liegt 9 te. ages. und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verklündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Hürdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VI. 35: 1250. der Sta t Baup ätzen au Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Us ge Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, zäll, g in der Geſchüſtsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 m Schl Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., 1 im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte ten 1 Rr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr rnichtun Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. ie lang ergfleds 35. Jahrgang tgärtnexf 2. und het 51 5 3 oht wit a Wieder 142000 weniger chützt Günſtige Entwicklung des Arbeitseinſatzes auch im Juni. An der Beſeitigung der zweitletzten Million. 12 Berlin, 10. Juli. britiſch Obwohl im Juni die Antriebsmomente für den Ar⸗ ie Fog beitseinſatz nicht mehr ſtark zu ſein pflegen, weil die Ver⸗ zondon ſorgung der Außenberufe mit Arbeitskräften ſchon in den on“ kel vorhergehenden Monaten im weſentlichen durchgeführt iſt en wi und der zuſätzliche Kräftebedarf der Landwirtſchaft für die nzwiſche Ernte im allgemeinen erſt ſpäter fühlbar wird, brachte der die a Juni dieſes Jahres im Gegenſatz zu der Entwicklung in den en Tal Vorjahren eine kräftige Abnahme der Arbeits⸗ folgede loſen. 175 9 Zhre Zahl ging weiter um 142 000 auf 1 877 000 zurück. t meh Im Vorjahr brachten die Monate Mai und Juni nur eine es f. Entlaſtung um 80 000 bzw. 48 000 Arbeitslose, d. h. zuſam⸗ eine ſeß men kamen in dieſen beiden Monaten 128 000 Arbeitsloſe die E bei den Arbeitsämtern in Abgang, während in dieſem Jahr inze, f im gleichen Zeitraum die Arbeiksloſigkeit um 356 000 zu- nicht i rückging. Bei der geringen Aufnahmefähigkeit der Außenbe⸗ rufe iſt der diesjährige ſtärkere Rückgang überwiegend auf die wirtſchaftliche Belebung der mehr von dem Kon⸗ junkturablauf abhängigen Berufsgruppen zurückzu⸗ führen. Waren in den erſten Jahren der Arbeitsſchlacht die geriſch Außenberufe die hauptſächlichſten Träger der Entlaſtung, s Bil ſo gewinnen jetzt die mehr vom Konjunkturablauf abhän⸗ behalt gigen Berufsgruppen für den Arbeitseinſatz immer ſtärker 5 be an Bedeutung. So hat in der Jahresſpanne vom 30. Juni 1934 bis zum 30. Juni 1935 die Arbeitsloſigkeit in den en Außenberufen nur um 165 000, in den anderen Berufs⸗ igt 5 gruppen hingegen um rund 439 000 abgenommen. Am Rückgang der Arbeitsloſigkeit waren— wie im Vormonat— alle Bezirke und faft alle Berufsgruppen be⸗ teiligt.— Den ſtärkſten Rückgang hatte mit 21 400 . Artz der Landesarbeitsamtsbezirk Rheinland. Es folgen erſt f. Brandenburg mit einer Abnahme von 20 600, Sachſen um 15 400, Mitteldeutſchland um 14 900 und Nordmark um rund 13 000. 5 a Einſchränkung der Notſtands arbeiten 1 1 Am den Bedarf an Arbeitskräften beſonders für die Landwirtſchaft ſicherzuſtellen, wurden die Nolſtandsarbeilen weiter eingeſchränkt. die Zahl der von der Reichsanſtalt geförderten Nokſtandsarbeiter ging um 44 000 auf 203 000 zurück. Sie liegt damit um mehr als 400 000 unter dem Honomm Höchſtſtand von rund 630 000 Notſtandsarbeitern, die Ende „ März 1934 beſchäftigt worden ſind. tehende Es iſt alſo in hervorragendem Maße gelungen, die d form Jahl der zuſätzlich beſchäftigten Volksgenoſſen bei gleich 1 vera zeitig weiterer erheblicher Senkung der Arbeitsloſenzahl wünſchk planmäßig herabzudrücken und die mit ſtaatlichen Mitteln Freunde geförderke Arbeit durch Arbeit in der freien Wirtſchaft zu erſetzen. Die Entlaſtung der öffentlichen Fürſorge zen itz Mit dem weiteren Sinken der Arbeitslosenzahl haben auch die Unterſtützungsei kungen eine entſprechende Ganze Entlaſtung erfahren. J eſamt wurden in den drei Un⸗ terſtützungseinrichtungen Ende Juni 1935 rund 388 000 zen nil Unterſtützte gezählt, während Ende Mai rund 1 482 000 Perſonen in Unterſtützung ſtanden, inricht ſind de 11 2 im Be- ger in An⸗ ſpruch genommen als im Bo 5 In der Arbeitsloſenverſicheru nig betrug die erechſ Zahl der Hauptunt zungsem; er 251 000 oder 5. To 26 000 weniger als r Kriſenfür⸗ Men ſorge wurden 7 niger als im lo, 1 Vormonat, als Ut öffent⸗ 1. A lichen Für ſorge arbeitsloſe aner 421 000 6 mpfänger weniger als im hen Fürſorge iſt ch geweſen. 3 Rraflverkehrs verordnung. iMittifter haf eine umfangreiche neue nm kkraftfahrzeugſteuergeſetz erlaſſen. Sie b paſſung der Verkehrs überhaupt, ſondern )terungen. Durchführungsbeſtimmungen, die am 1. Auguſt im weſentlichen in Kraft treten, bringen zunächſt für die alten Perſonenwagen inſofern eine günſtigere Regelung, als nunmehr alte Per⸗ ſonenwagen ſchon von 2400 cem Hubraum an, ſo⸗ weit ſie länger als fünf Jahre in Betrieb ſind, nach er⸗ mäßigten Steuerſätzen verſteuert werden können; bisher lag die Grenze bei Wagen mit mehr als 3500 cem. Darüber hinaus ſind die Vergünſtigungsbeſtimmungen b für Kriegsbeſchädigte ausgebaut. Gleiche Vergünſtigungen wie für ſie neu eingeführt für die Opfer des e werden nationalen e Donnerstag, den 11. Juli 1935 Freſheitskampfes, ſoweit ſie Verſorgung nach dem entſprechenden Reichsgeſetz bekommen. Auch die Beſtim⸗ mungen für Erleichterungen bei Zivilbeſchädigten ſind günſtiger gefaßt worden, ſowie ſchließlich die Erleich⸗ terungen für landwirtſchaftlich genutzte Krafffahrzeuge. Die Intereſſenten können die Einzelheiten der Neuregelung bei den Finanzämtern erfragen. Die Kraftfahrzeugſteuer hat noch immer eine weſentliche praktiſche und fiskaliſche Be⸗ deutung. Neben den Laſtkraftwagen, die in jedem Falle der Steuer unterliegen, umfaßt ſie auch noch faſt 40000 0 alte Perſonen wagen in Deutſchland. Das Aufkommen der Kraftfahrzeugſteuer, das im Vorjahr noch immer 145 Millionen Mark betrug, wird für 1935 nicht weſentlich geringer geſchätzt. Neben dieſen weiteren ſteuerlichen Begünſtigungen iſt die Begriffsbeſtimmung für Perſonenkraftwagen und Laſtkraftwagen neugefaßt worden. In der letzten Zeit war es infolge der Entwicklung in der Praxis zweifelhaft geworden, ob Perſonenfahrzeuge, die auch La⸗ ſten befördern, noch unter den Begriff der Perſonenwagen fielen. In den Paragraphen 5 und 6 der neuen Durchfüh⸗ rungsbeſtimmungen iſt dieſe Frage in der Weiſe gelöſt worden, daß ein geringer Güterladeraum bis zu 2 qm Fläche für die Beſteuerung als Laſtfahrzeug nicht in Frage kommt. Dieſe Vorſchrift iſt am 1. April 1933 für anwend⸗ bar erklärt worden, da bereits viele Perſonenwagen mit kleinen Laſtanhängern laufen. Ebenſo iſt die Befreiungsvorſchrift für liche Betriebe auf Fahrzeuge ausgedehnt worden, die in forſtwirtſchaftlichen Betrieben benutzt werden. Um die Ausfuhr von deutſchen Fahrzeugen zu erleich⸗ tern, iſt für die Fahrt ins Ausland von der Er⸗ hebung der Kraftfahrzeugſteuer abgeſehen worden. Aufhebung der Habsburger Geſetze Vom öſterreichiſchen Bundestag gebilligt. Wien, 11. Juli. Der Bundestag nahm das Geſetz über die Aufhebung der Landesverweiſung der Habsburger und über die Rück⸗ erſtatung des Habsburger Bermögens einſtimmig an. Der Landeshauptmann von Niederöſterreich, Baar⸗ Barenfeld, faßte in ſeiner Rede die Beweisgründe der öſter⸗ reichiſchen Regierung für die Aufhebung der Geſetze noch einmal zuſammen. Anſchließend wurde das Geſetz über die Schaffung des Berufsſtandes„Land⸗ und Forſtwirtſchaft“ und über die landwirtſchaft⸗ Schaffung des Handels- und Verkehrsbundes angenommen. Italiens Heer in Afrika 400 000 Mann benötigt, erſt die Hälfte verſchifft. London, 10. Juli. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ glaubt zu wiſſen, daß die italieniſchen Befehlshaber in . ene Afrika Muſſolini mitgeleilt hätten, ſie könnten einen erfolg⸗ reichen Angriff nicht mit weniger als 400 000 mann durch⸗ führen. Muſſolini habe dieſer Schätzung zugeſtimmt. Die gegenwärtigen Streitkräfte in Erilrea und Italieniſch⸗So⸗ maliland betragen ſicher nicht mehr als die Hälfte dieſer Zahl. Daher könnten Meldungen von einer baldigen ita⸗ lieniſchen Offenſive als unbegründet bezeichnet werden. Ferner behauptet der diplomatiſche Korreſpondent, Muſ⸗ f ſolini wolle eine militäriſche Oberherrſchaft in Abeſſinien nach dem Vorbild der franzöſiſchen in Marokko errichten. Frankreich ſei wahrſcheinlich beſorgter als Groß⸗ britannien wegen der Folgen dieſes Planes. Der Generalſekretär des Völkerbundes, Avenol, habe den Wunſch geäußert, daß die Großmächte alles tun ſoll⸗ ten, um ein Einvernehmen zu erzielen, bevor die Frage vor den Völkerbund komme. Er ſei ſich der Gefahr einer Zerſtörung des ganzen Völkerbundsſy⸗ ſtems durch eine unbeſonnene oder übereilte Handlung durchaus bewußt In London werde erklärt, auf den Zu⸗ ſammenoruch der Schlichtungsverhandlungen in Schevenin⸗ zen ſollte nicht zuviel Gewicht gelegt werden. Späteſtens würde der Völkerbundsrat am 25 Auguſt zuſam⸗ menzutreten haben, falls keine Vereinbarung erreicht ſei. Abeſſinien verlangt Waffeneinſuhr 5 Noten an die europäiſchen Mächte. Addis Abeba, 11. Juli. Die abeſſiniſche Regierung hat an die diplomatiſchen Vertreter von Frankreich, England und Belgien auch für die Tſchechoſlowakei, Schweden und Dänemark, gleichlautende Noten gerichtet, in denen ſie die Aufhebung des Verbotes der Waffenlieferungen dieſer Län⸗ der berlangt. Abeſſinfen bezieht ſich in den Noten auf den Vertrag vom 21. Auguſt 1930, der eine Regierung ermäch⸗ tigt. Waffen und Munition, die zur Landesverteidigung und gegen einen äußeren Angriff notwendig ſind, einzu⸗ führen. 5 In den Noten wird die Notwendigkeit der Waffen⸗ einfuhr damit begründet, daß Kriegsgefahr eingetreten ſei und die Erklärung Muſſolinis und der italjeniſchen Preſſe offen auf einen Eroberungskrieg abzielten. Trotz Schiedsgericht, heißt es weiter, ſetze Italien ſeine Mobiliſierungen fort und ſchaffe Truppen und Munitions⸗ mengen and ie abeſſiniſche Grenze. 8 1 ... Nr. 159 eee Ruhige Beurteilung in Abeſſinien Entgegen verſchiedenen in Umlauf geſetzten Nachrichten, wonach ſich die Lage an den abeſſiniſchen Grenzen ſo ver⸗ ſchärft habe, daß man in Addis-Abeba beinahe ſtündlich mit der Eröffnung der Feindſeligkeiten durch Italien rechne, kann nach einer halbamtlichen Erklärung feſtgeſtellt wer⸗ den, daß in Addis Abeba von ſolchen unmittelbar bevor⸗ ſtehenden militäriſchen Abſichten Italiens nichts be⸗ kannt iſt. a 88 Es ſei nichts eingetreken, was die Lage plötzlich ver⸗ ändert habe. Daß diefe als ſehr ernſt angeſehen werden müſſe und ſeit langem gewiſſer Vorſichtsmaßnahmen be⸗ dürfe, ſei bekannt. Der aufgeflogene Schlichtungsausſchuß Italien ſagt, Abeſſinien ſei ſchuld. Zu der Unterbrechung oder beſſer geſagt Einſtellung der Verhandlungen des Schlichtungsausſchuſſes wird in einem amtlichen italieniſchen Kommentar erklärt, Abeſ— ſinien habe den bewußten Willen gezeigt, die Arbeiten zu ſabotieren. Die Beweiſe für einen abeſſiniſchen Angriff bei Ual⸗Ual ſeien ſo erdrückend, daß die abeſſiniſche Regierung kein Intereſſe an der Fortſetzung der Arbeiten des Ausſchuſſes habe, da ſie mit aller Wahrſcheinlichkeit zur Verurteilung Abeſſiniens geführt hätten. Durch die Behaup⸗ tung des abeſſiniſchen Vertreters, daß Ual⸗Hal auf abeſ⸗ ſiniſchem Gebiet liege, habe Abeſſinien eine Obſtruktion ge⸗ trieben, die das Weiterarbeiten des Ausſchuſſes verhinderte. London verſucht friedliche Löſung Weitere Bemühungen im Abeſſinienkonflikt. London, 11. Juli. Der liberale Abgeordnete Mander lragte im Unterhaus:„Will der Außenminiſter der italie⸗ niſchen Regierung vorhalten, daß es in der italjeniſch⸗abeſ⸗ ſiniſchen Streitfrage eine Angelegenheit der Ehre und lebenswichtiger Belange für England iſt, unſere Verpflich⸗ tungen unter der Völkerbundsſatzung zu erfüllen?“ Eden antwortete:„Ich glaube, der Abgeordnete bezieht ſich auf die Möglichkeit, daß Italien in Nichtachtung ſeiner Ver⸗ pflichtungen unter der Völkerbundsſatzung zum Kriege ſchreiten ſollte. ö Dieſe Lage hat ſich noch nicht ergeben, und ich hoffe ernſtlich daß ſie ſich nicht ergeben wird. Die britiſche Regie. rung iſt enkſchloſſen, ſich weiterhin mit den Regierungen anderer änder in beroſihen. eine Regelung dieſes Streites durch friedliche Mittel herbeizuführen.“ Die Weißen verlaſſen das Land Der Korreſpondent des„Daily Expreß“ in Addis⸗Abeba meldet: Am Dienstagnachmitag fuhr ein mit britiſchen, amerikaniſchen und italieniſchen Männern, Frauen und Kindern dicht beſetzter Eiſenbahnzug von der Hauptſtadt ab. Sie verlaſſen das Land wegen der drohenden Kriegsgefahr. In drei Wagen befanden ſich kleine Mädchen, die italieniſche Väter und abeſſiniſche Mütter haben; ſie ſtanden unter der Obhut römiſch⸗katholiſcher Nonnen. Sie kommen aus einem Stift in Addis⸗Abeba. Die Zweigſtellen der Schule im Innern des Landes ſind ange⸗ wieſen worden, die Zöglinge nach Addis⸗Abeba zu ſchicken, wo ſie unter den Schutz der itaſieniſchen Geſandtſchaft ge⸗ ſtellt werden. Auf die Frage, warum Ikalien der Sicherheit Kinder gemiſchten Blutes ſoviel Wichligkeit beimeſſe, er⸗ widerte ein italieniſcher Beamter: Sie ſind die künftigen Mütter einer neuen und edleren Generakion, die das bis⸗ herige Abeſſinien bewohnen wird. Das Geſchäfſtsleben liegt ſtill Ferner berichtet der Korreſpondent: Die meiſten aus⸗ ländiſchen Firmen in Addis⸗Abeba geben keinen Kredit mehr, und infolgedeſſen iſt das Geſchäftsleben vollkommen lahmgelegt. Ein abeſſiniſcher Beamter erklärte: Abeſſinien werde lieber bis zum letzten Mann kämpfen als ſich ergeben. Abeſſinien ſei gezwungen, die ſtarken italieniſchen Truppenzuſammenziehungen an den Grenzen mit eigenen Truppenzuſammenziehungen zu be⸗ antworten. dieſer Japan und Abeſſinien Das japaniſche Auswärtige Amt iſt Gerüchten, die über eine angebliche japaniſche Stellungnahme zum italieniſch⸗ abeſſiniſchen Streitfall verbreitet werden, in ſcharfer Form entgegengetreten. Es ſei unrichtig, daß die abeſſiniſche Re⸗ gierung Waffenhilfe von Japan erbeten habe. Japan ſei an Abeſſinien politiſch nicht intereſſiert. Es habe in dieſem Lande lediglich Wirtſchaftsintereſſen wie andere Länder auch, und es werde dieſe Intereſſen zu wahren wiſſen. Jitronenpreiſe Berlin, 11 Juli Der Reichs! wachung teilt mit Die Einful ſe für italteniſche Zitro⸗ nen ſind in der Zeit von Ende Mai bis Anfang Juli von 42 auf 95 Lire ſe Kiſte geſtiegen Als Grund für dieſe Steige rung wird der geringe Ernteertrag in Itglien ſowie der ſtarke Bedarf der italieniſchen Armee angegeben, Trotz der Maßnahmen der Preis rwachungsſtellen iſt hiernach eine Preisſteigerung der Zitronen auf den deutſchen Märkten unvermeidbar geweſen. un die Verwendung deutſcher Obſt⸗ ſäfte zur Limonadenherſtellung und deutſchen Weineſſigs zur Salatzubereitung wird erinnert Deutſche Früchtſäfte und deutſcher Meineſſig ſtehen reichlich zu billigen Preiſen zuir Verfügung, 5 . i 1 7 und Abefſintenkonflikt 9 niſſar für Preisüber⸗ 5 15 15 geſtellt, daß Joachim Ger den war. Reſte des Giftes fand man in einem Waſſerglas, Das deutſche Flottenbauprogramm Von Konteradmiral a. D. Brüninghaus. Der ſoeben veröffentlichte Bauplan für die deutſche Kriegsmarine wird kaum irgendwo beſondere Ueber⸗ raſchung hervorgerufen haben. Um es vorweg zu nehmen: Er zeigt ſo deuklich, ſowohl was die Größe wie die Be⸗ waffnung der verſchiedenen Schiffstypen betrifft, den Cha⸗ rakter einer in erſter Linie auf die Verteidigung abgeſtellten Marine, daß ſchon ein ungewöhnliches Maß von Böswilligkeit oder Torheit dazu gehören müßte, dieſer Grundgedanken zu verneinen. Wenn ſich Deutſchland dar⸗ auf beſchränkt, im Großkampfſchiffsbau, für den ihm nach dem deutſch⸗engliſchen Abkommen rund 180 000 Tonnen zur Verfügung ſtehen, einen Typ auszuwählen, deſſen Deplacement nur 26000 Tonnen beträgt— das „nur“ iſt relativ und nicht abſolut zu werten—, ſo bleibt es damit weit hinter der in Waſhington für die Linien⸗ ſchiffe und Schlachtkreuzer vorgeſehenen Höchſtgrenze von 35 000 Tonnen zurück. Wie bekannt iſt, wären England ebenſo wie Japan durchaus bereit, die Waſhingtoner Höchſtgrenze auf 25 bis 28 000 Tonnen herabzuſetzen, wenn — alle anderen Nationen es auch täten. Ganz abgeſehen von Nordamerika, liegt hier die Schwierigkeit darin. daß Italien im vorigen Jahre zwei Schiffe von je 35 000 Tonnen bereits auf Stapel gelegt und Frankreich offi⸗ ziell angekündigt hat, daß ſein neueſtes Großkampfſchiff „La France“ ebenfalls die Waſhingtoner Höchſtgrenze er⸗ reichen wird. Das zukünftige neue deutſche Linienſchiff wird etwa dieſelben Ausmaße haben wie die in Bau befind⸗ lichen beiden franzöſiſchen Großkampfſchiffe„Dunquerque“ und„Straßbourg“, die je 26500 Tonnen faſſen. Kenn⸗ zeichnend für die engliſche Auffaſſung ſcheint der Umſtand daß kürzlich beim Wettbewerb um die goldene Medaille die Royal United Service Inſtitution einen Aufſatz des See⸗ offiziers Bennet mit dem erſten Preis ausgezeichnet hat, der als Größe der Schlachtſchiffe 27 000 Tonnen Waſſer⸗ verdrängung vorſchlägt. Die beiden neuen Kreuzer gehören der ſogenann⸗ ten A⸗Klaſſe an, für die uns rund 50000 Tonnen zur Ver⸗ fügung ſtehen würden. Ihr Höchſtdeplacement iſt ſeinerzeit auf 10 000 Tonnen, das ſtärkſte Kaliber auf 20.3 Zenti⸗ meter feſtgeſetzt worden. Gerade dieſer Schiffstyp iſt in den letzten Jahren von den anderen Nationen ſehr ſtark entwickelt und durchkonſtruiert worden. An der Spitze marſchieren England und Amerika mit je 18, von denen Amerika noch 3 im Bau hat, dann folgt Japan mit 12 und Frankreich⸗Italien mit je 7 Vertretern dieſes Schlachttyps, der, kurz gekennzeichnet, als ein idealer Handels⸗ ſchutz angeſehen werden kann. Auf den Bau von Handelszerſtörern, einer aus⸗ geſprochenen Angriffswaffe, wie er z. B. den Franzoſen in ſeinen 32 ſogenannten Flottillenführern von je durch⸗ ſchnittlich 2400 Tonnen zur Verfügung ſteht, hat Deutſch⸗ land, wie aus dem Bauprogramm erſichtlich, ver zich ⸗ tet. Der Zuwachs der 16 Zerſtörer von je 1625 Tonnen mit einer Beſtückung von 12,7 Zentimetern wird in der Front ganz beſonders begrüßt werden, da der deutſchen Marine der Hochſeezerſtörer bisher ſo gut wie ganz fehlte. In der Zwangsjacke der Verſailler Beſtimmungen war die Höchſtgrenze für unſere Torpedoboote und Torpedoboots⸗ zerſtörer auf 800 Tonnen feſtgeſetzt. Wenn hier und da in der Preſſe die neuen Zerſtörer als kleine Kreuzer ange⸗ ſprochen werden ſo beruht das auf einem Irrtum. Die be⸗ treffende Beſtimmung des Londoner Abkommens um⸗ ſchreibt den Begriff des Zerſtörers ganz ſcharf, indem es heißt:„Zerſtörer ſind Ueberwaſſerſchiffe, deren Waſſerver⸗ Zurzeit bewegt die Frage der Aufſtellung der ſchweren Geſchütze ſehr ſtark die Gemüter. Der ita⸗ lieniſche Vizeadmiral de Feo hat in einer ſehr gründlichen Arbeit den immerhin ungewöhnlichen Vorſchlag gemacht die ſchwere Artillerie von den Schiffsenden, wo ſie bisher durchweg eingebaut wurde, wegzunehmen und in die Mitte zu verpflanzen. Im Gegenſatz zu dieſer Auffaſſung ſollen die„Dunquerque“ und die„Straßbourg“ je acht 33⸗em⸗Ge⸗ ſchütze in je zwei Vierlingstürmen erhalten, die beide auf dem Vordeck ſtehen werden. Gegen eine derartige Zuſam⸗ menballung der ſtärkſten Waffen auf einer Stelle machen ſich ſehr gewichtige Stellen geltend. Es darf in dieſem Zuſammenhang darauf hingewieſen werden, daß z. B. auf dem deutſchen Schlachtkreuzer Seydlitz in der Schlacht auf der Doggerbank durch einen unglücklichen Treffer die ganze achtere Gruppe der ſchweren Artillerie ausfiel. drängung 1850 Tonnen nicht überſchreitet und deren Ge⸗ ſchützkaliber nicht größer als 13 Zentimeter iſt.“ Ein Unterſchied zwiſchen Zerſtörer und Torpe⸗ doboot wird in den bisherigen Verträgen überhaupt nicht gemacht. Die Zahl an wirklich kampfkräftigen Hoch⸗ ſeezerſtörern iſt bei den anderen Marinen verhältnismäßig ſehr hoch. Um einen Vergleich zu geben, ſeien nachſtehend nur die in Bau befindlichen, neben den zahlreichen fertigen Zerſtörern ziffernmäßig aufgeführt: England 23, Amerika 44, Japan 12, Frankreich 13, Italien 8. Deutſchland wird alſo mit ſeinen 16 Hochſeezerſtörern noch eine recht beſchei⸗ dene Rolle neben den anderen Seemächten ſpielen. In er⸗ höhtem Maße gilt dies für den Bau von Unterſeebooten, der zunächſt 20 zu je 250, 6 zu je 500 und zwei zu je 750 Tonnen vorſieht. Auch hier tritt der ausgeſprochene deſen⸗ ſche Charakter der neuen Kriegsmarine ſtark in die Er⸗ cheinung. Gitzung des Anterhauſec Anfragen zum Flottenabkommen und Luftpaktplan. London, 11. Jui. Zum deutſch⸗engliſchen Flottenabkommen und zum geplanten Weſtluftpakt wurden im Unterhaus mehrere An⸗ fragen geſtellt. Der Arbeiterabgeordnete Cocks fragte, ov England der franzöſiſchen Regierung bezüglich des Abſchluſ⸗ ſes eines zweiſeitigen Abkommens mit Deutſch⸗ land über Luftrüſtungen abgegeben habe. Eden erwiderte:„Die britiſche Regierung hofft und be⸗ abſichtigt, daß ein Abkommen über Luftrüſtungen zwiſchen den fünf Locarnomächten abgeſchloſſen werden ſoll.“ Cocks fragte weiterhin:„Kann Eden eine Verſicherung abgeben, daß die Regierung nicht beabſichtigt, einen zwei⸗ ſeitigen Pakt mit Deutſchland allein abzuſchließen, wie ſie es bei den Flottenrüſtungen getan hat?“ Eden antwortete:„Das iſt eine andere Frage.“ Als Cocks hierauf rief, ob die Regierung eine neue „Verräterei und Uebergabe“ plane, erhoben ſich laute Pro⸗ teſtrufe unter den Abgeordneten. Die Frage des Abgeord⸗ neten Crove, ob die deutſche Flottenabordnung irgendeine Zeitgrenze für die Unterzeichnung des Abkommens am 18. Juni ausbedungen habe, beantwortete Eden mit Nein. Politiſches Allerlei Wien. Der Miniſterrat beſchloß, die Orden, wie ſie Offi⸗ ziere der alten öſterreichiſch-ungariſchen Armee erhielten, wieder einzuführen. Brüſſel. Durch einſtimmigen Kabinettsbeſchluß iſt die endgültige Bankenkontrolle eingeführt worden. Warſchau. Beim polniſchen Staatspräſidenten fand eine der ſeit dem Tode des Marſchalls Pilſudſki üblich gewor⸗ denen gemeinſamen Audienzen des Miniſterpräſidenten, des Generalinſpekteurs der Armee und des Außenminiſters ſtatt. Wie verlautet, hat Miniſter Beck über ſeinen Berliner Beſuch Bericht erſtattet. Warſchau. Durch einen Erlaß des polniſchen Staatsprä⸗ ſidenten wurden die Kammern des Sejm und des Senats aufgelöſt. In der Begründung heißt es, daß die beiden Kammern mit der Annahme der neuen polniſchen Verfaſ⸗ ſung ihre Pflichten erfüllt hätten. 8 Neue Wirren in Inner ⸗Aſien Tokio, 11. Juli. Nach Meldungen hieſiger Blätter hat der Gouverneur von Sinkiang(Chineſiſch⸗Turkeſtan), General Scheng⸗ Schitſai, die als Handelsmittelpunkt der weſtlichen Mongo⸗ lei bedeutſame Stadt Uliaſſutai nach einem großangelegten Flugzeugangriff erobert. Der Kampf um die Stadt foll unter der Bevölkerung über 1000 Todesopfer ge⸗ fordert haben. Die japaniſche Preſſe bringt dieſe Eroberung mit den Ausdehnungsbeſtrebungen der Sowjet-Anion in Inner⸗ Aſien in Zuſammenhang und behauptet, daß der Gouver⸗ neur von Sinkiang als Günſtling der Sowjels gelte und der Fliegerangriff auf die Stadt Aliaſſutai, die bis 1933 dem Verbande der Sowjel⸗Republik der äußeren Mongolei angehört hal, durch ſowjetruſſiſche Flugzeuge durchgeführt worden ſein ſoll. Roman von Kurt Martin. 1 Die Perſonalien des Angeklagten waren verleſen. In dem großen Schwurgerichtsſgal, der bis auf den letzten Platz gefüllt war, rührte ſich nichts. Aller Augen hingen an den Lippen des Mannes da vorn im ſchwarzen Richker⸗ kleid, der heute den Vorſitz in der Schwurgerichtsverhand⸗ lung gegen den wegen Mordes an ſeinem Onkel, dem Guts⸗ 1 5 Joachim Gerdahlen, angeklagten Albert Gerdahlen 1 5 i 8 Nur ab und zu irrten die Augen dieſes und jenes An⸗ weſenden im Saale hinüber zur Angeklagtenbank und muſterten den ernſten Mann, der dort unter ſo ſchwerer An⸗ ſchuldigung ſaß. Der Vorſitzende, Landgerichtsdirektor Hörner, räuſperte ſich. Seine Stimme drang wieder ſcharf, kalt, klar und deut⸗ zich durch den großen Saal. „Am 24. Auguſt morgens fand man den Gutsbeſitzer Joachim Gerdahlen in ſeinem Schlafzimmer auf Gut Hohen⸗ ried tot vor. Die Umſtände ließen auf ein Verbrechen ſchlie⸗ n. Auf Grund gerichtsärztlicher Unterſuchung wurde feſt⸗ len mit Atropin vergiftet wor⸗ das auf dem Nachttiſch neben dem Lager des Toten ſtand. Ein Selbſtmord mußte von Anfang an als ausgeſchloſſen erſcheinen. Der Tat verdächtig wurde alsbald der Neffe des Ermordeten, Albert Gerdahlen, der als Verwalter der ſeinem Onkel gehörenden Güter ſeit fünf Jahren auf Hohen⸗ ied lebte. An den vorgefundenen Beweiſen der FTäter⸗ chaft geht unzweifelhaft die Schuld des Angeklagten hervor. Der Angeklagte war am Abend des 23. Auguſt noch lange mit ſeinem Onkel beiſammen, und zwar in deſſen Arbeits⸗ zimmer. Joachim Gerdahlen hatte ſich gegen neun Uhr abends mit dem Angeklagten dahin zurückgezogen, um noch zeſchäftliche Angelegenheiten mit ihm zu beſprechen. Erſt nach elf Uhr abends verließ der Angeklagte ſeinen Onkel, and zwar nicht durch die Tür zum Arbeitszimmer, ſondern Der Jod auf Koller falt durch die Tür des Schlafzimmers Joachim Gerdahlens, das zeben deſſen Arbeitszimmer liegt. Der Angeklagte gibt dies ſelbſt zu. Außerdem war der Vetter des Angeklagten, Dr. Egon Gerdahlen, Zeuge, wie der Angeklagte aus ſeines Onkels Schlafzimmer kam. Das Waſſerglas, in dem ſich noch Reſte des Giftes einwandfrei feſtſtellen ließen, zeigt außen deutlich Fingerabdrücke, und dieſe Fingerabdrücke ſtammen von den Angeklagten her. Das ſteht unbedingt feſt. Ebenſo ſteht feſt, daß außen am Glas innerhalb der Fingerabdrücke kleine Teile Atropin gefunden wurden. Der Angeklagte kann alſo das Glas nicht etwa in den Händen gehalten haben, bevor das Gift in das Glas kam. Der Angeklagte hat vielmehr das Glas in den Händen gehabt, als das Gift ſchon im Waſſer war. Gleiche Atropinſpuren fanden ſich ſchließlich vorn am Anzug, den der Angeklagte am Abend des Mordes trug. Sicherlich hat der Angeklagte das Gift in einem unbeobachteten Augenblick in das Glas gebracht, die Flüſſigkeit dann mit den Fingern verrührt; da⸗ durch erklärt es ſich, daß die Fingerabdrücke des Angeklagten außen am Glaſe Giftſpuren aufweiſen. Damit iſt aber auch das Vorhandenſein von Giftſpuren am Anzug des Angeklag⸗ ten zu erklären. Wahrſcheinlich merkte der Angeklagte, der anfangs in der Erregung nicht darauf achtete, plötzlich, daß ſeine Finger noch feucht vom Umrühren waren, und da wiſchte er ſie an ſeinem Anzug trocken. Aus allen dieſen Beweiſen geht aber hervor, daß der Angeklagte der Mörder eines Onkels iſt, daß er mit voller Ueberlegung zu Werke 115 und den Mord gut vorbereitet hatte. Das Motiv der at iſt nicht weit zu ſuchen. Der ermordete Joachim Ger⸗ dahlen hatte vier Wochen vor ſeinem Tode ſein Teſtament zufgeſetzt, und wohnte dieſem Akt außer dem juriſtiſchen Berater des Ermordeten, dem Herrn Juſtizrat Seibold, auch der Angeklagte bei. Sein Onkel hatte ihn in blindem Vertrauen zu der Teſta⸗ mentsaufſetzung hinzugezogen, nicht ahnend, welche Tragödie er damit heraufbeſchwor! In dem Teſtament wurde der An⸗ geklagte von ſeinem Onkel als Haupterbe eingeſetzt. Dieſe Hewißheit, nun Erbe der großen Beſitzungen ſeines Onkels zu werden, ließ in dem Angeklagten den verbrecheriſchen Plan reifen. Er wußte, daß ſein Onkel noch ein geſunder Mann war, daß ſein Onkel vielleicht noch zehn und mehr Jahre leben würde, und ſolange wollte der Angeklagte nicht 1 Kurzmeldungen Altona, 11. Juli. Mittwoch wurde in Altong der am 30. Oktober 1902 geborene Otto Lueß e e Lueß war vom Schwurgericht Altona wegen Mordes zum Tode 9752 Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte worden. Lueß hatte die Hausangeſtellte Gertrud Neuwerth, die auf eine Ehe mit ihm hoffte, veranlaßt, zu ſeinen Gunſten eine Lebensverſicherung abzuſchließen. Er ermordete ſie dann, um in den Beſitz der Verſicherungsſumme zu ge⸗ langen. London, 11. Juli. Wie aus Batavia gemeldet wird, befindet ſich der Krakatau in voller Tätigkeit. Die Aus⸗ brüche erreichten eine Höhe bis zu 1000 Metern. Die kleine Inſel Ana⸗Krakatau iſt verſchwunden. verurteilt Entvölkerung der franzöſiſchen Kolonien. Das franzöſiſche Kolonialmnniſterium hat die Verwaltun⸗ gen von Franzöſiſch⸗Weſtafrika und Franzöſiſch⸗Aequatorial⸗ Afrika auf die zunehmende Abwanderung der Eingeborenen⸗ Bevölkerung aus dieſen Gebieten aufmerkſam gemacht, deren Urſache allem Anſchein nach in der Eingeborenen⸗ und vor allem der Steuerpolitik zu ſuchen ſei. Das Kolonialmini⸗ ſterium fordert die ihm nachgeordneten Stellen auf, mit allen Mittel dafür zu ſorgen, daß die Abwanderung aus den ſowieſo ſchon ſchwach bevölkerten beiden Kolonien durch eine 111 der bisherigen Verwaltungsreform unterbunden wird. Der Mord mit der Weinflaſche f Der Kreuznacher Raubmörder gefaßt. Kreuznach, 10. Juli. Den eifrigen Bemühungen der Po⸗ lizei iſt es gelungen, den Mörder der 31jährigen Frau Brandenburger, der am Samstag ſein Opfer mit einer Weinflaſche erſchlagen hatte, zu faſſen. Er hatte ſich nach der Tat in den Wäldern der Umgebung von Bad Kreuznach verborgen und war nach Ebernburg geflüchtet, wo er von Beamten geſtellt wurde. Es handelt ſich um einen 26jährigen Arthur Seibert aus Kreuznach, der ſich bei ſeiner Verhaftung zur Wehr ſetzte, aber überwältigt wurde. Bei dem Verhafteten wurden noch die Lackſchuhe vorgefunden, die er nach dem Mord ge⸗ raubt hatte. Der Täter iſt ein ſchwerer Junge und bereits wegen Spionage und anderer Verbrechen mit Zuchthaus vorbeftraft. Die Hochwaſſerkataſtrophe in Amerika 40 Tote.— Neue Ueberſchwemmungen. Neuyork, 10. Juli. Wie aus Albany(Staat Neuyork) berichtet wird, iſt das Hochwaſſer im Ueberſchwemmungs⸗ gebiet bereits etwas zurückgegangen. In verſchiedenen Ork⸗ ſchaften verſuchten die Einwohner in ihre Häuſer zurückzu⸗ kehren. Dabei fanden ſie zum Teil in ihren Wohnzimmern eine Schlammſchicht von einem bis anderthalb Metern vor. Die Geſamtzahl der Toten beträgt 40. In drei überfluteten Ortſchaften brach Feuer aus, das mehrere Gebäude zerſtörte und großen Schaden anrichtete. Die Feuerwehr mußte die Brände von Booten aus be⸗ kämpfen. Die Regierung hat weitgehende Maßnahmen ge⸗ troffen, um den Ausbruch einer Typhusepidemie im Ueberſchwemmungsgebiet zu verhindern. Inzwiſchen ſind die Flüſſe im nordöſtlichen Teil des Staates Maryland infolge andauernder Wolkenbrüche über die Ufer getreten. Mehrere Ortſchaften wurden über⸗ flutet. Das Waſſer ſteht dort bereits über einen Meter hoch. Aus Glasgow(Montana) wird gemeldet, daß ein von wolkenbruchartigem Regen begleiteter Wirbelſturm mehrere Orte der Nachbarſchaft heimgeſucht hat. Zahlreiche Gebäude wurden umgelegt, zwei Perſonen fanden den Tod, während etwa vierzig verletzt wurden. In einigen Teilen des Ueberſchwemmungsgebietes im Staate Neuyork dauern die ſchweren Regenfälle an. Meh⸗ rere Ortſchaften ſind noch völlig abgeſchnitten und beſitzen weder Nahrungsmittel noch Trinkwaſſer. Der Sach⸗ ſchaden wird jetzt auf etwa 15 Millionen Dollar geſchätzt. Infolge großer Wolkenbrüche wird jetzt auch Hochwaſ⸗ ſer aus den Oſtteilen Pennſylvaniens gemeldet. Dort ſind zahlreiche Häuſer und Brücken zerſtört worden. Der Sachſchaden iſt bereits ſehr erheblich.. Warten, er wollte ſogleich das große Erbe an ſich reißen So kam er zu dem Mordplan, und am Abend des 2. Auguſt führte er die Tat aus, er ermordete ſeinen Onkel Joachim Gerdahlen.“ Landgerichtsdirektor Hörner hielt inne. Seine Augen richteten ſich drohend auf den Angeklagten. Aber nicht ſeine Augen allein. Vieler Blicke zielten jetzt zu Albert Gerdah⸗ len hin, und Abſcheu, Haß und Feindſchaft ſtand in ihnen men flüſterten: „Eine gemeine Tat!“— „Da ſieht man es, wohin das Geld den Menſchen führtl“ at 5 denn die 25 jetzt eingeſtanden?“ 8 1 8 f „Feigling, er leugnet!“— ö „Man traut ihm gar keinen Mord zu, wenn man ſein Geſicht ſieht.“— ö Ein Raunen ging durch den Zuhörerraum. Erregte Stim⸗ „Ja, das Geſicht; das täuſcht!“— g „Was iſt denn das für ein Gift, Atropin?“— ö „Da ſieht man es, es kommt alles an den Tag!“— Die Menſchen achteten der weiteren Worte des Vor⸗ ſitzenden nicht. Man war allzu erregt, und ein jeder hatte etwas zu ſagen und irgendeine Neuigkeit zu berichten. Seit langen Wochen war dieſer Mord ja das Tagesgeſpräch im ganzen Bezirk! Die Glocke des Vorſitzenden gebot Ruhe. Landgerichtsdirektor Hörner drohte: räumen!“ i Das half. Die emſigen Stimmen verſtummten. Der Vorſitzende wandte ſich jetzt an den Ange Mordes an ihrem Onkel Joachim Gerdahlen ſchuldig? Ge Sie die Tat zu?“ i Albert Gerdahlen hatte ſich erhoben. Seine hohe, kr tige Geſtalt ſchien ein wenig nach vorn gebeugt. Ein leich Zittern lief über ſeine Hände. Seine Stimme aber kla feſt und klar. „Nein, ich bekenne mich nicht ſchuldig, ich habe mit ſem Morde nichts zu tun.“ 5„ „Wenn nicht ſofort Ruhe eintritt, laſſe ich den Sa) klagten „Angeklagter Albert Gerdahlen, bekennen Sie ſich des e S — 1 GS SS e S S S S ee Se . 2 4 SSS Sei e a S „ Sele e 1 ͥ ͤ r am Lueß Tode urteilt h, die inſten te ſie zu ge⸗ wird, Aus⸗ kleine haltun⸗ torial⸗ renen⸗ deren id vor Umini⸗ f, mit us den ch eine hunden Sach⸗ ſchätzt. chwafſ⸗ ieldet. orden. eee ouch Augen t ſeine erdah⸗ ihnen Stim- führtl“ Aus dem liadiocùen CLaud Saiſonauftrieb in der badiſchen Induſtrie. Der Saiſonauftrieb der Induſtriewirtſchaft hat ſich im Berichtsmonat auch in Baden verſtärkt durchgeſetzt. Die günſtige Witterung ſowie die guten Ernteausſichten haben die Hemmungen beſeitigt, die einer Entfaltung des Inlandsge⸗ ſchäftes im Vormonat noch hinderlich waren. Beſonders die witterungsabhängigen Teile der Wirtſchaft erhielten ſtar⸗ ken Auftrieb. Neben den Saiſonerfolgen dürfte in der Be⸗ lebung der badiſchen Wirtſchaft auch die Hebung der indu⸗ ſtriellen deutſchen Geſamtkonjunktur zur Auswirkung kommen. Es darf die Hoffnung gehegt werden, daß die Erhöhung der Beſchäftigtenziffer im Juni 1935 im Wirtſchaftsbezirk Baden ein Anzeichen für eine dauernde Beſſerung der Ge⸗ ſamtwirtſchaftslage darſtellt und die im Berichtsmonat er⸗ zielten Erfolge behauptet werden können. Neue Störungen im Auslandsgeſchäft traten nicht ein. Auf einzelnen Ge⸗ bieten ließen ſich erfreuliche Teilerfolge erzielen. Die Roh⸗ ſtofflage iſt im weſentlichen unverändert. Die Preiſe blieben, mit wenigen Ausnahmen, ſtabil. Verhängnisvoller Zuſammenſtoß 2 Perſonen ködlich verletzt. Eichtersheim(bei Sinsheim), 10. Juli. An der Kurve Heim Gaſthaus Ritter ſtießen ein Motorradfahrer und ein Auto zuſammen. Der Kraftfahrer kam mit leichteren Ver⸗ letzungen davon. Seine Begleiterin, ein 18jähriges Mädchen gus Sins⸗ heim, mußte ſchwerverletzt ins Krankenhaus verbracht wer⸗ den, wo es ſeinen Verletzungen erlag. Der Unfall forderke noch ein weiteres Todesopfer. Ein 10jähriges Mädchen, das am Straßenrand ſtand, wurde ebenfalls ſo ſchwer ver⸗ letzt, daß es in der Heidelberger Klinik ſtarb. U Heidelberg.(Hitlerfugend und Korporatio⸗ men) Am Dienstag abend trat die geſamte Hitlerjugend Heidelbergs zu einem Appell am Rathaus an, bet dem der Gebietsführer Badens, Friedhelm Kemper, die sofortige Durchführung des letzten Aufrufs im Befehl des Reichsjugend⸗ führers forderte, der die klare Scheidung zwiſchen Hitler⸗ jugend und Korporationen verlangt. U Heidelberg.(Den Tod im Neckar geſucht?) Aus dem Neckar auf Ziegelhauſer Gemarkung nahe der Stiftsmühle wurde die Leiche eines fungen Mannes gelän⸗ det, deſſen Perſonalien ſich noch nicht feſtſtellen ließen, da der Tote keinerlei Papiere bei ſich trug. Bereits am Freitag war der Polizei das merkwürdige Verhalten eines etwa 20jährigen Mannes gemeldet worden, der ſich unter⸗ halb der Stiftsmühle aufhielt und deſſen Fahrrad und Kleider ſpäter am Neckarufer aufgefunden wurden. Ob es jich um einen Selbſtmord handelt, oder ob der junge Mann beim Baden ertrunken iſt, wurde bisher nicht ermittelt. U Weinheim.(Selbſtmordverſuch im Stein⸗ bruch.) Auf dem Wachenberg beim Odenwaldſtein verſuchte eine 34 Jahre alte Frau von hier durch Hinabſtürzen in den Steinbruch ſich das Leben zu nehmen. Zwei Motorradfahrer konnten ſie noch rechtzeitig von dem Vorhaben abhalten. Die Lebensmüde wurde in die Klinik nach Heidelberg ver⸗ bracht. Geiſtesſtörung dürfte der Grund zur Tat ſein. Oſterburken.(Tödlicher Sturz vom Balkon.) Die in den 70er Jahren ſtehende Ida Hofmann fiel ſo un⸗ glücklich vom Balkon in den Hof, daß ſie ſchwere innere Ver⸗ letzungen erlitt, denen ſie erlegen iſt. () Baden⸗Baden.(Weitere Zunahme des Frem⸗ denverkehrs.) Der Fremdenverkehr Baden⸗Badens hat im Juni eine weitere beträchtliche Zunahme, die zum Teil auf den ſtärkeren Pfingſtverlehr, darüber hinaus aber auch auf die anhaltende Belebung der allgemeinen Wirtſchaft zurückzuführen iſt, erfahren. Insgeſamt wurden 13 848 Be⸗ ſucher gegenüber 9653 im Juni 1934 gezählt, d. h. 43.5 v. H. mehr. Die Ausländerziffer ſtieg von 2980 auf 3171, alſo um 6.41 v. H. () Raſtatt.(Schwerer Motorradunfall.) Ein ſchwerer Motorradunfall ereignete ſich auf der Landſtraße Raſtatt— Karlsruhe. Bei der Oetigheimer Unterführung kam ein mit einem Mann und einer Frau beſetztes Motorrad zu Fall, wobei ſich Fahrer und Begleiterin ſchwere Knochen⸗ brüche und Kopfverletzungen zuzogen, ſo daß ſie ins Raſtatter Krankenhaus verbracht werden mußten. Freiburg.(Ueber 20000 Beſucher der Ko⸗ Ionialausſtellung.) Die Kolonialausſtellung, die am Sonntag geſchloſſen wurde, hatte einen ſehr zufriedenſtellen⸗ den Beſuch aus Nah und Fern aufzuweiſen; der 20 000. Be⸗ ſucher, der am Freitag eintraf, erhielt ein wertvolles Buch. Bis zum Abſchluß der Ausſtellung wurden noch etwa 2000 weitere Beſucher verzeichnet. 5 Pforzheim.(Todlicher Verkehrsunfall.) Im Würmtal ereignete ſich ein tödlicher Verkehrsunfall. Zwei Töchter des Maurermeiſters Heß in Tiefenbronn waren im Walde beſchäftigt. Bei der Rückkehr ſtieß die 27jährige Mathilde Heß mit ihrem Fahrrad mit einem Perſonenauto zuſammen. Schwer verletzt wurde ſie in das Pforzheimer Krankenhaus eingeliefert, wo ſie kurz danach ſtarb. Bauernhöfe in Flammen (—) Hottingen(Amt Säckingen), 10. Juli. Schon wie⸗ der hat ein Brand im vorderen Hotzenwald zwei Anweſen eingeäſchert. Nachts gegen 10 Uhr brach in dem landwirt⸗ ſchaftlichen Anweſen der Geſchwiſter Eckert in der Scheuer Feuer auls, dem das Haus mit den geſamten untergebrachten Heuvorräten zum Opfer fiel. Die Bewohner ſind nicht verſichert. Das Vieh konnte gersttet werden. Die Motor⸗ en von Säckingen und von Murg waren zur Hilfe⸗ Leiſtung eingetroffen, konnten aber nicht mehr viel ausrichten. — Zweieinhalb Stunden ſpäter brach nur etwa 200 Meter von der Brandſtätte entfernt, ebenfalls in einer Scheuer Feuer aus, und zwar bei Jakob Schäuble. Hier konnte der größte Teil des Inventars in Sicherheit gebracht werden, doch wurde das Gebäude ſtark in Mitleidenſchaft gezogen.— Man vermutet in beiden Fällen Brandſtiftung. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß es ſich um denſelben Täter handelt, der vor einigen Wochen in Schweikhof zwei Anweſen ange⸗ zündet haben dürfte. O Sinterzarten, 10. Juli. In dem an der Straße nach Titiſee gelegenen Bärenhof, einem großen, alten Schwarz⸗ waldbauernhof, der dem Landwirt Brugger gehört, brach Feuer aus, das mit großer Geſchwindigkeit um ſich griff. Obwohl die benachbarten Feuerwehren aus Hinterzarten, Titiſee und Neuſtadt raſch am Brandplatz erſchienen waren, und die Bekämpfung des Brandes aufnahmen, gelang es nicht mehr, den Hof zu retten. Dieſer wurde vielmehr bis auf die Grundmauern eingeäſchert. Die Fahrniſſe konnten ſämtlich gerettet werden. Die Urſache des Brandes dürfte darin zu ſuchen ſein, daß ſich der im Kamin befindliche Glanzruß entzündete. a 5 Aus den Nachbarlaͤndern Ludwigshafen.(Zuſammenſtoß.) An der Stra⸗ ßenkreuzung Kaiſer Wilhelm und Manxſtraße fuhr eine Radfahrerin gegen einen Perſonenkraftwagen. Durch den Anprall wurde ſie etwa drei Meter weit geſchleudert und erlitt außer einer Gehirnerſchütterung einen Schlüſſelbein⸗ bruch. Die Schuld an dem Umfall dürfte die Verletzte ſelbſt treffen, weil ſie das Vorfahrtsrecht außer Acht ließ. Germersheim.(Im Rhein ertrunken.) Bei Kilo⸗ meter 30 ertrank der 26jährige Karl Bolz aus Leimers⸗ heim, der auf dem dort vor Anker liegenden Fiſchkutter arbei⸗ tete, in dem Augenblick, als er ein Paddelboot beſteigen wollte. Die eigenartigen Umſtände, unter denen ſich dieſes Unglück ereignete, ſprechen dafür, daß B. von einem Herz⸗ ſchlag getroffen wurde. Anter⸗Oſtern, Odenwald.(Ein tragiſcher Unfall.) Ein hieſiger Straßenwärter war damit beſchäftigt, den Miſt aus dem Stall durch die offene Stalltüre auf den ge⸗ genüberliegenden Miſthaufen zu werfen. Plötzlich ſprang ſein neunfähriger Junge außen an der Stalltür vorbei, als gerade ſein Vater wieder ein Gabel voll Miſt hinaus⸗ warf. Ein Zinken der Gabel drang dem Jungen durch die Schläfe in den Kopf. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod des Jungen feſtſtellen. Heppenheim g. d. B.(Todesſtur z vom Heuwa⸗ gen.) In Kirſchhauſen fiel der 77 Jahre alte Schneider⸗ meiſter Lenſinger ſo unglücklich vom Heuwagen, daß der Tod ſofart einfrat Eröffnung des Neckarkanals — Heilbronn, 10. Juli. Am Sonntag, den 28. Juli ds. Is., wird die Betriebseröffnung der Neckarſchiffahrts⸗ ſtraße von Mannheim bis Heilbronn ſtattfinden. Zu der Eröffnungsfahrt auf der kanaliſierten Neckarſtrecke von Gut⸗ tenbach bis Heilbronn, an welcher die Regierungen der drei Neckaruferſtaaten ſowie ſonſtige Intereſſenten teilnehmen wer⸗ den, hat auch der Reichsverkehrsminiſter ſein Erſcheinen zu⸗ geſagt. Bei der Ankunft in Heilbronn wird eine Begrüßung durch die Stadtverwaltung von Heilbronn erfolgen. Mit der in der letzten Zeit durchgeführten Fertigſtellung der drei Stauſtufen Guttenbach, Neckarzimmern und Gundels⸗ heim können die großen Rheinkähne mit bis zu 80 Meter Länge, 10.25 Meter Breite, 2.30 Meter Tiefgang und 1200 Tonnen Ladefähigkeit unmittelbar vom Rhein aus auf dem Neckar bis nach Heilbronn verkehren. Zwei kapfere Hausangeſtellte. Köln. Durch die mutige und entſchloſſene Tat zweier jugendlicher Hausangeſtellten konnte ein ſchwerer Junge unſchädlich gemacht werden. In den frühen Morgenſtunden machte ſich der bereits 12mal einſchlägig vorbeſtrafte 42jäh⸗ rige Einbrecher Heinrich Samſon auf die Beine, um eine günſtige Gelegenheit zum Einbrechen auszukundſchaften. Ein Haus in der Beethovenſtraße erſchien ihm dazu be⸗ ſonders geeignet. Mit einem Dietrich öffnete er die Haustür mühelos. Eine Manſardentür bot ſchon einigen Widerſtand, er benutzte zum Oeffnen derſelben ein Stemmeiſen. Das Aufbrechen der Tür verurſachte aber derart viel Geräuſch, daß eine Hausangeſtellte aufmerkſam wurde. Sie bewaff⸗ nete ſich mit einem handfeſten Spazierſtock und begab ſich gemeinſam mit der Hausangeſtellten einer anderen Familie auf die Manſarde. Beim Nachſuchen ſprang plötzlich aus einem Speicherzimmer der Einbrecher heraus, ſtieß das Mädchen beiſeite und ſtürzte in wilden Sätzen die Treppe hinunter. Die andere Hausangeſtellte nahm aber ſofort die Verfolgung des Fliehenden auf und ſchlug ihm mit dem Stock auf den Kopf, daß der Einbrecher taumelte. Trotzdem nahm Samſon die Flucht erneut auf, konnte aber von einem Radfahrer feſtgenommen werden. * Koblenz.(Drei Perſonen vermißt.) Das Po⸗ lizeipräſidium teilt mit: Seit dem 8. Juli werden der zwölfjährige Schüler Anton Arnold und der 11jährige Otto Röſſel ſowie der Anſtreicher Heinrich Schäfer, der im 44. Lebensjahre ſteht, vermißt. Alle Nachforſchungen nach dem Verbleib der Vermißten ſind bisher ergebnislos geblieben. Da die Vermißten wahrſcheinlich im Rhein gebadet haben, liegt die Vermutung nahe, daß ſie ertrunken ſind. Neuwied.(mit knapper Not gerettet.) Ein junger Mann vergnügte ſich in den Abendſtunden bei Leu⸗ tesdorf auf dem Rhein mit Paddelbootsfahrten. Des Segelns unkundig, ſetzte er trotzdem das Segel auf und kenterte. Da der junge Mann aber auch nicht ſchwimmen konnte, kletterte er auf das Boot, mit dem er bald ab⸗ ſackte. Ein anderer junger Mann ſprang in den Rhein und faßte den Ertrinkenden, der ſich an den Retter klammerte und ihn am Schwimmen hinderte. Es gelang dem Lebens⸗ retter aber, ſich an einem Ring des Nachens feſtzuhalten und den Ertrinkenden zu retten. Fünf Jahre Zuchthaus für Deviſenſchieber. Augsburg, 11. Juli. Die Große Strafkammer verur⸗ teilte nach zweitägiger Verhandlung den 36jährigen Karl Melber aus Augsburg wegen eines beſonders ſchweren Ver⸗ gehens gegen das Deviſengeſetz zu fünf Jahren Zuchthaus und 24000 Mark Geldſtrafe, im Falle der Uneinbringlichkeit ein weiteres Jahr Zuchthaus. Der Haftbefehl bleibt aufrecht⸗ erhalten. Melber hatte nach der Anklageſchrift im Sommer vorigen Jahres Farben⸗Aktien in der Schweiz im Nominal⸗ betrag von 205000 Mark aufgekauft und dann in Deutſch⸗ land wieder veräußern laſſen. Das zum Ankauf der Aktien benötigte deutſche Geld hatte der Angeklagte teils ſelbſt und teils durch Mittelsmänner über die Grenze verſchoben, und zwar 110000 Mark. Bei dem Geſchäft erzielte Melber einen Kursgewinn von 190 000 Mark. Dann verſchob der Angeklagte noch einmal 153000 Mark in die Schweiz. Die Ehefrau niedergeſchoſſen. Magdeburg, 11. Juli. In Magdeburg ⸗Biederitz ſchoß im Verlauf einer Auseinanderſetzung der Arzt Dr. Karl Hammesfahr ſeine Ehefrau nieder, die bald darauf ihrer Verletzung erlag. Dr. Hammesfahr ſtellte ſich kurz nach der Tat dem Amtsvorſteher in Biederitz. Zwei Vermißte in den Berchtesgadener Bergen. Berchtesgaden, 10. Juli. Nach einer Mitteilung der Alpinen Rettungsſtelle Berchtesgaden ſind ſeit 2. Juli zwei Bergſteiger im Gebiet des Hochkalter abgängig. Bis jetzt ſind die Suchmannſchaften erfolglos. Soweit feſtgeſtellt werden konnte, handelt es ſich bei einem der Ver⸗ mißten um den 20 Jahre alten Tiſchler Friedrich Gold⸗ hammer aus Dresden. Der Name ſeines Begleiters iſt noch nicht ermittelt. Die beiden ſind von der Blaueishütte, wo ſie einen Ruckſack hinterlaſſen haben, zu einer Tour über das Blaueis weggegangen und nicht mehr zurückgekehrt. An der Randkluft des Blaueisgletſchers wurde außerdem ein Ruck⸗ ſack und ein Eispickel gefunden. Lalcale ſeuudocuau — Die Aufzeichnungspflicht der Steuerpflichtigen. Wie Sraatsſekretär Reinhardt in der„Deutſchen Steuerzeitung“ mitteilt, wird das kommende Steuerverwaltungsgeſetz die Aufzeichnungspflichten der Steuerpflichtigen nach dem Grund⸗ ſatz der Vereinfachung zu einer Einheit geſtalten. Dem Steuerpflichtigen ſoll dabei in aller Eindeutigkeit vorgeſchrie⸗ ben werden, was er zu tun und was er im Fall der Unter⸗ laſſung zu gewärtigen hat. Gleichzeitig ſoll den Steuerbehör⸗ den die Durchführung ihrer Aufgaben bei der Veranlagung wie bei der Betriebsführung weſentlich erleichtert werden. Durch die neuen Vorſchriften werde eine Rechtsſicherheit ge⸗ ſchaffen werden, die im Intereſſe der Steuerpflichtigen ſowohl als auch des Staats liegt. Hinſichtlich der Art und des Amfangs der Aufzeichnungen werde unterſchieden werden zwiſchen Vollkaufleuten, Minderkaufleuten einſchließlich der ſelbſtändigen Handwerker, Angehörigen der freien Berufe, Land⸗ und Forſtwirten und Nichtunternehmern mit hohen Einkünften. Radfahrer lebensgefährlich verunglückt. Ein Radfah⸗ rer, der auf dem Kaiſerring mit einem Perſonenkraftwagen zuſammenſtieß, wurde dabei auf die Straße geſchleudert und blieb bewußtlos liegen. Der Führer des Perſonenwagens brachte den lebensgefährlich Verletzten nach dem ſtädtiſchen Krankenhaus. — Großaktion zur Verhütung von Waldbränden. Der Reichsforſtmeiſter bringt den Landesſtellen zur Kenntnis, daß die Reichsleitung der NSDAP, Hauptamt für Volkswohl⸗ fahrt, Abteilung Schadenverhütung, in Gemeinſchaft mit dem Reichsforſtamt und der Abteilung Forſt im Reichsnähr⸗ ſtand jetzt eine großzügige Propagandaaktion zur Verhütung von Waldbränden durchführt. Dabei gibt das Hauptamt auch einen Lichtbildervortrag heraus. Ganz beſonders ſind durch die Aktion zu erfaſſen die Schulen, HJ, Arbeits dienſt, Tech⸗ niſche Nothilfe, Luftſchutz uſw. Als Redner ſollen vor allem Forſtbeamte eingeſetzt werden. Geeignete Forſtbeamte in aus⸗ reichender Zahl ſind alsbald zu beſtimmen. Ui Brandſtreifen in den Wäldern. In Vollzug der Aktion der Abteilung Schadensverhütung der NS⸗Volks⸗ wohlfahrt werden im Kreis Mannheim in ſämtlichen Wäl⸗ dern Kontrollen eingeführt. Dieſe Waldſtreifen haben die Aufgabe, leichtfertige Waldbeſucher, die beim Rauchen oder beim Feuermachen betroffen werden, zu verwarnen und zu be⸗ lehren. In den Waldſtreifendienſt werden ſich die SA, die SS, die Techniſche Nothilfe und der Reichsluftſchutzbund teilen. Unſer neuer Roman„Der Tod auf Hohenfried“, ein deutſcher Detektivroman von Kurt Martin, beginnt heute. Es ſteckt in dieſem Roman eine ungeheure Geſtaltungs⸗ kraft, eine Naturnähe und eine Anmittelbarkeit des Se⸗ hens und des Denkens, daß die elementare Wucht und die volkhafte Gebundenheit dieſes Werkes als gewaltiges Ergebnis den Leſer beſtürmt. Anterbringung der Herbſtreſerviſten Wie der Reichskriegsminiſter mitteilt, hat der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſen⸗ verſicherung die Arbeitsvermittlung für die im Herbſt 1935 ausſcheidenden Soldaten, die ſogen. Kurz⸗ dienenden, bereits eingeleitet. Der Präſident hat durch einen beſonderen Erlaß die Arbeitsämter erſucht, die er⸗ forderlichen Vorbereitungen techniſcher Art zu treffen, damit die im Herbſt zur Entlaſſung kommenden Soldaten möglichſt unmittelbar und ohne Schwierigkeiten in die Zivilberufe ein⸗ treten können. Da die Entlaſſung im Herbſt zeitlich etwa zuſammenfällt mit dem Dienſtantritt der zum Herbſt Aus⸗ gehobenen, werden Schwierigkeiten bei der Anterbringung der zur Entlaſſung kommenden Soldaten nicht erwartet, ſon⸗ dern es dürfte ſich in der Mehrzahl der Fälle ein regel⸗ rechter Austauſch vollziehen. Zirkus Straßburger kommt nach Mannheim. Die Romantik des Zirkus! Das war das Schlag⸗ wort jener Zeit, in der man die Aufgabe der Manege beiſeite ſtieß und mit„Girls“ und mit revueartigen pom⸗ pöſen Bildern den Beſucher einzunehmen ſuchte.„Am Hofe des Maharadſcha“ und wie dergleichen„roman⸗ tiſcher“ Unſinn getauft wurde. Das war der Krebsſchaden, der den in aller Welt geachteten Leiſtungen deutſcher Artiſtik und Dreſſur nicht unerheblichen Abbruch tat. Zirkus bedeutet nicht Romantik und kribbelnd ge⸗ heimnisvolles Leben in einer zigeunerhaft umherziehen⸗ den Wagenſtadt, ſondern Zirkus iſt Arbeit harte Arbeit, die in einer bewundernswerten Organiſation ihren beſten Ausdruck findet. An der Spitze ſteht die Leiſtung, die nur von Menſchen vollbracht werden kann, die mit Liebe an ihrem Beruf hängen und ihre Pflicht erfüllen. Wo Artiſten an ihrer Vervollkommnung arbeiten, iſt lein Platz für müßige Stunden. Wo eine hervorragend Auswahl beſter Pferderaſſen den Hauptwert einer Arena darſtellen, muß unermüdlich gepflegt werden, denn die kleinſte Nachläſſigkeit vermindert das„Betriebskapital“. Es iſt eine Freude, wieder einmal einen Zirkus anzutreffen, der tatſächlich nur Zirkus iſt und jeglichen unnützen Tand, der nicht in ein ſolches Programm gehört, wegläßt, um ſo mehr die artiſtiſche Leiſtung und die Dreſſur in den Vordergrund zu ſtellen. Prachtvolle Löwen. Bären, Elefanten uſw. ſtellen ſich vor. Wirklich erſtklaſſige Artiſtik erregt unſer Erſtaunen. Das ausgezeichnete Pferde⸗ material ich eine Sehenswürdigkeit. Der Zirkus Straß⸗ burger hält, was er verſpricht, er iſt ein 100 proz. Zirkus. Zirkus Straßburger von einer anderen Seite. Man iſt leicht geneigt, eine ſolch ſtets umherwan⸗ dernde Wagenburg eigentlich doch als einen Fremdkörper, als einen Staat im Staate zu betrachten. Man rümpft die Naſe in jeder Beziehung. Und doch iſt gerade in einem ſolchen Betriebe die Gemeinſchafts⸗ und Kameradſchafts⸗ pflege lebensnotwendiger als ſonſtwo. And dieſe Not⸗ wendigkeit findet in und Gefolgſchaft auch ſeinen Niederſchlag. Bei welcher Gelegenheit es auch ſei, der Betrieb hält wie jeder andere der Beziehung zwiſchen Führung Betrieb im neuen Staate ſeinen Betriebsappell und wegen dieſer vorbildlichen Haltung wurde der Zirkus Straß⸗ burger zur DAF Ortsgruppe erhoben, die ſich 1 Wür⸗ digung— als einzigen Betrieb dieſer Art— und mit Stolz bei den Aufmärſchen die Ortsgruppen⸗ fahne mit ſich führt. f 5 Wetterbericht„ Der mitteleuropäiſche Hochdruck beſteht fort. Für Don⸗ nerstag und Freitag iſt vielſach heiteres und vorwiegend warten. i trockenes Wetter mit zunehmender Gewitterneigung zu er⸗ —— 8 wußt iſt l Vorverkauf bei Herbert Greulich, 1 8(8 Leltungs-Inserat J . Einzelheiten aus dem Haushaltsplan Auf der Ausgabenſeite des Miniſteriums des In⸗ nern ſteht der Betrag von 40 826 600 Mark. Davon ent⸗ fallen auf die Bezirksverwaltung 6.3 Millionen Mark, auf die Polizei und Gendarmerie 18 Millionen Mark, auf die Heil⸗ und Pflegeanſtalten 5 Millionen Mark, während die Wohlfahrtspflege 4.5 Millionen Mark erfordert. An Ein⸗ nahmen ſind verzeichnet bei der Bezirksverwaltung rund 3 Millionen Mark, bei der Polizei und Gendarmerie 12.5 Millionen Mark, bei den Heil⸗ und Pflegeanſtalten 5.4 Mil⸗ lionen Mark. Die Juſtiz verwaltung erſcheint im Haus⸗ haltsplan nicht mehr, da ſie bekanntlich auf das Reich über⸗ gegangen iſt. Im Miniſterium des Kultus und Unter⸗ richts ſind für die Hochſchulen 11.1 Millionen Mark aus⸗ geworfen, denen 6.5 Millionen Mark an Einnahmen gegen⸗ überſtehen. Die höheren Lehranſtalten erfordern 11.2 Mil⸗ lionen Mark bei 5.4 Millionen Mark Einnahmen, das Staatstechnikum beanſprucht 417800 Mark bei 86 800 Mark Einnahmen, die Fachſchulen beanſpruchen rund 5 Millionen Mark und bringen Einnahmen in Höhe von 2.5 Millionen Mark. Das Volksſchulweſen iſt mit 29.7 Millionen Mark aus⸗ geſtattet und verzeichnet an Einnahmen 7.9 Millionen Mark, die Wiſſenſchaften und Künſte ſind mit 3 Millionen Mark dotiert und bringen an Einnahmen 0.1 Millionen Mark. Im Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſterium finden ſich folgende Ausgabepoſten: Hochbauweſen 2.8 Mil⸗ lionen Mark, Landwirtſchaft 4.4 Millionen Mark, Domänen und Forſten 10.9 Millionen Mark, Waſſer⸗ und Straßenbau 5.7 Millionen Mark, Schuldendienſt 4.7 Millionen Mark, Ruhegehalte und Hinterbliebenenverſorgung 26.2 Millionen Mark. Die Steuerverwaltung verzeichnet an Einnahmen 94.5 Millionen Mark, während auf der Einnahmeſeite der Land⸗ wirtſchaft 2.9 Millionen Mark, der Domänen und Forſten 16.2 Millionen Mark und beim Waſſer⸗ und Straßenbau 3.8 Millionen Mark ſtehen. An einmaligen Ausgaben ſind u. a. vorgeſehen: für das Hochbauweſen 745000 Mark, für die Landwirtſchaft 100 000 Mark, für Domänen und Forſten 116 000 Mark, Waſſer⸗ und Straßenbau 515000 Mark. An Ausgaben im außerordentlichen Haushalt ſind zu erwähnen: Hochſchulen 3.1 Millionen Mark, Hochbauweſen 50 000 Mark, Landwirtſchaft 5.5 Millionen Mark, Waſſer⸗ und Straßen⸗ bau 443 000 Mark. Penſionsanſprüche kraſt Betriebsüblichkeit In einem grundſätzlichen Urteil des Reichsarbeitsgerichts iſt ausgeführt: 1. Die ſtillſchweigende Einräumung eines Penſionsan⸗ ſpruches an einen Gefolgſchaftsangehörigen kann darin liegen, daß der Betriebsführer allen Gefolgſchaftsangehörigen der gleichen Berufs⸗ und Beſchäftigungsart regelmäßig in einer Form im Falle der Berufsunfähigkeit Penſionen gezahlt hat, die wegen des Fehlens gegenteiliger Vorbehaltserklärungen bei dem betreffenden Gefolgſchaftsangehörigen die Annahme auslöſen mußte, daß auch er im Falle des Eintritts der Berufsunfähigkeit in der gleichen Weiſe behandelt werden würde. 2. Ob im Sinne des Leitſatzes zu 1. im Einzelfalle eine ſolche ſtillſchweigende Einräumung eines Penſionsanſpruches anzunehmen iſt, iſt eine Tatfrage, deren Entſcheidung Sache des erſtinſtanzlichen Arbeitsgerichtes und des zweitinſtanzlichen Landesarbeitsgerichts iſt, während das Reichsarbeitsgericht die Bejahung oder Verneinung der ſtillſchweigenden Einräu⸗ mung eines Penſionsanſpruchs durch die Vorinſtanzen nicht in tatſächlicher Hinſicht nachprüfen, ſondern im Reviſionswege prüfen kann, ob die Vorinſtanzen bei Wertung der Tat⸗ ſachen von den richtigen rechtlichen Grundſätzen ausgegangen ſind. Die Krankenkaſſenbeiträge Preisüberwachungskommiſſar gegen Erhöhung. In einem Artikel über„Preisüberwachung und Kran⸗ kenkaſſen“ äußert ſich der Reichskommiſſar für Preisüber⸗ wachung, Dr. Goerdeler, u. a. wie folgt: Es kann nicht vertreten werden, daß die Krankenkaſſen⸗ beiträge über den Stand vom Jahre 1933 hinaus erhöhl werden, Dies kommt überhaupt nicht in Betracht. Denn dieſe Erhöhung würde zu zwei Dritteln von den Mitglie- dern, zu einem Drittel von den Arbeitgebern(Betrieben) getragen werden. Dem Arbeiter entzieht die Erhöhung der Beiträge einen Teil ſeiner für andere Lebensbedürfniſfe beſtimmten und bisher verwandten Kaufkraft. Dieſe Verringerung der Kaufkraft wäre unerträg⸗ lich und ſchädlich, weil im allgemeinen die Löhne zu ſchmal ſind. Bei den Rieſenſummen der verſicherungspflich⸗ tigen Gehälter und Löhne, die mit ungefähr 20 Milliarden Mark für das Deutſche Reich anzunehmen ſind, bedeutet 0,5 v. H. ſchon 100 Millionen Mark, ſo daß auf ſeiten der Arbeitnehmer 66,67 Millionen Mark dem ſonſtigen Ver⸗ brauch entzogen werden. Die Beitragserhöhung, die den Betriebsführer unmittelbar in ſeinem Drittel belaſtet, kann ebenfalls volks⸗ wirtſchaftlich jetzt nicht geduldet werden. Auf den Betrieben ruhen gerade jetzt, wo es notwendig iſt, den Export zu ſtei⸗ gern, erhöhte Laſten. Wenn eine Krankenkaſſe ihre bisherigen Ausgaben nicht deckt, ſo muß ſie die Ausgaben verringern, genau ſo, wie die öffentliche Verwallung jetzt nicht etwa die Skeu⸗ ern erhöhen kann, ſondern ihre Ausgaben einſtellen muß, wenn ſie ihren Haushalt nicht im Gleichgewicht hal. Die Preisüberwachung würde nicht katenlos zuſehen können, wenn durch Erhöhung der Krankenkaſſenbeiträge der Ge⸗ ſahr volkswirkſchaftlicher Erſchütterungen und ſtarker Rück wirkungen auf die Preiſe der Boden bereitet würde. Neue Frühkartoffelpreiſe ab 12. Juli Bertin, 11. Juli. Im Verkündungsblatt des Reichs⸗ nährſtandes Nr. 51 vom 11. Juli veröffentlicht der Vorſit⸗ zende der Hauptvereinigung der Deutſchen Kartoffelbau⸗ wirtſchaft die ab 12. Juli 1935 geltenden neuen Frühkartof⸗ felpreiſe. Danach betragen die Erzeugerpreiſe für Speiſe⸗ frühkartoffeln ab 12. Juli 1935 a) für lange gelbe Sorten mindeſtens 6,50, jedoch nicht mehr als 7 Mark; b) für runde gelbe Sorten mindeſtens 6.10, jedoch nicht mehr als 6.60 Mark; c) für blaue, weiße und rote Sorten mindeſtens 5.70, jedoch nicht mehr als 6.20 Mark. Die Preiſe verſtehen ſich je Zentner und zwar in ge⸗ ſchloſſenem Anbaugebiet waggonfrei Verladeſtation oder frei Bezirksabgabeſtelle, im nicht geſchloſſenen Anbaugebiet waggonfrei Verladeſtation oder frei Abgabeſtelle am Er⸗ zeugungsort. Ausländiſche und inländiſche Frühkartoffeln „Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung teilt mit: Für ausländiſche Frühkartoffeln iſt zurzeit ein Preis von 13 Pfennig je Pfund als angemeſſen anzuſehen. Die mit dem Handel mit ausländiſchen Frühkartoffeln befaßten Wirtſchaftskreiſe müſſen ſich darauf einſtellen, daß mit Be⸗ ginn der nächſten Woche die Kleinhandelspreiſe für aus⸗ ländiſche Frühkartoffeln den Kleinhandelspreiſen für in⸗ ländiſche Frühkartoffeln angeglichen werden, da die Preis⸗ h der Auslandskartoffeln dieſe Angleichung er⸗ möglicht. 8 Gegen den Lehrlingsfortbildungsvertrag Das Jugendamt der Deutſchen Arbeitsfront ſtellt feſt, daß in Wirtſchaftskreiſen in der letzten Zeit vielfach von dem ſogen.„Lehrlingsfortbildungsvertrag“ geſprochen wird, der darauf hinausgeht, Geſellen mit halbem Lohn zu beſchäftigen. Dazu bemerkt das Jugendamt: Als in den Jahren vor der Machtergreifung die Arbeits⸗ loſigkeit immer mehr zunahm, waren viele Betriebe nicht mehr in der Lage, ihre Lehrlinge nach dem Auslernen als vollwertige Arbeitskräfte anzuſtellen. Einzelne Betriebe gingen dazu über, ihre auslernenden Lehrlinge als junge Geſellen zu einem Lohn zu beſchäftigen, der zwiſchen dem Lehrlings⸗ entgelt und dem Tariflohn lag. Wenn dieſe Maßnahme da⸗ mals als Selbſthilfe mitunter verſtändlich war, wendet ſich das Jugendamt doch gegen die jetzt verſchiedentlich in Gang befindlichen Beſtrebungen, dieſen Maßnahmen durch ſogen. Lehrlingsfortbildungsverträge eine rechtliche Grundlage zu ſchaffen. Würde man das erlauben, ſo würden leicht die Tarif⸗ ordnungen der Treuhänder der Arbeit durchbrochen. Deshalb dürfe entweder der Lehrling nach beendeter Lehrzeit nur zu vollem Tariflohn weiter beſchäftigt werden, oder der Betriebsführer müſſe, wenn ihm die Anſtellung dieſer 119 0 Arbeitskraft nicht möglich ſei, den Lehrling ent⸗ 0 E N. Es wäre, ſo ſagt das Jugendamt, anzuſtreben, daß eine Beſtimmung in die Tarifordnung aufgenommen wird, nach der Lehrlinge nach vollendeter Lehrzeit mindeſtens ein halbes Jahr zum Tariflohn weiter beſchäftigt werden müſſen. Das Winterhilfswerk 1935.36 Die erſten Vorbereitungen. Bei den maßgebenden Stellen werden bereits jetzt wie⸗ der die erſten Vorbereitungen für das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes im Winker 1935⸗36 getroffen. So hat Reichsinnenminiſter Dr. Frick in einem Erlaß an die Länder beſtimmt, daß auch für das kommende Winter⸗ hilfswerk den Beamten, Behördenangeſtellten und ⸗arbei⸗ tern, ſoweit es die dienſtlichen Verhältniſſe irgendwie zu⸗ laſſen, Urlaub zur Mithilfe zu erteilen iſt. Weiter hat der Reichspoſtminiſter verfügt, daß an der Durchführung des Winterhilfswerks für 1935⸗36 ſich⸗ die Deutſche Reichspoſt unter den gleichen Vorausſetzungen wie im Vorjahr beteiligen wird, u. a. durch koſtenloſes Auf⸗ ſtellen von Sammelbüchſen an den Poſtſchaltern und An⸗ bringen von Werbeblättern. Deutſcher Seidenbau Verordnung zur Organiſierung erlaſſen. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat aufgrund des Reichsnährſtandsgeſetzes vom 13. Sep⸗ tember 1933 eine Verordnung über den deutſchen Seiden⸗ bau erlaſſen, die jetzt im Reichsgeſetzblatt verkündet wird. In dieſer Verordnung erhält der Reichsnährſtand zur Regelung der Gewinnung, der Verwertung und des Ab⸗ ſatzes von deutſchen Seidenkokons unter Berückſichtigung der Belange der Geſamtwirtſchaft und des Gemeinwohls eine Reihe von Ermächtigungen. Die Verordnung ſoll dazu dienen, im Rahmen der Er⸗ zeugungsſchlacht auch den deutſchen Seidenbau und die Sei⸗ denkokonerzeugung zu ſteigern. Die langjährigen Verſuche in Deutſchland, erfolgreichen Seidenbau zu betreiben, ſchei⸗ kterten ſchließlich alle mehr oder weniger daran, daß es an einer ſtraffen und einheitlichen Ueberwachung der Erzeu⸗ 155 und Verwertung der Seidenbauerzeugniſſe gefehlt al. J!bCC0T0b0ç0T0éç0ç0 0 Todes-Anzeige. Nach Gottes heiligem Willen wurde unsere gute Mutter Frau Regina Arnold geb. Transier wohl versehen in die Ewigkeit abgerufen. Um stille Teilnahme bitten: Familien J. SöBer u. Ph. Transier. Mhm.⸗Seckenheim, II. Juli 1935. Die Beerdigung findet am Frei as, 12. d. M., nachm. 5 Uhr vom Trauerhause Breisacherstr. 13 aus statt. ent re * N F1J7;;*˖* Verſammlun 988 E ˙⁰¹˙UàAAA 115 N Deere To. 93. Morgen Freitag abend 9 Ur Turnſtunde der Turner. Alle die enigen, die das Vereinsturnen mit⸗ machen, werden gebe een, pünktlich und reſtlos zu Eiſcheinen. Alle Feſtgilnpehmer müſſen im Beſitze eines Tu nerpa ſes ſein. Wer noch keiel hat, kann ſich heim Geſchäftsführer Volk bis Freitag abend melden. Pre s 35 Pfg. 0 Morgen Freitag, den 12 Juli, im Schloß⸗Saale 9 . in Mannheim⸗Seckenheim 5 Hunter bend Kneorzebuach's. f 95 5 9 1870 1 0 Kammuf(Frau 1 75 22 11 8 e 5 Knorzebach), Soltan(der luſtige Tanztzünſtler), Elſe Etie(die weibliche Stimmungskanone), Geſchwiſter Storck(Tänzerinnen), Artur Orlop(Dr. Laumann). Georg Wagner Daabmaier) und die Kapelle Jupp. 1 1111 Anfang 8.30 Ahr(Saalöffnung 2.18 Ahr) Eintritt 80 Pfg. 5 Die Veranſtalter. ö —— 2 Timmer und Küche Gammel ⸗Anzeiger Hur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Verkaufsgenoſſenſchaft Sämtliche Beſitzer von Großvieh erſcheinen heute Abend im„Pfälzer Hof“, zwecks Bekanntgabe eines äußerſt wichtigen Rundſchreibens der Kreisbauernſchaft Mannheim. Apfelwein. Beſtellungen auf Apfelwein werden im Lager entgegengenommen. Junger Knecht, der alle Erntearbeiten verrichten kann, geſucht. Auskunft im Lager. eee 1 Für die 1 59 7 it 75 5 ö 9 Einmach zeit. Einmachgewürz 1 15 Beutel 7 Pfg. Or Oetkers Einmachehülfe Brief 7 Pfg. Salicylpergament 8 Rolle mit 2 Bogen 12 Pfg. Einmach⸗Cellophan 8 Amſchlag 23 u. 40 Pfg. Gelatine, weiß und rot SOpekta trocken 5 5 Paket 22 u. 43 Pfg. SOpekta flüſſig 8 5 Flaſche 0.86 u. 1.53 per 1. Anguſt zu vermieten. Offenburgerſtraße 10. 0 3 Zimmer und Küche von püntktlichem Zahler zu mieten geſucht. Zu erfragen in der Geſchäftsſtelle ds. Bl. Sauerkirschen zu verkaufen. Zimmergeſchäft⸗ Bühler, Hauptſtraße 110. 1 Pfd. 18 Pfg. Fliſche Kirſchen Pi 50 Pf Heidelbeeren, Johannisbeeren Himbeeren, Stachelbeeren und Pfirſiſche zu verkaufen. Kloppenheimerſtraße 89. Einmachzucker zu billigſten Tagespreiſen Kandiszucker weiß u. braun 3 Anſetzbranntwein, 32% 8 Literfl. 2.— o. Gl. Anſetzbranntwein, 40% Literfl 2.50 o. Gl. 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Ab Sonntag täglich Trotz der schweren a N Nachmittags 3.30 Uhr 2 Vorstellungen uftslage, 5 1 5 nachmittags 3.30 j 1 er und und abends 8 Uhr Erwachsene bereits 2 von 30 Pfg. aufwärts nieder 8 8 abends von 60 Pfennig aufwärts Eintrittskarten täglich von 10 Uhr ununſerbio chen e allen Circus kasse n. Fernruf 51818 err Nach mittags vorstellungen Auch in den garantiert vollwertig Abend- Programm 8 2 Tierschau ab Sonntag täglich von 10 14 30 Uhr Erwachsene 30 Pfennig Hinder und Erwerbslose 15 Pfennig. Kriessbeschädigte, Kleinrentner und Er- werbslose gegen Aus- weis zu allen Abend- vorstellungen auf allen Sitzplätzen nur halbe Preise Fahrradstand und Parkplatz im Circus. Zu und nach allen Ab Sonntag täglich* f Vortag Vorslellungen Promenaden-Konzert. Sonder- Omnibusse. Die Rhein. Landeszeitung Volksparole— schrieb u. a. wie folgt: „Groger Erfolg der Eröffnungs vorstellung ircensische Spitzen leistungen Prachtvolles Tier material und am Abend die Premiere, die alle Erwartungen übertraf und stempelt damit den Circus Strassburger zu einem wirklich 100. prozentigen Circusunternehmen. Der Rieseneireus Strassburger hält, was er in! seinen Ankündigungen versprochen hat, ja er bietet noch viel mehr“. Besorgen Sie sich bitte lhre Eintrittskarten schon tagsüber, um dem starken Andrang an den Abendkassen zu entgehen. Aus Anlass des Cirens-Gastspieles Werden zu allen Vorstellungen f von der Reichsbahn im Umkreis von 30 km auch an Wochen- tagen Sonntags Rückfahrkarten ausgegeben. Für die Wochen⸗ tage gelten die Karten nur am Lösungstage von 12-24 Uhr. nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der für Bauhandwerker Druckerei des„Neckar⸗Bote“ LN ag a t feſt, von wird, 0 h 15 ebeits⸗ nicht n als gingen eſellen lings⸗ de da⸗ t ſich Gang ſogen. e zu Tarif⸗ halb nur oder dieſer⸗ ent⸗ beine nach halbes wie⸗ k des, o hat die inter⸗ arbei⸗ zu⸗ „daß 6 ſich ingen Auf⸗ ö An⸗ Ne. 28 5 a 8 2 8 3 2 5 E. 70 2 92 N N 151— 88 4* — 1985 —— r Tuterbhal tungs Beilage zum„Neckar⸗Bote“ Romen von biss Barthel- Winkler (7. Fortſetzung.) n Tante Guſtel ſaß in der Ecke bei Näharbeiten. Ceſſi, die luſtlos den Tiſch abgedeckt und abgeräumt hatte, war im Begriff geweſen, in ihr Zimmer zu gehen, als Suſanne den Vater zu der ungewohnten Art des Spazierengehens halb gezwungen, halb gebettelt hatte. Jetzt horchte ſie auf und blieb an der Tür. „Hör mal, Papa,“ fuhr Suſanne unbeirrt fort,„du fich doch ein, daß dir einmal eine Luftveränderung gut 1 „Wieſo— Luftveränderung?“ „Immer nur Kunden und Bilder und Atelierſtaub und Dunkelkammer— das wäre nichts für meines Vaters Tochter. Sieh mal, du müßteſt fröhliche Menſchen um dich ſehen, reiſen, andere Eindrücke.. raus, raus, nur nicht verſimpeln!“ Nun blieb Hermann Moeller ſtehn und zog den Arm aus dem Suſannes. i „Liebes Kind, ich habe andere Sorgen,“ ſagte er kurz. „Und man darf nicht töchterlich daran teilnehmen?“ Mißtrauiſch muſterte er ſie.— Dann flog ſein Blick prüfend zu Ceſſi hinüber, die betroffen an der Schwelle ſtand— und plötzlich ſchien ein Reſt der alten Entſchluß⸗ kraft ihn hochzuraffen. „Vielleicht haſt du recht,“ meinte er überlegend.„Aber — dann möchte ich mich nicht mit dir unterhalten, ſondern mit— Eeſſi.“ In einer Sekunde erriet Suſanne mancherlei und zog beſorgt und bedauernd die Augenbrauen hoch. Sie ſah ihre Schweſter an, als wolle ſie ſagen: oh weh, da hab ich dir etwas Schönes eingebrockt. 1 Auch Ceſſi ſchien es ſo zu verſtehen. „Mit mir?“ fragte ſie abwehrend. Noch einmal beſann ſich Hermann Moeller, dann nickte er zur Bekräftigung. i „Ja.— Es wäre mir lieb, wenn du einmal mit mir hinüber ins Herrenzimmer kämſt.“ i »Und Tante Guſtel und ich dürfen nicht dabei ſein?“ ſchmollte Suſanne. e „Ich möchte lieber erſt mit Ceſſi allein ſprechen,“ ſchnitt er weiteres ab und ging voran aus dem Zimmer. Suſanne huſchte zu Ceſſi. „„Entſchuldige, aber ich ahne Schreckliches. Gib nicht klein bei— tu nur, was du für richtig..“ „Ja, ja,“ ſagte Ceſſi nervös und ging haſtig ihm ein paar Schritte nach, zauderte, ſah ſich hilflos um nach der Schweſter und Tante Guſtel— dann beugte ſie ergeben den Kopf und ſeufzte. Langſam ſchritt ſie hinaus. „Verflixt!“ knurrte Suſanne vor ſich hin. „Laß,“ ſagte Tante Guſtel freundlich.„Ich ſah's ſchon lange kommen. Und wenn du heut nicht angefangen hät⸗ (Nachdruck verboten.) teſt, dann hätt er morgen oder übermorgen von ſelber angefangen. Es konnt's nicht mehr bei ſich behalten.“ „Aber was denn in aller Welt?“ Aber Tante Guſtel winkte nur mit der Hand und ſchüttelte den grauen Kopf. f * Hermann Moeller und ECeſſi ſaßen ſich in den Klub⸗ ſeſſeln der Kaminecke gegenüber, in dem er ſo oft mit Ro⸗ nald Scharffenſtein geſeſſen, bis eines Tages der jüngere Freund nicht mehr gekommen war. Ceſſi hatte ſich über dieſes Fernbleiben keine Gedanken gemacht; gewiß fühlte ſie ein leiſes Bedauern, ſeine klaren Augen nicht mehr zu ſehen, die freundliche, warme, werbende Stimme nicht mehr zu hören— aber im Grunde ſpürte ſie das wie eine Befreiung. Jetzt klopfte ihr dumpf das Herz. Merkwürdig, daß Töchter vor Vätern Angſt haben, beſonders dann, wenn ſie genau wiſſen, daß die Väter es gut mit ihnen meinen. Es iſt ein alter Irrtum anzunehmen, die Anſichten der Väter weichen immer von denen der Töchter ab über das, was gut und recht iſt; nicht über die Verſchiedenheit der Anſichten ſollte man ſich wundern, ſondern über den gro⸗ ßen Abſtand der Zeit, in der die Jugend ſich dem weiſeren Alter nähert. Auch die Liebe iſt eine Zeitfrage. And die Uhr des einen geht vor— die andere kommt nach. Hermann Moeller ließ ſich Muße. Ceſſis Nerven zit⸗ terten. Endlich tat er bedächtig den Mund auf; aber er überlegte es ſich noch, ſchob eine Zigarre hinein, entzün⸗ dete ſie, blies den Rauch von ſich, und dann erſt ſagte er: „So, Ceſſi, und nun muß es einmal klar zwiſchen uns werden.“ Ceſſi ſpielte mit den Fingern und wartete. Entweder ſtürzt jetzt die Welt ein— dachte ſie— oder ich reiße Sonne, Mond und Sterne für Deſider vom Himmel! Fragt ſich nur, wie.. wie Papa mit mir ſpricht Aber Papa ſprach nicht; er ſah ſie nur beharrlich und eindringlich an. Er ſah ſie an, wie man einen Menſchen anſieht, den man am liebſten zu etwas zwingen möchte, von dem man ſelber nur nicht klar iſt, ob der Ausgang gut oder ſchlecht ſein wird. In ſolchen Fällen läßt man lieber jeden Zwang. 5 Das bedeutet, ſeinen Vorteil aufgeben. Hermann Moeller gab ſeinen Vorteil auf: die väterliche Gewalt; er wurde zum Freund, der ſein Herz ausſchüttet. „Siehſt du, Ceſſi, ich bin ſehr allein geweſen ſeit Mut⸗ ters Tod,“ begann er nach langem Schweigen— und es war das Letzte, was Ceſſi zu hören erwartet.„Ihr Mä⸗ dels— Gott, ihr lebtet euer Leben. Was war ich euch?— Vater.— Vater, dem ihr— na, ſo lala— gehorcht habt; der euch ernährt und gekleidet hat— ſeine Pflicht, natür⸗ lich— und der im übrigen manchmal ein recht unbeque⸗ mer Aufpaſſer war. Laß mich mal reden, Ceſſi; ſprich nicht dagegen— Gemeinplätze können wir uns ſparen.“ Er ſchwieg, rauchte, begann von neuem. von euch. Ich weiß eins: daß ihr anſtändige Mädels ſeid und euch, mag's ſein, wie's wolle, keine Schlechtigkeit zu⸗ ſchulden kommen laſſen werdet. Soviel Vertrauen hab ich zu euch. Aber ſonſt? Da ſeid ihr mir ebenſo fremd wie die Tür tritt. Euer Herz hab ich nicht. Verſtand's wohl nicht, es zu gewinnen. Oder— weil die Mutter Jah ſo früh genommen wurde, in euern empfänglichſten Jahren „Vater „Laß mal, Ceſſi. Ich möchte davon reden. Siehſt du, wir ſind alſo blutsverwandt und doch vollkommen fremd. Menſchenſchickſal. Hab mir oft Gedanken darüber c night, Aber— es iſt nun einmal ſo. Nur das möcht' ich nicht, Mädels, daß ihr einmal von eurem Vater ſagt: er hat ſich nicht um uns bekümmert. Denn er hat ſich um euch be⸗ kümmert. Er— war ſogar um euch ſehr bekümmert. Und nun— offen heraus mit der Sprache— liebſt du einen, Mädel?“ Ceſſi erſchrak bis ins tiefſte und ließ den Kopf ſinken. Hermann Moeller wartete. Sein müd gewordenes Herz klopfte ſo ſtark, daß er ſich erheben und ein paar Mal durchs Zimmer wandern mußte, ehe es ſich beruhigte. Dann blieb er bei ihr ſtehen und legte ihr die Hand aufs Haar. „Na ja, Mädel,“ ſagte er bitter,„es wird dir ebenſo wenig leicht werden, mit mir zu reden— wie es mir leicht wird, mit dir zu reden. Sind verſchloſſene Menſchen, wir Moellers. Schwerblütig. Bis auf Suſanne. Die hat ein— geſegnetes Mundwerk, aber— n goldiges Herz, das Mä⸗ del. Weiß ich, weiß ich.— Seh durch den Tand und Flit⸗ ter und Rummel hindurch. Ja, alſo Ceſſi, dann werde ich anfangen.“ 5 ging wieder hin und her. Setzte ſich und rauchte weiter. „Ich ſpreche 55 von Ronald Scharffenſtein und bitte dich, mich ganz ru ig anzuhören. Ihr kennt ihn; ihr wißt, er iſt ein N Mann und— das weiß ich— ein prachtvoller richtig A wenn es zwiſchen euch etwas geworden beiläufig: „So, Ceſſi, ich bin offen geweſen. Kannſt du's auch?“ Sie hob das ſehr bkaſſe Geſicht. „Ja, Vater,“ ſagte ſie einfach. Nun?“ „Ich hab Deſider von Sanders lieb.“ Kein Zeichen des Beifalls oder Mißfalls. Was in Her⸗ mann Moeller vorging vermochte ſie nicht zu erraten. Nach einer langen Pauſe fragte er ganz ſachlich: „Hat er— will er— 1 e Wieder ſank Ceſſis Kopf tief hinab. 8 zich— weiß— es— nicht!“ ſagte ſie matt. Nun wartete ſie, daß der Vater zürnen, ſchelten, drohen würde. Nichts. Endlich blickte ſie ihn ſcheu an. Tief ver⸗ 1 ſaß er da. Er muß viel um uns Mädels ausgehal⸗ en haben, dachte ſie gequält. Und plötzlich ſprang in ihr ein Zorn auf,— ein Zorn, von dem es ihr ſchien, daß ſie ihn dem Vater, dem guten und väterlichen Freund ſchul⸗ dig war— um ihrer und ſeiner Ehre willen. 5 „Ich— weiß es de nicht,“ wiederholte ſie ganz wi Jam und erſtickt.„Aber— morgen werde ich es wiſſen!“ Hermann Moeller ſah e auf, Zweifelnd Dann vertrauensvoller. Nun 910 ein Leuchten über ſein ernſtes Geſicht, das Ceſſi reich belohnte. 5 ——ĩ . 9 iſt gut,“ ſagte er ſtill,„daß wir uns verſtande aben.“ * Als Suſanne kurz vor Theaterbeginn an der Kaf⸗ ihre Freikarten abholte, ſah ſie zu ihrem Erſtaunen dra ßen am Theatereingang im hellen Licht ihre Schweſte Ceſſi vorüberhuſchen. Sie ſtand eingekeilt in der Menge als ſie fünf Minuten ſpäter nach ihr ſah, war ſie ven ſchwunden. Freundin Grete kämmte ſich vor dem Spiegel das Haaf und zupfte die Weſte glatt; dabei entfiel ihr das Pro Suſanne war etwas eingefallen und ſchoß wie ein Stoßvogel darauf zu. „Daran dachte ich natürlich nicht— ſieh da: Max Deſider von Sanders'!“ „Was hat das zu bedeuten?“ fragte die Freundin . mit tiefer, männlicher Stimme und bot galant den rm. i Suſanne hängte ſich ein und fand, daß ihrer reundin Grete der ſchwarze Theateranzug recht ſchneidig ſitze. „Nichts für kleine Kinder.— Alſo wie iſt's?— Nach der Vorſtellung zum Rheingold?“ „Allright,“ ſagte Freundin Grete, die eigentlich Harry Leßner fein und ſeine Zelte nur ſelten in der Stadt auf, chlug; empelhof, alwo er auf dem Flugplatz beheimatet war. Indes ſich Suſanne und der junge Flieger Grete ins ein Standquartier hatte der junge Mann in Parkett ſetzten— zehnte Reihe, Freiplatz, geſtiftet von dem Inſpizienten des Theaters, der zu ihren Hewundere zählte— ſchlich Ceſſi einen verſtohlenen? eg bis zum Ein⸗ gang der Theaterkantine, in der vor, während und nach der Vorſtellung die Schauspieler zu verkehren und Mahl⸗ eiten oder Erfahrungen einzunehmen pflegten, und in der e oft auch Deſider von Sanders wußte. Sie ſchickte einen Jungen hinunter mit der Bitte an ee 5 den Kantinier, Herr von Sanders möge herausgeſchickt werden; ſie wußte, daß Deſider erſt im zweiten Akt be⸗ ſchäftigt war. den Regen hatte aufgehört; der Mond malte myſtiſche Nn en über die Straße. Es war ſchon ſehr früh unkel. Richtig— einige Minuten ſpäter tauchte zuerſt der Junge auf und flitzte* davon; dann kam Deſider, neugierig und überraſcht. Mit wem habe ich— ah— du, Ceſſi?“ Ihre Augen flammten ihn an. „Darf ich fragen, wen du erwartet haſt?“ Er gab ihr die Hand und lachte. „Der Bengel gage mir, eine 1 8 funge Dame 1 und hübſche junge Damen find mein Fall!“ Miß mutig entzo ſie ihm die Hand. „Aber warum biſt du hier?— illſt du ne Freikarte? d Dann komm ſchnell, eh es anfängt!“ „Nein, danke,“ ſagte ſie kurz.„Willſt du nicht bitte einige Minuten mit mir hier auf und ab gehen?“ den Im Schatten des Theaters gingen ſie weiter. Verzeih, daß ich di ſo überfalle, aber„einige Umſtände zwingen mich dazu,“ ſagte ſie endlich leiſe. „Das klingt wie aus dem Sou fleurkaſten— und mir iſt beinah zumute, als hätte ich meine Nolle nicht ge⸗ lernt!“ „Bitte, Deſider, ſcherz nicht!— Mir iſt ſo 8 „Aber Kindchen!“ Er ſchüttelte den 9 und 1 1 nen kleinen Nicht ſo!“ bat ſie gequält. Ich oben. Irgendeine Laune. Eiferſucht vielleicht? Endlich hatte ſie ſich ſoweit gefaßt, daß ſte klar zu ſpre⸗. chen vermochte. „Deſider, es hat ſich jemand um 9— beworben— 8 5 und mein Vater möchte, daß ich den— errn heirate.“ ch nee!“ i Sie zuckte zuſammen. Er ſpürte es,(Fortſetzung folatt) „Wenn du es wünſchſt?“ ſagte er verdutzt und bot ihr rm. iſider von Sanders Mundwinkel bogen ſich leicht nach 3 8 1 verſtandg der Kafß nen dral Schweſte r Menge ſie ver — natüt )eater ge hierher das Hag das Pro Freundiß lant den rete ins 15 tet von inderern um Ein⸗ nd nach Mahl⸗ in der itte an geſchickt Akt be⸗ ayſtiſche yr früh rſt der Deſider, me karte? bitte ot ihr einige 235 d mir 1 ge⸗ beugte einen 8 ee: Fre r ee e 92 Direktor Horſt Riſſel ſah mit einem Seufzer auf das breite Kalenderblatt auf ſeinem Schreibtiſch. „11 Uhr. Dörmann. Krankenhaus Süd. Chirurg. Abt. Zimmer 7“ ſtand da in ſeiner großen klaren Handſchrift geſchrieben. Seine Stirn zog ſich in Falten. Daß das niederſau⸗ ſende Eiſenſtück in der Montageſtelle gerade dieſen fleißi⸗ gen und tüchtigſten ſeiner Arbeiter, den Hans Dörmann, hatte treffen müſſen! Ein Blick auf die Uhr. Halb elf. Er ſtand auf und warf einen Blick aus dem Fenſter. Der Wagen war bereit. Dörmann? Hm—— da war doch noch etwas? Hatte der Junge nicht vor einigen Wochen dem Konſtruktlons⸗ büro der Riſſelwerke die Beſchreibung einer neuen Ma⸗ ſchine vorgelegt? Riſſer hatte ſich bisher weiter nicht dar⸗ um gekümmert, aber unter dieſen Umſtänden— vielleicht. Er nahm den Hörer und fragte zum Konſtruktions⸗ büro hinüber. Die helle Stimme des Chefingenieurs klang an ſein 1 „Der Entwurf von dem Dörmann— nee. Herr Direk⸗ tor— is niſcht— koſtet uns nur Geld— würde raten 9 96— ob das gewiß iſt— hundertprozentige Ge⸗ wißheit gibt es natürlich nicht, Herr Direktor— ich halte das alles für Laiengeſchwafel— total unbrauchbar— aber der Lutz kann ſich's wenigſtens noch mal anſehen— natürlich, wenn Sie das wünſchen Herr Direktor.“ Mit einem ärgerlichen Lachen legte Riſſer den Hörer nieder. Sein Chefingenieur, der alte Moeller war—— los ein tüchtiger Mann, aber ſchon ein bißchen verknöchert und immer eiferſüchtig auf ſeinen Aſſiſtenten, den Lutz. Das waren eben ſo Menſchlichkeiten.— In den hellen, nüchternen Fluren der Chirurgiſchen Aan 0 des Krankenhauſes Süd roch es erheblich nach 1 or dem Zimmer 7 ſtand ein junger Kranken⸗ wärter. „Bedaure, Herr Direktor, im Augenblick kein Zutritt — der Herr Profeſſor macht gerade Viſite.“ Und er wies den Beſitzer der Riſſerwerke, dieſer be⸗ deutenden Maſchinenfabrik, in ein kleines Wartezimmer Da 5 ſchon jemand drin Ein alter Mann mit fal tigem ſorgenvollem Geſicht, unabläſſig ſtrich die Recht über den ſauberen ſchwarzen Anzug. Seine blauen Auger blickten unruhig umher. Riſſer erkannte dieſe Augen ſo⸗ fort, das waren dieſelben Augen wie ſie der junge Dör⸗ mann hatte, dieſe tapferen und fröhlichen Augen. Frei lich hier war jetzt nur Kummer und Sorge darin. S/ ZzZze yon . , ie LAxeEO „Der Herr will auch einen Kranken beſuchen?“ fragte der Alte gerade als Riſſer ihn ſeinerſeits anreden wollte. Der Wunſch, den Kreis ſeiner quälenden Gedanken durch Reden zu entrinnen, brach auf einmal bei dem alten Manne durch. „Sehen Sie, mein Junge— es iſt der Einzige, den ich habe, ſeine Mutter iſt lange tot— den hat's nun er⸗ wiſcht heute ganz in der Frühe— ein gewaltiges Stück Eiſen hat ſeinen Kopf geſtreift, ihm die Schulter zerſchla⸗ gen, was weiß ich— die Doktoren ſagen ja nicht alles— und nun liegt er da— aber ſehen Sie, daran iſt er ſchuld, er ſelber ſchuld— immer nur an die Erfindung denken— hat er nämlich ſelber gemacht— eine ganz neue große Verbeſſerung und hat ſie dem Herrn Riſſer gegeben— und ſeitdem hat er nur daran gedacht und phantaſiert, was werden wird, wenn die Riſſerwerke das ankaufen— und wie er mir helfen will— an ſich denkt er gar nicht — da hat er auf das Eiſenſtück natürlich nicht aufgepaßt — und ich glaube, wenn ihm das abgeſchlagen würde— er ginge zugrunde— aber ſicher taugt ſie doch was ſeine Er⸗ findung— was meinen Sie—“ Riſſer mußte unwillkürlich lächeln, aber es war ein ſchmerzliches Lächeln. 8 „Sie haben mir keine Zeit gelaſſen, mich vorzuſtellen, Herr Dörmann. Auch ich will zu Ihrem Sohn. Ich bin Di⸗ rektor Riſſer. Und—“ s „Viſtte beendet!“ rief der Wärter in den kleinen War⸗ teraum hinein. 8 Da vergaß der alte Dörmann ſelbſt ſein großes Er⸗ ſtaunen über dieſes Zuſammentreffen und eilte voran dem Zimmer 7 zu. 5 e Riſſer gelang es noch, den Arzt zu ſehen, ehe der mit ſeiner Begleitung im nächſten Krankenzimmer verſchwand. „Nein, Herr Riſſer, ich glaube nicht, daß er durchkommt. Er wird uns wohl noch heute ſterben. Aber wenn wir ihn auch durchbrächten,“ es wäre kein Segen für ihn. Körper⸗ liche Arbeit könnte er nicht mehr verrichten, höchſtens im faſt gar keine Büro oder ſo. Aber, wie geſagt, ich habe Hoffnung.“ g Ein nachdenklicher Ausdruck trat in Riſſers Geſicht, Vor der Tür des Zimmers 7 zwang er ſich zu einer ruhigen Heiterkeit. Dann trat er ein. „Hallo, Dörmann,“ ſagte er freundlich und ſah gefaßt in die dunklen Augenhöhlen, die aus dem Geflecht von Mullbinden ihn anſtarrten. So etwas wie ein Erkennen, wie ein Aufleuchten war in den Augenhöhlen. Die Hand die Vater Dörmann hielt, dieſe magere unbandagierte Linke zuckte. Dann kam wie ein Hauch ein Flüſtern aus dem Mull⸗ verband. 5 2 „Herr Direktor, Sie kommen— Sie kommen gewiß— um mir zu ſagen— daß meine— meine—“ Und da hatte Riſſer ſeine ganz große Minute. Ganz ruhig, ganz freundlich und ſachlich antwortete er. Aber das können Sie ſich doch denken, Dörmann, daß ich nicht bloß eines einfachen Krankenbeſuches wegen her⸗ komme, da es gar nicht ſo ſchlimm um Sie ſteht. Rein, es handelt ſich um Ihre Erfindung. Sie iſt das Beſte was mir in dieſer Beizehung in den letzten Jahren angeboten worden iſt. Ich kaufe die Idee und den Entwurf 125 in dieſer Stunde an. And, wenn Sie wieder geſund ſind, kom⸗ men Sie natürlich nicht mehr in die Montagehalle, ſon⸗ dern in das Büro. Na, und das andere beſpreche ich erſt⸗ mal mit Ihrem Vater, und ſpäter dann mit Ihnen Das hat ja keine Eile. Und ſelbſtverſtändlich werde ich Ihnen gleich einen größeren Betrag anweiſen. Damit Sie ſich etwas leiſten können und keine Sorgen haben.“ And dann nahm er ſanft die Linke des Kranken und fühlte das warme Blut ſchneller darin pulſen und hörte wieder das Flüſtern, das dankbare Fllüſtern, ſah das frohe Leuchten in den Augen, und war ſtolz darauf, die größte Lüge ſeines Lebens ausgeſprochen zu haben. Dann ließ er die beiden Dörmanns allein und fuhr in die Fabrik zurück, Vor ſeinem Arbeits ein aufgeregter junger Mit R zimmer erwartete ihn ungeduldig Mann. Es war der Aſſiſtent Lutz. .„Reſpekt zu melden, Herr Direktor, Herr Moeller ſcheint nicht ganz auf der Höhe geweſen zu ſein, als er die Dörmannſche Idee prüfte.— ganz groß— Herr Direktor und unwiderleglich— ſie hält allen Einwendungen Stich — einfach großartig—“ Am Abend aber war der Arbeiter Hans Dörmann tot. Er war ruhig geſtorben im feſten Glauben an die Wahr⸗ heit der großen Lüge Direktor Riſſers, dieſer Lüge, die doch eine Wahrheit war. Die Pariſer Bluthochzeit(Bartholomaͤusnacht) Auguſt 1572. Es iſt nicht unintereſſant, hin und wieder ein Blatt in der Geſchichte Frankreichs zu überfliegen und„Gedenk⸗ tage“ an uns vorüberziehen zu laſſen, da man uns in gewiſſen Kreifſen des Auslandes immer wieder als„bar⸗ bariſch“ und„rückſchrittlich“ bezeichnet. Ein ſolches Gedenk⸗ blatt in der Geſchichte Frankreichs iſt die Nacht vom 23. auf 24. Auguſt 1572, die Bartholomäusnacht oder„Parfſer Bluthochzeit“, die Abertauſenden franzöſiſcher unſchuldiger Bürger das Leben koſtete. 5 Für Karl IX. von Frankreich 15601574), der minder⸗ jährig zur Regierung kam, führte ſeine Mutter, eine Fürſtin von Mediei, die Regierung. Nicht weniger wie 36 Jahre lang tobten in Frankreich die ſog. Hugenottenkriege, aller⸗ dings von längeren Friedensepochen unterbrochen. Ent⸗ ſtanden waren dieſe Kriege durch die Differenzen zweier mächtiger franzöſiſcher Geſchlechter, Verwandten des Königs⸗ hauſes, Guiſen(katholiſch) und Bourbonen, die Führer der Reformierten. Herzog Franz von Guiſe lag in ſchweren Kämpfen mit den Häuptern der Hugenotten, dem bour⸗ boniſchen Prinzen Conde und dem Admiral Coligny. Eine Entſcheidung konnte nicht erzwungen werden und die Mutter des Königs, eine ränkeſüchtige Frau, beſchloß, eine Verſöhnung herbeizuführen. Sie gab ihre Zuſtimmung zur Vermählung ihrer Tochter Margaretha von Valois mit dem Prinzen Heinrich von Bourbon und Na⸗ varra, der inzwiſchen an die Spitze der Hugenotten getreten war. Am 18. Auguſt 1572 fand die Hochzeit ſtatt. Auch der Admiral Coligny war hierbei anweſend. Mit geheimer Wut ſah man auf Seiten der Guiſen dieſer Vermählung zu, das Mißtrauen der Guiſen wuchs. Ein Verſuch der Königin⸗Mutter, Coligny zu beſeitigen, ſchlug fehl. Nur wenige Tage nach dem Feſte wurde auf den Admiral geſchoſſen und er trug eine Verletzung davon. In den Schrecken, nur mit Mühe konnte von Seiten des jungen Königs die Ruhe aufrecht 5 erhalten werden. Die Einwirkung der Mutter des Königs auf dieſen hatte Erfolg; er gab ſeine Zuſtimmung zur Beſeitigung des Admirals. Dieſer Mordplan wurde in der Nacht vom 23. auf 24. Auguſt 1572 ausgeführt. Der Herzog von Guiſe eilte mit einem Haufen ſeiner Anhänger nach der Wohnung des Admirals, und dieſer wurde auf grauſamſte Weiſe ermordet. Die Königin⸗ Mutter und der König hatten inzwiſchen ihre Anordnungen bezüglich Beſeitigung Colignys widerrufen, aber es war zu ſpät, der Mord war geſchehen. Dieſer Mord war das Signal zu einem ungeheuer⸗ in der Provinz. Die Guiſen, durch weiße Binden ge⸗ kennzeichnet, ſtürzten auf die Straße, die aus dem Schlafe aufgeſchreckten Hugenotten verließen die Häuſer und wurden niedergemetzelt. Kein Alter und Geſchlecht wurde verſchont, in die Häuſer wurde eingedrungen und die Greueltaten fortgeſetzt. Drei Tage wüttete das Morden in den Straßen von Paris; hier allein beziffert man die Zahl der Toten auf über 2000. Im ganzen Lande fanden Zehntauſende ihren Tod, doch fehlen ſichere Angaben. Der Verſuch der Regierung, das eigene Land und die fremden Mächte über die Veranlaſſung des Gemetzels zu täuſchen, ſchlug fehl. Die dem Blutbad entronnenen Hugenotten flüchteten in die feſten Plätze des Landes und leiſteten erbitterten Widerſtand Die Stadt La Rochele, Waffenplatz der Huge⸗ notten, trotzte einer Belagerung des Bruders des Königs, den ſpäteren König Heinrich III. Die Anſtifter der Mord⸗ taten ernteten nicht den erhofften Erfolg; den Hugenotten mußten wieder ihre alten Rechte eingeräumt werden. König Karl IX., der in die Tat gewilligt hatte, wurde ein Opfer ſeiner Gewiſſensangſt, er glaubte ſich Nachts durch die Schatten der Erſchlagenen umringt und verfolgt; er ſtarb zwei Jahre nach den Bluttaten im Jahre 1574 im Alter von nur 24 Jahren. Sein Bruder, Heinrich III., war nicht glücklicher. Er war äußerſt ränkeſüchtig und dabei ein Schwächling. Er ließ die Häupter des Katholiſchen Bundes, dem er ſelbſt angehörte, Herzog Heinrich von Guiſe und deſſen Bruder, Kardinal Ludwig, ermorden, und verband ſich mit den Hugenotten, die er bisher auf das äußerſte bekämpft hatte. Für dieſe Tat wurde er vertrieben und des Thrones für veclyſtig erklärt. Er fand ein verdientes Ende: ein Do⸗ minikanermönch ermordete ihn in ſeinem Heerlager vor Poris im Jahre 1589, als er dieſe Stadt belagerte. Met ſeinem Tode ſtarb das Geſchlecht der Valois aus, und die Regierung ging auf die Bourbonen über. Die„Bartholomäusnacht“ iſt ein mit Blut geſchriebenes Kapitel der franzöſiſchen Geſchichte, an das man ſich in Kreiſen der Hugenotten erregte dieſes Attentat großen Frankreich nicht gerne erinnert. K. S. Btloerrätſel. e— e— e— e n— o— o— p Ilm mn—- n n —[t ttt- t= 9— fł— fk—1 1. Wichlige Behörde für Erfinder, 2. erfriſchendes Getränk, 3. Schloß⸗ vogt, Hausmeiſter. Moſaikrätſel. p- r 2 — 4 . 5 W U Werden die Steinchen richtig anein⸗ andergereiht und die Wörter ſinnge⸗ mäß getrennt, ſo entſteht ein Sprich⸗ wort. 8 Auflösung aus letzter Nummer. Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Holm, 4. Robe, 7. Aegir, 8. Saat, 10. Magiſches Kreuz. Kauf 12. Elſa, 13. Ende, 14. Theo, 17. Ordne die Buchſtaben: derart 1 die daß ſi 10 N 5 digeben Felder waagerecht F535 örter folge a- a- a- O- dd e Lena, 20. Rang, 21. Eſel, 22. Texas, 23. Gier, 24. Reue.— Senkrecht: 1. Hoſe, 2. Laas, 3. Meta, 4. Rike 5. Oran, 6. Elfe, 9. Alpha, 11. Udine, 14. Trog, 15. 1 78 16. Oger, 17. Lear, 18. Eſſe, 19. e. der Figur ein, wie ſenkrecht nder Bedeutung lichen Blutbad unter den Hugenotten zuerſt in Paris, dann Di