er) in der Druckers 2 in per Alt 2. Ble zu Wr. 97 Samstag, 27. April 1935 Von Woche zu Woche Politfiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Mitten in die Freude Deutſchlands über den Geburtstag des Führers traf ein politiſches Ereignis. Während eine vieltauſendköpfige Menge vor der Reichskanzlei ihre Kyll⸗ digungen darbrachte, ging die große Politik weiter ihren ernſten Gang. An dieſem perſönlichen Feſttag des Führers, der ſonſt durch kein politiſches Ereignis gekennzeichnet zu werden pflegte, übermittelte die Reichsregierung den Re⸗ jerungen der 15 Völkerbundsratſtaaten, die zu einer neuen Schuldlüge gegen Deutſchland ihren guten Namen hergege⸗ ben haben, eine Proteſtnote, in der die Reichsregie⸗ rung den letzten Genfer Spruch einer erneuten Diskrimi⸗ nierung zurückweiſt und dem Völkerbundsrat das Recht ab⸗ ſpricht, ſich zum Richter über Deutſchland aufzuwerfen. Das deutſche Volk dankt auch diesmal, wie ſchon ſo oft, ſeinem Führer für die mutige Entſchloſſenheit, Volk und Staat vor Beſchimpfung und Herabſetzung zu bewah⸗ ren. Deutſchland iſt nicht mehr der Staat, mit dem eine ge⸗ häſſige Umwelt ihr Spiel treiben kann. Deutſchland iſt wie⸗ der zu einer Macht geworden, die Achtung gebietet, die die Feſſeln des Verſailler Gewaltdiktates in ihren ſchlimmſten Auswirkungen zerbrochen und ſich damit die Gleichberech⸗ tigung errungen hat, die ihm gewiſſe Staatengruppen am liebſten ewig vorenthalten möchten. Die Proteſtnote der Reichsregierung iſt in Form und Inhalt ſo gehalten, daß ſie der politiſchen Lage mehr als gerecht wird. Sie iſt nicht gegen irgendeinen einzelnen Staat, ſondern gegen den Völkerbundsrat als ſolchen gerichtet, auch wenn für ſeinen Beſchluß nur die Aktivität beſtimmter Kräfte von maßgeb⸗ licher und entſcheidender Bedeutung geweſen iſt. Der engliſche Premierminiſter Macdonald, deſſen Art von einem bedeutenden Blatt ſeines eigenen Landes als„unklar und unberechenbar“ charakteriſiert wird, hat in einem Artikel merkwürdige Anſichten ausgeſprochen, die der Lage Deutſchlands nicht gerecht werden. Er erklärt zunächſt, niemals in der„Verſailler Geiſtesverfaſſung“ be⸗ fangen und niemals der Meinung geweſen zu ſein, daß ein mächtiges und ſtolzes Volk durch Macht in Unterwürfig⸗ keit gehalten werden könnte. Dann fährt er wörtlich fort: „Deutſchland hat in einer Weiſe gehandelt, die das gegen⸗ ſeitige Vertrauen in Europa zerſtörte. Es beanſprucht ein Maß bewaffneter Macht, das die meiſten Nationen Euro⸗ pas ſeiner Gnade preisgibt.„Ihr müßt mir vertrauen“, ſo heißt es,„ich verſichere Euch, daß ich keine feind⸗ ſelige Abſicht gegen Euch habe“. Es fordert ſeine Nachbarn auf, eine mündliche Verſicherung friedfertiger Abſicht anzu⸗ nehmen, die es ſelbſt nicht von ſeinen Nachbarn annehmen würde. Ein Land, das erklärt:„Hier ſind meine Entſchei⸗ dungen und ich werde ſie mit niemanden erörtern“, ver⸗ langt zu viel von ſeinen Nachbarn. Macdonald meint dann zwiſchendurch, daß nicht die ganze Schuld vor Deutſchlands Tür abgeladen werden dürfe, macht aber Deutſchland den Vorwurf, es habe die Ausſichten auf Erfolg der Friedens⸗ bemühungen zerſtört, Europa beſorgt gemacht und ſich dem verhängnisvollen Weg des Militarismus zugekehrt. Zum Schluß machte Macdonald eine einladende Handbewegung zu der„noch immer offenen Tür“ hin.— Man muß ſchon ſagen, daß es eine merkwürdige Brille iſt, durch die der britiſche Premier die Dinge ſieht. are fe der franzöſiſch⸗ruſſiſche Pak eint tri ernſter Bedenken weiter Kreiſe in Frankreich und trotz vie⸗ ler Warnungen aus anderen Ländern ſchließlich doch noch Wirklichkeit zu werden. Die dem Völkerbundsbüro nahe⸗ ſtehende„Gazette de Lauſanne“ weiſt in einem Leitartikel erneut auf die Gefahren hin, die ein enges Bündnis mit Sowjetrußland für Frankreich und ganz Europa in ſich berge. Das ganze Abkommen müſſe als Täuſchung gekenn⸗ zeichnet werden, die Frankreich die bitterſte Enttäuſchung bereiten werde. Ganz abgeſehen von der moraliſchen Seite einer Bindung Frankreichs an ein Land, das alle Menſch⸗ heitsrechte mißachtet, könne das Bündnis nur ſchlechte Er⸗ gebniſſe zeitigen. Wenn man annehme, daß gegen 1215 Wahrſcheinlichkeit Deutſchland durch das franzöſiſch⸗ſowfet⸗ ruſſiſche Zuſammengehen beſiegt würde, ſo wäre dieſes Land ſofort dem Bolſchewismus preisgegeben, der an. Grenzen des Rheines nicht Halt machen würde. Die Role Armee ſei nicht dazu beſtimmt bürgerliche Staaten zu un⸗ terſtützen. Moskau werde ſich alſo hüten, in einen even tuellen Krieg einzuoreifen, der ſein Beſtehen in Frage ſtel⸗ len würde. Es werde die Stunde des Eingreifens ſelbſt möbſen nämlich nachdem Eurova bereits in Trümmern liens Fronkreich worde dioſoſben traurigen Erfahrungen 5„te Peutſchland unter der Wei⸗ marer epubut, wo Berlin das Zentrum der bolſchecoiſti⸗ ſchen Propaganda geweſen ſei. Die Regierungsmacht ſei damals ſchwächer und ſchwächer geworden und der kommu⸗ niſtiſche Gewaltſtreich ſei in Vorbereitung geweſen. Hitler habe dem Kommunismus den Krieg erklärt und die Re⸗ gierungsübernahme durch die Nationalſozialiſten hobe ſo⸗ mit dieſe Gefahr beſeitigt. Und dieſe Sowjetrepublik, ſo ſchließt der Artikel, wolle Frankreich heute militäriſch, moraliſch und finanziell unterſtützen. Welcher Irrtum! In Amerika beſchäftigt man ſich zurzeit mit der frage. wie es mit der Neutralität in einem etwa ommenden europäiſchen Krieg beſtellt ſein werde. Auf oolevelts Wunſch hat das Staatsdepartement eine größere enkichrift ausgearbeitet. Zu einer abſchließenden Be⸗ e dieſes ſehr ſchwierigen Themas iſt man jedoch och nicht geiäangt Mit Spannung verfolgt man daher die Völene der berühmten amerikaniſchen Geſellſchaft für ölkerrecht, bei der die Neutralitätsfrage den Hauptpunkt ſde Programms bildet. Am Donnerstag ſprach der Prä⸗ gent der Geſellſchaft, James Brown Scott. der von Auguſt dörd bis 1. April 1917 Vorſitzender der Neutralitätsbe⸗ Mort, für das Auswärtige Amt ſowie für Heeres und ika neminiſterium geweſen iſt Scott ſtellt feſt. daß Ame⸗ 1 Weltkriege alles andere als neutral im idealen 5 5 dieſes Begriffes geweſen iſt Amerika habe tatſächlich Ali rleg„ſubventjonjert“ da es Kriegsmaterial an die 5 erten geliefert, ihyen Geld zur Bezahlung der Liefe⸗ ml, gegeben und dieſes Geld nie zurückerhalten. erikoniſche Touriſten, die die europäiſchen Kriegerfried⸗ 1155 beſichtiaten, können nicht ihre Hand aufs Herz legen 0 erklären. daß ſie an dieſem Verbrechen keinen Anteil 10 15 Amerika müſſe nicht ſo ſehr an ſeine Rechte als lief 1 5 Pflichten als neutroler Staat denken und jede Be⸗ erung der Kriegführenden ſtrikt vermeiden. Wohnſtätten für Arbeiter Ein bedeutſamer Zuſammenſchluß im Wohnungsbau. Berlin, 26. April. Der Leiter der Hauptgruppe 4, Dr. E. Voegler⸗Eſſen, hat unlängſt gemeinſam mit dem Ruhrſiedlungsverband die Induſtriellen des Ruhrgebiets zu einer Beſprechung über die Beſchaffung von Arbeiterwohnungen eingeladen. Wegen der gleichen Frage fand bei der Reichsgruppe Induſtrie un⸗ ter Vorſitz von Dr Voegler eine Versammlung von Indu⸗ ſtriellen aus dem Reiche ſtatt. Die verſammelten Induſtriellen haben ſich in einer vom Beirat der Reichsgruppe Induſtrie einmütig gebilligten Enkſchließung bereiterklärt, im Rahmen ihrer Leiſtungs⸗ fähigkeil an der Aufbringung der ſehlenden Mittel für die Spitzenfinanzierung des Arbeiterwohnſtättenbaues mitzu⸗ wirken. Zugleich wurde angeregt, daß alle Stellen, die mithelfen können, insbeſondere die Gemeinden, ſich zu gemeinſamer Arbeit zuſammenfinden. Die Zuſammenarbeit erſtreckt ſich nicht nur auf die Spitzenorganiſationen in Verlin, ſondern auch auf die bezirklichen Untergliederungen der ge⸗ nannten Stellen. Es iſt das erſtemal im deutſchen Wohnungsweſen, daß eine ſolche Zuſammenarbeit erfolgt. Reibungen und Schwierigkeiten ſind hiermit für die Zu⸗ kunft ausgeſchaltet. In einem Merkblatt, das in Kürze veröffentlicht wird, werden die einzelnen Wohnſtättenarten eingehend behan⸗ delt. Als Hauptgrundſatz wurde vorangeſtellt, daß es nicht nur darauf ankommt, Wohnraum zu ſchaffen, ſon⸗ dern daß der Arbeiter wieder mit dem Boden verbunden wird. Die Bezeichnungen der einzelnen Wohnſtättenarten waren bisher vollkommen uneinheitlich. Nunmehr werden drei Arten unterſchieden, nämlich die Kleinſiedlung(Heimſtättenſiedlung), das kleine Eigenheim, die Mietwohnung für den Arbeiter. Der Bedarf an Kleinwohnungen iſt in vielen Städten und Gemeinden Deutſchlands ſtark angewachſen. Es fehlen in erſter Linie billige Kleinwoh⸗ nungen für die Arbeiter. Abhilfe kann nur durch Errichtung von Arbeiterwohnſtätten in großem Umfange geſchaffen werden. Als eines der ſchwierigſten Probleme der Finanzierung verbleibt die Beſchaffung der Spitzenbe⸗ träge, die außer der erſten und zweiten Hypothek zum Bau von Kleinſiedlungen, Eigenheimen und Mietwohnun⸗ gen in Geſchoßbauten für Arbeiter nötig ſind. Es handelt ſich dabei um etwa 20 bis 25 Prozent der Bau⸗ und Boden⸗ koſten. Alle dieſe Schwierigkeiten dürfen aber kein Hinder⸗ nis ſein, trotzdem Arbeiterwohnſtätten zu erſtellen. 1000 Handwerksgeſellen wandern Abſchiedskundgebung vor dem Berliner Schloß. Berlin, 26. April. Ein neuer und doch ſo alter Brauch im deutſchen Hand⸗ werk lebt wieder auf: das Geſellenwandern. 1000 Geſellen aus allen Zweigen des Handwerks ſind in den verſchieden⸗ ſten Gegenden des Reiches nach feſtgelegtem Plan in einer Art Austauſchverfahren auf die Wanderſchaft gegangen. Dieſes Ereignis, das eine neue Epoche im Handwerksleben der Gegenwart einleitete, wurde vom geſamten Berliner Handwerk zu einer großen Kundgebung ausgeſtaltet, die im Luſtgarten ſtattfand. Den 75 Geſellen aus Groß-Berlin, die nun für ein Jahr von der Reichshauptſtadt Abſchied nahmen, gaben Abordnungen des geſamten Groß⸗Berliner Handwerkes das Geleit. Marſchmäßig ausgerüſtet, mit einem Wanderſtab aus gedrehtem Holz, ſtanden die 75 Geſellen vor dem Schloß, umgeben von Handwerksabordnungen aller Sparten in Be⸗ ruftstracht. Auf der Schloßrampe fand ſich inzwiſchen Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley ein, um die Geſellen offiziell auf die Wanderſchaft zu entſenden. Das Geſellen⸗ tum, ſo führte er aus, ſoll wieder Sinngeltung bekommen, die ihm einſt ſchon zukam. Wir wollen ferner, daß der jun⸗ ge deutſche Menſch ſein Vaterland kennenlernt. Und nicht zuletzt wollen wir die letzten Ueberreſte konfeſſionel⸗ ler Geſellenvereine damit zerſchlagen. Wir kön⸗ nen auch auf dieſem Gebiet Zwieſpalt und Zerſetzung nicht dulden. Wir können nicht einſehen, daß der katholiſche Bäk⸗ kergeſelle ein anderer ſei als der evangeliſche. Wir werden beide nur fragen, ob ſie Deutſche ſind! Wir wollen— und das verſtößt nicht im geringſten gegen das Konkordat oder ſonſtige Verträge— die Deutſche Ar⸗ beitsfront freihalten von Hader und Zerſetzung. Deshalb möchte ich bei diefer Gelegenheit betonen, daß meine Anordnung, wonach Angehörige katholiſcher Geſellen⸗ und Arbeikervereine nicht der Deutſchen Arbeitsfront ange⸗ hören können, d. h. daß ſie von einer Doppelmitgliedſchaft ausgeſchloſſen'ſind, heuke genau ſo weiter Geltung hat wie damals, als ich ſie ſchuf. So wandert denn hinaus ihr jungen Menſchen! Lernt Deutſchland kennen, haltet euch ſtolz und wacker, wenn auch das Schickſal euch dann und wann keinen Sonnenſchein gibt. Dieſes Wanderjahr ſoll für euch ein Jahr der Erzie⸗ hung, des Hartwerdens und der Kameradſchaft ſein, das Jahr eurer Erziehung zu nationalen Sozialiſten. Verpflichtung der Reichsinnungsmeiſter Bei brennenden Kerzen und geöffneter Innungslade. Frankfurt a. M., 27. April. Der altehrwürdige Bürgerſaal des Frankfurter Rathauſes war Freitag die Stätte eines für das deutſche Handwerk bedeutungsvollen Aktes. Die aufgrund der vierten Verord⸗ nung der Reichsregierung über die Organiſation des deulſchen Handwerks ernannten Reichsinnungsmeiſter wurden vom Reichshandwerksmeiſter Schmidt in feierlicher Weiſe verpflichtet. Reichshandwerksmeiſter Schmidt eröffnete die Hand⸗ lung mit Begrüßungsworten für den als Gaſt anweſenden Gauleiter und Reichsſtatthalter Sprenger und die Neichs⸗ innungsmeiſter. Mit der Eingliederung der Reichsinnungs⸗ meiſter werde der Schlußſtein gelegt in der nationalſozialiſti⸗ ſchen Geſamtorganiſation des deutſchen Handwerks. Der Oberbürgermeiſter der Stadt Frankfurt am Main, Staatsrat Dr. Krebs, hieß den Reichshandwerksmeiſter und die Reichs⸗ innungsmeiſter in der alten Kaiſer⸗ und Krönungsſtadt Frank⸗ furt am Main willkommen. „Dann folgte die Verpflichtung der Reichsinnungs⸗ meiſter bei brennenden Kerzen und geöffneter In⸗ nungslade. Dabei führte der Reichshandwerksmeiſter aus: „Lückenlos ift nunmehr der Neuaufbau der fachlichen Organiſation des deutſchen Handwerks durchgeführt. In zwei Jahren nationalſozialiſtiſcher Aufbauarbeit iſt das heiße Sehnen von Generationen von Handwerkern erfüllt. Darum nehme ich Sie mit Stolz in dieſer Stunde in der alten ſchönen Kaiſerſtadt Frankfurt am Main, die von dem hohen Können und von der Ehre unſerer Vorfahren allenthalben beredtes Zeugnis ablegt, feierlich in Eid und Pflicht.“ Der Reichshandwerksmeiſter gedachte dann der Toten des Weltkrieges und der Bewegung, und ſchloß mit einem Siegheil auf den Führer. Das Deutſchlandlied und das Horſt⸗ Weſſel⸗Lied ſchloſſen ſich an. Dann wurde die Innungslade wieder geſchloſſen, und mit einem Muſikſtück fand der feier⸗ liche Akt ſein Ende. ö Wirtſchaſtliche Amſchau Börſe. Die Börſe eröffnete nach der Oſterpauſe in ſehr ruhiger Haltung. Anfangs war die Tendenz etwas freund⸗ licher, doch bröckelten ſpäter die Kurſe unter dem Eindruck. des ſtillen Geſchäfts etwas ab. Die Kuliſſe hielt ſich im Hinblick auf die unklare außenpolitiſche Entwicklung weit⸗ gehend zurück. Auch die Erörterungen über eine Förderung des Außenhandels unter Heranziehung der Reſerven und Dividenden verſtärkten die Reſerve. Einige günſtige Ab⸗ ſchlüſſe aus der Induſtrie ſowie die ſehr leichte Lage am Geldmarkt vermochten das Geſchäft nicht zu beleben. An den Aktienmärkten war die Kursentwicklung etwas ungleich⸗ mäßig. Meiſt gab es Rückgänge, die ſich jedoch in engen Grenzen hielten. Der Rentenmarkt war im ganzen wenig verändert und ebenfalls uneinheitlich. Zuſtrom von Geldern von öffentlichen oder von öffentlich⸗ rechtlichen Stellen iſt nach wie vor erheblich. In dieſem Zuſammenhang iſt beſonders auf die Sparkaſſen zu ver⸗ weiſen, bei denen ſich die Einlagenbeſtände in ſtändiger Aufwärtsbewegung befinden. Der Leichtigkeit des Geldmarkts entſprechend ging der Tagesgeldſatz auf 3.5 Prozent zurück. Produktenmarkt. An den Getreidemärkten iſt die Ge⸗ ſamtlage unverändert. Die Mühlen haben nur geringen Be⸗ darf. Eine Beſſerung des Getreidegeſchäfts dürfte ſich erſt in den kommenden Monaten einſtellen. Der Futtermiktel⸗ markt hat weiterhin lebhafte Nachfrage. Man iſt aber im Einkauf vorſichtiger geworden, iſt doch die Zeit bis zum Beginn der Grünfütterung nicht mehr allzu fern. Der Saaten⸗ markt hat weiterhin lebhaftes Ausſehen. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer blieb mit 100.8 unverändert. Zum erſten Male wieder ſeit langer Zeit ſchloß in März unſere Außenhändelsbilanz aktiv ab. Dabei iſt die Nohſtofſfeinfuhr leicht geſtiegen; ſie beweiſt, daß die Beſchäf⸗ ligung unſerer Induſtrie weiterhin lebhaft iſt. Erfreulicher⸗ reiſe iſt aber die ſonſtige Einfuhr zurückgegangen und die e ſogat über das ſaiſonübliche Maß hinaus ge⸗ wachſen. Der Sieger im„Großen Preis von Monaco“. Unſer Bild zeigt Luigi Fagioli, der im inter⸗ nationalen Autorennen um den„Großen Preis von Monaco“ den Sieg auf Mercedes⸗Benz er⸗ rang. Rechts neben Fa⸗ gioli Rudolf Caracciola, der den Sieger beglück⸗ wünſchte. Deüeutſches Nachrichten ⸗ —— Deutſche Stadtjubiläen 1035 RD Geburtstag feiern iſt wunderſchön! Das gilt für Jung und Alt nicht nur, wenn es die eigene Perſon be⸗ trifft. Nicht minder groß iſt die Freude, wenn es darum geht, den Geburtstag des Heimatortes zu feiern. Da wird an Fahnen und Girlanden nicht geſpart, werden die Häu⸗ ſer durch neuen Anſtrich verſchönt und ſchon wochenlang vorher wird beraten, geprobt und geübt, damit Feſtzug und Feſtſpiel am Jubeltage zur Zufriedenheit Aller auf⸗ geführt werden. In dieſen Jubiläensfeiern— die Städte⸗ Geburtstage zählt man im allgemeinen nach runden Jahr- hunderten— liegt ein tiefer Sinn. Sie bezeugen die Ver⸗ bundenheit mit dem heimatlichen Boden, und wenn in Feſtzug und Feſtſpiel bedeutſame Ereigniſſe und alte Bräuche aus der Vergangenheit wiederaufleben, ſo offen⸗ bart ſich darin die bis auf den heutigen Tag wirkende Kraft großer Taten unſerer Ahnen. Ehrwürdigſte unter den Städtejubilaren iſt in dieſem Jahr das unweit von Sangerhauſen gelegene thüringiſche Städtchen Allſtedt, das Ende Auguſt ſein 1000 jähriges Beſtehen feiern wird. Dann kommt in dieſer Reihe, die über die Jahrhunderte abwärts geht, das durch ſein Bier und ſeine herrliche Plaſſenburg gleichermaßen weitbe⸗ rühmte Kulmbach, das in dieſem Jahr ein Doppeljubi⸗ läum begeht: den 900. Geburtstag der Stadt und den 800. der Plaſſenburg. Hier werden die Hauptfeſtlichkeiten vom 20. Juli bis 4 Auguſt ſtattfinden; ſie bringen u. a. eine große Schützenwoche, im Rahmen eines Schachkongreſſe⸗ ein Schachſpiel mit lebenden Figuren im„Schönen Hof“ der Plaſſenburg, einen„Tag des Deutſchen Liedes“ und einen„Tag des Deutſchen Handwerks“ mit Feſtzug. 800 Jahre alt iſt auch Zwickau in Sachſen, das ſeine Jubilä⸗ umsfeier, vom 1. bis 9. Juni, mit der Feier der 125. Wie⸗ derkehr des Geburtstages von Robert Schumann, des in Zwickau geborenen Komponiſten, verbindet. Mit einem hi⸗ ſtoriſchen Feſtzug mit 1500 Mitwirkenden, Feſtſpielauf⸗ führungen, drei Schumann⸗Konzerten, einem großen Volks⸗ feſt u. a. m. werden die Gedenktage begangen werden. Ihren 750. Geburtstag feiern drei Städte: Weißen⸗ fels d. d. Saale vom 30. Juni bis 8. Juli, Hainichen und Wechſelburg, zwei ſächſiſche Städtchen unweit von Chemnitz, vom 29. Juni bis 1. bezw. 2. Juli; Hainichen, die Geburtsſtadt des Fabeldichters Chr. F. Gellert, veranſtaltet u. a. einen hiſtoriſchen Feſtzug und ein Volks- und Park⸗ feſt, Wechſelburg einen Heimatavend, Feſtzug und Feſtſpiel im Schloßhof. Etwas weiter öſtlich, bei Dresden, feiert Rabenau vom 8. bis 16. Juni ſein 700 jähriges Beſte⸗ hen, ebenfalls mit Feſtzug und epiel, mit Marktfeſt und Heimatausſtellung. In der Oſtmark tritt Guben in die Reihe der 700 Jährigen ein: am 1. Juni 1235 wurden der Stadt von Markgraf Heinrich von Meißen die Stadtrechte verliehen. Am 31. Mai beginnen die Feiern mit der Er⸗ öffnung verſchiedener Ausſtellungen; aͤm Gedenktage ſelbſt folgt eine politiſche Kundgebung und eine Feſtſitzung im Rathaus, der ſich u. a. die Weihe eines Ehrenmals und des Stadions anſchließen. An den Pfingſtfeiertagen folgen dann Feſtzug und Feſtſpiel. Stadtlengsfeld in der Rhön hat ſeines 700. Geburtstages bereits kurz im Januar am hiſtoriſchen Tage gedacht, am 2. Juni ſollen größere Feierlichkeiten, Heimatſpiel und hiſtoriſche Umzüge, folgen. Burghauſen an der Salzach, bekannt durch die Meier⸗ Helmbrecht⸗Spiele, begeht ſein 700 jähriges Jubiläum mit zahlreichen Veranſtaltungen, die ſich von Juni bis Septem⸗ ber erſtrecken. Malchow und Teterow, Mecklenburgs 700 jährige Jubilare, begehen ihre Gedenktage vom 30. Juni bis 7. Juli, bezw. vom 17. bis 21. Juli. Um Sechshundertfünfzigjährige zu feiern, müſſen wir uns nach Schleswig⸗Holſtein und nach Schleſien begeben. Flensburg, das der Verleihung der Stadtrechte vor 650 Jahren bereits im Winter gedachte, wird vorausſichtlich 85 Pfingſten die Straßen für eine Woche feſtlich ſchmücken. n Schleſien begeht das öſtlich der Oder an der Bahn Lieg⸗ nitz—Rawitſch gelegene Städtchen Winzig am 7. Juli ſeinen 650. Geburtstag. Die nächſte Zäſur bringt uns nach dem deutſchen Oſten, wo es vier 600 jährige Städte zu feiern gibt: Landsberg i. Oſtpr. begeht ſeinen Ge⸗ burtstag am 22. und 23. Juni; Liebemühl i. Oſtpr. am 21. Juli; Oſterode vom 11. bis 18. Auguſt und Schwiebus, in der Südoſtecke der Mark, vom 22. bis 26. Mai, mit einer Speiſung der Armen, mit hiſtoriſchem Umzug und Heimatſpiel, Tierſchau, Ausſtellung, Reitturnier uſw. 500 Jahre alt iſt Cloppenburg in Oldenburg ge⸗ worden, vom 23. Juni bis 1. Juli wird das Jubiläum würdig gefeiert werden. Ein dreifaches Jubiläum meldet Bad Gund im Horz: die 400 jährige Wiederkehr der Stadtwerdung, das 80 jährige Beſtehen als Kurort und den 60. Geburtstag der Iberger Tropfſteinhöhle. Die Städte Bautzen, Kamenz, Löbau und Zit⸗ tau feiern die 300 jährige Zugehörigkeit der Oberlauſitz zu Sachſen. Zwei Hundertjährige beſchließen dieſe lange Reihe: Bad Nauheim, das weltbekannte Herzheilbad, und Oſtſeebad Misdroy auf der Inſel Wollin feiern in die⸗ ſem Sommer mit einer Reihe feſtlicher Veranſtaltungen, die ſich über die ganze Saiſon erſtrecken werden, das Jubi⸗ läum des 100 jährigen Beſtehens als Bad. Exotenſtroh aus deutſcher Kiefer „Geheimniſſe“ der Cellophanfabrikation und das Erſatzſtoff⸗Gefaſel. Welche Frau weiß, daß die aus dem ſo wundervoll leichten„Exotenſtroh“ gearbeiteten Sommerhüte in der Mehrzahl gar nicht aus einem exotiſchen Stroh hergeſtellt ſind, ſondern aus einem Material, deſſen Ausgangsſtoff das ſimple Cellophan iſt, mit dem ſie in der Einmachzeit ihre Gläſer luftdicht abſchließt? An dieſem Beiſpiel iſt doch wieder einmal recht deutlich erkennbar, wie wenig ſich ein Laie heute in Materialfragen auskennt, und wie leicht man ihm etwas durch bloßes Gerede von„Erſatzſtoffen“ verleiden kann! Dieſes angebliche Exotenſtroh iſt alſo in der Grundſubſtanz Cellophan, in das man zur beſſeren Vernähbarkeit der Cellophanlitzen eine exotiſche Brenneſ⸗ ſelfaſer, die ſogenannte Ramiefaſer, einſpinnt. Denſelben Zweck erfüllen heute auch Baumwollfäden, mit denen man ſchilfartige Effekte erzielt. Die Hüte, die man aus dieſen Litzen herſtellt, ſind bei ihrem Gewicht, das zwiſchen 50 und 70 Gramm liegt, ſo leicht und ſo angenehm im Tra⸗ gen, daß es, wenn man auch die Preiswürdigkeit in Be⸗ tracht zieht, kaum ein idealeres Material gibt. Auch zur Herſtellung von Damenſtoffen hat Cellophan in den letzten Jahren eine zunehmende Verbreitung ge⸗ funden. Im Ausland ſind auf dieſe Nachricht hin Greuel⸗ märchen fabriziert worden, daß deutſche Frauen nichts mehr anzuziehen hätten und in durchſichtigen Cellophanhüllen über die Straße wandeln müßten. Eine originelle Werbe⸗ idee ſcheint dieſem Gerede Vorſchub geleiſtet zu haben, da eine Trikotweberei auf den Gedanken kam, den glatten Sitz der Kleider auf moderner kunſtſeidener Unterwäſche dem Publikum dadurch beſonders augenfällig zu machen, daß ſie Schaufenſterpuppen, die nur mit Unterwäſche bekleidet wa⸗ ren, in ein richtiges ſchneidermäßig gearbeitetes Kleid aus glasklarem Cellophan ſteckte, das nun jedermann den Sitz der Unterwäſche zeigte. Das Badetrikot oder die Unter⸗ wäſche wollen wir nun aber doch noch nicht zum Tageskleid avancieren laſſen! ö Wir begnügen uns damit, Cellophanfaſern zur Erzie⸗ lung von Lichteffekten in baumwollene oder wollene Ge⸗ webe einzuweben oder dunkle Grundgewebe mit buntfar⸗ bigen Cellophanſchuppen zu bedecken. Weil wir gerade bei der Bekleidung ſind, wollen wir hier nicht unerwähnt laſ⸗ ſen, daß es für lichthungrige Badegäſte jetzt auch bunte Bademäntel aus Cellophan gibt, die als Lichtfilter gute Dienſte leiſten und eine allzu ſtarke Verbrennung der Haut verhindern. Das gleiche kann man auch erreichen mit cello⸗ phanenen Sonnenſchirmen, die in den Tropen ſeit einigen Jahren große Mode ſind. Schon dieſe wenigen Beiſpiele dürften dem Leſer zei⸗ gen, daß er es beim Cellophan mit einem Stoff zu tun hat, deſſen Exiſtenz nicht erſt von heute und geſtern ſein kann. Die Dinge liegen vielmehr ſo, daß die Urpatente heute ſchon abgelaufen ſind, alſo die Erfindung des Cellophans vor dem Kriege gemacht wurde. Die Fabrikation des Cellophans iſt ja an ſich bekannt; es iſt eine aus Zellſtoff hergeſtellte glasklare Haut, die wie ein Kunſtſeidenfaden geſponnen wird, nur daß die Spinn⸗ düſe keine runde Oeffnung hat, ſondern eine breite ſchlitz⸗ artige, durch die die Maſſe gedrückt wird, und in einem an⸗ ſchließenden Bade ſofort erhärtet. Es hat nun aber Jahr⸗ zehnte gedauert, bis die Kaufmannſchaft all die unzähligen Verwendungszwecke erkannte, bei denen heute das Cello⸗ phan in unübertroffener Weiſe ſeine Dienſte tut. Dieſe Verbindung zwiſchen dem Erfindungsgenie unſerer Chemi⸗ ker und Techniker und der kaufmänniſchen Anpaſſungsfä⸗ higkeit hat gerade der deutſchen Cellophaninduſtrie einen, bisher nicht erreichten Vorſprung am Weltmarkt geſichert, obwohl auch das Ausland ſchon über eine große Reihe von Cellophanfobriken verfügt. Japan beſitzt z. B. allein 11 Fabriken und beliefert faſt die ganze Welt mit den obenerwähnten Cellophanlitzen für Hutgeflechte, die ſo billig ſind, daß kein Land mehr da⸗ mit konkurrieren kann. Polen beſaß bis vor kurzem noch zwei Fabriken, Ungarn hat eine, Italien drei, und England und Amerika verfügen über ſehr große Anlagen, die in den Händen ſehr kapitalkräftiger Unternehmer ſind. In Ame⸗ rika beſitzt ſie der bekannte Automobilfabrikant Dupont, der auch an den Opelfabriken beteiligt iſt. Ein Sonderprodukt des Cellophans, in dem wir füh⸗ rend ſind, iſt die Cellophan⸗Wurſthülle, oder wie der Ber⸗ liner ſagt, Wurſtpelle oder Darm. Zwar konnte der Cello⸗ phandarm den natürlichen bisher nicht vollſtändig vom Markt verdrängen, er hat uns aber weitgehend unabhän⸗ gig gemacht von der Einfuhr ausländiſcher Därme, und er hat vor allen Dingen ein weiteres bewirkt, nämlich die Beſeitigung der Spekulation im Darmgeſchäft, die vor dem Kriege eine ſo große Rolle ſpielte und deshalb beſonders die jüdiſchen Kaufleute anlockte. Man kann ſich ungefähr ein Bild von der Bedeutung dieſes Marktes machen, wenn man bedenkt, daß Deutſchland im Jahre ungefähr 40 Mil⸗ lionen Mark für die Einfuhr von Därmen ausgegeben hat. Und nun ein ganz kurioſer, aber für uns Herren der Schöpfung ſehr wichtiger Verwendungszweck des Cello⸗ phans. Als alter Zigarrenraucher war mir nie verſtändlich, warum man Zigarren in Cellophan einwickelt. Die Sache iſt ſehr einfach. Eine in Cellophan feſt eingewickelte Zi⸗ garre wird nämlich abſolut ſtoß⸗ und bruchfeſt! Mein Zi⸗ garrenhändler demonſtrierte mir das in ſehr draſtiſcher Weiſe. Er nahm eine Cellophanzigarre, legte ſie unter ein Stuhlbein und ſetzte ſich auf den Stuhl. Als wir die Zi⸗ garre auswickelten, war das Deckblatt abſolut unbeſchädigt. Noch verblüffender war das Experiment, das er mit einer Zigarette machte, die er in einen Streifen Cellophanpapier etwa dreifach einrollte, deſſen Enden rechts und links zu⸗ ſammengedreht wurden. Er nahm die Zigarette in dieſem verpackten Zuſtand und band aus ihr einen Knoten, ohne daß das Papier auch nur die geringſte Neigung zum Zer⸗ reißen zeigte. Die ausgewickelte Zigarette verlor zwar et⸗ was an Tabak, vielleicht weil er an ſich kein ausgeſproche⸗ ner Langſchnitt war, war aber nach Glattſtreichen des Pa⸗ piers abſolut verwendungsfähig. Dieſe Gewaltproben ma⸗ chen es verſtändlich, warum gerade der Amerikaner, der Zigarren loſe in der äußeren Bruſttaſche zu tragen pflegt, in Cellophan verpackte Zigarren bevorzugt. So ließe ſich ſtundenlang plaudern über die heutigen Verwendungszwecke des Cellophans. Sie ſind faſt unüber⸗ ſehbar, und aus der großen Fülle konnten wir hier nur die Fälle herausheben, die, ſei es für den Haushalt, ſei es für die induſtrielle Verwertung, beſonders wichtig und noch wenig bekannt ſind. Das Einmachecellophan, den Motten⸗ ſack, den Bonbonbeutel kennt heute jeder. Was aber eben⸗ falls weniger bekannt ſein wird, iſt die Verwendung von „wetterfeſtem“ Cellophan als Butterbrotpapier für lange Ausflüge im Hochſommer und als Einſchlagepapier für Chriſtſtollen, die ſich in dieſer Umhüllung wochenlang abſo⸗ lut friſch halten. Hier ſpielt weniger die hygieniſche Frage eine Rolle als die der idealen Konſervierung. In Amerika iſt man in der Verwendung von Cellophan für dieſe Zwecke gleichfalls ſchon weiter und vertreibt Cellophan in vorge⸗ ſchnittenen Bogen, allerdings noch zu ziemlich hohem Preiſel Aus der Welt des Wiſſens Man braucht 1600 Grad Hitze, um im Hochofen das Eiſen aus dem Erz zu ſchmelzen. Der größte Vogel Europas iſt der Mönchsgeier. Er er⸗ reicht eine Flügelſpannweite von 2.20 Metern und eine Länge von 1.10 Metern. Der längſte Tunnel war bisher der Simplon⸗Tunnel in den Walliſer Alpen mit 20 Kilometer Länge. Nun iſt in den Anden zwiſchen Chile und Argentinien ein doppelt ſo langer Tunnel im Bau. Er wird aber nicht vor fünf Jahren fertig ſein. Die älteſte Stadt der Welt will man in der Gegend von Aleppo bei Ausgrabungen entdeckt haben. Dort ſtieß man auf die Ueberreſte einer Stadt, die in den Jahren 8000 bis 6000 vor Chriſtus ihre Blütezeit hatte. Der jüngſte König der Welt iſt der neunjährige König Amanda Mahidol von Siam. Das Papier wurde 105 n. Chr. in China erfunden, ge⸗ langte dann durch Jahrhunderte lange Wege durch die Wüte Aſiens gegen 900 n. Chr. nach Kairo in Nordafrika, um in zwei großen Seitenwegen über Sizilien und Italien im 14. Jahrhundert nach Nürnberg zu kommen, während ein anderer Weg über Spanien und Frankreich im 15. Jahrhundert in London endete.. Kreuz und Quer Das gefährliche Fernſehen.— Beſtrafte Eitelkeit.— Zweimal Rache.— Schnelldichter vor Gericht. Nach dem Fernhören, auch Radio genannt, erfand die Wiſſenſchaft auch das Fernſehen, das in vielen Fällen erwünſcht aber auch in vielleicht noch mehr Fällen uner⸗ wünſcht iſt. In letzter Zeit iſt nun vielfach vom Fernſehen geſprochen worden, da man bemüht iſt, das Fernſehen wei⸗ teren Kreiſen als bisher zugänglich zu machen. Aber dieſes Fernſehen hat, ſo meinen manche ängſtliche Gemüter, zwei Seiten, denn man könnte geſehen werden obwohl man es nicht gern möchte, und es könnte dann im häuslichen Heim zu unliebſamen„Störungen“ kommen, nach denen ſich beide Teile ja nicht zu ſehnen pflegen. Sei es nun, daß Eheleute Bedenken haben oder auch junge Leute, die nicht ganz auf den Wegen wandeln, die ſie zuhauſe angegeben haben, es herrſcht nun gerechte Beunruhigung, die ſich in zahlreichen Anfragen an die Reichspoſt ausdrückt; eine ältere Dame ſchrieb ſogar beſorgt, daß ſie nun wohl kein Bad mehr nehmen könnte. Alle dieſe Aengſtlichen mögen ganz ruhig ſein, denn ſoweit ſind wir doch noch nicht und werden es auch hoffentlich nicht kommen, daß Unbefugte ihre Naſe in das Privatleben des Einzelnen— wozu das Baden auch gehört— ſtecken können, denn man kann ja auch nur an die Orte oder Oertlichkeiten ſehen, die an das Fernſehnetz an⸗ geſchloſſen ſind. 5 Als ein Eingriff in das Privatleben iſt jedoch der Fall zu werten, der zurzeit das Gericht in Paris be⸗ ſchäftigt. Frauen gelten ja ſehr oft und auch nicht ganz mit Unrecht als eitel; aber auch Männer können oft genau ſo eitel ſein— eine gewiſſe Eitelkeit iſt zu begrüßen, aber man ſoll ſie nicht zu öffentlich zeigen. Ein Beamter eines Miniſteriums wollte unter allen Umſtänden ſein Alter ver⸗ heimlichen und färbte ſich daher Bart und Haar. In ſeinem Büro hatte er in einer Ecke eine Anzahl Fläschchen, mit deren Inhalt er die Spuren des Alters zu verwiſchen ſuchte. Aber mit des Schickals Mächten.., und eines Tages wur⸗ 15 den von unbekannter Hand die Fläſchchen geleert und mit einer Flüſſigkeit gefüllt, die die Eigenſchaft hat, Haare zu entfernen, alſo gerade das Gegenteil, was der eitle Beamte wollte. Die Folgen waren verheerend. Erſt verlor das Haar die Farbe und dann ging es aus, und zwar gründlich. Der ſo Geſchädigte merkte ſehr bald, daß man ihm einen Streich geſpielt hatte und er ſtrengte einen Prozeß an. Die Frage iſt aber, ob man einem Beamten etwas nachweiſen kann. Unwillkürlich glaubt man an einen Racheakt. Rache kann nun manchma ſüß ſein, manchmal aber auch ganz anders. Erſchien da kürzlich bei einem ga den in Newyork ein Mann, dem man Rieſenkräfte anſah, den aber ein kranker Zahn ganz klein und häßlich gemacht hatte, und wünſchte die Behandlung dieſes Quälgeiſtes. Während der Zahnarzt mit dem wohl den meiſten Menſchen bekannten Bohrer an dem 1 ſondierte, wurde der Kranke in eine ſo wahnſinnige üt verſetzt, daß er ſeinigen Peiniger kurz entſchloſſen aus dem offenſtehenden Fenſter warf und die Bohrmaſchine gleich hinterher. Zum Glück hatte der Arzt ſeine Praxis nicht in einem Wolkenkratzer, ſondern in einem Vorort⸗Häuschen, und da außerdem der Vorgarten noch ſturzmildernd wirkte, kam er mit dem Schrecken davon. Schlimm wurde es erſt, als der Patient hinter dem Arzt herſprang und ſich auf ihn ſtürzte; zum Glück kamen gerade Polizeibeamte vorbei, die den Arzt befreiten und den unangenehmen Patienten überwältigten. Nun aber beſtand der Zahnarzt auf ſeiner Rache. Er ver⸗ anlaßte die Polizeibeamten, den Mann wieder in das Be⸗ handlungszimmer zu bringen und vier Mann hielten den Tobſüchtigen auf dem Stuhl feſt, bis der Backenzahn, die Wurzel allen Uebels, heraus war. Nun hatten beide Ruhe, der Patient, der den kranken Zahn los war und der Arzt, der Rache geübt hatte. Ueber die Höhe der Rechnung des Zahnarztes iſt nichts bekannt geworden. Viel mehr Humor als der Patient zeigte ein Mann, der wegen Heiratsſchwindels in Preßburg vor Gericht ſtand und in ſeinem Nebenberuf„Schnelldichter“ war. Ueber den luſtigen Verlauf dieſer Verhandlung berichtet der„Frank⸗ furter Generalanzeiger“: Vorfitzender: Wie heißen Sie und wo ſind Sie geboren? Angeklagter: Ich heiße Toni Huber, mit Verlaub, und meine Wiege hier in Preßburg ſtand, am ſchönen blauen Donauſtrand. Vorſitzender: Sie werden hier anſtändig reden, ver ſtanden? f Angeklagter: Gar dunkel iſt Ihrer Rede Sinn, da ich jedoch ein Dichter bin, ſo leg' ich alles was ich ſage, in wohl⸗ gezierten Reimen hin. Vorſitzender: Das iſt mir nun doch zu bunt! Sie erhalten eine Ordnungsſtrafe. f Angeklagter: Leer iſt mein Beutel ohne Frag, man fin⸗ 15 drin, ganz ohne Zweifel, auch nicht den kleinſten Geld etrag. PVorſitzender: Kommen wir zur Sache, Angeklagter: Dem Glücklichen ſchlägt keine Stunde. Und Morgenſtunde hat Gold im Munde. Vorſitzender: Wann haben Sie die Anna Heferl kennen gelernt? 5 Angeklagter: Es war nur ein ganz kleines Gebandl, im Vorjahr draußen am Zuckermandl. Vorſitzender: Haben Sie ihr die Ehe verſprochen? Angeklagter: Ich wollte ſie feſſeln in Rofenketten, doh fehlte es ihr an Monetten. 5 5 Vorſitzender: Ich frage Sie, ob Sie ihr die Ehe ber ſprochen haben? s 6 Angeklagter: Ich geſtehe, ich habs getan, beim dritten Kuß da fing es an. Sie Vorſitzender: Und auch die dreihundert Kc. haben ihr herausgelockt? 5 Angeklagter: Ich tats nicht gern, ich ſchwör' es hier, ging es auf für Wein und Bier. Vorſitzender: Sie ſind alſo geſtändig? 5 Angeklagter: Es tut mir leid die ganze Giſchicht, doc war ich nur auf Lieb' erpicht. 5 nbe⸗ Vorſitzender: In Anbetracht Ihrer bisherigen unt ſcholtenheit verurteile ich Sie zu drei Monaten Gefängm bedingt. iht Angeklagter: Ich danke ſchön, ich bin gerührt. Man wohin die Liebe führt. 9 5 5 N 2 7 J 7 125 2 5 2 —. Wihe Egon ſchlug die Hände vor das Geſicht, und ein 8it⸗ tern durchlief ſeine Geſtalt. Es überkam ihn ein Gefühl, als ob eine würgende Hand ſeine Kehle umfaßte, und mit bebenden Lippen ſtammelte er ganz faſſungslos:„Herr Stolzenthaler, warum haben Sie mir das Schreckliche vor unſerer Abreiſe verſchwiegen? Ahnten Sie denn nicht, wie furchtbar hart das mich treffen würde? Hatten Sie kein Mitleid mit mir?“ Stolzenthalers Züge wurden hart, und er ſagte mit ſchneidender Kälte:„Haben Sie ein Mitleid mit ihr ghabt?— Soll ich Ihnen an ihrem Grab alles das, was Sie ihr angetan haben, nochmals ins G'ſicht ſchleudern? Daß ich Sie hierher hab' führen können in dem Glauben, ſie lebend anzutreffen, iſt nur eine ganz kleine Wiederver⸗ geltung für das furchtbare Verbrechen, das Sie an dem armen Mädel begangen haben.“ Egon flehte ihn an:„Herr Stolzenthaler, ich bitte Sie, laſſen Sie die Vergangenheit ruhen. Sehen Sie doch meine Reue.“ „Ihre Reue kommt zu ſpät, Herr Graf!“ entgegnete er mit unheimlicher Ruhe. In dieſem Augenblick kam Pepi auf das Grab zu. Er hatte keine Ahnung, den Großvater hier zu treffen. Als er ihn nun ſo ganz unvermutet erblickte, eilte er mit aus⸗ gebreiteten Armen auf ihn zu, umarmte und küßte ihn. „Großvater, biſt du denn von der Reiſe ſchon zurück? Parum haſt du denn nicht telegraphiert? Ich hätte dich doch vom Schiff abgeholt.“— Er ſah den fremden Herrn, der ihn mit großem Intereſſe betrachtete. Dieſem war es, als erblicke er ein Bild aus längſt ent⸗ ſchwundenen Tagen. Er glaubte Fanni vor ſich zu ſehen, wie ſie damals war, und ihre ganzen Züge kamen ihm wie⸗ der ins Gedächtnis. So ſah ſie aus, als er ihrem Spiel lauschte, ſich in ſie verliebte und ſo glücklich war, ihre Ge⸗ geuliebe zu erringen. Das waren ihre Augen, die ihn oft ſo liebevoll angeblickt hatten und die nun durch ſeine Elald für immer erloſchen waren. Die Aehnlichkeit mit ihn ſchloß jeden Zweifel aus. Der vor ihm ſtand, war Fan⸗ nis— war ſein Sohn. Auf Pepis ſchönem Geſicht lag eine leichte Röte der Verlegenheit, als ihn der fremde Herr immer wieder be⸗ trachtete. Er ſah den Großvater fragend an. Stolzenthaler blickte ihm zuerſt in die Augen und ſagte 105 verhaltener Stimme:„Pepi, dein Vater ſteht vor dir!“ Dieſe Worte riſſen ihn aus aller Freude des Wie⸗ derſehens mit dem Großvater. Als ob er bei ihm Schutz ſuchen wollte, umklammerte er ihn und ſtand dicht an ihn geſchmiegt. Bittend klangen Egons Worte:„Mein Sohn, willſt du mich Vater nennen?“ Kaum vermochte er in ſeiner Erauiffenheit dieſe Worte zu ſprechen. Pepi blickte ihm ſtarr ins Geſicht und blieb ſtumm. . Egon ſuchte den Blick feſtzuhalten, aber Pepis Augen rrten ſcheu an ihm vorbei und blieben wie hilfeſuchend an ſeinem Großvater haften. „Nun, haſt du kein Wort für deinen Vater?— Sieh, mein Sohn, Gott hat mich ſchwer geſtraft. Er hat mich am an Liebe gemacht, aber jetzt hoffe ich, daß ich kein einſamer Mann mehr ſein werde. Drum flehe ich dich an: nenne mich Vater!“ 5 Pepi ſah ihn feſt an und ein tiefer Ernſt laß auf ſeinem Geſicht. 5 „Wenn Sie auch mein Vater ſind, ſo werde ich Sie doch nie ſo nennen. Mein Großvater hat mir erzählt, daß Sie meiner armen Mutter das ganze Lebensglück zerſtört haben und ich ſie durch Ihre Schuld verloren habe.“ Die furchtbare Anklage aus ſeines Sohnes Mund er⸗ ſchütterte Egon tief. Er atmete ſchwer. „Ich weiß, mein Sohn, daß ich ſchwer gefehlt habe, aber hilf du mir, daß ich alles wieder gutmachen kann.“ Er wollte ſeine Hand erfaſſen, doch Pepi ſtreckte abweh⸗ 1 Arme gegen ihn, und zornig funkelten ſeine 5 Er ſah Egon durchdringend an und ſagte mit zittern⸗ 1„Ich wüßte nicht, wie ich Ihnen helfen „Aber ich weiß es und will es dir ſagen!“ entgeg⸗ nete Egon.„Indem du mir die Ruhe meines Herzens wiedergibſt. Sei mein Sohn vor aller Welt und mein Krbe. Denn was nützt mir aller Reichtum, wenn der ram mein Herz zerfleiſcht!“ „Pepi wollte auffahren, doch er beſann ſich auf die Heiligkeit des Ortes, an dem er ſich befand. Er warf einen unſäglich verachtenden Blick auf ihn und ſagte mit feſter eue Ich ſoll vor aller Welt Ihr Sohn ſein?— Das unn ich nicht,“ rief er leidenſchaftlich,„denn ich ſchäme mich, daß Sie mein Vater ſind!“ 1 Egon zuckte ſchwer getroffen zuſammen. Er wankte nd griff, um ſich einen Halt zu geben, an das Kreuz. f Mit einem dankbaren Blick auf ſeinen Großvater uhr Pepi fort:„Ich verlaſſe meinen Großvater nicht und eibe bei ihm!“ 15 Stolzenthaler ſagte mahnend zu ihm:„Pepi, über⸗ ig dir, was du ſagſt. Großer Reichtum erwartet dich!“ 10 Ein haßerfüllter Blick Pepis traf Egon und faſt reiend kam es von ſeinen Lippen:„Und wenn er mir lionen zu Füßen legt— ich will nicht. Das Geld wür⸗ 0 mir keinen Segen bringen. Lieber will ich als Taglöh⸗ er mein Brot verdienen, als von ihm etwas annehmen!“ 1 gons Augen irrten wild umher und keuchend ent⸗ ag es ſich ſeiner Bruſt:„So gibt es keinen Weg zur ühne für mich?“ rte ergriff Stolzenthaler das Wort und ſagte mit 1 Betonung:„Den Weg zur Sühne haben Sie ſich den derſchloſſen, denn das letzte Band, das Sie noch an 10 en Sohn knüpft hat, iſt durch die ſchwere Beleidigung, 125 ſeiner Mutter in Salzburg zug fügt haben, zer⸗ 5 1 dae den. Wenn das net g'weſen wär hätt ich viel 100 och verſucht, Pepi umzuſtimmen. Er weiß s net 6d ſolls auch nie erfahren. Aber Ihnen ſag' ich an ihrem rab, d f 5 1 5 2 daß erſt jene ungeheure Beleidiaunga Tannis Cod tangſam herbeig führt hat. Der Pepi hat den Charakter ſeiner Mutter g'erbt und das iſt mein Troſt in all dem Unglück, das mich durch Sie betroffen hat. Der nimmt kein Heller von Ihnen— d'rauf können Sie ſich ver⸗ laſſen.“ Er machte mit der Hand eine abwehrende Bewegung. „„So— wir haben uns nichts mehr zu ſagen. Dort — er wies mit der Hand nach dem Gaſthaus,„werd' ich ein Zimmer für Sie beſtellen, denn Sie können erſt mor⸗ gen wieder abreiſen.“ Er wandte ſich zu Pepi.„Komm — wir gehen.“ Und ohne auch nur einen Blick auf Egon zu werfen, verließen beide den Friedhof. Egon war allein. N Sein Herz ſchlug mit ungeſtümen Schlägen. So war ihm auch die letzte Hoffnung genommen!— In ſeinem Gedächtnis ſpiegelten ſich jene Heidelberger Tage und in ſeiner Bruſt tobte ein heftiger Kampf. Er ſtarrte auf das Grab. Es war ihm, als teilte ſich die Erde und—— . Die Sonne ſtand mit glühender Farbenpracht ſchon tief am Firmament. Sie ſank tiefer und immer tiefer, bis ſie endlich ganz verſunken war. Schwarz und ſchweigend war die Nacht hereingebrochen. „Am anderen Tag herrſchte große Aufregung im Dorfe. Kirchgänger, die den Morgengottesdienſt beſuchten, fan⸗ den am Grabe Fannis die Leiche eines feingekleideten Stadtherrn. In ſeiner Brieftaſche fand man einen gettel, den letzten Willen des Toten enthaltend. Er wollte in dem Friedhof begraben ſein, und zu ſeinem alleinigen Erben war der Kapellmeiſter Joſef Stolzenthaler beſtimmt Einige Tage nach dem Leichenbegängnis ſaß Stolzen⸗ thaler auf der Bank unter dem Kaſtanienbaum. Er hatte das Blatt mit dem letzten Willen Egons in der Hand. Nach langer, reiflicher Ueberlegung ſagte er für ſich:„Die Erbſchaft werd' ich antreten. Nach mein' Tod wird ſie der Pepi von mir annehmen müſſen. Der ſoll dann nur ruhig glauben, ich wär' ein Millionär g'weſen.“— Die Wellen der Donau ſingen ihr ewiges Lied. Sie wälzen ſich weiter nach Wien, der Stadt der Lieder, und weiter, immer weiter. Und wenn in hellen Nächten der Mond ſein ſilbernes Licht auf die Erde wirft, dann bedeckt ſein magiſcher Schein auch zwei Gräber in dem kleinen Friedhof des Dörfchens in der Wachau. Ein Grab, in dem die ſchöne Fanni ruht, die in un⸗ endlicher Liebe ihr kleines Herz verſchenkte, und ein Grab, in dem der ſchläft, der es ihr gebrochen hat. — Ende.— n Worte in der Zeit Wenn Getechtigkeit untergeht, hat es keinen Wert mehr, daß Menſchen auf Erden leben. b * Man muß bemüht ſein, die ganze Maſſe der in der Nation vorhandenen Kräfte auf die Beſorgung ihrer An⸗ gelegenheit zu lenken. Stein. Immanuel Kant. Menſchen müſſen wirken, als ſeien die Inſtitutionen und Inſtitutionen als ſeien ſie Perſonen. Paul Anton Lagarde. Ich kann mir wohl eine Zeit denken, in der man es vorzieht, wenig zu leſen, noch weniger zu ſchreiben, aber viel zu denken und noch vielmehr zu tun. Denn alles wartet jetzt auf den handelnden Menſchen, der Jahrtauſende alte Ge⸗ wohnheiten von ſich und anderen abſtreift und es beſſer vor⸗ macht zum Nachmachen. Friedrich Nietzſche. In dem Augenblick, wo der Staat ruft: Jetzt gilt es mir und meinem Daſein! muß die ſoziale Selbſtſucht zurück⸗ treten und ieder Parteihaß ſchweigen. Der einzelne muß ſein eigenes Ich vergeſſen und ſich als Glied des Ganzen fühlen; er ſoll erkennen, wie nichtig ſein Leben gegenüber dem Wohl des Ganzen iſt. Heinrich von Treitſchke(1897). * Haſt Du's auch recht gekannt und geliebt: Dein Vater⸗ land? Nicht den toten Begriff, ſondern das Vaterland aus Fleiſch und Blut, dein Volk? Haſt Du's wirklich gekannt und geliebt von ganzem Herzen, von ganzem Gemüte? Tiefer ſoll keine Glocke je tönen über uns, und unſere Erben, und Nachgeborenen als das Wort Volk. Wie ein Glockenton ſoll ihm das Wort Hingabe, das Wort du vorausſchwingen: Du, mein Volk! Du, mein Bruder! Du, mein Vaterland! 3 Männer ſollten nicht e bperlangen, daß ihre Frau ihnen gefälliger iſt, als ſie es ſelbſt ſind! .. immer zehn Meter vorauseilen, wenn ſie mal mit ihrer Frau ſpazierengehen! „ihrer Frau zürnen, wenn deren Rat ihnen nicht den erhofften und gewünſchten Erfolg gebracht! „e ſtundenlang über eine Sache ſchimpfen, die mit ein paar un treffenden Worten viel erfolgreicher abgetan werden ann! .. den Eigenſinn ihrer Frau mit Charakterſtärke vergleichen! „ nur für andere Frauen Ritterlichkeit haben, ſondern auch für ihre eigene! ... nur von ihrer eigenen Arbeit ſprechen und die Arbeit der Frau weder beachten noch achten! Erika Thomy. Für die Gaus frau Sſe Wird wieder neu veregbeitet Heute gehört das„Handarbeiten“ in das Bild der guten deutſchen Familie genau wie in den guten alten Zeiten, und auch das Stricken hat ſich wieder ſehr eingebürgert. Gerade beim Stricken kann die Frau ihre Geſchicklichkeit und Viel⸗ ſeitigkeit beweiſen, gibt es doch kaum einen Gegenſtand der Kleidung, den man nicht ſtricken oder häkeln kann: Damen⸗, Herren⸗, Kinder⸗, Sport⸗ und Unterkleidung, vom Hut bis zum Morgenſchuh. Auch im Haushalt können Stricknadeln und Häkelhaken durch Anfertigung von Kiſſen und Decken ihre Verwendung finden. Da heißt es nun nachdenken, wie man möglichſt billig und gut zur Anſchaffung des nötigen Materials kommen kann. Alte Wollreſte laſſen ſich oft zu den ſchönſten Sachen verarbeiten, reichen die nicht aus, ſo ſehe man ſich im Haus⸗ halt einmal genau um, ſicherlich wird man manches ent⸗ decken, das im Gebrauch ſchon unanſehnlich geworden iſt oder aber auch in Form und Ausſehen nicht mehr der Mode entſpricht. Beſonders von Kinderſachen, die ausgewachſen ſind, laſſen ſich bei richtiger Behandlung wieder ſchöne neue Dinge hervorzaubern. So gibt z. B. ein alter, aufgetrennter Pullover noch ein nettes Kinderkleidchen oder Mützchen und Schal für ein Kind; oder aus einem alten Schal entſtehen neue Handſchuhe und vieles andere mehr. Die Hauptſache iſt nur, die Wolle wieder zu gebrauchsfähigen Wollgarnen zu machen, wozu hier einige Anleitungen gegeben ſeien. Zuerſt entfernt man vorſichtig die Fäden, die die Nähte zuſammenhalten, dann legen wir die einzelnen Teile vor uns hin und beginnen mit dem Aufräufeln der Wolle. Ein Einſchneiden beim Trennen der Teile muß vermieden wer⸗ den, vielmehr verſuche man, den Nähfaden zu finden, den man durchſchneidet, und der ſich dann leicht weiter ausziehen läßt. Beim Aufwickeln der getrennten Wolle muß man immer eine Hand in einem bereitſtehenden kleinen Waſſer⸗ behälter anfeuchten und damit den ſtraff aufzuwickelnden Faden halten. So verliert das Garn den größten Teil der vorhandenen Räufeln. Dieſe ſo aufgewickelte Wolle läßt ſich ſpäter am beſten mit einem anderen Faden zuſammen ver⸗ arbeiten. Es gibt aber auch noch eine andere Behandlung, die die Wolle duftig und locker macht. Man wickelt den ge⸗ (Aufnahme: Elſa Schoepke.) Man wickelt den getrennſen Faden über ein breites . Brskt. trennten Faden über ein breites Brett, immer in ein⸗ zelnen Lagen. Dieſe Lagen werden ganz feſt abgebunden, ſo daß man ſie wieder abnehmen kann. Nun wird ſede Lage in lauwarmem Seifenwaſſer tüchtig hin⸗ und hergeſchwenkt und ſo gut ausgewaſchen, dann mehrmals geſpült. Dem Spülwaſſer ſetzt man einen Schuß Eſſig hinzu, damit die Farbe erhalten bleibt. Zur Erhaltung des Glanzes kann ein Schuß Salmiak beigegeben werden. Für weiße Wolle nehme man etwas Spiritus hinzu, damit die Farbe nicht ſo leicht gelb wird. Die einzelnen Lagen werden nun naß aufgehängt, keineswegs aber am Ofen oder in Sonnen⸗ wärme. Die abtropfende Feuchtigkeit zieht das Material nach unten und ſo verſchwinden die Kniffe. Die einzelnen Lagen müſſen mehrmals aufgehängt werden, damit keine Druckſtellen von der Wäſcheleine entſtehen. Am beſten zum Trocknen eignet ſich ein friſcher Luftzug oder auch das Nach⸗ helfen mit einem Föhn, hier darf man aber nur kalte Luft einſchalten, damit das Material nicht zu ſehr aufgelockert wird. Man wird erſtaunt ſein, wie neu und friſch die Wolle nach dieſer Behandlung ausſieht, und nun kann man mit Mut und Freude an die Arbeit gehen. Die fertigen Stücke aus geräufeltem Material, das nur über der feuchten Hand gewickelt, alſo nicht gewaſchen wurde, werden nach dem Strik⸗ ken ſorgfältig gebügelt, indem man ein feuchtes Tuch über die Arbeit legt, der keiner anſehen wird, daß ſie aus altem Material hergeſtellt wurde. * Im neuen Spielkleid Der erſte längere Aufenthalt im Freien erinnert die Mutter wieder an das Anfertigen praktiſcher Spielanzüge, die viel wichtiger ſind als der ganze feine Staat. Kinder. die ſich zu jeder Zeit ungehindert austollen möchten, ſind am glücklichſten, wenn ſie ſich dabei nicht vorzuſehen brauchen. Es kann ja auch einen Spielkittel geben, der ſchön verar⸗ beitet wird, ſo daß man den Fee gar nicht ber⸗ mißt. Gerade für die 90 Kleinen ſind die gemuſterten Spielanzüge aus Leinen, Waſchſamt oder Baumwolle un⸗ entbehrlich. Schon die bunte Schürze mit großer Taſche ſchont die übrige Kleidung und bedeutet viel Erleichterung für beide Teile. Etwas Neues für die Küche Kraftſuppe. Grobgemahlener Grünkern wird tüchtig waſchen, mit Waſſer bedeckt und über Nacht eingeweicht. Am andern Tag gibt man das Eingeweichte mit Knochenbrühe aufs Feuer, gibt Sellerie, Zwiebel, Lauch und Mohrrüben dazu, ſchmeckt mit Salz ab und kocht die Suppe zwei Stunden gar. Die Suppe kann ſo aufgetragen werden. Will mam aber eine glatte Suppe daraus 1 270 155 man ſie 1 5 ein Sieb und rührt ein Ei, etwas ſauren Rahm, Würze ein Stückchen Butter darunter. 1 Rouladen. Vier Scheiben Rindfleiſch werden gewa⸗ ſchen, geklopft, mit Salz beſtreut, mit Zwiebelwürfel, Speck⸗ und Gurkenſtreifen belegt, zuſammengerollt und zugebun⸗ den. Dann brät man die Fleiſchrollen in der heißen But⸗ ter auf allen Seiten braun an, gießt ſo viel Waſſer 5 daß ſie bedeckt ſind, ſalzt und läßt ſie gur ſchmoren. Die Se bindet man mit dem angerührten 0 e ch und ſchmeckt ſie mit Maggi⸗Würze ab. Vor dem Anrichten entfernt man die Fäden von den Rouladen. Graupen als Beigabe. Statt Karraffeln kann man auch 2285 Graupen als Beigabe zu Fleiſch oder Game rc. S.. 0 werden mit reichlich Waſſer und einer Priſe Salz aufgesetzt. daß ſie f aufquellen können. Danach weird das übeige Waſſer abgeſchüttet, die Graupen läßt man noch im geſchloſſenen Topf auf der warmen Herdplatte 40 Vor dem Anrichten in Butter ſchwen len! 0 7 1 N 1 Einheimiſcher Sport. Fußball Pokalſpiel in Ilvesheim. Morgen findet das ausgefallene Pokalſpiel Ilvesheim gegen Phönix Mannheim ſtatt. Wir ſind wohl von dem Können der Ilvesheimer Mannſchaft überzeugt, ob es aber morgen zu einem Sieg über Phönix Mannheim reichen wird, ſteht noch in Frage. Phönix hat, wie man aus dem dortigen Lager hört, alle Hoffnungen auf dieſe Karte geſetzt und will das in den Verbandsſpielen verlorene Preſtige wieder her⸗ ſtellen. Aus den Verbandsſpielen iſt uns bekannt, daß es ſich bei den Grün⸗ſchwarzen immer um eine Ueberraſchungs⸗ mannſchaft gehandelt hat. Ilvesheim in der Aufſtellung mit: Lembach Hennesthal Lohnert K. Weber K. Kraft H. Weber Hamann Künzler Hartmann Schwarz A. Weber dürfte wohl zu einem Siege kommen, doch wie geſagt, es wird nicht ſo leicht ſein. Der Sieger aus dieſem Spiel ſpielt dann auf eigenem Platze gegen 08 Neurath und will ſich beſtimmt keiner der beiden Vereine dieſe Chance entgehen laſſen. Auswärtiger Sport. Das letzte April⸗Sportwochenende bringt wieder ein volles Programm, das für jeden etwas enthält. Es iſt auch nicht arm an Großereigniſſen; denn 24 deutſche Meiſterſchafts⸗ Endspiele im Fußball und Handball der Männer und Frauen, die verſchiedenen Länderkämpfe im Fußball, Hockey und Tur⸗ nen ſowie die deutſche Gepäckmarſch⸗Meiſterſchaft ſind ſchließ⸗ lich als ſolche zu bezeichnen. Daneben iſt noch der vorletzte Tag des Internationalen Militärreitturniers in Nizza zu nennen. Es iſt alſo ein Wochenende, voll von großen ſport⸗ lichen Veranſtaltungen. Im Fußball ſind gleich zwei Großereigniſſe: D B⸗Endſpiele und Länderkampf gegen Belgien in Brüſſel. Wenden wir uns zunächſt einmal den Endſpielen um die Deutſche Meiſterſchaft zu, die am kommenden Sonntag in den ein⸗ zelnen Gruppen wieder mit vollem Programm fortgeſetzt werden. Der Spielplan: in Mannheim: VfR. Mannheim— VfL Benrath. in Köln: VfR Köln— Phönix Ludwigshafen. in Fürth: Sp.⸗Vgg. Fürth— VfB Stuttgart. in Hanau: Fc Hanau 93— 1. S Jena. in Bochum: Schalke 04— Tyd. Eimsbüttel. in Hannover: Hannover 96— Stettiner SC. Es ſteht alſo wieder ein recht intereſſanter Spieltag bevor. Die beiden ſüddeutſchen Vertreter in der Gruppe 4 haben an dieſem Sonntag wieder ſchwere Spiele zu be⸗ ſtreiten. In Mannheim hat der BfR, der in ſeinen bis⸗ herigen Spielen ſtark enttäuſcht hat, die kampfſtarke Elf des Niederrhein⸗Gaumeiſters, VfL Benrath, zu Gaſt. Wir können uns ſchlecht vorſtellen, daß die Mannheimer in dieſem Tref⸗ fen zu einem Erfolg kommen ſollen. Mit bedeutend beſſeren Ausſichten fährt der Ludwigshafener Phönis nach Köln, wo ihm der dortige VfR entgegentritt. Wenn die Ein⸗ heimiſchen auch ein ſchwerer Gegner vor eignem Publikum ſind, trauen wir den Pfälzern einen knappen Sieg zu. In der Gruppe 3 gibt es eine rein ſüddeutſche Paarung, in Fürth empfängt die dortige Sp.⸗Vgg. den VfB Stutt⸗ gart. Die Fürther follten in dieſem Treffen das beſſere Ende für ſich behalten. In den übrigen Begegnungen erwarten wir Hanau 93, Schalke 04, Hannover 96, Polizei Chemnitz und Pork Inſterburg in Front. In Süddeutſchland nehmen neben den beiden Mei⸗ ſterſchaftsendſpielen in Mannheim und Fürth die Freund⸗ ſchaftsſpiele, vor allem aber das Spiel der Jungligiſten wiſchen Württemberg und Baden in Tailfingen, as Hauptintereſſe für ſich in Anſpruch. Neben dem Meiſter⸗ ſchaftsſpiel zwiſchen der Sp.⸗Vgg. Weiden und dem BC ugsburg, das in Bayern nachgeholt wird, wird die dritte Zwiſchenrunde um den Vereinspokal abgewickelt. Einige ſüd⸗ deutſche Vereine weilen auch auswärts. Im Handball werden nicht weniger als 16 Meiſterſchafts⸗Endſpiele ausge⸗ tragen, acht für die Männer und acht für die Frauen. Die Endſpiele um die Männer⸗Meiſterſchaft werden nach einem neuen Modus, ähnlich der Fußball⸗Meiſterſchaft, ausgetragen. Die Frauen⸗Endſpiele werden nach wie vor nach dem k. o.⸗ Syſtem ausgetragen. Im Hocke trägt die deutſche Ländermannſchaft nach ihren ſchönen Er⸗ folgen gegen die Schweiz und gegen Frankreich am Sonntag in Amſterdam gegen Holland ein Länderſpiel aus. In der Leichtathletik bildet kurz vor dem eigentlichen Saiſonbeginn die Deutſche Gepäckmarſchmeiſterſchaft über 35 Kilometer das Hauptereig⸗ nis. Den Titel verteidigt der Leipziger SA⸗Mann Schulz. — Im Karlsruher Hochſchul⸗Stadion treffen die Trai⸗ ningsgemeinſchaften von Heidelberg und Karlsruhe mit ihren beſten Athleten in einem Klubkampf aufeinander. Im Turnen 5 in dem Länderkampf Deutſchland— Ungarn, 1 in Breslau zum Austrag gelangt, ein ganz großes Er⸗ eignis bevor, haben doch die Magyaren ſo bekannte Leute in ihrer Mannſchaft wie den Olympiaſieger und Weltmeiſter Stefan Pelle. Auch Nikolaus Peter und Peter Boros haben ich bei den letzten Weltſpielen in Los Angeles einen großen amen gemacht. Die deutſche Staffel mit Winter, Sandrock, Müller, Steffens, Polmar, Schwarzmann, Beckert und Frey hat natürlich einen ſehr ſchweren Stand. Im Boren werden erſchiedene Gaukämpfe abgewickelt. Am Sonnabend treffen ſich in Gießen die Staffeln Badens und Nord⸗ 5 in Bochum die von Weſtfalen und Südweſt und Aachen ſchließlich Niederrhein und Mittelrhein. In Mannheim gibt es außerdem noch einen Klubkampf S Germania Stuttgart und dem Mannheimer Poſt Zum 6. Male gegen Belgien Zum Länderſpiel am Sonntag in Brüſſel. Nach den ſiegreichen Kämpfen gegen die Schweiz, Hol⸗ land und Frankreich tritt unſere Fußball⸗Nationalelf nun in dieſem Jahre zum vierten Male auf den Plan, und zwar hat ſie am Sonntag im Brüſſeler Heyſel⸗Stadion gegen Belgien zu ſpielen. Dieſer Begegnung in Brüſſel ſind bereits fünf deutſch⸗belgiſche vorausgegangen, die wir nachſtehend aufführen: 1910 in Cleve: Deutſchland— Belgien 0 1911 in Lüttich: Deutſchland— Belgien 1 1913 in Antwerpen: Deutſchland— Belgien 2 1933 in Duisburg: Deutſchland— Belgien 8 1934 in Florenz: Deutſchland— Belgien Man erſieht, daß Deutſchland in den drei Spielen der Vorkriegszeit gegen die damals recht ſtarken Belgier jedes⸗ mal den Kürzeren zog, daß dagegen die beiden letzten Spiele 1933 und 1934 von uns eindeutig gewonnen wurden. In⸗ zwiſchen iſt der belgiſche Fußballſport weiter erſtarkt, das gilt vor allem für ſeine Nationalmannſchaft, die kürzlich in Brüſſel gegen Frankreich unentſchieden ſpielte. Auf dem glei⸗ chen Gelände müſſen unſere Spieler am Sonntag zum ſechſten Kampf gegen Belgien antreten. Das Heyſel⸗Stadion iſt eine Rieſen⸗Anlage, die faſt 70 000 Menſchen Platz bietet. Man rechnet in Belgien damit, daß das Stadion vollbe⸗ ſetzt ſein wird, denn Deutſchland iſt ein Gegner von großer Zugkraft. Gleichzeitig bedauert man es aber auch in Belgien, daß Deutſchland auf einige ſeiner„Kanonen“ verzichtet, wobei vor allem an Conen, Hohmann, Szepan, Zielinſki, Bender und Kobierſki gedacht wird, die den Bel⸗ giern ja nicht unbekannt ſind. Gegen die vom Deutſchen Fuß⸗ ballbund benannte Mannſchaft, in der ja vier Spieler ſtehen, die erſtmalig den Nationaldreß tragen, glaubt man in Belgien eine Gewinnchance zu haben, zumal die belgiſche Elf gegen Frankreich ganz ausgezeichnet gefallen hat und 180 Deutſchland in kaum veränderter Aufſtellung ſpielen wird. Die Aufgabe der deutſchen Elf erſcheint auch von deutſcher Warte aus als recht ſchwer. Die Tatſache, daß gleich vier junge Spieler ihre inter⸗ nationale Feuertaufe in einem außerhalb Deutſchlands aus⸗ getragenen Länderkampf beſtehen ſollen, birgt ein gewiſſes Riſiko. Daß es ſich bei den Neulingen um abſolute Klaſſe⸗ ſpieler handelt, wird nicht bezweifelt, aber Länderſpiele im Ausland ſtellen— man denke nur einmal an Amſterdam und Paris!— ganz beſonders hohe Anforderungen, und dieſen werden Neulinge nur in den ſeltenſten Fällen gerecht. Hoffen wir, daß es nicht ſchief geht, vertrauen wir auf das tech⸗ niſche Rüſtzeug und die gute Schulung unſerer Spieler. Die altbewährten Kämpen Buſch, Jakob, Gramlich, Leh⸗ ner und Siffling ſollten ſchon für den nötigen Zuſam⸗ menhalt ſorgen. Die deutſche Elf Die deutſche Mannſchaft zeigt folgende Zuſammenſetzung: Jakob (Jahn Regensburg) Munkert— Buſch (Ic Nürnberg)(Duisburg 99) Gramlich— Goldorunner— Schulz (Eintr. Frankf.)(Bay. München)(Arm. Hannov.) Lehner— Siffling— Lenz— Damminger— Fath (Augsburg)(Waldhof)(Dortmund)(Karlsruhe)(Worms) Es ſind neben den altbewährten Kräften, wie ſchon erwähnt, vier Neulinge aufgeboten, nämlich Munkert, Schulz, RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 6 Bauernfunk, Wetter; 6.10 Choral, Morgenſpruch; 6.15 Gymnaſtik I; 6.30 Zeit, Wetter, Frühmeldungen; 6.45 Gym⸗ naſtik II; 7 Frühkonzert; 8.15 Gymnaſtik für die Frau; 8.30 Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 10 Nachrichten; 11.15 e 11.45 Wetter, Bauernfunk; 12 Mit⸗ tagskonzert I: 13 Zeit, Saardienſt; 13.05 Nachrichten, 5 Sonntag, 28. April: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wet⸗ ter; 8.20 Gymnaſtik; 8.40 Bauer, hör zul; 9 Kath. Morgen⸗ feier; 9.45 Morgenkonzert; 10.05 Land und Volk am Meer; 10.20 Klaviermuſik; 10.45 Deutſches Volk— deutſches Erbe; 11.30 Bachkantate; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Luſtige Reiſe mit der Schallkiſte; 14.30 Kinderſtunde; 15.15 Stunde des Chorgeſangs; 15.30 Fußball⸗ Länderkampf Belgien— Deutſchland, Funkbericht von der 2. Halbzeit; 16.40 Nachmittagskonzert; 18 Urzeiten; 18.30 Kleines Funkbrettl; 19.30 Sport; 19.40 Preis der Nationen in Nizza, Funkbericht; 20 Tönender Film der Nationen; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Frühlingsklänge; 0.30 Nachtmuſik. f Montag, 29. April: 10.15 Geld, Zins und Monopole und fremdes Recht, Hörſpiel; 10.45 Kammermuſik; 14.15 Bekanntgabe der Termine„Wiederſehensfeier alter Front⸗ ſoldaten“; 14.20 Sendepauſe; 15.30 Aus der Wunderwelt der kleinſten Teilchen, Zwiegeſpräch; 18 Hitlerjugendfunk; 18.30 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 18.55 Schallplattenein⸗ lage; 19 Unterhaltungskonzert; 20.15 Die Peitſche, ein er⸗ götzliches Funkkabarett; 22.35 Sonate op. C⸗Dur für Violine und Klavier; 23 Orcheſter⸗Konzert. Dienstag, 30. April: 10.15 Engliſch; 10.45 Norwegiſche Muſik; 14.15 Sendepauſe; 15 Tante Näle erzählt; 15.15 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 18 Franzöſiſch; 18.15 Kurz⸗ geſpräch; 18.30 Bitte einſteigen: Richtung Frühling, Schall⸗ plattenreiſe; 19 O, dieſer Aprill, heitere Stunde; 20.15 Sag 15 zum Leben!, großer bunter Abend; 22.30 Herz im Oſten, 11 Lieder und Gedichte; 23 Tanz⸗ und Anterhaltungs⸗ muſik. i Mittwoch, 1. Mai: Tag der nationalen Arbett, 6.30 Morgenruf— Hafenkonzert; 8 Der Mayen, der prinkt uns Plümelein; 8.30 Kundgebung der HJ im Luſtgarten; 9.30 Konzert; 10 Feſtakt der Reichskulturkammer in der Staatsoper Berlin; 11 Aus deutſchen Opern; 12 Hörbericht vom Staatsakt auf dem Tempelhofer Feld: Der Führer ſpricht; 13.30 Marſch⸗ und Arbeitslieder; 14.45 Chöre und Dichtungen; 15 Wohlan die Zeit iſt gekommen, eine Stunde Lenz und Damminger. Intereſſant iſt, daß mit dem Karls ruher FV und dem 1. Fc Nürnberg, denen Munkert und Damminger angehören, wieder Vereine zur Spielergeſtellung herangezogen werden, die dem DBB ſchon viele gute Kräfte geſtellt haben. Wenn ſie an die Tradition der„Alten“ af, knüpfen, dann ſoll es uns recht ſein. Alle vier Neuling haben in verſchiedenen Uebungsſpielen ihr Können unter Be, weis geſtellt. Wenn ſie nicht von Lampenfieber befallen wer⸗ den, müßten ſie ſich eigenklich gut in den Rahmen der eff einfügen. Reſtloſes Vertrauen kann man zu unſerer Hinter, mannſchaft einſchließlich Läuferreihe haben. Im Sturm ſtehen mit Lehner und Fath zwei gefährliche, ſchußkräftige Leute auf den Flügeln, die allein ſchon der belgiſchen Abwehr das Leben recht ſauer machen werden. Sifflings Betät⸗ gungsfeld wird wieder weit hinten liegen, Lenz, ein ſchuß⸗ kräftiger Mann, ſoll als„Brecher“ in Erſcheinung trelen. Nn ſoll wohl auch mehr Vollender als Aufbauſpieſer ein. Belgiens Elf iſt beſonders in der Abwehr recht ſtark. Bewährt haben ſich aber auch Läufer und Stürmer, zuletzt gegen Frankreich, Neulinge gibt es in dieſer Mannſchaft nicht— das iſt ihne Stärke! Mit 60 000 Landsleuten als Rückenverſtärkung wen den dieſe elf„roten Teufel“ ein großes Spiel liefern, deſſen darf man gewiß ſein. i 2. Weinheimer Wachenbergrennen Vor einem Jahr, am 11. Mai 1934, fand das ere Weinheimer Wachenbergrennen für Automobil und Motor räder anläßlich der Einweihung der Autoſtraße zur Wes Wachenburg ſtatt. An die 70 Fahrer erſchienen am Start 15 000 Zuſchauer umſäumten die Hänge an den Burgen. War ſchon beim erſten Male die Beteiligung ſehr gut, ſo kann bei dem 2. Weinheimer Wachenbergrennen am 5. Mai mit einer noch größeren Beſetzung beſtimmt gerechnet werden. Die Gebirgsſtrecke hat ohne Zweifel ihre beſondere Eigenaft mit ihren vielen wechſelvollen Kurven bei ſtarker Steigung. Sie ſtellt beſondere Anforderungen an die Fahrtechnik und bedeutet eine wirkungsvolle Prüfung für Menſch und Maſchine. Weinheim zur Blütenzeit der Bergſtraße war ſchon if den letzten Wochen das Ziel Tauſender und Abertauſender. Die Wachenburg ſelbſt, der Stammſitz des WSc, des Weir. heimer Senioren⸗Convents, mit 70 Verbindungen aller deut⸗ ſchen techniſchen Hochſchulen, bietet einen wundervollen Ferr⸗ blick. Die Nennſtrecke iſt 2700 Meter lang, 200 Meter Höhenunterſchied ſind zu überwinden. Kurven in wechſelnder Form und Richtung reihen ſich aneinander. Mit dem Bau der Wachenbergſtraße wurde im Jahre 1929 als Notſtandsmaßnahme begonnen. Das 2. Wachenbergrennen wird vom DDAc— Gau (Baden)— unter Mitwirkung der Motorbrigade Kurpfaßz des NS am 5. Mai durchgeführt. Das Rennen für Mo⸗ torräder mit und ohne Seitenwagen, für Sport⸗ und Ren wagen iſt offen für Ausweis- und Lizenzfahrer. Im Vorjahr nahmen u. a. teil: Dürr(Ludwigsburg), Schön(Frankfurt a. M.), Delius(Berlin), Wimmer(Kap pelrodeckh. Die Beſtzeit des Tages fuhr Wimmer(Kappel. rodech) mit 58.40 St. Klm. auf ſeinem 2300er Bugatti und bei den Motorrädern war Bodmer mit 57.) St. Klm. auf Norkon in der Klaſſe bis 500 cem der Schnellſte. In diesen Zeiten kommt die beſondere Schwierigkeit der Strecke zun Ausdruck. Aber mit einer Verbeſſerung dieſer Zeiten iſt, wie ſchon geſagt, zu rechnen. vom Wandern in alter und neuer Zeit; 16 Großes Unter haltungskonzert; 18 Arbeiter— Rikter des Pour le merite, Hörfolge; 18.30 Buntes Allerlei; 21 Nachrichten I anſchl⸗ Abendkonzert; 22 Nachrichten II; 22.15 Frühlingsſtimmeſ 23 Militärmuſik, dazwiſchen um 23 Uhr: Hörbericht von det Schlußkundgebung im Berliner Luſtgarten; 24 Tanz in der Maien⸗Nacht, dazwiſchen ab 24 Uhr: Arbeiter und Künlet feiern den 1. Mai. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 28. April: 6.35 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Wet ter; 8.20 Bauernfunk; 8.45 Choralblaſen; 9 Kath. Morgeſk feier; 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 10.15 Chorgesang; 1105 Bekenntniſſe zur Zeit; 11.30 Bachkantate; 12 Mitkagekal⸗ zert I; 13 Von unſerer Reichswehr, Soldaten erzählen Ernſſtes und Heiteres aus ihrem Dienſt; 13.15 Mittagskonzert. 14.30 Kinderfunk; 15.15 Stunde des Landes; 15.30 Fußbal⸗ Länderkampf Belgien— Deutſchland, 2. Halbzeit; 140 Nachmittagskonzert; 18 Jugendfunk; 18.30 Ausſchnitte als der Saartagung deutſcher Funkhändler in Saarbrücken; 145 Ausſchnitte aus der 1. Welt⸗Hundeausſtellung in der Fe halle zu Frankfurt a. M.; 19 Heut ſpielt der Frühling eie Weiſe: 19.45 Sport; 20 Gemeinſchaftsſendung Hanus Frankfurt:„Aether— Zepp“, Sonntagskarte; 22 Zeil, 1 richten; 22.15 Wetter, Nachrichten aus dem Sendebeit Sport; 22.20 Der Zeitfunk bringt den Sportſpiegel de⸗ Sonntags; 22.45 Fortſetzung der Gemeinſchaftsſendung 0 berg⸗Frankfurt a. M.:„Aether— Zepp“; 24 Nachtnuf Montag, 29. April: 10.15 Schulfunk; 10.45 Praltſhe Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kinderfunk; 15.30 Det Zeitfunk ſendet Kurzgeſchichten aus dem Leben; 16 de deutſche Lied, Lied und Volkstanz der Auslandsdeutſchel 16.30 Deutſche Geſpräche; 16.50 Einmaleins für Gele, freunde; 18.30 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 10 Untere haltungskonzert; 20.10 Siegerverkündung im Reichsben wettkampf; 20.45 Modeſt Muſſorgſki, aus ſeinem Leben un Schaffen; 22.20 Lieder von Hugo Wolf; 23.15 Das Ene Orcheſter ſpielt zur Unterhaltung; 24 Nachtkonzert. 5 Dienstag, 30. Apeil: 10.15 Schulfunk; 15.15 Die den Frau; 16 Alte Sonaten für Violine und Klavier; 16.30 dr bunten Straßengewimmel einer chineſiſchen Stadt, Rege i derei; 16.45 Kraft durch Freude— Schönheit der Abe 18.30 Die Leiſtungskartei der Angeſtellten: Wie arbeitet enn moderne Stellenvermittlung?; 18.45 Wo die Mutter 1 — Der Reichsbahn⸗Waiſenhort zu Freiburg; 19 Unte tungskonzert; 20.15 Fatinitza, Operette; 22.30 D Nah 1 Bericht; 23 Menſchen und Landſchaft; 24 muſik. Mittwoch, 1. Mai: Tag der nationalen Arbeil Reichsſendung. 5 s Die Stall 10 2 eren —— r. ̃ Ä