ü K . er Bleutt zu Wr. 108 Neue Gtrafrechtspflege Reichsminiſter der Juſtiz Dr. Gürtner ſprach vor Preſſevertretern über die bis jetzt geleiſtete Arbeit auf dem Gebiet der Vereinheitlichung der Strafrechtspflege. Er zeichnete ein eingehendes Bild über das Geſicht des neuen Strafrechts und gab dem Wunſche Ausdruck, es möge ein Geſetzwerk entſtehen, das mindeſtens dieſelbe Lebensdauer wie das alte, abgelöſte Strafgeſetzbuch haben werde. Der Reichsjuſtizminiſter erläuterte an zahlreichen Bei⸗ ſpielen den grundlegenden Wandel, den das neue Straf⸗ recht gegenüber dem alten darin bringe, daß es durch ſeine lockere Faſſung der geſetzlichen Tatbeſtände die ſtrafrecht⸗ liche Erfaſſung auch ſolcher ſtrafwürdigen Taten ermögliche, die im alten Strafgeſetzbuch noch nicht definiert geweſen ſeten. Auch das neue Strafrecht verzichte nicht auf die Feſt⸗ legung ſolcher Tatbeſtände, aber der geſetzliche Tatbe⸗ ſtand ſolle in Zukunft nicht mehr die einzige Rechtsquelle ſein. Wenn auf eine Tat der buch ſt äb⸗ liche Inhalt des im Geſetz aufgeführten Tatbeſtandes nicht zutreffe, dann ſolle der Richter doch beſtrafen können, wenn nämlich die geſunde Volksanſchauung die Beſtrafung verlange und wenn ferner der durch die Tat verletzte Rechtsgedanke irgendwo in der Rechtsordnung ſeinen Ausdruck gefunden habe. So werde der frühere Zu⸗ ſtand vermieden, daß ſo häufig die Beſtrafung zweifellos ſtrafwürdiger Handlungen unmöglich geweſen ſei, weil der Geſetzgeber ſeinerzeit ſolche Handlungen, wie beiſpielsweiſe elektriſchen Stromdiebſtahl, Schwarzfahrten mit fremden Kraftwagen, Automatenmißbrauch durch Metallplatten, nicht habe vorausſehen können. Neben der Neugeſtaltung des deutſchen Strafrechts läuft ſeit der Verreichlichung der Juſtiz eine fortgeſetzte ſtille Vereinheitlichung einher, die zum Ziele hat, in allen Teilen des Reichsgebiets eine gleichmäßige Handhabung des Strafrechts und des Strafverfahrensrechts ſicherzuſtel⸗ len: die Vereinheitlichung der Strafrechtspflege, d. h. der Strafrechtspraxis. Ihren Anfang nahm dieſe Aktion mit einer Verfügung vom 18. Dezember 1934 über die Staatsanwaltſchaft, in der die Organiſation und die Funktionen der Strafverfolgungsbehörden für das ganze Reich einheitlich geregelt wurden. Die Gnadenord⸗ nung vom 6. Februar 1935 vereinheitlichte das Gnaden⸗ weſen, das bis dahin in den einzelnen deutſchen Ländern ein Bild beſonderer Buntſcheckigkeit bot. In einer weiteren großen Verfügung werden nunmehr„Richtlinien für das Strafverfahren“ veröffentlicht. Dieſe ſind dazu beſtimmt, die zahlloſen Verfügungen der 16 frühe⸗ ren Landesjuſtizverwaltungen zu erſetzen und in einer ein⸗ zigen überſichtlichen großen Verfügung zuſammenzufaſſen. Allein in Preußen werden damit über 300 Verfügungen gegenſtandslos, die in den Juſtizminiſterialblättern teils als Umdruckverfügungen erſchienen, von dem Richter und Staatsanwalt in der Praxis kaum noch überſehen werden konnten. Die„Richtlinien für das Strafverfahren“ gliedern ſich in einen allgemeinen und einen beſonderen Teil. In dem erſteren wird zunächſt die Aufgabe der Strafrechtspflege herausgeſtellt: Schutz des Volkes vor dem Rechtsbrecher, Sühne des begangenen und War⸗ nung vor künftigem Frevel, aber auch Schutz des Unſchul⸗ digen vor ungerechtfertigter Verdächtigung. Darum: ziel⸗ bewußte und ſchnelle Aufklärung des Sachverhalts, keine Verzettelung in Kleinigkeiten, ſchärfſter Kampf dem ge⸗ wiſſenloſen Schädling, derſtändnisvolle, aber nicht weichliche Behandlung deſſen, der aus Not, Verfüh⸗ rung oder Torheit geſtrauchelt iſt, gerechter Spruch. Die folgenden Beſtimmungen behandeln dann das Strafverfahren in ſeinen einzelnen Abſchnitten von der Einleitung der Ermittlungen bis zur Rechtskraft des Ur⸗ teils. Sie geben z. B. dem Staatsanwalt Anweiſungen, wann, wie und in welchem Umfange er jeweils die Ermitt⸗ lungen einzuleiten hat, unter welchen Umſtänden er ein öffentliches Intereſſe bei Privatklage⸗Strafſachen bejahen ſoll, was bei der Vernehmung des Beſchuldigten, bei der Auswahl der Sachverſtändigen zu berückſichtigen iſt, inwie⸗ weit er Akteneinſicht gewähren und unter welchen Vor⸗ ausſetzungen er ein Verfahren wegen Geringfügigkeit ein⸗ ſtellen darf. Nach der Vorunterſuchung— die möglichſt ein⸗ geſchränkt werden ſoll— werden ſodann die Anklageſchrift und die Vorbereitungen der Hauptverhandlung in ihren Ein⸗ zelheiten erörtert. Beſonders eingehend beſchäftigen ſich die Richtlinien mit der Haupkverhandlung ſelbſt. Ihre äußere Geſtaltung, die Handhabung der Sitzungspo⸗ ligei, die Ausſchließung der Oeffentlichkeit, die Vernehmung der Beteiligten, der Schlußvortrag des Staatsanwalts, Be⸗ ratung und Urteilsverkündung werden im Einzelnen be⸗ handelt. Die weiteren Abſchnitte bringen neben zahlreichen Einzelbeſtimmungen mehr techniſcher Art Richtlinien, unter welchen Vorausſetzungen der Staatsanwalt ein Urteil an⸗ ſechten, wann er vom Schnellverfahren Gebrauch machen oder den Erlaß eines Strafbefehls beantra⸗ gen ſoll. Abgeſchloſſen wird der allgemeine Teil durch die Beſtimmungen der Behandlung exkerritorialer Perſonen und über zwiſchenſtaatliche Fragen auf dem Gebiet des Strafverfahrens. Der beſondere Teil enthält in 31 Abſchnitten Richtlinten für die Behandlung beſtimmter Straftaten, und zwar ſo⸗ weit ſie auch in den zahlreichen ſtaatlichen Nebengeſegen unter Strafe geſtellt ſind. Die ſtaats⸗ und rechts politiſchen Gedanken, die von den Juſtizbehörden jeweils beſonders zu berückſichtigen ſind werden hier in den Vordergrund gerückt, z. B. bei der Beleidigung die Ehrauffaſſung des neuen Staats, bei der Abtreibung die Schädigung nicht nur der Einzelperſon, ſondern auch der inneren Volkskraft, bei den Steuerſtrafſachen die Kennzeichnung der Unehrlichkeit als Treubruch gegen⸗ über Volksgemeinſchaft und Staat. Im übrigen erhalten die Strafperfolgungsbehörden eingehende Hinweiſe, welche Verfehlungen mit beſonderem Nachdruck zu verfolgen ſind, wie der erſte Zugriff zu erfolgen hat, welche polizeilichen oder privaten Zenkralſtellen zur Bekämpfung beſtimmter Straftaten(3. B. Geldfälſchungen, Vertrieb un⸗ züchtiger Bilder und Schriften. Mädchenhandel, Rauſchgift⸗ mißbrauch, Schwindelfirmen, Werkſpionage) eingerichtet iind, welche ſonſtigen Behörden oder Stellen im einzelnen alle zu beteiligen ſind, Auskunft geben oder geeignete Sachverſtändige nennen können. Die Richtlinien für das Strafverfahren ſollen ein Hand⸗ buch für den Staatsanwalt und den Strafrichter ſein, in⸗ dem er ſich über die einſchlägigen Verwaltungsbeſtimmun⸗ gen ſtets ſchnell und zuverläſſig unterrichten kann. In erſter Linie ſind ſie für den jungen Staatsanwalt und Richter beſtimmt und müſſen daher manches enthalten, was dem erfahrenen Praktiker bereits geläufig iſt. Sie ſollen keine ſtarren Vorſchriften ſein, ſondern nur eine Anleitung geben, wie im Regelfall verfahren werden ſoll, und entheben den Staatsanwalt nicht der Pflicht, ſich ſtets in erſter Linie von ſeinem Verantwortungsbewußtſein, ſeinem Takt und Fingerſpitzengefühl leiten zu laſſen und den beſonderen Um⸗ ſtänden des Einzelfalles durch nicht in den Richtlinien vor⸗ geſehene oder von ihnen abweichende Maßnahmen Rech⸗ nung zu tragen. Ein perkehrsgeſchichlliches Eteignis Am 19. Mai Eröffnung der erſten Reichsautobahnſtrecke Frankfurt— Darmſtadt. Berlin, 10. Mai. Die erſte Strecke des Reichsautobahnnetzes, die zwiſchen Frankfurk am Main und Darmſtadt— ein Teilſtück der großen Zukunftsſtraße Hamburg— Frankfurt— Baſel — wird am 19. Maf dem Verkehr übergeben. Dieſes für die deutſche Kraftfahrt und den deutſchen Skraßenbau außer- ordentlich bedeutungsvolle Ereignis gab dem General- inſpektor für das deutſche Straßenweſen Dr. ing. Todt Ver⸗ anlaſſung, am Donnerstag nachmittag vor einer großen Zahl von in. und ausländiſchen Preſſevertretern über das Straßenweſen im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland und insbeſondere über das Werden der Keichsautobahnen zu ſprechen. Der Gedanke der Reichsautobahn ſtammt vom Füh⸗ rer ſelbſt, der ſich mit dem großzügigen Plan ſchon während ſeiner Feſtungshaft in Landsberg beſchäftigte Be⸗ reits elf Tage nach der Machtübernahme bei der Eröffnung der Automobilausſtellung gab der Führer zum erſten Male öffentlich dieſem Gedanken Ausdruck. Am 23. September 1933 tat der Führer den erſten Spa⸗ kenſtich zur Reichsautobahn bei Frankfurt a. M. Damals wurden 700 Arbeiter eingeſetzt, heute ſtehen auf den Bau⸗ ſtellen der verſchiedenen Autobahnſtrecken 93 000 Arbeiter, deren Zahl im Laufe dieſes Jahres auf 120 000 anwachſen wird, und in den Steinbrüchen und Lieferungswerken ar⸗ beiten weitere 150 000 Volksgenoſſen. 1500 Kilometer Reichsautobahnen ſind im Bau, weitere 1500 Kilometer für den Bau freigegeben und für 2000 ktilometer werden die Pläne zurzeit bearbeitet. 18 Millionen Tagewerke wurden bisher geleiſtet, 60 Millio⸗ nen Kubikmeter Erdmaſſen in Bewegung geſetzt 800 000 Kubikmeter Beton, 90 000 Kubikmeter Eiſenbeton und 72 000 Tonnen Stahl und Eiſen verarbeitet. Die Zahl der ortsanſäſſigen Arbeiter reichte nicht aus; aus den Großſtädten, den Zentren der Arbeitsloſigkeit, mußten etwa 18 000 Arbeiter herangezogen werden. 108 neue Barackenlager ſind nach dem Muſter des Ar⸗ beitsdienſtes für ihre Unterbringung errichtet worden. Die Geſellſchaft Reichsautobahnen hat 15 oberſte Bauleitungen eingerichtet, denen 68 Bauabteilungen unterſtehen. Außer⸗ ordentlich groß iſt die Jahl der Brückenwerke; gigantiſche Ingenieurbauten erſtehen über Main und Neckar, über Voralpenflüſſe und Schluchten, über Saale, Elbe, Oder und an vielen anderen Stellen. Auf dem Geſamtnetz der Reichsautobahnen von 7000 Kilometer Länge werden rund 10000 Brücken ge⸗ baut werden. Die Straßen werden keine Fremdkörper im Landſchaftsbild ſein, ſondern ein harmoniſcher Beſtan d⸗ teil der Landſchaft. Dem Ingenieur ſteht in jeder oberſten Bauleitung ein Landſchaftsanwalt zur Seite, der dafür ſorgt, daß dieſes Werk der Technik nicht durch rückſichtsloſe Zweckbeſtimmung an kulturellem Wert einbüßt. Die Autobahnen werden für den mokoriſierten Verkehr künftig die Schlagadern im eigenklichen Kinne des Workes ſein; ſie dienen in erſter Linie dem Weitverkehr. Neuordnung der Straßenverwaltung Mit dem Bau der Autobahnen geht Hand in Hand eine planmäßige Neuordnung der Straßenverwaltung. Ein planmäßiger Ausbau der beſtehenden Straßen und die Neueinteilung des Landſtraßennetzes iſt leichfalls bis auf kleinere Reſtarbeiten abgeſchloſſen. In Zukunft beſtehen neben den Reichsautobahnen etwa 40 500 Kilometer Reichsſtraßen und etwa 83 000 Kilometer Land⸗ ſtraßen erſter Ordnung. Wenige Wochen nach Eröffnung der erſten Reichsauto⸗ bahnſtrecke wird eine weitere Strecke bei Mün⸗ chen eröffnet, und im Herbſt folgen weitere Teilſtrecken Benutzung vorläufig koſtenfrei In den nächſten Tagen erſcheint eine Verordnung, die den Betrieb des Verkehrs auf den Autobahnen vorläufig regelt. Fertiggeſtellte Kraftfahrbahnen gibt der General⸗ inſpektor für das deutſche Straßenweſen zunächſt zum probeweiſen Betrieb frei; Renn⸗ und Rekordfahrten ſind nur mit Genehmigung zuläſſig. Die Benutzung der Skraßen iſt vorläufig koſtenfrei. Das Reich behält ſich vor, die Betriebserſparniſſe für Kraft- wagen ſpäter in irgendeiner Form dem Kapitaldienſt der Reichsautobahnen nutzbar zu machen. Jugendertüchtigung ſtatt Fürſorge Neuer Erlaß des Reichserziehungsminiſters. Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung hat einen längeren Erlaß herausgegeben, der die ſtaatliche Jugendführung auf eine neue Grundlage ſtellt. Die bisherige ſtaatliche Jugendpflege erblickte ihre Auf⸗ gabe darin, die vorhandenen zahlloſen Jugendvereine pfle⸗ ſlerſch zu betreuen Nachdem durch den nationalſozialiſtiſchen imbruch die zahlreichen verſchiedenen Jugendvereine durch die Hitlerjugend abgelöſt und deren Mitglieder zum größten Teil ihr einverleibt waren, mußte die vom Fürſorgegedan⸗ ken der früheren Wohlfahrtsſtaaten ausgehende ſtagtliche dangendpflege auf eine völlig neue Grundlage gefſtellt wer⸗ en. In den dem Erlaß beigegebenen Grundſätzen wird als die Hauptaufgabe der ſtaatlichen Jugendpolitik die Förde. rung der Hitlerjugend und ihrer Gliederungen bezeichnet. Da aber die hiklerjugend aus nationalſozialiſtiſchen Erwä⸗ gungen heraus den Grundſatz des freiwilligen Beitritts nichl aufgeben kann, muß der Staat ſeine vornehmſte Auf⸗ gabe darin erblicken, die von der Hitlerjugend nicht erfaßte Jugend im Sinne des Nationalſozialismus zu erziehen. Im Staatsjugendtag iſt die Grundlage für eine derartige Erziehung gegeben. Der organiſatoriſche Aufbau des Staatsjugendtages wird daher den Regierungspräſi⸗ denten zur beſonderen Pflicht gemacht. Starkes Gewicht wird dabei auf die Erziehung durch den Kör⸗ per geleg; und die gemeinſchaftsbildende Kraft, die im Ge⸗ ländeſport und ein den Leibesübungen liegt, aufs eindring⸗ lichſte gefordert! Die ungeheure Bedeutung, die dieſer Er⸗ ziehungsarbeit zugrunde liegt, iſt auch dadurch unterſtri⸗ chen, daß im Haushaltsplan Preußens 1935⸗36 die bisheri⸗ gen Bezirksjugendpfleger bei den Regierungen durch Sach⸗ bearbeiter erſetzt werden, die im Einvernehmen mit den Gauleitern und Gebietsführern der Hitlerjugend aus den älteſten und bewährteſten Hitlerjugend⸗Führern berufen und unter den Regierungspräſidenten als ſelbſtändige Sachbearbeiter wirken werden Die Ausdehnung dieſer bisher nur für Preußen gelten⸗ den Regelung auf die übrigen deutſchen Länder iſt vorge⸗ ſehen, ſo daß mit dieſem Erlaß des Reichserziehungsmini⸗ ſters ein weiterer Schritt zur Erziehung der geſamten deuk⸗ 1 11 im Sinne nakionalſozialiſtiſcher Forderungen getan iſt. Handel und Wirtſchaſt Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 9. Maj. Die Preiſe ſind ſämtlich unverändert. Es ändert ſich lediglich bei Futter⸗ gerſte, Hafer und Mühlennachprodukten der Zuſatz wie folgt: Ausgleich plus 30 Pfennig, dazu 5 Pfennig Vermittlergebühr (früher Ausgleich plus 35 Pfennig). Mannheimer Kleinviehmarkt vom 9. Mai. Zufuhr: 11 Kälber, 6 Schafe, 32 Schweine, 2 Ziegen, 212 Ferkel und 536 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 15 bis 19, über ſechs Wochen 20 bis 26, Läufer 27 bis 32 Mark. Marktverlauf: lebhaft. Der neue Reichs bankausweis Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 7. Mai 1935 hat ſich in der verfloſſenen Bankwoche die geſamte An⸗ lage der Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapieren um 220,6 Millionen auf 4453,8 Millionen Mark verringert. Die Entlaſtung iſt als ziemlich hoch anzu⸗ ſehen. Die fremden Gelder zeigen mit 912,8 eine Abnahme um 38,8 Millionen Mark. Dieſe Abnahme beruht auf einer terminmäßigen Tendenz. Hierbei iſt zu bemerken, daß die öffentlichen Konten zugenommen, während die privaten abgenommen haben Der geſamte Zahlungsmittelumlauf ſtellte ſich auf 5642 Millionen Mark gegen 5676 Millionen Mark zum entſprechenden Zeitpunkt des Vormonats und 5492 Millionen Mark zur gleichen Vorjahreszeit. Die Be⸗ ſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben um 0,5 Millionen auf rund 82,2 Millionen Mark zugenommen. ee Das 25jährige Regie rungsjubiläum König Georgs V. Nach der Rückkehr in den Buckingham⸗Palaſt vom Dankgottesdienſt in der St. Pauls⸗Kathe⸗ drale zeigt ſich das Kö⸗ nigspaar der zujubeln⸗ den Menge 15 dem Balkon. In der Mitte Lord Harewood und die kleinen Prinzeſſinnen Eliſabeth und Mar⸗ garet. Weltbild Gmbh.(M) elt L Die Frau und ihre 4 2 0 Es iſt ſo ſelbſtverſtändlich, daß „die Eltern für ihre Kinder ſorgen, doch leider iſt den Kindern der Dank für die Eltern nicht immer ſelbſtverſtändlich. ..die Mutter für ihre Lieben hilfsbereite Hände hat, doch leider iſt ihren Lieben die Hilfe für ſie nicht immer ſelbſt verſtändlich. ... der Vater für ſeine Familie arbeitet, doch leider iſt ſeiner Familie die Arbeit für ihn nicht immer ſelbſtverſtändlich. .. die Geſchwiſter zuſammengehören, doch leider iſt den Geſchwiſtern das Zuſammengehörigkeitsgefühl nicht immer ſelbſtverſtändlich. ... die Verwandten an unſerem Leben teilnehmen, doch leider iſt uns die Teilnahme für ſie nicht immer ſelbſt verſtändlich. .. der Arbeitnehmer ſeinem Arbeitgeber verpflichtet iſt, doch leider iſt die Verpflichtung des Arbeitgebers für erſteren nicht immer ſelbſtverſtändlich. . irgendeiner heldiſch lebt, doch leider iſt es der Welt, ihn als Held zu feiern, nicht immer ſelbſtverſtändlich. ... Weib und Mann durch die Ehe verbunden ſind, doch leider iſt ihre Verbundenheit nicht immer ſelbſtverſtändlich. % Gott gnädig iſt, doch leider iſt uns ſeine Gnade zu ſelbſt⸗ verſtändlich. E. Th. Unſer Fremdenzimmer. „Ach, für das Fremdenzimmer iſt das noch gut genug!“ Dieſe wenig gaſtfreündliche Auffaſſung war früher vielfach ver⸗ treten. Sie trug auch die Schuld daran, daß die ſogenannten „Hausgreuel“, wie unpraktiſche Geſchenke und ebenſolche Reiſe⸗ mitbringſel, einfach ins Fremdenzimmer verbannt wurden. Und in ſo einem Unglückszimmer, vollgepfropft mit allem nur erdenklichen unnützen und unſchönen Kram, ſollte ſich dann der „liebe Beſuch“ wohl fühlen! In den meiſten Fällen iſt ehemals das Fremdenzimmer das Stiefkind der häuslichen Einrichtung geweſen. Sowohl vom Schönheits⸗ als auch vom Geſundheitsſtandpunkt aus. Waren die ſchweren Vorhänge im Wohnzimmer abgenutzt und mußten erneuert werden— je nun, dann wanderten ſie eben ins Fremdenzimmer, dem ſie als häßliche Staubfänger Luft und Licht nahmen. Und ſo ging es auch mit allem anderen. Die Bilder an der Wand hatte man ſich anderswo„leid geſehen“. Im Fremden⸗ zimmer verunzierten ſie noch jahrelang die Wände. Wie lieb⸗ los wirkte der ausgefranſte und abgetretene Teppich! Der Tiſch nud die Stühle ſtanden oft genug auch nicht mehr ganz feſt auf den Beinen. Dafür war aber die Tiſchdecke verſchoſſen, und von dem damals unvermeidlichen Sofakiſſen wollen wir lieber nicht reden! Seine unfreundliche Härte machten die grellrot Hal Roſen auch nicht wett! Was den Waſchtiſch an⸗ elangie, denn damals war fließendes Waſſer in einem Fremdenzimmer meiſt noch etwas völlig Unbekanntes, ſo ließ das Geſchirr auch allerlei zu wünſchen übrig. Wenn auch der Mund des Gaſtgebers zu längerem Verweilen einlud, ſo tat das aber das Fremdenbett beſtimmt nicht! Es trug ebenſo den Stempel des Verbrauchten wie alle übrigen Gegenſtände. Denn für das Fremdenzimmer war das alles ja noch gut genug. Die Me bekannte, deutſche Gaſtfreundſchaft aber — gründlich mit dem überlebten Begriff eines derartigen Fremdenzimmers aufgeräumt. Die nenzeitliche Wohnkultur, die alle unſere Räume umgeſtaltete, erfaßte auch das Fremden⸗ zimmer. Hier machte ſie kurzen Prozeß mit allem Unſchönen, Unpraktiſchen und Geſundheitsſchädlichen. Die ſchweren, licht⸗ und luftabſperrenden Vorhänge mußten lichten, durchſichtigen weichen. An Stelle des unpraktiſchen Waſchtiſchs trat das„fließende Waſſer“, wodurch zeitraubende Arbeit erſpart wird. Auch wurde das Bett zur wirklichen Ruheſtätte. Auf dem kleinen, aber feſtſtehenden Tiſch ſteht nun neben dem wirklich benutzbaren Schreibzeug ein Glas mit ein paax Blumen oder e e die dem Ganzen gleich etwas Anheimelndes verleihen. Vielleicht liegt nun daneben noch ein 1 7 5 Buch für eine ſtille Mußeſtunde. Jedenfalls hängt an der Wand nur ein Bild, das im Einklang zu dem übrigen Raum ſteht. Und das Wichtigſte: aller Kitſch, der ehemals hierhin wanderte, iſt reſtlos verbannt worden! Mit Luft und Licht konnte gleichzeitig auch trauliche Gemütlichkeit hier einziehen, ſo daß auch dieſer Raum unſerer Wohnung in wahrem Sinne des Wortes zu einem„Wohnraum“ wurde! Auch dem Gaſtzimmer ſollen wir, wie allen Räumen unſerer Wohnung, den Stempel unſerer Weſensart aufdrücken. Darum wollen wir es auch nicht mehr lieblos nur„das Fremden⸗ zimmer“ nennen. Es ſei für uns, falls wir noch in der glück⸗ lichen Lage ſind, eines zu beſitzen, ſtets„unſer Fremden⸗ zimmer“. In dem wird ſich auch jeder Gaſt, im Rahmen unſerer Häuslichkeit, wohl fühlen. Um das zu erreichen, bedarf es nicht einmal einer koſtſpieligen Einrichtung. Wir brauchen nur nach dem wohlerprobten Rezept zu verfahren:„Dein Gaſt wird 15 in deinem Fremdenzimmer nicht fremd, ſondern wohl fühlen, wenn auch du dich ſelbſt darin wohl fühlen würdeſt!“ J. Adams. Guter Rat. Rat geben 10 gewöhnlich 158 ſchwer, Rat fragen kann oft noch ſchwerer ſein. Aber einem Rat folgen, ſcheint oft doch noch am allerſchwerſten zu ſein. Dieſe drei Dinge ſind jedem klar, der ein wenig darüber nachdenkt. Daß guten Rat geben oft ſchwer iſt, weiß jeder, der es des öfteren tun muß. Gewöhnlich betrifft es dann Dinge, wo„guter Rat teuer“ iſt. Gleichzeitig erfordert es eine intellektuelle und pſychologiſche Anpaſſung an die Perſonen, denen geraten eee und an die Schwierigkeiten, unter denen der Rat eventuell erteilt wird. Ratgeber erhalten oft die lakoniſche Antwort:„Sie haben gut reden!“, oder:„Das iſt alles leichter eſagt als getan!“; aber die Kunſt, um guten Rat zu geben, iſt arum doch nicht kleiner. Es iſt in gewiſſem Sinne leichter, ein Rezept zu ö reiben, als die Medizin ſelbſt zu nehmen; aber die Kunſt, dieſe kleinen Papierchen zu ſchreiben, iſt doch viel weniger Menſchen zu eigen, als die Mühe, die bittere Medizin zu ſchlucken. So iſt es auch mit dem guten Rat. Wenn dieſer wirklich gut iſt, das eic! den Schwierigkeiten und Perſonen angepaßt und gleichzeitig erfolgreich, dann iſt ein ſolcher Rat unzweifelhaft viel wert Aber oft ſcheint es noch ſchwerer zu ſein, um guten Rat zu fragen. Das klingt faſt unglaublich. Aber diejenigen, die oft Tage, Monate oder N gewartet und gezögert haben, ehe ſie es wagten, um Rat zu fragen, wiſſen das beſſer. Es iſt nun einmal eine allgemein menſchliche Erſcheinung, daß der Menſch nur ungern ſeine wirklichen Schwierigkeiten bekannt 55 Und das auf allen Gebieten. Wie viele warten nicht ange, oft zu lange, bevor ſie mit Krankheitserſcheinungen zum Arzt gehen. Und wenn es erſt Schwierigkeiten innerer Art gibt, dann kann der Schritt, um Rat zu fragen, oft unmöglich ſchwer erſcheinen. Am beſten beweiſt das die Tatſache, daß ſolche Menſchen oft genug hingehen, um über ihre Schwierigkeiten zu reden, um dann wieder unverrichteter Sache zurückzukehren. Solche Fälle erfordern viel Güte und Anpafſfung. um die Almoſphäre zu ſchaffen, in der der ſorgenvolle Menſch offen von ſeinen Schwierigkeiten 8 kann. Am allerſchwerſten aber iſt es oft, dem guten Rat zu folgen. Das mag noch unglaublicher klingen, aber die Tatſachen be⸗ weiſen es täglich. Man wird ſich fragen. weshalb ſolche Das kleine Mädchen mit den Engels flügeln. Eine Geſchichte für Mütter und Kinder. Von Margarete Hodt. Oſtern war vorüber, und die Schule hatte angefangen. Oh, wie brav und mutig ging Liſelotte am erſten Tage neben ihrer Mutter her! Es war ja auch alles wunderſchön: die vielen Kinder, der freundliche Lehrer, die Muſik und dann die große, große Tüte, die bis obenhin gefüllt war mit Apfelſinen, Keks, Schokolade und Bonbons! Dann aber— ja, dann war Liſe⸗ lotte nicht mehr brav und mutig. Es kam vor, daß ſie des Morgens nicht aufſtehen wollte. War es dann endlich gelungen, ſie zu waſchen und anzukleiden, ſo hielt ſie Mutters Hand feſt und war nicht zu bewegen, allein den Schulweg anzutreten. Die Mutter oder Anna, das Dienſtmädchen, mußten ſie bis zur Tür des Schulhauſes begleiten. Auch in der Schule gefiel es ihr nicht, Wenn die Mutter mittags fragte, wie es denn geweſen ſei, brach ſie meiſtens in Tränen aus. Nach und nach kam es dann heraus, daß der Lehrer ſie getadelt hatte. Einmal ſaß ſie nicht ruhig, dann nahm ſie immer wieder den Stift in die ver⸗ kehrte Hand, und wenn ſie in der Pauſe ihre Jacke 075 ſollte, ſo konnte ſie es nicht allein. Das war wieder ein Er⸗ eignis, das bei ihr Kummer und Zorn hervorrief. „Und dann Gretchen“, ſchloß das Kind eines Tages ſeinen Bericht.„Ich muß immer neben Gretchen ſitzen.“ „Wer iſt denn das?“ fragte die Mutter. „Ach, Gretchen, das iſt gar kein Kind, wie wir anderen alle. Gretchen iſt älter und hat einen Buckel. Der ſtört ganz fürchterlich.“ „Wen ſtört er? Gretchen oder dich?“ fragte die Mutter. „Nun, mich. Ich kann gar nicht ordentlich darüber hinweg⸗ gucken.“ „Und Gretchen ſtört ler nicht?“ „Na, die! Die hat ihn eben.“ Die Mutter war nachdenklich geworden, und ſchon ſchmei⸗ chelte Liſelotte: „Nicht wahr, du ſagſt es dem Lehrer, daß ich nicht mehr neben Gretchen ſitzen ſoll? Die anderen Kinder mögen ſie auch nicht leiden und lachen mich immer aus. Gretchen iſt ſo häß⸗ lich. Ich kann ſie nicht ausſtehen.“ Liſelotte ſchmiegte ihr Geſicht in Mutters Kleid hinein, um ihrer Bitte noch mehr Nachdruck zu geben, und ſie wunderte ſich, daß die Mutter ſo ſtill blieb. Als ſie ſich nach einer Weile wieder aus dem Kleid herauswickelte, ſah ſie Tränen in den Augen ihrer Mutter. „Warum weinſt du denn?“ rief ſie ganz entſetzt. „Weil meine kleine Tochter das Allerſchönſte von ſich weiſen will, was der liebe Gott ihr gegeben hat!“ antwortete da die Mutter und zog ihr Kind zu ſich auf den Schoß. „Aber der liebe Gott hat mir ja gar nichts gegeben, Mutti!“ „Doch! Du ärgerſt dich über Gretchens Buckel. Weißt du, was darin iſt? Ein Paar Engelsflügel.“ „Ein Paar Engelsflügel?“ Liſelotte lachte ungläubig. „Ja, Gretchen iſt dazu auserſehen, viel früher als wir zu Gott zu gehen. Sie iſt wirklich ein Engel. Damit ſie aber nicht von der Erde fortfliegt, denn das will der liebe Gott noch nicht haben, trägt ſie ihre Flügel zuſammengefaltet in ihrem Rücken. Eines Tages aber werden fe hervorkommen, und dann wird Gott Gretchen zu ſich rufen. Liſelotte lachte wieder. „Das glaube ich nicht, Mutti. Warum will der liebe Gott ſie denn jetzt noch nicht in ſeinem Himmel haben?“ „Weil Gretchen auf Erden eine Aufgabe zu erfüllen hat. Und vielleicht iſt Gretchens Aufgabe, aus meiner wilden, un⸗ artigen Liſelotte ein Kind zu machen, an dem man ſeine Freude hat. Siehſt du, darum mußte ich weinen. Nein, Liſelotte, zum Lehrer gehe ich beſtimmt nicht. Es ſollte mir leid tun, wenn du nicht mehr neben Gretchen ſitzen könnteſt. Laß nur die anderen Menſchen uberhaupt um Rai geſragt haben, und es gehört zu den Rätſeln der menſchlichen Seele, wenn die betreffenden Menſchen in ihrem Herzen und in ihren Worten zugeben, daß der erteilte Rat gut iſt— ja ſelbſt, daß er der einzige Ausweg iſt, und dieſen Rat dann oft doch nicht befolgen. Und wenn ſie zur Erkenntnis kommen, wie gut der Rat war, den man ihnen gegeben hatte, dann iſt es häufig ſchon zu ſpät, ihm zu folgen. Haferflocken⸗Rezepte. Haferflockenſchnitten. Ein ſüß gekochter, beliebig abgeſchmeck⸗ ter Brei wird mit zwei Eiern abgezogen und zum Erkalten hingeſtellt. Mit einem breiten Meſſer ſticht man Schnitten ab. wälzt ſtie in Reibſemmel und bratet ſie in Butter goldbraun. Sie ſind mit kalter Vanilleſoße, mit Kompott oder mit Zucker und Zimt ausgezeichnet. Pitante Briſoletten. In einer kräftigen Brühe von Wurzel⸗ werk, Sellerie, Porree und Zwiebel quillt man für fünf Per⸗ 5 ungefähr ein halbes Pfund Haferflocken zu einem ſteifen rei aus, den man mit wenig Salz, Pfeffer und gewiegter Peterſilie oder mit Engliſcher Soße oder Käſe oder Tomaten⸗ ketchup oder mit gewiegten Pilzen abſchmeckt und erkalten läßt. Mit der Hand arbeitet man ein bis zwei Eier in diejen Brei, formt Briſoletten daraus, die in Reibſemmel gewendet und in Butter oder Fett gebraten werden. Sehr gut zu grünem Salat und zu allen Gemüſen. Haferflockenklöße. 125 Gramm Haferflocken läßt man in Milch langſam ausguellen, ſo daß ſie faſt gar, doch nicht zu flüſſig ſind. Dann gibt man zwei Gelbeier, 50 Gramm Fett und ſo viel Mehl hinzu, daß ein Kloßteig entſtanden iſt, den man mit Salz abſchmeckt. Die Klöße werden nun in Salzwaſſer gar gekocht und zu geſchmortem Obſt gegeſſen. Man reicht aber auch in Scheiben geſchnittenen Speck, den man gebraten hat, dazu, oder man kann auch die Klöße mit brauner Butter zu Tiſch reichen. Haferflockenſpeiſe. Ein Viertelpfund Haferflocken, ein halbes Etter kochendes Waſſer, fünf Blatt weiße Gelatine, etwas Vanille, 90 Gramm Zucker, ein Viertelliter Milch, 60 Gramm Roſinen. Die Haferflocken mit dem kochenden Waſſer über⸗ gießen und über Nacht ſtehen laſſen. Sechs Blatt Gelatine werden mit Vanille und dem Zucker in Milch aufgekocht, mit den Roſinen und Haferflocken verrührt. Alles in eine Schale gefüllt und kalt geſtellt. Rohe Haferflocken ſtreut man auf grüne Salate, auf Gemüſe⸗ und Obſtſalate. Ihr nußähnlicher Geſchmack wird immer an⸗ genehm empfunden. Haferflockenauflauf. Die Flocken quillt man in mit Waſſer verdünntem Obſtſaft zu einem mäßig ſteiſen Brei aus Gehackte Mandeln und etwas Butter oder ſuͤße Sahne verfeinern den Geſchmack, ohne jedoch unbedingt erforderlich zu ſein. Mit dieſem Brei, den man nach Zucker abſchmeckt, füttert man eine gebutterte Auflaufform aus, legt das Obſt hinein und deckt es mit dem Brei zu. Mit ein paar Butterflöckchen beſtreut, eine knappe halbe Stunde im Ofen backen und kalte vanillierte Milch dazugeben. Schwimmender Igel. Es iſt ein Haferflockenbrei, den man in kalt ausgeſpülten Taſſenköpfen erkalten läßt und dann ſtürzt. Er wird mit Mandeln geſpickt und ſchwimmt in einem See von friſchem Fruchtſaft. Den Brei kocht man einmal mit gehackten Mandeln, ein anderes Mal mit Roſinen, auch mit Apfelſinen⸗ oder Zitronenſaft. Flammendes Herz im Schnee. Es iſt Haferflockenbrei, der mit Himbeerſaft gefärbt wurde und in eine Herzform zum Er⸗ kalten getan, dann geſtürzt mit geſüßter Milch gereicht. Kinder lachen! Die ſind dumm. Gott weiß allein, warum er dir Gretchen geſchickt hat.“ i. Liſelotte war nicht davon überzeugt, daß die Mutter recht hatte, aber etwas hatten die lieben Worte doch bewirkt: Das Kind ärgerte ſich nicht mehr über Gretchens Buckel. Schließlich — man konnte nicht wiſſen, ob nicht vielleicht doch Engels⸗ flügel darin waren. Ehe die Knoſpen aufſprangen, waxen ſie auch ganz dick, und es ſaßen Blätter, Blumen und ſogar Zweige darin. Liſelotte ſchien es jetzt auch, als ſei Gretchens Geſicht hübſch. Nein, eigentlich war es nicht hübſch, aber wenn Gret⸗ chen lächelte, ſo erinnerte 5 das an das Lächeln ihrer Mutter. Es lag darin ſoviel Geduld und Güte. Dann hatte Liſelotte ein Erlebnis, und von dem Tage an zweifelte ſie nicht mehr an Gretchens Engelsflügel. Sie hatte ihr Buch vergeſſen und fürchtete ſich vor dem Tadel des Lehrers. Da ſchob Gretchen Liſelotte ihr eigenes Buch hin und ſagte freundlich:„Nimm es nur!] Mich wird der Lehrer nicht ſchelten!“ Und richtig! Gretchen bekam keine Strafe. Der Lehrer wußte gewiß auch, daß ſie ein Engel war. l 5 „Ich möchte Gretchen einmal zu uns einladen!“ erklärte Liſelotte eines Tages, und die Mutter hatte nichts dagegen. Die beiden Mädchen ſpielten mit der Puppenküche, ja, ſie durften ſogar den kleinen Spirituskocher benutzen und ſich Kartoffel⸗ puffer backen. a 85 Mit einem Male ſchrie Liſelotte laut auf. Sie hatte ſich zu tief über den Herd gebeugt, und die Flammen hatte eine ihrer Locken erfaßt. Als die Mutter kam, ſaß Lieſelotte in einem Lehnſtuhl. Nein, es fehlte ihr nichts. Sie weinte nur noch vor Aufregung, und ihr Haar war ein wenig verſenkt. Neben ihr kniete Gretchen und lachte. Die Mutter aber ſah, daß Gretchen eine Brandwunde an der Hand hatte. Die mußte ſorgfältig verbunden werden. „Sie hat ganz einfach mein Haar genommen und das Feuer mit den Fingern totgedrückt!“ berichtete Liſelotte ſpäter.„Hat es ihr denn gar nicht weh getan, Mutti?“ 5 5 „Doch! Gretchen fühlte den Schmerz genau ſo wie wir alle.“ So wurde denn Gretchen immer mehr der Schutzengel der kleinen Liſelotte. Die Kinder lernten und ſpielten täglich zu⸗ ſammen, und die Mutter ſah voll Freude, daß Liſelotte unter dem Einfluß des ſtillen Mädchens viele ihrer Unarten ablegte. Das erſte Schuljahr verging. Am letzten Tage kam Elſelotte bitterlich weinend 235 Sie war verſetzt worden, Gretchen aber, ihr Gretchen, ſollte von ihr getrennt werden. ̃ „Sie kommt nach Oſtern in eine Anſtalt, Mutti! In— in ein i. Die Mutter ſtreichelte ſanft ihr armes, verzweifeltes Kind. „Nun hat Gretchen ihre Aufgabe an dir erfüllt!“ ſagte ſie ernſt.„Gretchen bekommt nun andere Pflichten vom lieben Gott. Die armen Kinder in der Anſtalt, die nicht ordentlich feht und ſtehen können, müſſen einen Engel haben— ſiehſt du!“ Aber Gretchen kam nicht mehr ins Krüppelheim. In einer Frühlingsnacht rief Gott ſie zu ſich in die Ewigkeit. Liſelotte durfte zu ihren Eltern gehen und ihrer kleinen Freundin Roſen bringen. 8 5 „Ihre Mutter weinte!“ erzählte ſie.„Gretchen habe ich nicht mehr geſehen. Ich meinte, ſie ſei in den Himmel geflogen. Da weinte ihre Mutter noch mehr. Mutti, ſag' du mir, wie es geweſen iſt?“ 8 „Gretchen fühlte Schmerzen im Rücken, und da bat ſie, zu Bett gehen zu dürfen. In der Nacht aber kamen die Flügel hervor. Da wurde Gretchen froh, und ſie hörte den lieben Gott rufen: Komm, Gretchen, komm in den Himmel! Da flog Gretchen hinauf, und oben erwarteten ſie die Engel.“ „Oh!“ ſagte Liſelotte nur, und ihre Augen öffneten ſich ganz weit. Darin lag der fromme Glaube eines Kindes Frühlingsmäßiger Brotbelag Kann es etwas Schöneres geben als eine Scheibe kerni⸗ gen Brotes mit friſcher Butter beſtrichen und mit Ra⸗ dieschen⸗ und Eierſcheiben belegt, ſowie mit ge⸗ wiegtem Schnittlauch überſtreut? Beſonders geeignet iſt dieſer Brotbelag für unſere Schulkinder, die meiſt gar nicht genug davon bekommen können. Tatſächlich iſt auch eine erfriſchendere und geſündere Nahrung für die Fräbungee, kaum denkbar. Dazu kommt noch, daß dieſe Frühlings ⸗ brote ſich im Gegenſatze zu den Wurſtſchnitten weit länger friſch halten. Die roten Radieschen haben leider zuweilen die Neigung, holzig oder, wie man zu ſagen pflegt, pelzig zu werden. ei dem weißen Rettich iſt dies weit weniger der Fall, weshalb man vielfach ihm den Vorzug gibt. Falſch iſt es, Radieschen und Rettich mit Salz zu eſſen. Sie verlieren dadurch an Nährwert und Wohlgeſchmack. Das Salz täuſcht über die eigentliche Würze hinweg. 5 b Nicht vergeſſen dürfen wir den ſüßen Speiſeguar k, der jetzt beſonders gehaltreich iſt, da in den Ställen die Grün⸗ fütterung begonnen hat. Man ißt zu Quarkbrot beſonder⸗ gern Schnittlauch oder geſchnittene Zwiebeln. Koch⸗Nezepte Spargel nach bayeriſcher Art. Man weicht Weißbrot⸗ ſchnitten in Milch ein, der man einige— etwa 1 9— Eier, Muskatnuß, reichlich Dill und Peterſilie einquirlt. Nach einer Stunde bäckt man die Schnitten auf offener Pfanne beider⸗ ſeitig braun und ſchüttet den Brotkuchen auf eine runde Schuͤſſel. Ganz mit einem Spargelgemüſe— mit reichlich Dill in der weißen Soße— zugedeckt, ſteht der pikante Kuchenſockel noch eine Viertelſtunde an heißer Stelle. Die Soße iſt dann gut eingezogen. Man kann noch Bratkar⸗ toffeln ringsum legen. 1 a Formgericht mit Spargel. Junggemüſe wie Karotten, Kohlrabi und doppelt ſoviel Spargel werden in Scheibchen und Stäbchen geſchnitten, Man dünſtet alles zuſammen in Butter, gibt das Herzgrün der Kohlrabi ſowie Schnittarch Peterſilie und Dill darüber und ſchichtet das Gemüſe mit 5 dazwiſchen geſtreuten Weizenflocken in eine gebutterte 1 5 form. Von 1 Taſſe Milch, drei Eigelb, zwei Löffel Rei käſe und etwas Muskatblüte quirlt man einen Ueberzug, dem man zuletzt den Schnee der Eier einlöffelt. Die S it muß bis untenhin dringen können. Einige Einſtiche 5 einem Löffelſtiel erleichtern das Unternehmen. Der Aufl bäckt 30 Minuten in gut heißem Ofen.. Spargel-Rohſalat. Einige ſehr zarte Stangen Sechel werden geraspelt, nachdem ſie gut gewaſchen und ge 10 worden find. Ein Bündchen Radieschen ſchneidet Ln Scheiben und einen Kopf Salat zu Streifen. 2 Löffel ih Mayonnaiſe verrührt man mit Quark, den man. 155 ſahnig machte und überzieht die Spargelraſpel m N dieschenſcheiben auf dem Salatbett mit der ſchlagſahn gen zarten Soße. e De