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Jahrgang Konferenzabſichten Englands Die Rede Adolf Hitlers als britiſches Weißbuch? London, 27. Mai. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ meldet, daß die Rede Hitlers vorausſichtlich als Weißbuch peröffenklicht werden wird. Engliſche Abgeordnete, die den vollen Texk prüften, ſeien der Anſicht, daß ſie auf amklichem Wege im Parlament in Umlauf geſetzt werden müſſe. Der diplomatiſche Korreſpondent der„Sunday Times“ ſchreibt in dieſem Zuſammenhang, angeſichts der Tatſache, daß die Rede möglicherweiſe die Tagesordnung für eine höchſt bedeutſame internationale Konfe⸗ tenz abgeben könne, werde in London eine völlige Klar⸗ ſtellung der Rede als höchſt wünſchenswert angeſehen. Wie„Daily Telegraph“ weiter berichtet, wird ſich die engliſche Regierung in nächſter Zeit mit den Ver⸗ handlungen befaſſen, die ſich aus den Erklärungen Hitlers ergeben. Die engliſchen Miniſter beſchäftigen ſich mit dem ganzen Gebiet der Möglichkeiten für neue Beſprechungen zwiſchen den Regierungen. England habe den Wunſch, daß die Verhandlungen für einen weſteuropäiſchen Luftpakt ſo⸗ fort eröffnet werden. Man ſei der Anſicht, daß der Ab⸗ ſchluß der ruſſiſch⸗franzöſiſchen und ruſſiſch⸗tſchechoſlowaki⸗ ſchen Unterſtützungspakte die früheren Einwendungen gegen eine Abtrennung des Luftpaktes von den anderen Teilen des Londoner Protokolls hinfällig gemacht habe. Italien habe ſeine Zuſtimmung zu dieſem Kurs in Ausſicht geſtellt. Frankreich ſei ebenfalls dazu aufgefordert worden. In pfy⸗ chologiſcher Hinſicht, ſchreibt der diplomatiſche Korreſpon⸗ dent des„Obſerver“, hat Hitlers Rede zweifellos in allen Kreiſen Englands eine freundliche Aufnahme gefunden. Während man alles tue, um von der Rede den beſtmöglichen Hebrauch zu machen, ſei man in London in gleicher Weiſe bemüht, von vornherein Mißverſtändniſſe, die ſpäter Un⸗ hal anrichten könnten, zu vermeiden. In erſter Linie werde die britiſche Regierung daher feſtzuſtellen verſuchen, inwie⸗ weit die deutſche Regierung zur Wiederaufnahme von Verhandlungen über die Verminderung und Begrenzung der Rüſtungen bereit ſei. Eine zweite Frage laute, was Deutſchland mit ſeinem Angebot meine, ein⸗ zelne Nichtangriffspakte abzuſchließen und alle Verpflichtungen zu lokaliſieren, ſofern dieſe Verpflichtungen auch von den übrigen Staaten beachtet würden. In der Frage der territorialen Inkegrität habe Hitler erklärt, daß Deutſchland weder die Abſicht noch den Willen habe, ſich in die inneren Angelegenheiten deſterreichs einzumiſchen. Da die öſterreichiſche Unabhängig⸗ keit in London als eine der europäiſchen Kardinalfragen angeſehen werde, ſei es notwendig, die deutſche Politik in dieſem Punkte kennenzulernen. Neuer Sieg der Gudetendeutſchen Tſchechiſche Entdeckungen und Erkenntniſſe. Prag, 27. Mai. Nach den amtlichen Ergebniſſen der Landes- und Be⸗ eksverkretungswahlen in der Tſchechoſlowakei iſt wieder um wie bei den Parlamentswahlen, das Hauptmerkmal der überwältigende Wahlſieg der Sudetendeutſchen Parkei, die in Böhmen und Mähren zuſammen abermals weit über 1200 000 Stimmen erhielt. Der Zuſammenbruch der deutſchen Regierungs⸗ barteien, der Sozialdemokraten und des Bundes der Land⸗ e hat ſich vervollſtändigt. Sie haben gegenüber dem 9 Sonntag mehr als ein Fünftel ihrer Stimmen ver⸗ boren. Auch die deutſchen Chriſtlichſozialen, die dem ehe⸗ maligen reichsdeutſchen Zentrum gleichzuſetzen ſind, haben 3 Rückgang, beſonders in Mähren, aufzu⸗ 1 Die Sudentendeutſche Partei iſt mit 318 000 Stimmen eſtärkſte Partei in der Landesvertretung von Mäh⸗ zen geworden. Von den deutſchen Stimmen in Böhmen erhielt die Sudetendeutſche Partei am vorletzten Sonntag 1 v. H. und jetzt 70,89 v. H.; in Mähren iſt das ver⸗ fürn mäßige Anſteigen der Sudetendeutſchen Partei noch ürker geweſen. Hat die Sudetendeutſche Partei bei den arlamentswahlen durchſchnittlich zwei Drittel aller deut⸗ cen Stimmen erreicht, ſo nähert ſich dieſes Verhältnis 5 Dreiviertelmehrheit. „Der führende tſchechiſche Schriftſteller Capek erklärke im celtaufſatz der der Beneſchpartei naheſtehenden»Lidove 8„„es mache den Eindruck, als ob jetzt erſt viele 1 erführen, daß wir einige Millionen Deulſcher be⸗ 10 0 und man fragt verwundert, was wir mit diefen Deutſchen ere gen ſollten. Eine klare Antwort auf dieſe Frage erfor⸗ 1 0 zunächſt die Feſtſtellung, was wir ſchon früher mit 1505 Deulſchen häkten kun ſollen, was wir aber verpaßken was wir ſchlecht machten. Wir hatten ſtets mehr In⸗ 0 daran, daß irgendwo in einem von Deutſchen be⸗ . Ort ein iſchechiſcher Straßenwärker arbeitete, als 10 er polikiſchen und kulturellen Entwicklung der drei Mil⸗ nen Deutſchen in unſerem Skaal.“ Göring bei König Boris Hohe Auszeichnungen. Sofia, 27. Mai. Reichsluftfahrtminiſter General Göring ſtattete am Mon⸗ tag dem bulgariſchen Miniſterpräſidenten Toſcheff einen Beſuch ab, der 20 Minuten dauerte. Anſchließend beſuchte General Göring Außenminiſter Koſſeiwanoff, Kriegsmini⸗ ſter Zaneff und Verkehrsminiſter Koſchucharoff in ihren Miniſterien. Alle Miniſterien waren mit der bulgarichen Fahne und der Hakenkreuzfahne geſchmückt. 5 Wie Miniſterpräſident Göring nach dem Beſuche deen Vertreter des DNB erklärte, hat er dem bulgariſchen Mi⸗ niſterpräſidenten ſowie den übrigen Miniſtern ſeinen ganz beſonderen Dank für die überaus herzliche Aufnahme zum Ausdruck gebracht, die ihm ſeitens der bulgariſchen Regie⸗ rung und des bulgariſchen Volkes trotz des rein privaten Charakters ſeines Beſuches zuteil geworden iſt. Kurz vor 13 Uhr begab ſich General Göring in einem Kra f twagen des Königs nach dem Sommerſchloß Vranja bei Sofia, wo König Voris ihn und ſeine Gattin, Reichsminiſter Kerrl und Gattin ſowie die Damen und Her⸗ ren der Begleitung, den deutſchen Geſandten Rümelin und 1 der Geſandtſchaft zu einem Frühſtück geladen e. Auch im Laufe des Montag wurde General Göring überall, wo er von der Bevölkerung erkannt wurde, mit Sympathiekundgebungen überhäuft. Das Hotel„La Bulga⸗ rie“, in dem Göring Wohnung genommen hat, iſt ſeit den frühen Morgenſtunden von einer Menſchenmenge umlagert, unter der ſich auch die in Sofia lebenden deutſchen Volksge⸗ noſſen befinden. Die Menge harrte ſtundenlang aus, um Göring ſehen und begrüßen zu können. Aus der Bevölke⸗ rung ertönten immer wieder die Rufe„Heil Hitler“ und „Heil Göring“. Gegenüber böswilligen Erfindungen ausländiſcher Blät⸗ ter von einer kommuniſtiſchen Kundgebung ge⸗ gen Göring in Sofia erklärte der Direktor der Landespoli⸗ zei dem Vertreter des DNB, daß dieſe Nachrichten völlig aus der Luft gegriffen ſind. Der König hat Miniſterpräſident Göring das Groß⸗ kreuz des Alexanderordens, dem Reichsminiſter Kerrl die Erſte Klaſſe desſelben Ordens, Staatsſekretär Kör⸗ ner und Generalleutnant Milch das Großkreuz des Zivilver⸗ dienſtordens bzw. des Militärverdienſtordens verliehen. Auch die anderen Herren der Begleitung der Reichsminiſter erhielten vom König hohe Auszeichnungen. Merkwürdige„Zeugen Jehovas“! Kommuniſten als„Internationale Bibelforſcher“. Danzig, 28. Mai. Die politiſche Polizei in Danzig iſt in den letzten Tagen einer ſtaatsgefährdenden Organiſation auf die Spur gekom- men, die zum größten Teil aus Kommuniſten beſtand und ſich mit der Herſtellung und dem Verkrieb kommuniſtiſcher und anderer illegaler Druckſchriften befaßte. Das Haupk die⸗ ſer Bande iſt ein Kommuniſt namens Kudolf Wegner, der zugleich die Danziger Organisation der ſogenannken„Inter⸗ nationalen Bibelforſcher⸗ Bereinigung“ leitete. Bei einer Durchſuchung der Kellerräume, die Wegner zur Verfügung ſtanden. wurde reichliches illegales Schriftenmaterial beſchlagnahmt. Man fand hinter einem Verſchlag nicht nur eine Druckmaſchine, ſondern auch einen Vervielfältigungs⸗ und Abziehapparat. Außer kommuniſtiſcher Literatur und Flugblättern fand man eine große Zahl Bücher und Broſchüren der Internationalen Bibelforſcher⸗Vereinigung, darunter allein 95 Exemplare des „Jahrgangs 1935 der Zeugen Jehovas“, in denen eine maßloſe Hetze gegen die NSDAP ſgetrie⸗ ben wird. Der Herausgeber dieſes Jahrbuches iſt der Prä⸗ ſident der„Zeugen Jehovas“, der Jude Rutherford aus Amerika. Der Druck der Schriften wird nach ihrem Ver⸗ bot im Reich jetzt von der„Wachtturm, Bibel⸗ und Traktat⸗ Geſellſchaft“ in der Schweiz vorgenommen. Die illegale Or⸗ ganiſation hat in Danzig, beſonders in den Vororten, auf den Werften und im Danziger Hafen, mehrere tauſend Bü⸗ cher und 60 000 Broſchüren verteilt. Eigenartig war die Ausſchmückung des Kellerverſtecks. An den Wänden hingen religiöſe Bilder neben Bildern mit Darſtellungen unſittli⸗ chen Charakters. Wegner legte ein Geſtändnis ab. Der Kellerraum dienke gleichzeitig als Berſammlungsraum der Kommuniſten; außer Wegner wurden noch 15 Perſonen feſtgenommen. Anleihen auf eigene Fauſt Moskau, 27. Mai. Wie amtlich gemeldet wird, ſind auf dem ganzen Gebiet der Sowjetunion große Unregelmäßigkeiten bei der Heraus⸗ gabe von Anleihen und gröblichſte Uebertretung des An⸗ leihegeſetzes feſtgeſtellt worden. Die Kommiſſion für Partei⸗ und Staatskontrolle hat daraufhin allen Parteiſtellen und Staatsbehörden einen ſtrengen Befehl zur Kenntnis ge⸗ bracht, der ſtarke Maßregelungen der Suldigen ankündigt. In dem Befehl heißt es u. a., daß auf Grund des bei den Konkrollorganen eingegangenen Materials in vielen Städten der Sowjetunion die örtlichen Behörden verſucht häkten, eigenmächtig geſetzwidrige Anleihen aufzulegen und 10 1725 jetzt im Gang befindliche große Sowjekanleihe zu ſa⸗ okieren. Dienstag, den 28. Mai 1935 8 A— Nr 1 „Hitler zeigt Europa den Weg“ Snowden, Lloyd George und Muſſolini zur Führerrede. Unter der Ueberſchrift„Hitler zeigt Europa den Weg“ veröffentlicht der ehemalige ſozialiſtiſche Schatzkanzler Snowden in der„Sunday Dispatch“ einen ausführlichen Artikel, in dem es u. a. heißt: „Hitlers große Rede hat die europäiſche Lage umge⸗ wandelt. Sie wird ſich wahrſcheinlich als der größte Beitrag erweiſen, der ſeit dem Krieg im Intereſſe der europäiſchen Sicherheit und des Friedens geleiſtet worden iſt. Es iſt unvorteilhaft, daß ſich die Staatsmänner Europas ſolange eingebildet haben, daß das größte Land Mittel⸗ europas für alle Zeiten eine Stellung erniedrigender In⸗ feriorität erdulden werde. Deutſchland war ſolange eine Drohung für den europäiſchen Frieden, wie es unter den ihm aufgezwungenenUngerechtigkeiten litt. Ein freies und gleichberechtigtes Deutſchland hat keine Urſache, zu den Waf⸗ fen zu greifen. Die Erkenntnis dieſer Tatſache iſt die Si⸗ cherheit, die Deutſchland ſeinen Nachbarn geben konn. Hat Deutſchland die Gleichberechtigung im Rat der Nationen, dann gibt es in Europa kein Land, des mehr am Frieden intereſſiert iſt, als Deutſchland. Deubſchland be⸗ nötigt alle ſeine Hilfsquellen zur Wiederherſtellung ſeines Wirtſchaftslebens. Es iſt natürlich leicht,“ ſo fährt Snowden fort, nach⸗ dem er die wichtigſten Vorſchläge Hitlers aufgezählt hat, „die Erklärungen des deutſchen Kanzlers als unaufrichtig abzutun. Aber die verbrecheriſchen Feinde des Friedens ſind diejenigen, die jeder echten und aufrichtigen Bemühung, zur Regelung der ernſten europäiſchen Schwierigkeiten beizutragen, mit Argwohn gegenüberſte⸗ hen. Was Hitler auch ſonſt ſein mag, er iſt nicht der Mann, der ſich diplomatiſcher Ausflüchte bedient, um ſeine wahren Abſichten zu verbergen; er iſt ein einfacher, vom Idealismus inſpirierter Mann, der durch ſeine Auf⸗ richtigkeit ſeinen heutigen Einfluß auf das deutſche Volk gewonnen hat. Seine Rede muß als eine freimütige und ehrliche Darlegung der deutſchen Politik angenommen werden. Es würde für Europa ein verheerendes Unglück ſein, wollten die anderen Regierungen ſie nicht als ſolche aufnehmen. Die deutſchen Vorſchläge enthalten nichts, wogegen irgendeine Macht Einwände erheben könnte, im Gegenteil ſind die Mächte durch ihre in der Vergangenheit abgegebe⸗ nen Erklärungen auf ſie feſtgelegt. Die Aufrichtigkeit der deutſchen Vorſchläge kann ſchnell auf die Probe geſtellt werden, und es ſollte hierzu keine Zeit verloren werden. Die ſofortige Einoerufung einer inter nationalen Konferenz zur Erörterung der durch Hitlers Rede ge⸗ ſchaffenen Lage iſt unumgänglich. Sollten unglücklicherweiſe die anderen Mächte ihre Mitarbeit ablehnen, ſo ſollte Großbritannien allein handeln. Die Zuſam⸗ menarbeit zwiſchen Großbritannien und einem mäch⸗ tigen Deutſchland würde den ganzen Lauf der euro⸗ päiſchen Diplomatie ändern.“ Auch der frühere engliſche Miniſterpräſident Lloyd George benutzt die Gelegenheit der Führerrede, um in einem in der„Sunday Pictorial“ veröffentlichten Artikel nach einer längeren Zeit des Schweigens wieder einmal zu Fragen der internationalen Politik Stellung zu nehmen. Nicht vergeblich, ſo ſchreibt der große Politiker, habe die Welt auf die Rede Hitlers gewartet. Hitler habe nicht nur eine große Rede gehalten, ſondern auch eine mu⸗ tige und eines Staatsmannes würdige Füh⸗ rung übernommen. In der Tat ſei Hitler bereit, Groß⸗ britannien ganz oder auf halbem Wege in allen Fragen entgegenzukommen, zu denen auch engliſcherſeits bereits Stellung genommen worden ſei. 8 5 In der Regierungserklärung, die Muſſolini am Samstag in der italieniſchen Kammer verlas, kam er auch auf die„lebhaft erwartete Rede des deutſchen Reichskanz⸗ lers“ zu ſprechen. Die 13 Punkte Hitlers, ſo ſagte er, könnten en bloc weder angenommen, noch abgelehnt werden. Die Methode, ſie zu klären und ſie zu vertiefen ſei vorzuziehen. Es ſei nicht ausgeſchloſſen daß die Diplomatie ſich dieſer Aufgabe in den nächſten Wochen unterziehen werde. Was die deutſch⸗italieniſchen Beziehungen betreffe, ſo ſei es rich⸗ tig, daß ſie durch eine einzige Frage belaſtet ſeien, nämlich die öſterreichiſche Frage. Dieſe Frage ſei indeſſen von grundlegender Bedeutung. In dieſem Zuſammenhang ſei es nicht unzweckmäßig, jenen einige Worte zu widmen, die Italien wie verſteinert am Brenner ſehen mochten, um es in jeder Richtung in ſeiner Bewegungsfreiheit zu be⸗ hindern. Auch in dieſem Zuſammenhang müſſe ein⸗ für allemal in der beſtimmteſten Weiſe erklärt werden daß das Problem der öſterreichiſchen Unabhängigkeit ein öſterreichi⸗ ſches und ein europäiſches Problem ſei und als europäi⸗ ſches Problem wiederum ganz beſonders, aber nicht aus⸗ ſchließlich ein italieniſches Problem. Die in Streſa erreichte Solidaxität ſei eine beſtändige und auf allen Gebieten wirk⸗ ſame Solidarität. Mit ihr ſei eine politiſche Aktion großen Stils möglich, durch die die Haupthinterniſſe gegen ein friedliches Zuſammenleben in Europa überwunden werden können, eine Notwendigkeit, die ſich für den Beſtand und die Zukunft des europäiſchen Kontinents als immer dringlicher erweiſe. f Hinſichtlich der Donaukonferenz ſagte Muſſolini noch be⸗ ſonders, daß Italien die Abſicht habe, Deutſchland zu dieſer Konferenz einzuladen und es über die einzelnen Pha⸗ ſen der Vorbereitung auf dem Laufenden zu halten. — 5—— — N . * 9 7 4 1 Terrorgruppen in München Scharfes Einſchreiten der Polizei. München, 27. Mai. Die Polizeidirektion München teilt mit: Unter der Füh⸗ cung einer Reihe von verbrecheriſchen Elementen, von denen die Haupträdelsführer ein gewiſſer Schmidt— ein früherer Stahlhelmer— und eine gewiſſer Karpf, der im vorigen Jahr wegen Unterſchlagung aus der Partei ausgeſchloſſen worden iſt, waren, hatten ſich in München Terrorgruppen gebildet, um, wie ſie ſich anmaßend ausdrückten,„die anti⸗ emitiſche Bewegung vorwärts zu treiben“. Sie haben es ſogar verſtanden, ſich aus Münchener Geſchäfts⸗ kreiſen unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen Geld für ihre Zwecke zu beſchaffen. Auf das Konto dieſer Elemente ſind die Vorkommniſſe der letzten 14 Tage, insbeſondere die Störungen am Sams⸗ kag, den 18. Mai, und Samskag, den 25. Mai, zu ſetzen, die vom Beſchmieren der Schaufenſter jüdiſcher Geſchäfte bis zum gewaltſamen Eindringen in ſolche mit vorzeitiger Schließung führten. Ferner ſind ſie aller Wahrſcheinlichkeit nach auch für das Abreißen der bei der Caritas⸗Sammlung vertriebenen Abzeichen und die Störung der Ruhe im kfa⸗ tholiſchen Bereinshaus in der Schommerſtraße verankwork⸗ lich. Die Polizei wurde bei Ausübung ihrer Pflicht da und dort beſchimpft, ja in einem Falle tätlich angegriffen. „Die Schuldigen ſind feſtgeſtellt bezw. verhaftet. Ihnen wird wegen Landfriedensbruchs, Störung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung, Beamtenbeleidigung ohne Rückſicht auf Perſon und Parteizugehörigkeit der Pro⸗ zeß gemacht. Gegen einſeitige Belaſtung 11000 preußiſche Gemeinden ohne Bürgerſteuer. In dem Organ des Deutſchen Gemeindetages,„Die Landgemeinde“, wird darauf hingewieſen, daß auch heute noch häufig aus dem Kreiſe der Bürgerſchaft Wünſche an den Bürgermeiſter herangetragen werden, die nicht immer eine Berechtigung haben und die zweifellos unterbleiben würden, wenn die betreffenden Perſonen einen entſprechen⸗ den Anteil bei der Finanzierung tragen müßten. Es wird dann das Verantwortungsgefühl des Einzelnen der Ge⸗ meinde gegenüber betont, auf die örtliche Gemeinſchaft hin⸗ gewieſen und dann zur Frage der Bürgerſteuer erklärt, daß neben dieſen Gedankengängen auch die finanzielle Auswir⸗ kung noch nicht in allen Gemeinden in vollem Umfang er⸗ kannt worden ſei. Darauf ſei es auch wohl zu einem großen Teil zurück⸗ zuführen, daß von über 30 000 preußiſchen Gemeinden rund 11000 Gemeinden von dem Recht der Erhebung der Bür⸗ gerſteuer noch keinen Gebrauch gemacht hätten. Nachdem jetzt aber dieſe Steuer nach ſozialen Geſichtspunkten beſſer ausgeſtaltet wurde, dürften kaum noch Bedenken beſtehen, die Bürgerſteuer wenigſtens mit einem niedrigen Hunderk⸗ ſatz einzuführen. Es werde dann die Ungerechkigkeit, die früher in der eiuſeitigen Belaſtung der Kealſteuerpflichtigen beſtand, wenigſtens keilweiſe wieder ausgeglichen und für die Zukunft nach Möglichkeit beſeitigt. Die ſozialen Ungerechtigkeiten, die ſich heute noch durch die Sondervorſchriften für die Landwirte in Bezug auf deren Arbeitnehmer ergeben könnten, ließen ſich da⸗ durch vermeiden, daß in Gemeinden, in denen die Land⸗ wirtſchaft vorherrſcht, der Hundertſatz der Bürgerſteuer nicht Allzu hoch gewählt wird, zumal ja gerade die Landwirte auch die gemeindlichen Zuſchläge zur Grundvermögens⸗ ſteuer zu zahlen haben. Kurzmeldungen Des Führers Dank Für die deutſchen Erfolge beim Avusrennen. Berlin, 28. Mai. Der Führer und Reichskanzler hat an Korpsführer Hühnlein folgendes Telegramm gerichtet: „Für Ihre Meldung von dem überlegenen Sieg des Mercedes⸗Benz⸗Wagens und den Erfolgen der Da W- und BM W⸗Motorräder beim geſtrigen Avusrennen ſage ich Ihn meinen beſten Dank. Ich habe mich über dieſen neuen Beweis der Leiſtungsfähigkeit und Zuverläſſigkeit der deut⸗ ſchen Maſchinen aufrichtig gefreut.“ 2——————— zur wirtſchaftlichen Sechs Doppelſtunden Unterricht für Vertrauensleute. 1 Als eine der vordringlichſten Aufgaben im Rahmen der Schulungsarbeit der Deutſchen Arbeitsfront bezeichnet Her⸗ mann Textor in den Veröffentlichungen der DA die Schu⸗ lung der Vertrauensmitglieder. Sie wird durchgeführt in Lehrſälen von Schulen und ſonſtigen der Partei und der DA zur Verfügung ſtehenden Räumlichkeiten. Ein Leor⸗ gang dauert drei Wochen. Eine Woche hat zwei Doppel⸗ ſtunden, die ſich zuſammenſetzen aus einer Stunde Vortrag und einer Stunde Diskuſſion. Der Lehrplan behandelt das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit und die grund⸗ ſätzlichen Fragen nationalſozialiſtiſcher Wirtſchafts⸗ und So⸗ zialpolitik. 555 Pfarrer bei Rückkehr in Oeſterreich verhaftet. 5 Wie aus zuverläſſiger Quelle verlautet, wurde der prote⸗ ſtantiſche Pfarrer von Thenning(Oberöſterreich), Fiſcher beim Ueherſchreiten der Grenze nach Oeſterreich verhaftet. Pa⸗ ſtor Fiſcher, der für k it bei Verwandten in Deutſch⸗ land weilte, wurde währen ſozialiſtiſchen Propaganda daraufhin in öſterreichiſche nen, in der di gegenüber erklärten Paſtor F reich zu rung aber nich und wurde ta 50 eine Erklärung erſchei⸗ ieſen wurde. Dem⸗ örden, ſie würden er nach Oeſter⸗ h dieſe Erklä⸗ die . 8 her auf alle Berlin. Der Tag der Deutſchen Seefahrt iſt auch über⸗ all dort, wo in den großen Hafenſtädten der Welt Deutſche zu Hauſe ſind oder deutſche Schiffe vor Anker liegen, feſt⸗ lich begangen worden. 8 Zwei Bergſteiger ködlich verunglückt. a Wien, 27. Mai. Beim Aufſtieg auf den Mitteralmturm in Steiermark ſtürzten der Grazer Apotheker Spuun und der Privatbeamte Merkl 50 Meter tief ab. Spurni war ſo⸗ fort tot, während Merkl mit ſchweren Verletzungen zu Tal gebracht werden konnte. Ein anderer Bergſteiger ſtürzte am Silberkar über eine 60 Meter hohe Steilwand ab und blieb mit zerſchmetterten Gliedern tot liegen. 1 Paris. Die Generalratswahlen in 22 Bezirken des Seine⸗Departements beſtätigten den Eindruck der Stadt⸗ ratswahlen von dem Vorhandenſein eines„roten Gürtels“ um Paris. Rom. Die Wiedergabe und Würdigung der Kammer⸗ rede Muſſolinis ſteht für die ganze italieniſche Preſſe vor allem im Zeichen der abeſſiniſchen Frage. Im Vordergrund ſtehen dabei die Worte über die Handlungsfreiheit Italiens und über die Bereitſchaft Muſſolinis, jede, auch die letzte Verantwortung zum Schutze italieniſchen Bodens auf ſich zu nehmen. Die Angſt um den Franken Eine Woche der Enkſcheidung in Frankreich. Paris, 28. Mai. Der Kavinettsrat, der Montag unter dem Vorſitz des Miniſterpräſidenten Flandin zuſammengetreten war, dauerte drei Stunden. Der Finanzminiſter berichtete den Miniſtern und Unterſtaatsſekretären über die Lage der Währung und des Schatzamtes.— Es wurde darauf der Wortlaut eines Programms feſtgelegt, das der Regierung ausgedehnte Finanz⸗ und Wirtſchaftsvollmachten einräumt. Der Entwurf wird am Dienstag in der Kammer einge⸗ bracht. 5 Wie weiter bekannt wird, iſt im Kabinettsrat eine völ⸗ lige Einigung über die Pläne Flandins und des Finanz⸗ miniſters erzielt worden. Die Regierung wird in der Kam⸗ mer die ſofortige Behandlung der Vorlage verlangen. Man verhehlt in Paris nicht, daß eine Woche der ſchwer⸗ ſten Entſcheidungen bevorſteht. Die Agence Cconomique et Financiere empfiehlt jedoch angeſichts der Frankenkriſe vor allem Kaltblütigkeit zu bewahren. Frankreich ſei gegenwär⸗ kig zwar ſtarken wirkſchaftlichen Stößen ausgeſetzt, aber es habe die Lage durchaus in der Hand. Was Holland und der Schweiz mit ſehr viel geringeren Mitteln zur Erhaltung ihrer Währungsſtabilität gelungen ſei, könne Frankreich mühelos erreichen, wenn die Regie⸗ rung ohne Verzögerung die angekündigten Maßnahmen Belebung durchführe. GISELA RUHLAND's WEG AN LACE T Roman von Kurt Martin Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. 255 IX. Ein Jahr verging, und als es wieder Weihnacht werden wollte, war die Freude zu Gabriele Sombert gekommen. Sie war bei Hans Nitzels Eltern geweſen, und da hatten ſie es ihr geſagt: Hans kommt! Sie haben ihm die letzten Monate geſchenkt, er wird entlaſſen. Sie wollte es kaum glauben, und dann hing ſie an Mut⸗ ter Nitzels Hals und lachte Tränen. Weil er nur wieder kommt!“ Die beiden alten Leute aber ſahen ihr Glück, und ſie nick⸗ b zufrieden. Längſt hatten ſie ſich mit Gabriele aus⸗ geſöhnt.— Die Weihnachtsnacht ſenkte ſich auf die Erde nieder. Da kam jemand ins Haus des Bürgermeiſters. Sie ſchauten erwartungsvoll zur Tür und riefen überraſcht:„Giſela, du!“ Giſela bot ihnen herzlich die Rechte. Zum erſten Male, ſeit ſie als Lernſchweſter in dem Eliſabethkrankenhaus zu Frankfurt tätig war, war ſie wieder in Ebersdorf. Sie Kachel zu fragen und zu forſchen. Doch Giſela wehrte ächelnd. „Ein andermal! Vater erwartet mich. Nur eins will ich euch ſagen, dir vor allem, Gabi: Hans Nitzel iſt mit mir gekommen. Wir trafen uns in Rothenburg. Er iſt heim zu den Eltern geeilt, und dann will er hierher kommen.“ Sie war ſchon wieder draußen, ſie ſtrebte hin zum Dok⸗ torhaus. Rudolf Ruhland wartete bereits ihrer. „Nun aber in das warme Zimmer, Mädel! So eine Freude, daß du heute doch gekommen biſt! Unſere liebe junge Schweſter Giſela'!“ 8 ö Zu dritt ſaßen ſie unter dem Lichterbaum. Giſela hatte ſo viel zu erzählen, und daneben ward Rudolf Ruhland nicht müde zu fragen. Sie ſah vom Vater zu Maria Gom⸗ beck und geſtand:„Ich fühle mich ſo glücklich in meinem Be⸗ ruf. Was habe ich in dieſem Jahre in unſerem Kranken⸗ baus für Leid und Not geſehen, und nicht nur die offen ſichtbare Not und Krankheit, nein, oft auch noch innere Rrot, ich habe es erlebt, daß mancher Menſch an ſeiner Seele weit ſchlimmer erkrankt war, als wie er rorperuch un. Sie alle, alle, warten ja auf Hilfe.“ 5 Der Doktor kam auf ſeinen alten Freund, Profeſſor Solf⸗ mann, zu ſprechen.„Er hat ſchon wieder nach dir gefragt, Giſela. Sein Sohn hat ihn in dieſem Herbſt beſucht und ihm von dir berichtet. Im Grunde iſt das ſonderbar. Du haft doch nur wenige Male mit Dr. Solfmann in Rothen⸗ bura gesprochen, und er iſt trotzdem ganz begeiſtert von dir, er hat ſeinem Vater verſichert, du ſeieſt die Pflegerin, die er ſich wünſche.— Der Profeſſor läßt dich durch mich bitten nach absolvierter Lehrzeit zu ihm zu kommen. Er wönſcht ich jemand, auf den er ſich voll und ganz verlaſſen kann, and, der— na, der eben ſo iſt, wie du es biſt.— Er iſt gewiß mit ſeinem Perſonal in der Klinik zufrieden; aber im Grunde iſt er es auch wieder nicht. Wenn du alſo Luſt ätteſt—. Er hat immer viel Schwerkranke in ſeiner Kli⸗ mik liegen. Du wünſcheſt dir ja ſolchen Wirkungskreis—“ Giſela ſann vor ſich hin.„Ich gehe gern zu Profeſſor Solfmann, ſpäter. Nur— weißt du, die Heimat hier, die zwill ich nicht ſo ganz im Stich laſſen. Ich will auch ſpäter 0 weiten dürfen, an deiner Seite, und hier helfen kön⸗ en.— Jetzt aber kommt eine große Ueberraſchung! Vater, Dante Maria, ſagt mir, wer leidet denn da in der Heimat ganz beſondere Not?“ „Not?— Not iſt da und dort zu finden.— Ganz be⸗ ſondere Not? Die wohnt im Hauſe des Bauern Hocker.“ 1„Hocker?— Itt das nicht der kleine Hof unterhalb Ahn⸗ ſteins?“ „Ganz recht! Der kleine Hof bei den Ahnſteinſchen Be⸗ ſitzungen, deſſen wenige Felder wie ein Keil in die Ahn⸗ teinſchen Fluren ſtoßen.“ „Vor zwei Jahren brannte dem Bauern doch die Scheune nieder?“ „Ja!— Er war ſchlecht verſichert, bekam nicht viel her⸗ aus, und mußte doch wieder aufbauen. Da gab ihm zu unſer aller Staunen der alte Ahnſtein Geld.— Wir wiſſen alle, daß der Ahnſtein kein Menſchenfreund iſt, daß er im⸗ mer und überall berechnend handelt, Ich ſagte gleich damals: Da ſteckt eine ſchlimme Abſicht dahinter!— Und dem iſt auch ſo! Siehſt du, der Hocker hatte Unglück in dieſen beiden Jahren. Zwei Mißernten hintereinander, das Vieh er⸗ krankt, jetzt iſt die Frau ſchon lange Zeit bettlägerig, der große Sohn verunglückte beim Holzfällen und mußte ins Hinrichtung in Halle Halle a. d. S., 27. Mai. In Halle iſt der am 20. Ma 1902 geborene Franz Ilgenſtein hingerichtet worden, der vom Sondergericht in Halle wegen Mordes an einem Bahn⸗ wärter, der auch bahnpolizeiliche Befugniſſe zu erfüllen hatte, zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürger⸗ lichen Ehrenrechte verurteilt worden war. Da die Tat einen feigen und hinterliſtigen, aus nichti⸗ gem Grunde verübten Ueberfall auf einen 62jährigen, in langjähriger Dienſtzeit bewährten Beamten darſtellt, hat der Führer und Reichskanzler keinen Anlaß gefunden, von ſej⸗ nem Begnadigungsrecht Gebrauch zu machen und die wohl⸗ verdiente Strafe im Gnadenwege zu mildern. Die Geliebte ermordet und vergraben Eine andere Geliebte als Mittälerin? Halle, 28. Mai. Seit Anfang April wurde in Hergisdorf im Mansfelder Gebirgskreis die Haushälterin Anna Bräuer vermißt, die ſeit mehreren Jahren mit dem Hergisdorfer Einwohner Ziervogel zuſammenlebte. Wie ſich nun herausſtellte, hat Jiervogel die Frau ge⸗ köket, nachdem er ſie in letzter Zeit oft brutal mißhandelt halte. In der Nacht zum 4. April hat er die Leiche auf einan Handwagen in den Wald bei Hergisdorf gefahren, wo er ſie an einer unbekannten Stelle vergrub. Ziervogel wurde mit einer verheirateten Frau namens Anna Groſche aus Hergisdorf verhaftet, da er mit ihr eben⸗ falls in Verkehr ſtand. Ziervogel beſchuldigt die Groſche Anna Bräuer beſeitigt zu haben, da ſie ihr im Wege gewe⸗ ſen ſei. Die Groſche dagegen gibt an, daß Ziervogel die Bräuer nach einem Streit umgebracht habe. Giſtiger Kuchen Zwei Perſonen geſtorben, acht erkrankt. f Kiel, 28. Mal. Nach dem Genuß von ſogenannkem Sudan⸗Kuchen ſind hier zwei Perſonen geſtorben, acht weitere Perſonen ſind erkrankt. Die Bäckerei, die den Kuchen hergeſtellt halle, wurde ſofort geſchloſſen. Die Unterſuchungen, die im Hygie⸗ neinſtitut ſtattfanden, haben bisher noch kein poſitives Er⸗ gebnis gehabt. Es müſſen irgendwelche ganz beſonders un⸗ glückliche Umſtände zuſammengekroffen fein, die den Kuchen ungenießbar und giftig gemacht hatten. Bei den Toten handelt es ſich um eine Frau aus Neu⸗ münſter, die in einer Gaſtſtätte mit ihrem Mann zuſammen Tee getrunken und Kuchen gegeſſen hatte. Das Befinden des Mannes, der ebenfalls erkrankt war, hat ſich ſoweit ge⸗ beſſert, daß er außer Lebensgefahr iſt. Der zweite Tote iſt ein Matroſe vom Panzerſchiff„Admiral Scheer“, der am Freitag bei ſeiner Familie eingetroffen war. Er ſtarb im Marinelazarett. 2 2* r Wieder eine Kindesentführung Neunjähriger Knabe in Tacoma verſchwunden. Newyork, 27. Mai. Die Entführung des neunjährigen George Wayerhäuſer, des Sohnes eines Fabrikanten in Tacoma, der ſeit dem 24. dieſes Monats verſchwunden iſt, wird von der Polizei älißerlich mit größter Zurückhaltung behandelt, um die baldige Rückgabe des Knaben nicht zu erſchweren und deſſen Leben zu gefährden. In Seattle, wo dieſe neueſte Entführung ungeheure Aufregung verurſacht hat, haben ſich die beſten Geheimpo⸗ liziſten eingefunden und die Nachforſchungen aufgenommen. Man vermutet, daß die Mörderbande, die im letzten Jahre eine ſechsköpfige wohlhabende Jamilie umgebracht halle, ohne bisher enkdeckt zu werden, an der Tat beteiligt iſt. Bei einem anderen Erpreſſungsverſuch in Pa⸗ ſadeng(Kalffornien), wo eine Bande von zehn Verbrechern von einem Bankier 72 000 Dollar zu erpreſſen verſuchte, kam es zu einem Revolvergefecht zwiſchen Polizei und einigen Mitgliedern der Bande. Einer ber Verbrecher wurde da⸗ bei ſchwer verwundet. a Erdbeben und Lavaausbrüche auf Island. Am Akſar⸗ Fjord an der Nordküſte Islands wurden zahlreiche Erdſtöße verzeichnet. Lavaſtröme und Geſteinsmaſſen, die im Hoch⸗ lande zum Ausbruch kamen, gefährden die in den tiefer ge⸗ legenen Landſtrichen gelegenen Städte und Siedlungen. Krankenhaus gebracht werden. Vier kleine Kinder 1 die halbe Woche hungrig umher.— Na, und da kommt der Ahnſtein! Er hat ſich das alles gar nicht beſſer wünſchen können. Iſt ja ſo, wie ich ſchon lange ſagte: dem ſteckt der Hof des Hocker im Sinn; er will die paar Felder vom Hocker ſich aneignen, damit Ahnſtein auch nach dieſer Seite hin abgerundet iſt. Verkaufen wollte der Hocker nicht Ahnſtein hat ihm ſchon vor vier Jahren das vorgeſchlagen: aber er hielt immer ſtandhaft an der ererbten Scholle feilt Ja, und dann brauchte der Hocker Geld zum Scheunenauf⸗ bau. Geld aber war rar. Er lief dahin und dorthin, und eines Tages bot ihm der alte Ahnftein Geld an. Er bot es an! Der Bauer war feſtgefahren, er war noch voll Danks dem Anſtein gegenüber! Und dabei hatte Oskar Ahn⸗ ſtein wohl ſchon damals damit gerechnet, es werden einmal trübe Zeiten über den Hocker kommen.— Er hat ſich je⸗ derzeit Kündigung vorbehalten. Hocker i mit dem Zins bereits im Rückſtand. Nun hat Ahnſtein ihm das ganze Geld gekündigt. Er muß bis Neujahr das Darlehen nebſt Zinſen beſchaffen, ſonſt verliert er rettungslos ſeinen Hof. Es war ſchon der und jener oben bei Oskar Ahnſtein und hat für den Hocker ein gutes Wort eingelegt. Vergebens! Seitdem das Unglück mit Alfons Ahnſtein voſſterte, hat ſein Vater einen Haß auf uns alle. Er ühlt es, daß wir hier. alle auf Hans Nitzels Seite ſtehen: nicht, aß ir ſeine Tat gebilligt hätten, aber doch ſo, daß wir ihn entſchu⸗ digten, daß wir an allem Unglück nur Alfons Ahnſtein ſchuldig fanden.“ 5 Giſela forſchte:„Wo weilt jetzt Alfons Ahnſtein? „Er iſt fort, im Frühjahr ſchon. Ich vergaß es immer wieder, dir darüber zu ſchreiben. Sie haben Nerwandte in Braſilien. Zu denen iſt er gefahren. Er fühlte ſich nich mehr wohl hier.“ „Sollte denn Ahnſtein nicht verkauft werden? „Man ſprach davon. Jegzt ſcheint der alte Ahnſtein die Abſicht wieder aufgegeben zu haben. Man mird nicht kus aus ihm. Vielleicht hat er irgendeinen heimlichen Plan. Zunächſt will er ja tein noch verarößern. Der Hole muß dran glauben.— Siehſt du, Giſela, im Haus des Hocker, da wohnt jetzt wahrhaftig die Not!“ 5 „Was ſoll denn werden, Vater?“ 1 Fortsetzung folgk) Aus dem badiscuen Land Die badiſche Arbeitsſchlacht beginnt () Karlsruhe, 27. Mai. Die Gauamtsleitung der NS⸗ Hago veranſtaltet in den nächſten Wochen eine Reihe be⸗ deutſamer Kundgebungen, die den Beginn der Arbeitsſchlacht auf dem Abſchnitt Handel und Handwerk einleiten ſollen. Mit einer Großkundgebung, auf der der badiſche Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter, Walter Köhler, ſprechen wird, nimmt die Verſammlungsreihe ihren Anfang. Weitere Großkund⸗ gebungen ſind in Heidelberg, Konſtanz, Emmendingen, Lör⸗ ach und Kehl geplant. Den Abſchluß wird eine Großkund⸗ gebung in der badiſchen Landeshauptſtadt Karlsruhe bilden, bei der der badiſche Gauleiter und Reichsſtatthalter Nobert Wagner in grundlegenden Ausführungen über die Bedeutung der badiſchen Arbeitsſchlacht ſprechen wird. Auf einer nord⸗ hadiſchen Großkundgebung wird der Reichsinſpekteur und ſtellvertretende Leiter der DA, Pg. Rudolf Schmeer, MdR., Berlin, ſprechen. Weinheim.(Weihe des Kriegerehrenmals in Sulzbach.) Die Einweihung des Ehrenmals in Sulz⸗ bach fand am Sonntag nachmittag ſtatt. Die Formationen und Vereine marſchierten durch die feſtlich geſchmückten Orts⸗ ſtraßen. Am Denkmal 1870-71 nahm Miniſterpräſident Köhler den Vorbeimarſch ab. Miniſterpräſident Köhler wies darauf hin, daß in den 20 Jahren, die ſeit dem ſchwerſten Krieg des deutſchen Volkes verfloſſen ſind, eine neue Jugend heran⸗ wuchs, die ſich jetzt in den Wehrdienſt für das Vaterland telle. Nie wurden in der deutſchen Geſchichte mehr Treue und Kampfesmut gezeigt, als in jener Zeit und es ſei unſere heilige Pflicht, die Erinnerung an jenes Weltgeſchehen und jenen Opfermut wachzuhalten. Nachdem die Hülle vom Denk⸗ mal gefallen war, ſpielte die Kapelle das Lied vom guten Kameraden. Bürgermeiſter Ehret nahm das Denkmal in den Schutz der Gemeinde. Buchen.(Schwerer Unfall.) Dem Arbeiter Karl Bechtold von Hettingen wurde beim Stammholzabladen am Sägewerk der Firma Fertig von einem plötzlich abrollenden Stamm ein Fuß abgedrückt. Die Sanitätskolonne verbrachte den Verunglückten ins Krankenhaus. () Murg.(Der Kognak auf der Straße.) Ein junges Mädchen hatte von der Bahn eine große Korbflaſche abzuholen, die 50 Liter beſten Kognaks enthielt. Als ſie mit ihrem Handwagen den Bahnübergang paſſieren wollte, ging durch die Erſchütterung die Flaſche in Trümmer und der edle Stoff ergoß ſich auf die Straße. „ ce Sruchſal.(Todesfall) Fabrikant Chriſtian Pähr iſt geſtorben. Er war Geſchäftsführer der Südd. Elektro⸗ Motorenwerke GmbH., Bruchſal. Kameradentag der ehemaligen badiſchen Fußartilleriſten. (0) Pforzheim, 27, Mai. Bei ſtarker Beteiligung aus 15 enen Lande vereinigten ſich am Samstag und Sonntag en badiſchen Fußartilleriſten in Pforzheim zum ſiesführigen Kameradentag. Bei dem Begrüßungsabend im ſtädtiſchen Saalbau hieß Oberbürgermeiſter Kürz die ehe⸗ maligen Kanoniere herzlich willkommen. Der für Sonntag vormittag geplante Feldgottesdienſt mußte wegen des Regen⸗ wetters im ſtädtiſchen Saalbau abgehalten werden. Die Feſt⸗ ptedigt hielt Stadtpfarrer Weidner, der ſelbſt als Front⸗ ſoldak beim badiſchen Fußartillerie⸗Regiment 14 diente. Ober⸗ utnant a. D. Thulcke übermittelte die Glückwünſche des Landesverbandes und des Waffenrings der Deutſchen ſchweren Mlillerie. Am Nachmittag zogen die Scharen alter Kano⸗ 1 Feſtzug durch die reich beflaggten Straßen zum e Saalbau, um dort noch einige Stunden gemütlichen ehammenſeins zu verleben. Negimentstag des FAN 76. 2 Freiburg, 27. Mai. Der Regimentstag des FAR 76 am 7. bis 9. September beginnt am Samstag mit dem Begrüßungsabend in der Löwenbräuhalle. Der Sonntag iſt den offiziellen Veranſtaltungen gewidmet. Immer aber wird Gelegenheit ſein, daß die alten Kameraden ſich zuſammen⸗ finden, um alte Erinnerungen auszutauſchen. Am Montag wird ein gemeinſamer Ausflug in den Schwarzwald unter⸗ nommen. Alle Anfragen ſind zu richten an Kamerad Wilhelm Günther, Freiburg i. Br., Rheinſtraße 12. 2 Oberkirch.(VLie erſten Erdbeeren) Die erſten delfen Erdbeeren konnte Landwirt Alois Meier in Bottenau auf ſeinem Grundſtück bei St. Wendel pflücken, ebenſo Lano⸗ wirt Georg Wiegert in Ringelbach. Anwetternachrichten aus Baden Schappach(Bez. Wolfach), 28. Mai. Unſere Gegend wurde durch Unwetter heimgeſucht, die auf Feldern und Vieſen großen Schaden verurſachten. Teilweiſe wurde der Ackerboden aufgeriſſen. An verſchiedenen Stellen ſchlug der Blitz ein. Die in ihrem Kuhſtall arbeitende Witwe Valdele wurde vom Blitz an die Stallmauer geworfen; ſie erlitt erhebliche Verletzungen. Das Vieh Uß ſich durch den ſtarken Donnerſchlag von den Krippen los, leilweiſe ſtürzte es zu Boden. Unweit davon ſchlug der Blitz meine Gruppe Waldarbeiter die ſich in einer hülle befanden. Die Leute waren einige Zeit betäubt, meh⸗ deren von ihnen wurden die Kleider verſengt. Mosbach, 28. Mai. Wolkenbruchartiger Regen, der hier im Gefolge eines ſchweren Gewitters eintrat, führte in zahlreichen Straßen und Häuſerkellern zu e Beſonders ſtark hatte darunter die Hauptſtraße zu leiden Ein viertelſtündiger Hagelſchlag richtete an Feld⸗ und Gar⸗ ungewächſen wie an den Obſtbäumen erheblichen Schaden n. Walldorf, 28. Mai. Die ſchweren Gewitter löſten auch ger Hagelſchlag und wolkenbruchartigen Regen aus. Medrig gelegene Felder, Gärten und Häuſer ſtanden, ebenſo wie viele Straßen, völlig unter Waſſer. Teilweiſe lag noch Stun⸗ den nach dem Unwetter der Hagel etwa 20 Zentimeter hoch, o beſonders in der Heidelberger Straße und an der Sied⸗ lung. Groß iſt der Schaden an Gärten und Obſtbäumen. n einem Tabakmagazin der Hauptſtraße ſpaltete der Blitz eine Mauer. Alter Schwarzwälder Hof abgebrannt Schönenbach bei Furtwangen. 28. Mal. Bei einem ſchwe⸗ gen Gewitter ſchlug der Blitz in den alten Bauernhof der Beſierin Kuß, die ſelbſt in einem danebenliegenden neue. zen Gebäude wohnt. Während das geſamte Großvieh, ewa 0 Stück, in Sicherheit gebracht werden konnte, iſt das 9 zervieh in den Flammen umgekommen. der große Hof annke völlig nieder. Auch die Fahrniſſe und die Ernke nerräke wurden ein Raub der Flammen. Gleichfalls zerſtört ſt das in dem Bauernhof unkergebrachte Kraftwerk. —— TT Aus den Nachbarländern Kuſel.(Schweres Unglück bei Ausſchach⸗ tungsarbeiten.) Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich beim Bahnbau in Kuſel. Im Abſchnitt der Firma Geh⸗ len—Kaiſerslautern wird unterhalb der Ortskrankenkaſſe eine Stützmauer errichtet. Bei den Ausſchachtungsarbeiten, die unter Zuhilfenahme eines Baggers vor ſich geht, wur⸗ den einige auf der Schachtſohle arbeitende Leute von her⸗ abrutſchenden Schuttmaſſen verſchüttet und etwa bis zur Hüfte zugedeckt. Während einer von ihnen nur geringfügige Verletzungen erlitt, wurde dem 27 Jahre alten verheirateten Helmut Aulenbacher, wohnhaft in Diedelkopf, der Picked durch das Geſtein ſo heftig gegen den Leib geſchlagen, daß er alsbald an den Verletzungen ſtarb. Ludwigshafen.(Gegen einen Baum gerannt.) Ein 59 Jahre alter Radfahrer kam in Frieſenheim zu Fall und zog ſich einen Schädelbruch zu. Er wurde in das Kran⸗ kenhaus verbracht. Nach Zeugenausſagen ſoll der Radfahrer mit ſehr großer Geſchwindigkeit in die Kurve gefahren ſein, wobei er gegen einen Baum ſtieß. Anweiter in der Pfalz teilweiſe vernichtet.— Erhebliche ſtörungen. Dahn. Heftige Gewitter, wie ſie die älteſten Bewohner des Dahner Tales noch nicht erlebt haben, wüteten in die⸗ ſem Gebiet. Am ſchlimmſten hauſte das Unwetter in den Gemarkun⸗ gen von Bruchweiler, Fiſchbach, Schönau und Niederſchlet⸗ kenbach. Wolkenbrucharkig ergoß ſich der Regen, im Nu war alles überſchwemmt. Straßen und Fluren glichen einem See. Das Waſſer riß Gräben in Breite von meh⸗ reren Metern. Auf der Straße konnte ſich niemand mehr aufhalten, da Gefahr beſtand, von dem reißenden Waſſer mit fortgeriſſen zu werden. Der Bliß ſchlug mehrmals ein. Weit äber eine Skunde wütete dieſes Unwetter. Die kiefer gelegenen Anweſen ſtanden vollkommen unter Waſſer. Die friſch beſtellten Felder, insbeſondere jene an den Abhängen und in den Niederungen, haben großen Schaden erlitten. Die Kartoffeläcker wurden ſtark heimgeſucht; die Setz⸗ kartoffeln ſchwammen wie geſiebt auf dem Waſſer. Die Gartenbeete wurden in eine einzige Schlammaſſe verwan⸗ delt. Die Wieslauter trat über ihre Ufer und überſchwemm⸗ te das ganze Tal, wodurch die Meliorationsarbeiten ſehr ſtark in Mitleidenſchaft gezogen wurden. Man kann ſagen, daß durch das Unwetter die Ernte in verſchiedenen Gegen⸗ den vollkommen vernichtet iſt. Der Arbeitsdienſt wurde eingeſetzt und ſorgte dafür, daß das Waſſer, das ſich überall geſtaut hatte, einen beſ⸗ ſeren Abfluß erhielt. In den Orten Niederſchlettenbach und Fiſchbach mußte die Feuerwehr alarmiert werden. Nur mit großer Mühe konnte das Vieh aus den Ställen der tiefer gelegenen Anweſen herausgeſchafft werden. Der Flurſcha⸗ dep läßt ſich im Augenblick noch gar nicht überſehen. Die Ernte Verkehrs- Schweres Anwetter im Eulengebirge Große Verwüſtungen. Reichenbach, 27. Mai. Im Eulengebirge tobte ein furchkbares Anwelker, wie es ſich dork ſeit menſchengedenken nicht ereignet hat. In den ſpäten Nachmittags ſtunden gingen furchtbare Gewitter mit ſchwerſten, ſtundenlang anhaltenden Wolkenbrüchen nieder. Meterhohe Waſſerfluten ſtrömten von den Bergen herab, wobei die feſten Gebirgswege bis zu einem Meter kief auf⸗ geriſſen wurden. In den im Tal gelegenen Ortſchaften wurden von den Waſſermaſſen die Wände von Häuſern ein⸗ gedrückt, ſo daß vielfach Einſturzgefahr beſtand. Ställe und Schuppen wurden mitgeriſſen, wobei viel Kleinvieh in den Fluten umkam. Gartenzäune wurden mitgeriſſen, Telephonmaſten um⸗ gelegt und die Leitungen zerſtört. Es iſt als ein Wunder zu bezeichnen, daß keine Menſchenleben zu beklagen ſind. Die Bewohner retteten ſich zum Teil in die oberen Stock⸗ werke ihrer Häuſer, in einigen Fällen mußten ſie auf Bäume ſteigen. Die heimgeſuchten Dörfer bieten ein troſtloſes Bild der Verwüſtung. Steine bis zu einem halben Meter Durchmeſ⸗ ſer ſind durch die Waſſermaſſen von den Hängen bis auf die Dorfſtraßen geſchleudert worden. Bei den ſchwer heimge⸗ ſuchten Bewohnern handelt es ſich um eine ſehr arme Be⸗ völkerung; es ſind meiſtens Fabrik⸗ und Bergarbeiter. a Verheerender Wolkenbruch. Am Sonntagnachmittag wurde der Ort Freiſtadt in Oberöſterreich von einem ver⸗ heerenden Wolkenbruch heimgeſucht. Die Hagelkörner lagen bis 20 Zentimeter hoch. Die Gemüſe⸗ und Obſtkulturen wur⸗ den faſt vollſtändig vernichtet, und auch an den Häuſern wurde erheblicher Schaden angerichtet. Seinen Sohn und ſich ſelbſt ermordek. Halle, 28. Mai. In Mücheln im Geiſeltal hat der 40 Jahre alte Ewald Lohmann in Verzweiflung über die Zer⸗ rüttung ſeiner Ehe ſeinen 12jährigen Sohn erdroſſelt und ſich dann ſelbſt durch Oeffnen der Pulsader und Stiche in den Hals getötet. Da die Ehefrau ſich mit den beiden ande⸗ ren Kindern der Familie, zwei Mädchen, zurzeit bei ihrer Mutter in einem Nachbarort aufhält, war die Tat eine ganze Woche lang unbemerkt geblieben. aß Schwerer Unfall bei einer Skierkörung. Bei der in Schongau durchgeführten Stierkörung wurde der 60 Jahre alte Landwirt Pfeiffer von Bayerſaien von einem Stier an die Wand gedrückt, mit den Hörnern bearbeitet und ſchwer verletzt. Er ſtarb nach ſeiner Einlieſerung in das Bezirkskrankenhaus. i Auf dem Heimweg verunglückt. Der 60 Jahre alte Bauer Joſeph Steger von Hundsberg(Bayern) kam auf dem Heimweg mit ſeinem Fahrrad zu Sturz und wurde gegen einen Baum geſchleudert. Mit einem ſchweren Schädelbruch wurde der Verunglückte in das Krankenhaus nach Pfarr⸗ kirchen eingeliefert, wo er ſtarb. 4% Vier Blitzſchläge. Bei einem heftigen Gewitter mit Hagelſchlag, das über die Gegend von Hohenwart(Bayern) Aide g ſchlug der Blitz viermal ein. Ein Blitzſtrahl ging in die Telephonleitung und riß ſieben Telephonmaſten auf, die zerſplitterten. Ein weiterer Strahl traf das Land⸗ haus des Tierarztes Dr. Steiner. Die Frau kam mit dem Schrecken und einer leichten Prellung davon. Ein anderer Blitzſtrahl ſchlug in das Anweſen des Hafnermeiſters Abt ein. Der vierte Blitzſtrahl ſuchte ſich einen Baum aus und zerſplitterte dieſen vollſtändig. Mondaufgang 1,36 Lolcalęe ſeuudocuau „Hinaus in die Ferne..“ Wenn die Frühlingslüfte wehen, die Wieſen Grün das Auge erfreuen, hoch vom Baum der Sang der Vögel erklingt, iſt die Zeit gekommen, wo das Starke im Menſchen ſieghaft durchbricht, ein unwiderſtehliches Früh⸗ lingsverlangen, eine tiefe Sommerſehnſucht die wintermüden Herzen der Menſchen durchzieht und der Drang der Natur ungeſtüm ſeinen Weg ſucht. Sonntag für Sonntag ſind Hunderttauſende deutſcher Jungen und Mädel unbekümmert um die Gunſt des Wetters unterwegs, um deutſches, heimat⸗ liches Land zu durchſtreifen, die Schönheiten der Heimat aus eigener Anſchauung und eigenem Leben kennen zu lernen und durch nachhaltige Eindrücke wertvolle Erinnerungen einzu⸗ tauſchen. Am Frühlingsmorgen mit den erſten Sonnenſtrahlen rüſtet die Wanderſchar zum Aufbruch. Mit Liederſang und Lautenklang geht es hinaus aus den engen Gaſſen des Hei⸗ matdorfes oder aus den Aſphaltſtraßen der Großſtadt. Ab⸗ ſeits vom Lärm der Landſtraße führt der Weg. Bald geht es durch grünenden Wald. Angeſichts der Schönheit der Na⸗ tur verſtummt der Geſang. Faſt lautlos ziehen die Wanderer auf dem Waldboden, am raunenden Bächlein entlang zur Höhe, wo das Auge hinausſchweifen kann auf das im Majen⸗ grün prangende Gefilde. Vom fernen Kirchturm klingt der Morgenglocke Gruß.... Und ſo geht die Wanderung weiter den Tag über, bis die Sonne am Abend ihren Lauf beendet hat und die Abendglocken die Heimkehrenden auf ihrem Gang begleiten. im jungen Nationaltheater Mannheim. Um den ſtarken Andrang an der Abendkaſſe zu vermeiden, wird gebeten, vorbeſtellte Karten für das Völker⸗Gaſtſpiel am 3. Juni im Laufe der Woche an der Theaterkaſſe in B 2, 9 abzuholen. Kaſſen⸗ ſtunden: 10—13 und 15.3017 Uhr. Sonn⸗ und Feiertag: 11—13 Uhr. J Schwerer Autounfall. Aus bis jetzt noch nicht bekann⸗ ter Urſache geriet auf der Neckarauerſtraße ein Perſonen⸗ kraftwagen ins Schleudern und überſchlug ſich. Die Inſaſſen, von denen zwei leicht verletzt wurden, mußten durch die Be⸗ rufsfeuerwehr befreit werden. Es entſtand größerer Sach⸗ ſchaden. Bei fünf weiteren Zuſammenſtößen zwiſchen Fahr⸗ zeugen verſchiedener Art an verſchiedenen Stellen der Stadt entſtand nur Sachſchaden. „Fleiſch im eigenen Gaft“ Die Fleiſcherläden bringen jetzt„Fleiſch im eigenen Saft“ zum Verkauf. Es handelt ſich dabei um Fleiſchkon⸗ ſerven in Doſen zu je 1 Kilogramm, die rund 850 Gramm ſchieres, hochwertiges Rind⸗ oder Schweinefleiſch enthalten und zum Preiſe von 1,50 RM je Kilogrammdoſe abgegeben werden. Im vorigen Sommer zwang die Trockenheit und der dadurch bedingte Futtermangel die Landwirtſchaft zum Viehverkguf in einem Umfang, der den laufenden Bedarf der Bevölkerung an Fleiſch überſtieg. Ohne die Eindoſung dieſer Vieh⸗ und Fleiſchmengen, die noch durch die im In⸗ tereſſe der Ausfuhr notwendigen Hereinnahme von Aus⸗ landsvieh vermehrt wurden, wäre im vorigen Sommer ein völliger Zuſammenbruch der deutſchen Viehpreiſe und damit ſchwerſte Schädigung der Landwirtſchaft unvermeidlich gewe⸗ ſen. Dagegen haben wir jetzt, der Jahreszeit entſprechend, ein geringeres Viehangebot. Dadurch iſt es möglich, die im vorigen Sommer hergeſtellten Fleiſchkonſerven zum Verkauf zu bringen.„Fleiſch im eigenen Saft“ iſt alſo das Mittel, um Saiſonſchwankungen in der Erzeugung auf dem Fleiſch⸗ gebiet zu überbrücken, im Intereſſe von Erzeuger und Ver⸗ braucher. Schärfere Sicherungsvorſchriften für Eiſenbahnüber⸗ gänge. Der Reichs⸗ und preußiſche Verkehrsminiſter ſtellt in einem Erlaß feſt, daß es ſich als zweckmäßig erwieſen hat, Eiſenbahnübergänge in Schienenhöhe wirkſamer als bisher zu kennzeichnen. Während bisher nur vorgeſchrieben iſt, daß die Dreieckstafeln zur Kennzeichnung der Eiſenbahn⸗ übergänge im allgemeinen 150—250 Meter vor dem Ueber⸗ gang auf der rechten Seite der Fahrbahn ſichtbar aufzu⸗ ſtellen ſind, beſtimmt der Miniſter nunmehr, daß die War⸗ nungstafeln vor beſchrankten und unbeſchrankten Eiſenbahn⸗ übergängen rechts und links neben der Fahrbahn anzu⸗ bringen ſind. Zur beſſeren Sicht ſollen die auf beiden Sei⸗ ten der Fahrbahn angebrachten Schilder niedriger geſetzt werden, damit ſie günſtiger zum Abendlicht der Kraftfahr⸗ zeuge liegen. Außerdem ſind zuſätzliche Merktafeln(Baken), mit roten, auffallendes Scheinwerferlicht zurückſtrahlenden Schrägſtreifen(Rückſtrahlern) anzubringen. Alle zwei Jahre iſt planmäßig mit den Eiſenbahnverwaltungen und unter Zuziehung am Kraftverkehr beteiligter Kreiſe die Sichtbar⸗ keit der W en nor Eiſenbahnübergängen zu über⸗ prüfen, und zwar ſowohl bei Tage als auch bei Nacht fahrenden Kraftfahrzeug aus. Wetterbericht Hochdruck im Norden und ein Flachdruckgebiet über dem Feſtland ſtehen ſich immer noch gegenüber, ſo daß für Diens⸗ tag und Mittwoch zwar zeitweilig aufheiterndes, aber zu Gewitterſtörungen geneigtes Wetter zu erwarten iſt. 1885 Gedenktage „ 28. Mai 5 1862 Der Baumeiſter Theodor Fiſcher in Schweinfurt ge⸗ boren. 1872 Der Forſchungsreiſende und Geograph Leonhard Sigismund Schultze Jena in Jena geboren. 1880 Der Hiſtoriker und Kulturphiloſoph Oswald Spengler in Blankenburg am Harz geboren. Sonnenaufgang 3,48 Sonnenuntergang 20,07 Monduntergang 15,44 a 29. Mai 1456 Gründung der Univerſität Greifswald. f 1594 Der kaiſerliche Feldherr Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim in Pappenheim geboren. 1809 Sieg der Tiroler am Berg Iſel. 1933 Die Fliegerin Marga v. Etzdorf in Aleppo geſtorben. Sonnenaufgang 3,47 Sonnenuntergang 20,08 Mondaufgang 1,44 Monduntergang 17,09 Für 2,3 Milliarden Wohnungsbedarf Die Struktur des Wohnungsbedarfes in Deutſchland iſt durch umfangreiche Ermittlungen des Deutſchen Gemeinde— tages geklärt worden, über deren Ergebnis Oberbürgermei⸗ ſter Dr. Stoeckle, Beigeordneter im Deutſchen Gemeindetag, in der organiſationsamtlichen„Landgemeinde“ berichtet. Danach beläuft ſich unter Beachtung der Entwicklung der Bevölkerungszahl und insbeſondere der Ziffer der Eheſchließung ſeit dem Regierungsantritt Adolf Hjt⸗ lers ſowie der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und der Induſtrieverlagerung der objektive Wohnungsbedarf in Deutſchland gegenwärtig auf rund eine Million Wohnungen. Wie hoch ſich der ſubjektive Wohnungs⸗ bedarf ſtellt, der u. a. von der Kaufkraft der einzelnen Haushaltungen abhängt, ſei nicht ohne weiteres feſtzuſtellen. Nach einer Rundfrage des Deutſchen Gemeindetages könne man mit einem vordringlichen Fehlbetrag von faſt einer halben Million Wohnungen rechnen. Der Referent unterſtreicht die Notwendigkeit, den vordringlichen Woh⸗ nungsbedarf bald zu befriedigen und verweiſt dabei auf den ohen Arbeiksbeſchaffungswertk der Bauproduktion. Der Wert der baugewerblichen Produkte habe 1934 rund 5 Mil⸗ liarden Mark betragen. Wenn man für eine Wohnſtäkte durchſchnikklich 5000 Mart annimmt, ergebe ſich für den vor⸗ dringlichen Wohnungsbedarf eine Bauſumme von ekwa 25 Milliarden Mark. Die Gemeinden ſeien mit ihrer Finanz- kraft allein nicht in der Lage, dieſe Bauten durchzuführen. Eine Reichshandwerksmeiſter⸗Lade Der Reichsſtand des Deutſchen Handwerks hat eine be⸗ rühmte alte Sitte wieder aufgenommen, die am Reichshand⸗ werkertag in Frankfurt a. M. in einer beſonderen Veran⸗ ſtaltung am Sonntag, den 16. Juni, zum erſten Male in Erſcheinung treten wird. In einer Feierſtunde wird dem Reichshandwerksmeiſter und Reichsbetriebsgemeinſchaftsleiter W. Schmidt von 1000 wandernden Handwerksgeſellen eine „Reichshandwerksmeiſterlade“ übergeben werden. Die Lade wird zurzeit von beſten Handwerksmeiſtern aus Kirſchbaum⸗ holz hergeſtellt. Mit drei verſchiedenen Schlüſſeln, die auf den Dreiklang Meiſter, Geſelle und Lehrling hindeuten, kön⸗ nen die zwei Flügeltüren der Lade geöffnet werden. Die Lade birgt verſchiedene Sinnbilder des Deutſchen Handwerks, die bei bedeutſamen Anläſſen in Gebrauch genommen werden. Aus beſter deutſcher Silberſchmiedearbeit beſtehen die Tiſchglocke, der Ehrenpokal und drei Leuchter. In Zukunft kündet der herrliche Klang der Glocke feierliche Handlungen an, die der Reichshandwerksmeiſter vornimmt. Der Pokal wird bei Ernennung von Reichs⸗ und Landes⸗ meiſtern ſowie Ehrenmeiſtern in Gebrauch genommen. Ein Sonderfach der Lade dient zur Aufbewahrung der vom Reichs⸗ präſidenten von Hindenburg verliehenen Goldenen Reichshand⸗ werksmeiſterkette. Weiter erfolgt in der Lade die Aufbe⸗ wahrung des Großen Goldenen Buches des Deutſchen Hand⸗ werks. Alle Amtshandlungen vor offener Reichshandwerks⸗ meiſterlade ſind in Zukunft für das deutſche Handwerk bindend und verpflichtend. Vor ihr erfolgen z. B. auch die hauptſächlichſten Ernennungen und Vereidigungen. Es ſei an den alten Brauch erinnert, daß vor geöffneter Innungslade Lehrlinge und Geſellen freigeſprochen werden. Mit der„kurzen Geſchichte“ dieſes Olympiaheftes ſteigt der Leſer gleich zu Anfang mitten hinein in Sinn und Auf⸗ gabe des Spiels. Handball wurde erfunden. Und es war hier wie bei jeder anderen Erfindung: als die Umſtände ſie notwendig machte, war ſie da! Wir Laien, die wir uns als Zuſchauer bei einem Hand⸗ ballſpiel immer über unſere Unwiſſenheit geärgert haben, erfahren hier das Notwendige. Warum pfeift nur der Schiedsrichter hier nicht, und warum pfeift er gerade da? Und der Vorteil fiel ſo häufig denen zu, die kampfmäßig den laſcheren Eindruck machten. Warum, warum?— Das Olympia⸗Heft Nr. 6 gibt Auskunft. Wir Zünftigen aber, die wir uns ſchon bewährt haben, vertiefen uns mit viel Erfolg in Trainingsregeln und Spiel⸗ geſetze, die ein weiſer Handballehrer in dieſem Heft aus dem Schatz ſeiner umfangreichen e aufgeſtellt hat. Der„Funkbericht eines übungsabends“ läßt uns— ſtreng, befolgt— unſere Muskeln fühlen. Was hat aber das ewige „Vor! Kehrt! Bücken! Hochſtützt! Springt!“ mit dem Hand⸗ ballſpiel zu tun? Alle ſolche Fragen finden in Tert und Bild dieſes Olympiaheftes eine erſchöpfende Antwort. Mit der abſchließenden Darſtellung des Spielgedankens, der Technik und Taktik iſt das kleine g ſeitige Heft ein voll⸗ ſtändiger Führer durch das Handballſpiel. Das Olympia⸗ Heft Nr. 6 ſtellt in ſeiner amtlichen Aufgabe der olympi⸗ ſchen Werbung mehr als eine einſeitige Vorbereitung auf die kommenden Olympiſchen Spiele dar, es baut ſich auf der breiten Grundſſage eines geſunden und jeden angehenden Volksſportes auf. Das Amt für Sportwerbung hat es in der Reihe der alle olympiſchen Sportarten behandelnden Olympiahefte in Gemeinſchaft mit dem Reichsſportführer 55 Der Preis für das 32ſeitige Heft mit ſeinen etwa 40 Bildern beträgt 10 Pf. Es iſt in allen NS.⸗Gliede⸗ run gen, Arbeits itten und Sportvereinen zu haben. Spiel— der Beruf des Kindes. Zu denken, daß Sie in das Privatbüro einbrechen ſollten, in dem der Chef gerade einen wichtigen Brief diktiert! Sich nur vorzuſtellen, daß Sie Ihren Mann bei einer wichtigen Kalkulation, während eines bedeutungsvollen Beſuchs oder ſonſt einer notwendigen Berufshandlung zu ſtören wagten! Natürlich fällt Ihnen das nicht ein. Keiner vernünftigen und verſtändnisvollen Frau wird ſo etwas einfallen. Aber wenn Bubi gerade vertieft ſeine Bauklötzchen von einer Ecke in die andere trägt und dabei vielleicht einen Hort aus einer Drachen⸗ höhle ſchleppt, oder wenn er mit geſpanntem Blick auf dem Schemel ſitzt und offenbar üver den weiten Ozean als Kauf⸗ fahrer oder Seeräuber hinſteuert, dann wagen Sie, liebe Mutti, es nicht nur, ſondern Sie halten es ſogar für ſelbſtverſtändlich, daß Sie ihn wegrufen oder ihm vielleicht ſogar— Gipfel des Nichtverſtehens!— Vorſchläge machen, er ſolle eben jetzt etwas anderes ſpielen. Es handelt ſich nicht darum, daß man ein Kind nicht vom Spiel wegrufen ſollte, wenn noch Schularbeiten zu erledigen ſind, wenn für die Mutter ein Weg zu gehen oder ſonſt eine kleine Hilfe zu leiſten iſt. Das ſind Störungen, die gewiſſer⸗ maßen auf ſpäteren Berufsernſt vorbereiten; denn wer von uns kann ungeſtört eine Arbeit fertig machen!? Aber wir ſollten dabei das kränkende Ueberlegenſein vermeiden, das dem Kind zu verſtehen gibt:„Na, dein dummes Zeug da, das hat ja wohl noch bis ſpäter Zeit.“ Spiel iſt niemals„dummes Zeug“. Spiel iſt des Kindes Beruf. Hier finden Auge, Ohr und Taſtgefühl die erſten Proben auf ihre Kräfte. Hier ſpannen ſich Aufmerkſamkeit und Zielſtrebigkeit, hier ſchärfen ſich Ueberlegung und Ausdauer. Im Spiel rührt das Kind zum erſten Male und mit hohem Ernſt an alle Aufgaben, die es ſpäter für ſich und für ſeine Gemeinſchaft geſtellt findet. Spiel iſt des Kindes Arbeit. Es entfaltet hier alle Tugenden, die wir für den gereiften Menſchen wünſchen: Willen, Ordnungsſinn, Reue, Hingabe, Freudigkeit! Wer das weiß— und vor allem, wer es wiſſen will, der findet nicht nur in den kleinen Pflichten des Kindes Er⸗ ziehungsmöglichkeiten, in den Pflichten, die das„Außen“— die Eltern, die Schule, die Freunde— ihm auferlegen, ſondern gerade in dieſen ſelbſtgewählten Aufgaben wird der junge Charakter mit all ſeinen Anlagen, den guten und den zu bekämpfenden, offenbar und iſt zum Bilden da. Spiel iſt der Beruf des Kindes. Darum iſt das, was es ſpielt, ſeine eigene„Berufswahl“, die ohne Blick auf den Brot⸗ werb getan werden darf und darum am ſicherſten den Fähig⸗ Sten des kleinen„Berufenen“ entſpricht. Ob Kauffahrer oder eräuber, iſt dabei gleich: die Sehnſucht geht in die Weite. Ob in oder Puppenmutter, ob Doktor oder Poſtbote— noch le vor der Notwendigkeit bereitet ſich ein junger Martha. Me.., etwas zu ſein und etwas zu leiſten. Schweigen iſt Gold, Reden iſt Silber— auch in der Ehe. Manchmal finden auch Eheleute ein Fünkchen 01 in dem Sprichwort: Reden iſt Silber, Schweigen iſt Gold. Es iſt aber trotzdem nicht gut, wenn in der Ehe das Prinzip des„lieber Schweigens“ und Verſchweigens herrſcht. Vielleicht könnte manche Ehe reibungsloſer gelebt werden, wenn beide Eheleute um die richtige Kunſt des Schweigens wüßten. s geht nicht gut an, einen Grenzpfahl zwiſchen Schweigen und Reden zu ſetzen, denn immer wieder gibt es dafür andere Grenzen. 5 Oft iſt es ganz unklug, oft auch rückſichtslos, ein Geheimnis aufzudecken. 5 5 Schweigen kann man aus vielerlei Gründen, nur ſollten die Gründe immer ein edles Motiv haben. Klatſch verſchweigen, kann zur Gnade werden. Das braucht nicht gerade die beſte Ehe zu ſein, in der ſich die Eheleute alles ſagen. 8 8 5 8 ddr glücklicher die Ehe, deſto größer iſt das Mitteilungs⸗ bedürfnis. Wieviel Konflikte könnten vermieden werden, wenn die Eheleute gegenſeitig von ihren Geheimniſſen richtig Abſtand zu halten wüßten. 8 5 Das letzte große Schweigen aber iſt es, das die Eheleute, ſelbſt die verbundenſten, trennt, das letzte große Geheimnis wird mit dem Tod ins Grab genommen. E. Th. Rund um das Ei. „Daß die Qualität der Eier unter dem Einfluß Temperatur leidet, iſt noch immer nicht hinlänglich Namentlich in der wärmeren Jahreszeit leidet die E ſehr ſtark unter der Hitzeeinwirkung. Die Luftbla ſich bekanntlich der h bekannt, Eierqualität ſe vergrößert ' antlich nur durch Aus dünſtungen, wenn die Eier längere Zeit in einem warmen Raum liegen. Der warme Raum iſt in dieſem Falle das Neſt oder die Küche, ö 2 5 eur 5 in der die Eier lagern. Die Eier werden am beſten in ſauberen Körben die Luftdurchlaß geſtatten, in einem möglichſt kühlen Raum aufbewahrt. Neben den Körben dürfen aber keine Zwiebeln oder ähnliche Stoffe, die einen ſtarken Geruch abſondern lieger 9 ten l Jahreszeit bewahrt man die Eier zeſten im kühlen Keller auf. Gewaf Lier ſin f ange 8 f. Gewaſchene Eier ſind nicht lange. Ueber den Nährwert eingelegter Eier war man ſich bis vod kurzem noch nicht ganz einig. Im Berliner Tierphyſiologiſchen Inſtitut wurden vor einiger Zeit auf ihren Gehalt an Rohfett Phosphaten und Lezithin ſowohl friſche Eier als auch ſolche⸗ die in der üblichen Weiſe in Garantol bzw. im Eisſchrank bel Plus 5 Grad durch vier Monate gelagert geweſen ſind unter⸗ ſucht. Dabei erwies ſich, daß der Nährwert des friſchen und des gelagerten Eies ſich kaum merklich unterſcheidet. Dies erſcheint, beſonders was den Lezithingehalt betrifft, ſehr wichtig. 8 Auch die Kunſt des Eierkochens iſt noch viel umſtritten Ueber die beſte Art, ein Ei zu kochen, hat das Ackerbau— miniſterium der Vereinigten Staaten unlängſt ein Merkblatt herausgegeben, in dem die Kunſt des Eikochens genau be⸗ handelt wird. Für falſch wird erklärt, das Ei in kochendes Waſſer oder heißes Fett zu legen. Dadurch wird das Eiweiß raſch zum Gerinnen gebracht und erhält eine harte, lederartige Form, deren Nährwert herabgeſetzt iſt. Bei Anwendung mäßiger Hitze ſedoch wird ein allmähliches Gerinnen des Ei weißes erzielt, das dann zart und leicht verdaulich bleibt. Man ſoll alſo das Ei zunächſt in kaltem Waſſer aufſetzen und am beſten in ein Sieb hängen, damit es den heißen Boden des Gefäßes nicht berührt. Dann läßt man das Waſſer nur zum Aufwallen kommen, aber nicht länger kochen. Wie lange das Ei im Waſſer bleibt, hängt von dem Geſchmack des einzelnen ab. Eier, die„hart“ gekocht werden ſollen, können bis zu einer halben Stunde im Waſſer gelaſſen werden; dann wird das Ei⸗ weiß noch immer zart bleiben. Aehnliche Vorſchrifte. werden auch für das Backen von Eiern gegeben. 5 A. E. Praktiſche Winke Geſchälte oder ungeſchälte Kartoffeln? Manche Haus⸗ frauen bringen aus Zeiterſparnis die Kartoffeln meiſt unge⸗ ſchält zu Tiſch. Dies iſt bei dünnſchaligen, friſch aus der Erde genommenen Kartoffeln ſehr zweckmäßig. Wollte man aber das ganze Jahr hindurch aus Zeiterſparnis Schalkar⸗ toffeln kochen, ſo wäre das durchaus falſch. Wenn die Win⸗ terkartoffeln eingeerntet ſind, alſo ungefähr vom Oktober an, erweiſt ſich das Kochen ohne Schale als geſünder und wird immer notwendiger, je älter die Kartoffel iſt. Man ſchält ſie ſorgfältig, daß keine Augen daran bleiben, läßt ſie über Nacht im Waſſer liegen und ſtellt ſie mit kaltem Waſſer aufs Feuer. So werden auch mittelmäßige alte Kartoffeln viel mehliger, lockerer und vor allem gefünder ſein, als wenn die Schärfe der Schale mit auskocht. Warmbier zum Abendbrot. Im Winter kann man zum Abend auch einmal Warmbier auftragen. Hierzu eignet ſich am beſten ſogenanntes Einfachbier, aber alles andere Bier ebenfalls, das ſüß iſt. Für vier Perſonen ſetzt man einen Liter Bier mit 2 bis 3 Gewürznelken, einem Stück Ingwer und etwas Zimt aufs Feuer. Sobald es kochen will, fügt man einen Teelöffel klar gerührtes Kartoffelmehl hinzu, läßt es damit klarkochen und ſüßt nach Geſchmack. Unterdes hat man 3 bis 4 ganze Eier mit ein wenig kaltes Waſſer abge⸗ rührt und gießt nun das kochende Bier unter ſtarkem Quir⸗ 0 dazu. Man kann es in Gläſern, aber auch in Taſſen auf⸗ ragen. Zum Putzen feinerer Metalle, auch für metallene Tür⸗ klinken, iſt Zigarrenaſche ſehr geeignet, die dem Metall einen beſonders ſchönen Glanz verleiht. Man vermiſcht die Aſche mit einigen Tropfen Petroleum, beſtreicht das zu putzende Metall damit und läßt dieſe Meſchung eine Weile darauf, worauf man den betreffenden Gegenſtand mit einem Läpp⸗ chen oder einer weichen Bürſte tüchtig abreibt. Schließlich wäſcht man ihn mit lauem Waſſer ab und poliert mit einem wollenen Lappen nach. Verſammlungs⸗ Kalender. Turnverein 1898. Heute abend 6 Uhr Schülerturnen, um halb 9 Uhr Turner, ſowie Verſammlung aller Sport⸗ ler und Spieler zwecks des Laufes durch Seckenheim. Es iſt Pflicht aller zu erſcheinen.— Unſer diesjähriger Vereinsausflug führt durch den Seckenheimer Wald nach Schwetzingen, dort gemütl. Beiſammenſein aller Vereinsmitglieder in der Wirtſchaft„Zum Schloß⸗ garten“ Abmarſch ab Turnhalle 12 Uhr. Evang. Kirchenchor. Morgen Mittwoch abend Probe. Fußballvereinigung 98, Mhm.⸗Seckenheim Aus Anlaß der Reichsſportwerbewoche finden folgende Wettſpiele ſtatt: Heute Dienstag 7 Uhr: Jugend Morgen Mittwoch 6.45 Uhr: Senioren Privat— Edingen Privat Die Spielleitung. 2 He ant dare- Und Uerhau vermieten. Lahrerſtraße 31. von Grundbesitz, Häusern Tchocke mi 7 Jungen. Georg Röser Georg Röser zu verkaufen. — Edingen Immobilien(R. D. M.). Gg. Schmidt, Oberkircherſtr. 22. Größtes Fachgeschäft am Platze. Wirtschaft„Zur pfalz“. Morgen Mittwoch früh Schlachtfest. Von ½9 Ahr ab Schnell verkauft, schnell vermietet ist alles, was die große Oeffentlichkeit wissen soll.— Der einfachste Weülfleiſch. billigste und beste Weg- Hierzu ladet freundlichſt ein„ Georg Bauer. Ads Teilungs-Inserat! ec kleidet sich der Herr mit unseren modernen u. guſen Sommeranzügen und Mäntein. 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