⸗Uoiujvonb ane Bunztett ze nag pic 201 8 flvabog . a0 N ⸗ogu vg gun ang Hufe Caen pr 2 Erſchelnt täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78489. für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil hm.⸗Secken heim Fages-und finzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Sechenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VII. 35: 1250 355. Jahrgang EE 77 Freitag, den 16. Auguſt 1935 Die Dreierkonferenz in Paris. Vorbeſprechungen Lavals mit Eden und Aloiſi. Frankreichs ſchwierige Lage. Paris, 15. Auguſt. In der franzöſiſchen Hauptſtadt beginnt am Freitag die Dreierkonferenz, mit dem Ziele, eine Schlichtung des italie⸗ niſch⸗abeſſiniſchen Streitfalles zu erreichen. Dieſe Verhand⸗ lungen werden in der alten und neuen Welt mit größtem Intereſſe verfolgt. Es beſteht kein Zweifel darüber, daß die Verhandlungen außerordentlich ſchwierig ſind, ſo daß es unmöglich iſt, über den Ausgang etwas zu ſagen. Hier ſtoßen England und Italien mit ihren Gegenſätzen aufein⸗ ander. Der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval hat die wenig angenehme Aufgabe, zunächſt zu vermikteln. Nach Beſprechungen mit dem Engländer Eden hat Laval eine mehrſtündige Aussprache mit dem italieniſchen Ver⸗ treter für die Dreierkonferenz, Baron Alcsiſi. In engliſchen Kreiſen wird beſonders auf die Tatſache hingewieſen, daß die engliſche Regierung in dem italieniſch⸗ abeſſiniſchen Streitfall als Mitglied des Völkerbundes und in Anbetracht der Verantwortung, die ſie als ſolches Mit⸗ glied trage, einzugreifen beabſichtige, da England den Völ⸗ kerbundspakt gewahrt zu ſehen wünſche. Auf franzöſiſcher Seite bekont man den gemeinſamen Willen, der in der Beſprechung zwiſchen Laval und Eden zutage getreten ſei, unter allen Umſtänden den Krieg zu verhindern. Der franzöſiſche Miniſterpräſident ſej mit aller Kraft bemühht, dieſes Jiel zu ereichen. Man ſei ſich in Pa⸗ ris vollkommen klar über die etwaigen Rückwirkungen, die ein afrikaniſcher Konflikt auf Europa haben könne, und über die möglichen Erſchülkerungen, denen der Völs und in einem ſolchen konflikt ausgeſetzt wäre. Kein fertiger engliſcher Plan Der Pariſer„Times“ ⸗Berichterſtatter meldet, die bri⸗ tiſche Abordnung habe keinen fertigen Plan mitgebracht. Sie ſei der Anſicht, daß es nicht an England ſei, Bedingun⸗ gen vorzuſchlagen, die vielleicht von Italien oder Abeſſinien abgelehnt werden würden. Die ſtreitenden Parteien ſollten ſelbſt Vorſchläge machen. Der Berichterſtatter betont, daß „bisher“ von einem Streit zwiſchen England und Italien keine Rede ſei, und daß nicht nur Frankreich, ſondern auch England als Vermittler handele. lleber den Inhalt der Unterredung Eden⸗Laval mel⸗ det Reuter, daß der franzöſiſchen Regierung ein Plan wirtſchaftlicher Zugeſtändniſſe Abeſſiniens an Italien mit⸗ geteilt worden ſei. Einzelheiten ſeien aber nicht bekannt. Ernſte Beſorgniſſe Der Völkerbund im Kriegsfall in Gefahr. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Daily Telegraph“ berichtet aus Paris: Die britiſchen Vertreter führten mei⸗ ſtens das Wort. Sie teilten Laval ihre Anſichten über die Lage mit, in der ſich Europa in drei oder vier Jahren be⸗ finden würde, falls Italien einen Eroberungskrieg begin⸗ nen ſollte. Beſonderen Nachdruck ſcheinen ſie auf folgende Punkte gelegt zu haben: Das bedauernswerte Beiſpiel, das gegeben würde, wenn der Völkerbund einem Mitgliedsſtaat erlaubte, das Gebiet eines anderen Mit⸗ gliedsſtaat gewaltſam in Beſitz zu nehmen. Die Erſchüt⸗ terung des Vertrauens zu Verträgen, wenn zu⸗ zelaſſen würde, daß eine ganze Anzahl von Verträgen of⸗ ſenkundig und unangefochten verletzt würde. Die Zer ſt ö⸗ bung jeder Hoffnung auf Beendigung des Werkes der Befriedung in Mittel⸗ und Osteuropa. Die ernſten wirtſſchaftlichen Folgen für Italien ſelbſt, das bei einem langwierigen Feldzug in Gefahr kommen könnte, zuſammenzubrechen. Italiens Schulden an die bri⸗ tiſche Induſtrie, die ihm keine weiteren Kredite gewähren könne. Die Tatſache, daß England ſeine Außenpoliti! tünftig nicht mehr auf den Völkerbund gründen könnte, wenn Frankreich nicht gleichfalls die Grundſätze des Völkerbundes unterſtütze. Die ſchwere Erſchütterung der britiſchen öffentlichen Meinung, wenn England infolge des Ausbleibens franzöſiſcher Unterſtützung gezwungen werden würde, ſich von den europäiſchen Angelegenhei⸗ ten zurückzuziehen und Schutz für ſich ſelbſt durch zwei⸗ ſeitigen Verträge zu ſichern. Weitere Truppenkrans porte. Von Neapel bzw. von Meſſina aus ſind vier Trans⸗ portdampfer nach Oſtafrika in See gegangen. Einer der Dampfer,„Ganges“, hat 2000 Mann an Bord. Abeſſinien weicht nicht zurück »Im Noffall wird jeder Mann und jede Frau kämpfen!“ London, 15. Auguſt. Der Kaiſer von Abeſſinien ſoll nem Vertreter des Blattes„News Chronicle“ in einer . erklärt haben: m Notfall wird jeder Mann und jede Frau kämpfen, ſelbſt wenn ſie nichts 1 5 5 als Stöcke und Steine haben. Wir werden keinen Fußbreif Land an der Nordgrenze auf⸗ gen. Die ganze Nation wird lieber zugrundegehen, als es zulaſſen. Alle Stämme und Gruppen im Lande ſind hinter ihrem Kaſſer gegen jeden Einbruch vereinigt wie niemals zuvor in der Geſchichte. Wir bedauern, daß befreundete Staaten uns nicht er⸗ laubt haben, Waffen kommen zu laſſen, aber, auch ſchlecht bewaffnet, wie wir ſind, können wir alle italieniſchen An⸗ griffe abſchlagen. Ueber die Dreimächteverhandlungen äußerte der Kaiſer: Wir glauben nicht, daß Frankreich und England eine neue Ungerechtigkeit zu denen hinzufügen werden, die Italien uns bereits angetan hat. Wir erwarten nicht, daß Pläne für die Aufteilung Abeſſiniens aufgeſtellt werden, denn die Mächte haben unſere Unverletzlich⸗ keit gewährleiſtet. Da der Kaiſer wiederholt äußerte, er vertraue auf Gottes Schutz, fragte der Korreſpondent: Aber iſt Gott denn nicht auf der Seite, die die größte Kanonen hat? Der Kaiſer antwortete: O nein, niemals im Falle Abeſſinien, nicht ein⸗ mal bei Napoleon. Er wurde ſchließlich trotz ſeiner ſtarken Batterien beſiegt, weil er das Recht nicht auf ſeiner Seite hatte. Der Standpunkt Italiens Das Land hat Ausdehnungsbedürfnis.— Lebens wichtige Inkereſſen. Paris, 16. Auguſt. Die Beſprechungen zwiſchen Miniſterpräſident Laval und Aloiſi fanden unter vier Augen ſtatt. Nach Abſchluß der Besprechungen gab Laval eine Erklärung ab, die kei⸗ nerlei Aufſchlüſſe gab. Der italieniſche Standpunkt wird in Paris wie folgt umriſſen: Italien hat ein Ausdehnungsbedürf⸗ nis, da ſeine Bevölkerung jährlich zunimmt. Da aber für Zuwanderungen aus Europa nur wenig Länder offenſte⸗ hen, hat Italien ſich Abeſſinien zugewandt, wo es unbe⸗ ſtritten Vertragsrechte beſitzt. Außerdem hat es für die Sicherheit ſeiner beiden Kolonien Somali und Eritrea zu ſorgen, die an Abeſſinien grenzen. Mit einer wirtſchaftlichen Ausdehnung in Abeſſinien allein iſt Italien nicht gedient. Italien erkennk die Rechte der anderen Mächte in Abeſſinien an, will aber politiſche Garantien erhalten. Zu dieſem Zweck hat es gegenwär⸗ tig 170 000 Mann in beiden Kolonien zuſammengezogen. Italien wird nicht davor zurückſchrecken, dieſe Truppen ein. zuſetzen, wenn eine friedliche Regelung ihm nicht die ge⸗ forderte Genugtuung geben ſollte. Die italieniſche Regie⸗ rung verkennt nicht die internationalen Schwierigkeiten, die ſich durch ihre Abſichten ergeben, weiſt aber darguf hin. daß ſie zu den von ihr ergriffenen Maßnahmen durch le⸗ benswichkige Intereſſen bewogen worden ift. Neue Mobilmachung Italiens Die am Mittwoch von Muſſolini angeordnete Mobil⸗ machung von weiteren 50 000 Mann iſt nicht ohne Ein⸗ druck auf die diplomatiſchen Kreiſe von Paris geblieven. Man hält es für ausgeſchloſſen, daß die gegenwärtigen Veſprechungen zu einer Unterbrechung der militäriſchen Vorbereitungen Italiens führen werden. Ueber die poli⸗ tiſchen Forderungen Italiens weiß man ſich auch in ein⸗ geweihten Kreiſen noch kein rechtes Bild zu machen. Irn⸗ merhin nimmt man an, daß ſie ſehr umfangreich ſein wer⸗ den. N Frankreich hat ſeinerſeits den ebenſo beſtimmten Wunſch wie England, den Frieden aufrechtzuerhalten und die Völkerbundsverpflichtungen nicht zu ſchmälern. Daher bemüht ſich Laval aufs äußerſte, eine Löſung zu finden, die von beiden Parteien angenommen werden kann. Die Unterredung zwiſchen Laval und Aloiſi ſcheint aber die Lage einer Klärung nicht nähergebracht zu haben; wohl aber hat man den Eindruck. daß Italſen daran intereſſiert iſt, ſobald wie möglich eine Enkſcheidung in der einen oder anderen Richtung herbeizuführen. Abeſſiniſcher Geſandter bei Laval Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval empfing am Donnerstag nachmittag den abeſſiniſchen Geſandten in Paris. Anſchließend empfing er den engliſchen Staatsmi⸗ niſter Eden, der ſich in Begleitung des engliſchen Botſchaf⸗ ters und des Unterſtaatsſekretärs im Foreign Offize, Van⸗ ſittart, befand. Verſtärkter engliſcher Widerſtand London, 16. Auguſt. Der„Skar, bringt die ſenſakio⸗ nelle Behaupkung, Eden ſei ermächtigt worden, dem ita⸗ lieniſchen Vertreter Baron Aloiſi gegenüber zum Ausdruck zu bringen, daß die italieniſchen Truppen im Falle eines Einmarſches in Abeſſinien vor den Grenzen der britiſchen Konzeſſionen am Tanafee Halt machen müßten. Dieſe Konzeſſionen habe Ikalien im Voraus vertraglich an⸗ erkannt, und kürzlich habe ſich die abeſſiniſche Regierung zum Abſchluß eines Abkommens bereiterklärt, das ledigli noch der formalen Ankerzeichnung bedürfe. Eden ſei weiler zur Abgabe der Erklärung ermächtigt worden, daß Eng⸗ land nicht gewillt ſei, den wirkſchafklichen Aufſtieg des Sudans und Aegypkens durch eine ikalieniſche Konkrolle über die Quellgewäſſer des Blauen Nils gefährden zu laſſen. * 3 Abrechnung mit der Auslandspre Julius Skreicher im Berliner Sporkpalaſt. Berlin, 16. Auguſt. — ſe Gauleiter Julius Streicher ſprach Donnerstag abend zum erſtenmal in den beiden größten Verſammlungsſälen Berlins, im Sportpalaſt und in den Tennishallen. Seit langem hat Berlin nicht einen ſolchen Maſſenandrang zu einer politiſchen Kundgebung erlebt wie an dieſem Abend. Schon vor 16 Uhr bewegten ſich ununterbrochen gewaltige Menſchenmaſſen zu den Verſammlungsräumen. Von 17 Uhr ab mußte der Fahrverkehr in der Umgebung des Sportpalaſtes umgeleitet werden, da die Straßen mit Men⸗ ſchen überfüllt waren. Die politiſchen Leiter zogen in ge⸗ ſchloſſenem Zug unter Vorantritt der Muſikzüge des Feld⸗ jägerkorps und der SA⸗Gruppe Berlin⸗Brandenburg zum Sportpalaſt, der bereits vor 18 Uhr wegen Ueberfüllung polizeilich geſchloſſen werden mußte. In beſonders großer Zahl waren ausländiſche Preſſevertreter erſchienen. Gauleiter Streicher, der mit brauſenden Heilrufen begrüßt wurde, ſetzte ſich zunächſt mit den ſogenannten Gebildeten auseinander, den eingebildeten Leuten, die Wiſ⸗ ſen und Bildung verwechſelten. Dann wandte er ſich den Lügenmeldungen eines Teils der ausländi⸗ ſchen Preſſe zu. Mit ſolchen Lügen werde lediglich die Abſicht verfolgt, eine künſtliche Stimmung gegen das deut⸗ ſche Volk zu ſchaffen. Er könne nicht begreifen, wie ein Mann von Ehre und Anſtand es fertig bringe, Lügenfa⸗ briken aufzuſuchen und mit der Verbreitung ſolcher Lügen Geſchäfte zu machen.— Die Auslandspreſſe habe ihn, Streicher, den„blutigen Zaren von Franken“ genannt. Er habe dann ausländiſchen Preſſevertretern Gelegenheit ge⸗ geben, ſich ſelbſt in Nürnberg umzuſehen, und ſie hätten dort zu ihrem Erſtaunen keinen einzigen toten Juden ge⸗ funden. Man ſoll ſich nicht darüber wundern, wenn in Berlin oder anderswo, etwas getan wird, was dem Juden nicht ganz angenehm iſt. Wen geht es etwas an, wenn wir in unſerem Hauſe eine Reinigung vornehmen, man ſoll ſich nicht wundern, wenn wir Raſſeſchänder durch die Straße führen, damit ſie als abſchreckendes Beiſpiel dienen. Wo Juden die Macht in den Händen haben, geht das Volk zu⸗ grunde. Das Volk wäre bei der Kanzlerſchaft eines Juden zugrundegegangen, wenn nicht der nationalſozialiſtiſche Sturm gekommen wäre. Wenn ein Deutſcher behauptet, man könnte durch Taufwaſſer aus einem Juden einen Ehriſten machen, ſo behaupte ich, man könne aus ihm auch einen Juden machen. Der frühere ſozialdemokratiſche Abgeordnete Bern⸗ ſtein hat im Jahre 1930 in der C. V.⸗Zeitung geſchrieben: Wenn ich auch in den 70er Jahren ſtill und unbemerkt dem Judentum den Rücken gekehrt habe, ſo bin ich doch Jude geblieben. Wie lange hat es gedauert, bis man in den Ge⸗ richtsſälen und in der Partei ſoweit war, Raſſeſchänder als ſolche zu erkennen und zu bezeichnen. Es gibt heute noch Millignen Deutſcher, die noch nicht die Bedeutung der Raſ⸗ ſenunterſchiede erkannt haben. Vielfach iſt es ſo, daß eine Eheſchließung zwiſchen einem katholiſchen und einem evan⸗ geliſchen Teil von der Kirche abgelehnt wird, während eine Eheſchließung mit einem Neger, der einen katholiſchen Taufſchein hat, geſchloſſen wird. Der Prieſter ſagt, der Trauſchein iſt maßgebend. Gott aber hat geſagt, ich habe die verſchiedenen Raſ⸗ ſen geſchaffen und habe gewollt, daß dieſe Grenze nicht überſchritten werde. Gott will nicht, daß Blut nermiicht wird fonſt hätte ich die Raſſen nicht geſchaffen. Wenn ein Parteigenoſſe glaubt, er erweiſe uns einen Dienſt u eunn u er einen Juden ii derſchlägt und Synago⸗ gen zern iſt er kein Nationalſozi„t. Ich glaube auch nicht, daß Nationalſozialiſten ſolche Schandtaten begehen. Das ſind Provokateure. Bei der Beſchädigung von katho⸗ liſchen Kirchen und Synagogen iſt amtlicherſeits meine Behauptung beſtätigt worden. Die Geſchichte beweiſt, daß jedes Volk, das die Juden als gleichwertig behandelt, an dem jüdiſchen Gift zugrunde geht. Ein Beweis bietet das Pergamon⸗Muſeum. Dort ſteht der Pergamon⸗Altar. Dieſer wurde einſt von nordi⸗ ſchen Menſchen geſchaffen. Warum ſteht er nicht mehr in dem Land? Der Bolſchewismus ging über das Land. Was iſt Bolſchewismus? Die radikale Judenherrſchaft. So wäre es auch in Deutſchland gekommen, wenn Adolf Hitler es nicht davor bewahrt hätte. Das vermag nur ein Lump zu leugnen. Durch den kampf des Nationalſozialismus gegen das Judenkum wird Deutſchland völlig aus den Händen des Judenkums befreit werden, das den Mord von Golgatha auf ſeiner Stirn krägt. Die Rede des Gauleiters wurde wiederholt von ſtürmi⸗ ſchem Beifall unterbrochen. Sozialismus der Tat Gemeinſamer Urlaub von 15 000 Opel⸗Arbeitern. i Rüſſeisheim, 15. Auguſt. Anläßlich des Werksurlaubs oom 17. Auguſt bis 1. September ſchließen die Betriebe der Adam Opel AG. für 14 Tage ihre Tore. 15 000 Werks⸗ kameraden gehen in die Ferien. Mit zwölf Dampfern der Köln⸗Düſſeldorfer Rhein⸗ Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft unternehmen die 15 000 Urlau⸗ ber auf goſten des Werks eine Rheinfahrk. die Opel Ach beſchäftigt zurzeit insgeſamt is ooo mann. Von ihnen wer⸗ den 3000 während des Arlaubs benölſgt, um den Bekrieb in lebenswichtigen Abteilungen auftechk zu erhalten. e Zahlen vom Reichsparteitag Hunderttauſende kommen nach Nürnberg. Nürnberg, 14. Auguſt. Die„Fränkiſche Tageszeitung“ bringt auf Grund von Angaben der Aufmarſchleitungen der einzelnen Gliederun⸗ 8555 Ziffern vom diesjährigen Reichsparteitag in Nürn⸗ erg. Die Wehrmacht(Heer, Marine und Luftwaffe) wird mit 13 000 Mann in 27 Sonderzügen nach Nürnberg kom⸗ men. Die Truppen beziehen Biwak im Lager der Wehr⸗ macht an der Guſtav⸗Adolf⸗Höhe bei Gebersdorf. 3000 Mann der Luftwaffe treffen zu Fuß ein. Das Lager ſelbſt wird ſchon am 20. Auguſt von einem Pionierbataillon in der Stärke von 500 Mann bezogen werden. Das Merkmal des Zeltlagers der Wehrmacht iſt das Fahnenzelt, in dem am 9. September, wenn die Truppen das Lager be⸗ ziehen, 130 Fahnen und Standarken der alten Armee untergebracht werden. Vor dem Fahnenzelt werden Dop⸗ pelpoſten ſtehen. Im Lager werden auch 800 Pferde unter⸗ gebracht. Ueber 1000 Kraftſonderfahrzeuge werden an den verſchiedenen Parkplätzen abgeſtellt. Am Reichsparteitag 1935 nehmen 150 000 politi⸗ ſche Leiter aus allen Gauen Deutſchlands teil, die in über 150 Sonderzügen anrollen. Am 10. September kom⸗ men 2500 politiſche Leiter Sachſens zu Fuß in Nürnberg an. Der Fackelzug der politiſchen Leiter wird eine Stärke von 10 000 Mann haben. Zum erſtenmal vor die Oeffentlichkeit treten im Rahmen des Reichsparteitages 1935 die 3000 Männer Werkſcharen, die Sprechchöre und Muſikchöre beim Volksfeſt und bei Kundgebungen zum Vortrag bringen werden. In mehr als 100 Sonderzügen kommen am 14. und 15. September 100 000 SA-Männer in die Stadt des Reichsparteitages. Am 10. Sepiember treffen in 50 Sonderzügen 54000 Ar⸗ beitsdienſtmänner aus den 30 Arbeitsgauen Deutſchlands in Nürnberg ein. Die SS wird mit einer Teilnehmerzahl von 18 500 Männern in 20 Sonderzügen zum Reichsparteitag kom⸗ men. Dazu treten noch weitere 11000 SS⸗Männer, die zur Abſperrung eingeſetzt werden. Die Hitlerjugend wird mit 50 000 Mann vertre⸗ ten ſein und ſchließlich werden noch 10500 Mann vom NS zum Reichsparteitag kommen. Dieſe gewaltigen Menſchenſtröme werden mit einer Selbſtverſtändlichkeit gelenkt und in die richtigen Bahnen geleitet, die immer wieder in Erſtaunen ſetzt. Erfolg von„Mutter und Kind“ Mehr als 600 000 Kinder wurden verſchickt. Die NS⸗Volkswohlfahrt hat erneut an die geſamte Landwirtſchaft und an die auf dem Lande anſäſſigen Ge⸗ werbe einen Appell gerichtet, ihre Häuſer aufzutun für be⸗ dürftige Großſtadtkinder und Freiplätze für die Kinderland⸗ verſchickung anzumelden In dieſem Zuſammenhang wird in der NS⸗Landpoſt ein Ueberblick über die gewaltige Ent⸗ wicklung gegeben, die die Kinderlandverſchickung genommen hat. Im Jahre 1932 gelangten rund 250 000 Kinder in den Genuß eines Landaufenthaltes, im Jahre 1933, dem erſten Jahr nach der Machtergreifung, waren es bereits faſt 350 000, die verſchickt werden konnten. Im Jahre 1934 fand dieſes Werk einen erheblichen Ausbau. Die NS⸗Volkswohl⸗ fahrt ſetzte ſich im Rahmen des Hilfswerkes„Mutter und Kind“ in erhöhtem Maße für die Erholung unſerer Jugend ein, und die Landbevölkerung ſtellte in bewährter Opfer⸗ bereitſchaft Hunderttauſende von Pflegeſtellen koſtenlos zur Verfügung. So fanden im vergangenen Jahr etwa 370 000 Kin- der eine vier- bis ſechswöchige Ferienzeit bei unſeren Bauern und Siedlern, rund 220 090 fanden Unterkunft in Heimen und etwa 25 000 gingen ins Ausland. Die Ge⸗ ſamtzahl hatte alſo das ſechſte Hunderktauſend überſchrit⸗ 19 Roman von Kurt Martin. 31 Es war ein unfreundlicher Spätherbſttag. Sigrit Sund⸗ borg ſaß mit ihrer Tante am Nachmittag beiſammen. Sie wäre lieber allein in ihrem Zimmer geblieben; aber Frau Gerdahlen hatte ſie gebeten, ihr Geſellſchaft zu leiſten, und da wollte ſie nicht nein ſagen. Fühlte ſie es doch ſowieſo, daß ihr ſtetes Sichzurückziehen auffiel, daß die Tante und Egon verſtimmt waren. Frau Gerdahlen ſah lange auf ihre Nichte. Endlich be gann ſie. „Was haſt du eigentlich gegen uns, Sigrit?“ Das junge Mädchen ſah überraſcht auf. „Gegen euch?— Aber Tante, was ſoll ich denn gegen euch haben?“ „Du meideſt uns.“ „Ich?— Das Unglück hier laſtet ſo ſchwer auf mir.— Ich muß manchmal allein ſein. Ich kann nicht anders.— Verzeih mir! Ich will dich damit nicht kränken.“ „Es iſt ſchon faſt ſo, als ob du uns anfeindeteſt, mich und Egon.“ „Nein!— Dann mißverſtehſt du mein Verhalten voll⸗ kommen.“ „Alſo ſind es nur die Verhältniſſe, die dich und dein ganzes Verhalten ſo verändert haben?“ „Ja, wahrhaftig, Tante.“ „Ich hätte es mir ja auch nicht erklären können, was du gegen uns haben ſollteſt. Aber ſiehſt du, man iſt eben in den letzten Monaten hier vervös geworden. Man ſieht 1 eienr— Da bildet man ſich alles Mög⸗ liche ein!“ d „Ich kenne das, Tante.— Es iſt ſo furchtbar, alles!“ „Du haſt recht, Sigrit.— Aber wenn ſchon Joachim Gerdahlen dem Verhängnis zum Opfer fiel— wir andern dürfen uns nicht ganz aufreiben.— Du auch nicht!— Du biſt noch jung.— Gerade du und Egon! Ihr beide müßt doch noch eine Zukunft vor euch ſehen. Die Tragödie von Hohenfried darf nicht euer ganzes Leben verdüſtern!“ Traurig entgegnete Sigrit: „Ich kenne keine Zukunft mehr.“ „Das ſollſt du eben nicht ſagen, Siarit!“ Politiſches Allerlei Präſident Rooſevelt über das neue Sozialgeſetz. Im Anſchluß an die Unterzeichnung des neuen Geſetzes „Für ſoziale Sicherheit“ erklärte Präſident Rooſevelt, das neue Geſetz werde dreißig Millionen Bürgern wenigſtens einen gewiſſen Schutz für ihre ſoziale Lage geben und zwar durch Arbeitsloſenentſchädigungen, Altersverſorgungen und erhöhte Leiſtungen zum Schutze der Kinder ſowie im In⸗ tereſſe der Krankheitsverhütung. Man könne zwar niemals hundertprozentig die Bevölkerung gegen alle Wechſelfälle des Lebens verſichern, die Regierung verſuche jedoch durch dieſes Geſetz einen gewiſſen ſozialen Schutz zu geben. Die⸗ ſer Grundſtein des ſozialen Aufbauwerkes ſoll die Auswir⸗ kungen etwaiger künftiger Wirtſchaftskriſen verringern und kommende Regierungen dagegen ſchützen, große Schulden zu machen, um den Notleidenden zu helfen. Die Wahlkandidaten in Polen. In ganz Polen fanden die Delegiertenverſammlungen zu den Parlamentswahlen ſtatt. Das ganze Land iſt in 104 Wahlbezirke eingeteilt, von denen jeder zwei Abgeordnete in das neue Parlament entſenden wird. Die Zahl der Kandidateie beträgt jedoch in jedem Wahlbezirk vier. Mit der Aufſtellung der Wahlkandidaten iſt der erſte Wahlakt vollzogen. Die eigentlichen Neuwahlen finden im September ſtatt. Unter den Kandidaten der Hauptſtadt befinden ſich auch einige Mitglieder der Regierung, darunter der Miniſter⸗ präſident Oberſt Slawek. Kommuniſtiſche Hetzereien Die angeblichen Kriegsvorbereitungen, das neue Skichwort auf der Komintern. Moskau, 15. Auguſt. Nachdem der italieniſche Kommuniſt Ercoli mit ſeiner Rede über die„Vorbereitung eines imperialiſtiſchen Krie⸗ ges“ das neue Stichwort der Kominternleitung an den Kongreß ausgegeben hatte, wurde ſofort die Ausſprache über dieſes Thema eröffnet. Als erſter Redner ſprach der franzöſiſche Kommuniſten⸗ führer Marty, der ſehr offenherzig erklärte, daß der„Hit⸗ lerfaſchismus“ in den Augen der Komintern als„der Herd der Kriegs vorbereitungen“ betrachtet werde. Um ſo größer und entſcheidender ſei die Rolle, die die Sowjetunion ſpielte. Der Franzoſe wurde von einem polniſchen Gene ſen abgelöſt, der heftig mit dem„polniſchen Imperialis- mus“ ins Gericht ging, den er als„Helfershelfer des deut⸗ ſchen Faſchismus“ hinſtellt⸗. Anſchließend trieb wieder einmal ein„deutſcher“ Kom⸗ muniſt, der Genoſſe Weber, 15 Minuten lang Landesver⸗ rat, indem er über die„deutſchen Friegsvorbereitungen“ ſprach. Schließlich trat noch der ſowletruſſiſche Kommuniſt Knorin auf. Seine Worte klangen in der Loſung aus, daß dis Proletarier aller Länder ſich gicht nur zur Verhinderung des imperialiſtiſchen Krieges, ondeen auch zur Durch⸗ führung der Weltrepolut on zuſammenſchließen ſollten. Kurzmeldungen 5 Berlin. In Durchführung des Feierſchichtenausgleichs für die Bergarbeiter hat der Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahn angeordnet, daß dieſe im Auguſt und Septem⸗ ber über die laufenden Kohlenbezüge hinaus weitere 50 000 Tonnen Lokomotivkohlen von Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Koh⸗ lenſyndikat bezieht. Berlin. Die Einführung der allgemeinen Arbeitsdienſt⸗ pflicht hat das Intereſſe des Auslandes auf den Arbeits: dienſt gerichtet. Mehrfach haben daher amtliche Kommiſ⸗ ſionen fremder Staaten Gelegenheit genommen, den Ar⸗ beitsdienſt kennen zu lernen. Paris. Der Staviſky⸗Prozeß, deſſen Vorunterſuchung ſchon mehr als eineinhalb Jahre dauert, ſoll nunmehr end⸗ gültig im November vor dem Pariſer Schwurgericht ver— handelt werden. 1000 000 Mark verſchoben Umfangreiche Zoll. und Deviſenſchiebungen aufgedeck. Aachen, 15. Auguſt. Einer Schieberbande, die in den Monaten März bis Juni 1935 umfangreiche Zoll- und de. viſenſchiebungen durchgeführt hat, wurde das Handwerk ge: legt. Das Haupt der Bande iſt der belgiſche Kaufſmam Fritz Lintermanns aus Verviers, der erhebliche Mengen von Textilrohſtoffen, hauptſächlich Kammzeug und Woll abfälle, aus Belgien eingeführt hatte. Um die Nachprüfung der Deviſengenehmigung unmöglich zu machen, wurden bei der Verzollung Waren und Empfänger falſch deklg⸗ 1 Obwohl die meiſten der deukſchen Abnehmer wußten, daß Linkermanns Ausländer iſt, nahmen ſie von ihm die Ware ab und zahlten auch an ihn die geforderken Belräge, die der Belgier dann ſofork ins Ausland ſchaffte. Auf dieſe Weiſe ſind etwa eine Million Mark ins Ausland verſcho. ben worden. Mehr als 20 Perſonen werden ſich wegen dieſer Schie⸗ bungen zu verantworten haben. Fünf Perſonen ſind in Un⸗ terſuchungshaft. Die Zollfahndungsſtelle Aachen konnte noch Sachwerte und Geldbeträge in Höhe von mehr als 100 000 Mark beſchlagnahmen. Zuchthaus für Deviſenverbrechen Das Urteil gegen die drei„Barmherzigen Brüder“ Berlin, 15. Auguſt. In dem Deviſenſchiebungsprozeß gegen die drei Mit⸗ glieder der„Klöſterlichen Genoſſenſchaft der Barmherzigen Brüder“ vor dem Berliner Sondergericht wurde das Ur⸗ teil verkündet:. Der Hauptangeklagte, der 57jährige General oberer Ottmar Vey, wurde wegen Verrats der deutſchen Volkswirtſchaft und wegen Deviſenverbrechen in zwei Fäl-“ len zu insgeſamt vier Jahren Zuchthaus und drei Jah⸗ ren Ehrverluſt und 50 000 Mark Geldſtrafe bzw. 100 Tagen Zuchthaus verurteilt. f Der 56jährige Generalökonom Franz Joſeph Brümmer erhielt wegen Beihilfe zum Verrat der deutſchen Volkswirt ſchaft und wegen Deviſenvergehens in zwei Fällen zwei Jahre Zuchthaus, drei Jahre Ehrverluft und 20 000 Mark Geldſtrafe bzw. weitere 40 Tage Zuchthaus. Der 56 Jahre alte holländiſche Staatsangehörige Ge⸗ neralaſſiſtent Stephan Kok wurde wegen Deviſenvergehens zu einem Jahr Gefängnis und 3000 Mark Geldſtrafe ver⸗ urteilt. Die Unterſuchungshaft wird den Angeklagten angerech⸗ net. Das Urteil wird ſofort rechtskräftig. Bei Verurteilun⸗ gen vor dem Sondergericht beſtehen keine Reviſionsmög⸗ lichkeiten. Deutſcher Rennwagenſieg in Italien Zwei Autounion in Front.— Varzi vor Roſe meyer, Pescara, 15. Auguſt. Das 11. Automobilrennen 1 den Acerbo-Pokal brachte wie ſchon im Vorjahre den deut⸗ ſchen Rennwagen einen großen Doppelerfolg. Autounion vertrat mit Varzi und Roſemeyer— Stuck war wegen einer Unpäßlichkeit infolge des Klimawechſels und eines kleinen Defekts an ſeinem Wagen nicht geſtartet— allein die deutſchen Intereſſen. 8 Barzi übernahm ſchon in der zweiten Runde die Jüh⸗ rung und ſiegte in der neuen Rekordzeit von 3:43:45 und einem Skundenmiktel von 139,403 Kilometer für die 515 Kilometer lange Strecke überlegen vor ſeinem Markenge. fährten Roſemeyer(3:47:07) und den vier italieniſchen Alfa-Romeo-Fahrern Brivio, Comokti, Tadini und Pin⸗ kacuda. Auch im Rennen der kleineren Wagen bis 1500 cem war Deutſchland durch den Münchener Rudolf Steinweg auf Bugatti vertreten, der hinter dem Engländer Seaman (ERA) und Bianco(Maſerati) einen achtbaren dritten Platz belegte. 1 Warſchan. Die Warſchauer Polizei führte in der Haupfß ſtadt große Hausſuchungen bei Kommuniſten durch. Dabel wurden insgeſamt 66 Kommuniſten verhaftet „Ich kann nicht anders, Tanke.“ „Aber du darfſt nicht ſo ſprechen!— Du und Egon! Ihr zwei habt doch noch ein langes Leben vor euch. Ihr habt ein Recht auf Glück. And ihr habt auch Pflichten. Ihr habt große, gemeinſame Pflichten!“ „Gemeinſame Pflichten?“ „Ja, Sigrit.— Du kennſt dieſe Pflichten ja, wenn wir bisher es auch vermieden, davon zu ſprechen; aber ſchließlich müſſen wir doch den Tatſachen gefaßt gegenüberſtehen.“ „Ich weiß nicht, was du meinſt, Tante.“ „Ich meine deine und Egons Pflichten, die ihr zuſam⸗ men Hohenfried gegenüber zu erfüllen habt.“ 5 „Wir?— Pflichten?— Hohenfried gehört Albert.“ Frau Gerdahlen ſeufzte. „Albert!— Ja.— Ach, ich ſpreche den Namen gar nicht mehr gern aus; er hat zu viel Leid über uns gebracht.— Wohl iſt jetzt Albert der Erbe.— Aber nach ſeiner Verurtei⸗ lung iſt er es nicht mehr.“ 5 Sigrit ſah ſie groß an.„Nach ſeiner Verurteilung? — So glaubſt du alſo an ſeine Verurteilung?“ „Wir müſſen es ja, Sigrit.“ „Nein, wir dürfen es nicht!“. „Wir müſſen uns den Tatſachen nicht verſchließen. Und Tatſache iſt doch, daß Albert ſeinen Onkel ermordet hat.— Ach, dies unſelige Teſtament!“ „Tatſache nennſt du es, Tante?“ „Aber Sigrit!— Haben wir uns nicht alle immer und immer wieder gegen dieſen Verdacht gewehrt! Wie waren wir alle faſſungslos, als Albert verhaftet wurde!— Kön⸗ nen wir uns denn aber jetzt immer noch den Tatſachen ver⸗ eig a 1 „Sigrit!“ ö „Tante, fühlſt du denn das nicht innerlich, daß Albert ohne Schuld iſt?“ Frau Gerdahlen ſchüttelte leiſe den Kopf. „Nein, jetzt nicht mehr, Sigrit!— Jetzt— ja, es muß einmal ausgeſprochen ſein— jetzt haſſe ich Albert.— Er hat meinen Schwager getötet! Er hat nur das Erbe im Sinn gehabt. Er hat ſehr, ſehr ſchlecht gehandelt!— Ich habe kein Mitleid mehr mit ihm.“ i Sigrit klagte: i 6„Ihr gebt ihn alle aufl“ 5 Sollen wir einen Mörder lieben?“ 2„Er iſt kein Mörder.“ 1 » Vergißt du ganz die Beweiſe für ſeine Tat? e. 2274 „Ich glaube nicht an dieſe Beweiſe. Sein Worr gut mir mehr als tauſend Beweiſe!“ 5 „Ja, dann iſt dir nicht zu helfen!— Und das wird di noch aufreiben, gib acht!— Du zerſtörſt damit dein eigenes Leben.“ „Laß, Tante!“ l „Du ſiehſt nichts und hörſt nichts!— Was wir, deim nächſten Verwandten, denken und für dich fühlen, iſt dir gleichgültig.“ „Nein, das iſt es nicht.“. f „Doch!— Könnteſt du ſonſt ſo kalt an Egons Liebe vorbeigehen?!— Ja, einmal muß ich mit dir davon ſpre⸗ chen, weil ich weiß, wie Egon leidet.“ „Egon leidet?“ „Siehſt du ihm das nicht an?— Er liebt dich von gan; zem Herzen, und du gehſt achtlos an dieſer Liebe vorbei, Dü. fragſt nicht danach, du verſchmähſt dieſe Liebe!“ „Tante!“ „Iſt es nicht ſo, Sigrit?— Und weißt du auch, daß du damit bitter unrecht tuſt?— Denke, du ſtehſt allein in der Welt. Egon will dir der Lebenskamerad werden, und vo Vertrauen darfſt du die Hände in die ſeinen legen.— zögerſt du?“ „Ich— ich liebe ihn nicht.“ 5 f „Kind, das denkſt du wohl! Du weißt jetzt noch gar nicht, was Liebe eigentlich iſt.— Das foll keine törichte Schwärmerei ſein, das ſoll eine feſte, gute Kameradſchaft ſein.— Und Egon bietet dir dieſe Kameradſchaft.“ „Ich kann nicht“ 85 „Sage das nicht!— Sigrit, nimm von Egon dieſe Qual, ſage ihm ein gutes Wort, ich bitte dich darum!“ Das junge Mädchen ſah hilflos drein. i „Ich kann doch nicht!“ „Doch, du kannſt ſchon!— Ihr gehört zuſammen! Schon der Wille des unglücklichen Joachim Gerdahlen fordert dies. Denke an das Teſtamentl Er hat es ausdrücklich darin aus- gesprochen, daß ihr beide, du und Egon, Erben ſein ſollt wenn Alberts Erbanſpruch wegfällt. Joachim hat euch, dich und Egon, alſo vereint geſehen!— Willſt du denn des toten Onkels Wunſch nicht erfüllen?“ 5 Angſtvoll ſchauten traurige Augen die Spre cherin an. N „Onkels Wunſch?“ 5 „Ja!— Das erſieht man doch aus dem Teſtamentl Albert Gerdahlen fällt nun fort, alſo—“ „Alberts Erbfolge ſoll fortfallen?“„ „Das iſt in dem Teſtament ausdrücklich beſtimmt.“ „Nein!“ ö SSS r 88 S S S2 Mil⸗ zigen ö Ur⸗ zeral⸗ tſchen Fäl⸗ Jah⸗ agen nmer wirt zwei Mark Ge⸗ chens ver⸗ erech⸗ ilun⸗ mög⸗ jen ek. um deut⸗ mion hegen eines Allein itten apt dabet Letzte Meldungen Autobus umgeſchlagen 26 Reichsautobahnarheiter verletzt. Hamburg, 16. Aug. Ein Sonderautobus der Hamburges Hochbahn, der die Arbeiter der Reichsautobahn von der Bauſtelle Siek nach Hamburg zurückbeförderte, geriet infolge des ſchlüpfrigen Pflaſters in einer unüberſichtlichen Kurve bei Rahlſtedt ins Rutſchen und kippte um. Von den 40 Inſaſſen würden 6 Perſonen ſchwer verletzt, während 20 Arbefter mit leichteren Verletzungen davonkamen. Auto vom Güterzug erfaßt Ein Direktor der Bank von England tödlich verunglückt. Frankfurt a. M., 16. Aug. Auf einem Feldwegübergang zwiſchen dem Bahnhof Treis an der Lumda und Allendorf wurde der Kraftwagen des Vorſtandsmitgliedes der Bank von England, Sir Baſil Blackett aus London, von einem Güterzug erfaßt und ſtark beſchädigt. Hierbei wurde Sir Baſil Blackett, der den Kraftwagen ſelbſt ſteuerte, ſchwer verletzt und ſtarb im Krankenhaus in Marburg. Der Unfall geſchah an einem Feldwegübergang, der ſonſt von Kraftwagen nicht befahren wird. Es wird angenommen, daß ſich Sir Baſil Blackett infolge der Sperrung der Straße Gießen— Grünberg verfahren hatte. Die Schleuſen barſten Die Urſache der Waſſerkataſtrophe bei Ovada. Mailand, 15. Auguſt. Der Ausſchuß zur Untersuchung der Urſachen des Dammbruches bei Ovada hat feſtſtellen können, daß infolge des ſtrömenden Regens der Waſſerſpie⸗ gel des künſtlichen Stauſees in kurzer Zeit um fünf Meter über dem Normalſtand geſtiegen war. Der Hauptdamm hat den Waſſerdruck ausgehalten, da⸗ gegen gab ein Seitendamm nach, der den Ablauf nach dem Waſſerkraftwerk regelt, und das Waſſer ſtürzte in einen zweiten, kleineren See, der zu Bewäſſerungszwecken diente. Die Schleuſen konnten den gewaltigen Druck nicht aushal⸗ ken und brachen entzwei. Jetzt iſt der Inhalt des für gewöhnlich 18 Millionen Kubikmeter faſſenden Sees auf 2 Millionen Kubikmeter zu⸗ rückgegangen, ſo daß keine Gefahr eines zweiten Damm⸗ bruches beſteht. Die Anlage war vor zehn Jahren gebaut worden. Bisher waren Störungen nicht aufgetreten. 0 Beileid des Reichskanzlers an den König. Berlin, 15. Auguſt. Der Führer und Reichskanzler hat an Seine Majeſtät den König von Italien folgendes Tele⸗ gramm gerichtet:„Ew. Majeſtät bitte ich anläßlich der ſchweren Dammbruchkataſtrophe bei Ovada, die ſo viele Menſchenleben vernichtet hat, meine, der Reichsregierung und des deutſchen Volkes aufrichtigſte Anteilnahme ent⸗ gegenzunehmen.“ Anwetter über Polen Warſchau, 15. Auguſt. In Krakau richtete ein Gewitter ſchweren Schaden an. Die niedrig gelegenen Stadtteile wurden überſchwemmt. Ein Blitz ſchlug in das ſtädtiſche Elektrizitätswerk ein und zerſtörte die Anlagen, ſo daß die ganze Stadt in Dunkel gehüllt war. An der Stadtgrenze ſtürzten mehrere Häuſer ein. Auch aus anderen Bezirken Süd⸗ und Kongreßpolens werden ſchwere Unwetter ge⸗ 9 55 Durch Blitzſchlag wurden einige Gehöfte einge⸗ Aſchert. Vier Perſonen gelötet Opfer eines ſchweren Unwekters. Budapeſt, 15. Auguſt. In einer ſeit Jahrhunderten nicht erlebten Stärke wütete über Budapeſt ein Sturm, der in den Nachtſtunden vier Todesopfer forderte. Ueber 50 Per⸗ ſonen wurden zum Teil ſchwer verletzt. Am ſpäten Nach⸗ mittag ſetzte zunächſt ein ſchweres Gewitter ein. Jahlloſe Ruderboote kenterten auf der Donau, eine Perſon ertrank. Ferner wurden durch den Sturm bzw. durch Blitzſchlag auf der Straße zwei Perſonen geköket. Das vierte Todesopfer iſt ein Arbeiter, der mit einem her⸗ untergeriſſenen Starkſtromdraht in Berührung kam. Infolge Blitzſchlag lagen ganze Stadtteile ſtundenlang im Dunkeln. Der Straßenverkehr war vollſtändig lahmge⸗ legt. Tauſende von Bäumen wurden entwurzelt, Holzhäu⸗ ſer ſchwer beſchädigt und Dächer abgetragen. Großfeuer im Poſtamt Kraftwagenhalle mit ſieben Fahrzeugen vernichtet. Hameln, 15. Auguſt. In der Nacht iſt die Kraftwagenhalle im Haupfpoſt⸗ amt Hameln durch Feuer vernichtet worden. Bei der unge⸗ heuren hitzeentwicklung war es nicht mehr möglich. die Kraftwagen herauszuſchaffen. Es verbrannten zwei Laſt⸗ kraftwagen, vier Landkraftwagen und ein Stkörungsſucher⸗ wagen. Ferner brannten ſechs Pferdewagen aus. Die Entſtehungsurſache des Feuers iſt noch ungeklärt. Dem ſchnellen und tatkräftigen Eingreifen der Freiwilligen Jeuerwehr iſt es zu verdanken, daß einem weiteren Aus⸗ breiten des Feuers Einhalt geboten wurde und das Haupt⸗ fen des Poſtamtes bis auf die durch die Hitze ge⸗ prengten Fenſterſcheiben nicht weiter in Mitleidenſchaft gezogen wurde. Ein Raubmord vor 15 Jahren Der Täter erhängte ſich nach dem Geſtändnis. Berlin, 15. Auguſt. Der Berliner Kriminalpolizei ge⸗ lang es, nach 15 Jahren einen Raubmord aufzudecken, dem der 50jährige Grundſtückseigentümer Friedrich Müller, der in Tornow⸗Abbau bei Vietz an der Oſtbahn ein einſa⸗ mes Grundſtück bewohnte, zum Opfer gefallen war Müller war am Abend des 30. März 1920 am Tiſch erſchoſſen auf⸗ gefunden worden; die Wohnung war vollkommen durch⸗ wühlt und anſcheinend ausgeplündert. In Vietz wurden in dieſen Tagen die Gebrüder Zim⸗ mermann durch die Berliner Kriminalpolizei feſtgenom⸗ men, von denen der eine nach langem Skräuben ein um⸗ fel endes Geſtändnis ablegte; lags darauf entzog er ſich dem erdiſchen Richter und erhängte ſich in der Gefängniszelle. Sein Bruder wird dem Richter vorgeführt. Ii Großfeuer bei Miltenberg. Auf dem Gehöft der Witwe Joſefine Berres in Eichenbühl brach ein Feuer aus, das in kurzer Zeit vier Scheunen und drei angebaute Hal⸗ ien völlig in Aſche legte. Nur dem tatkräftigen Eingreifen der Feuerwehren und freiwilligen Helfer iſt es zu verdan⸗ ken, daß ſich das wütende Element nicht noch weiter aus⸗ dehnen und noch größeren Schaden anrichten konnte. Bei der großen Geſchwindigkeit, mit der ſich der Brand aus⸗ breitete, konnte man nur noch das Vieh retten. Die geſam⸗ ten Erntevorräte, Wagen, Maſchinen und Geräte wurden ein Raub der Flammen. ai Wucherer gefaßt. Ein gewiſſer Wilhelm Herbergs aus Köln nutzte in unglaublicher Weiſe die Notlage geld⸗ bedürftiger Leute aus. Durchſchnittlich berechnete er für ausgeliehenes Geld einen Monatszinsfuß von 7 v. H. Es Wurden aber auch Fälle ermittelt, in denen er 20 v. H. im Monat gefordert hat. Die Darlehensnehmer mußten neben Wechſelſicherheiten in vielen Fällen ihre Gehaltsſparbücher an den Wucherer aushändigen, der damit die Leute voll⸗ kommen in der Gewalt hatte. Abgeſehen von den Wucher⸗ gsſchäften hat ſich der Burſche auch der Einkommens⸗, Um⸗ ſatz» und Stempelſteuerhinterziebung, ſowie der Stempel⸗ fälſchung ſchuldig gemacht. Um gegen voliseiliche und ſteuer⸗ liche Zugriffe geſchützt zu ſein, hatte der Wucherer nach der Tilgung der Darlehen ſämtliche Belege vernichtet. Aus dem lad schen Land [ heidelberg.(Jubiläum der Univerſität.) Die Ruperta Carola feiert im Jahre 1936 ihr 550jähriges Beſtehen. Aus dieſem Anlaß wird in Heidelberg eine In⸗ ternationale Hochſchullehrer-⸗Konferenz ſtattfinden, außer⸗ dem wird eine große Ausſtellung„550 Jahre Heidelberg im deutſchen Geiſtesleben“ veranſtaltet. [ Weinheim. Die Obſtzufuhr wächſt.) Dem letzten Obſtgroßmarkt waren 1500 Zentner Obſt zugeführt, was in Anbetracht der diesjährigen Ernte als eine anſehn⸗ liche Menge zu betrachten iſt.— Auf dem Zwingenberger Obſtmarkt waren es 700 Zentner.— Die Preiſe ſind faſt durchweg die gleichen. Hockenheim.(Schwerer Verkehrsunfall.) Zwiſchen Ketſch und Herrenteich fuhr ein Bulldogg mit An⸗ hänger die Böſchung hinunter. Der Lenker Erwin Kaufmann aus Brühl, 20 Jahre alt, wurde lebensgefährlich verletzt. () Bruchſal.(Erwerbsloſenrückgang.) Im Ar⸗ beitsamtsbezirk Bruchſal— Bretten iſt mit Monatsbeginn ein erfreulicher Rückgang der Arbeitsloſen zu verzeichnen. Ihre Zahl iſt von 4407 auf 3906, alſo um rund 500 zurück⸗ gegangen. Es handelt ſich ausſchließlich um männliche Er⸗ werbsloſe, die als fachliche oder landwirtſchaftliche Arbeiter eingeſtellt werden konnten. () Huttenheim(Amt Bruchſal).(Mit dem Fahr⸗ rad verunglückt.) Der 12jährige Erhard Brecht von hier wollte mit ſeinem Fahrrad ein Fuhrwerk überholen Und ſtreifte dabei das Pferd. Dieſes ſcheute, der Junge kam dadurch zu Fall und geriet unter die Räder des Wagens. Mit einem ſchweren Schädelbruch wurde er vom Platze ge⸗ tragen. 5 Kehl.(Wegen Deviſenvergehens verur⸗ teilt.) In der Strafſitzung des Amtsgerichts hatten ſich Jakob Lang aus Winzenheim, Beamter bei der Straßburger Präfektur, ſowie ſeine Ehefrau, geb. Krauß, wegen Ver⸗ gehens gegen die Deviſenbewirtſchaftungsbeſtimmungen zu verantworten. Es wird ihnen zur Laſt gelegt, in der Zeit vom 1. November 1934 bis 9. Februar 1935 gemeinſchaftlich mindeſtens 3000 Mark ohne Deviſengenehmigung über die Reichsgrenze bei Kehl nach Frankreich gebracht zu haben. Die Angeklagten wurden zu einer Gefängnisſtrafe von je drei Monaten und zu einer Geldstrafe von je 2300 Mark ver⸗ urteilt. Je eineinhalb Monate AUnterſuchungshaft wurden auf die Strafe angerechnet. Lörrach.(Die älteſte Frau Lörrachs ge⸗ ſtorben.) Im Alter von 98 Jahren verſtarb die älteſte Lörracher Mitbürgerin, Frau Katharina Häusler geb. Meier. Sie war am 16. Juni 1837 in Steinen geboren. Ihr Gatte iſt ihr ſchon vor Jahren im Tode vorausgegangen. () Immendingen.(Kind verbrüht) Hier ver⸗ brühte ſich das dreieinhalb Jahre alte Kind des Friſeur⸗ meiſters Hermann Jäckle. Es wurde ins Krankenhaus Gei⸗ ſingen verbracht, wo es unter qualvollen Schmerzen ſtarb. (—) Bad Dürrheim.(Gasfernverſorgung.) In der letzten Gemeinderatsſitzung wurde die Gasfernverſorgung Villingen Bad Dürrheim— Donaueſchingen, deren Verwirk⸗ lichung nahe bevorſteht, erörtert. Die Stammeinlage beträgt 81 000 Mark, die Erſtellung der Anlage koſtet etwa 395 000 Mark. Die Finanzierung iſt durch Kredite ſichergeſtellt. Unter genaueſter Berechnung des zu erwartenden Verbrauchs wurde eine ſichere Rentabilität des Zweckverbandes hervorgehoben. (—) Säckingen.(Eingemein dung.) Die Einge⸗ meindung der Gemeinde Oberſäckingen in die Amtsſtadt Säckingen ſteht nunmehr bevor. Die vorbereitenden Arbei⸗ ten ſind im weſentlichen zum Abſchluß gebracht worden. (—) Meersburg.(Tagung.) Der Verein für Ge⸗ ſchichte des Bodenſees und ſeiner Umgebung hält am Mon⸗ tag, den 2. September, im Alten Schloß zu Meersburg ſeine diesjährige 58. ordentliche Hauptverſammlung ab. Nach Erledigung der geſchäftlichen Angelegenheiten folgen Vorträge über„Die Dichterin Annette Droſte zu Hülshoff und ihr Kreis in Meersburg“ von Stadtpfarrer Reſtle in Meersburg und„Vogelleben am Bodenſee“ mit Lichtbil⸗ dern von Freiherr Nikolaus von Bodman. Den Abſchluß der Tagung bilden wiſſenſchaftliche Führungen und Beſich⸗ tigungen. 5 Ausſtellung von Kunſttöpfereien () Baden⸗Baden, 15. Aug. Es iſt eine hohe Aufgabe unſerer Zeit, bodenſtändige, handwerkliche Kunſt zu pflegen. Daher iſt es der NS⸗Kulturgemeinde Baden⸗Baden ſehr 12 danken, daß ſie durch dieſe Sonderausſtellung von Kunſt⸗ töpfereien im Palais Stourdza die Aufmerkſamkeit vieler Volksgenoſſen auf dieſen handwerklichen Beruf lenkt, der ſeit alten Zeiten mit unſerem Volke tief verwurzelt iſt. Ein Rundgang durch die Ausſtellung überzeugt von der Hochwertigkeit und Vielſeitigkeit der Töpfereien aus meh⸗ reren Gegenden Deutſchlands. Heſſen⸗Naſſa u, ein altes bekanntes Gebiet für ſchöne Töpfereien, ſchickt ſo hervor⸗ ragende Formen auf dieſe Ausſtellung. daß die Wahl ſchwer wird. Die bunten irdenen Töpfereien aus dem Odenwald, in ihrer leuchtenden Bemalung heimeln uns an und erwecken den Wunſch, ſie zu beſitzen. Neben Töpfereien aus Rhein⸗ 1 und der bayekiſchen Oſtmark nehmen die Weſter⸗ wälder Erzeugniſſe den größten Raum ein. Steinzeug aus dieſer wunderbaren Tonerde iſt berühmt in der ganzen Welt. Lalcale uudocliau Die Aſter Des Sommers letztes Blütenkind, die Aſter, beginnt ſich jetzt zu erſchließen. Sie verbreitet nicht den Duft, mit dem ihre ſchönere Schweſter, die Roſe, an heißen Sommer⸗ tagen Sinne und Herzen berauſcht, aber ſie wirkt gleich⸗ wohl ſchön in ihrer zarten Friſche und Farbenpracht. Vom reinſten Weiß bis zum tiefdunklen Lila ſind nahezu alle Farben vertreten und einzelne Spielarten wie z. B. die ſogenannten Straußfedernaſtern wirken mit ihren pleureu⸗ ſenartig gefaſerten Blütenblättern ganz ausnehmend ſchön und vornehm. Bei der Anſpruchsloſigkeit der Aſter in Bezug auf Kul⸗ tur, die die denkbar einfachſte iſt, hat ſich dieſe Blume auch zahlloſe Freunde unter den Gartenbeſitzern erworben. Als Schmuckblume hält ſie ſich ziemlich lange, wenn man täglich das Waſſer wechſelt, eine Priſe Salz hineingibt und vor jedem Neueinſtellen den Stil etwas beſchneidet. . Dorfabende. Die Bauernjugend hält morgen Samstag ihren erſten Dorfabend unter Mitwirkung von B. d. M. und H. J. im Saale„Zum Deutſchen Hof“ ab. Wenn auch hier nicht die Möglichkeit gegeben, einen Dorfabend ſo abzuhalten, wie er dem Sinne des Wortes nach ſein ſollte, nämlich auf einem großen, freien Platz, womöglich noch unter Eichen- oder Lindenbäumen, an dem das ganze Dorf regen Anteil nimmt, ſo will die Jugend doch einen Dorfabend geſtalten, der die Kameradſchaft junger Men⸗ ſchen aus allen Berufsſtänden immer feſter ſchließt und die Liebe zur Heimat, zur Scholle und zu unſerem ur⸗ deutſchen Brauchtum und Sitte tief in uns verwurzelt. Wir kennen keine Bauern, Beamten oder Arbeiterjugend, ſondern nur eine deutſche Jugend und die gemeinſamen Dorfabende werden berufen ſein, dieſe Kluften zu über⸗ brücken. Die Bauernjugend bildet keinen Block mehr für ſich, ſondern ein wertvolles Glied der deutſchen Jugend. In dieſem Sinne wünſchen wir den Dorfabenden, wie ſie jetzt in allen Dörfern eingeführt werden, einen recht guten Verlauf. Propagandafahrt der SA im Reichswettkampf. Seit einigen Wochen wird ſchon der Neichswettkampf der SA durchgeführt, der den alten Kampfgeiſt der S A ſtählen ſoll und der beweiſen wird, daß die S A immer noch marſchiert und treu hinter ihrem Führer ſteht. Nach⸗ dem der Sturm 7/171(Seckenheim) an den beiden ver⸗ gangenen Sonntagen bereits mit ausgezeichnetem Erfolg die ſportlichen Kämpfe hinter ſich gebracht hat, führt er am kommenden Sonntag auch eine Propagandafahrt durch die Seckenheimer Straßen aus, die in einer Kundgebung auf den Planken endigen wird. Der Zweck dieſer groß⸗ zügigen Propagandafahrt wird ſein, die lauen Geiſter wachzurütteln; den kämpferiſchen, unbeſiegbaren Rational⸗ ſozialismus der S A ſichtbar zum Ausdruck zu bringen. Eine unerfreuliche Bilanz. Die Tatſache, daß ſich innerhalb der letzten vier Wochen in Mannheim insgeſamt 129, alſo im Wochendurchſchnitt 32 Unfälle ereignet haben, wobei zwei Perſonen getötet, 99 verletzt, 106 Kraftfahr⸗ zeuge, 33 Fahrräder und 7 Straßenbahnwagen beſchädigt wurden, iſt ein unwiderleglicher Beweis der äußerſt mangel⸗ haften Verkehrsdiſziplin. In welchem Umfange den Ver⸗ kehrsvorſchriften zuwidergehandelt wird, beweiſt das nach⸗ ſtehende Ergebnis der im gleichen Zeitraum an einzelnen Tagen vorgenommenen Verkehrskontrollen. Angezeigt bezw. gebührenpflichtig verwarnt wurden hierbei insgeſamt 1840 Radfahrer, 150 Kraftfahrer und 229 Fußgänger. Dieſe Zah⸗ len erhöhen ſich noch ganz weſentlich durch außerhalb der Kontrollzeiten feſtgeſtellte und geahndete Zuwiderhandlungen gegen die Verkehrsvorſchriften. Bei dieſer Häufigkeit der Uebertretungen iſt die große Zahl der Verkehrsunfälle nicht verwunderlich, denn dieſe ſind faſt ausſchließlich auf Nicht⸗ beachtung der zur Sicherung des Verkehrs erlaſſenen Vor⸗ ſchriften zurückzuführen. Da die Erfahrung leider gelehrt hat, daß nur noch durch verſchärfte Kontrollen und Ver⸗ hängung ganz empfindlicher Strafen eine Beſſerung in der Verkehrsdiſziplin und damit eine Herabminderung der Ver⸗ kehrsunfälle erreicht werden kann, ſind entſprechende Anord⸗ nungen ergangen. — Pflanzt Walnußbäume. Der Reichsbauernführer hat eine neue Anordnung betreffend Herbſtpflanzung von Wal⸗ nußbäumen erlaſſen. Größter Wert ſoll auf ſtandortgerechtes Pflanzenmaterial gelegt werden. Sollten die Forſtpflanzen⸗ züchter nicht genügend Walnußbäume zur Verfügung haben, ſo ſind ſolche bei den Baumſchulen des Gartenbaues anzu⸗ fordern. Alle waldbeſitzenden Bauern, die im Frühjahr Zu⸗ ſchüſſe für Aufforſtungsarbeiten erhalten haben, müſſen im Herbſt zwei oder mehrere Walnußbäume pflanzen. — Die Anterbringung von UAebungsmannſchaften. In einem Erlaß des Reichskriegsminiſters wird feſtgeſtellt, daß die zu Uebungen einberufenen Unteroffiziere und Mann⸗ ſchaften grundſätzlich in den Kaſernen unterzubringen ſind. Wenn ſich die Unterbringung in den Kaſernen auch durch engſtes Belegen und Ausnutzung aller verfügbaren Räume nicht ermöglichen laſſe, ſeien die erforderlichen Unterbrin⸗ gungsräume von den Heeresſtandortsverwaltungen mietweiſe zu ortsüblichen Preiſen ſicherzuſtellen. Es müſſe ſich dabei um Räume handeln, die zur Maſſenunterbringung geeignet ſind. Zu Uebungen einberufene Offiziere haben für ihre Unter⸗ kunft aus den ihnen zuſtehenden Uebungsgeldern ſelbſt zu ſorgen. — Keine Arbeitsfrontfahnen auf jüdiſchen Betrieben. Der ſtellvertretende Reichsleiter der Deutſchen Arbeitsfront, Schmeer, hat unter Bezugnahme auf eine Anordnung des Reichsinnenminiſters, nach der die Hiſſung der Reichsfahnen, insbeſondere der Hakenkreuzflagge, durch Juden zu unter⸗ bleiben hat, eine Verfügung erlaſſen, in der darauf hinge⸗ wieſen wird, daß es der nationalſozialiſtiſchen Zielſetzung der Deutſchen Arbeitsfront widerſpricht, wenn Betriebe mit füdi⸗ ſchen Betriebsinhabern bezw. Betriebsführern an nationalen Feiertagen oder ſonſtigen Anläſſen bei einer allgemeinen Be⸗ flaggung die DAF ⸗Fahne hiſſen. Dagegen können Gefolg⸗ ſchaftsmitglieder, die einem Betrieb von über 50 Mann jähr⸗ licher Durchſchnittsgefolgſchaft angehören, für ſich die Ge⸗ nehmigung zur Anſchaffung einer DA ⸗Fahne beantragen. Wetterbericht Meiſt heiter, werm auch noch unbeſtändig, da wir wieder in das Bereich eines Hochdruckgebietes kommen. Gerichtszeitung. Wieder einer! Der 35 Jahre alte Jude Bernhard Spatz aus Neuſandez in Polen wurde vom Mannheimer Schöffengericht in ſeiner letzten Sitzung wegen tätlicher Be⸗ leidigung einer in ſeiner Familie verkehrenden 15 Jahre alten Schülerin zu einer Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten unter Anrechnung einer zweimonatigen Unterſuchungshaft ver⸗ urteilt. Sp. beſtritt, ſich irgendwie ſtrafbar gemacht zu haben, doch hielt das Gericht nach der eingehenden Beweisaufnahme die Schuld des Angeklagten für erwieſen. Löſche Durſt, ohne zu krinken. Mit den ſchönen Tagen ift auch die Zeit des Wanderns wieder gekommen. Da ſtellt ich auch der Durſt ſehr oft ein. Welche Freude, wenn der Wanderer an einen Brunnen oder an eine kühle Quelle kommt. Raſch wird der Durſt gelöſcht. Endlich iſt das brennende Gefühl beſeitigt. Bald aber bricht dem armen Wanderer der Schweiß aus allen Poren; es wird ihm mehr oder weniger übel, und der Durſt ſtellt ſich von neuem ein. In der Mittagshitze wird der Wanderer ſchlapp, kraftlos und unfähig zu größerer Energie.— Wo ſitzt nun der Durſt? Nicht im Magen, ſondern im Schlund, in der Kehle. Warum alſo dem Magen unnzbtig kalte Waſſermengen auf⸗ drängen, die ihm ſchädlich ſind? Um das Durſtgefühl zu be⸗ ſeitigen, genügt es völlig, mit friſchem, klarem Waſſer den Mund zu ſpülen und recht tief zu gurgeln; hernach noch einen kräftigen Schluck, der Körper iſt erfriſcht, der Magen bleibt unbeläſtigt, und die Energie des Körpers iſt gehoben. Auch das Durſtgefühl wird ſich erſt nach viel längerer Zeit wieder einſtellen, als nach dem unvorſichtigen ſchädlichen Trinken von großen Mengen kalten Waſſers. Aus den Nachbarländern Fünftes Todesopfer des Exploſionsunglücks Kaiſerslautern, 15. Aug. Das Exploſionsunglück in der Verbandsſtoffabrik Bender hat nunmehr das fünfte Todes⸗ opfer gefordert. Die 17 Jahre alte Wiltrude Schmitt von hier iſt ihren ſchweren Brandwunden erlegen. Von den übri⸗ gen Verletzten befindet ſich die 18 Jahre alte Helene Schoner immer noch in Lebensgefahr. Selbſtmord aus verſchmähter Liebe. Bingert(Nordpf.), 15. Aug. Freiwillig aus dem Leben geſchieden iſt hier der 26 Jahre alte ledige Tagner Wilhelm Chriſtmann. Als ihn ſeine Mutter in der Frühe wecken wollte, fand ſie ihn in einer großen Blutlache im Bett auf. Chriſtmann hatte ſich mit einem Meſſer den Hals ſchnitten und ſtarb bald nach ſeiner Einlieferung ins Kra haus. Als Grund zar Tat wird verſchmähte Liebe zu einem Mädchen angenommen, das in den letzten Tagen das Ver⸗ hältnis mit Chriſtmann gelöſt hatte. Offenbach.(Aus dem 4. Stock geſtürzt.) Ein 1 des St. Joſephsheims ſtürzte ſich aus dem 4. Stock den Hof. Der Tod trat ſofort ein. Der Verſtorbene war geiſtesgeſtört. Reichenbach i. O.(Im Steinbruch verun⸗ glückt.) Im Bruch der Deutſchen Steininduſtrie war der 52jährige Arbeiter Heinrich Gehriſch am Hebekran beſchäf⸗ ligt, als plötzlich die Kurbel zurückſchlug und den Mann ſo unglücklich am Kopf traf, daß er mit einer ſchweren Schädelverletzung ins Bensheimer Spital eingeliefert werden mußte. ſechs * Biedenkopf.(Auto mit Inſaſſen verunglückt.) Ein mit ſechs Perſonen beſetzter Kraft⸗ wagen aus Breidenbach fuhr in der Nähe von Wallau in einen Straßengraben, wobei ſich das Auto überſchlug. Von den Inſaſſen, die angetrunken waren, wurden zwei ſchwer verletzt. Auch der Wagenführer ſoll betrunken geweſen ſein. Worms.(Tödlich verunglückt.) Auf der Neu⸗ 7 855 Kirchweihe wurde ein 10jähriger Junge von einem Motorradfahrer angefahren und ſo ſchwer verletzt, daß er im Städtiſchen Krankenhaus ſtarb. Horchheim.(Das muß ſchön ſein!) Auf ihrem mächtlichen Heimweg entdeckten Leute einen jungen Mann von auswärts, der, über und über mit Schlamm beſchmutzt, verſuchte, in eine Abflußröhre hineinzukriechen. Er war ſo betrunken, daß er ſich auch durch gütliches Zureden von ſeinem Vorhaben nicht abbringen ließ. Schließlich nahm ein Fuhrwerk aus dem Heimatsort den Vierfüßler mit heim. Rheindürkheim.(Schiffsunfall!) Der Schleppdamp⸗ fer„Mannheim 28“ erlitt auf der Bergfahrt mit ſieben Laſtkähnen im Anhang einen Achſenbruch und verlor das eine Rad. Der Dampfer ging vor Anker und die Laſtſchiffe muß⸗ ten an Land anlegen, bis nach zwei Stunden ein Erſatz⸗ dampfer gekommen war, der ſie abholte. Olympia⸗Zug fährt durch Deutſchland Großzügige Werbung für die Oiympiſchen Spiele. Im Propagandaminiſterium empfing Oberregierungs⸗ rat Dr. Mahlo eine Reihe von Preſſevertretern, denen er ein Bild von dem augenblicklichen Stand der Dinge hin⸗ ſichtlich der Olympiſchen Spiele im nächſten Jahre gab. Berlin werde im Auguſt des nächſten Jahres der Mittel⸗ punkt der Welt ſein. Bereits jetzt haben ſich aus allen Erd⸗ teilen Tauſende von Menſchen angemeldet, um dieſes größte ſportliche Ereignis, das je in Deutſchland ſtattge⸗ funden hat, mitzuerleben. Dabei werde ihnen Gelegenheit gegeben werden, mit einen Augen zu ſehen, wie es im Drit⸗ ten Reich in Wirklichkeit e Die Reichsbahnzentrale für den deutſchen Reiſeverkehr habe in 32 Ländern, wo ſie Filialen beſitzt, eine ausgezeichnete Werbung in Szene ge⸗ ſetzt. 48 Nationen würden ihre beſten Sportler zu den Olympiſchen Spielen entſenden. Die neue Propagandaaktſon iſt die Einſetzung des Olympia⸗Zuges, über den der Sport⸗ referent im Reichsminiſterium für Volksaufklärung, Car⸗ Die neueſte Propagandaaktion e gebildete Zug tritt am 1. September dieſes Jahres ſeine Fahrt durch die deutſchen Gaue an. Vier ſchwere Krupp⸗Laſtwagen mit je zwei Anhängern werden in den Städten, wo die Olympiaſchau gezeigt wird, zu einer Wagenburg zuſammengeſtellt. Eine beſondere Konſtruktion ſtenſen, einige intereſſante Einzelheiten ſprach. Der aus 12 Dadurch ſtehen neue große zuſammenhängende Ausſtel⸗ lungsräume für die Olympiaſchau zur Verfüügung. N Weltbild(M.. Plakette für die Olympiſchen Winkerſpiele 1936. Unſer Bild zeigt das von dem Organiſationskomitee für die Winterolympiade herausgegebene Feſtabzeichen. Es ſtellt das Wahrzeichen Garmiſchs, die Alpſpitze, mit den fünf inein⸗ ander nerſchlungenen Ringen dar. Die Macht des Geſanges Der große Sänger Farinelli(der gleiche, deſſentwegen Ritter Gluck eigens eine Oper komponierte und von dem Caſanova ergötzlich zu erzählen weiß) war einer jener be⸗ gnadeten Künſtler, deren Stimme mit ſuggeſtiver Gewalt den Menſchen in ſeinen Urtiefen aufzurühren vermag. Dazu war er ein Schauſpieler von hohen Graden. Einſt ſpielte er in einem Stück die Rolle eines jungen Helden, der mitſamt ſeiner Braut von einem grauſamen Tyrannen gefangen worden war. Und nun bat er in einer längeren Arie ſeinen vor ihm ſitzenden Peiniger um Barm⸗ herzigkeit. Der Tyrann aber hatte gemäß dem Stück die Bitte abzuſchlagen und das Paar zum Tode zu verurteilen. Farinelli ſang, und ein ſolch betörender Wohllaut, ein ſo herzergreifender, alles menſchliche Denken und Fühlen wie in einem Schmelztiegel umwertender Klagegeſang ent⸗ ſtrömte der göttlichen Kehle, daß der den Tyrannen darſtel⸗ lende Schauſpieler in Tränen ausbrach, vor ihm niederſtürzte und ihn umarmte, indem er rief:„Ich kann nicht!“ Das Publikum folgte ergriffen dem Vorgang, und das Stück wurde diesmal unter allgemeiner Zuſtimmung ſtatt mit der Henkerſzene mit dieſem Auftritt zu Ende* Vor 240 Jahren— in Croſſen verboten In einer Schulordnung der alten lateiniſchen Schule zu Croſſen an der Oder vom Jahre 1695 findet ſich folgende Beſtimmung: „Keiner ſol auch ins kalte Bad gehen, oder im Winter auff dem Eiſe fahren, bey welchem, wie theils Leib und Leben, theils Arme und Beine in großer Gefahr ſind; alſo 5 Es regnet Von alten Bräuchen und neuem Wiſſen. 2 Von M. A. von Lütgendorff. 8 4 Ohne Regen, kein Segen. Das wußte der Menſch ſchon von allem Anfang an. Bei den alten Deutſchen waren die Spender dieſes Segens die Götter, die das erfriſchende Naß aus koſtbaren Schalen auf die durſtige Erde herab. goſſen. Und mitten im Gewitterregen unter Donner und Blitz fuhr Donar, der Rotbärtige, mit ſeinem Bockgeſpam 9 durch die Wolken. Dörrte aber Trockenheit die Erde aus 0 oder wurde ſie von Dauerregen überflutet, ſo galt es, durch d Opfer und Zauberbräuche den Regen heranzulocken oder f zu vertreiben. Die Kelten goſſen an den heiligen Plätzen ö Waſſer aus, wenn es regnen ſollte, und in Mittel⸗ und 1 Süddeutſchland, da wo die Kelten einſt lebten, war ez noch im vorigen Jahrhundert in manchen Gegenden üblich den Regen dadurch anzulocken, daß man im Feld eine kleine 5 Grube höhlte und einen Krug Waſſer hineinſchüttete. 0 Noch ſeltener und ſicher ebenſo alten Urſprungs war 5 das Herbeizaubern des Regens durch das Opferſymbol. Eine 1 Strohpuppe wurde ins Waſſer getaucht, dann feierlich über 9 die Felder getragen und zuletzt wieder ins Waſſer ver 1 ſenkt. Vielleicht waren es in grauer Vorzeit wirklich Men. n ſchen oder Tiere, die man, um die gefürchteten Regengott⸗ 9 heiten günſtig zu ſtimmen, opferte und ins Waſſer warf aber dann ſpäter durch das Symbol der Strohpuppe er fl ſetzte. Regnete es aber zu viel, ſo wurden Feuer ange. 1 zündet im Freien, um den Regen zu verſchlucken. Alleir auch dieſe Feueropfer galten einſt den Göttern und erhies 9 ten erſt dann die harmloſe Bedeutung des„Verſchluckens“ als die Kirche den alten Heidenbrauch unterſagen wollte. Letzte Ueberreſte dieſer uralten Regenzauber⸗Bräuche 0 laſſen ſich noch darin erkennen, daß der Bauer ſchon be le der Ausſaat die letzten Körner, die er über die Erde ſtreut, s vorher mit Waſſer beſprengt, weil nach dem Volksglauben 90 dem Feld nun während des ganzen Getreidewachstums 90 nie zuviel und auch nie zu wenig Regen zukommt. Bis⸗ 1 weilen wird der Brauch inſofern abgeändert, als ſtatt dez 0 Saatkorns der Bauer ſelbſt mit Waſſer begoſſen wird, f wenn er die letzten Körner ausſtreut. Jedenfalls iſt der 0 Brauch in dieſer Form viel älter und hat ſich erſt im Laufe der Zeit in den anderen gewandelt. 0 Daß alles, was wachſen ſoll, Regen braucht, liegt nicht 0 allein darin, daß der Regen Näſſe ſpendet. Er ſpendel 2 nämlich noch etwas, und das iſt Stickſtoff. Reinen Stick⸗ t ſtoff und noch dazu in ſolchen Maſſen, wie ſie keine Fa⸗ b brik der Erde erzeugen könnte. Berechnungen haben er⸗ ih geben, daß durch den Regen jeder Quadratkilometer Bo⸗ ei den in Deutſchland jährlich mit durchſchnittlich fünf Ton⸗ l nen, das ſind fünftauſend Kilogramm Stickſtoff verſorgt ‚6 wird. Das ſind 2 350 000 Tonnen für das ganze Reich, und dieſe ſchier unvorſtellbaren Maſſen von Stickſtoff wülr⸗ fl den, wenn man ſie kaufen wollte, nahezu zweitauſend Mil⸗ 30 lionen Mark koſten. ff Regen⸗Studien bringen überhaupt manche intereſſante g Tatſache zutage. So hat man in füngſter Zeit feſtgeſtellt 9 daß Großſtädte ihre Stadtteile haben, über denen mehr Regen fällt als über den übrigen Teilen und Straßen der Stadt. Sorgfältig und lange durchgeführte Meſſungen 0 der Regenmengen, die über München fielen, haben gezeigt, daß es zum Beiſpiel in der einen Straße an 174 Tagen im Jahre regnete, in einer anderen an 179 Tagen, während über einer dritten Straße an 184 Tagen Regen fiel. Dieſt U Unterſchiede traten beſonders dann auf, wenn Gewitter, U regen über der Stadt niedergingen, ließen ſich aber auch de in der Zwiſchenzeit gewöhnlich deutlich wahrnehmen und do blieben immer gleich, indem es im Weſten der Stadt we⸗ ſel niger oft regnete als in ihren öſtlichen Teilen. 1 Woran das liegt? Vor allem ſind an dee er ungleichen A Regenverteilung die Häuſer ſchuld. Brauſt ein Wind, der, von Weſten kommend, einen einfallenden Regen begleitet, dit gegen die Stadt, ſo prallt er zuerſt an den Häuſern der ru weſtlichen Stadtteile an. Die Folge iſt, daß er in die Höhe ſte ſteigt. Gleichzeitig damit bläſt und preßt er aber auch ge den Regen gegen den Oſtteil der Stadt. Während die fe Straßen im Weſten nur wenig von dem Regen ſpüren, Al weil er abgetrieben wurde, fällt er nun im Oſten oder im Stadtinnern ausgiebig nieder. Hier, in der Mitte der Stadt. ar regnet es ſchon deshalb öfter, weil ſich über dem dichteſten er Häuſergewirr am meiſten Dunſt anſammelt. Was für eit München gilt, kann und wird natürlich auch für andere Großſtädte gelten. Hat man doch beobachtet, daß es über m großen häuſervollen Städten überhaupt viel öfter regnek ih als draußen über den Feldern und Wäldern, dem Dorf ab oder der kleinen Stadt. de — Durchführung der„Kinderland⸗Verſchickung“ geneh⸗ 16 — Kirchheim u. T.(Tödlicher Verkehrsunfall.) ſollen die Verbrecher jedesmahl ſcharff geſtraffet werden...“ migt. Der Reichsſchatzmeiſter der NSDAp hat im Ein⸗ au In der Hindenburgſtraße, die zurzeit wegen Bauarbeiten Wie haben ſich die Zeiten und mit ihnen die Anſichten vernehmen mit dem Reichs⸗ und preußiſchen Miniſter des⸗ da teilweiſe geſperrt iſt, ereignete ſich in der Nacht ein ſchwerer geändert! Nach jener alten, mehr als„fürſorglichen“ Ord⸗ Innern dem Hauptamt für Volkswohlfahrt die Duschfüh⸗ Anfall dadurch, daß der 29 Jahre alte ledige Flaſchner[ aung wären heute nicht nur alle Schüler und Schülerinnen, rung der ſogenannten„Kinderland⸗Verſchickung“ auf jeder⸗ 1 Eduard Hütt aus Dettingen mit ſeinem Motorrad auf die die ſa nicht nur„ins kalte Bad gehen, oder im Winter auff zeitigen Widerruf, innerhalb des Deutſchen Reiches in der be Schranken auffuhr. Bei dem Zuſammenſtoß wurde Hütt dem Eiſe fahren“, ſondern auch ſonſt allen möglichen den Zeit vom 1. Juli bis 31. Oktober 1935 genehmigt. Die. ei tödlich verletzt. Der auf dem Soziusſitz mitfahrende Po⸗ Körper und den Geiſt ſtählenden Sport treiben,„Ver⸗ einerſeits und die Freiplatzzuweiſung andererſeits. Eine de lierer Ernſt Burkhardt von hier, den Hütt heimbringen wollte, brecher“. Auch alle übrigen Sportler fielen unter dieſe Kinderland⸗Verſchickung erfaßt die Freiplatzwerbung 90 erlitt Kiefer⸗ und Kopfverletzungen, ſowie eine Gehirnerſchüt⸗ Kategorie von Menſchen, ſo daß die Welt ſchließlich nur ein Werbung von Geldſpenden iſt mit Rückſicht auf die 5 terung und mußte in das Krankenhaus verbracht werden. einziges großes Zuchthaus abgeben würde. 9 allgemeine Sammelpauſe verboten. l 8—: ‚— Hochfeiner— Verſammlungs⸗ Kalender. Turnverein 1898. Abfahrt der Frauenabteilung zur„Fahrt ins Blaue“ am Sonntag um ½8 Uhr an der Turnhalle(zirka 1 Stunde mit dem Rad, dann eine Fußwanderung). Wer mit der Bahn fahren will, trifft ſich ebenfalls an der Türnhalle. Kleingürtnerverein. Heute Abend von 7—9 Uhr Geſchäftsſtunde in der„Kapelle“. Die Landjugend veranſtaltet gemeinſam mit B. d. M. und H. J. am Samstag, 17. Auguſt, abends ½9 Ahr einen. Dorfabend im Saale„Zu m Deutſchen Hof“. Gammel⸗Anzeiger ur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Verkanfsgenoſſenſchaft. f Molkerei. Sauermilch mit Nahm Preis per Liter 15 Pfg. Der Vorſtand. Wieder steht allen Besuchern 8 ein schöner Abend bevor im —— 2. 2 18 EN Die fleldin unseres heutigen Filmes ist die große Künstlerin bekannt aus den Filmen„Frauengefängnis“ und „Madame Butterfly“. Heute sehen wir sie in einer Doppelrolle: als Prinzessin und als kleines armes NMädel. 5 Im Vorprogramm: Pop als Tierbändiger usw. Palast. r Witwer, 36 Jahre, evangl., mit zwei Kindern(4 und 9 Jahre) wünſcht Reuffee friſch vom Böſter, ½ Pfund von 47 Pfg. an. Fräulein zwechs M i iſch⸗Kaffee Keikat 20%, J 158 kennen(8% Rabatt). zu lernen. 8 ö Juho WMürihmein. Inſerieren kringt Gewinn! d. Geſchäftsſtelle empfehle: Zwetſchgen, Geißhirtle und Falläpfel ab 4 Uhr zu verkaufen. Kloppenheimerſtraße 33. Berücksichtigt unsere Inserenten! Tauglohn-Zeitel für Bauhandwerker nach vorgeschrlebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des„Neckar⸗Bote“ Zur Gaal ds. Bl. erbeten. Weißrübenſamen, Genfſaat, Wicken, Erbſen, Welſchkorn, Kleeſamen. Mex. Schmich- 1