weisheſ⸗ lag ge⸗ Wetter⸗ Errun⸗ jewohn⸗ das Le⸗ hie man bäuer⸗ erkunde — be⸗ Generg⸗ es und rne ge⸗ auf die ichtmeß, zia ust ſorgfäl⸗ derar⸗ öglichte, 3 hal⸗ n 3. B. ens an itsrech⸗ Schutz id Wel⸗ erte, o fenden nd Un⸗ — ſeinem kannſt Förſter, elte er. Fla⸗ en auf etwas Zeheim, nig ko⸗ n deine möchte id nicht gewälß „We on ge⸗ Aber eigend. kannst nit den It, ſind „Ganz Beſtetk willſt deine⸗ er und hinab. Dro⸗ 1 Päck⸗ nzelnd. chritte, chauer 58 ent alles?“ n, wie o rium. Axt im Ver⸗ Eiſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Ar. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. — 8 für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Cages. und fzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VII. 35: 1250 85. Jahrgang eee Chronik des Tages Der Reichsverkehrsminiſter hat den Präſidenten de⸗ Reichsverbandes des Fuhrgewerbes e. V., Fritz von der Brücke in Hannover, zur Vertretung der Belange des Fuhr; gewerbes in den Reichsverkehrsrat berufen. Der Fortſetzungsausſchuß der Oekumeniſchen Welt⸗ kirchen⸗Bewegung für Glauben und Kirchenverfaſſung be⸗ ſchloß, die nächſte Weltkirchenkonferenz für 1937 nach Edin⸗ burgh einzuberufen. Paris. Ein bei den Breſter Unruhen ſchwerverletzter Maurer iſt ſeinen Verwundungen erlegen. Als Nachſpiel der Zwiſchenfälle im Kriegshafen von Breſt ereignete ſich am Sonntag ein Ueberfall auf zwei Unteroffiziere der Wachtkommandos. Dabei wurde einer der Angreifer durch einen Revolverſchuß ſchwer verletzt. Paris. Miniſterpräſident Laval empfing den abeſſini⸗ ſchen Geſandten zu einer Unterredung über die Vorberei⸗ tung des engliſch⸗franzöſiſch⸗italieniſchen Meinungsaus⸗ tauſches, der am 16. Auguſt in Paris beginnen wird. Rom. Der Diskont der Bank von Italien wurde von 3,5 auf 4,5 v. H. erhöht mit der Begründung. daß ſich der Banknotenumlauf im vergangenen Monat um 827 Mil⸗ lionen Lire erhöht habe.(Im gleichen Monat des Vorjah⸗ res 457 Millionen Lire.) Rom. In großer Aufmachung berichtet„Lavoro Faſci⸗ ſta“ über die Pläne Großbritanniens, ſeine militäriſchen Stützpunkte im Mittelmeer zu verlagern. Danach ſoll die Hauptflottenbaſis von Malta nach Haifa verlegt werden. Athen. In der Stadt Sparta brach ein Großfeuer aus, das ein ganzes Stadtviertel vernichtete. Addis Abeba. Auf einem Bankett der Vereinigung der in Abeſſinien lebenden Orientalen wurde Abeſſinien Unter⸗ ſtützung und Hilfe im Kriegsfalle zugeſagt. Or. Ley in Freiburg Appell der Politiſchen Leiter. Freiburg, 11. Auguſt. 2500 Politiſche Leiter Oberbadens waren in Freiburg zu einem Appell verſammelt, den Neichsorganiſationsleiter Dr. Ley vornahm. In Begleitung Dr. Leys befand ſich der Gauleiter und Reichsſtatthalter in Baden, Wagner. Dr. Ley führte u. a. aus: Nach einer Zeit tiefſten Nie⸗ derganges und tiefſter Schande werde das deutſche Volk wieder aufwärts geführt. Es werde aber immer ſo bleiben, daß das Gute mit dem Böſen, das Schöne und Edle mit dem Gemeinen kämpfen müſſe. Es ſei aber allen geſagt: Die Partei iſt da, und die Partei wird leben, ſolange Deutſchland lebt; damit müſſe ſich jeder abfinden. In dieſem Kampf um das Schickſal dürfe der Einzelne nicht allein ſein. Er müſſe die Gewißheit haben, daß das ganze Volk mit ihm kämpfe. Dr. Ley wies im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen auf die Arbeit der letzten zwei Jahre und die Erfolge hin und führte in dieſem Zuſammenhang den ſtarken Rückgang der Arbeitsloſigkeit, die Erfolge der NS.⸗Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“, das Winterhilfswerk und die NS. ⸗ Volkswohlfahrt an. Er habe, ſo ſagte er dann weiter, das Empfinden, als ob das kein Heidentum und keine Sünde wäre. Wenn man dieſe Gemeinſchaft, dieſe Kameradſchaft, dieſe Treue, dieſen Fleiß, dieſe Anhänglichkeit und dieſe un⸗ geheuren Opfer Heidentum nenne, ſo müſſe er ſagen, dann ſeien die Heiden beſſere Menſchen. Wehe denen, die dem deutſchen Volk den Glauben an ſeine Miſſion, an ſeine Raſſe, an ſeine Arbeit und ſeine Achtung nehmen wollten. Sie wür⸗ den dieſem Volk alles nehmen. Dr. Ley gab der Erwartung Ausdruck, daß auch bei dem letzten Reſt ein Erwachen komme. Das Volk aber könne ihnen niemals wieder überlaſſen werden. Wir reichen ihnen die Hände, ſo ſchloß Dr. Ley ſeine Ausführungen, aber ihr Handſchlag ſoll ehrlich ſein. Sie ſollen ehrlich marſchieren im neuen Deutſchland. Es darf uns keiner an unſerer Arbeit hindern wollen. Wer es verſucht, iſt ein Verbrecher am Volk. Wir wollen die verſchworene Gemeinſchaft von Kame⸗ raden bleiben, und wir wollen Adolf Hitler ſchwören, nicht „ bis der letzte Deutſche Nationalſozialiſt gewor⸗ n iſt. Auch in Heidelberg Heidelberg, 11. Auguſt. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley hielt auch in Heidelberg einen Appell über die politi⸗ ſchen Leiter ab. Aus Mittel⸗ und Unterbaden waren auf em Parkplatz vor der Thingſtätte auf dem Heiligen Berg 2200 Männer angetreten. Zuͤſammen mit dem Reichsſtatt⸗ Jaller und Goulefter Magner ſchritt Dr. Len die langen Reihen ab. Dann hielt Dr. Ley eine kurze Anſprache:„Euch zan Eure Pflicht zu mahnen, iſt nicht nötig, denn unſere Gegner ſorgen dafür, daß wir in der Arbeit bleiben, daß pir nie Zeit haben, auf faule Gedanken zu kommen und kachläſſig und müde zu werden. Wir wollen unſern Geg⸗ nern und dem geſamten deutſchen Volk unſere Grundſätze Abe entgegenrufen: Wir wiſſen, daß dieſer Kampf um Deutſchland noch nicht zu Ende iſt und daß wir wachſam ſein müſſen, damit das Volk nicht zurückfällt in die ver⸗ gangene Schande und in den vergangenen Aberwitz. Wir ſind gewillt, alles einzuſetzen was wir haben. Wir werden, wenn es das Schickſal verlangen ſollte, wieder alles auf uns nehmen, um unſer Jiel zu erde und wenn der Fü fete befehlen wird daun werden wir alle, oom A niſter bis zum letzken eren auf dem Plan n. Wir dulden in Deutſchland keine andere Welkanſchau⸗ ung, denn wir wiſſen. was es heißt, eine Nation wieder auf den Damm zu bringen. Montag, den 12. Auguſt 1935 Das Schickſal kann auch einmal gegen uns ſein, aber wir geben deshalb den Kampf nicht auf, wir laſſen nicht nach, bis alle Feinde geſchlagen ſind. Wir haben die Ver⸗ gangenen nicht aus Leichtſinn und aus Uebermut ver⸗ drängt und wir haben den Seelenhirten lange Zeit gelaſſen, ſich auf ihre deutſche Seele zu beſinnen. Aber dieſe Seel⸗ ſorger haben die deutſche Seele unſeres Volkes verküm⸗ mern und verkommen laſſen, ja ſie haben die zuletzt an die Juden ausgelieſert. Sie haben es deshalb verſcherzt, Seel⸗ ſorger Deutſchlands zu ſein. Dieſes Recht ſprechen wir ihnen ab. Der Kampf mit dieſen Elementen wird hart ſein. Bleibt darum was Ihr wart; der ruhende Pol. Das Volk braucht uns, und wenn ſie das Land aufwiegeln, dann bleiben wir ruhig. Wir ſchauen auf unſeren Führer, der alles meiſtern wird. Wenn wir ihm treu ſind und zuſam⸗ menhalten, dann werden wir uns Deutſchland erhalten. Die deuiſch⸗polniſche Aufgabe Gauleiter Jorſter zur Beilegung des Konflikts. In einem für die Preſſe beſtimmten Aufſatz befaßt ſich der Gauleiter von Danzig, Albert Forſter, mit dem Danzig⸗ polniſchen Ausgleich. Im Zuſammenhang damit kommt er auch auf das Verhältnis zwiſchen Deutſchland und Polen zu ſprechen. Hierzu führt er aus: „Polen und Deutſchland haben in Europa eine große gemeinſame Aufgabe zu erfüllen. Sie beſteht darin, den im Oſten Europas zur Macht gelangten Bolſchewismus unker allen Amſtänden dom übrigen Kontinent fernzuhalten. Ge⸗ rade der in dieſen Tagen in Moskau ſtattfindende Kongreß aller führenden Kommuniſten der Erde weiſt auf die Ge⸗ fahr hin, die von dort der ganzen abendländiſchen Kultur droht. Solange Polen und Deutſchland in der großen Politik ſich gegenſeitig verſtändigen, wird es der Driklen Inkernakio. nale unmöglich ſein, in Mitteleuropa feſten Fuß zu faſſen.“ Zu der Beilegung des Danzig⸗polniſchen Konflikts meint Gauleiter Forſter:„Abgeſehen von den wirtſchaftlichen Schä⸗ digungen, die infolge dieſes Streitfalles aufgetreten ſind, hat dieſer Streitfall und ſeine Bereinigung, politiſch geſehen, immerhin etwas Butes an ſich. Alle Feinde Deutſchlands und der deutſch⸗polniſchen dere die 15 den letzten drei Wochen in 15 5 Preſſe gejubelt haben und ſich ſchon darauf freuten, daß die Verſtändigungspolitik zwiſchen Deutſchland, Danzig und Polen ihre Feuerprobe nicht beſtehen würde, wur⸗ den auf das bitkterſte enktäuſchtk. Wir wünſchen, daß ſich dieſe Einigung, die jetzt von bei⸗ den Staaten erzielt worden iſt, auch für die Wirtſchaft als nützlich erweiſt. Es ſtehen heutzutage in Europa und in der Welt ſo große Dinge auf dem Spiel, daß es vor der Ge⸗ ſchichte keinesfalls verantwortet werden könnte, wenn wegen wirtſchaftlicher Streitigkeiten Unfriede unter die Völker kom⸗ men würde. Was an uns liegt, werden wir tun, um, wie ſchon ſo oft betont, dieſen Frieden mit zu erhalten.“ Nr. 186 Infame Lügen über Mackenſens Austritt aus dem Skahlhelm. Die Wiener Skandalpreſſe, insbeſondere das„Neuig⸗ keitsweltblatt“, und ſein Ableger, der„Telegraph“, hatte vor einigen Tagen ſenſationelle Berichte mit wüſten Behaup⸗ tungen über Vorkommniſſe in Deutſchland verbreitet. So wurde die Niederlegung der Ehrenmitgliedſchaft des Gene⸗ ralfeldmarſchalls von Mackenſen im Stahlhelm zum Anlaß genommen, um nun in phantaſievollſter Weiſe zu ſchildern, wie angeblich der Generalfeldmarſchall mit vorgehaltenem Revolver zur Abgabe der Erklärung gezwungen worden ſei — eine Darſtellung, die ſchon den Stempel der Lüge an der Stirne trägt. Jeder weiß, welcher Wertſchätzung und Hoch⸗ achtung ſich Generalfeldmarſchall von Mackenſen im neuen Deutſchland erfreut, welche Ehrungen ihm bereitet worden ſind, und weiß auch, daß ſich ein Generalfeldmarſchall von Mackenſen nicht erpreſſen läßt. Die Adjutantur des Gene⸗ ralfeldmarſchalls von Mackenſen gibt zu den Wiener Lügen⸗ meldungen folgende Erklärung ab: „Die Nachrichten, die in ausländiſchen Zeitungen über die Gründe der Niederlegung der Ehrenmifgliedſchaft des Generalfeldmarſchalls von Mackenſen im Stahlhelm verbrei⸗ tel werden, ſind von A bis 3 erlogen. Von den geſchilderten Vorgängen iſt hier nichts bekannk.“ Wir wiſſen genau, daß die jüdiſchen Schmierfinken einer gewiſſen Wiener Skandalpreſſe ſo bar jedes Ehr und Scham⸗ gefühls ſind, daß ſie auch ſolche würdige Erklärungen nicht e werden, weiter ihren ſchmutzigen Geſchäften nach⸗ zugehen. 8 Politiſche Rundſchau Acht Kommuniſten wegen Vorbereitung zum Hochverrat abgeurkeilt. Der gegenwärtig in Kiel tagende zweite Straf⸗ ſenat des Berliner Kammergerichts verurteilte acht Kommu⸗ niſten aus Kiel und Umgebung, die im vergangenen und An⸗ fang dieſes Jahres ſich an dem organiſatoriſchen Aufbau der illegalen KPD. bekeiligt hatten, wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu Zuchthausſtrafen von 3 bis 12 Jahren. Beſuch leltländiſcher Kriegsſchiffe in Kiel. Die beiden lettländiſchen U-Boote„Ronis“ und„Spidola“ ſowie der Aviſo„Wirſaitis“ liefen unter Führung des lettiſchen Flot⸗ tenchefs Kapitän z. S. Spade zum Beſuch in den Kieler Hafen ein. Die lettländiſchen Kriegsſchiffe werden bis Mittwoch in Kiel bleiben. Ihre Beſatzungen werden nach den offiziellen Beſuchen und Gegenbeſuchen Gelegenheit haben, Kiel und die ſeenreiche Holſteiniſche Schweiz kennenzulernen. Dr. Otto Leers amtsenkhoben. Der Präſident der Reichskulturkammer, Reichsminiſter Dr. Goebbels, hat das Mitglied des i ſoſorger 2 der Reichstheaterkammer, Dr. Otto Leers, mit ſofortiger Wirkung ſeiner geſamten Aemter im Bereich der Reichstheaterkammer enthoben. Ruhe nach dem Sturm Kommuniſtenrevolte in Frankreich niedergeſchlagen In den franzöſiſchen Hafenſtädten iſt nach den blutigen Ereigniſſen der letzten Tage wieder Ruhe eingekehrt. Sowohl in Breſt wie in Toulon iſt die Arbeit in den Werften und nde Werkſtätten wieder aufgenommen worden. Die nterſuchung der aufrühreriſchen Vorgänge wird von den Behörden mit größter Beſchleunigung betrieben. In Toulon, wo der Schnellrichter Tag und Nacht die zahlreichen Verhaf⸗ teten vernimmt, ſind die öffentlichen Gebäude und Bahn⸗ höfe noch militäriſch beſetzt. Die erſten Ergebniſſe der Unkerſuchung der Unruhen von Breſt und Toulon haben, wie halbamtlich mitgeteilt wird, zu der Feſtſtellung geführt, daß die Unruhen nicht von den Arſenal⸗Arbeitern, ſondern von„unruhigen Elemenken“ hervorgerufen worden ſind, die ſich unter die Arbeiter ge⸗ miſcht hatten. Man müſſe daher, ſo heißt es in der Erklä⸗ rung, einen klaren Strich zwiſchen den Arbeitern, die gegen die Notverordnungen hätten Einſpruch erheben wollen, und den Meuterern ziehen. Von den 89 feſtgenommenen Kundgebern in Toulon waren nur zwölf über 20 Jahre alt. Unter den 36 Perſonen, die in Haft gehalten wurden, befindet ſich ein Profeſſor des Gymnaſiums in Marſeille, der im Verlaufe der Unruhen eine Flaſche gegen einen Polizeibeamten ge⸗ ſchleudert hat.„Le Jour“ ſchreibt, daß nach einer Zeugen⸗ ausſage während der dreiſtündigen e 9 in Toulon nicht weniger als 7000 bis 8000 Schüſſe abgegeben wor⸗ den ſeien. Der ſtellvertretende Präfekt von Toulon wies darauf hin, daß unter den Verhafteten und Verletzten faſt keine Ar⸗ beiter der ſtaatlichen Werkſtätten ſeien. Es handele ſich zum größten Teil um Dockarbeiter oder lichtſcheues Geſindel, das nur auf die Gelegenheit warte, plündern zu können. Unter. ihnen befänden ſich viele Ausländer, beſonders Polen und Italiener... 1 Angerechtfertigte Verdächtigung eines Deutſchen Die franzöſiſche Preſſe hatte im Zuſammenhang mit den Unruhen in Breſt ein gewiſſes Aufheben über die Verhaf⸗ tung eines Deutſchen gemacht und daran Sue den Zeilen gewiſſe„Schlußfolgerungen“ geknüpft. nzwiſchen hat die halbamtliche agi dich Nachrichtenagentur Havas ſelbſt den Zwiſchenfall dahin richtiggeſtellt, daß der verhaftete Deutſche völlig unbeteiligt an den Kundgebungen war. E handelt ſich um den deutſchen Monteur Karl Schmidt von einer deutſchen Maſchinenfabrik, der in Bre ſt eine Dieſel⸗ motorenanlage auf einem ſchweren Kran montiert, die von der franzöſiſchen Marineverwaltung beſtellt iſt. Schmidt be⸗ fand ſich mit einem anderen deutſchen Monteur auf dem Wege in ſein Hotel, als die Unruhen in Breſt ausbrachen. Sie begegneten einer Polizeiſtreife und ließen ſie vorbeige⸗ hen. Hinter der Polizei folgte eine aufgeregte Menſchen⸗ menge, die gegen die Beamten eine drohende Haltung ein⸗ nahm. Hierauf machte die Streife Kehrt, um gegen die Kundgeber vorzugehen, die die Flucht ergriffen. Schmidt, der als völlig Unbeteiligter ſtehengeblieben war, wurde ver⸗ haftet und ſollte im Schnellgerichtsverfahren verurteilt wer⸗ den. Erfreulicherweiſe ſcheint ſich aber die franzöſiſche Ma⸗ rineverwaltung ins Mittel gelegt zu haben. Auf alle Fälle ſind die an die Verhaftung Schmidts geknüpften Randbe⸗ merkungen gewiſſer franzöſiſcher Blätter als ungerechtfer⸗ tigte Stimmungsmache zurückzuweiſen. Die Marxiſten wollen ſich reinwaſchen. Die Vertreter des Sozialiſtiſchen Gewerkſchaftsverban⸗ des und des Kartells ſtaatlicher Arbeiter ſind beim Miniſter⸗ präſidenten vorſtellig geworden und haben erklärt, daß die Arbeiter für die Zwiſchenfälle nicht verantwortlich gemacht werden könnten. Ferner hat die Abordnung der Links⸗ gruppe der Kammer unter Anführung von Leon Blum be⸗ ſchloſſen, zwei Ausſchüſſe einzuſetzen, von denen einer in Breſt, der andere in Toulon Nachforſchungen über die bluti⸗ gen Zwiſchenfälle der letzten Tage anſtellen ſoll. Da auch die Kommuniſten in dieſer Linksgruppe vertreten ſind kann man ſich lebhaft vorſtellen, wie dieſe„Unterſuchung“ aus⸗ fallen wird. „Das Werk kommuniſtiſcher Agitatoren“ Der„Matin“ ſchreibt, die Unruhen von Breſt ſeien das Werk kommuniſtiſcher Agitalkoren. Die Verankworkung laſte ſchwer auf den kommuniſtiſchen Elementen, die die aus den Geſetzesverordnungen entſtandene Anzufriedenheit ge⸗ ſchickt ausgenutzt hätten. Die Angehörigen der„kommu⸗ niſtiſchen Jugend ſeien die aktivsten bei den Unruhen in Breſt geweſen. Kommuniſtiſche Propagandiſten ſeien ſchon 8 in Breſt geweſen, um die nötigen Anweiſungen zu geben. f Das„Echo de Paris“ erklärt, die Menſchen, die auf die Mobile Garde Sue la Geſchäfte plünderten und unter dem Geſang der Internationale und anderer revolu⸗ tionärer Lieder Eiſenbahn⸗Züge an der a verhin⸗ 1 ſeien nur die Ausführer der bolſchewiſtiſchen Revo⸗ ution. Das„Deuvre“ iſt nicht damit zufrieden, daß in dem Aae Bericht die Urheber der Meutereibewegung nur als„Unruhige Elemente“ bezeichnet würden. Er wünſcht, daß man dieſe Elemente klar bezeichne, daß man Namen nenne, daß man ſie demaskiere. Rechtsgültiges Verbot Das ftaatsgefährdende Treiben der Bibelforſcher. Die nationalſozialiſtiſche Regierung hat bekanntlich dem ſtaatsfeindlichen Treiben der unter dem Namen„Geſellſchaft ernſter Bibelforſcher“ wirkenden Sekte einen Riegel vorge⸗ ſchoben, die Internationale Bibelforſchervereinigung in Deutſchland aufgelöſt und jede Betätigung in ihrem Sinne verboten. Dies Verbot richtet ſich nicht nur gegen die Aufrechk⸗ erhaltung des organiſatoriſchen Zuſammenhalks, ſondern uuch gegen jede weitere gemeinſchaftliche Betätigung durch Berſammlungen uſw. Die„Ernſten Bibelforſcher“ haben ſich jedoch dieſen Ver⸗ boten nicht gefügt. Auch die Juſtiz mußte den Kampf gegen das ſtaatsfeindliche, widerſätzliche Treiben der Bibelforſcher mit aller Energie aufnehmen. Dabei ſind Zweifel an der Rechtsgültigkeit der Verbote aufgetreten mit der Folge, daß verſchiedentlich Angeklagte aus Rechtsgründen freigeſprochen wurden. Dieſe Zweifel ſind, wie Miniſterialdirektor Dr. Crohne vom Reichsjuſtizminiſterium in der„Deutſchen Juſtiz“ feſt⸗ ſtellt, unberechtigt. Miniſterialdirektor Crohne führt Beiſpiele an, die einzelne Gerichte dazu führten, angeklagte Bibel⸗ forſcher aus formellen Gründen freizuſprechen, und ſtellt feſt, daß man erwarten dürfte, daß die Gerichte zunächſt zu der grundſätzlichen Frage Stellung genommen hätten, ob es mit unſerer heutigen Auffaſſung vereinbar iſt, daß Richter aur derartig formellen Gründen Freiſprüche fällen. Zum Schluß des Aufſatzes ſtell! Miniſterſaldirektor Dr. Crohne feſt:„Alle Bedenken gegen die Gültigkeit des Ver⸗ bots der Inkernationalen Bibelforſcher ſind ſomit hinfällig, und die Gerichte müſſen ſich bei der Erfüllung ihrer ernſten und heiligen Aufgabe, Staat und Volk in ſeinem Beſtande zu ſchützen und zu fördern, bewußt beeiben, daß ſie nicht an ſcheinbaren formellen Schwierigkeiten ſcheitern dürfen, ſon⸗ dern Wege zu ſuchen und zu finden haben, um krotz dieſer ſcheinbaren Schwierigkeiten ihrer hohen Aufgabe gerecht zu werden. Dr. Goebbels Schirmherr der Funkausſtellung Eröffnung durch den Miniſter am 16. Auguſt. Die Preſſeſtelle der Reichsſendeleitung teilt mit: Reichs⸗ miniſter Dr. Goebbels hat die Schirmherrſchaft über die „12. Große Deutſche Rundfunkausſtellung“ in Berlin über⸗ nommen und wird die Ausſtellung in den Ausſtellungs⸗ hallen am Funkturm am Freitag, den 16. Auguſt, um 11 Uhr vormittags mit einer Anſprache über alle Rundfunk⸗ ſender, eröffnen. Verdiente Auszeichnung Ehrung für die Hochträger der Nanga-Parbak⸗Expedition. In ſelbſtloſer, hilfsreicher und oftmals auch gefahrvoller Kameradſchaft haben engliſche und deutſche Bergſteiger ſeit der erſten deutſchen Himalaya⸗Expedition im Jahre 1929 um den höchſten Gipfel der Erde gerungen. Dabei haben auch die einheimiſchen Träger, die Untertanen des Briti⸗ ſchen Weltreiches ſind, den Deutſchen treue und unſchätz⸗ bare Dienſte geleiſtet, und mehr als einmal ihr Leben für hie deutſchen Bergſteiger und deren Ziele eingeſetzt. Vor allem bei der ſchweren Kataſtrophe, die die letzte deutſche Nanga⸗Parbat⸗Expedition im Jahre 1934 erlitt, haben treue Träger aus dem Stamme der Scherpa bis zuletzt bei ihren Herren ausgehalten, und ſechs dieſer treuen Hochträger ha⸗ ben dabei ihr Leben gelaſſen.. Der Führer und Reichskanzler hat in Würdigung dieſer übermenſchlichen Leiſtungen veranlaßt, den in den Hochla⸗ gern am Nanga⸗- Parbat auf das äußerſte erprobten Trä⸗ gern Angkſering, Kikuli, Kitar, Paſang, Da Tundu, die als letzte zurückgekehrt ſind, das Ehrenzeichen des Deutſchen Ro⸗ ten Kreuzes zu verleihen. Der Keichsſporkführer von Tſcham⸗ mer und Oſten hat außerdem all den Hochträgern, die ſich duf der Expedition ausgezeichnet haben, eine Gedenkmünze verliehen, deren Entwurf von dem Berliner Künſtler Jür⸗ gen Klein ſtammt. Das Deutſche Generalkonſulat in Kalkutta wird den Trägern die Auszeichnung in Indien verleihen. Das übliche Vorgefecht Neuer Abeſſinien⸗Vorſchlag Englands. Den am 16. Auguſt in Paris beginnenden Drei⸗Mächte⸗ Beſprechungen über die abeſſiniſche Frage geht das bei in⸗ ternationalen Konferenzen übliche diplomatiſche Vorgefecht voraus, an dem ſich die Preſſe der beteiligten Mächte von Tag zu Tag in ſteigendem Maße beteiligt. Wie die Londoner„Morning Poſt“ erfahren haben will, wird England auf der Drei⸗Mächte⸗Konferenz in Paris einen für Abeſſinien annehmbaren Vorſchlag zur Befriedi⸗ gung der italieniſchen Forderungen machen. Die Einzel⸗ heiten dieſes Vorſchlages, fügt das Blatt hinzu, würden aufs ſtrengſte geheimgehalten, doch beſtünde Anlaß zu der Ver⸗ mukung, daß die engliſche Regierung bereit ſei, einen poſi⸗ tiven Beitrag zu leiſten. Das kann nur heißen, daß Eng⸗ land in Paris ein neues territoriales Angebot machen wird. Andererſeits meldet ein Londoner Blatt, daß in Lon⸗ doner Regierungskreiſen ſich immer mehr die Ueberzeugung durchſetze, daß eine Beſetzung Abeſſiniens durch italieniſche Truppen eine Bedrohung der engli⸗ ſchen Intereſſen in Aegypten darſtellen würde und man daher damit rechnen müſſe, daß ſich Eden und Aloiſi auf der Drei-Mächte⸗Konferenz nicht einigen würden, worauf dann Laval als Vermittler auftreten müßte. Eden wird für die Dauer der Konferenz in enger Fühlung mit dem Miniſterpräſidenten Baldwin, der ſich zur Zeit in Aix⸗les⸗Bains befindet, und dem Foreign Office in London ſtehen. Sieben abeſſiniſche Armeen Reuter meldet aus Addis Abeba: Im Falle eines Krie⸗ ges zwiſchen Italien und Abeſſinien werden ſieben Armeen in Stärke von insgeſamt 600 000 Mann aufgeboten. 250 000 Mann ſind mit Gewehren und Munition bewaffnet, die von der Regierung geliefert worden ſind. Die anderen ſorgen ſelbſt für ihre Bewaffnung. Die königlichen Prinzen wer⸗ den an der Spitze einiger Armeen in den Kampf ziehen. Die ſieben Armeen beſtehen aus je 30 Regimentern, mit je etwa 3000 Mann. Die Angaben über die Zahl der vor⸗ handenen Gewehre der Abeſſinier gehen auseinander. Man ſpricht von 300 000 bis zu einer Million Stück. Auch glaubt man, daß Abeſſinien ungefähr 200 Geſchütze hat, über deren Brauchbarkeit aber wenig bekannt iſt. 2 L L 4* Kapitän Danckwerts Miſſion Engliſch⸗franzöſiſche Floktenbeſprechung. London, 12. Auguſt. In Namen der britiſchen Admiralität hat Kapitän Danck⸗ werts dem franzöſiſchen Marineminiſterium einen mehr⸗ tägigen Beſuch abgeſtattet. Nach der„Times“ wäre der Zweck dieſes Beſuches die Erörterung des Problems der qualitätiven Flottenbegrenzung geweſen, und die„Times“ iſt der Meinung, daß zwiſchen England und Frankreich be⸗ züglich der mit der Flottenbegrenzung verknüpften Anſichten eine Annäherung zu verzeichnen ſel. Kapitän Danckwerts hat nach Anſicht der„Times“ kein langfriſtiges franzöſiſches Bauprogramm nach London mitgenommen und hat auch kein britiſches Programm in Paris zurückgelaſſen. Die Kreiſe, die das franzöſiſche Programm für die Jahre nach 1936 aufzuſtellen hatten, warteten noch immer auf genaue Mitteilungen über die Abſichten anderer Länder. Engliſche Anleihegerüchte 200 Millionen Pfund für wirtſchafklichen Aufbau oder Rüſtungszwecke? In Londoner Finanzkreiſen, ſo meldet„News Chro⸗ nicle“, ſeien Gerüchte in Umlauf, nach denen die Regierung Vorbereitungen für eine große Anleihe treffe Ueber die Ver⸗ wendung der Anleihe gebe es zwei Lesarten. Die eine ſei, daß ſie für wirtſchaftliche Wiederaufbauzwecke in den not⸗ leidenden Gebieten des Nordoſtens beſtimmt ſei, die andere, daß ſie der Wehrmacht zugute kommen ſolle. Die Anleihe⸗ gerüchte haben bereits zu erheblichen Kursſteigerungen aller Regierungspapiere geführt Kurzmeldungen „Europa“ von der hundertſten Rundreiſe zurückgekehrt Der Schnelldampfer„Europa“ des Norddeutſchen Lloyd traf von ſeiner hundertſten Rundreiſe über den Nordatlantik von New Vork kommend in Bremerhaven ein. Von der Kom⸗ mandobrücke hatte man eine mehrere Meter hohe Zahl„100“ aus friſchem Grün angebracht, die ſchon beim Einlaufen dez Dampfers, der über die Toppen geflaggt hatte, ſichtbar war. Der Columbus⸗Bahnhof hatte Rekordbeſuch aufzuweiſen und präſentierte ſich gleichfalls in reichem Flaggenſchmuck. Nach dem Feſtmachen überbrachte Reichskommiſſar Hermann⸗We⸗ ſermünde dem Kapitän der„Europa“, Scharf, die Glück. wünſche des Reichsverkehrsminiſters. Erſte Ausfahrt der„Tannenberg“. Der neue Turbinen, ſchnelldampfer„Tannenberg“ des Seedienſtes Oſtpreußen ist aus den Stettiner Oderwerken zu einer Ueberführungsfahft nach Swinemünde ausgelaufen. Im Laufe des Sonntags unternahm das neue Oſtpreußenſchiff von Swinemünde aus eine längere Probefahrt. Am heutigen Montag wird dann die Abnahme erfolgen. Gedenktafel für Fliegerhauptmann Berthold. An der Hauptmann-Berthold⸗Schule in Harburg iſt eine Gedenktafel für den vor 15 Jahren von verhetzten Volksgenoſſen hier ermordeten Fliegerhauptmann Berthold und ſeine mit ihm im Kampf für die Ehre Deutſchlands gefallenen zehn Ka⸗ meraden feierlich enthüllt worden. Kieſenbrand eines Breslauer Hanflagers. In dem um⸗ fangreichen Hanfl ger der Spinnerei Schwerin u. Sohn in Breslau entſtand ein Brand, der ſich bald zu einem Groß⸗ feuer entwickelte. Die Brandbekämpfung geſtaltete ſich ſehr ſchwierig, da der brennende Hanf eine rieſige Glut entfachte. Der ganze Betrieb wurde ſtillgelegt, damit die Arbeiter und Arbeiterinnen zur Hilfeleiſtung herangezogen werden konnten. Großfeuer in Sparta Ein ganzes Stadtviertel niedergebrannt. Athen, 11. Auguſt. Nach einer Mitteilung des griechiſchen Innenminiſteriums iſt in der Stadt Sparta ein Feuer ausgebrochen. Ein ganzes Stadtviertel iſt bereits völlig niedergebrannt. Am eine wen tere Ausdehnung des Brandes nach Möglichkeit zu verhim dern, wurde angeordnet, eine große Anzahl von Häuſern niederzureißen. Eiſenbahnanſchlag in Amerika Güterzug durch Bombenexploſion zur Entgleiſung gebracht. New York, 11. Auguſt. Durch eine Bombenexploſion wurden efwa 5 Kilometer vor Springfield im Staake Illi nois auf freier Strecke eine Lokomokive und fünf Güter⸗ wagen aus den Gleiſen geworfen. Der Schienenſtrang wurde in beiden Richtungen durch die Exploſion erheblich be⸗ ſchädigt, ſo daß der Verkehr unterbrochen werden mußte. Zwei Beamte von der Jugbegleitung wurden ſchwer und mehrere andere leicht verletzt. Die bei den Notſtandsarbeiten in New Pork be⸗ ſchäftigten Arbeiter hatten den Generalſtreik als Proteſt ge⸗ gen den von der Regierung feſtgeſetzten Monatslohn von 93,50 Dollars angekündigt. Damit iſt es nichts geworden. Von den etwa 100 000 Arbeitern, die in New York an den Notſtandsarbeiten beſchäftigt ſind, ſind nur 727 Arbeiter in den Streik getreten. General Johnſton, der Leiter des New Vorker Büros der Arbeitsbeſchaffungsbehörde, ſchreibt die Streikbewegung kommuniſtiſchen Umtrieben zu. Blutige Zuſammenſtöße in Indien Bombay, 12. 8 In dem kleinen indiſchen Fürſten⸗ kum Loharu veranſtaltete die Landbevölkerung eine Proleſt⸗ kundgebung gegen die Steuerverteilung. Hierbei kam es zu blutigen Juſammenſtößen mit Militär, deſſen Enkſendung der Fürſt ſich von der Regierung zur Aufrechterhaltung der Ordnung erbeten hatte. Die Menge hatte eine Gruppe von 20 Infanteriſten und 15 Poliziſten umzingelt und bedrohl, worauf die Eingeſchloſſenen zur Schußwaffe griffen. Dabei wurden drei Perſonen getötet und 47 verletzt. Der Jad au Holienpried. Roman von Kurt Martin. 27 IV. Staatsanwalt Or. Haberland hatte ſich wieder den Ge⸗ fangenen vorführen laſſen. Er ſtrich ſich nervös über das ſpärliche, leichtergraute Haupthaar und ſah zögernd auf den Gefangenen. „Machen Sie es mir doch nicht ſo ſchwer, Herr Gerdah⸗ len! Sehen Sie in mir doch nicht den Feind!— Mein Gott, ich bin nun mal von Beruf Staatsanwalt, ich muß geſetz⸗ widrige Taten verfolgen. Alſo erleichtern Sie mir doch mein Amt etwas!“ Nichts in den Zügen Albert Gerdahlens verriet, ob die klẽg gewählten Worte des Staatsanwalts auf ihn Eindruck gemacht hatten— und vor allem nicht, welchen Eindruck. Dr. Haberland ergriff wieder das Wort. „Sehen Sie!— Wenn man ſchon bei einer Straftat Dummheiten macht, wenn man ſich ſelbſt verrät— na, dann ſoll man doch ſchließlich auch als Mann frei und offen ſa⸗ gen: Ja, das iſt freilich ein Beweis meiner Schuld! Ja, ich bin ſchuldig!“ Jetzt flog ein Zug bitteren Spottes um Gerdahlens Mund. Aber nur für einen Augenblick. Dann waren des Gefangenen Züge wieder undurchdringlich, hart und ab⸗ weiſend. Der Staatsanwalt griff neben ſich. „Da, das iſt das Flakon! Sie erkennen es wieder, nich! wahr?“— Als er keine Antwort bekam, fügte er triumphierend hinzu:„Es wurde auf Hohenfried gefunden, in Ihrem Zimmer!“ Jetzt öffnete der Gefangene den Mund. „Wer hat es gefunden?“ 05. Herr Jobſt, fand es.“ nke.“ „Sehen Sie, ich ſtehe Ihnen auch Rede und Antwort! Tun Sie es nun auch mir gegenüber!— Das Flakon mi dem Reſt des Giftes fand ſich in Ihrem Schreibſeſſel ver⸗ ſteckt. Was haben Sie mir darauf zu ſagen?“ In Albert Gerdahlens Zügen arbeitete es. „Ich habe Ihnen darauf zu ſagen, daß mich dieſer Fund nicht überraſcht. Ich wußte, daß man das Ding bei mir finden würde.“ Dr. Haberland ſtand. hochgeriſſen. „Halten wir an dieſer Tatſache feſt! man das Flakon in Ihrem Zimmer finden würde. bekennen Sie, daß Sie ſelbſt es waren, der dies Flakon ver⸗ Es hatte ihn jäh vom Stuhl ge⸗ Sie wußten, daß Damit ſteckt hat. Damit—“ „Nein, das bekenne ich ganz und gar nicht. Aber ich wußte, daß dieſer Fund kommen würde. Freuen Sie ſich, jetzt haben Sie, was Sie zu beſitzen ſich ſchon lange wünſch⸗ ben! Das ſchließt die Kette vortrefflich!“ Dr. Haberland ward erregt. Seine erzwungene Ruhe ſchwand. „Wollen Sie wieder um die Sache herumreden? Wie kann ich ſagen: Ich weiß, daß das gefunden wird, wenn ich den dieſe Sache nicht er ſelbſt verſteckt habe!— Hören Sie, das iſt ja ganz tolll— Sagen Sie mir jetzt, wo Sie das Flakon herhaben l Albert Gerdahlen fuhr ihn hart an. „Das ſtellen gefälligſt Sie ſelbſt feſtl— Ich verweigere lede weitere Auskunft.“ „Sie haben zu reden! Ich verlange das!— Ich kann Sie durch Strafen dazu zwingen!— Ihr Benehmen impo⸗ tiert mir ganz und gar nicht!— Wollen Sie mir endlich Tatſachen geſtehen oder nicht?“ „Sie Frechling! Sie Frechling! Frech ſind Sie, und eig ſind Sie! Meinen Sie denn, es 105 e wenn Sie einmal den Mund öffnen?— Meinen Sie, mir damit eine Ehre zu erweiſen, wenn Sie Ihr verruchtes Verbrechen eingeſtehen?— Meinen Sie, Ihr bodenloſes ſtarrköpfiges Verhalten halte das Urteil auf?— Aber ich ſehe jetzt klar! Sie wiſſen, was Ihnen bevorſteht, und mit dieſem Wiſſen 99 25 Sie ſich ſchon abgefunden.— Sie bezwecken mit hrem Schweigen etwas ganz anderes. Sie wollen eine an⸗ dere Perſon damit decken! Ich habe ſchon mit Herrn Jobſt geſprochen. Der Mann 1 Hohenfried gut gearbeitet. Und der Mann hat einen Vordachtl Erſt wollte ich es nicht glauben; aber jetzt hege ich auch dieſen Verdacht! Und der Verdacht iſt begründet! Vom Verdacht aber iſt nur ein Schritt zur Einleitung des Ermittlun sverfahrens!l—— Mann, ie ſchweigen, weil Sie nicht allein den alten Ger⸗ dahlen ermordeten, weil Sie einen Helfershelfer hatten!— Wir ſtanden ſchon immer vor einem Rätſel, wie Sie alles ganz allein vorbereiten und durchführen konnten. Wo es 0 diele Augen auf Hohenfried gibt!— Aber Sie waren nicht allein! Sie haben gemeinſam gearbeitet. Sie haben eine e gehabt! Und das Mädchen hat ſich ſchon bei einer Vernehmung damals im Schwurgerichtsſaal verraten! — Die Sigrit Sundborg weiß von Ihrem Mordl Albert Gerdahlen ſtand vor dem Staatsanwalt. Sein Atem floh. Seine Hände hoben ſich. Gleich Krallen ſpretz⸗ ten ſich die Finger. Seine Augen ſtierten auf den Mann da vor ihm. Er ſchrie, und ſeine Stimme klang fremd. „Wenn Sie das tun— wenn Sie das Mädchen auch mit hineinzerren!— Ich erwürge Sie mit dieſen Händen! — Sie werden von Sigrit Sundborg laſſen!“ Dr. Haberland war zur Tür geſprungen und hatte rasch auf den Signalknopf gedrückt. Als er klopfte, atmete er auf. „Hereinl“ Dem Aufſeher befahl er: 1 „Vier Mann von der Wache! Sofort! Rufen Sie die Poſten!— Halt! Sie bleiben hier!— Geben Sie gut auf den 0 acht!“ Albert Gerdahlen war auf den Stuhl geſunken. Et hatte den Kopf in die Hände vergraben und ſtarrte auf den Boden. Er achtete gar nicht auf das, was um ihn vorging Erſt als ihn derbe Hände hochriſſen, ſah er ſich um. hende Geſichter blickten ihn an. Wortlos folgte er den We fehlen, ließ ſeine Hände in Feſſeln legen. Wortlos ließ er ſich zu ſeiner Zelle führen. Der Staatsanwalt aber ſuchte, immer noch vor Erre⸗ gung zitternd, ſein Amtszimmer auf. Er war kaum vor ſeinem Schreibtiſch auf den Stuhl geſunken, als Kriminal ⸗ inſpektor Stein bei ihm eintrat. Da fuhr er hoch. 5 „Ein Patron iſt dieſer Gerdahlen!— Wiſſen Sie, was vor einer Viertelſtunde geſchah?— Erwürgen wollte er mich! Wenn ich nicht ſchnell dem Aufſeher geklingelt hätte, wäre ich jetzt ein toter Mann.— Dem Kerl traue ich mehr als dieſen Mord an Joachim Gerdahlen zul Das iſt eine eborene Verbrechernatur!— Gefeſſelt wird er bei der chwurgerichtsverhandlung vorgeführt! 10150 erleben wir noch ein weiteres Drama im Schwurgerichtsſaal!— 805 vielleicht denkt er, er kann den wilden Mann ſpielen. So es nur verſuchen! Bei mir hat er da kein Glück! Und woher kam es jetzt? Nur weil i Mädchen, dieſe Sigrit Sundborg, mit ihm gemeinſame Sache gemacht habe. Da wurde er raſend.— Natürlich! Das iſt ein offenes Schuldbekenntnis. Weil ich den Nagel auf den Kopf getroffen habe! Das brachte ihn außer Faſſungl“ „Das hätten Sie auch nicht ſagen ſollen.“ „Was?— Was hätte ich nicht ſagen ſollen?— Daß mir das Mädchen verdächtig vorkommt?— Ach, das hätte ich alſo nicht ſagen ſollenf— Herr Kriminalinſpektor, wenn diesmal nur Herr Jobſt nicht eine beſſere Naſe hat als Sil Der hatte das Mädchen ſchon immer in Verdacht.“ 14 ihm ſagte, daß vermutlich das 14 e S e 2 Aſt. riums anzes weis him iuſern Aus dem ladiscuen CLaud Keinerlei Anlaß zur Beunruhigung Reichsſtalkthalter Robert Wagner kündigt rückſichtsloſes Vorgehen gegen Kriſenmacher an. () Karlsruhe. Gelegentlich einer Kreisbeſprechung in Raſtatt teilte Reichsſtatthalter Robert Wagner mit, ihm ſei bekannt geworden, daß von un verantwortlichen Elemen⸗ ten die Trockenheit der letzten Wochen zum Anlaß genom⸗ men wird, um eine völlig unbegründete Unruhe in die Be⸗ völkerung zu tragen. Es wird, ähnlich wie dies ſchon im letzten Jahre beobachtet werden konnte, zum Hamſtern von Lebensmitteln im Hinblick auf eine kommende Mißernte aufgefordert. Demgegenüber iſt feſtzuſtellen, daß nicht der mindeſte Anlaß zur Beunruhigung beſteht. Wenn von einem Mangel an Futtermitteln geſprochen wird, ſo iſt darauf hinzuweiſen, daß die hervorra⸗ gende Heuernte des Frühſommers allein ſchon einen Ausgleich für einen etwa noch eintretenden Ausfall bildet. Dabei kann heute noch kein Menſch vorausſagen, ob die Futtermittelernte im Herbſt auch tatſächlich knapp ſein wird. Jedenfalls ſteht ſchon heute feſt, daß ſich die Futtermittel⸗ knappheit des letzten Jahres dieſes Jahr nicht wiederholen wird. Desgleichen iſt es vollkommen verfrüht, eine ſchlechte Kartoffelernte zu prophezeien. Aber ſelbſt wenn dieſe ver⸗ hältnismäßig gering ausfallen ſollte, kann der Ausfall ohne weiteres aus unſerer glänzenden diesjährigen Getreide⸗ ernte wettgemacht werden, wurden doch in dieſem Jahr 2 Millionen Tonnen Getreide mehr geerntet, als wir brau⸗ chen. Aus dieſem Ueberfluß könnten erforderlichenfalls auch die Futtermittelvorräte ergänzt werden. Zweifellos handelt es ſich bei all den Gerüchten über eine Mißernte um eine künſtliche Mache von Unruheſtiftern und Saboteuren. Der Reichsſtatthalter kündigte an, daß gegen alle dieſe Elemente mit der ganzen Schärfe der Ge⸗ ſetze vorgegangen werde. Die Polizeibehörden erhielten An⸗ weiſung, gegen die Unruheſtifter und Hamſterer rückſichts⸗ los einzuſchreiten. Man werde auch nicht davor zurück⸗ ſchrecken, die Oeffentlichkeit durch Verhängung von Schutz⸗ haft gegen üble Kriſenmacher zu ſchützen. Keine Beflaggung mit der alten badiſchen Fahne Karlsruhe, 11. Auguſt. Gauleiter Robert Wagner hat, wie wir dem„Führer“ entnehmen, an die Kreisleiter und Gauamtsleiter in einem KAundſchreiben das Erſuchen ge⸗ richtet, darauf hinzuwirken, daß eine Beflaggung mit der alten badiſchen Fahne in Zukunft unterbleibk. Wir hätten keinen Grund, in der heutigen Jeit noch die Symbole ein⸗ ſtiger deukſcher Zerriſſenheit zu zeigen, vielmehr ſei es unſere Aufgabe, mit dem Symbol der Einigkeil und Ein⸗ heit, der Hakenkreuzflagge, an die Oeffenklichkeit zu kreken. Gchweres Autounglück bei Walldorf Kraftwagen am Bahnübergang vom Schnellzug erfaßt.— Vier Tote. Walldorf(Baden), 11. Auguſt. Ein furchtbares Autounglück ereignete ſich nachts am Bahnübergang St. Ilgen— Walldorf. Ein mit vier Per⸗ ſonen— jungen Leuten aus Walldorf und Wiesloch— be⸗ ſetzter Kraftwagen paſſierte gegen halb 1 Uhr den Bahn⸗ übergang. Im gleichen Augenblick näherte ſich der Schnell⸗ zug D 194 Heidelberg— Karlsruhe. Der Kraftwagen würde von der Zugmaſchine von hinten erfaßt und vollſtän⸗ dig zertrümmert. Sämtliche Inſaſſen des Kraftwagens wur⸗ den auf der Stelle getötet. Der 25jährige Sohn Werner des Mühlenbeſitzers Emil Käſer hatte mit ſeinem Opelwagen zuſammen mit dem 32⸗ jährigen Kaufmann Wilhelm Aſtor, dem 25jährigen Kauf⸗ mann Erwin Mayer und der 20jährigen Luiſe Kappert eine Fahrt nach Walldorf unternommen, wo die Eltern des Mäd⸗ chens eine Gaſtwirtſchaft betreiben. Anſchließend fuhr man noch nach St. Ilgen, um dort eine Freundin des Mädchens zu beſuchen. Auf der Rückfahrt ereignete ſich dann das ſchreck⸗ liche Unglück, das vier jungen Menſchenleben ein jähes Ende bereitete. Als der Kraftwagen den Bahnübergang zwiſchen St. Ilgen und Walldorf paſſieren wollte, raſte im gleichen Augenblick der Schnellzug D 194 Heidelberg— Karlsruhe e der das Auto von hinten erfaßte und vollſtändig zer⸗ malmte. Der Kraftwagenlenker, Werner Käſer, wurde furchtbar derſtümmelt, die übrigen drei Mitfahrer erlitten erhebliche Verletzungen, die ſofort den Tod zur Folge hatten. Die be⸗ ſchädigte Zugmaſchine mußte ausgewechſelt werden. Mit einer Verſpätung von etwa 70 Minuten konnte der Zug die Fahrt fortſetzen. Die Anterſuchung über die Urſache des ſchrecklichen An⸗ glücks wurde alsbald aufgenommen. Sämtliche Verunglückten waren ledig, die Familien Käſer und Aſtor beklagen den Tod des einzigen Sohnes. l Hockenheim.(Zwei Hitler fungen vermißt.) Am letzten Donnerstag wurden am Waldrand Ausrüſtungs⸗ gegenſtände zweier Hitlerfungen gefunden. Beide kagerten am Abend zuvor an dieſer Stelle und verſorgten ſich noch mit Waſſer am dortigen Bahnwärterhaus. Mehrere Hitlerjungen owie die Gendarmerie und Polizei von Hockenheim durch⸗ ſtreiften ſofort den Wald in größerem Umkreis, jedoch ohne Ergebnis. Eigenartig mutet es an, daß auf den Ausrüſtungs⸗ gegenſtänden die Ausweispapiere der Vermißten lagen. Es handelt ſich um den am 2. Juli 1920 in Deuringen geborenen und daſelbſt wohnhaften Jungſchaftsführer Joſef Geiger dom Gebiet 19(Hochland), Jungbann B 1/3, und um den am 22. April 1914 in Hauſen bei Nördlingen geborenen, in Viburg Nr. 59 wohnhaften Jungzugführer Rudolf Schorer, ebenfalls vom Gebiet 19(Hochland), Jungbann B 1/8. () Achern.(Schwerer Anfall im Steinbruch) In einem Steinbruch in der Nähe Acherns ereignete ſich bei eier Sprengung ein ſchwerer Unfall. Dem Arbeiter Alois Maier wurden beide Hände abgeriſſen und ein Auge ge⸗ fährdet, ſein Sohn erlitt ſo ſchwere Augenverletzungen, daß beide Augen in Gefahr ſind. „) Karlsruhe, 10. Aug. Ueber die Inſchutzhaftnahme des Juden Flanter in Lichtenau meldet das Geheime Staats⸗ polizeiamt:„Der Jude Flanter, Hauſierer in Lichtenau bet Kehl, wurde durch das Geheime Staatspolizeiamt in Schutz⸗ haft genommen, weil er im Verlauf ſeiner geſchäftlichen Tä⸗ igkeit die Gelegenheit zu benützen verſuchte, Frauen und Mädchen zu ſchänden. Gleichzeitig verfuchte er ſeine Opfer noch auf das Geriſſenſte zu betrügen. Eine arme 5jährige itwe, der er eine Nähmaſchine abzuliſten verſuchte, warf er Wi um ſie zu vergewaltigen. Nur dem verzweifelten ziderſtand der Ueberfallenen gelang es, das Scheuſal von geinem Vorhaben abzubringen. Flanter wird in das Kon⸗ gentrationslager verbracht.“ 3 Aus den Nachbarlaͤndern Ludwigshafen.(Beim Betteln geſtohlen.) Im Mai ds. Is. hatte der 21jährige Kurt Kutſcher zuſammen mit dem 22jährigen Otto Klingenmeier, beide aus Frankenthal gebürtig, in Oggersheim gebettelt und dabei aus einer Manſarde einen Damenmantel im Werte von 60 Mark ge⸗ ſtohlen, der den beiden aber ſchon auf der Straße wieder abgenommen werden konnte. Kutſcher hat außerdem während des Monats Juli in Frankenthal noch drei Fahrräder ge⸗ ſtohlen. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht waren beide Angeklagte geſtändig. Das Urteil lautete für Kutſcher mit Rückſicht auf ſeine Vorſtrafen auf 1 Jahr 2 Monate Ge⸗ fängnis und für Klingenmeier auf 3 Monate Gefängnis, außerdem beide je 3 Wochen Haft wegen Bettelns. Die An⸗ geklagten nahmen das Urteil an. Bergzabern.(Furcht vor dem Hoheitszeichen?) Auf der Omnibuslinie der Reichspoſt Bergzabern— Weißen⸗ burg hat ſich der Verkehr bislang zur Zufriedenheit der amt⸗ lichen Stellen diesſeits und jenſeits der Grenze abgewickelt. Seit einigen Tagen wurde ein neuer deutſcher Reichspoſt⸗ wagen eingeſtellt. Dem Lenker dieſes Wagens iſt nun von maßgebender Stelle in Weißenburg bedeutet worden, er möge mit dieſem Wagen nicht mehr nach Weißenburg kom⸗ 1 5 1 weil er mit dem deutſchen Hoheitszeichen ver⸗ ſehen iſt. Sie wollten„Konskri“ mimen Ein böſes Nachſpiel. Landſtuhl. Vom Amtsgericht Landſtuhl wurden die Brüder Karl, Richard und Jakob Kohl wegen Widerſtands gegen die Staatsgewalt und Gefangenenmeuterei zu einem Jahr zwei Monaten bzw. einem Jahr fünf Monaten bzw. zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Dem Gerichtsfall lag folgender Tatbeſtand zugrunde. Am 11. Juli ſchloſſen ſich die drei dem Umzug der ausgemuſterten Rekruten an, oo⸗ wohl ſie ſelbſt an der Muſterung nicht beteiligt waren. Als man ſich ihre Teilnahme verbat und ſogar einen Polizei⸗ beamten zuziehen mußte, um dem Erſuchen größeren Nach⸗ druck zu verleihen, griffen die Angeklagten den Polizei⸗ oberwachtmeiſter tätlich an. Erſt das Eingreifen des Bür⸗ germeiſters konnte vorerſt den Zwiſchenfall beenden. Ins Verwahrungslokal verbracht, machte Karl K. unter Mithilfe ſeiner Brüder einen Ausbruch; er wurde am gleichen Abend erneut verhaftet.— Mitangeklagt in der Sache waren die Mutter der Angeklagten und eine Frau G. Ge⸗ gen dieſe lautete das Urteil wegen Beleidigung, Wider⸗ ſtands und Körperverletzung reſp. Beleidigung auf zwei Monate zwei Wochen Gefängnis bzw. 50 Mars Geldſtrafe. Nächſtenliebe, die ins Gefängnis führt. * Frankfurt a. M. Im Haufe des 55jährigen Oswald L. wohnte eine geſchiedene Frau mit ihren beiden Kindern, die ein ſorgenerfülltes Leben führten. Bei den Leuten ſoll Schmalhans Küchenmeiſter geweſen ſein, und es dauerte L., wenn die Kinder, denen er öfters Brot gab, nichts zu eſſen hatten. Eines Tages war die Lage wieder ſehr be⸗ denklich, und der Alte ſoll von der Mutter erſucht worden ſein, ſich zu ihrem geſchiedenen Mann zu begeben, um eine Unterſtützung zu erhalten.„Ich komme nicht leer zurück“, ſagte der jetzt Angeklagte und begab ſich zu dem Ehemann. Dort gab er ſich als Beauftragter des Wohlfahrtsamtes aus, erklärte, es ſei traurig, daß die Kinder nichts zu eſſen hätten. Der Vater, ſelbſt nicht auf Roſen gebettet, gab zwei Mark gegen Quittung. L. brachte das Geld der Mutter und erhielt davon 50 Pfennige für Fahrtauslagen. Der Vater erfuhr jedoch, daß es ſich um keinen Abgeſandten des Wohl⸗ fahrtsamtes handeln konnte und zeigte L. an. Im Verlaufe der Gerichtsverhandlung ſtellte ſich heraus, daß der Ange⸗ klagte die als Zeugin geladene Mutter der Kinder angehal⸗ ten hatte, für ihn in der Verhandlung günſtig auszuſagen. Der Fall nahm daraufhin eine agiſche Wendung. Man vertagte die Betrugsſache, weil ſich die Notwendigkeit er⸗ gab, den Angeklagten auf ſeinen Geiſteszuſtand zu unter⸗ ſuchen. Gleichzeitig wurde gegen ihn Haftbefehl erlaſſen, weil er verdächtig ſei, die Zeugin zur Ableiſtung eines Falſcheides verleitet zu haben und weil auch Verdunke⸗ lungsgefahr in Betracht komme. Tödlich überfahren Frankfurt a. M., 11. Aug. In der Königſteiner Straße in Höchſt fuhr ein 10jähriger Junge mit dem Rad neben einem Laſtwagen her. Auf noch ungeklärte Weiſe ſtürzte der Junge und kam unter die Hinterräder des Laſtkraft⸗ wagens zu liegen, die über ihn hinweggingen. Die Verletzun⸗ gen waren tödlich. Güterbahnhof abgebrannt Bergiſch⸗Gladbach, 12. Auguſt. In den Büroräumen des Güterbahnhofs Bergiſch⸗Gladbach brach in der Nacht ein Großfeuer aus. Die Flammen 1 1 den Dachſtuhl des Gebäudes und breiteten ſich mit raſender Geſchwindigkeit über den ganzen Güterbahnhof aus. Beim Anrücken der Feuerwehr 3 5 das ganze etwa 30 Meter lange Lager⸗ gebäude in hellen Flammen. Das Gebäude des Güterbahn⸗ hofs brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die Höhe des Sachſchadens ſteht im Augenblick noch nicht feſt, da noch nicht geklärt werden konnte, welche Gütermengen in dem Gebäude lagerten. 5 Arteil im Hochſtapler⸗prozeß Gefängnis für die beiden Heiratsſchwindler. Berlin, 12. Auguſt. Die 15. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts fällte das Urteil in dem aufſehen⸗ erregenden Betrugsprozeß gegen die beiden Hochſtapler, den 27üährigen Bernhard Sido und ſeinen Komplicen, den 37 Jahre alten Waldemar Happe. Der Angeklagte Sido wurde wegen fortgeſetzten gemein ⸗ che ftlichen Betruges und wegen Abgabe einer falſchen eides⸗ ſiatlüchen Verſicherung zu insgeſamk drei Jahren Gefängnis verurteilt. Happe erhielt wegen gemeinſchaftlichen Betruges ein Jahr Gefängnis. Beiden Angeklagten wurden die bür⸗ gerlichen Ehrenrechte auf eie Dauer von fünf Jahren ab⸗ erkannt. 5 Durch die Machenſchaften des Angeklagten Sido, der Hand in Hand mit Happe arbeitete, wurde die Ba Frau des Sido, eine Schweizerin, um ihr ganzes Vermögen in Höhe von über 50 000 Schweizer Franken gebracht. Sido hatte die Geſchädigte nur geheiratet, um ſie ausplündern zu können. Als er ſeine Frau um alles gebracht hatte, beſtimmte er ſie unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen, in eine angeb⸗ liche Scheinſcheidung einzuwilligen, und auf jegliche Unter⸗ haltsunterſtützung zu verzichten. a a Zwei tödliche Bergunfälle. Der Hochſchüler Richard Falt aus Wien iſt von der Hafner Schante in Kärnten töd⸗ lich abgeſtürzt. Seine Leiche konnte geborgen werden. Der 29jährige 1 ſchenkofl ebenfalls tödlich abgeſtürzt. Johann Baumgartner aus Kötſchach iſt am Fri⸗ Lalcale uud ocliau Letzie Sommerblumen Des Sommers letztes Blütenkind, die Aſter, beginnt, ſich jetzt zu erſchließen. Sie verbreitet nicht den betörenden Duft, mit dem ihre ſchönere Schweſter, die Roſe, an heißen Som⸗ mertagen Sinne und Herzen berauſcht, aber ſie wirkt gleich⸗ wohl ſchön in ihrer zarten Friſche und Farbenpracht. Vom reinſten Weiß bis zum tiefdunklen Lila ſind nahezu alle Farben vertreten, und einzelne Spielarten wie z. B. die ſo⸗ genannten Straußfedernaſtern wirken mit ihren pleureuſen⸗ artig gefaſerten Blütenblättern ganz ausnehmend ſchön und 55 Bei der Anſpruchsloſigkeit der Aſter in bezug auf Kultur, die die denkbar einfachſte iſt, hat ſich dieſe Blume nach und nach zahlloſe Freunde unter den Gartenbeſitzern erworben. Als Schmuckblume hält ſie ſich ziemlich lange, wenn man täglich das Waſſer wechſelt, eine Priſe Salz hineingibt und vor jedem Neueinſtellen den Stiel etwas be⸗ ſchneidet. Der geſtrige Sonntag ſtand ganz im Zeichen der„Hundstage“. Der erhoffte Witterungsnmſchlag am Wochenende blieb aus. Eine neue Hitzwelle überflutet Mitteleuropa. An den Strand⸗ bädern, ſowie an den Flußläufen war wieder Hochbetrieb. In verſchiedenen Stadtteilen Mannheims, ſowie in Laden⸗ burg fanden geſtern für unſere Gegend die erſten Kirch⸗ weihen ſtatt. Eine Werbeveranſtaltung der hieſigen Siedlungs⸗ gemeinſchaft fand geſtern im„Schloß“ ſtatt. Am Rach⸗ mittag bewegte ſich ein Feſtzug durch verſchiedene Orts⸗ ſtraßen nach dem Schloß⸗Garten. Siedlungsleiter Bollmann bedauerte in ſeiner Begrüßungsanſprache, daß die Ver⸗ anſtaltung der Siedlungsgemeinſchaft von den Ortsvereinen, Organiſationen und Einwohnern ſo wenig Unterſtützung fände. Ueber die Entſtehung der hieſigen Siedlungs⸗ heime berichtete der Schriftführer Schwarz. Stadtgruppen⸗ führer Flur von den Kleingärtnern und Kleinſiedlern übergab der hieſigen Ortsgruppe die Siedler⸗Fahne. Im ſtillen Gedenken an die Toten folgten nun die Weiſen vom „Guten Kameraden“. Als letzter Redner ſprach ſtellvertr. Landesgruppenführer Fritz, der beſonders rügte, wie wenig Intereſſe man hier für dieſe Sache findet und wünſchte eine engere und intenſivere Zuſammenarbeit zum Wohle der Volksgemeinſchaft. Unter den alten Baumrieſen des Schloß⸗Gartens, die eine behagliche Kühle ſpenden, hatten ſich zahlreiche Beſucher eingefunden. Bei einem kühlen Trunk verbrachte man einige angenehme Stunden. Heute Abend wird die Veranſtaltung ihren Ausklang nehmen und die Wettbewerber um die Preiſe werden ſich im Endkampf meſſen. J örderung der Milchwirtſchaft. Die amtliche Molke⸗ reiſtatiſtik erfaßt rund 1300 Betriebe mit etwa 4 Milliar⸗ den Liter, d. i. ein Drittel der den dag Sue der Molke⸗ reien. Die Zahlen für 1934 zeigen, daß durch die Neurege⸗ lung in der Milchwirtſchaft die Entwicklung der Molkerei⸗ wirtſchaft beträchtlich gefördert worden iſt. Der Flaſchen⸗ milchabſatz hat ſich gegen 1933 um 10,7 v. H. vergrößert. Das iſt eine beträchtliche Steigerung, da infolge der Neu⸗ regelung vorwiegend ſolche Verbraucher Molkereikunden ge⸗ worden ſind, die bisher unmittelbar vom Händler oder Er⸗ zeuger meiſt loſe Milch bezogen haben. Uebermüdung— eine Gefahr für den Straßenver⸗ kehr. Nur zu oft hört man von Unfällen, deren Urſache auf übermäßigen Alkoholgenuß zurückzuführen iſt. Wie⸗ viel Unheil iſt ſchon entſtanden, wenn am Steuerrad des Autos, auf dem Motorrad, Fahrrad oder Fuhrwerk Leute Eber die über den Durſt getrunken hatten. Gegen dieſe Verkehrsſünder wird mit aller Strenge vorgegangen. Schlimm kann es aber auch werden, wenn Fahrzeuglenker übermüdet ſind und gar einſchlafen! Es ergeht daher an alle Fahrzeugführer die eindringliche Mahnung, bei Ueber⸗ müdung die Führung des Fahrzeuges anderen zu über⸗ laſſen oder an geeigneter Stelle haltzumachen und etwas auszuruhen. Man denke an die ungeheuren Gefahren für die Nebenmenſchen und ſich ſelbſt! „ Wohnungswechſel der Kraftfahrzeughalter. Von zu⸗ ſtändiger Stelle wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die feet ede eh nach den Beſtimmungen der Reichs⸗ ſtraßenverkehrsordnung verpflichtet ſind, eine Aenderung ihrer Wohnung der Zulaſſungsſtelle mitzuteilen. Da dieſer Verpflichtung vielfach nicht entſprochen wird, wird erneut darauf hingewieſen. Vereidigung der Motor⸗ SA Mannheim, 11. Auguſt. Im Mannheimer Schloßho fand am Sonntag der Aufmarsch von 4500 1 Motor SA der Motorſtandarten M51 und M 1533 ſtatt, die zur Weihe von zehn neuen Sturm⸗Standern angetreten waren und gleichzeitig an der Vereidigung der neuen 1384 SA⸗Männer teilnahmen. Brigadeführer Rees von der Mo⸗ kor⸗Brigade Kurpfalz⸗Saar verlas in ſeiner Anſprache zu⸗ Aae ein Telegramm des Korpsführers, un dann von den Aufgaben der Motor SA zu ſprechen und auf die großen Ziele der SA hinzuweiſen. Im Anſchluß an die Rede wurde die Vereidigung vorgenommen, der ſich die Weihe der zehn neuen Stander anſchloß. Mit einem Treuegelöbnis für den Führer fand der feierliche Akt ſein Ende. Starkes Intereſſe für Sport Große Erfolge des Sportamtes„Kraft durch Freude“. Welchen bedeutſamen Faktor die Sportämter der NSG „Kraft durch Freude“ im deutſchen Sportleben darſtellen, ergibt ſich aus einer Ueberſicht des Reichsſportamtes. Da⸗ nach gibt es heute in Deutſchland bereits 58 Sportämter dieſer Organisation. In weiteren 73 Städten ſind Stütz⸗ punkte entſtanden und in weiteren 179 Orten laufen ſchon , der unmittelbaren Leitung der zuſtändi⸗ gen Sportämter. In 300 kleineren Orten ſteht die Einrich⸗ kung von dee ee bevor. Zwei Millionen Beſu⸗ er ſind bis heute gezählt worden Die Zahl der Lehrkräfte iſt inzwiſchen auf 130 9 1 5 worden. Die Anfang des Jah⸗ res 1935 eingerichteten ſportärztlichen Sportberatungsſtel⸗ len wurden bereits von 9000 Volksgenoſſen in Anſpruch ge⸗ nommen. Während die Turn⸗ und Sportverbände im we⸗ fentlichen diejenigen Volksgenoſſen betreuen, die bteits von ſich aus die Notwendigkeit regelmäßiger Leibesübun⸗ gen erkannt haben, wenden ſich die Sportämter ausſchließ⸗ lich an ſolche, die den Leibesübungen noch fernſtehen. 1 Sprachgut in bäuerlichen Namen Von Wilhelm Scheuermann. Unſere verbreitetſten Sippennamen bezeugen uns, wie ſehr zu allen Zeiten die Stadtbevölkerung vom Dorfe her aufgefüllt worden iſt. Denn der dem Geſchlecht bleibende Name wurde gewählt, um dieſes von anderen zu unterſchei⸗ den. In der Stadt gab es viele Schmiede und Müller, die in ihrer Zunft zuſammengeſchloſſen waren. Dort konnten alſo dieſe Namen nicht entſtehzn, ſondern man mußte, wenn man ſchon einen Mann nach einem dieſer Berufe nennen wollte, noch eine beſondere Unterſcheidung hinzufügen, und ſo entſtanden die Kleinſchmidt, Oberſchmitt, Kaltſchmied, Weizmüller, Puchmiller, Roßmöller uſw., ſoweit nicht ſchon auf größeren Dörfern eine Unterſcheidung nötig war, die zu Formen wie Obermüller und Talſchmied führte. Meiſt aber reichte für das Dorf ein Schmied und ein Müller; die Sippen, die als bleihenden Namen dieſe einfache Bezeich⸗ kung des Berufes führen, haben ihn überwiegend in ihrer Dorfheimat bekommen, und der Name war ſchon feſt gewor⸗ den, als ſie ihn in die Stadt mitbrachten. Einer großen Zahl von Namen ſieht man jetzt ihre dörf⸗ liche Herkunft nicht mehr an. Dazu gehören die vielen, die mit Münzſorten zuſammenhängen, wie Heller, Thaler, Pfen⸗ nig, Dreier, Vierling, Hundertmark, beſonders mit ſolchen Mlünzſorten, die heute in Vergeſſenheit geraten ſind, wie Stüber, Oertel, Schilling, Plappart und ähnlichen. Die Ent⸗ ſtehung der Namen iſt hier vielfach ſo zu erklären, daß das die Belräge waren, die ein Hof für ein Pachtgrundſtück zu entrichten hatte. Aber auch die Naturalleiſtungen der Vor⸗ fahren ſind in vielen Fällen verewigt worden, ſo in Hopf⸗ ner, Flachsmann, Gänsler, Oehlhofer und verwandten For⸗ men. Längſt noch nicht genügend beachtet iſt die Beiſteuer, welche die Mundarten zu der Mannigfaltigkeit der deutſchen Sippennamen geliefert haben, und um ſie richtig zu deuten, muß man die Mundart einer Gegend genau kennen. Als Beiſpiel dafür, was für unerwartete Aufſchlüſſe wir auf die⸗ ſem Gebiete gewinnen, ſollen einige alpenländiſche Bauern⸗ namen gedeutet werden. Dazu iſt immer als Vorausſetzung zu bemerken, daß viele Namen mehrdeutig ſind. Sie können heute ganz gleich lauten, dabei aber doch aus ganz verſchie⸗ denen Wurzeln entſtanden ſein. Wenn der Norddeutſche den Namen Schweiger hört, lo denkt er, daß der Vorfahre, der ihn zuerſt geführt hat, ſich durch Schweigſamkeit ausgezeichnet hat, und daß es ſich alſo um einen der vielen Eigenſchaftsnamen, in dieſem Falle als Gegenſatz zu Brüll, Kreiſcher uſf. handelt. Der Träger des Namens kann aber auch urſprünglich aus dem Alpen⸗ jande ſtammen, etwa aus einer Salzburger Familie, und dort bedeutet Schwaiger oder Schweiger(die heutige Schreib⸗ weiſe ſpielt in allen Fällen eine geringe Rolle) ganz etwas anderes. Dort kann der Schweiger wie der Schweighofer der Mann ſein, der an der Schweige wohnt, oder aber er kann die Schweige beweidet haben, denn die Schweige iſt der Weideplatz des Sennen, und folglich ſteht der Name Schweiger dann in einer Reihe mit Schäfer, Schaper, Hirt, Senner oder im Elſaß und in der Schweiz mit Schwind. Mehrdeutig iſt auch der Name Lechner oder Lehner nebſt ſeinen vielen Zuſammenſetzungen(Kirchlehner, Unterlechner, Millöcker). Der Lehner iſt einmal dasſelbe wie der mittel⸗ und norddeutſche Lehmann, der Mann, der ſein Land zu Lehen hatte, dann der Mann, der an der Lehne, am Hang einen Hof hat(Lehnhof), und ſchließlich in einzelnen Ge⸗ genden wie Tirol in der Form Laner oder Lener derjenige, der einmal mit einer Lane, mit einer Lawine in Beziehung geraten iſt. Der Kammerer, Kammerl, Kammerlander, Kammer⸗ meier hatte ſein Land, oft wohl ſein urſprünglich freies Odal, von irgendeiner herrſchaftlichen oder klöſterlichen Kam⸗ mer zu Lehen nehmen müſſen. Der Name Wiedner, Witte⸗ mer, in ſeinen Abwandlungen bis zu Wehmer und Biedner ausgeſtaltet, kann mit widu, dem althochdeutſchen Wald, kann auch entſprechend Buchner und Tanner mit dem Weidenbaum zuſammenhängen. Nachweislich hängt er aber in vielen Fällen mit Wittum zuſammen und bedeutet einen Bauern, der entweder ein Kirchengut, vielfach„Wittum“ genannt, zu bewirtſchaften hatte, oder dem es oblag, den Lebensunterhalt der Witwe ſeines„gnädigen Herren“ zu erarbeiten. Egarter, Aegerter, Eggert, Egemayer und Egetemeier ſind nur aus der Mundart zu erklären, wenn man weiß, daß Egart oder Egert ein alter Ueberreſt aus der reichen Bauernſprache unſerer Vorfahren iſt und ein Stück Land bedeutet, das früher als Acker gedient hat, dann aber brach geblieben iſt, oder ein Stück Land, das ſich zur Bebauung nicht mehr eignet. Vielleicht ſind dort die Waſſerverhältniſſe andere geworden, oder die fruchtbare Krume iſt durch einen Bergrutſch oder eine Ueberſchwem⸗ mung verlorengegangen. Wir würden das mit einem Satze bezeichnen müſſen, um auszudrücken:„Jetzt Oed⸗ oder Un⸗ land, früher zur Bewirtſchaftung geeignet“. Der Sprach⸗ reichtum unſerer Vorfahren hatte dafür ein eigenes, kenn⸗ zeichnendes Wort, ein Beweis, wie hoch entwickelt das ger⸗ maniſche Bauerntum zur Zeit unſerer Sprachwerdung ge⸗ weſen iſt. Schließlich ſei noch des ſcherzhaften Falles gedacht, daß ein Bauer Bauer heißen kann, ohne es zu wiſſen. Wir haben nämlich den nicht ganz ungewöhnlichen Bauernnamen Grickel. Der iſt ſo entſtanden: Der Vorfahr kam in die Stadt, und weil er ſich durch ausgeſprochen bäuerliches Weſen auszeichnete, nannte man ihn Bauer, und dabei blieb es vorerſt. Bis dann in der Humaniſtenzeit ein Nachkomme die Naſe zu tief in die gelehrten lateiniſchen Bücher geſteckt hatte. Dem gefiel der deutſche Name Bauer nicht mehr, und er machte einen hochfeinen römiſchen Agricola daraus. Deſ⸗ ſen Nachkommen zogen dann wieder aufs Land und wurden wieder rechte Bauern, nur konnten oder mochten die Nach⸗ barn und bald die Namensträger ſelbſt den geſpreitzten römiſchen Agricola nicht mehr ausſprechen. Darum wuͤrde daraus ein Grickel, und bei alledem war der Bauer ein Bauer geblieben. Das iſt ein Beiſpiel dafür, was wir auf dieſem Gebiete den Römern und den Römlingen zu„ver⸗ danken“ haben. Auf der anderen Seite ſteht als Gegen⸗ gewicht die endloſe Liſte der landwirtſchaftlichen Ausdrücke, mit denen unſere germaniſchen Vorfahren in vorrömiſcher Zeit bereits alle ſlawiſchen und romaniſchen Nachbarvölker bereichert haben, ſo daß auch in deren Sippennamen heute viel altdeutſches Bauerntum ſteckt. „Der Wald brennt..“ „2000 Quadratmeter Waldfläche durch Feuer ver⸗ nichtet!“ „Waldfeuer im Stadtwald X!“ 9 4 3,Leichtſinniges Feuermachen und ſeine Folgen!“ Schon nach den erſten warmen Sonntagen dieſes Jah⸗ res konnte man ſolche und ähnliche Ueberſchriften in der Tagespreſſe feſtſtellen.— Jedermann lieſt ſolche Meldungen, die einen aus einer gewiſſen Senſationsluſt, die anderen empören ſich vielleicht über den ſträflichen Leichtſinn der Ausflügler und die dadurch entſtandene Schädigung wert⸗ vollen Volksgutes, aber.. für die eigene Perſon Lehren ziehen, die Warnungen und Verbote beherzigen, das tun die wenigſten Leſer. Die meiſten Waldfeuer entſtehen durch menſchlichen Leichtſinn, durch jugendliche Unwiſſenheit! Laßt das Feuermachen im Walde, das Rauchen, das Abbrennen von Wieſenrainen in der Nähe der Forſten!— Faſt täglich kann man in den Stadtrandſiedlungen erle⸗ ben, daß auf den Parzellen Unrat, Strauchwerk und Gras⸗ narbe abgebrannt werden, glimmende Stücke fliegen in den nahen Wald, das Feuer läuft unverſehens in die angren⸗ zende Schonung, und das Delikt der fahrläſſigen Brand⸗ ſtiftung iſt erfüllt. Ab 1. März iſt das Feuermachen und Rauchen im Walde verboten! Auch auf den Wegen, die durch die Wälder führen, darf nicht geraucht werden. Wie oft iſt zu beobachten, wie beſonders Auto⸗ und Radfahrer glimmende Zigarren⸗ und Zigarettenreſte während der Fahrt durch Heide und Wald achtlos wegwerfen! Wie häufig iſt ein vernichtendes Waldfeuer die Folge ſolch leichtſinnigen Verhaltens! Bedenkt die geſetzlichen Verbote, die Strafandrohungen, die für jedes leichtſinnige Feuermachen Geltung haben! Iſt es denn notwendig, daß dauernd auf Verbote, ge⸗ ſetzliche Beſtimmungen hingewieſen wird?— Müſſen denn überall Warnungstafeln ſtehen?— Müſſen denn fortgeſetzt Strafandrohungen ergehen, Strafen verhängt werden? — Nein?— Jeder deutſche Volksgenoſſe iſt für die Erhaltung und Pflege unſeres deutſchen Waldes mitverant⸗ wortlich! Vergeßt das nicht auf euren Waldausflügen! Denkk an die Gefahren, die ungeheuren, kaum wiedergutzumachen⸗ den Schäden, die ein Waldfeuer mit ſich bringen kann! Seid euch deſſen bewußt, wie leicht ein Waldbrand entſteht, wie ſchnell er in der trockenen Jahreszeit um ſich greift, wie ſchwer er zu löſchen iſt! Führer und Erzieher unſerer Jugend, belehrt eure Schutzbefohlenen, wirkt auf die Jungen und Mädchen ein, daß ſie nicht aus Unwiſſenheit und Leichtſinn zu Brandſtif⸗ tern werden! Wie einfach und leicht iſt es, innerhalb aller Forma⸗ tionen und in den Schulen dafür zu ſorgen, daß alle, auch die Kleinſten, die Gefahren begreifen lernen, die ein Wald⸗ feuer mit ſich bringt, die Schwierigkeiten, welche beim Löſchen eines Waldbrandes überwunden werden müſſen. Alles, was in dieſer Beziehung getan wird, wird für das Vaterland geleiſtet! Der Wald gehört uns allen, ihn zu ſchützen und ſchön zu erhalten, iſt Ehrenpflicht eines jeden Deutſchen. 7 Ne N 5 21 414 Der Alltag des Armenſchen Die Höhlen, Pfahl und Blätterwohnung.— Spuren der Arzeit in der Gegenwark.— Die Eskimos als letzte Ur. menſchen. Viel älter und großartiger ift die Geſchichte des Men⸗ ſchen, als die ungefähr 10 000 Jahre, die die Wiſſenſchaft zu erfaſſen pflegt. Mit Hunderttauſenden von Jahren rechnel die Urgeſchichte, die Leben und Entwicklung des Menſchen verfolgt, ſeit er zum erſtenmal, ein Geſchöpf der Natur, in den Kampf um das Daſein tritt. Wie iſt die allgemeine Vorſtellung von dieſem Kampf des Urmenſchen mit der Natur? In hilfloſer Einſamkeſf, von Angſt vor wilden Tieren und Naturgewalten ver⸗ folgt, einen Tag um den anderen weite Gebiete durch⸗ ſtreifend, um Früchte und Kräuter als Nahrung zu ſam⸗ meln, ohne Muße, es ſei denn, daß ihm ein glücklicher Zufall ein verendetes Tier in den Weg führte, ſo primitiv denkt man ſich allgemein den Urmenſchen. Aber dieſe Vor⸗ ſtellung iſt falſch. Es war ein umwälzendes Ereignis, jg, man kann ſagen, ein erſchütterndes Erlebnis, als man in den Höhlen Südfrankreichs und Spaniens die Kunſt des Eiszeitmenſchen entdeckte, Tierzeichnungen von unerhörter Einprägſamkeit. Wir wiſſen heute, daß der Urmenſch nicht primitiv war, daß er zumindeſt einige Stufen höher ſtand als die Wilden unſerer Gegenwart. Weshalb machte der Urmenſch das Tier zum Gegen⸗ ſtand ſeiner künſtleriſchen Geſtaltung? Er erwarb ſeinen Lebensunterhalt hauptſächlich durch Jagd und Fiſcherei. In Horden zogen die Urmenſchen den Tieren nach über unge⸗ heuer weite Gebiete. Als Nomaden lebten ſie. Da hate es keinen Sinn., dauerbafto Rebauſungen zu errichten. In Nohlen und Grotten wohnten ſie— man hat davon in Südfrankreich und Spanien ganze Dörfer gefunden—, oder ſie bauten ihre Hütten auf Pfählen zum Schutz vor Raub⸗ tieren in die Höhe. In Auſtralien zum Beiſpiel wuchs eine Pflanze mit außerordentlich großen Blättern, und ſolche Blätter gaben dann Material zum Hüttenbau, deren For⸗ men übrigens ſehr verſchiedenartig ſind. Ihre Speiſen be⸗ reiteten ſie zuerſt auf der flachen Erde, dann kamen ſie dazu, Herde zu verwenden, aus einer einfachen Steinplatte zu⸗ erſt, dann aus geſchichteten Steinplatten, in Oſtafrika da⸗ gegen wurde die Speiſe auf einem Holzroſt zubereitet. So zogen die Urmenſchen hinter den Tieren jener Zeil her, dem Mammut, dem Biſon uſw. Fauſtkeil, Pfeilſchleu⸗ der, Speere, ſehr lang und dünn, waren einige ihrer Waffen. Manchmal verloren ſich Gruppen von den großen Horden, ſie blieben irgendwo ſtecken, verloren ihre Raſſeneigen⸗ tümlichkeiten, aber manches blieb von den Lebensgewohnhei⸗ ten. Nicht immer glückte die Jagd, und deshalb mußte der Urmenſch alles eſſen können: Kräuter, Wurzeln auch ohne Zubereitung durch das Feuer, Erden allerlei Art. Gerade dieſe Lebensgewohnheiten haben ſich zur Zeit noch bel den heutigen Wilden erhalten. Es iſt zweifellos eine Er⸗ innerung an dieſe Urzeiten, wenn der Indianer ſeinen Hun⸗ ger mit Tonerde ſtillt, auch wenn er inmitten einer frucht baren Natur lebt. Gleiche Züge finden ſich noch vielfach bei den heutigen Wilden, beſonders an ihren Waffen und Geräten kann man die Abſtammung vom Urmenſchen er⸗ kennen. Iſt das aber alles, was vom Urmenſchen in unſerer Zeit geblieben iſt? Nein, in den Eskimos ſcheinen direlle Nachkommen des Urmenſchen erhalten geblieben zu ſein, Die Frage nach der Raſſe der Eskimos konnte bis jetzt nicht befriedigend gelöſt werden. Ein neues Licht auf dieses Problem wirft die Tatſache, daß der Schädel des Urmenſchen aus der letzten Eiszeit ſehr viel Aehnlichkeit mit dem Schl del des Eskimos beſitzt. Daß der Eskimo ein ferner Verwandter des letzten Eiszeitmenſchen iſt, zeigt auch die Aehnlichkeit der Geräle. Auch der Eskimo iſt Jäger und Fiſcher. Wie beim Ur⸗ menſchen, ſo ſind auch beim Eskimo die Zähne übermäßig abgenutzt; denn beim Urmenſchen mußten die Zähne manchez der Geräte erſetzen, die wir heute benutzen, außerdem war er Alleseſſer, wodurch außerordentliche Anforderungen an die Zähne geſtellt wurden. Auch dem Eskimo ſind die Zähne ein Werkzeug. Es präpariert zum Beiſpiel die Vogelbälge zu Leder mit ſeinen Zähnen. Hier wäre die nächſtliegende Löſung des Eskimo⸗Rätſels gefunden, wenn man ſie als ſpäte Nachfahren des Urmenſchen anſieht, ein lebendiges Denkmal an die ungeheuer aufſtrebende Kultur des Men⸗ 1 5 in der härteſten Epoche ſeines Daſeins, in den Eis zeiten. 12 000 Kinder wollen ſich in Baden erholen. Wer nimmt einen Jungen oder ein Mädel auf? Wer dazu bereit iſt, dem Werk des Führers zum Erfolg zu verhelfen, der 1 5 ſofort ſeinen Freiplatz bei der nächſten Ns V. Dienſt kelle. Amtliche Bekanntmachungen der Stadt Mannheim Oeffentliche Mahnung. Zur Zahlung an die Stadtkaſſe Mannheim waren fällig ſpäteſtens am: 5. Auguſt 1935: e für Juli 5. Auguſt 1935: die von den Arbeitgebern an den Lohn⸗ und Gehaltszahlungen im Juli 1935 einbehaltene Bürgerſteuer, das 3. Viertel der mit beſonderem Steuerbeſcheid angeforderten Bürger⸗ ſteuer, die bis dahin fällig gewordene Ver⸗ gnügungsſteuer, die auf Grund von Stundungen bis dahin fällig gewordenen Steuer⸗ zahlungen. An dieſe Zahlungen wird erinnert. Wird eine Steuerzahlung nicht rechtzeitig entrichtet, ſo iſt nach den Vorſchriften des Steuerſäumnisgeſetzes mit dem Ablauf des Fälligtzeitstages ein einmaliger Zuſchlag(Säumniszuschlag) in Höhe von 2 v. H. des rülckſtändigen Steuerbetrages verwirkt. Der Schuldner hat außerdem die mit hohen Koſten 10. Auguſt 1935: 10. Auguſt 1935: 10. Auguſt 1935: Nachricht, Todes-Anzeige. Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige daß mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Schwager Herr Jakob Marzenell im Alter von nahezu 72 Jahren entschlafen ist. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Anna Marzenell Wtw. Mhm.-Seckenheim, 12. August 1935. Die Beerdigung finget morgen Dienstag Nachmittag 5 Uhr vom Trauerhause, Bonndorferstraße 33 aus statt. 2 2 verbundene Zwangsvollſtreckung zu erwarten. Eine beſondere Mahnung jedes einzelnen Säumigen erfolgt mn. 3* Guterhaltenes g, Kaugume e belle. empfiehlt Lundwirtſchaftl. Ein⸗ und Verkaufsgenoſſenſchaft Abteilung Molkerei. zu verkaufen. für 15.— Mark Meersburgerstr. 20. ieee eee 2 15 0 8 Steriliſi 5 Wirtschaft„prinz Mar,] Metzer Mirabellen, e 5 Reineclauden. „ ienstag früh Frühzwetſchgen * 1—— 8 e Schlachtfest. sorsver, Haupffraße 207 2 Von 9 Ahr ab 5 Weufleiſch. Gummistempel Hierzu ladet freundlichſt einſin jeder Ausftäeuns u. Größe Ernſt Wolf.] Neckar-Bote-Druckerei. Fußballvereinigung, Morgen Dienstag Abend ½9 Uhr wichtige Spieler⸗Beſprechung aller Spieler der unteren Mannſchaften und Privat⸗Mannſchaften. Paßangelegenheiten und ſonſtige Frage wegen den bevorſtehenden Verbandsſpielen ſtehen auf der Tages⸗ ordnung. Wer in den kommenden Verbandsſpielen ſpielen will muß erſcheinen.— Um ½6 Uhr Schüler⸗Training und um ½7 Ahr Jugendtraining auf dem Platze. 1 Gammel⸗Anzeiger nur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Perzanfsgenoſſenſchaf. Tabak⸗Anmeldung. Am 15. und 16. Auguſt, jeweils von 9 bis 13 Ahr und von 15—18 Ahr haben die Tabak pflanzer ihren vorausſichtlichen Ernte⸗Ertrag an Tabak auf dem Rathaus, Zimmer Nr. 1 anzu⸗ melden. — Taglohn- Zeitel a für Bauhandwerker b nach vorgeschrliebenem städtischen Muster) zu haben in de f Druckerei des„Neckar-Bo te 2