S ** 2. Bit zu Wr. 115 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Mit höchſter Spannung wartet die Welt auf die außen⸗ politiſche Erklärung des Führers vor dem Reichstag am Dienstag der nächſten Woche. Sie war bereits in der ausländiſchen Preſſe ſeit geraumer Zeit an⸗ gekündigt worden, nachdem amtliche Perſönlichkeiten öffent⸗ uch in England von einer ſolchen Erklärung geſprochen hat⸗ ten. Vergegenwärtigt man ſich die Fülle der außenpolitiſchen Ereigniſſe der letzten Monate und ferner die Tatſache, daß der Führer am 1. Mai ſich mit der Außenpolitik ſo gut wie garnicht befaßte, ſo verſteht man die gewaltige Spannung, mit der überall auf die außenpolitiſchen Entſcheidungen des Führers eines 66⸗Millionen⸗Volkes gewartet wird Es iſt nach zehnmonatiger Friſt wieder die erſte Reichstags⸗ ſtzung in Deutſchland. Je ſeltener der Führer ſich des Reichs⸗ tages als der politiſchen Plattform ſeiner Erklärungen be⸗ dient, deſto wichtiger werden dieſe Reichstagsſitzungen. Das ganze deutſche Volk wird an den Lautſprechern verſammelt ſtehen, um dieſe Rede mitanzuhören, die eigens mit Rück⸗ ſicht auf die Rundfunkübertragung in die Abendſtunden ge⸗ legt wurde Man kann in dieſem Zuſammenhang auch noch auf zwei Ereigniſſe hinweiſen: Der deutſche Botſchafter in Rom trifft nach einer letzten Unterredung mit Muſſolini noch vor der Rede in Berlin ein, und die engliſche Unter⸗ hausdebatte über die Aufrüſtung findet unmittelbar darauf am Mittwoch ſtatt. Wir halten es im übrigen für müßig, uns mit den Prophezeiungen der Auslandspreſſe über den Inhalt der kommenden Führerrede zu befaſſen. Die Tat⸗ ache aber, daß draußen in der Welt ſchon ſeit Wochen ein Kopfzerbrechen über den Termin und den Inhalt der Er⸗ llärung der Reichsregierung zu beobachten war, beweiſt mit aller Deutlichkeit, wie groß die Rolle iſt, die Deutſchland im Kreiſe der Nationen zu ſpielen berufen iſt. — Polens Marſchall Pilſudſki hält ſeinen Einzug im nationalen Heiligtum des neuen Polen, im Wawel zu Krakau. Inmitten der Könige des alten Polen, deren Ge⸗ denken die ſelbſtbewußte Tradition des polniſchen Volkes hochhält, wird er ausruhen von dem Leben eines ebenſo gro⸗ ßen Revolutionärs wie Staatsmannes. Was er als Revolu⸗ llonär geſchaffen hat, das neue Polen mit ſeinem ſoldati⸗ ſchen Fundament, ſeiner bis ins letzte durchgeführten ſtraffen inneren Haltung, hat er als Staatsmann vollendet. Aus der ſoldatiſchen Staatsidee hat er den Weg aufbauender Frie⸗ denspolitik beſchritten, die— als erſte Etappe— einen der tefſten Gegenſätze, die das Nachkriegseuropa kannte, über⸗ winden half. Pilſudſki iſt in einer Stunde geſtorben, in der Europa ſeine wenigen Staatsmänner von wirklich großem Format braucht. So hinterläßt ſein Tod eine Lücke, die nicht leicht wieder geſchloſſen werden kann. Aber es ſcheint, daß Pilſudſki die Gabe eines Sehers beſaß und die Stunde ſei⸗ les Hinſcheidens vorausahnte; wenige Wochen vor ſeinem Tode wurde Polen durch die neue Verfaſſung innerlich ge⸗ eſtigt, und durch den Vertrag mit Deutſchland wurde eine neue polniſchen Außenpolitik eingeleitet, die frei von jeder Heuchelei dem europäiſchen Frieden mehr gedient hat als nahezu ſämtliche anderen Pakte der Nachkriegszeit. Laval wird Polen in der Ueberzeugung verlaſſen haben, daß an deſem von Pilſudſki gewieſenen Weg der polniſchen Politik nichts geändert wird. Mit einer Schamloſigkeit, wie ſie ſelbſt für franzöſiſche und ruſſiſche Politiker neuerer Prägung ein ungewöhnlich ſtarkes Stück iſt, hat man bei dem Moskauer„Liebesmahl wahrer Freundſchaft“ auch den letzten Fetzen von Maske fallen laſſen, den man bisher vor dem Geſicht des fran⸗ zöſiſch⸗ruſſiſchen Militärpaktes trug. Man hat es aufgegeben, dieſen Pakt, deſſen Offenſipcharakter ſchon aus ſeiner über ein halbes Dutzend Staaten hinweg⸗ greifenden Einkreiſungstendenz hervorgeht, noch mit dem Mäntelchen„wirtſchaftlicher Vereinbarungen“ zu umgeben, wie man es noch in den ſchwierigen Tagen der Pariſer Pa⸗ kaphierung gewohnheitsgemäß tat. Man hat es nun in Moskau offen ausgeſprochen, daß es ſich„tatſächlich um elne regelrechte Allianz“ handelt, die nun nach jeder Rich⸗ tung hin auszubauen ſein wird. Schon im Lauf dieſes Som⸗ mers beiſpielsweiſe werden ſich die beiderſeitigen General⸗ ſtäbe an einen Tiſche ſetzen Es iſt ſchon ſo, daß„die Gene⸗ galſtäbe die Hauptſache“ ſind bei dieſem Pakt wie bei dem ganzen Syſtem von Pakten, die Frankreich ſeit 15 Jahren mit der Spitze nach Deutſchland hin abgeſchloſſen hat, je⸗ weils unter den gleichen Phraſen, daß man den Frieden über alles ſtelle und der betreffende Pakt gegen niemanden gerichtet ſei. Es beſteht kein Zweifel, daß der ruſſiſch⸗fran⸗ zöſiſche Militärpakt ratifiziert werden wird. Das iſt um ſo eher anzunehmen, als die ergänzenden Maßnahmen als abgeſchloſſen onsuſeben ſind. Dazu gehören u. a. die Ver⸗ einbarungen über die Bereitſtellung von 53 bis 55 tſchechi⸗ chen Flugplätzen für ruſſiſche Militärfluggeſchwader im Falle eines Angriffs gegen Deutſchland. Dazu gehören fer⸗ her die Bereiſungen Litauens durch ruſſiſche Fliegeroffiziere. As ein beſonders ſchwerer Rechtsbruch gegenüber Memel⸗ lonvention und Memelſtatut war es dabei anzuſehen, daß die litauiſche Regierung auch das Memelgebiet den ruſſiſchen Fliegeroffizieren geöffnet hat. Der Völkerbund und diejenigen Mächte, die ihn als ür willfähriges Organ zu betrachten pflegen, ſehen der Ta⸗ dens des Rates am 20. Mai mit einiger Sorge entgegen. er Streitfall zwiſchen Abeſſinien und Italien t aufs äußerſte zugeſpitzt. Gelingt es dem Völkerbund auch lier wieder nicht, einen Krieg zu verhindern, ſo hat ſein geringes Anſehen eine ebenſo ſchwere Einbuße zu befürch⸗ en wie in den Fällen Mandſchurei und Südamerika. Trotz es Zuredens von verſchiedenen Seiten ließ ſich ferner S ü d⸗ lawien bisher nicht bewegen, ſeinen Streit mit Ungarn als erledigt anzufehen, der im Anſchluß an die Ermordung bes Königs Alexander und des Miniſters Barthou ausge⸗ brochen war. Nun aber hat der Hohe Kommiſſar des Völ⸗ lerbundes in der Freien Stadt 1 ein ganzes zündel von Beſchwerden an den Rat in Genf geleitet, die ch mit der inneren Politik des Danziger Staatsweſens be⸗ ſſen. Es wäre intereſſant, zu erfahren, ob es für den Völ⸗ lerbund wichtig iſt, daß auch in Danzig die SA und SS zu hem Dienſtanzug den Dolch trägt, während derſelbe Völ⸗ berbundsrat keine Veranlaſſung nimmt, ſich mit der Verfol⸗ zung des Chriſtentums in Rußland oder mit den italieni⸗ chen Kriegsvorbereitungen in Afrika oder mit der franzö⸗ ſſchen Politik der Einereiſungspakte zu befaſſen. Zuchthaus für eine Ordensſchweſter Wegen Deviſenverſchiebung von einer Viertelmillion. Berlin, 17. Mai. Vor dem Berliner Schnellſchöffengericht begann Frei⸗ tag der Prozeß um den erſten zur Verhandlung kommenden Fall aus dem umfangreichen Deviſenſtrafverfahren gegen einige katholiſche Orden. Wegen Deviſenverbrechens in meh⸗ reren Fällen hat ſich die 42 Jahre alte Katharina Wi⸗ denhöfer, genannt Schweſter Wernera, als Erſte zu verantworten; ſie iſt die Provinzialſekretärin des Ordens Vinzentinerinnen. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen der Zollbehörde und der Staatsanwaltſchaft ſind auf ihre Veranlaſſung in den Jahren 1932 und 1934 insgeſamt 252000 Mark an eine Schweſter in Belgien bezahlt worden, die im weſentlichen aus Mitteln des Mutterhauſes in Köln⸗Nip⸗ pes ſtammten. Von Belgien aus wurden dieſe Beträge nach Holland gebracht und dort in Gulden umgetauſcht. Ohne Genehmigung der zuſtändigen Deviſenſtellen wurden dann von dieſem Gelde 70 000 Mark zur Amortiſation der amerikaniſchen Anleihe der Vinzentinerinnen ver⸗ wendet, während mit einem weiteren Teilbetrag in Höhe von 130 000 Mark Obligationen der Vinzentinerinnen in, Holland gekauft wurden, ohne daß auch zu dieſem Ankauf die erforderliche Genehmigung eingeholt war. Nach dem Volksverratsgeſetz hätten dieſe Guldenobliga⸗ tionen, die im Ausland verblieben, als Auslandsguthaben angemeldet werden müſſen, ſo daß die Nichtanmeldung ein Verbrechen im Sinne des Volksverratsgeſetzes darſtellt. Nach dem weiteren Ergebnis der Ermittlungen ſind neben dieſen ſtrafbaren Handlungen noch weitere Deviſenvergehen kleineren Ausmaßes begangen worden. U. a. iſt ein Teil 15 holländiſchen Obligationen an Ausländer verkauft wor⸗ en. Die Angeklagte Widenhöfer hat ihre Taten in der Vor⸗ unterſuchung mit dem Hinweis auf die ſchwierige finanzielle Lage ihres Ordens zu verteidigen verſucht. Sie wird in ihrer Schweſterntracht aus der Unterſuchungshaft, in der ſie ſich ſeit dem 19. März dieſes Jahres befindet, in den Gerichts⸗ ſaal geführt. Der Vorſitzende teilte mit, daß in dieſes Verfahren auch die 56jährige Schweſter der Vinzentinerinnen Sophie Freund verwickelt ſei, gegen die das Verfahren habe abge⸗ trennt werden müſſen, da ſie erkrankt und nicht verhand⸗ lungsfähig ſei. Die Angeklagte Widenhöfer äußerte ſich über den Aufbau des Ordens der Vinzentinerinnen, der als G. m. b. H. in das Handelsregiſter eingetragen iſt. Das Mutterhaus befindet ſich in Köln⸗Nippes. Der Orden beſitzt in Deutſchland 22 eigene Häuſer, außerdem ſind ſeine Mitglie⸗ der noch in 44 anderen katholiſchen Häuſern untergebracht. Auch in Berlin haben die Vinzentinerinnen ein Haus in der Potsdamer Straße. Die Angeklagte hatte einen Teil der finanziellen Transaktionen durchzuführen. Seine Geſchäfte tätigte der Orden der Vinzentinerinnen über die Univer⸗ ſum⸗Bank in Berlin, die von einem Dr. Hofius geleitet wurde. Dieſe Bank hatte in Amſterdam eine Filiale er⸗ richtet. Im weiteren Verlauf der Vernehmung der Angeklagten Widenhöfer werden die einzelnen Anklagepunkte erörtert. Die Angeklagte gibt im weſentlichen ihre Vergehen zu. Sie gibt an, daß die Anleihe dem Krankenhaus des Ordens in Köln⸗Nippes zugute gekommen ſei. Der Leiter der Univerſum⸗Bank in Berlin, Dr. Ho⸗ fius, hat nach der weiteren Erklärung der Angeklagten den Vorſchlag gemacht, eine Umſchuldung dieſer ausländi⸗ ſchen Anleihen anzubahnen, weil die Zinslaſten für den Or⸗ den angeſichts der veränderten Lage zu groß geweſen ſeien. Sie ſei auf dieſen Vorſchlag eingegangen und habe das zum Ankauf der Obligationen notwendige Geld in ihrer Ordens⸗ kleidung nach Kerkrade gebracht, wo es ein Pater namens Haas in Empfang nahm. Pater Haas habe dann 70 000 Mark nach St. Louis geſchickt und für 130 000 Gulden Ob⸗ ligationen aufgekauft. Die Angeklagte gibt auf eine Anfrage des Vorſitzenden zu, daß eine Genehmigung der zuſtändigen Deviſenſtelle für dieſe Transaktionen nicht eingeholt worden ſei. Vorſitzender:„Warum denn nicht? Sie wußten doch, daß eine Genehmigung notwendig war?“ Angeklagte:„Ich hätte ja die Genehmigung doch nicht bekommen.“ Vorſitzender:„Hielten Sie Ihre Handlungsweiſe denn für richtig?“ i Angeklagte:„Sicherlich war es nicht richtig.“ Es wird ſodann die Korreſpondenz zwiſchen der Angeklagten und der Schweſter Dorothea zur Verleſung ge⸗ bracht. In einem der Schreiben, das mit den Worten ſchließt„Die Gnade Gottes ſei mit uns“, wird die Trans⸗ aktion in allen Einzelheiten erörtert. Gegen Lügennachrichten der Aus landspreſſe Es wird darauf ein Beamter der Zollfahn⸗ dungsſtelle als Zeuge vernommen, der mit den Er⸗ mittlungen im Kloſter der Vinzentinerinnen in Köln⸗Mitte betraut worden war. Es hatte ſich, ſo erklärt der Zeuge, bei einer Prüfung der Geſchäftsgebarung der Univerſumbank in Berlin der Verdacht herausgebildet, daß Unregelmäßigkei⸗ ten in katholiſchen Klöſtern in deviſenrechtlicher Beziehung vorgekommen ſein mußten. Der Zeuge ſchildert weiter, daß ihm von der Pförtnerin des Kloſters der Vinzentinerinnen in Köln zunächſt, als er Einlaß begehrte, erklärt worden ſei, daß Männern der Zutritt in das Kloſter nicht geſtattet wer⸗ den könne. Die Oberin habe ihn aber ſchließlich doch emp⸗ fangen. Bei einer Prüfung ſei dann zahlreiches belaſtendes Material gefunden worden. Hierauf griff der Staatsanwalt mit einigen Fragen in die Vernehmung dieſes Zeugen ein.„Sie ſind in der Auslandspreſſe als ehrgeiziger Handlanger der Geheimen Staatspolizei bezeichnet worden.“ Zeuge: Wir haben mit der Staatspolizei nicht das geringſte zu tun, unſere vorgeſetzte Behörde iſt das Reichs⸗ finanzminiſterium. Staatsanwalt: Sind Ihnen Anweiſungen in die⸗ ſer Sache gegeben worden, etwa in der Art, Sie müßten unter allen Umſtänden irgendetwas herausfinden, nach Mög⸗ lichkeit alles auf den Kopf ſtellen und möglichſt viel kaput i Auch ſo etwas hat die Auslandspreſſe zuſammen⸗ gefaſelt. Samstag, 18. Mai 1935 Zeuge: Wir haben nur die Anweiſung bekommen, es beſtehe der dringende Verdacht, daß die Klöſter ſich der De⸗ viſenſchiebung ſchuldig gemacht haben und daß wir einge⸗ hende Prüfungen vornehmen müßten. Ermittlungen in ganz Deutſchland. Staatsanwalt: Weshalb ſetzte die Aktion, von der wir hier einen Teilausſchnitt verhandeln, im ganzen Land ſchlagartig ein? Zeuge: Wir mußten befürchten, daß ein Kloſter, das etwas auf dem Gewiſſen hatte, beſtimmt nicht lange auf die Vernichtung der Belege warten laſſen würde. Die Ermitt⸗ lungen erſtreckten ſich auf das ganze Reich. Beſom⸗ ders im Rheinland, Schleſien, Berlin und Sachſen iſt überall das Gleiche feſtgeſtellt worden, daß nämlich Klöſter zunächſt mit der Univerſumbank und dann ſelbſtändig Schiebungen vorgenommen haben. Auf Befragen erklärte die Angeklagte, daß die Schwe⸗ ſtern des Vinzentinerordens Privatvermögen beſitzen dürf⸗ ten, über deren Verwendung allerdings der Orden zu ent⸗ ſcheiden habe. Das Arteil: Fünf Jahre Zuchthaus In den Abendſtunden verkündete der Vorſitzende das Urteil. Die Angeklagte wurde wegen forkgeſetzter und vor⸗ ſätzlicher Deviſenverbrechen zu einer Geſamtſtrafe von fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverluſt und 140 000 M. Geldſtrafe verurteilt; anſtelle der Geldſtrafe ſoll im Nicht⸗ beitreibungsfall eine weitere ZJuchthausſtrafe von weiteren 14 Monaten kreten. Ferner wurde die Einziehung eines Be⸗ krages von 250 000 Mark angeordnet; für die Einziehung hafket die Charitative Vereinigung in Köln⸗Nippes. Aus der Urteilsbegründung Der Vorſitzende erklärte in der Urteilsbegründung u. a.: Es handelt ſi chum ein Deviſenſtrafverfahren, wie es bisher die deutſchen Gerichte noch nicht beſchäftigt hat, obwohl wir in den letzten Jahren ſtändig mit der Bekämpfung von De⸗ viſenzuwiderhandlungen zu tun gehabt haben und uns alle möglichen Kreiſe von Angeklagten bekannt geworden ſind, die auf dieſem Gebiet Verfehlungen begangen hatten. Es ſind in faſt allen Fällen erhebliche Zuchthausſtrafen verhängt worden, weil es ſich hier um eine Frage handelt, die den Exiſtenzkampf des deutſchen Volkes um die Erhaltung ſei⸗ ner Währung und damit ſeiner Lebensmöglichkeiten im in⸗ ternationalen Wirtſchaftskampf betrifft. Der Vorſitzende erklärte ſodann, daß es bei der Beurteilung des Strafmaßes beſonders ſchwer für die Angeklagte ins Gewicht gefallen ſei, daß ſie ihre Schiebungen unter dem Deckmantel ihrer Or⸗ denstracht begangen hätte. Der Umſtand, daß ſie nicht in die eigene Taſche gewirtſchaftet habe, ſondern glaubte, im Intereſſe des Ordens zu handeln, habe ſie vor der Höchſt⸗ ſtrafe bewahrt. Ihr Verhalten ſei dazu angetan, das Anſe⸗ hen der katholiſchen Kirche zu gefährden. Weiter erſchwe⸗ rend ſei, daß ſie durchaus nicht weltfremd ſei, ſondern in Finanzdingen Beſcheid gewußt habe.. Handel und Wirtſchaft Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die Börſe hatte auch in dieſer Woche nur ſehr geringes Geſchäft. Es mangelte an Anregungen. An allen Märkten hielten ſich die Umſätze in engſten Grenzen. Nur in wenigen Spezialpapieren lagen kleinere Ordres vor. Die Kursentwicklung war nicht ganz einheitlich. Im Gegenſatz zum Aktienmarkt war der Rentenmarkt überwiegend freund⸗ licher, was vor allem auf die Senkung des Privatdiskontes und die dadurch zum Ausdruck kommende große Flüſſigkeit des Geldmarktes zurückzuführen war. Aber auch auf dem Rentenmarkt blieben die Umſätze klein. Der Aktienmarkt ver⸗ zeichnete überwiegend leichte Rückgänge, die aber nur in wenigen Fällen über 1 Prozent hinausgingen. g Geldmarkt. Am Geldmarkt, der die Wirtſchaft in erſten Linie zu finanzieren hat, macht ſich eine neue Verflüſſigung bemerkbar. Die weitere Senkung des Privatdiskontes und auch des Diskontes für die unverzinslichen Schatzanweiſungen bedeutet— abgeſehen von der unmitkelbaren Erleichterung für die Geldnehmer— ein wichtiges Symptom für die Lei⸗ ſtungsfähigkeit nicht nur des Geld⸗, ſondern auch des Ka⸗ pitalmarktes. Man braucht nur daran zu erinnern, daß die zweimalige Senkung des Privatdiskontes im Januar der großen Konverſion und der Auflegung der 500⸗Millionen⸗ Anleihe bei den Sparkaſſen voraufging. 5 f Produktenmarkt. An den Getreidemärkten hat ſich nicht viel verändert. Der Uebergang von den alten zu den neuen Feſtpreiſen im Mai vollzog ſich ohne nennenswerte Ver⸗ änderungen im Geſchäft. Seitens der Mühlen wird nur der notwendige Bedarf gedeckt. Das Angebot iſt allgemein ge⸗ nügend. An den Futtermittelmärkten iſt das Angebot weiter⸗ hin recht beſcheiden; was an die Märkte kommt, findet prompt Aufnahme. Am Rauhfuttermarkt iſt nunmehr eine ſichtliche Beruhigung eingetreten. Die Notzeit dieſes futter⸗ armen Winters dürfte in der Hauptſache überwunden ſein. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer war mit 100.8 gegen die Vorwoche(100.9) wenig verändert. Die Früh⸗ e g hat im deutſchen Arbeitseinſatz mit aller Kraft eingeſetzt. Der zielbewußten Arbeit der nationalſozialiſtiſchen Führung iſt es zu verdanken, daß aus unſerer Mengen⸗ konjunktur nicht eine Preis⸗ und Dividendenkonjunktur ge⸗ worden iſt. Ueber das Problem des Außenhandels erklärte kürzlich auf der Unterrichtswoche für Reichsbankbeamte Reichs⸗ bankdirektor Brinkmann, daß wir in Zukunft innerhalb der einzelnen Sektoren der gewerblichen Wirtſchaft einen Ge⸗ ſamtausgleich zwiſchen Binnenmarktpreis und Auslandspreis herbeiführen müſſen. Für Deutſchland könne eine Devalvation nicht in Frage kommen, denn die Konkurrenzländer würden dann ihre Währungen noch weiter abſinken laſſen. Viehmarkt. Die Schlachtviehmärkte hatten unterſchied⸗ liches Geſchäft. Die Beſchickungen der Märkte waren im we⸗ ſentlichen den vorhandenen Bedürfniſſen angepaßt, ſo daß die zugetriebenen Tiere, wenn auch teilweiſe nur langſam, abgeſetzt werden konnten. . Wetterbericht Da die direkte Zufuhr von Polarluft durch einen ſchwachen, zwiſchen Nord⸗ und Oſtſee befindlichen Hochdruck⸗ rücken unterbunden iſt, werden die zu erwartenden Nieder⸗ ſchläge nur geringes Ausmaß annehmen. Für Samstag und Sonntag iſt Fortdauer des unbeſtändigen, wechſelnd bewölk⸗ Wetters zu erwarten. B e 8. — In Berufen, die nicht ausgeſprochen weiblich ſind, gilt heute der Grundſatz, daß bei n gleicher Eignung dem Manne der Vorzug zu geben iſt. Werden durch dieſen Grund— ſatz die Ausſichten auf Anſtellung in manchen Berufen auch beſchränkt. ſo läßt ſich andererſeits ſagen, daß auch heute noch eine ganze Reihe nicht ausgeſprochen weiblicher Berufe der Frau offenſteht. In völliger Verkennung dieſer Tatſache hat ſich eine große Anzahl junger Mädchen Berufen zuge— wandt, in denen ſie zwar nicht durch den Mann erſetzt wer⸗ den können, aber der verſtärkte Andrang zu dieſen Berufs⸗ zweigen ſteht in keinem Verhältnis zu deren begrenzter Auf⸗ nahmefähigkeit. In Tauſenden und aber Tauſenden von Büros ſitzen Tauſende und aber Tauſende von jungen Mädchen hinter Stenogrammblock und Schreibmaſchine. Wollte man ſie alle durch Männer erſetzen, ſo würde man weder die geeigneten Kräfte finden noch heranbilden können; denn die Arbeit der Sekretärin verlangt nicht nur Ordnungsſinn, Ge⸗ wiſſenhaftigkeit und Genauigkeit, ſondern auch eine beſon⸗ dere Einſtellung und Hingabe an die Arbeit, ein Beſorgt⸗ ſein um hunderterlei Erledigungen, wie es eben mehr dem Weſen der Frau entſpricht. Ihre liebenswürdige Verbindlichkeit, Geduld und vor allem die Fähigkeit, auf die Wünſche des anderen einzu⸗ gehen, ſichern der Frau einen Platz hinter dem Ladentiſch. Wenn Verkäufer natürlich auch nichts Seltenes ſind, ſo gibt es doch eine Reihe von Geſchäftszweigen, in denen wir uns lieber von einem weiblichen Weſen beraten und bedienen laſſen. Für Mädchen, die die Volksſchule verlaſſen, bietet das gründlich erlernte Handwerk die geſundeſte Grundlage. Neben der Schneiderei, dem Putz, der Wäſchemaßar⸗ beit liegen der Frau auch Buch⸗ binderei und Photographie ſehr gut. Er⸗ wähnt ſeien noch die Berufe der Zahntechnikerin und der Denti⸗ ſtin, die eine dreijährige tech⸗ niſche Lehrzeit mit Abſchluß⸗ prüfung erfor⸗ Das Kunſtge⸗ werbe(links Buchbinderin) und das techni- ſche Laborato⸗ rium(unten: Laborantin) bieten als Frauenberufe noch Aus- ſichten. dern, für die Dentiſtin nach mehrjähriger Aſſiſtentinnentä⸗ tigkeit noch ei⸗ nen weiteren einjährigen Lehrgang. Zwei⸗ jährige prakti⸗ ſche Lehrzeit bil⸗ det die Grund⸗ lage für länd⸗ lich⸗wirtſchaft⸗ liche Berufe, die der Volksſchüle⸗ rin offenſtehen. Immer ſchließt — wie beim Handwerk— die Lehrzeit mit einer Geſellin⸗ nenprüfung ab, immer ſchließt ſich auch mehr⸗ jährige prakti⸗ ſche Tätigkeit an, ehe durch Beſuch weiterer Lehrgänge die Aufſtiegsmöglichkeiten wahrgenommen wer⸗ den können. Und nun zur Arbeit in der Fabrik! In welchen Betrie⸗ ben findet man weibliche Belegſchaften? Zunächſt in ſehr großem Maßſtab in der Elektroinduſtrie. Die Frauen ar⸗ beiten hier als Spulerinnen, Stanzerinnen, Löterinnen, Wick⸗ lerinnen, kurz in den verſchiedenſten Abteilungen der An⸗ fertigung und Zuſammenſetzung der vielen, oft winzig klei⸗ nen Zubehörteile, die die Fabrikation bedingt. Ihre Finger haben mehr Leichtigkeit und Geſchicklichkeit als die des Man⸗ nes, und außerdem hat die Frau dem Manne gegenüber noch eine Eigenſchaft voraus: die zähe Ausdauer bei gleich⸗ förmigen und ermüdenden Vorgängen. Es iſt kein Zufall, daß ſich die moderne Frau dem Kunſtgewerbe zugewendet hat. Kunſtgewerbe ſtellt ſo⸗ zuſagen das Mittelding zwiſchen handwerklicher Arbeit und rein künſtleriſchem Schaffen dar, ohne jedoch Halb⸗ heit zu ſein. Es iſt eine Berufsform die durch geeignete Miſchung von Künſtleriſchem und Praktiſch⸗Zweckvollem der Frau beſonders naheliegt. Je nach der Veranlagung der ein⸗ zelnen Frau neigt ſich dann das von ihr ausgeſuchte Spe⸗ zialgebiet mehr zum Praktiſchen oder zum Künſtleriſchen. Am deutlichſten zu ſehen iſt dieſe Spaltung bei der Gold⸗ und Silberſchmiedin. Hier hat es die Frau in der Hand, auf den Geſchmack unſerer Zeit, beſonders, ſoweit es ſich um Woh⸗ nungskunſt handelt, außerordentlich ſtark einzuwirken. Aehn⸗ lich bei der Dekorateurin: ſowohl als Schaufenſter⸗ als auch PPP!]/ ccc. Pesen Sie den„Neckar⸗Bote“ und Sie ſind über alle wichtigen Vorgänge des tägl. Lebens unterrichtet. als Innendekorateurin leiſten Frauen Hervorragende vollkommnung durch weiblichen Einfluß iſt auch bei der Mo⸗ dezeichnerin zu beobachten. Junge Mädchen mit Hochſchulbildung aber auch ſolche ohne akademiſche Vorbildung können als Chemotechnikerin oder techniſche Aſſiſtentin zu einer befriedigenden Lebens⸗ arbeit gelangen. Die Ausbildung erfolgt in Fachſchulen. Geht dem Eintritt in eine ſolche Fachſchule eine zweijährige Be⸗ rufspraxis voraus, ſo kann be⸗ reits nach drei Semeſtern die ſtaatliche Abſchlußprüfung er⸗ folgen. Sonſt ſind vier Se⸗ meſter Fachſchulbeſuch erfor⸗ derlich. Die beſonderen Ver⸗ anlagungen, die die Arbeit im Laboratorium verlangt, Ge⸗ wiſſenhaftigkeit, peinliche Ge⸗ nauigkeit, Geſchicklichkeit und ein hohes Maß von Geduld, ſind gerade der Frau eigen. Aus dieſem Grunde kann man auch in Zukunft auf die Mit⸗ arbeit der Frau im Laborato⸗ rium kaum verzichten. Bemerkenswert iſt der Be⸗ rufszweig, der faſt ausſchließ⸗ lich von Frauen ausgeübt wird: der der K tikerin und Schönheitspfl Zu ihrer Ausübung gehören ana⸗ tomiſche Nenntniſſe als Grundbedingung für ſachge⸗ mäße Maſſage. Die Lehrkurf für Schönheitspflege erſtrecken ſich auf Formen⸗, Teint⸗ und Haarpflege, Geſichtsdampfhä⸗ der, Kräuterkompreſſen, Be⸗ handlung von Röte, Froſt, Warzen uſw. Sauerſtoffpak⸗ kungen, Anwendung von Elek⸗ trizität im Dienſte der Schön⸗ FFC Kreuz und Quer Der Mann mit dem Oſterhaſenfimmel.— Ratſchläge und andere Schläge zum Eheglück.— Theorie und Praxis.— Schönheitspflege im Dienſt.— Eine vernichtende Haarkur. Dieſer„Wonnemonat“ bleibt ſeinem Ruf in dieſem Jahr faſt alles ſchuldig. Die ſonnegierigen Menſchen er⸗ ſchauern in dieſen Maientagen nicht vor Wonne, ſondern vor Kälte. Dabei geht es Pfingſten zu. Man könnte faſt meinen, wir befänden uns in der Zeit um Oſtern. Iſt es da verwunderlich, wenn uns juſt eine Art Oſterhaſengeſchich— te einfällt? Zwar hat ſie an ſich mit Oſtern nichts zu tun, aber der Ehemann, von dem ſie handelt, hatte einen rich— tigen Oſterhaſenkomplex. Hören wir, wieſo: Da war drüben irgendwo in Amerika(natürlich!) ein gewiſſer Macfadden. Als er vor 24 Jahren mit ſeiner Frau zum Altar geſchritten war, da war er voller guter Vorſätze. Wie wollte er ihr es leicht machen, wie ſollte ihr nun ge⸗ meinſames Leben ein einziges Lachen und Freuen ſein! Na, und ſo weiter. Gleich am erſten Tag fing es an. Frau⸗ chen brauchte Wirtſchaftsgeld. Macfadden gab es ihr, gab es reichlich und gern. Aber nicht ſogleich. Er verſteckte es. So, wie der Oſterhaſe ſeine Eier verſteckt. Er verſteckte das Wirtſchaftsgeld, ließ Frauchen ſuchen. Nicht, um ihr Arbeit zu machen, ſondern um dieſem proſaiſchen Leben ein paar heitere Züge abzugewinnen. Lachend und jauchzend kam Frauchen mit dem Fund angeſprungen, fiel ihrem Mac um den Hals, und alles war in beſter Ordnung. Am nächſten Erſten dasſelbe Spiel. Oſterhaſe Macfadden trat in Tätig⸗ keit Frauchen ſuchte, immer noch begeiſtert von dem ſinni⸗ gen Weſen des Holden. Und ſo ging das weiter— Mac verſteckte, Frau Mac ſuchte. Immer ſchwieriger wurde das Finden, immer raffinierter die Verſtecke, die er ſich aus⸗ dachte. Am Ende des Jahres waren ſie ſo weit, daß ſie manchma eine ganze Woche ſuchen mußte, ehe ſie zu dem Geld kam. Inzwiſchen aber wollte der ſinnige Mae ver⸗ pflegt werden! Endlich, nach langen Jahren, hatte ſie es ſatt. Eine Lammsgeduld muß die Frau gehabt haben! Vierundzwanzig Jahre hatte Mac Oſterhaſe geſpielt. Nun ließ die Frau ſich ſcheiden, was der gute Mac durchaus nicht begreifen wollte. Scherze in der Ehe ſind wunderſchön. Aber einmal muß einem ja dabei auch etwas Neues ein⸗ fallen! Daß in Bezug auf das wahre Glück in der Ehe Theorie und Praxis manchmal zweierlei ſind, mußte auch ein Mä⸗ del erfaſſen, das von einem Buch über Eheglück entzückt 3 war. In den Jahren der allgemeinen Vielſchreiberei über das wahre Glück in der Ehe trieb es auch einen gewiſſen Richard Moore, ein Buch dieſer Gattung unter die Leute zu bringen und von dem klingenden Gewinn ſich einen gu⸗ ten Tag zu machen. Bis eines ſchönen Tages ein Mädchen bei ihm erſchien, das ihn auf der Stelle zu heiraten be⸗ gehrte. Er ſei nämlich— das erkenne ſie haargenau aus ſeinem vortrefflichen Werk— der geborene Ehemann, der nach den darin niedergelegten Grundſätzen eine Frau wohl glücklich machen könne. Und ſie ſei die Frau, die mit ihm eine Ehe des Glücks und der gegenſeitigen Harmonie zu führen gewillt ſei. Was ſoll man machen— das Mädel war recht hübſch, hatte dazu noch einen Batzen Geld— wa⸗ rum ſoll man die nicht heiraten? In dieſen Tagen wurde die Ehe des Herrn Richard Moore, des großen Theoretikers des Eheglücks, geſchieden. Er war der ſchuldige Teil. Grund der Scheidung. Er hatte ſeine Frau faſt an jedem Tag windelweich geprügelt. Man ſieht, wie verſchiedenartig die„Scherze“ ſind, die manche Ehemänner ſich erlauben, und es iſt durchaus ehrlich gemeint, wenn wir ihre Frauen bedauern. Aber auch ein Mann kann mal das Opfer eines Scherzes werden, der ihn war nicht von einer beſſeren Hälfte trennt, ihm aber er⸗ 1 5 zu einer beſſeren Hälfte zu kommen. War da ein älterer Beamter in einem Miniſterium in Prag. Jeden Morgen begab er ſich pünktlich in ſein Büro, nahm hinter ſeinem Schreihtiſch Platz, um ſein Tagewerk zu beginnen. Das heißt, zunächſt begann er garnicht mit ſeinem eigentli⸗ chen Tagewerk, ſondern aus den unergründlichen Fächern des amtlichen Schreibtiſches, an dem er zu arbeiten pfleate. Auch in der Schönheitspflege finden geeignete Frauen lohnende Tätigkeit. heitspflege, Augenbrauenfärbung, Tonung des Teints uſw. Spezialkurſe in Hand⸗ und Nagelpflege können zur Ver⸗ vollſtändigung der Ausbildung dienen, die man bei einem Friſeur oder auch in beſonderen kosmetiſchen Inſtituten er⸗ wirbt, um ſpäter den Beruf als Angeſtellte emer derar⸗ tigen Anſtalt oder durch Bedienung eines eigenen Kun⸗ E. Schoepke. denkreiſes auszuüben. Aufnahmen(3): Stueber(Kind). holte er allmorgendlich zuerſt einige Fläſchchen und Näyf⸗ chen hervor, beſah ſich ſein rabenſchwarzes Kopfhaar und den nicht minder ſchönen Schnurrbart in einem kleinen Spiegel. Dann begann er mit einer kleinen Bürſte die ge⸗ nannte Hauptzierde ſorafältig einzureiben und anzuvinſeln, bis Skalp und Schnurrbart in tiefſtem Schwarze glänzten. So verſchönt ging er dann an ſeine Arbeit. Seine Amtsgenoſſen, die mit ihm im ſelben Büro ſaßen, neckten ſelbſtverſtändlich den olten, eitlen Herrn ſchon lange mit ſeiner„Verſchönerungskur“ Bis ihnen dann eines Tages das eitle Getue zu dumm wurde und ſie beſchloſſen, dem Beamten einen Schabernack zu ſnieſon Als der um ſeine Haare ſo veſorgte Herr einmal vergeſſen hatte, seinen Schreibtiſch abzuſchließen ereilte ihn ſein Geſchick. Die biz ſen Amtsgenoſſen goſſen nämlich liebevoller Weiſe in ſeine Salben, Mixturen und Haarwäſſer ein wenig Salzſäure Oh, nicht ſehr viel, aber wie das Ende der Geſchichte lehren wird, genügend Am nächſten Morgen iſt natürlich das ganze Büro vollſtändig verſammelt, als der Herr mit ſeinen geſchwärzten Locken eintrat. Alter Gewohnheit gemäß öff⸗ net er ſeinen Schreibtiſch und beginnt, ſich der Pflege ſeines Haares zu widmen. Wer beſchreibt aber ſeinen Schrecken, als nach wenigen Minuten ſeine Haare anfangen, ſich gelb zu färben. Nach kurzer Zeit iſt die edle ſchwarze Haarfarbe einem höchſt unanſehnlichen Graugelb gewichen Damit aber nicht genug. Nach einigen Tagen fielen ihm auch noch zum Ueberfluß alle Haare aus. Der ſtolze Haarſchmuck iſt un⸗ wiederbringlich dahin Natürlich klagte der Herr Miniſterial⸗ beamte gegen ſeine Kollegen. Leider hatte er mit dieſer Klage keinen Erfolg. Denn erſtens wollte natürlich nie⸗ mand der Uebeltäter geweſen ſein. Dann aber bedeutete man dem Beamten, daß eine außeramtliche Betätigung wie Haarefärben nicht in einem ſtaatlichen Büro zu geſchehen habe. Die Rechnungen der Kameliendame In Paris findet in dieſen Tagen eine Verſteigerung ſtatt, bei der ſich unter der„Maſſe“ neben wertvollen Bü chern und Briefen auch ein enormes Bündel Rechnungen, bezahlte und unbezahlte, befindet. Die Sachen werden, da ſie nur noch Sammelwert haben, ſicher Liebhaber finden, denn es handelt ſich um Dinge aus dem Nachlaß von Marie Dupleſſis, die niemand anders als die Margherite Gautier der„Kameliendame“ war. Aus den Rechnungen, die aus den letzten Lebensſahren der Kameliendame von 1842 bis 1847 ſtammen, ergeben ſich nicht nur intereſſante Aufſchlüſſe über die damaligen franzöſiſchen Lebenshaltungskoſten, ſondern die Aufgeich⸗ nungen und Kontoauszüge beweiſen auch die Ordnungsliebe der Kameliendame, andererſeits aber auch ihre Zahlungs- gepflogenheiten, die ſich in zahlreichen Schulden und mo⸗ natelangen Abzahlungen offenbaren. Selbſt in dem 1 in dem ſie zu ſpeiſen pflegte, blieb ſie die Zeche meiſt ſchul dig, und der Wirt mußte ſich mit gelgenklichen ſpärlichen Zahlungen begnügen. Am 25. Auguſt 1845 hat Marie Du⸗ pleſſis offenbar ein Feſt gefeiert, denn ſie erhielt 111 Eſſenrechnung über 45 Franes; der Oberknellner erhie bei dieſem Eſſen— auch das iſt ſorgſam aufgezeichnet 50 Centimes Trinkgeld. Beſonderem Intereſſe dürften die Schneiderrechnungen begegnen. Auf dieſem Gebiet hat die Kameliendame n haft Erſtaunliches geleiſtet. Sie hinterließ bei ihrem 110 ein wahres Muſeuͤm von Kleidern und Schmuckſtücen. Hunderte von Kleidern, faſt tauſend Paar Schuhe, 17 lich viele Handſchuhe in allen Farben. Die Schneide erhielt fkür ein Kleid acht bis zehn Francs, für einen 11 denmantel ſechs Francs. Eine Rechnung vom 2. 1 ber 1842 berichtet von 20 Wäſcheſtücken, die 2 Francs 105 Stück koſteten. Ein Seidenkleid iſt mit 12 Francs 1 zeichnet. Kurze Zeit ſpäter wurde ein Kleid aus cee Seide für 80 Francs angefertigt. In kurzen Ae folgen ein Cape, ein Domino, eine Kapuze. Und ſo 1 es weiter in einer nie abreißenden Kette. Ein Dutz Pantöffelchen vervollſtändigt die„Ausſteuer“. 0 Auf einer der Rechnungen findet ſich ein Vermeſ f Dumas Sohn:„Ich weiß nicht, wohin mit meinem 115 Es war eben ſchon damals wie heute, daß man über Kleiderrechnungen einer ſchönen Frau den Kopf verliere kann. g — 16 i GISELA RUHLANDD's WEGCZUIMII CTT Roman von Kurt Martin Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. a n— 833 16 Ein feines Rot ſtieg in Giſelas Wangen.„Wolfgang— er hat mir ja heute ein Telegramm geſchickt.“ 1 „Er— dir?“ mir gratuliert. So voller Freude klingen ſeine zen will er mir, einen Brief! Er ſchrieb in all Doch kam ein Brief von ihm, dann war ſeſttag für mich. So vieles Schöne ſchrieb Uben Jahr mit ganz auffälligen Er⸗ keit getreten.“ „Sein Vater bekam von einem Bekannten Wiener Blät⸗ ter geſchickt, mit Kritiken über Wolfgangs Spiel. Er ſelbſt ſendet ja ſo etwas nicht. Das würde ihm wie Eigenlob er⸗ ſcheinen.“ 5 Auch von Dr. Solfmann ſprach Giſela. Der Vater nickte bei ihren Worten nachdenklich. „Das nimmt mich gar nicht wunder, Giſa, wenn es in Dr. Solfmanns Ehe nicht recht klappt. In ihrer Ehe ſind ſich die beiden Gatten alſo nicht näher gekommen. Ich habe wenig Hoffnung, daß das je beſſer wird. Der Doktor hat eine Torheit begangen; er hätte ſich nicht nach den Wünſchen eines Vaters richten ſollen.“ „Und warum wollte Profeſſor Solfmann dieſe Ehe?“ „Je nun! Er kannte den Reichtum der Ahnſteins. Er wollle dem Sohn wohl ein behagliches Leben verſchaffen. Dann hoffte er auch darauf, daß ſein Sohn oben in Ahn⸗ ſtein eines Tages ein Sanatorium einrichten könnte. Ich denke freilich, er hofft vergebens. Man ſpricht jetzt davon, der alte Ahnſtein wolle verkaufen. Das liegt ja auch nur in ſeinem Intereſſe, wenn er es tut. Falls es ſo weitergeht, perwirtſchaftet er noch Unſummen. Er iſt kein Landwirt. Nun möchte er ſcheinbar hier alles zu Geld machen und ir⸗ gendwo im Nichtstun ſeine Tage verbringen. Sein Herr Sohn beſtärkt ihn ſichtlich in dieſer löblichen Abſicht; aus Selbſtſucht freilich, weil er hofft, daß bei dem Verkauf ſo⸗ gleich eine hübſche runde Summe für ihn abfällt.— Der Herr Student der Rechte lebt ſich jetzt nach beſtem Können in der Großſtadt aus.— Iſt übrigens derzeit auch daheim, der Alfons Ahnſtein. Du kannſt ſeine Herrlichkeit alſo be⸗ wundern, wenn dir der Zufall hold iſt.“ Es war ſchon ſpät, als Giſela endlich oben in ihrem Stübchen ſtand. Da war alles geblieben, wie es ſeit jeher war, friedlich und traut. Giſela trat ans Fenſter. Da draußen wölbte ſich wieder der weite, hohe Sternenhimmel in ſeiner Unvergeßlichkeit.— Wie einſt!— Wie einſt in ihrer Kindheit Tagen, wie einſt als ſie da auf dem Lager ruhte, mit ſchlimmen Wunden, als Wolfgkang abends bei ihr war und da am Fenſter ſtand, als ſeiner Geige ſüßer Klang all ihre Schmerzen linderte und ſchwinden ließ. Noch einmal griff ſie nach ſeinem Telegramm, noch ein⸗ mal las ſie ſeine Worte:„Bin herzlich erfreut. Alles Gute dit heute und immerdar.“ Und dann:„Dein Wolfgang.“ — Es ſang in ihr ein heimlich trautes Lied, ein frühlings⸗ frohes Klingen erfüllte ihre Bruſt: Mein Wolfgang!— Mein Wolfgang! VII. Langſam ſchritt Giſela hinaus, durch die im erſten Grün des Lenzes prangenden Fluren, entlang an Wieſen, die golden leuchteten von ungezählten Himmelsſchlüſſeln, hin⸗ über zum Wald, deſſen Birken im erſten zarten Schimmer ihres Sproſſens prunkten. Gie atmete wohlig den würzigen Odem ein. Da war ſie wieder in ihrem Wald! In ihrem und Wolfgangs Wald!— Hier ſchritt auch er, hier dachte er an ſie, ſo wie ſie jetzt ihn neben ſich fühlte. War es nicht, als ob da oben in den Wipfeln ganz leis ſein Geigenſpiel erklang? Sein liebes, ſchönes Spiel!— Oh, ihn wieder hören dürfen, oft, oft! Jemand kam ihr entgegen. Der trug das Gewehr über 5 Schulter und pfiff ein loſes Lied. Es war Alfons Ahn⸗ ein! Der hatte ſie gleichfalls erſpäht und auch erkannt. Er lüftete den Hut, ein wenig läſſig, und rief ſie an. „Weidmannsheil, Fräulein Ruhland!— Sie hätten mir üher begegnen ſollen. Ich war droben in unſerem Revier, hatte kein Glück heute.— Was ſage ich, kein Glück! Natür⸗ lich hatte ich welches: ich traf Sie!“ Er ſtand jetzt vor ihr und ſah ihr keck in die Augen. Nun, was ſchauen Sie mich ſo vorwurfsvoll an? Störte ich Sie im Sinnen? Wo waren denn die Gedanken, wenn ich fragen darf? Bei dem Herzallerliehſten?— Darf ich Sie begleiten?“ fahne bog in den Weg lnks eza, der nach der Straße ich muß nach Hauſe. Ich wollte nur am erſten Tas meines Hierſeins den lieben Wald begrüßen.“ Und dabei ſtörte ich Sie, nicht wahrt“ „O nein, wir hatten uns ſchon guten Tag geſagt.“ „Und wie gefällt es Ihnen wieder daheim?“ „Es iſt wie immer: ſchön und traut.“ „Sie bleiben wieder ganz daheim? Darf ich hoffen, Ih⸗ nen öfters zu begegnen?— Das freut mich, in der Tatl“ Ich gehe in drei Wochen wieder noch Rothenburg. Ich will die Frauenſchule beſuchen.“ „Noch länger lernen?— Puh!— Freut Sie das ſo? will froh ſein, wenn ich die beiden letzten Jahre Uni⸗ verſitätsſtudium hinter mir habe. Man hat ja jetzt ſchon leine Freiheit, natürlich; aber es iſt mir doch lieber, wenn ich erſt das Staatsexamen überſtanden habe.— Wie geht's in Rothenburg? Das bleibt die altmodiſche Kleinſtadt, was?“ „Es iſt recht ſchön in Rothenburg.“ dor angweilig iſt es! Ich fand das all die Jahre, da ich ort war. Sie hatten gewiß ſehr viele Anbeter unter den Gymnaſiaften dort?“ „Nein, ich wollte das nicht.“ 1 „Das iſt ja ganz unmöglich! Wer ſo hübſch iſt wie Sie—. Verzeihung, aber das wiſſen Sie ja lä Si . ja längſt ſelbſt: Sie ſind jabelhaft hübſch. Man kann ſich wahrhaftig vom Fleck weg e Vergebens, was? Das Herzchen iſt ſchon 0 E 7¹ Giſela bat unruhig:„Bitte nicht ſo! Ich mag ſolche Ge⸗ bräche nicht.— Da trennen ſich wohl auch unſere Wege.“ Er lachte ſpöttiſch.„Na, na, der Auserwählte hört es ja 151 da dürfen Sie mir doch ganz ruhig ein paar freund⸗ iche Worte ſagen!— Wie iſt es, könnten wir uns nicht corgen wieder hier treffen? Ich bin beſtimmt pünktlich. Hagen wir um zehn Uhr!“ N 5 Sie ſah ihn ſtaunend an.„Ich?— Nein, deshalb komme ic nicht zum Wald. Es tut mir leid, daß Sie mir die dende an der ſchönen Einſamkeit des ſtillen Waldes rau⸗ en. Ich werde nun nie mehr hierherkommen.“ — „Nie mehr?— Was Sie nicht ſagen? So böſe ſind Sie miik Wiſſen Sie, da iſt ja Ihre Freundin, die Gabi Som⸗ bert, anders! Die iſt ja jetzt auch wieder in Ebersdorf. Wenn ich ſie treffe, will ich ihr erzählen, wie ſchlecht Sie mich be⸗ handelten. Vielleicht hat ſie Mitleid und tröſtet mich für die Enttäuſchung jetzt.“ ö Giſela rief:„Sie ſollten Gabi nicht an ſich locken, Herr Ahnſtein! Ich möchte nicht erleben, daß Gabi um Ihret⸗ willen traurig wird! Sie ſuchen hier Zerſtreuungen, und Sie denken, in jedem jungen Mädchen eine willfährige Beute zu finden. Es ſollte mir um Gabi herzlich leidtun, wenn ſie ſich von Ihren Worten fangen ließe.— Ich ſehe das in Ihren Augen, was Sie denken. Sie ſollten ſich be⸗ mühen, in einem jungen Mädchen mehr zu ſehen als einen Zeitvertreib, als—.“ „Er runzelte die Stirn:„Was wollen Sie? Ich habe Sie wohl enttäuſcht vorhin? Sie ſind wohl eiferſüchtig? Es wäre Ihnen wohl lieber geweſen, ich hätte Sie kurzerhand un mich gezogen und abgeküßt?— Stille Waſſer ſind tief, nicht wahr? Sie ſind ja gar nicht ſo unſchuldsvoll, wie Sie lich geben. Das glaubt ihnen doch keiner. Ich am wenig⸗ ſten! Ich kenne ſa die Mädels! Ich weiß, was in dem Köpfchen ſteckt: Verlangen nach Liebe!— Sie gönnen es Gabi Sombert nicht, daß ich mich für ſie intereſſiere.“ Sie wandte ſich.„Ich will Sie nicht mehr hören. Nur das verlange ich: Beläſtigen Sie mich nicht mehr, wenn Sie mich treffen!“ Mit raſchen Schritten eilte ſie den erſten Häuſern zu. Drei Tage ſpäter kam ein Brief Wolfgang Somberts aus Wien. „Meine liebe Giſela!“ Du kannſt Dir gar nicht vorſtellen, wie mich Dein Tele⸗ gramm aus Rothenburg beglückte, mit dem Du mir das beſtandene Examen anzeigteſt. Noch einmal meinen Glück⸗ wunſch, und alles Gute für Deine Zukunft! Ein neuer Le⸗ bensabſchnitt beginnt jetzt für Dich, und wie ich Dich kenne, wirſt Du Dich voller Eifer den neuen Aufgaben und Pflich⸗ ten widmen, um dann nach einem Jahr am Ziel Deiner Wünſche zu ſtehen,— Deiner Kindheits- und Jungmäd⸗ chenwünſche—, Du wirſt Lernſchweſter, trittſt ein in ein weites Feld der Hilfeleiſtung, der Opferfreudigkeit, der Selbſtverleugnung, der vollkommenſten Menſchenliebe! Ich erlebe das alles mit Dir. Denke ich doch ſo wie Du: Wir ſollen unſeren Nächſten Helfer ſein, wo und wie wir kön⸗ nen. Da will ich Dir gleich etwas geſtehen, das Dir wohl Freude bereiten wird: Am 20. nächſten Monats gebe ich ein Konzert zum Beſten der Armen der Stadt Wien. Ich habe das jetzt erreicht. Es iſt mir dies eine beſondere Genug⸗ tuung, und glaube mir, es wird nicht bei dieſem einen Konzert bleiben. In all den Monaten war ich fleißig. All meine Zeit widmete ich meinen Studien. Mein verehrter Meiſter, Profeſſor Mollander, iſt zufrieden mit mir. Er lobt mich ſogar viel zu ſehr. Jetzt hat er es durchgeſetzt, daß ich mich für den Herbſt zu einer Reihe von Konzerten in Graz, Prag, Breslau, Frankfurt und noch etlichen Städten verpflichtete. Dabei ſtellte ich eine Bedingung: Ich verlangte, auch ein Konzert in Rothenburg zu geben. Man wollte erſt nicht; Rothenburg war ihnen allen zu klein. Schließlich ſetzte ich jedoch meinen Willen durch.— Wir ſehen uns alſo im Herbſt endlich wieder, Giſela, ich werde mich für zwei Tage freimachen können. Die gehören mir und euch allen meinen Lieben in Ebersdorf, ganz beſonders aber Dir und mir! Und das Konzert in Rothenburg ſoll ein Konzert für Dich ſein. Wenn ich Dich vor mir ſitzen ſehe, wird es mir ſein, als ſeieſt nur du im Saal, und Dir, Giſela, will ich ſpielen. Ich habe Dir ſo viel zu ſagen, und da ſoll meiner Geige Klang mir Helfer ſein, ſoll Dir anvertrauen, was mich alles bewegt..“ Giſela las nicht weiter. Sie war aufgeſprungen, ſie preßte das Schreiben an ihr aufgeregt pochendes Herz. Sie jubelte ganz laut:„Er kommt! Im Herbſt beſucht er uns!“ Und dann war ſie im Haus des Bürgermeiſters. Sie fand drin in der traulichen Stube Frau Ottilie. Voll Ei⸗ fers fragte und erzählte ſie:„Er kommt, Frau Sombert, 15 1 bit wirklich und wahrhaftig! Wie wunderſchön iſt das! „Frau Ottilie zog ſie an ſich.„Wolfgang hat uns noch nichts davon geſchrieben. Weil aber du es mir ſagſt, iſt ate die gleiche Freude, als ob er es uns ſelbſt geſchrieben hätte. „Wo iſt Gabi?“ „Sie iſt in den Wald gegangen. Sie geht ſeit drei Tagen immer in den Wald. Ich ſorge mich um ſie. Sie ſpricht manchmal ſonderbar!“ „Gabi iſt gewiß nur ein wenig übermütig. Sie hatte ſich in Rothenburg an ein paar Mädchen angeſchloſſen, die reichlich moderne Anſichten beſaßen, von den Rechten der Jugend, vom Lebensgenuß, von der Liebe.— Ich mochte das nicht. 5 Ich ſprach Gabi auch öfters zu und bat ſie, den Ver⸗ kehr zu meiden. Sie hörte aber nicht auf mich. Doch ſor⸗ gen ſollten Sie ſich nicht ſo ſehr, Frau Sombert, das iſt 817 nur eine Zeit der überſprudelnden Lebensfreude bei „Sie ſpricht manchmal ſo— ſo leichtfertig.“ „Ob Sie Gabis Worte nicht zu ernſt nehmen?“ ö „Sie hat von Herrn Ahnſtein phantaſiert. Sie traf ihn einmal im Walde. Wenn ſie ſeinetwegen jetzt täglich in den Wald geht?“ Giſela blickte mit einem Male ernſt drein. „Das dürfte ſie natürlich nicht. Der junge Ahnſtein iſt kein Umgang für Gabi. Ich will heute noch einmal ein⸗ dringlich mit Gabi ſprechen, ich will ſie bitten, Ihnen kei⸗ nen Kummer zu bereiten.“—— Giſela ſchritt haſtig über die letzten Höfe hinaus, dem Walde zu. Auf dem zerfahrenen Feldweg kam ihr einer entgegen, den Kopf geſenkt, nicht ſeiner Umgebung achtend. Es war Hans Nitzel. Erſt als er Giſela ſtreifte, hob er den Kopf. Sie ſah in zwei finſter blickende Augen, in ein Antlitz, auf dem Zorn, Haß, wilde Erregheit zu leſen war. Er blieb zögernd ſtehen. Sie bot ihm die Hand und betrachtete ihn ſtaunend. Was war mit dieſem jungen Menſchen?— Sie hatte immer nur Gutes von ihm in den letzten Jahren gehört. Er griff daheim im Gaſthof ſeines Vaters fleißig mit zu und ver⸗ ſprach, ein recht tüchtiger Menſch zu werden. Man ſagte auch, er ſei kein Trinker, kein Spieler, immer richig und dienſtbereit, und ſie hatte ſich darüber gefreut— Nein, ſo entſtellt hatte ſie ſein Antlitz noch nie geſehen auch damals nicht, vor langen Jahren, als er Gabis Kätz Vreni frag i reundli te ſie:„Was iſt Ihnen, Herr Nitzel? Iſt Ihnen etwas Schlimmes zugeſtoßen?“ 5 K 1 zornig auf.„Schlimmes?— Es langt ſchon zu! Es iſt mir vollkommen genug!“ a bei ich es nicht wiſſen? Vielleicht dann ich Ihnen helfen.“ ö „Sie— helfen? Nein, das glaube ich diesmal nicht!— Aber ich ſchaue nicht ſtill zu!“ „Das klingt nicht verſöhnlich. Sie dürfen ſich nicht in Ihren Zorn verbeißen.“ 8 0 1 („Doch, ich will es! Der junge Ahnſtein hat ſich nicht un⸗ ſonſt zwiſchen uns gedrängt.“ 1„Herr Ahnſtein? Zwiſchen wen hat er ſich denn ge⸗ drängt?“ „Der?— Nun, zwiſchen mich und Gabi!“ 5 „Gabi?— Gabi Sombert?— Was haben Sie mit ihr r- „Hat Gabi Ihnen nie ein Wort geſagt?“ „Ich weiß von nichts.“ „So, ſo! Vielleicht hat ſie alſo doch ſeit jeher nur mit mir geſpielt und heimlich über mich gelacht!“ „Was haben Sie mit Gabi?“ „Ich—. Gut, Sie ſollen alles wiſſen. Sie ſind ja ihre Freundin. Und jetzt iſt mir ſowieſo alles gleich. Ich bin Gabi gut, ſchon lange. Immer während der Ferien, wenn ſie hier war, trafen wir uns. Sie war immer freundlich zu mir, ſie verſprach mir, ſpäter meine Frau zu werden. Ich meinte immer, das ſei alles ganz feſt und ernſt ge⸗ meint. Ich war ja ſchon ſo froh die ganze Zeit. Und jetzt, mit einem Male iſt alles aus! Sie lacht jetzt nur noch über mich! Ich verſuchte in dieſen Tagen vergebens, ſie allein zu treffen; ſie wich mir aus. Ich merkte bald, daß ſie ganz anders war als ſonſt.— Ja, und dann folgte ich ihr, als ſie zum Walde ging, geſtern und vorgeſtern, und beide Male traf ſie den jungen Ahnſtein, war luſtig, lachte und neckte ſich mit ihm. Als ſie mich ſchließlich ſah, eilte ſie raſch davon.— Heute habe ich ſie zeitig erwartet. Ich fragte ſie, was das alles be⸗ deute. Da lachte ſie mir ſpöttiſch ins Geſicht. Sie ſagte, ſie ſei doch frei und ledig, ſie könne in den Wald gehen, wann ſie wolle, und jedem ſtände der Wald offen, ich möchte wohl Herrn Ahnſtein noch den Wald verbieten, weil ſie ihn ganz zufällig träfe.— Ich war mißtrauiſch, und ich geſtand ihr das. Sie aber ward zornig, hieß mich gehen und ihr nicht mehr in den Weg treten. Ich faßte das gar nicht, ich ſprach von einſt, da wir uns doch ſo oft getroffen hatten, da wir einander unſere Liebe geſtanden und von der ſpäteren Heirat träumten. Sie lachte hell auf: Das ſei ja nur törichtes Spiel geweſen, ſie denke doch nicht im Ernſt daran, mich je zu heiraten. Ich ſei ja nur drei Jahre älter wie ſie, ich wäre doch auch wahrhaftig nicht ſo ſchön, daß ſie an mir Gefallen finden könnte, ich ſolle nie mehr von dieſer Kinderei reden.— Da geriet ich in Zorn. Ich ſchrie es ihr ins Geſicht, daß das alles nicht wahr ſei, daß ſie früher ganz anders geſprochen hätte; es habe ſeinen beſonderen Grund, daß ſie jetzt ſo kalt und herzlos zu mir ſei. Sie wandte ſich von mir, ſagte, das ginge mich nichts an. Ich rief, es ſei gewiß ſo, daß der junge Ahnſtein ihr den Kopf verdreht habe, und nicht wahr ſei es, daß der Zufall ſie mit ihm zuſammenführe ſie haben ſich beſtellt. — Gabi lachte wieder: Das ginge mich auch nichts an! Da wußte ich mir nicht mehr zu helfen. Ich nannte ſie ſchlecht, herzlos, verdorben.— Es tut mir leid, daß ich ihr ſolche Worte zu hören gab.— Sie aber hob die Hand und ſchlug mich ins Geſicht. Wie ich nach ihr greifen wollte, wär ſie auf und davon.— Ich aber ging.“ Giſela hatte ihn nicht unterbrochen. Sie hielt den Kopf geſenkt. Leis ſprach ſie, und ihre Stimme verriet Sorge und Mitleid:„Das war nicht recht von Gabi. Es iſt trau⸗ rig. Doch ſie ſind auch nicht ohne Schuld, Herr Nitzel. So böſe Worte hätten Sie Gabi nicht ſagen ſollen. Wenn Sie ihr alles im Guten vorgeſtellt hätten, vielleicht..“ Er warf den Kopf im Trotz zurück.„Ich konnte nichtl Sie ſchaute mich ſo ſpöttiſch an, ſo verächtlich.“ „Es iſt ja möglich, daß Gabi hinſichtlich ihres Verhält⸗ niſſes zu Ihnen wirklich anderen Sinnes geworden iſt. Sie ſind ja beide noch jung. Da kann das ſchon vorkommen.“ (Fortſetzung folgt.) PPPPPGGGGPTGGTGGGcobGGcbccccccccfPTbfbPbPfrTPTbTbbTbTbbbpbbee Aus der Welt des Wiſſens Die öffentliche Gasbeleuchtung wurde in Deutſchland im Jahre 1828 eingeführt. Das größte Steinkohlengebiet Europas iſt das Ruhr⸗ gebiet. Auf einer Pſychiaterkonferenz in Brüſſel wurde feſtge⸗ ſtellt, daß die Männer viel leichter und in viel höherem Grade nerhös werden als die Frauen. Iin Londoner Zoo befindet ſich ein Vogel, der wohl das ſeltſamſte Tier der Welt iſt. Er kann nicht fliegen, iſt ſo groß wie ein Huhn und hat einen Schnabel, der ſo lang iſt wie der Körper. Der Vogel heißt Kiwi und ſtammt aus Neuſeeland. Im vergangenen Jahr wurden in Deutſchland 5,8 Mil⸗ lionen Doppelzenſner Seefiſche verbraucht. g Weltbild GmbH.(M). f Hundert Jahre deutſche Eiſenbahnen. Zum bevorſtehenden hundertjährigen Jubiläum der Eiſen⸗ bahnen in Deutſchland läßt die Reichsbahn den erſten Eiſen⸗ bahnzug, der auf der Strecke zwiſchen Nürnberg und Fürth verkehrte, getreu dem hiſtoriſchen Vorbild nachbauen. Auf unſerem Bilde ſieht man die erſte Lokomotive, genannt „Der Adler“, neben einer modernen Lokomotive auf dem Gelände des Ausbeſſerungswerkes Kaiſerslautern. Zwiſchen beiden liegt ein Jahrhundert. N ee e ee 2 2 7 een,—* Einheimiſcher Sport. Fußball Endlich ſteigt man in das letzte Verbandsſpiel dieſer Saiſon. Es hatte faſt den Anſchein, als wollte man den Schluß nicht finden. Um keinen weiteren Termin zu ver⸗ lieren, haben ſich beide Gegner— Sandhofen und Secken⸗ heim— auf ein Samstagabend⸗Spiel geeinigt. Für beide Mannſchaften geht es um die Preſtigefragen und um nichts mehr. Seckenheim kann im allergünſtigſten Falle mit Altrip punktgleich werden. Dies iſt nach Lage der Dinge das „Höchſte“ was die Mannſchaft in der Abſtiegsfrage tun kann. Selbſtverſtändlich wird man dieſe Gelegenheit wahrnehmen, um am Schluſſe noch alles getan zu haben, was zu tun war. Schon dieſe Tatſache wird Veranlaſſung dafür ſein, daß ein ſchönes, temperamentvolles Spiel zu ſehen ſein wird. Vorher ſpielen die 2. Mannſchaften. Glück auf! * Deſtringen wird am Sonntag den Reigen der Privatſpiele für dieſe Saiſon eröffnen. Die Gäſtemannſchaft hat ſich in dieſer Saiſon gut geſchlagen und konnte ſich nach ſchweren Kämpfen an die Spitze der Tabelle der Kreisklaſſe! ſetzen. Man hat beſtimmt keinen ſchlechten Griff getan. Dazu bietet das Spiel eine Vergleichsmöglichkeit in der Spielſtärke der beiden benachbarten Kreiſe 1 und 2 des Bezirkes I. Vorher ſpielen die 2. Mannſchaften. ch Handball. Die Aufſtiegsſpiele der badiſchen Bezirksklaſſe zur Gauklaſſe im Handball ſind in vollem Gang. Kommenden Sonntag treffen ſich auf den Wörtelwieſen hier die 1. Mannſchaft des Tv. 98 gegen die 1. Mannſchaft des Polizei⸗ ſportvereins Karlsruhe zum fälligen Aufſtiegsſpiel. Die Gäſtemannſchaft, welche bis heute zwei ſeiner Aufſtiegsſpiele auf heimiſchem Gelände gegen Tgd. Ziegelhauſen und Po⸗ lizeiſportverein Mannheim⸗Heidelberg beſtritt, konnte aus dieſen Spielen als Sieger hervorgehen und führt als un⸗ geſchlagen die Tabelle an. Polizeiſportverein Karlsruhe zählt durch dieſe Erfolge zu dem erſten Anwärter zum Auf⸗ ſtieg zur Gauklaſſe. Die Mannſchaft ſpielt einen guten Handball und wird ſich von den Turnern nicht ſo leicht ſchlagen laſſen. Sie beſitzt eine ausgezeichnete Hintermann⸗ ſchaft und einen ſchußgewaltigen Sturm. Die Handballmann⸗ ſchaft der 98er hat bis heute von drei Spielen nur zwei wertvolle Punkte unter Dach und Fach bringen können. Beim erſten Spiel gegen Tgd. Ziegelhauſen mußte die Turnermannſchaft eine Niederlage von 2:6 Toren hin⸗ nehmen. Das zweite Spiel gegen Polizeiſportverein Mann⸗ heim⸗ Heidelberg ſah die Turner ſtändig in Front. Die ſchlechten Leiſtungen des amtierenden Schiedsrichters dieſes Spieles brachte den Turnern die zweite Niederlage; es endete mit einem Sieg der Gaſtgeber mit dem knappen Endergebnis von 7:6 Toren. Vorletzten Sonntag war die Handballmannſchaft des Tv. 98 Gaſt bei der erſten Hand⸗ ballmannſchaft des FC. Freiburg und hier gelang den Turnern der erſte Sieg. Mit dem Ergebnis von 9:8 Toren trennten ſich beide Mannſchaften bei Spielſchluß. f Bei dem nun jetzt bevorſtehenden Aufſtiegsſpiel haben die 98er Handballer eine ſchwere Aufgabe zu löſen. Die Mannſchaft, die zu kämpfen verſteht, tritt zu dieſem Spiel in voller Beſetzung an. Dieſes Aufſtiegsſpiel fordert von jedem einzelnen Spieler volle Einſetzung ſeines Könnens, um einen ſolch großen Gegner niederzuhalten. Wir erwarten von unſerem Mannheimer Bezirks⸗Vertreter ein großes Spiel und wollen hoffen, daß er dasſelbe zu ſeinen Gunſten entſcheidet. Geht die Mannſchaft unterlegen aus dem Spiel, werden die Ausſichten zum Aufſtieg zur Gauklaſſe ſchwinden. Dem hieſigen Sportpublikum iſt bei dieſem Spiel Gelegenheit gegeben, einem Großkampf bei⸗ zuwohnen. Nach jetzigem Verlauf der Aufſtiegsſpiele iſt der Kampf offen und kann der Sieger aus dieſem Treffen nicht vorausgeſagt werden. Wir wünſchen dem Spiel einen guten Verlauf und hoffen eine ſtarke Beteiligung der Seckenheimer und Ilvesheimer Sportler. Aus dem Tbd.„Jahn“. Auf Einladung der Gemeinde Ilvesheim beteiligt ſich unſer Verein heute Abend mit einer Barrenriege und der Turnerinnenabteilung an den Vorführungen im Feſtzelt anläßlich des Inſelfeſtes. Am Montag abend trägt die 1. Mannſchaft des Tbd.„Jahn“ ein Handball⸗Werbeſpiel gegen Tv. Friedrichsfeld auf dem neuen Sportplatz in Ilvesheim aus. Am morgigen Sonntag empfängt die Handballabteilung des Tbd.„Jahn“ die 1. und 2. Mannſchaft des Tv. Edingen zum Rückſpiel. Mit Rückſicht auf das Aufſtiegsſpiel am Nach⸗ mittag finden die Spiele morgens im Wörtel ſtatt. Nachdem das Vorſpiel in Edingen verloren ging, wird die hieſige Mannſchaft alles daran ſetzen, um die Scharte auszuwetzen. Das Spiel dürfte deshalb ſpannend und intereſſant werden. Auswärtiger Sport. Wenn auch das kommende Sportwochenende kein ſolch großes Ereignis aufzuweiſen hat, wie es am letzten Sonn⸗ tag der Fußball⸗Länderkampf gegen Spanien darſtellte, reiht es ſich dennoch ſeinen Vorgängern würdig an. Nen⸗ nen wir nur die wichtigſten Veranſtaltungen wie die Fort⸗ ſetzung der Meiſterſchaftsendſpiele im Fußball, die erſte Fußball⸗Hauptpokalrunde, die Davispokalſpiele der euro⸗ päiſchen Zone, das Solitude⸗Rennen und aus den vielen radſportlichen Veranſtaltungen das vierte deutſche Berufs⸗ fahrer⸗Rennen, den„Straßenpreis des Saarlandes“. Im Fußball werden die Endſpiele zur deutſchen Meiſterſchaft in den vier Gruppen fortgeſetzt. Wenn auch das Programm etwas eingeſchränkt murde, ſo ſtehen doch jederzeit wieder intereſ⸗ ſanſe Begegnungen bevor. Der Spielplan regelt ſich wie folgt: in Mannheim: Phönix Ludwigsh. BfR Mannheim in Köln: R Köln— Pfe Benrath in Erfurt 1. SV Jena— Pf Stuttgart in Hannover: Hannover 96— Tod. Eimsbüttel Von den ſüddeutſchen Vereinen pauſiert alſo die Spogg. Fürth, die bereits am vergangenen Sonntag in Kaſſel ge⸗ gen Hanau ſpielte(und 5:1 gewann). In Mannheim ſetzen ſich die Meiſter von Baden und Südweſt, VfR Mann⸗ heim und Phönix Ludwgishafen, erneut auseinander. Auch diesmal trauen wir den Pfälzern einen Sieg zu. In Er⸗ furt hat der VfB Stuttgart gegen den Meiſter des Gaues Mitte, 1 SV Jena, einen ſchweren Stand. In den übrigen vier Begegnungen sollten ſich Benrath, Hannover 96, Gleiwitz und Hertha/ Berliner SC durchſetzen. Neben den Aufſtiegsſpielen intereſſieren in Süd⸗ deutſchland in erſter Linie die Spiele um den deutſchen Vereinspokal, in die jetzt die Vereine der Gauliga eingreifen. Von den angeſetzten Begegnungen nennen wir die wichtigſten: SV Waldhof— Fͤ Pirmaſens, 1. FC Kaiſerslautern— VfL Neckarau, Weſtmark Trier— Sportfreunde Saarbrücken, Boruſſia Neunkirchen— Ein⸗ tracht Trier und Kickers Offenbach— Blau/ Weiß Bürgel ſowie Sc Schwenningen— Stuttgarter Kickers, FV Korn⸗ weſtheim— Union Böckingen, FE München— 1860 Mün⸗ chen, TV Ingolſtadt— Bayern München und Spogg. Er⸗ langen— Jahn Regensburg. Natürlich werden auch Geſellſchaftsſpiele, von denen wir das Gaſtſpiel von Stade Francais Paris in Stuttgart und Ulm ſowie die Reiſe der Frankfurter Ein⸗ tracht nach Eſch erwähnen, ausgetragen. Im Ausland iſt das Auftreten der holländi⸗ ſchen Nationalelf gegen England in Amſterdam das bedeutendſte Ereignis. Das iſt das einzige Spiel, das Englands Nationalelf in dieſer Saiſon auf dem Kontinent austrägt. Zum Schiedsrichter wurde der Deutſche Dr. Bauwens gewählt. Auch Frankreichs Nationalelf tritt am Sonntag in Aktion. In Paris treffen die Franzoſen auf die ſtarke Elf der Ungarn. Im Handball werden die Endrundenſpiele um die deutſche Meiſterſchaft unterbrochen und erſt am 26. Mai mit der Vorſchlußrunde bei den Männern und Frauen fortgeſetzt. Trotzdem ſteht an dieſem Sonntag ein beſonderes Ereignis bevor: der Län⸗ derkampf gegen die Schweiz in Augsburg. Das ſoll der erſte internationale Kampf des Fachamtes Handball eines größeren Länderſpielprogramms ſein. Zweifellos wird in dieſem Spiel unſere Elf den Sieg davontragen, wenn ſich auch die Schweizer ſorgfältig vorbereitet haben.— In Mainz wird am Samstag, obwohl die Zeit der Hallen⸗ ſportveranſtaltungen bereits vorüber iſt, ein Hallen⸗Hand⸗ ballturnier veranſtaltet, an dem einige Südweſt⸗, Nord⸗ geſſen⸗ und Bayern⸗Mannſchaften beteiligt ſind. In der Leichtathletik wird es von Woche zu Woche aufwärts gehen. Schon die⸗ ſes Wochenende bringt mehrere Veranſtaltungen, von denen vor allem der Dreiſtädtekampf in Karlsruhe zwiſchen Heidelberg, Pforzheim und Karlsruhe zu nennen iſt. In Freiburg trifft eine Freiburger Städte⸗Auswahl auf die Mannſchaft von Offenburg/ Kehl. Außerdem veranſtaltet der TV Cannſtatt am Samstag und Sonntag ein nationales Feſt. Das iſt in Süddeutſchland der eigentliche Auftakt zur Saiſon. Der Schwimmſpork bringt als wichtigſtes Ereignis den Start der franzöſiſchen Nachwuchs⸗Waſſerballer in Stuttgart am Samstag und in Nürnberg am Sonntag. Außerdem tragen Nickar Hei⸗ delberg und Jungdeutſchland Darmſtadt am Samstag einen Klubkampf aus. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenſpruch; 6. Gymnaſtik 1; 6.30 Frühkonzert; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik II; 8.45 Sende⸗ pauſe; 10.45 Nachrichten; 11 Funkwerbungskonzert; 11.30 Wetter, Bauernfunk; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert; 17 Nachmittagskon⸗ zert: 20 Nachrichten: 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; Sonntag, 19. Mai: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnafi; 8.25 Bauer, hör zul; 8.45 Evang. Morgen⸗ feier; 9.30 Motetten; 10 Mutter und Kind; 10.20 Eduard Grieg⸗Konzert; 10.45 Sendepauſe; 11 Dettinger Tedeum von Georg Friedrich Händel; 11.45 Eröffnung der Reichs⸗ autobahn Frankfurt a. M.—Darmſtadt; 13.15 Muſik am Mittag; 14 Kinderſtunde; 15 Internationales Solitude⸗ Rennen 1935, Hörbericht; 15.30 Stunde des Chorgeſangs; 16 Nachmittagskonzert; 18 Volkskunſt in Oetigheim; 18.30 Tanz⸗ und AUnterhaltungsmuſik, Einlage: Alles beſetzt, Hör⸗ ſpiel; 19.45 Sport; 20 Kammermuſik; 20.30 Aleſſandro Stradella, Oper von Flotow; 21.45 Gitarrenduos; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Wir bitten zum Tanz; 24 Kammermuſik; 0.30 Sonate A⸗Dur von Beethoven; 1 Neue Löns⸗Lieder; 1.30 Sonate für zwei Klaviere. Montag, 20. Mai: 8.30 Frauenfund; 10.15 Das Tan⸗ nenbergdenkmal; 14 Bekanntgabe der Termine: Wieder⸗ ſehensfeiern alter Frontſoldaten, anſchließend: Sendepauſe; 16.30 Katzennot iſt Vogeltod, Tierſchutzhörſpiel; 18.30 Ju⸗ gendfunk; 19 Kleine Köſtlichkeiten; 19.30 Von Reitersleuten und ihren Geſellen, Hörfolge; 20.10 Funks tönende Rari⸗ tätenſchau; 22.30 Tanz⸗ und Anterhaltungsmuſik; 23.30 Wenn der Sandmann kommt...., Melodien vom Schlafen und Träumen. Dienstag, 21. Mai: 10.15 Franzöſiſch; 14 Sendepauſe; 16.15 Blumenſtunde; 16.45 Tierſtunde; 18.30 Franzöſiſch; 18.45 Kurzgeſpräch; 19 Maibowle, bunte Stunde; 20. Stunde der Nation; 21 Sine cura, ſorglos⸗fröhliche Stunde; 22.30 Muſik zur guten Nacht. 4 Mittwoch, 22. Mai: 8.30 Vom täglichen Bad des Säuglings, e 10.15 Niederdeutſche Volksmuſik; 14 Sendepause; 16.30 Jungmädel wandern, Hörſpiel; 18.30 Lernt morſen; 18.45 Das Angora⸗Kaninchen— ein Neben⸗ erwerb des Kleinſiedlers; 19 Anterhaltungskonzert; 19.45 Viertelſtunde des Frontſoldaten; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Miſſa Solemnis, von Ludwig van Beet⸗ hoven: 22.30 Zeit. Nachrichten. Wetter. Sport: Im Turnen iſt lediglich das Auftreten der Deutſchlandriege der DT mit Schwarzmann, Winter, Sandrock, Steffens, Beckert und Frey u. a. in Hamburg zu erwähnen. 8 Die Reichsſportwerbewoche Zu der vom 26. Mai bis zum 2. Juni 1935 im Rah⸗ men der allgemeinen und olympiſchen Sportwerbung durch⸗ zuführenden Reichswerbewoche hat der Neichsinnenminiſter zugleich im Namen des Reichspropagandaminiſters Anweiſun⸗ gen an die Reichsſtatthalter, die Landesregierungen, die übrigen nachgeordneten Behörden und die Gemeinden ge⸗ richtet. Darnach nehmen ſämtliche Gliederungen und Forma⸗ tionen der Bewegung, die Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen und die Schulen an dieſen Veranſtaltungen teil. Die Reichsſportwerbewoche ſteht unter dem Leitſatz „Vom Volksſport zur Höchſtleiſtung“. Die Woche ſoll den einheitlichen Willen des geſamten deutſchen Volks zum Aus⸗ druck bringen, in Zukunft Leibesübungen zur Lebensgewohnheit zu machen. Sie ſoll einen weiteren Vorſtoß bilden in dem Kampf, auch den letzten körperlich befähigten Volksgenoſſen für die Teilnahme an regelmäßigen Leibesübungen zu ge⸗ winnen. Die Reichsſport⸗Werbewoche wird in allen Orten über 500 Einwohner durchgeführt. Die Gemeindeauf⸗ ſichtsbehörden und Gemeinden werden erſucht, bei der Durch⸗ führung tatkräftig mitzuwirken und den Veranſtaltern jede vertretbare Erleichterung zu gewähren. Von den Vertretern der ſtaatlichen und der Gemeindebehörden wird erwartet, daß ſie bei den Kundgebungen in geeigneter Form hervortreten. Wegen der Beteiligung der Schulen und der Berufsſchulen ergehen noch beſondere Beſtimmungen der zuſtändigen Mini⸗ ſter. Das gemeinſchaftliche Zuſammenwirken anläßlich dieſer Veranſtaltung ſoll auch dazu führen, in Zukunft die für eine wirkliche Erfaſſung unſeres Volkes erforderlichen Spiel⸗ wieſen, Sportſtätten und Schwimmanlagen auszubauen und neu zu ſchaffen. Werbeplakat für die Nationalfeſtſpiele in Weißenburg. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummerns 6 Morgenſpruch, Choral, Frühkonzert 1; 6.45 Gymnaſtil⸗ 7 Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik; 10 Nachrichten; 10.15 Schulfunk; 11 Werbekonzert; Sonntag, 19. Mai: 6 Hafenkonzert; 8.05 Gymnaſtikz 8.15 Zeit, Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 8.25 Sendepause; 8.45 Choralblaſen; 9 Evang. Morgenfeier; 9.45 Deutſches Schatzkäſtlein; 10.15 Liederſtunde des Volkes; 11 Dettinger; Tedeum von Georg Friedrich Händel; 11.45 Eröffnung der Reichsautobahn Frankfurt— Darmſtadt; 13.15 Mittagskon⸗ zert; 14 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Stunde des Landes; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendfunk; 18.30 Fünfter Heſſentag der Gauleitung Kurheſſen; 19 Gute Gei⸗ ſter, eine Stunde frohgemuter Einkehr; 19.50 Sport; 20 Conſtance Nettesheim ſingt ihre Glanzrollen; 22 Zeit, Nach⸗ richten; 22.15 Wetter, Lokale Nachrichten, Sport; 22.20 Sportſpiegel des Sonntags; 22.45 Wir bitten zum Tanz 24 Nachtmuſik. Montag, 20. Mai: 8.30 Sendepauſe; 10.15 Schulfunkz 10.50 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kin⸗ derfunk; 15.30 Jugendfunk; 16 Kleines Konzert; 1650 Bücherfunk; 18.30 Jugendfunk; 19 Unterhaltungskonzert 20.10 Die Landſchaft ſpricht; 20.40 Liederſtunde; Wir Mädel ſingen; 22.20 Kompoſitionen von Gerhard Maaß; 23 Nachtkonzert. Dienstag, 21. Mai: 8.30 Frühkonzert; 10.15 Schulfunt 10.50 Praktiſche Ratſchlage fur Küche und Haus! 140 Sendepause; 15.15 Für die Frau; 16 Kleines Konzert; 1643 Tips für Bauluſtige; 16.45 Die deutſche Treibſtoffwirschaft vor neuen großen Aufgaben, Bericht; 18.30 Millionen ſu eine neue Heimat..., die großen Siedlungsprobleme 15 Welt; 18.45 Von der Kunſt, Rundfunk zu hören; 19 Pfl. ziſche Bauern⸗ und Volksmuſik; 20.15 Stunde der 8 21 Muſik und Weltgeſchichte; 22.20 Schloß Schönfeld ſeine Gäſte; 23 Muſik zur guten Nacht; 24 Nachtkonzert⸗ 1 Mittwoch, 22. Mai: 8.30 Frühkonzert; 10.15 Schulfuntz 10.45 Praktiſche Natſchläge für Küche und Haus, 1 Sendepauſe; 15.15 Es geht ein Liedchen im Vote e heimatliche Weiſen aus alter und neuer Zeit, andchliehed Bad Geſundbrunnen: 16 Kleines Konzert; 16.30 Klingen nen Kunterbunt; 18.30 Wie ich die national⸗arabiſche Bene erlebte; 18.45 Das Leben ſpricht; 19 Konzert; 19.30 wird das Dritte Reich regiert?; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Lachender Funk; 22.20 Elwetritſche, ak Schwank; 23 Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſit; 24 Nachtmu N 1 177 — „Alles ausſteigen“, höre ich eine laute Stimme ſagen. Erſchreckt fahre ich aus meinem Schlummer auf und ſehe in das dicke, rote Geſicht des Schaffners, der vor mir ſteht. „Sie müſſen ausſteigen“, ſagt ſein großer Mund nochmals und reſolut greift er jetzt nach meinem Koffer. „Aber das kann doch nicht möglich ſein, ich will doch noch weiter“, kann ich nur erſchreckt ſtammeln und ihm erklären, wohin ich will. Nachſichtig lächelnd erklärt mir der Beamte, daß ich zu weit gefahren ſei und nun keinen Anſchlußzug bekäme.„Der nächſte Zug geht“, und dabei zieht er gewichtig ſein Kursbuch heraus, ſetzt ſich einen Kneifer ganz vorn auf die Naſe, befeuchtet ſeinen Finger und reißt die Seiten ſeines Buches herum.„Der nächſte Zug geht zwei Stunden ſpäter.“ Ich knicke völlig zuſam⸗ men. Zwei Stunden? Verwundert ſchaut mich der Schaff⸗ ner an, er kann mich nicht verſtehen, was zwei Stunden ſind, was iſt die Zeit überhaupt? So ſtehe ich denn innerlich furchtbar wütend auf dem kleinen Bahnhof, auf dem ſchon ein wenig die Hitze flim⸗ mert. Alles iſt wie ausgeſtorben, kein Gepäckmann, nichts iſt zu ſehen. Ich beſchließe, in die kleine Stadt zu gehen. Zwei Stunden, welche Unendlichkeit! Als ich das Bahn⸗ hofsgebäude verlaſſe, kommt mir der Duft von Flieder entgegen, der aus der dichten Hecke, die den Bahnhof um⸗ gibt, herüberweht. Es iſt Mittagszeit, die Luft iſt unbe⸗ weglich und läßt ſchon den Sommer ahnen. Der Flieder⸗ duft und das Glänzen der Sonne ſtimmen mich verſöhn⸗ licher. Langſam ſchlendere ich der alten Kaſtanienallee entgegen. die zum Stadtwall führt. Tief ſenken ſich die Aeſte bis zur Erde und die ganze Allee iſt ein Dom ge⸗ worden, der unzählige Kerzen angeſteckt hat. Vereinzelt fallen Sonnenkringel auf den Weg, und hier und da liegen ſchon Blütenflocken, die von den Kerzen abgefallen ſind. Es ſieht aus, als wenn weinende Herzen auf Schnee ge⸗ gangen ſind. Ganz ſeltſam ſelig wird mir zu Mute. Es iſt mit einem Male wie Kindheit, alles was die Großſtadt verſchüttet hat, wacht auf. Es wird ſo unwichtig, ſo fern, was mich bis jetzt noch bewegte, ſo, als hätte es nie zu mir gehört. In mir iſt ein großes Staunen und nur Gegenwart. Ich höre, wie die Finken ihr Lied in die Stille des Mittags hineinſubeln und fühle plötzlich die Schönheit der alten Bäume. Ihre Stämme ſind riſſig und verwittert. Das Licht zaubert tauſend Farbenreflexe vom dämmrigen Grün bis zum leuchtenden Gold der Sonne. Wo das Blätterdach ein Loch hat, leuchtet das ſtrahlende Blau des Frühlings- himmels hervor. Kleine, weiße, hauchdünne Wolkenſchleier laſſen den Himmel noch höher erſcheinen. Immer neue Wunder entdecke ich und werde wieder Kind mit einer Mär⸗ chenneugier im Herzen. Vor mir liegt jetzt die alte Stadtmauer. Breite dicke Steine, die von der Sonne warm ſind, ſpiegeln ſich im Stadtgraben, der träge und ſchwarz daliegt. Das Waſſer iſt am Rande mit grünen Algen bedeckt, dick und faul hockt ein Froſch dazwiſchen, gluckſt von Zeit zu Zeit geſättigt in die Stille, um dann teilnahmslos mit ſeinen in der Sonne wunderhübſch ſchillernden Augen in die Weite zu blinzeln. Die alte Mauer ſieht ſo recht zerfetzt aus. Ueber⸗ al lugt Gras hervor, das in der Sonne glänzt. Auch hier die klingende Stille, die ſich mit dem Soner ver⸗ miſcht. Ueber die Mauer ragen einige Fliederbüſche und winken mit vollen Dolden herüber. Schwalben ſchießen blizſchnell mit kleinen, leiſen Zwitſchern an ihnen vorbei, und das Gras ſenkt ſich heimlich. Die Stille wird nur unterbrochen vom Finkenſchlag nud dem Summen der Bie⸗ nen in den Kaſtanien. „Ich lehne am Holzgeländer der kleinen Brücke. Meine gande falten ſich, ich bin wunſchlos geworden. Wie kann eltgeſchehen haltmachen vor dicken alten Mauern, alles, was die Großſtadt bewegt, findet hier keinen Widerhall, es erflattert an der großen Stille. Zögernd durchſchreite ich das alte rote Stadttor, mit einer geheimen Angſt im Her⸗ zen, der Traum könnte zerrinnen, und irgendwo würde irklichkeit warten. Zu beiden Seiten ſtehen kleine Häu⸗ er an die ſich wie hilfeſuchend kleine Bänke lehnen. Im⸗ mer ſind es ausgetretene Steinſtufen, die in das Innere der Häufer führen. Auch hier Mittagsſtille. Nur manchmal ewegt ſich ein Kopf hinter den Geranientöpfen des Fen⸗ ſters eine Brille ſchiebt ſich empor. und der Kopf einer alten Frau guckt heraus. Ich denke plötzlich an eine Fuß⸗ bant auf der ich immer geſeſſen habe, auch an ſolchem klei⸗ zen Fenſter, auf dem Geranien blühten. Wie gern, wie tennend gern möchte ich jetzt wieder auf dieſem Bänk⸗ chen ſitzen und die Hände meiner Großmutter fühlen. Eine kleine Straße lockt. Kloſtergaſſe, ſteht auf einem käfelchen geſchrieben. Mein Schritt hallt laut und unwahr⸗ cheinlich in die ſchmale Gaſſe hinein. Ich ſtehe ſetzt vor einem großen ſchmiedeeiſernen Gitter. Seltſam verſchnör⸗ telte Blumen, zum Teil mit Roſt überzogen, ranken um die Eſenſtäbe. Vorſichtig öffne ich die Tür und ſehe, wie Kleinſtadt, deine ſtille Größe Hat mich innig kief berührt, ind von fernen, großen Zeiten zab' ich einen Hauch verſpürt. Deine Stimmen muß man deuten, Wenn man in dir leben will. Alte Märchenträume weben In den Gaſſen kraut und ſtill. Schuſter, Schneider, Bäcker, Weber Kleidet ſie nur anders ein, And des Mittelalters Zauber Wird lebendig wieder ſein! Traum aus der Vergangenheit . Aufnahme: Archiv. Nimmer wird dein Lied verklingen, Bleiben wir uns ſelbſt nur kreu, And der Väter Brauch und Sitte Wird in unſerm Herzen neu. Dann ſteht in den engen Gaſſen Altes deutſches Leben auf: Deutſcher Bürger Fleiß und Ehre, Meiſterſang und Schembarklauf. And die ihr der großen Väter Blutverbundne Enkel ſeid, Schmähet nicht die engen Gaſſen, Sie ſind euer Ehrenkleid! Georg Beßler. ochggggngaaaamdaagnanananadgaaaganaadſadaggggggggaggngangſpaaſggmaammagmnagſaſgm die Sonne die Ornamente der Tür auf den Weg wirft. Eine kleine Bachſtelze kommt mit vielen zierlichen Ver⸗ beugungen näher gewippt. Wie ein adeliges Stiftsfräulein — muß ich dabei denken. Vielleicht iſt es verzaubert, ſo verzaubert wie hier alles zu ſein ſcheint, was ich geſehen habe. Ein Bogengang führt um den kleinen Kloſterhof herum. Die Sonne läuft alle Spitzbogen durch und bleibt ſtrahlend an dem großen Kreuz hängen, das mahnend auf den Kloſterhof herunterſchaut. Ich würde nicht erſtaunen, wenn irgendwo ein frommer Chor erklänge und ehrwürdige Kloſterbrüder, ihren Roſenkranz betend, an mir vorbeizö⸗ gen. Aber kein Chor erklingt, nur die Stille ſcheint hier feierlicher zu ſein, ein heimlicher Weihrauchduft umſchwebt noch die alten Mauern, und es kommt mir vor, als wür⸗ den ſelbſt die Finken den Jubel ihres Liedes dämpfen vor der Ehrwürdigkeit der Mauern. Langſam durchwandle ich den Rundgang. Der Zweig eines Heckenroſenſtrauches nickt wie eine ſcheue, heimliche Liebe mit zarten roſa Flatterblü⸗ ten in den Kloſtergang hinein und erweckt Sehnſüchte, die jenſeits von Kloſtermauern erblühen. Das große Tor ſchließt ſich wieder, gedankenvoll gehe ich die kleine Gaſſe zurück. Wieder winken Kaſtanien die wie eine Kette den Marktplatz umgeben. In der Mitte des 2 5 ſteht das alte Rathaus. Auf den alten verroſteten Eiſenketten, die das Rathaus umſpannen, ſchaukeln ſich Kinder. Leiſe quiet⸗ ſchen mit hohem Laut die Ketten in die Mittagſtille. Das Pflaſter iſt ſo holprig, daß die Sonne tiefe Schatten wer fen kann. Um die Eiſenſäulen, ſchmiegt ſich weiches Gras. ind die mich neugierig betrachten. Wortlos ſtarren ſie mich an, drehen ſich um und laufen fort, um von weitem nach mir hinzulachen. e a a 5 Ein Gaſthaus liegt vor mir.„Hotel ſchwarzer Adler“ ſteht nit vergoldeten Buchſtaben da und läßt einem unwahr⸗ die die Ketten tragen, Ich ſpreche zu den Kindern, ſcheinlich kühn gereckten Adler herniederſchauen. Ein Pic⸗ colo ſtürzt auf mich zu, und bald ſitze ich an den weit ge⸗ öffneten Fenſtern und laſſe Fliederduft. Sonnenſchein, blauen Himmel und Mittagſtille hereinfluten. Hier iſt man Gaſt im wahrſten Sinne des Wortes, hier hat der Wirt noch wirklich Zeit für ſeine Gäſte. Eine wohnliche Behag⸗ lichkeit umgibt mich. Ich ſehe auf den Marktplatz, auf das große rote Dach der alten Kirche. Es iſt, als wenn die Sonne auf den Zie⸗ geln ſchliefe. An dem roten Dach vorbei ragt der Kirchturm direkt ins Blaue. Ich muß die Augen ganz klein machen, wenn ich zu ihm aufblicke, ſo blendet mich der Glanz des Tages. Ich kann plötzlich nicht verſtehen, wie ich in der Großſtadt leben konnte. Alle elegant gekleideten Men⸗ ſchen, alle Kaffeehäuſer, alles kommt mir ſo ruhelos, ſo leer und nichtig vor beim Hineinhorchen in die große Stille des Tages. Ich nehme mir vor, dankbarer dem Leben gegenüber zu ſein, weil es mir dieſe Stunden geſchenkt hat, ich will wieder beſcheidener werden, ich will——— O Gott, mein Zug, fährt es mir plötzlich durch den Sinn. Wahrhaftig, nur noch eine Viertelſtunde. Wo ſind die zwei Stunden geblieben, zwei Stunden, die mir wie eine Ewigkeit erſchienen? Und was ſchloſſen ſie für mich ein? Eine ganze Welt voll Ruhe und Geborgenſein, eine ganze Welt voll wunſchloſer Glückhaftigkeit. Als ich wieder die alte Kaſtanienallee entlanggehe, weint etwas in mir, denn ich weiß, ich kann doch nicht mehr zurück, es liegt zu vieles dazwiſchen, als daß es noch ein⸗ mal wie früher werden könnte. Mit einer ſchmerzhaften Sehnſucht im Herzen nach et⸗ was Schönem, Niewiederkehrendem ſitze ich im Zuge und die Räder rattern.„Ewigkeit, Ewigkeit“, und von weitem winkt eine alte Mauer, auf der ſich glänzendes Gras wiegt. Der Dampfer legt im Dorf Roſſitten an, und wer zum Segelfliegerlager einberufen iſt, fährt, zu dreien oder vie⸗ ren, die ſich ſchon unterwegs kennengelernt haben entwe⸗ der mit einem Segelboot übers Haff, oder in einer noch von 2 PS. Hafermotor gezogenen Kutſche über die Neh⸗ rung zur Schule. Die liegt dicht am Wald und ſieht ſo freundlich aus mit den vielen bunten Blumen vor dem braunen Holzhaus, daß wir gleich wiſſen: Hier werden wir uns beſtimmt wohl fühlen! Zwar, am erſten Tage weiß noch niemand ſo recht, etwas mit ſich anzufangen, weil einer den anderen nicht kennt, und die Gruppen noch nicht eingeteilt ſind. Erſt am nächſten Morgen kommt Ordnung in die Schülerſchar. Fünfzehn bis zwanzig wer⸗ den zu einer Gruppe unter einem Fluglehrer zuſammen⸗ geſchloſſen. Zu jeder gehören vier Mädchen. Na, wir wer⸗ den uns ſchon tapfer halten und zeigen, daß wir auch unſe⸗ ren„Mann“ ſtehen können und nicht„halbe Portionen“ ſind, wie manche von den Jungens uns mit Vorliebe nen⸗ nen. Den fertig zuſammengeſtellten Gruppen hält der Oberfluglehrer eine kleine Begrüßungsrede. Er gibt uns unſere Verhaltungsmaßregeln, nach denen wir, o Schreck, jeden Morgen um halb ſechs aufzuftehen haben. Doch das iſt nicht ſo ſchlimm, da wir alle um zehn zu ſchlafen an⸗ 8 noch das wunderbare Gefühl: fangen ſollen(oder beſſer geſagt ſollten). Unſer ganzer Tagesplan wird uns gegeben, und dann erläutert er uns den Begriff der Kameradſchaft, die im Lager herrſchen ſoll. Eventuell geſchloſſene„Ehen“, ſo ſagt er, würden von der Schulleitung ſehr ſchnell wieder zerſtört werden. Ob er Erfahrungen geſammelt hat? Bei Beginn des Flugdienſtes holt ſich jede Gruppe eine Schulmaſchine aus der Halle und ſetzt ſie auf den Start⸗ wagen, deſſen zwei Räder mit Holzplatten verkleidet ſind, ſo daß ſie wie die Räder eines winzigen Tanks ausſehen. Das iſt nötig, damit ſie nicht zu tief in den Sand ein⸗ ſinken. Ja der Sand, der hat es in ſich! Wenn wir in den erſten Tagen unſere„Kiſte“(Flugzeug zu ſagen iſt ver⸗ boten und koſtet einen Groſchenl) am Zugſeil die Dünen hinaufſchleppen, dann verwünſchen wir oft den ſchönen weißen Dünenſand und die heiße, unbarmherzig ſtrahlende Sonne dazu. Wenn der Vogel aber dann erſt oben ſteht, und der Start geht los, dann iſt der Lohn da. Das heißt, wenigſtens für den der gerade ſtartet. Dieſes Glück hat jeder zwei⸗ bis dreimal am Tage. Die andere Zeit lang ſchleppt er die Maſchine im Dünenſande herauf und zieht das Startſeil aus. Deshalb iſt der Segelflug ja auch ein Sport, der die Kameradſchaft betont wie kein zweiter. Um einen einzigen zu ſtarten, iſt eine Gruppe von dreizehn Leuten nötig, die den ganzen Tag zuſammen arbeiten müf⸗ ſen, damit jeder ſeine zwei bis drei Starts bekommt. Einer kann nur mit Hilfe aller anderen etwas erreichen. Aber wenn man dann an der Reihe iſt, angeſchnallt im„Kahn“ ſitzt, die rechte Hand am Knüppel, die linke am Sitz, und noch mit halbem Ohr auf die Anweiſungen des Fluglehrers hört, dann iſt das Glück groß. Das heißt nein, zuerſt iſt das Glücksgefühl gar nicht ſo groß; ja, es iſt meiſt untermiſcht mit einer guten Portion Angſt, rich⸗ tiger, ganz gewöhnlicher Angſt. Wenn das Kommando Einer kann nur mit Hilfe des anderen ekwas erreichen. 8 And wenn dann das„Los“ ertönt und der Vogel in die Luft ſchießt, hat man nur Ich N fliege! „Ausziehen“ gegeben iſt, das Seil im Haken ſtrammer und ſtrammer, wird, wenn das Kommando„Laufen!“ ertönt, und der Vogel ſchon ganz wenig anruckt und die Halte⸗ mannſchaft ihn ſchon kaum noch bändigen kann, dann iſt bei den erſten Starts jedem ein wenig unheimlich zumute, nicht etwa nur den Mädchen, den Jungens auch, das geben ſie alle zu, und wer es leugnet, der iſt beſtimmt nicht ehrlich. Denken Sie auch nicht etwa, daß man gleich fliegt! O nein, erſt wird ſchön brav auf der Erde herumgerutſcht, bis man die Querlage der Flächen vollkommen beherrſcht, dann kommen kleine Sprünge von ein paar Metern, und allmählich geht es immer höher vom Hang hinunter, bis man endlich von ganz oben ſtarten darf. Wenn man erſt ſo weit iſt, dann hat man auch das Angſtgefühl vor dem Start überwunden, und wenn dann das„Los!“ ertönt, und der Vogel wie von einem Katapult geſchleudert in die Luft ſchießt, hat man nur noch das wunderbare Ge⸗ fühl: Ich fliege! „Ja, wie lange können Sie denn ſchon in der Luft bleiben?“ werde ich oft gefragt, und wenn ich dann zur Antwort gebe:„Eine Minute“(das iſt für die zweite Prüfung, die B., nötig, allerdings muß dabei eine Kurve geflogen werden), dann lachen die Menſchen, lachen mich einfach aus. Dieſe Laien! Wiſſen Sie, wie lang eine Minute ſein kann? Beſtimmt nicht, denn das lernen Sie erſt kennen, wenn Sie dieſe Mi⸗ nute in einem Segelflugzeug in der Luft bleiben ſollen. Ueberhaupt, die„Laien“ ſind ein Kapitel für ſich. Wenn die Beſucher auf die Dünen kommen, um ſich das Fliegen anzuſehen und ihre Fragen ſtellen, dann lachen ſich die Flieger heimlich ins Fäuſt⸗ chen. Fragt doch neulich je⸗ mand, warum wir uns feſt⸗ ſchnallten? Prompt kommt die Antwort:„Damit wir unter⸗ wegs die Kiſte nicht verlie⸗ ren“, und eine Dame meinte: „Daß Sie ohne Motor fliegen, das verſtehe ich ja, aber ohne Propeller?“ Fragt jemand: „Wie macht man das eigent⸗ lich, das Segelfliegen?“ So bekommt er zur Antwort: „Sehr einfache Sache: Knüp⸗ pel an den Bauch, Augen zu, warten, bis es kracht!“ Jede Gruppe hat eine beſtimmte Art von Mützen, die alle tragen, Jungens und Mädels. Für die Mädels heißt es dann einfach:„Alſo nicht wahr, ihr ſeid ſo gut und häkelt für unſere Gruppe auch Mützen?“ Dann müſſen wir uns eben, wenn kein Flugdienſt iſt oder in den Pauſen, hinſetzen und häkeln, häkeln, häkeln..„bis die zwanzig Mützen in Rekordzeit fertig ſind. Das ſieht dann aber auch hübſch aus, wenn auf dem Platz vor der Schule die Grup⸗ pen angetreten ſind in ihren einheitlichen Mützen, und auf das Einrücken zum Eſſen warten, denn da läuft nicht alles bunt durcheinander in den Eßſaal, das würde bei der Maſſe von 160 Schülern gar nicht möglich ſein, ſondern erſt wird gruppenweiſe angetreten.„Still geſtanden! Richt euch! Augen rechts!“ Dann wird die Gruppe gemeldet und darf endlich einrücken. Eigentlich müſſen ja alle antreten, aber die Mädchen werden gern davon be⸗ freit, um in der Zeit ſchon den Tiſch zu decken und die Suppe aufzutun, den der Hunger iſt bei allen⸗ immer ſo groß, daß wir möglichſt ſchnell an⸗ fangen wollen. Aber vorher ſagen die Grup⸗ pen noch ihren Tiſchſpruch. Unſerer lau⸗ tete zum Beiſpiel ſo: Einer ſagt leiſe:„Eſſe jeder, was er kann!“ Und dann brüllt alles im Chor:„Ran!“ Als Schluß⸗ ſpruch:„Hat jeder gegeſ⸗ ſen, was er hat?“ „Satt!“ Aufnahmen: Luiſe Boehme. Aber wenn man dann angeſchnallt im„Kahn“ ſitzt, die rechte Hand am Knüppel, die linke noch am Sitz, dann iſt das Glück groß. Manche Eltern würden über ihre Kinder ſtaunen, wenn ſie einmal dabeiſein könnten. Nach dem Eſſen gibt es mit⸗ tags eine Pauſe zum Ausruhen, abends ſitzen wir noch gemütlich zuſammen, bis wir in unjere Betten(wprich: Strohſäcke) müſſen. Dabei reden wir über die Flüge des Tages. Wie da alle fliegen können, das iſt erſtaunlich, Wenn jemand dieſe Reden hören würde, der uns nicht kennt, er würde denken, wir ſeien alle ein zweiter Kronfeld, Groenhoff, Hirth, und wie unſere großen Segelflieger alle heißen. Aber wenn wir auch bis jetzt noch keine Größen ſind, ſo hofft doch jeder von uns, es in der Fliegerei einmal zu etwas zu bringen, und die Kameradſchaft, die uns hier im Lager verbindet, wird ſicher länger halten als nur dieſ⸗ vier Wochen. Luiſe Boehme. Für Jede Hausfrau wird Wert darauf legen, daß der Gas⸗ ofen gut und vor allem ſparſam brennt. Deshalb muß ſie ſich von Zeit zu Zeit an die wohl nicht allzu angenehme Arbeit heranwagen, den Gasherd gründlich zu reinigen. Es darf gar nicht erſt zu einer flackernden, rußenden Flamme kommen, ehe ſich die Hausfrau an dieſe Arbeit begibt. Es gehören ganz einfache Hilfsmittel dazu: Ein feuchter Lappen, feiner Draht, eine Stricknadel, eine Bürſte und etwas Zeitungspapier, das iſt alle!! Nun herange⸗ wagt an die Arbeit! Zur gründlichen Reinigung muß der Gaskocher ſelbſt⸗ verſtändlich auseinander genommen werden. Die Brenner werden herausgenommen und mit heißem Waſſer unter Zu⸗ gabe von Soda mittels einer Bürſte gut und ſorgfältig aus⸗ gebürſtet und mit einem feuchten Lappen nachgewiſcht. Oft ſetzten ſich Reſte von übergekochten Speiſen, Fett und der⸗ gleichen im Innenteil des Brenners feſt, daher muß man ihn mit einer paſſenden Stricknadel durchſtechen, um ſo die kleinſten Schmutzteilchen zu entfernen. Die Flamme wird dann mit doppelter Heizkraft brennen. Auch die Düſen müſſen von Zeit zu Zeit mit feinem Draht durchſtochen wer⸗ den. Die Ringe werden mit nicht zu feinem Sandpapier abgerieben und kommen dann noch in das Sodawaſſer. Das Schutzblech muß täglich mit einem ſauberen Lappen abge⸗ wiſcht werden, damit ſich nicht die übergekochten Speiſen uſw. daran feſtſetzen, die in der Küche einen unangenehmen Geruch verbreiten. Die Back⸗ und Bratröhre muß öfter gründlich mit Zeitungspapier ausgerieben und mit einem trockenen Tuch gut nachgewiſcht werden. Die Gasſchläuche dürfen niemals ſo lange benutzt wer⸗ den, bis ſie brüchig ſind. Von 5 u Zeit muß man ſie unbedingt erneuern. Hier iſt falſche Sparſamkeit nicht am Platze, nur die beſte Qualität muß man verwenden. Der Gasſchlauch muß feſt anſchließen, alſo wählt man ihn lieber etwas ſtärker, ſo daß er noch gerade über die Hahnenenden zu ſtreifen iſt, er weitet ſich ſpäter von allein. Bemerkt man einmal Gasgeruch in der Wohnung, ſo kann man leicht durch eine kleine Prüfung der Urſache nachgehen. Man beſtreicht den Gasſchlauch mit Seifenwaſſer, während be die G ausfrau man das Gas ausſtrömen läßt. Bilden ſich nun an dem Gasſchlauch kleine Bläschen an den ſchadhaften Stellen, ſo iſt es beſſer, man kauft einen neuen Gasſchlauch. Der Gas⸗ ſchlauch hält länger, wenn man ihn allmonatlich in hand⸗ warmem Waſſer mit Glyzerin durchknetet. Auf einem Li⸗ ter Waſſer rechnet man 15 bis 20 Tropſen Glyzerin. Durch dieſes Bad vermeidet man das Hartwerden des Schlauches 5 5 5„„ Iſt der Gas⸗ 5 ſchlauch noch neu und unbenutzt, wird er regel⸗ mäßig mit Gly⸗ erin eingerieben, 7 ſo getränkte Schläuche halten ſich viel länger. Gas iſt bei rich tiger Behandlung ungefährlich! Da⸗ zu gehört vor al⸗ lem, daß man ſe⸗ den Gashahn nach Gebrauch gleich wieder ſchließt. Auch ſollte es ſich jede Hausfrau zur ſelbſtverſtänd⸗ lichen Gewohnheit machen, des Abends vor dem g i Schlafengehen Das Innenteil des Brenners wird mit immer noch ein: einer paſſenden Nadel durchſtochen. mal nachzusehen, ob auch der Gas⸗ hahn abgedreht iſt. Auch bei längerer Abweſenheit aus der Wohnung, muß der 80 en immer abgedreht ſei So werden die leider noch häufigen Unglücksfälle ver⸗ mieden. Schoepke. Wir müſſen wiſſen daß ein Brei aus Kochſalz und Eſſig ein vorzügliche Putzmittel für Meſſing iſt. Man trägt den Brei auf un poliert mit einem trockenen Tuch nach. N — Mν en Heſgich Weller, — 50 Copyright by Carl Duncker⸗Verlag. (4. Fortſetzung.) In dem vorhergehenden Kapitel wird erzählt: Durch die Diamantenſtadt Kimberley ſchwirrt ein Ge⸗ rücht, das die ganze Bevölkerung durcheinanderwirbelt: Die Digger Biddle, Hart und Oſtler haben ein neues Diamanten⸗ feld entdeckt. Gerade hat man ſie völlig entkräftet vom Flug⸗ platz ins Krankenhaus gebracht. Vor wenigen Stunden noch lagen ſie in der waſſerloſen Wüſte, dem Verdurſten nahe, als ſie von einem Flugzeug entdeckt und gerettet wurden. Das Gerücht von dem Fund bringt nicht nur die Stadt in Auf⸗ regung, ſondern auch die Minenkompagnie. Es gibt Diamanten im Ueberfluß, die Preiſe ſind ins bodenloſe geſunken, durch ein Geſetz ſoll das Oeffnen von neuen Claims verhindert werden. Generaldirektor Hickſon will der Sache auf den Grund gehen. Kitty Alliſter ſoll ihm helfen. Im Krankenhaus liegen die drei Digger. Biddle und Hart laſſen in ihren Geſprächen noch 1 600055 den entſetzlichen Marſch durch die Durſtſtrecke wach werden. Die Nacht war gekommen, in der Billy Oſtler, der luſtige, harmloſe Billy, zu ihm, Thomas, herangekrochen war und ein irrſinniges Flüſtern begonnen hatte: Der Alte da drüben! Ein raſcher Meſſerſchnitt über die Kehle, und man war ihn los, brauchte den Claim nicht mit ihm zu teilen. Wer fragte nach einem Toten in der Durſtſtrecke? Die Hyänen würden bald genug ſeine Leiche bis auf den letzten Knochen abnagen. Und in der folgenden Nacht ſchreckte nur Thomas Harts erſtickter Schrei den alten Biddle zurück, der mit blutunter⸗ laufenen Augen, Haß und Wahnſinn im Blick, zu dem ſchla⸗ fenden Billy herankroch, das Meſſer in der Fauſt. „Nie mehr“, denkt Thomas Hart,„nie mehr wird man dieſe Schreckensbilder loswerden. Nie mehr wird man ſich in die Augen ſehen, ſich die Hand reichen können wie frü⸗ her. Alle Diamanten Afrikas und Auſtraliens löſchen mit ihrem Gefunkel dieſe ſchwarzen Schatten nicht mehr aus.“ „Beſuch, Mr. Hart.“ Thomas Hart öffnet die Augen. Neben der lächelnden Krankenſchweſter ſteht eine ihm fremde ſchlanke junge Dame, ein paar Blumen im Arm. Thomas Harts Geſicht über⸗ zieht vom Halſe herauf eine dunkle Glut. Ihm iſt, als müß⸗ ten dieſe klaren, graublauen Augen da in ſeinem Geſicht leſen können, was für ein Lump er iſt. Jawohl, ein aus⸗ gemachter Lump, der ſeine Kameraden gehaßt hat, bereit geweſen war, ſie verdurſten zu laſſen, um ſich ſelber zu ret⸗ ten, um kein Haar beſſer als die beiden andern.“ „Ich heiße Helga Trolle“, ſagt die blonde Dame in einem Deutſch, durch das nur ganz leicht der nordiſche Ak⸗ zent hindurchklingt.„Mein Vater und ich wohnen im „Traek“, wo Sie ja auch Ihr Zimmer haben. Ich komme ſozuſagen zu einem nachbarlichen Beſuch.“ Mit einer leichten Bewegung legt ſie die Blumen auf die Bettdecke und ſetzt ſich auf den Stuhl, den die Kranken⸗ ſchweſter ihr hinſchiebt. Forſchend ruhen ihre Augen auf dem eingefallenen Geſicht des Mannes. „Sie heißen Hart. Sind Sie vielleicht verwandt mit dem deutſchen Kampfflieger Hart, der im Weltkrieg ſo be⸗ rühmt wurde? Mein Vater hat mir in meiner Kindheit oft davon erzählt.“ Ein Schatten, wie ein jähes Erſchrecken faſt, geht über Thomas Harts Geſicht.„Nein“, ſagt er bitter,„ich bin lei⸗ der gar nicht mit ihm verwandt.“ „Aber Deutſcher ſind Sie doch, nicht wahr?“ „Ja. Deutſcher— bin ich wohl.“ „Die ganze Stadt ſpricht von Ihnen“, plaudert Helga Trolle weiter.„Sie ſollen ja wundervolle Diamanten ge⸗ funden haben. Wie Hühnereier ſo groß.— Ich weiß“, lächelt ſie, als Thomas Hart eine abwehrende Handbewe⸗ gung macht,„das iſt natürlich Unſinn, übertriebenes Ge⸗ rede. Aber einen Claim haben Sie doch gefunden, nicht wahr? Sie und Ihre Kameraden. Rieſig intereſſant denke ich mir das. Ich liebe Diamanten.“ Thomas Hart liegt ganz ſtill und horcht verwundert. Was erzählſt du nur da— denkt er—, das biſt du ja gar nicht. Du ſprichſt ja nur Worte, von denen du ſelber nichts weißt, Worte, die gar nicht zu dir paſſen, Mädchen. Was haſt du zu ſchaffen mit Afrika, ſeiner heißen Sonne und ſeinen funkelnden Diamanten! Du biſt kühl und ſtill wie das nordiſche Meer. Wunderbar kühl. Von blauen Fjorden ſollteſt du erzählen, vom toſenden Jämtafall oder von der Mitternachtsſonne, nicht von den glitzernden Steinen, die da draußen in der Glutſonne liegen. Und plötzlich ſchrickt Thomas Hart zuſammen. Er hat verſpürt, wie ihn der Wunſch packte, die ſchlanke, kühle, nordiſche Hand da zu aſſen und ſie auf ſeine Stirn zu legen. .„Strengt Sie das Sprechen an, Herr Hart?“ fragt die Beſucherin, ein wenig betroffen durch ſein Schweigen.„Der 55 ſagte mir, daß Sie wieder geſund ſeien, ſonſt hätte „Danke. Es geht mir ganz gut“, ſagt Thomas Hart langſam.„Aber wenn Sie von unſerer Fahrt in den Buſch bren wollen, dann gehen Sie bitte hinüber zu meinem Kameraden Biddle. Der iſt ſchon auf und kann Ihnen beſ⸗ er erzählen als ich. Ich.. fühle mich noch ein wenig matt.“ Thomas Hart ſenkt wieder die Lider über die Augen und kriecht in ſich zurück. Helga Trolle ſteht auf. „Werden Sie nur richtig geſund, Herr Hart. Bald, nicht wahr? Ich freue mich darauf, Sie im„Traek“ be⸗ gen zu können Dann werden Sie mir erzählen, ja?“ Sie will ihm die Hand reichen, aber Thomas Hart hat eine Hände unter der Bettdecke verſteckt. Da nickt ſie nur lacht und freundlich zum Abſchied. Als ſie dem Bett den Zücken gedreht hat, öffnet Thomas Hart die Augen und ſieht ihr nach, bis ſie in der Tür verſchwindet. VII. „Ramona, d'yon hear the miſſion⸗bells above? RNa⸗ na, they're ringing out a ſong of love“, kreiſcht der Lautſprecher in der Bar des„Traek“. Digger ſchlägt die Fauſt auf den Tiſch: „Stell den Wimmerkaſten ab, Samuel! Man verſteht ſein eigenes Wort nicht!“ Und zu dem alten Mann an ſei⸗ nem Tiſch gewendet:„Ein paar hundert Pfund iſt der Claim ſchon wert, Miſter.“ 5„Sophus Trolle zieht die Augenbrauen hoch.„Wieſo as?“ „Na, die Splitter...“ Trolle zuckt die Achſeln.„Die intereſſteren mich nicht. Ich will ein Stück Land kaufen, keinen Diamantenclaim. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen ſchriftlich, daß ich gar nicht dran denke, auf Ihrem Land noch Diamanten zu ſuchen.“ „Komm mal her, mein Lieber!“ Die rote Kitty iſt an den Tiſch herangeſchlendert und zieht Sophus Trolle am Rockärmel. Der Schwede ſieht auf: „Was möchteſt du denn, mein Liebling?“ „nen Whisky!“ Kitty zieht den Alten an die Bar und beordert mit lauter Kommandoſtimme zwei Black and 1 5 neigt ſich dann wie liebkoſend zu ihrem Begleiter hin: Ein vierſchrötiger Was gibſt du für nen guten Tip?“ Sophus Trolle ſchmunzelt.„Kommt drauf an, ob er wirklich gut iſt, Kindchen.“ „Alſo paß auf. Ich ſag dir den Tip vorher, ohne Be⸗ dingung. Iſt das nicht großzügig?“ „Na?“ Kitty Alliſter hängt ſich zärtlich an die Schulter des Schweden.„Du willſt den Claim von Joe Harper da drü⸗ ben kaufen.“ „Ich will ein Stück Land kaufen, um vielleicht eine Farm anzulegen“, ſagt Trolle aufmerkſam und bedächtig. „Fauler Zauber! Land für'ne Farm kriegſt du hier für'n ſauren Hering, mein Lieber. Quatſch nicht, ſondern hör, was ich dir ſage. Joe Harpers Claim iſt faul. Nichts drin. Wenn du ihm mehr als dreißig Pfund zahlſt, biſt du reingefallen.“ 5 So ſo.“ In Trolles Augen ſitzt ein humorvolles Zwin⸗ kern.„Woher weißt du das?“ „Weil ich eine kluge alte Dame bin, mein Beſter. Was iſt dir der Tip wert?“ „Einen zweiten Whisky!“ ſagte Sophus Trolle trocken und beſtellt das Getränk bei der Barmaid. Kitty Alliſter ſieht ihn groß an und wendet ihm den Rücken. Drüben am Tiſch haben ſie die Köpfe zuſammengeſteckt. „Bar Geld, Joe“, mahnt einer der Digger.„Der Alte ſieht nicht aus wie'n Kröſus. Möchte wetten, daß er höchſtens zehn Pfund in ſeiner Taſche zuſammenkratzen kann.“ „n Scheck kennt der bloß vom Hörenſagen“, höhnt ein zweiter. „Lächerlich“, brummt ein dritter dazwiſchen.„Der Mann will ſich doch nur wichtig machen. Sieht ſo ein Agent aus, der Claims ankaufen will, he? Sorg, daß er noch ne Runde ausgibt, dann können wir zufrieden ſein.“ „Joe Harper liegt der wertloſe Claim am Herzen. „Wenn er ihn doch kaufen will!“ „Unſinn! Was ſoll er denn an deinem Claim kaufen, Joe? Weißt doch ſelber, daß er keine zehn Pfund wert iſt. So dämlich ſieht der Alte nun auch nicht aus.“ Sophus Trolle iſt von der Bar her wieder an den Tiſch herangetreten und läßt ſich ächzend nieder. „Alſo— Mr. 2 Sie ſagten zweihundert Pfund. Zu viel für mich. Ich biete hundert.“ Kein Menſch in der Runde nimmt das Angebot ernſt. „Großartig“, ſchreit der kleine Jean Vervier begeiſtert. „Darauf müſſen wir noch eine Lage trinken!“ „Nachher.“ Sophus Trolle wehrt ruhig ab.„Erſt das 3 Sie haben Ihre Beſitzurkunde bei ſich, Mr. arper?“ Der Digger zieht, total verdattert, ein vielfach zuſam⸗ mengefaltetes, ſchmutziges Papier aus der Taſche. „Wollen Sie.. wollen Sie ſich den Claim nicht erſt mal anſehen, Sir?“ „Nicht nötig. War geſtern ſchon draußen.“ Sophus Trolle zieht ein langes Scheckbuch aus der Taſche und greift oe ſeinem Füllfederhalter. Ringsum ſtehen die Münder offen. „Bitte. Einhundert Pfund. Und nun können wir die zweite Lage beſtellen.“ „Moment mal.“ Joe Harper iſt aufgeſtanden und läuft mit dem Scheck in die Niſche, wo Harriſon, der Clerk der South African Commerce Bank, vergnügt mit einem pla⸗ tinblonden Tanzgirl 1155 N 20172 um Entſchuldigung, Mr. Harriſon. Iſt der Scheck E 2 Der Bankaſſiſtent wirft einen verwunderten Blick auf das Formular.„Natürlich.“ 5 e „Ich meine... hat der Mann wirklich ſo viel Geld?“ Harriſon prüft raſch die Unterſchrift, lächelt ein wenig. „Kann Sie beruhigen, Harper. Der Scheck iſt gedeckt. Ich kenne zufällig den Namen. Wenn Sie wollen, gebe ich 91. gleich Vorſchuß auf den Scheck. Fünf Prozent Pro⸗ viſion.“ „Danke!“ Joe Harper kommt an den Tiſch zurück, nickt den Geſichtern zu, die ihn fragend anſtarren. By Jove, der Scheck iſt richtig. Hundert Pfund für einen wertloſen Sandhaufen! Das Greenhorn muß geneppt werden. Nach zehn Minuten iſt Sophus Trolle von einem Dutzend Dig⸗ gers umlagert, die ihm alle ihre Claims verkaufen wollen. Sophus Trolle ſitzt mitten zwiſchen den Diggers hinter ſei⸗ nem Tiſch, bieder und gottergeben, faltet die Hände über ſeiner Weſte und ſchüttelt betrübt den Kopf. „Kinder, ihr haltet mich wohl für nen Millionär? Ich will keine Claims. Ich bin ein alter ſtiller Mann, der ſich hier irgendwo ein Häuschen bauen und ne Hühnerfarm anlegen möchte. Was ſoll ich da mit all der Erde, die ihr mir verkaufen wollt? Skaal!“ „Cheerio!“ Die Muſik, die an Stelle des Lautſprechers getreten iſt, intoniert einen Tuſch. Von den Tiſchen ſpringen die Men⸗ ſchen auf und eilen dem Eingang zu, in dem zwei Männer erſchienen ſind. „Three cheers and a tiger for them!“—„Hurra, old Charly!“—„Welcome, Thomas!“ Gummikauend, die Hände in den Hoſentaſchen, bahnt der kleine, vertrocknete Charly Biddle ſich einen Weg durch die Hände, die ſich ihm entgegenſtrecken. Hinter ihm, ſchmal, etwas vornübergebeugt, unſcheinbar und faſt verlegen, Tho⸗ mas Hart. „Charly! Hurra, Charly!“ Die rote Kitty wirbelt her⸗ an und fällt dem Alten ungeniert um den Hals.„Endlich wieder all right? Ich wußte ja: heute abend kommt noch nn Millionär und ſpendiert mir in paar Flaſchen Sekt!“ Sonſt hätte es ein lautes Lachen gegeben, denn die Vorſtellung, daß der alte Mann da in dem ſchäbigen, ver⸗ ſchliſſenen Anzug ein Sektgelage veranſtalten ſollte, iſt eine groteske Vorſtellung. Aber heute entſteht ſtatt des Geläch⸗ ters ein erwartungsvolles Schweigen. Das Gerücht von dem großen Fund der drei geiſtert durch den Saal. Die beiden haben ſich an einen freien Tiſch geſetzt, dicht neben den Tiſch Sophus Trolles.„Einen Whisky mit Soda“ beſtellt Thomas bei dem herbeigeeilten Schwarzen, und Biddle fügt trocken hinzu: „Und ein zweites Glas für mich.“ Kitty Alliſter hat ſich neben Biddle auf die Bank ge⸗ drängt und kuſchelt ſich vertraulich an ihn. „Geizig biſt du ja, Charly, aber ein ſüßer Kerl! Habe keine Angſt. Ich will nichts von dir. Aber wenn du ſtirbſt, vermachſt mir deinen neuen Claim, ja!“ „Halt's Maul, freche Katze!“ Biddle zeigt keine Emp⸗ fänglichkeit für Kittys Annäherungsverſuche. Würdevoll genießt er die Tatſache, einmal der unbeſtreitbare Mittel⸗ punkt im ganzen„Traek“ zu ſein. „Well, boys! Was Neues im Städtchen?“ „Faul“, ſagt einer der Umſtehenden.„Wird immer ſchlechter, Charly. Die Diggers vermehren ſich hier wie die Flöhe, und die Aufkäufer zahlen reine Schandpreiſe für alle Steine.“ „Außerdem wird auf den Betrieben immer mehr ab⸗ gebaut“, ergänzt ein Zweiter, und ein Dritter fügt hinzu: „Wenn ich das Geld für die Heimreiſe hätte, ich wäre längſt aus dieſem Dreckloch heraus!“. Biddle nickt.„Alſo geht's euch genau ſo dreckig wie uns“, ſtellt er befriedigt feſt und widmet ſich ganz ſeinem Glas. „Habt ihr euren Claim ſchon einregiſtrieren laſſen?“ e ſich die rote Kitty angelegentlich. Biddle blickt verwundert auf. „Du glaubſt nicht, haben?“„ „Doch“, lacht Kitty,„aber einen Dreck mit hübſchen Steinchen drin. Charly, alter Sünder, tu nicht ſo! Mich kannſt du nicht dumm machen. Ich ſehe dir's an, daß du was in der Taſche haſt!“ Biddles Geſicht iſt ein einziges großes Schmunzeln. „Danke für die gute Meinung, Kitty. Wenn Samuel mir Kredit gibt, kannſt du dir einen Whisky beſtellen.“ Das Wort läuft wie ein Raunen durch die ganze Bar. Alſo iſt doch was dran! Wenn Biddle einen Whisky ſpen⸗ diert, ſteht entweder das Ende der Welt kurz bevor oder — er hat Diamanten in der Hoſentaſche. Vom Nebentiſch hebt Sophus Trolle ſein Glas höflich gegen Thomas Hart, der ſchweigend und unbeachtet neben dem alten Digger ſitzt: „Skaal!“ Der ſchwediſche Gruß läßt Thomas Hart aufſehen. „Sie ſind— Herr Trolle?“ Der Schwede nickt freundlich.„Meine Tochter hat Sie im Krankenhaus beſucht, 1 1 Hart. Weiß ſchon. Nehmen Sie es ihr nicht übel. Mädchenneugier. Seit ſie hier in Kimberley iſt, ſieht ſie überall Romantiſches und Merkwür⸗ diges. Abenteuer und Goldgräbergeſchichten, nicht wahr.“ Sophus Trolle lächelt ein gütig⸗nachſichtiges Lächeln. Tho⸗ mas Hart weiß nicht recht, was er ſagen ſoll. Aber das ſo wenig zu dem Bild. das er uneingeſtanden mit ſich erumträgt. Ein kleines, neugieriges Bachfiſ lein, das von Goldgräberabenteuern ſe Trolle nicht aus. Es war da etwas Reifes, Ernſtes daß wir einen Dreck gefunden ihrem herben Geſicht, trotz allem konventionellen Lächeln, etwas, das e as Harts Träume gegangen iſt. durch angen iſt. SCortſetzung folgt) chwärmt— nein, ſo 15 Helga n Diagonal-Rätſel. S SS„ & eee „„ „ FE Die Buchſtaben in vorſtehender Figur ſind derart um⸗ zuſtellen, daß 5 Wörter zu je 5 Buchſtaben daraus ent⸗ ſtehen. Dieſe 5 Wörter bedeuten: 1. Name aus der deut⸗ ſchen Mythologie, 2. verliehenes Gut, 3. Getreidebund, 4. Hauptort der chineſiſchen Provinz Peſchili, 5. Schlachtort in Oſtpreußen. Sind die Wörter gefunden, ergeben die Dia⸗ gonale von links oben nach rechts unten und in Fortſetzung von links unten nach rechts oben eine volkstümliche Be⸗ zeichnung für den Reichskanzler. Jehl⸗Aufgabe. Unter Hinzufügung der Silbe„ge“ als zweite in jedem Worte ſollen aus nachſtehenden 20 Silben 10 Wörter ge⸗ bildet werden, deren Anfangsbuchſtaben, richtig zuſammen⸗ geſtellt, einen Vorgang in der Natur im Frühling nennen. an bal ber bot bühr bung dieb dorf er erd lei len mach mo rei rich ſchoß ta un un. Bilder⸗Rätſel. Silben-Rätſel. 8 ö Aus den 22 Silben: au chau cke dampf dec dol en es ham i la man mer ner ra re renn ſan ſchiff ſtieg tri umph ſind 11 zweiſilbige Wörter zu bilden, die folgende Bedeutung haben: 1. Militäriſches Kleidungsſtück, 2. Aſtronom, 3. Kammweg im Thüringer Walde. 4. Stadt im Freiſtaat Sach⸗ ſen, 5. Bibliſcher Prieſter, 6. Volksſtamm, 7. Verkehrsmittel, 8. Deutſcher Dichter, 9. Feſtſaal, 10. Feierlicher Einzug eines Siegers, 11. Stadt in Galizien,— Sind die Wörter richtig gebildet, ergeben die Anfangsbuchſtaben von vorn nach hin⸗ ten und Endbuchſtaben von hinten nach vorn ein Zitat von Schiller. Rätſel. Die Mutter will das Rätſelwort Geſcheuert haben fort und fort, Daß es erſcheine jederzeit, Als wär' ein„1“ hineingeſtreut. Schach ⸗Aufgabe. 2 F u. l e ene, e e,. ee, e 9— e e e h N — E 7* 47 1 6 . 2 0 9 15 3 22 1 NN 2 Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt. 0 8 — e d + Auflöſungen aus voriger Nummer: Problem„Lachender Frühling“: Der Schlüſſel zum Problem liegt in den auf dem Streifenrand ſitzenden Schmetterlingen Danach lieſt man in den drei Zeilen erſt die Buchſtaben unter den Schmetterlingen, dann die anderen. Das ergibt:„Ueberall es ſproßt und blüht, neuer Mut füllt das Gemüt“ Zuſammenſtell⸗Aufgabe: Alt⸗Damm, Borg⸗ Horſt, Braun⸗Au, Claus⸗Thal, Franz⸗Burg. Grün⸗Hain, Heil⸗Bronn, Hirſch⸗Berg. Worträtſel: Bar Barbar). Schach⸗Aufgabe: (Bargeld, Barkaſſe. Barbier, 1. Kf8—e7, Dal!—e5 5 oder D beliebig, 2. Sf7—eß oder Ddi a4 matt, a) 11. 85 beliebig, anders, 2. DS L oder b4— bs matt. Verſteck⸗Rätſel: 1. Onkel. 2. Tante. 3. Neffe. 4. Nichte. 5. Baſe. Füllrät tel: Senkrecht: Kroat— Venlo— Donar — Elemi— Waagerecht: Kreole— Donner— Salami. n Kae geu ſfeiu but Jouuεννν]u. 1 Creme Dosen 30-60 Pf. Sonnen nußsbroun flosche 35 Pf.-NM I. Dau In Kürze. Die Schöpfungsgeſchichte bot neulich ein Schüler der erſten Klaſſe in mecklenburgiſcher Knappheit: „Gott nahm en Klümpen, puſt rin, und, bums, löp dat Aas weg!“(„Jugend“) Ein guter Junge. Peter will ſei⸗ nem Onkel zu un⸗ geſtörtem Schlaf verhelfen. Zeichnung: Schimpke. Plötzlich fiel Mairegen. Es goß in Strömen. Die Frau ſpannte ihren Schirm auf. Plötzlich fragte der Mann: „Möchteſt du mit einem Mann verheiratet ſein, der nur ein Auge hat?“ „Niemals!“ „Dann paß gefälligſt beſſer auf deinen Schirm auf!“ In 2 Der Durchſchnitt. „Wie hoch iſt Ihr durchſchnittliches Trinkgeld“, fragte der Fremdling. „Drei Mark!“, ſagte der Führer. Der Fremdling drückte ihm drei Mark in die biedere Rechte. „Danke ſchön!“, ſagte der Führer,„das iſt nun das erſchte Mal, daß einer den Durchſchnitt erreicht hat!“ * Kellner(die Suppe vor den Gaſt hinſtellend): nach Regen aus.“ Gaſt(nachdem er einen Löffel voll genommen hat): „Ja! Und ſchmeckt auch ſo.“ „Sieht Wet von schönen und gesunden Zzöhnen sprichf, dest on Chlorodont Em Auto hatte auf der Landſtraße eine Panne. Nach⸗ dem der Fahrer den Schaden beſichtigt hatte, ging er zu einem nahe liegenden Haus und fragte die alte Frau, die ihm die Tür öffnete: „Haben Sie vielleicht etwas Oel im Haus?“ ihre verneinende Antwort: „Es kann auch Rizinusöl ſein.“ Verſtändnisvoll lächelnd meinte die Alte: „Das nicht, aber Karlsbader Salz können Sie haben.“ * Ein findiger Mann. Ein Streckenwärter der Eiſenbahn wird geprüft.„Wie warnen Sie den Lokomotivführer eines gefährdeten Zuges?“ „Ich ſchwenke eine rote Fahne!“ „Und nachts?“ „Ein rotes Licht.“ „Wenn das Licht nun erliſcht?“ „Dann habe ich in dieſer Taſche eine Schachtel rotbren⸗ nender bengaliſcher Streichhölzer und zünde die an.“ Der Prüfer nimmt die Schachtel an ſich.„Was nun?“ „Hier in der andern Taſche habe ich noch eine!“ Auch die nimmt ihm der Prüfer ab.„Was machen Sie nun?“ „Dann habe ich in der Weſtentaſche noch viele einzelne Streichhölzer, das iſt die eiſerne Ration, die gebe ich nicht weg, auch Ihnen nicht, Herr Rat!“ Der Prüfling beſtand. Schluß des redaktionellen Teils. geſunder will beumze ſtets 1 8 5 8 Und auf Injerieren hilft kaufen und verkaufen CCC Original-Stricker mit Ausenlöthg Jirekt 7 E.& P. Stricker Statkwede. Fahreodtabrik Rieletelg 581 8 , 77 1 Wachſende Volksgeſundheit Erſt etwa mit dem Jahre 1930 ſind die letzten geſundheitlichen Nachteile, die die ſchlechte Ernährung der Kriegs- und Nachkriegs⸗ zeit für unſer Volk mit ſich brachte, verklungen. In dieſem Zuſam⸗ menhang ſei auf eine Abhandlung des Dr. Hermann Doll, des Reviſionsarztes der„Karlsruher Lebensverſicherungsbank“, hinge⸗ wieſen, die dieſer in der ſoeben aus Anlaß des hundertjährigen Beſtehens dieſer bedeutenden Privatgeſellſchaft erſchienenen Feſt⸗ ſchrift unter dem Titel„Die Sterbefälle und Todesurſachen bei der Karlsruher Lebensverſicherungsbank A⸗G in den Jahren 1925 bis 1934“ veröffentlicht hat Aus der Fülle des verarbeiteten Ma⸗ terials ſeien hier nur einige wenige allgemein intereſſierende Tat⸗ ſachen herausgegriffen. Die Tuberkuloſe iſt. nachdem ſie während der Kriegsjahre unter dem Einfluß der Hungerblockade noch ein⸗ mal anſtieg, ſeither in Deutſchland ſtark zurückgegangen. In dem Jahrzehnt vor dem Kriege betrug der Anteil der Tuberkulose an den Geſamtſterbefällen etwa 15 v. H. Demgegenüber iſt der Rück⸗ gang auf jetzt 5 v. H. wohl eine der eindrucksvollſten Tatſachen in der neueren Geſchichte der Krankheiten Erfreulich iſt auch, daß der prozentuale Anteil der Todesfälle durch Unfall trotz der zunehmenden Motoriſierung des Verkehrs nicht geſtiegen iſt; ein Beweis für die wachſende Verkehrsdiſziplin aller Volksgenoſſen. Der Anteil des Selbſtmords betrug im letzten Jahrzehnt etwa 7 v. H., iſt dann mit Zunahme der Kriſe 1931 bis 1933 auf faſt 11 v. H. geſtiegen, um 1934 auf 6.3 v. H. ſteil ab⸗ zuſtürzen. Die Lebensverſicherungsſtatiſtik der priwaten Verſicherungs⸗ geſellſchaften iſt beſtrebt. die Todesfälle der Verſicherten unter allen nur möglichen Geſichtspunkten lerbliche Belaſtung, Konſtitution, Beruf, Erkrankungen, Operationen) klarzuſtellen. Dadurch leiſtet ſie nicht nur ſich ſelbſt, ſondern dem Volksganzen die größten Dienſte. Sie fördert mit ihren Arbeiten in nicht geringem Maße die vom Staat geleitete Geſundheitspflege, ſoweit ſie ſich auf die Konſtitutions⸗ und Erbforſchung und die darauf aufbauenden Be⸗ ſtrebungen praktiſcher Eugenik bezieht. Das große und das kleine Geheimnis „Schön, daß du kommſt“, ſagte Peter Hetringer zu feinem Freunde Hans Förſter und ſchüttelte ihm die Hand,„nun kannſt du gleich mit frühſtücken„Gern“. nickte Hans Förſter, „kann ich mir die Hände waſchen?“ Als er zurückkam, lächelte er, „Ich wußte gar nicht, Peter, daß du auch ein Chemiker biſt. Fla⸗ ſchen, Mixturen, Mörſer— biſt du dem Stein der Weiſen auf der Spur?“ Peter war offenſichtlich etwas verlegen.„So etwas Aehnlichem“, meinte ex langſam,„eigentlich einem großen Geheim⸗ nis. Ich kann es dir ja verraten. Vielleicht iſt es ein wenig bo⸗ miſch, daß ein Mann ſo eitel iſt— aber ich beneide dich um deine gute und zarte Haut. Ich liebe gepflegte Menſchen und möchte ſelbſt gern als ein ſolcher erſcheinen, doch iſt das anſcheinend nicht ſo leicht. Darum habe ich ein paar einſchlägige Bücher gewälzt und bin dabei, allerhand zu miſchen und zu verſuchen„Wie lange treibſt du das ſchon?“ fragte Hans.„Eigentlich ſchon ge⸗ raume Zeit, und ich muß ſagen, bisher mit wenig Erfolg. Aber ich komme ſchon noch dahinter!“ Hans nickte und aß ſchweigend. „Möglicherweiſe“ fuhr Peter ſtockend fort,„möglicherweiſe kannſt du mir auch einen guten Rat geben. Du weißt ſa, wie es mit den großen Geheimniſſen iſt: hat man ſie erſt einmal durchſchaut, ſind ſie ganz einfach. Meinſt du nicht?“ Hans lachte leiſe:„Ganz recht, Peter, ſo iſt es auch!“ Peter legte neugierig das Beſteck neben den Teller:„Das iſt nett, Hans, daß du mir helfen willſt. Alſo heraus mit der Sprache— was iſt das Geheimnis deines verteufelt guten Teints?“„Abwarten“ ſagte Hans Förſter und hob die Taſſe,„abwarten und Tee trinken 5 Eine halbe Stunde ſpäter gingen die beiden die Straße hinab. „Einen Augenblick“, ſagte Hans und verſchwand in einer Dro⸗ gerie. Kam gleich wieder heraus und überreichte Peter ein Päck⸗ chen.„Da haſt du das große Geheimnis“, meinte er blinzelnd, „du ſiehſt, es iſt nur ein kleines.“ Sie gingen einige Schritte, dann ſagte Peter:„Biſt du mir böſe, wenn ich mal nachſchaue? Ich bin ſo geſpannt!“ Peter wickelte das Päckchen auf. Es ent⸗ hielt ein Stück„Dr. Dralle's Blaue Lavendelſeife“„Das iſt alles?“ fragte er verdutzt.„Ja“, ſagte Hans,„und du wirſt ſtaunen. wie das hilft. Denn— Dralle hat nämlich auch ein Laboratorium. Aber ein beſſeres als du. Größer, älter, erfahrener. Die Axt im Haus erſpart den Zimmermann— und gelernt iſt gelernt. Ver⸗ ſtanden?“ So konnte Peter Heiringer geholfen werden. 5 7 S Wi Mittel RM. 2. 0 dJallensteine, Seo kertgen db. Fn kp 609 166 gut gelaunt. ROF sUCcHNER G. M. B. H. SERLINTEMPEELHOf 1 erscheinen „Zur Wochenende Die au, als Beilage D. A. 1. Bi. 1935: 6696 Für die auf dieſer Seite 177 2 Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Veranwor Sonn⸗ die Schriftleitung Ku“ Wintler für Angelgenteil Carl Görg. Verige r. 80. taasblatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſämtſich in Berlin Wi, Mauerſtr⸗. weg, Man tauer ſäter it. tarm ben melge —ſo ten eine ſtat gewa ſchen