eine feſte Grundlage kommen ſoll, müſſen wir Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreise: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 3. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Fages- und finzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 35: 1250. 35. Jahrgang Für eilige Leſer 2: Aus kreiſen, die dem amerikaniſchen Marineamk naheſtehen, werden umfangreiche Floktenbaupläne bekannt. Unter anderem ſoll vom Jahre 1937 jährlich ein Schlacht⸗ ſchiff von 35 000 Tonnen gebaut werden. 2: Einige franzöſiſche Blätter beſchäftigen ſich mit der Möglichkeit unmittelbarer deutſch⸗franzöſiſcher Verhand- lungen. Während„Le Jour“ ſolche Verhandlungen als zwecklos ablehnt, meint„Quotidien“, man müſſe den„Mut zum Verkrauen“ haben. 25: Im brikiſchen Anterhaus gab Miniſter Eden eine Erklärung über ſeine diplomatiſchen Reiſen nach Paris und Rom ab. „Die deutſche Gchweſternation“ Der Stimmungsumſchwung in England.—„Das Eiſen der Ungerechtigkeit.“ London, 1. Juli. Lord Alen of Hurkwood ſchreibt in einem Brief an die „Times“, nach 16 tragiſchen Jahren gebrauchte Großbri⸗ kannien ſeinen Einfluß, um die Fehler auszulöſchen, die Europa in ſiegreiche und beſiegte Mächte geteilt hätten. Mit eindrucksvoller Einhelligkeit habe das britiſche Volk ſeine Regierung beim Ausſtrecken der Berſöhnungshand unter⸗ ſtützt. Mit unbedingter Entſchloſſenheit zerſchneide England das Netzwerk juriſtiſcher Formalitäten und erreiche endlich den Kern des Problems. Die britiſche öffentliche Meinung bleibe dabei, daß nun⸗ mehr nichts die Anerkennung Deutſchlands als gleichberech⸗ tigter Schweſternation verhindern würde. Dieſe Gleichheit, erklärt Lord Allen, müſſe ihre Erfüllung in einem Syſtem kollektiver Sicherheit finden. Er fährt dann fort, dieſe Wiederverſöhnung Europas iſt von ſolcher Wichtigkeit und das neue Einvernehmen zwiſchen Großbritannien und Deutſchland iſt ſo ausſichts⸗ voll, daß ich mich nicht enthalten kann, einen weiteren Fortſchritt zu befürworten. Wenn all dieſer gute Wille auf ihn im tiefſten Herzen empfinden. Wir müſſen Deutſchlands Hand nicht nur ergreifen, weil wir unſererſeits die Feh⸗ ler von Verſailles wieder gutzumachen wün⸗ ſchen, ſondern weil wir aus aufrichtigem freien Trieb wünſchen, die Freunde unſerer deutſchen Nachbarn zu ſein. Es verbleibe, meint der Einſender weiter, aber noch ein Gefühl des Zauderns und Bedauerns. Lord Allen führt dies auf den inneren Geſtaltwandel Deutſchlands zurück, dem er als Liberaler bekanntlich ablehnend gegenüberſteht, der allerdings, wie er zugibt, eigene Angelegenheit der Deutſchen ſei. Der Brief ſchließt: Kein Engländer, der nicht den Vorzug gehabt habe, in freimütiger Ausſprache mit dem Führer des deutſchen Vol⸗ kes zuſammenzukommen, könne ſemals völlig begreifen, wie kief das Eiſen der Ungerechtigkeit in das Herz eines ſtolzen und großen Volkes wie des deutſchen eingedrungen ſei. Nur weil einige Engländer dieſe Tatſache ſo lebhaft er⸗ kannt hätten und ſo ernſtlich danach ſtrebten, ihren Beitrag der Achtung und Verſöhnung zu liefern, wage er es, ſo zu ſchreiben, wie er es ſich in dieſem Brief erlaubt habe. Das neue Freundſchaftsbekenntnis Lord Allens zu Deutſchland zeigt, wie ſo viele andere Aeußerungen der letzten Zeit, in erfreulicher Deutlichkeit den vollſtändigen Umſchwung der öffentlichen Meinung in England zu Gun⸗ ſten Deutſchlands. Heute kann ein Mann von der Bedeu⸗ tung Lord Allens ohne weiteres von der„deutſchen Schweſternation“ ſchreiben; das hätte noch vor einiger Zeit einen Proteſtſturm in der engliſchen Oeffentlichkeit entfacht. Dieſer völlige Stimmungsumſchwung iſt in erſter Linie der genialen Staatskunſt unſeres Führers zu verdanken, der in bewußter Abweichung von den früheren diplomati⸗ ſchen Allüren mit aller Ehrlichkeit und Deutlichkeit die Probleme beim rechten Namen nennt. Die Verdienſte der deutſchen Delegation In der Ausführung der außenpolitiſchen Pläne und Gedanken Adolf Hitlers hat der außerordentliche Bot⸗ ſchafter Joachim von Ribbentrop ſich jetzt ſchon große, ja hiſtoriſche Verdienſte erworben. Vor kurzer Zeit ein dem Auslande faft unbekannter Mann, gehört v. Rib⸗ bentrop heute zu den meiſt genannten Diplomaten Euro⸗ pas. Mit dem ſicheren Blick für wirkliche Begabung und Fähigkeit hat der Führer dieſem Manne wichtige Aufgaben übertragen, zuerſt als ſeinem perſönlichen Berater und Be⸗ vollmächtigten, dann wurde v. Ribbentrop auch offiziell durch Ernennung zum außerordentlichen Botſchafter in eine hohe Stellung erhoben. Er hat das Vertrauen des Führers glänzend gerechtfertigt, und das ganze deutſche Volk hat ihm im Geiſte bei ſeiner Rückkehr aus London einen herz⸗ lichen und dankbaren Empfang bereitet. Mit ſchwung in den deutſch⸗engliſchen Beziehungen durch das dem Um⸗ Flottenabkommen wird der Name Joachim von Riboen⸗ trop immer verbunden ſein. In den beiden anderen Mit⸗ gliedern der Delegation, dem Konteradmiral Schuſter und dem Korvettenkapitän Kiderlen, hatte v. Ribben⸗ trop wertvolle Mitarbeiter, die ihren Anteil zu dem großen Ergebnis beigetragen haben. 5 Dienstag, den 2. Juli 1935 Angſt oder Mut? Roſenberg vor den pommerſchen Erziehern. Heringsdorf, 1. Juli. Reichsleiter Alfred Roſenberg ſprach auf der Gau⸗ Thingſtätte in Heringsdorf vor etwa 20 000 Volksgenoſſen, darunter 7000 pommerſchen Erziehern. Alfred Roſenverg führte aus, die Erziehungsfrage ſtehe im entſcheidenden Vordergrund. Man könne ein Volk nach zwei Richtungen erziehen. Man appelliere entweder an die Angſt oder an den Mut eines Volkes. die vergangenen Jahrhunderte hätten das Volk in Furcht erzogen, die NS DA p ſtehe aber auf der Seite des Mutes. Der Redner ſprach dann von dem Mut, den wir haben müßten, um das von der Ueberlieferung auszuwählen, was gut und zweckmäßig für unſer Volk ſei. Eden berichtet Ueber ſeine diplomatiſchen Reiſen.— Aufſehenerregende Mitteilungen über Englands Schritte im italieniſch⸗abeſſini⸗ ſchen Konflikt. London, 2. Juli. Miniſter Eden gab am Montag im Unterhaus die be⸗ reits angekündigte Erklärung über ſeine diplomatiſche Reiſe nach Paris und Rom ab. Eden führte aus: „Der Zweck meiner Reiſe nach Paris war doppelter Natur: Die britiſche Regierung wollte an erſter Stelle die früheſte Gelegenheit benutzen, um der franzöſiſchen Regierung eine volle und offene Erklärung über das deutſch⸗engliſche Flottenabkommen zu ge⸗ ben. Sie wünſchte auch, in Rückſprache mit der franzöſi⸗ ſchen Regierung die Mittel und Wege zu erwägen, ſo ſchnell wie möglich Fortſchritte mit den Verhandlungen über alle Punkte des Londoner Protokolls vom 858 Februar zu erzielen. Laval erklärte mit gleicher Offenheit die An⸗ ſicht der franzöſiſchen Regierung zu dieſem Abkommen. Er legte auch ſeine Anſicht über die Auswirkung des Abkom⸗ mens auf die verſchiedenen europäiſchen Probleme dar, mit deren Löſung beide Regierungen beſchäftigt ſind. Im Laufe dieſer Beſprechung wurde anerkannt, daß für die Regelung dieſer Fragen, wie z. B, der des Luftpaktes, des Oſtpaktes, des Mitteleuropäiſchen Paktes und der Vereinbarung über Landrüſtungen eine enge Zuſammenarbeit zwiſchen Eng⸗ land und Frankreich notwendig ſei. Am Ende der Beſpre⸗ chung über dieſelben Probleme, die ich in der Folge mit Muſſolini in Rom hatte, konnten wir erfreulicherweiſe eine Einigung über die Möglichkeit feſtſtellen, weiterhin für die europäiſche Befriedung in Einklang mit der im Londoner Protokoll und in der Streſaer Entſchließung niedergelegten Richtlinien zu arbeiten. Es iſt ſedoch kein Grund zu der Hoffnung vorhanden, daß die beſte Verhandlungslinie in Kürze gefunden werden muß.“ Ver mittlungsvorſchlag im Abeſſinienſtreit Eden wandte ſich dann der italieniſch⸗abeſſiniſchen Streitfrage zu und erklärte: Ich teilte Muſſolini die ernſte Beſorgnis der engliſchen Regierung über die Wen⸗ dung des Streites zwiſchen Italien und Abeſſinien mit. Ich wies darauf hin, daß ſich die britiſche Aufßzenpolitik auf den Völkerbund gründet und daß infolgedeſſen die bri⸗ tiſche Regierung Ereigniſſen gegenüber, die die Zukunft des Völkerbundes weitgehend beeinfluſſen könnken, nicht gleich gültig bleiben könne. Außerdem habe die öffentliche Mei⸗ nung Englands über dieſe Frage ſehr ausgeſprochene An⸗ ſichten. a Die engliſche Regierung habe deshalb ſorgenvoll ge⸗ prüft, ob ſie irgendeinen konſtruktiven Beitrag zu einer Löſung liefern könne. Darauf beſchrieb ich Muſſolini die Art des von England ins Auge gefaßten Beitrages, den ich ihm als proviſoriſchen Vorſchlag dorlegen durfte. Dieſer Vorſchlag ging, allgemein geſprochen, dahin, zu⸗ gunſten einer endgültigen Regelung des ikalieniſch⸗abeſſi⸗ niſchen Streites würde die engliſche Regierung bereit ſein, Abeſſinien einen Gebietsſtreifen in Britiſch⸗ Somaliland an⸗ zubieten, um ſo Abeſſinien einen Zugang zum Meere zu geben. Dieſer Vorſchlag ſollte gebietsmäßige und wirtſchaft⸗ liche Zugeſtändniſſe Abeſſiniens an Italien erleichtern, wie ſie möglicherweiſe im Rahmen eine Regelung zuſtandege⸗ kommen wären. Die britiſche Regierung würde als Gegen⸗ leiſtung für dieſe Abtretung kein Zugeſtändnis verlangen mit Ausnahme der Weiderechte für ihre Stämme in den⸗ jenigen Gebieten, die an Italien abgetreten würden. Dieter Vorſchlag wurde nicht leichten Herzens gemacht, und nur der Ernſt der Lage konnte die Abtretung britiſchen Gebiets ohne eine gleichwertige Gegenleiſtung rechtfertigen. Von Muſſolini abgelehnt Ich bedauere es ſehr, daß Muſſolinſ nicht in der Lage war, dieſen Vorſchlag als eine Grundlage für die Löſung der Streitfrage anzunehmen. Nach meiner Rückkehr nach Paris gab ich Laval einen Bericht über meine Rückſprache mit Muſſolini. 8 5 Nr. 151 Lansbury verlangt Druck auf Italien Nach der Unterhauserklärung Edens über ſeine Beſu⸗ che in Paris und Rom fragte der Oppoſitionsführer Lans⸗ bury, wann das Unterhaus die erwähnten Fragen erör⸗ tern dürfe. Er wollte ferner wiſſen, wann die Regierung mifktei⸗ len kanne, welche weiteren Schritte ſie unternehmen wolle, „um auf die italieniſche Regierung in der Angelegenheit des Streites mit Abeſſinien einen Druck auszuüben, wie ihn die öffentliche Meinung Europas ausüben könne. Nie⸗ mand im Unkerhaus wünſche eine Politik des Hinauszö⸗ gerns, wie ſie im Fernen Oſten zu der keilweiſen Erobe⸗ rung Chinas durch Japan geführt habe.“ Der Außenminiſter Hoare erwiderte, daß er die außerordentliche Dringlichkeit dieſer Frage durchaus ein⸗ ſehe. Er könne jedoch nicht beſtimmt ſagen, wann die Re⸗ gierung dem Unterhaus weitere Einzelheiten mitteilen könne. Sie wolle nämlich nichts tun, was geeignet ſei, die von ihr gewünſchte Entwicklung der Dinge nachteilig zu beeinfluſſen. Lansbury erwiderte, zwar müſſe man der Regie⸗ rung alles in weitem Ausmaße überlaſſen, letzten Endes aber ſei das britiſche Parlament verantwortlich. Er wünſche zu verhindern, daß in der abeſſiniſchen Frage wieder ein⸗ mal ohne vorherige Befragung des Unterhauſes, des Völ⸗ kerbundes oder anderer Leute eine vollendete Tat⸗ ſache zuſtandekommt. Der Regierungsliberale Dickie wünſchte, daß das Unterhaus die abeſſiniſche Frage erörtern könne, bevor britiſches Gebiet an Abeſſinien oder an irgendein anderes Land abgetreten werde. Hoare entgegnete:„Das Unterhaus muß der Regie⸗ rung in dieſer Hinſicht vertrauen. Wenn es dies nicht tun wolle, dann geht die ganze Grundlage unſerer Arbeit ver⸗ loren. Der britiſche Vorſchlag war, wie geſagt, in ſeiner Ark ein Berſuch. Er bildete einen Teil eines allgemeinen Ver⸗ ſuchs, eine Regelung für eine Lage zu finden, die kritiſch iſt und überall kataſtrophale Folgen haben könnke, wenn ſie nicht richtig behandelt wird. Die andere Seite Was Laval über die Ausſprache mit Eden ſagk. Paris, 2. Juli. Miniſterpräſident Laval eröffnete die Touriſtenwoche für die Auvergne mit einer Rede, die im weſentlichen ein Aufruf an die Franzoſen zur Einigung war. Dem„Petit Pariſien“ zufolge, hat der Miniſterpräſident hierbei auch die letzten Etappen ſeiner diplomatiſchen Arbeit in Erinne⸗ rung gerufen und dann hinſichtlich des deutſch⸗engliſchen Flottenabkommen erklärt: „Ich habe England gegenüber die Sprache geführt, die angebracht war, und ſogar die, die mich für zu maßvoll halten. wären vielleicht der Anſicht, daß ich etwas zu weit gegangen bin, wenn ſie die genauen Wendungen kennen würden, deren ich mich bedienk habe. Die Freenzoſen müſſen kaltes Blut und Sinn für Ordnung bewahren. Mit welcher Autorität könnke ich mit dem Vertreter Deutſchlands ſpre⸗ chen, wenn unſer Land ſich ſelbſt aufgibt, wenn es ſich nicht um die Gewährleiſtung ſeiner eigenen Sicherheit ſorgk, wenn es das Schauſpiel der Unordnung und offen geſagt, der Feigheit bietet?“ Kein Mut zum Vertrauen Zur Frage deutſch⸗franzöſiſcher Verhandlungen. Paris, 1. Juli. Einige franzöſiſche Blätter beſchäftigen ſich mit der Möglichkeit unmittelbarer deulſch⸗franzöſiſcher Verhand⸗ lungen. Dabei wirft„Le Jour“ die Frage auf, ob Frank⸗ reich nicht Gefahr laufen würde, durch Verhandlungen mit Deutſchland den Bruch der Fronk von Streſa zu beſtätigen. Der Berliner Berichterſtatter des gleichen Blattes ſchreibt, es ſei nicht klar, was Deutſchland an poſitiven Bei⸗ trägen für eine deutſch⸗franzöſiſche Ausſprache mitbringen könne. Ein Abkommen ähnlich dem mit England ſei wohl unmöglich. Hitler habe zwar in ſeiner Rede vom 21. Mai gewiſſe Vorſchläge für eine Rüſtungsbeſchränkung gemacht. Aber ſie ſeien allgemein gehalten und könnten nicht als ausgeſprochen deutſch-franzöſiſches Problem gelten; und was die deutſche Heeresſtärke anlange, ſehe man keine Möglichkeiten. Unter dieſen Umſtänden könne ſich eine deutſch⸗franzöſiſche Ausſprache nur auf allgemeine europät⸗ ſche Fragen erſtrecken. Angeſichts der Einſtellung Deutſch⸗ lands zu dieſen Fragen ſei es aber zweifelhaft, daß eine unmittelbare Ausſprache beſſere Ergebniſſe zeitigen würde als Verhandlungen auf diplomatiſchem Wege. Etwas poſitiver äußert ſich der„Quotidien“. Briand würde ſicher, meint das Blatt, auch mit dem natio⸗ nalſozialiſtiſchen Deutſchland verhandelt haben. Die deutſche Preſſe habe wohl recht, wenn ſie vom„Mut zum Ver⸗ trauen“ ſpreche. Die letzten Reden Hitlers ſeien Aufrufe zur Verſtändigung, aber ſie enthielten einige beunruhigen⸗ de Stellen. Müſſe man alſo Mut zum Vertrauen haben? „Wenn wir“, ſo ſchließt das Blatt,„zunächſt einmal ſicher ſind, in uns ſelber Vertrauen zu haben, dann dürfen wir anhören, was Deutſchland uns ſagen will. Warum ſeine Worte aus dem Munde der engliſchen Diplomaten entgegennehmen?“ 8 3 5. r Der„fliegende Kölner“ Ein Ausflug Köln— Berlin und zurück. Berlin, 1. Juli. Am Monkag nahm der Schnelltriebwagen der Deuk⸗ ſchen Reichsbahn, der„Fliegende Kölner“, den regelmäßigen Verkehr zwiſchen Köln und Berlin auf. Zum erſten Mal lief der Kölner am Sonntag mittag die Reichshauptſtadt an, und zwar bei einer Beſichtigungsfahrt, an der zahlreiche Vertreter der Reichsbahn und der Preſſe keilnahmen. Die Abfahrt morgens früh 7 Uhr vom Kölner Haupt⸗ bahnhof wurde eine kleine Senſation. Die Geſchwindigkeit wächft und wächſt, ſie erreicht 160 km. Kleinere und grö⸗ ßere Bahnhöfe werden durchfahren. Menſchen ſtehen auf den Bahnſteigen, ſind einzeln nicht mehr mit dem Auge zu erfaſſen. Kein Stoßen, keine Erſchütterung iſt in dem Wagen zu ſpüren, ſähe man nicht, wie alles nahe vorüber⸗ huſcht, man würde nicht glauben, in dem ſchnellſten Ezſen⸗ bahnverkehrsmittel der Welt zu ſitzen. Pünktlich hält der „Fliegende Kölner“ in Hannover, auf den Glockenſchlag 12.20 trifft er in Berlin auf dem Bahnhof Friedrichſtraße ein. 320 Minuten hat er nur gebraucht. Sieben Stunden blieben den Rheiniſchen Freunden für Berlin, um 19.20 Uhr verließ der„Fliegende Kölner“ wieder die Reichs⸗ hauptſtadt und traf um Mitternacht im heimatlichen Bahnhof ein. Ein Sonntagsausflug, wie man ihn noch nie für möglich gehalten hat, hatte damit ſein Ende erreicht. Politiſches Allerlei Zwiſchenfall bei Heimatſchutz nufmarſch. Das Kraftfahrkorps des öſterreichiſchen Heimatſchutzes veranſtaltete einen Aufmarſch in Wien. Eine größee Gruppe Heimatſchutzler geriet darüber, daß auf dem Wiener Rat⸗ haus nicht die grün⸗weiße Fahne des Heimatſchutzes gehißt wurde, in große Aufregung und demonſtrierte vor dem Rat⸗ hausgebäude. Bald darauf erſchien Miniſter Fey, der Lan⸗ desführer des Wiener Heimatſchutzes, auf einem Maſchinen⸗ gewehrwagen und hielt eine kurze Anſprache. Es heißt, daß ein Trupp Heimatſchutzler die geſchloſſenen Tore des Rat⸗ hauſes aufſprengte, in das Innere des Gebäudes eindrang, und auf dem Balkon eine grün⸗weiße Fahne hißte. Andere Darſtellungen behaupten, daß die Heimatſchutzler durch eine Abordnung die Hiſſung der grün⸗weißen Fahne durchſetzten. Der„ausländiſche König“.— Aufſehenerregende Rede Valeras. In einer Rede in Limerick ſprach der iriſche Miniſter⸗ präſident de Valera von dem engliſchen König als einem ausländiſchen König und ſagte, wenn die Irländer frei wären, ſo würden ſie ihn nicht zu ihrem Herrſcher wählen. Bevor die Regierung ihr Amt verlaſſe, werde ſie eine von Grund auf iriſche Verfaſſung einbringen. Der Augenblick der völligen Freiheit ſei ſehr nahe. Sechs Todesurteile in der Sowjetunion. Das Militärkollegium des Oberſten Gerichts in Niſchni Tagil im Ural⸗Gebiet verurteilte ſechs Perſonen zum Tode, darunter den Inſtrukteur des Stadtſowjets von Niſchni Tagil, den das Gericht als„Klaſſenfeind, mit der Parteimitglieds⸗ karte in der Taſche“ bezeichnete. Die Verurteilten wurden beſchuldigt, zwei ſogenannte„Dorfkorreſpondenten“, deren Aufgabe iſt, im Sinne des Sowjetregimes vom flachen Lande aus zu berichten, getötet zu haben. Die Flottenbaupläne Amerikas Jedes Jahr ein Schlachtſchiff von 35 000 Tonnen. Waſhington, 1. Juli. Wie aus Kreiſen, die dem Marineamt naheſtehen, be⸗ kannt wird, ſoll vom Jahre 1937 an jährlich ein Schlacht⸗ ſchiff von 35000 Tonnen gebaut werden. Ein Bauplan ſieht den Bau von mindeſtens ſieben ſolcher Schlachtſchiffe vor. Der vorläufige Bauplan für das Haushaltsjahr 1936⸗37 enthält, wie aus derſelben Quelle verlautet, ein Schlachtſchiff, 12 Zerſtörer von 1500 Tonnen und ſechs Unterſeeboote. Der Bau der 35 000⸗Tonnen⸗Schlachtſchiffe wird damit begründet, daß die Vereinigten Staaten nur wenige über⸗ ſeeiſche Flottenſtützpunkte hätten und dieſen Mangel durch eine entſprechende Anzahl ſchwerer Kriegsſchiffe mit großer Reichweite ausgleichen müßten. Die zukünftigen Schlachtſchiffe müßten daher mit weiter reichenden Geſchützen, verſtärktem Deckpanzer, größerer Schnelligkeit und größerer Reichweite ausgeſtattet ſein als die jetzt vorhandenen 15 Schlachtſchiffe der amerikaniſchen Flotte. 55 GISELA RITHILANCLꝰs WEG ZUM TACETT Roman von Kurt Martin Nachdruck verboten.— Alle Redite vorbehalten. Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. 53 Giſela las Wolfgangs Brief roieder und wieder Es wollte eine Stimme in ihr jubeln; Ja, komm du, und führe mich! Ich liebe dich, ich will dir angehören, ich will dir Licht und Sonne ſein!— Da mahnte aber eine zweite Stimme: Sieh um dich! Haſt du vergeſſen, was du verſprachſt, gilt jetzt nur noch dein Glück? Willſt du nur dir und dem geliebten Mann helfen, nicht mehr denen, die auf dich hoffen? (In ihre Augen trat ein heimlich⸗glücklich Leuchten. Sie bat ſchon andern 4 e Sie ſchrieb: „Mein Wolfgang!. Rufen ſoll ich Dich?— Nein, ich rufe Dich nicht 1 mir. Ich ſtehe ſtark und zielbewußt, ich ſehe meinen Pfad vor mir. Doch freue Dich, Wolfgang: Jetzt ſehe ich meines We⸗ ges Ziel! Wenn ich dies Ziel erreicht habe, wenn ich auf⸗ g habe, was ich will, wenn ich den Grund gelegt habe zu meinem Werk, dann Wolfgang, dann rufe ich Dich. Das gelobe ich Dir. Dann will ich im Glück Deiner Liebe, im Wien des Einsſeins mit Dir weiter und weiter bauen an meinem Werk. Ich habe die Aufgabe meines Lebens gefun⸗ den, und in dieſer Aufgabe will ich Dir Gattin und unſern Kindern eine gute Mutter ſein.“— g Viel ſchrieb Giſela, alles, was ſie in dieſen Monaten ihrer Gefangenſchaft 2 10 und erlebt hatte, nicht eigene Not, nein, nein, fremde Not, fremdes Leid, fremde Wegloſiakeit. Sie ſchrieb von ihren Plänen, von dem, was werden ſollte: („Das Haus Ruhland ſoll eine Heimſtatt werden denen, e keine Heimſtatt haben, die, wenn ſie hier entlaſſen wer⸗ m, keine Verwandten haben, die ihnen Schutz und Halt d, die ſich als Ausgeſtoßene fühlen, als Verachtete, Ver⸗ laſſene, verdammt dazu, in Nacht und Grauen unterzuge⸗ hen. Siehſt Du, das Haus Ruhland iſt mein Eigentum es iſt schuldenfrei, und mein Vater hat mit noch ein kleines! 0 Kurzmeldungen Gastragödie— 3 Tote Saarbrücken, 1. Juli. Bei der Heimfahrt von der Nacht⸗ ſchicht bemerkte ein Arbeiter aus Floringen ſtarken Gas⸗ geruch. Er eilte ins Schlafzimmer und fand dort ſeine Frau und ſeine beiden Kinder im Alter von drei und ſechs Jahren tot auf. Im Schlafzimmer, das früher als Küche gedient hatte, befand ſich ein Gashahn. Es wird ange⸗ nommen, daß die Kinder beim Spielen den Gashahn ge⸗ öffnet haben und vergaßen, ihn wieder zu ſchließen. Opfer der Hitze Markt Oberdorf, 1. Juli. In Geiſenried wurde der 21jährige Remig Hailer bei Heuarbeiten vom Hitzſchlag ge⸗ troffen, dem er in der folgenden Nacht erlag.— In Wei⸗ denbach(Mfr.) wurde eine 25jährige Dienſtmagd vom Hitzſchlag getroffen. Im Laufe der Nacht iſt das Mädchen verſchieden. Schweinfurk, 1. Juli. Auf dem Weg zur Feldarbeit wurde die 70 Jahre alte Dorothea Ludwig in Gochsheim vom Hitzſchlag getroffen, der alsbald den Tod der Greiſin zur Folge hatte. Mailand, 1. Juli. Die Hitzewelle, die ſich über ganz Italien weiter ausgebreitet hatte, forderte eine Reihe von Todesfällen infolge Hitzſchlags. So waren in Mailand fünf Todesfälle zu verzeichnen. In der Gegend von Piacenza forderte die Hitze drei Todesopfer. In Vercelli ſtarb eine Perſon am Hitzſchlag. Opfer der Berge Oberſtdorf(Allgäu), 1. Juli. Am Ochſengehren, ſüdöſt⸗ lich der Seealpe im Nebelhorngebiet, iſt der 25 Jahre alte Schuhmacher Georg Staib aus Lindenberg(Allgäu) tödlich abgeſtürzt. Der Touriſt befand ſich in Begleitung ſeines 17 Jahre alten Bruders. Wien, 1. Juli. Auf dem Dachſtein ſtürzten beim Durch⸗ klettern der Scheiblingswand zwei junge öſterreichiſche Kletterer 100 Meter tief ab und blieben kot liegen. Ihre ſchrecklich verſtümmelten Leichen wurden von einer Ber⸗ gungskolonne des Alpenvereins nach großen Mühen ge⸗ borgen. Opfer des Verkehrs Leobſchütz, 1. Juli. In der Nacht fuhr auf der Straße Troplowitz— Leobſchütz kurz vor der Ortſchaft Bobersdorf ein mit fünf Perſonen beſetzter Kraftwagen mit hoher Ge⸗ ſchwindigkeit in einer Kurve gegen einen Sandhaufen und wurde dann gegen einen Straßenſtein und einen Baum geſchleudert. Die im hinteren Teil des Wagens ſitzenden drei Perſonen kamen ums Leben. Der Lenker des Kraft- wagens, der ohne Verletzungen davonkam, während ſeine Frau leichte Hautabſchürfungen erlitt, wurde verhaftet. Gräßliches Anglück Drei Perſonen im Auto verbrannt. Dresden, 1. Juli. In der Heideparkſtraße geriet ein mit vier Perſonen beſetztes Auto in den Straßengraben und fing ſofort Feuer. Einem Inſaſſen gelang es, ſich durch ein Fenſter zu retten. Trotz eigener ſtarker Verbrennungen hob er noch ein 22 Jahre altes Mädchen aus dem Wagen, das aber den erlittenen Brandwunden inzwiſchen im Krankenhaus erlegen iſt. Die 18 Jahre alte Schweſter des Mädchens ſowie der Kraftwagenführer verbrannten in dem Kraftwagen bei leben⸗ digem Leibe. Nach den polizeilichen Feſtſtellungen iſt das Unglück darauf zurückzuführen, daß der Kraftwagen in raſen⸗ der Geſchwindigkeit eine Linkskurve geſchnitten hatte, wo⸗ durch er aus der Fahrbahn getragen worden war. Zwei Knaben totgefahren Zu Zweit auf einem Fahrrad. Augsburg, 1. Juli. In der Perzheimſtraße ereignete ſich ein folgenſchwerer Verkehrsunfall, bei dem zwei 10 Jahre alte Gymnaſiaſten den Tod gefunden haben. Der 30 Jahre alte Kraftwagenführer Alois Griechmann aus Stadtbergen fuhr mit einem Lieferwagen durch die Heimſtraße. Plötzlich kamen aus einer Seitenſtraße zwei 10 Jahre alte Knaben, die gemeinſam auf einem Fahrrad ſaßen, in hoher Geſchwin⸗ keit herausgefahren. Die beiden Knaben wurden von dem Lieferwagen erfaßt, der über die beiden Jungen hinweg⸗ ging. Vermögen hinterlaſſen, das es geſtattet, anzufangen mit dem Werke, ich weiß, es wird auch vorwärts gehen.“ Giſela ſchloß:„Glaube nicht, daß ich mit dem Schickſal hadere, weil ich hierher geführt wurde. habe dieſen Weg gehen müſſen. Sonſt hätte ich wohl das Ziel, das ich zuvor als ein mir noch unbekanntes ahnte, noch lange ſuchen müſſen. Jetzt iſt dies Ziel mir offenbar geworden, und dort, bei dieſem Ziel, dort ſehe ich Deinen Weg ſich mit dem meinen einen, und viel Sonne iſt bei uns.— Bleibe, und erfülle Deine Pflichten, die Du übernommen haſt. Glaube, mir, ich bin nicht traurig und verzagt. Habe ich doch mein Ziel gefunden, und eben in dieſem Wiſſen iſt auch mein Schmerz um den lieben, heimgegangenen Vater lind ge⸗ worden.. Ich fühle es, daß er bei mir iſt, ſein Geiſt lebt in mir fort. Kommt dann der Tag, da ich daheim im Hauſe Ruhland bin, dann will ich fleißig die Hände regen und ſchaffen an der Verwirklichung deſſen, was ich mir vor⸗ genommen habe Wenn Du mir dann wieder ſchreibſt, e dann iſt es wohl ſo weit, daß ich Dir frohen Herzens Antwort gebe: Komme zu mir, wenn Du all Dei⸗ ner Pflichten in der Ferne ledig biſt; wenn Du frei biſt und zu mir kommen kannſt.“ XVI. Es war im Februar. Ein kalter, düſterer Winter hatte über die Inſaſſinnen der Strafanſtalt in Orbach eine beſon⸗ ders traurige, niederdrückende Zeit gebracht. Spät ward es Tag, zeitig kam die Nacht. Die lange, lange Nacht— eine wie die andere, und für viele ohne Ruhe, ohne Schlaf, leid⸗ voll, alle Not rieſengroß erſtehen laſſend, immer aufs neue. Giſela war in dieſer Zeit auffällig ſchmal und blaß ge⸗ worden. Es quälte ſie, daß ſie nicht tätiger für die ſorgen konnte, die um ſie her litten. Wohl fand ſie viel gute Worte, Kraft, Hoffnung in verzagte Herzen zu pflanzen. Aber die Möglichkeit, durch die Tat ſolch Hoffen in Erfüllung zu ver⸗ wandeln— die fehlte; ſie war gefangen, und ſie blieb ge⸗ fangen.— Da kam ganz unerwartet der Tag, der alles wandelte. Giſela ſaß mit ihren Genoſſinnen am langen Arbeitstisch und ihre Finger ſchafften rühelos. Sie hörke ihren Name rufen. Pfarrer Wipprecht ſtand beim Eingang des Saales. Er kam auf ſie zu. Vor allen, die zugegen waren, reichte Gasexploſion durch Selbſtmord Elektriſche Klingel entzündet Gas. Berlin, 1. Juli. In einer Wohnung in Berlin-Steglitz ereignele ſich Montag vormittag eine ſchwere Gasexploſſon. Es wurden mehrere Wände eingedrückt; ein großer Teil der Fenſter⸗ ſcheiben ging in Trümmer und auch die darunker und darüber liegenden Wohnungen haben unter der Auswir⸗ kung ſtark gelitten. Das Unglück iſt durch den Selbſtmord der 52jährigen Wohnungsinhaberin ausgelöſt worden. Die Frau hatte im Laufe der Nacht in ſelbſtmörderiſcher Abſicht den Hahn des Küchengasherdes geöffnet. Als am Montag morgen zwei Nachbarinnen, durch ſtarken Gasgeruch aufmerkſam ge⸗ macht, an der Wohnungstür klingelten, wurde durch einen Funken der in der Küche befindlichen Klingelleitung das Gasgemiſch zur Entzündung gebracht. Bei der darauf fol⸗ genden Exploſion wurde auch die Wohnungstür aus den Angeln gehoben und auf die beiden Nachbarinnen geſchleu⸗ dert, die mit Verletzungen dem Krankenhaus zugeführt werden mußten. Schwerer Schiffs zuſammenſtes Im Hafen von Harwich. London, 1. Juli. Ein ſchwerer Schiffszuſammenſtoß ereignete ſich am Eingang des Hafens von Harwich zwi⸗ ſchen dem däniſchen Dampfer„Esbjerg“ und dem auf der Strecke Vliſſingen— Harwich verkehrenden holländiſcher Dampfer„Prinzeſſin Juliana“. Die„Prinzeſſin Juliana“ die 311 Fahrgäſte an Bord hatte, wurde beſonders ſchwen beſchädigt. Auch der däniſche Dampfer, der 133 Fahrgäſt⸗ mitführke, erlitt ſtarke Beſchädigungen. Auf dem hollän, diſchen Schiff wurden drei Perſonen verletzt und mußten ins Krankenhaus gebracht werden. N i Das Schiff mußte zur Reparatur in Har wich verblei⸗ ben und wurde für die Rückfahrt nach Vliſſingen durch einen engliſchen Dampfer erſetzt. Die Fahrgäſte des däni⸗ ſchen Schiffes, das im Auslaufen begriffen war, mußten ebenfalls auf ein anderes Schiff gebracht werden. Polniſche Kleinſtadt niedergebrannt Warſchau, 1. Juli. Im Kreiſe Stolpce in Oſtpolen brannte das Städtchen Maliboki faſt völlig nieder. 50 Gehöfte mit über 200 Gebäuden wurden vernichtet. Im gleichen Kreiſe entſtanden in zwei Dörfern größere Scha⸗ denfemer, durch die ſehr viele Bauerngehöfte vernichtet wurden. Bergwerksunglück in Indien 16 Toke, 23 Verletzte. Simla, 1. Juli. In der Kohlengrube von Bagdighi im Bezirk Dhanbad (Britiſch-Indien) ereignete ſich in der Nacht ein ſchweres Bergwerksunglück, das insgeſamt 16 Tote und 23 Verletzte forderte. Zunächſt hatte ſich in der Grube eine kleinere Exploſion ereignet, durch die vier Mann von der 150 Mann ſtarken Nachtſchicht⸗Belegſchaft getötet wurden. Sämtliche Berg⸗ leute fuhren darauf aus. Während ſie aber noch am Gru⸗ beneingang ſtanden, erfolgte eine weitere Exploſion, durch die 12 Bergleute getötet und 23 verletzt wurden. Verhängnisvoller Ausflug. Mailand, 1. Juli. Ein mit 29 Schweſtern und Zög⸗ lingen des Hans⸗Julians-Inſtituts in Mailand beſetztes Pferdefuhrwerk wurde von einem Ausflügler⸗Autobus ange⸗ fahren. Der Wagen ſtürzte in einen Straßengraben, wobei ſämtliche Teilnehmer herausgeſchleudert wurden. Ein Knabe erlag ſofort ſeinen ſchweren Verletzungen, eine Schweſter wurde ſchwer verletzt, eine andere Schweſter und 15 Kinder trugen leichtere Verletzungen davon. Zuſammenſtoß Eiſenbahn— Autobus Fünf Tote, 17 Schwerverletzte. Bukareſt, 1. Juli. Ein furchtbͤres Unglück wird aus dem Skädichen Piakra-Olt gemeldet. Ein mit Ausflüg⸗ lern vollbeſetzter Aukobus wurde von einem in voller Fahrt befindlichen Perſonenzug erfaßt und völlig zertrüm⸗ mert. Fünf Inſaſſen wurden getötet, 17 ſchwer verletzt. Unter den Opfern befinden ſich mehrere Frauen und Kinder. er ihr beide Hände. Es war ein Strahlen in ſeinen Augen, das Giſela ſich nicht zu deuten wußte. Er rief erregt:„Fräulein Ruhland!— Schweſter Giſela! — Jetzt iſt alles klar. Ihnen geſchah bitter Unrecht.“ Giſela ſchaute in ſeine leuchtenden Augen. Sie ſah vorn an der Tür den Verwalter der Strafanſtalt ſtehen.— Wa war?— Was war denn nur? 1 Als ſich die Tür hinter ihr geſchloſſen hatte, war Unruhe in allen, die Pfarrer Wipprechts Worte gehört hatten. Sie fragten die Aufſeherin ſcheu, was mit Giſela ſei, und die erklärte ihnen ernſt und mit einem Unterton von Mitleid „Sie iſt unſchuldig. Man hat ſie zu Unrecht verurteilt. Sie wird jetzt ſogleich entlaſſen.“ Sie wollten ſich freuen, daß Giſela nun erlöſt ward, und ſie vermochten es doch nicht. Angſt griff an ihre Herzen.— Wie ſollte denn das werden, wenn ſie nicht mehr Giſelas liebe Stimme hören ſollten, wenn ſie nicht mehr in ihre Augen ſchauen durften, nicht zu ihr kommen durften mit tauſend Nöten, mit Fragen und Bitten?— Da ſenkte ſich mancher Kopf tief über die Arbeit, und manche Träne fiel auf zitternde Hände. Es war ihnen mit einem Male, als täte ſich jäh tiefe Nacht vor ihnen auf, als wäre alles Licht vergangen.— Drüben aber im Zimmer des Verwalters ſaß Giſela, und ſie hörte wieder des Pfarrers Stimme. „Es iſt alles aufgeklärt, Schweſter Giſela! Die Staats⸗ anwaltſchaft hat ſoeben verfügt, daß Sie unverzüglich zu entlaſſen ſeien.— Sie ſind in dieſer Stunde frei.“. Sie ſah ihn ungläubig an. Es ſchwindelte ihr vor den Augen. Sie flüſterke„So plötzlich?— Ich faſſe das nicht.“ „Herr Dr. Solfmann hat alles aufgeklärt, was den Tod der kranken Frau Renz ſo rätſelvoll erſcheinen ließ.“ Sie ſenkte den Kopf.„Er!— Ja, er fühlte es wohl gleich von Anfang an.“ 5 „Bei einem Faſchingsvergnügen, in der vergangenen Nacht, da iſt die Entſcheidung gefallen. Dr. Ludwig Ziller hat im Rauſch geſprochen- Fortſetzung folgt. 3 8 Aus dem ladlschen Laud Ein Aniverſitätsheim im Odenwald Richtfeſt des Kameradſchaftshauſes der Theologiſchen FJakul⸗ kät der Univerſität Heidelberg. [I heidelberg. Ganz aus eigener Kraft und nur mit finanzieller Unterſtützung privater Freunde des Gedankens eines Kameradſchaftshauſes der Theologen im Odenwald hat die Heidelberger Theologiſche Fakultät in engſter Zu⸗ ſammenarbeit von Dozenten und Studenten das Eigenheim erbaut, deſſen Richtfeſt zu einer ſchönen, Univerſität und Landvolk wahrhaft verbindenden Feier ſich geſtaltete. Vom Rathaus Wilhelmsfeld zogen die Arbeiter und Gäſte am Spätnachmittag hinauf zum Hang der Erlbrun⸗ ner Höhe: voran die Zimmerleute, dann die Maurer, die geſamte Wilhelmsfelder Schuljugend mit Kornblumen be⸗ kränzt, die Dozenten der Theologiſchen Fakultät, in ihrer Mitte der ſtellvertretende heſſiſche Landesbiſchof Olf, die Theologiſche Fachſchaft, zahlreiche Mitglieder der Univer⸗ ſitätsbeamtenſchaft und endlich viele Wilhelmsfelder ſelbſt, denen dieſes praktiſche Bündnis zwiſchen Hochſchule und Land zu einer Herzensſache geworden iſt. Nach einem Choral, einem Liede und einem Sprechchor der Schulkinder begrüßte Profeſſor Dr. Robert Jelke die Gemeinde und exöffnete ſeinen Bericht über die Entſtehung des Hauſes mit einem Dank an den Allmächtigen, der nicht nur dieſes Werk gedeihen ließ, ſondern auch unſerem Volke den Führer ſchenkte, unter deſſen Schutz der reli⸗ giöſe und nationale Geiſt in dieſem Hauſe ſich entfalten kann und ſoll. Profeſſor Jelke dankte dann allen Mitarbei- tern und Spendern, die ſich ein Verdienſt für die geſamte Univerſität erworben haben. Nun gelte es mitzuhelfen, daß das Haus mit dem rechten Geiſt erfüllt werde. Der Dekan der Theologiſchen Fakultät, Profeſſor Dr. Oden⸗ wald, überbrachte dann die Wünſche und Grüße des dienſtlich verhinderten Rektors der Univerſität. Die Hoch⸗ ſchule ſei ſtolz darauf, daß eine Fakultät dieſes Haus ge⸗ ſchaffen habe. Vom Firſt erklang dann der Richtſpruch des Zimmer⸗ meiſters nach altem deutſchen Brauch, dem wieder ein Chor der Schulkinder folgte. Für die Gemeinde Wilhelmsfeld ſprach Pfarrer Weber den Dank an die Univerſität dafür, daß ſie in die Berge gekommen ſei, um mit den hart arbei⸗ tenden Landbewohnern enge Nachbarſchaft zu pflegen. Die Schulkinder wurden mit Kaffee und Kuchen bewirtet, wäh⸗ rend Dozenten und Studenten mit der Wilhelmsfelder Einwohnerſchaft im Schriesheimer Hof noch fröhliche Stunden ſchlichter und herzlicher Kameradſchaft ver⸗ brachten. Das Haus ſteht an einem der ſchönſten Punkte der Wil⸗ helmsſelder Gegend und bietet eine herrliche Fernſicht von Heiligkreuzſteinach bis weit in die Rheinebene. Im Unter⸗ geſchoß enthält es einen geräumigen Vortragsſaal, das Obergeſchoß des Fachwerkbaues umfaßt die Schlafkam⸗ mern mit 48 Betten, im Dachgeſchoß iſt ein Maſſenlager für 40 bis 50 Matratzen vorgeſehen. Todesopfer der Sitze. (—) Mönchweiler bei Villingen, 1. Juli. Die ledige Frieda Müller von hier erlitt bei der Heuernte, als ſie ſich Auf dem Heuwagen befand, einen Hitzſchlag. Sie mußte in das Städtiſche Krankenhaus nach Villingen gebracht werden, wo ſie geſtorben iſt. O Frieſenheim(Amt Lahr), 1. Juli. Einem Hitzſchlag erlag der in den 40er Jahren ſtehende Landwirt Rudolf Erbe von Frieſenheim; er ſtürzte vom Wagen und war ſofort tot. Bonndorf.(Waſſermangel im Hochſchwarz⸗ wald.) Trotz der reichlichen Frühjahrsniederſchläge macht ſich im Gebiet des Hochſchwarzwaldes ſchon heute verſchiedent⸗ lich Waſſernot bemerkbar. Mancherorts mußten bereits durch die Gemeindeverwaltungen ſogen. Waſſerſperrſtunden einge⸗ führt werden. Grund hierzu dürften die ſehr geringen Nieder⸗ ſchläge des Vorjahres ſein. () Engen.(Großfeuer) Im benachbarten Wat⸗ terdingen brach ein Großbrand aus, der das Doppelanweſen der Landwirte Paul Gruber und Joſef Meßmer einäſcherte. Die Bewohner wurden ſo vom Feuer überraſcht, daß ſie mur mit Mühe das nackte Leben retten konnten. Das Vieh wurde durch Nachbarn geborgen. Die ſechs Kinder des Joſef Meßmer kamen nur mit dem Hemd bekleidet aus dem bren⸗ nenden Hauſe. Die Brandurſache iſt noch unbekannt, es be⸗ 1 Brandſtiftungsverdacht. Der Schaden ſteht noch nicht 11 Strafantrag im Duttenhofer⸗Prozeß . 4 Jahre Gefängnis. Karlsruhe, 2. Juli. Im Prozeß gegen den früheren Rechtsanwalt Dutten⸗ chofer erachtete der Staatsanwalt den Angeklagten in ſämt⸗ lichen 26 Fällen der Anklage für überführt und bean⸗ tragte Beſtrafung, und zwar: wegen mehrfacher Blarxkett⸗ fälſchung, gewerbsmäßigen Wuchers, Betrugs und Be⸗ trugsverſuchs ſowie Untreue eine Gefängnisſtrafe non wier Jahren, auf die ein Jahr Unterſuchungshaft an⸗ gerechnet werden könne, ſowie 5000 Mark Geld ⸗ ſtrafe hilfsweiſe weitere fünf Monate Gefängnis, ferner fünf Jahre Ehrenrechtsverluſt und Unterſagung der Be⸗ rufsausübung auf die gleiche Dauer. Gegen die Mitangeklagte Barbara Duttenho ⸗ fer beantragte der Staatsanwalt wegen Beihilfe zum ver⸗ ſuchten und vollendeten Betrug eine zehnmonatige Gefäng⸗ nisſtrafe. bõͤͥͤĩ ³² AAA ĩ .— Die nützliche Fledermaus. In den hellen Dämmer⸗ Feeder der warmen Sommernächte fliegt die„langohrige ledermaus“ auf Beute. Auf dem Lande kennt ſie jeder⸗ mann»In der Stadt hält ſie ſich nur in der Nähe von mit Bäumen oder Geſträuch beſtandenen Plätzen auf. Den Tag verbringt die Fledermaus gern ſchlafend hinter Läden, im Dachgebälk, auf Türmen und an Schornſteinen zu; zum Schlafen hängt ſie ſich kopfunter an den Hinterfüßen auf. Gern flattert ſie um Obſtbäume, fängt Spinnen und Fliegen, Motten und Mücke; und macht ſich durch die Vernichtung vieler Schädlinge recht nützlich. Die langohrigen Fledermäuſe und die Zwergfledermäuſe ſind treue Freunde des Obſt⸗ gärtners und nützliche Forſttiere. Im Volksmund heißt es: „Wer eine Fledermaus tötet, vernichtet die Ernte eines Obſtbaumes“. Bedroht wird die Fledermaus von den Eulen, Werden Mardern und Katzen. Sie verdient, geſchützt zu werden. Aus den Nachbarländern Anter dem Verdacht des Giftmordes verhaftet Landau. Unter dem dringenden Verdacht des Giftmor⸗ des wurden in Eſſingen bei Landau der 39jährige Auguſt Manderſcheidt und die Witwe Anna Mikkag unter dem Verdacht der Beihilfe zum Gifs mord verhaftet und ins Landauer Gerichtsgefängnis eingeliefert. Manderſcheidt, verheiratet und Vater von zwei Kindern, unterhielt mit Frau Mittag ſeit einem Jahre ein Liebes- verhältnis. Am 8. Dezember vorigen Jahres erlitt der Ehe. mann der Mittag einen ködlichen Unglücksfall. Die Diffe⸗ renzen in der Familie Manderſcheidt wurden wegen des bekannten Liebesverhältniſſes immer größer. Scheinbar ſah ſich Manderſcheidt durch den Tod des Mittag ſeinem Ziele näher, die Geliebte heiraten zu können. Am 7. Mai ſtellte ſich bei der Ehefrau Manderſcheidt plötzlich Darmkolik ein und in der Folge litt ſie unter ſtarken Lähmungserſchei⸗ nungen. Am letzten Donnerstag früh iſt die Frau im Skäd⸗ kiſchen Krankenhaus Landau geſtorben. Die Sektion der Leiche ergab den Verdacht, daß der Frau ein Gift einge⸗ geben worden ſein muß. Daraufhin wurden die Verhaftun⸗ gen vorgenommen. Zwei Perſonen beim Baden ertrunken. Kaiſerslautern, 1. Juli. In der Nacht zum Sonntag fuhr der 20 Jahre alte, auf dem Harzhübel hier wohnhafte Rebholz mit einem Freund zum Strandbad Gelterswoog. Als der Freund nach einer halben Stunde nach Hauſe fahren wollte, war Rebholz nicht mehr aufzufinden. Die Nachfor⸗ ſchungen ergaben die Gewißheit, daß er ertrunken war. Die Leiche wurde Sonntag nachmittag geländet.— Am Sonntag nachmittag gegen 16 Uhr iſt die 30 Jahre alte Berta Scherer beim Baden im Strandbad Gelterswoog ertrunken. — Balingen.(Nächtlicher Einbrecher gefaßt.) Nachts bemerkte eine Polizeiſtreife in der Wirtſchaft des Hotels Roller Licht. Es gelang ihr, einen Einbrecher feſtzu⸗ ſtellen, der beim Anruf Jigaretten uſw. fortwarf. Der Po⸗ lizeibeamte machte den Burſchen darauf aufmerkſam, daß er bei einem Fluchtverſuch ſchießen würde. Als der Dieb trotzdem floh, gab er nach Anruf zunächſt einen Schreckſchuß und darauf einen ſcharfen Schuß ab, der den Flüchtling in den Fuß traf. Der Dieb floh trotzdem weiter, konnte aber ſchließ⸗ lich gefaßt werden. Es wurde feſtgeſtellt, daß er Zigaretten, Zigarren und Wechſelgeld(etwa 25—30 Marh) geſtohlen hatte. Es handelt ſich um einen 21jährigen Burſchen aus Balingen. — Bietigheim.(Beim Baden ertrunken.) Beim Baden in der Enz iſt der 26 Jahre alte Kaufmann Heinz Kapper aus Eſſen, der hier für eine Stuttgarter Firma Werbetätigkeit ausübte, ertrunken. Der Verunglückte ſchwamm etwa 15 Meter vom Ufer gegen die Flußmitte und ſank nach kurzen Hilferufen unter. Gießen.(Streckenwärter angefahren und getötet.) In der Nacht zum Sonntag wurde der Strek⸗ kenwärter Ludwig Weber aus Dutenhofen auf der Bahn⸗ ſtrecke Kaſſel- Frankfurt am Main zwiſchen den Bahnhöfen Großen⸗Linden und Gießen⸗Bergwerkswald von einem Zuge angefahren und tödlich verletzt. Die Leiche wurde ſpä⸗ ter neben dem Gleis liegend aufgefunden. Gießen.(In der Lahn ertrunken.) Am Sonn⸗ tag mittag ertrank der 22 Jahre alte Heinrich Hoffmann aus dem Nachbarort Altenbuſeck beim Ueberqueren der Lahn bei der Badenburg in der Gemarkung Wieſeck. Erſt nach mehrſtündigem Abſuchen des Waſſers konnte die Leiche geländet werden. Friedberg.(Blitzſchlag in eine marſchie⸗ rende Kolonne.) Bei einem ſchweren Gewitter ſchlug der Blitz in der Nähe des Butzbacher Forſtes in eine mar⸗ ſchierende Kolonne. Verſchiedene Leute wurden durch den Luftdruck auf die Seite geſchleudert, verletzt wurde jedoch niemand. Die elektriſchen Leitungen im Forſthaus wurden beſchädigt. * Frankfurt a. Mm.(Omnibus von einem Gü⸗ ter zug angefahren.) Auf einem Bahnübergang in der Nähe des Bahnhofs Hochſtadt⸗Dörnigheim wurde ein Omnibus der Reichspoſtlinie Frankfurt am Main—Hanau von einem Eilgüterzug angefahren. Fünf Inſaſſen des Kraftfahrzeuges wurden leicht verletzt. Hillenheim(Eifel).(Durch Blitzſchlag getötet.) Ein in den 60er Jahren ſtehender Handwerksmeiſter aus dem benachbarten Ort Wiesbaum, der nebenbei auch Land⸗ wirtſchaft betrieb, wurde von einem Blitzſtrahl getroffen und auf der Stelle getötet. Er wollte das Vieh vor dem drohenden Unwetter von der Weide in den Stall treiben. Auf dem Wege hierhin ereilte ihn der plötzliche Tod. Verweigertes Aufgebot Enkſcheidung des Wetzlarer Amtsgerichtes. Wetzlar, 1. Juli. Das Wetzlarer Amtsgericht hat die Klage eines Ariers, dem der zuſtändige Standesbeamte das Aufgebot mit einer Jüdin verweigerte, abgewieſen. In der Begründung heißt es u. a.:„Der Antragſteller, der nach ſeinen eigenen Angaben deutſchen Blutes iſt, un⸗ terhält ſeit dem Jahre 1930 ein Liebesverhältnis mit der Jüdin Martha Mayer aus Oſthofen und hat ihr die Ehe verſprochen. Am 26. Mai 1935 beantragte er bei dem Standesamt in Hohenſolms das Aufgebot zur Eheſchlie⸗ zung zwiſchen ihm und der Martha Mayer. Der Stan⸗ desbeamte lehnte den Erlaß des beantragten Aufge⸗ bots ab mit der Begründung, zur Eheſchließung zwiſchen einem deutſchblütigen Manne und einer Jüdin könne er als Nationalſozialiſt keine Amtshilfe leiſten. Der Antragſteller beruft ſich darauf, daß die Weige⸗ rung des Standesbeamten in den beſtehenden geſetzli⸗ chen Beſtimmungen keine Grundlage finde, und hal beantragt, den Standesbeamten anzuweiſen, das begehrte Aufgebot zu erlaſſen. Es iſt richtig, daß die beſtehenden geſetzlichen Beſtim⸗ mungen die Eheſchließung zwiſchen einem deutſchblütigen Manne und einer Jüdin nicht verbieten. Dieſer formalge⸗ ſetzliche Juſtand vermag aber den Ankrag des Antragſtel⸗ lers nicht zu ſtützen. Mit der Machtübernahme durch den Nationalſozialismus in Deutſchland ſind die Grundlagen der nakionalſozialiſtiſchen Weltanſchauung zugleich die Grundlagen für den völkiſch⸗ſtaatlichen Neuaufbau des Deutſchen Reiches geworden. Dieſer wird durchgeführt und im Tiefſten getragen aus der Erkennknis der unlöslichen nakurgeſetzlichen Einheit von Raſſe, Seele und Recht. Die Wiederbefreiung des deutſchen Menſchen von allen ſchädi⸗ genden Einflüſſen arkfremder Kaſſen, die Wiedererſtarkung der deutſchen Seele und ihre Reinerhaltung für alle Zu⸗ kunft iſt hierbei das unverrückbare höchſte Ziel.. 7,% Ace 4 eau ea Der Juli oder Heumond Der Name des ſiebenten Monats im Jahr, Juli, ſtammt oon einem der Großen der Weltgeſchichte. Es war Julius Cäſar, zu deſſen Ehren die Römer im Jahre 45 vor Chri⸗ ſtus dieſen Monat ſo benannten. Denn unter dem Begriff; Juli verſtehen wir höchſtens geſchichtliche Reminiſzenzen, doch in dem Wort Heumond oder Heumonat weht ſchon der Duft des Heues, der Atem brütend heißer Tage, da liegt ſchon ein Stück deutſchen Sommers drin! In der Tat: Der Juli iſt ein echtes Kind des Sommers. Sonnenglut über reifenden Feldern, überall ſchwellende, üppige Pracht der Natur, das Blau des Himmelszeltes darüber wie eine rieſige Glocke aus Kriſtall, die im heißen Mittag tönend man zu hören glaubt, hohe Nächte mit funkelnden Sternen— ſo ſtellen wir uns den Sommer vor — die Julitage, die die Ferien bringen dem Städter, dem Landmann aber ſchweren Werkeltag. Am 23. Juli beginnen die„Hundstage“, die wärmſte Zeit des Jahres. Da haben die Badeanſtalten, die Seen und Flüſſe großen Zuſpruch. Nun iſt zwar auf den Kalender kein Verlaß mehr, meinen wir doch jetzt ſchon, die Hundstage ſeien da! Immerhin, lieber ſoll doch die ſtrahlende Sonne ihre Glut verſenden, als daß nochmals regneriſche und trübe Wochen kommen! Nehmen wir den ſchönen Ausklang des Juni zum Un⸗ terpfand dafür, daß der Juli nicht minder ſchön werde, dann wird es Allen recht gemacht. 8 Gewitter und Sturm. Nach heißen Tagen kam geſtern abend zwiſchen 9 und 10 Uhr die erſehnte Ab⸗ kühlung durch Gewitterregen. Nicht erwünſcht war das Wetter allerdings für den Ausklang des Volksfeſtes. Viele ängſtliche Gemüter verließen, als der ſtarke Wind einſetzte und das Zeltdach z. T. abdeckte, das übrigens ſchnell wieder repariert war, vorzeitig den Volksfeſtplatz. Wie es ſcheint, hat das Gewitter weder durch die ſtarken elektriſchen Entladungen noch durch ſtarken Regen Schaden verurſacht in unſerer Gemarkung. * Anfall. Schwer verletzt wurde ein 6 jähriger Schüler von hier, der geſtern Abend in die Fahrbahn eines Kraftrades geriet, und von dieſem angefahren wurde. Er wurde ins Städt. Krankenhaus gebracht. Die Er⸗ hebungen über die Schuldfrage ſind noch im Gange. Geſegnetes Alter. Frau Marie Hoffert feiert heute ihren 78. Geburtstag. Unſere beſten Wünſche. * U Anbekannte Tote. Am Montag früh wurde aus dem Neckar unterhalb der Adolf Hitler⸗Brücke eine bis jetzt un⸗ bekannte weibliche Leiche geländet. Es handelt ſich um eine Frau im Alter von 30—40 Jahren, etwa 1.55 Meter groß, zahnlos. An der linken Bruſt hat die Tote, die nur mit einem weißen Hemd bekleidet war, eine friſche Operations⸗ narbe.— Bei der Riedbahnbrücke wurde am Sonntag früh aus dem Neckar die Leiche eines unbekannten Mannes ge⸗ ländet. Der Tote iſt 40—45 Jahre alt, 1.70—1.75 Meter groß, kräftig, auf dem rechten Unterarm eine Tätowierung (Anker mit Krone), Haare hell, Schnurrbart geſtutzt. Wem gehören die Kleider? Am 29. Juni wurden am Strandbad von einem offenbar ertrunkenen Badegaſt folgende Kleider und ein Herrenfahrrad, Marke Preſto, ge⸗ funden: 1 graue Knickerbockerhoſe mit braunem Gürtel, 1 blauer, ärmelloſer Pullover, 1 beigefarbenes Trikothemd, 1 Paar lange Sportſtrümpfe, Pfeffer und Salz, 1 Paar ſchwarze Halbſchuhe, 1 Handtuch, 1 Geldbeutel und 2 Ta⸗ ſchentücher, davon eines mit E. A. gezeichnet. Weitere Leichenländungen. Bei Feudenheim wurde die Leiche eines Schülers und im Mühlauhafen die eines e geländet. Beide ſind am 27. Juni beim Baden ertrunken. Beim Baden ertrunken. Am Samstag abend iſt im Neckar ein 27 Jahre alter Mann beim Baden ertrunken. Die Leiche wurde noch nicht geländet. 1 0 Was der Bauer vom Juli hält In der Fülle der Bauernregeln für den Monat Juli nimmt die Mehrzahl Bezug auf die kommende Ernte. Sonnenſchein oder Regen— um dieſe beiden wichtigen Gaben des Himmels kreiſen die Meinungen und Wünſche — und es iſt keine Frage, daß gerade jetzt der Bauer ſo⸗ viel Sonne als nur möglich herbeiſehnt, denn von ihr hängt ja das Gedeihen der Ernte ab. So heißt es im Volksmund:„Im Juli warmer Sonnen⸗ ſchein, macht alle Früchte rein und fein“. Andererſeits hören wir:„Juliregen nimmt den Ernteſegen“ und„Wech⸗ ſelt im Juli ſtets Regen und Sonnenſchein, es wird im nächſten Jahre die Ernte reichlich ſein“. Sonne und Wärme verlangen auch die Reben:„Vincenzen(19. Juli) Sonnen⸗ ſchein, füllt die Fäſſer mit Wein“. Anzüglich ſagt eine an⸗ dere Bauernregel:„Wenn recht viel Goldkäfer laufen, braucht der Winzer den Wein nicht zu ſaufen“. Der Jakobi⸗ tag ſpielt im alten Bauernſpruch eine bedeutſame Rolle: „Iſt es drei Tage vor St. Jakobus ſchön, wird gut Korn geraten auf den Bön(Böden), ſo es aber an dieſen Tagen regnen wird, zeigts, daß das Erdreich wenig gebiert“. Oder:„Bläſt Jakob weiße Wölkchen in die Höh' ſinds Win⸗ terblüten zu vielem Schnee“. Will man wiſſen, ob eine Regenperiode bevorſteht, ſo ſoll man auf das Wetter am Siebenbrüdertag(10. Juli) achten, denn:„Regnets am Siebenbrüdertag, hat man ſieben Wochen Regenplag“, und „Geht Maria übers Gebirge naß, ſo regnets ohne Unterlaß.“ — Schützt die Tiere vor der Sitze! Genau ſo wie der Menſch leiden auch unſere Haustiere unter der ſommerlichen Hitze, insbeſondere unter der ſengenden Mittagsſonne, aber auch unter den Stichen der Inſekten. Man ſetze die Tiere daher möglichſt wenig der Hitze aus. Auch ſorge man mehr⸗ mals am Tage für friſches Trinkwaſſer. Der Kettenhund muß täglich Gelegenheit haben, einige Stunden frei herumzulaufen; der Maulkorb iſt für ihn immer noch das kleinere Uebel. Pferde reibe man mit Bremſenöl ein. Welche Tierquälerei für die Pferde das Schwanzſtutzen iſt, braucht wohl nicht mehr geſagt zu werden. 1 Wetterbericht i ö Unter der Wirkung des mitteleuropäiſchen Hochdrucks iſt für Dienstag und Mittwoch Fortſetzung des hochſomme lichen, vorwiegend heiteren, jedoch zu vereinzelten Gewit! a ſtörungen geneigtes Wetter zu erwarten. N ö 1 4 5 7 2 Hundert Jahre Bad Nauheim Von Alfons Paquet. R DV. Bad⸗Nauheim, heute der Welt als„das Bad der Herzen“ bekannt; wegen ſeiner milden Landſchaft und ſei⸗ ner freundlich ruhigen Menſchen nicht weniger beliebt als wegen ſeiner heilenden Waſſer und ſeiner Kurbequemlich⸗ keiten, war vor hundert Jahren nur ein Dorf mit roten Dächern. Dieſes taunusfränkiſche Haufendorf mit dem Kirchturm über den ſchmalen Gaſſen ſteht noch heute ſo ge⸗ ſund und beſcheiden da wie damals. Nur iſt aus den Fel⸗ dern vor dem Taunus ein Park geworden, und das Geſicht des Ortes zum Park hin ſind ſaubere, faſt ſtädtiſche Allee⸗ ſtraßen mit Landhäuſern, Hotels und Gärten. Es gibt da eine Stelle, die man mit ihren Arkaden und ihren Schau⸗ fenſtern der Wiesbadener Wilhelmſtraße vergleichen kann. Das Wichtigſte aber ſind die langgeſtreckten, niederen Bade⸗ häuſer mit ihren Schmuckhöfen, von denen der nach allen Seiten zugängliche Sprudelhof der größte iſt. Dort im Mittelpunkt des Ortes ſteigt wie eine unabläſſig wehende Schaumfahne der Sprudel aus dem großen, von neptuniſchen Geſtalten getragenen Becken empor. Dieſes Becken aus Muſchelkalk hat ſchon ſeine Patina bekommen. Die Mineralkraft des Waſſers färbt es von Jahr zu Jahr tiefer in eine ſchöne, erdige Roſtfarbe ein. ———— — ̃———— Bad Nauheim: lhof Vor hundert Jahren ſchon war das Dorf, damals nur won Feldern umgeben, in ſeinem Ausſehen anders als viele Dörfer. Windmühlen drehten ihre Flügel wie in Hol⸗ land. Aber ihr Triebwerk war nicht zum Körnermahlen. ſondern zum Waſſerpumpen da. Im Boden rinnen ſtarke, warme Quellen. Durch die landesherrliche Fürſorge der heſſen⸗naſſauiſchen Landgrafen waren Salzwerke er⸗ bout worden Die Zehnten aus der Salzerzrugung ſpielten als Einkünfte eine große Rolle. Salzpfannen waren ſchon aus früheren Jahrhunderten erſtanden Von jeher wurde das Holz, das reichlich zum Sieden gebraucht wurde, von kräftigen Gäulen aus den Wäldern des Vogelsbergs her⸗ beigefahren. Die Saliniſten, d. h. die Salzſachverſtändigen jener Zeit, erkannten zuletzt auch die Bedeutung der Luft und der Sonne für die Salzgewinnung. Sie bauten Tröp⸗ Der Sprude felwerke, in denen das Salzwaſſer über Strohwände und Schwarzdornhecken lief. Daraus entſtanden die Gradier⸗ werke, die zum Teil noch ſtehen, und die mit ihren höl⸗ zernen Strebepfeilern und ihren langen Galerien wie Bauſtücke einer großen Gotik ausſehen. Dieſe Gradier⸗ welke zogen ſich wie eine mehrfache Stadtmauer quer über die Felder. Ihre Türme, nur ohne Windmühlenflügel, ſtehen noch jetzt. Das Flüßchen lief durch die Felder wie heute. Gleichberechtigt mit ihm lief ein unterirdiſcher Ka⸗ nal, der die Salzwaſſer der Saline aufnahm; ſeine Schächte ſtanden neben dem Feldweg wie eine Reihe alter Brun⸗ nen. Sehr tief im Unterirdiſchen müſſen aus alten Meeres⸗ zeiten unter Sand und Kies die Salzſchichten liegen. Die heißen, zur Höhe ſtrebenden Quellen waſchen ſie zu Grotten aus und nehmen aufgelöſtes Salz mit ſonſtigen Bei⸗ miſchungen in immer gleichmäßigen Mengen mit an die Oberfläche. Wenn dann oben der Wind durch die Gradier⸗ werke geht, ſo weht er einen friſchen ſalzigen Hauch über das Land, faſt wie an der See. Die Ingenieurkunſt des vergangenen Jahrhunderts iſt den Quellen nähergekommen. Sie fängt in Eiſenrohren den ſalzweißen, milchig⸗warmen Sprudel, ſie leitet ihn durch dunkle Kellergänge und läßt ihn zu den Badehäuſern raketengleich emporſteigen. Drei große Sprudel geben die Grundmelodie, man könnte auch ſagen, die Grundfarben. Aus ihnen miſcht die Kunſt der Aerzte und der Bademeiſter alle die Abſtufungen und Tönungen des Heilbades. Wie einfach, denkt der Badegaſt. Der Wärter dreht nur ein paar Hähne auf, das Waſſer ſtrömt kräftig in die dunkle Eichenwanne, die klare Oberfläche des Waſ⸗ ſers erreicht faſt den Rand, ſie zittert von den kleinen Koh⸗ lenſäureentladungen. Nun taucht der Körper in das ſanft kühle Bad, die Haut überzieht ſich ſofort mit einem Pelz⸗ chen lauter Luftperlen, die zuſammen ein köſtliches Wohl⸗ gefühl der Wärme geben. Dieſes regelmäßig und in Ruhe genommene Bad bildet die Grundlage der tiefen Erholung, die für die meiſten Beſucher ſchon am erſten Tage beginnt. Und es bleibt dann Wochen hindurch im Einklang mit den anderen angenehmen Dingen des Ortes, mit den ſtillen Straßen und dem weiten, grünen Park, mit den Häuſern und Gärten und den kleinen muſikaliſchen Unterhaltungen, mit den Ausflügen über Land und der leiſen Wehmut des Abſchieds im Bahnhof. Aus den hundert Jahren von Bad⸗Nauheim darf man beſonders das letzte Viertelſahrhundert erwähnen. Um 1910 herum begann man, die ſchönen, modernen Bade⸗ häuſer und Arkaden herzuſtellen, die ſich um den Sprudel⸗ hof ordnen. Das große Sprudellecken trägt mit Recht den Namenszug des letzten Großherzogs, des kunſtſinnigen Schöpfers der Mathildenhöhe in Darmſtadt, und als Wap⸗ pen den Löwen mit dem geſchulterten Schwert. Der heſ⸗ ſiſche Staat hat Bad⸗Nauheim zu allen Zeiten mit der Sorgfalt eines Hausvaters behandelt, der genau weiß, welch ein Schatz ihm anvertraut iſt. So iſt aus dem Salinenort ein Kurort geworden, wo Tauſende von Volks⸗ genoſſen Erholung finden. Sanatorien, Anſtalten, Gaſt⸗ häuſer, Fremdenheime und große Hotels bieten allen Ständen Aufnahme. Aus dem Kurort wurde das Weltbad, dem auch Menſchen im hohen Norden, Menſchen im heißen Indien, Menſchen in den Großſtädten Amerikas und in den Städten des werdenden, ſüdöſtlichen Europas in der gleichen oft rührenden Dankbarkeit und herzlichen Anhäng⸗ lichkeit verbunden ſind. Wo liegt das Geheimnis von Bad⸗Nauheim? Es liegt in ſeinen Badehäuſern, deren Waſſerkünſte ſich jedem Krankheitsgrad anpaſſen. Es liegt aber auch in ſeiner Landſchaft, die ſanft und entſpannend iſt, wie ein Strand. Man empfindet ſie zuweilen wie die Küſte eines unſicht⸗ baren Meeres. a Eine Rede Dr. Fricks.— Glückwunſch des Führers. Anläßlich des 100jährigen Beſtehens des Staatsbades Bad⸗Nauheim ſandte der Führer folgendes Glückwunſch⸗ telegramm: „Dem heſſiſchen Staatsbad Nauheim ſpreche ich zur heutigen Feier des 100jährigen Beſtehens meine herzlich⸗ ſten Glückwünſche aus. Möge das Bad auch künftig erfolg⸗ reich wie bisher ſeine Aufgabe, der leidenden Menſchheit Erhalung und Heilung zu bringen erfüllen. Adolf Hitler.“ Bei einem Imbiß, der ſich an den Staatsakt im Spru⸗ delhof anſchloß, betonte Dr Frick welch außerordentliche Bedeutung er dem zahlreichen Ausländerbeſuch in Bad⸗Nauheim beimeſſe. Er hoffe, daß gegenüber den Verleumdungen, die in der ausländiſchen Preſſe aus durchſichtkigen Gründen über Deutſchland verbreitef würden, und in denen man uns als ein Barbarenvolk hinſtellt, die Fremden ſich davon über⸗ zeugten, daß ſie in Deutſchland herzlich willkommen ſeien, in keiner Weiſe beläſtigt und von uns als angenehme Gäſ⸗ geſchäzt würden. Er hoffe, daß der ſtarke Fremdenbeſuch in Bad-⸗Nauheim dazu beitragen würde, die Mißbverſtänd⸗ niſſe, die durch Verbreitung von Verleumdungen des neuen Deutſchlands entſtanden ſeien, zu beſeitigen. Die Entwicklung, die Deutſchland in den letzten zweiein⸗ halb Jahren genommen habe, ſei von keinem von uns für möglich gehalten worden, insbeſondere auch die wirtſchaft⸗ liche Entwicklung. Wenn man die Arbeitsloſenziffer von über ſechs Millionen auf zwei Millionen herabgedrückt habe, und wenn man bedenke, welche gigantiſchen Werke in dieſer Zeit entſtanden ſeien, z. B. auch die Reichsauto⸗ bahnen, ſo müßte das die Achtung der ganzen Welt her⸗ vorrufen. Wir hätten dies alles einem Mann zu verdan⸗ ken, der am Steuer dieſes Staates ſtehe und der Deutſch⸗ land groß, angeſehen und ſtark gemacht habe, Adolf Hit⸗ ler. Badiſches Sondergericht In einer achtſtündigen Sitzung des Sondergerichts ka⸗ men vier Fälle zur Behandlung.— Auf einer Bier ⸗ und Weinreiſe am Maimarktdienstag machte der 40 Jahre alte verheiratete Franz F. aus Mannheim in einer hieſigen Wirtſchaft beleidigende Bemerkungen über den Führer. In einem Vierteljahr hieße es: Rot Front! Heil Moskaul Mildernd kam bei der Verurteilung zu fünf Monaten Gefängnis in Betracht, daß der Angeklagte vom Kriege her malariakrank und intolerant gegen Alkohol iſt. Er war noch in keiner Partei. Ein„Zeuge Jehovas“. der 28 Jahre alte Johann Porticheller aus Mannheim, ver⸗ trieb die von der verbotenen internationalen Ernſten Bi⸗ belforſchervereinigung herausgegebene Normalbibel unter Vorzeigung einer Karte, auf der einige zugkräftige Sprüche; jür die Werbung ſtehen. Der Angeklagte kam wieder mit dem Einwand, er ſei ein„Zeuge Jehovas“ und kein Mit⸗ glied der Bibelforſcher, arbeite nur aus ſich, aus rein ide⸗ ellem Triebe. Das Gericht ſchloß ſich aber der Auffaſſung des Staatsanwalts an, daß die ganze Art der Werbung eine Betätigung für die Ziele der Ernſten Bibelforſcher darſtellt, die immer ſtärkere Formen annehme, und ſprach eine Gefängnisſtrafe von vier Monaten aus. Der 31 Jahre alte Franz Wacker aus Weiher, wohnhaft in Hornberg, war im Oktober aus der Schutz⸗ haft entlaſſen worden und agifierte weiter für die KPD. obwohl er eine Loyalitätserklärung abgegeben hatte. Er machte ſogar den Verſuch, die KPD in irgendeiner Form wieder aufzurichten, iſt auch ſchon verſchiedenemale wegen ſeiner politiſchen Betätigung mit dem Geſetz in Konflikt gekommen. Bei der Hausſuchung fand man alle möglichen aus der KPD⸗Zeit ſtammende Gegenſtände. Den Mitange⸗ klagten, dem 35 Jahre alten Edmund Ehlis aus Kai⸗ ſerslautern und dem 30 Jahre alten Hubert Weiß⸗ ner aus Hubertshofen gab er KPꝰDD⸗Literatur. E. behaup⸗ tete, keinen Blick in die Broſchüre getan zu haben, der an⸗ dere will keine Kenntnis des Inhalts gehabt haben. Die Strafe für Wacker fiel ſehr ſcharf aus: 20 Monate Ge⸗ fängnis(der Staatsanwalt hatte zwei Jahre Zuchthaus be⸗ antragt), die beiden anderen Angeklagten wurden zu zehn bezw. acht Monaten Gefängnis verurteilt. Ein früherer Zenkrumsanhänger, der 53 Jahre alte Paul Häberle aus Bevereſſe(Schweiz), wohnhaft in Bieſendorf(Amt Engen) machte in einer Wirt⸗ ſchaft beleidigende Bemerkungen in Hinſicht auf die Ur⸗ ſache, die zu der Erſchießung Röhms geführt hätten und meinte„es könne über Nacht doch noch eine Umwälzung kommen“. Das Gericht erkannte auf eine Gefängnisſtrafe von fünf Monaten. Danksagung. Für die vielen Beweise aufrichtiger Anteilnahme beim Heimgang unseres lieben Entschlafenen sagen wir herzlichen Dank. Besonderen Dank Herrn Vikar Erderle für seine tröstenden Worte, dem evangel. Männerverein für die Kranzniederlegung und für die überaus zahlreichen Kranz, und Blumenspenden. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Margaretha Baumer Wtw. Mhm. Seckenheim, 2. Juli 1935. 5 werden schnellstens angefertigt Trauerpapiere in der Neckar- Bote Druckerei ö Verſammlungs⸗ Kalender. Kath. Jungmännerverein. Heute abend halb 9 Uhr Vollverſammlung in St. Agnes. Vollzähliges Er⸗ ſcheinen erwünſcht. 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