Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, le in der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., 5 im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Fages. und Anzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. V. 35: 1250. 35. Jahrgang d⸗ N 8 Sanktionen gegen Italien?— England vor ernſten Enkſcheidungen. London, 3. Juli. Der abeſſiniſch-italieniſche Konflikt hat ſich zur größten Sorge der europäiſchen Diplomaten nun zu einer ſehr ern in C ſten Angelegenheit entwickelt. Er droht das Sprengpulver Kie⸗ für den Völkerbund zu werden. Englands uneigennütziges ſtellt, Angebok, ein Gebietsopfer zur Vermeidung eines Krieges der in Oſtafrika zu bringen, hat infolge der Ablehnung durch en. Muſſolini ſeinen Zweck verfehlt. Das brikiſche Kabinett, das heute eine Sitzung abhielt, ſteht in der nächſten Zeit efant vor ſehr ſchweren Entſcheidungen. Der politiſche Korreſpondent des„Daily Herald“ ſchreibt: Die vorherrſchende Anſicht iſt, daß der Völker⸗ Der bund in entſcheidender Weiſe vorgehen muß, um einen be⸗ Friedensbruch durch Italien zu verhindern, falls nicht der ilden Völkerbund ſelbſt und das Syſtem der kollektiven Sicherheit amen endgültig aufgegeben werden ſollen. Da Muſſolini jede An⸗ regung eines Kompromiſſes verworfen hat, iſt der einzig mögliche Kurs der, Nils, Italien zu warnen, daß wirtſchaftliche Sankkionen war zur Anwendung gebracht werden würden, falls es unker Verletzung der Völkerbundsſatzung zum a Kriege ſchreitet. ſchei⸗ Eine ſolche Warnung kann natürlich nicht von einer einzi⸗ r er- gen Macht ausgehen, ſie muß vom Pölkerbundsrat kommen, und dies kann nur geſchehen, wenn feſtſteht, daß die Haupt⸗ 9 8 mitglieder bereit ſind, gegebenenfalls der Warnung ent⸗ 1 20 ſprechend zu handeln. Der erſte Schritt beſteht ſomit in der Feſtſtellung, ob die anderen Völkerbundsmächte, beſon⸗ ders Frankreich, bereit ſind, der Völkerbundsſatzung schen geſetzliche Gültigkeit zu geben. Das Kabinett wird alſo zu 8 entſcheiden haben, ob dieſe ſchickſalsſchwere 15 75 Frage an die anderen Regierungen geſtellt werden ſoll. Die Wirkung auf Deutſchland „ um Im„News Chronicle“ ſchreibt Vernon Bartlett: Ueber darin allen europäiſchen Erörterungen hänge die Wolke des italieniſch⸗abeſſiniſchen Streites. Man könne ſich der Ueber⸗ zeugung nicht erwehren, daß Italien zu einem Eroberungs⸗ bene feldzug entſchloſſen ſei. Die beſte Löſung von allem würde lühen ſein, einen italieniſchen Angriff zu verurteilen und dann ings⸗ ihm Einhalt zu gebieten. rkür⸗ Dieſer Streit in Afrika berühre alle europäiſchen eine Länder unmittelbar. Mehr als irgendeine andere Tatſache werde er über Deutſchlands zukünftige i hat Politik entſcheiden. ipfel⸗ Deutſchland werde niemals durch Worte und Beſchwörun⸗ gen in den Völkerbund zurückgebracht wer⸗ hen den, wohl aber vielleicht durch Tatſachen. Deutſchland werde 5 nicht wünſchen, wieder in einen Völkerbund einzutreten, der Angriffe ungehindert zuläßt. Es ſei unter dieſen Um⸗ ſtänden niederdrückend zu ſehen, wieviele franzöſiſche Zeitungen, die immer damit prahlen, daß die Politik ihres Landes ſich auf den Völkerbund gründe, einen briti⸗ ſchen Verſuch, für die Durchführung der Völkerbundsſatzung zu ſorgen, kritiſiert haben. Die Heuchelei könne kaum weiter getrieben werden. Anterhausanfragen Die Mitteilung Edens, daß die britiſche Regierung die Abtretung eines afrikaniſchen Gebietsſtreifens in Ausſicht geſtellt habe, um eine friedliche Beilegung des italieniſch⸗ abeſſiniſchen Streites zu ermöglichen, wird am Donnerstag zwei Mitgliedern des Unterhauſes Veranlaſſung zu Anfra⸗ en an die Regierung geben. Der Vorſchlag dürfte auch ei der von allen politiſchen Parteien dringend gewünſchten Ausſprache in der nächſten Woche ein wichtige Rolle ſpieles. Der politiſche Mitarbeiter der„Morningpoſt“ ſchreibt, in Regierungskreiſen werde die abeſſiniſche Lage mik ernſteſter Sorge betrachtet und allgemein glaube man, daß eine energiſche Aktion in neuer Richtung unternommen werden ſollte, um den Streit zu ſchlichten. Ein Teil der Regierungsanhänger ſei dafür, Italien vor dem Völkerbund zur Rede zu ſtellen, da dies das logiſche Ergebnis der allgemeinen Außenpolitik der britiſchen Re. gierung ſein würde, die die Ankerſtützung der Autorität des Völkerbundes zur Grundlage habe. 5 Der diplomatiſche Mitarbeiter der„Daily Mail“ meldet, die britiſchen Miniſter ſeien entſchloſſen, für ein Kompro⸗ miß im italieniſch⸗abeſſiniſchen Streit alles Menſchenmög⸗ liche zu tun. In verantwortlichen Kreiſen ſei angedeutet worden, daß einige Miniſter ſogar verlangten, Großbritannien ſolle bei einem Fehlſchlag dieſer Bemühungen irgendeine Form wirkſchaftlicher Maßnahmen gegen Italien durch den Völkerbund i vorſchlagen. e. Es ſeien aber keine Anzeichen vorhanden, daß eine der⸗ 0 artige Politik die einhellige Unterſtützung des ganzen Ka⸗ binetts haben würde. Die Regierung begreife, daß Ita⸗ hiens Drohung mit dem Austritt aus dem Völkerbund keineswegs nichtig ſei, und die Miniſter wünſch⸗ 75 ten daher, vorſichtig aufzutreten. Im Augenblick indeſſen Lee ſtellten ſie die Aufrechterhaltung des Einfluſſes des Völker⸗ ee bundes über jede andere Erwägung. a. e Das heiße afrikaniſche Eiſen. Donnerstag, den 4. Juli 1935 Sondierungen bei anderen Ländern? Der politiſche Mitarbeiter des„Daily Expreß“ ſchreibt, es heiße, das gabinett prüfe die Frage, ob andere Länder wegen der Frage gemeinſamen wirkſchaftlichen Vorgehens gegen Jalien ſondiert werden ſollten, falls Italien entk⸗ ſchloſſen bleibe, Krieg gegen Abeſſinien zu führen. Ein Sonderausſchuß von Miniſtern habe ſeit einiger Zeit die Enkwicklung des italieniſch-abeſſiniſchen Streitfalles be⸗ obachtet. Eine kollektive wirtſchaftliche Aktion werde nur aufgrund eines Beſchluſſes des Völkerbundes erfolgen. Die Miniſter ſeien ſich über den Ernſt der ins Auge gefaßten Aktion klar, und offizielle Ableugnungen, daß ein ſolcher Plan auch nur erwogen werde, ſeien wahrſcheinlich. Scharfe italieniſche Kritik Die italieniſche Preſſe beſchäftigt ſich eingehend mit dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Streit und den engliſchen Vor⸗ ſchlägen über einen Gebietstauſch zwiſchen Abeſſinien, Eng⸗ land und Italien, wobei das Mißfallen gegenüber der engliſchen Haltung unverhohlen zum Ausdruck kommt. „Stampa“ bezeichnet das engliſche Angebot als wert— los und ſogar den italieniſchen Intereſſen auf weite Sicht zuwiderlaufend, während es dem Ehrgeiz des Kaiſers von Abeſſinien äußerſt entgegenkomme. Die Gewährung eines Zuganges zum Meere für Abeſſinjen würde das Ausſehen und das Gleichgewicht Oſtafrikas ſo grundlegend zum rei⸗ nen Vorteil Abeſſiniens umgeſtalten, daß Abeſſinien ſeine Politik der Erpreſſung und der Herausforderungen fortſet⸗ zen würde. Das Italien angebotene Land Ogaden ſei ein reines Wüſtenland und eine vollkommen unfruchtbare Ge⸗ gend, die keinerlei wirtſchaftlichen Wert hätte. Italien brauche für ſeine Ausdehnung fruchtbares Gebiet, in dem es in Ehren für ſeine Söhne Arbeit finden könne. Der Eindruck in Abeſſinien Die ablehnende Haltung Muſſolinis gegenüber den eng⸗ liſchen Vorſchlägen, durch Gebietsabtretung in Britiſch⸗ Somaliland zur Befriedigung der italieniſchen Anſprüche beizutragen, hat in den politiſchen Kreiſen Abeſſiniens größtes Befremden hervorgerufen und die allgemeine Be⸗ unruhigung vergrößert. Man erklärt, daß Italien zwar einem Schiedsgericht des Völkerbundes zugeſtimmt, aber offiziell keinerlei Erklärung abgegeben habe, daß es einen Schiedsſpruch auch annehmen werde. Preſſevertretern gegenüber gab der Kaiſer von Abeſ⸗ ſinien die Erklärung ab, daß er zur Aufrechterhaltung des Friedens auf alle Fälle einen Schiedsſpruch anerkennen werde. Man erwartet in Abeſſinien, daß man italieniſcher⸗ ſeiks eine gleichlautende Erklärung, die eine friedliche Lö⸗ ſung des Streitfalles garankieren würde, abgibt. Der Schlichtungsausſchuß tagt Ikalieniſcher Grenzkommandant aus dem Somaliland herbeigeholt. Der italieniſch⸗abeſſiniſche Schlichtungsausſchuß hat am Mittwoch in Scheveningen ſeine Beratungen nach mehr⸗ tägiger Unterbrechung wieder aufgenommen. Der Ausſchuß beabſichtigt nunmehr, den Vertretern beider Re⸗ gierungen, ſowie den von ihnen genannten Sachver⸗ ſtändigen Gelegenheit zur eingehenden mündlichen Begrün⸗ dung der beiderſeitigen Standpunkte zu geben. Die Anzahl der vom Ausſchuß und von den beiden be⸗ teiligten Regierungen herangezogenen Sachverſtändi⸗ gen erhöht ſich fortwährend. Die italieniſche Abordnung beſteht bereits jetzt aus 15 Perfonen. Unter ihnen befindet ſich auch der italieniſche Grenzkommandant Nicola Cima⸗ rutti, der ſich auf Anweiſung der italieniſchen Regierung von ſeinem Standort in Somaliland im Flugzeug nach Rom begeben und von dort aus nach kurzem Auf⸗ enthalt die Weiterreiſe nach dem Haag angetreten hat. . ³ h ͥͥ⁰y a b Keine Sammlungen bis 30. September Allgemeines Sammelverbot für drei Monate. Berlin, 3. Juli. Der Reichs- und preußiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, hat im Benehmen mit dem Reichs⸗ miniſter für Propaganda und Volksaufklärung, Dr. Goeb⸗ bels, und dem Reichsſchatzmeiſter Pg. Schwarz für die Zeit vom 1. Juli bis 30. September 1935 ein all⸗ gemeines Sammelverbot erlaſſen. Im Sinne dieſes Er⸗ laſſes wird auch die in einer Zeitungsnotiz ange⸗ kündigte Sammlung für die Hitler⸗Freiplatzſpende nicht durchgeführt. Der diesjährige Reichs bauerntag VBerſammlungsſperre im Keichsnährſtand. Auf Anordnung des Keichsbauernführers findet der diesjährige Reichsbauerntag in der Jeit vom 10. bis 17. Neblung(November) 1935 in der Keichsbauernſtadt Gos⸗ lar ſtatt. Um den Reichsbauerntag beſonders hervorzuheben und die Führerſchaft des Reichsnährſtandes auf dieſe Tagung genügend vorzubereiten, hat der Reichsbauernführer eine Sperre aller Kundgebungen und Arbeitstagungen des Reichsnährſtandes bis zum Reichsbauerntag verfügt. Lon dieſer Anordnung ſind allein die Vorbereitungen zum dies⸗ jährigen Erntedanktag ausgenommen. Beſuch des polniſchen Außenminiſters Nr. 153 II. Berlin, 3. Juli. Mit dem fahrplanmäßigen Zug aus Warſchau traf am Mittwoch der polniſche Außenminiſter Oberſt Beck auf dem Bahnhof Friedrichſtraße ein. In ſeiner Begleitung befanden ſich ſeine Gattin, ſeine Tochter, ſein Kabinettschef Graf Lubienſki, ſowie der Privatſekretär. Nach der Ankunft unterhielt ſich der Außenminiſter in angeregtem Geſpräch mit dem Reichsaußenmini⸗ ſter und begab ſich dann durch das Fürſtenzimmer auf den Bahnhofsvorplatz, wo gegenüber dem Bahnhof eine Ehrenkompagnie der Leibſtandarte Adolf Hitler mit präſentiertem Gewehr den polniſchen Außenmini⸗ ſter ehrte. Nach einem kurzen Dank verabſchiedete ſich der polniſche Außenminiſter von den deutſchen Herren und fuhr in Begleitung des polniſchen Botſchafters nach der polni⸗ ſchen Botſchaft, wo er während ſeines zweitägigen Berliner Aufenthaltes Wohnung nehmen wird. . Beſuch des polniſchen Außenminiſters. Der polniſche Außenminiſter ſtattete um 10.45 Uhr in Begleitung des polniſchen Botſchafters Lipſki im Aus⸗ wärtigen Amt in der Wilhelmſtraße dem Reichs⸗ außenminiſter Freiherrn von Neurath einen Beſuch von etwa 15 Minuten Dauer ab. Eine größere Menſchenmenge hatte ſich aus dieſem Anlaß auf der gegenüberliegenden Seite der Wilhelmſtraße eingefunden. Anſchließend begab ſich Miniſter Beck, vom Botſchafter und vom Reichsaußenminiſter begleitet. zu Fuß in die Reichskanzlei. Der Adſutant des Führers und Reichskanz⸗ lers, Obergruppenfünrer Brückner. empfing die Gäſte am Eingang und geleitete ſie zem Führer. Ehrung der polniſchen Gäſte Abendeſſen und Konzert im Hauſe des Führers. Berlin, 4. Juli. Außenminiſter Beck und Frau Beck nahmen an einem Frühſtück teil, das der Reichsminiſter Freiherr von Neu⸗ rath zu ihren Ehren veranſtaltete. Am Mittwoch abend gab der Führer und Reichskanzler in ſeinem Hauſe zu Ehren des polniſchen Außenminiſters Beck und ſeiner Ge⸗ mahlin ein Abendeſſen, an dem auch der polniſche Bokſchaf⸗ ter Lipfki, der deutſche Botſchafter in Warſchau, v. Moltke, und die Herren der Begleitung des Außenminiſters Beck ſowie mehrere Mitglieder der Reichsregierung und andere führende Perſönlichkeiten des polikiſchen Lebens mit ihren Damen teilnahmen. Im Anſchluß an das Eſſen fand ein Konzert ſtatt, bei dem die Damen Louiſe Willer, Maria Müller und die Herren Wilhelm Rode, Max Lorenz, Julius Patzak, Prof. Wilhelm Kempff und Michael Raucheiſen mit vollendeten Darbietungen die Gäſte des Führers erfreuten. Verwaltungsratstagung der Reichsbahn Günſtige Verkehrsentwicklung.— Die Finanzlage. Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahn trat zu einer ordentlichen Tagung in Saarbrücken zuſammen. Im Vordergrunde der Beratungen ſtand die Finanzlage der Reichsbahn. Trotz günſtiger Verkehrsentwicklung hielten die Einnahmen mit der mengenmäßigen Zunahme des Ver⸗ kehrs nicht Schritt. Im erſten Halbjahr 1935 haben die Ein⸗ nahmen aus dem Perſonen verkehr 5,7 v. H. und die aus dem Güterverkehr 7 v. H. mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres erbracht. Aber auch die Ausgaben weiſen eine ſtarke Erhöhung auf und überſteigen die Ein⸗ nahmen. Der Verwaltungsrat nahm davon Kenntnis, daß die Hauptverwaltung bemüht bleibt, den Ausgleich zwiſchen Einnahmen und Ausgaben herzuſtellen. Der Verwaltungsrat erhielt einen Ueberblick über die Geſchäftslage der Tochtergeſellſchaften und gab ſeine Zu⸗ ſtimmung zu einem f a ꝛp für das kommende ahr, * das die notwendige Ergänzung und weitere Moderniſierung der Betriebsmittel der Reichsbahn gewährleiſtet. Das Pro⸗ gramm ſieht eine Beſtellung von neuen Dampf⸗ und elektri⸗ ſchen Lokomotiven, von Kleinlokomotiven, Triebwagen, Perſonen⸗, Gepäck⸗ und Güterwagen, von Kraftomnibuſſen und Laſtkraftwagen vor.„ 3 3- — TT * e Die Sitzung des engliſchen Kabinetts Edens Bericht über das Ergebnis ſeiner Reiſe. London, 4. Juli. Das engliſche Kabinett behandelte in ſeiner Sitzung am Mittwoch hauptſächlich die italieniſch⸗abeſſiniſche Frage und die Reiſe des Völkerbundsminiſters Eden nach Genf und Rom. Eden gab ſeinen Kabinettskollegen einen aus- führlichen Bericht über ſeine Beſprechungen mit Laval und Muſſolini. Preß Aſſociation meldet, daß die britiſche Regierung ſtändig in Verbindung mit Paris ſtehe, da ſie dringend wünſche, ſo weitgehend wie möglich mit der franzöſiſchen Regierung zuſammenzuarbeiten, und zwar nicht nur hin⸗ ſichtlich der im Londoner Protokoll vom 3. Februar nie⸗ dergelegten Fälle ſondern auch in der italieniſch⸗abeſſini⸗ ſchen Streitfrage. Im Zuſammenhang mit dieſem laufenden Meinungsaustauſch plane die britiſche Regierung gegen⸗ wärtig nicht, an andere Völkerbundsmitglieder heranzu⸗ treten. Außenminiſter Hoare im Frageſturm Anfragen, auf die es keine Antwork gibt. London, 4. Juli. Im Unterhaus wurde die Regierung von den Anhän⸗ gern einer radikalen Abrüſtungspolitik mit Anfragen bom⸗ badiert. Insbeſondere tat ſich der Abgeordnete Monder hervor, der u. a. wiſſen wollte, ob der Außenminiſter in der Lage ſei, eine Zuſicherung zu geben, daß bei allgemei⸗ nen Flottenabrüſtungsbeſprechungen die britiſche Regie⸗ rung bereit ein würde, die Deutchland im Friedensvertrage von Verſailles auferlegten Beſchränkungen als Grundlage zu nehmen, ſofern auch die anderen Nationen hierzu bereit find. Die Antwort Hoares lautete:„Da keinerlei Ausſichten zu ſein ſcheinen, allgemeine internationale Abkommen auf der Grundlage der qualitativen und quantitativen Be⸗ ſchränkungen der Flottenklauſeln des Verſailler Vertrages zu erreichen, bedauere ich, die gewünſchte Zuſicherung nicht geben zu können. 5 Im Zuſammenhang mit einer konſervativen Anfrage erklärte der Erſte Lord der Admiralität, Sir Bolton⸗Mon⸗ ſell:„Wie der Reichskanzler in ſeiner Rede vom 21. Mai feſtgeſtellt hat, iſt Deutſchland bereit, der Abſchaffung der U-Boote zuzuſtimmen, vorausgeſetzt, daß andere Länder dasſelbe tun. Dieſe Bereitſchaft iſt durch die deutſchen Vertreter bei den letzten Beſprechungen erneut beſtätigt worden. Wie andererſeits bekannt iſt, hat England dabei den Verſuch unternommen, ein allgemeines Abkommen über die Ab⸗ ſchaffung der U⸗Boote herbeizuführen(Beifall). Hieraus geht klar hervor, daß der Bericht, den Lloyd George auf der Nalſonalen Aufbau- und Friedenskonfe⸗ renz gegeben hat, jeder Begründung entbehrt.(Beifall)“ Auf eine ergänzende Frage Lansburys ſtellte Sir Bol⸗ ton⸗Monſell noch einmal feſt, daß einige Regierungen der Abſchaffung der U⸗Boote nicht zuſtimmten, und fügte hin⸗ zu, daß Japan und Frankreich ſich unter dieſen Mächten befänden. Politiſches Allerbei Keine Grenzgänger⸗Unterſtützung mehr. Am 30. Juni, mit Ablauf des erſten Halbjahres 1935, iſt die mit einer kurzen Unterbrechung ſeit Mitte des Jah⸗ res 1926 gezahlte Unterſtützung der ſogenannten Grenz⸗ gänger im Südweſten der Rheinprovinz und in der Pfalz in Fortfall gekommen. Drei Gruppen unterſchied man bei dieſen Grenzgängern, je nachdem ſie in Luxemburg, Lothringen oder im Saargebiet ihrer Arbeit nachgingen. Staatsfeindliche Amtriebe in Danzig Danzig, 4. Juli. Die Preſſeſtelle des Danziger Senats teilt mit: Durch die Politiſche Polizei wurden folgende Perſonen in Haft genommen: Kriminalſekretär auf War⸗ tegeld Thall, Oberregierungsrat t. R. Weber. Staatsan⸗ waltſchaftsrat Dr. Hülff, Kriminalſekretär auf Wartegel: Rompza, Landgerichtsdirektor Kühn, Zollaſſiſtent Putt⸗ kammer, Landgerichtsdirektor Zaehle und Polizeihaupt⸗ wachtmeiſter Felske. Bei einem Teil der Feſtgenommenen iſt eine ſtaatsfeindliche Betätigung bereits nachgewieſen, während bei einem anderen Teil dringender Verdacht be⸗ ſteht. Weitere Feſtnahmen ſtehen bevor. Iwei Verräter hingerichtet Berlin, 3. Juli. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Der Volksgerichtshof hät am 29. November 1934 den 63 Jahre alten Bruno Lindenau aus Perleberg wegen Verrates militäriſcher Geheimniſſe und am 1. Februar 1935 den 28 Jahre alten Egon Breſz aus Wilhelmshaven wegen Erforſchung militäriſcher Geheimniſſe zum Tode verurteilt. Die beiden Verurteilten ſind am Mittwoch in Berlin hin⸗ gerichtet worden. Ferner iſt durch Urteil des Volksgerichtshofes der 49 Jahre alte Wilhelm Batteſch aus Camminke wegen Verra⸗ tes militäriſcher Geheimniſſe und wegen verſuchter landes⸗ verräteriſcher Fälſchung und gewinnſüchtiger Privaturkun⸗ denfälſchung zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt worden. ür Volksverräter. Berlin, 3. Juli. 1 Ein Schulbeiſpiel für die ſchweren Strafen, die Ver⸗ räter an Volk und Vaterland trifft, liefert eine Entſchei⸗ dung des Volksgerichtshofes gegen vier kommuniſtiſche Funktionäre, die im Solde roter Staatsfeinde im Auslande gearbeitet haben. Der 33jährige Nikolaus Thielen und der 41jährige Georg Handke erhielten wegen Vorbereitung zum Hochverrat je 15 Jahre Zuchthaus und der Sa4jährige Georg Kretſchmer und die 32jährige geſchiedene Frau Emma Thoma wurden zu je 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. Außerdem wurde gegen ſämtliche Angeklagte auf Zuläſſig⸗ keit der Polizeiaufſicht erkannt. Thielen, der früher dem Reichstag als kommuniſtiſcher Abgeordneter angehört hat, flüchtete nach dem Reichstags brand in deis Saargebiet. Späler kehrte er auf Veranlaf⸗ ſung maßgebender kommuniſtiſcher Stellen im Auslande als Oberberater für Südweſtdeutſchland“ nach Frankfurt a. M. zurück, um von hier aus mehrere Bezirke der illegalen 6 PD zu überwachen und nach Mög⸗ lichkeit wieder aufzubauen. Handke war für die Internationale Arbeiterhilfe tätig und hat für dieſe mehrere Reiſen nach Prag und eine nach Holland unternommen. Bei dieſen Reiſen hat er jeweils den kommuniſtiſchen Emigranten im Auslande Berichte über die Verhältniſſe in Deutſchland erſtattet und aus dem Auslande Hetzſchriften und namhafte Geldbeträge zur Fi⸗ nanzierung des Kampfes gegen den Staat mitgebracht. Kretſchmer war Verbindungsmann zwiſchen der Berliner Zentralleitung und den von Thielen geleiteten Bezirken in Weſtdeutſchland. Er fuhr mehrfach nach Frankfurt da. M. und brachte auch Geld dorthin. Als beſonders fanatiſch iſt die Mitangeklagte Frau Thoma anzuſprechen. Selbſt der Umſtand, daß ihr geſchiedener Ehemann und ihr fetziger Verlobter bereits wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu Gefängnisſtrafen bzw. Zuchthausſtrafen verurteilt worden ſind, hat ſie nicht abgeſchreckt, weiter für die verbotene Partei zu arbeiten und perſönlich die Verbindung zwiſchen allen möglichen Funktionären aus Berlin und dem Reiche herzuſtellen. Kerker für Unterſtützung von Nakionalſozialiſten. Das Schwurgericht in Klagenfurt hat die 33jährige Krankenpflegerin Marie Bauer wegen Hochverrats 3u einem Jahr ſchwerem verſchärften Kerker verurteilt. Die Anklage legte der Pflegerin in der Hauptſache zur Laſt, daß ſie Unterſtützungsgelder, die ſie bei Bekannten geſammelt hat, an wegen ihrer Geſinnung gemaßregelte National⸗ ſozialiſten zur Verteilung gebracht habe. Trotz lebenslänglichem Zuchthaus heimgekehrk. Der ehemalige Miniſter Maris, einer der Führer der letzten griechiſchen Aufſtandsbewegung, der im Abweſen⸗ heitsverfahren zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden war, ſtellte ſich in Saloniki der Polizei. Er war von Paris aus nach Saloniki gekommen. Der Führer der Landwirtſchaftspartei, Sofianopulos, der gleichfalls an der Aufſtandsbewegung teilgenommen hatte, wurde im Abwe⸗ ſenheitsverfahren zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Londor Am nächſten Dienstag wird im Unterhaus ernte Ausſprache über einen Mißtrauensantrag der Arbei⸗ terpartei wegen des der Regierung vorgeworfenen„Fehl⸗ ſchlages ihrer Arbeitsloſenpolitik“ ſtattfinden.„News Chro⸗ niele“ zufolge wird die liberale Oppoſition dieſen Antrag unterſtützen. „Wieder einmal Zeit verloren“ Der Vorſitzende des franzöſiſchen Auswärtigen Ausſchuſſes für ſoforkige Fühlungnahme mit Deutſchland. Paris, 3. Juli. Mit der Frage der deutſch⸗franzöſiſchen Beziehungen beſchäftigt ſich in der radikalſozialiſtiſchen„Republique“ der Abgeordnete Baſti d, Vorſitzender des Auswärtigen Kam⸗ merausſchuſſes. Er weiſt zunächſt auf die in England und auch in Frankreich in letzter Zeit ſich anbahnenden Beſtre⸗ bungen einer deutſch⸗franzöſiſchen Annäherung hin und ſchreibt dann u. a.: „Die Atmoſphäre ſcheint heute etwas beſſer zu ſein. Unſere Oeffentlichkeit ſteht vielleicht einer freien Ausſprache mit Deutſchland nicht mehr ganz ſo fern wie vielleicht noch vor einiger Zeit. Ob die Bedingungen für dieſe Ausſprache für uns günſtiger ſind, iſt eine andere Frage. Ich glaube im Gegenteil, daß wir das größte Intereſſe daran gehabt hätten, ſo ſchnell wie möglich ſchon bei der Machtübernahme durch das nationalſozialiſtiſche Regime, mit deſſen baldigem Sturz zu rechnen eine Vermeſſenheit war, die Verhandlung anzubahnen. Wir haben wieder einmal Zeit verloren. Aber nichtsdeſto⸗ weniger können wir immer noch aus freien Stücken ver⸗ handeln. Jedoch möchte ich zwei Fragen ſtellen: Können wir eines Tages nicht doch gezwungen werden, zu verhan⸗ deln und ſchwächt die ablaufende Zeit nicht auf jeden Fall die Vorteile unſerer Lage? Die Ereigniſſe der letzten Wochen bezeugen mit unwi⸗ derſtehlicher Gewalt, daß jede Politik, die ſelbſt den flüchti⸗ gen und krügeriſchen Anſchein einer diplomatiſchen Einkrei⸗ ſung Deutſchlands beſitzt, zum Mißerfolg verurkeilt iſt. In⸗ zwiſchen wächſt das Anſehen Deutſchlands. Das iſt eine Takſache. Deukſchlands Anziehungskraft dehnt ſich ſogar aus, ſogar bis in die Balkangegenden, die bisher überliefe⸗ rungsgemäß der franzöſiſchen Zache zugetan waren. Ich ſtelle das mit größter Traurigkeit feſt. Soll man aber war⸗ ken, bis die Ereigniſſe ſich vollendet haben? Heuke braucht Deukſchland uns noch; wird das aber immer der Fall ſein? Kurzmeldungen Ausflugs dampfer geſunken Schwerer ZJuſammenſtoß.— 118 Tote. Tokio, 3. Juli. Ter japaniſche Ausflugsdampfer„Midori Maru“ iſt in der japaniſchen Inlandſee in der Nacht mit dem Fracht⸗ dampfer„Senzan Maru“ zuſammengeſtoßen und kurz darauf geſunken. Nach den bisher vorliegenden Meldungen ſind dabei 118 Perſonen ums Leben gekommen. ö Die„Midori Maru“, auf der ſich insgeſamt 230 Fahr⸗ gäſte und Beſatzung befanden, iſt innerhalb von drei Minuten geſunken. Zwölf Tote konnten bisher ge⸗ borgen werden. 89 Perſonen werden noch vermißt. Es muß befürchtet werden, daß ſie ſämtlich den Tod in den Wellen gefunden haben. Nach den bisherigen Meldungen befinden ſich unter den Opfern keine Europäer. Orkan auf dem Weißen Meer— 20 Tote Moskau, 3. Juli. Auf dem Weißen Meer und der Halbinſel Kola wütete ein ſchwerer Orkan. Die Wracks von drei Fiſcherbooten wurden ans Land geſpült; die Beſatzung iſt umgekommen. Weitere Fiſcherboote, die vom Sturm in der offenen See überraſcht wurden, ſind verſchollen. Man befürchtet, daß auch ſie verloren ſind. Zwei große Motor⸗ boote wurde von einem Schlepper aufgefunden. Auch die Beſatzung dieſer beiden Boote iſt ums Leben gekommen. Die Zahl der Todesopfer wird bisher mit mindeſtens 20 angegeben. Bankraub mit Maſchinengewehren Neuyork, 3. Juli. Die Zweigſtelle der Merchants Natio⸗ nal⸗Bank in dem Städtchen Dunkirk im Staate Neuyork wurde von ſechs mit zwei Maſchinengewehren bewaffneten Banditen überfallen, die 20000 Dollar raubten und uner⸗ kannt entkommen konnten. Der Bankraub hat trotz der ge⸗ ringen Höhe der erbeuteten Summe großes Aufſehen er⸗ regt, weil die Räuber, ehe ſie die Bank betraten, die Straße vor dem Gebäude zit ihren Maſchinengewehren non Paſ⸗ uber ten. GISELA RUHLANOD's WEG ZUM LACET T Roman von Kurt Martin 1 Nachdruck verboten.— Alle Rechte vorbehalten. ö 1 1— Copyright by Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain. 55 Pfarrer Wipprecht hatte ſeinem Onkel mitgeteilt, daß Giſela am Abend heimkehren werde. Sie wollte von Or⸗ bach aus ſogleich heimfahren. Da ließen viele es ſich nicht nehmen, ſie gingen einzeln und in Gruppen zum Bahnhof. (Dr. Moeve war unter ihnen, und Maria Gombeck. Man (ſah den greiſen Pfarrherrn, den Lehrer Pohl, den Bürger⸗ meiſter mit ſeiner Frau, ihre Tochter Gabriele und ihren Mann. Es waren auch Georg Hocker da und Valentin Heinze und viele. Pfarrer Luppert bat, als der Zug nahte:„Meine Lie⸗ ben, nicht laut, nicht ſtürmiſch! Denkt, das iſt Giſela Ruh⸗ lands Art. Denkt auch daran, daß ſie einen unter euch ver⸗ mißt, den ihr alle ihr nicht erſetzen könnt— unſern lieben Dr. Ruhland! Laßt es eure Augen ihr ſagen, daß ihr euch freut, und ein Händedruck mag ihr eure Anhänglichkeit zeigen.“ Der Zug fuhr in den kleinen Bahnhof. Es war ſchon dunkel. Viele Augenpaare ſuchten die Wagenreihe ab. Sie (riefen es einander zu:„Dort iſt ſie!“ Giſela ſtaunte, als ſie die vielen Menſchen ſah.— Wo 5 1 alle hinfahren? Was war denn los in Ebersdorf?. Da drängten ſie herbei, nicht in geräuſchvoller Freude, aber mit Worten herzlichen Willkomms auf den Lien, mit glänzenden Augen, und viele Hände ſtreckten ſich ihr entgegen. Giſela erkannte: Sie waren alle ihretwegen gekommen, ſie wollten ſie begrüßen, ſie wollten ſie ſehen, ſie freuten ſich, daß ſie kam!— In ihren Augen war ein ſtilles Glück zu leſen. Sie ergriff Hand um Hand, ſie ſagte ihnen allen Quite Worte, a Frau Ottilie Sombert ſchloß Giſela leis weinend in ihre Arme.„Was wird das für ein Feiertag ſein für unſern Wolfgang, Giſela! Ich ſandte ihm ein Telegramm.— Wie hart litt er um dich!— Giſela, ich glaube, nun brauch. du ihn, und nun biſt du ihm ſehr nöti 5 Giſela küßte Wolfgangs Mutter und geſtand leiſe: „Ja, jetzt finden ſich unſere Wege bald zuſammen.“ Weit hinten ſtand Maria Gombeck, und neben ihr Dr. Moeve. Sie waren die letzten, zu denen Giſela trat. Dank⸗ bar ergriff ſie des Doktors Hand. „Wie ſchön, daß Sie hier wirken! Mein Vater hätte ſich keinen beſſeren Nachfolger wünſchen können.“ Zu dritt ſchritten ſie zum Hauſe Ruhland. Giſela hatte Maria Gombecks Arm in den ihren gezogen. Sie ſtrich wie⸗ der und wieder liebkoſend über die alte, ſchaffensfrohe Hand. „Weil ich nur dich noch habe, Tante Maria! Du haſt mir i vieles zu erzählen. Du warſt zuletzt um meinen lieben Vater. Dir hat er alles anvertraut, was er dachte und— was er ſorgte. Alles ſollſt du mir berichten.— Sag, wie geht es deinem Schützling, der Lore Trommer?“ Die Schweſter Hedwig Trommers war die erſte, die im Hauſe Rühlands Aufnahme gefunden hatte.— Maria Gombeck hatte ſich gefaßt. Sie war vorhin bei Giſelas Ankunft ganz aufgelöſt in Freude und Schmerz geweſen; all ihre Ruhe war gewichen, als ſie Giſela ſchaute. (Nun aber konnte ſie wieder ſprechen. l „Das Kind kam ſo ſcheu, ſo ängſtlich, ſo innerlich zer⸗ mürbt zu uns. Ganz langſam wandelte Lore ſich. Sie ſchläft bereits; doch morgen wirſt du ſie ſehen. Ich denke, du biſt zufrieden mit dem, was ich erreichte.“ Sie kamen zum Garten. Kahl und öde lag er da. Giſela zögerte. Sie ſchaute auf die Tür, auf die Fenſter.— Nein, (der Vater kam ihr nicht mehr entgegen. Er war gegangen.— Maria Gombeck fühlte, wie Giſela zitterte. Sie ſagte leis: 1 ſtarb voller Zuverſicht, daß du in aller Not mutig blei⸗ ben würdeſt, daß du frei würdeſt von aller Schuld, daß 8 Lebensweg doch noch zu Licht und Freude führen werde.“ 1 i Giſela nickte leis. Sie traten im das traute, freundliche Wohnzimmer. Giſela ſchritt dahin und dorthin, ſtrich über Seſſel, in dem der Vater zu ſitzen pflegte, ſtand andäch⸗ tig vor dem Klavier, das ihres Vaters ſtille Liebe ſeit ſei⸗ mer Jugend war.— Maria Gombeck brachte in ihrer für⸗ ſſorglichen, geſchäftigen Art Tee und einen Imbiß herbei. Konrad Moeve wollte ſich verabſchieden. Da bat Giſelag „Bleiben Sie doch noch ein wenig. Sie und Tante Mario —, Sind mir doch jetzt die Nächſten, nicht wahr?“ Maria Gombeck fand ein leiſes, feines Lächeln.„Die 5 Giſela? Aber nicht wahr, der Allernächſte iſt nicht F 1 haſt recht, Tante Maria, der Allernächſte iſt nicht „Aber etwas iſt von ihm da. Drüben im Bürgermeiſter⸗ hauſe liegt es, bei ſeinem Vater. Du haſt ihm ja geſchrie. ben, was du planſt. Er kennt dein Wollen, und er ſteht bei dir. Wie könnte das wohl anders ſein!— Giſela, Wolfgang hat ſeinem Vater fünftauſend Dollar geſandt; die ſoll er dir geben, ſobald du wieder bei uns biſt, und du ſollſt ſie nehmen als Grundſtock ſeiner Mitarbeit an deinen. Werk.“ Da leuchtete es von herzinniger Freude in Giſelas Auger auf. Maria Gombeck mußte Giſela viel von dem Vater er⸗ zählen, von ſeiner letzten Lebenszeit. Ernſt geſtand ſie: „Daß er dich ſo ſchuldbeladen ſah, ſo in Not getrieben und daß er nicht helfen konnte, daß er es erleben mußt⸗ wie ſie dich verurteilten—, dies alles zehrte an ſeiner Le⸗ benskraft. Siehſt du, und das iſt auch eine ſchwere Schuld Hedda Ahnſteins: daß ſie einem Rudolf Ruhland ſolch Herzeleid brachte.“ Am nächſten Vormittag fand Giſela, als ſie von des Va⸗ ters Grab heimkehrte, ein Schreiben von Dr. Bernhard Solfmann vor. Es war ein großer, dicker Umſchlag, und als ſie ihn öffnete, hielt ſie ein amtliches Schriftſtück in der Hand.„Schenkungsurkunde“ ſtand darauf. Sie faßte nuch den Zeilen von Dr. Solfwanns Hand, die beilagen. „Schweſter Giſela! f Sie ſind frei. Geſühnt iſt und geſühnt wird noch, was verbrochen wurde. Dies zu erreichen, war meine Pflicht, Ihnen gegenüber und mir ſelbſt gegenüber.— Nun kann ich gehen. Wohin, das weiß ich ſelbſt noch nicht. Vielleicht hören Sie ſpäter einmal von mir. Ich will die Straße ſu⸗ chen, die Sie mir gewieſen.— Meine Klinik iſt verkauft. Mein Vermögen macht rund 140 000 Mark aus Dies Geld benötige ich nicht. Auf meinen Wegen habe ich es nicht mehr nötig. Es ſoll in andern Händen nutzbar ſein. Ich babe die aanze Summe Ihnen vermacht, ich lege dies Geld * chuſſes 12 ungen e“ der Kam⸗ d und Beſtre⸗ und ſein. prache t noch prache glaube gehabt der egime, eine ahnen. ꝛsdeſto⸗ u ver⸗ önnen erhan⸗ 1 Fall unwi⸗ lüchti⸗ n den 1 Acht, dann mögen die Zinſen aus dieſer Schenkung Ihren Aus dem ladiocuen Land Robert Wagner vor den Kreisleitern Die Forderungen der nationalſozialiſtiſchen Welt. anſchauung. () Karlsruhe, Auf der Kreisleitertagung in Karlsruhe führte der Gauleiter Robert Wagner u. a. aus: Dem ſtaatsfeindlichen Treiben gewiſſer konfeſſioneller Elemente begegnen wir mit größter Ruhe und Gelaſſenheit. Wir haben die Gewißheit, daß die geſunde Kraft unſeres Volkes allen Spaltungsverſuchen der Unruheſtifter wider⸗ ſtehen wird. Jeden Angriff auf unſere Jugend werden wir ſchärfſtens zurückweiſen. Die Jugend gehört dem Staat. An unſeren Weltanſchauungsforderungen halten wir zu al⸗ len Zeiten feſt. Wir müſſen zu ihrer Durchſetzung in vie⸗ ler Hinſicht zu Methoden zurückkehren, die uns die Revo⸗ lution gewinnen ließen. Dazu gehört vor allem, daß wir vor unſer Volk hintreten, von Herz zu Herz zu ihm ſpre⸗ chen, uns an ſeine inneren Werte wenden und ihm na⸗ tionalſozialiſtiſche Weltanſchauung zu einer Herzensangele⸗ genheit machen. Wir müſſen die ſeeliſche Befreiung unſerer Partei- und Volksgenoſſen uns angelegen ſein laſſen, in⸗ dem wir ihnen in jeder ſeeliſchen Bedrängnis zur Seite ſtehen, raten und helfen wo es nur möglich iſt. I Seidelberg.(Von den Reichsfeſtſpielen.) Die Preſſeſtelle der Reichsfeſtſpiele teilt mit: Rudolf Rieth⸗Frank⸗ furt a. M. wurde von der Reichsfeſtſpielleitung für die Ge⸗ ſtalt des„Heimkehrers“ im Thingſpiel verpflichtet. Für die Geſtalt des„Kämpfers“ iſt Paul Wagner vom Theater des Volkes in Berlin gewonnen worden. U Eberbach.(13⸗ Jährige rettet zwei neun⸗ jährige Mädchen) Zwei neunjährige Mädchen tum⸗ melten in dem von Balken abgegrenzten Raum des Strand⸗ bades und kamen dabei einer für ſie zu tiefen Stelle zu nahe. Das eine Mädchen konnte wenig, das andere über⸗ haupt nicht ſchwimmen. Beide Kinder gingen unter. Die in der Nähe weilende 13jährige Trudel Menges ſchwamm ſofort zan die Anfallſtelle und konnte die beiden Mädchen mit Hilfe der hinzugekommenen zwölfjährigen Lieſel Kappes vor dem Tode bewahren. IJ Mosbach.(Neuer badiſcher Segelflugre⸗ kord.) Fluglehrer Wieſer der Fliegerortsgruppe Mosbach konnte ſeine im Vorjahr aufgeſtellte Höchſtleiſtung im Dauer⸗ ſegelflug von 7 Stunden 19 Minuten auf 11 Stunden 5 Minuten hochſchrauben und damit eine neue badiſche Höchſt⸗ 1 aufſtellen. Die höchſt erreichte Höhe betrug 1100 N EL. (— Rotzel bei Waldshut.(Granatſplitter nach 19 Jahren entfernt.) Kaufmann Fr. Lüttin klagte in letzter Zeit über heftige Schmerzen an ſeinem Knie. Da eine ſtarke Geſchwulſt auftrat, zog er einen Arzt zu Rate. Nach⸗ dem eine kleine Operation notwendig war, wurde aus der Wunde ein Granatſplitter herausgezogen. Durch eine Rönt⸗ genaufnahme wurde feſtgeſtellt, daß Lüttin vier weitere Granatſplitter in ſeinem Körper trägt, die er vor 19 Jahren auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatz erhalten hat. Meckarzimmern.(pemmniſſe für die Schiff⸗ fahrt.) An der hieſigen Bauſtelle des Neckarkanals hat es in der letzten Woche ſtarke Schäden gegeben. Zwei Schiffe fuhren auf Grund, liefen voll Waſſer und ſperrten die Fahrrinne und den Verkehr vollkommen. Die Talzüge und mehrere Bergſchleppzüge waren dadurch einige Tage aufge⸗ halten. Die verunglückten Schiffe konnten erſt nach Leichterung gehoben werden.— Die Arbeiten waren dadurch erſchwert, daß ſich kein Kettenſchlepper in der Nähe befand. Die Strömung. an der Anfallſtelle iſt bekanntlich ſehr ſtark. Wertheim.(Gefallenenehrenmal.) Das Ehren⸗ mal für die Gefallenen findet endgültig am Eck an der Taubermündung, an der ſogenannten Mainſpitze, Aufſtellung. Als Bauſtoff wird der einheimiſche Mainſandſtein verwendet. () Lauf bei Bühl.(Wohnhaus abgebrannt) In Niederhofen brannte frühmorgens das Wohnhaus des Schreinermeiſters Albin Jörger vollſtändig nieder. Die an⸗ liegende Schreinerei konnte gerettet werden. Ueber die Brand⸗ urſache iſt noch nichts bekannt. () Pforzheim.(Gewitterſchäden) Bei dem hef⸗ ligen Gewitter am Montag abend gab es in der näheren Amgebung Sturmſchäden. Zwiſchen Bauſchlott und Göbrichen ſchlug der Blitz in einen Fernleitungsmaſt. Der Maſt war einige Augenblicke in Flammen gehuͤllt. Auch zwei Brände durch Blitzſchlag ereigneten ſich. In Lienzingen wurde die Scheuer des Otto Schmidgall dabei ſchwer beſchädigt; das eutſtandene Feuer konnte im Keime erſtickt werden. In Detisheim wurde das Wohnhaus der beiden Handwerker Karl Pflüger und Kirſchmann eingeäſchert. Zwei Wochen Duttenhofer⸗Prozeß Arkeil nicht vor Monkag zu erwarten. ) Karlsruhe. Am 14. Tage des Prozeſſes gegen den Rechtsanwalt Robert Duttenhofer aus Bruchſal hatte der Verteidiger, Rechtsanwalt Frank, das Wort. Er ſetzte ſich mit der umfangreichen Anklage und dem Beweisergebnis der nahezu zweiwöchigen Verhandlung auseinander. Das Plädoyer des Verteidigers, das ſich über den ganzen Tag erſtreckte, wurde am Mittwoch fortgeſetzt. Mit der Urteilsverkündung iſt, wie der Vorſitzende, Landgerichtsdirektor Dr. Ferdinand, mitteilte, nicht vor nächſtem Montag zu rechnen. Wegen ſtaatsfeindlicher Einſtellung verwarnt. ) Karlsruhe. Das Geheime Staatspolizeiamt meldet: Der Verleger und Schriftleiter der„Badiſchen Neckarzei⸗ tung“ in Mosbach, Kirſchmer, mußte durch das Geheime Staatspolizeiamt wegen ſeiner ſtaatsfeindlichen Eniſtellung verwarnt werden. Dieſer unbelehrbare, einſt politiſch der linksdemokratiſchen Richtung angehörende Verlagsleiter er⸗ ging ſich in ſtaatsfeindlichen Aeußerungen, für die er nur 1 hohen Alters wegen nicht in Schutzhaft genommen wurde. 5 en Ihre Hände und bitte Sie: Führen Sie dieſe Summe dem Werke zu, das Sie entſtehen laſſen wollen. Wenn Sie Ka⸗ Fital benötigen, dann nehmen Sie von dieſem Gelde; wenn Schützlingen zugute kommen. Helfen Sie mit dem Gelde nen, deren wahre Not Ihnen offenbar wurde, führen Sie damit ſolche ins Leben zurück, die ſtranden wollten.— Die Schenkungsurkunde liegt bei. Nehmen Sie, und dan⸗ ken Sie nicht. Ihre Annahme iſt mir ks genug. And nun, ſchreiten Sie weiter, Giſela, lichtwärts! Aus den Nachbarlaͤndern Heppenheim.(Schwerer Verkehrsunfall.) Auf der Rückfahrt von der Polizeiſternfahrt wurde ein Regensburger Perſonenkraftwagen an der Bergſtraße zwi⸗ ſchen Heppenheim und Bensheim von einem Laſtwagen mit Anhänger erfaßt und zur Seite geſchleudert. Der Per⸗ ſonenwagen wurde dabei völlig zertrümmert, die Inſaſſen. drei Herren und eine Dame, erlitten ſchwere Verletzungen. Offenbach.(Beim Baden im Main ertrunken.) Beim Baden im Main auf der Fechenheimer Seite iſt der jährige Johann Hofmann aus Offenbach ertrunken. Seine Leiche konnte geländet werden. Ferner iſt bei Klein⸗Stein⸗ heim ein elfjähriger Junge ertrunken. Seine Leiche iſt noch nicht gefunden. Offenbach.(zuviel Tabletten eingenom⸗ men.) Die 69jährige Ehefrau Sachs mußte infolge Ver⸗ giftungserſcheinungen in das Stadtkrankenhaus eingeliefert werden, wo ſie verſtarb. Die Frau hatte Tabletten in gro⸗ ßer Menge zu ſich genommen. — Tübingen.(Beim Baden ertrunken.) Im Neckar gegenüber der Frottierweberei in Luſtnau iſt ein 21 Jahre alter Mann von auswärts beim Baden ertrunken. Die Leiche iſt geborgen. Zweibrücken.(Beim Baden ertrunke n.) Abends iſt im Strandbad Bückenalb bei Ixheim der 22jäh⸗ rige, hier beſchäftigte Schneider Otto Herbruck aus Botten⸗ bach ertrunken. Der des Schwimmens kundige junge Mann ſank plötzlich unter. Die Leiche konnte geborgen werden. Anſcheinend iſt eine Herzlähmung die Urfache. Trier.(60jähriger Kuhtreiber überfah⸗ ren.) In dem Winzervorort Olewig bei Trier wurde ein 60 Jahre alter Mann, der eine Kuh durch den Ort trieb, von einem Lieferwagen erfaßt und überfahren. Der Ver⸗ unglückte wurde mit ſchweren Verletzungen in ein Kran⸗ denhaus gebracht, wo er kurze Zeit ſpäter ſtarb. Todesſprung aus dem Eilzug. Kreibnach, 3. Juli. Eine 55jäl Frau aus Niehauſen hatte in Bad Kreuznach irrtümlicherweiſe einen Eilzug be⸗ ſtiegen. Als ſie bemerkte, daß der Zug auf einzelnen Sta⸗ tionen durchfuhr, ſprang ſie einfach aus dem dahinbrauſenden Eilzug und ſchlug auf der Böſchung auf. Ein Radfahrer hatte den Vorfall bemerkt und alarmierte ſofort verſchiedene Ein herbei⸗ in der Nähe beſchäftigte Weinbergsarbeiter. zecufener Arzt konnte nur noch den Tod feſtſtellen. Bluttat in einem Moſelwinzerdorf Den Schwiegervater auf der Straße erſtochen. Trier, 3. Juli. In der Nacht ereignete ſich in dem Moſelwinzerdorfe Trittenheim(Landkreis Trier) eine furcht⸗ bare Bluttat. Ein junger Mann geriet mit ſeinem Schwieger⸗ vater, mit dem er ſchon ſeit längerer Zeit in Streit lebte, auf der Straße in eine Auseinanderſetzung, bei der ſchließlich die beiden aufeinander losgingen. Der junge Mann zog ein Meſſer und brachte ſeinem Schwiegervater einen Stich in die Herzgegend bei. Der Alte ſchleppte ſich bis zu ſeinem Haufe, wo er noch die Treppe erſteigen wollte. Seine Keäfte reichten aber nicht mehr aus, ſo daß er die Treppe hinunterfiel. Jetzt wurden andere Perſonen aufmerkſam, die den alten Mann in einer Blutlache vorfanden. Der Tod trat kurze Zeit darauf ein. Die Freundin gerettet, der Retter ertrunken. Altenkirchen, 3. Juli. Einen tragiſchen Tod fand in einem Weiher in der Nähe des Kreisortes Nie derfiſchbach der 20 Jahre alte Klemens Imhäuſer. Er fuhr mit einem Kahn, der noch mit einem Mädchen beſetzt war, auf dem Weiher, als plötzlich der Kahn umſchlug und die beiden Inſaſſen ins Waſſer fielen. Der junge Mann hielt nun unter Aufbietung aller Kräfte ſeine Begleiterin über Waſſer, die auch gerettel . konnte, Imhäuſer ſelbſt verſank in den Fluten und ertrank. Verheerendes Anwetter in Oberſchwaben — Biberach, 3. Juli. Am Dienstag nachmittag ging im mittleren Oberſchwaben ein verheerendes Anwetter nieder, das großen Schaden verurſachte. So z. B. in Erolzheim ſchlug der Blitz in die alte Dorflinde, die ein Wahrzeichen des Ortes darſtellt. Der Baum fing Feuer, das durch die herbeigeeilte Feuerwehr gelöſcht werden konnte. In Ochſen⸗ hauſen ſetzte nach kurzem Regen in den Mittagsſtunden etwa 10 Minuten lang ein Hagelſchlag ein, wobei Hagel⸗ körner von Wallnußgröße und bis zu 25 Gramm Schwere niedergingen. Auch Ringſchnait iſt in Mitleidenſchaft gezogen worden. Die Aſphaltſtraße nach Biberach iſt ſtellen⸗ weiſe aufgeriſſen und Bäume entwurzelt worden. Am ſchlimm⸗ ſten dürfte das Anwetter wothl in Schweinhauſen, Oberamt Waldſee, gehauſt haben. Von den Anhöhen herab brauſte das Waſſer nach kurzem wolkenbeuchartigem Regen in nie gekannter Stärke. Es eiß die Straßen auf, ent⸗ würzelte die Bäume, alles, was nicht feſt war mit ſich reißend. Heu, Holz und dergleichen führte die Riß, die ſich in dieſem Gebiet ſchnell verbreiterte, mit ſich. Die Staats⸗ ſtraße Friedrichshafen— Biberach iſt auf der Strecke Schwein⸗ hauſen bis Biberach geſperrt. Die Feuerwehr und alles was helfen konnte, ſtand den bedrohten Bewohnern beim Ret⸗ tungswerk bei. Bis zur Stunde iſt noch nichts von Perſonen⸗ ſchaden bekannt. Der Sachſchaden iſt ſehr groß. In die Stadt Biberach ſelbſt iſt das Hochwaſſer noch nicht eingedrungen. Dagegen iſt das Rißtal in der Gemarkung Biberach bis zur Angermühle in einen großen See verwandelt. Ein Kellner gewinnt 10000 Mark Glücksgriff in der Arbeitsbeſchaffungslokterie. Halle, 3. Juli. 5 Einer der Hauptgewinne der 5. Serie der Ar⸗ beitsbeſchaffungslotterie wurde in Halle gezogen. In einem Lokal hatte ein 44 Jahre alter Kellner zwei Loſe von einem braunen Glücksmann gekauft. Eines davon war ein Frei⸗ los, auf das andere entfiel ein Gewinn von 10 000 RM. Intereſſant ſind die Begleitumſtände dieſes 1 Griffs. Bevor der Kellner ſich zum Kaufe entſchloß, hatte ein Gaſt ſoeben eine größere Anzahl Loſe gekauft, keines davon brachte aber einen Gewinn. Kurze Zeit ſpäter wur⸗ den dem Kellner von einem Kollegen 1.50 RM zurückge⸗ ahlt, die er dieſem geliehen hatte. Er entſchloß ſich, dieſes eld, auf das er nich mehr gerechnet hatte, für Loſe aus⸗ zugeben. Dabei hatte er den Einfall, die Loſe nach ſeinem Geburtsdatum, 14. 7., ſo auszuwählen, daß er ſich das 14. von links und das 7. von rechts im Kaſten des Losverkäu⸗ Ihr Bernhard Solfmann.“ Lolcale uud scuau Gommerabend In goldenem Scheine verglüht der Sommertag. Klar und hell wie Kriſtall rundet ſich der hohe Himmelsdom über den Dächern. Das Auge blickt jetzt in weile, weite Fernen, die nicht mehr das Flimmern der Hitze verſchleiert. Alle Linien der Giebel, der Türme, der Bäume und Berge ſind ſcharf und deutlich geworden, in den nach Weſten gerichteten Fenſtern aber brennt der Widerſchein der Sonne wie flüſſiges Metall und immer noch tönt aus den kühleren Lüften der Schwalben munterer Ruf. Es iſt, als atme die Erde freier und leichter am Abend, wenn ſie erléſt iſt von des Tages unerhört, heißer, brütender Laſt. Der Baum rauſcht im leiſen Windhauch ein frohes Abendlied. Auch wir Menſchen fühlen, daß ein Bann von uns weicht. Im Sommerabend werden wir lebendig und munter und dehnen unſere Spaziergänge bis zur niederfinken⸗ den Nacht, unſere angeregten Gedanken aber bis zur Ewig⸗ keit aus, die im Sternenmantel über uns leuchtet und flim⸗ mert, heute wie in allen, je vergangenen Zeiten Es ſind keine belangloſen Träumereien, keine unerfüllte Wünſche im Sommerabend. Es iſt nur das Glück drin ent⸗ halten, das jedwede Kreatur empfindet, wenn eine Schön⸗ heit vollkommen wird, es iſt nur Beſchaulichkeit und zu⸗ friedenes Sein, das uns unwillkürlich froh macht. Es drängen ſich wieder ſoviel Melodien auf die Lippen, die dem Herzen entſtrömen. 0 Ein Volkslied, wenn der Sommertag ſich neigt, geſungen unter der Dorflinde, halb ſchwermütig und halb luſtig, ſo geht der Tag zur Ruhe und hinterläßt nur die eine gute Meinung, daß es ſchön wäre, wenn alle, alle Tage unſeres Lebens ſo harmoniſch verklängen. „Den Führerſchein abgenommen. In betrunkenem Zu⸗ ſtande fuhr in vergangener Nacht ein auswärtiger Mann mit einem Perſonenkraftwagen, der zudem von der zu⸗ ſtändigen Behörde nicht zugelaſſen war, durch Secken⸗ heim, wobei er den übrigen Verkehr gefährdete. Dieſen verantwortungsloſen Fahrer wurde der Führerſchein ab⸗ genommen und das Fahrzeug ſichergeſtellt. Anvorſichtiger Motorradfahrer. Durch zu ſchnelles Fahren in einer Kurve geriet geſtern Abend in Feuden⸗ heim ein Motorradfahrer mit ſeinem Fahrzeug zu weit nach links und dadurch in eine in entgegengeſetzter Rich⸗ tung kommende Kolonne des Jungvolks, wobei 3 Mit⸗ glieder des Jungvolkes und der Motorradfahrer Ver⸗ letzungen erlitten, die glücklicherweiſe nicht ernſter Natur ſind. 8 1 Folgenſchwerer Verkehrsunfall. Beim Einbiegen in die Ruhrortſtraße in Rheinau ſtieß ein Kraftrad mit einem Perſonenkraftwagen zuſammen, wobei der Kraftradfahrer zu Boden geſchleudert wurde und lebensgefährliche Verletzungen erlitt. a U Oedlandflächen werden kultiviert. Es iſt beabſichtigt, die Oedlandflächen auf Gemarkung Mannheim durch ge⸗ eignete Maßnahmen zu kultivieren, um ſie ſpäter denjenigen kinderreichen Volksgenoſſen zur Bewirtſchaftung zur Verfügung zu ſtellen, die aus irgendwelchen Gründen als Siedler nicht in Frage kommen. An ſolchem Gelände kommen in erſter Linie in Betracht das Gelände des ehemaligen Luftſchifffhafens Sandhofen mit etwa 40 bis 45 Hektar, das Gelände beim ehemaligen Kollekturwald mit etwa 35 Hektar und das Gelände am Doſſenwald mit etwa 50 Hektar. In gleicher Weiſe wird auch in der Gewann„Aepfelkammer“ nördlich von Wallſtadt durch Aufbringen von Mutterboden und Auf⸗ forſtung eine Bodenverbeſſerung vorgenommen. — Sonntags rückfahrkarten nach Bühl. Aus Anlaß des Verbandstages des Landesverbandes für das badiſche Wag⸗ Boxkampf zwiſchen Max Schmeling und Paolino am 7. Juli ner⸗ und Karoſſeriehandwerk geben alle Bahnhöfe in Baden Sonntagsrückfahrkarten(auch Blankokarten) nach Bühl(Ba⸗ den) mit Geltungsdauer vom Samstag, den 6. Juli, 9 Uhr bis zum Montag, den 8. Juli, 24 Uhr(päteſter Antritt der Rückfahrt) aus. .— Keine Strafbefehle mehr ohne vorherige Verneh⸗ mung. Der Reichsfuſtizminiſter ſtellt in einer Verfügung feſt, daß in einigen Bezirken häufig, namentlich bei Uebertretun⸗ gen, Strafbefehle beantragt und erlaſſen werden, ohne daß der Beſchuldigte zuvor vernommen worden iſt. In dem an⸗ ſchließenden Gnadenverfahren bringe der Verurteilte dann nicht ſelten Amſtände zur Sprache, die für die Schuldfrage und Strafzumeſſung von weſentlicher Bedeutung geweſen wären und die nunmehr dem Gericht und der Gnadenbehörde Anlaß geben, beim Reichsjuſtizminiſter den alsbaldigen Erlaß oder Ermäßigung der erkannten Strafe vorzuschlagen. Es werde ſich daher in der Regel empfehlen, den Beſchuldigten vor dem Antrag auf Erlaß eines Strafbefehles durch die Polizeibehörde vernehmen zu laſſen. — Bei Gasgeruch nicht auf den Klingellnopf drücken. Jeder überlegende Menſch weiß, daß er bei Wahrnehmung von Gasgeruch ſich nicht mit offenem Licht dem verdächtigen Raum nähern darf, weil ſonſt Explosionsgefahr eintritt. Darüber hinaus muß aber auch dringend davor gewarnt werden, in ſolchen Fällen die elektriſche Klingelanlage in Betrieb zu ſetzen. Vor einigen Tagen betrat ein Milchmann in Leipzig⸗Eutritzſch ein Grundstück. Beim Drücken auf den Klingelkopf hörte er ein Ziſchen und dann einen dumpfen Knall. Da er auch Gasgeruch wahrnahm, benachrichtigte er die Feuerwehr. Dieſe drang in die Wohnung ein und fand eine durch Gasvergiftung freiwillig aus dem Leben geſchie⸗ dene Frau vor. In der Wohnung hatte eine Exploſion ſtatt⸗ gefunden, bei der die Wände beſchädigt und Fenſterſcheiben eingedrückt worden waren. Nach ſachverſtändiger Anſicht iſt die Exploſion dadurch entſtanden, daß bei dem Inbetriebſetzen der Klingelanlage die Induktionselektrizität das ausgeſtrömte Gas zur Entzündung brachte. Schmeling— Paolino im Rundfunk; Nach einer Mitteilung der Reichsſendeleitung wird der in Berlin im Rahmen eines großen Nachmittagskonzerts von drei Sprechern auf den Deulſchland⸗Sender übertragen. Der Polizeipräſident von Berlin hat die Polizeiſtunde am Kampftag bis 5 Uhr verlängert.. Wetterbericht Tiefdruck bei Island erſtreckt ſich mit ſeinen A! bis nach Mitteleuropa. Für Donnerstag und F Af e a fers geben ließ. vorwiegend weſtlichen Winden zeitweilig bedeckte witterſtörungen geneigtes rten Das Arbeitsbuch Arbeitsamtsdirektor Dr. Schwarz, Bruchſal, ſchreibt in einem größeren Aufſatz über das Arbeitsbuch u. a.: „Um die zweckentſprechende Verteilung der Arbeits⸗ kräfte in der deutſchen Wirtſchaft zu gewährleiſten, wird ein Arbeitsbuch eingeführt.“ Mit dieſen Worten, mit denen das Geſetz vom 26. Februar 1935 über die Einführung des Arbeitsbuches beginnt, hat die Reichsregierung den Zweck der Einführung des Arbeitsbuches klargeſtellt und gleich⸗ zeitig gezeigt, daß ſie mit dieſem Geſetz einen Schritt wei⸗ tergeht auf dem Wege zur Sicherung eines planmäßigen Arbeitseinſatzes. Das Arbeitsbuch ſoll ein amtlicher Aus⸗ weis über die Berufsausbildung und die berufliche Ent⸗ wicklung ſein, der es erleichtern ſoll, in der Wirtſchaft die richtige Arbeitskraft auf den richtigen Arbeitsplatz zu ſtel⸗ len, den Andrang zu den überfüllten Berufen zu mildern, die Landflucht abzubremſen, unzuläſſiges Doppelverdiener⸗ tum und Schwarzarbeit zu verhindern. Die Einführung des Arbeitsbuches ſoll und darf aber nicht den Kreis der Volksgenoſſen, die eine Berufstätigkeit als Arbeiter oder Angeſtellter aufnehmen wollen, willkürlich einengen oder zu einer Abriegelung der einzelnen Gewerbezweige und Berufsgruppen gegeneinander führen. Das Geſetz über die Einführung des Arbeitsbuches iſt ein Rahmengeſetz, deſſen Inhalt erſt durch Rechts⸗ verordnungen ausgefüllt werden mußte. Dies iſt inzwi⸗ ſchen geſchehen. Dieſe Beſtimmungen ſind für weitere Kreiſe von Bedeutung und ihre Beachtung iſt z. T. durch ſtrenge Strafmaßnahmen ſichergeſtellt. Es iſt daher erfor⸗ derlich, daß die Oeffentlichkeit ſich mit dieſen Beſtimmun⸗ gen eingehend vertraut macht. Die wichtigſte Beſtimmung des Geſetzes iſt, daß Arbeiter und Angeſtellte, für die Arbeitsbücher auszu⸗ tellen ſind, von einem Zeitpunkt ab, den der Reichsarbeits⸗ miniſter noch beſtimmen wird, nur beſchäftigt wer⸗ den dürfen, wenn ſie im Beſitz eines ord⸗ nmungsmäßig ausgeſtellten Arbeitsbuches find. Der Kreis der Perſonen, die ein Arbeitsbuch zu erhalten haben und deshalb unter dieſe Beſtimmung fallen, iſt durch die Verordnung des Reichsarbeitsminiſters ſehr weit gezogen. Das Arbeitsbuch erhalten alle Arbeiter und Angeſtellte— Beſchäftigte und Arbeitsloſe— einſchließlich der Lehrlinge und Volontäre. Es iſt alſo unerheblich, ob der Arbeiter oder Angeſtellte in einem pri⸗ vaten oder öffentlichen Betrieb, in einer privaten oder öffentlichen Verwaltung, ob er in einem Unternehmen der Landwirtſchaft, der Induſtrie, des Handwerks, des Han⸗ dels, der freien Berufe oder im privaten Haushalt tätig iſt und ob das Unternehmen groß oder klein iſt. Ausnah⸗ men beſtehen nur für die öffentlichen Beamten, Soldaten und für Strafgefangene, Fürſorgezöglinge uſw. Auch der Kreis der Angeſtellten iſt nur nach oben dadurch begrenzt, daß für eine Beſchäftigung, für die ein Entgelt von mehr als 1000 RM im Monat feſt vereinbart iſt, der Beſitz des Arbeitsbuches nicht erforderlich iſt. Weitere Aus⸗ nahmen ſind gemacht worden für die Seeſchiffahrt, für Heimarbeiter, für die neuerdings Entgeltbelege zu führen ſind, für volksſchulpflichtige Kinder und für Perſonen, die ſonſt berufsmäßige Lohnarbeit nicht verrichten bei gelegent⸗ lichen kurzfriſtigen Dienſtleiſtungen. Aber auch dieſen Per⸗ ſonen muß ein Arbeitsbuch ausgeſtellt werden, wenn ſie auch nur vorübergehend eine Arbeit aufnehmen, für die ein Arbeitsbuch vorgeſchrieben iſt. Ausländern, Staaten⸗ loſen und Angehörigen fremder Raſſen müſſen ebenfalls Arbeitsbücher ausgeſtellt werden, wenn ſie ihren Wohnſitz im Inland haben. Für ausländiſche Arbeit⸗ nehmer iſt aber neben dem Arbeitsbuch noch die Be— ſchäftigungsgenehmigung und die Arbeitserlaubnis bzw. der Befreiungsſchein nach den bisher geltenden Vorſchriften erforderlich. Beſtehen Zweifel, ob für eine Be⸗ schäftigung der Beſitz des Arbeitsbuches vorgeſchrieben iſt, ſo entſcheidet der Vorſitzende des für den Sitz des Betriebs, der Verwaltung oder der Haushaltung zuſtändigen Arbeits⸗ amtes. Seine Entſcheidung iſt endgültig und auch für die Gerichte bindend. In das Arbeitsbuch werden bei der Ausſtellung vom Arbeitsamt die üblichen Perſonalien des Arbeits⸗ buchinhabers und in die Nummer des Arbeitsbuchs einge⸗ tragen. Außerdem wird die Staatenangehörigkeit und die Zahl der Kinder unter 21 Jahren vermerkt, die vom Ar⸗ beitsbuchinhaber unterhalten werden. Den breiteſten Raum nehmen aber die Feſtſtellungen über die Berufs⸗ ausbildung und über den bisherigen beruflichen Werdegang ein. Das Arbeitsbuch wird nach der Ausſtel⸗ lung vom Arbeitsamt dem Arbeitsbuchinhaber unmittel⸗ bar oder durch den Betrieb oder die zuſtändige Gemeinde ausgehändigt. Bei der Aushändigung hat der Arbeiter oder Angeſtellte ſeine eigenhändige Unterſchrift einzutragen. Mit der Aushändigung des Arbeitsbuches entſtehen für den Arbeitsbuchinhaber folgende Verpflichtun⸗ gen: Er muß das Arbeitsbuch, ſolange er es ſelbſt im Beſitz hat, ſorgfältig aufbewahren. Der Verluſt des Ar⸗ beitsbuches iſt dem Arbeitsamt des Wohnorts unverzüg⸗ lich anzuzeigen und glaubhaft zu machen. Bei der Auf⸗ nahme einer Beſchäftigung muß das Arbeitsbuch unver⸗ züglich in derſelben Weiſe wie die Steuerkarte dem Arbeit⸗ geber übergeben werden. Wird ein Arbeitsbuchinhaber arbeitslos, gibt er ſeine Beſchäftigung auf oder übernimmt er eine Tätigkeit, für die kein Arbeitsbuch erforderlich iſt, ſo muß er das Arbeitsbuch dem Arbeitsamt vorlegen. Das Arbeitsamt kann im übrigen jederzeit die Vorlage des Arbeitsbuches fordern. Umfaſſender ſind die für den Unternehmer, Behördenleiter oder für ſonſtige Arbeitgeber mit der Aus⸗ händigung der Arbeitsbücher eintretenden Verpflichtungen. Der Unternehmer hat das Arbeitsbuch der bei ihm be⸗ ſchäftigten Arbeiter und Angeſtellten ſorgfältig aufzube⸗ wahren und es bei Beendigung der Beſchäftigung dem Arbeiter oder Angeſtellten zurückzugeben. Ein Zurückbehal⸗ tungsrecht an dem Arbeitsbuch ſteht ihm nicht zu. Dem Arbeitsamt und anderen amtlichen Stellen iſt auf Verlan⸗ gen Einſicht in das Arbeitsbuch zu gewähren. Vor allem aber hat der Unternehmer beim Beginn der Beſchäftigung (bzw. bei der erſtmaligen Ausſtellung des Arbeitsbuches) den Tag des Beginns und die genaue Art der Beſchäfti⸗ gung ſowie eine Aenderung der Art der Beſchäftigung und des Wohnorts oder der Wohnung des Inhabers im Ar⸗ beitsbuch einzutragen. Von jeder Eintragung im Arbeits⸗ buch muß der Unternehmer außerdem dem für den Sitz des Betriebs, der Verwaltung oder der Haushaltung zu⸗ ſtändigen Arbeitsamt Anzeige erſtatten, für die der vorgeſchriebene Vordruck zu verwenden iſt. Verletzungen dieſer Verpflichtungen der Arbeitsbuch⸗ inhaber und der Unternehmer ſind in weitem Maße unter Strafe geſtellt. So wird mit Gefängnis bis zu 1 Jahr beſtraft, wer von einem Arbeitsbuch Ge⸗ brauch macht, das für einen Anderen ausgeſtellt iſt, wer ein für ihn ausgeſtelltes Arbeitsbuch einem Anderen zum Gebrauch überläßt oder wer ſich unbefugt mehrere Arbeits⸗ bücher ausſtellen läßt oder führt. Die Ausſtellung der Arbeitsbücher erfolgt ausſchließlich durch die Arbeitsämter. Anderen Stellen iſt die Ausſtellung von Arbeitsbüchern oder ähn⸗ lichen Ausweiſen unterſagt. Ausnahmen hiervon ſind nur aufgrund beſonderer geſetzlicher Vorſchriften zuläſſig. Für die Ausſtellung ſelbſt gelten folgende Beſtimmungen: Grundſätzlich iſt die Ausſtellung eines Arbeitsbuches von dem Arbeiter oder Angeſtellten beim Arbeitsamt zu beantragen. Dieſer Grundſatz iſt aber für die erſtmalige Einführung durchbrochen. Im Arbeitsamtsbe⸗ zirk Bruchſal werden, um ein Beiſpiel zu nennen, in der Zeit vom 1. Juni 1935 bis 31. März 1936 rund 30 000 Ar⸗ beitsbücher neu auszuſtellen ſein. Die, damit verbundene Arbeit kann natürlich nur bei planmäßiger Einteilung bewältigt werden. Es iſt daher für den Bezirk ein genau durchdachtes Verfahren vorgeſehen. Die einzelnen Betriebe der Betriebsgruppen werden vom Arbeitsamt aus zur Ausfüllung der Anträge aufgefordert werden. Gleichzeitig werden die Arbeitsbücher an die aus dieſen Betriebsgrup⸗ pen beim Arbeitsamt gemeldeten Arbeitsloſen ausgeſtellt werden. Nach Erfaſſung dieſer Perſonengrupfen werden die Angehörigen dieſer Betriebsgruppen, die noch kein Ar⸗ beitsbuch erhalten haben, zur Antragſtellung beim Aroeits⸗ amt aufgefordert werden. Die Einführung des Arbeitsbuches wird manchem, insbeſondere manchem Unternehmer vielleicht zunächſt als eine Belaſtung der Wirtſchaft erſcheinen. Auch dieſe Kreiſe werden ſich aber zweifellos ſehr bald davon überzeugen, daß das Material, das in den Arbeitsbüchern nach Durch⸗ führung der allgemeinen Ausſtellung zur Verfügung ſteht, nicht nur für die weitere Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit von größter Bedeutung, ſondern auch für die Wirtſchafk ſelbſt von hohem Nutzen ſein wird. Die Aufgabe, die den Arbeitsämtern mit der Ausſtellung von rund 21 Millionen Arbeitsbüchern im gan⸗ zen Reich übertragen worden iſt, iſt groß und arbeitsreich. 100 Erfolg wird aber zweifellos die aufgewandte Mühe lohnen. Letzte Meldungen Der Tod auf dem Einödhof Drei Perſonen geſtorben, drei lebensgefährlich erkrankt. Donauwörth, 3. Juli. Auf dem Schwaderhof bei Auchſesheim ſind in den letzten Tagen drei Perſonen geſtorben und drei weikere erkrankt. Die Todesurſache ſteht noch nicht einwandfrei feſt, es wird angenommen, daß der Genuß von verdorbenen Fleiſch. und Wurſtwaren an dem Unglück die Schuld krägt. Felsſtürze beim letzten Erdbeben Kempten, 3. Juli. Bei dem letzten Erdbeben ſtürzten, wie erſt jetzt feſtgeſtellt wurde, am Hochvogel im Oſten der Allgäuer Alpen bis zu 100 Kubikmeter Felſen ab. Die Abſtürze erfolgten beſonders an der Weſtwand, die jetzt ein völlig verändertes Ausſehen hat. Die Felsmaſſen, die ſtellenweiſe bis zu 600 Meter niederpraſ⸗ ſelten, ſtauten ſich im oberen Teil des Weit⸗Tales, wo eim gewaltiges Geröllfeld entſtanden iſt. Tod beim Kleinkaliberſchießen Den eigenen Sohn tödlich verletzt. Uedem, 3. Juli. Ein tragiſcher Unglücksfall ereignete ſich in der benachbarten Gemeinde Uedemerbruch. Gelegentlich eines Uebungsſchießens mit einer Kleinkaliberbüchſe, das der Förſter Wilſch mit ſeiner Familie veranſtaltete, wurde ſein 12jähriger Sohn, der in Deckung das Schußergebnis anzeigen ſollte, von einem Querſchläger ſo unglücklich oberhalb des rechten Auges getroffen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Der auf ſo tragiſche Weiſe ums Leben gekommene Junge hatte kurz vorher das erſte Schuſtergebnis angezeigt. als man nach dem zweiten Schuß einige Zeit gewartet hatte und der Junge ſich nicht meldete, fand man ihn mit der töd⸗ lichen Kopfwunde am Boden liegend auf. Die Mörderin des Bildhauers Wrampe Das Todesurteil gegen Anna Burgkhardt beſtätigt. München, 3. Juli. Wie aus Leipzig gemeldet wird, verwarf das Reichsgericht antragsgemäß die von der 40⸗ jährigen Anna Burgkhardt gegen das Urteil des Münchener Schwurgerichts vom 25. April eingelegte Reviſion als un⸗ begründet. Damit iſt die Beſchwerdeführerin wegen Mor⸗ des rechtskräftig zum Tode verurteilt. Die Angeklagte hatte am 13. November vorigen Jahres in ihrer Wohnung in München den Bildhauer Wrampe durch zwei aus nächſter Nähe abgefeuerte Schüſſe getötet. Der Künſtler hatte die 20 Jahre mit der Burgkhardt unter⸗ haltenen Beziehungen gelöſt. Die Angeklagte erſchoß dar⸗ auf ihren früheren Liebhaber aus Eiferſucht. Sechs Tote bei einem Laſtautounglück Paris, 3. Juli. Auf dem Wege nach Bayonne iſt ein Laſtkraftioagen, der außer dem Wagenlenker ſechs Fahr⸗ gäſte beförderte, infolge Bruchs der Steuerung eine Bö6⸗ ſchung hinabgeſtürzt und in den Adourfluß gefallen. Sämt⸗ liche Fahrgäſte erkranken, der Wagenlenker konnte ſich rek.⸗ ken. Die Leichen der ſechs Opfer ſind noch nicht geborgen worden. KRundfunkübertragung eines Veſuvausbruchs. Aom, 4. Juli. Der Veſup, der ſchon ſeit einiger Zeit in Tätigkeit war, hat nachts plötzlich einen ſtarken Aus⸗ bruch gehabt, bei dem ſich durch die Exploſion von Krater⸗ gaſen eine Höhlung in der Kraterwand bildete. Die Aus⸗ brüche waren von einem ſtarken inneren Grollen beglei⸗ tet. Großes Glück hatte eine amerikaniſch⸗italieniſche Rund⸗ funkgeſellſchaft, die ſchon ſeit Monaten daran arbeitete, eine Hörſendung aus dem Innern des Kraters zuſtandezu⸗ bringen. Bei der Uebertragung, die nach verſchiedenen Staaten geſendet wurde, hat ſich der Veſup recht vernehm⸗ lich hören laſſen. Verſammlungs⸗Kalender. Ty. 1898. Morgen Freitag 8.30— 10 Uhr Turnſtunde der Turner; ebenfalls findet die Turnſtunde der Männer umſtändehalber mit derſelben ſtatt. In Anbetracht des Vereinswetturnens für Karlsruhe wird um reſt⸗ loſes Erſcheinen gebeten. Tbd.„Jahn“. Heute abend Handballtraining im Wörtel unter Leitung des Trainers.— Freitag abend 9 Uhr Uebungsſtunde für das Vereinturnen im„Kaiſerhof“. Alle Teilnehmer in Karlsruhe müſſen anweſend ſein. Gleichzeitig letzter Termin zur Einzahlung des Feſt⸗ beitrags und Quartiers ſowie zur Nachmeldung. Anſchließend kameradſchaftliches Beiſammenſein der Sportler und Spieler. 8 Fußballpereinigung 98. Das Freitags⸗Training fällt dieſe Woche umſtändehalber aus.— Kommenden Sams⸗ tag, den 6. Juli, abends 9 Uhr findet im Vereins⸗ lokal unſere diesjährige Hauptverſammlung ſtatt. Alle aktiven, paſſiven und Ehrenmitglieder ſind hierzu herzl. eingeladen. K. K. S.⸗Abteilung des Kriegerbundes Mhm.⸗Seckenheim Einladung. Am kommenden Samstag, den 6. ds. Mts., findet im Lokal zum„Bad. Hof“ abends halb 9 Uhr eine ſehr wichtige Mitglieder⸗Verſammlung ſtatt, zu der jeder Schütze zu erſcheinen hat. Wer nicht kommt, ſchließt ſich ſelbſt aus der Abteilung aus. Freunde des Schießſportes ſind zu dieſer Sitzung ebenfalls eingeladen. Der Schießwart. Achtung! Am Freitag, den 12. Juli, findet im Schloß⸗Saale ein araber unter Hbenl 1 Mitwirkende: Pmilie Knerzebach 9 Fritz Fegbeutel(Vater Knorzebach), Lene Kammuf(Frau 9 A Knorzebach), Soltan(der luſtige Tanzkünſtler), Elſe Ette(die weibliche Stimmungskanone), Geſchwiſter Storck e 1 1 Artur Orlop(Dr. Sonmann). Georg Waagner(Daabmaier 1 Zum Schluß der Rundfunkſbetſch:. 1 9„Er hot dle e Lachen ohne 0 55— oe pu 15 5 135 Juli heißt: 150„Auf zu's Knorzebach's!“ 1 Anfang 8.30 Ahr. Eintritt 50 Pfg. 5 Die Veranſtalter. Vorverkauf bei Herbert Greulich, Offenburgerſtr. 42. 0 7 in verschſed. animatratzen u. Preislagen sowie Schonerdecken empfiehlt Frau W. Schmitthäuser WWW., Oberkircherstr 13 Re pa raturen werden ebenfalls ausgeführt. 1 ö für Bauhandwerker nach vor- g geschriebenem städtisch. Muster zu haben in der Neckarbote- Druckerei. 0 Schweizerkäſe, erer Schlafzimmer Wohnzimmer umd Küchen ſelbſtangefertigte oder durch Spezialgeſchäfte bezogen, auch gegen Teilzahlung, liefert A. Kollnig, Schreinermeiſter Telefon 47027. Bohnenſtangen eingetroffen. Johann 8 Würthwein. At- Und berhaul von Grundbesitz, Häusern Matjesheringe St. 10 u. 20 Pfg. (Kühlhausware) Neue Kartoffeln 5 Pfund 68 Pfg. Deutſche, feine Molkereibutter und Deutſche Markenbutter täglich friſch Salat- und Tafelöle in bewährten Qualitäten Liter 1.24 und 1.35 1 Vorderſchinken, gek. % Pfund 32 Pfg. Eier Stück 9, 9½, 10 Pfg. 45 b. H. Fett i. T. % Pfd. 30 Pfg. Oeutſcher Münſterkäſe 45 p. H. Fett i. 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Sie ließ ihn tanken und töffen, wohin er wollte— und hielt ſich ſchadlos an Alexander dem Großen. * Ceſſi ſaß unterdes allein in ihrem Zimmer; Kopfweh war ein bequemer und ein allemal ſtumm geachteter Vor⸗ wand zum Rückzug in der Familie Moeller. Es war ihr lieb, einmal für ſich zu ſein. Sie lag halb, ſaß halb auf dem Gobelinruhebett— hielt, gewiſſermaßen zum Schutz, wenn jemand in ihre Einſamkeit einbrach, ein geöffnetes 1 5 auf dem Schoß und hing abſonderlichen Gedanken nach. Eingeſtanden, die Lage war in dieſen vier Monaten reichlich verzwickt geworden. Liebe auf der einen Sette⸗ ſie, Ceſſi, ſchwärmeriſch, verträumt; er, Deſider, verliebt, männchenhaft, ungeduldig— und auf der andern Seite: väterlicher Scharfſinn neben korrekter ehemännlicher Werbung des Raubritters“ Wie ſollte das enden? Ceſſi grub das Geſicht in ein Kiſſen und dachte ſehr angeſtrengt nach. Damals hatte ſie die Mahnungen Su⸗ ſannes in den Wind geweht— ſie hörte noch genau ihre immer ein wenig ſpöttiſch⸗überlegene Stimme: „Deſider wird ſeine Leinwand⸗Dämonie nicht durch eine Heirat aufs Spiel ſetzen. Der heiratet dich nie.“ Vier Monate ſind eine lange Zeit, beſonders für ein junges und unerfahrenes Mädchen. Lächerlich übrigens, wie unerfahren. Suſanne könnten ſolche Augenblicke ein⸗ ſamer Nachdenklichkeit kaum begegnen.. Armer Kerl, der Raubritter, und wirklich Pech für ihn, ſich in ſie zu ver⸗ lieben. s Was tun? Ceſſi ſchleuderte das Buch zur Seite, ſprang auf und reckte ſich trotzig. Schließlich war man doch auch jemand. Wenn Ronald Scharffenſtein denn die deutlichen Winke mit dem Zaunpfahl nicht verſtand, dann mußte er eben mit ſeinem Korb abziehen— nur ſchade um Vater— dem Vater würde es ſicherlich wehtun. Er hatte Ronald Scharffenſtein gern— mehr noch: er hatte einſach einen Narren an ihm gefreſſen. (Nachdruck verboten.) Sie photographierten und rauchten, ſpielten Schach, hatten ſogar Sonntags ein paar Ausflüge mitſammen ge⸗ macht— wahrhaftig— und jetzt erſt fiel ihr's recht auf — Scharffenſtein tat grade ſo, als gehörte er ſchon zur Familie! Sie kräuſelte die. Tut mir leid, Herr von und zu Scharffenſtein.. ich bin ſchon vergeben! Aber bei allem Trotz kroch ihr ein häßliches, unange⸗ nehmes Gefühl Nacken und Rücken herunter. Schlechtes Gewiſſen' nannte man das wohl im Volksmund. Wenn nun Suſanne recht behielt? Wenn Deſider von Sanders wirklich nur.. mit ihr ſpielte? Ceſſi ſchluckte heftig. Sie fieberte. Sie ging zum Tiſch und trank haſtig ein Glas Waſſer. Lächerlich, dieſe Feigheit vor ſich ſelber, dachte ſie. Farbe bekannt, mein Fräulein: Sie haben einfach Angſt, daß Ihr Liebſter Sie im Stich läßt, wenns darauf an⸗ kommt. Angſt. Die ſtolze Ceſſi hatte Angſt. Angſt um einen Mann. Sie fühlte die Augen heiß und naß werden. Sie kämpfte noch— aber dann ſchüttelten ihre Schultern. Mit zuſammengebiſſenen Zähnen ſchluchzte ſie ins Taſchentuch. Sah und hörte ja keiner. Gott, wie viele Mädels mögen ſo weinen— wenns keiner ſieht. Draußen in der Welt, ja, da lacht man. Aber es war gut, wenn man das einmal alles von der Seele ſchwemmte. Vier Monate ſind eine lange Zeit. Vier Monate Ltebe, Hoffnung, Vertrauen; verbiſſenes Warten, ſtolzes Schweigen, heimliche Angſt. Und auf der andern Seite ein Mann, der in der zarteſten Weiſe offen und ehrlich um ſie warb. Den ſie glücklich gemacht hätte durch das Wörtchen, das der andere.. ach, es war doch ſchon ſo.. gar nicht verlangte. d f Mitten im Schluchzen lachte 1 ſchallend auf. So als Heubündel zwiſchen zwei Eſeln— haha— und nun war⸗ ten, wer mich frißt ö Lächerlicher Zuſtand. Lächerlicher Zuſtand. Sie wiſchte die Tränen aus den Augen, bis die Lider brannten. 1 Dann riß ſie ſich mit einem Ruck zuſammen und kühlte das Geſicht an der Waſchſchüſſel. Aufbegehrend trat ſie vor den Spiegel. „Na— und?“ Bankkonto habe ich freilich nicht— aber ein Herz voll Liebe!“„ Ihre Lippen verzogen ſich. Wie ſagte doch die kluge Suſanne? 5 5 5 „Das Vorher iſt Spielerei, Selbſttäuſchung, Eigennutz, Selbſtſucht— erſt hinterher, wenn es um die Wurſcht geht, dann kommt auch die Liebe. Anglückliche Liebe? Unſinn. Gibt es ja gar nicht für ein vernünftiges Mädel. Schluß!“ e biß die Zähne zuſammen. Suſanne hatte ja keine Ahnung; nein, ſo ging es einfach nicht weiter. Morgen würde ſie ihn fragen— wenn man ſich nur nicht ſo ſchämte, daß er nicht fragte! War ja ſchließlich ungebräuchlich, daß die Frau um den Mann warb 8 ott ſei dank. Das war ein Entſchluß. Und Entſchlüſſe erleichtern. Ceſſi kämmte ſich, ſteckte ihre dunkle Haarfülle neu auf und trat ans offene Fenſter. 5 Von draußen kam es warm und lockend herein. Und wieder ergriff ſie das Fieber der Sehnſucht, wie alle, alle dieſe Wochen— hinaus! Zu ihm! Sein Flüſtern hören, ſeine lockenden Augen ſehen, ſeine ſtrei elnden Hände ſpüren, das feine Parfüm riechen den Duft, der ihm ganz eigentümlich war und der ihre Sinne bezauberte Und ſchon quollen die dummen, glücklichen, ſchmerz⸗ haften Tränen von neuem. Ein Türklappen, ein halblautes Lachen riſſen ſie aus der Verſunkenheit. in Abend, Ceſſi.— Du ſparſt wohl Licht? Schummer⸗ ſtunde— Kummerſtunde— was?“ Es kam keine Antwort; Suſanne knipſte. „Ach, was denn? Du armſeliges Häuflein Liebe und Elend!— Hat er dich verſetzt?— Na, laß man. Wurſt wider Wurſt.— Nächſtes Mal iſt er an der Reihe. Hei⸗ rate doch einfach deinen Ronald— dann wird er ſchon ſehn, was er davon hat— dein Flimmerekel, mein' ich.“ „Laß doch dieſen Ton, Suſe.“ „Suſanne muſterte ſie. Dann legte ſie ab, wuſch ſich Ge⸗ 595 und Hände und ſetzte ſich zu der Schweſter aufs Ruhe⸗ ett— „Rück mal, Herzchen. So.“ Sie ſchob den Arm unter den Ceſſis und streichelte ihre verſchränkten Hände. Eine ganze Weile. „Glaubſt du wirklich, begann ſie endlich,„ich bin ſo roh, über deine Liebesgeſchichte nichts als Witze zu reißen? Aber wenn ich dir ſag: du tuſt mir leid, iſt dir damit ebenſowenig gedient wie— Alexander dem Großen.— Der hat Augen gemacht, 0 ich dir!“ Vergeblich ſträubte ſich Eeſſi gegen das Geplauder Su⸗ ſannes. Aber Suſanne hatte eine ſo lebendige Art des Erzählens, daß man— man mochte wollen oder nicht— ihr ſchließlich doch zuhören mußte. i.. was meinſt du?“ fragte Ceſſi halb wider⸗ ſtrebend. Hö ↄ⁵ͤ....... Ich hab's ihm geſagt, Schweſterlein. Wirklich. Sie tun mir leid, mein Herr hab ich geſagt.— Dein dummes Geſicht iſt goldig, Ceſſt.— Ich hab's dir doch erzählt, daß ich 9255 nachmittag zuſehe, wenn er boxt.“ 9 Siehſte, jetzt dämmerts. Ja, die Welt rollt, auch wenn du dich hier noch ſo verkriechſt. Natürlich hat er den kleinen Makkaronimann ausgeknockt. Armes tapferes Kerlchen. Einfach fabelhaft. War'ne Freude, den Jungen . den Seilen Sen f f uſanne geriet in Feuer, ſprang auf, pflanzte ſich mit⸗ ten auf den Leppich, beugte ſich vor und boxte und ſchwang die Arme gegen einen eingebildeten Gegner in die Luft. „So, ſiehſte— der ging ins Auge— und der mang die Zähne— ach, hat der kleine Italiener 5 Ceſſi ſah ſie ſprachlos an. 17 hat der kleine Italiener Zähne geſpuckt! — Aber ein großes Bedenken wuchs in meiner Bruſt, all⸗ wo ich ihn, den Herrlichſten von Allen, ſo vor mir zwiſchen den Seilen ſah. Muskeln wie ein Elefant— hat der überhaupt Muskeln?— und'n Köpfchen wie'n Moskito — das iſt doch wahrhaftig kein Verhältnis!“ Addi epos f a „„Bildlich geſprochen, liebe Ceſſt, beruhige dich, nur bildlich.“ Sie ſetzte ſich wieder auf den Rand des niedri⸗ gen Ruhebetts.„Kinnhaken, harte Linke, Kerl muß lar Erde— das iſt ſo ungefähr das Milljöh meiner Un⸗ erhaltung mit ihm.“. 55 ja,“ ſagte Ceſſi müde und ſtarrte verloren vor in. Aber Sufanne ließ nicht locker. „Nachher trafen wir uns in einem Lokal. Er kommt ganz Sieger, Bramarbas. Da ſaß er. And ihm nach eine Schar von Freunden, Freundinnen, Bewunderern. Tiſch wird zu klein. Noch'n Tiſch. Noch einer ran. Sekt. Proſt! Alex ſoll leben!— And ich armes Wurm mitten drin.„ dir'n Bild. Bei der erſten Gelegenheit nahm ich meinen Hut heimlich, ſtill und leiſe vom Haken und verſchwand durch eine Hintertür. Was ſagſt du?— Hat er doch Lunte gerochen und ſetzt mir nach..! Stellt mich großmächtig zur Rede: was das hieße— ihn zu verſetzen— ihn 85 Ihn.„Herr! ſag ich— du kennſt ja deine Suſe, wenn die loslegt— Herr!— Und Augen, ſag ich dir—„Vor ihrer Linken bibbre ich noch lange nicht!— Da ſuchen Sie ſich eine andere aus!— And im übrigen wünſche ich Ihr holdes Konterfei nie mehr in meinem Leben zu ſehen. In meinem Herzen ſind Sie knockout. Betrachten Sie ſich als ausgezählt!— Was tut der Große?— Legt ſich wie irgend ein anderer männlicher Sterblicher aufs Bitten— hätte mich doch ſooo gern— na und ſo weiter, den ganzen Inhalt aus dem Liebesalphabet. Herr', hab ich ihm er⸗ widert— Sie tun mir leid!— Acht— neun!— Und damit ging Suſanne und kehrt nie wieder ein!“ Aufatmend legte ſie ſich halb zurück und ſtützte ſich auf die beiden Ellbogen. 5 Ein dünnes Lächeln umſpielte Ceſſts Mundwinkel. Dann lachte ſie auf, als hielte es ſte nicht mehr. Und dann ande ſie ein in das jäh herausſchmetternde Lachen Su⸗ annes. „Ich finde, das hab ich einmal wieder ſehr gut ge⸗ macht,“ belobte ſich Suſanne.„And nun: die Moral von der Geſchicht: laß“ ihn ſauſen, was er kann flürchte dich nicht vor nem Mann!“ Ceſſi reckte und 8 ſich wie ein müdes Kätzchen und faßte ſchließlich die Schweſter bei den Schultern. „Du,“ ſagte ſie,„von Liebesgeſchichten wollen wir beide lieber nicht reden— aber wenn du willſt, dann kannſt du mir'in Kuß geben!“ Damit ſchloß ſie beide Arme zärtlich um die Schweſter und drückte ſie ans Herz. 5. Kapitel. Es blieb nicht aus, daß Ceſſi und Suſanne allmählich bemerkten, was Tante Guſtel an ihrem Bruder ſchon län⸗ 1 85 Zeit beobachtet hatte: er war verſtimmt, leicht reiz⸗ ar, müder als ſonſt, und je mehr der regneriſche Sep⸗ tember wuchs, um ſo ſtärker kam jene Herbſtſtimmung über ihn, die auch das Erbteil 1 geworden war, indes die queckſilbrige Suſanne wenig davon verſpürte. Er 5 te nichts; aber ſeine Mißſtimmung war ſo deut⸗ lich, daß ſie niemandem entgehen konnte, nicht einmal den 9 die ihre Gedanken wer weiß wo, nur nicht daheim atten. Wie es liebende Herzen oft tun, hatte Ceſſi immer und immer wieder die e mit Deſtder hinausge⸗ ſchoben; auch ihr Gemüt bedrückte allmählich der unklare Zuſtand, der ihn— den verwöhnten Mann von Bühne und Film— nicht im geringſten behelligte. „Paps,“ ſagte Suſanne eines Abends,„ich bin nicht mit dir zufrieden.“ 5 5 Moeller blickte unmutig von ſeiner Zeitung auf. a „Was ſoll denn das wieder heißen?“ Na, man ſieht doch, daß du Trübſal bläſt.— Komm mal her, Paps, ſie ſchob ihren Arm zutraulich in den des Vaters, zog ihn zärtlich vom Stuhl auf und mar⸗ ſchierte mit ihm durchs Zimmer.„Komm man, komm— du machſt dir viel zu wenig Bewegung, ſeit unſer Raub⸗ ritter ſich ſo merkwürdig zurückgezogen hat. Nee, nee— nicht immer ſtill ſitzen— am liebſten ſchleppte ich dich n bißchen ins Freie, unter Licht und Menſchen, wenn's nicht mit Mollen vom Himmel göſſe.— Ceſſi, tu dir keinen Zwang an, wenn du ſchlafen gehen willſt. Ich habe mit meinem Vater zu reden!“ Jetzt mußte ſogar der mürriſche Hermann Moeller über ihren pathetiſchen, wunderſchön 1 Ton herzlich lachen und ließ ſich gefallen, daß ſie ihn immer rund um den Tiſch führte. Fortſetzung folat.) nen ee 8 1 eee Ein merkwürdiger Sammler. Ende des letzten Jahrhunderts ſtarb der ſiameſiſche Kö⸗ nig Chulalongkorn, deſſen größte Leidenſchaft das Sam⸗ meln leerer Streichholzſchachteln war. Es war ſein größter Boll daß ſeine Sammlung in ihrer 9 geſchloſſenen Vollſtändigkeit faſt alle Streichholzmarken der ganzen Welt enthielt. Diplomaten und Bittſteller konnten bei ihm leicht ihre Wünſche erreichen, wenn ſie ihm eine leere Streichholzſchachtel mit einer Firmenmarke brachten, die noch nicht in ſeiner Sammlung war. 55 a Eines Tages verlor der ang durch dieſe einzigartige Sammelleidenſchaft beinahe ſein Leben. Er war nach Lon⸗ don gekommen. um dem britiſchen Herrſcher einen Beſuch 5 zu machen. Dieſer ſtellte dem fremden Gaſt zwei Hofbeamte als Ehrenbe⸗ gleitung zur Verfügung, und Chulalongkorn ſchlen⸗ derte gern mit ihnen durch die Hauptſtraßen der Groß⸗ ſtadt, um ich das bewegte Leben und Treiben anzu⸗ ſehen. Bei einem dieſer Spaziergänge erblickte er plötzlich auf der belebte⸗ ſten Hauptſtraße Londons, auf der Bondſtreet drau⸗ ßen auf dem Faß damen eine achtlos weggeworfene Streichholzſchachtel, die noch nicht in ſeiner Sammlung vertreten war. Ohne Beſinnen ſprang er mitten in das Wagengewühl des** um dieſe„koſtbare“ Schachtel zu bergen. Mit totenblaſſen Geſichtern ſahen die zwei für ſeine Sicherheit verantwortlichen britiſchen Hof⸗ beamten, wie er dabei nur knapp dem Ueberfahrenwer⸗ den durch ein noch im letzten Augenblick abgebremſtes Auto entging. Aber Chulalongkorn kam froh wie ein Knabe auf den Gehſteig zurückgehüpft und berichtete ſtrahlend, daß ihm die Bergung der„wunderbaren“ Schachtel gelungen war. Er hatte in ſeinem Sammlerei⸗ ſer gar nicht bemerkt, welcher Todesgefahr er nur um Handbreite entgangen war. Bücherdiebſtahl in den großen Bibliotheken Allzu leidenſchaftliche Sammler werden nur zu leicht durch ihre Sucht nach dem Beſi einzigartiger Sammel⸗ ſtücke über die Grenze der Ehrlichkeit hinausgedrängt. In dieſe im Grunde bedauernswerte Menſchenklaſſe gehören auch die Buchliebhaber, die nicht aus bloßem Eigennutz aus großen Bibliotheken wertvolle Werke ſtehlen. Ein ſolcher Bücherdieb großen Stils war der Franzose Jaques Milvaux, der von Friedrich dem Großen auf die Empfehlung Voltaires eine gut beſoldete Stellung als Bibliothekar der königlichen Schloß büchereien erhielt. Mil⸗ Hauk war ein Gelehrter von Rang. Er beherrſchte fließend lieben Sprachen und war ein ſehr angeſehener Aſtronom Während er ſeines Amles als Bibliothekar des großen Königs waltete, fiel es den Schloßbedienſteten von Sans auf, daß der anmaßende und daher bei ihnen recht verhaßte Franzoſe monatlich ſchwere Pakete nach Paris ſchickte. Die Diener erſtatteten beim Poſtmeiſter von Pots⸗ dam eine Anzeige, und dieſem ſchien es, daß die beſon⸗ deren Amſtände den Verdacht der Dienerſchaft rechtfer⸗ P— enschen tigten. Er ließ daher amtlich das nächſte Paket öffnen, das von Milvaux aufgegeben wurde Darin fand man mehrere ſehr ſeltene Handſchriften, die den Stempel der königlichen Bibliothek von Sansſouci trugen. Der Poſtmeiſter eilte ſo⸗ fort damit zum König, um ihm den Vorfall zu melden. Friedrich ließ hierauf eine genaue Reviſion der Biblio⸗ theksbeſtände vornehmen, und dabei ſtellte es ſich heraus, daß bereits mehrere hundert Bände und Handſchriften fehlten. Natürlich leugnete Milvaux, aber der König wollte ohnehin nicht den Skandal einer öffentlichen Ge⸗ richtsunterſuchung haben. Er ließ daher den Bücherdieb kurzerhand über die Grenze ſchaffen, mit dem ſtrengen Gebot, nie wieder nach Preußen zurückzukehren. Damit war jedoch die Sache noch nicht abgetan. Der franzöſiſche Geſandte am Berliner Hof berichtete den Fall ſeinem König, und Ludwig der Fünfzehnte ließ in der Pariſer Wohnung des Bücherdiebs eine Durchſuchung vornehmen, bei der alle in Sansſouci vermißten Werke gefunden wurden. Milvaux hatte ſie ſeiner eigenen reich⸗ haltigen Bücherſammlung einverleibt. Das geſtohlene Gut wurde ſofort nach Sansſouci zurückgeſchickt und Milvaux eingeſperrt. Nach ſechsjähriger Haft entlaſſen ertrank er beim Baden in der Seine. In ſeinem Teſtament hatte er 8—— n 1 e 8 zur Sühne ſeine ganze wertvolle Bücherſammlung dem König von Preußen vermacht. Jedoch Fried⸗ 415 lehnte die Erbſchaft a Der größte Bücherdieb aller Zeiten war der italieniſche Graf Carucci ewiß nicht 5 U Als ſeine Entlarvung nicht mehr zu vermeiden war, reiſte er heimlich nach London und ließ ſich dort von meh⸗ reren berühmten Aerzten beſcheinigen, daß er ein Klep⸗ tomane ſei. Mit dieſem„Jagdſchein“ ausgerüſtet. trat er —.—— TT ühn dem Kuratorium der Pariſer Staatsbibliothek ent⸗ gegen, das gegen ihn nichts mehr ausrichten konnte. Die geſtohlenen Werke konnten außerdem nicht gefunden wer⸗ den, und ſo fehlte das wichtigſte Beweismaterial. Anbehelligt kehrte der gelehrte Bücherdieb in ſeine italieniſche Heimat zurück und ſchrieb dort eine„Geſchichte der mathematiſchen Wiſſenſchaften,“ die in der Fachlitera⸗ tur eine neue Epoche ſchuf. Von allen Fachgelehrten hoch⸗ geſchätzt, lebte der ehemalige Bücherdieb in Fieſole, wo er im Jahre 1869 ſtarb. Der Verbleib, der von ihm geſtohle⸗ nen Bibliothekswerke blieb ein Geheimnis, das nie er⸗ gründet wurde. In ſeinem Nachlaß fand ſich darüber keine Spur. Am die Wende unſeres Jahrhunderts machte in Ita⸗ tien ein zweiter geheimnisvoller Fall von Bibliotheks⸗ diebſtählen Aufſehen. Ein angeſehener Gelehrter, der nea⸗ politaniſche Hochſchulprofeſſor Zaniboni wurde beſchuldigt, Bücher im Werte von Hunderttauſenden aus der Staats⸗ bibliothek von Neapel entwendet zu haben. Auch dieſer Fall verlief im Sande, weil man die geſtohlenen Werke nicht finden konnte. Man vermutete zwar, daß Zaniboni ſie nicht für ſelbſt, ſondern für einen amerikaniſchen Sammler geſtohlen hatte. Es wurde jedoch dafür kein ge⸗ richtsgültiger Beweis erbracht In der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts erregte es in London einen großen Geſellſchaftsfkandal, als eine Ariſtokratin, die Lady Dunſtin unter der Anklage großer Bücherdiebſtähle vor Gericht erſchien. Auch ſie wurde durch das Schlupfloch der ärztlich beſtätigten Unzurech⸗ nungsfähigkeit vor der Verurteilung gerettet. Seltſame Stiftungen. Kurz vor dem Weltkriege vermachte der Münchener Bäckermeiſter Rauber der Stadtgemeinde dreißigtauſend Mark, von deren Zinſen alljährlich zur Weihnachtszeit tauſend Semmeln an arme Kinder verteilt werden ſoll⸗ ten. Dieſe Stiftug wurde entwertet durch die Inflation. In h hinterließ der Fabrikant Hoope fünf⸗ tauſend Sterlingpfund mit der Beſtimmung, daß von den Zinſen jährlich zehn Preiſe an jene Fabrikarbeiterinnen auszuzahlen waren, die das beſtausgebeſſerte Halbdutzend alter Hoſen vorweiſen konnten. Der Stifter bezweckte da⸗ mit eine Anerziehung der Fabrikarbeiterinnen zum Nähen und Flicken, damit ſie im Heiratsfall dieſer wichtigen hausfraulichen Betätigung kundig ſeien. Aus einem ähnlichen Gedankengange heraus wollte der ſchwediſche Gutsbeſitzer Nanſen die Obſtzucht ſeiner engeren Heimat heben, indem er zwanzigtauſend Kronen für Obſtbäume ſtiftete, die von mehr als zwölfjährigen Knaben aus den drei Nachbardörfern auf ſeinem Grabe gepflanzt und gehegt werden ſollten. Jene zehn Knaben, die ihre Bäume am ſorgfältigſten pflegten, ſollten alljähr⸗ lich hundert Kronen bekommen. Den Vogel ſchoß der Londoner Sonderling Cotteron ab. Er hinterließ zwanzigtauſend Pfund Sterling mit der Beſtimmung, daß davon die Werke aller hervorragenden Schriftſteller, Dichter und Gelehrten gekauft, in waſſer⸗ dichte Eiſenkiſten verpackt und an verſchiedenen genau be⸗ ſtimmten Punkten des atlantiſchen Ozeans verſenkt wer⸗ IL eee Kreuzworträtſel. Waagerecht: den ſollten. Zur Begründung teilte er in ſeinem Stiftungsbriefe mit, daß die heutigen Feſtländer durch eine große Naturkataſtrophe ebenſo unter der Meeresober⸗ fläche verſchwinden könnten wie in alten Zeiten der ge⸗ heimnisvolle Weltteil Atlantis verſunken ſei. Eine der⸗ artige Ueberflutung der heutigen hochentwickelten Kul⸗ turſtaaten müßte all die unerſetzlichen Geiſteswerke ver⸗ nichten, die bisher von der Menſchheit geſchaffen wurden. Sollten aber nach einer ſolchen Vernichtung der heutigen Feſtländer aus dem atlantiſchen Ozean neue Weltteile auftauchen, ſo würde man dort in den jetzt verſenkten und dann zu Tage tretenden Eiſenkiſten all dieſe gewaltigen Errungenſchaften unſerer Kultur für die künftige Menſch⸗ heit zurückgewinnen. Seltſamer als alles iſt letzten Endes doch immer der Menſch. A. v. Riha. * Deutſche Od ſenfroſchfarm Der nordamerikaniſche Ochſen⸗ oder Brüllfroſch führt ſeinen Namen von ſeinem nächtlichen Gebrüll. Etwa ein Kilogramm ſchwer gleicht er unſerm grünen Laubfroſch, wenn man ſich dieſen auf Schuhgröße vervielfacht und ſchwarz⸗weiß gefärbt denkt. Die Schenkel des Rieſenfroſches ſind gebacken in Nardamerika und in Frankreich geſchätzt. Die Haut wird zu Bezügen von Galanteriewaren verwen⸗ det. Die erſte Ochſenfroſchfarm in Deutſchland und in Eu⸗ ropa überhaupt wurde im Vorjahr auf der Lüneburger Heide errichtet. Sie iſt ein mit Stahldrahtgeflecht einge⸗ zäunter Teich. Der Zaun iſt entſprechend hoch, weil die Sprungweite eines ausgewachſenen Ochſenfroſches drei Meter beträgt. Aus fünf Zuchtpaaren ſind hier in einem Jahre zwiſchen den Karpfen und Schleien des Teiches etwa zwanzigtauſend Jungfröſche entſtanden, von denen jeder— ausgewachſen— zwei halbpfündige Schenkel für den Verkauf liefern wird. Zaubertinten Eine Schrift mit ſtark verdünnter Schwefelſäure er⸗ ſcheint unſichtbar. Bei inte wird ſie ſchwarz. Eine noch einfachere Zaubertinte iſt der Zwiebelſaft, deſſen Farbloſigkeit ſich beim Erwärmen in Braun verwandelt. Durch chemiſche Mengung werden folgende unſichtbare Schriften ſichtbar: Eine ſtark verdünnte Löſung von gel⸗ bem Blutlaugenſalz wird durch Aeberſtreichen mit einer Eiſenvitriollöſung blau. Eine farbloſe Löſung von chlor⸗ ſaurem Natron wird durch Ueberſtreichen mit einer Kup⸗ fervitriolllöſung grün. Eine verdünnte Löſung von Gold⸗ chloridnatrium wird durch Ueberſtreichen mit einer Zinn⸗ ſalzlöſung purpurrot. Man kann mit dieſen Geheimtinten ſchöne Zaubereffekte erzielen, indem vor dem Zuſchauer auf einem anſcheinend leeren Papierblatt eine 1 Antwort auf ſeine Frage, eine Zeichnung oder als beſon⸗ derer Spaß ſeine eigene Karikatur entſteht. Durch Kombi⸗ nieren der oben genannten Geheimtinten kann man ſo mehrfarbige Bilder auf das Papier„zaubern“. 5222 chenweſen, 9. griechiſcher Buchſtabe, 1. Schiffswerft. 4. Feſtkleid, 7. ger⸗ maniſcher Meergott,§. Entwicklungs⸗ urſprung, 10. Gütererwerb, 12. weib⸗ licher Vorname(Kurzform), 13. deut⸗ ſches Wort für„Finis“, 14. männl. Vorname, 17. e e Strom in Oſtſibirien, 20. Sitzplatz im Theater, 21. Laſttier, 22 Staat in Nord⸗ amerika, 23. heftiges Verlangen, 24. ethiſcher Begriff. Senkrecht: 1. Fortwirbelnde Sandſäule, 2. Ti⸗ roler Marmorbruch, 3. weiblich. Vor⸗ name, 4. weiblicher Vorname(Kurz⸗ form), 5. Stadt in Algerien, 6. Mär⸗ 11. Stadt in Oberitalien, 14. Futter⸗ mulde, 15. Haustier, 16. menſchenfreſ⸗ ſender Rieſe im Märchen, 17. Dra⸗ mengeſtalt bei Shakeſpeare 18. Schmiedeeinrichtung. 19. Weißfiſch. Auflöſungen aus letzter Nummer. Magiſcher Stern: 1. M. 2. San, 3 Selam, 4. Malabar, 5. Nabob, 6. Mab, 7. N. ö Luſtige Mahnung für junge Leute: Wer einſam iſt, der hat es gut, — Weil niemand da, der ihm was tut! (Vilhelm Buſch.)— Schlüſſelwörter: a) Gilde, b) Tuſch, c) Bahn, d) Wurm. r er ee ee G eee: een