105 2. Blatt zu Wr. 121 —— Zu Schlageters Todestag Am 26. Mai 1923 erſchoſſen. Am Tage vor ſeinem Tode, am 25. Mai, ſchrieb Schla⸗ geter folgende Zeilen an die Familie ſeines Paten:„Schließ⸗ lich hat jeder Menſch hier auf Erden eine Hauptaufgabe zu löſen. Meine war unfehlbar ſelbſtloſe Hingabe in den Dienſt fürs Vaterland. Sie verlangte mein ganzes Ich... Dieſen Tod fürchte ich nicht. Er iſt keine Schande, ſondern eine Ehre.“ b Am 12. Auguſt 1894 wurde er als ſechſtes Kind einer angeſehenen Bauernfamilie des ſüdlichen Schwarzwaldes geboren. Der Ausbruch des Weltkrieges unterbrach ſeine theologiſchen Studien auf der Freiburger Univerſität, vier Jahre lang kämpfte er an allen Fronten für Heimat und Vaterland. Mit dem Eiſernen Kreuz 1. Klaſſe kehrte er heim, um ſeine Studien wieder aufzunehmen. Der Kampf im Bal⸗ tikum forderte die deutſche Jugend erneut zum Bekenntnis der Volksverbundenheit auf. Entſcheidend bei der Erobe⸗ rung von Riga iſt ſein Eingreifen, ohne Deckung führt er ſein Geſchütz über die Brücke heran und ſchießt die an⸗ ſtürmenden Bolſchewiſtenhaufen zuſammen, Riga fällt in deutſche Hand, hunderte deutſcher Geiſeln ſind gerettet. Dank gab es nicht für die Baltikumkämpfer, ſehr ſchnell hatte die lettiſche Regierung ihre Verſprechungen vergeſſen. Für Schlageter gab es keine Ruhe. Es kam das ſchwere Jahr 1923 mit dem Ruhrkampf. Man griff zum„paſſiven Widerſtand“, der aber bald zwangsläufig aktive Formen annahm. Bahnlinien wurden unterbrochen, Brücken geſprengt, um die rückwärtigen Ver⸗ bindungen der franzöſiſchen Eindringlinge zu zerſtören— auch hier war wieder Schlageter dabei. Mit mehreren Ka⸗ meraden wurde er nach einer Brückenſprengung am 15. März gefangen. Verräter hatten ihre Hand im Spiele ge⸗ habt. Am 8. Mai verhandelte im Düſſeldorfer Gerichtsge⸗ bäude das franzöſiſche Kriegsgericht gegen ihn und ſeine Freunde. Voller Würde erklärte Schlageter:„Für das, was ich getan, ſtehe ich ein. Ich bin bereit, die Folgen meiner Handlung zu tragen.“ Am 9. Mai wurde das Urteil geſpro⸗ chen. In den Morgenſtunden des 26. Mai krachte in einer Sandgrube der Golzheimer Heide bei Düſſeldorf die Salve, die dem Leben Schlageters ein Ende machte. Deutſchland hatte einen ſeiner treueſten Söhne verloren, den„letzten Soldaten des Weltkrieges, den erſten des Dritten Reiches“, wie ihn Hanns Johſts Drama nennt. 300000 neue Gemeinderäte Für rund 51000 deutſche Gemeinden. Berlin, 24. Mai. Ueberall in den rund 51000 deutſchen Gemeinden wer⸗ den in dieſen Wochen wichtige Beſtimmungen der neuen Reichsgemeindeordnung zur Auswirkung kommen. Es han⸗ delf ſich dabei insbeſondere auch um die Beſtellung der neuen Gemeinderäte, der Vertrauensperſonen der Einwohner⸗ ſchaft für die verſchiedenſten Gebiete des kommunalen Le⸗ bens, die die wichtige Funktion haben, den Bürgermeiſter als Führer der Gemeinde in weſentlichen Dingen zu be⸗ raten. Die Zahl der Gemeinderäte iſt je nach der Größe der Gemeinde verſchieden beſtimmt. Die Höchſtzahl beträgt 3. B. in Gemeinden unter 10000 Einwohner 12, in den übrigen kreisangehörigen Gemeinden 24 und in Stadtkreiſen 36. Durch miniſterielle Ausführungsanweiſung iſt den Ge⸗ meinden empfohlen worden, bei der Feſtſetzung der Zahl der Gemeinderäte beſtimmte Grenzen einzuhalten. So ſollen Gemeinden unter 1000 Einwohner mindeſtens 4, höchſtens 6, Gemeinden von 1000 bis 3000 Einwohnern höch⸗ ſtens 8, Gemeinden von 3000 bis 10000 Einwohnern höch⸗ ſtens 12 Gemeinderäte beſtellen. Die Höchſtzah! in den kreisangehörigen Gemeinden zwiſchen 10000 und 20 000 Einwohnern ſoll 18, die in den übrigen 24 Gemeinderäte nicht überſteigen. Für die Stadtkreiſe ſind Staffelun⸗ gen dahin vorgeſehen, baß bis 50 000 Einwohner etwa 24, bis 100 000 Einwohner etwa 30 und über 100 000 Einwoh⸗ ner etwa 36 Gemeindexäte zu beſtellen ſind. Der Beauftragte der NSDAP bei der Ge⸗ meinde, der die Einheit von Staat und Partei in ſeinem Bezirk von der Bewegung her zu ſichern hat, beruft die Gemeinderäte im Benehmen mit dem Bürgermeiſter. Wenn man annimmt, daß, bei einem niedrigen Durchſchnitt, jede der in Betracht kommenden deutſchen Gemeinden ſechs Ge⸗ meinderäte beſtellt, dann werden in dieſen Wochen rund 300 000 neue Gemeinderäte zur Wahrung der Selbſtverwal⸗ tung in den Kommunen im nationalſozialiſtiſchen Staat zu beſtellen ſein. Ihre Berufung muß bis zum 1. Okto⸗ ber dieſes Jahres durchgeführt ſein. Badiſches Gaufeſt in Karlsruhe Das Feſt der 15 000. In den Tagen vom 21. bis 28. Juli treffen ſich in der alten Reſidenzj⸗Stadt Badens 15 000 Turner und Sportler 25 1. Gaufeſt des Reichsbundes für Leibesübungen. Auf er Hochſchulkampfbahn werden ſich intereſſante und ſpan⸗ nende Wettkämpfe entwickeln, denn ſämtliche Sportarten werden dabei vertreten ſein. Aus dem ganzen Lande Ba⸗ en kommen ſie alle um im sportlichen Kampf um den Sieg zu ringen. An die Bevölkerung von Karlsruhe und der 0 500 und fernen Umgebung ergeht der Ruf, dieſen dan pfen und den Feſttagen zugleich, durch ihren Beſuch as feſtliche Gepräge zu geben, das es in Anbetracht der 1 autung für die Ertüchtigung des Volkes verdient. Das „ Gaufeſt des Rfe in Karlsruhe muß ein Erlebnis wer⸗ en, das in der Zukunft ſeinesgleichen ſuchen wird. Die eiche von Karlsruhe muß hier zeigen, daß ſie für olche Feſte, auf denen Leibesübungen in großem Stil ge⸗ zeigt werden, Verſtändnis hat und durch ihren Beſuch die lebendige Unterſtützung den vielen Gäſten aus Nah und ern erweiſen. Die DAß ift die Grundlage zum Wiederaufbau und zur Geſundung des deutſchen Wirtſchaftslebens, darum iſt jeder ſchaffende Volksgenoſſe Mitglied der Deutſchen Arbeitsfront! „Fleiſch im eigenen Gaflt“ Jleiſchvorratswirtſchaft— Eine neue agrarpolitiſche Aktion Berlin, 24. Mai. Es iſt das Ziel der nationalſozialiſtiſchen Agrarpolitik, durch die Marktordnung ſowohl der Landwirtſchaft für ihre Erzeugniſſe, wie auch dem Verbraucher für den Bezug der Lebensmittel möglichſt gleichbleibende und ge⸗ rechte Preiſe zu ſichern. Vorausſetzung hierfür ſind gleichmäßiger Abſatz und gleicholeibende Verſor⸗ gung, die nur dadurch erzielt werden können, daß von Reichsſeite zur Zeit eines Ueberangebotes die Erzeugniſſe eingelagert und auf dieſe Weiſe der Spekulation ent⸗ zogen werden. Bei den Produkten Butter, Eier, Futter, Ge⸗ müſe uſw. iſt dieſe Einlagerung praktiſch ohne weiteres durchführbar, wie ſteht es aber nun beim Fleiſch? Dieſe Frage zu klären war die Aufgabe eines Aus⸗ ſprache abends des Reichsernährungsminiſteriums im Landwehrkaſino. Im Mittelpunkt der Erörterung ſtand die Einführung der Rind und Schweinefleiſch⸗ konſer ven—„Jleiſch im eigenen Saft“, die zur Ergänzung des Friſchfleiſchquantums im Auftrage des Reichsernährungsminiſteriums von der Reichsſtelle für Tiere und tieriſche Erzeugniſſe hergeſtellt worden ſind. Reichsbauernführer R. Walther Darre wies in einer kurzen Begrüßungsanſprache darauf hin, daß er in dieſem offenen und freimütigen Meinungsaustauſch die beſte Möglichkeit ſehe, die Maßnahmen der Agrarpolitik, über die ſich das Reichsernährungsminiſterium und der Reichsnährſtand vollkommen einig ſeien, dem Volk verſtand⸗ lich zu machen. Als erſter Redner ſprach der Leiter der Reichsſtelle für Tiere und tieriſche Erzeugniſſe, Präſident Holzmann, über die Herſtellung der Rind⸗ und Schweinefleiſchkonſerven „Fleiſch im eigenen Saft“. Das vom Reichsnährſtand herausgebrachte Fleiſch im eigenen Saft ſei nicht mit dem, was man im allgemeinen unter Fleiſchkonſerven verſtehe und auch erhalte, zu ver⸗ wechſeln. Es handele ſich bei dem Fleiſch im eigenen Saft nur um Fleiſch allererſter Qualität. Die Herſtellung erfolge unker ſtändiger Kontrolle der Keichsſtelle, ſo daß einer Ge⸗ fahr ſpäteren Verderbens mit abſoluter Sicherheit vorge⸗ beugk ſei. Um die Theorie mit der Praxis zu verbinden, wurden den Gäſten dann ausgezeichnete Koſtproben des Flei⸗ ſches im eigenen Saft in verſchiedener Zubereitung gereicht. das in jeder Form vorzüglich mundete. Staatsſekretär Backe wies eindringlich auf die natio⸗ nalpolitiſche Bedeutung der Aktion hin. Er erinnerte an die beiden Hauptaufgaben des Dritten Reiches, die der Führer herausgeſtellt habe: Rettung des Bauerntums und Bekämp⸗ fung der Arbeitsloſigkeit. Zur Erreichung dieſer Hochziele ſei notwendig eine Erhöhung der Erzeugerpreiſe für den Bauern, aber ebenſo ein Feſthalten der Verbraucherpreiſe Das Prinzip der Feſtpreiſe ſei alſo nur möglich, wenn man zugleich in volkswirtſchaft⸗ lichem Sinne Lagerhaltung und Vorratswirtſchaft betreibe. So ſei die Fleiſchkonſervierung als die einzig mögliche Ark der Fleiſchvorratswirtſchaft ein organiſches Mittel, um die Lebensmittelpreiſe ſtabil zu halten und die Lohnhöhe zu garantieren. Staatsſekretär Backe ſchloß den Ausſpracheabend mit einem Appell an das ganze deutſche Volk, ſich den zwingenden Notwendigkeiten dieſer lebenswichtigen agrarpolitiſchen Aktion nicht zu verſagen. Nundfunk⸗Hrogramme Reichsſender Stuttgart. Sonntag, 26. Mai: 6 Wecken, anſchließend: Hafen⸗ konzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu!; 8.45 Kath. Morgenfeier; 9.30 Kleine Stücke für Geſang und Klavier; 10 Lied der Kraft, neue deutſche Lyrik; 10.20 Ein Meiſter der Hausmuſik; 10.45 Deutſches Volk— deutſches Erbe; 11.30 Albumblätter; 12 1. Platzkonzert der Reichsmarine, 2. Muſik und Stimmungsbilder vom Start zum Rennen um das Blaue Band der Elbe; 14.30 Zum heiteren Zeitvertreib; 15.45 Die Viertelſtunde für Handel und Handwerk; 16 1. Kundgebung vor dem Dammtor, 2. Feierabendklänge aus beliebten Erholungsſtätten in und um Hamburg; 18 Glück herein! Gott grüß ein ehrbar Hand⸗ werkl, Hörfolge; 18.30 Internationales Avusrennen 1935, Funkbericht; 19 Auf zur Pirſch, heitere Folge; 19.30 Länder⸗ fußballſpiel Deutſchland— Tſchechoſlowakei, Funkbericht; 20 Unterhaltungskonzert; 22 Nachrichten; 22.20 Feſtfahrt auf der Alſter; 23 Salzſpritzer und Sonnenſchein, Kamerad⸗ ſchaftsabend an Bord des Dampfers„Hamburg“? Montag, 27. Mai: 8.30 Frauenfunk; 10.15 Deutſches Volk— deutſche Arbeit; 14 Bekanntgabe der Termine: Wie⸗ derſehensfeiern alter Frontſoldaten, anſchl.: Sendepauſe; 16.15 Tante Näle erzählt; 16.30 Mit dem Gürtel, mit dem Schleier, Plauderei; 18.30 Jugendfunk; 19 Achtung, uffge⸗ paßt, buntes Allerlei; 20.15 Pioniere des Alpinismus ſpre⸗ chen; 20.45 Lauter Kleinigkeiten..; 21.15 Der Säbel im Jasmin, heiteres Hörſpiel; 22.20 Eröffnung des Deutſch⸗ landfluges 1935; 22.45 Abendkonzert. Dienstag, 28. Mai: 8.30 Funkvorbericht von der Reichs⸗ nährſtandsausſtellung in Hamburg; 10.15 Engliſch; 11 Er⸗ öffnung der Ausſtellung des Reichsnährſtandes; 11.50 Sende⸗ pauſe; 14 Sendepauſe; 16.15 Blumenſtunde; 16.45 Tier⸗ ſtunde; 18.30 Franzöſiſch; 18.45 Das Geheimnis des Holun⸗ derſtrauchs; 19 Blasmuſik, Einlage: Viertelſtunde des Front⸗ ſoldaten; 20.15 Von deutſcher Heiterkeit; 22.45 Handhar⸗ monikaſoli; 21.05 Radfahrverein„Concordia“ macht einen Ausflug, Funkluſtſpiel, Einlage: Der Teufel im Kamin; 22.20 Der Deutſchlandflug 1935 über Schleſien; 22.45 Nachtmuſik. Mittwoch, 29. Mai: 8.30 Sendepauſe; 10.15 Deutſche Städtebilder; 14 Sendepause; 16.30 Pimpf, hör zu; 18.30 Lernt morſen; 18.45 Der Kugelblitz, ein Gewitterſpuk; 19 Maibowle, bunte Stunde; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Deutſche Auslandsſtunde; 22.20 Der Deulſchlandflug 1935 über den Maſuren; 22.45 Kammermuſik; 23.15 Nacht⸗ muſik und Tanz. Samstag, 25. Nai 1935 eee eee ee eee eee Doppelmitgliedſchaſt nicht ſtaithaſt DA und konfeſſionelle Arbeitervereme. Berlin, 25. Mai. Der Gauwalter der DAF, Schürmann, weiſt in einem Aufruf an alle Mitglieder der DAF auf die Anordnung des Reichsorganiſationsleiters Dr. Ley hin, wonach eine Dop⸗ pelmitgliedſchaft in der DAF und konfeſſionellen Arbeiter⸗ vereinen nicht ſtatthaft iſt. Gegenüber von intereſſierter Seite verbreiteten Gerüchten, wonach das Verbot der Dop⸗ pelmitgliedſchaft aufgehoben ſei, wird feſtgeſtellt, daß dieſe Anordnung Dr. Leys nach wie vor beſteht. Die Doppelmit⸗ gliedſchaft ziehe den Ausſchluß aus der DAF nach ſich. In dem Aufruf heißt es dann u. a.: Die konfeſſionellen Arbeikervereine haben in Deutſchland keine Exiſtenzberechkigung mehr, nachdem die Deutſche Ar⸗ beitsfront die Belange aller ſchaffenden deutſchen Menſchen laut Verordnung des Führers vom 24. Oktober 1934 zu ver⸗ kreten hat. Die Ausleſe für höhere Schulen Nicht frühreife Großſtadtpflanzen, ſondern allſeitig geſunde Führer. Zur Durchführung des Erlaſſes des Reichserziehungs⸗ miniſters über die Ausleſe an den höheren Schulen als einer der wichtigſten Bildungsſtätten der künftigen Volks⸗ führer gibt der Referent im Reichserziehungsminiſterium, Miniſterialrat Dr. Benze, Erläuterungen in der amtlichen „Deutſchen Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung“. Die Gefahr, daß die führenden Schichten immer volksfremder werden, werde durch die natürliche nationalſozialiſtiſche Ausleſe von vornherein ausgeſchaltet. Ein geſundes Volk wolle allſeitig geſunde Führer haben und dürfe ſie verlan⸗ gen. Der Ausleſeerlaß ſei daher ein Kernſtück der Schul⸗ reform ſelbſt. Die völkiſche Ausleſe ſei eine ſelbſt⸗ verſtändliche Grundlage aller Volkserziehung. Bei der Ausleſe nach der Geſundheit werde ſcharf geſchie⸗ den werden zwiſchen dauernder Schwäche und vorüberge⸗ henden Geſundheitsſtörungen. Der Ausleſeerlaß verlange ſchärfſte geiſtige Ausleſe. Geiſtige Reife ſei allerdings nicht in intellektualiſtiſcher Beweglichkeit und geiſtreicher Haarſpalterei zu ſuchen, ſon⸗ dern bedeute die Fähigkeit, eine Frage klar zu erfaſſen, zu durchdenken und auf dem Grunde einer volksgemäßen Welt⸗ anſchauung zu beantworten. Nicht frühreife, undeutſche Großſtadtpflanzen würden fortan die beſten Schüler ſein, ſondern ſelbſtſichere deutſche Jungen und Mädchen, denen Inhalt und Klarheit mehr iſt als Form und Schein. Daher werde gerade auf der Unterſtufe vor einer Verweiſung aufgrund minderer geiſtiger Leiſtungen ſorgfältig zu prüfen ſein, ob tatſächlich Unfähigkeit zum Denken vorliegt, oder lediglich eine langſamere Ent⸗ wicklung, wie wir ſie gerade bei der nordiſch beſtimmten und ſtadtfernen Jugend öfters fänden. Je länger der erfolgreiche Beſuch einer höheren Schule wäre, umſo größer ſei die Möglichkeit, in höhere ſtaatliche Aemter aufzuſteigen. Die Ausleſe an den höheren Schulen werde von Stufe zu Stufe ſchärfer. In die Abſchlußklaſſen ſollten in der Regel nur ſolche Schüler ge⸗ langen, die die Forderung der Höherleiſtung auf irgend⸗ einem Gebiete erfüllen. Die Gruppe der nur eben Genügenden, die mit Hilfe des väterlichen Geldbeutels durch Nachhilfeſtunden meitergeſchoben wurden, müſſe ver⸗ ſchwinden. Der allergrößte Wert miüſſe auf die Charakter⸗ werte, Sitte und Anſtand. Kameradſchaftlichkeit, Gemein⸗ ſchaftsſinn, Selbſtzucht und Ehrlichkeit gelegt werden. Reichsfender Frankfurt. Sonntag, 26. Mai(Tag der deutſchen Seefahrt): 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Orgelchoräle von Johann Sebaſtian Bach; 9 Kath. Morgenfeier; 9.45 Deutſches Schatz⸗ käſtlein; 10.15 Chorgeſang; 11 Bekenntnis zu Deutſchland: 11.15 Hausmuſik; 12 Platzkonzert der Reichsmarine, anſchl. Muſik und Stimmungsbilder vom Start zum Rennen um das Blaue Band der Elbe; 14.30 Kinderfunk; 15 Stunde des Landes; 16 1. Kundgebung vor dem Dammtor; 2. Feier⸗ abendklänge aus beliebten Erholungsſtätten in und um Ham⸗ burg; 18 Jugendfunk; 18.30 Internationales Avus⸗Rennen 1935, Funkbericht; 19 Heiteres Konzert; 19.30 Funkbericht vom Fußball⸗Länderkampf Deutſchland— Tſchechoſlowakei; 20 Wenn's Mailüfter!l weht...., klingende Märchenidylle: 22 Zeit, Nachrichten; 22.20 Feſtfahrt auf der Alſter; 23 Salzſpritzer und Sonnenſchein, Kameradſchaftsabend an Bord des Dampfers„Hamburg“; 24 Nachktmuſik. Montag, 27. Mai: 8.30 Sendepauſe; 10.50 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kinderfunk; 15.30 Kurzgeſchichten aus dem Leben; 16 Kleines Konzert; 16.30 Eine deutſche Mutter und Dichterin in: Helene Voigt⸗ Diederichs; 18 Chormuſik aus Finnland; 18.30 Weltpoli⸗ tiſcher Monatsbericht; 19 Unterhaltungskonzert; 20.15 Bin ein fahrender Geſell; 20.45 Volksmuſik; 21 Werke von Jo⸗ hann Sebaſtian Bach; 22.20 Eröffnung des Deutſchland⸗ fluges 1935; 22.45 Zweite Nährſtandsſchau in Hamdurg, Funkbericht; 23 Konzert; 24 Nachtkonzert. Dienstag, 23. Mai: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 11 Eröffnung der Ausſtellung des Reichs⸗ nährſtandes; 11.50 Programm-, Wirtſchaftsmeldungen, Wet⸗ ter; 15.15 Für die Frau; 16 Kleines Konzert; 16.30 Unſer Schulkind— daheim; 16.45 Erdbeben, Zwiegeſpräch; 18.30 Vom Sinn unſerer Redensarten; 18.45 Warum fahren wir ins Wochenend?; 19 Anterhaltungskonzert; 20.15 Von deut⸗ ſcher Heiterkeit; 20.45 Orcheſterkonzert; 22.25 Liederſtunde; 95 Nachtmuſik; 24 Neunte Sinfonie von Ludwig van Beet⸗ oven. Mittwoch, 29. Mai: 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Unſere alemanniſche Heimat; 16 Kleines Konzert; 16.30 Aus Zeit und Leben; 18.30 Der Reichsſportführer ſpricht zur Reichsſportwerbewoche; 19 Be⸗ kenntniſſe zur Zeit; 19.15 Tanzmuſik aus London; 19.50 Bauernfunk; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Das neue Motorſchiff„Deutſchland“, Hörberichte; 21 Bunte Stunde; 22.20 Baſalt, Funkwerk um Heimatgeſtein; 23 Nacht⸗ muſik und Tanz; 24 Nachtmufik. 9 1 eee eee „Aber nein, Fräulein Krüger, dieſen ſilberge⸗ ſtreiften Viſtra können Sie doch unmöglich quer verarbeiten! Nicht nur mit den Hän⸗ den ſchneidern, meine Damen, mit dem Kopf, mit dem Kopf! Alſo Kein Schüler wird ſpäter auf ein elegantes Abendkleid ſo ftolz ſein wie auf das erſte„härene Gewand“. — warum iſt die Querverarbeitung nicht möglich?“— Acht⸗ zehn junge blonde, braune und ſchwarze Köpfe ſind über Stkoffproben gebeugt und grübeln, indes ſchlanke Hände im⸗ mer wieder prüfend die Gewebe berühren. Ja— warum wohl?„Weil der eingewebte Metallfaden eine andere Sta⸗ bilität hat als das Stoffmaterial! Verarbeiten Sie es quer, ſo gibt der Stoff nach, der Silberfaden jedoch nicht; es er⸗ geben ſich unſchöne Verzerrungen.“— Natürlich verhält es ſich ſo. Achtzehn junge Mädchen nicken überzeugt und ſtel⸗ len insgeheim wieder einmal feſt, daß der Dienſt bei Frau Mode, bei der launenhafteſten und anſpruchsvollſten aller Frauen, durchaus kein Kinderſpiel iſt. „Materialkunde“ nennt ſich die Unterrichtsſtunde, in die wir ſoeben einen Blick getan haben. Die jungen Schü⸗ lerinnen der neuen deutſchen Modeſchulen machen die gleiche Erfahrung, vielleicht nur noch in verſtärktem Maße, die den meiſten jungen Menſchen nach der Berufswahl zu Beginn ereuz und Quer Amerika macht's beſſer.— Bronzene Türklinken aus der Lederſtrumpf⸗ Zeit.— Das Einkommen eines fleißigen Ein⸗ brechers.— Ein notleidendes Gewerbe.— Das Lächeln der Bürgermeiſterin. Die lange verſchwunden geweſenen Gemälde des be⸗ rühmten Genter Altars der Brüder van Eyck, jene herrliche Offenbarung germaniſchen Weſens, ſind nun glücklich wie⸗ der an Ort und Stelle. Ein angeſehener belgiſcher Kauf⸗ mann, hinter dem man ſo etwas nie vermutet hatte, hatte ſie geſtohlen gehabt; er iſt inzwiſchen geſtorben, ſo daß er dem Arme der irdiſchen Gerechtigkeit entzogen iſt. Lange Zeit hatte man keine große Hoffnung mehr, die beiden Ta⸗ feln wieder zu erlangen; befürchtete man doch, daß irgend⸗ ein antiquitätenſüchtiger amerikaniſcher Millionär ſie dem Diebe abgekauft und ſie über den Ozean in ſeine Privat⸗ ſammlung geſchafft hätte. Wenn einer in Amerika alte Kunſtwerke ſammelt, dann tut er das in neun von zehn Fällen nicht aus Leidenſchaft, ſondern aus— wie er glaubt— zwingender geſellſchaft⸗ licher Verpflichtung. Es gibt da Leute, die können in kei⸗ nem noch ſo bequemen Bett ſchlafen, wenn nicht mindeſtens ein alter, längſt vermoderter König ſchon einmal darin ge⸗ legen hat. Und daher ſammeln ſie. Und da es niemals ſo⸗ viel alte Betten geben kann, wie in Amerika verlangt wer⸗ den, ſo macht man ſich eben welche. Barock und Renaiſſance werden in ungeheuren Mengen friſch hergeſtellt. Ganz ge⸗ diegenes, erſtklaſſiges Material wandert in die Fabriken und— verläßt ſie wieder als garantiert echte Antiquität. Der Erfolg iſt, daß ſich die Händler„echter“ alter Dinge ſchon garnicht mehr auskennen, was nun dreihundert und was drei Jahre alt iſt. Die Fabriken kaufen wirklich ſchon echtes altes Holz von uralten abgewrackten Schiffen und abgeriſſenen Häuſern auf, um daraus wurmſtichige Seſſel und Vitrinen herzuſtellen. Und dieſe neuen Antiquitäten ſehen bisweilen viel, viel echter aus als die wirklich echten aus dem alten Europa. Was verſteht Europa auch ſchließ⸗ lich von der Gotik! Nun hat ſich die Sammelwut auf die im Lande vorhandenen Dinge geworfen. Zum Beiſpiel ſind ſchöne bronzene Türklinken aus der Pionierzeit des Wilden Weſtens außerordentlich ſtark gefragt. Da gibt es nun kleine Landſtädte, die buchſtäblich von Türklinken leben. Wird eine verkauft, dann wird flugs am nächſten Morgen ſchon die neue aus dem umfangreichen Lager an⸗ geſchraubt, und zu jeder wird die rührende Geſchichte er⸗ zählt, daß ſchon der ſelige Lederſtrumpf die ſieggewohnte Hand auf dieſe Klinke gelegt habe. So iſt das jenſeits des großen Teichs. Und dort meint man, mit Europas vielge⸗ rühmter alter Kultur könne es doch nicht ſo weit her ſein, wenn die amerikaniſchen Madonnen aus dem 12. Jahrhun⸗ dert ſo viel ſchöner ſeien als die aus einem Schweizer Kloſter! Das Geſchäft eines geſchickten, ſachverſtändigen Anti⸗ quitätenfabrikanten(wer wird denn gleich von Fälſchung reden!) iſt ſicherlich recht einträglich. Auf jeden Fall lohnt es ſich beſſer und iſt„feiner“ als das der Zunft der Ein⸗ hrecher und Diebe. Darüber gibt es nämlich neuerdings eine Statiſtik. Schon immer haben die Engländer etwas für die Statiſtik übrig gehabt. Sie berechnen die Einnah⸗ men aus ihren Kolonien ebenſo genau wie die Ausgaben für die Dudelſäcke der ſchottiſchen Garde. Und nun hat ſich endlich ein Mann in Devonſhire gefunden, der die ſchwie⸗ rige Berechnung vornahm, wieviel das Durchſchnittsein⸗ kommen eines ordentlichen, fleißigen und nicht dem Trunke n 0 8 2 Daemsl ease 2 Aus der Schule der Mole gepleasaclerl der Ausbildung zuteil wird: Man hat ſich das alles eigent⸗ lich ganz anders vorgeſtellt; man hat die Sache doch für viel leichter und weniger ſchwierig gehalten!—„Meine Tochter ſchneidert ja ſchon ganz großartig, nach eigener Phantaſie, ſie ſoll ſich nur noch ein bißchen vervollkomm⸗ nen!“ Und dann wird das junge Mädchen in den Lehrgang eingeordnet, begierig, in die letzten Geheimniſſe der Modell⸗ künſtler eingeweiht zu werden, und muß ſtatt deſſen die unintereſſanken Körpermaße einer ſtarren Probierpuppe ohne Kopf berechnen, mit Lineal und Zeichenſtift auf ge⸗ raſtertem Papier hantieren lernen und feſtſtellen, daß es leider von dem Unterſchied in der Herſtellung von Crepe de Chine und Crepe Georgette nicht die leiſeſte Ahnung hat. Und bald ſchüttelt keine der Schülerinnen mehr heim⸗ lich den Kopf ob der„langweiligen Theorie“, die ihnen an Stelle des erträumten Umgangs mit Samt und Seide an⸗ fangs geboten wird. Sie erkennen raſch, daß es unmöglich wäre, ein elegantes Schneiderkoſtüm von untadeligem Sitz fertigzuſtellen, ohne die Geſetzmäßigkeiten der menſchlichen Körpermaße zu kennen und kleine Abweichunggen dement⸗ ſprechend durch die Machart auszugleichen. Sie empfinden raſch die Bedeutung der Farben, deren Zuſammenſtellung nach äſthetiſchen Grundſätzen vielen Laien ein Geheimnis bleibt. Und ſie wiſſen den Wert des rein Handwerklichen, Praktiſchen zu ſchätzen, das ſehr bald die Theorie in den Hin⸗ tergrund drängt.„Der gute Sitz eines Mantels“, erklärt gerade der Schneider⸗ meiſter in der Werkſtatt der Klaſſe B, „wird nicht mit der Nadel, ſondern mit dem Bügeleiſen gemacht.“ Das Symbol der Zunft, die ſcharfe Schneiderſchere, kommt eigentlich erſt bei den„Fortgeſchrittenen“ zu ſeinem Recht. Die Anfänger dürfen ihre Schnitte in Papier herſtellen und ihre geduldigen Modellpuppen damit ſo prächtig beklei⸗ den, wie es das Material nur erlaubt. Es hat den Vorteil, daß man Schnitt⸗ fehler noch ein bißchen deutlicher ſieht. Aber bald wird die ſchwere Kunſt des Zuſchneidens ſchon an richtigem Ma⸗ terial geübt— an Neſſel. Und kein Schüler wird ſpäterhin auf ein wohl⸗ gelungenes elegantes Abendkleid ſo ſtolz ſein wie auf das erſte„härene Ge⸗ wand“, das die Anerkennung der Mei⸗ ſterin findet. Und nun iſt der Weg nicht mehr gar ſo weit bis zum Zu⸗ ſchneiden, Nähen und Fertigſtellen auf eigene Gefahr— mit wirklichem Stoff! ergebenen Einbrechers beträgt. Das Ergebnis iſt ſchmetternd. Davon kann wirklich keiner exiſtieren. Wenn er Familie hat, ſchon garnicht! Eine ſechsſtündige Ein⸗ bruchszeit bei Nacht zugrunde gelegt, verdient ſolch ein armer Mann ſage und ſchreibe 16 RM ein der Woche. Aber da in dieſe Statiſtik auch die Taſchendiebe und ähnliches Gelichter eingeſchloſſen ſind, verringert ſich die Summe für den richtigen Dieb noch erheblich. Davon ſoll nun einer ſtandesgemäß leben! 0 Freilich, einzelne Familienmitglieder genießen ja faſt immer freie Unterkunft und Verpflegung von Staats wegen. Aber die anderen müſſen doch auch ernährt werden; Großvater, der nicht mehr ſo recht mitkann und daher ſich mit kleineren Sachen begnügen muß, braucht einen Zuſchuß. Da müſſen eben die Kinder ſchon in jungen Jahren mitverdienen! Das Ganze iſt ein Skandal! Das ſagt auch die Polizei. Denn ſie behauptet, das Durchſchnittseinkommen eines Diebes in der Großſtadt ſei viel höher. Aber ſie hat dabei offenſicht⸗ lich überſehen, daß ein Dieb ja immer nur einen Teil des Jahres„arbeiten“ kann, während er den anderen in der Obhut der Gerichte zubringt, während dieſe Statiſtik von der ganzjährigen Beſchäftigung ausgegangen iſt. So hut halt jeder Stand ſeine Sorgen und Berufsnöte. Auch die Vertreter der hohen Obrigkeit bleiben davon nicht verſchont. Da gibt es ſeit einiger Zeit in einem kleinen Städtchen bei Liverpool eine Frau Bürgermeiſter. Denn die Gemeinde wählte ſich eine Frau zum Oberhaupt. So etwas iſt ja heute möglich. Eine hübſche Frau. Wirklich. Immer ſo freundlich, für jeden ein fröhliches Lächeln. Viel⸗ leicht hat man ſie darum gewählt? Aber ſie iſt des Lä⸗ chelns nicht mehr froh. Sie hat furchtbar viele Menſchen zu empfangen. Und dabei muß ſie ſelbſtverſtändlich, wie ſich das für einen Bürgermeiſter gehört, die Beſucher auch freundlich anlächeln. Ein Mann kann ſchon eher mal ernſt oder auch abweiſend ſein. Aber eine Frau? Nie würde man ihr ſolch unweibliches Weſen vergeben können. Nun muß ſie lächeln. Und möchte doch darüber weinen. In jeder Woche empfängt ſie ungefähr 300 Beſucher. Und alle wollen angelächelt ſein. Täglich kommt der Maſſeur, denn ihre Geſichtszüge drohen allmählich zu erſchlaffen. Die Muskeln machen nicht mehr mit. Wenn es nur erſt vor⸗ über wäre, iſt ihr erſter Gedanke, morgens beim Aufwa⸗ chen. Da darf ſie noch ſo ketzeriſche Wünſche haben. Dann aber muß ſie lächeln, immer nur lächeln. Es iſt ſo eine Sache: Auch das Lächeln kann eine todernſte Angelegenheit ſein! Die Mutter eines ganzen Dorfes Im Alter von 86 Jahren ſtarb in einem Dorfe in der Nähe von Macas in Portugal Maria de Mattos, die Mutter eines ganzen Dorfes. Sie hat tatſächlich in der Nähe der ge⸗ nannten Stadt mit ihren Kindern und Abkömmlingen ein ganzes Dorf gegründet, in dem alle Einwohner ein und der⸗ ſelben Familie angehören. Der Bürgermeiſter, der Gemein⸗ dediener, der Feldwächter, der Nachtwächter, der Fleiſcher und der Bäcker gehören ebenſo wie alle anderen Einwohner des Dorfes demſelben Geſchlecht an, denn Maria de Mattos hat vierzehn Kinder, 59 Enkel und 82 Urenkel gehabt. Vor achtundſechzig Jahren erhielt Maria von ihrem Vater ein großes Gelände und eine ausreichende Summe geſchenkt, um ſich ein Anweſen zu erbauen. Sie nannte es Ventoſa (Windheim) mit Rückſicht auf die ſtarken Winde, die dort zu wehen pflegen, und ſorgte dafür, daß ſich im Laufe eines halben Jahres alle ihre Abkömmlinge um das alte Anweſen herum anſiedelten. Und ſo entſtand das Dorf, deſſen„Mut⸗ ter“ ſie war. e nieder⸗ In den Kurſen der Modellzeichnerinnen, die künftige Modeſchöpferinnen und ⸗zeichnerinnen heranbilden, leuchtet es farbenfroh von den Wänden. Ganze Fresken von Ent⸗ würfen zu allen Kleidern, die die Frauenwelt innerhalb des Vierundzwanzigſtundentages braucht und brauchen könnte, ſind als Vorbild und— zur Abſchreckung aufgehängt. Denn auch hier verhält es ſich häufig ſo, daß begabte junge Schü⸗ lerinnen ſchwungvoll und mit viel Phantaſie ſchon in der erſten Stunde mit ausgezeichneten Entwürfen auftreten. Ausgezeichnet anzuſehen, aber—„Sie zeichnen ja Mars⸗ frauen,“ neckt die Lehrerin und weiſt auf die unmöglichen Körperverhältniſſe der ſchmiſſig hingetuſchten Modellfiguren hin. Würde eine Frau mit normalem Wuchs das Kleidungs⸗ ſtück nach ihren Maßen arbeiten, das köſtliche Modell müßte ſich unweigerlich in eine Groteske verwandeln. Alſo auch hier heißt es lernen, mit Fleiß und niemals erlahmendem Eifer von Grund auf ſtudieren, bis man die Geſetze der Frau Mode erfaßt hat und erſt viel, viel ſpäter dann in ihrem Rahmen die eigene Phantaſie walten laſſen kann. Der ſchönſte Augenblick der ganzen Lehrzeit— darin ſind ſie ſich alle einig— bleibt aber doch die erſte Anprobe. Kein Schauſpieler kann ſo viel Lampenfieber haben vor einem entſcheidenden Auftritt wie die fungen Mädchen, die In den Kurſen der Modellzeichnerinnen leuchtet es farbenfroh von den Wänden. zum erſtenmal das nach eigenem Entwurf zugeſchnittene Kleid der„lebenden Puppe“— einer hilfsbereiten Kol⸗ legin— überſtreifen und nun begiemen, mit kunſtgeübten Händen das Modell zu„modellieren“. Denn ein lebender Körper verfügt niemals über die völlig gleichmäßigen Pro⸗ portionen wie eine Puppe, und die Kunſt beſteht darin, nicht nur die Schönheit der Geſtalt zur Geltung zu brin⸗ gen, ſondern auch die kleinen Ungleichmäßigkeiten zu ver⸗ decken und zugleich die Vorzüge der Trägerin durch das kleid und die Eleganz des Kleides durch die Trägerin zu unterſtreichen. Man kann ſich kaum eine fröhlichere und eifrigere Atmoſphäre denken, als ſie hier in den Räumen einer neuen deutſchen Modeſchule herrſcht.„Deutſche Mode?“ Ja, zum Glück haben wir heute eine deutſche Mode. Das„Deutſche Modeamt“ hat ſich in Verbindung mit den neuen deutſchen Modeſchulen die Aufgabe geſtellt, Künſtler zu Schöpfern einer deutſchen Modekunſt heranzu⸗ bilden. Sie ſchaffen in engſter Zuſammenarbeit mit der deutſchen Textilinduſtrie und allen verwandten Wirtſchafts⸗ zweigen ein neues, wirtſchaftlich hochbedeutſames Arbeits⸗ gebiet. Aufnahmen(3): Stueber(Kindl. Die Kunſt beſteht auch darin, die kleinen Ungleichmäßig keiten zu verdecken. N Wahres Geſchichtchen. 5 Auf der Probe eines neuen Werkes unter Leitung des Komponiſten ſelbſt will eine Stelle trotz häuftge ene derholung nicht recht klappen. Da läßt ſich eine itim aus dem Orcheſter vernehmen:„Dieſe Stelle hat auch den Meiſterſingern nie geklappt.“ 2— 19 je⸗ ne ei IS ELA RHI ANL WEC ZUM LICIrr Roman von Kurt Martin ö Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. ö Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. 22 Mit Toben und Haſſen beſſern Sie nichts. Und um das Beſſern ſollte es doch gehen.— Laſſen Sie allen orn beiſeite, ſeien Sie gütig und verſtehend, fühlen Sie ait denen, die geirrt haben, auch mit Gabi Sombert. Sie ſind auch ein Menſch, und eben deshalb ſind auch Sie nicht ohne Fehler. Warum wollen Sie denn nicht auch das Fehlen, bei anderen Menſchen verſtehen und verzeihlich finden?“ a Der Mann ſtarrte ſie finſter an.„Sie verlangen ver⸗ dammt viel von mir!“ „Denken Sie daran, ob Gabi nicht eben deshalb jetzt krank darniederliegt, weil Ihr Sohn dieſe ſchlimme Tat beging, weil ſie ihn um ihretwillen im Gefängnis weißt „Ja, ich will verſuchen, einmal das alles zu überdenken!“ 4 A A J 5 VIII. A Hans Nitzel ſaß bereits zwei Monate in Unterſuchungs⸗ haft. Der Zuſtand Alfons Ahnſteins hatte ſich gebeſſert, er würde nach Ausſage der Aerzte am Leben bleiben. Als dies Gewißheit war, atmete Giſela auf. Sie dachte an den Gefangenen, an Gabi und ihre Eltern, und hoffte zzuverſichtlich, Hans Nitzel werde nur eine milde Strafe be⸗ kommen. 5 J Vor kurzem hatte man der Mutter des Gefangenen erſt⸗ mals geſtattet, ihn zu beſuchen. Gabriele war jeder Beſuch abgelehnt worden, da man gerichtlicherſeits irgendeine Ver⸗ dunkelung der Angelegenheit befürchtete.. Nun wollte auch Giſela verſuchen, einmal Hans Nitzel au sprechen. Sie begab ſich zu Amtsgerichtsrat Dr. Vogler, dem Vater ihrer Lyzeumsfreundin Annelieſe, die jetzt bei Verwandten in Hamburg weilte. f Der Amtsgerichtsrat empfing ſie liebenswürdig.„Ah, Fräulein Ruhland! Wie nett, daß wir uns wieder einmal gehen! Freilich, wenn Sie mich hier in meinem Amts⸗ Jaimmer aufſuchen.. Führt Sie ein beſonderes Anliegen Ju mir?“ Da geſtand ſie ihm ihren Wunſch. Er hob ſacht die Schultern.„Einzuwenden dagegen hätte ich an und für ſich nichts, wenn Sie den Nitzel einmal ſprechen wollen. Nur— ihm, verwandt ſind Sie nicht mit ihm; aber—, na ja, Sie verfolgen einen guten Zweck mit dem beabſichtigten Beſuch. — Iſt ja ſchließlich auch vielleicht von Vorteil für den Nit⸗ Bel. Sie müſſen wiſſen, er iſt ein wortkarger, ſchwer zu⸗ Hänglicher Menſch. Wir richten nichts mit ihm aus. Man möchte ihm ja ganz gern entgegenkommen; aber er ſagt Juichts als: Ja, ich habe es getan, ich habe mit voller Ueber⸗ Legung gehandelt; verurteilt mich, und laßt mir dann mein 8 e!“ „der Aermſte!“ „Er leidet innerlich. Er bereut auch die Tat, das heißt, zan vielen Tagen. Dann behauptet er auch wieder, er wür⸗ de jederzeit Herrn Ahnſtein noch einmal niederſtechen, nur beſſer treffen wolle er dann. Das verſchlimmert natürlich Feine Lage.“ Sie ſah den Amtsgerichtsrat bittend an.„Sie ſollten ihn deshalb nicht hart verurteilen. Er iſt die Verzweiflung, die aus ihm ſpricht. Ich kenne ihn. Er liebt Gabriele Sombert über alles, und das Schlimme, was dem Mädchen ſeiner Liebe geſchah, erſchütterte ihn. Sein Tun geſchah in einem Zuſtand tieſſter Erregung. Er überlegte ſich unmöglich alle Folgen, er wollte nur Rache üben; aber ein ſchlechter Menſch Ait Hans Nitzel nicht.“ 5„Das iſt alſo Ihre Anſicht, Fräulein Ruhland, Sie geben den Nitzel nicht auf. Wollen Sie zu der Tat protokollmä⸗ ßige Ausſagen machen? Ich meine, iſt es Ihr Wunſch, zur Klärung der Triebkräfte bei dieſem Verbrechen beizutragen, eden Nitzel zu entlaſten?“ 4„Jo. wenn ich das darf. „Aber natürlich! Ich weiß, daß kein perſönliches Intereſſe an Nitzel Sie zu dieſen Ausſagen treibt, ſondern ausſchließ⸗ aich das rein menſchliche Intereſſe am Mitmenſchen. Ich denne Sie ja zur Genüge. Sie wollen doch wohl Schweſter werden, nicht wahr?— Na alſo! Ich ſchlage Ihnen vor, worgen früh noch einmal zu kommen. Dann will ich Ihre Aussagen protokollieren laſſen.“ 5 In Giſelas Augen leuchtete es freudig auf.. „Und hier haben Sie eine Sprechkarte. Sie können Haus Nißzel noch heute aufſuchen. Geben Sie die Karte im Büro der Gefängnisverwaltung ab.“ „Ich danke Ihnen.“. g iſela ſuchte ſogleich das düſtere Gebäude des Gerichts Aires auf. Ein mürriſcher Beamter nahm ihr die Karte ab. Durch ein kurzes Kopfnicken forderte er Biſela auf, ihm zu folgen. Er öffnete eine ſchwere eiſerne Tür, ſieß ſie eintreten und ſperrte hinter ihr wieder ab. 8 Giſela ſah ſich in einem Gang, der inen mit einem bis Zur Decke reichenden eiſernen Gitter abgeſperrt war, hinter dem ſich ein dunkler Korridor erſtreckte, in den Tür an Tür mündete. Auch von links und rechts ſtießen zwei durch hohe Gitter abgetrennte Zellenkorridore an Gang. Auf den Steinflieſen ſchallten die Schritte der Aufſeher vort und ſroſtig wieder. 5 Da legte es ſich gleich einer dunklen Laſt auf Giſela. Es preßte ihr das Herz zuſammen. Ein Schauder überlief ſie. Sie rang nach Faſſung. Aus ihren Augen ſprach Entſetzen. Der Beamte ſchloß in einem der hohen Gitter eine kleine Tür auf, und ſie traten in ein Zimmer, da⸗ durch ein Git⸗ zer in zwei Teile getrennt war“ In dieſem Augenblick öff⸗ nete ſich auch drüben die Tür, die in den anderen Teil führte. Hans Nitzel kam herein. Er ſtarrte ratlos auf die Defucherin. Doch dann brach es in weher Not aus im heraus:„Giſela Ruhland! Sie— Sie kommen hierher! „Er taumelte bis zu der Schranke, die ihn von dem Gitter trennte. Giſela raffte ſich zuſammen. 8 „„Guten Tag, Herr Nitzel!— Ja, ich korame zu Ihnen. Ich hatte ſchon ſeit Wochen dieſen Wunſch. Jetzt iſt es end⸗ lich geſtattet, Sie zu beſuchen.— Wie geht es Ihn a?? Sie ſah in ein leidzerwühltes Antlitz, in ein Paar flak⸗ 1 Augen.. r ſchüttelte heftig den Kopf.„Nichts von mir! Je e, 1 e 1 auf mein Urteil. Wie geht bi?“ 5 0 1 keine Gefahr 1 5 5 5 955 iſt ohl noch ſchwach, ſehr ſchwach; r ſie wird g 5 Sie denkt viel 5 1 läßt es ſich aber nicht ausreden, daß ſie von Ihnen gehaßt wird.“ 5 5 Haſſen? Ich ſollte Gabi haſſen?— Nie kann ich das. Voller Mitleid denke ich an ſie. Sie fiel dieſem Schuft in die Hände, und nicht genug, daß er ihr grenzenlos wehtat , ch brachte ihr 1 größeres Leid.“ „Sie lieben Gabi noch, Herr Nitzel?“ „Lieben?— Das iſt ja ſolch armſeliger Ausdruck!— Ich liebe ſie, ja, ich liebe ſie, und ich will ihr nie mehr Leid bringen. Wenn ich einmal freikomme— hoffentlich behalten ſie mich recht lange hier—. dann will ich fort, weit fort, und 3 1 N nie mehr ihren Weg kreuzen.“ 5 „Und da ſagen Sie, Sie wollten Gabis Glück?“ „Ja, ich will es!“ „Dann wünſchen Sie von ganzem Herzen, daß man Sie mild aburteilt, daß Sie recht bald wieder ein freier Mann werden und eilen Sie dann zu ihr. Sie ill nur noch eins vom Leben, und nur dies könnte ihr wieder ein wenig Glis beſcheren, ſogar reiches Glück: Sie will bei Ihnen ſein, Ihnen vergelten, was Sie jetzt um ſie leiden!— Herr Nit⸗ zel, möchten Sie nicht, daß Gabi noch Ihre Frau werde?“ Er trat erregt zurück.„Gabi— meine 55 J daß das Gabis Herzensw Er griff ſich an die Stirn. Die Tränen ſchoſſen ihm in die Augen. Der Aufſeher mahnte:„Die Zeit iſt um!“ Haſtig bat Giſela:„Sie werden jetzt immer daran den⸗ ken, Herr Nitzel, daß Ihrer draußen in der Welt noch Auf⸗ gaben harren— Gabi— und Ihre Eltern. Sie hoffen alle auf Sie. Enttäuſchen Sie die nicht, die Sie lieben!“ Giſela mußte gehen. Türen fielen klirrend ins Schloß. Als ſie wieder auf der Straße ſtand und die Sonne ſie umſpielte, atmete ſie tief auf. Wolfgangs Somberts Konzert geſtaltete ſich zu einem großen Ereignis für Rothenburg. Der Saal im Hotel Sonne war bis zum letzten Platz ausverkauft. Viele zo⸗ gen wohl die glänzenden Kritiken an, die ſeinem Kommen vorauseilten, und daneben die Tatſache, daß er aus dem nahen Ebersdorf ſtammte. Man wollte doch ſehen, was denn eigentlich an dieſem Mann war, hören, was er denn als Künſtler bot. Alle waren da, Wolfgangs Eltern und Gabi; nur Ar⸗ min fehlte, der jetzt die techniſche Hochſchule in Stuttgart beſuchte. Und Giſela war da, mit ihrem Vater und Maria Gombeck. Sie ſaßen vorn in der erſten Poibe, voll geſpann⸗ ter Erwartung. Wolfgang hatten ſie noch nicht geſehen. Er hatte depeſchiert, daß er infolge einer Autopanne erſt zum Abend kommen könne; aber zu Beginn des Konzerts werde er beſtimmt da ſein. Die beidn noch leeren Plätze neben Giſela wurden jetzt auch beſetzt. Sie fuhr herum, als ein Gruß an ihr Ohr drang. Dr. Solfmann verbeugte ſich vor ihr. „Guten Abend, Fräulein Ruhland! Es freut mich, Sie einmal wiederzuſehen.“ Er wandte ſich an ſeine Frau.„Darf ich dich mit Fräu⸗ lein Ruhland bekannt machen, Hedda?“ „Oh, ich kenne das Fräulein bereits— vom Sehen, heißt das!“ Giſelg ſah in kühle Augen, aus denen ihr Abneigung entgegenglänzte. Dr. Solfmann zeigte offen ſeine Freude, Giſelas Vater kennenzulernen. Schließlich wandte er ſich wieder an Giſela, ein flüchtiges Lächeln flog um ſeinen ernſten Mund.„Ih⸗ nen ſieht man aber heute wahrhaftig die Freude an den Augen an, Fräulein Ruhland. Herr Wolfgang Sombert iſt Ihnen perſönlich bekannt, nicht wahr?“ Sie geſtand:„Ja— wir kennen uns ſeit Kindheitstagen. Jahrelang ſahen wir uns jetzt nicht. Ich bin ſo froh, daß er heute hier bei uns ſpielt.“ Da fand Hedda Solfmann Worte. Ihre Stimme klang kühl, kalt, überlegen:„Sie ſollten ſich nicht ſo ſehr im vor⸗ aus freuen. Vielleicht kommt dann Enttäuſchung. Herr Sombert hat über all den ſchönen Frauen, die ihm in den letzten Jahren ohne Zweifel huldigten, ſolche— Kindheits⸗ erinnerungen ſicherlich vergeſſen.“ Giſela ſah ſie überraſcht an.„Mich häne er vergeſſen? — Nein, das wird nie geſchehen!“ 2 Für die GM Für das Wochenende Der Aufenthalt im Freien bringt doppelten Genuß an Licht, Luft und Sonne, denn jede Veränderung der Natur rät uns, die Lebensweiſe und auch die Kleidung rechtzeitig umzuſtellen. Was wäre ſchon eine Gartenbeſitzerin, wenn ſie auf ihrem Stückchen Erde nicht in dem paſſenden Gar⸗ tenanzug herumarbeiten könnte! Die bunten Gartenſchürzen aus praktiſchen Waſchſtoffen ſind ſchnell übergeſtreift, ſie haben ſo gut angebrachte Verſchlüſſe, daß man mit ein paar Handgriffen das empfindliche Kleid ſchützen kann. Die Anfertigung einer kleinen Ausrüſtung für das Wochenende lohnt ſich beim Erwägen der vielen Vorteile, die ſich ſchon durch die zuverläſſige Waſchbarkeit der Sachen ergeben. Die Rechnung fällt noch bedeutend günſtiger aus, wenn man die Preiswürdig⸗ keit in Betracht zieht und überlegt, daß die übrige Kleidung ſehr geſchont wird. Die Muſter der vielen Baum⸗ wollſtoffe, Kretonnes und Leinen, auch Leinenimita⸗ tionen ſorgen ſchon durch die Farbenfreudigkeit für einen kleidſamen Eindruck. Kleine Karos, große Ka. ros, Punkte und Streifen, Blumenmuſter, die den ganzen Reichtum aller Gärten in ſich geſammelt zu haben ſcheinen, tragen den Charakter ſorgloſer a Lebhaftigkeit. 85 ff 0 h aus iel hesse Trachten⸗ fen fühlt man ſi* gebung vie er als in den Kleidern für die Arbeit in der Stadt. i ſätze aus Batift, getollte Rüſchen aus Organdi zieren den Halsausſchnitt; man vergißt durchaus nicht das modiſche Beiwerk. Nr. 1 zeigt ein Gartenkleid mit gedrucktem Schlei⸗ fenmuſter in einfacher, ſchnell anzufertigender Machart. Eine breite, unde Schulterpaſſe erſetzt de kurzen Aermel. Der ſeitliche luß ermöglicht ſeichtes An⸗ und Ausziehen. Die kerrberte Schürze Nr. 2 iſt im Rücken geknöpft, eine Form, die auch dei den Beochenendkleidern ſehr beliebt iſt. Die Hauptſache iß die große Taſche, die dei der Haus⸗ und Gar⸗ tenarbeit ſeßr nützlich iſt. Der Hoſenanzug Nr. 3 beſteht aus einer blau⸗rot geblümten Bluſe und einer tütenblauen Leinenhoſe mit groben caifgeſetzten Taſchen. Ein breiter Frau Hedda bemerkte die feſte, gläubige Freude in Giſe⸗ las Augen, und ſie ſah noch mehr, ſie folgte einem Blick ihres Mannes, der nicht von Giſela laſſen wollte. Sie dachte an das Einſt und warf das Heute noch dazu, und der [Wunſch flammte in ihr auf: Dieſe Augen ſollten nicht im⸗ mer ſo froh und zuverſichtlich leuchten, in dieſen Augen ſollte eines Tages die Verzweiflung flackern, Leid und Not und Hoffnungsloſigkeit! Da rief das Klingelzeichen durch den Saal, und es ward ſtill. Giſela ſah und hörte nichts mehr um ſich. Sie ſchaute nur auf das Podium. Ihre Wangen glühten. Die Tür oben zur Linken tat ſich auf. Wolfgang Som⸗ bert ſtand vor ſeinen Hörern und nervenate ſich. Raſch flogen ſeine Augen durch den Saal und blieben dann bei den Menſchen in der erſten Reihe haften, bei Frau Ottilie und Bruno Sombert, bei Gabi, bei Rudolf Ruhland, und hiel⸗ ten bei Giſela. Sie hob die Rechte, als wollte ſie e ihm entgegenſtrecken, und preßte ſie dann im Uebermaß des Glücks an das pochende Herz. Da,— er bewegte ſeine Lippen. Was flüſterte er?— War es ihr Name? 5 Der junge Künſtler ſah nicht die, die gleich neben Giſela ö ſaß, er ſah nicht die auflodernde Leidenſchaft in Frau Heddas Augen, nicht ihre Enttäuſchung, ihr lawerades Beobachten, wie ſeine Augen an Giſelas Antlitz hingen— ihre ſich in blinden Haß wandelnden Züge.— f Wolfgang Sombert ſpielte. Er war nur noch der Künſt⸗ ler, der aus dem Borne ſeiner reichen Kunſt den Hörern Köſtlichſtes ſchenkte. 5 Begeiſterung flammte auf, als er geendet hatte. Stürmi⸗ ſcher Beifall füllte den Saal, um jäh zu neweummen als er aufs neue mit ſeinem Spiel begann. Er riß ſie alle mit, die da im Saal ſaßen, ſie mochten wollen oder nicht. Als die Pauſe kam, zeigte ſich die Begeiſterung der Menge erſt in ihrer ganzen Größe. Es ſammelten ſich koſt⸗ barſte Blumengaben, und immer neue geſellten ſich ihnen zu. Wieder und wieder mußte er ſich dankend verneigen. Er ſah Giſela an. Sie hatte ſich erhoben, ſie griff zu der knoſpenden roten Roſe, die der Vater ihr vorhin aus Ebers⸗ dorf mitgebracht hatte, und die ſie ſich anſteckte, um den Abend auch äußerlich zu feiern. Sie reichte dieſe Roſe Wolf⸗ gang dar. Er aber griff nach ihrer Hand. Er ſtand mit einem Male neben ihr, und ſeine Stimme jubelte:„Giſela! — Hab Dank, Giſela!“ Er hatte all die unzähligen Blumen auf dem Podium vergeſſen, er ſah nur noch die rote Knoſpe, die eben erſt Giſela ſchmückte. Sie grüßten ihn von allen Seiten. Da waren die Mut⸗ ter und der Vater; ſie hatten manche Sorgenfalten, die er noch nicht an ihnen kannte. Glänzende Augen kündeten: Du haſt uns heute viel geſchenkt, du Wolfgang Sombert— unſer Wolfgang Sombert! e 5 7 8 ö —— 5.— Wiſſen Sie das? Die größte Fernwaſſerleitung Europas iſt die in Ver⸗ bindung mit dem Bau einer Talſperre bei Oſterode im Harz in Angriff genommene Waſſerleitung Oſterode—Bre⸗ weft verſorgt außer Bremen auch Hildesheim mit Trink⸗ Alfred Nobel, der berühmte ſchwediſche Chemiker, be⸗ ſtimmte 1895 in ſeinem Teſtament, daß die Zinſen ſeines großen Vermögens als Preiſe unter diejenigen verteilt werden ſollten, die im vergangenen Jahre der Menſchheit die größten Dienſte auf dem Gebiet der Phyſik, Chemie, Medizin, Literatur und Friedensbewegung geleiſtet hatten. Sfrau Kordelgürtel bildet den Abſchluß der Taille. Die ganz lan⸗ gen, weiten Hoſen werden manchmal durch die halblange Form abgelöſt. Der rockartige Schnitt(je kürzer, deſto beſ⸗ ſer) iſt bei der Arbeit weniger hinderlich. Schließlich iſt man nicht nur auf Erholung und gutes Ausſehen bedacht, körper⸗ liche Arbeit in freier Natur macht viel Spaß und erhält die Geſundheit. Text und Zeichnung: Hildegard Hoffmann. Eßt mehr Obſtkompotte! Aus geſundheitlichen Gründen wird immer wieder ge⸗ fordert, daß die menſchliche Nahrung möglichſt viel Obſt enthält, ſei es friſches oder in Form von Obſtſuppen, Kom⸗ potten, Grützen, Puddings. Jede Hausfrau ſollte daher da⸗ für ſorgen, daß täglich Obſt auf den Tiſch kommt. Die früheſten Obſtſorten, die in unſerem Vaterlande ge⸗ deihen, ſind Rhabarber und Stachelbeeren. Jedes Jahr wer⸗ den ſie immer wieder von alt und jung erfreut begrüßt. Hierin kommt der natürliche Inſtinkt des Menſchen zum Ausdruck, der dem Körper nach der vitaminärmeren Ernäh⸗ rung der Wintermonate die ſo lebensnotwendigen Vitamine zuführen will. Vitamine aber finden ſich hauptſächlich in Obſt, Gemüſe und Salaten. Der Wunſch nach Rhabarber⸗ und Stachelbeer⸗Kompotten iſt daher leicht verſtändlich, er ſollte bei der Zuſammenſtellung des Frühjahrs⸗Speiſezettel⸗ weitgehend berückſichtigt werden. Die Fruchtſäure macht natürlich eine ſtarke Süßung er⸗ forderlich. Man kann zu dieſem Zwecke Zucker nehmen, aber viele Hausfrauen benutzen auch Süßftoff, um Obſtſpeiſen und ⸗getränke zu ſüßen. Man braucht nur wenig zu neh⸗ men, um die gewünſchte Süßigkeit zu erzielen. Süßſtoff iſt nicht nur für Geſunde bekömmlich, ſondern auch für Kranke. Mit Süßſtoff geſüßte Obſtkompotte werden auch von Zucker⸗ kranken und Fettleibigen gut vertragen, ſo daß es auch die⸗ ſen Kranken möglich iſt, ſüße Speiſen und Getränke zu ſich zu nehmen. Das gleiche gilt für viele Magen⸗ und Darm⸗ kranke, Gicht⸗ und Rheumaleidende. 1 Die Rhabarberpflanze war ur lich ein Einwande⸗ rer aus dem fernen Reich der Milte. In 5 letzten Jahr⸗ ehnten aber hat der e de weitere 1 90 50 er gewonnen. Er reg Appetit an, iſt geſund und bekömmlich. Die 1 nimmt wenig Zeit in A Solange er jung iſt, die roſigen N ni 8 chalen Abwaſchen enn, Er wird nrit Zaſſe etzt. Nach kurzem Aufkochen iſt das Kompott fertig. Dem Rhabarber folgen in kurzem Abſtand die Stachel⸗ beeren. Sie können bereits drei Wochen nach der Blüte ver⸗ wendet werden. Sie ſind dann zwar noch unreif und des⸗ wegen reichlich ſauer. Trotzdem— wie herrlich ſchmecken uns gerade Stachelbeerkuchen und ⸗törtchen! Die Hausfrau kocht unreife Stachelbeeren reichlich ein, damit ſie das ganze Jahr Dieſes köſtliche Kompott zur Verfügung hat. 5 Nee Einheimiſcher Sport. Fußball Aus Anlaß der ſtattfindenden (26. Mai bis 2. Eine alte Rückſpielverpflichtung ruft nach Neckarhauſen, wo heute abend eine komb. Mannſchaft(1. und 2. Mannſch.) ſpielen wird. Morgen beteiligen ſich die Fußballer an dem Aufmarſch der Sportler im Stadion. Neben turneriſchen, leichtathletiſchen Wettkämpfen ſteigt unter anderem zum Schluſſe noch ein Fußballwettſpiel zweier Auswahlmann⸗ ſchaften zwiſchen Gauliga und Bezirksklaſſe ſtatt. Für die Seckenheimer Sportler intereſſiert naturgemäß die Mann⸗ ſchaftsaufſtellung. Die Bezirksklaſſenmannſchaft ſteht wie folgt: Reichsſportwerbewoche Wittemanu (Sandhofen) Ehret Reck (Friedrichsfeld)(Phönix) Müller Michel Matyſeck (alle Sandhofen) Gropp Ueberrhein Rochſitz Fuchs Graf (Seckenheim)(Feudenheim)(Friedrichsf.)(Käfertal)(Friedrichsf.) Erſatz: Wintler(Seckenheim), Nutz(Käfertal), Schmitt(Friedrichsf. Auswärtiger Sport. Am kommenden Wochenende ſteht wieder ein qualitativ und quantitativ gleich gutes Sportprogramm bevor. In allen Sparten werden Veranſtaltungen zur Durchführung gebracht. Leichtathletik und Rudern, die bisher noch nicht groß in Erſcheinung getreten ſind, haben erſtmals volles Programm. Ein großes Programm weiſt der Fußzball auf. In erſter Linie verdient der Zweifrontenkampf des Bundes gegen die Tſchechoſlowakei in Dresden und gegen Bulgarien in Sofia Erwähnung. Wie auch beim Kölner Länderſpiel gegen die Spanier iſt das Intereſſe für den zweiten Kampf mit der Tſchechoſlowakei überaus groß. Eine deutſche B⸗Mannſchaft kommt am Sonntag einer Einladung des Bulgariſchen Fußball⸗Ver⸗ bandes nach Sofia nach. Dieſes Spiel, das Deutſchland mit Jüriſſen, Munkert— Schwartz, Heermann— Sold— Bender, Elbern— Reinmann— Schön— Damminger— Günther beſtreitet, iſt weitaus leichter zu gewinnen, als das gegen die Tſchechoſlowakei. Vom bulgariſchen Fußball weiß man in Deutſchland nicht viel. Immerhin kann man aber zn der Annahme, daß er noch in den Anfängen ſteckt, nicht fehl gehen. Wir erwarten aus Sofia eine gute Nachricht. — Neben dieſen beiden Länderſpielen intereſſiert vor allem noch der Abſchluß der Gruppen⸗Endſpiele. Das Programm hierfür lautet: in Ludwigshafen: Phönix Ludwigshafen— VfR Köln in Düſſeldorf: VfL Benrath— VfR Mannheim in Stuttgart: VfB Stuttgart— Spogg. Fürth in Jeng: 1. SV Jena— FC Hanau 93 in Stettin: Stettiner SC— Hannover 96 in Hamburg: Tod. Eimsbüttel— Schalke 04 in Gleiwitz: Vorw. Raſ. Gleiwitz— Hertha/ Berl. SC in Inſterburg: Yorck Infterburg— Polizei Chemnitz Die Spiele werden alſo mit vollem Programm zu Ende ge⸗ führt. Von den vier ſüddeutſchen Gaumeiſtern müßten Phönix Ludwigshafen und die Spogg. Fürth zu klaren Siegen kommen. Der VfL Benrath hat daheim gegen den VfR Mannheim nichts zu verlieren, und wir trauen durch den letzten Erfolg den Benrathern die Gruppenmeiſter⸗ ſchaft zu.— Neben den beiden noch ausſtehenden Pokal⸗ ſpielen— Spogg. Mundenheim— JV Daxlanden und Boruſſia Neunkirchen— Eintracht Trier— kommen in Süd⸗ deutſchland noch einige Freundſchaftsſpiele, von denen wir Kickers Offenbach— S Waldhof, 1. FC Pforz⸗ heim— FS Frankfurt und Rot/ Weiß Frankfurt— Hamburger SV als die wichtigſten nennen, zum Austrag. — Im Reich, vornehmlich in Weſtdeutſchland, gaſtieren mehrere ſüddeutſche Vereine. Im Handball werden die Meiſterſchafts⸗Endſpiele mit den Vorſchlußrun⸗ denſpielen bei den Männern und Frauen fortgeſetzt. Wer kommt ins Endſpiel? Von den 16 geſtarteten Gaumeiſtern ſind in beiden Meiſterſchaftsrunden nur noch vier Titelbe⸗ werber übrig geblieben. Dieſe acht Vereine treten nun am Sonntag zur Vorſchlußrunde an. Die intereſſanteſte Begeg⸗ nung iſt ohne Zweifel die in Magdeburg. Polizei Magdeburg und SV Waldhof ſind die ſtärkſten Mann⸗ ſchaften, die noch im Wettbewerb verblieben ſind. Beide Mannſchaften haben in den Gruppenendſpielen verſchiedent⸗ lich durch Bombenſiege von ſich reden gemacht und nun iſt zu entſcheiden, wer der Stärkſte iſt. Den Mannheimern trauen wir einen knappen Sieg zu, ebenſo kann aber auch der Erfolg auf Seiten der Mitteldeutſchen bleiben. In der Leichtathletik geht es immer mehr bergan. An dieſem Wochenende wer⸗ den bereits mehrere Veranſtaltungen aufgezogen, die zum größten Teil im Rahmen der großen Reichsſportwerbe⸗ woche ſtehen. In Heidelberg treffen die Trainings⸗ n von Karlsruhe und Heidelberg aufeinander, Worms werden die traditionellen Jahnkampfſpiele veranſtaltet, in Naſſau kommen die 5. Nationalen Naſ⸗ ſauiſchen Kampfſpiele zur Abwicklung und in Cannſtatt wird ein nationales Jugendſportfeſt durchgeführt. a Im Kingen werden die Endkämpfe zur Südweſt⸗Gaumeiſter⸗ ſchaft mit drei Begegnungen zwiſchen Siegfried Ludwigs⸗ hafen— Tgd. Dieburg, Mainz 88— Saarbrücken⸗Weſt und Thaleiſchweiler— VfK Schifferſtadt fortgeſetzt.— In Fürth und Feucht treffen am Samstag und Sonntag die Gau⸗ mannſchaften von Bayern und Württemberg aufeinander. Juni) finden morgen keinerlei Spiele ſtatt. Aehnlich der Werbewoche der Deutſchen Turnerſchaft im vorigen Jahre, wird in den Tagen vom 26. Mai bis 2. Juni eine Reichsſportwerbewoche ſämtlicher im Reichs⸗ bund für Leibesübungen vereinigter Organiſationen und Vereine in ganz Deutſchland durchgeführt werden. Alle, die noch abſeits ſtehen, ſollen aufgerüttelt werden, ſich ein⸗ zureihen in die Front der turnſportlichen Kämpfer für ein geſundes und glückliches Volk. Sonntag in Mannheim Werbemarſch der Turn⸗ und Sportvereine. Die 98 er Turner. Morgen iſt der Haupttag in der Werbung deutſcher Turner und Sportler. Der ganze Nachmittag iſt der Propa⸗ ganda für Leibesübungen gewidmet. Wie aus dem In⸗ ſeratenteil erſichtlich, trifft ſich ſchon um punkt 11.30 Uhr der ganze Verein zur gemeinſamen Abfahrt nach Mannheim Lokal„Zur Jägerluſt“, wo für Umkleidemöglichkeit geſorgt iſt. Im Propagandamarſch marſchiert der Verein in der Fachſäule 1. Anzug für Schüler: weiße Hoſe, Turnhemd und Rock; Turner: lange Turnhoſe, blauer Rock; Schüle⸗ rinnen, Turnerinnen und Frauen: Turnkleid. Endziel des Propagandamarſches iſt das Stadion, wo ein reichhaltiges Programm vorgeſehen iſt. Am Montag abend findet eine allgemeine Turnſtunde für Turnerinnen ſtatt. Fortſetzung des Werbe⸗Programms wie bereits angekündigt. Auch der Tbd.„Jahn“ ſtellt ſich reſtlos in den Dienſt dieſer großzügigen Werbeaktion und beteiligt ſich morgen Sonntag mit ſämtlichen Abteilungen an dem Werbemarſch durch Mannheim und bei der ſportlichen Kundgebung im Stadion. Im Laufe der Woche iſt jedem Turner⸗Intereſſen⸗ ten Gelegenheit geboten, ſich in öffentlichen Turnſtunden den vielſeitigen Turn⸗, Sport⸗ und Spielbetrieb unter be⸗ wahrter fachmänniſcher Leitung anzuſehen. Im„Kaiſerhof“⸗ Saale finden folgende öffentliche Turnſtunden ſtatt. Am Montag ab 7 Uhr Schülerinnen und Turnerinnen. Dienstag ab 7 Uhr Schüler, Jugendturner und Turner. Mittwoch 8 Uhr Turnerinnen und Frauen und Spieler im Wörtel. Donnerstag Chriſti⸗Himmelfahrt findet ein Vereinsausflug nach Bad⸗Dürkheim mit Endziel Forſt ſtatt. Freitag ab 6 Uhr allgemeine Turnſtunde(Schüler, Volksturner und Turner) im„Schloß“. Am Samstag beteiligt ſich der Verein an dem traditionellen Staffellauf„Rund um den Friedrichs⸗ platz“ in Klaſſe 3(10 mal 1200 m). Am Samstag, den 1. Juni, findet vorausſichtlich ein Gerätemannſchaftskampf und am Sonntag, den 2. Juni, ein Volksturnmannſchaftskampf auswärts ſtatt. Sonntag, den 2. Juni, abends, bildet ein Kameradſchaftsabend im Roſengarten den Abſchluß der geſamten Veranſtaltungen, wobei der Verein ebenfalls vertreten ſein wird. * Um die Einheitlichkeit der ſportlichen Werbung in den Vordergrund zu ſtellen, findet vorausſichtlich am Mittwoch, den 29. Mai, ein Staffellauf durch Seckenheim unter Teil⸗ nahme ſämtlicher hieſiger Turn⸗ und Sportvereine ſtatt. Näheres wird noch bekannt gegeben. Der Erfolg der Wer⸗ bung hängt von dem reſtloſen Einſatz aller Mitglieder ab. Niemand darf daher bei den vorgeſehenen Veranſtaltungen fehlen. An die Oeffentlichkeit ergeht der Ruf zum zahl⸗ reichen Beſuch der Veranſtaltungen, damit ſie ſich an den Vorführungen erfreut und neue Freunde der guten Sache zugeführt werden. Der Motorſport bringt als wichtigſtes Ereignis das internationale Avus⸗Rennen für Automobile und Motorräder. In⸗ ternational hat dieſe Veranſtaltung ſowohl bei den Wagen wie auch bei den Motorrädern eine ausgezeichnete Beſet⸗ zung gefunden. Bei den Wagenrennen ſtartet die Elite der beiden deutſchen Firmen Auto⸗Union und Mercedes-Benz. Verſchiedenes. In Frankfurt a. M. wird am Wochenende ein großes Sportfeſt der deutſchen Reichsbahn⸗Sportvereine ſtattfinden. Den Auftakt machen die Schwimm⸗, Rad⸗ und Boxkämpfe.— Darmſtadt und Wor nes tragen in allen Sparten einen Städtekampf aus. Vergeltung für Rom? 2. Fußballänderkampf Deutſchland— Tſchechoſlowakeſ. „Vergeltung für Rom?“— es hört und ſieht ſich etwa komiſch an, aber dieſe Frage hat ſchon ihre Berechtigung denn das erſte Fußballänderſpiel zwiſchen Deutſchland und der Tſchechoſlowakei ging ja nicht in Prag, ſondern 5 Jahresfriſt anläßlich der Kämpfe um die Weltmeiſterſchaſt auf italieniſchem Boden vor ſich. Wir haben es auch not nicht vergeſſen, daß an dieſem 3. Juni 1934 im Kampf 10 den Eintritt in die Weltmeiſterſchafts⸗Schlußrunde das Glück gegen uns und mit den Tſchechen war, die in einem an dramatiſchen Szenen reichen Gefecht mit 371 die Ober⸗ hand behielten und dann im Endſpiel gegen Italien erſt in der verlängerten Spielzeit mit 1:2 den Kürzeren zogen nachdem ſie noch acht Minuten vor Schluß der regulären Spielzeit mit 1:0 in Front gelegen hatten. 5 Deutſchland war ein gleichwertiger Gegner, aber die Tſchechen hatten das Glück, einen unſicheren deutſchen Tor⸗ hüter anzutreffen, der ihnen das Toreſchießen ſehr leicht machte, während gerade auf der Gegenſeite in dem be rühmten Planicka ein Mann das Tſchechentor hütete, der eine waghalſige Parade nach der anderen zeigte und mehr als einen deutſchen Erfolg nicht geſtattete. ö Dieſe Tſchechen haben wir uns nun zu einem Revanche ſpiel nach Deutſchland geladen, das am Sonntag nachmittag in der mehr als 60 000 Zuſchauer faſſenden Kampfbahn des Dresdner Sc vor ſich gehen wich. Man iſt auf das Erſcheinen der vorzüglichen tſchechiſchen Fußballer ſo geſpannt wir vor wenigen Wochen noch alf das erſtmalige Auftreten der Spanier, und wenn wir ſe⸗ gen, daß unſere Elf in Dresden vor einer ähnlich ſchweren Aufgabe ſteht wie vor 14 Tagen in Köln, dann dürfte ſich kaum ein Widerſpruch erheben. Aber trotz der Niederlage gegen Spanien beſteht keine Veranlaſſung, das Spiel gegen die Tſchechen ſchon von vornherein als eine verlorene Sache anzuſehen. Im Gegenteil: wir glauben, daß die deutſchen Spieler in Dresden viel beſſer zur Geltung kommen als in Köln, denn die Spanier ſchlugen uns in erſter Linie durch ihre enorme Schnelligkeit, und die beſitzen die Tſchechen nicht. Das deutſche Spiel wird diesmal das der Tcchechen hinſichtlich der Schnelligkeit zweifellos übertreffen und darin liegt unſere große Chance. Die Tſchechen ſind techniſch erſtklaſſig, Ballartiſten, kampfſtark und hart, ſelbſt temperamentvoll, wenn auch nicht ſo überſchäumend wie die Spanier. Ihre Spielweise wird in Dresden begeiſtern, denn ſie iſt nicht nur zweckmä⸗ ßig, ſondern auch für das Auge ſchön, und ſchöne Fußball ſpiele ſieht man immer gerne. Die deutſchen Spieler ſtehen vor einer ſchweren, aber nicht unlösbaren Aufgabe. Sie werden zu beweiſen haben, daß die verhältnismäßig ſchwa⸗ che Leiſtung in Köln nur eine Ausnahme war. Die Tcche⸗ chen werden ihnen beſſer„liegen“, ihre Spielweiſe ſagt ihnen beſſer zu als die allzu temperamentvolle romaniſche und aus dieſen Erwägungen heraus glauben wir, daß der Erfolg diesmal auf deutſcher Seite ſein wird. Unſere Elf hat das Vertrauen der deutſchen Sportgemeinde, möge ſie es rechtfertigen! Die Mannſchaften Deutſchlands Mannſchaft iſt folgende: Jakob (Jahn Regensburg) Janes— Tiefel (Fortuna Düſſeldorf)(Eintracht Frankfurt) Gramlich— Goldbrunner— Zielinſki (Eintr. Frankfurt)(Bay. München)(Union Hamborn) Lehner— Lenz— Conen— Siffling— Fat (Augsburg)(Dortmund)(Saarbrück.)(Waldhof)(Worms) Die tſchechiſche Elf iſt reine Kombination der beiden führenden Prager Klubs Slavia und Sparta. Sie könnte augenblicklich nur noch durch die Einſtellung von Planicka(was ſehr leicht möglich iſt!) an Spielſtärke gewinnen, auch Zeniſek als Verteidiger (der aver verletzt iſtl) und Koſtalek dann als Außenläufer hätte vielleicht noch eine Verſtärkung bedeutet, aber auch in der jetzigen Beſetzung wird man die Tſchechenelf als erſt⸗ klaſſig bezeichnen müſſen Ihr letzter Erfolg war ein 5•1⸗ Sieg über Englands Pokalmeiſter Mancheſter City, und da zeigten die Tſchechen wirklich gutes Können. Die deutſche Elf hat aus verſchiedenen Gründen eine etwas andere Geſtal⸗ tung als in Köln erfahren. Hohmann und auch Szepan wären vielleicht berückſichtigt worden, wenn ſie nicht wegen der Endſpiele ungbkömmlich geweſen wären. Die anderen Veranderungen mußten zwangsläufig kommen, nachdem einige Spieler in Köln eine allzu große Formſchwankung erkennen ließen(Buchloh, Buſch, Bender, Raſſelnberg!) Ausgeſprochene Neulinge ſind ja nicht dazu gekommen, denn Lenz und Tiefel haben ja bereits ihre internationale Feuerprobe hinter ſich und„teils—teils“ beſtanden. Lenz wird gegen die techniſch glänzenden Tſchechen ſicher einen ſchweren Stand haben und in Bezug auf Tiefel hegen wir inſofern einige Befürchtungen, als er uns etwas langſam ſcheint. Gerade neben dem„eiskalten“ Janes hätten Wik; uns einen etwas temperamentvolleren Mann gewün cht. Da aber alle anderen Spieler altbewährte und erprobte Kämpen ſind, dürfte die Benennung von Tiefel und Lenz im allgemeinen kein großes Riſiko ſein. Auch bei den Tſchechen ſtehen ja einige Leute, die ihre Eignung in ſchwe' ren Länderkämpfen noch unter Beweis ſtellen müſſen. Wenn Deutſchlands Hintermannſchaft nur eine Idee beſſer iſt als vor 14 Tagen in Köln, dann ſollten den iſche' chiſchen Stürmern Erfolge ſehr ſchwer fallen. Durch die Einstellung bzw. Wiedereinſtelung Sifflings, deſen feine Vorlagen man in Köln ſo vermißte, ſollte auch das deutſche Stürmerſpiel wieder die alte Klarheit 1 155 und in gleichem Maße müßten ſich auch die zählbaren Er folge einſtellen. — B %% E * . was gung, Und bor ſchaſt noch um das inem Ober⸗ rſt in Ogen, lären n) Fath rms) lubs noch glich iger ufer ch in erſt⸗ 5˙1⸗ D da ſtal⸗ pan egen eren dem ung 190 nen, nale enz nen wir fam wir ct. te eng den we⸗ dee he⸗ die ſen das hen Er⸗ 1935 Das kleine Gärtchen hinter den Häuſern iſt ganz voll Sonne. Ein winziges blühendes Viereck— umgeben von 5 w Mauern und Pflaſterſteinen. Einmal waren Wie⸗ ſen, windſchwingende Gräſer und wild wachſende Blumen 225 Nachbarn. Das war vor vierzig Jahren, als der Herr rchivarius, dem das Gärtchen gehört, die Erlaubnis be⸗ kam, ein Viereck der Wieſe, die hinter dem großen Miets⸗ haus lag, mit einem Zaun abzugrenzen und zu bepflanzen. Damals war der Herr Archivarius ein junger Mann und hatte Liebesgedanken. Pflanzte Roſen in ſein Cärt⸗ chen, ein zartes Birkenbäumchen, Nelken und weißen Flie⸗ der. Denn das junge, lachende Ding, das er ſich einholen wollte, liebte das Blühen und die Blumen mehr als alle Menſchen, die bis jetzt durch ſein ſtilles, einfaches Leben gegangen waren. Es war immer etwas Feſtliches um das Mädchen— etwas Geſchmücktes An dem Frühlingstag, an dem er ihr ſagen wollte, daß er ſie liebhabe, brachte ſie ihm eigenhändig für ſein Gärtchen einen Buſch dunkel⸗ roter Pfingſtroſen, deſſen Blüten noch in Knoſpen lagen. An den Wurzeln hing Erde, die ſie aus ihrem Garten mit⸗ genommen hatte, damit der verpflanzte Buſch weiterblühen konnte auf dem neuen Boden. Als ihr der Archivarius ſagte, daß er ſie liebhabe, da bekam ſie erſchrockene Augen, in denen das Lachen plötzlich ſtillſtand. Nein— nicht zu ihm war ſie gekommen mit ihren Blumen und ihrer Freude. Zu dem kleinen Gärtchen, das ihr Spaß machte und deſſen Entſtehen ſie vom erſten Spatenſtich mit verfolgt hatte. Da blieb der junge Archi⸗ parius allein mit ſeinem Buſch roter Pfingſtroſen und einem herben Weh. Das Mädchen ſah er nicht wieder. Aber wie ein Lächeln von ihr gehört das Gärtchen mit ſeiner Sonne und ſeinem Blühen in das einſame Sonderlingsleben, das er führt. Denn er iſt einer von denen, deren Herz ſich nur einmal für einen Menſchen ganz erſchließen kann. Heute iſt der Herr Archivarius ein alter Mann mit weißem Haar und zitternden, unſicheren Händen. Ein Menſchenalter hindurch hat er es ſich erkämpft, das kleine, blühende Viereck behalten zu dürfen. Wie Feſtungsmauern ſtanden nach und nach hohe, vielfenſtrige Häuſer rings um das Gärtchen auf. Die Wieſen verſchwanden und wurden gepflaſterte Höfe. Keiner von den vielen Bewohnern der Häuſer hat das Herz, dem alten Archivarius ſein Gärtchen 10 nehmen. Sie ſehen ihm freundlich zu, wean er es mit o ernſthafter Liebe pflegt und vorſichtig die ſchmalen Wege zwiſchen den winzigen Beeten hin und her geht, um die Blumen zu gießen. Inſtinktiv haben auch die Kinder Re⸗ ſpekt vor der Inbrunſt, mit welcher der alte Mann an ſei⸗ nem Gärtchen hängt. Sie ſtehlen ihm nichts— ſie zertreten ihm nichts und ſehen ſich beim Spielen vor, daß Ball und eifen nichts auf den ſauber gepflegten Beeten zerſtören. Freiwillig und voll Freude verſchenkt der Archivarius an die Menſchen ringsumher in den Häuſern, was ſein Gärtchen an Blumen bringt. Mancher junge Burſche, der ch Sdantags mit ſeinem Mädel trifft, trägt eine Nelke aus dem Gärtchen im Knopfloch ſeines feſtlichen Anzuges. Die Näherin, die den ganzen Tag an der Maſchine ſitzt, nickt dem Alten von ihrem Fenſterplatz aus freundlich zu und dankt ihm für die ſchweren weißen Fliederdolden, die in einem Glaſe vor ihr ſtehen und ihr vom Frühling und vom blauen Himmel erzählen, wie er ſich außerhalb des Häuſer⸗ meeres über Wieſen und Blumen ſpannt. Im Laufe der ahre iſt mancher kleine Erdenbürger in den hohen Häuſern zur Welt gekommen, wenn die Roſen des Gärtchens in vollſter Blüte ſtanden. Ueberall ſind die Blumen des Gärtchens mit dabei wie gute Gedanken und gute Wünſche. Nur die Pfingſtroſen, die verſchenkt der alte Archi⸗ barius nicht. Das glühende Rot ihrer großen Blumen macht am jedem Juniſonntag ſein Zimmer leuchtend wie ein Hoch⸗ zeit gemach. Dann lächelt der Liebende. und ein feſtliches Gefühl bringt Hoffen, Warten und Erfüllung in ſein Herz. Kleine liebe Mädchenhände küßt er, die ihm einſt die Pfingſt⸗ roſen geſchenkt haben. Und er nickt dem Gärtchen da dank⸗ bar 5 Iſt es doch ſchuld daran, daß einmal ein junges Nenſchenkind mit Lachen und Freude zu ihm gekommen iſt. 8 Das kleine Gärtchen hinter den Häuſern iſt ganz voll aeime. Bis ſein Leben zu Ende geht, läßt es ſich der Alte 1 weißen Haar und dem ſonntäglichen Herzen nicht nehmen II. g Das Haus des Schmiedes iſt das letzte im Dorf, Sein ſtöpleches„Ping Ping“ klingt wie ein Lied über die Wieſen ball, Felder. Hannchen, des Schmiedes ſechsjähriges Töch⸗ 1 S das Lied den ganzen Tag nach Herzensluſt mit. Sie kann ſich ihr kleines Leben ohne dieſes luſtige hing Ping“ gar nicht denken. Hannchen hat alle Tugen⸗ n, die ein Mädel haben kann, aber einen großen Fehler: fte kommt ſehr oft zu ſpät in die Schule! Ihr Schulweg weit, und es gibt, beſonders wenn der Frühling da iſt, viel zu ſehen! Hannchen hat einen Hang zum Träumen. Der Frühlingskranz ed gde tate ed IU een „Hannchen,“ bittet die junge Bäuerin und ſchnallt dem kleinen Mädchen den Ranzen feſt,„du biſt in dieſer Woche ſchon zweimal zu ſpät gekommen. Das muß jetzt anders werden. Geh an dem Ententeich vorüber, ohne dein Schul⸗ brot an die Enten zu verfüttern. Schaue gicht rechts noch links, ſondern immer hübſch geradeaus!“ Hannchen verſpricht es und läuft los. Das Schnattern der Enten ſcheint ſie zu rufen, aber ſie hält ſich mit den kleinen Händen die Ohren zu und denkt an das Verſprechen. das ſie der Mutter gegeben hat. Hannchen läuft, daß ſie über die Steine ſtolpert. Der Ranzen fliegt in das Feld. Das Mützchen liegt im Graben. Es dauert eine Weile, bis ſie wieder alles zuſammen hat. „Schaue nicht rechts noch links!“ hat die Mutter gefagt. Hannchen wirft alſo das Köpfchen zurück und ſchaut in den Himmel hinein. Wie klar und rein heute ſeine blaue Farbe iſt! Und die vielen weißen Wolken, die wie Schäfchen über den Himmel eilen... Sie jagen ſo ſchnell, als könnten ſie es kaum erwarten, heim zum lieben Gott zu kommen. Der liebe Gott wird jetzt gewiß in ſeinen ſtrahlenden Purpur⸗ mantel gehüllt auf dem goldenen Thron ſitzen und die klei⸗ nen Wölkchen erwarten Immer mehr haben ſich Hannchens Schritte beim Träu⸗ men verlangſamt. Plötzlich denkt ſie wieder an die Worte der Mutter und läuft erſchrocken ſchneller vorwärts. Mit⸗ ten im Trab muß ſie aber, um einmal Atem zu ſchöpfen, ſtehenbleiben. Die Ruhepauſe macht ſie gerade vor einem dichten Goldregenbuſch, und mit neugierigem Blick ſchaut ſie auf die gelben Blüten. Die Tautropfen liegen noch dar⸗ auf, und in den blinkenden Waſſerkügelchen ſpiegelt ſich die Morgenſonne. Ganz andächtig ſchaut Hannchen darauf hin. Wie das wieder ſchön ausſieht! Wie rotgoldenes Nixenhaar, das durch klares Waſſer ſchimmert. Hannchen weiß es ganz genau— im Meere und in den großen Flüſſen wohnen überall Nixen, die ſich jeden Morgen mit glänzendem Perl⸗ mutterkamm ihr wunderſchönes Haar kämmen, um ſich für den 1 zu ſchmücken. Hannchen kneift die Augen uſammen und ſchaut über den leuchtenden Blütenbuſch. „— ſo geht es. Nun ſieht ſie nicht mehr die einzelnen Tröpfchen, ſondern eine einzige feuchte, lichtſchimmernde Fläche. Ein verzückter Ausdruck legt ſich über ihr kleines Geſicht. So muß es flimmern und glänzen wie Gold, wenn Aufnahme: Willi Engel. pes nt im Morgenſonnenſchein durchs Meereswaſſer glang!? „Hannchen, aber Hannchen!“ Mahnend klingen in Hannchens Herzen die Worte der Mutter. Die kleinen Beine ſetzen ſich wieder in Trab. Als Hannchen vor der Kirche angelangt iſt, wirft ſie ſchnell einen Blick auf die Uhr. Sie hat noch eine Viertelſtunde Zeit. Heute wird ſie nicht zu ſpät kommen. Da tritt in ihre Augen ein kindliches Stau⸗ nen, und ſinnend bleibt ſie ſtehen. Wie komiſch das iſt! Das hat ſie noch gar nicht gewußt, daß man von unten ſehen kann, wie ſich die dicken Zeiger langſam, ganz langſam fort⸗ bewegen. Und immer mit einem ſo ulkigen, winzigen Ruck, als erhielten ſie von unſichtbarer Hand einen kleinen Stoß nach dem anderen. Hannchen lacht hell auf. Vielleicht wohnt ein Zwerglein in dem großen Uhrgehäuſe und treibt nun ſeinen Koboldſpaß mit der alten, ſchwerfälligen Uhr. Hannchen beſinnt ſich nun aber doch wieder auf die Schule und trennt ſich von der alten Uhr. Sie ſieht die Schule vor ſich. Das beruhigt ſie. Unwillkürlich werden die Schritte wieder langſamer. Da— ein ſcharfes, ſchrilles Klingeln erſchreckt das Kind, das gerade vor der Schule an⸗ gelangt iſt. Nun kommt Hannchen heute wieder zu ſpät! Mit hilfloſen Tränen in den Augen jagt die kleine Träu⸗ merin die Treppe empor und öffnet dann mit zagendem Herzen die Klaſſentür. Mit Sünderinnenmiene ſteht ſie vor der jungen Lehrerin. „Aber Hannchen, was ſoll das heißen? Das drittemal kommſt du zu ſpät in einer Woche. Ich muß wohl erſt ganz ſtreng werden, um ſo ein böſes Kind zum Gehorſam zu zwingen!“ Plötzlich— Hannchen weiß ſelbſt gicht, wie es geſchieht— ſchlingt ſie die kleinen Aermchen um den Hals der Lehrerin. 800 bin nicht böſe,“ ſtammelt ſie unter Trä⸗ nen.„Aber es war alles ſo ſchön..“ Es iſt Abend, und Hannchen liegt in ihrem Bett. Sie reißt die müden Augen, die ihr zufallen, immer wieder auf. Denn ſie muß den glänzenden Stern noch einmal ſehen, der ſein Licht gerade auf ihr Bettchen wirft. Als ſie daran denkt, wie böſe die Mutter heute auf ſie geweſen iſt, faltet Hannchen zum zweitenmal die Hände und flüſtert andächtig: „Lieber Gott im Himmel, ich bitte dich ſehr, ſei doch ſo gut und mache nicht alles, was du ſchaffſt, gleich ſo ſehr— ſehr m—— damit ich nicht wieder zu ſpät in die Schule omme——. *. 4 1 1 3 8 Wie überall in der weiten ungariſchen Tiefebene hat auch Kiskunhalas ſeine Zigeunerſiedlung. In Lehmhütten, die ſich kaum über den Erdboden erheben, dafür aber recht tief hineingehen in die wärmende Mutter Erde, hat ein großer Stamm ſeine Winterquartiere. Solange es warm iſt und die Sonne ſcheint, ziehen ſie mit ihren kleinen Panje⸗ pferdchen und den hohen Wohnkarren weit durch die unga⸗ riſche Landſchaft, wechſeln hinüber nach Rumänien und Ju⸗ goſlawien und finden oft genug auch ihre endloſe Straße über Oeſterreich hinein in das ſchöne Deutſche Reich. Wenn aber im Herbſt die Stoppeln gebrochen werden und der erſte Rauhreif ſich über die abgeernteten Felder legt, dann iſt es auch für ſie Zeit, heimzukehren in die alte Zufluchtsſtätte bei Kiskunhalas im Ungarlande.——— Wieder einmal iſt es Frühling geworden. Diesmal haben ſie auch den Szömöry Bela zurücklaſſen müſſen. Den Fuß hat er ſich im Februar gebrochen, und noch haben die Waldkräuter ihre Schuldigkeit nicht getan. Auch iſt es ganz gut, wenn außer den Uralten einmal ein Junger zurückbleibt, der ihnen helfen kann mit ſeinen ſtar⸗ ken Kräften. So hat es der Stammeshäuptling entſchieden! Alſo bleibt der Bela in Kiskunhalas ſo ſehr es auch in ihm rumort, mit hinauszuziehen in die im⸗ mer neuen fremden Lande. — Und ſo ſchön es gerade diesmal werden konnte, wo ihm der Häuptling endlich verſprochen, daß Ranyja, die bildſchöne, glut⸗ äugige Acht⸗ zehnjährige, zum Herbſt ſein Lager mit beziehen dürfe. Noch beim Abſchied hatte der Stammes⸗ führer es ihm ans Herz ge⸗ legt:„Hüte das Grab unſeres alten Königs! Du weißt, daß es die größ⸗ ten Koſtbar⸗ keiten unſe⸗ res Stam⸗ mes birgt! Seit hun⸗ dert Jahren halten wir es Anbecſehrt! Stunde niang grub er in der hellen Mondnacht. 282 5 . 8 e ee ID Tue auch du deine Pflicht, Szömöry Bela!“— Und dann zogen ſie davon.—— Dem Jungen will erſt das Herz brechen, wie nun überall der Frühling aufweht, die weiten Flächen mit tau⸗ ſend Knoſpen und Blüten überſät, die Vögel aufſteigen in die unendliche Bläue und nur er dahocken muß in der Ge⸗ bundenheit ihres Lehmdorfes. Lange Nächte weint ſeine Geige— nach Ranyja— und der beſeligenden Weite der Landſtraße. Bis die Un⸗ tätigkeit ihm über wird. Stundenlang hockt er jetzt am Grabe des alten Stam⸗ meskönigs. Was hatten die alten Weiber doch geſagt? Kei⸗ ner habe die Zukunft ſo deuten können wie er! Und ſeit hundert Jahren gingen die Stammeshäuptlinge an das alte Grab, wenn ſie etwas wiſſen wollten über einen abweſen⸗ den Stammesgenoſſen. So ſtrömten noch heute die ſehe⸗ riſchen Kräfte des Alten durch Stein und Erde. Und einer anderen Ueberlieferung erinnerte ſich der junge Bela: Das heilige Buch des Stammes ruhe da unten auf dem Herzen des Zigeunerkönigs. Dreiundvierzig Sei⸗ ten habe das Buch, für jede der Familien des Stammes eine. Und auf jeder Seite ſtünde die Geſchichte der Familie bis in die Urewigkeit.—— Was wohl Ranyja jetzt tat? Ob ſie gut verdiente mit Kartenlegen und Handdeuten? Und ob ſie an ihn dachte?— So ein großes Verbrechen würde es doch nicht ſein, in einer Mondnacht, wenn die Uralten ſchliefen, nachzugraben und zu ſuchen nach dem alten Buche des Stammes! Nur zwei Seiten brauchte man ja zu leſen, die Ranyjas und die ſeine! Und dann ganz ſchnell alles wieder ſo hinlegen, wie es war. Und alles glätten, daß der Häuptling nichts merkte, wenn ſie heimkamen im November. Monatelang rang er mit ſeinem Plan. Als es Auguſt wurde und die Sonne ſo heiß in das unruhige Blut brannte, daß es kaum mehr zu ertragen war, ſtand er tief in der Nacht auf. Stundenlang grub er in der hellen Mondnacht. Dann endlich!— Ein paar weiße Knochen und ein eigentümlich geſchnörkelter Ring!— Wo war das Buch?— Vergeblich wühlten ſeine Hände in der lehmigen Erde. Tief enttäuſcht und doch innerlich irgendwie erſchüttert kroch er am Morgen wie zerſchlagen in ſeine Hütte.—— Kaum mehr abwarten konnte er es, bis im Herbſt die anderen zurückkamen. Das Grab lag wieder ſtill und glatt, wie es vorher geweſen. Die Alten hatten nichts gemerkt. Und auch der Stammeshäuptling würde nichts mehr merken können.— Von Anfang November an kletterte er jeden Tag in den höchſten Ahornbaum und ſchaute weit über das flache Land. Endlich!— Da kamen ſie in langer Reihe, die be⸗ kannten Wagen!— Da kam Ranyja!—— Szömöry Bela lief dem Zuge entgegen. Neben den Pferden des erſten Wagens ſchritt der Stammeshäuptling. Warum war deſſen Geſicht ſo bedrückt? Warum gab er ſeinen Ruf nicht froh zurück?—— Faſt ſchreiend kamen ihm die Worte vom Munde: „Was iſt mit meiner Ranyja, Häuptling?“ Der Alte griff den Pferden in die Zügel, daß ſie ſtehen⸗ blieben. Dann richtete er ſich hoch auf und wies mit der Hand in die Ferne: „Verlaſſe ſofort das Gebiet des Stammes, Szömöry Bela!— Ranyja, die Blüte, iſt tot— und du haſt ſie ge⸗ mordet!“ Der junge Zigeuner fiel in die Knie:„Du lügſt, Stam⸗ meshäuptling! Das kann nicht wahr ſein! Sie kann nicht tot ſein, Ranyja, die Blume meines Lebens!“ Bitter kam es vom Munde des Alten: „Du haſt ſchuld!— Geſund war ſie und blühend. Lachte und ſang und war die Freude des ganzen Stammes.— Bis eine Auguſtnacht kam. Im Wagen ſchlief ſie neben Zeichnungen(2): Grunwald. Schrie einmal laut auf:„Das Grab des Königs!“ meinem Weibe. Mitten in der Nacht mit einemmal ſprang ſie auf von ihrem Lager. Schrie einmal laut auf:„Das Grab des Königs, das Grab des Königs!“ Als wir ſie in die Arme nahmen, um ſie zu beruhigen, wimmerte ſie noch einmal auf:„Bela, Szömöry Bela!“—— Am anderen Tage haben wir ſie eingeſcharrt an der Grenze. Nun geh, Fluchbeladener— und hole dir deine Braut!“ Ohne noch einmal in das Dorf zurückzukehren, trat der junge Zigeuner ſeine Wanderung an. Weit war der Weg. Durch Schnee und Eis, über Berge und Flüſſe zu dem Grabe Ranyjas.—— An einem Januarabend verſammelte der Stammes⸗ häuptling das ganze Dorf: „Ich komme vom Grabe des alten Königs.— Szömöry Bela iſt nun vereint mit Ranyja!— Das Grab des Königs iſt entſühnt!“ I eines Pferdes Von Paul Palmen Es war der Wein, der ihre Zungen löſte. Mit einem⸗ mal war es da, das ſchlichte Lied. Das Lied aus Deutſch⸗ land. Es klang wehmutsvoll in die Nacht der mexpikani⸗ ſchen Wüſte. „Genug,“ ſchrie Heßmann,„amoris cantus ex!“ Der Wein machte toll. Die anderen ſchwiegen, und Heßmann mußte lachen, bis auch er die Geſchichte ſeines Lebens er⸗ zählte: „Lebendiger als das Gedenken an die Menſchen iſt oft die Erinnerung an Tiere, die wir liebten. Es ſind nicht leere Worte, die wir ihnen danken. Es ſind ſtarke, große Taten, mit denen ſie ihre Treue bekunden. Stark, treu und klug, das war Liſanto. Ich mußte, daß wir zueinander ge⸗ hörten ſeit jener Stunde, da ich ihn aus der Herde holte beim Farmer Ranchez am Rio de los Conchos. Ich habe piele Pferde geritten in den Staaten und in Mexiko. Aber keines trug den Sattel ſo leicht und ſo ſtolz wie dieſer Hengſt. Ich war einſam damals, und in der Einſamkeit werden alle Gefühle lauter und gewaltig. So hing mein Herz an dem kaſtanienbraunen Hengſt Liſanto. Nicht davon will ich erzählen, da er mich aus dem Präriebrand trug, als mein Kopf an ſeinem Hals lag und hinter ſeinen jagenden Hufen die geängſtigte und wütende Herde ſtampfte, die Zuchtbullen und dreijährigen Mütter. Ich ſchweige davon, wie er mein kleines, verfehltes Leben aus dem brennenden Tod der Steppe trug.— Mit dop⸗ pelter Haferration habe ich es ihm gedankt. Mehr konnte ich nicht geben. Auch an jenen Morgen denke ich nicht, da er zurück⸗ kam, ſattellos und die Flanken zerſtochen. Ein Pferdedieb hatte die Nacht benutzt und ihn mit dem Meſſer zum Galopp gepeitſcht. Beim„Roten Stein“ fand man den Räuber tot. Es war Jim Tomers. Seine Bruſt war zerſtampft von ſcharfen Hufen. Aber jene Stunde fällt mir ein, da Liſanto mein Leben vor jener Tat bewahrte, die es für immer beſudelt hätte. Das war in der Hazienda„Santo Eſpirito“, hart an der e als ich mich in Juana vergaffte, die ſchwarzhaarige Tochter des Ranchomeiſters. Seit Februar war ich mit dem Vieh in den Bergen geweſen, und als ich zurückkam im Mai, war ich hungrig nach Küſſen. So jung war ich damals noch, und Juanitas Lippen waren rot wie Erdbeeren in der Heimat. Vielleicht rannte ich ihr deshalb nach Die anderen lachten über den dummen„allemano“, denn ſie wußten die Wahrheit. Wußten, daß ich zu ſpät kam, daß ein anderer ſchon die ſchwarze Juanita küßte an den Mondſcheinabenden hinter der Fenz. Der Vaquero Paolo Jacateca aus Veracruz, der einen Vierteldollar in Silber in den Ohrläppchen trug. Ich wollte es nicht glauben. Ich war verliebt und verrückt. In den Nächten klim⸗ perte ich vor ihrem Fenſter auf der Gitarre und 1 ihr das kleine Lied, das wir ſo oft geſungen. Vom kargen Lohn ſparte ich und brachte ihr ein goldenes Halskettchen und ein Zeichnung: Grunwald. E See e,. In dieſem Augenblick fing Liſanto an zu känzeln. Armband, aus Peſetas geſchmiedet. Sie lachte mir ins Ge⸗ ſicht, und ich durfte ihr die Hand küſſen vor allen Stall⸗ burſchen. Mehr nicht. Ich weiß nicht mehr, wie lange es gedauert hat. Die Zeit rannte wie toll, und ich war glück⸗ lich. Ihr Lächeln ließ mir meine pofßnung leben, bis alles verbrannte im Feuer der Wahrheit. Das kam ſo: Zwei Tage vor einem Feſt ſagte ſie zu den Jungens, die ſie umſtanden:„Am Feiertag tanze ich den Bolero im Herrenhaus, und ich brauche dazu zwei rote Haarbänder aus der Stadt.“ „Ich hole ſie!“ ſchrie ich. „Gut,“ antwortete ſie,„und du ſollſt dafür einen Kuß bekommen.“ Sie lief lachend ins Haus. So ſchnell war Liſanto noch nie geſattelt.„Weißt du, Liſanto, um was wir heute rei⸗ ten?“ fragte ich.„Um einen Kuß von Juanitas Lippen!“ Ich glaube, daß ich ihn damals auf die Schnauze küßte. Dann jagten wir los nach Piedras negras. Es ſind 84 Kilo⸗ meter durch die Steppe. Die Nachmittagsſonne brannte wie Feuer, und um den Pferdeleib flockte der Schaum. Er ga⸗ loppierte ſicher und leicht. Die Tuchhändler wollten eben ihre Läden ſperren, als Liſantos Hufe auf dem Pflaſter der Stadt klapperten. J beſorgte die Bänder, fütterte und tränkte den Gaul, und eine halbe Stunde ſpäter waren wir wieder auf dem Rück⸗ weg. Der Mond ſtand ſchon hoch, als ich in„Santo Eſpi⸗ rito“ eintraf. Niemand hätte gedacht, daß ich in etwa ſechs Stunden zurück wäre. Aber Siſanto hatte ſein Beſtes ge⸗ geben. Im Hauſe des Ranchomeiſters war noch Licht, und im Schatten vor dem Tor ſtanden Juana und der Vaquero und hielten ſich eng umſchlungen. Liſantos Huf ſtieß hell an einen Stein. Das Paar fuhr auseinander.„Vaya por Dios!“ ſchrie das Mädchen und lief in die Dunkelheit. Mir drang alles Blut zum Kopf, als ich den Jacateca lächeln ſah. Ich griff ſchnell nach meinem Coltrevolver In dieſem Augenblick begann Liſanto zu tänzeln. Er ſprang ſeitwärts, ſtieg, nahm das Gebiß vor und jagte dann im wildeſten Tempo hinaus in die Nacht. Er hörte nicht auf mich. Damals war es das erſtemal, daß ich ihn ſchlug. Es half nichts. Nach einer Viertelſtunde ſchärfſten Rennens fiel er von ſelbſt in Trab und Schritt. Aus den Bergen kam der Nachtwind und brachte auch mich zur Beſinnung. Je mehr ich dachte, um ſo klarer wurde mir, daß mich Liſanto gerettet hatte. Man macht an der Staatsgrenze nicht viel Prozeß mit Mördern. Ich wäre vor Tagesanbruch gehängt worden. Im Stall beim Abſatteln erſt überfiel mich der große daß le der Enttäuſchung und des Verrats. Es iſt wahr. daß ich weinte und daß Liſanto ſanft und traurig mir die Tränen von der Wange blies. Ich zerriß die bunten Bänder und wollte Juana ver- geſſen. Zu ſchnell geſchah dies. a Zwei Tage nach dem Feſt, als wir das Vieh hinaus! trieben, ſtolperte Liſanto. Kein Stein lag auf dem 1 Im Schritt, auf ebener Straße ſtolperte Liſanto, der ſo 1 ſo ſicher 0 Ich riß ihn hoch, aber er nahm den 8 zwiſchen die Vorderbeine und ſtürzte. Wir wollten ihn au“ richten, die Jungens und ich. Er wandte mir den Kopf be. Seine Augen blickten groß und feucht. Dann ſank das treue Pferd plötzlich zuſammen und verendete.)—. i Als Heßmann geendet, ſaßen die Männer ſtill, 5 ö Kinn auf der Bruſt. Die Moskitos ſangen um die Lichter, und die ſchwüle Nacht war voll fremder Geräuſche. Z W NM N 9 — — 8 902 (8. Fortſetzung.) 8 In dem vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Die Ankunft der drei Digger Biddle, Hart und Oſtler hat in Kimberley Aufregung hervorgerufen. Noch ehe die drei geſund geworden ſind, melden ſich ſchon die Beſucher. Helga Trolle darf Thomas Hart Blumen bringen. Sophus Trolle ſitzt in der Halle des Hotels und zeigt Intereſſe für wertloſe Claims. Er kauft ein Feld, und niemand weiß, was er damit will. Charly Biddle taucht im Diggerhotel auf. Die rote Kitty, von Generaldirektor Hickſon beauftragt, die drei Digger zu überwachen, knüpft alte Beziehungen neu. Sophus Trolle ſtellt ſich am Tiſch Biddles ein. „Nein“, ſagt nebenan der alte Biddle gemütlich auf die drängenden Fragen.„Keine Spur. Wir haben unſeren Claim nicht eintragen laſſen. Aus dem einfachen Grunde..“ Er macht eine triumphierende Pauſe und ſieht ſich grinſend im Kreiſe An weil wir gar nicht mehr wiſſen, wo er liegt!“ „Ihr wißt nicht...2“ Kitty hat den Kopf gemütlich auf geſtützt und beugt ſich geſpannt vor. In ihren Augen liegt plötzlich etwas Scharfes, als wolle ſie dem alten Gräber durch alle Runzeln ſeines Mumiengeſichtes hindurch auf den Grund der Seele ſehen. „Vielleicht weiß Billy es noch“, ſagt Biddle grinſend. „Aber der liegt noch im Heiabettchen. Thomas und ich, wir haben keine Ahnung mehr, wo wir den Claim abgeſteckt haben. Folglich könne wir ihn auch nicht regiſtrieren.“ „Am Ende haſt du deinen Claim bloß im Fieber ge⸗ funden, Charly“, ſagt einer der Umſtehenden enttäuſcht in das Schweigen. Der Alte nickt gemütlich.„Kann ſein. Ich war hard up da draußen auf der Durſtſtrecke.“ „Lüg' nicht ſo gottlos, Charly,“ fährt die rote Kitty plötzlich auf.„Du haſt mir einen Whisky ſpendiert, alſo...“ „Den zahlt mein Freund Thomas“, ſagt der Alte treu⸗ herzig.„Der weiß. daß ich nicht bei Kaſſe bin.“ Kitty Alliſter beißt ſich auf die Lippen. Die Menge der Diggers, die den Tiſch umdrängen, löſt ſich langſam. Die Muſik beginnt wieder zu ſpielen. Alſo nicht, denkt die rote Kitty verdroſſen. Verdammter alter Geizkragen. Dann wird eben dein German⸗Friend mir ſagen, was ich wiſſen will. Mit einer raſchen Bewegung wendet ſie ſich zu Tho⸗ mas Hart, der mit dem Schweden am Nebentiſch in ein helangloſes Geſpräch geraten iſt. „Ich will mit dir tanzen, Hart. Die Muſik.. Aber plötzlich bricht Kitty ab und wendet die Augen u der Tür, die von der Bar aus zum„Hotel“ hinüber⸗ ührt, und an der Thomas Harts Blick ſo intenſiv hängt, daß er Kittys Aufforderung gar nicht gehört hat. Schmal und ſchlank, gelaſſen und ſelbſtſicher in jeder Bewegung tritt Helga Trolle in den von Tabaksqualm und grölenden Stimmen erfüllten Saal; unberührt und ruhig ſchreitet ſie in ihrer kühlen Blondheit durch die Bar. Thomas Hart iſt aufgeſprungen und neigt ſich über Helgas ſchlanke Hand, mit einer ganz unwillkürlichen Be⸗ wegung, die ſicher nicht im Diggercamp geboren iſt. Als er ſich aufrichtet, ſteht ein aufmerkſames, ein wenig er⸗ ſtauntes Fragen in Helga Trolles Augen. „Wo haben Sie das gelernt, Herr Hart?“ Eine leichte Verlegenheit malt ſich auf den Zügen des Mannes.„Verzeihen Sie. Eine Erinnerung aus alten Tagen. Eine unpaſſende, gebe ich zu.“ 5 Helga Trolle lächelt ganz leiſe.„Ich weiß. daß Sie nicht immer Digger waren, Herr Hart.“ „Sie kennen mich?“ Trotz aller Beherrſchung iſt elwas wie banges Fragen in den Worten. Helga nickt. „Ihr Freund, Mr. Biddle— guten Abend, Mr. Charly hat mir erzählt, daß Sie als Junge in Deutſchland das Gymnaſium beſucht haben.“ „Ach ſo— ja.“ Thomas Hart atmet unmerklich auf. Run, das.. das iſt ſehr lange her. Inzwiſchen bin ich längſt Digger geworden. Nur manchmal, wiſſen Sie, kommt noch ſo eine überlebte, halbvergeſſene Erinnerung zu Tage.“ „Wollen Sie mit mir tanzen, Herr Hart?“ 9 Thomas ſieht faſt erſchrocken auf.„Sie wollen 7 er?“ Warum nicht?“ Kühl und ruhig legt Helga Trolle ihte Hand auf ſeine Schulter.„Wenn man im„Traek“ wohnt, hat man keinen Grund, beſonders wähleriſch zu ſein.“ „Die Konkurrenz“, murmelt Kitty Allifter, während mas und Helga ſich unter die tanzenden Paare miſchen. Ihr Ellbogen ſtößt den Alten am Nebentiſch an: Sers nett, das Mädelchen, das du dir da mitgebracht haſt, Onkel. Aber ich ſtech ſie doch noch aus. Paß mal auf, wenn i Aeich mit dem Jungen tanze. Da ſpürt er wenigſtens, da er ne Frau im Arm hat.“ „Eine Neuigkeit, Jungs!“ Die Muſik bricht ab. Der dicke Agent Webſter iſt auf dus Podium geklettert und hat den Geiger beiſeite geſtoßen. hinter ihm drängen ſich Fletcher und vier, fünf andere be⸗ annte Diamantenhändler. Ruhe!“ Der dicke Webſter ſchnauft wie ein auf Grund bdatenes Walroß.„Setzt euch auf die diverſen Hoſen⸗ öden, Jungs! Damit ihr nicht umfallt vor Schrecken! Der Claim von Sam Ruyters 5 „Na, was iſt mit Sam Ruyters Claim?“ 1 5 Maul auf, alte Speckſchwarte!“ 5 „Zehn, zwanzig Männer ſpringen hoch, ſtützen a die Tiſche aud arten den Dicken mit hervorquellenden Augen an. Geht der Run los?“ Webſter trocknet ſich die Stirn. Nein! Eben nicht! Aube. Leute! Es iſt ne Schweinerei, ne ausgewachsene Schweinerei -Was dend. Frenfack? 5 i„ „Red' oder mach', daß du runter kommſt!“ „Stör' hier nicht das Vergnügen!“ „Wird euch bald vergehen, das Vergnügen“, jammert der Dicke und ſchnappt ein paarmal nach Luft.„Die offizielle Regierungserklärung iſt eben herausgekommen! Sam Ruyters Claim wird nicht freigegebenl!“ „Erſtunken und gelogen!“ „Das können ſie nicht! Das Geſetz Der dicke Webſter hebt beide Arme.„Sie haben das Geſetz durch eine Notverordnung aufgehoben. Sam Ruyters Claim iſt durch eine Eskadron berittener Poliziſten abge⸗ ſperrt.“ Wilder Sturm bricht los. „Das iſt Raub!“ „Sie wollen ſelber die Diamanten holen!“ „Verdammte Schweinebande!“ Nur mit Mühe kann Webſter ſich durch das minuten⸗ lange Toben wieder Gehör verſchaffen. „Das nicht! Sie wollen den Run unterbinden! Sie wollen den Claim brachliegen laſſen wie ſo viele andere Diamantenfelder! Bis auf weiteres, ſagt die Bekannt⸗ machung!“ „Das iſt doch Unſinn!“ „In Sam Ruyters Claim liegen doch noch Millionen! „Natürlich! Weiß jeder Nigger in Kimberley!“ „Sie wollen uns kaputt machen!“ „Nee“, grollt eine tiefe Baßſtimme über dem Lärm. „Sie wollen die Diggers verhungern laſſen! Lieber laſſen ſie ein paar Millionen ungenützt liegen, als daß ſie einem armen Digger eine Chance geben!“ „Recht haſt du, Ben!“ Ein wirres Knäuel drängen ſich die geröteten, erregten Geſichter um das Podium, auf dem der dicke Webſter ver⸗ zweifelt mit den Armen ficht, um weiterzureden. Helga ſteht erſchrocken, eingekeilt in der erregten Menge. Der aus⸗ brechende Sturm hat ſie einen Augenblick von Thomas Hart getrennt und an das Podium herangeſchwemmt. So kann f 9.5 a 1 7 U 5 774 ſie nicht ſehen, daß Thomas in einer Ecke des Lokals ein paar Worte mit einem intelligent ausſehenden jungen Bur⸗ ſchen wechſelt. Niemand achtet überhaupt in dieſem Augen⸗ blick auf die beiden Männer, die. dicht neben⸗ einander ſtehen und ſich anſcheinend die Hand drücken. Nie⸗ mand achtet darauf, daß der junge Burſche gleich darauf unauffällig die Bar verläßt. Nicht einmal die rote Kitty. „Kommen Sie, Fräulein Trolle!“ Da iſt Thomas Hart wieder, und Helga greift dankbar nach ſeinem Arm, der ſie ſacht aus der Menge führt. Um ſie geht das Toben weiter, nimmt ſchon faſt bedrohliche Formen an. Von draußen her drängen neue Trupps von erregten Diggers in das Lokal, beſtätigten die unerhörte Nachricht. „Zuſammenſchlagen ſollte man ſie, die Schweinehunde!“ „Steckt ihnen die Häuſer überm Kopf an!“ „Ruhe!“ Der alte Biddle iſt auf ſeinen Tiſch geklettert und fuch⸗ telt wild mit den Armen in der Luft herum.„Halt's Maul, Jungs! Ich werd euch mal was ſagen!“ „Boys! krächzt Biddles Stimme, als der Lärm ſich etwas gelegt hat, und die Menge ſich an ſeinen Tiſch herandrängt. „Diesmal ſollen ſie ſich verrechnet haben, die Lumpen!“ Sein Geſicht iſt gerötet, ſeine gelben Zahnſtummel fletſchen wie ein gereizter Köter.„Mit Sam Ruyters Claim können ſie's machen. Dagegen können wir nichts tun.“ „Oho! Wollen wir mal ſehen!“ „Maul halten! Können wir nichts machen, ſag ich! Wollt Ihr mit der Polizei anbinden? Aufruhr, he? Damit ſie uns Löcher in den Bauch ſchießen und nachher doch tun, was ihnen beliebt!“ „Die verletzen das Geſetz! Nicht wir! Wir wehren uns bloß dagegen! „Friß deinen Hut, Nick! Ich, Charles Biddle, ſag euch: Wenn ſie aus dem alten Geſetz ein neues 11 und den Nun verbieten, hilft uns unſer Recht einen Dreck! Aber Freude ſollen ſie nicht haben an ihrem Streich, die Herren! t mal auf, Jungs, und ſchreibt euch hinter eure langen 1 was Charles Biddle euch jetzt ſagt: Sam Ruyters im können ſie abſchließen, aber ſie können kein'n Run verhi 1 e wenn irgendwo ein neues Diamantenfeld entdeckt wir „Quatſch nicht, Charly! Wo iſt ein neuer Claim?“ Wenn auch T d Billy viell ich chen, e nn au omas un tin vietle 5 8 n einen Claim gefunden, in dem mehr liegt N Es bricht kein Toben los. Im Gegenteil, ganz ſtill wird es augenblicklich im ganzen Saal. Verſchwitzte Geſichter ſtarren geſpannt zu den alten Biddle hinauf, hängen an ſei⸗ nen Lippen, ſaugen ſich feſt an ſeiner ausgezehrten Geſtalt. „Wo?“ fragt eine vor Erregung heiſere Männerſtimme. Charles Biddle ſchiebt die Schultern hoch. „Weiß ich nicht. Wir ſind auf der Durſtſtrecke verirrt, das wißt ihr ja, und können nicht mehr angeben, wo der Claim liegt. Aber die Richtung werde ich ſchon wiederfinden. Sollen ſie Sam Ruyters dreckigen Claim mit Kohl bepflan⸗ zen. Wir ſtarten dieſe Nacht noch in den Buſch und ſuchen das neue Feld. Die Entdeckererde gehört natürlich Thomas, Billy und mir. Möchte keinem raten, ſich darauf mauſig zu machen. Aber wo ſo viel blaue Erde iſt wie da, wird auch nebenan in den Feldern noch allerhand liegen. Genug für die, die zunächſt ankommen!“ Schwer geht der Atem der Männer. Das Gedränge um Biddles Tiſch wird faſt lebensgefährlich. Der rieſenhafte Ben hebt ſein Bulldoggengeſicht zu dem auf dem Tiſch ſtehenden alten Digger empor. Seine Baßſtimme grollt: „Iſt das wahr, Biddle?“ „Wahr?“ ſchreit der Alte entrüſtet.„Biſt du überge⸗ ſchnappt, Ben! Du Wickelkind! Wenn ich ſage, ich habe nen Claim gefunden, dann iſt das genau ſo wahr, als wenn du ſagſt, daß du dich fünf Tage nicht gewaſchen haſt, verſtan⸗ den! Hier!“ Charles Biddle greift gekränkt in die Taſche und fiſcht ein zuſammengeknotetes, ſchmutziges Taſchentuch her⸗ aus, reißt mit vor Empörung zitternden Fingern die Kno⸗ ten auf.„Sind das Diamanten oder Kinſelſteine, he, du Saukerl?“ Ein Schrei bricht los, ein einziger Schrei aus hundert Kehlen. Die Hälſe geſtreckt, mit Augen, die aus den Höhlen hervorquellen, ſtarren die Männer auf die nur proviſoriſch gereinigten Steinchen in dem ſchmutzigen Tuch. Fachleute ſind ſie alle. Da iſt keiner um den Tiſch, der nicht ſofort erkennt, daß die unſcheinbaren Dingerchen da in Biddles Sacktuch Diamanten ſind, keine Splitterchen, ſondern richtige Diamanten, und— holly Gee!— da iſt ein Stein dabei, ſo groß, wie er nur alle zehn Jahre mal in ganz Südafrika zu Tage gefördert wird, ein Stein, der allein ein Vermögen wert iſt. Ein Chaos von Fragen, Schreien, Ausrufen brandet zu Charles empor, der ruhig und befriedigt ſein Tuch wieder zuſammenknotet. Und plötzlich löſt ſich das Gebrüll in eine wilde Flucht. Gläſer und Tiſche umwerfend, ſtürzt man aus dem Saal, ohne weiter zu fragen. Nach Hauſe, nur nach Hauſe, die Ausrüſtung holen! Proviant und Waſſer! Sofort fertigmachen zum Run! An zehn Sekunden kann jetzt ein Vermögen hängen. Charles Biddle wird führen! Natürlich findet er ſeinen Claim wieder! Selbſtverſtändlich! Man wird eben ſuchen, bis man ihn findet! Die Diamanten ſind da, das iſt genug! Eine wild entfeſſelte Horde drängt zur Tür. Selbſt die Animiermädels vom„Traek“ packt das Diamantenfieber. Die ſchwarze Jeanette, die Barmaid, ſetzt in einem Sprunge über die Bar, ohne ſich darum zu küm⸗ mern, daß dabei ihr allzu enger Rock reißt, wirft ſich wie ein Sturmbock hinein in das Knäuel Menſchen, die ſich ge⸗ genſeitig in blinder Haſt die Tür verſtopfen. Ein Poliziſt, der das Lokal betreten will, ſieht ſich plötzlich glatt über den Haufen gerannt, hat Mühe, ſich vor den nägelbeſchla⸗ genen Stiefeln zu ſchützen, die ohne Bedenken über ihn weg⸗ treten, wird ſchließlich von der Menge wieder mit hinausge⸗ ſchwemmt auf die Straße, wo die Leute nach allen Winden auseinanderſtieben. „Los, Biddle!“ Ein paar Beſonnene ſind am Tiſch ſtehen⸗ geblieben, feſt entſchloſſen, keinen Schritt von des Alten Fährte zu weichen. Der alte Digger hat ſich wieder hinge⸗ ſetzt und trinkt ruhig ſein Glas aus. „Keine Eile, Kinder. Ein Viertelſtündchen wird ſchon vergehen, ehe die Jungs marſchbereit ſind.“ Er grinſt in. ſein Glas hinein.„Meine Ausrüſtung liegt Garen zu Hauſe. Brauch' ſie nur zu holen. Na, wie iſt's Samuel, hab' ich noch Kredit für nen Whisky?“ Die Männer, die den Tiſch umſtehen, fahren herum. Mit zauberhafter Schnelligkeit ſtehen nicht weniger als vier ge⸗ füllte Whiskygläſer vor dem Alten. Biddle ſchüttelt den Kopf. „Einen Whisky, hab ich geſagt, Jungs. Setzt euch hin und trinkt mit. Wär' ſonſt ſchade um die Gottesgabe.“ Widerſtrebend ſetzten ſich die Männer, fiebernde Unge⸗ duld in den Augen. Wie kann man nur Whisky trinken, wenn ein Diamantenfeld winkt?“ „Sie ſollten den Diggerberuf aufgeben, Herr Hart“, ſagt am Nebentiſch ruhig der Schwede zu Thomas, der ſich mit Helga an den Tiſch geſetzt hat. Biddle fängt das Wort auf und wendet grinſend den Kopf. „Tun wir auch, was, Tommyl Alle drei. Wenn wir erſt die Diamanten im Sack haben, die da draußen liegen.“ Sophus Trolle ignoriert den Zuruf Biddles und beugt ſich ein wenig näher zu Thomas Hart hinüber. „Was kommt ſchon dabei heraus? Sie ſind eben mit Mühe und Not aus der Durſtſtrecke gekommen. War ſicher nicht ſchön, was Sie da erlebt und erduldet haben.“ „Nein, Herr Trolle, das war nicht ſchön,“ ſagt Thomas leiſe und ſieht nachdenklich in ſein Glas. „Und nun wollen Sie wieder hinaus in den Buſch?“ Charles Biddle, der mit halbem Ohr hingehört hat. ſchlägt mit der flachen Hand auf den Tiſch. „Sie da, Sir! Oder muß man Sie Reverend nennen? Was predigen Sie da für Nonfens! Bilden Sie ſich ein. ein Digger kleib. 2 Heutſe, wenn em Norbsftück von einem Claim in Sicht iſt? Sophus Trolle die eln and hält es nicht der ſehen. Das bringt den alten Fiddes eallende m Rage. macht eine Schwen kung u ee Gba uad oflanmn ſebi Naſe dicht vor Trolle av⸗ f 5 Illuſtriertes Kreuzworkrätſel. e— NY 5 2 a Die in die waagerechten und ſenkrechten Felderreihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellungen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unteren Teil des Bildes zu ſuchen. Rätſel. Ich mache einen Jüngling aus dem Greis; Ich ſteige oft dem jungen Mann zu Kopf; Es hat mich mancher, ohne daß man's weiß. Dies eine bitt' ich: Nimm mich nicht beim Schopf! Zuſammenſtell⸗Aufgabe. As Ham Jus Ober Pas Rechen Ster Tete Tine Top Verb Zinn. Je zwei der vorſtehenden zwölf Wörter, richtig anein⸗ andergefügt, müſſen ſtets wieder ein Hauptwort, aber ganz anderen Sinnes ergeben. Wie hat die Zuſammenſtellung zu geſchehen? Mt: Dosen& P-απνα 100. tuben 40 pt u.& NWEA- Ol: 35 Pi- Steigerungs-Rätſel. 1. Du find'ſt in jeder Wohnung mich, Ich bin der Hausfrau Stolz, Geſteigert hab' als Handwerksmann Ich dies gemacht aus Holz. 2. Wenn du im Freien wanderſt, Betrittſt du oftmals mich, Beim Bergbau ein Beamter, Bin dann geſteigert ich. 3. Männer, Frauen, Kinder tragen's, In der Nacht, Aber auch am Tage, Hält's, geſteigert, Wacht. Röſſelſprung. 200 ce du, e ds aer dn e i brad neil gi, Kue, ciſil ar mmerſi cæioi de tel lese nl che he l, bee dem der dn, Servi] ge cννιν des ber mel Su- de r cas e gabel He Sit die l das f, beisl. dg Gleichklang. 1. 200 Mode mache ich nicht mit, ich mag nicht ſo lange an den—— 2. Die Luft iſt ja ohne Zweifel herrlich, wollten ſich nur nicht im Freien ſo viele Würmer und Inſekten aller Art nach jedem——. 3. Soll man es für möglich halten! In der Sonne läßt die Jette unſere ſchönen——. 4. Es iſt merkwürdig: trinke ich Bier, werde ich ſtets heiter, aber immer muß ich nach——. 5. Das kann kein Menſch aushalten, wenn einen der Hin⸗ termann bei jedem——. An Stelle der beiden Striche ſind zwei Wörter zu ſetzen, von denen das eine ein Hauptwort und das andere ein Zeitwort iſt: beide lauten aber gleich. Dieu Buchſtaben⸗Kätſel. 1. Viterbo, 2. Trier, 3. Rieſa. 4. Amrum. 5. Skutari, 7. Franken. 8 Mentone. Nach Streichung jedes erſten und letzten Buchſtabens bilde man durch Umſtellung der übrigen aus vorſtehenden Wörtern andere, deren Anfangsbuchſtaben ein Spiel be⸗ nennen. Dnieſtr, 6 Verwandlungs⸗Rätſel. Wie aus„Eins“ durch Vermittlung von Zinn„Zehn“ wird, ſo verwandle man von folgenden Hauptwörtern jedes erſte durch ein Hauptwort als Zwiſchenſtufe mit Aenderung je zweier Buchſtaben in jedes zweite. 1. Amſel⸗Adler, 2. La⸗ den⸗Bazar, 3. Diele⸗Bühne, 4. Kantor⸗Rektor, 5. Garbe⸗ Hocke, 6. Gras⸗Korn,. 7. Brauer⸗Krüger, 8. Laub⸗Obſt, 9. Markt⸗Meſſe, 10. Teig⸗Brot, 11. Wort⸗Satz, 12. Wald⸗Dorf. Wie lauten die alphabetiſch geordneten Zwiſchenſtufen? Auflöſungen aus voriger Nummer: Diagonal⸗Rätſel: d o n ar le hen gar be chef u e yl a u Der Fuehrer. Fehl⸗Aufgabe: Bergedorf Angebot Ungebühr Mogelei Balgerei Lengerich Ungemach Erdgeſchoß Tage⸗ dieb Ergebung.— Baumbluete. Bilder⸗Rätſel: Baue nicht den Grund mit Mar⸗ mor, fehlt zum Dache dir der Ziegel. Silben⸗Rätſel: 1. Dolman, 2. Encke, 3. Renn⸗ ſtieg, 4. Nerchau, 5. Esra, 6. Ire, 7. Dampfſchiff, 8. Hammer, 9. Aula, 10. Triumph, 11. Sandec.— Der Neid hat ſcharfe Augen. Rätſel: Bank— blank. Schach⸗Aufgabe: 1. Das— a7, K beliebig, 2. Da7& e7 oder— es matt, a) 1......„ beliebig anders, 2. Da7& e7 oder— da matt. — 1— Anekdoten Wörkliche Wiedergabe. Am Berliner Hofe war um 1730 ein Herr v. Morrien Oberhofmarſchall, von dem man wörtlich ſagen konnte, daß er das Pulver nicht erfunden hatte. Einmal langte ein vor⸗ nehmer Engländer, Graf Eſſex, an; er brachte vom engli⸗ ſchen Miniſter des Auswärtigen einen Empfehlungsbrief mit, der mit den ſcherzhaften Worten ſchloß:„Sie können verſichert ſein, daß dies nicht jener Graf v. Eſſex iſt, dem die Königin Eliſabeth vor 130 Jahren das Haupt abſchla⸗ gen ließ.“ Ueber dieſen Paſſus zerbrach ſich Herr v. Morrien den Kopf, und da er ſich nicht herauszufinden wußte, ſo dachte er, es ſei das ſicherſte, wenn er ſich ſtreng an den Wort⸗ laut des Empfehlungsbriefes hielte. So ſtellte er denn bei der Audienz der Königin den Grafen mit folgenden Wor⸗ ten vor:„Hier iſt Graf Eſſex, Majeſtät, von dem Seine Exzellenz der Herr Miniſter des Auswärtigen in London verſichert, daß es nicht derjenige ſei, welcher Ihre Majeſtät die Königin Eliſabeth hat hinrichten laſſen.“ Zuerſt das Geſchäft. Einer der ſogenannten„Auferſtehungsmänner“ in Lon⸗ don, welche Leichen zu ſtehlen pflegten, um ſie den Aerzten zu verkaufen, hatte einſt dem Anatomen Hunter einen weib⸗ lichen Leichnam zu einem beſtimmten Tage verſprochen. Hunter erwartete ihn mit Ungeduld, aber er kam nicht; dagegen die Frau des Leichenlieferanten, die ihm jedoch. ſtatt einer weiblichen, eine männliche Leiche brachte. „Aber Ihr bringt mir ja eine männliche Leiche; ich beſtellte eine weibliche“ ſagte er ihr. „Lieber Herr“, verſetzte die Frau,„das hat ſeine Ur⸗ ſachen. Mein Mann wollte die verſprochene weibliche Leiche holen, da ertappten ihn aber die Friedhofswächter und er⸗ ſchoſſen ihn. Ich bringe Ihnen nun meinen Mann und hoffe, daß Sie die arme Witwe ferner mit ihrem Zuſpruch dafür beehren werden. weil ſie Ihnen wenigſtens Erſatz verſchaffte.“ F. ĩͤ ß ĩͤvvddddwdwßp///ã ãĩͤꝝ c ã ðͤĩvꝓßw0ꝙßbbpcpbpbpfcpcp(c0pccfcpcpcc/ ͤVꝓdꝓꝓTdTdTTTT0Tͤ—ꝗw%ꝗ kemi Für den Landwirt Futterrüben oder Kohlrüben? Die Futterrüben und Kohlrüben dienen hauptſächlich als Futter für das Rindvieh vom Herbſt bis zum Frühfahr Beide ſind eiweißarme Futtermittel und verſorgen die Tiere in erſter Linie mit ſtickſtofffreien Nährſtoffen. Nach den Ge⸗ haltszahlen. die man berechnet hat, haben die Kohlrüben einen etwas höheren Nährwert als die Futterrüben. Da dieſe aber viel höhere Erntegewichte bringen, erſcheint es ratſam, die Frage zu prüfen, ob man nicht auch in den Ge⸗ genden. wo bisher vorwiegend Kohlrüben angebaut wur⸗ den, mehr zum Futterrübenbau übergehen ſoll. Dabei kommt es darauf an, wie es um die Ertrags⸗ ſicherheit und den Arbeitsaufwand ſteht In trockenen Jahren iſt der Kohlrübenanbau ziemlich ſchwierig, weil die Pflanzen ſchwer anwachſen. Beim Setzen nach dem Pfluge geht viel Feuchtigkeit verloren, und nicht ſelten richten Erdflöhe gro⸗ 15 Schaden an. Die Futterrüben werden meiſt unmittelbar freie Land geſät. Das Pflanzen hat den Vorteil, daß man das Feld länger bearbeiten, von Unkraut frei halten und nach Futtergemenge noch ausnützen kann Dafür fällt das Pflanzen aber in den 1 der Heuernte. und die warme, trockene Witterung, die dann meiſt einſetzt, zwingt zu künſtlicher Waſſerzufuhr Auch in geſäten Futterrüben kann man des lünkrautes leicht Herr werden, wenn man den Acker im Frütrahr ſobald ats möglich abſchleift und hernach wieder egg. Das Verhacken und Verziehen geht mit dem 0 Liegnitzer Gurkenkrehl ſehr raſch. In gebückter Haltung geht man die Reihen entlang, verhackt mit dem Krehl in der rechten Hand und verzieht mit der linken. Auf großen Flächen erlaubt der däniſche Stützkarren höhere Leiſtungen. In feuchtem Klima, in Gegenden mit hohen Niederſchlä⸗ en und bei hohem Grundwaſſerſtand ſowie in rauhen Hö⸗ 10 wird man die Kohlrübe der Futterrübe vorziehen. Beide Rüben baut man meiſt nach Getreide. Werden ſie ge⸗ pflanzt. können ſie noch nach Roggen, Senf, Wicken, Raps, Inkarnatklee, erſtem Kleeſchnitt und in günſtigen Lagen ſo⸗ gar nach Wintergerſte und Winterroggen angebaut werden. In der Regel gibt man ihnen eine kräftige Stallmiſtdüngung. Die Futterrüben werden mit ungefähr 35 Zentimeter Zwiſchenraum in Reihen mit 50 bis 55 Zentimeter Abſtand geſät, wobei man für einen Hektar 25 bis 30 Kilogramm Samen braucht. Zur Anzucht der Kohlrübenpflänzchen für einen Hektar braucht man ein bis zwei Kilogramm Samen. der b werden ſie 45 Zentimeter auseinander bei 60 Zen⸗ timeter Reihenabſtand. Alle Rüben werden groß gehackt. Das Land ſoll immer eine lockere Oberfläche behalten und unkrautfrei ſein. Spä⸗ teſtens von Mitte Auguſt an müſſen die Blätter den Boden völlig decken. Gerade dadurch wirkt ja der Rübenbau ſo 1 innerhalb der Fruchtfolge, daß er mit ſeinem geſchloſs⸗ enen Beſtand den Acker bis zur Ernte beſchattet. Dazu kom⸗ men die guten Folgen der im Rübenbau notwendigen Bo⸗ denbearbeitung vor der Ausſaat oder Pflanzung und wäh⸗ rend des Wachstums. Sie koſtet Zeit und Geld, aber ſie lohnt ſich. SIS SBERSCNTEN NONE N N Zeichnung: Han. Tantalusqualen * Im Frühling wandeln ſie im Zoo. die Jungen. Er ſprach ſie an:„Geſtatten— ich glaube, ich hatte ſchon das Vergnügen, Ihnen beim Affenkäfig aufzufallen—“ Die Blonde nickte:„Stimmt. Ich erkenne Sie wieder. Aber wie ſind Sie denn aus dem Käfig herausgekommen?“ * Die Mädchen und „Na, Fritzchen, wie war es denn auf der Kinderge⸗ ſellſchaft?“ „Ach, Mutti, ſie haben geſagt, ich könnte ſo viel eſſen, wie ich will, und ich habe es nicht gekonnt.“ Er:„Jonas kann ſich gratulieren, daß er nicht mit dir verheiratet war.“ Sie:„Wieſo?“ Er:„Du hätteſt ihm nie und nimmer geglaubt, daß er drei Tage und drei Nächte nicht nach Hauſe kam, weil ihn ein Walfiſch verſchluckt hatte.“ (Schluß des redaktionellen Teils.) Wer bekam und wieviel? Einen großen Dienſt leiſten die deutſchen Privatbanken unſe⸗ rer Volkswirtſchaft und Ihnen. Hören Sie zu! Das war doch früher nicht ſo. daß die Banken mit ſolcher Offenheit wie heute uns ihre Abrechnungen und Berichte gaben. Aber heute, wo die Bedeutung der Banken als Quelle arbeits⸗ beſchaffenden Kredites zugenommen hat und wo ſie viel breitere Volksſchichten erfaſſen, tut ſolche Aufklärung dringend not. Es iſt nicht immer einfach, einen ſolchen Bericht richtig zu verſtehen. Aber man kann ihn ſich ja, wenn man ihn in der Zeitung geleſen hat, von einem ſachkundigen Mann am Schalter erläutern laſſen. da iſt manches intereſſant und aufſchlußreich Zum Beiſpiel: Wer bekommt Kredit? Der Würdige natürlich und der, der es verſteht, den Mann von der Bank von feiner Leiſtung und Würdigkeit zu überzeugen. Gewiß— aber weiter, und daraus kann man viel über die allgemeine Belebung der Wirtſchaftstätigkeit entnehmen: Die ſogenannten Mittelſtandskredite haben außerordentlich ſtark zugenommen. Eine große deutſche Bank zum Beiſpiel hat 93,45 der Anzahl ihrer geſamten Kredite an den Mittelſtand gegeben. Man kann daraus entnehmen, daß ſelbſt eine große Bank Ver⸗ bindungen mit den breiteſten Schichten von Kaufleuten und Ge⸗ werbetreibenden unterhält Das Vertrauen zur Bank und die Gewöhnung an die Bank als einen kaufmänniſchen Berater und Freund ſind gewaltig ge⸗ ſtiegen. Solches Vertrauen zum Priwatbankier iſt ein wichtiges Fundament des wirtſchaftlichen Aufſchwungs der Mann am Schalter, der jedermann gern berät, iſt ein wichtiger Faktor in der Arbeitsſchlacht, ein ſachkundiger Ratgeber, der nur dazu da itt, einen Dienſt zu tun und Ihnen für die Anlage von Geldern und in Fragen der Kredithilfe Rat zu geben Gewöhnen Sie ſich daran. mit ihm Geſpräche zu führen und den Privatbankier ſich zu Ihrem Freund zu machen, gleichſam als den„guten Hausarzt“ Ihres Vermögens Anzeigen ift der Verlag der dorl genung dicht zuſtändig. Berantwort I Werde Sie Können Ortsbertrelek im Eigen- 5 a a bn e Wiel e nen. rau- chen keine der NS V. Funkzig. Ses. Jacobg Riehle, Berlin S 88 —— T A Ktemsſid derten Miete mebr 2u zahlen und auch kei. 5 ne hohen Hy- potnekenzinsen. wenn Sie als Mitglied der Aachener Bausparkasse durch geringe monatliche Sparleistun gen sich den Anspruch auf ein unkünd bares Tilgungsdarlehen sichern. Bis- herige Darlehnszuteilungen Rund 38 Milfonen RM IWecksparterband für Eigenheime 16. 3 3⁰ prospekt„ 3. 2 Original-Stricker N mit Ausenistong e N 2 5 9 3 — ausHiechselbope Optik bis A- Sch r SchIHU 1/000 f Sek. Se. A icr-AuuFBtufN- brsbgr- gigs. 55 1— E.& P. Stricker Stsnuege Fohrrodtab ff, Bieleteid 58 „Zum Wochenende“.„Die Faminer und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 2. erſchemen als Beilage D. A. 1 Vi 1935: 669% Fur die auf dieſer Seite erlcen e n. die Schriftleuung Kurt Wille für Anzelgeaten Carl Görg Verlag Ss tagsblatt Deutſcher Proving⸗Verſeger, ſämtlich in Berlin Ws. Mauertr 88