Lerſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 25 für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Tages- und Anzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 35. 1250. 85. Jahrgang Mittwoch, den 26. Juni 1935 Nr. 146 ——ĩã·òi!x xf p“ff—ͤĩ ö Der Reichsparteitag 1935 Vom 10. bis 16. September in Nürnberg. Berlin, 25. Juni. Die Nationalſozialiſtiſche Parteikorreſpondenz meldet: In dieſem Jahre wird die Partei in den Tagen vom 10. bis 16. September ihr gewaltiges Jahrestreffen in der Stadt der Keichsparteitage abhalten. Die umfaſſenden Vorbereitungen für die örganiſato⸗ riſche Durchführung, die auch in dieſem Jahre Hauptdienſt⸗ leiter Schmeer leitet, ſind bereits in Angriff genommen worden. Im Rahmen des Reichsparteitages, deſſen Programm ſich noch im Stadium der Vorbereitung befindet, wird der Führer den Grundſtein zum Neubau der gigantiſchen neuen Kongreßhalle und damit für die geſamten großen Neugeſtaltungsarbeiten des Reichsparteitagsgelän⸗ des in Nürnberg legen. Der traditionelle Aufmarſchplatz der SA, die Luitpoldarena, wird bis zum Reichsparteitag in ſeiner neuen Geſtaltung vorausſichtlich bereits fertigge⸗ ſtellt ſein. Das gewaltige Ereignis des Reichsparteitages, das all⸗ jährlich dem deutſchen Volk und der Welt Zeugnis ablegt von der Kraft und Stärke der in der NSDAP veranker⸗ ten politiſchen Führung in Deutſchland, wird auch diesmal Hunderttauſende von Parteigenoſſen zu gewaltigen Feier⸗ ſtunden nach Nürnberg führen und wieder zum nationalen Erlebnishöhepunkt des Jahres werden. Die Ausgeſtaltung der Landgemeinden Erweiterte Tagung des Preußiſchen Staatsrates. Potsdam, 26. Juni. Am Mittwoch trat der Preußiſche Staatsrat unter dem Vorſitz des Miniſterpräſidenten Göring in Potsdam zu einer Tagung zuſammen. Auf der Tagesordnung ſtand die Jrage der künftigen Ausgeſtaltung der Landgemeinde im Dritten Reich, insbeſondere unter Berückſichtigung der durch die oldenburgiſche Verwaltungsreform aufgezeigten Ge⸗ ſichts punkte. An der Tagung nahmen die leitenden Staatsbeamten und die zuſtändigen führenden Perſönlichkeiten der Partei von Bayern, Sachſen, Württemberg, Baden, Thüringen, Mecklenburg und Oldenburg teil. Nach einlei⸗ tenden Worten des Miniſterpräſidenten Göring erſtattete Reichs⸗ und Staatsminiſter Kerr! einen Bericht, insbe⸗ ſondere über die Reiſen, die er im Auftrag des Miniſterprä⸗ ſidenten zum Studium der zur Erörterung ſtehenden Fra⸗ gen in einer Reihe deutſcher Länder gemacht hat, und ent⸗ wickelte daraus die Grundzüge, nach denen die deut⸗ ſche Landgemeinde weiter auszubauen iſt. Das Korreferat erſtattete Oberpräſident und Gauleiter Kube, der vor allem auf die Verhältniſſe der öĩſtlichen Grenzprovinzen Preußens einging. Der Reichs⸗ und preu⸗ ßiſche Miniſter des Innern Dr. Frick machte zu den ange⸗ ſchnittenen Fragen grundſätzliche Ausführungen und teilte mit, wie die Angelegenheit weiter bearbeitet werden wird. Miniſterpräſident Göring ſchloß die Sitzung mit der Feſtſtellung, daß für die Weiterarbeit die von Miniſter Kerrl in den von ihm beſuchten Ländern gewonnenen Er⸗ fahrungen von beſonderem Wert ſind, und daß es darauf ankomme, aus den verſchiedenen zurzeit im Reich vorhandenen Verwaltungsreformen unker Vermeidung jeder Schematiſierung die beſten Möglichkeiken für die Weiterentwicklung der ländlichen Gemeindeverwal⸗ tung herauszufinden. „Ihrem Frontkameraden Adolf Hitler“ Grüße der deutſchen und engliſchen Jronkkämpfer. Berlin, 25. Juni. Die engliſchen und deutſchen Frontkämpfer haben aus Brighton folgendes Telegramm an den Führer und Reichs⸗ kanzler gerichtet: „Die zu einem erſten Treffen in Brighton vereinig⸗ ten engliſchen und deutſchen Frontkämpfer ſenden dem Führer des Deutſchen Reiches, ihrem Frontkkameraden Adolf hitler, herzlichſte Grüße. Britiſh Legion, Brigh ton, Branch; Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefan⸗ gener, Ortsgruppe Rumſchoetkel.“ Der Führer und Reichskanzler hat hierauf wie folgt geantwortet: „Den in Brighton vereinigten engliſchen und deuk⸗ ſchen Frontkämpfern danke ich für ihre mir gemeinſchafk⸗ lich übermittelten freundlichen Grüße, die ich herzlichſi mit dem Wunſche erwidere, daß dieſe erſte freundſchaft⸗ liche Zuſammenkunft alter Kriegsgegner zur Berſtändi⸗ gung unter den Völkern und zum Frieden der Welt bei⸗ kragen möge.“ Die Abordnung ehemaliger deutſcher Kriegsgefangener, die in Brighton weilte, reiſte Montagnachmittag im raft⸗ omnibus nach London. Mitglieder der britiſchen Abord⸗ nung und Andere bereiteten ihnen einen herzlichen Ab ⸗ ſchied. In London wurden die Deutſchen von Angehörigen der deutſchen Botſchaft und des Hauptquartiers der Britiſh Legion empfangen Um 11 Uhr wurde ein Kranz am Ehren mal für die gefallenen britiſchen Soldaten niedergelegt. Am Abend traten die deutſchen Gäſte die Heimreiſe an. Die A⸗Boote im Flottenvertrag Kein uneingeſchränkter U-Bootkrieg mehr. London, 26. Juni. Im Unterhaus richtete am Dienstag Admiral Cam⸗ pell(Konſervativ) an den Erſten Lord der Admiralität die Frage, ob im Verlaufe der letzten Beſprechungen mit den Deutſchen geklärt worden ſei, welches die Politik der deut⸗ ſchen Regierung bezüglich der Verwendung von U-Booten im Kriege ſei. Sir Belton Eyres⸗Monſell erklärte hierauf: „Während der Beſprechungen der vielen Einzelfragen be⸗ züglich der beſtehenden Seeverträge erklärten die deutſchen Vertreter, daß Deutſchland bereit ſei, ſich an die Regeln be⸗ züglich der U⸗Bootskriegführung zu halten, wie ſie in Teil vier des Londoner Vertrages von 1930 niedergelegt ſeien, und daß ſie bereit ſeien, ſie anzunehmen ohne Rückſicht dar⸗ 50 ſie auch von allen anderen Mächten angenommen würden.“ Teil vier des Londoner Vertrages beſagt folgendes: „In ihren Aktionen gegen Kauffahrteiſchiffe müſſen ſich U⸗Boote an die Regeln des internationalen Rechts halten. die auch für Ueberwaſſerſchiffe gelten. Insbeſondere gilt Folgendes: Mit Ausnahme von Fällen fortdauernder Weigerung. auf einwandfreie Aufforderung hin anzuhalten, oder im Falle aktiven Widerſtandes gegen Beſuch oder Durchſu⸗ chung darf ein Kriegsſchiff, ſei es ein Ueberwaſſerſchiff oder U-Boot, kein Kauffahrkeiſchiff verſenken oder navigakions⸗ unfähig machen, ohne vorher die Fahrgäſte, die Beſatzung 500 die Schiffspapiere an einen ſicheren Platz gebracht zu aben. Zu dieſem Zwecke werden Rettungsboote nicht als ſiche⸗ rer Platz angeſehen, es ſei denn, daß die Sicherheit der Fahrgäſte und der Beſatzung angeſichts der See⸗ und Wet⸗ terbedingungen oder der Nähe von Land oder Poſition eines anderen Schiffes, das in der Lage iſt, Fahrgäſte und Beſatzung an Bord zu nehmen, ſichergeſtellt iſt.“ Das bedeutet, daß Deutſchland dem zugeſtimmt hat, daß man niemals wieder zu dem greifen wird, was man während des Krieges als unbeſchränkten A- Books krieg bezeichnet hat(Stürmiſcher Beifall.) Der oppoſitionelle Arbeiterabgeordnete Thones fragte, ob die Frage der Abſchaffung der U⸗Boote erör⸗ tert worden ſei, für die ſich die Deutſchen immer wieder er⸗ klärt hätten. Eyres Monſell erwiderte hierauf, daß die deuk⸗ ſchen Vertreter wiederholt hätten, ſie ſeien ebenſo wie die Engländer für die Abſchaffung der Unkerſeebooke, aber be⸗ dauerlicherweiſe ſtimmken gegenwärkig einige andere Län⸗ der hiermit nicht überein. Die abeſſiniſche Gorge Notenwechſel und Beginn der Schlichtungsverhandlungen. Protektoratspläne. London, 25. Juni. Nach einer Meldung des„Daily Expreß“ aus Addis Abeba habe die italieniſche Geſandtſchafl die italieniſchen Staatsungehörigen, die ſich noch in Abeſſinien aufhalten, angewieſen, binnen zehn Tagen das abeſſiniſche Gebiet zu verlaſſen. Ferner habe die Geſandtſchaft der abeſſiniſchen Regierung eine Note zugeſtellt, in der Abeſſinien beſchuldigt werde, das Sultanat von Jimma zu„abſorbieren“ In der Note werde außerdem erklärt, Italien habe⸗ Kenntnis erhalten, daß Abeſſinien die Verwaltung von Jimma unmittelbar ausübe und daß es danach ſtrebe, die Souveränität über das Sultanat zu erlangen. Davon wür⸗ den italieniſche Belange berührt. Italien bringe daher ſeine Vorbehalte zum Ausdruck. Die abeſſiniſche Regierung weiſt die italieni⸗ ſchen Vorbehalte als recht⸗ und grundlos zurück. Die Pro⸗ vinz Jimma ſei ſtets ein Beſtandteil Abeſſiniens geweſen. Sie ſei genau ſo von der Zentralregierung verwaltet wor⸗ den wie die übrigen Provinzen. Die italieniſchen Rechte in dieſer abeſſiniſchen Provinz wie auch anderen Gebieten ſeien ausſchließlich feſtgelegt in den abeſſiniſch⸗italientſchen Ver⸗ trägen, die Abeſſinien gehalten habe und auch weiterhin beachten werde. Im Haag(Holland) begannen die Beratungen des italieniſch-abeſſiniſchen Schlichtungsausſchuſſes. Man glaubt, daß die Verhandlungen, die bekanntlich die Regelung der zwiſchen Italien und Abeſſinien entſtandenen Grenzzwiſchenfälle zum Gegenſtand haben, längere Zeit in Anſpruch nehmen werden. Sollte der Ausſchuß bis zum 25. Juli noch nicht zu einer Uebereinſtimmung gelangt ſein, ſo wird dem Einvernehmen nach von den vier Aus⸗ ſchußmitgliedern ein fünfter, unparteiiſcher Schiedsrichter ernannt werden, deſſen Stimme dann die Entſcheidung bringen ſoll. Italiens Standpunkt Man nimmt an, daß in den Beſprechungen zwiſchen Eden und Muſſolini in Rom am Dienstag die abeſ⸗ ſiniſche Frage aufgeworfen wurde. Mehrere Berichterſtatter erblicken darin ſogar den wichtigſten Punkt der rö⸗ miſchen Beſprechungen. Lord Rothermeres„Daily Mail“ läßt ſich von ihrem Berichterſtatter in Rom melden, Italien erkläre, daß der Zuſtand an der Grenze gegenüber den wilden Stämmen Abeſſiniens unmöglich geworden ſei und daß im Intereſſe des Friedens und des italieniſchen Handels eine völlige Aenderung der Geſamtlage herbeigeführt werden müſſe. Italien denke an eine Vormundſchaft oder an ein Protektorat, wenn nicht überhaupt an eine völ! ige Souveränität über alle Grenzſtämme. Dies würde die italieniſche militäriſche und Polizeigrenze weit in das küh⸗ lere und fruchtbare Hochland von Abeſſinien vorſchieben. Es ſei undenkbar, daß die italieniſchen Truppen heim⸗ gerufen werden könnten, ohne daß die Lage verbeſſert wor⸗ den ſej und ohne daß Italien Zutritt zum abeſſiniſchen Hoch⸗ land erhalten habe. In Rom herrſche die Anſicht, daß Groß⸗ britannien krotz ſeiner Anhänglichkeit an die Bölkerbunds⸗ ideale begreifen müßte, daß Italien in Abeſſinien zum Vor⸗ gehen gezwungen ſei. In einem Aufſatz in der„Daily Mail“ ſagt Ward N Price, was Frankreich vor annähernd 30 Jahren in Ma⸗ rokko getan habe, wünſche Italien jetzt in Abeſſinien zu tun. Durch eine glänzende Regierung von annähernd 13 Jahren habe Muſſolini den Beweis erbracht, welche Vorteile ſeine Herrſchaft Abeſſinien bringen würde. Eng⸗ land würde den Fortſchrit der Ziviliſation verhindern, wenn es den italieniſchen Ausdehnungsbeſtrebungen gegenüber einem der letzten und rückſtändigſten Eingeborenenſtaaten entgegentrete. Der Berichterſtatter der„Morning Poſt“ in Rom glaubt, daß Muſſolini erklären werde, Italiens einziges Ziel gegenüber Abeſſinien ſei, Zuſtände in dieſem Lande 3 ſchaf⸗ fen, die in Zukunft Abeſſinien als Gefahr für die italieniſche Sicherheit in Afrika und als Hindernis für den italieniſchen Handel ausſchalten. Italien würde der Uebernahme eines Mandates oder Protektorates über Abeſſinſen zuſammen mit Handels- zugeſtändniſſen nicht abgeneigt ſein. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ berichtet aus Rom, von italieniſcher Seite werde angedeu⸗ tet, daß Eden nur an gewiſſe Vorſchläge denke, die eine Erörterung der Abeſſinienfrage ermöglichen würden. So viel ſtehe indeſſen feſt, daß Italiens jetzige Vorſtellung von ſeinem künftigen Verhältnis zu Abeſſinien weiter gehe als irgendein Plan, den Großbritannien bei künfti⸗ gen Verhandlungen zu unterſtützen bereit ſein dürfte. Das Währungschaos in der Welt Tagung der Internationalen Handelskammer. Paris, 26. Juni. Am Dienstag fand die erſte Vollſitzung des Internatio⸗ nalen Handelskammerkongreſſes ſtatt, die dem Hauptthema dieſer Tagung, der Währungsſtabiliſierung gewidmet war. Zunächſt entwickelte Profeſſor Gregory(England) ſeinen im Auftrage des Währungsausſchuſſes verfaßten Bericht. Das Endergebnis der Währungsentwertung in der moder⸗ nen Welt ſei nicht eine allgemeine Erholung, ſondern eine allgemeine Zunahme der Maßnahmen geweſen, die den Strom des Außenhandels hemmten. Der ideale Weg wäre offenſichtlich die ſofortige Einleitung einer internationalen Ausſprache; wenn die Stabiliſierung jemals erreicht wer⸗ den ſolle, ſo müſſe ſie als Folge einer internationalen Uebereinkunft erfolgen. 5 Als Ausſpracheredner zu dem Thema„Währungsſtabf⸗ liſierung“ ſprach Dr. Otto Chriſtian Fiſcher (Reichskredit⸗Geſellſchaft). Auf die Frage, ob wir ſtabiliſie⸗ ren wollen oder eine Fortdauer des Währungschaos wün⸗ ſchen, kann es nach ſeiner Anſicht nur eine Antwort ge⸗ ben, daß es nämlich ohne vorhergehende Stabiliſierung der Währungen unmöglich ſei, alle jene Hinderniſſe zu beſeiti⸗ gen, deren Fortfall die Vorausſetzung bilde für einen all⸗ mählichen Aufbau des Welthandels. In dieſem Zuſammen⸗ hang beſchäftigte ſich Dr. Fiſcher mit der Spekula⸗ tion als dem Nutznießer des gegenwärtigen Zuſtandes und wies auf die große Gefahr der vag a bundieren⸗ den Gelder hin, die von den Banken des eigenen Lan⸗ des an die eines anderen Landes ausgeliehen und von die⸗ ſen bedauerlicherweiſe auch dann angenommen würden, wenn eine vernünftige, die Wirtſchaft des betreffenden Landes fördernde Verwendung nicht vorhanden ſei. Es ſei eine dringende Notwendigkeit, Maßnahmen zu erwägen, wieweit der deſtruktiven Spekulation entgegengetreten wer⸗ den könne. Es dürfte Einigkeit darüber beſtehen, ſo erklärte der Redner, daß eine Währungsſtabilität nicht durch einen ein⸗ maligen Rechtsakt von einem Staat zum anderen erreicht werden könne, ſondern daß es hierzu noch gewiſſer Vorbe⸗ reitungen bedürfe. i Kurzmeldungen Warſchau. Das Bezirksgericht in Lomza verurteilte einen katholiſchen Pfarrer zu ſechs Monaten Gefängnis, da er nach dem Tode des Morſchalls Pilſudſki den Schulkin⸗ dern das Anlegen eines Trauerflors unterſagt hatte. Moskau. Wie verlautet, ſoll der Kommandeur der Kreml⸗Schutzwache wegen gegenrevolutionärer Geſinnung ſeines Poſtens enthoben und verhaftet worden ſein. Außer⸗ dem ſollen insgeſamt 20 Verhaftungen erfolgt ſein. Bukareſt. Außenminiſter Titulescu hat Rumänien ver⸗ laſſen, um ſich nach Paris zu begeben. Die Konferenz der Kleinen Entente, die in Belgrad. ſollte, erſcheint hiermit für die nächſte Zeit aufgeſchoben. abe it 1 N Neue Heimſtälten, neue Menſchen Beſichtigung in den Gauen Heſſen-Naſſau und Pfalz. Die einheitliche Durchführung des nationalſozialiſtiſchen Siedlungsprogramms, das in der Forderung gipfelt„Wir wollen dem deutſchen ſchaffenden Menſchen wieder eine Heimat geben“, iſt im Frühjahr dieſes Jahres durch das gemeinſame Vorgehen des Reichsheimſtätktenamtes der NSDAP und der Deutſchen Arbeitsfront, des Reichsver⸗ bandes Deutſcher Heimſtätten, der Reichsgruppe Induſtrie und anderer maßgeblicher Spitzenverbände in ganz Deutſch⸗ land auf breiteſte Grundlage geſtellt worden. Einer größe⸗ ren Gruppe deutſcher Preſſevertreter war jetzt durch das Preſſeamt der DAß Gelegenheit gegeben, auf einer mehr⸗ tägigen Beſichtigungsfahrt durch zahlreiche vom Reichs— heimſtättenamt betreute Arbeiterheimſtättenſiedlungen in den Gauen Kurmark⸗ Grenzmark, He ſſen⸗ Naſſau und Pfalz einen eindrucksvollen Geſamüber⸗ blick zu gewinen. Sozialismus heißt nicht enteignen, ſondern Eigentum ſchaffen. Der deutſche Arbeiter macht ſein Recht auf die deutſche Erde geltend. Wir ſind alle verpflichtet, ihm die Ausübung dieſes Rechtes zu ermöglichen, damit er als eben⸗ bürtige Stütze unſerer Volksgemeinſchaft und unſerer Na⸗ tion neben den deutſchen Bauer treten kann.“ So kennzeich⸗ nete der Siedlungsbeauftragte und Leiter des Reichsſtät⸗ tenamtes Dr. Ludowici, der ſelbſt in ſeiner Heimat Jockgrim(Pfalz) eine vorbildliche Arbeiter⸗Heimſied⸗ lung geſchaffen hat, aus Anlaß eines Siedlungswettbewer⸗ bes das nationalſozialiſtiſche Wollen. Wie dieſer Wille in die Tat umzuſetzen iſt, erläuterte im einzelnen der ſtellver⸗ tretende Leiter des Amts, v. Conta, als er vor Antritt der Fahrt die beſonderen Aufgaben und Ziele neuer deut⸗ ſcher Siedlungspolitik umriß. Das Siedlungswerk muß vom Menſchen ausgehen. Die Auswahl des Menſchen, die ausſchließlich das Reichsheimſtättenamt mit ſeinen Außenſtellen vornimmt, erfolgt daher nicht nur nach wirt⸗ ſchaftlichen, ſondern ebenſo nach charakterlichen, raſſiſchen und politiſchen Geſichtspunkten. Siedlung muß die zu ſätz⸗ liche Lohntüte des Arbeiters ſein und ihm eine ge⸗ wiſſe Kriſenfeſtigkeit verleihen. Das heißt, jede Siedlerſtelle ſoll etwo 1000 Quadratmeter Land und zuſätzliches Pacht⸗ land umfaſſen, ſo daß der von Fachleuten geſchulte und ſtändig betreute Siedler etwa die Hälfte ſeines Lebensunter⸗ haltes aus eigenem Grund und Boden herauswirtſchaften kann. Endlich aber ſoll durch den Eigenbeſitz das Gefühl un⸗ bedingter Heimatberechtigung, die Liebe zur Scholle und damit zu Volk und Vaterland erweckt und ver⸗ tieft werden. Die reſtloſe Erfüllung dieſer großen Ziele iſt naturgemäß nicht im Laufe weniger Jahre zu erreichen, ſondern eine Aufgabe von Generationen. Die Fahrt begann mit der Beſichtigung einiger typiſcher. Mietskaſernen und Häuſerblocks der Berliner Innenſtadt. Und dann ging es hinaus in die grüne Mark zur Osram⸗ ſiedlung in Hohenneuendorf unmittelbar vor den Toren Berlins und zur Dietrich⸗Eckart⸗Siedlung der Hirſch Kupfer⸗ und Meſſingwerke in Finow. Stärkere Gegenſätze ſind kaum denkbar: Dort die dumpfen, keineswegs billigeren Arbet⸗ termietswohnungen der Viermillionenſtadt. Hier die geſun⸗ den, von blühenden Gärten umgebenen Eigenheime, die in etwa 20 bis 30 Jahren völliges Eigentum ihrer Bewohner werden. Noch klarer kommt das Streben und der wohltuende Einfluß des Reichsheimſtättenamtes der DAF in den deut⸗ ſchen Weſtmarken zum Ausdruck, deren Gau Heſſen⸗ Naſſau bis zum 1. Mai 1936 allein rund 2000 Siedler⸗ ſtellen errichtet. Ueberall in den auf der Fahrt berührten Siedlungen, ob in Iſenburg, Groß-Gerau, Rü ſ⸗ lelsheim, Bürſtadt, Lampertheim oder in der Pfalz in Oggersheim. Muß bach, Kaiſers⸗ lautern und Jockgrim iſt deutlich zu ſehen, wo das Amt in Planung und Siedlerauswahl völlig maßgeblich gewirkt, wo es gerade noch rechtzeitig korrigierend eingegrif⸗ fen hat und wo ein ſolches Eingreifen nicht mehr möglich war. Vorbildliche, architektoniſch geſchloſſene und ſich gefäl⸗ lig in die Landſchaft einpaſſende Groß-⸗Siedlungen, denen die pflegliche Hand des Heimſtättenamts ſofort anzumerken iſt, wachſen bei Oggersheim(380 Stellen) und bei Rüſſelsheim(Opelſiedlung mit 110 Stellen) aus dem Boden. Augenfällig treten die Vorteile und die vesſchiede⸗ nen Formen der ſogenannten Ausbauſtufen der Siedler⸗ heime in Erſcheinung, die je nach Bedarf und Vermögen zu gegebener Zeit eine ſinnreiche, zweckmäßige Hauserweite⸗ runa zulg on l'retepongiehe, zentral gelegene Bauplätze GISELA RUHLANUYs WEGZUMTLICIIT Roman von Kurt Martin 5 0 Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorhehalten. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. 0 48 Es ſind wichtige Tatſachen. Du haſſeſt ſie, du biſt froh, daß ſie im Gefängnis ſitzt— du weißt um die Tat, du haſt gewußt, was in jener Nacht geſchehen würde, und eben deshalb begabſt du dich in die Klinik. Du wollteſt zur Stelle ſein, wenn es ſo weit war. Du wollteſt den Triumph er⸗ leben, daß man Giſela Ruhland als Gefangene ins Ge⸗ fängnis führte!“ Sie ſtarrte ihn überraſcht an. Ihre Augen brannten voll Zorns, ihre Hände bebten. „Das— das behaupteſt du?— Nur um dies Geſchöpf zu entlaſten, verdächtigſt du offenſichtlich mich?“ „Du weißt um die Tat!“ „Ich?— Ja, ich weiß darum, ich war zugegen, wie die Tote in ihrem Bett gefunden wurde, ich ſah die Angſt un Antlitz Gifela Ruhlands!“ „Angſt?— Du lügſt.“ „Oh— du möchteſt ſie retten, nicht wahr, und da ſcheuſt du keine Gemeinheit!— Haſſen?— Ich ſoll ſo eine haſſen?— Nie?— Das glaubt dir ja kein Menſch!— Aber du, dir will ich ſagen, was ich weiß: Du zitterſt um das Los deiner Geliebten! Du und dies Mädchen, ihr zwei* Er hielt ihre Handgelenke umklammert.„Nimm das zu⸗ vück!“ „Zurücknehmen?— Nein, ich ſchreie es in alle Oeffent⸗ lichkeit!— Sie haben es in deiner Klinik alle geſehen, wie du ſie bevorzugteſt. Immer war ſie bei dir. Sogar Sonn⸗ tags trafſt du dich mit ihr. Ja, ſchaue nur! Ich weiß alles. Euer verliebtes Idyll in der ländlichen Einſamkeit iſt mir bekannt!— Pfui, und du willſt mich verdächtigen, nur um dies Geſchöpf zu retten?— Wage es! Gehe nur hin und für Sportanlagen, Schule, Kirche und Gemeinſchafts⸗ vorgeſehen. Ein Muſter im Kleinen iſt u. a. auch die narlänficg 20 Stellen umfaſſende Siedlung Jockgrim. Der an ſich wenig fruchtbare Sandboden iſt durch eine ſich im Laufe weniger Jahre amortiſierende Unter grundbe⸗ wäſſerungsanlage höchſt ertragreich gemacht wor⸗ den. In Kaiſerslautern ſetzte ein marxiſtiſches Stadt⸗ bauamt, das den Ehrgeiz hatte, möglichſt viel Stedler mög⸗ lichſt auf einmal auf möglichſt einem Fleck anzuſiedeln, in langer Zeile ſchematiſch Haus an Haus. Die Rodungsarbei⸗ ten des gärtneriſch zu nutzenden ehemaligen Waldbodens jedoch überließ man getroſt dem Siedler, der heute, drei Jahre nach ſeinem Einzug, noch kaum ertragfähiges Land hat. Das Gauheimſtättenamt milderte bei der weiteren Planung das Schlimmſte. Das Nutzungsland der inzwiſchen fertiggeſtellten neuen Siedlerſtellen aber weiſt ſchon jetzt beachtliche gärtneriſche Erträge auf, da gleichzeitig bei Er⸗ ſtellung des Hauſes die Düngung vorbereitet wurde. Ein kennzeichnendes Beiſpiel für die Unſinnigkeit, wahl⸗ los ohne 9 Arbeitsloſe und Exmittierte zu ſede Prüfung Siedlern machen zu wollen, iſt die von den Marxiſten an⸗ gelegte Erwerbsloſenſiedlung Iſenburg. Unter dieſen Siedlern, die faſt ausschließlich der Wohlfahrt auf der Ta⸗ ſche liegen, befinden ſich zwei Steriliſierte und zwei Schwachſinnige. Die im Bau begriffene Anſchlußſiedlung ſieht ſelbſtverſtändlich den Einſatz' von Stammarbeitern vor, die in der Lage ſind, ihre Schuld zurückzuzahlen und damit das Vertrauen des Geldgebers zu rechtfertigen. Denn Siedeln iſt nicht Wohlfahrt, ſondern auch eine volkswirtſchaftliche Aufgabe. Der Erwerbsloſe hat am nö⸗ tigſten: Arbeit! Beiſpiele ſolcher und ähnlicher Art ließen ſich nach Be⸗ lieben vermehren. Grundſätzlich iſt noch zu ſagen, daß vom Reichsheimſtättenamt der Bau von Einfamilie nhäus⸗ chen allgemein bevorzugt wird, da ſie weit beſſere Pla⸗ nungs⸗ Nutzungs⸗ und Ausbaumöglichkeiten zulaſſen. In Heſſen⸗Naſſau und der Pfalz ſtößt man nur auf derartige Einfamilien⸗Siedlerſtellen. Die finanzielle Belaſtung, die ſich aus den Amortiſationsſätzen für Hypotheken und Darlehen und den Zinſen für dieſe Fremdkapitalien ergeben, ſoll zuſammen möglichſt ein Fünftel des Bruttoeinkommens des Arbeiters nicht überſteigen. Das von ihm erbrachte Eigenkapital ſoll möglichſt nicht unter 10 v. H. der Baufumme liegen. Die Arbeit des Reichsheimſtättenamtes beginnt Früchte zu tragen. In allen deutſchen Landen wachſen neue Sied⸗ lungen mit neuen, freieren Menſchen und mit ihnen Bau⸗ ſteine zur Vollendung des Dritten Reichs. Noch aber hat Deutſchland einen rückſtändigen Bedarf von etwa 1,5 Mil⸗ lionen Wohnungen. Noch wohnen Hunderttauſende deut⸗ ſcher Arbeiter in deklaſſierten ehemaligen Bürgerhäuſern oder, ausgeſprochenen Maſſenwohnblocks. Notwendig iſt demnach ein durchſchnittlicher jährlicher Zu⸗ wachs von drei- bis vierhunderttauſend billigen Kleinbau⸗ wohnungen, unter denen ſich— und das iſt das große an⸗ geſtrebte Ziel— etwa 100 000 bis 200 000 Siedlerſtellen befinden ſollen. Neues aus aller Welt Belohnung für Rettung aus Seenot. Berlin, 26. Juni. Der Führer und Reichskanzler hat den Schleimünder Lotſen in Anerkennung ihres umſichtigen und aufopfernden Vorgehens bei der am 5. März 1935 unternommenen Rettung der in Lebensgefahr befindlichen Beſatzung des Maasholmer Fiſchkutters„Maag 144“ eine Belohnung gewährt, und zwar dem Oberlotſen Peterſen 200 Mark und dem Lotſen Nans 300 Mark. Die Hitze über Deutſchland. Berlin, 26. Juni. Nachdem das Thermometer in Berlin am Montag bereits 30 Grad überſchritten hatte, ſtieg es am Dienstag nachmittag bis auf 33 Grad. Bemerkenswert hoch ſind auch die Temperaturen im deut chen Mittel⸗ gebirge. So wurden Dienstag um 8 Uhr auf der Schnee⸗ koppe 15 Grad und auf dem Brocken 17 Grad gemeſſen. Intereſſant iſt auch die Tatſache, daß Flugzeuge in einer Höhe von 5000 Metern nur 7 Grad Kälte angetroffen haben. während ſonſt in dieſen Höhen erheblich niedrigere Temperaturen herrſchen. 8 Am Zaun aufgeſpießt. Die neunjährige Tochter des Landwirts Eberl in Peißenberg(Bayern) fiel beim Hol⸗ lunderpflücken auf einen Zaur, wobei eine Zaunſpitze dem Kind in die Lunge drang. Im Knappſchaftskrankenhaus liegt das verunglückte Kind bedenklich darnieder. wage es! Mir willſt du ſolche Schmach antun? Aber nur zu, bringe Beweiſe!— Ja, mein Lieber, Beweiſe!— Nein, du „kannſt es nicht. Aber ich kann es! Die Herren vom Gericht werden Augen machen, wenn ſie hören, daß du deshalb krampfhaft Giſela Ruhland zu entlaſten ſuchſt, weil ſie deine Geliebte iſt, daß du dich nicht ſcheuſt, mich zu verdächtigen, nur um ihr zu helfen.— Helfen!— Ihre Schuld liegt viel zu offen da, als daß du ihr helfen könnteſt!— Hüte dich, ſtemme dich nicht gegen Recht und Geſetz, ſolch einem Ge⸗ ſchöpf zuliebe!— Willſt du vielleicht auch Schweſter Barbara verleumden und Dr. e 5 140 ah die 5 quenzen ziehen! verlaſſe dein Haus, i e zu meinen Eltern. Men 88 ſoll ſeinen Rechtsanwalt beauftragen, Scheidungsklage gegen dich einzureichen, weil Giſela Ruh⸗ land deine Geliebte iſt. Mag ſie dann ſchwören, daß dem nicht ſo ſei! Gut, dann kommt zu ihrer jezigen Schuld noch ein Meineid. Ich will ihr beweſſen, daß ſie falſch geſchworen ſhat!— Und glaubſt du, das Gericht ſchenkt dir und ihr Glauben, nach den Verdächtigungen, die du gegen mich vor⸗ brachteſt?“ Bernhard Solfmann war zurückgetreten.„Das willſt du? — Ja, dir glaube ich's. Du bringſt Beweiſe herbei, die Gi⸗ ſela Ruhland auch noch zur Meineidigen machen.— Du kämpfſt nicht um dein Recht, du kämpfſt um dein Leben, Hedda denn du haſt Angſt!“ 5 f Sie lachte ſchrill auf.„Angſt?— Ich, und ugſt? Geh, 109 5 Winch daß du mich verläßt— Wie erbärm⸗ lich du dich aufführſt!— Geh!“— Er ſchritt zur Tür. „Spiele du deine Komödie nur weiter! In dieſer Stunde aber haſt du dich in all deiner Angſt gezeigt.— Du haſt Angſt, ja! Angſt, daß der Tag kommt, daß du dort ſtehſt, wo jetzt Giſela Ruhland weilt!“ Er ging. Müde ſaß er im Auto, brachte. Schweſter Barbara meldete ihm:„Herr Dr. Ruhland aus Ebersdorf iſt da.“ 3 f Er hob den Kopf.„Dr. Ruhland?— Führen Sie ihn ſo⸗ fort zu mir!“ das ihn zur Klinik „Die ſchweigſame Frau.“ Dresden, 25. Juni. Die Welturaufführung de Oper von Richard Strauß„Die den Fr geſtaltete ſich zu einem großen Erfolg für den Komponiſter Die ſchweigſame Frau“ entſtammt einer Geſchichte 175 Ben Jonſon, die ſchon in verſchiedenen Faſſungen über die Bühne gegangen iſt, und handelt von dem Mann, der kei⸗ nen Lärm vertragen konnte und zur Beruhigung ſeiner Nerven eine ſchweigſame Frau ſucht. Das drollige Spiel iſt ein vorzüglicher und bühnenwirkſamer Stoff für eine komi⸗ ſche Oper und bot dem Komponiſten Gelegenheit einem übermütigen Humor die Zügel ſchießen zu laſſen. a a Schüſſe auf die Ehefrau. In der Nähe der alten Bahnhofsreſtaxration in Bad Tölz gab der don feiner Frau getrennt lebende 60 Jahre alte Peter Avenius auf ſeine des Weges kommende Frau einen Schuß aus einem Revolver ab, der die Frau am Kopf ſchwer verletzte Ein weiterer Schuß ging fehl. Der Täter richtete dann die Waffe gegen ſich ſelbſt und brachte ſich einen Schuß in den Kopf bei. Mann und Frau mußten in das Krankenhaus einge⸗ liefert werden, wo der Mann hoffnungslos darniederliegt. 104 Jahre alt Osnabrück, 26. Juni. Wie amtlich mitgeteilt wird, iſt der älteſte Einwohner der Provinz Hannover der aus Heeke bei Alfhauſen(Kreis Berſenbrück) ſtammende und noch jetzt dort wohnende Georg vor dem Felde, der am 24. Dezember 1831 geboren und jetzt 104 Jahre alt iſt. Trotz ſeines geſegneten Alters iſt er noch heute ein eifriger Er⸗ zähler und beſchäftigt ſich noch jeden Tag mit kleineren Ar⸗ beiten. Gern erzählt er von ſeiner Militärzeit beim 6. Trup⸗ penteil in Nienburg(Weſer) und ſeiner Tätigkeit als Torf⸗ ſtecher in Dänemark. Man möchte annehmen, daß Georg vor dem Felde mit feinen 104 Lenzen nicht nur der älteſte Einwohner der Provinz, ſondern wohl auch von Deutſchland ſein wird. N. r 2 1 Flugzeugunglück in Kolumbien 16 Tote, 5 Schwerverletzte. Bogota(Kolumbien), 25. Juni. Bei Cali ſtießen zwei Flugzeuge zuſammen. Dabei wur⸗ den 16 Perſonen getötet und fünf ſchwer verletzt. Beide Maſchinen gingen ſofort in Flammen auf. Mehrere Perſo⸗ nen verbrannten bis zur Unkenntlichkeit. Das eine Flug⸗ zeug war von dem bekannken ſüdamerikaniſchen Flieger Samper geſteuert. Nach den bisher vorliegenden Meldungen iſt der Her⸗ gang des Unfalls noch nicht ganz klar. Beide Flugzeuge ge⸗ rieten nach dem Zuſammenſtoß in Brand. In dem Flug⸗ zeug der deutſch⸗kolumbianiſchen Geſellſchaft Scadta kamen bie dreiföpfise Beſagung, der Flugzeugführer Thom, der Mechaniker Fürſt und ein Luftboy, ſowie vier Fluggäſte ums Leben, Beſatzung und Inſaſſen des Flugzeugs der Sa⸗ cogeſellſchaft, an deſſen Steuer der Leiter und Gründer des Unternehmens, Samper, ſaß, wurden gleichfalls getötet. Vogeltragödie: 10 000 Reiher verbrannt Newyork, 25. Juni. In einem einſamen Waldgebiet bei Beaufort in Nordkarolina brach ein Brand aus, dem an 10 000 Reiher zum Opfer fielen. Man glaubt, daß das Feuer durch achtloſes Wegwerfen von Zigarettenſtummeln entſtanden iſt. Von den umgekommenen Vögeln waren ungefähr 7500 noch nicht flügge. Auf der Suche nach ihren Jungen verbrannten Hunderte der älteren Reiher mit. Der niedergebrannte Wald war ein Schutzgebiet für Reiher, da man ihre Ausrottung befürchtete. Zwei Engländerinnen in Südtirol abgeſtürzt und ertrunken. Bozen, 26. Junj. Im Walſertal, einem Seitental des Puſtertales, ſind zwei Engländerinnen bei der Beſteigung der Wilden Kreuzſpitze etwa 100 Meter tief abgeſtürzt, in den hochgeſchwollenen Walſerbach gefallen und dabei er⸗ trunken. Die Leichen der beiden Verunglückten wurden von Talbewohnern aus dem reißenden Waſſer geborgen und M: 11 17* 94* ohr 4 nach Mühlboch im Puſtertal gebracht. Paris. Die franzöſiſche Handelsabordnung iſt von Ber⸗ tin nach Paris zurückgekehrt. Um die Fortſetzung der Ver⸗ handlungen zu ermöglichen, iſt das Clearing, das am 30. Juni abläuft, um zwei Wochen verlängert worden. Paris. Eine große Verſammlung von Aerzten, Zahn⸗ ärzten und Medizinſtudenten wandte ſich gegen die unge⸗ nügende Wirkung des Geſetzentwurſes über die Ausübung des Arztberufes durch Ausländer in Frankreich. Mit unruhigen Schritten ging er in ſeinem Arbeitszim⸗ mer auf und ab. Als ſich die Tür auftat und Dr. Ruhland hereinkam, trat er ſeinem Gaſt entgegen. Er erſchrak, als er in das Geſicht von Giſelas Vater ſchaute. Dieſe Züge waren von Kummer zerfurcht. Die Augen ſchauten traurig drein — waidwund. Das Haar war ſilberweiß. Bernhard Solfmann zog ſeinen Gaſt zu einem Seſſel. „Lieber Herr Dr. Ruhland, kommen Sie, nehmen Sie Platz!“ g Rudolf Ruhland geſtand:„Ich habe nicht viel Zeit. Ich will zu Giſela gehen. Heute darf ich ſie beſuchen,— erſt⸗ mals. Man hatte es bisher abgelehnt, daß jemand zu ihr ging.“ ind nun wollen Sie zu Giſela gehen?“. Rudolf Ruhland ſeufzte.„Ja— ich will ſie ſehen, ſie hören. Herr Doktor, bleibt es denn wirklich un wahrhaftig dabei, daß Giſela gefangen iſt, daß ſie verurteilt wird? „Waren Sie heute ſchon bei ihrem Verteidiger?“ 5 „Nein. Ich kam vorhin eben mit dem Zug. Ich bin ſo ſchwer abkömmlich daheim; ſie brauchen mich, und es geht doch nicht mehr recht. Ich werde mich um einen Nachfolger umſchauen müſſen.“ Bernhard Solfmann nickte. Er ſah es, wie Giſelas Vater verfallen war.— Was würde das Mädchen empfinden, wenn es den Vater ſah?— Dieſen müden, todtraurigen Mann?— Er ſtützte den Kopf in die Hand.„Es iſt ſo furchtbar!— Glauben Sie mir, ich würde noch in dieſer Stunde hingehen und an Giſelas Stelle treten, wenn es ginge. Ich bin ohne Ruhe, ich bin unfähig, hier zu arbeiten. Herr Dr. Moeve leitet alles.— Zu wiſſen, ganz gewiß zu wiſſen, daß Gi⸗ ſela ſchuldlos iſt, und hilflos dazuſtehen—!“ „Ich bin ſo froh, daß Sie von Giſelas Unſchuld über⸗ zeugt ſind.“ „„Was nütze ich ihr damit!— Aber mein lieber Dr. Ruh land, hoffen Sie! Ich will es und ich werde es erreichen, ich finde noch den, der es tat!“ ortſetzung folgt.) 4 Re feſtſ eic info Vol An find She Vor * 1 Der land lich ein der Abe! deut wer; und ſtor tät bau Bis eine Wa Aftd Ste mit Fre nad jah A benen Anhänger des Reformators Aus dem badi cuen Land 1 Heidelberg.(Erweiterte Spielfolge der Reichsfeſtſpiele.) Die Leitung der Heidelberger Reichs⸗ feſtſpiele, die am 14. Juli unter der Schirmherrſchaft von Reichsminiſter Dr. Goebbels beginnen, hat ſich entſchloſſen, infolge des überaus regen Intereſſes bei allen deutſchen Volksgenoſſen aller Stände die Spielfolge noch zu erweitern. An allen Sonntagen(mit Ausnahme des 14. und 21. Juli) finden auch nachmittags im Schloßhof Vorſtellungen der Shakeſpeareſchen Komödie„Was Ihr wollt“ ſtatt. Dieſe Vorſtellungen ſind vor allen Dingen für die Organiſation „Kraft durch Freude“ beſtimmt.. 2 Freiburg.(Prof. Fritz Geigers geſtorben.) Der durch ſeine Glasmalereien weit über die Grenzen Deutſch⸗ lands hinaus bekannte Profeſſor h. c. Fritz Geigers iſt plötz⸗ lich und unerwartet geſtorben. Profeſſor Geigers erreichte ein Alter von 82 Jahren. Zu Ehren des Verſtorbenen, der Ehrenbürger der Stadt Freiburg war, fand am Montag abend eine Trauerſitzung der Ratsherren ſtatt. Zahlreiche deutſche Dome verdanken dem Verſtorbenen die Erhaltung wertvoller Glasmalereien, ſo u. a. das Freiburger Münſter und der Dom zu Metz. Prachtvolle Moſaiks ſchuf der Ver⸗ ſtorbene im Kölner Dom und im Münſter zu Bonn. Freiburg.(Wiederaufbau der Univerſi⸗ kät.) Mit Ende des Sommerſemeſters wird der Wiederauf⸗ b f s in Angriff genommen. Semeſters werden die haupt⸗ Bauarbeites det ſein. Offenburg.(Glückim Unglück.) Der Lieferwagen einer hieſigen Firma fuhr auf einen mit Stangen beladenen Wagen auf. Die Stangen durchſtießen die Windſchutzſcheibe und durchbohrten die rechte Seite des Führerſites. Da die Steuerung des Wagens ſich links befindet, kam der Führer mit dem Schreck davon. St. Blaſien.(VGwam Fremdenverkehr.) Der Fremdenverkehr im Monat Maj hielt ſich mit 14 350 Ueber⸗ nachtungen ungefähr auf der gleichen Höhe wie im Vor⸗ jahre. (—) Meersburg.(Erdrutſch infolge Regen.) Im Verlaufe eines Gewitterregens rutſchte die Erde, mit der der frühere Stadtgraben am Hotel„Hecht“ aufgefüllt wor⸗ den war, und drängte gegen die Rückſeite des Hotels. Ein als Garage benützter Schuppen wurde hinweggeriſſen. Die Erdmaſſen drangen in den Keller und die Wirtſchaftsräume es Hauſes und richteten dort erheblichen Schaden an. Men⸗ ſchen kamen glücklicherweiſe nicht zu Schaden. C. ſächlichen — Stand der Gemüſekulturen in Baden. Nach den Auf⸗ ſtellungen des Stat. Reichsamts ergeben ſich für Baden Mitte Mai 1935 folgende Begutachtungen der Gemüſekulturen: Weißkohl 3,3; Rotkohl 2,8, Wirſingkohl 3,2, Blumenkohl 2,8, Kohlrabi 3,3, grüne Pflückerbſen 2,1, Stangenbohnen 2,5, Buſchbohnen 2,4, Gurken 2,0, Tomaten 3,0; Spinat und Mangold 2,7, Salat 2,7, Rhabarber 20, Spargel 2,7, Zwiebeln 2,2, Möhren, Karotten 2,7; Sellerie 3,0; Meerrettich 5,0, Erdbeeren 2,3. Anglückschromk aus dem badiſchen Lande 5 Y. Gondelsheim bei Bretten. Beim Heuholen ſcheute das Geſpann des Schmiedemeiſters Karl Bauer, wodurch der Wagen umkippte und Bauer unter ſich begrub. Der Verun⸗ glückte ſtarb bald darauf an den erlittenen ſchweren Verlet⸗ zungen. Denzlingen. Eine Radfahrerin aus Emmendingen fuhr auf der Landſtraße aus Unvorſichtigkeit gegen ein Perſonen⸗ auto. Sie trug hierbei ſchwere Verletzungen davon, die den alsbaldigen Tod herbeiführten. Breiſach. Bei dem Verſuch, über den Rhein zu ſchwim⸗ men, ſind zwei unbekannte Perſonen, ein Mann und ein junges Mädchen, in die Strömung geraten und ertrunken. (-) Konſtanz. Beim Baden im Freibad Horn iſt der 18⸗ jährige Max Dörflinger, der dem hieſigen Arbeitsdienſtlager zugeteilt war, ertrunken. Die Leiche wurde geborgen. (—) Konſtanz. In der Inſelgaſſe wurde eine in den Oer Jahren ſtehende Witwe gasvergiftet tot aufgefunden. Sämtliche Gashähne der Wohnung waren geöffnet. Ob ein Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt, ſteht noch nicht feſt. (—) Waldshut, 25. Juni. Der 28jährige Wilhelm Ber⸗ ger von Fröhnd bei Wolpadingen ſuchte nach der Heuernte abends Abkühlung durch ein Bad im Rhein. Dabei ſcheinen ihn die Kräfte verlaſſen zu haben; er wurde von den Fluten fortgeriſſen und konnte nur noch als Leiche geborgen werden. () Säckingen, 25. Juni. Im Strandbad Mumpf fuhr ein Schreinermeiſter mit einem Paddelbdot auf den hoch⸗ gehenden Rhein hinaus. Infolge der ſtarken Strömung kenterte das Boot, und der Mann ertrank vor den Augen ſeiner im Strandbad weilenden Frau. Der Waldenſertag in Rohrbach Jeſt franzöſiſcher Emigranten in einem Odenwalddorf. Im nördlichen Odenwald, garnicht ſehr weit von Darm⸗ ſtadt entfernt, liegt das Dorf Rohrbach auf ſanfter Höhe. Der Wanderweg nach dem ſtolzen Schloß Lichten⸗ berg führt durch die ſchmucke Ortſchaft mit ihren Fachwerk⸗ häuſern und Bauerngärten. dem Fremden fällt beim Durchſtreifen der Dorfſtraßen die Eigenart der Bauern ⸗ namen auf; er lieſt: Bonin, Perron, Guyot, Paſtre, Bermond, Heleine, Pra, Lantelme, Gaydoul— und fragt ſich: Oha, bin ich nach Frankreich geraten, ſtatt in den Odenwald?— Umgekehrt, mein Lieber: Frankreich iſt in den Odenwald gekommen; das Dorf heißt nicht umſonſt im Volksmund Welſch⸗Rohrbach. Geſchieht es, daß dich der Zufall am Sonntag nach Johannis durch das Dorf führt, ſo kannſt du Zeuge eines echten Dorffeſtes ſein, das noch unbeleckt iſt von Verkehrspropaganda und wiſſenſchaftlichem Getue. Die Dörfler feiern unter ſich und für ſich und kümmern ſich den Teufel um hiſtoriſche Echtheit. Aber alle machen mit, und froh ſind ſie miteinander; und das iſt die Hauptſache Unter dem Blechgeſchmetter einer ganz unhiſtoriſchen Muſik⸗ kapelle bewegt ſich ein eigenartiger„hiſtoriſcher Feſtzug“ durch die Dorfſtraßen. Er ſtellt dar den Einzug der um ihres Glaubens willen aus den Tälern Savoyens vertrie⸗ Petrus Waldus in die neue heſſiſche Heimat. Das war im Jahre 1699. Aus den Nachbarländern Fuhrmann und Pferde ertrunken Wörth a. Rh. Der 22jährige verheiratete Fuhrmann Alois Rupert Sucietto fuhr unweit des Dorfes zum Waſ. ſerfaſſen in die Tränke bei der Allrheinbrücke. Dabei geriet er in ein ſechs bis ſieben Meter tiefes Waſſerloch. Mann und Fuhrwerk verſchwanden ſofork. Hilfe war nicht zur Stelle, da nur kleine Kinder ſich am Unglücksort aufhielten. Das Fuhrwerk konnte nach einiger Jeit von Einwohnern geborgen werden. Die Leiche des Fuhrmanns wurde noch nicht gefunden. Ebernburg.(„Der Sohn rettet den Vater.) Der Invalide Karl Fluhr war an der Nahe, um zu angeln. Sein Sohn entfernte ſich kurze Zeit von ihm; als er zurück⸗ kam, ſah er aus einiger Entfernung einen Hut ſchwimmen. Er ſprang herbei und bemerkte, wie ſein Vater mit dem Waſſer kämpfte. Kurz entſchloſſen ſprang der 15jährige Junge ins Waſſer und rettete den Vater vor dem ſicheren Tode des Extrinkens. — Unterboihingen, OA. Nürtingen.(Tod durch Ertrinken.) Im Strandbad wurde der 18 Jahre alte Karl Krißler aus Weilheim von einem Herzſchlag betrof⸗ fen, ſo daß die beiden Aerzte, die alsbald an der Anfall⸗ ſtelle eintrafen, nur noch den Tod feſtſtellen konnten. ** Königſtein.(Gut abgelaufenes Autobus⸗ Unglück.) Auf der Landſtraße nach Königſtein, in der Nähe des Billtales, ereignete ſich am Sonntagabend ein glücklicherweiſe noch verhältnismäßig gut verlaufener Ver⸗ kehrsunfall. Auf dem Rückwege von einer Fahrt nach dem Kloſter Marienſtatt verſagten plötzlich die Bremſen eines mit etwa 50 Frauen aus Offenbach beſetzten Autobuſſes. Der Kraftwagen fuhr in immer ſchnellerem Tempo die Straße hinunter. Als der Fahrer plötzlich bemerkte, daß ein Perſonenwagen vor ihm anhielt, riß er ſeinen Wagen nach links herum und raſte dabei gegen einen Gartenzaun, durchbrach dieſen, riß drei Bäume um und kam ſchließlich zum Stehen. Wie durch ein Wunder erlitten nur zwei Frauen leichtere Armbrüche, die übrigen kamen teils mit dem Schrecken, teils mit Prellungen und Hautabſchürfun⸗ gen davon. Der Fahrer ſelbſt blieb unverletzt. ** Frankfurt a. M.(Tödlich verletzt aufge⸗ funden.) Nachts fanden Leute am Erlenoruch einen Motorradfahrer, der in einer großen Blutlache lag. Man brachte den Verunglückten, einen gewiſſen Friedrich Behr, ſofort in ein Krankenhaus, wo man einen ſchweren Schä⸗ delbruch feſtſtellte. Ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, erlag Behr ſeinen ſchweren Verletzungen. * Diez.(Vom Dache geſtürzt.) Im benachbarten Niederbrechen ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall. Ein in vorgerücktem Alter ſtehender Dachdecker war mit den Bedachungsarbeiten auf einem Neubau beſchäftigt. Infolge eines Fehltritts glitt er aus und ſtürzte in die Tiefe. Er wurde mit lebensgefährlichen inneren und äußeren Ver⸗ letzungen einem Krankenhaus in Limburg zugeführt. Hilfsmaßnahmen für amerikaniſche Farmer. Der Senat ſtimmte mit 45 gegen 32 Stimmen einer Vor⸗ lage zu, die die Gründung einer Korporation mit einem An⸗ fangskapital von 50 Millionen Dollar vorſieht und die den Farmpächtern es ermöglichen ſoll, zu eigenen Farmen und Heimſtätten zu gelangen. Die Korporation wird ermächtigt, Bonds im Betrage von einer Milliarde Dollar auszugeben, um den Farmern langfriſtige Darlehen zu einem Höchſtzins von 3,5 v. H. gewähren zu können. SA-Mann iin Rhein erkrunken. Koblenz, 25. Mai. In der Nähe von Vallendar ertrank ein SA⸗Mann aus dem Lager Aſpernſtein in Ehrenbreit⸗ ſtein. Der SA⸗Mann wollte vom jenſeitigen Rheinufer zur Inſel Niederwerth ſchwimmen und verlor plötzlich in der Mitte des Rheins die Kräfte. Auf ſeine Hilferufe ſchwamm ſofort ein Kamerad hinzu, dem es jedoch nicht mehr gelang, den mit den Wellen Kämpfenden zu ereichen. Im Steinſchlag abgeſtürzt. Beim Beſteigen des ſoge⸗ nannten Loewenzahn, einer Bergſpitze in der Nähe von Dornbirn, ſtürzte der 22jährige VBäckergeſelle Armin Kick in⸗ folge Steinſchlags ab. Gefährlicher Dachſtuhlbrand. Kempten, 26. Juni. Im Dachgeſchoß der Kammerlicht⸗ ſpiele brach ein Brand aus, bei deſſen Bekämpfung 20 Feuerwehrleute ſo ſchwere Rauchvergiftungen erlitten, daß ſie ins Krankenhaus verbracht werden mußten. Das Feuer entſtand während einer Filmvorführung für Schü⸗ ker. Es gelang, unter den Kindern eine Panik zu verhüten und ſie ohne geringſte Gefährdung ins Freie zu bringen. Ein Feuerwehrmann trug eine ſchwere Augenverletzung davon. Und alljährlich am Sonntag nach Johannis, in dieſem Jahr alſo am 30. Juni, wiederholt ſich das Spiel. Voran ſchrei⸗ tet ein Burſche. In würdigem Gehrock, dunklem Hut und mit umgeſchnalltem Bart ſtellt er den Emigrantenpfarrer dar, der, mit einer alten franzöſiſchen Bibel in den Händen, ſeine in Frankreich verfolgte Gemeinde ins gelobte Deutſchland führt Es folgt zu Fuß und zu Roß, auf Wagen und Karren, die mit hellem Laub geſchmückt ſind, das vom Untergang gerettete Volk: Burſchen, aben⸗ teuerlich gewandet, eine roſtige Flinte auf dem Rücken. Frauen mit dem Spinnrad unterm Arm, die Kleinen an der Hand führend. Urväter⸗Hausſtaat wird aus den Kom⸗ moden gekramt: alte Hauben, helle und dunkle, franzöſiſche Schultertücher, Mieder und Frauenjacken, bauſchige Röcke. Man trägt Krüge und Körbe, denen man an der ſonder⸗ baren Form die Herkunft von den Ureltern anſieht. Auch das Vieh feiert mit, ein ſtattlicher Zugochſe trägt ein Blumengewinde auf dem Joch, die Pferde ſind mit Laub bekränzt. Da aber das junge Volk auch Spaß und nicht nur Hiſtorie haben will, ſteht man Mädchen als Burſchen be⸗ hoſt, mit blauer Brille und der Pfeife im Mund, das dunkle Lockenhaar, unter dem Männerhut hervorquellend, um⸗ rahmt ein liebliches Antlitz. Um echt franzöſiſch auszuſehen, hat ſich ein Mann ein Napoleonsbärtchen ans Kinn geklebt und den ausgeſtopften Bauch mit alter Uhrkette geſchmückt. Ein„Lazarettwagen“ mit einer ganz unzeitgemäßen Rot⸗ kreuzſchweſter birgt die Kranken. Ihr Gewimmer erzielt Heiterkeitsausbrüche. Freudig begrüßt wird auch ein auf der Erde nachgeſchleiftes Rad, auf dem ſich eine ſitzende Strohpuppe dreht. Man weiß nicht recht, was das bedeuten . Lalcale ſeuudocuau „„Beim Baden ertrunken. Geſtern Nachmittag gegen 2 Uhr ertrank hier im Neckar in der Nähe des Friedrichs⸗ felder Abwaſſerkanals der 12 jährige Schüler Wilhelm Erny, Sohn des Amtsgehilfen Karl Erny. Nach etwa 2 Stunden konnte die Leiche an der Anfallſtelle geborgen werden.— Nicht oft genug können des Schwimmens Unkundige gewarnt werden, in tiefes Waſſer zu gehen. Auch allzu raſches Abkühlen im Waſſer kann auch für Schwimmer gefährlich werden. Sie bringen nicht nur ſich ſelbſt, ſondern auch ihre Mitmenſchen, die bei derartigen Fällen helfend eingreifen, in die Gefahr des Ertrinkens. Darum doppelt Vorſicht, beſonders jetzt in der heißen Zeit und an gefährlichen Stellen. Erſtes nationalſozialiſtiſches Volksfeſt. In den Tagen Samstag, Sonntag und Montag wird hier auf den Wörtelwieſen das erſte NS.⸗Volksfeſt ſteigen. Volks⸗ und Kinderbeluſtigungen, Fußball⸗ und Handballſpiele, Turn⸗ vorführungen und Staffelläufe werden ſtattfinden, ferner werden die Reiter Geſchicklichkeitsübungen zu Pferd zeigen, Volkstänze werden vorgeführt, und Geſangvorträge wer⸗ den zu hören ſein. Daß auch die übrigen Sportarten zu ihrem Rechte kommen, zeigen die ausgeſtellten Preiſe bei der Firma L. Lochbühler, Hauptſtraße. Für Ton⸗ taubenſchießen, Kegeln, Fuß⸗ und Handballer, 100 Meter⸗ Lauf uſw. ſind je einige wertvolle Preiſe geſtiftet, ſodaß 88 ſich alſo ſchon lohnen dürfte. Daß eine ausgezeichnete Muſikkapelle für weitere Unterhaltung ſorgt und viele andere Beluſtigungen zur Unterhaltung beitragen werden, braucht nicht beſonders betont zu werden. Alles in Allem, es ſcheint ein echtes pfälzer Volksfeſt zu werden. * Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften. Kopf⸗ und Rückenverletzungen erlitt ein Radfahrer, der am Dienstag früh auf der Dürerſtraße in Neuoſtheim mit einem Liefer⸗ kraftwagen zuſammenſtieß. Der Verletzte wurde mit dem Sanitätskraftwagen nach dem Städtiſchen Krankenhaus ge⸗ bracht. Die Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften dürfte die Urſache des Zuſammenſtoßes geweſen ſein. Den Führerſchein abgenommen. Der betrunkene Fah⸗ rer eines Perſonenkraftwagens wurde in den Notarreſt ge⸗ bracht, weil er geſtern nacht durch ſein Verhalten den übrigen Verkehr in der Neckarſtadt⸗Nord gefährdete. Das Fahrzeug wurde ſichergeſtellt und dem verantwortungsloſen Fahrer den Führerſchein abgenommen. Der Teno⸗Reichsführer beſichtigt die Mannheimer Teno. Der Reichsführer der Techniſchen Nothilfe, SA⸗Grup⸗ penführer Weinreich, beſichtigte auf dem Kaſernen⸗Sportplatz die angetretenen Mannſchaften der Techniſchen Nothilfe Orts⸗ gruppe Mannheim. In einer Anſprache dankte er im Namen des Innenminiſters für die in den letzten 15 Jahren geleiſtete Arbeit und ſprach den Wunſch aus, daß die Techniſche Not⸗ hilfe nach wie vor ihre Pflicht erfüllen möge. — Fremdſprachen als Wahlfach in Grenzbezirken. Nach einem Erlaß des Reichserziehungsminiſters hat es ſich als dringendes Bedürfnis herausgeſtellt, daß neben den beiden verpflichtenden modernen Fremdſprachen Engliſch und Franzöſiſch in einzelnen Gebieten, beſonders in den Grenz⸗ landſchaften und großen Städten, auch noch andere Fremd⸗ ſprachen, wie Spaniſch, Italieniſch, Schwediſch, Däniſch, Ruſſiſch, Polniſch und gegebenenfalls auch Tſchechiſch ge⸗ lehrt würden. In den Ländern, in denen eine der Spra⸗ chen bereits als Wahlpflichtfach eingeführt ſei, müſſe ein allmählicher Umbau zum wahlfreien Fach erfolgen. — Landjahrpflichtige ſollen das Sporkabzeichen er⸗ werben. In einem Erlaß an die nachgeordneten Behörden beſtimmt der Reichserziehungsminiſter, daß die Landjahr⸗ pflichtigen durch die ſportliche Schulung in der körperlichen Ertüchtigung ſo zu fördern ſind, daß ſie im Verlaufe des Landjahres das Leiſtungsabzeichen der HJ oder des BdM erwerben. Von den Landjahrerziehern erwartet der Mini⸗ ſter, daß ſie im Laufe dieſes Jahres noch die Bedingungen eines für ſie in Betracht kommenden Leiſtungsabzeichens (Reichsſportabzeichen, SA⸗, HJ oder BdM.⸗Leiſtungsab⸗ zeichen) erfüllen. lieber 2 Minuten später zu Bett, als f Leinen Abend ohne Chlorodont! jou; aver die älteſten Großmütter berichten, das ſei ſchon immer ſo geweſen und am meiſten belacht worden. Auf dem Kirchplatz ſteht der Zug. Die Anſprache hält Peter Vonin VII. Er berichtet: Das Dorf hat ſeinen Namen von dem Bauernführer Rohrbach. der 1525 bei Frankenhausen mitfocht gegen die Herren, aber ſpäter fiel. So kam ſein Gut an den heſſiſchen Land⸗ grafen. Eindringlich ſchildert der Redner dann die Leiden der glaubenstreuen Waldenſer, die von dem katholiſchen Ludwig XIV. in Frankreich nicht geduldet wurden. Im Herbſt 1698 verließen ſie Savoyen, da ſie die Verfol⸗ ungen nicht mehr ertragen konnten, und zogen bei Nacht fort durch die Schweiz nach Deutſchland. Im Frühjahr 1699 ſiedelte ſie dann Landgraf Ludwig VII. von Heſſen im Oberamt Lichtenberg in drei Dörfern an: 25 Fa⸗ milien in Rohrbach, ebenſoviel in den nahen Gemeinden Wembach und Hahn. Dort arbeiteten ſich die Einwanderer mit Weberei und Strumpfwirkerei bald zu rechtem Wohl⸗ ſtand empor. Der Redner verſäumt nicht, Gott zu loben und zu danken für die Rettung der Vorfahren, dann aber aufzufordern zur Fortſetzung des Freude⸗ und Dankfeſtes in den Wirtſchaften bei Muſik und Tanz. Die Rohrbacher haben nach Urkunden bis 1821 noch franzöfiſch geſprochen, aber es war ein ſchlimmes Ge⸗ welſch. Damals wurde militäriſche Einquartierung in das Dorf gelegt, um ihnen ein richtiges Heſſendeutſch beizubringen Doch den Geſichtern ſieht man vielfach die ſüdfranzöſiſche Abkunft noch an— vielleicht bildet man es ſich auch nur ein. Jedenfalls ſind die Rohrbacher längſt gute Deutſche. Das Kriegerdenkmal beweiſt es. 1 Die Linde Ein alter Lieblingsbaum der Deutſchen. Zu den Lieblingsbäumen der Deutſchen gehörten von jeher die Eiche und die Linde. Verfinnbildet die Eiche mit ihrem eiſenfeſten Stamm, ihren knorrigen Aeſten den deut⸗ ſchen Helden in ſeiner Kraft, ſo zeigt die Linde mit ihrer Weichheit und Zartheit das Bild des deutſchen Gemüts und der deutſchen Familie. Sie war der Freya, der Göttin der Liebe und der Stifterin der Ehen, heilig. Der Linde ſchrieb man weisſagende und heilende Kräfte zu. Zwei Arten von Linden ſind bekannt: die großblättrige Sommer⸗ und die kleinblättrige Winterlinde. Als geſchloſſene Waldung kommt die Linde nur in Rußland vor. Die Blüte wird als heilkräftiger Tee geſchätzt. Von den Bienen werden die Lindenblüten beſonders bevorzugt, und der Imker ſondert den Lindenhonig von ſeinem übrigen Vorrat ab wegen ſeiner Güte. Als Lieblingsbaum des Volkes hat die Linde manchem Dorf den Namen gegeben. Selten wird ein Dorf zu finden ſein, wo nicht die Linde mitbeſtimmend für das Dorfbild iſt. Die Dorflinde iſt der Sammelplatz für Jung und Alt. Hier iſt der Spielplatz der Kleinen, hier hält die er⸗ wachſene Jugend ihren frohen Reigen.„Schon um die Linde war es voll, und alles tanzte ſchon wie toll“.(Goethe, Fauſt). Für die kleine Dorfgemeinde iſt außerdem die Linde Rathaus und Betſaal. Vom ſtillen, lindenüberdachten Hüttlein und vom lindenbeſchatteten Dorfbrunnen ſingen unſere Lyriker. Der Lindenbaum am Brunnen vor dem Tore ruft ſeinem in die Fremden ziehenden Liebling zu„Komm her zu mir Geſelle, hier find'ſt Du Deine Ruh!“. In gleicher Weiſe heißt die Friedhoflinde den müden Erdenwanderer will⸗ kommen. In früheren Zeiten wurde die Linde als Markbaum gebraucht, um Grenzen der Dorfſchaften zu ſcheiden, oder man pflanzte ſie auf den Hügel in der Nähe der Malſtätte oder des Dreiſtuhles. Linden umſtehen das Kreuzbild Gottes am Flurwege, und aus Lindengrün ſchimmern die weißen Mauern der Bergkapelle. Linden verſtecken und ſchirmen den kühlen Waldbrunnen. Schlöſſer und Klöſter lugen vielfach aus dem Grün der Linden hervor. Ritter Toggenburg„er⸗ baut ſich eine Hütte jener Gegend nah, wo das Kloſter aus der Mitte düſtrer Linden ſah“. Die Blütenknoſpen der Linden erſchließen ſich erſt im Sommer. Die unanſehnliche Blüte hat einen ſüßlichen, an Orangenblüten erinnernden Geruch. Im Märchenwald duftet die Lindenblüte. Mit ihr beginnt jene ſelige Zeit der Liebe, die von den Dichtern ſo viel beſungen wird. Eine auf der Dorflinde angebrachte Strohpuppe verſpottet verſchmähte, Liebe, zu deren Wohnung die mit Spreu beſtreute Dorf⸗ ſtraße führt. Sagen und Legenden erzählen von alten ehrwürdigen Linden. Obwohl ſelbſt altersſchwach, hält heute noch die tau⸗ ſendjährige Linde am Friedhof von Staffelſtein treue Wacht. Katzen und Vögel Zu dem Thema„Die Katze als Erbfeind der Vogel⸗ welt“ teilt der Reichs⸗Tierſchutzbund, die von der Reichs⸗ regierung eingeſetzte Spitzenvertretung des deutſchen Tier⸗ ſchutzes berichtigend folgendes mit: Jedes rückſichtsloſe und zur Quälerei Anlaß gebende Vorgehen gegen Katzen iſt verboten. Wer eine Katze quält oder mißhandelt, kann heute mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mark beſtraft werden. In den Fällen, in denen Katzen in Gärten, Park⸗ anlagen uſw. den Vögeln nachſtellen, wende man ſich an den nächſten Orts⸗Tierſchutzverein, der gern helfen wird und auch ſonſt Auskunft über zweckdienliche Maßnahmen erteilt. Zum Fang ſtreunender Katzen dürfen nur ſolche Fallen verwendet werden, die einen völlig qualloſen Fang gewährleiſten, auch müſſen die Fallen mindeſtens zweimal täglich nachgeſehen und die gefangenen Tiere ihren Eigentümern zurückgegeben werden. Es iſt grundfalſch, Katzen das Einfangen oder gar Ver⸗ zehren von Sperlingen zu geſtatten, aber zu verlan⸗ en, daß die gleichen Katzen die Singvögel ſchonen. hurch liebevolle und zielbewußte Erziehung können Katzen vielfach zur Duldung aller Vögel angehalten werden. Kater laſſe man von einem Tierarzt kaſtrieren, um ſie häuslich zu machen und vom Vogelraub abzubringen. Vogeltränken bringe man nicht am Erdboden, ſondern ſtets erhöht an und ſorge auch ſonſt für Vorkehrungen, die die Vögel ſchützen. Bef gutem Willen und dem Wunſch, die Katzen wie Vögel vor Mißhandlungen zu bewahren, laſſen ſich viele angeblich unüberbrückbare Schwierigkeiten beſeitigen und Katzenhaltung und Vogelſchutz miteinander in Einklang bringen. 5 Gedeih und Verderb eines Volkes hängt ab von der Frage ſeines Familienbeſtandes. Mutter und Kind, an Kör⸗ per und Geiſt geſund, ſprechen das Arteil der Nation: Du wirſt leben in Deinen Geſchlechtern! ö Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: N Mittwoch, 26. Juni: Miete M 27 in neuer Inſzenierung: Siegfried, von Richard Wagner. Anfang 138.30, Ende 23 Uhr. Donnerstag, 27. Juni: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 251 bis 262, 324 bis 329, 333 bis 335, 361 bis 363, 367 bis 369, 519 bis 520, 529 bis 530, 549 bis 550, 560, 569 bis 570, 584 bis 590, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 1 bis 300: Der Freiſchütz, Oper von Carl Maria von We⸗ g ber. Anfang 20, Ende 22.45 Uhr. [Freitag, 28. Juni: Miete F 27 und für die NS Kul⸗ turgemeinde Mannheim Abt. 291, 508 bis 510: Herz über Bord, Operette von Eduard Künnele⸗ Anfang. 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Samstag, 29. Juni: Miete A 27 und für die NS-. Kulturgemeinde Mannheim Abt. 391 bis 393: Peer Gynt, Schauspiel von Henrit Ibſen. Anfang 19, Ende 23 Uhr. l Sonntag, 30. Juni: Miete§ 26 und für die NS⸗ Kulturgemeinde Mannheim Abt. 366: Herz über Bord, Operette von Eduard Künneke. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. 5 Montag, 1. Juli: iete E 27, Sondermiete E 18: Peer Gynt, Schauspiel von Henrik Ibſen. Anfang 19, Ende 23 Uhr. — Gerichtszeitung. Badiſches Gondergericht Der ewige Sozialdemokrat. i Mannheim, 25. Juni. Eine achtlos durch eine Frau in Kirchheim an ihrem Garten weggeworfene Tüte brachte ihrem 22jährigen Sohn Friedrich Kettemann zwei Monate Gefängnis ein. Als dieſer und ſein Geſinnungsfreund eines Tages die Mutter weder zu Hauſe noch im Garten fanden, ſchrieb der Sohn, wie er behauptet, nur aus„Spaß“, auf eine leere Tüte eine nichtige Mitteilung mit dem weniger harmlosen Schluß:„Mit deutſchem Gruß! Heil Thälmann!“ Die Mutter fand die Tüte auf dem Tiſch, ſteckte etwas hinein und nahm ſie mit in den Garten. Dort hob ſie einer auf und brachte ſie der Polizei. Auch heute beteuern der unbe⸗ dachte Menſch und ſein Freund, die Sache ſei reiner Blöd⸗ ſinn geweſen. Die Geſchichte ſieht aber doch etwas ernſter aus, da der Angeklagte bis zum Verbot Mitglied der PD war. Das Sondergericht erkannte auf zwei Monate »Gefängnis, da die Straftat ſchon mehr als an groben Unfug grenze. m elf Fällen beging der 22 Jahre alte Kurt Scheerer aus Frankia am Main Darlehens⸗ und Kreditſchwindeleien, als er im vorigen Jahr aus dem Gefängnis kam und auf der Wanderſchaft ſich in Baden, der Pfalz und dem Rhein⸗ land herumtrieb Trotzdem er ſchon wegen verbotenen Tra⸗ gens der SA⸗Aniform vorbeſtraft war, zog er ſie wieder an und beging in ſieben von den elf Fällen damit die Straf⸗ taten. Der Vertreter der Anklage beantragte unter Verſa⸗ gung mildernder Amſtände ein Jahr acht Monate Zuchthaus. Das Gericht erkannte auf die beantragte Höhe, ließ aber mildernde Amſtände walten, ſo daß der Angeklagte mit Ge⸗ fängnis davonkam. Eine wahre Schimpfmanie auf den Staat hat der In⸗ valide Karl Schäfer aus Zweibrüden, wohnhaft in Freiburg. Schon zweimal hat er in Schutzhaft geſeſſen, aber immer, wenn er mit Alkohol geladen war, fiel er aus der Rolle. So ſchimpfte er am 8. März in einer Wirtſchaft über die Männer des alten Staates, machte aber auch vor der neuen Regierung nicht Halt; vor allem fand er die Invaliden⸗ rente nicht dem Dank des Vaterlandes entſprechend.„Ich bin und bleibe Sozialdemokrat“, meinte er. Vor Gericht ſtellte er in Abrede, links eingeſtellt zu ſein. Das Gericht nahm ſeinen verärgerten, kränklichen Zuſtand als Milderungsgrund an und erkannte auf eine Gefängnisſtrafe von fünf Monaten. Weitere Jälle von Gebührenwucher und Reverserſchleichung Karlsruhe, 26. Juni. Dienstag kamen im Duttenhofer⸗Prozeß weitere Fälle von Gebührenwucher und Reverserſchlei⸗ chung an die Reihe. Zunächſt der Fall F. aus Unter⸗ ö wisheim, für den der Angeklagte verſchiedene Rechts⸗ geſchäfte erledigte. Auch in dieſem Falle wird ihm zur Laſt gelegt, daß er ſich Unterſchriften unter Blankorevers⸗For⸗ mulare geben ließ und den Anſchein erweckte, als handele es ſich um Vollmachten, um dann überſetzte Gebührenfor⸗ derungen einzuſetzen. Der Angeklagte beſtreitet— wie üblich— ſich ſtrafbar gemacht zu haben und ſtellt ſich auf den Standpunkt, die Reverſe und verlangten Gebühren ſo⸗ wie die Fahrtkoſten ſeien in Ordnung. Er beſtreitet, Jagd auf Mandate gemacht zu haben; das habe er nicht nö⸗ tig gehabt. Es wird zu dieſem Fall die Ehefrau F. ver⸗ nommen, die angibt, von Gebühren ſei mit dem Rechts⸗ anwalt nicht geſprochen worden. Sie ſetzte ihre Unterſchrift unter den unausgefüllten Revers, ohne zu wiſſen, worum es ſich handelte. Die Zeugin ſagt aus, daß Dr. Duttenhofer ſie beläſtigt habe und zudringlich geworden ſei, während ihr Mann ſich in einer Trin⸗ kerheilanſtalt aufhielt. Sie hat ſich dieſes Verhalten verbeten und ihn zur Abwehr auf die Finger geſchlagen. Bei der Reversunter⸗ zeichnung, die in dem Glauben geſchah, es handele ſich um eine Vollmacht, hatte es D. immer ſehr eilig. Die Eheleute F., die in beengten wirtſchaftlichen Verhältniſſen leben, ha⸗ ben von den überſetzten Gebühren bisher noch nichts be⸗ zahlt. Am Nachmittag wurde der Ehemann F. als Zeuge vernommen. Als Sachverſtändiger wurde Po lizeirat Riedinger gehört, worauf der Sachverſtändige Rechts⸗ anwalt Rees ſein Gutachten erſtattete. Er kommt zu dem Ergebnis, daß auch im Falle F. die Gebühren ſtark überſetzt ſind. fäſchung verhandelt, der ſich auf die Tätigkeit des An⸗ geklagten im Auftrage des früheren Gerichtsvollziehers Gu⸗ ſtav Sch. in Bruchſal bezieht. Dieſem berechnete er 473 Mark Koſten, die er beim Amtsgericht Bruchſal einklagte. Daber legte er einen Gebührenrevers vor, in welchen ohne das. Einverſtändnis des Sch. der Vermerk eingeſetzt war daß Sch. ihm die baren Auslagen und je 35 Mark für Fahrten nach Karlsruhe zu zahlen habe. Vor die Zahl 300 hatte der Angeklagte das Wort„vorläufig“ geſetzt. 8 a Die Verhandlung wird heute fortgeſetzt. 4 12 Gefängnis für Dr. Otto Peltzer. Berlin, 26. Juni. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mite Vor der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin wurde der 35 Jahre alte Dr. Otto Peltzer aus Berlin⸗Gru⸗ newald wegen widernatürlicher Unzucht an Jugendlichen zu einer Gefängnisſtrafe von eineinhalb Jahren verurteilt. Das Urteil iſt noch nicht rechtskräftig. Dr. Peltzer befindet ſich ſeit dem 16. März dieſes Jahres im Unterſuchungsge⸗ fängnis Berlin⸗Moabit. Die in einem Teil der Auslands⸗ preſſe verbreiteten Meldungen über einen Selbſt⸗ mord bzw. über eine Erſchießung Dr. Peltzers ſind frei erfunden und entbehren jeder Grundlage. Hochverratsprozeß gegen Kommuniſten. Vor dem Hammer Strafſenat, der im Landgericht zu Münſter ſeine Sitzung abhielt, hatten ſich mehrere Kommu⸗ niſten, die in der Mehrzahl aus Münſter ſtammten, wegen Vorbereitung zum Hochverrat und anderer Vergehen in den Jahren 1932 und 1938 zu verantworten. Das Gericht ver⸗ urteilte einen Angeklagten zu zehn Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt. Die übrigen Angeklagten erhielten Zuchthaus⸗ und Gefängnisſtrafen bis zu drei Jahren. 15 Jahre Zuchthaus für kommuniſtiſche Jugendfunktionärin. Berlin, 26. Juni. Der Volksgerichthof verkündete am Dienstag ein Arkeil gegen eine kommuniſtiſche Jugendfunktionärin, das mit Kückſicht auf die höhe der verhängten Strafe beſondere Be⸗ achtung verdient. Die 24jährige Berta Karg aus München erhielt wegen Vorbereitung zum Hochverrat 15 Jahre Juchthaus und zehn Jahre Ehrverluſt, außerdem wurde die Polizeiaufſicht gegen ſie angeordnet. Die Angeklagte, eine fanatiſche Kommuniſtin, war in der Reichsleitung des illegalen kommuniſtiſchen Jugendver⸗ bandes tätig und hat am Wiederaufbau der zerſchlagenen Parteiorganiſation in den drei Bezirken Groß⸗Thüringen, Baden und Pfalz ſowie Düſſeldorf⸗Niederrhein bis zu ihrer Feſtnahme am 31. Januar 1934 gearbeitet. Die Wei⸗ ſungen für ihre ſtaatsfeindliche Wühlarbeit erhielt ſie von einem Beauftragten des Zentralkomitees der KP, den ſie in Paris aufſuchte. Es handelt ſich dabei um einen äußerſt gefährlichen Emigranten, der vom ſicheren Hinterhalt im Ausland her ſein ehemaliges deutſches Vaterland bekämpft und verſuchte, hier die Orga⸗ niſation der KPD wieder aufzurichten. Dieſes neueſte Urteil des Volksgerichtshofs ſteht im Zeichen der verſchärften Strafbeſtimmungen, die in beſon⸗ ders ſchweren Fällen ſogar die Todesſtrafe für Hochverrat ermöglichen. Es beweiſt erneut, daß der Volksgerichtshof ge⸗ willt iſt, die ihm übertragene Aufgabe, ſich ſchützend vor den neuen Staat zu ſtellen, bis zur letzten Konſequenz durch⸗ zuführen. Irgendwelche Milde iſt bei Angeklagten vom Schlage der jetzt abgeurteilten Funktionärin nicht am Platze, da ſie aus ihrer ſtaatsfeindlichen Geſinnung nicht den ge⸗ ringſten Hehl machte und auch die Strafe vollkommen kalk aufnahm. Immerhin dürfte das Arkeil ſeine abſchreckende Wir⸗ kung nicht verfehlen und den noch für die K BD arbeitenden Elemenken vor Augen führen, daß es beſonders gefährlich iſt, mit den Emigranten im Auslande Verbindung zu unker⸗ halten und die deutſche Jugend mit ihren Lehren zu ver⸗ giften. Mörder des ruſſiſchen Dichters Bikow vor Gericht. Die Telegraphen⸗Agentur der Sowjetunion meldet, daß vor dem Militärkollegium des Oberſten Gerichtshofes in Niſchni⸗Tagil(Aral) gegenwärtig ein Prozeß gegen die Mör⸗ der des ſowjetruſſiſchen Dichters Bikow ſtattfindet. Bikow wurde Anfang März ermordet aufgefunden. Auf der An⸗ klagebank ſollen ehemalige Kameraden des Ermordeten ſit⸗ zen, darunter zwei Perſonen, die früher im Dienſt der Roten Armee geſtanden haben. Alle Angeklagten ſeien geſtändig, Bikow aus politiſchen Beweggründen ermordet zu haben. Verſammlungs⸗ Kalender. Liedertafel. Heute abend 8.30 Uhr Probe. Fußballvereinigung. Dieſe Woche iſt nur einmal Training und zwar morgen Donnerstag abend. Alle Aktiven einſchl. der Schüler und Jugendſpieler wollen zu den bekannten Zeiten im Sport erſcheinen. Anſchließend 11 Beſprechung der 1. Mannſchaft und der Staffel⸗ äufer. Turnerbund„Jahn“, E. B., Mhm.⸗Seckenheim. Freitag abend 9 Uhr wichtige Mitglieder⸗Verſammlung im„Kaiſerhof“. Alle Teilnehmer am Gauturnfeſt in Karlsruhe müſſen anweſend ſein zwecks endgültiger Ab⸗ gabe der Meldungen. Wer in den Genuß der verbilligten Feſtkarten kommen will, muß ſpäteſtens in der Ver⸗ ſammlung den Betrag entrichten. Da auch ſonſt wichtige Punkte. Sprache kommen(Koburg, Volksfeſt der NSDAP. uſw.), wird vollzähliges Erſcheinen der Mit⸗ glieder erwartet. Der Vereinsführer. N. B. Heute abend 7 Uhr Pflichttraining der Hand⸗ ballahteilung im Sport unter Leitung des Trainers Sammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Verkanfsgenoſſenſchaft. Zwei Heuleitern, eine Mähmaſchine und eine Hächſel⸗ maſchine zu verkaufen. Eine Ritſchholz verloren gegangen. Lager. Tüchtiges, ſelbſtändiges Das Klee⸗Erträgnis Mä dl 21 2 von 18 Ar und nicht unter 22 155 15 Küche einige Zentner Otroh und Haushalt ſofort geſucht. abzugeben. Zu erfragen in der Geſchäftsſtelle ds. Bl. Metzgerei Hertel, Mhm.⸗Rheinau, Karlsruherſtr. 5 5 Tau Empfehle ſolange Vorrat reicht: I Und b i i i äusern iertreber me von Grundbesitz, H e ee und Bauplätzen. Auskunft im Goyaſchrot 2 Baunpolſaadt Kutennell. Ceorg Röser Immobilien(R. D. N.). Mex. Schmich. Oroftes Fachgeschäft am Platze. im Wörtel. Der Spielwart. Inserieren bringt Gewinn! CCC Aadfahrer⸗Geſelſſcaſt 100, Mm echenheim. Heute Abend ½9 Ahr — im Lobal„Zum Bad. Hof“ N Der Vereinsführer. S —— Achtung! kurze Beſprechung 2 Gauermiſch(ollmilch) per Liter 20 Pfg., zu haben in der bundm. Fin⸗ und Den Malene nonenſchalt (Abteilung Molkerei). Tablonn zg für Bauhandwerker (nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des Necar-Bote. FEE Sodann wird ein weiterer Fall wegen Blankett⸗