e f U ee Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage B zugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mt. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Ar. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 8 Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen; Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. IV. 35: 1250. 35. Jahrgang Lavals gefährliches Spiel Der kſchechoſlowakiſch⸗ſowjetruſſiſche Pakt unterzeichnet. Prag, 16. Mai. Am Donnerskag wurde im Außenminiſterium der tſche⸗ choflowakiſch-ſowjetruſſiſche Hilfeleiſtungspakt unterzeichnet. zür die Tſchechoſlowakei unterzeichnete der Miniſter des Aeußern, Dr. Beneſch, für die Sowjetunion der hieſige ſow⸗ jelruſſiſche Geſandte, Alexandrowſki, den Vertrag. Der Vaſall folgt dem Herrn. Nach Frankreich hat nun auch die Tſchechoſlowakei einen„Hilfeleiſtungspakt“ oder beſſer geſagt: ein Militärbündnis mit Rußland abgeſchloſ⸗ en, womit Prag auch zu einer Art Vaſall Moskaus wird. Franzöſiſche und ruſſiſche Generalſtäbler werden in Zukunft in Prag ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Mit dieſem neuen Bündnis wird der Angriffscharakter dieſer von Frankreich angezettelten Allianzen vollſtändig lar. Bei Abſchluß des franzöſiſch⸗ruſſiſchen Paktes fragte man ſich, wie denn z. B. ein ruſſiſches Heer gegen deutſchland aktiv werden könnte, da Rußland und Deutſchland doch gar nicht aneinander grenzen. Die Wirk⸗ ſamkeit des Paktes wäre alſo daran gebunden, daß ent⸗ weder Polen überrannt oder im Norden und Sü⸗ denüberflügelt würde. Jetzt iſt dieſe Frage beantwor⸗ tet: Durch den tſchechiſch⸗ruſſiſchen Pakt wird die militäriſche ruſſiſche Grenze bis an Deutſchland herangeſchoben, die Ichechoſlowakei ſoll gegebenenfalls das Aufmarſchgebiet der Roten Armee werden. 5 Es iſt ein für ganz Europa höchſt gefährliches Spiel, das da von den Franzoſen geſpielk wird, und leicht könnten dieſe Pakte zu Wegbereitern des Bolſchewismus werden, der dann auch ihre Urheber und derzeitigen Freunde kaum ſchonen würde. Aus dem Inhalt des Paktes Der tſchechiſch⸗ruſſiſche Pakt ſtimmt mit den erſten drei Atikeln des franzöſiſch⸗ruſſiſchen Paktes vollkommen über⸗ ein. Artikel 4 des Vertrages beſagt: „Ohne Beeinträchtigung der vorhergehenden Beſtim⸗ mungen dieſes Vertrages wird feſtgeſetzt, daß ſich, wenn eine der verkragſchließenden Parteien von einem oder meh⸗ teren dritten Staaten unter Bedingungen angegriffen würde, die keine Grundlage zur Leiſtung von Hilfe und ulerſtützung nach dieſem Vertrage bieten, die zweite Ver⸗ ktagsparkei verpflichtet, während der Dauer des Konfliktes weder direkt noch indirekt dem Angreifer oder den Angrei⸗ ern hilfe oder Unterſtützung zu gewähren, wobei jede der Parteien erklärt, daß ſie durch keinerlei Hilfeleiſtungsab⸗ kommen gebunden iſt, das mit dieſer Verpflichtung in Wi⸗ derſpruch ſtünde.“ „Artikel 5 verſichert, daß die Verpflichtungen der beiden Vertragsparteien in Uebereinſtimmung mit den Verpflich⸗ tungen als Mitglieder des Völkerbundes ſtehen. Artikel 6 beſtimmt, daß der Vertrag nach Austauſch der Nalifkationsurkunden ſofort in Kraft tritt und fünf ahre in Geltung bleibt. Falls er von einer der Par⸗ keien vor Ablauf dieſer Friſt nicht nach einer mindeſtens einjährigen Kündigung gelöſt wird, bleibt er auf unbe⸗ ſchränkte Zeit in Gültigkeit. Beide Regierungen anerkennen, daß die Verpflichtungen zur gegenſeitigen Hilfeleiſtung zwiſchen ihnen nur ſoweit wirkſam ſein werden, als die von dieſem Vertrag vorgeſehe⸗ len Bedingungen gegeben ſind und dem Opfer des Angrif⸗ es von Seiten Frankreichs Hilfe gewährt wird. 8 Die Zuſam menarbeit der Generalſtäbe Wie von ſowjetruſſiſcher offiziöſer Seite mitgeteilt wird, gel der Ge genbeſuch des Außenkommiſſars Lit wi⸗ now in Paris nunmehr beſchloſſen worden. Litwinow werde Ende Mai in Paris erwartet. Er wolle mehrere Tage in der franzöſiſchen Hauptſtadt bleiben, um die politiſchen Verhandlungen, auch die über den Oſtpakt, ſortzuſetzen. Anderen Informationen zufolge wird gleichzeitig eine eutende Perſönlichkeit der Roken Armee und Marine nach Paris reiſen, um mit den franzöſiſchen militäriſchen keiſen, beſonders mit dem franzöſiſchen Generalſtab, Ver⸗ bindung aufzunehmen. Die„befreundete Rote Armee“ 1 Die Berichterſtatter der franzöſiſchen Preſſe rühmen n Kampfeswert des ſowletruſſiſchen Heeres unter ein⸗ gehender Schilderung der Fliegerparade zu Ehren wals. Der Sonderberichterſtatter des„Petit Pariſien berſichert, daß die Sowjets bereits über 4000 moder⸗ ne K ampfflugzeuge beſitzen. Im Falle eines Kon⸗ fütts würde alſo die Hilfe Rußlands kein leeres Wort blei⸗ 205 In dieſem Zuſammenhang kündigt der Sonderbericht⸗ 1 des„Echo de Paris“ an, daß im Laufe des Som⸗ zwei franzöſiſche Regimenter der ſowjetruſſiſchen 5 Armee einen Beſuch abſtatten werden, fam als Vorſpiel für die Beſprechungen von General. m Generalſtab, die früher oder ſpäter Platz greifen 1 Freitag, den 17. Mai 1935 ſtark verändern. Rothermere begründete hierauf die eng⸗ liſche Aufrüſtung mit Hinweiſen auf die„‚deutſche Ge⸗ fahr“, die ſich ihm in einem geradezu phantaſtiſchen Licht darſtellt. Die Zahl der Bombenflugzeuge, die Deutſchland be⸗ ſitze, gab er mit nicht weniger als 10 000(J) an. Das ſei eine „ſchauerliche Gefahr“, und ſeiner Anſicht nach könne ihr nur begegnet werden, indem England jedem eventuellen Feind⸗ ſtaat wiſſen laſſe, daß es mit gleicher Münze herausgeben könne. Marſchall Petain in Berlin Auf der Durchreiſe nach Warſchau. Berlin, 16. Mai. Auf der Durchreiſe nach Warſchau, wo er bei den Trauerfeierlichkeiten für Marſchall Pilſudſki die franzöſiſche Regierung vertritt, iſt Donnerstag Marſchall Petain in Ber⸗ lin eingetroffen. Auf dem Bahnhof Friedrichſtraße wurde er vom franzöſiſchen Botſchafter Francois-Poncet erwartet. Im Auftrag des Führers und Reichskanzlers und des Reichswehrminiſters von Blomberg war General von Reichenau erſchienen, um den Marſchall zu begrüßen und ihm ſeinen Wagen zu einer kurzen Rundfahrt durch Berlin zur Verfügung zu ſtellen. General von Reichenau zeigte dem Marſchall Petain die Hauptſehenswürdigkeiten der Ber⸗ liner Innenſtadt. Marſchall Petain verweilte bei dieſer Ge⸗ legenheit kurze Zeit im Ehrenmal. Die deutſch⸗ungariſche Waffenbrüderſchaf Mackenſen auf dem Heldenfriedhof und beim Keichs⸗ verweſer. Budapeſt, 16. Mai. Generalfeldmarſchall von Mackenſen hatte Donnerstag vormittag auf dem deutſchen Heldenfriedhof vor den Grä⸗ bern der dort ruhenden Helden des Weltkrieges einen Kranz niedergelegt. Er richtete tief bewegte Worte an die Verſam⸗ melten, in denen er darauf hinwies, daß im großen Welt⸗ krieg deutſche und ungariſche Soldaten Schulter an Schulter für die Ehre und Sicherheit des Vaterlandes gekämpft hätten. Er gedachte hierbei auch der ruhmreichen ungariſchen Armee, die den deut⸗ ſchen Bundesgenoſſen bis zur letzten Stunde die Treue ge⸗ wahrt und im Kampfe für die Heimat die ſchwerſten Opfer gebracht habe. Es ſei für ihn eine beſondere Ehre geweſen, im Weltkriege das Kommando auch über die ungariſchen Truppen zu führen. Der Generalfeldmarſchall beſichtigte ſodann 9 die zahlreichen deutſchen Heldengräber auf dem beſonders ſchön gelegenen, ſorgfältig und liebevoll gepflegten Friedhof und begab ſich anſchließend zu dem ungariſchen Heldendenk⸗ mal. Der Oberbefehlshaber der ungariſchen Armee, General Shvoy, begrüßte den Generalfeldmarſchall, der unter den Klängen der deutſchen und der ungariſchen Na⸗ tionalhymnen die Front der Ehrenkompagnie abſchritt und nach einer kurzen Anſprache einen Kranz am Dankmal nie⸗ derlegte. Bei der Abfahrt wurde der Generalfeldmarſchall von der vieltaufendköpfigen Menge, die ſich rings um den gro⸗ ßen Platz verſammelt hatte, ſtürmiſch gefeiert. Um die Mittagszeit ſtattete der Generalfeldmarſchall dem Reichsverweſer von Horthy ſeinen erſten Beſuch ab. Unter Hörnerklang leiſtete die Palaſtwache des Reichsverweſers in den alten traditionellen ungariſchen Uni⸗ formen dem deutſchen Feldherrn die Ehrenbezeugung. An⸗ ſchließend fand beim Reichsverweſer zu Ehren des Gene⸗ ralfeldmarſchalls ein Frühſtück im kleinen Kreiſe ſtatt. Gasmasken für die Bevölkerung Mitteilung im britiſchen Oberhaus. N London, 16. Mai. Im britiſchen Oberhaus wurden Fragen der Luftſtreit⸗ kräfte behandelt. Dabei teilte der Kriegsminiſter dem ge⸗ ſpannt aufhorchenden Hauſe mit, daß er ſoeben von einer Sitzung des Ausſchuſſes für chemiſche Kriegsführung komme, 5 dem wohl die fähigſten Wiſſenſchaftler Englands vertreten eien. Man habe ſoeben das Problem der Gasmasken erörtert. Sehr gute Jortſchritte würden in den Vorarbeiten zur Her⸗ ſtellung einer guten Gasmaske zu mäßigem Preiſe erzielt. Die Beſtrebungen gingen dahin, daß in erſter Linie die Streitkräfte und dann die große Maſſe der Bevölkerung mit Gasmasken ausgerüſtet werden kann, wenn ſich die Not⸗ wendigkeit katſächlich ergebe. Nach dem Kriegsminiſter erhob ſich unter allgemeiner Spannung der bekannte engliſche Preſſelord Rother⸗ mere(konſervativ), der erſt vor kurzem zum erſtenmal ſei⸗ nen Platz im Oberhaus eingenommen habe. Er ſagte, daß England heute vor der Möglichkeit der ſchrecklichſten Gefahr in der ganzen engliſchen Geſchichte ſtehe. Die Entwicklung des Bombenfluazeuges könne das ganze Geſicht Europas In der allgemeinen Bilanz, die Pertinax im„Echo de Paris“ aus den Moskauer e zieht, heißt es:„Niemand kann ſchon heute vorausſehen, was in der Praxis der Pakt vom 2. Mai ergeben wird. Das Problem enthält zuviel Unbekanntes. Für den Augen⸗ blick genügt die Feſtſtellung, daß die deutſche Gefahr für Sowjetrußland wie für Frankreich die Hauptgefahr dar⸗ ſtellt, vor der alle anderen Erwägungen zurücktreten müßten.“ f Nr. 114 Eine Warnung an Italien Wo bleibt in der abeſſiniſchen Frage die Achkung vor Verträgen? London, 17. Mai. In einem Brief an die„Times“ zeigt ſich Lord Cecil ſehr beunruhigt über die Vorbereitungen zu einem Krieg in Abeſſinien und meint, ein abeſſiniſcher Angriff auf Ita⸗ lien würde Wahnſinn ſein, und ein italieniſcher Ein⸗ marſch in Aethiopien ſollte angeſichts der Beſchlüſſe von Streſa als unmöglich betrachtet werden. In dieſer Ent⸗ ſchließung hätten die drei Streſa⸗Mächte als ihr Ziel die kollektive Aufrechterhaltung des Friedens im Rahmen des Völkerbundes bezeichnet und ſich gegen eine einſeitige Ver⸗ leugnung der Verträge ausgeſprochen. Dieſe Grundſätze müßten im Streit zwiſchen Italien und Abeſſinien dieſelbe Gültigkeit haben wie in dem un⸗ längſtgegen Deutſchland verhandelten Fall. Es fei unmöglich, im Norden Achtung vor dem Kollekkivſyſtem zu fordern und ſich im Süden darüber hinwegzuſetzen. Die Verletzung von Teil V des Verſailler Vertrags könne nicht verurkeilt werden, wenn nicht dieſelbe Unverletzlichkeit für Teil des Verſailler Vertrags(Völkerbundsſatzung) aner⸗ kannt werde. Auf jeden Fall ſei die britiſche öffentliche Meinung ſehr beunruhigt über die kriegeriſchen Vorbereitungen, die jetzt im Zuſammenhang mit dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Streit im Gange ſeien. „Times“ beſchäftigt ſich an anderer Stelle erneut mit der Abeſſinien⸗Angelegenheit. In einem Leitartikel be⸗ dauert ſie, daß Muſſolini in ſeiner letzten Senotsrede nichts von der Mäßigung gezeigt habe, auf die die Welt ge⸗ hofft hätte. Das Recht zur Beratung zwiſchen Frankreich, England und Italien ſei mittelbar in allgemeinen Verträ⸗ gen, wie der 8 Ahe e und unmittelbar in den Verträgen über Abeſſinien feſtgelegt. Italien und Abeſſinien häkten nun Verträge geſchloſ⸗ ſen, die den Gebrauch von Waffengewalt ausſchließen müß⸗ ten. Außerdem ſeien beide Länder durch den Kellog⸗ Pakt, die Satzung des Völkerbundes und beſondere Verträge zu einer friedlichen Löſung verpflichtet. Ferner hätten im Vertrag von 1906 Italien, Frankreich und Großbritannien ausdrücklich die Verpflichtung übernommen, den politiſchen und gebiellichen ſtalus quo nicht zu ſtören. Es 15 daher ganz außer ſedem Zweifel, daß der Eindruck, Italien wolle den Krieg als ein Mittel der Politik gegen ein anderes Völkerbundsmitglied anwenden, eine ſehr ſchwere Belaſtung der Freundſchaft darſtellen würde. Deutſchland und Locarno Anfragen und Antworten im Unterhaus. London, 17. Mai. Im Ankerhaus wurde der Außenminiſter am Donners tag gefragt, ob die engliſche Regierung noch beabſichtige, nach dem Austritt Deutſchlands aus dem Völkerbund am Locarnovertrag feſtzuhalten, oder ob ſie den Vertrag ge⸗ meinſam mit den anderen Anterzeichnern abändern wolle, da die Vorausſetzung für die Wirkſamkeit des Locarnover⸗ trages die Mitgliedſchaft Deutſchlands in Genf ſei. Lordſiegelbewahrer Eden antwortete:„Es itt richtig, daß für das Wirkſamwerden des Locarnovertrages die Hinterlegung der Ratifikationsurkunden und die Mitglied⸗ ſchaft Deutſchlands in Genf vorgeſehen war. Doch enthält der Vertrag keine Beſtimmung über ſeine etwaige Abände⸗ rung für den Fall, daß irgendeiner der Unterzeichner zu irgendeiner Zeit aufhören ſollte, Mitglied des Völkerhundes zu ſein. Ich möchte daran erinnern, daß die engliſche Regie⸗ rung durch die in der Entſchließung der Streſa⸗Konferenz niedergelegte engliſch⸗italieniſche Erklärung formal alle ihre Verpflichtungen aus dem Locarno⸗Vertrag erneut be⸗ ſtätigt und ihre Abſicht ausgedrückt hat, ſie im gegebenen Falle getreu durchzuführen. Der arbeiterparteiliche Abgeordnete Tom Wil⸗ liams fragte hierauf, ob angeſichts der Tatſache, daß nach dem Austritt Deutſchlands aus dem Völkerbund die vertraglich vorgeſehene einmütige Entſchließung nicht mög⸗ lich ſei, überhaupt von der Gültigkeit des Locarnovertrages geſprochen werden könne. Eden antwortete: l „Erſtens iſt Deutſchland noch Mitglied des Völkerbun⸗ des. Sein Austritt wird nicht vor Oktober wirkſam. Zwei ⸗ tens ſchließt nach Anſicht der britiſchen Regierung der Aus⸗ tritt irgendeines Unterzeichners des Locarnoverkrages aus dem Völkerbund an ſich nicht die Befreiung aller Parteien von ihren Verpflichtungen des Vertrages in ſich.“ Berlin. 25 Hauptſchriftleiter, die zu mehrtägigem Auf⸗ enthalt in Berlin eingetroffen ſind, wurden im Ratleius durch Staatskommiſſar Dr. Lippert empfangen. Anſchlie⸗ ßend wurde das Grab Horſt Weſſels beſucht. Wien. Im ſogenannten„Neumannshof“ im 12. Wiener Gemeindebezirk, in dem am 12. Februar vorigen Jahres heftige Kämpfe tobten, hat man bei einem Kanalbau Waf⸗ fen gefunden, und zwar mehrere Maſchinengewehre, Ge⸗ wehre und 5000 Schuß Munition. Die Waſſen ſtammen noch aus der Zeit der marxiſtiſchen Bürgerkriegsvorberei⸗ tungen. 5 g Rom. Die Ratifikationsurkunden zu den in Neapel am 18. Februar unterzeichneten Schlußprotokollen zur Saar⸗ frage ſind im italieniſchen Außenamt zwiſchen dem deutſchen Botſchafter und dem franzöſiſchen Botſchafter ausgetauſcht worden. Abſchied von Pilſudſki Hunderttauſende am Sarge des Marſchalls.— Die Trauer des Volkes. Warſchau, 16. Mai. Seit Mitternacht iſt die St. Johannes⸗Kathedrale das Ziel von Hunderttauſenden aus Warſchau und vieler Ab⸗ ordnungen aus allen Teilen des Landes. Sämtliche Zeitun⸗ gen berichten ſeitenlang über die Ueberführung des Sarges aus dem Belvedere zur Kathedrale. In Stadt und Land hör⸗ ten die Menſchen an den Lautſprechern mit Tränen in den Augen den Bericht über die Feierlichkeiten. In der Mitte der Kathedrale ſteht auf hohem Katafalk der Sarg. Er iſt aus dem Holz von Eichen gefügt, die auf der geliebten Wilnaer Heimaterde des Ent⸗ ſchlaſenen wuchſen. Dort wird ja auch ſein Herz ſeine letzte Ruheſtätte finden, das bis zu ſeiner Ueberführung in einer Urne aus Kriſtall im Schloß aufgebahrt wird. Der Sarg des polniſchen Nationalhelden iſt außen mit getriebenen Sil⸗ berplatten belegt. Eine Kriſtallſcheibe im Sargdeckel läßt das Geſicht des Toten ſichtbar werden. Gleich unter der Scheibe ſieht man auch ein ſchlichtes Kreuz, etwas tiefer ein metallenes Bruſtſchild der Offiziere der erſten Le⸗ gion und das kleine Bild der Mutter Gottes der Oſtra Brang in Wilna. Dieſes Bildchen hat der Marſchall ſeit ſeiner früheſten Jugend, während ſeiner Schulzeit, in den Jahren der Verbannung in Sibirien, bei ſeinen Kämp⸗ fen als Führer der Legion während des Weltkrieges bis zur Todesſtunde bei ſich getragen. Der übrige Teil des Sarges iſt mit einem großen Fahnentuch bedeckt, das das Hoheits⸗ zeichen der Republik Polen, den weißen Adler zeigt Oben⸗ auf liegen der Säbel des Marſchalls und ſeine Feldmütze. Offiziere und Unteroffiziere der verſchiedenſten Formatio⸗ nen des Heeres halten mit blanker Waffe die Ehrenwache. Tauſende um Tauſende ziehen ſeit 2 Uhr nachts in lan⸗ ger, endloſer Kette am Sarg vorbei. Sie grüßen zum letzten Male Polens größten Helden. Geduldig warten weitere Tauſende ſtundenlang vor dem Hauptportal, bis auch ſie eingelaſſen werden. Stumm gehen ſie— Schüler, Soldaten, Bauern, Arbeiter. Männer und Frauen in ſchlichten Rök⸗ ken— durch den geweihten Raum. In den frühen Vormit⸗ tagsſtunden waren weit über 100000 Perſonen am Sarge porbeigeſchritten. In ihren Geſichtern ſpiegelt ſich die Liebe wieder, die das polniſche Vol kin allen ſeinen Klaſſen und Schichten ſeinem größten Helden entgegenbringt. Das Programm der Beiſetzungsfeier Das Programm für die Begräbnisfeierlichkeiten für Marſchall Pilſudſki in Krakau iſt nunmehr veröffentlicht worden. Der Sarg trifft im Samstag gegen 7 Uhr früh auf dem Krakauer Bahnhof ein. Um 8 Uhr werden ſich neben den Familienmitgliedern der polniſche Staatspräſident, die Regierung, die Vertreter der ausländiſchen Staatsoberhäup⸗ ter, das diplomatiſche Korps, die Marſchälle von Sejm und Senat und die Generäle auf dem Bahnſteig verſammeln⸗ Vom Bahnhof bis zum Schloß auf dem Wawel werden Truppen Spalier bilden. Vom Fußweg des Wawel⸗Berges ab wird der Sarg von Generälen auf den Schu! tern in die Kathedrale getragen werden, in der dann ein Trauergottesdienſt ſtattfindet, an dem die höchſten Traue gäſte teilnehmen werden Die fibrigen Teilnehmer dee gräbniſſes werden nach Schluß des Gottesdienſtes am Sarg des Marſchalls vorbeiziehen. Um 18 Uhr wird die Kathe⸗ drale geſchloſſen. Um 19 Uhr erfolgt dann die Beiſetzung des Sarges in der Gruft der Kathedrale. Beim Hinab⸗ tragen des Sarges in die Gruft werden 101 Salut⸗ ſchüſſe abgegeben werden. Gleichzeitig läuten die Kirchen⸗ glocken in ganz Polen. Auch die größte Glocke Po⸗ lens, die Siegmund⸗Glocke des Wawel, die aus den erſten Jahren des 16. Jahrhunderts ſtammt und nur bei beſonde⸗ ren ſtaatlichen Feierſtunden erklingt, wird in das Trauerge⸗ läut einſtimmen. Man rechnet in Krakau mit dem Zuſtrom von ungefähr 150 000 Perſonen von auswärts. Japaniſche Marineoffiziere beſuchen die HJ. Wie die Auslandspreſſeſtelle der Reichsjugendführung mitteilt, beſuchte eine Abordnung höherer japaniſcher Ma⸗ rineoffiziere in Begleitung von Admiral Behncke die Ber⸗ liner HJ. Die japaniſchen Gäſte beſichtigten die Reichsjugend⸗ führung, die Reichsführerſchule in Potsdam, ein Jungvolk⸗ heim in Charlottenburg und ein BdM⸗Heim in Friedenau. Die Japaner, die auf einer Studienfahrt durch Deutſchland ind, äußerten ſich ſehr begeiſtert über das Geſehene. Sie egeben ſich von Berlin nach Kiel, um die Einrichtungen der arine näher kennenzulernen. GISELA NHL NNO WECGZCUMILICHT Roman von Kurt Martin Nadidruck verboten.— Alle Redite vorbehalten. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. Nr 8 daß er als Arzt, inſonderheit als es leiſtete, darin war man ſich ei Fr der ee ratet—, hieß es Er wehrte, doch ſie eilte ſchon davon. Von allen Seiten flogen ihm Fragen und frohe Worte zu. Er wußte gar tticht, wem er zuerſt antworten ſollte. Und mitten in dem bunten Slimmengewirr fiel ſein Blick auf die, die zu ſeiner Rechten ſaß. Wer war das?— Er wandte ſich ein wenig und ſuchte der Unbekannten Augen.„Verzeihung, wir ſahen uns doch wohl noch nie?“ 5„Nein, Herr Doktor. Ich komme nur ſelten fort.“ Deutſchland und der Güdoſten Eröffnung der Breslauer Ausſtellung. Breslau, 17. Mai. In der Breslauer Jahrhunderthalle fand am Donners⸗ tag die Eröffnung der Breslauer Südoſtausſtellung ſtatt. Stadtrat Kempe begrüßte insbeſondere die Geſandten Bul⸗ gariens, Rumäniens, Südſlawiens ſowie den Vertreter des polniſchen Botſchafters Nach dieſen Begrüßungsworten wies der Landesbauernführer, Freiherr von Reibnitz, auf die neben der traditionellen Landmaſchinen⸗Ausſtellung gebotene beſondere bäuerliche Schau hin. Schließlich ergriff der Gauleiter und Oberpräſident Jo- ſeph Wagner das Wort. Er bezeichnete die Eröffnung der Breslauer Südoſtausſtellung als ein bedeutendes Er⸗ eignis, das über die Grenzen Deutſchlands hinaus reiche und in den oſt. und ſüdoſteuropäiſchen Raum greife. Damit krete auch das ernſthafte Streben des nakionalſozialiſtiſchen Staates nachdrücklich hervor, ſeine wirtſchaftlichen Bezie⸗ hungen zu dieſen Staaten in ein natürliches, geſundes und damit in ein organiſches Verhältnis zu bringen, um in fried⸗ licher Weiſe entſchieden an einer vernünftigen Ordnung des europäiſchen Raumes mitzuwirken. Die Südoſtausſtellung ſei zu einer Angelegenheit des geſamten Reiches geworden. Vier Fernſehſtuben in Berlin Noch keine billigen Jernſehgeräte. Berlin, 16. Mai. Die billigſten Fernſehgeräte, die heute von der Funk⸗ induſtrie herausgebracht werden können, koſten noch immer 800 und 1000 Mark. Vom billigen Volksfernſehempfänger ſind wir noch weit entfernt. In dem Beſtreben aber, der großen Maſſe des deutſchen Volkes das Fernſehen praktiſch vorzuführen und ſo ſelbſt ein Urteil über den Stand der Technik zu ermöglichen, hat die Reichsſendeleitung in Ge⸗ meinſchaft mit dem Reichsverband deutſcher Rundfunkteil⸗ nehmer vorläufig vier öffentliche Fernſehempfangsſtuben in Berlin eingerichtet, die jetzt eröffnet wurden. In dieſen Empfangsſtuben iſt es nunmehr jedermann möglich, den regelmäßigen Fernſehſendungen an den Mon⸗ tagen, Mittwochen und Samstagen in der Zeit von 20,30 Uhr bis 22 Uhr koſtenlos beizuwohnen. Auf die in den ein⸗ zelnen Stadtteilen durch Rundfunkwerbewagen angekündigte Eröffnung ſtrömten Tauſende zu den benachbarten Fernſeh⸗ empfangsſtuben, um ſich dieſe neueſte Senſation ſchon vor Inbetriebnahme anzuſehen. Am Abend ſelbſt ſteigerte ſich die Zahl der Beſucher noch ganz erheblich, ſo daß„ſchichtweiſe“ geſehen werden mußte. Zur Eröffnung ſprach u. a. Reichsſendeleiter Hada⸗ movpſky. Er betonte, daß bei richtiger Zuſammenarbeit auf der ganzen Linie die Entwicklung des Fernſehens überall zuſätzliche Möglichkeiten ſchaffen werde: auf dem Gebiete des Wirtſchaftlichen und Geſchäftlichen ebenſo wie auf dem Gebiete des Kulturellen und Politiſchen. das Program m umfaßte eine Anzahl von Filmen. Die Uebertragungen gelangen ganz ausgezeichnet und fanden den lebhafteſten Beifall der Erſchienenen. Berlin, 16. Mai. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Früh um 6 Uhr iſt im Hofe des Strafgefängniſſes Berlin⸗ Plötzenſee der am 13. Dezember 1912 geborene Arthur Orlowſky hingerichtet worden, der vom Schwurgericht in Potsdam wegen Mordes und ſchweren Raubes zum Tode verurteilt worden iſt. Der Verurteilte hatte am 3. Juli 1934 die 81 jährige Witwe Fehrmann in Päweſin(Weſthavelland) über⸗ fallen, gewürgt und ihr einen Herzſchuß beigebracht, um ſich in den Beſitz ihres Geldes zu ſetzen. Von dem Begnadi⸗ gungsrecht iſt kein Gebrauch gemacht worden, weil es ſich bei dem ſchon mehrfach vorbeſtraften Verurteilten um einen ungewöhnlich rohen Menſchen von unverbeſſerlicher verbre⸗ cheriſcher Geſinnung handelt, der den Plan zur Tat aus eigennützigen Gründen erdacht und in heimtückiſcher, bru⸗ taler Weiſe an einer Greiſin ausgeführt hat. Zwei Todesurteile wegen Raubmordes Schwerin, 16. Mai. Vor dem Schwurgericht hatten ſich der 19 Jahre alte Angeklagte Friedrich Wilhelm Pankow und der 18 Jahre alte Angeklagte Helmut Saß aus Maß⸗ low bei Wismar wegen Raubmordes zu verantworten. Die Mörder hatten in der Nacht zum 23. März dieſes Jahres den Händler Ciſzewiſki gemeinſam mit einer eiſernen Brech⸗ ſtange getötet und dann ſeiner Barſchaft in Höhe von 63 Mark beraubt. Das Urteil lautete gegen beide Angeklagte wegen Raubmordes auf Todesſtrafe. Er dachte einen Augenblick nach.—„Fräulein Annelieſe hat mir einmal von einer Freundin erzählt, von einer, die ſie ganz beſonders liebe, die gut und edel ſei, im Grunde viel zu gut für ſie. Wenn ich in Ihre Augen ſchaue, möchte ich meinen, Sie ſeien das: Giſela Ruhland?“ „Ja, ich bin Giſela Ruhland. Doch Annelieſe ſprach da nicht recht. Ich bin nicht beſſer als ſie. Auch ich habe meine Fehler; ich weiß es.“ „Ruhland!— Dann ſind Sie ſicherlich die Tochter des Doktors Ruhland in Ebersdorf, der ein alter Studienfreund meines Vaters iſt. Habe ich recht?“ 5e ſo. Ich weiß um die Freundſchaft meines und e 0 das doch t Jeb den ich wirklich feoh, 5 ic iergeblieben bin.— Wie geht es Ihrem Herrn Vater? einmal zu ihm komme.“ 5 Das glaube ich! Wenn Sie ſo ſind, wie Fräulein Anne⸗ liefe ſagt, dann wird mit Ihnen der rechte Sonnenſchein in Ihres Vaters Haus einkehren. Beinahe, ja, beinahe könnte ich Ihren Herrn Vater beneiden.“ . 100 über ſeine 55 5 5 5 5 ie jedoch fragen konnte, fuhr er fort:„Darf ich wiſſen, 12 Ihre Pläne für die Zukunft ſind?“ 5 „Gern! Ich will noch ein Jahr die Frauenſchule hier be⸗ ſuchen. Dann will ich mich dem Schweſternberuf widmen. Das war ſchon der Wunſch meiner Kinderjahre und er iſt es auch heute.“ f „Schweſter wollen Sie alſo werden!— Vielleicht führt uns der Weg dann ſpäterhin einmal zuſammen!“ Giſela ſann. Wie kam es, daß dieſer Mann eine Hedda Ahnſtein heiratete. Er ſprach unvermittelt, als habe er ihre Gedanken erra⸗ ten:„Ich bin nur wenige Male in Ebersdorf geweſen, das heißt, in Ebersdorf ſelbſt überhaupt nicht: nur auf Ahn⸗ ſtein, während meiner Verlobungszeit, und zweimal nach meiner Verheiratung. Mein Vater wollte längſt, ich ſollte doch Ihren Herrn Vater einmal aufſuchen. Es unte blieb. „Danke, er iſt geſund. Er freut ſich, daß ich nun wieder Neues aus aller Welt Gerüſteinſturz in Köln⸗Deutz. Köln, 17. Mai. Vor einem Hauſe in der Luiſenſtraße in Köln⸗Deutz ſtürzte ein Baugerüſt zuſammen. Einige au dem Gerüſt arbeitende Stukkateure konnten ſich noch im letz⸗ ten Augenblick durch die Fenſter des Hauſes retten. Zwei Leute wurden jedoch mit in die Tiefe geriſſen. Sie mußten mit ſchweren Knochenbrüchen in das Deutzer Hoſpital ge⸗ bracht werden. Italieniſche Namen für die Hotels in Südtirol. Meran, 17. Mai. In Meran wurde angeordnet, da alle Hotels und Penſionen, die nur nach dem Beſitzer be⸗ nannt ſind(wie z. B. Gaſthof Kerſchbaumer, Penſion Pit⸗ ſcheider uſw.), ihre Namen ablegen und italieniſche Be⸗ zeichnungen annehmen müſſen. Gaſtwirte, die ſich weigern wird die Lizenz genommen. So mußte u. a. das bekannte von Reichsdeutſchen ſtark beſuchte Hotel„Raffl“ in Hotel Duomo“ umbenannt werden. Im Meraner Rathaus wurde die Urkundentafel mit dem Hinweis auf den Bau des Rat⸗ hauſes unter Bürgermeiſter Dr. Markart und Ing. Pernter entfernt und an ihrer Stelle eine Tafel mit dem Wortlaut der Siegesbotſchaft des Generals Diaz vom November 191 angebracht. Deviſenverbrechen von Orden Heute Verhandlung gegen eine Ordensſchweſter. Berlin, 17. Mai. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Im Rahmen des bereits durch Preſſemitteilungen be⸗ kannt gewordenen Ermittlungsverfahrens gegen katholiſche Orden wegen Deviſenverbrechens findet am Freitag die erſte Hauptverhandlung vor dem Schöffengericht Berlin ſtatt. Die Anklage richtete ſich gegen eine Schweſtet des Ordens der Vinzentinerinnen in Köln, der Deviſenver⸗ brechen in Höhe von 250000 RM zur Laſt gelegt werden. Insgeſamt laufen bei der Staatsanwaltſchaft Berlin zurzeit Ermittlungsverfahren gegen etwa 50 Or⸗ den und andere kirchliche Stellen. Dieſen wird zur Laſt gelegt, unter bewußter Verletzung der Deviſenbeſtimmun⸗ gen erhebliche Beträge— zum Teil handelt es ſich um Millionen— ohne Genehmigung der Deviſenſtelle ins Aus⸗ land verbracht zu haben Das geſchah einmal in der Weiſe, daß die Orden große Reichsmarkbeträge ins Ausland brach⸗ ten, zum anderen in der Form, daß Auslandsforderungen zum Ankauf von Auslandsobligationen verwandt wurden, obwohl die Anträge der Orden, dieſe Beträge ins Ausland zu transferieren, von den Deviſenſtellen im Intereſſe der Deviſenbewirtſchaftung abgelehnt worden waren. Zur Durchführung ihrer Transaktionen bedienten ſich die katho⸗ liſchen Orden der Hilverſumbank in Berlin und des Direktors dieſer Bank, eines gewiſſen Dr. Hofius, der im Juni 1933 zur Erleichterung der illegalen Geſchäfte in Amſterdam eine Filiale der Bank gegründet hatte. In ach. Fällen ift Anklage erhoben worden. Weitere Anklagen ſtehen bevor. Prügelei zwiſchen indiſchen Poliziſten.— 10 Toke. Simla, 16. Mai. In der Stadt Gujrat gerieten zwel Poliziſten in einen Streit, der ſchließlich in eine Prügelel ausartete, an der ſich noch zahlreiche Freunde der beiden Streitenden beteiligten. Als das Schlachtfeld ſchließlich ge⸗ räumt werden konnte, ergab ſich, daß zehn Leute bei der Prügelei ihr Leben eingebüßt hatten. Die angebliche Urſache der Prügelei ſoll darin zu ſuchen ſein, daß der eine Polizist einen Kameraden zu vergiften verſucht hat. 5 Blutige Zuſammenſtöße wegen des Bürgermeiſters. Die algeriſche Kleinſtadt Beni⸗Saf war der Schauplatz von blutigen Zuſammenſtößen zwiſchen Militär und einem Teil der Bevölkerung. Der ſozialiſtiſche Bürgermeiſter Gon⸗ zales, deſſen Liſte bei den Gemeinderatswahlen wiederge⸗ wählt wurde, war unter der Anklage, öffentliche Gelder zunterſchlagen zu haben, verhaftet worden. Seine Anhänger zogen vor das Polizeikommiſſariat, das ſie mit Steinen be⸗ warfen und mit Revolvern beſchoſſen. Die Lage wurde ſo be⸗ drohlich, daß Fremdenlegtonäre, Gendarmen und Polizei herangezogen werden mußten. Erſt nach längeren blutigen Kämpfen, bei denen es auf beiden Seiten zahlreiche Ver⸗ letzte gab, wurde die Ruhe wiederhergeſtellt. Großfeuer in einem ſlowakiſchen Dor. Dolni Kubin, 17. Mai. In der Gemeinde Valaßka Du⸗ bova im Bezirk Dolni Kubin brach in der Nacht Feuer aus, das 120 Gebäude vernichtete. Etwa 550 Perſonen ſind ob⸗ dachlos. Vier Perſonen, die ſchwere Brindwunden erlitten, hatten, wurden in das Krankenhaus nach Roſenderg Glo⸗ wakei) gebracht. Ich fand nicht die Zeit dazu; früher nicht, und fetzt erſt recht nicht.“. e 5 Giſela forſchte:„Sie haben ſehr viel Arbeit, nicht wahr? „Ja, es gibt viel zu tun. Das iſt auch recht. Wenn man Arbeit hat, kommt man nicht auf Grübeleien und das iſt wirklich angebracht.“. 5 5 Grübeleien? Sie haben doch gewiß ein ſchönes Heim, Sie ſind verheiratet.“ 5 5 5 Er hob die Hand. Ja, ja! Vielleicht ſtürze ich mich ge⸗ rade deshalb ſo in die Arbeit.“ g Annelieſe Vogler kam zurück. Sie hatte erſt nach der Kognakflaſche ſuchen müſſen. Nun zog man von allen 755 ten den Doktor wieder ins Geſpräch. Hatte doch die n jene ſchon neidvoll auf Giſela geblickt, mik der ſich Dr. Solf mann ſo angelegentlich unterhielt. a Noch als Giſela im Zuge ſaß und der Heimat entgegen fuhr, mußte ſie an die Begegnung mit Dr. Solfmann 1 Wie ſonderbar der Mann doch ſprach. Er war nicht gl 5b lich. Ob Hedda Ahnſtein daran ſchuld wor? Wess hatte er gerade ſie gewählt?— e Daheim hatte ſie dem Vater und Maria Gombek Tauſen, derlei zu erzählen. Rudolf Ruhland lauſchte ſtill und zu frieden ihren Worten; ab und zu ſandte er einen Blick 0 Maria Gombeck hinüber, Mitfreude in ihren Augen 1 „So, ſo, Giſa, du biſt alſo allein gekommen, nicht mn 8 Gabriele Sombert?“ N Gobi „Ich wollte noch heute abend daheim ein, Vater. mit ging erſt noch zu einer Freundin, und ſie hat auch noch gepackt; ſie will erſt morgen fahren.“ 5 ein „Iſt ein hübſches Mädel geworden. die Gabriele, nut bißchen leicht entflammt für ihre Verehrer, was?? „ Es macht ihr Spaß, wenn ſie angeſchwärmt wird. 1 0 du, 95 ſehe 6 „Ich?— Ich ſe a gar nicht hin.“ 5 „Gar nicht?— Und wenn nun Wolfgang plötzlich daher käme?“ J Fortſetzung folgt e. rr 2 dus dem ladisclien Land I Heidelberg.(Sturz mit Todesfolge.) Der in den 0er Jahren ſtehende Gipſer Peter Gutfleiſch aus Alten⸗ buch ſt an den Verletzungen, die er ſich beim Abſturz von ei t en hatte, geſtorben. Eppelheim.(Erhängt.) Der 53 Jahre alte Land⸗ wirt Johann Barth, Vater von fünf Kindern, hat ſich in ſeiner Scheune erhängt. Der Grund zur Tat dürfte in ſchlech⸗ ten wirtſchaftlichen Verhältniſſen zu ſuchen ſein. ( Karlsruhe.(Schwere Strafen für Schul⸗ hauseinbre cher.) Die Große Strafkammer verurteilte wegen erſchwerten Diebſtahls im Rückfall den erheblich vor⸗ beſtraften 38 Jahre alten Karl Widmann aus Ochſenberg u drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt und den 25 Jahre alten vorbeſtraften Hermann Schneider von Karlsruhe zu zwei Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverluſt. Die Angeklagten waren nachts in das Schul⸗ gebäude in Daxlanden eingebrochen und hatten ein Radio⸗ gerät mit Lautſprecher, eine Schreibmaſchine ſowie aus Sparbüchſen, die Sammelbeträge von Schülern für wohl⸗ tätige Zwecke enthielten, 6,50 RM entwendet. () Pforzheim..(Münzverbrecher verhaftet.) Ins Bezirksgefängnis eingeliefert wurde ein 27 Jahre alter Mann von hier wegen Münzverbrechens. Er hat im Juli und Auguſt 1934 in ſeiner Wohnung ein größeres Quan⸗ tum falſche Ein⸗ und Zweimarkſtücke im Gußverfahren hergeſtellt und in den Verkehr bringen laſſen. Schönau i. W.(Die Belchenſtraße frei) Die Belchenſtraße iſt nun endlich wieder bis zum Belchenhotel befahrbar. Die außerordentlich ſtarken Neu⸗ ſchneefälle im März und April hatten die Freilegung der Strecke für den Autoverkehr immer wieder verhindert. Es war nicht leicht, die an einigen Stellen noch auf der Straße lagernden Schneemaſſen bis zu einem Meter Höhe wegzu⸗ räumen. (—) Fiſchbach bei Villingen.(Erben geſucht.) Seit einigen Tagen iſt ein Straßburger Erbſchaftsvermittlungs⸗ büro auf der Suche nach den Nachkommen eines im Jahre 1852 nach Amerika ausgewanderten Jakob Maier. Deſſen erſte Frau hieß Huber und ſtammte aus Niedereſchach(Amt Villingen), die zweite hieß Rottler und ſtammte aus Ober⸗ eſchach. Da die fünf Kinder unauffindbar find, fällt die Erbſchaft an die Nachkommen der Brüder. Es handelt ſich um etwa 20 000 Dollar. Wird die Erbſchaft nach ameri⸗ kaniſchem Geſetz verteilt, ſo erben die nächſten Verwandten in Amerika, nach deutſchem Geſetz zahlreiche Fiſchbacher Familien. Die nächſten noch lebenden Erben find Seba⸗ ſtian und Anna Maier von Fiſchbach, die allerdings in Amerika in St. Joſef leben. 1 — Wandernde Hancwertksgeſellen nicht über die Achſel anſehen! In einem Aufruf an die Obermeiſter der Flei⸗ ſcher⸗, Bäcker⸗ und Konditoreninnungen weiſt Reichshand⸗ werksmeiſter Schmidt dringlich darauf hin, daß die gegen⸗ wärlig auf ihrer Wanderſchaft befindlichen Handwerksge⸗ selten tatkräftig zu fördern und zu unterſtützen ſind, ſoweit ie ſich durch den Beſitz des offiziellen Wanderbuches der Reichsbetriebsgemeinſchaft Handwerk ausweiſen können. Die Inhaber diefer Wanderbücher ſeien ſorgfältig ausge⸗ cht, politiſch und charakterlich als zuverläſſig erkannt und ſüchlich erſtklaſſig. Es ſei daher unverſtändlich, wenn ein⸗ zelle Handwerksgeſellen unterwegs von Obermeiſtern oder Meiſtern über die Achſel angeſehen werden und eine Be⸗ handlung erfahren, als ob ſie Bettler oder Landſtreicher wären. Der Reichshandwerksmeiſter betont, er werde allen Beſchwerden nachgehen und gegebenenfalls die Obermeiſter oder Meiſter ur Rechenschaft ziehen. Line ſchnee⸗ 2 0 ö 2 OE HI TIER EREIPLAIZ S E355 SEI deR ORTSSNUPPE DER A.,. 9 8 9 Frühling im Vaterland Von Carl Bul cke. 5 Er war ein ordentlicher, ſogar ein ganz vernünftiger Menſch. Aber er war ein Dichter⸗ 5 1 9 Dieſer Dichter wanderte vor fünf, ſechs Jahren mitten im ſchönſten Frühling fürbaß durch das Frankenland, den gucſack auf dem Rücken; und auf den Ruckſack hatte er eine Flöte geſchnallt. Es genügt zu ſagen, daß dieſer Früh⸗ ning mit ſüßen Vogelſtimmen ſang, mit tauſend Blumen blühte, und daß dieſe Flöte aus gelbem Holz war und genau o lang wie ſein Unterarm, vom ausgeſtreckten mittelſten Finger bis zum Ellenbogen gerechnet. Der Dichter war einer don ſenen Leuten, die am liebſten ohne Kompaß, Wander⸗ karte, Reiſeführer und gute Ratſchläge ſich auf den Weg en, wenn ſie einer Landſchaft froh ſein wollen. So kam es denn auch vor, daß er in irgendeinem Städtchen, das ihm gerade gefiel, Raſt machte, zwei oder drei Tage dort ver⸗ deb, um dann erſt beim Abſchied den erſtaunten Wirt zu befragen wie denn dies Städtchen eigentlich mit Namen ieße. Wenn der Wirt die Auskunft erteilt hatte, ſah er eine Weile kopfſchüttelnd hinter dem wunderlichen Manne her. So ſpazierte dieſer Dichter eines Vormittags zwiſchen Wieſen und Buſch, unter roten Kaſtanienblüten und zwi⸗ ſhen duftendem Weißdorn, an einem raſchjagenden Flußlauf entlang, er hatte in dem Fluß gebadet, er hatte ſich auf ſeiner Flöte ein neues Lied vorgespielt, zu dem die Worte och fehlten, als er plötzlich in zehn Schritt Entfernung einer urg anſichtig wurde, einer herrlich an dem Flußlauf ge⸗ agerten Burg, mit Wehrgang, Turm und Ausfalltor. Dies one Bild ſah er ſich eine ganze Weile mit frohen Augen Aus den Nachbarländern Flammentod eines Stuttgarter Autofahrers Vom Zuge erfaßt und lebendig verbrannt. — Stuttgart, 16. Mai. Aus Kempten wird uns be⸗ richtet: In Kempten ereignete ſich am Mittwoch abend ein ſchrecklicher Anglücksfall. Das Auto des 47 Jahre alten Prokuriſten Adolf Dreikorn aus Stuttgart wurde an der ſchrankenloſen Bahnüberfahrt kurz vor Rothkreuz von einem Perſonenzug aus Kempten, der in Richtung Isny fuhr, erfaßt und in den Graben geſchleudert. Der Wagen brannte im gleichen Augenblick lichterloh. Dreikorn, der ſich aus dem umgeſtürzten Auto nicht mehr befreien konnte, ver⸗ brannte bei lebendigem Leibe am Steuer ſeines Wagens. Adolf Dreikorn befand ſich auf einer Geſchäftsreiſe. An der Bahnüberfahrt bei Rothkreuz ſcheint er wegen des herrſchenden Schneegeſtöbers und der dadurch erfolgten Sichtverſchlechterung den herannahenden Zug nicht geſehen zu haben. Das ſchwere Autounglück bei Rhens. Koblenz, 16. Mai. Zu dem ſchweren Unglück, das ſich an dem Bahnübergang am Rhenſer Brunnen ereignete, er⸗ fährt man noch, daß ſich in dem von dem Eilgüterzug er⸗ faßten Perſonenwagen der Stan dartenführer S ch ne i⸗ der aus Boppard, der Sturmbannführer Seifert aus Bingen⸗Büdesheim, ſowie deren Schreiber, Friedrich Mark aus Bingen und Leifert aus Boppard, befanden. Sei⸗ fert und Mark fanden auf der Stelle den Tod. Standarten⸗ führer Schneider ſowie Leifert trugen ſchwere Verletzungen an die ſich jedoch als nicht lebensgefährlich heraus⸗ ellten. Alte Kuche abgebrannt In der alten Kirche von Altenlohm brach Feuer aus. Obwohl die Wehren aus der ganzen Amgebung herbeigeeilt waren, konnke nichts mehr gerettet werden. Die Flammen fanden in dem Holzgebälk reiche Nahrung und legten das ganze Gebäude in Schutt und Aſche. Man halte Mühe, die benachbarten Gebäude vor einem Aebergreiſen des Bran⸗ des zu ſchützen. Die Altenlohmer Kirche iſt eine der älteſten Kirchen Schleſtens, die ſich urkundlich bis ins 13. Jahrhundert zu⸗ rückverfolgen läßt. 1711 wurde die Kirche erneuert und be⸗ deutend erweitert. Geſchichtliche Werte, die ſich im Innern der Kirche befanden und für die Forſchung große Bedeutung hatten, fielen den Flammen zum Opfer. In den letzten Wochen war man dabei, das Kirchendach wieder zu erneuern. Bei dieſen Arbeiten brach der Brand aus. Die mit der Ausbeſſerung beſchäftigten Jimmerleute konnten ſich nur mik größter Mühe retten. Wie es heißt, ſoll Anvorſichtigkeit die Urſache des Brandes ſein. Sinzig(Rhein).(3000 Liter Wein auf der Straße) Ein mit drei Fuderfäſſern Wein beladener An⸗ hänger eines Kraftwagens riß ſich durch Kuppelungsſchaden von dem Triebwagen los und ſauſte mit großer Geſchwindig⸗ keit die Koblenzerſtraße entlang. Schließlich fuhr der führer⸗ loſe Anhänger mit ſeiner koſtbaren Ladung gegen ein Haus. Durch den heftigen Anprall ſtürzten die Weinfäſſer auf die Straße und gingen entzwei. Der koſtbare Wein ergoß ſich reſtlos über die Straße, insgeſamt etwa 3000 Liter. Ahrweiler.(Alarmierung der Räucher⸗ wehren.) Der plötzliche Kälteeinbruch brachte die Reben⸗ blüten, die ſich nunmehr voll entfaltet haben und infolgedeſ⸗ ſen beſonders empfindlich ſind, erneut in Gefahr. In einer der letzten Nächte erforderte der Temperaturrückgang kurz vor drei Uhr die Alarmierung der Räucherwehren. In kurzer Zeit waren überall im Weinbergsgelände die Räu⸗ cherfeuer angezündet, und bald war das geſamte Tal in eine Rauchwolke gehüllt. Soweit man bis jetzt feſtſtellen kann, war auch diesmal die Räucheraktion wieder ein vol⸗ ler Erfolg. Vorgetäuſchter Ueberfall. Der Dienſtknecht eines Itwirts von Freyſtadt(Oberpfalz) war kürzlich neben einem Rade liegend bewußtlos aufgefunden worden. Man verbrachte ihn ins Krankenhaus, wo ſich aber herausſtellte, daß er keinerlei Verletzungen hatte. Das Geld, wofür er ein Rind hätte abholen ſollen, fehlte, doch hatte der Knecht die leere Brieftaſche in der Joppe. Die Bachſtelze in der„Dienſtwohnung“. Hellenthal(Eifel). Eine nicht alltägliche Wohnung be⸗ zog hier eine Bachſtelzen⸗Familie, die ſich anſcheinend mit Behagen der poſtaliſchen Fürſorge anvertraute. Die Bach⸗ ſtelzen bauten nämlich ihr Neſtchen in einem Briefkaſten unmittelbar beim Poſtamt und ließen ſich auch bisher nicht dadurch ſtören, daß Briefe in den Kaſten eingeworfen und bei der Leerung wieder entnommen wurden, Der verſtän⸗ digen Poſtverwaltung blieb mit ſchonender Rückſicht auf dieſen neuen„Dienſtwohnungs⸗Inhaber“ nichts anderes file. als den Kaſten für die Dauer des Brutgeſchäftes zu perren. an. Darauf trat ein junger Menſch in Jägertracht auf ihn zu und fragte ihn mit Höflichkeit, ob er die Burg zu beſich⸗ tigen wünſche. Das koſte nichts, und er wolle ihm gern die Burg zeigen. Und als der Dichter noch zögerte, fügte der 80 e 19955 hinzu, daß dies die Stammburg und der ohnſiz es Ritters Götz von Berlichingen geweſen ſei. Das gefiel dem Dichter über die Maßen, er 1175 ſich ühren, er bekam alles zu ſehen, Söller und Saal, Burg⸗ ied, Waffenſammlung, Bildwerke. Und zum Schluß zeigke hm der Jäger die von dem Ritter Götz von Berlichingen eigenhändig verfaßte Beſchreibung ſeines Lebens. Man weiß vielleicht: Dieſe Handſchrift iſt ſchon allein bildmäßig geſehen ein Kunſtwerk. Jedes Wort ſieht darin aus wie ein Wurzelknollen oder wie Drudenfüße, und jeder Buchſtabe hat ein eigenes, eigenwilliges Geſicht. 5 Der Dichter geriet außer ſich vor Entzücken, als er dieſe Handſchrift in ſeinen Händen hielt. Er ſetzte ſich unverzüg⸗ lich hin und las. Der Jäger ſtand geduldig daneben. Als der Dichter nach einer halben Stunde immer noch las, machte er einen Vorſchlag.„Ich muß hinunter zum Fluß und einen Hecht angeln. Das kann eine Viertelſtunde dau⸗ ern, vielleicht aber auch eine ganze Stunde. Darf ich Sie . lange mit dem Buch allein laſſen?“ Der Dichter gab zur ntwort, daß, wenn es nach ihm ginge, er für ſein Leben gern ſo lang als möglich in der Handſchrift leſen wollte. Der Jäger nickte und ging davon. 5 So ſaß denn der Dichter allein mit dem Buche. Er ſaß neben einem offenen Fenſter mit dem Blick auf den Fluß⸗ lauf, in der Burg ſchien ſonſt kein Menſch zu ſein, draußen langen die Schwalben, draußen ſtand in kleinem Garten mit weißen und roſa Blüten ein junger Apfelbaum, er ſaß und las und vergaß die Zeit. Lalcale uud schau — Neue Tarifvergünſtigungen. Mit Beginn des Som⸗ merfahrplans treten bei der Deutſchen Reichsbahn auch die neuen Tariferleichterungen in Kraft. Zur Förderung des Sports iſt eine neue Fahrpreisermäßigung von 50 Prozent eingeführt, die bei gemeinſchaſtlichen Fahrten zu Sportver⸗ anſtaltungen von mindeſtens ſechs Erwachſenen allen Mit⸗ gliedern der dem Deutſchen Reichsbund für Leibesübungen angeſchloſſenen Sportvereine gewährt wird 50 Prozent Er⸗ mäßigung ſind auch für den Beſuch von Kriegsgräbern für die nächſten Angehörigen der im Weltkrieg gefallenen und im Inland beſtatteten deutſchen Soldaten vorgeſehen. Bei den Fahrpreisermäßigungen für Kinderreiche iſt die Alters⸗ grenze der Kinder von 18 auf 21 Jahre heraufgeſetzt wor⸗ den. Auch Ausländer und im Ausland lebende Deutſche können jetzt dieſe Ermäßigung in Anſpruch nehmen. * Geräte⸗Wettkampf im Turnverein 98. Teilnahme der Turner beim Jnſelfeſt in Ilvesheim. Die Kunſtturnwettkämpfe zwiſchen befreundeten Ver⸗ einen werden immer beliebter. Für morgen Samstag abend hat ſich der Tv. 98 in ſeiner Turnhalle zu einem Mann⸗ ſchaftskampf im Geräteturnen die Vereine Edingen und Bad Rappenau eingeladen. Während bei einem früheren Wettkampfe die 98er bei den Edingern unterlagen, wurde ein Wettkampf mit Rappenau gewonnen. Beide Vereine verfügen über gute Kräfte, und wer unter dem Dreigeſtirn den Sieg davontragen wird, läßt ſich ſchlecht vorausſagen. Eine angenehme Abwechslung werden die Turnerinnen im Programm bringen. Sie warten auf mit Gymnaſtik, Reigen, rhythmiſche Gymnaſtik und Keulenübungen. Der Sonntag ſieht die Handballmannſchaft im Wett⸗ ſpiel mit Karlsruhe. Am Abend werden Turner und Tur⸗ nerinnen beim Inſelfeſt in Ilvesheim mit Vorführungen aufwarten und zwar zeigen ſich die Turner an den Geräten, während die Turnerinnen ihre beliebten Reigen und gym⸗ während die Turnerinnen ihre beliebten Reigen und Gym⸗ naſtik in verſchiedener Form vorführen. Alſo ein großer Tag für die 98 er. * — Jagdzeit für Auerhähne verlängert. Der Landes⸗ jägermeiſter für Baden gibt bekannt: Im Einvernehmen mit dem Reichsjägermeiſter wird gemäß Paragraph 38, Ziffer 2 der Ausführungsbeſtimmungen zum Reichsfagdgeſetz vom 27. März 1935 die Jagdzeit für Auerhähne bis zum 31. Mai verlängert. 5 U Schwerer Anfall einer Nadfahrerin. Auf der Kreu⸗ zung Auguſta⸗Anlage und Werderſtraße wurde eine Rad⸗ fahrerin von einem Perſonenkraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. Sie erlitt innere Verletzungen und wurde mit einem Privatkraftwagen nach dem Slädliſchen Kranken⸗ haus gebracht. Die Verletzungen ſind ernſtlicher Natur. Warnung vor unbegründetem Zuzug von Unterſtützungsempfängern in das Saargebiet. Wiederholt iſt bereits darauf aufmerkſam gemacht wor⸗ den, daß ein Zuzug von Arbeitern und Angeſtellten in das Saargebiet ohne die nach der Anordnung des Präſidenten der Reichsanſtalt vom 1. März 1935 erforderliche Zu⸗ ſtimmung des für die Arbeitsſtelle zuſtändigen Arbeitsamts mit mannigfachen wirtſchaftlichen Nachteilen verbunden iſt. Es erſcheint auf Grund der Erfahrungen in den letzten Wochen nicht nur erforderlich, dieſe Warnung zu erneuern, ſondern ſie muß auch auf die bisherigen Unterſtützungs⸗ empfänger der Arbeitsloſenverſicherung, der Kriſenf rfege und Wohlfahrtspflege ausgedehnt werden. Der Präident der Reichsanſtalt hat aus dieſem Grunde die Arbeitsämter angewieſen, die Unterſtützungsempfänger durch einen deutlich ſichtbaren Aushang in den Amtsräumen davor zu warnen, eigenmächtig in das Saargebiet abzuwandern, da ſie ſonſt unter Umſtänden den Verluſt ihrer Anſprüche auf die bis⸗ herige Unterſtützung zu gewärtigen haben. f s 8 Pfingſttourenfahrt des DDA Gau 14 Baden. „Durch die deutſchen Alpen“ Um die nationale Autotburiſtik zu fördern, leitet der DDAc Gau 44 Baden ſeine diesjährige Gautourenfahrt durch die deutſchen Alpen und zwar über die Pfingsfeier⸗ tage vom 7.12. Juni 1935. Es werden dabei die herr⸗ lichſten Punkte im Allgäu, die Königsſchlöſſer bei Füſſen, Garmiſch- Partenkirchen, Tegernſee, Schlierſee, Chiemſſe, Berchtesgarden und Königſee berührt und alle Sehens⸗ würdigkeiten beſucht. Vor allem iſt auch ein gemein ſamer Marſch zum Oberſalzberg vorgeſehen. Die Fahrtt ſchließt ab in Nürnberg nach einem Beſuch der herrlichen Stadt Paſſau und einem Abſtecher durch den bayriſchen Wald. Teilnahmeberechtigt find alle Mitglieder des DDAc Gau 14 Baden. 25 585 Nach gut zwei Stunden kam der junge Jäget zuruck und zeigte lachend ſtolz einen großen Hecht vor, Ren er im Keſcher krug. Der Dichter klappte hochatmend das Buch zu, pere den Ruckſack mit der Flöte auf den Rücken, er wollte ich verabſchieden, er ſagte mit Herzlichkeit, daß ihm dieſer rühlingstag unvergeßlich ſein cöürde, er zögerte. Er ragte: f f eld ö 71 8 Sie ſind ein junger Förſter, wie ich ſehe. Ich nehme an, man hat Ihnen die Aufſicht über die Burg anvertraut. Ich weiß zufällig, daß das Geſchlecht der Berlichingen noch heute lebt. Ich nehme an, Sie ſind einem dieſer Herren von Berlichingen verpflichtet. Hat man Sie darüber belehrt, daß dieſe Handſchrift ein Nationalheiligtum für uns Deutſche iſt?“ f a 5 5 Der Jäger lachte mit leichtem Mund.„Natürlich weiß ich das.“ 775 ö a„ Der Dichter fragte weiter.„Wiſſen Sie aber auch, daß es allerart Menſchen gibt? Es kann einmal einer kommen, der beſchädigt die Schrift, er reißt eine Seite heraus, oder er wird um das Buch zum Dieb?“ Der junge Mann hob die Augen.„Ich ſehe die Men⸗ ſchen an, die auf die Burg kommen.“ 1 Er begleitete den Dichter bis zum Flußlauf. Es war ein unerhört ſchöner Tag. Der Hang zum Fluß war blau von Veilchen, in ſeliger Bläue leuchtete der Himmel, auf ein Weide ſang eine Amſel. Die beiden ſchüttelten ſich die Hände zum Abſchied. Der Dichter wollte weiterwandern, er wandte ſich noch einmal um, er zögerte.„Ich frage ſonſt nie einen Menſchen, wie er heißt. Wollen Sie mir Ihren Namen ſagen?“ 3 5%%Cͥͤ 1. Und der junge Menſch klappte leicht die Hacken zuſam⸗ men und ſagte mit feſter Stimme:„Ich heiße Graf Götz von Berlichingen.“ g 8 . 1 Ui Dienſtjubiläum im Rundfunk. Nach genau 10jähriger Tätigkeit iſt Dr. Alfons Holzbauer aus den Dienſten des Deutſchen Rundfunks ausgeſchieden, um eine Stellung in der Privatwirtſchaft zu übernehmen. Dr. Holzbauer hatte ſich ſchon vor der. offiziellen Errichtung der badiſchen Sende⸗ ſtellen für die Rundfunkintereſſen in Baden und Inſonder⸗ heit im Mannheim⸗Heidelberger Kulturkreis eingeſetzt. An⸗ läßlich des 10jährigen Dienſtjubiläums überbrachte der Inten⸗ dant des Reichsſenders Stuttgart, Dr. Bofinger, die Glück⸗ wünſche des Reichsſendeleiters Hadamovſty und überreichte eine Ehrengabe des Deutſchen Rundfunks. Der Intendant des Reichsſenders übergab hierauf die Geſchäfte der Mann⸗ heimer Rundfunkſtelle an Dr. Hechſchild, der als Leiter der „Abteilung Baden“ mit der Wahrung der geſamten Rund⸗ funkbelange der Badiſchen Grenzmark betraut wurde. 3 Zahre Gefängnis für gewerbsmäßigen Heirats⸗ ſchwindler. Wegen Heiratsbetrügereien ſtand der 32 Jahre alte Alfred Weiß von hier vor der Großen Strafkammer. Der Angeklagte war von 1925 bis 1928 auf dem hieſigen Amtsgericht beſchäftigt und wurde auf dem Difſziplinarweg entlaſſen. Schon damals verfiel er auf einen Heiratsſchwin⸗ del, der ihm nur ein Strafmandat von 100 RM einbrachte. Ohne Exiſtenz, durch ſchlechte Familienverhältniſſe und ohne Erziehung, verlegte er ſich nun auf den gewerbsmä⸗ ßigen Heiratsſchwindel. Mit nicht weniger als 27 Mädchen trat er in Beziehung. Die Mädchen opferten dem gewiſſen⸗ loſen Menſchen 2500, 1000, 500, 200, 100 bis herab auf 5 RM, insgeſamt etwa 5000 RM. Durch die geriſſene Art, wie er ſich die Zuneigung der Mädchen— oft vier zugleich — zu erſchleichen wußte, wurde er Vater von ſechs Kindern. Ohne die geringſte Einſicht in die Verwerflichkeit ſeiner Handlungsweiſe gab der Angeklagte ſeine Straftaten zu. Das Gericht verurteilte ihn dann dem Antrag des Staats⸗ anwalts entſprechend zu einer Gefängnisſtrafe von 3 Jah⸗ ren, ab 3 Monate Unterſuchunghaft. Jin Zeichen des deutſchen Sozialismus Arbeits⸗ und Schulungskagung der NS B-Gauamksleitung Baden. () Baden-Baden. Die NS, die ihr Aufgavengebiet aus der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung herleitet, be⸗ darf zur Verwirklichung ihres ſozialiſtiſchen Wollens hin⸗ gebungsvoller Kämpfer, die auch fachlich geſchult ſein müſſen. Eine für den Zweck einer weltanſchaulichen und praktiſchen Schulung beſtimmte Arbeitstagung der Wohl⸗ fahrstabteilung in der NS des Gaues Baden hat ſoeben in Baden⸗Baden ſtattgefunden. Alle Teilnehmer, die ihr beiwohnten, werden des gewaltigen Eindrucks nie mehr verluſtig gehen, die die ausgezeichneten Schulungsvorträge hinterließen. Der Bedeutung dieſer Großtagung vermag man annähernd gerecht zu werden, ſofern man bedenkt, daß weit über 200 größtenteils ehrenamtliche NSV⸗Walter aus allen Teilen Badens zuſammengekommen waren, und fer⸗ ner die Hauptamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt in der Reichsleitung der NSDAP erſchienen war Gerade bei der Reichsführung der NSW fag die Durchführung der Arbeitstagung durch ihre tiefgründigen, aus einer reichen Erfahrungsarbeit ſchöpfenden Referate. Die Tagung ſelbſt, apgeſehen von Sonderveranſtaltungen, fand in dem feſtlich⸗ geſchmückten Bühnenſaal des ſtädtiſchen Kurhauſes ſtatt. Zunächſt ſprach Pg. Fink über das Hilfswerk„Mutter und Kind“. Der Familie müſſe ihre Hauptſorge gelten, ſei doch ſie die Trägerin der Volksgemeinſchaft. Der Grund⸗ ſatz ſolle lauten: Alles für und nichts ohne die Familie in der nationalſozialiſtiſchen Wohlfahrtspflege. Das Hilfswerk „Mutter und Kind“ reihe ſich als völkiſche Erziehungsauf⸗ gabe in die große Arbeit des Staates und der Bewegung auf dem Gebiete der Erb⸗, der Raſſenpflege und der Be⸗ völkerungspolitik ein. Es ſolle nicht nur familienerhaltend, ſondern— das ſei das Weſentliche— familiengründend wirken. Pg. Villnow verbreitete ſich anſchließend über die Müttererholungs⸗ und die Kleinkinderfürſorge. Wie der erbgeſunden deutſchen Familie geholfen werden kann, darüber gab die Rednerin hinreichend Aufſchluß. Haupt⸗ ſtellenleiter W. Reher, der über die Propaganda⸗ und Preſſearbeit ſprach, umriß die Aufgaben der Preſſe und Propagandaarbeit der NSV. Er zog einen ſcharfen Tren⸗ nungsſtrich zwiſchen Propaganda und Reklame. Aufgabe der NSV⸗Propaganda ſei es, im Volk für das Verſtändnis der NSV⸗Arbeit im Dienſte der Volksgemeinſchaft zu wer⸗ ben, und nicht, um billiger Reklame willen die Ziele der NSW zu propagieren. Die Opferwilligkeit des deutſchen Volkes durch die Beiſpiele praktiſcher Erfahrungen in der Oeffentlichkeit aufzuzeigen, ſei Aufgabe der Propaganda. Der Gebietsbeauftragte des Stellvertreters des Führers, Pg. Oechsle, der unterdeſſen erſchienen war und damit die Bedeutung der Tagung unterſtrich, überbrachte die Grüße von Rudolf Heß. Beſonders würdigte er die NSV⸗Arbeit im Gau Baden. Stürmiſch begrüßt betrat der Reichsſchu⸗ lungsbeauftragte der NS, Gauleiter Pg. Maierhofer, das Podium, um in tiefſchürfenden und dennoch hinreißen⸗ den Worten die NSV⸗Arbeit nach weltanſchaulichen Ge⸗ ſichtspunkten herauszuſtellen. Er ſprach über die Rangord⸗ nung der ſittlichen Begriffe; nicht der Individualismus ſei das Maß aller Dinge.„Du oiſt nichts, dein Vaterland iſt alles“. Die Gefolgſchaft zum Führer ſei unſer Schönſtes und Höchſtes. Und unſer Sozialismus ſei die Verpflichtung, die im Geſetze des Blutes und der Raſſe bedingt ſei. Mit dem begeiſtert aufgenommenen Vortrag des Pg. Maier⸗ hofer war der erſte Tag beendet. Der zweite Arbeitstag wurde eingeleitet mit Sondertagungen der Kreis⸗ amtsleiter der Abteilungen Wohlfahrt, Preſſe und Propa⸗ ganda. Das erſte Referat der gemeinſamen Tagung hielt der Amtsleiter Pg. Althaus Berlin. Erſt nach dem Verſagen der Eigenhilfe trete bei der Zielſetzung der NS die Fremdhilfe ein, ſo führte er aus. Erbminderwertige und Aſoziale würden nicht in die Fürſorge der NS ein⸗ beſchloſſen werden, die ihre Aufgabe vornehmlich darin ſehe, den erbgeſunden Menſchen zu fördern.„In der geſunden Erbmaſſe liegen Anlagen, die zur höchſten Entfaltung ge⸗ bracht werden müſſen“. Durch die Raſſenhygiene müſſe verhindert werden, daß Minderwertige geſunde Erbträger überwiegen. Aroeitsbeſchaffung, Erhöhung der Arbeits⸗ möglichkeiten, Arbeitsplatzhilfe, ſteuerliche Erleichterungen, Eheſtandsdarlehen, Siedlungen und wohnungspolitiſche aßnahmen ſollen Erbgeſunde zur Fortpflanzung anregen. . grundlegenden Ausführungen des Pg. Althaus über ie NS⸗Volkswohlfahrt folgte ein Referat des Leiters der teilung Wohlfahrt in der Gauamtsleitung Baden der SBB, Pg. Pohlmann, über Wohnungshilfe und die rbeitsgemeinſchaft mit den Verbänden der freien Wohl⸗ rtspflege. Eine ausgiebige Ausſprache ſchloß ſich den aufgeworfenen Fragen über die Arbeitsmöglichkeit im Gau Baden an, wozu Amtsleiter Pg. Althaus nochmals einge⸗ Heiß und kalt. Auf und ab an der Temperakurſkala.— Hitzegrade ohne s Grenze. Wenn man in warmen Tagen auf einer Wieſe in der Sonne lag und ſich über die wärmende Kraft unſeres Zen⸗ tralgeſtirns freute, ſo mag in manchem Nachdenklichen die Frage laut geworden ſein, wie heiß eigentlich dieſer glü⸗ hende Gasball, die Sonne, ſein muß, der trotz ungeheurer Entfernung von rund 150 Millionen Kilometer noch der⸗ artige Wärmemengen auf unſeren Erdball zu ſtrahlen ver⸗ mag. Die äußere Schicht der Sonne, die ſogenannte Chro⸗ moſphäre, läßt mit verſchiedenen Methoden ohne weiteres ihre Temperatur beſtimmen, die zu etwa 6000 Grad Cel⸗ ſius feſtgeſtellt wurde. Weiter fortſchreitend ins Innere hinein wächſt die Hitze mit zunehmendem Druck immer mehr, um nach der Berechnung verſchiedener Aſtronomen im Kern eine Temperatur von mehreren Millionen Graden zu er⸗ reichen. Derartige Verhältniſſe ſind uns natürlich ganz un⸗ vorſtellbar. Nicht einmal die Phyſik weiß, unter welchen Bedingungen ſich dort die kleinſten Bauſteine der Materie. die Moleküle und Atome, befinden. Verſchiedene Aſtrono⸗ men haben aber nachgewieſen, daß die Strahlungskraft der Sonne in beſtimmten Zeiträumen deutlich meßbar abgenom⸗ men haben müßte, wenn nicht aus ihrem Innern heraus eine ſtändig neue Energiezufuhr entſtünde, für deren Er⸗ klärung ſich nur die Annahme des dort eintretenden Atom⸗ zerfalls unter ungeheuren Drucken und Wärmegraden findet. Es bedeutete einen Wendepunkt in der Geſchichte der Wiſſenſchaft, als es dem berühmten Phyſiker Prof. Lummer ſchon vor dem Kriege gelang, im Laboratorium die Tem⸗ peratur der äußeren Sonnenſchicht erſtmalig zu erreichen und ſogar noch weit zu übertreffen. Damals hatte man die größte bekannte Hitze in dem Lichtbogen der elektriſchen Kohlenſtiftlampe gefunden, der von Prof. Lummer nach langjährigen Verſuchen unter den Druck vieler Atmoſphären geſetzt, ſeine Temperatur ganz beträchtlich erhöhte und die erwähnte Grenze von 6000 Grad um mehr als 1000 Grad überſchritt. Da man heute die Unmöglichkeit eingeſehen hat, mit irdiſchen Mitteln ſtellare Höchſttemperaturen zu erreichen, haben ſich die Gelehrten mehr und mehr für die negative Seite der Temperaturſkala intereſſiert. Hier beſteht nämlich durchaus die Möglichkeit, nahe an die überhaupt zu errei⸗ chenden Größen heranzukommen. Allerdings erleichtert die Natur dieſes Vorhaben deshalb, weil bereits bei 273 Grad unter Null der abſolute Nullpunkt erreicht iſt, der nicht weiter unterſchritten werden kann. Dieſe merkwürdig ge⸗ ringen Kältegrade im Vergleich zu den ins Ungeheure an⸗ wachſenden Wärmegraden werden ſofort klar, wenn man ſich vor Augen hält, daß phyſikaliſch geſprochen Wärme nur Bewegung iſt, und zwar Bewegung der allerkleinſten Teile, der Atome und Moleküle. Bei 273 Grad unter Null haben dieſe Teilchen völligen Stillſtand erreicht; eine tiefere Tem⸗ peratur läßt ſich alſo nicht mehr denken. Wenn keine Be⸗ wegung mehr vorhanden iſt, verringern die Teilchen ihr bis⸗ heriges Volumen auf das kleinſtmögliche Maß— Gaſe wer⸗ den alſo flüſſig. Am ſchwerſten läßt ſich Helium verflüſſigen, das dieſen Zuſtand erſt etwa 1,25 Grad über dem abſoluten Nullpunkt erreicht. Der ganze Kampf um die unterſte Grenze der Tempe⸗ raturſkala, der in den letzten Jahren mit größtem Aufwand an experimenteller Anſtrengung erbittert geführt wurde, ſpielt ſich alſo um dieſe winzige Temperaturdifferenz von 1,25 Grad ab. Beſonders hervorgetan haben ſich die hollän⸗ diſchen Gelehrten, die ein Kältelaboratorium in der Stadt Leyden beſitzen. Der verſtorbene Profeſſor Kamerlingh Onnes konnte durch raſches Verdunſten von flüſſigem He⸗ lium ſich bereits um 0,82 Grad dem Abſolutpunkt nähern. Später erreichte Prof. Keſſom 0,71 Grad abſolut. Da dieſe Temperatur nicht weiter zu unterbieten war, erſann der Holländer De Haas ein neuartiges Verfahren. Setzt man nämlich einen Stoff wie etwa Eiſen plötzlich einem ſtarken Magnetfeld aus, ſo tritt in dem Metall eine Erwärmung em. Prof. De Haas brachte nun eine Subſtanz in das Feſd eines ſtarken Elektromagneten und kühlte ſie mit flüſſigem Helium auf 1,25 Grad ab. Dann ſchaltete er plötzlich den Strom aus, worauf von der Subſtanz die Wärme, die ſich während der Magnetiſierung erhalten hatte, wieder abgege⸗ ben wurde. Die Temperatur fiel alſo beträchtlich. Im Früͤh⸗ jahr 1933 wurden mittels dieſes Verfahrens in Leyden 027 Grad abſolut, einige Monate darauf 0,14 Grad, und dann die Rekordkälte von 0,085 Grad erreicht. Es iſt zweifelhaft, ob es gelingen wird, jemals 0,0 Grad abſolut zu erreichen, da der geſetzmäßige Zuſammenhang zwiſchen Temperatur und den eben beſchriebenen magne⸗ tiſchen Vorgängen bei den allergeringſten Kältegraden un⸗ bekannt iſt. Es wurde in den letzten Jahren bei dieſen Ver⸗ ſuchen eine Reihe ſehr merkwürdiger Eigenſchaften entdeckt die das Verhalten der ſonſt den Geſetzen der Phyſik immer entſprechenden Stoffe erheblich verändert erſcheinen laſſen. So tritt in Metallen z. B. eine Supraleitfähigkeit ein, d. h. der elektriſche Strom kann einen Draht, der auf eine Tem⸗ peratur nahe dem abſoluten Nullpunkt abgekühlt wurde, widerſtandslos durchfließen. Zum erſtenmal iſt damit in der Geſchichte der Wiſſenſchaft ein echte Perpetuum mobile erzeugt worden. Aus der Welt des Wiſſens Nachdem ſich die Zahl der Schafe in Deutſchland 1861 noch auf 28 Millionen Tiere bezifferte, hat Deutſchland nach der letzten Zählung 1933 nur noch den kläglichen Beſtand von 3.3 Millionen Schafen. Um den Wollbedarf zu decken, wäre eine Verzehnfachung des Schafbeſtandes auf rund 35 Mil⸗ lionen Tiere erforderlich. In Amerika führte kürzlich ein Profeſſor ein feines, weißes Pulver vor, das 40 mal leichter als Waſſer iſt und weniger als ein Drittel des Gewichts einer gleich großen Korkmenge erreicht. Das Pulver enthält größere Mengen Kieſel(Silizium). Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Kleinviehmarkt vom 16. Ma. Zufuhr: 17 Kälber, 17 Schafe, 103 Schweine, 235 Ferkel, 540 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 15 bis 20, über ſechs Wochen 20 bis 26; Läufer 27 bis 32 Mark.— Markt⸗ verlauf: Ferkel und Läufer lebhaft. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 16. Mai: Alles unverändert. Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 16. Mai. Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Ver⸗ braucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kartof⸗ feln 4 bis 5; Salatkartoffeln 15 bis 20; Wirſing 15 bis 205 Weißkraut 15 bis 20; Blumenkohl, Stück 30 bis 75; Ka⸗ rotten, Büſchel 15 bis 25; Gelbe Rüben 14 bis 16; Rote Rüben 5 bis 10; Spinat 20 bis 28; Mangold 14 bis 165 Zwiebeln 17 bis 20; Schwarzwurzeln 25 bis 30; Spargeln 25 bis 50; Kopfſalat, Stück 10 bis 20; Feldſalat 80 bis 100; Lattich 40 bis 50; Oberkohlraben, Stück 15 bis 18; Rhabarber 7 bis 9; Tomaten 80 bis 120; Radieschen, Büchel 4 bis 5; Rettich, Stück 15 bis 20; Meerrettich, Stück 10 bis 60; Schlangengurken, groß, Stück 25 bis 80; Suppen“ grünes, Büſchel 4 bis 5; Peterſilie, Büſchel 4 bis 5; Schnitt⸗ lauch, Büſchel 4 bis 5; Aepfel 32 bis 65; Zitronen, Stück 6 bis 9; Orangen 20 bis 40; Bananen, Stück 8 bis 185 Süßrahmbutter 150 bis 160; Landbutter 140; Weißer Käſe 25 bis 30; Eier, Stück 8 bis 11. Wetterbericht Luftmaſſen polaren Urſprungs ſind in den Nordſeeraum vorgedrungen und haben dort zu Druckſtörungen Anlaß ge⸗ geben, die nach dem Feſtland ſüdwärts vordringen. Unter ihrem Einfluß iſt für Freitag und Samstag meiſt bewölktes, zu leichten Niederſchlägen geneigtes Wetter zu erwarten. Verſammlungs-Kalender. Kleingärtner⸗Verein. Heute abend 8 Uhr Pflicht⸗Verſamm⸗ lung im„Deutſchen Hof“. Pachtzins 1. Hälfte fällig. Geflügelzucht⸗Genoſſenſchaft. Heute Freitag abend 8.30 Uhr im„Schloß“ Verſammlung. Nichtmitgieder, welche In⸗ tereſſe an einer Zuchtplatzanlage haben, ſind hierzu freundl. eingeladen. Fußballvereinigung. Die reſtlichen Verbandsſpiele der 1. und 2. Mannſchaft gegen Sandhofen kommen bereits morgen abend auf hieſigem Platze zum Austrag. Am Sonntag wird gegen Oeſtringen auf hieſigem Platze geſpielt. Gammel⸗Anzeiger Hur für Mitalieder der Landw. Ein- u. Verkanfsgenoſſenſchaft Diejenigen Grundſtückseigentümer, die bei der Kanali⸗ ſation Friedrichsfeld Mannheim einen Einſteigſchacht auf ihren Acker erhielten, wollen ſich morgen abend 8 Uhr im„Pfälzer Hof“ einfinden. Eiſerner Streiſenrechen verloren gegangen. Auskunft im Lager. Ein guterhaltener Kinder⸗ 5 2 1 wagen 85 8 billig z. verkaufen. Gg Sattler, Zähringerſtr. 10. 5 Zwei Paar 1 Damen⸗ ſchuhe 02 fel a 39 mal getragen), 7 8 billig z. verkaufen, 1. Räheres in der Geſchäftsſt. d. Bl. + 2 Lago. Leftel zu haben in der Druckerei des Neckar-Bote. wenn so viele Herren jahrein, jahraus ihre Kleidung bei uns Wählen. Gediegene Stoff⸗ qualität, tadelloser Sitz und Schnitt und dann noch die Hauptsache, die bequeme Sablungs- F111 Tb PALAST- THEATER weise. 40 Wochen- oder 9 Monatsraten machen Ihnen einen Einkauf bei uns leicht. Ob Anzug oder Mantel— beides kauft man „Schatz ich bitt Dich, Nacht“ Franz Lehar dirigiert Frusquita (Hab ein blaues Himmelbett) nach Franz Lehars Meisteroperette. 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