lreiche eim. ſtatt: 1 (wart. ein. — — — 2. Blatt zu Wr. 123 Deutſchlands Landzer Landgewinn durch Feldbereinigung. Diesmal iſt nicht von der zerſplitterten deutſchen Land⸗ karte die Rede, nicht von den Enklaven und Exklaven. Es ſoll von der privatwirtſchaftlichen Zerſplitterung des Lan⸗ des die Rede ſein. Es handelt ſich um das große Problem der Feldbereinigung in Deutſchland, das gerade im Rahmen der gegenwärtigen Arbeitsbeſchaffungspläne von beſonderer Bedeutung iſt. Das Reichskuratorium für Technik in der Landwirtſchaft hat darüber eine eingehende Denkſchrift ver⸗ faßt, die zeigt, in welchem Umfange die Feldzerſplitterung in Deutſchland vorangeſchritten iſt und welchen Nutzen es hat, wenn dieſer Zerſplitterung durch eine große Feldbe⸗ reinigung endlich zu Leibe gegangen wird.. Im Reiche iſt das Erbhöferecht Geſetz geworden. Das iſt eine politiſche Maßnahme, während es ſich hier im we⸗ ſentlichen um techniſche Maßnahmen handelt. Die günſtigſte Form eines landwirtſchaftlichen Betriebes iſt die geſchloſ⸗ ſene Feldlage mit möglichſt großen Schlägen in der Nähe des Gehöftes. Iſt dagegen der Beſitz in kleinen Einzelpar⸗ zellen zerſplittert, die weit vom Hofe entfernt liegen, ſo iſt bei den heutigen Geſtehungskoſten und Erzeugnispreiſen eine wirtſchaftliche Nutzung in kaufmänniſchem Sinne auch bei ſtärkſter Einſchränkung der perſönlichen Bedürfniſſe des Beſitzers und ſeiner Familie nicht mehr möglich. Dieſer Zuſtand der Feldzerſplitterung beſteht in Hun⸗ derttauſenden von bäuerlichen Betrieben, beſonders im Weſten und Süden Deutſchlands. Jahrelange Bemü⸗ hungen haben bis heute zu keinem Ergebnis geführt, das den Nachteil der Zerſplitterung ausgleicht. Durch techniſche Mittel kann der Mehraufwand an Arbeit, der durch die Zerſplitterung eingetreten iſt, nicht mehr merkbar gemildert werden. Der einzige Weg beſteht in der ſtarken Zuſammen⸗ legung der Einzelparzellen zu Flächen, deren Größe die An⸗ wendung techniſcher Hilfsmittel geſtattet und das Verhältnis von Arbeitsweg und Arbeitszeit günſtiger geſtaltet. Nach Schätzung amtlicher und privater Stellen ſind in Deutſchland noch rund ſechs Millionen Hektar zuſammenlegungsbedürftig. Abgeſehen von den wirtſchaft⸗ lichen Vorteilen durch Arbeitserſparnis hat die Zuſammen⸗ legung allein ſchon durch den damit verbundenen Landge⸗ winn eine außerordentliche Bedeutung. Aus zahlloſen Bei⸗ ſpielen ſei eins herausgegriffen: Bei einem Beſitz von fünf Hektar Geſamtfläche, aufgeteilt in 40 Einzelgrundſtücke zu durchſchnittlich 12,4 Ar, beträgt allein der Verluſt an Boden durch 20 Zentimeter breite Grenzſtreifen rund 25 Ar Nach Zuſammenlegung von 10 Grundſtücken von je 50 Ar be⸗ trägt der Grenzverluſt nur noch ſieben Ar. Auf Grund einer vorſichtigen Schätzung kommt ein badiſcher Vermeſſungsfachmann zu dem Er⸗ gebnis, daß in Baden allein durch die Zuſammen⸗ legung in bisher üblicher Weiſe und durch Beſeitigung von Rainen und überflüſſigen Wegen und Gräben etwa 1000 bis 1200 Hektar Kulturland gewonnen werden könnten. Da⸗ bei iſt die Zahl von 40 Grundſtücken für eine Wirtſchaft durchaus nicht hoch gegriffen. In Baden beträgt der Durch⸗ ſchnitt 16 Parzellen je Betrieb. Es gibt aber viele Gemein⸗ den mit mehr als durchſchnittlich 100 Parzellen je Wirt⸗ ſchaft. Die größte Zerſplitterung erreicht die Gemeinde Bofsheim, bei der im Mittel 157 Parzellen auf einen Betrieb entfallen. Mehrere hunderttauſend Grundſtücke weniger im Land wäre für die beteiligten Gemeinde⸗, Landes⸗ und Reichs⸗ behörden eine ſehr große Vereinfachung und Erſparnis. Die dem Lande für die Vereinigung entſtehenden Grundbuch⸗ gebühren würden ſich ſchon dadurch allein reichlich bezahlt machen. Die Betriebsverteuerung tritt bei dem in der Parzellenwirtſchaft üblichen Familienbetrieb nicht ſo deutlich wie bei einem mit Lohnarbeitern arbeitenden größeren Betrieb in Erſcheinung. Die Familienbetriebe vermögen ſich durch Einſchränkung in der Lebenshaltung und durch äußerſte Ausnutzung der eigenen Arbeitskraft auch bei mangelhofter Rentabilität länger lebensfähig zu er⸗ halten. Es gibt jedoch auch hier eine unterſte Grenze, und die vergeudete Arbeitskraft und Arbeitszeit muß in abſeh⸗ barer Zeit zu einer immer weiter fortſchreitenden Verelen⸗ führe des Bauernſtandes und zu verſtärkter Landflucht führen. a Zehn von Münzinger unterſuchte Betrieb in Würt⸗ temberg hatten einen Arbeitsaufwand von 39 Männer⸗ tagen je Hektar Weizenland gegenüber 12 Männertagen in gut geleiteten größeren Betrieben Norddeutſchlands. Einer von dieſen Betrieben mit einer landwirtſchaftlich genutzten Fläche von 20 Hektar ſetzt ſich beiſpielsweiſe aus 67 Par⸗ zellen zuſammen, von denen die weiteſte 3980 Meter vom Hofe entfernt war. Um einmal vom Hofe auf die Mitte jeder Parzelle und wieder zurückzugelangen, müßten 131 Kilo⸗ meter zurückoelegt werden. 5 Die Aufwendungen fur die Feldbereinigung ſind als eine gute Kapitalanlage zu betrachten. Bei der Bewertung des Ackerlandes mit 2000 Mark je Hektar und bei einer He⸗ bung des Grundſtückswertes um 20 Prozent würde in Ba⸗ den die Feldbereinigung der dafür geeigneten Flächen von rund 170000 Hektar eine Vermehrung des Volksvermö⸗ gens um 64 Millionen bedeuten. Außerdem würde die Ver⸗ minderung der Grundſtückzahl durch die Feldbereinigung für Reich, Länder und Gemeinden eine weſentliche Erſpar⸗ nis an Verwaltungskoſten bedeuten. Die Grenzvermarrung und ihre Unterhaltung, künftige Grundſtücksvermeſſungen. die Fortführung der ren e und Lagerbücher, die Grundbuchführung und Steuerveranlagung würden be⸗ deutend vereinfacht und erleichtert. 77 d Aktion der SS für eine Hitler⸗Freiplatzſpende Karlsruhe. Am kommenden Samstag und Sonn⸗ kag wird im ganzen Lande Baden die Ss eine Aktion zu Gunſten einer Hitler-Freiplatzpende von Haus zu Haus durchführen. Dieſe Aktion dient zur Unterbringung erho⸗ lungsbedürftiger Kämpfer und ſonſtiger bedürftiger Parkei- genoſſen in Familien in Stadt und Land und in der Kin⸗ derlandverſchickung. Es kann wohl erwartet werden, daß alle die Familien, die einen alten Kämpfer, Kinder oder ſonſtige bedürftige Volksgenoſſen aufnehmen können, die Werbung der 8s tatkräftig unterſtützen. ſplitterung auszulöſen und ſie ſofort an einen Privatman Verbandstag der Kreditgenoſſenſchaften Triberg. Der Verband der Badiſchen Kreditgenoſſen⸗ ſchaften e. V. tagte in Triberg. Am erſten Tage wur⸗ den in einer nichtöffentlichen Verſammlung unter Leitung von Verbandsdirektor Günther⸗Raſtatt interne Angelegen⸗ heiten erledigt. Insbeſondere intereſſierte der Vericht über die Reviſion der 97 Genoſſenſchaften, aus dem ſich ergab, daß die Badiſchen Kreditgenoſſenſchaften zu dem Neuauf⸗ bau des Landes erheblich beigetragen haben. In einer Reihe von Vorträgen wurden Fragen des Genoſſenſchafts⸗ weſens abgehandelt. Der zweite Tag brachte die öffentliche Hauptverſamm⸗ lung, zu der auch der badiſche Miniſterpräſident Köhler erſchienen war. Die Verſammlung nahm den Bericht von Verbandsdirektor Günther über die Entwick⸗ lung des Verbandes entgegen. Die Ausführungen zeigten, wie überall, daß die deutſche Wirtſchaft im Aufſtieg be⸗ griffen iſt Der Vortragende verbreitete ſich ſpeziell auch über die Reform des Genoſſenſchaftsweſens. Der Umſatz der badiſchen Kreditgenoſſenſchaften iſt im Berichtsjahr ſehr erheblich geſtiegen. Wozu auch die Tatſache beigetragen hat, daß die Genoſſenſchaften durch Neuausleihungen ſich an dem Arbeitsbeſchaffungspro⸗ gramm rege beteiligen. Die Statiſtik zeigt, daß ſie Haupt⸗ träger der Kredite für den Klein⸗ und Mittelſtand, für Han⸗ del und Gewerbe ſind. Miniſterpräſident Köhler erkannte mit warmen Worten die ſchwere und vielſeitige Arbeit der Genoſſenſchaften an und betonte, daß die in der Oeffentlichkeit oft laut gewordene Kritik durch die nötige Aufklärung berichtigt werden müſſe. Eine ſtarke Hand bei der Kredithingabe ſei abſolut notwendig. Ein Vortrag des Anwaltes des Deutſchen Genoſſen⸗ ſchaftsverbandes, Dr. Kuntz⸗Berlin, über das Reichsgeſetz über das Kreditweſen zeigte, daß dieſes Geſetz das Ver⸗ trauen zu den Genoſſenſchaften zu ſtärken geeignet iſt. Die Tagung beſchloß, den Verbandstag 1936 in Zell a. H. oder in Donaueſchingen abzuhalten.. Gerichtszeitung. Eine Wildereraffäre. Das Schwurgericht verhandelte einen Zuſammenſtoß von Wilderern mit drei Jagdhütern im Neu⸗ und Altlußheimer Gebiet. Den Jagdaufſehern Klein von Neulußheim, Bichler von Hockenheim und dem Feldhüter Eisner von Hockenheim gelang es, in der Nacht zum 23. Dezember 1934 Wilderer nahe bei Lußhof zu ertappen. Der 39 Jahre alte Heinrich Benz und der 48 Jahre Johann Gottfried, beide aus Neulußheim, hatten ſich als die Wilderer vor dem Schwurgericht zu verantworten. Benz neben unberechtigter Ausübung der Jagd auch wegen Totſchlagsverſuchs. Als Klein dem Wilderer Benz zurief: „Halt, Gendarmerie!“ krachte auch ſchon ein Schuß aus dem Benzſchen Drilling. Klein bückte ſich hinter eine Rübenmiete, die Schrotkörner gingen über ihn hinweg. Er gab hierauf mit Eiſinger einige Schüſſe ab, die Benz und Gottfried ver⸗ letzten, ſo daß ſie flüchteten. Benz war erkannt worden und wurde mit ſeinem Schießgeſellen verhaftet. Seine jahrelange Wilddieberei gab er zu. Auf den Jagdaufſeher angelegt zu haben, beſtreitet er; das Gewehr ſei ihm ungewollt losgegan⸗ gen. Gottfried, der kein Gewehr bei ſich krug, iſt zweimal vorbeſtraft. Das Gericht verurteilte Heinrich Benz wegen un⸗ berechtigter Jagdausübung und Totſchlagsverſuchs zu einer Zuchthausſtrafe von drei Jahren, ab dtei Monate Unter⸗ ſuchungshaft. Johann Gottfried wurde wegen unberechtigter Jagdausübung zu einer Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten ab vier Monate Anterſuchungshaft verurteilt. UHochſtaplerin vor Gericht. Vor dem Mannheimer Schöffengericht hatte ſich die 44 Jahre alte geſchiedene Hen⸗ riette Speidel geborene Hoffmann wegen Betrugs zu verant⸗ worten. Die Angeklagte, früher an erſten Theatern Deutſch⸗ lands und Oeſterreichs beſchäftigt, ſank von ihrer einſtigen Höhe zur Hochſtaplerin herab. Nach ihren Angaben will ſie durch einen Nachlaßverwalter um 90 Prozent ihres väter⸗ lichen Vermögens gebracht worden und dadurch in bittere Not gekommen ſein. In Wien, Berlin und München beging ſie Betrügereien, in Köln blieb es bei mehrmaligen Verſuchen. In München wurde ſie wegen 21 in den Jahren 1927⸗29 begangener Betrügereien mit einem Jahr acht Monaten Ge⸗ fängnis beſtraft. In Mannheim wollte ſie angeblich einen — Bilderladen gründen. Mit nur 100 Mark in der Taſche ſuchte ſie bei mehreren vermögenden Leuten Darlehen zu er⸗ halten. Auch eine Hotelſchuld über 400 Mark datiert aus die⸗ ſer Zeit. Im Januar erbat ſich ſich bei einem Juwelier drei Brillantringe im Geſamtwerte von 3500 Mark unter der Verſicherung, ein vermögender Freund werde die Rech⸗ nung begleichen. Am nächſten Tage verſetzto die Angeklagte aber zwei Ringe, um ſie kurz vor dem Vorfalltag wieder 1 weiter zu ver⸗ pfänden. Von hier ging die„Beute“ beim Herannahen des Verſalltermins im gleichen Verfahren an einen Dritten. Ins⸗ geſamt betrug das erlöſte Pfand 1100 Mark. Das Schöf⸗ fengericht erkannte auf ein Jahr ſechs Monate Gezängnis. Samstag, 22. Juni 1935 Sprengſtoffverbrecher vor dem Volksgerich Der Erſte Senat des Volksgerichtshofes trat am Frei⸗ tag in eine zweitägige Verhandlung gegen ſechs Kommuni⸗ ſten aus Goslar und Oker im Harz ſowie aus Han⸗ nover ein, denen Vorbereitung zum Hochverrat bis in das Frühjahr 1933 hinein, teilweiſe auch Sprengſtoffverbre⸗ chen und Fortführung des verbotenen Rotfrontkämpferbun⸗ des vorgeworfen wird. Die Angeklagten haben ſich Waffen beſchafft, um für den Fall des von ihnen in nächſter Zeit erwarteten ge⸗ waltſamen Umſturzes gerüſtet zu ſein. Auf Veranlaſſung des 18mal, zum Teil erheblich vorbeſtraften 47jährigen Wilhelm Lehner und ſeines zehn Jahre jüngeren Bruders Albert wurden auch Verſuche mit Bomben angeſtellt, die zur Erhöhung der Sprengwirkung mit Eiſenſtücken gefüllt waren. Der gleichfalls mehrfach vorbeſtrafte 26jährige Wal⸗ ter Eichhorn hat verſucht, die Reichswehr in Goslar zu zerſetzen. Die reſtlichen drei Angeklagten waren Mit⸗ glieder der ſogenannten Scheringer⸗Staffel, einer getarn⸗ ten Nachfolgeorganiſation des verbotenen Rotfrontkämpfer⸗ bundes. Mehrere der Angeklagten waren übrigens auch an einem Ueberfall beteiligt, bei dem am 15. Februar 1933 der SS⸗Mann Otto Könnecke in Oker blutig geſchlagen und ſei⸗ ner Schußwaffe beraubt wurde. Handel und Wirtſchaſt Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die Börſe hatte in dieſer Woche bei allgemeiner Zurückhaltung nur geringe Umſätze. Die Geſchäftsloſigkeit laſtete auf der Tendenz und führte zu neuen Abgaben, die die Kurſe zum Teil nach unten beeinflußten. Die Kuliſſe nahm vielfach Realiſation vor. Sie ſtützte ſich dabei dar⸗ auf, daß Dr. Schacht in ſeiner Danziger Rede auch die Kurs⸗ entwicklung berührt hat. Ferner wird angenommen, daß in nächſter Zeit manche Unternehmungen zu Geldbeſchaffungen genötigt ſein werden, wovon vielleicht auch das Kursniveau beeinflußt werden könnte. Die Rückgänge hielten ſich am Aktienmarkt aber in recht engen Grenzen. Der Rentenmarkt war im allgemeinen behauptet. Geldmarkt. Der Geldmarkt zeigt ſich wieder recht flüſſig. Seit der erſtmaligen Begebung von Solawechſeln der Gold⸗ diskontbank Ende Maj iſt eine zunehmende Normaliſierung eingetreten. Die Reichsbank zeigt eine ſtarke Entlaſtung. Bemerkenswert iſt der ſehr niedrige Stand der Lombarddar⸗ lehen, in dem die Flüſſigkeit des Geldmarktes zum Ausdruck kommt. Die Goldbeſtände der Reichsbank ſind um nicht ganz eine Million Mark durch Käufe im Auslande geſtiegen. Produktenmarkt Die Produktenmärkte ſtehen weiter im Zeichen einer ruhigen Geſamtverfaſſung. Die Abſatzmöglich⸗ keiten für Brotgetreide halten ſich auf der bisherigen Höhe. Die Geſamtvorräte entſprechen den Erwartungen. Die Müh⸗ len nahmen nur geringe Mengen auf, zumal das Mehlgeſchäft ſehr gering blieb. Am Markt für Futtergetreide hat ſich das Geſamtausſehen nur wenig geändert. Hafer und Futter⸗ gerſte bekundeten dauernd Intereſſe, ſind aber verhältnis⸗ mäßig nur recht wenig zu haben. Mit dem Eintritt heißer Sommerwitterung macht ſich auch allmählich Intereſſe für Braugerſte bemerkbar. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer iſt von 101,1 590 um 0,1 Prozent auf 101,2 geſtiegen. Eine Erhöhung erfuhren Agrarſtoffe und Kolonialwaren, während induſtrielle Roh⸗ ſtoffe und Halbwaren einen Rückgang aufwieſen. Die Preiſe der induſtriellen Fertigwaren waren im Durchſchnitt unver⸗ ändert. Die internationalen Warenmärkte zeigen ſich wieder beruhigt, zumal auch die internationale Währungslage eine gewiſſe Entſpannung erfahren hat. Ein wirtſchaftlicher An⸗ ſtieg iſt nur möglich, wenn alles, was die Güterproduktion und den Güterabſatz hemmt, beſeitigt iſt. In erſter Linie muß auch der Gläubigerſtreik aufhören, der darin beſteht, daß die Gläubigerſtaalen ſich weigern, Waren aus den Schuldner⸗ ſtaaten zu beziehen. alſo Waren a. zahlung anuznehmen. Viehmarkt. Die Schlachtviehmärkte hatten unkerſchied⸗ lichen Marktverlauf. Bei Großvieh entwickelte ſich recht flot⸗ tes Geſchäft und die Preiſe zogen an. Am Kälbermarkt zogen beſſere Qualitäten im Preiſe an, während geringere Quali⸗ täten nachgeben mußten. Schweine holten in allen Klaſſen deutlich auf. * Sebenktage . 23. Juni e 55 1804 Der Induſtrielle Johann Friedrich Auguſt Borſig in Breslau geboren. 1916 Erſtürmung des Panzerwerkes Thiaumont von Ver⸗ dun durch die Deutſchen. 1919 Deutſchland nimmt die feindlichen Friedensbedingun⸗ gen an. Wetterbericht Die weſtlichen Luftſtrömungen halten an, ſo daß für Samstag und Sonntag immer noch ziemlich unbeſtändiges, it vereinzelten Nielaerſchlägen geneigtes Wetter zu erwarten iſt Sonnenaufgang 3.37 Sonnenuntergang 20.27 Schülerauskauſch Deutſchland— Amerika. Unter der Führung von Studienrat Dr. Mosle haben 25 Primaner und Primanerinnen mit dem Dampfer„Deutſch⸗ land“ die Ueberfahrt nach Nordamerika ange⸗ treten, wo ſie gemeinſam mit amerikaniſchen Schülern 6 Wochen in Ferienlagern zubringen werden. Weltbild(m). „ Kreuz und Quer Eine Gemeinde mit vier Seelen und eine noch kleinere.— Glücksſpiel mit weißen Mäuſen.— Wenn die Eiferſucht quält.— Eine, die aber nicht geboren iſt. Es kommt wohl nicht allzu ſelten vor, daß ein Dorf nur vier Einwohner hat, wenn auch in einem ſolchen Fall die Bezeichnung„Dorf“ kaum angewandt wird. In Süd⸗ frankreich gibt es nun ein richtiggehendes Dorf mit vier Köpfen l(einſtmals war es wohl größer), und dieſes Dorf hatte die Kühnheit, ſich bei den letzten Gemeindewahlen einen Bürgermeiſter zuzulegen. Alle vier Einwohner bil⸗ den übrigens eine Familie, und der Bürgermeiſter iſt na⸗ türlich deren Oberhaupt. Feißal heißt es, hatte vor Jahren ſchon einmal den Unwillen einer hohen Obrigkeit erregt, weil die vier Einwohner damals ebenſo eigenmächtig vor⸗ gegangen waren. Da nun zu einer Gemeinde in Frank⸗ reich mindeſtens 8 Perſonen gehören müſſen, hatte man damals der Familie den Auftrag gegeben, ſich in den näch⸗ ſten fünf Jahren auf 8 Köpfe zu vermehren. Das gelang aber aus irgend welchen Gründen nicht, und bei der letzten Wahl waren immer nur noch vier Feißaler vorhanden. Jetzt iſt den Behörden aber die Geduld geriſſen, und Feißal wird demnächſt mit einer anderen Gemeinde zuſammen⸗ gelegt werden. Ein Glück, daß Feißal nur vier Einwohner hat, ſonſt könnte von hier aus der ſchönſte Bürgerkrieg losgehen. Feißal iſt aber noch nichts gegen ein viele hundert Quadratkilometer großes Gebiet in Sibirien, wo ein ein⸗ ziger Mann einen ganzen Stamm repräſentiert. Auf dieſem Gebiet wohnten einſt die Jukagiren, die noch in hiſtoriſcher Zeit nach Millionen zählten und vor fünfzig Jahren noch aus fünfhundert Köpfen beſtanden. Jetzt ſind auch die aus⸗ geſtorben— bis auf den einen, der heute noch auf den Jagdgründen ſeiner Vorväter als letzter ſeines Stammes lebt. Die Menſchen haben oft auch die unmöglichſten Einfälle, auch wenn es heißt: wie verdiene ich viel und leicht. Zwei Engländer hatten ſich jetzt wegen ihrer Erfindungsgabe, die ein Glücksſpiel entſtehen ließ, zu verantworten. Der Spielapparat beſtand aus einem Käfig mit drei wei⸗ ßen Mäuſen. Mitten im Käfig ſtand ein runder Behälter mit 24 Löchern. An die Spielenden wurden nun Spielmar⸗ ken mit den Nummern der Löcher ausgegeben. Es gewann, wer auf das Loch geſetzt hatte, in dem eine der drei Mäuſe Zuerſt verſchwand. Die zweite Maus beſtimmte den zweiten Sieger, die dritte den dritten. Waren alle Mäuſe ver⸗ ſchwunden, begann ein neues Spiel. Da der Sieger nur das Dreifache ſeines Einſatzes erhielt, der zweite das Zwei⸗ fache und der dritte ſozuſagen ein Freilos, waren die Ge⸗ winne der„Bankhalter“ natürlich außerordentlich groß, ſobald auf alle 24 Löcher geſetzt wurde. Mit ihrem Weiße⸗ Mäuſe⸗Spiel graſten die beiden Engländer die viel beſuch⸗ ten Ausflugsorte in der Nähe von London und die Renn⸗ plätze ab. Intereſſierte ſich einmal ein Poliziſt für ſie, dann hatten ſie gerade weiße Mäuſe„zu verkaufen“. Schließlich kam man ihnen doch hinter ihre Schliche und beſtrafte ſie mit einem Pfund Geldbuße, was noch reichlich milde war. Einen ebenfalls recht merkwürdigen Einfall hatte ein junger Mann in einer böhmiſchen Stadt. Dieſer junge Mann litt an ſtarker Eiferſucht, er glaubte, daß ſeine Braut noch einen Zweiten liebte, und wollte wiſſen, ob ſie noch einen Briefwechſel unterhielte, von dem er nichts wüßte. Aber wie ſollte er ſich Gewißheit verſchaffen? Eines Abends ſah er nun, wie ſeine Braut einen Brief in einen Poſtkaſten warf. Der Liebhaber glaubte, daß jetzt ſeine Stunde gekommen wäre. Kurz entſchloſſen baute er den ganzen Briefkaſten ab und machte ſich daran ihn zu ſpren⸗ gen, und fand den Brief, den ſeine Braut an— ihre Tante geſchrieben hatte. Wer den Schaden hat.. Haber nicht nur das. Man hatte den Frevler beobachtet und ihn der Polizei übergeben, außerdem hat ſich ſeine Braut auch von ihm losgeſagt. Ein anderes Mädchen in einem niederbayeriſchen Dorf hatte ſich einem Mann verſprochen und wollte heiraten. Als das Paar das Aufgebot beſtellte, ergab ſich, daß das Mädchen überhaupt nicht geboren war, denn es war in den Geburtsregiſtern nicht eingetragen, Die Nachforſchun⸗ gen ergaben, daß vor fünfundzwanzig Jahren, als die Braut geboren wurde, die Hebamme in ihrer Aufregung nur zum Pfarrer gelaufen war und die Anmeldung beim Standesamt darüber vergeſſen hatte. Jetzt muß die Braut verſuchen, durch zwei Zeugen die Tatſache ihrer Geburt nachzuweiſen, glückt der Verſuch nicht, iſt die Heirat in Frage geſtellt. Wir wollen hoffen, daß das Mädchen recht bald zu ſeinem Glück kommt; daß es da iſt, braucht es ja nicht zu beweiſen, ſondern nur, daß es geboren iſt, und es wird wohl auch gelingen. Ja, die Menſchen kommen oft auf ſehr merkwürdige Weiſe zu ihrem Glück. Der Zigarrenhändler Müller iſt ſtaatlicher Lotterieeinnehmer. Kommt eines Ta⸗ ges ein Mütterchen zu ihm und verlangt ein Los mit den Endzahlen 56. Müller beſchaffte es. Die Ziehung kommt und das Mütterchen erhält auf das Los mit den Endzahlen 56 wahrhaftig einen Rieſengewinn von zigtauſend RM. „Na, nun ſagen Sie bloß“, wundert ſich Müller,„wie ſind Sie denn auf die Zahl 56 gekommen?“ Die glückliche Ge⸗ winnerin zieht ein verſchmitztes Geſicht:„Ich kanns Ihnen ja ruhig erzählen. Im Traum iſt mir mein Seliger er⸗ ſchienen und hat geſagt:„Achtmal acht!“ Da bin ich zu einer Zigeunerſchen gegangen, und die hat gemeint, ich ſoll ein Los kaufen mit einer Nummer, deren Endzahl gleich achtmal acht iſt...“ Ja, ja, rechnen muß man können.. Brücke über den Aermelkanal Der polniſche Ingenieur Adalbert Kranſztyk will an die englische Regierung mit dem Plan herantreten, eine Brücke über den Aermelkanal zu erbauen. Die Koſten wür⸗ den 40 Prozent weniger betragen als die eines Tunnels. Der Konſtrukteur gibt vor, in verſchiedenen Ländern ſchon ſo viele Intereſſenten gefunden zu haben, daß die Finan⸗ zierungsfrage ſo gut wie gelöſt ſei. Der Brückenbau über den Aermelkanal, der jetzt im Mittelpunkt des engliſchen Intereſſes ſteht, iſt nicht der ein⸗ zige Plan, an deſſen Durchführung man herangehen will. Erinnert ſei nur an den Tunnelbau durch den Montblanc, an den bei Liverpool, erinnert ſei auch an die Untertunne⸗ lung des Sunds zwiſchen Kopenhagen und Malmö und des Bosporus zwiſchen Konſtantinopel und Skutari. Bekannt ſind auch die Pläne der Tunnelfreunde des Aermelkanals, die auf eine Idee Napoleons zurückgehen und mit den Wor⸗ ten:„Es iſt dies eines derjenigen großen Dinge, die wir gemeinſam ſchaffen müſſen“, von 1 92 zur Debatte geſtellt wurden. Der Gedanke einer Verbindung zwiſchen England und Frankreich iſt alſo ſchon alt. Allerdings hat England Napoleons Idee auch nach der Erledigung des Korſen ſelbſt abgelehnt. Das Inſelreich ſah noch bis vor kurzem ſeine unüberwindliche Stärke in dem es umgebenden Waſſer, das die britiſchen Inſeln aus der Reichweite aller feindlichen Angriffe hielt. Erſt im Jahre 1881 fanden ſich Männer im engliſchen Parlament, die die Idee Napoleons dem Unterhaus in der Form einer Entſchließung vorlegten. Sie verfiel der Ab⸗ lehnung, wobei zwei Gefahrenmöglichkeiten angeführt wur⸗ den: erſtens könnten in einem Krieg mit Frankreich die franzöſiſchen Truppen trockenen Fußes den Aermelkanal durchſchreiten und zweitens könnten in einem Krieg mit Deutſchland die Deutſchen viel leichter den franzöſiſchen Ein⸗ gang zum Tunnel beſetzen, als auf dem Meereswege Truppen in England landen. Anfangs ſchien es, als ob das Völkerringen dieſe Argumente beſtätigt hätte. Das End⸗ ergebnis ſah allerdings anders aus, und im Jahre 1921 konnte Marſchall Foch erklären:„Hätten wir vor dem Kriege den Tunnel gehabt, ſo wäre es nicht zum Weltkrieg gekommen.“ Die Zwiſchenzeit hat gelehrt, daß die techniſche Seite einer Untertunnelung des Aermelkanals faſt unüber⸗ windliche Schwierigkeiten mit ſich bringt. Aber wenn auch dieſe gemeiſtert werden könnten, ſo begegnen die finanziellen Probleme vielleicht noch größeren Schwierigkeiten. Das jetzige Projekt des Polen, das in der Mitte des Brückenbaus eine künſtliche Inſel vorſieht, hat einen Vor⸗ läufer aus dem Jahre 1929. Damals iſt der holländiſche Ingenieur S. Ten Bokkel, der ſich bei den Arbeiten zur Trockenlegung der Zuiderſee einen Namen gemacht hat, an die franzöſiſche und engliſche Regierung mit dem Plan herangetreten, mit einem Koſtenaufwand von 70 Millionen Pfund eine Brücke über den Aermelkanal zu erbauen. Die Pfeiler wollte Bokkel auf dem Kreidegrund des Meeres in einer Breite von 136 Meter erbauen und ſie ſo weit über die Meeresfläche hinausragen laſſen, daß ſelbſt die größten Wellen den Brückenkörper nicht erreichen. Dieſes Projekt: ſah eine Brückenlänge von 44 Kilometer vor. Bei 40 Meter Breite ſollte die Brücke für den Eiſenbahn⸗ und Fahrzeug⸗ verkehr eingerichtet ſein. Zur Erleichterung des Schiffs⸗ verkehrs ſah der Holländer rieſige Schleuſen und zum Schutz der Brücke ungeheure Wellenbrecher vor. Die Bauzeit war mit ſieben Jahren errechnet. Bei dem gegenwärtigen Stande der Kriegstechnik iſt es für die Sicherheit des Inſelreiches vollkommen belanglos, ob unter dem Kanal ein Tunnel oder über ihm eine Brücke die Inſel mit dem Kontinent verbindet. Anders ſteht es um die wirtſchaftlichen Notwendigkeiten, die immer inten⸗ ſiver in die Richtung der Verwirklichung des weltgeſchicht⸗ lichen Projektes drängen. Als Xerxes vor 2400 Jahren zwei Brücken über den Bosporus ſchlug, vollbrachte er ein für ſeine Zeit kaum geringeres Werk, als es ein Damm von Calais nach Dover bedeuten würde. In dieſem Zu⸗ ſammenhang mag auch noch erwähnt werden, daß ſchon zwei Jahre vor dem Holländer die Franzoſen ernſthaft auf das Dammprojekt gekommen waren. Ueber einige Sitzun⸗ gen in der Pariſer Geſellſchaft zur Förderung öffenlicher Bauten, an der auch die ſchon ſeit Jahrzehnten beſtehende Tunnelkommiſſion beteiligt war, iſt es allerdings nicht hinausgekommen. . 8 2 13 Ammeiſen auf Jagd Neutrale Zonen um die Reviere.— Jagdmonopole.— Die außerordentliche Disziplin, die das Leben der Inſek⸗ ten in ihren geſellſchaftlichen Handlungen beherrſcht, hat von ſelbſt den Gedanken des menſchlichen Staates als Vergleich nahegelegt. Neue Forſchungen und Beobachtungen über die Aufteilung von Jagdgebieten bzw. Landflächen zwiſchen roten Waldameiſen zeigen, daß das ſtaatliche Leben dieſer Inſek⸗ ten von einer die menſchlichen Verhältniſſe bei weitem über⸗ treffenden Ordnung und Regelmäßigkeit iſt. Der Vergleich mit dem menſchlichen Staat iſt inſofern falſch, als in der menſchlichen Gemeinſchaft doch das Wechſelſpiel von Perſön⸗ lichkeit und Gruppenhandeln entſcheidet, dieſer Einfluß der Perſönlichkent aber bei dem Ameiſenſtaate natürlich fortfällt. Trotzdem geben uns dieſe Forſchungen das Bild eines ganz eigenen, unvergleichlichen ſtaatlichen Lebens. Die Beobachtungen wurden an ein und derſelben Stelle angeſtellt und nahmen mehrere Jahre in Anſpruch. Das Vogelſchutzgehege, das Raum für die Forſchungen bot, ent⸗ hielt ſieben beſiedelte Ameiſenbaue. Jedes Neſt verfügte über ſeine eigenen Straßen, von ſtattlicher Länge übrigens, über 75 Meter, zu denen kürzere Wege kommen, als Zugang zu den Jagdgebieten beſtimmt. Dieſe Straßen waren auch manchmal verzweigt und wechſelten die Richtung, je nach der Lage des Nahrungsortes. So zeigt die Anlage der Straßen ein mannigfaltiges Bild, wenn auch verſchiedene von ihnen Dauercharakter hatten und drei Sommer hintereinander in Benutzung waren. Dieſe Ameiſen erwarben ihre Nahrung aus Jagd und Tierzucht. Es würde das doch einem ſchon fortgeſchrittenen Stadium menſchlicher Wirtſchaftsformen entſprechen. Die Jagd erfolgte nicht regel- und wahllos, ſondern jeder Amei⸗ ſenſtaat hatte ſein eigenes Jagdgebiet, das ihm allein vorbe⸗ halten blieb. Auf das Bewirtſchaftungsmonopol wurde alſo in dieſen Ameiſenſtaaten der größte Wert gelegt, und das führte ſo weit, daß die Zugangsſtraßen der einzelnen Baue zu ihren Jagdgebieten ſich an keiner einzigen Stelle während der ganzen Beobachtungsjahre hindurch kreuzten, um ſo auf⸗ fallender, als ja die Richtung der Wege häufig abwechſelte. Zweifellos liegt hier eine Planmäßigkeit vor, deren Ziel es iſt, auch nur jede Möglichkeit der Störung des eigenen Er⸗ werbes oder eines unberechtigten Eingriffes in den Beſitz fernzuhalten. Dem entſpricht nur, daß auch die Jagdgebiete ſelbſt ſtreng getrennt blieben und gewiſſermaßen neutrale Zonen zwiſchen ſie gelegt wurden. Wenn Ameiſen des einen Baues auf die anderen Neſtern gehörigen Straßen geſetzt wurden, dann waren ſie völlig hilflos und konnten ſich nicht zurechtfinden. Die Ameiſen hatten ihre Jagdgebiete, in denen ſie In⸗ ſekten fangen, auf Birkenbäumen und»ſträuchern, Eichen, Weiden, Heidekraut, Stechpalmen und Ginſter. Auf den glei⸗ chen Bäumen hielten ſich die Ameiſen Herden von Blatt⸗ läuſen, die ſie bewachen und betreuen. Auch für dieſe Blatt⸗ lauszucht gilt das gleiche wie für die Jagdgebiete: Jedes Neſt verfügt über ſeine eigenen Blattlaus⸗Herden und übt ſein Monopol mit ſtrenger Regelmäßigkeit aus. Eine andere Tat⸗ ſache gibt den Hinweis darauf daß es ſich bei dieſer Auftei⸗ lung der Nahrungsgebiete und der Zugangsſtraßen nicht um die Ausübung eines Sippeneigentums etwa handelt, ſondern daß, um in der menſchlichen Sprache zu bleiben, hier doch mehr ſo etwas wie ein ſtaatliches Verwaltungsprinzip zum Ausdruck kommt. Nimmt nämlich ein Neſt an Bevölkerung ſtark zu, dann teilt es ſich; es entſteht alſo eine Kolonie, ein neutraler Ameiſenſtaat. Wäre nun ein ſippenmäßiger Eigen⸗ tumsſinn das Entſcheidende, dann müßte dieſe Kolonie in der gleichen Weiſe wie vor der Aufteilung die Jagd- und Zucht⸗ gebiete gemeinſam mit dem alten Staat benutzen, da ja die Angehörigen der jetzt zwei Staaten aus dem gleichen Neſt mit ſeinem beſtimmt feſtgelegten Beſitz ſtammen. Das iſt aber nicht der Fall, ſondern mit der Aufteilung des Staates iſt auch eine Aufteilung der Jagd⸗ und Zuchtgebiete verbunden; alle Verbindungen zwiſchen dieſen beiden Staaten hören von jetzt an auf; ſie leben fremd nebeneinander her, als wären ſie nie verbunden geweſen. Intereſſant daran iſt, daß Kolo⸗ niengründungen auch ohne Hochzeitsflug ſtattfinden können. Wie ſteht es nun mit den außenpolitiſchen Beziehungen der benachbarten Staaten? Man kann ſchon aus der Tat⸗ ſache, daß ſie jede Berührung miteinander ängſtlich vermei⸗ den, und daß ſie eine ſo ſtrenge Autarkie handhaben, ſchließen, daß keine Reibungsflächen vorhanden ſind, die den Frieden, beſſer die Ordnung, in einem jeden Staate durch Einwirkun⸗ gen des anderen Staates ſtören könnten. Tatſächlich iſt auch die Regel, daß die völlige Fremdheit, die zwiſchen den ver⸗ ſchiedenen Neſtern beſteht, nicht einer feindlichen Einſtellung entſpringt. Es gibt aber doch vor allem einen Fall, in dem ſolche Reibungsflächen entſtehen; und das geſchieht bei Nah⸗ rungsmangel. Dadurch werden grundlegende Störungen der Staatsordnung herbeigeführt, und Ueberfälle auf den Beſitz anderer Neſter ſind nicht ſelten. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Morgenſpruch, Wetter, Bauernfunk; 6 Gymna⸗ ſtik; 6.30 Frühkonzert I; 7 Frühnachrichten, anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Funkwerbungskonzert; 10.45 Sendepauſe; 11 Hammer und Pflug; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei bis drei; 17 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrich⸗ ten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 23. Juni: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wet⸗ ter; 8.05 Gymnaſtik, 8.25 Bauer hör zu; 8.45 Evangeliſche Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Deutſche Feierſtunde der Hitlerjugend; 10.30 Muſik am Sonntagmorgen; 11.30 Das Reiſen, das iſt wunderſchön— doch muß man es auch gut— verſtehn, heiterer Ratgeber; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 14 Kin⸗ derſtunde; 14.45 Viertelſtunde für Handel und Handwerk; 15 Bunte Stunde; 16 Veſperkonzert; 17 Endſpiel um die Fußballmeiſterſchaft; 18.30 Bunte Reihe..; 19 Gänſeles, heitere Dialektſzenen; 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Mitgepfiffen— mitgeſungen; 22 Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport; 22.30 Funkbericht von der Kieler Woche; 23 Tanzmuſik, 24 Reichs⸗Sonnenwendfeier der deutſchen Ju⸗ gend, es ſpricht Reichsführer Baldur von Schirach; 1 Kam⸗ mermuſik.. Montag, 24. Juni: 9 Frauenfunk; 9.15 Sendepauſe; 20.15 Heinrich der Löwe, Hörſpiel; 15 Bekanntgabe der Ter⸗ mine: Wiederſehensfeiern alter Frontſoldaten, anſchließend Sendepauſe; 15.30 Mit dem Gürtel, mit dem Schleier, Plauderei; 16 Muſik im Freien; 18.30 Jugendfunk; 19 Drum ſeid luſtig heute, frohe Stunde; 20.10 Liebe, Krieg und Paprika, Luſtſpieloperette; 22.30 Flamme empor, Lied 55 Bekenntnis zur Sonnenwende; 23 Wir bitten zum Tanz. Dienstag, 25. Juni: 9.15 Sendepauſe; 10.30 Reichs⸗ appell des NSDStB. zum Sommerſemeſter 1935; 15 Sendepauſe; 15.15 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 16 Haus⸗ muſik; 18.30 Franzöſiſch; 18.50... und Sommers, Plau⸗ derei; 19 Unterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 20.45 Abendmuſik; 22.30 Muſik vor Mitternacht. Mittwoch, 26. Juni: 9 Sendepause; 10.15 Badiſche Städtebilder: Konſtanz; 15 Sendepause; 15.30 Pimpfe hören Radio; 16 Muſik im Freien; 18.30 Lernt morſen; 18.45 15 Minuten Walzermuſik; 19.. gut Kirſchen eſſen, heiterer Ohrenſchmaus; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Marcel Wittriſch ſingt; 22.20 Saarſendung; 22.30 Abend⸗ muſik und Tanz; 1.30 Sommerluſt und Möveſchrei, be⸗ ſinnliches Spiel. mittlung der Deutſchen Arbeitsfront; 18.45 Neichsſender Frankfurt a. M. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummeen: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.15 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Frühkonzert bezw. Send⸗vauſe: 11 Werhekonzert: 11.20 Pro⸗ grammanſage. Mirtſchaftsmeldungen. Wetter; 11.30 Sozial⸗ dienſt; 11.45 Bauernfunk; 12 Mittagskonzert J: 13 Zeit, Nachrichten; anſchließend lokale Nachrichten; 13.15 Mittags⸗ konzert II; 14 Zeit, Nachrichten; 14.15 Wirtſchaftsberichtz 14.30 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 14.40 Wetter; Sonntag, 23. Juni: 6 Hafenkonzert; 8.05 Gymnaſtik; 8.15 Zeit, Wetter, Waſſerſtandsmeldungen; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Choralblaſen; 9 Katholiſche Morgenfeier; 9.45 Sende⸗ pauſe; 10 Deutſche Feierſtunde der Hitlerfugend; 10.30 Deut⸗ ſches Schatzkäſtlein; 11 Chorgeſang; 11.45 Dichter im Dritten Reich; 12 Mittagskonzert; 13 Unterhaltungskonzert; 14 Kaſ⸗ perle, der kühne Schwimmer; 14.45 Aus dem Leben des ſchaf⸗ fenden Volkes; 15 Stunde des Landes; 16 Nachmittags⸗ konzert; als Einlage: 17 bis 17.50 Endſpiel um die Fuß⸗ ballmeiſt-»ſchaft; 18 Rubu, ein neues Kampfballſpiel der HJ: 18.30 Vom deutſchen Wiegenlied, muſikaliſche Plauderei: 19 Zu Bacharach, zu Bacherach, zwiſchen den Wellen und Wink⸗ keln einer kleinen Stadt; 19.45 Sport; 20 Paul-⸗Lincke⸗ Potpourri; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Wetter, lokale Nach⸗ richten, Sport; 22.20 Sportſpiegel des Sonntag; 22.45 Tan funk; 24 Reichsſonnwendfeier der deutſchen Jugend; es ſpricht Reichsfugendführer Baldur von Schirach: 0.30 Nachtkonzert Montag, 24. Juni: 10 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kin⸗ derfunk, 15.30 Der Zeitfunk ſendet Kurzgeſchichten aus dem Leben; 16 Kleines Konzert; 16.30 Nationale Kunſt; 16.45 Bücherfunk: 18.30 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 19 Kkavier⸗ muſik; 19.30 Wir Mädel ſingen; 20.19 Der Blaue Montag; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 25. Juni: 10 Schulfunk; 10.30 Reichsappell des NSDoStB. zum Semeſter 1935; 15.15 Für die Frauz 16 Kleines Konzert; 16.30 Moderne Völkerwanderungen; 16.45 Wie entſtand die moderne Naturwiſſenſchaft; 18.30 Wo findet der Anternehmer den richtigen Mann?, Stellenver⸗ Zeitgenoſſen gibts..; 19 Unterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Na⸗ ion; 20.45 Konzert; 22.20 Ueber die trennenden Berge, Lie derſtunde; 23 Nachtmuſik. a Mittwoch, 26. Juni: 10 Sendepauſe; 10.15 Schul⸗ funk; 10.50 Praktische Ratſchlage für Küche und Haus; 15.15 Nachklänge vom Segelfeſt in Hauſen im Wieſental; 16. Liederſtunde; 16.30 Aus Zeit und Leben; 18.30 Saar⸗ ſendung; 18.45 Das Leben ſpricht; 19 Abendmuſik; 19.50 Bauernfunk; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Kam⸗ merſänger Marcell Wittrich ſingt; 22.20 Volksmuſik; 23 Nachtmuſik und Tanz. f r ſchnell in heißes Waſſer, GISELA RUHLANDꝰ's WECGCZUMILICHT Roman von Kurt Martin Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehal Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. mais. 0 2— 1 45 Ich gab die Ueberſtunden im Geſchäft auf, ich trachtete raſch heimzukommen, bei Lore zu ſein, wenn er abends er⸗ ſchien.— Und dann geſchah es. Sie baten mich ſo ſehr im Geſchäft, es war ein ganz eiliger Auftrag. Da blieb ick Erſt gegen elf Uhr kam ich heim. Ich ging ganz leiſe 1 die Mukter nicht zu wecken. Auf einmal hörte ich Stimmen aus der Kammer, in der dieſer Schuft ſchlief ſeine Stimme und auch Lores Stimme, bittend, ſchluchzend. Ich lauschte ich begriff alles; er wollte Lore Gewalt antun, hatte 1 leicht ſchon 5 In blindem Haß rannte ich zum Tiſch, zog aus dem Kaſten das lange Brotmeſſer und ſprang z der Kammer, ſtieß die Tür auf und ſah alles.— Ich ſtand vor ihm und ſtieß ihm das Meſſer tief in die Bruſt.— Er ſtarb noch in der Nacht. Die Mutter traf der Schlag Lore liegt im Krankenhaus. Ich kam hierher.“ 5 5 Hedwig Trommer legte die Arme auf den ſchmalen Tiſch und vergrub den Kopf in den Händen. Giſela ſaß reglos. Sie hatte das alles innerlich miter⸗ lebt, erlebte es noch, was das Mädchen ihr erzählte. Sie erſchauerte, und in ihrer Bruſt erwachte tiefſtes Mitleid. Sacht legte ſie ihren Arm um des Mädchens Schulter „Hedwig, laß mich dir Freundin und Schweſter ſein, du ar⸗ mes Mädchen du! Dein Los iſt ja um vieles, vieles härter als das meine.— Laß uns zuſammenhalten!“ Das Mädchen hob langſam den Kopf.„Sie wollen—? Sie wenden ſich nicht ſchaudernd von mir ab?“ Ich fühle mit dir. Ich begreife ja alles, was du tateſk. Du biſt ſchuldig geworden, und biſt doch nur durch furcht⸗ bare Geſchehniſſe in Schuld geraten.“ vig Trommer flüſterte:„Ich habe ja auch meine Mut⸗ tet. Der Schlag traf ſie, als ſie begriffen harte, was n war.“„ „Du haſt deine Mutter nicht töten wollen, Hedwig. Du wollteſt deine kleine Schweſter retten, du wollteſt die Un⸗ tat rächen, die an ihr begangen wurde.— Siehſt du, und die Rache brachte dich in Schuld.“ Das Mädchen ſagte ergeben:„Ich will ja alles büßen. Ich ſehe ja ein, daß ich büßen muß.— Aber was wird aus meiner Schweſter? Wird ſie geneſen oder ſtirbt auch ſie?— Und wenn ſie am Leben bleibt, wer ſorgt für ſie was wird aus ihr? Iſt es genug, daß ſie Speiſe und Trand bekommt, und einen Ort, wo ſie ſchlafen kann? Was wird mit ihrem Denken, mit ihrer Seele? Zerſchlagen iſt ſie, ſo wie ich ſelbſt in meiner Kindheit zerwühlt war. Wer iſt Lore da ein Halt?“ Giſela erklärte ſchlicht:„Ich helfe dir. Mein Vater iſt Arzt. Er ſoll ſich nach deiner Schweſter erkundigen. Ich will ihm ſchreiben. Und ſpäter—, ich will Menſchen fin⸗ den, die ſich deiner Schweſter ſo annehmen, wie du es willſt, wie es nötig iſt. Ich kenne Menſchen, die das tun werden.— Und du, wenn du wieder frei biſt, was willſt du beginnen?“ Hedwig Trommer ſah hoffnungslos drein.„Wann werde ich frei ſein, in wieviel Jahren?—. Ich werde keine Arbeit finden Eine aus dem Gefängnis! Um ſo eine machen die Menſchen einen Bogen.“ Giſela ſenkte den Kopf.— Ja, da machen die Menſchen, einen Bogen!— Wie denn, gab es da keine Hilfe?— Oh, da helfen können!— Sie ſprach erregt:„Willſt du mir verſprechen, daß du zu mir kommſt, wenn du frei biſt? Und wenn du es früher biſt ſals ich, dann gehſt du zu meinem Vater, nach Ebersdorf, zum Hauſe Rußland! Dir ſoll geholfen werden, Du ſollſt den Weg zum Leben wiederfinden!— Sag, daß du es willſt!“ Hedwig Trommer ſchaute in Giſelas Augen, lange, ohne daß ein Wort geſprochen wurd«. Endlich ergriff ſie Giſelas Hand und preß e ſic voll Dankbarkeit „Du—, ja, du biſt eine Schweſter!— Ich ſehe jetzt ein Ziel. Du läßt mich und Lore nicht verderben. Du—, wie können ſie dich ins Gefängnis ſperren, du Gute dul Du haſt nichts Unrechtes getan.“ „Ich ſoll eine Kranke auf ihr Verlangen veraiftet haben.“ „Du?— Nein! Du kannſt wohl tröſten, du magſt für die Kranke eine gute Tröſtevin geweſen ſein; aber töten kannſt du nicht, auch wenn ſie es verlangte.“ Giſela ſenkte den Kopf.„Du alſo Und die andern—. Der Staatsan dig.“ „Dich wollen ſie beſtrafen?“ „Was ich getan haben ſoll, iſt mit einen dio von min⸗ deſtens drei Jahren Gefängnis bedroht Hedpoig.“ Das Mädchen ſprang auf.„Nein, nein darf nicht geſchehen!— Weißt du denn gar nicht, wer es getan ha⸗ ben könnte?“ „Ich?— Ich muß es tragen wie es kommt.— Viel⸗ leicht iſt es ſogar eine Gnade daß ich hierher gekommen bin. Es gibt hier in dieſen Mauern wohl Kränkere als wie ſie in der Klinik Dr. Solfmanns liegen. Dich fand ich heute, und wer weiß, wen ich noch finde, der ſich nach Hilfe ſehnt und am Verzweifeln iſt, weil ihm nicht geholfen wer⸗ den kann.“— Die Abendſuppe wurde ihnen gereicht. Sie ſetzten ſich wieder nebeneinander, ganz nahe, und löffelten ihren Napf wortlos aus. Dann kam die Nacht. Burch das kleine Fenſter oben Sie ſaßen Hand in Hand. b zählte, von ihrer Jugend, von daheim, von dem Vater, von den Menſchen in Ebersdorf. Nur als ſie auf Wolfgang zu ſprechen kam, verſtummte ſie plötzlich. Ein ſchlimmes Weh preßte ihr Herz zuſammen. flüſterte:„Nun iſt's ſchlafen. Wenn du keine Ruhe nich. Ich will daran denken, wie ich dir e du, da iſt es leichter, da denke ich doch nicht an Menſchen, die— leiden, weil ſie mich hier wiſſen.“ Landgerichtsrat Dr. Vogler ſah nach der Uhr.„Noch zehn Minuten! Dann kommt alſo die Vernehmung Dr. Solf⸗ manns.— Herr Aktuar, bereiten Sie alles vor. Es ſollte mir recht lieb ſein, wenn Dr. Solfmanns Ausſagen das brächten, was nottut: eine Aufklärung!“ Der Aktuar ſtand diesmal dem Verhalten ſeines Vor⸗ geſetzten ratlos gegenüber. Zumeiſt war es doch ſo, daß der Herr Landgerichtsrat darnach ſtrebte, die angeſchuldigte übſt mir,— du!— t mich für ſchul⸗ Es war finſter in ihrer Zelle. ugten ein paar Sterne. ſela war es jetzt, die er⸗ 2 wollen Su OSre b Perſon zu überf ihre Tat an Hand von Zeugenaus⸗ ſagen und ſonſtigem Beweismaterial klarzulegen, den f Und hier, im Falle Ruhland? — Da gab es die einwandfrei belaſtenden Ausſagen der Zeugen, alles war ganz einfach und logiſch—, und eben der glatte Beweis für die Schuld des Mädchens war es, der dem Landgerichtsrat nicht gefiel; er ſuchte offenſichtlich den Fall zu komplizieren. Die Staatsanwaltſchaft hatte ſchon zweimal telephoniſch angefragt, ob er die Vorunter⸗ ſuchung nicht abſchließen wolle. Staatsanwalt Dr. Föll wünſchte ſo raſch wie möglich das Hauptverfahren gegen Giſela Ruhland eingeleitet zu ſehen.— Es klopfte. Auf das„Herein“ Dr. Voglers trat Bern⸗ hard Solfmann über die Schwelle. Er ſah bleich aus, und ſeine Augen lagen tief in den Höhlen. Schuldigen zu überführen. Der Landgerichtsrat begrüßte ihn zuvorkommend.„Ich freue mich, daß Sie ſo pünktlich erſchienen ſind, Herr Doktor.“ „Pünktlich?— Es drängt mich ja, mit Ihnen zu ſprechen!“ „Ganz richtig! Sie haben ſelbſt nachgeſucht, als Zeuge im Falle Ruhland vernommen zu werden. Ich hätte Sie aber auch ohne dem geladen. Nur wartete ich— aus ganz beſtimmten Gründen. Ich wollte nämlich zunächſt alle an⸗ deren hören.— Bitte, nehmen Sie Platz!“ Bernhard Solfmann ſetzte ſich zögernd.„Ich weiß aller⸗ dings nicht, ob es Zweck hat, daß ich hier erſchienen bin. 80 war ich bei der Staatsanwaltſchaft, bei Herrn Dr. Föll.“ Er ballte die Rechte zur Fauſt.„Dieſer Mann wird alſo bei der Verhandlung die Anklage erheben. Wenn ich mir dies vorſtelle, dann möchte ich wahrhaftig ſagen: Das Schickſal will Giſela Ruhland vernichten!— Herr Dr. Föll iſt reſtlos von Giſela Ruhlands Schuld überzeugt, er hofft beſtimmt, daß es ſchon im nächſten Monat zur Verhand⸗ lung kommt. Er wird Giſela Ruhland der Tötung auf Ver⸗ langen anklagen, er wird mit allen ihm zu Gebote ſtehen⸗ den Mitteln dahin arbeiten, ein hartes Urteil zu erreichen. — Ich war auch bei Dr. Siebert, den ich im Einverſtänd⸗ nis mit Giſela Ruhlands Vater um Uebernahme der Ver⸗ teidigung gebeten habe. Er hat mir ſchlechten Troſt gez bracht. Spricht das Gericht Giſela Ruhland der Tötung au Verlangen ſchuldig, dann wartet ihrer eine Strafzeit von mindeſtens drei Jahren. Vielleicht gibt man ihr auch noch mehr—, ich weiß es nicht.— Herr Landgerichtsrat, nur dies eine begreife ich nicht: daß Giſela Ruhland nicht be⸗ reits irrſinnig geworden iſt! Ich—, ich möchte es beinahe werden, und ſie trägt dieſe Not.“ ö Dr. Vogler nickte ernſt.„Ja, Giſela Ruhland trägt dieſe Not. Sie iſt ſtill und gefaßt, ſie iſt dankbar dafür, daß ich ihr Gemeinſchaftshaft vermittelt habe.“ „Gemeinſchaftshaft?“ „Sie wollte es.“ „Und Sie erfüllten ihr dieſen Wunſch? Sie ließen ſie mit Diebinnen und Dirnen und wer weiß was für ver⸗ kommenen Geſchöpfen in einen Raum ſperren?“ „Es geſchah auf ihre Bitte. Und glauben Sie mir, es iſt gut, daß ſie nicht mehr allein in der Zelle iſt. Die Ge⸗ meinſchaft bringt ihr Aufgaben. Sie iſt ihren Mitgefange⸗ nen eine wahre Tröſterin geworden. Ich weiß das. N Ganz ſtill und ergeben trägt ſie ihre Haft.“ „Und ich muß zuſehen, wie ſie „wie ſie verurteilt wird. Frau. Ruhlands?— Was wollten Sie mich fragen, Herr Land⸗ gerichts rat?“ „Laſſen Sie mich zunächſt hören, aus welchem Grunde Sie ſich ſelbſt zur Vernehmung meldeten, weshalb Sie kor⸗ derten, als Zeuge vernommen zu werden!“ „Weil ich ausſagen will, daß Giſela Ruhland unmöglich fahrläſſig handeln konnte, daß—.0 „Wollen Sie damit dem Mädchen nützen?— Der Herr Staatsanwalt will ſowieſo nicht daran glauben. Tötung auf Verlangen.“ f „Ich will Ihnen erklären, daß die ganze Art Giſela Ruhlands, ihr Charakter, ihr Fühlen und Denken es als völlig ſinnlos erſcheinen laſſen, daß ſie einen Menſchen tö⸗ ten könnte, ihm behilflich ſein könnte zu ſterben, weil dieſer Menſch ſie darum bat. Giſela Ruhland iſt nicht ſo, daß ſie ſagt: Es wird keine Heilung geben, es iſt vielleicht weit beſſer, dieſe Kranke wird von allen Schmerzen erlöſt!— Sie glaubt an Heilung, ſie glaubt, daß im Menſchen ſelbſt die größte Heilkraft wohnt, der Wille zu geneſen. Und ſie ſucht bei ihren Kranken dieſen Willen, ſie ſtärkt ihn, ſie verſucht wieder und wieder, dieſen Willen kebendig wer⸗ den zu laſſen.(Fortſetzung folgt.) FFFFFCFCCVFFPFUUUUUUUVVVUUVUVUVUVUVUVUVUVVw Perſiſche Liebesſprache. Wenn eine Perſerin einem Manne eine Birne ſendet, ſo bedeutet dies: Du kannſt Hoffnung faſſen. f Eine Feder: Sei unbeſorgt, du wirſt erhört. Etwas Erde: Gib vor allem deine bisherige Liebſchaft auf. Etwas Flachs: Biſt du böſe auf mich? J Eine Bohne: Die Sorge um dich raubt mir den Schlaf. Einen Goldfaden: Warum ſehe ich dich nicht? f Eine Gurke: Meine Nebenbuhlerin bringt mich zur Ver⸗ zweiflung... Eine Olive: Lieber wollte ich dich tot, als ungetreu ſehen. Eine Zwiebel: Komm in meine Arme, daß ich dich feſt um⸗ ſchließen kann. 8 5 i Eine Feige: Schalte über mich, wie es dir beliebt. B e Anf einer höheren Töchterſchule wird die„Jungfrau von Orleans“ durchgenommen. Auf ſeine Frage, worin denn die Schuld der Jungfrau beſtand, erhielt der Lehrer prompt die Antwort:„Darin, daß ſie einem jungem Eng⸗ länder das Leben ſchenkte.“ 8— uns angepflanzt wird Seitdem die Tomate auch bei. und ebenſo prächtig wie maſſenhaft gedeiht, iſt ſie nicht mehr einzig ein Attribut der feinen franzöſiſchen und italieniſchen Tafel, ſondern wir können uns dieſes„Rubins der Küche“ auch beim einfachen bürgerlichen Mahle erfreuen, ohne daß uns die geringſte Verſchwendung vorzuwerfen wäre. Die Vorzüge der Tomate als ſchmackhafte Beigabe zu Suppen, Soßen und Salaten ſind längſt anerkannt, doch ſollte ſie viel mehr als ſelbſsindiges Gericht auftreten, wozu ſie, wie die Ausführung nachfolgender Rezepte zeigen wird, voll berechtigt iſt.. Engliſche Tomatenſuppe. Man zerſchneidet eine gelbe und eine weiße Rübe, ebenſo eine Zwiebel und eine halbe Sellerieknolle ſehr fein, auch 50 Gramm rohen, mageren Schinken und dämpft dies in eigroß friſcher Butter einige Minuten. Dazu kommen 6—8 zerſchnittene, reife Tomaten, die man mit dem Wurzelwerk eine Viertelſtunde durch⸗ dünſtet, dann mit 175 Liter kochendem Waſſer aufgießt und mit dem nötigen Salz und einer Priſe Pfeffer gut aus⸗ kochen läßt. Hierauf paſſiert man die Suppe durch ein Sieb, gibt 100 Gramm ausgequollenen Reis hinein und rich⸗ tet ſie recht heiß an.. Gedämpfte Tomaten. Sechs große, reife Tomaten ſchneidet man in dicke Scheiben, ſalzt und pfeffert ſie, legt 90 in ein paſſendes Geſchirr, fügt kleine Butterſtückchen zu und dämpft ſie, zugedeckt, 10 Minuten. Man verfei⸗ nert die kurze Soße mit einem Teelöffel Maggi's Würze und gibt die Tomaten zu gebratenem Fleiſch. 5 omaken⸗Omeletten. 1—6 reife Tomaten taucht man häutet ſie und ſtreicht ſie durch ein Sieb. In das Püree gibt man 4 Löffel Mehl, 3 ganze Eier und 5s Taſſe ſüße Milch, rührt alles mit dem nötigen Salz glatt und bäckt von dem Teig Omeletten in beliebiger Dicke. Tomaten inik Reis. Man läßt einen Eßlöffel feinge⸗ ſchnittene Zwiebel in Butter anlaufen, gibt 6—8 Stück zer⸗ ſchnittene reife Tomaten und kleingeſchnittenes Wurzelwerk hinzu und dämpft das Ganze weich, um es nachher durch ein Sieb zu ſtreichen. Inzwiſchen läßt man Pfund Reis Aufnahme: Anna Pale Tomaten, gefüllt mit rohem Sauerkrautſalat. ausquellen, vermiſcht dieſen dann mit dem Tomatenbrei, fügt ein Stückchen Butter und das nötige Salz hinzu, bevor man die Speiſe bergartig in einer Schüſſel anrichtet. Gebackene Tomaten. 6—8 ſchöne, reife Tomaten wäſcht man, ſchneidet ſie quer durch und entfernt die Samenkörner. Dann ſtellt man die Hälften, mit der offenen Seite nach oben, in eine flache, ausgebutterte Steingutſchüſſel, füllt die Tomaten mit feingehacktem Schinken, ſtreut etwas Salz und — Pfeffer, ebenſo geriebenen Parmeſankäſe und Semmelbrö⸗ ſeln darüber und bäckt ſie bei guter Oberhitze eine Viertel⸗ ſtunde. Dann werden ſie einzeln aus der Schüſſel gehoben und auf erwärmter Platte angerichtet. Gefüllte Tomaten. Man ſchneidet oben am Stiel ein Deckelchen ab, drückt die Tomaten behutſam aus, ſtreicht das Mark durch ein Sieb. vermiſcht es mit Bratwurſtfülle oder gehacktem, gebratenem Fleiſch, etwas geweichter Semmel, 1 Ei, recht feingeſchnittenen Zwiebeln, feingehackter Peter⸗ ſilie, dem nötigen Salz und einer Priſe Pfeffer und füllt dann dieſe Farce in die Tomaten. Dann ſetzt man dieſe nebeneinander in eine ausgebutterte, flache, feuerfeſte Schüſſel, überſtreut ſie mit geriebenen Semmel und bäckt ſie unter kohlenbelegtem Deckel oder in der Röhre gar. Tomaten⸗Salat auf andere Art. Man ſchält die To⸗ maten, ſchneidet ſie in dünne Scheiben und nimmt die Kerne heraus. Zwei harte Eidotter werden zerdrückt, mit 2 Löffeln Olivenöl, 1 Löffel Senf, ein wenig Zucker, Salz, etwas Pfeffer und Eſſig vermiſcht, dieſe Salatſoße über die Tomatenſcheiben gegoſſen und gut damit vermengt. Tomaten-⸗Soße. 6—8 reife Tomaten werden in Schei⸗ ben geſchnitten, mit einer feingeſchnittenen Zwiebel und einem Schöpflöffel leichter Fleiſchbrühe durchgedünſtet, mit gelbem Buttermehl gebunden, angenehm mit Salz und Pfeffer gewürzt, gut durchgekocht, mit einem Glaſe Weiß⸗ wein abgeſchmeckt und durchpaſſiert. Weiß die Frau daß man den Wert eines Gegenſtandes nicht mehr nur. nach dem Wert des Materials berechnet? Es kommt auf die Sauberkeit der Arbeit an und das künſtleriſche Empfin⸗ den in Farben und Form. Es gibt alſo vollwertigen Erſatz für das unerſchwingliche Edelmgterial. daß nicht nur Möbel und Räume nicht aufdringlich wirken dürfen, ſondern viel weniger die Menſchen, die ſich in dieſen Räumen und zwiſchen den Möbeln bewegen? daß ſich Geſchmack niemals erlernen läßt? Deshalb ſollte überall der Grundſatz gelten, daß Schlichtheit in Form 1255 Farbe niemals ſtörend wirkt und in jede Umgebung pa daß echtes Porzellan zwar ſehr ſchön iſt und dekorativ wirkt, daß aber neuzeitliche Keramik oder hübſches Stein⸗ gut nicht weniger äſthetiſch befriedigen kann? 5 4 Turnverein 98, e. B., Mhm.⸗Seckenheimz z Handball. Um den Aufſtieg in die Gauklaſſe. Tv. 98 Seckenheim 1 Polizeiſportverein Mhm.⸗Heidelberg Das am Donnerstag in Heidelberg ſtattgefundene Tref⸗ fen zwiſchen den beiden Polizeimannſchaften von Karls⸗ ruhe und Heidelberg endete nach einem wechſelvollen Kämpfe mit 6:6; weniger ſchön, aber doch ſpannend verlief dieſes Zuſammentreffen, deſſen Ausgang die Aufſtiegsfrage wieder vollkommen offen gehalten hat, weil noch vier Monnſchaften Ausſichten haben, unter die zwei erſten zu kommen, zumal man von Freiburg noch manches er⸗ wartet. Am günſtigſten liegen immer noch Karlsruhe und Seckenheim. Am morgigen Sonntag kann allerdings für Seckenheim ſchon die Entſcheidung fallen, denn ein erneuter Sieg würde den ſicheren Aufſtieg bedeuten. Um ſo ſpannender wird der Kampf werden, wenn man bedenkt, daß Heidelberg ſeine letzte Chance zu wahren verſucht und noch immer gegen Seckenheim ſeine beſten Spiele lieferte. Hoffen wir, daß der Wettergott ein Einſehen hat und endlich den langerſehnten Sommer bringt. Die Secken⸗ heimer haben am letzten Sonntag gezeigt, daß ſie kämpfen und ſpielen können; wir erwarten von den Turnern den letzten Einſatz ihres ganzen Könnens, denn dann dürfte ihnen der Sieg ſicher ſein. * Das Gaufeſt. Die großen Vorbereitungen zu unſerem Gaufeſt in Karlsruhe am 21.— 28. Juli ds. Irs. ſind ſchon ſeit 5 Wochen in vollem Gange. Wenn man in die einzelnen Uebungsſtunden hineinſchaut, ſo winkt uns die Freude der Vorbereitungen zum friedlichen Wettkampf entgegen. Die Kämpfe ſind dieſes Jahr ſo abwechflungsreich, daß jedem unſerer Turner und Sportler Gelegenheit geboten iſt, ſi chdaran zu beteiligen. Zum erſtenmal, daß unſer Gaufeſt vom Reichsverband für Leibesübungen durchgeführt wird. Im Hinblick auf die Kürze der Zeit iſt es Pflicht eines jeden aktiven Turners pünktlich und regelmäßig in den Uebungsſtunden zu er⸗ ſcheinen. —— Auswärtiger Sport. Nachdem am letzten Wochenende im Handball der Männer⸗ und Frauenmeiſter ermittelt werden konnten, wird am vorletzten Juni⸗Sonntag in Köln auch der deutſche Fußball⸗Meiſter zwiſchen VfB Stuttgart und Schalke 04 ausgeſpielt. Dieſes Großereignis gibt dem kom⸗ menden Sportwochenende b das Gepräge, wenn auch die Fußball- und Handball⸗ auſpiele Südweſt— Mitte in Mainz bzw. Baden— Württemberg in Gaggenau, ſowie die Europameiſterſchaften im Fechten und der„Große Automobilpreis von Frankreich“ ebenſo Veranſtaltungen beſonderer Bedeutung ſind. Alles in allem ſteht wieder an den beiden Tagen ein ereignisreiches Programm vor der Abwicklung. Nach vielen vorentſcheidenden Spielen wird am kommenden Sonntag, wie ſchon erwähnt, in Köln der deutſche Meiſter im Jußball ermittelt. Von den 16 deutſchen Gaumeiſtern kamen Schalke 04 und Polizei Chemnitz einerſeits und VfB Stuttgart und VfL Benrath andererſeits in die Vorſchlußrunde, in der ſich Schalke und Stuttgart für die Schlußrunde, alſo den Titelkampf, qualifizierten. Neben diefem Großereignis tre⸗ ten die übrigen Spiele etwas in den Hintergrund zurück. So auch das Gauſpiel Südweſt— Mitte, das in Mainz ausgetragen wird. In Süddeutſchland ſind die Auf⸗ ſtiegsſpiele zur Gauliga von N Bedeutung. Im Gau Südweſt wird im Spiel FW Saarbrücken— Opel Rüſſelsheim wahrſcheinlich in den Rüſſelsheimern der zweite Aufſteigende ermittelt. Auch in Baden wartet man noch auf den zweiten Gauligavertreter aus der Be⸗ zirksklaſſe. Dieſer wird aller Vorausſicht nach im Spiel VfR Konſtanz— Germania Brötzingen ermittelt. Auch in Bayern braucht der Fc Bayreuth nur noch einen Punkt aus dem am Sonntag ſtattfindenden Spiel gegen Viktoria Aſchaffenburg zum Aufſtieg Die Spiele um den Vereinspokal werden in ſämtlichen Gauen fortgeſetzt, dabei gibt es folgende intereſſante Spiele: SV Waldhof— VfB Mühlburg 1. Fc Pforzheim— FW Bretten, Freiburger Fc— IV Raſtatt, Wacker Nürnberg— Spogg. Fürth, 1. FC Nürnberg— Sc Stuttgart u. a.— Im Handball tragen Baden und Württemberg in Gaggenau am Sonntag ein Gauſpiel aus, das beiderſeits von den ſtärk⸗ ſten Mannſchaften beſtritten wird. Dieſem Gauſpiel geht ein Spiel des badiſchen Frauen meiſters VfR Mannheim gegen eine Karlsruher Städtevertretung vor⸗ aus.— In der Leichtathletik werden in ſämtlichen Kreiſen die Meiſterſchaften auf der Aſchenbahn ausgetragen. Sonſt iſt es in den deutſchen Landesteilen ſehr ſtill.— Im Schwimmen hat die Freiwaſſer⸗Saiſon noch nicht recht eingeſetzt. Die Kämpfe um die ö Waſſerballmeiſter⸗ ſchaft, an denen noch TV Neuſtadt, S Pirmaſens, Rot/ Weiß Kaiſerslautern, TV Speyer, SV Ludwigshafen und SW Neuſtadt beteiligt ſind, werden am Samstag und Sonntag im Oppauer Stadtweiher veranſtaltet.— Der Mokorſport hat ſein Hauptereignis in dem„Großen Automobilpreis von Frankreich“ auf der bekannten Pariſer Rennbahn in Linas⸗Montlhery. Deutſchlands Automobil⸗Induſtrie iſt bier mit ſechs Wagen vertreten, drei der Auto⸗Unjon und drei von Mercedes-Benz. Am die Fußballmeiſterſchaft BfB Stuttgart Schalke 04.— Endſpiel im Kölner Stadion. Die Stadt Köln iſt in der beneidenswerten Lage, drau⸗ ßen im herrlichen Müngersdorfer Sportpark eine Kampf⸗ bahn von rieſigen Ausmaßen zu beſitzen. Sie faßt beinahe 75 000 Zuſchauer und was ſehr wichtig iſt: alle die Einlaß finden, haben auch die Gewähr etwas zu ſehen! So wird es verſtändlich, daß Köln bei der Vergebung der großen fußballſportlichen Veranſtaltungen augenblicklich den Vogel abſchießt, denn in keiner anderen deutſchen Kampfbahn könnten ſoviel Zuſchauer untergebracht werden wie in Köln. Dem großen Länderkampf ge gen Spanien wohn⸗ ten vor wenigen Wochen in Köln mehr als 70 000 Zu⸗ ſchauer bei. Das war ein Rekord für Länderſpiele auf deutſchem Boden! Am kommenden Sonntag wird an der gleichen Stelle der deutſche Rekord für Vereinsſpiele geſchla⸗ gen werden, denn zum Meiſterſchafts⸗Endſpiel zwiſchen der populären Meiſterelf von Schalke 04 und der württem⸗ bergiſchen Meiſtermannſchaft der Vf B Stuttgart ſind ſoviel Voranmeldungen eingegangen, daß wieder mit einem ausverkauften Kölner Stadion zu rechnen iſt. Schalke oder Stuttgart? Das iſt die Frage, die die deutſche Fußballwelt in die⸗ ſen Tagen beſchäftigt. Wird es den Mannen aus dem „Kohlenpott“, die einen ſo techniſch hervorragenden Fußball ſpielen, die in Szepan und Kuzorra Spielerperſönlichkeiten von großer Klaſſe haben, wird es dieſer Elf gelingen, den im Vorjahr im Kampf gegen den ruhmreichen 1. Fc Nürn⸗ berg errungenen Meiſtertitel erfolgreich zu verteidigen? Oder ſollten dieſe Fußballartiſten aus dem Ruhrgebiet an der ſchwäbiſchen Kampfkraft, an der Begeiſterung eines VfB Stuttgart ſcheitern? Alle dieſe Fragen ſind ſchwer zu beantworten. Im Sport und beſonders im Fußball ſind alle Möglichkeiten gegeben. Wir haben ſchon angedeutet, über welche Qualitäten die beiden Endſpielgegner verfü⸗ gen, daß Schalke im Mannſchaftsſpiel und in techniſcher Beziehung heute in Deutſchland von keiner anderen Mann⸗ ſchaft übertroffen wird, daß der deutſche Meiſter über eine in vielen Großkämpfen erworbene Spielerfahrung verfügt, die gerade in dieſem Kampf wieder eine ausſchlaggebende Rolle ſpielen wird und daß ſchließlich in Kuzorra und Sze⸗ pan zwei Spieler von überragenden Qualitäten verhanden ſind, die ihrer Mannſchaft Führer ſein können und deren Autorität auch anerkannt wird. Auch der VfB hat große Könner, von denen Rutz der bekannteſte und wohl auch wertvollſte Spieler iſt, aber bei einem Geſamtvergleich ſchneiden doch die Schalker Spieler weſentlich beſſer ab. Daß dieſe damit einen„Freibrief“ auf einen Sieg haben, ſoll nicht geſagt ſein, denn Kampfkraft, Begeiſterung und . haben ſchon oft über Technik und„kalte“ Routine geſiegt. Aus dieſen Erwägungen heraus muß man dem würt⸗ tembergiſchen Meiſter eine reelle Chance geben. Er kann Schalke ſchlagen, auch wenn die Mehrzahl der 70 000 Zu⸗ ſchauer hinter den„Knappen“ ſtehen wird. Viel Feind, viel Ehr!— das wird die Parole des VfB Stuttgart ſein und in dieſem Zeichen könnte er ſiegen. Wir im Sü⸗ den drücken die Daumen natürlich für den Schwabenmei⸗ ſter, aber auch Schalke wird im Falle eines neuen Meiſter⸗ ſchaftsſieges der ſüddeutſchen Anerkennung gewiß ſein! Die Mannſchaften Vf B Stuttgart: Kapp Seibold— Weidner Rebmann— Buck— Hahn Koch— Rutz— Haaga— Bökle— Lehmann Schiedsrichter: Beſt(Frankfurt a. M.⸗Höchſt). Urban— Kuzorra— Pörtgen— Gelleſch— Kalwitzki Valentin— Szepan— Tibulfki Nattkämper— Bornemann Schalke 04: Mellage Aus der Meiſterſchaſtsgeſchichte Schalke 04 ſteht zum dritten Mal im Endſpiel um die deutſche Meiſterſchaft, verlor 1933 in Köln gegen Fortuna Düſſeldorf 0-3 und gewann 1934 in Berlin gegen den 1. FC Nürnberg 21. Dieſes Endſpiel iſt noch in beſter Erin⸗ nerung. Drei Minuten vor Schluß ſah der ruhmreiche „Club“, der mit fünf deutſchen Meiſterſchaften den Rekord hält, noch wie der Sieger aus, dann ſchaffte aber Schalke doch noch Ausgleich und Sieg. Den Meiſterſchaftsrekord hält, wie gerade erwähnt, der 1. Ic Nürnberg mit fünf Meiſterſchaften, die 1920, 1921, 1924, 1925 und 1927 er⸗ rungen wurden. Zwei weitere Male ſtanden die Nürnber⸗ ger im Endſpiel, doch gab es 1922 jm Kampf gegen den Hamburger S keine Entſcheidung und 1934 unterlagen ſie gegen Schalke. Erſtmalig wurde die Meiſterſchaft 1903 ausgeſpielt und vom BfB Leipzig(7.2 gegen DFC Prag!) gewonnen, der 1906 und 1913 erneut zu Titelehren kam. Vorkriegsmeiſter waren weiterhin: Union Berlin 1905, Freiburger Fc 1907, Viktoria Berlin 1908, Phönix Karls⸗ ruhe 1909, Karlsruher FW 1910, Viktoria Berlin 1911, Holſtein Kiel 1912 und Spyogg. Fürth 1914. Erſt 1920 wurde die nächſte Meiſterſchaft ausgetragen und vom 1. Fe Nürnberg mit 2:0 gegen die Spogg. Fürth gewonnen. Der „Club“ verteidigte im folgenden Jahr ſeinen Titel gegen Vorwärts Berlin(5:0) mit Erfolg, dann kam der Ham⸗ burger SV zu Meiſterehren, dem der 1. FC Nürnberg ſeine beiden nächſten Meiſterſchaften folgen ließ. Fürth, Club, HSW und Fürth lautete die weikere Reihenfolge, dann kam die erſte Meiſterſchaft von Hertha/ BSc(nach vier ver⸗ geblichen Verſuchen!) und 1931 die zweite der Berliner. Bayern München(20 gegen Eintracht Frankfurt) rettete noch einmal die Ehre für den Süden, dann begann die Aera der Weſtdeutſchen mit Fortung Düſſeldorf und nun Schalke 04, das den Titel verteidigt. Die 26. Meiſterſchaft iſt zu vergeben— Schalke oder Stuttgart wird ſie gewinnen! Fußball Weſtdeutſchland— Nordfrankreich 1.1 Pokalſpiele: Karlsruher FB— 1. Fc Kaiferslautern 10 Bayern München Jahn Regensburg 3.0 SV 09 Somborn— Eintracht Frankfurt 13 SW Zellhauſen— Kickers Offenbach 0˙4 713 Ruderer in Mannhein: 52. Oberrheiniſche Ruderregakta. Der am Mittwoch abend ſtattgefundene Meldeſchluß für die 52. Oberrheiniſche Ruderregatta am 29. und 30. Juni in Mannheim hat ein hervorragendes Ergebnis ge⸗ zeitigt. Von 32(im Vorjahre 28) Vereinen wurden 13⁴ (111) Boote mit 714(620) Ruderern gemeldet. Mit Genug⸗ tuung muß feſtgeſtellt werden, daß in dieſem Jahre Vereine aus Berlin und Hamburg in Mannheim vertreten ſein werden. Es gehört auch zur Tradition der Mannheimer Regatta, daß Vereine aus der Schweiz an den Start gehen. Ueberraſchend gut iſt der erſte Einer beſetzt, in dem es zu einem Dreikampf zwiſchen Europameiſter Schäfer(Ires⸗ den), dem vielfachen deutſchen Meiſter und Henley⸗Sieger Dr. Buhtz(Berlin) und dem Schweizer Meiſter Rufli Gü⸗ rich) kommen wird. Im erſten Achter werden Amicſtia Mannheim, Verbandsmannſchaft Würzburg, Kölner RG 1877 ſowie Schweizer Mannſchaften aufeinandertreffen. Kanumeiſterſchaften von Baden und Güdweſt Auf dem Rhein bei Ludwigshafen wurden die 10. Gau⸗ meiſterſchafts⸗Langſtreckenrennen der Kanufahrer von Baden und Südweſt gemeinſam ausgetragen. In 11 über 6,5 und 15,5 km führenden Rennen ſtarteten nicht weniger als 93 Bewerber aus 19 Vereinen. Beſonders in den Titelkämpfen gab es hartumkämpfte Rennen, in denen die Südweſt⸗ und die Badenvereine die gleiche Zahl von Erfolgen holten. Die Ergebniſſe: Einer⸗Faltboot(Jugend 6.5 km): 1. Mannheimer Kc (Plitt) 23:50 Min., 2. KK Mainz(Rhein) 24:20; Einer⸗ Faltboot(Damen, Anfänger, 6,5 km): 1. TS Darmſtadt (Wagenführ) 23:49,5; 2. KK Biebrich(Müller) 24:03; Einer⸗Faltboot(Senioren, 6,5 km): 1. KK Saarbrücken (Roh) 23:12 Minuten, 2. Mannheimer KG(Becker) 24:18, Zweier⸗Faltboot(Jugend, 6,5 Im): 1. Rheinbrüder Karls⸗ ruhe(Schneider⸗Bitter) 21.31,1 Min., 2. Ka Mainz(Müller⸗ Dewald) 23:15; Einer⸗Faltboot(Altersklaſſe): 1. KK Mann⸗ heim(Mechler) 28:15 Min.; 2. KK Mannheim(Sonns) 28:16; Zweier⸗Kanadier(15,5 km): 1. Frankfurter KV(Gebr. Steinbrenner) 55:50,4; 2. Kg Mannheim(Widmaier⸗Mau⸗ rer) 56:14, 4; Einer⸗Faltboot(Junioren, 15,5 km): 1. Nhein⸗ brüder Karlsruhe(Dörrſchuck) 53:44,9; 2. Stuttgarter Padd⸗ ler(Schick) 53:50 Min.; Einer⸗Faltboot(Anfänger, 15,5 km): 1. KW Ettlingen(Scherrieble) 53:57; 2. Reichsbahn Karlsruhe(Schneider) 54.45; Einer⸗Faltboot(Senioren, 15,5 km): 1. KV Ettlingen(Hörmann) 51:46,1; 2. Mannheimer K(Kleiber) 52:04, 1; Zweier⸗Kajal(15,5 km): 1. Kc Andine Saarlouis(Sant⸗Reichert) 43:46 Min., Zweier⸗Falt⸗ boot(Junioren 15,5 km): I. Stuttgarter Faltbdot⸗Vereini⸗ gung(Weidle⸗Böhm) 51288, Min.; 2. Mainzer RV(Kra⸗ mer⸗Nollenberger) 53:00, Min.; Zweier⸗Faltboot(An⸗ fänger, 15.5 kmj: 1. Rheinbrüder Karlsruhe(Körner⸗Heß) 52:03; 2. Ludwigshafener KK(Klein⸗Dauner) 52:37 Zweier⸗Faltboot(Senioren, 15,5 km): 1. Poſt Frankfurt (Kiſſel⸗Nothacker) 47:05 Min.; 2. KG Neckarau(Kolb⸗ Achſel) 47:10 Minuten. Mittelbadens Waſſerballmeiſter. Mittelbadiſcher Waſſerballmeiſter wurde der SB 99 Karlsruhe, der in zwei in Karlsruhe ausgetragenen Spie⸗ len den 1. Sc Pforzheim mit 4:3 und 724 beſiegte. Sturmfahrten auf der Kieler Förde Kiel, 20. Juni. Der vierte Wettfahrtstag der Kieler Woche war wenig vom Wetterglück begünſtigt. Zuerſt mußte man den Start um eine Stunde wegen völliger Flaute verſchieben. Dann gab es aber gleich ſoviel Wind, daß die Segler bei der ſchweren See faſt alle mit gerefftem Zeug fahren mußten. Reichskriegsminiſter Generaloberſt von Blomberg, der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Dr. h. c. Raeder, und der Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten folgten mit Intereſſe den ſpannenden Kämpfen. Das wichtigſte Ergebnis war der Sieg des Neubaues „Vaterland“ mit Miethke⸗Stettin in der acht Meter R⸗Klaſſe, der damit den Preis des Reichsminiſters für Volksaufklä⸗ 0 Propaganda für dieſes Jahr in ſeinen Beſitz rachte. 2 ee n N N 8 3 Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 22. Juni: Miete E 26, und für die NS⸗ Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 365. Zum erſten Male: Herz über Bord. Operette von Eduard Künneke⸗ Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Sonntag, 23. Juni: Miete B 26, Sondermiete B 14, und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 301 bis 303: Die Regimentstochter. Komiſche Oper von Donizetti. Anfang 20, Ende 22 Uhr. Montag, 24. Juni: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim, Abt. 124 bis 126, 142 bis 144, 330 bis 332, 236 bis 344, 594 bis 597, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 301 bis 600: Der Kaiſer und der Löwe. Schauspiel von Walter Erich Schäfer. Anfang. 19.30, Ende nach 22.15 Uhr. Im Neuen Theater(Roſengarteid: Sonntag, 23. Juni: Freier Kartenverkauf und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim(Jugendbühne): Die 1 roße Chance. Luſtſpiel von Alfsed Möller und 8 8 Lorenz. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. 1 F 5 N 0. N 5 N, N 1933 2 . Trum, trum... trum, trum! Dumpf tönt der ewig gleiche Rhythmus der Trommeln des Jungvolkes durch die morgendliche Stille. Ihrem mahnenden Takt folgen lange, endloſe Scharen, und die Kleinſten müſſen manchmal mächtig ausholen, um Schritt zu halten. Schrill klingen die Querpfeifen, hell wir⸗ beln die Trommeln der Hitlerjugend, die ſchon ſtraffer über das Pflaſter ſchreitet. Die Straße dröhnt im Gleichſchritt der Kolonnen der SA. Heller Sang aus den Kehlen der Jung⸗ mädchen, die durch die Straßen ziehen, jubelt auf. Es iſt eine wunderſame Freude, ſie alle zu ſchauen. Alle, alle im gleichen Schritt! Deutſche Jungen, deutſche Mädchen! Deutſch⸗ lands Jugend marſchiert mit Sang und Klang hinaus in Gottes ſchöne Welt. Der Gleich⸗ ſchritt ihres Marſches iſt nur äußerer Aus⸗ druck des Gleichſchrittes ihrer Seelen, und der Marſch dieſer ſungen Seelen ſucht den Weg in die Zukunft. Kommt, laßt uns mit dieſer Jugend wandern. Sie hat ſich zu ihrem Feſt gerüſtet, denn es iſt Sonnenwendtag! Im Banne der Fahne In der vorderſten Reihe der Hitlerjugend marſchierte Hans Jürgen, der Fahnenträger, eine ſchlanke, ſportliche Geſtalt. Ueber die hohe Stirn fallen blonde Locken, die er des öfteren mit einer trotzigen Bewegung des Kopfes zurückwirft. Seine dunklen Augen blicken nicht rechts noch links, denn er trägt ja die Fahne. Um keinen Preis der Welt würde er die Fahne einem anderen über⸗ laſſen. Es gibt auf Erden keine Würde zu verſchenken, die der eines Fahnenträgers gleichkäme. Wild und unbändig, wie nur ein Junge ſeines Alters ſein kann, wird ihm immer feierlich zumute, wenn er die Fahne trägt. Dann freut er ſich über das Knattern des Tuches über ſeinem Haupte und ſtemmt ſich mit ſeiner ganzen jugendlichen Kraft gegen den Wind, der ſeinen fen Gang gern hemmen möchte, aber ſolange er die Fahne trägt, ſoll ſie ſteil im Sturme ragen. Einmal im Kampfe die Fahne tragen, einmal ſich bewähren dürfen, wie ſie ſich alle be⸗ währten, die für das Vaterland gefallen ſind! Da ſah er im Geiſte das Sterben des Hitler⸗ jungen Quex, wie es im Film lebendig gewor⸗ den war. Sein Geiſt verband die Worte mit⸗ einander: lebendiges Sterben, ja darauf kommt es an. Das kann nur einer, der einer guten Fahne folgt, denn die Fahne iſt das Sinnbild der Idee. Das Fahnentuch über ſeinem Haupte gab flatternde Antwort und weckte ein ſtolzes Jauchzen in ſeiner Seele. Da ſtimmte er das herrliche Lied der Jugend an:„Jugend, Jugend, wir ſind der Zukunft Soldaten, Jugend, Jugend, Träger der kommenden Taten... Der Schritt der Scharen ſtraffte ſich. Alle hatten begeiſtert das Lied aufgegriffen. Die jungen Stimmen waren Fanfaren einer neuen Zeit. Mächtig ſchwoll der Sang an. Da trat die Sonne ſtrahlend aus dem Dunſt des Morgens. Wie eine blutrote Flamme Junge das Fahnentuch in ihrem Widerſchein. Als ob die ungen den Glanz verſpürten, den die Sonne um ihre Fahne wob, ſo grüßten ſie ihre Fahne mit dem Sonnen⸗ zeichen leuchtenden Auges und jubelten in ergriffenem Ueberſchwang: „Unſere Fahne flattert uns voran, unſere Fahne iſt die neue Zeit“, und das Lied ſteigerte ſich zur ſtärkſten, heiligſten Empfindung:„Ja, die Ja ne iſt mehr als der Tod“, und alle ſtanden im Banne der Fahne, die ihre jungen Seelen nicht mehr losließ, die ſie emporriß, all ihr Tun einem hohen Ziele unterzuordnen, und wer lau geweſen war, dem brannten die Wangen, als habe es die Fahne geſehen. In langſamer ſtetiger Steigung war es bergan gegan⸗ bis zu den Hohen Lehden, einem mächtigen Hochfeld, as ſich im Halbrund an einen dunklen Fichtenwald an⸗ ſchmiegte, an deſſen Rand ein Saum lichtarüner Birken Es flammt die Tugend Vom Angeſicht Dir, deutſche Jugend, Du biſt das Licht! J. B. Die Trommeln ſchlagen, Die Fahne ſpricht: Hell wird es kagen, Das Dunkel zerbricht. freudig aufleuchtete. Von den Hohen Lehden aus genoß man einen weiten Rundblick über die umliegenden Berge und in ein langgeſtrecktes Tal, durch das in vielen Win⸗ dungen ein Fluß ſein ſilbernes Band zog. Sie waren nicht als erſte auf dem Felde angekommen. Ueberall lagerten bereits Jungſcharen, auf der öſtlichen Seite die Jungen, am weſtlichen Waldrand die Mädchen. Der lange Anmarſch ließ die erſte Raſt wohlig empfinden, und jeder ſuchte den kühlen Schatten der Fichten. Hans Jürgen wußte in der Nähe einen Bergquell, nahm ſeine Feldflaſche und lief waldeinwärts, ſich einen friſchen Trunk zu holen. Wunderſame Stille ringsum, dazu der Duft des Wal⸗ des und die würzige Friſche des Bodens, die Hans Jürgen, in langen Zügen einatmete. Als er den Quell ſah, ſprang er mit flinken Füßen darauf zu und warf ſich in toller Jungenluſt auf die Erde, um das erquickende Naß zu ſchlür⸗ fen. So mochte ſich Siegfried einſt auch über den Quell ebeugt haben, als ihn der finſtere Hagen aus dem Hinter⸗ lt traf. Hans Jürgen ſchrak zuſammen. Ein knackendes Geräuſch ließ ihn vom Quell aufſpringen. Vor ihn ſtand ein Mädchen, das anſcheinend auch Waſſer ſchöpfen wollte. Dicke blonde Flechten lagen wie ein goldener Kranz auf Aufnahme: Scherl Bilderdienſt. ſind die ſeinem Haupt, und über roten Wangen leuch⸗ tete ein blaues Augenpaar. Lachend boten ſich die jungen Menſchen einen Gruß. Hans Jürgen ſchöpfte das Quellwaſſer und ging dann mit dem Mädchen wieder der Waldlichtung zu. Er ſprach von ſeiner Fahne und von ſeinem Jammer, daß es keinen Kampf auf Leben und Tod mehr gebe, damit man zeigen könne, wie man für eine Idee zu ſterben verſtehe. Das Mädchen lachte über Hans Jürgens Eifer und entgeg⸗ nete:„Man muß auch für eine Idee leben können. Das iſt nicht immer ſo leicht, wie es ausſieht. Das iſt ein Kampf, wie der Kampf der Sonne wider die Schatten der Nacht, ein Kampf gegen das Dunkle, Dumpfe und Träge in uns und in anderen. Hier draußen bei Kampf und Spiel gefallt ihr uns ganz gut, aber in der Stadt, da ſeid ihr frech. Wenn wir Mädchen zur Sonnenwende auf die Berge ſteigen, dann treibt uns der Wille zur Tugend. Wir wollen rein und klar ſein wie die Flamme, Wärme und Leben ſpen⸗ dend wie die Sonne, wir wollen Trägerinnen der Zukunft ſein, Hüterinnen der Zucht und Ordnung, und als Spielgefährten ſuchen wir keine Landsknechte, ſondern Ritter, die Kraft nicht mit Grobheit verwechſeln und Männ⸗ lichkeit mit Frechheit.“ Und warum ſagſt du das gerade mir?“, fragte Hans Jürgen „Weil du ſo ritterlich am Quell warſt und ein rechter Fahnenträger biſt und es deinen Ka⸗ meraden beibringen ſollſt.“ Mit dieſen Worten ſprang ſie ſeitwärts dem Mädchenlager zu und ließ den Fahnen⸗ träger mit ſeinen Gedanken allein. Das hatte Hans Jürgen immer geärgert, daß die Mädel einen Wimpel trugen. Es erſchien ihm wie die Verunglimpfung der Idee der Fahne, und auf einmal jetzt...„Der Wille zur Tugend.“ Das Wort haftete in ihm, und er ſah einen Kranz goldener Flechten über blauen Augen⸗ ſternen thronen. Der Glaube ans Licht Mit Kampf und Spiel, Volkstänzen und Geſang war der Tag zur Neige gegangen, aber Nacht wollte es nicht werden. Die Mitt⸗ ſommernacht dämmerte herauf. Auf den Hohen Lehden hatte die Hitlerjugend einen mächtigen Holzſtoß aufgeſchichtet. Der feier⸗ liche Abſchluß des Tages nahte heran. Einige Fackeln wurden entzündet. Fähnlein bei Fähnlein ſtand die deutſche Jugend im offnen Viereck um den Holzſtoß. Der Führer griff zu einer Fackel. Ein Trompetenſignal hallte in vielfachem Echo von den Ber⸗ gen. Der Führer ſprach und endete ſeine begeiſternde Rede: „Seht, von den Bergen flammen die Sonnwendfeuer, gewaltig ſteigt die Lohe vor uns in den Himmel. Die Nacht iſt überwunden, das Licht hat geſiegt. Ueberwindet die Nacht, und euch gehört die Zukunft!“ Ein jubelndes Siegheil antwortete dem Flammen⸗ ſpruch. Als der mächtige Stoß des Sonnwendfeuers nur noch rotleuchtend glühte, traten die Paare zum Feuer⸗ ſprung an. Hans Jürgen ſuchte das Mädchen, das ihm am Quell begegnet war:„Willſt du mit mir durch das Feuer ſpringen?“ Schweigend faßte ſie ſeine Hand und ſtellte ſich in die Reihe der Paare. Als ſie vor dem Flammenſtoß angelangt waren, ſetzten ſie zu mächtigem Schwunge an. Hand in Hand flogen ſie über die rote Glut, und ihre Ge⸗ ſichter leuchteten verklärt im Widerſchein des heiligen Feuers. Auch nach dem Sprung ließ Hans Jürgen die Hand des Mädchens nicht los. Sie blieben ſtehen und ſahen den 1 ſpringenden Paaren zu. Da öffnete Hans Jürgen die Lippen:„Ich heiße Hans Jürgen und du?“—„Gun⸗ hilde.“—„Das iſt ein ſchöner Name, ſo ſchön und licht wie deine Gedanken. Ich werde immer an dieſe Sonnen⸗ wende denken. Es iſt herrlich ſchön, in unſerem Vaterlande 15 leben und in ſeiner Jugend Fahnenträger zu ſein. Auf 0 1 8 Uns gehört die Zukunft, denn wir end.“ Der Flammenſtoß war erloſchen. Die ren zogen wieder heimwärts, von Fackelträgern geleitet. Hans Jür⸗ gen trug die Fahne, trunken vor Begeiſterung und Seligkeit. die ſchwerſten Stöße und Prankenhiebe ab. Endlich gelingt s, die beiden Kämpfer zu trennen. Haſſan verläßt als Sie⸗ zer, wenn auch mit blutigen Riſſen und waſſertriefend, die Manege, Roland muß auf einer Bahre in einen Einzelkäfig geſchafft werden.— N Iwan iſt nach vielen Wochen geneſen. Bruſt und Arme 5 5. 8 8 5 18 e ee ſind überſät mit neuen Narben. Als er die Dreſſur wieder Der Zirkus Ambaſſador gab ſeine Galavorſtellung. 1 l e 5 90 e er 1 aufnimmt, ſpielt er in der Manege nach wie vor mit Ro⸗ 3 3 l 9 l. Fells! Solche Felle trägt nur der bengaliſche Tiger. Bei land, der ſich ebenfalls d olt hat, de ö Jede einzelne Darbietung war erſtklaſſig, aber die richtige Haſſan hat Mutter Natur ſich ſelbſt übertroffen and der ſich ebenfalls wieder erholt hat, denn er ſagt: Senſation fehlte doch. Der Direktor erhofft ſich daher vieles 1 0.„„ Haſſan hat mir nur deshalb das Leben gerettet, weil ich bon dem neuen Tiertransport— Löwen, Tiger, Leoparden Die Nummer nimmt ihren Anfang. Haſſan iſt mit hn von der Dreſſur verſchont habe. Wer weiß, wie er es i 8. 5 einem gewaltigen Satze oben, als habe er es nie anders] mir lohnen würde, wenn ich ihn jetzt in die Dreſſur ein⸗ „Mit eingekniffenen Augen ſpaziert der Dompteur Iwan gelernt. Iwan ſchmunzelte innerlich. Seine größte Sorge[ pannte!“ l zwiſchen den Käfigen durch und beobachtet das Mienenſpiel iſt geſchwunden. Der Reſt dieſer Nummer wird ein Kinder⸗ Und Haſſan bleibt ein Schauobſekt, denn ein Zirkus⸗ ſeiner Zöglinge Er tut dies ſehr genau, denn eine Fehl. ſpiel ſein. Aber die anderen wollen nicht gehorchen, die ihm direktor pflegt den Aberglauben ſeines Dompteurs ſtets zu Co: ſchätzung kann ihn das Leben koſten. ſonſt faſt aus der Hand freſſen. Und Roland gebärdet ſich berückſichtigen. Roland aber iſt der gefügigſte Tiger gelder Nach dem Rundgang betritt er die Direktionsloge, am tollſten. Er ſchlätzt aus, faucht. ziſcht und ſpeit Geifer.] den, den Iwan je gehabt hat. 5 1 „Herr Direktor.“ ſagte er,„ich denke, die Sache klappt, nur Er ſpringt hinauf und wieder herunter, gerade, als ob er 5 bei dem„Haſſan“ habe ich Bedenken. Wollen wir ihn nicht unwillig ſei, daß ein anderer ſeinen Platz eingenommen hat. lieber in die Schaugruppe eingliedern? Für die Dreſſur Roland iſt entthront. Er hockt unten bei den kleinen, ſcheint er mir nicht geeignet zu ſein. Er wird nicht zahm unſcheinbaren Burſchen mit dem gewöhnlichen Katzenfell. Und wenn er zehn Jahre eingeſperrt iſt. Und das verwindet er nicht. Halb hockt er wieder auf ſei⸗ Wie Sie denken, Iwan,“ erwiderte der Direktor,„ick nem Platz, dann läßt er ſich plötzlich fallen und reißt den i Von einem ſeltſamen Knaben in Puchheim berichtet will Ihnen da nicht dreinreden, dafür ſind mir Ihre Knochen Dompteur ſeitlich mit zu Boden, der zu allem Unglück die„Jürſtenfeldbrucker Zeitung“. Der achtjährige Guſtav zu ſchade.“ geradewegs in die ſcharfen Krallen fällt, die ſo feſt zupacken, Killer hat das Herz in der rechten Körperſeite. Eine Durch⸗ Die erſten Dreſſurſtunden beginnen. Wochen vergehen daß die Zuſchauer entſetzt aufſchreien und davonlaufen. ſeuchtung ergab aber darüber hinaus die erſtaunliche Tal⸗ ehe dieſe Wildlinge dem Peitſchenknall gehorchen. Und nicht Jetzt will Roland die Krallen ſchließen. Der Kopf des ſache, daß in dieſem Körper auch die anderen Organe eine immer gehen die Stunden ohne Gefahr ab.„Roland“, der Dompteurs liegt dazwiſchen. Da ſauſt ein großer Schatten bedeutende Verſchiebung erfahren haben. Zum Beiſpiel Inder, wie ihn Iwan getauft hatte, ein prachtvolles Tier⸗ herunter. Iwan ſieht ihn nicht mehr.— er iſt bewußtlos. ſollen auch Leber und Magen ihre Plätze vertauſcht haben. exemplar, beinahe ſo gefährlich wie„Haſſan“, holt zum Aber der Schatten iſt ſchneller als der Hilfsdompteur, der Das Kind war bis zum Alter von drei Jahren ſtändig Schlag aus wie eine Katze, die nach einer Maus haſcht. Und nach einem Revolver läuft. Zwiſchen den Eiſenſtäben ent⸗ krank und blieb ſehr in der Entwicklung zurück. Allmäh⸗ Cle zu den alten Narben auf dem Arme des Dompteurs geſel⸗ brennt ein furchtbarer Kampf, Tiger gegen Tiger, Bengalen lich aber funktionierte der falſchgebaute Organismus, und ſic len ſich neue. gegen Indien, und Iwan kann von Glück ſagen, daß er in der Körper holte das Verſäumte nach. Bis heute entwickelte Aber auch dieſe Lehrwochen gehen vorüber, und bald iſt einer Ohnmacht unter Rolands Schemel gerollt iſt, der hält ſich der Knabe ganz normal ſo daß er hinter ſeinen Alters⸗ Ak Roland ſo zahm, daß er beinahe aus der Hand freſſen genoſſen nicht zurückſteht. Er mißt mit ſeinen acht Jahren Be möchte. Iwan muß ihn immer wieder betrachten, wenn der bereits 1.22 Meter, und geiſtig iſt er nach dem Ausſpruch zw Tiger während der Vorſtellung als der ſchönſte und kräf— des Lehrers einer der Beſten der Klaſſe. Das Kind hat gel tigſte hoch oben auf dem Podeſt thront und gelaſſen auf die keine Atembeſchwerden und weder im Liegen, Gehen und ſin anderen Tiger herabſchaut, die immer noch das letzte Wort Laufen noch bei Turnübungen zeigt der Organismus eine haben müſſen, ehe ſie ſich vollends beruhigen und ihren Sitz weſentliche Veränderung. Nur in der Nahrungsaufnahme ſch: einhalten. 2 5 iſt der Knabe eigen geblieben: er verweigert bis heute die Dann kommt der Zirkus Ambaſſador eines Tages in Aufnahme von Fleiſch, Butter und ſonſtigem Fett, Rohobſt, ger die Hauptſtadt. Der Direktor plant eine Sondervorſtellung Marmelade und dergleichen. Am liebſten ißt er nur trocke⸗ wie für die Prominenz. Er ruft Iwan zu ſich, ehe er das Pro— nes Brot, was ihm aber genau ſo anſcchlägt wie den Ge⸗ we gramm fertigſtellt.„Iwan,“ meint er,„wir müſſen eine ſchwiſtern die kräftigeren Speiſen. du Sondernummer einfügen, eine l e en die dem ver⸗„ wöhnteſten Geſchmack ſchmeichelt. Wie wäre es mit Haſſan? Die Kraft des menſchlichen Klefers. M. Eine ſolche Beſtie hat noch niemand in der Manege geſehen. Kaudrucke 0 10 bis 700 9 1 85. f 1 805 hal Könnte man ihn nicht auf Rolands Platz ſtellen?“ i Ae Feſer bemeſten. Die gecbalſigen Leiſtungen von 175 Iwan ſinnt ein paar Sekunden nach. Der Gedanke Kilogramm fand man allerdings nur bei Zahnathleten, doch 15 reizt auch den Dompteur, obwohl er ſich über die Gefährlich⸗ ſchon die Drucke, die erforderlich ſind, um zähes Fleiſch zu zer⸗ keit klar iſt. Aber dann ſieht er im Geiſte ſchon die große, kleinern, ſtellen einen glänzenden Beweis für die Zweck. F auf den Plezaten. Unmittelbar aus mäßigkeit der von der Natur gebauten Zerkleine kungs⸗ 5 der Wildnis in die Manege, die gefährlichſte Beſtie des ben⸗ maſchine„Kiefer“ dar, es werden dabei Kaudruckkräfte von galiſchen Dſchungels. Dompteur Iwan zähmte dieſen Tiger rund 70 Kilogramm entfaltet. Bei einem erwachſenen Manne 15 mit der faszinierenden Kraft ſeines Auges. kann man einen durchſchnittlichen Maximal⸗Kaudruck von 120 121 5 5 1 Kilogramm meſſen. Beſonders hohe Werke ergeben ſich, wenn ich 955 5 Bedenken fahren.„Gut“, ſagt er, 5 die Zähne 155 B. im Schmerz zuſammengepreßt 92 ſowie 5 1 5. 5 4 auch bei dem häufiger beobachteten nächtlichen Zähneknirſchen, Die Sondervorſtellung beginnt. Das Odeur der vor⸗ das auf die Dauer eine erhebliche Beanſpruchung der Zähne aehmen Welt miſcht ſich mit dem ſcharfen Geruch, der aus darſtellt. Ohne Zweifel haben dieſe Kaudrucke weit über den Käfigen dringt. ihren nächſtliegenden Zweck der Zerkleinerung der Nahrung au 0 Das Zirkusperſonal baut die hohen Schutzgitter in 1155 1 he Aufgaben zu erfüllen. Man glaubt ſogar, wie 171 Manege auf. Dompteur Iwan erſcheint mit ſeinen wilden Vogt be Ef 6 öhung der Funktion der Hirn⸗ Zöglingen. Sie murren unwillig, es klingt gereizter als anhang' ng regelmäßigen gründlichen 95 ſonſt. Das macht der neue Kamerad unter ihnen. gegen den N. in dieſen Fällen ob immer tue, aber mi diesmal gelingt es mir nicht. Die a Erde kommt im⸗ Lu Wenn man Herrn Kohnke, den Mann mit den 270 Fall⸗] man nicht widerſtehen kann. Mein Abſprung ging ganz mer näher. Ich ſchirmabſprüngen, fragt, ob Fallſchirmſpringen gefährlich glatt vor ſich. Ich beſehe mir im Schweben die Gegend, und 11 8 1 trend beſ ſei, lacht er einem ins Geſicht. mit einem Male höre ich ein Geräuſch unter mir. Ich bin felte Anf 1 5 thi Und dann geht das Erzählen los: ſchon dem Boden bedenklich nahe und ſehe die drehende Schirm 1 6 5 Ha Es iſt ſtrengſtens verboten, daß, wenn Fallſchirmab⸗[ Latte(Propeller) unter mir. Ausgerechnet treibt mein falten 91 bein mö ſprünge ſtattfinden. Verkehrs⸗ oder Sportflugzeuge ſtarten] Schirm faſt ſenkrecht darauf zu. Ich ſchreie dem Piloten zu, gen, es geht nicht.— oder ihren Motor anwerfen, da es meiſt nicht abzuſehen iſt, er ſoll Gas wegnehmen. Leute kommen geſtikulierend und So ſitze ich alſo 55 wo der Fallſchirmpilot landen wird. Auch wenn man ſein ſchreiend angelaufen, der Pilot ſieht und hört nichts. ergeben auf mei⸗ Ziel vorher noch ſo ſehr feſtlegt, ſo will es der Wind meiſtens Ich mußte handeln. Schon fühle ich den Luftzug der n e me anders Der Pilot iſt dagegen machtlos und ſo könnte von dem Propeller ausgeht Ich falle und falle kerzengerade denke, daß ich ſeg es leicht vorkommen. daß der Fallſchirm auf das ſtartbereite[auf die„Latte“ zu. Im letzten Angenblick, als ich mich von auf dieſe Weiſe dei Flugzeug zuſtrebt. dem gewaltigen Schreck, der einen, und wenn man noch ſo wenigſtens etwas St! Aus irgendeinem Grunde, ich ſprang in einer kleinen abgebrüht iſt. Im erſten Moment befällt, erholt hatte, greiſe weicher zu Tode 455 ſächſiſchen Stadt. wurde der Motor eines Verkehrsflugzeuges ich in die Leinen meines Fallſchirms, ziehe mich an ihnen fallen werde In⸗ der angeworfen. in der Minute, wo ich oben„ausſtieg“. Weit empor, ein Schwung mit den Beinen, haargenau bin ich dem fühle ich es und breit war kein Hindernis zu ſehen, und es war wirklich] über die Latte gekommen und falle auf den Motor. Alles naß um mich ſon ſehr viel Platz da, aber wie es immer geht: ſei es der ein⸗ andere kam dann mechaniſch. Ich klammerte meine Beine werden. Höre 1 zigſte oder kleinſte Gegenſtand, der auf dem Felde ſteht—] irgendwo ein, von dem Zug meines Schirmes wurde ich etwas quakend er man ſtrebt darauf zu. Er iſt ein Anziehungspunkt, dem nach hinten geriſſen, und dabei brach ich mir ein Bein. auseinanderſtre⸗ La l. 1 Erſt als ich ſo gelandet war, ben e Pl' 5 wurde der Pilot darauf auf⸗ ich bin in einen merkſam und ſtellte den Motor Teich efallen Si ab. Nun konnten mich die den ich 18 18215 Ho Leute herunterholen. nem Zuſtand gar Sie Ein anderes Mal bin ich nicht beme re alt 1 1 n Schien ob⸗ hatte. Das kalte Sck wohl ſich mein irm nicht 5 3 5 wo 8 hatte Das war 85 Schirm in 800 Meter Höhe enkfaltet. 1110 1 1 Or Ich ſpringe mal wieder in Besinnung. 2 g 1 f j ö 5. g. Ich lebte noch! Wie das nach einem Fall aus dur emen fe. dene fahre 500 Meter Höhe geſchehen konnte war ein Rätzel aber ich 1 Maſchine, aus der ich ſpringen hatte nichts dagegen einzuwenden. Nur eins ging mir bein soll schraube ſich ruhig in die Kopfſprung verloren. Mein Gebiß. Das war ſehr Kit Höhe. Ich klettere heraus laſſe I 1 05 Mache 1 8 e naß 99 0 155 e 1 5 on mal. machte alſo noch einmal einen Kopfſprung 11 0 e e eee in den Teich. Aber mein Gebiß war nicht zu finden. Au wid. Doch daraus wurde Die Geſchichte iſt natürlich in der Gegend bekannt ge⸗ nichts. Die Reißleine reißt worden. Nach einem halben Jahre bekam ich ein kleines 1 ab, meine Schirmpackung bau- Paket mit. meinem Gebiß. Was denken Sie wohl, 5 melt um mich herum, aber wo 179 8 worden iſt? f pie öffnen tut ſie ſich nicht. 1 5 i Nun, dieſe Sſtuallon bin ich In dem Maul eines Karpfens! 1 g ja ſchon gewöhnt. Ich greife Au! 125 mir im Fallen das Paket, Na, was iſt da weiter dabei? Der olle Herr konnte klemme es zwiſchen die Beine, ſeine eigenen Zähne nicht mehr ſo richtig gebrauchen, und 25 um es aufzureißen, wie ich das da war ihm das Gebiß herzlich willkommen. Können Sie Glatte Landung eines Fall- ihm das verdenken?! f„ noc ſchirmpilolen. Nacherzählt von Gerda Goeritz den ingt Sie⸗ die äfig rme der Ro⸗ igt: ich 1 5 ein⸗ Us⸗ zu or⸗ 85 4 Copyright by Carl Duncker⸗Verlag. (9. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Helga Trolle möchte im Auftrage ihres Vaters erfahren, weshalb Thomas Hart ſeine Kameraden hat allein in den Buſch ziehen laſſen. Hart geſteht ihr, daß er ſie liebt. Helga ſagt ihm, daß, wenn er ſie liebe, er mit in den Buſch hätte ziehen und ein Vermögen erobern müſſen. Aber er ſei ein Lügner, der Claim exiſtiere gar nicht. Die Digger kehren aus dem Buſch zurück; niemand hat das Feld gefunden. Auch Charles Biddle verirrt ſich und muß mit Kitty den Rückzug antreten, nicht ohne daß er von den Diggern beſchimpft wor⸗ den iſt. Niemand glaubt an das Diamantenfeld. Kitty er⸗ ſcheint bei Generaldirektor Hickſon, um ihm Bericht zu er⸗ ſtatten. „Nanu? Geht doch alles in Ordnung! Sam Ruyters Claim iſt beſchlagnahmt, und Biddles Diamantenfeld hat ſich in Luft aufgelöſt.“ „Was nützt das alles!“ Hickſon ſchlägt erkegt auf eine Aktenmappe, die vor ihm auf dem Tiſch liegt.„Hier iſt der Bericht. Für zwei Millionen Diamanten ſind in den letzten zwei Monaten außerhalb unſerer Kontrolle auf den Markt gekommen! Das heißt: Realwert zwei Millionen! Verkauft ſind ſie für ein Drittel.“ Kitty ſtößt einen ſchrillen Pfiff aus. ſchwarze Börſe?“ „Der Teufel hole ſie!“ Hickſon vergißt ganz ſeine ſo gern zur Schau getragene puritaniſche Würde und flucht wie ein Fuhrknecht.„Niemand kann ſie faſſen. Keiner ahnt, wer der Mann iſt, der uns da in die Suppe ſpuckt. Auch du nicht, Kitty. Rede nicht! Du haſt auch keine Ahnung.“ Kitty Alliſter macht ein ernſtes Geſicht.„Vor zwei Monaten meinte ich, ſo was wie ne Fährte gerochen zu haben. Der alte Biddle war mir verdächtig. Aber der kann es ja auch nicht ſein. War die letzten zwei Monate mit mir im Buſch.“ „Nein,“ ſagt Hickſon ärgerlich,„der iſt's nicht. Sprach darüber geſtern ſchon mit jemand, der ihn auch auf dem Kieker hatte.“ „Ach!“ Kitty Alliſters Stimme iſt wie ſchwirrender Peitſchenſchlag.„Ich habe ſchon eine Nachfolgerin. Dann kann ich ja gehen.“ Sie ſteht auf und zerdrückt die Ziga⸗ rette im Aſchenbecher. Hickſon beeilt ſich, beruhigend ab⸗ zuwinken. „Keine„ſie“, Kitty!“ „Alſo ein Detektiv?“ „Auch nicht. Nur ein Privatmann.“ Die rote Kitty nimmt einigermaßen beruhigt wieder auf der Sofalehne Platz und langt, ſich vorbeugend, eine neue Zigarette aus Hickſons Doſe. „Wer iſt eigentlich der Schwede, der im„Traek“ wohnt?“ „Wie kommſt du darauf?“ Kitty zieht die Stirn kraus.„Ich überlege mir eben, ob der nicht unſer Mann ſein kann. Der alte Burſche ſieht mir für ſein Geſicht zu harmlos aus.“ Hickſon lächelt überlegen. „Ganz ausgeſchloſſen iſt überhaupt nichts. Luſt, ihn unter die Lupe zu nehmen.“ „Wenn's dir Spaß macht, meinetwegen. Aber der iſt's beſtimmt nicht. Für ſeine Beſchattung gebe ich keinen Far⸗ thing aus. Ich, überhaupt—“ er faßt ſich an den fleiſchigen Hals, als ſei ihm die Krawatte zu eng geworden—„ich möchte den ganzen Kram hier los ſein.“ „Na, dann bauen Sie ſich doch'ne Villa an der Küſte. Sie haben's ja dazu. Und meinen Segen obendrein.“ „Wirklich, Kitty?“ Hickſon bekommt wieder ſein from⸗ mes Geſicht.„Du willſt dich entſchließen, mein Haus zu ſegnen? Willſt mit mir kommen als guter Hausgeiſt und deinem Freund den Lebensabend verſchönen?“ Seine Stimme trieft vor Sentimentalität. Kitty Alliſter ſieht ihn ſpöttiſch an und ſchnippt die Aſche von ihrer Zigarette auf den Teppich. 5 ö„Sie meinen, ich ſoll Ihre Geliebte werden, Mr. Hick⸗ on?“ „Ich könnte mir unter gewiſſen Umſtänden ſogar den⸗ ken, daß du meine Frau würdeſt,“ ſagt er mit einem ſchlauen Lächeln.„Allerdings muß ich mir zur Realiſierung dieſes Planes eine gewiſſe Friſt ausbedingen.“ „Bewährungsfriſt“, lacht Kitty Alliſter laut auf.„Geben Sie die Hoffnung ruhig auf, Mr. Hickſon. An mir iſt Hopfen und Malz verloren. Auch Ihre Bekehrungsverſuche. Sie wird plötzlich ernſt und ſteht auf.„Kennen Sie den alten Biddle, Mr. Hickſon? Ja? Na ſehen Sie; mit dem alten Scheuſal würd' ich immer noch lieber unter einem Dach wohnen als mit Ihnen. Bin ich deutlich, ja? Dann iſt's in Ordnung. So long, Mr. Hickſon.“ „Miß Alliſter!“ Hickſon iſt mit einem Schlage wieder 5 würdevoller Chef.„Sie kamen zu einer geſchäftlichen eſprechung hierher. Bitte, das nicht zu vergeſſenn „Na. Sie reden ja dauernd von nem Geſchäft,“ höhnt Kitty, an der Tür ſtehenbleibend. „Ein Mißverſtändnis, Miß Alliſter. Wenn meine Liebe zu Ihnen „Machen Sie's halbwegs, ja!“ „Well. Wenn Sie die Werbung eines ernſten Mannes ausſchlagen „Und wie!“ Kitty macht eine Handbewegung, als wolle ſie eine Schaufel Dreck fortſchleudern. „Well, well. Dann 1 ich 992 1 8 fp 1515 in geſchäftlicher Beziehung zu hören. Sie wiſſen, wi urere Sache ſteht Was iſt Igre Anſicht? Ich kann verkan⸗ gen, ſie zu hören, ſolange Sie im Angeſtelltenverhältnis zur Mines Co. ſtehen. 5 „Schön. Warum nicht gleich ſo?“ Kitty Alliſter kommt noch einmal von der Tür zurück und pflanzt ſich, ſanft in den Hüften ſchaukelnd, vor dem Generaldirektor auf.„Meine 17 „Wieder die Ich hätte 2 * 9 9590— 2 2*. 2 Anſicht iſt die, daß Sie die ſchwarze Börſe um jeden Preis finden müſſen. Sonſt iſt die Mines Co. ein toter Hund. Sie ſagen ja ſelbſt, die ſchwarzen Verkäufe ruinieren den Markt. 75 Und wenn Biddles„Fantom⸗Field bedeutend ſchlimmer werden.“ Hickſon jappſt erſchrocken.„Fantom⸗Field? Sie glau⸗ ben doch nicht etwa, daß es wirklich exiſtiert?“ „Doch,“ ſagt die rote Kitty ernſt.„Charles Biddle iſt kein Schwindler und auch kein Trottel. Er kann's nur nicht finden. Aber eines Tages wird er's finden oder ein anderer von den Boys.“ „Es läuft keiner mehr in den Buſch, um Fantom⸗ Field zu ſuchen.“ „Wer weiß.“ Kitty lächelt ein unverſchämt wiſſendes Lächeln.„Ich hab' geſtern im„Traek“ ſo was läuten ge⸗ hört. Der alte Biddle gibt nicht auf, ſolang' er noch in zwei Stiefeln ſtehen kann. Brauchen Sie mich in der nächſten Zeit, Mr. Hickſon? Ich möchte ein paar Wochen Urlaub haben. Die ſtehen mir nach unſerem Vertrag längſt zu.“ Hickſon ſchluckt.„Selbſtverſtändlich, Kitty. Natürlich ge⸗ nehmige ich den Urlaub. Wo wollen Sie denn hin?“ „Privatſache, Mr. Hickſon. Wo ich meinen Urlaub ver⸗ bringe, geht Sie nichts an.“ Als Hickſon einige Minuten ſpäter, die Aktenmappe un⸗ ter dem Arm, das Arbeitszimmer verläßt und wie ein grollender Jupiter durch die Büroräume ſchreitet, wiſſen es alle vom Liftboy bis zum Senior⸗Clerk: Dicke Luft! XI. Halloh, Boys! Thomas! Charles, alter Kompagnie⸗ ſpezi!“ Lachend, geſund wie das blühende Leben, ſteht Billy Oſtler in der Tür des„Traek“ und winkt mit ſeinen langen Armen den Freunden zu, die ſtill und gedrückt an ihrem angeſtammten Tiſch ſitzen. Die beiden haben keine große Luſt zu einer lärmenden Begrüßung. Charles nickt ſtill mit dem Kopfe, und Thomas Hart reicht dem Freunde über den Tiſch die Hand. „Endlich wieder geſund, Billy?“ „Eben ausgeſchrieben. K. v. Was macht ihr denn für g'ſcherte Geſichter, Boys? Ach ſo— ja— verdammte Schweinerei!“ entdeckt iſt, wird's noch Billy Oſtler nimmt breitbeinig am Tiſch Platz und ver⸗ ſucht, ebenfalls ernſt und gedrückt dreinzuſehen. Aber es gelingt ihm nicht recht. Er hat natürlich im Hoſpital die Geschichte längſt gehört. Hat ſogar erſt weidlich geflucht und gewettert, daß der alte Biddle den Run geſtartet hat, ohne abzuwarten, bis er, Billy, wieder auf dem Damm war. Hat auch nachher von dem Mißerfolg gehört und den Vorwür⸗ fen, die man Charles und Thomas macht. Aber der unver⸗ wüſtliche Lebensmut ſeiner achtundzwanzig Jahre fegt dar⸗ über hinweg. „Siehſt du, mein Junge“, ſagt der alte Biddle wehmütig, „da ſitzen wir nun. Ich bin ein reicher Mann. Ein verdammt reicher Mann ſogar. Ich könnte mir einen Laden kaufen daheim in Charlotte Street, oder ſogar einen Saloon in Tottenham. Irgendwo da draußen liegen die Diamanten, die mir gehören. Aber ich ſitze hier und muß mir einen Whisky ankreiden laſſen, weil das verdammte Gedächtnis nicht mehr funktioniert. Weil ich nicht mehr weiß, wo das Feld lag. Oder weißt du es noch, Billy?“ „Nö.“ Billy kratzt ſich verdrießlich den Kopf mit den blonden Stoppeln.„Ich habe darüber ſinniert, aber ich kann's auch nicht mehr genau ſagen. Es iſt wie fortgeblaſen.“ „Und ich weiß es auch nicht“, ſagt Thomas Hart ſtill. Der alte Biddle ſeufzt elegiſch. Billy ſtürzt den erſten, langentbehrten Whisky herunter und begrüßt mit geräuſch⸗ voller Fröhlichkeit Samuel Woomer, der ſich perſönlich an den Tilch bemüht, um den Geneſenen zu begrüßen. „Sie ſchimpfen mich einen Schwindler“, nimmt der alte Biddle wieder das Wort, als Sam ſich hinter ſeinen Schenk⸗ tiſch zurückgezogen hat.„Das kümmert mich wenig, denn es iſt Blödſinn. Aber daß ich alt werde und mich nicht mehr zurechtfinde im Buſch, das piekt wie Dornen, ſogar durch meine Lederhaut.“ „Und wir müſſen es uns gefallen laſſen, daß kein Menſch mehr an unſeren Claim glaubt. Daß uns überhaupt niemand mehr glaubt“, ſagt Thomas Hart, und denkt dabei nur an die eine, die ihn einen Lügner genannt hat. „Ich bin ein trauriger Hund“, wiederholt der alte Biddle hartnäckig ſein Klagelied.„Vierzig Jahre im Buſch. Nie habe ich Erfolg gehabt. Andere ſind davongefahren mit dicken Taſchen oder haben ſich'ne Farm zugelegt mit Vieh und Weib und Kindern. Ich bin immer zu ſpät gekommen. Und nun hab ich mal das Glück bei ſeinem verdammten Schopf erwiſcht, und nun iſt's wieder nichts.“ Billy Oſtler haut die Bayernfauſt auf den Tiſch und verfällt in ſeine geliebte Heimatſprache. „Sakra, hiatzt werd mir's zu dumm! Dös gibt's fei net, daß wir's net ſchaffe!“ Er beſinnt ſich beim Anblick des ver⸗ „Ich denke, Fantom⸗Fie Alte erſchrocke wundert aufhorchenden Alten, daß Charles Biddle ja kein „Boariſch“ verſteht und geht in den miſerablen engliſchen Diggerſlang über, der hier gebräuchlich iſt. „Alſo, was iſt? Wir wiſſen doch, daß unſer Claim da iſt! Oder nicht? Warum ſitzen wir hier, ſtatt rauszugehen und ſo lange zu ſuchen, bis wir ihn finden?“ „Haſt du Geld?“ Der alte Biddle ſieht mit traurigen Bernhardineraugen zu dem Kameraden auf. Billy ſtutzt. „Geld nicht. Aber wir haben doch unſere Steine!“ Und er klopft vielſagend an ſeine Hoſentaſche, in der ſich ein leder⸗ 625 1 bauſcht. Charles Biddle verzieht kläglich das eſicht. „Meine Diamanten haben ſie mir geſtohlen, die Bri⸗ ganten! Aber deine Steine da in der Taſche nützen dir genau ſo wenig wie mir meine geklauten. Die Börſe hat für zwei Monate Sperre angeſagt. Kein Stein wird gekauft.“ „Kruzitürken.“ Billy ſchüttet den zweiten Whisky her⸗ unter.„Eine Ausrüſtung brauchen wir!“ Der Alte nickt.„Wem erzählſt du das, mein Junge? Meinſt du, ich wäre nicht längſt auf und wieder im Buſch, wenn ich die Ausrüſtchung ſchaffen könnte? Aber ich hab nichts mehr, und kein Aas gibt mir Kredit.„Fantom⸗Field liegt im Mond“, ſagen die Leute, und lachen, wenn ich ihnen damit komme. Darum ſitz ich hier wie eine Schleiereule und muß das Maul halten, wenn ſie mich einen Lumpen und Schwindler nennen.“ „Wir ſind keine Schwindler“, ſagt Thomas Hart plötzlich feſt,„unfer Claim iſt da, und wir müſſen ihn finden. Ich werd' euch die Ausrüſtung vorſchießen.“ Biddle ſchüttelt den Kopf. Du meinſt deine Steine, Tommy, die du verfteckt haft? Ich ſagte dir doch: Diamanten⸗ ſperre. Du wirſt keinen einzigen los.“ „Ich habe Geld“, ſagt Thomas Hart leiſe, faſt ver⸗ legen.„Und wenn Billy mag, kauf ich ihm auch ſeine Steine ab.“ „Kannſt du billig kriegen, Thomas! Liegen ja mehr da, wo ſie herkommen! Holdriodohi!“ Oſtler ſchickt einen Jodler in den Raum, daß die Mädchen hinter der Bar kreiſchend die Ohren zuhalten. Der Alte ſtarrt Thomas total verblüfft an: „Woher haſt du denn ſo viel Geld, Tommy?“ „Frag net“, lacht der Bayer.„Hauptſach, er hat's! Wenn der Thomas ſagt, er hat's Gelderl, nachher ſtimmt's ſchon. Wann gehn mer's an?“ „Gleich.“ Thomas Hart ſteht auf und reckt ſich.„Dies⸗ mal bleib ich nicht daheim. Zu dreien haben wir's gefunden. Wir drei werden das Feld, das ſie jetzt„Fantom⸗Field“ nen⸗ nen, auch wiederfinden, denk ich.“ Der alte Biddle antwortet nicht. Er greift nur nach Thomas' Hand und preßt ſie wie in einem Schraubſtock. Eine Viertelſtunde ſpäter ſehen neugierige und ver⸗ wunderte Diggers den alten Biddle eilfertig zum nächſten Store rennen, um Ausrüſtung, Proviant und einen neuen Karren zu erſtehen. Thomas und Billy aber packen oben im erſten Stock des„Traek“ ihre Sachen. Bills jungenhafte Fröhlichkeit durchzieht das ganze Haus. Er ſingt Schnadahüpfln, ſchuh⸗ plattelt, lacht und räſoniert und wälzt unbekümmert pol⸗ ternde Proviantkiſten und Ausrüſtungsbündel auf den Flur hinaus. Bis eine der Nebentüren ſich öffnet und Helga Trol⸗ les blonder Kopf unwillig hinausſchaut. „Warum machen Sie ſo einen Spektakel, Sir?“ „Excuſe!“ Bills friſches Geſicht lacht ſie ſo unbeſchwert an, daß Helgas Unmut unwillkürlich verfliegt.„Wir packen nämlich, mein Freund Hart und ich!“ „Ihr Freund Hart?“ Helga faßt den Burſchen ſchärfer ins Auge und erinnert ſich plötzlich an den Mann, den ſie ſeinerzeit auch im Krankenhaus beſuchen wollte, aber nicht ſprechen konnte, weil er noch im Fieber lag. Unwillkürlich ſagt ſie auf deutſch:„Sind Sie etwa Herr...?“ „Oſtler. Billy Oſtler“, beeilt ſich der lachende Junge vorzuſtellen. Plötzlich ſtockt er verdutzt. Es iſt ihm aufgegan⸗ gen, daß die Lady da eben deutſch geſprochen hat. „Jeſſas, Sie ſprechen ja deutſch! Na, ſo a Freud!“ Lachend, treuherzig reicht er der Fremden die Hand hin, und Helga, bezwungen von ſeiner Fröhlichkeit, legt gleich⸗ falls lachend ihre Hand in die ſeine. Fünf Minuten ſpäter weiß Helga Trolle, was geſchehen ſoll. Sie preßt die Lippen zuſammen und denkt angeſtrengt nach. Bill Oſtler betrachtet lächelnd das nachdenkliche, herbe Mädchengeſicht. Sakra, iſt die ſauber! Schad, daß man jetzt grad fort muß. Mit der da möcht der blonde Bill heute abend unten im„Traek“ ein Tanzbein ſchwingen. „Entſchuldigen Sie mich, Herr Oſtler. Ich glaube, mein Vater ruft mich.“ Helga ſchreckt aus ihren Gedanken auf und wendet ſich raſch zur Türe, dreht, ſchon halb im Zimmer verſchwunden, noch einmal den Kopf zurück, mit einem Lächeln, das Bills Augen kugelrund werden läßt.„Ich ſehe Sie doch hoffentlich noch vor der Abreiſe, Herr Oſtler?“ „Bitte, bitte!“ Bill iſt ein wenig überraſcht über den ſchnellen Sieg und bekommt gewaltigen Reſpekt vor ſich ſel⸗ ber.„Ich trag nur das Zeug da runter. Muß verſtaut wer⸗ den. In einer Viertelſtunde ſteh ich zur Verfügung.“ Während er pfeifend und quietſchvergnügt ſeine Kiſten und Packen die ſteile Holztreppe hinunterbugſiert, tritt Helga in das Zimmer ihres Vaters. Sophus Trolle richtet ſich von dem wackligen, geblümten Kanapee auf und ſieht ihr erwar⸗ tungsvoll entgegen. Er kennt dieſen raſchen, entſchiedenen Schritt, dieſen verſchloſſen⸗herben Ausdruck in Helgas Ge⸗ ſicht. Da iſt etwas los. Helga hat etwas Wichtiges zu be⸗ richten. „Es muß ſofort etwas e Helga Trolle bleibt vor ihrem Vater ſtehen und ſieht ihn faſt beflehend an. „Charles Biddle zieht in den Buſch. Mit ſeinen Freunden. Angeblich, um Fantom⸗Field 0 ſuchen.“ d exiſtiert nicht“, ſagt der (Fortſetumm iat! n. Die Wörter bedeuten: a: Waagerecht und be Senkrecht: 1. Geſchloſſe⸗ ner Verein, 2. Vergrößerungsglas, 3. Stadt in Ungarn, 4. Erderhöhung, 5. Römiſche Göttin, 6. Heilpflanze, 7. Fran⸗ zöſiſche Bezeichnung für Tag, 8. Zeitrechnung, 9. Figur aus Freytags Ahnen, 10. Wieſelart, 11. Spaniſche Stadk am Mit⸗ telmeer, 12. Sauerſtoffart, 13. Geflochtenes Traggefäß, 14. Kosmetikum, 15. Gartenblume, 16. Tafelfiſch. Austauſch-Rätſel. Haut, Kalb, Port, Laut, Roß, Lahr, Kurt, Chor, Back, Zahn, Skalp, Damm, Haft, Fes, Uhu. Die Endbuchſtaben obiger 15 Wörter ſind durch andere auszutauſchen, ſo daß neue Wörter entſtehen, während die neuen Endbuchſtaben, aneinandergereiht, einen Kalendertag im Juni ergeben. Bilder-Rätſel. 2 anſi chis dasd dazu eder enke erſt gutn htes htsw nmac ochb beſe tnic. Die vorſtehenden Buchſtabengruppen ſind in beſtimmter Reihenfolge zuſammenzuſtellen, ſo daß ſie ein Zi⸗ tat aus Shakeſpeares Hamlet ergeben. Buchſtaben⸗Rätſel. U—a Fh L—d-h O—b Z—r In Dei G—u Oᷣ—e.— Vorſtehende Bruchſtücke ſind auszufüllen. Die zum Ausfüllen verwendeten Buchſtaben ergeben, mitein⸗ ander verbunden, die Bezeichnung für eine Arbeitspauſe im insbeſondere geſchäftlichen Leben. Zuſammenſtell⸗Aufgabe. Berg Bern Brunn Burg Gaſt Heim Hof Kreuz Land Laube Lohn Oder Ried Ruh Salz Stadt. Aus vorſtehenden 16 Wörtern ſind durch Zuſammen⸗ ſtellen von je 2 Wörtern 8 Ortsnamen zu bilden. Wie lau⸗ ten dieſe? Magiſches Doppelquadrat. An Stelle der Ziffern in vorſtehender Figur ſind Buch⸗ ſtaben zu ſetzen. Es ergeben alsdann die fünf Querreihen Wörter mit folgender Bedeutung: 70% e E„ „„ 1 G 22 1 8 24 73 J 15 10 00 „„ 1. Mehlſpeiſe, 2. Tieriſcher Schmarotzer, 3. Stadt in Thüringen, 4. Heizbares Zimmer, 5. Stadt in den Vereinig⸗ ten Staaten. Hat man die angedeuteten Wörter gefunden, ſo ergeben die durch fetten Druck hervorgehobenen Felder, die ein auf der Spitze ſtehendes Quadrat bilden, wenn man mit dem mittelſten Buchſtaben der oberſten Reihe beginnt und dann nach links lieſt, ein beliebtes Genußmittel. Auflöfungen aus voriger Nummer: Magiſche Quadrate: ball horn, hufe—land, ruck—ſack, wild— fang. Ketten Rätſel: All- Macht, Macht— Wort, Wort.—Spiel, Spiel— Ball, Ball— Feſt, Feſt Saal, Saal 255 e Schluß— Vers, Vers— Bau, Bau Welt, o Inserieren hilft kauſen und verkaufen 9 Danksent Ker Stahwese: Frese dei 8 Hieletele 591 Sprung Rätſel: 1. Ondka. 2. Nusel, 3. Stall, 4. Thema, 5. Agent, 6. Linde, 7. Libau, 8. Adler, 9. Talmi, 10. Emden, 11. Urias, 12. Recht.— Inſtallateur.— Buchſtaben⸗Rätſel: Eva Ces Ara Aga Gnu Kur Fee Egg Ath Fes Iſa Ufa Ger Oſt Uta.— Vergnuegtes Feſt. Logogriph;— Fichte— Nichte.— Verbindungs⸗Aufgabe: Rund— Gang, Ob Hut, Sieg— Mund, Ei— Land, Nord— Kap, Mai— Trank, Oſt— Wind, Not— Wehr, Aar—Gau, Trotz— Kopf.— Roſen⸗ monat.— Schach⸗Aufgabe: 1. Led a6, Tg454g5, 2. Tb5— ba, Kf4—f5, 3. La6—d3 matt. a) 1.„ Tg4—ha, 2. Sgö ef, Kf4—e4,—g4, 3. Tb5—e5,—g5 matt. b) 1.„ e6—es5, 2. Sg5—e6rf, beliebig, 3. Tbös ces matt. *— Anekdoten Der ſchlaue Hofrat. Kaiſer Maximilian J. ſandte einſt einen ſeiner Hofräte von Wien nach Brüſſel, um für ihn dort 50 000 Gulden in Empfang zu nehmen. Bei der Rückkehr überbrachte dieſer dem Kaiſer nur 30 000 Gulden, während er 20 000 für ſich behielt. Die Miniſter kamen hinter dieſen Betrug und drangen in den Kaiſer, den Hofrat zur Rechnunglegung aufzufordern. Dieſer verſprach auch, in nächſter Zeit die Rechnungen in beſter Form vorzulegen. Aber er hielt nicht Wort. Zum zweiten Male aufgefordert, erklärte er, daß er in kürzeſter Zeit damit fertig ſein würde. Wieder verſtrich eine Zeit, aber die Abrechnung kam nicht. Da ließ ihn der Kaiſer dem nächſten Miniſterrate, dem er ſelbſt beiwohnte, gewalt⸗ ſam vorführen. „Majeſtät,“ begann der Hofrat demütig,„ich will ja Rechnung ablegen, aber ich bin in dieſer Kunſt noch ſehr zurück. Ich bitte daher, daß die Herren Miniſter in meiner Gegenwart Rechnung ablegen über alle Gelder, die ſie bis⸗ her eingenommen haben. Wenn ich nur einmal zugeſchaut habe, wie ſie es machen, dann wird es auch mir leicht wer⸗ den, meine etwas ſchwierige Rechnung abzulegen.“ Der Kaiſer lachte und entließ ſowohl den Hofrat wie die ihn anklagenden nun recht kleinlaut gewordenen Miniſter. Das Butterbrot. Der engliſche Dichter Alfred Tennyſon konnte zuzeiten gehörig grob ſein. Als ihm einſt bei einem Gartenfeſt ein belegtes Butterbrot, ein ſogenanntes Sandwich, gereicht wurde, und er dieſes mit großer Mühe, weil es ſehr zähe war, zu zerkleinern ſuchte, trat die Gaſtgeberin herzu und überſchüttete ihn mit einer förmlichen Hochflut von Fragen nach ſeinem Befinden, ſeiner Unterhaltung, ſeinen Wer⸗ ken uſw. Als ſie endlich eine Pauſe eintreten ließ, antwortete Tennyſon:„Ich danke Ihnen, gnädige Frau, ich befinde mich geſund und wohl. Ich kann auch noch arbeiten. Augen⸗ blicklich habe ich ſogar viele Arbeit mit Ihrem Sandwich. Sind Ihre Sandwiches immer aus altem Sohlenleder zu⸗ bereitet?“ Eine ſonderbare Paſſion. Der geiſtreiche George Schoyn, deſſen Ausſprüche einſt in ganz England eine große Berühmtheit erlangt hatten, deſaß eine Paſſion ganz eigentümlicher Art: er konnte ſich an Hinrichtungen gar nicht ſatt ſehen. Einmal, im Jahre 1757, reiſte er ſogar nach Paris, um Damiens, der auf Ludwig XV. ein Attentat verübt hatte, hinrichten zu ſehen. Gleich darauf kehrte er wieder nach London zurück. In ganz England hatte er Korreſpondenten, die ihm anzeigen mußten, wo und wann eine Hinrichtung ſtattfin⸗ den ſollte. Schoyn rühmte ſich, in 40 Jahren mehr als 3000 Hinrichtungen beigewohnt zu haben. Eigenartige Methode. Der berühmte, aber ſtets in Schulden ſteckende Schau⸗ ſpieler Moritz hatte bei einer Familie in Berlin längere Zeit gelebt. Da er niemals bezahlte, wurde ihm gekündigt. Er 899— es war im April— aus und hinterließ zur Deckung einer Schulden ſeinen Pelzmantel. Im Oktober erſchien er wieder und bat, da er noch nicht zahlen könne, um weitere Friſt, er werde zum Pfande ſei⸗ nen noch wertvolleren Sommerüberzieher zurücklaſſen. Die Wirtin war damit einverſtanden und gab den Winterman⸗ tel zurück. Dieſes Tauſchgeſchäft ſetzte Moritz zwei Jahre lang fort, und er würde es vermutlich heute noch fortſetzen, wenn er nicht inzwiſchen geſtorben wäre. „Weißt du nicht ein Geburtstagsgeſchenk für Tante Amalie, über das ſie ſich wirklich freuen würde? Es muß aber billig ſein.“ „O ja! Schreibe ihr einen anonymen Liebesbrief.“ * „Starken Kaffee dürfen Sie Ihrem Mann nicht geben, Frau Müller, das regt ihn zu ſehr auf!“ „Na, Herr Doktor, da ſollten Sie ihn mal ſehen, wie er ſich aufregt, wenn der Kaffee zu dünn iſt.“ * „Deine Schwiegermutter wünſchte ſich doch zum Ge⸗ burtstag ein Auto— warum haſt du ihr denn ein Bril⸗ lanthalsband geſchenkt?“ „Na, ich kann ihr doch kein falſches Auto kaufen!“ 75 eintze d lancertz) Berlin — Chlorodont Zeichnung: O. Werner. Hau doch nich' ſo zu! Es iſt doch „Menſch, Hanne! heute ne Wohltätigkeitsveranſtaltung!“ * Gründlich. Auf dem Bahnhof in Moskau meldet ſich ein Mann, der als Weichenwärter eingeſtellt werden will. „Habe nichts dagegen, Genoſſe,“ meint der Vorſteher. „Du mußt mir nur zeigen, was du kannſt.“ Er drückt dem Weichenwärteranwärter die Oelkanne in die Hand. „So, Genoſſe, nun öle einmal die Weichen recht ſorg⸗ fältig.“ Genoſſe Anwärter zieht los und fängt an, die Weichen zu ölen. Und erſcheint nicht wieder, am nächſten Tag nicht und nicht nach einer Woche. Vier Wochen ſpäter trifft auf dem Bahnhof Moskau ein Telegramm ein:„Bin in Lenin⸗ grad, ſendet Oel.“ „Geld gebiert kein Geld“ — das war die Begründung jenes kanoniſchen Zinsverbotes im Mittelalter. In dieſer Zeit, in der ſich die Einzelwirtſchaften faſt ganz ſelbſt genügten, der Güteraustauſch nur eine kleine Rolle ſpielte, kann man das Zinsverbot ſchon eher begreifen. Es betraf ja damals in der Hauptſache nur Notkredite, die dem Konſum und nicht der Produktion dienten. Es hieß: Du ſollſt keinen Zins nehmen. Du ſollſt einem armen Teufel, der Dich um Geld für ſeine Ernährung angeht, wenn Du kannſt, es ihm ſo geben. Das iſt Liebestätigkeſt, aber nicht eigentlich eine volkswirtſchaftliche Be⸗ tätigung. Heute iſt der Zins eine volkswirtſchaftliche Erſcheimung. Ohne ihn gäbe es überhaupt keine Volkswirtſchaft. Deren Entwicklung hat aber dazu geführt. daß die immer ſtärker werdende Arbeits⸗ teilung auch zu einer Sonderung von Produktion und Kredit führte. So gibt es neben den beschieden Kaufleuten ſehr ver⸗ ſchiedener Warengattungen auch die Kaufleute des Geldes. Das ſind die Bankiers. Dieſe haben ihr Einkommen, die Sicherung ihres Riſikos, den Erſatz für Verluſte eben im Zins. Die Kredite der Bank ſind nicht eine Summe von Geld⸗ und Metallſtücken. Kredit iſt ein fruchtbares Gut und hilft den Menſchen bet ihtem Wirtſchaften und macht aus einem Wenig ein Viel. Die Banken, die Zinſen bekommen und Zinſen geben, haben— und damit reguliert ſich die Höhe des Zinſes— nur das eine volkswirtſchaſt⸗ liche Intereſſe, daß es ihrer Kundſchaft gut geht. Wenn man die Geſchäfte der Kaufleute mit Waren und die der Kaufleute des Geldes miteinander vergleicht, ſo muß der Bankier eine viel, piel größere Summe umſetzen, viel, viel mehr Riſiko und Verluſt ein⸗ kalkulieren als der Warenkaufmann oder der Unternehmer. Man würde ſich viel beſſer verſtehen, wenn es mehr Unterhaltung zwi⸗ ſchen dem großen Publikum und dem ſachverſtändigen Mann am Bankſchalter gäbe, dann beſtünde auch hierüber mehr Sachver⸗ ſtändnis und mehr Gerechtigkeit des Urteils id. lolebf chd o mend, vundemoll in Oeschmock füt die grosse ſube ⸗Zum Wochenende.»Die Familie und„Zum Zeitvertreib Ni. 28 ericheinen als Betlage D. A. 1. VI. 35: 669 532. Pl. Nr. 7 Für die auf dieſ. Seite erscheine Anzeigen iſt der Verſag der vorl. Zeitung nicht zufländig. Verantworllich ür die Schreſtlrntung Har Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Jong zodsslatt Soutſcher Pi wing Berleger, fämtlich in Berlin WS. Mauer tes. 80.