S Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mä. 1.40, durch die Poſt Mt. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzelgenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte At. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. dages und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkünbblatt für den Stadttell Mhm.⸗Sechenhetm. Beilagen; Der Familienfreund, glluſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Nr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. IV. 35: 1250. 5 35. Jahrgang Das andere England Verurteilung der amtlichen britiſchen Politik gegenüber Deutſchland. London, 8. Mai. „News Chronicle“ läßt den zu den jüngeren konſerva⸗ tiven Unterhausabgeordneten gehörenden Rober t Boothy zu Worte kommen, der in einem Aufſatz die Frage unterſucht, wie die Dinge mit Deutſchland in Ord⸗ nung gebracht werden ſollten. Nach einer ſcharfen Kri⸗ tik der gegenüber Deutſchland und nach Verſailles verfolg⸗ ten Politik fährt er fort: „Bei der gegenwärtigen Lage von„wirkſchafllichen Sanktionen“ zu ſprechen, würde komiſch ſein, wenn es nicht ſo gefährlich wäre. Ueber die Stimmung der jetzigen deut ſchen Regierung oder die Größe ihrer bewaffneten Skreit. kräfte ſollte kein Irrtum beſtehen. In menſchlichen Ange- legenheiten gibt es nur eine Sanktion, und die enkſchei⸗ dende Antwork auf„wirkſchaftliche Sanktionen, die Gene⸗ ral Göring nicht zögern wird zu geben, beſteht in eini⸗ gen kauſend Bombenflugzeugen.“ Der Verfaſſer erklärt weiter, England habe jetzt nur elnen Weg vor ſich. Es müſſe den Grundſatz des Völker⸗ bundes und der kollektiven Sicherheit befeſtigen, aber nicht nur mit Worten ſondern auch mit Taten England könne ſich bei der ſetzigen Lage nicht zu dem ganzen übrigen Europa in Gegenſatz ſtellen, indem es verſuche, eine Sonderregelung mit Deutſchland abzuſchließen Vor allem dürfe England nicht dulden. in den Luftrüſtungen von Deutſchland wie von Frankreich weit überflügelt zu werden Die erſte und dringendſte Aufgabe ſei die Wiederherſtellung der Wehr⸗ macht, beſonders in der Luft. Kollektive Sicherheit könne man erſt haben, wenn man einem eventuellen Angreifer Streitkräfte von ſolcher Stärke entgegenſtellen könne, daß keine Herausforderung erfolgen werde. Die nächſte Aufgabe ſei, im Rahmen des Völkerbundes einen Pakt gegenseitiger Sicherheit zwiſchen den Nationen herzuſtellen, die an die Heiligkeit internatio⸗ naler Abmachungen und an das internationale Recht glaub⸗ ten. Dann werde England in der Lage ſein, zu Deutſchland auf gleichem Niveau zu ſprechen und ihm weſentliche Zu⸗ geſtändniſſe anzubieten. Es könnte wohl ſogar für die Rückgabe einiger kolo⸗ nigler Beſitzungen Deutſchlands geſorgt werden. Schließlich müſſe Deutſchland dann in den Völkerbund und in die Gemeinſchaft der Nationen zurückgebracht werden. Zugeſtändniſſe oder auch nur Beſprechungen in der gegen⸗ wärtigen nachteiligen Lage zu führen, würde für England eine verhängnisvolle Politik ſein. Die Oberhausausſprache Das engliſche Oberhaus hat wiederum eine bemerkens⸗ werte Sachlichkeit und auf jeden Fall eine gerechtere Be⸗ urteilung der deutſchen Lage gezeigt als die amtlichen hri⸗ liſchen Stellen. Lord Allen befaßte ſich mit den deutſchen Luft⸗ plänen und fragte, was an ihnen als moraliſch anfecht⸗ bar ausgeſetzt werden könne. Was die Landſtreit ⸗ kräfte betreffe, ſo fordere Deutſchland eine Höchſtſtärke don 550 000 Mann. Wenn man Deukſchland mißtraue, warum nehme man dann nicht die gleiche Haltung gegenüber Sowjfetrußland ein, das bereiks 950 600 Mann beſitze? lleber Deutſchlands Flottenpläne könne verhan⸗ delt werden, und er empfehle die Ausarbeitung eines end⸗ gültigen Planes. Lord Noel Buxton ſprach von ſeinem kürzlichen Beſuch in Deutſchland und erklärte, das tiefe Gefühl der Ungerechti keit, das in Deutſchland empfunden werde, habe 9 ihn eben ſolchen Eindruck gemacht wie die Furcht vor dem Kommunismus. Der grundlegende Fehler in der bisherigen britiſchen Politik ſei auf den tiefergehen⸗ den Wunſch zurückzuführen, Frankreich gegenüber loyal zu ſein. In Frankreich erhoffe man eine Politik der Einkreiſung, die aber England nicht mitmachen dürfe. Der Redner ſchilderte hierauf die Leidenszeil Deukſch⸗ lands in den Jahren nach dem Krieg, um zu dem Ergebnis zu kommen, daß die politiſche Entwicklung in Deulſchland nur zu natürlich geweſen ſei. Im weiteren Verlauf ſeiner Rede übte Lord Noel Buxton an der deutſchen Innenpolitik Kritik und ſagte, wieder zur Außenpolitik übergehend, zum Schluß wörtlich folgendes: i. „Wir müſſen erkennen, daß es ein Glück ist, daß Hit⸗ ler ſehr englandfreundlich iſt. Er iſt der Anſicht, daß Eng⸗ lands Aufgabe darin beſteht, ein Mittler zwiſchen Deuſch⸗ land und Frankreich zu ſein. Er hat eine ſeiner ſtaatsmänniſchen Fähigkeiten be⸗ wieſen. 5 er ha ſich mit Polen in einer Weiſe befaßt, die niemand ür möglich gehalten hal. Er hat das gelöſt, was die unlös⸗ lichſte Aufgabe in Europa zu ſein ſchien.“ Nach einer Rede Lord Newtons, der ebenfalls nicht ein⸗ zuſehen vermochte, warum England mit Deutſchland nicht auf gleich gutem Fuße ſtehen könne wie mit Frankreich oder Italien, nahm Lord Ceeil das Wort zu Eller ede, die in der Behauptung gipfelte, daß die junge Gene ⸗ ſallon in Deutſchland in den letzten zwei Jahren in mili⸗ Donnerstag, den 9. Mai 1935 tariſtiſchem Sinne erzogen worden ſel, was Lord Mot tiſtone zu der Zwiſchenfra ge veranlaßte, oh Lord Cecil kürzlich in Deutſchland geweſen ſei. Cccit mußte dieſe Frage verneinen, was Mattiſtone zu dent entrüſteten Ruf veranlaßte:„Wie kann man es wagen, über ein Land zu ſprechen, das man nicht geſehen hat!“ Lord Ponſonby, der für die arbeiterparteiliche Op⸗ deutſche Volk, wenn es die Berichte über dieſe Ausſprache leſe, das Maß tiefer Sympathie erkennen werde, das in England für die deutſche Nation und das deutſche Volk vorhanden ſei, ebenſo wie den Wunſch, Deutſchland zu helfen und es in die Gemeinſchaft der Nationen zu holen. Der Unterſtaatsſekretär im Auswärtigen Amt, Lord Stanhope, antwortete für die Regierung: Er hoffe im⸗ mer noch, daß ein Rüſtungsabkommen möglich ſein werde. England hoffe, eine Baſis von 200000 Mann für alle Hauptländer Europas zu erreiche ö en. England erwarte von Deutſchland jetzt einige endg e Vorſchläge. Feierlicher Oiplomatenempfang in London Der engliſche König dankt den ausländiſchen Mächten. London, 9. Mai. König Georg empfing am Mittwoch im Thronſaal des altehrwürdigen St. James⸗Palaſtes die diplomatiſchen Ver⸗ treter der ausländiſchen Mächte und die Abgeſandten der britiſchen Dominien und Kolonien, um ihnen und damit der Welt für die Glückwünſche zu ſeinem Silbernen Regie⸗ rungsjubiläum zu danken. Der Empfang begann mit einer Anſprache des bra⸗ ſilianiſchen Votſchafters de Oliviera als Doyen des diplo⸗ matiſchen Korps. In ſeiner Antwort ſagte Köni g Georg u. a., er und die Königin ſeien tief gerührt durch die Wärme und Aufrichtigkeit der Glückwünsche des diplomatiſchen Korps. „Es iſt eine Freude für mich, und wie ich hoffe, ein glückliches Vorzeichen für die Zukunft, daß Abgeſandte aus jedem Teil des Erdballes heute hier in Freundſchaft und Berkrauen verſammelt ſind. Ich bete zu Gott, daß die Ein⸗ mütigkeit, die Sie heute an dieſer Stelle zufammengebracht hal, ein Sinnbild eines dauerhaften Friedens in der geſam⸗ ken Welt ſein möge.“ Dann begrüßten die vier Miniſterpräſidenten der bri⸗ tiſchen Dominien Kanada, Auſtralien, Südafrika und Neu⸗ ſeeland den Monarchen mit kurzen Ergebenheitsadreſſen. Der auſtraliſche Miniſterpräſident Lions erklärte u. a. „Auſtralien liegt weit entfernt von den Geſtaden Englands, aber unſere Ergebenheit gegenüber der Krone und der Per⸗ ſon Eurer Mafeſtät wird durch die Tauſende von Meilen von Land und See, die uns von Euch trennen, nicht ver⸗ ringert.“ In ſeiner Erwiderung erklärte der König u. a.: „Wir grüßen die Miniſterpräſidenten der Dominions, die jetzt gleichberechtigte Partner im engliſchen Weltreich ſind, in unſerer gemeinſamen Heimat. Wenn Sie zurückkehren, nehmen Sie bitte jeder zu ſeinem Volk eine Botſchaft der Zuneigung zu allen Mitgliedern dieſer großen Familie mit, deren Oberhaupt ich mit ſo viel Stolz und Dankbarkeit bin. Mit geſundem Menſchenverſtand und Vertrauen als Schild und Panier haben wir trotz mancher⸗ lei Schwierigkeiten unſere Erbſchaft der Freiheit für die Einzelperſon ſowohl als auch für unſere vielen Raſſen er⸗ halten. Die zahlloſen und unſichtbaren Bande des Gefühls und der Ueberlieferung, die uns vereinigen, ſind fein ge⸗ ſponnen, aber viele Faſern machen ein ſtarkes Band, um uns im Zeichen des Unglücks zu verbinden. Es iſt mein Gebet und mein feſter Glaube, daß dieſes geiſtige Band ſich auch als das Band des Friedens erweiſen möge.“ König Georg an den Führer Die Ankwork auf das Glückwunſchtelegramm. Berlin, 8. Mai. Der König von England hat das Glückwunſchtelegramm des Führers und Reichskanzlers mit einem Telegramm erwidert, welches in Ueberſetzung wie folgt lautet: Ich danke Ihnen, Herr Reichskanzler, aufs wärmſte für die Glückwünſche, die Sie ſo freundlich waren, mir ge⸗ legentlich meines Silbernen Jubiläums in Ihrem eigenen Namen und im Namen des deutſchen Volkes zu übermitteln. Ich bin Ihnen beſonders dankbar für Ihre freundliche Er⸗ wähnung meiner Beſtrebungen und der Beſtrebungen mei⸗ ner Regierung im Intereſſe des Friedens. Die Sache des Friedens liegt mir ſehr am Herzen und iſt das ſtändige Ziel, das meine Regierung vor Augen hat. Ich erwidere Ihre guten Wünſche für den Erfolg dieſer Sache und vertraue darauf, daß ich damit nicht nur die Geſinnung meines eigenen Volkes, ſondern die der ganzen ziviliſierten Welt zum Ausdruck bringe.“ Des Führers Lohn für Treue Der Führer und Reichskanzler hat angeordnet, daß im Rechnungsjahre 1935 von den im Dienſte des Reiches, der Länder und Gemeinden ſowie der Körperſchaften des öffent⸗ lichen Rechts freiwerdenden planmäßigen Beamtenſtellen des unteren und des einfachen mittleren Dienſtes 10 v. H. mit folchen für die betreffende Laufbahn geeigneten National⸗ ſozialiſten zu beſetzen ſind, die bis zum 14. September 1930 ihren Eintritt in die Partei erklärt haben. S occooo Nr. 107 Die neue Volksſchule Eine Anſprache des Reichserziehungsminiſters. München, 9. Mai. In Pafing vor München fand am Mittwoch die feierliche Eröffnung der Hans⸗Schemm-⸗Hochſchule für Lehrerbil⸗ dung ſtatt. Reichserziehungsminiſter Ru ſt führte dabei u. d. aus: Die deutſche Schule kann ihre Aufgabe nur ableiten aus den großen Lehren des deutſchen Schickſalsweges. Die Erziehung der Vergangenheit ſah nur die Menſchheit und das Individuum. Wir kennen keine Menſchen an ſich. Wir ſehen den deutſchen Menſchen. Wir ſehen im Kinde ein We⸗ ſen aus unſerem Blut, auf dieſer Scholle gewachſen, und wir ſehen das Endziel der Erziehung: ein Volk mit einem Willen, mit einer Geſinnung, mit einem Cha⸗ rakter. Eine Bewegung, die aus den Tiefen des Volkes aufge- ſtiegen und auf ſeinen breiten Schichten aufgebaut iſt, wird das neue Erziehungswerk nicht bei der höheren Schule be⸗ ginnen, ſondern bei der Volksſchule. Dort wird das Schickſal entſchieden. Wenn da aus dem deutſchen Schickſalsbewußtk⸗ ſein, aus dem wiedererwachten natürlichen Gemeinſchafks⸗ gefühl, aus den heimatlichen Kräften heraus die Jugend erzogen wird, dann iſt die Feſtung des deutſchen Lebens errichtet, dann ſteht Deutſchland. Am Anfang kann nicht ein neuer Lehrplan ſtehen. Auch die Methode iſt nicht das Entſcheidende. Wir ſind Su⸗ — chende und haben den Mut, es zu ſein. Suchen heißt aber auch Forſchen. Die völkiſche Erziehungslehre ſelbſt muß erſt entwickelt werden. Auch für die Schule iſt entſcheidend der neue Lehrertypus der hier in Erſcheinung tritt daß die Bildungswerte nicht vernachläſſigt werden dürfen, iſt ſelbſtverſtändlich, denn Dilettantismus iſt der Tod jedes Unternehmens. Der Typ des neuen Dozenten muß ein Stück SA ⸗ Mann in ſich verkörpern, er muß aber auch den Trieb zur Erforſchung der wiſſenſchaftlichen Wahrheit in ſich kea⸗ gen, er muß ſein Fach hochſchulmäßig vertreten können. Er ſtand hinter Horſt Weſſels Mörder Sicherheitsverwahrung für einen Mikkäker. Berlin, 8. Mai. Die Strafkammer des Berliner Landgerichts gab dem Antrag der Staatsanwaltſchaft auf Anordnung der nach⸗ träglichen Sicherheitsverwahrung gegen den 33jährigen Joſeph Kandulſki, einen der Mittäter bei der Ermordung Horſt Weſſels, ſtatt. In der Verhandlung gegen den mehrfach vorbeſtraften Verbrecher, der im erſten Strafverfahren gegen die Mörder Horſt Weſſels mit der unverſtändlich milden Strafe von fünf Jahren und einem Monat Zuchthaus davongekommen war, lebte noch einmal die Erinnerung an die furchtbare Tat kommuniſtiſcher Meuchelmörder auf, der der national⸗ ſozialiſtiſche Freiheitskämpfer Anfang 1930 zum Opfer fiel. Als der zu ſechs Jahren Zuchthaus verurteilte Ali Höhler den tödlichen Schuß auf Horſt Weſſel abgab, ſtand Kandulſki hinter ihm und hat ſpäter aus dem Wäſcheſchrank im Zimmer Horſt Weſſels eine Piſtole geſtohlen. Kandulfki iſt ſeit 1918 im ganzen ſechsmal wegen Diebſtahls vorbeſtraft und ohne perſönliche Rot immer wie⸗ der ſtraffällig geworden. Da er von ſeinem verbrecheriſchen Hang nicht abzubringen war, mußte er alz„gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“ angeſprochen werden. Die Zuſtände in der Gowjeipreſſe „Dafür müßte es Prügel geben.“ Moskau, 8. Mai. Aus Anlaß des„Tages der Sowjetpreſſe“ erſtattete der Leiter der Propagandaabteilung des Zentralausſchuſſes der Bolſchewiſtiſchen Partei, Stetzi, einen Bericht über die Auf⸗ gaben und die politiſche Bedeutung der Sowjetpreſſe. Nach⸗ dem er betont hatte, daß ſich die Sowjetpreſſe die Richt⸗ linien der Komintern zu eigen machen müſſe, ging er mit den verantwortlichen Leitern der Sowjetpreſſe und de⸗ Sowjetbuchhandels und»verlagsweſens ſcharf ins Gericht und deckte ſchonungslos die haarſträubenden Zu; ſtände im ſowjetruſſiſchen Preſſeweſen auf. Neben einem auffallenden 8 Mangel an einfachſten politiſchen und wirkſchaftlichen Kennfniſſen i ſehle den meiſten Mitarbeitern der Sowjetpreſſe die unum⸗ gängliche Beherrſchung der marxiſtiſchen und leniniſtiſchen Theorien. Vollkommen gehe ihnen aber jedes Verſtändnis für ben Leſer und Abonnenten ab, wofür die meiſten am ſchwarzen Brett öffentlich angeprangert werden müßten. Viele Preſſemitarbeiter glaubten, daß ſie, wenn ſie ka um zwei Jahre in einer Zeitungsredaktion verbracht hät⸗ ten, ſchon Meiſter ihres Faches ſeien. Eine, wie Stetzi ſich ausdrückte, ſo„ehrwürdige“ Zeitſchrift wie das Blatt„Unter dem Banner des Marxismus“ habe ihre erſte Nummer des laufenden Jahrganges 1935 erft Mitte April herausgebracht, die Zeitſchrift„Probleme der Volkswirt⸗ ſchaft“ ſogar erſt vor wenigen Tagen anſtatt im Januar. Die Zeitſchriften der ſowjetruſſiſchen Kunſtliteratur hatten ebenfalls keine Eile, an die Oeffentlichkeit zu gelangen. „Dies iſt,“ ſo erklärte der Propagandachef der Kom⸗ muniſtiſchen Partei,„eine wahre Verhöhnung der Abon⸗ nenten. Dafür müßte es Prügel geben!“ — Arbeitstagung evangeliſcher Kirchenführer Berlin, 8. Mai. Am Sitz der Reichskirchenregierung verſammelten ſich unter der Leitung des Reichsbiſchofs evangeliſche Kirchenführer zu einer Arbeitstagung. Nach einem Referat von Profeſſor D. Witte über Ziele und Beſtrebungen der neuheidniſchen Bewegungen verlas der Reichsbiſchof ein an die Gemeinden gerichte⸗ tes Wort, in dem er gegenüber dieſen Beſtrebungen zu einer würdigen, dem beſonderen Weſen der evangeliſchen Kirche entſprechenden Haltung auffordert. Im weiteren Verlauf der Arbeitstagung wurden nach längerer, von ſcelden⸗ tigem Vertrauen getragener Ausſprache die ent cheiden⸗ kirchlichen Fragen, in beſonderer Weiſe die künftige Ge⸗ ſtaltung des Frauenwerks der Deutſchen Evangeliſchen Kirche behandelt. 7 77* 4 Ein Betrügerkonſortium „Iſidor“ Weiß' Schwager ein Verbrecher. Nach Abſchluß umfangreicher Ermittlungen konnke von der Staatsanwaltſchaft Berlin jetzt Anklage wegen einer großen Jahl raffiniert durchgeführter Unfallbekrügereien erhoben werden. Das bevorſtehende Strafverfahren gegen die 14 Angeklagten verſpricht aufſehenerregende Enkhül⸗ lungen zu bringen über die Arbeitsweise dieſes unter Füh⸗ rung des 43jährigen Hellmuth Buß ſtehenden Betrü⸗ gerkonſortiums, das Verſicherungsgeſellſchaften und ſonſtige Haftpflichtige in der Zeit von 1931 bis 1933 in nicht weni⸗ ger als 19 Fällen um Beträge von rund 20 000 Mark ge⸗ ſchädigt haben ſoll. Mitangeklagt ſind zwei Aerzte, die unter dem Einfluß von Buß falſche Atteſte zur Unterſtützung der Scha⸗ denserſatzanſprüche ausſtellen mußten. Faſt alle Angeklag⸗ ten wurde der Reihe nach von den vorgetäuſchten Unfällen betroffen, bei denen jeweils drei bis vier Mit⸗ glieder der Kolonne in verteilten Rollen mitwirkten. Buß iſt der Schwager des berüchtigten früheren Poli⸗ zeivizepräſidenten„Iſidor“ Weiß. Er brachte in einem aus⸗ ſchweifenden Leben das große väterliche Erbe durch und leiſtete bereits im Jahre 1928 den Offenbarungseid. Ende März 1932 gründete er dann die„Internationale Schutz⸗ ſtelle für Unfallgeſchädigte“. Buß hat ſich nach der Anklage außerdem eines Sitt⸗ lichkeitsverbrechens an einem 14jährigen Mädchen ſowie in Gemeinſchaft mit ſeiner jetzt von ihm geſchiedenen dritten Ehefrau, der Mitangeklagten Eliſabeth Buß, der vollendeten und verſuchten räuberiſchen Erpreſſung an einem wohlhabenden Chefarzt ſchuldig gemacht, mit dem Frau Buß ein Verhältnis unterhalten hatte. Das ſaubere Paar ſoll mit den gemeinſten Mitteln von dieſem Arzt 2000 Mark erpreßt haben, nachdem vorher 30 000 Mark„Schwei⸗ gegelder“ gefordert worden waren. 1 S 4 l e 2 Politiſches Allerlei Zwei jugendliche Straſſer⸗Anhänger abgeurteilt. Wie dem Weſtdeutſchen Landesdienſt aus Berlin ge⸗ meldet wird, hatten ſich wegen Vorbereitung zum Hochverrat vor dem Volksgerichtshof die 21jährigen Paul Matter und Wolfgang Hanſen aus Köln zu verantworten. Sie haben bis zu ihrer Feſtnahme im November 1934 im Geheimen für die hochverräteriſchen Ziele der Schwarzen Front Otto Straſſers gearbeitet und Schulungsvorträge in einem Kreiſe jugendlicher Intellektueller gehalten. Matter betätigte ſich während der Schulzeit zunächſt auf dem Boden des National⸗ ſozialismus. Dann aber wandte er ſich der Schwarzen Front zu und wurde zu einem ihrer leitenden Funktionäre in Köln. Er unternahm Reiſen nach Saarbrücken und Prag und trat hier mit Vertrauensleuten Otto Straſſers in Verbindung. us Saarbrücken brachte er auch hochverräteriſche Schriften mit nach Deutſchland, deren Artikel in politiſchen Schulungs⸗ kurſen beſprochen wurden. Das Urteil gegen Matter lautete auf drei Jahre Zuchthaus, während der weniger aktive Hanſen mit einem Jahr und ſechs Monaten Gefängnis da⸗ vonkam. . — Lügennachricht über einen Abt. In ausländiſchen Blättern wird behauptet, der Abt des Kloſters Maria Laach ſei berhaftet worden. Es handelt ſich auch in dieſem Falle um eine Lügennachricht, wie ſie in letzter Zeit beſonders häufig verbreitet werden. Rom. In unterrichteten italieniſchen Kreiſen will man wiſſen, daß der öſterreichiſche Bundeskanzler Schuſchnigg am nächſten Freitag mit Muſſolini oder Suvich in Florenz zuſammentreffen wird. Rußland verweigerke franzöſiſchen Journaliſten die Einreſſe. Die Sowjetbotſchaft in Paris hatte ſich geweigert, das Viſum für die Berichterſtatter des„Matin“ und des„Jour⸗ nal“ zu erteilen, die Außenminiſter Laval auf ſeiner Reiſe nach Moskau begleiten ſollten. Nachdem ſich faſt ſämtliche franzöſiſchen Informationsblätter mit den Zeitungen ſoli⸗ dariſch erklärt haben, denen die ſowjetruſſiſche Botſchaft die Einreiſegenehmigung verweigert hatte, teilt der „Temps“ jetzt mit, daß der Zwiſchenfall geregelt ſei. Die Sowjetbotſchaft in Paris habe bekanntgegeben, daß das Viſum für die Einreiſe nach Sowjetrußland keinem franzöſiſchen Zeitungsvertreter verweigert werde. Franzöſiſche Bauernführer unker Anklage. Der Unterſuchungsrichter in Rouen hat den Vorſitzen⸗ den des Ausſchuſſes zur Verteidigung der Bauernintereſ⸗ ſen wegen verſuchter Aufreizung zum Steuerſtreik unter Anklage geſtellt. Der Angeſchuldigte hatte ein Flugblatt unterzeichnet, das die Bauern auffordert, die Bezahlung ihrer ſteuerlichen Verpflichtungen mit landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen anzubieten, da ihnen die Aufbringung der erforderlichen Barmittel unmöglich ſei. Todesurteil gegen den Mörder von Geiſenhauſen. Landshut, 9. Mai. Das Schwurgericht Landshut verur⸗ teilte wegen Mordes an der 17jährigen Fabrikarbeiterin Maria Lehrhuber den 23jährigen Johann Haflbeck aus Gei⸗ ſenhauſen zum Tode. Haflbeck hatte mit der Lehrhuber ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Er beſchloß, ſie umzubringen und führte dieſe Tat am 23. Februar 1935 in roheſter Weiſe aus. Das Mädchen wurde von ihm erdroſſelt, mit einem Hammer erſchlagen und ſchließlich auf einen Bahndamm geſchleppt, um es überfahren zu laſſen und ſo einen Selbſtmord vorzutäuſchen. Der Körper des Mädchens bewegte ſich aber noch und fiel neben die Gleiſe, wodurch die beabſichtigte Vortäuſchung vereitelt wurde. Kurzmeldungen Berlin. Der Reichs⸗Tuderkuloſe⸗Ausſchuß erläßt aus Anlaß des 25. Todestages Robert Kochs einen Aufruf an alle deutſchen Volksgenoſſen zur Unterſtützung der Robert⸗ Koch⸗Stiftung. Bern. In der Verhandlung im Zioniſtenprozeß ver⸗ wahrte ſich der Sachverſtändige Fleiſchhauer gegen einen Ueberfall, mit dem er bedroht worden war, und bittet um Schutz, da er auf Schweizer Boden als Ausländer nicht von dem Recht der Notwehr Gebrauch machen möchte. Paris. Laut„Matin“ hat der Luftfahrtminiſter die Schaffung eines großen Flugplatzes bei Bordeaux⸗Teynac e der zwei Flugzeuggeſchwadern Unterkunft bie⸗ en ſoll. Unfall beim Bau der Kurheſſen⸗Halle. Niederzwehren, 9. Mai. Beim Bau der Kurheſſen⸗ Halle ſtürzte während der Montagearbeiten ein Teil des Baugerüſtes ein, wobei zwei Angehörige der Gefolgſchaft verletzt wurden. Der Afrikaflug Karl Schwabes Berlin, 9. Mai. Nach einer Nachricht aus Daresſalam traf der Afrikaflieger Karl Schwabe vor einfgen Tagen dort ein. Er wohnte dem ſeltenen Ereignis einer Parade der Eingeborenen⸗Truppen bei, die anläßlich des Regie⸗ rungsjubiläums des Königs Georg V. neben anderen Feiern veranſtaltet wurde. Bei ſeinem Flug über das Nil⸗ tal hörte Karl Schwabe bei Deutſchen in Juba am Nil in der Nähe von Mongella eine Kurzwellenſendung aus Deutſchland. Fiſcherboot gekentert— Dtei Tote Leba(Kreis Lauenburg), 8. Mai. Ein Fiſcherunglück, das drei Menſchenleben forderte, ereignete ſich am Diens⸗ tag abend. Nachdem die See längere Zeit vollkommen ruhig war, trat ſpät abends plötzlich auf Nordoſtwind hin ſchwere See ein. Die etwa 40 Kilometer öſtlich von Leba auf Lachsfang befindlichen Fiſcher kehrten ſofort um, um den Heimathafen Leba aufzuſuchen. Der Kutter Nr. 50 mit drei Fiſchern an Bord kenterte in der Hafeneinfahrt und ver⸗ ſchwand mit der Beſatzung in den Fluten. Alle drei Fiſcher ſind verheiratet; ſie hinterlaſſen zum Teil kleine Kinder. Auch die ſpäter heimkehrenden Fiſcher hatten große Schwie⸗ rigkeiten zu beſtehen, um in die ſchlechte Hafeneinfahrt hin⸗ einzukommen. Mord an einer Tänzerin Der Täter der frühere Bräutigam. Hamburg, 8. Mai. Eine 26jährige Tänzerin wurde in ihrer Wohnung in St. Pauli ermordet aufgefunden. Die polizeilichen Ermif. lungen ergaben, daß der Tod durch Erwürgen eingetreten iſt. In dem Zimmer der Toten wurde ein Schreiben aufge. funden, in dem ſich der frühere Bräutigam der Toten, der 32jährige Johannes Piſter, der Tat bezichtigt. Piſter wurde verhafket. Er hatte nach der Tat die Flucht ergriffen. Der ehemg⸗ lige Verlobte der Tänzerin bewohnte das Nebenzimmer. Vor Begehung der Tat ſoll es zwiſchen Piſter und der Tänzerin, die die Verlobung gelöſt hatte, zu einem Auftritt gekommen ſein. Wie die Polizeibehörde noch ergänzend mitteilt, hatte der Täter in Altona übernachtet, wo er einen Selbſtmordverſuch unternahm. Piſter wurde einem Kran⸗ kenhaus zugeführt, wo er jedoch vernehmungsunfähig dar⸗ niederliegt. ab Auf dem Heimweg ertrunken. In der Nähe der Pointner-Mühle in Klettham(Bayern) wurde der 51 Jahre alte Dienſtknecht Joſeph Baumer in der Sempt ertrunken aufgefunden. Die Erhebungen ergaben, daß der Mann ſich nachts auf dem Heimwege von einer Wirtſchaft befand und dabei in den Fluß geſtürzt iſt. Der vergiſtete Kuchen Seltſame Aufklärung des Reichenhaller Gifkmordes. München, 8. Mai. Der geheimnisvolle Giftmord in Bad Reichenhall hat jetzt ſeine völlige Aufklärung gefunden. Wie gemeldet, war dort die 13 Jahre alte Bauerntochter Thereſe Enzinger nach dem Genuß von Cremeſchnitten geſtorben. Die Sektion der Leiche hatte das Vorhandenſein eines ſtarken Giftes er⸗ wieſen. Die polizeilichen Nachforſchungen ergaben nun, daß nicht, wie urſprünglich gemeldet, das Mädchen ſelbſt ein Paket mit Cremeſchnitten gefunden hakte, ſondern der 20 Jahre alte Bruder, als er ſich in Begleitung ſeiner Braut, Franziska Schober, befand. Dieſe hakke das Paket gegen ein Trinkgeld von einer dritten Perſon an der betreffenden Stelle niederlegen laſſen, nachdem ſie die Cremeſchnitten vorher vergiftet hatte. Als die beiden das Paket fanden, veranlaßte die Schober ihren ahnungsloſen Bräutigam, das Paket mit nach Hauſe zu nehmen und ſich den Inhalt gut ſchmecken zu laſſen. Der junge Mann ſchenkte die Süßigkeiten aber ſeiner 13jährigen Schweſter, die dann nach zehnſtündigen Schmerzen qual- voll ſtarb. Die Schober wollte ſich wegen irgendeiner Angelegen⸗ heit an ihrem Bräutigam rächen. Nach ihrer Verhaftung legte ſie ein volles Geſtändnis ab. Der 63jährige Vater des verſtorbenen Mädchens, der auch von den Süßigkeiten gekoſtet hatte, liegt noch ſchwer darnieder, befindet ſich aber außer Lebensgefahr. Seine zweite Tochter iſt wieder völlig hergeſtellt. Aus Hunger! Freiwilliger Jeuerkod einer indiſchen Jamilie. Simla, 8. Mai. Unweit von Erode(Madras) wurde eine fünfköpfige Familie durch Hunger zum Selbſtmord ge⸗ trieben Die Familienmitglieder füllten einen Brunnen, den ſie auf ihrem Land gegraben hatten und der ſich als waſ⸗ ſerlos erwies, mit Reiſig und goſſen Petroleum nach. Dann nahm die Familie die heilige Waſchung vor, zog Feſtgewänder an und ſteckte das Keiſig in Brand. Darauf ſprang zunächſt der Baker in den Schacht. Die Frau, die Tochter und die beiden Söhne folgten. Einer der Söhne konnte durch Nachbarn gerektet werden, alle anderen ver⸗ brannten. Neues Erdbeben auf Formoſa— 19 Tote Tokio, 9. Mai. Auf der Inſel Formoſa hat ein neues Erdbeben ſtattgefunden. Viele Häuſer wurden dem Erdbo⸗ den gleichgemacht. Bisher konnten 19 Tote geborgen wer⸗ den. Ein Deutſcher Oxforder Ehrendoktor. London, 9. Mai. Dem Generaldirektor der Pteu⸗ ßiſchen Staatsbibliothek Dr. Krüß iſt in Oxford die Würde eines Ehrendoktors verliehen worden. GISELA RUHLANUꝰ's WEG ZIM LICHT. Roman von Kurt Martin N Nadidruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. ö Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. 5- 9 IV. Hedda Ahnſtein hatte am Abend daheim noch nichts de von geſagt, daß ſie Wolfgang Sombert für den Nach⸗ mittag des nächſten Tages zum Tee geladen hatte. Erſt zam Morgen, als ſie mit den Eltern und Alfons am Früh⸗ (ſtückstiſch ſaß, kam ſie darauf zu ſprechen. Ihr Vater zog zunwillig die Brauen hoch. f „Das geſchieht alſo neuerdings ſo ganz ſelbſtverſtänd⸗ lich! Du hältſt es gar nicht für nötig, dich erſt mit uns zu beſprechen, Hedda!“ „Aber, Papa, weil wir doch nun einmal im Zuge zu⸗ ſammenſaßen.— Er iſt ja ein netter, gebildeter Menſch⸗ Du ſollteſt mir doch eigentlich zuſtimmen, ſchon des alten Sombert wegen. Er iſt dir ja ſtets gefällig.“ „Na, ſo weit iſt dieſe Gefälligkeit nicht her! Der Many hat auch ſeinen Dickſchädel. Ich habe ja im Grunde nichts agegen, wenn du ihn mal zu uns geladen haſt; aber ſo eilig war das doch nicht.“ 5 „Er will ja nur ein paar Tage hierbleiben.“ i„So, ſo!— Na, und was ſagſt du, Carola?“ 1 Frau Carola Ahnſtein lächelte kühl überlegen.„Er ſoll ruhig kommen. Wie iſt er denn jetzt überhaupt, Hedda?“ „Er machte auf mich einen ſehr guten Eindruck. Er ver⸗ ſteht zu plaudern, er hat allerhand in Berlin gelernt. Nun geht er ja nach Wien.“ Alfons höhnte:„Am Ende wird er noch eine Größe, vor der wir alle den Hut abnehmen müſſen.— Geiger!— ehlt nur noch, daß du ihn heiraten möchteſt, Hedda!“ skar Ahnſtein lachte.„Famos!— Da halte ich deine ter denn doch für zu klug, Alfons, So weit wird ſie ſich denn doch nicht vergeſſen wollen. Ich denke, ſie weiß, 191 5 Anſprüche ſie an ihren zukünftigen Gatten ſtellen kann.“ Hedda erklärte:„Rege dich nicht auf, Alfons! Ich denke im Traum nicht daran, einen Wolfgang Sombert zu hei⸗ raten. Nein— aber zu einem kleinen Flirt wäre er mir nicht unangenehm.“ Frau Carola nickte.„Das würde ich nie anders von dir erwarten, Hedda.— Ich will dir dein Vergnügen keines⸗ 10 ſchmälern. Du wirſt ja ſelbſt die Grenzen kennen.— Alſo mag der junge Mann ruhig kommen. Er iſt uns an⸗ genehm.— Wie war es übrigens bei Dr. Solfmann 6515 100 fried ö „Er war ſehr zufrieden. Er hat mich eingehend unter⸗ ſucht. Es iſt alles in Ordnung.“ N Alfons Ahnſtein konnte wieder das Spotten nicht laſſen. „Es muß doch etwas zu Reizvolles ſein, zu ſolch einem 8 805 Frauenarzt zu gehen. Dem Dr. Solfmann laufen ſie das Haus ein, viele gewiß nur deshalb, weil er ein ettes Aeußere beſitzt, weil er jung und unverheiratet iſt.“ Frau Carola mahnte.„Laß den Spott, Alfons! Dr. Solf⸗ mann wird ſehr gelobt. Er hat große Erfolge.“ Hedda warf ihm einen böſen Blick zu. Er machte ihr über den Tiſch hinweg eine leichte Verbeugung. f „Entſchuldige! Ich hätte beinahe vergeſſen, daß wir ja eben von meinem zukünftigen Herrn Schwager ſprachen.“ Das Mädchen rief zornig:„Alfons, ich verbitte mir dieſe Art! Du haſt dich nicht im geringſten um meine Angelegen⸗ heiten zu kümmern. Es kann dir vollkommen gleichgültig ſein, ob ich Dr. Solfmanns Frau werde oder nicht.“ Oskar Ahnſtein gebot:„Laßt das kindiſche Streiten! Und du kümmere dich nicht um Heddas 5 Alfons! Ich wünſche, daß du von jetzt ab nie mehr vergißt, daß mir Dr. Solfmann jederzeit als Schwiegerſohn willkom⸗ men wäre!— Sein Vater beſitzt eine große Klinik. Wie geſagt, ich würde mich freuen, wenn—. Na ja, das weitere iſt deine Sache, Hedda.“ Das Mädchen mied ſeinen Blick.„Ich weiß, was ihr wünſcht, du und Mama. Ich weiß auch, daß Dr. Solfmann ſich für mich intereſſiert. Laßt mir noch ein wenig Zeitl Ich will mir alles überlegen. Vielleicht.— Wartet!l“ Im Doktorhauſe aber ſaß Wolfgang Sombert um dieſe Zeit Rudolf Ruhland gegenüber und erzählte. Es gab ſo vieles, was er dem Doktor und Giſela mitteilen wollte, Er⸗ lebniſſe und Pläne, Hoffnungen und Wünſche, Enttäu⸗ ſchungen und Erfolge. Und nach ſo vielem fragte der Doktor. Er war ganz begeiſtert. 5 „Sehen Sie, Wolfgang, ſo vieles haben Sie bereits er⸗ reicht! Man merkt 18155 auf in der großen Welt, wenn man Ihren Namen hört. Sie bringen aus Berlin einen guten Ruf mit nach Wien. Nun warten wir erſt noch ein paar Jahre ab, dann iſt unſer Wolfgang ein Meiſter! 5 Nicht wahr, und heute abend ſpielen Sie wieder bei uns! 1 15 meine Begleitung laſſen wir heute weg. Sie ſpielen allein!“ Er erhob ſich.„Ich werde am Ende noch pflichtvergeſſen! Die Patienten warten, und ich rede und rede und vergeſſe ſie. Aber jetzt gehe ich!— Wollen Sie noch ein wenig mit Giſa plaudern, Wolfgang?— Das Mädel wird ſich kieſig freuen. Schauen Sie, ſie hat ganz rote Wangen vom Zu⸗ 2 5 bekommen!— Alſo, wenn Sie nichts Beſſeres vor ben—.“ i Als er gegangen war, herrſchte minutenlange Stille a den beiden jungen Menſchen. Endlich begann ei ſela:„Wie 1905 iſt das alles! Du haft uns ſo viel erzähle Wolfgang. Ich weiß jetzt ſo viel von dir. Ich kann 25 Geiſte alles erleben.“. Er ſah ihr in die ernſten und doch ſtill⸗frohen Augen. „Aber ich weiß von dir ſo wenig, Giſela. Jetzt biſt du 1 der Reihe. Sprich, wie iſt es in Rothenburg? Wie fühſt du dich dort?“ Sie wehrte.„Das iſt ja alles ſo bedeutungslos! 00 lerne,— das mag alles ſagen, Ich will die Zeit in Rothen — 15 gut nützen und reiche Kenntniſſe ſammeln. a „Du ſiehſt jetzt weit beſſer aus als früher. Das it 0 Wirklich, eine ganz reizende, kleine Schönheit willſt du werden.“ f ö e(Fortſetzung folgt) S— 0809 2—— 4—— en ich us dem ladiochlen Land Warenhausſteuer und Filialſteuer (D. Karlsruhe, 8. Mai. Eine Verordnung des Staats⸗ miniſteriums, die mit Wirkung vom 1. 4. 1935 in Kraft tritt, beſtimmt: Die Verordnung vom 3 Oktober 1933 übe: die Warenhausſteuer und die Filialſteuer für das Rechnungs⸗ jahr 1933 und die Verordnung vom 9. 4. 1934 über die Warenhausſteuer und die Filialſteuer für das Rechnungs⸗ jahr 1934 gelten bis auf weiteres auch für die Zeit nach dem I. 3. 1935. Als Jahresſteuerabſchnitt zur Feſtſtellung des Geſamtumſatzes im Sinne von Paragraph 2, Abſatz 2, Satz 1 der Verordnung vom 5. 10. 1933 iſt jedoch jeweils das Ka⸗ lenderjahr maßgebend, das dem Rechnungsjahr, für welches die Steuer verlangt wird, unmittelbar vorausgegangen iſt. Der neue Biſchof der Altkatholiken Feierliche Weihe in Mannheim. Manheim, 9. Mai. Unter außerordentlicher Teilnahme, auch ausländiſcher altkatholiſcher Kirchen, wurde der erwählte Biſchof der Alt⸗ Katholiken des Deutſchen Reiches, Erwin Kreu ger am Mittwoch in der Schloßkirche zu Mannheim zum Blſchof geweiht. In den Formen der altkatholiſchen Biſchofsweihe vollzog ſich in ernſter Feierlichkeit die Konſecration, die Bi⸗ ſchof Dr. Adolf Küry⸗Bern vornahm. Von den afſi⸗ ſtierenden Biſchöfen hielt Biſchof Johannes von De⸗ venter die Weihepredigt. Als Ehrengäſte wohnten der Feier bei Vertreter des Reichsminiſters für Erziehung und Unterricht, des Reichsſtatthalters in Baden und vieler an⸗ derer ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden. 9 Der neugeweihte Altkatholiken⸗Biſchof Erwin Kreutzer ſteht im 58. Lebensjahr und iſt in Berlin geboren. Schon früh lenkte er durch ſeine Tatkraft und Einſicht die Aufmerk⸗ ſamkeit weiter Kreiſe auf ſich. Verdienſte erwarb er durch die Erfaſſung und Betreuung der verſtreut lebenden Glau⸗ bensgenoſſen und durch die Neufaſſung der Synodal⸗ und Gemeindeordnung. Zuletzt war er Präſident des Landes⸗ ſynodalverbandes und ſchließlich wurde er noch biſchöflicher Stellvertreter für den Bereich der badiſchen Landesſynode. Im vergangenen Jahre bekam er noch das Amt des Gene⸗ ralbikar für das ganze Bistum Baden. Nach dem Ableben des Biſchofs Georg Moog wurde er Bistumsvertreter, bis er am 20. März durch die Wahlſynode in Vonn einſtim⸗ mig zum Biſchof des Deutſchen Reiches gewählt wurde. Heidelberg.(Kleinkinder von der Straß el) In der Kaiſerſtraße wurde ein 4 Jahre altes Kind, das hin⸗ ter einem dort aufgeſtellten Perſonenkraftwagen hervor⸗ ſprang, von einem anderen Perſonenkraftwagen angefahren. Das Kind trug einen Schädelbruch, Verletzungen am Hinter⸗ kopf ind Hautabſchürfungen an der rechten Körperſeite da⸗ von. Es beſteht Lebensgefahr. heidelberg.(Vierjähriger Knabe ſſteckt Scheuer in Brand.) In der Scheuer eines Landwirts in Wieblingen brach Feuer aus. Der Brand wurde durch die Berufsfeuerwehr gelöſcht. Nach dem Ergebnis der Er⸗ mittlungen wurde die Scheuer von einem vierjährigen Jungen in Brand geſteckt. Der Gebäudeſchaden beträgt etwa 500 Mark, der Fahrnisſchaden etwa 700 Mark. ) Bruchfal. Beiſetzung des verunglückten Flugſchülers Heiniſch.) Unter ſehr ſtarker Beteili⸗ gung der nationalſozialiſtiſchen Formationen wurden die ſterblichen Ueberreſte des im Fichtelgebirge verunglückten Flugſchülers Franz Heiniſch auf dem hieſigen Friedhof bei⸗ geſetz. Es wurden zahlreiche Kränze niedergelegt, ſo u. a. im Auftrag der Reichsluftfahrt. I Weinheim.(Brand durch Blitzſchlag.) Bei dem am Dienstag nachmittag über die Bergſtraße niedergegangenen Gewitter ſchlug der Blitz in die Scheune des Johann Spitzer n Großſachſen ein. Die Scheune brannte vollſtändig nieder. der Schaden beträgt 2500 bis 3000 Mark. Deutſche Kolonialtagung in Freiburg. Freiburg, 8. Mai. Der Reichskolonialbund, die Zuſam⸗ menfaſſung aller kolonialen Verbände Deutſchlands, veran⸗ ſtaltet ſeine diesjährige Tagung in der Zeit vom 13. bis 16. Juni in Freiburg i. Br. Der Präſident des Reichskolo⸗ lialbundes, Gouverneur i. R. Dr. Schnee, hat einen Auf⸗ uf erlaſſen, der alle Volksgenoſſen auffordert, an der Tagung leizunehmen, damit ſie ein machtvoller Ausdruck des Willens des geſamten deutſchen Volkes werde für die Wiederherſtellung der kolonialen Ehre und der kolonialen Gleichberechtigung Deutschlands. Den Arbeitsſitzungen der einzelnen Verbände 12 ſich am Samstag, den 15. Juni, ein Werbeabend des Reichskolonialbundes an. Am Sonntag, den 16. Juni, findet die Eröffnung der Deutſcher Kolonialausſtellung ſtatt, der ein großer Aufmarſch und Kundaebuna auf d⸗ Münsterplatz folgen. Auf dieſer Kunvgebung werden Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Kerber, Gouverneur i. R. Dr. Schne e, und Reichsſtatthalter Ritter von Epp Anſprachen halten. Sa E. Vorberg.(Schwerer Autounfall) In Bürg, 15 Nedarſulm, verunglückte der Laſtzug der Firma Rü⸗ dinger⸗Altkrautheim. Herbeieilende Dorfbewohner zogen un⸗ ler den Trümmern den Fahrer Richard Wild aus Boorberg lot, einen Begleiter leicht verletzt, einen anderen unverletzt ſelvor. Ein dritter Mitfahrer war einige Meter vor der Anglücksſtelle abgeſprungen. 5 (0 Durlach.(gu Tode gequetſcht.) Im Städt. Gaswerk e der Nag Leopold Gieſe durch allen Seilbruch an der Koksbahn. Gieſe wollte einem ent⸗ gleiten Wagen ausweichen und lief gegen einen Pfoſten, an dem ihn der nachrollende Kokswagen erfaßte. Der Tod trat nach etwa einer halben Stunde durch Quetſchung der linken als und Bruſtſeite ein. Das betreffende Seil war erſt auf eine Anverſehrtheit geprüft worden. Freiburg.(Miniſterpräſident Göring bprächt) Miniſterpräfident General Göring wird Freitag, ol. 10. Mai 19.30 Uhr, bei einer Kundgebung in der Frei⸗ urger Städtiſchen Feſthalle ſprechen. (Z. Sädingen.(Die Strafe folgt auf den 1 5.0% Einem Herrn aus Weil, der am Bergſee weilte, wurde 5 Motorrad geſtohlen. Der Diebſtahl wurde ſofort bemerkt bed ein Auto nahm die Verfolgung auf. Die beiden Räu⸗ 10 wurden aber von ihrem Geſchick ereilt. Sie fuhren beim i allbacher Bahnübergang gegen eine Telegraphenf ange und gen erhebliche Verletzungen davon, ſo daß ſie ins Säckin⸗ be Krankenhaus gebracht werden mußten. Das geſtohlene blorrad wurde vollſtändig demoliert. Aus den Nachbarländern Heppenheim.(Ein Förderer des Odenwald⸗ klubs geſtorben.) Im 74. Lebensjahre ſtarb hier Pro⸗ feſſor Dr. Horn, der ſich beſonders um die Sache des Oden⸗ waldklubs verdient gemacht hat. 43 Jahre hindurch gehörte er dem Wegebezeichnungsausſchuß des Geſamtodenwald⸗ klubs an, 35 Jahre führte er die hieſige Ortsgruppe. 1927 wurde er in Würdigung ſeiner Verdienſte um die Wan⸗ derſache zum Ehrenmitglied des Geſamtodenwaldklubs er⸗ 59 und gleichzeitig zum Mitglied des Hauptausſchuſſes eſtellt. Beerfelden.(Tra giſcher Unglücksfall.) In Güttersbach erlitt ein neunjähriger Knabe den Tod durch höchſt tragiſche Umſtände. Der Knabe hatte in der Mitte eines Stück Holzes ein etwa zwei Meter langes Seil be⸗ feſtigt un dbeſtieg einen Baum. An einem Aſt befeſtigte er das andere Ende des Seiles, um dann dieſe Einrichtung wohl als Schaukel zu benützen. Vermutlich rutſchte er nun ab, das Holz blieb oben hängen, das nach unten hängende Seil bildete eine Schlinge, und in dieſer fing ſich der Kopf des Bedauernswerten, wodurch er den Tod des Erhängens fand. — Anterſchneidheim, OA. Ellwangen.(Im Streit er⸗ ſtochen.) In den erſten Morgenſtunden geriet der 55 Jahre alte Xaver Kaufmann mit ſeinem Nachbar, dem 45 Jahre alten Zimmermann und Friſeur Paul Thorwart vor deſſen Wohnung in eine Auseinanderſetzung, die ſchließlich zu Tät⸗ lichkeiten führte. Kaufmann griff zum Meſſer und brachte dem Paul Thorwart ſo ſchwere Verletzungen bei, daß dieſer bald darauf geſtorben iſt. — Riedlingen.(Ein Kind gerettet.) Ein Junge bekam beim Spielen an der Donau das Uebergewicht und würde von den hohen Wellen fortgeriſſen. Ein in der Nähe befindlicher Mann bemerkte den Vorfall, ſprang in das reißende Waſſer und holte das dem Ertrinken nahe Kind ans Ufer. Deufſches Frühgemüſe in der Ankarktis. Lampertheim. Es gibt heute wohl kaum eine Hausfrau, die noch nicht weiß, daß wir alljährlich beträchtliche Menge Frühgemüſe aus dem Ausland einführen. Weniger be⸗ kannt dürfte allerdings ſein, daß veutſches Frühgemüſe eine vielbegehrte Delikateſſe auch außerhalb der Reichsgrenze iſt. Durch eine glänzend organiſierte Schnellverbindung ge⸗ langt nämlich der berühmte Lampertheimer Jungſpargel in wenigen Stunden an die Anlegeplätze unſerer großen Schiffahrtslinien und wenn weitab der deutſchen Grenzen, auf hoher See, deutſcher Spargel die Speiſekarte und die Tafel ziert, dann wird ſelbſt der anſpruchvollſte Feinſchmek⸗ ker ebenſo ſchmunzeln wie ſeinerzeit die Fahrgäſte unſeres ſtolzen Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ als in der Antarktis echter Lampertheimer Spargel ſerviert wurde. Jeder Spargelfreund ſollte ſich einmal für die Bedeutung des Spargelbaues intereſſieren; er findet hierzu reichlich Ge⸗ legenheit in dem größten Spargelanbaugebiet von Lam⸗ pertheim, beſonders beim diesjährigen großen Spargelfeſt am 19. Mai in Lampertheim. Kaiſerslautern, 8. Mai. Die Große Strafkammer des Landgerichts verhandelte gegen den 1892 geborenen Karl Geißler aus Kirchheimbolanden, der als Geſchäftsführer eines nordpfälziſchen Werkes wegen Untreue zum Vorteil ſeiner Firma angeklagt war. Am 14. Dezember 1934 ſollte ein Angeſtellter des Werkes am Spätnachmittag eine Dienſt⸗ fahrt machen, von der er bis etwa 8 Uhr abends zurück ſein ſollte. Der Angeſtellte unternahm aber zu ſeinem eigenen Vergnügen unterwegs einen Abſtecher, und verunglückte nachts 12 Uhr am Dreiſener Stich tödlich. Die Inſaſſenverſicherung verweigerte zunächſt jede Unter⸗ ſtützung, da das Unglück nicht auf einer Dienſt⸗, ſondern auf einer Schwarzfahrt geſchehen ſei. Geſchäftsführer Geiß⸗ ler erreichte jedoch durch geſchickte Verhandlungsführung und beſonders unter Hinweis auf die jahrelange geſchäftliche Verbindung mit der betreffenden Verſicherung, daß dieſe 3000 Mark an das Werk auszahlte. Davon beſtimmte G. 2000 Mark für die Witwe des Verunglückten, 1000 Mark behielt er für die Anſchaffung eines Firmenautos zurück. Die Anklage erſter Inſtanz warf ihm nun vor, er habe, da er nicht den ganzen Betrag an die Witwe auszahlte, Untreue begangen. Das Schöffengericht verurteilte ihn dieſerhalb auch am 6. April zu ſechs Monaten Gefängnis.— Die Große Strafkammer als Berufungsinſtanz ſtellte ſich jedoch auf den Standpunkt, daß Geißler nicht nur in einem Treue⸗ verhältnis zu dem verunglückten Angeſtellten, ſondern in einem ebenſolchen auch zu ſeiner Firma geſtanden habe, alſo auch deren Intereſſen vertreten mußte. Das Gericht ſprach aus dieſer Erwägung G. frei. i Bernkaſtel(Moſel).(Gräßlicher Autounfall U In der unüberſichtlichen Kurve am Kriegerdenkmal in Uerzig fuhr der Lieferwagen einer Vernkaſteler Bierver⸗ lagsfirma eine Mutter, die mit ihrem 4½½ jährigen Kind zu einem Spaziergang ausgegangen war, von der Seite an. Das Kind geriet unter die Räder des ſchwerbeladenen Wa⸗ gens und erlitt einen doppelten Schädelbruch, ſo daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die Mutter trug außer einigen leichteren Verletzungen einen Armbruch davon. Trier.(Kindesmörderin verurteilt.) Vor dem Schwurgericht Trier hatte ſich ein 21jähriges Mädchen aus dem Moſelhof Riol wegen Kindestötung zu verant⸗ worten. Die Angeklagte hatte im Februar ihr unehelich geborenes Kind gleich nach der Niederkunft mit einem Strick erdroſſelt und es dann im Bett verſteckt. Während die Kindesmörderin zunächſt angegeben hatte, daß das Kind bereits bei der Geburt tot geweſen ſei, führte ſie ſpä⸗ ter den Grund zur Tat auf den jungen Mann zurück, mit dem ſie ein Verhältnis unterhalten hatte, der ſich jedoch nicht mehr blicken ließ, als dieſes Verhältnis nicht ohne Fol⸗ en geblieben war. In der Verhandlung ſpielte die junge eder ſich als unſchuldig auf, da ſie nicht wiſſe, wie die Tat eigentlich zuſtandegekommen ſei. Sie ſei in größter Verzweiflung und Angſt vor der Wut des Vaters geweſen; was geſchehen ſei, daran könne ſie ſich nicht mehr erinnern. Der Staatsanwalt beantragte über die geſetzliche Mindeſtſtrafe hinausgehend drei Jahre Gefängnis, die auch vom Schwurgericht verhängt wurden. Simmern.(Die Pulverladung im Brenn; holz.) Durch einen üblen Scherz wurden in dem Hunsrück⸗ ort Hundheim mehrere Menſchenleben in Gefahr ge⸗ bracht. Ein Einwohner des Ortes hatte in ein Holzſcheit ein Loch gebohrt und mit Pulver angefüllt. Als der Haus⸗ beſitzer das Holzſtück in dem Küchenherd verfeuern wollte, gab es plötzlich eine heftige Exploſion, wodurch der Herd vollſtändig auseinandergeriſſen wurde. Wie durch ein Wunder blieben die Familienangehörigen underletzt. Der Täter konnte ermittelt werden. Lalcale Nuud cui au J Folgenſchwere Zuſammenſtöße. Bei einem Zuſammen⸗ ſtoß, der ſich am Dienstag nachmittag in Rheinau zwiſchen einem Laſtkraftwagen und einem Kraftrad ereignete, ſtürzlen der Kraftradfahrer und ſein Mitfahrer. Beide brachen einen Anterſchenkel und mußten mit dem Sanitätswagen in das Städtiſche Krankenhaus gebracht werden.— Ebenfalls ein Bein brach ein weiterer Kraftradfahrer, der auf der Adolf⸗ Hitler⸗Brücke infolge der naſſen Fahrbahn mit ſeinem Fahr⸗ zeug ſtürzte. Auch dieſer Verletzte fand Aufnahme im Städt. Krankenhaus. 1 Das Vorfahrtsrecht nicht eingeräumt. Auf der Kreu⸗ zung P 2 und Q ſtieß in der Nacht zum Mittwoch ein Perſonenkraftwagen mit einem Tarameter zuſammen. Der Perſonenkraftwagen geriet hierbei auf den Gehweg, warf vier dort ſtehende Perſonen um und drückte das Schaufenſter ein. Zwei der umgeworfenen Perſonen erlitten Prellungen und Verletzungen durch Glasſplitter. Der Sachſchaden iſt bedeutend. Der Zuſammenſtoß ſoll auf Nichteinräumung des Vorfahrtsrechtes zurückzuführen ſein. * Ilvesheim im Kommen! Der Neid muß einem es laſſen, die Ilvesheimer ver⸗ ſtehen Feſte zu feiern. Bringt da vor kurzem der Stutt⸗ garter Sender ſo geheimnisvolle Andeutungen über ein Inſelfeſt, und nun ſehen wir ſchon auf allen öffent⸗ lichen Plätzen und Bahnhöfen Badens ein Plakat Inſel⸗Feſt in Ilvesheim. Das war aber auch alles, was man bis jetzt erfahren konnte; man fand ſich lediglich mit der Tatſache ab, daß Ilvesheim eine Inſel iſt. Jetzt kommt etwas mehr Licht in das myſteriöſe Dunkel. Ein Ilvesheimer Mitarbeiter teilt uns heute folgendes mit: Sehr geehrter Herr Redakteur! Durch Zufall komme ich geſtern abend in ein Lokal und ſehe an dem runden Tiſch eine Anzahl Herren verſammelt. Das Wort„Feſt“ ließ mich aufhorchen, konnte allerdings nur einige Schnappſchüſſe wie Sportplatz, Schießſtand, Stimmungskapelle, 900 qm Zelt, Waldhof, Altrip, Birken⸗ feld uſw. ſammeln. Doch mein Intereſſe war geweckt und ſchließlich brachte ich Ordnung in die Geſchichte. Da erfahre ich vom Sport zunächſt: Das Fußballverbandsſpiel der Ilvesheimer gegen Altrip am kommenden Sonntag fällt aus. Die Ilvesheimer Mannſchaft muß am 12. Mai nach Birkenfeld bei Pforzheim, um das Hauptſpiel der Pokal⸗ runde zu abſolvieren. Durch die Vorverlegung dieſes Spieles iſt es möglich, daß die Alemannen im Rahmen des Inſel⸗ feſtes ein Privatſpiel gegen Waldhof austragen können. Der neue Sportplatz wird am 19. Mai zum erſtenmal benützt. Was ich weiter über das Inſelfeſt erfahren konnre, übertraf alle meine Erwartungen. Da iſt vor allen Dingen bereits Samstags abends ein Aufmarſch zum Feſtplatz am Park. Dort wird ein Zelt aufgeſchlagen, welches für 1500 Perſonen Raum bietet. Den Höhepunkt bildet der Sonntag, zunächſt Platzkonzert am Vormittag; hiſtoriſcher Feſtug, Veranſtaltungen auf dem Sportplatz, im neuen Schieſtand am Nachmittag, liegen alle im Rahmen des Feſtes. Bock⸗ ſtechen, Kegeln und von vielen anderen Ueberraſchungen hört ich noch. Das Feuerwerk am Abend wird einen ſchönen Abſchluß bilden. Ich bin überzeugt, daß ich nur einen ganz kleinen Teil von dem Programm erfaſſen konnte, doch werden Sie im Laufe der Woche mehr hören. Michel. 0 —— — Vorſicht beim Genuß der Speiſelorchel. Der Genuß der Speiſelorchel, Frühlingslorchel(Helvella oder Gyromitra esculenta), die meiſt als Morchel bezeichnet wird, verurſacht im Frühjahr faſt alljährlich zahlreiche, in einzelnen Fällen ſogar tödlich verlaufende Erkrankungen. um die ſchädliche. Wirkung dieſes Pilzes zu vermeiden, iſt es erforderlich, die zerkleinerten Pilze fünf Minuten abzukochen, das Kochwaſſer wegzuſchütten und die Pilze auf einem Sieb abtropfen zu laſſen. Einfaches Abwaſchen iſt nutzlos, auch Abbrühen ſchützt nicht vor Erkrankungen. Größere Mengen als ein Pfund zubereiteter friſcher Lorcheln ſollten von einer Perſon bei einer Mahlzeit nicht genoſſen werden. Auch iſt zu vermeiden, eine zweite Lorchelmahlzeit kurz nach der erſten einzunehmen. Getrocknete Lorcheln, wie ſie im Handel erhältlich ſind, haben ihre Giftigkeit verloren und bedürfen keiner beſonderen Vor⸗ behandlung. — Vermehrung der Singvsgel. Seit zwei Jahren neh⸗ men die Singvögel in der Rheinebene und im Rheinvorland ſtellenweiſe in erfreulichem Maße wieder zu. Beſonders auf⸗ fallend iſt der Reichtum an Nachtigallen, die man jetzt am Rande der Iſteiner Vorbergzone und im Rheinvorland bei Iſtein hört. Die Angeſtelltenverſicherung 1934 Steigende Beitragseinnahmen und Kücklagen. Der Präſident der Reichsverſicherungsanſtalt für An⸗ geſtellte, Grießmeyer, gibt im Reichsarbeitsblatt einen vorläufigen Ueberblick über die Entwicklung der Verſiche⸗ rung im Geſchäftsjahr 1934. Die Zahl der beitragsleiſten⸗ den Verſicherten iſt um rund 200 000 auf 3,7 Mil⸗ lionen Mark geſtiegen. Die Beitragse innahme von faſt 317 Millionen Mark liegt um 29,1 Millionen Mark, alſo um etwa 10 Prozent über der Einnahme des Vorjah⸗ res. Verheißungsvoll für die Zukunft iſt dabei die Tatſache, daß die Beitragseinnahme von Quartal zu Quartal geſtle⸗ gen iſt. Trotz ſtetig anſteigender Rentenlaſt iſt es möglich geweſen, die Rücklage gegenüber den beiden vorange⸗ gangenen Jahren zu berſtärken. Es iſt das ein un⸗ widerlegbarer Beweis des Wiederaufſtieges der Wirtſchaft und ein erfreuliches Zeichen der noch ungefährdeten Liquidität der Anſtalt. Wetterbericht Ueber Mitteleuropa erſtreckt ſich zwiſchen zwei Hoch⸗ druckgebieten im Oſten und Nordweſten ſchwacher Tiefdruck. Für Donnerstag und Freitag iſt mehrfach bedecktes, aber vorwiegend trockenes und etwas weniger warmes Wekter zu erwarten. 5 17 Das wird jeder mit ehr⸗ Nanu! Schon br aun? licher Sie FFC 1 1 5 jetzt im 8 nach einem einzigen Sonnenbad braungebrannt nach Hauſe kommen. Sie wie wiſſen, wie ſich das erreichen läßt? Ganz einfach: reiben Sie beim Sonnenbaden Ihre Haut gründlich mit Leolrem ein. Leokrem hilft ſchneller bräunen, weil er Sonnen⸗Vitamin enthält! Dank ſeinem Fettgehalt ver⸗ ringert Leokrem zugleich die Gefahr ore ponen Sonnenbrandes. Doſen ſchon von 22 Pfg. ab in allen Chlorodont⸗Verlaufsſtellen erhältlich. Eine Gefahr für die Volksernährung Einer der größten Speicherſchädlinge iſt der Kornkäfer. Dieſer kann ſo erhebliche Mengen freſſen, daß er eine ernſte Gefahr für die Volksernährung bedeutet. Dieſen Zu⸗ ſtand kann und will der Reichsnährſtand nicht eintreten laſſen. Er fordert alle auf, mitzumachen im Kampf gegen den Kornkäfer, alle: den Bauern und Landwirt den Ge⸗ noſſenſchaftler und Händler, den Lagerhalter und den Mül⸗ ler. Jeder einzelne, der mit dem Getreide zu tun hat, hat ſelbſt das größte Intereſſe an der Bekämpfung, denn was der Käfer frißt, fehlt nicht nur der Volksernährung, es geht auch dem Betrieb verloren Wo der Kornkäfer eingeſchleppt iſt, muß mit allen Mit⸗ teln die Bekämpfung vorgenommen werden. Zunächſt ein⸗ mal iſt dafür zu ſorgen, daß die Speicher vom Käfer befreit werden. Die gefährlichſten Stellen für die Verbreitung des Kornkäfers ſind die Bodenritzen Ueberhaupt iſt Unreinlich⸗ keit im Speicher eine Gefahrenquelle für die Entſtehung von Kornkäferverſeuchung. Alſo, ſobald der Speicher leer iſt, iſt er gründlich zu reinigen. Die alten Spinnweben ſind zu entfernen, hinter dem Gebälk iſt der alte Staub und Dreck, der häufig ſtark mit Körnern verſetzt iſt, herauszu⸗ kehren und zu beseitigen Wo die Fußböden noch feſt ſind, iſt ein ſauberes Reinigen der Ritzen und wo es irgend geht, ein Abdichten dieſer Ritzen und Fugen vorzunehmen. Wo der Fußboden aber ſchadhaft iſt und die einzelnen Balken und Bretter beim Darüberlaufen nochgeben, muß der alte Boden gründlich erneuert werden In Fällen, in denen die Bretter keine feſte Auflage mehr haben ſind die Bret⸗ ler herauszureißen und die Körner die ſich darunter ange⸗ ſammelt haben zuſammenzukehren und wegzuwerfen. Am beſten werden Körner gebrüht, damit, falls Larven und Eier darin ſind, dieſe abgetötet werden. Der Boden iſt dann neu zu machen. Wer es ſich irgend leiſten kann, tut gut daran, überhaupt in alten Speichern die Böden ganz zu erneuern. Dabei iſt es zweckmäßig, bei Böden, die ſich gut lüften und deswegen nicht ſchwitzen, einen Zement⸗ anſtrich vorzunehmen. Bei Böden, bei denen die Gefahr beſteht, daß ſie ſchwitzen, iſt ein Bodenbelag zu wählen, der dieſen Nachteil nicht hat. Solche Spezialbodenbelage gibt es verſchiedene und es empfiehlt ſich, daß der Bauer, der ſolche Arbeiten vornehmen laſſen will, ſich vorher mit der Bauabteilung ſeiner zuſtändigen Landesbauernſchaft in Verbindung ſetzt. Er bekommt dort jederzeit die erforder⸗ lichen Auskünfte. Wenn der Reinlichkeit auf den Böden Genüge getan iſt, wenn die Ritzen und Fugen beſeitigt, die Böden unter Um⸗ ſtänden teilweiſe erneuert ſind, dann muß der Speicher mit einem wirkſamen Mittel behandelt werden, das die Käfer abtötet. Die Behandlung geht ſo vor ſich, daß man ein von der Biologiſchen Reichsanſtalt für gut befundenes Mittel mit der benötigten Waſſermenge vermiſcht, dieſe Miſchung dann mit einer Kalkſpritze in dickem Strahl aus⸗ ſpritzt, damit die Wände, Fußböden, Decken, Balken, kurz und gut alle Teile des Speichers von der Spritzbrühe kräf— tig durchnetzt werden. Man rechnet ungefähr einen Liter der fertigen Brühe auf 7 bis 10 Quadratmeter. Weniger zu nehmen iſt nicht richtig, weil dann die Brühe nicht rich⸗ tig durchdringen kann Nach der Arbeit ſchließt man die Fenſter und lüftet dann nach einigen Tagen. Um etwa noch vorhandene Käfer feſtzuſtellen, legt man Fanghäuf⸗ chen aus, die aus altem käferfreien Getreide beſtehen, in denen ſich dann etwa noch vorhandene Käfer raſch ſammeln. Auf jeden Fall muß bei Verwendung von Anſtrichmitteln die Gebrauchsanweiſung genau beachtet werden. Die Koſten der Bekämpfung richten ſich nicht nach dem Preis je Liter eines Mittels, ſondern danach, wie ſtark ein Mit⸗ tel verdünnt werden kann. Man muß bei Preiſen immer vergleichen, was ein Liter der fertigen Löſung koſtet. Maienbräuche Der Bauer wünſcht ſich, wie aus ſeinen Wetterregeln hervorgeht, einen kühlen, naſſen Mai. Das Waſſer ſpielt überhaupt bei den Maibräuchen eine wichtige Rolle, allge⸗ mein gilt es als Zeichen der Fruchtbarkeit. Mairegen macht, daß man größer wird, jubeln die Kinder im ſtrö⸗ menden Regen. Der Dorfbrunnen wird mit Maien um⸗ ſteckt und mit Kränzen umwunden. Das Mädchen, das am frühen Pfingſtmorgen friſches Quellwaſſer holt, wird un⸗ verſehens von Burſchen mit Waſſer übergoſſen. Lichtes Birkengrün ſchmückt im Mai Kirchen und Häu⸗ ſer. Mit Birken geſchmückte Häuſer ſind vor Blitzgefahr geſchützt. In Krautäcker geſteckte Reiſer von Pfingſtmajen, über die in der Kirche dreimal der Segen geſprochen wurde, ſchützen die Felder vor Erdflöhen. Den Mädchen werden von Liebhabern Maien vor das Haus geſteckt.„Als des Mondes Sichel ſich ließ zur Pfingſtnacht ſchau'n, ging Hänschen oder Michel, Pfingſtmaien abzuhau'n“(Rückert). Aber nur ordentlichen Mädchen wiederfährt dieſe Aus⸗ zeichnung. Den anderen bringt man einen Trutzmaien von dürren Reiſern und ſtellt ihnen auch einen aus Stroh ge— flochtenen Tattermann auf das Dach. Die hie und da noch üblichen Maienſpiele feiern den Sieg des Sommers über den Winter. Mit dem Pfingſt⸗ morgen beginnt an manchen Orten ein ohrenbetäubendes Schießen: es gilt der Vertreibung der Hexen und böſen Gei⸗ ſter. Schüſſe knallen aber auch des Abends auf den Schieß⸗ ſtänden der Schützengeſellſchaften, die ihre Maiſchießen abhalten. Dieſe haben ihren Urſprung in den altgermani⸗ ſchen Maiſpielen und beſtehen ſchon ſeit Jahrhunderten. Mit Blumen und Maiengrün geſchmückt wird an Pfing⸗ ſten der Pfingſtochſe auf die Weide getrieben und der Hirte ſchmückt während des Tages auch das übrige Vieh. Nur die Tiere der faulen Magd bleiben ungeſchmückt. Im alten deutſchen Rechtsleben war der Mai der Monat des erſten oder zweiten Things. Auf dem Maifeld erſchienen alle freien Männer zur Beratung und Beſchließung über Krieg und Frieden und zur Abhaltung der Heeresſchau. Allgemein gebräuchlich ſind Maiausflüge. Die linden Lüfte locken ins Freie. Der Naturfreund ſucht gerade zur Maienzeit Freude und Erholung in Berg und Tal, an den Wundern der Schöpfung. Viele hören aber auch aus dem Rauſchen der ſchattigen Bäume die Einladung her⸗ aus:„Komm her zu mir Geſelle, hier find'ſt du deine Ruh!“ Auch ſie finden bei Maibock, Mairettich und Maibutter Erfüllung ihrer Wünſche und in frohem Vergeſſen ent⸗ ſchwinden ihnen die Unebenheiten des irdiſchen Daſeins. * Sport und Spiel Deutſchland— Irland 3:1 Das Fußball-Länderſpiel Deutſchland— Irland, das am Mittwoch nachmittag in Dorkmund vor 40 000 Ju- ſchauern ausgetragen wurde, endete mit einem Siege der deulſchen Mannſchaft 3:1. Bis zur Halbzeit war das Ver- hältnis 11. Hätten die Iren nicht eine wirklich erklaſſige Ab⸗ wehr, vor allem einen ſo guten Torhüter wie Foley(Cel⸗ tie Glasgow), zur Stelle gehabt, dann wäre die Niederlage zahlenmäßig noch klarer ausgefallen. Immerhin kann die deutſche Elf mit dieſem Erfolg noch zufrieden ſein, denn den zum Teil noch etwas unerfahrenen deutſchen Stürmern ſtanden in vielen Schlachten erprobte Berufsſpieler gegen⸗ über, die ihre große Erfahrung natürlich voll auswerten konnten. Ein Mann wie Moore, der als Verbandsſtürmer bei Aberdeen die harte Schule der ſchottiſchen Fußballmei⸗ ſterſchaft durchmachte, brachte ſelbſt Leute wie Janes und Buchloh in Schwierigkeiten. Irland war ein zu ſchlagender, aber doch ſehr ſchwerer Gegner für die deutſche National⸗ mannſchaft. * Vor dem Kampf Am Mittwoch vormittag wurde die iriſche Mannſchaft im altehrwürdigen Dortmunder Rathaus durch die Vertre⸗ ter der Stadt empfangen. Der Jugendführer Dr. Erbach überſetzte ſpäter die Rede des iriſchen Fußballführers She⸗ ridan, der ſeinen Dank ausſprach für den prächtigen Emp⸗ fang, den die friſche Mannſchaft überall in Deutſchland ge— funden habe. Nicht zuletzt wünſchte er, daß der Länder⸗ kampf dazu beitragen ſolle, die herzlichen Beziehungen zwi⸗ ſchen Deutſchland und Irland weiter zu vertiefen. Schon frühzeitig ſetzte der Zuſtrom zu der herrlichen Dortmunder Kampfbahn„Rote Erde“ ein. Mit einiger Ver⸗ ſpätung betraten die beiden Mannſchaften, die ſtürmiſch be⸗ grüßt wurden, das Spielfeld und ſtellten ſich dem Schieds⸗ richter Chriſt(Tſchechoflowakei). Die Spielführer Gas kins und Buchloh wählten, die Mannſchaften ſtellten ſich auf, und nach den üblichen Zeremonien— ſelbſtverſtänd⸗ lich wurden auch die Nationalhymnen geſpielt— begann das Spiel. Das Spiel Deutſche Vorſtöße leiteten die Partie ein. Die erſten Angriffe brachten jedoch keine Torgelegenheiten. Der Linksaußen Fath wurde zweimal ſehr gut eingeſetzt, gab den Ball auch ſchön zur Mitte, aber hier hatte der Innen⸗ ſturm mit ſeinen Schüſſen kein Glück. Siffling ſchoß an⸗ ſchließend aus 20 Meter Entfernung knapp neben das Tt Das Spiel der Gäſte war vorerſt ſehr ungenau und vor allem ſehr hoch. Leider übernahm die deutſche Elf dieſe Spielweiſe, und ſo wurde ziemlich ſyſtemlos und ohne Zu⸗ ſammenhang auf beiden Seiten gearbeitet. Die Iren hallen eine außerordentlich gute Verteidigung zur Stelle, wäh⸗ rend es in der deutſchen Abwehr zunächſt nicht immer klap⸗ pen wollte. Auch kam der deutſche Angriff nicht in dem ge⸗ wünſchten Maße in Schwung. In der 15. Minute hatte Deutſchland viel Glück, als der friſche Linksaußen Monna⸗ gan freiſtehend zur Mitte flankte, wo Moore, Irlands be⸗ ſter, ſchnellſter und gewandteſter Stürmer den Ball hart aufs Tor gab, ſo daß Buchloh keine Chance mehr hatte Tiefel rettete, auf der Torlinie ſtehend, zur erſten Ecke für Irland. Der ſchön hereingebrachte Ball wurde dann von Moore aufs Tor geköpft, aber diesmal war Buchloh zur Stelle. Bereits in der nächſten Minute war der iriſche Halb- linke wieder vor dem deutſchen Tor, aber ſein ſcharfer Schuß wurde ebenfalls unſchädlich gemacht. Das Spiel wurde offener, dann fiel der erſte Treffer des Tages, aber nicht für Deutſchland, ſondern für die Gäſte. Gaskins trat einen Freiſtoß aus der eigenen Hälfte hoch vor das deut⸗ ſche Tor, Buchloh und zwei deutſche Abwehrſpieler ſprangen hoch, der Ball wurde unglücklich getroffen und nahm ſeinen Weg nach hinten ins deutſche Tor. Ein überflüſſiger und überraſchender Treffer! Gleich nach dem Anſtoß ſah es abermals recht brenzlich für Deutſchland aus. Buchloh war dem heranſtürmenden Moore entgegengelaufen, aber wieder fegte Tiefel dazwiſchen und lenkte erneut zur Ecke ab. Das Spiel verlief in der Folge wenig ſchön. Die Handlungen waren ziemlich zerriſſen und ohne klare Linie. Die Gäſte traten zeitweiſe ſtärker in Erſcheinung als die deutſche Elf, Die Zuſchauer waren nicht müßig, bei jedem deutſchen Vor⸗ ſtoß ihre Spieler mit Tempo⸗Rufen anzufeuern. Endlich, in der 31. Minute, fiel der langerſehnte Ausgleich. Lehner nahm einen Freiſtoß auf, lief die Linie enklang bis zur Torhöhe, flankte ſcharf nach innen, wo Lenz und Fo⸗ ley gleichzeitig nach dem Ball ſprangen. Der iriſche Hüter fauſtete den Ball zwar einige Meter zurück, aber da ſtand Damminger bereit, um mit Kopfſtoß ins leere Tor einzu⸗ lenken. Das Spiel wurde ruhiger und auch beſſer. Kurz vor der Pauſe wurden zwei iriſche Spieler verletzt, der linke Verteidiger Dunne mußte für einige Minuten her⸗ aus und kurz darauf wurde auch Foley bei einem Zuſam⸗ menprall mit Lenz in Mitleidenſchaft gezogen. Pauſe 1. Die zweite Hälfte Nach der viertelſtündigen Pauſe traten beide Mannſchaſ⸗ ten wieder vollzählig an. Das Spiel der Deutſchen wurde beſſer. Die Mannſchaft hatte anſcheinend in der Pauſe neue Richtlinien bekommen, es wurde wieder flach geſpielt und man kam beſſer zur Geltung. Die Läuferreihe ging etwas aus ihrer ſtarren Verteidigungsſtellung heraus, es wurde offenſiver gearbeitet und ſchnell ſtellte ſiche ine klare Feldüberlegenheit heraus. Beſonders Lehner wurde zetzt ſtark eingeſetzt und bedrohte ſtändig das ikiſche Tor. Zwiſchendurch hatte es vor dem deutſchen Tor eine aufregende Szene gegeben, aber Janes rettete, nachdem Buchloh ſchon geſchlagen war. Schnell hieß es dann 21 für Deutſchland, ath umſpielte zwei Gegner, Damminger kam zum Schuß, konnte diesmal aber Foley nicht über⸗ winden. Ueberhaupt zeigte Foley wiederholt, daß er ein Meiſter ſeines Faches iſt. Auch ſeine Verteidiger zeichneten ſich aus. Vorn wurde nur noch Moore gefährlich, der mit zwei ſcharfen Schüſſen aufwartete, die aber beide von Buch⸗ loh im Fallen abgewehrt werden konnten. Die letzten zehn Minuten ſtanden ganz im Zeichen der deutſchen Elf, die dann auch den Sieg noch zahlenmäßig klarer ge⸗ ſtalten konnte Geſchloſſen ging der Sturm nach vorn, Leh⸗ ner hatte die günſtigſte Schußſtellung und da war Foley machtlos. Alſo 3:1 und dabei blieb es bis zum Schluß, Die Franzoſen bei den Olympiſchen Spielen. Paris, 8. Mai. Der franzöſiſche Ausſchuß für die Olympiſchen Spiele hat in ſeiner Sitzung den Bericht von Charles Denis über ſeine Reiſe nach Berlin entgegenge— nommen und von der Unterbringung der franzöſiſchen Tell, nehmer im Olympiſchen Dorf— im gleichen Abſtand vom Eingang und von den Eßräumen— Kenntnis genommen, Außerdem wurden die Einladungen des Deutſchen Olympi⸗ ſchen Ausſchuſſes begrüßt, wonach 30 Jugendliche während der Spiele in gemeinſamem Zeltlager leben ſollen und die e ihre Methoden miteinander vergleichen werden. Berſammlungs⸗ Kalender. 9 Tv. 1898. Am kommenden Sonntag ſpielt die J. Maunſchaft gegen FC. Freiburg in Freiburg. Reiſeteilnehmer wollen heute abend halb 9 Uhr in der Spieler⸗ verſammlung anweſend ſein. Dampfdreſch⸗Geſellſchaft Mhm.⸗Seckenheim. Wir laden hiermit unſere Aktionäre zu der heute abend 8.30 Uhr im„Löwen“ ſtattfindenden Sener alver sammlung eln. Der Vorſtand. Sammel⸗Anzeiger Ar für Mitglieder der Landw.(in- V. Verkaufsgenoſſenſchaft. Anmeldungen zur Benützung unſerer Hederichſpritze werden im Lager entgegengenommen. Einer Gaus entlaufen.— 15 Ztr. Runkelrüben zu ver⸗ kaufen.— Ferkel zu verkaufen. Auskunft im Lager. Bohnen⸗ ſtan gen Feldwegſperre. Umtliche Veröffentlichungen der Stadt Mannheim Zur Galatzeit Gute Salat⸗ u. Tafelöle Liter 1.15, 1.20 Tafelöl in Flaſchen Olivenöl ½½ Literfl. 1.25 o. Gl. Salateſſig Liter 12 Pfg. Tafeleſſig— Weineſſig Citrovin Literflaſche 2.— m. Gl. Eſſigeſſenz, hell u. dunkel 200 gr-Flaſche 65 Pfg. Ferner empfehle: Gewürzgurken(Essiggurken) Stück 4 u. 6 Pfg. Delikateßgurken(Satzgurken) Stück 7 Pfg. Leeres Zimmer ſofort geſucht. 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Das Betreten der Feldgemarkung zur Rachtzeit Brennholz(22—4 Uhr) iſt Jedermann, auch den Beſitzern von ſowie ſümtliche Grundſtücken verboten. Zuwiderhandlungen werden gemäߧ 145 des Polizeiſtrafgeſetzbuches beſtraft. Das Verbot gilt bis Vaumateriallen 30. Rovember 1935. 9 zu haben bei Gropp, Meersburgerſtr. 28.][][ Eine neue Heimatſchrift über das Seckenheimer Bauerntum in Geſchichte und Gegenwart, in ſeinel Sprache, in Sitte, Brauch und Volksüberlieferung. 60 Seiten mit 6 Bildtafeln Preis: 1.50 M. offen, Liter 60 Pfg. 1934er Rotwein offen, Liter 55 Pfg. 30% Rabatt 1934er Weißwein f Zu verkaufen: 1 gut erh. 1 1 Nüben⸗ am Lager. Mannheim, den 4. Mal 1935. F Der Oberbürgermeiſter. 1 gut erhaltenes Pferdegeſchirr, 8 d„Bote“ Karl Herdt, 1 olle 8 e Zu beziehen durch den Verlag„Neckar in jeder Ausführung liefert dichte Pferdedecke. Neckar- Bote- Druckerei. 3 Nik. Hanf. Waun TUCk Sachen ULI Nr 19 85 K 2 N 2— 7 5——, 1935 — Huterhalfung's⸗ Beilage z um„Neckar⸗Bot e“ 6 Of OR (22. Fortſetzung.) Hedwig hatte in der Tat einen Herren kennen gelernt, der auf ſie großen Eindruck machte. Carter Bleens hieß der Mann. Der Gatte ihrer Freundin hatte ihn eines Tages als Gaſt mit nach Hauſe gebracht. Bleens war eine elegante Erſcheinung, ein liebenswürdiger Anterhalter und hatte vor allem eine gewiſſe Art, den Frauen inter⸗ eſſant zu erſcheinen. Er nannte ſich Großkaufmann, ohne die Art ſeiner Geſchäfte genau zu umſchreiben. Jedenfalls ſchien er reich zu ſein, und große Ausgaben ſpielten bei ihm keine Rolle. Hedwig wollte ſich zuerſt ſelber nicht zugeſtehen, daß ſie ihn gerne ſah. Aber je öfter er kam— und er ſchien ihr offenſichtlich den Hof zu machen— um ſo mehr fühlte ſte ſich zu ihm hingezogen, bis ſie nit Schrecken erkannte, wo⸗ hin das zu führen drohte. Sie dachte an Peter, und daß nur er ein Recht auf ſie habe. Aber als ſie beſchloß, der Sache ein Ende zu machen, war es zu ſpät. Herr Bleens hatte ſeine Chancen zu nutzen verſtanden und ſie mit ſtau⸗ nenswerter Geſchicklichkeit zu umgarnen gewußt, ſo daß ſie ſich ſelbſt nicht bewußt wurde, was eigentlich mit ihr vor⸗ Con und bald ſah ſie ſich wie die Fliege im Netze der pinne gefangen. An Peter hatte hatte ſie in der Aufwallung einer Laune den Brief geſchrieben, der ihn ſo furchtbar getrof⸗ fen halte. Sie hatte ſich eingeredet, ſie wolle erproben, ob eine Liebe wirklich noch feſt ſei, und deshalb gedachte ſie ihn ein wenig eiferſüchtig zu machen. Sie rechnete aber nicht damit, daß er dies ganz anders und viel ernſter auf⸗ faſſen würde. Als der Brief mit dem kurzen, lakoniſchen Vermerk dann wieder an ſie zurückkam, wußte ſie gar nicht mehr, was ſie anfangen ſollte, und in ihrer Verwirrung ging ſie nun wirklich auf die Liebesbeteuerungen des Amerikaners ein. Dieſer Mann wußte ſie allmählich ſo zu betören, daß ſie ſeinen Verſprechungen Glauben ſchenkte und ihm Aus⸗ ſichten machte, ihn nach den Weſtſtaaten zu begleiten wo er, wie er behauptete, eine kleinere Farm beſaß. Dort ſollte ſie als ſeine Frau ſchalten, während er ſeine Ge⸗ ſchäftsreiſen machte 5 Es folgte für Hedwig ein an bitteren Enttäuſchungen teiches Abenteuerleben, wie ſie ein ſolches ſelber kaum für möglich gehalten hätte. Nachdem ſie ſich von ihren Freun⸗ den freigemacht hatte, verließ ſie mit Bleens zuſammen New Orleans. g Bald mußte ſie zu der niederſchmetternden Erkenntnis gelangen, daß alles Betrug war und ihr Verlobter nicht, wie er behauptet hatte, ein Großkaufmann, ſondern ein raffinierter Gauner war, der gelegentlich einer Fahrt auf einer kleinen Station der Pacificbahn vor ihren Augen verhaftet wurde.. 8 raufhin irrte ſie einige Zeit mittel⸗ und hilflos um⸗ r 2 N e Cen Ff s HEV DSV FCA (Nachdruck verboten.) her. Aus Scham vermochte ſie zu ihren Bekannten nicht wieder zurückkehren, für die ſie verſchollen war. Auch wagte ſie vorerſt weder an ihren Vater, noch an Peter zu ſchreiben. Vor keinem wollte ſie ſich eine Blöße geben, und übrigens ſchien ſie für Peter ja abgetan, der ihr den Brief ſo brüſk zurückgeſchickt hatte. So hörte man auch in Europa nichts mehr von Hed⸗ wig; alle Nachforſchungen blieben erfolglos. * Geheimrat Melander war ſehr verwundert, als Peter nicht wie beſtimmt erwartet, nach acht Tagen wiederkam, um ſeine Anfrage zu wiederholen. Statt deſſen traf ein Brief des jungen Direktors ein, wodurch er zu wiſſen gab, daß er leider von einer wiederholten Anfrage abſehen müſſe. Ohne Angabe von Gründen. Die ſpätere Zeit führte aber die beiden Männer doch wieder zuſammen. Als Melander ſehr lange keine Nach⸗ richt von ſeiner Tochter erhalten hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als ſich an Peter zu wenden, von dem er annahm, daß er Näheres wiſſe. Groß war ſeine Beſtür⸗ zung als ihm die Sachlage dann von Peter erläutert wurde. i „Mein lieber Herr Steffens,“ meinte Melander, ihn bei den Händen faſſend,„das iſt eine furchtbare Wendung des Schickſals, zumal ich mich gerade entſchloſſen hatte, Sie als meinen Schwiegerſohn anzuſehen“ „Sie können ſich denken,“ erwiderte Peter,„daß an dieſer Schlag mindeſtens ebenſo heftig traf. Ich war drau und dran, Hedwig zu ſchreiben, daß ſie nun endlich zu⸗ rückkommen möge. Alles ſchien ſich zum Guten zu wenden. Da— ſo kurz vor'm Ziel— werden alle Pläne zerſchla⸗ gen.— Ich bin kein allzu weicher Menſch, Herr Geheim⸗ rat, doch damals. an jenem Abend, als mich die Nachricht wie ein Blitzſtrahl traf, da habe ich geſchluchzt wie ein Kind. Nur die Arbeit hat mich darüber hinweg bringen können. Na—— und nun iſt ja alles aus!“ „Haben Sie nicht etwas zu impulſiv und voreilig ge⸗ handelt, indem Sie Hedwig ihren Brief ſo kraß zurück⸗ ſchickten?“ „Mag ſein, mag ſein,“ entgegnete Peter, in ſolchen Augenblicken weiß man nicht, was man tut. Ich bin ja ſchließlich auch nur ein Menſch, der ſeine Fehler und Män⸗ gel hat. Aber ſie hätte mir das auch nicht antun dürfen.“ And jetzt? Was ſoll denn jetzt werden? Sie haben ihr nicht mehr geſchrieben?“ „Nein!“ „Wollen Sie es im Hinblick auf die Möglichkeit, daß 11 15 doch vielleicht etwas Aurechtes taten, nicht nach⸗ holen?“ 5 7 5 5 . ͤ——.. ˙—— ⁵— VAX—— „Das möchte ich lieber Ihnen überlaſſen, Herr Geheim⸗ vat. Ich ſtelle Ihnen gerne anheim, das, was wir eben be⸗ ſprochen haben, durchblicken zu laſſen.“ Melander ſchrieb und ließ den Brief expreß beför⸗ dern. Schon nach kurzer Zeit hatte er ihn als unbeſtellbar rück. 5 Daraufhin wandte er ſich an die Bekannten von Hed⸗ wig, bei denen ſie ſo lange geweſen war. Man teilte ihm in freundlicher und verbindlicher Weiſe mit, daß man über Hedwig, die plötzlich aus dem Hauſe verſchwunden ſei, leider keinerlei Auskunft zu erteilen vermöchte. Jetzt war Melander völlig zerſchlagen und er wurde noch ſonderlicher, als er bisher ſchon geweſen. Innerlich begann er ſich Vorwürfe zu machen, daß er an allem ei⸗ Krach ſchuld ſei, und er kam aus ſeinen ſeeliſchen Be⸗ klemmungen üerhaupt nicht mehr heraus. So führte er in Verbitterung das Leben eines völlig Vereinſamten; er ſchloß ſich auch von früheren Freunden und Bekannten vollkommen ab. Nur Peter, dem der Alte jetzt leid tat, kam ihn alle paar Wochen einmal beſuchen. Auch er litt noch immer unter dem Geſchehenen. Er hatte viel von ſeiner Fröhlichkeit eingebüßt und wurde mehr und mehr zur Arbeitmaſchine. Die Anforderungen, die von allen Seiten an ihn ge⸗ ſtellt wurden, wuchſen von Tag zu Tag. Aber er bewäl⸗ tigte alles, und ſein umfaſſender Geiſt ſpann immer wei⸗ tere Pläne aus. Die neue Geſellſchaft entwickelte ſich unter ſeiner Lei⸗ tung vorzüglich, und er begann immer mehr, im Wirt⸗ ae ein Faktor zu werden, mit dem man rechnen mußte. Sein Speditionsunternehmen wuchs ſich zu einem groß⸗ ügigen Betriebe aus. In die Geſellſchaft wurde dieſer Betrieb nicht eingereiht, ſondern lehigll eine Intereſſen⸗ gemeinſchaft hergeſtellt. Durch günſtige Spekulation kam er in den Beſitz einer Kohlengrube im Ruhrgebiet, von wo er die ſchwarzen Diamanten in eigenen Schiffen abtransportieren ließ. * Es vergingen volle ſieben Jahre, während deren Pe⸗ ter Steffens unendlich viel leiſtete. Dies war ihm nur mög⸗ lich, weil er ſich ſelber, abgeſehen von ſeiner hohen Bega⸗ bung, zu einem Afketen herausbildete. Seine Arbeitszei⸗ ten waren auf Minuten genau eingeteilt. Schlaf geſtattete er ſich nur ſoviel, als eben notwendig war. Sein einfa⸗ ches möbliertes Zimmer hatte er mit einer großen, ge⸗ räumigen Wohnung vertauſcht, und neuerdings ließ er ſich am Rhein ein kleines Haus bauen, in deſſen Erdge⸗ ſchoß er das Hauptbüro ſeiner verſchiedenen Anterneh⸗ mungen zu verlegen gedachte. Nachdem Peter drei Jahre lang der Verkehrsgeſell⸗ ſchaft als Direktor empor geholfen und das Unternehmen vorzüglich florierte, gab er den Poſten auf, um ſich eige⸗ nen Neugründungen zu widmen. Er blieb aber mit einem e Aktien und ſeinem Werftunternehmen eteiligt. Seine Speditionsfirma arbeitete fre längerer Zeit be⸗ reits mit eigenen Schiffen und Laſtkraftwagen und er⸗ n ſich ihrer Leiſtungsfähigkeit wegen eines regen Zu⸗ pruches. Während der vier Jahre nach ſeinem Ausſcheiden als aktives Mitglied der Verkehrsgeſellſchaft, hatte er noch eine kleine Papierfabrik und eine Handelsgeſellſchaft in Darmſtadt erworben. Aeberall griff er ſofort ſelber ein, und prüfte genau, ob die richtigen Männer an leitender Stelle waren, und wenn ſich jemand als untauglich erwies, erſetzte er ihn durch einen Tüchtigeren. 7 Sieben Jahre lang hatte man von Hedwig nichts mehr gehört. Melander war vor Gramm faſt zu einem Skelett zuſammengefallen Er blickte aus hohlen Augen wie ein Geſpenſt und ſeine Tage ſchienen gezählt zu ſein. Trotz⸗ dem hoffte er zuverſichtlich, Hedwig werde doch noch am Leben ſein und eines Tages zu ihm ins Zimmer treten. Dieſe Erwartung hielt ihn wie an einem ſtarken Faden im Leben zurück. 5 5 Auch Peter hatte Hedwig niemals vergeſſen können. Auch er hoffte, wenn er ſich eelber dies in ſeinem Trotz auch niemals geſtehen woll don Tag zu Tag auf ein Lebenszeichen. Da trat eine große, heikle Frage an ihn heran. Er war mit der Tochter eines Großinduſtriellen be⸗ kannt geworden, deren Vater ihn ungemein ſchätzte und immer wieder Verſuche machte, ihn für ſeine Anterneh⸗ mungen zu gewinnen. Er fühlte deutlich, daß er nur„ja“ ſagen brauchte, um Helga Ruhland ſein eigen zu nennen. Helga war eine elegante junge Dame von gewinnen⸗ dem Außeren. Aber ihr Herz war kalt. Selbſt in Peter ſah ſie nur den hervorragenden Mann, den ſie bewundern mußte, und der ihr alles das würde bieten können, was ſte zur Befriedigung ihrer zahlreichen Launen brauchte. Peter durchſchaute dies voll und ganz, und war ſich längſt klar geworden, daß es ſich hier nur um eine ſoge⸗ nannte Vernunftehe handeln konnte, in der man lediglich „geſchäftlich“ auf ſeine Koſten kam. Sein Freund Larſen riet ihm entſchieden ab. „Was kannſt du von einer Ehe erwarten,“ bemerkte Jack,„die nichts als ein Geſchäft iſt? Du wirſt unglück⸗ lich. Beſten Falles lebt ihr gleichgültig nebeneinander her. Von der moraliſchen Bewertung völlig zu ſchweigen!“ „Ja, ja,“ ſagte Peter,„ich überlege das auch. Bedenke indeſſen, was es für mich bedeutet, wenn ich mit Hilfe des alten Ruhland, der verſchiedene unternehmen im Aus⸗ 115 beſitzt, internaitonale Verbindungen anknüpfen ann.“ ö „Glaubſt du denn, das Hedwig Melander nicht mehr am Leben iſt?“ „Ja. Sonſt hätten wir längſt etwas von ihr gehört!“ „Wenn ſie aber doch lebte?“ „Mit Wenns und Abers können wir im Leben nicht weiterkommen. Sonſt kämen wir überhaupt nicht zum Handeln.“ „Du biſt ein brutaler Energiemenſch geworden!“ „Vielleicht bin ich es, aber ich muß es ſein, wenn ich vorwärts kommen will.“ „Vergiß nicht, auch menſchlich zu bleiben. Liſette läßt dich bitten, heute zum Eſſen zu kommen. Auch Herbert und Giſela wollen den Onkel wieder einmal ſehen!“ Herbert und Giſela waren die Kinder Jacks, im Alter von drei und vier Jahren. Jack hatte ein reizendes, glück⸗ liches Familienleben gefunden. Peter verbrachte immer noch gerne die Sonntage in der Familie Jacks und kam auch öfter an Wochentagen zum Eſſen hin. Das waren die wenigen Stunden, in denen er ſich ein⸗ mal eine Ausſpannung gönnte. * Die geſchäftlichen Vorteile, die ihm winkten, beeinfluß⸗ ten Peter ſo, daß er ſich mit Fräulein Ruhland verlobte. Dieſe Feierlichkeit fand unter großem Aufwande im Ruh⸗ land'ſchen Hauſe zu Kaſſel ſtatt. Peter bewegte ſich in der dort verſammelten Geſell⸗ ſchaft ſo, als ob er von jeher dazu gehörte. Er ſtellte auch mit ſeiner gerade gewachſenen, kräftigen Statur etwas vor. Das Haar trug er nach hinten zurückgeſtrichen. Um Augen⸗ und Mundpartie ſpielten energiſche Züge. Sein Blick war durchdringend, und über den Augen wölbte ſich eine hohe, wuchtige Stirn. N 5 Plaudernd ſaß man gruppenweise in den Salons der Ruhland'ſchen Villa. Diener reichten Tee und Gebäck 55 um. Die Braut wurde eben von einer Gruppe älterer Da⸗ men in Anſpruch genommen. Sie trug ein koſtbares Sei⸗ denkleid und im Haar ein Diadem; ihre dunklen Augen funkelten wie bei einer Südländerin. Wäre nicht ein et⸗ was müder, blaſierter Zug um die Mundpartie bemerk⸗ bar geweſen, hätte man ſie als ſchön bezeichnen können. Peter würde von ſeiner Schwiegervater in Anſpru)h genommen. 5 FF „Nun, mein Sohn,“ ſagte der alte Herr. gef es dir hier bei uns? Wo gedenkſt du dich mit Helga endgültig niederzulaſſen?“ 8 5 „Am Rhein natürlich,“ erwiderte Peser,„mein Haus befindet ſich ja ſchon im Bau!“ m. Ja, natürlich. entlich wird es Hellas Au- a i sprüchen genügen!“ 5 5 i 1 8 Zu Spät! Skizze von Theodor Paul. Konrad Gordon ſtand am Ufer des Stromes auf dem Leinpfad, der aus maſſtven, achteckigen Schieferblöcken ge⸗ mauert war und zum Schutz gegen die Wogen und gleich⸗ zeitig als Weg für die Arbeiter diente, die tagein, tagaus die belaſteten Kähne an langen Seilen den Strom hinauf⸗ zogen. 5 Seine Geſtalt war elegant, wenn auch nicht auffallend gekleidet. Der Wind peitſchte ſchräg den Regen auf den Mantel und blies das Tuch feſt um ſeinen Körper, wäh⸗ rend er die Hände in die Manteltaſchen geſenkt hielt. „Hol über!“ rief er nun, während er beide Hände an den Mund legte. Der Schall der Stimme lief über das 0 Waſſer hinweg, und der Wind verwehte faſt die Worte. Drüben, auf dem jenſeitigen Ufer, ſtand die kleine Hütte des Fährmanns. Tag und Nacht wohnte er dort, der alte Klaus mit dem verwetterten Geſicht. Ihm wollte er heute ſeinen Dank abſtatten.— Jahre waren es her— zehn oder zwanzig. Da war der Strom zugefroren. Konrad Gordon vergnügte ſich mit einigen Schulkameraden beim Schlittſchuhlauf auf dem Eiſe. Er erinnerte ſich an dieſen Tag noch ſo deutlich als wäre es erſt geſtern geweſen. Blutrot ging die Sonne hinter den Bergen unter und tauchte die Landſchaft in einen goldigen Schein, das Eis ſchien ſelber zu glühen in dem Glanz des niederſinkenden Tagesgeſtirns. Er hatte ſich in jugendlicher Unbeſonnenheit auf die Mitte des Stromes gewagt. Dort war das Eis brüchig. Als er mit ſeinen Schlittſchuhen darüberglitt, hörte er das Krachen und Kniſtern im Eiſe und der Grund unter ſeinen Füßen ſchwankte. Einen Augenblick noch— dann ſank ſein Bein, das Eis zerbrechend, unter, ſein Körper ſchlug hin, durchſchlug die Decke, und er ſank. Noch lag deutlich in ſeinen Ohren ſein entſetzlicher Schrei, dann hatten ihn die kalten Wogen umſchlungen. Mit der Geiſtesgegenwart oder mit dem Glück, wie es oft Verzweifelnden geſchieht, gelang es ihm im Sinken mit der Hand das Eis noch zu faſſen und ſich hochzuziehen. Er tauchte wieder auf, aber als er verſuchte, ſich auf das Eis heraufzuziehen, brach wieder ein Stück los. Seine Kameraden, die aus der Ferne ſein Anglück geſehen hatten, liefen ſchreiend davon. Ver⸗ gebens ſchrie er um Hilfe, es waren grauenvolle Sekunden und Minuten, und er ſpürte, daß er nicht lange mehr die Kälte des Waſſers ertragen konnte. Dicht. wie nie noch im Leben, ſah er den Tod vor Augen. Da trat der alte graubärtige Klaus vor ſeine Hütte, ſchnell überſah er das Geſchehene, nahm ein paar Bretter, die vor ſeiner Hütte lagen, ſtürmte damit im Eilſchritt über das Eis, legte ſte dann hin und kroch hierauf bedächtig und vorſichtig, aber mit großer Kaltblütigkeit zu dem Ertrinkenden. Das Rettungswerk gelang ſchnell. Der alte Klaus nahm Kon⸗ rad unter ſeinen Arm und zog ihn über das Eis in ſeine Hütte. Hier gab er ihm aus einer Flaſche einen Trunk Branntwein, der belebend den faſt erſtarrten Körper Kon⸗ rads erwärmte. Er war damals zu erſchöpft geweſen, um dem alten Klaus zu danken. Aber als er endlich daheim im Bette lag, wo es ihm gelungen war, den ganzen Vorfall zu ver⸗ ſchweigen, da hatte er ſich vorgenommen, am folgenden Tage Klaus aufzuſuchen. Es waren dann aber Ereigniſſe eingetreten, die ihn noch am folgenden Tage aus der Stadt führten, die er niemals wiedergeſehen hatte. Bis heute. Er war ein angeſehener Mann geworden, von Geſchäften überlaſtet, die ihn kaum noch an das Er⸗ eignis der Jugendzeit denken ließen. f Aber vor einigen Tagen war ihm das Geſchehnis wie⸗ der ſo deutlich in den Sinn gekommen, daß er beſchloſſen atte, einen Ta zu opfern, und jetzt dem alten Klaus die inkesſchuld abzutragen. Nun ſtand er am Strom, der Wind trieb die Wellen und klatſchte den Regen gegen die e Erde. ö 1 1 „Hol über—“ rief er nochmals. Da öffnete ie Tür des kleinen Hauſes und heraus trat ein junger Burſche, ſetzte ſich in den Kahn und ruderte mit bedächtigen Schlä⸗ gen das kleine Fahrzeug herüber.„„ „Es iſt ein böſes Wetter heute,“ ſagte der junge Mann mißmutig und düſter, als wollte er ſich für ſein Ausblei⸗ ben entſchuldigen. Aber Konrad Gordon beantwortete die Frage nicht und fragte:„Sind Sie der Sohn vom alten Klaus?“ Das Boot war inzwiſchen vom Afer wieder gelöſt und trieb flott auf dem unruhigen Waſſer. Der junge Mann mußte ſeinen kräftig gebauten Körper ordentlich in die Ruder legen, um nicht abgetrieben zu werden. Es war ein hartes Stück Arbeit, und Konrad Gordon führte es darauf zurück, daß der junge Mann keine Antwort gab. Als ſie die Mitte des Stromes erreicht hatten, hörte man von einer nahen Kirche eine Glocke läuten. Gar ſelt⸗ 1 der Ton der Glocke durch den trüben Regen⸗ wind. „Das iſt die Glocke für den alten Klaus,“ ſagte nun der junge Bootsmann dumpf,„Heute mittag iſt er geſtorben.“ „Ruhig und gleichmäßig ſenkten ſich die Ruder in die trübe Flut Konrad ſah wie ſie auf⸗ und niedertauchten. Wie das Waſſer von ihnen abtropfte, und es wurde ihm eigen ſchwer ums Herz. N „Er hatte eben einen Fahrgaſt hinübergebracht, war zurückgekehrt, ſetzte ſich auf die Bank und fiel plötzlich ohne einen Ton von ſich zu geben. vornüber. Herzſchlag, ſagte der Arzt. Er war ſchon alt, aber arbeiten konnte er noch wie ein Junger.“ „Und Sie ſind ſein Sohn?“ „Nein, er hatte weder Frau noch Kinder.“ Sie waren am Ufer. Konrad Gordon ſtieg aus, legte den jungen Fährmann ein Geldſtück in die Hand und ſtieg die Böſchung hinauf, Eben kam der Schreiner mit dem Sarg. Als er die Türe öffnete, konnte Konrad Gordon das weißbärtige Haupt des alten Klaus ſehen. Aber der Schmerz, der in ihm aufgeſtiegen war, war zu groß, als daß er hätte hineingehen mögen. In Gedanken verſunken, ſchritt er über aufgeweichte Wege davon. Was konnte er dem alten Klaus bedeuten, wenn er ihm einen prächtigen Kranz auf das Grab legen ließ? Er hatte ihm danken und ihm eine Freude bereiten wollen. Aber der Tod hatte ſich dazwiſchen geſtellt. f So lange Jahre hatte der wetterharte Mann dem Schickſal getrotzt, und nun, als er, Konrad Gordon, der einſtige Knabe, ſeinem Lebensretter danken wollte, da war es vorbei, und niemals vermochte er der Wohltat den verdienten Lohn zu geben. Nur ein paar Stunden hatten ihn getrennt, aber nun war es vorbei, vorbei für immer. Wie groß war der erſte Menſchꝛ Wie eine ſehr alte Sage glauben machen will, ſoll bei Adam und Eva die Körperlänge mehr als 40 Meter be⸗ tragen haben. Das iſt freilich ein bißchen reichlich und es gehört ſchon recht viel Glaubensfreudigkeit dazu, ſich mit dieſen vierzig Metern abzufinden. Die Sage erklärt wei⸗ ter, Adam und Eva hätten jene enorme Körpergröße auf die Dauer freilich nicht behalten. Als ſie aus dem Para⸗ dies hätten weichen müſſen, ſei ihre Größe bis auf drei⸗ ßig Meter zurückgegangen. Auch gar manches gelehrte Haupt hat im Laufe der Zeit dieſe Frage beſchäftigt. So meldete ſich im Jahre 1718 ein Mann mit der Erklärung, er habe aufgrund von Berechnungen die Größe von Adam und Eva mit 6,6 Meter feſtgeſtellt. Vom ſtreng wiſſenſchaftlichen Standpunkt aus beſehen, kann es kaum als glaubhaft hingenommen werden, daß jemals auch nur annäherungsweiſe derartige Körpermaße zu verzeichnen waren. Menſchen, deren Länge mehr als 1,90 Meter beträgt, gelten heutzutage ſchon als ungewöhn⸗ liche Ausnahmen. Immerhin ſind viele Beiſpiele überlie⸗ fert, da die Körperlänge ganz erheblich über zwei Meter lag. Befanden ſich bei Menſchen die Haarwurzeln um mehr als 2,19 Meter 1 85 e dann zählte man dieſe Perſonen zu den Rieſen.. Ein ſolcher Rieſe war beiſpielsweiſe der Portier, den ſich der König Jakob von England ausgeſucht hatte. Die⸗ .——— ů.—— ſer Portier war eine„Reſpektsperſon“, wie ſie leibte und lebte, denn nach einwandfreien Ueberlieferungen hatte es der königliche Portier auf nicht weniger als 2,34 Meter gebracht. Allerdings nahm ſich dieſer Mann dem Irländer Patrick O'Brien gegenüber noch ziemlich„klein“ aus, denn der Irländer hatte mit 38 Jahren eine Körperlänge von 2,68 Meter. Patrick O'Brien konnte ſich rühmen, daß alle ſeine Zeitgenoſſen zu ihm„aufſchauten“. In einer Chro⸗ nik wird berichtet, der Rieſe habe es grundſätzlich abge⸗ lehnt, ſich„herabzulaſſen“ und andere Leute um Feuer zu bitten, er habe vielmehr, wenn er des Abends ſpazieren ging, ſeine Tabakpfeife regelmäßig an den— Straßen⸗ laternen in Brand geſetzt, bis ihm ſchließlich die Behörde dieſen Unfug unterſagte. Hochintereſſant iſt auch die Geſchichte die ſich mit dem Tode dieſes Iren verknüpft und die in der alten Chronik bis in die kleinſten Einzelheiten hinein dargelegt wird. Wegen der ungewöhnlichen Länge des Iren hatte die Wiſ⸗ ſenſchaft naturgemäß ein lebhaftes Intereſſe daran, den toten Rieſen einmal auf den Seziertiſch zu bekommen. Ein Gelehrter ſetzte ſich deswegen eines Tages mit dem Rieſen in Verbindung und bat ihn, wenn er einmal geſtorben ſei, der Forſchung wegen doch ſeinen Körper zur Verfügung zu ſtellen. Der Ire jedoch wehrte ſich gegen die Idee mit Händen und Füßen und erklärte:„Es wäre ein Verbre⸗ chen an der Natur, die mich anderen Menſchen gegenüber dermaßen ausgeſtattet hat, wenn ich meinen Körper ſpä⸗ ter zerſtückeln ließe. Ich gebe nie und nimmer meine Ein⸗ willigung dazu.“ Von jenem Tage an lebte Patrick O'Brien in der ſtändigen Angſt, daß man, wenn er ein⸗ mal geſtorben ſei, trotz alledem gegen ſeinen Willen ver⸗ fahren könne. Um dies unter allen Amſtänden zu ver⸗ eiteln, vereinbarte der Rieſe mit befreundeten Seeleuten, daß man nach ſeinem Tode ſeinen Körper unbedingt den luten des Meeres übergebe und zwar an einer ſehr tie⸗ en Stelle, damit ſein Leichnam unbedingt gegen einen fremden Zugriff ſicher ſei. Die Seeleute mußten die ge⸗ wiſſenhafte Befolgung dieſes letzten Willens beſchwören und O Brien zahlte den Leuten einen recht namhaften Geldbetrag aus. Dieſes geheime Abkommen jedoch kam einige Zeit ſpä⸗ ter zufällig dem Wiſſenſchaftler zu Ohren. Sofort ſuchte der Gelehrte die Seeleute auf und verſuchte ſie von der Erfüllung ihres Verſprechens abzubringen. Obwohl auch der Gelehrte einen ſtattlichen Geldbetrag bot, blieben die Männer jedoch ſtandhaft.„Vielleicht wäre dann mit uns u reden geweſen,“ erklärten ſie dem Forſcher,„wenn wir dem Rieſen nicht hätten ſchwören müſſen.“ Da kam der Gelehrte auf folgende Idee:„Es iſt durchaus nicht nötig, daß Ihr Meineid und Wortbruch begeht. Ich hindere euch nicht im mindeſten daran, daß ihr genau erfüllt, was Ihr dem Rieſen verſprochen habt. Ich bitte euch bloß um das eine: bevor Ihr den Leichnam dem Meer übergibt, be⸗ feſtigt an dem toten Körper einen langen Strick mit einer Boje daran. Dadurch wird nicht im geringſten gegen den letzten Willen des Rieſen verſtoßen, der Wiſſenſchaft aber iſt ein ungeheuer wertvoller Dienſt erwieſen, denn wir können den Leichnam dann wieder mit Leichtigkeit aus den Fluten herausholen.“ Tatſächlich ließen ſich die See⸗ leute— zumal der Gelehrte inzwiſchen die Belohnung noch verdoppelt hatte— auf dieſe Löſung ein. Was der Rieſe mit allen Kräften hatte vereiteln wollen, trat ein: der tote O'Brien verfiel dem Seziermeſſer. Allerdings konn⸗ ten die Forſcher bei dem damaligen Stande der Wiſſen⸗ ſchaft nicht ſehr viel ermitteln, wiewohl ihnen in jenem Hünen von Menſch ein ſo intereſſanter Fall an die Hand gegeben war. Aber ſelbſt Patrick O'Brien hatte noch ſeine Konkur⸗ renten, die ihn in den Schatten zu ſtellen wußten. Da war 3. B. ein junger Menſch in Oeſterreich, Franz Winkel⸗ meier mit Namen, der am 4. September 1887 vierund⸗ zwanzigjährig der Schwindſucht anheimfiel. Dieſer Mann hatte nachgewieſenermaßen eine Körperlänge von 2,73 Meter. Einer der bekannteſten Rieſen des vorigen Jahrhunderts iſt auch ein junger Menſch namens Karl Alrich geweſen, der 1880 in Schweidnitz geboren wurde und eine Körpergröße von zweieinhalb Meter erreichte. Alrich ſtarb aber bereits ſehr früh. Er iſt nur fie Jahre alt geworden. Bereits zwei Jahre vor ſeinem Tode war ſein Wachstum gänzlich zum Stillſtand gekommen. Seiner Körpergröße entſprechend war Alrich auch mit einer ſehr„wuchtigen“ Hand ausgeſtattet. Der Fingerring, den er trug, hatte den Umfang eines— Talers. Auch das weibliche Geſchlecht hat es zu ſehr reſpektab⸗ len„Größen“ gebracht. Wohl den Rekord auf dieſem Ge⸗ biete hatte— die Fälle aus der neueren Zeit berückſichtigt eine Frau namens Maria Wedde inne, die im Jahre 1866 in der Gegend von Halle zur Welt kam und die im Alter von 19 Jahren in Paris das Opfer einer ſchweren 1 10 wurde. Dieſe Frau war 2,65 Meter groß ge⸗ worden. Fiſche können fernfühlen An jeder Körperſeite des Fiſches, vom Kopf bis zum Schwanz verlaufend, befinden ſich als„Seitenlinien“ be⸗ 1 Sinnesorgane. Dieſe Sinnesorgane, die nament⸗ ich für die Selbſtſicherung des Fiſches und ebenſo auch beim Ausfindigmachen von Beute eine Rolle ſpielen, ſetzen das Tier inſtande, fernzufühlen. Selbſt ganz feine, im Waſſer auftretende Strömungen werden von den Fiſchen ganz deutlich wahrgenommen. Silben⸗Moſaik. Inſektenerzeugnis, Steuer(veraltet). 9 A S en ge be 12. Aeltere ſpaniſche Münze, 1—3. Unterhaltungsmittel, 1—4. Natur- erſcheinung, 1—6. viel beſungene Ranke, 2.—4. niedere Pflanzengebilde, 2—6. Weißfiſch, 3—4. Waffe. 4—1. Gattung, 5—1. Handelsgut, 5—3. Kör⸗ perteil. 5—4. Transportmittel, 5—6. Fünf-Silbenrätſel. tur— te— gau— nado— pedo dra— ſel— fant— diz— ſekt brus— tern— ger— le— ritze rin— ſan— bel— con— gott kal— ge— gik— ki— gis pel— bos— mer— me— ſel ta— bel— tar— made— ra eck— er— fuß— rad— zack. Vor die fünf Silben iſt je die gleiche paſſende Vorſilbe zu ſetzen, ſo daß ſinngemäße Wörter entſtehen, deren Anfangsbuchſtaben, abwärts geleſen, den Titel einer Oper von d' Albert er⸗ geben. 6—3. Abgabe, 5 Lieber er als ich. Aus der Gemüſepflanze ſcheid' ich aus, warum? Ich mach' mir nichts daraus und rate, er ſoll an die Stelle, dieweil dadurch auf alle Fälle 8 ein Mann erſcheint mit viel Gemüt, der andre aus dem Waſſer zieht. Auflöſungen aus letzter Nummer. Setzkaſten: 1. Steig, 2. Eimer, 3. 8 Lotto, 4. Trieb, 5. Eboli, 6 Nappa, 7. Ha⸗ gen, 8. artig, 9. Tatra, 10. Engel, 11. In⸗ ſel, 12. Neige= Selten hat ein Grobian Galle. i 3 8 Schlechte Angewohnheit: Lſe —Ohren Eſelsohren. 55