N 2. Blatt zu Wr. 117 Dienste, 21. Mai 1038 „Galbungsvolle Heuchelei“ Lord Snowden verlangt Ehrlichkeit gegenüber Deutſchland. In einem Aufſatz in der„Daily Mail“ verlangt Lord Snowden, der frühere britiſche Schatzkanzter, ehrliche Hand⸗ lungen eiſe geben ber Deutſchland. Der ehemalige arbeiter⸗ parteiliche Schatzkanzler ſagt, Europa treibe in einen Krieg hinein. Im Namen des Friedens würden die Rüſtungen in unerhörter Weiſe verſtärkt. Militäriſche Verträge und Pakte„gegenſeitigen Beiſtandes“ würden abgeſchloſſen, die zum Kriege anreizten. Der Völkerbund, der kollektive Si⸗ cherheit und Frieden ſchaffen ſollte, ſcheine zum demütigen Werkzeug der Großmächte geworden zu ſein. Der Kel⸗ logg⸗Pakt, durch den die Nationen auf Krieg als In⸗ ſtrument der Politik verzichteten, ſcheine in Vergeſſenheit geraten zu ſein, und man ſcheine ihn auf den Müll⸗ haufen geworfen zu haben. Seit Ende des Krieges hät⸗ ten die Siegermächte keine einzige Aenderung in ihrer Po⸗ litik vorgenommen. Eine Reihe rachſüchtiger„Verträge“ ſei den Beſiegten auferlegt worden. Dieſe Verträge ſeien ſchon damals als die Brutſtätten künftiger Kriege erkennbar ge⸗ weſen und hätten die Feſtlandſieger mit Furcht und Un⸗ ſicherheit erfüllt, weil ſie wußten, daß durch Gewalt auſ⸗ erlegte Ungerechtigkeiten von den Unterlegenen nur ſolange erduldet würden, als ſie machtlos ſeien. Snowden fährt dann fort: Anſtatt die Nachkriegsjahre zu benutzen, um die Ungerechtigkeiten von Verſailles zu be⸗ ſeitigen und Deutſchland möglichſt ſchnell in die Fa⸗ milie der Nationen zu bringen, haben die Alliierten es in einer Stellung demütigender Unterlegenheit gehalten, die keine große Nation auf die Dauer dulde. End⸗ lich haben nationaler Stolz und Nationalgefühl Ausdruck in einem neuen Führer gefunden. Die Jugend des Volkes hat mit Begeiſterung geantwortet. Die Alliierten haben die Bedeutung dieſes Vorganges nicht begriffen oder ſind zu bitter in ihrer Deutſchfeindlichkeit geweſen, um ihn anzuerkennen und die möglichen Folgen zu begreifen. Der Verfaſſer erinnert dann an die deutſchen Abrüſtungsvor⸗ ſchläge und bemerkt, Deutſchland war nur vom Gefühl der Selbſtachtung beherrſcht, als es ſich von der Abrü⸗ ſtungskonferenz und aus dem Völkerbund zurückzog. Dieſe Handlungsweiſe iſt von den Großmächten heuchleriſch beklagt worden, die zwar„die Tür für Deutſchlands Rückkehr offen gehalten“, aber keine Zuſicherungen gegeben haben, daß Deutſchland im Falle ſeiner Rückkehr eine andere Behand⸗ lung zuteil werden würde. Im Gegenteil haben die alliier⸗ ten Mächte keine Gelegenheit unbenutzt gelaſſen, um Deutſch⸗ land aufzuhetzen. In dem Weißbuch iſt Deutſchland allein alle Schuld an einer Vergrößerung der eigenen Rüſtungen zugeſchoben worden. Von Italiens„Milhonen Bajonet⸗ ten“ oder Sowfetrußlands ungeheurer Armee oder den gewaltigen militäriſchen Ausgaben Frankreichs und ſeiner Vaſallen iſt nicht die Rede geweſen. Der vom Völkerbund ausgeſprochene Tadel gegen Deutſchland wird ſicher als größte Tat ſalbungsvoller Heuche⸗ lei ſeinen Platz in der diplomatiſchen Geſchichte erhalten. Deutſchlands Politik kann bedauert werden, weil ſie ſei⸗ nen ehemaligen Feinden einen Vorwand gegeben hat, aber Deutſchland hat durch die e des Verſailler Vertrages keine moraliſche Verpflichtung ge⸗ brochen. Ein Vertrag, der mit Bedrohung von Bajonetten unterzeichnet wird, kann keine bindende moraliſche oder rechtliche Kraft haben. Der Verſailler Vertrag ſelbſt iſt ein flagranter Bruch der Verpflichtungen der alliier⸗ ten Mächte geweſen, auf Grund deren Deutſchland kapi⸗ tuliert hat. Die Grundlage des Waffenſtillſtandes beſtand in den 14 Punkten Wilſons, und beinahe alle dieſe Punkte ſind nicht eingehalten worden. Das Abrüſtungsverſpre⸗ chen der Feſtlandmächte iſt nicht erfüllt worden, die Feſt⸗ landmächte vergrößerten im Gegenteil ihre Rüſtungen und trofen militäriſche Vorkehrungen für die Einkreiſung Deutſch⸗ lands. In dieſen Intrigen ſpielte Sowjetrußland eine finſtere Nolte Es 9 5 ein Anblick für Götter, als Litwinow ſalbungsvoll als Verteidiger von Vertragsver⸗ pflichtungen auftrat und die Einmiſchung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder verurteilte. Wenn Groß⸗ britannien einen mutigen Vertreter gehabt hätte, ſo hätte er Litwinow an Sowjetrußlands Vertragsverleugnung und an ſeine Einmiſchung in die inneren Angelegenheiten an⸗ derer Länder erinnert und auch daran, daß der britiſche Steuerzahler anderthalb Schilling je Pfund Sterling für die Verleugnung der ruſſiſchen Schulden an Großbritannien zu zahlen habe. Das Mißtrauensvotum des Völkerbundes gegen Deutſchland und der kürzliche Angriff des Miniſter⸗ präſidenten gegen Deutſchlond in ſeiner Zeitſchrift machen Verhandlungen ſehr ſchwierig Welcher Mann oder welche Nation kann mit Fußlritten zur Zuſammenarbeit ge⸗ bracht werden? Lord Snowden ſchließt, nur eine Aenderung der inter- nationalen Politik kann den drohenden Krieg in Europa verhindern. Großbritannien hält den Schlüſ⸗ ſel zur gage in der Hand. Es kann die Nationen auf den rechten Weg bringen, wenn es ſich weigert, ein Werkzeug der Jefllandpolitik mit Intrigen zu werden, die Europa in zwei bewaffnete Lager teilt. Mehr denn je ſollte Freund. ſchaft mit deukſchland die Politik Großbritanniens ſein. Großbritannien ſollte aufhören, ſich von Frankreich und Italien mitziehen zu laſſen, es ſollte aufhören, mit Deutſchland zu ſlicheln und es ſollte Deutſchlands gerecht e Forderungen nach Gleichheit und ſogar ſeinen Forderungen nach Kolonien und Mandaten Gehör geben. Eine ſolche Hal. tung Großbritanniens gegenüber Veuͤtſchland würde geeig⸗ net ſein, den europäiſchen Frieden aufrechtzuerhalten. Wenn die europäiſchen Länder, die mit England ein diplomatiſches Bündnis haben, nicht auf Großbritanniens Anterſtützung für einen Krieg rachſüchtiger Politik rechnen können, dann werden ſie zögern, die Politik fortzuſetzen. Eine weiſe Führung durch Großbritannien iſt das dringende Gebot der Stunde. Das Ziel der Deutſchen Arbeitsfront iſt die Bildung einer wirklichen Volks⸗ und Leiſtungsgemeinſchaft aller Deut⸗ ſchen. Belennſt Du Dich dazu, dann ſtehe nicht länger abſeits. Tritt ein in die Deutſche Arbeitsfront! CCC ã ĩͤðâàLv Aufgaben des Schwarzwaloͤvereins 71. Hauptverſammlung in Freudenſtadk. — Freudenſtadt. Zum erſten Male ſeit der Verſchmel⸗ zung der beiden Vereine Baden und Württemberg war der Schwarzwaldverein Südgau zuſammengetre⸗ ten und er empfing zu Beginn ſeiner Hauptverhandlung von ſeinem Präſidenten Dr. Schneider hö hn⸗Frei⸗ burg richtunggebende Ausführungen über die künftigen Aufgaben des Schwarzwaldvereins als Träger der Volks⸗ verbundenheit, als Förderer des Fremdenverkehrs, als Er⸗ halter der Natur und als verpflichteter Vorkämpfer für die heute ſtaatlich geforderten Grundſätze in dieſer Richtung. Sodann überbrachte der Präſident der Ortsgruppe Freu⸗ denſtadt die Glückwünſche zur Feier des 50jährigen Beſte⸗ hens. Als Ehrengäſte waren das hockbetagte Ehrenmitglied Schwarz⸗Karlsruhe und der Ehrenpräſident des ſchwäbi⸗ ſchen Albvereins Prof. Dr. Nägele⸗Tübingen anweſend. Glückwunſchſchreiben hatten überſandt der württembergi⸗ ſche Reichsſtatthalter, der württembergiſche Miniſterpräſi⸗ dent, der württembergiſche Kultusminiſter und der badiſche Miniſter des Kultus und Unterrichts Dr. Wacker ſowie der Gau Baden für deutſche Jugendherbergen. Prof. Schuſter verwies namens des Bundes für Hei⸗ matſchutz und zugleich des württembergiſchen Landesamtes für Denkmalspflege auf die gemeinſamen Beſtrebungen dieſer Organiſationen mit dem Schwarzwaldverein. Er betonte dabei beſonders, daß im Sinne des Heimatſchutzes die übertriebene unſchöne Reklame in der Landſchaft in ihre Grenzen zurückgewieſen werden müßte. Schließlich ſprachen noch Vertreter des württembergiſch⸗ hohenzollerſchen Verkehrsverbandes und des ſchwäbiſchen Albvereins. Die Tagesordnung der Jahresverſammlung wurde innerhalb kurzer Zeit reibungslos erledigt. Die Neuwahl ergab die mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommene einſtimmige Wiederwahl des bisherigen Präſidenten Dr. Schneiderhöhn, der die Wahl dankend annahm. Hierauf wurde der Voranſchlag für das Jahr 1935 gutgeheißen und genehmigt. Als Tagungsort für die Jahresverſamm⸗ lung 1936 wurde Baden⸗Baden beſtimmt, nachdem die Bä⸗ derſtadt an der Oos in dieſem Jahr zugunſten von Freu⸗ denſtadt zurückgetreten war. Der Vorſitzende teilte dann noch mit, daß augenblicklich Verhandlungen über das Ver⸗ hältnis der Gebirgs⸗ und Wandervereine zum Reichsbund für Leibesübungen ſchweben. Das weitere Tagungspro⸗ gramm ſah verſchiedene Spaziergänge und eine Markt⸗ platzbeleuchtung vor. Am Samstag mittag hatten Bera⸗ tungen der Höhenwarte und des Verwaltungsausſchuſſes ſtattgefunden. Abends war das 50-jährige Beſtehen des Ortsvereins Freudenſtadt gefeiert worden. Epori⸗Nachleſe vom Sonntag. Schachwettkämpfe in Schwetzingen Mannheim ſiegt überlegen. I Schwetzingen. Am Sonntag fand im Zirkelſaal de⸗ Schloßgartens der mit großer Spannung erwartete Schach⸗ kampf der vier Städte Mannheim, Karlsruhe, Ludwigsha⸗ fen und Heidelberg ſtatt. Die Vormittagskämpfe brachten Mannheim und Ludwigshafen Siege über Heidelberg und Karlsruhe. Am Nachmittag ſpielten die Sieger der Vor⸗ runde ſowie die Verlierer gegeneinander. Dazu kamen die vier Jugendmannſchaften(je 12 Schüler), ſodaß zeitweiſe 150 Spieler an den Brettern ſaßen. In die Mittagszeit fiel die Vorführung der„lebenden Partie“, wobei die„Figu⸗ ren“ von Schülern des Hebel-Realgymnaſiums dargeſtellt wurden. Die zwei badiſchen Meiſter Rutz⸗Karlsruhe und Huſſong⸗Mannheim ſpielten eine hervorragende Partie. Als Schiedsrichter wirkte Großmeiſter Bogolfubow. Mann⸗ heim wurde überlegener Sieger mit zwei Mannſchafts⸗ ſiegen und 35,5 Punkten vor Karlsruhe und Ludwigshafen mit je 25 Punkten und Heidelberg mit 18,5 Punkten. Im Jugendwettkampf ſiegte Heidelberg mit zwei Mannſchafts⸗ ſiegen und 18,5 Punkten vor Karlsruhe mit 15 Punkten, Ludwigshafen mit 9.5 und Mannheim mit 5 Punkten. Fußball⸗Nundſchau Zwiſchen den beiden Länderſpielen gegen Spanien und die Tſchechoſlowakei beanſpruchten die Endrundenſpiele um die deutſche Meiſterſchaft das Hauptintereſſe. Praktiſch ſind die Entſcheidungen ja bereits in den Gruppen 1, 2 und 4 gefallen, wo Schalke 04, Hertha BSc und VfL Benrath die Spitze haben, aber ſowohl Hertha als auch Benrath be⸗ dürfen noch der endgültigen Beſtätigung. Berlins Meiſter z. B. leiſtete ſich am vergangenen Sonntag im Rückſpiel gegen den Sachſenmeiſter eine 1:2⸗Schlappe, die zwar die Berliner nicht von der Spitze verdrängt, weil ihr Torverhältnis ſehr gut iſt, aber ſie ſtehen nun doch vor der Notwendigkeit, das noch ausſtehende Spiel gegen Gleiwitz unbedingt gewinnen zu müſſen. Chemnitz, das dieſen Sieg vor 35 000 JZuſchauern in der Reichshauptſtadt erfocht, ſetzt nun alle Hoffnungen auf Gleiwitz! Benrath hat dagegen auch die vorletzte Hürde in Geſtalt eines 4:0⸗Sieges über den VfR Köln ſehr ſicher genommen. Wenn nun auch noch der VfR Mannheim ge⸗ ſchlagen wird, was anzunehmen iſt, dann hat Phönir Lud⸗ wigshafen trotz dem beſſeren Torverhältnis das Nachſehen. In der Gruppe 3 liegt die letzte Entſcheidung zwiſchen Stutt⸗ gart und Fürth, die ſich am nächſten Sonntag in Stuttgart gegenüberſtehen werden. Stuttgart gewann nämlich das Rück⸗ ſpiel gegen Jena mit 3:2 und erreichte Punktegleichheit mit Fürth.— Die Tabellen haben vor dem letzten Spieltag folgendes Ausſehen: Gruppe 1: 5 8 Spiele Tore Punkte Hertha BSc Berlin 5 21:6 822 Polizei Chemnitz 5„14:6 8:2 Vorw. Raſen Gleiwitz 5 710 3:7 Porck Inſterburg 5 26 1·5 Gruppe 2: 5 Spiele Tore Punkte Schalke 04 0 5 26:4 10:0 Hannover 96 5 20:11 84 Eimsbütteler Tod 5 9:19 427 Stettiner SC 5 4:25 19 Gruppe 3: 5 Sp.⸗Vgg. Fürth 6·4 VfB Stuttgart 10:9 6:4 Hanau 93 628 4:6 1. SV Jena 527. 426 Gruppe 4: 5 f Spiele Tore Punkte VfL Benrath 14:3 9˙1 Phönir Ludwigshafen 5 15:2 7:3 VfR Mannheim 5 8 2:8 VfR Köln 5 6:18 2:8 Eiche Sandhofen badiſcher Ninger⸗Meiſter Der zweite Endrundenkampf um die badiſche Mannſchafts⸗ meiſterſchaft im Ringen führte am Sonntag Alemannia Kuh⸗ bach und Eiche Mannheim⸗Sandhofen in Lahr⸗Kuhbach zu⸗ ſammen. Die Mannheimer, die ſchon den Vorkampf zuhauſe mit 13:5 Punkten gewonnen hatten, kämpften auch auf fremder Matter mit größtem Erfolg und trugen einen 12:5⸗ Sieg davon. Eiche ſicherte ſich damit den Titel eines badiſchen Meiſters. Die Reihe der überraſchenden Ergebniſſe in den End⸗ rundenkämpfen um die Südweſt⸗Ringermeiſterſchaft wurde auch in Schifferſtadt nicht unterbrochen. Der VfL Schif⸗ ferſtadt ſchlug den vorjährigen Südweſt⸗Gaumeiſter Mainz 8 8 überlegen mit 13:5 Punkten. Schifferſtadt hatte zudem noch Erſatz für Heißler, während Mainz in kompletter Be⸗ ſetzung zur Stelle war. 8 Der ſüddeutſche Mannſchaftsmeiſter im Ringen, Sieg ⸗ fried west Meiſerſhafte g am im Endrundenkampf um die Südweſt⸗Meiſterſchaft gegen den Saarzweiten, Thaleiſch⸗ weiler, nur 5 einem knappen 10:8⸗Erfolg, den Siegfried erſt a im letzten Kampf durch einen entſcheidenden Sieg des Er⸗ Europameiſters Gehring ſicherſtellen konnte. Ein Flugrennen der Rekorde Das dritte Rennen um den Deutſch de la Meurthe⸗Pokal für Landflugzeuge geſtaltete ſich zu einem wahren Rennen der Rekorde. Der Wettbewerb, der in dem Schneider⸗Pokal für Waſſerflugzeuge ſein Gegenſtück hat, kam bei Et am pes auf einem 100 Kilometer⸗Dreieckkurs zur Entſcheidung. Fünf Caudron⸗Renault⸗Maſchinen mit einem 330 PS⸗Kompreſſor⸗ Motor und einziehbarem Fahrgeſtell nahmen, von den beſten Piloten Frankreichs geſteuert, den Kampf auf und übertrafen den 100 Kilometer⸗Rekord für Lanoflugzeuge 35mal, der über 1000 Kilometer wurde zweimal verbeſſert.— Als Sieger aus dem Wettbewerb ging der Rekordflieger Delmotte her⸗ vor, der die insgeſamt 2000 Kilometer mit einem Stunden⸗ durchſchnitt von 443.965 Kilometern durchraſte. Luftfahrt⸗ miniſter Denain und die Stifterin des Pokals beglückwünſch⸗ ten den Sieger perſönlich zu ſeinem großen Erfolg. Marktberichte (Ohne Gewähr.) 4 5 Mannheimer Großviehmarkt vom 20. Mai. Angebot: 71 7 Bullen, 252 Kühe, 126 Färſen, 580 Kälber, 5 Schafe, 2074 Schweine, 5 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilo- gramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen a) 41 bis 42, 37 bis 40; Bullen a) 42, 39 bis 41, 35 bis 38; Kühe a) 35 bis 40, 28 bis 34, 24 bis 27, 19 bis 23; Färſen a) 42, 38 bis 41, 34 bis 37; Kälber a) 58 bis 63, 50 bis 57, 40 bis 49, 30 bis 39; Schafe geſtrichen; Schweine al)—. a2) 47 bis 51, b) 47 bis 52, 47 bis 82, d) 45 bis 49, Sauen 40 bis 45.— Marktverlauf: Großvieh und Kälber lebhaft; Schweine mittel. i 1 Getreidegroßmarkt vom 20. Mai: Alles ünverändert 5 Generalfeldmarſchall von Mackenſen in Budapeſt beim Beſuch des Helden⸗ friedhofes. Links ſein Sohn, Geſandter von Mackenſen. 1*„Weltbild(1). ee ere, — 5 g 5 1 1 5 1 a„ 2 3 1 5 8 1 3 5 1 5 1 1 1 f 1 14 1 11 ö 3 * 1 1 5 5 2 1 7 1 1 5 1 73 0 1 13 * l W 2 zeſtfront Frühjahr 1915 Nie Winlerſthlacht in der Ehampagne/ Sturm zwichen Maas und Moſel/ Wer ſoll die Lorettohöhe beſitzen? au Beginn des Jahres 1915 ſchwand für die deutſche Oberſte Heeresleitung vorerſt jede Ausſicht, auf dem Weſt⸗ Kriegsſchauplatz größere Operationen durchführen, ge⸗ ſchweige denn die Entſcheidung erzwingen zu können. Das veranlaßte den General v. Falkenhayn, Sicherungsmaß⸗ nahmen zu ergreifen. Ein Ausbau der Stellungen zur nachhaltigen Verteidigung wurde angeordnet. Daß Fal⸗ kenhayn nicht daran dachte, auf örtliche Vorſtöße zu ver⸗ zichten, verſteht ſich nach Lage der Dinge und dem Geiſte des deutſchen Heeres. Das konnte nur gegen ſtarken feind⸗ lichen Widerſtand geſchehen, und da der Feind die Zertrüm⸗ merung der deutſchen Front erſtrebte, entwickelte ſich im Frühjahr 1915 an einzelnen Punkten der Weſtfront ein hartnäckiges Ringen. Damals wurden für den Frontkämpfer Begriffe ge⸗ boren: Loretto— Champagne— Argonnen— Prieſter⸗ wald— Vogeſen. Wer im Frühjahr 1915 dort kämpfte, wer die Entwicklung des Stellungskrieges erlebte, die er⸗ bitterten Kämpfe um hundert Meter zerſtörten Grabens, wer Zeuge wurde, wie unter dem furchtbaren Eiſenhagel Die Mine ſpringt... und wirft die feindliche Stellung mit allem, was darin iſt, viele Meter hoch in die Luft. der Artillerie und Minen in monatelangem Beſchuß Dör⸗ 5 in Schutt gelegt, der Boden immer wieder zerhackt und Wald zu Staub zermahlen wurde, wer unter ſich die feind⸗ lichen Mineure arbeiten hörte und mit den feindlichen Dunamitladungen in die Luft ging, wer den erſten deut⸗ ſchen Gasangriff bei Ypern und die ſchrecken verbreitenden erſten Flammenwerfer in den Argonnen erlebte. der wird jenes Frühjahr niemals vergeſſen haben, auch nicht in der Hölle von Verdun oder der Somme oder Flandern. zum erſten Male Trommelfeuer Am 14. Februar 1915 betete die franzöſiſche Bevölke⸗ rung in den Kirchen für den Sieg der eigenen Waffen. Ge⸗ neraliſſimus Joffre hatte das Gebet befohlen als Einleitung für den Durchbruch in der Champagne. Die Winterſchlacht in der Champagne begann mit Teil⸗ e der Franzoſen Anfang Januar zwiſchen Perthes und Beauſéjour⸗Ferme gegen 8. Korps, 8. Reſervekorps und 19 Reſervedipiſion auf deutſcher Seite. Am 16. Fe⸗ bruar begann die erſte Welle der franzöſiſchen Großangriffe mit einem rasenden Feuer auf die Stellungen zwiſchen Souain und Beaufeéjour⸗Ferme. Nach zwei Stunden rollte die Feuerwalze auf das Hinterland, explodierende Minen flügten noch einmal die Trümmerhaufen um und zwei ene Korps traten gegen 8. Reſervekorps und 19. Re⸗ ervediviſion an. Im erſten Anlauf überrannte der Feind einige Punkte. Das war alles! Sofort einſetzende Gegenſtöße ſäuberten in erbitterten Nahkämpfen die Abſchnitte, ſo daß nur einige Grabenſtücke weſtlich von Perthes in der Hand der Angrei⸗ fer blieben. Am folgenden Tage wiederholte ſich der Eiſen⸗ hagel... Auf der Arbre⸗Höhe gingen einige Grabenſtücke verloren. Am 18. und 19. Februar das deus Bild: ſtun⸗ denlang raſte das Trommelfeuer auf die deutſchen Stellun⸗ gen, vergeblich rennen jetzt drei franzöſiſche Korps gegen die Front von Auberive bis Beauſéjour⸗Ferme. Hier be⸗ innt der traurige Ruhm der Champagne: eingeebnete räben, bnweggefegte Drahthinderniſſe, zerſchlagene Unter⸗ ſtände. In dieſe Löcher ſtrömt der kalte Regen und läßt den ſchmutzbedeckten Verteidiger frieren. Der greift nachts zum Spaten, um ſich notdürftig Deckung zu verſchaffen, am Vormittag ſucht er Schutz gegen einen raſenden Feuerorkan und vom Nachmittag bis zum Abend ringt er— oft genug im Nahkampf mit Bajonett und Handgranate— gegen eine vielfache Uebermacht. Am 22. Februar nimmt der Franzoſe die Großangriffe wieder auf. Noch zeigen die mehr als 800 Batterien ſeiner Artillerie unverminderte Angriffswucht, aber die Infanterie zerſplittert ſich bereits in Teilangriffen. Die deutſche Füh⸗ rung wird gezwungen, die artilleriſtiſche Unterlegenheit(nur etwa 200 Batterien bei ſchlechter Munition) durch geſchick⸗ ten Einſatz auszugleichen. Bald wagen ſich die franzöſiſchen Sturmtrupps nicht mehr aus den Gräben oder entweichen nach rückwärts. Aus einer Zwangslage wurde hier auf deutſcher Seite das Störungs⸗ und Sperrfeuer geboren, ſo wie die franzöſiſche Artillerie zum erſten Male das ſpäter ſo häufige Trommelfeuer zur Anwendung brachte. Ende Februar konzentrierte ſich der feindliche Angriff immer mehr auf die Höhe 196 nördlich von Le Mesnil. Rheiniſche, ſchleſiſche und Gardetruppen trotzten hier in Sturm und Regen allen Angriffen. Vom 12. 3. ab trieb der Franzoſe wieder Feuerorkan und Sturmwellen gegen das Trichterfeld um Perthes, und am 16. 3. ſetzte er noch einmal zum Schlag gegen die zerhackte Höhe 196 an. Vor den zer⸗ ſchoſſenen deutſchen Stellungen häuften ſich die Leichen der gefallenen Franzoſen... Nichts wurde erreicht. Als am 17. März der Befehl Joffres erging, den Angriff einzuſtellen, war der Durchbruch auf Attigny— das Ope⸗ rationsziel— nicht erreicht. Als einzigen Erfolg konnten die Franzoſen einen unbedeutenden Geländegewinn zwiſchen Perthes und Beauſéjour⸗Ferme aufweiſen. Dafür opferte Joffre 240 000 Mann, während die Verluſte auf deutſcher Seite nur etwa 46 000 Mann betrugen. heilige Kampfftätte Wenige Kilometer weſtlich von Lens liegt auf einer Höhe die kleine Kapelle Notre Dame de Lorette. Heute ſteht die Kapelle in ſtrahlendem Weiß. Oberhalb der Kapelle wirft ein Leuchtturm ohne Unterlaß ſeinen Licht⸗ ſtrahl über die Höhe und das Land. Der Turm ruht auf einem Maſſengrab von 30 000 Franzoſen, die Lichtbündel treffen Gräber von weiteren 70000 Franzoſen. Faſt 100 000 Mann opferte Frankreich auf der Loretto⸗Höhe Wie viele gab Deutſchland her? Seit dem Oktober 1914, als zum erſten Male deutſche Reiter die Kapelle betraten, wollte es nicht mehr ruhig wer⸗ den auf der Höhe. Die Kapelle wurde ein Trümmerhaufen und über die Höhe zogen die Gräben ein wirres Netz. Am 1. Januar 1915 erhielt das 14. Korps den Befehl,„bei der Loretto⸗Kapelle zunächſt ſoviel Boden zu gewinnen, daß dort ein Stützpunkt ausgebaut und die feindliche Artillerie⸗Beob⸗ achtung auf der Höhe unmöglich gemacht werden kann.“ Dieſer Befehl, als Vorbereitung für einen größeren Angriff beiderſeits des La Baſſéekanals gedacht, leitete die wechſelvol⸗ len Kämpfe auf der Loretto⸗Höhe und um die Stützpunkte zu ihren Füßen ein. Artillerie und Handgranaten, dazu Minen waren hier die bis zur der Schnepfenriethkopf verloren, während am 27. April die Oſtkuppe des Hartmannweilerkopfes wieder von den Bayern erobert wurde. Das ganze Jahr dauerte das zähe Ringen zwiſchen Alpenjagern und Bayern, am 22. Dezember flog der Franzoſe endgültig von der Höhe. Ein Satz im Heeresbericht Im Frühjahr 1915 war ein Satz im deutſchen Heeres⸗ bericht zur Gewohnheit geworden:„Kämpfe in den Argon⸗ nen und zwiſchen Maas und Moſel.“ Argonnen— Combreshöhe— Prieſterwald! Viel deutſches Blut iſt dort in jenem Frühjahr gefloſſen, aber auch viel deutſches Heldentum ward dort offenbar. In den Argonnen ſtand ſeit dem Herbſt 1914 das 16. Korps. In jenem Waldgelände zwiſchen der Champagne und der Maas kämpften Franzoſen und Deutſche um günſtige Stellungen, um einige wichtige Straßen, um eine Höhe. Immer ſehen dieſe Kämpfe tapfere Gegner, immer werden ſie mit einem großen Aufwand von Kampfmitteln jener Zeit geführt, und immer enden ſie verluſtreich für beide Seiten. Schrittweise mußte das 16. Korps im Januar und Februar den Boden dem Franzoſen entreißen. Aufopfernd müſſen die Diviſio⸗ nen in der zweiten Hälfte des Februar den Gewinn ver⸗ teidigen, beſonders um Vauquois und Malancourt. Hier verbreiten am 26. Februar zum erſten Male die Flammen⸗ werfer paniſchen Schrecken unter den Franzoſen. Auf den Angriff folgt eine Atempauſe, auf die Pauſe neuer Angriff. Am 14. März gehen auf der Bolange und weſtlich Bou⸗ reuilles franzöſiſche Minen hoch, Artillerie raſiert den Wald kahl. Der Angriff zerſplittert an der Abwehr der Württem⸗ berger, ebenſo der Angriff auf Vauquois am nächſten Tage. Ohne Unterlaß ſchlagen Granaten und Minen auf die deut⸗ ſchen Stellungen. Neue Angriffe der Franzoſen Anfang April ſcheitern. Die Frühjahrskämpfe in den Argonnen enden mit einer Niederlage der Franzoſen; aber noch wurde der Wald nicht Ruheſtellung. Auch auf der 02 bie 5 und im Prieſterwalde wurde es Sommer, ehe die Führungen eingeſehen hatten, daß hier ſo wenig wie in den Argonnen die Entſcheidung des Krieges fallen werde. Um zu der Einſicht zu gelangen, mußten die Franzoſen erſt die Durchbruchsſchlacht zwiſchen Maas und Moſel verlieren. Seit Jahresbeginn gehörten die die Wosvpreebene be⸗ herrſchende Combreshöhe und der Prieſterwald zu den win⸗ digen Ecken der Weſtfront. Auch hier wogten die erbitterten Kämpfe um einzelne Stützpunkte und Grabenteile hin und her. die Combreshöhe entwickelte ſich zuerſt zu einer Domäne der Minenſpezialiſten, und ſie war anfangs nicht weniger umſtritten, wie die Loretto⸗Höhe im Norden, nur daß ihr der Nimbus einer heiligen Stätte fehlte. Angriffe grauſamſten Vollendung an⸗ gewandten Kampfmittel. Trich⸗ ter entſtand neben Trichter. Bis Ende Februar kämpften die Badener zwiſchen den Trümmern der Kapelle verluſt⸗ reich, aber ohne greifbaren Er⸗ folg. Am 3. März flogen die Franzoſen durch Sprengung in die Luft und ein beſonders gut vorbereiteter deutſcher An griff brachte die Deutſchen ſo⸗ gar in die franzöſiſche Stellung. Es entſtand ein Gewirr von Gräben und Sappen;: unter der Erde wühlten Pio⸗ niere hüben und drüben einen Irrgarten von Stollen. Auf dem Hügel und im Tal bei Ablain, Careney und Gi venchy gab es keine Ruhe mehr. 5000 Mann verlor das 14. Korps im März bei der Höhe, und immer wieder wogten Angriff und Gegenſtoß hin und her. Um jeden Meter Boden ſtarben die Beſten noch bis Ende des Jahres. Da⸗ mals wurde die Loretto⸗Höhe zu einer heiligen Stätte, der Kampf zwiſchen den zermahle⸗ nen Trümmern der Kapelle ein heiliger Kampf.. Wer die Trümmer beſaß, dem ſollte der Endſieg ſein. Und ein anderer Name war damals in aller Munde: der Hartmannsweilerkopf. In den Vogeſen hatte ſich ein harter Gebirgskrieg entwickelt, erbittert geführt von on Alpenjägern und bayeriſchen Landwehrleuten. on den hohen Gipfeln des Gebirges beherrſchten die Fran⸗ zoſen Mülhauſen und Colmar. er Hartmannsweilerkopf wird beſonders unangenehm. Ein überraſchender Vorſtoß gegen den Berg am 4. Januar mißlingt. Aber der gut vor⸗ bereitete Angriff am 21. Januar hat Erfolg: die Kuppe iſt in deutſchem Beſitz. Dagegen ſitzt der Franzose nach wie vor auf den anderen Höhen vor Sennheim, er bedroht den Hartmannsweilerkopf und das Tal nach Oſten. Da ſtoßen in der Nacht vom 18. zum 19. Februar von Norden her in dem tief verſchneiten Gebirge die Bayern nach Sondernach—Metzeral vor,— ſie beſetzen die Linie die engl Selen e Faſt ſcheint es, als ſei damit die franzöſiſche Stellung erſchüttert. Da erobern die Fran⸗ zoſen nach heftigen Kämpfen am 5. März einen Teil der Gipfelſtellung auf dem Hartmannsweilerkopf, am 6. März nehmen ſie den Reichsackerkopf wieder. Zwei Tage ſpäter ſind die Bayern wieder droben, aber 12 Tage dauerte es, bis der Franzoſe unterhalb des Gipfels lag. Meter um Meter mußte hier teils im Nahkampf erſtritten werden, Schritt für Schritt mußten ſie den Hartmannsweilerkopf den wütenden Angriffen der Alpenjäger opfern. Am 6. April war die Kuppe wieder im Beſitz der Franzoſen, dann ging ſo hoch geweſen ſein. Vor Beginn des Großkampfes eine Stellung— nach dem Trommelfeuer ein Schutthaufen. der Franzoſen gegen das enge Grabengewirr koſteten den Deutſchen Gein zwische dem 17. und 20. Februar 2000 Mann, auf der Seite der Feinde werden die Verluſte doppelt Dabei beſtand der ganze Gewinn aus zwei Grabenſtücken an der weſtlichen Bergnaſe und am nordweſtlichen Hang. Auch hier 1 dem Stoß der Ge⸗ genſtoß, Verteidiger und Angreifer rannten ſich feſt und peinigten ſich mit Nahkampfmitteln. Nicht anders war es im Prieſterwald, wo die Straße Eſſey—Flirey und die Trümmer der Dörfer Fey en Haye und Regnieéville und ſpäter der Weſtteil des al⸗ des, der ſchon im April nur noch aus den kahlen Stümpfen zerſplitterter Bäume beſtand, die erbitterten Graben⸗ und Sappenkämpfe ſahen. „Vernichtung der deutſchen Truppen 1 St. Mihiel und der Moſel“ verlangte der franzöſiſche Armee: führer in ſeinem Befehl vom 5. April, der nach der Nieder⸗ lage in der Champagne die Durchbruchsoperationen zwi⸗ ſchen Maas und Moſel einleiten ſollte. Bis in den Som- mer hinein wollte der Franzoſe nicht glauben, daß der Durchbruch ſchon Mitte April an der zähen Abwehr der deutſchen Bataillone geſcheitert war. „Kämpfe in den Argonnen und zwiſchen Maas und Moſel“.. Wißt ihr Kämpfer aus den Argonnen, von der Combreshöhe, aus dem Prieſterwalde, was dieſer lapidare Satz für euch bedeutet hat? Kurt Winkler. — Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und industrie lietert schnellstens Neckar-Bote- Druckerei