In jer Aer E be d — ame zuges 1 un ohl ann — — 2 27 Blatt EN Wr. 103 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Der Nationale Feiertag des deutſchen Volkes, der 1. Mai, hat wieder eine wunderbare Geſchloſſenheit ge⸗ zeigt und bewieſen, daß er bereits feſt in Herz und Be⸗ wußtſein des deutſchen Volkes verwurzelt iſt. Der deutſche Arbeiter hat erkannt, daß ſeine Rechte im Dritten Reich beſſer zur Geltung kommen als jemals, daß er als voll⸗ gültiges Glied der Gemeinſchaft geehrt und geachtet wird. Daß die ſozialen Aufgaben immer ſtärker in den Mitter. punkt rücken, geht aus verſchiedenen Reden und Maßnah⸗ men der letzten Zeit, geht vor allem auch aus der großen Rede des Führers am 1. Mai hervor. Nachdem erſt kürz⸗ lich Dr. Ley in einem grundſätzlichen Aufſatz auf die bevor⸗ ſtehende Vollendung der neuen Sozialverſicherung hinge⸗ wieſen hat, nachdem auf der Leipziger Tagung der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront die Eingliederung der Reichswirtſchafts⸗ kammer in die Arbeitsfront bekanntgegeben worden iſt, nach⸗ dem ſich in weiten und intereſſierten Kreiſen des deutſchen Volkes das Gefühl Bahn gebrochen hat, daß man nun im dritten Jahr der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung ziel⸗ klar an Einzelaufgaben, zu denen auch die wirtſchaftlichen und ſozialen Probleme gehören, herangehen wird, gewann der Tag der nationalen Arbeit, dieſer Feiertag des ſchaffen⸗ den Deutſchlands, eine beſondere Bedeutung. Der Arbeits⸗ loſigkeit wurde mit aller Entſchloſſenheit die Fortſetzung des Kampfes angeſagt; jetzt wird die zweite Million ange⸗ griffen, erklärte der Führer. Das Problem der Zukunft wird nicht mehr heißen Tarif⸗ oder Akkordlohnprinzip, ſondern es wird, wie Dr. Ley in ſeinem Aufruf ausführte, um die Regliſierung eines gerechten Lohnes gehen, der ſowohl für den Arbeiter wie auch für den Unternehmer das Optimum an Leiſtungen und Lebensbedürfniſſen ſicherſtellt. England intereſſiert ſich zurzeit ſehr für den ange⸗ kündigten Bau deutſcher Unterſeeboote. Die Unterhausſit⸗ zung am Mittwoch bildete einen bemerkenswerten Auftakt für die große außen⸗ und wehrpolitiſche Ausſprache, die om Donnerstag begann. In der Fragezeit verlangten zahl⸗ reiche Abgeordnete alle möglichen Auskünfte über die deut⸗ ſchen Maßnahmen auf den Gebieten der Luftfahrt und der Marine. Beſonders war die Antwort aufſchlußreich, die der Miniſterpräſident Macdonald erteilte, als er gefragt wurde, ob ſein vor etwa einer Woche in der Zeitſchrift „News Letter“ veröffentlichte Artikel, der die Verant⸗ wortlichkeit für den Fehlſchlag der Friedensverhandlungen der deutſchen Regierung zuſchiebt, die Politik der britiſchen Regierung darſtelle. Er bejahte dies. So falſch auch die Ar⸗ gumente ſind, die der engliſche Premierminiſter Mac⸗ donald in ſeinem vielbeſprochenen Aufſatz uns an den Kopf wirft, dieſer Aufſatz enthüllt uns wieder einmal eng⸗ liſche Denkungsweiſe und zeigt damit die Vorausſetzungen, die beobachtet werden müſſen, wenn das deutſch⸗engliſche Verhältnis beurteilt werden ſoll. Wir haben feſtſtellen müſ⸗ ſen, daß gerade England von angeblichen moraliſchen Ge⸗ ſichtsppunkten aus nach Kriegsſchluß eine Verurteilung Deutſchlands verlangte. Gewiß, ſeitdem iſt manche Aende⸗ rung eingetreten. Lloyd George von heute würde wohl die Fehler nicht wieder machen, die Lloyd George damals machte. Wir haben feſtſtellen müſſen, daß eine Anzahl von Engländern die deutſchen Probleme der Nachkriegszeit richtig geſehen haben. Aber geſchehen iſt nichts. England hat im Völkerbund— um nur ein Beiſpiel zu nennen— für die Abtretung weſentlicher Teile Oberſchleſiens an Po⸗ len geſtimmt. Als dann das Dritte Reich kam, war ein gro⸗ zer Stimmungsumſchwung zu Ungunſten Deutſchlands in England feſtzuſtellen. Jetzt ſetzte man ſich auf das morali⸗ ſche Roß, und dabei vergaß man ganz, daß 15 Jahre eines unerhörten Druckes vorangegangen waren. Im Grunde— und das iſt das Bittere, was wir heute ſagen müſſen— haben ſich die einflußreichen Kreiſe in England nie viel um des deutſchen Volkes Schickſal gekümmert, denn ſonſt könnte 1 ein Mann wie Macdonald nicht einen ſolchen Aufſatz reiben. Von den Nachfolgeſtaaten der alten öſterreichiſch⸗unga⸗ riſchen Doppelmonarchie hat die Tſchechoſlowakei am einſeitigſten den weſtlichen Parlamentarismus zum Staatsideaf erhoben. Am 19. Mai ſollen zum vierten Male ſeit Beſtehen eines tſchechoſlowakiſchen Parlaments Neu⸗ wahlen ſtattfinden. Die Tſchechen ſind zwar in viele Rich⸗ tungen, Parteien und Grüppchen zergliedert, aber ihr jun⸗ ger Nationalismus bildet gleichwohl ein ſtarkes einendes Band für die zahlreichen Richtungen. In allen Fragen der Ichechiſierung und der Vergewaltigung der nationalen Minderheiten wiſſen ſich die tſchechiſchen Parteien eins. Ob⸗ wohl die Tſchechen in ihrem Staate nicht einmal über die Mehrheit der Bewobner verfügen. und obwobl die deutſche Minderheit allein 3,5 Millionen Sudetendeulſche ausmacht, verſucht man mit den rigoroſeſten Mitteln, eine tſchechiſche Vorherrschaft auch in kulturellen und landsmannſchaftlichen ngelegenheiten aufzurichten. Die Sudetendeutſchen erfuh⸗ ren bisher von der tſchechiſchen Regierung und von den ſſchechiſchen Parteien ſchlimmſte Drangſalierung. Hervor⸗ ragende deutſche Parleien wurden einfach verboten. Schließ⸗ ich gelang es Konrad Henlein in der Sudetendeutſchen Heimatsfront einen erheblichen Teil des ſudetendeutſchen Volkes zuſammenzufaſſen. Zu dem amtlichen Druck geſellt ſich nun noch der Terror, den nicht nur die tſchechiſchen So⸗ galdemokraten, ſondern auch die Marxiſten deutſcher Zunge in kraurigem Wettſtreit gegen die Heimatsfront ausüben. 0 Nachdem die Türkei in Genf die Frage der Wieder⸗ befeſtigung der Dardanellen angeſchnitten hat, entfaltet der türkiſche Außenminiſter Dr. Aras eine äußerſt ſtarke Aktivität zur Verwirklichung dieſer türkiſchen Sicher⸗ heitsforderung. Es iſt immerhin bemerkenswert für den Wanbel der Zeiten, daß in Genf es gerade Sowjetrußland war. das den Türken diplomatiſchen Beiſtand bei ihren Forderungen leiſtete. Einſt war die Freiheit der Dardanel⸗ ben⸗Durchfahrt eine Forderung des zariſtiſchen Rußland. An den hiſtoriſchen Meerengen entwickelte ſich der weltpoli⸗ che Gegenſaz England Rußland. Noch in dem Meer⸗ re e von 1923 beſtanden die Engländer auf der 5 leifung der Dardenellen⸗Befeſtigungen. Die Türkei emp⸗ und jene Beſtimmungen immer als nationale Demütigung. ett wird ihre Beſeitigung im Intereſſe der türkiſchen Si⸗ cherheit gefordert. Der türkiſche Außenminiſter will auch an der Donaukonferenz teilnehmen, auf der die Fragen der lederaufrichtung Oeſterreichs, Ungarns und Bulgariens erörtert werden ſolle. 1 Wirtſchaftliche Amſchau Börſe. Die Börſe bekundete in dieſer Woche wieder ein ſehr ruhiges Ausſehen. Der Grundton kann, zuſammengenom⸗ men, als behauptet bezeichnet werden. Erhebliche Verände⸗ rungen in den Kurſen können, namentlich in den führenden Werten, nicht verzeichnet werden. Die Unternehmungsluſt iſt dauernd äußerſt beſcheiden, ſo daß ſich kein richtiges Ge⸗ ſchäft entwickeln kann. Nach Ueberwindung des Ultimos wurde die Marktverfaſſung etwas leichter, aber die Ordres von Kundſchaftſeite blieben nach wie vor recht klein. Die Kurs⸗ geſtaltung am Aktienmarkt war ſo von kleinſten Aufträgen abhängig. Ueberwiegend waren die Kurſe erholt. Am Renten⸗ markt war das Geſchäft ebenfalls ſtill. Zum Teil konnten kleine Kursverbeſſerungen erzielt werden. Geldmarkt. Vor dem Altimo⸗Termin herrſchte ſtarke Nachfrage nach Privatdiskonten und Schatzwechſeln. Die Ban⸗ ken zeigen große Flüſſigkeit, da ſie in der letzten Zeit erheb⸗ liche Eingänge zu verzeichnen hatten. Die Mittel für die große Arbeitsbeſchaffungspolitik des Reiches wurden, wie Reichsbankvizepräſident Dr. Dreyſe kürzlich mitteilte, auf dem Weg kurzfriſtiger Kredite beſchafft. Gefahren, die darin lagen, hat die Reichsbank auf ſich genommen, weil ſie die Gewißheit haben konnte, daß ſie nicht genötigt ſein würde, die Grenzen des tatſächlich Möglichen zu überſchreiten. In⸗ zwiſchen iſt als Folge des mit Hilfe der Arbeitsbeſchaffung erkämpften Wirtſchaftsaufſchwunges die Konſolidierung der Reichsfinanzen ſoweit fortgeſchritten, daß überhaupt keine Be⸗ denken mehr beſtehen können. Die Begebung kurzfriſtiger Schatzwechſel konnte z. B. eingeſchränkt werden, dafür wurden verzinsliche Schatzanweiſungen ausgegeben, deren Laufzeit auf dreieinviertel Jahre erhöht werden konnte. Auch der lang⸗ friſtige Kapitalmarkt entwickelte ſich günſtig. Ganze Serien von Pfandbriefen ſind ausverkauft. Schließlich hat ſich die Liquidität der Banken weſentlich verbeſſert. Produktenmarkt. Das Geſchäft an den Getreidemärkten hält ſich nach wie vor in ruhigen Bahnen. Die Mühlen ſind durchweg gut eingedeckt. Ueber den Beginn des Verkaufs der neuen Mehlſorten iſt noch nichts bekannt. Am Futtergetreide⸗ markt iſt die Nachfrage dauernd gut, das Angebot indeſſen nirgends erheblich. Die drängende Nachfrage hat aber doch merklich nachgelaſſen. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer iſt mit 100.8 unverändert geblieben. Einer kleinen Erhöhung der Kennzahl, für Agrarſtoffe ſtand ein leichter Rückgang der Kennzahl für induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren gegenüber. Soweit Preisveränderungen eingetreten ſind, hielten ſie ſich in engen Grenzen. Große Aufgaben ſtehen unſerer Wirtſchaftspolitik auf dem Gebiete der Ausfuhr bevor. Wir brauchen eine Steigerung der Ausfuhr, um unentbehrliche Auslandsrohſtoffe zu bezahlen. Jede Induſtrie und jedes Unternehmen muß, wie Reichsbankdirektor Bleſſing, der perſönliche Referent Dr. Schachts, ausführte, das Menſchenmögliche tun, um den bis⸗ herigen Anteil an der Ausfuhr nicht nur zu halten, ſondern zu ſteigern— ſelbſt auf Koſten der Gewinne und der Ab⸗ ſchreibungen. Eine erſtaunliche Arbeit von größtem quellengeſchicht⸗ lichen Wert hat ſoeben Profeſſor Dr. Erich Brandenburg im Stamm⸗ und Ahnentafelwerk der Zentralſtelle für Deutſche Perſonen⸗ und Familiengeſchichte, Leipzig, erſchei⸗ nen laſſen. Profeſſor Brandenburg gibt eine Urkundlich belegte genaue Ueberſicht über die Nachkommen Karls des Großen von der erſten bis zur 14. Generation, das iſt alſo bis etwa zum Jahre 1200. Ueber die Entſtehung dieſes genealogiſchen Standardwerkes gibt Profeſſor Branden⸗ burg in der Einleitung ſelbſt Aufſchluß. „Karl der Große iſt mehr als tauſend Jahre tot; aber ſein Blut rinnt noch heute in den Adern ungezählter Tau⸗ ſender von Menſchen. Nicht nur Fürſten und hoher Adel, ſondern auch viele bürgerliche Geſchlechter können ihre Ahnenreihe mit größerer oder geringerer Sicherheit auf den Kaiſer zurückführen. Auf den folgenden Tafeln un⸗ ternehme ich es, ſeine nachweisbare oder doch in hohem Grade wahrſcheinliche Deſzendenz bis zur 14. Generation, d. h. etwa bis zum Jahre 1200, alſo vier Jahrhunderte hin⸗ durch, zu verzeichnen. Es iſt meines Wiſſens der erſte Ver⸗ ſuch, die vollſtändige Nachkommenſchaft einer Perſönlichkeit durch einen ſo langen Zeitraum hindurch zu verfolgen. Das Werk zerfällt in zwei Hauptteile: die quellenmäßig geſicherte und die wahrſcheinliche Nachkommenſchaft. Die Geſichtspunkte, nach denen die Scheidung dieſer beiden Gruppen vorgenommen worden iſt, bedürfen einer genauen Erörterung. Zu der erſten Gruppe rechne ich alle Perſonen, deren karolingiſche Abſtammung durch glaubwürdige Quellenzeug⸗ niſſe belegt werden kann. Dabei kann es ſich nicht allein um urkundliche Zeugniſſe handeln, die natürlich immer die ſicherſte Grundlage bieten, aber namentlich in der älteren, verhältnismäßig urkundenarmen Zeit nur ein ſehr unvoll⸗ ſtändiges Bild gewähren würden. Es ſcheint, als ob neuer⸗ dings die Wertſchätzung der erzählenden Quellen gegenüber den Urkunden überhaupt wieder zu ſteigen beginnt; jeden⸗ falls können die erſteren für unſere Aufgaben, ſoweit ſie überhaupt als auf guter Ueberlieferung beruhend betrachtet werden können, nur unter Vorbehalt verwendet werden. Ich 1 ein paar Worte über meine Bewertung derjenigen uellen, die beſonders viele, ſonſt nicht belegte genealogiſche Angaben enthalten, hinzufügen zu ſollen. Man muß ſich immer gegenwärtig halten, daß in je⸗ nen Zeiten, wo ſchriftliche Aufzeichnung eine ſehr viel ge⸗ ringere Rolle ſpielte als bei uns, das Gedächtnis der Men⸗ ſchen für Dinge, die ihnen 1 1 0 waren, ein viel ſchärferes und vermöge der mündlichen Ueberlieferung länger an⸗ dauerndes war, als wir es nach heutigen Giahrunge⸗ zu⸗ nächſt annehmen würden. Die Kunde von den Vorfahren war aber ein überaus wichtiger Gegenſtand für frühmittel⸗ alterliche Menſchen, nicht nur wegen der Wertſchätzung edler Abkunft überhaupt, ſondern auch aus ſehr bedeutſa⸗ men praktiſchen Gründen. Wer ſich eine Frau wählte, mußte darauf achten, daß er nicht in einem kirchlich verbo⸗ tenen Grade mit ihr verwandt war, weil ſonſt die Nach⸗ kommenſchaft in Gefahr ſtand, als unehelich betrachtet und vom Erbe ausgeſchloſſen zu werden. Noch im elften Jahr⸗ hundert wurde von den eifrigen Verfechtern ſtrenger kirch⸗ licher Anſchauung dieſer Kreis, innerhalb deſſen Ehen verboten waren, Git weit gezogen; erſt allmählich kam die Anſchauung zur Geltung, daß eine Verwandtſchaft über den vierten kanoniſchen Grad heraus(der von den Nachkom⸗ r Nee Baclonmen Karts der Stoßen 4 Scumsfaug,. Mai 1935 7CüC(C 0G ³˙*n. Der Kurbeſuch in Baden Die für die Reichseildienſtſtatiſtik vom Badiſchen Sta⸗ tiſtiſchen Landesamt aufgeſtellte Statiſtik des Fremdenver⸗ kehrs im Monat März 1935 für 14 charakteriſtiſche badi⸗ ſche Kur⸗ und Fremdenverkehrsorte ergibt im Vergleich ein leichtes Abſinken der Fremdenzahlen des Monats März 1935 gegenüber den Zahlen im März 1934. Der Grund hierfür iſt in der einfachen Tatſache zu ſuchen, daß im vergangenen Jahr das Oſterfeſt auf den 1. April fiel, wodurch die Zah⸗ len des Monats März mit der Zureiſe der Oſtergäſte einen ſtarken Auftrieb erhielten, während in dieſem Jahr das Oſterfeſt in die zweite Hälfte des Monats April fiel. Es ſind im März 1935 insgeſamt 45 241 Fremde in den 14 Berichtsorten angekommen. Im gleichen Monat 1934 betrug dieſe Zahl 47 367. Das bedeutet eine Ab⸗ nahme von 4,5 Prozent in dieſem Jahre gegenüber dem Vor⸗ jahre. Bei den Uebernachtungen beträgt die Abnahme etwa 7,5 Prozent. Im Monat Februar war das Bild ein ganz anderes. Hier hatte ſich gegenüber dem Februar 1934 eine Zunahme der Zahl der angekommenen Fremden von 13,4 Prozent und der Uebernachtungen von 14,2 Prozent ergeben. Der Ausländeranteil an den beiden Zahlen hat ſich um über 29 Prozent gegenüber dem Jahre 1934 erhöht. In Baden⸗Baden wurden bis zum 26. April insge⸗ ſamt 19 683 Kurgäſte gezählt, darunter 2580 Ausländer. Friſch und fröhlich ins Landjahr. 55 000 Schulentlaſſene fahren jetzt von allen Bahnhöfen des Poiches jns Landighr men gemeinſamer Ururgroßeltern gebildet wurde) kein Ehe⸗ hindernis mehr ſei. Man mußte an den Fürſtenhöfen und Adelsſitzen ebenſo wie in den Familienklöſtern und den biſchöflichen Kanzleien, wo die Eheſchließungen mit Argus⸗ augen überwacht wurden, genau nicht nur über die lineare Abſtammung, ſondern über die Ahnen überhaupt bis zur vierten Generation rückwärts unterrichtet ſein, um über die⸗ ſen wichtigen Punkt urteilen zu können. An den Höfen oder in den Klöſtern lebten aber alle jene Chroniſten, denen wir ausführliche genealogiſche Nachrichten verdanken; ſie waren von Jugend an mit den Familienverhältniſſen der großen Geſchlechter genau vertraut, auch wenn keine ſchrift⸗ lichen Aufzeichnungen darüber vorliegen mochten. Ihre Nachrichten nehmen natürlich an Zuverläſſigkeit ab, ſobald es ſich um entferntere Generationen oder um räumlich weit abliegende Familien handelte, deren Verbindung mit der⸗ jenigen, von der ihre Informationen ſtammten, nur gering war. Unter dieſen Vorbehalten kann man aber, glaube ich, den Wert ihrer Angaben im allgemeinen recht hoch ein⸗ ſchätzen, wobei einzelne Unrichtigkeiten und Ungenauigkeiten natürlich immer vorkommen können. Ich will darauf hinweiſen, daß die Hauptmaſſe karo⸗ lingiſcher Nachkommen im alten Lotharingien ſitzt; das ſüd⸗ liche und weſtliche Frankreich, das nordöſtliche und ſüdliche Deutſchland kommen daneben ſtark in Betracht. England, Italien und Spanien ſind verhältnismäßig wenig vertre⸗ ten; die ſlawiſchen Herrſchergeſchlechter erſcheinen erſt in ſpäteren Generationen. Unter den Nachkommen Karls fin⸗ den wir außer den weltlichen Großen des Abendlandes, die namentlich in den beiden letzten Generationen ziemlich voll⸗ ſtändig vertreten ſind, zwei Päpſte, Stephan X. und Ca⸗ lixktus II., drei bekannte Geſchichtsſchreiber, den Grafen Nithard, Thietmar von Merſeburg und Otto von Freiſing, und ſehr viel kleinen belgiſchen und nordfranzöſiſchen Adel. Da dieſer Adel ſich lebhaft an den erſten Kreuzzügen be⸗ teiligt hat, ſtammen auch manche der in Paläſtina anſäſſig gewordenen Familien von Karl dem Großen ab. Bis in die Kreiſe des Bürgertums reicht in dieſen Generationen die Deſzendenz noch nirgends herab. Vielleicht möchte mancher Leſer wiſſen, wie weit die Nachkommenſchaft Karls ſich mit derjenigen ſeines ſächſi⸗ ſchen Gegners und ſpäteren Patenſohnes Widukind berührt. Dieſe Frage läßt ſich deshalb ſchwer beantworten, weil die Nachrichten über Widukinds 1 ſehr unſicher ſind. In unſeren Tafeln kommt das Geſchlecht der ſogenannten Immedinger vor, doch ſtirbt dieſer Zweig ſehr bald völlig aus. Spätere Nachkommenſchaft hat Widukind nur durch die Königin Mathilde, Heinrichs I. Gemahlin, gehabt, die nach den Angaben ihres Biographen von ihm abſtammt, ohne daß ſich aber die Zwiſchenglieder einwandfrei beſtim⸗ men ließen. Mathilde und Heinrich ſind. ihre Enkelin Liutgard Ahnen des ſaliſchen Kaiſerhauſes, das von Kon⸗ rad II. an ebenfalls in dieſen Tafeln erſcheint; von ihren beiden Töchtern war Gerberge mit Giſelbert von Lothrin⸗ gen und Ludwig IV. von Frankreich vermählt; ihre Nach⸗ kommen finden ſich alſo auch hier. Die andere, Hedwig, heiratete Hugo, Herzog der Franken; ihres Sohnes Hugo Capet Deſzendenz findet ſich vollſtändig im zweiten Teil; diejenige ihrer einen Tochter, Beatrix von Oberlothringen, ebenfalls(denn deren angebliche zweite Ehe halte ich für eine Fabel); die andere, Emma von der Normandie, hatte keine Kinder. Von Mathildens Enkel, Otto II., ſtammen die Ezzoniden, die in dieſen 3 5 nicht vorkommen, deren allein ſichere Nachkommenſchaft, die polniſchen Piaſten, aber rößtenteils auch hier vertreten ſind; es fehlen, ſoweit ich ſehe nur ruſſiſche Seitenzweige. * 5 1 1 1 * Das Fernſeh⸗. Us „Oeffentliche Fernſehſtelle.“— Vor großen Umwälzungen. Aus der Reichshauptſtadt wird uns geſchrieben: Alles hat einmal klein angefangen. Auch der Rundfunk, der ſich heute eine weltumſpannende Organiſation geſchaffen hat. Dieſe Organiſation iſt in der Tat fabelhaft und ſtaunens⸗ wert. Aber man weiß nicht, ob ſie nicht morgen völlig wie⸗ der über den Haufen geworfen wird durch das Fernſehen. Das Problem als ſoſches iſt ſchon vor 50 Jahren gelöſt wor⸗ den. Heute noch lebt draußen in einer ſtillen Gegend, in Pankow, der 75jährige Ingenieur Paul Nipkow, der ſich im Jahre 1885 eine brauchbare Löſung für das Fernſehen patentieren ließ. Heute noch lebt ſeine Erfindung fort in der Nipkow⸗Scheibe, die bei der Apparatur des Fernſehens eine wichtige Rolle ſpielt. Von der prinzipiellen Löſung bis zur techniſchen Durchführung aber ſind 50 Jahre ver⸗ gangen, und erſt jetzt und in dieſen Tagen können wir ſagen, daß das Problem ſo weit gelöſt iſt, daß man nun darangehen kann, das Fernſehen der Allgemeinheit dienfk⸗ bar zu machen. Als ſeinerzeit bei uns der Rundfunk eingeführt wurde, da waren wir hinter der Welt zurück. Es hing u. a. auch mit dem verlorenen Kriege und mit anderen Sorgen zu⸗ ſammen, die wir damals hatten. Beim Fernſehen ſind wir allerdings der Welt voraus. Es gibt Fernſehlöſungen auch in Amerika, die durchaus brauchbar ſind. Aber es iſt kein Zweifel, daß die ſtille Arbeit der Reichspoſt jetzt ihre Früchte trägt. Der Oberpoſtrat Banneitz iſt der Mann, den wir den Vater des Fernſehens in Deutſchland nennen können. Mit einem wahrhaften Stolze hat er gewiſſermaßen in einer hiſtoriſchne Stunde vom Wachstum ſeines Kindes erzählt und davon, daß nun im Reichspoſtminiſterium die erſte öffentliche Fernſehſtelle der Deutſchen Reichspoſt eingerich⸗ tet worden iſt. Jedermann iſt freundlichſt eingeladen, dieſe Vorſtellungen anzuſehen, es koſtet keinen Pfennig Geld. Die erſte Fernſehſtelle iſt in den Gedanken der Werbung geſtellt worden. Die Vorführungen haben inſofern eine wichtige Neuerung gebracht, als jetzt nicht mehr allein Filme übertragen werden, ſondern es handelt ſich auch um das unmittelbare Sehen und Hören von Perſonen und Gegen⸗ ſtänden, auch kleiner Spielhandlungen, die auf drahtloſem Wege übertragen werden. Wir ſind heute ſchon ſo weit, daß der Fernſehſender unbedenklich an drei Abenden in der Woche der Reichs-Rundfunk⸗Geſellſchaft für Programm⸗ ſendungen zur Verfügung geſtellt werden konnte, die ſeit⸗ dem auch regelmäßig vonſtatten gehen. Inzroiſchen iſt die Deutſche Reichspoſt bei ihren Ent⸗ wicklungsarbeiten wieder einen weſentlichen Schritt weiter⸗ gekommen, und zwar iſt nunmehr ein Lichtſtrahlenabtaſter durchgebildet worden. Das weſentliche dieſes Abtaſtens be⸗ ſteht darin, daß ein von einer kräftigen Bogenlampe erzeug⸗ ter Lichtſtrahl mit Hilfe einer Nipkow⸗Scheibe über den fern⸗ zuſehenden Gegenſtand geführt wird. Es wird der Gegenſtand mit dem Lichtſtrahl„apgetaſtet“. Das von den jeweils beleuchteten Stellen des Gegenſtandes zurückgeworfene Licht gelangt auf Photozellen, wird in elek⸗ triſche Stromwerte umgeſetzt, verſtärkt und dem Sender zur Modulation zugeführt. Draußen in der Rognitzſtraße in unmittelbarer Nähe des Funkturms, der Antennenträger für das Fernſehen iſt, befindet ſich der Senderaum. Es geht hier einſtweilen noch iemlich verſuchsmäßig zu und nicht ſo großartig wie in m Haus des Rundfunks in der Maſurenallee. Aber das wird auch noch werden. Immerhin gibt es heute ſchon die erſten Fernſehanſagerinnen in den Schauſpielerinnen Anne⸗ marie Beck und Urſula Patzſchke. Dieſe beiden Künſtlerin⸗ nen werden in die Geſchichte der Technik eingehen als die erſten regelmäßigen Anſagerinnen im Fernſehbetrieb. Einſt⸗ weilen ſtehen ſie zwar noch nicht auf großen Bühnen, ſon⸗ dern ſie führen ihre Anſage in ſchallſicher abgedämpften Zel⸗ len durch. Aber was heute klein iſt, kann morgen groß wer⸗ den, und wir werden beſtimmt den Tag noch erleben, an dem Schauſpiele und Opern durch den Fernſeher übertragen werden. Heute ſind allerdings noch keine privaten Apparate in Gebrauch. Dabei ſpielt auch die Koſtenfrage eine Rolle, da die Apparate von 700 Mark bis 3000 Mark koſten und mehr. Auch die Gebührenfrage iſt noch nicht geregelt. Das hat zur Zeit noch keinen Sinn, da ja noch eine Uebertragungsgrenze beſteht, denn mehr als 50 Kilometer kann man mit dem Fernſehſender nicht ſenden. Es gilt, auch hier noch alle die Kinderkrankheiten zu überwinden, die beim Rundfunk über⸗ wunden werden mußten. Das hat man jetzt ſchon feſtge⸗ ſtellt, daß im gleichen Hauſe der Empfang oft außerordent⸗ lich verſchieden iſt. Aber auch dieſe Probleme werden ge⸗ löft werden, und wir ſtehen, was das Fernſehen anbelangt, vor großen Umwälzungen, die auch erhebliche wirtſchaftliche Bedeutung haben. Der Reichspoſt iſt es zu danken, daß ſie dieſe Entwicklung führt und nicht den Entwicklungen folgt. Platinblond iſt tot es lebe Bronzerot Die amerikaniſchen Friſeune wollen es ſo. Fünftauſend amerikaniſche Friſeure hatten ſich dieſer Tage in New York zuſammengefunden, um über die ſeit et⸗ lichen Jahren beliebteſte künſtliche Haarfarbe der Frauen, das Platinblond, ihr Todesurteil auszuſprechen. Zweifel⸗ los wird man ſich in Amerika und dann wohl auch in der übrigen Welt nach dieſem Urteil richten, denn die Friſeure und die von ihnen mehr oder weniger abhängige kosmetiſche In⸗ duſtrie ſind in den Vereinigten Staaten eine nicht zu unter⸗ ſchätzende Macht(nebenbei ſind ſie auch als drittgrößter In⸗ duſtriezweig von erheblicher wirtſchaftlicher Bedeutung). Da Platinblond eine ſehr begehrte Haarfarbe iſt und da— angeblich— die Herrenwelt„Blonde vorzieht“, iſt der Beſchluß der amerikaniſchen Friſeure, in Zukunft kei⸗ nen Haarſchopf mehr platinblond färben zu wollen, einiger⸗ maßen auffallend. Aber ſo nett mancher platintzlonde Kopf auch ausſehen kann, ſo hat die Haarfarbe doch ihre Tucken, denn die ſcharfen Chemikalien, mit denen die überhelle Haarfarbe erzeugt wird, ruinieren nach einiger Zeit unwei⸗ gerlich das Haar, und Hunderttauſende von Frauen weigern ſich bereits, einer Modelaune ihr Haar zu opfern. Urſprünglich gab es platinblondes Haar nur in dem amerikaniſchen de Hollywood. Die„Erfindung“ dieſer unnatürlich blonden Haarfarbe wird der Filmſchau⸗ ſpielerin Jean Harlow zugeſprochen. Das iſt jedoch nur bedingt richtig, denn Jean Harlow hat ſich ihre Haarfarbe erſt zugelegt, als die Hollywooder Spezialiſten erklärten, daß das Geſicht der Harlow nur filmwirkſam ſei, wenn es von ſehr hellem Haar umrahmt wäre. Die neue Haarfarbe kam, da es ſich zeigte, daß die Photoſpezialiſten recht hatten, zunächſt in Hollywood in Mode, um von da aus ihren Siegeszug durch die ganze Welt anzutreten. Die Friſeure begrüßten zuerſt die neue Mode, aber ſchließlich ſagten ſie ſich, daß eine Haarfärbung, die auf die Dauer das Haar ruinieren muß, nur vorübver⸗ gehend in ihrem wirtſchaftlichen Intereſſe liegen könne, und ſo kam es zu dem oben erwähnten New Porker Beſchluß. Aber natürlich verurteilen die Friſeure keine Haar⸗ farbe, ohne eine neue zu empfehlen. Und wie wird dieſe ausſehen? Bronzerot! Sehr neu iſt dieſe Empfehlung ge⸗ rade nicht, aber wenn man erſt in Hollywood Bronzerot trägt, wird vermutlich bald die ganze Welt mit ebenſo vielen künſtlichen Rotköpfen überſchwemmt wie jetzt mit künſtlichen Blonden. Fledermaus und Kröte Fledermäuſe ſind Nachttiere, die erſt in der Dämme⸗ rung ihre Schlupfwinkel verlaſſen und mit lautloſem Fluge nach Nahrung jagen. Ihre Nahrung aber beſteht ausſchließ⸗ lich aus Inſekten. Wenn die Inſektenfreſſer unter den Vö⸗ geln(Meiſen, Rotſchwanz, Grasmücken und wie ſie alle heißen) nach ihrem emſigen Tagewerk zur Ruhe gegangen ſind, werden ſie in ihrem Vernichtungsfeldzug von den Fledermäuſen abgelöſt. Dieſe Ablöſung iſt beſonders wich⸗ tig, denn eine Fülle von Ungeziefer verläßt ſein Verſteck erſt, wenn die Sonne verſchwunden iſt und die Dämme⸗ rung alles in verſchwimmendes Grau hüllt. Die Mücken, die uns mit ihrem feinen Singen den Schlaf vertreiben, Schmetterlinge, deren Larven unglaubliche Verwüſtungen anrichten können, Käfer in allen Größen durchſchwirren, durchbrummen, durchtanzen das Luftmeer. Hinter ihnen aber flattert der Tod, mit unfehlbarer Sicherheit findet die Fledermaus ihre Beute. Auch unten auf dem Erdboden iſt das Leben nicht reſt⸗ los zur Ruhe gegangen. Auch hier bewegen ſich andere Ge⸗ ſchlechter als bei Tage. Die Nacktſchnecken zieht es zu den zarten Gemüſepflanzen und ſprießenden Halmen, allerlei Gewürm krümmt und ſchiebt ſich, manch Käfer torkelt und ſucht einen Abflugplatz. Aus ihrem Verſteck iſt aber auch die Erdkröte hervorgekommen und beginnt ſchwerfällig krie⸗ chend oder in kurzen Sprüngen ihren Jagdzug. Sie iſt viel⸗ leicht nicht ſchön, die erdfarbige Kröte, aber ebenſowenig iſt ſie abſcheulich oder gräßlich. Wer unvoreingenommen ſich etwas näher mit ihr beſchäftigt, wird feſtſtellen müſſen, daß zum mindeſten das goldglänzende Auge ſchön zu nennen iſt. Das eine aber iſt ſicher, daß ſie auf ihrer Jagd eifrig tätig iſt und für ihre Größe geradezu unheimliche Mengen von Ungeziefer vertilgen kann. Die Fledermaus in der Luft und die Erdkröte am Boden ſind neben der Vogelwelt ganz beſonders wichtige Gehilfen für den Menſchen im Kampf gegen das Ungeziefer. Deswegen ſollten ſie mit allen Mit⸗ teln geſchützt werden. Den Fledermäuſen geht es hierbei leider ühnlich wie den nützlichen Vögeln. Dieſen mangelt es immer noch an zuſagenden Niſtgelegenheiten, jenen fehlen die notwendigen geſchützten Schlupfwinkel für ihren Win⸗ terſchlaf. Die Beſeitigung dieſes Mißſtandes iſt dringlich. Der Vogelſchutz hat in weiten Kreiſen bereits lebhafteres Echo gefunden; mit dem Schutz der Fledermäuſe ſind wir noch arg im Rückſtande. Die Erdkröte braucht weiter nichts, als daß man ſie nicht verfolgt und unklugerweiſe totſchlägt. Fledermaus und Erdkröte— dieſe überaus nützlichen Tiere — brauchen wir im Kampf gegen Schädlinge aller Art. Darum ſchützt ſie, wo es nur eben geht. Die Droſſel ſchlägt Hoch auf einer Fichte ſitzt ein olivgrauer Vogel mit gelb⸗ lich⸗weißen und braun⸗ſchwarzen Flecken an der Bruſt und läßt markige, jubelnde und ſchmetternde Töne als Frühlingsbote von ſich hören. Er ſingt Philipp, Philipp, hier bin ich, hier bin ich, komm zu mir, komm zu mir, David, David. Der Vogel iſt die Singdroſſel, auch Zippdroſſel benannt. Der Geſang iſt ſo klar, ſo rein, ſo mächtig, als müßten plötzlich die Knoſpen ſpringen. In vornehmer und merkwürdiger Haltung, den Kopf andächtig emporgerichtet, ſingt die Droſſel ihre reinen volltönenden Weiſen der Sonne entgegen, deren Straßlen die Fluren überfluten und die ſchlummernden Kinder des Waldes zu neuem Leben erweckt. Die Lockſtimme der Droſſel iſt ein ziſchendes oder heiſer pfeifendes Zipp, wes⸗ halb ſie auch den Namen Zippdroſſel führt. Ihr Angſtruf iſt ein gellendes Dack, Dack, Dack. Leider nimmt die Sing⸗ droſſel an Zahl immer mehr ab, da im Süden ihr Brgten außerordentlich geſchätzt wird. Das Fremdwort in der Küche Gewiß, wir ſind keine Spießer und es iſt falſch, des Guten zu viel zu tun und etwa ausländiſche Nationalge⸗ richte krampfhaft zu verdeuten und ſie dabei um Sinn und Bedeutung zu bringen Aber Dinge, die ſich mit ein bißchen Nachdenken gut deutſch ausdrücken laſſen, die wollen wir allch beim rechten Namen nennen. Was, Sie ſind entrüſtet? Es gibt doch im Küchenzettel der deutſchen Hausfrau kaum mehr Fremdwörter? Ich will Ihnen heute nur einmal ein Mittageſſen zuſammenſtellen, das nur ſo geſpickt mit fremden Wörtern iſt. Alſo paſſen Sie gut auf: Sie kochen eine Julienne⸗Suppe. Aha, warum denn, ſchmeckt nicht eine Wurzelſuppe genau ſo gut? Und iſt dasſelbe! Oder können wir ſtatt einer Bouillon nicht eine Kraftbrühe trinken? Natürlich gibts als Vorſpeiſe eine Hors⸗d'oeuvre⸗Platte mit verſchiedenen Majon⸗ naiſen. Ihre Gäſte freuen ſich genau ſo über eine Ueber⸗ raſchungsplatte und die Feinſchmeckerbrötchen ſind noch beſſer als die derühmten Sandwiches. Als zweiten Gang gibt es Beefſteaks mit Pommes frites. Warum denn nicht Lendenſchnitten mit rohgebackenen Kar⸗ toffeln? Oder wenn ſie ein Eintopfgericht vorziehen, muß es den ausgerechnet Iriſh⸗Stew ſein? Statt ganz ſchlicht und brav Hammelpickelſteiner. Und nun zum Deſ⸗ ſert— aber Verzeihung, natürlich heißt es Nachtiſch— beileibe nicht Wein⸗Chaudeau, warum denn nicht Weinſchaum oder Weintunke? Vielleicht haben Sie mehr Appetit auf Omelette Souffle, ein Eierauflauf tut dieſelben Dienſte. Na und was trinken Sie zu dem guten Mahl? Iſt ein Cocktail gefällig? Das iſt bekanntlich ein ſchwach alkoholiſches Eisgetränk, Eistrunk iſt alſo der rechte Ausdruck dafür. Und zum Abſchluß eine Melange? Kaffee auf Wie⸗ ner Art iſt ganz vorzüglich. Das iſt ein Mittageſſen zur Wahl. Laſſen Sie den reichhaltigen deutſchen Sprachſchatz ruhig auch beim Eſſen zum Wort kommen. Der Iisch bd Logen Der gedeckte Tiſch verlangt von Zeit zu Zeit beſondere Aufmerkſamkeit der Hausfrau. Es gibt immer wieder etwas zu erneuern oder zu verbeſſern, die ganze Behaglichkeit des Raumes hängt oft von einer gemütlichen Ecke ab, auf deren Geſtaltung man viel Wert legt. Nicht nur der große Eß⸗ zimmertiſch braucht ſtändig nett gedeckt zu ſein, auch für kleinere Mahlzeiten achtet man darauf, daß der Frühſtücks⸗ oder Teetiſch mit Sorgfalt hergerichtet iſt. Beſonders wenn man mit keiner großen Anzahl von Perſonen rechnet, ſitzt man gern an einem kleineren Tiſch, der ohne große Umſtände hübſch hergerichtet wird. Dafür ſorgt natürlich zuerſt ein ſchönes Gedeck, mit geſchmack⸗ vollen Decken kann man überhaupt ſehr viel Abwechfſlung bringen. Es brauchen nicht immer ſchwierige Handarbeiten auf koſtbarem Material zu ſein. Durch angenehme Farben⸗ zuſammenſtellungen und leichte Zierſtiche oder dekorative Häkelarbeit erreicht man manchmal mehr, und man kann ſich bei ſparſamer Einteilung mehrere ſolcher Tiſchgarnituren anſchaffen. Grobes Leinen oder panamaartige Stoffe ſind dafür ſehr geeignet. Dieſes licht⸗ und waſchechte Material hat ſo viel gute Eigenſchaften, daß jede Hausfrau ihre Freude daran haben kann. Schon die Anfertigung macht großen Spaß, man weiß, es geht ſchnell, und je eher man ein Stück in Gebrauch neh⸗ men kann, deſto lieber entſchließt man ſich, eine neue Decke 1 beginnen. Das Format iſt meiſtens quadratiſch gehalten. m ſich ein oder zwei Nähte zu erſparen, muß man beim Einkauf des Ma⸗ terials nur auf- B paſſen, daß es 5 breit genug liegt. Auch das Zuſam⸗ menſetzen läßt ſich durch richtige Auf⸗ teilung geſchickt verbergen. Man verlegt die Anſatz⸗ linie entweder auf den äußeren Rand oder läßt ſie ruhig kreuz und quer in der Mitte durcheinan⸗ der laufen. Ein breiter Hohlſaum oder ein Sticke⸗ reieinſatz läßt die⸗ ſen Notbehelf ganz gewollt er⸗ ſcheinen. Auf ſehr grobem Material ſieht Baſtſtickerei in ſparſamer Verteilung gut aus, nur muß man für dieſen Zweck ſchon einen gedeckten Grund aus⸗ ſuchen, weil man mit der Reinigung vorſichtig ſein ſoll. Am praktiſchſten iſt paſtellfarbiges Seiner mit weißer oder an⸗ dersfarbiger Blendenverzierung oder mit etwas Handarbeit. Anſere Abbildung zeigt drei Gedecke in mittlerer Größe Mit großer Kreuzſtichſtickerei, die in breiten Streifen über die Fläche geht und mit ausgefranztem Rand. Dieſe ausge⸗ zogene Ränder werden durch einen möglichſt unſichtbaren Stich befeſtigt. Mit Hohlſaumnähten, die recht breit ausge⸗ arbeitet werden können, laſſen ſich ebenfalls gute Wirkungen erzielen. Die dritte Vecke iſt mit runden oder eckigen Platt⸗ ſtichmuſtern in verſchiedenen Größen verziert. Man immt dafür am beſten dickes Perlgarn, das die Arbeit ſchnecl för⸗ dert und auch am beſten zur Geltung kommen läßt. Die dazu paſſenden Servietten in beliebiger Anzahl zeigen ähn⸗ liche Motive. Hebe tds lers Ce Spitzen für jedes Kleid lautet ein ſommerlicher Mode⸗ tip. Die Beliebtheit der Spitze erſcheint in dieſem Jahre beſonders berechtigt, weil ſie für den Typ der jetzigen Mode wie geſchaffen erſcheint und in ihrer Vollendung den echten Vorbildern nicht mehr nachſteht. Ein zartes, ſchmei⸗ chelndes Material gibt einer weibli⸗ chen Mode den paſſenden Rah⸗ men. Unzählige Muſter und Abar⸗ ten ſind für den gedachten Zweck bereit, man braucht für ihre Verwendung nicht lange zu ſuchen. Die Mode ſtellt den Erfolg nicht mehr auf die Pro- be, die Spitze iſt ſchon eine ſelbſt⸗ verſtändliche Er⸗ ſcheinung gewor⸗ den Auch das Ta⸗ ene eee eee re geskleid iſt mit Baumwolltüllſpitze, im gleichen Ton eingefärbt, garniert. Wir zeigen in der Abbildung ein Wollſtoffkoſtüm mit doppeltem Jabot, deſſen Ränder mit fingerbreiter Spitze umſäumt ſind. Die ſchlichte Machart des Nachmittagskleides aus einfarbigem Cloqué erlaubt eine Verzierung durch eine glei Spitzenſchärpe. Die weite Dreivierteljacke aus Spitze i ärmellos und auch mit einknöpfbaren Aermeln zu tragen. Das kleine Schultercape verdeckt die Einſatzlinie. Text und Jeichnungen(2): Hildegard Hoffmann. Wir müſſen wiſſen daß Teerflecken an Kinderhänden verhältnismäßig leich zu entfernen ſind, wenn man die Flecken mit Apfelſinen⸗ oder Zitronenſchalen abreibt. daß man Keſſelſtein in den Waſſertöpfen mit einer Salz ſäurelöſung beſeitigen kann. Nach Anwendung der S nun löſung iſt es erforderlich, die Töpfe tüchtig auszuſpülen. 1 Eſſigwaſſer, das man über Nacht in den Töpfen ſtehenläß, beſeitigt den Waſſerſtein. f daß Linoleumdecken und läufer auf ihrer Unterlage nicht mehr feſtkleben, wenn man die untere Seite vor Auflegen mit pulveriſierter Kreide einreibt; an daß Brillengläſer nicht mehr beſchlagen, wenn. nch ſie täglich leicht mit Seife einreibt und dann wie gewöhn »ith! Aeon GISELA RTL ANDY WECGZUMILICTETT Roman von Kurt Martin 1 5 Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. 4 Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain.“ 1 5 15 * 1 3 Langſam ſprach er:„Bitte, drängen Sie Ihre 5 Mutter nicht. Ich will nicht läſtig fallen.“ 1 Doch ſie ereiferte ſich.„Nein, nein, Sie fallen uns nicht läſtig! Sie ſollen öfters zu uns kommen, ich will es! Ich will Sie ſpielen hören!“ Ihre Augen ließen nicht von ſeinem Antlitz. Es glomm eim Brennen in ihnen herauf. Er war erſtaunt.„Ich habe das allerdings nicht ge⸗ wußt, daß Sie ſich derart für mein Spiel intereſſieren.“ „Sie haben ja noch gar nicht danach gefragt! Es iſt Ihnen gleichgültig. Sie ſehen mich ja auch gar nicht an. se Giſela Ruhland wirklich ſo viel hübſcher als ich?“ Er war zunächſt ratlos. Dann lachte er hell auf.„Aber, Fräulein Hedda, ſolch ein Vergleich! Giſela iſt ja noch nichtig Kind, und Sie,— Sie ſind ſchon halb und halb junge Dame.“ Sie ſah ihn kokett an.„Finden Sie das wirklich?? „Ja, ſicherlich.“ 8 „Warum flirten Sie dann nicht mit mir?“ Die Frage kam ihm derart überraſchend, daß er keine Antwort fand. Da fuhr ſie fort:„In unſerer Penſion in Montreux erzählen alle Mädchen von ihren Erlebniſſen daheim. Die eine hat einen Vetter die andere den und jenen jungen Herrn, mit dem ſie flirtet, mit dem ſie dies und jenes kleine Abenteuer erlebt, von dem ſie ſich vielleicht— au einmal küſſen läßt.— Nur ſch erzebe nichts! Ich ſitze zu den Ferien hier auf Ahnſtein und langweile mich entſetz⸗ lic Da kommen nun Sie zu uns, und was iſt?— Nichts! — Wie iſt es denn in Rothenburg? Machen Sie ſich da auch nichts aus den Mädchen?“ Offen bekannte er:„Nein, gar nichts.“ „Man möchte meinen, Sie wollten ein alter Geſchichts⸗ profeſſor werden! Dabei ſchwärmen Sie für die Muſik, und ſo begeiſtert, ſo lebhaft ſind Sie dal— Aber Sie ge⸗ ben das nur nicht zu,— Sie haben dort in Rothenburg Ratürlich ein Mädchen gern!“ DFI ee „Wirklich nicht!“. „Dann eben hier!— Aber in Ebersdorf gibt es a keinen Umgang für Sie. Dieſe Spießer und bäuerlichen Dummköpfe!“ 3 Er fühlte, das hatte ſie von ihrem Vater aufgeſchnappk Kühl entgegnete er:„Es ſind recht nette Menſchen, ſchlicht und einfach. Ich habe ſie gern.“ b „Sie unterhalten ſich alſo zum Beiſpiel mit der Schuſtersfrau von Ebersdorf lieber als mit mir?“ „Das will ich damit nicht geſagt haben. Ganz und gar nicht.“ „Warum ſind Sie dann nicht ein wenig nett zu mir?“ „Aber, Fräulein Hedda, was tue ich Ihnen denn?“ „Tun?—,“ ſie blinzelte ihm lockend zu,„vielleicht tun Sie mir zu wenig. Wiſſen Sie, ich an Ihrer Stelle hätte mich ganz anders benommen.“ „Darf ich wiſſen, wie?“ Ich hätte—, ſie ſtampfte ärgerlich mit dem Fuße auf. „Sehen Sie mich an! Was iſt an mir häßlich?“ Häßlich—, an Ihnen? Aber gar nichts.“ 8 „Wie finden Sie mich alſo?“ 8 „Sie ſind hübſch—, eigentlich müßte ich ſagen: Sie ſind achön.“ „Sie trat nahe zu ihm.„Sehen Sie, das iſt doch wenig⸗ ſtens ein Wort!— Und ſonſt? Iſt es Ihnen denn gar kein bißchen lieb, daß ich Sie öfters hier ſehen will? Freut es ie gar nicht, daß Sie öfters zu uns kommen ſollen, daß ie dann mit mir zuſammen ſein werden?— Wünſchen Sie gar nicht, dabei auch mit mir allein ſein zu können?“ F Das Blut ſtieg ihm in die Wangen. Oh, ich köfnſe J gern, wenn es Ihnen eine Freude it.“„ „Ja, ich will es! Sie ſollen ſpielen, und— ich verspreche Ihnen auch etwas dafür.“ b 5 N„Mir?— Aber nein, ich ſpiele doch nicht um eines Lohnes willen.“ ö und wenn ich Ihnen trotzdem etwas ſchenten will? Möchten Sie es nicht?— Wollen Sie auch gar nicht wiſſen, was ich Ihnen ſchenken will?“ i „Es... Sagen Sie es mir alſo!“ f Sie brachte den Mund dicht an ſein Ohr.„Einen Kußl“ Es ward ihm jählings heiß.„Aber, Fräulein Hedda!“ „Bitte, ſagen Sie Hedda'! Wenn wir allein ſind, ſollen Sie nur Hedda' ſagen.— Nun, wollen Sie wirklich nichts von mir geſchenkt haben?“ ö Er zögerte mit der Antwort. Da ſchlangen ſich zwel weiche Arme um ſeinen Hals, ein paar heiße Lippen brannten auf den ſeinen. Sie flüſterte:„Ich will, daß du mich lieb haſt! Du wirſt ein Großer werden, du wirſt be⸗ rühmt, und ich will, daß du dann immer zu mir gehörſt!“ Hedda Die Tür ward geöffnet. Das Mädchen ſprang raſch von Wolfgang fort zum Fenſter und rief:„Es ſchneit ſchon wieder!“ ö Alfons Ahnſtein ſandte ihr einen prüfenden Blick a. Ein leichtfertiges Lächeln irrte um ſeine Mundwinkel. ö Es iſt wohl recht heiß hier drin? Ihr ſeht beide ſo rot aus. Oder habt ihr euch ſo eifrig über Muſik unterhalten?“ Hedda fuhr herum. Sie funkelte ihn zornig an.„Ich verbitte mir dein dummes Gefrage!— Und daß du es weißt: Herr Sombert hat mir verſprochen, daß er wieder⸗ kommen will. Er wird bei uns ſpielen!“ ö „Oh, das iſt ja rieſig nett!“ Alfons Ahnſtein überlegte raſch, daß ihm dieſe Schwär⸗ merei Heddas für Wolfgang nur zuſtatten kam. Das Mä⸗ del war in Wolfgang verliebt, ganz beſtimmt, und der würde ihm in den nächſten Monaten dafür fleißig bei⸗ ſſpeungen, wenn die verdammten Profeſſoren ihre Fallen ſtellten.— ö So kam es, daß Wolfgang Sombert erſt ziemlich ſpät das Haus Ahnſtein verließ. Es dunkelte ſchon ſtark, als er heimwärts ſchritt. Er atmete auf, als die friſche, reine Winterluft um ſeine Stirn ſtrich. 8 Wie ſchön es doch da in der Einſam f unkeit war!— Was hatte er verſprochen?— Wiederkommen? Die Geige mit⸗ bringen? Vor denen auf Ahnſtein ſpielen?— Spielen, weshalb?— Um in den Augen dieſer Menſchen nachher au leſen, daß ſie ſich gelangweilt hatten, und hinter ihren glatten Worten der Anerkennung ihr Aufatmen zu ſpü⸗ den, daß er geendet hatte?— Oder deshalb, damit ihn Hedda Ahnſtein wieder küßte?— War es das?— Kam r den Küſſen Heddas zuliebe wieder nach Ahnſtein?— Warum hatte er denn nicht nein geſagt?— Weil Hedda ihn ſo fordernd anſah, ſo verlangend?— Das alſo?— Und ſein Spiel?— War es ihm nicht das Schönſte auf der Welt, ſein Geigenſpiel?— Wollte er jetzt damit ein Ge⸗ ſchäſt en, Mädchenküſſe dafür eintauſchen?— Und im Doktorhaus, warum ſpielte er da?— Weil ſein Herz ihn zu denen zog! Weil ſeine Seele und ihne Seele eins 5 im Spiel!— Giſela?— Nein, Giſela würde ihm beine Küſſe verſprechen für ſein Spiel; jetzt nicht, da ſie noch ein Kind war, und ſpäter nicht. Sie würde ihn aber zanſehen— nicht verlangend, aber voll Innigkeit; und ſie würde ſprechen, nicht kokett, aber voll ſtillen Glücks.— f Er fuhr ſich haſtig über die Lippen. Was war das?— Brannte dieſer Kuß nun ewig auf ſeinem Munde, gab es kein Auslöſchen?— Und beute abend? Konnter er da im N ſpielen, vor dem Doktor, vor der Mutter, vor Giſela?— Sahen ſie es ihm nicht alle an, daß er ſich hatte von Hedda küſſen laſſen?— Er rief ganz laut:„Nein, nein, nein!— Ich will nicht!“ Dann haſtete er heim. Sie wunderten ſich über ihn, die Geſchwiſter und die Eltern. Er erzählte nicht, wie es auf Ahnſtein war. Er war aufgeregt, wortkarg. Erſt als ſie aufbrachen, zum Doktorhaus gingen, ward er ruhiger. Er krampfte die Finger feſt um den Henkel des Geigenkaſtens. Und als er im 3 vor Giſela ſtand, faßte er haſtig nach ihrer Hand.„ „Weil ich nur dich ſehe, Giſela!— Nicht wahr, es bleibt dabei, wenn du mich ſpäter einmal brauchſt für irgend einen deiner Pfleglinge, dann rufſt du mich, und wenn ich dich brauche, dann komme ich zu dir!“ III. Dr. Ruhland ſaß mit Giſela auf der kleinen Terraſſe, die ſich an die Oſtſeite des Hauſes anſchloß. Im Garten ſtanden die Roſen in ſchönſter Blüte. Ihr köſtlicher Duft koſte ſchmeichelnd zu den beiden Menſchen herauf. Weiter hinten leuchtete das ſatte Blau des Ritterſporns als reiz⸗ voller Hintergrund für die hohen, weißen Kirchenlilien, die im dieſen Tagen ſo recht ihre volle Pracht entfalteten. Nudolf Ruhland ſah wieder und wieder prüfend über die Geſtalt ſeines Mädels, das heute wieder einmal auf Ferien heimgekommen war. 5 g Giſela hatte ſich gut entwickelt. Sie ſah geſund aus, und ſie ſah nicht nur ſo aus, ſie war auch geſund! Schlank und voll jungmädchenhafter Anmut war das Mädel ſchein⸗ bar auf dem beſten Wege, eine ganz reizende junge Dame zu werden. Dabei nichts Geziertes, nichts Gekünſteltes an ihr. Schlicht und natürlich, ſo wie ſie als Kind war, gab ſie ſich auch heute noch. 5 Giſela, die eben von ihrem Leben im Rothenburger Mädchenheim erzählt hatte, fragte:„Was iſt, Vater? Er lächelte leis.„Ich dachte nur eben, daß ich recht zu⸗ frieden ſein kann. Du haſt dich zu deinem Vorteil ver⸗ ändert, Giſa, und du biſt dir zu deinem Vorteil gleichge⸗ blieben.“ „Wie das?“ 2 „Verändert— körperlich; da haſt du dich zu einer lieben, jungen Knoſpe entwickelt— und ſeeliſch, da biſt du reifer geworden. Gleichgeblieben aber biſt du dir in deiner gan⸗ zen Art.— Beides freut mich. Ja, Giſela, die Zeit ver⸗ geht wahrhaftig raſch, eigentlich manchmal zu raſch! Nun biſt du ſchon ſeit mehr als drei Jahren nur noch Ferien⸗ gaſt daheim. Erſt war es hart. Ich vermißte dich ſehr. Das liegt ja nun alles weit zurück, und deshalb ſpreche ich einmal darüber. Jetzt—, ſchon lange, da iſt es ja anders. Da habe ich angefangen, mich zu freuen, daß mein Mädel zu den Ferien heimkommt, und ich freue mich immer von dem einen Ferienende auf den nächſten Ferienanfang.“ Giſela griff nach des Vaters herabhängender Rechten. „Und denkſt dabei ganz ſo wie ich! Mir geht es ja nicht anders. Aber ich weiß auch, daß ich vorwürtskommen muß, und es iſt mir Glück, daß ich mich dem Ziele immer mehr nähere. Dann wird auch der Tag kommen, da ich heim⸗ kehre, ganz, Vater! Wenn ich erſt Schweſter bin und er⸗ fahren in meinem Beruf, daß ich auch wirklich nützen kann, dann komme ich zu dir. Ich helfe dir dann hier.“ „Wir wollen nicht ſo weit in die Zukunft rechnen, Giſa. Ich bin kein junger Burſche mehr.“ „Du biſt ja erſt fünfzig, Vater.“ „Das iſt ſchon eine ganze Menge, und dies und jenes Jahr zählt doppelt. Na, und du ſollſt auch nicht immer Schweſter bleiben, du ſollſt doch auch einmal ein eigenes Heim beſitzen, einen guten Gatten, liebe Kinder.“ Sie ſah den Vater an, und er las ein feſtes Wollen in ihrem Blick. „Ich glaube nicht, daß ich einmal heiraten werde. Ich will helfen, Leid lindern, andern beiſtehen Und wenn man ſich dazu getrieben fühlt, ſoll man nicht eigenes Glück voranſtellen.— Ich möchte immer Schweſter bleiben.— Vater, wie ſteht es übrigens mit dem Bauern Heinze?“ „Vor drei Wochen kehrte er hierher zurück. Ich traf ihn einmal. Er iſt ſehr niedergedrückt. ie ſchauen ihn im ganzen Orte ſchief an und machen einen Bogen um ihn herum.“ 1 „Weil er im Zuchthaus ſaß?“. 4 1 * 8(Fortſetzung folgt.) Tafelwaage 51 i velchromte Schalen 4.75 ato mit Schiebe- 5 gewicht, verchromt 50 Nolzwaren . Steingut Ahorn, pollert Waschbreit Bögelbreit Foltonbezug Wäscheleinen 30[eter gekloppeſt. Waſchſeilhaſpe 45 9 Wäscheklammern 30, mit Fedein, Paket 80 St 955 statke Zinkeinlege. 150 22 cm 1.95, 150%½5 Geschirre Emaille waren Mahg becher weib, ½ Ulter Inhalt 25 Konsole mit Maß 48 5 Weib 75 pig. Stau Ringkasserole Softlerte Ferben, 18 cm 48. Teuer Slött, tiet oder ſſach 12 Obertassen bunt 14 Pig, Weis 12. Seitz Schüsseln 39. osten e J 9 eee, J. 90 Spirituskocher wit Nessing- ballon 1851.00 Blumen- Gitter mit Sold- roset ten 0.50 Voiksbacle- Hochglanz Feuerverzinkt Wasserelmer 28 cm O. 90 25 m. Wäschwennen 2 0em 4 75, 70cm. 50, SOem 7 Waschkessel 2 A em 8.75, 40cm 3.45, 38cm 95 Mülleimer m. scher 2 nieren, 50e m 2.95, 28 cm 4 95 Weinne 170 em long Ser USER 80 GN 80. Stählgeschirre mit kleinen Fehlern Stahiptennen Holzstieſ, glesiert, feuerfest 28 m.* 1 Scilcitseler 88 Oteiſio, bunt 1.48, weib 95 Keiffeekeinnen 68 weib wel, Ja em S8 Pfg., Niem 1 puddingtform 8 1 80 5 8 1 Kaffee- od. Teekenne eischtöpfe 0 68. verschiedene Decoſe 95. Waschbecken weiß. fund. Sacm mit Nepf 88 Weid 20 em Tonetfeneimer 1 75 Zitronenpresse 10 1 Vasen Slot, Topnenform 25 1 Käsegiocke Schleuderstem 68 Obstservice Weib, 24 em eee 25 drerkenolteoene gg 5 weib oder bunt 938 pfg. 65 4 Weib 18 em eee 50, Slaswaren Weiß, 20 m Buofterdose Schleuderstenngn 3 3 2 7te ſig. bunt 1.30, Welz 98. Stahlbräter Brtllent glasiert, feuet- fest, 8 oder 20 m 5 1178 EEA Ats N UNd Se SFT ANNE Tages⸗ mädchen oder jüngere Fran bei guter Bezahlung geſucht. Neu⸗Oſtheim Waschgarnitur Holbeinſtr. 28. 5 teiſſg, creme 3.48, gold, e 2 Timmer und Küche p. 15. od. 30. Mai zu mieten geſucht. Näheres in der Geſchäftsſt. d. Bl. Klee heu zu verkaufen. Kloppenhelmerstr. 20. Kaffee servioe vetßchied. Formen 27 teig. 14 50,9.75 15 teig 58.95, 8„ teſſſis 3.70 Obst- oder Zierschale Effenben-Petzell. poſſergold- Decor — ñ— i Tahlong. Lellel für Bauhandwerker (nach vorgeschrieb. städtischem Muster) zu haben in der Druckerei 08 Neckar- Bo'g. Sate Schüsseln chleuderstern 4 te U. Fil Teekanne enelsch, breun imit. mit heſſem Streifen 3 79 1 1 — Blumenziertopfe aparte rome, 110 u. Dec. 17/5 m 75 Pfg. 142 cm U. i Einheimiſcher Sport. Fußball Die 3. badiſche Pokalrunde. Die Ausloſung ergab für den morgigen Sonntag fol⸗ gende Parungen: Alemannia Ilvesheim— JV. Neureuth FC. Birkenfeld— Feudenheim Spvg. Sandhofen— FVV. Daxlanden Germania Brötzingen— Spog Plankſtadt FV. Niefern— PfR. Pforzheim Bretten— Wiesloch Singen— SC. Freiburg 08 Villingen— VfB. Baden-Baden Oberkirch FV. Raſtatt Kehl— Konſtanz Lörrach hat Freilos. Von dieſen Spielen intereſſiert in erſter Linie der Kampf in Ilvesheim. Bei der letzten Begegnung am Sonntag gegen Phönix wurde ſelbſt der kälteſte Sportler einfach mitgeriſſen. Es war ein Spiel mit ſpielkulturell hochſtehendem Niveau und man frug ſich bei dem Schluß⸗ pfiff, wo die eineinhalb Stunden geblieben ſind. Morgen liegt die Sache allerdings anders. In erſter erſter Linie gilt es für beide Vereine, eine weitere Runde zu überſtehen. Dann handelt es ſich bei den Gäſten um einen Verein, der in unſerem Bezirk noch gänzlich unbekannt, aber in der Karlsruher Gegend als einer der gefürchteſten Gegner angeſehen wird. Neurath hat eine durchtrainierte Mannſchaft mit halbhohem Spielſyſtem, die ſehr hart, doch anſtändig zu kämpfen verſteht. Ilvesheim ſpielt mit: Lembach Hennestal Sauer Kraft II Kraft 1 H. Weber A. Weber Schwarz Hartmann Künzler K. Weber Die Aufgabe der Elf iſt nicht ſo einfach, doch bei reſtloſem Einſatz glauben wir an einen eindeutigen Sieg. Auswärtiger Sport. Von Wochenende zu Wochemende nimmt der Sportbetrieb das geſteigerte Intereſſe des Publikums für ſich in Anſpruch. In erſter Linie ſind es Fußball und Handball, auf die ſich die Augen aller richten. Während der Handballſport am 5. Mai erſt ſeine zweiten Gruppen⸗Endſpiele zur Durchfüh⸗ rung bringt, iſt am letzten Wochenende im Fußball bereits die erſte Serie der Meiſterſchafts⸗Endſpiele in den vier Gruppen beendet worden. Am erſten Mai⸗Sonn⸗ tag wird alſo mit wieder acht Treffen in die zweite Serie eingetreten. Der Spielplan: in Saarbrücken: Phönir Ludwigshafen— VfL Benrath, in Bonn: VfR Köln— VfR Mannheim, in Stuttgart: VfB Stuttgart— Fc Hanau 93, in Jena: 1. SV Jena— Sp.⸗Vgg. Fürth,. in Braunſchweig: Hannover 96— Schalke O4, in Stettin: Stettiner SC— Tod. Eimsbüttel, in Breslau: Vorw.⸗Raſen Gleiwitz— Polizei Chemnitz, in Königsberg: York Inſterburg— Hertha BSC. Die vier ſüddeutſchen Gaumeiſter haben alle mehr oder weniger ſchwere Spiele zu beſtreiten. In Saar⸗ brücken ſtreiten ſich Phönix Ludwigshafen und VfL Benrath um die Vorherrſchaft und aller Vorausſicht nach gleichzeitig auch um die Meiſterſchaft in der Gruppe 4. Beide Vereine haben bisher nur je einen Verluſtpunkt hinnehmen brauchen und werden darauf bedacht ſein, dieſes Renommee nicht einzu⸗ büßen. Der Mannheimer VfR, der bisher noch keinen Sieg an ſeine Fahne heften konnte, fährt nach Bonn, wo er auf den VfR Köln trifft. Auch dort wird es ein großes Ringen um die beiden Punkte geben. Der VfB Stuttgart hat gleich⸗ falls, obwohl er zu Hauſe ſpielen darf, einen ſchweren Kampf gegen den FE Hanau 93 zu beſtehen, und in Jena kann es mit der Sp.⸗Vgg. Fürth recht ſchlecht gehen, wenn die bis⸗ her in den Endſpielen ſo erfolgreiche Elf des 1. SV Jena nicht ſonderlich beachtet wird. In all dieſen Spielen iſt ein Sieg der einen oder anderen Mannſchaft recht ſchwer vor⸗ auszuſagen. Warten wir alſo den Sonntag ab. In Süddeutſchland werden wieder eine Reihe von Ge⸗ ſellſchaftsſpielen ausgetragen. Das Ereignis iſt aber das Spiel einer badiſchen Elf gegen eine B⸗Elf der Schweiz in Karlsruhe. Nebenher nehmen die Aufſtiegs⸗ 11 1 zur Gauliga viel Intereſſe für ſich in Anſpruch. Es pielen: Südweſt: Rot⸗Weiß Frankfurt— 04 Ludwigshafen, Germania Bieber— Opel Rüſſelsheim; Württemberg: F Tailfingen— VfR Schwenningen, VfB Friedrichshafen— SW Cannſtatt; Bayern(Süd): Walhalla Regensburg— Union Augsburg, Bayern(Nord): Viktoria Aſchaffenburg— 1. FC Bayreuth.— Im Ausland werden die engliſchen Liga⸗ ſpiele fortgeſetzt, während in Baſel die Schweiz und Irland im Länderſpiel aufeinandertreffen. Im Hockey intereſſiert in erſter Linie das anläßlich der Brüſſeler Welt⸗ ausſtellung in der belgiſchen Hauptſtadt ſtattfindende Län⸗ derturnier, an dem ſich neben Deutſchland noch Holland, Belgien, Frankreich, die Schweiz, Spanien, Oeſterreich und England beteiligen. i Im Rugby iſt in erſter Linie das Auswahlſpiel der Mannſchaften von Baden und Württemberg in Stuttgart zu nennen. Die Badener, die ſich in erſter Linie durch Heidelberger Spieler vertreten laſſen, haben in dieſem Spiel die größeren Siegesausſichten. In der Leichtathletik iſt es trotz der vorgeſchrittenen Jahreszeit noch verhältnis⸗ mäßig ruhig. In Eßlingen tragen der Eßlinger TSV, der Ulmer FV 94 und der VfB Stuttgart einen Dreiklub⸗ kampf aus. In Berlin wird das traditionelle Gehen„Quer durch Berlin“, das auch in dieſem Jahre wieder eine inter⸗ nationale Beſetzung gefunden hat, zur Durchführung gebracht. finden im Lager der Amateure Süddeutſchlands am Wochen⸗ ende zwei Kämpfe ſtatt. In Würz b urg ſtehen ſich die Auswahlſtaffeln von Bayern und Südweſt im Mannſchafts⸗ kampf gegenüber und in München tragen am Sonntag Münchens Amateure einen Kampf gegen Ulm aus. Der Motorſport bringt von Wochenende zu Wochenende ein immer größeres Programm. An dieſem Sonntag wird in Köln das zweite Stadtwaldrennen, an dem ſich die Spitzenfahrer der Marken NSU und DW kſowie viele Teilnehmer auf ausländiſchen Fabrikaten beteiligen, zur Durchführung gebracht. In Wein⸗ heim an der Boraſteaße erfährt das Wachen deraren⸗ nen ſeine erſte Wiederholung. Auch hier iſt das Nennungs⸗ ergebnis recht gut ausgefallen und überſteigt das des Vor⸗ jahres bei weitem. Deutſchlands Rennwagen⸗Induſtrie iſt bei dem am Sonntag zum Austrag gelangenden„Großen Preis von Tunis“ durch einen Auto⸗Union⸗Wagen mit dem Italiener Achille Varzi am Steuer vertreten. Der Radſport iſt wieder recht zahlreich. Bahnrennen werden in Krefeld, Hannover, Nürnberg, Breslau, Frankfurt a. M. und Paris ausgefahren. Straßenrennen ſind: Rund um Frankfurt, Rund um Dortmund, Paris— Tours, Rundfahrt durch Piemont und Bonn— Aachen— Bonn. Der Pferdeſport bringt Galopprennen in Karlshorſt, Krefeld und Mannheim ſowie Königsberg. Die Mannheimer Mai⸗Rennen haben insgeſamt ein gutes Nennungsergebnis gefunden. Schon am Eröffnungstag werden ſich in den einzelnen Rennen Rieſen⸗ felder an die Startbänder begeben. Verſchiedenes. In Stuttgart tragen Deutſchland und England einen Rollſchuh⸗Hockey⸗Länderkampf aus. In Karls⸗ ruhe ſtehen ſich Karlsruhe und Straßburg in einem Schwerathletik⸗Städtekampf gegenüber und ſchließlich veranſtalten die deutſchen Eiſenbahn⸗Sportler in Frankfurt an beiden Tagen des Wochenendes ein Werbe⸗ ſportfeſt. ruten üben Wendung Rel Rekruten lernen arſecheren Nundfunk⸗Hrogramme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenſpruch; 6 Gymnaſtik 1; 6.30 Frühkonzert; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik II; 8.45 Sende⸗ pauſe; 10.45 Nachrichten; 11 Funkwerbungskonzert; 11.30 Wetter, Bauernfunk; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert; 17 Nachmittagskon⸗ zert: 20 Nachrichten: Sonntag, 5. Mai: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu; 8.45 Evangeliſche Morgenfeier; 9.30 Klaviermuſtit; 10 Um Deutſchland, neue Lyrik; 10.15 Heitere Löwe⸗Balladen; 10.45 Deutſches Volk — deutſches Erbe; 11.30 Scheffel⸗Feier; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Fortſetzung des Mit⸗ tagskonzertes; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinderſtunde; 14.45 Ballontaufe und Ballonſtart, Funk⸗ bericht; 15.15 Xylophon; 15.45 Die Viertelſtunde für Han⸗ del und Handwerk; 16 Veſperkonzert; 18 Albdorf im Früh⸗ ling, Funkbericht; 18.30 Kleine virtuoſe Stücke; 19 Liebe in Schwaben, Hörfolge; 19.45 Sportbericht; 20 Großer bunter Abend; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Wir bitten zum Tanz: 24 Nachtkonzert. Montag, 6. Mai: 8.30 Frauenfunk; 10.15 Berlin als Reichshauptſtadt; 11.30 Die Erzeugungsſchlacht des deutſchen Bauern— ein Kampf für die Nation; 13 25jähriges Re⸗ gierungsjubiläum des engliſchen Königs; 13.30 Mittags⸗ konzert; 14 Bekanntgabe der Termine„Wiederſehensfeiern alter Frontſoldaten“; anſchließend Sendepauſe; 16.30 Vom Forſtmeiſter zum Erfinder, Hörſpiel; 18.30 Hitlerjugendfunk; 19 Anterhaltungskonzert; 20.15 Alles neu macht der Mai, bunter Reigen; 22.30 Unterhaltungskonzert. Dienstag, 7. Mai: 10.15 Franzöſiſch; 14 Sendepauſe; 16.15. Blumenſtunde; 16.45 Tierſtunde; 18 Bunte Lied⸗ folge; 18.30 Franzöſiſch: 18.45 Kurzgeſpräch; 19 Tanz⸗ weiſen für Violincello und Klavier; 19.30 Sozialiſt— Soldat— Kamerad; 20.15 Stunde der Nation; 21 Achtung, Kurve, eine hundertpferdige Angelegenheit; 22.30 Muſik vor Mitternacht; 0.15 Nachtkonzert. Mittwoch, 8. Mai: 10.15 Chormuſik von Heinrich Schütz; 14 Sendepauſe; 16.30 Kinderſtunde; 18.30 Lernt morſen; 18.50 Fußball-Länderkampf Deutſchland— Irland; 19.45 Deutſchland und beziehungen, Zwiegeſpräch; 20.15 Stunde der jungen Na⸗ tion; 20.45 9. Symphonie von L. van Beethoven; 22.30 Unterbaltungas⸗ und Tanzmuſik. 22 Zeit, Nachrichten. Wetter. Sport: Frankreich im Lichte ihrer kulturellen Wechſel⸗ Eröffnung der neuen Rennruderſaiſon. Der Gau III des Deut⸗ ſchen Ruderverbandes eröffnete mit ſeiner all⸗ jährlichen großen Wer⸗ beveranſtaltung„Quer durch Berlin“ die neue Rennruderſaiſon. Wir ſehen den Start der Boote am Schlüterſteg. Deutſches Nachrichten⸗ Büro(M.) Reichsſender Frankfurt. f Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern 6 Morgenſpruch, Choral, Frühkonzert I; 6.45 Gymnafil 7 Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſlil, 10 Nachrichten; 10.15 Schulfunk; 11 Werbekonzert; f Sonntag, 5. Mai: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Choralblaſen 9 Evangeliſche Morgenſeier; 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 1030 Heinrich⸗Schütz⸗Feier; 11.30 Bekenntniſſe zur Zeit; 1145 Dichter im dritten Reich; 12 Mittagskonzert; 14 Kinder, ſtunde; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Stunde des Landes 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendfunk; 18.30 Luſtiger Song tagnachmittag; 19.20 Abends auf der Dorffſtraße, Funk folge; 19.50 Sport; 20 Operettenkonzert; 21 Die Mal bowle, Funkhumoreske; 21.30 Fortſetzung des Operette konzertes; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Wetter, Nachrichten aus dem Sendebezirk, Sport; 22.20 Sportſpiegel des Som. tags; 22.45 Wir bitten zum Tanz; 24 Nachtkonzert. Montag, 6. Mai: 10.15 Schulfunk; 10.50 Praktiſch⸗ Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kinderfunk; 1540 Neue deutſche Dichtung; 15.50 Wanderer auf Gottes Strom 16 Kleines Konzert; 16.30 Aus Leben und Werkfatt der Gegenwartsdichtung; 16.45 Kunſt und Glaube; 18.30 Jugend- funk; 18.45 Das Leben ſpricht; 19 Anterhaltungskonzert 20.15 Kammermuſik; 21.15 Eine Begegnung mit dem Halen, kreuz im hohen Norden; 21.30 Herzblättchens Zeitvertreib eine heitere ſatiriſch⸗mufikaliſche Plauderei; 22.20 Pfäher im Oſten; 23 Anterhaltungskonzert; 24 Nachtmuſik. Dienstag, 7. Mai: 10.15 Schulfunk; 10.45 Praltſch Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Fran, 16 Kleines Konzert; 16.30 Die Umwelt der Tiere; 16 Oskar von Miller; dem Schöpfer des deutschen Muſeume zul 80. Geburtstag; 17 Nachmittagskonzert, in der Pauſe Su, bericht der Woche; 18.30 Juſtus Möſer, ein vergeſer deutſcher Publiziſt, Zwiegeſpräch; 18.45 Ein Unbelunt 1 mit dem man jeden Tag zu tun hat, Plauderei; 10 Un 1 baltungskonzert. 20.15 Stunde der Nation, 21 Une tungskonzert; 22.30 Volk im Maien; 23 Muſik vor it nacht; 24 Saarland— Grenzland— Heimatland, Ful folge; 1 Nachtkonzert. . d niſtenſtunde; 16 Kleine Klaviermuſik; 16.30 Aus Jeit un Leben; 18.30 Das Leben ſpricht; 1555 Fußball⸗Landertaneſ Deutſchland— Irland; 19.40 Bauernfunk; 20.15 Stunde Nation; 20.45 Lachender Funk; 22.20 Faſſe dich kurz, hen Einakter; 22.45 Unterhaltungs- und Tanzmuſik; VCCCCCCCCVCCCCCCGCcCcCcccccccccc Er eee, S e nern: jaſtil faſtik; zettet; en; 9 10.30 1105 inden⸗ indes a unk 1 ekten⸗ ichten Sonn- ktiſche 15.30 tom; t der gend⸗ fert ſaken⸗ treib fälzet lische Frau Sechsmal ging em den letzten 600 Millionen Jahren das Meer über Deutſchland hinweg, brandete bis an den Gebirgs⸗ ſtock der Alpen und ließ im Weichen jedesmal öde Sumpf⸗ ſtrecken zurück, die allmählich Humus anſetzten, und unter Grasflächen oder rauſchenden Urwäldern ſch ießlich die Spu⸗ ren des einſtigen Meeresbodens verwiſchten. Zugleich brachen Gebirge zuſammen und verſchütteten die Urwälder der an⸗ grenzenden Täler. Als der Säbeltiger noch umging, war längſt Steinkohle daraus geworden. Als nichts mehr an das verſchwundene Meer erinnerte und das letzte Mammut ver⸗ endete, waren die ſeit Millionen Jahren zurückgelaſſenen Ab⸗ lagerungen des ausgetrockneten deutſchen„Zechſteinmeeres“ längſt ſchon in Schätze umgewandelt, die tief unter den Hu⸗ mus verſinkend, für ſpätere Epochen bewahrt wurden. Als die Germanen noch in den Buchenwäldern den Ur jagten, wußten ſie nichts davon. daß hier einſt gewaltige Fichtenwaldungen vom Meere verſchlungen worden waren. Aber der Sturm warf ihnen dafür das zum Bernſtein ge⸗ wandelte Fichtenharz an den Strand. Es war ſchön anzu⸗ ſehen und leicht zu Schmuck zu verarbeiten. In manchen Stücken waren ſogar Inſekten eingeſchloſſen. Dieſe galten für beſonders wertvoll und wurden ſogar in China heiß begehrt. Die Phönizier kamen und griffen gierig nach den Ketten aus Bernſtein und boten Bronzeſchwerter, Haarſpangen und andere Dinge zum Tauſche an. Der Welthandel war ent⸗ ſchloſſen bis in den dunkelſten Norden Germaniens vorge⸗ ſtoßen! Um des gleichen Bernſteins willen brachen ſpäter die Wikinger mit Brand und Mord über die germaniſchen Sied⸗ lungen herein. Um des Bernſteins willen marſchierten die römiſchen Legionen nach Norden. Waffenlärm hallte durch die weltabgeſchiedenen Urwälder. Ob Sieger oder Beſiegte, ſtets ließen die Eindringlinge Spuren ihrer Kultur zurück. Zumindeſt ſchlugen dieſe Kämpfe Brücken und machten aus den Marſchſpuren der Heere endlich eine Welthandelsſtraße. Dem Bernſtein zuliebe! Wer weiß, welch andersartige Entwicklung der kulturelle Aufſchwung Germaniens ohne dieſes„Gold des Nordens“ genommen hätte? Werte aufzuhäufen, fiel dem Meere nicht ſchwer. Dazu brauchte es ſich überhaupt nicht anzuſtrengen und machte das gewiſ⸗ ſermaßen nebenher und mit den allerein⸗ fachſten Mitteln. Aus ſeinem Grund⸗ ſchlick verſteinerte jener Schiefer, der bei Frankenwald und andererorts in Deutſch⸗ land millionenfach zu Dachplatten und Schultafeln verarbeitet wird. Aus ſei⸗ nen zu Kalkbrei zermalmten Korallen⸗ bänken ſtammt jeder Kellenwurf Mörtel, der ſeit dem erſten gemauerten Germanen⸗ haus zum Baue ſämtlicher Häuſer in Deutſchland verwendet wurde. Unter den zahlreichen Kalkbrüchen iſt jener von So⸗ lenhofen einzigartig auf der ganzen Welt. Hier fand Senefelder die ſonſt nirgends vorkommenden ſtrukturloſen Kalkplatten, ohne welche der litographiſche Druck nicht möglich wäre. Dieſe induſtrielle Goldgrube birgt auch nahezu unſchätzbare wiſſenſchaft⸗ liche Werte in den zahlreich eingeſchloſſe⸗ nen Abdrücken einer vorweltlichen Tier⸗ und Pflanzenwelt, ſo daß man im Kalke von Solenhofen wie in einem Buche der Vergangenheit zu blättern vermag. Auch das Ammonshorn iſt hier zu finden, ene ſchön gezeichnete Vorweltſchnecke, die nur in Deutſchland vorkommt. Aus ſeinen Kancmaſen aber machte das Meer ſogar ohlen Aus ſeinem Salze jedoch bildete der chätzeſammler Meer das ungeheuerſte Vermächtnis. Tatſächlich ſtehen große Teile Deutſchlands auf einem gewaltigen Salz⸗ lager. Das 25 Bohrloch von Sperenberg bei Berlin traf bei 80 Meter Bohrtiefe be⸗ reits auf das Salz und hat deſſen untere renze mit 1273 Meter noch nicht erreicht! re Salz ein ſeltenes Produkt, wie es zeute das Erdöl iſt, ſo wäre Deutſchland r Wirtſchaftsdiktator der Welt! Gelänge 68 aber der Wiſſenſchaft, das Salz in einen irtſchaftsfaktor zu verwandeln, ſo bedeu⸗ tete dies eine wirtſchaftliche Weltrevolution! Beinahe ſeit Menſchengedenken fördert man aus den unterirdiſchen, feenhaft im Lichter⸗ ganze ſtrahlenden Kuppeldomen und Salz⸗ galerien von Staßfurt und Leopoldshall 5 un Ha zutage. Stets mußte vorher as im Vorgange der Meeresaustrocknung obenauf zu liegen gekommene Kali wegge⸗ räumt werden. In immer tiefer werdenden Halden türmte ſich der unnütze Abfall vor den Schächten auf, indes ganze Flotten den koſtſpieligen Guano und Salpeter über den Ozean herbeiſchafften. Bis es der deutſchen Wiſſenſchaft gelang, den„läſtigen Abraum“ zum Kunſtdünger zu ver⸗ wandeln. Auf einmal war Kali Trumpf und das Kochſalz der Abfall! In Südamerika aber trieben etliche Staaten in den Bankerott, und vom Ozean verſchwanden die letzten, vom Guano⸗ und Salpetertransport lebenden Segelſchiffe. Mit ihnen die Romantik der Meere! Selbſt die Fiſche mußten herhalten, um das Vermächt⸗ nis des deutſchen Urmeeres zu bereichern! Als im frühen Mittelalter aus einer Felswand zu Eichſtätt das wunder⸗ tätige Walpurgisöl träufelte, als 1430 zu Wiesſee beim Gra⸗ ben eines Brunnens das St. Quirinusöl zum Vorſchein kam, war die Menſchheit nicht reif genug, den Sinn des Er d⸗ öles zu ergründen. Heute ſind wir dafür Zeugen ſeines Werdens: Im Kaſpiſchen Meere ſchnürt ein Haff den Ka⸗ rabuga⸗See ab, deſſen Waſſer raſcher verdunſtet, als jenes im benachbarten Kaſpiſchen Meer. Es iſt deshalb ſalzhaltiger, und wird immer ſalzgeſättigter, je mehr friſches Meerwaſſer zuſtrömt und nach vollzogener Miſchung nicht wieder ab⸗ fließen kann. Derzeit iſt der See bereits eine 18prozentige Lauge, in welcher die maſſenhaft einſchwimmenden Fiſche faſt augenblicklich erblinden und zugrunde gehen. Das Ufer iſt auch ſtändig mit Abertauſenden regelrecht gepökelter Fi⸗ ſche überſät, nach welchen ſich die Turkmenen nur zu bücken brauchen. Die Maſſe ſinkt zu Boden, ohne dort richtig ver⸗ weſen zu können. Zumindeſt das Fett dieſer Milliarden Fiſchleichen bleibt erhalten. In zehntauſend Jahren wird das Haff ausgetrocknet ſein und Humus über den verſun⸗ kenen Fiſchfriedhof gebreitet haben. Tief unter ſeinen Salz⸗ ablagerungen aber wird ein mächtiges Oellager der Er⸗ ſchließung harren, denn Salz und Erdöl gehören urſächlich zueinander! Nun aber ſind alle Bohrfelder der Welt und ſomit auch die deutſchen nichts ande⸗ res als derartige ehemalige Ka⸗ rabuga-Haffs! Weitere Oelvor⸗ kommen im Reiche ſind noch nicht eindeutig bekannt. Da dieſes aber faſt durchweg auf Salz ſteht und im Großteile ſeiner Ausdehnung mehrfach ein von Fiſchen wim⸗ melndes Meer geweſen war, in welchen es ſicher nicht an Haffs gefehlt hat, ſo iſt es möglich, daß das verſchwundene deutſche Ur⸗ meer im Abfließen noch weitere Oelſchätze aufgeſpeichert hat, die aufzufinden, eine Aufgabe der Zukunft iſt. Mit den Fiſchen brachte das Meer aber noch ganz andere Kunſtſtücke zuwegel Im 12. Jahrhundert ſtieß der erzſuchende Menſch auf den Kupferſchiefer des Mansfelder Beckens. Seit⸗ her wird dort Kupfer und Silber gefördert, wobei man glaubte, den zuſammengeſchwemmten Reſt eines einſtigen Erzgebirges auszubeuten. Dieſe Annahme brach jedoch zu⸗ ſammen, als man, in dieſem Kupferſchiefer eingebettet, glän⸗ zend verkupferte und bis in ihre feinſten Schüppen kupfrig galvaniſierte— Heringe fand! Bald blickten die Muſeen mit Stolz auf ihre„Harzer Heringe“. „Sie ſind mehrere Millionen Jahre alt und ſehen aus, wie aus Kupfer modelliert“, erklärt der Kuſtos.„Es ſind ſogar die älteſten und im Gegenſatz zu den Skeletten ſonſti⸗ ger Foſſilien die einzigen in ihrem ganzen Körper erhaltenen Repräſentanten der Vorwelt. Zugleich entrollen ſie uns ein Bild des Weltgeſchehens. Als das deutſche Urmeer zurückwich, drängten ſich Mil⸗ N liarden ſolcher vom abfließenden Meere abgeſchnittener Fiſche im immer enger aus⸗ trocknenden Mansfelder Becken zuſammen, bis ſie im Grundſchlick verſanken und dort verweſten. Dabei entſtand ein ſeltener Vorgang: einerſeits bildeten ſich Schwefel- verbindungen, während andererſeits der Verweſungsprozeß den ſie umſpülenden Kupferlöſungen den Sauerſtoff entzog. Da⸗ durch trat aber das merkwürdige Ereignis einer natürlichen Galvaniſation ein, die dieſe Fiſche mit den feinſten Kriſtällchen überzog und auf das herrlichſte bronziert — in Kupfererz umwandelte! Natürlich wurde ſpäter die Hauptmaſſe mitſamt dem Grundſchlamme zum formloſen Kupfer⸗ ſchiefer zuſammengeſtaucht, aber einzelne. glücklich gelagerte Exemplare entgingen dennoch der allgemeinen Zerſtörung. Tatſächlich wurde unter dem Geſteins⸗ drucke dieſer Milliardenſchatz des Meeres auf eine bloß 10 Zentimeter dicke Schicht zuſammengepreßt. Trotzdem wird hier ſeit 700 Jahren Erz gefördert und die Berg⸗ werke liefern alljährlich noch immer etwa 19 Millionen Kilogramm Kupfer ſowie 100 000 Kilogramm Feinſilber im Werte von 30 Millionen Mark. Auch finden 20 000 Arbeiter hier ihr ſtändiges Brot, während faſt das geſamte Kupfergeld des Reiches aus dieſer Erbſchatzktammer ſtammt. Viele Städte und Dörfer ſind in den reißenden Wellen der Meere verſchwun⸗ den, blühende Landſtriche auf den Meeres⸗ boden gezogen. Das iſt nach unſerer Zeit⸗ rechnung ſchon lange her, gemeſſen an dem Alter der Erde liegt dieſe Zeit jedoch erſt in jüngſter Vergangenheit. Wieviel mag ſich das Meer ſchon geraubt haben! Aber wir ſehen ja, daß es nach ewigen Natur⸗ geſetzen handelt. Was es freigab, nimmt es wieder, und was es dem Menſchen ge⸗ nommen hat, gibt es ihm als Erbe zurück. Freilich können wir das Geſetz ein wenig korrigieren, und ſo ſehen wir heute an den deutſchen Küſten, wie durch die Arbeit fleißiger Hände dem Meer ein anderer Schatz genommen wird: jungfräulicher Boden, einſt vom Meere annektiert, der tauſendfältige Frucht tragen wird. Auch das iſt ein Erbe des Meeres, vielleicht in ſpäter Zukunft ein Millionenſchatz. O. von Hainſpach. (Aufnahme: Scherls Bilderdienſt.) wel Es war um die Zeit, als Napoleon mit ſeinen Heeren kreuz und quer durch Europa marſchierte. Auch in Heckers⸗ dorf quartierten die fremden Soldaten ſich ein. Im Früh⸗ jahr 1811 lagen fünf Mann und ein Korporal in der Ge⸗ meinde. Sie mußten mitſamt ihren Pferden verpflegt wer⸗ den. Aber das wäre zu ertragen geweſen, wenn dieſe Män⸗ ner nur nicht ſo frech, ſo wüſt und herriſch umherſchnüffel⸗ ten! Immer vom Beſten ſollte es ſein an Braten und Wein, und keiner im Dorf war ſeiner Habe ſicher. Pferde mußten abgeliefert werden, Heu und Hafer... von den Talern ganz zu ſchweigen, die der Feind als Kriegsſteuer einkaſſierte. Still aber ſtetig ſammelte ſich in den Heckersdorfern eine Wut... aber die ſechs Soldaten beſaßen Waffen und taten gewaltig bös! So verſtauten die Bauern Grimm und Rache⸗ pläne auf dem Grund ihrer Herzen. Die jungen Burſchen im Dorf jedoch knirſchten mit den Zähnen und ballten die Fäuſte. Und Jochen Wellers, der ſtärkſte, ihr Anführer, ſagte laut: „Wenn ick denn Napoljon inne Klauen kriegen do, denn 5 15 em op denn Meßhoop un hiß unſen Bullen op em dol Mit lautem gebrochenen Klingen rollte die Glocke in die kiefe, ſchwarze Moorkuhle. Im März des Jahres 1811 wurde dem Kaiſer von Frankreich ein Sohn geboren, den nannte er„König von Rom“. Als der geboren war, befahl ſein Vater, allüberall ſollten am folgenden Sonntag die Glocken der Kirchen läuten zu Ehren des kindlichen Königs. Als das die Heckersdorfer hörten, ſtieg ihr Grimm in ihnen hoch wie das Bullern im kochenden Waſſer— aber, was ſollten ſie machen? Der Paſtor, der Küſter, der Bauermeiſter, den ſie jetzt einen „Maire“ nannten, ſie legten die Hände zuſammen und woll⸗ ten nach dem Spruch handeln: Seid untertan der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat! Nur Jochen Wellers und ſeine Freunde, die dachten und murmelten nichts, die beſannen ſich auch auf keinen Bibelſpruch, die wollten nicht, daß die Heckersdorfer Glocke dem fremden Kindskönig läuten ſollte... Es war in der Nacht vor ſenem Sonntag. Alles im Dorf ſchlief, nur der Wind ſtrich um die hohen Linden am Kirchhof. Einſam unter dem dunklen Märzhimmel ſtand der kleine hölzerne Glockenturm— abſeits der Kirche. Es mußte bereits nach Mitternacht ſein, da bewegte ſich fern auf der Dorfſtraße ein Klumpen; ein dumpfes Rumpeln klang derüber en de e e c EFHZZAHtung von A näher und näher kam der Klumpen dem 8 T. HE LE NN von HORST HERRARTH Wir waren eine bunte Geſellſchaft an Bord der„Beren⸗ gar“. Von Kapſtadt aus hatte ich die Kabine eines erkrank⸗ ten Paſſagiers übernommen, um ſchneller in die Heimat zu elangen. Das Schiff, das ſich auf der Heimfahrt von einer eltreiſe befand, war faſt bis auf den letzten Platz beſetzt von einem internationalen Publikum, unter dem die Ameri⸗ kaner am zahlreichſten vertreten waren. Wir hatten bereits die Höhe von Swakopmund hinter uns, als ich Guy Naſtal kennenlernte. Schon vorher war er mir im Speiſeſaal durch ſein ſtets ernſtes und zurückhalten⸗ des, ja beinahe ſchüchternes Weſen aufgefallen. Es war ein alter, aufrechter und ein wenig altmodiſch gekleideter Herr. In einer ſchwülen, drückenden Nacht ſuchte ich das Vor⸗ derdeck auf. Ich hatte gearbeitet und wollte ungeſtört ſein. Schon glaubte ich, allein zu ſein, als ich eine dunkle Geſtalt an der Reling bemerkte. Es war Guy Naſtal. Stumm trat ich neben ihn. Leiſe ſtampfend und zitternd zog die„Be⸗ rengar“ durch das große Schweigen, eintönig ſprühte die Bugwelle über das ruhige Meer. Schwach bemerkte ich das Geſicht des alten Mannes, das ſtarr voraus gerichtet war. Hatte er mich nicht geſehen? Auch meinen kurzen Gruß ſchien er überhört zu haben. Unbeweglich blickte er voraus, einem fernen Ziele entgegen, das da irgendwo im Dunkel über dem Meere liegen mußte. „Sir“, ſagte ich behutſam. Er hob die Hand und wies mit einer unbeſtimmten und faſt zärtlichen Bewegung voraus.„Wie lange werden wir noch brauchen, Sir?“ „St. Helena?“ fragte ich. Auf dem Wege zur Goldküſte lief die„Berengar“ an St. Helena vorüber und bei guter [See ſollte ausgebootet werden. Naſtal nickte. Er trat näher an mich heran.„Meine Rolle, Sir“, ſagte er gedämpft. „Napoleon! Niemals hatte man ſie mir gegeben.“ Alle Zu⸗ rückhaltung ſchien von ihm gewichen. Dicht neben mir ſpürte ich ſeinen unruhigen Atem.„Was iſt ein Schauſpieler, Sir, der nicht ſpielen darf, zu dem er ſich berufen fühlt.“ Viel⸗ leicht, daß er meine Abwehr ſpürte. gegen die Reling, ſtrich ſich das Haar aus der Stirn. Seine Stimme fiel zuſammen und verlor jede Heftig⸗ keit.„Bitte um Entſchuldigung, Sir“, ſagte er ſtill und faſt demütig.„Aber manchmal iſt das ſo mit den Erinnerungen.“ Er lehnte ſich zurück N KRGN KE Kirchhof, ſchob ſich dicht unter der hohen Feldſteinmauer entlang bis vor die Tür des Glockenturms. Hier löſte ſich alles in geheimnisvoller Geſchwindigkeit auf! Vier, fünf Burſchen des Dorfes, von Jochen Wellers geführt, umſtan⸗ den einen leeren Ackerwagen, deſſen Räder ſie mit dickem Stroh umwunden hatten. Einer ſchlich heran an die Glocken⸗ ſtuhltür und faßte zwiſchen die Bretter... „Feſt zupacken, auseinanderbrechen!“, befahl Jochen und ergriff ſelbſt als erſter eine der Türplanken. Knatſch! zer⸗ brach er ſie und riß die Stücke vom Türeiſen. Dann ſchoben die Burſchen den Wagen in den Turm unter die kleine Glocke, feilten und hämmerten wie wild an den Eiſenklam⸗ mern, daß ſie trotz des kühlen Nachthauches bald ſchwitzten. Einer von ihnen ſtand auf Horchpoſten. g Es ging alles planmäßig! Mit einem ſchweren Seufzer legte ſich die Glocke auf die Wagenbretter. Da triumphier⸗ ten ſie:„Nu man to! Napoljon un ſien Suldoten könt mor⸗ gen jer eegene Muſik moken! Unſe Klock is uns to ſchod derto!“ Und der Ackerwagen rumpelte die Straße hinab und erreichte den Feldweg, der ſich eng zwiſchen Remteracker und Wehlmoor an den tiefen Moorkuhlen vorüberſchlängelte. Dichte Finſternis lag über Dorf und Flur. Schwer knirſch⸗ ten die Räder im Sand. Plötzlich ruckte der Wagen zur Seite— mit lautem, gebrochenem Klingen rutſchte die Glocke von ihrem hohen Sitz herunter— kollerte, rollte, kippte in die tiefe, ſchwarze Moorkuhle— hochauf ſpritzte das Waſſer! Es gluckerte und ſchülpte noch ein wenig— dann war alles wieder ſtill. Jochen Wellers wollte erſt mächtig böſe werden und die beiden von der Deichſel der Glocke hinterdrein werfen, aber dann beſann er ſich und dachte: Es ſoll ſo ſein, und wenn wir Napoleon erſt wieder zum Hauſe hinausgeworfen haben, werden die Heckersdorfer ſchon eine Glocke wieder bekommen... für den„König von Rom“ läutet ſie nun wenigſtens auf keinen Fall! Das meinten ſie alle und zogen den leeren Wagen wieder ins Dorf. Am Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe ſtürmte der Küſter, ſo ſchnell es ſein Alter zuließ, zum Paſtor hinüber und meldete das Verſchwinden der Glocke. Es blieb nichts anderes übrig, die Heckersdorfer kamen an dieſem Tage ungerufen zur Kirche.. alle Bänke waren dicht beſetzt. In der erſten Reihe unter der Kanzel thronten die Fremdlinge. Unter lautloſer Stille verlas der Paſtor mit zitternder Stimme die befohlene Freudenbotſchaft aus Paris — hier in der alten niederſächſiſchen Feldſteinkirche! In⸗ grimmig ſtierten die Bauern geradeaus. Jochen Wellers Augen aber leuchteten! Dann ſchlichen ſie alle ins Freie. Die ſechs Franzoſen ſtellten ſich neben der Kirchentür auf, neugierig blieben die Heckersdorfer in weitem Bogen um den Glockenturm ſtehen. Alle wußten jetzt, warum die Glocke fehlte! Endlich traten Paſtor und Küſter auf den ungnädig dreinblickenden Fran⸗ zoſen zu und ſagten höflich:„Mein Herr, wir können heute nicht läuten, wie Befehl iſt, unſere Glocke iſt dieſe Nacht entwendet!“ Als der Korporal verſtanden, worum es ſich handelte, warf er einen wütenden Blick in all die verſchloſſenen Bauerngeſichter. Jochen Wellers und die Seinen reckten die Hälſe und erlebten eine ganz große Freude! „Wo ſein die Glock?“, brüllte der Korporal plötzlich in Wut und Rachſucht über den Menſchenhaufen.„Wir wiſſen es nicht...“ ſtotterten die beiden Männer vor ihm. „Was? Ihr nicht wiſſen?“, ſchrie der Fremde und packte dabei den alten Küſter hart an der Bruſt und ſchüttelte ihn, daß er in die Knie ſank. Der Paſtor wollte zuſpringen und helfen— die Bauern murrten laut— da ſprangen auch die übrigen Soldaten herbei, zogen die Waffen und ergriffen den Geiſtlichen. Der Korporal keuchte in maßloſer Wut. „Der Kantor und der Paſtor ſein verhaftet und abgeſchleppt bis die Glock da ſein!“, befahl er. und ſtieß mit dem Fuß nach den Männern vor ihm Da durchbrach einer im Sturmſchritt die Reihen der er⸗ ſchreckten Bauern: Jochen Wellers! Mit einem letzten weiten Satz ſprang er bis dicht vor den Korporal... richtete ſich kerzengerade auf. ſchlug ſich auf die Bruſt und rief:„Hier Franzmann! Ick hep de Klock anne Siet brocht! Ick! Se ſchull nich flogen vör denn„König von Rom“! 5 Ein Staunen und Murmeln lief durch die Heckersdorfer Kirchgänger. Zwei andere Burſchen traten jetzt auch noch heran und ſagten friſch und frei:„Un ick hev uck dorbi hol⸗ pen.. un ick uck!“ Als ſich der Korporal vom erſten Schrecken erholt hatte, ließ er den alten Küſter los und befahl ſeinen Soldaten: „Ver'aften dieſe Buben— ver'aften!“ Im Tumult ging es den Friedhof hinunter. Nur das zertretene Gras und die ſtillen Gräber blieben in trauter Gemeinſchaft bei der alten Kirche 5 Schreck und Schmerz ſtürmten über die Bauern⸗ geſichter. Hier ballte ſich eine ſchwere Fauſt... dort fuhr ſchüchtern eine Hand über die Augen. Es iſt bald erzählt, was auf die kühne brave Tat des Jo⸗ chen Wellers und ſeiner aufrechten Geſellen geſchah. Ein ganzes Jahr lang wurden die Burſchen im Ge⸗ fängnis behalten... und als das Jahr zu Ende ging, da ſteckte man ſie alle in die große Armee, die in den Winter, in das Feuer, in den Hun⸗ ger nach Rußland zog, 1812! Keiner von ihnen liegt auf dem Kirchhof in Heckers⸗ dorf begraben. Irgendwo ſchlummern ſie im weiten, fernen Oſten. ee, mee. 1. (Zeichnungen(2): Grunwald.) 3 „Hier Franzmann! Ick hey de Klock anne Siet brocht!“ Wieder tat er mir leid. Ich hatte viele Menſchen kennen⸗ gelernt auf meinen Reiſen. Noch nie war ich auf ſoviel Hilfloſigkeit geſtoßen. Vielleicht war es die Tragödie ſeines Lebens, dieſe Hilfloſigkeit. Am Abend des nächſten Tages gab der Kapitän bekannt, daß— vorausgeſetzt, daß das gute Wetter auch über Nacht anhalten würde— am nächſten Morgen vor St. Helena ausgebootet werden ſollte. Die Amerikaner klatſchten. Nur Guy Naſtal richtete ſich auf. Er legte das Beſteck beiſeite. Ich ſah, wie er nickte, ein wenig zu ſchnell vielleicht und zu unruhig. Bereits nach dem zweiten Gang verſchwand er aus dem Speiſeſaal. —— 5(Zeichnung: Grunwald.) Der Schiffsarzt erſchien..„Jolgen Sie mir, bitte.“ Schließlich begab ich mich zu der Kabine des alten Schau⸗ ſpielers hinunter. Den ganzen Nachmittag war er nicht an Deck gekommen. Die Stewardeß führte mich. Eine laute, fremde und ein wenig heiſere Stimme drang, nur ſchwach gedämpft, auf den Gang. Ich klopfte zweimal, dann öffnete ich.„Naſtal“, ſagte ich. g Er ſtand vor mir, in großer Poſe, die Hand halb in den Jackenausſchnitt geſteckt, und memorierte. Sein Geſicht war, überaus rot, mit kleinen Schweißperlen überſät, die freie Hand ging unſtetig mit ſeltſam harten und gebieter⸗ ſchen Bewegungen durch den kleinen Raum.„Naſtal, ſagte ich noch einmal und faſt ein wenig erſchrocken. Er ließ die Hand ſinken und ſtarrte mich an. Dann lächelte er ſchwach und zog ſich das Jackett zurecht. Seine Hände zitterten leichte Ich bemerkte, wie er bemüht war, es zu unterdrücken. In eifriger Unterhaltung begaben wir uns nach oben. Naſtal war unaufmerkſam, ſeine Antworten unſachlich. Er blickte voraus in die See. Das Geſpräch verlief.„Fahrt in die Verbannung“, ſagte er noch einmal leiſe und beinahe mehr für ſich. Seine nie geſpielte Rolle hatte ihn von neuem eingefangen. Getrieben von einer ſeltſamen Beunruhigung, begab ich mich in meine Kabine hinab 5 Sehr ſpät erſt erſchien Naſtal zum Abendeſſen. Er 9905 jünger geworden, friſcher und ſeine Schritte elaſtiſcher. eb⸗ haft winkte er mit zu, ſeine ganze Schweigſamkeit ſchien verflogen. Niemals hatte man ihn ſo ſcherzen hören, 15 ausgelaſſen geſehen.„St. Helena in Sicht, meine Freunde Die Verbannung.“ Er ging hinaus. Langſam folgten wir ihm. In der Ferne blinkte der Leuchtturm von St. Helena. In gleich⸗ mäßiger Folge liefen ſeine huſchenden Lichtkegel durch die Dunkelheit über das Waſſer. 5 „St. Helena, meine Freunde. Die Verbannung! ſagte er noch einmal. Ungeheuer fremd und fern ſtand ſeine Stimme in der Stille.„St. Helena... Er reckte ſich empor Wie gebannt ſtarrten wir zu ihm hinüber. „Der ganze Hofſtaat. Ihr meine treueſten n flüſterte er. Er hob den Arm:„Vive la France!“ Seine g lende brüchige Stimme riß uns auseinander. rte Zwei Matroſen wollten ihn herunterholen. Er weh ſich lautlos. Einige Damen ſchrien auf, 5 In ungeheurer Silhouette, überflackert von dem 1 den Lichtkegel, wuchs die Inſel gegen den erhellten, 15 a1 lichen Tropenhimmel auf. Unbeweglich ſtand Gun Naſta 1 der Spitze des Vorderſchiffes und ſtarrte in den Aufruß 1 Der Schiffsarzt erſchien:„Sire“ ſagte er demütig. gie gen Sie mir, bitte.“ Vor dem Niedergang zu der Noe kabine nahm er den alten Mann bei der Hand und 95 den nun hilflos Weinenden durch die Gaſſe der Gaffe hinab in das Dunkel 5 5 r l 8 Q 8 8 ah Heul B ICN Copyright by Carl Duncker⸗Verlag. 2. Fortſetzung.) In dem vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Kimberley ſteht im Zeichen des Diamantenruns. Ueberall ſuchen Spitzel des Minentruſts und der Polizei, dem wilden Diamantenhandel auf die Spur zu kommen und Verkäufe zu verhindern. Der Minentruſt ſperrt ſeine Felder. Um dieſe Zeit trifft Sophus Trolle mit ſeiner Tochter Hertha in Anberley ein. Bereits im Hotel hat Trolle einen Zuſammen⸗ ſtoß mit den Agenten der Minenkompagnie. Als die Spitzel der Minenkompagnie ihn feſtnehmen wollen, läßt er ſich mit dem Generaldirektor Hickſon von der Minenkompagnie ver⸗ binden. Hickſon erläutert gerade in einer Direktorenkonferenz die Maßnahmen der Kompagnie. Die Kompagnie iſt beun⸗ ruhigt von der Nachricht, daß noch drei Diggers im Buſch 15 von denen man nicht weiß, welche Funde ſie gemacht haben. Da drüben liegt Charles Biddle. Seine gelben Zahn⸗ ſtummel blecken gegen den Himmel wie das Gebiß eines verendeten Pferdes. Haß, wahnſinniger Haß ſteht in ſei⸗ nem hageren Geſicht. Haß gegen das Schickſal, gegen die Kameraden: So weit iſt es gekommen, daß einander haſſen, die drei, die doch als gute Kameraden ausgezogen waren in den Buſch. Und das entſetzlichſte iſt: Thomas Hart ſpürt, daß auch er die Kameraden unbändig zu haſſen beginnt. Wenn er weiter könnte, er würde ſich nicht mal die Zeit nehmen, zwei Leichen einzuſcharren, ſondern ſtumpf und gleichgültig ſie liegen laſſen und weitermarſchieren. Die Sinne ſchwinden. Ein Sauſen und Summen, dröhnend, brauſend, als wollte die Welt berſten, iſt das letzte, was Thomas Harts Ohren auffangen. Seine ge⸗ ſchloſſenen Augen ſehen nicht mehr den ſchwarzen Vogel, der hoch über der Wüſte einen Vogen beſchreibt und lang⸗ ſam niedergeht. Kaum fünfzig Meter von den Zuſammengebrochenen entfernt, ſetzt das Poſtflugzeug im aufſtäubenden Sand auf. Harry Morris, der Pilot, klettert aus der Maſchine und geht langſam auf die dunklen Geſtalten zu, die ſein ſcharfes Auge vor wenigen Minuten noch durch den Sand tau⸗ meln ſah. Diggers, die auf der Durſtſtrecke verirrt ſind. Nichts Beſonderes. Kommt häufig vor. Einen Mordsduſel haben die Kerls gehabt, daß er ſich ſelber verflogen hat und einen Bogen über der Durſtſtrecke beſchrieb. Sonſt hätte er ſie nie geſichtet. Unverſchämtes Glück. Das heißt: wenn ſie noch leben. Der Pilot beugt ſich zu den Zuſammengebrochenen und horcht befriedigt auf den leiſe röchelnden Atem, der die Bruſt hebt, feuchtet ſein Taſchentuch mit ein paar Tropfen Waſſer aus der Feldflaſche und legt es dem erſten Ver⸗ unglückten auf den Mund. Langſam beginnen die Lippen ſich zu bewegen, ſaugen gierig, bewußtlos das Naß ein. Aus roten Lidern kriechen ein Paar fieberglänzende Augen und ſtarren verſtändnislos in das Geſicht des Fliegers. „He! Ralph!“ Der Bordmonteur ſchleppt einen Waſſerkaniſter heran, befeuchtet ebenfalls ein paar Tücher und widmet ſich den beiden anderen Lebloſen. Nach einer Weile beginnen die Pulſe ſtärker zu ſchlagen, die Kehlen ſchlucken gierig das langſam rieſelnde Waſſer. Aber die Kräfte ſind zu Ende. Die ſich öffnenden Augen fallen wieder zu. Tiefe Ohnmacht umfängt die drei hageren, abgezehrten, von Durſt und Son⸗ nenbrand ausgedörrten Körper. Mit vereinten Kräften ſchleppen Pilot und Monteur die drei Geretteten nacheinander zum Flugzeug, legen die lebloſen Körper in den Gepäckraum zu den Poſtſäcken. Klein und ſchmal iſt der Rumpf des Flugzeuges. Ein lück, daß man nur zwei Säcke Poſt mitbekommen hat in Pretoria, ſonſt wäre überhaupt kein Platz für die drei Men⸗ . Sie müſſen ſo ſchon halb übereinander liegen. rei. Morris, der Pilot, betrachtet nachdenklich das ſtarre, ſcharfe Geſicht Thomas Harts, der ſozuſagen obenauf liegt, 1 merkwürdige Gedanken gehen ihm durch den Sie weichen auch nicht, als das Flugzeug längſt wieder ſich erhoben hat und durch die heiße Luft davonſtürmt, der kation Bloomfield entgegen. Tot und ſtarr liegt unter ihnen die Wüſte. Der Pilot Morris denkt an ein anderes Totenfeld, über das er einmal geflogen iſt, als er noch ein ganz junger Fant war, kaum der Fliegerſchule von Croydon entlaufen. Drü⸗ ben in Frankreich war das. Weiße Schrapnellwolken hin⸗ gen in der Luft. Zwei Vögel mit ſchwarzen Kreuzen auf den Schwingen jagten ſie. Der eine lag weit zurück, aber 15 andere war dicht heran, flog faſt Seite an Seite mit 9 55 britiſchen Flugzeug. Hören konnte man nichts im Lärm er Propeller aber drüben aus dem Maſchinengewehr des Deutſchen zuckten heiße Strahlen. Eine Garbe von Ge⸗ ſchoſſen fegte über Harry Morris dahin. Auch er hatte ſein aſchinengewehr bedient. Herüber hinüber ſauſte der Tod, 1 leden Augenblick das Flugzeug faſſen. die Drähte 11 Tragflächen durchſchlagen den Motor verſtummen aſſen m Sekunden handelte es ſich. Und plötzlich hatte 0 eiſiger Schreck Harry Morris durchzuckt. Sein Gewehr chwieg. Ladehemmung. Wild hatte er am Verſchluß ge⸗ 195 Und da war es geſchehen. Ganz plötzlich hatte auch 0 das Maſchinengewehr geſchwiegen. Einen Augen⸗ 925 lang hatte der Leutnant Morris in ein junges, ſtarkes Geſicht geſehen, das 1 drüben über den Rand der Ma⸗ 1 ine beugte und intereſſiert ſeine Bemühungen beobachtete. 115 in dieſem 5 5 tand klar und 1 Ehrlicher umpf, Kamerad! Ich ſchieße nicht. ſolange du dich nicht 8 kannſt!“ f 5 ann war ſein Flugzeug plötzlich abgeſackt. Erſt einige hundert Meter tiefer 1 15 5 es 1 auffangen und hin⸗ er den britiſchen Gräben landen können. ö An dieſes Geſicht, das er vor vielen Jahren auf Se⸗ kunden geſehen, muß der Flieger Morris dauernd denken, während er die Maſchine mit den drei geretteten Diggers über die Wüſte ſteuert. V. Durch Kimberley flattert mit ſchweren Schwingen das Gerücht. Die Diggers horchen auf, und ihre reſignierten, ſtumpfen Geſichter ſtraffen ſich. Die Agenten und Aufkäufer ſchnüffeln in der Luft. In allen Bars und Speiſehäuſern, in den Camps und Baracken der Minenkompanien, in den Büros und Lagerhäuſern, auf der Trambahn, beim Friſeur, beim Händler— überall dreht ſich das Geſprächsthema um dieſes eine, alarmierende Gerücht. Wie es eigentlich aufgekommen iſt, weiß kein Menſch genau. Aber noch bevor die drei Geretteten von Bloomfield aus nach Kimberley transportiert und in das St. Mary 0 eingeliefert wurden, lief die Kunde durch die ganze adt: Biddle, Hart und Oſtler haben ein großes, neues Diamantenfeld entdeckt! An ſich wäre das nicht genug, die Stadt in Aufregung zu verſetzen. Nachrichten von großen Funden tauchen faſt regelmäßig auf, ſobald ein paar Digger längere Zeit im Buüſch ſind und erweiſen ſich ebenſo regelmäßig als falſch. Grade die Diggers ſind ſehr ſkeptiſch in bezug auf ſolche Gerüchte. Hier aber liegt etwas ganz Beſonderes, etwas Poſitives vor: Zwei, drei, zehn Leute wiſſen es plötzlich ganz genau und verſchwören Kopf und Kragen darauf: Der alte Biddle hat in Bloomfield, als er einen Augen⸗ blick aus ſeiner Bewußtloſigkeit erwachte, von einem rie⸗ bgen Diamantenfeld ge proche Einer der Aſſiſtenten auf er Bahnſtation Bloomfield hat es gehört und gleich ſeinem Bruder in Kimberley die Nachricht telegraphiert. e 0 0 ö ö 7 Das iſt ein Faktum. Biddle, Charles Biddle, iſt nicht ein X⸗ Beliebiger, kein Grünhorn, das mit loſem Gewäß aufwartet. Biddle iſt ein Kerl, ein alter Digger. Er wei genau, was für Folgen ſo eine Bemerkung haben kann. Wenn er ſo etwas ſagt, dann ſteckt auch was dahinter. Hunderte von Menſchen haben den Bahnhof belagert, als es bekannt wurde, daß die drei Geretteten ankommen ſollten. Die Polizei hat den Bahnſteig ſperren müſſen. Tauſende haben dem Krankenwagen das Geleit gegeben vom Bahnhof zum Hoſpital. Aber die drei, die da auf Bahren in das Krankenhaus hineingetragen wurden, haben keine Interviews geben können. Hart und Oſtler haben blaß und mit feſt geſchloſſenen Augen unter ihren Decken Meran und der alte Biddle hat nur die ihn umdrängende enge angegrinſt:„Keep your ſhirt on boys!“ und dann ſind auch ihn wieder die Augen zugefallen, noch ehe ſich die Pforte des Krankenhauſes hinter den Bahren ſchloß. Kimberley wartet, fiebert, flüſtert, raunt. Im„Traek“ wird die halbe Nacht über die Frage debattiert. Alte Digger mahnen zu ruhigem Abwarten und warnen vor Enttäu⸗ chungen. Aber auch ſie können nicht verbergen, daß ihre ugen blitzen. Hoffnung! Reichtum! Eine große Chance — vielleicht die Chance des Lebens! Blaue Erde! Die ſtille Erregung greift auf die älteſten und ſkeptiſchſten Diggers über, läuft wie ein unſichtbares, freſſendes Feuer durch die ganze Stadt und ſpiegelt ſich in den glänzenden Augen der horchenden Geſichter der Menſchen. Natürlich iſt das Gerücht auch in die Büros der Diamond Mines Co. gedrungen. Generaldirektor Hickſon wahrt vor den Angeſtellten die ruhige Würde des großen Mannes, der ſolchen törichten Gaſſenparolen keine Bedeu⸗ tung beimißt. Innerlich aber iſt er unſicher und nervös. Es iſt zum Haarausreißen, was da in letzter Zeit alles auf ihn als verantwortlichen Leiter der Minenkompanie ein⸗ ſtürmt. Erſt dieſe verdammte ſchwarze Börſe. die den Markt ruiniert, dieſe Höllenburſchen die nicht zu entdecken und zu faſſen ſind. Und jetzt— kaum daß man mit Mühe und Not bei der Regierung die Freigabe von Sam Ruyters Claim verhindert hat— wieder dieſes gottverfluchte Ge⸗ rücht über ein neues Diamantenfeld! Hickſon wird noch unruhiger, als Direktor O' Neil ihm dringend anheimſtellt, eine außerordentliche Sitzung des Direktoriums zuſammenzurufen. Wie ein Angeklagter kommt ich der reſpektable Mr. Hickſon diesmal vor, als er im Kon⸗ 5 immer die Sitzung mit der Frage eröffnet, was Mr. O' Neil bewogen habe, die Herren zu dieſer ganz ungewöhn⸗ lichen Sitzung zu berufen. Der alte O'Neil räuſpert ſich bedächtig. „Die drei Männer ſind aus dem Buſch zurückgekom⸗ men, Mr. Hickſon. Die einzigen, deren Verhältniſſe und ae unſere Detektive bisher noch nicht überprüft en* „Wird ſofort in Angriff genommen“, fällt Hickſon ein. „Sobald die Leute das Krankenhaus verlaſſen, ſtehen ſie unter der Kontrolle unſeres Geheimdienſtes. Falls einer von ihnen etwas mit der ſchwarzen Börſe zu tun hat, werden wir es unzweifelhaft in kurzer Zeit wiſſen.“ „Gut“, nickt O'Neil.„Aber da iſt noch etwas anderes. Man ſagt, daß die drei ein neues, großes Diamantenfeld entdeckt haben.“ „Geſchwätz, Mr. O'Neil.“ Hickſon lächelt verächtlich. „Sie ſind doch erfahren genug, um zu wiſſen, daß derartige Gerüchte immer auftauchen, ſobald ein Digger aus dem Buſch zurückkehrt.“ „Hm. Der eine der Zurückgekehrten iſt Charles Biddle“, ſagt O Neil bedenklich. „Was ſoll das heißen?“ „Nun, nichts, als daß Biddle ein alter Digger iſt, der weiß, was er ſagt. Kenn ihn, den Alten. Iſt ſchon ſeine vierzig Jahre hier im Land. Hat immer Pech gehabt. Aber er gilt als ein guter Mann. Wenn er ſagt, daß er Diaman⸗ ten gefunden hat, ſo glaubt ihm das jeder Afrikaner unbe⸗ ſehen.“„Und dieſer Biddle behauptet alſo, einen Claim ge⸗ funden zu haben?“ O' Neil hebt die Schultern.„Weiß nicht. Man ſagt es. Er ſoll, als man ihn und ſeine Kameraden auf der Durſt⸗ ſtrecke halbtot gefunden hat, etwas von einem Diamanten⸗ feld geſprochen haben. Müßte mich ſehr täuſchen, wenn Ihnen das nicht auch bekannt wäre, Mr. Hickſon. Halb Kim⸗ berley ſpricht davon.“ „Schön“, Hickſon drückt auf einen Klingelknopf.„Wir werden der Sache auf den Grund gehen.“ Zehn Minuten ſpäter ſteht ein etwa ſechsundzwanzig⸗ jähriges Mädchen in einfachem Straßenkleid vor dem Ge⸗ neraldirektor, erwartungsvoll einen Notizblock in der Hand. Ein paar der Direktoren nicken ihr freundſchaftlich zu. Kitty Alliſter iſt den meiſten der anweſenden Herren be⸗ kannt. Wer kennt überhaupt in Kimberley Kitty Alliſter nicht? Ihr roſtroter Wuſchelkopf, ihre hellen, unheimlich klugen Augen und ihr frecher Mund ſind überall zu ſehen, wo„etwas los iſt“. Sie hätte in den letzten fünß Jahren zwanzigmal heiraten können. An Anträgen hat es ihr nicht gefehlt. Sogar der ehrenwerte Mr. Webſter, Makler und Agent im Diamantenhandel. hat ihr den Vorſchlag gemacht, ſeine Ehegattin zu werden. Kitty hat dieſen wie alle anderen Anträge abgelehnt. Kurz und bündig. Sie mag keine Feſſeln tragen. Will ſelbſtändig bleiben. Denn die Män⸗ ner taugen doch alle nichts. Kitty Alliſter hat in dieſer Beziehung böſe Erfahrungen gemacht. Sie iſt in Südafrika geboren, in einem Diggercamp aufgewachſen. wo alle Mannskerle hinter ihr her waren, als ſie noch ganz kurze Röcke trug. Ihr Vater iſt ein übler Raufbold geweſen, der die Mutter im Laufe der Jahre zu Tode geprügelt hat. Allerdings hat die Mutter— das erfuhr Kitty erſt ſpä⸗ ter— ihn mit einem halben Dutzend anderer Männer be⸗ trogen. Kitty hat, was man ſo nennt: eine bewegte Ver⸗ gangenheit. Sie iſt in allen Bars zu finden. iſt ſprich⸗ wörtlich bekannt wegen ihres frechen Mundwerks. Sie trinkt Whisky wie ein ausgewachſener Digger, ſpielt, tanzt, hat ihre Finger in allerlei Geſchäften und ſteckt ihre Naſe in alle möglichen und unmöglichen Angelegenheiten. Da⸗ bei gibt es in Wirklichkeit keinen einzigen Mann in Kimber⸗ ley, der ſich rühmen könnte, beſondere Rechte auf die rote Kitty zu beſitzen. Nach Mitternacht kommt es wohl vor, daß der oder jener Angetrunkene in einer Bar mit ſeinen Beziehungen zu Kitty Alliſter prahlt. Und Kitty denkt gar nicht daran, dagegen aufzubegehren. Sie läßt ihn ruhig prahlen. Nur wenn es ihr zu dumm wird ſieht ſie den Prahlhans ſo lange und ſo ironiſch an, bis er ſich verhed⸗ dert und kleinlaut den Rückzug antritt. Fragt man die rote Kitty dann, warum ſie ſich ſolche Lügen gefallen laſſe, dann tippt ſie ſich lachend an die Stirn:„Wer ſo dumm iſt, daß er glaubt, ich hätte mit ſo einem Krüppel.. alſo, der kann mich von allen Seiten gern haben.“ Wovon Kitty eigentlich lebt, iſt ſchwer zu ſagen. Ein⸗ mal hat ſie einen Zeitungskiosk gehabt. Den hat ſie eines Tages einfach ſtehengelaſſen, weil es ihr zu langweilig war, hinter dem kleinen Fenſterchen zu ſitzen Dann iſt ſie mal eine Zeitlang ſogar im Polizeidienſt geweſen. Aber da hat ſie einem Inſpektor der ihr eine wohlwollende Belehrung erteilen und wohl auch ſonſt noch verſchiedenes von ihr wollte, eine Maulſchelle verpaßt und iſt daraufhin entlaſſen worden. Ein Jahr lang hat ſie ſich dann in den Bars herumgetrieben. hier und da mal ein bißchen geſungen und etanzt. meiſt aber in keinem Engagementsverhältnis ge⸗ tanden. Hatte es auch nicht nötig. Die Wirte bringen Len was Kitty Alliſter beſtellt denn die rote Kitty zieht eute ins Lokal, ſorgt für Stimmung und weiß im Notfall auch ein paar Streithähne, die das Mobilar zu zertrüm⸗ mern drohen, auseinanderzuhalten. Und es gibt keinen Digger in Kimberley, der es ſich nicht 91 Ehre anrechnet, wenn die rote Kitty ſich an ſeinen Tiſch ſetzt und ſeinen Whisky austrinkt. 5 Seit einiger Zeit iſt Kitty Alliſter wieder„ſolide“ ge⸗ worden. Sie verkehrt zwar immer noch in allen möglichen Bars und Salons aber nur in den Nachtſtunden. ei Tage arbeitet ſie in den Büros der Mines Co. 5 weiſe nur und gelegentlich, denn daß Kitty ſich an eine feſte, regelmäßige Bürozeit gewöhnen könnte, daß iſt einfach aus⸗ geſchloſſen. Nur wenige Leute in Kimberley aber wiſſen, 6b Kitty Alliſter ſchon ſeit einem Jahr die tüchtigſte und erfolgreichſte Privatdetektivin der Diamond Mines Co. iſt. „Es handelt ſich um einen gewiſſen Charles Biddle“, beginnt Hickſon. Aber das rothaarige Girl unterbricht ihn ſofort gänzlich respektlos: a „Kenn ich. Was iſt mit dem Alten?“ „Er ſoll einen Fund gemacht haben.“ Hickſons Geſicht iſt etwas indigniert, während die anderen Herren ſchmunzeln. Der Generaldirektor kann ſich immer noch nicht an die reſpektwidrige Art Kittys gewöhnen 5 .„„ F Fortſetzung folgt.) Magiſches Mofaik. Feu E Vet POu zi cs, erb, Hel um d% felt dl, Pcb Ene ef u man mee. nE fand“ ben lie e O. el dis cen ne es fa 4 O Sen ee l. ö Vorſtehende neun aus je vier Feldern beſtehenden Qua⸗ drate ſind in der Weiſe zuſammenzuſtellen, daß ſie ein großes Quadrat ergeben, in dem ſtets neun Felder, alſo ein Viertel der Figur, ein Sprichwort ergeben. 5 Buchſtaben⸗Scherz⸗Rätſel. ſen ſen ſen ſen Stadt im Rheinland. 7 Speichen-Rätſel. 3 Der Mittelbuchſtabe iſt bei allen drei Wörtern der gleiche und iſt zu ſuchen. Die längslaufenden drei Wörter be⸗ deuten: Von 1 nach 4 ſüdamerikaniſcher Staat, 2 nach 5 Stadt in Rumänien, 3 nach 6 weiblicher Perſonenname, Die in den äußeren Feldern von 1 bis 6 befindlichen Buchſtaben ergeben dann den Namen einer Quellnymphe. Die zu ver⸗ wendenden 21 Buchſtaben ſind: a a dee giiklllort Wü Schach⸗Aufgabe. 1 e , r 5 8 2 4 d 3 5 Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. W N O * — do d W ‚ 2 0 Auflöſungen aus voriger Nummer: Problem„Fahnenweihe“: Der Schlüſſel liegt in den 4 Zeichen auf der Fahne. Die Zeichen zählen von links unten nach rechts oben. Lieſt man nun in den Buch⸗ ſtabenreihen unten die Buchſtaben in dieſer Reihenfolge, alſo die unter dem Kreis zunächſt, dann die unter dem Viereck, dem Dreieck, den Schlangenlinien, ſo erhält man: „Ein einig Volk kann niemals untergehn.“(Ernſt Moritz Arndt.) Silben⸗Rätſel: 1. Nikotin, 2. Infanterie, 3. Cle⸗ menceau, 4. Halma, 5. Trinidad, 6. Salpeter, 7. Itzehoe, 8. Stativ, 9. Tibet, 10. Glogau.— Nichts iſt gut verdauen. Tätigkeits⸗Rätſel: Sperling. Synonym: 1. kritteln, 2. ahnen, 3. fechten, 4. flun⸗ kern, 5. erwägen, 6. erlöſen, 7. keimen, 8. lullen. 9. ab⸗ ſchätzen, 10 tönen, 11. ſputen, 12 chartern, 13. hintertreiben — Kaffeeklatſch.. Silben⸗Kreuzwort⸗Rätſel: Von links nach rechts: 1. Balkan, 3. Linſe, 5. Nebo, 7. Made, 9. Leine, 11. Regina, 12. Lodi. 13. Herodias, 15. Germanien, 17. Kano⸗ nade, 20. Anemone, 23. Kate, 24. Megäre, 25. Lea, 26. Pe⸗ ter, 27. Alpen, 29. Nora. 30. Delta.— Von oben nach unten: 2. Kanne, 3. Linde, 4. Anleihe, 6. Boreas, 7. Mana⸗ ger, 8. Medien, 10. Nero, 12. Loni. 14. Diana, 16. Ma⸗ rone, 17. Kakadu, 18. Note, 19. Demeter, 20. Areal, 21. Mole, 22. Neapel, 26. Pera, 28. Pendel. Schach⸗Aufga be: Df bs, Sas cc oder a, b, c. . Dbs dec, Beliebig, D ſetzt matt. n„Kd es, 2. Db5—e2, Beliebig, . Db—c7, b. b8 De, Der bs, Dbs«bs matt. 111„Db d, . c6—c7, Beliebig, D ſetzt matt. Wenn Schwarz anzieht. 1. Tg4-h, c6—c7, 2. KdS—es, Beliebig, 3. L zieht ab und ſetzt matt. NIVEA Talnpcudrd Urmenſchliches. Mücke iſt im naturhiſtoriſchen Muſeum geweſen. „Haſt du auch den Neandertaler geſehen?“ erkundigt ſich ſein Freund. „Unſinn!“ ſagt Mücke.„In einem naturhiſtoriſchen Muſeum gibt es keine Münzenſammlungen.“ * Nebelmann will heimwärts fahren, beſteigt die Straßen⸗ bahn und bemerkt, daß er ſein Geld im Geſchäft liegenge⸗ laſſen hat. Der Schaffner läßt ſich auf Nebelmanns Be⸗ teuerungen betreffs ſpäterer Zahlung nicht ein. Nebelmann (erhaben):„Auch gut. Da ſteig ich eben ab und kauf mir in Auto auf Raten!“ 1 2 3 1 2 3. De2—e7 matt. 1 2 3 1 2 5 Hild, teich! cho mend. wundervoll in Oeschmeck. für gie grosse ſode * Im Zeichen der Flugmaſchine. 1 Zeichnung: Han. Der Storch hat bei vermehrter Beanſpruchung nur noch halbe Arbeit. Zum Kartoffelbau Im Kartoffelbau ſteht Deutſchland unbeſtritten an der erſten Stelle der kartoffelerzeugenden Länder. Die Bedeutung dieſer Kultur iſt um ſo höher, als die Kartoffel in Deutſchland nicht nur eines der wichtigſten Nahrungsmittel weiter Volkskreiſe, ſondern auch ein unentbehrliches Futtermittel iſt. Naturgemäß muß der Bauer, wenn er Maſſenerträge im Kartoffelbau erzielen will, leine Aufmerkſamkent den Vorbedingungen ſchenken, unter denen Höchſterträge überhaupt möglich ſind Zu dieſen Vorbedingungen gehört vor allem die Auswahl geeigneter Sorten, eine gute Bo⸗ denbearbeitung und eine richtige Düngung. Im allgemeinen wird die Kartoffel in Stall⸗ oder Gründung geſtellt, weil ſie wie die anderen Hackfrüchte dieſe Düngung am beſten ausnutzt. Es tſt aber irrig, wenn in bäuerlichen Kreiſen manchmal die Auffaſſung geäußert wird. daß die Stall⸗ oder Gründüngung allein zur Er⸗ zeugung von ausreichenden Erträgen genügt oder etwa zur Er⸗ zielung beſſerer Qualitäten beiträgt Langjährige Verſuche und Erfahrungen in der Praxis haben gezeigt, daß hohe Ernteerträge nur erzielt werden können, wenn neben der Stalldüngung die zur guten Entwicklung der Kartoffeln notwendigen Nährſtoffe in ausreichender Menge durch eine Volldüngung mik Handelsdüngern den Kulturen zur Verfügung geſtellt werden. Im Rahmen der Volldüngung iſt der Stickſtoff derjenige Nährſtoff, der die Ernte⸗ erträge am ſtärkſten beeinflußt. Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Kaßnitz, Landesabteilungsleiter II! C. ſchreibt darüber im Wochenblatt der Landesbauernſchaft Pommern vom 30. 3. 35 wie folgt:„Wir ha⸗ ben immer wieder feſtſtellen können, daß namentlich auf leichteren Böden der Herkunftswert der Kartoffeln verbeſſert wurde, wo dieſen eine ausreichende Stickſtoffdüngung, d. h. bis zu 25 Pfund Reinſtickſtoff je Morgen, mitgegeben war. Die ausreichend mit Stickſtoff verſorgten Nartoffeln ſchließen ſchneller. Durch gerin⸗ eren Waſſerverluſt des Bodens treten geringere Wachstums tockungen auf Je weniger Wachstumshemmungen die Kartoffel durchmacht, um ſo höher iſt ihr Pflanzkartoffelwert. Die Kar⸗ toffelſtickſtoffdünger ſind die Ammoniak enthaltenden Stick⸗ ſtoffdünger, deh ſchwefelſaures Ammoniak und Kalkſtickſtoff, die ſich im allgemeinen in der Wirkung zu Kartoffeln gleich gut be⸗ währt haben. Ein oft beobachteter Fehler iſt, daß der Stickſtoff den Kartoffeln zu ſpät gegeben wird. Entweder gebe man ihn vor der Beſtellung oder aber noch vor dem Auflaufen der Kartoffeln, weil, nachdem die Kartoffeln Blätter entwickelt haben, durch die Kopfdüngergahe leicht Aetzwirkungen an den Blättern eintreten können“ Ergänzend ſei darauf hingewieſen, daß der Kalkſtickſtoff, wenn er vor dem Eggen der Kartoffeldämme oder in der Zeit zwiſchen Eggen und Häufeln ausgeſtreut wird, noch manche läſtige Unkräuter wie z. B die Melde vernichtet, ohne in ſeiner Dünge⸗ wirkung Einbuße zu erleiden. a ſtellt?“ * 5 Sie:„Na, weißt du, unſer Junge wird dir aber von Tag zu Tag ähnlicher!“ Er:„So., was hat er denn ſchon wieder ange⸗ * „Alſo, der Zahnarzt, den Sie mir empfohlen haben arbeitet nicht ſchmerzlos.“ 5 „Wieſo denn? Hat er Ihnen weh getan?“ „Nein, aber geſchrien hat er, als ich ihn in den Finger biß!“ Deutſche Menſchen Es gehört zum Weſen unſerer Zeit, daß ihre lebendigen Kräſte auf allen Gebieten der Wirtſchaft und Kultur zu einer möglichſt vielgeſtaltigen, reichen, geſchmeidigen Entfaltung drängen. Beſon⸗ ders augenfällig iſt dieſer Grundzug an der Entwicklung des pri⸗ vaten Verſicherungsweſens zu verfolgen. Jeder neue Fortſchritz der Technik und Wirtſchaft bringt neben ſeinen Errungenſchaſten auch neue Wagniſſe und Gefahren mit ſich. Dadurch werden immer wieder neue notwendige Formen der privaten Verſicherung auf den Plan gerufen. So will es der kaufmänniſche Dienſt am Kunden, den umſichtig und anpaſſungsfähig zu betreiben die pri vate Verſicherung ſeit jeher beſtrebt iſt Nicht zuletzt ſchon aus Gründen des freien Wettbewerbs. Gibt es doch allein in Deutſchland 1400 private Verſicherungsgeſellſchaf⸗ ten mit einem Verſicherungsbeſtand von insgeſamt 20 Millionen Verträgen. Nun wird ja die Geſchäftsgebarung der privaten Ver⸗ ſicherungsgeſellſchaften durch das ſeit 1901 beſtehende Reichsauf⸗ ſichtsamt für Privatverſicherung überwacht. Durch dieſe Aufſicht ſind dem freien Wettbewerb im privaten Verſicherungsweſen volks⸗ wirtſchaftlich geſunde Schranken gewieſen Aber auch im geregel⸗ ten Wettbewerb können nur ſolche Unternehmungen mit Erfolg beſtehen, die ſtets bemüht ſind, ihre Einrichtungen zu verbeſſern, die Prämien zu ermäßigen und die Leiſtungen zu ſteigern Kurz, den Anforderungen des Kundendienſtes in jeder Beziehung zu genügen. Die deutſche Privatverſicherung iſt Kundendienſt am deutſchen Volk. Das Volk aber iſt eine Weſenseinheit von vielfältigſter Gliederung. Kein zweites Volk der Erde hat ſolche Vielheit von Stammes- und Berufstypen aufzuweiſen wie das deutſche. Und nun erſt die bunte Fülle eigenwilliger Perſönlichkeiten! Der nor⸗ male deutſche Menſch, wie er uns als einer von vielen des gleichen Stammes oder Standes entgegentritt, ſchon er iſt jedesmal ein „Fall für ſich““ Ein Fall, der demzufolge auch in allen Dingen des Lebens ganz für ſich, ganz ſeinen beſonderen Eigenheiten gemäß genommen ſein will. Auch— was ſeine Verſicherung anbelangt. Deshalb iſt ja die Tätigkeit der privaten Verſicherungsgeſell⸗ ſchaften Deutſchlands ſo wichtig. Ihre Verbundenheit mit dem völkiſchen Lebens- und Wirtſchaftsgefüge reicht bis zu den kleinſten lokalen und provinzialen Veräſtelungen des Volkskörpers. Daraus iſt die große Zahl der privaten Verſicherungsgeſellſchaften zu er⸗ klären. Die deutſche Privatverſicherung iſt der Vielfalt deutſchen, Menſchentums, ſeiner Lebensbedürfniſſe und ⸗Verhältnſſe orga⸗ 775 niſch angepaßt Ds pe ii mite zur Pflege der Hände 30, 0 ond RMA Brenner, tausche 3 3 die alte ein, det Mitglied Rest wird l-e-n g- zem bezahlt! der Katalog une Tausch bedingun- NS.„ Volks⸗ Bree wohlfahrt 3 J 90 fü en ate: n.-Na Wiedeb Sall.-Rat. Dr. Wieuehurg's Tnüringer Srwestg. 15 Cebfdt Or, Wisdebuſt Dr B. W. Müller, mit nebertichteter Abe Ubagsanatorlum Solar zeCK teilung(ür Naatucheilbe se Ge f 5. untet at ztlich. IL.enung von Dr. B. W. Möller. 2 dad blantennurg Undg-wald) Wasserheilverfahren— Pesch Veget Diät— Rohkost— Kegenerations- und Fastenkuren— Psychotherapie Beichbebiſd Sesamtpiospekt übet alle Kureinrichtungen darch die Vetwaltong Eli TE APE „Zum Wochenende“,„Die Familte' und„Zum Zeitvertreib! Nr. 1197 als Beilage D. 4 1 Vi. 1935: 669 498 Für die auf diefer Seite erf rtlich für Anzeigen iſt der Verlag der vorl Zeitung nicht zuſtändig. Wan rig Soln⸗ die Schriftleitung Kurt Winkler fü. Angeigentei Carl Görg. Porn. tagsblatt Deutſcher Prooinz⸗Verteger, ſämtlich in Berlin Wie, Maue el 1