n n gemx ach Baß ganze 55 K n. Vo d immg ergeben rbroche ner we vird gz pelle ag an dez und erf Zewohh auf dez jährige hön un 14 h emu 516“ . Jul ellingen ittwoch Miez ), Sog, C 150 ng de 5.5 — irche. tion de t. eſper, iche. inftatſ r Fichtl Auf nes rech sich nuß enn und rift jele 2. Blei zu Wr. 167 Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Bei Kriegsvorbereitungen pflegen ſonſt die beteiligten Länder ihre Rüſtungen nach Möglichkeit geheimzuhalten. Als Italien in ſeinem Konflikt mit Abeſſinien die umgekehrte Methode einſchlug, nahm man das als günſti⸗ ges Anzeichen dafür hin, daß Muſſolini durch eine militä⸗ riſche Demonſtration großen Stiles doch auf unblutige Weiſe möglichſt viel aus Abeſſinien herausſchlagen wollte. Die Szene wechſelte dann aber ſehr bald. Es wurden Reden gehalten und Artikel geſchrieben, nach denen es kaum noch ein Zurück gab. Augenblicklich häufen ſich wieder die Nach⸗ richten über die Truppenverſchiffungen und Materialzu⸗ fuhren nach den italieniſchen Gebieten in Oſtafrika. Das diplomatiſche Kuliſſenſpiel läßt faſt vermuten, daß doch noch ſo etwas wie eine italieniſch⸗engliſch⸗franzöſiſche Ver⸗ ſtändigung über Abeſſinien zuſtande kommt. Die Frage würde aber dann noch ſein, ob eine Einheitsformel der Mächte die Zuſtimmung Abeſſiniens finden würde. Inzwi⸗ ſchen hat ſich ein deutlicher britiſcher Frontwechſel voll⸗ zogen. England iſt heute den Forderungen Italiens nicht mehr ſo abgeneigt. In der Londoner Preſſe diskutiert man neuerdings die Frage ziemlich offen, daß der Völkerbund Italien ein Mandat über Abeſſinien erteilen ſoll. Das wäre zwar ein höchſt unlogiſcher Ausweg, da man bisher in Genf immer nur von den abeſſiniſchen Beſchwerden gegen Italien gehört hat. Aber es läßt ſich nun einmal nicht leugnen, daß jetzt ganz offen davon geſprochen wird, daß Italien auf der bevorſtehenden Genfer Ratstagung ſeine Vorwürfe gegen Abeſſinien vorbringen wird Sie ſind nicht neu. Abeſſinjen habe nichts zur Unterdrückung der Skla⸗ verei getan, es ſei unfähig, ſeine Grenzen feſtzuſetzen und eine geordnete Verwaltung einzurichten. Weil es ſeine Vr⸗ pflichtungen nicht erfüllt habe, werde es einem Mandat des Völkerbundes unterſtellt, das ſelbſtverſtändlich Italien übertragen werden würde. Dabei könne Abeſſinien ruhig im Völkerbunde bleiben. Es gibt dafür ſchon einen Präze⸗ denzfall, nämlich den Irak, der zwar ſtaatlich ſelbſtändig als Völkerbundsmitglied auftritt, aber doch noch ſtarken engliſchen Kontrollen unterſtellt iſt. Lehnt Abeſſinien einen ſolchen Vorſchlag der Einheitsfront der Großmächte ab, dann überläßt man es den italieniſchen Truppen, nachdem Abeſſinien aus dem Völkerbunde ausgeſtoßen iſt,„Ord⸗ nung“ zu ſchaffen. Das würde dann beileibe kein Krieg ſein, ſondern nur eine Strafexpedition. Etwas ſchwieriger liegen für England die Fragen, wie ſich Japan und die Vereinigten Staaten von Amerika mit einer ſolchen Zwangsregelung abfinden würden. Japan pocht trotz ſeiner Neutralitätserklärung energiſch auf die Wahrung ſeiner wirtſchaftlichen Rechte, und die Vereinigten Staaten erleben augenblicklich eine Volksdemonſtration für die Achtung vor dem Kelloggpakt. Jedenfalls würden die Italiener auch bei einer Kapitulation des Kaiſers Haile Selaſſies noch keineswegs die Befriedung des großen Berglandes erreicht haben. Im Gegenteil. Die ſehr eigenwilligen Bergſtämme würden eine ſolche Kapitu⸗ lation als Verrat ausgeben, und bei dieſer Gelegenheit die Selbſtändigkeit zu erkämpfen ſuchen. Darum iſt auch nicht anzunehmen, daß das amtliche Abeſſinien ſelbſt einer Ein⸗ heitsfront der Großmächte gegenüber weichen wird. Ein Krieg in Afrika, auch wenn er von den Italienern als Straf⸗ expedition ausgegeben wird, birgt immer gefährliche Ent⸗ wicklungsmöglichkeiten in ſich. Brennt es erſt in Abeſſinien, dann beſteht eben doch die Gefahr, daß der Brand auch auf andere Gebiete überſchlägt. Die zum 1. Auguſt erfolgenden 4000 Umbeſetzungen höherer militäriſcher Stellungen in der japaniſchen Armee und der Rücktritt General Mazakis deuten auf eine entſcheidende Wendung in der japaniſchen Militär⸗ politik hin. Eine Sonderſitzung des Oberſten Kriegsrates P galt dieſen bevorſtehenden Maßnahmen, die eine Beſefti⸗ gung der Autorität und die Einheit der Armee zum Ziele haben und viele perſönliche Opfer fordern werden. Kriegs⸗ miniſter Hayaſchi erklärte, daß er entſchieden durchgreifen werde. Die Stimmung im Oberſten Kriegsrat kann als ſehr ernſt bezeichnet werden. Die Preſſe betont, daß Hayaſchi mit dieſen bedeutſamen Maßnahmen ſeine Gegner beſiegen wolle, die ihn wiederholt zu ſtürzen verſuchten Schon der Rücktritt General Mazakis laſſe erkennen, daß durch eine durchgreifende Perſonalreform die Widerſtände in der Ar⸗ mee beſeitigt und die Autorität und Einheit wiederherge⸗ ſtellt werden ſoll. In der Armee, ſo berichten einige Blät⸗ ter, habe eine Oppoſitionsgruppe beſtanden, die vom frü⸗ heren Kriegsminiſter General Araki und General Mazaki angeführt wurde. Kriegsminiſter Hayaſchi werde künftig alle widerſtrebenden Führer rückſichtslos beſtrafen. In po⸗ litiſchen Kreiſen erinnert man in dieſem Zuſammenhang in die eigenmächtigen Veröffentlichungen von Denkſchriften oder die vielfachen Eingriffe von Militärperſonen in die in⸗ nere Politik. Auch auf außenpolitiſchem Gebiete, ſo in der China⸗Frage und bei der Ernennung des Botſchafters Ariyoſchi, hätten ſich dieſe Einflüſſe geltend gemacht. Die Tatſache, daß Juden im ſchützenden Dunkel eines Lichtſpieltheaters in Berlin glauben, demonſtrie⸗ rend und ruheſtörend auftreten zu können, hat nicht unbe⸗ rechtigtes Aufſehen und eine nicht ſehr duldſame Empörung in der Oeffentlichkeit ausgelöſt. Bilden ſich unſere ſemi⸗ tiſchen Gäſte vielleicht ein, in Deutſchland bereits wieder Morgenluft wittern zu können? Das Ausland wird einer⸗ ſeits aus den Proteſten, die gegen das herausfordernde Benehmen der Juden erhoben werden, vielleicht wieder eine Art blutigen Judenprogroms zu konſtruieren ver⸗ ſuchen, aber andererſeits bei objektiver Betrachtung der Dinge auch zugeben müſſen, daß der nationalſozialiſtiſche Staat eine bewundernswerte Langmut an den Tag gelegt haben muß, wenn Berliner Juden bereits wieder Lärm zu machen ſich erdreiſten. Das Kurioſeſte an der ganzen An⸗ gelegenheit iſt allerdings, daß der Film, gegen den ſich die jüdiſche„Empfindlichkeit“ wendet, nicht einmal in Deutſch⸗ land hergeſtellt worden iſt, ſondern bereits vor der Macht⸗ übernahme im Ausland über die Leinwand lief und ſtarken Beifall auslöſte. Wenn er auch von einer deutſchen ſtaat⸗ lichen Stelle ein beſonders günſtiges Prädikat erhalten hat, ſo dürfte ſich ja nach dem eben Geſagten gar nichts Ab⸗ ſonderliches zugetragen haben. Warum alſo die Aufregung unſerer ſüdiſchen Gäſte? Sie haben das Gegenteil von dem erreicht, was ſie ſich vielleicht einbildeten. Das deutſche Volk iſt durch ihr ungeſchicktes und unangebrachtes Zutun wieder von neuem auf ſie und ihre Art aufmerkſam gewor⸗ den und wird ihnen zu verſtehen geben, wie ſich geduldete Gäſte im Dritten Reich zu benehmen haben. Sie haben ihre Rechnung ohne den Wirt gemacht und ſind zum Opfer einer völlig mißglückten und für ſie höchſt unangenehmen ſelbſt inſzenierten Fehlſpekulation geworden. Ueber in deutſchen Theatern und Lichtſpielhäuſern gezeigte Kunſt⸗ werke entſcheidet allein das deutſche Volk. Fleiſchpreiserhöhung ausgeſchloſſen Eine Erklärung aue dem Reichsernährungsminiſterium. Auf einer Tagung der Berliner Fleiſcherinnung wurde Mitteilung gemacht von einer Beſprechung im Reichsernäh⸗ rungsminiſterium, bei der das Fleiſcherhandwerk die Schwierigkeiten erörterte, die ſich aus der Erhöhung der Schlachkviehpreiſe ergeben. Wie die„Deutſche Fleiſcherzei⸗ kung meldet, iſt bei dieſer Gelegenheit von den Vertretern der Regierung ausdrücklich erklärt worden, daß eine Er⸗ 4 0 755 Beg de bree für Fleiſch ausgeſchloſſen ei, weil der Reallohn der breiten Verbraucherſchichten ni geſchmälert werden dürfe.„„ Vom Barock zum Klaſſizismus Sonderſchau in heidelberg. Im Kurpfälziſchen Muſeum zu Heidelberg wurde eine Sonderſchau eröffnet, die dem Kurfürſten Carl Theodor und ſeiner Zeit gewidmet iſt. Dieſer letzte Pfälzer Kurfürſt, der im Jahre 1777 die pfälziſchen und bayeriſchen Lande des Hauſes Wittelsbach nach einer Tren⸗ nung von viereinhalb Jahrhunderten wieder in einer Hand vereinigte, war keine überragende Geſtalt, wie etwa ſein Zeitgenoſſe Friedrich der Große, aber eine kluge, vom be⸗ ſten Wollen beſeelte Perſönlichkeit, die es verſtanden hat, ihr Land vor kriegeriſchen Verwicklungen zu bewahren. Earl Theodor war keine militäriſche Natur. aber ein eif⸗ riger Freund der Wiſſenſchaften und ſchönen Künſte, ſo daß ſein Hofleben in Mannheim und Schwetzingen als glänzender Höhepunkt der zweiten Hälfte des 18. Jahr⸗ hunderts galt. Man kann die Herrſcher des Rokoko nicht mit heutigen Augen ſehen, ſondern muß berſuchen, ſie aus ihrer Zeit heraus zu verſtehen, deren echtes Kind Carl Theodor mit all ſeinen Vorzügen und Schwächen war. Die Städte Mannheim, Schwetzingen, Düſſeldorf, München und ſeſhſt Heidelberg ſind ihm für die unter ſeiner Regierung geſchaffenen Kunſtdenkmälern zu Dank verpflichtet, wenn⸗ geich es ihm im Zeitalter der Aufklärung und des Auf⸗ ſchwunges von Literatur und Wiſſenſchaft auch nicht ge⸗ lang, die Univerſität Heidelberg aus der Erſtarrung der Jeſüftenvorherrſchaft zu neuer Blüte zu bringen. Unter ſeiner Regierung iſt als Abſchluß des baveriſchen Erbfolge, krieges das Innviertel mit der Stadt Braunau. der Heimat unſeres Führers, an Oeſterreich abgetreten worden. Die jetzt eröffnete Sonderſchau iſt ein wertvoller Spiegel der Zeitgeſchichte; ihre Bedeutung beruht in der Entwick⸗ lung der Porträtmalerei vom Barock über das Rokoko bis zum Klaſſizismus. Eine wertvolle Bilderfolge zeigt die un⸗ ter Earl Theodor tätigen Künſtler. vor allem Architekten und Male. 5 Ueber die Sonderſchau hinausgehend wird ſich das Kur ⸗ pfälziſche Muſeum, ſobald die brennende Raumfrage ihre Löſung gefunden hat, drei Hauptgebieten widmen: Ge ſchichte der Stadt Heidelberg einſchließlich der Univerſität, Geſchichte der Pfalz, und vor allem dem großen, immer noch nicht klar umriſſenen Bereich der Romantik, die be⸗ kanntlich ihren Ausgang von Heidelberg genommen. habe. Das Mufeum wird ſich der großen nationalſozialiſtiſchen Zielſetzung einordnen, Geſchichte und Kultur des deutſchen Volkes und einer Stämme zu erforſchen und die künſt⸗ leriſchen Schatze der Vergangenheit fur die Gegenwart aus⸗ zuwerten. Badiſche Werkſtätten und Modellſchule Bei dem Kameradſchaftsabend des Landesverbandes der deutſchen Preſſe, Baden, welcher gelegentlich der Er⸗ öffnung der Reichsfeſtſpiele in Heidelberg ſtattfand, war der Preſſe Gelegenheit geboten, eine Koſtprobe von Mo⸗ dellen der„Badiſchen Werkſtätten und Modellſchule für das deutſche Kleid“ zu ſehen. Um den Frauen, die den Weg zum artgemäßen deutſchen Kleid ſuchen, hilfreiche Hand zu bieten, wurden vor kurzem mit Zuſtimmung des Reichsſtatthalters, mit Unterſtützung der Handwerks⸗ und Handelskammer Karlsruhe, der NS⸗Frauenſchaft, der Gau⸗ propagandaleitung und des Gaukulturamtes die„Badiſchen Werkſtätten und Modellſchule für das deutſche Kleid“ Sitz Karlsruhe(Herrenſtraße 11) geſchaffen. Dieſe Modellwerk⸗ ſtätte widmen ſich der Verbreitung des Gedankens der Schöpfung und Entwickelung einer eigenen deutſchen Modearbeit in Handwerk und Gewerbe, der praktiſchen Schulung der am Kleidſchaffen beteiligten Kräfte und Schaffung deutſcher Muſter und Modelle. Die Schöpfungen dieſer Modellwerkſtätten gehen be⸗ wußt von der deutſchen Kleidgeſinnung aus. Wir ſahen Kleidmodelle modiſcher Beſchwingtheit für die Städte und deren raſchen Rhythmus: Weltmode in deutſcher Prägung, Kleider zeitbeſtändiger Bedingtheit aus Land⸗ ſchaft und Beruf für Frauen, die dem ſtetigen Weltbild ver⸗ bunden ſind. Die Kleider, die durch Werkangehörige und Schülerinnen der Heidelberger Frauenſchulen vorgeführt wurden, gaben eine Leiſtungsprobe, die von feinem künſt⸗ leriſchem Geſchmack und vollkommener Technik zeugend von der ernſten Arbeit der„Badiſchen Werkſtätten“ ſprach Deutſche Erzeugniſſe aus Handwerk und Induſtrie, neue Bindungen, Druckſtoffe, Handwebereien, neue Viſtra⸗ gewebe, aus dem Weſen dieſer Materialien heraus mit ſicherem Zeitſinn geſtaltet, Plauener Spitzen, Band aus Baden, Blumen aus Selbnitz, handgedrehte Knöpfe aus Edlholz(Hellerau) und Halbedelſteinen( dar⸗Oberrhein) fanden Anwendung. Einen ganz beſonderen Hinweis ver⸗ dienen die Beſtrebungen der„Badiſchen Werkſtätten und Modellſchule für das deutſche Kleid“ durch Neubelebung des badiſchen Blaudruckes, Anwendung von S warzwäl⸗ der Volkskunſtſtickerei in neuer Geſtaltung. Schaffung neuer Muſterung bodenſtändigen Charakters für den In⸗ und Auslandsmarkt, Arbeitsbeſchaff un 9 in badiſchen Natſtandsgebieten durch ſchöpferiſches Modehandwerk zu bringen. 8 Bote Samstag, 20. quli 1935 r Für das Fleiſchergewerbe ſeien Entlaſtungen in Vor⸗ bereitung. Es ſei die feſte Abſicht der verantwortlichen Stellen, durch ausreichende Rinder zufuhren zu den Märkten für eine angemeſſenie Preisgeſtaltung zu ſorgen 1010 0 den Schweinemärbten werde durch geeig⸗ nete Maßnahmen verhindert werde ie Preiſe in di e rt werden, daß die Preiſe in die Handel und Wirtſchac⸗ Wirtſchaftliche Wochenrundſchan Bötſe. An den Börſen hat ſich in den letzten Wochen eine Entwicklung vollzogen, die den Berliner Börſenvorſtand jetzt zu einer ernſten Warnung veranlaßt hat. Die Kurs⸗ bildung auf den Aktienmärkten iſt in einer Weiſe voran⸗ getrieben worden, die mit ſachlichen Argumenken nicht länger verantwortet werden kann und die Gefahr umſo empfind⸗ lichere Rückſchläge in ſich birgt. Der berechtigte Optimismus angeſichts der Erfolge unſerer Wirtſchaftsführung darf nicht dazu führen, die Aktienkurſe auf eine Höhe zu treiben, die ſchließlich in keinem Verhältnis mehr zu der Rentabilität der Kapitalsanlage ſteht. Der Appell richtet ſich hauptſäch⸗ lich an die Adreſſe der Sparer, die die Verantwortung für die Vorgänge der letzten Woche tragen. Er hat hoffent⸗ lich den Erfolg, daß ſich der Sparer wieder ſtärker dem Rentenmarkt zuwendet, was nicht nur in ſeinem, ſondern auch im volkswirtſchaftlichen Intereſſe liegt. In der Be⸗ richtswoche war eine Wirkung allerdings noch nicht zu ſehen. Vielmehr kam es am Aktienmarkt zu einer neuen kräftigen Aufwärtsbewegung, für die beſondere ſachliche Gründe aller⸗ dings nicht vorlagen. Auf der anderen Seite lag aber auch der Rentenmarkt, auf dem ebenfalls Kaufaufträge vorlagen, feſt. Geldmarkt. Die Geldmarktlage iſt wieder recht leicht geworden, offenbar infolge der Einlöſung von früher ge⸗ gebenen Reichsſchatzanweiſungen, aber auch infolge von Steuer⸗ überweiſungen des Reichs an die Länder. Wechſelanlagen aller Art waren ſtark geſucht. Tagesgeld ſtellte ſich für erſte Adreſſen auf 3 bis 3,25 Prozent. Intereſſe zeigte ſich für mittelfriſtige Werte. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat in einem Erlaß die Sparkaſſen nochmals auf die Notwendigkeit ſorgfältigſter Prüfung der Zinsbemeſſung mit dem Ziel möglichſter Ermäßigung und damit weiterer Entlaſtung der Wirtſchaft hingewieſen. Bis auf weiteres hält der Miniſter einen Zins von 5 Prozent für langfriſtige Ausleihungen im allgemeinen für den oberſten Richtſatz. Produktenmarkt. Der deutſche Bauer ſteht in dieſen Ta⸗ gen zur Ernte gerüſtet. Jetzt wird es ſich darum handeln, die erſte Bilanz der Erzeugungsſchlacht zu ziehen und feſt⸗ zuſtellen, welchen Erfolg der Kampf um Deutſchlands Nah⸗ rungsfreiheit bisher gehabt hat. Die erſten Vorſchätzungen der deutſchen Getreideernte lauten zuverſichtlich, und es kann ein Ergebnis erwartet werden, das nicht nur erheblich über der vorjährigen Ernte, und auch über dem Durchſchnitt der letzten Jahre liegt. Was heute für die Getreidebauer eine Wohltat iſt, iſt der Umſtand, daß er nach der Erlös⸗ ſeite hin für ſeinen Arbeitslohn nicht zu bangen braucht. Dafür ſorgt die ed me die für das neue Erntejahr feſt im Ziel, elaſtiſch in der Methode ſein wird. Wenn auch gewiſſe Lockerungen eingetreten ſind, ſo wird doch grundſätz⸗ lich wieder an dem Feſtpreisſyſtem ſeſtgehalten. Alles in allem, der Bauer kann mit Ruhe dem Einbringen ſeiner Ernte entgegenſehen. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer war mit 101.8 gegenüber der Vorwoche(101,2) um 0,8 Prozent kräftig geſtiegen. Dieſe Erhöhung iſt vor allem durch Preisſteige⸗ rungen für viehwirtſchaftliche Erzeugniſſe bedingt. An den Rohſtoffmärkten ſind insbeſondere Preiserhöhungen für Kup⸗ fer und Zinn ſowie für ausländiſche Rindshäute und Ober⸗ leder zu erwähnen. Die Preiſe der induſtriellen Halb⸗ und Fertigwaren waren im Durchſchnitt unverändert. Viehmarkt. Die Viehmärkte zeigen in der Hauptſache unverändertes Ausſehen. In beſſeren Sachen waren die Preiſe recht feſt. Holzmarkt. Die Lage am Holzmarkt iſt der Jahreszeit entſprechend ruhig. Die Preiſe erfuhren, allerdings nicht auf der ganzen Linie, eine ſaiſonmäßig bedingte Abſchwächung. Weltbild(M). 5 Zum 125. Todestag der Königin Luiſe. Königin Luiſe ſtarb am 19. Juli 1810 in Hohenzieritz in Mecklenburg und wurde im Mauſoleum im Schloßpark von Charlottenburg beigeſetzt. Unſer Bild zeigt den Sarkophag der Königin Luiſe. Kreuz und Quer Eine ganze Kirche i geſtohlen. N Baby⸗Patrouillen. Es wird ja allerhand geſtohlen in der Welt, und die Zunft der Diebe entwickelt da oft eine erſtaunliche Fähig⸗ keit und Fertigkeit, ſei es eine Handtaſche, ſei es ein „einfacher“ Taſchendiebſtahl, ſei es ſogar ein Kaſſenſchrank, wie es auch ſchon vorgekommen iſt. Den Rekord hat aber auch darin— natürlich!— Amerika geſchlagen. Dort hatte ſich nämlich ein Negerprieſter wegen Diebſtahls einer Kirche zu verantworten. Das war ſo: Um den Prieſter im Negerviertel Newyorks, in Harlem, Clarence Davis, verbreitete ſich im Laufe der Zeit das Gerücht, daß ſeine weiße Weſte nicht ganz ſauber ſei. Immer wieder waren aus der Kirche und der Sakriſtei Gegenſtände verſchwunden, ohne daß es gelang, den Täter zu faſſen. Als ſchließlich 26 Kirchenſtühle, ſieben Bibeln und 8 Geſangbücher auf einmal weg waren, und ſich wieder jede Suche nach dem Täter als erfolglos herausſtellte, melde⸗ ten ſich ein paar Burſchen freiwillig als Wächter, und ktatſächlich kam man bald hinter das ſchwarze Geheimnis— es handelt ſich nämlich um eine Negerkirche—: Der Prieſter bar es. Natürlich fanden die Burſchen nicht überall Glauben. Aber immer mehr Kirchengerät verſchwand, und auch die Gläubigſten konnten ſchließlich nicht anders als einſehen, daß ihr frommer Pater eine weiße Seele hatte(Die Neger nehmen an, daß unſere„ſchwarzen Seelen“ bei ihnen des Farbkontraſtes wegen weiß find.). Jedenfalls ließ man den Negerprieſter eine Nacht lang bewachen. Während dieſer Wache fiel der Prieſter in einen ſo tiefen Schlaf, daß die Wächter meinten, ſie könnten ſich ſeelenruhig die Warte⸗ zeit in der nächſten Kneipe vertreiben. Wie geſagt, ſo getan. Am nächſten Tag war zufällig Kirchgang. Aber wie er⸗ ſtaunt waren die Kirchgänger, als ſie ſich am nächſten Morgen einfanden und zu ihrem Schrecken entdeckten, daß die Kirche fort war. Nur die Orgel prangte einſam auf dem Schuttplatz, ſonſt war nichts mehr vorhanden. Kein Zweifel, die Kirche war mit dem Inventar geſtohlen worden; und von wem? Da brauchte man nicht lange zu ſuchen. Prieſter Clarence wurde vor den Richter geführt, allwo ſich ergab, daß der Streitfall nicht ganz ohne furiſtiſche Kniffe war. Der Prieſter nämlich hatte zweifelsfrei den Boden, auf dem die Kirche erbaut war, der Gemeinde ohne Abmachung einer Friſt geliehen. Alſo ſetzte man ihn wieder auf freien Fuß, gegen eine erhebliche Kaution allerdings, denn manches iſt noch ungeklärt, ſo vor allem die Frage: wo iſt die Kirche denn nun eigentlich geblieben? Das Ganze iſt wohl mehr eine humoriſtiſche Angelegen⸗ heit. Im Gegenſatz zu den vielen Kinderdiebſtählen und zentführungen, die drüben vorkommen. Da hat man nun in England— allerdings in anderer Anſicht— einen Baby⸗ Patrouillendienſt eingeführt. Noch unſere Großmutter mußte, hatte ſie erſt einmal geheiratet, endgültig auf ihre Jugend verzichten. Sie wurde eine ehrwürdige Matrone, auch wenn ſie kaum mehr als drei⸗ ßig Jahre zählte, und hinfort kannte ſie nur noch die Pflich⸗ ten einer Gattin und Mutter. Auf den Ballſaal mußte ſie ver⸗ zichten, dafür tauſchte ſie allerdings das Damenkränzchen ein. Damit hat eine neue Zeit aufgeräumt. Eine Mutter darf wieder jung ſein, ſo lange ſie es wirklich iſt! Aber leider kommt es nicht allein auf die Anſchauung an. Die Natur ſelbſt hat der erſehnten Umſtellung gewiſſe Hinderniſſe in den Weg gelegt. Was nützt es der jungen Mutter, wenn ſie an den Vergnügungen der Jugend wieder teilnehmen darf, es aber nicht kann? Weil ſie zu Hauſe bleiben muß, um den Schlaf des Lieblings zu bewachen? Da hat man in der engliſchen Sommerkolonie Corton eine merkwürdige Sache erfunden. Die junge Mutter darf in Ruhe mit dem jungen Gatten abends das Haus verlaſſen, nichts wird dem Liebling in der Wiege fehlen. Dafür ſorgt die Baby⸗Patrouillel Das iſt eine äußerſt gewiſſenhafte Organiſation, bei der man ein Abonnement nehmen kann. Sie kontrolliert in kurzen Ab⸗ ſtänden die überwachten Häuſer. And wenn nun irgendwo ein Kindlein ſich kräftig zu rühren beginnt und durch die ſtille Nacht e dann wird die entſprechende Mutter be⸗ nachrichtigt, die nach Hauſe eilt, um den kleinen Schreihals zu besänftigen. Freilich wird ſich dieſe ſegensreiche Einrichtung wohl nur in ganz kleinen Orten bewähren, und für die Tropen zum Beiſpiel iſt ſie ganz und gar nicht zu empfehlen. Irgend ſo ein Tiger z. B. würde ſich um den Patrouillendienſt wohl kaum kümmern, wenn er einen Sprung durchs Fenſter machen wollte. Weil wir gerade vom Tiger ſprechen: Da will ein Franzoſe ein merkwürdiges Mittel gegen Tigerüberfälle ge⸗ funden haben. Daß wilde Tiere mit der Peitſche in Schach gehalten werden oder daß man ein paar Schreckſchüſſe auf ſie abfeuert, das ſieht ſchon der kleine Max, wenn er zum erſtenmal in den Zirkus geführt wird. Nun aber hat ein franzöſiſcher Forſchungsreiſender Herr Delarges, ein Dreſſurmittel aus Indien mitgebracht, das alles bisher auf dieſem Gebiet Be⸗ kannte weit in den Schatten ſtellt. Er erzählt, daß er ſich auf ſeinen Jagdzügen immer dadurch geſchützt habe, daß er nachts um die Lagerſtätte einen Kreis von Fliegenpapier ge⸗ legt habe, deſſen Breite mehrere Meter betragen habe. Der Tiger ſei nämlich ein ſauberes Tier, dem es äußerſt unangenehm ſei, ſein Opfer erſt hinter einem Wall klebrigen Papiers ſuchen zu müſſen. Er vermeide es daher ängſtlich, dieſen Kreis zu betreten. Ein Vorwitziger habe es doch einmal verſucht— das klebrige Papier hätte ſich ihm um Pranken und Seiten gewickelt, vergeblich habe ex ſich daraus zu be⸗ freien verſucht, bis er endlich Reißaus genommen habe. Das eigenartige Nachtgewand habe ihm doch wohl Unbehagen ver⸗ urſacht. Auf, ihr Jäger, auf zur Tigerjagd! Laßt die Büchſen zuhauſe, ſie ſind ſchwer und drücken nur auf der Schulter. Nehmt Fliegenleim und Klebpapier mit, damit die wilden Beſtien euch auf den Leim gehen. Vergeßt auch nicht, ein ſchönes Buch zur Abendlektüre mitzunehmen! Auf daß es euch nicht langweilig werde, wenn draußen die Tiger ſich im Fliegenpapier wälzen. And wir empfehlen dafür: Die Reiſen und wunderbaren Abenteuer des Freiherrn von Münchhauſen. a Der tägliche Aerger 5 Von Fritz Barthel. Es gibt Dinge, ohne die der Menſch nicht auskommt, Dinge erſter, zweiter und dritter Ordnung, und je nach Temperament und Veranlagung gelangt der Zeitgenoſſe im Laufe ſeiner Erdenjahre von ſelber dazu, dieſe e nach ihrer Wichtigkeit für ihn ſelber einzuordnen. So weiß ich, daß z. B. mein Arbeitsgenoſſe Lehmann auf alles gern verzichtet oder ſich doch mit einem Minimum begnügt, wenn er nur das Eine hat: ausgiebigen Schlaf, Schulze von nebenan dagegen, der kein unebener Kerl iſt, ſcheint in dieſer Beziehung mit den allergeringſten Rationen zu⸗ frieden zu ſein— ihm liegt vor allem an einem guten und ausreichenden Happen. So gibt es, ſelbſt in meinem engeren Kreis, mehrere, die über die wichtigſten Dinge des Lebens durchaus ver⸗ ſchiedener Anſicht ſind. Aber im Alltag, ſozuſagen zwiſchen unſeren vier Pfäh⸗ len, in der Fabrik oder im Büro, am Nähtiſch, Plättbrett oder an der Schreibmaſchine, da befleißigen wir uns all⸗ zumal gewiſſermaßen einer Normalhaltung, die oft im gleichen Augenblick von uns aufgegeben wird, in dem wir zuhauſe angekommen ſind und die Tür hinter uns ins Schloß fällt. Von dieſer Minute glauben wir einen Frei⸗ brief in der Taſche zu tragen, der uns geſtattet, unſere Haltung zu lockern, unſeren ſchlechten Launen ungehemmt die Zügel ſchießen zu laſſen. Das ſind die Menſchen mit dem„täglichen Aeger“. In der Familie kennt man ſie ſchon; man weiß ſchon, daß ſie mit ſchlechter Laune heimkommen und daß das ge⸗ ringſte Ungefähr ſie zur Entladung zu bringen vermag; man ſtellt ſich zuhauſe deshalb von vornherein darauf ein und ſucht alles Bedenkliche zu vermeiden— aber, wenn man ſo in ſeine Erinnerung zurückblickt, ſo muß man lei⸗ der ſagen, daß all dieſe Verſuche meiſtens ſchmählich miß⸗ lingen. Denn das iſt das Merkwürdige bei dieſen Natu⸗ ren: ſie brauchen den täglichen Aerger zuhauſe— ja, ſie ſuchen ihn geradezu— weil er für ſie eine Entladung bedeutet, eine Art Erleichterung— denn in ihrem Ar⸗ beitskreis biſſen ſie ſich lieber die Zunge ab, als daß ſie einmal aus der Rolle des wohlerzogenen und ſelbſtbe⸗ herrſchten Menſchen herausfielen. Zuhauſe— tja, da iſt's was anderes; und der ganze angeſammelte Groll entlädt ſich.— Aber eines müßten beide Teile dabei nicht aus den Augen verlieren: daß dieſer„tägliche Aerger“, wenn er nun einmal nicht zu umgehen ſein ſollte, in ſeinen Gren⸗ zen bleibt und nicht Gemütswerte der Familie zerſtört, die letzten Endes viel wichtiger und wertvoller ſind als Alle„wohlerzogenen Rückſichtnahmen“ auf andere. Denn wenn die Familie, dieſe köſtlichſte Reſerve unſerer Nerven⸗ kraft, darunter zu leiden droht, dann wäre es ſchon beſſer, es einmal umgekehrt zu verſuchen: daheim Haltung— und draußen die Zähne zeigen. * Diplomatiſches Korps Ein deutſcher Diplomat, der in 30 Jahren die man⸗ cherlei Stufen und Etappen des diplomatiſchen Dienſtes durchlaufen hat und in deutſchen Miſſionen in faſt allen Weltteilen tätig geweſen iſt, erzählt in dieſem Buch vom Wirken der Diplomatie und vom Leben des Diplomaten. Er zeigt den Diplomaten bei ſeiner Arbeit, indem er an Beiſpielen aus alter und neuer Zeit die mannigfachen For⸗ men darſtellt, in denen ſich die diplomatiſche Tätigkeit ab⸗ ſpielt; er tut es mit Humor und Ironie der eigenen Zunft gegenüber. Das iſt mit das Beſte, das über dieſes Buch auszuſagen iſt. Es trägt den Titel„Diplomatie und Diplo⸗ maten“ und iſt erſchienen in der Deutſchen Verlagsanſtalt, Stuttgart⸗Berlin. Die Bezeichnung„Diplomatiſches Korps“ ſtammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, und zwar aus dem für die Diplomatie überhaupt ſo bedeutungsvollen Wien, und ſoll von einer Dame erfunden ſein.„Corps diplomatique, nom qu'une dame donna un jour à ce corps nombreux des miniſtres étrangers à Vienne.“ Es iſt zwar kein Körper, auch keine juriſtiſche Einheit, aber trotzdem iſt dieſe Bezeichnung ſehr treffend, denn die Diplomaten aller Län⸗ der bilden durch eine gleichartige Erziehung, ähnliches ge⸗ ſellſchaftliches Niveau, Intereſſen und Beruf eine Gemein⸗ ſchaft, wie ſie ſich analog auch bei anderen Berufen, den Militärs, Seeleuten, herausgebildet hat. Nur iſt ſie bei der diplomatiſchen Laufbahn noch ſtärker betont, da die Diplo⸗ maten fern von der Heimat und dem eigenen Milieu leben, daher eine Art Minderheit bilden, die ſich leicht zuſam⸗ menſchließt, zumal da ſich ihre Mitglieder von früheren Poſten her vielfach zu kennen pflegen oder wenigſtens ge⸗ meinſame Freunde und Bekannte haben. Das ſchafft einen gewiſſen Korpsgeiſt und eine Kameradſchaft, die dem Diplo⸗ matenleben nicht nur einen eigenen Reiz verleiht, ſondern auch dienſtlich von großem Wert iſt, da ſie einen viel freieren und ungezwungeneren Ideenaustauſch und Erör⸗ terung politiſcher und ſonſtiger Probleme auch unter An⸗ gehörigen gegneriſcher Staaten ermöglicht, als es unter anderen Umſtänden der Fall wäre. Dieſe eigenartige Atmo⸗ ſphäre der diplomatiſchen Welt erklärt auch die häufige, den Uneingeweihten überraſchende Tatſache, warum es einem Berufsdiplomaten ſoviel leichter und ſchneller gelingt, irgendwo feſten Fuß zu faſſen, als einem ihm vielleicht ſonſt überlegenen Outſider, der nicht wie er auf perſön⸗ liche Beziehungen und Erinnerungen geſtützt, alles das erſt ſammeln muß, was der Diplomat der Karriere als er⸗ worbenes Kapital ſchon mitbringt. * Wenn man ſich mit der Kunſt der Diplomatie, ſpeziell der deutſchen, befaßt, dann kann gar nicht an der Perſön⸗ lichkeit Bismarcks vorübergegangen werden, der ſie ein Menſchenalter geleitet und erſt eigentlich im modernen Sinne geſchaffen hat. Er muß, wie ſchon ſo oft, auch hier⸗ über gehört werden. Er bezeichnet Diplomatie als„Arbeit in Menſchenfleiſch“ und hat im Reichstag bei einer der jährlichen Debatten über den Etat des Auswärtigen Amtes geſagt:„Die Arbeit des Diplomaten, ſeine Aufgabe, beſteht in dem praktiſchen Verkehr mit Menſchen, in der richtigen Vorausſicht deſſen, was andere Leute unter gewiſſen Um⸗ ſtänden wahrſcheinlich tun werden, in der richtigen Erle nung der Abſicht anderer, in der richtigen Darſtellung zz ſeinigen. Ich möchte ſagen, perſönliche Liebenswürdigſ und Menſchenkenntnis wirken dabei oft viel mehr.“ * Talleyrand ſtellte 1807 bei ſeinem Weggang ſein Nachfolger die Beamtenſchaft des franzöſiſchen Außenmig ſteriums mit den Worten vor:„Sie werden in ihnen treu genaue und geſchickte Diener haben, aber keine eifrigen! Ein ſolches Wort würde bei einem Chefwechſel im Au wärtigen Amt nicht geſprochen werden können. Denn de deutſche Diplomat iſt wie jeder deutſche Beamte an Dien eifer unübertreffbar. Was Talleyrand mit ſeinen Worte und dem oft bis zum Ueberdruß zitierten:„Avant tout paz de zèle!“ aber wohl hatte ſagen wollen, iſt, daß im diplo matiſchen Geſchäft Uebereifer, zu gut deutſch Biereifer 95 ſagt, unangebracht ift. Mit Diplomaten, die jeden Morgez eine neue Idee gebären und ſie womöglich abends wiede zu Grabe tragen, die vieles kennen, aber nichts können, wenig anzufangen, und es iſt auch zutreffend, daß überg durch Fleiß und Ausdauer Erfolge erzielt werden, hier aber in der Diplomatie nicht gewährleiſtet werden kam Mehr als eigene Arbeit ſchafft oft die günſtige Gelegenhel Wenn ſie auch, wie einer der hartnäckigſten und klügſte Bekämpfer deutſcher Weltgeltung, der britiſche Diplom und Staatsſekretär Sir Arthur Nicolſon, geſagt hat, nich „alles iſt“, ſo iſt doch ihr Erkennen und Ausnützen daz was die diplomatiſche Tätigkeit ins Staatsmänniſche em porwachſen läßt. Die Methoden der Diplomatie ſind heute die eines m dernen Geſchäftsmannes, auf das Staatliche und Politiſch übertragen. Die Schwierigkeit liegt für den Diplomaten der ungeheuren Vielfältigkeit und Fülle der Eindrücke de modernen Lebens. Man kann und muß vor der Schulum und geiſtigen Arbeit vergangener Diplomatengenerationg die höchſte Achtung haben, und es hat ihnen gewiß nicht a ſchwierigen und gefährlichen Problemen gefehlt. Aber e handelte ſich dabei der Zahl nach um ſehr wenige, die f in ihrer ganzen Tiefe erforſchen und zur Löſung bringe konnten. Dieſe Zeiten der alten Diplomatie ſind unwider bringlich dahin. Das heutige Leben iſt ſo kompliziert ge worden, und für ſeine einzelnen vielgeſtaltigen Zweige ſiſh eingehende Spezialkenntniſſe erforderlich, die kein Menſch auch nur auf einem Gebiet, noch erwerben oder beſitze kann. Darum wird es für den Diplomaten, der die Ge ſamtheit der Intereſſen ſeines Staates und Volkes in ſeinen ausländiſchen Amtsgebiet zu betreuen hat, darauf ankom⸗ men, ſich Beziehungen und Verbindungen zu verſchaffen, di ihm ermöglichen, ſich über irgendeine der unzähligen, ſtet neuen Fragen richtig zu informieren. Gelingt ihm diez beſitzt er im großen und ganzen die Erforderniſſe, die amt lich und in der Oeffentlichkeit bei ihm mit Recht vorausge⸗ ſagt werden: Menſchenkenntnis, Menſchenbehandlung un die Gabe, ſich Freunde und Helfer zu ſchaffen, ſo wird er di diplomatiſche Prüfung, der er ſich nicht nur einmal in ſeine Laufbahn, ſondern täglich zu unterziehen hat, beſtehen un damit ſeine Pflichten nicht nur gewiſſenhaft, wie es ihn ſein Amtseid vorſchreibt, ſondern auch erfolgreich erfülle e. nach e nicht nur ein zeſandter, ſondern auch ein Geſchickter ſein. 5 ſandter, ch ein Geſchicker ſein.ẽ „Hochedelgeboren“ und„Wohlgeboren“ Aus der Moktenkiſte des Skandesdünkels. Wir lächeln heute im Staate der Volksgemeinſchaft üben den Briefſchreiber, der unſer Wohlwollen damit erringeg will, daß er auf der Anſchrift unſerem ehrlichen Namen ei „Hochwohlgeboren“ vorſetzt. Es ſind Ueberbleibſel aus de Zeit des Standesdünkels, die immer noch von einigen Rüch ſtändigen mitgeſchleppt werden, die aber im neuen Staa auf den Müllhaufen gehören. Im vorigen Jahrhunden ſpielten dieſe Dinge eine große Rolle. Da wäre der Menſſh als ungebildet abgelehnt worden, der in einem Briefe etung jemand„Hochedelgeboren“ tituliert hätte, dem das„Wohl geboren“ zukam. Es iſt wirklich ſo:„Wohlgeboren“ nahm eine höhere Rangſtufe ein als„Hochedelgeboren“. Es kam noch im 20. Jahrhundert vor, daß ein Graf einen Brie uneröffnet zurückgehen ließ, weil auf der Anſchrift„Hoch wohlgeboren“ ſtand ſtatt„Hochgeboren“. Die„Wandelhalle“ gräbt aus einem alten Leitfaden fin die Geheimwiſſenſchaft der Titulaturen einige Regeln aus „Hochwohlgeboren“ wurde ſonſt nur den Adeligen, wird jetzt aber auch den Räthen der höheren Collegien (Apellations⸗Räthen, Regierungs⸗Räthen) von Vielen bei gelegt.„Wohlgeboren“, welches ſonſt nur dem Ritter und niederem Adel, den Räten, Profeſſoren und Doktoren gegeben wurde, ſchreibt man allen Offizieren, vom Ritt⸗ meiſter oder Hauptmann bis zum Fähnrich, Hof⸗Sekre⸗ tairen, Direktoren, Ober⸗Inſpektoren, Bürgermeiſtern in größeren Städten uſw., ſelbſt angeſehenen Kaufleuten und Bankiers.„Hochedelgeboren“ gebührt Sekretairen, Regiſtratoren, Conceptiſten, Calculatoren, Jeſpectoren, Kanzeliſten, Controlleuren, kurz allen niederen Beamten, ſowie den Herrſchaftsbeamten, als Oberamtmännern, Ver⸗ waltern uſw. Auch Kaufleuten, Fabrikanten und Künſtlern wird dieſer Titel gegeben.“ Die tiefe Kluft, die jene Zeit des Standesdünkels von unſerem Volksſtagt trennt, wird aber am deutlichſten er⸗ kennbar aus der letzten Regel. Sie lautet:„Gemeinen Biirgern ſchreibt men Werther Herr, oder lieber Herr Mei⸗ ſter mit Beifügung ihres amens“. Aukounglück des öſter⸗ i Bundeskanz⸗ ers. Unſer Bild zeigt den vollſtändig zertrümmer⸗ ten Wagen des öſter⸗ reichiſchen Bundeskanz⸗ lers. Dr. Schuſchnigg blieb unverletzt, wäh⸗ rend ſeine Frau tödlich verunglückte und ſein Sohn ſchwer verletzt wurde. 8 a . Weltbild(). Mu Nei Erle ig de digte ſeing mit treu igen! 15 Dien 1 It paz diplo er ge. torge viede en, f iberal ierftz kam enhel ügſte Loma nich f d e em 5 m0 litiſch ten i ke dez ulum tiong cht q ber ez die se einge wider rt ge e ſin tenſch eſitzeh e Ge. einen nkom n, di „ ſtetz diez amt. iusge⸗ J ung er dit ſeine n und ihn füllen Ir eig die auf ſeinem Schreibtiſch lagen.— Der Jad auf lolienbeied. Roman von Kurt Martin. 8 „Ich muß zweierlei finden.“ „Und das wäre?“ „Die Leine, von der das Stück abgeſchnitten wurde, mit dem man Otto Müller an die Buche knüpfte.— Und die Kaſſette Otto Müllers.“ „Das ſollten wir freilich haben!— Aber finden?“ „Ich werde nicht locker laſſen.“ „Und Bruno Bauer muß hergebracht werden! Der Mann muß ausſagen, ob er etwas von dem Fall Gerdahlen weiß. Das will ich ſchon aus ihm herausbringen!— Der Fall Ger⸗ dahlen muß erledigt werden. Finden wir Brund Bauer micht, behauptet auch Albert Gerdahlen, mit ihm nichts zu tun zu haben, dann wird nichts mehr hinderlich ſein, die Verhandlung gegen Albert Gerdahlen neu anzubahnen.— Ich will den Mann abgeurteilt ſehen! Wir dürfen hier keine Verſchleppungstaktik zulaſſen!“ „Ich möchte aber doch einmal die Akten Gerdahlen durch⸗ Arbeiten— vielleicht ſtoße ich da irgendwo auf einen Punkt, der zu Bruno Bauer überleitet.“ „Bitte! Sie können die Akten haben. zwei Tage.“ „Danke ſehr!“— Der Kriminalinſpektor fuhr mit den Akten zur Polizei⸗ direktion zurück und ſuchte ſein Dienſtzimmer auf. Ohne Ver⸗ zug begann er, die Akten von Anfang an durchzuleſen. Er war ſo in die Arbeit vertieft, daß er das Klopfen an der Tür nicht hörte. Erſt als das Klopfen ſich wiederholte, wandte er, ärgerlich über die Störung, den Kopf. „Herein!—“ Ueber die Schwelle trat eine junge Dame. Stein muſterte ſie prüfend. Dann erinnerte er ſich. Er stand auf und trat ſeiner Beſucherin entgegen. „Ah, Sie kommen von Hohenfried! Sie ſind Fräulein Sundborg, nicht wahr?“ Sigrit Sundborg grüßte ſchüchtern. „Ja, ich bin Sigrit Sundborg.— Verzeihen Sie, wenn ich Sie ſtöre, Herr Kriminalinſpektor! Aber— ich mußte mit Ihnen ſprechen.“ „Bitte ſehr!— Kommen Sie, nehmen Sie Platzl“ 5 Pleul Stein ſah ſeine Beſucherin prüfend an. Das blaſſe Antlitz ſah verhärmt aus. Die grauen Augen blickten traurig. Das Mädchen ſchien an einer ſchweren Laſt zu tragen, ja, es ſchien unter dieſer Laſt zuſammenzubrechen. Sie begann. „Ich komme von Dr. Blunck, dem Verteidiger von Albert — von meinem Vetter.“ „Dr. Blunck iſt der Verteidiger Albert Gerdahlens?“— i„Ja,— Dr. Blunck ſprach hoffnungslos. Er hat mit der Staatsanwaltſchaft verhandelt, und man ſagte ihm, daß die Verhandlung gegen Albert nun bald neu anberaumt werde, daß— kein Grund mehr vorläge, die Verhandlung zu ver⸗ tagen.“—— f„So iſt es!— Der Herr Staatsanwalt ſagte mir das gleiche. Ich war vorhin bei ihm.— Er hat ja auch recht.“ Sie ſah ihn angſtvoll an. „Er hat recht, ſagen Sie!— Oh, und ich hatte ſo großes Vertrauen zu Ihnen.— Gerade zu Ihnen.“ „Zu mir?— Weshalb?“ „Sie— Sie kamen doch anfänglich nach Hohenfried, um feſtzuſtellen, ob Otto wirklich einen ilch ee für Albert gefunden habe.“ 5 „Ich ſollte den Fall prüfen, ja.“ „Und dann— entdeckten Sie dieſen grauſigen Mord.— Und an Albert dachten Sie nicht mehr.— Niemand denkt mehr an ihn!— Sein Verderben iſt beſchloſſen.“ „Sie irren ſich, Fräulein Sundborg. Ich denke auch an ee a „Sie?“ e „Id. Aber nur auf Hier, ſehen Sie!“ Er deutete auf die Akten, „Ich habe mir die Akten Gerdahlens von der Staatsanwaltſchaft ausgeliehen und arbeite ſie durch.— Ich intereſſiere mich auch für den Fall Gerdahlen, wenn ich auch jetzt vor allem den Fall Mül⸗ Aer bearbeite.“ „Und was glauben Sie von Albert?“ „Das kann ich nicht ſagen.— Wie die Dinge liegen, muß ich wohl von ſeiner Schuld überzeugt ſein.“ Sie krampfte die Hände ineinander. Sehen Sie!— Sie auch!— Jeder iſt überzeugt!— Nein, nicht jeder. Aber die, die Macht über ihn beſitzen, die ind von ſeiner Schuld überzeugt.“ „Sie glauben alſo nicht an ſeine Schuld?—“ „Nein!“ „Und wer glaubt noch nicht an ſeine Schuld?“ „O, auf Hohenfried ſind es viele, die es nicht glauben wollen.“ „Soſo, Gutsangeſtellte, was?“ „Ja,— Er iſt bei allen beliebt, weil er immer jedem ſein Recht zukommen ließ.— Ach, wie kann man nur Albert für einen Mörder halten!“ „Und Ihre Frau Tante, was ſagt ſie?“ n „Tante Marta?— Sie hält ihn auch für den Mörder. Erſt nicht; aber ſie hat ſich nun eben von den Schuldbeweiſen überzeugen laſſen.— Und Egon ebenſo.“ 5 8 iſt der Sohn Ihrer Frau Tante?“ „Und Sie glauben alſo an Albert Gerdahlens Unſchuld? Haben Sie denn irgendeinen anderen Menſchen als der Tat fähig in Verdacht?“ a „Im Verdacht?— Nein. Ach, glauben Sie nicht, wie ſehr ich mir ſchon meinen Kopf zermartert habe, wie ich im⸗ mer wieder alles überdacht habe!— Nichts— nichts finde ich, keinen Menſchen kann ich mit dem Mord in Zuſammen⸗ Hang bringen. Es iſt und bleibt ein großes Rätſel.“ „Und die Beweiſe, die für die Schuld Albert Gerdahlens ſprechen?“ 1 f „Das iſt ſo entſetzlich!— Das iſt ſo furchtbar!“ 5 „Sehen Sie! Er war abends noch ſpät bei ſeinem Onkel Er gibt das auch zu.— An dem Glaſe, das das Gift ent⸗ hielt, ſind außen deutlich Abdrücke ſeiner Finger zu er; kennen.“ 85 5 5 g „Aber er ſagt ja, daß er dies Glas nie in Händen ge⸗ halten hätte, daß er das Glas nie berührt hätte.“ „Das ſagt er, ja,— aber ſchließlich kann er mit dieſen Behauptung ſeine Fingerſpuren nicht von dem Glaſe weg⸗ zaubern.— Und die Giftſpuren an ſeiner Kleidung?— Die ind eben da, die zeugen gegen ihn! Was nützt es denn, wenn er ſagt, er wiſſe nicht, wie dieſe Spuren an ſeinen An zug gekommen ſeien!— Ja, Fräulein Sundborg, was ſager Sie denn zu dem allen?“. 5 f Das junge Mädchen ſenkte tief den Kopf. „Ich weiß es, daß es ein furchtbares Verhängnis iſt Aber ich weiß auch, daß Albert unſchuldig iſt.“ „Das wiſſen Sie alſol Und womit wollen Sie es be weiſen?“ „Sie fragen wie der Richter!“ „Muß ich denn nicht ſo fragen?“ „Ach— ich weiß bald ſelbſt nicht mehr, was richtig und was falſch iſt. Aber es kommt mir immer ſo vor, als o ſich alle Menſchen zuſammengetan hätten, Albert zu verder ben.— Und das darf nicht geſchehen!“ Der Kriminalinſpektor ſah geſpannt auf ihr Antlitz. „Darf nicht geſchehen!— Ja, Fräulein Sundborg, frei lich wäre es furchtbar, wenn man Albert Gerdahlen zu Un recht angeklagt hätte. Aber die Beweiſe ſprechen ja voll unj ganz für ſeine Schuld.— Er hat mit dem Gift zu tun ge habt. Er hat das Glas in der Hand gehalten!“ „Kann das Gift nicht ſchon in dem Glaſe geweſen ſein als er es ergriff? Iſt denn das nicht denkbar?“ „Doch, das iſt denkbar. Wie kommt es dann aber, daf ſeine Fingerabdrücke an dem Glaſe außen Giftſpuren erken nen laſſen?“ Sie ſah ihn traurig an. „Ich weiß es nicht.“ „Und wie kommt das Gift an ſeinen Anzug?“ „Ich weiß es nicht.“ „Er behauptet ja übrigens auch, das Glas gar nicht in der Hand gehabt zu haben, es garnicht ſeinem Onkel gereicht zu haben!“ „Und das iſt auch ſo!“ „Das ſagen Sie ſo beſtimmt. wüßten!“ „O, das weiß ich auch.“ „Dann müſſen Sie aber auch denjenigen oder diejenig; kennen, die das Gift in das Glas gab.“ Seine Blicke waren hart und forſchend geworden. f In welchem Zuſammenhang ſtand das Mädchen mit die ſem Mord?— a Sigrit Sundborg ſchüttelte leis den Kopf. „Ich weiß es nicht.— Wenn ich es wüßte, hätte ich e⸗ ja längſt geſagt; denn dann hätte ich ihn ja befreit!— Un ich will ja nichts anderes als Albert befreien.“ „Sie wiſſen, daß Atropin geruchlos iſt?“ Fragend ſah ſie ihn an. 5„Ich?— Wie ſollte ich das wiſſen!— Was iſt Atropin füberhaupte“ „Das wiſſen Sie auch nicht?— Und das fragen Sie jetzt mich? Ich meine, dieſe Frage hätten Sie längſt ſteller können an den Arzt, an den Unterſuchungsrichter!“ „Ich—. Es iſt ja auch gleich!— Ein furchtbares Gift iſt es eben.“ „Ein furchtbares Gift! kendes Gift.“ „Aber Albert iſt kein Mörder!“ „Und hat doch mit dem Gift zu tun gehabt!“ Wieder ſchaute ſie ihn an. „Dann wird man Albert alſo doch verurteilen?“ „Wenn ſich nichts finden läßt, das ſeine Unſchuld ab ſchwächt.—“ Mutlos flüſterte ſie. Es wird ſich nichts finden.— Nun erſt recht nicht, de ja Otto tot iſt. Er hätte vielleicht geholfen.“ „Otto Müller, ja,— er gab an, etwas zu wiſſen.— Sprach er zu Ihnen nicht davon?“ „Nein.— O, er war ein großer Sonderling. Seit dem Mord an meinem Onkel vor allen Dingen. Er begeg⸗ nete uns allen auf Hohenfried mit geheimem Mißtrauen. Er ſuchte überall den Mörder. Jeden hatte er in Verdacht Er ſchwor auf Alberts Unſchuld!“ „Soſo! Er hatte alſo jeden auf Hohenfried in Verdacht und glaubte an Albert Gerdahlens Unſchuld. Sie glauben ja auch daran.— Warum haben Sie ſich nicht mit ihm zu ge⸗ meinſamem Forſchen verbunden?“ „Ich wollte es. Ich ſprach mit ihm.— Aber er lehnte es ab. Er hatte wohl auch mich in Verdacht.“ „Ach Sie!— Das fühlten Sie?“ Ja. 71 „Oder bildeten Sie ſich es nur ein?“ Es lag etwas Lauerndes in ſeinen Fragen. „Nein, das bilde ich mir nicht ein. Ganz, als ob Sie da: Ja— und ein ſehr ſicherwir „Da müſſen Sie ihm doch einen Grund gegeben haben zu der Verdächtigung!“ „Er hielt ja uns alle für Mörder.“ „So!— Sie kannten Bruno Bauer?“ Er beobachtete ſie ſcharf. J „Nein.— Wie ſollte ich dieſen Meuſchen kennen?“ „Wir wiſſen es ja!“ „Da irren Sie ſich.“ „Wenn er gefunden wird,— und das wird geſchehen— dann wird er es uns ja ſagen.“ „Er lügt, wenn er das behauptet.— Was ſollte ich denn mit dieſem Verbrecher zu tun haben?“ „Das frage ich Sie ja!“ „Und ich kann Ihnen nur ſagen, daß ich ihn gar nicht kenne.“— Sigrit Sundborg erhob ſich. „Ich ſehe es ein, Sie helfen mir nicht.— Ich dachte immer noch, Sie würden vielleicht der Mann ſein, der Al⸗ berts Unſchuld beweiſt, Sie würden nicht ſo glatt an Alberts Schuld glauben.— Aber ich habe mich geirrt.“ „Bitte, behalzen Sie Platz!— Sie verkennen den Zwech meiner Fragen. Bedenken Sie hierbei, daß ich den Fall Gerdahlen bisher nicht bearbeitete! Wenn ich mich jetzt dafür intereſſiere, muß ich hunderterlei Fragen ſtellen, auch ſolche, die Ihnen nebenſächlich erſcheinen.— Alſo ich ſollte Ihr Helfer ſein!l Gut, Fräulein Sundborg, verſuchen wir, uns nach dieſer Richtung gin zu verſtändigen. Ihr außer⸗ ordentliches Intereſſe an Albert Gerdahlen muß jedenfalls durch eine außerordentliche Empfindung veranlaßt ſein. Er⸗ zählen Sie mir davon!“ Zögernd ſetzte ſie ſich nieder. „Ich— ich bin Albert ſehr zugetan.“ „Sie lieben ihn alſo?“ „Wenn ich es ſagen muß— ja, ich liebe Albert. Ich liebe ihn ſchon ſeit Jahren!“ J „Und er?“ „Ich weiß nicht, ob er mich liebt.“ „Sie ſprachen alſo nie von Liebe miteinander?“ „Nein.“ „Liebte er ein anderes Mädchen?“ „Nein.“ „Wollte er nicht heiraten?“ „Er hat eine ſehr ernſte Lebensauffaſſung. Er wollte ſich wohl erſt eine geſicherte Exiſtenz ſchaffen.“ i „Hatte er die nicht bei ſeinem Onkel?“ b „Er wußte ja nicht, ob er dauernd bei Onkel Joachim bleiben konnte. Einmal hatte der Onkel die Abſicht, alles zu verkaufen.“ „Sol— Aber zuletzt, vor dem Tode Joachim Gerdah⸗ lens, da wußte Ihr Vetter ganz genau, daß er der Herr uuf Hohenfried werden ſollte.“ „Ja, da wußte er es.“ „Auch da warb er nicht um Sie?“ „Nein— aber—“ „Was aber?“ „Das betrifft ja nur mich und ihn.“ „Sie müſſen mir ſchon alles ſagen.“ „Er ließ mir merken, daß er jetzt an eine Ehe dachte.“ „Aber offen ſprach er ſich nicht Ihnen gegenüber aus? Ich meine, über ſeine Liebe zu Ihnen?“ „Nein. Einmal ſagte er:„Sigrit, jetzt will ich dem alten Herrn erſt einmal recht zeigen, was ich zu leiſten vermag, und dann übers Jahr, dann denke ich an mein Glück, dann faſſe ich mit beiden Händen nach meinem Glück!“ „Damit meinte er ſeine Liebe!— Sie wußten, daß er mit dem„Glück“ an Sie dachte?“ „Ich— ich wußte es nicht.“ „Haben Sie doch Vertrauen zu mir!“ i 5— er ſah wohl auch, daß Egon ſich um mich be⸗ warb.“ „Ihr anderer Vetter?— Soſo, alſo zwei Verehrer!“ Haſtig widerſprach ſie. 5 „Ahal— Ich verſtehe!— Und Ihre Liebe trieb Si⸗ alſo, um Albert Gerdahlens Befreiung zu kämpfen.— Wiſſen Sie nicht, daß Liebe blind macht? Sie ſehen ihn ſchuldlos, weil Sie ihn lieben.— Laſſen Sie doch einma die Liebe ganz beiſeite!“ „Dann ſteht er genau ſo unſchuldig vor meinen Augen wie zuvor. Als Menſch dem Menſchen gegenüber weiß ich es, daß Albert ohne Schuld iſt.“ f PPC ò˙mCCCCCGG0TGTGTGTbTGbGTGTGTGTGTbTGTGòT(TòbéçbbTbkbTbTb'TbTb'bTb'bT'kbuͤk('h!k('k'k'T'TVk'T'vk'ͤVk'bVV—TͤTwͤVVTVTTVTꝓVꝓrTVTTTTTTWyT„TfTBTyTyTTTTTTTTTTTTTTTTW—ww—j—p—j—j—jꝓ—jꝙ—ß ſie zu verwarnen. 5 Schickt man nun die Kinder allein in die Natur hin⸗ aus, ſo präge man ihnen immer wieder ein, keine Blumen in den Mund zu nehmen, da ſie oft giftige Säfte enthalten. Der Genuß von Obſt iſt Kindern ganz beſonders geſund, doch verbiete man ihnen, jemals unreifes Obſt zu eſſen, da ſie hiervon ſchwer erkranken können. Auch gebe man Kin⸗ dern an heißen Tagen möglichſt wenig zu trinken, beſon⸗ ders dann nicht, wenn ſie überhitzt vom Spaziergang oder Ausflug nach Hauſe kommen. Hier iſt es ratſam, den Mund nur mit kaltem Waſſer auszuſpülen und unter der Waſſer⸗ leitung kaltes Waſſer über die Pulsadern laufen zu laſſen. Tritt durch zu ſtarke Hitze Kopfſchmerz auf, ſo lege man ein feuchtes Tuch in den Nacken und laſſe es einige Zeit liegen. Niemals dürfen Kinder Obſtkerne herunter⸗ ſchlucken oder zerbeißen, denn die Kerne von Pflaumen, Kirſchen oder Aprikoſen enthalten Blauſäure. Auch Blind⸗ darmentzündungen entſtehen durch Herunterſchlucken der Kerne. Man präge den Kindern immer wieder ein, Obſt⸗ kerne nicht auf die Straße zu werfen, denn wie oft ſind hierdurch ſchon Menſchen auf Obſtreſten ausgerutſcht und verunglückt. Wenn Kinder im Wald ſind, ſo dürfen ſie nur Beeren und Früchte pflücken und eſſen, die ſie ganz genau kennen, denn oft ſehen gerade die giftigſten am ſchön⸗ ten aus. f 8 Sehr oft kommen Kinder mit Inſektenſtichen nach Hauſe. Es entſtehen ſchmerzende Schwellungen, die manchmal ſchon zu einer Blutvergiftung geführt haben. Da⸗ her rate man ſedem Kind, nach Möglichkeit ſofort an einen Bach oder Brunnen zu gehen und die ſchmerzende Stelle ſorgfältig mit kaltem Waſſer auszuwaſchen, dann ein naſ⸗ ſes Taſchentuch darauf zu legen und nach einer Weile die Waſchung noch⸗ mals vorzunehmen und das Taſchen⸗ tuch, neu mit Waſ⸗ ſer getränkt, wieder darauf zu binden. Zu Hauſe kann man Umſchläge mit eſſigſaurer Tonerde machen oder auch etwas Kölniſches Waſſer darauf tun. Bei Bienenſtichen muß man ſofort verſu⸗ chen, den Stachel herauszuziehen. Wenn Kinder von einem Gewit⸗ ter überraſcht wer⸗ den, dann ſollten ſie ruhig weiter⸗ gehen. Auf freiem Felde dürfen ſie ſich aber niemals unter einzelne frei ſtehende Bäume flüchten, da gerade dieſe häufig vom Blitz getroffen werden. Wenn ſie ſich 1 in einen tiefen Wald flüch⸗ 77 2010 iht ie ruhig tig N 1 ein vollſtändiges Durchnäſſen ſchadet dann nichts. 1 Bei Kleinkindern achte man darauf, daß ſie an heißer Tagen bei der Ausfahrt nicht unnötig mit Betten beſchwerr werden; der Sonnenſchein ſchadet auch dem nur leicht be/ deckten Kinde nicht. Auch ſoll die junge Mutter keine Wachs tuchdecke über den Wagen legen, und der Windſchutz darf nicht ſo hoch ſein, daß er bis zum 1 hinaufreich“ und der Luft den Zutritt verwehrt. Dagegen iſt zum Schuß gegen Inſekten ein„ zweckentſprechend. i 7%„5% v0 — Bei Inſektenſtichen die Wunde aus⸗ waſchen und mit einem naſſen Ta⸗ ſchentuch verbinden. Aufnahme: Schoepke. —— f 1 7 1 5 Den Imicen und a eine Immon Auf einem meiner Urlaubs⸗ ſpaziergänge machte ich die Bekanntſchaft eines Bienen⸗ züchters, deſſen Aufforderung, ſeinen Bienen⸗ ſtaat zu beſu⸗ chen, ich mit einigem Beben Folge leiſtete. Die Liebe, mit der er von ſei⸗ nen Bienen ſprach, rief ein nie geahntes In⸗ tereſſe für die Bienenzucht in mir wach, und ich bekam ſelbſt Luſt dazu, in meinem Gärt⸗ chen eine Bie⸗ nenzucht anzu⸗ legen. Natürlich muß man viel Liebe zu der Bienen⸗ zucht aufbrin⸗ gen, und vor al⸗ lem muß man ſich in vollkom⸗ mener Ruhe mit den Tieren beſchäftigen. Und ſchließlich muß man auch die Natur der kleinen Tiere kennenlernen und ſich entſprechend verhalten; man muß vermeiden, was die Tiere reizen könnte. Dann werden auch der Stiche, die der Bienenzüchter erhält, ſehr wenige ſein. Die Ruhe allein, die zudem nicht nur markiert ſein darf, ſondern wirklich vorhanden ſein muß— der Inſtinkt der Bienen fühlt die wirkliche Ruhe des Züchters ſofort heraus— tut es alſo auch nicht, um mit den Immen gut Freund zu ſein. Wie 85 B. den Stier das rote Tuch reizt, ſo haßt die Biene die unkle Kleidung des Imkers, auch ſcharfe und überhaupt hervorſtechende Gerüche, und ſeien es die angenehmſten Düfte, die eine Dame umgeben. Von dem volkswirtſchaftlichen Wert, der der Bienen⸗ zucht innewohnt, abgeſehen— die wirtſchaftliche Bedeu⸗ tung der Bienenzucht beruht nicht nur auf den unmittel⸗ baren Einnahmen durch Wachs und Honig, ſondern auch auf dem Nutzen, der ſich aus der Befruchtung der Blüten der Obſtbäume, der Rüben, des Rapſes uſw. ergibt— iſt die Beſchäftigung mit den Bienen für den Naturfreund von außerordentlich großem Reize. Gegen zehntauſend Bienen⸗ arten gibt es, und eine von dieſen vielen Arten iſt unſere Honigbiene oder Imme. Es iſt dem Bienenwirt immer wieder ein Wunder, wie organiſiert der Bienenſtaat iſt, wie hier alles„wie am Schnürchen“ geht. Der Arbeitsertrag der Bienen: Honig, nichts als Honig. Die Vermehrung des Bienenſtaates entſteht durch das Schwärmen. Vor dem Schwärmen iſt im Bau ein lebhaf⸗ tes Treiben; müſſen doch die Räume hergerichtet werden, die die Eier der Königin aufzunehmen haben. Nach dem Hochzeitsfluge der Königin erfolgt das Eierlegen, und ſech⸗ zehn Tage ſpäter, vor dem Erſcheinen der jungen Drohnen und Arbeiterinnen, ſchlüpfen die jungen Königinnen aus. Kurz vor dieſem Ereignis verläßt die alte Königin ihren Bau; ihr folgt ein großer Teil ihrer Untertanen, mit denen ſie ein neues Reich gründet. Dieſer neue Staat, der ſich im Geäſt irgendeines Baumes niedergelaſſen hat, wird vom Imker in einen Fangkorb geſchlagen, der ſo ſeine Zucht um ein neues Volk vermehrt. Ein ſogenannter Nachſchwarm mit jungen Königinnen folgt bald, um ſeinerſeits einen neuen Staat zu bilden. Auch er wird eingefangen, und aus ihm werden erforderlichen⸗ falls die Königinnen herausgeſucht, die einem königin⸗ loſen Staat einverleibt werden. Ach, es iſt ſo manches zu bedenken, um die Bienen ar⸗ beitsfähig zu halten und den Ertrag der Bienenzucht zu ſteigern. Da iſt z. B. die Tränke der Bienen. Beſonders im Frühjahr iſt ſie von großer Wichtigkeit, denn das Waſ⸗ ſerholen am kalten oder zugigen Ort koſtet gar vielen Bienen das Leben. Vom plumpen Fuß zertreten, von mut⸗ williger Hand in den Brunnen geworfen, von Enten ge⸗ freſſen, Hunden geſchnappt oder vom Bach weggeriſſen— das iſt das Schickſal vieler Bienen. Und dem müſſen wir vorzubeugen trachten. Aber auch zu anderen Jahreszeiten Warum Angſt vor Bienen? Richtig behandelte Bienen ſind harmlos. iſt der Imker genotigt, ſeinen Bienen peinlich ſauberez Waſſer oder auch ſogar Futter zu reichen. Nur wenig Anlagekapital iſt erforderlich, um ſich eine Bienenzucht zuzulegen, und bei rationeller Zucht holt man es in kürzeſter Zeit wieder heraus. Bevor man zur Anlage einer Bienenzucht ſchreitet, muß man ſich jedoch ernſtlich mit dem ganzen Problem befaſſen, muß den Zweck und den Sinn des Bienenlebens zu verſtehen ſuchen und auch die Bienenzucht ſelbſt gleichſam ſtudieren. Wie ſchon geſagt: Vorausſetzung e Bienenzucht iſt das Vertraut⸗ ſein des Im⸗ kers mit den Lebensgewohn⸗ heiten der Im⸗ men. Jede Jah⸗ reszeit verlangt ihre beſondere Betätigung. Im Frühjahr gibt der ſoge⸗ nannte Reini⸗ gungsflug der Bienen Arbeit, es folgt die erfolgreichen Reigfütterung durch flüſſige Honiggaben oder Zugaben von entdeckel⸗ ten Honigwa⸗ ben, im Mai ſind es die Schwärme, die aufmerkſam be⸗ obachtet werden müſſen, und ſo Der Schwarm zieht ein. Aufnahmen(3): Stapf⸗Weltbilderdienſt, gibt es immer wieder Arbeit, bis ſchließ⸗ lich der große Tag der Honigernte naht. Von beſonderer Bedeutung für das Gedeihen der Bienen iſt übrigens der Standort der Stöcke. Die Stöcke müſſen an einem windſtillen, namentlich nicht zugigen Platz aufgeſtellt werden. Unter keinen Umſtänden dürfen ſie der Mit⸗ tags⸗ und Nachmittagsſonne ausgeſetzt ſein; am verderblichſten ſind die Son⸗ nenſtrahlen im Winter und im zeitigen Frühling, wenn Schnee liegt, weil ſie die Bienen aus den Stöcken locken Kann man es vermeiden, ſo ſtellt man die Stöcke nicht an einem Ort auf, von dem aus die Immen über breite Ströme, Teiche oder Seen fliegen müſ⸗ ſen. In der Nähe des Standes pflanzt man niedrige Bäume und Geſträuch an, woran ſich die Schwärme anſetzen, die man dann leicht einfangen kann. Die Bienenzucht erfordert nicht viele aber rationelle Arbeit und ſchafft unend lich viele Freuden. Stapf. Sport⸗Vorſchau Das vorletzte Wochenende bringt im Sportbetrieb ein ſtark verkleinertes Programm. Die wichtigſten Veranſtaltun⸗ gen die am Wochenende ſteigen, ſind in erſter Linie das Interzonenſchlußſpiel im Tennis zwiſchen ASA und Deutſch⸗ land in Wimbledon, die deutſchen Ringermeiſterſchaften in München, die Leichtathletik⸗Meiſterſchaften der deutſchen Junioren in Kaſſel und ſchließlich das dritte Spiel der deut⸗ ſchen Fußball⸗Nachwuchself in Reykjavik. In der Leichtathletik iſt augenblicklich Hochkonjunktur. Allenthalben werden Veran⸗ ſtaltungen aufgezogen. Die größte Bedeutung am Wochenende kommt den deutſchen Meiſterſchaften der Jumoren, die im Nahmen des großen Olympia⸗Vorbereitungsprogramms in Kaſſel veranſtaltet werden, und den Prüfungskämpfen der der Olympia⸗Kernmannſchaft angehörenden Frauen in Wup⸗ pertal⸗Elberfeld zu. Zum 83. Male wird an beiden Tagen das Feldbergfeſt, das das älteſte ſeiner Art iſt, von⸗ ſtatten gehen. An kleineren Veranſtaltungen ſind das Na⸗ tionale Feſt in Mann he im, der Vierſtädtekampf Hanau — Frankfurt— Fulda— Kaſſel in Hanau und der Dreiklubkampf PS Zuffenhauſen— BfB Stuttgart — Georgii-Allianz Stuttgart zu nennen. Im Fußball tritt die deutſche Fußball⸗Nachwuchself, die zurzeit in Island weilt, am Sonntag erneut in Reykjavik gegen eine isländiſche Nationalmannſchaft an. In dieſem dritten Spiel ſollten unſere Vertreter ihren dritten Sieg feiern.— Im Mitropa⸗Pokal⸗Wettbewerb werden die beiden Hinſpiele der Borſchlußrunde— Juventus Turin— Sparta Prag und Ferencvaros Budapeſt— Auſtria Wien— ausgetragen. Im Ringen 8 werden die deutſchen Meiſterſchaften, die in dieſem Jahre in jeder Gewichtsklaſſe für ſich ausgetragen werden, mit den Titelkämpfen im Feder⸗(griechiſch⸗römiſcher Stil) und Mit; telgewicht(freier Stil) in München fortgeſetzt, nachdem ſie am vergangenen Wochenende in S chifferſtadt im Welter⸗ (Gr.⸗r. Stil und Halbſchwergewicht(fr. St.) ihren Anfang nahmen. Im Rudern 5 7 Zeit der Hauptregatten, die der Vorbereitung auf die lympiſchen Spiele dienten, jetzt vorbei. Trotzdem werden aber an dem kommenden Wochenende e Regatten ver⸗ anſtaltet. Den Anfang macht die Mittelrhein⸗ egatta in Koblenz, für die aus 34 Vereinen 135 Boote mit 665 Ruderern gemeldet worden ſind. Weitere Regatten werden veranſtaltet in Heidelberg, Neuſtettin und Luzern mit Deutſchen. i f a Im Boxen ü werden am Sonntag in dem Odenwald ⸗Städtchen Erbach die Südweſt⸗Amateurmeiſterſchaften mit den Schlußkämpfen, für die noch 20 Bewerber auftreten, zu Ende geführt. Im Motorſport iſt es an dieſem Wochenende ſehr ruhig. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert, Nachrichten; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Frühkonzert bezw. Sendepauſe; 11 Werbekonzert; 11.25 Pro⸗ grammanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.30 Sozial⸗ dienſt, 11.45 Bauernfunk; 12 Mittagskonzert I; 13 Zeit, Nachrichten; anſchließend lokale Nachrichten; 13.15 Mittags⸗ konzert II; 14 Zeit, Nachrichten; 14.15 Wirtſchaftsbericht; 14.30 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen; 14.40 Wetter; 14.45 Sendepauſe; 17 Nachmittagskonzert; 18.45 Das Leben ſpricht; 18.55 Wetter, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderungen, Neait 19.50 Tagesſpiegel; 20 Jeit, Nachrichten; 22 Zeit, achrichten; 22.15 Wetter, lokale Nachrichten, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 21. Juli: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſer⸗ ſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Choralblaſen; 9 Katholiſche Morgenfeier; 9.45 Bekennt⸗ nis zur Zeit; 10 Deutſche Feierſtunde der Hitlerjugend; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Dichter im dritten Reich; 11.30 Deutſches Schatzlaſtlein; 12 Mittagskonzert; 14 Kaſperles Großmutter feiert Geburtstag; 14.45 Aus dem Leben des ſchaffenden Volkes; 15 Stunde des Landes; 16 7 Militärkonzert; 16 Jugendfunk; 18.30 Landestreffen der badiſchen Bürgermilizen in Waldkirch i. Br.; 19 Ferien⸗ wonne— Sommerſonne, heitere Szenen; 19.50 Sport; 20 Buntes Abendkonzert; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Wetter, Sport; lokale Nachrichten; 22.25 Sportſpiegel des Sonn⸗ tags; 22.45 Tanzfunk; 24 Nachtmuſik. f Montag, 22. Juli: 10 Sendepauſe; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.45 Funkbericht vom Eul⸗ bacher Markt aus Erbach im Odenwald; 15.15 Kinderfunk; 15.30 Der Zeitfunk ſendet Kurzgeſchichten aus dem Leben; 16 Kleines Konzert; 16.30 Reif ſteht das Korn, aus älteren und zeitgenöſſiſchen Dichtungen; 16.50 Weſen und Wort am Oberrhein; 18.30 Jugendfunk; 18.50 Das Leben pricht; 19 Anterhaltungskonzert; 20.10 Volksmuſik; 21.10 Kähne und Krane, Lied eines Binnenhafens; 21.35 Jugendfunk; 22.20 Unterhaltungskonzert; 23 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 23. Juli: 10 Sendepauſe; 10.45 Praktiſche Natſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Frau; 16 Kleines Konzert; 16.30 Wie ſind unſere Gebirge entſtanden?, geologiſche Betrachtung; 16.45 Menſchen, die nicht bis drei zählen können; 18.30 Iſt Europa zum Ausſterben verur⸗ teilt, bevölketungspolitiſche Unterſuchung; 18.45 Zeitgenoſſen ibts...; 19 Unterhaltungskonzert; 19.40 Ferien zu Haus; Planperef, 20.10 820 Beer danger Wiest zee e Orcheſterkonzert; 22.20 OL, Berichte und Geſpräche aus der Arbeit des großen Hauptquartiers; 23 Volksmuſik. Mittwoch, 24. Juli: 10 Sendepause; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Der Hohentwiel, Hör⸗ folge; 16 Kleines Konzert; 16.30 Aus 55 und Leben; 18.30 Das Leben ſpricht; 18.45 Saardienſt; 19 Unterhal⸗ tungskonzert; 19.40 Bauernfunk; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Bunte Stunde; 22.20 Der große Preis von Deutſchland auf dem Nürburgring; 22.30 Nachtmuſik Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern 5.45 Choral, Morgenſpruch, Wetter, Bauernfunk; 6 Gym⸗ naſtik; 6.30 Frühkonzert JI; 7 Frühnachrichten, anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtih 8.30 Funkwerbungskonzert; 10.45 Sendepauſe; 11 Hammet und Pflug; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nachrichten, Wel⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei bis drei; 17 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 21. Juli: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wettet; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zul; 8.45 Kath. Morgen- feier; 9.30 Sendepauſe; 10 Deutſche Morgenfeier der Hitler jugend; 10.30 Achtung!— angetreten!, 15 000 Turner in Schwabenland vernehmen durch Lautſprecher die Kommando ihres Gauturnwarts bei der Hauptprobe zum Gaufeſt de⸗ RfL in Schwenningen; 11 Blaskonzert; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 13.50 Aus der Probenarbeit der Heidelberger Reichsfeſtſpiele; 1 Kinderſtunde; 14.45 Die Viertelſtunde für Handel und Hand- werk; 15 Stunde des Chorgeſangs; 15.30 Schwefelbäder in Baden; 16 Buntes Nachmittagskonzert; 18 Geronnene Schätze, Funkbilder aus dem Allgäu; 18.30 Otto Dobrindt ſpielt) 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Heitere Opernmuſik; 21 Kitſch und Co, Funkrevue; 22 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter, Sport; 22.80 Gaſtſpiel der Bläſervereinigung der Berliner Staatsoper; 23.15 Tanzfunk; 24 Nachtmuſik. „Montag, 22. Juli: 9 Frauenfunk; 9.15 Sendepauſe; 10.15 Deutſches Volk— deutſche Arbeit; 15 Bekanntgabe der Termine: Wiederſehensfeiern alter Frontſoldaten, anſchl, Sendepauſe; 16 Heitere Muſik am Nachmittag; 18.30 Ju⸗ e 19 Bei Schwarzwälder Speck und Kirſch, muſi⸗ aliſche Speiſekarte; 20.10 Großer bunter Abend; 22.20 Saardienſt; 22.35 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 23. Juli: 9 Sendepauſe; 10.15 Franzöſiſch; 15 Sendepause; 15.15 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 16 Hei⸗ tere Muſik am Nachmittag; 18.30 Franzöſiſch; 18.50 Se zu Haus, Plauderei; 19 Aus dem Ban der Muſil; 20.45 Funkerpedition nach Island; 21 Orcheſterkonzert; 22.30 Volksmuſik. Mittwoch, 24. Juli: 9 Ueber die Selbſtändigkeit de⸗ Kindes, Plauderei; 10.15 Badiſche Städtebilder: Heidelberg 15 Sendepauſe; 15.30 Pimpf, hör zu; 16 Eine Stunde Haus⸗ muſik, 18.15 Hörbericht von der feierlichen Eröffnung der Stauſeeanlagen in Hofen ber Stuttgart; 18.30 Lernt morſen; 18.45 Kurzgeſpräch; 19 Blaskonzert, als Einlage: Das In⸗ terview, heitere Kurzſzene; 20.15 Stunde der fungen Nation 20.45 1000 blonde Notenköpfchen, Liebesſpiel in Liedern, Walzern und Duetten; 22.20 Saardienſt; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. 0 — Beſucht das Güdweſtmarklager 5 der Hitlerjugend! 28 T. bis 6. 8. in Offen burg 89 * S SSS 88 Pass — — 2— 8 9 Überes ch eine man Anlage rnſtlich ck und d auch reichen dienſt. hließ⸗ naht. r das der lüſſen nicht Unter Mit⸗ zeſetzt Son⸗ tigen il ſie ocken. man von vreite müſ⸗ lanzt h an, „die viele tend pf. nmern Gym⸗ ließend maſtit ammet „Wel 5 drei richten, Vetter; orgen⸗ Hitlei⸗ er im tandoz ſt des onzert⸗ 1350 le; 14 Hand⸗ der in chätze, ſpielt heitere Nach⸗ 1 Beilage zum„Neckar⸗Bote“. Schwül und heiß iſt der Tag. Ueber der Erde liegt ein Flimmern, und alles iſt ſchwer und reif. Die Sonne iſt ſelbſt auf die Erde geſtiegen und rauſcht im gelben Korn, das zu beiden Seiten den Weg einrandet und leiſe klirrt vor Sprödigkeit, ſie iſt im Gras, das ſie ſengend umfan⸗ gen hat, und ſchlägt in den Menſchen, die ſelber ſchwer und reif über die Felder gehen. Es iſt die Verbundenheit mit der Scholle in ihnen, das Zuſammengeſchmiedetſein mit allem Werden und Vergehen. Sie wiſſen es nicht und ahnen wenig, daß ſie ſelbſt Scholle ſind, daß ſie ſich ihr unbewußt beugen und daß ſie ſie lieben wie ſich ſelbſt. Das alles er⸗ kennen ſie nur, wenn die ſteinernen Mauern einer Stadt ſie unigeben; dann tut es ihnen weh, zu wiſſen, daß unter den Steinen der Straße eine Erde iſt, die immer wartet und bereit zur Frucht iſt; dann erſt fühlen ſie die innige Verbundenheit zur Scholle, und dann iſt es keine Phraſe mehr, wenn man von Blut und Boden redet, ſondern tiefſte letzte Wirklichkeit eines erdverbundenen Menſchen. So iſt auch dieſer Tag verhaltenes Verſchwenden vor Gluten, die nur der Sommer zu geben vermag. Eine heiße Sonne hat über allen Feldern gelegen und dem Korn das leuchtende Gelb gegeben, das von baldiger Reife ſpricht und von aller Sonnenſeligkeit, die es in ſich trägt. Zu ſchwer und reif ſind ſchon manche Aehren geworden, ſo daß der Halm, geknickt unter ſeiner Laſt, in ſich zuſammengeſunker iſt, ehe die Hand des Schnitters ihn mähen kann. Die gro— ßen weißen Wolken, die unbeweglich am Himmel gehan⸗ gen hatten, ſind leiſe fortgezogen, um der untergehenden Sonne Platz zu geben, ihren ſtrahlenden Mantel noch ein mal ausbreiten zu können. Langſam, in majeſtätiſcher Un. endlichkeit gleitet der Tag in die Farbenſymphonie, die di⸗ Sonne in ihrem Uebermaß des Reifens ihm bereitet. Direk' in den Himmel hinein, der wie eine große goldene Pfort⸗ vor mir liegt, ſchreitet der Bauer. Aller Staub, den di⸗ Pferde im Gleichmaß ihres müden Schrittes aufwirbeln wird zu einem vergoldeten Heiligenſchein, in dem ſich die Strahlen der untergehenden Sonne brechen. Langſam aus⸗ klingend, wird der Farbenrauſch gelöſter und matter, und bald ragen Bäume und Bauer wie Scherenſchnitte in der Himmel. Die Erde reckt und entſpannt ſich. Zu ſehr hat ſie die ſengende Glut eines allumfaſſenden Himmels ertra⸗ gen. Alle Süßigkeit des Sonnenſpiels ſteigt zitternd aus ihrem Schoß und umfängt herb und rein den ſchreitenden Bauern. Noch iſt der purpurne Saum der Sonne am Himme! zu ſehen. Vom Dorfe kündet die Glocke Dank dem ver gehenden Tag. Die Luft gibt den Klang zart und weich weiter wie ein Gebet. Der Bauer bleibt ſtehen, groß ragt er und unwahrſcheinlich in das verblaſſende Gelb des Ta ges. Sein Kopf beugt ſich ſchwer und hart, und ſeine gefal⸗ teten Hände ſehen aus, als hätten ſie ein Stück des Him⸗ mels ergriffen. Alles, Erde und Himmel, hat ſich in ihm vereinigt, und der Glockenton umſchwingt und verbindet ſi⸗ zu dem großen Unnennbaren und wird engſte Verſchmel⸗ zung mit allem, was in und um uns iſt. Das iſt Ewigkeit, die zu uns ſpricht und immer weiter pocht in unſerem Blut und uns erfüllt mit der fanatiſchen Liebe zur Scholle, denn die Erde pulſt durch uns, und wir gehören zu ihr. Vor mir knarrt das Sattelleder der Pferde und ſtill und einſilbig zieht der Bauer ins Dorf. Das kleine Dorf liegt friedlich eingebettet in Korn felder da. Die Sonne geht glutrot unter und läßt die feine Staubwolke, die über dem reifen Korn liegt, violett erſchei⸗ nen. Kein Wind regt ſich. Es iſt, als wenn Gott die Stunde ſegnet und dem Korn eine kleine Ewigkeitsminut⸗ gibt, ſich noch einmal ſtolz recken zu können, noch ein⸗ mal alle Halme gerade in den grünlich⸗blauen Himmel zu ſtrecken, um dann ſchwer zu werden und Frucht zu tragen Auf einer Pappel, die einen langen ſchwarzen Schatten über die Felder wirft, ſitzt eine Amſel und ſingt mit aller Inbrunſt und aller Losgelöſtheit einer kleinen Vogelſeel⸗ ein hallendes Lied in die Stille des Abends. Alle Glocken⸗ blumen, die mit einem tiefen Blau den Grabenrand ein' ſäumen, haben ſich in Demut gefaltet und erwarten der Tau und erwarten die kommende Sonne. Die weißen Dol den des Holunderſtrauches leuchten aus dem verhaltener Blau des heraufziehenden Abends beſonders weiß hervor Still und unbeweglich lehnen ſie an der dicken, noch ſon nenwarmen Steinmauer wie ein bildhaft gewordene— Volkslied. Es iſt die Stunde des Sommers, die nur einmal kommt es ift die Stunde, die noch leiſe bebt vor dem Ungekannten vor dem Sichbeugenmüſſen, und die doch nichts andere⸗ wünſcht, als ſchwer und reif zu werden. Eine Sehnſuch nach dem Vergangenen und dem Kommenden liegt in der Luft und gibt eine Traurigkeit und heimliche e In dieſe Stille hinein gingen Lenka und Chriſtop ka hatte an ihr blaues Leinenkleid gelbe Butterblumer geſteckt. und ihre großen roten Hände hatten Glockenblu men ergriffen. Chriſtoph ging leicht vorgebeugt mit der wiegenden Schritten des n und ſeine blauer Augen wanderten prüfend über die Felder, die jetzt im Abendfrieden vor ihm lagen. Bis zu den Koppeln waren Lenka und Chriſtoph jetzt gegangen. Die Sonne zeichnete mit glutroten Strichen die Umriſſe der ſatt und widerkäuend daliegenden Kühe nach. Ein leiſes Brummen ertönte manchmal, das aufgeſogen wurde von all dem Frieden, der jetzt in der Luft hing. Das kleine Fließ, das ſich durch die Koppeln ſchlängelte, plät⸗ ſcherte unaufhörlich und ließ die glutroten Streifen der untergehenden Sonne aufblitzen, um dann gleich wieder in die blauen Schatten der Haſelſträucher zu ſpringen, die ſich mit ihren Blättern tief zu ihm herunterbeugten. Schwärme von Mücken ſpielten in unermüdlichem Tanz über dem da⸗ hinfließenden Waſſer, und man hörte ihr feines ſpitzes Summen weit über die Koppeln. Schweigend waren Lenka und Chriſtoph in dieſen Abendfrieden gegangen. Die Landſchaft des Tages war mit ihrem heißen Glühen fordernd geweſen, ſie hatte beide mit ihrem ſengenden Rhythmus mitgeriſſen und ihnen keine Zeit zum Ausruhen gelaſſen. Der Abend mit ſeinem Duft kam ihnen gelaſſen mit großer Güte entgegen, ausgleichend für das, was eine Sommerſonne zuviel gefordert hatte. Chriſtoph und Lenka fühlten den großen Frieden, der ſich langſam herniederſenkte. Wie Kinder hatten ſie ſich die Hände gereicht, und alles in ihnen war ſo mild und rein wie der aufblühende Abend, der ſie jetzt umgab. Langſam ſetzten ſie ſich in das Gras. Die Sonne zeigte nur noch einige Glutſtellen am Himmel, und die Nacht kam wie ein grünblauer Smaragd mit ruhig glänzenden Ster⸗ nen heraufgezogen. Im Korn raſchelte hin und wieder eine Maus. Tauſende von Grillen fingen an, in das aufſteigende Duften der Erde hineinzuzirpen. Die Kaſtanienallee wurde zu einem breiten Strich, der Himmel und Erde trennte. Lenka und Chriſtoph wußten ſich nichts zu ſagen; ſie ließen die Stille auf ſich herniederrieſeln und zupften gedanken⸗ 15 Grashalme aus, um ſie unbewußt ſpielend zu zer⸗ uen. 8 a 3. „Das Korn iſt gut“, unterbrach Chriſtoph jetzt die Stille und fah mit weitem Blick über die vor ihm liegenden Fel⸗ der, deren Aehren jetzt wie Filigran in den immer noch matt ſchimmernden Himmel ragten. Lenka hatte ſich lang⸗ Reif und ſchwer ſind die Aehren geworden Aufnahme: Scherls Bilderdienſt. ſam in das ſchon ein wenig feuchte Gras zurückgelegt. „Auch das Grummet wird ſchön“, ſagte ſie in die klingende Stille, die nach Chriſtophs Worten entſtanden war. Und wenn ſie die Augen ſchloß, ſah ſie die lichtüberflutete Som⸗ de und ſpürte den ſüßen Duft der ſpröden Gras⸗ ecke. Der Mond ſtieg mit feinem Flimmern hoch, tanzte mit zarten Schleiern über das blühende Korn und übergoß die Weiden mit einem milchigen Licht. Alles, was in der Sonne grell geleuchtet hatte, wurde von ihm mild umhüllt. Still wie eine große Güte umfing er alles und ließ ſilberne Bän⸗ der durch Bäume und Büſche rinnen, ſo daß es überall ge⸗ heimnisvoll und märchenhaft wurde. Oftmals ging es wie Zittern durch die Pappel, dann wieder Stille, die endlos und immer wieder mit feinem Rauſchen ſich auf alles her⸗ abſenkte. Ein großes Schweigen lag zwiſchen Lenka und Chriſtoph. Sie waren wie das Korn, wie die Blumen und Bäume; auch in ihnen war eine ſtille Traurigkeit und heimliche Erwartung. Ein Schluchzen klang auf, dann ein feiner, lang aus⸗ hallender Ton, eine nie enden wollende Sehnſucht blühte aus dem Duften des Abends, ſchwang ſich über das flüſternde Korn, umhüllte die zwei ſitzenden Menſchen und verklang in dem großen Bogen, den der Abend über den ganzen Himmel geſpannt hatte. Immer neue Sehnſüchte ließ die Nachtigall durch die Nacht gleiten. Das Erleben dieſes Abends, der Himmel, die Erde, das Korn, das Duften, alles, alles war über Lenka und Chri⸗ ſtoph zuſammengeſchlagen. Sie waren aufgeſogen von dem großen Unnennbaren, was ſie umgab, und waren wie ein voller, dunkler Akkord in der großen ſchwingenden Har⸗ monie. Das Korn rauſchte geheimnisvoll. Durch die Nacht ing der Rhythmus der Welt und brachte die Stille der iſſenden mit. Wenn der Mond wie eine runde Scheibe am Himmel ſteht, wird ſich das Korn leiſe beugen, um einſt⸗ 975 ſchwer zur Erde zu ſinken und neues erſtehen zu aſſen. 5 Die Nachtigall aber ſang weiter. Die Nacht verſchenkt, doch der Tag fordert, ſo klang es über alles Sehnen, Blühen und Duften. „„. A* e.—— — 8 ſeine Stimme ten Er rief die Katze Gleich darauf vernahm ich auch r C MO Fer Mehrfach hatten wir bereits zur Tür hinübergeſehen. Jetzt legte Mathieſſen die Karten beiſeite, erhob ſich und nahm den kurzen Pionierſpaten, um dem Jammergeſchrei da draußen ein Ende zu machen. Es kam verſchiedentlich vor, daß ſich Katzen— hagere, ſchmale und ewig hungrige Bieſter— aus dem Dorf in unſer Kamp einſchlichen. Dieſe hier mußte im Stacheldrahtverhau geblieben ſein, der ſich ſeit einiger Zeit um die Baracken zog Es dauerte geraume Zeit, ehe mein Vorarbeiter zurück⸗ kehrte. Den Spaten hatte er unter den Arm geklemmt, in den Händen trug er die Katze Vor ſich hinbrummend ſetzte er das Tier auf ſeine Arbeitskiſte, ehe er ihm ſein Taſchen⸗ tuch um die verletzte Pfote wickelte. „He“, ſagte Snen und grinſte. Er hielt die Karten un⸗ geduldig und wartend in der Hand. Ein Blick von mir brachte ihn zum Verſtummen. Langſam und beinahe verlegen kam Mathieſſen an den Tiſch zurück und nahm die Karten auf. Es mußte weit über Mitternacht ſein, als wir uns auf die Strohſäcke warfen. Aus einer ungeheuren Müdigkeit heraus riß mich das Weckſignal empor. Mißmutig erhob ich mich. Mathieſſen war bereits aufgeſtanden. Er brauchte überhaupt nicht viel Schlaf, dieſer große, ſchwere Kerl, ſeitdem ihm vor einem halben Jahr die Frau bei der Geburt geſtorben war und mit ihr das Kind. Ich ging hinüber zu Spen und rüttelte ihn an der Schulter. Dabei ſah ich die Katze. Sie lag auf dem Lager des Vorarbeiters und ſah aufmerkſam zu uns herüber. Sven, müde und übelgelaunt wie ich, nahm fluchend ſeinen Stiefel und warf ihn nach dem ſtruppigen, knochigen Tier, das erſchreckt beiſeite fuhr. Keiner von uns hatte bemerkt, wie Mathieſſen eingetreten war. Ruhig nahm er Svens Stiefel von dem Lager und warf ihn zurück, ſo daß er krachend gegen die Wand fuhr und ein Stück ſeines langen Schaftes über Svens entblößten Oberarm klatſchte. Einen Augenblick war es ſtill.„Mathieſſen“, ſagte ich ſcharf. Es war meine Pflicht, hier im Kamp auf Ordnung zu ſehen. Spen war emporgeſprungen, ſtarrte den andern an. Dann blickte er hinunter zu der Katze, die ſich in der Nacht das Tuch von der verletzten Pfote gezogen hatte und nun mit ſchwach vernarbter Wunde durch den Raum hum⸗ pelte. Faſt ſchien es, als ob der hellblonde Schwede ſich erneut gegen das Tier wenden wollte. Ein Blick von Mat⸗ hieſſen hielt ihn zurück. Pfeifend wandte er ſich und verließ den Raum Aber ich ahnte, daß die Geſchichte damit noch nicht er⸗ ledigt war. Ich ging hinaus, um nach den anderen Ba⸗ racken zu ſehen. Sech⸗ zehn Morgen Wald hatte ich von der Forſt für meine Sä⸗ gemühle aufgekauft. ſechzehn Morgen, die nicht nur zu ſchlagen, ſondern auch zu ſpren⸗ gen und zu ro⸗ den waren, denn auf dem freien Gebiet ſollte eine neue Scho⸗ nung mit an⸗ derem Waldbe⸗ ſtand angelegt werden. Mat⸗ hieſſen und ich bedienten die Sägemühle, während Sven gleich daneben die Abfuhr zum Tal über⸗ wachte und die Bretter notierte. Ziemlich ſpät erſchien die Katze. Regungslos ſtand ſie vor der Tür, blinzelte in die Sonne und reckte ſich. Mathieſ⸗ ſen blickte ſich um Langſam kam ſie herüber und ſetzte ſich neben ihn. Ein unbeſtimmter Ausruf meines Vorarbeiters, der in dem Rattern der Säge verlorenging, ließ mich herumfah⸗ ren. Da hockte Sven, der gerade Pauſe hatte, denn alle Wagen waren zu Tal unterwegs, auf einem kleinen Bret⸗ terſtapel und lockte die Katze. Behutſam nahm er ſie empor Und ſtreichelte ſie. Wir arbeiteten bis tief in die Dämmerung und began⸗ nen vor Sonnenaufgang. Bis auf wenige Ausnahmen blie⸗ ben die Männer über Nacht in den Baracken. Gegen Mit⸗ tag erſchienen die Frauen. Ein leerer Wagen brachte ſie mit 75 5 Svens Frau war blond wie er und keine Handbreit iner Zwei Jahre waren ſie verheiratet und noch immer das ſchönſte Paar im Dorfe. Ich ging in mein kleines Kontor Im Zimmer, auf dem Lager von Mathieſſen, hatte ſich die Katze zuſammengerollt und ſchnurrte. Ich betrach⸗ ſtete ſie. Mich überkam ein eigentümliches Gefühl der Un⸗ ſicherheit. War es die Spannung zwiſchen Spen und Mat⸗ hieſſen, die mich beunruhigte? Ich weiß es nicht. Ich nahm das Tier und trug es hinaus., außerhalb des Lagers. Wieder wollte ich zurück an die Arbeit, als ich erſchrak, ſo erſchrak wie nie in meinem Leben zuvor. Ganz hart und ſcharf ſpürte ich in dieſem Augenblick, daß etwas ge⸗ Sven war emporgeſprungen, ſtarrte den anderen an. Dann blickte er hinunter zu der Katze. ſchehen würde, da unten. Unbeweglich ſtand ich und ſtarrte hinab auf den ſonnenüberfluteten Hof, über den, ein wenig geduckt wie auf der Lauer, die Katze kam. ö Spen ſaß Arm in Arm mit ſeiner jungen, blonden Frau 192 beugte ſich ein wenig vor. Ich vernahm ehr leiſe und ganz unbeſtimmt in den Wor⸗ Sven Unentſchloſſen und zögernd ſtand das Tier in der Sonne Noch einmal 51 Mathieſſen. Die Leute ſahen auf vor der Seltſamkeit dieſes Wettbewerbs, deſſen Eifer ſie nicht verſtanden. Das Tier wandte ſich. Träge ging es einen Schritt auf meinen Vorarbeiter zu Da fiel die Stimme der jungen Fra in die Stille. Zuſammen mit Sven hatte ſie ſich vor⸗ gebeugt. In einem kleinen Bogen ging die Katze zu ihr hinüber und ließ ſich empornehmen In dieſem Augenblick lachte Spen. Es war ein hartes, ſehr häßliches und beinahe allzu lautes Lachen voller Hohn und Triumph. Die Frau ſchaute ihn an. Im gleichen Augenblick jedoch hatte Mathieſſen bereits eine Axt in der Hand und ſtürmte die wenigen Schritte hinüber. Erſtarrt und wie gelähmt ſaßen die Menſchen. Jeder Taumel und jede Verwirrung wich von mir. Mit einem Satz war ich die kleine Treppe hinunter. Ein vi 9e hrei!l Im gleichen Augenblick faſt war ich um den große etterſtapel. Da ſtanden die Män⸗ ner und faßten Spen. Noch hielt er ein kurzes dickes Brett hochkant in den Händen. Neben ihm lag Mathieſſen, noch immer die Axt in der Hand. Spen war ihm zuvorgekom⸗ men. 5 Ich beugte mich über ihn. Seine Lippen bewegten ſich. „Brönda“, ſagte er. Und dann noch einmal, ſehr leiſe und faſt wie ein Hauch:„Brönda...“ Brönda hieß ſeine Frau. Ich richtete mich auf. Die Männer traten zurück. Da ſah ich die kleine Katze über die Bretter huſchen und dem Dorf zu humpelnd entſchwinden 4 7 ee 4 8 0 0 Allabendlich erſchien vor der Bühnentür des Operetten⸗ Theaters der Kritiker Rolf Hartwig und ſpazierte dort auf und ab. Der Grund und das Ziel dieſer Spaziergänge war ſeine Frau, die als Hilfsſchauſpielerin an das Operet⸗ tentheater engagiert war, mit der Bedingung, auch im Chor mitzuwirken. Rolf Hartwig war noch ein junger Ehemann, und dieſem Umſtande iſt es zuzuſchreiben, daß er jeden Abend pünktlich vor der Bühnentür des Theaters erſchien. Die Menſchen gingen fröhlich lächelnd über die Stra⸗ ßen, und Rolf Hartwig fand, daß heute jeder Menſch glück⸗ lich ſei. Die Augen der Frauen leuchteten. Rolf Hartwig fand, daß heute alle Frauen ſchön ſeien. Während er das alles feſtſtellte, kam zur Bühnentür des Theaters eine Dame heraus. Es war ein blondes, hoch⸗ gewachſenes, ſchlankes Mädchen, in einen herrlichen Pelz gehüllt. Es blickte Rolf lange an. Dann blickte es ver⸗ ſtohlen und lächelnd nochmals zurück. Rolf Hartwig war von dem Benehmen der ihm unbekannten Dame überraſcht. Er traute ſich nicht, den Fall zu zergliedern, da er Grund⸗ ſätze hatte und fürchtete, gezwungen zu ſein, an ſich die erſten Anzeichen einer Untreue feſtzuſtellen. Zum Glück er⸗ ſchien da ſchon ſeine Frau. Rolf Hartwig küßte ihr galant die Hand, nahm ihren Arm, und ſie gingen plau⸗ dernd heimwärts. Ich will dir etwas Intereſſantes erzählen.. Soll ich es dir ſagen?“ fragte die Frau ſchelmiſch. 5 „Wie du willſt?“ 0 „Alſo gut, hör' zu. Es iſt bei uns ein ſehr ſchönes Mäd⸗ chen. Eine Choriſtin. Sie iſt groß und blond. Sie heißt Elionore Kadar.“ Hier machte die Frau eine kleine Pauſe und blickte lä⸗ jſchelnd auf ihren Mann. Rolf Hartwig aber erinnerte ſich des Mädchens, das ihm vor einigen Minuten tief ins Auge geſchaut hatte und auf welches die Beſchreibung paßte. „Sie kam eine Minute vor dir heraus.“ N e— „Was willſt du alſo mit ihr?“ 8 f„Elionore Kadar fragte mich heute abend, wer jener hübſche ſchwarze Junge ſei, der mich jeden Abend erwarte. Ich ſagte ihr, es ſei mein Männchen.“ „Bloß das wollteſt du mir ſagen?“ „Ja.“ „Dann ſprechen wir alſo von etwas anderem.“ Mittlerweile waren ſie daheim angelangt. 5 Rolf Hartwig aber träumte in dieſer Nacht von einem blonden Mädchen. das ſich ihm verliebt näherte Am nächſten Tag wurde er in der Redaktion zum Te⸗ lephon gerufen. Elionore Kadar meldete ſich. „Sie kennen mich zwar nicht, aber ich kenne Sie. Sie glauben es nicht?— Sie ſind ein eleganter Junge mit brauner Geſichtsfarbe und ſchwarzem Haar. Oh, ich habe Sie ſchon oft geſehen!“ 5 „Es tut mir unendlich leid, daß ich noch nicht das Vergnügen habe, Sie zu kennen“, plapperte Rolf Hart⸗ wig glücklich. „Haben Sie morgen vormittag Zeit?“ 5 „Befehlen Sie über mich!“ „ A Zeichnungen(2): Grunwald. DDr 2. * Gene Ceachichte von ul RNilſime de „Alſo morgen vormittag, ſagen wir: um halb elf Uhr im Café Union⸗Palaſt. Daß Sie aber beſtimmt kommen! „Unbedingt!“ Rolf Hartwig war begeiſtert, und ſein Geſicht glühte ſehr. Dann begann er, die Sache zu zergliedern. Er dachte an drei Möglichkeiten. Erſtens: Elionore Kadar iſt tatſäch⸗ lich in ihn verliebt. Zweitens: Elionore Kadar iſt nicht ver⸗ liebt, aber ſie will ihre Kollegin, ſeine Frau, eiferſüchtig machen. Und drittens: Elionore Kadar und ſeine Frau ha⸗ ben die Sache gemeinſam ausgeklügelt, damit er hinein ſpringe. Da er jedoch die Frage nicht allein endgültig entſcheiden konnte, beſprach er die Sache mit einem ſeiner Kollegen und bat ihn um ſeinen Rat. Am nächſten Morgen ſagte er zu ſeiner Frau, er müſſe zu einer Sitzung gehen und käme erſt mittags nach Haufe, Als er ins Cafs eintrat, ſaß Elionore Kadar ſchon an dem beſprochenen Platz. Rolf Hartwig küßte der jungen Dame die Hand und ſagte: „Geſtatten Sie, daß ich unſer erſtes Zuſammentreffen ſchon als das zweite betrachte.“ „Das haben Sie ſchön und nach meinem Geſchmack ge⸗ ſagt“, erwiderte ſie. Dann flüſterte ſie ein wenig kokett „Setzen wir uns dorthin— ganz nach rückwärts. Dort kann man uns nicht ſehen. Hier könnte Sie möglicherweise jemand erkennen und es Ihrer Frau verraten.“ i Sie zogen ſich in das Innere des Cafés zurück. Dam begann Elionore Kadar zu ſprechen: „Sie werden es ſonderbar finden, daß ich mit Ihnen un⸗ bekannterweiſe telephonierte und...“ „Aber Elionorchen.. Wir ſind doch ſchließlich mo⸗ derne Menſchen „Der Beweisgrund iſt ſchlecht, aber beruhigend wie jede Lüge. Eigentlich weiß ich gar nicht, weshalb ich mit Ihnen bekannt werden wollte.“ Rolf Hartwig begann begeiſtert zu ſprechen: g „Schauen Sie, Elionore verderben Sie Ihre wun⸗ dervolle Geſte nicht dadurch, daß Sie ſich zu begründen ver⸗ ſuchen. Begnügen Sie ſich damit, daß wir hier ſind. Daß wir zuſammengekommen 8190 Irgendeine höhere Macht hal uns zuſammengeführt. Irgendein heiliges und wonniges Gefühl, das ſich nicht genau beſtimmen läßt, aus welchem 1 aller Glanz und alle Schönheit entſpringen. Die- iebe!“ 1 Und Rolf Hartwig neigte ſich ſchon ſo nahe zu Elionore 0 daß er den Duft ihrer Haare fühlte und heiß in ſich einſoeg f In dieſem Augenblick erklang hinter ſeinem Rücken ein ſpöttiſches Lachen, und eine Frauenhand packte ihn bei del Schulter. 5 „Hier findet alſo die erwähnte„Sitzung“ ſtatt, mein Teurer? Und biſt du mit dem Erfolg zufrieden?!“ 5 Rolf Hartwig drehte ſich um und erblickte ſeine Frau. Er erſchrak ein wenig. Aber bloß für einen Augen blick. Die beiden Frauen lächelten, ſo begann er denn auch ſelbſt gezwungen zu lachen. „Ich gratuliere, Elionore“ ſagte Frau Hartwig. „Wozu?“ fragte der Mann dumm. 5 „Ich habe mich der Elionore gegenüber gerühmt, daß dich von meiner Seite keine Frau wegerobern kann. Elio⸗ Hore glaubte es nicht. Sie ſagte wenn ich es geſtatte, würde ſie es mir beweiſen. Und ſie hat es auch bewieſen“ ſprach traurig die Frau. und Tränen ſtanden ihr in den Augen. 6 Jetzt ſah Rolf Hartwig ſchon klar. Man hat ihm alſo eine Falle geſtellt! Ein Verſuch zur Untreue! Die dritte Vermutung war alſo richtig. Na. wartet nur! Jetzt iſt an mir die Reihe zu lachen!— 1 Und er entnahm ſeiner Taſche ein Schriftſtück und hielt es ſeiner Frau hin.„Lies!“ 5 Die Frau nahm es in die Hand und las laut: 5 „Erklärung! Ich Endesgefertigter beſtätige hiermit wahrheitsgetreu, daß mein Kollege und lieber Freund Rolf Hartwig beſtimmte Kenntnis von der ränkevollen Falle hat, die ihm ſeine liebe Gemahlin und das Fräulein Elionor 1 Kadar geſtellt haben. Nachdem nun mein Freund Hartwig noch niemals jemand eine Freude verdorben he geht er auf das Spiel ein. Ich halte es für meine Pflie ies im Intereſſe ſeines guten Rufes als Ehemann 1 05 Schriftſtück zu beſtätigen. Eberhard Ravel Re⸗ rr 8 Beide Frauen blickten einander abgetrumpft an. Dann lachten ſie zuſammen mit Rolf Hartwig. 5 2 F Uhr men!“ glühte dachte atſäch⸗ t ver⸗ ſüchtig zu ha⸗ inein⸗ heiden n und müſſe Hauſe, n dem Dame reffen ick ge⸗ kokett: Dort rweiſe Dann en un⸗ h mo⸗ wie h mit wun⸗ n ver⸗ Daß t ha miges elchem die— 'lonore in ſich en ein ei der mein 9 Topyright by Carl Duncker⸗Verlag. (13. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Faſt eine Woche ſchon zieht die Karawane Charley Bidd⸗ les durch die Durſtſtrecke. Die Geſichter der Männer ſind hart geworden. Selbſt Bill iſt verbiſſen. Der alte Biddle wacht wie ein Höllenhund über die Kaniſter. Bis dahin glaubte Helga Trolle nicht an das Diamantenfeld. In einer Aus⸗ emanderſetzung mit Kitty äußerte ſie wieder ihre Zweifel, was Kitty zu der ſcharfen Frage veranlaßt, was ſie dann in den Buſch treibe. Nach den Strapazen des Wüſtenmarſches werden ſelbſt bei Helga die Zweifel geringer, ſie bekommt Reſpekt vor Charley und Kitty. Thomas Hart erſcheint ihr nicht mehr als der Lügner. Er paßt nach ihrer Anſicht aber nicht in die Wüſte. Bill Oſtler würde, wenn er ſie fragen ſollte, ob ſie ſeine Frau werden wolle, ſich nicht lange mit der Vorrede auf⸗ halten und nicht ſcheu und traurig wie Thomas Hart um ſie herumſtreichen, ſondern ſie einfach lachend in die Arme nehmen und... Helga fühlt ein gewiſſes wohliges Schau⸗ ern in den Gliedern, wenn ſie daran denkt. Es wird auch ſicher nicht ausbleiben. Daß der blonde Bill bis über die Ohren in ſie verliebt iſt, ſieht jeder. Er gibt ſich auch gar keine Mühe, es zu verbergen, hat ſogar lachend geſagt, daß er ihr„etwas ſehr Wichtiges erzählen wolle“, ſobald man Fantom⸗Field und die Diamanten gefunden habe. Und Helga Trolle überlegt allen Ernſtes, was ſie ihm wohl ant⸗ worten wird, wenn er ſie eines Tages fragt. Aber bis jetzt hat ſie ſich noch nicht darüber klarwerden können, wie wohl ihre eigene Antwort lauten wird. Seit zwei Tagen ſind die Augen der Männer aufmerk⸗ ſamer und ſchärfer geworden, wenn ſie in die Sonnenglut hinausblicken. Die letzten Wagenſpuren ſind verſchwunden, auch die Fährte der Kameraden vom Run. Nichts, nichts iſt mehr da als Wüſte und Einſamkeit. Die Wegrichtung zeigt der Kompaß an. Wenn man die gerade Strecke wei⸗ terfährt, muß man in weiteren ſechs Tagen aus der Durſt⸗ ſtrecke herauskommen. Aber irgendwo hier herum iſt der Ort, an dem die drei damals i ſind. Ir⸗ gendwo hier muß noch an einem Dornenſtrauch der Fetzen eines Hemdes hängen. Hat man den, ſo heißt es abbiegen und ſich entſcheiden, nach welcher Richtung man gehen will. Wach, aufmerkſam ſuchen die Augen jeden einzelnen der dornigen Büſche ab. „Heil! Es iſt am Nachmittag des ſiebenten Marſchtages, als Kitty Alliſter plötzlich dieſen grellen Raubvogelſchrei aus⸗ ſtößt und mit einem Ruck ihr Maultier zur Seite herumreißt. Die Augen der Männer folgen ihrer ausgeſtreckten Hand. Wahrhaftig! Da drüben an einem verkrüppelten, einſamen Strauch hängt müde etwas Gelbliches, ein zerriſſener, faſt farbloſer Stoffetzen. Halt! Biddle zieht die Zügel an und bringt den Wagen zum Stehen. Thomas und Billy ſind ſchon aus dem Sattel Und bei Kitty, die vorſichtig den brüchigen Stoffreſt von den Dornen löſt. Ein Aufatmen geht durch die ganze Karawane. Ein Erfolg! Das Finden dieſer Stelle iſt unbeſtreitbar ein Erfolg, denn beim Run haben Hunderte nach dieſer Stelle geſucht und ſie doch nicht gefunden. Vielleicht, weil die Stelle viel näher am gewohnten Wege lag, als anzunehmen war. Thomas erkennt mit Beſtimmtheit das kleine Stückchen Stoff wieder. Jeder Zweifel iſt ausgeſchloſſen. Für heute iſt es zu ſpät zum Weitermarſch. In einer Stunde wird die Dunkelheit da ſein, plötzlich, ohne Dämme⸗ rungsübergang, wie ſie in dieſen Breiten immer kommt. Alſo lagern. Mit Meſſer und Beil werden die wenigen Dornen⸗ ſträucher in der Nähe uſammengehauen, ein Lagerplatz aus⸗ gebrannt. Skorpione und Schlangen verirren ſich zwar ſel⸗ ten hierher, denn die Durſtſtrecke bietet ſelbſt dem niedrigſten Getier zu wenig Lebensmöglichkeiten, aber beſſer iſt beſſer. Den Maultieren braucht man hier nicht mehr die Vorder⸗ füße zuſammenzubinden. Sie ſind viel zu klug, um hier in die Wildnis hinauszurennen, ſie bleiben ſchon ruhig in der Nähe des Wagens, in dem ihre ſchnuppernden Nüſtern die Waſſerkaniſter wittern. Als die Dunkelheit kommt, lagert die ganze Geſellſchaft Aim ein ſtill und düſter ſchwelendes Feuer, und zum erſten Male, ſeitdem man in der Hurſtſtrecke iſt, wirft man ſich nicht müde und verdroſſen in die Schlafſäcke, ſondern genießt ſein Abendbrot mit gutem Appetit. Daß man heute gemeinſam am Feuer ſitzt und gemeinſam ißt und erzählt, das iſt faſt wie ein Feſtmahl hier in der Wüſte. „So weit wären wir“, ſagt der alte Biddle befriedigt, 9500 den letzten Biſſen kauend.„Morgen früh kann's los⸗ gehen.“ „Ich freue mich mit euch, Charles“, ſagt Kitty, und hat blanke Augen. Auch Helga iſt von der Erregung der Män⸗ ner angeſteckt und fühlt eine Freude in ſich, als ob ſie ſelber wirklich einen Anteil habe an dieſer Fahrt. „Langsam, langſam“, warnt Thomas Hart i „Kein Grund zum Hurraſchreien, Jungs. Die Schwierigkei⸗ ten fangen fetzt erſt an.“ In Helga erliſcht die Freude. Daß dieſer Hart auch immer jedes Lichtlein auspuſten muß mit ſeiner Vorſichtigkeit und ſeinen Bedenken! Aber Kitty und der alte Biddle nicken beiſtimmend, als Thomas ruhig die Sachlage ſchildert: „Wir haben den Ausgangspunkt gefunden. Well. Hier ist die Stelle, wo wir damals ſchlapp machten. Aber wir wiſ⸗ ſen nicht, aus welcher Richtung wir damals kamen. Irgend⸗ wohin müſſen wir von hier aus abbiegen.“ Biddle nickt noch einmal.„Richtig, Kamerad. Soviel ich mich erinnere, hatten wir auf dem Marſch damals die Morgenſonne halblinks vor uns.“ 5 „Alſo müſſen wir jetzt Weſtſüdweſt marſchieren“, meint Kitty. Thomas macht ein bedenkliches Geſicht. „Was Biddle ſagt, iſt ſchon richtig. Aber das war eine Woche faſt vor unſerem Zuſammenbruch. Dann kam das Fieber, der Durſt. Wir ſind dann tagelang durch den Buſch getorkelt, kraftlos, in den letzten Tagen ſchon halb bewußtlos, und wiſſen nicht, ob wir in dieſen letzten Tagen von der 0 abgewichen oder vielleicht ſogar im Kreiſe gegan⸗ gen ſind.“ „Auch wieder richtig.“ „Was machen wir da?“ „Knobeln“, ſchlägt der unverwüſtliche Bill vor, aber diesmal findet er keinen Anklang. Die Sache iſt zu ernſt. Alles hängt davon ab, ob man jetzt den richtigen Weg findet. Schlägt man einen falſchen ein, ſo irrt man wochenlang in der Durſtſtrecke herum oder kommt günſtigſtenfalls an irgendeiner Stelle wieder aus ihr heraus, aber nicht da, wo Fantom⸗Field liegt. Thomas Hart beſinnt ſich lange. „Wißt ihr noch, Jungs? Damals, als wir noch unſere Biddle kratzte ſich den Kopf. an die Büſche gehängt.“ „Jawohl“, fällt Biddle ein,„das war, als wir noch wuß⸗ hilft uns ja jetzt noch nicht.“ Zweck, ein Rätſelraten anzufangen. Aber wenn wir irgend⸗ ob dieſe Richtung die rechte iſt. irgendwo auf unſere Markierungszeichen ſtoßen.“ dem dieſer Vorſchlag zu langweilig erſcheint, unwillig auf. gangspunkt, zurückgehen.“ „Na? Und dann?“ gen“, ſagt Thomas trocken. 8 Der alte Biddle rechnet mit allen zehn Fingern. Sechs Tage hin, ſechs zurück. Macht zwölf. Zehn verſchiedene Richtungen kommen in Betracht. Macht 120 Tage! Jeſus Chriſt! Eine Unmöglichkeit. Proviant und Waſſer reichen für 30 Tage, wenn man die Rationen ſtreckt, notfalls 40 Tage. Alſo kann man höchſtens drei Richtungen verfolgen. „Und wenn wir bis dahin den richtigen Weg nicht gefun⸗ den haben, Kamerad? Was dann?“ Thomas ſieht in die Luft.„Dann bleibt uns nichts an⸗ anzutreten.“ „Des“, ſagt der Alte verbiſſen.„Neu proviantieren in Bloomfield und dann wieder hierher und die Sache von vorne anpacken, bis wir den richtigen Weg gefunden haben.“ Thomas nickt, aber Bill fährt wütend auf. „Meinetwegen könnt ihr alle nach Hauſe gehen! Ich geh nicht zurück, bevor ich Fantom⸗Field gefunden habe! Und ich werde es finden. Oder ich bleib hier draußen wie Ben!“ Es iſt unvernünftig, was er da ſagt. Thomas Harts Vorſchlag iſt viel fachlicher und klüger, aber Helga nimmt innerlich faſt leidenſchaftlich für Bill Partei. Dieſes verwe⸗ gene Draufgängertum gefällt ihr. Kitty und der alte Biddle aber verſtehen dieſe Sprache nicht, ein Greenhorn redet ſo aber kein vernünftiger Digger. Sie ziehen beide Thomas' vernünftigen Vorſchlag vor. „Sagt mal, Jungs, wie iſt das eigentlich, wenn wir den Claim finden“, fragt Kitty, nachdem die Art des Vorgehens 59 0 t.„Habt ihr ſchon feder euren Claim abgemeſſen, oder N „Wir haben da, wo wir die Diamanten fanden, einen Steinmann e Zum Abmeſſen hatten wir keine Zeit, weil das Waſſer zur Neige ging und wir ſchleu⸗ nigſt zurück mußten.“ „Alſo kommt's doch auf einen Run hinaus“, ſagt Kitty intereſſiert. Thomas lächelt ein wenig.„Warum? Wir haben das Feld gemeinſam gefunden. Wir werden uns auch gemein⸗ ſam in den Ertrag teilen.“ „Blödſinn!“ Kitty verliert allen Reſpekt vor Thomas, den ſie eben noch bei ſeinem ſehr vernünftigen Vorſchlag hatte. Er iſt eben doch ein Grünhorn.„So was gibt's hier nicht“, belehrt ſie ihn herablaſſend.„So was macht kein Digger. Wer zuerſt kommt, ſteckt ſich zuerſt ſeinen Claim um die Fundſtelle ab. Die anderen ſchließen ſich daneben au. Iſt immer ſo geweſen, nicht wahr Biddle?“ „Iſt ſo“, beſtätigt der alte Biddle. Thomas nickt ihm freundlich Ju. noch genug liegen, was, Charles? 5 „Möglich. Kann aber auch ſein, daß nebenan gar nichts liegt“, 11 der Alte nachdenklich.„ Bill ſchneidet ein Geſicht. Warum zerbrechen wir uns marſ „Wird auch nebenan letzt darüber die Köpfe? Erſt mal den Claim finden. Ich fünf Sinne beiſammen hatten, haben wir anfangs verſucht, den Weg zu markieren. Wir haben leere Konſervenbüchſen ten, daß wir in oſtnordöſtlicher Richtung gingen. Aber das „Ich glaube doch“, ſagt Thomas langſam.„Eines wiſ⸗ ſen wir beſtimmt: daß wir nicht aus füdweſtlicher Richtung kamen, nämlich von da, woher wir jetzt gekommen ſind. Ueber die wirkliche Richtung wiſſen wir nichts, und es hat keinen eine Richtung von hier aus verfolgen— ſagen wir etwa Nordweſt— dann muß ſich in ſpäteſtens ſechs Tagen zeigen, Denn dann müſſen wir „Und wenn wir keine Zeichen finden?“ begehrt Bill, „Dann iſt die Richtung falſch“, ſagt Thomas ruhig. „Dann müſſen wir kehrtmachen und hierher, an den Aus⸗ „Von hier aus wieder eine andere Richtung einſchla⸗ deres übrig, als die Expedition aufzugeben und den Heim⸗ ſervorrat nur noch für 14 Tage. Proviant i bin dafür, daß wir ſchon vor Sonnenaufgang losziehen. Gute Nacht.“ Die Männer rollten ſich in ihre Schlafſäcke. Helga und Kitty kriechen in den Wagen. Sie ſind ganz gute Kamera⸗ den geworden in dieſen Tagen. Kitty hat ſich mit dem Vor⸗ handenſein der anderen Frau ausgeſöhnt. Die Schwedin hat zwar wenig Ahnung von Diggerbrauch und Lagerleben, aber ſie hält wenigſtens den Marſch nicht auf. Sie klagt nicht über die Strapazen, ſie macht ihren„Turn“ beim Eſſenkochen und Geſchirrſpülen und benimmt ſich überhaupt viel weni⸗ ger zimperlich, als man einer Lady zutrauen ſollte. Für den Grund ihrer Mitfahrt hat Kitty inzwiſchen eine Erklä⸗ rung erhalten. Erſt hat ſie ſich den alten Biddle gelangt und ihn ausgefragt. Aber der ſieht ja nur eines: Fantom⸗Field. Er hat Kitty ganz verwundert angeſchaut und nur geant⸗ wortet, der Grund ſei doch ſonnenklar: das Mädchen wolle ſich eben einen Anteil an Fantom⸗Field ſichern genau wie Kitty. Daraufhin hat Kitty ſich an Thomas Hart herange⸗ macht, und der hat ihr eine beſſere Antwort geben können. Sie hat ihm geradeheraus geſagt:„Das mit Fantom⸗Field iſt Schwindel bei ihr. Sie glaubt gar nicht an euren Claim.“ Thomas hat geantwortet:„Ich weiß“, und auf ihre erſtaunte Frage nur mit den Augen zum Wagen hinübergedeutet, wo 2205 und Bill dicht nebeneinander ſaßen und ſich etwas er⸗ zählten. ſen und hat verſtanden. Warum nicht? Gab einmal eine Zeit, wo ſie es auch fertiggebracht hätte, ſich an einem hoff⸗ nungsloſen Run zu beteiligen, um in der Nähe eines gewiſs⸗ ſen Mannes zu ſein. Helga hat ihrerſeits in dieſen Tagen einen aufrichtigen Reſpekt bekommen vor der roten Kitty. Mag ſie ein Doppel⸗ leben führen, mag ſie ſein, was ſie will— hier draußen iſt ſie jedenfalls ein prachtvoller Menſch, gleichwertiger Kame⸗ rad unter Männern, zäh, tapfer, erfahren. Man muß ſie bewundern. Dennoch iſt ein heimliches, uneingeſtandenes Mißtrauen zwiſchen den beiden Frauen geblieben, denn jede fühlt, daß die andere ſich zurückhält, daß jede bemüht iſt, eine Scheide⸗ wand aufzurichten, hinter der ſich Uneingeſtandenes, Heim⸗ liches verkriecht. Ganz und gar nicht gefällt es Helga, daß die rote Kitty ſo gute Kameradſchaft mit Thomas Hart hält. und daß auch er ſich bedeutend mehr mit Kitty unterhält als mit ihr. Eiferſucht? Lächerlich! Sie will ja nichts von Thomas. Bill gefällt ihr viel beſſer, und der hat nur Augen für ſie, nicht für die rote Kitty. Und dennoch ärgert es Helga irgendwie, daß Kitty und Thomas ſo gute Kameraden ſind. XIV. Es war nichts mit der nordweſtlichen Richtung. Die Karawane iſt zurückgekehrt und liegt wieder am Ausgangs⸗ punkt, dort, wo der kleine Stoffetzen am Buſch hing, jetzt deutlich erkennbar durch die Brandnarbe der Feuerſtellen und die Haufen von leeren Konſervenbüchſen. Helga Trolle liegt im Schatten der Wagenplane und ſinnt müde vor ſich hin. Wo iſt die Welt? Wo der kleine Laden in der Falungatan in Stockholm, wo Kimberley? Der Vater, Hickſon, die ſchwarze Börſe, alles iſt ſo unendlich fern geworden, verſchluckt vom gleichmäßigen, einförmigen Leben im Buſch. Aus den zwölf Tagen, die man für den Vor⸗ und Rück⸗ marſch berechnet hat, ſind ſechzehn geworden. Man iſt nur langſam vorwärts gekommen, weil man dauernd einen ge⸗ wiſſen Streifen rechts und links nach den Markierungszei⸗ chen abſuchen mußte. Und als man nach ſieben ergebnislo⸗ ſen Tagen zurückwollte, iſt Bill rabiat geworden und allein noch eine Tagesreiſe weiter geritten, weil er darauf geſchwo⸗ ren hat, man ſei noch nicht weit genug vorgedrungen, um auf die Zeichen zu ſtoßen. Man hat auf ihn warten müſſen, denn mehr als einen halben Kaniſter Waſſer hat er auf ſei⸗ nem Reittier nicht mitführen können. Aber am nächſten Tage iſt auch Bill erfolglos zurückgekommen, und da hat er zum erſten Male Helga nicht gefallen. Ein unbeherrſchter, zor⸗ niger, wüſt fluchender Menſch, wütend und gereizt, weil das Geſchick gegen ihn war. Nun iſt man wieder am alten La⸗ gerplatz und raſtet einen Tag. Bill iſt wieder optimiſtiſch und luſtig. Auch in Helga haben die Wochen in der Wild⸗ nis bereits ihre Spuren geſetzt. Ihr Geſicht iſt hager ge⸗ worden von den ungewohnten Strapazen, die Finger hart von der Lagerarbeit, die Augen doppelt ſo ſcharf und kalt, wie ſie früher waren. So lange ſie die Expedition nur als ein kurzes Intermezzo betrachtete, da fühlte ſie ſich hinge⸗ zogen zu dem flotten, verwegenen Bill, ſo wie man ſich zu einem ſympathiſchen Romanhelden hingezogen fühlt, der alle männlichen Tugenden beſitzt: tapfer, mutig, tollkühn, ein Draufgänger, der nicht lange fragt und fackelt, lieber kre⸗ piert, als daß er aufgibt und zurückweicht. Jetzt aber, wo Helga gelernt hat, daß im harten Buſchleben kein az iſt ffir Brapourſtückchen, daß nur ruhige, zähe Vernunft dieſe Wüſtenwelt bezwingen kann, verſteht ſie auch, daß Bill nicht recht in dieſe Welt hier draußen paßt trotz aller Körper⸗ kräfte und Verwegenheit. Und ihr Intereſſe wendet ſich wieder mehr Thomas Hart zu, der ſtill und beſonnen, vor⸗ ſichtig wägend und ohne jede romantiſche Abenteuerluſt und Begeiſterung mit dem alten Biddle und Kitty Maßnahmen berät, die zu treffen ſind Und es gibt viel zu erwägen und zu beraten. 85 Vor allem die Waſſerfrage. Es hat ſich ſchon Waser daß die Berechnung des alten Biddle, nach der das Waſſer für 40 Tage reichen ſollte, ein Loch hat. Man hat in der furchtbaren Hitze mehr verbraucht, als man eigentlich wollte. Ein paar Tage hat Helga mit Fieber im Wagen gelegen und in 1 die doppelte Ration Waſſer bekommen. Um⸗ ſchläge maſſenhaft geſchlucktes Chinin haben ſie wieder auf die Beine 5 Nach einer genauen Aufſtellung, die Biddle und Thomas vorgenommen haben, reicht der Wa 1 500 5 Der 91 on ſcharf Niodder werden, e. nn Wild gibt es in die r Gegend nicht zu jagen. N ee e 1 „Ach! Wegen dem?“ Kitty iſt ſofort im Bilde gewe⸗ N 8 Die in die waagerechten und ſenkrechten Felderreihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellun⸗ gen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem untern Teil des Bildes zu ſuchen. Ergänzungs⸗Aufgabe. Schnitt, Schaft, Feſt, Band, Pilz, Sport, Mann, Tal, Vieh, Strom Schelm. Einem jeden der vorſtehenden ein⸗ ſilbigen Wörter iſt eines der nachfolgenden voranzufetzen, ſo daß neue, und zwar zweiſilbige Wörter daraus ent⸗ ſtehen. Die Anfangsbuchſtaben dieſer ergeben dann, an⸗ einandergefügt, ein beliebtes Reiſeziel vieler.— Berg, Chriſt, Eis, Erz, Gift, Golf, Holz. Hut, Inn, Ort, Rind. Scharade. Erſcheinen zwei, die dritte dir zu rauben, So weihe du' in hoffnungsvollem Glauben Dem Ganzen dich mit allen deinen Sinnen, Und du wirſt vieler Müh' entrinnen. Bilder-Rätſel. 1 Unter Hinzufügung der Silbe„ſi“ als zweite in ſedem Worte ſollen aus nachſtehenden 16 Silben 8 Wörter gebil⸗ det werden, die folgende Bedeutung haben: 1. Getrocknete Frucht. 2. Bibliſcher König. 3. Schwediſcher Aſtronom. 4. Geſellſchaftslokal. 5. Afrikaniſches Reich. 6. Erdteil 7. Verwandte. 8. Männlicher Perſonenname. Dieſe Wör⸗ ter ergeben in ihren Anfangshuchſtaben ein von Wande⸗ rern und Touriſten viel und gern benutztes Ausrüſtungs⸗ ſtück: a a bar cel cou en ka ka mir ne ne no ro ſan u us wild. toſeh- achꝗq u mend. wundervoll vn OCeschwock Sprichwort⸗Kätſel. Wer reiſen will, der ſchweig' fein ſtill. Anſehn koſtet nichts. Geld macht Freunde und Feinde. Das iſt doch ſonnenklar Er ſieht durch eine gefärbte Brille. Was man hofft., glaubt man gern. Die Gans geht allewege barfuß. In der Welt iſt nichts ohne Mühe. Den vorſtehenden 8 Sprichwörtern entnehme man je ein Wort. Zu einem Satz oereinigt, ergeben dieſe Wörter dann ein weiteres Sprichwort. 0 lied Jur laat cclinell pettig? 8 Oft liegt dies, wie auch das Auftreten von Schuppen, an einer Über⸗ reizung der Talgdrüſen durch Waſchen mit ungeeigneten Mitteln, die zum Reinigen toter Gegenſtände beſtimmt ſind und ſtark alkaliſch wirken. Regelmästge Wäſche mit dem ſeifenfreien, nicht⸗alkaliſchen Schwarzkopf „Extra⸗Mild“ reizt nicht die Talgdrüſen und läßt meiſt die übermäßige Fettabſonderung allmählich abklingen. Die Drüſen beruhigen ſich nach und nach, während Schuppenbildung und Kopfjucken ſchon eher nachlaſſen. i Seltſame Welt. Eine Geſellſchaft beſichtigt das Naturkundemuſeum, der Führer erklärt:„Dies“ ſagt er,„iſt das Gerippe des Diplo⸗ dokus, dieſes andere gehörte dem Ichthyoſaurus und jenes dem Perodaktylus.“ Hier unterbrach ihn ein Beſucher und agte:„Haben die Menſchen damals dieſen Tieren wirklich verdrehte Namen gegeben?“ „Ich habe jede Woche Streit mit meinem Mann! Du auch? 77 2 55 „Nein. Ich jeden Monat. Mein Mann bekommt ſein Gehalt monatlich!“ 8 0 D D Sul, nin desu Auflöfungen aus voriger Nummer: Magiſches Moſaik: Riemen, Auriol, Reſeda Neapel. e e M Silbenergänzungs⸗Rätſel: timo Tribunal Egliſau Erlangen Erholung. Ergänzungs⸗Rätſel: Kopf, Sproſſen, Zaehne Gewicht, Feder.— Foehr. Geograph Ul⸗ Regensburg.— Gute Buchſtaben⸗Füllrätſel: Greifswald Ilſen⸗ burg Berka Wanne Tſchifu Adorf Ottenſen.— Reiſe⸗ bekanntſchaften Rätſelhafte Aufzeichnung: Wenn i Tee habe Kaffee mit etwas Sahne, wie lieb' i das, o was is dies mir ein Genuß! Schach Aufgabe: 1. Tes3—d3, Keaheds oder Lf1 ds, 2. Da2—c02 oder—92 matt. a) 1.„ Lf1 zieht anders, 2 Da2—e2 matt. b) 1.„Sc6—dä4 oder 1 0 2. Td3—es oder Sd7—c5 matt. Andere Spielarten leicht. . r ee ö J 7 „Hallo, gnädige Frau, nageln Sie Ihr Hütchen doch auf Ihrem Kopf feſt!“ „Sehr gern, mein Herr, wenn mein Kopf aus den gleichen Material wäre wie Ihrer!!“ * „Rauß mit dem Geld!“ brüllt der Wegelagerer ſein Opfer an.„Je mehr Sie freiwillig herausrücken— um ſo weniger brauche ich Ihnen gewaltſam abzunehmen.“ Der Rat des Königs. Der Weg von Trier nach Hermeskeil, im ſogenannten Hochwalde, war zur Zeit des Regierungsantritts Friedrich Wilhelms IV. ſo ſchlecht, daß weder Fuhrwerke noch Fuß⸗ gänger denſelben bei ſchlechter Witterung paſſieren konnten. Alle Klagen und Geſuche bei den Behörden blieben erfolg⸗ los. Als der König bald nach ſeiner Krönung das Land bereiſte, berührte er auch Trier, und eine Abordnung der Bürger überreichte ihm eine Bittſchrift, worin das Ein⸗ greifen des Staatsoberhauptes in der Angelegenheit drin⸗ end nachgeſucht wurde. Der junge König hatte damals die ngewohnheit, jede Bittſchrift möglichſt ſofort zu leſen und einen augenblicklichen wenn auch nur vorläufigen, münd⸗ lichen Beſcheid zu geben. Nach Durchzeſung der Beſchwerde⸗ ſchrift antwortete er in ſeiner originellen und witzigen Weiſe folgendes „Meine Herren, ich kann in dieſer Sache leider ſelbſt nichts tun, aber einen guten Rat kann ich Ihnen erteilen. In nächſter Woche bereiſt der Herr Oberpräſident ſeine Provinz. Fahren Sie Se Exzellenz dieſen Weg und werfen Sie den Wagen um ſo wird der Weg in einem halben Jahr emacht ſein— werken Sie aber zweimal um. ſo iſt der * eg in zwe 5 0 0 SY 2 Entgegenkommend. „Werden Sie es denn gar nicht leid, mich jeden My nat zu beſuchen, um mich wegen meiner Schuld zu mahnen? „Ei gewiß bin ich das ſchon lange leid. Bezahlen 8. gefälligſt endlich die Rechnung, dann hört die Lauferei auf „Bedaure ſehr, das kann ich nicht. Aber ich will Ihnes gern den Weg erſparen und Ihnen zukünftig jeden Mon eine Karte ſchreiben, daß es mir unmöglich iſt zu zahlen“ * „Herr Kandidat, was können Sie mir über die große Feldherrn des achtzehnten Jahrhunderts ſagen?“ „Na, die ſind alle geſtorben.“ * 9 4 Chef:„Haben Sie ſich denn gar nicht gewehrt, als de Räuber Ihnen die Geldtaſche entriß?“ Kaſſenbote:„J, wo werde ich? Man weiß doch, m ſolche Brüder ſind. Jagen einem ein halbes Dutzend f geln in den Leib, und dann laſſen ſie einen ſtehen.“ 8 Schmidt ging in ein Kaffeehaus. Schmidt beſtellte ein Kognak. Der Kognak kam. In einem winzig kleinen Glo Schmidt ſah das Glas an und ſagte tadelnd: „Du— du, gehört man, wenn man ſo klein iſt, ſcho in ein Kaffeehaus?“ (Schluß des redaktionellen Teils.) Geld des Volkes Man hat oft verſucht, den Wohlſtand eines Volkes ausz rechnen, und manche glauben, was wunders dann geſchehe, wen einer zuſammenzählt, was alles an Grundſtücken, Arbeitsmittel Häuſern, Fabriken, Aktien, Sparkonten, Geld uſw. in einem. vorhanden iſt Gut— man kriegt eine intereſſante ſtatiſtiſche Ziſße heraus, und das mag ſchon für beſtimmte Zwecke eine Bedeuln haben Aber wer glaubt, damit ſei etwas über das wahre W mögen eines Volkes ausgeſagt, der irrt ſich. In Wahrheit kom es darauf an, daß Leben in der Wirtſchaft iſt, daß der Kreislag⸗ der Güter in Ordnung iſt, daß Geldumlauf und Warenumlauf einem geſunden Verhältnis zueinander ſtehen, daß vor allem Gel nicht irgendwo gehortet liegt, ſondern in der Wirtſchaft arbeilg daß alſo möglichſt viel Privatgeld zu volkswirtſchaftlichem Ve mögen wird; das aber erſt iſt Geld 925 Volkes. Dasjenige Geh das in den Banken zuſammenläuft und von da aus den befrutz tenden Kreislauf beginnt, um Handel und Wandel, Produktion u Verbrauch zu finanzieren, iſt Geld des Volkes. Und da iſt kei Betrag zu gering, den der einzelne Volksgenoſſe nicht bis zu Ankauf ſachlicher Gegenſtände benötigt, der in den großen golden Strom gelangen ſollte. Daß dieſer Kreislauf in Deutſchland u der zum Leben erwacht iſt, daß wieder Vertrauen zu unſeren Ba ken da iſt, daß wieder die Banken ſich in erſter Linie als Trez händer des Volksgeldes fühlen und auf geſunder Baſis ihre Kredit verteilen— das iſt das richtige deutſche Wirtſchaftswunder, os dem man jetzt ſchon vielfach in der Welt reden hört. Seine Quel kraft aber ſind das Vertrauen und die Solidarität der Volksgenoſſ⸗ untereinander. Das iſt im richtigen Sinne des Wortes Volksbe⸗ mögen, jenes Vertrauen zwiſchen den einzelnen und den Bank Denn, wer Sorgen hat, was er mit ſeinem Geld, oder wie etwas zu Geld machen, oder wie er ſich einen Kredit beſchaffen sol der gehe und unterhalte ſich mit einem Bankfachmann. Der wi ihn beraten— ſo ſagt es einer unſerer Bankführer— wie it einen guten Freund berät 18351 Prospek 65 en. fordern, er bring eine außergewöhm liche Leistung. 26. sendung kostenlos, E.& D. Strieker, Fahrradtabel Brackwede- Bielefeld 581 Inferieren fn dg kara hüft kaufen und verkaufen — „Zum Wochenende! und„Zum Zeitvertreib? Ne 29 erſcheinen als Beilag D A 2 Bi 35: 659 331 Pi Ni 7 Fur die auf dieſer Seite erſcheinende Anzeigen iſt der Verlag der vor! Zeitung nicht i Verantwortlich die Schriftleitung Fur Winkler für Anzeigenten Carl Görg Verlag tagsblait Dentben robin Verleger ſämtlich in Berlin Ws Mauerftt. — — tere 5 ſioner Ausgl nicht den O öffent daß e geg! im Re gering ſogar an de Jahre günſti perſch 6 ziellen alt onder jahres chend die Pflich der E tabil ng agu nach d gere cherſch ſcherg in Ve lichen Märk. Auch ü nahm, trieben wacht Leiſtu 0 letzten Durch arbeit heit i gewac eine iſt es für d ür de en i