g. Blatt zu Wr. 139 Frankfurt vom Führer dazu beſtimmt.— Jeſtzug und Kundgebung auf dem Sporffeld. Frankfurt a. M., 17. Juni. Einen Glanzpunkt des Reichshandwerkertages 1935 bil⸗ dete der Feſtzug des deutſchen Handwerks. Auf künſtleriſch geſchmückten Feſtwagen führten die einzelnen Handwerks⸗ zweige Symbole ihrer Arbeit mit. Dazwiſchen waren Trach⸗ kengruppen der verſchiedenen Gaue zu ſehen. Es gibt wohl keinen Handwerkszweig, der nicht im Feſtzug vertreten war. Meiſter, Geſellen und Lehrlinge hatten ihren ganzen Eifer daran geſetzt, die Feſtwagen zu einer bedeutſamen hand⸗ werklichen Werbeaktion zu geſtalten. Der Feſtzug nahm ſein Ende auf dem Sportfeld, wo ſich das weite Feld zu der großen Kundgebung gefüllt hatte. Ein Wald von Fahnen der Parteigliederungen und der einzelnen Handwerkszweige gab der großen Heer⸗ ſchau des deutſchen Handwerks ein farbenfrohes Bild. Reichshandwerksmeiſter Schmidt gedachte der Toten des Weltkrieges, der Bewegung und der Toten von Reinsdorf und fuhr dann fort: Wir danken dem Führer und Volkskanzler dafür, daß die Idee ſeiner Bewegung es uns ermöglichte, das deutſche Handwerk auf dem Leiſtungs⸗ willen und im Gemeinſchaftsgeiſt neu aufzubauen. Wir danken dem Führer dafür, daß uns die verbrieften Rechte gegeben wurden, die uns mahnen und uns beſtimmen, unſere Pflicht zu erfüllen, damit im deutſchen Vaterland das deutſche Handwerk wieder blühe. Der Reichshandwerksführer verlas dann das Begrü⸗ ßungstelegramm des Führers an das deutſche Handwerk und teilte mit, daß es der Wunſch und der Wille des deut⸗ ſchen Handwerks ſei, alljährlich vor dem deutſchen Volke und vor unſerem Führer Rechenſchaft abzulegen. So werde allfährlich ein Handwerkertag ſtattfinden und es ſei der Wunſch und der Wille unſeres Führers, daß ſich dieſer Tag immer in der Stadt Frankfurt a. M. wiederhole. Reichshandwerksmeiſter Schmidt verlas dann das fol⸗ gende, beim Gauleiter und Reichsſtatthalter Sprenger ein⸗ gegangene Telegramm: „Führer und Keichskanzler iſt damit einverſtanden, daßßz die Stadt Frankfurt a. M. ſich künftig„Skadt des Deutſchen Handwerks“ nennt. Staatsſekretär und Chef der Reichskanzlei, Dr. Lammers.“ Dann fuhr der Reichshandwerksmeiſter fort: Ich erkläre hiermit kraft meines Amtes als Reichshandwerksmeiſter die alte, ruhmreiche Stadt Frankfurt a. M. zur Stadt des deut⸗ ſchen Handwerks. Mögen die damit gewordenen wechſel⸗ ſeitigen Beizehungen zum beſten unſeres Vaterlandes die⸗ nen, möge auch dieſe Bevorzugung Frankfurts allezeit ge⸗ rechtfertigt ſein. Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger erwähnte, daß vorher niemals Gelegenheit und Möglichkeit beſtand, die deutſchen Handwerker in ſolcher Zahl an einer Stelle zuſammenzubringen. Die nationalſozialiſtiſche Revo⸗ lution mußte erſt kommen, das Handwerk zuſammenzu⸗ ſchweißen. N Vor mehreren Jahrhunderten, in der Zeit der Blüte des deutſchen Handwerks, wurzelte die ſchöpferiſche Kraft der deutſchen Meiſter in der Gemeinſchaft der Fa⸗ milie. Lehrling, Geſelle und Meiſter bildeten eine Fami⸗ liengemeinſchaft. Die Perſonenausleſe war auch die Grundlage der ſchöpferiſchen Kraft des Hand⸗ werks. Wäre das Handwerk dem Ausleſeprozeß treu ge⸗ blieben, ſo wäre es nimmermehr ſo zerfallen, wie wir es erleben mußten. Der Gauleiter wies dann auf die profitgierigen Ele⸗ mente im Handel hin. Anſtelle des Austauſches habe der Handel allmählich das Prinzip des raſchen Umſatzes geſetzt mit der Parole: Verdienen! Der Abweg des deutſchen Hand⸗ werks ſei aber bedingt geweſen durch die politiſche Entwick⸗ lung. Die geſunden Kräfte des Volkes aber regten ſich in natürlichem Selbſterhaltungstrieb. Die Zeit war reif, die Vorſehung gab uns Adolf Hitler. Nun konnte auch das deut⸗ ſche Handwerk, auf ſeiner großen Tradition fußend, ſich neu entwickeln. Handwerk und Maſchinen ſind im nationalſozia⸗ liſtiſchen Deutſchland keine Gegenſätze mehr. Feſt gehören ſie zuſammen, feſt müſſen ſie zuſammenſtehen. Der heutige Reichshandwerkertag zeigt die Wiederher⸗ ſtellung der Gemeinſchaft der werkenden Renſchen. Mit der Aufwärktsentwicklung des geſamten Volkskums wird auch das deutſche Handwerk wieder goldenen Boden finden in dem Maße, in dem das deutſche Volk in ſeiner Geſamt⸗ heit wieder goldenen Boden gewinnk. Das iſt mein Wunſch für das deutſche Handwerk. Das iſt auch die Erkenntnis, die herausleuchtet aus der herr⸗ lichen handwerklichen Tradition der Stadt Frankfurt a. M. Dieſe Tradition zu bewahren, wird mir allezeit Ehrenpflicht ſein, auch als Gauehrenmeiſter des deutſchen Handwerks. Und wenn wir wieder ans Werk gehen, wollen wir. allezeit zu ſchaffen im Geiſte des Führers, im Geiſte Adolf Hitlers! 5 Nach dem Vortrag des Niederländiſchen Dankgebetes durch einen Rieſenchor von 6000 Handwerkerſängern führte Reichs organiſationsteiter Dr. Ley u. a. aus: Der Nationalſozialismus habe die Gegenſätze aus⸗ geglichen die man künſtlich geſchaffen habe zwiſchen Unter⸗ nehmer und Arbeitnehmer, zwiſchen den Bauern und den Städtern, zwiſchen Handwerk und Induſtrie. Denn jeder ſei der Meinung geweſen, daß er allein für ſeine eigenen In⸗ tereſſen wirken könne und müſſe. Auch der Nationalſozia⸗ lismus wiſſe, daß es Intereſſen gebe, er wiſſe, daß jeder geſunde Menſch das. Streben nach aufwärts und vorwärts habe und der Nationalſozialismus wolle dieſes Streben auch nicht unterdrücken. Im Gegenteil, der Nationalſozialismus erkläre, daß ein Volk, das dieſes Streben nicht habe, unter⸗ gehen müſſe, aber ebenſo erkläre er, die Intereſſen der Ge⸗ ſamtheit ſeien auch die Intereſſen des Einzelnen und die Summe der Intereſſen der Einzelnen mache das Intereſſe des Volkes aus. Es müſſe ſich jeder unter die Gemeinſchaft beugen, in der Erkenntnis, daß das zu ſeinem Nutzen ſei. Ein geſundes Volk müſſe Groß⸗, Mittel⸗ und Kleinbetriebe haben und die Krankheit eines Volkes beſtehe nicht darin, daß die Groß⸗ betriebe die Kleinbetriebe ausrotteten, ſondern die Krank⸗ heit liege in der politiſchen Haltung eines Volkes. Wenn die Politik wieder geſunde, könne auch die wirk⸗ ſchaftliche Kriſe überwunden werden und die Folge werde ſein, daß das Handwerk nicht nur geduldet ſei ſondern daß das Handwerk dann Kraft genug und Energie genug habe, in einem geſunden Staat ſich ſeinen Platz an der Sonne zu erobern.„Ihr ſeid nicht nur geduldet im Reiche Adolf Hitlers, ſondern Ihr habt Eueren Platz in Deutſchland und Ihr müßt dieſen Platz einnehmen, nichk nur um Euer ſelbſt willen, ſondern um Deutſchlands willen. Seid ein Vorbild in der Gemeinſchaft, Ihr ſeid eine Familie. Meiſter, Geſelle und Lehrling verbindet eine Schickſalsgemeinſchaft. Ich weiß, es wird noch lange dauern, bis das alles erreicht iſt. Wir werden aber nicht eher ruhen, bis das deutſche Handwerk wirklich wieder das Vorbild der Gemeinſchaft geworden iſt. Deshalb hoffe ich, daß die Betriebsgemeinſchaft Handwerk die erſte ſein wird, die die Verbindung gewerbliche Wirtſchaft und Arbeitsfront am klarſten verkörpert. Wenn ſich der Reichswirtſchaftsminiſter, Präſident Schacht, zu der Arbeitsfront und auch zu mir per⸗ ſönlich bekannte, ſo bekenne ich mich zu ihm und zu ſeinem Wollen. Weiter ſeid ein Vorbild für eine neue Ge⸗ ſellſchaftsordnung. Lehrling, Geſelle und Meiſter, dieſer Dreiklang muß wieder Einkehr halten in unſerer Ge⸗ ſellſchaft. Wer die Weiheſtunde in der Paulskirche miterleben durfte, wird begreifen, daß das Leben mehr als Lohn, als Dividende, als Profit, als Geld und Geldeswert iſt, der wird begreifen, daß das Leben etwas Geheimnisvolles in ſich birgt: die Seele des Menſchen. Und deshalb müſſen wir um Euretwillen, um des Volkes willen dem Arbeiter dieſe ſeine Seele zurückgeben, und ſeiner Arbeit einen Rhythmus und ein neues Brauchtum geben, damit er glücklich werde. Dann birgt die Jukunft für uns keinen Schatken mehr. Unter Schickſal liegt in Adolf Hitlers Händen. Adolf Hit⸗ ler, wir folgen Dir. Erhebt die Fahnen, Deukſchland iſt Hit⸗ ler und Hitler iſt Deutſchland! Adolf Hitler, unſer Führer, Siegheil!“ Preſſe und Handwerk Hauptſchriftleiter Walter Schulz überbrachte im Auf⸗ trage des Leiters des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe, Gruppenführer Weiß, dem Reichshandwerksmeiſter die Grüße der deutſchen Preſſe für den Reichshandwerkertag. Die kulturellen und volkswirtſchaftlichen wertvollen Lei⸗ ſtungen des deutſchen Handwerks, ſo betonte Pg. Schulz, hätten beſonders in der nationalſozialiſtiſchen Preſſe ſtets eine gerechte Würdigung gefunden. Nach der großen Um⸗ formung ſowohl in der deutſchen Preſſe als auch im Hand⸗ werk ſei das Verſtändnis für die handwerkliche Qua⸗ litätsarbeit durch ein reges Aufklärungswirken der Zeitungen und Zeitſchriften Allgemeingut aller Volksgenoſ⸗ ſen geworden. Die deutſche Preſſe werde es ſich ſtets zur Ehre anrechnen, Hand in Hand mit dem deutſchen Handwerk am Neuaufbau des Staates und ſeiner Wirtſchaft mitzu⸗ arbeiten. f Warum Preisüberwachung? Preiskommiſſar Dr. Goerdeler auf dem Handwerkskag. Frankfurt a. M., 18. Juni. Im Rahmen des Reichshandwerkertages ſprach am Montag Dr. Goerdeler über Wege und Aufgaben der Preis⸗ überwachung“. Es iſt wiederholt die Frage aufgetaucht, weshalb iſt überhaupt eine Preisüberwachung notwendig? Zunachſt ſoll die Preisüberwachung dafür ſorgen, daß die von der Reichsregierung eingeſetzten Mittel der Ar⸗ beitsbeſchaf fung nicht falſche Wege laufen, denn es iſt klar, daß dieſe Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen eine ſtei⸗ gende Nachfrage hervorrufen, die wiederum ſteigende Preiſe zur Folge haben könnten. Meine Aufgabe iſt, dafür zu ſorgen, daß die zur Ar⸗ beitsbeſchaffung gegebenen Mittel ſich nicht in höheren Prei- ſen auswirken, ſondern in möglichft viel Aufträgen, um da⸗ durch in der Wirtſchaft viele neue Arbeitsmöglichkeiten zu ſchaffen. Es iſt nicht möglich, die Preiſe zurzeit ſich ſelbſt zu über⸗ laſſen. Während von Seiten der Verbraucher Höcchſt⸗ preiſe gefordert werden verlangt die Er zeuger⸗ ſeite von mir Mindeſtpreiſe. Das Ideal iſt und bleibt nicht der Höchſt⸗, Mindeſt⸗ oder Jeſtpreis, ſondern der gerechte Preis. Dieſer muß alle Unkoſten enthalten, die bei der handwerk⸗ lichen Leiſtung entſtehen. Eine Erziehung zur richtigen Kal⸗ Lulation iſt dabei von höchſter Wichtigkeit. Das Entſcheidende iſt und bleibt: Es gilt unſerem Volke immer wieder einen großen Lebensraum zu bereiten. Reichsobmann Staatsrat Meinberg betonte, daß es für die nationalſozialiſtiſche Marktpolitik keine Vorbilder gegeben habe. Es ſei aber der einzig mög⸗ liche Weg beſchritten worden, unſere Landwirtſchaft ſo zu ſtärken, daß ſie unabhängig vom Ausland wird und daß unſere Induſtrie ebenfalls lebenskräftig bleibt. 7SSS EFF 7 n Die N S V. wartet auf Deine Freſplatzmeldung. Viele Kinder der Großſtadt kennen kaum Baum und Strauch, ge⸗ ſchweige prächtige Wieſen, Weiden und wogende Felder. Nimm einen Jungen oder ein Mädel aus der Stadt auf 4 Wochen zu Dir. Laß' ſie auf dem Lande die ſchöne Natur ſchauen, laß' ſie in einer geſunden Umgebung froh werden. Dienstag, 18. quni 1935 Sport⸗Nachleſe vom Sonntag. Die erſten Mitropa⸗Pokalſpiele Die erſten Fußballſpiele um den Mitteleuropäiſchen Po⸗ kal, die bekanntlich alljährlich von den beſten Vereinsmann⸗ ſchaften Italiens, Oeſterreich, Angarns und der Tſchechoſlo⸗ wakei beſtritten werden, wurden am letzten Wochenende aus⸗ getragen. In vier von den ſieben Spielen blieben die Platzvereine knappe Sieger, die drei übrigen wurden von den Gaſtmannſchaften hoch() gewonnen. Den bemerkens⸗ werteſten Sieg feierte zweifellos Auſtria Wien, die in Mai⸗ land gegen Ambroſiana mit 5:2(2:0) erfolgreich war. Admira Wien konnte zuhauſe gegen Hungaria Budapeſt nur mit 3:2 gewinnen, während Rapid Wien mit dem gleichen Ergebnis in Brünn unterlag. Slavia Prag ſiegte in Szegedin 4:1 und der dritte tſchechiſche Verein, Viktoria Pilſen, ſchal⸗ tete Juventus Turin, Italiens 5fachen Landesmeiſter— vor⸗ läufig— mit 3:2 aus. Ujpeſt Budapeſt, Angarns Meiſter, verlor auf eigenem Gelände gegen Florenz 0:2 und der AS Rom behauptete ſich zuhauſe gegen Ungarns Pokalmeiſter Ferencvaros mit 3:1. Handball Baden gegen Württemberg Am kommenden Sonntag, 23. Juni, findet in Gaggenau ein Handball⸗Gauſpiel zwiſchen Baden und Württem⸗ berg ſtatt, zu dem die beiden Gaue folgende Mannſchaften benannt haben: 3 Baden: Weigold(SV Waldhof); Müller(SV Wald⸗ hof), Sornberger(VfR Mannheim); Rutſchmann(SV Wald⸗ hof), Keilbach(Tgd Ketſch), Hauß(TV Neckarau); Zim⸗ mermann(SV Waldhof), Grumer(To 46 Mannheim), Hie Herzog(beide SV Waldhof), Fiſcher(VfR Mann⸗ heim). Württemberg: Olpp(Eßlinger TSV); Seitter(Tgſ Stuttgart), Weber(Tbd Göppingen); Kratt(Tgd Schwen⸗ ningen), Kohn(Stuttgarter Kickers), Kneller(Stuttgarter To.); Bayh(Eßlinger TS), Kaiſer(Stuttgarter Kickers), Jäger(To Alterſtadt), Kielkopf(Tgd Göppingen), Will (Tbd Göppingen). Dieſem Gauſpiel voraus geht ein Frauenſpiel zwiſchen dem badiſchen Meiſter VfR Mannheim und einer Karls⸗ ruher Auswahlelf. * Von den Olympia⸗Prüfungskämpfen In der Leichtathletik nahmen am letzten Wochenende die Olympia⸗Prüfungskämpfe das meiſte Intereſſe für ſich in Anſpruch. Allenthalben, in Kaſſel, Hannover, Leipzig, nud Krefeld(Herren) ſowie in Berlin(Frauen), gab es hervorragende Leiſtungen. Die bemerkenswerleſte iſt wohl die, die der Wuppertaler Wurfathlet Lampert in Hannover im Diskuswerfen mit 50.24 Meter erzielte und damit den neuen Weltrekordmann Schröder(Magdeburg), der nur 48.88 Meter erzielte, auf den zweiten Platz verwies. In Leipzig überſprangen im Weitſprung nicht weniger als ſechs Athleten die 7 Meter⸗Grenze. Am beſten ſchnitt Leichum(Stettin) mit 7.51 Meter ab. Meiſter Long(Leipzig) kam auf 7.44, Witte (Frankfurt) auf 7.30, Biebach(Halle) auf 7.27, Asmuß (Halle) auf 7.19 und Bäumle(Ulm) auf 7.08 Meter. Siegfried Ludwigshafen— As B Mainz 88 18:3 Die beiden Favoriten in der Endrunde um die Süd⸗ weſtmannſchaftsmeiſterſchaft im Ringen, Siegfried⸗Lud⸗ wigshafen und Mainz 88, ſtanden ſich bereits eine Woche nach dem in Bensheim ausgetragenen Proteſtkampf im Rückkampf in Ludwigshafen gegenüber. Die Siegfried⸗ Staffel kämpfte zuhauſe in prächtiger Form und landete mit 1813 Punkten einen ganz überlegenen Sieg. Die Main⸗ zer kamen lediglich im Mittelgewicht durch den vorzüglichen Gawenda zu einem entſcheidenden Sieg, alle anderen Kämpfe wurden von Ludwigshafen— der im Halbſchwer⸗ gewicht kampflos, da Mainz keinen Vertreter hatte— ge⸗ wonnen, die meiſten in kürzeſter Zeit. Durch dieſen Sieg hat allein Ludwigshafen die Favoritenſtellung behauptet; Mainz kommt für den erſten Platz nicht mehr in Frage. Walter⸗Saarbrücken ſtemmt Weltrekord Bei den in Oggersheim(Pfalz) ausgetragenen Süd⸗ weſt⸗Gaumeiſterſchaften im Gewichtheben gab es einige ganz ausgezeichnete Leiſtungen u. a. auch eine Weltbeſtlei⸗ tung.. g Her Saarbrücker Federgewichkler Walker brachte im beidarmigen Reißen bei einem Eigengewicht von 120 Pfund 193 Pfund zur Hochſtrecke und mik dieſer Leiſtung ver⸗ beſſerte er den von Janiſch(Oeſterreich) gehaltenen Weltre⸗ kord um zwei Pfund.. In der Leichsgewichtsklaſſe gab es durch Kolb(Schiffer⸗ ſtadt) eine neue deutſche Beſtleiſtung, und zwar er den von dem Berliner Wieſe gehaltenen Rekord von 200 auf 202,5 Pfund(beidarmiges Reißen). Zur Weltrekordleiſtung Walters iſt noch ergänzend zu ſagen, daß damit natürlich auch der deutſche Rekord, der auf 186 Pfund ſtand und von Mühlberger(Frankfurt) gehalten wurde, eine Verbeſ⸗ ſerung erfuhr. Bormeiſterſchaften in Mittelbaden. Am Samstag wurden in Karlsruhe die Vorrunden⸗ kämpfe zur mittelbadiſchen Meiſterſchaft der Amateurboxet ausgetragen. In nur vier Begegnungen war der Nach⸗ wuchs alten Borern gegenübergeſtellt worden. Dabei ſorgte Johmann(Karlsruher BW) durch einen Punktfieg Über ſeinen Klubkameraden Deimling für eine Ueberraſchung. Den Kämpfen wohnten nur wenige Zuſchauer bei. Die Ergebniſſe: Fliegengewicht: Johmann(KB) ſchlägt Deimling 688 nach Punkten; Leicht: Kolb(Pforzheim) ſchlägt Neß(KBV nach Punkten; Welter: Wieland 3(8) ſchlägt Klett nach Punkten, Schwer: Wieland(Pforzheim) ſchlägt Bauſch (Germania Karlsruhe) nach Punkten. i 0 Stuttgarter Ruderregakta. b Auf dem Neckar bei Untertürkheim kam am onntag die 40 ee Ruderregatta zur e die einen ausgezeichnetne Verlauf nahm. Den Haupterfolg 5 rang der RV Neptun Konſtanz, der nicht weniger als 5 Rennen gewinnen konnte. Einen ſehr guten Eindru machte vom gleichen Verein der Skuller Marquardt, der. beide Einer⸗Rennen gewann. i . 0 Ein Teil der unſinkbaren Rektungsboote auf einem modernen deutſchen Fahrgaſtſchiff. Ein Schiff fährt über den Atlantik. Es iſt dunkle Nacht. Auf der Brücke ſtehen die Offiziere und der Ruders⸗ mann. Leiſe bewegt er das Rad links und wieder rechts, damit das Schiff den Kurs hält. In der Funkkabine ſitzt der Funker vor dem Apparat, Kopfhörer umgeſchnallt. Seine Hauptarbeit iſt für heute getan, er hört in den Aether. Das Schiff wirft zu beiden Seiten einen hellen Schein auf das Waſſer. Aus den zahlreichen Kabinenfenſtern, aus den Türen und Fenſtern der auf dem oberen Deck befind⸗ lichen Säle dringt helles Licht. Die Fahrgäſte vergnügen ſich bei Tanz und Spiel oder weilen in den Kabinen. Den größten Teil der Reiſe hat der Dampfer zurückgelegt. Ein wenig ſtürmiſch war die Ueberfahrt, dann wurde das Meer ruhig, und bald wird der Hafen erreicht ſein. Es war eine . 1 5 man traf nette Geſellſchaft, aber das Ziel lockt, man freut ſich auf die Landung. Es iſt ug Nacht geworden. Die Fahrgäſte ſchlafen in den neuen Tag hinein, die Säle ſtehen leer. Ein Steward macht die Runde. Im Schreibzimmer bleibt er wie ange⸗ wurzelt in der Türe ſtehen... Er ſtarrt ſchreckerſtarrt auf die gegenüberliegende Wand... Flammen züngeln an der Holztafelung empor... Feuer im Schiff. So begann die Kataſtrophe der„Morro Caſtle“. Wie ſie endete wiſſen wir: Die Schiffsführung verſagte, die Mannſchaft war kopflos und undiſzipliniert. Die Rettungs⸗ boote in genügender Anzahl vorhanden, verbrannten zum Teil, in die zu Waſſer gelaſſenen Boote drängte ſich zuerſt die Beſatzung. So kam es, daß von 331 Fahrgäſten nur 238 gerettet wurden, von 224 Mann der Beſatzung dagegen 184. Die Kataſtrophe der„Morro Caſtle“ hat 133 Men⸗ ſchen das Leben gekoſtet. Dieſes fürchterliche Ereignis iſt kein alltägliches, ins⸗ ehe Ju hat die Unterſuchung gezeigt, daß viele unglück⸗ liche Zufälle und fahrläſſige Unterlaſſungen zuſammenwir⸗ ken mußten, um dieſe Kataſtrophe heraufzubeſchwören. Trotzdem war die Frage, die ſich in der Welt erhob, nur allzu berechtigt: Wie war das möglich? Es liegt nahe, daß man in Deutſchland zuerſt an die deutſchen cen denkt. Sind ſolche Kataſtrophen auf deutſchen 0550 denkbar? Die Antwort auf dieſe e Frage gibt ein beſonders guter Kenner der deutſchen Fahr⸗ Nat iffahrt, Orrie Müller⸗Bremen, in nachfolgenden usführungen: Die ſffe he der Bekämpfung des Feuers an Bord deut⸗ cher Schiffe hat von jeher die größte Beachtung durch die 5 Retbereten gefunden. Von Zeit zu Zeit finden In der Mitte die Schoktentafel, die die Einteilung des Schiffskörpers in waſſerdichte und feuerſichere Einzelräume erkennen läßt. Tagungen internationalen Charakters ſtatt, bei denen ſich Schiffbauer, Ingenieure und Techniker, Reeder und See⸗ leute aus aller Herren Länder eingehend mit den erforder⸗ lichen Schutzmaßnahmen des menſchlichen Lebens auf See beſchäftigen. Dadurch wird ſchon rein äußerlich betont, daß die Sicherheitsfrage niemals aus dem Mittelpunkt der Er⸗ örterungen über den Schiffbau und Schiffsbetrieb ver⸗ ſchwindet. Im beſonderen haben es ſich aber die deutſchen Großreedereien angelegen ſein laſſen, die von ihnen be⸗ triebenen Paſſagierdampfer mit Einrichtungen zu verſehen, die weit über das Mindeſtmaß der internakionglen Verein⸗ barungen hinausgehen. Die deutſchen Schiffe, unter ihnen vor allem die Schnelldampfer„Bremen“ und„Europa“ des Norddeut⸗ ſchen Lloyd, beſitzen zur Bekämpfung der Feuersgefahr vor⸗ bildliche Einrichtungen. So ſind beiſpielsweiſe die eben er⸗ wähnten Großſchiffe oberhalb der Schottendecks durch ins⸗ geſamt je 33 von Bordwand zu Bordwand durchgehende Feuerſchotten unterteilt wor⸗ den, mit deren Hilfe es mög⸗ lich iſt, Brandherde räumlich zu begrenzen. Ferner können alle von den Oelbunkern aus⸗ gehenden Oelſaugleitungen im Falle der Feuersgefahr durch Waſſerdruck⸗Schnellſchluß⸗ Ventile geſperrt werden, um zu verhindern, daß das Feuer neue Nahrung erhält. Auch die Lüftungsmaſchi⸗ nen in den Keſſel⸗ und Ma⸗ ſchinenräumen beſitzen unab⸗ hängig von der Hauptſchalt⸗ tafel angeordnete Notabſtell⸗ vorrichtungen. Ein umfang⸗ reiches, ſich über das ganze Schiff ausdehnendes Syſtem von Licht⸗ und Glockenſigna⸗ len, geſtattet die ſchnellſte Weitergabe einer Feuermel⸗ dung zum Hauptmanövrier⸗ ſtand der Maſchine. Außer⸗ dem dienen 48 elektriſche Feuermelder innerhalb der /e Schutzmassnahmen guf deutschen Schifen „Zum Schluß noch ein Wort über die Ausbilbumg ber Schiffsbeſatzung im Sicherheitsdienſt.— Die geſamte Be⸗ ſatzung der Schiffe, alſo nicht allein die ſeemänniſche, ſon⸗ dern auch das ganze Verwaltungs⸗ und Bedienungsperſo⸗ nal wird in der Handhabung der Sicherheitseinrichtungen planmäßig geſchult. Alle Bordangeſtellten müſſen, bevor ſie ihren Dienſt auf irgendeinem Dampfer deutſcher Reedereien aufnehmen, ſich an einem l4tägigen Ausbildungskurſus beteiligen. So weit Orrie Müller. In ſeinen Ausführungen ſcheint uns der letzte Abſatz beſonders bemerkenswert, daß nämlich die geſamte Beſatzung eines deutſchen Fahrgaſtſchiffes un Sicherheitsdienſt ausgebildet iſt. Zudem weiß man ja, daß die deutſchen Reedereien es bei der Ausbildung nicht be⸗ E 0 E wenden laſſen, ſondern in fortgeſetzter Schulung und Er⸗ ziehungsarbeit das Können und— worauf es ankommt— den Geiſt der Mannſchaft in dieſer Richtung nachhaltig be⸗ Paſſagier⸗ und Mannſchafts⸗ räume zur gleichzeitigen Be⸗ nachrichtigung der Brücke und der ſtändig in Bereit⸗ ſchaft befindlichen Feuer⸗ wache. Von beſonderem Inter⸗ eſſe iſt die an Bord dieſer Schiffe befindliche„Lurx⸗ Rich“-Rauchmeldeanlage, de⸗ ren Zentrale ſich in der Feuerwache befindet und die dazu dient, in den unbewach⸗ ten Lade⸗, Poſt⸗, Gepäck⸗ und Inventarräumen ein im Ent⸗ ſtehen begriffenes Feuer zu entdecken. Jede, auch die ge⸗ ringſte Rauchentwicklung zeigt dieſer Apparat innerhalb we⸗ niger Sekunden unter ge⸗ nauer Kennzeichnung des Ortes, in dem ſich der Rauch entwickelt, der ſtets beſetzten Feuerwache in der Zentrale an. Die Bordfeuerwehr unternimmt ununterbrochen Rundgänge durch das ganze Schiff. Sie können von dem wachhabenden Offizier durch Kontrolluhren und Steckkäſten genau geprüft werden. Das wichtigſte unter den an Vord befindlichen Feuer⸗ löſchmitteln iſt die überaus wirkſame Kohlenſäure⸗Feuer⸗ löſchanlage. Die für ihre Betätigung erforderliche Kohlen⸗ ſäure wird in 135 Stahlflaſchen mitgeführt. Durch 418 Düſen ſtrömt die Kohlenfäure auf dem Wege durch ein weitverzweigtes Röhrennetz in die gefährdeten Räume. Außerdem beſitzen die Dampfer„Bremen“ und„Europa“ eine Schaum⸗Feuerlöſchanlage. Vier Schaumgeneratoren mit einer Leiſtung von 3000 Litern Schaum in der Minute ſollen zum Löſchen etwaiger Oelbrände dienen. Der das Feuer erſtickende Schaum kann durch ein Leitungsnetz mit 16 Hydranten und Schläuchen von je 15 Metern Länge auf ſämtliche Räume des Schiffes verteilt werden. Ein dernen vorhandener fünfter Schaumgenerator iſt transportabel und kann an jeden Feuerlöſch⸗ oder Deckwaſchhydranten ange⸗ ſchloſſen werden. Aber damit nicht genug!— Auch das Waſſer ſteht ja noch im Dienſt der Feuerbekämpfung. Eine Löſchleitung mit 218 Hydranten, Schlauchkapſeln und Schläuchen, fächer⸗ förmigen Strahlrohren in der Maſchine und in den Paſſa⸗ gierräumen, durchzieht alle Teile des Schiffes, ſo daß ſie an jedem Ort in Tätigkeit treten kann. Würde man alle Brandſchläuche zuſammenkuppeln, würden ſie die ſtattliche Länge von 4595 Metern aufweiſen. Unabhängig von dieſer Anlage können noch 74 Anſchlüſſe der Deckwaſchleitung zur Feuerbekämpfung herangezogen werden. Nicht unerwähnt ſoll bleiben, daß 293 chemiſche Handfeuerlöſcher anerkannter Syſteme in den verſchiedenen Räumen zum ſofortigen Ge⸗ brauch bereitſtehen. In den Keſſel⸗ und Maſchinenräumen ſind 49 Hand⸗Schaumfeuerlöſcher aufgeſtellt. Weitere 10 Trockenfeuerlöſcher werden an den Schalttafeln und in den Kinoräumen aufgeſtellt. In regelmäßigen Abſtänden tritt die geſamte Beſatzung, ſelbſt Stewards und Köche zum Booksmanöver an. Jeder weiß, wo er hingehört. einfluſſen. So ſind die zahlreichen Sicherheitseinrichtungen, die ſich ja nicht in den Mitteln zur Bekämpfung des Feuers erſchöpfen, erſt ein wirkſames Inſtrument zur Verhütung von Kataſtrophen auch anderer Art. Soweit Menſchengeiſt das vermag, ſind alle deutſchen Fahrgaſtſchiffe ſinkſicher ge⸗ baut. Zahlreiche Schotten unterteilen das Schiff, und im Falle eines Zuſammenſtoßes oder einer Grundberührung genügt ein Handgriff auf der Brücke, um die abſolut waſſer⸗ dichten Türen in den Schotten zu ſchließen; die Schwimm⸗ fähigkeit bleibt alſo in jedem Fall erhalten. Nur eine ſelten unglückliche Verkettung kann einen neu⸗ zeitlichen deutſchen Fahrgaſtdampfer zum Sinken bringen. Wenn aber trotz aller Sicherheitseinrichtungen die Beſchä⸗ digungen ſo ſchwer ſind, daß die Fahrgäſte das Schiff ver⸗ laſſen müſſen, hängen Rettungsboote bereit, die Raum für alle an Bord haben. Sie ſind mit Verpflegung und Mate⸗ rial immer voll ausgerüſtet und haben teilweiſe Motor und Funk⸗Station. Und daß die deutſchen Beſatzungen im Falle höchſter Gefahr ſelbſt unter den ſchwierigſten Umſtänden in den Booten ihre Pflicht erfüllen, hat die Rettungstat des Damp⸗ fers„New York“ bewieſen. 5 Photos: Nordd. Lloyd. FJFeuerſchutzübung an Bord eines Dampfers. 1 Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar-Bote- Druckerei