Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis: Mönatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, im der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpieiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 m breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 2. Anz.⸗Preſzliſte Nr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 2 Nages· und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verküündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Sechenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 35: 1250. 35. Jahrgang Berliner Gautag Treuegruß an den Führer Berlin ſtand am Wochenende ganz im Zeichen des Gau⸗ tages der Bewegung. Von allen Häuſern wehten die Fah⸗ nen des Deuſſchen Reiches und der Partei. Die Straßen hallten wider von den Klängen des Marſchliedes:„Durch Groß⸗Berlin marſchieren wir— für Adolf Hitler kämpfen wir“. Die Kolonnen aller Gliederungen der nationalſozia⸗ liſtiſchen Bewegung marſchierten zum Sportpalaſt. Der Sportpalaſt zeigte ſich in einem völlig neuen, feſtlich ge⸗ ſchmückten Gewand. Als beſondere Gäſte ſah man auch Angehörige der Wehrmacht, der Polizei, des Arbeitsdienſtes und des Reichsluftſchutzbundes. In den Reihen hinter dem Rednerpult hatten inzwiſchen zahlreiche führende Männer der Bewegung Platz genommen. Man bemerkte u. a. Staats⸗ ſekretär Funk, den Befehlshaber der deutſchen Polizei, Ge⸗ neralleutnant Daluege, SS.⸗Obergruppenführer Joſef Diet⸗ rich, Polizeipräſident Gruppenführer Graf Helldorff, Reichs⸗ ſendeleiter Hadamopſki. Bis zu Beginn der Kundgebung ſpielte der Muſikzug Fuhſel der Gruppe Berlin⸗Branden⸗ burg Kampflieder und Märſche, die von den Maſſen begei⸗ ſtert mitgeſungen wurden. Brauſende Heilrufe von der Potsdamer Straße her, in der Abordnungen aller Gliederungen Spalier gebildet hat⸗ ten, kündeten die Ankunft des Gauleiters Dr. Goebbels an. In der Begleitung des Gauleiters befanden ſich ſein Stell⸗ vertreter Staatsrat Görlitzer, Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley, Obergruppenführer von Jagow, Hauptamtsleiter Hil⸗ genfeldt u. a. m. Unter den Klängen des Nibelungen⸗Mar⸗ ſches wurden darauf die Standarten und Fahnen der Ber⸗ liner Bewegung in den Saal gekragen. Ein aufrüttelndes Sprechchorwerk von Molenar kündete in markigen Worten pom Weſen der nationalſozialiſtiſchen Revolution:„Einer für alle, alle für einen, vorwärts und nie mehr zurück!“ Eröffnungsanſprache Görlitzers Der ſtellvertretende Gauleiter Görlitzer eröffnete den Gautag im Namen des Gauleiters. Wir wollen, ſo ſagte er 33. d., in diefer Maſſenverſammlung der 14000 Mitarbeiter und dem Aufmarſch der 112 000 auf dem Tempelhofer Feld mit Stolz erkennen, wie unerſchütterlich ſtark und untrenn⸗ bar geſchloſſen die Berliner Gefolgſchaft des Führers daſteht. Mit all unſerer Arbeit in der Partei wollten wir alle immer nur dem Mann dienend helfen, der unſer Schickſal gewendet und uns Ehre und Anſehen in der Welt wiedergegeben hat. Deshalb gedenken wir zu Beginn des Führers. Staatsrat Görlitzer prlas dann folgendes Telegramm des Gauleiters an den Führer: Mein Führer! Die Berliner Nakionalſozialiſten, Ihre alten und freuen Parteigenoſſen, grüßen Sie bei ihrem gro⸗ ßen Gautig 1935 in Liebe, Verehrung und Anhänglichkeit und entbielen Ihnen den Ausdruck unerſchülterlicher Treue. Sie ſind ſtolz darauf, Sie in Ihrer käglichen Arbeit am Auf⸗ bau des ſeuen Deutſchland und in der Durchführung des hiſtoriſchen Werkes der Geſtaltung einer wahrhaften deut⸗ ſchen Natſon in den Mauern ihrer Stadt zu wiſſen. Sie werden we in der Vergangenheit, ſo auch in der Zukunft Ihre kreuen und bedingungslos gehorſamen polikiſchen Sol⸗ daten bleiben. Heil unſerem Führer! Gauleiter von Berlin. Die Verleſung des Begrüßungs⸗ und Treuetele⸗ ramms vurde von den Parteigenoſſen mit ungeheurem übel aufzenommen. Staatsrat Görlitzer ſchloß mit einem dreifachen Sieg⸗Heil auf den Führer, das noch minutenlang durch den Sportpalaſt hallte. Reichsorganiſationsleiter Or. Ley überbrache die Glückwünſche und Grüße der Reichsleitung. Wir wollm auf dieſen Gautagen, ſo erklärte er u. a., unſe⸗ ren Gegmern und denen, die ſich nie um ihr Volk kümmern, aber auch uns ſelbſt immer wieder ins Gedächtnis zurück⸗ rufen: Die Partei iſt da, die Partei lebt, und jeder in Deutſch⸗ land muß heute mit der Partei rechnen! Die Jartei wird notwendig ſein, ſolange Deutſchland lebl. denn die Partei iſt Deutſchland! Die Aufgaben, die die Partei zu löſen hal, kann uns niemand abnehmen. Sie können einfach von anderen Stellen niemals gelöſt werden, denn die Partei iſt der Seelſorger des deulſchen Volkes. Die Partei iſt heute geſchloſſener denn je. Wer ſich gegen einen aus der Parkei wendet, der wendet ſich gegen uns alle! Selbſt dam, wenn der letzte Volksgenoſſe von unſerer Idee und unſerem Wollen überzeugt iſt, müſſen wir weiter zu⸗ ſammenhalten. 8 Dr. Ley erinnerte die Männer der Alten Garde an die gemeinſamen Erlebniſſe aus der Kampfzeit und appellierte an ſie, dem Schickſal dankbar zu ſein, daß wir in der Gegen⸗ wart ein neues Volk aufbauen dürfen. Der Nationalſozia⸗ lismus bedeute den Sieg der Vernunft über die Unvernunft. Dr. Ley ſchloß ſeine große Rede mit einem eindringlichen Appell an die Männer der Bewegung, ſtets die verſchworene Kampfgemeinſchaft zu bleiben, die den Staat erobert habe. Der Hauptamtsleiter der NS., Hilgenfeldt ſprach über die großzügige Arbeit der NSWV., über das Win⸗ terhilfswerk und die anderen großen Fürſorgemaßnahmen. us dem ſozialiſtiſchen Geiſt des Berliner Gauleiters ſei der anke des Winterhilfswerks geboren, ebenſo der Gedanke des Eintopfgerichtes als Ausdruck wahrer ſozialer Geſin⸗ nuna und wahren ſozialen Denkens und Fühlens. An die 1 Ihr Dr. Goebbels, e eee Montag, den 1. Juli 1935 Stelle des Ich in der kapitaliſtiſchen Vergangenheit ſei das große Du getreten. Insgeſamt ſind im Jahre 1934 vom deutſchen Volke 550 Millionen Rm in den verſchiedenen ſozialen Hilfsmaßnah⸗ men geſpendet und geopfert worden. Im Hilfswerk„Mutter und Kind“ ſind bisher 134 533 Kinder mit 3 767 484 Ber- pflegungstagen verſchickt worden. In der Hitler ⸗Jreaplatz⸗ Spende wurden verſchickt 53 295 Mitglieder der S A., 58. des NSS K., der PO. und anderer Organiſationen mit ins⸗ geſamt 1 491 552 Pflegetagen. Zur Müktererholung wurden 25 574 Mütter mit insgeſamt 613 776 Tagen geſchickt. Weiter teilte Hilgenfeldt mit, daß in den letzten Tagen in die Notſtandsgebiete von Thüringen, Baden, Schleſien, Glatz, Sachſen, Wuppertal, Württemberg und Heſſen uſw. Aufkräge für das kommende Winterhilfswerk im Werte von rund drei Millionen RM vergeben wurden. SA.⸗Obergruppenführer von Jagow ab ein Bild von der ungeheuren Schwere des Kampfes der G2. und betonte dabei: Wir waren einmal die Schule der Partei, in der ſich die jungen Parteigenoſſen das Rüſtzeug holten, um den Kampf für Adolf Hitler führen zu können, und dieſe Schule der Partei wollen wir einmal wieder wer⸗ den. Im nächſten Winter wird wieder in jeder Gemeinſchaft ein SA.⸗Mann ſtehen, der politiſch geſchult iſt und nicht dul⸗ det, daß man den Führer oder ſeinen Stab noch unwider⸗ ſprochen kritiſiert. Wer nicht für Adolf Hitler eintritt, hat nicht zu kritiſieren. Den Geiſt der alten Partei, der alten SA. zu erhalten, iſt notwendiger denn je. Stürmiſche Heilrufe brandeten auf, als dann Reichsminiſter Dr. Goebbels das Podium betrat. Die Sehnſucht Horſt Weſſels, ſo rief der Miniſter aus, ſei Wirklichkeit geworden: Hitler⸗Fahnen über allen Straßen! Der Staat ſei von den Nationalſozia⸗ liſten erobert worden und niemand anders gebühre der Dank dafür, als den alten Gardiſten der Bewegung. Es ſei ver⸗ ſtändlich, daß diejenigen, die am Kampfe dieſer Bewegung keinen Anteil hatten, ſich möglichſt unſichtbar machten. Wenn dieſe Leute aber heute erklärten,„wir ſeien doch alle Na⸗ tionalſozialiſten“, ſo könne man nur antworten: Wir hoffen es wohl, aber wir glauben es nicht! Wenn eine Bewegung, ſo betonte der Gauleiter, die Kraft beſitze, die Eroberung eines Staates zu vollziehen, ſo werde ſie auch die Kraft haben, den Schutz dieſes Skaates zu garantieren, ſofern ſie nur mik denſelben Tugenden er⸗ füllt bleibe, mit denen ſie den Staat erobert habe. Nicht die Bürokratie habe den nationalſozialiſtiſchen Staat gemacht, ſondern die alten Gardiſten der Partei. Des⸗ halb könne niemals der Staat der Partei übergeordnet wers den. Dr. Goebbels ſprach der alten Garde ſeinen Dank aus und fuhr dann fort:„Aus der Erinnerung an dieſe ſtolze Vergangenheit ziehen wir die Kraft zu einer ebenſo ſtolzen Zunkunft.“ Den Rückſchauenden aber erwiderte er, es iſt nicht wahr, daß es ſchöner geweſen ſei, als unſere Kameraden zu Dutzenden auf der Straße ermordet wurden, als Deutſch⸗ land der Spielball der Weltmächte war, als die Wirtſchaft zerfiel und wir ein Heer von Arbeitsloſen hatten. „Schöner iſt es“, ſo rief der Gauleiter unter ſtürmiſchem Beifall aus,„für einen Staat zu kämpfen, als ein feindliches Regime niederzulegen, ſchöner iſt es, ſich einer aufbauenden Aufgabe zu widmen, als ein niederreißendes Werk zu voll ⸗ führen. Wir haben das erſtere getan nicht um der Kritik willen, ſondern um an die Stelle des alten Staates den neuen zu ſetzen. Deshalb kann uns auch das Sabotagegeſchrei von Kriti⸗ kaftern und Meckerern, die uns dauernd zwiſchen den Beinen herumlaufen, nicht ſtören. Wenn dieſe Leute glauben, daß ſie auf dieſe Art einen Staat ftürzen könnten, ſo können wir ihnen nur antworten: Da ſeid ihr Anfänger, denn auf dem Gebiet ſind wir Fachmänner.(Heiterkeit). Das können nur Phantaſten tun, die ſich der Größe dieſes Regimes noch nicht bewußt geworden ſind. Keine andere Kraft als die unſere kann die großen po⸗ litiſchen und wirtſchaftlichen Aufgaben maſtern. Wir haben die Kraft des ganzen Volkes mit der Kühnheit unſerer Be⸗ wegung vereink, und aus beiden eine einheitliche Formation des Aufbaues und der Neugeſtaltung der dautſchen Nation gemacht. Drei Kardinalprobleme Unter immer erneut aufbrauſendem Beifall fertigte der Gauleiter dann die Beſſerwiſſer ab, die ihre Stimme gegen die Partei erheben. Drei Probleme ſeien gerztiaglich geweſen: Die innere Einheit, die Beſeitigung der Arbeiksloſigleit und die Wieder ⸗ herſtellung unſerer nationalen Souveränität.„Niemand wird behaupten wollen“, rief Dr. Goebbels aus,„daß uns ihre Löſung nicht gelungen wäre, aber es kann auch niemand jagen, 00 es einfach geweſen wära. Einfach iſt das erſt hin⸗ terher! Einfach iſt es, eine Armee zu reſpektieren, wenn ſie marſchiert, aber alles andere als einfach iſt es, ſis aufzu⸗ bauen.(Stürmiſcher Beifall.) Dabei mußten wir natürlich Probleme, die uns in der Erledigung dieſer allerwichtigſten Aufgaben hinderlich waren, zunächſt zurückſtellen, ohne deswegen ihre Wichtigkeit im geringſten zu verkennen. Da iſt z. B. das Problem Partei und Staat, die Frage, ob der Staat oder die Partei den Vorrang hat. Der Staat regiert die Mittel, und die Partei regiert die Menſchen. Da nun die Menſchen immer wertvoller ſind als die Mittel, ſteht die Partei an erſter Stelle, und an zweiter Stelle ſteht der Staat. ö Endgültig gewährleiſtet iſt die ee e der Kräfte erſt, wenn an den enkſcheidenden Stellen National- ſozialiſten regieren. Wenn die Partei heute die Führerin Nr. 150 des Volkes iſt, ſo hat ſis ſich das durch ihre eigene Leiſtung verdient. Sie umſchließt die beſten Deutſchen. Daß ſie deshalb auch nicht wieder auseinanderlaufen darf, iſt alſo ſelbſtver⸗ ſtändlich; man ſammelt nicht in 15jähriger Arbeit die Elite, um ſie dann wieder nach Hauſe zu ſchicken.“ Zum Schluß ſeiner Rede ſetzte ſich der Gauleiter noch mit der Auslandspreſſe auseinander. Das auch der kom⸗ mende Winter ſchwere Probleme bringe, wüßten wir ſehr gut, wir aber könnten der 2 nd ref nur wünſchen, daß auch ihre Länder Regierungen 1 die ebenſo wie die deutſche Regierung entſchloſſen ſeien, mit den Problemen fertig zu werden. Schritt für Schritt würde das geſteckte Ziel erreicht werden. Unter ſtürmiſchem Beifall beendete Dr. Goebbels ſeine Rede dann mit den Worten: ö „Die Parole, die vor 10 Jahren wie ein Weckruf durch Deutſchland klang, wird heute ſchon von der ganzen Welt aufgenommen: Freiheit und Brot! Das iſt es, was die VBöl⸗ ker wollen, einen Weltfrieden, in dem jedes Land zu ſeinem Recht kommt. Während andere Völker von Kriſe zu Ariſe kaumeln, iſt allein die Vorſtellung von einem Kegierungs⸗ wechſel in Deutſchland mehr als abſurd. Deutkſchland ſteht im Aufbau! Sein Volk iſt mit Sorgen belaſtet, aber es hat auch Lebensmut. Wir haben ihm dieſen Optimismus zurück⸗ gageben. Ueber unſerem Reich harrt der Führer als die un⸗ erſchütterliche Schildwache, und hinker ihm ſteht in der Tal die neue Nation!“ Ständige Heilrufe bewieſen dem Gauleiter, wie ſehr ſeine Worte den alten Parteigenoſſen aus dem Herzen ge⸗ ſprochen waren. Die Kapelle intonierte ſodann eme muſika⸗ liſche Phantaſie über das Horſt⸗Weſſel⸗Lied, der ſich der ge⸗ meinſame Geſang dieſes Liedes des Berliner Sturmführers Horſt Weſſel anſchloß. Auf dem Tempelhofer Feld Bei herrlichem Wetter zogen ſchon Stunden vor Be⸗ ginn der großen Kundgebung in unabſehbaren Kolonnen mit klingendem Spiel und flatternden Fahnen die Glie⸗ derungen der Partei in das durch hohe Fahnenmaſten ab⸗ geſperrte Gepiert des Tempelhofer Feldes. Heilrufe von der Flughafenſtraße her künden bald die Ankunft des Gau⸗ leiters an. Kommandos ertönen, der Badenweiler Marſch klingt auf, die Ehrenabordnungen präſentieren. Der Gauleiter ſchreitet die Front ab. Als er ſich ſchließlich der Tribüne zuwendet und für alle ſichtbar wird, donnert ihm ein wahrer Jubelſturm entgegen. Der Jubelſturm wie⸗ derholt ſich, als der ſtellvertretende Gauleiter Görlitzer das Antworttelegramm des Führers auf das Treuegelöbnis der Berliner verließt und dem Gaulei⸗ ter das Wort gibt. f In ſeiner Rede erklärte Dr. Goebbels:„Wir haben die Stadt Berlin wieder deutſch gemacht. Wir haben Berlin den Klauen des Internationalismus ent⸗ riſſen und es wieder in die Front der Nation hineinge⸗ ſtellt. Viele haben das einſt nicht für möglich gehalten. Uns gehört der Staat. Er iſt von dieſer Bewegung erobert worden und nicht von den Unberufenen, die ſich heute zu ſeinen Wortführern machen möchten. Manche glauben, erklärte der Miniſter, wir ſähen es nicht, wie heute auf allen Straßen das Judentum perſucht, ſich wieder breit zu machen und wie bürger⸗ liche Intellektuelle ſich wiederum anſchicken, ihnen Hilfsbrüderſchaft zu leiſten. Der Miniſter wandte ſich weiter ſehr energiſch gegen das Auftreten der Juden und erklärte: Der Jude hat ſich gefälligſt den Geſetzen der Gaſtfreund⸗ ſchaft anzubequemen und nicht ſo zu kun, als wäre er unſeresgleichen.(Lebhafter Beifall) Dr. Goebbels ſtreifte dann die Streitigkeiten in ge⸗ wiſſſen kirchlichen Kreiſen und erklärte dazu unter lebhaftem Beifall:„Für die Haarſpaltereien auf dem Boden der Kirche hat das Volk kein Verſtändnis mehr. Wir haben unſer Chriſtentum nicht nur mit Worten, ſon⸗ dern auch mit der Tat bewieſen. Wir haben die Hungern⸗ den geſpeiſt, die Durſtigen getränkt und den Obdachloſen ein Zuhauſe gegeben.“(Lebhafter Beifall) „Wir ſind ſtolz und glücklich“, ſo fuhr Dr. Goebbels fort,„daß uns durch die Entſchloſſenheit des Führers eine ſtolze Armee wiedergegeben iſt. Die Partei iſt da⸗ zu da, im Innern den Bürgerkrieg zu verhindern und die Armee hat die Aufgabe, nach außen Deutſchland vor Konflikten und Zuſammenſtößen zu bewahren. Die Partei iſt unſere Heimat, und deshalb fühlen wir uns als die Soldaten unſeres Führers. Es iſt ein Wun⸗ der um das Leben dieſes Mannes! Einſt hörten Wenige auf ihn, dann das ganze Land und jetzt die Welt. Er hal nicht nur immer Recht gehabt, er hat auch im⸗ mer Recht bekommen— das iſt das Wunder!(Stür⸗ miſcher Beifaſh Darum iſt es jetzt die rechte Stunde, ihm die Hul⸗ digung der Reichshauptſtadt zu Füßen zu legen. Er hat ſein Verſprechen wahrgemacht, er hat dem Volk das Brot und dem Reich die Ehre wiedergegeben. Auf ſeinen Schultern allein ruht die ganze Saft der Berantworkung für das Reich. Wir wollen ihm dabei hel⸗ fen. Er ſteht am Anfang und Ende unſeres Denkens, Füh⸗ lens und Handelns, und auch in dieſer Skunde bringen wir das hunderttauſendfach zum Ausdruck, indem wir mik erhobenen Händen rufen: Das Keich, das Volk, die Bewegung und unſer Führer Siegheil!“ 5 129 Tagung der Reichs⸗ und Gauleiter AUmfaſſende Ausſprache über die politiſchen, organiſatoriſchen und weltanſchaulichen Aufgaben. Im Großen Sitzungsſaal des Münchener Rathauſes fand unter dem Vorſitz des Reichsorganiſationsleiters Dr. Ley und in Anweſenheit mehrerer Reichsleiter eine Tagung der Gau⸗ leiter der NSDAP. ſtatt. In ſeiner einleitenden Anſprache machte Dr. Ley Mittei⸗ lungen über die Organiſation und Durchführung des Reichsparteitages, die ihm vom Führer übertragen worden iſt. Das Programm des Reichsparteitages, das in ſeinen Grundzügen mit dem Führer durchbeſprochen und feſtgelegt wurde, wurde erörtert und mitgeteilt, daß die für den 4. Juli in der Berliner Krolloper in Ausſicht genom⸗ mene Konſtituierung des Reichsarbeits⸗ und Wirtſchaftsrates verſchoben wurde und im Rahmen des Reichsparteitages ſtattfinden wird. Die Tagung befaßte ſich anſchließend in eingehender Ausſprache mit den aktuellen Problemen, die ſich aus der Führungsaufgabe der Partei ergeben. Anſchließend traten die Reichsleiter der Partei im Brau⸗ nen Haus zu einer Tagung zuſammen, die namens des Stell⸗ vertreters des Führers von Reichsſchatzmeiſter Schwarz er⸗ öffnet und geleitet wurde. Die Ergebniſſe der Gauleiterta⸗ gung wurden zuſammengefaßt und ausgewertet ſowie eine Reihe wichtiger Einzelfragen des Verhältniſſes zwiſchen Par⸗ tei und Staatsapparat eingehend behandelt. Wie alle Tagungen des Reichs⸗ und Gauleiterkorps war auch dieſe umfaſſende Ausſprache über die politiſchen, orga⸗ niſatoriſchen und weltanſchaulichen Aufgaben von grundſätz⸗ licher Bedeutung für die geſamte Arbeit der Partei. Die zweite Reichsautobahnſtrecke Eröffnung der Teilſtrecke München— Holzkirchen in An⸗ weſenheit des Führers. Die erſte Teilſtrecke der Reichsaukobahn München Landesgrenze, die Strecke München— Holzkirchen, wurde in Anweſenheit des Führers und Keichskanzlers feierlich eröffnet. An der Bauſtelle halten ſich neben zahlreichen Ehrengäſten große Menſchenmengen eingefunden, die den Jührer bei ſeinem Eintreffen mit nichk endenwollendem Jubel begrüßten. Nachdem die Kapelle des Traditionsgaues den Baden⸗ weiler⸗Marſch geſpielt hatte, ſprach der Bauleiter der Reichsautobahnſtrecke, Reichsbahnoberrat Do hl, Begrü⸗ ßungsworte und wies darauf hin, daß mit der 26 Kilo⸗ meter langen Bahn München Holzkirchen die zweite Teilſtrecke der Reichsautobahnen eröffnet werde. Er dankte beſonders dem Führer, daß er durch ſein Erſcheinen dem heutigen Feſt die Weihe gegeben habe. Staatsminiſter und Gauleiter Adolf Wagner be⸗ gann ſeine Worte mit einem Siegheil für den Führer und Reichskanzler und begrüßte im übrigen herzlich den Ge⸗ neralinſpektor Dr. Todt als den erſten Mitarbeiter des Führers bei dem großen Werke der Reichsautobahnen. Der Reichsſtatthalter in Bayern, General Ritter von Epp, gab einen Rückblick auf das geſchaffene Werk und betonte, der Wille habe geſchaffen, was der Gedanke entworfen habe. f Dieſes Werk ſei ein Beweis dem Auslande gegenüber, worauf es dem deutſchen Volk im Grunde ſeiner Seele an⸗ komme: ſein Haus nach innen zu beſtellen und in Ord⸗ nung zu bringen. Generalinſpeklor Dr. Todt Satz: „Der Führer und der deutſche Arbeiter haben dieſes Werk geſchaffen und das deutſche Volk ſoll es beſitzen. Heil mein Führer!“ Der Führer reichte dann dem General von Epp und dem Generalinſpektor Dr. Todt die Hand, und wenige Augenblicke ſpäter wurde die Fahrt auf der fertiggestellten Teilſtrecke angetreten. Als Erſter durchſchnitt der Wagen des Führers das den Weg ſinnbildlich ſperrende Band, und nun folgten in langer Reihe Hunderte von Wagen, darunter auch feſtlich geſchmückte Laſtwagen der Reichsautobahn und der Privatfirmen mit der am Bau beteiligten Arbeiterſchaft Den größten Teil der Fahrt legte der Führer ſtehend im Wagen zurück. Wenige Kilometer vor dem Endpunkt bei Holzkirchen ließ er ſeinen Wagen halten, um die unendliche Reihe der an der erſten Fahrt beteiligten Wagen vorbeiziehen zu laſſen.. — ſprach nur den einzigen GISELA RUHLANODD's WEG ZUM LACIIIL Roman von Kurt Martin Nacidruck vethoten.— Alle Rechte vorbehalten. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. 9 Dann kam ein Tag, an dem es für Pfarrer Wipprecht einen harten Gang gab. Er mußte der Leid bringen, die er ſo herzlich verehrte und ſchätzte. Ernſt ſtand er vor Giſeſa.„Was gäbe ich darum, wenn zich nicht Schatten auf Ihren Weg werfen müßte, Fräulein Ruhland!„Ich muß Ihnen Trauriges mitteilen.“ „Es iſt daheim etwas geſchehen?— Mit Vater? Mit Wolfgang Sombert?“ a „Sie nennen zwei Namen. Ich will hoffen, daß der eine von dieſen beiden Männern Ihnen in ſtarker Liebe und Treue zur Seite ſteht— und den andern Ihnen zu erſetzen ſucht.“ Sie flüſterte:„Sagen Sie alles!“ ö „Fräulein Ruhland, Ihr lieber Vater iſt heimgegangen. Pfarrer Luppert verſtändigte mich. Er iſt in Gegenwart ſeines Nachfolgers, des Herrn Dr. Moeve, und ſeiner alten b Hausgenoſſin, Frau Gombeck, ſanft und auf Ihren Lebensmut hoffend eingeſchkafen.— Herzſchwäche.“ (Giſela wankte doch. Der Schmerz flammte jäh auf in ihr. (Sie ſchluchzte weh. f er Wipprecht ſprach nicht mehr. Er ließ ihr Zeit, und er be i t vergebe S.% ig, 8 ö 5 Giſela hob 0 lich wieder das Antlitz.„Nun habe ich nicht (noch einmal bei ihm weilen dürfen, und ich darf auch nicht (ſeinem Sarge folgen, ich darf auf ſeinem letzten Wege nicht . bin Mit einem S 9 e 1 Not 1 9 160 1 fangenſchaft. Sie ſtöhnte:„Ich darf ihn nie mehr ſehen!“ Da ſprach Pfarrer Wipprecht wieder:„Nie mehr ſehen? — Sehen Sie ihn denn jetzt nicht? Iſt er Ihnen nicht nahe? bei ihm ſein.— Welch hartes Schickſal, daß ich gefangen 1 125 War er Ihnen nicht Tag für Tag nahe? Wird er Ihnen nicht immer nahe ſein?— War nicht auch Rudolf Ruhland Bewegte Kammerſitzung Laval verzichtet auf die ſofortige Beratung der Heereskredite. Nach einer Nachtſitzung, in der eine Reihe von Geſetzen verabſchiedet worden ſind, hat der franzöſiſche Miniſterpräſi⸗ dent Laval die Kammer in die Ferien geſchickt. Bei der Be⸗ ratung der neuen Militäranforderungen übte die Linke Kri⸗ tik. Die Sozialiſten Ramadier und Duclos lehnten für ihre Partei die Heereskredite ab. Unter lebhafter Bewegung des Hauſes erklärte darauf Laval, da vor Schluß der Situs periode noch dringende Probleme zu beraten ſeien, die kei⸗ nen Aufſchub vertrügen, verzichte er auf die ſofortige Bera⸗ tung der Heereskredit⸗Vorlage. Die Regierung, ſo betonte er weiter, ziehe aber die Mi⸗ litärzuſatzkreditvorlage nicht etwa zurück, ſondern verzichte nur auf ihre dringliche Beratung, da ihr zeitlich nicht die Möglichkeit gegeben ſei, ſie noch im Laufe der Nacht im Senat durchzubringen. Die Sicherheit Frankreich werde hier⸗ durch nicht beeinträchtigt, da die Regierung auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes und eines Geſetzes von 1929 alle er⸗ forderlichen Maßnahmen ergreifen könne. Die Regierung be⸗ ſige die Handlungsvollmacht, für Landesverkeidigungszwecke aus eigener Initiative heraus Ausgaben einzuſetzen, die erſt nachträglich der Genehmigung des Parlaments unterliegen. Anſchließend gab Miniſterpräſident Laval eine inner⸗ politiſche Erklärung ab. Die Demokratie könne nur durch Autorität verteidigt werden. Das franzöſiſche Heer habe die hohe, vornehme Aufgabe, die Sicherheit des Landes zu ge⸗ währleiſten. Die politiſchen Leidenſchaften von außen her dürften nicht in die Heeresſtellen Einlaß finden. Sie dürften auch nicht in die Kaſernen eindringen. Die Regierung werde nach außen eine Politik der Verſtändigung und der Verſöh⸗ nung betreiben. Sie werde die Achtung der Rechte Frank⸗ reichs gewährleiſten und den Frieden durch die kollektive Organiſierung der Sicherheit feſtigen. Opfer ſeien die notwen⸗ dige Vorbedingung und die Bürgſchaft für das Wohl des Landes. Zwiſchenfall Nach dieſer Erklärung wurde die Kammer dann in die Ferien geſchickt. Zu Beginn der Nachtſitzung war es zu einem Zwiſchenfall gekommen. Von der Tribüne aus ver⸗ ſuchte ein Mann, eine Kundgebung zu veranſtalten. Saal⸗ diener führten ihn in die Quäſtur, wo er beim Verhör den Eindruck machte, nicht im Beſitz ſeiner Sinne zu ſein. Als der dienſttuende Arzt der Kammer ihn unterſuchen wollte, wurde der Arzt plötzlich von dem Störenfried tätlich ange⸗ griffen. Der Mann wurde der Polizei übergeben, die ein Strafprotokoll gegen ihn erließ. Der Negus zum Oſtafrikakonflikt Unterredung mit dem Kaiſer von Abeſſinien. In einer Unterredung mit einem Vertreter des„News Chronicle“ erklärte der Kaifer von Abeſſinien u. a., wenn es zu einem Krieg komme, werde er ſeine Truppen ſelbſt an⸗ führen. Auf die Frage, ob er wirklich an einen Krieg glaube, antwortete er, er vertraue immer noch darauf, daß der Völ⸗ kerbund und die Großmächte den Krieg verhindern könnten. England und Frankreich hätten hilfreiche Bemühungen für eine friedliche Regelung des Streitfalles gemacht. Im Ver⸗ laufe der gegenwärtigen Verhandlungen habe Italien nie⸗ mals irgendeine Forderung nach wirtſchaftlichen oder ge⸗ bietsmäßigen Zugeſtändniſſen vorgebracht. Die italieniſchen Staatsangehörigen würden wie bisher auf der Grundlage vollkommener Gleichberechtigung mit den anderen Auslän⸗ dern behandelt werden. Der Kaiſer erklärte ferner, daß neu⸗ trale Ausländer im Kriegsfalle nicht das Land zu verlaſſen brauchten, da die abeſſiniſche Regierung für ihre Sicherheit ſorgen werde. Abſchließend ſagte er, Abeſſinien habe bei kei⸗ nem Land und bei keiner Gruppe um finanzielle Unter⸗ ſtützung nachgeſucht oder eine ſolche angeboten erhalten. Kurzmeldungen Der Führer an die Diplomlandwirte. Der Führer hat an die Teilnehmer am Reichstreffen der deutſchen Diplom⸗ landwirte in Goslar nachſtehendes Telegramm gerichtet: „Den in Goslar zum Reichstreffen vereinten deutſchen Diplomlandwirten danke ich für die mir telegraphiſch über⸗ mittelten Treuegrüße. Ich erwidere ſie herzlichſt und verbinde damit die aufrichtigſten Wünſche für weitere erfolgreiche Ar⸗ beit im Dienſte der deutſchen Landwirtſchaft und des deut⸗ ſchen Bauern.“ ein wahrer Menſchenfreund iſt ſeine Güte, ſeine Hilfsbe⸗ reitſchaft nicht Ihr ſchönſtes Erbteil, lebt er nicht in Ihnen weiter? Sind Sie nicht eins mit ihm, jetzt und immerdar?“ Sie ſah ihn aus tränenfeuchten Augen an.„Sie haben recht, mein Vater iſt bei mir. Er bleibt bei mir.— Es wird ihn viel Liebe und Dankbarkeit auf ſeinem letzten Wege be⸗ leiten, und ich bin ja doch im Geiſte bei ihm.— Ich will ſtark bleiben, um aller derer willen auch, die meine Hilfe nötig haben, die jetzt da hinter Gefängnismauern auf meine Hilfe hoffen.— Ich will keins enttäuſchen.“ Giſela hielt, was ſie ſich gelobte. Sie blieb ſtandhaft in allem Schmerz, ſie ſiegte über ihr Leid. Sie ſtellte allen Ge⸗ danken den Wunſch voran, zu helfen und Wege zu bereiten „für Pfadloſe. 5 5 5 5 Vierzehn 1 0 ſpäter ward ihr ein Brief ausgehändigt, ein Brief von Wolfgang Sombert. Sie hätte ihn eigentlich (nicht bekommen dürfen, da man Gefangenen nur geſtattete, an die nächſten Verwandten zu ſchreiben und Briefe von ihnen zu empfangen. Da hatte Pfarrer Wipprecht darum gebeten, ihr den Brief aushändigen zu dürfen. Er hatte ihn geleſen und war voll ſtillen Glücks über die ſtarke, un⸗ ö entwegte Liebe, die aus jeder Zeile ſprach. 4 ſetzte ſich mit ihrem Brief abſeits, und hier las ſie ö 1„Du meine liebe Giſela! f Sie teilten mir mit, ich könne nicht an Dich ſchreiben, man Kar Dir meinen Brief nicht. Ob man ſo grauſam ſein kann?—. Ich will feſt daran glauben, daß dieſer Brief in Deine Hände kommt. ö „Dein lieber Vater iſt nicht mehr, meine Giſela. Die ganze 3 hat ihn geliebt und trauert um ihn. Meine Mutter t es mir geſchrieben. Auch ich habe in ihm einen treuen Freund verloren, und ich habe in ihm Deinen Vater und ſo⸗ it auch meinen Vater verloren, den, der voller Vertrauen wor Jahren ſchon Dein Schickſal in meine Hände legte. Ich ſſollte Dir zur Seite ſtehen, wenn er nicht mehr ſein würde; das war ſein Wunſch. Giſela, Du weißt, wie ich Dich herzinnig liebe. Du woll⸗ t, daß ich von Dir ſchied, daß wir beide einem unbekann⸗ ten Ziele entgegengehen ſollten, Du wollteſt Dich mir nicht zu eigen geben, ohne dies ferne, nur geahnte Ziel erreicht zu haben. Wo hat Dich das Schickſal hingetrieben, Du Liebe! Ich habe gelitten um Dich, all die Jahre harrte ich Das Rote Kreuz dankt der SA. Der Chef des Stabes der SA., Lutze, erhielt vom Präſidenten des deutſchen Roten Kreuzes, Herzog von Coburg, folgendes Telegramm:„Ihnen, lieber Stabschef Lutze, und damit der Ihnen unterſtellten SA. ſage ich namens des Deutſchen Roten Kteuzes den herz⸗ lichſten Dank für das vorbildliche Zuſammenwirken am Rot⸗ kreuztag.“ Deutſche Frontkämpfer in Paris. In einer Sitzung des Kongreſſes des Nationalverbandes der ehemaligen Kriegs⸗ gefangenen in Paris wurde mitgeteilt, daß eine Abordnung der deutſchen ehemaligen Fronkkämpfer am Montag und Dienstag nach Paris kommen würden, um mit einer Abord⸗ nung der FID. zuſammenzutreffen. Bootsunglück auf dem Rhein.— Ihei Perſonen ertrunken. Baſel, 1. Juli. Ein ſchweres Unglück eteignete ſich in der Nach tzum Sonntag gegen 1 Uhr früh auf dem Rhein. Vier junge Männer trieben in einem Kahn den Rhein hinunter und gerieten in die Wirbel der Eſenbahnbrücke. Der Kahn überſchlug ſich, und die vier Inſaſſen ſtürzten ins Waſſer. Zwei konnten ſchwimmend das fer erreichen, während die beiden anderen ertranken. Einer der Geret⸗ teten wurde von den Trümmern des Kahn gegen einen Pfeiler der Brücke gepreßt und erlitt zahlreiche Quet⸗ ſchungen. „Bafler Nachrichten“ im Reichsgebiet Urboten. Berli 1. Juli. Der Vertrieb der ſchwizeriſchen Zei⸗ tung„Baſler Nachrichten“ im deutſchen Reichgeh ede Aa Veranlaſſung des Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda auf unbeſtimmte Zeit verboten vordeſt. 25000 Golddollar im Kaller Deviſenſchieberbande erwiſcht. Danzig, 1. Juli. Die Danziger Kriminalpilizei iſt durch einen Zufall dem Treiben jüdiſcher Deviſenſcheber auf die, Spur gekommen. Die in dem Keller vorgeſndenen und beſchlagnahmten Deviſen haben einen Geſuntwert von etwa 25000, Golddollar. Aus der gleichzeitigen Durch⸗ ſuchung des beſchlagnahmten Safes ergab ſih der Nach⸗ weis, daß die Firma in zahlreichen Städten des Auslandes Konten unterhielt, in die namhafte Summen abgeſchoben worden ſind, um die Danziger Steuerverwaltung über die wirklichen Einnahmen der Firma zu täuſcheß, 13 Autobus⸗Fahrgäſte verbraint Paris, 1. Juli. Auf der Straße von Raba nach Mek⸗ nes iſt ein Autoomnibus umgeſtürzt und in Brand ge⸗ raten. Acht Fahrgäſte wurden ſchwer verielnht 13 andere werden vermißt, und man befürchtet, daß ſit unter den Trümmern des Wagens liegen und verbrannt ſind. 126 Kinder verunglückt Schweres Laſtkraftwagenunglück in Nordihlien. ö Mailand, 1. Juli. In der Stadt Moncalvo in der norditalieſiſchen Pro⸗ vinz Aleſſandria ereignete ſich ein furchtbares kraftwagen⸗ unglück, das ſechs Tote und 120 zum Teil ſchwer Verletzte forderte. Eine Geſellſchaft von 180 Kindern machte in einem Laſtkraftwagen mit Anhänger einen Ausflug. Während der Fahrt platzten zwei Reifen dis Wagens, ohne daß der Kraftwagenführer es für nötig hielt, den Schaden zu beheben. Auf einer abſchüſſigen Staße geriet der Wagenzug dann in zu ſchnelle Fahrt, und aß der Fah⸗ rer plötzlich die Bremſen anzog, prallte der Mhänger ſo heftig an den Laſtwagen, daß er ſich loslöſte umd über die Straßenböſchung abſtürzte. Die Bevölkerung des Ortes Moncalvo leiſtet den Ver⸗ unglückten ſofort die erſte Hilfe. Der Lenker des Kraft⸗ wagens wurde ſofort in Haft genommen. wohnt, iner K 125 f ich wäre jederzeit zu Dir geeilt, wenn Du mich gerifen hät⸗ eſt. Wie aber litt ich erſt, als ſie Dich ins Gefämnis ge⸗ ührt hatten. Ich meinte verzweifeln zu müſſen. Mit meinem Sterben hätte ich es zu jeder Stunde beweiſen mögen, daß Du unſchuldig biſt. Da ſchrieb mir Dein liebe Vater, wie Du voller Kraft und Zuverſicht ſeieſt, wie Du niht unter der Not ſchwach geworden wärſt; und jetzt, Giſela, biſt Du auch jetzt ſtark? Ich will es glauben. Was wäre dun mei⸗ nes ganzen Lebens Sinn geweſen, wenn Du an Deinem; Los zerbrechen würdeſt. Meines Lebens Sinn var und! iſt nur der: Dich mir zu gewinnen, Dich mein zu nennen, eins mit Dir zu ſein. Ich ſchritt Wege, wie ſie Den lichtes Vorbild mir zeigten. Aber daneben war immer del Glaube in mir: Es kommt ein Ziel, da laufen unſer beidr Wege zuſammen.— Wo iſt dies Ziel, Giſela? Darf ich 1990 kommen, darf ich Dich erwarten, wenn Du aus diefr Nacht der Not ins Leben trittſt? Iſt dann das Ziel errächt, biſt Du dann mein?— Es iſt ein Ahnen in mir, als ab es ſich bald erweiſen würde, daß Du unſchuldig verdamnt wur⸗ deſt. Du biſt das Opfer maßloſen, blinden Halen güworden, 1 GE eines Rufes. Wenn ich mich auch auf fünf Jabpe 5 ) das Opfer verruchter Gewiſſenloſigkeit. Ich 5, wie Dr. Solfmann um Deine Freiſprechung kämpfte. Er handelte wie eim rechter Mann. Du haſt wohl Deine Unschuld be. teuert, aber Du haſt nicht beweiſen können, daß andere Hände ausführten, was Du verbr haben ſalteſt.— Und wenn ich dieſe Hände auch 1155 kenne, wenn ich nicht blindlings verdächtigen will, das weiß ich ganz geviß: Der Geiſt, der dieſe Hände leitete, der dieſe Hände ausführen ließ, was Dich in Not gebracht hat,— dieſer Geiſt lebt nur 5 einem Menſchen, in Hedda Ahnſtein, in Dr. Solfmanns Rufe mich, Giſela! Ich bin noch hier e D ſprachſt einſt das Wort, daß wir unſere Pflichten treu er⸗ füllen ſollen. Ich will nicht alles hier liegenlaſſen und kom⸗ men, ohne daß Du es willſt; aber ich bitte Dich nochmals: rufe mich! Laß unſere Wege ſich jetzt endlich finden. Du brauchſt mich, und ich brauche Dich auch. Du ſollſt meine dich wofür mein liebes, geliebtes Weib ſein, Ich bitte* Fortſetzung f 8 Aus dem liadioclien Land Die Einnahmen und Ausgaben Badens () Karlsruhe, 29. Juni. Nach dem endgültigen Aus⸗ weis betragen die Einnahmen des Landes Baden im Rech⸗ nungsjahre 1984 im ordentlichen Haushalt insge⸗ ſamt 182 340 000 Mark, die Ausgaben 181 819 000 Mark, ſo daß ſich eine Mehreinnahme von 521 000 Mark ergibt. Der Schuldendienſt erforderte 11976 000 Mark. Darin ſind für Deckung des Fehlbetrages aus früheren Haushaltszeit⸗ räumen 7 965 000 Mark enthalten. Im außerordentlichen Haushalt beziffern ſich die Einnahmen auf insgeſamt 9 878 000 Mark(darunter Anleihen 9026 000 Mark), die Ausgaben auf 10 221 000 1 woraus ſich eine Mehrausgabe von 343 000 Mark er⸗ gibt. a Im obigen Nachweis iſt die Rechnung für das Woh⸗ nungsweſen, die außerhalb der Hauptſtaatsrechnung erfolgt, nicht enthalten. Hier belaufen ſich die Einnahmen für die Zeit vom 1. April 1934 bis Ende des Rechnungsjahres 1934 12 026 212 Mark, die Ausgaben 12725 014 Mark. Es ergibt ſich alſo eine Mehrausgabe von 698 802 Mark. Wohnungen für kinderreiche Familien Ein Aufruf des Innenminiſters. (9 Karlsruhe, 29. Juni. Der Herr Miniſter des Innern hat folgenden Aufruf erlaſſen: Aus den Kreiſen der Kinderreichen kommen immer wieder Klagen, daß es ihnen mit Rückſicht auf die Zahl ihrer Kin⸗ der ſchwer falle, Wohnungen zu finden. Bekanntlich erblickt der nationalſozialiſtiſche Staat in der Förderung der Familie und insbeſondere der Betreuung der kinderreichen Familien eine ſeiner vornehmſten Aufgaben. Dies wurde durch die Tat zum Ausdruck gebracht zum Beiſpiel durch Gewährung von Eheſtandsdarlehen, durch Gewährung von weitgehenden Steuervergünſtigungen und durch die Gewährung von erhöh⸗ ten Baudarlehen beim Neubau von Wohnungen für Kinder⸗ reiche. Die badiſche Regierung richtet daher an alle Haus⸗ beſitzer ie dringende Bitte, auch ihrerſeits die Beſtrebungen der bevorzugten Behandlung der kinderreichen Familien zu unterſtützen und Kinderreiche, die Wohnungen ſuchen, nicht abzulehnen, ſondern an ſie bereitwilligſt Wohnungen zu ver⸗ mieten. Wer hiergegen verſtößt, verſtößt damit gegen einen wichtigen Grundſatz des nationalſozialiſtiſchen Staates und gegen die nationalſozialiſtiſche Auffaſſung von wahrer Volks⸗ gemeinſchaft. Erfreulicherweiſe hat der Reichsverband der Hausbeſitzer in wiederholten öffentlichen Kundgebungen ſich dafür eingeſetzt, daß die Kinderreichen bei der Erlangung von Wohnungen keine Zurückſetzung erfahren dürfen und den Hausbeſitz eindringlich aufgefordert, wegen der Zahl der Kinder den Wohnungſuchenden keine Schwierigkeiten zu bereiten. Dieſe Aufforderung richtet hiermit auch die Re⸗ gierung an den geſamten Hausbeſitz. Es darf er⸗ wartet werden, daß die Hausbefitzer ſich dieſen Mahnungen nicht verſchließen. Wer ohne beſonders dringliche Gründe es ablehnt, an eine kinderreiche Familie ſeine Wohnung zu vermieten, ſtellt ſich außerhalb der Volksgemeinſchaft und hat zu gewärtigen, daß gegen ihn die nach Sachlage ge⸗ botenen Maßnahmen ergriffen werden. Aeberfälle auf Hitlerjungen Scharfes behördliches Vorgehen. () Karlsruhe, 29. Juni. Auf Weiſung des Geheimen Staatspolizeiamtes wurde die Auflöſung der Dig(Deut Jugendkraft, kath. konfeſſioneller Jugendverband) der rte Anter⸗ und Oberharmersbach und Ueberlingen verfügt, weil Mitglieder dieſer örtlichen DIK⸗Verbände Ueberfälle auf einzelne Hitlerjungen ausführten und dieſe auf das brutalſte mißhandelten. In Ueberlingen wurde der 22jährige D K⸗ Angehörige Joſef Fuchs, wohnhaft in Ueberlingen, Wieſtor⸗ ſtraße 21, wegen ſchwerer und völlig grundloſer Mißhandlung Eines 15jährigen Hitlerfungen, der ſich weigerte, auf ſeine Auf⸗ forderungen hin aus der Hitlerjugend auszutreten, in Schutz⸗ haft genommen. Tödliche Unfälle durch Hitzſchlag.— O Legelshurſt. Beim Heumachen wurde der Landwirt mund Altbezirksrat Jakob Baas VIII. von einem Anwohlſein befallen. Er ſank bewußtlos zu Boden. Der Arzt konnte nur noch den durch Hitzſchlag eingetretenen Tod feſtſtellen.— Auch im Schutterwald wurde eine Frau auf dem Felde vom Hitzſchlag getroffen und getötet. Weiter gingen vier Pferde auf dem Felde durch die große Hitze ein. () Mingolsheim. Einen tödlichen Hitzſchlag erlitt die 53jährige Ehefrau Karolina Rudolf bei ihren Feldarbeiten. 1 Die ſofortigen ärztlichen Bemühungen waren erfolglos.— In verſchiedenen Orten der Umgebung ſind in den Nachmit⸗ tagsſtunden bis zu 47 Grad Celſius in der Sonne feſtgeſtellt worden. Oberkirch. Bei der Heuernte wurde der jährige Adolf Welle vom Hitzſchlag betroffen, der ſeinen Tod zur Folge hatte. ‚I//TTT N„Galpeter“ Feſtſpiele auf der Küſſaburg. Auf der gewaltigen Burgruine„Küſſaburg“ bei Ober⸗ lauchringen(Amt Waldshut) wird dieſes Jahr ein Freilicht⸗ ſpiel der deutſchen und der Schweizer Gaue am Hochrhein aufgeführt, das ſich„Salpeterer“ betitelt und den reiheits⸗ kampf der Hotzenwaldbauern im 18. Jahrhundert wiedergibt. Verfaſſer des Spieles iſt der badiſche Alemannendichter Paul Körber, der auch das letztjährige Lenzkircher Freilichtſpiel Kolumban Kayſer“ ſchuf. Die Muſik zu den Liederterten der Salpeterer komponierte der Direktor der badiſchen Hoch⸗ ſchule für Muſik, Profeſſor Franz Philipp ⸗Karlsruhe. An dem Spiel wirken gegen 300 Perſonen aus dem Klettgau und der Schweiz mit, dabei namhafte Schauſpieler aus Berlin, Hamburg, Trier, Baden⸗Baden, Freiburg und Konſtanz. Die Uraufführung findet am 7. Juli ſtatt. Der pielplatz bietet 3000 Perſonen Raum. Die„Küſſaburg“ als pielort wird als einſtiger ſtummer Zeu in dieſem Som⸗ mer zum lebenerfüllten Zeugen jener gewaltigen Gef hniſſe werden, die man in der Geſchichte mit„Salpeterer⸗ riege“ bezeichnete. Nachkommen der Führer dieſer„Salpeterer“, die ſeinerzeit verbannt wurden, finden wir noch im Banat(Ru⸗ mänien) und viele Familien ſtehen heute in regſtem Briefwech⸗ mit den Nachkommen dieſer einſtigen Volksgenoſſen, die ie deutſchen Sitten und Gebräuche und die deutſche Sprache 5 noch ebenſo pflegen wie zur Zeit ihrer Niederlaſſung in der Verbannung. 1 Aus den Nachbarlaͤndern Der erſte deutſche Stromlinienzug Auf der Fahrt nach Nürnberg. * Frankfurt a. M., 29. Juni. Auf einem Bahnſteig des Frankfurter Hauptbahnhofes hatten ſich zahlreiche Preſſevertreter und Filmleute eingefunden, die hier auf ſei⸗ nex Durchfahrt den erſten deutſchen Stromlinien⸗Dampf⸗ ſchnellzug der Reichsbahn ſehen wollten, der ſich auf der Fahrt von Kaſſel nach Nürnberg befindet, wo er im Rah⸗ men der Hundertjahrfeier der Deutſchen Reichsbahn gezeigt werden ſoll. Es iſt ein eigenartiges Bild, als dann dieſer ſchnittige Strolinien⸗Schnellzug in die Halle einfährt. Vor allem die Lokomotive ſelbſt mit ihrer völligen Verklei⸗ dung macht einen außerordentlich imponierenden Eindruck. Wie von fachlicher Seite verſichert wurde, iſt der Zug ge⸗ baut für eine Höchſtgeſchwindigkeit von 175 Kilometer in der Stunde, und ſoll in Zukunft einen ähnlichen Dienſt verſehen wie jetzt der„Fliegende Hamburger“. Das Innere der D⸗Zugwagen zweiter und dritter Klaſſe iſt ſehr geſchmackvoll und praktiſch eingerichtet und bietet den Reiſenden alle Bequemlichkeiten. Auch ein großer Speiſeraum iſt vorhanden. Bemerkenswert iſt beſonders auch, daß die dritte Klaſſe gepolſtert iſt. Bekanntlich will ja die Reichsbahn in Zukunft allgemein die Polſterung der D⸗ Zugwagen dritter Klaſſe durchführen. Leider dampfte der Zug nur allzu ſchnell wieder ab, um zur vorgeſehenen Zeit in Nürnberg einzutreffen, wo er ſicherlich im Rahmen der großen Ausſtellung das beſondere Intereſſe der Ausſtel⸗ lungsbeſucher auf ſich ziehen wird. Pater zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt Wider die öffentliche Ordnung verſtoßen. Mainz. Die Juſtizpreſſeſtelle teilt mit: In der Sitzung des Amtsgerichts Mainz vom 26. Juni wurde Martin Schropp, genannt Pater Benignus, in Mainz des Vergehens wider die öffentliche Ordnung im Sinne des Paragraph 130, Abſ. 2 StB, ſchuldig befunden und zu der höchſtzuläſſigen Strafe von zwei Jahren Gefängnis ver⸗ urteilt. Die Verurteilung erfolgte wegen eines von Pater Be⸗ nignus gezeichneten und verfaßten Artikels, der im Franzis⸗ kanerblatt Heft 7/1935 erſchienen war. In dieſem Artikel hat der Verfaſſer zwei Belgier, die während des Vormar⸗ ſches der deutſchen Truppen 1914 Spionage getrieben hat⸗ ten, kriegsrechtlich zum Tode verurteilt und erſchoſſen wor⸗ den ſind, in einer Weiſe verherrlicht, die geeignet war, den öffentlichen Frieden zu ſtören und das Anſehen des deut⸗ ſchen Volkes im In⸗ und Ausland zu ſchädigen. Wegen des würdeloſen Verhaltens des Verurteilten iſt auf die Höchſt⸗ ſtrafe erkannt worden. — Jellbach.(Flucht nach einem Zuſammen⸗ ſtoß.) Infolge Außerachtlaſſung des Vorfahrtsrechts und Fahrens mit zu großer Geſchwindigkeit ereignete ſich Ecke Cannſtatter und Schorndorfer Straße ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Motorradfahrer und einem Perſonenkraft⸗ wagen. Der Motorradfahrer wurde verletzt und das Mo⸗ torrad beſchädigt. Der Führer des Kraftwagens ergriff die Flucht; er konnte jedoch von einem anderen Kraftwagen eingeholt und an die Unfallſtelle zurückgebracht werden. — Hirsau.(Selbſtmord mit einer Spreng⸗ kapſel.) Im Walde nahe dem Schweinsbachtal wurde die verſtümmelte Leiche eines 72 Jahre alten Mannes gefunden, die ſchon etwa zwei Tage in dem Dickicht lag. Der Tote hatte mit Hilfe einer Sprengkapſel ſeinem Leben ein Ende geſetzt. Es handelt ſich um einen Einwohner von Hirsau, der Anfang dieſer Woche ſeine Familie verließ, mit der er Streitigkeiten gehabt hatte. — Möglingen, OA. Oehringen.(Tödlicher Ver⸗ kehrsunfall.) An der Kocherbrücke bei Möglingen wurde der verheiratete, 37 Jahre alte Lehrer Eugen Däs aus Langenbeutingen, der auf ſeinem Leichtmotorrad von der Kocherbrücke in die Straße Baumerlenbach—Kocher⸗ ſteinsfeld einbiegen wollte, von einem Omnibus erfaßt und mitgeſchleift. Mit eingedrücktem Bruſtkorb, Schädelbruch uſw. wurde er dann tot unter dem Auto hervorgezogen. Beide Fahrer waren auſcheinend durch Staubwolken an der Sicht behindert. 5. Omnibusunglück im Siegerland Neunkirchen, 1. Juli. In Neunkirchen ereignete ſich ein ſchweres Verkehrsunglück. Ein mit 25 Ausflüglern beſetzter Omnibus aus Mudersbach wurde von einem überholenden Perſonenwagen gerammt, ſo daß der Omnibus in voller Fahrt gegen einen Telegrafenmaſt rannte. Der Omnibus wurde völlig zertrümmert. Von den Inſaſſen wurden 15 Perſonen verletzt, davon fünf ſo ſchwer, daß ſie dem Krankenhaus zugeführt werden mußten. Zu 15 Jahren Zuchthaus begnadigt Skuktgart, 1. Juli. Die Juſtizpreſſeſtelle Stuttgart teilt mit: Der Führer und Reichskanzler hat die vom Schwur⸗ gericht in Ellwangen gegen die am 29. März 1912 geborene Sofie Knorr wegen Mordes erkannte To⸗ desſtrafe im Gnadenwege in eine Zuchthausſtrafe von 15 Jahren umgewandelt. Die Verurteilte war jahrelang von ihrem Stief⸗ und Pflegevater mißbraucht und dadurch auf Abwege gebracht worden. cher Kinder ſah ſie ſich von ihrem Geliebten verlaſſen und von ihren nächſten Verwandten mit Mißhandlung und Verſtoßung bedroht. Sie hat darum ihr füngſtes ſechs Wochen altes uneheliches Kind vergiftet. Der Gnadenbe⸗ weis iſt bewilligt worden, weil die geiſtig beſchränkte Ver⸗ urteilte durch fremde Schuld in Bedrängnis geraten iſt, aus der ſie keinen Ausweg mehr zu finden vermochte. 30 Häuſer vom Wirbelſturm abgedeckt. Im Kreiſe Uſingen richtete eine Windhoſe großen Scha⸗ den an. Beſonders ſchwer wurde das Dorf Haſſelbach betrof⸗ fen. 30 Dächer wurden abgedeckt. Das Dach einer Feld⸗ ſcheune wurde etwa 130 Meter weit fortgetragen. An 200 Obſtbäume liegen entwurzelt am Boden. a In der näheren Umgebung von Koblenz hat ein Gewit⸗ ter großen Schaden angerichtet. In Rhens wurden die ge⸗ ſamte Frucht⸗ und 80 v. H. der Obſt⸗ und Kartoffelernte ver⸗ nichtet. Aehnlich liegen die Verhältniſſe auch in der Ge⸗ markung des Rheindorfes Brey, wo die Obſtbäume und die Kartoffel⸗ und Kornfelder vom Hagel verwüſtet und viele Bäume entwurzelt wurden. In einem Gaſthaus ſtürzte die Decke eines Saales ein. Zwiſchen Ehrenbreitſtein und Urbar ergoſſen ſich die Waſſermengen kaskadenarti über die Weinberge und riſſen ge Erdmaſſen mit ſich fort. Be⸗ deutender Schaden wurde auch in der Gemarkung von Wald⸗ eſch angerichtet. Aus Braubach wird gemeldet, daß dort über 100 Obſtbäume entwurzelt wurden und auch in den Weinbergen großer Schaden entſtanden iſt.„ Nach der Geburt zweier unehe⸗ Laltale Nuuadocuau Juli. „ 8 Sonnenglut uver ret⸗ fenden Feldern, uberau ſchwellende, üppige Pracht der Na⸗ tur, das Blau des Himmelszelts darüber wie eine rieſige Glocke aus Kriſtall, die im heißen Mittag tönend man zu hören glaubt, hohe Nächte mit funkelnden Sternen— o ſtellen wir uns den Sommer vor, die Julite ze, die die Fe⸗ rien bringen dem Städter, dem Landmann aber ſchweren Werkeltag. Der ſiebente Monat des Jahres iſt der Juli. Sein Name ſtammt von einem der Großen der Weltge⸗ ſchichte, von Julius Caeſar, dem gewaltigen Kriegsmann und bahnbrechenden Staatsmann, der auch den Kalender reformierte. Ihm zu Ehren haben die Römer im Jahre 45 vor Chriſti Geburt dieſen Monat ſo benannt. Unſere deut⸗ ſchen Vorfahren nannten den Juli viel treffender den Heu⸗ mond oder Heuert, ein Name, den wir wieder viel mehr an⸗ wenden ſollten. Denn welcher Begriff verbindet ſich für uns mit dem Namen„Juli“? Im Weſen ſagt uns das Wort gar nichts, es iſt tot, und nur die Gewohnheit gibt ihm Sinn. Doch in dem Wort Heumond oder Heuert weht ſchon der Duft des Heues, der Atem brütend heißer Tage, da liegt ſchon ein Stück deutſchen Sommers drin! Am 23. Juli beginnen die„Hundstage“, die wärmſte Zeit des Jahres. Da haben die Badeanſtalten, die Seen und Flüſſe großen Zuſpruch. Nun iſt auf den Kalender zwar kein Verlaß mehr, meinen wir doch jetzt ſchon, die Hundstage ſeien da! Im⸗ merhin, ſoll lieber doch die ſtrahlende Sonne ihre Glut ver⸗ ſchwenden, als daß nochmals regneriſche und trübe Wochen uns in die dumpfen Zimmer bannen. Nehmen wir den ſchönen Ausklang des Monats Juni zum Unterpfand dafür, daß der Juli nicht minder ſchön werde! Dann wird es allen recht gemacht! N Das erſte NS.⸗Volksfeſt auf den hieſigen Wörtelwieſen, das am Samstag abend ſeinen Anfang nahm erreichte geſtern abend mit einem Maſſenbeſuch ſeinen Höhepunkt. Das herrliche Hoch⸗ ſommerwetter war wie ein Geſchenk des Himmels. Ein⸗ geleitet wurde das Feſt am Samstag abend durch eine ſportliche Veranſtaltung und zwar durch einen Staffel⸗ lauf von ca. 2000 m nach den Wörtelwieſen. Es beteilig⸗ ten ſich daran der Tbd.„Jahn“, Tv. 98, Fußballvereini⸗ gung und SA mit je 20 Mann. Als Sieger ging der hieſige Tbd.„Jahn“ hervor. Abends begann nun in der kleinen Budenſtadt das übliche Volksfeſttreiben, bei Muſik, Geſang und Tanz. Am Sonntag nachmittag bewegte ſich vom„Schloß“ aus nach dem Feſtplatz ein Feſtzug, an dem ſich die Formationen der NSDAP. ſowie die Turnvereine be⸗ teiligten. Auf dem Feſtplatz wurde zunächſt ein Schul⸗ reiten vom Reiterſturm ausgeführt. Nun kam der Sport zur Geltung durch Austrag eines Hand⸗ und Fußball⸗ ſpieles. Anterdeſſen blühte der Schieß⸗ und Kegelſport; während andere ihr Glück beim Ballwerfen und Bock⸗ ſtechen verſuchten. In den Abendſtunden wurde der An⸗ drang nach den Wörtelwieſen, trotzdem ſie nicht zentraliſch liegen immer ſtärker. Der Jugend war reichlich genug Gelegenheit geboten, das Tanzbein zu ſchwingen. Im oroßen Bierzelt konnte man bei fröhlicher Stimmung und 1 guten Tropfen einige angenehme Stunden veer⸗ eben 0 Heute Nachmittag wird die Veranſtaltung ihren Fortgang finden. Volks⸗ und Kinderbeluſtigungen aller Art werden wieder zur Anterhaltung beitragen. 2 * Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr. Am Samstag abend rückte die hieſige 10. Komp. der Freiw. Feuerwehr zu ihrer erſten großen Hauptübung aus. Zunächſt fanden einige Schulübungen ſtatt und im Anſchluß ging es an die Löſchübung, für die das Anweſen Zähringerſtraße 63 auserſehen war. Man hatte als Auf⸗ gabe die Annahme zu Grunde gelegt, daß in dem Heu⸗ ſchober über dem Stallgebäude Feuer entſtanden iſt, das durch die vielen Heu⸗ und Strohvorräte reiche Nah⸗ rung findet. Da ſich der Heuſchober zwiſchen dem Wohn⸗ haus und der Scheune befindet, beſtand die Gefahr, daß das ganze Gebäude niederbrennt, zumal ſtarker Südweſt⸗ wind angenommen wurde und aus dem Dach des Wohn⸗ hauſes ſtarker Rauch drang, der vermuten ließ, daß das Feuer durch eine vorhandene Durchbrechung in der Brandmauer bereits auf die Speicher übergegriffen hat. Die Kompagnie war nach dem Alarm mit ihren Geräten gleich an Ort und Stelle und bekämpften mit mehreren Schlauchleitungen und der großen Leiter das angenom⸗ mene Feuer. Am Schluß der Uebung konnte Brandmeiſter Schmitt von der Berufsfeuerwehr in ſeiner Kritik feſtſtellen, daß die hieſige Freiw. Feuerwehr gut diizipliniert iſt und ihre Aufgabe gut verſtanden und die Maßnahmen richtig getroffen wurden. f Im Anſchluß ging es unter klingendem Spiel nach dem„Kaiſerhof“, wo ein kameradſchaftliches Beiſammen⸗ ſein ſtattfand. Kommandant Sößer konnte zahlreiche Gäſte begrüßen, unter anderm den Kreisvorſitzenden Agri⸗ cola, Branddirektor Knäbel und Regierungsrat Schneider. In humorvoller Weiſe gab Branddirektor Knäbel ſeine Kritik über die Fortſchrſtte der Seckenheimer Feuerwehr und gab wertvolle Ratſchläge für die weitere Fortbildung. Worte des Dankes fand Regierungsrat Schneider. Mit dem Treuegelöbnis, dem Deutſchland⸗ und Horſt Weſſel⸗ Lied klang die Anſprache aus. Bei fenster muſikaliſchen Weiſen und bei einem edlen Gerſtenſtoff verlebte man einen gemütlichen Abend. i E Sonntagsrückfahrkarten nach Naſtatt. Aus Anlaß des 25. Badiſchen Pioniertags in Raſtatt geben die Bahnhöfe in Baden Sonntagsrückfahrkarten(auch blanko) mit Gel⸗ tungsdauer von Samstag, den 6. Juli, 0 Uhr, bis Montag den 8. Juli(ſpäteſter Antrittstermin der Räckfahrt) nach Raſtatt aus. n 5 — 440 badiſche Kinder in der bayeriſchen Oſtmark. Am 28. Juni, abends 22.30 Uhr, verließ ein Ferienkinderzug der NS⸗Volkswohlfahrt Karlsruhe, um 440 Kinder auf vier bis fünf Wochen nach der Bayeriſchen Oſtmark in Erholung zu bringen. Davon ſind 70 Kinder aus dem Kreis Wies⸗ loch, 50 aus dem Kiei; Ofſen urg, 62 aus dem Kreis Lörrach, 70 aus dem Kreis Hefdelberg, 88 aus dem Kreis Karls⸗ ruhe und 100 aus dem Kreis Müllheim. f. Achtung! Jalſche Reichsbanknoten ſind im Verkehr. Mannheim. Nach den Pfingſtfeiertagen ſind in den Städten Mannheim, Stuttgart und München eine große Anzahl falſcher 50 Mark⸗Noten angehalten worden. Die wichligſten Merkmale ſind folgende: Papier etwas ſchwächer und weicher als das echte, meiſtens mehrmals gefaltet. Pflanzenfaſern nur vereinzelt zu ſehen, Waſſerzeichen ver⸗ ſchwommen, Kontrollſtempel grob nachgeahmt. Die Farbe des Bildrahmens iſt heller gehalten als bei den echten Noten, in den Schriften und Unterſchriften viele kleine Ab⸗ weichungen. Die meiſten FJalſchſcheine tragen die Nummer A 9 227 805, C 7 666 554 und F 8 810 161. Als Verbreiter kommen orksfremde Perſonen in Frage, die anſcheinend das ganze Reichsgebiet bereiſen. Die Verbreiter beſuchen e offene Ladengeſchäfte und kaufen nur eine Klei⸗ nigkeit. Es wird gebeten, dieſen Falſchnoten beſondere Auf⸗ merkſamkeit zu ſchenken und Verbreiter der Polizei oder Gendarmerie zu übergeben. Für Mitteilungen, die zur Er⸗ greifung der Herſteller oder Berausgaber der Falſchſcheine bzw. zur Ermittelung der Fälſcherwerkſtatt führen, iſt vom Reichsbankdirektorium Berlin eine Belohnung bis zu 3000 Mark ausgeſetzt. Preisausſchreiben für holzgeſchnitzte Wegweiſer. Zur Erlangung von Entwürfen für Wegweiſer und Wegſchilder aus Holz veranſtaltet die Thüringiſche Landesſtelle für Hand⸗ werksförderung ein Preisausſchreiben, das den Zweck ver⸗ folgt, die Ausführung künſtleriſcher Wegweiſer und Wegſchil⸗ der zu fördern und dem Horzbildhauer⸗, Holzſchnitzer⸗ und Drechslerhandwerk neue Anregungen zu geben. Zur Be⸗ teiligung ſind zugelaſſen: Die Mitglieder der Reichskammer der bildenden Künſte und alle deutſchen Holzbildhauer, Holz⸗ ſchnitzer und Drechsler. Jedem Bewerber iſt freigeſtellt, ver⸗ ſchiedene Entwürfe einzuſchicken. Folgende Preiſe ſind aus⸗ 9055 1. Preis 300 RM, 2. Preis 280 RM, 3. Preis 150 M, 4. Preis 100 RM, 14 Ankäufe zu je 50 RM gleich 700 RM. Die Entwürfe ſind ſpäteſtens bis zum 15. Juli 1935 einzureichen. Die Wettbewerbsunterlagen werden gegen Einſendung von 0.25 RM in Briefmarken von der Thürin⸗ giſchen Landesſtelle für Handwerksförderung in Weimar, Schwanſeeſtraße 41, verſandt. Aus dem Gerichtsſaal [ Sechs Monate Gefängnis für einen unanſtändigen Kinobeſucher. Eine Anzahl von Frauen aus Neckarau trat vor dem Einzelrichter in der Verhandlung gegen den 23 Jahre alten ledigen Max Willi Moosbauer als Zeugen auf, die ihn beim Kinobeſuch zum Nachbar hatten. Während der Film rollte, erlaubte er ſich Handlungen in dem abgedunkelten Raum, die die Mädchen veranlaßten, bei der Aufſicht Beſchwerde zu führen. Es war ihm wohl weniger um die Vorführung zu tun, als um Neigungen, die ihn ſchon einmal vier Monate ins Gefängnis wegen Er⸗ regung öffentlichen Aergerniſſes gebracht hatten. Er ver⸗ legte ſich vor dem Richter aufs Leugnen, aber die Aus⸗ ſagen der beläſtigten Frauen laſſen gar keinen Zweifel; ſie waren gezwungen, ſich ſogar energiſch gegen dieſen Plagegeiſt zu wehren. Der Einzelrichter hielt ihn der tät⸗ lichen Beleidigung für überführt und verurteilte ihn zu ſechs Monaten Gefängnis. Der Prozeß Duttenhofer Zwölfter Verhandlungstag. () Karlsruhe, 29. Juni. Am Freitag kam der Fall 3. von Rheinsheim zur Sprache, Z. halte von dem Angeklagten für Prozeßvertretung und Reiſekoſten eine Rechnung über 23/1 Mark erhalten. Die Anklage wirft auch hier dem Dr. D. vor, daß er ſeine Speſen viel zu hoch gerechnek habe. In 1 0 Fällen hat Dr. D. die volle Gebühr und die gan⸗ zen Speſen in Anſatz gebracht, obwohl er mit der Reiſe gleich⸗ zeitig andere Termine wahrnehmen konnte. Der Angeklagte reiſte einmal zu vier Terminen nach Karlsruhe und brachte für dieſen einen Tag an Speſen und anderen Koſten 176 Mark zuſammen, Eine weitere eintägige Reiſe wurde mit 122 Mark in Rechnung geſtellt. Der Angeklagte erklärte, daß ſich Z. über die Koſtenrechnung nicht aufgehalten habe und mit ihm, Dr. D., zufrieden geweſen ſei.— Die Beweisaufnahme nähert ſich dem Ende Ende einer alten Handwerkseinrichtung Im Kraichgau ſind Sägmühlen im Gegenſatz zum Schwarzwald und Odenwald viel ſeltener und fallen daher dem aufmerkſamen Wanderer beſonders auf. Das Dorf Mingolsheim— durch ſein heilkräftiges Schwefel⸗ waſſer weithin bekannt beſitzt im Gewann„Talwieſen“ ein derartiges Sägewerk. Das Anweſen liegt am Freibach, der nach einer Legende aus neun Quellen ent⸗ ſpringt, inmitten eines Dreiecks, das von den Orten Lan⸗ genbrücken, Mingolsheim und Oeſtringen gebildet wird. wegung. Durch verſchiedene Ueberſetzungszahnräder wird die rotierende Kraft des Waſſerrades auf ein Gatter über⸗ tragen, das mit nur einem Sägeblatt verſehen iſt. In unſe⸗ rer, auf Wirtſchaftlichkeit und Tempo eingeſtellten Zeit ſind natürlich derartige Anlagen unrentabel und müſſen neueren Maſchinen weichen. Dieſe urſprüngliche Induſtrieanlage wurde vor rund 100 Jahren von der Mühlenbauanſtalt Herbold in dem nahen Meckesheim hergeſtellt und hier auf⸗ geſtellt. Sie gibt uns ein getreues Bild ländlicher In⸗ duſtrie aus vergangenen Zeiten, in denen Dampf und Elektrizität für derartige Zwecke noch nicht ausgenützt wur⸗ den. Waſſerkraft war das Gegebene; es ging zwanr lang⸗ ſam, aber es war ſo gemütlich, wie das Waſſer über das Rad plätſcherte und die Säge ſich gemächlich in den Stamm hineindrängte. Nun iſt ihre Zeit abgelaufen. Eine größere und weit mehr leiſtende Maſchine kommt an ihren Platz. Unſere Nachfahren werden die Romantik derartiger Säge⸗ mühlen wohl nur noch aus literariſchen Zeugniſſen kennen lernen. Das Kernerſche Lied„Dort unten in der Mühle ſaß ich in ſüßer Ruh“ gehört wohl zu den beliebteſten und meiſt geſungenen Volksliedern. Der letzte Vers drückt das Schick⸗ ſal des Vergänglichen ſo wunderſchön aus: Vier Bretter ſah ich fallen, mir ward's ums Herze ſchwer; ein Wörtlein wollt ich lallen, da ging das Rad nicht mehr. Die Jagd im Juli Auch der Monat Juli ſteht noch ganz im Zeichen des Rehbocks. Die Jagd auf ihn verurſacht aber wenigſtens in der erſten Hälfte des Monats erheblich größere Schwierig⸗ keiten als bisher. Der Juli iſt für die Böcke das, was der Auguſt für die Hirſche iſt: Feiſtzeit. Gegen Ende des Mo⸗ nats ſteht das Rehwild in der Brunft. Alle Böcke ſind 1 den Läufen, und dem weidgerechten Jäger iſt Gelegenhei geboten, ſeinen Abſchuß zu erfüllen. Der Abſchuß gut ver⸗ anlagter Böcke iſt möglichſt bis zur Brunft zurückzuſtellen. Da⸗ gegen hat der Jäger dafür Sorge zu tragen, daß die Ab⸗ ſchußböcke vor der Brunft zur Strecke kommen. In dieſem Sinne haben ja auch die Kreisjägermeiſter die Abſchuß⸗ pläne aufgeſtellt. Die Geweihbildung der Rothirſche iſt dank der günſtigen Aeſungs⸗ und Witterungsverhältniſſe in die⸗ ſem Jahre ſchon weit vorgeſchritten. Starke Hirſche ſtehen kurz vor dem Fegen. Bei den Damſchauflern wird dieſer Akt noch etwas auf ſich warten laſſen. Die führenden Bachen genießen wie alles führende Haarwild vollen Schutz. Die Haſen ſorgen noch immer für Vermehrung. Das Flug⸗ wild führt ſeine Nachkommen und iſt ſtändig von Gefahren umgeben. Auch im Juli darf der Jäger deshalb ſeine Hege⸗ und Pflegepflichten neben der Jagd auf den roten Bock nicht aus den Augen laſſen. Wildenten dürfen außer der Eider⸗ und Kolbenente bereits am 16. Juli geſchoſſen werden. Die Ringeltaube hat auch in dieſem Monat noch Schonzeit. Auch für den Wilderer iſt die Blattzeit eine hohe Zeit. Alſo erhöhte Aufmerkſamkeit auf alle Perſonen, die verdächtig erſcheinen! — Kriegsverſorgung im Altertum 5 Wenn die deutſchen Kriegsopfer heute dankbar der Ehrungen gedenken, die ihnen der Führer Adolf Hitler als Frontkamerad zuteil werden läßt, ſo finden wir dazu eine Parallele in der alten Geſchichte. Alexander der Große hat als erſter die Anweiſung von Ehrenſitzen an ſeine Kriegsinvaliden bei öffentlichen Feſt⸗ und Sportver⸗ anſtaltungen verfügt. Sie ſaßen in den erſten Reihen vor allem Volk und wurden bekränzt, was die griechiſche Form der Ordensverleihung war. Alexander iſt es übrigens auch geweſen, der den Gedanken einer einmaligen Kapitalabfin⸗ dung der Kriegsopfer zuerſt aufgebracht und durchgeführt hat, wie Richard Herbig. Jena. im Organ der NSKOV. feſtſtellt. Für die Waiſen der Gefallenen im Krieg Athens gegen Sparta verſprach Perikles in öffentlicher Rede ſtaat⸗ liche Fürſorge bis zur eigenen Erwerbsfähigkeit. Das ge⸗ ſchah im Jahre 430 vor Chriſtus. In Athen gab es übri⸗ gens ſchon im 6. Jahrhundert vor Chriſtus richtige Fürſorge⸗ geſetze für die Kriegsbeſchädigten. Schon bei den Griechen, vor allem aber dann im römi⸗ ſchen Weltreich wurde die Zivilverſorgung der Veteranen immer mehr zu einem ausgedehnten volkswirtſchaftlichen Problem von großer, auch politiſcher Bedeutung. Vor allem anderen ſpielte die Verſorgungsform der Landzuwei⸗ ſung, alſo der bäuerlichen Siedlung, ihre Rolle in der Zi⸗ vilverſorgung der römiſchen Heeresangehörigen außer Dienſt. Die Römer legten damals u. a. ganze geſchloſſene Militärkolonien ſtädtiſchen Charakters an, welche z. B. an Rhein und Donau die Wiege noch heute blühender volk⸗ reicher Städte geworden ſind. So entſtanden, um num wenige wichtige zu nennen, Köln, Mainz, Wien und viele andere europäͤiſche, nordafrikaniſche, aſiatiſche Städte vom hoher geſchichtlicher Bedeutung. Keine Konſunkturhatz Jür gleichmäßige Auftragsverteilung. Unter dem Motto„Haushalten mit der Arbeit“ ſetzt ſich der nationalſozialiſtiſche Wirtſchaftsdienſt dafür ein, daß die Konjunkturhatz vermieden werde. Vom rein egoiſtiſchen Standpunkt aus ſei es verſtändlich, daß ein Wettlauf um die Nutzung und Ausſchöpfung der aufſteigenden Wirt⸗ ſchaftsphaſe einſetzt. Jedes Unternehmen werde ſich be⸗ mühen, möglichſt viele Aufträge hereinzubekommen. Es könne ſein, daß innerhalb der gleichen Branche ein Betrieb ſeine Kapazität um vorübergehender Aufträge willen er⸗ weitert, während die Kapazität des anderen Betriebes un⸗ ausgenutzt ſei. Es wäre zu erwägen, ob im geſamtwirt⸗ ſchaftlichen Intereſſe nicht eine Art Auftragskontin⸗ gentierung einletzen könnte, um mit dem vorhandenen, Kapital ſparſam umzugehen und eine gleichmäßige und langfriſtige Beſchäftigung der Arbeitnehmer zu ermög⸗ lichen. Es würde keineswegs einen Verſtoß gegen das Lei⸗ ſtungsprinzip bedeuten, wenn ein Betrieb auf die(Herein⸗ nahme von Aufträgen, die auf längere Zeit ſein Fäſſungs⸗ vermögen in bezug auf Leiſtungen überſteigen, verzichtet und dieſerhalb auf weniger genutzte Betriebe der gleichem Branche verweiſt. Vierer Eiſenbarth⸗Feſtſpiele rer In der Geburktsſtadt des Wunderdokkorsen die — In Viechtach, dem beſchaulichen Marktflecken im Herzen des Bayeriſchen Waldes, wird es jetzt lebendig. Dr. Eiſen⸗ barth, der berühmte Sohn des Ortes, feiert fröhliche Ur⸗ ſtänd in den Eiſenbarth⸗Feſtſpielen am 30. Juni, 7. Juli. 4., 11. und 15. Auguſt. Dr. Eiſenbarth war nicht nur ein. berühmter Arzt, ſondern auch ein fahrender Geſelle, der ſich auf die„Szene“ verſtand, wie kaum einer. Dieſer fahrende Chirurgus ließ buchſtäblich die Trommel für ſich rühren. und hatte eine ganze Schar von Poſſenreißern und Gauke lern, von Seiltänzern, Feuerfreſſern uſw. bei ſich, die das Volk anzulocken wußten. Und auf derſelben Bretterbühne. die er am Marktplatz aufſchlagen ließ, vollführten die ihr luſtiges Spiel, bevor oder nachdem ihr Herr und Meiſter ſelbſt als Anpreiſer und Verkäufer ſeiner Medikamente ſich produzierte. 15 8 ſonſt war er nicht wähleriſch in der Re⸗ klame für ſeine Kunſt. Nun wäre aber doch feſtzuſtellen, daß der hiſtoriſche Eiſenbarth(1661 bis 1727) ein etwas anderer Kerl war, als der Quackſalber und Meiſter der Roßkuren, als den ihn uns das Volkslied überliefert. Er war wirklich ein großer Kön⸗ ner, eine Art ärztliches Univerſalgenie, vor allem ein erfolg⸗ gekrönter Chirurg, oder, wie man damals ſo ſchön ſagte, „Bruch⸗ und Steinſchneider“. Unter Steinen ſind hier natür⸗ lich Blaſenſteine zu verſtehen, deren der reklametüchtige Mann„erſchröcklich viele geſchnitten“ zu haben ſich rühmte. Nicht umſonſt hat er's dazu gebracht, daß eine ganze Reihe von Landesherren und ſchließlich auch der König von Preu⸗ ßen im auf Grund vieler guter„Atteſtata von verſchiede⸗ nen Reichsfürſten, mediziniſchen Fakultäten, Magiſtraten, Stadtphyſicis und anderen Praticularibus“ ein Privileg er⸗ teilten. Er hätte es alſo gar nicht nötig gehabt, ſich einer im wahrſten Sinne des Wortes ſo marktſchreieriſchen Reklame zu bedienen, wie er es tat. Die Viechtacher Feſtſpiele wer⸗ den dem geſchichtlichen Dr. Eiſenbarth die Ehrenrettung ver⸗ 5 zten Mannheimer Theaterſchau Spielplan vom 1. Juli bis 8. Juli. Im Nationaltheater: Mon tag, 1. Juli: Miete E 27, Sondermiete E 13: Pe er Gynt, Schauspiel von Henrik Ibſen. Anfang 19, Ende 23 Uhr. Dienstag, 2. Juli: Miete G 27, und für die NS⸗Kultur⸗ gemeinde Mannheim Abt. 130 bis 132: Maß für Maß, Komödie von Shakeſpeare. Anfang 20, Ende gegen 22.45 Uhr. Mittwoch, 3. Juli: Miete B 27 und für die NS⸗Kultur⸗ 1 Mannheim Abt. 201 bis 203, ferner für dis NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen Abt. 46 bis 49: Luiſe Millerin(Kabale und Liebe), von Schiller. Anfang 20, Ende gegen 22.45 Uhr. Donnerstag, 4. Juli: Miete D 29, Sondermiete D 15: Herz über Bord, Operette von Eduard Kün⸗ neke. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Freitag, 5. Juli: Miete F 23, Sondermiete F 15: Hilde und 4 PS, Luſtſpiel von Kurt Sellnick. Anfang 20, Ende etwa 22 Uhr. Samstag, 6. Juli: Miete C 27: Herz über Bord, Operette bon Eduard Künneke. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Sonntag, 7. Juli: Miete A 28, Sondermiete A 14 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 171, Danksagung. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme beim Heimgang unserer lieben Entschlafenen sagen wir hiermit unsern innigsten Dank. Familie Adolf Kern Familie Nick. Stöhr. Mhm.-Seckenheim f Leutershausen 1. Juli 1935. hee zn für Handharmonikaſpieler und Küche von Zünmer ſchaffen, auf die er Anſpruch hat. erie älterem Ehepaar 184 bis 186, 271, 291, 371: In neuer Inſzenierung: 7 8 Götterdämmerung, von Richard Wagner. en: fang 18, Ende etwa 23 Uhr. Montag, 8. Juli: Miete H 27, Sondermiete H 14 und ür die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 221 bis 23, 524 bis 527:, Hilde und 4 PS, Luſtſpiel von Kurt Sellnick. Anfang 20, Ende etwa 22 Uhr. * jeden Dienstag Abend 8 Ahr 5 AAdreſſen an die im Gaſthaus„Zur Roſe“ in Ilvesheim Geſchäftsſt. d. Bl. erbeten. Berlleksichtigt unsere Inserenten! 1 N So akt auszahlda x Taglohn-Zeitel für Bauhandwerker aach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des„Neckar-Bote“ Beginn des Kurſes morgen Dienstag, 2. Juli. Vohnenſtangen eingetroffen. Johann 8 Würthwein. Leeres oder möbliertes Zimmer, evtl. mit Kaffee⸗Frühſtück, ſofort zu mieten geſucht. Angebote an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. Im Neuen Theater(Koſengarten)t. Sonntag, 7. Juli: Für die SA⸗Gruppe Kurpfalz— ohne 5 Der Rebell von der Saar, Volksſtück von August Ritter von Eberlein. Anfang 20, Ende 22 Uhr.