Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg, Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 1 8 Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. . 5— eee 5 Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. V. 35: 1250. 35. Jahrgang Muſſolinis Ablehnung Englands geſcheiterte Vermittlung im Abeſſinienſtreit. In einer aufſehenerregenden Erklärung im Unterhaus hat Miniſter Eden die bereits früher aufgetauchte Meldung beſtätigt, daß England in Rom verſuchsweiſe die Abtre⸗ tung eines Teiles von Britiſch⸗Somaliland in Ausſicht ge⸗ ſtellt hat, um eine friedliche Beilegung des italieniſch⸗abeſ⸗ ſiniſchen Streites zu ermöglichen.„Daily Telegraph“ führt in einem Leitaufſatz aus, eine ſehr heikle und beſorgniserregende internationale Lage ſei entſtanden, die der behutſamſten Behandlung bedürfe. Die Zukunft des Völkerbundes ſei unmittelbar in den abeſ⸗ ſiniſchen Wirrwarr verſtrickt. Darum habe die britiſche Regie⸗ rung den ungewöhnlichen Schritt getan, Eden dazu zu er⸗ mächtigen, einen Gebietsſtreifen in Britiſch⸗Somaliland ab⸗ zutreten, der Abeſſinien einen Zugang zum Meere geben würde, um eine Regelung mit Italien zu erleichtern. Die⸗ ſer Vorſchlag ſei in Frankreich nicht günſtig aufge⸗ nommen worden, weil eine neue Eiſenbahn den Hafen von Dſchibuti beeinträchtigen würde, und der Plan ſei bereits belanglos geworden, da Muſſolini ihn nicht annehmen wolle. Die britiſche öffentliche Meinung werde allgemein die Mitteilung Edens an Muſſolini billigen, daß die briti⸗ ſche Regierung nicht gleichgültig bleiben könne gegenüber Ereigniſſen, die die Zukunft des Völkerbundes tief beein⸗ fluſſen könnten. Großbritannien habe ſeine Vorausſicht be⸗ wieſen, als es ſich 1923 der Zulaſſung Abeſſiniens in den Völkerbund widerſetzt habe, während Frankreich die Auf⸗ nahme vorgeſchlagen und ſie unterſtützt habe. Jetzt erkläre Italien, Abeſſinien ſei nicht genügend ziviliſiert, um Völ⸗ kerbundsmitglied zu ſein, und drohe, ſelbſt aus dem Völker⸗ bund auszutreten, wenn die Rechte Abeſſiniens aufgrund der Völkerbundsſatzung ſtreng beobachtet würden. Bei die⸗ ſer ſchlimmen Lage ſei es von großer Wichtigkeit, den Standpunkt Frankreichs zu kennen. Auch Frank⸗ reich habe in letzter Zeit hundertmal erklärt, daß ſeine Außenpolitik auf den Völkerbund gegründet ſei, und daß es außerhalb des Völkerbundes keine Sicherheit gebe. Ein Krieg würde den Völkerbund bis in ſeine Grundfeſten erſchüttern, und die gemeinſame Front würde über Nacht unwiederherſtellbar zuſammenbrechen. „Times“ ſpricht von einer Spannung in den Be⸗ ziehungen zwiſchen Großbritannien und Italien. Eden habe einem erſtaunten und etwas unangenehm berührten Unter⸗ haus mitgeteilt, daß die britiſche Regierung bereit geweſen ſei, Abeſſinjen einen Streifen von Britiſch⸗Somaliland an⸗ zubieten. Natürlich würde der Plan, der nur verſuchsweiſe vorgebracht wurde, nicht ohne Zuſtimmung des Unterhau⸗ ſes ratifiziert worden ſein. Der Vorſchlag ſei kühn, aber die britiſche Regierung ſei berechtigt geweſen, ihn zu ma⸗ chen wegen der dringenden Notwendigkeit, einen Zuſam⸗ menbruch des allgemeinen Kollektivſyſtems zu verhindern. Trotz des Mißerfolges müßten die britiſchen Vorſchläge die italieniſche Regierung überzeugt haben, daß das briti⸗ ſche Intereſſe in der ganzen Frage ſich auf die Ermittlung einer vernünftigen Löſung, auf den Schutz des Friedens und die Aufrechterhaltung der Stellung des Völkerbundes beſchränke. Unglücklicherweiſe ſei es kaum noch frag⸗ lich, daß Muſſolini entſchloſſen ſei, die Herr⸗ ſchaft über einen Teil Abeſſiniens oder ganz Abeſſi⸗ nien zu erlangen. Verteidiger Italiens machten darauf aufmerkſam, daß Italien erſt ſpäter in den Wettbewerb um Kolonien eingetreten ſei und viel Verſäumtes nachholen müſſe. Es ſei auch richtig, daß die Abeſſinier ſchlechte Nachharn ſeien, aber dieſe Anſichten, die zum Teil wohl zuträfen, berechtigen Italien nicht, den Verträgen und ſon⸗ ſtigen Vereinbarungen, die es ſelbſt unterzeichnet habe, durchaus zuwiderzuhandeln. »Morningpoſt“ begnügt ſich damit, Befremden über das Angebot der britiſchen Regierung zu äußern. Das Blatt gibt zu, daß verfaſſungsmäßig die Abtretung von Gebietsteilen ein Vorrecht des Königs ſei, erinnert aher daran, daß die Regierung in früheren Fällen dem „„ entſprechende Geſetzesvorlagen unterbreitet abe. Das Arbeiterblatt„Daily Herald“ erklärt, wenn der Völkerbund den Frieden in Afrika nicht ſchützen könne, dann könne er auch nicht den Frieden in Europa ſchützen. Wenn die Verpflichtungen der Völ⸗ kerbundsſatzungen nur dann beachtet werden ſollten. wenn ſie zufällig mit der nationalen Politik oder dem na⸗ tionalen Ehrgeiz übereinſtimmen, dann verlören ſie jeden praktiſchen Wert. Der liberale„News Chronicle“ erklärt ſich mit Edens Mitteilung über Europa zufrieden und hält das außeror⸗ dentlich weitgehende Angebot der Abtretung eines afrika⸗ niſchen Gebietsſtreifens für einen Beweis, daß die britiſche Politik in Afrika nicht bloß von ſelbſtſüchtigen Beweg⸗ ründen beeinflußt werde. Durch die Ablehnung ſogar die⸗ 155 Angebots ſcheine Muſſolini es unzweifelhaft zu machen, die er Krieg gegen Abeſſinien führen wolle. „Daily Mail“ ſagt, das britiſche Angebot ſei eines Don Quichote würdig. Es ſei ein merkwürdiges Ergebnis der Anbetung des Völkerbundsfetiſchs durch die engliſchen Po⸗ litiker, daß ſie einer fremden Macht, bei der noch Sklaverei herrſche, britiſches Gebiet und britiſche Untertanen als Trinkgeld darböten. „Daily Expreß“ ruft die britiſchen Männer und Frauen 555 Erwachen auf angeſichts des abſcheulichen Verrats. Das Britiſche Reich ſolle verſteigert werden. Ausländer Mittwoch, den 8. würden zu Angeboten aufgefordert. Den ſchwarzen Skla⸗ ventreibern Abeſſiniens und den Schwarzbehemdeten Italiens ſei ein Streifen britiſches Gebiet angeboten wor⸗ den, damit ſie ſich bereit erklärten, nicht zu kämpfen und damit das Geſicht des Völkerbundes gewahrt bleibe. Eden habe eingeſtanden, daß dieſe ſchädliche Handlungsweiſe nicht von britiſchen Intereſſen, ſondern von Großbritan⸗ niens Zugehörigkeit zum Völkerbund veranlaßt worden ſei. In Rom hat man die Erklärungen Edens im Unter⸗ haus zur abeſſiniſchen Frage mit einer gewiſſen Spannung erwartet. Sofort nach ihrem Bekanntwerden wurde in zu⸗ ſtändigen Kreiſen Roms darauf hingewieſen, daß ſich der italieniſche Regierungschef gegenüber Eden amtlich ebenſo freimütig wie beſtimmt gegen einen Zugang Abeſſiniens zum Meer über den Hafen Zeila in Britiſch⸗Somaliland ausgeſprochen und eine Erörterung dieſes Vorſchlages abgelehnt hat. Man weiß, daß Italien ohnehin von einer Vermittlung in der eigentlichen italie⸗ niſch⸗abeſſiniſchen Streitfrage bisher nichts hat wiſſen wol⸗ len. Ein Zugang Abeſſiniens zum Meer wäre nach Anſicht italieniſcher Kreiſe geeignet, nicht nur Italiens Belange und Wünſche zu ſtören, ſondern müßte auch Frankreich wegen der Entwertung des franzöſiſchen Hafens Djibuti und der Djibutibahn verſtimmen. Darüber hinaus glaubt man in Rom berechtigte Zweifel an der ſpäteren Ratifi⸗ kation der von Eden erwähnten gebietlichen Zugeſtändniſſe durch das Unterhaus haben zu müſſen, da, wie man hier meint, erfahrungsgemäß auch kleinſte territoriale Zuge⸗ ſtändniſſe im engliſchen Parlament immer auf größten Widerſtand zu ſtoßen pflegen. Der für Italien ohnehin unzulängliche Vorſchlag Edens ſei daher, wie man in römi⸗ ſchen Kreiſen betont, diplomatiſch wie parlamentariſch ungenügend vorbereitet worden. Die Frontkämpfer verſtehen ſich Die erſte gemeinſame Konferenz der alliierten und der deutſchen Fronkkämpfer. Paris, 2. Juli. Hier findet zurzeit die von der Fidac, dem Interalliier⸗ ten Frontkämpferverband, veranſtaltete internationale Konferenz der Frontkämpfer ſtatt. Es nehmen daran teil einerſeits die Vertreter von 11 Mitgliederſtaaten der Fidac, die im Ganzen 10 Millionen Mitglieder umfaßt, anderer⸗ ſeits die Vertreter von 5 Millionen Frontkämpfern und Kriegsopfern Deutſchlands. In der erſten Vollverſammlung hieß der Präſident der Fidac, Jean Desbons, alle Vertreter herzlich will⸗ kommen und wies beſonders auf die Bedeutung der Tat⸗ ſache hin, daß die Bollverſammlung der alliierten Front⸗ kämpfer zum erſtenmale mit den berufenen Ver⸗ tretern aller deutſchen Frontkämpfer zuſammen⸗ kreffe. Der Führer der deutſchen Abordnung, Reichskriegsopfer⸗ führer Oberlindober, antwortete im Namen der deutſchen Abordnung und gab ſeiner Genugtuung darüber Ausdruck, die perſönliche Fühlung mit allen Mitgliedern der Fidae aufnehmen zu können. Dieſe Fühlungnahme, die gemäß dem Wunſche auch des letzten deutſchen Soldaten ſich noch vertiefen ſolle, diene da⸗ zu, das gegenſeitige Kennenlernen und ein beſſeres Ver⸗ ſtehen zwiſchen den verkretenen Nationen zu fördern. Daran ſchloß ſich eine allgemeine Ausſprache. Sie be⸗ wies den Wunſch aller Vertreter, gemeinſam zu arbeiten, um den Wunſch der alten Frontkämpfer nach Aufrechter⸗ haltung des Friedens in der Welt zu verwirkuchen. Eine Anſprache Oberlindobers Bei dem geſelligen Beiſammenſein des Interalliierten Verbandes der Kriegsteilnehmer hielt der Führer der deutſchen Abordnung, Oberlindober, folgende Anſprache: „Meine Kameraden! Ich ſpreche hier zum erſtenmal als Gaſt in dieſem Kreiſe. Heute will ich mich nur eines entſinnen: Wir ſind hier unter Soldaten, und wer ſich ein⸗ mal ſeinem Volk als Soldat verſchworen hat, der kann ſich nie dieſes Schwures entledigen. Es iſt nun einmal unſer Schickſal. Wir tragen es alle, die einen leichter, die ande⸗ ren ſchwerer. Ich danke unſerem Präſidenten Desbons von Herzen, daß er mir die Gelegenheit beg ben hat, dies zu ſagen, muß aber zugleich hinzufügen, daß wir unſere Auf⸗ gabe ſo auffaſſen, daß wir uns allen Hinterbliebe⸗ nen tief verpflichtet fühlen. N Wir ſind den Witwen, den Eltern und den Kindern der Gefallenen verpflichtet, ihnen unſere Erfahrungen mit⸗ zukeilen. Ohne ſede Bindung für unſere künftige Unter⸗ redung möchte ich hier ausdrücken, daß wir auf dieſem Ge⸗ biete völlig einig ſind. Ich erhebe mein Glas auf das Wohl der einzigen anweſenden Frau. um in ihr die Witwen, Eltern und Waiſen des Krieges zu ehren.“ Der Präſident der Fidac, Desbons, erklärte auf dieſe Anſprache, daß man alles tun müſſe, die Opfer des Krieges ihr Leiden vergeſſen zu machen und dafür zu ſorgen, daß ſo etwas nie wieder möglich werden könne. Die Kriegs⸗ teilnehmer, die die Opfer gebracht hätten, ſeien die Beru⸗ fenen, für den Frieden zu arbeiten. a Am Grabe des unbekannten Soldaten Die Abordnung der deutſchen Frontkämpfer legte am Dienstag nachmittag am Grabe des unbekannten Soldaten einen großen Kranz nieder. Die Schleife trug die Inſchrift: Juli 1935 Nr. 152 Dem unbekannten franzöſiſchen Soldaten, die deutſchen Frontkämpfer.“ Es war ein feierlicher Augen⸗ blick, als der Führer der deutſchen Abordnung, Ober⸗ lindober, vor das Grab des unbekannten Soldaten trat und den Kranz niederlegte, während die Spalier bil⸗ denden Fahnen mehrerer ausländiſcher Kriegsteilnehmer⸗ verbände(Frankreichs, Italiens, Portugals, Englands und Amerikas) über der ewigen Flamme ſich ſenkten. Die Deutſchen verharrten mit erhobener Hand einen Augen⸗ blick vor dem Grabe. Neben der deutſchen Abordnung wohnten unter Führung des Präſidenten Desbons die Teilnehmer der Fidac⸗Tagung der Kranz⸗ niederlegung bei. Neben Vertretern der deutſchen Kolonie hatten ſich unter dem Triumphbogen viele Franzoſen ein⸗ gefunden. „Die erſte Gchwalbe“ Herriot begrüßt deutſche Frontkämpfer. Die 50 deutſchen Frontkämpfer, die ihre 20 franzöſiſchen Kameraden von der Vereinigung lungenverletzter franzöſiſcher Frontkämpfer nach ihrem Beſuch in Stuttgart nach Frank⸗ reich begleitet hatten, wurden im Rathaus von Lyon von Staatsminiſter und Oberbürgermeiſter Herriot herzlich will⸗ kommen geheißen. Er erklärte, daß auch er die Annäherung der beiden großen Völker wünſche. Er fuhr dann fort: „Wenn unſere beiden großen Länder noch einmal ver⸗ ſuchen würden ſich gegenzeitig zu zerfleiſchen, ſo würde das den Autergang bedeuten. Wenn ein altes Sprichwort ſagt „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, ſo müſſen wir bedenken, daß die erſte Schwalbe ſchon genügt, um die anderen mit ſich zu ziehen. Ich begüße in Ihnen die erſte Schwalbe des Frühlings.“ Schlechte Begleitmuſik Die Fühlungnahme zwiſchen deutſchen und franzöſiſchen Frontkämpfern findet in der Preſſe geteilte Aufnahme. „L' Information“ ſchreibt: Hoffentlich können wir an⸗ läßlich des erſten offiziellen Empfanges deutſcher ehemali⸗ ger Frontkämpfer in Frankreich frei und freudig aufatmen. Noch ſind wir allerdings auf Wünſche angewieſen, nicht auf Gewißheiten. Wir zweifeln nicht an dem guten Glauben derer, die auf dem Schlachtfeld unſere Gegner waren und heute mit verſöhnlichen Worten zu uns kommen. Aber um wievieles glücklicher wären wir, wenn wir wüßten, daß ſich ihre friedliche Haltung verallgemeinern und ihre Aktion in Deutſchland ſelbſt ihre Früchte tragen würde. „Liberte“ ſchreibt: Wir wären über den Beſuch der deutſchen Frontkämpfer in Paris nicht weiter entrüſtet, wenn es ſich für die Ueberlebenden des Weltkrieges nur darum handelte, bei einem Frühſtück Seite an Seite Erin⸗ nerungen auszutauſchen. Aber die franzöſiſchen Front⸗ kämpfer, die vor einigen Tagen in Deutſchland waren, und die jetzt die Deutſchen in Lyon und Paris empfangen, ha⸗ ben andere Gedanken im Kopf. Sie glauben, ſie arbeiten an der deutſch⸗franzöſiſchen Annäherung. Trotz der Bedeu⸗ tung, die ſie im nationalen Leben gewonnen haben, haben die Verbände franzöſiſcher ehemaliger Frontkämpfer weder die erforderliche Eignung noch die notwendige Autorität, um bei den Verhandlungen mit Deutſchland die Stelle der Regierung einzunehmen. Sie ſind in Wirklichkeit Privat⸗ leute. Gewiß kann man mit Deutſchland ſprechen, aber nicht auf dieſe Weiſe. Die Deutſchen ſind Partner, die man doppelt fürchten muß, einmal, weil ſie verſchlagen ſind() und dann weil ſie einig ſind. Möge man franzöſiſcherſeits doch ſo vorſichtig ſein und mit ihnen über internationale Fragen durch den einzig zuverläſſigen Vermittler ſprechen, nämlich die Regierung der Republik, Franzöſiſcher Miniſterrat Die Sparverordnungen ferkig. f Paris, 3. Juli. Im Miniſterrat hat am Dienstag Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval einen Bericht über die außen⸗ politiſche Lage erſtattet. Der Kriegsmarineminiſter unter⸗ richtete den Miniſterrat über die ſoeben abgeſchloſſenen Flottenmanöver, die im Mai auf der Höhe von Caſablanca begonnen hatten und vor der Bretoniſchen Küſte weitergeführt wurden. Der Miniſter hob hierbei hervor, daß damit zum erſtenmale ſeit 1912 die Geſchwader der Mittelmeerflotte mit der Atlantikflotte vereinigt geweſen ſeien. i a Der Penſjonsminiſter legte ſeine Pläne zur Abſtellung von Mißbräuchen im Penſionsbezug vor. Es ſollen von den Kriegsteilnehmern nur diejenigen Unterſtützung erhalten, die ihre Verletzungen wirklich an der Front erlitten haben. Der Finanzminiſter teilte mit, daß alle Verordnungen über Einſparungen am kommenden Samstag fertig vorlie⸗ gen würden. Sie werden dem Miniſterrat am 16. Juli unterbreitet werden. Rücktritt Hertiots als Parteivorſitzender? In gut unterrichteten Kreiſen rechnet man damit, daß die Mittwochſitzung des Vollzugsausſchuſſes der Radikalſo⸗ zialiſtiſchen Partei wenn nicht zu einem Bruch Herriots mit der Partei, ſo doch zum Rücktritt des Staatsminiſters vom Vorſitz der Partei führen könnte. Herriot ſoll darüber auf⸗ gebracht ſein, daß Daladier bei einer Verſammlung der Volksfront im Namen der Radikalſozialiſten geſprochen und dieſe gewiſſermaßen politiſch feſtgelegt habe, obwohl die Partei ihn, Herriot, als Garanten für loyales Verhal⸗ ten in die Regierung entſandt habe.. dee Politiſches Allerlei Umlagen in der gewerblichen Wirtſchaft. Die Reichsregierung hat folgendes Geſetz beſchloſſen, das im Reichsgeſetzblatt verkündet worden iſt:„Die Reichs⸗ wirtſchaftskammer kann Anordnungen treffen über die Erhebung und Verwendung von Umlagen durch Gruppen oder Vereinigungen der gewerblichen Wirtſchaft als Organe der Selbſtverwaltung und über die Einziehung und Bei⸗ treibung ſolcher Umlagen durch Induſtrie⸗ und Handels⸗ kammern, Handwerkskammern oder ſonſtige öffentlich⸗recht⸗ liche Vereinigungen von Unternehmern und Unternehmun⸗ gen der gewerblichen Wirtſchaft.“ Pfarrer Fiſcher freigeſprochen. Vor dem Linzer Schnellſchöffengericht wurde in einer mit Spannung erwarteten Verhandlung der evangeliſche Pfarrer der oberöſterreichiſchen Gemeinde Thening, Ger⸗ hard Fiſcher, von der gegen ihn erhobenen Anklage der Verbreitung beunruhigender Druckſchriften freigeſprochen. Die Verhaftung Fiſchers war ſeinerzeit unter beſonderen Begleiterſcheinungen vor ſich gegangen. Während eines kurzen Aufenthaltes bei Verwandten in Deutſchland er⸗ ſchien eine amtliche Verlautbarung, die den Paſtor verbote⸗ ner politiſcher Propaganda bezichtigte. Die Zeitungen mel⸗ deten halbamtlich, daß Fiſcher bei Ueberſchreiten der öſter⸗ reichſichen Grenze verhaftet werden würde. Trotz dieſer Verlautbarung kehrte Fiſcher nach Oeſterreich zurück und wurde tatſächlich an der Grenze feſtgenommen. Neutraliſterung Oeſterreichs?— Lo England winkt ab. 5„Le Jour“ gibt eine Londoner Meldung wieder, wonach in den diplomatiſchen engliſchen Kreiſen eine nichtamtliche öſterreichiſche Anregung lebhaft erörtert werde, die den tſche⸗ choflowaliſchen Vorſchlag eirer Neutraliſierung Oeſterreichs nach Schweizer Vorbild aufgreife. In amtlichen engliſchen Kreiſen erkläre man, daß England zwar bereit ſei, alle Bemühungen zur Entſpannung der Lage in Mitteleuropa diplomatiſch zu fördern, daß England aber keinerlei Verpflichtungen über⸗ nehmen könne, die eine militäriſche Intervention vorſehe. Reiſe Becks nach Berlin Beſuch des polniſchen Außenminiſters. Berlin, 2. Juli. Einer vor längerer Zeit ergangenen Einladung der deutſchen Regierung folgend, trifft der polniſche Außen⸗ miniſter Beck am Mittwoch, den 3. Juli, zu einem zweitägi⸗ gen Beſuch in Berlin ein. Zu dem Beſuch wird in Warſchau bekannt, daß der Miniſter von ſeiner Gattin, vom Kabinettschef des Außen⸗ miniſteriums, Graf Lubienſki, und von ſeinem perſönlichen Sekretär begleitet werden wird. Nach dem Berliner Be⸗ ſuch wird ſich Außenminiſter Beck mit ſeiner Gattin in einen deutſchen Kurort begeben, wo Frau Beck einige Zeit zur Kur bleiben wird. Die polniſche Regierungspreſſe bringt die Meldung über den bevorſtehenden Beſuch Becks in Berlin an der Spitze ihrer Blätter mit der Ueberſchrift„Stabiliſierung der nachbarlichen Verhältniſſe zwiſchen Deutſchland und Polen“. In einem kurzen Kommentar der„Gazeta Polſka“ und anderer Regierungsblätter wird u. a. erklärt, der Be⸗ ſuch des volniſchen Außenminiſters gebe Gelegenheit, die Beſuche zu erwidern, die Reichsminiſter Goebbels und der preußiſche Miniſterpräſident General Goering in Polen ab⸗ geſtattet hätten. Berlin. Die am 5. Juni in Brüſſel unterbrochenen Beſprechungen zwiſchen Vertretern Deutſchlands und der belgiſch⸗luxemburgiſchen Wirtſchaftsunion über eine Ver⸗ beſſerung des beiderſeitigen Waren⸗ und Zahlungsverkehrs ſind wieder aufgenommen worden. Paris. Im„Echo de Paris“ beſchäftigt ſich Pertinax unter Hinweis auf den Beſuch des franzöſiſchen Generaliſ⸗ ſimus Gamelin in Rom mit den franzöſiſch⸗italieniſchen Militärverhandlungen. Dieſe Verhandlungen ſeien bereits ſeit Februar im Gange. Von der Abkommens ſei jedoch vorläufig keine Rede. London. Der Marinemitarbeiter des„Daily Tele⸗ graph“ erfährt von maßgebender amerikaniſcher Seite, daß die geplanten neuen Schlachtſchiffe der Vereinigten Stagten an Kampfkraft allen bisherigen Kriegsſchiffen überlegen ſein würden. GISELA RUHLANCLD's WEG ZUM LICHT ü Roman von Kurt Martin 5 Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. 9— Copyright by Verlag Neues Laben, Bayr. Gmain. 54 Sie ſchaute ihn entſetzt an.„Alſo doch?— Er hat es getan?“ „Er reichte Frau Renz die todbringende Menge der Arz⸗ nei.— Was er in der vergangenen Nacht, im Rauſch, vor Zeugen ſagte, das wiederholte er heute vor dem Staatsan⸗ walt. Er iſt geſtändig.“ „So hat Frau Renz ihn doch gebeten, ihr zu helfen—?“ „Nein, es war anders. Während Sie zu Ohren anderen en gingen, betrat er das Zimmer 16. Er weckte Frau tenz und ſagte, er wolle ihr ein leichtes Schlafmittel geben, damit ſie beſſer ſchliefe. Sie nahm, was er ihr reichte, ſie 1 5 nicht, daß es nun kein Erwachen mehr für ſie geben. e Giſela preßte die Hände auf ihr angſtvoll pochendes Herz. „So ſtarb ſie gegen ihren Willen? Er täuſchte ſie?— Sie wurde dann ja—, ſie iſt dann ja ermordet worden.“ l 55 1 5 Giſela, Frau Renz iſt ermordet worden.“ „Sie müſſen auch das 0 leider.— Dieſe Frau mußte ſterben, damit Sie, ihre Pflegerin, in ſchlimme Schuld ver⸗ 8 8 werden konnten, damit Sie verdammt werden konn⸗ „Herr Dr. Ziller hat auch das geſtanden?“ „Ja, und er bekannte den Namen der Perſon, die ihn zu dieſer unſeligen Tat trieb, die ihn betörte, die ihn in einen RNauſch der Sinne lockte, die ſich ſelbſt ihm als Lohn ver⸗ ſprach, wenn er handelte.“ a 1 8 ſtöhnte.„Hedda Ahnſtein— Dr Solfmann⸗ (Frau.“ ö. Ja ſie war die Anſtifterin zu dieſen Verorechen. Dr (Ziller war ihr Mittel zum Zweck, und die kranke Frau Unterzeichnung eines 8 0* 5 66 Scharfer Proteſt Moskaus in Tokio Und eine ſcharfſe Antwort Japans angekündigt. Moskau, 2. Juli. In Zuſammenhang mit Zwiſchenfällen an der mandſchu⸗ riſch⸗ſowjetruſſiſchen Grenze hat die Moskauer Regierung jetzt in Tokio diplomatiſche Schritte unternommen. Der ſowjetruſſiſche Botſchafter Jurenew hat im Auftrage ſeiner Regierung Außenminiſter Hirota eine längere Note überreicht, in der in zum Teil ſcharfen Worten gegen das Verhalten der japaniſch⸗mandſchuriſchen Behörden proteſtiert wird. Zum Schluß heißt es dann in der Moskauer Note, die Sowjetregierung hoffe, daß die japaniſche Regierung, die mehrfach ihren Wunſch nach friedlichen Verhältniſſen an der ſowjetruſſiſchen Grenze beſtätigt habe, nunmehr ſchnelle und energiſche Maßnahmen zur Abwendung herausfordernder Handlungen der fapaniſch⸗mandſchuriſchen örtlichen Militär⸗ behörden treffen werde, indem ſie dieſe auf die Anzuläſſig⸗ keit der von ihnen an der Grenze durchgeführten Methoden hinweiſe. Die Proteſtnote in Tokio kam ganz uner wartet. Außenminiſter Hirota nahm den Proteſt erſt an, nachdem einige Punkte abgeändert worden waren. Das fapaniſche Auswärtige Amt hält mit ſeiner Stellungnahme noch zurück, da man einen Bericht über die Vorfälle aus Hſinking erwar⸗ tet. Immerhin wird von amtlicher Seite ſchon jetzt erklärt, daß die Zwiſchenfälle auf die mangelhafte Grenzfeſtſetzung zurückzuführen ſeien und deshalb eine klare Grenzzie⸗ hung die wichtigſte Aufgabe für die Zukunft ſei. Die Tatſache, daß die Note gleichzeitig mit der Ueber⸗ reichung in Tokio auch in Moskau veröffentlicht worden ſei, wird hier als unfreundlicher propagandiſtiſcher Akt ange⸗ ſehen, worauf Japan auch noch ausdrücklich hinweiſen werde. Anſcheinend beabſichtige die Sowfetregierung, ſo wird hier angenommen, die Aufmerkſamkeit von der ſchwierigen Lage im Weſten auf den Fernen Oſten abzulenken. Das japaniſche Auswärtige Amt werde auf jeden Fall eine deutliche Ant⸗ wort geben. Kurzmeldungen Raubüberfall auf Geldbriefträger Dresden, 2. Juli. Hier wurde auf einen Geldbriefträ⸗ ger ein Raubüberfall verübt. Eine Frau, die ſich auf dem Hofe aufhielt, hörte plötzlich Hilferufe aus dem Vorderhaus. Sie lief dorthin und ſah, daß ein Geldbriefträger am Kopfe heftig blutete. Gleichzeitig flüchtete ein Mann aus dem Hauſe. Sie eilte dem Flüchtling nach. Ein zufällig vor⸗ übergehender Hilfsaufſeher ſtellte den Täter und brachte ihn trotz heftigen Widerſtandes nach dem Tatort zurück. Hier warf ſich der Feſtgenommene plötzlich zu Boden, zog ein offenſtehendes Meſſer aus der Taſche und brachte ſich mehrere Schnittwunden an der Kehle bei. In ſchwerverletz⸗ tem Zuſtande wurde er ins Krankenhaus gebracht. In ſei⸗ nem Beſitz wurde ein eiſerner Schraubenſchlüſſel gefunden. mit dem er den Geldbriefträger niedergeſchlagen hatte. FO⸗Zug Berlin— München entgleiſt Glimpflich abgelaufen.— Eine Leichtverletzte. Halle, 2. Juli. Der Fꝰd⸗Zug 80, der auf der Strecke Berlin— München verkehrt, wurde von einem glimpflich verlaufenen Unglück betroffen. Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Zapfendorf entgleiſte der aus fünf Wagen und der Lokomotive beſtehende Zug. Glücklicherweiſe wur⸗ de bei dem Unfall nur eine Reiſende leicht ver⸗ letzt. Den Schwager hinterrücks erſchoſſen Halle(Saale), 2. Juli. Der 36jährige Schloſſer Albert Ranft wurde auf dem Heimweg hinterrücks niedergeſchoſ⸗ ſen. Er verſtarb auf dem Wege zum Krankenhaus. Als mutmaßlicher Täter kommt ſein 35jähriger Schwager in Frage, der vor einiger Zeit mit den Eheleuten Ranft einen Streit gehabt hat. 7000 polniſche Kückwanderer gus Frankreich. Warſchau, 3. Juli. Aus Frankreich treffen in den letz⸗ ten Tagen faſt fortgeſetzt Arbeitsloſe ein, die aus Frank⸗ reich ausgewieſen ſind. Im ganzen ſind im Laufe der letz⸗ ten Wochen 7000 Rückwanderer in Polen eingstroffen. Zuſammenarbeit auf dem Ozean Dornier-Wal„Tornado“ notgewaſſert.— Vorbildlicher Sicherungsdienſt. Berlin, 2. Juli. Auf wie ſorgfältige Weiſe der Flugſicherungsdienſt der Deutſchen Luft⸗Hanſa auf der ſchwierigſten aller Luftver⸗ kehrsſtrecken, nämlich dem Transozean⸗Abſchnitt des Luft⸗ poſtdienſtes Deutſchland— Südamerika arbeitet, zeigt deut⸗ lich ein Vorfall, der ſich auf dem letzten Poſtflug Südameri⸗ ka— Europa ereignete. Am Samstag nachmittag ſtartete vom Motorſchiff „Schwabenland“, das zurzeit in der Nähe der Inſel Fer⸗ nando Noronha ſtationiert iſt, der Dornier⸗Wal„Tornado“ zum Flug nach Bathurſt in Britiſch⸗Gambien an der Küſte Weſtafrikas. Bereits in den erſten Morgenſtunden des Sonntag mel⸗ dete das Flugboot, daß der Kühler des hinteren Mokors leck geworden ſei. Auf dieſen Funkſpruch hin nahm die „Schwabenland“ ſofort Kurs in der Richtung auf„Torna⸗ do“, der feinen Flug mit einem Motor forkſetzte. Erſt um 6 Uhr ſah ſich Flugkapitän Blume genötigt, zu einer Not⸗ waſſerung anzuſetzen, die glatt durchgeführt wurde. Nachdem dieſe Handlung funkentelegraphiſch dem vor Bathurſt liegenden zweiten Flugſtützpunkt„Weſtfalen“ mitgeteilt worden war, ſetzte ſich dieſer in Marſch, wäh⸗ rend zwiſchen dem gewaſſerten Flugboot und dem Dampfer ſtändig Funkſprüche gewechſelt wurden. Da das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ ſich gerade auf einer ſeiner planmäßigen Fahrten nach Südamerika befand, nahm es ebenfalls Kurs auf das Flugboot, erreichte es in der Nacht zum Diens⸗ tag und blieb ſolange in ſeiner Nähe, bis der Dampfer „Weſtfalen“ auftauchte und um 23 Uhr Poſt, Beſatzung und auch das Flugboot wohlbehalten an Bord neh⸗ men konnte. Die für Europa beſtimmte Poſtſendung wur⸗ de unverzüglich auf das an Bord der„Weſtfalen“ be⸗ findliche Flugboot übernommen und dieſes zum Weiterflug nach Bathurſt geſtartet. Die durch die Notlandung verlo⸗ rene Zeit dürfte zum größten Teil auf der Strecke Bathurſt — Las Palmas— Sevilla— Stuttgart wieder aufgeholt werden. Der Zwiſchenfall des„Tornado“ beweiſt, wie gut ge⸗ ſichert der Transozean-Luftpoſtdienſt der Deutſchen Lufk⸗ Hanſa iſt; denn dank der vorbildlichen Funkausrüſtung und des Juſammenwirkens der Flugſtützvunkte— in dieſem Falle auch des„Grafen Zeppelin“— befanden ſich Flug⸗ book und Beſatzung keinen Augenblick in Gefahr. Es hat ſich auch erneut gezeigt, daß der in dieſem Dienſt ver⸗ wandke Flugbooktyp durchaus hochſeefähig iſt. 27 Tage in der Luft Neuyork, 2. Juli. Wie aus Meradiam(Miſſiſſippi) gemeldet wird, ſind die amerikaniſchen Dauerflieger, die Brüder gey, nach einem Dauerflug von 27 Tagen, fünf Stunden und 33 Minuten gelandet. Die Landung erfolgte wegen ungünſtiger Wetterberichte. die Flieger mußten wiederholl gegen Nebel und Gewitter ankämpfen und zeik⸗ weiſe blind fliegen. Der mißglückte Panzerzugeinfall Der Kommandant erſchoſſen.— Peiping, 3. Juli. Bei der Verfolgung der Aufſtändiſchen, die vor einigen Tagen in Peiping mit einem Panzerzug einfielen, wurden bisher über 200 Aufſtändiſche in der entmilitariſierten Zone von der chineſiſchen Polizei gefangengenommen. 113 Gefangene, die glle zur Beſatzung des Panzerzuges 6 ge⸗ hören, werden im Hauptquartier dem Kriegsgerſcht vorge⸗ führt. Unter ihnen befand ſich auch der Kommandant des Panzerzuges, Tuan Chunchih, und ſein Stellvertreter, Chia Muyen. l Beide wurden zum Tode verurteilt. Tuan Chunchih wurde berells am Dienstag nachmittag erſchoſſen. Die Hin⸗ richtung Chia Buyens erfolgte am Abend. Die gefangenen Soldaten ſagten aus, ſie ſeien vom Kommandanten ge⸗ käuſcht worden. Er habe den Panzerzug unter dem Vor⸗ wand, in Peiping ſeien Unruhen ausgebrochen, zu deren Unterdrückung der Panzerzug eingeſetzt werden ſolle, in Marſch geſetzt. Nrenz erſchten ihr als ein würommenes Opfer Treſſen aber wollte ſie Sie.— Vielleicht wäre das Rätſel nie ge⸗ löſt worden, aber Dr. Solfmann ſoll ja nichts anderes mehr gekannt haben, als der Aufdeckung dieſes Verbrechens zu leben. Er ahnte woßt von Anfang an den wahren Sach⸗ verhalt,— und Sie auch.— Ja, und dann, in übermütiger e im Maskentrubel, nicht ahnend, daß er Dr. olfmann vor ſich hatte, nicht mehr Herr ſeiner Sinne— da ſprach Dr. Ziller, und er ſagte ſo Schwerwiegendes, daß er dieſe Worte nach ſeiner Ernüchterung heute morgen nicht widerrufen konnte.— Die Richtigkeit ſeiner Angaben iſt erwieſen. Frau Hedda Solfmann weilte zur Zeit in Ber⸗ lin, bei einer Freundin. Sie taumelte von Luſt zu Luſt, alle Angſt um eine Entdeckung niederkämpfend. Als ſie 92 156 früh auf Anordnung der Staatsanwaltſchaft Beſuch durch die Kriminalpolizei erhielt, als ſie erfuhr, was Dr. Ziller ausgeſagt hatte, da— ſühnte ſie ſelbſt ihr Tun.“ Giſela flehte:„Sagen Sie alles! Sie hat ſich doch nicht —, doch nicht getötet?“ 5 VVV „Sie fühlte ſich voller Schuld, ſie iſt die Anſtifterin eines Mordes. Sie war zu feig, den Weg zu gehen, auf den ſie eine Giſela Ruhland ſtieß.— Sie hat ſich vergiftet.“ Giſela barg das Antlitz in den Händen.„Grauenvoll iſt das!— Es iſt furchtbar.— Warum fand ſie nicht den Weg, der über Sühne zur Vergebung führt?“ 5 „Sie war in Leidenſchaften verſtrickt, ſie gab ſich rück⸗ haltlos den nachtdunklen Trieben hin, die in ihr lauerten, und deshalb gab es für ſie nur noch ewige Nacht.“ „Und Dr. Ziller?“ „Er war wohl längſt aus dem furchtbaren Rauſch er⸗ wacht, in den ihn Hedda Solfmann gelockt hatte er trug hart an ſeiner Schuld. Jetzt hat er rückhaltlos bekannt. Er bereut.“ f „Er bereutl Und geht doch einer langen Nacht entgegen.“! In Ebersdorf hatte es Dr. Moeve zuerſt 1 Ihn hatte Dr. Solfmann telephoniſch davon verſtändigt, was 8 war, und gebeten, Giſela von nun ab treu zur Seite zu ftehen, ſo wie er es 6 verſprochen hatte. Und „Schweſter Giſela kommt! Sie iſt frei, ſie ſteht makellos, por aller Welt da!“ 5 5 Und wer zu ihm in die Sprechſtunde kam— ſie hatben »Vertrauen zu ihm und ſahen in ihm einen rechten Nach⸗ folger Dr. Ruhland—, jedem ſagte er es. Nur Stunden währte es, dann wußte es ganz Ebersdorf. Sie liefen zu⸗ einander, ſie ſtanden auf den Straßen beiſammen, ſie ju⸗ belten. 5 „Giſela Ruhland kommt! Sie iſt frei, ſie iſt erlöſt, sie, kommt heim!“ 5 5 5 Gar manche unter ihnen nickten ernſt.„Schlimm hat man ihr mitgeſpielt! Hart hat ſie leiden müſſen!“ 5 „Ihr Schickſal zerbrach ihres Vaters Lebenskraft.“ 5 „Sie ſoll es fühlen, wie wir zu ihr halten, wie wir in ihr die Tochter unſeres Rudolf Ruhland ehren.“ f Als die Einzelheiten bekannt wurden, als Dr. Moeve hin⸗ auf nach Ahnſtein gerufen wurde, wo Frau Carola bei der Nachricht von dem Tode der Tochter einen Herzkrampf be⸗ kommen hatte, als Hedda Ahnſteins Schuld den Leuten klar geworden war, da ballte ſich manche Fauſt, und manch finſter drohender Blick flog nach Ahnſtein hinauf.„Von da oben kam alle Not über Giſela Ruhland!“ „Es wohnen böſe Geiſter da oben, im Herzen dieſer Men⸗ ſchen!“ Georg Hocker warf die Arme drohend empor:„So ſind ſie, ja! Mich wollten ſie von Haus und Hof vertreiben, aus Habgier, aus dem Grunde ihres harten Herzens heraus, in meiner Stube verleumdeten ſie Giſela Ruhland, weil ſie mir Hilfe brachte! Zu raſch ſtarb Hedda Ahnſtein, zu leicht kam ſie von der Welt! Biinen hätte ſie ſoſton für jeden Tag, da Giſela Ruhland um ihretwillen im Gefängnis ſaß, ein Jahr! Ein langes, langes Leben lang!“ 5 Es war ein ſtarker, ein heiliger Zorn in dieſem Mann. umd die ihn hörten, ſtimmten ihm bei! Recht haßt du! Die Ahnſteins ſollen fort, alle, ſie alle ſollen fort aus unſerer Nähe!“ 8 „Wir zwingen ſie? „Und wenn es ſein muß, mit Gewalt!. Es flammte wilde Erregung durch den Ort. Der greiſe 2 Luppert mußte die ganze Kraft ſeiner Perſönlich⸗ (keit einſetzen, um zu üten, daß die Menge nach Ahn⸗ * 0 4 200 Meuterer gefangen. e rere I 2228; ß f. e eee e SS TT 55 e e 8 S8 2 2 er Aus dem ladiscken Caud Großſugendherberge am Titiſee Kulkusminiſter Wacker legt den Grundſtein. Karlsruhe, 3. Juli. Der Gau Baden im Reichsverband für deutſche Ju⸗ endherbergen hat mit dem Bau einer Großjugendher⸗ e am Titiſee begonnen. Am Samstag, den 6. Juli, abends 5 Uhr wird die feierliche Grundſteinlegung durch den badiſchen Miniſter des Kultus und Anterrichts, Dr. Okto Wacker, erfolgen. Bei dieſer Gelegenheit werden Mini⸗ ter Dr. Wacker und Gebietsführer Kemper ſprechen. Die Jugendherberge ſelbſt wird mit etwa 120 Betten und weiteren 80 Maſſenlagern dem großen Zuſtrom ju⸗ gendlicher Wanderer zu einem der ſchönſtgelegenen Punkte des Schwarzwaldes genügend Rechnung tragen. Ferienkurſe für Ausländer eröffnet U SHeidelberg, 2. Juli. Am Montag fand in der Aula der Alten Univerfität die Eröffnung der diesjährigen Ferien⸗ kurſe für Ausländer ſtatt. Die Zahl der Teilnehmer beträgt ain dieſem Jahre über 300 und liegt damit um 100 Prozent über der Zahl des vergangenen Jahres. Somit ſind die Heidelberger Kurſe nach Amfang und Teilnehmerzahl die größten, die überhaupt veranſtaltet werden. Der Eröffnungs⸗ feier wohnten der Herr Miniſter des Kultus und Unterrichts, Dr. Wacker, Miniſterialrat Dr. Haupt vom Reichserziehungs⸗ miniſterium und Vertreter der Dozenten und Studentenſchaft bei. Der Rektor der Univerſität Heidelberg, Profeſſor Dr. Groh, begrüßte die ausländiſchen Gäſte und bat ſie, ſich offenen Auges und ehrlichen Herzens umzuſehen und ihre Erfahrungen in Deutſchland in ihrem Heimatlande zu be⸗ rich zen. () Bruchſal.(Vom Pferd erſchlagen.) In Bahn⸗ brücken wurde der 39 Jahre alte Gemeinderat Eugen Leh⸗ mann beim Ausſpannen des Pferdes von einem Hufſchlag getroffen. Dem Mann wurde die Schädeldecke zertrümmert; auf dem Weg ins Krankenhaus nach Heidelberg ſtarb der Verunglückte. Mühlenbach bei Wolfach.(Tödlicher Anglücks⸗ fall.) Auf dem Wege nach Mühlenbach fuhr der Mokor⸗ radfahrer Konrad Huck von Anterſimonswald auf ein ent⸗ gegenkommendes Auto. Er ſelbſt erlitt einen doppelten Ober⸗ ſchenkelbruch; ſeine auf dem Sozius mitfahrende Frau wurde ſo unglücklich abgeworfen, daß ſie ſofort tot war. Huck hatte während der Fahrt nach ſeiner ſchadhaften Oelleitung ge⸗ ſehen und dadurch das herannahende Auto nicht bemerkt. Das Erbe des Grafen Zeppelin Die deutſchen Luftſchiffe und Flieger große Aktivpoſten unſerer Auslandsgeltung. Im Aero⸗Club von Deutſchland hielt Polizeipräſident Chriſtianſen, Mitglied des Vorſtandes der vor kurzem neu⸗ gegründeten deutſchen Zeppelin⸗Reederei, einen Vortrag über„Das Erbe des Grafen Zeppelin“. Die Leiſtungen unſerer deutſchen Zeppelin⸗Luftſchiffe und unſerer deut⸗ ſchen Segelflieger, ſo führte der Redner aus, verſchaffen uns im Ausland ſtets von neuem Anerkennung und Be⸗ wünderung. Beide zählen als große Aktivpoſten für unſere Geltung im Ausland. Die Luftſchiffe ſind auf den langen Strecken über die Weltmeere hinweg als das am beſten geeignete Schnell⸗ berkehrsmittel für die Perſonenbeförderung anzuſehen. Die Frage: Flugzeug oder Luftſchiff hat ſich für den Luftver⸗ kehr durch die praktiſche Erfahrung der letzten Jahre in die Antwort: Flugzeug und Luftſchiff gewandelt Die Zu⸗ ſammenarbeit zwiſchen Luftſchiff und Flugzeug iſt durch die Beteiligung der Deutſchen Lufthanſa an der Deutſchen Zep⸗ pelin⸗Reederei feſt verankert. Muſtergültig iſt der Ge⸗ meinſchaftsdienſt Lufthanſa und Zeppelin⸗Reederei nach Südamerika, bei dem die Poſt abwechſelnd durch Flug⸗ zeug und Luftſchiff befördert wird. Wir dürfen den deut⸗ ſchen Luftſchiffverkehr nach Südamerika mit dem unbekann⸗ ten Arbeiter vergleichen, der mit zäher Ausdauer an ſei⸗ nem Werk ſchafft und Großes vollbringt. Die Oeffentlichkeit erfährt über dieſe Arbeit kaum noch etwas, bis auf die kurze sachliche Meldung:„Graf Zeppelin“ planmäßig in Rio gelandet“. Ein kleines Beiſpiel dafür, wie unſere Luftſchiffe im Ausland für uns werben iſt die Tatſache, daß in Rio de 5 der Tag der Zeppelin⸗Landung von allen Seiten kurzweg Jeppelin⸗Tag genannt wird. Techniſch geſehen iſt bei den Fahrten vor allen Dingen die Art der Navigation intereſſant. Die Luftſchiffe umfahren in ein bis zwei Stunden fſedes Schlecht⸗ mettergebiet, und wenn ſie einmal überraſchender⸗ weiſe in eines dieſer Gebiete ſchlechten Wetters geraten ſind, bedeutet es für ſie keinerlei Schwierigkeiten mit Ge⸗ genkurs zurückzufahren, und zu einer Umfahrung dieſes Gebietes auszuholen. 5 Die Art des Reiſens im Zeppelin muß als Mittel ⸗ 88991 zwiſchen Schlaf⸗ und Speiſewagen oder Schiff bezeichnet werden. Es ſteht nicht ganz ſoviel Raum wie auf einem Schiff zur Verfügung, aber man reiſt doch bedeutend bequemer als in einem Schlaf⸗ bzw. Speiſe⸗ wagen. Ein beſonderes Kapitel ſind die Funkſprüche, die an den„Graf Zeppelin“ auf ſeinen Izeanfahrten gerichtet werden. Jedes Schiff, gleichgültig welcher Nation, pflegt den„Grafen“ anzufunken mit der Bitte: „Bikte überfahren Sie mich, meine Paſſagiere wollen Sie ſehen.“ 1 Wenn die Abweichung von dem Kurs nicht zu groß iſt wird auch dem Wunſch der Kapitäne entſprochen. Zum Schluß ſeiner Ausführungen teilte der Redner dann noch mit, daß das Aufbauprogramm der Deutſchen Zeppelin⸗Reederei neben dem Einſatz des der Vollendung entgegengehenden„L 3129“ den Bau von weiteren größeren und ſchnelleren Luftſchiffen vor⸗ ſieht. Hiermit ſoll neben dem ganzjährigen Dienſt nach Süͤd⸗ amerika zunächſt ein 14tägiger Dienſt über den Nord- Atlantik nach den Vereinigten Staaten und ſpäter ein wöchentlicher Verkehr durchgeführt werden, in dem Rei⸗ ſende von Europa nach Neuyork und zurück in weniger als einer Woche befördert werden können. Aus den Nachbarländern Ludwigshafen.(Vom dritten Stock tödlich ab⸗ geſtürzt.) In der Nacht zum Dienstag ſtürzte ist der Wollſtraße ein 26 Jahre alter Arbeiter aus ſeinem im dritten Stockwerk gelegenen Schlafraum in den Hof. Der Tod trat ſofort ein. Ob Unglücksfall oder Selbſttötung vorliegt, iſt noch nicht geklärt. Ludwigshafen.(Tod durch Selbſtverſchulden.) Am Dienstag früh kurz nach 6 Uhr ſtieg im Bahnhof Muf⸗ denheim der Arbeiter Kurt Buſch dom Limburgerhof, be⸗ ſchäftigt bei der I Farbe üuſtrie in Ludwigshafen, auf der falſchen Seite aus e eil des im Anfahren be⸗ griffenen Perſonenzuges 1 wigshafen ufd kroch 1 d l 57 un überfahren Re et. Nach dem Tatbestand liogt Selbſtverſchulden vor. Kinderſpiel mit dem Feuer Ein Todesopfer. Speyer. Während die Familie Friedrich Adam Beck im benachbarten Düdenhofen auf dem Felde war, wollte das allein zuhauſe gebliebene achtjährige Töchterchen im Herd Feuer machen, um warmes Waſſer zu erhalten, damit ſie ihre Puppe baden könne. Allem Anſchein nach iſt das Kind einer hierzu verwendeten brennenden Kerze zu nahe ge⸗ kommen; ſeine Kleider fingen Feuer. Einer Feuerſäule glei⸗ chend, rannte das Mädchen hilfeſchreiend auf die Straße, wo eine Nachbarsfrau das Feuer erſticken konnte. Mit ſchweren Brandwunden wurde das Kind ins Krankenhaus eingeliefert, wo es nach wenigen Stunden ſtarb. Schweres Unwetter in Oberſchwaben Stuktgari, 3. Juli. Ueber Biberach und Umgebung brach am Dienstagnachmittag ein ſchweres Unwetter her⸗ ein, das mit wolkenbruchartigem Regen und mit ſchwerem Hagel verbunden war. Beſonders in Mitleidenſchaft gezo⸗ gen wurden die ſüdlich gelegenen Orte Ringſchnait und Schweinhauſen und ihre Nachbarſchaft. Die Bäche traten auf weite Strecken aus ihrem Bett. Eine alte hiſtori⸗ ſche Mühle wurde vom Blitz getroffen und brannte nieder. Das Rißtal wurde infolge der ungeheuren Waſ⸗ ſermaſſen in ein en einzigen See verwandelt, ſo daß zur Stunde jeglicher Verkehr unmöglich iſt. 2 8 2 Weitere Nahbehen in Oberſchwaben Stuttgart, 2. Juli. An den württembergiſchen Erd⸗ bebenwarten Stuttgart, Ravensburg und Meßſtetten ſind noch zwei weitere Erdbeben aufgezeichnet worden, deren Herd in Oberſchwaben, in der Näl von Saulgau, liegt. Das erſte war ziemlich ſchwach, während das zweite etwas ſtärker war und z B. noch auf der Südweſt⸗Alo vereinzelt von der Bevölkerung wahrgenommen wurde. Der Herd war derſelbe wie bei dem ſtarken Erdbeben in der letzten Woche. Todesopfer der Hitze Frankfurt a. M., 2. Juli. Beim Baden in der Nidda bei Praunheim wurde der neunjährige Heinrich Boldt von den Fluten fortgeriſſen. Man bemühte ſich ſofort, den Jun⸗ gen zu retten, doch war er, als man ihn ans Ufer zog, be⸗ reits tot. Ebenfalls beim Baden in der Nidda ging der Arbei⸗ ter Karl Küllner plötzlich unter. Auch er war tot, als man ihn ans Land zog. * Gelnhauſen, 2. Juli. Im Kreisort Meerholz erlitt der Gärtner Fritz Hofacker bei Arbeiten auf der Wieſe infolge der Hitze ei en Herzſchlag, er iſt ſpäter geſtorben. Kirchhain, 2. Juli. In Groß⸗Seelheim wurde ein 13jähriger Junge bei Arbeiten auf dem Felde von einem Hitzſchlag betroffen. Er war ſofort tot. 5 3 3 55 l einne des Waſſers Schwere Gewitterſchäden In Pirmaſens und in der Weſtpfalz. Pirmaſens, 2. Juli. Das ſchwere Gewitter, das in der Nacht zum Dienstag, von einem orkanartigen Sturm beglei⸗ tet, niedergegangen iſt, hat allenthalben ſehr ſchweren und um⸗ fangreichen Schaden angerichtet, der beſonders in den Gärten an den Obſtbäumen und auf den Feldern feſtzuſtellen iſt. Zahlreiche alte Bäume, vor allem an den Chauſſeen, wur⸗ den teils ſtark beſchädigt, teils vollſtändig entwurzelt, ſo daß die Straßen mit Aſtwerk überfät waren, wodurch der Ver⸗ kehr zeitweilig ſtark behindert wurde. Die Obſternte iſt teil⸗ weiſe völlig vernichtet. Beſonders empfindlich waren die Stö⸗ rungen im Telephonbetrieb. Innerhalb des Stadtgebietes würden viele Leitungen zerſtört und auch Fernleitungen er⸗ litten beträchtlichen Schaden. So ſtürzte zwiſchen Rodalben und Biebermühle ein ſchwerer Baum über die Straße und tiß ſämtliche Drähte der nach Kaiſerslautern führenden Tele⸗ phonleitungen durch. Der geſamte Telephonverkehr in dieſer Richtung war bis morgens vollſtändig unterbrochen. Auf der Strecke von Pirmaſens nach Erlenbrunn ſind auf viele hundert Meter die elektriſchen Maſten durch die Gewalt des Sturmes niedergelegt und die ganzen Leitungen zerriſſen wor⸗ den, ſo daß auch nach der Grenze hin der Telephonverkehr teilweiſe unterbrochen war. Nicht minder groß haben ſich die Sturmſchäden bei den elektriſchen Stromleitungen ſowohl innerhalb wie auch außerhalb des Stadtgebietes ausgewirkt. Viele Häuſer waren infolge Zerreißens der Stromleitungen ohne Licht und Kraft, ſogar einige Schuhfabriken konnten nicht arbeiten. Der Sturm hat außerdem auch zahlreiche Häuſer, beſonders am Rande der Stadt, mehr oder weniger ſchwer beſchädigt. Laleale Ruud cu au Gefahren beim Blumenpflücken Auf den Wieſen entfaltet der Sommer ſeine Blumen⸗ pracht. Da lockt die Margarite, dort breitet die Schafgarbe ihre weißen Blüten aus, und an feuchten Rinnſalen entlang leuchtet das Vergißmeinicht. Freilich ſind nicht alle Sommer⸗ gaben ſo harmlos, wie man glaubt. So iſt der Saft des goldgelben Hahnenfußes ätzend und kann ſogar Geſchwüre verurſachen. Der üppige Giftlattich, der ſich auch auf Schutt⸗ haufen findet, bewirkt durch ſeinen milchigen Saft Schwin⸗ del, Erbrechen und Schlafſucht. Sehr giftig ſind die halm⸗ artigen blauen Blüten des Eiſenhutes, die Fieber und ſogar Krämpfe erzeugen können. Der gefleckte Schierling mit den rot getupften Stengeln und der weißblühende Stechapfel bergen in ihren Fruchtkapſeln ein ſtarkes Gift. Der rote Fingerhut mit ſeinen prachtvollen, traubenförmigen Blüten, das ſchwarze Bilſenkraut mit ſeinen weißen zierlichen Blumen und auch die Blüten des Goldregens bergen Gefahren in ſich. Schließlich ſei noch vor der im Herbſt blühenden Herbſt⸗ N gewarnt, die man von Kindern nicht pflücken laſſen oll. Wer einen Feldſtrauß pflücken will, dem bleiben noch viele andere ſchöne Kinder Floras, um das Heim zu ſchmük⸗ ken, ſo der rote Hahn, die blaue Kornblume, der Ehren⸗ preis, die Feldnelken, die Wicken, die Kornraden und wie ſie alle heißen. Ihre Schönheit iſt gefahrlos und in ihren Kelchen verbirgt ſich kein Gift. Jedenfalls iſt es nicht nur heimat⸗ und naturkundlich wichtig, unſere Kinder über die heimiſche Blumenwelt auf⸗ zuklären, ſondern auch vom Geſichtspunkt der Vermeidung geſundlicher Gefahren. U Sturmſchäden. Ein heftiger Gewitterſturm am Mon⸗ tagabend hat hier verſchiedentlich Schaden angerichtet. So brachen an einer Akazie in der verlängerten Jungbuſchſtraße größere Teile ab, wodurch der geſamte Verkehr bis zur Beſeitigung des Hinderniſſes durch die Feuerwehr einige Zeit unterbunden war.— Am Meßplatz riß der Sturm einen Baum um.— In Käfertal wurde ein vom Sturm überraſchter Heuwagen umgeworfen.— Auf der Bauſtelle der Reichsautobahn in Friedrichsfeld wurde ein Gerüſt um⸗ geworfen, wobei ein Arbeiter Verletzungen erlitt. Auf einer weiteren Bauſtelle der Reichsautobahn ſtürzte eine Bauhütte ein, wobei ein in ihr Schutz ſuchender Arbeiter Geſichtsver⸗ letzungen erlitt. Neue Jugendherberge in Mannheim. Für die Er⸗ ſtellung einer neuen Jugendherberge hat der Oberbürger⸗ meiſter vorbehaltlich der Erteilung der Staatsgenehmigung den Betrag von 95000 Mark zur Verfügung geſtellt. Die neue Jugendherberge, die 100 Betten und ein Maſſen⸗ lager für 50 bis 60 Perſonen enthalten wird, ſoll im Schnik⸗ kenloch im Waldpark, in unmittelbarer Nähe des Rheines, erſtellt werden. Bei Maſſenandrang oder auf beſonderen Wunſch der Beſucher können auf der Wieſe innerhalb der Einfriedigung Zelte aufgeſchlagen werden. Mit dieſem Neu⸗ hau wird einem dringenden Bedürfnis abgeholfen, und ein langgehegter Wunſch der wanderfrohen Jugend, insbeſondere der HI., erfüllt. * — Nicht nebeneinander radeln! Die Radfahrer, denen die gegenwärtige Verkehrserziehung gilt, werden noch einmal darauf hingewieſen, daß ein Nebeneinanderfahren innerhalb der Stadt und auf belebten Landſtraßen verkehrshindernd iſt. Dieſer Unfug des Nebeneinanderfahrens muß mit äußer⸗ ſter Strenge bekämpft werden. Die Kraftradſtreifen der Verkehrspolizei ſind angewieſen, in jedem Fall rüchſichtslos durchzugreifen und Zuwiderhandelnde gebührenpflichtig zu verwarnen bezw. zur Anzeige zu bringen. — Reiſende Verbreiter falſcher Reichsbanknoten. In den Städten Mannheim, Stuttgart und München iſt eine große Anzahl falſcher 50 Reichsmark⸗Noten angehalten wor⸗ den. Die wichtigſten Merkmale ſind folgende: Papier etwas ſchwächer und weicher als das echte, meiſtens mehrmals ge⸗ faltet, Pflanzenfaſern nur vereinzelt zu ſehen, Waſſerzeichen verſchwommen, Kontrollſtempel grob nachgeahmt. Die Farbe des Bildrahmens iſt heller gehalten als bei echten Noten, in den Schriften und Anterſchriften viele kleine Abweichungen. Die meiſten Falſchſcheine tragen die Nummern A 9227 805, C 7 666 554 und F 8 810 161. Als Verbreiter kommen orts⸗ fremde Perſonen in Frage, die anſcheinend das ganze Reichs⸗ gebiet bereiſen. Die Vertreiber beſuchen meiſtens offene La⸗ dengeſchäfte und kaufen nur eine Kleinigkeit. Es wird ge⸗ beten, dieſen Falſchnoten beſondere Aufmerkſamkeit zu ſchen⸗ ken und Verbreiter der Polizei oder Gendarmerie zu über⸗ geben. Für Mitteilungen, die zur Ergreifung der Herſteller oder Verausgaber der Falſchſcheine bezw. zur Ermfttlung der Fälſcherwerkſtatt führen, iſt vom Reichsbankdirekt prium Berlin eine Belohnung bis zu 3000 Mark aus eat. Zur Warnung für Badeluſtige In erſchreckender Weiſe mehren ſich die Nachrichten aus dem ganzen Lande, wonach Badende im Waſſer ihr Leben ließen, meiſt durch Herzſchlag, wenn ſie erhitzt ins d gin⸗ gen. Bei Neuenburg ertrank im Rhein der 24 Jahre alte Arbeiter Diringer und der verheiratete Schuhmacher Karl Engler, beide aus Bad Krozingen. An der gleichen Stelle ertkauf der 18 Jahre alte Karl Haus Imgraben aus Britzin⸗ gen, der des Schwimmens noch nicht ganz kundig war. Im Waldbad bei Pfullendorf ſind der 22jährige Landwirt Jo⸗ hann Bleſenſohn aus Sahlenbach und der 16fährige Ludwig Rübſamen aus Pfullendorf infolge Herzſchlages ertrunken. Der 32 Jahre alte e Hofmann von Karls⸗ tühe iſt beim Baden im Rhein ertrunken. Beim Baden fin Anterſee erlitt der 18jährige Sohn des Gaſtwirts Güß aus Singen einen Herſſchlag, der Junge verfank lautlos in den Fluten. In Raſtatt iſt der anfangs der 20er Jahre 1 515 de, beim Stadtbauamt beſchäftigte Walter Greif beim Ba⸗ den im Rhein ertrunken. i N Wetterbericht Der mitteleuropäiſche Hochdrug hat ſich etwas abge⸗ ſchwächt. Für Mittwoch und Donnerstag iſt aber 15 noch hochſommerliches, vielfach heiteres, jedoch zu vereinzelten Gewiflterſtörungep geneigtes Wetter zu cw 3 1 7 ait hat und nur Sonntags Über ins Wer wenig Zeit hat Freie kann, um Luft und Sonne e e zum Sonnenbaden ug beſonders 2 Denn Leokrem verringert ja nicht nur die. es Sonnenbrandes, ſondern er hilft vor allem schneller bräunen. Wer Leokrem mit Sonnen⸗Vitamin benützt, kann schon nach einem einzigen Sonnenbad braungebrannt nach Hauſe gehen. Unt das will wirklich etwas heißen! Leokrem zu 22, 50 und 90 Pfennig und Lev Hautöl zu 50 Pfennig ſind in allen Fachgeſchäften erhältlich. f Schöffengericht Mannheim. Alle Zwangsmaßnahmen waren bisher vergeblich bei den 25 bezw. 27 Jahre alten Geſchwiſtern Joſef und Marie Luiſe Müller von hier, die mun ſchon zum vierten Male wegen Vergehens gegen Para⸗ graph 173 vor Gericht ſtanden. 1930 wurden gegen ſie je ſechs Wochen, 1933 ſechs Monate, 1934 je zehn Monate ausgeſprochen. Das Mädchen ſieht nun zum vierten Male der Mutterſchaft entgegen. Ein Kind iſt geſtorben, das zweite lebt, das dritte wurde im Gefängnis Bruchſal tot⸗ geboren. Der Angeklagte machte wie früher geltend:„Ich habe meine Schweſter erſt 1930 kennengelernt und ſie nie als ſolche angeſehen auch nach der Mitteilung, die mir der Vater machte.“ Aber deshalb waren ſie doch Stiefgeſchwiſter. Man hatte ſogar die Strafverbüßung beider hintereinander angeſetzt, um ſie auseinander zu bringen. Die jetzige Strafe fiel ſtrenger aus: Der Mann wurde zu einem Jahr neun Monaten Gefängnis verurteilt, die Schweſter zu einem Jahr drei Monaten. Hauszinsſteuer nur für Wohnungsbau Keine Abzweigung mehr für Reparaturen. In den letzten Jahren hatten die Gemeinden vielfach aus dem für Neubauzwecke beſtimmten laufenden Haus⸗ zinsſteueraufkrommen und ebenſo aus den Rückflüſſen der gemeindlichen Hauszinsſteuer⸗Hypotheken den Hauseigen⸗ tümern niedrig verzinsliche, hypothekariſch zu ſichernde Dar— lehen für die Inſtandſetzung von Altwohnungen und die Unterteilung von Großwohnungen zur Verfügung geſtellt. Eine Anweiſung des Miniſters an die nachgeordneten Dienſtſtellen beſagt nun: „Nachdem die Reichsregierung in den Jahren 1933 und 1934 in größtem Umfange Mittel für den gleichen Iweck zur Verfügung geſtellt hat und dieſe Aktion inzwiſchen zum Abſchluß gekommen iſt, kann eine Notwendigkeit zur Heranziehung der ohnehin nur verhältnismäßig geringen Rückflüſſe aus den Hauszinsſteuerhypotheken für obige Zwecke nicht mehr anerkannt werden.“ Der Miniſter läßt nur noch die Möglichkeit, in Einzel⸗ fällen von dieſem Verbot Ausnahmen zu machen, und zwar, wenn bei einzelnen Gemeinden nach wie vor ein dringendes Bedürfnis zur Schaffung von Kleinwohnungen durch Teilung großer Altwohnungen beſteht und Reichs⸗ mitlel nicht mehr zur Verfügung ſtehen. * 2 2 Zehn Gebote für den Poliziſten Vom Reichsinnenminiſter aufgeſtellt. Der Reichs- und preußiſche Miniſter des Innern hat 855 außerordentlich beachtenswerte Grundſätze aufgeſtellt, die die wichtigſten Pflichten des Polizeiberufs herausſtellen: 1. Halte Deinen Eid in voller Treue und ganzer Hin⸗ gabe an Führer, Volk und Vaterland. 2. Die außerordentlichen Vollmachten, Dir als dem ſicht⸗ barſten Träger der Staatsgewalt gegeben, ſind keine Vor⸗ rechte, ſondern Pflichten, erfülle ſie vorbildlich als Diener Deines Volles. 3. Sei aufmerkſam und verſchwiegen in dienſtlichen Din⸗ gen, mutig und ſelbſtbewußt, aber gerecht, rückſichtslos im Kampf gegen alle Feinde des Volkes und des Staates. 4. Handele ſo gegen andere, wie Du an ihrer Stelle behandelt zu werden wünſchteſt. 5. Sei wahr, ſchlicht und genügſam. Lügen ſind gemein; Geſchenke verpflichten; Genußſucht iſt unwürdig. 6. Hilf dem, der Deiner Hilfe bedarf. 7. Vernachläſſige nicht den äußeren Menſchen. Er iſt das Spiegelbild des inneren. 8. Sei gehorſam Deinen Vorgeſetzten, ein Vorbild Deinen Untergebenen, halte Mannszucht und pflege Kameradſchaft. 9. Du biſt als Träger einer Waffe der größten Ehre des deutſchen Mannes teilhaftig, ſei deſſen ſtets eingedenk. 10. Schule Dich und arbeite an Dir. Wer viel leiſtet, wird anerkannt. Anerkennung ſei Dein höchſter Stolz. Dieſe Grundſätze, die der Poltzei ſtändig Richtſchnur und Leitgedanke im und außer Dienſt ſein ſollen, ſollen immer wieder zum Gegenſtand der Schulung ſämtlicher Polizeiange⸗ hörigen gemacht werden. Der Miniſter hat die Erwartung ausgeſprochen, daß jeder Angehörige der Polizei ſie ſich genau einprägt, mit ihrem Sinn vertrout macht und nach ihnen lebt und handelt. Buntes Moſaik Poſtverordnung von einſt „Seiner Königlichen Majeſtät von Großbritannien Chur⸗⸗Fürſtliche Braunſchweig⸗Lüneburgiſche Poſtverord⸗ nung, publiciert im Monat 1755, Hannover“;—. ſo lautet der Titel— ordnete im Artikel 24 wörtlich an:„Als bisher wahrgenommen worden iſt, daß öfters wegen der Stellen (Plätze) auf denen Poſtwagen Streit entſtanden, ſo wird es zwar unter Reiſende und Paſſagiers, ſo am Stande nicht gar zu weit unterſchieden und ungleich(find), dabey allewege gelaſſen, daß derſenige, welcher ſich ben der Poſt zuerſt angiebet und durch Hinlegung ſeines Reiſe⸗Küſſens, Eine Ohrfeige für jeden Tänzer. Vom 6. bis zum 11. Juli feiert die Stadt Münder am Deiſter das 600jäh⸗ rige Beſtehen ihres Jagdfeſtes, eines echten, alten Volks⸗ 55 tes, das ſeinen erſten Höhepunkt am 7. Juli in einem Feſtzug der prächtig uniformierten Bürgerwehr mit Artil⸗ lerie, Ja erkorps, Kavallerie und Schützenwagen erreicht. Den zweiten Höhepunkt bildet am 11. Juli die„Grenzbe⸗ ziehung“, d. h. ein Marſch der er Bürgerſchaft rings um die Stadtforſt herum. Dieſer an alte ene Bräuche anknüpfende Grenzmarſch bietet eine Reihe reiz⸗ voller„Knalleffekte“. Bei jedem Grenzpfahl muß die Ju⸗ gend nämlich einen Kreis bilden und einen Tanz vollführen, wobei jeder Tänzer mit den Worten:„So, nun vergiß Aab Münderſche Grenze nicht!“ eine ſchallende Ohrfeige erhält. Der Regenpfeifer erreicht 300 Stundenkzlometer. Ueber den Flug der Vögel ſind ſchon mannigfache und zum Teil ſogar widerſprechende Uuterſuchungen veröffentlicht worden. Die engliſchen Ornithologen Ingram und Meinartzhager Saad beben die Schlußfolgerungen ihrer langjährigen Studien über den Vogelflug bekannt, die ſicherlich ſehr intereſſant ſind. Nach ihren Ermittlungen gehört der Re⸗ genpfeifer zu den ſchnellſten Flu 1 Er fliegt in etwa 2000 Meter Höhe durchſchnittl 00 Kilometer in der Stunde und hält die Geſchwindigkeit einen halben Tag durch. Die Schwalben ſchwingen ſich manchmal zu einer Höhe von 3000 Meter. und erreichen dann eine Stun⸗ dengeſchwindigkeit von Kilometer. Im 1 zu dieſen Vögeln ſind die Wildgänſe und Krähen ſehr langſame Vögel. Sie erreichen kaum 100 Stundenkilometer, 1 aber immerhin noch ſchneller als eine durchſchnittliche Schnellzuglokomotive.. a Eine kurioſe Statiſtil Ein deutſcher Schauſpieter, der vor einigen Jahren ge⸗ ſtorben iſt, hinterließ folgende intereſſante Aufzeichnungen über ſeine künſtleriſche Tätigkeit: Dem Theater gehörte ich 45 Jahre lang an. Aufgetre⸗ ten bin ich 9991 mal, in 1112 verſchiedenen Stücken und 1876 verſchiedenen Rollen. Verlobt wurde ich dabei 2827 und verheiratet 887mal. 1731 liebe Kinder hatte ich, näm⸗ lich 1421 Töchter und 310 Söhne. Erbſchaften fielen mir 22 imal zu, und das große Los gewann ich 37mal. Bankerott mußte ich 8omal machen, mit mir anver⸗ trauten Kaſſen durchbrennen 119, andere Spitzbübereien als Teſtaments⸗ und Wechſelfälſchungen uſw. verüben oder daran teilnehmen 501 mal. Berufliche Küſſe mußte ich geben 12 831 und genau ebenſo viele empfangen. Mordtaten mußte ich vollbringen 468, Diebſtähle, Einbrüche und Straßenräubereien 1116, außerdem mußte ich 44 Brand⸗ ſtiftungen und 253 Hochverrätereien beſorgen. 31mal mußte ich mich erſäufen, aber nur 17mal brauchte ich mich aufzu⸗ hängen. In Ohnmacht ſank ich 132 mal, blind war ich nur zmal, taub 19, ſtumm 16, taubſtumm 10mal. Geſegnet wurde ich 464, verflucht 571 mal. Kaiſer war ich 18mal, König 455. Prinz 110, Edel⸗ mann 511, Sultan 4, Geſpenſt, guter und böſer Geiſt 241, Richter, Rechtsanwalt, Arzt, Pfarrer, Bürgermeiſter, Lehrer 302, Maler, Dichter, Muſiker, Bildhauer 226, Akrobat 14, Kaufmann und ſonſtiger Gewerbetreibender 1888, Bauer, Förſter, Jäger 714, Wilddieb 83, Offizier 929, Soldat und Matroſe 333, Fiſcher 15, Bettler 118, geheimnisvoller Un⸗ 1 75, Henker 24, Kerkermeiſter 39. Folterknecht mal. 177mal wurde ich vergiftet, 211 mal erſtochen, 532mal erſchoſſen, eingekerkert wurde ich 1714, hingerichtet 150, überhaupt gewaltſam aus der Welt geſchafft 1095mal. Na⸗ türlichen Todes, nämlich an Altersſchwäche, ſtarb ich auf der Bühne nur 9mal. So weit die Statiſtik des Schauſpielers. Alle dieſe theatraliſchen Greuel ſcheint der Mann in guter Geſundheit e zu haben, denn ein hohes Alter war ihm be⸗ jeden. Der Gewiſſenhafteſte der Gewiſſenhaften Wenn dieſer Titel vergeben werden ſoll, ſo muß er dem Sheriff eines kleinen Städtchens in Amerika, Sullivan in New Hampfhire, zuerteilt werden. Eines Tages kam er „voll des ſüßen Weines“ mit ſeinem Auto nach Hauſe und rannte mit ſeinem Wagen gegen ein anderes Auto. Als der Rauſch jedoch am folgenden Morgen verflogen war, begab er ſich ſofort in ſein Amtsgebäude berief den Gerichtsdiener und Protokollführer, ſtieg auf ſeinen Richterſtuhl und be⸗ gann eine Gerichtsverhandlung gegen— ſich ſelbſt. „Haben Sie, Sheriff Johnſon, geſtern abend ein Auto angefahren?“ So fragte er und antwortete gleichzeitig ſelbſt:„Ja!“ „Waren Sie krank, angetrunken oder berauſcht?“ „Ich war betrunken!“ „Sind Sie der Alleinſchuldige an dem Unglück?“ „Ich bekenne mich ſchuldig.“ „Dann verurteile ich Sie im Namen des Geſetzes zu Dollar Geldſtrafe. Erkennen Sie die Strafe and“ „Ja!“ Nach dieſem einzigartigen Selbſtgeſpräch ſtieg der She⸗ riff von ſeinem Richterſtuhl, zahlte die 100 Dollar und ſchloß die Sitzung. i Die Torſäule von Vineta. Die Forſchungsarbeit, die ge⸗ enwärtig beim Kap Arkona Korvettenkapitän a. D. Müller⸗ Bloneck auf dem Meeresgrund nach vorgeſchichtlichen Alter⸗ tümern durchführt, hat bereits ein wertvolles Fundſtück ans Licht gefördert. Es wurde eine eiſerne Torſäule gefunden, die ſchätzungsweiſe 600 bis 1000 Jahre alt ſein fol An⸗ geblich ſoll es ſich um das Tor zu einer Sonnenkultſtätte handeln. Müller⸗Bloneck glaubt, bei Arkona das ſagenhafte Vineta finden zu können. 100 Letzte Meldungen Neuer deutſcher Segelflugrekord Berlin— Hamburg in 6 Stunden und 40 Minuken. Berlin, 2. Juli. Dem bekannten Segelflieger Peter Riedel gelang es, einen neuen Rekord im Segelzielflug aufzustellen. Er ließ ſich vom Flughafen Tempelhof durch ein Motorflugzeug hochſchleppen, klinkte ſich nach etwa drei Minuten aus und erreichte nach einer Flugzeit von ſechs Stunden und 40 Minuten den Hamburger Flughafen. Die zurückgelegte Strecke beträgt 270 km, die höchſte erreich⸗ te Höhe 2000 Meter. Es iſt dies der erſte Zielflug, auf dem die Strecte von 200 km überſchritten wurde. Zwei Todesurteile vollſtreckt Berlin, 2. Juli. In Landsberg(Warthe) ſind der 1904 geborene Stefan Kern und der 1914 geborene Wilhelm Beucher hingerichtet worden, die vom Schwurgericht wegen Mordes und ſchweren Raubes zum Tode verurteilt worden ſind. Die Verurteilten hatten am 26. Mai 1933 den Arbei⸗ ter Albert Speick aus Woldenberg, zu deſſen Ehefrau Kern in Beziehungen ſtand, dadurch ermordet, daß ſie Speick in den Abendſtunden in den Wald lockten und dort erdroſſel⸗ ten. Von dem Begnadigungsrecht iſt kein Gebrauch gemacht worden. Bei den ſchon mehrfach vorbeſtraften Verurteilten handelt es ſich um ungewöhnlich rohe Menſchen von unver⸗ beſſerlicher, verbrecheriſcher Geſinnung, die den Plan zur Tat aus eigennützigen Gründen erdacht und in heimtücki⸗ ſcher und brutaler Weiſe ausgeführt haben. Von einem Haifiſch verſchlungen 5 Entſetzlicher Vorfall am Badeſtrand. Mailand, 2. Juli. Am Strande von Suſſak an der italieniſch-ſüdflawiſchen Grenze bemerkten die Badenden plötzlich zu ihrem Enkſetzen zwei rieſige Haifiſche. Die Schwimmer verſuchten ſo ſchnell als möglich das Ufer zu erreichen, um ſich in Sicherheit zu bringen. Einem jungen Mädchen, einer kſchechoſlowakiſchen Stadtsangehörigen, die ſich zu weit auf das Meer hinaus- gewagt hatte, gelang es aber nicht mehr, rechtzeitig das Ufer zu erreichen. Sie fiel einem der beiden Raubfiſche zum Opfer. Aeberſchwemmungskataſtrophe in China Ueber 300 000 Morgen Land überflutet. Schanghai, 2. Juli. In der Nähe von Hankau wurden Zurch die Hochwaſſer des Yangtſzekiang, die einen noch nicht fertiggeſtellten Deich durchbrachen, über 300 000 Mor⸗ gen Land überflutet und Tauſende von Häuſern unter Waſſer geſetzt. Ueber die Zahl der Menſchenverluſte iſt noch nichts bekannt. Bei Wuhu erreichte der Flußſtand die 3 15 Marke ſeit drei Jahren und die Lage iſt ſehr ge⸗ fährlich. Das Ende des Chaco⸗Krieges Feierliche Eröffnung der Friedenskonferenz. Buenos Aires, 2. Juli. Die Friedenskonferenz wurde im Weißen Saal des Regierungspalaſtes in Buenos Aires durch den argentini⸗ ſchen Präſidenten General Juſto fe eröffnet. Die An⸗ weſenheit der ſechs ſüdamerikaniſchen Außenminiſter ver⸗ leiht der Konferenz eine über ihren eigentlichen Zweck hin⸗ ausgehende Bedeutung. Die Konferenz wird beſtrebt ſein, nicht nur den Chaco⸗ krieg zu beenden, ſondern auch neue Formen der Jriedens⸗ erhaltung und internationaler Zuſammenarbeik in Süd⸗ amerika zu enkwickeln. Verſammlungs⸗ Kalender. 5 Liedertafel. Heute abend 8.30 Uhr Probe. To. 1898. Heute abend 8 Uhr müſſen alle Einzelturner und„Turnerinnen im Herſchelbad Mannheim ihr Pflichtſchwimmen ablegen; anſchließend iſt in der Turnhalle um halb 10 Uhr eine Beſprechung aller Wetturner und Turnerinnen, die nach Karlsruhe gehen. Da die Meldungen heute unbedingt erledigt werden müſſen, iſt reſtloſes Erſcheinen notwendig. Tbd.„Jahn“. Heute abend 7 Uhr Zuſammenkunft der Schwimmer für Karlsruhe per Rad am„Kaiſerhof“. Alt- Und berhaut von Grundbesitz, Häusern und Bauplätzen. Georg Röser Immobilien(R. D. NM.) Größtes Fachgeschäft am Platze. 3 Zimmer und Küche zu vermieten. Offenburgerſtraße 50. 2 Zimmer und Küche zu vermieten. 2 ſtarke Einlegſchweine zu verkaufen. Gengenbacherſtraße 11. Taglohn-Zettel für Bauhandwerker Hnobbranntwei empfiehlt Wilhelm Sponagel, Branntweinbrennerei. 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