel des Sonntags; 23445 Unterhaltungs- und Tanzmuſik; 24 Internationale Operl⸗ erfolge. Montag, 15. April: 10.45 Praktiſche Ratſchläge ft Küche und Haus; 15.15 Kinderfunk; 15.30 Jugendfunt; 5 Lied und Volkstanz der Auslandsdeutſchen; 16.30 Bücher⸗ funk; 16.50 Einmaleins für die Gartenfreunde; 18.30 Il gendfunk; 18.45 Das Leben ſpricht; 19 Barnabas von Geczh und ſein Orcheſter ſpielen; 20.15 Brücke und Zinne, ewiges Los des deutſchen Weſtens; 21 Vom Menuett zum Fortrol, bunte Folge; 22.20 Lieder und Klaviermuſik; 23 Fröhlicher Klang zur nächtlichen Stund. Dienstag, 16. April: 10.45 Praktiſche Ratſchläge 55 Küche und Haus; 15.15 Die deutſche Frau; 16 Klaviermuſtk 16.30 Geſchenkbücher für Oſtern und zur Schulentlaſſung; 16.45 Aus der Geſchichte unſerer Gebäcksformen, Plaudeter 18.30 Zum 50. Todestag von Guſtav Nachtigal; 18.45 Aber glaube und altgermaniſche Naturreligion, naturgeſchichtlihe Betrachtung; 19 Anterhaltungskonzert; 20.15 Frühlings rade; 20.50 Auf dem Heimweg, Arbeitergeſpräche 21.1% Muſikaliſche Kurzgeſchichten; 22.20 Frühling auf den Bergen; 23 Nachtznuſik; 24 Deutſche Soliſten von Weltruf. Mittwoch, 17. Apeil: 10.45 Praktiſche Nalſchlage ft Küche und Haus; 15.15 Alte Hausmuſik zur Paſſionig 16 Kleines Konzert; 16.30 Aus geit und geben, le Offenbach, die Stadt des Leders; 10 Unterhaltungskorut, 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Lachender 15 22.20 Hier hab ich ſo manches liebe Mal...., Hochi 23 Tanzmuſik. r c ¼P“LÜNA]ͥꝗln]ð̈ͤ] Als in Verſailles den Unterlegenen des Weltkrieges der„Frieden“ diktiert wurde, ſetzte man den vielen Ungeheuerlich⸗ keiten der Diktate die Wehrlosmachung der Gegner voraus.„Um die allgemeine Ab⸗ rüſtung“ einzuleiten, zerſchlug man die Volksheere Deutſchlands, Oeſterreichs, Un⸗ garns und Bulgariens, zwang dieſen Staa⸗ ſen eine ihnen völlig fremde Wehrverfaſ⸗ ſung auf und begrenzte nicht nur das Ma⸗ terial auf ein Minimum, ſondern auch die zahlenmäßige Stärke des Heeres. Das alles iſt bekannt: Deutſchland wurde gezwungen, ein Freiwilligenheer aufzuſtellen, nicht ſtär⸗ ker als einhunderttauſend Mann, ausge⸗ rüſtet nur mit Gewehren, Maſchinen⸗ gewehren und leichten Geſchützen, deren Zahl noch vorgeſchrieben wurde. Viel iſt darüber geſchrieben worden, noch mehr über die ſich aus dem Verſailler Diktat ergebenden Folgen für Deutſchland und für die anderen; unendlich viele Reden wurden in den letzten fünfzehn Jahren ge⸗ halten, Tinte iſt in Strömen gefloſſen, um die„Diktatoren“ von Verſailles zu ver⸗ anlaſſen, ihre übernommenen Verpflichtun⸗ gen zu erfüllen— denn es hieß ja:„Um die allgemeine Abrüſtung einzuleiten“—: alles war vergeblich. Nicht nur entzogen ſich die übrigen Staaten der Verpflichtung zur Abrüſtung, ſondern ſie rüſteten mun⸗ ter auf. Wieder Wehrhoheit Das alles iſt bekannt; aber man muß dieſe Vorgänge immer wieder ins Gedächt⸗ nis zurückrufen, ſeit die„Diktatoren“ von geſtern aufſchreien. Was Deutſchland ſeit fünfzehn Jahren vorenthalten wurde, hat ihm nämlich die Proklamation des Führers vom 16. März wiedergegeben: die Wehr⸗ hoheit! Nicht mehr die Nutznießer des ein⸗ ſtigen Diktates vermögen Deutſchland eine Form ſeiner Wehrmacht aufzuzwingen, ſon⸗ dern Deutſchland beſtimmt kraft eigenen Rechtes dieſe Form: die allgemeine Wehr⸗ pflicht. Und die anderen ſind des Rechtes entkleidet worden zu beſtimmen, wie ſtark dieſe Wehrmacht ſein ſoll; denn die Prokla⸗ mation des Führers hat Deutſchland eine Wehrkraft gegeben, die wenigſtens in ab⸗ ſehbarer Zeit dem inmitten hochgerüſteter Staaten liegenden Reiche ein gewiſſes Maß von Sicherheit geben wird. Wie nur der Menſch gleichberechtigt iſt, der über die ganze Stärke ſeiner Wehr⸗ kraft unbehindert verfügen darf, ſo iſt erſt die Wehrhoheit der Ausdruck der wahren Souveränität eines Staates; wie nur der Menſch als wahrhaft frei gel⸗ ten kann, der ſich ſeiner Pflichten zur Verteidigung seiner Perſon und Sippe bewußt iſt, ſo kann auch nur der Staat wirklich frei ſein, in dem jeder wehrfähige 1 5 an der Verteidigung des Staates teilnimmt. So iſt die Wehrpflicht die heiligſte Pflicht eines jeden Staatsbürgers. Aber der Wehrdienſt iſt nicht eine Pflicht ſchlechthin, ſondern Krö⸗ nung der Rechte des Staatsbürgers, und deshalb Ehren⸗ dienſt. Und der Wehrdienſt iſt ſchließlich die Schule der Nation. Der junge Menſch wird hier zur Einordnung in die Gemeinſchaft erzogen, er erkennt ſeine Kraft und lernt, ſie dem großem Werke dienſtbar zu machen. Das verlangt Aufgabe perſönlicher Rückſichten und Unterordnung, aber dieſer Dienſt macht ihn erſt zum freien Manne. Im Germanien der Vorzeit durfte nur der Freie Waf⸗ fen tragen und führen, und nur der Freie verteidigte die Sippe und den Stamm. Wollen wir hier die Wiege der allgemeinen Wehrpflicht ſehen? Auf jeden Fall war den Germanen Wehrdienſt ein heiliger Ehrendienſt. Tatſäch⸗ lich ſtand die Wiege der modernen Wehrpflicht in Mittel⸗ europa. Im alten deutſchen Kaiſerreich der Zerfallzeit führ⸗ ten deutſche Städte und dann flandriſche und oberitalieniſche einen Wehrdienſt ein, der die freien Bürger zur Verteidi⸗ des Herdes verpflichtete. Bekannt ſind die Eidgenoſ⸗ en der Hochlande, der Schweiz, die ſich aus freiem Ent⸗ uß, in freiwillig übernommener Pflicht zur erteidigung der Heimat zuſammenfanden. gr fen der Verfall des eiches wurde und die Gefahren für ſein Leben wuchſen, (Aufnahme: Atlantik.) deſto ſtärker beſann ſich das freie Volk auf ſeine Verpflich⸗ tung, Sippe und Stamm zu verteidigen, um das Reich zu retten. Die Wiege des Volksheeres Es iſt die Miſſion Preußens in Europa, die organi⸗ ſierte allgemeine Wehrpflicht als ein Inſtrument des Staates und des Friedens geſchaffen zu haben; aber die Wiege des Volksheeres ſtand nicht in Preußen, ſondern in dem Duodez⸗Fürſtentum Schaumburg ⸗Lippe, einem Länd⸗ chen von 340 Quadratkilometern Größe. Graf Wilhelm von Schaumburg führte ſchon um 1750 die allgemeine Wehr⸗ pflicht ein, nicht, um dem Beiſpiel 8 55 Fürſten Deutſchlands folgend, ſeine Landeskinder als Landsknechte an den Meiſtbietenden zu verkaufen, ſondern um jeden wehrfähigen Untertanen für die Landesverteidigung heran⸗ zuziehen. Was ſpäter das Merkmal jeder Wehrpflicht wurde: die Regiſtrierung der Wehrfähigen, Dienſt unter der Fahne und Ableiſtung von militäriſchen Uebungen, hat in Schaum⸗ burg⸗Lippe den Urſprung. Kein Geringerer als Friedrich der Große hat das Verdienſt des Grafen oft anerkannt, aber er ahnte ſicherlich nicht, daß nur wenige Jahrzehnte nach ſeinem Tode das Werk des Schaumburgers der Grundſtein 155 das neue Reich werden ſollte. Wir wiſſen, daß Gerhard ohann David Scharnhorſt der Vater der allgemeinen Wehr⸗ pflicht in Preußen iſt, und Scharnhorſt kam aus der Schule des Grafen von Schaumburg-Lippe. Wenn auf Preußens tiefſte Erniedrigung ſo ſchnell ſeine Wieder⸗ geburt folgen konnte, ſo nur dank der all⸗ gemeinen Wehrpflicht, die jeden Wehrfähi⸗ gen zum Schutze des Vaterlandes aufrief. Und daß gerade Deutſchland die Wiege der allgemeinen Wehrpflicht und des Volks⸗ heeres geweſen iſt, beweiſt nicht nur das hohe Pflichtbewußtſein des Deutſchen und ſeine innere Verpflichtung dem Staate gegenüber, es zeigt auch, daß unter dem Drucke von außen der Selbſtbehauptungs⸗ wille ſich in der Wehrbereitſchaft äußern mußte. Preußen als Vorbild Dem Beiſpiel Preußens ſind im Ver⸗ lauf des vorigen Jahrhunderts die meiſten Staaten gefolgt. Ueberall beſann man ſich unter dem Eindruck des preußiſchen Vor⸗ bildes auf die Pflicht des freien Bürgers zur Landesverteidigung. Und wenn die Welt willens war, über das— falſch ver⸗ ſtandene— Preußentum Hohn und Spott zu gießen, ſo hatte ſie doch verſtanden, daß ohne kompromißloſe Einordnung in und freudige Aufopferung für den Staat keine Nation und kein Staat beſtehen kann. Ja, die Welt eiferte dieſem verläſterten Vorbild nach, ſo daß ſogar alle jene Staaten, die dem „Gericht über Preußen“ ihre Geburt ver⸗ danken, ohne Ausnahme ihre Exiſtenz durch die allgemeine Wehrpflicht ſicherten. Von 46 Staaten der Welt haben heute — ohne Deutſchland— 28 das ſtehende Heer, aufgebaut auf der allgemeinen Wehr⸗ pflicht, mit einer Dienſtzeit von 1 bis 4 Jah⸗ ren. In ſechs weiteren Staaten beſteht eben⸗ falls die allgemeine Wehrpflicht, während ſich das Heer mehr oder weniger nach dem Milizſyſtem ergänzt. Ein Staat, und zwar die durch internationale Verträge neutra⸗ liſierte Schweiz, unterhält ein reines Miliz⸗ heer, wobei aber zu beachten iſt, daß in keinem Staate der Welt die Wehrpflicht ſo allgemein durchgeführt wird wie in der Schweiz, und daß mit Ausnahme Pren⸗ ßens nirgends ſonſt als in der Schweiz der Wehrdienſt ein Ehrendienſt für die Volks⸗ gemeinſchaft und den Staat iſt. Der organiſierte Lebenswille der Nir⸗ tion, nämlich der Staat, fordert den Dienſt aller Waffenfähigen, er bildet ſie ſoldatiſch aus und verlangt, daß ſie jederzeit bereit⸗ ſtehen für die Verteidigung der Heimat. Das iſt der Sinn der Wehrpflicht, wie ihn ſelbſt ſolche Staaten verſtehen, die aus Tra⸗ dition oder anderen Gründen in Friedens⸗ zeiten auf die Dienſtpflicht verzichten und ihre Sicherheit dem Freiwilligenheer anvertrauen, wobei jedoch betont wer⸗ den muß, daß— wie das Beiſpiel Englands beweiſt— in Zeiten der Gefahr die organiſierte Wehrkraft nur durch die allgemeine Wehrpflicht zu erreichen iſt. So haben zwar Auſtralien und Südafrika entſprechend dem engliſchen Vor⸗ bild ein Freiwilligenheer, aber gleichzeitig die Wehrpflicht für den Kriegsfall, und auch im freien Amerika, das ſchon dank ſeiner geſicherten geographiſchen Lage auf die Dienſt⸗ pflicht im Frieden verzichten und ſich mit einem Freiwilli⸗ genheer begnügen kann, beſteht die allgemeine Wehr⸗ pflicht in der Miliz. Die wenigen Staaten, die ihre Exiſtenz auch im Kriegsfalle dem angeworbenen Soldaten anver⸗ trauen, werden durch die Umſtände dazu gezwungen und ſehen ſich ſtändig bedroht. f Ohne Wehrpflicht gibt es keine Exiſtenz des Staates— das lehrt die Geſchichte und das bringt uns die Gegenwart immer wieder. zum Bewußtſein. Ohne den Wehr⸗ dienſt iſt keine Erziehung zum Staate und kein Opfer für den Staat denkbar. Nur wer durch den Wehrdienſt der Volksgemeinſchaft wirklich verpflichtet iſt, 7925 zum Staate und abe ein Weſen, nur wer duch den Wehrdienſt ſeine individuelle Freiheit opfert, hilft die Freiheit der Na⸗ tion begründen und erhalten. Erſt wahre Freiheit ſchenkt der Nation den ehrenhaften Frieden, und ſo iſt nichts beſſer gegart dem Vaterlande die friedliche Zukunft zu ſichern. als der Dienſt der 2 7 und wehrbereiten Männer. 5 iſt der Wehrdienſt ein Ehren ⸗ e n 8 0 2 8 2 Eine Geschichte von Withelm Weldin Noch vor der großen Kurve zehn Kilometer hinter Jer⸗ ſeye bemerkte Sybil, daß auf der Straße vor ihr etwas Un⸗ gewöhnliches im Gange ſein mußte. Wer immer es war, der herankommende Automobile warnen wollte, er hatte es in großer Eile getan, denn die loſe von einem Aſt über die Straße hängende Tafel mit der alarmierenden Aufſchrift „Achtung!“ war aus Pappdeckel, und das dreieckige inter⸗ nationale Warnungszeichen war mit einem Buntſtift auf⸗ gemalt. Sybil trat in die Bremſe. Der ſchwere Wagen verlang⸗ ſamte widerwillig ſeine Geſchwindigkeit. Es war höchſte Zeit, denn im nächſten Augenblick erblickte Sybil das Seil. Es war zwiſchen zwei Bäumen niedrig über die Straße ge⸗ ſpannt, und loſe daran war wieder eine Papptafel befeſtigt, die die ſeltſame Aufſchrift trug: Achtung! Sie werden erſucht, an Sie gerichteten Einladungen Folge zu leiſten! Der Wagen hielt, und im ſelben Augenblick trat ein junger Mann aus den die Straße begrenzenden Büſchen, öffnete die Tür und ſagte höflich, aber beſtimmt, auf einen alten verwitterten Vierſitzer deutend, der jenſeits des Sei⸗ les ſtand: „Darf ich Sie zu einer kleinen Fahrt in meinem Wagen einladen?“ Von einem Hügel nahe der Straße kam ein Mann ge⸗ laufen, ſprang über den Graben und ſetzte ſich an das Steuer des Vierſitzers, deſſen Motor knatternd anſprang. Sybil ſtieg aus und zuckte die Achſeln.„Es muß ein Genuß ſein, mit Ihrem Wagen zu fahren“, ſagte ſie. Der junge Mann verbeugte ſich.„Sie ſchmeicheln mir! Aber wollen Sie Ihren Wagen nicht abſperren?“ „Wozu?“—„Er könnte geſtohlen werden.“ „Wie pedantiſch Sie ſind!“ bemerkte Sybil. Sie ſperrte ihren Wagen ab, ging wortlos zu dem alten Vierſitzer hin⸗ über und ſetzte ſich auf den Rückſitz. Der junge Mann band das Seil von den Bäumen los, wickelte es ſorgfältig zuſam⸗ men und verſtaute es ſamt der Tafel in ſeinem Wagen. Mit einem melancholiſchen Seufzer ſetzte er ſich zu Sybil.„Fah⸗ ren wir, Joe!“ Der alte Kaſten ſprang mit einem Ruck an, der ſeine Inſaſſen beinahe von ihren Sitzen warf, und holperte rat⸗ ternd und klappernd mit einer halsbrecheriſchen Geſchwin⸗ digkeit über die Straße. Eine Weile ſaß Sybil ſchweigend neben dem jungen Mann. „Wohin führen Sie mich eigentlich?“ fragte ſie dann mit einem Verſuch, Kaltblütigkeit zu markieren. „Auf meine Jagdhütte in den Bergen“, gab der junge Mann höflich Auskunft“,„Sie ſind herzlich eingeladen, einen Tag in meiner Hütte zu verbringen. Ich hoffe, Sie neh⸗ men an.“ „Sie ſollten gedruckte Einladungen verſchicken, wenn Sie ſo ausgeſprochenes Talent zum Gaſtgeber haben“, ſagte Es war höchſte Zeit, denn im nächſten Augenblick er⸗ blickte Sybil das Seil. Sybil, ſparen.“ Der junge Mann errötete leicht.„Es iſt zu koſtſpielig“, ſeufzte er. Zum erſtenmal ſah ihn Sybil genauer ans Er war blond, ſonnenverbrannt, einfach, aber gut gekleidet und machte einen ſympathiſchen Eindruck. Ein merkwürdiger Gangſter! dachte ſie. Sie begann, ihn zu bemitleiden. Der alte Wagen, der inzwiſchen einen ſteilen Bergweg emporgeklettert war, hielt in dieſem Augenblick vor einer einfachen aber hübſchen kleinen Jagdhütte. „Hier ſind wir“, erklärte der junge Mann ſichtlich er⸗ leichtert, und half Sybil aus dem Wagen,„wollen Sie bitte eintreten, Mi ickombe? Nehmen Sie bitte Platz— ich werde einen ausgiebigen Lunch beſtellen.“ Sybil blieb allein und hatte Zeit ihre Lage in Ruhe zu überdenken. Sie betrachtete die Diele und fand ſie geſchmackvoll ein⸗ gerichtet. Auf dem Tiſch lagen eine Schachtel mit Zigaret⸗ ten und Magazine. Mechaniſch ſchlug ſie eins auf und fand auf der erſten Seite ihr Bild.„Miß Sybil Wickombe, die Tochter des bekannten Multimillionärs, eine der ſchönſten und charmanteſten jungen Damen der letzten Saiſon“, ſtand darunter. Sie klappte das e e zu und zündete ſich eine Zigarette an. Zufällig fiel dabei ihr Blick auf die gegenüberliegende Wand, und ſie entdeckte eine gerahmte Photographie von ſich. Gleichzeitig trat der junge Mann ein. Er hatte jetzt einen Smoking an und ſah ſehr nett aus. „Es iſt furchtbar aufmerkſam von Ihnen, daß Sie die Räume Ihres Hauſes mit den Bildern der Leute ſchmücken, die Sie entführen“, bemerkte Sybil ironiſch,„Sie müſſen einer ganz ſeltſamen und neuartigen Sorte von Gangſtern angehören.“ Der junge Mann ſah Sybil grenzenlos erſtaunt an. „Gangster 7 ſagte er,„entführt? Wovon ſprechen Sie, Miß Wickombe?“ „Hören Sie— Miſter— Miſter——„Jonny Rodwell.“ 5 „Sie ſind ein recht netter junger Mann, und wenn ich Sie anderswo kennengelernt hätte, würde ich Sie beſtimmt „es iſt höflicher und würde Ihnen viele Mühe er⸗ einmal zu einer Party eingeladen haben. Aber eins gefällt mir nicht: Sie lügen! Erſt ſchleppen Sie mich mit Gewalt hierher—“ „Gewalt? Wieſo? Ich habe eine Tafel mit der höf⸗ lichen Bitte, Einladungen Folge zu leiſten, auf die Straße gehängt, ſonſt nichts.“ „Aber das war doch eindeutig!“ „Zweifellos“, ſagte der junge Mann,„es war eine ein⸗ deutige Einladung. Sie konnten Sie annehmen oder aßp⸗ lehnen, ganz nach Ihrem Wunſch.“ „Und wenn ich mich geweigert hätte, hätten Sie be⸗ ſtimmt eine Piſtole gezogen.“ „Ich beſitze keine Piſtole.“ „Dann kann ich gehen, wann und wohin ich will?“ Der junge Mann ſah plötzlich beſtürzt und traurig aus. „Wenn es Ihnen hier nicht gefällt, ſelbſtverſtändlich“, ſagte er und ſtand auf. Sybil machte einen tiefen Zug an ihrer Zigarette und blieb ſitzen.„Sie ſind wohl ein wenig verrückt?“ fragte ſie teilnahmsvoll. ee „Und das wollten Sie mir ſagen?“—„Ja.“ Sybil ſchüt⸗ telte verſtändnislos den Kopf. „Aber warum haben Sie das in ſo gräßlich umſtänd⸗ licher Weiſe gemacht?“ fragte ſie mit ſanftem Vorwurf,„es gibt doch andere Möglichkeiten—“ „Nicht für mich. Sie vergeſſen, daß ich kein Geld habe.“ Sybils Brauen zogen ſich nachdenklich zuſammen.„Ich beginne langſam zu verſtehen“, ſagte ſie,„Sie hatten keine andere Möglichkeit, mich kennenzulernen.“ „Nein, gar keine. Ich habe Sie ſogar bisher nie von Angeſicht zu Angeſicht geſehen. Ich habe mich in Ihr Bild verliebt. Ich beſitze ſämtliche Magazine, in denen Sie abge⸗ bildet ſind. Sonſt kenne ich nur Ihren Hut und Ihre Hand⸗ ſchuhe. Das war das einzige, was ich ſehen konnte, wenn Sie jeden Donnerstag mit Ihrem Wagen aus der Stadt zurückkamen, denn der Landſitz Ihres Vaters iſt ja ganz nahe von hier. Ich kannte daher den Wagen.“ Sybil hatte ſich erhoben. Sie trat ganz nahe an den jungen Mann heran und ſah ihm gerade in die Augen. „Wiſſen Sie, was Sie getan haben? Man wird auf Wulle lac Skizze von Else Krefft-Stygamm Kann man das Lachen verlernen? Nur, weil das Leben ein bißchen drückt? Nur.. weil man keine Zeit hat und das alte Herz noch manchmal Sehnſucht ſpürt? Mutter weiß es ſelbſt nicht genau. Sie hat auch nicht Muße zum Nachdenken, ob es vielleicht Sehnſucht nach Vater iſt, der doch ſchon ſo lange tot iſt, nach ſtillen Wäl⸗ dern. Sie taumelt von einer Arbeit zur anderen und er⸗ ſchrickt vor eigenen Wünſchen wie vor einer großen Sünde. Die Kinder wünſchen ſich um ſo mehr. Aber das dür⸗ fen ſie auch. Sie verdienen viel Geld. Müſſen aber dafür im Büro ſitzen und in fremden Räumen unter einem frem⸗ den Willen arbeiten. Mutter kann doch wenigſtens zu Hauſe bleiben. Wa⸗ ſchen, kochen, bügeln, einkaufen und die Wohnung blank halten. Strümpfe ſtopfen, Wäſche flicken... es iſt alles nicht ſo ſchlimm wie Büro, meint ECläre. Und Fritz hat ganz recht, wenn man ihm die Ober⸗ hemden nie nach Wunſch plättet, ſie hat dankbar und ſtill zu 15155 wo ſie doch ganz von den großen Kindern erhalten wird. Aber nun kommt der Frühling! Und eine ganz dumme, närriſche Sehnſucht ins Himmelblaue. Und man verlernt 75 Lachen, wenn man nie dieſe Sehnſucht beſchwichtigen ann. Die Kinder merken es ſchließlich.„Iſt ja kein Wunder, Mutter, daß du nie raus kommſt bei dem ſchönen Wetter. Mit dem alten Kiff von Hut ginge ich auch nicht mehr an deiner Stelle. Kaufe dir doch endlich einmal einen neuen aber etwas Gutes...“ Und Cläre gibt fünf Mark, und Fritz gibt fünf Mark, das ſind zehn; das iſt ungeheuer viel für Mutter. Mutter iſt allein mit dem Gelde und ſehr aufgeregt. Ja, für zehn Mark bekommt man ſchon einen fürſt⸗ lichen Hut, den man ebenſo viele Jahre tragen kann. Aber es iſt doch ein Jammer, das ſchöne, geſchenkte Geld ſo fort⸗ zuſchmeißen. Dafür könnte man viel Nützliches haben. Einen Berg Lebensmittel bekommt man 5 für zehn Mark, und neue Gardinen für die Wohnſtube, und das ganze Jahr Blumen Zeichnung: Grunwald. Mutter lacht. der Straße meinen leeren Wagen inzwiſchen gefunden haben und die einzig möglichen Schlüſſe daraus ziehen Wiſſen Sie, was das für Folgen für Sie haben kann? Kein Menſch wird Ihnen Ihre verrückte Geſchichte glauben! Haben Sie an das gedacht— Sie dummer Junge, Sie“ „Nein“, ſagte der junge Mann verwirrt,„aber es iſt mir auch ganz gleichgültig. Wenn ich nur einen Tag mit Ihnen beiſammen ſein kann!“—— Das Geräuſch eines raſenden Motors hallte in der Stille der Berge wieder. Im nächſten Augenblick ſtürzte der Fahrer in die Diele. „Die Polizei!“ ſtammelte ſie,„drei Autos! Sie müſſen unſeren Spuren gefolgt ſein!“ Seine Augen, die auf die Tür gerichtet geweſen waren, weiteten ſich plötzlich. In der Tür ſtanden drei Polizeioffiziere mit vorgehal⸗ tenen Maſchinenpiſtolen.„Sie ſind Miß Wickombe?“ „Ja“, ſagte Sybil. „Welcher von den beiden Männern war an Ihrer Ent⸗ führung beteiligt?“ Sybil ſah von den Polizeioffizieren zu dem jungen Mann, der re⸗ gungslos daſtand. Einen Augenblick kämpfte ſie mit ſich. Dann lief über ihre Lippen jenes bezaubernde Lächeln, das ihr die Herzen aller alten Damen und — jungen Herren 9 Newyorks im 1 75 Sturm erobert 5 2 hatte.„Meine. 1 Herren“, ſagte ſie,. 1 D N. . N Y D Ns n 8 immer noch lä⸗ 7 chelnd,„ich muß 7 Ihnen das Ge⸗ 2 ſtändnis machen, daß ich mit Mr. Rodwell durchge⸗ brannt bin. Das 13 iſt wohl alles ein ul, wenig peinlich, 2. aber ich zweifle nicht daran, daß Mr. Rodwell alle Konſequenzen auf ſich nehmen wird.“ Zeichnungen(2): Grunwald. „Meine Herren“, ſagte ſie lachend, „ich muß Ihnen ein Geſtändnis machen.“ könnte man kaufen für Vaters Bilder und ſein Grab Ein neuer Hut aber iſt Leichtſinn. Mutter hat die Wohnung blank, beſieht ſich ſeufzend ihren„Kiff“, den die Kinder in Acht und Bann getan, und bürſtet fürs erſte den Staub ab. Dann gießt ſie ſich von Cläres koſtbarer Myrrhentinktur ein Teilchen ab und pin⸗ ſelt das Stroh, damit es wieder ſteif wird. Und dann kramt ſie in allen Käſten nach einer paſſenden Garnierung, um die ſchadhaften Stellen zu bedecken. Sie findet aber nichts als ein Knäuel wunderbar goldbraun ſchillernder Seiden⸗ ſtrümpfe der Tochter, Spitzen und Hacken durchlöchert, aber die Beinlinge ſehen wie koſtbares Seidenband aus. Mutter bekommt heiße Wangen und trennt, ſchneidet, beginnt, den alten Hutrand zu überziehen, um den Stroh⸗ kopf eine flotte Geſchichte herum in zarten Falten.. kein Menſch kann dabei Strümpfe ahnen. Und nun... nun lacht Mutter. Ganz laut und ver⸗ gnügt. Ueber eine ſchmerzhafte Kindererinnerung lacht ſie heute, die ihr plötzlich einfällt. Strümpfe auf dem Hut in ſo ſchwerer Zeit wie heute ſind lange noch nicht ſo ver⸗ 8 wie Handſchuhe auf einer Kappe in guten, alten eiten. Zwölf Jahre war Mutter damals alt. Und die Mama eine ſehr ſparſame und praktiſche Frau in dem kinderreichen Hauſe. Die wilde Aenne trug eine weiße, gehäkelte Kappe zur Schule, und weil die Freundinnen auf ihren Kappen bunte Seidenſchleifen hatten, begann zu Hauſe das Gequäle um ſo einen Kopfputz bei der Mutter. Und richtig.. eines Tages hatte die Schulkappe einen wundervollen roſenroten Kopfputz bekommen, und Aenne war ſelig. Aber weil man ſich auf dem Schulweg immer ſchubſte, und lieber ſprang, als ſittſam ging, war wohl dieſer Kopf⸗ putz ein bißchen ins Rutſchen gekommen. Die Mädels be⸗ annen mit einem Male zu kreiſchen, mit Fingern auf Aenne zu zeigen, von der Pferdebahn grinſten die Men⸗ ſchen herunter, und ein Trupp Jungens zog neben Aenne her und johlte:„Ho... ho.. kieke mal, wat die uff ihrer Mütz druff hat Das arme Mädelchen riß ſich ihr Schmuckſtück vom Kopf. Ja.. was ſaß denn da oben zum Gaudium aller? Nichts anderes als ein roſenroter Handſchuh. Oder waren es gar zweie? Die Mama hatte ſie früher einmal zum getragen. Bis die Finger platzten. Und weil es ſo herr⸗ liche und glänzende Seide war und das Band teuer, konnte man ganz gut die kaputten Stellen nach innen nähen, Rar außen herrliche Tuffe und Schleifen auf Aennes appe. i Leider, leider aber waren ſie auf dem Schulweg ins Rutſchen gekommen, dieſe roſenroten Ballhandſchuhe, und nun ſtanden alle Finger kriegeriſch nach oben gerichtet auf Aennes Kappe, die ſich in jener entſetzlichen Blamage natür⸗ lich damals mit Selbſtmordgedanken trug. Und heute? Heute, nach fünfzig Jahren, lacht man gottlob darüber und hat den Kinderſchmerz vergeſſen. Hat Mamas Sparſamkeit geerbt, und garniert ſich Strümpfe auf den Frühlingshut. Vergißt die große Sehnſucht ins Himmelblaue und denkt nur noch an das Gute, was man im Leben gehabt. Und hat man es heute nicht auch no ſehr gut, wenn man zehn Mark in einer Stunde ſpa⸗ ren kann, für die hundert andere Freuden erblühen können?. Jetzt iſt Mutters Hut fertig, und es kann nichts damit paſſieren wie damals mit den Handſchuhen auf der Kappe. Man läuft nicht mehr wie eine Wilde durch die Straßen, man kann auch nicht mehr über Menſchenſpott weinen. „Mutter lacht“, ſagt Cläre zum Bruder, als ſie aus dem Büro heimkommen.„Mutter hat ſich einen fabelhaften Hut geleiſtet.“ Ja.. Mutter lacht. Den ganzen 285 und noch viele 17 0 hinterher. f Denn es merkt keiner die mit Hilfe der Strümpfe er zielte Veränderung des alten Hutes. 5 f Nur daß Mutter froh iſt und daß es Frühling wird eee 5 if r —— 8 O0 EN ZCUCKON TS AOMAN (Schluß.) Ein heiſerer Schrei, halb Drohung, halb Lachen, brach aus ſeinem Halſe. „Hüten ſoll ich mich?... Hüten? Vor wem?... Vor euch Unſichtbaren da oben?! Haha Kommt heraus, ihr geheimnisvollen Mächte, aus euren Verſtecken. Kommt! Ich will mit euch kämpfen! Ha haha... wo ſeid ihr? Kommt!. Habt ihr Furcht... Haha.. Ich laſſe mich von euch nicht äffen. Ha... ha... haha... Ich nicht!“ Ein Wetterleuchten, ein Blitzſtrahl weit draußen am Horizont ließ Atma erſchauern. „Erik Truwor, laß dich warnen. Sahſt du das Zeichen, das geſchehen?“ „Ha.. ha! Du Blinder, du Abergläubiſcher. Das harmloſe Wetterleuchten ſoll wohl ein Zeichen von deinem Schickſal ſein. Ha.. ha.. Ihr Toren.. hinter jedem Naturvorgang, den euer kümmerliches Hirn nicht begreift, ſeht ihr etwas Geheimnisvolles. Uebernatürliches und wenn es euch paßt, einen Wink des Schickſals, dem ihr euch beugt.. dem ihr euch fügt... Ich will mich nicht fügen.. ich nehme den Kampf mit euch auf.. ich forme mein Schickſal nach meinem Willen!... Wehe, wer mich ſtörtl... Wehe euch da oben.. ich fürchte euch nicht hütet euch vor mir... Hütet euch. Ich komme über euch mit meiner Macht, die größer, als die Welt ſie je geſehen!“ Schauerlich, wie ein Kriegsruf hallten die letzten Worte Erik Truwors in die ſtille Polardämmerung. Und plötzlich eilte er ſpringend und ſtürzend den ſteilen Hang des Eis⸗ berges hinunter und verſchwand in der Höhle, die den Rapid Flyer barg. Mit wankenden Knien folgte Atma ſeiner Spur. Sah, als er auf dem flachen Eiſe ankam, gerade, wie Erik Truwor das Flugſchiff aus ſeinem Verſteck ins Freie brachte. „Wohin, Erik? Wohin?“ Atma rief es mit verlöſchen⸗ der Stimme. „In den Kampf!“ Erik Truwors Stimme klang wie einſt der jauchzende Kriegsruf der alten Waräger.„In den Kampf! Mit denen da oben! Heißa!... Jetzt wehrt euch... Erik Truwor kommt.. der Große kommt.“ Atma ſah, wie Erik Truwor den großen Strahler in den Rapid Flyer hob und alle Vorkehrungen traf, die Kabine zu verſchließen. Betend faltete er die Hände. Er erhob ſich von den Knien und ging mit ausgeſtreckten Händen auf Erik Truwor zu. Alle Kräfte ſeines Geiſtes waren aufs höchſte geſpannt. Alles, was ſie herzugeben vermochten, konzentrierte er mit ſtärkſter Energie auf den Willen, Erik Truwors verwirrten Geiſt zu zwingen. Mit einem Sprunge hatte ſich Erik Truwor gedreht und den bannenden Blicken Atmas entzogen. Mit ſchaurigem Hohngelächter ſprang er in die Kabine und warf die Tür hinter ſich zu. Zerbrochen, beſiegt, geſchlagen ſtand Atma. Der Rapid Flyer verließ den Boden und ſchoß in die Höhe. „Erik... Erik Truwor!“.. Der Ruf Atmas verhallte ungehört in der eiſigen Luft. Schon ward das Flugſchiff klein und immer kleiner. Jetzt nur noch ein Punkt Jetzt nicht mehr ſichtbar. Demütig ſenkte Atma ſein Haupt vor dem Willen des Schickſals. Er ging in den Berg zurück. Da fand er den Fernſeher, fand den kleinen Strahler und ſuchte am däm⸗ mernden Himmel, bis das Bild des Flugſchiffes gefaßt war und auf der Mattſcheibe erſchien. Da... Einen Kampf ſahen ſeine Augen... Einen Kampf, wie ihn noch nie ein Sterblicher erſchaut... Einen Kampf gelenkter und gebän⸗ digter Naturgewalt gegen die feſſelloſen Naturkräfte des Firmaments. Een Schrei rang ſich aus Atmas Bruſt 1 ſprach aus ſeinen Zügen... Seine Zunge ſtammelte Ge⸗ bet... Hilferuf... Er barg das Geſicht in den Händen, um das grauſige Bild nicht weiter zu ſehen. 2 Als die Tür des Rapid Flyers ins Schloß fiel, ließ Erik Truwor die Turbinen anſpringen. In jähem Aufſtieg ſtürmte die Maſchine in die Höhe, brachte Kilometer um Ki⸗ lometer unter ſich. Schon ſtand der Sonnenball, der dort unten bereits zur Hälfte vom Horizont verdeckt wurde, wieder frei über der Kimme. Erik Truwor ſtand am Steuer, blickte nach oben und ballte die Fäuſte, als drohe er einem unſichtbaren Feind. Ein einziger Gedanke beherrſchte ſein krankes Gehirn: ach oben.. immer höher nach oben Der Flieger ſtieg und ſtieg. Aber er war nur gebaut, fle Höhe von dreißig Kilometer zu erreichen, in ihr zu iegen. Erik Truwor ſah am Höhenmeſſer, daß die Maſchine langsamer ſtieg, daß die Kraft der Turbinen nachließ. „Haha.. haha.“ Wieder entquoll jenes dumpfe ſchau⸗ rige Gelächter ſeinen Lippen „Menſchenwerkl... Tand.. Sie können nicht weiter. Ihre Macht iſt zu Ende.. Aber ich, ich habe die Macht haha.. ich ſteige, bis ich euch unter mir habe... ihr da en 277 Wit geſchickten Griffen entfernte er die Sperrungen an den Schalthebeln des Strahlers. Und konzentrierte dann die Energie in den Druckkammern der großen Turbinen. Schon war es geſchehen, ſchon war die Wirkung zu mer⸗ zen. Die. begannen, ſich in raſendem Wirbel zu drehen, riſſen die Prapeller in gleichem Tempo mit ſich. Der Rapid Finer ſtieg, und das Land weitete ſich. Schon 8 KHometer erklommen. Die nördlichen Kü⸗ der Kantisente wurden ſicktbar, mehr zu ahnen als zw erblicken. Anter dem raſenden Spiel der Propeller dröhnte und kame der meteflene Numapf des Rapid Flyers wie eine hetzten Tieres. A DON geſpannte Saite. Jäh miſchte ſich ein ſcharfer Klang, ein harter Schlag in das Singen des Rumpfes. Erik Truwor trat einen Schritt zurück. Dicht neben ihm zeigte die Alu⸗ miniumwand eine ſchwere Einbeulung, als ob ein großer Stein ſie von außen getroffen hätte. In das Dröhnen des getroffenen Rumpfes miſchte ſich das dumpfe ſchaurige Lachen Erik Truwors. „Ihr droht mir... ihr wagt, mir zu drohen... ihr wagt, mein Schiff zu berühren.. wartet ih ihr Ich werde euch brennen Ein neues Dröhnen, eine neue Beule im Rumpfe des Rapid Flyers. An der eingebeulten Stelle war das Metall bis zur Rißbildung gereckt. Noch ein wenig mehr, und der Rumpf wurde undicht, die Sauerſtoffatmoſphäre ſeines Innern entwich in die luftleere Umgebung Und dann ein drittes Mal. Eine neue ſchwere Ein⸗ beulung. Erik Truwors Geiſt begriff die fürchterliche Gefahr nicht mehr, in die er ſich ſo mutwillig begeben hatte. Das Flug⸗ ſchiff ſtürzte, während die Sekunden ſich zur Minute ballten. Ein Meteorit von Fauſtgröße durchbrach die Decke des Flug⸗ ſchiffes und traf den Hebel des Strahlers... Die Energie von zehn Millionen Kilowatt explodierte im Flugſchiff, im Strahler ſelbſt... Eine Feuerwolke, wo eben noch der Flie⸗ ger durch den Raum ſtürzte. So ſchnell, wie das Feuer am Himmel entſtand, ver⸗ ſchwand es auch wieder. Nur das Nichts blieb übrig. Der leere Raum. Nichts mehr vom Rapid Flyer, von ſeinem Inſaſſen und vom Strahler. Die letzten Ausläufer der ſchweren Exploſion erreichten noch die unteren Schichten der Atmoſphäre. Ein Sturm jagte über das Schneefeld und ließ die Flanken des Eis⸗ bergs erzittern. Ein Schüttern und Dröhnen ging durch das Eismaſſiv. Ein Aufruhr aller Elemente begleitete den Untergang deſſen, dem das Schickſal eine ſo unendliche Macht anvertraut hatte. In der neuen Regierung übernahm Gloſſin das Mini⸗ ſterium des Aeußern. Aber er fühlte vom erſten Tage ſeiner Amtsführung an, daß er auf unſicherem Boden ſtand. Als ſein Kraftwagen ihn in der Abendſtunde des 20. Auguſt über den Broadway fuhr, feſſelte eine neue Ausgabe der Abend⸗ zeitungen ſeine Aufmerkſamkeit. Er ſah auf der erſten Seite ein Porträt, hörte, wie die Zeitungsboys die Ueberſchriften ausriefen:„Aus dem Vorleben unſeres Außenminiſters!!“ Er ließ das Auto halten, um ein Blatt zu kaufen. Hörte, während er es erſtand, aus dem Geſchrei der Boys eine Fülle anderer Ueberſchriften. „Bekommt von England nicht genug!... Die Millionen aus Japan!... Doppelſpiel vom erſten Tage!.. Engliſcher Abkunft!... Amerikaniſcher Bürger!... Japaniſcher Spion!... Der Bravo des Diktators!.. Er verrät wei⸗ ter!.. Wen verrät er?... Das amerikaniſche Volk!“ Der Mann, der das geſchrieben hatte, mußte ihn und ſein ganzes Vorleben unheimlich genau kennen. Da war keiner ſeiner ſchlimmen Streiche vergeſſen, keine ſeiner Ver⸗ rätereien und Meinungsänderungen ausgelaſſen. In ſchlich⸗ ter Sprache legte der Verfaſſer das Treiben Gloſſins vom erſten Tage ſeiner Tätigkeit in San Franzisko bis zu ſeinem letzten Doppelſpiel. Dr. Gloſſin verließ ſeinen Wagen auf dem Flugplatz. Was tun? Eine neue Revolution verſuchen? Er verwarf den Gedanken ſo ſchnell, wie er ihm gekommen war. Jetzt gerade nach Waſhington und den anderen die eiſerne Stirn gezeigt! Hatte er nicht die Revolution gemacht? Was waren die anderen ohne ihn? Mit feſtem Schritt betrat er das Sitzungszimmer im Weißen Hauſe. Kühle Worte und kühle Mienen. Es war klar, daß der Artikel hier bereits bekannt war. Deshalb zog er das Blatt aus der Taſche und warf es auf den Tiſch. „Den Wiſch kaufte ich vor einer Stunde auf dem Broad⸗ way. Schwindel natürlich! Alles Schwindel!“ Drückendes Schweigen folgte ſeinen Worten. Bis Wil⸗ liam Baker die Frage ſtellte:„Alles...“ Das war der kritiſche Moment. Mit eiſerner Stirn mußte Gloſſin ſofort ein einziges Wort ſagen:„Alles! Ich bin bereit, mich von jedem Verdacht zu reinigen.“ „Es wäre im Intereſſe des Anſehens der Regierung ſehr erwünſcht, wenn Sie das könnten.“ William Baker ſprach die Worte langſam, während er eine Mappe ergriff, aufſchlug und vor Gloſſin hinſchob. Der Doktor warf einen Blick darauf, und der Herzſchlag ſtockte ihm. Die Korreſpondenz, die er bis in die letzten Tage draht⸗ los mit England geführt hatte. Chiffriert natürlich. Ein Dechiffreur von Gottes Gnaden hatte den geheimen Schlüſſel rekonſtruiert und alles entziffert. Hier ſtanden die Depeſchen, wie er ſie aufgegeben und empfangen hatte. Daneben der wahre Sinn, der vernichtend für ihn war. Dr. Gloſſin ließ ſich auf dem nächſten Stuhl nieder. Er fühlte, daß ſein Spiel verloren war. Wie aus weiter Ferne klangen die Worte William Bakers an ſein Ohr: „Ihre Haltung beſtätigt mir die Richtigkeit der Ankkla⸗ gen. Wir haben unſere Maßnahmen getroffen. Sie können aus dieſem Zimmer als Unterſuchungsgefangener des Staats⸗ gerichtshofes hinausgehen... oder. als freier Mann, um ſofort ein Flugſchiff zu beſteigen und die Union für immer zu verlaſſen. ofür entſcheiden Sie ſich?“ Dr. Gloſſin blickte um ſich unt den Augen eines ge⸗ Von irgendeiner Stelle erwartete er Bei⸗ ſtand Hilfe. zum mindeſten Mitleid. Und fand überall nur ſtarre, abweiſende Blicke. Er entſchloß ſic zur Ant⸗ wort:„Für das letztere“. 5 William Baker drückte auf einen Knop. „Herr General Cole, laſſen Sie Herrn Dr. Gloſſin zum Schiff bringen.“ Der General nahm den Auftrag entgegen. * Ein ſchöner Septembermorgen lag über dem Park von Maitland Caſtle. Der blaugoldene Frieden des lichten jun⸗ gen Tages verſchönte den Park. Diana Maitland wanderte raſtlos durch die verſchlungenen Wege der Anlagen. Der Friedensvertrag war unterzeichnet. Der Herr von Maitland Caſtle kehrte in ſein Haus zurück. Eine Geſtalt feſſelte Dianas Aufmerkſamkeit. Sie ſah einen Mann dem Gitter näherkommen. Nun erkannte ſie die dunkle, bronzefarbene Haut, dachte, das müſſe wohl ein Inder ſein. Und dann ſtand die Geſtalt auf dem Parkweg dicht vor Diana Maitland, grüßte ſie durch eine tiefe ſtumme Verbeugung nach indiſcher Sitte. Diana raffte ſich zur Frage zuſammen: „Was ſuchen Sie hier?“ „Ich ſuche Jane Bursfeld.“ In jähem Schreck zuckte Diana zuſammen. „Was wollen Sie von Jane Bursfeld?“ „Ich will ihr ſagen, daß Silveſter Bursfeld tot iſt.“ „Tot!... Silveſter Bursfeld iſt tot?“ Ihre Blicke hingen wie gebannt an den glänzenden Augenſternen des Inders. Was verbarg ſich noch hinter dieſer hohen Stirn? „Wer ſind Sie?“ „Ich bin Soma Atma, Silvefter Bursfelds Freund.“ Langſam, ſchwerflüſſig wie die Perlen eines Roſenkran⸗ zes fielen die Worte von den Lippen des Inders, und bei jedem Wort wich Diana einen Schritt weiter von dem Sprechenden zurück, hob abwehrend die Hände, als erſchreckte ſie vor jedem neuen Wort, das Atma ſprach. „Sie ſind Soma Atma?... Einer von den dreien?“ „Der Letzte!“ „Der Letzte?“ Schweigend neigte ſich Atma, die Arme über der Bruſt verkreuzt. „Die anderen? o „Tot. beide tot?... Auch Erik Truwor tot?) „Er frevelte und ſtarb...“ Mehr taumelnd als gehend erreichte Diana die nahe Bank. Sie hörte nicht das Signal des Autos, das ihren Gatten brachte. Sie ſah nicht, wie er den Wagen verließ. Sie ſah nicht, wie er verwundert.. erſtaunt ſtehenblieb, wie Atma an ſeine Seite trat und beide auf dem Wege, der zum Schloß führte, hin und her gingen. Sie gewann die Herrſchaft über ihre Sinne erſt wieder, als der Ruf ihres Gatten ihr Ohr traf. „Diana was Behutſam führte Lord Maitland Diana zu der Bank zurück. Er wollte ſprechen und kam nicht dazu. Sein Weib hing an ſeinem Hals, umſchlang ihn mit den Armen, als ob ſie ihn erdrücken.. als ob ſie ihn nie wieder laſſen wollte. Die Gegenwart Atmas brachte ſie in Raum und Zeit zurück. „Wo iſt Jane Bursfeld?“ Wie ein kaltes Wehen ſtrich es über ihre glühenden Herzen. „Jane?“... Diana ſprang auf. „Arme Jane! Ich will euch zu ihr führen.“ Langſam und zögernden Schrittes ging ſie vor den beiden Männern nach der Blutbuche hin, bei der ſie Jane wußte. Bei dem Klang der nahenden Schritte blickte Jane empor. Ihre Augen wanderten von dem einen zum ande⸗ ren. Dann erkannte ſie Atma, ſprang auf und lief ihm entgegen. „Atma! Atma! Du.. du hier?“ Glück und Freude ſtrahlten auf ihren Mienen. „Atma, du biſt hier? Wo iſt Silveſter? Wo haſt du Silveſter?... Wann kommt er?. Wann holt er mich?“ Atma ſtand unbeweglich. Mit beiden Armen hatte er die Geſtalt aufgefangen, als ſie ihm entgegenlief. Sie hing an ſeinem Halſe. Er hielt ſie nur noch mit der Linken um⸗ ſchlungen. Drückte die Linke feſt auf ihr Herz, während er mit der Rechten das zarte blonde Haupt auf ſeine Schul⸗ ter niederzog, ihr langſam über Stirn und Augen ſtrich. Langſam, wie ſchwere Tropfen fielen die Worte von ſeinen Lippen:„Silveſter.. dein Mann iſt tot.“ Jane zuckte zuſammen. Regungslos lag ſie da im Arm Atmas, ließ ſich von ihm zu der Bank führen, ſaß immer noch in ſeinem Arm neben ihm. „Silveſter Bursfeld iſt tot.“ Jane 125 die Worte, ohne zu klagen. Langſam hob ſie ihr blaſſes Haupt, ſtarrte in den ſonnigen Himmel, ſann 19 43 was Atma von der letzten Stunde Silveſters prach. Jane hörte es, und ihr ſtarrer Blick leuchtete auf. Ihre Lippen zuckten noch, ihre Mienen wurden ruhiger. Atma ſprach, und langſam ließ der Druck ſeiner Hand auf ihr tief und gleichmäßig pochendes Herz nach. „Sein Name und ſein Ruf leben in deinem Schoß fort. Sorge für Silveſter, indem du für ſein Kind ſorgſt u. ebſt.. N(Ende.) .. Wo ſind Sie?“ 77 2 7 Illuſtriertes noten⸗Rätſel. (Zeichnung geſetzlich geſchützt.) 8 1 Amerika E N In jedem Knoten befindet ſich ein Wort, das aus den bildlichen Darſtellungen zu erraten iſt. Die durch Verkno⸗ tung verdeckten Buchſtaben der einzelnen Knoten ergeben, richtig geordnet, Wörter, die ebenfalls durch die Darſtellun⸗ gen angedeutet ſind. Silben ⸗Rätſel. Aus nachſtehenden 20 Silben: au bach be frak ge gu chan i le li mi neun on re ſe ſtav ti ü vec wohl ſind acht Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchſtaben, von vorn nach hinten und Endbuchſtaben von hinten nach vorn, einen aſtronomiſchen Wendepunkt im Jahre und eine Erſcheinung dieſer Zeit nennen. Die Wörter bedeuten: 1. Abteilung einer politiſchen Körperſchaft. 2. Wagenſchuppen. 3. Ort im Rheinland. 4. Stadt in Frankreich. 5. Abſchiedswort. 6. Fluß in Mittelaſien. 7. Fiſch. 8. Männlicher Perſonen⸗ NIVEA. CRE NI 7712 gegen spre de ffauf Magiſches Figuren⸗Rätſel. Die Buchſtaben: a o e und e s e ſind je die zweiten, vierten und ſechſten zweier Wörter. Welche Buchſtaben ſind zur Er⸗ gänzung erforderlich, bzw. wie lauten die beiden Wörter? Das eine iſt eine Süd⸗ frucht, das andere ein weiblicher Perſonen⸗ name. Telegramm⸗Rätſel. Weiblicher Perſonenname. Gewebe. Franzöſiſche Kolonie. Q3L4—TUᷣ—— Stadt in der Provinz Sachſen. ...—— Beamter. Punkte und Striche ſtehen an Stelle von Buchſtaben. Hat man die bezeichneten Wörter richtig gefunden und die auf die Punkte entfallenden Buchſtaben aneinandergereiht, ſo ergeben dieſe einen chriſtlichen Erinnerungstag. Schach⸗Aufgabe. 0 a b 0 d 6 1 7 7 25... 5.— A ee e E f Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Auslaſſungs⸗Aufgabe. Aus den nachfolgenden 10 Wörtern: Polka, Graus, Traufe, Pfanne, Krater, Heinz, Meier, Stand, Hulda, Glaube ſoll durch Auslaſſung je eines Buchſtabens ein neues Wort gebildet werden, während die ausgeſtoßenen Buchſtaben, aneinandergereiht, einen chriſtlichen Gedenktag ergeben. NVEA Auflöſungen aus voriger Nummer. Illuſtriertes Kreuzwort⸗Rätſel: Waa⸗ gerecht: Rohr Eimer Dom Karre Salz. Senkrecht: Ohr Or⸗ den Gemſe Mal. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter einzuſtellen. Fehl⸗ Aufgabe: Arſenik, Paſewalk, Reſeda, Ilſe⸗ fall, Leſebuch, Sauſewind, Chaſſepot, Hoſea, Iſegrim, Caſe⸗ kow, Konſequenz, Eiſenach, Naſeweis.— Aprilſchicken. Scharade: Ameiſe. Bilder ⸗Rätſel: Zimmermann. Literariſches Verſteckrätſel: Ernſt von Wil⸗ denbruch. a ild. leich achꝗq umend, wundervvIͤ dr Oeschmock ür die grosse ſobe Die Axt im Haus erſpart den Schach⸗Auf gabe: 1. Tf6—e6, d5—d4. Dies iſt das Hauptſpiel; 2. De2—b5, Ke4—f5(d4—d3) oder bel. anders, 3. Dbößeß oder Tees matt. .„Ke fs, De2—d3 f, Kföß e(g5) oder es eä, Dds—g6 oder ds matt. „ 43, Te Nef, Kea da. Sa1—bz matt. Andere Spielarten ähnlich oder leicht. „Wie oft habe ich dir ſchon geſagt, du ſollſt nicht ſo neugierig ſein!“ . Dafſau, uud C Adieu. 9„ Sie, Herr Muller, Sie ſitzen auf meinem ut! „Wollen Sie denn ſchon gehen?“ * „Ich kann dieſe Parvenüs nicht vertragen“, meint ein Herr bei Tiſche. 5 „So“, erwiderte die Dame,„ich habe ſo etwas noch nicht gegeſſen.“ 2 2—— Ein Mittel gegen Sorgen Was an den Nerven am meiſten zehrt, das iſt nicht Arbeit, das iſt noch nicht einmal Entbehrung. Was den Menſchen auf⸗ reibt, und ihm ſchlafloſe Nächte macht, das ſind Sorgen. Sorgen um Unglück und Schickſalsſchläge, Sorgen um die Zukunft. Ein Mann, der grübeln muß, iſt in ſeiner Schaffensfreude und in ſeinem Lebensglück gelähmt. Eine Frau, die ſieht, wie ihr Mann grübelt, Kinder die ſpüren, daß die Eltern nicht fret und fröhlich lachen können, ſie kommen um das Beſte, was der Menſch im Leben haben kann: Eine heitere, ungetrübte Fröhlichkeit In den letzten Jahren haben immer mehr Menſchen gefunden, daß ſie es gar nicht nötig haben, ſich ſolche Sorgen zu machen. Man kann nämlich die Sorgen abwälzen. man kann ſich gegen die Folgen von Schickſalsſchlägen ſichern— indem man ſich ver⸗ ſichert. Warum ſoll ein Familienvater als Verſorger von Frau und Kindern oder ſonſtigen Angehörigen ſich unnötig Sorgen dar⸗ über machen, was geſchähe, wenn er nicht mehr ſorgen könne? Die Lebensverſicherung dient verſchiedenen Zwecken. Der eine will ſeine Frau ſicherſtellen, der andere wünſcht ſich ein Kapital für ein ſorgenfreies Alter, ein dritter denkt an die Ausbildung oder Ausſtattung ſeiner Kinder, ein vierter muß Mittel für die Tilgung eines Darlehns im Falle ſeines Todes ſchaffen, wieder ein anderer wünſcht, ſich und ſeine Familie auch gegen die Gefahr ſeiner vor⸗ zeitigen Berufsunfähigkeit zu ſchützen Für jeden Zweck gibt es geeignete Lebensverſicherungsarten. Niemand braucht unverſichert zu bleiben! Jeder kann das Maß von Sicherheit finden, das ihm ein unbeſchwertes Leben ver⸗ ſchafft, das ihm die Gewißheit gibt. Mir kann nichts paſſieren, was meine Exiſtenz oder die meiner Lieben vernichten würde!“ Und den ſchönſten und größten Vorteil hat er noch koſtenlo⸗ dazu! Wer fröhlich und ſorglos iſt, der lebt auch länger! Sanl.-Nal. Dr. Wieneburg's Thüringer Leitende Aerzte: San.- Nat Dr. Wiedebutg bazcsanstorlum Solar zech Bad glankenbusg nue.-Wald) 922 atzilich, Leitung von Ot. B. W. Müller, Vasserheilverfahren— Schrothkuten Vegetar Dist— Rohkost— Ketzenerations- und Fastenkuren— Psychotheraple. Dr. B. W. Möller, mit nevertichteter Ab. Tuulluc⸗ Bader Allet D ENA nscilamm-Juccun geit. ANolilensdure priillelhuder BAD HNA dis DkUrs cn lee. 22 SCHLANCEN BAD Dr. Weiß, Dr. Gebhardt, Or Wiedebutgzll. teilung(ür Naturheilkunde(Biologie Reichbebild. GSesamtpiospekt öbel alle Kureinrichtungen durch die Verwaftong. 220 8 8 0 2 Suzi ul er waß KEINE KIINCE RECHT. avon ließ sich Herr Müller nicht abbringen: für seinen Bart taugte eben keine Klinge. Sehr mit Unrecht, denn die Klingen, die Herr Müller benutzte, waren ausgezeichnet. Aber um die Qualität seiner Rasierseife hatte er sich bisher nie gekümmert. Gleichfalls mit Unrecht. Denn zum Rasieren von hartem Bart und empfindlicher Haut sind eben zwei Sa- chen erforderlich: eine gute Klinge und eine gute Rasierseife. Das zeigte sich, als der Zufall Herrn Müller ein Stück Kalo- derma-Rasierseife in die Hand spielte. De ging's auf einmal leicht und mühelos durch die härtesten Stoppeln. Und das beste ist, daß seine ewig gereizte und empfindliche Gesichtshaut sich schon nach wenigen Tagen beruhigte. Auch beim schärfsten Ausrasieren bleibt sie jetzt kühl und glatt und geschmeidig. NES IIECGCTAMGLIVYZZERIN KALODERMA RASIERSEIFE Huige R bd a Haelifdlhe N. f. NB. Für Herren, die eine cremeęformige Rasierseife vorziehen: Kaloderma- Rasiercreme in T 7114 uben zu RM. 50 und 1.10 Werde Mudltes r Bedert in Gsrantol einlegen. Kleinste Peckung 45 Pig. in Apotheken und Deogerien erhsſtlich Schönheitspflege treiben Sommersprossen, Pickel. 2 E 2 Original-Stricker 1 mit Auseniötung 5 5 direkt an Private. Sperisl- Rad mit Freil.-Rücktr.-Br. 32. RM Nat. Kostl. Tagl. Dankschr, E.& P. Stricker Stachuede Fohrrodfabriß Bieletele 58 ſe Natkè de N- Die N D eie Men s eedescong le e, Skibkl⸗ A der NS. Ee Zum Wochenende? Die Familie“ und Zum Zeitvertreib“ Ni Is erscheinen As Beilage D 4 1 5 35 669959 Fü die auf dieſer Seite erscheine, ö Anzeigen iſt der Verlag der vor! 1 nicht zuſtandig Verantwortlich 1 „ AR S R M M die Schriftleitung Kurt Winkler. Anseigenteil Car! Görg. Verlag 59555 tagsblatt Deutſcher Provinz⸗Berleger, ſämtlich in Berlin We. Mauerſtt. eee ee e e 2 e 7 er.. e r — S. 0