Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 2. Anz.⸗Preisliſte Nr. 2 3. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Tages- und Anzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. IV. 35: 1250. 365. Jahrgang Geefahrt iſt not! Die Seeleute als Sendboten der alten Heimat für die Aus⸗ landsdeutſchen. Berlin, 21. Mai. Gauleiter E. W. Bohle, der Leiter der Auslandsorgani⸗ ſation der NSDAP, gibt bekannt: Der„Tag der deutſchen Seefahrt“, der am 25. und 26. Mai in Deutſchlands größter Hafenſtadt, Ham⸗ burg, ſtattfindet, wird von der Auslandsorganiſation der NSDAP ſveranſtaltet, der nicht nur alle auslandsdeutſchen Gliederungen der Partei unterſtehen, ſondern auch alle zur See fahrenden Mitglieder der Bewegung. Die Zuſammenarbeit hat dem Seefahrer bereits heute ſchon das Gefühl genommen, daß er im Ausland allein ſteht, während die Deutſchen draußen in dem von der Heimat kommenden Seemann nicht mehr den bloßen Schiffahrts⸗ angestellten ſehen, ſondern den Sendboten des alten Vater⸗ landes. Faſt überall werden bei feſtlichen Veranſtaltungen der Auslandsdeutſchen in den Hafenſtädten die Führung und die Beſatzung zufällig anweſender deutſcher Handelsſchiffe hin⸗ zugezogen. Oft wird es den Seeleuten ſogar möglich ge⸗ macht, deutſche Veranſtaltungen im Innern des betreffenden Landes zu beſuchen, ſo daß auf der einen Seite dem See⸗ mann der Auslandsaufenthalt durch Berührung mit ſei⸗ nen eigenen Volksgenoſſen erleichtert, dieſen Volks⸗ genoſſen aber die Möglichkeit gegeben wird, Neues von der Heimat aus dem Munde unſerer Seefahrer unmittelbar zu hören. Aus dieſem Grund wird auch der„Tag der deutſchen Seefahrt“ nicht nur in Hamburg feſtlich begangen, ſondern in allen Hafenſtädten der Welt, wo ſich in dieſen Tagen deuk⸗ ſche Schiffe befinden. Die Auslandsortsgruppen der NSDAP ſind bereits vor einiger Zeit angewieſen worden, entſprechende Veranſtal⸗ tungen mit den Beſatzungen der anweſenden deutſchen Schiffe gemeinſam durchzuführen. Somit iſt dieſe Großkund⸗ gebung der Seeſchiffahrt eine Angelegenheit größten Stils geworden und ſtellt zweifellos die wichtigſte Kundgebung dar, die jemals für die deutſche Seefahrt veranſtaltet wor⸗ den iſt. Insbeſondere ſoll mit dieſem Tag bezweckt werden, allen deulſchen Volksgenoſſen im Reich die Bedeukung der See fahrt eindringlich vor Augen zu führen und ihnen zu zei⸗ gen, daß die Seefahrt keine Einrichtung iſt, die nur für die hafen und Küſtenplätze Intereſſe hat, ſondern eine für das geſamte Reich lebenswichtige Inſtitution darſtellt. Die Beteiligung von Mitgliedern der Reichsregierung, heher Dienſtſtellen der Partei und des Staates beweiſt das ſtarke Intereſſe, das die Führung des neuen Deutſchlands der Seefahrt in allen ihren Zweigen entgegenbringt. Wurde der einfache Seemann früher von ſeinen Volksgenoſ⸗ en an Land verkannt, ſo ſoll und muß erreicht werden, daß jeder Deutſche die Bedeutung und die Schwere der See⸗ mannsarbeit begreifen lernt. Vor allen Dingen ſchon des⸗ halb, weil der Seemann einen beſonders wichtigen Teil der Volksgemeinſchaft bildet und als Repräſentant des neuen Reiches im Ausland eine ſehr bedeutende Auf⸗ gabe beſitzt. Verſtändnis für die deutſche Seefahrt muß geweckt und die Erkenntnis der großen Wichligkeit des Berufszweiges bis in die entlegenſten Dörfer getragen werden. Gerade heute, wo das Reich im unermüdlichen Kampf um ſeine Weltgeitung ſteht und gerade der Seemann dazu berufen iſt, Deutſchlands Willen zur friedlichen Juſammen⸗ arbeit mit allen Nakionen kundzutun, beſitzt das alie Work: „Seefahrk iſt nok“ höchſte Bedeutung. Neuordnung der Seeſchiffahrt Verteilung der Liniendienſte. Der Reichsverkehrsminiſter hatte am 19. Februar dieſes Jahres den Führer der deutſchen Seeſchiffahrt, Staatsrat berger, zum Treuhänder der Reichsregierung bei der anburg⸗Amerika⸗Linie, dem Norddeutſchen Lloyd und den anderen Unternehmungen der Groß⸗Seeſchiffahrt mit dem uſtrag beſtellt, der Reichsregierung Vorſchläge über eine euordnung der Reedereikonzerne zu unterbreiten. Ent⸗ prechend dieſen Vorſchlägen haben die beteiligten Reede⸗ eien im gegenſeitigen Einvernehmen die Dien ſte nach üd amerika(Oſtküſte) und nach Afrika aus den Be⸗ lieben von Hapag und Lloyd ausgegliedert und ſie der Hamburg⸗Süd und den Afrika⸗Li 1 zur einheitlichen Führung überlaſſen, die dieſe lenſte ſchon bisher als Spezialreedereien betrieben. Weiter „die europäiſchen Linienfahrten von dem b Lloyd⸗Konzern abgelöſt und entweder in die Hand ſäbſtändigen Privatkapitals zurückgeführt oder Reedereien ibergeben worden, die auch ſon Nord⸗ und Oſtſee⸗ 1 hen, die auch ſonſt in der Nord⸗ und Oſtſe hrt tätig waren. Die Verhandlungen wegen der Ueberfüh⸗ aug des devante⸗Dienſtes in eine neue felöſtändige kederei ſtehen vor dem Abſchluß. a 5 N Dienstag, den 21. Mai 1935 Beginn der Natstagung Edens Bemühungen um Erledigung des italieniſch⸗abeſſini⸗ ſchen Skreitfalles. Genf, 20. Mai. Der Völkerbundsrat trat Montag vormittag unter dem Vorſitz des ſowjetruſſiſchen Außenkommiſſars Lit win o w zu ſeiner 86. Sitzung zuſammen. Es fand zunächſt eine ver⸗ trauliche Sitzung zur Behandlung von Perſonalfragen ſtatt. Kurz nach 11 Uhr wurde die öffentliche Sitzung eröffnet, auf deren Tagesordnung hauptſächlich Fragen ad⸗ miniſtrativer Art ſtehen. Ueber den Stand der ikalieniſch⸗abeſſiniſchen Angelegenheit verlautet, daß Lordſiegelbewahrer Eden bereits am Sonn⸗ tag Besprechungen hatte, insbeſondere mit dem ſpaniſchen Vertreter de Madariaga, der möglicherweiſe als Bericht⸗ erſtatter in Frage kommt. Dieſe Beſprechungen ſollen mit Baron Aloiſi und dem aus Paris hier eingetroffenen abeſſi⸗ niſchen Geſandten fortgeſetzt werden. Nach Mitteilungen aus engliſchen Kreiſen hat man den Eindruck, daß Eden aus London keine bindenden Vorſchrif⸗ ken für die materielle Erledigung des Streitfalles mitge⸗ bracht hat, daß aber die engliſche Politik unter allen Am⸗ ſtänden irgendein Verfahren in Gang bringen wird, das einer weiteren Verſchärfung vorbeugt. Neben der endgültigen Erledigung des ungariſch⸗ ſüdſlawiſchen Streitfalles fand Mantag eine Beſpre⸗ chung zwiſchen dem ungariſchen Außenminiſter Kanya und dem ſüdſlawiſchen Vertreter Fotitſch ſtatt. Wie man hört, haben beide Parteien den Wunſch, eine neue Erörte⸗ rung im Völkerbundsrat zu vermeiden und die noch ausſte⸗ henden Punkte ſozuſagen durch den Austauſch von Schrift⸗ wechſeln zu klären, von denen der Völkerbundsrat lediglich Kenntnis nehmen würde. In die Verhandlungen über eine derartige Vergleichs⸗ formel ſpielen allerdings auch die großen politiſchen Fragen des Donauraumes hinein, indem die Kleine Entente ihre Haltung gegenüber Ungarn, die ſie als ſehr verſöhnlich betrachtet, von einem gewiſſen ungariſchen Entgegenkommen hinſichtlich des Do⸗ naupaktes abhängig machen will. Ueber die Danziger Frage hört man, daß ſie frü⸗ heſtens am Freitag zur Verhandlung kommen werde. Der Danziger Vertreter, Senatsrat Boettcher, der dem Danziger Senatspräſidenten vorausgefahren iſt, hat in den letzten Tagen eine Reihe vorbereitender Beſprechungen im Völkerbundsſekretariat und mit den Mitarbeitern des engliſchen Berichterſtatters gehabt. Der Völkerbundsrat ehrt Pilfudſti Die außerordentliche Ratstagung des Völkerbundes, die Montag nachmittag zur Behandlung des Chaco⸗Streits zu⸗ ſammentrat, begann mit einer Ehrung für Marſchall Pil⸗ ſudſki. In ſeiner Eigenſchaft als Ratspräſident gedachte Litwinow der Verdienſte des polniſchen, Staatsmannes. Er erklärte u. a.: Marſchall Pilſudſki hat ſein ganzes Leben der Sache der Wiederauferſtehung ſeines Landes gewidmet und hat für dieſe Sache die größten Opfer gebracht. Er iſt mit Recht ein Nationalheld geworden. Dank ſeiner Bemühungen iſt Polen in der Familie der Nationen ein Platz eingeräumt worden, der ihm zukommt. Ich vergeſſe nicht, daß unter ſeiner Führung Polen mit der von mir vertretenen Regie⸗ rung einen Nichtangriffspakt unterzeichnet hat, der eine der Grundfeſten des Friedens und der Sicherheit darſtellt, die wir in dieſer kritiſchen Zeit Europas ſo ſehnlich zu befeſti⸗ gen beſtrebt ſind. In kürzeren Ausführungen ſchloſſen ſich der Kundge⸗ bung Litwinows an: der franzöſiſche Vertreter Maſſigli, der engliſche Vertreter Eden ſowie die Vertreter Spa⸗ niens, Ungarns, Portugals, Argentiniens, der Türkei, Finn⸗ lands, Rumäniens— zugleich im Namen der Länder der Kleinen Entente— und Lettlands. Der ſtändige Vertreter Polens, Geſandter Komar⸗ nicky, dankte in bewegten Worten. Der Marſchall, dem Polen ſeine gegenwärtigen Formen ſeines ſouveränen Le⸗ bens und das Gefühl ſeiner nationalen Würde verdanke, habe niemals die Notwendigkeit der engen Zuſammenarbeit mit anderen Völkern aus den Augen verloren. Marſchall Pilſudſki habe einerſeits von den anderen Völkern die Achtung der legitimen Rechte Polens gefordert, andererſeits habe er aber auch das internationale Leben immer auf der Grundlage der ehrlichen Achtung der Rechte anderer Nationen möglich geſehen. Die polniſche Regierung als treue Hüterin der Gedanken des großen Token werde nicht aufhören, das große Intereſſe für die ehrliche inkerna⸗ kionale Juſammenarbeit, die dem Marſchall Pilſudſki ſo ſehr am Herzen gelegen habe, zu bekunden. Mackenſens Beſuch in Budapeft Budapeſt, 21. Mai. Generalfeldmarſchall von Macken⸗ ſen litt am Sonntag an einer leichten Magenverſtimmung, die er jedoch bald überwand. Völlig wiederhergeſtellt, emp⸗ fing er am Montag in den Mittagsſtunden die ehemaligen Heerführer und Generäle der Mackenſen⸗Ar⸗ mee, die während des Weltkrieges unter ſeinem Kom ⸗ mando gedient haben Das Zuſammenſein nahm einen über⸗ aus herzlichen Verlauf und ſtand ganz im Geiſte der gro⸗ ßen deutſch⸗ungariſchen Waffenbrüderſchaft des Weltkrieges. 1 1 als Vorſitzender der N Heute ſpricht der Führer! Alle Deutſchen hören heute abend 8 Ahr am Rundfunk die bedeutſame Negierungser⸗ klärung des Führers und Reichskanzlers im Reichstag! Wage e 8 28 98 15 N Gudetendeulſcher Wahlſieg ſtfärkſte Partei in Tſchechien? Prag, 20. Mai. Bei den Wahlen zum iſchechiſchen Abgeordnetenhaus hat die Sudetendeutſche Partei Konrad Henleins einen überwältigenden Erfolg erzielt.„Die Tſchechen zerſchlagen, die Deutſchen geeinigt, Konrad Henlein der Sieger der Wah⸗ len“, ſo kennzeichnet ein kſchechiſches Blatt den Wahlaus⸗ gang. Noch ſind die amklichen Zählungen nicht abgeſchloſ⸗ ſen, doch kann man jetzt ſchon ſagen, daß die Sudekendeut⸗ ſche Partei etwa 45 bis 49 Mandate errungen hat(von 200 Sitzen des Abgeordnetenhauſes insgeſamt). Es iſt nicht aus⸗ geſchloſſen, daß ſie die ſtärkſte Partei im kſchechiſchen Par⸗ lament ſein wird. Der überwältigende Wahlerfolg der Sudetendeutſ cen Partei Konrad Henleins muß zweifellos als ein ſtarker Be⸗ weis für die Lebenskraft der ſudetendeutſchen Volksgruppe bezeichnet werden. Erſt die amtliche Zählung wird ergeben, welche deutſchen Parteien neben ihr uͤberhaupt in das Par⸗ lament einziehen werden. Die deutſchen Sozialdemokraten, die 21 Mandate hatten, rechnen ſelbſt nur noch mit neun, die deutſchen Chriſtlichſozialen, die 11 Mandate hatten, rech⸗ nen mit fünf Abgeordnetenſitzen. Der Bund der Landwirte, der 12 Mandate hatte, dürfte auch nach amtlicher Darſtek⸗ lung die zur Erlangung eines Grundmandats notwendige Stimmenzahl nicht erreicht haben. Das demokratiſche„Prager Montagsblatt“ ſchreibt, die Erfolge Henleins ſtünden in der ſudetendeutſchen Geſchichte einzig da. Es ſei nicht anzunehmen, daß ſie durch irgend⸗ welche Teilergebniſſe noch geändert werden könnten, denn ſelbſt in den marxiſtiſchen Hochburgen ſeien die Erfolge der Sudetendeutſchen Partei ſo groß, daß ein Zweifel daran, daß es ſich um eine faſt das ganze Volk erfafſ⸗ ſende Bewegung handelt, ſo gut wie ausgeſchloſſen ſei. Die ſtärkſte Partei! In den ſpäten Abendſtunden des Montag wurde das amtliche Ergebnis der Wahlen zum tſchechoflowakiſchen Ab⸗ geordnetenhaus bekanntgegeben: Die deutſchen Par⸗ teien erhielten folgende Stimmen und Mandate: Deutſche Sozialdemokraten 299 925, 11 Mandate, ver⸗ loren 10, Bund der Landwirte 142 388, 5 Mandate, verlo⸗ ren 7, Deutſche Chriſtlichſoziale 162 797, 6 Mandate, verlo⸗ ren 8, Sudetendeutſche Partei Henlein 1249 497, 44 Man⸗ date(1929 hatte die aufgelöſte Deutſche Nationalſozialiſtiſche Arbeiterpartei und die eingeſtellte Deutſche Nationalpartei zuſammen 15 Mandate). Die meiſten Stimmen von den tſchechiſchen Par⸗ teien erhielten die tſchechiſchen Agrarier, nämlich 1176 517, das ſind 45 Mandate. Die tſchechiſche Faſchl⸗ ſtiſche Partei erzielte 167 440 Stimmen und 6 Man⸗ date, während ſie bisher nicht vertreten war. FJeſt ſteht, daß die Sudetendeutſche Partei gonrad hen⸗ lein nunmehr die ſlärkſte Partei in der Tſchechoſlowakei ge⸗ worden iſt. Wenn das in den Mandaten nicht zum Ausdruck kommt, iſt das lediglich den Jufällen der Wahlordnung zu⸗ zuſchreiben. Der Präſident der Republik, Maſaryk, erhielt am Non⸗ tag vom Vorſitzenden der Sudetendeutſchen Partei, Konrad Henlein, folgendes Telegramm: „Herr Präſident! Der geſtrige Wahltag hat der Sude⸗ tendeutſchen Partei einen Wahlerfolg beſchieden, wie er in der jungen Geſchichte des öffentlichen Lebens unſeres Staa⸗ tes einzig daſteht. Wenn mich überhaupt ein Gefühl des Stolzes und der Freude erfüllen darf, dann nur deshalb, weil dieſes Ergebnis lediglich die Antwort der Wählerſchaft auf den Appell zur Verantwortung darſtellt. In dieſer Skunde, Herr Präſident, drängt es mich, Ihnen als dem Präſidenten des Staates und dem Bürgen der ver⸗ faſſungsmäßigen Grundlagen unſere Gefühle der Hochach⸗ kung und Ehrerbietigung zum Ausdruck zu bringen. Seien Sie überzeugt, daß ich ſelbſt das Ergebnis des geſtrigen Tages nur als Aufgabe empfinde, deren Löſung entgegen D — 5 7⁰ allen Unterſtellungen von pärkeigegneriſcher Seife von mir und meinen Mitarbeitern nur auf dem Boden der Verfaſ⸗ ſung unſeres Staates angeſtrebt wird. Mich beherrſcht jezt nur ein Gedanke: der hiſtorſſchen Berantworkung, die mir und meinen Mitarbeitern vom Schickſal auferlegt worden iſt, gerecht zu werden. Möge dieſe Wahlentſcheidung auch von jenen, die nach Verfaſſung und Geſchichte als unſere Partner in der Verant⸗ wortung ſtehen, en Buse Vorausſetzung für die Sicherung eines harmoniſchen Zuſammenlebens der Völker unſeres Staats im Geiſte der egenſeitiger Achtung, des Frieden⸗ und der 11 9 Wohlfahrt empfündeft und praktiſch gewertet ve den. N 725 1 Ne* r Genehmigen Sie, Herr P beſonderen 11 99 8 9 1 elenden iſident, den Ausdruck meiner dente 1 Henlein iſcen Partei.“ i Göring bei Beck Rückreiſe von Krakau.— Sympathiekundgebungen. Warſchau, 20. Mai. Ueber den Warſchauer Aufenthalt von Miniſterpräſident General der Flieger Göring auf der Rückreiſe von Krakau nach Berlin meldet die Polniſche Telegraphenagentur: „Der preußiſche Miniſterpräſident Göring traf auf der Durchreiſe von Krakau nach Berlin zu einem kurzen Auf⸗ enthalt in Warſchau ein. Miniſterpräſident Göring beſich⸗ tigte die Sehenswürdigkeiten der Stadt und nahm dann an einem vom deutſchen Botſchafter von Moltke zu ſeinen Ehren veranſtalteten Frühſtück teil. Im Laufe des Nachmittags ſtattete der Miniſterpräſi⸗ dent dem polniſchen Außenminiſter Beck einen Beſuch ab. Am 22 Uhr verließ Miniſterpräſident Göring Warſchau. Zu ſeinem Abſchied hatten ſich Außenminiſter Beck und andere Perſönlichkeiten am Bahnhof eingefunden.“ Miniſterpräſident Göring empfing die Warſchauer Ver⸗ treter der deutſchen Preſſe. Er wies dabei auf den tiefen Eindruck hin, den die Trauerfeiern in Warſchau und Kra⸗ kau und alles, was er hier geſehen und erlebt habe, auf ihn gemacht hätten. Beſonders habe es ihn als Soldaten ergrif⸗ fen, als die Armee an ihrem toten Marſchall auf demſelben Platz vorbeizog, an dem er früher oft die Parade abnahm. Miniſterpräſident Göring ſind in Krakau laute Sympa⸗ thiekundgebungen aus der Menſchenmenge dargebracht worden, als er nach ſeinem Beſuch das Palais Pokocki ver⸗ ließ. Berufserziehung der 22 Millionen Ein großes Ziel der Arbeitsfronk.— Die Arbeitselite der Welt. Die große Aufgabe der Berufserziehung der 22 Millio- nen Mitglieder der Deutſchen Arbeitsfront iſt nach gründ⸗ lichen Vorarbeiten nunmehr durch Anordnung des Leiters der DA, Dr. Robert Ley, auf eine endgültige Grundlage geſtellt worden. Als große Zentrale der Berufserziehungsarbeit der DA wird das Amt für Berufserziehung beſtimmt, das alle bisherigen Beſtrebungen und Einrichtungen zuſam⸗ menfaßt, einſchließlich der geſamten Arbeiterfachpreſſe, die die Berufserziehungsarbeit trägt. Das Schwergewicht der Berufserziehung liegt bei den Reichsberufshaupt⸗ gruppen, die in der Anordnung Dr. Leys in folgender Zuſammenfaſſung genannt werden: 1. Berufe in Land und Forſt, 2. Berufe in Nahrung und Genuß, 3. Holzwerker. Bauwerker, 5. Stein⸗ und Erd⸗ werker, 6. Bergleute, 7. Metallwerker, 8. Ingenieure und Techniker, 9. Chemiker, 10. Textilwerker, 11. Bekleidungs⸗ und Lederwerker, 12. Buchdrucker und Papierwerker, 13. Berufe in Schiff⸗ und Luftfahrt, 14. Kaufleute, 15. Berufe im Verkehr, 16. freie Berufe. Durch die Berufserziehung ſoll jeder arbeitende Deutſche ein wertvolles Glied ſeines Berufsſtandes werden und ſo⸗ wohl fachlich wie weltanſchaulich und charakterlich die Ar⸗ beitselite darſiellen, die wir heute im Kampf um unſere Le⸗ bensrechte in der Welt brauchen. Im Vordergrund ſteht naturgemäß die Berufsausbil⸗ dung durch beſondere Schulungseinrichtungen. Um jeden Menſchen an den Arbeitsplatz zu ſtellen, für den er am beſten geeignet iſt, werden die Berufsberatung, die Berufskunde und die Berufsgeſtaltung beſonders ausgebaut, die Umſchu⸗ lungsarbeit ſehr ſtark gefördert unter Beachtung der jewei⸗ ligen Bedürfniſſe der Wirtſchaft. Weitere Arteile gegen Geiſtliche in Rußland. Die Wiener Sonntagspreſſe meldet: Dem interkonfeſſio⸗ nalen und übernationalen Hilfskomitee unter Vorſitz von Kardinal Innitzer geht eine weitere Meldung über die Ver⸗ folgung von Geiſtlichen in der Sowjetukraine zu. In Odeſſa wurden die katholiſchen Pfarrer Lorenz Wolf und Johannes Albert zu 10 Jahren Verbannung und Zwangsarbeit ver⸗ urteilt. Das gleiche Urteil wurde in Landau bei Odeſſa gegen die Pfarrer Anton Hopfmann, Johann Tauberger, Raphael Lorau und Prälat Joſeph Kruſchinſky gefällt. Dem letzten Schlage gegen die evangeliſche Kirche iſt jetzt der gegen die katholiſche gefolgt. Den Verurteilten wird, wie gemeldet, die Hilfstätigkeit gegenüber ihren hungernden Gemeindemitglie⸗ dern, die ſie dank der Spenden von auswärts vollführen konnten, zur Laſt gelegt. Die Verfolgung der katholiſchen Kirche in der Sowjetunion wird dadurch gekennzeichnet, daß ſich heute allein 14 katholiſche Geiſtliche auf der Inſel Salowki im nördlichen Eismeer in der Verbannung befinden. GISELA RUHLAND's WECGCZUM LICHT Roman von Kurt Martin Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. 18 „Dann, ja, daun wäre es wohl am beſten, deine Mutter vet mil bie ſo vasch wie aur mögüſch zu Berwandten Zu et an ewe Abpeenb, Ges, l den da bindlings für. willſt.“ ae aber rief voll Zorns:„So, zu meiner Mutter möchteſt du alſo gehen und ſie verhetzen, daß ſie mit mir verreiſt?— Damit das Feld frei iſt für dich! Du denkſt wenn du mich nur erſt mal von hier fort haſt, dann findet ich ſchon Gelegenheit, daß du mit Alfons „Gabi!“ a „Oh, ich ſehe klar! Und dabei ſpricht Mutter immer von 1 ſo na, man denkt ſich allerhand! Aber ich werde es ſang ſchreiben, wie du biſt, alles oll er 1* iſela zitterte.„An Wolfgang willſt du schreiben? Willft ben ae ee c. „Doch heute noch! Er ſoll es wiſſen, wie du mir mit ielſt!“ i 8 trat Giſela zurück.„Schreibe!— Schreibe, ſoviel du willſt!— Und wenn eine ganze Wekt mich verbeumdet— er glaubt an mich.“ 5 .. Ste wollte Gabi helfen? 38. Gabi hatte zurückgeſtoßen, ſie redete Arges von ihr, ſie 5 war. Ganz l 2„ 5 5 55 die Dornen, die ihr zum Licht Ein britiſcher Nationalheld England betrauert Lawrence.— der ungekrönte König von Arabien“. Zum Tode des Oberſten Thomas Edward Lawrence iſt ergänzend zu melden, daß Lawrence in den ſechs Tagen ſeit ſeinem Unfall das Bewußtſein nicht wieder erlangt hatte. Die berühmteſten Spezialiſten Englands haben vergeolich verſucht ihn am Leben zu erhalten. Die Leiche Lawrences wurde in die engliſche Flagge eingehüllt und vor dem Al⸗ tar in der Totenkapelle des Lazaretts in Wool aufgebahrt. Sein Tod wurde dem engliſchen König und dem König von Irak telegraphiſch mitgeteilt. Das engliſche Volk betrauert in Lawrence einen Mann von vorbildlicher Pflichterfüllung, Uneigennützigkeit und Aufopferung und reiht ihn als beinahe mytiſche Ge⸗ ſtalt unter die engliſchen Nationalhelden ein. General Sir John Hamilton widmet ihm folgenden Nachruf: „Lawrence war ein Mann, wie man ihn unter 50 Millio⸗ nen nicht mehr findet In einem Zeitalter, wo es keine Hei⸗ ligen mehr gibt, verleiht der Soldat, der in völliger Un⸗ eigennützigkeit für nichts Greifbares oder Materielles alles aufs Spiel ſetzt, dem Menſchenleben einen höheren Sinn.“ Lawrence, der im Jahre 1927 ſeinen Namen in Shaw ungeändert hatte, war ſeinerzeit in aller Welt als„der un⸗ gekrönte König Arabiens“ bekannt. Zu Beginn des Welt⸗ krieges war er als Unteroffizier im engliſchen Geheimdienſt und dem arabiſchen Büro in Aegypten zugeteilt worden. Auf Grund ſeiner ſtrategiſchen Begabung und ſeiner ſtark 1 Perſönlichkeit gelang es ihm, im Laufe des engliſchen Pa⸗ läſtinafeldzuges zum Führer der irregulären arabiſchen Streitkräfte aufzuſteigen, die ſich gegen die Türken erhoben. Seine allerdings nicht völlig unumſtrittenen Leiſtungen werden als ein entſcheidender Faktor in der engliſchen Kriegsführung im nahen Oſten betrachtet. Sie gipfelten in ſeinem Einzug in Damaskus in der Kleidung eines arabiſchen Stammesführers und an der Spitze arabiſcher Stämme. Nach dem Weltkrieg war die Tätigkeit Lawrences ſtets von einem Schleier des Geheimniſſes umgeben. Er trat zunächſt als gemeiner Soldat in das königliche Tank⸗ Korps ein und wurde ſpäter unter dem Namen„Roß“ der engliſchen Luftfahrt als einfacher Mechaniker zugeteilt. Seine Identität wurde jedoch bald entdeckt, und ſpäter legte er ſich den Namen Shaw zu. Während ſeiner ganzen Dienſtzeit in der Luftflotte blieb Shaw gemeiner Mechaniker und ſoll eine Beförderung ſtets abgelehnt haben. Bekannt iſt jedoch, daß er oft zu wichtigen Verſuchen zugezogen wurde. So führte er im letzten Jahre eines der neuen dick gepan⸗ zerten und ſehr ſchnellen Motorboote, die von der Luft⸗ flotte zu Bombardierungsverſuchen benutzt wurden. Im März dieſes Jahres trat Lawrence aus der königlichen Luftflotte aus und zog ſich auf ſein Landhaus in Moreten zurück. Seine Lieblingsbeſchäftigung war der Motorradſport, dem er jetzt zum Opfer fiel. Alle Blätter ſind voll von ehrenden Nachrufen anläßlich des Todes des Oberſten Lawrence. Viele hervorragende Perſönlichkeiten ſind darunter. Winſton Churchill ſchreibt:„In Oberſt Lawrence haben wir die größte Perſönlichkeit unſerer Zeit verloren. Ich hatte die Ehre, ſein Freund zu ſein. Ich kenne ihn gut und ich hoffte es noch zu erleben, daß er ſein zurückgezogenes Le⸗ ben aufgibt, und eine führende Rolle in den Gefahren über⸗ nehmen werde, die England jetzt bedrohen. Seit vielen Jah⸗ ren hat das Britiſche Reich kein ſo ſchwerer Schlag getroffen wie ſein vorzeitiger Tod.“ Kurzmeldungen Berlin. Dem Reichswehrminiſter Generaloberſt von Blomberg iſt ein herzliches Danktelegramm des Inſpekteurs der polniſchen Armee zugegangen. Warſchau. Nach einſtimmigem Beſchluß ihres Senats beantragte die Warſchauer Univerſität beim Kultusminiſte⸗ rium, ihr den Namen„Marſchall⸗Pilſudſki⸗Univerſität“ zu verleihen. Urteil im Altonger Kommuniſtenprozeß. 1 Nach 12tägiger Verhandlungsdauer wurde am Montag mittag im Altonger Kommuniſtenprozeß das Urteil gefällt. Die 25 Angeklagten wurden teils wegen gemeinſchaftlichen verſuchten Mordes in Tateinheit mit ſchwerem Landfrie⸗ densbruch unter Mitführung von Waffen und ferner wegen Beihilfe zum Landkriedensbruch verurteilt. Höchſtſtrafe iſt ſieben Jahre Zuchthaus, ſieden Jahre Ehrvorluſt, Mindeſt⸗ ſtrafe ein Jahr ſechs Monate Gefängnis. ZZZ) 8 Und dann ſtand eines Abends ganz unerwartet Gabriele por Giſela. Sie ſah verſtört aus. „Giſela, ich muß dich ſprechen! Ich— weiß nicht mehr weiter.“ „Komm nur herein! Da in meinem Zimmer ſtört uns niemand.“ Zögernd trat Gabriele über die Schwelle.„Du hätteſt keinen Grund, mir noch ein gutes Wort zu ſagen, Giſa. Ich war ſehr ſchlecht zu dir. Ich ſtieß dich mit Hohn und Spott von mir. Giſa, kannſt du mir verzeihen?“ Giſela geleitete ſie zu dem kleinen Sofa. Ein ſchwerer Seufzer löſte ſich aus Gabrielens Bruſt. „Was iſt geſchehen, Gabi?“ —, ich weiß mir keinen Rat mehr. Wenn ich nicht feig wäre, hätte ich jetzt ſchon den Tod geſucht. Ich hoffte noch. Da kam heute ſein Brief.“ „Weſſen Brief?“ „Lies!“ Gabriele riß ein zerknülltes Briefblatt hervor und hielt 1 Giſela hin. Die faltete das Papier auseinander und 8: „Geehrtes Fräulein Sombert! Ihr Brief iſt mir ein Rätſel. Sie ſchreiben da Dinge, die ich nicht begreife. Der kleine Flirt, der uns im Frühjahr zuſammenführte, iſt doch längſt vergeſſen. Wie Sie auf den Gedanken kommen können, ich hätte je die Abſicht gehabt, Sie zu heiraten, iſt höchſt erſtaunkich. Davon war ja nie die Rede. Wenn ich ſpäter heirate, dann— verzeihen Sie die offene Erklärung— muß ich ſchon eine Frau wählen, die zu mir paßt. r allem auch eine Frau, die keine Ver⸗ gangenheit hat. Wenn Sie jetzt in eine fatale Lage ge⸗ raten ſind, ſo iſt das nur Ihre Schuld. Sie hätten eben nicht ſo freigebig ſein ſollen mit Ihren Liebesbeweiſen. Nun, einer Ihrer Verehrer wird ſich ja wohl jetzt Ihrer an⸗ nehmen. Auf alle Fälle bitte ich, mich mit weiteren Zu⸗ i Alfons Ahnſtein.“ ſchriften zu verſchonen. 8 Giſela ließ das Blatt ſinken.„Das ſieht dieſem Menſchen ähnlich.— Und du!— Gabi, was haſt du denn getan? Zug und Laſtwagen zuſammengeſtoßen 350 Gasflaſchen explodierk.— Drei Tote. Paris, 21. Mai. Ein ſchwerer Kraftwagenunfall ereignete ſich in der Nacht zum Montag an einem Bahnübergang bei Tournus an der Strecke Paris— Marſeille. Da der Schrankenwärter die Schranke nicht geſchloſſen hatte, wurde ein Laſtkraftwa⸗ gen von einem Güterzug überfahren und zertrümmert. Dabei explodierte die Ladung des Kraftwagens, die aus 350 Flaſchen flüſſiger Gaſe beſtand. Die Lokomokive des Jugs war ſofort völlig in Flammen gehüllt. Der Lokomo⸗ kivführer und der Heizer ſowie der Kraftwagenführer ver⸗ brannten bei lebendigem Leib. Der Zugführer und ein zwei⸗ ter Inſaſſe des Laſtkraftwagens erlitten ſchwere Verletzun⸗ gen. Paris. Der franzöſiſche Kriegsminiſter teilte in einer Rede zur Erinnerung an die Landung der erſten englischen Truppen auf franzöſiſchem Boden bei Beginn des Weltkrie⸗ ges mit, daß in Boulogne⸗ſur⸗Mer im September ein der bB N gewidmetes Denkmal errichtet werden oll. Paris. Die Jeanne d'Arc⸗Feier und die Gegenkundge⸗ bungen der Linksfront ſind nach den bisher vorliegenden Meldungen überall in Frankreich ruhig verlaufen. Lediglich in Lyon kam es zu leichten Zuſammenſtößen. Hier war ein Mitglied der Jeuneſſes Patriotes von politiſchen Gegnern niedergeſchlagen worden. Die ruſſiſche Luftſchiff⸗Kataſtrophe. Die Leichen der 48 Opfer der Kataſtrophe des ſowjerruf⸗ ſiſchen Großflugzeuges„Maxim Gorki“, die zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verſtümmelt ſind, wurden im ſtädtiſchen Krematorium aufgebahrt. Aus aller Welt treffen Beileids⸗ kundgebungen ein. Die meiſten der in Moskau beglaubig⸗ ten diplomatiſchen Vertreter, darunter der deutſche Vol⸗ ſchafter Graf Schulenburg, haben im Außenkommiſſarigt ihr Beileid ausgeſprochen. Die Moskauer Bevölkerung nimmt ſchweigend Abſchied von den Opfern des furchtbaren Unglücks. In vielen Städten haben bereits Gedächtnisfeiern für die Verunglückten ſtatt⸗ gefunden. In Anſprachen bekannter Flieger und Militärs murde beſonders hervorgehoben, daß der Verluſt des Flug⸗ zeuges eher zu verſchmerzen ſei als der Verluſt ſo vieler Mitglieder des hervorragend geſchulten Flugbauper⸗ ſonals. Die„Prawda“ wendet ſich ſehr ſcharf gegen„Diſziplin⸗ loſigkeit und Bubenſtreiche in der Luft“. Die Vorſchrift, die Woroſchilow gegeben habe, daß man nämlich„Luft⸗ rowdys“ auf einen Kilometer von allen Militärfingpiät⸗ zen fernhalten müßte, ſollte auch in der Zivilluftflotte ohne Nachſicht zur Durchführung kommen. Der Chef der Zivil⸗ luftflotte bezeichnete das Verhalten des Sportfliegers Bla⸗ gin, der das Unglück herbeiführte, als„rowdymäß!g“ Bericht eines Augenzeugen Das Großflugzeug„Maxim Gorki“ war auf ſeinem Un⸗ glücksflug von zwei kleineren Flugzeugen begleitet. Eines dieſer Begleitflugzeuge iſt heil davongekommen. Es wurde vom Piloten Rybuſchkin geflogen. Rybuſchkin ſchildert ſeine Beobachtungen folgendermaßen: Am 17. Mai abends erhielt ich einen Flugauftrag zum 18. Mai gleichzeitig mit Blagin; mit mir ſollte ein Kinoope⸗ rateur fliegen, Blagin aber ſollte die„Maxim Gorki“ be⸗ gleiten. Unmittelbar vor dem Abflug ſagte Michejew, der Pilot der„Maxim Gorki“, zu Blagin, er ſolle das Figurenmachen laſſen und der„Maxim Gorki“ weit vom Leibe bleiben. Blagin war gekränkt und erwiderte, er ſei kein kleiner Junge, ſondern fliege bereits ſeit 15 Jahren. Als die„Ma⸗ rim Gorki“ den Rundflug beendet hatte, ging ich etwas hö⸗ her. Ich bemerkte, daß Blagin auf der rechten Seite eine ſogenannte Tonne machte und dabi von der„Maxim Gorke abgetrieben wurde. Blagin gab Gas und machte eine neue Figur; ſie gelang ihm nicht, er verlor an Geſchwindigkeit und prallte an den rechten Flügel der„Maxim Gorki“ un⸗ gefähr dort, wo ſich der mittlere Motor befindet. Offenbar traf er auf einen Oelbehälter, denn es entſtand ſchwarzer Rauch. Die„Maxim Gorki“ neigte ſich nach rechts hinüber und Blagin ſtürzte mit ſeinem Flugzeug ab. Die„Maxim Gorki“ hielt ſich noch 10 bis 15 Sekunden in der Luft, denn nahm die Rechtsneigung zu. Ein Teil des rechten Flügels löſte ſich ab. Das Flugzeug begann ſenkrecht abzutrudeln und ſchlug ſchließlich auf eine Baumgruppe von Kiefern auf und zerſplitterte auf dem Boden. Haſt du denn wirklich damals im wilden Taumel dich an dieſen Menſchen ſeworfen?“ Gabriele war in die Sofaecke zurückgefunken. Sie barg das Antlitz in den Händen und ſchluchzte. „Ja, ja, ich habe—. Giſa, es iſt alles vorbei! Er ſtöß mich von ſich, nachdem er mir damals mit ſeinem Ehren⸗ wort gelobte, er werde um mich werben.— Jetzt ſtößt er mich kaltherzig von ſich. Er ſchreiht, als ob ich—. Er ſſt gemein!— Gisa, wie ſoll ich Vater und Mutter einge⸗ ehen, daß ich—. Nein, nein, ich muß ſterben. Ich will terben. Hörſt du, ich will.— Ich will nicht dieſes Kind Giſela ſtrich mitleidig üder Gabrielens blonden Scheitel Du wirſt nicht verzagen, Gabi! Man muß auch die Folgen nes Handelns zu kragen wiſſen, man muß ſich aus rungen zurückfinden wollen. Hörſt du, Gabi: wollen! Angſtvoll richtete ſich Gabriele auf.„Was ſoll werden? Was ſoll ich tun? Ich kann doch nicht zu Mutter gehen „Doch das kannſt du. Ich kenne deine Mutter; ſie ſſt eine liebe, verſtändige Frau, ſie zählt ganz ſicher nicht zu denen, die in der Härte ihres Herzens menſchliches Irren nicht begreifen können und ſich unbarmherzig abwenden, wo ſie helfen ſollten. Auch dein Vater iſt ein guter, ver⸗ ſtehender Mann. Er wird nie dein Gegner werden.— ie deine 5 10 du biſt?“ b „Rein.— in fortgegangen, ohne etwas zu ſagen. Giſela ſtand auf und ſchritt zur Tür.„Ich rufe fene einmal bei deinen Eltern an.“ „Nein, nein!“. 5 „Doch, und ich ſage Ihnen, daß ich morgen mit dir nach Ebersdorf komme. Ich will ſelbſt mit Ihnen ſprechen.— Du aber faſſe dich!“ Es vergingen etliche Minuten, Giſela wieder ins Zimmer trat. a ö „Ich ſprach am Telephon mit deiner Mutler, Gabi. 190 wir ſchaffen ö . du, es beſſer, N Ich 3 5 5 05 vielleicht rückſichts los von mir; aber nun haben deine Eltern eine lange 2 vor ſich, alles zu überdenken. Sie ſorgten ſich wohl nur daß es ſo ſtand, das ahnten ſie nicht. um di 1—... Gortſetzung 25 dog) . n eee F B r us dem ladlocuen aud Schwerer Schaden durch die„Eisheiligen“. Von der Bergſtraße, 20. Maj. Die kalten Nächte der Eisheiligen“ haben, wie die Feſtſtellungen ergeben, an der Bergstraße, im Ried und im Odenwald doch an der Frühobſternte ſtarken Schaden angerichtet. Streckenweiſe ſind Kirſchen, Mirabellen, Pfirſiche uſw. faſt völlig vernich⸗ tet. Aber auch in den Spargelkulturen hat der Froſt er⸗ heblichen Schaden angerichtet, was ſich in den geringen Ab⸗ kieferungen der Spargel bemerkbar macht. Gerade auf die Spargelernte hatten die Gärtner und Bauern große Hoff⸗ nungen geſetzt, die nun leider zum Teil enttäuſcht wurden. Dagegen iſt der Behang des Steinobſtes recht gut. Vom ausfahrenden Zug getötet. Bruchſal. Im Bahnhof Elſenz kam eine altere Frau, die aus dem Zuge ſteigen wollte, zu Fall, als ſich der Zug be⸗ reits wieder in Bewegung geſetzt hatte. Die Frau wurde überfahren und auf der Stelle getötet. Da der Zug in El⸗ ſenz drei Minuten hält, war der Verunglückten zum Verlaſ⸗ ſen des Wagens genügend Zeit gegeben. Großfeuer.— Vom Sohn angelegt? Bretten. In Wöſſingen wurde das in der Kaiſerſtraße gelegene Doppelwohnhaus der Frau Engel Witwe und des Friedrich Schulz durch einen Brand zerſtört. Auf dem Spei⸗ cherboden fand man den Sohn der Frau Engel, der ſich dort erhängt hatte, als verkohlte Leiche auf. Man vermutet, daß er den Brand gelegt hat. U Sockenheim.(Einweihung des Jung volk⸗ Heims) Das in ehrenamtlich geleiſteter Arbeit erſtellte Jungvolkheim wurde am Sonntag ſeiner Beſtimmung über⸗ geben. Die Weiherede hielt Gebietsführer Kemper. Er er⸗ innerte an den Opfertod des Arbeiterjungen Fritz Kröber, deſſen Name über dem neuen Hauſe ſteht, und mahnte, immer zu arbeiten und zu kämpfen, daß die Einheit in der deutſchen Jugend und im deutſchen Volke nie mehr zerſtört werden möge. () Bühl.(Regimentstreffen der ſchwarzen Dragoner.) Am 8. und 9. Juni(Pfingſten) kreffen ſich hier die Angehörigen des ehem. 3. Badiſchen Dragoner⸗ Regiments Prinz Karl Nr. 22. Zu dieſem freudigen Wieder⸗ ſehen ſind alle ſchwarzen Dragoner herzlich eingeladen. Freiburg.(der Haushaltsplan für 1935) Der Haushaltsplan der Stadt Freiburg für das Rechnungs⸗ jahr 1935 ſchließt in Einnahmen und Ausgaben mit einem Betrag von 32 373000 Mark ab. Dieſer Ausgleich iſt nur durch äußerſte Sparſamkeit möglich geworden. Der außer⸗ ordentliche Voranſchlag ſieht insgeſamt 5 367 800 Mark an Ausgaben für Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen vor. Freiburg.(Jähes Ende eines Ausfluges.) Der Oberkellner Hermann Knittel unternahm, begleitet von Frau und Kind, mit einem geliehenen Auto einen Ausflug ins Enztal. Auf der Heimfahrt verlor er zwiſchen Denzlingen und Gundelfingen die Herrſchaft über das Steuer, ſo daß das Auto von der Fahrbahn abkam und mit voller Wucht auf das maſſive Brückengeländer des Daubenbaches rannte. Kittel blieb tot am Platze, das Kind wurde ſchwer, Frau Knittel leichter verletzt. Der Wagen mußte ſchwer beſchädigt abgeſchleppt werden. Das Ende einer Tragödie Dr. Kieffer tot aufgefunden. . Freiburg, 20. Mai. Noch in friſcher Erinnerung iſt die entſetzliche Tragödie im Kaiſerſtuhlort Bötzingen, der vier unſchuldige Kinder zum Opfer gefallen ſind. Der Mörder einer Kinder, der Arzt Dr. Kieffer, iſt nun, wie der Polizei⸗ bericht meldet, am Samstag in einem Bache bei der Hohen Brücke bei St. Wilhelm tot aufgefunden worden. Er hat lich ſelbſt gerichtet. Wies bei Schopfheim.(An weſen abgebrannt.) folge Kurzſchluſſes brach in dem Anweſen des Schreiners Ludwig Brunner in Kühlenbronn Feuer aus, das ſich in dem teilweiſe noch mit Stroh bedeckten Gebäude mit großer Schnelligkeit ausbreitete. Von der Emrichtung und den neuen Maſchinen konnte nur wenig gerettet werden. Innerhalb zwei Stunden war das Gebäude bis auf die Umfaſſungsmauern niedergebrannt. Der Geſamtſchaden wird auf etwa 18 000 Mark geſchätzt. N. Lahr.(Fabrikbrand.) Am Samstag nachmittag brach in den Betriebsräumen der Maßſtabfabrik Albert Neſt⸗ r Feuer aus. Beim Schweißen eines Rohres war ein Funke auf Zelloloidvorräte übergeſprungen. Es entſtand eine Explo⸗ ſon und ſofort ſtand der Raum in hellen Flammen. Der Leimraum und Teile des zweiten Stockwerkes brannten aus. Die geſamte Feuerwehr war an den Löſcharbeiten beteiligt. der Schaden iſt beträchtlich, da eine größere Anzahl wert⸗ 1 5 Maſchinen vernichtet oder zum Teil ſchwer beſchädigt Lörrach.(Beſchimpfung religiöſer Einrich⸗ tungen) Ein Hande 15 Zürich hatte ſich in einer Wirt⸗ haft in Hertingen(Amt Oörrach) Gäſten gegenüber ge⸗ Azert, daß die dortige Kirche abgeriſſen und zu einem Schweineſtall gemacht gehöre. Wegen Beſchimpfung religiöſer richtungen wurde er zu einer Gefängnisſtrafe von zwei Wochen verurteilt. i ei Bad Dürrheim(Intereſſantes Urteil) 0 für die Gemeindekaſſe ſehr bedeutungsvoller langjäh⸗ iger Prozeß über die Umlagepflicht der Anſtalten iſt gegen en Badiſchen Frauenverein vom Roten Kreuz nunmehr zu Gunſten der Gemeinde Bad Dürrheim entschieden wor⸗ en. Die Gemeinde iſt mit ihrer Anſicht, daß die Anſtalten eine Mehrbelaſtung darſtellen, durchgedrungen. Damit ſind auch die zahlreichen übrigen Anſtalten am hieſigen Kurort umlagepflichtig. — Bilfingen.(Arbeitsbeſchaffungspro⸗ deam m) Für 1935 hat die Stadt Villingen ein Arbeits⸗ eſchaffungsprogramm vorgeſehen, das 50 600 Tagewerke umfaßt. Darin ſind an Großprojekten enthalten der teil ⸗ weiſe Ausbau der Kanaliſation mit Zentralkläranlage, ane zweite Waſſerleitung ſowie Straßendauten. Daneben aht das Meliorationswerk an dem 200 Morgen großen 7 0 und Moorgelände beim Zollhaus weiter, das bis 86 vollendet ſein ſoll, ſo daß dann ſechs große Erbhöfe aul ſe 35 Morgen Land auf bisher unfruchtbarem Boden lärctet werden können. Zur Gewinnung von neuem Ge⸗ ünde für die Landwirtſchaft ſoll auch der 30 Morgen große dehwald bei Nordſtetten(Gemarkung Villingen) gerodet en. Sonnenaufgang 3.56 N i Sonnenuntergang 19.58 Aondaufgang 23.59 Monduntergang 7.15 Aus den Nachbarlaͤndern Für 100 000 RM Wertpapiere verſchoben Wieder ein guter Fang der Zollfahndungsſtelle Frankfurk. * Jrankfurt a. M. Der Zollfahndungsſtelle in Frankfurt a. M. iſt wieder ein guter Fang gelungen. An einem der letzten Tage konnte der Kaufmann Schatzmann bei dem Verkauf von Wertpapieren feſtgenommen werden. Es handelt ſich bei dem Beſitzer dieſer Papiere um einen aus München ausgewieſenen Emigranten namens Bachen⸗ heimer, der jetzt in der Schweiz anſäſſig iſt. Dieſer hatte die Papiere an einen Mittelsmann nach München geſchickt, der ſie dann weiter nach Frankfurt a. M. verſchob, wo ſie veräußert wurden. Durch den Kursunkerſchied an den aus⸗ ländiſchen und inländiſchen Börſen haben die Schieber er⸗ hebliche Summen verdient, um die ſie die deutſche Volks⸗ wirkſchaft betrogen haben. Schatzmann ſieht ſeiner Beſtra⸗ fung enkgegen. — Böblingen.(Selbſtmord durch Starkſtrom.) Im Walde beim Mönchsbrunnen wurde eine unbekannte männliche Leiche gefunden. Es handelt ſich um einen Selbſt⸗ mord. Der Tote hatte einen Draht in der Hand, den er über die dort befindliche 35000 Volt⸗Hochſpannungsleitung ge⸗ worfen hatte, um dadurch ſeinen Tod herbeizuführen. Ueber die Perſon des Toten iſt noch nichts bekannt. Papiere hatte er nicht bei ſich. — Wachbach, OA. Mergentheim.(Tödlicher Un⸗ fall.) Der 38 Jahre alte Landwirt Joſef Bockmeier fuhr mit einem vollbeladenen Steinwagen den ſtark abfallenden Weg in der„Breite“ herab. Dabei brach anſcheinend die Bremſe, ſo daß der Wagen in ſehr raſche Fahrt geriet. Bock⸗ meier ſtürzte und der ſchwere Wagen ging über ihn hinweg. Mit ſchweren Verletzungen wurde der Mann in das Kran⸗ kenhaus in Bad Mergentheim eingeliefert, wo er geſtorben iſt. Weiterbau des Neckar⸗Kanals Skauſtufe zwiſchen Heilbronn und Stuttgart. Skuttgart, 21. Mai. Bei der Neckar⸗Baudirektion in Stuttgart fand Montag zwiſchen Vertretern des Reiches und der Länder Württemberg, Baden und Heſſen eine Bera⸗ tung ſtatt über den weiteren Ausbau des Neckars zur Groß⸗ ſchiffahrtsſtraße aufder Strecke zwiſchen Heilbronn und Plo⸗ chingen. Da die beſchleunigte Fertigſtellung der Neckarkana⸗ liſation bis Heilbronn nur dadurch möglich war, daß Haus⸗ haltsmittel künftiger Jahre durch Vorgriff in den beiden letzten Jahren flüſſig gemacht werden konnten, und da die Vollendung der Arbeiten unterhalb Heilbronn noch erheb⸗ liche Mittel erfordert, ſtehen für das Jahr 1935 keine wei⸗ teren Baumittel zur Verfügung. Es wird aber vorausſichtlich möglich ſein, ſchon im Jahre 1936 auf der Strecke zwiſchen Heilbronn und Stukt⸗ gart den Bau einer Stauſtufe in Angriff zu nehmen. Sparkaſſenrendant ermordet Vor dem Geldſchrank kot aufgefunden. a Goch, 20. Mai. In Haſſum bei Goch wurde der 51 Jahre alte Sparkaſ⸗ ſenrendant und Poſtbeamte Heinrich Janſſen in ſeiner Woh⸗ nung ermordet aufgefunden. Janſſen bewohnte in der Nähe des Bahnhofs ein kleines Häuschen. Dort fand man ihn morgens gegen 7 Uhr in ſei⸗ nem Arbeitszimmer, das durch ein Schalter vom Flur ge⸗ trennt iſt. Der Ermordete lag vollſtändig bekleidet vor dem Geldſchrank. Die Leiche wies am Kopf tiefe Wunden auf, die anſcheinend von einem ſcharfkantigen Schlagwerkzeug her⸗ rühren. Alle Schränke und Fächer waren in beſter Ird⸗ nung. Ob und in welcher Höhe Geldbeträge oder Wertſachen fehlen, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Dreifacher Kindes mord Trier, 20. Mai. In dem Dorf Newel(Landkreis Trier) wurden drei Perſonen unter dem Verdacht des Kindesmor⸗ des verhaftet. Es handelt ſich um ein Mädchen in den 20er Jahren, deſſen Mutter und Bruder. In der Jauchegrube des Elternhauſes fand man zunächſt die Leiche eines neugebore⸗ nen Kindes, deſſen Tod gewaltſam herbeigeführt wor⸗ den war. Unter dem Eindruck des angeſammelten Beweis⸗ materials legte die Täterin ein volles Geſtändnis ab. Die weiteren Ermittlungen führten zu überraſchenden Ergeb⸗ niſſen. In der Jauchegrube fand man weitere Knochenreſte, die ebenfalls von einem getöteten Kind herzurühren ſchienen. Eine weitere Unterſuchung förderte dann Knochenreſte zu⸗ tage, die gerichtsärztlich ebenfalls als ſolche einer vor länge⸗ rer Zeit dort verſenkten Kindesleiche feſtgeſtellt werden konnten. Es beſteht alſo der Verdacht, daß dreimal hinter⸗ einander Kindesmorde an neugeborenen Kindern verübt worden ſind. Mit Halbſchuhen auf den Watzmann! Berchtesgaden, 20. Mai. Drei Münchener Touriſten unternahmen dieſer Tage eine Bergtour auf den Watzmann. Sie ſtiegen trotz der noch beträchtlichen Schneehöhe mit Halbſchuhen zum Hocheck auf. Beim Abſtieg vom Hocheck fuhr einer der Bergſteiger, der Verſicherungsangeſtellte Weinzell, entgegen der Warnung ſeiner Gefährten auf den Platten nach der Watzmanngrube zu über den Schnee ab und ſtürzte dabei in die Watzmanngrube. Da inzwiſchen Nebel eingefallen war, konnte der Verunglückte nicht auf⸗ gefunden werden. Noch in der Nacht ſtiegen zwei Berchtes⸗ gadener zur Bergung des Touriſten auf. Den mutigen Ret⸗ tern gelang es, den Verunglückten, der Verletzungen am Kopf und an den Beinen erlitten und ſich außerdem eine Hand erfroren hatte, trotz ſtürmiſcher Nacht ins Tal zu ſchaf⸗ fen. Als Wilddieb enklarvk. Herveſt⸗Dorſten, 20. Mai. Im Jagdbezirk zwiſchen Her⸗ veſt und Holſterhauſen legten ſich Gendarmerie⸗ und Forſt⸗ beamte, da man ein totes Reh in einer Schlinge gefunden hatte, auf bie Lauer, um den Wilderer beim Abholen ſei⸗ ner Beute zu faſſen. Zu ihrem größten Erſtaunen entfernte ſich der Schrankenwärter der nahe vorbeiführenden Reichs⸗ bahnſtrecke Weſel— Haltern nach der Durchfahrt der Früh⸗ züge von ſeiner Dienſtſtelle und ſuchte das in Frage kom⸗ mende Gelände ab. Als er ein Kaninchen in einer Falle fand, hob er es auf und ließ es unter ſeinem Rock ver⸗ ſchwinden. In dieſem Augenblick ſprangen die Beamten auf und ſagten ihm auf den Kopf zu, daß er der gewohnheits⸗ mäßige Schlingenſteller ſei. Ueberrumpelt geſtand der Schrankenwärter und zeigte auch alle Orte, wo er noch wei⸗ tere Schlingen geſtellt hatte. Lalcale Nuudscliau Die Schwalben fliegen Fröhliches Zwitſchern und Rufen ſchallt aus blauen Lüften herab: wieder ſeh ich euch kreiſen und ſegeln, mun⸗ tere Schwalben, Sendboten des Sommers. Wie kühn und frei rundet ſich euer Flug um des Hauſes geſegneten Firſt! Wie ſcharf ſchnellt ihr euch den Rain entlang, kaum wenige Zentimeter über den Spitzen der jungen grünen Halme! Und hebt euch in herrlichem Bogen hinauf in den Aether, als hättet ihr vom Schöpfer den Auftrag in eure Bruſt hineingelegt bekommen, die Noten zu einem großen, wun⸗ derbaren Lied in die Natur hineinzuzeichnen durch eure Flüge. Ja, wenn wir euch ſehen, fliegende, eilige Schwal⸗ ben, dann glauben wir an den Sommer, der da im Früh⸗ ling ſeinen Herold ſandte. Dann möchten wir gerne mit euch fliegen, erdungebunden und frank und frei! Euer Zwitſcherruf iſt uns wie eine Kunde aus ſüdlichen, herr⸗ lichen Ländern und er weckt auf einmal eine Sehnſucht in uns auf, den Drang in die beſonnte, glückverheißende, alles gewährenwollende Ferne. Glück wohnt in dem Hauſe, in dem die Schwalben niſten. Glück liegt ausgebreitet über der Heimat, wenn die Schwalben von Dach zu Dach, von Straße zu Straße, über Türme und Gärten hinweg dahin⸗ eilen, ſeliger Daſeinswonne voll. O ſeid uns Gefährten in einer ſonnigen glücklichen Zeit des Jahres! 8 Inſelfeſt⸗Kehraus! Ende gut, alles gut! Unſere Ilvesheimer Nachbarn haben in ihren Geſichtern geſtern die ſtrahlende Bläue des Himmels gezeigt und das mit Recht. Nachdem zwei verregnete Tage vorangegangen waren, brachte der 3. Tag zum Inſelfeſt, der Montag, einen prachtvollen Maientag, wenn ihm auch noch etwas Kühle von den vorangegangenen Regenſchauern anhaftete, auf jedenfall, er war ſtrahlend und die Rokokodamen im hiſtoriſchen Feſtzug, der ſich nochmals in ſeiner ganzen famoſen Aufmachung zeigte, hatten in ihren duftenden Gewändern nicht mehr nötig zu frieren. Auf dem Feſtplatz entwickelte ſich dann auch das erwartete Volkstreiben, und in der großen Feſthalle herrſchte die fidelſte Stimmung bei Muſik. Vorführungen, Kegelſchieben, Bockſtechen u. a., die anhielt, bis ein Kanonen⸗ ſchlag den Beginn des Feuerwerkes ankündigte; dieſes flimmernde, knatternde und feuerſprühende Schauſpiel in ſeiner vielfarbigen Schönheit lockte natürlich alles ins Freie. Mit dem Feuerwerk fand das wohlgelungene erſte Inſelfeſt unſerer Ilvesheimer Nachbarn, an dem natürlich Seckenheim durch zahlreichen Beſuch ſeinen Teil beitrug, ſeinen ſchönen Abſchluß. Radfahrerin verunglückt. Erhebliche Verletzungen erlitt eine Radfahrerin, die geſtern abend auf der Seckenheimer Anlage in Mannheim mit einem Perſonenwagen zuſammen⸗ ſtieß. Die Verletzte fand Aufnahme im Städt. Krankenhaus. Nach Zeugenausſagen ſoll die Radfahrerin die Schuld ſelbſt treffen, da ſie beim Einbiegen in die Seckenheimer Anlage nach rechts in weitem Bogen ſtatt in kurzer Wendung gefahren iſt. * Wie verhält man ſich bei Waldbränden? Jeder Spaziergänger muß mit zugreifen. Der Gaufachgruppenwalter„Forſtwiſſenſchaftliche Be⸗ triebe“, Zimmermann, weiſt in einer e e der Deutſchen Arbeitsfront darauf hin, daß in der kommenden wärmeren Jahreszeit der Wald in Gefahr iſt. Er fordert dringend zur Beachtung der Forſtgeſetze auf, damit Wald⸗ brände nach Möglichkeit vermieden werden. Gerade in den Frühlingsmonaten iſt die Gefahr der Waldbrände beſonders groß. Der Bodenbelag von ſchön getrockneten Gräſern, Blät⸗ tern, Nadeln, Rindenſtückchen, Zweigen und Aeſten, den die neue Vegetation erſt zu durchbrechen und zu überſchatten be⸗ ginnt, iſt eine wirklich„mulmige Angelegenheit“. Zu dieſer Zeit bedeutet jede Handhabung mit Feuer im Walde einen außerordentlichen Gefahrenherd. Darum iſt auch das Rau⸗ chen im Walde für die Zeit vom 1. März bis 31. Oktober völlig verboten. Die Lehrer in Stadt und Land ſollten ihre Schüler darauf hinweiſen, welche Unſummen alljährlich durch Waldbrände vernichtet werden. Jeder Volksgenoſſe muß wiſſen, wie er ſich bei der Be⸗ kämpfung eines Waldbrandes zu verhalten hat. Das erſte und wichtigſte Gebot iſt ſchnellſtes Handeln. Kann der ent⸗ deckte Brand ohne Hilfe nicht gelöſcht werden, ſo muß ſchnell⸗ ſtens Meldung an die nächſte Förſterei oder Gemeinde er⸗ folgen. In der Nähe befindliche Waldarbeiter ſind ſofort heranzuholen. Aber auch jeder Spaziergänger hat mit an⸗ zugreifen, und, wenn keine anderen Bekämpfungsmittel vor⸗ handen ſind, dem Feuer mit einem Bund grüner Zweige oder auch mit einem kräftigen Kiefernaſt zuleibe gehen. Das deut⸗ ſche Volk braucht den deutſchen Wald mehr denn je. Wetterbericht Das Barometer iſt wieder im Steigen begriffen. Für Dienstag und Mittwoch iſt zwar zeitweilig au 1 und vorwiegend trockenes, aber noch leicht unbeſtändiges Wetter zu erwarten. Das deutſche Volk 1 hört heute die Führer⸗Nede Es wird noch einmal auf die Rede, die der Führer heute abend im Reichstag halten wird, beſonders hingewieſen. Die geſamte Auslandspreſſe ſpricht bereits von der unge; heuren Bedeutung, die der Rede für die geſamte Welt zu⸗ komme. Wir wiſſen, daß man ohne Hitler und die von ihm wieder zum Erwachen gebrachte große deutſche Nation keine Weltpolitik mehr machen kann. Für uns Deutſche iſt es da⸗ her eine ſelbſtverſtändliche Pflicht, an der Uebertragung der heutigen Rede teilzunehmen. Wer kein eigenes Rundfunk⸗ gerät beſitzt, hal Gelegenheit, an den Gemeinſchaftsempfän⸗ gen auf allen größeren Plätzen oder Sälen keilzunehmen. Für die Kundfunkbeſitzer iſt es ein ſchöner Beweis der Volksgemeinſchaft, wenn ſie ihre Nachbarn zum Empfang der Uebertragung einladen. Wann ſoll man den Schuldner mahnen? Die Wiſſenſchaft unterſucht ein Grundproblem des Kaufmanns. „Falls Sie nicht binnen drei Tagen.. Wer einen ſolchen„Binnenbrief“ ſchreibt, der hofft in jedem Falle, das verhärtete Herz ſeines Schuldners zu erweichen. Der Emp⸗ fänger aber hat zweifellos mehrere Möglichkeiten: Entweder ſchreibt er erſchreckt einen Poſtſcheck aus, oder er konferiert mit ſeinem Kaſſierer, ob nach Bezahlung der Gehälter noch etwas übrigbleibt, und ob man nicht vielleicht im nächſten Monat rechtzeitig an den Briefſchreiber denken könnte, oder er murmelt„Frechheit“ und ſchreibt ſeinerſeits einige„Bin⸗ nenbriefe“. Natürlich gibt es auch noch andere Mittel, den Säumigen an ſeine Zahlungspflicht zu erinnern, vom freund⸗ ſchaftlichen Telephongeſpräch, von der mit einer Nachſchrift verſehenen Rechnung bis zum Zahlungsbefehl, den Brand⸗ brief nicht zu vergeſſen, den Briefbogen mit angebrannter Ecke, der allerdings längſt aus dem kaufmänniſchen Verkehr verſchwunden iſt und nur im Studententum noch eine kleine romantiſche Exiſtenz fand. Bisher wurden die Methoden des Mahnens je nach Geſchick und perſönlicher Erfahrung des einzelnen gehand⸗ habt. Der Temperamentvolle bevorzugte die rauheren Sit⸗ 5 ten, der Vorſichtige die höflicheren. Daß der Erfolg der Mah⸗ nung zum ſehr großen Teil davon abhängt, ob ſie pſycho⸗ logiſch richtig abgefaßt iſt und der Eigenart bezw. der Lage des Schuldners Rechnung trägt, weiß jeder tüchtige Kauf⸗ mann. Aber Maſſenmahnungen können nicht auf den ein⸗ zelnen Schuldner eingeſtellt ſein. Deshalb hat die wiſſen⸗ ſchaftliche Forſchung vor kurzem eingehende Unterſuchungen darüber angeſtellt, wie ſolche Zahlungsaufforderungen pfy⸗ chologiſch am beſten formuliert und angebracht werden. Selbſtverſtändlich iſt der Mahnungserfolg nicht allein von dem geſchickten Text abhängig, ſondern auch von der richti⸗ gen Wahl des Termins. Es iſt beſtimmt unklug, ſeine Zah⸗ lungsaufforderung dem Chef einer ſchuldneriſchen Firma am Freitag auf den Schreibtiſch flattern zu laſſen, wenn man weiß, daß dort am Freitag Löhnungstag iſt, alle Gelder alſo für Zahlungen an die Gefolgſchaft bereitgeſtellt werden. Manche Leute muß man kurz vor dem Monats⸗ erſten mahnen, da ſie nur am Erſten Geld haben oder auch grundſätzlich nur zum Ultimo zahlen. Es gibt aber auch eine allgemeine Psychologie des Schuldners, von der ein Erfolg namentlich von Maſſenmah⸗ nungen ſtark beeinflußt wird. Und die Experimente und Erhebungen der Pſychologen haben bereits feſte Kurven und Zahlenverhältniſſe für dieſe allgemeine Schuldnerreak⸗ tion feſtgeſtellt. Mahnungen von Organiſationen, die einen großen Kreis von Mitgliedern an die Beitragspflicht er⸗ innern ſollen, von Zeitſchriften, die Leſer aus allen Schich⸗ ten der Bevölkerung zur Zahlung des Abonnements⸗Geldes auffordern, geben deswegen beſonders lehrreiche Beiſpiele ab, weil es ſich hier bei den geſchuldeten Summen um kleine Beträge handelt, um 1 bis 2 Mark, die den Geldbeutel des Schuldners nicht zu ſehr entleeren. Dipl.⸗Ing. W. Engel berichtet in der„Induſtriellen Pfychotechnik“ z. B. von der Mahnung eines Verbandes mit etwa 30 000 Mitgliedern. Die Zahl der„Verſuchsperſonen“, die für das pſychologiſche Experiment freilich ohne ihr Wiſ⸗ ſen herhielten, war alſo ſehr groß. Die Frage der Unter⸗ ſuchung lautete: Mit wieviel Beitragseingängen können wir au den erſten Tagen nach der Mahnung rechnen, und läßt ſich der Geſamterfolg der Mahnungsaktion aus dieſen An⸗ fangserfolgen abſchätzen? Eine Zahlungsaufforderung wurde in den Verbandsmitteilungen in reklametechniſch gün⸗ ſtiger Aufmachung zwiſchen die Zeilen eines Leitartikels eingerückt, ſo daß ſie jedem Leſer auffallen mußte. Eine zweite folgte ſpäter als Druckſache, ſie war perſönlich ge⸗ halten und ging nur denen noch zu, die die erſte Mahnung offenſichtlich nicht beachtet hatten. Hier wie in vielen ähn⸗ lichen Verſuchen häuften ſich die Geldeingänge bis zum drit⸗ ten Tage. Aber bereits am vierten Tage ließ die Zahlungs⸗ freudigkeit nach, und am zehnten Tage wurden nur mehr 3 Prozent des Geſamtaufkommens gezahlt. Dies wieder⸗ holte ſich auch bei der perſönlichen Bearbeitung durch die Druckſachen. Man kann alſo behaupten: Die erſten drei Tage nach dem Verſand einer Zahlungsaufforderung an Schuldnermaſſen ſind für den Geſamterfolg maßgebend. Dieſes Experiment war noch deshalb beſonders inter⸗ eſſant, weil der betreffende Verband ziemlich gleichmäßig im ganzen Reich Mitglieder hat, alſo auch auf das ver⸗ ſchiedene Verhalten der einzelnen Stämme gegenüber den Mahnungen Schlüſſe gezogen werden konnten. So fielen einzelne Landesgruppen dadurch beſonders auf, daß nach der erſten Mahnung in der Verbandszeitſchrift ein über⸗ raſchend großer Teil der Mitglieder ſeine Beiträge einſandte, die zweite Mahnung aber wenig mehr fruchtete, d. h. in manchen Gegenden zahlt der Schuldner nach der erſten Mahnung oder gar nicht. Aehnliche Ergebniſſe zeigten ſich bei Unterſuchungen über die Wirkſamkeit von Dauerreklamen, wiederholter Plakatierung und Serieninſeraten. Daher können Firmen und Organiſationen aus dieſen Kurven und Statiſtiken nicht nur erſehen, wann ſie vorausſichtlich mit Geld rechnen kön⸗ nen, wenn ſie eine Mahnung an einem beſtimmten Tag ver⸗ öffentlichen, ſie können auch beurteilen, ob und in welcher Form eine wiederholte Zahlungsaufforderung ausſichtsvoll iſt, wann eine Propaganda„ermüdet“. Dann muß man eben die Mittel ändern oder für einige Zeit ausſetzen. Da Mahnungen Geld koſten und zunächſt neben dem Außen⸗ ſtand ſelbſt eine 00 Belaſtung darſtellen, ſo ſind dieſe rſchungen der Pſychotechnik und Maſſenpſychologie von größtem Vorteil für die Wirtſchaft: Sie helfen ihr, Geld ſparen Vielleicht würde auch die Steuerkaſſe größere Er⸗ folge haben, wenn ſie ſich nicht nur 55 den„Kuckuck“ des Steuereinnehmers verlaſſen, ſondern pfychologiſch wirkſam und geſchickt anmahnen würde. flitlerfreiplatz-ponden dei batsgꝛuppe de NS Deutſche Rechtſchreibung Von Dr. Otto Weddigen. Seit mehr als vierhundert Jahren geht der Streit um die Feſtlegung der deutſchen Schriftſprache. Während in der Neuzeit das phonetiſche Prinzip„Schreibe, wie du ſprichſt“ immer ſtärker in den Vordergrund tritt, hat in den voraufgehenden Jahrhunderten die hiſtoriſche Richtung, die darauf besteht, die Worte nach ihrer Abſtammung zu ſchrei⸗ ben, die Oberhand gehabt. Aber ſchon im ſiebzehnten Jahrhundert war man vor allem beſtrebt, den ungemein komplizierten Betrieb der Rechtſchreihung zu vereinfachen. Die deutſchen Sprachgeſell⸗ ſchaften unter Führung eines Gueintz und Schottel, haben in dieſer Hinſicht Hervorragendes geleiſtet. Juſtus Georg Schottel, ein Grammatiker des 17. Jahrhunderts, vertrat in ſeiner„ausführlichen Arbeit“ von der„Teutſchen Haupt⸗ ſprache“ den verſtändigen Grundſatz,„alle diejenigen Buch⸗ ſtaben, welche der Rede keine Hilfe tun und alſo überflüſſig ſeyen, ſollen und müſſen ausgelaſſen und nicht geſchrieben werden“. Man ſchrieb bisher„darumb“,„kommpt“, „nimmbt“,„undt“ und gelangt jetzt nach Schottels Lehre, unter Beſeitigung der ſtummen Zeichen, zur heutigen Ver⸗ einfachung. Noch tiefer war die Wirkung, die gegen Ende der friderizianiſchen Zeit ein Mann wie Adelung durch ſeine„Deutſche Sprachlehre“ und ſein„Kritiſches Wörter⸗ buch der hochdeutſchen Mundart“ ausübte. Der Schriftge⸗ brauch war damals noch ſehr ſchwankend, daß ſelbſt ein be⸗ rühmter Meiſter der deutſchen Sprache wie Wieland ſtöh⸗ nend erklärte:„Meine Frau muß es bezeugen, wie oft ich täglich dieſen Hund nachſchlage, aus Angſt, ein undeutſches Wort zu ſchreiben.“ Diemlich allein ſteht damals Klopſtock mit ſeiner 1779 erſchienen Schrift:„Ueber die deutſche Rechtſchreibung“, in der er energiſch den phonetiſchen Standpunkt vertritt. Klop⸗ ſtock ſchreibt wirklich unter Einführung neuer Zeichen ſo, wie man ſpricht, alſo etwa:„Ich wolte, ſo fil mir nur immer möglich were fon der jetzigen Rechtſchreibung einbehalten.“ Man hat früh genug das Sinnloſe dieſer Methode erkannt. Im neunzehnten Jahrhundert erklärte Scherer mit unver⸗ blümter germaniſtiſcher Grobheit die Phonetiker nach ihrer beſonderen Schreibung des Wortes:„Vieh“ als die„Fi⸗ Partei“. Sie wird in erſter Reihe durch Rudolf v. Raumer vertreten, wenn auch in gemäßigter Form. Ueberzeugt, daß die Ergebniſſe der gelehrten orthographiſchen Forſchung nie⸗ mals unter einen Hut gebracht werden könnten, ſtellte Rau⸗ mer deshalb die Einheit der Rechtſchreibung als das vor allem erſtrebenswerte Ziel hin. Der um dieſe Zeit entbrannte Kampf der Meinungen hatte zunächſt eine erneut zunehmende Unſicherheit der deut⸗ ſchen Rechtſchreibung zur Folge. Um ihr abzuhelfen, ver⸗ öffentlichten das hannoverſche Oberkollegium(1856), die Leipziger Lehrer(1857) und der Verein der Berliner Gym⸗ naſial⸗ und Realſchullehrer(1871) neue orthographiſche Re⸗ gelbücher. Was war die Folge? Faſt jede Schule, wie jede Behörde und jede Buchdruckerei machten ſich ihre„eigene“ Hausorthographie zurecht. Da griff 1876 endlich die preu⸗ ßiſche Regierung ein: Sie berief eine Konferenz nach Ber⸗ lin„zur Herſtellung größerer Einigung in der deutſchen Rechtſchreibung“. Ergebnis dieſer Konferenz und der ſich anſchließenden gründlichen Beratungen war die vielberu⸗ fene Erlaß des Miniſters Puttkamer(Kultusminiſter 1879 bis 1881) vom 21. Januar 1880„über die vereinfachte deutſche Rechtſchreibung in den preußiſchen Schulen“ und das durch ihn in allen preußiſchen Schulen eingeführte amt⸗ liche Regelbuch. Bayern hatte für ſeine Schulen ſchon 1879 ein von dem preußiſchen nur wenig abweichendes Regel⸗ buch eingeführt. Die anderen deutſchen Staaten lehnten ſich in der Neuregelung der Frage entweder an Preußen oder an Bayern an. Die weiteren Fortſchritte auf dem Wege zur Verein⸗ heitlichung der deutſchen Rechtſchreibuna knüpften ſich an den Namen des Hersfelder Gymnaſialdirektors Konrad Du⸗ den, der im Auftrage des Bibliographiſchen Inſtituts in Leipzig als notwendige Ergänzung zu den dürftigen amt⸗ lichen Regelbüchern 1881 ſein„vollſtändiges orthographi⸗ ſches Wörterbuch“ für den Schulgebrauch und einen„Ortho⸗ graphiſchen Wegweiſer“ für das praktiſche Leben herausgab. Die im Verhältnis zum Ganzen geringfügig zu nennen⸗ den Neuerungen der(zu Unrecht ſo genannten)„Puttka⸗ merſchen Orthographie“ riefen anfangs eine ſtarke Oppoff⸗ tion hervor, an der ſich auch der erſte Reichskanzler Fürſt Bismarck lebhaft beteiligte. Hierdurch wurde der auf die Dauer unerträgliche Uebelſtand herbeigeführt, daß die jun⸗ gen Leute die Rechtſchreibung, die ſie in der Schule halten lernen müſſen, nicht anwenden durften, wenn ſie in den Staatsdienſt traten. Auch ein großer Teil der Tagespre verhielt ſich anfangs ablehnend gegen die„Puttkamerei“. Aber die ungeheure Macht der Schule und des Buchdrucks im Verein mit der großen Verbreitung, die Dudens Wörter⸗ bücher in ganz Deutſchland fanden, ließ den Widerſpruch allmählich verſtummen, und die neue Rechtſchreibung wurde der jüngeren Generation je länger je mehr, die allein ge⸗ läufige. Eine weiter fortſchreitende Vereinheitlichung bedeuteten dann die Beſchlüſſe der von den Regierungen Deutſch⸗ lands, Oeſterreichs und der Schweiz einberufenen Berliner orthographiſchen Konferenzen von 1901 und 1904, vor allem aber die bald auch für die Reichsbehörden maßgebend ge⸗ wordenen Anordnungen des preußiſchen Kultusminiſters Studt von 1903, durch die in der Vereinfachung und Verein⸗ heitlichung der neuen Orthographie wichtige, aber immer maßvolle Schritte nach vorwärts getan wurden. Mit großer Freude zu begrüßen waren auch die Verhandlungen der Vertreter der Buchdruckvereine Deutſchlands, Oeſterreich⸗ und der Schweiz im Juni 1902 in Konſtanz, deren Ergebnis der in der Folge weitverbreitete ſogenannte Buchdrucker⸗ Duden war. Daß wir uns jetzt, ſoweit die deutſche Zunge klingt, einer leidlichen Einheit in der deutſchen Rechtſchrei⸗ bung erfreuen, iſt alſo weſentlich der Arbeit eines Konrad Duden mit zu verdanken. Kunſt und Wiſſen Reichsſchule des Buchhandels. Die hiſtoriſche Kantate der deutſchen Buchhändler in Leipzig nahm mit einem Empfang im neuen Rathaus ihren Anfang. Oberbürgermeiſter Gördeler wies darauf hin, daß die Leipziger Stadtverwaltung wie im vergangenen Jahre auch weiterhin beabſichtige, die Schulen durch Buchſpenden zu unterſtützen. Er hoffe, daß dieſes Beiſpiel anderen Städ⸗ ten zur Nachahmung dienen möge. Sodann unterſtrich Dr. Gördeler die hohen Aufgaben der neugegründeten Reichs⸗ ſchule des deutſchen Buchhandels, die auf Initiative des Präſidenten der Reichsſchrifttumskammer, Dr. Blunck, ins Leben gerufen worden ſei. Präſident Dr. Blunck feierte die hohen kulturellen und ſittlichen Aufgaben des deutſchen Schrifttums und des deutſchen Buchhandels. Reichs-Schütz⸗Feſt in Dresden. Eine eindrucksvolle Feier leitete das Reichs⸗Schütz⸗Feſt im Feſtſaale des Dresdener Rathauſes ein. Den muſikali⸗ ſchen Rahmen bildeten muſikaliſche Vorträge, ausgeführt von Mitgliedern der Sächſiſchen Staatskapelle und vom Kreuz⸗Chor. Der Geſchäftsführer der Reichsmuſikkammer, Präſidialrat Ihlert, ſchilderte Heinrich Schütz als Vater des deutſchen Muſikanten und der deutſchen Muſik. Die Reichs muſikkammer habe mit den Bach⸗Händel⸗Schütz⸗Feiern, die im Jubeljahr 1935 in ganz Deutſchland an den hiſtoriſchen Muſikſtätten veranſtaltet würden, die alten Ideale der deut⸗ ſchen Muſikerſchaft dem ganzen deutſchen Volke wieder ver⸗ mittelt. Danksagung. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme beim Heimgang unseres lieben Entschlafenen Herrn Georg Bühler, Mathäus Sohn sagen wir hiermit unseren innigsten Dank. Die trauernden Hinterbliebenen. Mhm.-Seckenheim, 21. Mai 1935. 2 Eintags-Küchen ültere Kücken und Junghennen laufend abzugeben Bonndorferstr. 35. immer und Küche an einzelne Perſon zu vermieten. Zu erfragen in d. Geſchäftsſt. d. Bl. Bohnen⸗ und Tomatenſtangen eingetroffen. Gg. Erhardt, Offenburgerſtr 15 3 Pritſchenrollen 4 Bordwagen in gutem Zuſtande, zu verkaufen. Offerten unter Rr. 526 an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. Taglohn-Zettel für Bauhandwerker Erklärung. Die Ausſagen, die ich gegen Georg Hammer jr, gemacht habe, ſind unwahr und Verſammlungs Kalender. f HJ. Heute Dienstag 17.45 Uhr in der Schulturnhalle in Uniform zum gemeinſamen Empfang der Rede des Führers antreten.— Donnerstag Scharabend. Fußballvereinigung. Das für heute angeſetzte Training fällt aus. Die Uebungsſtunden finden dieſe Woche wie folgt ſtatt. Morgen Mittwoch abend trainieren Schüler⸗ und Jugendmannſchaften. Anſchl. Jugendbeſprechung. Am Freitag abend iſt Training für alle Senioren⸗ ſpieler. Anſchließend Spielerverſammlung. „Jahn“. Unſer Vereinsausflug an Chriſti⸗Himmelfahrt führt in dieſem Jahre nach Bad⸗Dürkheim mit Endziel Forſt. Fahrt per Auto oder Bahn. Die Teilnehmer müſſen ſich bis ſpäteſtens Freitag, den 24. 5., in die aufgelegten Liſten im„Kaiſerhof“ oder beim Vereins⸗ führer einzeichnen. Fahrpreis ca. 1 RM. Mittag⸗ eſſen 1 RM. Heute Führer⸗Rede! Wer zu Hauſe keinen Radio hat, der gehe zum Gemeinſchaftsempfang ins Tbd. nehme ſie mit Bedauern zurück. Willi Schrumpf. (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des Nedtar-Bote — Inserieren bringt Gewinn! F111 An Ann U 2 ee ee e Bauerntum tn d e eee Von Dr. Karl Kollnig. Eine neue Heimatſchrift über das Sechkenheimer Bauerntum in Geſchichte und Gegenwart, in ſeiner Sprache, in Sitte, Brauch und Volksüberlieferung. 60 Seiten mit 6 Bildtafeln Preis: 1.30 Mä. Zu beziehen durch den Verlag„Neckar-Bote“ alaſt⸗Theater.