en, e een reed eee err e Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. dages · und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 35: 1250. 35. Jahrgang Deutſchlands Geltung zur Gee Dizeadmiral Albrecht bei der Eröffnung der Marine-Volks⸗ woche. Kiel, 12. Juni. In Anweſenheit von rund 20 000 Volksgenoſſen fand in Kiel die feierliche Eröffnung der Marine⸗Volkswoche in der Nordoſtſeehalle ihren Anfang. Die Rieſenhalle war feſt⸗ lich ausgeſtattet. An der Stirnwand leuchtete weithin ein rieſiges Hoheitszeichen. Das Podium war mit Lorbeerbäu⸗ men flankiert. Auf dem Podium ſelbſt waren Bootskanonen, Gewehrpyramiden und Maſchinengewehre aufgeſtellt. Nach dem Einmarſch der Ehrenkompagnie mit ge⸗ ſchultertem Gewehr betrat der Oberbefehlshaber der Kriegs⸗ marine, Admiral Dr. h. e. Raeder, mit ſeiner Beglei⸗ tung die Halle und begrüßte die Ehrengäſte. Die geſamte Admiralität war anweſend, aber auch bekannte Namen der alten Marine waren vertreten, darunter Admiral von Trotha. Ebenſo waren polniſche, ſchwediſche, holländiſche und däniſche Marineoffiziere, die zur erſten internationa⸗ len Marine⸗Pokal⸗Segelwettfahrt nach Kiel gekommen ſind, zu der eindrucksvollen Feier erſchienen. Einmarſch der Fahnen Nach dem Einmarſch der Fahnen, unter denen ſich die alten Fahnen der kurbrandenburgiſchen und preußiſchen Flotte, getragen von Fahnenträgern in den Uniformen der damaligen Zeit, befanden, verdunkelte ſich die Halle. Eins erleuchtete Rieſenkarte rief den Teilnehmern des Feſtes ins Gedächnis, wo unſere Marine im Kriege kämpfte und blutete. Maſchinenmaat Münch von der Marineſchule Kiel⸗ Wik gab einen erſchütternden, aber auch erhebenden Ueber⸗ blick über die Kämpfe und Heldentaten während des gro⸗ ßen Krieges. Leiſe ertönte das Lied vom Guten Kamera⸗ den. Nach dieſem ſtillen Gedenken riſſen die Klänge des Lie⸗ des„O Deutſchland boch in Ehren“ in die Gegenwart zu⸗ 85 Die Feſtrede keſt der Chef der Marineſtation der Oſtſee, Vizegadmi⸗ ral Albrecht, in der er u. a. ausführte: Seegeltung hat auf die Dauer nur ein Volk, da⸗ im ſtolzen Bewußtſein ſeiner Kraft und in klarer Erkennt⸗ nis von Weltverkehr und Welthandel bereit iſt, für dieſes Recht zu kämpfen bis zum letzten Blutstropfen. Unſer Volk hat im letzten großen Krieg erfahren müſſen, was es bedeu⸗ tet, vom Weltmeer abgeſchnitten zu ſein. Für Deutſchlands Seegeltung und damit für die Brechung der Hungerblockad⸗ ſind die tapferen Seeleute und Soldaten des großen Krie⸗ ges gefallen. Im Donner der Schlachten von Coronel, alkland und vor dem Skagerrak, durch die Taten der Be⸗ ſatzungen unſerer Auslandskreuzer, U-Boote, boote, Hilfskreuzer und Minenſuchboote hat Deutſchland ſeinen Anſpruch auf Seegeltung für alle Zukunft begründet! Nur ſo iſt es verſtändlich, daß trotz des Verluſtes unſerer Kriegs⸗ und Handelsflotte bei dem ſchmachvollen Zuſammen⸗ bruch des November 1918 aus den tief im Herzen des deut⸗ ſchen Volkes lebenden ſtarken Wurzeln des Seegedankens und der unſerem Volk angeborenen Liebe zur Seefahrt nach der befreienden Tat ehrbewußter deutſcher Seeleute in Scapa Flow langſam, aber ſtetig eine neue Kriegs- und Handelsmarine entſtehen konnte. Der Soldat und Seemann kann nicht leben ohne Tra⸗ dition. Die Ueberlieferung der Wehrmacht des Dritten Rei⸗ ches und der dritten deutſchen Kriegsmarine iſt aufgebaut auf den Leiſtungen der kurbrandenburgiſchen, preußiſchen und deutſchen Armee und Marine, deren Flaggen uns hier grüßen. Die höchſte Verkörperung dieſer Tradition ſehen wir Soldaten jederzeit in der Perſon unſeres verewigten Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall v. Hin⸗ denburg. Die Ueberlieferung hat jedoch nur dann einen bleibenden Wert, wenn ſie als innerliche Verpflichtung er⸗ faßt wird. Die Arbeit der Kriegsmarine wird geadelt und erleich⸗ tert durch die auf Fronkkämpfergeiſt und Opferbereitſchaft beruhende nakionalſozialiſtiſche Weltanſchauung unſeres Volkes. Sie ſieht ihre Aufgabe darin, die Grenzen des Deutſchen Reiches, das im Nationalſozialismus geeinte Volk und ſeinen Lebensraum zu ſchützen. Der Redner begrüßte dann die Abordnungen fremd⸗ ländiſcher Marineoffſziere und ſprach die Hoffnung aus, daß der Aufenthalt in Kiel dazu führen möge, das gegenſei⸗ tige Verſtändnis zwiſchen unſeren Völkern und Marinen zu fördern, und fuhr dann fort: Große Leiſtungen in Krieg und Frieden entſtehen nur in unerſchütterlicher Kampfgemeinſchaft von Führer und Truppe, in der lebendigen Kameradſchaft, die alle Dienſt⸗ grade verbindet. Die deutſche Jugend ſoll wiſſen und auch hier in der Marine⸗Volkswoche ſich davon überzeugen, daß ſie in der Wehrmacht eine zwar harte, aber gerechte, ſau⸗ bere, kameradſchaftliche und fürſorgliche Erziehung für das ganze Leben erwartet. Dieſe hohen Ziele in der Durchführung der allge⸗ meinen Wehrpflicht ſind der Wehrmacht durch unſeren ührer und Oberſten Befehlshaber geſteckt, ſſen wir bei der Eröffnung der Marine⸗Volkswoche in tiefſter Verehrung gedenken. Er iſt für uns Soldaten die Verkörperung des deutſchen Frontſoldaten von einſt und heute, wir Seeleute empfinden dankbar, daß er die See verſtanden hat. Torpedo⸗ — Donnerstag, den 13. Juni 1935 Der Ginn der Wehrpflicht Das geſamte Volk verteidigt ſeine Ehre und Sicherheit. Skockholm, 12. Juni. nter der Ueberſchrift„Der Dienſt im Heer iſt ein Ehren⸗ dienſt am deutſchen Volk.— Die Einführung der Wehr⸗ pflicht iſt keine Erhöhung der Kriegsgefahr“ veröffent⸗ licht„Nya Daglight Allehanda“ eine Unterredung mit dem Reichskriegsminiſter Generaloberſt von Blomberg. Der Reichskriegsminiſter erklärte nach dieſer Veröffentlichung u. a., der Sinn der allgemeinen Wehrpflicht, die am 16. März in Deutſchland eingeführt worden ſei, liege darin, daß das deutſche Volk nunmehr in ſeiner Geſamtheit die Verteidigung ſeiner Ehre und Sicherheit auf ſich genommen habe. Dieſe Entſcheidung habe einer Entwicklung entſpro⸗ chen, die für alle offenſichtlich und darum keine Ueber⸗ raſchung geweſen ſei. Trotz des verlorenen Krieges und des darauf folgenden politiſchen Zuſammenbruches, ſowie des einſeitigen Friedensdiktates, das den allgemeinen Waffen⸗ dienſt verboten habe, ſeien die geſunde Kraft und der ge⸗ ſunde Kern des Volkes ungebrochen geblteben. Der Reichskriegsminiſter ſprach ſodann von dem im Volke wurzelnden und das geſamte Volk umfaſſenden Wehrgedanken Scharnhorſts, der nirgends ſo wie in Deutſch⸗ land zum Volksbewußtſein geworden ſei. Die allgemeine Wehrpflicht in Deutſchland ſei aus⸗ ſchließlich ein Mittel zum Schutz und zur Verteidigung der eigenen Grenzen. Ein Berufsheer widerſpreche dem inner⸗ ſten Weſen des deutſchen Volkes. Die allgemeine Wehrpflicht dagegen ſei gleichzeitig eine Schule für die Nation, in der Disziplin, gameradſchaft und praktiſche Volksgemeinſchaft W und der Charakter der ſungen Generation geformt werde. Generaloberſt von Blomberg ſprach die Ueberzeugung aus, daß die deutſche Wehrmacht ſich des Vertrauens ihres Schöpfers, des Führers des neuen Deutſchland würdig er⸗ weiſen werde. Nationalſozialiſtiſcher Geiſt und echte Volksgemeinſchaft würden in der allgemeinen Wehr⸗ pflicht, die auf der Grundlage des nationalſozialiſtiſchen Staates aufgebaut werde, zur Geltung gelangen. Das Heer diene der Gegenwart und betrachte ſich als Wegbereiter der deutſchen Zukunft. Der Beſchluß Hitlers, den Weg für die allgemeine Wehr⸗ pflicht freizumachen, ſei die Erfüllung des Wortes des ver⸗ ewigten Generalfeldmarſchalls und Reichspräſidenten:„Der Dienſt im Heer iſt ein Ehrendienſt am deutſchen Volk!“ Verſtändigung der Frontkämpfer Ein weſentlicher Schritt am Aufbau des Weltfriedens. Berlin, 12. Juni. Auf der Tagung der engliſchen Frontkämpfer in Lon⸗ don, der„Britiſh Legion“, hatte der Prinz von Wa⸗ les vorgeſchlagen, daß eine Abordnung engliſcher Front⸗ kämpfer Deutſchland beſuchen ſollte, um den deutſchen Frontkämpfern die Hand zur Freundſchaft entgegenzuſtrek⸗ ken und ſo dem Friedensaufbau zu dienen. Die geſamte Londoner Preſſe berichtet an hervorragender Stelle und teilweiſe in großer Aufmachung über die freundſchaftlichen Worte des Prinzen von Wales gegenüber Deutſchland und über die herzliche Aufnahme, die ſeine Worte in Deutſch⸗ land gefunden haben. Der Gedanke iſt nicht neu. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, hat ſchon am 8. Juli vorigen Jahres in einer großen Rede in Königsberg den Front⸗ kämpfern der anderen Völker die Freundeshand hingeſtreckt. Der engliſchen Preſſe, die den Stellvertreter des Führers um ſeine Meinung zu der Rede des Prinzen von Wales gefragt hat, antwortete der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß: „Ich begrüße die Worte des Prinzen von Wales. Wenn die engliſchen Frontkämpfer nach Deutſchland kommen wollen, ſo können ſie gewiß ſein, daß ſie von den deutſchen Frontkämpfern als Kameraden aufgenommen werden. Wenn der Frontkämpfergeiſt auch in der Außen⸗ politik der verſchiedenen Länder mehr und mehr zum Durch⸗ bruch kommt, ſo wird ein großer Schritt zum euro⸗ päiſchen Frieden getan ſein.“ General Göring erklärte zu der Rede des Prinzen von Wales:„Die Rede des Prinzen von Wales kann man in der Tat begrüßen. Sie iſt geeignet, den Weltfrieden aufrechtzuer⸗ halten.“ Botlſchafter von Ribbentrop hat ſich auf die Anfrage der engliſchen Preſſe wie folgt ge⸗ äußert:„Die Worte des Prinzen von Wales auf der Ta⸗ gung der britiſchen Frontkämpfer werden in Deutſchland überall ein warmes Echo finden. Britiſche Frontkämpfer werden daher von den deutſchen Frontſoldaten und von dem deutſchen Volk in ſeiner Geſamtheit aufs herzlichſte begrüßt werden. Erfahrungen mit Zuſammenkünften von Frontkämpfern haben uns gezeigt, daß es keinen beſſeren Weg zur Förderung freundſchaftlicher Verſtändigung gibt als eine oſſene und ehrliche Fühlungnahme zwiſchen den Männern, die an der Front geſtanden haben. Ich bin über⸗ zeugt, daß der Geiſt, der in den meiſten Frontkämpferver⸗ bänden der verſchiedenen Länder herrſcht, ſich als eine große Hilfe für die Bemühungen der verſchiedenen Regie⸗ rungen erweiſen wird, endgültig Frieden und Zuſammen⸗ arbeit in Europa herbeizuführen.“ 8 Nr. 135 Gewaltiger Eindruck in Paris Paris, 12. Juni. Die Erklärung des engliſchen Thron⸗ folgers über die Zweckmäßigkeit einer Fühlungnahme der ehemaligen engliſchen und deutſchen Frontkämpfer und ſeine Mitteilung von der bevorſtehenden Entſendung einer Frontkämpferabordnung nach Deutſchland haben in Paris gewaltiges Aufſehen erregt. Die Preſſe ſucht zu ergründen, ob die Ausführungen des Prinzen von Wales als eine po⸗ litiſche Kundgebung zu werten ſeien oder nur als eine höfliche Geſte zu gelten hätten. Der Londoner Berichterſtatter des„Echo de Paris“ muß zugeben, daß die Worte des Thronfolgers abſichtlich in dem Augenblick der deutſch⸗engliſchen Flottenverhandlungen ge⸗ ſprochen worden ſind, um zu zeigen, daß England keiner⸗ lei Vorurteile gegen Deutſchland hege. i Das deutſche Jugendherbergswerk Aufruf zum Keichswerbe⸗ und Opfertag 1935. 5 Berlin, 13. Juni. Anläßlich des Reichswerbe⸗ und Opfertages des Reichs⸗ verbandes für Deutſche Jugendherbergen am 15. und 16. Juni haben die Reichsminiſter Ruſt, Dr. Goebbels, Göring, Darre, Dr. Frick, Kerrl, Seldte, Graf Schwerin von Kroſigk, Freiherr von Eltz⸗Rü⸗ benach und Dr. Gürtner ſowie der Jugendführer des Deutſchen Reiches, Baldur von Schirach, folgenden Aufruf unterzeichnet: „Aus der Notwendigkeit heraus, unſerer wandernden Jugend Heimſtätten zu ſchaffen, wurde die Idee des deut⸗ ſchen Jugendherbergswerkes geboren. In jahrzehntelanger Arbeit iſt hier ein Werk entſtanden, welches vorbildlich für die ganze Welt iſt. Der nationalſozialiſtiſche Staat betrachtet es als eine ſeiner weſentlichſten Aufgaben, die Verbindung des deut⸗ ſchen Menſchen zur Scholle und zur Heimat wieder herzu⸗ ſtellen und die Jugend aus den Steinwüſten der Städte zur Natur zurückzuführen. Um dieſe Aufgaben erfüllen zu können, mußte das deutſche Jugendherbergswerk auf⸗ gebaut werden. In allen Teilen des Reiches ſind Jugend⸗ herbergen neu entſtanden bzw. neu ausgebaut worden. Für unſere Jugend kann niemals genug geſchehen. Deshalb, wenden wir uns an alle Volksgenoſſen mit der Bitte, dem Reichsverband für Deutſche Jugendherbergen die notwendl⸗ gen Mittel zur Erfüllung ſeiner Aufgaben zur Verfügung zu ſtellen. Am 15. und 16. Juni finden Opfer⸗ und Werbetage für das Deutſche Jugendherbergswerk ſtatt. Es darf keinen Deutſchen geben, der ſeiner Verbundenheit mit der Jugend unſeres Volkes nicht auch durch eine Spende Ausdruck gibt.“ politiſches Allerlei Neuregelung der Finanzaufſicht über die Feuerwehrverbände Der Reichs⸗ und preußiſche Innenminiſter macht in der Preußiſchen Geſetzesſammlung bekannt, daß er im Einver⸗ nehmen mit dem Finanzminiſter die ihm gewährten Auf⸗ ſichtsrechte hinſichtlich des Finanzgebarens der Kreisfeuer⸗ wehrverbände in Landkreiſen auf die Landräte, in Stadt⸗ kreiſen auf die Regierungspräſidenten, hinſichtlich der Pro⸗ vinzial⸗Feuerwehrverbände auf die Oberpräſidenten, in Berlin auf den Staatskommiſſar und hinſichtlich des Saar⸗ ländiſchen Feuerwehrverbandes auf den Reichskommiſſar für die Rückgliederung des Saarlandes übertragen habe. Gegen das Angebertum f Berlin, 13. Juni. In ſeinen Richtlinien für die Durch⸗ ührung der Strafverfahren ſtellt der Reichsjuſtizminiſter feſt, daß den Staatsanwaltſchaften und anderen Stellen zahlreiche, beſonders auch namenloſe Anzeigen zugehen, die ſich bei näherer Nachprüfung als wider 1 7 5 Wiſſen oder leichtfertig erhoben erweiſen. Die Strafverfolgungs⸗ behörden, ſo beſtimmt der Miniſter, haben dieſem„unver⸗ antwortlichen und verächtlichen Treiben des Angebertums im Intereſſe der Reinerhaltung und Beruhigung des öf⸗ fentlichen Lebens mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln entgegenzutreten“. In vielen Fällen werde der Staats⸗ anwalt grundſätzlich empfindliche Freiheitsſtrafen zu bean⸗ tragen haben. Auf die Zuläſſigkeit der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte weiſt der Miniſter beſonders hin. Bei namenloſen Anzeigen ſei beſonders Vorſicht ge⸗ boten. Sofern überhaupt auf ſie eingegangen wird, em⸗ pfehle es ſich, von einer Vernehmung des Beſchuldigten vor⸗ erſt abzuſehen und zunächſt ſeinen Leumund zu erkunden oder Beweiſe zu erheben. Erweiſt ſich eine namenloſe An⸗ zeige offenſichtlich unbegründet, dann müſſe der Staats ⸗ anwalt den Urheber ermitteln. l Ablehnung litauiſcher Willkür Ein Beſchluß der Memeler Stadtverordneten. Memel, 13. Juni. In Memel fand eine Stadtverordne⸗ tenſitzung ſtatt, zu der von 40 Stadtverordneten 30 erſchie⸗ nen waren, davon ſieben Litauer. Sechs Abgeordnete gehö⸗ ren bekanntlich zu den Verurkeilten des Kownoer Prozeſſes. Die Berſammlung faßte Augen die Stimmen der Litauer den Beſchluß, den unrech ig ſeines Amkes enthobenen Oberbürgermeiſter Dr. Brindlinger an der Ausübung ſei⸗ nes Amtes nicht zu hindern. Die Einſetzung des Groß⸗ litauers Viktor Gailius als kommiſſari Oberbürger⸗ meiſter wurde abgelehnt. a Präſident Greiſer vor dem Volkstag Die Maßnahmen der Danziger Regierung. Danzig, 13 Juni. Der Danziger Volkstag nahm die Erklärung des Se⸗ natspräſidenten Greiſer über die Maßnahmen der Danzi⸗ ger Regierung entgegen. Der Senatspräſident betonte zu⸗ nächſt, daß manche harte Maßnahmen der letzten Zeit von einem Teil der Bevölkerung nicht verſtanden worden ſeien. Politik in der augenblicklichen Situation zu machen, bedeute daher für die Nationalſozialiſten und Frontſoldaten an der Spitze des Staates Verzicht auf Popularität und lediglich Hingabe an die Geſamtheit mit der nationalſozialiſtiſchen Einſtellung des Dienens am Volksganzen. Der Redner ging dann auf die Außenpolitik ein, wobei er beſonders hervorhob, daß neben den völkiſchen Be⸗ ziehungen zu Deutſchland auch die Beziehungen zum Völkerbund und zu Polen von gegenſeitigem Verſtändnis getragen ſeien. Sein be⸗ ſonderer Dank galt dem Hohen Kommiſſar des Völkerbun⸗ des in Danzig ſowie dem ſtändigen Berichterſtatter für Danziger Fragen in Genf, Eden. Greiſer nahm dann eingehend zur Währungsfrage und zur Haushaltspolitik Stellung. Er ging zunächſt nochmals auf die Abwertung des Danziger Guldens ſowie auf die Anfang Juni erfolgte neue Attacke auf die Danziger Wäh⸗ rung ein. Er betonte gegenüber falſchen Gerüchten, daß Polen in keiner Weiſe die Abſicht zum Ausdruck gebracht habe, eine Unifizierung der Währungen zu verlangen. Die Danziger Regierung habe ſich nur ungern zur Einführung der Deviſenbewirtſchaftung entſchloſſen, da dieſe für die Freie Stadt Danzig als Hafen- und Umſchlagsort zwangs⸗ läufig auch erhebliche wirtſchaftliche Nachteile mit ſich bringe. Jetzt gelte es, durch eine planvolle Wirtſchafts, Währungs. und Jinanzpolitik für die Danziger Währung wieder ein feſtes Fundament zu ſchaffen, koſte es was es wolle. Der Danziger Senat wiſſe ſich mit der polniſchen Regierung darin einig, daß ein Ab⸗ gleiten des Danziger Gulden auch für Polen ſchwerwiegende wirtſchaftliche Nachteile mit ſich bringen müßte. Der Senatspräſident machte dann nähere Mitteilungen über das einſchneidende Sparprogramm, das die Danziger Regierung in Ausſicht genommen habe, um ihrerſeits in der Opferleiſtung der Geſamtheit voranzugehen. Er kündigte im Perſonalhaushalt eine Einſparung von mindeſtens 100 Lehrern und minde⸗ ſtens 500 Beamten an. Alle dieſe Perſonen werden Gele⸗ genheit erhalten, außerhalb der Danziger Lan⸗ desgrenzen eine wirtſchaftliche Beſſerſtellung zu erreichen. Weiter werden nach der Erklärung des Se⸗ natspräſidenten diejenigen Penſionäre n Deutſchland abhängen, ſich mit dem Gedanken ver⸗ traut machen müſſen, die ihnen rechtlich vom Reich zu zahlenden Rentenbezüge im Reiche zu verzehren. Ferner ſollen noch mehr als bisher Erwerbsloſe ausfindig gemacht werden, die ſich freiwillig bereit erklären, Arbeit außerhalb der Danziger Landesgrenzen anzunehmen. Außerdem ſoll, ähnlich wie es teilweiſe bereits beim Freiwilligen Arbeitsdienſt in die Wege geleitet wurde, auch der ſtaatliche Arbeitsdienſt, ſoweit ſeine Mit⸗ glieder ſich dazu freiwillig bereiterklären, in Deutſchland untergebracht werden. Schließlich werden auch Eingriffe und Sparmaßnahmen auf kulturellem Gebiet, insbeſondere beim Theaterweſen und bei der Hochſchule, durchgeführt werden müſſen. In Zuſammenhang mit der Bekanntgabe des Sparpro⸗ gramms richtete der Senatspräſident einen nachdrücklichen Appell an die Oppoſttionsparteien. Er betonte, daß die Ein⸗ ſparungsmöglichkeiten, ſoweit ſie den geplanten Beamten⸗ abbau betreffen, zum Teil von einer Nenderun g der Verfaſſung abhängig ſind. Er werde der Oppoſition Gelegenheit geben, zu den hierzu erforderlichen Geſetzent⸗ würfen Stellung zu nehmen. Wenn die Oppoſition jedoch ihre Mitarbeit in der Stunde der Not dem Staate gegen⸗ über verſagen ſollte, ſo würden andere Wege geſucht wer⸗ den müſſen, um den Staat vor Schaden zu bewahren Die große Mehrheit des Volkstages nahm die Erklä⸗ rung des ee W fas Techniſchen DA e(Ed auf. Auf Antrag der nationalſozialiſtiſchen Fraktion be⸗ ſchloß das Haus, zur Beſprechung der Erklärung des Se— natspräſidenten zuſammenzutreten, ſobald die angekündig⸗ ten Spargeſetze fertig vorliegen. Deviſenbewirtſchaftung in Danzig Einſchneidende Verordnung des Senats. Danzig, 12. Juni. Der Danziger Senat hat eine Ver- ordnung erlaſſen, durch die bis auf weikeres im Gebiet der Freien Stadt Danzig eine Deviſenbewirktſchaftung einge⸗ führt wird. Ihre Durchführung unterliegt einer Deviſen⸗ ſtelle, deren Aufgabe es iſt, die nach der Verordnung erfor- derlichen Genehmigungen zum Erwerb und zur Berſendung ausländiſcher Jahlungsmiktel, von Gold und Edelmetallen und zur freien Verfügung über ſie zu erteilen. Das gleiche gilt für die Berſendung von inländiſchen Jahlungsmitteln ins Ausland. Dieſe Beſchränkungen gelten auch für die Mitnahme von in⸗ und ausländiſchen Zahlungsmittein uſw. im Reiſeverkehr ins Ausland, ſofern eine monatliche Freigrenze im Werte von 20 Gulden überſchritten wird. Zuwiderhandlungen gegen die Verordnung werden mit ſtrengen Strafen geahndet. Von maßgebenden Danziger Kreiſen wird u. a. mitge⸗ teilt: Die Einführung der Deviſenbewirtſchaftung iſt für ein ſo kleines Staatsweſen wie Danzig naturgemäß eine außerordentlich ſchwerwiegende Maßnahme. Sie iſt aber eine notwendige Folge der auf Grund unkontrollierbarer Einflüſſe in letzter Zeit betriebenen Deviſenhamſterei. Je ſchneller das unbedingte Vertrauen zum Danziger Gulden in vollem Umfange wiederkehrt, umſo ſchneller wird es möglich ſein, dieſe als vorübergehend gedachte Maßnahme wieder aufzuheben und zur freien Wirtſchaft zurückzukehren. Im übrigen iſt feſtzuſtellen, daß die Abſicht der Dan⸗ ziger Regierung, den neubewerteten Gulden unbedingt ſtabil zu halten, auch im gemeinſamen Intereſſe der durch die Zollgemeinſchaft aufs engſte verbundenen Län⸗ der Danzig und Polen liegt. Es kann mit Befriedigung feſtgeſtellt werden, daß gerade in den letzten Tagen auch von maßgeblichen polniſchen Stellen dieſe Auffaſſung ver⸗ treten worden iſt. Leſter und Papee bei Senatspräſident Greiſer. Der Senatspräſident Greiſer empfing den Kommiſſar des Völkerbundes, Leſter, ſowie den diplomatiſchen Vertreter der Republik Polen, Miniſter Papee, um ihnen offiziell Mit⸗ teilung von der Einführung der Deviſenbewirtſchaftung in Danzig zu machen. Dr. Schacht kommt nach Danzig Am Freitag wird Reichsbankpräſident Dr. Schacht in Ausführung der ſeit längerem gehegten Abſicht den Beſuch des Danziger Notenbankpräſidenten Dr. Schaefer in Danzig erwidern. Die Danziger Handelskammer hat aus dieſem Anlaß Herrn Dr. Schacht gebeten, an einem Empfangsabend eine Anſprache zu halten. Der Reichsbankpräſident wird die⸗ ſem Wunſch entſprechen. Ein bezeichnender Widerruf So werden Greuelmeldungen fabriziert. Danzig, 13. Juni. Der ſüdflawiſche Staatsangehörige Eduard Penkalla, Berliner Koreſpondent des„Neuen Wiener Tagblattes“, der in Danzig wegen Verbreitung unwahrer Meldungen über die politiſche Lage in Haft genommen worden war, iſt auf freien Fuß geſetzt worden, nachdem er dem Senats⸗ präſidenten mündlich und ſchriftlich eine Erklärung abge⸗ geben hatte, in der es heißt:„Als Berichterſtatter bin ich tendenziöſen und unwahren Informationen zum Opfer ge⸗ fallen, die ich, da ſie aus dem Munde eines Fraktionsfüh⸗ rers ſtammten, im guten Glauben zum Teil für einen tele⸗ phoniſchen Bericht verwendet habe. Auf Grund dieſes Be⸗ richtes, der ausſchließlich auf den Informationen des Frak⸗ tionsvorſitzenden der Deutſchnationalen, Rechtsanwalt Weiſe, beruhte, habe ich mich, da ich mich einſeitig infor⸗ miert habe, eines ſchweren Fehlers ſchuldig gemacht. Aus freien Stücken erkläre ich mich bereit, meine journaliſtiſche Unterlaſſung wieder gutzumachen und in den Spalten mei⸗ ner Zeitung der Wahrheit Raum zu geben.“ 4 GISELA RUIILANPꝰs IWECZUMLICITI 1 8 Roman von Kurt Martin 0 37 Er hielt ihr beide Hände hin.„Ich ſage ja ſo gern: Blei⸗ ben Sie!— Wenn ich nun auch weiß, daß Sie nie— Bitte, glauben Sie mir: das iſt nun alles tief verſenkt in mein Innerſtes! Wenn ich Ihnen weiterhin Freund ſein darf, wenn ich in Ihnen die Schweſter Giſela ſehen darf, ſo ſoll mir das genügen.— Ich war vermeſſen vorhin, ein Tor! Wie konnte ich meinen, daß ſolch köſtlicher Edelſtein, wie es eine Giſela Ruhland iſt, nicht längſt in einem treuen, guten Herzen auf dem Altar ſchönſter Liebe ruht.— Sie werden geliebt, Giſela, und ich will von Herzen wünſchen, daß Ihrer Liebe eines Tages die Erfüllung blüht.“ Er erhob ſich und ſagte beſorgt:„Es wird kühl. Sie ſol⸗ len ſich nicht exkäſten. Wollen wir zu Tal wandern?“ Langſam ſtiegen ſie abwärts, ſchritten dem Dorfe zu. XII. Giſela hatte wieder Nachtwache. Als ſie die Treppe hin⸗ ieg ihrer Abteilung, blieb ſie plötzlich ſtehen.— r nur? Was ſaſtete heute c auf ihr?— War das denn Schwermut?— Nein, nur das nicht! Oben tauchte Dr. Moeve auf. Da lief ſie raſch empor. Er begrüßte ſie freundlich. „Ich jetzt, Schweſter Giſela. Dr. Ziller iſt von mir errichtet. Es werden keine Zwiſchenfälle in der Nacht intreten. Sorge bereitet mir nür Frau Renz, Jyre Pfle⸗ befohlene. Die Frau iſt grenzenlos verzagt in letzter Zeit. e will nicht mehr an Heilung glauben.“ „Hat ſie wieder geweint?“ Ja! Sehen Sie nur zu, daß Sie ſie für die Nacht ruhig bekommen!— Sobald Herr Dr. Solfmann wieder hier iſt, will ich wegen Frau Renz mit ihm ſprechen. Wir ſollten einen Spezialiſten für Nervenleiden herzuziehen.“ „Haben Sie Nachricht von Herrn Doktor?“ ö „Er rief aus Erlſing an. Die ſchwere Operation iſt ge⸗ dungen. Er bleibt heute nacht noch bei der Frau. Morgen mittag ſollen Sie nach Erlſing fahren und dort die Pflege übernehmen, wenigſtens für ein paar Tage. Sie ſind ja doch unſere Verläßlichſte, Schweſter Giſela.“ Sie ſagte ihm gute Nacht und trat in das für die Pflege⸗ rinnen beſtimmte Kabinett Schweſter Anna machte ſich eben zum Gehen fertig. „Gut, daß Sie kommen, Schweſter Giſela! Ich hatte ſchon meine liebe Not mit der Patientin auf Zimmer 16. Frau Renz iſt wieder ſo hoffnungslos.“ Ich gehe ſogleich zu ihr“ Gisela lief den Gang entlang und trat in das Zimmer 16. Am Bett der Frau Renz ſtanden Dr Ziller und die Oberſchweſter Barbara. Die Kranke klagte:„Ich weiß es doch, daß es keine Rettung für mich gibt.— Ich möchte ſterben!— Will mir denn niemand behilflich ſein, daß ich dies Leben raſcher ende?“ Die Oberſchweſter ſchüttelte ernſt den Kopf.„Wer wird denn ſo verzweifelt ſprechen, Frau Renz!— Da iſt Schweſter Giſela. Die iſt Ihnen doch die liebſte, nicht wahr!— Schweſter Giſela, Sie wiſſen hoffentlich die rechten Mittel, daß unſere Kranke wieder Hoffnung faßt“ Giſela legte ihre Hand auf die unruhig über die Decke 8 Rechte der Kranken. Leiſe zogen ſich die Ober⸗ ſchweſter und der Doktor zurück. Dr. Ziller ſetzte ſeinen abendlichen Rundgang fort. Die Oberſchweſter begab ſich in das Erdgeſchoß hinab, zu ihrer Abteilung, bei der ſie heute Nachtwache hatte. Vorn bei dem Kabinett für die Pflegerinnen wartete Schweſter Anna auf Dr. Ziller.„Ich muß dich ſprechen!“ Sie zog ihn in den kleinen Raum.„Es kommt jetzt nie⸗ mand.— Ludwig, ich warne dich! Du gehſt einen gefayr⸗ vollen Weg.“ Er doollte auffahren.„Was ſoll das? Ich denke, du haſt mir offen genug erklärt, daß es aus zwiſchen uns iſt. „Ja es 1 auch aus“ un alſo!“ 00 kann trotzdem nicht ſo raſch vergeſſen, was war. Ich kann dir nicht zürnen.— Aber du ſollſt nicht in Gefahren laufen,— das muß ich dir ſagen.“ 5 a „Gefahr, Gefahr! Ich bitte dich dringend, dich nicht um meine Angelegenheiten zu kümmern.“ N „Es wäre wohl beſſer für mich, ich täte es nicht. Doch ich kann nicht.— Ludwig. du haſt nicht nur mich vergeſſen, Kein Soldat will einen neuen Krieg Weitere Erklarungen zum Beſuch der engliſchen Front- kämpfer. Berlin, 13. Juni. Reichskriegsopferführer Oberlind hofer hat zu der Ankündigung der engliſchen Frontkämpferorganiſation Bri⸗ tiſh Legion, Vertreter zu einem Beſuch nach Deutſchland zu entſenden, eine Erklärung abgegeben, in der die Hoffnung zum Ausdruck kommt, daß beide Nationen in allen ent⸗ ſcheidenden Fragen auf die gewichtige Stimme ihrer beſten Söhne hören werden. Die deutſchen Frontkämpfer begrü⸗ zen den Schritt der engliſchen Frontkämpfer ebenſo, wie ſie das Angebot der Zuſammenarbeit mit den Frontkämpfern ler übrigen Natſonen ſtets freudig begrüßen werden. Möge die Jugend aller Länder, die ſich gegenſeitig be⸗ kämpft haben, dieſen Schritt der Frontkämpfer auf dem Wege zum Frieden auch zu ihrem machen. Der Bundesführer des Kyffhäuſerbundes, Oberſt Reinhardt, hat zu der Ankündigung der engliſchen Frontkämpferorga⸗ niſation Britiſh Legion, Vertreter zu einem Beſuch na Deutſchland zu entſenden, u. a. folgendes erklärt: Wir ha⸗ ben viele Enttäuſchungen in der Vergangenheit erlebt, aber wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Kein Sol⸗ dat will einen neuen Krieg, wenigſtens kein alter deutſcher Soldat. Wir begrüßen die Aeußerungen des Prinzen um ſo mehr, als er genau unſere eigenen Gefühle zum Ausdruck bringt. Kurzmeldungen Die Schweiz und die Olympiade Der Ständerat bewilligt 36 000 Franken für die Olympiſchen Spiele. Bern, 12. Juni. Der ſchweizeriſche Ständerat hat bei der Behandlung der Nachtragskredite den Kredit von 36 00⁰ Franken für die Olympiſchen Spiele, den der Nationalrat geſtrichen hatte, mit 33 gegen 3 Stimmen bewilligt. Die Sache muß deshalb nochmals an den Nationalrat zurückge⸗ hen. Der Finanzausſchuß des Ständerats hatte einſtimmig die Gewährung des Kredits beantragt. Er erklärte, alle Nachbarſtaaten der Schweiz beteiligten ſich daran, und ſie ſelbſt könne nicht zurückbleiben. Die Rückſicht auf die Er⸗ tüchtigung der Jugend müſſe vorangeſtellt werden. Bundespräſident Minger betonte die Einſtimmigkeit des Bundesrates in dieſer Angelegenheit, der in Ueberein⸗ ſtimmung mit der Eidgenöſſiſchen Kommiſſion den Kredit vorgeſehen habe. Die Ver werfun g durch den National⸗ rat ſei ein Mißgriff, denn Veranſtaltungen wie die Olympiſchen Spiele dienten den guten Beziehungen zwi⸗ ſchen den einzelnen Staaten. Gerade die Schweiz als neu⸗ trales Land könnte nicht einfach beiſeiteſtehen. Das würde gerade heute im Auslande mißverſtanden. Der Adlerſchild für Heinrich Finke Berlin, 13. Juni. Der Führer und Reichskanzler hat dem Geſchichtsforſcher Geheimrat Profeſſor Dr. phil., Dr. theol. e. h., Dr. jur. e. h. und Präſidenten der Görres⸗Ge⸗ ſellſchaft Heinrich Finke in Freiburg im Breisgau zu ſei⸗ nem 80. Geburtstag den Adlerſchild des Reiches mit der Inſchrift:„Heinrich Finke, dem verdienten deutſchen Ge⸗ ſchichtsforſcher“ verliehen und mit einem perſönlichen Glück⸗ wunſchſchreiben überſandt. Arbeitnehmer fordern in Genf die 40 Stundenwoche. Genf, 13. Juni. Die Internationale Arbeitskonferenz nahm mit 57 gegen 49 Stimmen eine von der Arbeitneh⸗ mergruppe vorgeſchlagene Entſchließung an, die ſich grund⸗ ſätzlich für ein allgemeines Abkommen über die 40⸗Stun⸗ den⸗Arbeitswoche ausſpricht. Eine hierin geforderte Rah⸗ menkonvention würde einer Zweidrittel⸗Mehrheit bedür⸗ fen, die nur zuſtande kommen kann, wenn die Mehrzahl der Regierungsvertreter, die ſich am Mittwoch der Stimmen enthielten, für dieſe Konvention ſtimmen ſollte. Auch Italien und die Tſchechoſlowakei zahlen ihre Kriegs⸗ ſchuldenrate an Amerika nicht. Nachdem bereits England die fällige Kriegsſchuldenrate gicht bezahlt hat, haben nunmehr auch Italien und die Tſchechoſlowakei die Regierung der Vereinigten Staaten be⸗ nachrichtigt, daß ſie die Mitte Juni fälligen Kriegsſchulden⸗ raten nicht bezahlen werden. du haſt auch kein Intereſſe mehr für Schweſter Giſela. Du biſt der Sklave Frau Hedda Solfmanns.— Oh widerſyri mir nicht! Ich weiß es, und ich warne dich.— Meinſt du, ſie liebe dich? Ich ſage dir: du biſt ihr nur ein Zeitvertreib, vielleicht— nur irgendein Mittel zum Zweck.— Ich miß⸗ traue dieſer Frau.“ Er höhnte:„Begreiflich!— Eiferſucht!“ „Erſt war es wohl Eiferſucht.— Es gab ja auch eine Zeit, da ich auf Schweſter Giſela eiferfüchtig war.“ „Na alſo!“ 8 „Das iſt vorbei. Ich ſorge mich jetzt um dich. Ludwig, meide ſie, ſie hat ſo ſonderbare Augen!“ Er trat brüsk zur Tür.„Ich danke für deine guten Rat⸗ ſchläge. Bitte, laß das ein für allemal bleiben!“ Er öffnete die Tür und trat hinaus. Sie blieb traurig noch eine kleine Weile ſtehen, dann verließ e ſeufzend das Kabinett und ſtieg hinab. Mit einem müden Gutenacht⸗ gruß an die Oberſchweſter ſchritt ſie aus dem Hauſe.— Es war ſtill ringsum. Unten im Erdgeſchoß wachte die Oberſchweſter, und oben ſaß Giſela neben dem Bette von Frau Renz Die Kranke war gefaßter.„Sie meinen alſo, Schweſter Giſela 1955 „Ganz beſtimmt, Frau Renz! Wir dürfen unſer Leben nicht wegwerfen wollen, wenn es uns nicht mehr gefällt.— Wiſſen Sie denn ſo genau, ob Sie wirklich ſterben müſſen? Kann ſich über Nacht nicht alles wenden? Kann nicht doch Heilung kommen? 5 Und wenn Sie dann wieder bei Ihrem Mann ſind, iſt das nicht möglich, daß Sie ihm noch ein⸗ mal im Leben ſehr nötig ſind? Kann es nicht ſo kommen, daß Sie noch einmal Ihrem Gatten in großer Not Halt und Troſt ſein müſſen?— Und jetzt nehmen wir die Trop⸗ fen, nicht wahr, und dann ſchließen Sie die Augen und denken: Ich will ſchlafen, damit ich geneſe; ich mus doch wieder hin zu meinem Mann!“ Giſela griff hinauf zu dem Wandbrett und nahm das kleine Fläſchchen herab. Es war noch halb voll. Sie er⸗ griff den Löffel und zählte gewiſſenhaft fünf Tropfen in ein wenig Waſſer. In dieſem Augenblick öffnete ſich die Tür, und Dr. Ziller ſchaute herein. Er nickte:„Iſt alles richtig?“ Sie aber hörte es nicht, ſie war zu eifrig bei ihrem Amt. „Da ſind die Tropfen, Frau Renz.“ Sie ſtellte die Flaſche wieder auf das Wandbrett. Nun werden Sie ſchlafen können?“ 1 90 reſt Naiſe Jah beſor Jah Mot der glück tet Albe ſchüt b ſe Ar! Fam land und Ange mens anſte Wo des läute Herk ſenfe Hube junge ſchleu forti, ſonn Will hirne Stäl über Zu fe und von gebu die zirks Karl und zum Umr bietu eſchin Verl. ter f den ereig Oder Stra ſaſſer Bauji Tot. 2 1 rr Familientagung der Sippe Arras land, aus Rheinheſſen und der Pfalz und ſeinen Randgebieten waren über 300 Mitglieder und us dem lladischien Land I Heidelberg.(Karl Freiherr v. Gemmingen⸗ Hornberg geſtorben.) Hier iſt im Alter von 77 Jah⸗ ten Karl Freiherr von Gemmingen⸗Hornberg, der fetzte haiſerliche Bezirkspräſident von Lothringen, geſtorben. Im Jahre 1919 zog er ſich nach Heidelberg zurück, wo er ſich beſonders der elſaß⸗lothringiſchen Flüchtlinge annahm. Einige Jahre gehörte er auch dem Heidelberger Bürgerausſchuß an. U Wiesloch.(Den Verletzungen erlegen.) Der Motorradfahrer Emil Zimmermann von Frankfurt a. M. der am Pfingſttag in einer Kurve nach Altwiesloch verun⸗ glückte, iſt an dem erlittenen Schädelbruch geſtorben. I Neckarbiſchofsheim.(Im Steinbruch verſchüt⸗ tet.) Der im Kalkwerk beſchäftigte 29 Jahre alte verheiratete Albert Dolch wurde durch herabſtürzende Geſteinsmaſſen ver⸗ ſcüttet. Er konnte noch lebend geborgen werden, war aber ſo ſchwer verletzt, daß er im Bezirkskrankenhaus ſtarb. Neunkirchen(Odenwald).(Familientag der Arras.) In Neunkirchen fand am Pfingſtmontag die erſte ſtatt. Aus dem Rhein⸗ falz, aus dem Odenwald Angehörige dieſes Geſchlechts zu einem Familientag zuſam⸗ mengekommen. Ein gemeinſamer Gottesdienſt leitete die Ver⸗ anſtaltung ein. Die Verſammlung fand im Kirchgarten ſtatt, wo auf einem Geſtell der ſieben Meter breite Stammbaum des Geſchlechts befeſtigt war. Profeſſor Freſin⸗Weinheim er⸗ liäuterte den Stammbaum und ſprach über Geſchichte und Herkommen der Familie. () Pforzheim.(Tödlicher Unfall.) Auf der Be⸗ e ſenfelder Steige fuhr der 18 Jahre alte Malerlehrling Franz Huber in einen Nagel. Der Vorderreifen platzte und der junge Mann, der ſtark bremſte, wu e auf die Straße ge⸗ Iſchleudert. Er brach dabei die Wirbelſäule, was ſeinen ſo⸗ fortigen Tod zur Folge hatte. Endingen.(Zu Tode geſtürzt.) Am Pfingſt⸗ ſonntag ſtürzte der 77 jährige Vater des Schloſſermeiſters Wilhelm Braun eine Treppe hinunter. Er erlitt eine Ge⸗ hirnerſchütterung, der er jetzt erlag. Mahlberg bei Lahr.(Heimatfeſt.) Anſer kleines Städtchen, beherrſcht von dem altersgrauen Schloß, trug über Pfingſten reichen Feſtſchmuck. Es galt, ein Heimatfeſt zu feiern und den großen Sohn der Gemeinde, den Sänger und Komponiſten Karl Kromer, zu ehren. In Anweſenheit von zahlreichen Gäſten aus der näheren und weiteren Um⸗ gebung bewegte ſich nachmittags ein ſtattlicher Feſtzug durch die Straßen, an dem faſt ſämtliche Geſangvereine des Be⸗ zirks teilnahmen. Bürgermeiſter Helderer gab bekannt, daß Karl Kromer für ſeine beſonderen Verdienſte um Heimat und Volkstum auf einſtimmigen Beſchluß des Gemeinderats zum Ehrenbürger der Stadt Mahlberg ernannt worden ſei. Umrahmt wurde die Feier von Maſſenchören und Einzeldar⸗ bietungen der Stuttgarter Sänger. RNeudingen(Amt Donaueſchingen).(ETigenartiger Anfall.) Der Bahnarbeiter Karl Scheffhauſer war an der Bahnböſchung mit Grasmähen beſchäftigt, als ein vor⸗ beifahrender Zug die Senſenſpitze erfaßte. Der Mann wurde zur Seite geſchleudert, wobei ihm die Gehirnſchale zerſchmet⸗ tert wurde. Kurz nach ſeiner Einlieferung in das Donau⸗ eſchinger Krankenhaus erlag Scheffhauſer ſeinen ſchweren Verletzungen. (—) Oeflingen.(Tot aufgefunden.) Streckenarbei⸗ ter fanden in der Nähe des Bahnhofes Brennet⸗Wehratal den etwa 17 Jahre alten Sohn des Poſtmeiſters Strohm aus Oeflingen tot neben dem Bahngeleiſe auf. Nach den Verletzungen, die der Tote aufwies, nimmt man an, daß der junge Mann aus dem Zug herausgefallen iſt. (—) Singen a. H.(Eröffnung der Feſtſpiele) Am Pfingſtſonntag wurden die Hohentwiel⸗Feſtſpiele in An⸗ weſenheit des Reichsſtatthalters Robert Wagner eröffnet. Der Zuſchauerraum war bis auf den letzten Platz beſetzt und die Aufführung ſelbſt von herzlichem Beifall begleitet. Schwerer Kraſtwagenunfall Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Odernheim, 12. Juni. Ein ſchwerer Kraftwagenunfall ereignete ſich am zweiten Pfingſtfeiertag in der Nähe von Odernheim. Ein Perſonenkraftwagen rannte auf abſchüſſiger Straße gegen eine Weinbergsſgauer. Sämtliche vier In⸗ ſaſſen wurden aus dem Wagen geſchleudert. Der 29jährige Baumeiſter Heinric“ Sommer aus Heidelberg war ſofort tot. Zwei funge Mädchen, ebenfalls aus Heidelberg, wurden ziemlich ſchwer verletzt und mit Arm⸗ und Beinbrüchen in das Diakoniſſenhaus Kreuznach überführt. Der vierte In⸗ ſaſſe, der Sohn eines Heidelberger Handwerksmeiſters, kam mit leichten Verletzungen davon. — Vom Schwarzwald, 12. Juni. Zu Beginn der letzten Woche hätte wohl niemand zu hoffen gewagt, daß über die Pfingſtfeiertage ein ſo herrliches Sommerwetter ſein würde. Nachdem aber die letzten Zweifler am Freitag eines an⸗ deren belehrt worden waren, ſetzte ſowohl auf der Eiſen⸗ bahn wie auch auf der Landſtraße ein Verkehr ein, wie man ihn in dieſem Jahr wohl noch kaum geſehen haben dürfte. Beſonders der ſüdliche Schwarzwald war das Ziel vieler Tauſender, die zu Fuß, zu Nad, mit dem Auto oder mit der Eiſenbahn die herrlichen Täler und Höhen auf⸗ ſuchten. Erfreulich iſt die Tatſache, daß der Schwarzwald zahlreichen Beſuch aus der Schweiz und auch aus dem Elſaß zu verzeichnen hatte. Einen Rekordverkehr hatte die Schauinsland⸗Schwebebahn zu verzeichnen, die am Sonntag rund 3500 Perſonen beförderte. Dies iſt die höchſte Zahl von Fahrgäſten, die ſeit Beſtehen der Bahn erreicht wurde. Bekämpfung der Rebſchädlinge Das Badiſche Weinbauinſtitut gibt folgendes bekannt: Ende Mai und vor allem bon Anfang Juni ab ſind, wie vorausgeſagt, im ganzen Lande die erſten Ausbrüche der Peronoſpora erfolgt. Wenn auch dadurch noch keine Schä⸗ den entſtehen konnten, ſo haben doch die Regentage an⸗ fangs Juni die weitere Ausbreitung der Krankheit erheblich begünſtigt. Infolgedeſſen muß in der Zeit von Mitte Juni ab mit ſtärkerer Ausbreitung der Krankheit gerechnet werden. Es empfiehlt ſich deshalb bis dahin, alſo noch vor der Rebblüte, eine zweite Beſpritzung vorzunehmen und wie⸗ derum anerkannte arſenhaltige Kupferbrühen zu verwenden, um auch die aus z. T. ſtarken Spätflügen der Heuwurm⸗ motten hervorgegangenen Heuwürmer abzutöten. Wo gleich⸗ zeitig die Kräuſelmilbe oder die Weinblattmilbe ſtark auf⸗ tritt, gibt man den Kupferbrühen beſſer pyrethrumhaltige oder Nikotinbrühen bei, weil durch ſte neben den Heu⸗ würmern auch die Milben abgetötet werden. Welche Mittel brauchbar ſind, ergibt ſich aus den Leitſätzen für die Reb⸗ ſchädlingsbekämpfung, die in den Bürgermeiſterämtern ein⸗ zuſehen ſind oder vom Badiſchen Weinbauinſtitut in Frei⸗ burg unmittelbar bezogen werden können. Aus den Nachbarländern Oggersheim.(Mit dem Schlachtmeſſer ver⸗ letz t.) Der 61jährige Metzgermeiſter Andreas Pillhofer ver⸗ unglückte dadurch, daß ihm beim Ausbeinen von Fleiſch das Schlachtmeſſer ausrutſchte und in den Anterleib drang. Der Verunglückte mußte mit ſtark blutender Verletzung in das Ludwigshafener Krankenhaus gebracht werden. Lambsheim.(Verkehrsunglück.) Als ein aus Rich⸗ tung Weiſenheim kommendes Perſonenauto die Staatsſtraße überqueren wollte, ſtieß es mit einem aus Bad Dürkheim heranfahrenden Beiwagen⸗Motorrad zuſammen. Die drei In⸗ ſaſſen des letzteren Fahrzeuges, die aus Saarbrücken ſtammen, erlitten Verletzungen, ſo daß ſie ins Ludwigshafener Kran⸗ kenhaus eingeliefert werden mußten. Der Zuſtand der Frau des Motorradlenkers iſt lebensgefährlich. Ebernburg.(Auto überſchlägt ſich.) Ein mit zwei Perſonen beſetzter Kraftwagen aus Bad Kreuznach, der in Richtung Altenbamberg— Ebernburg fuhr, kam kurz hinter dem Bahnhof Ebernburg an der großen Kurve ins Schleudern, überſchlug ſich dreimal und blieb mit den Rädern nach oben liegen. Die mitfahrende Frau wurde auf der Stelle getötet, während der Fahrer mit ſchweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurde. Trier.(Bluttat eines abgewieſenen Freiers.) In dem Hochwalddorf Ueberlosheim(Kreis Wadern) hatte ein 28jähriger Mann ein Verhältnis mit einer Achtzehn⸗ jährigen unterhalten, die ihn jedoch ſeit einiger Zeit nicht mehr ſonderlich beachtete. Dar Verehrer ſtellte das Mädchen daraufhin ſehr unwirſch zur Rede und es kam zu einer er⸗ regten Auseinanderſetzung, bei der ſchließlich das Mädchen erklärte, daß es nichts mehr von ſeinem ehemaligen Freier wiſſen wolle. Dieſer griff daraufhin zu einem Revolver und gab zwei Schüſſe auf das Mädchen ab, das ſchwer verletzt wurde. Es mußte ſofort in das Krankenhaus zu Wadern übergeführt und operiert werden. Der Täter wurde in Haft genommen. Sowohl der Vater des Mädchens, wie auch ein älterer Bruder ſind vor einigen Jahren im Streit er⸗ ſchoſſen bezw. tödlich verletzt worden. Euskirchen.(Bauer vom Blitz erſchlagen.) Bei einem ſtarken Gewitter, das über die Nordabhänge der Eifel niederging, wurde in dem benachbarten Ort Wüſch⸗ heim der Landwirt Joſeph Falkenberg, der mit ſeinem Sohn zum Mähen auf das Feld gegangen war, vom Blitz er⸗ ſchlagen. Beide hatten bei Ausbruch des Unwetters unter der Mähmaſchine Schutz geſucht. Merkwürdigerweiſe blieb der Sohn des Erſchlagenen vollſtändig unverletzt, während das vor die Mähn e geſpannte Pferd bei dem Ein⸗ ſchlag zu Boden geworfen und ebenfalls nicht verletzt wurde. Raubmord an einem Gaſtwirt Der Täter gefaßt und geſtändig. Alkona, 12. Juni. Ein Wächter der Wach⸗ und Schließ⸗ geſellſchaft fand auf ſeinem Rundgang den Gaſtwirt Eck⸗ hoff, Inhaber des Lokals„Zur Wilhelmshöhe“ in Altona, ermordet auf. Die Ermittlungen der Mordkommiſſion er⸗ gaben, daß Eckhoff von einem Gaſt niedergeſchlagen und beraubt worden iſt. An den Verletzungen iſt der Ueberfal⸗ lene kurz darauf geſtorben. Auf Grund der am Tatort vorgefundenen Spuren konnte der Täter in der Perſon des Günther Guell aus Altona nach ekwa fünf Skunden ermittelt und feſtgenommen wer⸗ den. Am Takort legte Guell ein umfaſſendes Geſtändnis ab. Er gab zu, das Lokal mit der Abſicht betreten zu haben, den Inhaber zu ermorden und zu berauben. Von dem ge⸗ raubten Geld konnten bei ihm noch über 400 Mark vor⸗ gefunden werde. Vom Hochwaſſer zerſtört Schweres Unwekter über dem Lößnitztal. Chemnitz, 12. Juni. Bei einem über dem Lößnitztal niedergegangenen Gewitter mit Hagelſchlag und wolken⸗ bruchartigem Regen wurde großer Sachſchaden angerich⸗ tet, Felder und Wieſen wurden verwüſtet und die Ernte teilweiſe vollkommen vernichtet. Beſonders ſchwer wurden die Orkſchaften Gahlenz, Hammerleubsdorf und Langenau betroffen, wo ſich die kleinen Dorfbäche in reißende Flüſſe verwandelten und Brücken und Stege, Kleintierſtälle und Scheunen forkriſ⸗ ſen. Die Waſſermaſſen drangen in die Hhäuſer und Keller und ſtrömken gleich brauſenden Flüſſen durch die Straßen. Obwohl das Unwetter kaum eine halbe Stunde dauerte, iſt der Schaden ſehr groß, da viele Kleinbeſitzer den Ver⸗ luſt der ganzen Ernte zu beklagen haben. Auch Oberſchleſien heimgeſucht Gleiwitz, 12. Juni. Ueber dem oberſchleſiſchen Induſtrie⸗ gebiet ging ebenfalls ein ſchweres Hagelwetter nieder. Lange Zeil hindurch fielen ſchwere Hagelkörner nieder. Nach kurzer Zeit machte die Landſchaft einen winterlichen Ein⸗ druck, zumal ſchnelle und 1 9 Abkühlung erfolgte. Nach dem Hagelſchlag bedeckten Laub, Blüten, Knoſpen und Zweige die Erde. An den Feld⸗ und Gartenfrüchten dürfte das Unwetter erheblichen Schaden angerichtet haben. Opfer der Schneeſchmelze Hochwaſſer in Tirol.— Fünf Menſchen erkranken. Innsbruck, 13. Juni. Das Hochwaſſer, das die Tiroler Flüſſe infolge der Schneeſchmelze ſeit einigen Tagen führen, hat bereits fünf Menſchenleben gefordert. In der Nähe von Innsbruck er⸗ tranken drei Burſchen im Alter von zwölf bis achtzehn Jahren beim Baden im hochgehenden Inn. Der Fluß über⸗ ſchwemmte einen Teil einer Stadtrandſiedlung. Im Stadt⸗ teil St. Nikolaus drang das Waſſer in die Keller und nidrig gelegenen Wohnungen. In Nordtirol ſtürzten bei Lienz ein Schloſſermeiſter und ſein Lehrling mit einem Kraftrad in die Iſel. Sie verſchwanden ſofort in den wil⸗ den Fluten und konnten nicht mehr gefunden werden. Hagel vernichtet geſamte Ernte Mehrere Millionen Franken Schaden in elwa 20 Ork⸗ ſchaften. Paris, 12. Juni. Ein heftiger Hagelſchlag vernichtete in der Nacht in der Gegend von Toulouſe innerhalb einer Viertelſtunde die Ernte von etwa 20 Ortſchaften. Auf einem fünf Kilometer breiten Streifen war der Bo⸗ den mit Hagelſchloßen bis zu Nußgröße keilweiſe bis zu 15 Zentimeter hoch bedeckt. Die Weinſtöcke ſind in der gan⸗ zen Umgegend vernichtet, die Obſtbäume und Sträucher ſte⸗ hen enkbläktert da, und das Getreide auf den Feldern iſt zerſchlagen. 5 Franken geſchätzt. . Der Schaden wird auf mehrere Millionen Lalcale ſeuudocliau Gonne und Ferien Ferienſtimmung iſt eingezogen in den Alltag des Menſchen. Vorfreude auf die Zeit, die es ihm geſtattet, einige Tage— und wenn er es ganz gut hat— einige Wochen ganz nach ſeinem Wunſche einzurichten und zu leben. Da wird bereits eifrig der Fahrplan ſtudiert, die Kaſſe geſichtet, der Reiſeplan feſtgelegt. Es iſt die ſchönſte Zeit für den arbeitenden Menſchen, dieſe Zeit der Vor⸗ freude auf Tage der Erholung. Verſchieden und unter⸗ ſchiedlich iſt die Sehnſucht des Einzelnen. Da möchte der, der an der Küſte wohnt und dem das Meer in ſeiner gan⸗ zen Vielgeſtaltigkeit ſich täglich offenbart, hinein in die Berge, möchte hinaus in den Wald, den deutſchen Wald, deſſen weite grüne Dome jedem Deutſchen Stunden wirk⸗ licher Erholung und innerer Einkehr geben. Der aver, dem es vergönnt iſt, ſich nach der Arbeit in dieſen grünen Hal⸗ len zu ergehen, ſehnt ſich ans Meer. Ihn lockt die Weite, die unendliche Weite des Meeres, das ihm wieder etwas Neues, Gewaltiges gibt in ſeiner wechſelvollen Stimmung, in ſeinem ruhigen Gleichmaß der Wellen oder auch in ſei⸗ nem zornigen Aufbrauſen, wenn es gegen die Küſte Sturm läuft und ſich brüllend gegen die ihm von Menſchenhand gebotenen Schranken wirft. So träumt jeder von einem anderen Ziel, jeder malt ſich ſeine Ferien aus, ſucht in farbigen Werbeſchriften, forſcht bei Bekannten und Freunden nach einem ſchönen Fleckchen deutſcher Erde. Und nicht leicht iſt die Auswahl. Die deutſche Heimat bietet ſoviel Schönes, gibt jedem das, was er ſucht, Ruhe, Abgeſchiedenheit und Entſpannung. So wird eifrig erwogen und verworfen, wieder aufgenom⸗ men und von neuem geprüft, bis dann endlich alles be⸗ ſchloſſen iſt, der Urlaub beginnt und man hinausfährt, um dann wiederzukehren in das Heim, mit vielen Erinnerun⸗ gen an ſchöne Stunden, die man verlebte, aber auch bereits mit Plänen, wie man die Zeit im nächſten Jahre noch ganz anders ausnutzen werde, wie man dieſes oder jenes beſſer machen werde. Die Auszahlung der Wohlfahrtsunterſtützungen erfolg: morgen Freitag nachmittag von 2.45—4 Uhr in der am Rathaus angeſchlagenen Reihenfolge. Mietbücher⸗, Aus⸗ und Kontrollkarten ſind vorzulegen. Schwerer Verkehrsunfall. Heute früh gegen 10.30 Uhr wurde Herr Valentin Kunzelmann, Gaſtwirt„Zum Deutſchen Hof! hier, 100 Meter unterhalb Seckenheim, als er den Weg an der 1. Schließe mit dem Rad überquerte, von einem OEG ⸗Zug erfaßt und ſchwer verletzt. Der Verunglückte wurde nach dem Städt. Krankenhaus verbracht. 8 weis⸗ — Kein S A- und SS. Dienſt im letzten Halbjahr vor det Reifeprüfung. Der Reichserziehungsminiſter gibt den Unterrichtsperwaltungen der Länder bekannt, daß auf ſeine Anregung die Oberſte SA⸗Führung und die Reichsführung der SS angeordnet haben, daß die Oberprimaner der höhe⸗ ren Schulen, die der SA und Sc angehören, im letzten Schulhalbſahr vor der Reifeprüfung auf Antrag vom Dienſt befreit werden. Der Miniſter erſucht, dafür Sorge zu tragen, daß die in Betracht kommenden Oberprimaner zu gegebener Zeit auf dieſe Anordnung aufmerkſam ge⸗ macht werden. Nach Berlin verpflichtet. Karl Vogt⸗Mannheim wurde als Regiſſeur, Schauſpieler und Sprachmeiſter an die Volks⸗ bühne in Berlin(Theater am Horſt Weſſel⸗Platz) verpflichtet. Schwerer Betriebsunfall. Im Stahlwerk Rheinau er⸗ eignete ſich am Dienstag nachmittag ein ſchwerer Arbeits⸗ unfall. Ein Stahlblock, der mit dem Kran befördert wurde, ſtürzte aus noch ungeklärter Urſache herab und traf einen 27jährigen verheirateten Arbeiter, dem beide Vnterſchenke! abgequetſcht wurden. U Sturz vom Rad. Auf der Waldhofſtraße fiel eine Radfahrerin infolge eines Schwindelanfalles gegen einen vor⸗ überfahrenden Perſonenkraftwagen. Sie erlitt Rißwunden am Kopfe und wurde mit dem Sanitätskraftwagen nach dem Städt. Krankenhaus gebracht. — Einheitliche Innungsfahnen. Vielfachen Wünſchen entſprechend iſt jetzt in einem Rundſchreiben des Reichs⸗ ſtandes des Deutſchen Handwerks die Schaffung von ein⸗ heitlichen Innungsfahnen angeordnet worden. Das Fah⸗ nentuch der Innungsfahne ſoll die normale Größe von 1.10 zu 1.30 Meter haben. Die eine Seite des Fahnentuches trägt das deutſche Handwerksabzeichen. Die zweite Seite ſoll das Stadt⸗ oder Kreiswappen des betreffenden In⸗ nungsbezirkes und die namentliche 1 der Innung tragen. Außerdem kann das Zeichen des Reichs⸗ innungsperbandes entweder mit dem betreffenden Stadt⸗ wappen kombiniert oder in den Ecken dieſer Fahnenſeite oder als Göſch angebracht werden. — Arxlaubskarten. Bei dem Beginn der Reiſezeit wird beſonders darauf hingewieſen, daß Urlaubskarten nach dem Tarif fünf Tage vor dem erſten Geltungstag beſtellt werden müſſen, da die Karten nicht fertig gedruckt aufliegen, ſon⸗ dern dem Reiſeweg entſptechend zu berechnen und auszu⸗ fertigen ſind. Wird die vorgeſehene Friſt verſäumt, ſo kann nicht mit rechtzeitiger Ausfertigung gerechnet werden. — Sonntagsrückfahrkarten nach Frankfurt a. M. Aus Anlaß der in Frankfurt a. M. vom 18. bis 23. 6. 1935 ſtattfindenden Reichsfachausſtellung des deutſchen Fleiſcher⸗ gewerbes geben alle Bahnhöfe im Umkreis von 250 km um Frankfurt a. M. Sonntagsrückfahrkarten aus. Die Karten gelten zur Hinfahrt vom 18. 6., 0 Uhr, bis 23. 6. 12 Uhr, und zur Rückfahrt vom 18. 6., 12 Uhr, bis 23. 6., 24 Uhr. Bei der Rückfahrt müſſen die Karten den Stempel der Ausſtellungsleitung tragen, der gegen Vorweiſung des Mitgliederausweiſes oder des Feſtbuches von ihr ange bracht wird. Die Gültigkeit der aus Anlaß des Reichshand⸗ werkertages vom 15. bis 17, 6. 1935 in Frankfurt a. M. ausgegebenen Sonntagsrückfahrkarten wird bis 23. 6, 24 Uhr, verlängert. In der Zeit vom 19. bis 23. 6. müſſen ſie ebenfalls bei der Rückfahrt den Stempel der Au 5 leitung tragen. Wetterbericht Es iſt auch weiterhin vorwiegend heiteres, trockenes und warmes, jedoch zu vereinzelten Gewitterſtörungen geneigte Weſter zu erwarten. Bürgerſteuer bei Hausangeſtellten Auch Hausangeſtellte unterliegen der Bürgerſteuer. Es lind aber auch hier Fälle möglich, nach denen ſie von der Bürgerſteuer befreit ſind. So iſt eine Befreiung dann ge⸗ geben, wenn die zur Steuerleiſtung herangezogene Haus⸗ gehilfin am 10. Oktober 1934 das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte. Eine Befreiung von der Bürgerſteuer kann dann erfolgen, wenn die Bezüge der Hausangeſtellten über eine beſtimmte Grenze nicht hinausgehen. Im Bürger⸗ ſteuergeſetz iſt eine Befreiung von der Bürgerſteuer dann vorgeſehen, wenn das Arbeitsentgelt 130 v. H. des Betrages nicht überſteigt, den der Steuerpflichtige nach ſeinem Fa⸗ milienſtand im Fall der Hilfsbedürftigkeit von dem zuſtän⸗ digen Fürſorgeverband nach den Richkſätzen der allgemeinen Fürſorge als Wohlfahrtsunterſtützung in einem Jahre er⸗ halten würde. Bei Hausgehilfinnen kann es nun vorkommen, daß der Wert der Sachbezüge(volle freie Station) zuzüglich der Barbezüge dieſe Grenze nicht erreicht. Dann iſt die Haus⸗ gehilfin von der Bürgerſteuer befreit. Der Wert der Sachbezüge beträgt nach einem Rund⸗ erlaß des Reichsfinanzminiſters bei einer weiblichen Haus⸗ gehilfin 25 Mark monatlich(Normalſatz für freie Station). Dieſer Wert kann für die Bezirke der einzelnen Landesfinanz⸗ ämter um 20 v. H. nach oben oder nach unten abgerundet werden. Uebernimmt der Arbeitgeber die Sozialverſicherungs⸗ arbeitnehmeranteile der Hausgehilfin, ſo ſind dieſe den Bar⸗ bezügen hinzuzurechnen. Geſetzt den Fall, eine ledige kinder⸗ loſe Hausgehilfin erhält außer der freien Station eine Bar⸗ entſchädigung von monatlich 15 Mark und der Wert der Sachbezüge ſoll dem Normalſatz von 25 Mark monatlich ent⸗ ſprechen. Beträgt der monatliche Richtſatz für Wohlfahrts⸗ unterſtützung für Ledige 33 Mark monatlich, ſo iſt die Frei⸗ grenze bei der Bürgerſteuer 130 v. H. gleich 42.90 Mark. Da die Bezüge der Hausgehilfin(25 Mark plus 15 Mark) unter dieſer Freigrenze bleiben, ſo unterliegt die Hausgehilfin nicht der Bürgerſteuer. Auf der Autobahn Was der Aukofahrer über die Benutzung der Reſchsauko⸗ bahn wiſſen muß. 1. Die Reichsautobahn iſt nur für Kraftfahrzeuge be⸗ ſtimmt. Von der Benutzung ſind ſomit ausgeſchloſſen: Fuß⸗ gänger, Radfahrer, Reiter und Fuhrwerke. 2. Zu⸗ und Abfahrten der 22 Kilometer langen Autobahnteilſtrecke Frankfurt— Darmſtadt ſind nur unter Benutzung der An⸗ ſchlußſtellen an den Straßen Frankfurt⸗Kelſterbach(Alte Mainzerſtraße), Langen— Mörfelden und Darmſtadt— Griesheim geſtattet. 3. An den Anſchlußrampen ſind nur die von Sperrzeichen freien Wege zu benutzen. Auf den Zu⸗ und Abfahrtsrampen iſt das Ueberholen nicht geſtattet. 4. Die weſtliche Fahrbahn iſt für die Richtung Frankfurt Darmſtadt, die öſtliche Fahrbahn für die Richtung Darm⸗ ſtadt— Frankfurt beſtimmt. Auf jeder Fahrbahn iſt rechts zu fahren, die linke Hälfte nur beim Ueberholen zu benut⸗ zen. Nicht nebeneinander fahren! 5. Die Richtung kann nur an den Anſchlußſtellen gewechſelt werden. Dort iſt unter Benutzung der Auffahrts⸗ und Abfahrtsrampen die Autobahn nur auf den Brücken zu kreuzen. Das Ueberfah⸗ ren des Mittelſtreifens iſt auf der geſamten Strecke unbe⸗ dingt verboten. 6. Angehalten darf nur in dringenden Fällen werden. Das Fahrzeug iſt dabei auf die äußerſte rechte Seite der jeweiligen Fahrbahn zu ſtellen. 7. Die Ueberführungen dürfen nicht als Unterſtellräume bei Re⸗ gen und Schnee benutzt werden. 8. Bei Unfällen oder Pannen kann durch die Fernſprechſtellen in den Wärter⸗ häuschen an den drei Anſchlußſtellen am Zubringer Frank⸗ furt a. M.⸗Süd, Mörfelden Langen und Darmſtadt Griesheim Hilfe herbeigeholt werden. Zu den Fernſprech⸗ ſtellen nur auf dem äußeren Bankett, nicht auf der Fahr⸗ bahn gehen! 9. Den Anweiſungen des Bahnſchutzes und des mit grünen Armbinden gekennzeichneten Straßenmei⸗ ſterperſonals iſt unbedingt Folge zu leiſten. 10. Nur bei Beachtung dieſer Vorſchriften und bei geſteigerter gegenſei⸗ tiger Rückſichtnahme der Bahnbenutzer kann die Reichs⸗ autobahn erhöhte Sicherheit und erleichtertes Fahren bieten. Mißſtände im Nhein⸗Pegelweſen Mannheim, 12. Juni. In der letzten Verſammlung des Mannheimer Schiffervereins hielt Hafeninſpektor Deutſch⸗ Ludwigshafen einen Vortrag über das Pegelweſen auf dem Rhein. In lebhafter Aussprache wurde die Verſchieden⸗ artigkeit der Rheinpeilungen ſtark Tritiſiert und einſtimmig verurteilt, weil ſich Reeder und Schiffer in dem Labyrinth der Meſſungen bald nicht mehr auskennen. Durch dieſe Uneinheitlichkeit beſteht eine ſtarke Gefahr für Schiff, Ladung und Perſonal. Es wird angeſtrebt, daß bei einem Pegel Köln plus 1.27 entſprechend 2.30 Meter Mann⸗ heim eine geringſte Fahrwaſſertiefe vorhanden iſt von 3 Me⸗ tern unterhalb Köln, St. Goar 2.50 Meter, St. Goar Mannheim 2 Meter und Mannheim— Straßburg 2.50 Meter. Außerdem ſind Beſtrebungen im Gange, dieſe Solltiefe noch zu vergrößern. In Baden wurde 1877 der Nullpunkt bei den Pegeln eingeführt, Elſaß⸗Lothringen folgte 1884 und die Rheinpfalz 1885. Heſſen hat den Nullpunkt nicht ver⸗ ändert, ſo daß dort die Pegelſtände über und unter Null er⸗ ſcheinen, was zu vielen Mißſtänden führt. Mannheim hat heute z. B. ein Plus von 2 Metern, während der Wormſer Pegel unter Null ſteht. Nach einer Vereinbarung zwiſchen den Rheinuferſtaaten nehmen die Waſſerbauverwaltungen regelmäßig Fahrwaſſer⸗ peilungen vor, deren Ergebnis in den Häfen bekanntgegeben wird. Schiffer und Steuermann ſowie der Reeder müſſen aus dieſer Peilung entnehmen, wie groß die Tauchtiefe der Schiffe bemeſſen werden muß. Es liegt im Intereſſe dieſer Perſonen, dieſe Tauchtiefe mindeſtens 20 Zentimeter geringer anzunehmen. Eine Bekanntgabe der Fahrwaſſerrichtung und der höchſtzuläſſigen Tauchtiefe am Oberrhein lehnen die Waſſerbauverwaltungen mit Rückſicht auf die zivilrechtliche Haftung ab. Es wurde eine Kommiſſion gewählt, um eine einheitliche Normung der Nullpunkte aller Rhein⸗ pegel einzuführen. Laboratorium Himmel Eine aſtronomiſche Juni-Betrachtung. In dieſem Monat, da die Sonne ihren höchſten Stand erreicht, bleibt der Dämmerungsſchein auch nach ihrem Un⸗ tergang noch lange am nordweſtlichen Abendhimmel erhal⸗ ten. Die Zeit der hellen Nächte iſt gekommen. Zu ſpäter Abendſtunde vermögen wir bei klarem Himmel, die uns von Kindheit vertrauten Sternbilder klar und deutlich zu erken⸗ nen. Wohl den wenigſten aber unter uns iſt bekannt, in welchem Umbruch ſich die Wiſſenſchaft, die ſich mit der Er⸗ forſchung des Kosmos und des Werdens und Vergehens jener Sternwelten beſchäftigt, ſich befindet. Unwillkürlich haben ſich jedem aufmerkſamen Beobachter des geſtirnten Himmels immer wieder Fragen aufgedrängt, die weit über den Rahmen der Aſtronomie hinausgehen und weltanſchau⸗ liche Bedeutung haben: Gibt es einen Anfang, gibt es ein Ende? 5 12850 vor kurzer Zeit glaubte man, das Ordnungsprin⸗ zip im Kosmos entdeckt zu haben, glaubte, daß im Weltall eine wunderbare Ordnung herrſche, die zu ergründen, nicht allzu ſchwierig ſein dürfte. Aber auch für dieſe Wiſſenſchaft gilt der Satz: Je weniger die Wiſſenſchaft den wahren Zu⸗ ee der Dinge durchſchaut, deſto kühner ſind ihre Theorien. Trotz des ungeheuren Beobachtungsmaterials ſteht man heute auf dem Standpunkt, daß die Aſtronomie zu wenig Tatſachenmaterial beſitzt, um daraus irgendwelche bindenden und allgemeingültigen Schlüſſe ziehen zu können. Schon die Entwicklungsgeſchichte eines Fixſterns, die nach allen Richtungen hin erforſcht iſt, läßt erkennen, daß wir über das Werden der Welten nur allererſte und allgemeine Ausſagen machen können. Man hört oft, daß der Aſtronom im Vergleich zum Phyſiker und Chemiker es 5 ſo viel leichter habe, da er keine Verſuche auf unſerem Planeten vorzunehmen brauche, ſon⸗ dern daß ihm die ungeheure Vielzahl der Sterne ein un⸗ vergleichliches Experimentierfeld und Laboratorium gibt. Verbunden mit dieſer Tatſache ſind aber die ſtets von neuem auftauchenden Schwierigkeiten exakten Erkennens. In der Tat ſtellt ſchon die Sonne, die unſer nächſter Fix⸗ ſtern iſt, ein wunderbares aſtrophyſikaliſches Laboratorium dar. Die Temperatur der Sonnenoberfläche von 6000 Grad läßt mit Sicherheit vermuten, daß die uns bekannten chem ſchen Verbindungen nicht vorhanden ſind. Im Innern dez Tagesgeſtirns ſteigt die Temperatur jedoch zu ungeheuren Zahlen an, über die wir uns nur Schätzungen erlauben dürfen. Bei den damit verbundenen phantaſtiſch hohen Drucken muß ſich die Materie in einem ganz eigenartigen Zuſtand befinden. Wir wiſſen nicht, ob ſie ſich dort wie ein Gas, wie ein feſter oder flüſſiger Körper verhält. Die Entwicklung eines Geſtirns ſtellte man ſich früher ſehr einfach vor: eine rieſenhafte Gaskugel mit fehr hoher Temperatur kühlt ſich durch Ausſtrahlung dauernd ab, zieht ſich zuſammen und wird immer dichter und kleiner, um ſchließlich ganz zu erlöſchen. Wo kommt nun aber ein ſehr heißer und großer Stern her? Dies iſt eine Frage, die auch die moderne Aſtronomie nicht zu beantworten vermag. Es ſteht aber feſt, daß es eine große Anzahl Sterne von ſehr verſchiedenen Entwicklungsſtadien gibt. Ein weißer Stern iſt z. B. der Sirius mit einer Temperatur von etwa 10 000 Grad. Ein Muſterexemplar eines hellen roten Sterns gibt die bekannte Beteigeuze ab, die etwa 2000 Grad heiß iſt, während unſere Sonne zu den gelblichen Sternen mit Tem⸗ peraturen zwiſchen 5 und 8000 Grad gehört. Ordnet man alle uns bekannten Sterntypen in ein Schema ein, ſo findet man am Anfang des Sternenlebens einen Gasball ſtehen, der kalt und von ſehr geringer Dichte iſt. Er kann aber einen ſo ungeheuren Raum einnehmen, daß unſer ganzes Son⸗ nenſyſtem in ihm Platz hat. Die einzelnen Teilchen haben das Beſtreben, ſich zuſammenzuziehen, ſo daß ſchließlich der Stern allmählich kleiner, d. h. dichter und heißer wird. So⸗ lange nun der Temperaturanſtieg die immer ſtattfindende Wärmeausſtrahlung in den Weltenraum überwiegt, wird der Stern ſich auf dem Höhepunkt ſeiner Entwicklung be⸗ finden. Von dem Augenblick an, wo ſeine Dichte ſo groß geworden iſt, daß er ſich nur noch äußerſt langſam zuſam⸗ menziehen kann, überwiegt die Ausſtrahlung, und ein rapi⸗ der Wärmeverluſt ſetzt ein. Der Himmelskörper wird immer roter und hört ſchließlich als roter Zwerg auf zu leuchten. Was dann aus ihm wird, wiſſen wir nicht, weil wir ihn. nicht mehr ſehen können. Vor einigen Jahren fand man, daß der Begleiter des Sirius, ein kleines Sternchen nur von ſehr hoher Tempera⸗ tur, ſo ungeheuer ſchwer iſt, daß ein Fingerhut ſeiner Mate⸗ rie 35 Kg. wiegt. Dieſe weißen Zwerge, von denen man inzwiſchen mehrere gefunden hat, ſind nicht etwas aus un⸗ bekannten Elementen aufgebaut, ſondern hier iſt eine Atom⸗ zertrümmerung in ungeheurem Maßſtabe eingetreten. Die Materie beſteht nur noch aus den Atomkernen, die ſich ſehr viel dichter als auf der Erde zuſammenpacken laſſen, ſo daß ſchließlich, ſoweit man es überſehen kann, das Sternenleben mit dem Stadium des weißen Zwerges ein Ende gefunden hat. Merkwürdige Tatſachen am Sternenhimmel laſſen aber auch vermuten, daß die Himmelskörper häufig Entwicklun⸗ gen ungeheuer raſch durchlaufen, manchmal ſogar explo⸗ ſionsartig, denn ſonſt könnten nicht plötzlich neue Sterne am Himmel aufleuchten. Eines iſt gewiß, die Entwicklung im Kosmos iſt nicht ſo einfach, wie man früher angenommen hat und die Aſtrono⸗ mie nicht in der Lage, beſtimmte und richtige Angaben dar⸗ über zu machen. Es iſt auch ſehr wahrſcheinlich, daß mit den beſten Methoden der Wiſſenſchaft man in Zukunft nur Nähe⸗ res über das Leben der Weltkörper erfahren wird, während Anfang und Ende immer im ewigen Dunkel bleiben werden. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Donnerstag, 13. Juni: Miete D 27, Sondermiete D 14 und für die RS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 1385 und für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 53. Der Kaiſer und der Löwe. Schauspiel von Walter Erich Schäfer. Anfang 19.30, Ende nach 22.15 Uhr. Freitag, 14. Juni: Miete E 25, Sondermiete E 122 Die Walküre von Richard Wagner. Anfang 19, Ende etwa 23.30 Uhr. Samstag, 15. Juni: Miete A 26, Sondermiete A 135 und für die NeS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 134 bis 135, 291 und für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigs⸗ hafen, Abt. 491 bis 492: In neuer Inszenierung: Maß für Maß. Komödie von Shakeſpeare. Anfang 20, Ende Verſammlungs⸗Kalender. BM. u. JM. Heute 8 Uhr Scharabend im„Deutſchen Hof“ Papier und Bleiſtift mitbringen. Achtung, Pundw¾irte! Am Samstag, 15. bis einſchließlich Montag, 17. Juni, iſt der Waſen weg für jeden Verkehr(auch für Fuß⸗ gänger und Radfahrer) geſperrt. Orts bauernſchaft. 8 8 - vu fu. Frühlings⸗Suppentopf mit Fleiſchklößchen.(Für 4 Perſonen). J½ Pfund Spargel, 1 pfund Erbſen, ſ/ pfund Karotten, 4 Stück Kohlrabi, 2 Eßlöffel Butter, 1½¼ Liter Fleiſchbrühe aus 4 Maggi's Fleiſchbrühwürfeln. Das Gemlülſe ſauber putzen, Karotten und Kohlrabö in feine Stifte ſchneiden, die Butter zugeben und in 1 ½¼ Liter Waſſer garkochen. Etwas Brühe abſchöpfen, Maggi's Fleiſchbrühwürfel darin auflöſen, dieſe zum Gemüſe gießen und alles garkochen. Das Fleiſch mit der Semmel und mit allen Gewürzen gut vermengen, kleine Klöße daraus formen und 10 Minuten in dem Gericht ziehen laſſen.— Nach Belieben einige Salzkartoffeln als Beigabe. 0h Fische( Al- Und berhauf von Grundbesitz, Häusern und Bauplätzen. Georg Röser Immobilien(R. D. NI.) Größtes Fachgeschäft am Platze. Iutfertrog aus Ton, glaſiert, zu verkaufen. liefert Neckarbote- Druckerei. Zur jetzigen Bedarfszeit empfehle: drasmäher Hack-Pflioe udw·. Dochbuhler. etwa 22.30 Uhr. 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Einige Wochen gingen noch hin, in denen Tante Guſtel, die ſcharfſinnige, kluge und mütterliche Beobachterin, ſich ihr Teil dachte und ihr Päck⸗ chen Sorgen machte, wie ſich alles wieder einrenken würde. Denn ſie beſaß die beſondere und vor allem gutherzigen Frauen eigene Fähigkeit, zu mildern, auszugleichen, Ge⸗ genſätze zu überbrücken So hatte ſie ſchon manchen Zu⸗ ſammenprall verhindert, manche Gefahr, die den Frieden der Familie bedroht, ſchon im Keim erſtickt. Die beiden Mädchen wußten das genau und vergalten es ihr mit einer Freundſchaft, die das ſeit der Flucht des Sohnes recht vereinſamte Herz Tante Guſtels wohltuend berührte. Manchmal nur kam es zu kleinen freundſchaftlichen Auseinanderſetzungen zwiſchen den Schweſtern. Dann warnte die erfahrenere, wenn auch jüngere Suſanne ihre ältere Schweſter— und Ceſſi hinwiederum hielt es für nötig, Suſanne klar zu machen, daß ihre Flatterhaftigkeit gefährlich werden könne. „Du irrſt bedeutend, meine Teure,“ wehrte dann Su⸗ ſanne ab,„wenn du annimmſt, ich flattere. Ich bin ſogar gründlich bemüht, mir praktiſche Lebensweisheit anzu⸗ eignen.. „Praktiſche Lebensweisheit,“ wiederholte Ceſſi. gezeichnet. Aber ſprich nur weiter.“ „Bitte unterbrich mich in meinen lichtvollen Ausfüh⸗ rungen nicht. Alſo? e Lebensweisheit anzueignen, ohne an Leib und Seele Schaden zu nehmen. Ich will dir einmal den Unterſchied zwiſchen uns beiden erklären: Du biſt zuerſt Weib, fühlendes ſehnſüchtiges, liebendes Weib“ „Bitte keinen Film!“ „Du ſprichſt jetzt immer verdächtig viel vom Film. Du beunruhigſt mich.— Liebendes Weib, ſagte ich, biſt du, und dann erſt— Menſch. Siehſt du, bei mir iſtes umge⸗ lehrt; zuerſt bin ich Menſch. Ich guck' mir die Welt mit offenen Augen an ſuch' mir Kameraden, ob Mann, ob Weib, wo ſie zu haben ſind, und ergattere ſo viel vom Vergnügen und ſo viel vom Ernſt des Lebens, wie es mir behagt. Weib, junges Mädel oder verliebte Katze— weißt du, die Ferne macht die Berge blau und die Hoffnung rie⸗ ſengroß. Is nich. Vielleicht ſpäter mal, wenn's wieder ſo trifft— bis jetzt war ich klüger als die andern.“ „Kameraden, ob Mann, ob Weib,“ lächelte Ceſſi.„Du prichſt fabelhaft. Aber du leugneſt doch nicht, daß du dich nur mit Herren triffſt und immer mit andern— alles er⸗ zählſt du mir ja nicht— und das von allen deinen Aus⸗ 0 reden, Freundin und ſo, nicht eine einzige ſtimmt.“ „Aus⸗ (Nachdruck verboten.) „Leugnen?— Wenn ich dir in manchen Dingen viel⸗ leicht auch unklar ſcheine, aber ſchwindeln, nö, das ge⸗ hört nicht zu meinen mädchenhaften Leidenſchaften. Na⸗ türlich treff ich mich mit Männern. Nur mit Männern. Was ſoll ich mit Frauen? Von denen kann ich nichts mehr lernen.— Findeſt du etwas dabei? Ich nicht. Einer iſt zum Beiſpiel Boxer. Warum ſoll ich keinen Boxer ken⸗ nen? Einer iſt Inſpizient. Weißt du ſo hinter den Kuliſ⸗ ſen des Theaters— der die Schauspieler immer raus⸗ ſchickt, wenn ſie auftreten müſſen— ja, ja, ich hab's auch mit der Kunſt, wenn auch nicht ſo innig wie du!“ „Bitte, kümmere dich um den Balken in deinem Auge.“ „Nur Splitter, nur Splitter, mein Kind.— Einer iſt in Gelehrter, einer Flieger, mit einem tanz' ich— du Satte bin vollauf beſchäftigt— aber nur Splitter, nur plitter.“ „Du, wenn man ſich ſo viel zerſplittert, langt's nach⸗ her nicht mehr zu dem Aſt, auf dem man ſitzen möchte.“ „Das laß man meine Sorge ſein. Hauptſache: Kopf klar, Herz rein, f 975 offen— und beizeiten gebremſt. Aber das iſt mein Rezept. Deines muß du dir ſelber machen. Eines ſchickt ſich nicht für alle.“ * Wie es geſchah, war hinterher eigentlich allen nicht recht klar. Ein Wort bei Tiſch gab das andere— und auf einmal ſprach man von Deſider von Sanders. „Es iſt mir ſehr aufgefallen, daß er ſich plötzlich bei mir nicht mehr ſehen läßt. Früher kam er alle Augenblick — Aufnahmen oder Entwickeln— haſt du dich etwa mit ihm gezankt, Ceſſi?“ verließ Hermann Moeller ganz plötz⸗ lich ſeinen Beobachtungspoſten. Ceſſi war ſo überrumpelt, daß ſte Susanne leid tat. „Ceſſi und zanken?— Anmöglicher Begriff!“ kam ſie der Schweſter zu Hilfe. i a Aber Hermann Moellers Blick beſaß die Beharrlichkeit eines Dackels vorm Fuchsloch. „Ich— nein— warum ſollte ich—?“ ſtotterte Ceſſi endlich. Peinlich— dieſe Röte— daß man das nicht unter⸗ drücken konnte „Du haſt ihn gar nicht inzwiſchen geſehen?“ Suſanne ſah den Vater groß und mißbilligend an. Das war wahrhaftig ein Vorſtoß, wie er früher zu Zeiten un⸗ beſchränkter väterlicher Gewalt gang und gäbe war. Eine Ahnung ſtieg in ihr auf, wie die Frageſtellung des Va⸗ ters ausfallen müßte, wenn ſie einmal an die Reihe kam. 5 ſo auf den Mund gefallen wie Ceſſi war ſie Rich! „Wo und wann denn?“ ſekundierte ſie keck, mit höchſt erſtauntem Geſicht.„Ceſſt? Die gar nicht rauskommt aus Suſanne, möchte ich e zuſammen un von Ceſſi zu Suſanne. dem Bau? Die in der Wirtſchaft ertrinkt? Und ſich tot⸗ arbeitet im Atelier? Dies Hauspuſſelchen? Na, hör mal, Papa!“ Gott ſei Dank, daß ſie nicht für ſich von der reinen und unbeſtechlichen Wahrheit ſo abzuirren brauchte— „wenn du mich noch gefragt hätteſt!“ Peng. Beinah. 5 Aber Ceſſi war noch immer das arme Füchschen im u. Hermann Moeller ließ nicht locker. 5 „Früher bliebſt du allerdings jeden Nachmittag zu Haus. Herr Scharffenſtein fragte auch ſchon nach dir— er war zweimal in der vorigen Woche hier.“ Susanne klirrte das Beſteck auf den Teller. „Ach darum!“ Ein hörbarer, erleichterter Seufzer— ſie begriff; Ceſſi noch lange nicht. „Na, Papa— wenn der Raubritter es auf Ceſſi abge⸗ ſehen hat, dann kann er doch ſchließlich etwas für ſeine Zukünftige tun!“ vSuſanne!“ Sehr ſcharf. milder. 900 25 90 110 9.5 bei 1 0 u 51 pa?“ rmloſes Jungmädchengeſicht.„Der aubrit⸗ ter?“ Ich meine nur. Er hat doch faber mal erzählt, daß er in ſeiner Familie auch einmal einen Raubritter ge⸗ habt hat— ſo vor ein paar hundert Jahren, als die Welt noch wild war— und als die Scharffenſteins noch von! hießen.— Oder die Zukünftige'?“ „Suſanne, ich ſpreche mit Eeſſi, nicht mit „Gewiß, Papa, ich meine auch nur: daß der Raubrit⸗ ter um unſere Ceſſi rum iſt, das hab ich nicht erſt ſeit geſtern gemerkt.“ „Davon müßte ich denn doch auch etwas wiſſen,“ fiel Ceſſi lachend ein. Endlich hatte ſie ſich wieder; Suſannes Blick blitzte ihr aufmunternd entgegen. „Das Geſpräch hat ſich doch einem Thema zugewandt, das ich durchaus nicht zu beſprechen beabſichtigte; wenig⸗ ſtens nicht in der— taktloſen Weiſe, in der du es tuſt, Suſe,“ erwiderte Herr Moeller gereizt. „Ach, laß doch, Suſe,“ begütigte Ceſſt großmütig.„Herr Scharffenſtein denkt ſicherlich gar nicht an mich— und of⸗ fengeſtanden, ich auch nicht an ihn!“ ich finde es ſehr ungehörig, daß ein junges Mädchen ſich über ſolche e Dinge ſo— leichtfertig hin⸗ Schneſſen gab Hermann Moeller ärgerlich zurück.„Herr Scharffenſtein iſt ein Mann in den beſten Hen »Achtunddreißig— Beamter— Stadtinſpektor, glaub ich— mit Penſion— immerhin,“ überlegte Suſanne. „Dieſe Nüchternheit,“ entrüſtete 519 e Moeller. Er erhob ſich und ſchob ſeinen Stu J hörbar zurück. „Es gibt 9 75 die einem reifen Menſchen 5 wertvoll und zu ernſt ſind, um mit jungen Mädchen darüber zu tändeln!“ „Jaja, Papa „Ceſſi, dieſes alles war durchaus noch nicht ſpruchreif; es tut mir— ich ſpreche in vollem Ernſt— ſehr leid, daß eine Angelegenheit, die. Natur iſt, auf dieſe oberflächliche Weiſe verhandelt wird. Am beſten ver⸗ 9 5 du, was in dieſer Viertelſtunde geſprochen worden iſt. enn es ſich ſpäter einmal wieder ſo fügt— nein, ſpäter bleibe ſpäter; man 925 nicht vorgreifen. Dir aber, liebe och ſagen: ein bißchen weniger wäre „Dunkel wie die Pythia,. Sie ie auf den Mund und elite Fehn A. e Hermann Moeller erwiderte nichts wiſſer er ging in 115 Refugium, ins Herren immer; gewiſſermaßen eine 0 1 vor der e Brandung der „Aff!“ fächelte Suſanne ſich Luft u.„And den dämo⸗ nischen Diſebee hat 0 N 8 5 Tante. erhob ſich ebenfalls; „Jetzt iſt's genug.“ Etwas e ſetzte die Teller ſah ſchweigend von Suſanne zu Ceſſi und „Kinder,“ ſagte ſie dann freundlich und mit einer lei⸗ ſen, lieben 8 ung,„Vater bleibt Vater. Und Vater meint's gut. Und wer's gut meint, dem ſollte man nicht vor den Kopf ſtoßen. Denn wem man vor den Kopf stößt. l 2 r 517. der verliert ihn ſchließlich!“ lachte Suſanne und gab ihr einen Kuß auf die Wange. dem ſtößt man auch vors Herz— und das tut s weh,“ vollendete ſie ſtill. 3. Kapitel. Der Juli leuchtete, wie nur ein Juli leuchten kann. s Suſanne verſpürte ihn im Blut, lachte das Leben aus ſehr großen und blauen Augen an und traf ſich mit einem Herrn. und Bibliothekars, dreiundreißig, blond, hager kurzſichtig, aber noch nie ſo heftig— in die hübſche, geſcheite Suſanne verliebt. „Wo haſt du den denn aufgegabelt?“ fragte Ceſſi 3 lachend als die Schweſter ihr eines Tages von ſeinen Ei⸗ genſchaften erzählte. „Gegabelt iſt kein Ausdruck. Strümpfe habe ich ihm verkauft, Er iſt in meinen Laden geraten wie ein Kroko⸗ dil ins Porzellan.— Seine Tante, ich meine, der Mann ſeiner Tante hat ein Geſchäftshaus en gros et en detail und ſie iſt Weltdame und hat das Anglückswurm beauf⸗ tragt mit dieſem Einkauf. Dabei ſah ich ihn. Er mich ſehn und— etc Siehſte, ſowas paſſiert einem!“ Doktor Holzenbrandt brannte lichterloh. Einmal er⸗ gatterte er ein Stelldichein und ſie verſetzte ihn. Ein zwei⸗ 1 traf ſie ihn im Kaffee und brachte eine Freundin mit. Dies war das drittemal. Er ſah ſie allein kommen. Er hatte nie gewußt. daß ein menſchliches Herz ſo heftig zu chlagen vermochte. 0 bin Ihnen ſehr dankbar, mein Fräulein.“ „Ich Ihnen gar nicht! Ich ſäß lieber irgendwo im Grü⸗ nen und tränke Eiskaffee,“ ſeufzte Suſanne. „Nun, wenn Sie es wünſchen, könnten wir doch unſern Muſeumsbeſuch aufgeben und Eiskaffee—“ „Nein, nein, es iſt beſſer, ich gehe mit Ihnen ins Mu⸗ ſeum,“ beſtimmte Suſanne.„Da iſt es ja ſchließlich auch 8 5 man ſoll den Feind ſchlagen, wo man ihn indet.“ „Den Feind— ſchlagen?“ „Oh, das iſt nur ſo eine Redensart, wiſſen Sie. Ich be⸗ trachte alles was ich nicht verſtehe, mit nicht grad freund⸗ ſchaftlichen Augen und hab erſt Ruh, wenn mein Niſchel es be agel at.“ „Ni—ſchel?“ „Sprich: Kopf. Hirn. Verſtehſtemich.“ „Berolinismen,“ lächelte nachſichtig Doktor Holzen⸗ brandt.„Hier ſind wir am Luſtgarten.“ „„Luſtgarten— ich hör immer: Luſtgarten— ich wünſchte, die Sonne ſchiene ein bißchen weniger luſtig und es gäbe Fürſt Pückler!“ Der Bibliophile witterte Morgenluft. Er ſchnupperte nach der Nationalgalerie und dem Alten Muſeum hin⸗ über wie ein edles Roß in der Wüſte nach dem Waſſer. Inſofern blieb er, was er war. Sonſt hatte Suſanne alle ſeine Gefühle mit Beſchlag belegt. Suſanne ergab ſich mehr aufgeweckt, bildungshungrig und witzbereit als beſonders erbaut, ſeiner Führung und wanderte durch alle Säle, die ihn anzogen. Wo es griechi⸗ ſche Skripturen, aramäiſche Briefe, Hieroglyphen und der⸗ gleichen zu ſehen gab, wurde Doktor Holzenbrandt zum Standbild. Suſanne entwickelte dann eine un 2950 Geduld, wenn er ſeinen Mund auftat und zum Quell der Weisheit wurde. a Wiſſen war not. Wiſſen gab Gewandtheit, Umſicht, vermittelte ein umfaſſendes Weltbild und ſchließlich: nack⸗ ten Gewinn. Wenigſtens, wenn es ſo verwertet wurde, wie Suſanne gewohnt war, es zu tun. Welch einen Eindruck mußte es machen, wenn ſie Ber⸗ beritzer, dem kleinen Hugo Berberitzer, auf einer Motor⸗ radfahrt durch den Grunewald von ihren geiſtigen Errun⸗ genſchaften aus Etruskien oder Theſſalien erzählte! Was dann kam, fand ſie weniger ſchön. Doktor Holzenbrandt war des Treibens müde und ſetzte ſich mit ihr auf eine rote Samtbank inmitten der weiten Hallen. 1155 rote Samtbank war ſehr einſam und ein Aufſeher hüſtelte nur an der nächſten Tür. 5 8 i 8 Dieſer Herr hieß Doktor Holzenbrandt, war ſeines b Zeichens Bibliophile, Sohn 1 begüterten Antiquars (Fortſetzung folgt.) 5 1 2 2 2 F S A 3 und tut a Beppo Erzählung von Eva von Uechtritz. Daß der dicke Herr Meyer ſo ruhig mit ſeinen dicken Brillantringen und den nicht weniger ſchweren Juwelen ſeiner beleibten Gattin im D⸗Zuge München⸗Berlin ſitzen kann, verdankt er allein der Tatſache daß Beppo ſo ver⸗ liebt in die blonde Signora aus Nr. 11 war. Aber weder der Geſchäftsführer vom Splendid⸗Hotel noch Herr Meyer ſelbſt ahnen etwas davon. And Beppo und die anderen, die es angeht werden ſich ja hüten, den Mund aufzutun. 5 Alſo ich ſtelle Ihnen vor: Beppo, klein, ſchwarz, kraus⸗ haarig, mit großen ſchwarzen Augen in einem blaſſen Ge⸗ ſichtchen, in einer kaffebraunen Livree ſteckend, Boy im Splendid⸗Hotel. Oh, das iſt ein ſehr wichtiger Poſten, denn Beppo iſt die Perſönlichkeit in dem großen Hotel⸗ betrieb, die immer an allem ſchuld iſt. Seine Kollegen Mario, Benito und die anderen kennen ſeine Ausnahme⸗ ſtellung und laſſen auch keine Gelegenheit vorüber, ihre kleinen oder größeren Miſſetaten auf Beppo zu ſchieben. Aber daran iſt er letzten Endes ſelbſt ſchuld. Ich bitte Sie, wie kann man auch ſo furchtbar unſchuldig und geduldig mit ſeinen ſchwarzen Augen in die Weltgeſchichte hinein⸗ ſchauen wenn man 16 Jahre alt iſt. Dazu kommt, daß der Herr Geſchäftsführer ihn aus irgendeinem Grunde nicht 1 8 kann— vielleicht gefällt ihm Beppos kleine Naſe nicht. Aber Beppo nimmt alles, die täglichen Anranzer, die Knüffe, das wenige Eſſen, mit einer ſtoiſchen Ruhe hin. Beſonders, ſeit die blonde Signora in Nr. 11 wohnte. Schon am erſten Tage, als er ihre Koffer in den Lift ſtellte, fühlte er ſich plötzlich ſo glücklich in ſeiner braunen Livree, wie noch nie, ſeit er eine ausſichtsreiche Stellung angetreten hatte. Die fremde Signora war aber wirklich ſehr ſchön. Eigentlich zu ſchön, ſo darf man von rechtswegen nur in Romanen oder Tonfilmen ausſehen. Der dicke Herr Meyer fand das auch und ſeine 7 war nicht gerade e von dieſer Tatſache. ie Signora war allein gekommen und bald hatte ſi allerlei Bekanntſchaften gemacht. Man weiß nicht, wie das kommt, ſogar die weiblichen Gäſte des Hotels empfan⸗ den manchmal etwas wie Sympathie für die ſchlanke blonde Frau, die mit einer unerhörten Grazie durch die Halle ſchritt. Zu dem Kreis, der ſich bald um ſie gebildet hatte, gehörten auch der Herr Fabrikant Meyer aus Berlin mit Frau Gemahlin, letztere nur gezwungenermaßen, wenn ſie es ſich auch nicht merken ließ und bei jeder Gelegenheit flrie grobe Zuneigung für die ſchöne Frau offen demon⸗ rierte. Aber Beppo, Beppo war den blauen Augen der blon⸗ den Signora reſtlos verfallen. Zu ſeiner Schande muß es geſagt ſein: Beppo vernachläſſigte ſeinen Dienſt. Der Herr aus Nr. 10, der den Vorzug hatte, neben der ſchönen Fremden zu wohnen, und den er darum auch gar nicht lei⸗ den mochte, mußte ſich, wenn er in der Halle ſaß, ſeine Zi⸗ garette allein anzünden. Denn der unaufmerkſame Beppo mußte ſeine Angebetete aus der Ferne verzückt anſtarren, wie ſie mit einer läſſigen, grazibſen Nonchalance in ihrem Seſſel lehnte. 8 Beppo war auch gar nicht damit einverſtanden, daß „La bella“ ſo viel mit ihrem Zimmernachbar ſich unter⸗ hielt, wenn ſie mit ihm allein in der Halle ſaß; waren die anderen dabei, ließ ſie ihn ziemlich links liegen. Das kam Beppo verdächtig vor: es muß geſagt ſein: Beppo war eiferſüchtig. N ö i „La bella“ verſtand es, die Leute zu unterhalten. Der Manager vom Splendid konnte ihr eigentlich dankbar ſein Mit Hilfe des Herrn Meyer, der zum großen Aerger ſeiner Gattin immer dienſteifrig um ſie herumwimmelte, arrangierte ſie Geſellſchaftsfahrten. Dampferpartien und dergleichen. Auch auf dem Gartenfeſt, das vom Hotel ver⸗ anſtaltet wurde, bildete ſtie den Mittel⸗ und Höhepunkt. Gleichzeitig war das Feſt auch die Abſchiedsfeierlichkeit für ſie, die am nächſten Tage abreiſen wollte, Herr Meyer und ſeine Frau hatten ebenfalls ihre Zimmer für den fol⸗ genden Tag gekündigt. Beppo war überglücklich. Er hatte bei der Feſtlichkeit in der Nähe ſeiner Angebeteten Signora zu tun und da⸗ bei immer Gelegenheit, ſie zu ſehen. Und Beppo hatte noch einen anderen Plan. Gott weiß, wie der in ſein Kin⸗ derköpfchen hereingekommen war, und was ihm den Mut gab, ihn zur Ausführung zu bringen. Daß Beppo dichtete, wußten manche vom Perſonal. Und er hatte infolgedeſſen auch genügend unter ihrem Spott zu leiden. Beppo hatte nun ein ſchönes Gedicht für die fremde Frau gemacht und wollte es ihr an dieſem Abend mit einem Blumenſtrauß vor ihre Zimmertür le⸗ gen. Er war ſehr aufgeregt. Lange nach Mitternacht, es dämmerte ſchon, ging die Signora in ihr Zimmer. Ihr Nachbar blieb noch eine Weile und verſchwand dann auch. Viele der Gäſte hatten ſich chon zurückgezogen. Nur Herr Meyer ſaß mit einigen trinkfeſten Herren noch immer im Garten, während ſeine Frau mit einigen anderen Damen in einer Ecke auch um dieſe Tageszet ihre unvermeidliche Partie Bridge ſpielte. Die Kellner hatten ſich bis auf wenige auch ſchon zu⸗ 1 und der Oberkellner ſchicte auch Beppo zu ett. a Jetzt war ſein großer Augenblick gekommen. Er lief hinab in ſein Zimmerchen, das im Souterrain lag und das er mit noch zwei anderen zu teilen hatte. Aus der Tiefe ſeines Schrankes holte er die Blumen hervor, die er darin vor den neugierigen Augen ſeiner Kollegen ver⸗ borgen hatte. Er ſah ſie prüfend an. Ein bißchen zerdrückt ſahen ſie zwar ſchon aus, aber Beppo hatte keine anderen und wollte ſie trotzdem vor der Tür der ſchönen Frau nie⸗ . f s eiſe auf den Zehenſpitzen ſchlich er ſich die Treppe hinauf, und ſah ſich ängſtlich dabei um, ob auch niemand ihn ſehen konnte, Als er auf dem Flur angekommen war, an dem ihr Zimmer lag, drückte er ſich plötzlich an die Wand um nicht geſehen zu werden. Schritte kamen den Gang entlang: die Signora und ihr Nachbar. Er hörte wie die fremde Frau ſagte:„Ach wo, die ſind jetzt unten noch beſchäftigt—— die Ringe liegen in einer Kaſſette im linken Nachttiſch. Das Geld zu unterſt im Koffer. Wenn du dich beeilſt, kannſt du auch das noch kriegen. Ich werde aufpaſſen. Wenn ich ſie kommen höre, werde ich ſie ſehr laut begrüßen.“ Beppos Kinderaugen weiteten ſich unnatürlich. Plötz⸗ lich ſchoß er aus ſeiner Ecke hervor und auf die Signora zu:„Nein“, ſchrie er, daß es den leeren Gang entlang⸗ hallte,„das dürfen Sie nicht, Sie nicht, gerade Sie, oh mein Gott, warum denn Sie gerade!“ Die blonde Frau ſah ihn mit einem Blick an, wie er 15 geglaubt hatte, daß ihre ſanften blauen Augen blicken onnten. „Biſt du ſtill, dummer Bengel“ ziſchte ihr Begleiter ihn wütend an und verſuchte, den Jungen beiſeite zu ſchie⸗ ben. Aber der ſchlug nach ihm und ſchrie mit gellender Stimme:„Laſſen Sie mich, Sie ſind an allem ſchuld, la bella würde es alleine nicht tun.“ 8 Seine Stimme hatte die Gäſte aus dem Garten her⸗ aufgelockt und der Geſchäftsführer erſchien. Beppo ſtand ſtumm mit zuſammengekniffenen Lippen an der Wand. Die Signora lachte. 5 „Ihr kleiner Boy iſt jedenfalls etwas überarbeitet,“ ſagte ſie lächelnd, und ſtrich Beppo über das Haar. Er hat ſich auf dem dunklen Korridor ſo erſchreckt, als er uns ſah. — Wir wollten noch einmal zu den anderen herunter⸗ kommen.—“ i 3 Am anderen fende fuhr Herr Meyer im Vollbeſitze einer Wesegegenſtän e nach Hauſe. Gute Reiſe, Herr eher! i i 8 5353 . m* n hier wird gelacht! Frau Mufika im Witz. Ein Konzert auf drei Klavieren in einem kleinen Ort war angekündigt. Es waren drei Klaviere, die weiß Gott nicht mehr Muſter ihrer Gattung waren. Drei Leute waren in dem Konzert. Einer ging nach dem erſten Stück, der andere hörte das halbe Programm, und nur der letzte harrte bis zum Ende aus. a Einer der in weiteſten Kreiſen unbekannten Virxtuoſen, bei dem die Ruhmbegierde größer war als das Können, wandte ſich nach Schluß an dieſen letzten Gaſt. Sie intereſſteren ſich für unſere Muſik?“ „Nein,“ ſagte der Mann,„gar nicht.“ i „Wofür denn?“ 8 „Wie die drei Klavier.“ „Wieſo?“ 8 „Ich bin Brennholzhändler.“ * Der Dirigent des Theaterchens in N. war ein Mann, der e verlangte. Auch wenn ein Orcheſtermuſiker keinen Ton zu blaſen hatte, mußte er da ſein. Eines Ta⸗ ges hatte der Baßgeiger keinen Ton zu ſtreichen. Er wollte aber feiern und bat daher einen Bekannten, der ihm ſehr ähnlich ſah, ſeinen Platz im Orcheſter auszufüllen. Der Bekannte war einverſtanden, und am Abend ſaß er am Platz des Fehlenden. An dieſem Abend paſſierte dem Dirigenten ein Mißgeſchick. Ihm fiel der Dirigentenſtab aus der Hand, ſauſte im Schwung in den Orcheſterraum und traf den Vertreter an der Wange. Da ging die Wut mit dieſem durch. „Sie,“ rief er empört,„wenn es auch ein kleiner Be⸗ rug iſt, darum brauchen Sie doch nicht gleich zu ſchlagen!“ * „Ich habe eine Kompoſition verfaßt, die ich nicht unter meinem Namen veröffentlichen möchte. Weißt du nicht ein paſſendes Pſeudonym für mich?“ „Zeig mal die Kompoſition her.“ Der Freund übergibt das Blatt, es wird geprüft, und der Ratgeber meint: „Jawohl ich habe ein fabelhaftes Pſeudonym für dich.“ „Und zwar?“ i „Wolfgang Amadeus Mozart.“ * „Gehen Sie gern in Konzerte?“ „Freilich, meine Frau liebt Muſik.“ 1 7 5 8 „„Ich gehe gern mit, wenn meine Frau Muſik hört, ſpricht ſie nich.“ 8 2 Der Phlegmatiket. f „Geſtern habe ich mit meiner Frau einen Ausflug gemacht.“ „Reizend wohin denn?“ „Von der Veranda in den Garten.“ Beim Doktor. „Sie werden eine Waſſerkur machen müſſen.“ „Mit oder ohne Rum, Herr Doktor.“ Veränderung. „Ich finde, Minna iſt recht ledern geworden.“ „Sie färbt von ihrem Mann ab, ſie hat einen Gerber ge⸗ heiratet.“ Antiquar. „Dieſer Handgranatenſtiel hat Seltenheitswert, er ſtammt von den Römern.“ „Sind Sie wahnſinnig? Die Römer hatten ja noch gar keine Handgranaten.“ „Warum wahnſinnig? Das iſt doch eben das Seltene.“ Edelmetall. 6 815 roſtet nicht. Wer kann Beiſpiele nennen?“ „Go 55 „Richtig.“ „Fu ric 5 „Auch richtig.“ i „Und du, Fritzchen?“ „Alte Liebe.“ Reiſe. „Wohin fahren Sie?“ „Zum Treffpunkt der Sachſen.“ „Intereſſant, wohin denn?“ „Nu, nach Dresden.“ * Er:„Hör mal, Kindchen! Für nächſten Sonntag habe ich ein paar Herren eingeladen, einige Freunde, weißt du, aus meiner Junggeſellenzeit. Da wirſt du uns mal etwas gang 18 zum Abendbrot auftragen, ja!“— Gewiß, Herbert! in einem recht hübſchen, neuen Kleid!“ i Un „Sie treiben auch Sport Herr 0— Natürlich, man muß doch etwas für ſeine Geſundheit tun.“— Und was treiben Sie?“—„Ich ſammle Briefmarken.“ 22 ** 5* 5 eee . Wörterkranz. Um jede der zehn Ziffern herum iſt ein ſechsbuchſtabiges Wort der unten angegebenen Bedeutung und Dreh⸗ richtung aufzubauen; das Anfangsfeld wird durch einen der um die erſte Zif⸗ fer herum angegebenen Buchſtaben a, b, c. d, e oder f beſtimmt und iſt ent⸗ ſprechend dieſem Schema zu wählen. 1. Von e aus linksherum: Trink⸗ gefäß; 2. von b aus linksherum: Schmelzpfanne; 3. von d aus rechts⸗ herum: romantiſcher Männername, 4. von e aus linksherum: griechiſche Halbgottheit; 5. von a aus rechtsher⸗ um: Hauptſtadt von Colorado, 6. von e aus rechtsherum: Küchengewächs; 7. von a aus linksherum: kleinaſia⸗ tiſche Hauptſtadt; 8. von f aus rechts⸗ herum deutſcher Dichter; 9. von a aus linksherum: mittelalterliche Bezeich⸗ nung für Liebhaber; 10. von a aus rechtsherum: einheimiſcher Vogel. Auflöſung aus letzter Nummer. Kettenringrätſel: Aeußerer Ring: Helm, Mull, Liſt, Tank, Kiew, Werk, Kant, Trio, Ofen, Nora, Arad, Dach.— Mittlerer Ring: Pat, Tip, pur, Raa, Ahn, neu, Ufa, Ara, Alb, Boa, Alk, Kap.— Speichen: Hapag, Meter, Lepra, Tarif, Kranz. Winde, Krupp, Tramp, Orale, Nebel, Amati, Dekan= Innerer Ring: Graf Zeppelin. i F