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Jahrgang Die Genfer Groteske Auf die Beratungen von Streſa ſind nun die Beratun⸗ gen von Genf gefolgt. Warner, die glaubten, daß es beſſer wäre für den europäiſchen Frieden, wenn man auf das Genfer Nachſpiel verzichtete, haben vergeblich gewarnt. Genf iſt das Forum, wo Frankreich gewohnt iſt, als ſtarker Mann aufzutreten. Nicht erſt ſeit heute, ſondern ſeit Beſtehen des Völkerbundes haben wir geſehen, daß die franzöſiſchen Außenminiſter die Genfer Tribünen für ihre eigenen politi⸗ ſchen Zwecke benutzten. So geſchieht heute in Genf nur das, was immer geſchehen iſt. Zur Einleitung des Verfahrens hat Frankreich eine Denkſchrift vorgelegt als Ankläger, von der man nicht mehr und nicht weniger ſagen kann, daß ſie den Geiſt Cle⸗ menceaus atmet. Dieſer Denkſchrift merkt man nicht an, daß ſeit dem furchtbarſten aller Kriege 15 Jahre ver⸗ floſſen ſind: Hier ſpricht der Geiſt Shylocks, echt und unver⸗ fälſcht. Mit dieſer Geſinnung und mit dieſem Geiſte wird man die Probleme nicht bewältigen, die zu bewältigen ind. Advokatoriſche Kniffe nützen nichts mehr. Wie kann man einen Rechtszuſtand aufrechterhalten, der längſt der Vergan⸗ genheit angehört und deſſen Buchſtaben nur deshalb letzt in Anwendung gebracht werden ſollen, weil man ſich davon ein politiſches Geſchäft verſpricht? Das, was wir jetzt er⸗ leben, iſt ja das ewige Mißtrauen geweſen, das bei uns in weiten Kreiſen gegen den Völkerbund beſtand. Wenn Frank⸗ eich jetzt als Ankläger auftritt, ſo benutzt es dabei gleich die Gelegenheit, ſich von den Abrüſtungsverpflichtungen, die der Berſailler Vertrag allen Mächten auferlegt hat, Loszuſa⸗ gen. Wenn vog einem flagranten Bruch des Verſailler Ver⸗ krages geſprochen werden kann, ſo iſt hier Gelegenheit, da⸗ von zu ſprechen. Noch ſind in unſerer Erinnerung die Zah⸗ len jener hiſtoriſchen Quittung, die der Führer und Reichs⸗ kanzler in ſeinem Erlaß an das Deutſche Volk bekanntgab. In dieſer Generalobrechnung war ja genau, bis auf die letzte Piſtolenkugel, aufgezeichnet, wie Deutſchland abgerüſtet hatte. Haben wir jemals eine ſolche franzöſiſche Quittung geſehen? Mit dem brutalen Rechte des Stärkeren hat man ſich niemals um die Abrüſtungsverpflichtungen gekümmert. Der franzöſiſche Außenminiſter ſpricht in dieſer Denk⸗ ſchrift von den Verhandlungen, die Frankreich und die übri⸗ gen Mächte gepflogen hätten, um zu einer Begrenzung der Rüſtungen zu kommen. Eine ſolche Begrenzung wäre möglich geweſen, wenn Frankreich jemals den guten Willen gezeigt hätte, einer ſolchen Begrenzung zuzuſtimmen. Niemals aber hat man etwas davon gemerkt. Wir ſprechen hier nicht von Deutſchland, ſondern man frage doch im Ernſt einen Neutralen, ob es nicht Frankreich war, das immer und immer wieder rüſtete. Dieſe Aufrüſtung war ja das politiſche Syſtem Frankreichs. Mit dem Friedensſchluß hatte Frankreich praktiſch die franzöſiſche Hegemonie in Europa ſtabiliſiert. Und dieſes Syſtem ſollte erhalten blei⸗ ben. Dieſes Syſtem aber hat die Unruhe über Europa ge⸗ bracht. Und jetzt kommt zu dieſer europäiſchen Tragödie noch die Groteske, daß Frankreich als Staatsan w alt. auf⸗ tritt und Deutſchland beſchuldigt, den europäiſchen Frieden geſtört zu haben. Wir verlaſſen uns auf unſer gutes Ge⸗ wiſſen und auf das Urteil der Geſchichte. Dieſes Urteil wird aber beſtimmt nicht in Genf ge⸗ fält werden. Wenn Frankreich jedes, auch das geringſte Recht verwirkt hat, als Kläger in dieſer Angelegenheit auf⸗ zutreten, ſo hat der Völkerbund genau ſo wenig Recht, über Deutſchland zu Gerichte zu ſitzen. Was hat denn der Völker⸗ bund ſeinerſeits in der Abrüſtungsfrage an Erfolgen auf⸗ zuweiſen? Nichts. Dreimal nichts. Der Völkerbund war nichts anderes als ein Inſtrument der Vergewaltigungs⸗ politik Frankreichs. a 5 Alsdann ſollte der Völkerbund eine Neuerung bringen, dadurch, daß alle Verträge zwiſchen den einzelnen Staaten in Genf niedergelegt werden ſollten. Was aber iſt geſchehen? Militäriſch⸗techniſche Defenſiv⸗Verträge ſind zuläſſig und bedürfen keiner Offenlegung vor dem Völkerbund. Ihm bleibt der Inhalt der belgiſch⸗franzöſiſchen Militär⸗Konven⸗ tion vom Jahre 1920 ebenſo unbekannt, wie die anderen militäriſchen Konventionen, die zwiſchen Frankreich und einen Vaſallenſtaaten abgeſchloſſen worden ſind. Gewiß, Deutſchland hat im Völkerbundsrat geſeſſen, aber es hat gegen die komplette, franzöſiſch geführte Mehrheit nichts ausrichten können. Der Völkerbund hätte Gelegenheit ge⸗ habt. den Vorwurf der Kriegsſchuld Ddeutſchlands zu widerrufen. Nichts iſt geſchehen. Keine der Mächte, die von Frieden und Freundſchaft in Worten triefen, hat diefen Vorwurf in amtlicher Erklärung von ſich aus als unbegrün⸗ det bezeichnet. f Viele von uns haben geglaubt, im Völkerbund eine neue Weltordnung zu ſehen. In Wirklichkeit aber war der Völkerbund doch nur ein Inſtrument der Sie g er und ihrer Machtpolitik Noch mie hat der Völker⸗ bund gegen Frankreich entſchieden, noch nie hat der Völkerbund einen ernſthaften politiſchen Streit, an dem eine Großmacht beteiligt war, zu ſchlichten unternommen. Italien 1923 aus geringfügigem Anlaß das griechiſche gorfu beſetzte, war das Verſagen des Völkerbundes ebenſo äglich wie im Jahre 1929 beim ruſſiſch⸗chineſiſchen Kon⸗ flit. Und wir wollen einmal abwarten, was der Völkerbund gaßt in Sachen Abeſſinien entſcheiden wird. Die abeſſiniſche egierung hat ſich ja mit dringenden Vorſtellungen an den ölkerbund gewandt. Man ſollte meinen, daß hier, wo die ewehre jeden Tag losgehen können, Eile am Platze ſei. Man ſitzt heute in Genf auf hohem Pferde, weil herr Lit win ow als Vertreter der Sowjetunion und des Mittwoch, den 17. April 1935 Nr. 91 Frankreich ſtößt auf Widerſtand. Es gibt noch Mächte, die ſich nicht ins Schleppkau nehmen laſſen. Genf, 16. April. Es geht nicht ſo glatt mit der Verurteilung Deutſchlands, wie Frankreich es erwartet hatte. Erfreulicherweiſe zeigt ſich, daß es Mächte gibt, die ſich erlauben anderer Meinung zu ſein und nicht gewillt ſind, ſich in die blinde Gefolgſchaft der Franzoſen zu begeben. Beſonders ſind es Dänemark und Chile, dann auch Polen und Spanien, die den franzöſiſchen Abſichten heftigen Widerſtand entgegenſetzen. Infolgedeſſen herrſcht in Genf allgemeine Verwirrung und Unklarheit. Einen Dreier⸗Ausſchuß zur Ab⸗ faſſung der dem Völkerbundsrat vorzulegenden Entſchlie⸗ ßung hat man nicht zuſtandegebracht, da die Vertreter Dä⸗ nemarks und Chiles ſich weigerten, dieſem Ausſchuß bei⸗ zutreten. Unter dieſen Umſtänden mußte die auf Dienstag vor⸗ mittag 11 Uhr angeſetzte geheime Sitzung des Völkerbunds⸗ rates, die ſich mit der franzöſiſchen Klage gegen den deut⸗ ſchen Schritt vom 16. März befaſſen ſollte, auf nachmittags vertagt werden. Die Genfer Berichte der Pariſer Preſſe geben offen zu, daß die franzöſiſche Beſchwerde über Deutſchland in Genf keine große Begeiſterung auslöſe und vielleichk ekwas ver⸗ wäſſerk werden müſſe, um Ausſicht auf Annahme zu haben. Es iſt kein Geheimnis, ſo drahtet der Sonderbericht⸗ erſtatter des„Matin“, daß verſchiedene Länder nicht davon begeiſtert ſind, einen Tadel für Deutſchland auszuſprechen. Befonders ſoll Polen ſich dagegen ſträuben. Als Sprecher der ſkandinaviſchen Länder ſoll auch der Vertreter Dänemarks, Munch, dagegen ſein. Da der Ratsbeſchluß einſtimmig gefaßt werden müſſe, dürfte der in Streſg aufgeſetzte Entwurf einige Abänderungen erfahren. Auch die Außenpolitikerin des„Oeuvre“ erklärt, die Dänen ſeien die ſchärfſten Gegner einer Verurteilung Deutſchlands. Sie verbreiteten das Gerücht, Deutſchland ſei im Grunde genommen durch die Ereig⸗ niſſe zu ſeinem Schritt gezwungen worden. Man gewinnt aus der franzöſiſchen Berichterſtattung aus Genf den Eindruck, daß die franzöſiſche Abordnung dort nun vor allem für Stimmenthaltung zu werben ſucht, um eine mehr oder weniger„zahlreiche Einſtimmig⸗ keit“ für ihren Entſchließungsentwurf zuſammenzubringen. Laval ſpricht Nach einer geheimen Sitzung, die nur einige Minuten dauerte, trat der Völkerbundsrat in öffentlicher Sitzung zu⸗ ſammen. Sofort nach Eröffnung der Sitzung erteilte der Präſident des Rates, der türkiſche Außenminiſter Rüſchtü Aras, dem franzöſiſchen Außenminiſter Laval das Wort zu einer kurzen Erklärung, die die Unterbreitung eines Entſchließungsentwurfes im Namen der drei Mächte Frank⸗ reich, England und Italien begleitete. Laval erklärte: „Indem die franzöſiſche Regierung den Entſchluß gefaßt hat, dieſe Ausſprache herbeizuführen, gibt ſie ihrem Ver⸗ trauen in den Völkerbund Ausdruck. Es iſt dies eine Aner⸗ kennung der Unabhängigkeit, der Unparteilichkeit und der Autorität der Genfer Inſtitution. Das deutſche Vorgehen vom 16. März muß verurteilt werden. Es müſſen Maßnahmen ins Auge gefaßt werden, um in der Zukunft den Völkerbundspakt hinſichtlich der Organiſation der kollektiven Sicherheit wirk⸗ ſamer zu geſtalten. Der Rat des Völkerbundes wird ſeine Verantwortlich⸗ keiten übernehmen. Da er mit der Aufrechterhaltung des Friedens betraut iſt, wird er heute nicht ſchweigſam und unbeteiligt ſein wollen. Er muß ſich ſeiner Herkunft erin⸗ nern und muß die Grundſätze, auf denen er begründet iſt, beherzigen. Er muß die Folgen ſeiner Haltung abmeſſen; dann wird er ſeiner Miſſion gerecht werden. Die Ratsmächte müſſen einen Entſchluß faſſen. Ich bin ſicher, daß ſie es verſtehen werden, ein gewiſ⸗ ſes Zaudern, falls es beſtehen ſollte, zu überwinden, um die Regeln des internationalen Lebens achten zu helfen. Ich habe die Ehre, bei dem Büro des Rates einen Entſchließungsentwurf zu hinterlegen, der die Schlußfolgerung aus der jetzigen Debatte darſtellen ſoll. Dieſe Entſchließung wird von den drei Regierungen Frank⸗ reichs, Englands und Italiens unterbreitet. Ein Sanktionsausſchuß! Der Rat beauftragt einen Ausſchuß, zu dieſem Zwecke Maßnahmen vorzuſchlagen, die den Völkerbundspaft hin⸗ ſichklich der Organiſierung der allgemeinen Sicherheit wirk⸗ Freer/ Kommunismus mit im Rate des Völkerbundes ſitzt. Nun, es gibt ja auch Staaten, die dieſem Völkerbund den Rücken gekehrt haben, weil ſie erkannten, daß dieſer Bund ein In⸗ ſtrument einer ganz beſtimmten Machtpolitik iſt und nicht Diener einer Friedensidee. 5 5 Und nun glaubt man, daß man Deutſchland heute pon dem Völkerbund hätte verurteilen und morgen auffordern können, ſeinen Eintritt wieder zu vollziehen. Wunderlich muß ſich in dieſen Köpfen die Welt malen, ſo daß man nicht erkennen kann, wie wenig das eine zum anderen paßt. ſamer machen und im beſonderen wirkſchafkliche und finan⸗ zielle Maßnahmen auszuarbeiten, die angewandt werden könnten, falls in Zukunft ein Staat, ob er nun Alitglied des Völkerbundes iſt oder nicht, den Frieden in Gefahr bringt, indem er einſeitig ſeine inkernakionalen Verpflichtungen aufkündigt.“ Erklärung Simons Nach Laval ergriff der engliſche Außenminiſter Sir John Simon das Wort. Er begann mit der Feſtſtellung, daß die von Laval vorgelegte Entſchließung eine gemein⸗ ſame Entſchließung der drei Streſa-⸗ Mächte ſe i. Der Grund, der dieſe Mächte bewogen habe, dieſe Entſchließung gemeinſam vorzulegen, ſei aus dem Schluß⸗ kommunique von Streſa ſelbſt erſichtlich, und zwar aus dem Abſatz, in dem die drei Mächte es als ihr Hauptziel bezeich⸗ nen, den Frieden aufrechtzuerhalten im Rahmen des Völ⸗ kerbundes, wobei ſie gleichzeitig entſchloſſen ſeien, durch alle brauch⸗ baren Mittel einſeitige Aufkündigungen von Verträgen für die Zukunft unmöglich zu machen. Simon betonte weiter, er wolle beſonders darauf auf⸗ merkſam machen, daß die kollektive Aufrechterhaltung des Friedens im Rahmen des Völkerbundes das Ziel der drei Mächte ſei. Zum Schluß erklärte Sir John Simon, dieſe Vorſchläge ſeien wohlbegründet. Wenn der Rat ihnen zu⸗ ſtimme, ſo werde er damit zeigen, daß er einig ſei in der Aufrechterhaltung des Friedens und in der Herſtellung der allgemeinen Sicherheit. Der Entſchließungsentwurf In dem von Laval im Namen der Delegationen Frankreichs, Englands und Italiens dem Völkerbundsrat unterbreiteten Entſchließungsentwurf heißt es u. a.: „Der Völkerbundsrat iſt der Anſicht, 1. daß die gewiſſenhafte Einhaltung aller Verpflichtungen aus den Verträgen eine Grundregel des internationalen Lebens und eine Vorausſetzung der Aufrechterhaltung des Friedens iſt, 2. daß es ein Hauptgrundſatz der Menſchenrechte iſt, daß keine Macht ſich von den Verpflichtungen eines Vertrages loslöſen kann, noch daß ſie ſeine Beſtimmungen ohne Uebereinſtimmung mit den anderen vertragſchließenden Parteien abändert, 3. daß die deutſche Einführung des Wehrgeſetzes vom 16. März 1935 im Widerſpruch mit dieſen Grundſätzen ſteht, 4. 05 durch dieſe einſeitige Maßnahme kein Recht entſtehen onnte, 5. daß dieſe einſeitige Maßnahme, indem ſie ein neues Stö⸗ rungselement in die internationale Lage brachte, notwen⸗ digerweiſe als eine Drohung gegen die europäiſche Sicher⸗ heit erſcheinen mußte. 6 1 Der Rat erklärt daher: daß Deutſchland gegen die Pflichten, die allen Mitgliedern der internationalen Gemein⸗ ſchaft auferlegt ſind, verſtoßen hat, nämlich die eingegange⸗ nen Verpflichtungen innezuhalten. Der Rat verurteilt jede einſeitige Aufkündigung der internationalen Verpflichtun⸗ gen. In Erwägung, daß die einſeitige Aufkündigung inter⸗ nationaler Verpflichtung ſogar die Exiſtenz des Vöfkerbun⸗ des in Gefahr bringen kann, alſo einer Einrichtung, die die Pflicht hat, die Aufrechterhaltung des Friedens zu ſichern und die allgemeine Sicherheit zu organiſieren, beſchließt der Völkerbundsrat: daß bei einer derartigen Aufkündigung ohne Anwen⸗ dung der Mittel, die in internationalen Verträgen ſchon vorgeſehen ſind, die Mitglieder des Völkerbundes im Rah⸗ men des Völkerbundspaktes alle geeigneten Mittel zur An- wendung bringen müſſen, wenn es ſich um Verpflichtungen handelt, die die Sicherheit der Völker und die Aufrecht⸗ erhaltung des Friedens in Europa in Mitleidenſchaft zieht. Polens Stellungnahme Befürchkungen wegen„gewiſſer ins Auge gefaßlter Beträge“. Nach kurzen Ausführungen des italieniſchen Vertreters Baron Aloiſi, gab der polniſche Außenminiſter Beck eine Erklärung ab. Der Miniſter ging von der franzöſiſchen Denkſchrift vom 9. April aus und behandelte beſonders den Punkt 3, der die Verſtärkung der Sicherheit auf dem Wege von neuen Typen von internationalen Ab⸗ kommen vorſieht. Noch vor zwei Jahren, ſo erklärte der polniſche Vertreter, iſt der Geiſteszuſtand, in dem ſich die politiſchen Beziehungen zwiſchen den Staaten Oſteuro⸗ pas entwickelten, wenig befriedigend geweſen. Trotzdem hat man ſich damals wen um die Sicherheit in 1 5 Teil Europas gekümmert. Um ſo lieber ſtelle ich heute feſt, daß ſich die politiſchen Beziehungen in dieſer Gegend außer⸗ ordentlich günſtig entwickelt hätten. In dieſem Zuſammenhang erinnerte Beck an die Frie⸗ densabmachungen und Nichtangriffsverträge ſeines Landes, ſowie Eſtland, Finnland und Lettland, mit Sowjetrußland, um dann beſonders die freundſchaftliche Entwicklung der Beziehungen mit Deutſchland darzulegen. Man könne ſich daher nichk wundern, daß die öffenkliche Meinung Polens lebhaft überraſcht ſei, daß man nun drin⸗ gend neue Mittel zur Befriedung Oſteuropas verlange in einem Augenblick, wo die Feſtigung der Beziehungen zwi⸗ ſchen Polen und zwei großen Nachbarn in ſo wirkſamer Weiſe durchgeführt worden ſei. Er könne nicht verhermli⸗ chen, daß dieſe Tatſache in der öffentlichen Meinung Polens ſtarken Verdacht erregt habe, und daß man ſich frage, ob nicht gewiſſe ins Auge gefaßte Verträge— hinſichtlich ihrer möglichen Wirkungen— den Frieden be⸗ ane n können, der durch eine bea und oyale politiſche Anſtrengung hergeſtellt worden ſei. Man habe die Sorge, daß neue Abkommen des Nichtangriffsſyſtems an der polniſchen Oſtgrenze verwäſſern könnten oder auch die guten nachbarlichen Beziehungen mit den Nachbarn Polens im Weſten in Frage ſtellen könnten. Die polniſche Regierung könne die Prüfung irgendeines neuen Vorſchlages nur dann ins Auge faſſen, wenn ſie die Ueberzeugung gewonnen habe, daß er keine ſehr ſchwerwiegenden Nachteile im Ge⸗ folge habe, weder hinſichtlich der Lebensinkereſſen Polens noch hinſichklich der Aufrechterhaltung des Friedens in Nord oſteuropa. Beck ſchloß mit den Worten: Ich habe mich verpflichtet gefühlt, vor dem Rat die Bemerkungen offen auszusprechen, die ſich meiner Regierung bei der gegenwärtigen politiſchen Lage aufdrängen, denn ich habe die Ueberzeugung, daß das umſomehr meine Pflicht war, als der Völkerbundsrat ſich zur Behandlung ungewöhnlich ſchwerwiegender Zragen in einer außerordentlichen Tagung verſammelte. Italiens Haltung Der italieniſche Vertreter Baron Aloiſi erklärte, die faſchiſtiſche Regierung habe ihre Politik immer auf Realitä⸗ ten, aber auch auf die Intereſſen aller Nationen georündet. Sie werde aber, obwohl ſie die Notwendigkeit des Geiſtes der Verſtändigung nicht verkenne, ſich dem Willen derjeni⸗ gen widerſetzen, die den europäiſchen Frieden bedrohen. Dieſer Wille habe ſich nicht nur in Worten, ſondern in Ta⸗ ten ausgedrückt. Die italieniſche Regierung habe die wei⸗ teſtgehenden Vorbehalte geltend gemacht gegen die Ent⸗ ſchei dung der deutſchen Regierung vom 16. März. Er ſchließe ſich vollinhaltlich den Erklärungen Frank⸗ reichs und Großbritanniens an. Die italieniſche Regierung habe immer der Anſicht Ausdruck verliehen, daß es ange⸗ zeigt wäre, den Teil 5 des Verſailler Vertrages einer Re⸗ biſſon zu unterziehen, ſie habe aber immer klar zu verſtehen gegeben, daß eine ſolche Reviſion auf rechtlichem Wege zu⸗ ſtandekommen müſſe. Nach einer kurzen Erklärung des tſchechoſlowakiſchen Außenminiſters Beneſch wurde die Sitzung auf Mittwoch vertagt. Titulescus Störungsmanöver Die Aufrüſtung Oeſterreichs, Angarns und Bulgariens. Der zum polniſchen Regierungslager gehörende„Ex⸗ preß Poranny“ zitiert einen ſcharfen Angriff der Londo⸗ ner„Times“ gegen Tikulescu, dem die„Times“ vorwarf, daß er durch ſein Verhalten eine Reviſion der militäriſchen Klauſeln für Oeſterreich, ungarn und Bulgarien in Streſa unmöglich gemacht habe. Dabei habe er, ſtatt offen von ſeiner Meinung zu ſpre⸗ chen und ſeine Forderungen zu motivieren, den am wenig⸗ ſten männlichen Weg gewählt, hinter dem Zaun zu ſchreien. Der Genfer Vertreter der„Times“ nennt es einen Irrtum, wenn man aus der Erklärung Lavals ſchließe, daß die Kleine Entente zum Schiedsrichter in der Frage einer Aufrüſtung Heſterreichs, Ungarns und Bulgariens gemacht werde. Von maßgebendſter Seite verlaute, die drei Streſa⸗Mächte hofften auf eine Regelung dieſer Frage auf der Donaukonferenz in Rom gleichzeitig mit dem Abſchluß des Donaupaktes. Man erwarte zuverſichklich, die Länder der Kleinen Entente würden im Hinblick auf die Fehler, die im Jalle Deutſchland begangen worden ſeien, erkennen, daß es klug ſei, Oeſterreich, Ungarn und Bulgarien, die keine militäri⸗ ſche Gefahr für ſie bedeuketen, ein gerechtes Maß von Auf⸗ rüſtung zuzugeſtehen. — Egon ſaß wie geiſtesabweſend am Schreibtiſch. Auf ſeinem Geſicht lag ein finſterer Ausdruck. 5 1 g Hollberg nahm den Hörer des Telephons. — Bitte 3641— Hier Walter— ja— lieber Vater — du mußt ſo gut ſein und mir ſofort den Krankenbeſuch in Bendorf abnehmen.— Ich kann nicht fahren.— Ich bleibe die Nacht in Warburghauſen.— Ja— dringend notwendig.— Das Auto iſt bereits unterwegs.— Wie? — Morgen erfährſt du alles.— Auf Wiederſehen!“ Er legte den Hörer zurück. Eine unheimliche Stille herrſchte im Zimmer. Egon ſaß noch immer in ſich zuſammengeſunken da und ſah nicht auf. 1 8 2 5 den Tee. „Reichen Sie dem Herrn Grafen eine Taſſe!“ ſagte Hollberg.„Sie wird ihm gut 9 5. Friedrich tat, wie ihm befohlen, ſah dann Hollberg an und erwartete weitere Befehle. „Laſſen Sie uns allein, Friedrich! Wenn ich Sie brauche, klingle ich.“ Friedrich entfernte ſich mit beruhigter Miene. Hollberg ging einigemale im Zimmer auf und ab. Er war zu klug, um Egon ſofort anzuſprechen; er wollte ihm erſt Zeit laſſen, ſich zu ſammeln. Endlich blieb er vor ihm ſtehen und ſah ihn mit einem Blick an, der bis in ſein Innerſtes zu dringen ſuchte. „Wie lange ſoll das noch ſo fort gehen, lieber Freund? Heute konnte ich dich vor dieſem unheilvollen Entſchluß noch bewahren, ob ich aber das nächſte Mal—“ Egon unterbrach ihn und ſagte mit vor Erregung heiſerer Stimme:„Was kümmerſt du dich um mich? Laſſe mich meinen Weg allein gehen. Es iſt das Beſte für mich.“ So— Dieſes Beſte, wie du es bezeichneſt, von dir abzuwenden, war mir durch eine Fügung des Schickſals gelungen. Du mußt ja von Sinnen geweſen ſein, daß du Anſchlag auf Muſſolini geplan:? Undurchſichtige Gerüchte in Genf. Paris, 16. April. Von der Leitung der franzöſiſchen Sicherheitspolizei werden in Genfer Konferenzkreiſen verbreitete Gerüchte, die von einem angeblichen Anſchlagsplan italieniſcher Anar⸗ chiſten in Skreſa auf Muſſolini wiſſen wollken, als falſch bezeichnet. Die Gerüchte ſeien darauf zurückzuführen, daß die fran⸗ zöſiſche Polizei lediglich die italieniſche und die Schweizer Polizei wie üblich auf die Zweckmäßigkeit einer Verſtär⸗ kung der Sicherheitsmaßnahmen für die Staatsmänner in Streſa aufmerkſam gemacht habe. Eigenartig iſt es, daß andere Blätter eine Meldung aus Marſeille wieder⸗ geben, in der von der Verhaftung eines Italie⸗ ners und einer Italienerin berichtet wird. Die ganze Angelegenheit iſt einigermaßen undurchſich⸗ tig und deshalb mit größter Vorſicht aufzunehmen. politiſches Allerlei Wieder 110 Einbürgerungen widerrufen. Der Polizeipräſident in Berlin gibt im„Reichsanzeiger“ eine neue Liſte widerrufener Einbürgerungen bekannt. Die Liſte enthält 110 Namen von Perſonen, die die preußiſche Staatsangehörigkeit in der Zeit zwiſchen dem 9. November 1918 und dem 30. Januar 1933 durch Einbürgerung erwor⸗ ben haben. Gemäß Paragraph 1 des Geſetzes vom 14. Juli 1933 ſind dieſe Einbürgerungen widerrufen worden. Weit⸗ aus die Mehrzahl der neuen Ausbürgerungen betrifft Fälle von Nichtariern. Perſonen, die in der breiteren Oeffentlich⸗ keit hervorgetreten waren, finden ſich auf der neuen Liſte nicht vor. Rote Fahnen in Holland verboten. Auf Grund des im vorigen Jahr in Holland erlaſſenen Geſetzes über das Verbot aufſehenerregender politiſcher Ab⸗ zeichen iſt unlängſt in mehreren Prozeſſen entſchieden wor⸗ dn, daß unter ſolche verbotenen Abzeichen auch rote Fah⸗ nen fallen. Die Amſterdamer Polizei hat in dieſen Gerichts⸗ entſcheidungen nunmehr Veranlaſſung zu der Ankündigung geſehen, daß zukünftig in öffentlichen Kundgebungen keine roten Fahnen mehr mitgeführt werden dürften. Zum erſten Male wird dieſe polizeiliche Anordnung bei den Maifeiern der marxiſtiſchen Parteien zur Auswirkung kommen. Paraguay zum Frieden mit Bolivien bereit. Bei einem Beſuch in der Ortſchaft Yta äußerte ſich der Präſident von Zaraguay, Ayala, bei einem ihm zu Ehren gegebenen Frühſtück über die verſchiedenen geſcheiterten Friedensvermittlungsverſuche zwiſchen Bolivien und Para⸗ guay und erklärte:„Die Stunde iſt da, um über Frieden zu ſprechen.“ Weiter ſagte Präſident Ayala, daß Paraguay be⸗ reit ſei, auch ohne Vermittler mit der bolivianiſchen Regie⸗ rung zu verhandeln. Bolivien würde in Paraguay keinen unverſöhnlichen Gegner finden. Matz Braun als Lügner gebrandmarkt. Skockholm, 17. April. Der Vorſitzende der Saarabſtim⸗ mungskommiſſion, Landeshauptmann Rohde, ſah ſich ver⸗ anlaßt, die von Matz Braun in einigen ſchwediſchen Blät⸗ tern ausgeſtreuten Lügen über das Abſtimmungsergebnis im Saargebiet als„reine Phantaſe“ zu brandmarken. Braun, der ſich ſeit einigen Tagen„in rein privater Natur“ hier aufhält, hat ſich zu den unglaublichſten Behauptungen und Verdächtigungen gegen die Abſtimmungskommiſſion verſtiegen. Landeshauptmann Rohde bezeichnet alle Be⸗ hauptungen von Matz Braun in höflicher Zurückhaltung als„reine Phantaſien“. Jegliche Verfälſchung des Abſtim⸗ mungsergebniſſes ſei„vollſtändig ausgeſchloſſen“ geweſen. Begnadigung einer zum Tode verurkeilten Frau. Wien, 16. April. Die erſte Frau, die in Oeſterreich zum Tode verurteilt wurde, Hildegard Gößl, wurde nunmehr vom Bundespräſidenten begnadigt und die Todesſtrafe in eine Kerkerſtrafe von acht Jahren umgewandelt. Der gleichzeitig mit Frau Gößl zum Tode verurteilte Wild wurde zu 20 Jahren ſchweren Kerkers begnadigt. Die Beiden ſind wegen Beteiligung an dem Anſchlag auf den Schutzkorpsmann Strele am 8. Februar zum Tode verurteilt worden. daran denken konnteſt!“ Er hob den Revolver auf, der auf dem Teppich lag, und ſteckte ihn in ſeine Taſche. g Egon hatte den Vorgang bemerkt und lachte höhniſch auf. „Deine Vorſicht iſt lächerlich!“ entgegnete er mit einem ſcheuen Blick nach dem Gewehrſchrank, der rechts neben dem Schreibtiſch ſtand. Hollberg war dem Blick gefolgt und ſagte mit ge⸗ dämpfter Stimme:„Ich kann natürlich nicht fortwährend 1 ſein, um dich vor dem Entſchluß, deinem Leben ein reiwilliges Ende zu bereiten, zu bewahren. Seit zehn Jahren ſtehen wir uns heute zum erſtenmal wieder gegen⸗ über. Ich habe den Groll, den du gegen mich hegteſt, nicht übelgenommen. Ich bin dir nur fern geblieben, weil du mich nicht mehr zu ſehen wünſchteſt. Meine Gefühle der Freundſchaft ſind aber die gleichen wie ſeit unſeren Kin⸗ dertagen, und ich bin bereit, dir mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen, wenn du meine Hilfe benötigſt.“ Egon ſtarrte ihn bitter lächelnd an und ſagte melan⸗ choliſch:„Mir kann kein Menſch mehr helfen, alſo auch du nicht. Die Qual ertrage ich nicht länger. Mein Leben iſt verpfuſcht und der Fluch derjenigen, die ich verlaſſen habe, verfolgt mich bis ans Grab. Warum alſo zögern, ein Ende zu machen? Was feſſelt mich noch an dieſe Welt? Mein Weib und Kind hat mir der Tod entriſſen und 1 habe ich die ganzen Jahre namenlos gelitten. Ich will ihnen folgen, dann hat alle Qual ein Ende.“ Großes Mitleid erfüllte Hollbergs Herz für den un⸗ glücklichen Freund. Er ging auf ihn zu und ſagte mit Be⸗ tonung:„Zu wiſſen, ob dann alle Qual ein Ende hat, ſteht nicht in unſerer Macht. Aber eines kannſt du!“ „Und das wäre?“ entgegnete Egon. 8 „Dein Leben neu geſtalten.“ I Egon fuhr auf und hob den Blick zu ihm empor. Ich weiß, was du willſt. Deine Moralpredigten von früher ſollen wieder beginnen. Damit ſchaffſt du Geſche⸗ henes nicht aus der Welt.“ 17966 14 5 „Ich habe keine Abſicht, dir in dieſer ernſten Stunde Vorwürfe zu machen. Wenn du meine wohlgemeinten Ratſchläge und Ermahnungen als Moralpredigten be⸗ zeichneſt, ſo biſt du, wie ich dir ſchon wiederholt ſagte, im Irrtum. Ich habe es ſtets aut mit dir gemeint. Als du 1 Gattin zu erheben. Ihr Bild ſtand im Geiſte vor i Die Ausſchreitungen in Pommerellen Die Folge von Greuelmärchen über Danzig. Bei den Ausſchreitungen polniſcher Gruppen gegen das Deutſchtum in verſchiedenen Orten Nord⸗Pommerellens iſt, wie die weiteren Feſtſtellungen ergeben haben, auch ein Danziger Staatsangehöriger, Studienrat Dr. Hoffmann, der zu einem Vortrag in dem Orte Kölln weilte, tätlich an⸗ gegriffen worden. Der Danziger Senat hat deswegen beim diplomatiſchen Vertreter der Republik Polen in Danzig Vorſtellungen erhoben. Die Danziger Preſſe nimmt mit ſehr ernſten und ein⸗ dringlichen Worten zu den kraurigen Vorgängen Stellung. Die Blätter veröffentlichen erſchütternde Augenzeugenbe⸗ richte über die Ausſchreitungen, denen ein junges deufſchez Menſchenleben zum Opfer gefallen iſt. Das hieſige Organ der NS DA p, der„Danziger Vorpoſten“, weiſt darauf hin, daß man gewiſſe Greuelberichte über den Danziger Wahl⸗ kampf zum Ausgangspunkt der Akkion gegen das Deutſch⸗ kum in Pommerellen gemacht habe, obwohl in Danzig nicht ein einziger ernſthafterer Gewaltakt zu verzeichnen geweſen ſei. Deutſche Zeitung beſchlagnahmk. Dirſchau, 17. April. Die Zeitung der deutſchen Minder⸗ heit in Pommerellen, das„Pommereller Tageblatt“, wurde beſchlagnahmt. Die Beſchlagnahme erfolgte wegen einer Todesanzeige der Deutſchen Vereinigung für ihre ermorde⸗ ten Mitglieder Rieck und Groen. Bauer überfallen und ermordet Poſen, 17. April. In Neuhütte, Kreis Oſtrowo(Poſen), iſt der deutſche Bauer Rudolf Rieck von unbekannten Tä⸗ tern auf ſeinem Gehöft überfallen und ſo ſchwer verletzt worden, daß er wenige Minuten nach dem Ueberfall ver⸗ ſtarb. Noch in der gleichen Nacht nahm die Polizei die Nach⸗ forſchungen nach den Tätern auf, die bisher jedoch noch zu keinem Ergebnis geführt haben. Rieck, der Mitglied der Ortsgruppe Suſchen der Deutſchen Vereinigung war, hin⸗ terläßt fünf unmündige Kinder. Die Unterſuchung wird er⸗ geben müſſen, ob der Verdacht zutrifft, daß es ſich auch in dieſem Fall um einen politiſchen Ueberfall handelt. Der Niederſchönhauſener Knabenmörder Berlin, 17. April. Das Berliner Schwurgericht verkün⸗ dete das Urteil gegen den 25jährigen Niederſchönhauſener Knabenmörder Hans Holler, der am 26. Januar dieſes Jah⸗ res in den Abendſtunden den acht Jahre alten Schüler Paul Herms auf dem einſam gelegenen Büchnerweg in Nieder⸗ ſchönhauſen durch einen Meſſerſtich in den Hals tötete. Der Angeklagte wird zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Außerdem wird die Entmannung des Angeklagten 1 ordnet, ebenſo nach Verbüßung der Strafe ſeine Unterbr gung in eine Heil⸗ und Pflegeanſtalt. In der Urteils⸗ begründung führte der Vorſitzende u. d. aus: Das Gericht habe ſich der Meinung des Sachverſtändigen Dr. Woker angeſchloſſen, wonach der Verurteilte infolge ſeiner Geiſtesſchwäche zwar in der Lage war, das Unerlaubte ſei⸗ ner Tat einzuſehen, daß er aber nicht die Einſicht aufbrin⸗ gen konnte, nach dieſer Fähigkeit zu handeln. Falſcher Deviſenkontrolleur Lockte einer Frau 19 000 Mark heraus. Berlin, 17. April. In den Mittagsſtunden des 6. April ſuchte ein Schwindler eine Frau in ihrer Wohnung in Ber⸗ lin⸗Wedding auf und gab ſich ihr gegenüber als Deviſen⸗ kontrolleur aus. Er erklärte, er habe Auftrag, die Woh⸗ nung durchſuchen zu müſſen, wenn ihm nicht etwa verſteckte Deviſen freiwillig vorgelegt würden. Die Frau glaubte tat⸗ ſächlich mit einem Beamten zu tun zu haben und legte dem Betrüger ihr geſamtes Vermögen in barem Gelde in Höhe von 19000 Mark zur Anſichtnahme vor. Nun erklärte der Betrüger, daß er das Geld mitnehmen müſſe, da ſeine Be⸗ hörde darüber entſcheiden werde, ob ſie es zurück erhielte. Er zählte dann das Geld ab, legte es in einen mitgebrachten kleinen Pappkarton und entfernte ſich. Zu ſpät erkannte dann die Frau, daß ſie einem Schwindler in die Hände ge⸗ fallen war. dich in Heidelberg Fanni genähert hatteſt, ſah ich voraus, daß dieſe Liebſchaft kein gutes Ende nehmen würde. Und ich hatte recht. Die ſchweren Schickſalsſchläge, die dich be⸗ troffen haben, wären auch über dich gekommen, wenn du Fanni nicht kennen gelernt hätteſt. Das war Beſtim⸗ mung. Aber die ſeeliſchen Qualen, die du durchzumachen haſt, ſind die Mahnungen deines Gewiſſens. Und um wieder Ruhe zu finden, gibt es nur ein Mittel.“ Cagon fuhr ſich uver die Stirn.„ l F„Welches?“ „Du mußt gutzumachen ſuchen, was noch gutzuma⸗ chen iſt. Stelle Nachforſchungen nach Fanni an und ver⸗ ſuche, ihre Verzeihung zu erlangen. Das iſt für dich, die einzige Möglichkeit, noch einmal glücklich zu werden. Egons Miene erhellte ſich ein wenig. Er ging auf Hollberg zu und ergriff ſeine Hand. i „Deine Worte, lieber Freund, haben mein Herz er⸗ leichtert, und ich danke dir, daß du mir den rechten Weg ezeigt haſt. Oh, warum habe ich in den langen, langen Jahren nicht daran gedacht? Ich fühle es, daß ich ein an derer Menſch werden würde, wenn ich ihre Verzeihung erlangen könnte.“ Er wurde nachdenklich.„Wenn ſie mi aber nicht vergibt?“ a Dann haſt du deine Pflicht getan!“„ Wie erlöſt atmete Egon auf. Freudige Gedanken er“ füllten ihn, und der Wunſch, ſich Fanni wieder zu nähern, hatte von ſeinem ganzen Weſen Beſitz ergriffen. Er faßte den feſten Entſchluß, alles gut zu machen und Tann, wenn ſie ihm verzeihen würde, zu ſeiner„ Und wenn er dann auch ihr— ſein Kind wiederſehen könnte, dann wäre ſein Glück vollſtändig. Ein Erbe ſeines Namens wäre wieder da. Er wurde faſt lebensfroh.. „Aber wie wollen wir ausfindig machen, wo ſie weilt, lieber Freund?“„„ 5 0 Hollberg dachte nach. Wie das möglich zu machen wäre, wußte er im Augenblick ſelbſt nicht. Aber gesch mußte etwas, ſchon um Egon dem Leben wieder zu degli nen. Vor allem wollte er mal ruhig überlegen. Plötz 15 leuchteten ſeine Augen auf. Er hatte einen Gedanken er“ faßt. 8 „Gib mir das Telefonbuchl)??!/ — FCaon reichte es ihm.. ü 7055 i us dem(adi schen Land () Karlsruhe, 16. April. (). Belohnung für Aufklärung von Bränden. Die ba⸗ diſche Gebäudeverſicherungsanſtalt in Karlsruhe hat für Mit⸗ keilungen, die zur Feſtſtellung der Täter der vor einigen Wochen in Reute(Amt Emmendingen) erfolgten Brand⸗ ſtiftungen führen, eine Belohnung bis zu 5000 Mark aus⸗ geſett. () Wiederſehensfeier ehemaliger Kriegsgefangener. Zur Erinnerung an die vor 15 Jahren erfolgte Heimkehr der deutſchen Kriegsgefangenen werden ſich die Kameraden unſerer hadiſchen Heimatländer und der angrenzenden deutſchen Gaue am 15. und 16. Juni ds. Is. in Karlsruhe zu einer großen Wiederſehensfeier zuſammenfinden. Den Höhepunkt wird die impoſante Treuekundgebung am Sonntag, 16. Juni, mittags 12 Uhr, auf dem Schloßplatz bilden, bei der der allen ehe⸗ maligen Kriegsgefangenen bekannte Kamerad von Lersner, Bundesführer der Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener e. V., zur deutſchen Jugend und zu ſeinen ehemaligen Leidens⸗ gefährten ſprechen wird. Es werden deshalb alle ehemaligen, Kriegsgefangenen gebeten, ſich heute ſchon den 15. und 16. Juni ds. Is. zur Beteiligung an dieſem Kameradſchaftstreffen in Karlsruhe freizuhalten. Weiterführung des Neckarkanals. J Heidelberg, 16. April. Wie die Direktion der Neckar⸗ A mitteilt, iſt nunmehr damit zu rechnen, daß die Arbei⸗ ten an den drei noch in Bau befindlichen Stauſtufen Gutten⸗ bach, Neckarzimmern und Gundelsheim im Juni zu Ende geführt werden können, falls nicht noch weitere größere Frühjahrshochwaſſer Störungen bringen. Damit wird dann die Neckarkanaliſierung ſoweit fertig ſein, daß von Juli 1935 ab Schiffe bis zu 1200 Tonnen Ladefähigkeit auf dem Neckar von Mannheim bis nach Heilbronn durchgehend fahren können. Heidelberg.((Der Fremdenverkehr im März.) Während die beiden erſten Monate ds. Is. mit einer Zu⸗ nahme des Fremdenverkehrs einen erfreulichen Anfang mach⸗ ten, bleibt das von der Statiſtiſchen Abteilung des Stadt⸗ amts feſtgeſtellte Ergebnis des Fremdenverkehrs im Monat März hinter dem des gleichen Monats des Vorjahres zurück. Es übernachteten im Monat März in Heidelberg 6377 Fremde gegenüber 8366 im Vorjahr. Von dieſen kamen 502 aus dem Ausland. Im erſten Viertelfahr 1935 übernachteten in Hei⸗ delberg 14909(i. V. 16 209) Fremde; davon kamen aus Deutſchland 13 651(15 131) und aus dem Ausland 1258 (1078). II Heidelberg.(NS K O V⸗ Tagung.) Eine Tagung der Kreisamtsleiter der NSK Os des Gebietes Mittel⸗ und Nordbaden, die unter dem Vorſitz des Bezirksobmannes Pg. Weber in Heidelberg ſtattfand, galt der Aussprache über die von der Reichsamtsleitung der NS O angeregte Zuſam⸗ menlegung von Ortsgruppen. Unter den 250 Ortsgruppen im Gebiete Mittel⸗ und Nordbaden befanden ſich auch Orts⸗ gruppen mit einer ſo geringen Mitgliederzahl, daß deren Beſtand ſchon aus rein geldlichen Gründen in Frage geſtellt war. Die Notwendigkeit der Zuſammenlegung von Orts⸗ gruppen wurde in der Ausſprache allgemein anerkannt. Schwetzingen.(Von der Feuerwehr⸗Fach⸗ ſchule) Am Samstag wurden die 1 an der badiſchen Feuerwehr⸗Fachſchule mit der Abſchlußprüfung für die Teilnehmer an dem la4tägigen Kurs der Stadtwehren beendet. Im ganzen fanden in dieſem Frühjahr drei Kurſe ſtatt, von denen durchſchnittlich jeder 25 Wehrmänner um⸗ faßte und wovon zwei auf die Landwehren entfielen. Aus a Landesteilen waren die Wehrmänner zuſammenge⸗ ommen. Kind verſchluckt Schlüſſel und ſtirbt. () Bohlsbach bei Offenburg. In einem unbewachten Augenblick verſchluckte das 13 Monate alte Kind des Malers Friedrich Zimmer den Schlüſſel eines Möbelſtücks. Durch einen ſofortigen operativen Eingriff konnte der Schlüſſel zwar aus dem Magen entfernt werden, doch war das arme Geſchöpf nicht mehr zu retten. Rauenberg.(Tödlicher Unfall.) Der 5 jährige Sohn der Familie Otto Wipfer fiel beim Aufſteigen auf ein Balernfuhrwerk ſo unglücklich herunter, daß ihm die Räder über die Bruſt gingen. Der Knabe ſtarb an den erlittenen Verletzungen. O Schonach(Schwarzw.).(Tödlicher Unfall.) Auf kagiſche Weiſe 9295 50 Alter von 75 Jahren ſtehende Landwirt Auguſtin Hör ums Leben. Als der Mann ſeinen gewohnten Gang zur Kirche machte, wurde er von einem Jadfahrer angefahren und zu Boden geſchleudert, wo er nit ſchweren inneren Verletzungen bewußtlos liegen blieb. der Verunglückte verſchied, ohne das Bewußtſein wieder etlangt zu haben. s 85 f . A Hollberg ſuchte. „ ah, hier— 1341“ Er nahm den Hörer zur Hand. „Bitte 134— ja— 134.“ Er wartete auf Anſchluß,„— ja hier Doktor Hollberg.— Danke, Herr Muſikdirektor! Ich habe eine große Bitte an Sie: Können Sie mir die Fachzeitſchrift, die in Muſtkerkreiſen am meiſten geleſen wird, namhaft machen?— So?“ Er ſah auf dem Schreib; iiſch nach.„Ah— hier!“ Er nahm den Bleiſtift und no⸗ lierte: Deutſche Muſikzeitung—„und die Geſchäftsſtelle? — Berlin.— Ich danke. Entſchuldigen Sie, daß ich ſo pt 3 habe. Gute Nacht!“ Er legte den Hörer weg. 60 u geſtatteſt doch, daß ich nach meinem Gutdünken andle 2* Ja, lieber Freund, tue alles, was du für gut hälſt. Nenn ich nur die Ruhe meines Herzens wieder finde.— Wer, was beabſichtigſt du?“ a a „Das iſt ſehr einfach. Ich gebe eine Anzeige auf, in der du demjenigen, der dir die Adreſſe der Geigerin Fan⸗ in Stolzenthaler mitteilt, eine Belohnung von, ſagen wir 2 05 Mark, zuftcherſt. Der Betrag iſt doch nicht zu Egon richtete ſich ſo ſtraff auf, als es ihm möglich war, und ſagte mit Betonung:„Und wenn es mein gan⸗ zes Vermögen koſtet, ſo gebe ich es hin. Was 1 5 mir aller Reichtum, wenn mir das Glück des Lebens fehlt!“ Er hoffte jetzt beſtimmt, Fannis Aufenthalt in Er⸗ ſchrung zu bringen, und wollte dann zu ihr reiſen, um re Verzeihung zu erlangen. Seiner Reue, ſo nahm er am, würde ſie gewiß nicht widerſtehen können. Mit einem 90 nungsfreudigen Blick wandte er ſich an Hollberg: „Aber nun, lieber Freund, laſſe mich allein. Ich will mit 1 Rate gehen. Fahre nach Hauſe und begieb dich zur Sie machten ſchließlich die Feſtſtellung, daß es ſich um ein erblindetes Reh handelte. Sie trugen es zum Auto und lie⸗ J ferten das Tier bei der Gendarmerieſtelle in Sinszia ab. Aus den Nachbarländern Myſteriöſe Auffindung einer Vermißten Der alte Lokomokivführerſtand als geheimes Exil. Gießen. In einem Wagenſchuppen der Biebertal⸗Klein⸗ bahn, die von Gießen nach Biebertal verkehrt, wurde auf dem Führerſtand einer ſeit etwa 2 Jahren im hinterſten Winkel des Schuppens abgeſtellten Lokomotive die ſeit dem 4, April dieſes Jahres vermißte 15 Jahre alte Marie Hengſt aus Kingenbach aufgefunden. In dem Wagenſchup⸗ pen beſchäftigte Arbeiter waren durch Wimmern und Jam⸗ merlaute aufmerkſam geworden und ließen durch ihre Dienſtaufſicht die Polizei herbeirufen. Nachdem man genau feſtgeſtellt hatte, daß die Klagelaute aus dem Führerſtand der alten Lokomotive kamen, zertrümmerten die Beam⸗ ten einen Teil der Bretterverſchalung, mit der der Führer⸗ ſtand nach allen Richtungen hin abgeſchloſſen war. Nunmehr fand man das ſeit elf Tagen vermißtke junge Mädchen, das über und über mit Kohlenſtaub und Schmutz bedeckt war, in einer Ecke des Führerſtaudes zuſammenge⸗ kauert vor. Das Mädchen war ſtark enkkräftet und nur mit einem Oberkleid bekleidet, während es ſeine Unkerkleider in einer Aktentaſche verwahrk neben ſich hatte. Wie das Mädchen in den von allen Seiten durch Bret⸗ terverſchlag bzw. durch die Mauerwand der Wagenhalle verdeckten Führerſtand der alten Lokomotive gelangt iſt, iſt bis jetzt noch ein Rätſel. Ebenſo dunkel iſt noch, ſeit wann ſich das Mädchen in dieſem ganz ungewöhnlichen finſteren Verſteck befand, und ob es überhaupt allein dahinkommen konnte. Das Mädchen wurde auf Veranlaſſung der Polizei nach der Klinik gebracht und fand zunächſt Unterkunft in der Nervenabteilung. Bis jetzt ergab ſich aus Ar, ſagen des Mädchens bei ſeiner Entdeckung, daß es zuletzt mit vier jungen Leuten zuſammengeweſen ſein will. Die hieſige Kriminalpolizei hat die Unterſuchung der reichlich myſteriö⸗ ſen Angelegenheit aufgenommen. Furchtbare Bluttat Zwei Tote, zwei Schwerverletzte. Coſei, 16. April. In Wiegſchietz im Kreiſe Coſel drang der 35 Jahre alte frühere Gaſthauspächter Nognik in die Wohnung des gegen⸗ wärtigen Pächters Alfons Malerczyk ein und kökete dieſen durch zwei Bauchſchüſſe. Dann richtete Nognik die Waffe gegen die Frau des Malerczyk, die ebenfalls mit einem Bauchſchuß ſchwer verletzt zuſammenbrach. Der Mörder lief dann in die in unmittelbare Nähe gelegene Gaſtwirtſchaft des Arban Malerczyk. Nognik gab auf dieſen ebenfalls zwei Schüſſe ab, von denen einer den Aeberfallenen in den Oberſchenkel kraf. Schließlich richtete der Mörder die Waffe gegen ſich ſelbſt und tötete ſich durch einen Schläfenſchuß. Die Ermittlungen über das Motiv ſind noch nicht abgeſchloſſen. Man vermutet jedoch, daß es ſich um einen Racheakt handelt. Mainz.(Todesſchuß in der Neujahrs⸗ nacht.) Es war in der Neujahrsnacht, als in Groß⸗Win⸗ ternheim ſechs Perſonen in einer Wohnung verſammelt waren. Man war von einer Verlobungsfeier gekommen und guter Dinge. Einer der jungen Leute hatte eine ſcharf geladene Piſtole, die der Jungverlobte einmal ſehen wollte. Er hantierte daran herum— ein Schuß krachte und traf einen jungen Mann aus der Tiſchrunde in die Bruſt. Er ſtarb im Krankenhaus. Vom Bezirksſchöffengericht wurde der unglückliche Schütze wegen fahrläſſiger Tötung zu drei Monaten Gefängnis und zwei Mitangeklagte wegen Ver⸗ gehens gegen das Schußwaffengeſetz zu je 50 RM Geld⸗ ſtrafe verurteilt. Trier.(Schnee acht Tage vor Oſtern) Ueber dem geſamten Gebiet der Eifel gingen wiederum ſtarke Schneefälle nieder. Weithin waren die Höhen, Wälder und Felder mit einer Schneedecke überzogen. In den höher ber legenen Gebirgszügen blieb der Schnee den ganzen Tag über liegen. Da ſich die Temperaturen um null Grad bewegten, bildete ſich ſtellenweiſe auf den Landſtraßen Glatteis. Der Schneefall acht Tage vor Oſtern iſt ſelbſt für die rauhe Eifel eine überaus große Seltenheit, zumal da die Feiertage ſo ſpät in dieſem Jahre fallen. Der Eifeler Bauernſpruch „Es iſt kein April ſo gut, er ſchickt dem Schäfer Schnee auf 15 Hut“ hat ſich in dieſem Jahre wahrlich gut bewahr⸗ eitet. — Göppingen.(Tödlicher Betriebsunfall.) In einem hieſigen Geſchäftsbetrieb iſt der 56jährige Heizer G. Stöckle in einem hieſigen Geſchäftsbetrieb tödlich ver⸗ unglückt. Im Maſchinenraum platzte ein Dampfzuleitungs⸗ rohr. Der Heizer wurde durch den Luftdruck vom Maſchinen⸗ ſtand geſchleudert und zog ſich ſchwere Verbrühungen zu, denen er im Krankenhaus erlegen iſt. — Alm.(Tödlicher Unfall.) Auf der Straßen⸗ kreuzung Ring⸗ und Memmingerſtraße bei Neu⸗Alm fuhr ein 52 Jahre alter Schreinermeiſter von Aufheim gegen ein entgegenkommendes Auto. Er wurde ſo ſchwer verletzt, daß er ſofort nach der Einlieferung ins Krankenhaus ver⸗ ſchied. Der Verunglückte iſt Vater von vier unverſorgten Kindern. f . Stamm⸗ im Holz⸗ — Calw.(Die Hand abgehauen.) heim ereignete ſich ein bedauerlicher Unfall. 1 Holz ſpalten hieb ſich ein Sohn des Gipſers Eugen Bothner die linke Hand ab. 1 i n — Weinsberg.(Nächtlicher Brand.) Ein großes Unheil wurde in der Nacht verhütet. Die Nachtwache der Polizei entdeckte gegen 3 Uhr, daß es im Keſſelhaus der Karoſſeriewerke Weinsberg brannte. Dem tatkräftigen Ein⸗ greifen einiger Nachbarn iſt es zu verdanken, 15 der Brand, der vermutlich durch Funkenflug entſtand, gelöſcht wurde. ab Kind fällt in hohlen Baum. Einen eigenartigen Un⸗ fall erlebte in Emmerich ein waghalſiges Mädchen. Das Kind war auf eine hohle Korbweide geklettert. Es rutſchte dann in die Oeffnung des Baumes, ohne die Möglichkeit zu haben, aus eigener Kraft wieder herauszukommen. Spiel⸗ gefährten riefen Nachbarn herbei, die den 7 umlegen mußten, um dem Kinde wieder zur Freiheit zu verhelfen. A Blindes 55 auf der Landstraße. Auf der Landſtraße re Brohl—Niederb ſah ſich der Führer eines La wagens am ſpäten Abend genötigt, das Fahrzeug anzuhal⸗ Miſſio 8 7 R. 0 4 Gager ang 9 Uhr Hauptgottesdienſt(anſchl. hl. Abendmahl). 7.30 uhr abend: Abendgottesdienſt lers k. Wend⸗ ten, da plötzlich ein Reh mitten auf dem Fährdamm ſtand. Der Wagenlenker und ſein Beifahrer g d und näher⸗ ten ſich dem Tier, das keine Anſtalten machte, wegzulaufen. — 55 25 Pfarrer N 7.30 Uhr abends: Abendgottesdienſt(anſchl. hl. Lalcale Nuudcliau Gründonnerstag Seit dem 5. Jahrhundert feiert die Chriſtenheit den Gründonnerstag zum Gedächtnis der Einſetzung des hei⸗ ligen Abendmahles. In der Frühzeit des Chriſtentums wurden am Gründonnerstag Büßer wieder in die Kirchen. gemeinſchaft aufgenommen, weshalb er lange auch Erlaß⸗ oder Ablaßtag galt. Nach dem Brauch der katholiſchen Kirche verſtummen am Gründonnerstag die Glocken. Die letzten Tage der ſtil⸗ len Woche des Leidens und Sterbens des Herrn ſoll kein freudiger Glockenſchall ſtören. Aber das Volk weiß es beſ⸗ ſer, warum die Glocken nicht klingen können. Sie ſind weit auf der Reiſe nach Rom, wo ſie ſich für das neue Jahr, das in der Natur beginnt, auch neu weihen und ſegnen laſſen wollen. Wer aber ruft ſolange die Gläubigen zum Gebet? Und wer vor allem verjagt die Hexen und Kobolde, die ſonſt vor dem reinen Klang der Glocken die Flucht ergriffen? Das beſorgt gerne die Jugend. Mit Knarren und Raſſeln und anderen Holzinſtrumenten, die in Süd⸗ und Südweſt⸗ deutſchland auch Rätſchen genannt werden, ziehen die Kna⸗ ben durch die Straßen und klappern aus Leibeskräften zu allen Zeiten, an denen ſonſt die Glocken tönen müßten. Für dieſe Mühe verlangen ſie natürlich auch ihren Lohn. Der wird ihnen an den Oſtertagen in gefärbten Eiern und manchmal auch in etwas Geld. Auch beim katholiſchen Got⸗ tesdienſt vertreten die Klappern in den Kartagen die Meß⸗ glocken, und dieſe Gottesdienſte heißen darum in manchen Gegenden Rumpelmetten. Auch Umzüge veranſtalten die Rätſchenbuben am Karfreitag, wobei ſte an allen Gedenk⸗ orten niederknien und beten. Hingewieſen ſoll auch noch werden auf die bis in die erſten Jahre des 19. Jahrhunderts gehende Sitte, am Gründonnerstag mit der ſogenannten Frühlingskur zu beginnen. An dieſem Tage mußte man nach uralten Re⸗ zepten neun Pflanzen zu einer Heilſalbe verarbeiten. Nun haben dieſe neun Kräuter Macht gegen neun böſe Geiſter, gegen neun Gifte und gegen neun anſteckende Krankheiten“. Wir beſitzen ſogar noch eine ganze Menge von Anweiſungsbüchern über die Herſtellung ſolcher „Neun⸗Kräuter⸗Salben“. 8 Den 75. Geburtstag feiert heute Herr Jakob Baumer in der Meersburgerſtraße. Unſere beſten Wünſche. Das Vorfahrtsrecht nicht eingeräumt. Auf der Kreu⸗ zung E 3 und F 4 ſtieß ein Laſtkraftwagen, der einem von rechts kommenden Perſonenkraftwagen das Vorfahrtsrecht nicht einräumte, mit dieſem zuſammen. Durch den Anprall wurde ein im Perſonenkraftwagen mitfahrendes Kind gegen die Windſchutzſcheibe geworfen, wobei es zwei Zähne verlor. Betrunken am Steuer. In der Nacht wurde der be⸗ trunkene Fahrer eines Perſonenkraftwagens vorläufig feſt⸗ genommen. Das Fahrzeug wurde ſichergeſtellt und dem ver⸗ antwortungsloſen Fahrer, der durch ſein Verhalten den übrigen Verkehr gefährdete, der Führerſchein abgenommen. * —. Die Sonderausgaben und Werbungskoſten. Für das neue Einkommenſteuergeſetz ſtellt die Lohnſteuerdurchführungs⸗ verordnung vom 29. 11. 34 klar, daß ſowohl außergewöhn⸗ liche Aufwendungen wie auch erhöhte Sonderausgaben und Werbungsko ten nur in dem 55 berückſichtigt werden können, in dem ſie geleiſtet werden. Aus dieſer Re elung, ſo wird in der vom Staatsſekretär im Neichsfinanzüniſterrung Reinhardt herausgegebenen„Deutſchen Steuerzeitung“ erklärt, folgt, daß der Lohnſteuerpflichtige, die Anträge wegen außer⸗ gewöhnlicher Belaſtung durch beſondere wirtſchaftliche Ver⸗ hältniſſe ſowie die Anträge auf Geltendmachung erhöhten Werbungskoſten und Sonderausgaben ſtellen muß, ſobald feſt⸗ ſteht, daß dieſe Zahlungen geleiſtet werden. Wetterbericht Die Luftdruckverteilung unterliegt fortgeſetzt einem ra⸗ ſchen Wechſel. Für Mittwoch und Donnerstag iſt deshalb wohl zeitweilig aufheiterndes, aber immer noch unbeſtändiges Wetter zu erwarten. Gottesdienſt⸗Ordnung in der kath. Kirche. Karmittwoch. 5—7 Uhr Beichtgelegenheit.— 7.30 Uhr Trauermetten. Gründonnerstag. 7.30 Uhr feierliches Hochamt mit Gemeinſchaftskommunion. Uebertragung des Allerheiligſten. f a 7.30 Uhr abends: Trauermetten. 8 Uhr Kirchenchor. 5 Hoher Karfreitag. 9.30 Uhr feierliche Karfreitagsliturgie. 1. Leſungen, Paſſion nach Johannes. Fürbitten,— Predigt. ö 2. Kreuzenthüllung. Kreuzesverehrung. 3. Miſſa praeſanetificatorium. Nachher Betſtunden. 8 Uhr abends: Paſſionsſpiel. Unſeres Herren Jeſu Chriſti Leiden, Sterben und Auferſtehung(im Schloß). Karſamstag. f 6 Uhr Weihe des Oſterfeuers, der Oſterkerze, Prophetien, Weihe des Tauſwaſſers. 1 i 7 Uhr feierliches Auferſtehungsamt. 8 Uhr abends Auferſtehungsfeier mit Prozeſſion, Te deum und Segen. f a 5 Gotteadlenſe Ordnung in der evang Kirche. Srün donnerstag, den 18. April 1935. f 9.30 Uhr Hauptgottesdienſt. Vikar Enderle. 7.30 Uhr abends: Hl. Abendmahl. Pfärker Fichtl. Karfreitag, den 19. April 19335. Kollekte für die evang. Schülerheime(Melanchthonheime) e 5 Kirchenchor. 8 g 9 Uhr Hauptgottesdienſt(anſchl. hl. Abendmahl.) 920 0 Uhr abent end⸗ mahl). Vikar Enderle.„ DP ſterſonntag, den 21. April 1935. 1 Kollekte für die innere Miſſion. Kirchenchor. 4 mahl). Vikar Enderle. Ostermontag, den 22. April 1935. Vikar John. 9.30 uhr Hauptgottesdienſt. Verſammlungs⸗Kalender. Tbd.„Jahn“. Heute abend 6 Uhr Uebung der 1. und 2. Handballmannſchaft im Wörtel. Fußballvereinigung 98. Training für dieſe Woche fällt aus. Die Spielerverſammlung findet dieſe Woche morgen Donnerstag abend 9 Uhr ſtatt. Wegen der Oſterreiſe iſt es notwendig, daß alle Spieler und Reiſe⸗ teilnehmer erſcheinen.— Die Schülerbeſprechung findet morgen Donnerstag abend 7.15 Uhr ſtatt. Wegen der am Samstag ſtattfindenden Spiele muß alles erſcheinen. Turnerbund„Jahn“, E. B., Mhm.⸗Seckenheim. Gründonnerstag abend halb 9 Uhr findet eine außerordentliche Haupt⸗Verſammlung im„Kaiſerhof“ ſtatt. Tagesordnung: Satzungsänderungen u. Verſchiedenes. Unſere geſamte Mitgliedſchaft iſt hierzu eingeladen. Anſchließend Spielerverſammlung betr. Oſterſpiele. Der Vereinsführer. A. Labaffaq chat mhm. ⸗gectenßeim Die Liſte des Tabakkontingents liegt von heute inner⸗ halb 8 Tage zur Einſicht auf dem Rathaus offen. Der Fachſchaftsvorſitzendg. Das 0 Kath. Kirchengemeinde. Am Karireitag Abend um 8 Uhr wird das Dassionsspiel von Theo Brenner im„Schloß“ aufgeführt. Wir laden zu dieser schönen Passionsfeier am hohen Tag herzlich ein. 5 Plätze zu 80, 50 und 30 Pfs. f Eintrittskarten im Vorverkauf: 0 Röser, Kolonialw., Hauptstr.; Schläfer, Achernerstr. 44 f Hutgeschäft Volk-Noe, Hauptstr.; Kreutzer Jos., Buchhandlung, Kloppenheimerstr. 0 Gammel⸗Anzeiger Aur für Mitglieder der Landw. Cin. 1. Verkaufsgenoſſenſchaft. Anmeldungen auf Waldſtreu werden heute und morgen in unſerem Lager entgegengenommen. Taglohn- eitel für Bauhandwerker nach vorgeschrlebenem städtischen Muster) zu haben in der Danksagung. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme beim Heimgang unserer lieben Entschlafenen sagen wir hiermit unsern innigsten Dank. Die trauernden Hinterbliebenen: Adam Greiner Karl Müller u. Frau Mhm.-Seckenheim, 16. April 1935. Aprikosen-Pulpe zum Belegen von Kuchen 1 Pfund 40 Pfg. Dose ca. 9 Pfd. Mk. 3.30 empfiehlt Jutoß IDülrfgmein. Druckerei des„Neckar-Bote“ Seeſische direkt vom Seeplatz Kabliau, Schellfische, Stockfische, Filet von Kabliau Filet von Goldbarsch empfiehlt Jahob Würlhmein. Hübſch möbliertes für beſſeren Herrn per 1. Mai zu mieten geſucht. Adreſſen an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. Schnell verkauft, schnell vermietet ist alles, was die große Oeffentlichkeit wissen soll.— Der einfachste billigste und beste Weg. Weiser hierzu ist das Teitungs-Inserat! Mles geht zur gemälde- Ausstellung Geöffnet: Werktags von 3 Uhr an Sonn- und Feiertags von 2 Uhr an im Schloß N Sofort sieht man- — ein Anzug von SIMON dieser Schnitt! dieser Stoff!— diese Eleganz! 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