* irren Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 5 Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr., Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. IV. 35: 1250. 35. Jahrgang Das Echo der Führerrede. Aus England. Die bedeutſame Rede des Führers und Reichskanzlers im Reichstag hat in ihrer unerbittlichen Folgerichtigkeit, ihrer wundervollen Klarheit und ihrer rückſichtsloſen Offen⸗ heit in der ganzen Welt einen außerordentlich ſtarken Ein⸗ bruck gemacht; ſie bildet das Thema aller bedeutenden Blät⸗ ter des Erdballs. Bei der Rolle, die England zurzeit in der eüropäiſchen Politik ſpielt und bei der Schlüſſelſtellung, die es für die weitere Behandlung der europäiſchen Fragen inne hat, richtet ſich unſer Intereſſe ganz beſonders auf die Aufnahme, die die Erklärungen des Führers jenſeits des Kanals gefunden haben. Da iſt als gediegenſtes und einflußreichſtes Blatt die „Times“ zu nennen, die in den letzten Monaten mit be⸗ merkenswerter Sachlichkeit und Unabhängigkeit Deutſchland Gerechtigkeit angedeihen zu laſſen ſich bemüht. Im Leit⸗ artikel dieſes Weltblattes heißt es u. a., die Rede des Füh⸗ ters habe ſich als vernünftig, offenherzig und großzügig herausgeſtellt. Niemand, der ſie in unpar⸗ keliſchem Geiſte leſe, könne daran zweifeln, daß die Punkte der Politik, die Hitler bezeichnet habe, ſehr wohl die Grund⸗ lage einer vollkommenen Regelung mit Deutſchland dar⸗ ſtellen könnten— einem freien, gleichgeſtellten und ſtarken Deutſchland, anſtatt einem zu Boden geſtürzten Deutſchland, dem vor 16 Jahren der Frieden„auferlegt“ worden ſei. Der weſentliche Inhalt der Erklärungen Hitlers ſei, daß es keine zurückſetzende Behandlung geben ſolle und geben könne. Er habe deutlich zugegeben, daß ſich Deutſchland von vertrag⸗ lichen Verpflichtungen losgeriſſen habe. Aber von Ver⸗ pflichtungen, die nicht freiwillig eingegangen wurden. Er habe höchſt feierlich erklärt, daß die deutſche Regierung un⸗ bedingt alle bisherigen Verpflichtungen innehalten werde, auch wenn ſie von früheren deutſchen Regierungen einge⸗ gangen ſeien., Times“ ſagt, Leute, die noch immer an dem ehrlichen Willen Hitlers zweifelten, könnten dar⸗ duf hingewieſen werden, daß es leicht für ihn geweſen wäre, dem öſtlichen Sicherheitspakt unter den von anderen vorge⸗ ſhlagenen Bedingungen zuzuſtimmen, wenn er nur bereit geweſen wäre, ihn mit innerlichen Vorbehalten anzuneh⸗ mien, Bei alledem aber ſchließe er die Möglichkeit von Ver⸗ (tagsreviſion nicht aus, die, wie er mit vollem Recht ſagte, dem Geſetz der ewigen Entwicklung ent⸗ ſpreche, Hoffentlich werde die Rede anderswo als eine aufrichtige und wohlüberlegte Aeußerung aufgenommen werden, die genau das bedeute, was ſie ſage: der Friede Europas habe keine größeren Feinde, als ſolche Leute, die eine Atmoſphäre des Mißtrauens gegenüber einer wichtigen und ſeit langem erwarteten Erklärung dieſer Art verbreiten wollten, ſogar bevor noch ihr Inhalt bekannt war. Im vorliegenden Falle habe die bloße Wahrſcheinlichkeit, daß Hitlers Haltung im ganzen verſöhnlich und friedfertig ein werde, zu einer voreingenommenen Propaganda ge⸗ führt, die darauf hinausgelaufen ſei, daß ein von dieſer Seite gereichter Oelzweig vergiftet ſein müſſe und daß jedes Argument Deutſchlands zugunſten eines Nachlaſſens im Wettrüſten nur bedeuten könne, daß der Sprecher noch nicht kriegsbereit ſei. Selbſt wenn dieſe Anſicht im gegenwärtigen Augenblick begründet wäre, würde es ein Verbrechen gegen den Frieden ſein, ſie zur Grundlage einer ſtändigen Poli⸗ ü zu machen. Auf jeden Fall könne und dürfe ſie keinen Einfluß auf das neue Luftbauprogramm der britiſchen Re⸗ gerung haben, das ſich auf die beſtehende Lage und nicht auf Mißtrauen hinſichtlich der Zukunft gründe „Times“ ſchließt, die Rede beſtätige in weitem Maße die Worte Sir John Simons in Kilmarnock vor einer Woche, daß die Ausſicht auf eine Vereinbarung über den Stand ber Rüſtungen ſich nicht vermindert, ſondern vermehrt habe infolge der Tatſache, daß es jetzt kein ſo großes Miß⸗ verhältnis mehr gebe wie früher. Für alle Men⸗ chen und Nationen guten Willens ſei dies eine große Ge⸗ legenheit, eine praktiſche Begrenzung der Rüſtungen zu⸗ ſandezubringen. Das Arbeiterblatt„Daily Herald“ ſagt in einem Leitartikel, die Antwort Großbritanniens auf die Rede Hit⸗ lers dürfe keinesfalls in der bloßen Erklärung beſtehen, daß möglichſt ſchleunigſt eine ſtärkere Luftflotte gebaut werden müſſe. Hitlers Rede bedürfe ſorgfältiger Prüfung, ihr Ton und Inhalt und ihre Hauptgedanken ſeien klar genug. Kei⸗ nesfalls könnten ſie ſo hingeſtellt werden, als ob dieſe Ge⸗ danken nicht diskutabel ſeien und keine Möglichkeit für eine ereinbarung enthielten. Hitlers Beitrag zum Sicherheits⸗ problem ſei alles andere als unbedeutend. Er ſei fraglos eine gute Grundlage, auf der die Verhandlungen wieder aufgenommen werden könnten. Die ſchwache Stelle ke, wie erwartet, die, daß Hitler es unterlaſſen habe, der owfetunion die Hand entgegenzuſtrecken. Dieſe ante Lücke müſſe ausgefüllt werden, wenn es wirkliche Be⸗ ſliedune eonon ſan Ie dar Frogs der Abrüſtung ſei Hitler 5 die hoffnungsvouſten Voraussagen e habe eine Abrüſtungskonvention ftizzlert, beten Abſchluß als gewaltiger Erfolg der Abrüſtungskon⸗ ferenz begrüßt werden würde. 5. 5 liberalen„News Chronicle“ 955 es, die lg des Tadels des Völkerbundes durch Hitler entſpreche dal Erwartungen. Sie mache die Lage weder heſſer noch ner, Das Blatt ſpricht die Hauptpunkte der Rede durch, ile lobenswerte Deutlichkeit“ der Ausführungen über 1 Rüſtungsbegrenzung feſt und ſagt dann:„In ihrer Ge⸗ lumtheit bilden dieſe Vorſchläge ein Angebot, deſ⸗ urück⸗ Donnerstag, den 28. Mai 1935 len Wichtigkeit gar nicht übertrieben wer⸗ den kann. Manches darin mag ungewiß ſein, es mag negative und poſitive Fehler, wie den Angriff auf Rußland, geben, aber niemand, der dieſe Vorſchläge ſorgfältig lieſt, kann bezweifeln, daß, wenn ſie morgen ausgeführt werden würden, die Welt ein ganz anderes Geſicht zeigen würde als heute. Es handelt ſich offenbar umein ganz ehrliches Angebot. Es iſt zu beachten, daß Hitler den Völkerbund als Werkzeug der von ihm angebotenen Zuſammenarbeit nicht ausſchließt. Die Oeffentlichkeit wird eine ehrliche Ant⸗ wort darauf erwarten. In einem eindrucksvollen Satze über die Torheit und Zweckloſigkeit eines moder⸗ nen Krieges hat der Reichskanzler die Anſicht der gro⸗ ßen Maſſen friedlicher Bürger nicht nur in Deutſchland zum Ausdruck gebracht; ſie erwarten von ihren Regierun⸗ gen, daß ſie ſeinem Angebot die verdiente Antwort zuteil werden laſſen. Unſeres Erachtens würde der einfachſte Weg die Einberufung einer neuen europäiſchen Frie⸗ denskonferenz ſein, die die Grundſteine des neuen europäiſchen Friedens zu legen haben werde. „Daily Mail“ ſpricht von einer leidenſchaftlichen Befürwortung des Friedens, einem Aufruf an die Na⸗ tionen, auf den dieſe in gleichem Geiſte antworten ſoll⸗ ten. Die beſorgt erwartete Rede ſei der Gelegenheit wür⸗ dig geweſen und werde vielleicht eine Epoche in der Geſchichte bezeichnen. Hitler werde Erleichterung und Hoffnung bringen. Da Deutſchland bereit zur Mitarbeit für die Sache des Friedens ſei, ſollte ihm auf halbem Wege entgegengekommen werden. Das Blatt geht dann zu einer Würdigung der Perſönlichkeit des Führers über, der ſeinen Ruhm durch Leiſtungen erworben habe, die von keinem mo⸗ dernen Staatsmann oder Führer übertroffen worden ſeien. Echo aus Paris Die Bedeutung der Führerrede wird anerkannt. Die mit Sparmung erwartete Reichstagsrede des Füh⸗ rers wird von der Pariſer Preſſe in größter Aufmachung wiedergegeben. Wie man dies von der franzöſiſchen Preſſe kaum anders erwarten durfte, machen eine Reihe von Blättern dem Führer wieder den Vorwurf, nur wenig Neues geſagt zu haben, obgleich ſie zugeben müſſen, daß ſeine Ausführungen über den Kommunismus, ſeine Kritik an der Haltung Litauens und ſchließlich ſeine aufklärenden Angaben über die Flottenpolitik nichts an Deutlichkeit zu wünſchen übrig ließen. Man unterſtreicht ferner die Ver⸗ ſicherung des Reichskanzlers, daß Deutſchland nichts ſehn⸗ licher wünſche, als mit Frankreich einen dauerhaften Frie⸗ den herzuſtellen. Der Außenpolitiker des„Echo de Paris“, Pe rti nag, behauptet, der Führer verſuche, durch Vorſchläge in die Reihe der dem Frieden ergebenen Völker Verwirrung zu tra⸗ gen(). Das deutſche Problem bleibe jedenfalls auch nach ſeiner Rede vollauf beſtehen und das hauptſächlichſte Ver⸗ dienſt des Problems ſei das, daß es die Unterzeichnung des franzöſiſch⸗ruſſiſchen Beiſtandspaktes rechtfertige. Im„Figaro“ nimmt Wladimir d'Ormeſſon zu den Aus⸗ führungen des Führers ausführlich Stellung. Er gibt zu, daß dieſe Ausführungen in ihrer Geſamtheit günſtig aufgenommen würden. Aus den 13 Punkten ergebe ſich der Eindruck, daß man nunmehr in einen Zeitabſchnitt der Entſpannung und Verhandlungen eintreten werde. Beſonders der letzte Teil der Erklärungen deute auf den Wunſch nach einer Befriedung und Verſtändigung hin. Es ſei ſehr geſchickt abgefaßt und ſehr ſinnreich durch das, was er ſage, was er durchblicken laſſe und was er ſchließlich nicht ſage. Die Wilhelmſtraße habe unbedingt den dreifachen Wunſch gehabt, England ein Höchſtmaß an Garantien zu geben, ſich nur vorſichtig auf das Gebiet der Pakte vorzu⸗ wagen und trotzdem die Tür für Verhandlungen offen zu laſſen. Beſonders der Hinweis darauf, daß eine Verſtändi⸗ gung nur ſchrittweiſe vollzogen werden könne, in⸗ dem man das Ziel nicht aus dem Auge verlieren dürfe, zeuge von beſtem politiſchen Geiſt. Was jedoch die Ab⸗ rüſtungsvorſchläge angehe, ſo müſſe man ſie mil größter Aufmerkſamkeit prüfen, denn hierbei handele es ſich um ein Manöver, das darauf hinausgehe, die Abſchaffung der Waf⸗ fen vorzuſchlagen, über die Deutſchland augenblicklich gar nicht oder nur in geringem Umfange verfüge. Der Außenpolitiker des„Paris Soir“ warnt davor, zeine ſo monumentale und nach Anſicht Hitlers ſo entſchei⸗ dende Rede“ leichtfertig zu kommentieren. Hikler habe eine Rede gehalten, die in mehreren Punkten neu und auf⸗ bauend ſei. Seine Vorſchläge müßten als Anregungen auf⸗ gefaßt werden. Sie ſeien im Grunde genommen eine Ank⸗ work auf die franzöſiſch-engliſche Erklärung vom 3. Februar. Hitlers Rede verdiene eine Antwort. und jn ſehr vieler Hin⸗ ſicht beſtehe ein unleugbares Intereſſe daran, ihn beim Work zu nehmen. Die Mächte, die ſich durch Taten oder durch gemeinſame Erklärungen verbunden hätten, hätten einmütig zum Aus⸗ druck gebracht, daß die Tür für Deutſchland offen bleibe. Die Rede bedeute im weſentlichen, daß Hitler an di⸗ Tür klopfe. Günſtige Aufnahme in Italien Die Reichstagsrede des Führers findet in italieniſchen politiſchen Kreiſen im allgemeinen eine recht günſtige Auf⸗ nahme. Dieſer Eindruck wird auch in Kreiſen, die der Re⸗ jerung naheſtehen, bestätigt, wenngleich man hier die An⸗ 1 hören kann, es wäre vielleicht wünſchenswert en ß die Ausführungen über Oeſterreich mit größerer r⸗ heit abgefaßt geweſen wären. 8 A Die 13 Punkte Baldwin ankwortet im Unterhaus dem Jührer.— Ein neuer Ton. London, 23. Mai. Die Reichstagsrede des Führers ſtand im Vordergrund der Erklärung, die der ſtellvertretende engliſche Miniſter⸗ präſident Baldwin am Mittwoch nachmittag im Unterhaus über die engliſche Wehrpolitik und ihre Zuſammenhänge mit der internationalen Lage abgab. Baldwins Erklärung dauerte etwa eine Stunde und ſteigerte ſich oft zu großen redneriſchen Höhepunkten. Es machte einen ſehr kiefen Eindruck auf die Abge⸗ ordneten, daß die Rede durch einen verſöhnlichen und groß; zügigen Geiſt gezeichnet war, wie er nur ſelten in den Aeußerungen engliſcher Miniſter ſeit dem Weltkrieg zum Ausdruck gekommen iſt. Totenſtille herrſchte im ganzen Hauſe, als Baldwin gegen Schluß ſeiner Ausführungen erklärte: Ich hakte einen beſonderen Redeſchluß vorbereitet, aber ich habe ihn zerriſſen, nachdem ich die Rede Hitlers im Reichstag geprüft hatte, und ich möchie nun in einem an⸗ deren Ton enden. Gleich zu Beginn ſeiner Ausführungen ging Baldwin auf einige der von Hitler mitgeteilten 13 Punkte der Reichs⸗ regierung ein Er brachte dabei Folgendes u. a. zum Aus⸗ druck: 1. Die Erklärung Hitlers, daß Deutſchland in der Luft Gleichheit mit den anderen Einzelſtaaten wünſcht, iſt eine Vaſtätigung der Baſis, auf der die engliſchen Pläne begründet ſind. 2. Der deutſche Standpunkt, daß Deutſchland nicht nur zu einer Erhöhung, ſondern auch zu einer Herabſetzung der Rüſtungsgrenzen bereit iſt, iſt ein ſehr wichtiger Gedankengang. 3. Die deutſchen Aeußerungen über einen Luftpakt auf der Grundlage des Locarnovertrages ſind um ſo wert⸗ voller, als Hitler ſagte, daß ein ſolcher Luftpakt von einer Begrenzung der Luftrüſtungen begleitet ſein ſolle, 4. Abſchnitte der Hitlerrede zeigen, daß er unſere An⸗ ſicht über den Schutz der Zivilbevölkerung gegen Luftangriffe teilt. 5. Wir begrüßen Hitlers Beitrag als Hilfe für eine all⸗ gemeine Regelung im Sinne des Londoner Protokolls. 6. Baldwin erklärte, daß er nicht auf die Aeußerungen des Führers über die oſteuropäiſchen Paktpläne Bezug nehmen wolle, da dieſe nicht in direkter Beziehung zu der jetzigen Wehrdebatte ſtünden. 7. Baldwin ſagte, daß die engliſche Regierung den Plan einer Koordination der engliſchen Wehrminiſterien zurzeit erwäge. Vermeidet Panikſtimmung! 8. Baldwin ging auf die engliſchen Aufrüſtungspläne über, die er mit einem mit großem Beifall aufgenommenen Appell an Unterhaus und Volk einleitete: „Vermeidet jetzt Panikſtimmung! Wir wollen nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Zuviel koſtbares Blut iſt vergoſſen worden.“ 9. Baldwin erklärte, der Schleier, der über den Hand⸗ lungen der drei autoritären Staaten liegt, iſt in Deutſchland zum Teil gelüftet worden. Laßt uns hoffen, daß er ganz geöffnet wird, damit wir offen miteinander ſein können. 10. Englands Luftaufrüſtungsmaß nahmen werden auf die Erklärung Hitlers begründet, daß ſein Ziel die Luftparität mit Frankreich iſt. 11. England beabſichtigt daher, ſeine Luftflotte auf 1500 Frontflugzeuge innerhalb von zwei Jahren zu er⸗ höhen. Luftgleichheit Deutſchland, Frankreich, England 12. Der Luftpakt und die Begrenzung der Luftrüſtungen find viel leichter zu erzielen, wenn die drei Länder Deutſch⸗ land, Frankreich und England vom ſelben Anfangspunkt ausgehen, d. h. wenn die Luftparität aller drei Staaten vor⸗ handen iſt. 13. Mit der engliſchen Induſtrie ſind Verhandlungen im Gange, um die Expanſion der Induſtrie für militäriſche Produktionszwecke zu erzielen: In dieſem Punkt will Eng⸗ land hinter keinem anderen Land zurückſtehen. Baldwin ſchloß ſeine Rede mit folgenden Worten: Ich glaube, in der Rede, die am Dienstag abend gehal⸗ ken worden iſt, einen Lichtblick zu erſpähen. Wir alle müſ⸗ ſen verſuchen, dieſes Lichtes habhaft zu werden. Wir müſſen einen neuen Enkſchluß faſſen. Ich glaube, daß es uns ſogar noch in elfter Stunde gelingen werde, aus dieſer Welt zu bannen, was für die Menſchheit entſetzliches Grauen und furchtbarſte Selbſtverwüſtung bedeuten würde. Der Rede Baldwins, die 55 Minuten dauerte, folgte lauter Beifall von allen Bänken des Hauſes. Der Reichskriegs miniſter in Gübddeutſchland Berlin, 22. Mai. Der Reichskriegsminiſter, General⸗ oberſt von Blomberg, unternimmt vom 22. Mai an eine dreitägige Reiſe nach Süddeutſchland. Bei dieſer Gelegen⸗ heit wird er eine Reihe württembergiſcher und ba⸗ di 20 1 1 8 aufſuchen. ie man dazu erfährt, nimmt auch Reichserziehungs⸗ miniſter Ruſt an der Reiſe teil. b 9 Die erſte Muſterung In den nächſten Wochen.— Jahrgang 1914 und 1915 die erſten Rekruten des neuen Heeres.— Wehrdienſt iſt Ehren⸗ dienſt. Berlin, 22. Mai. Der Leiter des Wehrmachtamtes im Reichskriegsmini⸗ ſterium, General von Reichenau, gab der deutſchen Preſſe in grundlegenden Ausführungen den Inhalt des neuen Wehrgeſetzes bekannt. Zur Frage, wie ſich die allgemeine Wehrpflicht i m Jahre 1935 zunächſt auswirken wird, machte General von Reichenau folgende Mitteilungen: Im Jahre 1935 werden die Geburksjahrgänge 1914 und 1915 gemuſtert und der Jahrgang 1914 zur Erfüllung der aktiven Dienſtpflicht ausgehoben. Der Jahrgang 1915 ſteht nach der Muſterung zunächſt zur Ableiſtung des Ar⸗ beitsdienſtes zur Verfügung. Die Dienſtpflichtigen dieſer beiden Jahrgänge ſind bereits durch die Behörden der allgemeinen und inneren Verwaltung in Perſonalblätk⸗ kern erfaßt. Die Muſterung beginnt im Juni, die Aushebung findet im Herbſt 1935 ſtatt. Die Ausgehobenen werden beim Heer und der Luftwaffe zum 1. November 1935 eingezogen. Die Kriegsmarine hat verſchiedene Einſtellungstermine, die ſich je nach der Ver⸗ wendung im Flokten oder Küſtendienſt über das ganze Jahr verteilen. Für Oſtpreußen wird außerdem noch der Geburts⸗ jahrgang 1910 zur Erfüllung der aktiven Dienſtpflicht gemu⸗ ſtert und ausgehoben. Die vorläufige Anweiſung für die Muſterung und Aushebung 1935 wird in Kürze im Reichs⸗ geſetzblatt veröffentlicht werden. Die Wehrpflichtigen aus den Jahrgängen 1913 bis 1910 können auf Grund freiwilliger Meldung zur Ableiſtung der aktiven Dienſtpflicht eingeſtellt werden. Eine Atuſterung und Aushebung dieſer Jahrgänge und der noch älteren kann vorläufig noch nicht erfolgen, da die Un⸗ terlagen hierzu erſt geſchaffen werden müſſen. Sie werden nicht mehr für die Ableiſtung der aktiven Dienſtpflicht, ſon⸗ dern nur zu einer kurzen Erſatzreſerveausbildung herangezogen werden. Geſuche um freiwilligen Eintritt in die Wehr⸗ macht können nur bis zum 1. Juli dieſes Jahres angenom⸗ men werden, da mit Beginn der Muſterung die Freiwilli⸗ geneinſtellung beendet ſein muß. Es wird gebeten, alle A n⸗ fragen an das zuſtändige Wehrbezirkskom⸗ mando zu richten. Wer nicht weiß. welches Wehrbe⸗ zirkskommando für ſeinen Wohnort zuſtändig iſt, erhält Auskunft auf der Ortspolizeibehörde. Ueber die neuen Wehrpflichtbeſtimmungen führte Gene⸗ ral von Reichenau u. a. aus: „Der Entſchluß des Führers und Reichskanzlers vom 16. März 1935 hat dem deutſchen Volk dis Wehrhoheit und da⸗ mit ſeine Ehre wiedergegeben. Die Größe dieſer Tat wird für ſich ſelbſt ſprechen, nicht nur in den heukigen Tagen, ſondern noch in ferner Zukunft. Wir Soldaten danken dem Führer, daß wir auf der Grundlage ſeines Enkſchluſſes unſere Arbeit aufnehmen konnten; mit uns dankt ihm das ganze deutſche Volk für dieſes Geſchenk von hiſtoriſcher Be⸗ deukung. Das neue Wehrgeſetz wurzelt tief in dem Grunde be⸗ ſten und ſtärkſten deutſchen Geiſtes, der vor mehr als 100 Jahren einem geknechteten Volk die Freiheit wiedergegeben hat. Es iſt aber auch befruchtet von der Kraft des National⸗ ſozialismus, der das heutige Deutſchland geſchaffen hat. Es iſt nationalſozialiſtiſch in ſeinem Geiſt und in ſeinen Forderungen, in ſeinen Rechten und in ſeinen Pflichten, denn es ſtellt die Pflicht, dem Volksganzen zu dienen und in ihm aufzugehen, vor das Recht, als Einzel⸗ perſon in unſerem Volk anerkannt und geſchätzt zu werden. Es ſtellt aber auch das Recht ſedes wehr würdigen und wehrfähigen Mannes feſt, ſeinem Volke mit der Waffe zu dienen, und macht die Stärke der Wehrmacht nicht abhängig von Parlament und Mehrheitsbeſchlüſſen. Es kennt keine Skandesvorrechte und keine Bildungs privilegien, nur Charakter und Leiſtung werden den Weg des Soldaten beſtimmen. Ehe ich auf das Geſetz im einzelnen eingehe, darf ich noch ganz kurz Ihre Aufmerkſamkeit auf das Wehrgeſetz vom 23. März 1921 lenken, das unter dem Druck des Verſailler Vertrages die geſetzliche Grundlage für die Reichswehr ge⸗ ſchaffen hat. Begriffe und Bezeichnungen aus dieſem Geſetz, die mit der Berufswehrmacht eng verbunden wa⸗ ren, ſind in das neue Geſetz nicht übernommen worden, um dieſe Periode unſerer Wehrpolitik auch äußer⸗ lich endgültig abzuſchließen. Ich möchte aber be⸗ tonen, daß wir Soldaten der Reichswehr keine Veranlaſ⸗ ſung haben, uns jener Zeit zu ſchämen. Im Abſchnitt 1 bringt Paragraph 1 die Leitſätze der allgemeinen Wehrpflicht: 1 5 „Wehrdienſt iſt Ehrenpflicht am deutſchen Volk. Jeder deutſche Mann iſt wehrpflichtig. Im Kriege iſt über die Wehrpflicht hinaus jeder deutſche Mann und jede deulſche Frau zur Dienſtleiſtung für das Vaterland verpflichte.“ Die Bezeichnungen für die Wehrmachtteile lauten in Zukunft: Heer, Reichsmarine, Luftwaffe. Mit der Bezeichnung„Reichskriegsminiſter“ folgt man lediglich dem in allen anderen Staaten üblichen Gebrauch. Die Chefs der Wehrmachtteile werden die Be⸗ zeichnung Oberbefehlshaber des Heeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe führen. Wehrpflicht 150 Wehrdienſt Die Dauer der Wehrpflicht iſt vom 18. bis zum 45. Lebensjahr feſtgeſetzt. Der Reichskriegsminiſter kann dieſe Dauer im Kriege und bei beſonderen Notſtänden er⸗ weitern. Dieſe Feſtlegungen ſtellen keineswegs eine Ueber⸗ ſpannung der Wehrpflicht dar. In allen europäiſchen Staa⸗ ten mit allgemeiner Wehrpflicht ſind etwa die gleichen Al⸗ tersgrenzen feſtgelegt, häufig ſogar noch darüber hinaus⸗ gehend, wie in Frankreich und in Rußland. Die Wehrpflicht wird durch den Wehrdienſt erfüllt, der aktiv in der Wehrmacht oder im Beurlaubtenſtande geleiſter wird. Die Anterkeilung des Beurlaubkenſtandes iſt derjenigen der Vorkriegszeit angeglichen, wie überhaupt auf bewährten Einrichtungen und Erfahrungen aufgebaut worden iſt. Der Mann tritt nach Erfüllung der aktiven Dienſtpflicht zur Reſerve über, der er bis zum 35. Lebensjahr an⸗ gehört. Zwiſchen dem 35. und 45. Lebensjahr gehört er der Landwehr an; die Jahrgänge über 45 Jahre, die im Kriege oder bei beſonderen Notſtänden einberufen werden können, bilden den Landſturm. Zur Erſfatzreſerve gehören die Wehrpflichtigen, die nicht zur Erfüllung der akti⸗ ven Dienſtpflicht einberufen werden. Auch die Erſatzreſervi⸗ ſten treten mit Vollendung des 35. Lebensjahres zur Land⸗ wehr über. Die Dauer der aktiven Dienſtpflicht wird durch den Führer und Reichskanzler feſtgeſetzt. Es iſt bereits verfügt, daß ſie— für alle Wehrmachtteile gleich— ein Jahr be⸗ trägt. Neben den langdienenden Unteroffizieren können Freiwillige im Heer auf ein weiteres Jahr, in Kriegsmarine und Luftwaffe auf insgeſamt vier Jahre ver⸗ pflichtet werden. Das Flottenperſonal der Kriegs⸗ marine und die Fliegertrupne wird ſich ausſchließlich aus länger dienenden! willigen ergänzen. Arbeitsdienn vor Wehrdienſt Die Erfüllung der Arbeitsdienſtpflicht iſt eine Voraus- ſetzung für den aktiven Wehrdienſt. Für das Jahr 1935 kann dieſe Vorausſetzung allerdings noch nicht gefordert werden. da die Arbeitsdienſtpflicht noch nicht geſetzlich feſtgelegt iſt. Gewiſſe Ausnahmen werden für die Uebergangszeit und auch auf weitere Sicht notwendig bleiben. Die Wehrpflichtigen werden durch die Erſatzdienſt⸗ ſtellen der Wehrmacht erfaßt. Die näheren Ausführungs⸗ beſtimmungen hierüber, auch über Wehrtauglichkeit, Zurückſtellung und Wehrüberwachung wird die deutſche Wehrordnung enthalten, deren erſter Teil als„Vorläufige Muſterungsanweiſung für 1935“ noch in dieſer Woche veröffentlicht werden ſoll. Die Erſatzorganiſation der Wehrmacht gliedert ſich in Wehrerſatzinſpektionen und Wehrbezirks⸗ kommandos, die in die zehn Wehrkreiſe eingeordnet ſind. In der entmilitariſierten Zone ſind Erſatzdienſtſtellen der Wehrmacht nicht eingeſetzt, dort werden die Wehrpflich⸗ tigen durch die Zivilbehörden erfaßt. Wehrunwürdige und Antaugliche Zur Erfüllung der Wehrpflicht wird nicht herange⸗ zogen, wer wehrunwürdig oder wer nach dem Gutachten eines Sanitätsoffiziers oder eines von der Wehrmacht be⸗ auftragten Arztes für den Wehrdienſt untauglich iſt. Wehr⸗ unwürdig iſt derjenige, der mit ſchweren Ehrenſtrafen ge⸗ richtlich beſtraft wird. Ariſche Abſtammung Vorausſetzung Ariſche Abſtammung iſt grundſätzlich eine Vorausſetzung für den Wehrdienſt, doch können Ausnahmen zuge⸗ laſſen werden, die durch Prüfungsausſchüſſe entſchieden werden. Die Richtlinien werden dahin gehen, daß ſolche Arier und Perſonen, die mit Frauen nichtariſcher Abkunft verheiratet ſind, bei freiwilliger Meldung zum aktiven Wehrdienſt zugelaſſen werden, die nach der Art ihrer bisherigen Betätigung, nach dem perſönlichen Geſamtein⸗ druck und nach Prüfung der politiſchen Zuverläſſigkeit für geeignet befunden werden. Reinraſſige Juden wer⸗ den zum aktiven Wehrdienſt nicht herangezogen. Die zum aktiven Wehrdienſt zugelaſſenen Nichtarier gelan⸗ gen nicht in Vorgeſetztenſtellungen. Für den Kriegsfall wird eine beſondere Regelung dieſer ſchwierigen Frage ein⸗ treten müſſen, die der Führer und Reichskanzler ſich noch vorbehalten hat. Die Wehrpflichtigen, die dauernd im Ausland leben oder für längere Zeit nach dem Ausland gehen wollen, müſ⸗ ſen grundſätzlich ihre Wehrpflicht in Deutſchland erfüllen. Es iſt jedoch zeitliche Zurückſtellung, in Ausnahmefällen ſo⸗ gar Urlaub bis zur Beendigung der Wehrpflicht möglich. Im Jahre 1935 ſollen im Ausland lebende Wehrpflich⸗ tige zum aktiven Wehrdienſt nicht herangezogen werden. Keine politiſche Betätigung Die Verſchwiegenheit über dienſtliche Angelegenheiten muß für jeden Soldaten eine ſelbſtverſtändliche Pflicht ſein. Soldaten dürfen ſich nach Paragraph 26 nicht politiſch betätigen. Dieſer Grundſatz iſt alt und bewährt. Es iſt klar, daß während der kurzen Dienſtzeit der Soldat ſeine ganze körperliche undn geiſtige Kraft auf die Ausbildung mit der Waffe lenken muß, daß er nur einer Befehlsgewalt, der der Wehrmacht unterſtehen kann. Infolgedeſſen ruht auch für alle Soldaten die Zugehörigkeit zur NS D A P, einer ihrer Gliederungen oder einem der ihr angeſchloſſenen Verbände für die Dauer des aktiven Wehr⸗ dienſtes. Desgleichen ruht das Recht zum Wählen und zur Teilnahme an Abſtimmungen. Keine Nachteile im Beruf Die Gebührniſſe der Soldaten werden durch das Reichsbeſoldungsgeſetz geregelt. Beſonders dringlich iſt eine Sicherungsvorſchrift gehal⸗ ken, die verhindern ſoll, daß dem einzelnen Wehrpflichtigen nach Ableiſtung ſeines aktiven Wehrdienſtes Nachteile in ſeinem Beruf entſtehen. Ebenſo iſt für freiwillig länger dienende Soldaten eine Verſorgung vorgeſehen, die eingehend in einem beſonderen Geſetz, dem Wehrmachtverſorgungsgeſetz, be⸗ handelt werden wird. Offiziere des Beurlaubtenſtandes Richtlinien für ihre Ernennung. Ifri einem amtlichen Merkblatt werden im Einzelnen die Richtlinien aufgeführt, die für die Ernennung zum Offizier des Beurlaubtenſtandes maßgebend ſind. Einleitend wird betont, daß der Weg zum Offizier o. B. jedem Wehrfähigen offenſteht, der als Soldat im heer gedient hat. Der erfolgreiche Abſchluß einer höheren Bil⸗ dungsanſtalt iſt nicht erforderlich, die Anwärter müſſen je⸗ doch nach Auffaſſung, Perſönlichkeit und Lebenswandel den an Führerperſönlichkeiten zu ſtellenden Anforderungen enk⸗ ſprechen, geordnete wirtſchaftliche Verhältniſſe nachweisen und für ſich, ſowie gegebenenfalls für ihre Ehefrau den Nachweis ariſcher Abſtammung erbringen. In Frage kommen aus dem Heer entlaſſene Verſor⸗ gungsanwärter, die zwei Abſchlußprüfungen mit Er⸗ folg beſtanden haben und ſolche, die anſtelle des Zivildienſt⸗ ſcheines eine Kapitalabfindung erhalten haben, e hema lige aktive und Reſerveoffiziere der alten und neuen Wehrmacht, ſoweit ſie die Grundausbildung für ihren Beruf bereits abgeſchloſſen haben. Vorausſetzung für die Ernennung iſt die Erfüß lung der aktiven Dienſtzeit von mindeſtens einem Jahr und die Durchführung von drei Reſerveübun⸗ gien, oder für Männer im Alter von 25 bis 35 Jahren, dir bisher keine militäriſche Ausbildung erhalten ha- ben, die Ableiſtung von zwei Ausbildungsübun⸗ gen, die je zwei Monate dauern. Nach deren Ableiſtung gelten dann dieſelben Vorſchriften wie für die aktiv Ge⸗ diente n. Außerdem kommen zur Ernennung zum Offizier d. 5 unter beſtimmten Vorausſetzungen ehemalige aktive und Reſerveoffiziere des alten Heeres ausgeſchiedene aktive Offiziere des Reichsheeres, ſowie Un⸗ terofftziere, die nach dem 1. April 1935 nach 2 iähriger Dienſtzeit ausgeſchieden und voll geeignet ſind, bzw. Unter⸗ offiziere, die nach zwölffähriger Dienſtzeit vor dem 1. April 1935 entlaſſen ſind, jedoch nicht älter als 45 Jahre ſein dür⸗ fen. Die zur Uebernahme in das Reſerveoffizierskorps Vor geſchlagenen müſſen ſich zur Ableiſtung von zwei Reſer⸗ veübungen nach Ernennung zum Reſerveoffizier ver⸗ pflichten. Den Schöpfern der allgemeinen Wehrpflicht Lorbeerkranz an den Gräbern Scharnhorſts und Boyens. Aus Anlaß der Verkündigung des Wehrgeſetzes hat der Reichskriegsminiſter, Generaloberſt von Blomberg, an den Gräbern der Generale Scharnhorſt und Boyen auf dem In⸗ validenfriedhof einen Lorbeerkranz der Wehrmacht nieder⸗ gelegt, um das Andenken der beiden Männer zu ehren, die vor 120 Jahren die allgemeine Wehrpflicht ſchufen und er⸗ hielten. Kurzmeldungen Begnadigung der 21 Salzburger Nationalſozialiſten. Der öſterreichiſche Bundespräſident hat die vom Salz burger Schwurgericht gegen 21 Nationalſozialiſten verhängten Todesurteile in Kerkerſtrafen von 20 bis 10 Jahren um⸗ gewandelt. Der Oberſte Gerichtshof hatte die Berufungen gegen das aufſehenerregende Urteil vom 2. März zurückver⸗ wieſen. Belgrad. Die jetzt vorliegenden Wahlziffern der Par⸗ lamentswahlen weiſen gegenüber den bisher bekannten Er⸗ gebniſſen eine Verſchiebung zugunſten der Oppoſition aus. Darnach hat die Regierung rund 1750 000 und die Oppoſt⸗ tion rund 1 100 000(früher 1 000 000) Stimmen erhalten Eine neue Friedenskonferenz? Die Reviſionsfrage als Kernproblem. Genf, 23. Mai. In den Genfer internationalen Kreiſen wird anerkannt, daß die Rede des Führers ein bemerkenswertes Programm enthält; in neutralen Kreiſen wird die Meinung ausgeſpro⸗ chen, aß ſie die Tür etwas weiter öffnet. Beſonderes In⸗ tereſſe finden die Ausführungen über die Reviſionsfrage. In edn Genfer Kreiſen, die objektiv nach einer pralk⸗ ſchen Löſung ſuchen, wird die Keviſionsfrage auch als das Kernproblem der in der Führerrede angeregten Trennung der Bölkerbundsſatzung von den Friedensverkrägen belrach⸗ tet. Man iſt der Meinung, daß dieſe Trennung ſchon formal große Schwierigkeiten bereiten und vielleicht die Einberu⸗ fung einer neuen Friedenskonferenz erforderlich machen würde. Wichtiger ſei aber der materielle Zuſammenhang zw ſchen den Beſtimmungen der Friedensverträge und der Tä⸗ tigkeit des Völkerbundes, der in vielen Fällen mit ihrer Durchführung oder Ueberwachung beauftragt fei. Deshalb ſei eine innere Loslöſung des Völkerbundes von Verſailles uſw. eben nur auf dem Wege der Reviſion der Friedens⸗ verträge zu erwarten. Das heiße Eiſen Der italieniſch⸗abeſſiniſche Streitfall. London, 23. Mai. Nach Meldungen aus Rom hatte der engliſche Botſchaf⸗ ter Sir Erie Drummond, der nach Rom zurückgekehrt itt, eine lange Unterredung mit Muſſolini, die ſich wahrſcheinlich auf Abeſſinien und auch auf den weſtlichen Luftpakt bezog. In einer„Times“-Meldung aus Genf heißt es, bei den Bölkerbundsmitgliedern werde das Vorgehen Italiens ſtreng beurteilt. Anſcheinend habe die italieniſche Regierung die Wirkungen nicht begriffen. Die Lage ſcheine ſich ſo zu ent. wickeln, daß zwiſchen zwei Möglichkeiten zu wählen ſein werde, entweder unterlaſſe es der Völkerbund, ſeine Pfli zu kun, oder er unternehme einen Schritt, den Italien viel⸗ leicht unerträglich finden würde. Erſte deutſche Welt⸗ Jugendherberge Heimſtätte für ausländiſche Wanderer. Berlin, 23. Mai. i Auf der letzten Konferenz der Internationalen Arbeits gemeinſchaft für Jugendherbergen im Herbſt 1934 in Lon⸗ don wurde beſchloſſen, in jedem Staat eine Jugend herberge zu beſtimmen, die dem ausländiſchen War derer eine Heimſtätte ſein ſoll. Der Reichsverband für deutſche Jugendherbergen, 58 ſeit Gründung der Internationalen Arbeitsgemeinſchaft ge, mäß ſeiner überragenden Bedeutung den Vorſitz in der 5 meinſchaft führt, hat hierfür die Jugendherberge Alten bei Hagen in Weſtfalen beſtimmt. 8 Am kommenden Samstag, 25. Mai, wird dieſe Juge f herberge, die überhaupt die erſte Jug— im Deutſchen Reich und in der geſamten Welt war, 5 den Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf 5 90 ihrer Beſtimmung als erſte deutſche Weltjugendher übergeben. die Die Jugendherbergsverbände der Welt werden an Roh- ſer Kundgebung durch Vertretungen teilnehmen. 515. men der Veranſtaltung werden die Fahnen der ars dem ſchen Verbände auf Burg Altena gehißt werden Die deder ſche Jugend betont damit wiederum ihren Willen m en zu Jugend aller Nationen durch gegenſeitiges Kennenlern gegenſeitigem Verſtändnis zu kommen. 8 ee, dus dem ladiscnen Land Die Thingſtätte auf dem Heiligen Berg. heidelberg. Am 22. Juni wird auf dem Heili Berg bei Heidelberg in Verbindung mit 15 0 nenwendfeier des Gaues Baden der NSA die neue Thingſtätte feierlich eingeweiht werden. Dieſe neue Stätte deren Spielfeld in vier verſchiedenen Ebenen liegt, die von den erſten Sitzreihen aus ſich bis zum Szenengebäude auf⸗ bauen und miteinander durch Treppenſtufen verbunden ſind, wird rund 17000 Menſchen faſſen können. Außerdem wird ſich von den oberſten Sitzreihen aus ein herrlicher Blick in das Neckar⸗ und Rheintal bieten. Das Programm für die Einweihungsfeierlichkeiten wurde vom Kulturamt der Reichspropagandaleitung zuſammengeſtellt. Es wird neben Dichtungen der jungen Generation eine Volks⸗Kan⸗ kate für Männer⸗ und Jugendchor bringen. Zur Auffindung der Leiche Dr. Kieffers. Freiburg, 22. Mai. Zu der Auffindung der Lei von Dr. Kieffer wird noch berichtet: Dee Leiche des 117 Bötzingen am Kaiſerſtuhl nach Vergiftung ſeiner vier Kinder verſchwundenen Arztes Dr. Kieffer wurde am 18. Mai von einem Hirtenbuben ein paar hundert Meter von der Hohen Brücke bei St. Wilhelm in einem Bach entdeckt. Der tote Körper war in dem Bachlauf zwiſchen zwei Steinblöcken ge⸗ klemmt; vermutlich iſt der Tote von dem ein beträchtliches Gefälle aufweiſenden Bach von weiter oben bis an dieſe Stelle getrieben worden. Spuren an der Leiche und eine in der Taſche vorgefundene Spritze laſſen darauf ſchließen, daß er, bevor er ſich in den Bach gleiten ließ, Einſpritzungen mit einem betäubenden Mittel machte. 5 Verbot einer katholiſchen Monatsſchrift. () Karlsruhe. Auf Grund der Verordnung des Reichs⸗ präſidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Fe⸗ bruar 1933 wurde die Verbreitung der im Verlag der Ka⸗ tholiſchen Ordensgemeinſchaft„Chriſt⸗Königs⸗Geſellſchaft vom weißen Kreuz“ in Meitingen(Bezirksamt Wertingen) erſcheinende katholiſche Monatsſchrift„Chriſt⸗Königsbote“ bis auf weiteres verboten. Gründe: Der bezeichnete Verlag verſucht, gegen die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung unter dem Deckmantel der katholiſchen Glaubenslehre in wei⸗ ten Kreiſen der Bevölkerung eine Kampfſtimmung hervor⸗ zurufen, die im Intereſſe der Staatsſicherheit nicht gedul⸗ det werden kann. 5 2 U Heidelberg.(Reichs feſtſpiele.) Von den er⸗ folgreichen Schauſpielern der Reichsfeſtſpiele wirken auch in dieſem Jahre in Heidelberg neben Heinrich George und Al⸗ bert Florath, Paul Wagner vom Theater des Volkes und Eliſabeth Stieler vom Nationaltheater Mannheim mit. Außer der Beteiligung an der Geſtaltung des Thingſpiels iſt Paul Wagner für den Grafen Wetter vom Strahl im „Käthchen“ und den Weißlingen im„Götz“ verpflichtet wor⸗ den. Eliſabeth Stieler ſpielt die Eliſabeth im„Götz“ und die Mutter im„Käthchen“. i Schriesheim.(Vom Führer beſchenkt.) Als der Führer vor einiger Zeit die Vergſtraße durchfuhr, wur⸗ de ein Kind der Witwe Walter hier von einem fremden Motorradfahrer angefahren. Dieſer Tage traf nun bei Frau Walter ein Bild des Führers mit einem Geldgeſchenk von 50 RM ein. I Weinheim.((Die Zitronen blühen.) In den Bahnhofsanlagen ſtehen etwa zehn Zitronenbäume in voller Blüte. () Karlsruhe.(Einbrecher feſtgenommen.) Vor einigen Tagen ſind in Baden⸗Baden Einbrecher durch ein Fenſter in ein Schlafzimmer im Erdgeſchoß eingeſtiegen und haben Schmuckgegenſtände im Werte von etwa 4700 AM entwendet. Einer der Diebe, ein 23 Jahre alter lediger Mann aus Heidelberg, konnte in einer Karlsruher Wirt⸗ ſchaft in dem Augenblicke feſtgenommen werden, als er Gäſten einzelne Teile der geſtohlenen Schmuckſachen zum Kaufe anbot. Die an dem Diebſtahl beteiligten Perſonen wurden in Heidelberg feſtgenommen. () Bühlertal.(Tödlich verunglückt.) Der Holz⸗ arbeiter Emil Herrmann geriet unter ein beladenes Lang⸗ holzfuhrwerk, deſſen rechtes Hinterrad ihm über die Beine führ. Der Verunglückte hat anſcheinend noch innere Ver⸗ letzungen erlitten, denen er im Krankenhaus Bühl erlag. ( Villingen.(Erhaltung der Trachten.) In Anweſenheit des Miniſterialrates Profeſſor Dr. Eugen Fehrle wurde hier ein Trachtenverein des Badiſch⸗Württembergiſchen Schwarzwaldes gegründet. Vertreter der Vereine ſollen jähr⸗ lich einmal zuſammenkommen und wichtige kulturelle Fragen des Trachtenweſens klären. Die Führung des neuen Schwarz⸗ waldgaues der Trachtenvereine wurde Kreisbauernführer Fich⸗ ter⸗Weiler(Amt Villingen) übertragen. Maikäferſterben im Rheinkal. Die letzten rauhen Nächte, die vielerorts in der Niede⸗ kung beiderſeits des Rheins zu leichten Frühfröſten führten, aben unvermittelt ein großes Maikäferſterben gezeitigt. illionen erſtarrter und erfrorener Käfer decken die Wege und Gebüſche der Laubwaldungen und in manchen Gegen⸗ den der Hardt, des Odenwalds und Pfinzgaues waren die Fluren buchſtäblich bedeckt mit Maikäferleichen, die man zu⸗ zammenkehren konnte. So iſt die Natur dem menſchlichen rnichtungsfeldzug gegen die Schädlinge zu Hilfe gekom⸗ men. Der Kampf gegen die Maikäfer hat überall beträcht⸗ liche Erfolge gebracht. Allein in der Hardt und im Pfinz⸗ tal wurden mehrere tauſend Liter Maikäfer geſammelt und abgeliefert, wobei im Durchſchnitt bis zu ſechs Pfennig für en Liter gezahlt wurden. Einzelne eifrig ſammelnde Fa⸗ milien brachten bis zu 60 Liter in einer Woche zuſammen und hatten ſo einen kleinen Nebenverdienſt von 2 bis 3 M. In den von Maikäferſchwärmen beſonders erfaßten Vienwaldgebieten links des Rheins wurden in wenigen gen durch organiſiertes Sammeln des Arbeitsdienſtes und Jungvolks etwa 25 Zentner der Schädlinge aufgeleſen und abgeliefert. r.... Gedenktage 2 4. Mai 1543 11 1 Nikolaus Kopernikus in Frauenburg geſtorben. 1848 Die Dichterin Annette Freiin von Droſte⸗Hülshoff auf Schloß Meersburg am Bodenſee geſtorben. 4872 Der Geſchichtsmaler Julius Ritter Schnorr v. Carols⸗ feld in Dresden geſtorben. Connenaufgang 3.53 Sonnenuntergang 20.01 ondaufgang 0.21 Monduntergana 10.06 Aus Stadt und Land Schwerer Verkehrsunfall Ein Toter, ein Schwerverletzter. Buhbach. In der Nacht zum Dienstag gegen 24 Uhr rannte ein mit zwei Perſonen beſetztes Motorrad kurz hin⸗ ker dem Nachbarort Nieder⸗Weiſel nach Nieder⸗Mörlen zu gegen ein aus der Richtung Butzbach kommendes Perſo⸗ nenauto aus Bad⸗Nauheim. Die Fahrer des Motorrades. der 27jährige Otto Häusner aus Pohl⸗Göns und die 20. jährige Eliſe Richter aus Nieder⸗Weiſel wurden bei dem Anprall zu Boden geſchleudert und ſchwer verletzt. Bei dem Mädchen krat der Tod auf der Stelle ein, der Jahrer Häusner wurde mit einem komplizierten Oberſchenkelbruch ins Nieder⸗Weiſeler Johanniter⸗Krankenhaus eingeliefert, wo er infolge ſtarken Blutverluſtes ſo ſchwer darnieder⸗ liegt, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt werden muß. Die Inſaſſen des Perſonenwagens, der nach dem Anprall 5 Straßenböſchung hinabfuhr, kamen mik dem Schrecken avon. Juchthaus für eine grauſame Mutter. Mainz. Eine ſelten grauſame und unnatürliche Mutter ſtand in der 35jährigen Margarete Rohmer aus Mainz⸗ Kaſtel vor der Zweiten Großen Strafkammer. Sie hatten ihren am 28. Februar 1929 geborenen Sohn Joſef in zwei Fällen in lebensgefährlicher Weiſe mißhandelt. Stock, Be⸗ ſenſtiel, Feuerzange und ähnliche gefährliche Werkzeuge dienten ihr zur Mißhandlung. Eines Tages ſchlug ſie dem ſechsjährigen Kind mit einem Hammer auf den Kopf, ſo daß eine ſchwer blutende Wunde entſtand. Das Kind mußte ins Krankenhaus gebracht werden, wo es erſt nach langer Pflege wiederhergeſtellt werden konnte. Kaum war das Kind aber wieder nach Hauſe zurückgekehrt, als es die glei⸗ chen Mißhandlungen erdulden mußte. Am 12. April 1934 ſchlug die unnatürliche Mutter es derart, daß es beſin⸗ nungslos wurde und abermals ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Das Kind war außerdem ſo unterernährt und verwahrloſt, daß es nach dem Urteil der Aerzte binnen kurzem ſeinen Qualen erlegen wäre. Nur weil die Ver⸗ brecherin nach ärztlichem Gutachten erolich belaſtet und etwas ſchwachſinnig iſt, kam ſie mit einer Strafe von zwei Jahren Zuchthaus davon, auf die vier Monate verbüßter Haft in Anrechnung kommen. * Kaſſel.(Lehrling begeht Selbſtmord.) In der elterlichen Wohnung wurde ein etwa 17jähriger Lehrling erhängt aufgefunden. Die Wiederbelebungsver⸗ ſuche blieben ohne Erfolg. Was den jungen Menſchen in den Tod trieb, iſt unbekannt. Ludwigshafen a. Ah.(Schnellgüterverkehr mit Frankfurt a. M.) Mit der Eröffnung der Reichsautobahn zwiſchen Frankfurt a. M. und Darmſtadt wurde auch zwiſchen Ludwigshafen a. Rh., Mannheim und Frankfurt a. M. ein Schnellgüterverkehr in reichsbahn⸗ eigenen Laſtkraftwagen aufgenommen, der ſeine Fahrten um 20.10 Uhr in Ludwigshafen beginnt und um 0.20 Uhr in Frankfurt a. M.⸗Hauptgüterbahnhof beendigt. In der Gegenrichtung fährt der Laſtzug um 1.30 Uhr in Frank⸗ furt ab, bedient zwiſchen 4.20 Uhr und 5 Uhr Mannheim und iſt um 5.40 Uhr in Ludwigshafen. Dadurch iſt die Zuſtellung der mit ihm beförderten Fracht⸗ und Eilgüter⸗ ſtücke ſchon bei der erſten Rollfahrt in den frühen Morgen⸗ ſtunden am Beſtimmungsort in jeder Hinſicht geſichert. Hinrichtung in Berlin Sühne für die Ermordung zweier Polizeihaupkleute. Berlin, 22. Mai. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Mittwoch früh iſt in Berlin der durch rechtskräftige Erkennt⸗ nis des Schwurgerichts vom 19. Juni 1934 wegen gemein⸗ ſchaftlichen Mordes zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilte Max Matern hingerichtet worden. a Er hat ebenſo wie der gleichfalls zum Tode verurteilte Michael Klauſe entſcheidend an der Ermordung der Polizei⸗ hauptleute Anlauf und Lenk mitgewirkt, die am 9. Auguſt 1931 in der Nähe des Bülow⸗Pletzes, des jetzigen Horſt⸗ Weſſel⸗Platzes, von Kommuniſten erſchoſſen wurden. Die Mordtat ſtellt ſich als ein wohlvorbereitetes, auf An⸗ weiſung der Gauleitung der KPD planmäßig durchgeführ⸗ tes Unternehmen dar dem zwei pflichttreue Beamte zum Opfer gefallen ſind. Mit Rückſicht hierauf hat der Führer und Reichskanzler es abgelehnt, bei Matern von dem Be⸗ gnadigungsrecht Gebrauch zu machen. Dagegen hat er die gegen Klauſe erkannte Todes⸗ ſtrafe im Gnadenwege in lebenslängliche Zuchthausſtrafe umgewandelt, weil Klauſe durch ſein offenes Geſtändnis den Behörden wertvolle Hilfe geleiſtet und die Aufklärung der Tat bis in alle Einzelheiten ermöglicht hat. Der im gleichen Verfahren ebenfalls zum Tode verur⸗ teilte Friedrich Broede hat im Gefängnis Selbſtmord verübt. 1 In der Iſar ertrunken? Seit einigen Tagen wird der Lokomotivheizer a. D. Jakob Zeiler von Landshut vermißt. Zeiler, der im 70. Lebensjahr ſteht, begab ſich am Abend von der Gaſtwirtſchaft„Zur Schwimmſchule“ auf den Heim⸗ weg. Man befürchtet, daß er dabei an die Iſar gekommen und den Tod in den Fluten gefunden hat. i Kinder auf dem Bahndamm. An der Bahnüberfüh⸗ rung Vitalisſtraße in Köln ereignete ſich ein ſchwerer Un⸗ glücksfall. Ein dreijähriges Mädchen und deſſen achtjährige Schweſter waren an dem Bahndamm hochgeklettert und hatten ſich auf den Bahnkörper begeben. Von einem kurz darauf von Aachen kommenden Zuge wurde das dreijäh⸗ rige Kind von der Maſchine erfaßt und getötet. a Ratte im Gänſeſtall. Der Poſtbote Stadler in Wa⸗ chenzell(Bayern) erlitt einen empfindlichen Verluſt dadurch, daß eine große Ratte in ſeinen Stall eindrang und zehn Gänſe tot biß. a Amſel im Rundfunk. Dieſer Tage machte der Reichs⸗ ſender München in Bamberg eine Tonaufnahme vom Ge⸗ ſamtgeläute der Bamberger Kirchenglocken. Als die Appara⸗ tur bereits auf das Geläute eingeſtellt war und ringsum ſchon feierliches Schweigen herrſchte, begann plötzlich eine Amſel aus einem der in der Nähe befindlichen Gärten zu flöten. Sie ſang ſo lockend und fauchzend, daß der Techniker nicht widerſtehen konnte und die Nadel zur Aufnahme auf⸗ ſetzte. . Mit dem Motorrad gegen einen Baum. Auf der Staatsſtraße Bayreuth Nürnberg fuhr ein 28 Jahre alter Flaſchnermeiſter aus Thüringen mit ſeinem Motorrad in der Kurve vor Creußen gegen einen Baum. Er wurde auf der Stelle getötet. Sein Soziusfahrer erlitt einen ſchweren Schädelbruch. Lalcale uud cliau Die Blütenkerzen leuchten Der große, mächtige Baum mit den dunkelgrünen Blät⸗ tern hat ſeinen feſtlichen Schmuck angelegt. Ganz unbeach⸗ tet hat der Kaſtanienbaum zu blühen begonnen und nun leuchten ſeine weißen Blütenkerzen hinein in den Frühlings⸗ tag... So ſeltſam wird uns immer bei ſeinem Anblick zu Mute: es iſt, als raune er uns Weiſen aus unſerer Kin⸗ derzeit zu, aus unſeren Spielen und Träumen, in die er mit ſeinem feſtlichen Kerzenſchmuck untrennbar verwoben war. Du biſt nicht wie die meiſten anderen Bäume, du biſt von Geheimnis umwoben und haſt dich in Lebenstraum und Vorſtellung der Menſchen verwurzelt. Zwar ſind erſt dreieinhalb Jahrhunderte vergangen, ſeit du nach Europa kamſt: aus dem fernen Oſten brachte dich ein Geſandter des deutſchen Kaiſers, und ſchnell ſchlugſt du Wurzeln und brei⸗ teteſt dich aus über die Lande. Und wenn auch dein edler Bruder ob ſeiner eßbaren Früchte in den Augen vieler als „nützlicher“ angeſehen wird und auch wir Kinder immer alljährlich im Herbſt wieder und wieder an deinen glän⸗ zendbraunen Früchten die Feſtſtellung machen mußten, daß du nur eine Roßkaſtanie biſt, ſo biſt du uns doch des⸗ halb nicht weniger lieb geworden. So biſt du verwoben mit unſerem Lebenstraum und immer wieder freuen wir uns, wenn wir dich ſehen und werden nachdenklich, wenn wir plötzlich bemerken, daß du blühſt und plötzlich daſtehſt in dem unbegreiflich ſchönen Schmuck deiner Blütenkerzen 0 Ihren 80. Geburtstag feiert morgen Freitag Frau Eva Volz, Ww. Rheinfelderſtr. 2. hier bei noch guter Geſundheit, körperlicher Beweglichkeit und geiſtiger Friſche. Auf den Vortrag heute abend im„Reichsadler“ der Bauſparkaſſe„Vaterhaus“ ſei auch an dieſer Stelle be⸗ ſonders hingewieſen. Mannheim— Berlin in 113 Minuten. Trotz nicht be⸗ ſonders günſtiger Windverhältniſſe legte das planmäßige Flugzeug der Blitzſtrecke Mannheim— Berlin, eine Ju 160, mit ſechs Fluggäſten die Strecke Mannheim— Berlin ohne Zwiſchenlandung in 113 Minuten zurück. l Selbſttötungsverſuch. In der Abſicht ſich das Leben zu nehmen, nahm ein in der Innenſtadt wohnender Mann eine größere Menge Tabletten zu ſich. Der Lebensmüde wurde mit dem Sanitätskraftwagen nach den Städtiſchen Krankenhaus gebracht. Das Vorfahrtsrecht nicht eingeräumt. Am Mittwoch früh ſtieß auf der Schwetzingerſtraße ein Lieferkraftwagen mit einem Straßenbahnzug zuſammen, wobei größerer Sach⸗ ſchaden entſtand. Die Schuld ſoll den Führer des Liefer⸗ kraftwagens treffen, der dem von rechts kommenden und auf einer Hauptverkehrsſtraße befindlichen Straßenbahnzug das Vorfahrtsrecht nicht einräumte. — Anrechnung der N8B50⸗Mitgliedſchaft auf die Lei⸗ ſtungen der DAF. Den alten Mitgliedern der NSBO und der NS⸗Hago bzw. des ehemaligen Kampfbundes des ge⸗ werblichen Mittelſtandes, die durch ihren Einſatz die Grund⸗ lagen der heutigen Deutſchen Arbeitsfront geſchaffen ha⸗ ben, ſind aus ihrer Mitgliedſchaft vielfach Nachteile erwach⸗ ſen, weil ſie ihrer Gewerkſchaft den Rücken gekehrt haben. Um dieſe Nachteile zu beheben, wird nach einer Mitteilung des Hauptamtes der NSBo den Mitgliedern der NSBO und NS⸗Hago die Möglichkeit gegeben, dieſe Zeit ihres Kampfes für den Nationalſozialismus in Anrechnung bringen zu laſſen. Die Anrechnung erfolgt, wenn für die fehlenden Beitragsmarken in der Zeit der Beitragsunter⸗ brechung bis zum 30 Auguſt 1935 der ermäßigte Beitrags⸗ ſatz von 0,60 RM knachgeklebt wird. Die Stellung von An⸗ trägen der früheren Mitgliedſchaft bei der DA muß ſpä⸗ teſtens bis zum 30. Juni erfolgt ſein. — Schärfere Sicherungsvorſchriften für Eiſenbahnüber⸗ gänge. Der Reichs und preußiſche Verkehrsminiſter ſtellt in einem Erlaß feſt, daß es ſich als zweckmäßig erwieſen hat, Eilenbahnübergänge in Schienenhöhe wirkſamer als bisher zu kennzeichnen. Während bisher nur vorgeſchrieben iſt, daß die Dreieckstafeln zur Kennzeichnung der Eiſenbahn⸗ übergänge im allgemeinen 150 bis 250 Meter vor dem Uebergang auf der rechten Seite der Fahrbahn ſichtbar auf⸗ zuſtellen ſind, beſtimmt der Miniſter nunmehr, daß die Warnungstafeln vor beſchrankten und unbeſchrankten Eiſen⸗ bahnübergängen rechts und links neben der Fahrbahn an⸗ zubringen ſind. Zur beſſeren Sicht ſollen die auf beiden Seiten der Fahrbahn angebrachten Schilder niedriger ge⸗ ſetzt werden, damit ſie günſtiger zum Abblendlicht der Kraftfahrzeuge liegen. Außerdem ſind zuſätzlich Merktafeln (Baken) mit roten, auffallendes Scheinwerferlicht zurück⸗ ſtrahlenden Schrägſtreifen(Rückſtrahlern) anzubringen. Alle zwei Jahre iſt planmäßig mit den Eiſenbahnverwal⸗ tungen und unter Zuziehung am Kraftverkehr beteiligter Kreiſe die Sichtbarkeit der Warnzeichen vor Eiſenbahnüber⸗ gängen zu überprüfen, und zwar ſowohl bei Tage als auch bei Nacht vom fahrenden Kraftfahrzeug aus. Schutzhaſtkoſten müſſen bezahlt werden Das ſächſiſche Oberverwaltungsgericht hatte ſich mit einem Kläger auseinanderzuſetzen, der zunächſt vom 1. April 1933 bis 13. November 1933 und dann nochmals vom 10. bis 27. Januar 1934 in Schutzhaft genommen worden war. Die Anordnung dazu war vom Polizeipräſidenten in Dres⸗ den auf Grund der Verordnung des Herrn Reichspräſiden⸗ ten zum Schutze von Volk und Staat vom 28 Februar 1933 ausgeſprochen. Nach ſeiner Entlaſſung erhielt der Kläger von demſelben Polizeipräſidium eine Zahlungsaufforderung für Schutzhaft in Höhe von 486 Mark. Er berſuchte, im Ver⸗ waltungsſtreitberfahren um dieſe Koſtenerſatzforderung her⸗ umzukommen, und zwar mit der Begründung, daß es für den Koſtenanſpruch an einer geſetzlichen Grundlage fehle. Das Obergericht ſtellte zunächſt feſt, daß es ſich um den Er⸗ ſatz derjenigen Koſten handelt, die der Staat für die Ver⸗ pflegung und Bewachung des Klägers während der Schutz⸗ haft aufgewendet hat. Dieſe Koſten ſeien nach einem Ta⸗ gespauſchalſatz von zwei Mark berechnet worden. Nach Meinung des Gerichts ſtellt die Koſtenanforderung einen Teil der Schutzhaftanordnung dar Die ganze Schutz⸗ haftanordnung aber ſei nach den beſtehenden geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen der Anfechtungsklage entzogen. . Die Ergebniſſe des Maunſchaftskampfes im Geräteturnen beim Tv. 98. Zu einem Mannſchaftskampf im Geräteturnen hatte am Samstag abend der Tv. 98 zwei Mannſchaften und zwar den Tv. Edingen und Tv. Bad Rappenau eingeladen. Vor Beginn des Kampfes begrüßte der Vereinsführer Würthwein die Turnergäſte und die Erſchienenen. Die Turnerinnen führten alsdann mit Beifall aufgenommene rhythmiſche und gymnaſtiſche Uebungen dor. Die Kämpfe verliefen dann äußerſt ſpannend und haben folgendes Re⸗ ſultat ergeben: Tv. 98 1. mit 559 Pkt.; Edingen 2. mit 483,5 Pkt.; Bad⸗ Rappenau 3. Sieger mit 478,5 Pkt. Die Einzelleiſtungen ergaben: Karl Volz, Tv. 98, 101 Pkt.; Georg Bühler, Tv. 98, 95,5 Pkt.; Alb. Raufelder, Tv. 98, 93 Pkt.; Jak. Grathwohl, Tv. 98, 92,5 Pkt.; Eugen Betz, Tv. Bad Rappenau, 90,5 Pkt.; Fritz Appel, Tv. 98, 90 Pkt. Mit einem anmutig vorgeführten Walzer⸗Reigen haben ſich dann die Turnerinnen ihren wohlverdienten Beifall geholt. Das intereſſante Treffen ſchloß mit einem gemüt⸗ lichen turnbrüderlichen Zuſammenſein. * Volksveutſche Pfingſten in Dſtpreußen. Wie der Landesverband Baden des VDA uns mitteilt, haben ſich für die große Pfingſttagung des VDA zu Königsberg allein aus Baden 750 Teilnehmer gemeldet, Dieſe unerwartet hohe Zahl iſt ein überwältigender Beweis für das lebendige Intereſſe, das unſere badiſche Weſtmark dem deutſchen Oſten entgegenbringt. Auch Baden will dabei ſein, wenn alle deutſchen Srämme ſich zuſammenſcharen, um vor aller Welt ihr Treuebekenntnis zu Führer und Volk abzulegen und den Brüdern im Memellande, die um ihres Deutſchtums willen Not und Verfolgung leiden, ihre unerſchütterliche Liebe zu bekunden. Es ift anzunehmen, daß in den nächſten Tagen noch zahlreiche Meldungen eingehen werden,— doch kann der Landesverband für ſeinen Sonderzug nur noch 50 Teil⸗ nehmer zulaſſen. Wer ſich daher mit dem Gedanken trägt, dieſe nie ſich wieder bietende Gelegenheit zum Beſuch der Oſtmark zu benützen, möge ſich raſch entſchließen und ſich ſpäteſtens bis Montag, den 27. Mai beim Landesverband Baden des VDA, Karlsruhe, Zirkel 30, melden. * — Fiſcher— erntet Schilfkolben! Der Gedanke, die Samen des Kolbenſchilfes, die als braune Zylinder unter den Namen Bumskeulen, Rohrkolben uſw. bekannt ſind, als Polſter⸗ und Füllmaterial zu verwenden, iſt nicht neu. Als Erſatz für das aus dem Ausland eingeführte Kapok kann aber dieſe lockere Maſſe Verwendung finden. Die Verſuche für weitgehende Einführung dieſer Schilfkolbenflocken ſind im Gange, und es iſt zu hoffen, daß ſie gut ausfallen. Es iſt alſo möglich, daß eine gewiſſe Nachfrage nach dieſer Flockenmaſſe einſetzt und deshalb ſollten die Fiſcher, wo es möglich iſt, die Schilfkolben ernten und trocknen. Wetterbericht Die Luftdruckverteilung hat ſich noch nicht ganz aus⸗ geglichen. Für Donnerstag und Freitag iſt deshalb zwar mehrfach heiteres, aber zu Gewitterſtörungen geneigtes Wet⸗ ter zu erwarten. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Donnerstag, 23. Mai: Miete D 24 ünd für die NS⸗ Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 182 bis 183: Wenn der Hahn kräht. Komödie von Auguſt Hinrichs. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr. Freitag, 24. Mai: Miete F 23, Sondermiete F 13: Die Gärtnerin aus Liebe. Oper von Mozart. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Samstag, 25. Mai: Nachmittags, Schülermiete A: Carmen. Oper von Georges Bizet. Anfang 15, Ende 18.15 Uhr.— Abends: Miete G 24, Sondermiete G 12 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 384 bis 386: Wenn der Hahn kräht. Komödie von Auguſt Hinrichs. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr. Rufnamen des deutſchen Volkes Von Erich Wentſcher. In der Buchhandlung des Waiſenhauſes Halle (Saale) läßt der bekannte Sippenforſcher eine auf⸗ ſchlußreiche Studie erſcheinen, der wir nachſtehen⸗ den Abſchnitt entnehmen. Die Lebenskraft und Volkstümlichkeit der altdeutſch⸗ heidniſchen Namen überwand mit dem Ausgang der Karo⸗ linger noch einmal die chriſtliche Erſchütterung, und wir haben im 10. und 11. Jahrhundert wieder ein deutſches Namenbild von ſtarker Einheitlichkeit. In den Biſchofs⸗ liſten vom Anfang des 10. Jahrhunderts bis um 1125 trägt unter 11 Biſchöfen von Chur keiner mehr einen fremden Namen. Dieſe überwiegen nur im Bistum Olmütz(5: 1), ſtehen auch in Prag wie 2:7, ſind aber ſonſt unter etwa 400 Biſchofsnamen nur zwölfmal vertreten, wobei es ſich noch mehrfach um Männer nichtdeutſcher Herkunft handelt. Zu den ſeltenen Ausnahmen jener Epoche gehören der Kleriker Adam von Bremen, der Laie Chriſtian, Graf im Gaue Serimunt und Schwager des großen Gero, Sophie, die 978 geborene zweite Tochter Kaiſer Ottos II. und der Griechin Theophano, Eva von Luxemburg, die Schweſter der Kaiſerin Kunigunde, und Cäcilie von Sangerhauſen, die mit dem erſten Landgrafen Ludwig von Thüringen vermählt war. Bei ſolcher Einheitlichkeit des Stils, die in den romani⸗ ſchen Nachbarländern nicht annähernd erreicht wurde, ent⸗ decken wir indeſſen eine langſame Verkümmerung der alten Schöpferkraft durch immer ſtraffere Traditionsbildung. Die⸗ ſes Phänomen geht wohl davon aus, daß man ſehr frühe ſchon verſuchte, das Fehlen erblicher Namen auszugleichen und den Perſonennamen einen Familiencharakter beizu⸗ legen. Das genealogiſche Prinzip wirkte ſich in unſerer Na⸗ mensgebung viel früher und kräftiger aus als in der grie⸗ chiſchen. Man diente ihm, indem man die Namen eines Geſchlechts möglichſt ähnlich formte und dadurch den Zu⸗ ſammenhang betonte. Die Glieder eines Geſchlechts er⸗ hielten dann Namen mit gleichem Anlaut und ſtabreimarti⸗ ger Verbindung(Gunther, Gernot, Giſelher) oder vererbten einander einen gleichen Wortſtamm(Siegmund, Sieglinde, Siegfried) oder nutzten auch beide Möglichkeiten gleichzeitig (Heribrand, Hildebrand, Hadubrand). Edward Schröder hat uns vorgeführt, wie ein Elternpaar zur Zeit Karls des Großen, Hildibrand und Gertrud, durch einfache Umſtellung der Wortſtämme fünf Söhne und fünf Töchter, alſo zehn Kinder, neu benennen konnte, ohne einen neuen Wort⸗ ftamm zu Hilfe zu nehmen. Alle Geſchlechter, die einer Tradition fähig und würdig waren, bedienten ſich bald einer ſolchen Abſtempelung, und wir denken hier an die Oſtgoten Theoderich, Theodahad, an die Franken Chlodwig, Chloderich, Chlodomar, Chlotachar, Childebert und Chilpe⸗ rich oder auch an Ingo und Ingraban, Immo und Ivo in Guſtav Freytags„Ahnen“. So war die Urſtufe des ſpäteren Familiennamens gefunden, ein Familienklang, der die Stammesverwandtſchaft laut bekundete, aber die freie, ſchöpferiſche Namenwahl zugleich zügelte und den Sinn der Namen mehr in den Hintergrund treten ließ. Gegen 1100 lag das Feld zwei neuen Entwicklungs⸗ wellen offen: der Bildung der Familiennamen und dem Sieg der kirchlichen Rufnamen. Das Zwei⸗Namen⸗Syſtem eroberte ſich etwa 1100 die Gaue und Stände, wobei der jüngere Beiname allmählich Erblichkeit und Uebergewicht gewann, der ältere Perſonen⸗ name aber langſam zum untergeordneten Vor⸗ und Ruf⸗ namen herabſank und ſeinen Erkennungswert mehr und mehr einbüßte. So konnte denn eine neue Welle von Fremdnamen die gelockerte Poſition der alten Perſonennamen über⸗ ſchwemmen und unſere Rufnamenwahl in einen engen, ſtarren Rahmen ſchlagen. Zudem wurde der neue Vorſtoß der Kirche, der mit Beginn des 12. Jahrhunderts einſetzte, genährt und gefördert von den Strahlungen der ritterlichen Kultur Frankreichs, von der ſteigenden Wärme des Heili⸗ genkults und dem belebteren Verkehr der Stauferzeit mit Italien und der Levante. Auf den Pfaden der reifenden Kultur drangen lateiniſch⸗griechiſche Namen und die Na⸗ men der Heiligen Schrift wieder in Deutſchland ein, zu⸗ nächſt tropfenweiſe, bald aber ſchneller als zur Karolinger⸗ zeit und endlich mit ganzem Erfolg. Zwei Auguſtinerinnen vor Gericht Der zweite Fall der Deviſenverbrechen von Orden. Berlin, 22. Mai. Vor dem Berliner Schnellſchöffengericht begann am Mittwoch der zweite Prozeß aus dem Geſamtkomplex der Deviſenverbrechen katholiſcher Orden. Unter der Anklage des fortgeſetzten Deviſenvergehens in fünf Fällen haben ſich diesmal zwei Angehörige des Ordens der Auguſtinerinnen, die 56jährige Generaloberin Maria Menke, genannt Schweſter Neophyſtia, und die 57jährige Generalſchaffnerin Gertrud Dohm, genannt Schweſter Englaia, zu ver⸗ antworten. Die Vorgeſchichte deckt ſich im weſentlichen mit den Feſt⸗ ſtellungen aus dem Prozeß, der in der vorigen Woche durch⸗ geführt wurde. Es wurden zur Finanzierung eines Kran⸗ kenhauſes in Köln im Jahre 1929 bei der Inkaſſobank jn Amſterdam zwei Anleihen zu je 1,2 Millionen Gulden, alſo etwa vier Millionen Reichsmark, mit 8 bzw. 7 v. H. auf⸗ genommen. Zur Beſchaffung des Anleihekapitals gab die Inkaſſobank Obligationen aus. Im Jahre 1932 erteilte der Leiter der Univerſum⸗Bank, Dr. Hofius, der auch hier wieder eine Rolle ſpielt, den Rat, den niedrigen Kurs⸗ ſtand der Anleiheobligationen zum Rückkauf auszunutzen. Es wurden insgeſamt Obligationen im Nennwert von 210 000 und ein Poften Univerſum⸗Bankaktien im Nenn⸗ wert von 5000 holländiſchen Gulden für etwa 200 000 Reichsmark erworben Dieſe Summe wurde in Einzelbeträ⸗ gen von 5000 bis 10 000 Mark von verſchiedenen Schwe⸗ ſtern, die dabei unter dem Schutz ihrer Ordenskleidung auf⸗ traten, in Briefumſchlägen heimlich über die bel⸗ giſche Grenze geſchafft. Die Veranlaſſung zu dieſen Schiebungen gab die Angeklagte Menke, während die Ange⸗ ſchuldigte Dohm Hilfe leiſtete. Die angekauften Wertpapiere würden in dem belgiſchen Kloſter St. Vith niedergelegt. Dieſer Effektenbeſtand der Genoſſenſchaft im Auslande hätte der Reichsbank angeboten werden müſſen. Die Angeklagte Wenke hat ein volles Geſtänd⸗ nis abgelegt und auch erklärt, daß ſie ſich über die Trag⸗ weite ihrer Handlungen bewußt war. Auch die Mitange⸗ klagte Dohm hat ihre Beteiligung zugegeben, will aber nicht in der Lage geweſen ſein, die Folgen zu überſehen. Das Arteil Das Gericht verurteilte die Generaloberin Marie Menke zu fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverluſt und 121 000 Mark Geldſtrafe. Anſtelle der Geldſtrafe ſoll im Nichtbeitreibungsfalle eine Zuchthausſtrafe von weiteren 12 Monaten und zwei Tagen treten. Die Angeklagte Dohm wurde wegen Beihilfe zu zehn Monaten Gefängnis und 1000 Mark Geldſtrafe verurteilt. Ferner wurde die Einzie⸗ hung von 190 000 Mark angeordnet. Für dieſen Betrag haf⸗ tet die„Genoſſenſchaft der Cellitinnen nach der Regel des Heiligen Auguſtinus in Köln E. V.“. Die Angeklagte Dohm ſoll von der weiteren Haft verſchont werden, wenn eine Kaution von 5000 Mark beigebracht wird. Die Arteilsbegründung In der Urteilsbegründung wandte ſich der Vorſitzende u. a. gegen die bereits mehrfach erwähnten Aeußerungen gewiſſer Auslandsſtellen, die das Vorgehen der deut⸗ ſchen Zollfahndungsſtellen und die Verhaftung zahlreicher Ordensangehöriger als Vorwand für die Behauptung benutzt haben, daß es ſich hier um einen Kloſterſturm aus politiſchen Grün⸗ den handele. Die Verhandlung habe klar ergeben, daß davon gar keine Rede ſein könne, daß vielmehr das Eingreifen der deutſchen Behörden nur allzu berechtigt geweſen ſei. Gegen die Angeklagte Menke ſpreche, daß ſie zwe Jahre lang in Kenntnis der deutſchen Geſetze, ohne mit der Wimper zu zucken, ſich über die Deviſenvorſchriften hinweg⸗ geſetzt habe. Beſonders ſtrafverſchärfend ſei, daß die Ange⸗ klagte ihre Stellung als, Generaloberin gegenüber ihren eigenen Ordensſchweſtern mißbraucht habe. Der Angeklagten Dohm habe das Gericht Milde zuge⸗ billigt, da es den Eindruck hatte, daß ſie in einem abhänge gen Verhältnis ſtand. Amtliche Veröffentlichungen der Stadt Maunheim] Auamnnmmmmnmmnmmmnmmnnmnunnaunmmnunmnunmmge Oeffentliche Mahnung. ar Zahlung an die Stadtkaſſe Mannheim waren fällig ſpäteſtens am 20. Mai 1935: die e für April 1935, die Gemeindebierſteuer für April 1935, die bis dahin(nach dem 10. Mai 1935) fällig gewordene Vergnügungsſteuer, die von den Arbeitgebern an den Lohn⸗ und Gehaltszahlungen in der Zeit vom 1. bis 15. Ma 1935 einbehaltene Bürgerſteuer, ſoweit die abzuliefernde Summe den Betrag von 200.— RM. überſteigt. 1 Monat nach Erhal: des Forderungszettels: die Gemeinde⸗ und Kreisſteuer, Abſchlußzahlung für 1984. An dieſe Zahlung wird erinnert. Wird eine Steuerzahlung nicht rechtzeitig entrichtet, ſo iſt nach den Vorſchriften des Steuerſäumnisgeſetzes mit dem Ablauf des Fälligkeitstages ein einmaliger Zuſchlag(Säumniszuſchlag) in Höhe von 2 v. H. des rückſtändigen Steuerbet ages verwirkt. Der Schuldner hat außerdem die mit hohen Koſten verbundene Zwangsvollſtreckung zu erwarten. Eine 18 Mahnung jedes einzelnen Säumigen erfolgt nicht. 2 Kaſſenſtunden: bei der Stadtkaſſe Mannheim S Sam sſags von 8—12 Uhr, an den übrigen Werktag n von 8—½13 Uhr und von ½15— 16 Uhr, bei den S Gemeindeſekreiariaten der Vororte nach den in den S Rathäuſern ausgehängten Anſchlägen. und der fung Ab morgen Freitag im Stadtkaſſe. nemwenügahlunmuntngaüngeenemu Für den Mroläufſtrich Erdbeer⸗ Konfitüre offen, Pfund 62 Pfg. Johannisbeer⸗Konfttüre offen, Pfund 60 Pfg. Aprikoſen⸗Konfitüre offen, Pfund 60 Pfg. Zwetſchgen⸗Konfitüre offen, Pfund 56 Pfg Jo hannisbeer⸗Gelee offen, Pfund 60 Pfg. Apfel⸗Gelee, offen, Pfund 48 Pfg. Gemiſchte Marmelade offen, Pfund 40 Pfg. aus Zwetſchgen Latwerg und Aepfeln offen, Pfund 40 Pfg. Verbilligte Marmeladen in meinen Aae flg ſämtlichen Verkaufsſtellen. Gar reiner Blütenhonig 1 Pfd. ⸗Gl. 1.45 o. Gl netto ½ Pfd.⸗Gl. 0.73 o. Gl. netto Gar. reiner Bienenhonig 1 Pfd.⸗Gl. 1.20 o. Gl. netto Palaſt⸗Theater Attnang ttteneehngattg tete Verſammlungs⸗ Kalender. 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