F Ff reren ee ———— 2. Blk zu Wr. 131 Neekar Cle Mitttech, 12. quni 1935 Die Konſumvereine Das Geſetz über Verbrauchergenoſſenſchaften. Durch die Annahme des Geſetzes über Verbraucherge⸗ noſſenſchaften in der Kabinettsſitzung am 21. Mai 1935 hat die Frage der Konſumvereine, die ſchon vor der Machtüber⸗ nahme in weiteſtem Maße im Mittelpunkt politiſcher und wirtſchaftlicher Erörterungen geſtanden hat, ihren Abſchluß gefunden. Die Verbrauchergenoſſenſchaften, die zum weitaus größ⸗ ten Teil reine Arbeitergründungen waren, ſind unter der Herrſchaft der marxiſtiſchen Gewerkſchaften in weiteſtem Maße unter marxiſtiſche Führung gekommen. In dieſer Tatſache lagen zum großen Teil die Angriffe begründet, die von jeher ſeitens der NSDAP gegen die Konſumgenoſ⸗ ſenſchaften erhoben wurden. Mit der Machtübernahme folgte der Beſetzung der Gewerkſchaftshäuſer durch die SA die Uebernahme der Konſumgenoſſenſchaften durch die DAF. Entſprechend dem Worte des Reichsleiters Dr. Ley vom 4. Juli 1933 wurden die Konſumgenoſſenſchaften von marxiſtiſchen Elementen befreit und organiſch von der DAF betreut. Wenn auch hier und da die Säuberung der Konſumgenoſſenſchaften Schwierigkeiten bereitete, ſo war auch ſchon mit Ende des Jahres 1934 die politiſche Vereini⸗ gung der Konſumgenoſſenſchaften erfolgt. Die Konſumge⸗ noſſenſchaften hatten ihr politiſches Geſicht verloren und waren jetzt ausſchließlich wirtſchaftliche Unternehmen. Der Einfluß der marxiſtiſchen Gewerkſchaften, verbun⸗ den mit dem Anſchwellen der nationalſozialiſtiſchen Bewe⸗ gung und dem von der NSDAP geführten Kampf gegen die Konſumgenoſſenſchaften als marxiſtiſche Einrichtung, hatte den Konſumgenoſſenſchaften bis zur Machtübernahme einen erheblichen Mitgliedſchwund gebracht. Während 1924 noch 4,2 Millionen Mitglieder in den Konſumgenoſſenſchaf⸗ ten gezählt wurden, ſanken ſie bis 1932 auf etwas über drei Millionen herab. Die Umſätze in den Konſumgenoſſenſchaf⸗ ten gingen von 1930 bis 1933 von jährlich 1,5 Milliarden auf 721 Millionen Mark zurück. Hand in Hand hiermit begann ſeit der Bankkriſe des Jahres 1931 eine ununterbrochene Abhebung von Spargel⸗ dern, die trotz der faſt in allen Konſumgenoſſenſchaften be⸗ ſchloſſenen Auszahlungsbeſchränkungen von einem Beſtande von 444 Millionen im Jahre 1930 auf 194 Millionen im Jahre 1933 herabſanken. Dieſe drei Elemente, Mitglieder⸗ ſchwund, Umſatzverringerung und Spargeldabhebung brach⸗ ten die Konſumgenoſſenſchaften in eine wirtſchaftliche Kriſe, die die Gefahr mit ſich brachte, daß ein großer Teil der deutſchen Arbeiterſchaft ſeine Spargroſchen verlieren, mit ſeinen Haftſummen in Anſpruch genommen und hierdurch in ſeiner wirtſchaftlichen Exiſtenz aufs ſchwerſte gefährdet worden wäre. Die Reichsregierung konnte dieſer Entwick⸗ lung nicht untätig zuſehen. Sie mußte, nachdem die Gründe für den politiſchen Kampf gegen die Konſumgenoſſenſchaf⸗ ten beſeitigt waren, auch die letzten Gründe für einen wirt⸗ ſchaftlichen Kampf gegen die Konſumgenoſſenſchaften beſei⸗ tigen und hat dieſen ihren Willen durch das Geſetz vom 21. Mai 1935 klar zum Ausdruck gebracht. In erſter Linie war für die Konſumgenoſſenſchaften die Aufnahme von Spargel⸗ dern gefährlich. Sie legten die Kapitalien zum Teil lang⸗ friſtig an und vergrößerten ihren Geſchäftsbetrieb in einer Art, der nicht mehr mit dem genoſſenſchaftlichen Grund⸗ gedanken in Einklang zu bringen war. Um dieſe Gefahr für die Zukunft zu vermeiden, wird durch das Geſetz die Auflöſung der Spareinrichtungen vorgeſehen. Gleichzeitig werden für die vorläufige Abwicklung der liquidations⸗ reifen Genoſſenſchaften— die ungefähr 60 v. H. der geſam⸗ ten Bilanzſumme aller Genoſſenſchaften ausmachen dürften — 60 Millionen Mark Zuſchüſſe zur Verfügung geſtellt. Die Auflöſung der in Frage kommenden Genoſſenſchaften ſoll dazu beitragen, neue mittelſtändleriſche Exiſtenzen zu ſchaffen. Der Reichswirtſchaftsminiſter erteilt durch dieſes Geſetz die Vollmacht, die kranken Glieder aus dem Genoſ⸗ ſenſchaftskörper herauszuſchneiden, ohne daß hierdurch Spargroſchen des Arbeiters verlorengehen und ohne daß er, mit ſeiner Haftſumme in Anſpruch genommen zu werden Gefahr läuft. Beim Reichswirtſchaftsminiſter liegt auch die Kontrolle über die geſunden Genoſſenſchaften, ſoweit ſie ge⸗ ſund ſind, ihre Stellung im Wirtſchaftsleben gefunden und werden organiſch in den Aufbau der Wirtſchaft einge⸗ führt und in ihrem Geſchäftsbetrieb ftändig überwacht(Pa⸗ ragraph 9 des Geſetzes). Waren die Konſumgenoſſenſchaften nach der Machtüber⸗ nahme und nach der Betreuung durch die DAß dem poli⸗ tiſchen Kampf entzogen, ſo werden ſie nach dieſem Geſetz auch dem wirtſchaftlichen Kampf entzogen. Hat ſeinerzeit die NSDAP den Kampf gegen die Kon⸗ ſumgenaſſenſchaften eröffnet, ſo hat durch 1 e e unter das Geſetz jetzt der Führer das Signal zu ſeiner Be⸗ endigung 1 8 555 und die ſeinerzeit erlaſſene Ankündigung, daß das Konſumvereingweſen organiſch in die national⸗ ſozialiſtiſche Wirtſchaft eingefügt werden würde, wahrge⸗ macht. Der Reichsbankausweis Berlin, 11. Juni. Der Reichsbankausweis vom 7. Juni 1935 ſtand bereits im Zeichen des Pfingſtfeſtes. Die ge⸗ ſamte Kapitalanlage in Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapieren hat ſich um 125,7 auf 4416,9 Millionen Mark verringert. Die damit zu verzeichnende Abdeckung der Ultimo⸗Mai⸗Beanſpruchung in Höhe von 25,4 v. H. kann an geſichts der Anforderungen zu den Feiertagen als normal angeſehen werden. Im einzelnen haben die Beſtände an Handelswechſeln und ⸗ſchecks um 33.9 auf 3697,6 Millionen Mark, an Lombardforderungen um 38,9 auf 47,1 Millionen Mark, an deckungsfähigen Wertpapieren um 0% auf 337,3 Millionen Mark, an Reichsſchatzwechſeln um 52,5 auf 10,0 Millionen Mark und an ſonſtigen Wertpapieren um 0,1 auf 324,3 Millionen Mark abgenommen. Der geſamte Zah⸗ lungsmittelumlauf ſtellte ſich am Stichtag auf 5819 Mil⸗ lionen Mark gegen 5641 Millionen Mark zum entſprechen⸗ den Zeitpunkt des Vormonats und 5442 Millionen Mark zum gleichen Vorjahrstermin. Die Abnahme der fremden Gelder um 35,3 auf 735,1 Millionen Mark entfällt auf die privaten Konten. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen ſind um 0,7 auf 87,1 Millionen Mark erhöht. Heran an die Werbung! Die Werberatsgeſetzgebung kommt den kleineren und mitk⸗ leren Unternehmern beſonders zugute. Der ſtellvertretende Präſident des Werberats der deut⸗ ſchen Wirtſchaft, Reichstagsabgeordneter Profeſſor Dr. Hunke, ſtellt in dem Organ des Werberats grundſätzliche Theſen über die Bedeutung der Werbung auf. Darin ſtellt er u. a. feſt, daß aus der nationalſozialiſtiſchen Volks⸗ und Leiſtungsgemeinſchaft das Mittel der Werbung nicht hin⸗ wegzudenken ſei. Es ſei im Gegenteil die Aufgabe der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Aufklärung und Erziehung, daß ſich die Einzelperſönlichkeit immer mehr herausſtellt, daß jeder, der etwas leiſtet, ſeine Leiſtung und ſein Können auch anbietet, bekanntmacht und verteidigt. Es ſei wohl mit die größte Aufgabe des Werberats auf propagandiſtiſchem Weg zu einer geeigneten Erzeugung anzuregen, das deutſche Erzeugnis zu fördern, den Export zu pflegen und dadurch zur Beſeitigung der Arbeitsloſig⸗ keit anzuregen. Weil die Werbung ſo wichtig ſei, habe der Werberat in ſeinen Beſtimmungen ein Grundrecht des Werbungskreibenden ſtabiliſiert, ſo daß jeder Werbungstreibende in die Lage verſetzt werde, von jedem Werbemittel Gebrauch machen zu können. Dem Werbebedürfnis auch des kleinſten Unternehmens werde freie Entfaltung geſichert. Man könne mit Recht ſagen, daß die Vorteile der Werbe⸗ ratsgeſetzgebung gerade in erſter Linie den kleineren und mittleren Geſchäftsleuten zugute kommen. Denn der Ein⸗ fluß der Kapitalmacht ſei mit der Durchſetzung des Grund⸗ ſatzes der Preistreue in der Werbung gebrochen worden. Es ſei ſelbſtverſtändliche Uebung geworden, daß die Preiſe von der Leiſtung, nicht mehr von der Kapitalmacht diktiert wer⸗ den. Wenn man die Vorteile der Werberatsgeſetzgebung für den kleinen und mittleren Unternehmer betrachte, dann müſſe man verlangen, daß er auch die Werbung ent⸗ ſprechend gebraucht. Die Großmacht Werbung könne man nicht dadurch beſeitigen, daß man ſie boykottiert, ſondern man müſſe ſich innerlich von dem Glauben freimachen, der in dem marxiſtiſchen Grundſatz von der Naturnotwendigkeit des Untergangs der Kleinbetriebe wurzele. Die Parole könne niemals lauten: Hinweg mit der Werbung!, ſondern müſſe heute lauten: Heran an die Werbung! Sport und Spiel Handball im Tbd.„Jahn“ Tv. Lorſch 1— Tbd.„Jahn“ Seckenheim 1 4:5 Tv. Lorſch II— Tbd.„Jahn“ Seckenheim II 7:3 Die Handballer des Tbd.„Jahn“ weilten am Pfingſt⸗ montag in Lorſch. Die erſte Mannſchaft ſchlug den Tabellen⸗ zweiten der dortigen Bezirksklaſſe nach ſcharfem Kampfe knapp, während die erſatzgeſchwächte zweite Mannſchaft unterlag. Die Gelegenheit der Hinfahrt wurde benutzt, um die alte Nibelungenſtadt Worms zu beſichtigen, die ſehr viel intereſſantes und anregendes bot. Zum Spiel ſelbſt iſt zu berichten. S. kommt bald nach Anſpiel durch ſeinen Mittelſtürmer zum Führungstor, doch die Lorſcher Turner ſchaffen raſch wieder den Ausgleich. Im weiteren Verlaufe führte L. jeweils mit 1 oder 2 Toren Vorſprung, während S.s Sturm nichts gelingen will. Ein Fehler war, daß der Mittelläufer anfangs ſtets zu weit aufgerückt war, ſodaß der flinke Sturm der Gegenſeite wiederholt Gelegenheit hatte, ge⸗ fährliche Schüſſe anzubringen. Wenn eine Niederlage ver⸗ mieden werden konnte, ſo lag dies viel an der glänzenden Abwehr des S. Torwarts. Durch die enorme Hitze ließ das Tempo in der zweiten Spielhälfte merklich nach. Dem S. Sturm gelang es, durch Strafwürfe den Ausgleich zu ſchaffen und kurz vor Schluß noch das Siegestor zu erzielen. Die Lorſcher Mannſchaft hat ein draufgängeriſches Spiel und einen wuchtigen Schuß, der Typus einer echten Kampf⸗ mannſchaft. Bei der S. Mannſchaft erwies ſich der Sturm vor dem Tor immer noch zu hilflos, ſonſt hätte der ge⸗ botenen Leiſtung nach ein eindeutiger Sieg herausgeſpielt werden müſſen. Der Schiedsrichter war gut. * Jugendmannſchaftskampf Tv. Friedrichsfeld— Tbd.„Jahn“. Einz elergebniſſe: 10 m Ja uf: 1. G Herre, S., 11.9 Sek;. W. Feuerſtein, S., 12,1 Sek.; 3. Pfaff, Fr., 4. Kohl, Fr. Hochſprung: 1. G. Herre, S., 1,58; 2. W. Feuerſtein, S., 1,48; 3. Kohl, Fr., 1,48; 4. Pfaff, Fr., 1,43 m. Weitſprung: 1. G. Herre, S., 6,32; 2. E. Kettner, S, 5,73; 3. Pfaff, Fr., 5,11; 4. Quintel, Fr., 4,89 m. Keulenwurf: 1. Klein, Fr., 56; 2. Kettner, S., 55; 3. W. Feuerſtein, S., 53,60; 4. Specht, Fr., 51,90 m. Kugelſtoßen: 1. Specht, Fr., 10,94; 2. G. Herre, S., 9,96; 3. Kettner, S., 9,12; 4. Kohl, Fr., 8,99 m. 8 0 om⸗Lauf: 1. R. Gropp, S., 2,25 Sek.; 2. W. Feuer⸗ ſtein, S., 2,30 Sek.: 3. Klein, Fr.; 4. Werklinger, F. 4 mal 100 m⸗Staffel: 1. Tbd.„Jahn“ Seckenheim 48,5 Sek., 2. Tv. Friedrichsfeld 52,4 Sek. To. Friedrichsfeld Igd.— Tbd.„Jahn“ Seckenheim Igd. 10:1 Obiges Treffen, das im Anſchluß an den Mannſchafts⸗ kampf in Friedrichsfeld ausgetragen wurde, brachte den Friedrichsfeldern einen überlegenen Sieg. In der Secken⸗ heimer Mannſchaft ſtanden aber auch durchweg ganz junge unerfahrene Spieler, die gegen die körperlich ſtarke, kampf⸗ erprobte Friedrichsfelder Mannſchaft nicht aufkommen konn⸗ ten. Zu allem Unglück mußten auch noch 2 Mann von S., einer wegen Verletzung ausſcheiden, ſodaß das Spiel zu einſeitig wurde. Ein Bericht erübrigt ſich unter dieſen Umſtänden. Fußball Die nächſten Pokalſpiel⸗ Paarungen Gruppenſportwart Knehe(Duisburg) hat jetzt die nächſten Spiele um den Fußball⸗Vereinspokal für die Gaugruppe 4(Baden, Südweſt, Mittelrhein und Nieder⸗ rhein) feſtgelegt. Sie ſollen nach Möglichkeit am 23. Juni, ſpäteſtens jedoch bis zum 30. Juni ausgetragen werden und der Spielbeginn wurde generell auf 17 Uhr feſtgeſetzt. Die Paarungen lauten wie folgt: Gau Baden: SV Waldhof— VfB Mühlburg 1. FC Pforzheim— FW Bretten Freiburger FC— FW Raſtatt Karlsruher FV— 1. Fc Kaiſerslautern Gau Südweſt: Wormatia Worms— Haſſia Dieburg Saar Saarbrücken— Eintracht Kreuznach Opel Rüſſelsheim— FC Egelsbach Gau Mittelrhein: 55 Neuendorf— FV Homburg(Saar) öln 99— Duisbur CfR Köln oder Brachbach⸗Duisburg— Duisburg 08 oder TR Düfſſeldorf Gau Niederrhein: Hamborn 07— Schwarz/ Weiß. Fortung Düſſeldorf oder Union Hamborn — Köln⸗Mülheimer SV oder J Sieglar Ausklang des Coburger Turntages Die Ergebniſſe der Mehrkämpfe. Die Feierlichkeiten anläßlich der 75 Jahrfeier der Deutſchen Turnerſchaft in Coburg wurden zu einem wür⸗ digen Abſchluß gebracht. Am frühen Morgen des Pfingſt⸗ ſonntags begannen die volkstümlichen Mehrkämpfe, bei denen auch eine völkiſche Prüfung zu erfüllen war. Im Hoftheater wurde eine Morgenfeier abgehalten, und nach einer zweiſtündigen Mittagspauſe formierte ſich der Feſt⸗ zug, der in vier Abteilungen nach dem Marktplatz mar⸗ ſchierte. Nach mehreren Anſprachen ergriff Reichsſport⸗ führer von Tſchammer und Oſten das Wort. Anſchließend fand auf dem Anger das große Schaukurnen ſtatt, an dem ſich auch die Deutſchland⸗Riege be⸗ teiligte. Die Siegerehrung und ein Volksfeſt auf dem Anger bildeten den endgültigen Ausklang des Feſtes. Die Mehrkämpfe brachten folgende Ergebniſſe: Mannſchaftskampf der Jugendturnerinnen: 1. TV 61 Hof 241 Punkte; Dreikampf der Turnerinnen: 1. Lydia Eber⸗ hard⸗Eisleben 85 Punkte; Vierkampf Kl. 1: 1. A. Wid⸗ mann⸗Ruberg 82 Punkte; 2. G. Bade⸗Aſchaffenburg; Vier⸗ kampf Kl. 2: 1. A. Bortune⸗Haßloch 87 Punkte; Vier⸗ kampf Kl. 3: 1. Laubſcher⸗Ludwigshafen 89 Punkte; Drei⸗ kampf Kl. 4: 1 N. Kohrmann⸗Frankfurt a. M. 64 Punkte. Herzog Karl Eduard von Sachſen⸗Coburg⸗Gotha und Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten bei dem Feſtakt vor der Gedenktafel an der ehemaligen Reithalle, in der vor 75 Jahren Herzog Ernſt II. den Deutſchen Turnerbund 8 gründete. 5 Craſſus gewinnt den Frankfurter Goldpokal. Zum Abſehluß des Frankfurter Pfiligſtmeetings hatten ſich am Dienstag nicht beſonders viele Zuſchauer eingefun⸗ den. Im Mittelpunkt des Renntages ſtand der Frankfurter Goldpokal und das Amazonen⸗Rennen. Vor dem Start des Amazonen⸗Rennens gab es einen kleinen Zwiſchenfall, da Pouilly unter Frau Muſy ausbrach und um die Bahn jagte. Vor der Tribüne kam die Schweizerin zu Fall, ohne ſich jedoch ernſthaft zu verletzen. Der Goldpokal wurde er⸗ wartungsgemäß von Craſſus gewonnen, der aber erſt einen ſcharfen Kampf mit Pelopidas zu beſtehen hatte. Kopf an Kopf wurden die beiden Pferde in die Gerade geritten und erſt kurz vor dem Ziel konnte Craſſus den entſcheidenden Vorſprunge gewinnen. 7 Die internationale Marine-Pokal⸗Segelwelffahrt. Der Leiter des Marine⸗Regattavereins, Konteradmi⸗ ral Baſtian nahm die Verloſung der Boote für die Wett⸗ fahrt um den Hindenburg⸗Erinnerungspokal, die in den nächſten vier Tagen im Segelrevier der Förde ausgetragen wird, in Anweſenheit der ausländiſchen und deutſchen Ma⸗ rineoffiziere vor. Das Ergebnis war folgendes: Deutſch⸗ land 8 5„Atair“, Holland„Aldebaran“, Polen„Pola⸗ ris“, Schweden„Bellatrix“ und Dänemark„Rigel“. Sogleich nach der Ausloſung begannen die fünf Wettfahrtbeſatzungen mit den erſten Trimmverſuchen. Schon jetzt ſprechen ſich die ſe Teilnehmer ganz gen über die Aufnahme und über die vorzügliche Organiſation der Wettfahrten aus. Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Raeder, traf zur Teilnahme an der Marine⸗Volkswoche in Kiel ein. einzelnen ausländiſchen ————— Der etz dos ö Echte Landratten, ſolche, die noch niemals eine Reiſe mit einem der prächtigen deutſchen Fahrgaſtſchiffe gemacht haben, kommen jedem Seereiſenden zuerſt mit der einen Frage, die immer wiederkehrt:„Langweilen Sie ſich denn nicht auf einem ſolchen Schiff? Mein Gott, drei oder vier Wochen auf einem Schiff, das muß einem 1 Und ich habe dann immer die eine Antwort:„Seitdem ich in jedem Jahre einmal eine Seereiſe unternehme, habe ich mich noch nie gelangweilt. Im Gegenteil, noch immer kam mir das Gefühl,„keine Zeit“ zu haben, und niemals bedauere ich mehr, daß der Tag eben nur eine beſchränkte e Mitten auf See entfaltet ſich ein luſtiges Badetreiben. Anzahl von Stunden hat, als auf einem deutſchen Dampfer. Und, was das Wunderbare dabei iſt, niemals bin ich ab⸗ gehetzt, immer habe ich Zeit, nichts drängt mich, alles laſſe ich an mich herankommen.“ Nicht jeder iſt ſofort bekehrt, aber wie in den begeiſterten Schilderungen der durch die NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ auf deutſchen Dampfern in die Welt geſchickten Volksgenoſſen, die alle als begeiſterte Seefahrer zurück⸗ kehren, ſo hört man immer wieder nach der erſten Probe aufs Exempel die Beſtätigung:„Nein, Langeweile habe ich niemals empfunden.“ Das mag glauben, wer will, das mag ſeder probieren! Man ruht und flirtet im Deckſtuhl. Uebrigens: Nirgends auf Reiſen iſt man ſo in eine Gemeinſchaft hineingedrängt, mit der man zu jeder Stunde und in jeder Situation verbunden iſt, als auf einer See⸗ fahrt. Das kann wenig nett ſein, mitunter— wenn man großes Pech hat. Aber in der Zahl der an Bord befind⸗ lichen Paſſapiere finder eigentlich jeder ſeinen Kreis, und dieſe Zufallsgemeinſchaft, zuſammengeweht aus allen Län⸗ dern, Berufskreiſen und Intereſſenſphären, geſtaltet ſich im⸗ mer faſt mit zu einem der netieſten Erlebniſſe der ganzen Reiſe. Nicht ſelten erwachſen aus dieſer Gemeinſchaft auch Freundſchaften oder Verbindungen fürs Leben. Aber ge⸗ rade auch der Reiz es Unverbindlichen, der heute Menſchen zuſammenführt, die morgen auseinandergehen in alle Winde, jeder in ſeinen Kreis— dies gerade macht viel aus von dem eigentümlichen Reiz dieſer Gemeinſchaft. Bunt iſt es zuſammengeweht, was da zuſammenkommt. Schon bei Beginn der Reiſe, gefangen von dieſem eigen⸗ artigen Fluidum an Reiſefieber und Erwartungsfreude, das über allem ſchwingt— und mit ein wenig kundigen Augen die Menſchen etwas taxiert, mit denen man nun für Tage und Wochen zuſammen ſein ſoll: Von dem Gepäck, das ſich auf dem Achterdeck in Rieſenſtapeln häuft, bis zu ihrer gan⸗ zen Art, wie ſie durch das Schiff gehen, wie ſie ſich den Stewards, den Matroſen gegenüber geben, wie ſie am erſten Abend zum Dinner erſcheinen, ſieht man an dieſen oder jenen kleinen Zeichen ſchon, wie ſie ſind. Das iſt ein Spiel, das immer wieder reizt. Das amüſant iſt. Und lehrreich überdies. Man lernt Menſchen einſchätzen. Das iſt ſchon ſo nett: dieſes Heimiſchwerden auf dem Schiff. Man bummelt etwas durch die Gänge, die voller Leben ſind. Wirft einen Blick in die Speiſe⸗ und Geſell⸗ ſchaftsräume— jetzt ſind ſie leer, und erſt am Abend werden ſie in feſtlichem Glanze leuchten. Und landet dann— voll Erwartung, wie ſie ſein wird— in ſeiner Kabine. Wo ſchon die Koffer ſtehen und man gleich anfangen kann, ſich ein⸗ zurichten. In Hotelzimmern befällt uns nicht ſelten ein Ge⸗ fühl der Einſamkeit. In der Kabine eines Schiffes iſt das ganz anders. Ganz abgeſehen davon, daß man ja in der Regel Geſellſchaft hat, die einem— komiſcherweiſe— hier nie läſtig fällt, und ſei der Menſch noch ſo fremd, man fühlt ſich hier ſofort zu Hauſe. Ob das nun davon kommt, daß der Raum klein, aber ſo gefällig eingerichtet iſt, oder ob es das ſeltſame Gefühl tut, das aus dem Wiſſen reſultiert, daß man in einigen Stunden losgelöſt vom Land, von der Hei⸗ mat ſein wird, ohne Verbindung, und einem fernen, unbe⸗ kanten Ziele zuſtrebt, daß alſo dieſer kleine Raum die eigent⸗ liche Heimat für dieſe Zeit bleiben wird— man weiß nicht, warum man ſich jedesmal wieder zuerſt in der Kabine ſo wohl fühlt. Aber, wie das ſo iſt: Lange hält es einen jetzt nicht hier. Langſam ſchlendert man über die Decks, ſucht ſich den Deckſteward und ver⸗ handelt mit ihm über den günſtigſten Platz für den Liege⸗ ſtuhl. Das fängt ſchon am erſten Tage an, ehe man den Hafen richtig verlaſſen hat. Es iſt, als ſei mit den eingezogenen Gang⸗ ways auch die Verbindung mit dem Lande zerriſſen. Man vermißt es nicht, nein, man ſteht an der Reling und ſchaut nach dem Lande, ſolange es zu ſehen iſt. Man ſieht, wie der Lotſe die Strickleiter herabklet⸗ tert und mit dem kleinen Boot zum Dampfer hinüberrudert. Man hat gar kein Heimweh, bewahre, man bedauert die Menſchen, die nicht wie wir hinausziehen können in die Welt. Und dann ſieht man ein Leuchtſchiff und ein Leucht⸗ feuer, beides Vorpoſten der Heimat, und winkt freudig be⸗ wegt, daß nun das letzte gleich hinter dem Horizont verſchwin⸗ den wird, während wir ganz losgelöſt dahineilen. Dann tritt man wohl, während die Sonne im Nordweſten ins Waſſer taucht, auf das Vorſchiff und richtet ſeinen Blick über die Wellen, dahin, wohin das Schiff eilt. Gierig ſaugen die Lungen die herbe, keuſche Luft ein; es iſt der Atem der Welt, den wir zum erſtenmal richtig verſpüren, der uns ſo erwar⸗ tungsfroh ſtimmt. Und es iſt doch nur ein klei⸗ ner Schritt vom Poetiſchen zum Profanen. Das erſte Abend⸗ brot an Bord. Man hat direkt romantiſche Gefühle. Immer aber ſtaune ich wieder, was man ſo ißt auf See. Man ſpricht nicht gern darüber, nicht wahr; aber jeder der neuen Seefahrer wird mir beſtätigen, daß dieſe Luft Appetit macht wie ſonſt nichts, daß nirgends ſo wie auf einem deutſchen Fahrgaſtſchiff dieſem Appetit ſo aufmerkſam eſchmeichelt wird und daß man 0 hingebend verſucht, ihn nie⸗ mals zu enttäuſchen. Was dar⸗ aus folgt? Keine Gewichtszu⸗ nahme für den, der keinen Wert darauf legt, denn es gibt ja ſo viel Unterhaltung und Zer⸗ ſtreuung und Bewegung. Heiß brütet die Sonne über dem weiten Waſſer, aber nicht ſo heiß, daß man ſie nicht gern haben müßte Was tut man da auf einem Schiff? Man braucht nur zu wählen. Auf dem Badedeck iſt ein Schwimmbaſſin aufgeſchlagen, und mitten auf See entfaltet ſich hier ein luſtiges Badeleben. Das Baſſin hat keine 100⸗Meter⸗Bahn, iſt auch nicht geeignet für Dauerſchwimmer, dafür kann man in ihm planſchen nach Herzensluft, und wer Luſt hat, mag auch einige Schwimmſtöße tun. Das genügt, denn die fröh⸗ liche Geſellſchaft läßt gar kein Vergnügen nach Dauerrekor⸗ den aufkommen. Wer ſein Sonnenbad zu nehmen gewöhnt iſt, der mag es ſich in der Nähe des Baſſins bequem machen. Aber liege ein Menſch in Frieden, wenn man ſieht, daß ſich auf dem Bootsdeck auch allerhand tut. Da tummeln ſich bunte Geſtal⸗ ten in Strandanzügen und Pyjamas, Badeanzügen und Trainingsanzügen, ſo wie ſie Luſt und Geld haben. Es ſind ſchlanke Frauen und braungebrannte Männer. Alles, was jung und fröhlich iſt an Bord, hat ſich hier verſammelt und ſpielt. Spielt die zahlreichen Bordſpiele und Sportſpiele, iſt ausgelaſſen und lebensfroh. Wer hier nicht mittut— aber A ſchaften an Bord. Etwas Neues, was es da draußen auf See, am Horizont zu ſehen gibt— und ſchnell iſt man mit dem Nachbarn im Geſpräch. Was es auf See ſchon Neues gibt? Ich kann zum Beiſpiel ſtundenlang an der Reling ſtehen und auf das Waſſer ſchauen und entdecke an jeder Bugwelle, die koſend am Schiffskörper entlangſtreicht, etwas Neues. Und mit mir die vielen Seefahrer. Aber auch ſonſt kann man immer wieder etwas ſehen, denn das Bild auf See ändert ſich von Minute zu Minute. Und wer durchaus blind bleibt, dem hilft ſchon die See. Etwas Dünung, die einen in die Arme einer im wahrſten Sinne des Wortes ent⸗ gegenkommenden Dame wirft: Schon iſt man auf vergnüg⸗ liche Art miteinander bekannt geworden. Und iſt man erſt Alles ſpielt die zahlreichen Bordſpiele und Sporkſpiele. das gibt es ja gar nicht; denn man ſchließt ſchnell Bekannt⸗ bekannt geworden, dann hat man nicht nur Freude am . Spiel oder Sport. Komiſcherweiſe fühlt man nach dem Spiel das Bedürfnis nach Ruhe im bequemen Deckſtuhl, je nach Alter und Temperament in der langen Reihe der Läſterallee auf dem Promenadendeck oder an geſchützten Plätzchen, die mehr vor indiskreten Blicken ſicher ſind als vor dem Winde. Wir waren immer ſehr fröhlich auf„unſerem“ Deck. Jung waren wir und freuten uns deſſen— und wie ſchön verliefen dieſe Reiſen! So etwas vergißt man nie: Die Tanz⸗ abende, das Koſtümfeſt, das wir zum Abſchied feierten, die kleinen„parties“ die ſich immer wieder zuſammenfanden, die ſtillen Stunden auf dem Vordeck oder achtern, das Meer, die Sonne und die fremden Länder. Aufnahmen(5): Norddeutſcher Lloyd. Schon iſt man auf vergnügliche Ark miteinander bekaunk geworden. —— Druckarbeit für Handel, Gewerbe und industrie ſietert schnellstens Neckar-Bot