——— Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., um Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 35: 1250. 86. Jahrgang eee Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. In die Berichtswoche fällt ein Ereignis von geſchicht⸗ licher Bedeutung: der Abſchluß des deutſch⸗engli⸗ ſchen Flottenabkommens. Nach der Wiedererlan⸗ gung der deutſchen Wehrhoheit iſt dieſes Abkommen der erſte Vertrag von höchſter politiſcher Wichtigkeit, den das nun wieder völlig ſouverän gewordene Reich abgeſchloſſen hat. Entſcheidend war für den 18. Juni 1935 in London ganz augenſcheinlich zweierlei: Erſtens die bisher in diplo⸗ matiſchen Verhandlungen völlig unbekannte Offenheit und Rückhaltloſigkeit der Sprache des deutſchen Staatsober⸗ hauptes bei den Berliner Beſprechungen mit den veiden engliſchen Miniſtern Simon und Eden, eine Sprache, die nicht nur die ſachlichen deutſchen Forderungen nach ihrer gegenſtändlichen Richtung hin klipp und klar beim rechten Namen nannte, ſondern auch im gleichen Augenblick ſchon die den ſpäteren Londoner Verhandlungen zugrundeliegende Zahl von 35 Prozent der britiſchen Geſamttonnage aus⸗ drückte, und zweitens die große Regierungserklärung des Führers vom 21. Mai dieſes Jahres im Reichstag und in dieſer ſelbſt wiederum die Erklärung über die Feſtlegung des Verhältniſſes zwiſchen den beiderſeitigen Flotten für alle Zeiten und außerdem einſchließlich der Möglichkeit kolo⸗ nialer Erwerbungen Deutſchlands. Unzweifelhaft haben ge⸗ rade dieſe Erklärungen des Führers den Boden für die ſpä⸗ teren Londoner Beſprechungen in einer Weiſe vorberei; tet, wie es damals wohl auch der Hoffnungsfreudigſte noch nicht erwarten konnte. Es iſt alſo— wie bei der großen Tat des Abkommens mit Polen— auch diesmal die in allen Einzelheiten entſcheidende Initiative Adolf Hitlers geweſen, die den 18. Juni 1935 ermöglichte. Mit dieſem 200 beginnt nun Europa einen neuen Abſchnitt ſeiner eſchichte. Deutſchland hat ſich ſeine Gleichberechtigung ſelbſt geholt und England hat ſie durch dieſes Flottenabkommen auch praktiſch anerkannt. 0 Den britiſchen Standpunkt zu dem neuen Ab⸗ kommen hat der Erſte Lord der Admiralität in einer Rund⸗ fünkrede dargelegt. Er beſtätigte, daß die Rede des deut⸗ ſchen Kanzlers vom 21. Mai, in der Deutſchland ſeine Ab⸗ ſicht bekanntgab, ſich freiwillig auf eine Flottenſtärke von 35 v. H. der Flotten der britiſchen Mitgliedsſtaaten zu be⸗ grenzen, den endgültigen und konkreten Ausgangspunkt für die künftige Flottenbegrenzung bot.„Wir erachteten es in⸗ folgedeſſen als unumgänglich,“ ſo erklärte er,„den Vor⸗ ſchlag ſoweit wie möglich mit Vertretern Deutſchlands zu erörtern, um ſeine volle Auswirkung und genaue Bedeu⸗ tung feſtzuſtellen. Schon bald nach Beginn der Beſprechun⸗ gen, die in einzelnen Fragen noch andauern, kamen wir zu dem Schluß, daß der Vorſchlag ein Beitrag von größter Bedeutung für die Sache der künftigen Flottenbegrenzung ſei und daß er den Abſchluß eines allgemeinen Abkommens über die Frage der Flottenbegrenzung zwiſchen allen Flot⸗ tenmächten erleichtern würde. Wir haben ihn deshalb ange⸗ nommen. Das Verhältnis von 35 v. H. iſt ein dauerndes, d. h. die deutſche Flotte wird 35 v. H. der britiſchen Flot⸗ tenſtreitkräfte niemals überſteigen. Deutſchland wird ſich an dieſes Flottenverhältnis ungeachtet aller Neubauten halten, die andere Mäche vielleicht in Angriff nehmen. Dieſe Erklä⸗ rung der deutſchen Regierung iſt es, die die Regelung zu einem ſo wertvollen Beitrag zum allgemeinen Problem der Flottenbegrenzung macht. Der deutſche Kanzler, der die be⸗ ſonderen Flottenverantwortlichkeiten Englands anerkennt, hat nach ſeinem eigenen Willen die Stärke der deutſchen Flotte für alle Zeit auf 65 v. H. unter der Stärke der eng⸗ liſchen Flotte begrenzt. Die Admiralität iſt der Meinung, daß England, wenn es dieſes Angebot zurückgewieſen hätte, eine ſehr ſchwere Verantwortung auf ſich geladen hätte. Sie iſt überzeugt, daß England mit dem Abſchluß dieſes Abkom⸗ mens etwas vollbracht hat, das ſich zum Segen nicht nur für England, ſondern für alle anderen Länder auswirken und unter Umſtänden weſentlich dazu beitragen wird, die friedlichen Beziehungen in der ganzen Welt zu fördern. 6 Schwer gekränkt fühlt ſich nur Frankreich, das eine empfindliche diplomatiſche Niederlage erlitten hat. Immer wieder kommt zum Ausdruck, daß nach dieſem Beiſpiel Englands Frankreich nicht mehr gehalten ſei, vor jedem ſei⸗ ner politiſchen Schritte andere Mächte zu befragen. Man findet ſogar eine Anregung, daß Frankreich manche ſeiner Verhandlungen vorteilhafterweiſe ſetzt vor England geheim ⸗ halten ſollen. Der„Petit Pariſien“ meint: angeſichts des neuen Abkommens, das ohne Frankreichs Zuſtimmung ab⸗ geſchloſſen worden ſei, werde man in Paris die Abſendung von Marineſachverſtändigen nach London wohl im Augen blick nicht für angebracht halten, ſondern mehr denn je auf Handlungsfreiheit ſehen. Japan immer weiter vor, weſt⸗ wärts. Japan trat aus dem Völkerbund aus, als dieſer ſo⸗ 1225 um rund 70 Millionen Einwohner handelt. Es iſt in⸗ folgedeſſen nur zu klar, 0 1 Jeder Proteſt und jede Drohung Japans würde nur ihr Preſtige ungeheuer mindern, weil Japan ſer Drohung nichts machen Freitag, den 21. Juni 1935 weißen Mächte dadurch ſinken müßte. So geraten alſo die Regierungen von England und den Vereinigten Staaten durch den chineſiſchen Proteſt in eine ſehr unangenehme Lage. Sie werden ſich ſicherlich weigern, die im Falle der Mandſchurei neugeſchaffene Lage anzuerkennen. Welch ein ſchwacher Troſt für China! Und welche Ermutigung für Japan! Letzten Endes fühlen ſich weder die Vereinigten 1 noch England ſtark genug, um Japan zurückzu⸗ alten. Anterredung Baldwin Nibbentrop Jortſetzung der kechniſchen Verhandlungen.— Aus⸗ arbeitung von Bauprogrammen. London, 20. Juni. Der Führer der deutſchen Floktendelegation, Bolſchaf⸗ ker von Ribbentrop, hakte am Donnerstag eine längere Aus⸗ ſprache mit dem engliſchen Miniſterpräſidenten Baldwin. Anſchließend nahmen die lechniſchen Verhandlungen ihren Jortgang. Weitere Sitzungen ſind für Freitag und höchft⸗ wahrſcheinlich auch für Samskag vorgeſehen. Es iſt anzu⸗ nehmen, daß die deulſche Flottendelegation London nichl vor Sonntag verlaſſen wird. In den Beſprechungen arbeiten die Flottenſachverſtändi⸗ gen die praktiſche Anwendung des Abkommens in Geſtalt von Bauprogrammen aus. Die Unterredung des Botſchafters von Ribbentrop mit Miniſterpräſident Baldwin in der Downingſtreet 10 dauerte etwa 40 Minuten. Es war die erſte Begegnung des Botſchafters mit Baldwin bei ſeinem gegenwärtigen Auf⸗ enthalt in London als Führer der deutſchen Flottenabord⸗ nung. Anſchließend fand eine Unterredung Baldwins mit dem Völkerbundsminiſter Eden ſtatt, der ſich am Freitag zu Beſprechungen mit der franzöſiſchen Regierung über Fragen des Flottenabkommens und der europäiſchen Lage nach Paris begibt. Englands weitere Pläne dens Beſuch in Paris.— Vorſchlag eines deutſch⸗fran⸗ zöſiſchen Heeresabkommens? Nach dem Abſchluß des deutſch⸗engliſchen Flottenabkom⸗ mens richtet jetzt die engliſche Preſſe ihre Aufmerkſamkeit auf den bevorſtehenden Beſuch des Miniſters für Völker⸗ bundsangelegeneiten, Eden, in Paris. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ berichtet, daß ſich die Beſprechungen Edens in Paris auf der breiten Grundlage der im engliſch⸗franzöſiſchen Proto⸗ koll vom 3. Februar ins Auge gefaßten europäiſchen Rege⸗ lung bewegen würden. Erſte Aufgabe Edens werde es ſein, die franzöſiſche Regierung davon zu überzeugen, daß Eng⸗ land bei der Erzielung der deutſchen Flottenbegrenzung den Grundſatz, daß die Probleme der Rüſtungsbegren⸗ zung und der Sicherheit untrennbar ſeien, voll berückſichtigt habe. Er werde Frankreich verſichern, daß die Annahme des deutſchen Angebotes durch England keine Aenderung in der Politik der in Streſa hergeſtellten engliſch⸗franzöſiſch⸗ italieniſchen Einheitsfront bedeute. ö Wenn Eden in der Lage wäre, die franzöſiſchen Zwei⸗ fel zu zerſtreuen, würden ſich die Beſprechungen anſchlie⸗ ßend auf den geplanken weſteuropäiſchen Luftpakt erſtrek. ken. England wünſche die franzöſiſche Zuſtimmung, daß auch der Luftpakf unabhängig von den anderen im Londoner Profokoll aufgezählten Angelegenheiten behandelt werden könne. Augenblicklich werde England jedoch nicht mit z ſtarkem Nachdruck auf dieſem Punkte beſtehen. f Der diplomatiſche Mitarbeiter der„Morning Poſt“ hält es für ſicher, daß Frankreich eine Reviſion der beſtehen⸗ den Flotten verträge zu ſeinen Gunſten fordern werde. Der diplomatiſche Mitarbeiter der„Daily Mail“ glaubt das Hauptgewicht der Pariſer Beſprechungen in den Luft⸗ paktverhandlungen zu ſehen. Die engliſche Regie⸗ rung hoffe, daß Eden die Luftpaktverhandlungen ſoweit fördern werde, daß ſobald wie nur möglich eine Konferenz der Locarno⸗Mächte abgehalten werden könnte. Vernon Bartlett meint im„News Chronicle“, Eden werde vorausſichtlich in Paris zum Ausdruck bringen, daß England ſicherlich nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn Frankreich als die ſtärkſte Militärmacht in Weſteuropa eine dem Floktenabkommen ähnliche Vereinbarung mit Deutſch⸗ land über die Begrenzung der Heere erzielen würde. Ziel: Allgemeiner Flottenvertrag Baldwin über das Abkommen mit Deutſchland. Im Unterhaus ſtellte am Donnerstag der konſervatibe Abgeordnete Edward Williams an den Miniſterpräſidenten die Frage, ob das deutſch⸗engliſche Flottenabkommen als Anzeichen dafür anzusehen ſei, daß die Regierung die Ab⸗ ſicht habe, zweiſeitige Abkommen auch mit anderen Mächten über die Regelung der Rüſtungen herbeizufüh⸗ ren. Auf dieſe Anfrage antwortete Baldwin: N Der wichtigſte Zweck der Beſprechungen mit den Ver⸗ tretern der deutſchen Regierung beſtand darin, den Weg für die Abhaltung einer allgemeinen Konferenz über die Be⸗ grenzung der Flottenrüſtungen vorzubereiten. as Uebereinkommen, das erzielt worden iſt, gibt einen feſten Ausgangspunkt ab, von dem man aus weitere Be⸗ ſprechungen mit anderen Mächten führen kann, und ändert nicht das endgültige Ziel der Beſprechungen, nämlich den endlichen Abſchluß eines allgemeinen Flottenverkrages. ſicherzuſtellen, nahm die Kammer mit 335 geg Nr. 142 Neuer Vorſchlag Abeſſiniens Entſendung neutraler Beobachter. Genf, 21. Juni. Die abeſſiniſche Regierung hakt den Mitgliedern des Völkerbundsrates den Vorſchlag unterbreitet, daß der Raf angeſichts der zunehmenden Verſchärfung des Stkreitfalles init Italien ſofort neutrale Beobachter beſtimmen ſoll, die ſich nach Abeſſinien begeben, um die an Italieniſch⸗Soma⸗ liland und die anderen Kolonien angrenzenden Gebiete zu bereiſen. a Sie hätten die in den Grenzgebieten tatſächlich beſte⸗ hende Lage zu prüfen und eine Unterſuchung über alle an⸗ geblichen oder wirklichen Zwiſchenfälle vorzunehmen. Die äbeſſiniſche Regierung würde ſich verpflichten, den Beob⸗ achtern alle Hilfe und Unterſtützung für die Erfüllung ihrer Aufgabe zu gewähren und die Koſten der Unterſuchung zu tragen. Ein Zwiſchenfall in Addis Abeba. „Daily Expreß“ berichtet, ein junger abeſſiniſcher Flie⸗ geroffizier ſei verhaftet worden, weil er von einem der ita⸗ lieniſchen Geſandtſchaft gehörenden Kraftwagen die italieni⸗ ſche Flagge abgeriſſen und den Mantel des erſten Sekretärs der italieniſchen Geſandtſchaft zerriſſen habe. Zu dem Zwiſchenfall wird amtlich mitgeteilt, daß der Täter nicht der abeſſiniſchen Wehrmacht angehörte. Bot⸗ ſchafter Graf Vinci hat eine offtzielle Entſchuldigung ver⸗ langt. In abeſſiniſchen Kreiſen iſt man der Anſicht, daß es ſich um die Tat eines Provokateurs handelt. Der ganzen Angelegenheit wird keine beſondere Bedeutung beigemeſſen. *„ 2 Epäte Einſicht Reſignierte franzöſiſche Feſtſtellungen. Paris, 20. Juni. Zum deutſch⸗engliſchen Flottenabkommen ſchreibt das Wirtſchaftsblatt„Agence Economique et Financiere“ u. a.: Die Engländer hätten die Lehre aus der Tatſache ge⸗ zogen, daß die Franzoſen zwei Jahre hindurch ſuriſtiſche Einwendungen gegen ein 300 000 Mann-Heer erhoben hät⸗ ten, mit dem ſich Deutſchland begnügt hätte. Weil franzöſi⸗ ſcherſeits dieſe Forderung abgelehnt worden ſei, beſitze Deutſchland jetzt ein Heer von 550 000 Mann. England habe vorgezogen, eine zwar erhebliche, aber zahlenmäßig begrenzte Flottenaufrüſtung Deutſchlands zu⸗ zulaſſen, als dem Viſſig einer Aufrüftung gegenüberzuſte⸗ hen, die durch kein Abkommen begrenzt ſei. Wenn jetzt über das endgültige Abkommen in Paris franzöſiſch⸗engliſche Verhandlungen beginnen würden, ſo wäre es verlorene Zeit, die Unterhaltungen auf den Teil 5 des Verſailler Vertrags zu lenken. „Paris Midi“ ſchreibt reſigniert, das Abkommen gebe Hitler trotzdem Recht, der ſich von gewiſſen Bindungen des Verſailler Bertrags befreit habe, während Frankreich ſich zu lange auf Texke dieſes Verkrages oerſteift habe, die kein Leben mehr hätten. „Intranſigeant“ glaubt, daß möglicherweiſe die Pari⸗ ſer Beſprechungen Edens ſich auch auf die Note erſtrecken würden, die an Litauen wegen der deutſchen Minderheit im Memelgebiet gerichtet werden ſoll. Dienſtzeitverlängerung in Frankreich Regierungsmitteilung in der Kammer. Paris, 21. Juni. In der Kammerſitzung verlas Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval eine gleichzeitig vom Kriegsminiſter Fabry im Senat verleſene Mitteilung der Regierung fol⸗ genden Inhalts: „Die Regierung hal zur Sicherſtellung der notwendigen ktollektivſtärken während des rekrutenarmen Zeitabſchniktes beſchloſſen, das im April 1935 eingeſtellte Kontingent nach Schluß ſeines erſten Dienſtjahres weitere ſechs Monate und die im Oktober 1935 uſw. bis einſchließlich 1936 einzuſtel⸗ lenden Rekrutenkontingente ein weiteres Jahr unter den Fahnen zu behalten, es ſei denn, daß eine günſtige Enk⸗ wicklung der Verhandlungen über die Organiſierung der Sicherheit und die Beſchränkung der Rüſtungen erleichternde Maßnahmen rechtfertigen laſſe.“ Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Riviere erhob namens ſeiner Partei Proteſt gegen die Maßnahmen der Regie⸗ rung. f Sieg Lavals Zum Schluß der Kammerſitzung erhob die Linke Vor⸗ ſtellungen wegen der politiſchen Bünde und die For⸗ derung, in die Tagesordnung der Kammer eine Ausſprache über den Bericht von Rucart zu den Ereigniſſen des 6. Fe⸗ bruar aufzunehmn.„% e Nachdem Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval von ſeiner Bank aus die Verſicherung gegeben halte, daß er alles kun werde, um die öffenkliche Ordnung und Ruhe en 250 Stim- men das von dem Ausſchußpräſidenten aufgeſtellte Arbeits⸗ programm an.. Paris. Die Auswirkungen des Anfang des Jahres 1934 abgeſchloſſenen Handelsvertrages zwiſchen Frankreich und Sowietrußland haben, nach Ausführungen der„Uſine“, Frankreich bisher ſehr enttäuſcht. Buch und Spaten Inkellektualismus und Inkelligenz.— Der Arbeitsdienſt als Kulturfaktor. Berlin, 21. Juni. Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing am Donners⸗ tag mittag im Beiſein des Reichsarbeitsführers Staats⸗ ſekretär Hierl die Vertreter der preisgekrönten Abteilun⸗ gen des Arbeitsdienſtes, die ſich an einem von der Reichs⸗ ſchrifttumsſtelle im Einvernehmen mit der Reichsleitung des Arbeitsdienſtes aus Anlaß der„Woche des Buches 1934“ veranſtalteten Wettbewerb unter dem Kennwort„Die La⸗ gerbücherei“ beteiligt hatten. In einer Anſprache führte Dr. Goebbels u. a. Folgendes aus: Es hat ſich bei dieſem Wettbewerb herausgeſtellt, daß der Arbeitsdienſt nicht nur mit der Fauſt, ſondern auch mit dem Kopf zu arbeiten verſteht. Das iſt ein wunderbares Zeichen. Denn es wäre ſehr ſchlimm für das deutſche Volk und ſeine Zukunft, wenn wir, die wir in der Vergangen⸗ heit an einer abſoluten Ueberſchätzung der geiſtigen Arbeit geliten haben, nun ins gegenteilige Extrem ver⸗ fallen würden. Wir Nationalſozialiſtien wiſſen nakürlich ſehr wohl, daß zum Aufbau eines Staates vor allem Kräfte des Charakters notwendig ſind, daß es dazu Kräfte des Mutes, der Enk⸗ ſchloſſenheit, der Kühnheit und des Wagemutes bedarf. Wir wiſſen aber auch, daß das allein nicht ausreicht, das poli⸗ kiſche, wirtſchaftliche und kulturelle Leben eines Volkes zu geſtalten. Wir unterlägen der Gefahr einer vollkommenen Ver⸗ armung unſeres nationalen Daſeins, wollten wir in unſe⸗ rem berechtigten Kampf gegen den Intellektualismus zu⸗ gleich auch verſuchen, die Intelligenz zu treffen. Es genügt nicht allein die gute Abſicht beim Aufbau eines Staates, ſondern man muß auch eine Unſumme von Wiſſen und Können ſein eigen nennen. Es wäre furchtbar für uns alle, wenn wir das irgendwie unterſchätzen wollten. Das Land braucht gute Nationalſozialiſten. Ich hoffe zuverſichtli h, daß es in Deutſchland einmal eine Zeit geben wird, wo man vom Nationalſozialismus deshalb überhaupt nicht mehr zu ſprechen braucht, weil er allen in Fleiſch und Blut übergegangen iſt. Darüber hinaus müſſen wir für unſer Land Tauſende und Zehntauſende von geſchulten Facharbeitern, von Ingenieuren, Lehrern und Organiſatoren, von Propa⸗ gandiſten und Journaliſten, von Bühnendarſtellern und Manuſkriptſchreibern, von Dichtern, Malern und Plaſtikern haben, auf die die Nation niemals verzichten kann, wennn ſie nicht überhaupt den Rang eines Kulturvolks verlieren Wir, die wir den Arbeitsdienſt kennen, wiſſen, daß der Arbeitsdienſt nicht nur den Spaten krägt, ſondern auch eine fruchtbare kulturelle Organiſation des deutſchen Volkes iſt. Der Nationalſozialismus läßt ſich nicht erlernen, und wer 30 oder 40 Jahre einem demokratiſchen oder liberali⸗ ſtiſchen Ideal gedient hat, kann nicht plötzlich einem natio⸗ nalſozialiſtiſchen Ideal dienen. Dieſe Männer müſſen aus der jungen Generation hervorgehen. Ich habe ſchon einmal geſagt: Die jungen Künſtler, Dichter und Maler marſchie⸗ ren heute vielleicht ſchon in den Reihen des Arbeitsdien⸗ ſtes und der HJ. So glaube ich auch, daß auf die anbrechende politi⸗ ſche Blütezeit einmal eine große kulturelle Blüte folgen wird, die getragen wird von echten, in der Wolle gefärbten und gehorſamen Soldaten unſeres Führers Adolf Hitler.“ Reichsarbeitsführer Staatsſekretär Hierl dankte Dr. Goebbels. Was ein guter Spaten, ſo ſagte er, für unſere Arbeit am Boden, das bedeutet ein gutes Buch für unſere Arbeit am jungen Deutſchen, nämlich ein unentbehrliches Hilfsmittel und Werkzeug. Dann verteilte Reichsminiſter Dr. Goebbels die Preiſe. Sammelpauſe bis 30. September Der Reichs. und Preußiſche Miniſter des Innern hat wegen der ſtarken Belaſtung der Volksgenoſſen mit Bei⸗ kragsleiſtungen aller Art und im Hinblick auf die bevorſte⸗ hende Inanſpruchnahme ihrer Opferbereitſchaft für das Winkerhilfswerk 1935.36 eine Sammelpauſe für die Zeit vom 1. Juli bis 30. September 1935 angeordnet. In dieſe Zeit iſt das Sammeln auf Straßen und Plätzen und von Haus zu Haus verboten. Die für dieſe Sammlungen erteil⸗ ken Genehmigungen ſind widerrufen. GISELA RLIHILANIYs j WEGZUM LICHT Roman von Kurt Martin* 5 Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. 44 Das Mädchen ſah forſchend in Giſelas Augen.„Helfen? — Mir helfen?— Sie ſind ja auch gefangen. Wie können Sie mir da helfen?“ ö „Helfen, daß Sie nicht mehr ſo traurig ſind.“. „Traurig?— Ich bin ja am Ende!— Nein, nein, mir kann niemand helfen.“ „Sie müſſen hoffen, daß Sie alle ſchließlich überwinden.“ „Das ſagen Sie!— Sie werden nichts ſo Schlimmes ge⸗ dan haben. Vielleicht ſind Sie nach ein paar Tagen ſchon wieder frei.— Aber ich!“ Sie ſchlug die Hände vor das Antlitz.„Und doch mußte ich es tun!— Ich würde es auch noch einmal tun, ja, ich würde es wieder tun.“ „Was war es. N 0 Sie N brachte?“ „Ich habe einen ſchen erſtochen.“ Giſela erſchrack.„Erſtochen?— Getötet?— Sie haben einen Menſchen mit Abſicht getötet?“ ö „Ja, getötet!— Nicht daß ich gerade ſeinen Tod wollte; aber irgendwie vernichten wollte ich ihn.— Ich traf gut, er ſtarb. Es iſt auch recht, daß er tot iſt!“ ö „Recht? Wie kann es recht ſein, wenn ein Menſch gewalt⸗ ſam getötet wird? Und wenn er noch ſo unſchuldig iſt— ihn töten, häuft neue Schuld auf alte Schuld. Der lebende Menſch kann bereuen und gut machen, er kann beſſer wer⸗ den. Aber wenn er getötet wird, iſt ihm dieſe Möglichkeit genommen.“ 8 Das Mädchen lachte verzweifelt auf.„Der und beſſer werden? Dieſer Schuft!— Es iſt gut, es iſt ſehr gut, daß die Menſchheit von ihm befreit iſt!“ gegenwärtige Not Verſammlungsruhe im Juli Anordnung der Keichspropagandaleitung. Berlin, 20. Juni. Der Reichspropagandaleiter der NSDAP, Dr. Goeb⸗ bels, gibt folgende Anordnung bekannt: „Das erſte halbe Jahr 1935 iſt abgeſchloſſen. Wieder haben in Tauſenden von Verſammlungen die nationalſozia⸗ liſtiſchen Redner in unermüdlicher Arbeit und reſtloſer Pflichterfüllung Abend für Abend Aufklärungsarbeit in Skadt und Land geleiſtet. Das zweite halbe Jahr, insbeſondere Herbſt und Win⸗ ker, werden neue große Anforderungen an ihre Kräfte ſtel⸗ len. um ihnen die zur Erfüllung der bevorſtehenden Auf⸗ gaben notwendige Ausſpannung und Zeit zur Erholung zu gewähren, ordne ich deshalb für den Monat Juli eine abſolute Berſammlungsruhe an.“ Eine Milliarde mehr Steueraufkommen Reichseinnahmen und ausgaben im Rechnungsjahr 1934. Berlin, 20. Juni Ende Mai 1935 ſind die Bücher der Reichshauptkaſſe für das Rechnungsjahr 1934 abgeſchloſſen worden. Die Einnahmen haben betragen 7806,5 Millionen Mark. Die Ausgaben haben betragen 8 220,9 Millionen Mark. Die Ausgaben überſtiegen alſo die Einnahmen um 414, Millionen Mark. Unter Einbeziehung der Reſtver⸗ pflichtungen bei den übertragbaren Ausgabetiteln ſchließt die Rechnung mit einem Fehlbetrag ab von 354 Millionen Mark. Aus den Vorja hren war am Ende des Rech⸗ nungsſahres 1935 ein rechnungsmäßiger Fehlbetrag von 2110 Millionen Mark verblieben, ſo daß ſich ein Ge⸗ ſamtfehlbetrag von 2464 Millionen Mark am Schluſſe des Rechnungsjahres 1934 ergibt. Das Steueraufkommen in 1934 hat die Ekatsſchätzung brutto um 1025,1 Millionen Mark überſtiegen. Andererſeiks haben die Länder infolge des Aufkommensmehr an Steuern den Betrag von 429,7 Millionen Mark an Ueber- weifungen mehr erhalten, als für ſie im Ekat veranſchlagt war. Es ergibt ſich alles in allem bei den Steuern ein NRektomehraufkommen von 543,7 Millionen Mark. Unter Gegenrechnung ſonſtiger Mehr⸗ und Minderein⸗ zahmen ergibt ſich auf der Einnahmenſeite insgeſamt eine Verbeſſerung von rund 1348 Millionen Mark. Dieſer Ver⸗ geſſerung bei den Einnahmen ſtehen bei den Ausga⸗ ben erhebliche Mehraus gaben von 1702 Millionen Mark gegenüber. Hierbei ſind u. a. zu erwähnen: für Zu⸗ ſchüſſe zur Inſtandſetzung von Gebäuden uſw. 395 Millionen Mark, für Einlöſung von Arbeitsbeſchaffungswechſeln(unter Verwendung des Erlöſes aus der Sparkaſſenanleihe) 494 Millionen Mark. Kurzmeldungen Deutſch⸗tſchechiſche Wirtſchaftsvereinbarung. Die zweite gemeinſame Tagung des deutſchen und des tſchechoſlowakiſchen Regierungsausſchuſſes zur Förderung der beiderſeitigen Wirtſchaftsbeziehungen hat im Warenverkehr teils durch Einſparungen nichtausgenutzter Kontingente oder Wertgrenzen, teils durch Erweiterungen von Kontingenten oder Wertgrenzen, die ſich als ungenügend herausgeſtellt haben, eine Anpaſſung an die Bedürfniſſe der Wirtſchaft ge⸗ bracht. Ferner wurden verſchiedene Einzelfragen des Zah⸗ lungsverkehrs geregelt. Für die Prager und Reichenberger ſowie für die Leipziger Meſſe wurden Erleichterungen hin⸗ ſichtlich der Abwicklung der auf den Meſſen getätigten Ge⸗ ſchäfte vorgeſehen. Schließlich iſt ein Einverſtändnis über eine verſtärkte Speiſung des Bäderkontos in einem gewiſſen Rah⸗ men erzielt worden. Paris. In den Wandelgängen der Kammer verlautet, daß die kommuniſtiſche Kammerfraktion mit den Linkspar⸗ teien Fühlung genommen habe, um eine große allgemeine politiſche Ausſprache über die Frage einer Auflöſung der Kampfbünde herbeizuführen. Tokio. Der japaniſche Außenminiſter Hirota hat den japaniſchen Botſchafter in London, Baron Matſudeira, be⸗ auftragt, Ende der nächſten Woche in Paris die Konferenz der japaniſchen Botſchafter unter ſeinem Vorſitz zu eröffnen. Tokio. In hieſigen Regierungs- und Marinekreiſen be⸗ zeichnet man das deutſch⸗engliſche Flottenabkommen als eine rein europäiſche Angelegenheit, in der ſich der Erfolg der deutſchen Außenpolitik und die Klugheit Englands ge⸗ zeigt haben. gangene. „Ich habe ja um Gemeinſchaft gebeten.“ 5 „Aber das dachten Sie nicht, daß Sie mit ſo einer zu⸗ menkämen, wie ich es bin!“„ „Sie leiden, und ich leide auch. Iſt das nicht genug?—! Wie heißen Sie?“ Hedwig Trommer.“ „Ich heiße Giſela Ruhland. Jetzt war ich freilich immer aur Schweſter Gifela'.— Und nun erzählen Sie! Denken Wr ich ſei eine Freundin, die Sie ſchon lange nicht ſahen, und die Sie nun unerwartet trafen!“ Hedwig Trommer zögerte.„Ich müßte da erſt manches erklären.“ 5 „Das ſollen Sie. Sagen Sie mir alles, was Sie bewegt.“ 175—. Ich muß dann zurückgreifen.— Das Leben war 6005 meinen Kinderjahren voller Schmutz für mich. Wir waren drei Kinder, drei Mädchen. Ich zwölf Jahre, die ö große Schweſter ſechzehn, die kleinſte von uns zwei Jahre. — Da geſchah das erſte Furchtbare. Wir wohnten in einer Kellerwohnung, ganz tief unten, in zwei Räumen. Die Mutter war die ganze Woche fort, ſie wuſch bei den Leu⸗ ten. Der Vater, ein Säufer, hatte immer dunkle Geſchäfte. Es waren immer noch ein paar Schlafburſchen mit da. Da kam eines Morgens die Polizei, ſie verhaftete meine große Schweſter und Vater. Ich erfuhr durch die Schlafbur⸗ ſchen alles; ſie beſprachen miteinander, was geſchehen war, und da hörte ich es. 5 Meine Schweſter hatte ſich an den einen Burſchen ver⸗ kauft,— ja, ſie hatte—. Und der Burſche war durch ſie 4 Zum RNoikreuztag Rundfunkrede Dr. Fricks. Berlin, 20. Juni. Der Reichs- und preußziſche Miniſter des Innern wird am Freitag, den 21. Juni, von 20,10 Uhr bis 20,15 Ahr, über alle deutſchen Sender zum Rotkreuztag ſprechen. 2 1 Anterſuchungen im öſterreichiſchen Jugendbund. Im öſterreichiſchen Jugendbund, der als Nachfolger des altöſterreichiſchen Reichsbundes der Jugendwehren und Knabenhorte etwa 30 000 Mitglieder zählt, wurde eine ſcharfe behördliche Unterſuchung wegen angeblicher ſtaats⸗ feindlicher Betätigung einzelner Mitglieder durchgeführt Als Ergebnis wurden bisher über 1000 Mitglieder des Ju⸗ gendbundes ausgeſchloſſen. Alle Wimpel des Jugendbun⸗ des, die bisher in Schwarzweißrot gehalten waren, wurden eingezogen. Vergiftungen durch Pferdefleiſch Bielefeld, 20. Juni. Nach dem Genuß von Pferdefleiſch erkrankten 20 Perſonen. Bei drei Perſonen ſtellten ſich ſo ſchwere Vergiftungserſcheinungen ein, daß ſie dem Kran⸗ kenhaus zugeführt werden mußten. An den Folgen der Vergiftung iſt der Kraftwagenführer Vögeding bereits ge⸗ ſtorben. Eine Mutter mit ihrem Kinde ſchweben gleichfalls noch in Lebensgefahr. Das Pferdefleiſch wurde beſchlag⸗ nahmt. Die kierärztliche Unterſuchung hat ergeben, daß das Fleiſch von einem kranken Tier herrührt. Flugverbindung Berlin— Chile Sankiago de Chile, 21. Juni. Staatspräſident Aleſ⸗ ſandri unterzeichnete die Einflugerlaubnis für das Condor⸗ Syndikat unter der Bedingung, daß die Inbetriebſetzung des Flugdienſtes innerhalb von ſechs Monaten erfolgt. Die unmittelbare deutſche Flugverbindung Santiago— Berlin und umgekehrt iſt damit ſichergeſtellt. Der Flugverkehr wird ſpäteſtens im Oktober eröffnet. Die Poſtflugzeuge der Deutſchen Lufthanſa ſtarten ſeden Mittwoch in Stuttgart. Die Poſt erreicht am Samstag Natal. Dort übernimmt das mit der Lufhanſa in engen Beziehungen ſtehende Condor⸗Syndikat, das aus⸗ ſchließlich mit deutſchen Maſchinen fliegt, die Weiterbeförderung über Rio de Janeiro, Montevideo, Bue⸗ nos-Aires, Mendoza über die Anden hinweg nach San⸗ tiago. Die Flugzeuge treffen am Sonntag in Buenos⸗Aires und am Moftag in Santiago de Chile ein. Fernſehen über 70 Kilometer Berlin, 20. Juni. Während bisher die Keichspoſtverſuche im Fernſehen vom Sender Witzleben nach Potsdam, das heißt über eine Strecke von 25 Kilometern, führten, hat die Reichsſeidelei⸗ kung die erſte Fernſehſtube in über 70 Kilometer Entfer⸗ nung vom Sender Witzleben, in der Bezirksführerſchule des NS-Arbeitsdienſtes in Gildenhall bei Neu- Ruppin, eröffnet. Das Programm zeigte zuerſt Bilder der Woche und das erſte deutſche Fernſehſpiel. Ton und Bildwiedergabe waren trotz der großen Entfernung erſtaunlich gut. Reichsſendelei⸗ ter Hadamopſky begrüßte über das Mikrophon alle in den Fernſehſtuben, deren die Reichsſendeleitung noch vier weitere unterhält, verſammelten Fernſehteilnehmer. Das Fernſehen ſei nicht nur in Berlin möglich, ſondern, wie dieſe Fernſehſtube beweiſe, auch weit darüber hinaus. Das reichhaltige Programm ſchloß mit einem Kulturfilm. Hauptträger der Verſtändigung 50 franzöſiſche Fronkkämpfer Gäſte bei Boſch. Berlin, 20. Juni. Im Kahmen des geplanten Beſuchsaustauſches von Frontkämpfern wird als erſte größere Fronkkämpfergruppe aus Frankreich am Sonntag, den 23. Juni, eine Abkeilung von 50 franzöſiſchen Kriegsbeſchädigten in Stuttgaei ein⸗ kreffen, wo ſie für eine Woche Gäſte von Robert Boſch ſind. Es handelt ſich um Mitglieder der von dem Unterſtaats⸗ ſekretär Delſue geleiteten Vereinigung. Der Unterſtaats⸗ ſekretär iſt bekannt durch ſeine Bemühungen um die Ver⸗ beſſerung der Beziehungen zwiſchen Frankreich und Deutſch⸗ land. Die franzöſiſchen Kriegsbeſchädigten werden mit Ka⸗ meraden der deutſchen Frontkämpferorganiſationen zuſam⸗ men ſein. Gleichzeitig werden die Gäſte Gelegenheit haben, in großen Betrieben an Ort und Stelle ſich vom Leben und der Arbeit der deutſchen Arbeiter im Staate Adolf Hitlers au ſiber zeugen. „Ja, Sie krank geworden, eine ekle, ſchlimme Krankheit. Sie beob⸗ achteten meine Schweſter, ſie beobachteten ſie mit meinem Vater. Der Vater hatte ſeine eigene—. Er war auch krank, er hatte meine Schweſter angefteckt, und die wieder— Der Vater ſtarb im Zuchthaus, die Schweſter nahm ſich das Leben.— Meine Mutter hatte nun für ſich und mich und die kleine Lore zu ſorgen. Es ging uns oft bitter hart, aber wir ſchlugen uns durch. hatte es der Mutter verſprochen und ich ſchwor es ihr 1 8 aufs neue: Nicht in Schuld verſinken wie der Vater und die Schweſter!— Ich fand Arbeit, ich ward in einem Geſchäft angeſtellt, ich verdiente gut. Wir waren ganz gut durchgekommen; aber die Mutter ward krank. Ich hatte für uns alle drei zu ſorgen. Das begann vor acht Monaten. Ich bin jetzt einundzwanzig, meine Schweſter Lore iſt elf Jahre alt. Ja, und es gab Sorgen. Aber ſch hielt durch. Schließlich bat und bat die Mutter,— wir doohnen jetzt im Erker eines Hauſes der Schindlerſtraße—, die Mutter fagte, es ſei doch zu viel für raſch, daß ich noch abends arbeite, wir ſollten doch die eine Kammer vermieten. In meinem Geſchäft gab es jetzt immer viel zu tun. Da blieb ich immer abends in aller Heimlichkeit noch ein paar Stun⸗ den dort und nähte. Der Mehrverdienſt war ſo will⸗ kommen. Endlich gab ich der Mutter nach. Wir gaben die Kammer an einen Mann ab, einen Gehilfen in einer Schloſſerei, einen großen, kräftigen Kerl.— Ich war nicht damit etwer⸗ ſtanden; aber eine Nachbarin hatte tagsüber während mei⸗ ner Abweſenheit das alles gerichtet.— Der Menſch 155 nur zu bald an, mich mit Blicken zu verfolgen. Ich l ihn merken, daß ich nichts mit ihm zu tun haben wollte. Aber um Lore hatte ich Angſt. Ich dachte wieder an all das, was vor zehn Jahren geſchehen war. Es war Pein und Qual in mir. Ich bemerkte, wie er mit Lore ſchön tat, mit ihr ſcherzte. Ich warnte die Mutter, Sie war ratlos krank, ſie war kein Schutz für Lore. — Fortsetzung folgt) 1282 DDr en ee Kein er 44 er des und eine ſtaats⸗ führt. 8 Ju⸗ dbun⸗ urden fleiſch ich ſo Kran⸗ n der 8 ge⸗ Hfalls chlag⸗ 5 das Aleſ⸗ ndor⸗ zung Die zerlin wird arten reicht hanſa aus⸗ die Bue⸗ San⸗ Aires ſehen eine delei⸗ fer deg ffnet. das garen helei⸗ le in vier Das wie Das K. FA N rr Aus dem badioculen Claud Landesführer Dr. Wenzl aus der Schutzhaft entlaſſen. () Karlsruhe, 20. Juni. Vom Miniſterium des In⸗ nern wird folgendes mitgeteilt: Der kürzlich in Schutzhaft genommene Landesführer des NS DFB(Stahlhelm) Dr. Richard Wenzl wurde am 18. Juni auf freien Fuß geſetzt, nachdem er durch ehrenwörtliche Erklärungen ſich verpflichtet hat, ſich bis zum Abſchluß des ſchwebenden Verfahrens jeder politiſchen Betätigung zu enthalten und ſich zur Verfügung der Behörden zu halten. 0! Karlsruhe, 20. Juni. Die Landesbauernſchaft Ba⸗ den teilt uns mit: Der Gartenbauwirtſchaftsverband in der Landesbaue aft Baden hat über die Regelung des Ab⸗ ſatzes bon Spargeln angeordnet, daß als letzter Spargel⸗ ſtechtag im Erntejahr 1935 innerhalb des Arbeitsgebietes der Landesbauernſchaft Baden der 24. Juni 1935 feſtgeſetzt wird. Jeglicher Aufkauf von Spargeln über dieſen Zeitpunkt hinaus iſt unterſagt. Tauberbiſchofsheim.(Ein neues Heimatmu⸗ ſeum.) Den Bemühungen des Leiters des hieſigen Heimat⸗ muſeums iſt es gelungen, für Tauberbiſchofsheim ein zweites Heimatmuſeum zu bekommen. Die bisherigen Räumlichkei⸗ ten in der Peterkapelle haben ſich ſchon lange als zu klein erwieſen für die vielen Schätze, die im Beſitz des hieſigen Muſeums ſind. Nunmehr wird auch die berühmte Sebaſtia⸗ nuskapelle, eines der eindrucksvollſten und älteſtem Baudenk⸗ male des Frankenlandes, als zweites Heimatmuſeum eingerich⸗ tet werden. Die zweiſtöckige Kapelle mit ihrem Beinhaus (Oſſarium), die bisher Totenkapelle für die Toten des Welt⸗ kriegs war und die Reliquien des heiligen Sebaſtianus be⸗ herbergt hat, iſt für die Unterbringung des neuen Muſeums worzüglich geeignet. () RNaſtatt.(Schweres Laſtzugunglück.) Aus noch nicht geklärter Urſache fuhr in der Nähe des Bahn⸗ übergangs Raſtatt⸗Sandweier ein Freiburger Laſtzug, be⸗ ſtehend aus einer Zugmaſchine und zwei Möbelwagen, in der Kurve die kurze Böſchung hinab. Die Zugmaſchine blieb im Verſtrebungsdraht eines Telegrafenmaſtes hängen und wurde kurz links herumgeriſſen, wodurch die beiden Möbelwagen umfielen. Der Laſtzug war mit ſechs Perſonen beſetzt, von denen vier teils ſchwere, teils leichtere Verletzungen davon⸗ trugen. Am ſchwerſten verletzt wurde der ſteuernde Beſitzer des Fahrzeuges. Der Inhalt der beiden Möbelwagen, in der Hauptſache Büromöbel, wurde erheblich beſchädigt und mußte umgeladen werden. () Pforzheim.(Sicherungsverwahrung für einen Gewohnheits verbrecher.) Ein Gewohnheits⸗ einbrecher, der 27 Jahre alte ledige Erich Schnepf aus Lahr, der zuletzt in Pforzheim wohnte, wurde von der hie⸗ ſigen Großen Strafkammer wegen verſuchten Einbruchsdieb⸗ ſtahls unter Verſagung mildernder Amſtände zu zwei Jahren Zuchthaus und Sicherungsverwahrung verurteilt. Er geriet mit 20 Jahren auf die Verbrecherlaufbahn. Nachdem er im Gefängnis und Zuchthaus geweſen war, verlegte er ſich auf Einſteigediebſtähle und Wohnungseinbrüche. Kehl.(Gefahr für die Heuernte.) Aus dem Bezirk kommen Nachrichten über den Schaden, den die un⸗ aufhörlich niedergehenden ſtarken Niederſchläge an dem ge⸗ mäht auf den Wieſen liegenden Heu anrichten. Das Grund⸗ waſſer ſteht gerade unter der umgepflügten Ackerbodenſchicht. Der Regen kann ſomit nicht mehr eindringen, wodurch ſich allenthalben rieſige Seen bilden, die gerade jetzt an den Feld⸗ kulturen großen Schaden anrichten. Linx(Amt Kehl).(Notſtandsarbeiten.) Die in unſerer Gemeinde zurzeit durchgeführten Notſtandsarbeiten ſind in der Hauptſache Kultivierungsarbeiten. Es handelt ſich um 2000 Tagewerke. Die Geſamtkoſten ſind auf rund 10000 Mark veranſchlagt. Durch die Arbeiten, bei denen Arbeitsloſe aus Linx, Kehl und dem Notſtandsgebiet Karls⸗ ruhe Beſchäftigung finden ſollen, wird gutes Kulturgelände, in der Hauptſache Wieſen, gewonnen, das dann in Loſe aufge⸗ teilt und an die Bevölkerung verpachtet wird. Lahr.(Die verlorene Schwiegermutter.) Ein junger Mann wollte ſeine Schwiegermutter an den Freuden des Motorradfahrens teilhaben laſſen; er nahm ſie mit ins Kinzigtal, und bei der Rückfahrt über den Schönberg verwunderte er ſich baß, wie fein ſein Motor an dieſem Tage zog. Im Nu war er auf der Paßhöhe. Als er ſich aber umdrehte, ſah er zu ſeinem Schrecken, daß die Schwieger⸗ mutter fehlte. Flugs fuhr er zurück und fand ſie wohl⸗ behalten an der Kinzigbrücke— ſie war beim Aufſteigen 53 Fall gekommen, ohne daß es der Schwiegerſohn bemerkt hatte. Deutſch⸗Schweizer Aniverſitätstreffen. Badenweiler, 20. Juni. Hier fand das traditionelle Treffen der Profeſſoren der Univerſitäten Baſel und Freiburg im Breisgau ſtatt. Dieſe alljährlichen Zuſammenkünfte ſind mehr als ein geſellſchaftliches Ereignis. Sie ſind in erſter Linie dazu berufen, zur Zuſammenarbeit und freundnachbar⸗ lichen Verbundenheit zwiſchen Deutſchland und der Schweiz tzutragen. 8 N 8 8 N F N N N 8 8 N N N 8 8 8 8 2 2 . 2 , 8 I 8 8 N 8 N 8 85 N 8 8 N 8 7 2 N N 2 8 8 8 8 8 8 N N „Jeder Betrieb Mitglied der NS B“. Jeder deutſche Werks⸗ und Geſchäftsbetrieb, der Firmen⸗ mitglied der NSV e obiges geſchmackvolle Hr 110. 5 Neues aus aller Weli ib Aukobusunglück in Spanien. Ein ſchweres Autobus⸗ unglück ereignete ſich zwiſchen Valencia und Sagunt. Drei 1 wurden getötet, vierzehn Perſonen ſchwer ver⸗ etzt. Ab Die Ernte vernichkek. Wie der„Oberbayeriſche Ge⸗ birgsbote“ aus Aying meldet, wurden zwei Drittel der Ge⸗ meindefluren in Aying beim letzten Gewitter von einem furchtbaren Hagelſchlag heimgeſucht. Die vor wenigen Ta⸗ gen noch verheißungsvoll wogenden Getreidefelder wurden zerſchlagen. Die Hagelſchloßen fielen in Größe von Tauben⸗ eiern und vernichteten innerhalb weniger Minuten die ganze Ernte. Knabenleiche vergraben aufgefunden Berlin, 21. Junfl. Am Donnerstag wurde in einer Schonung im Bruchholz bei Schwerin nun auch der zweite vermißte Knabe, der Schüler Neumann aus Wismar, ver⸗ graben aufgefunden, und zwar in demſelben Waldgebiet, in dem vor einiger Zeit der erſte vermißte Knabe als Leiche ge⸗ borgen wurde. Der Befund der Leiche läßt ebenfalls darauf ſchließen, daß auch Neumann, der zu Beſuch bei Verwandten in Schwerin weilte, einem Verbrechen zum Opfer gefallen iſt. Der mutmaßliche Mörder des Knaben, Seefeld, der im Berliner Polizeigefängnis untergebracht war, wurde nach Schwerin geſchafft, wo er an Hand der neuen Tatſache ver⸗ nommen wird. Beide Knaben waren verſchwunden, nachdem man ſie zuletzt in Begleitung Seefelds geſehen hatte. Außenlandung eines belgiſchen Verkehrsflugzeuges. Berlin, 20. Juni. Das belgiſche Verkehrsflugzeug „O. O. /A. G.M.“ mußte am Donnerstag zwei Kilometer ſüdweſtlich von Eſſen auf ungünſtigem Gelände eine Außenlandung vornehmen. Hierbei wurden fünf Fluggäſte leicht verletzt, während fünf Gäſte und die Beſatzung un⸗ verſehrt blieben. 5 i Tod durch Hochſpannungs⸗Fahrleitung. Im Bahnhof Ulm verunglückte der Kemptener Lokomotipheizer Georg Fleiſchmann tödlich. Er war mit Reparaturarbeiten an ſei⸗ ner Maſchine beſchäftigt, kam mit der elektriſchen Hochſpan⸗ nungs⸗Fahrleitung in Berührung und war ſofort tot. Ah Eigenartige Arbeitsbeſchaffung. Vor dem Schwurge⸗ richt Memmingen hatte ſich der 40jährige Anton Achberger von Ay bei Neu⸗Ulm wegen mehrfacher Branbſtiftungen zu verantworten. Drei Gebäude, die er angezündet hatte, brannten nieder. Vor Gericht gab Achberger an, er habe ge⸗ hofft, durch die Brände Arbeit zu erhalten. Der Staats⸗ anwalt bezeichnete den Angeklagten als größten Schädling der Volksgemeinſchaft, der aus leichtfertigen Gründen wert⸗ volles Volksgut vernichtet habe. Das Urteil lautete auf acht Jahre Zuchthaus. a Furchtbarer Todeskampf unter niedergegangenem Geſtein. Auf der 500⸗-Meter⸗Sohle der Grube Concordia⸗ Eiſenzecherzug in Dermbach(Sieg) wurde der Z8 jährige Bergmann Schmidt das Opfer eines furchtbaren Unglücks⸗ falls. Als er vor Ort mit Aufräumungsarbeiten beſchäftigt war, löſten ſich plötzlich große Geſteinsmaſſen, die Schmidt unter ſich begruben. Stundenlang lag der Verunglückte in einem furchtbaren Todeskampf unter dem Geröll, ehe er ge⸗ borgen werden konnte. Der ganze Körper war aber ſo ſchrecklich zugerichtet, daß Schmidt bald nach der Einliefe⸗ rung ins Krankenhaus ſtarb. a Skreikunruhen in Amerika.— Zwei Tote. Vor einer Textilfabrik in Union(Südkarolina) kam es zu blutigen Streikunruhen. Bei den Zuſammenſtößen zwiſchen den etwa 1000 Streikenden und Polizeibeamten wurden zwei Arbei⸗ ter erſchoſſen. A Funkerſtreik verzögert Dampferausfahrk. Der Damp⸗ fer„Manhattan“ der United States⸗Linie, der infolge des Streiks dreier Funker in letzter Minute ſeine Ausfahrt ver⸗ ſchieben mußte, hat dieſe doch noch antreten können. Die Reederei hat hinſichtlich der Forderungen der Funker auf Einſtellung zweier weiterer Hilfskräfte nachgegeben und zwei Extrafunker an Bord der„Manhattan“ abkomman⸗ diert. Ab Leichte Erdbeben. Aus Auſtralien wird ein leichtes Erdbeben gemeldet. In den nördlichen Vorſtädten von Mel⸗ bourne wurden mehrere Häuſer durch die Erdſtöße beſchä⸗ digt, die auch im Süden von Neu⸗Wales verſpürt wurden. Die Inſel Malta wurde gleichfalls durch ein leichtes Erd⸗ beben betroffen. Taifun bei Formoſa 5 65 Fiſcherbooke vermißt. Tokio, 21. Juni. Nach einer Meldung aus Tainan(For⸗ moſa) herrſchte dort ein ſtarker Taifun, der großen Schaden angerichtet hat. Nach bisherigen Mitteilungen iſt die am 18. Juni ausgelaufene Fiſcherflottille bisher noch nicht zu⸗ rückgekehrt. Ueber 65 Fiſcherbooke werden vermißt. Außerdem iſt in der Nähe der Stadt Taihokka ein Book mit 20 Schülern ge⸗ kenkert, die alle ertrunken ſind. Die japaniſchen Küſtenwach⸗ ſchiffe ſind ausgelaufen, um die verſchwundene Fiſcherfſok⸗ tille zu ſuchen. Aeberſchwemmungskataſtrophe in Ameria Newyork, 20. Juni. Zu den rieſigen Ueberſchwemmun⸗ gen, die durch anhaltende Wolkenbrüche verurſacht wurden, ſind neue Ueberſchwemmungkataſtrophen hinzugekommen. Nachdem in der Nähe von Morrillton zwei Uferdämme des Arkanſas⸗Fluſſes von den anſtürmenden Waſſermaſſen durchbrochen worden waren, ſind in Weſt⸗Arkanſas in der Nähe von Littlerock zwei weitere Uferdämme von den Flu⸗ ten zerſtört worden. Infolge dieſes neuerlichen Durchbru⸗ ches des Fluſſes, der zum reißenden Strom geworden iſt, ſind weitere Rieſengeviete überſchwemmt. Der Gouverneur bot die Staatsmiliz auf, um ſie bei den Arbeiten zur Ver⸗ ſtärkung der Üferdämme einzuſetzen. 8 Infolge dieſer neuen Kataſtrophe ſind wiederum über 3000 Familien obdachlos geworden. Der Sachſchaden, der durch das Waſſer angerichtet worden iſt, wird, ſoweit es ſich bis jetzt überſehen läßt, auf annähernd 91 Millionen Mark geſchätzt. 12 Tote bei der Flucht der chineſiſchen Kanonenbooke. Schanghai, 20. Juni. Wie erſt jetzt bekannt wird, ſind bei der Flucht der beiden chineſiſchen Kanonenboote„Hai⸗ ſchen“ und„Haitſchi“ aus Kanton Fehlſchüſſe des„Haitſchi“ in das Wohnhaus des Zollamts und in eine Hütte gegan⸗ gen. Dabei wurden zehn Zollbeamte und zwei Ziviliſten getötet. Lalcale ſeuudochaau Die Schönheit des Waldes Keine Verſchandelungen! Noch zur Römerzeit waren nicht weniger als drei Viertel unſeres Heimatbodens mit Urwald bedeckt, in dem in aller Freiheit heute längſt verſchwundene Tiere hauſten, wie brauner Bär, Ar und Wiſent. Mit der immer größer werdenden Bodennot wurden die Wälder gerodet und zu Nährflächen umgeformt, aber auch der Wald ſelbſt in Kultur genommen und bewirtſchaftet. Daraus erklärt ſich einerſeits die Ver⸗ ringerung des Waldbeſtandes auf etwa ein Viertel der Ge⸗ ſamtfläche, andererſeits die Tatſache, daß aus urſprünglich unverfälſchten Waldhieben der gepflegte und gehü⸗ tete Forſt wurde. Nur noch an wenigen Stellen unſerer deutſchen Heimat findet ſich natürlich aufgewachſener und ſich ſelbſt überlaſſener Wald. Trotz der Verringerung der Waldfläche iſt die Man⸗ nigfaltigkeit des Beſtandes gewachſen, indem aus volkswirtſchaftlichen Erwägungen heraus allerlei ausländiſche Baumgewächſe im Laufe der Zeit eingeführt und auf ihr Fortkommen unterſucht wurden. Erwieſen ſie ſich als nütz⸗ lich, bekamen ſie das Bürgerrecht. Wenn auch das Waldbild heute manches von ſeiner Urwüchſigkeit auf dieſe Weiſe ein⸗ gebüßt hat, ſo hat dies unſerer Liebe und Zuneigung zum deutſchen Wald, die ein ausgeprägter Zug unſeres Weſens iſt, keinen Abbruch getan. Er hat zu allen Zeiten die deutſche Seele tief beeindruckt; davon künden Sage, Fabel und Märchen und manch ſchöne Weiſe. Wer von des Tages Müh Erholung ſucht, wer Körper und Geiſt erfriſchen will, flüchtet aus der lärmenden Stadt in das ſtille grüne Haus. Der Naturfreund aber, der heute die Wälder in der näheren Umgebung unſerer Städte und Dörfer auf⸗ ſucht, wird häufig viel Aerger erleben. Gebrochene Aeſte, entgipfeltes Jungholz, zerſchnittene Baumrinden, meterhohe, von Waldfrevel herrührende Stümpfe und ſolche Verſchan⸗ delungen mehr begegnen ihm auf Schritt und Tritt. Zu allem Ueberfluß liegt noch verroſtetes Hausgerät am Wege oder breiten ſich ganze Schutthalden aus. Papierfetzen und Obſtreſte uſw. vervollſtändigen das troſtloſe Bild. 5 Es iſt jedes Einzelnen Pflicht, darauf zu achten, daß die Natürlichkeit und Schönheit unſerer Wälde: erhalten bleibt. Schließlich dürfen wir nicht vergeſſen, daf der Wald für unſer Volk ein gewaltiges Kapital bedeutel und uns tauſendfältigen Nutzen bringt. Deshalb, ſchont unſeren Wald, ehrt und achtet ihn als göttliches Geſchenk und erkennt ſeinen unermeßlichen Segen für Volk und Heimat. Der Fronleichnamstag verlief trotz der ungünſtigen Witterung in althergebrachter Weiſe. Schon in früher Morgenſtunde kündeten Böllerſchüſſe und feierliches Glocke n⸗ geläute den Feſttag an. Im ausgeſchmückten Gotteshaus fan in der Frühe ein Feſtgottesdienſt ſtatt. Kurz nach 9 Uhr ſetzte ſich die Prozeſſion in Bewegung und bildete das große Ereignis dieſes Feſttages und gab mit ihren Fab nen, Heiligenbildern, weißgekleideten Mädchen mit ihren Kränzchen im Haar und Blumenkörbchen ein farbenfrohes Bild ab. Viele Gläubigen haben durch Aufſtellung von zꝛer⸗ lichen Birkenbäumchen und durch ſinnvolle Ausſchmückung de: Altäre und Häuſer zum feierlichen Rahmen dieſes Feſtes beigetragen. Die Fronleichnamsprozeſſion geſtaltete ſich ſo auch in dieſem Jahre zu einem Glaubensbekenntnis vieler kath. Gläubigen. Vom Nationaltheater Mannheim. Freitag findet im Nationaltheater die letzte öffentliche Vorſtellung von W. E. Schäfers Schauſpiel„Der Kaiſer und der Löwe“ in der Inszenierung von Friedrich Brandenburg ſtatt. Beginn: 19.30 Uhr.— Morgen Samstag zum erſten Male die neue Künneke⸗Operette„Herz über Bord“. Oeffnung der Reißinſel. Die Reißinſel wird in dieſem Jahre, um eine Beunruhigung des Wildes während der Brut⸗ und Schonzeit zu vermeiden und damit einer Verminderung des Wildbeſtandes vorzubeugen, erſt ab Mittwoch, den 3. Juli bis Mitte Oktober an den Mittwoch⸗, Samstag⸗ und Sonntag⸗Nachmittagen von 14 bis 19 Uhr für den allge⸗ meinen Beſuch geöffnet. Der Zutritt iſt nur durch das große Tor am Franzoſenweg geſtattet. Darüber hinaus kann auch an anderen Wochentagen geſchloſſenen Vereinigungen und Verbänden ſowie Schulen oder Schulklaſſen unter Anweſen⸗ heit eines verantwortlichen Führers die Beſichtigung der Reißinſel erlaubt werden. N J Betrunkener Kraftfahrer fährt Gaskandelaber um. Infolge ſeiner Trunkenheit fuhr geſtern nachmittag der Füh⸗ rer eines Lieferkraftwagens auf dem Lindenhof mit ſeinem Fahrzeug gegen einen Gaskadelaber, der abbrach. Dem Füh⸗ rer wurden die Papiere abgenommen und das Fahrzeug ſichergeſtellt. — Schützt die Eidechſel Sonnige Abhänge, Steinhalden, ſandige Raine, Wurzelſtöcke in Waldblößen, auch Hecken und Zäune ſind die Aufenthaltsorte unſerer einheimiſchen ſo nützlichen Eidechſen. Sich ſonnend liegen die flinken Tier⸗ chen auf der Lauer und ſpähen nach Beute. Vor ihrem umſichtigen und klugen Auge iſt die Mücke im Flug nicht ſicher. Auch der Falter am Blumenkelch fällt ihrer Ge⸗ wandtheit zum Opfer. Regenwürmer, Spinnen, Käfer, Lar⸗ ven, Grillen und Heuſchrecken bilden ebenfalls ihre Nah⸗ rung. Darum ſchützt die Eidechſen! Sie vertilgen als Felde, Wieſen⸗ und Waldpolizei viele Schädlinge. Deutſchlands ſchönſte Eidechſe iſt die prächtige grüngefärbte Smaragd⸗ eidechſe. Andere Eidechſenarten unſerer Heimat ſind die Zaun-, die Berg⸗ und die Mauereidechſen. Mit den Eidech⸗ ſen verwandt iſt die Blindſchleiche, ein harmloses, ebenfalls ſehr nützliches, ſchlangenähnliches Tierchen, das in Wieſen und lichten Buchenbeſtänden nach Nacktſchnecken und Regen⸗ würmern jagt. — Die Deutſche Reichspoſt ehrt Bach, Händel und Schütz. Zur Ehrung der drei großen Männer der Ton⸗ kunſt Johann Sebaſtian Bach, Georg Friedrich Händel und Heinrich Schütz gibt die Deutſche Reichspoſt drei Sonder⸗ wertzeichen zu 6, 12 und 25 Rpf. mit den Bruſtbildern der Meiſter heraus. Die Wertzeichen tragen entſprechende In⸗ ſchriften:„1585 Heinrich Schütz 1935“(6 Rpf.),„1685 Joh. Seb. Bach 1935“(12 Rpf.) und„1685 G. Friedrich Händel 1935“(25 Pfg.). Der Verkauf der Marken beginnt in Leip⸗ zig am 21. Juni(Reichs⸗Bach⸗Feier vom 16. bis 26. Juni), in Königsberg(Pr.) am 23. Juni(Eröffnung der Interna⸗ tionalen Oſteuropäiſchen Poſtwertzeichen⸗Ausſtellung), in den übrigen Orten am 24. Juni. Von der Verſandſtelle für Sammelmarken in Berlin W 30 können die Wertzeichen bereits vom 21. Juni an bezogen werden. 3 Vorbereitungen für das Bundesſängerfeſt. 5000 Mannheimer ſingen in Karlsruhe. Im ganzen Kreis Mannheim wird ſeit Wochen eifrig für das im Oktober in Karlsruhe ſtattfindende Landestreffen des Badiſchen Sängerbundes geübt, und bereits im Monat Juli kommen die Abhörproben zur Durchführung. Nach Bundes vorſchrift nimmt Kreischormeiſter Fr. Gellert, unter⸗ ſtützt von den Bezirkschormeiſtern Guggenbühler(Bezirk Schwetzingen) und Meißenberg(Bezirk) Weinheim) das Ab⸗ hörſingen der Vereine ab. Die Vereine des Bezirks 1 — Mannheim⸗Stadt treten in Gruppen an und zwar zweimal, weil der außerordentlich ſchwierige Chor„Licht⸗ wanderer“ beſonders ſorgfältiger Durcharbeitung bedarf; die drei andern Chöre, von denen einer für das Feſtkonzert und zwei für die Kundgebung beſtimmt ſind, nimmt Chor⸗ meiſter Adam ab. Im Bezirk II— Mannheimer Vororte— wird an zwei Sonntagen, am 14. und 21. Juli abgehört, indem vormittags und nachmittags je zwei Vororte ab⸗ wechſelnd dur chden Kreischormeiſter und durch Chormeiſter Bilz geprüft werden. Während alſo Kreischormeiſter Gellert etwa in Seckenheim ſein„Glockenlied“ hört, läßt ſich Chor⸗ meiſter Bilz in Feudenheim die drei andern Chöre ſingen; dann wird gewechſelt. Auf dieſe Weiſe werden alle Vororts⸗ vereine an zwei Sonntagen abgehört. Am 7., 14. und 21. Juli iſt für die Landorte an drei günſtig gelegenen Plätzen Abhörſingen, nämlich für den Bezirk III— Schwetzin⸗ gen— in Hockenheim, Plankſtadt und Schwetzingen, für den Bezirk I“— Weinheim— in Ladenburg, Weinheim und Großfachſen. Folgende Chöre werden von den Ver⸗ einen des Kreiſes Mannheim beim Bundesſängerfeſt vor⸗ getragen: Bezirk 1„Lichtwanderer“ von Grabner und „Veſper⸗Hymne“ von Kaun, Bezirk II„Morgenlied“ von Fendt und„Glockenlied“ von Gellert, Bezirk III und IV„Wanderers Nachtlied“ von Stürmer und„Mediavita“ von Fendt. 1 5 Von den 125 Vereinen des Kreiſes Mannheim find nahezu 5000 Sänger zur Fahrt nach Karlsruhe gemeldet; dazu kommen noch zahlreiche Angehörige und unterſtützende Mitglieder. Etwa fünf Siebentel der aktiven Sängerſchaft wirken beim Bundesſängerfeſt mit. Soweit einzelne Vereine nicht mitſingen, werden ſie wenigſtens durch Fahnen⸗ abordnungen vertreten ſein. Außer bei der Geſamtauffüh⸗ rung anläßlich der großen Kundgebung tritt der Kreis Mannheim zuſammen mit den Sängerkreiſen Heidelberg und Mosbach int 4. Hauptkonzert am Sonntag, den 13. Okt., vormittags auf. Die Adam⸗Vereine geben Samstags nach mittags ein Sonderkonzert. In Mannheim wird mit der für das Sängerfeſt vorgeſehenen Vortragsfolge Ende Sep⸗ tember im Nibelungenſaal ein Konzert als Hauptprobe ver⸗ anſtaltet, wobei die Stadt⸗ und Vorortsvereine mitwirken. Alle übrigen Vorbereitungen ſind getroffen. Der deutſche Sängerbund hat eine neue Prüfungs⸗ ordnung herausgegeben, ſo daß die Wertingsſingen, wie ſie im vorigen Jahr durchgeführt wurden, nicht mehr in dieſer Form ſtattfinden. Der neufeſtgeſetzten Prüfung hat ſich jeder Verein innerhalb von drei Jahren mindeſtens einmal zu unterziehen. Auch der„Tag des deutſchen Liedes“ fällt in dieſem Sommer in Mannheim als eigene Ver⸗ anſtaltung weg, da die meiſten Sänger am kommenden Sonntag anderweitig in Anſpruch genommen find: es in⸗ gen lediglich die Gellert⸗Vereine am Waſſertum. Die Vor⸗ orts⸗ und Landvereine werden den Tag des Roten Kreuzes durch öffentliche Liedvorträge unterſtützen. Für Oktober iſt Werbeſingen in Ausſicht genommen; das für dieſes Jahr den Tag des deutſchen Liedes erſetzt, mp. ——.. k......—— Feuer künden die Wende im Schickſal ver Natur, der Menſchen, der Geſchlechter, des Volkes! Sonuwendfeuer 1935 iſt leuchtendes Zanal der wieder⸗ erſtandenen Ehre des Volkes in ſeiner Wehr. Sonnwendfeuer 1935 kündet die Willenswende zum Werke der Gemeinſchaft. So erſtand das Werk des Things auf dem Heiligenberg bei Heidelberg. In ihm iſt neuer Wille Schickſal geworden und ſein Schickſal wird ewig das Willensbekenntnis zur Nation ſein. Sounwendzeit in Schickſalszeit. Die gewaltige Feier der Sonnwende am 22. Juni auf dem Heiligenberg bei Heidel⸗ berg ſoll das Thing weihen als Stätte des ewigen Bekennt⸗ niſſes zu Volk und Reich. 7 Motoriſierte Polizeiſtreife Tätig keitsbericht der motoriſierten Polizeiſtreife für Monat Mai 1935. Der nachfolgende Tätigkeitsbericht der motoriſierten Po⸗ ligeiſtreife für den Monat Mai 1935 zeigt deutlich, daß mit den herannahenden Sommermonaten und dem damit ein⸗ ſetzenden lebhaften Verkehr auf unſeren Landſtraßen auch die Zahl der Verkehrsſünder erheblich geſtiegen iſt. s Bedquerlicherweiſe muß feſtgeſtellt werden, daß ſich die Zahl der Fälle, die ein polizeiliches Einſchreiten erfor⸗ derten, gegenüber dem Vormonat Nahezu verdoppelte und es wäre dringend zu wünſchen, daß ſich die Verkehrsteilnehmer dem Aufruf unſeres Herrn Reichsſtatthalters entſprechend in 9 8 genau an die Einhaltung der Verkehrsdifziplin alten. a In der Zeit vom 1. Mai bis 1. Jui 1935 mußten neben vielen mündlichen Verwarnungen rund 450 Perſoßen wegen verſchiedener Aebertretungen gebührenpflichtig ver⸗ warnt werden. Außerdem gelangten u. a. nachfolgende Fälle zur Anzeige: 8 85 5. 8. Ktaftfahrzeug führer, weil ſie nicht im Be⸗ ſitze eines Führerſcheins waren; 3 Kraftfahrzeugführer, weil ſie Fahrzeuge in Benützung nahmen, die nicht zum öffentlichen Verkehr zugelaſſen waren; 4 Kraftfahrzeugführer wegen Nicht⸗ bezahlen der Kraftfahrzeugſteuer; 20 Kraftfahrzeugführer, an deren Fahrzeugen zum Teil die Bre mien nicht in Ord⸗ nung waren, die Kennzeichen nicht abgeſtempelt und die zum Teil ihre Fahrzeuge verkehrshindernd aufgeſtellt hatten; fer ner rund 20 Kraftfahrzeugführer wegen verſchiedener ſonſtiger ſtrafbarer Handlungen. 25 Radfahrer und Fuhr⸗ werkslenker, weil ſie an ihrem Fahrzeug keinen Nück⸗ ſtrahler angebracht hatten; 20 Radfahrer, weil ſie auf ver⸗ lehrsreichen Straßen freihändig, bezw. nebeneinander fuhren. 1 8 15 Radfahrer wegen verſchiedener ſonſtiger Uebertre⸗ ngen. Wetterbericht Die Luftdruckverteilung iſt immer noch unausgeglichen, ſo daß für Freitag und Samstag zwar zeitweilig aufheiterndes, aber weiterhin ziemlich unbeſtändigs Wetter zu erwarten iſt. 300000 Heufieber⸗Kranke! Von Dr. med. Kehr, Düſſeldorf. Am Seufieber erkranken von Mitte Mai bis Mitte Juli in Deutſchland rund eine halbe Million Menſchen, dreimal mehr Männer als Frauen, mehr Arbeiter der Stirn als der Fauſt, mehr Großſtädter als Landbewohner. Jedoch findet man auf dem Lande neuerdings mehrfach Heufieber. Als Krankheitszeichen ſind zu nennen: Augenjucken, Binde⸗ hautkatarrh, ſtarker Schnupfen, Rachen⸗ und Gaumenjucken, Asthma und Bronchialkatarrh, meiſt auch eine Schädigung der Leber⸗ und Gallenwege, reſp. des Magen⸗Darms, ins⸗ beſondere chroniſche Darmträgheit. Während der eigent⸗ lichen Anfallszeit iſt faſt völlige geiſtige und körperliche Arbeitsunfähigkeit charakteriſtiſch. Der erfahrene Arzt findet auch in ſcheinbar geſunden Tagen: erhöhten Blutdruck, charak⸗ teriſtiſches Blutbild der ſogen. Eoſinophilie und durch Haut⸗ impfung eine ſpezifiſche Aeberempfindlichkeit des Organis⸗ mus in Form von Quaddelbildung. Gräſer, Blüten, Staub, Federn und andere ſogen.„Allergene“ aus Beruf, Büro, Werkſtatt oder Wohnung können dann als auslöſende Ur⸗ ſachen feſtgeſtellt werden. Dieſe Ueberempfindlichkeit des Le⸗ bensſinnesnerven(vegetatives Syſtem) iſt die Urſache für das Grundleiden des Geſamtorganismus, das ſich unter verſchiedenen Namen und verſchiedenen örtlichen Anzeichen beim ſogen.„Allergiker“ bemerkbar macht, eigentümlicher⸗ weiſe meiſt nur in eng umgrenzten ſogen.„Anfallszeiten“. Die abnorme Durchläſſigkeit der Schleimhäute des Organis⸗ mus, die Schädigung der glatten Muskelfaſern und die Aenderung des Blutbildes ſind die anatomiſch pathologiſch nachweisbaren Grundlagen dieſer ſogen.„allergiſchen Krank⸗ heiten“. Zu denſelben zählt Aſthma, Bronchitis, Eczem, ge⸗ wiſſe Formen des Schwangerſchaftsleiden, Magen-, Darm⸗ leiden, Migräne, Neſſelfieber, Quincke Oedem, neuerdings vielleicht auch manche Formen von Gelenkrheumatismus. Die Hautimpfung iſt die Grundlage jeder planmäßigen Behand⸗ lung mit dem Ziel der Dauerheilung. Die Familien⸗ und Krankengeſchichte des Patienten iſt wichtig; denn 75—80 Prozent des Heufiebers, das zu den ſogen. allergiſchen Krankheiten gehört, iſt in der An lags vererbbar, wird durch fehlende oder verſpätete Behand⸗ lung verſchleppt und kann gegebenenfalls Kind und Kindes⸗ kind gefährden. Der Arzt findet in der Familiengeſchichte, die oft weit zurück verfolgt werden muß, entweder die eine oder andere Form der oben genannten Krankheiten oder das Heufieber allein. Eine frühzeitige Behandlung in ſcheinbar noch geſunden Tagen beſteht in einer planmäßigen Abſtumpfung der Ueberempfindlichkeit, die natürlich auch in 20—25 Prozent erworben werden kann, wobei die Berufe anſcheinend eine beſonders wichtige Rolle ſpielen. Dieſe Ah⸗ ſtumpfungsbehandlung wird am beſten durch das Nebenein⸗ ander verſchiedener Methoden durchgeführt. Bei reinem Heu⸗ fieber, deſſen alleinige Arſache nur in der Aeberempfind⸗ lichkeit gegen Gräſer⸗ und Blütenpollen nach⸗ gewieſen wird, genügt nach bisheriger wiſſenſchaftlicher Ex⸗ fahrung die Einſpritzung artſpezifiſcher Extrakte unten die Haut, verbunden mit einer kochſalz⸗ und gewürzfreien, knappen und trockenen, an ſich eiweißarmen Koſt, deren Speiſen alle gut durchgebacken und durchgebraten ſein müſ⸗ ſen. Dieſe eiweißarme Koſt erſtreckt ſich nicht nur auf Eier⸗ ſpeiſen, ſondern auch auf den Eiweißgehalt in Hülſenfrüchten, Fiſch, Fleiſch uſw. und muß in jedem Einzelfalle vom Arzte verſchrieben werden. Neben dieſer ärztlichen Verordnung ſteht an erſter Stelle die Kalkbehandlung mit einem der vielfach erprobten Mittel, die eingenommen oder beſſer in die Geſäßmuskulatur eingeſpritzt werden. Die Einſpritzung in das Geſäßſyſtem hat mit ſteigender Erfahrung mafcherlei unangenehme Nebenwirkungen gezeigt. Je nach dem Befund der Hautimpfung(Teſtung) richten ſich bei den übrigen allergiſchen Krankheiten, die in einen oder anderen Falle mit dem Heufieber verknüpft ſein können, die Stoffe, mit denen man abſtumpft(deſenſibiliſiert). Da es ſich um eine allmähliche, langſame Umſtimmung des allergiſchen Organismus zur Norm handelt, muß dieſe Be⸗ handlung min deſtens drei Jahre nacheinander ſchon in der anfallsfreien Zeit planmäßig wiederholt werden. Dieſe Art der Behandlung iſt bisher die einzigſte geweſen, welche das alte Märchen von der Anheilbarkeit des Heu⸗ fiebers zu verdrängen beginnt. In der Anfallszeit ſtellt die ſogen. ſymptomatiſche örtliche Behandlung immer nur einen Notbehelf dar. Sie kann die Beſchwerden nur lindern, die Krankheit wohl für die Anfallszeit beheben, aber nie⸗ mals auf die Dauer heilen. Formen dieſer„ſymptomatiſchen Behandlung“ in der Anfallszeit, die in der Praxis noch nicht entbehrt werden können, ſind die endonaſale Maſſage, die Aetzung der Naſenſchleimhäute mit Trichloreſſigſäure, die Be⸗ handlung mit S8oprozentigem Alkohol und im übrigen mit Medikamenten in Perlen⸗, Salben⸗ und Tropfenform. Es würde hier zu weit führen, das große Heer dieſer Behelfs⸗ mittel aufzuzählen. Die Auswahl muß dem erfahrenen Arzt überlaſſen bleiben. Unter den vielfach üblichen Behelfsmitteln dieſer Reihe hat ſich z. B. die Behandlung mit Räucher⸗ mitteln oder mit Geheimmitteln auf die Dauer nicht be⸗ währt. Im Beruf oder Büro, Werkſtatt oder Wohnung bedient man ſich vielfach ſogen. Entlüftungsapparate nach dem Muſter der allergenfreien Kammer. Dieſe Apparate be⸗ freien den Patienten aber nicht von der Anwendung der übrigen ſymptomatiſchen Mittel bei einem Gang ins Freie. Beliebt iſt die Zuflucht in eine allergenfreie Gegend, alſo ins vegetationsarme Hochgebirge über 1200 Meter oder an die See, wirkſam aber immer nur bei Ankunft des Kranken drei Tage vor der erſten Anfallszeit, am beſten ſofort im Anſchluß an die vorbeugende Behandlung. Die Kenntnis der Blütezeit der verſchiedenen Gräſer uſw., die klimatologiſchen und metereologiſchen Verhältniſſe des zu wählenden Zufluchtsortes müſſen dem Einzelfall ſorgfältig angepaßt werden. Die Oſtſee iſt für Kinder im Allge⸗ meinen beſſer als die Nordſee, die wiederum für die Er⸗ wachſenen ein nachweisliches Kräftigungsmittel der geſchwäch⸗ ten Abwehrkräfte des Organismus darſtellt. Es bleibt der eingehenden Ueberlegung von Arzt und Patient ein großer Spielraum bei der Frage„Zuflucht in eine allergenfreie Gegend“. . 5„„ Marktberichte Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 20. Juni. Infolge des Feiertags(Fronleichnam) fällt der heutige Mannheimer Getreidegroßmarkt aus. Mannheimer Kleine! arkt vom 20. Juni. Zufuhr: 29 Kälber, 10 Schafe, 75 Schweine, 29 Ferkel, 90 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 15 bis 20, Ferkel über ſechs Wochen 20 bis 25; Läufer 25 bis 30. Marktverlauf: ruhig. Verſammlungs⸗Kalender. Fußballvereinigung. Heute abend 9 Uhr Spielerverſammlung Alle Aktiven einſchl. der Jugendſpieler werden erwartet, Kleingärtnerverein. Heute abend 7—9 Uhr„Kapelle“ Ge⸗ ſchäfts⸗ und Kaſſenſtunden. 50 wird auf der Freibank, hier Stengelſtraße 7 ausgehauen, das Pfund zuf zu vermieten. Pf Heute Nachmittag 4 Ahr Möbl. Kalbfleiſch Zillmet Kriegerbund, Mannheim⸗Seckenheim. Am koinmenden Sonntag, den 23. Juni, findet in Mannheim das 50 jähr. Jubiläum des Bezirksverbandes 2 Timmer und Küche 55 zu vermieten. ſtatt. Es iſt Pflicht der Kameraden, ſich daran zu beteiligen. Antreten 1 Uhr im„Pfälzer Hof“. Der Kameradſchaftsführer. 2 Reue Kartoffeln Pfund 13 Pfg. Matjesheringe St. 10 Pfg. 9. Zu erfragen in(Kühlhausware) der Neue Zwiebeln Pfd. 15 Pfg. Geſchäftsſt. ds. Bl Deutſch feine Molkereibutter und Deutſche Markenbutter täglich friſch Freiburgerſtraße 63. 2 1— 4 18 Weiss Ferdl ist da! Ab heute Freitag bis Sonntag zeigt er seinen neuen Film! Bei diesem Film lacht selbst der Griesgram Tränen! Allgäuer Stangenkäſe f % Pfund 12 Pfg. 20 p. H. Fett i. T. ua Jiegen zu verkaufen. Offenburgerstr. 44 F 3% Rabatt, mit Ausnahme weniger Artikel AUE Reisen gen. muß man auch reisemäßiig gerüstet sein. In Außerdem: Die Bratt im Dlend Taglohn- Leftel Lustspiel. system. Kulturfim und Ufa Lonmoche. e 810 Ar, zu pachten oder zu kaufen 40 Woc Für die Kinder Sonntag 3 Uhr: Dich u. Doof ſuchen Kumumiseior 3 Stunden lachen! Das ist gesund! Beginn der Abendvorstellunę 890 Uhr. vorges chrieb. geſucht. g 9 1 f tädtisch f tr. 24 Pal 8 Palachon, mnimu maus dee Pſiagtberg. Sommer Dfingstherg. a Acker, R. 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