Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemüß Preisliste Nr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- un danzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkiündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen; Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Hürdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zäl ringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriſtleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. VI. 35: 1250. 35. Jahrgan eee Aeber Sonntag Halle. Infolge Spielens mit Streichhölzern verurſachten Kinder ein Großfeuer in einer Halleſchen Kohlenſäurehand⸗ lung. Das Feuer konnte auf ſeinen Herd beſchränkt werden. Nürnberg. Im Rahmen der Jahrhundertfeier der deut⸗ ſechn Eiſenbahnen fand am Samstagnachmittag die feierliche Wiedereröffnung des Verkehrsmuſeums und am Sonntag durch Reichsverkehrsmmiſter Freiherrn von Eltz⸗Rübenach die Eröffnung der großen Reichsbahnausſtellung ſtatt. Amſterdam. Ein holländiſches Verkehrsflugzeug verun⸗ glückte am Sonntagmorgen auf dem Amſterdamer Flugplatz. Zwei Engländer und vier Mann der Beſatzung kamen dabei ums Leben. London. Der König von England nahm auf dem Trup⸗ penübungsplatz Aldershot die Truppenparade über einen Teil der engliſchen Armee ab. 9000 Mann aller Waffengattungen nahmen an der Parade vor 50 000 Zuſchauern teil. Liſſabon. Der deutſche Geſandte in Liſſabon überreichte am Samstag dem portugieſiſchen Staatspräſidenten eine im Weltkrieg von deutſchen Truppen erbeutete portugieſiſche Fahne. e nicht eines! b mitg aber q nun wir inn die ſt wund rnis ken che Gig Aber ue Ra um men niſche jerade) en weſe allen war, entare 9 einem rgangeß ) techn , wie z bare en Lebt rungsm ſefühl, 9 t auch eitseim e Verſit n Schuh ſicherun ſſen, du inſten! n wirll ind zu Frieden gegenſeitiger Achtung Britiſcher Frontkämpferbeſuch in Deutſchland Herzliche Begrüßung auf dem Bahnhof. Berlin, 15. Juli. Am Sonntag nachmittag trafen als erſte offizielle Ver⸗ treter fünf Mitglieder der Britiſh Legion, des größten engli⸗ ſchen Frontkämpferverbandes, der 1,5 Millionen Mitglieder umfaßt, in Berlin ein. Der Bahnſteig auf dem Bähnhof Friedrichſtraße war von Angehörigen der Frontkämpfer⸗ bünde und der nationalſozialiſtiſchen Gliederungen ſowie zahlreicher deutſcher Frontkämpfer und Mitglieder der engliſchen Kolonie dicht beſetzt. Die Menge begrüßte die engliſchen Frontkämpfer mit Heilrufen und dem Deutſchen Gruß. Die deutſche Abordnun⸗ gen hießen ihre engliſchen Kameraden auf das herzlichſte in der Reichshauptſtadt willkommen. Vor dem Bahnhof Friedrichſtraße ſtand die Menge Kopf an Kopf. Mit erhobener Hand grüßte ſie die engliſchen Gäſte. Sichtlich bewegt dankten die engliſchen Frontkämp⸗ fer für dieſe überaus herzliche Aufnahme. Die engliſchen Gäſte begaben ſich nach dem Hotel Kaiſerhof, wo ſie als Gäſte der deutſchen Frontkämpferbünde Wohnung nahmen. Im Empfangsraum des Hotels hieß der Reichsführer der NS V, Oberlindober, die offizielle Abordnung der Britiſh Legion willkommen und wünſchte ihnen einen an⸗ „„ und erfolgreichen Aufenthalt in der Reichshaupt⸗ tadt. Der Führer der Abordnung des engliſchen Frontkämp⸗ a ferverbandes„Britiſh Legion“, Bundesführer Major Fether⸗ ſton⸗Godley, die am Sonntag zu einem zehntägigen Beſuch in Deutſchland eingetroffen iſt, gab vor ſeiner Abreiſe aus Lon⸗ don folgende Erklärung über den Zweck des Beſuches ab: „Seit Arbeginn hat es auf inkernakionalem Gebiet nur ein Gemeinſames gegeben, nämlich das Band der Waffen⸗ n brüderſchaft derer, die ihrem Vaterlande im Jelde gedient haben. Dies Band will die Britiſh Legion bei ihrem Verſuch benutzen, eine echte Grundlage der Freundſchaft zwiſchen allen Nationen zu errichten. Der Beſuch der„Legion“ in früheren Feindländern ſoll dazu dienen, den ſehr lockeren Sand, auf dem jetzt die internakionale Diplomatie gebaut iſt. zu feſtigen. Wenn wir durch ein ſolches Vorgehen eine feſte Grundlage der Freundſchaft ſchaffen können, dann werden wir unſer Ziel erreicht haben.“ Reichskriegsopferführer Hans Oberlindober widmete den engliſchen Frontkämpfern einen Willkommensgruß, in dem als Belle rſcheinen wortlich es U. a. heißt: Seit der Prinz von Wales bei der Jahres⸗ 1 tagung der Britiſh Legion dieſen Beſuch als wünſchenswert für die Verſtändigung der Völker bezeichnet hat, ſeit der 1 Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, in Königsberg ſeinen herzlichen Appell an die Frontkämpfer der Welt richtete, ſeit Jean Goy, Henri Pichot und Seapini J allen Widerſtänden zum Trotz die Wegbereiter der Front⸗ kämpferverſtändigung in Frankreich wurden, iſt in allen Völkern, die im Kriege gegeneinander tapfer gekämpft ha⸗ Ales ben, der Wunſch lebendig geworden, daß eine Verſtändiaung der Frontkämpfer die Verſtändigung der Völker unterein⸗ tc. Ou ander vorbereite, um damit einen Frieden der gegenſeitigen m ü Achtung und eine dauernde Minute Verbindung zwiſchen den Völkern ſchaffen zu können. 1 86 Pi Hier lohnt es ſich nicht, in die Vergangenheit zu ſchauen, um 5 aus der Vergangenheit neue Gegenſätze und Schwierigkei⸗ iS kirsch K ten zu konſtruieren. Zucke Und es iſt hohe Zeit, daß die Völker, die in Wirklichkeit keinen Haß gegeneinander empfinden, ſondern die immer wieder auseinandergehalten werden, nun endlich zuſammen⸗ geführt werden, damit ſie in gemeinſamer Arbeit die Wun⸗ den des Krieges ſchließen, die wirtſchaftlichen Zerſtörungen beſeitigen und in eine fruchtbare, kulturelle und wirtſchaft⸗ liche Zuſammenarbeit treten. freundſchaftliche Montag, den 15. Juli 1935 . Der Führer an Darre Berlin, 15. Juli. Der Führer ſandte nachſtehendes Te⸗ legramm an Reichsminiſter Darre: „Lieber Parteigenoſſe Darre! Nehmen Sie zu Ihrem heutigen Geburtstage meinen herzlichen Glückwunſch enk⸗ gegen, verbunden mit meinem aufrichtigen Dank für Ihre geſchichtliche Arbeit am deutſchen Bauernkum.“ Dr. Goebbels Glückwünſche Reichsminiſter Dr. Goebbels hat an Reichsminiſter Darre folgendes Glückwunſchtelegramm gerichtet: „Lieber Parteigenoſſe Darrel Zu Ihrem 40. Geburts⸗ tage überſende ich 0 meine aufrichtigſten und herzlich⸗ ſten Glückwünſche und verbinde damit meine beſondere Bewunderung für das große Aufbauwerk, das Sie auf der Grundlage von Blut und Boden durchgeführt haben. Möge es Ihnen vergönnt ſein, noch viele Jahre dem Führer in Treue zu dienen. Lutze gegen Verleumder Schärfſte Verwahrung gegen die unerhörten Verdächtigungen der SA. Der Chef des Stabes der SA., Lutze, hat zu der kon⸗ feſſionellen Hetze gegen die SA. folgende Erklärung abgege⸗ ben, in der er die Verleumdungen entſchieden zurückweiſt: „Wie bereits in der Tagespreſſe mitgeteilt wurde, iſt die von ſtaaksfeindlicher Seite gegen die SA. inszenierte konfeſ⸗ ſionelle Hetze kläglich zuſammengebrochen. Die ſofort einge⸗ leitete Unkerſuchung der ruchloſen Tat hat einwandfrei er⸗ geben, daß der Täter die Kirchenſchändung nur zu dem Zwecke begangen hat, um die S A. zu diffamieren. Auch dieſer neue Fall zeigt dieſelben Methoden, wie ſie ſeinerzeit gegen die SA.⸗Männer des Hilfswerks Nordweſt angewandt wurden. Es iſt kein Zufall, daß dieſe verbreche⸗ riſchen Verleumdungen gegen die SA. gerade im Münſter⸗ lande und in Weſtfalen in Umlauf geſetzt wurden. Dieſe Fälle ſtehen nicht vereinzelt da. Sie ſind Glieder in der Kette einer von gewiſſenloſen Quertreibern gegen den nakionalſozialiſtiſchen Staat und ſeine Organisationen vorge⸗ tragenen ſyſtemalfſchen Hetze, die zu brandmarken ich ver⸗ gangene Woche in Münſter gezwungen war. Ans Nakional⸗ ſozialiſten iſt die Ehre höchſtes Gut. Als verantwortlicher Führer der SA. lege ich ſchärfſte Verwahrung gegen die un⸗ erhörten Verdächtigungen der SA. ein. Die SA. iſt nicht ewillt, ihren Ehrenſchild widerſpruchslos e zu laſ⸗ en, und verlangt, daß die ganze Schwere des Geſetzes nicht nur dieſe Verbrecher treffen möge, ſondern auch auf jene Hintermänner angewandt werde, als deren Werkzeug wir die Täter anſehen müſſen.“ Widerſtandsfähige Jugend Erfolgreiche Arbeit der 53. Berlin, 15. Juli. Allzu häufig hört man auch heute noch den Ruf, daß unſere Jugend überanſtrengt wird. Dieſe Warnung iſt, wie der Gebietsarzt der Hitler⸗Jugend, Dr. Holtz⸗Berlin, im „Jungen Deutſchland“, der ſozialpolitiſchen Zeitſchrift der deutſchen Jugend, feſtſtellt, geradezu zu einem Schlachtruf für ſolche Kreiſe geworden, die damit ein willkommenes Schlagwort gefunden zu haben glauben, um die Arbeit der Jugend zu ſtören. Selbſtverſtändlich, ſo erklärt der Referent, habe die Jugend in der Zeit des Kampfes und der Zeit des Umſchwunges in vorderſter Linie gekämpft und dabei Ent⸗ behrungen und Anſtrengungen auf ſich genommen. Auf dieſe Opfer ſei die Hitler⸗Jugend mit Recht ſtolz. Die Füh⸗ rung der HJ. habe jedoch frühzeitig die Gefahrenmomente erkannt, die dieſe Arbeit mit ſich brachte. Heute könne man feſtſtellen, daß das Geſundheitsweſen der HJ. weit ausge⸗ baut und alles nur Mögliche getan worden ſei, um geſund⸗ heitlichen Schädigungen vorzubeugen. Auf Grund jahrelanger ärztlicher Erfahrung ſei er ge ⸗ neigt, den geſundheitlichen Wert des 9 J.-Dienſtes hoch zu veranſchlagen. Viele ſchwächlich entwickelte Kinder könnten überhaupt erſt durch eine ſtärkere Belaſtung mit körperlicher Arbeit oder ſportliches Training zu einer harmoniſchen kör⸗ perlichen Entwicklung gebracht werden. Die Gefahr einer Geſundheilsſchädigung durch einmalige Anſtrengung Ju⸗ gendlicher werde ganz allgemein überſchätzt. Kraftwagenunfall Schuſchniggs Die Gemahlin des Bundeskanzlers ihren Verletzungen erlegen. Wien, 15. Jult. Der öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg har auf einer Urlaubsfahrt in der Nähe von Ebelsberg bei Linz einen ſchweren Kraftwagenunfall erlitten. Der Wagen des Bundeskanzlers ſtieß, vermutlich infolge plötzlichen Unwohl⸗ ſeins des Jahrers, der die Macht über den Wagen verlor, gegen einen Baum. Der Bundeskanzler wurde aus dem Wa⸗ gen geſchleudert, blieb unverletzt. erlitt aber einen Nerven⸗ ſchock. Die Gaktin des Bundeskanzlers, Frau Herma Schuſch⸗ nigg, wurde ſchwer verletzt, der Sohn leicht. Bon den Be⸗ gleitperſonen krug der Fahrer lebensgefährliche Verletzungen davon; ein Kriminalbeamter wurde leicht verletzt. Die Ver⸗ unglückten wurden dem Krankenhaus in Linz zugeführt, wo Frau Schuſchnigg ſehr bald ihren ſchweren Verletzungen er⸗ legen iſt. 5 Der Bundeskanzler hatte das Glück, daß eine Wagentür aufſprang, und er auf eine Wieſe neben der Straße geſchleu⸗ dert wurde. henden Verbände auf dem Baſtille⸗Platz fortgeſetzt. atachees der verſchiedenen Länder wohnten in digung feſtſtellte, daß weder der Staatsanwalt ———— Nr. 162 Starhemberg zurückberufen Auf Veranlaſſung des Bundespräſidenten Miklas hat der Außenminiſter Berger⸗Waldenegg verſucht, ſofort einen Miniſterrat zuſammenzuberufen. Man rechnet damit, daß Bundeskanzler Schuſchnigg einen längeren Erholungsurlaub antreten muß. Vizekanzler Fürſt Starhemberg wurde kelegraphiſch aus Italien, wo er zur Zeit auf Arlaub weilt, nach Wien zurück⸗ berufen. Man nimmt an, daß er in Verkretung von Dr. Schuſchnigg die Leitung der Regierung übernehmen wird. Furchtbare Anklage gegen Kowno Unmenſchliches Verhalten der litauiſchen Behörden im Fall Schirrmann. Zu der Beiſetzung des in dem litauiſchen Zuchthaus in⸗ folge Verſchleppung der Blinddarm⸗ und Bauchfellentzün⸗ dung verſtorbenen memelländiſchen Lehrers Schirrmann wa⸗ ren aus nah und fern Tauſende von Memelländern zuſam⸗ mengeſtrömt, um dem beliebten und überall geachteten Leh⸗ rer das letzte Geleit zu geben. Wo die litauiſchen Polizei⸗ organe den Zuſtrom der Menſchenmaſſen nicht geſtört ha⸗ ben, iſt es auch zu keinen Zuſammenſtößen gekommen. Der eindrucksvolle Begräbniszug war mehrere Kilometer lang. Die Erregung in der memelländiſchen Bevölkerung über den Fall Schirrmann iſt um ſo größer als nunmehr bekannt geworden iſt, daß die in dem litauiſchen Juchthaus befind⸗ lichen memelländiſchen Kameraden des Schirrmann ſofork nach ſeinem Tode bei der Juchkhausverwaltung den Ankrag geſtellt haben, an der Leiche des Freundes eine ſtille Andacht abhalten zu dürfen. Die litauiſche Zuchthausverwaltung hal ſelbſt dieſe Bitte rückſichtslos abgeſchlagen und es auch ab⸗ gelehnk, die zuſtändigen Rechtsanwälte zu benachrichkigen. Ferner iſt bekannt geworden, daß Schirrmann in dem Jucht⸗ haus in Mariampol etwa 14 Tage krank geweſen iſt und der zuſtändige Arzt von vornherein die ſofortige Ueberfüͤh⸗ rung nach Kowno zwecks Operation angeordnet halte. Die litauiſche Gefängnisverwaltung hat dieſen Ankrag abgelehnt. Der Arzt hat darauf Beſchwerde eingelegt. Der kranke iſt erſt abtransportiert worden, als er ſich in einem bewußtloſen, alſo 2 97 hoffnungsloſen Juſtand befand. Als man ihn sch 52 perationskiſch legen wollte, war er bereits ver⸗ leden. Der ganze Fall ſtellt ſomit eine die litauiſche Herrſchaft dar. Man geſſen, daß Schirrmann völli worden iſt, und daß der litauiſch ban as Anklage gegen arf dabei niemals ver⸗ unſchuldig abgeurteilt e Anwalt bei ſeiner Vertei⸗ ö noch der Vor⸗ ſitzende oder ein Zeuge im Laufe des mehrtägigen Prozeſſes den Namen des Lehrers Schirrmann auch nur mit einem Wort erwähnt hatte. Dennoch wurde dieſer Angeklagte ohne jede Beweisaufnahme zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, und dieſes Schandurteil des Kriegsgerichts hat das Oberſte Gericht in Litauen ſogar beſtätigt. Der Nationalfeiertag in Frankreich Große Truppenſchau in Paris. d Paris, 15. Juni. Der Nationalfeiertag hat in ganz Frankreich in den Abendſtunden des Samstag mit dem üblichen Tanz auf offener Straße und allerhand Volksbeluſtigungen begon⸗ nen. Zu leichten Zwiſchenfällen iſt es bisher nur in Arras und Lille gekommen, wo Anhänger der beiden Fronten an⸗ einander gerieten. Die Polizei konnte jedesmal mühelos die Ordnung wiederherſtellen. Die Zeitungen beider Richtungen erlaſſen flammende Aufrufe an ihre Anhänger, durch rege Teilnahme an den Aufmärſchen die Stärke ihrer Bewegung zu bekunden. Gleichzeitig mahnen nicht nur die Blätter, ſondern auch die Organiſatoren der verſchiedenen Kundgebungen zur Ruhe und Diſziplin. Aus den von den verſchiedenen Blättern veröffentlich ⸗ ken Erklärungen führender Perſönlichkeiten der verſchiede⸗ nen politiſchen Tendenzen geht unverkennbar der allgemeine Wunſch nach einer kiefgreifenden Erneuerung des geſamten f politiſchen, niſonſtädten des mittag und wirkſchaftlichen und ſozialen Syſtems hervor. Die Nationalfeier, die am Sonntag mit großen Tru p⸗ penpaxraden in Paris und in allen bedeutenderen Gar⸗ Landes eingeleitet wurde, wurde am Nach⸗ Abend mit den Aufmärſchen der rechtsſtehen⸗ den Verbände am Triumphbogen und denen der linksſte⸗ Die Trupepnſchau in Paris hatte eine rieſige Menſchenmenge angelockt. Die Militär⸗ der Uniform dem militäriſchen Aufmarſch bei, währenddeſſen mehr als 600 Flugzeuge in ſieben Geſchwaderkolonnen über der Hauptſtadt kreuzten. Chineſiſcher Dampfer gekentert Etwa 100 Todesopfer? i Schanghai, 15. Juli. Wie erſt jetzt bekannt wird, iſt am Freitag der Paſſagierdampfer„Mauli“ in der Nähe von Tinghai(Hangtſchou⸗Bucht) mit etwa 500 Paſſagieren an Bord gekentert und geſunken. Während die Schiffahrtsge⸗ ſellſchaft am Samstag Verluſte an Menſchenleben in Abrede ſtellte, ſind ſetzt hartnäckige Gerüchte im Umlauf, wonach über 100 Todesopfer zu verzeichnen ſeien. Die Schiffahrts⸗ geſellſchaft hat am Sonntag zehn Todesfälle bestätigt. Wie es heißt, iſt das Schiff wegen UAeberlaſtung gekentert. eee ee * — ppß““77˙¾Rn, 8 „Neſerve hat Ruh'“ Abſchied vom Ergänzungsbataillon Blankenburg. Bei dem Ergänzungsbataillon Blankenburg am Harz iſt jetzt der erſte Achtwochenlehrgang nach Erlaß der Durch⸗ führungsbeſtimmungen zum Geſetz über die allgemeine Wehrpflicht beendet worden. Die alten Reſervebräuche, die mehr als 20 Jahre geruht haben, ſind wieder aufgelebt. Wie⸗ der gab es herzliche Abſchiedsfeiern, marſchierten die Erſatz⸗ reſerviſten in Zivil, die Kompagnietroddel um den Hals ge⸗ hängt, mit bunten Sträußen, wehenden Bändern und alten Feldmützen auf dem Kopf, in geſchloſſenen Kompagnien mit Geſang und Muſik durch das ganze Städtchen, begleitet von pielen hundert Menſchen. Blankenburg feierte Abſchied von ſeinen Soldaten, die nun wieder zu ihren Familien und ihren Berufen heimkehren und die als gereifte Männer ſtets mit großer Freude an ihre Dienſtzeit in der Armee zurückdenken werden. Huldigungstelegramm an den Führer. Die in Blankenburg zur Entlaſſung gekommenen Erſatz⸗ reſerviſten haben als die erſten in Deutſchland an den Füh⸗ rer ein Telegramm gerichtet und ihm dafür gedankt, daß er es ihnen ermöglicht hat, wieder als Waffenträger und Sol⸗ daten im deutſchen Vaterlande ihre Pflicht zu tun. Richard Strauß zurückgeireten Prof. Dr. Raabe Präſident der Reichsmuſikkammer. Berlin, 15. Juli. Der Präſident ber Reichsmuſikkammer, Dr. Richard Strauß, hat den Präſidenten der Reichskulturkam⸗ mer, Reichsminiſter Pr. Goebbels, gebeten, ihn mit Rückſicht auf ſein Alter und ſeine augenblicklich ſtark angegriffene Geſundheit von ſeinen Aemtern als Präſident der Reichs- muſikkammer und als Vorſitzenden des Berufsſtandes der Deutſchen Komponiſten zu entbinden. Reichsminiſter Dr. Goebbels hat dieſem Erſuchen ſtattgegeben und Dr. Richaro Strauß in einem perſönlichen Schreiben ſeinen Dank für die geleiſtete Arbeit ausgeſprochen. Gleichzeitig hat Reichs⸗ miniſter Dr. Goebbels den Generalmuſikdirektor Prof. Dr. Peter Raabe zum Präſidenten der Reichsmuſikkammer und den Komppniſten Dr. h. c. Paul Graener zum Leiter des Be⸗ rufsſtandes der Deutſchen Komponiſten ernannt. Kurzmeldungen a. Vor den Augen ſeines Sohnes ertrunken. Beim Ba⸗ den ertrunken iſt der Bahnſchloſſer K. Ullrich aus Chem⸗ nitz. Er weilte zu Beſuch in Hof a. R. und hatte im Regen⸗ fluß Erfriſchung geſucht. Der Sohn des Verunglückten ge⸗ riek bei dem Verſuch, ſeinen Vater zu retten, ſelbſt in Le⸗ bensgefahr. a Auto von Triebwagen überfahren.— Zwei Tole. Auf der Strecke Wehlau— Friedland(Oſtpreußen) wurde auf dem ungeſicherten, aber überſichtlichen Bahnübergang zwiſchen den Bahnhöfen Friedland und Allenburg ein mit vier Perſonen beſetzter Kraftwagen von einem Triebwagen; zug überfahren und zertrümmert. Hierbei wurden zwei Inſaſſen des Kraftwagens getötet. a Dorfbrand in Polen.— Sechs Schwerverletzte In der Ortſchaft Choron(Wojwodſchaft Kielce) brach ein Brand aus, der ſich raſch ausbreitete. Ehe die Feuerwehr eingreifen konnte, ſtand ein Viertel des Dorfes in hellen Flammen. Der Feuersbrunſt fielen 25 Wohnhäuſer, 32 Scheuern und 40 Stallungen zum Opfer. Ein großer Teil des Viehs kam in den Flammen um. Bei den Löſcharbei⸗ ten erlitten zwei Frauen und vier Feuerwehrleute ſehr ſchwere Verletzungen. a Gegen Straßenbaum geraſt. Auf der Nationalſtraße Straßburg Kolmar raſte ein mit drei Perſonen beſetzter Kraftwagen kurz vor Kolmar gegen einen Straßenbaum. Der Anprall war ſo heftig, daß das Auto ſich auf der Stelle um ſich ſelbſt drehte und vollſtändig zerſtört wurde. Dem Führer des Wagens, einem Bauunternehmer aus Ebers⸗ heim, wurde der Bruſtkorb eingedrückt. Ein Ehepaar trug ernſte Kopfverletzungen davon. Ar 31 Todesopfer der Hitzewelle in Amerika. Die Zahl der Toten, die die Hitzewelle im Mittelweſten Amerikas ge⸗ fordert hat, iſt auf 31 geſtiegen. Vier Sträflinge, die auf der Zuchthausfarm in Texas arbeiteten, ſind an Hitzſchlag geſtorben. der Jod auf llalrenfried. Roman von Kurt Martin. 3 Als nächſte Zeugin ſtand Sigrit Sundborg vor dem Nichtertiſche. g „Sie ſind die Tochter deten?“ „Ihr Vater iſt tot?“ „Er ſtarb, als ich noch ein Kind war.“ „Und Ihre Miucler?“ 5 Das junge Mädchen ſenkte tief den Blick. Ich weiß nicht, wo meine Mutter iſt.“ Der Landgerichtsdirektor Hörner nickte. „Ja— jal— Sie kamen alſo vor drei Jahren nach Ho⸗ henfried. Bis dahin lebten Sie in Schweden?“ 5 „Ich war bei Verwandten meines Vaters. Mein Va⸗ ter war Schwede.“ 5 „Weshalb kamen Sie nach Hohenfried?“ „Mein Onkel Joachim hatte ſchon lange den Wunſch, ich ſolle zu ihm nach Deutſchland kommen. Als nun meine Tante in Schweden nach Amerika überſiedelte, hielt es mich nicht länger dort oben. Ich folgte der Bitte meines Onkels. „Es gefiel Ihnen auf Hohenfried?“ „Ja, ich lebte mich gut ein. Ich muß wohl ſagen: Ho⸗ henfried iſt ſo recht meine Heimat geweſen.“ „Gut!— Nun zu dem Mord!— Sie ſollen ſehr erregt geweſen ſein, als Sie an das Bett des Toten traten.“ Aus des Mädchens grauen Augen ſchoſſen Tränen. „Er war mir ein rechter Vater geworden. 1 zu dem Angeklagten?“ Erſtmals wandte Sigrit Sundborg den Kopf nach rechts hinüber. Ihre Augen ſuchten die Blicke Albert Gerdahlens. Sie bekannte, und Aber der ſtarrte unentwegt zu Boden. ihre Stimme rang um Feſtigkeit. „Onkel Joachim betrachtete Albert als ſeinen Sohn. Er ſagte es mir oft:„Ich habe in Albert einen guten Sohn!“ „Sol— Ja, und er wurde ſo bitter getäuſcht.“ Sigrit Sundborg ſchüttelte den Kopf. 5 der Stiefſchweſter des Ermor⸗ Ich liebte ihn über alles.— Und nun ſo plötzlich war er ausgelöſ cht.“ Was wiſſen Sie von dem Verhältnis des Ermordeten 300 000 RM. Schaden durch Großfeuer Hannover, 15. Juli. Die Rohpappenfabrik in Neuſtadt am Kübenberge brannte bis auf die Grundmauern nieder. Das Dach ſtürzte brennend in das Maſchinenhaus der Ja⸗ brik, das ebenfalls vernichtet wurde. Der Schaden wird auf etwa 300 000 RM geſchätzt. 5 Feuer in Halle Der Güterzugverkehr nach Thüringen zeitweilig eingeſtellt. Halle, 14. Juli. Wie die Preſſeſtelle der Reichsbahn⸗ direktion mitteilt, brach auf dem Privatgleisanſchlußgelände der Firma Brandt aus bisher ungeklärter Arſache ein Feuer aus. Die dort liegenden Benzinlager und Kohlen⸗ ſäureflaſchen explodierten. Der Güterverkehr in Richtung Kaſ⸗ ſel⸗Leipzig⸗Thüringen mußte zeitweilig eingeſtellt werden. Die elektriſche Fahrleitungsanlage wurde durch Sprengſtücke be⸗ ſchädigt, der Perſonenzugverkehr auf dem Bahnhof Halle wurde nicht behindert. Kinder zündeten einen ſtrohbeladenen Wagen an. Wie wir weiter erfahren, hatten auf dem Gelände einer Futtermittelhandlung Kinder mit Streichhölzern einen ſtroh“ beladenen Wagen entzündet. Das Feuer hatte auf zwei weitere Wagen und ſchließlich auf den Lagerſchuppen der benachbarten Kohlenſäurehandlung übergegriffen. Infolge der Hitze platzten die dort lagernden hunderke Preßgas- und Preßluftflaſchen. Eine halbe Stunde lang erfüllten Detonakionen die Luft mit einem Getöſe, das bald zu den wildeſten Gerüchten Anlaß gab, zumal die Brand- ſtätte dicht hinter den Rangiergeleiſen des Güterbahnhofes lag und eine dichte Rauchwolke über den Halleſchen Haupt. bahnhof zog. Durch die weit herumfliegenden Bruchſtücke von Preß⸗ gasflaſchen wurden die Löſcharbeiten ſehr erſchwert. Als nach dreiſtündiger Arbeit der Feuerwehr der Brand nieder⸗ gekämpft ſchien, wurde inmitten der brennenden Schuppen ein Lager von mehreren hundert Zentnern Carbid entdeckt, das jedoch dank dem aufopferungsvollen Einſatz zahlrei⸗ cher Helfer noch rechtzeitig geräumt werden konnte. Blitzſchlag in eine Alkoholbrennerei Paris, 15. Juli. Während eines heftigen Gewitters ſchlug der Blitz innerhalb kurzer Zeit 30 mal in die Ortſchaft Etrepagny. Ein Gutshof brannte nieder. Weiter ſchlug der Blitz in eine Alkoholbrennerei, wobei 15 000 Hektoliter Alko⸗ hol in Brand gerieten. Um eine Exploſion zu vermeiden, leitete die Feuerwehr den brennenden Alkohol in einen Fluß, aus dem dann 15 Meter hohe Flammen emporſchlugen. Internationaler Handwerker⸗Kongreß in Berlin. Im Verlaufe der Arbeiten des Internationalen Handwerks⸗In⸗ ſtituts hat der Reichshandwerksmeiſter Schmidt in Brüſſel mit dem italieniſchen Handwerksführer Buronzo endgültig über die Internationale Handwerkertagung 1935 verhandelt. Dabei wurde Berlin als Tagungsort endgültig feſtgelegt. Der Kongreß wird Anfang Oktober in Berlin ſtattfinden Dem Inſtitut gehören neben Deutſchland 12 weitere europäiſche Staaten an, u. a. Italien, die Nordſtaaten, Ungarn, die Schweiz, Frankreich, Oeſterreich und Polen. Einweihung des deutſchen Soldatenfriedhofs von Maiſſemy. Der deutſche Soldatenfriedhof in Maiſſemy bei St. Quentin, der vergrößert und neu hergerichtet worden iſt, wurde in Gegenwart von etwa 70 1 Volksgenoſſen geweiht. Die Mittel für den Ausbau haben die Städte des Ruhrgebiets zur Erinnerung an die Befreiung von der feind⸗ lichen Beſetzung geſtiftet. An der Feier nahmen Botſchaftsrat Dr. Forſter und der ſtellvertretende Militäattaché Haupt⸗ mann Speidel, ſowie der Vorſitzende der franzöſiſchen Frontkämpfer von St. Quentin und Vertreter der franzö⸗ ſiſchen und deutſchen Kriegsgräberfürſorge teil. Nach der Weihefeier erfolgten die Kranzniederlegungen. Mit einem ſtillen Gruß an die hier zur letzten Ruhe Gebetteten ſchloß die eindrucksvolle deutſche Weiheſtunde, während die Nacht ſich über die langen Reihen der ſchwarzen Holzkreuze ſenkte. Flottenparade vor dem König von England. König Georg V. wird auf der Höhe von Spithead am Dienstag die Jubiläumsflottenparade abnehmen. Mit insgeſamt 160 Kriegsſchiffen der Mittermeerflotte ſowie der Heimat⸗ und Reſerveflotten wird die Parade die größte Anſammlung eng⸗ liſcher Kriegsſchiffe ſeit 1914 ſein. Der Flottenparade folgt ein Vorbeiflug der Marineluftſtreitkräfte. Maximos griechiſcher Außen miniſter. Der frühere grie ⸗ chiſche Außenminiſter Maximos wurde von Staatspräſident Zaimis erneut als Rußenminiſter vereidigt. „Albert Gerdahlen iſt unſchuldig!“ Landgerichtsrat Hörner forſchte. „Womit wollen Sie das beweiſen?“ Sie ereiferte ſich.„Das weiß ich!“ 5 „Aber uns kann dies Wiſſen nicht genügen! Wir müſſen ſchon Beweiſe dafür bekommen, daß der Angeklagte unſchul⸗ dig iſt.“ 0 Sie ſah ihn feindſelig an. 5 „Beweiſe für ſeine Unſchuld!— Ja, die verlangen Sie! Warum gehen Sie denn von ſeiner Schuld aus! Warum gehen Sie nicht von ſeiner Unſchuld aus! Wie kann denr ein Menſch wie Albert Gerdahlen einen Mord begehen?“ Mund, als er an die Zeugin die Zwiſchenfrage richtete: „In welchem Verhältnis ſtehen Sie zu dem Ange klagten?“ ö Sie ſah ihn überraſcht an. „Ich?— Wir ſind eben gut Freund miteinander.“ „So?— Nur gut Freund!“ nur gut Freund!“ „Aber 17 groß ſammen. ſagen darf:„Er muß unſchuldig ſein!“ klagten!“ „Weil das meine Pflicht ist!“ „Und wo leiten Sie dieſe Pflicht her?“ „Weil— weil—“ Sie ſtarrte zu plötzlich laut aufſchluchzend die Hände vor das Antlitz. Albert, Albert! Sie wollen dich vernichten!“ 1 Es entſtand Lärm im hörern an. ihm etwas zu. „Nein, er wurde nicht getäuſcht.“ „Nicht?“ por: Es gab ein eifriges Tuſcheln am Richtertiſch. Der Staatsanwalt hatte einen ſpöttiſchen Zug um der Sie ſtarrte ihn fragend an, dann errötete ſie heftig. Ja Ihr Intereſſe an dem Angeklagten iſt auffällig „Das iſt doch natürlich! Wir leben nun drei Jahre zu Wir ſind einander zugetan wie Bruder unt Schweſter. Soll ich ihn da nicht ſo gut kennen, daß ich jetz! „Sie ſcheinen aber doch nicht ſo unparteiiſch zu ſein, wie Sie erzählen. Sie nehmen einſeitig die Partei des Ange⸗ Albert Gerdahlen hinüber und ſchlug Zuhöreraum. Die Verhandlung ſchien eine ganz neue intereſſante Wendung zu bekommen.— Alſo eine Liebesſache ſchien da auch noch hereinzuſpielen!- Der Vorſitzende brach das Verhör Sigrit Sundborgs al und kämpfte wieder einmal gegen den Lärm unter den Zu Plötzlich trat ein Gerichtsdiener zu ihm hin und flüſtert Da fuhr der Landgerichtsdirektor haſtig em Aus Stadt und Land Bermißte im Sand verſcharrk als Leiche aufgefunden. Die Stendaler Staatsanwaltſchaft beſchäftigt ſich augenblick⸗ lich mit der Aufklärung eines ſchweren Verbrechens, das vor einigen Tagen in einem Wald der Altmark entdeckt wurde. Dork wurde in einer Sandgrube die Leiche der bereits ſeit dem 28. Juni vermißten Hertha Pauliſch aus Groß⸗Ellingen im Kreiſe Oſterburg aufgefunden. Die Leiche war 70 Zenti⸗ meter mit Erde bedeckt. Die Ermittlungen haben ergeben, daß Hertha Pauliſch ermordet worden iſt, und zwar hat der Täter die Frau mit einem Lederriemen erdroſſelt. Arbeitsdienſt⸗Vormann in den Bergen abgeſtürzk. Der in Markt Grafing beheimatete Vormann des Arbeitsdienſtes Max Leib der Arbeitsdienſtabteilung Brannenburg iſt in den bayeriſchen Bergen vom Grat über die Heidwand abgeſtürzt und hat ſo den Tod gefunden. Dorfbrand in Polen. Im Wilna⸗Gebiet wurde ein gan⸗ zes Dorf durch eine Feuersbrunſt vernichtet. 16 Wohnhäuſer und 39 Wirtſchaftsgebäude fielen den Flammen zum Opfer. Neun Bauern erlitten bei dem Verſuch, ihre Habſeligkeiten zu retten, ſchwere Brandwunden. Exploſion auf einem franzöſiſchen A⸗Book. Das fran⸗ zöſiſche U-Boot„Eſpoir“, eines der modernſten Einheiten der franzöſiſchen Flotte, iſt während einer Nachtübung durch eine Exploſion ſtark beſchädigt worden. Zwei Offiziere und fünf Matroſen wurden ſchwer verletzt. Auf die SOS.⸗Ruſe des U-Bootes eilte ein Kreuzer dem U-Boot zu Hilfe und nahm die Verletzten auf. Drei von ihnen liegen hoffnungs⸗ los danieder. Von der Lokomotive angefahren. — Rottenburg, 13. Juli. Auf der Eiſenbahnbrücke der Bahnlinie Rottenburg—Niedernau ereignete ſich ein entſetz⸗ liches Unglück. Der verheiratete Zimmermeiſter Franz Saile aus Rottenburg und der ledige Zimmermann Paul Bieſinger aus Obernau waren auf der Brücke mit Ausbeſſerungsarbeiten beſchäftigt, als von Richtung Niedernau eine Leerzuglokomo⸗ tive heranbrauſte. Die Arbeitenden, welche die Lokomotive offenbar nicht rechtzeitig bemerkten, wurden von der Maſchine erfaßt. Hierbei zog ſich der Zimmermann Paul Bieſinger derart ſchwere Kopfverletzungen zu, daß er kurz nach ſeier Einlieferung in die Chirurgiſche Klinik nach Tübingen ver⸗ ſchied. Die Verletzungen des Zimmermeiſters Franz Saile ſind nicht lebensgefährlicher Natur. Grabſchändung in Potsdam Frontkämpferkreuz von den Jahnen abgeſchnitten. Potsdam, 15. Juli. In der Gruft der Friedenskirche, in der Friedrich Wilhelm IV. und ſeine Gehmalin Eliſabeih ruhen, haben bisher unbekannte Täter verſucht, das Eiſerne Kreuz von den die Särge deckenden Metallplatten zu enkfer⸗ nen. Die Sargdeckel weiſen ſtarke Beſchädigungen auf. Von den zwei Jahnen, dem einzigen Schmuck dieſer Gruft, waren die erſt vor einiger Zeit befeſtigten Fronkkämpferehrenkreuze abgeſchnitten worden. a Weiter werden folgende Einzelheiten bekannt: In der letzten Zeit ſchändeten Bubenhände die im Marly arten ſtehenden Marmorplaſtiken, den„Knaben mit dem Vogel⸗ neſt“ und die„Waſſerſchöpferin“, ohne daß man der Täter habhaft werden konnte. Dem Knaben wurden die Finger einer Hand und dem Vogel der Kopf abgeſchlagen. Die Waſ⸗ ſerſchöpferin wurde mit unflätigen Inſchriften an allen Kör⸗ perteilen verſehen. Nur mit großer Mühe konnte die Garten bauverwaltung die Plaſtik wieder reinigen. Jetzt nun würde, vermutlich von derſelben Bubenhand, das Vernichtungswerk fortgeſetzt 4 Der Täter ſcheint bei ſeiner Arbeit im letzten Augen⸗ blick geſtört worden zu ſein, denn es gelang ihm nicht, das Eiſerne Kreuz ganz zu löſen und mitzunehmen. Die Fahnen, das Feldzeichen des Königin⸗Eliſabeth⸗ Garde⸗Grenadier⸗Regiments, deſſen Chef die Königin war, und die Fahnen des aufgelöſten Könic sgrenadier⸗Regiments Friedrich Wilhelm IV. 2 aus Stettin, der einzige Schmuck der Gruft, lagen hinter den Särgen auf dem Erdboden. Von zwei von ihnen waren die erſt kürzlich daran befeſtigten Frontkämpferehrenkreuze abgeſchnitten worden. Ob der Täter das Ehrenkreuz an der dritten Fahne nicht geſehen hat, oder ob er in der Eile nicht mehr zum Abſchneiden des Kreu⸗ de kam, ließ ſich vorläufig noch nicht feſtſtellen. Die Pots amer Kriminalpolizei hat ſofort die Ermittlungen einge- leitet. Endlich erklärte der Vorſitzende laut. 5 ö „Soeben wird uns aus Langenau gemeldet, daß man den als Zeugen geladenen Diener des Ermordeten, Ottt Müller, deſſen ſonderbares Schreiben an den Herrn Verte diger des Angeklagten wir vorhin zur Kenntnis nahmen jetzt morgens im Park des Gutes Hohenfried erhängt auf gefunden hat.“ 1 Die Mitteilung löſte bei dem Publikum und ebenſo be! den Geſchworenen außerordentliche Erregung aus. 5 auf Der Staatsanwalt warf ärgerlich den Federhalter die Stimme des Verteidigers den Tiſch. i Mit einem Male drang durch den allgemeinen Lärm, und ſeine Worte waren gan dazu angetan, die Erregung auf ihren Höhepunkt zu treiben . ch mache das Gericht darauf aufmerkſam, daß dieſen jähe Tod des zeugen Otto Müller von großer Bedeutung fin dieſe Verhandlung iſt. Sie haben vorhin gehört, welch ſon derbaren Brief mir der Zeuge Otto Müller ſchrieb. Dieſen Brief gab er geſtern abend zur Poſt, und heute früh fin man Otto Müller erhängt im Park von Hohenfried!— Wa⸗ war es, das ſo plötzlich dieſen Mann in den Tod trieb“ Welche Veranlaſſung löſte den Entſchluß in ihm aus, ſic das Leben zu nehmen?— Dieſer Mann, der geſtern nod ſchrieb, er würde heute bei der Verhandlung Ausſagen ma chen können, die die Unſchuld des Angeklagten nachweiſeß würden, dieſer Mann, der mich ſo dringend in ſeinem vor? hin verleſenen Briefe bat, dem Angeklagten Mut zuzu⸗ ſprechen, dieſer Mann, der alſo geſtern noch das größte In“ tereſſe daran hatte, heute bei der Verhandlung zu erſcheinen und neue wichtige Erklärungen hinſichtlich der Ermordung Joachim Gerdahlens abzugeben— dieſer Mann iſt tot! Er hat ſich gerade in der Nacht vor der Verhandlung erhängt. — Trieb ihn ſein eignes Schuldgefühl in den Tod?— Ic gebe zu bedenken, daß wir hier vielleicht vor der W fung aller noch beſtehenden Rätſel bej dieſem Giftmord an⸗ gelangt ſein können! Die ſorgſame gerichtliche Unterſuchung wird ja einwandfrei feſtzuſtellen haben, was Otto Mülle den Diener des Ermordeten, jetzt in den Tod trieb!— 2 ſich aber hier noch Geheimniſſe vor uns aufbauen, die von ausſchlaggebender Bedeutung für die ganze Verhandlung ſein können, die unter Umſtänden die volle Unſchuld des Ange⸗ klagten nachweiſen können, ſo ſtelle ich den Antrag, d für heute anberaumte Verhandlung abzubrechen und al unbeſtimmte Zeit zu vertagen!“ a S ee — n 2 S 8888 —. 5 + 2 NA RNA r 0 8 20 n een n . nger mer Der⸗ Saile irche, Abel ſerne ilfer⸗ Von aren reuze 1 der arten ogel⸗ Täter inger Waf⸗ Kör⸗ irten⸗ Urde, werk 0 igen. das ibeth⸗ war, nents ick der Von tigten der n hat, Kreu⸗ Pots⸗ inge⸗ Alus dem badischen Laud Die Gemeindereform Keine Zerſtörung Age sc und wirtſchaftlicher Zuſammen⸗ änge. Karlsruhe, 15. Juli. Die badiſche Regierung trat unter dem Vorſitz des Reichsſtatthalters zu einer Sitzung zuſam⸗ men. Als erſter Punkt der Tagesordnung wurden wichtige Fragen der Gemeindereform beſprochen, wobei zum Ausdruck kam, daß bereits eine überaus große Zahl von Eingemeindungsanträgen vorliegen. In der Regierung beſteht Einmütigkeit darüber, daß auch bei Eingemeindungen der Geſſchtspunkt der Leiſtungsſteigerung im Vordergrund zu ſtehen hat. Bei allen Vereinfachungs⸗ und Sparmaßnahmen iſt darauf zu achten, daß keine organiſchen und wirtſchaftlichen Zuſammenhänge zerſtört werden. Daher werden bei der Prüfung der Eingemeindungsanträge ſtrengſte Maß⸗ ſt ä be angelegt. Um möglichſt raſch zu klaren Verhältniſſen zu gelangen, iſt in Ausſicht genommen, die Frage der Eingemeindungen bis zum 1. Oktober zum Abſchluß zu bringen. Bei der Be⸗ handlung der Kreisreform betonte der Reichsſtatthalter, daß die Partei auf alle Fälle mit eingeſchaltet werden müſſe. In Fortgang der Sitzung ſtand die auch ſchon früher behandelte Frage der Bebauung des Feldbergs zur Erörterung. Der Reichsſtatthalter iſt der Ueberzeugung, daß der Feldberg ſehr ausbaufähig iſt, betonte aber, daß die großartige Landſchaft keinesfalls durch die Errichtung von reinen Zweckbauten beeinträchtigt werden dürfe. Es müſſe unbedingt etwas Stabiles und Dauerhaftes geſchaffen werden. Weiterhin wurde die Notlage verſchiedener Städte und Gemeinden behandelt und Maßnahmen erörtert, die Abhilfe verſprechen, wobei vor allen Dingen auch ſeitens der be⸗ troffenen Gemeinden eine Anpaſſung beſtehender Induſtrie⸗ betriebe an die veränderten verkehrstechniſchen und wirt⸗ ſchaftlichen Bedingungen als notwendig bezeichnet wurde. ** — Genehmigker Losvertrieb. Dem Verein Krüppelhilfe E. V. in Dresden wurde die Erlaubnis zum Losvertrieb in Baden erteilt. — Der Rebenſtand in Baden Anfang Juli. In den badiſchen Weinbaugebieten ergab ſich Anfang Juli eine Auf⸗ beſſerung der Begutachtungsziffer von 2.6 im Vormonat auf 2.3. Im Konſtanzer Gebiet betrug die Begutachtungsziffer 2.3, im Freiburger Gebiet 2.0, im Karlsruher Gebiet 2.3 und im Mannheimer Weinbaugebiet 2.7. () Philippsburg.(Deviſen im Hühnerſtall.) In einer Blechdoſe im Hühnerſtall verſteckt fand man ſachkundig gebündelte 100 Reichsmark⸗Scheine und außerdem für etwa 3400 Mark Deviſen. Es handelt ſich um einen Betrag von insgeſamt 34000 Mark. Die Behörde hat ſich der Sache angenommen. Vermutlich handelt es ſich um das Geld von Deviſenſchiebern. g Neumühl bei Kehl.[Tödlicher Motorradun⸗ fall.) Der 23 Jahre alte Schloſſer Georg Geyer wurde abends auf der Heimfahrt von ſeiner Arbeitsſtelle in Offen⸗ burg von einem Laſtauto erfaßt und mit dem Motorrad ein Stück weit geſchleift. Dabei erlitt er ſo ſchwere Verletzungen, daß er kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus ſtarb. (—) Mimmenhauſen(Amt Ueberlingen).(Arbeit zum Gemeinwohl.) Die Korrektion der Aar iſt nunmehr ab⸗ geſchloſſen. Dadurch iſt jede Ueberſchwemmungsgefahr be⸗ hoben; auch die unmittelbar an die Flußufer angrenzenden Grundſtücke ſind durch die Tieferlegung des Bachbettes trok⸗ kener und dadurch ertragreicher geworden. An den Arbeiten, die ſich über 20 Wochen erſtreckten, nahmen neben Einheimi⸗ ſchen eine Anzahl junger Leute aus Mannheim teil. Selbſtmord, weil er nicht gezogen wurde. O Egringen(Amt Lörrach), 13. Juli. Aus Gram dar⸗ über, daß er bei der Rekrutenmuſte rung für untauglich be⸗ funden wurde, nahm ſich der 21jährige Max Geitlinger aus Egringen das Leben. Schon vor der Muſterung äußerte er Kameraden gegenüber, wenn er nicht gezogen werde, gehe er nicht mehr heim. Er verließ den Muſterungsſaal ohne von einem ſeiner Kameraden wiedergeſehen zu werden. Da er auch zu Hauſe nicht eintraf, ging man auf die Suche und fand ſeine Kleider am Rheinufer bei den Iſteiner Schwellen. Ein Brief, der dabei lag, ſetzte ſeine Angehörigen von ſeinem Vorhaben in Kenntnis. Die Leiche wurde ſpäter unterhalb Iſtein geländet. Geitlinger war der einzige Sohn ſeiner Eltern. * 546 FKraftfahrzeugunfälle in Baden Im Monat Mai. ( Karlsruhe, 12. Juli. Der Miniſter des Innern teilt mit: Im Monat Mai ereigneten ſich im Lande Baden 546 Verkehrsunfälle, bei denen mindeſtens je ein Kraftfahrzeug beteiligt war. Dabei wurden 314 Perſonen verletzt und 18 Perſonen getötet. Unter den Verletzten und Getöteten be⸗ finden ſich allein 56 Kinder. 342 Unfälle ſind auf unvor⸗ ſchriftsmäßiges Fahren, 180 auf die Schuld dritter Perſonen und 15 Unfälle auf Trunkenheit der Fahrzeugführer zurückzu⸗ führen. Von der Geſamtzahl der Anfälle entfielen 115 allein auf die Stadt Mannheim, 57 auf die Stadt Freiburg und 36 auf die Stadt Heidelberg. Die Polizei iſt angewieſen worden, gegen rückſichtsloſe Verkehrsteilnehmer mit aller Schärfe vorzugehen. In Monat Mai ſind 20 Kraftfahrzeug⸗ führern die Führerſcheine entzogen worden und ihnen die Er⸗ laubnis zur Führung von Kraftfahrzeugen jeder Art unterſagt worden. Die Lehren, die aus dieſen erſchreckend hohen Zahlen ge⸗ zogen werden müſſen, ſind folgende: 1. Kraftfahrer, nehmt Rückſicht auf die übrigen Verkehrs⸗ teilnehmer und fahrt in Eurem eigenen Intereſſe vor⸗ ſichtiger! 2. Radfahrer, fahrt nicht nebeneinander! 3. Fußgänger, bewegt Euch mit mehr Vorſicht auf der Fahrbahn! 4. Eltern, behütet Eure Kinder vor den Gefahren der Straße! Hinder, gebt mehr Acht auf der Straße! 8 Le Strafen für rückfällige Diebe. Der 20 Jahre alte Hermann Zahnleiter von Mannheim, ein rückfälliger Dieb, wurde am 12. April nachts auf dem Waldhof beim Transport von geſtohlenem Gut mit dem Rade von einem Schutzmann ertappt. Er mußte erſt angeſchoſſen werden, ehe er ſich verhaften ließ. Das Schöffengericht verurteilte ihn nun zu drei Jahren Gefängnis und Aberkennung der Ehren⸗ rechte auf die Dauer von drei Jahren.— Durch zwei Brief⸗ tauben und zwei Hühner konnken die 26 bezw. 30 Jahre alter Gebrüder Albert und Fritz Otto von hier des Dieb⸗ ſtahls von Geflügel überführt werden. In der Nacht zum 7. April ds. Is. hatten ſie aus einem Taubenſchlag 17 wert⸗ volle Brieftauben durch Einbruch geſtohlen und den meiſten die Hälſe abgeſchnitten. Der Eigentümer witterte den Dieb und fand in deſſen Schlag noch zwei Tauben. Der Dieb blieb hartnäckig dabei, er habe die Tauben rechtmäßig erworben und ſie ſeien ſchon lange im Schlag. Der wirkliche Eigentümer ließ die mit Ringen verſehenen Tauben fliegen und dieſe ſuchten ſofort ihren alten Schlag auf. Das gleiche war mit zwet Hühnern der Fall, die bei einem anderen Beſitzer von Albert Otto geſtohlen worden waren. Auch ſie troddelten, als man ſie aus dem fremden Stall holte, ſofort wieder ihrem Gehege zu. Das Schöffengericht verurteilte Albert Otto wegen Rückfalldiebſtahls zu einer Zuchthausſtrafe von drei Jahren und drei Jahren Ehrverluſt, Fritz Otto zu einer Ge⸗ fängnufsſtrafe von einem Jahr. Zuchthausſtrafen für Anbelehrbare Darmſtadt. Neun Angeklagte aus dem Kreiſe Groß⸗ Gerau ſtanden vor dem Strafſenat des Heſſiſchen Oberlan⸗ desgerichts in Darmſtadt und hatten ſich wegen verſuchten Wiederaufbaus kommuniſtiſcher Ortsgruppen zu verantwor⸗ ten. Die Angeklagten hatten bis in den Februar dieſes Jahres hinein Zeitſchriften verbreitet, Mitglieder geworben und Beiträge einkaſſiert. Es wurden verurteilt der 36fährige Ludwig Schulmeyer aus Mörfelden, der 33jährige Peter Roth II aus Groß⸗Gerau und der 36jährige Friedrich För⸗ ſter aus Nauheim zu je ſechs Jahren Zuchthaus, der 33⸗ jährige Philipp Reuter aus Groß⸗Gerau, der 23jährige Erich Wilker aus Mörfelden und der 23jährige Johannes Wetzel aus Nauheim zu je fünfeinhalb Jahren Zuchthaus, der 46⸗ jährige Wilhelm Scheuermann aus Mörfelden zu vier Jahren, der 38jährige Heinrich Hard und der 33jährige Ludwig Feut⸗ ner, beide aus Mörfelden, zu je drei Jahren Zuchthaus. Gegen ſämtliche Verurteilten, denen wegen ihres Ge⸗ ſtändniſſes die Unterſuchungshaft angerechnet wurde, iſt Po⸗ 1 lizeiaufſicht angeordnet worden. () Rückfälliger Hetzer. Das Geheime Staatspolizeiamt teilt mit: Der ehemalige SPD⸗ Funktionär Arno Ladenſack, wohnhaft in Lahr, wurde durch das Geheime Staatspolizei⸗ amt in Schutzhaft genommen und nach dem Schutzhaftlager Kislau verbracht. Ladenſack, der im Jahre 1933 in kürzerer Schutzhaft gehalten wurde, hat die anläßlich ſeiner Ent⸗ laſſung abgegebene Loyalitätserklärung nicht gehalten, ſon⸗ dern im Gegenteil durch gemeinſte Wühlereien und Hetzereien verſucht, ſeino markiſtiſchen Ideen weiterzuverbreiten. Von Scharfrichtern, Galgen und Hinrichtungen Ein Kapitel kurpfälziſcher Rechtspflege. N Von Otto Härdle. III Wie ſchon erwähnt muß das Einkommen der Scharf⸗ richter nicht gering geweſen ſein. Die kurpfälziſche Regie⸗ rung hat nach langen Beobachtungen feſtſtellen müſſen, daß die Scharfrichter getade nach Exekutionen oft über das normale Maß hinaus aßen und kranken. Im Jahre 1722 klagte die Regierung:„Es iſt ſeither ein nicht geringer Mißſtand in allhieſigen Landen obſerviert(beobachtet) worden daß bei peinlichen Exekutionen die Scharfrichter mit convocierung(Zuziehung) vieler ihrer Kamera⸗ den und Profeſſionsgenoſſen(Berufsgenoſſen) auf gnädig⸗ ſter Herrſchaftskoſten nicht wenig dehonchiren(2) und durch etliche Tage vor und nach den Exekutionen währendes pan⸗ quetiren nebſt ihrem ohnedem prätendierendem(bean⸗ ſpruchten) ziemlich hohen Lohn ein exceſives l(über⸗ mäßiges) Konto machen.“ Um die Einkommensverhältniſſe der Scharfrichter zu prüfen, ſtellte die Regierung durch Umfragen feſt, wie hoch eigentlich die Taxen der Scharfrichter bei ihrem vielfachen Hantierungen ſeien. Von ſämtlichen Scharfrichtern liefen nun die Antworten ein, ſo daß wir dadurch einen Einblick in die damalige Strafrechts⸗ und Unterſuchungsverhältniſſe bekamen. Dabei iſt uns weniger wichtig die Höhe der ein⸗ zelnen Lohnſätze, da wir ja doch den Blick für den da⸗ maligen Geldwert verloren haben, als die Zuſammenſtel⸗ lung all der grauenhaften, von Menſchen erdachten und an Menſchen angewandten Hinrichtungsarten, Folterungen und Leibesſtrofen. Das Verzeichnis iſt aus allen vorhan⸗ denen Antworten aufgeſtellt, die Höhe des Lohnſatzes iſt hin und wieder etwas verſchieden. Der Scharfrichter konnte für folgende Verrichtungen folgenden Lohn beanſpruchen: Mit der Tortur und Juſtiz aufwarten 1 fl 30 er(fl gleich 3 Gulden, er gleich Kreuzer), den Daumenſtock anzulegen 2 fl, den ſpaniſchen Stiefel anzulegen 3 fl, einen mit der Tortur auszuziehen 3 fl, an den Pranger zu ſtellen 2 fl, mit den Ruten auszuſtreichen 3 fl, den Galgen auf den Rücken zu brennen(was hauptſächlich Zigeunern gegenüber angewendet wurde) 5 fl, Naſe und Ohren abzuſchneiden 5 fl, die Zunge auszuſchneiden 5 fl, die Hand oder 2 Finger abzuhauen 5 fl. einem den Degen zu zerbrechen und ins Geſicht zu ſchlagen 10 fl, einen zu hängen 10 fl, einen mit dem Schwert hinzurichten 15 fl, einen armen Sünder zu begraben 2 fl, den Kopf auf den Pfahl zu ſtecken 5 fl, den Leib auf das Rad zu legen 5 fl, einen zu Rad brechen 15 fl, einen zu verbrennen 5 fl, den Scheiterhaufen aufzuſetzen 5 fl, von einem ſich ſelbſt Erhängten oder Entleibten hin⸗ auszuführen 10 fl, einen zu vierteilen 15 fl, die 4 Teile an die Straße zu hängen 3 fl, einen mit glühenden Zangen zu pfetzen 5 fl, einem Gottesläſterer oder ſonſtigen Verbrecher eine Maulſchelle zu geben 2 fl, einen auf die Bank zu legen und mit Gerten zu ſtreichen 3 fl, das Gerippe von einem vom Hochgericht abgefallenen Körper unter das Gericht zu Na fl. Erwähnen wollen wir noch, daß eine Ver⸗ ordnung von 1739 wiederholt, daß nach der kurpfälziſchen „Malefiz und peinlichen Halsgerichtsordnung“ Kindsmör⸗ derinnen„unnachläßlich in einem Sack zu ertränken ſeien“. Zum Schluß verſuchen wir, uns aus der ausführlichen Koſtenberechnung einer Hinrichtungen ein Bild von einer Verurteilung und Hinrichtung in Mosbach zu machen. Es handelte ſich um die Roſina Plattner und deren Tochter Anna Maria, welche des mehrfachen Kindsmordes beſchul⸗ digt waren. Der Mann der erſteren hieß wohl Hans Georg Plattner, während als Vater der Kinder der flüchtig ge⸗ gangene reformierte Schulmeiſter Felix Petri genannt wurde. Die beiden Frauen ſaßen vom 8. Oktober 1725 bis 22. April 1727 in Haft. Für die Wachmannſchaft und die Angeklagten brauchte man in dieſer Zeit 20 Klafter Holz an Heizſtoff, ferner Oel für Licht und das Eſſen. Un⸗ terſuchung und Verhandlung waren offenbar ſehr lang⸗ wierig Der Totengräber und ſeine Helfer ſuchten die heim⸗ lich vergrabenen Kindsleichen und gruben ſie aus, die dann Laltale ſeuudclaau Lindenblüten und Jasmin Jetzt blühen die Linden, und wenn auf dem erquick⸗ lichen Abendſpaziergang nach der ſchweren Arbeit des Tages uns die Düfte der Lindenblüten und des Jasmin umwehen. dann wiſſen wir erſt ſo recht, daß wir mitten im Sommer ſind. Nie war die Straße mit den alten Lindenbäumen ſo⸗ wunderſam wie jetzt, da der betörend ſommerliche Duft durch alle Fenſter in die Wohnungen weht, und immer ſind wir achtlos an jenem Haus mit dem Eiſengitter vorübergegan⸗ gen, das jetzt in eine Woge von Jasminduft eingehüllt iſt und vor dew alle Menſchen, die den Sommer genießen kön⸗ nen, ſtehenbleiben. f „Wir Kinder, im Juli geboren, Lieben den Duft des weißen Jasmin.“ ſingt ein zeitgenöſſiſcher Dichter. Ja, er hat recht, echte, ſonnendurchſtrahlte Julikinder ſind der Jasmin und die Lindenblüte. Wenn die Linden blühen, werden die Wieſen⸗ kahl— ſagt ein altes Sprichwort. Es iſt die Zeit der Heu⸗ ernte, und der von den Wieſen aufſteigende Geruch des trockenen Heues vermiſcht ſich mit den anderen ſommerlichen Blütendüften. Es iſt, als ob die Sonne ſich verdichtet hätte und uns in wunderſamen Düften umgeben wollte. Mit aller Gewalt ſtrömt der Sommer auf uns ein und ſchenkt mit vollen Händen ſein Beſtes. Das iſt die Zeit der Ferien und der abendlichen Spaziergänge längs der Lindenallee. die von innig⸗ſüßem Duft überſtrömt. Frauen und Mäd⸗ chen kommen mit Leitern und Körben und ſammeln die Lindenblüten, von denen ſie im Winter einen heilſamen Tee gegen Erkältungen und Fieber machen. Sie tuen recht daran. Denn ſo ſchnell die Blüte verweht, iſt auch der Sommer vorbei, und warum ſollen ſie nicht etwas einfan⸗ gen von der Wärme und Sonne der wunderſamen Jahres⸗ zeit, es nach Hauſe tragen in kleinen Körben und für den kalten Winter aufbewahren? Das iſt ſicher klug und rich⸗ tig. Aber über dem emſigen Sammeln und ſorgfältigen Aufbewahren ſoll man nicht vergeſſen, den Sommer auch richtig zu genießen. Alles Schöne im Leben und jede Freude wird uns geſchenkt ohne Verpflichtung, unerwartet und meiſt unverdient. Aber es iſt ja für uns da, wir ſollen es auch dankbar hinnehmen und genießen und nicht immer alles nur gleich ſammeln, beſitzen und aufbewahren wol⸗ len. Wir ſollen die Schönheit der Welt nicht mit Geſchäf⸗ tigkeit verderben. Sie wollen ſich uns ſchenken ohne Ent⸗ gelt, die kurzlebigen Kinder des Juli, die Lindenblüte und der Jasmin. Seien wir einmal ſelig wie Kinder und freuen wir uns rechenſchaftslos an dem Genuß des Geſchenkes. Es iſt Sommerzeit, wenn die Düfte des Jasmin und der Lindenblüte durch die Straßen wehen. Sammeln wir ſie nicht gleich ein, ſondern freuen wir uns daran, ſolange ſie blühen. Auf die Erfüllung folgt die Sehnſucht, und im dunklen Winter werden wir froh ſein, wenn wir das Ge⸗ ſchenk des Sommers im Herzen tragen. —— Das Silberjubiläum des hieſigen katholiſchen Stadtpfarrers Chr. Spinner geſtaltete ſich zu einem Feſttag für die ganze kath. Pfarrgemeinde. Schon am Vorabend bewegte ſich aus dieſem Anlaß eine Lichterprozeſſion durch verſchiedene Ortsſtraßen. Am Feſttag ſelbſt erſchienen viele Pfarr⸗ kinder am Tiſch des Herrn. Beſonders eindrucksvoll ge⸗ ſtaltete ſich dann der Feſtgottesdienſt in der ſchön aus⸗ geſchmückten Kirche. Nach der Ae zelebrierte das eierliche Hochamt der Jubilar, aſſiſtiert von Stadtpfarrer Schrempp und Prof. Allrich. Der Kirchenchor trug wäh⸗ rend dieſer Feier die Orcheſtermeſſe von Filke mit Orgel⸗ begleitung vor. 5 a a Am Abend verſammelte ſich die kath. Pfarrgemeinde im„Schloß“ zu einer Feſtfeier. Nach einem Feſtchor fand Stiftungsrat Grieſer herzliche Begrüßungsworte. Im wei⸗ teren Verlauf widmete beſonders Prälat Bauer⸗Mann⸗ heim dem Jubilar anerkennende Worte. Nach verſchie⸗ denen Anſprachen fand der Jubilar beſondere Dankes⸗ worte; der Kirchenchor brachte nun das„Halleluja“ von Händel zum Vortrag. Chor und Dirigent meiſterten ihre Sache vorzüglich. Nun folgte das Feſtſpiel„Ecce ſacer⸗ dos“. Mit dem Ambroſianiſchen Lobgeſang klang die Feierſtunde aus. * Die Wehrpflichtigen des Jahrgangs 1935 danken. Wir kommen der Bitte der Wehrpflichtigen, deren bun⸗ ter Abend ſo großen Beſuch aufwies, gerne nach, allen Beſuchern von hier und Ilvesheim für das bewieſene Intereſſe zu danken. Haben ſie doch mit ihrem Beſuch arbeitsloſe Künſtler und Berufsmufiker unterſtützt und zur Arbeitsbeſchaffung mitbeigetragen. N eee von einem Medicus, einem Barbier und der Hebamme unterſucht wurden. Den Angeklagten ſtand der Advokat Schwarz aus Karlsruhe zur Verfügung, der auch zwei Defenſionsſchriften(Verteidigungsſchriften) verfaßte. Wiederholt mußte ein Bote nach Karlsruhe geſchickt wer⸗ den, während Schwarz ſelbſt dreimal mit einer Chaiſe, die von drei Pferden gezogen ward, von Karlsruhe nach Mos⸗ bach kam. Das verteuerte natürlich die ganze Rechnung er⸗ heblich; betrugen doch die Koſten ſamt Hinrichtung 1028 fl 38 cr! Endlich fällte das Gericht den Urteilsſpruch, der auf Tod durch Enthauptung lautete. Bei der Verurteilung waren anweſend: die Prokuratoren, Defen⸗ ſoren, Beiſtand und Nachrichter, ferner„die reiſigen Amts⸗ diener und zehn Schützen, ſo bei dem Gericht aufwarten und in Harniſch gehen und den Miſſetäter von und zum Gericht begleften.“ 5 Der Tag der Hinrichtung war da(wahrſcheinlich der 22. April 1727). Zimmerleute, Schniede und Wagner hatten Arbeit. Die Nachtwächter„hatten eine Brücke über den Bach zur Exekution gemacht, auch den Kreis mit Stan⸗ gen beſetzt und ſolche(nach der Exekution) wieder abge⸗ brochen. Sollte das bedeuten, daß die beiden Kindsmörde⸗ rinnen von dieſer Brücke aus erſäuft wurden, oder aber die vorhandene Brücke durch das Beſchreiten durch die Mörderinnen nicht entweiht werden durfte? Der Scharf⸗ richter mit ſeinen Gehilfen war erſchienen, ferner wurden „bei Vollziehung dieſer Exekution gebraucht“ ſämtliche Ge⸗ leitsreiter des Amtes. Aus der Rechnung entnehmen wir weiter, daß nach der Exekution ſowohl den Handwerks⸗ leuten als dem Scharfrichter und ſeinen Gehilfen ein Mahl verehrt wurde. Auch der Amts⸗ und Stadtſchultheiß, die Geiſtlichen und das Gericht vereinigten ſich zum Schmauſe⸗ Das mag ein Toben und Toſen der Volksmenge in den Straßen und Gaſſen Mosbachs und auf dem Richtplatz ge⸗ weſen ſein! War doch eine ſolche Hinrichtung eine recht ſel⸗ tene Schaunummer in dem einfachen und anſpruchsloſen 1 eines Amts⸗ und Landſtädtchens von der Große osbachs. 5 8. 1 5 SVT„5 2 esd. 8 J ⅛ A * Gauturnſeſt in Karlsruhe. In Anbetracht des Gau⸗ turnfeſtes weiſen wir unſere Turner und Turnerinnen auf den veränderten Uebungsplan, wie im Inſeratenteil zu erſehen, hin. * Straßburgers Erfolg in Mannheim. Geht man ins Theater, zieht man ſich gut an. Zum Circus bringt man Stimmung mit. Die At⸗ maſphäre iſt's die hier Leben ſchafft. In der rieſigen Arena blitzen helle Lampen auf, es riecht nach Pferden Kamelen, Elefanten und anderem Getier. Bunte Uni⸗ formen, geſchminkte Lippen, kriſtalliſches Semigeglitzer, Trillerpfeife unartikulierte Laute, Peitſchengeknall und Clownsgelache: das iſt die Atmoſhäre, die Circus⸗ ſtimmung. Straßburger iſt die Senſation des Tages. Sein Programm großartig. . Die Pferde, ein beſonderes, außergewöhnliches Er⸗ eignis. Wenn die Tiere vor den Menſchen erwähnt werden, ſo geſchieht das nicht nur der Quantität, ſondern auch der Qualität wegen. Wer noch keinen Pferde⸗ verſtand hat, kann ihn ſich hier holen. Falben, Rappen, Schimmel, in jeder Farbe kann man ſie ſehen. Auch in der Größe und Breite. Und wenn Menſchen ſich auf ihnen produzieren, hält man den Atem an, ſo ſchön, ſo berauſchend, ſo entſetzlich wagemutig erlebt man ſie. Aber es paſſiert nichts. 5 Auch die Menſchen, die hoch oben am fliegenden Trapez ihre halsbrecheriſchen Kunſtſtücke zeigen, von einer Schaukel zur anderen fliegen, an Beinen hängen, Zähnen, Zehen, und Zöpfen, alle kommen lächelnd wie⸗ der auf den Boden als wollten ſie ſagen: das könnt ihr doch auch. Chineſiſche Gaukler, Deutſchlands beſte Ikarier, nervenaufpeitſchende Künſte, auf raſendem Motorrad und halsbrecheriſche Balancen unter der Circuskuppel. prachtvolle Löwen⸗, Bären⸗ und Elefanten⸗Dreſſuren, komiſche und klaſſiſche Reitſzenen, unglaubliche Leiſtun⸗ gen auf Fahrrädern uſw., all das und noch viel mehr, belebt die Manege. Und alles, was geſchieht, hat Tempo, Schwung und Begeiſterung. Die Clowns ſorgen für Stim⸗ mung, machen Blödſinn und Unſinn. Und kein Blöd⸗ ſinn iſt zu blöde, um belacht zu werden. Clowns ſind wichtig für jeden Cirkus. Straßburger legt beſonderen Wert darauf. Die Stimmung des vollbeſetzten Hauſes bewies die Richtigkeit. Circus Straßburger hat Senſation ver⸗ ſprochen, und was wichtiger iſt, auch gehalten. Wie in der Arena der Atem ſtockt, ſo bei der Beſchreibung die Feder. Ein Circus will erlebt und erſchaut ſein. Straßburger ruft, geht hin und ſchaut. Zu aen Vor⸗ ſtellungen ſind noch Eintrittskarten zu haben, eilt, denn denn der Andrang zu Straßburgers phänomenalem Circus iſt gewaltig. Lebensmüde. Ein in Sandhofen wohnender Mann verſuchte durch Einatmen von Leuchtgas ſich das Leben zu nehmen. Durch das Hinzukommen der Ehefrau konnte der Lebensmüde an der Ausführung ſeines Vorhabens gehindert werden. Der Grund zur Tat ſoll in Familienſtreitigkeiten zu ſuchen ſein. 1 Bleibe friſch um die heiße Jahreszeit voll ausnutzen zu können. Das richtige Sommerwetter iſt dieſes Jahr ganz plötz⸗ lich gekommen und wurde beſonders freudig von denen be⸗ rüßt, die ſich beglückwünſchen können, gerade dieſe Wochen für ihre Ferien ausgewählt zu haben. Während jene den herrlichen Sonnenſchein an der See, im Gebirge oder auch ſonſtwo zu Hauſe im Grünen voll auskoſten und das Schönſte aus ihrer freien Zeit heraus⸗ holen, iſt mit der Hitze doch für die Mehrzahl der Menſchen, beſonders in der Arbeitszeit, manche Unannehmlichkeit ver⸗ bunden, bis ſie ſich den völlig veränderten Witterungsver⸗ hältniſſen in ihrer Lebensweiſe angepaßt haben. Das erſte und natürlichſte iſt einmal, ſeine Zuflucht zu leichterer und vor allem weniger Kleidung zu nehmen. Aber dann kommt das viel wichtigere Problem: die richtige Nahrung! Die meiſten Menſchen leiden im Sommer an Appetitloſigkeit, wenn ſie nicht die richtigen Gerichte auszuwählen verſtehen. Tatſächlich hängt die Geſundheit im Sommer genau ſo ſehr von der jahreszeitlichen Ernäh⸗ rung ab wie im Winter. Eine kleine Hungerkur hilft alſo nicht im geringſten, im Gegenteil, der Körper braucht Auf⸗ bauſtoffe beſonders im Sommer, um nicht von der Hitze zu erſchlaffen, ſondern widerſtandsfähig zu bleiben. Man kann natürlich gewiſſe Diätregeln niederlegen, aber in der Hauptſache ſollte es ſich die geſchickte Hausfrau nicht nehmen laſſen, Abwechſelung in die Mahlzeiten zu bringen und alles ſo anzurichten, daß es unbedingt ein⸗ ladend und appetitanregend wirkt. Aber wie? fragt manche Hausfrau. Nun, es braucht wirklich nicht immer mit be⸗ ſonderen Koſten und Arbeit verbusden zu ſein. Salat kann man in allen Variationen immer wieder auf den Mittags⸗ und Abendtiſch bringen. Auch braucht er nicht immer zu⸗ ſammen mit kaltem Fleiſch oder Fiſch gebracht zu werden, ſondern es gibt unzählige Arten, Salat als Hauptmahlzeit anzurichten, und der Appetit wird ſich wieder einſtellen. Kommt ſolch eine Glasſchüſſel auf den Tiſch, die man mit Salatblättern ausgelegt und in die man kleinge⸗ hacktes Fleiſch, Huhn oder Zunge mit etwas Mayon⸗ naiſe und Apfelſtückchen vermiſcht hineingetan und die ganze Sache mit Scheiben harkgekochter Eier garniert hat, dann wird jeder tüchtig zulangen, wenn es auch noch ſo heiß iſt und man eigentlich gar keinen Appetit hatte. Um die Mahlzeit nun ganz vollkommen zu machen, geben wir noch Obſt dazu. Schon beim Frühſtück können wir mit Obſt anfangen, eine Schnitte Brot dazu, und es wird uns viel beſſer bekommen als belegte Brote. Zum Nachmittagskaffee wieder ein Butterbrot mit Bananen⸗, Tomaten oder auch Gurkenſcheiben. 5 Und nun die Getränke! Jeder weiß, daß er bei heißem Wetter nicht gierig ſeinen Durſt ſtillen, ſondern vorſichtig und ſchluckweiſe Getränke zu ſich nehmen ſoll. Fruchtſäfte ſind immer erfriſchend, ebenſo Milch, die das ganze Jahr hindurch unſer gefündeſtes Getränk iſt. Bei heißem Wetter gibt es eine beſonders vorzügliche Art, Milch zu ſervieren, die nur wenigen bekannt ſein dürfte. Man gießt den Saft einer Orange in einen Krug, gibt ein halbes Liter kühler Milch hinzu und ſchlägt das Ganze mit einem Schneebeſen leicht ſchaumig. Die Milch wird dann nicht gerinnen. Es iſt ein herrlicher Trunk mit etwas nußähnlichem Geſchmack. Das Geheimnis, die heiße Jahreszeit fröhlich und ge⸗ fund aus koſten zu können iſt, ſich friſch zu halten und daun die Mußeſtunden an den Abenden und am Wochenende den ganzen Sommer hindurch auch wirklich zu genießen. Wiſſenſchaft gegen Berufs krankheiten Im Krankenhaus Berlin⸗Neukölln befindet ſich das Univerſitätsinſtitut für Berufskrankheiten. Dort wurde auch ein eigenartiges Fachmuſeum gewerbehygieniſcher Art ge⸗ ſchaffen, das den jungen Medizinſtudenten und Wiſſenſchaft⸗ lern einen wertvollen Anſchauungsunterricht über Berufs⸗ krankheiten gibt. Das Muſeum erzählt von dem ununterbrochenen Kampf, den die Medizin gegen die Berufskrankheiten führt. Es zeugt aber auch von jenem Heldentum des Alltags, in dem unbekannte, namenloſe Arbeiter die Hauptrolle ſpielen. Wir finden faſt in jeder Induſtrie irgendwelche Gefahren, die den Arbeitsmann bedrohen. Gefahren, die durch Hygiene und durch Anwendung der Schutzmittel abgewandt werden können. Aber Gefahr ſtumpft ab, und ſo läßt oft mancher Arbeitskamerad die notwendige Vorſicht außer acht. Ein ſchlimmer Feind des Arbeitsmannes iſt der Staub. Verſchiedene Erzeugniſſe aus Kunſtharz erzählen von den Gefahren in chemiſchen Betrieben, von ſchweren Hautaus⸗ ſchlägen uſw. In Spiritus aufbewahrt ſehen wir zuſam⸗ mengeſchrumpfte Nieren als Folgen von Bleivergiftungen. In Modellen zeigen ſich die Verheerungen der Strahlenpilz⸗ erkrankung, wie ſie manchmal in der Landwirtſchaft vor⸗ kommt. Andere Modelle veranſchaulichen Gebißveränderun⸗ gen bei Glasbläſern in der Heiminduſtrie. Tafeln ſchildern uns die Krebsgefahr bei Arbeitern mit Teer oder Anilin, die Gefahren der Röntgenſtrahlen für Mediziner, die eben⸗ falls ohne ſtändigen Schutz beim dauernden Umgang mit Röntgenapparaten vom Krebs bedroht ſind. Modelle von Bäckerekzemen, Tafeln von Augenentzündungen bei anor⸗ malen Lichtquellen— immer wieder iſt es ein Mahnruf an die Arbeitskameraden, unbedingt die Schutzgeräte zu gebrauchen. Viele Quellen für Berufskrankheiten ſind bereits durch die moderne Chemie, Technik und Hygiene ausgerottet. Elektriſche Unfälle mit ihren gefürchteten Verbrennungen mahnen zu beſonderer Vorſicht. Da ſehen wir eine mumien⸗ artige Hand, die ein Arbeitskamerad aus der Elektrotechnik durch Starkſtrom verlor. Wo noch Schäden zu bekämpfen ſind, findet der deutſche Arbeiter in dieſem Inſtitut einen tatkräftigen Bundesgenoſſen. 22000 baheriſche Zuß für ſechs Kreuzer! Die erſten deutſchen Eiſenbahn⸗Fahrkarken. Die Eiſenbahnfahrkarte bedeutet dem Reiſenden heut⸗ zutage meiſt nicht mehr als ein Stückchen Pappe, das er kau⸗ fen, vorzeigen und abgeben muß, und das er vor allen Din⸗ gen nicht verlieren darf. Wer nimmt ſich die Zeit, ſie einmal in Ruhe anzuſehen? Die beherzten Leute aber, die vor hun⸗ dert Jahren ſich dem erſten deutſchen„Dampfwagen“ der Ludwigsbahn e e anvertrauten, betrachteten ihr„Billet“ gewiß mit Andacht. Noch war für ſie die Eiſen⸗ bahn auch in ihren unſcheinbarſten Betriebseinrichtungen vom ſpannenden Zauber des Neuen, des Unbekannten um⸗ geben. Eine freudige ee war ſchon der Preis der bunten Kärtchen, die zu einer„22 000 bayeriſche Fuß“, d. h. rund ſechs Kilometer langen Fahrt mit dem neuen Wunder⸗ gefährt berechtigten. Zwölf Kreuzer nur für die teuerſte Wa⸗ genklaſſe mit Polſterſitz und Glasfenſtern, wie in der feinſten Diligence! Das war nur die Hälfte des Betrages, den man bisher für eine Eilwagenfahrt, gar nur der ſiebente Teil des Geldes, das man für eine Külfchenreſſe zwiſchen Nürnberg und Fürth zu zahlen hatte! Für neun Kreuzer war es nicht ganz ſo bequem, aber ein Dach war doch vorhanden, und ſelbſt für ſechs Kreuzer, auf der Holzbank des offenen Wa⸗ gens, ging es immer noch geſchwinder als mit der Eilpoſt. Hübſche Farben hatten die„Billets“ Sie paßten gut zu den farbigen Fräcken der Herren und den bunten Hutbändern der Damen in den Abteilen. Aber die Farbe der Fahrkarte entſprach nur einem ſachlichen Zweck. ſie zeigte den Taa der Reiſe an. Die Abfahrtszeit wär aufgedruckt. Mit klaren Worten ſprach die Bahnverwaltung auf der Fahrkarte aus, daß ſie nur für den Tag und zu der Fahrt gültig ſei,„für welche ſie gelöſt worden“. Während der Fahrt ſammelte ein Beamter die Fahr⸗ karten ein, und an dem Tage, an dem die gleiche Farbe wieder fällig war, wurden die Kärtchen wieder benutzt. Der Fahrgaſt von dazumal war ſchon deshalb genötigt, ſeine Fahrkarte gewiſſenhaft anzuſehen, weil darauf Wagen und Abteil vermerkt ſtanden, in denen er Platz zu nehmen hatte. Schon bei der Poſtkutſche hatte man den Fahrgäſten die Plätze zugewieſen. Die Eiſenbahn kam ſpäter von die⸗ ſem Verfahren ab, ließ es jedoch lange nachher in verbeſſer⸗ ter Form in der Platzkarte wieder aufleben. „Des Menſchen Zierat iſt ſein Hut“ Dieſer Auffaſſung des Kellermeiſters in Schillers„Picco⸗ lomini“ iſt jetzt auch der Schah von Iranien(Perſien) beige⸗ treten. Als er das neugewählte Parlament eröffnete, hat⸗ ten die Miniſter und Abgeordneten dem uralten Landes⸗ brauch zuwider ihre Kopfbedeckung abgenommen. In ſeiner Thronrede erklärte hierauf der Schah, daß vom 8. Juni d. J. an die bisherige Landestracht fallen ſolle und alle Miniſter, Abgeordnete und Staatsbeamten nach europäiſchem Vorbild Hüte tragen müſſen. Nach europäiſchem Muſter ſei auch zu grüßen, und beim Eintritt in ein Zimmer das Haupt zu entblößen. Dieſe Regierungsmaßnahme kommt in Iranien nicht überraſchend, denn ſie war ſorafältig vorbereitet und ſchon vor zwei Jahren angekündigt worden. Das Schickſal Aman Ullahs von Afghaniſtan hat die Machthaber des nahen und mittleren Orients veranlaßt, ihre geſellſchaftlichen Reformen nicht zu überſtürzen, ſondern mit der Einführung abend⸗ ländiſcher Sitten und Gewohnheiten laugſam und ſchrittweiſe voranzugehen. Gazi Kemal Atatürk, der Führer der Türken, iſt in dieſer Hinſicht vorbildlich geworden, und der Herrſcher der Iranier, der mit Ankara freundliche Beziehungen unter⸗ hält, hat ſich zu genau der gleichen Taktik entſchloſſen. Es dürfte ihm nicht ſchwerfallen, ſeine Politiker und Be⸗ amten ſchnell unter einen Hut zu bringen. Ihr Beiſpiel wird wie überall, auch bei der Arbeiterſchaft und mit der Zeit wohl auch bei den Bauern ziehen. Nach türkiſchem Vorbild ſoll in Iranien auch der Schleier fallen. Schon ſeit Jahren werden dazu die näheren Vorberei⸗ tungen getroffen. In den oberen Geſellſchaftsſchichten der Hauptſtadt iſt der Schleier in den letzten Jahren allmählich verſchwunden. Den Volksſchullehrerinnen iſt in Mädchenſchu⸗ len ſein Tragen behördlich verboten worden. Religion und Tradition ſind hier freilich große Hemmniſſe, allein es iſt hier nur eine Frage der Zeit, und der Schleier wird auch in Jranien gefallen ſein.. Für 10 Pfennig 1000 Mark gewonnen. In Berlin hat ein Losverkäufer der Arbeitsbeſchaffungslotterie ſeiner Kund⸗ ſchaft den Erwerb eines Loſes dadurch erleichtert, daß er für jedes fünf Anteilſcheine über 10 Pfennig abgibt. Gewinnt das Los, ſo erhält jeder der Beteiligten den fünften Teil des zur Auszahlung kommenden Betrages. Jetzt nun kam das Glück in Form eines 5000⸗Mark⸗Gewinnes über eine Gruppe von fünf Perſonen, von denen ſomit jeder für ſeine 10 Pfennig einen Gewinnanteil von 1000 Mark erhielt. Der, der das Los dem Kaſten entnahm und hiermit allen Beteiligten das Glück brachte, iſt ein Arbeitsloſer, ein Vater von fünf Kindern. Der zweite Tauſender fällt auf eine Familie mit vier Kindern, deren Oberhaupt gleichfalls arbeitslos iſt. Der dritte Teilhaber des Glücksloſes iſt ein Straßenhändler, für den der Gewinn die Rettung ſeines verſchuldeten Handels bedeutet. Der vierte iſt ein SA.⸗Mann, ebenfalls arbeitslos, und der fünfte Tauſender fällt einer ſeit neun Jahren kranken Frau zu, der das Geld die Mög⸗ lichkeit gibt, ſich einer längſt notwendigen eingehenden ärzt⸗ lichen Spezialbehandlung zu unterziehen. So hat das Glück diesmal ſeine Gaben wirklich an rechter Stelle verteilt. Danksagung. Für die große Anteilnahme beim Heimgange unserer lieben Mutter sagen wir allen unseren innigsten Dank. Familien J. SöBer u. Ph. Transier. Mhm.Seckenheim, 15. Juli 1935. Montag: 8.30210 Uhr Turnerinnen Dienstag: 67.30 Uhr Schüler 8.30 10,15 Uhr Turner Mittwoch: 6.1.30 Uhr Schülerinnen 8.3010 Uhr Frauen Donterstag: 8.30 10.15 Uhr Turner Freitag: 6 30 Uhr Schüler ö 85 8.3010 Uhr Tu kerinſten Samstag: 8.30 10.15 Uhr Turner. Turnverein 98, e B., Mannheim⸗Seckenheim. UAebungsplan: Für die Einmachzeit empfehlen wir; in allen Größen i, Junger Mann Finmach bpfe über die Ernte geſucht. Kloppenheimerſtraße 17. per Liter 14 Pfg. 5 a Johann c Würthwein Sbfihſſel Klesacker Baufaterialien f 11 Ar und Jaſtallationsartitzel 5 5 Kloppenheimerſtraße 37. 2. Schnitt, zu verkaufen. Schwabenſtraße 6 (neben Färberei Röſch). zu vertzaufen. Zimmergeſchäft Bühler, und Größe f Haupiſtraße 110. 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