8* e e 2. Blk zu Wr. 112 Mittwoch, 15. Mai 1935 Aufruf zum Reichshandwerkertag 1935 Der Reichsbetriebsgemeinſchaftsleiter und Reichshand⸗ werksmeiſter, W. G. Schmidt, erläßt an die Meiſter, Ge⸗ ſellen und Lehrlinge des Deutſchen Handwerks einen Auf⸗ ruf zum Reichshandwerkertag 1935, in dem es heißt: Der Reichshandwerkertag 1935, zu dem ich Euch, Mei⸗ ſter, Geſellen und Lehrlinge aufrufe, ſteht im Zeichen des beiſtungswillens und der Gemeinſchaftsar⸗ beit! Wir wollen durch die Tat zeigen, daß wir da ſind und daß der Schaffensdrang, den jeder einzelne von uns at, dem deutſchen Volke zum Segen gereichen muß, wenn er von einer geſchloſſenen Gemeinſchaft aller Handwerker und ihrer Mitarbeiter getragen wird. Der Reichshandwerkertag ſtellt ebenſo wie der Reichs⸗ bauerntag eine Kundgebung beſonderer Art dar. Aus der Kampfgemeinſchaft, die im Hand⸗ werk in den Jahren der liberaliſtiſchen und marxiſtiſchen Herrſchaft entſtand, wurde eine Arbeitsgemein⸗ ſchaft, aus der Gemeinſchaftsarbeit entſprang die Ka⸗ meradſchaft und aus ihr das ſoziale Verſtänd⸗ nis des Meiſters für ſeine Mitarbeiter, weil er mit klarem blick erkannte, daß da, wo Unfriede herrſcht, ein frucht⸗ bringendes Werk nicht geſtaltet werden kann und daß da, wo Unluſt bei der Arbeit Pate ſteht, auch die beſten Ge⸗ danken und Ideen zum Tode verurteilt ſind. Es war ein ſchwerer Kampf, den Meiſter und Geſelle jahrzehntelang gemeinſam durchfochten, ein Kampf, der faſt zu ſcheitern drohte an der zunehmenden kulturellen Ver⸗ flachung des Volkes und an der Tatſache, daß die Oeffent⸗ lichkeit an Stelle von Qualitätsarbeit die Maſſenware bevorzugte. Im letzten Augenblick kam die Rettung. Die nationalſozialiſtiſche Staatsführung gab dem Handwerk die Mittel an die Hand, ſich gegen unlautere Konkurrenz zu ſchützen, das Qualitätsprinzip wieder herzu⸗ ſtellen und mit ihm den Meiſterſtolz und die Mei⸗ ſterehre. Ein neuer Abſchnitt der Entwicklung des deut⸗ ſchen Handwerks hat eingeſetzt. Grundſätzliches iſt bereits geſchehen, um es wieder aufblühen zu laſſen. Das deutſche Meiſterhaus ſteht im Mittelpunkt gewaltiger Maßnahmen, die eingelei⸗ let worden ſind, um den ſchöpferiſchen Geſtaltungswillen des Handwerks zur Auswirkung zu bringen— das Meiſter⸗ haus, das keinen Unternehmer und Arbeiter kennt, noch kannte, ſondern nur Mitarbeiter am gemeinſamen Werk, das Meiſterhaus als Urſtätte fruchtbringender Arbeit, als Hüterin des Leiſtungs⸗ und Qualitätsgedankens, als Keim⸗ zelle der Liebe zu Volk und Vaterland. Die Tatſache, daß die Durchführung des Reichshand⸗ werkertages in den Händen der Reichsbetriebsgemeinſchaft Handwerk in der Deutſchen Arbeitsfront liegt, weiſt im übrigen darauf hin, daß die Gemeinſchaft zwiſchen Meiſter, Geſelle und Lehrling bewußt her⸗ ausgeſtellt werden ſoll. Dieſe Gemeinſchaft iſt ja ge⸗ rade das, was den Handwerksbetrieb vor allen anderen auszeichnet, in dieſer Gemeinſchaft liegt ſeine Stärke. Unter dieſem Zeichen ſteht der Reichshandwerkertag 1035. Hier findet ſich das Handwerk zu einer Kundgebung, die nicht den Zweck hat, dem Volk eine Notlage vor Augen zu führen, ſondern ihm zu zeigen, daß es durch eiſernen Willen und durch Maßnahmen der Selbſthilfe gelungen iſt, das deutſche Handwerk neben dem Bauern als tragende Säule des Staates zu erhalten und daß der Handwerks⸗ betrieb als Zelle des Gemeinſchaftsgeiſtes und Gemein⸗ nutzes berufen iſt, bahnbrechend für die Idee des National⸗ ſozialismus zu kämpfen. Der Reichshandwerkertag 1935 iſt aber auch notwendig, um jedem einzelnen Berufs angehörigen vor Augen zu führen, daß es auf den einen ebenſo an⸗ kommt, wie auf den anderen und daß nur das ge⸗ meinſam ſchaffende deutſche Handwerk ſeine Stel⸗ lung innerhalb der deutſchen Volksgemeinſchaft halten und feſtigen kann. Daher erwarte ich, daß jeder deutſche Mei⸗ ſter, jeder Gelelle und Lehrling, ſofern es nur irgendwie möglich iſt, an der gewaltigen Kundgebung in Frank⸗ furt a. M. teilnimmt, und daß in gegenſeitiger Opfer⸗ bereitſchaft auch jenen die Fahrt ermöglicht wird, die aus 110 Mitteln die Koſten aufzubringen nicht in der Lage ſind. Meiſter, Geſellen und Lehrlinge! Bereitet die gewaltige Kundgebung des Handwerks in Frankfurt a. M. mit herz und Seele vor, damit ſie zu einem gewaltigen Bekenntnis des Schaffens wird, zu einem Bekennknis der Leiſtungs⸗ gemeinſchaft, des Berufsſtolzes und der Arbeitsehre. In dieſem Sinne: Gemeinſam an's Werk! Auf zum Reichs⸗ handwerkerkag! 5 Nationalſozialiſtiſche Nechtsbetreuung Ueber die bisherige Entwicklung und den gegenwärti⸗ gen Stand der durch die nationalſozialiſtiſche Bewegung ermöglichten und vom Reichsamt der NSDAP eingerichte⸗ ten ehrenamtlichen NS⸗Rechtsbetreuung für alle minder⸗ bemittelten deutſchen Volksgenoſſen wurden bei der kürz⸗ lich beendeten Tagung des Reichsfachgruppenrats„Rechts⸗ anwälte“ im Bund Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Juri⸗ ſten von dem Reichsfachgruppenleiter 59 Dr. Raeke, b R, in ſeiner Eigenschaft als Leiter des Amts für Rechts⸗ etreuung im Reichsrechtsamt der NSDAP nähere Anga⸗ ben gemacht. i 8 Die aus allen Gauen unſeres Vaterlandes eingehenden Tätigkeitsberichte laſſen mit erfreulicher Uebereinſtimmung erkennen, daß die etwa 1500 NS⸗Rechtsbera⸗ tungsſtellen im Reich, die bisher ihre Tätigkeit auf⸗ genommen haben, von den Volksgenoſſen in immer ſteigen⸗ 1 Maße in Anſpruch genommen werden und bereits in unzähligen Fällen zuverläſſigen Rat und wirkſame Hilfe N konnten. Die beſondere Bedeutung der NS⸗ Rechtsbetreuung beſteht namentlich darin, daß dieſe NS⸗ echtsbetreuungsſtellen im Gegenſatz zu allen ſonſtigen Rechtsberatungsſtellen die einzigen ſind, bei denen ie ehrenamtliche Rechtsberatung und nöti⸗ genfalls auch die ehrenamtliche Vertretung vor Gericht ausschließlich durch erfahrene Rechtswahrer mit völlig ab⸗ Rächloſſener fachlicher Vorbildung und der Befähigung zum ichteramt erfolgt. Etwa 15 000 Mitglieder der Reichsfach⸗ gruppe„Rechtsanwälte“ des NS⸗Juriſtenbundes haben ſich trotz der ſchweren wirtſchaftlichen Notlage der Mehr- heit der deutſchen Anwaltſchaft bereitwilligſt und vollkom⸗ men uneigennützig in den Dienſt dieſer großen völkiſchen Aufgabe geſtellt. Durch dieſe Opferwilligkeit wird einerſeits den min⸗ derbemittelten deutſchen Volksgenoſſen das Vertrauen wiedergegeben, ihr Recht und ihre Intereſ⸗ ſen ebenſo wirkſam und ſachkundig gewahrt und vertreten zu wiſſen, wie die Intereſſen der wirtſchaftlich Beſſerge⸗ ſtellten, andererſeits aber auch zum Segen der deutſchen Anwaltſchaft erreicht, daß ſich die ſtarke Entfrem⸗ dung, die unter dem früheren Syſtem zwiſchen den brei⸗ ten Maſſen des Volkes und den damaligen lüberaliſtiſchen Rechtsanwälten eingetreten war, in zunehmendem Maße gewandelt hat zu einem herzlichen Vertrauensverhält⸗ nis gerade der minderbemittelten Volksgenoſſen gegenüber der in der Reichsfachgruppe„Rechtsanwälte“ zuſammen⸗ geſchloſſenen Anwaltſchaft des Dritten Reiches. Demgemäß mehren ſich auch diejenigen Fälle, in denen ſolche Volksgenoſſen, die bei den weniger ſachkundigen Spezialberatungsſtellen ihrer Vereine, Verbände, Gliede⸗ rungen, Innungen, Organiſationen und Stände ungünſtige Erfahrungen gemacht haben, zum rechtskundigen, aber darum nicht weniger volksnahen und volksverbundenen deutſchen Anwalt zurückkehren, dem auch vom Führer der Wunſch übermittelt worden iſt, daß er die ihm als Berater und Vertreter des deutſchen Volkes in allen Dingen des Rechts zukommende Ehrenſtellung bald in vollem Umfange erringen möge. Als weiteres wichtiges Moment iſt das Vertrauen hinzugekommen, das von behördlicher Seite den NScc⸗Rechtsbetreuungsſtellen entgegengebracht wird. Ein Erlaß des Reichsjuſtizminiſteriums verleiht ledig⸗ lich den Leitern der NS⸗Rechtsbetreuungsſtellen im Gegen⸗ ſatz zu allen übrigen Beratungsſtellen der ſonſtigen Glie⸗ derungen, Verbände, Organiſationen uſw. das ſogenannte „Güte⸗ Privileg“, aufgrund deſſen die vor den NS⸗ Rechtsbetreuungsſtellen zuſtandegekommenen Vergleiche und gütlichen Verſtändigungen ſofort, ohne Inanſpruch⸗ nahme der Gerichte, mit einer rechtswirkſamen Vollſtrek⸗ kungsklauſel verſehen werden können. Immer wieder ſtellen um Rat fragende Volksgenoſſen feſt, daß ſie beim Aufſuchen der NS⸗-Rechtsbetreuungsſtel⸗ len vom Volljuriſten völlig unentgeltlich beraten werden. Die ungeheuer große, für Volk und Recht ſegensreiche Tätigkeit der NS⸗Rechtsbetreuung wird erſt eine ſpätere Zeit voll zu ermeſſen vermögen. Kampf dem Kraftzehrer Lärm Mithilfe der Ingenieure. Der Menſch kann durch den Lärm in ſeiner Arbeits⸗ kraft weſentlich beeinträchtigt werden. Wir brauchen aber zur Löſung der Aufgaben des Tages und der Zukunft un⸗ geſchwächte Kräfte. Nun werden auch die Ingenieure von ihrer Organiſation aufgefordert, dem Kraftzehrer Lärm Kampf anzuſagen. Es wird auf die verſchiedenen Arten des Lärms hingewieſen, und es werden beachtliche Winke ur Verminderung des Lärms gegeben. Das durch Ma⸗ Dien erzeugte Geräuſch läßt ſich oft am Erzeugerort ver⸗ ringern. Bei Zahnradbetrieben genügt häufig die Zwiſchen⸗ ſchaltung eines Preßſtoffrades. Auch ſind in letzter Zeit beſonders geräuſchloſe Zahnradformen entwickelt worden. Bei Schreibmaſchinen iſt zur Verminderung des Geräuſches ein rückläufiger Entwicklungsweg beſchritten worden. Das Gehäuſe wurde gegoſſen, das Hebelgetriebe ſo leicht und elaſtiſch wie möglich geſtaltet. Auf dieſe Weiſe konnte Re⸗ ſonnanz in weiten Grenzen vermieden werden. Iſt das Ge⸗ räuſch an Ort und Stelle nicht zu verringern, ſo läßt ſich durch geignete Fundierung die Geräuſchfortleitung ein⸗ ſchränken. Der Straßenlärm wird im weſentlichen dur die Motorfahrzeuge hervorgerufen. Das Auspuffgeräuſ iſt außer dem gewollt lautſtarken Hupengeräuſch das un⸗ angenehmſte. Eine weitgehende Verminderung der Aus⸗ puffgeräuſche iſt heute bereits durch Abſorption(Metall⸗ Hlaswolle) und beſondere Ausbildung des Auspuffſyſtems als Filter möglich. Der Wohnungslärm wird durch Einbau von Luftſchall⸗ und Körperſchallwiderſtänden herabgeſetzt, z. B. durch maſſive Wände bezw. Dämmſtoffe aus Kork, gummiähnlichen Stoffen uſw. Beſonderes Augenmerk iſt auf die Schalliſolation von Waſſerleitungen zu richten. Es gibt alſo viele Möglichkeiten, dem Lärm zu Leibe zu gehen. n der in Ausſicht ſtehenden Lärmbekämpfungswoche wird ein Schritt vorwärts getan werden in dem Beſtreben, die wertvolle Arbeitskraft des Menſchen zu ſchonen. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenſpruch; 6 Gymnaſtik I; 6.30 Frühkonzert; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik II; 8.45 Sende⸗ pauſe; 10.45 Nachrichten; 11 Funkwerbungskonzert; 11.30 Wetter, Bauernfunk; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert; 17 Nachmittagskon⸗ zert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 16. Mai: 8.30 Frauenfunk; 10.15 Volks⸗ liederſingen; 14 Sendepauſe; 16.15 Tante Näle erzählt; 16.30 Frauenſtunde; 18.30 Der nationalſozialiſtiſche Rundfunk; 18.45 Kurzgeſpräch; 19 Komm, lieber Mai, und mach' die Bäume wieder grün, Funkſpiel; 20.15 Orcheſterkonzert; 21.15 Die beſten Tanzkapellen ſpielen um die Wette. Freitag, 17. Mai: 8.30 Frauenfunk; 10.15 Wir fahren mit einem Granatenfiſcher zum Kreuzerſcharfſchießen in die Oſtſee, Hörſpiel; 14 Bekanntgabe der Termine: Wiederſehens⸗ feiern alter Frontſoldaten, anſchließend Sendepauſe; 16.30 Kinderſtunde; 18.30 Jugendfunk; 19 Sechſtes offenes Lieder⸗ ſingen 1935; 20.15 Stunde der Nation; 21 Orcheſterkonzert; 22.30 Bunte Volksmuſikz. 24 Unterhaltungsmuſik. Samstag, 18. Mai: 8.30 Sendepause; 10.15 Der Wolf und die ſieben Geißlein, Märchen; 14 Handharmonikakonzert; 14.30 Beſchwingte Weisen; 15 Aus den Kampftagen der SA, Hörſpiel; 15.45 Jugendfunk; 16 Der frohe Samstag⸗ nachmittag; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Muſik zum Wochen 19.45 Bei den Erdölſuchern im Rheintal; 20.15 Herr Biedermaier ſpielt Komödie; 21.15 Unterhaltungskon⸗ zert; 22.30 Tanzmuſik zum Wochenende. 0 Arbeitsſchlacht 1935 Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit vollzieht ſich in Abſchnitten. So wie in der modernen Kriegstechnik Zeiten höchſter kriegeriſcher Kraftentfaltung mit ſolchen bewußter Paſſivität zum Zwecke der Kraftſammlung wechſeln, ebenſo geht auch der Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit planvoll und etappenweiſe vor ſich. Eine Zeit der Ruhe in der Ar⸗ beitsſchlacht waren die vergangenen Wintermonate. Mit dem frühjahrsmäßigen Aufſchwung der wirtſchaft⸗ lichen und geſchäftlichen Unternehmungen begann auch in dieſem Jahre wieder ein weiterer Abſchnitt im Kampf ge⸗ gen die Arbeitsloſigkeit. Die zurückliegenden Jahre haben dem Volksfeind Ar⸗ beitsloſigkeit wiederholte und entſcheidende Niederlagen gebracht. Im Frühjahr 1933 ſtanden über 6 Millionen Volksgenoſſen unter der Geißel der Arbeitsloſigkeit, im April dieſes Jahres iſt dieſe Zahl auf etwa 2 ¼ Millionen zurückgegangen. In Südweſtdeutſchland hat die Zahl der Ar⸗ beitsloſen innerhalb eines Jahres einen Rückgang um zwei Drittel erfahren, und zwar von rund 320 000 Ende 1933 auf rund 120 000 Ende 1934. Die außerordentliche Beſſe⸗ rung der Arbeitslage kommt auch in der ſprunghaften Zu⸗ nahme der Vermittlungszahlen der Arbeitsämter Südweſt⸗ deutſchlands zum Ausdruck. Die Zahl der Vermittlungen der ſüdweſtdeutſchen Arbeitsämter betrug im Jahre 1932 rund 167000 Perſonen, davon waren 37 v. H. Vermittlun⸗ gen in Aushilfetätigkeit. Im Jahre 1933 ſtieg die Vermitt⸗ lungszahl bereits auf rund 240 000 mit 29 v. H. Aushilfe⸗ vermittlung, im Jahre 1934 betrug die Vermittlungszahl rund 378 000, wovon 25 v. H. auf Aushilfevermittlungen entfielen. Noch leiden die Großſtädte ſehr empfindlich unter der Arbeitsloſigkeit, noch hoffen viele ſchaffensfrohe Menſchen auf Befreiung von dem Fluch der unfreiwilligen Untätigkeit, noch herrſchen unzuträgliche Mißverhältniſſe; auf der einen Seite werden noch etwa 2¼ Millionen Ar⸗ beitsloſe gezählt, auf der anderen Seite ſind Tauſende von ungenutzten Arbeitsmöglichkeiten in der Landwirt⸗ ſchaft verfügbar. Ein unerbittlicher Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit iſt angeſagt. Die Reichsregierung hat be⸗ kanntlich im Laufe der letzten Jahre eine große Zahl von Geſetzen und Anordnungen ergehen laſſen, die unmittelbar oder mittelbar auf die Behebung der Arbeitsloſigkeit hin⸗ zielen. Es ſeien nur einige der wichtigſten geſetzlichen Maßnahmen dieſer Art genannt: Geſetz zur Rege⸗ lung des Arbeitseinſatzes, wonach Arbeits⸗ kräfte, die der Landwirtſchaft entſtammen, künftig nicht mehr wahllos in beſtimmte Zweige der übrigen Wirtſchaft überwechſeln können. Anordnung über die Be ⸗ hebung der Arbeitsloſigkeit in den Groß⸗ ſtädten, die zunächſt für die Großſtädte Berlin, Hamburg und Bremen erlaſſen wurde, jedoch hinſichtlich der Verhin⸗ derung auch des ungeregelten Zuzugs für die übrigen Großſtädte richtunggebend iſt und von ihnen womöglich verwirklicht wird. Anordnung über die Vertei⸗ lung von Arbeitskräften durch die eine geſunde und vom öffentlichen Intereſſe aus vertretbare Altersglie⸗ derung der Gefolgſchaften zu Gunſten der älteren Arbeits⸗ loſen ermöglicht wird und den auszutauſchenden jüngeren Arbeitskräften Unterbringungsgelegenheiten im Arbeits⸗ dienſt, in der Landhilfe uſw. verſchafft werden. Anord⸗ nung über den Arbeitseinſatz von gelern⸗ ten Metallarbeitern, durch die im Hinolick auf den zunehmenden Mangel an Facharbeitern in der Metall⸗ induſtrie eine ſachgemäße Verteilung der verfügbaren Kräfte ſichergeſtellt wird und gleichzeitig eine Uebervölke⸗ rung oder Entvölkerung in beſtimmten Gebietsteilen entge⸗ . wird. Geſetz zur Befriedigung des edarfs der Landwirtſchaft an Arbeits ⸗ kräften, durch das dem Mangel an landwirtſchaftlichen Arbeitskräften und der Abwanderung von landwirtſchaft⸗ lichen Arbeitern und ländlichem Geſinde vom Lande in die Induſtrie entgegengewirkt und die Zurückführung dieſer Arbeitskräfte aus der Induſtrie auf das Land durchgeführt werden ſoll. Die Führung bei der Verwirklichung der Maßnahmen der Reichsregierung iſt den Arbeitsämtern übertragen wor⸗ den, die in dem Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit in vor⸗ derſter Front ſtehen. Der Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit iſt jedoch nicht ausſchließlich Sache der Behörden, er iſt nur mog bei fatkräftiger Mitarbeit aller Kreiſe der Bevölke⸗ ring 1 1 Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenſpruch, Choral, Frühkonzert I; 6.45 Gymnaſtik; 7 Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik; 10 Nachrichten; 10.15 Schulfunk; 11 Werbekonzert; 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 So⸗ zialdienſt; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert l; 14 Zeit, Nach⸗ richten; 14.15 Wirtſchaftsbericht; 14.30 Zeiß Donnerstag, 16. Mai: 8.30 Frühkonzert; 10.45 Schul. funk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kinderfunk; 16 Kleines Konzert; 16.30 Heroiſche Balladen; 16.40 Der Schneider in Penſa, Anekdote; 16.50 Kunſt und Glaube; 18.30 Kunſtbericht der Woche; 18.35 Der Garten, Funkfolge; 19 Komm, lieber Mai, und mach' die Bäume wieder grün, Funkſpiel; 20.15 Orcheſterkonzert; 21.15 Tanz⸗ muſik aus Europa; 22.30 Fortſetzung der Tanzmufik aus Europa; 24 Nachtmuſik. Freitag, 17. Mai: 8.30 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 10.50 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Frau; 16 Kleines Konzert; 16.30 Kohlenzeche, Gruben⸗ fahrt in ein modernes Bergwerk; 16.45 Was leistet der Arbeitsdank?, Geſpräch; 18.30 Jugendfunk; 19 Unterhal⸗ tungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21.05 Operetten⸗ dialoge; 22.35 Sportſchau der Woche; 23 Die Welt iſt groß— die Welt iſt klein; 24 Unterhaltungskonzert. 5 Samstag, 18. Mai: 8.30 Sendepause; 11.45 Bauern⸗ funk; 14.15 Quer durch die Wirtſchaft, 15 Jugendfunk; 16 Der frohe ene eee 18 Stimme der Grenze; 18.20 Stegreifſendung; 18.35 Wir ſchalten ein, das Mikro⸗ phon unterwegs; 19 Präſentier⸗ und Parademärſche; 20.15 Bunter Abend; 22.30 Zeit, Nachrichten; 22.40 Lokale Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 22.45 Tanzmusik zum Wochenende; 24 Nachtmuſik. F — uud llt seu. Eypich Von Conrad Ferdinand Meyer. Eppich, mein alter Hausgeſell, Du biſt von fungen Blättern hell, Dein Wintergrün, ſo ſtill und ſtreng, Verträgt ſich's mit dem Lenzgedräng? —„Warum denn nicht? Wie meines hat Dein Leben alt und junges Blatt, Eins ſtreng und dunkel, eines licht Bon Lenz und Luſt! Warum denn nicht?“ NN 2 2 Verlorenes Spiel Von Grete Waſſe. Innhöft lenkt den dunkelgrauen Wagen mit leichter Nervoſität durch das betäubende Ge⸗ triebe der Innenſtadt. Lange iſt er nicht in der Stadt geweſen. Am Aniverſitätsplatz muß Innhöft halten, bis das Licht der Verkehrsampel ihm den Weg freigibt Während er wartet, blickt er gerade in das helle, ſchlichte Geſicht der jun⸗ gen Werkſtudentin Fine Kroll, die ſoeben die Umioerſität verlaſſen hat. Sie ſehen ſich freundlich an. Die Verkehrsampel ſtrahlt grün. Die Blicke der Menſchen trennen ſich voneinander. Inn⸗ 15 Auto gleitet wieder in das Getriebe 5 Verkehrs. Die Werkſtudentin Fine Kroll eilt heim. Sie hat knapp eine halbe Stunde Zeit. Dann muß ſie Dienſt tun am Gar⸗ derobenſtand der Oper. Der Dienſt am Abend ſchafft ihr das Brot für den Tag. Während Innhöfts dunkelgraues Auto war⸗ tend vor dem großen Pelzgeſchäft von Mirow u. Breithaupt hält, für das er die Edelpelze ſeiner Farm liefert, rollt ein in der Farbe ähnlicher Wagen heran und hält unmittelbar hinter ihm. Der Chauffeur geht mit dem Pelzmantel einer Dame in das Geſchäft. Mährend er noch mit der Verkäuferin ver⸗ handelt, die prüfend den koſtbaren Zobelpelz in den Händen hält, verläßt Innhöft das Geſchäft, zufrieden mit dem Abſchluß über die Felle ſeines neueſten Züchtungsproduktes. Innhöft nimmt Platz am Steuer des dun⸗ kelgrauen Wagens und lenkt ihn dem Hotel zu, in dem er abgeſtiegen iſt. Doch er fährt nur wenige Minuten, da klopft und ruft es hinter ihm. Verwundert blickt er ſich um. Eine Dame ſitzt im Wagen. Sie trägt ein nilgrünes Abendkleid und dar⸗ über ein kurzes Pelzcape. „Hallo! Was fällt Ihnen ein? Wie kom⸗ men Sie an das Steuer meines Wagens?“ ruft ſie, und ihre Worte prallen wie harte, kleine Bälle an Innhöfts breiten Rücken. „Innhöft ſtutzt. In der Tat, jetzt wird er es auch gewahr, das iſt nicht ſein Wagen. Er iſt ſtatt in ſein Auto in den anderen Wa⸗ gen geſtiegen, der auch vor dem Pelggeſchäft hielt. Die Dame, die in den Innenſpiegel ihrer Handtaſche blickte und mit dem Lip⸗ penſtift ein wenig Rot auf ihre Lippen legte, hat nicht auf ihn geachtet. Sie war der Mei⸗ nung, ihr Chauffeur habe am Steuer Platz genommen. Erſt als ſie erkennt, das Auto nimmt einen anderen Weg, als es ſoll, wird ſie den fremden Fahrer gewahr. Innhöft ſagt:„Entſchuldigen Sie vielmals, gnädige Frau! Ich habe die Wagen verwech⸗ ſelt! Der Ihre gleicht dem meinen ungemein! Verzeihen Sie mir! Ich bin ſozuſagen ein Stadtfremdling! Ich fahre Sie ſofort zurück! Hoffentlich kommen Sie nun nicht zu ſpät.“ Gabriele Dubro lächelt. Der Mann ge⸗ fällt ihr. Sie ſieht, daß auch ſie ihm ge⸗ fällt. Sie ſagt:„Ich wollte in die Oper! Es iſt noch Zeit!“ Auch Innhöft überfällt ein wenig ſpäter die ſtarke Sehnſucht, Muſik zu hören an die⸗ ſem Abend. Er kleidet ſich in Haſt um und erreicht das Haus, kaum, daß die Ouvertüre begonnen hat. Er gibt am Garderobenſtand ſeinen Zylin⸗ der ab, ſeinen Frackmantel, und wird mit Verwunderung gewahr, daß das Mädchen, das ſeinen Mantel und Zylinder in Empfang nimmt, jene Werkſtudentin iſt, die am Uni⸗ verſitätsplatz neben ſeinem Wagen gewartet hat, bis das Licht der Verkehrsampel den Weg freigab. Noch viele Male ſitzt Innhöft neben der ſchönen Frau in einer Loge der Oper. Noch viele Male nimmt Fine Kroll Innhöfts Zylinder und Frackmantel in Empfang. Im⸗ mer ſpricht er am Garderobenſtand mit Fine Kroll ein paar nette, herzliche Worte, die ihr ermüdetes Geſicht glücklich aufleuchten laſſen. Gabriele Dubro wünſcht das nicht. Sie verſucht einmal, die Werkſtudentin vor Inn⸗ höft herabzuſetzen. Da wird er ungemein ernſt. Streng. Kalt. Seine Seele wird ihr ſo fremd, daß ſie ſich fragt, ob dieſe Liebe nur in ihrer und ſeiner Einbildung beſtanden habe. An einem der nächſten Abende erlebt man am Garderobenſtand der Oper eine Senſation. Eine Dame hat einen wahrſcheinlich zu loſe angeſchraubten koſtbaren Ohrring— Türkis mit Brillanten— verloren. Er wird gefun⸗ den am ſchwarzen Amtskleid des dienſttuen⸗ den Garderobenfräuleins. eee, ke eee Die Verliererin des Ohrringes iſt Gabriele Dubro. Gefunden wird der Ohrring am Dienſtkleid der Werkſtudentin Fine Kroll. Fine Kroll wird von der Büroverwaltung der Oper entlaſſen. Aber auch den Beſuch der Aniver⸗ ſität muß Fine Kroll unter der Laſt des Verdachts, der auf ihr ruht, aufgeben. Ich habe das Spiel gewonnen, das Mäd⸗ chen hat es verloren, denkt die Dubro. Dann aber erkennt ſie, daß ſie ſelbſt das Spiel verloren und das Mädchen es gewonnen hat. Innhöft hat Fine Kroll als Lehrling in ſeiner Pelztierfarm angeſtellt. Sie wird nach gründlicher Lehrzeit ſeine Mitarbeiterin und nach Tag und Jahr ſeine Frau. Von Gabriele Dubro hat er ſich mit wenigen Zei⸗ len verabſchiedet:„Es kann geſchehen, daß man in den falſchen Wagen ſteigt. Aber man braucht die Fahrt nicht fortzuſetzen, wenn man erkannt hat, daß es nicht der richtige Wagen und nicht die richtige Fahrt ge⸗ weſen iſt.“ Kampf um die Ehr' Von Wilhelm Lennemann. Ein Großbauer war in meiner Heimat; Siepmann hieß er. Reich war er und ſtolz und ſteifnackig und widerhaarig dazu, wie ſich das für einen Bauern gehört. und— was wiederum für dieſe Geſchichte notwendig iſt, — er beſaß nur eine Tochter und keinen Sohn und Erben. Alſo war auch die Anna wohl des Bauern Stolz, aber auch ſein Schmerz; denn da war ihm hinterbracht worden, daß zwiſchen ihr und dem Karl Rode eine wunder⸗ liche Heimlichkeit hin⸗ und herlaufe. Dem Siepmann ſtieg das Blut heiß in den Kopf. Der Karl Rode war zwar ein fixer und anſtändiger Burſche, aber nur der Sohn eines Einſpänners. Ein ganzes Pferd im Stalle, was wollte das ſagen! Nun, für den Siepmann übergenug! Flugs ſtellte er die Anna zur Rede. Die ſah ihren Vater aus dunklen Augen an. Stolz hob ſie den Kopf:„Ob ich möcht, weiß ich nicht; aber ich weiß, daß das ein Unding iſt!“ Damit mußte ſich der Alte zufrieden geben, wußte aber trotzdem nicht, wie er daran war. Da kam ein Sonntag, da dem Alten die Schickſalstücke zum Verhängnis werden ſollte. Abend war's, die Bauern ſaßen im Krug. Die zünftigen an dem runden Tiſch, nahe der Schenke, die Burſchen weitab in einer Ecke. Die Bauern prunkten von ihrer Ernte; nur der Siepmann ſaß ſtill. Sein ſtolzes Schwei⸗ gen reizte die Bauern.„Sitzeſt da, als ob dich das alles nichts anginge und noch die Beine unter des Vaters Tiſch ſtreckteſt. Biſt doch auch kein Junger mehr!“ „Auch kein Alter!“ knurrte der Bauer mit geſchloſſenen Lippen; denn er hatt' die Pfeif' zwiſchen den Zähnen. „Oh na, ich mein', die Sechzig wären ſchon reif fürs Altenteil; der Bruch will ſeine Ruhe haben, daß er nicht ganz zerſchlägt!“ Sprang der Siepmann auf, riß die Pfeife aus dem Munde, ballte die Fäuſte und ſchrie: „Wer ſagt, daß ich Bruch wär'! Nehm's noch mit einem Jungen auf! Her damit!“, und ſah die Bauern der Reihe nach mit glimmen⸗ den Blicken an. Da wurd's lebendig im Krug; auch die Bur⸗ ſchen horchten auf.„Wir ſind alleweil nicht mehr jung“, wehrte der Angegriffene ab, „da weiſ' deine Kraft an den Burſchen!“ Der Siepmann ſetzte ſich. War im Inner⸗ ſten beleidigt. Seit wann raufte ein Bauer mit einem Knecht! Sein Aerger rauchte; er ſprach kein Wort. In dieſe gefährliche Stelle höhnte es:„Alſo wozu das Geſchwätz!“ Einen Augenblick ſaß der Siepmann, die Hand am Krug.., nein, er zog ſie zurück, ſtand auf, ſchob krachend den Stuhl zurück, ging mit ſteifen Schritten an den Tiſch der Jungen:„Alſo, wer mag!“ And zog ſeine Jacke aus. Die Burſchen ſahen den Bauern groß an, ſteckten die Köpfe zuſammen, tuſchelten „Du, Karl!“ flüſterte es,„da leg' ihn fein ſäuberlich hin, daß er ganz klein wird, da kommt dann leicht ein„Ja!“ „Vielleicht wär's vom andern End' beſſer!“ zweifelte es beſinnlich. Dieſe Bedenklichkeit aber wurde ſchon als Zuſtimmung angeſehen: „Hier, der Karl Rode!“ beſtimmte der Tiſch. Damit ſchoben die Burſchen ihren Kandida⸗ ten vor. Nun ſtanden ſich die beiden gegenüber, voll Grimm der Bauer, mit einem leiſen Lächeln der Karl.„Hier gibt's nichts zu lachen“, rief der Bauer,„hier geht's um meine Ehr'!“ Er ſtieß den Jungen an; der ſtand wie ge⸗ pfählt. Wußt' noch nicht, wie er den Alten nehmen ſollt'.„Da, weiſ' her dein“ Pran⸗ ken, und hier“, er ſtreckte ſeine Fauſt vor, „da magſt mich faſſen!“ f Jetzt war ſich der Karl im klaren. Wie arglos hob er die Hand. Gleich hatte ſie der Bauer hochgeriſſen und den Jungen mit einem Ruck an ſich gezogen; und unter die offenen Achſeln ſtieß er nun ſeine umklammern⸗ den Arme zum überlegenen Antergriff. Donnerwetter! bewunderte man den Bau⸗ ern. Wie konnt“ der Karl auch nur auf dieſen alten Kniff hereinſallen! „Alſo, wohin ſoll ich dich legen?!“ Der Bauer fühlte ſich ſchon als Sieger. Seine Hände ſchloſſen ſich wie eine würgende Kette, daß er dem Jungen die Luft abpreſſe oder ihn in die Knie zwinge. „Hat Zeit!“ „Alſo, da machen wir ein End'!“ Der Bauer legte ſich gewichtig vornüber und ſuchte, den Rücken einzuknicken. Aber auf einmal fühlte er ſich gehoben. Der Karl hatte ihn links und rechts an der Hüfte gepackt und ſeine Beine hochgezerrt, und drehte ihn einige Male zur Beluſtigung im Kreiſe herum. Die Bauern lachten; der Siepmann zappelte, ſtieß und warf ſich vornüber, daß der Karl beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Dem Bauer war's, als habe er einen Klotz ge⸗ packt, der mit Klammern in der Erde ſtecke. „Willſt nicht! Willſt denn gar nicht!“ rief er und gab ſich die verzweifeltſte Mühe, den Jungen auf die Erde zu reißen. „Doch, jetzt mag ich!“ ſagte der Karl und faßte zu und ſchob den Bauer wie einen Kornſack vor ſich her in eine abgelegene Ecke und flüſterte:„Es geht um Eure Ehr', Bauer!“ „Jawohl, es geht um die Ehr'!“ ſchnaubte es. Der Karl drückte ein wenig, daß dem Bauern die Luft ausging:„Jetzt fang' ich an, daß Ihr's wißt; bislang hatt' ich nur ſo ein wenig geſpielt! Und bei mir da geht's noch um mehr, da geht's um die Anna! Ich laſſ“ Euch noch Luft für ein„Ja“, Bauer!“ Dem Bauern wurd's ſchwindlig. Da drohte es:„Wenn Ihr ein„Nein“ ſagt, da werf' ich Euch über die Tiſche durch's heile Fenſter auf die Straß'! Soll ich?“ „Wart' ein wenig“, ſtöhnte es benommen. Alſo da hatten die böſen Mäuler doch recht gehabt. Aber ein Mordskerl war's und ein Satan von Starte! Ver würde die Knechte ſchon in Zucht halten. Und dann war zwi⸗ ſchen Stöhnen und Schieben ein Flüſtern hin und her... Und dann hat wohl die Ehr' geſiegt. Der Bauer kam wieder auf; wie das oft ſo iſt in einem Kampfe. Der Karl aber hatte ſich abgerungen. Der Bauer drängte ihn vor ſich her in die Mitte der Stube „Aber nun muß ein End' ſein!“ rief er, und er packte und riß und ſtieß, und da tat's einen Knall und Fall, und der Karl lag der Länge nach auf dem Boden. Warf ſich hurtig der Bauer auf ihn.„Laſſ' ab!“ ſtöhnte es. „Hurra!“ ſchrien die Bauern und ſahen den Siepmann voll ehrlichen Erſtaunens an. Er war doch noch ein ganzer Kerl! Die Jungen aber waren ganz verdattert. Sie wußten nicht, was ſie zu dem„Fall“ ſagen ſollten. Ihr Stärkſter niedergeſtreckt von einem angehenden Greis! „Eine Lage Bier!“ triumphierte der Bauer. „Ich die zweite!“ rief der Karl, und er lachte über's ganze Geſicht. Da wurden die Jun⸗ gen nachdenklich.. „Nix da, heut' bezahl'ich!“ beſtimmte der Bauer. Da hat dann ein fröhliches Zechen angefangen. Haben auch die Alten und die Jungen bald durcheinander geſeſſen, und ka⸗ men auch der Sieger und der Beſiegte wie⸗ der zueinander.„Auf meine Ehr'!“ ſagte der Bauer.„Auf die Anna!“ antwortete es leiſe. Sie haben die Gläſer klingend aneinanderge⸗ ſtoßen. Nach acht Tagen lief eine Mär durch's Dorf: Die Anna und der Karl waren mit⸗ einander verſprochen. Da haben ſich die Alten, da haben ſich auch die Jungen verſtändnis⸗ innig zugelächelt, aber geſagt hat keiner etwas. Sie ließen dem einen die Ehr“ und dem an⸗ dern die Anna. Schickſalsſchläge. „Ich habe mich oft gewundert, Emil, daß Du immer ſolche rote Naſe hat. Woher kommt das eigentlich?“ „Lieber Junge, das Leben hat mir man⸗ chen harten Schlag verſetzt!“ „Ja, aber gerade immer auf die Naſe 7!“ (Husmodern). Vuntes Allerlei Vergeſſene Sträflinge. 250„vergeſſene“ Sträflinge ſitzen in den Gefängniſſen und Zuchthäuſern von Miß ſourie Ein Gnadenhof will ſich dieſer Sträf. linge nunmehr annehmen. „Vergeſſen“ ſind die Sträflinge natürlich nicht von den Gefängnisverwaltungen, ſon⸗ dern von der Außenwelt. Der älteſte„Fer, geſſene“ ſitzt ſeit dreißig Jahren, der jüngſe ſeit zehn Jahren. In dieſer Zeit haben ie niemals ein Lebenszeichen von Freunden oder Angehörigen erhalten, auch hat ſich ſonſt keine Stelle um ſie gekümmert. Sie ſelbſt haben niemals ein Gnadengeſuch an irgendeinen Gouverneur gerichtet. Jetzl'f alle Fälle von der Regierung genau ge worden, und da ſich unter den 150„Vergeſ⸗ ſenen“ keine Mörder oder ähnlich ſchwwere Verbrecher befinden, wird wohl der größte Teil von ihnen begnadigt werden. Die Nachricht von der Errichtung eines Gnadenhofes hat aber unter den übrigen 2700 Gefängnisinſaſſen des Staates ei große Verwirrung angerichtet, und dee Wärter und Gefängnisdirektoren können ſich vor Eingaben, in denen jeder Sträfling ſeine Unſchuld beteuert und freigelaſſen zu werden wünſcht, nicht mehr retten. ſind Bengaliſche Krawatten. Unter den eleganten Dandies Neuporks if es jetzt Mode, Krawatten und Hoſenträget in den Farben der britiſch⸗indiſchen Armer zu tragen Die Herrengeſchäfte können gar, nicht ſchnell genug dem Bedarf nachkommen. Ein Herrengeſchäft in der vornehmen 5. Avenue in Neuyork hat in ſeinem Schaufen⸗ ſter ein großes Schild angebracht, auf dem man leſen kann:„Mit Stolz bieten wit Ihnen die echte bengaliſche Krawatte ap, die durch den Film„Bengal Lancers“ und durch Englands tapfere Frontſfoldaten inſpiriert worden iſt“ Die Krawatten zeigen breite Streifen, die den Regimentsfarben gewiſſer indiſcher Ka⸗ vallerieregimenter entſprechen. Holzplakette zum Reichshandwerkertag N Indie— Für den Neichshandwerkertag in Frankfurt a. M.(15. bis 17. Juni 1935) wird die hier abgebildete Plakette aus Holz als An ſtecknadel herausgegeben.(Die Abbildung zeigt die Plakette vergrößert.) Die Plakette wird in rund 200 notleidenden Betrieben des Drechſler⸗ handwerks mit über 600 Geſellen und Lehr⸗ lingen gedreht und ſtellt ſomit gleichzeitig einen Ausſchnitt aus dem Arbeitsbeſchaffungs⸗ programm des deutſchen Handwerks dar. Bei der vorausſichtlich in Frage kommenden Zahl von 2 Millionen Plaketten ſind 65 ebm Holz notwendig, das, in Kanteln geſchnitten und aneinandergelegt, eine Länge von 40 Kilo⸗ meter ergibt. Für die Herſtellung der Nadeln werden 120 000 Meter Eiſendraht benötigt. Eröffnung der elektriſchen Strecke Augsburg Nurnberg. Der feſtlich geſchmückte erſte Zug verläßt den Hauptbahnhof Augsburg,