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April 1935 Nr. 90 Was iſt das Ergebnis? Die Konferenz von Streſa iſt beendet, die Staatsmän⸗ ner der drei Mächte ſind vom Geſtade des Lago Maggiore wieder in ihre Kanzleien zurückgekehrt. Ueber das Ergeb⸗ nis der Beſprechungen wurde ein ſehr ausführliches, mit viel Worten wenig ſagendes Kommunique veröffentlicht, das verſchiedene Auslegungen zuläßt. Das kommt in dem Widerhall, das es in den beteiligten Ländern findet, ge⸗ nügend zum Ausdruck; die öffentliche Meinung eines jeden Landes ſucht ſich das heraus, was ihr paßt.„Wer vie⸗ les bringt, wird allen etwas bringen“, unter dieſes Motto ſcheint die amtliche Mitteilung über Streſa geſtellt zu ſein. Die franzöſiſche Preſſe ſieht darin als Haupt⸗ ergebnis die Einheitsfront, im übrigen gehen ihr aber die Beſchlüſſe nicht weit genug. In großen Schlagzeilen ver⸗ zeichnen die Pariſer Blätter als Hauptergebnis der Kon⸗ ferenz von Streſa die„Bekräftigung der franzöſiſch⸗eng⸗ liſch⸗italieniſchen Solidarität“. Alle Blätter geben ihrer Ge⸗ nugtuung über den Ausgang der Beſprechungen Ausdruck, obwohl in der Beurteilung der möglichen Auswirkungen der überſchwengliche Optimismus, mit dem namentlich der „Petit Pariſien“ ſeine Leſer überſchüttet, bei einigen Blät⸗ tern, wie dem„Echo de Paris“, einer kritiſcheren Auffaſ⸗ ſung Platz macht. Die Solidarität der Weſtmächte wird jetzt nach Anſicht der Preſſe eine erſte Feuerprobe in Genf zu heſtehen haben. Mit beſonderer Genugtuung unterſtreichen ſämtliche Blätter die engliſch⸗italieniſche Erklärung, die einer neuen Bekräftigung der Locarno⸗Beſtimmungen über die Entmilitariſierung der Rheinzone gleich⸗ komme. Die Verlautbarungen über den Abſchluß zweiſei⸗ tiger Luftabkommen veranlaſſen einige Sonderberichterſtat⸗ ter zu der Feſtſtellung, daß zwiſchen Frankreich und Italien über einen ſolchen Pakt, der vielleicht ſogar einen größeren Umfang annebmen könnte. ſchon verhandeſt werde. Mit Zufriedenheit wird auch verzeichnet, daß Eng⸗ land der franzöſiſch⸗ſowfetruſſiſchen Politik keine Hinderniſſe in den Weg lege. Die Außenpolitikerin des„Oeuvre“ erklärt zu dem Ausgang von Streſa, das doppelte Ziel, das die franzöſiſche Regierung erreichen wollte, ein Abkommen mit England und Italien zwecks weiterer Organiſierung der europäi⸗ ſchen Sicherheit auf allen Gebieten und einige Aenderungen im Völkerbundspakt für den Fall einer Wiederholung der deutſchen Geſte vom 16. März, iſt reſtlos erreicht worden. In Streſa iſt die franzöſiſch⸗italieniſche En⸗ tente beſiegelt worden. Deutſchland hat die Front der drei Mächte nicht zerſchlagen. Es iſt dieſen indes gelungen. die Tür für etwaige ſpätere Verhandlungen mit Deutſchland offenzuhalten. Das war das Hauptbeſtreben Englands. Auf die energiſche Oppoſition Frankreichs und Italiens iſt es nach der Behauptung des„Echo de Paris“ zurückzuführen, daß England ſchließlich ſeine Forderungen habe faſſen laſſen müſſen, man möge mit Deutſchland nicht zu ſcharf ins Gericht gehen, um die Möglichkeit für ſpätere Verſtändi⸗ gung mit Berlin nicht auszuſchalten.— Bainville glaubt im „Excelſior“ das Ergebnis in Streſa dadurch am kräftigſten zu würdigen, daß er ſchreibt: Die Pakte aus Streſa kom⸗ men nahe an Allianzen heran ober ſind Allianzen unter einem anderen Namen. Die große Neuerung liege darin, daß England ſie ſtillſchweigend zuläßt. Man ſoll jedoch die Ergebniſſe nicht überſchätzen, der moraliſche Wert iſt viel⸗ leicht größer als der polttiſche. In England iſt mon geneigt, die Konferenz von Streſa als einen britiſchen Erfolg zu betrachten, vor allem auch deshalb, weil Simon die entſcheidende Erklärung Deutschlands zum Oſtpakt(ohne die die Konferenz zu einem offenen Mißerfolg geworden wäre) veranlaßt hatte und weil dank der engliſchen Haltung die Tür zu weiteren Verhand⸗ lungen mit Deutſchland offen gelaſſen worden ſei. Die „Times“ betont, daß die Fühlung der Konferenzmächte mit der wichtiaſten abweſenden Nation erneuert worden ſei. Eine gewiſſe ſcheinbare Zweideutigkeit der britiſchen Poli⸗ lik ſei auf dieſe Weiſe mehr als wiederautgemacht worden, denn durch britiſche Vermittlung habe man die deutſche Zu⸗ tümmung zu einer abgeänderten Form eines öſtlichen Si⸗ cherheitspaktes gewonnen. Das Vertrauen in Europa könne nur langſam wiederhergeſtellt werden nach der Erſchütte⸗ tung, die es im vorigen Monat durch die deutſche Ankündi⸗ gung der Wiederaufrüſtung erlitten habe. Großbritannien müſſe als Vermittler die deutſchen Rechtfertigunasgründe den anderen Mächten gegenüber bei vollem Verſtändnis für die natürlichen Beſorgniſſe bis zu einem gewiſſen Grad vertreten Das Ergebnis von Streſa ſollte die vielen Leute, die Deutſchland für einen eingefleiſchten Gegner jedes Kol⸗ lekttvinſtems hielten, beruhigen. Deutſchland ſei bereits vol⸗ les Mitglied des Locarno⸗Syſtems, des beſten Vertrags kol⸗ ſellver Sicherheit, der bisher erdacht worden ſei. Deutſch⸗ n wäre fon guch auf die Luft auszudehnen und ſei bereit, an einem vielſeitigen Nichtangriffspakt in Oſteuropa bellzunehmen An ſeiner Oſt⸗ wie an ſeiner Weſtgrenze ſei zutſchland auf eine Politik internationaler Zuſammen⸗ arbeit feſtgelegt Daß dieſes Ergebnis ohne jede Schwächung en engliſch⸗franzöſiſch⸗italieniſchen Beziehungen erreicht norden lei. ſeſ höchſt befriedigend und ermutigend. Zu den eußerungen des Communiques über„einſeitige bieragsderletzung“ bemerkt die„Times“, wenn 111 Deutſchland eine Vereinbarung zu einem frü⸗ eren geitpunkt erreicht worden wäre, dann würde 1 der Begrenzung der Rüſtungen niedriger ge⸗ N ſein. And jetzt Genf. Beginn der Ratstagung— Die franzöſiſche Denkſchrift—„Humbug“, ſagt Lloyd George. Genf, 15. April. Auf Streſa folgt nun Genf, wo die franzöſiſche Anklage⸗ ſchrift gegen Deutſchland behandelt werden ſoll. Die ur⸗ ſprünglich für Montag vormittag 11 Uhr angeſetzte Eröff⸗ nung der Tagung des Völkerbundsrats iſt auf Montag nachmittag 15,30 Uhr verſchoben worden. In der Ermü⸗ dung der zum Teil erſt in der Nacht von Streſa eingetrof⸗ fenen Delegationen kann hierfür eine natürliche Erklärung gefunden werden. Viel beachtet wurde die Tätigkeit der ſchon vorher hier eingetroffenen Außenminiſter und Delegierten der Klei⸗ nen Entente und des Balkanbundes, ſowie des ruſſiſchen Außenkommiſſars Litwinow. Offenbar liegt hier das Beſtreben vor, ſich in der Durchführung der Be⸗ ſchlüſſe ſoweit wie nur möglich einzuſchalten. Außenminiſter Laval hatte am Vormittag Beſpre⸗ chungen mit dem ſowjetruſſiſchen Volkskommiſſar Litwi⸗ now und mit den Vertretern der Kleinen Entente. Außer⸗ dem hat er noch eine Unterredung mit dem ſpaniſchen Dele⸗ gierten Madariaga, der als Berichterſtatter für die franzöſiſche Klage beim Völkerbund vorgeſehen iſt. Wie man hört, ſind zwiſchen den beteiligten Mächten Verhandlungen darüber im Gange, ob in der Schlußent⸗ ſchließung des Rates Deutſchland ausdrücklich genannt werden ſoll oder ob dieſe Entſchließung einen allgemeinen Charakter erhält. Es verlautet, daß Frankreich und die mit ihm befreundeten Mächte noch immer auf der beſonderen Nennung Deutſchlands beſtänden, daß aber von anderer Seite Einwände geltend gemacht worden ſeien. Erſtaunen über die Anklageſchriſt Die franzöſiſche Denkſchrift an den Völkerbund hat in Völkerbundskreiſen ſtarken Eindruck hinterlaſſen. Während man franzöſiſcherſeits ſeiner Befriedigung darüber Aus⸗ druck gibt, daß die Note ſozuſagen unverändert geblieben ſei, gibt man in neutralen und auch in engliſchen Kreiſen ſein Erſtaunen kund über die Schärfe, mit der ge⸗ wiſſe Stellen abgefaßt ſind. Man hatte erwartet, daß be⸗ ſonders der engliſche Einfluß in Streſa die franzöſiſche Re⸗ gierung veranlaßt hätte, ſich etwas verſöhnlicher auszu⸗ drücken. Es wird andererſeits in dieſen Kreiſen hervorgehoben, daß die Nole keine Vorſchläge enthält und ſomit dem Böl⸗ kerbundsrat in dieſer Beziehung freie Hand läßt. „Jeder Gerechtdenkende muß anerkennen. Zu dem Wortlaut der franzöſiſchen Proteſtnote gegen die deutſche Aufrüſtung ſagt„Times“, jedermann werde das Bedauern der franzöſiſchen Regierung teilen, daß amt⸗ liche deutſche Erklärungen in den letzten Monaten ſich als vorſätzlich irreführend herausgeſtellt hätten. Aber die Ver⸗ tragsumſtände änderten zweifellos einen Rechtsfall, und jeder Gerechtdenkende müſſe anerkennen, daß die Verletzung eines diktierten Vertrages etwas anderes ſei als die Verletzung eines in Freiheit avgeſchloſſenen Ab⸗ kommens. Ueberdies ſei Deutſchland, abgeſehen von dem indirekten Verſprechen der ehemaligen Alliierten, ihre Rü⸗ ſtungen zu vermindern, im Jahre 1932 Gleichberechtigung verſprochen worden. Wenn die Geheimhaltung der Aufrüſtung durch die deutſche Regierung auch zu tadeln ſei, ſo müſſe man doch fragen, welche andere Methode . ͤã ãwVâꝗààVVdddddddTddbdTbTTbTbTbTbTPTPTPTPTPTPTPTGTbTbT Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ ſagt. die Konferenz könne als wichtigſte Verſammlung von Staatsmännern ſeit dem Kriege angeſehen werden. In drei Tagen habe ſie die Grundlage eines Syſtems gelegt, durch das Europa von fetzt ab verſuchen werde, den Frie⸗ den aufrechtzuerhalten. Die Konferenz könge mit Recht als Triumph für die britiſche Politik bezeichnet werden. Peſſimiſtiſch beurteilt der bekannte engliſche Journaliſt Ward Price in ſeinem von Streſa aus an die„Daily Mail“ geſandten Bericht das Ergebnis der Konferenz. Hinter den „harmloſen Wendungen“ des Communiques, ſo ſchreibt er, bleibe die gefährliche Tatſache beſtehen, daß Europa ſich auf der 1„Deutſchland gegen die anderen“ orga⸗ niſiere Der Nachdruck, den Macdonald auf die erneute Be⸗ kräftigung der„Solidarität Frankreichs, Italiens und Groß⸗ britanniens“ als eines der Hauptergebniſſe der Konferenz gelegt habe, unterſtreiche die Entzweiung Europas, die täg⸗ lich größer werde. Das einzig wertvolle Ergebnis von Streſa ſei die Vereinbarung einer Konferenz in Rom, auf der Deutſchland vertreten ſein ſolle. Als einen großen e Muſſolinis feiern die italieniſchen Blätter das Ergebnis von Streſa. Die drei großen norditalieniſchen Zeitungen jubeln in den über⸗ ſchwänglichſten Ausdrücken über„die ungeheueren 1 der Konferenz von Streſa und„die volle Einigkeit“ der drei Mächte„Coriere della Sera“ nennt die Ergebniſſe von Streſa„geradezu ausgezeichnet“. Es ſei nicht übertrieben zu behaupten, daß ſeit Verſailles noch keine internationale Zuſammenkunft eine ſo große Bedeutung für das Schickſal Europas gehabt habe. in der Praxis für ein entwaffnetes Land möglich ſei, dem man die Gleichberechtigung verſprochen hahe.„Times“ ver⸗ meiſt auf das Beiſpiel Oeſterreichs, Ungarns und Bulgariens, deren Wünſche hinſichtlich einer Vertrags- reviſion bei ihrem Bekanntwerden ſofort eine lebhafte Tätigkeit Titulescus als Vertreter der Kleinen Entente veranlaßt hätten, was dann zu einem Aufſchub der Frage geführt habe. Tatſächlich hätten die Winke Titulescus die drei Konferenzmächte eingeſchüchtert. Das Blakt bemerkt, wenn ſogar die bloße Aeußerung von Wünſchen nicht geduldet würde, dann dürften ſich die Leute in ihrer Auffaſſung bekräftigt fühlen, die der Mei⸗ nung ſeien, daß man Gerechtigkeit nur durch Gewalkanwen⸗ dung erreichen könne. „Ein Glanzſtück arroganter Verſtellung“ In einem Artikel im„Newyork American“, dem füh⸗ renden Hearſtblatt, ſchreibt Lloyd George u. a.: „Das franzöſiſche Dokument, das Deutſchland Verlet⸗ zung der Abrüſtungsklauſeln des Verſailler Vertrages vor⸗ wirft, iſt ein Glanzſtück arroganter Verſtellung. Eine Verletzung dieſer Klauſeln muß man im Gegenteil Frank- reich und den Alliierken, der Tſchechoſlowakei und anderen Nationen einſchließlich Italien zum Vorwurf machen, die ſich entgegen ihren Verpflichtungen weigerten, die Rüſtun⸗ gen herabzuſetzen, ſobald Deutſchland abgerüſtet habe. Dieſe Nationen haben aber ihre eingegangenen Ver⸗ pflichtungen mit zyniſcher Geringſchätzung behandelt und ſich geweigert, irgendwie auf die Appelle deutſcher Staats⸗ männer zu hören. Im Gegenteil erhöhten ſie ihre Rüſtun⸗ gen; ihr gegenwärtiger Unwille über Deutſchland, weil es ſich weigert, die Vertragsklauſeln, die von ihren Urhebern gebrochen worden ſind, länger als bindend anzuſehen, iſt eines der Muſterbeiſpiele phariſäiſcher Selbſtüberhebung. Ich verſtehe nicht,“ ſchließt Lloyd George,„wie die bri⸗ tiſche Delegation ſolchem Humbug zuſtimmen konnte.“ Geheime Sitzung in Genf Junächſt die abeſſiniſche Frage. 755 Gegen 15,30 Uhr trafen die Abordnungen der im Völ⸗ kerbundsrat vertretenen Mächte im Völkerbundshaus ein. Entgegen den allgemeinen Erwartungen drehten ſich die geheimen Ratsverhandlungen am Montag nicht um die Frage, die im Mittelpunkt des allgemeinen Intereſſes ſteht, ſondern ausſchließlich um die abeſſiniſche Forderung, die außerordentliche Ratstagung mit dem Appell Abeſſiniens zu befaſſen. Man ſuchte einen Weg zu finden, ſich diefer Frage einſtweilen zu entledigen. Baron Aloiſi erklärte, daß It a⸗ lien nunmehr bereit ſei, in kürzeſter Friſt z wei Schiedsrichter ernennen zu laſſen. Der Ratspräſident, der türkiſche Außenminiſter Rüſchtü Aras, erklärte, daß die Erklärungen der bei⸗ den Parteien Italien und Abeſſinien in friedfertigem Geiſte abgegeben worden ſeien. Dadurch fei der Wille ausgedrückt worden, den Geiſt und Buchſtaben nach dem Schiedsge⸗ richtspertrag zwiſchen Italien und Abeſſinien anzuwenden. Unter dieſen Umſtänden ſei es nicht notwendig, die Frage auf die Tagesordnung der außerordentlichen Rats⸗ ſitzung zu ſetzen. Die Tatſache, daß der Rat noch nicht zu dem wichtigſten Punkt ſeiner Tagesordnung, nämlich der Klage Frank⸗ reichs, überging, wird hier allgemein darauf zurückge⸗ führt, daß die Vorbeſprechungen noch nicht weit genug ge⸗ diehen ſind, um einer allgemeinen Erörterung in geheimer Ratsſitzung ſtandzuhalten. N Man hat ſich darüber klar werden müſſen, daß unker den 15 Katsmächten viele ſind, die ſich nicht unbedingt einem Diktat gewiſſer Mächte unterwerfen wollen. Allgemein wird hier damit gerechnet, daß eine Entſchließung, die Ausſicht auf die erforderliche Einſtimmigkeit haben ſoll, ziemlich ge. mäßigt abgefaßt werden müſſe. Muſſolint lehnt Militärmebaiſſe ab Franzöſiſcher Fronkkämpferbeſuch in Rom. Paris, 16. April. 1600 ehemalige franzöſiſche Frontkämpfer haben am Montag Paris verlaſſen, um ſich nach Rom zu begeben, wo ſie Gäſte des italieniſchen Frontkämpferverbandes ſein werden. Anläßlich des Aufenthaltes der franzöſiſchen Front⸗ kämpfer ſind zahlreiche Feſtlichkeiten vorgeſehen, an denen die italieniſchen Zivil⸗ und Militärbehörden teilneßmen. Marſchall Petain wird an der Spitze der franzöſiſchen Frontkämpfer ſtehen. 1 5. Arſprünglich war beabſichtigt, daß Pekain Muſſonni aus Anlaß des Beſuches die franzöſiſche Militär wodaiſle überreichen ſollte. dach hat dieſer die Ehrung mit di ein. weis abgelehnt, daß der König von Italien als ober tler Krieasherr noch nicht dieſe Ehrung erfahren habe und es deshalb ſeinerſeits unhöflich wäre, wenn er ſie vorher an⸗ nehmen würde. Die Danziger Volkstagswahl Das amtliche Ergebnis. N Danzig, 16. April. Der Wahlausſchuß für die Volkstagswahl 1935 tra, am Montag in öffentlicher Sitzung zuſammen, um über die Feſtſtellung des Wahlergebniſſes Beſchluß zu faſſen. Er kam zu folgendem Ergeonis: Wahlberechtigte 237 165, abgegebene Wahlſcheine 13 570, abgegebene Stimmen 236 832, davon gültig 235 062, ungül⸗ tig 1770. Davon erhielten: NSDAP 139 423 Stimmen, 43 Mandate, SP” 37 729 Stimmen, 12 Mandate, Kommuniſten 7016 Stimmen, 2 Mandate, Zentrum 31522 Stimmen, 10 Mandate, Liſte Weiſe 9805 Stimmen, 3 Mandate, Liſte Pietſch 372 Stim⸗ men, 0 Mandat, Polen 8294 Stimmen, 2 Mandate. Die Sozialdemokraten und Kommuniſten waren Liſten⸗ verbindung eingegangen, ebenſo Zentrum und Liſte Weiſe und Liſte Pietſch. Der Wahlausſchuß ſtellte feſt, daß in keinem Wahlbezirk öffentlich gewählt worden iſt. Er wies die Einſprüche von Sozialdemokraten und Zentrum in dieſer Richtung zurück. Eine Reihe von Stim⸗ men, die von einzelnen Wahlvorſtehern fälſchlich für ungültig erklärt worden waren, ſind bei der genauen Nachprüfung als gültig befunden worden. Einige klei⸗ nere Einſprüche ändern an dem Wahlreſultat nichts. Die Nachprüfung der Wahlkartei iſt abgelehnt worden. Ausſchreitungen gegen Deutſche Iwiſchenfälle in Pommerellen.— Polen bedauert. In Neuſtadt(Pommerellen) und Klein⸗Katz an der Dan⸗ ziger Grenze iſt es zu ſehr bedauerlichen Ausſchreitungen gegenüber der dortigen deutſchen Minderheit gekommen. Nach einer Berſammlung in Neuſtadt zogen die Teil⸗ nehmer unter Führung des Bürgermeiſters durch die Skadt, wobei es zu ſchweren Ausſchreitungen gegen Deutſche kam. Hunderte von Jenſterſcheiben deutſcher Wohnungen wur⸗ den eingeſchlagen, Piſtolenſchüſſe abgefeuert und Angehörige der deutſchen Volksgruppe mißhandelt. Auch in Klein⸗Kaß, einem kleinen Ort unmittelbar an der Danziger Grenze bei Zoppot, kam es zu ähnlichen Ausſchreitungen, deren Folgen ſo ernſt waren, daß ein Zoppoter Arzt zur Hilfeleiſtung für die Verletzten her⸗ beigerufen wurde. Drei Deutſche wurden in ſehr ernſtem Zuſtand in eine Zoppoter Klinik eingeliefert; der Juſtand eines Verletzten iſt nach Auskunft der Klinik hoffnungslos, während der Juſtand eines zweiten als lebensgefährlich bezeichnet wird. Von polniſcher Seite werden die Vorgänge nicht beſtritten. In einer offiziöſen polniſchen Auslaſſung wird dem Bedauern über dieſe Zwiſchenfälle Ausdruck gegeben. Ein Verletzter geſtorben Der bei den Ausſchreitungen polniſcher Gruppen in Klein⸗Kazz(Pommerellen) durch Meſſerſtiche ſchwerverletzte Angehörige der deutſchen Minderheit Fritz Groen iſt Mon⸗ tag nachmittag in einer Klinik in Zoppot ſeinen Verletzun⸗ gen erlegen. Am einen Landesverräter Die Verhaftung des Emigranten Salomon. Berlin, 16. April. Wie man hört, iſt der Fall der Verhaftung des Ber⸗ thold Salomon, genannt Jacob, über den wir bereits vor einiger Zeit vorläufig berichtet haben, inzwiſchen Gegen⸗ ſtand von Erörterungen zwiſchen der deutſchen und der ſchweizeriſchen Regierung geweſen. Die ſchwei⸗ zeriſche Regierung hat der deutſchen Regierung Material über die Vorgänge mitgeteilt, die ſich auf ſchweizeriſchem Gebiet unmittelbar vor der Verhaftung des Salomon ao⸗ geſpielt haben. Dabei ſpielen insbeſondere die Bekundun⸗ gen eines deutſchen Staatsangehörigen Dr. Hans Weſe⸗ mann eine Rolle, der in der Schweiz wegen ſeiner Betei⸗ ligung an dem Vorfall feſtgenommen iſt. Weſemann hat aſtsgeſagt, er habe Salomon van Straßburg nach Baſel gelockt, habe ihm hier die Beſchaffung eines falſchen Paſſes vorgetäuſcht und ihn auf dieſe Weiſe zuſam⸗ men mit anderen Perſonen durch Liſt in einem Kraftwagen über die deutſche Grenze gebracht. Heute war es wieder ganz beſonders ſchlimm um Egon beſtellt. Der Mai, der doch in jedes Menſchen Bruſt Wonne und Freude erblühen läßt, war für Egon der un⸗ erträglichſte Monat, Er rannte in ſeinem Arbeitszimmer ſinnlos auf und ab und ſtieß zwiſchen den Zähnen hervor: „Der Fluch— der Fluch— verfolgt mich bis an mein Ende. Ich habe keine Ruhe vor ihm. Wenn doch der Tod käme und mich von ihm erlöſte!“ Er blieb ſtehen und ſtarrte vor ſich hin.—„Der Tod— wie lange ſoll ich noch auf ihn warten?— Narrt er mich?— Ich kann ja——“ Wirre Gedanken durchkreuzten ſeinen Kopf, und auf ſei⸗ ner Stirn ſtand kalter Schweiß. Wie Fieber tobte es in ihm. Er zuckte zuſammen, ging mit wankenden Schritten zum Schreibtiſch, und ſeine zitternden Hände riſſen die Lade auf. Der Revolver lag vor ihm. Er nahm ihn her⸗ aus und ſah mit ſcheuem Blick in die Schußöffnung. Dann ließ er ſich ſchwer in den Stuhl fallen. Er legte den Re⸗ volver auf ſeine rechte Seite und ſann nach. Plötzlich ſchlug er mit der Fauſt auf die Klingel. Friedrich trat ängſtlich ins Zimmer. Er blieb devot an der Tür ſtehen und ſah ihn kummervoll an.* „Euer Gnaden, Herr Graf?“ 1 Egon fuhr auf. N „Eine Flaſche Wein!“ befahl er kurz und barſch. Friedrich zögerte, dem Befehl nachzukommen, und ſah ihn mit einem geradezu verzweifelten Blick an. Die langen Jahre ſeit dem Tod des Grafen Eberhard, der Frau Gräfin und des kleinen Erbgrafen, hatte er bei ſei⸗ nem Herrn die Hölle auf Erden, hielt aber doch bei ihm aus. Er war jetzt vierundſiebzig Jahre alt und hätte ſich ſchon längſt zur Ruhe ſetzen können. Aber er wollte den Grafen in ſeiner ſeeliſchen Not nicht verlaſſen und aus⸗ Seitens der deutſchen Behörden ſind auf Grund dieſer Mitteilungen eingehende Nachforſchungen angeſtellt worden. Dabei haben ſich keinerlei Anhaltspunkte dafür ergeben, daß an den Vorgängen auf ſchweizeriſchem Gebiet direkt oder indirekt deutſche Amtsſtellen beteiligt geweſen wären. We⸗ der Weſemann noch ſeine Helfershelfer haben von amtlichen deutſchen Stellen Aufträge erhalten, die mit der Angelegen⸗ heit in Juſammenhang ſtänden. Aus welchen Motiven Weſemann und ſeine Hel⸗ fer gehandelt haben, läßt ſich nach der Lage der Dinge von Deutſchland aus nicht mit Gewißheit beurteilen. Weſemann iſt eine Perſon mit fragwürdiger Vergangenheit, die ſich ſeit Jahren ohne regelrechten Beruf im Ausland aufhält und anſcheinend mit deutſchfeindlicher Propaganda befaßt. Es iſt durchaus möglich, daß dieſe Perſonen die Abſicht hat⸗ ten, Salomon den deutſchen Behörden in die Hände zu ſpie⸗ len. Ob es ihm und ſeinen Helfern darauf ankam, die eigene Poſition gegenüber den deutſchen Behörden zu verbeſſern, oder ob es ſich vielleicht um einen bloßen Racheakt handelt, läßt ſich von Deutſchland aus nicht überſehen. Bei dem be⸗ kannten Verhalten gewiſſer Emigrantenkreiſe wäre eine Handlungsweiſe der einen oder anderen Art nichts unge⸗ wöhnliches. Es iſt eine beinahe tägliche Beobachtung der deutſchen Behörden, daß Emigranten, die das verräteriſche Treiben anderer Emigranten oder doch die von dieſen be⸗ folgte Methode nicht billigen, ſich zur Bekämpfung der ſchlimmſten Hetzer anbieten und daß andererſeits dieſe Het⸗ e untereinander ſtark verfeindet ſind. Da Salomon ohne Eingreifen amtlicher deutſcher Stel- len in den Bereich der deutſchen Gerichtsbarkeit gekommen iſt, und da es ſich bei ihm um einen vielfach vorbeſtraften Landesverräter ſchlimmſter Sorte handelt, kann deukſcher⸗ ſeits nichts anderes geſchehen, als dem bereits ſeit langer Zeit anhängigen Strafverfahren gegen Salomon ſeinen Lauf zu laſſen. Die deutſche Regierung hat die ſchweizeriſche entſpre⸗ chend verſtändigt. Der„Sprengſtoff“ im Brückenpfeiler Kläglicher Juſammenbruch einer Preſſehetze. Paris, 15. April. Die polizeilichen Unterſuchungen, die in Zuſammenhang mit den angeblichen ſenſationellen Enthüllungen über ge⸗ plante Altenkatsverſuche der deutſchen Ingenieure und Ar⸗ beiter bei den Brückenbauken in Pont de l' Arche in der Nor⸗ mandie angeſtellt wurden, haben— wie dies nicht anders zu erwarten war— zu einem kläglichen Fiasko geführt. Die Beſchuldigungen eines franzöſiſchen Angeſtellten, der wegen Unterſchlagungen von dem Leiter der Arbeiten, dem deutſchen Chefingenieur Kiehne entlaſſen wurde und der ſich an ſeinem Vorgeſetzten rächen wollte, haben ſich als voll⸗ kommen haltlos herausgeſtellt. Der Angeſtellte hatte be⸗ hauptet, die deutſchen Arbeiter hätten in einer dunklen Nacht eine Sprengſtoffladung in einem der Brücken⸗ pfeiler gelegt mit der Abſicht, die Brücke ſpäter in die Luft zu ſprengen. Wie die polizeiliche Unterſuchung ergeben hat, hat man in dieſem Betonpfeiler eine Flaſche Calvados, das „Nationalgetränk der Normandie“, ſowie eine Bulle mit dem Namen aller an dem Bau beſchäftigten Arbeiter und, einem alten Aberglauben huldigend, einige Geldſtücke eingemauert. Schließlich war noch die Beſchuldigung nachzuprüfen, wo⸗ nach ein franzöſiſcher Wächter, der nach Aus⸗ ſage des entlaſſenen franzöſiſchen Beamten zuviel über die angeblichen Abſichten der deutſchen Arbeiter gewußt habe, von dieſen heimlich ermordet worden ſei. Dieſer Wächter wurde vergnügt und munter als Dock⸗ arbeiter in Rouen wiedergefunden. Damit iſt wieder einmal eine jener üblen Brunnenver⸗ giftungen reſtlos aufgeklärt worden, die beſonders in letz⸗ ter Zeit die franzöſiſche Preſſe geradezu überſchwemmen und die nicht geeignet ſind, das gegenſeitige franzöſiſch⸗deut⸗ ſche Verhältnis zu klären und zu beſſerv⸗ 3 Wien. Wie„Der Morgen“ mitteilt, beabſichtigt der Ge⸗ werkſchaftsbund auf Rückzahlung des von den Marxiſten ins Ausland verſchleppten Vermögens der ß6ſterreichiſchen Gewerkſchaften zu klagen. Es handelt ſich dabei um rund 10 Millionen Schilling, die auf den Bankkonten der Zweiten Internationale in Zürich und Brüſſeſ liegen. harren, ſolange er nur konnte. Die Hoffnung, daß für den Grafen doch noch beſſere Zeiten kommen würden, verließ ihn nicht. Er wandte ſich bittend an Egon, und ſeine Stim⸗ me zitterte vor Ergriffenheit. „Euer Gnaden, Herr Graf, wenn ich mir erlauben dürfte—“ Egon ſah ihn ſcharf an. „Nichts dürfen Sie ſich erlauben!“ klang ſchneidend Ggons Stimme.„Ich will Wein!“ Friedrich ſah ein, daß jede Widerrede nutzlos war, und verließ mit einem tiefen Seufzer das Zimmer. Egon ſtieß bebend vor Wut hervor:„Ich will dem Fluch ein Ende machen. Was ſoll mich hindern, dieſes elende Leben gewaltſam von mir zu werfen?“ Er blickte auf und ſah ſein Geſicht im Spiegel, der gegenüber an der Wand hing. Verzerrt grinſte es ihm entgegen. Die Adern an ſeiner Stirn ſchwollen an und um ſeinen Mund zuckte es. Das Spiegelbild tat das Gleiche. Seine Nerven waren auf das Aeußerſte erregt. Er wurde dunkelrot vor Zorn, ergriff den Briefbeſchwerer und ſchleuderte ihn voller Wucht gegen den Spiegel. Die Scherben fielen klirrend zu Boden. In dieſem Augenblick trat Friedrich ins Zimmer. Die Füße verſagten ihm faſt den Dienſt. Er ſtellte die Flaſche auf den Schreibtiſch und ſah Egon ſchmerzlich an. Sein Blick fiel auf den Revolver, der zur Seite des Grafen lag. Die Angſt drohte ihm faſt die Bruſt zu zerſprengen. „Sie können gehen!“ fuhr Egon auf. Friedrich war unfähig, ein Wort zu ſprechen, und ſtand wie gelähmt da. Während Egon ſich nach der Flaſche wandte, benützte er den Augenblick und ſchlich ſich leiſe hinter des Grofen Rücken auf die rechte Seite. Er nahm blitzſchnell den Revolver an ſich und wollte ſich ſo raſch, als es ſeine Füße erlaubten, aus dem Zimmer entfernen. Egon hatte das Glas ergriffen und ſah nach ſeiner rechten Seite. Der Revolver lag nicht mehr da. Er ſprang auf und rannte zur Tür, durch die Friedrich eben entfliehen wollte, und vertrat ihm den Weg. „Den Revolver her!“ ſchrie er. Heimfahrt der Azorenfahrer Horka(auf Fayal), 15. April. Die deutſchen Azorenfah⸗ rer haben die Heimreiſe nach glücklichen Tagen in Ponta Delgada und beſonders Horta angetreten. Die deutſche Mu⸗ ſterkolonie in Horta hatte alles aufgeboten, um den Landg⸗ leuten ein unvergeßliches Erlebnis zu verſchaffen. Ein Deutſcher Abend an Bord in beiden Landungsorten mit Vi⸗ zegouverneur, Polizeipräſident, deutſchem Vizekonſul, vielen portugieſiſchen Ehrengäſten und echt deutſchem Volkskunſt⸗ programm ſowie anderen Veranſtaltungen waren Höhe⸗ punkte, von denen die hieſigen Zeitungen ſpaltenlang und ſehr deutſchfreundlich berichteten. Das Wetter iſt leider trübe und die See bewegt. In Hamburg wird die Ankunft vorausſichtlich am 21. mittags erfolgen, falls der Kanal nebelfrei iſt. Schweres Vergaſungsunglück Zwei Tote, zehn lebensgefährlich Erkrankte. London, 15. April. Ein ſchweres Unglück ereignete ſich in der engliſchen Garniſonſtadt Aldershot. Dort waren auf Veranlaſſung der ſtädtiſchen Behörden vier Häuſer mit Rauchgaſen desinfiziert worden. Allem Anſchein nach iſt nun den Bewohnern die Rückkehr in die Häuſer geſtattet wor⸗ den, bevor die giftigen Gaſe völlig abgezogen waren. Am anderen Morgen waren zwei Kinder kot und zehn weitere Perſonen mußten ins Krankenhaus gebracht wer. den, wo ſie in bedenklichem Juſtande darniederliegen. 1 9* Erdbeben in Jran Teheran, 16. April. Die Städte Schahi und Gari im Maſanderan⸗Bezirk wurden in der Nacht durch ein ſchweres Erdbeben erſchüttert. Viele Häuſer ſtürzten ein, andere wurden ſo ſchwer beſchädigt, daß die Bewohner auf das freie Feld flüchten mußten. Die Zahl der Menſchenopfer iſt noch nicht bekannt. Auch in der Hauptſtadt Teheran wur⸗ den leichte Erdſtöße verſpürt. ie Entgleiſung des Pyrenäen⸗Expreß In raſender Geſchwindigkeit. Paris, 14, April. Das ſchwere Eiſenbahnunglück des Pyrenäen⸗Expreß, das drei Tote und zehn zum Teil ſehr ſchwer Verletzte ge⸗ fordert hat, ereignete ſich in der Nacht auf der internatio⸗ nalen Strecke Hendaye—Paris. Der Pyrenäen⸗Expreß iſt bei der Durchfahrt durch den Bahnhof Marcheprime enk⸗ gleiſt. Von den 13 Wagen ſprangen ſieben aus den Schie⸗ nen und wurden umgeworfen oder ineinander geſchoben. Der Jug hakte im Augenblick der Entgleiſung eine Ge⸗ ſchwindigkeit von 108 Stundenkilometern. Es iſt nur dem Amſtand zu verdanken, daß er ſich aus modernen Stahlwa⸗ gen zuſammenſetzte, daß die Ausmaße des Unglücks nicht noch größer ſind. Immerhin wurde ein Wagen erſter Klaſſe gegen einen ſchweren Granitpfeiler geſchleuderk und ſo ſtark zuſammengedrückt, daß es zunächſt überhaupt nicht möglich war, den darin befindlichen Schwerverletzten Hilfe zu bringen. Fünf Stunden lang war man bemüht, einen Angeſtell⸗ ten der Eiſenbahngeſellſchaft, dem beide Beine abgequetſcht waren und den man immer wieder durch Spritzen und Kog⸗ nak ſtärkte, aus den Trümmern zu ziehen. Als dies erdlich gelungen war, konnte man nur noch den inzwiſchen einge⸗ tretenen Tod feſtſtellen. Sonderbare Ferkel⸗ Amme! Begriffsverwirrung auf einer ruſſiſchen Schweinefarm. Moskau, 16. April. Die„Prawda“ meldet aus Swerd⸗ lowſk einen Vorfall, der entſchieden auf eine Verwirrung der Begriffe bei den Leitern eines ſogenannten„Kolchos“ (eine landwirtſchaftliche Kollektivwirtſchaft) ſchließen läßt. Auf einer Schweinefarm im Bezirk Krasnouralſk hätten der Vorſitzende des landwirtſchaftlichen Kollektivs, Lebedew, und der Leiter der Schweinefarm, Tſchernych, das weibliche Mitglied des Kollektivs Wotinowa dazu veranlaßt, an der eigenen Bruſt Ferkel zu nähren. Dieſe Handlung hätten die beiden Sowjetbeamten als Beweis für die Qualität der Stoßarbeiter hingeſtellt und ſich ihrer ſogar auf der Ver⸗ ſammlung des Dorfſowjets gerühmt. Auf Eingreifen des Staatsanwaltes ſeien die beiden Beamten nunmehr verhaf⸗ tet und eine Unterſuchung eingeleitet worden. riedrich war faſſungslos. 5 er Gnaden, Herr Graf!“ ſtotterte er und ſah ihn bittend an. „Den Revolver her!“ wiederholte Egon befehlend.. Friedrich ſank voll Angſt und Not vor ihm in die Knie und hielt den Revolver krampfhaft auf ſeinem Rük⸗ ken verſteckt. Seine Stimme bebte. „Euer Gnaden, Herr Graf— nur das nicht— nur das nicht. Ich habe Sie auf meinen Armen getragen, un die ſollen Sie ſchützen, ſolange ich es noch kann. Beim All mächtigen beſchwöre ich Sie— nur das nicht!“ Er erhob bittend die eine Hand. 5 Egon bückte ſich und entwand Friedrichs kraftloſen Händen die Waffe. Er wies nach der Tür. „Laſſen Sie mich allein!“ „Euer Gnaden, Herr Graf—?“ „Ich befehle es Ihnen!“ Seine Augen blickten ſtreng und kalt. Friedrich ſah in ein zorngerötetes Geſicht und wankte dann wortlos und ſchreckensbleich hinaus. g Egon ging zum Schreibtiſch und ſtürzte haſtig ein Glas Wein hinunter. Er ſetzte ſich dann und ſtarrte 101 geiſtesabweſend vor ſich hin. Plötzlich rann es ihm eiskalt ilber den Rücken, denn die letzten Maientage in Heidel⸗ berg ſpiegelten ſich in ſeinem Geiſte. Er ſah ſich unter der Linde Arm in Arm mit Fanni— er dachte an ſeinen Schwur und ſchloß die Augen. Wild fuhr er auf. Er hatte ſie vor ſich geſehen, wie ſie in Salzburg vor ihm ſtand. Die ganze Schwere des Fluches, den ſie auf ihn geſchleu. dert, hatte er zu fühlen bekommen. Den Tod ſeines a⸗ ters, ſeiner Frau und ſeines Sohnes. Furchtbar war Gottes Gericht. a Ein jäher Entſchluß blitzte in ihm auf. Er faßte 11 Revolver feſter, hob die Waffe gegen ſeine Schlöfe aug drückte ab. Der Schuß dröhnte durch die Stille und Kugel ſchlug— in die Decke des Zimmers. in Im letzten Augenblick hatte eine ſehnige Hand ſe Gelenk umklammert und den Arm emporgeriſſen. Hollberg ſtand vor ihm.- 2 4 und Dur Abe ſol amt die der Mar licht. mit ſchie das infa einer hieſi, Der Schr Es weld auft. beſtr Die Schu werd Die Fisch Mor hei Pfer Gerc Bei alte Stei brack Tau, men iſt n Artu ſchaf 16. 2 eee ee e „ S Wu een* „ die meinem Ehauffeur, lusdem bladiscuen Land Oer Führer auf der Durchreiſe in Heidelberg heidelberg, 16. April. Montag abend kraf der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler mit Begleitung auf der Durchreiſe hier ein und nahm im„Europäiſchen Hof“ das Abendeſſen ein. Weinheim.(Ein Reviſor, wie er nicht ſein ſoll.) Seit einigen Tagen iſt der Reviſor K. vom Bezirks⸗ amt Weinheim flüchtig. Der Beamte, der nebenamtlich noch die Verwaltung einer Stiftung innehatte, machte im Laufe der Jahre Anterſchlagungen im Betrage von über 10 000 Mark. Ein Reviſor brachte die Veruntreuungen ans Tages⸗ licht. Der Flüchtige, der noch einen anſehnlichen Geldbetrag mit ſich führt, ſchrieb aus der Gegend von München ver⸗ ſchiedene Abſchiedsbriefe, in denen er mitteilte, daß er ſich das Leben nehmen werde. f Birkenau.(Schwindlerin am Werk.) Eine infame Schwindlerin brachte es vor einiger Zeit fertig, in einem Südfrüchtegeſchäft in Weinheim auf den Namen der hieſigen Frhrl. Familie einen Geldbetrag zu erſchwindeln. der Polizei iſt es nunmehr gelungen, die Perſonalien der Schwindlerin zu ermitteln und die Verfolgung aufzunehmen. Es handelt ſich um ein bei Freiburg gebürtiges Mädchen, welches ſo verſchiedentlich unter dem falſchen Namen Band auftrat und bereits mit Gefängnis und Zuchthaus vor⸗ beſtraft iſt. 5 1 b(Die erſten Spargel geſtochen.) Die erſten Spargel konnten dieſer Tage von verſchiedenen Schwetzinger Landwirten in kleineren Mengen geſtochen werden. U Mosbach.(Sühne für fahrläſſige Tötung.) Die Kleine Strafkammer verurteilte den Kraftwagenführer ziſcher aus Diſtelhauſen wegen fahrläſſiger Tötung zu drei Monaten Gefängnis. Der Angeklagte hatte am Hl. Abend bei Gerchsheim mit ſeinem Laſtwagen beim Aeberholen eines Pferdefuhrwerks den 22jährigen Motorradfahrer Popp von Gerchsheim angefahren, der auf der Stelle getötet wurde. U Tauberbiſchofsheim.(Tödlicher Unglücksfall.) Bei Steinarbeiten im Kalkwerk Wild wurde der 33 Jahre alte Arbeiter Karl Hellmuth aus Diſtelhauſen von einem Stein an den Kopf getroffen, ſo daß er bewußtlos zuſammen⸗ brach. Kurz nach ſeiner Einlieferung in das Krankenhaus Tauberbiſchofsheim erlag er den Verletzungen. () Pforzheim.(Induſtrie⸗ und Handels kam⸗ mer.) Die neue Induſtrie⸗ und Handelskammer Pforzheim it nunmehr endgültig errichtet. Zu ihrem Präſidenten wurde⸗ Artur Barth in Firma Förſter und Barth vom Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter ernannt. 0 Freiburg.(Sechs fache Lebens rettung.) Am 16. November 1934 fuhren ſechs Arbeiter des Rheinbauamts Freiburg, die bei den Rheinregulierungsarbeiten im Rhein dei Neuenburg beſchäftigt waren, zu ihrer Arbeitsſtätte auf eiſem Bagger, der wegen des niederen Waſſerſtandes nicht an das Ufer gebracht werden konnte. Infolge des plötzlich einsetzenden Nebels ſtieß der Nachen an einen ſeitlichen Anker⸗ draht des Baggers und ſchlug um. Sämtliche Inſaſſen fielen in das Waſſer, konnten aber alle gerettet werden. Bei den Nettungsarbeiten haben ſich der Baggerführer Grohmüller in Grißheim, der Baggermaſchiniſt Hamburger in Grißheim Ad der Rheinſchiffer Greulich in Bremgarten beſonders aus⸗ gezeichnet. Der Landeskommiſſär für die Kreiſe Freiburg, Vörrach und Offenburg hat den Genannten für ihre ent⸗ ſchloſſenen und mutigen Taten die öffentliche Anerkennung ausgeſprochen. J. Rheinfelden.(Schwerer Sturz mit dem Mo⸗ torrad.) Auf der Warmbacher Straße verunglückte Stadt⸗ nat Linder, der mit ſeinem Motorrad auf der Heimfehrt begriffen war, ſehr ſchwer. Bei dem Sturz trug Linder einen ſchweren Schädelbruch davon. N Neuer Kälterückfall Wieder Schneetreiben und Froſt im Hochſchwarzwalbd. 4 Nach dem Föhnwetter und der verbreiteten Frühjahrs⸗ Schneeſchmelze der letzten Tage iſt zum Wochenende ein abermaliger Kälterückfall im Hochſchwarzwald 90 0 der allerdings nicht die Ausmaße des Wetterſturzes von Anfang Wril angenommen hat. Immerhin iſt ein empfindlicher Temperaturrückgang eingetreten. Im Rheintal iſt das Ther⸗ mometer von 25 Grad der letzten Woche auf 7 Grad am Sonntag geſunken, oberhalb 1000 Meter wurde im Ge⸗ 195 der Gefrierpunkt erreicht und in der Kammzone herrſcht Froſt. Auf der Höhenlinie Feldberg⸗Schauinsland⸗ Belchen fiel bei 2—3 Grad Kälte Schnee. Die Schneedecke iſt hier auf etwa 70 Zentimeter angewachſen, in den Hochwaldregionen unterhalb der Kammlinien, alſo in den Skigeländen, beträgt ſe teilweiſe noch 1 Meter. Auch im Nordſchwarzwald liegt 1 155 1000 Meter noch eine ziemlich geſchloſſene Schnee⸗ icht. Seit dem Wochenende ſind ſämtliche Höhen⸗ und Zu⸗ ſahttsſtraßen im Schwarzwald unterhalb der 1000⸗Meder⸗ Grenze ſchneefrei und paſſierbar; für Kraftwagenfahrer iſt die Mitnahme von Schneeketten alſo nur bei Fahrten ober⸗ dab 1000 Meter erforderlich. „Nehmen Sie die Flaſche Wein hier fort!“ ſagte dollberg zu Friedrich, der ſchreckensbleich und zitternd bei der Tür ſtand. Friedrich war, nachdem ihm Egon die Tür gewieſen, in den Vorſaal gegangen und dort zitternd und hilflos ſehen geblieben. Er ſah mit bangen Augen nach der Tür, und in ſeinem Geſicht zuckte es ſchmerzlich. Er krampfte die Hände ineinander und dachte an das Schreckliche, das r ſoeben erlebt hatte. Jeden Augenblick glaubte er den chuß zu hören, aber es blieb ſtill. Dann war er ans Fen⸗ fer getreten und hatte verzweiflungsvoll hinausgeblickt. a ſah er um die Biegung der Landſtraße das Auto 5 Doktors Hollbergs herankommen. Er rannte die beppe hinunter, durch das Schloßtor dem Auto entgegen winkte dem Chauffeur. Dieſer hatte angehalten. aun war Friedrich an den Wagenſchlag geeilt und hatte am Doktor alles erzählt, was er im Zimmer des Herrn 1 05 erlebte. Hollberg war mit ihm zu Egon geeilt s Er nahm das Tablett mit der Weinflaſche und wollte entfernen, doch Hollberg rief ihn zurück. „Friedrich, beſorgen Sie uns Tee und dann e daß er ſofort heimfahren 8 lickte in das beſorgte Geſicht Friedrichs und fuhr fort: Ih werde die Nacht hier bleiben!“ Ein unendlich dankbarer Blick traf Hollberg, dann e ſich Friedrich, um ſich ſeines Auftrages zu ent⸗ 45 0 en Aus Stadt und Land Todesopfer einer Wildſchweinjagd Groß⸗Gerau, 15. April. Mitte Februar machten Jäger in der Treburer Gemarkung den Verſuch, ein Rudel Wild⸗ ſchweine zu erlegen. Hierbei wurde der Metzgermeiſter Spohn⸗ heimer, der einem angeſchoſſenen Keiler den Todesſtoß ver⸗ ſetzen wollte, von dem wütenden Tier angegriffen und ſchwer zugerichtet. Dem Schwerverletzten mußte ein Bein amputiert werden. Alle ärztliche Kunſt war jedoch vergebens; jetzt iſt Spohnheimer im Krankenhaus ſeinen Verletzungen erlegen. Der„einſame, vielgeprüfte Mann“ Coburg, 15. April. Vor der Großen Strafkammer hatte ſich ein Verbrecher größten Ausmaßes, der berüchtigte „Halbritter aus Erfurt“, in einer Berufungsverhandlung zu verantworten. Vor ungefähr ſechs Wochen hatte ihn das Schöffengericht in dauernde Sicherungsverwahrung geſchickt. Dagegen hatte Halbritter Berufung eingelegt. Halbritter iſt der Typ des Hochſtapler⸗Verbrechers. Seine Spezialitäten ſind Betrug, Herratsſchwindel, Urkundenfälſchung, Un; eue und Diebſtahl. Mit brutaler Gewiſſensroheit ſaugte der fetzt 48jährige Verbrecher ſeine Opfer aus. Durch ein Inſerat ſuchte er in Coburg eine„Wohnungs⸗ gemeinſchaft“. Das Inſerat begann mit folgenden Worten: „Wer bietet einem einſamen, vielgeprüften Mann ein ruhi⸗ ges Heim?“ Dutzendweiſe kamen die Angebote liebesbedürf⸗ tiger Damen. Seine Wahl fiel auf eine Beamtenwitwe, die, natürlich in gutem Glauben, den Halbritter überall als „Herrn Forſtrat und Hauptmann a. D.“ vorſtellte. Der Staatsanwalt nannte den Fall Halbritter ein klaſ⸗ ſiſches Beiſpiel dafür, daß die Sicherungsverwahrung not⸗ wendig ſei. Halbritter habe es fertiggebracht, ſogar Zuchthausdirektoren zu betrügen. Das Gericht be⸗ ſchloß den Halbritter nach Verbüßung ſeiner jetzigen Zucht⸗ hausſtrafe in Sicherheitsverwahrung zu nehmen. Blutiges Eiferſuchtsdrama an der Lahn Gießen, 15. April. In dem Dorfe Fron hauſen (Lahn) drang in der letzten Nacht der 23 Jahre alte Ludwig Felde aus Staufenberg(Kreis Gießen) in die Wohnung ſeiner Braut ein, welche die Verlobung mit Felde rückgängig machen wollte. Dem Eindringling ſtellte ſich der Schwager des Mädchens entgegen; Felde gab auf den Mann einen Schuß ab und verletzte ihn ſchwer. Hierauf richtete der Täter die Waffe gegen ſich ſelbſt und erſchoß ſich. Eine Erinnerung an Schinderhannes. Birkenfeld. Vor 130 Jahren trieb bekanntlich in dem Gebiet zwiſchen Moſel, Nahe und Rhein der„Räuberhaupt⸗ mann des Hunsrücks“, Schinderhannes oder„Johannes durch den Wald“, ſein Unweſen. Er führte Bandenkrieg ge⸗ gen Reiche, Geizhälſe, Juden und— Franzoſen, die ihn denn auch eines Tages faßten und in Mainz hinrichten lie⸗ ßen. Das Fallbeil, mit dem Schinderhannes und eine Reihe ſeiner Gefährten enthauptet wurden, iſt jetzt im Kriminal⸗ muſeum zu Mainz ausgeſtellt worden. 0 Trier.(Tödlicher Unfall bei Rodungs⸗ arbeiten.) Auf dem Rodungsfeld bei Hermeskeil(Hoch⸗ wald) ereignete ſich beim Sprengen von Baumſtubben ein tödlicher Unglücksfall. Ein Arbeiter aus Neuhütten, der etwa 100 Meter von der Sprengſtelle entfernt arbeitete und die Warnungsſignale nicht beachtet hatte, wurde von einem ausgeſprengten Wurzelſtock am Hinterkopf getroffen. Er ſank ſofort beſinnungslos zuſammen. Auf dem Transport ins Krankenhaus erlag er ſeinen Verletzungen. Mit 60Kilometer⸗Geſchwindigkeit gegen einen Baum geraſt. Auf der Flensburger Landſtraße bei Ruhekrug fuhr ein von Flensburg kommender Kraftwagen, der einen hee überholen wollte, beim Ausweichen mit einer Ge⸗ ſchwindigkeit von etwa 60 Kilometern gegen einen Baum und überſchlug ſich. Der Führer des Kraftwagens, Hauptmann a. D. Ortmann aus Gronenberg bei Lübeck, erlitt ſchwere Schädelverletzungen, denen er bald darauf erlegen iſt. Von den übrigen Inſaſſen trug eine Frau, die aus dem Wagen geſchleudert wurde, erhebliche Verletzungen davon, während ein junger Mann nur leicht verletzt wurde und zwei Kinder mit dem Schrecken davonkamen i Kind ſetzte Kraftwagen in Fahrt. An einem in ber Peterſtraße in Gelſenkirchen ſtehenden Straßenreinigungs⸗ wagen machte ſich ein Junge zu ſchaffen. Der Burſche ſchaltete ſchließlich den Motor ein. Der Wagen ſetzte ſich in Bewegung und fuhr, nachdem der Junge abgeſprungen war, führerlos über den Bürgerſteig gegen ein Haus. Zwei Kinder wurden von dem Wagen erfaßt und gegen die Hauswand gedrückt. Erſt nach Ausſetzen des Motors konn⸗ ten die Kinder aus ihrer Lage befreit werden. Em Kind wurde ſchwer verletzt. a Greis in der Jauchegrube erſtickt. Als der 71jährige Privatier kaver Dolp in Kirchheim(Schwaben) ſeinen Garten mit Jauche düngen wollte, ſcheint er geſtolpert zu ſein. Er fiel kopfüber in die Jauchegrube und riß dann ſeine ihm zu Hilfe eilende Frau ebenfalls mit hinein. Einige Nach⸗ barn zogen beide heraus, konnten den Ehemann aber nur mehr als Leiche bergen 95 Kind in der Jauchegrube ertrunken. In Helchenbach bei Rohr(Bayern) iſt das vierjährige Söhnchen der Land⸗ wirtstochter Rieger in einer Jauchegrube ertrunken. Das Kind hatte vorher mit einigen Altersgenoſſen geſpielt und iſt wahrſcheinlich auf dem Weg zur Mutter in die faſt zwei Meter tiefe Grube gefallen. a Tod beim Reinigen der Jagdwaffen. Der Schlacht⸗ Se Kaver Elender in Weilheim(Bayern) war mit dem Reinigen ſeiner Saß waffen beſchäftigt. Dabei muß eine Piſtole noch einen Schuß enthalten haben, der beim Han⸗ tieren mit der Waffe losging und den Ang 1 tödlich ins Herz 8 Der Verunglückte war langjähriger Gau⸗ ſchützen⸗ und ſpäter Ehren⸗Gauſchützenmeiſter. I Im Tode vereint. In Hochberg(Franken) wurde die 70jährige Schuhmachersgattin Sophie Ehrbar zu Grabe ge⸗ tragen. Am Nachmittag beſuchte der Ehegatte das friſche Grab. Er erlitt einen Herzſchlag, der ſeinem Leben ein d te. 17 2— 8 Spielen von Sandmaſſen verſchüttet. In en einen Unterſtand. Plötzlich gaben die oberen Sand⸗ b n Spielen nach und begruben einen 1 d Saler. Die Feuerwehr konnte den Knaben zwar ba bergen, doch hatte er ſo ſchwere Verletzungen erlitten, daß er im Krankenhaus ſtarb. Einige andere Jungen erlitten leichtere Verletzungen. ö rg bauten auf einem Grundſtück mehrere Kna- Lalcale uud scuau Der Weg zur Leiſtungsfähigkeit Wir haben heute bei einem ſehr erheblichen Teil un⸗ ſerer erwerbstätigen Jugend die Tatſache zu verzeichnen, daß mit ihren Kräften Raubbau getrieben wird. Kein Bauer iſt ſo dumm, daß er ſein Fohlen vor den Pflug ſpannt, weil er weiß, daß er es auf dieſe Weiſe für künftige wichtigere Arbeit in ſeiner Leiſtung ſchädigt. Wir haben aber bisher mit unſerer Jugend ſo gehandelt. Es wird in Zukunft ſehr darauf ankommen, durch ge⸗ eignete Maßnahmen dafür zu ſorgen, daß die guten Erb⸗ anlagen zur vollen Entwicklung kommen, denn allein mit ihrem Vorhandenſein in der Erbmaſſe nützen ſie weder einem einzelnen, noch der Geſamtheit. Wir müſſen auch dafür ſorgen, daß dieſe guten Erbeigenſchaften nicht durch ungeeignete Maßnahmen, ſoziale Umſtände oder unzweck⸗ mäßige Arbeitsweiſe in der Entwicklung geſtört werden. Wir wiſſen aus eingehenden Unterſuchungen an den Ju⸗ gendlichen, daß dieſe bereits in den Entwicklungsjahren teilweiſe ſo geſchädigt worden ſind, wie dies früher nur bei den Erwachſenen der Fall war. So wird hier der Grund zu Krankheiten gelegt, welche bald die Arbeits⸗ und Lei⸗ ſtungsfähigkeit des einzelnen erheblich herabſetzen und ſich zu chroniſchen Schädigungen entwickeln. Zur Erhaltung der Berufs⸗ und Lebensleiſtung ſind alle Dinge einer vernünftigen hygieniſchen Lebensweiſe er⸗ forderlich. Nicht nur Eſſen, Trinken, Schlafen und die Mäßigkeit in den Genußgiften(Alkohol, Nikotin) ſind da⸗ bei von Bedeutung, ſondern auch die Frage der Freizeit und ihrer Geſtaltung. Es iſt germaniſche Rechts⸗ und Lebensauffaſſung, daß Beſitz verpflichtet! Wer das Glück genießt, von ſeinen Vor⸗ fahren gute Erbanlagen mit auf dem Lebensweg bekom⸗ men zu haben, der iſt verpflichtet, ſie in jeder nur möglichen Weiſe auszubilden und für ſich und die Gemeinſchaft in der beſten Weiſe auszuwerten. * Seckenheimer Statiſtik. Im Bereich des Standesamts Seckenheim wurden während des Jahres 1934 im ganzen 98 lebendgeborene Kinder ins Geburtsregiſter eingetragen, davon 53 männlich und 45 weiblich; inbegriffen ſind 6 uneheliche Kinder (4 männl. und 2 weibl.). Die Zahl der Totgeborenen betrug 1(weibl.). Die Zahl der von der ſtädt. Desinfektionsanſtalt vor⸗ genommenen Desinfektionen betrug 1934 in Seckenheim 75, die ſich auf folgende Krankheitsfälle verteilen: Scharlach 15, Diphterie, Typhus und Paratyphus 29, Diphtherie 17, Tuberkuloſe 3 und aus ſonſtigen Gründen 11 Desinfektionen. Auf dem Seckenheimer Friedhof wurden im gleichen Zeitraum 67 Beerdigungen vorgenommen, davon 12 von Kindern unter 15 Jahren. mp. Die Städt. Sparkaſſe Mannheim weiſt im Inſeraten⸗ teil darauf hin, daß am Oſterſamstag, den 20. April 1935 (Bankfeiertag), die Sparkaſſe geſchloſſen bleibt. Zur Ein⸗ löſung fälliger Wechſel wird von 11— 12 Uhr ein Schalter offen gehalten. I Anvorſichtig gefahren. Durch beiderſeitiges Verſchul⸗ den ſtanß in der Nacht auf der Kreuzung Schwetzinger⸗ und Kleinfeldſtraße ein Perſonenkraftwagen mit einem Kraftrad zuſammen. Der Kraftradfahrer ſtürzte und erlitt Rippen⸗ brüche, außerdem brach er das linke Schlüſſelbein. Der Ver⸗ letzte mußte mit dem Sanitätskraftwagen nach dem Städt. e gebracht werden. Das Kraftrad wurde ſtark be⸗ ſchädiat. Wegen betrügeriſcher Sammlung feſtgenommen. Ein hier wohnhafter Mann, der der Wahrheit zuwider angab, für arbeitsloſe Angehörige des Reichsluftſchutzbundes zu ſam⸗ meln und ſich Geldbeträge geben ließ, wurde feſtgenommen. Etwaige bis jetzt noch unbekannte Perſonen, die von dem Betrüger ebenfalls angegangen wurden, wollen dies der Kriminalpolizei mitteilen. Voller Flugbetrieb am Karfreitag. Auch in dieſem Jahr iſt die Beſtellung von Flugplätzen während der Oſter⸗ zeit ganz beſonders lebhaft. Die Deutſche Lufthanſa teilt deshalb mit, daß am Karfreitag uneingeſchränkter Flug⸗ betrieb durchgeführt wird, um jedermann die Möglichkeit zu geben, die Feiertage auch in den entfernt liegenden Gegen⸗ den Deutſchlands zu verbringen. Uebrigens eine beſondere Oſterüberraſchung: ein Flugſchein! UI Eine neue Arbeiterſiedlung. An der Eaſterfeldſtraße zwiſchen Neckarau und Rheinau iſt eine neue Arbeiterſiedlung entſtanden, die aus 17 Doppelhäuſern beſteht. 34 Familien erhalten je drei Zimmer mit Küche, Stallung und Waſch⸗ küche, ſowie 10 Ar Land zur Bewirtſchaftung. Die Siedler lind durchweg Arbeiter in Mannheimer Werken und befinden ſich in feſter Stellung. Da ſie die Häuſer in Gemeinſchafts⸗ arbeit ſelbſt zu bauen hatten, machten ſie für die Dauer der Bauarbeiten ihre Arbeitsplätze für arbeitsloſe Volksgenoſſen frei. Während der Bauzeit erhalten die Arbeiter Erwerbs⸗ loſenunterſtützung und einen wöchentlichen Vorſchuß auf ihren künftigen Lohn nach der Wiedereinſtellung. Dafür brauchen ſie im erſten Jahr keine Miete zu zahlen, haben im zweiten Jahr nur eine geringe Pacht zu entrichten und zahlen vom dritten Jahr ab für etwa zwanzig Jahre eine monatliche Miete von etwa 16 Mark. Dann geht das Haus in ihr Eigentum über. 4 — Schont die Kröten! Vom Landſchaftsbund Volkstum und Heimat wird uns geſchriehen: Der alte Spruch„häßlich wie eine Kröte“ beſteht für den, der ſich dieſes Tierchen ein⸗ mal genauer betrachtet hat, zu Unrecht. Wohl iſt der ganze . e gebaut, 99 50 en ſind unge⸗ wandt und ſehen ungelenkig aus, die Haut iſt warzig, das Geſicht wulſtig. Aber ſie hat 14 5 Augen. Wie große 1 5 Glasperlen ſtehen ſie im Kopfe und ſehen Dich aus grund⸗ loſer Tiefe an. Wer einmal richtig hineingeſchaut hat, kann ihr nichts Böſes mehr antun. Und wie nützlich iſt die Krötel je räumt ſie auf bei ihren nächtlichen Spaziergängen 25 den gefräßigen Schnecken! Jeder Ga itzer ö — 0 e S verfolge Wetterbericht Von Weſten nähert ſich Hochdruck wahrend im 3 N e 1 chere e Dienstag un ittwo zwar zeitweilig aufheiterndes* immer ch ainbeſtündigee al egerfallen geneigtes Wetter zu erwarten. 5 g Aeber 1 Million zuſätzliche Aufträge 18 Obermeiſtertag der Blechner und Inſtallateure. d Der Landesverband Baden der Blechner⸗ und Inſtallateurmeiſter hielt in Freiburg einen Obermeiſtertag ab. Intereſſante Mitteilungen machten Direk⸗ tor Schneider als Vertreter badiſcher Gaswerke und Diplom⸗ ingenieur Henicke von der Gaszentrale Berlin, die erklärten, daß der Gau Baden einen vollen Erfolg erzielte. 10 000 Gasgeräte wurden verkauft, die Bruttoeinnahme betrug 102 000 Mark. Fachkreiſe, Hausbeſitzer, Hausfrauen haben durch vorbildliche Zuſammenarbeit erzielt, daß im ganzen badiſchen Lande in einem Vierteljahr für rund 1.4 Millionen Mark zuſätzliche Aufträge vergeben werden konnten. Hierdurch war es möglich, daß während des Winters ſowohl das Inſtallationshandwerk als auch die Gasgeräte her⸗ ſtellenden Fabriken viel Arbeit hatten und die Zahl der Beſchäftigten halten konnten. Betriebseinſchränkungen wurden deshalb vermieden; in einzelnen Betrieben konnten ſogar Neueinſtellungen vorgenommen werden. Diplomingenieur Lieck von der IG⸗Farbeninduſtrie hielt hierauf einen Vortrag über Propan⸗Gas mit praktiſchen Vorführungen, die von dem Vertreter Reißer noch dahin ergänzt wurden, daß Propan⸗Gas ſich insbeſondere da zur Einführung empfehle, wo der Bezug von ſtädtiſchem Gas mit Schwierigkeiten verbunden iſt, z. B. in entfernt gelegenen Förſterwohnungen uſw. Diplomingenieur Henicke verbreitete 175 über„Techniſche Vorſchriften und Richtlinien für die Ver⸗ orgung von Gebäuden mit Niederdruckgas“ und bemerkte dazu, daß die neuen Vorſchriften einheitlich für das ganze Reich gelten. Nach ihnen haben ſich nun alle Inſtallateure zu richten. In Baden findet im Monat Juni und Juli ein Einführungskurs ſtatt. Vom norobadiſchen Tabakbau. Der Wunſch nach früherer Anbauzuteilung. Geringe Umſätze. Die Tabakbauernfachſchaften befaſſen ſich gegenwärtig mit der Verteilung und Zuteilung der Anbauflächen. Da die für das Reich feſtgeſetzte Anbauerhöhung um 3 v. H. Zigarrentabake Anwendung finden ſoll, wird unſer nord⸗ badiſches Schneidgutgebiet davon nicht berührt. Von der Neuzuteilung entfallen auf Baden 150 Hektar; im Kreis Mannheim tritt, wie geſagt, keine Vergrößerung der Anbau⸗ fläche ein. Es gibt nur kleine Verſchiebungen innerhalb der Gemeinden auf Grund der neuen Anordnungen des Reichsnährſtandes, dem in dieſem Jahr die Verteilung allein übertragen wurde; die Verteilung geſchieht durch die Orts⸗ bauernführer, für Beſchwerden iſt der Kreisbauernführer zuſtändig. Die Bauern führen berechtigte Klagen, daß die Umlegung der Anbauflächen ſo ſpät vernommen wird, denn die Setzzeit beginnt Anfang Mai und die Tabakäcker ſollten ſchon gedüngt ſein. Man darf annehmen, daß künftig die Verteilung ſchon über Winter geklärt und möglichſt im Laufe des Februar endgültig feſtgelegt wird. Das Verkaufsgeſchäft iſt zurzeit etwas ruhig. In verſchiedenen Orten ſind noch Vorräte der 1934er Ernte vorhanden, für die die Einkaufspreiſe bisher verhältnis⸗ mäßig hoch lagen, ſo daß nur zögernd gekauft wird. Ander⸗ wärts, wie z. B. in Plankſtadt, iſt die vorjährige Ernte faſt reſtlos abgeſetzt. Außerdem iſt Schneidgut jetzt nicht ſo gefragt, weil vorläufig dem Zigarrenmaterial der Vorzug gegeben wird. Einzelne Bauern fermentieren ihre Reſt⸗ vorräte und hoffen, ſie günſtig verkaufen zu können. Die erſte Fermentation iſt beendet, die zweite beginnt in etwa 14 Tagen. In letzter Zeit ſind in Seckenheim noch 2000 Zentner 1933er Tabak zu 74 bis 75 RM. je Zentner abgenommen worden. Wie man hört, ſoll in Nordbaden im Laufe des nächſten Monats eine Einſchreibung für bauernfermentierte Tabake ſtattfinden. Gottesdſenſt⸗Ordnung in der evang. Kirche. Oſterbräuche Wenn der Winter von uns fortzieht, wenn die Knoſpen der Bäume und Sträucher immer dicker und dicker werden und der erſte warme Lenzhauch über die Fluren weht, dann beginnt eigentlich ſchon die Oſterzeit mit ihren vielen bunten Bräuchen und Sitten. Vor allem erſcheint jetzt der Oſterhaſe, dem in vielen Gegenden Deutſchlands von den Kindern ein Neſt bereitet wird, um ihm ſein wichtiges Geſchäft, das Eier⸗ legen, zu erleichtern. Wir alle wiſſen ja, daß nach altem Brauch die Oſtereier vom Oſterhaſen gelegt werden. Von der Maas bis an die Memel, von der Etſch bis an den Belt läuft uns der flinke Geſelle, in dieſem Fall ſtets glückverheißend, über den Weg. Im bayeriſchen Franken iſt es aber ein beſtimmter Haſe, nämlich der„rote Haſe“. In einem Teil Thüringens dagegen beſorgt der„grüne Haſe“ das Geſchäft. Doch gibt es noch eine Reihe anderer Geſtalten, die den Kindern zu Oſtern die Eier bringen. Neben dem Haſen betätigt ſich im Legen der Oſtereier in Oberbayern und in Oeſterreich hauptſächlich der Hahn. Wenn auch die Henne als natürliche Eierlegerin gegenüber den anderen Geſtalten nicht durchdringen kann, ſo hat ſie ſich doch in einem Teil Kärntens einen feſten Platz als„Himmelshenne“ geſichert. Dort erſcheint auch einmal der „rote Eiervogel“. Der Storch hat zwar ſonſt auch heute noch genug damit zu tun, für den Nachwuchs bei den Menſchen zu ſorgen, doch hat er in der fränkiſch⸗thüringiſchen Gegend immerhin noch ſoviel Zeit, daß er auch die Oſtereier legen kann. In Hannover gibt es ein Gebiet, wo offenbar alle Haſen bereits von den Füchſen aufgefreſſen ſind. Hätten die Haßen vorher gewußt, welche Folgen das Vertilgen der aſen nach ſich zieht, dann hätten ſie die Haſen ſchön laufen laſſen. Jetzt müſſen dort nämlich die Füchſe die Oſtereier legen. In einzelnen Fällen treffen wir bei dem Geſchäft des Oſtereierlegens den Kuckuck, den Kranich und den Auerhahn. Was machen nun die Kinder mit den vielen Eiern? Ode gleich verzehren, hieße der langerſehnten Freude ein ſchnelles Ende bereiten. Regelrechte Wettkämpfe gibt es, die mit den Eiern ausgefochten werden, ſo z. B. das„Eierleſen“. Die Eier werden in einer Reihe hingelegt. Während nun einer nach einem beſtimmten Ziel läuft oder reitet, muß der andere die Eier aufleſen und in einen Korb ſammeln. Wer zuerſt fertig iſt, wird als Sieger gefeiert. Ein anderes Spiel iſt das Aneinanderſchlagen(Kippen) der Eier; das da⸗ bei zerbrochene Ei gehört dem, deſſen Ei ganz geblieben iſt. Auch laſſen die Kinder die Eier einen Abhang hinabrollen oder werfen ſie hoch über die Bäume hinweg. Dieſe Eier⸗ ſpiele werden weiſtens an ganz beſtimmten Plätzen ausge⸗ führt, daher trifft man mancherorts auf entſprechende Flur⸗ namen, wie z. B.„Eierberg“,„Eierhalde“. Noch viele andere Bräuche gibt es in der Oſterzeit, ſo z. B. das Waſchen oder Beſprengen mit dem„Oſterwaſſer“. Durch das Waſſer, das man in der Oſterzeit am frühen Morgen aus dem Bach ſchöpft, glaubt man Schönheit, Geſundheit, langes Leben oder Gedeih in Küche und Kammer zu erlangen. Ganz beſonders aber wird das Oſterfeſt in Nordweſt⸗ deutſchland gefeiert, wo in der Oſterzeit auf allen Höhen und Hügeln rieſige Oſterfeuer aufflammen, in denen wir unſchwer 5 Ueberlieferung der alten germaniſchen Feuerweihe er⸗ ennen. Der eierlegende Oſterhaſe Vor etwa 200 Jahren iſt irgendwo in deutſchen Landen ein amtliches Protokoll angefertigt worden, das einwand⸗ frei unter Nennung von Zeugen unter Beweis ſtellt, daß ein richtiger, lebendiger Feld⸗, Wald⸗ und Wieſenhaſe um die Oſterzeit Eier gelegt habe. Wir wiſſen heute nicht, welchem Spaßvogel die Protokollanten damals aufgeſeſſen ſind. Jedenfalls hat man bei der Suche nach einer Er⸗ klärung des immerhin als Naturwunder anzuſehenden eier⸗ legenden Oſterhaſen auch das Protokoll herangezogen und behauptet, darauf fuße die heute überall in Deutſchland verbreitete Anſicht, daß der Haſe die Oſtereier lege. Die Auslegung des erſten Protokolls bringt Haſe und Ei als Schutz den alten Grabſteinen! Von zuverläſſiger Stelle wird uns geſchrieben: Wenn auch an vielen Orten bereits ſehr erfreuliche Anſätze zu einer Geſundung der Grabmalkunſt feſtzuſtellen ſind, ſo iſt do zweifellos die Verfallszeit, die auf dieſem Gebiete herrſchte, noch immer nicht abgeſchloſſen. Auf faſt allen unſeren Fried⸗ höfen herrſcht heute noch die beklagenswerteſte Stilverwil⸗ derung. Den ganzen Schwuſt der vergangenen Epoche mit ſeinen leeren kunſtgewerblichen Dekorationen müſſen wir aus Gründen der Pietät auf unſeren Totenäckern dulden, ohne für lange Zeit etwas daran ändern zu können.— Aber etwas können wir tun: Die alten noch erhaltenen Grabſteine aus beſſeren Zeiten pflegen und erhalten! Wie viele unſerer ſtimmungsvollen Dorffriedhöfe haben infolge falſcher Zwech⸗ mäßigkeitsüberlegungen ihren ganzen reichen Beſtand an alten Grabzeichen bereits eingebüßt. Sah man denn nicht, daß ſo ein in Jahrhunderten um die Kirche gewachſener Totengarten ſeine eigenen Geſetze hatte? Man kann da nicht einfach eine Ecke herausſchneiden und unter Vernichtung des alten Grab⸗ malbeſtandes für neue Gräber herrichten. Abgeſehen von den Verſtümmelungen, die ein alter Friedhof als Geſamtlage durch ein ſolches Vorgehen immer erleidet, iſt auch der Verlust an Kunſtwerken und wertvollen familiengeſchichtlichen Zeugen ſtets ſchmerzlich. Der von vielen Gemeinden beſchrittene Weg, ein ganz neues Gräberfeld an anderer Stelle anzulegen, läßt ſich wohl ohne Schwierigkeiten in jedem Falle einſchlagen. Und. Grabmäler, für die kein Angehöriger mehr ſorgt, ſollten — zum mindeſten, wenn es ſich um wirkliche Kunſtwerke handelt— von der Gemeinde in Pflege genommen werden. Man kann ſie leicht, als unerſetzbare Zeugen, in der Nähe der Kirche geſchmackvoll aufſtellen. Bleiben ſie auf dieſe Weiſe in Ehren gehalten, ſo können ſie ſogar noch für die Gegenwart fruchtbar werden, als überzeugende Beiſpiele gu⸗ ter, ſolider Handwerkertradition. Sie mögen die Lebenden daran mahnen, daß es gerade in dörflicher Umgebung ein Unding iſt, das Denkmal für die Verſtorbenen vom Groß⸗ lieferanten als Serienſtück zu bezeichnen. Es könnte uns auf dieſem Gebiete kein ſchönerer Erfolg beſchieden ſein, al⸗ wenn man ſich wieder daran gewöhnt, das Grabkreuz beim einheimiſchen Handwerker zu beſtellen, der den Toten wo⸗ möglich ſelbſt gekannt hat und mit ſeiner Arbeit an ſchlichlen heimiſchen Ueberlieferungen anknüpfen kann. Die tiefemp⸗ fundene Schlichtheit und überzeugende Ehrlichkeit der Form. die aus vielen Grabzeichen alter Zeit ſpricht, kann uns An⸗ regung und Vorbild ſein. Natürlich iſt von der Erkenntnis bis zur Geſtaltung noch ein weiter Weg. Das heimiſche Handwerk wird ſich auf dieſem Gebiete noch auf viele Jahre hinaus einer ſtrengen und zielbewußten Anleitung und kr⸗ ziehung unterwerfen müſſen. Marktberichte Mannheimer Großviehmarkt vom 15. April. Zufuhr: 82 Farren, 118 Ochſen, 231 Rinder, 289 Kühe, 1479 Kälber, 25 Schafe, 2177 Schweine, 5 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilo⸗ gramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen a) 40 bis 4, 36 bis 39, 32 bis 35; Bullen a) 39 bis 42, 36 bis 38, 34 bis 35; Kühe a) 33 bis 38, 27 bis 32, 23 bis 26, 18 bis 22; Färſen 41 bis 43, 34 bis 40; Doppelender Kälber(Son⸗ derklaſſe) 62 bis 75, andere Kälber a) 56 bis 59, 50 bis 55, 40 bis 49, 33 bis 39; Schweine al)—, a2) 48 bis 52, b 47 bis 52, 47 bis 51, 44 bis 49, Sauen g1) 43 bis 47.— Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 15. April.(Nur Veränderungen): Weizennachmehl 17.50; Wieſenheu 9.50 his 10 Mark. Alles übrige unverändert zum 1. April. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 15. April. Auftrieb: 1266 Rinder, darunter 337 Ochſen, 101 Bullen, 514 Kühe, 314 Färſen, 1204 Kälber, 101 Schafe, 4792 Schweine. Ueberſtand: 60 Rinder, darunter 28 Ochſen, 4 Bullen, 10 Kühe, 18 Färſen, 38 Schafe, 258 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen a) 42, 39 bis 41, 36 bis 38, 31 bis 35; Bullen 39 bis 40, 36 bis 38, 33 bis 35; Kühe 37 bis 40, 31 bis 36, 26 bis 30, 18 bis 24; Färſen 42, 39 bis 41, 34 bis 38, 30 bis 33; andere Kälber a) 60, b) 54 bis 59, 44 bis 53, 34 bis 43; Hammel j; 5 g i i i bis 31 Dienstag abend 1.30 Uhr: Paſſtonsandachk. Fruchlbarfetts Sinnbild mit der gernaniſchen Göttin Ofera Lommer al) 4 bis 48, Safe Scene 40 00 Pfarrer Fichtl.] in Verbindung. a2) 50 bis 52. bh 4g bis 52. 47 bis 51. 45 bis 49. Gammel ⸗Anzeiger Amtliche Veröffentlichungen der Stadt Mannheim aß— h 75 Wa ch 2e 1 Das Volksbad Seckenheim wird in der Karwo 5 Iur für Mitglieder der Landw. Cin U. Perkaufsgenoſſenſchaft. ges: 5 e n nee 105 1450 5 4 Immer Se ne 2 Auf dem Nathaus Zimmer 3 iſt die geſamte Betriebs⸗ r Männer am Samstag von 14 r. 8 f fläche getrennt nach Gemarkungen umgehend bis ſpäteſtens Maſchinenamt. Wohnung der Stolz jeder Dame 18. 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