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Jahrgang Neue Weltwirtſchaſt „Die Jeit der Syſteme iſt vorüber“. Im Rahmen der Leipziger Meſſe veranſtaltete die Kommiſſion für Wirtſchaftspolitik der NSDAP als Ab⸗ ſchluß ihrer Herbſttagung in der Alberthalle zu Leipzig eine große Kundgebung, die unter dem Thema„Neue Welt⸗ wirtſchaft“ ſtand. Als erſter Redner ſprach Sir George Holden, ein hervorragender engliſcher Textilinduſtrieller, der die engliſche Abordnung für die Verhandlungen zum engliſch⸗ delltſchen Zahlungsabkommen von 1934 geführt hatte, über die Fortentwicklung der deutſch⸗engliſchen Be⸗ ziehungen. Er ſei glücklich, ſo führte er aus, in den Geſchäftsbeziehungen zwiſchen Deutſchland und England die Wiederkehr des Vertrauens feſtſtellen zu können. Das engliſch⸗deutſche Zahlungsabkommen von 1934 habe bewie⸗ ſen, daß eine vernünftige Anerkennung gegenſeitiger Not⸗ wendigkeiten die beſte Grundlage für befriedigende und be⸗ ſtändige Verbindungen iſt. Bei ſeinem jetzigen Beſuche in Deutſchland habe er ſich davon überzeugen können, daß die Weiterentwicklung der perſönlichen Beziehungen den größ⸗ ten Erfolg haben werde. Die Rede des Führers und Reichskanzlers vom 21. Mai ſei von vielen engliſchen Ge⸗ werbetreibenden mit beſonderer Befriedigung geleſen wor⸗ den, weil ſie aus alter Erfahrung und Tradition den Wert politiſcher Klärung ſchätzten. Anſchließend ſprach der Direktor der Deutſchen Gold⸗ diskontbank und Generalreferent im Reichswirtſchaftsmini⸗ ſterium, Brinkmann⸗ Berlin, über das Thema „Behandlung des Außenmarktes“. Er führte u. a. aus: Die unter den bisherigen Umſtänden fortſchrei⸗ tende Schwächung unſeres Deviſenbeſtandes und die zuneh⸗ menden Deviſenſchwierigkeiten einer großen Zahl anderer Länder zwangen dazu, daß die deutſche Einfuhr⸗ ware unmittelbar aus denjenigen Ländern gekauft wurde, welche die deutſche Ausfuhr aufnahmen. Diejenigen, die an der deutſchen Einkaufspolitik Anſtoß nehmen, dürfen nicht überſehen, daß dies nur eine unausbleibliche Folge der Wirtſchaftsmaßnahmen des Auslandes iſt. Das Gleiche gilt auch für Deutſchlands Verkaufspolitik. Wenn unſere Gläubigerländer wieder in den Genuß ihrer Zinſen und Kapitalforderungen kommen wollen, ſo müſſen ſie auch ihrerſeits das Mögliche tun, um die Handelsbeziehungen mit uns zu pflegen. Wir ſind, wie wir oft genug betont haben, nach wie vor bereit, unſeren Gewerbefleiß zur Er⸗ reichung dieſer Ziele einzuſetzen, wenn man uns die Mög⸗ lichkeit dazu gibt. Ferner wird es auch im Ausfuhrgeſchäft unſere Aufgabe bleiben, alle übernommenen vertraglichen Verpflichtungen mit der größten Sorgfalt einzuhalten. Den Schlußvortrag hielt ſodann der Leiter der Kommiſ⸗ ſion für Wirtſchaftspolitik der NSDAP, Bernhard Köhler, über das Thema:„Neue Weltwirtſchaft“. Nach herzlichen Dankesworten an Sir George Holden führte Bernhard Köhler u. a. aus: Es iſt heute Gemeingut aller einſichtigen Politiker und aller praktiſchen Wirtſchaftler in allen Völkern, daß eine neue Weltwirtſchaft nur aus ge⸗ funden, in ſich ausgewogenen, lebenskräftigen und ihrer natürlichen Kaufkraft ſicheren Volkswirtſchaften aufgebaut werden kann. Der Weg bis zu dieſem Ziel iſt allerding noch lang. Um natürliche Kapitalbewegungen zwiſchen Völkern zu erreichen, iſt es notwendig, zunächſt einmal Waren bewegungen herzuſtellen. Interna⸗ tionale Finanzoperationen, Währungsmanipulationen und ähnliche Mittel, insbeſondere Pläne zur Kreditausweitung oder gar Kreditſchöpfung können einen ſolchen neuen Wa⸗ renaustauſch nicht ſchaffen, erſt der Warenaustauſch ſelbſt ſchafft neue Kreditmöglichkeiten. Die Arbeitsſchlacht des deutſchen Volkes hat die einzige Möglichkeit verwirklicht, neues Geld im Inlande entſtehen zu laſſen, d. h. neue Kaufkraft und neuen Kredit. Ebenſo ent⸗ ſtehen auch internationale Zahlungsmittel und neue Kre⸗ ditmöglichkeiten nur durch entſchloſſene Anbahnung des Austauſches neuer Arbeit. Wir können unſere übernom⸗ menen Verpflichtungen einlöſen, ſobald man die Leiſtungen unſerer Arbeit als Zahlung annimmt. Jedenfalls wäre eine Steigerung unſerer Ausfuhr zu dieſem Zwecke ein ſehr geeignetes Mittel, um in abſehbarer Zeit wieder zu natür⸗ lichen Kaufkraftverhältniſſen in der Welt zu kommen. Die Erweiterung des internationalen Warenaustauſches iſt unter allen Umſtänden vordringlich, weil ſie auch die Aufgabe, die alten Schulden zu lockern, der Löſung näher bringt. Darüber hinaus aber würde ſie die internationale Kaufkraft wieder herſtellen und nicht nur den Wohlſtand, ſondern auch den inneren Frieden der Völker neu begrün⸗ den. In dieſem Zuſammenhang erſcheinen die Störungen des politiſchen und wirtſchaftlichen Wiederaufbaues der Völker durch kommuniſtiſche Propaganda und durch die Währungsgefährdungen vaterlandsloſer Finanz⸗ pekulanten beſonders bedenklich. Alle Völker, deren Wirt⸗ ſchaft und Arbeit auf Leiſtung begründet iſt, haben das eos Intereſſe daran, jenen internationalen Paraſiten as Handwerk zu legen. Die deutſche Wirtſchaftspolitik hat den Anfang gemacht mit einer autonomen Wiederaufrichtung der eigenen Wirtſchaftskraft. Sie hätte vom erſten Tage an auch dem Ausbau einer neuen Weltwirtſchaft den rößten Dienſt erweiſen können, wenn die Länder, deren Rohstoffe wir zur Vervollkommnung des Güterumlaufes im eigenen Lande brauchen, entſchloſſen die Eröffnung eines neuen Marktes für ihre Erzeugniſſe ausgenutzt hät⸗ ten. Wenn die deutſche Wirtſchaftspolitik freimütig bekennt, daß ſie eine umfaſfende Belebung ihres eigenen Handels wünſcht, ſo ift ſie in der Lage für das. was ſie erwartet. ä—— Donnerstag, den 29. Auguſt 1935 auch etwas zu bieten. Wir kommen nicht als Hilfeſuchende. Die Zeiten ſind vorbei, in denen man dem deutſchen Volke einreden konnte, es ſei einſeitig auf die Hilfe der Weltwirtſchaft oder auf die Gnade des Weltkapitals angewieſen. Eine Weltwirtſchaft, von der wir etwas annehmen wollen, kann nur unter unſerer freien Mitwirkung gebildet ſein. Die Einmiſchung einer unerwünſchten Internationale in die eigenen Angelegen⸗ heiten der Völker muß beendet werden. Geſunde Völker ſind ſtark genug, aus eigener Kraft die Ordnung zu finden, die ihren arbeitenden Volksgenoſſen Recht und Freiheit ſichert. Der deutſche Arbeiter jedenfalls braucht keine Internationale mehr, denn er hat für alle Zeiten ein Vaterland gewonnen. Der Führer hat unter der freudigen Zuſtimmung ſeines Volkes mehrfach betont, daß eine würdige Lebenshaltung des deutſchen Arbeiters zu den Vorausſetzungen gehört, die für ein glückliches und ſicheres Deutſches Reich dauernd zu ſchaffen ſind. Wir brau⸗ chen für unſere Arbeit keine Theorien und Sy⸗ ſteme. Die Verantwortung für unfer Volk und der Glaube an ſeine ungebrochenen Kräfte iſt uns Leitſtern genug. Die Zeit der Syſteme iſt vorüber und die Zeit männlichen Handelns iſt angebrochen. Die alte Weltwirt⸗ ſchaft iſt zerbrochen, weil die Völker ihr Recht vergeſſen hatten, für ſich zu arbeiten und weil ſie der Freiheit be⸗ raubt waren, ihre Leiſtungen auszutauſchen. Die neue Weltwirtſchaft wird im Recht auf Arbeit und in der Frei⸗ heit zur Leiſtung begründet ſein. Keine Preiserhöhungen! Anordnung des Keichsernährungsminiſters für Lebensmittel. Berlin, 28. Auguſt. Am dem vom ihm aufgeſtellten Grundſatz, Preiserhö⸗ hungen für Lebensmittel nicht zuzulaſſen, auf den einzel nen Gebieten erneut Nachdruck zu verleihen, hat der Keichs⸗ miniſter für Ernährung und Landwirkſchaft folgende An⸗ ordnungen erlaſſen bzw. den Reichsnährſtand mik dem Er⸗ laß beauftragt und in der am Mittwoch abgehaltenen Be⸗ ſprechung mit den Länderregierungen, Oberpräſidenken und den Vertretern der Preisüberwachungsſtellen bekannt⸗ gegeben: 1. Fleiſch⸗ und Schmalzpreiſe Durch eine Verordnung des Reichsminiſters für Er⸗ nährung und Landwirtſchaft werden die Preiſe für Schweinefleiſch, inländiſches Schweineſchmalz, Rindfleiſch und Rindertalg grundſätzlich auf den Stand vom 31. März 1935 zurückgeführt. Ausgenommen von dieſer Regelung ſind einige wenige Fleiſchſorten, die erfahrungsgemäß für den Verbrauch der breiten Schichten des Volkes keine Rolle ſpielen, z. B. Filet. Für Kalb⸗ fleiſch ſind die oberſten Landesbehörder und die Ober⸗ präſidenten ermächtigt worden, im Bedarfsfalle eine ent⸗ ſprechende Regelung zu treffen. 2. Kartoffelpreiſe Durch eine Anordnung der Hauptvereinigung der deut⸗ ſchen Kartoffelwirtſchaft werden ab 1. September 1935 die Erzeugerpreiſe für Speiſekartoffeln der diesjährigen Ernte je nach Sorte und Herkunft bis zu 50 Pfennigen je Zentner niedriger feſtgeſetzt als im Vorfahr. Gleichzeitig hat der Reichsminiſter die Preisüberwachungs⸗ ſtellen angewieſen, aufgrund dieſer Erzeugerpreiſe Ver⸗ braucherhöchſtpreiſe feſtzuſetzen, um zu erreichen, daß die Senkung der Erzeugerpreiſe den Verbrauchern un⸗ gemindert zugute kommt. 3. Speiſeölpreiſe Um den Preisüberwachungsſtellen einen feſte Grund⸗ lage für die Ueberwachung des Speiſeölpreiſes zu geben, hat der Reichsminiſter die Reichsſtelle für Oele und Fette veranlaßt, ab 1. September 1935 Erzeugerhöchſtpreiſe für Pflanzenöle feſtzuſetzen, bei deren Ueberſchreiten das In⸗ verkehrbringen ausgeſchloſſen iſt. Nachdem bereits für But⸗ ter und Margarine ſeit langer Zeit durch entſprechende Anordnungen Preisſieigerungen dusgeſchloſſen ſind, ſind damit die Preiſe bei allen weſentlichen Speiſefetten ſtabili⸗ ſiert. 4. Käſepreiſe Durch eine Anordnung des Reichsnährſtandes werden mit ſofortiger Wirkung Erzeugerhöchſtpreiſe für Em⸗ mentaler Käſe feſtgeſetzt, wodurch die bisherigen Ver⸗ braucherpreiſe eine Senkung und Feſtlegung erfahren. Ausweiſung eines rumäniſchen Journaliſten Berlin, 28. Auguſt. Der rumäniſche Staatsangehörige Jancu Chitzes wurde aus dem Reichsgebiet ausgewieſen. * an geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß 6 ee eines rumäniſchen Journaliſten als eine Antwort auf die unerhörte Form betrachtet wird mit der die rumäniſchen Behörden den Vertreter des„Völkiſchen Beobachter“ aus Rumänien ausgewieſen haben, dem nicht einmal geſtattet wurde, ſeine Koffer mitzunehmen. Berlin. Auf dem Internationalen Kongreß für Bevöl⸗ kerungswiſſenſchaft ſprach am Mittwoch u. a. der Leiter des Raſſenpolitiſchen Amtes, Dr. Groß, über den geiſtigen Kampf um die Raſſenpflege. Ne 20 „Deutſchland braucht Atemraum“ „Daily Mail“ über das engliſch⸗deutſche Verhälinis. London, 29. Auguſt. „Daily Mail“ ſagt in einem Leitaufſatz u. a.: In Eng⸗ land wächſt immer mehr die Einſicht, daß die Frage der Freundſchaft Englands mit Deutſchland den Schluß⸗ ſtein der britiſchen Politik bilden ſollte. In den letzten 2½ Jahren hat Deutſchland erſtaunliche Fortſchritte ge⸗ macht. Aus einer vom Kommunismus geſchwächten und von Zwietracht zerriſſenen Nation iſt die ſtärkſte und ent⸗ ſchloſſenſte Großmacht geworden. Seine Geneſung gehört zu den Wundern der modernen Welt. Das Flottenabkommen war ein großer Schritt zur Befriedigun der berechtigten Wünſche Deutſchlands. Niemals zuvor il ein ſolcher je getan worden. Es bleibt noch die 1 der Kolonien übrig, die Deutſchland durch den erſailler Vertrag genommen wurden. Die Zeit rückt ſchnell heran, wo auch dieſe Angele⸗ genheit im Intereſſe des Weltfriedens ein für alle Mal in Ordnung gebracht werden muß. Die britiſche Regierung ſoll wohl erwägen, ob es nicht klug wäre, die gegenwärtig unmittelbar unter britiſchem Mandat ſtehenden Gebiete an Deutſchland zu übertragen. Eins iſt ſicher: Es iſt unmöglich, eine männliche Nation von 66 Millionen ſtändig auf ein Gebiet von 181 000 Qua⸗ dratmeilen in Mitteleuropa zu beſchränken. Deukſchland braucht Atemraum für ſein übervölkertes Gebiet. Sir Sa⸗ muel Hoare hat Italiens Bedürfnis nach Ausdehnung an⸗ erkannk. Dies iſt ein Bedürfnis, das gleichermaßen für Deutſchland, der anderen„beſitzloſen“ Nation gilt. Gchwenkung nach Rom „Die franzöſiſche Politik bleibt Feind aller Sanktionen gegenüber Italien.“ Paris, 29. Auguſt. „Die franzöſiſche Politik bleibt Feind aller Sanktionen gegenüber Italien“, ſo glaubt„Paris Midi“ die Grundlinſe des Berichts umreißen zu können, den Miniſterpräſidenk und Außenminiſter Laval am Mittwoch im Miniſterrat über die außenpolitiſche Lage und über die von Frankreich in Genf einzunehmende Haltung gab. Damit kritt die in den letzten Tagen bereits hier und dork in der Preſſe er⸗ kennbar werdende Schwenkung Frankreichs nach Rom hin deutlich in die Erſcheinung. Das ſolle keineswegs bedeuten, daß Frankreich den Völkerbund den Augenblicksintereſſen der franzöſiſch⸗italie⸗ niſchen Freundſchaft opfere. England habe entgegen den dringendſten Intereſſen Frankreichs den Völkerbund daran gehindert, gegen die„wiederholt von Deutſchland be⸗ gangenen Vertragsverletzungen“ aufzutreten.() Wie könne daher England im Namen der gleichen Völkerbundsgrund⸗ ſätze Frankreich in eine Angelegenheit hineinbringen wol⸗ len, die zum Kriege führen könne? Italien und England Eine beruhigende Erklärung Muſſolinis. London, 29. Auguſt. Der Sonderberichterſtatter der„Daily Mail“, Ward de, meldet aus Bozen, daß Muſſolini ihm folgende Er⸗ darung abgegeben habe: Nach dem Kabinettsrat wird die italieniſche Regierung eine Erklärung veröffentlichen, in der ſie ihre völlige Be⸗ reitſchaft bekanntgeben wird, alle Rechte des Britiſchen Reiches zu achten, und durch die ſie jede Mukmaßung zer⸗ ſtören wird, daß Italien irgendwelche Pläne hat, die briti⸗ ſchen Intereſſen nachteilig ſein würden. England feindliche Rund funk⸗ Propaganda Durch den Sender von Bari. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ ſchreibt, Leute, die neuerdings mit Muſſolini in Füh⸗ lung geweſen ſeien, erklärten, daß er kein Zeichen von Er⸗ bitterung gegen England zeige. Wenn dies auch zutreffen ſollte, ſo verfolge doch der Propagandaapparat ſeiner Regierung einen anderen Kurs. Der große Rundfunkſender Bari verbreite jeden Abend englandfeindliche Propagandanachrichlen in großer Zahl, und zwar in einem halben Dutzend von Sprachen, um ſo Hörer in allen Ländern des ſüdlichen Mitteleuropas zu er⸗ reichen. Auch ſcheine es unzweifelhaft zu ſein, daß italieniſches Geld in großzügiger Weiſe zur Beeinfluſſung der Entwick⸗ lung der inneren Politik Aegyptens benutzt werde. Kurzmeldungen Oslo. Die Außenminiſter von Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland ſind am Mittwoch in Oslo zu einer gemeinſamen Beſprechung zuſammengetreten. London. Der Erzbiſchof von Canterbury erließ einen Aufruf zur Abhaltung von Gebeten in Zuſammenhang mit der italieniſch⸗abeſſiniſchen Kriſe.. Neuyork. Nach einer Meldung der„New Pork Herald Tribune“ ſoll es zwiſchen Rooſevelt und einer Gruppe des Repräſentantenhauſes, die ihn zur Zuſtimmung zur Neu⸗ tralitätsvorlage überreden wollte, zu heftigen Auseinander⸗ ſetzungen gekommen ſein. ——. Die vergrabenen Wertpapiere Der Deviſenprozeß gegen die Redemploriſten. Berlin, 29. Auguſt. Am Mittwoch nahm die Verhandlung gegen die Re⸗ demptoriſtenpatres ihren Fortgang mit der Aufklärung der Vorfälle in den Klöſtern Bochum und Bonn. Der Prokura⸗ tor Wilhelm Mandel gab zu, daß er auf Anordnung des flüchtigen Mitangeklagten Joſef Kreutz 10 000 RM habe über die Grenze bringen laſſen. Er ſei ſich bewußt geweſen, daß dieſe Handlung mit den Geſetzen nicht in Einklang ſtand. Aufgrund des Gehorſamkeitsgelübdes habe er aber die Anordnung ſeines Vorgeſetzten Kreutz erfüllen müſſen. In einem Falle habe er ſelbſt auch ein Bündel mit Hun⸗ dertmarkſcheinen über die Grenze geſchmuggelt. Der Vorſitzende tritt anſchließend in die Beweisauf⸗ nahme ein und vernimmt als erſten Zeugen einen Zoll⸗ inſpektor von der Zollfahndungsſtelle Dortmund. Er habe ſofort den Eindruck gehabt, daß der Pater Kreutz, der Lei⸗ ter des Kloſters in Bonn, den er zunächſt vernehmen wollte, geflohen war. Im Kloſter wurde ihm allerdings die Aus⸗ kunft erteilt, daß ſich Pater Kreutz auf einer„Viſitations⸗ reiſe“ befinde. Der Fluchtverdacht habe ſich weiter ver⸗ ſtärkt, als ſich herausſtellte, daß auch der mitangeklagte Pater Joſef Ohrem nachts aufgebrochen und nicht mehr erreichbar war. Die Wertpapiere waren vergraben worden. Ein Klo⸗ ſterbruder, der die Wertpapiere vergraben hakte, erklärte zunächſt, daß er ſich eher erſchießen laſſe, als daß er er⸗ kläre, auf weſſen Anordnung er die Sachen vergraben habe. Erſt ſpater, als man ihm mitteilte, daß Prokurator Mandel ſelbſt ſchon Bekundungen über die vergrabenen Wertpapiere gemacht habe, fand er ſich bereit, das Verſteck preiszugeben. Unter der Gartenmauer fand man in einer Büchſe Wertpapiere im Nennwerr von rund 20 000 RM. In der Nähe eines Schuppens wurde ſodann eine weitere Büchſe gefunden, in der ſich Akten des Kloſters und des Provinzialrates Bonn befanden. Für das Deviſenverfahren ergab ſich aus ihnen nichts Weſentſiches. Hierauf wird der Angeklagte Nikolaus Zoller aus Bonn vernommen, dem Begünſtigung zur Laſt gelegt wird. Er gibt zu, Papiere verbrannt zu haben, es habe ſich aber nur um Perſonalakten gehandelt. Durch eine Frage ſtellte der Vorſitzende feſt, daß der Provinzial Kreutz von Vaals in Holland aus dem Angeklagten Zoller die Weiſung erteilt hat, auch die anderen Häuſer des Ordens darguf hinzuweiſen, daß ſie alle Geſchäftsbücher möglichſt verſchwinden laſſen ſollten. In der Nachmittagsverhandlung gegen die Redemp⸗ toriſtenpatres wurde der 40jährige Angeklagte Karl Feldmann vernommen. Er war der Nachfolger des Angeklagten Bernhard Brinkmann im Rektorat des Klo⸗ ſters Trier. Der Angeklagte ſoll Ende 1934 im Auftrag des Paters Cremer des Luxemburger Kloſters Effekten im Werte von 5000 RM haben veräußern laſſen. Weiter ſoll er für Cremer zwei Sparbücher einer katholiſchen Pfarr⸗ kirche bei Luxemburg in Deutſchland abgehoben und über das Guthaben von 1500 RM ohne Genehmigung der De⸗ viſenſtelle verfügt haben. In beiden Fällen, ſo nimmt die Anklage an, ſoll er beabſichtigt haben, den Gegenwert wie⸗ der ins Ausland zu ſchaffen, was aber durch das rechtzeiti⸗ e Eingreifen der Zollfahndungsſtelle verhindert wurde. Nuch in dieſen Fällen hat Pater Cremer wieder Schen⸗ kungsurkunden beigefügt. Die Schenkungen ſind nach Auffaſſung der Anklagebehörde aber nur fingiert worden, um einen Verkauf der Wertpapiere in Deutſchland zu ermöglichen. Die Verhandlung wurde dann auf Freitag vertagt. Es ſollen dann noch die beiden letzten Angeklagten vernom⸗ men werden. Verräter hingerichtet Berlin, 29. Auguſt. Der Oberreichsanwalt Berlin gibt an den Berliner Anſchlagſäulen Folgendes bekannt: Der vom Volksgerichtshof am 14. Juni 1935 wegen Verrats militäriſcher Geheimniſſe zum Tode und zum dauernden Verluſi der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilte 38jährige Wilhelm Müller-Heinecke aus Berlin iſt Mittwoch morgen in Berlin hingerichtet worden. Der Jod auf Holrenpried. Roman von Kurt Martin. 42 XIII. Paul Stein betrachte e arntfond den Gefangenen Er war vor einer Stunde in Rotterdam angekommen und hatte ſich ſogleich zur Polizeidirektion begeben. Jetzt ward ihm der aufgegriffene Verdächtige vorgeführt. Er nickte. „Ohne Zweifel, Sie ſind Brund Bauer!“ Der Mann fuhr auf. „Das iſt nicht wahr! Ich kenne den Menſchen nicht! Ich habe meine Papiere!“ „Alles gefälſcht, das kennen wir ſchon.— Was haben Sie mit dem übrigen Geld gemacht, was Sie ihrem Onkel, dem Otto Müller, abnahmen?“ „Ich habe kein Geld genommen, ich bin unſchuldig!“ „Unſchuldig?— Wobei?“ „Ich habe niehts Unrechtes getan.“ „Hat Ihr Onkel Ihnen das Geld gegeben?? 2 5 habe kein Geld erhalten. Ich wußte gar nicht, daß mein Onkel—“ „Das wußten Sie alſo nicht?“ 5 „Nein!— Ich—. Mein Onkel lebt in— in Stettin. „Nein, der lebt überhaupt nicht mehr. Der iſt tot. „Ich—“ „Na, nun leugnen Sie doch nicht mehr! Sie ſind Bruno Bauer.— Was wollen Sie denn? Die Auslieferungsver⸗ Handlungen werden ſofort eingeleitet. Sie ſind bald wieder in Deutſchland. Sie werden Ihrer Wirtsfrau, ihren Bekann⸗ ten gegenübergeſtellt.— Mann, was denn noch leugnen?— Haben Sie ein ſo ſchlechtes Gewiſſen?“ „Ich—. Nein, ich habe übsrhaupt nichts getan. Ich bin kein Mörder.“ „Das wußten Sie alſo nicht?“ „Aber in dem Steckbrief ſteht es.“ „Soſo, da ſteht es!— Na, fetzt haben Sie aber glatt ugeſtanden, daß Sie der auf dem Steckbrief abgebildete Mann ind.— Ruhig!— Das haben Sie geſagt.“ Bruno Bauer zitterte. „Ich bin aber kein Mörder!“ „Aber Sie ſind Bruno Bauer?“ ech—. Ja, ich bin es.“ 5. Bisher 12 Verſchüttete aufgefunden Die ſchwierigen Aufräumungsarbeiten. Berlin, 29. Auguſt. An der Unglücksſtelle in der Her⸗ mann⸗Göring⸗Straße hat man kurz nach Mitternacht den neunten Verſchütteten in der nördlichen Verlängerung des Mittelſchachtes aufgefunden und gegen 4 Uhr morgens geborgen. Gegen 8 Uhr morgens ſtießen die Rettungs⸗ mannſchaften auf der anderen Seite der Verlängerung des Mittelſchachtes auf drei weitere Verſchüttete. Man hat mit⸗ hin bis jetzt zwölf Verſchüttete aufgefunden. Der Reichs- und preußiſche Verkehrsminifter hat, ver⸗ anlaßt durch Feſtſtellungen auf der Unglücksſtelle Her⸗ mann⸗Göring⸗Straße, unverzüglchi eine genaue Nachprü⸗ fung der Sicherheitsverhältniſſe auf allen Bauſtellen der Nord⸗Süd⸗Bahn durchführen laſſen. Feierliche Beiſetzung am Freitag Die bisher bei dem Einſturzunglück in der Hermann⸗ Göring⸗Straße geborgenen Toten ſollen am Freitag in feierlicher Weiſe beigeſetzt werden. Das Begräbnis wird vom Gau Groß-Berlin der NSDAP ausgerichtet. Die Feier wird ſo geſtaltet, daß ſie auch für diejenigen Opfer des Unglücks gilt, die bis zum Freitag noch nicht geborgen ſein ſollten. Der Trauerzug wird ſich am Freitagfrüh vom Leichenſchauhaus in der Hannoverſchen Straße zum Luſt⸗ garten bewegen, wo er um 9 Uhr eintreffen wird. Die Leichen werden dann gegenüber der Weſtballuſtrade des Schloſſes aufgebahrt. Die Leichenfeier beginnt um 10 Uhr. Reichsminiſter Dr. Goebbels hält die Gedenkrede. Halbmaſt! Reichsminiſter Dr. Frick hat angeordnet, daß am kom⸗ menden Freitag, dem Beiſetzungstag der Opfer der Ein⸗ ſturzkataſtrophe am Brandenburger Tor, ſämtliche ſtaat⸗ lichen Gebäude Halbmaſt flaggen. Mord in einem Bauernhof Bäuerin mit einem Hammer erſchlagen. Bayreuth, 28. Auguſt. Als in Schnabelweid der Landwirt Johann Kraft nach Hauſe kam, fand er ſeine 54jährige Frau blutüberſtrömt am Boden liegend auf. Kurz vor der Heimkehr des Mannes hatte deſſen Sohn mit einigen Freunden das Haus verlaſſen. Die ſchwerverletzte Frau wurde ſofort in das Krankenhaus Bayreuth eingeliefert, wo ſie am nächſten Tage geſtorben iſt. Im Laufe der Ermittlungen wurde das Mordwerkzeug gefunden. Es handelt ſich um einen ſchweren Hammer, mit dem der Mörder furchtbare Schläge auf die Frau ausge⸗ führt hatte. Nach dem Verbrechen verſteckte der Täter das Mordwerkzeug in einem Mehlſack auf dem Boden des An⸗ weſens. Der unter dem Verdacht der Täterſchaft in Haft ge⸗ nommene Pohl ſoll die Tat begangen haben, als er ſich von ſeinen Kameraden zwiſchen 21 und 21.30 Uhr entſernte. Er erſchien nach ſeinem Ausbleiben in der außerhalb des Ortes gelegenen Bahnhofswirtſchaft bei ſeinen Kameraden ſchwitzend und mit allen Zeichen der Aufregung. Pohl wurde in der Nacht aus dem Bett heraus verhaftet. Da der Erb⸗ hofbauer einige Tage vorher durch den Verkauf einer Kuh und eines Kalbes etwa 600 Mark erlöſt hatte, beſteht große Wahrſcheinlichkeit, daß es Pohl, der ſich genau im Hofe auskannte, auf das Geld abgeſehen hat. Auko-UAnfall des Bundesminiſters Jey. Wien, 29. Auguſt. Gegen 8 Uhr abends geriet auf der Bundesſtraße Wien—Linz knapp vor der Einfahrt in die Ortſchaft Gablitz bei Wien der Kraftwagen des Vundes⸗ miniſters Major Fey ins Schleudern und fuhr gegen einen Baum. Der Miniſter erlitt einen Naſenbeinbruch und Schnittwunden im Geſicht. Die übrigen Inſaſſen des Kraftwagens, darunter der Adjutant Feys, wurden leicht verletzt. Der Lenker des Miniſterautos war durch einen entgegenkommenden Kraftwagen geblendet worden. Die Belztierjäger gerettet. Kopenhagen, 29. Auguſt. Das Marineminiſterium er⸗ hielt die Mitteilung, daß die vier bei Kap Berlin in Oſt⸗ grönland in Eisnot geratenen Pelztierjäger von einer Hilfsexpedition des norwegiſchen Schiffs„Buskoe“ gebor⸗ gen wurden. „Sehen Sie! Alſo einen Schritt ſind wir weiter!“ „Aber ich bin kein Mörder!“ „Ich glaube es auch kaum.“ a „Sie—2“ N Ungläubig ſah Bruno Bauer den Kriminalinſpektor an. „Freilich halten Sie mich für einen Mörder! 53 „Nicht ſo beſtimmt, wie Sie denken.— Bleiben Sie jetzt mal ſorgſam bei der Wahrheit!“ „Ich— will ja alles ſagen.“ 1 8 ben Sie 5 Ihrem Onkel Otto Müller ſein Erbe, 5000 Mark, geſtohlen zu haben?“ „Nein, ich habe nichts geſtohlen!“ Paul Stein runzelte die Stirn. 1 a „Hören Sie, wenn Sie lügen, kommen wir nicht weiter. Machen Sie mich nicht ernſtlich bös!“ „Ich habe das Geld aber nicht geſtohlen. Ich nahm es mir.— Ich bin doch der einzige Verwandte meines Onkels eweſen. Alſo hätte das Geld doch mir gehört. Das iſt doch in Diebſtahl!“ „So! Warum ſind Sie dann geflohen?“ „Weil ich ein Narr war!“ „Das Geld gehörte aber doch Ihrem Onkel. Wie nah⸗ men Sie es denn?“ „Aus der Kaſſette nahm ich es.“ „Dann haben Sie es doch auch geſtohlen!“ „Er war ja ſchon tot, als ich mir das Geld nahm.“ Paul Stein fragte haſtig: Tot war er?“ 8 „Ja, er war wahrhaftig ſchon tot, als ich das Geld nahm. Hätte ich gewußt, daß ein Mord vorlag, dann hätte ich mich freilich gehütet, ins Haus zu gehen und das Geld zu holen. Aber ich dachte doch an Selbſtmord. Wenn einer ſich auf⸗ hängt, dann iſt es doch immer Selbſtmordl“ „Immer eben nicht!— Jetzt überlegen Sie ſich mal jede Frage!— Sie wußten von der Erbſchaft Ihres Onkels?“ „Ja, mein Onkel hatte es mir geſagt— auch ſonſt er⸗ zählten die Leute davon.“ „Sie wußten auch, wo er das Geld hatte?“ „Anfangs nicht; aber einmal bat ich ihn um Geld. Da gab er mir zwanzig Mark, und die nahm er aus der Kaſſette. Da ſah ich das viele Geld drin— Er war leichtſinnig, der alte Mann, ſoviel Geld in der Kaſſette aufzubewahren. Aber ſo ſind eben alte Leute!“ „Und was weiter?“ Ja,— ich ſaß wieder mal ſehr feſt. Hatte kein Geldl Die Nacht durchgezecht.— Man iſt eben jung.— Arbeit gab's auch keine.— Da dachte ich mir:„Wozu hingehen und ſchla⸗ Bauernunruhen in Litauen Moskau hat die Hand im Spiel. 5 Kowno, 29. Auguſt, „Der Bauernſtreik in Litauen dauert weiter an, 00 die Skadt Kowno auch am Mittwoch ohne Milch blieh 1 Juſammenhang mit blukigen Juſammenſtößen zwif Streikenden und der Polizei, wobei ein Poliziſt du Steinwürfe geiolel und drei Polkziſen ſcmwer verleheſe wie drei Bauern erſchoſſen wurden, erläßt der Kown Kriegskommandank durch Anſchlag auf Grund des Sonder- Skaafsſchutz-Geſetzes ſcharfe Maß. nahmen gegen die Streikenden angeordnek werden. Die litauiſche Telegraphenagentur hat über die Bau, ernunruhen in Südlitauen einen Bericht herausgegeben aus dem u. a. hervorgeht, daß die Bauern bei ihrem Vor⸗ gehen gegen die Polizei von„Kommuniſten und ſonſtigem Geſindel“ unterſtützt worden ſind. Moskaus doppeltes Geſicht „Keine Verpflichtung inbezug auf die Komintern.“ Moskau, 29. Auguſt. Auf die von dem amerikaniſchen Botſchafter Bullitt in Zuſammenhang mit der Arbeit des 7. Kominternkongreſſes uͤberreichte Noke, in der die amerikaniſche Regierung dage⸗ gen proteſtiert, daß die Sowjetregierung ihre Verpflichtung der Nichteinmiſchung in die inneren Angelegenheiten Ame rikas verletzt habe, antwortete Kreſtinſki mit einer Note, in der u. a. erklärt wird: „Ihre Note vom 25. Auguſt enthält keinerlei Tatſachen, die eine Verletzung der Verpflichtungen ſeitens der Sowpel⸗ union darſtellt. Andererſeits iſt es für die Regierung der Vereinigten Staaten unzweifelhaft nicht neu. daß die Re. gierung der Sowſekunion keinerlei Verpflichtungen in Be. zug auf die Kommuniſtiſche Internakionale auf ſich nehmen kann und auch nicht auf ſich nahm. Ich kann deshalb Ihren Proteſt nicht annehmen, und bin genötigt, ihn zurückzu⸗ weiſen. 8 Amerika ſtark verſtimmt In großer Aufmachung bringen die amerikaniſchen Blätter die Antwort der Sowjetregierung auf die amerikg⸗ niſche Proteſtnote gegen die Propagandatätigkeit der Ko⸗ mintern. Sie heben den äußerſt verſtimmenden Eindruck hervor, den die Antwort in Waſhington hervorrief. Nach Berichken aus Waſhington iſt als nächſte Jolge mit einer merklichen Abkühlung der Beziehungen zwiſchen den Vereinigten Staaten und der Sowjekunjon zu rechnen. Sie werde zwar nicht ſofort zum Abbruch der diplomall. ſchen Beziehungen oder der Abberufung des amerikaniſchen Bokſchafters in Moskau führen, wohl aber ſei mik einer erheblichen Verminderung des Stabes der amerikaniſchen Bokſchaft in Moskau zu rechnen. 45 Rooſevelt prüft die ſowjetruſſiſche Ankwork. Präſident Rooſevelt prüft gemeinſam mit Staatsſekre⸗ tär Hull und den Referenten die 5 ſowjetruſſiſche auf den amerikaniſchen Proteſt. Antwort Wie verlautet, wünſche man einerſeits nicht alle Bezie⸗ hungen abzubrechen, andererſeits ſieht man aber ein, daß man es nicht bei dem gegenwärtigen Zuſtand bewenden laſſen kann. Das Argument, daß die Internakionale von der Sow⸗ jetregierung völlig getrennt ſei, wird hier als lächerlich zu⸗ Sowjekregierung die keilweiſe albernen und leeren Prahlereien amerikaniſcher und anderer Kommuniſten über ihren Einfluß in Amersta rückgewieſen. Man bekont, daß die offiziell hätte desavourieren ſollen. In hieſigen Kreiſen wird darauf Rooſevelt gegen den Rat vieler Amerikaner, insbeſondere vieler ſeiner politiſchen Gegner im Herbſt 1933 die Bezie⸗ hungen zur Sowjetunion aufgenommen hat. Ein Abbruch der Beziehungen nach ſo kurzer Zeit würde das Einge⸗ ſtändnis eines ſchweren politiſchen Fehlers darſtellen. Buenos Aires, 29. Auguſt. In Necocheg(Provinz Bue⸗ nos Aires) erkrankten nach dem Genuß von trichinöſem Schweinefleiſch 25 Perſonen. Acht von ihnen ſind bereits verſtorben, von den übrigen ſchweben verſchiedene noch in Lebensgefahr. fen? Die Nacht iſt ſowieſo halb vorbei. Gehſt nach Hohen⸗ fried und ſiehſt zu, ob der Onkel wieder etwas Geld heraus gibt!“— Ich lief alſo los. Der Onkel ſtand immer früh nach vier Uhr auf, jeden Tag. Da wollte ich ihn, noch ehe er ſpäter ins 1 1 0 ging, ſprechen. Ich war in dem Park in zum Gärtnerhaus. Wie der Weg eine Bie- und ging 5 gung macht, ſehe ich vorn die große Buche und ſehe meinen Onkel dran hängen.— Ich denke, der Schlag ſoll mich rühren. Ich gehe hin, faſſe ihn an. Nichts, der iſt tot!— Ich wußte keinen Rat. Da dachte ich an das Geld, an meine Notlage.— Es war ja nun mein Onkel tot, Erben hatte er außer mir keinen. Ich ſagte mir: Wer weiß, wer das Geld jetzt an ſich nimmt; vielleicht mußt du erſt hundertmal zum Gericht laufen, ehe du es erhälſt! Hole es dir ſelber!— J laufe hin zum Gärtnerhaus, gehe in die Stube. Da ſtehl auf dem Schrank die Kaſſette. Ich ſteige aufs Sofa, nehm ſie herab und renne, was ich kann, davon. Dann begab ich mich zu meiner Wirtin, zog mich um und— fort!— wollte nach Amerika!“ Er ſah Paul Stein zweifelnd an. „Sie glauben mir natürlich kein Wort?“ „Doch, ich möchte Ihnen ſogar alles glauben, wenn Se meine Fragen jetzt zufriedenſtellend beantworten können.— Ich mache Sie darauf aufmerkſam: Sie ſind des Mordes an Ihrem Onkel verdächtig! Sie ſind ſogar verdächtig, an beteiligt zu 8 Ermordung Herrn Joachim Gerdahlens ein!“ „Ich?— Was ſoll ich denn mit Herrn Gerdahlen zu tun haben?“ 8 „Sie haben eine Zündholzſchachtel verloren, die Gift⸗ ſpuren aufweiſt.“ 5 „Ganz ausgeſchloſſen! Ich rauche nicht, ich trage nie Zündhölzer bei mir.“ a „Das werden wir ja noch feſtſtellen!“ „Wahrhaftig, es iſt ſol“ a Sahen Sie denn irgend etwas Auffälliges, uls Sie zu der Buche kamen und Ihren Onkel am Baume hängend erblickten?“ „Gar nichts! Ich ſagte es ja ſchon! Ich ſchwor auf einen Selbſtmord.“ „Weshalb follte denn Ihr Onkel Selbſtmord begehen?“ „Weiß ich es!— Er hatte oft ſo komiſche Launen. Vollends, ſeit der alte Herr Gerdahlen tot war. Wenn nicht wüßte, daß das Unſinn iſt, hö'te ich gedacht, mein O ſei Gerdahlens Mörder.“ einen Befehl, in 5 hingewieſen, daß e Den Se 2 Be 2 3 8 5 „ — — —* 2 Aus dem ladisculen Laud 11 Heidelberg.(Scharfes Vorgehen gegen Ver⸗ kehrsfünder.) Der in der Schulzengaſſe 11 wohnhafte Richard Schellmann wurde mit fünf Tagen Haft beſtraft, weil er mit einem Fahrrad in betrunkenem Zuſtand durch die Hauptſtraße fuhr. Gleichzeitig erhielt er Radfahrverbot uuf ſech⸗ Monate. Im übrigen werden die Namen von Ver⸗ kehrsfündern von jetzt ab auf Veranlaſſung des Innenmini⸗ ſteriums vorläufig durch den Polizeibericht zur Veröffent⸗ lichung in der Preſſe mitgeteilt. Dieſe Maßnahme ſoll dazu beitragen, die Verkehrsſünder aller Art zum Einhalten der Verkehrsregeln anzuhalten. i Heidelberg.(Schwerer Anfall.) Am Staats- bahnhof Wieblingen in der Nähe der Reichsautobahn ereig⸗ nete ſich beim Straßendurchbruch an der Anterführung ein folgenſchwerer Anfall. Bei den Erdarbeiten rutſchte ein Teil der Erde ein und verſchüttete den Arbeiter Fritz Frank aus Eppelheim. Schwerverletzt konnte der Bedauernswerte gebor⸗ gen werden. Er wurde ſofort in die Heidelberger Klinik ge⸗ bracht, wo er in lebensgefährlichem Zuſtand darniederliegt. Wertheim.(Keine Sparkaſſengeſchäfte mit Juden.) Der Verwaltungsrat der Städtiſchen Sparkaſſe Wertheim hat gegen das volksſchädigende Verhalten der Juden Maßnahmen ergriffen und beſchloſſen, daß bei der Sparkaſſe keinerlei Geſchäfte mit Juden getätigt werden. Beſtehende Geſchäftsverbindungen mit Juden werden auf dem ſchnellſten Wege aufgelöſt. Mit der Durchführung dieſes Beſchluſſes wird die Sparkaſſe den allgemeinen Abwehr⸗ kampf gegen das Judentum fördern und in ihrer Verbunden⸗ heit mit jedem deutſchen Volksgenoſſen zielbewußt handeln. Mosbach.(Es geht aufwärts!) Die Zahl der Unterſtützungsempfänger im Arbeitsamtsbezirk Mosbach hat mit etwa 270 am 15. Auguſt ſeit Januar 1933 einen bisher nicht gekannten Tiefſtand erreicht. Das war möglich durch die verſtändnisvolle ſoziale Auffaſſung des Großteils der Arbeitgeber. Walldorf.(Gefährlicher Unfug.) Am Schutt⸗ abladeplatz bei den Baracken füllten ſpielende Kinder Fla⸗ ſchen mit Karbid und Waſſer. Eine dieſer Flaſchen explodierte und verletzte das ſechsfährige Söhnchen des Haupftlehrers Zwilling im Geſicht, ſo daß es in die Klinik nach Heidel⸗ berg gebracht werden mußte. Glücklicherweiſe iſt das Augen⸗ licht nicht gefährdet. () Sinzheim.(Schwerer Verkehrsunfall.) Ein schwerer Verkehrsunfall ereignete ſich etwa 1 Klm. ſüdlich von Sinzheim. Ein holländiſcher Perſonenwagen ſtieß mit voller Wucht mit einem landwirtſchaftlichen Pferdefuhrwerk zu⸗ ſammen. Die Deichſel durchbrach die Windſchutzſcheibe. Der Begleiter des Pferdefuhrwerks erlitt Rippenbrüche und Ver⸗ letzungen an der Hand und mußte ins Baden⸗Badener Kran⸗ kenhaus verbracht werden. Die Inſaſſen des Wagens kamen noch glimpflich davon. Sie hatten nur durch Glasſplitter leichtere Verletzungen davongetragen. Das Pferd mußte ge⸗ tötet werden. Der Perſonenwagen wurde von einem 73⸗ jährigen Herrn geſteuert. () Nußbaum bei Bretten.(Durch den elektriſchen Strom getötet.) Durch den elektriſchen Strom getötet wurde der 16jährige Emil Rau. Der Junge wollte bei einem benachbarten Landwirt Futter ſchneiden. Als er den Motor der Futterſchneidmaſchine einſchaltete, kam er mit dem Strom in Berührung und ſank tot um. Die Wiederbelebungsver⸗ ſuche waren erfolglos. Weil a. Rh.(Neuer Getreideſilo.) Der Rhein⸗ hafen Weil hat ein neues weithin ſichtbares Wahrzeichen er⸗ halten. Die Wieſentäler Mühlen GmbH. hat einen Ge⸗ treideſilo errichtet, der nunmehr im Rohbau fertig daſteht. 35 Meter hoch erhebt ſich das Gebäude, das mit den mo⸗ dernſten Einrichtungen verſehen iſt und bereits im Oktober den Betrieb aufnehmen wird. Der Silo iſt imſtande, 1200 Tonnen Getreide aufzunehmen. Dieſe Menge entſpricht einer Ladung von vier Güterzügen mit je 15 Wagen. Oberkirch.(Reife Trauben.) Kaum merklich gehts dem Herbſt entgegen und ſchon kommen die erſten Nachrichten von reifen Trauben, die an den ſonnigen Talhängen reiften. So wurden dieſer Tage in Winterbach und Haslach rote Jakobstrauben(Burgunder) geerntet. Die vollreifen Trau⸗ ben ſind gut entwickelt und verſprechen ebenſo wie die anderen Sorten einen ergiebigen Herbſt. „Weshalb ſoute benn nun gboer Ihr Onkel Ihrer unſcht nach Selbſtmord begangen haben?“ „Vielleicht aus Schwermut— Er war eben ein Sonder⸗ ling.— Oder in plötzlicher geiſtiger Umnachtung!“ „Soſol— Und Sie ſahen auch niemand?“ „Kein Menſch war zu ſehen.“ „Wie fanden Sie die Haustür?“ „Eingeklinkt, nicht verſperrt.“ „In der Stube fiel Ihnen auch nichts auf?“ 15 1 5 nichts! Soll es denn wirklich ein Mord geweſen ſein?“ „Allerdings! Es liegt Mord vor.— Sie nahmen die Kaſſette vom Schrank.— Und dann?“ „Ich floh mit ihr.“ „Wohin?“ „In den Wald, der ſich hinter Hohenfried nach Strehla hinüberzieht.“ „Was geſchah mit der Kaſſette?“ „Ich brach ſie im Walde auf.“ „Sie nahmen das Geld?“ 5 „Ja.— Das gehörte doch im Grunde mir!“ „Was war noch in der Kaſſette?“ „Allerhand Papiere, auch ein Notizbuch. Ich weiß nicht, Was alles.“ „Was geſchah mit den Sachen?“ „Ich ließ ſie drin.“ „Und wo iſt die Kaſſette?“ 5 8 „Wenn ſie von der Strehlaer Straße links in den Waldweg einbiegen, kommen Sie an eine alte Eiche.“ „Die kenne ich.“ „Der Baum iſt hohl. Wenn man in die Oeffnung langt, man nicht den Boden berühren.— Da in die Oeffnung warf ich die Kaſſette.“ f »Mit allen Papieren?“ 3 „Nur das Geld nahm ich. Alles andere ließ ich drin. „Mann, lügen Sie mich jetzt nicht an!“ »Es iſt wahrhaftig ſol“ — Paul Stein ſtand auf. 5. „Hören Sie!— Haben Sie die Wahrheit geſagt— finde ich die Kaſſette, dann wird man Sie nicht mehr des Mor⸗ des an Ihrem Onkel beſchuldigen!“ Bruno Bauer fragte zaghaft: 7 und wenn man mir doch den Prozeß macht? „Nein, das wird dann nicht geſchehen. „So kennen Sie jetzt den Mörder?“ 5 „Den Mörder?— Ja, den dürfte ich wohl kennen. Gutach i. K.(Anna im Glück.) Anna Zwick, eine junge hübſche Gutacherin, ſcheint das Glück gepachtet zu haben. Nachdem ſie erſt vor kurzem von der Reichs poſt dazu auserſehen wurde, auf einer Wohltätigkeitsbriefmarke die Schönheiten des Schwarzwaldes in alle Welt hinauszu⸗ tragen, lachte ihr erneut das Glück. Frohgemut fuhr ſie mit 1000 ihrer Landsleute in einem Sonderzug der NSG„Kraft durch Freude“ nach Oetigheim zu den Nibelungenfeſtſpielen. Seit Wochen iſt das e in Oetigheim ausver⸗ kauft und es iſt kaum möglich, der Nachfrage nach Karten gerecht zu werden. So rückte die Beſucherzahl immer näher att die 50 000 heran, und am Sonntag mußte eigentlich dieſer Beſucher in Oetigheim eintreffen. And er traf ein. Die Karte Nr. 306 war die Glücksnummer und dieſe Karte hatte Anna Zwick aus Gutach. Unter großem Beifall erſchien ſie auf der Bühne und nahm neben den Glückwünſchen die Blumen und Geſchenke, die für den 50 000. Beſucher bereitgeſtellt waren, in Empfang. Auch in der Pauſe wurde die„Jubilarin“ von vielen Beſuchern beglückwünſcht und auch die Mitſpieler freu⸗ ten ſich, daß einem Mädel aus dem Schwarzwald dieſes Glück zuteil geworden iſt. std Aus den Nachbarländern Bad Dürkheim.(Wurſtmarkt in der Reichs; hauptſtadt.) Die Landsmannſchaft der Rheinpfälzer in Berlin veranſtaltet am 19. Oktober in den ſechs Sälen der Berliner Kammerſäle einen Pfälzer Worſchtmarkt, der vor allem der Weinwerbung dient. Vier Muſikkapellen werden ſpielen. Im großen Saal kommen die Trachten⸗ tänze zur Vorführung, in den anderen Sälen ſpielen Dorf⸗ muſikanten zum Tanz auf. Ein weiterer Saal enthält die Budenſtadt mit Wurſt⸗, Schieß⸗, Wurf⸗, Sektbuden und Weinlauben. Auch ein Zirkus hat ſich angeſagt. Fünfzehn pfälziſche Küferburſchen werden einen pfälziſchen Küfertanz vorführen, betitelt Küferſtreich. Trachten- und Volkstänze bieten die Landsmannſchaften der Elſaß⸗Lothringer, Bade⸗ ner, Schwaben, Bayern, Egerländer, Schleswig⸗Holſteiner und Mecklenburger. Die Feſtrede hat Bürgermeiſter Imbt (Bad Dürkheim) übernommen, der Präſident des Landes⸗ verkehrsverbandes Pfalz⸗Saar und des Kreistages der Pfalz. Landau.(Scharff nach Karlsruhe gebracht.) Der wegen Meineid zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus ver⸗ urteilte Jude Otto Scharff, der ſich bisher im Landauer Unterſuchungsgefängnis befand, wurde in das Anterſuchungs⸗ gefängnis Karlsruhe überführt. Die Verhandlung wurde vom Reichsgericht am Schwurgericht Karlsruhe neu angeſetzt. Ulm.(Durch einen Unfall die Sprache ver⸗ loren.) Als ein Perſonenauto von Alm am Ortseingang von Nerſingen einen Laſtkraftwagen überholen wollte, riß der Führer des Laſtwagens plötzlich das Steuer herum, ſo daß ſein Fahrzeug in die Mitte der Straße geriet. Dadurch verlor der Führer des Perſonenwagens die Geiſtesgegenwart und fuhr in voller Geſchwindigkeit gegen einen Baum. Der Fah⸗ rer ſelbſt erlitt nur geringe Verletzungen, dagegen verlor ſein im Wagen ſitzender 10jähriger Sohn die Sprache, ob aus Schrecken oder infolge einer Zungenverletzung, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. — Weingarten.(Todesſturz in der Scheuer.) In der Tenne des Bauern Schweizer in Blitzenreute wurde der am 17. Juli 1911 in Steinach, Kanton St. Gallen, geborene Hilfsarbeiter Auguſt Haid mit einem ſchweren Schädelbruch bewußtlos aufgefunden. Der Bedauernswerte wurde in das Städtiſche Krankenhaus„Vierzehn Nothelfer“ nach Wein⸗ garten gebracht, wo er jedoch nach kurzer Zeit, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, ſeinen ſchweren Ver⸗ letzungen erlegen iſt. Da noch nicht einwandfrei feſtgeſtellt werden konnte, ob Haid einem Unfall oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen iſt, wurden vom Landfjägerſtationskom⸗ e Ravensburg Erhebungen zur Klärung des Falles an⸗ geſtellt. Auto vom Zug erfaßt— Vier Schwerverletzte Simmern, 28. Auguſt. Auf der Provinzialſtraße Sim⸗ mern— Caſtellaun an dem unbewachten Bahnübergang zwiſchen den Ortſchaften Külz und Alterkülz wurde ein aus Richtung Simmern kommender Perſonenkraftwagen aus Neuß von einem Perſonenzug erfaßt, etwa 20 Meter weit mitgeſchleift und dann gegen einen Telegraphenmaſt ge⸗ ſchleudert. Die vier Inſaſſen des Wagens, das Ehepaar Fritz und Gertrud Cilles aus Neuß ſowie der ebenfalls in Neuß wohnende Fritz Köhr und deſſen Tochter wurden ſchwer verletzt und fanden Aufnahme im Krankenhaus zu Simmern. Großfeuer bei Oberndorf — Boll bei Oberndorf, 28. Aug. In der Nacht iſt das Oekonomiegebäude des Bauern Emil Steinwand bis auf den Grund niedergebrannt. Die Hausbewohner konnten ſich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Das Vieh konnte ge⸗ rettet werden, während das geſamte Inventar und die Erntevorräte ein Raub der Flammen wurden. Die Boller Wehr und die Feuerwehren von Oberndorf und Bochingen konnten ein Uebergreifen des Feuers auf das 5 verhindern. Die Brandurſache ſteht noch nicht eſt. Molorradzuſammenſtoß Ein Toter. — Gomaringen, OA. Reutlingen, 283. Aug. Auf der Amleitungsſtrecke Hechingen— Tübingen ereignete ſich ein ſchwerer Verkehrsunfall. Zwei Motorradfahrer ſtießen zu⸗ ſammen und wurden, wie auch ihre Beifahrer, ſchwer ver⸗ letzt, ſo daß alle vier Perſonen ins Krankenhaus über⸗ geführt werden mußten Die Schuldfrage iſt noch nicht ge⸗ klärt. Der eine Fahrer iſt ſeinen ſchweren Verletzungen er⸗ legen. Ahrweiler.(Neuland wird gewonnen.) In den Gemeinden Bengen, Birresdorf, Lantershofen, Nieren⸗ dorf und Ringen im Kreiſe Ahrweiler werden größere Niederwaldflächen in landwirtſchaftliches Kulturland um⸗ gewandelt. Nach den nunmehr abgeſchloſſenen Feſtſtellun⸗ en des Kulturamtes Adenau handelt es ſich um eine Ge⸗ amtfläche von 692 Morgen, wovon auf die Gemeinde Nie⸗ rendorf 304 Morgen entfallen. Die Durchführung der ge⸗ ſamten Arbeiten erfordert nach der Voreinſchätzung rund 80 000 Tagewerke. g g Dirmſtein. verunglückt.) Auf der Heimfahrt von der Feldarbeit ſcheute das Pferd des Landwirts Sauer und ging durch. Sein das Geſpann führender Sohn Karl blieb dabei ſo unglücklich am Wagen hängen, daß ihm der ganze linke Unterarm aufgeriſſen wurde. Ein zufällig daherkommender Nachbar konnte ihm den Arm abbinden, 0 daß Verblutung vermieden wurde. b ö (Infolge 8 Pferdes Lalcale ſeu ad scuau Der Briefträger Vergeblich warten— da gibts wohl kaum einen Men⸗ ſchen, der darin ohne Erfahrung wäre. Das Leben bietet Dinge genug, die wie geſchaffen ſind, uns ſamt dem heiß⸗ wünſchenden Herzen durch Ausbleiben des Erhofften zu ent⸗ täuſchen. Zum Alltäglichen in dieſer Hinſicht darf ſich wahr⸗ haft der Poſtbote zählen! Tauſend ſtille Hoffnungen um⸗ werben ihn zu jeder Stunde ſeines Dienſtes, tauſend Ent⸗ täuſchungen begleiten ihn. Er ſpürt ſie nicht am eigenen Leib, aber er weiß von ihnen, weil immer neu mit jedem Dienſt⸗ gang in ſeinen Ohren die gleiche Frage liegt:„Wieder nichts für mich...“ Nicht verwunderlich alſo, daß Poſtboten gute Menſchenkenner ſind. Da führt ihr Beruf ſie tagtäglich zuſammen mit beherrſchten Zeitgenoſſen, die würdig die Ent⸗ täuſchung über den ausgebliebenen Brief in ſich verſchließen. Doch andere wieder machen kein Hehl aus ihrem Aerger, und womöglich kriegt unſer wackerer Briefträger noch die Vorwürfe dafür, daß der Backfiſch umſonſt auf den Schatz⸗ brief hat warten müſſen. And Du magſt es nun glauben oder nicht: ſo ein Poſt⸗ bote kennt Dich beſſer als mancher Freund des eigenen Hauſes! Auch um Deine Gewohnheiten weiß er, gute und ſchlechte, doch ſolche Erlebniſſe ſind ihm kein Plauderſtoff. Bleibt alſo nur die gedankliche Ausmalung ohne Nachteile für ihn, er ſieht ſtrahlende Geſichter, wenn er den Menſchen etwas Gutes ins Haus trägt, ſchaut mit eigenen Augen den Schmerz bei trauriger Kunde. Ein Ratſchlag darum: ſei immer recht nett zum Brief⸗ träger, wenn Du zu denen zählen willſt, für die er jeden Tag das Liebſte unter Brief und Siegel hätte! Die Auszahlung der Wohlfahrtsunterſtützung erfolgt morgen Freitag nachmittag von 2.45—4 Uhr in der am Rathaus angeſchlagenen Reihenfolge. Ausweis⸗ und Kontrollkarten ſind mitzubringen. * Teleſonſtange umgefahren. Durch Schleudern geriet der Anhänger einer Zugmaſchine aus der Fahrbahn und fuhr gegen eine am Ortseingang von Seckenheim ſtehende Telefonſtange die umgeworfen wurde. Motorradfahrer lebensgefährlich verletzt U Mannheim, 28. Aug. Als der Elektrotechniker Hans Groß, Hanſaſtraße 55 wohnhaft, in übermäßig raſcher Fahrt mit ſeinem Motorrad durch die Waldhofſtraße fuhr, ſtieß er mit einem aus der Herzogenriedſtraße kommenden Raofahrer zuſammen, ſo daß er ſtürzte und lebensgefährliche Verletzun⸗ gen erlitt. Der Verletzte wurde nach dem Städtiſchen Kran⸗ kenhaus gebracht. Beide Fahrzeuge wurden ſtark beſchädigt. Das ködliche Spiel in der Sandgrube. Das Unglück bei Sandhofen ereignete ſich in einem Sand⸗ loch, das von Kindern als Tummelplatz benützt wird. Seit einiger Zeit dient das Sandloch teilweiſe als Schuttablade⸗ platz, ohne daß der Spielbetrieb der Kinder hierdurch eine Unterbrechung erfährt. Drei Kinder, ein Mädchen im Alter von neun Jahren und zwei Jungen im Alter von zehn Jahren, buddelten eine Höhle in den Sand, die bereits eine ziemliche Tiefe erreicht hatte, als plötzlich ſich größere Sandmaſſen löſten und die drei Kinder etwa einen Meter tief zudeckten. Zwei Spielkameraden, außerhalb der Höhle, riefen ſofort Hilfe herbei, ſo daß die Ausgrabung unvermittelt einſetzen konnte. Da man ſehr vorſichtig zu Werke gehen mußte, dauerte es immerhin geraume Zeit, bis man die Kinder frei⸗ geſchaufelt hatte. Inzwiſchen waren auch drei Aerzte an der Anfallſtelle eingetroffen, ſo daß 575 die Wiederbelebungsverſuche fachmänniſch aufgenommen werden konnten. Zwei Kinder waren jedoch bereits tot. während ein Kind nach einiger Zeit ſchwache Lebenszeichen von ſich gab. Eine Ueberführung in das Krankenhaus brachte auch keine Rettung mehr; daß Kind war wie die beiden übrigen erſtickt. Tragiſch iſt, daß der eine Junge an dem Unglückstag ſeinen zehnten Geburtstag feierte und die anderen beiden Kinder Geſchwiſter waren. Unterſuchungen über die Schuldfrage ſind von der Staatsanwaltſchaft eingeleitet worden, doch dürfte menſch⸗ liches Verſchulden ausſcheiden, wenn man von zem Selbſtver⸗ ſchulden der Kinder abſie hrt. — Bereits am 1. September neue Militärfahrkarten⸗ regelung. Der Reichsverkehrsminiſter hatte kürzlich eine Ver⸗ ordnung über die Benutzung von Militärfahrkarten bei der Einberufung und Entlaſſung der Wehrpflichtigen erlaſſen. Dieſe Verordnung tritt bereits ab 1. September in Kraft, nicht, wie urſprünglich infolge eines techniſchen Verſehens berichtet, erſt am 1. Dezember. — Wie man Ameiſen vertreibt! Ameiſen, die namentlich auf dem Lande bei warmer Witterung in Küche und Speiſe⸗ ſchränken uſw. ſehr ſtark auftreten, beſonders wenn am Hauſe ein Garten oder Obſtſpalier ſich befindet, ſind erprobter⸗ maßen leicht zu beſeitigen, indem man überall, wo ſich die Tierchen zeigen, einen Büſchel Kerbelkraut hinlegt. Den ſtar⸗ ken Geruch dieſer Pflanze können nämlich die Ameiſen nicht im geringſten ertragen, ſo daß ſie ſofort verſchwinden. — Schußzeit für Droſſeln. Die im geſamten Reichsgebiet feſtgeſtellte ſtarke Vermehrung der Droſſeln hat in den letzten Jahren in Weinbergs⸗ und Gärtnereibetrieben zu untragbar hohen Schäden geführt. Zur Abwendung dieſer Schäden hat der Reichsfägermeiſter eine kurzfriſtige Schußzeit für Droſſeln angeordnet. Die Schußzeit für Droſſeln beginnt am 1. Sep⸗ tember und endet mit Ablauf des 30. November jeden Jahres. Der Fang von Droſſeln iſt verboten. — Handwerksſchädigung durch unlauteren Wettbewerb. Der Reichsſtand des deutſchen Handwerks hat die Neichsin⸗ nungsverbände auf die Notwendigkeit hingewieſen, der Zen⸗ trale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs beizutreten. Eine vorläufige Prüfung habe ergeben, daß im vergangenen Jahr etwa 800 Fälle unlauteren Wettbewerbs aus dem Handwerk bearbeitet wurden. Ueberwiegend handele es ſich um Beſchwerden gegen Händler und Fabrikanten, die durch unlautere Handlungen die Belange von Handwerkern g. fährdeten. Die handwerklichen rengerichte ſeien iert nicht zuſtändig, in dieſen Fällen leiſte die Zentrale für Be⸗ kämpfung unlauteren Wettbewerbs Rechtshilfe. 8 Wetterbericht f Das unbeſtändige Wetter wird infolge der noch un⸗ dleichen Luftdruckverteilung anhalten. 1 * . . Weshalb iſt Ihr Junge noch ohne Lehrſtelle? 1. Weil er abſolut einen Metallberuf ergreifen ſoll. Sie ſehen aber doch ein, daß die Geſchäftswelt im Mannheimer Bezirk nur aus Auto⸗, Motoren⸗, Ma⸗ ſchinenſchloſſereien, Elektro: und Mechanikerbetrieben be⸗ ſtehen kann. Weshalb beharren Sie alſo auf einem un⸗ möglichen Wunſch und laſſen Ihren Jungen lieber un⸗ tätig? 2, Weil Sie Ihren Jungen durchaus in eine größere Fabrik bringen wollen, wo er mehr„verdient“ als im Handwerk.— Die Aufnahmefähigkeit der Fabriken iſt jedoch eng begrenzt; und glauben Sie nicht auch, daß der gutausgebildete, ſelbſtändige Handwerker ſpäter mindeſtens ebenſoviel verdient wie der Induſtriefach⸗ arbeiter? Ueberhaupt gehen Sie fehl, wenn Sie den ſbeltenben Verdienſt über eine gute, handwerkliche Lehre ellen! 3. Weil Sie nur die im Mannheimer Bezirk hervor⸗ tretenden Berufe kennen; weil Sie die Berufsausſichlen nach der längſt überholten Kriſenzeit beurteilen. Mannheim hat hauptſächlich Metallinduſtrie und. immer noch Arbeitsloſe. In Württemberg herrſcht hin⸗ gegen die Kleininduſtrie und das Handwerk vor; Würt⸗ temberg iſt aber praktiſch frei von Arbeitsloſen. Wäh⸗ rend in Mannheim und Umgebung noch viele Jungen ohne Ausbildungsſtellen ſind, ſucht man in Württem⸗ berg Lehrlinge, beſonders als Nachwuchs für das ge⸗ ſunde, aufſtrebende Handwerk. Der Berufsberatung des Arbeitsamts Mannheim iſt es nun gelungen, ein Abkommen mit den württem⸗ bergiſchen Bezirken zu treffen: Mannheimer Jungen ſollen dort in gute Lehrſtellen mit Koſt und Wohnung unter⸗ gebracht und in der Familie des Meiſters erzogen werden. a. i Eltern! Ueberlegen Sie ſich einmal gründlich: Iſt es nicht beſſer, auf unmögliche Wünſche zu verzichten als Ihren Sohn untätig herumſitzen zu laſſen? Iſt es nicht beſſer, ihn auswärts in eine Lehre zu geben wo er früh ſelbſttätig und ſelbſtändig wird? Es eilt! Setzen Sie ſich umgehend mit der Berufs⸗ beratung des Arbeitsamts Mannheim, M Za, 4. Stock, (Sprechzeit: Montag bis Freitag von 13—16 Uhr) in Verbindung und holen Sie dort nähere Auskunft ein! * Obſt nicht zu zeitig ernten! Langſam mit den Obſtverſteigerungen und mit der Ernte von Spätobſt! Die Landesbauernſchaft Baden teilt uns mit: Alljährlich konnte bisher eine große Menge von köſtlichem Spätobſt deshalb nicht ſeiner endgültigen Beſtimmung zugeführt und voll genutzt werden, weil dieſes Obſt viel zu früh vom Baum genommen wurde. Das Signal zur allzu frühen Ernte bildeten in vielen Fällen die meiſt zu frühzeitig anberaumten Obſt⸗ verſteigerungen durch Gemeinden und Verwaltungen. Schon für Anfang September, zum Teil ſogar noch früher, ſind die Verſteigerungstermine oftmals feſtgelegt. Kaum ſind die Zuſchläge erfolgt, erſcheinen die Steigerer auch ſchon mit agen, Leitern und Körben, und nach wenigen Tagen ſind ganze Straßenzüge und ganze Obſtanlagen, unbekümmert ob Früh⸗ oder Spätſorte, abgeerntet. Zu frühe Ernte bedeutet Schädigung in mehr⸗ facher Hinſicht. Es leidet der Baum, weil die Früchte ſich nicht löſen und Fruchtholz abgeriſſen wird, es leiden die Früchte, ſie ſchmecken nicht, ſie geben keine Ausbeute und ſie halten ſich nicht auf dem Lager. Ueberdies darf unreifes Obſt nicht gehandelt und nicht auf die Märkte gebracht werden. Die Ernte unreifen Obſtes bedeutet alſo Vernichtung großer nationaler Werte. An die Gemeinden und Verwaltungen ergeht deshalb die Mahnung, die Termine für Obſtverſteigerungen möglichſt weit hinauszuſchieben. And an alle Baumbeſitzer ſei die Aufforderung gerichtet, Spätobſt erſt abzuernten, wenn es baumreif iſt. Am vor Diebſtahl ſicher zu ſein, ſchütze man ſie durch gute Hut und durch exemplariſche Strafen. Jährlich 100 000 Ktleinſiedlungen Appell zur Bereithaltung von Geldmitteln. In einer Betrachtung über die Zukunftsausſichten der Kleinſiedlung nach den neueſten Erlaſſen des Reichsarbeits⸗ miniſteriums ſpricht Miniſterialrat Gisbertz in der„Sozia⸗ len Praxis“ die Erwartung aus, daß es gelingen werde, in den nächſten Jahren jeweils mindeſtens 100 000 tüchti⸗ gen Arbeiterfamilien das Glück zuteil werden zu laſſen, für die Zukunft geſichert mit der Heimaterde verbunden zu wer⸗ den. Geeignete Bewerber ſeien in ſo übergroßer Zahl vor⸗ handen, daß ſie trotz nachhaltigſter Förderung in Jahren kaum alle berückſichtigt werden könnten. Für die Landbe⸗ ſchaffung ſeien ausreichende geſetzliche Möglichkeiten vorge⸗ ſehen, und es fehle auch nicht an Unternehmen, die bereit und geeignet ſind, Kleinſiedlungsvorhaben durchzuführen. Der Erfolg hänge lediglich von der Bereilſtellung ge⸗ nügender Geldmiktel ab. Die vom Reiche für die Reſt⸗ finanzierung zur Verfügung geſtellten Mittel reichten aus, um 1935 und 1936 ſchätzungsweiſe 100 000 bis 125 000 Siedlerſtellen zu fördern. Zur Gewährleiſtung des Erfolges komme es darauf an, auch die entſprechenden Geldmittel auf dem freien Ka⸗ pitalmarkt zu erlangen. Der Referent appelliert an die Geldinſtitute, mit allen Kräften an dem Werk mitzuarbei⸗ ten. Er verweiſt auf das Intereſſe der Induſtriewerke und die Bürgſchaft des Reiches, um zu der Feſtſtellung zu ge⸗ langen, daß für die Sicherheit des Geldes keinerlei Ge⸗ fahr beſtehe. Sieben Monate Gefängnis für Proviſionsbetrüger. Gänzlich mittellos und ohne Obdach wurde der 34jährige Wilhelm Gülland aus Werſte im hieſigen Bahnhof⸗Warteſaal aufgegriffen. Ein Führerſchein, den er als Ausweis bei ſich tte, erwies ſich als gefälſcht, nur daß der Name dem inen ähnlich war. In Heidelberg hatte G., wie ſich heraus⸗ ſtellte, für zwei Reformhäuser Beſtellungen in Pflanzenſäften aufgenommen und ſich als Vertreter der Firma ausgegeben, während er auf eigene Rechnung arbeiten ſollte. Er ſteckte 20 Prozent Proviſion ein und ließ ſich nicht mehr ſehen. Das Schöffengericht kam zu einer Verurteilung von ſieben Mo⸗ naten Gefängnis. Gedeih und Verderb eines Volkes hängt ab von der Frage ſeines Familienbeſtandes. Mutter und Kind, an Kör⸗ per und Geiſt geſund, ſprechen das Arteil der Nation: Du wirſt leben in Deinen Geſchlechtern! Die erſten ſüßen Trauben Wie wird das Weinjahr 19352 Die erſten deutſchen Weintrauben— wenn wir von den Treibhausprodukten abſehen wollen— erreichen erſt in der erſten Septemberhälfte in der warmen Pfalz ihre Süßig⸗ keit und Reife, dann folgt die frühe Ernte des Pfälzer Portugieſer und dann erſt im Oktober die eigentliche Wein⸗ ernte in den großen deutſchen Weinbaugebieten. Nach den furchtbaren Notjahren während der Kriſe mit der untragbaren Konkurrenz der Südweine hat der Winzer allen Grund, der Vorſehung dankbar zu ſein, die ihm 1933 und vor allem 1934 zwei gute Weinjahre hintereinander ſchenkte. Trügt nicht alles— wo iſt eine Vorherſage un⸗ ſicherer als beim Weinbau?— dann wird auch der 1935er eine über dem Durchſchnitt liegende Leſe bringen. Da man nur alle fünf Jahre im Durchſchnitt in den deutſchen Winzer⸗ gebieten mit einer guten Leſe zu rechnen gewohnt iſt, be⸗ deuten drei gute Jahre hintereinander ſchon eine große Aus⸗ nahme. Der an ſich ſchon gute Optimismus des Winzers iſt froher denn je. Mag auch in manchen Gegenden der ſpäte Froſt der Eisheiligen die jungen Reben arg verwüſtet haben, ſo hat doch das gute, regenreiche Wachstum im Juni vieles aufgeholt, ſo daß nur in wenigen Bezirken, ſo im Maintal und in Baden, ernſthafte Schäden zurückgeblieben ſind. Die großen Auktionen erbrachten recht ſtattliche Angebote für den 1934er, der wegen ſeiner ungewöhnlichen Eigenſchaften recht viele Freunde gefunden hat. Der Raus⸗ reißer war aber den Winzern zu gönnen, um endlich wieder. einmal auf eine normale Wirtſchaftsgrundlage zu kommen. Trotz eines vor allem in den deutſchen Großſtädten ge⸗ ſteigerten Maſſenabſatzes von offenen Weinen lagern zurzeit immer noch recht erhebliche Mengen 1934er bei den Winzern ſelbſt. Nach den Feſtſtellungen des Reichsnährſtandes betru⸗ gen dieſe Vorräte in erſter Hand immer 30 Prozent vom ge⸗ ſamten Weiß⸗ und 15 Prozent vom geſamten Rotwein. Schon dadurch allein iſt Sorge getragen, daß eine ſchöne Reſerve dieſes guten Jahrgangs erhalten bleibt. Ueberdies wird jeder echte Winzer von ſolch gutem Jahrgang für ſich ſelbſt und ſeine Freunde und Verwandten zurückhalten, was er nur irgend kann. Wer weiß, wann die nächſte Leſe wieder einmal etwas ſo Gutes bringt Die deutſchen Winzer haben mit unendlich viel größeren Anbauſchwierigkeiten zu rechnen als die Weinbauern Frankreichs, Italiens oder Spaniens, wo man kaum gewohnt iſt, mit Froſtſchäden und den Unkoſten zum Schütze gegen die Maifröſte zu rechnen, wo die Weinfelder ſich kilometerweit, wie in Deutſchland Kartoffelfelder, erſtrek⸗ ken. Der deutſche Winzer aber kann ſich rühmen, in der Schädlingsbekämpfung am weiteſten voran zu ſein. Die preußiſchen Weinbaudomänen gehen jetzt übrigens mit gutem Beiſpiel wieder voran, Weinberge von neuem zu kultivieren, die in früheren Jahren durch die Reblaus und die Angunſt der Zeiten brach gelegen haben. Deutſchland beſaß ja in früheren Jahrhunderten ein weitaus umfangreicheres Anbaugebiet als heute. Das Saale⸗ und Elbtal, die Mark Schleſien und manche andere Ge⸗ genden wieſen einſtmals beträchtliche Wingerte auf, bis die billige ausländiſche Konkurrenz und die Reblaus ſie verdräng⸗ ten. Heute, da der Winzer beſſere Ausſichten beſitzt, annehm⸗ bare Preiſe am heimiſchen Markt zu erzielen, iſt auch wieder der Anreiz vorhanden, neue Weinberge in Kultur zu nehmen; bei der Steilheit der deutſchen Hänge, den Koſten der Terraſ⸗ ſierung, der Düngung und der ununterbrochenen Pflege ein riſikoreiches Unternehmen, zu dem ſchon ein geſundes Gott⸗ vertrauen gehört. Daran aber hat es den deutſchen Winzern niemals gemangelt. Die Traubenbeeren weiſen allenthalben eine recht gute Entwicklung auf. Die Blüte erfreute ſich dieſes Jahr eines heiteren Wetters. Die Schädlingsbekämpfung wurde überall mit Energie durchgeführt. Die warmen Tage im Früh⸗Auguſt S haben gut gewirkt. So kann man denn überall mit eier normalen Leſe rechnen. Im Ahrtal hofft man ſogar 10 einen noch höheren Rotweinertrag als 1934, während der Pfälzer Portugieſer wohl dieſes Jahr weit unter Vorjahr bleiben dürfte. Nirgendwo beſteht außer an der Ahr die Hoffnung, den mengen⸗ und qualitätsmäßigen N kordertrag von 4,5 Millionen Hektolitern von 1934 zu en, reichen. In den letzten Auguſttagen werden die Weinberge gh. geſchloſſen und bewacht, denn von da ab finden ſich auch ſchn die Näſcher ein, die gern ein paar frühreife Trauben ner. laubt ernten möchten, obgleich ſie nicht auf ihrem Weinber gewachſen ſind. 8 Alles hängt jetzt von den letzten Sonnentagen ab. Etſt wenn der Moſt in den Fäſſern zu toben beginnt, weiß det Winzer, was er geerntet hat. Hoffen wir, daß er 1935 für ſeine Arbeit und Mühe den gleichen Lohn erntet wie 1934 Ihm ſichert's die Rente, uns einen guten Tropfen mehr im Verzeichnis der deutſchen Jahrgänge. — Mindfleiſch im eigenen Saft“ auch im Einzelhandel. Die im Auftrage der Reichsſtelle für Tiere und tieriſche Er⸗ zeugniſſe hergeſtellten Fleiſchkonſerven„Rindfleiſch im eige⸗ nen Saft“ werden nunmehr außer bei den Fleiſchern auch in den Einzelhandelsgeſchäften zum Verkauf kommen. Auch bei der Abgabe durch die Lebensmittelgeſchäfte konnte ein Klein⸗ verkaufspreis von 1.50 Mark für die Kilodoſe vorgeſehen werden, weil ſich die Lebensmittelgeſchäfte ebenſo wie dee Fleiſcher mit einer geringen Unkoſtenſpanne begnügten. Sportnachrichten Die deutſchen Ringer⸗Meiſter 1935 ſind jetzt alle er⸗ mittelt. Meiſter wurden, vom Bantam⸗ bis Schwergewicht, im griechiſch⸗römiſchen Stil: Brendel⸗Nürnberg, Weidpner⸗ Stuttgart, Schwarzkopf⸗ Koblenz, Schäfer⸗Schiffer⸗ ſta dt, Laudien⸗Wilhelmshaven, Seelenbinder⸗Berlin und Hornfiſcher⸗Nürnberg und im Freiſtil: Möchel⸗Köln, Hering⸗ München, Ehrl⸗Mänchen, Schäfer⸗Schifferſtadt, Fil. deak⸗Hamburg, Ehret⸗Ludwigshafen und Horfnfiſcher⸗ Nürnberg. Max Schmelings nächſter Kampf ſoll in Hamburg ſtatt⸗ finden und zwar ſoll als Gegner der Sieger des von der IBU. angeſetzten Weltmeiſterſchaftskampfes zwiſchen Pierre Charles und Goodfrey in Frage kommen. Da dies ſicher det Belgier ſein wird, darf man in Hamburg in Bälde mit einem Treffen Schmeling— Charles rechnen. Auch die dritte Etappe der Schweizer Radrundfahrt, die über 205.4 Kilometer von Lugano nach Luzern führte, brachte den deutſchen Teilnehmern keinen Erfolg. Etappenſieger wurde der Schweizer Alfred Bula in 6:38:01 Stunden vor ſeinem Landsmann Egli, während Altenburger als beſter Deutſcher den zehnten Platz belegte. Im Zukunftsrennen, das am Dienstag den zweiten Höhepunkt der Baden-Badener Rennwoche bildet und mit 14000 Mark ausgeſtattet iſt, erſcheint nur ein ſchmales Feld am Start. Nur drei Pferde und zwar Nereide, Alexandra und Idomeneus werden das Rennen beſtreiten. 186 Nennungen wurden für den„Großen Bergpreis von Deutſchland“, der am Sonntag bei Freiburg im Breis⸗ gau abgewickelt wird, abgegeben. Gemeldet wurden 121 Mo⸗ torräder und 65 Wagen. In der großen Rennwagenklaſſe iſt die deutſche Induſtrie nur durch zwei Wagen der Auto⸗ Anion vertreten. Gäuvergleichskämpfe in Württemberg. Einige Großkämpfe beſonderer Art hat der Gau Würt⸗ temberg in Ausſicht genommen. Am 8. September tragen ſeine beſten Athleten in Heilbronn einen Vergleichskampf mit denen des Gaues Südweſt aus. Da faſt alle Spitzenkönner des Gaues antreten, ſind vorzügliche Ergebniſſe zu erwarten. Acht Tage ſpäter, alſo am 15. September, ſteigt dann in Eßlingen ein weiterer Vergleichskampf. Diesmal iſt der Gau Baden der Gegner der Württemberger. Hellgelbe Kernſeife Stück 7, 11, 12, 20, 23 Pfg. Weiße Kernſeife Stück 15 u. 16 Pfg. Sunlicht⸗Seife Stück 10, 18 u. 22 Pfg. Schmierſeife, gelb 1 Pfund⸗Paket 24 Pfg. Schmierſeife, gelb, offen Pfund 22 Pfg. Schmierſeife, weiß, offen Pfund 28 Pfg. Seifenpulver Perſil— Henko— Sil Herrn Johannes Scheuermann im Alter von 68 Jahren zu sich in die Ewigkeit abzurufen. — Todes-Anzeige. Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen lieben Mann, unsern guten Vater, Schwiegervater und Großvater Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Seraphine Scheuermann Wtw. Mannheim-Seckenheim, 29. August 1935. Die Beerdigung findet Samstag Nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause, Kloppenheimerstraße 482 aus statt. Neines Terpentinöl Pfund 40 Pfg. Terpentinerſatz Fußbodenöl Bodenwachs, weiß u. gelb Doſe ab 36 Pfg. Bodenlack— Bodenbeize Stahlſpäne— Putzwolle 8 Verſammlungs-Kalender. Fuß ballpereinigung. Morgen abend Training für alle Aktiven— bei ſchlechter Witterung im Saal. An⸗ ſchließend Spielerverſammlung. ſcheinen wird erwartet. junger iam für Landwirtſchaſt geſuc Räheres in der Geſchäftsſt. ds A — Vollzähliges Er⸗ Spültücher— Poliertücher Fenſterleder Kräftige Aufnehmer Stück 20, 25, 30, 35, 45,50 Pfg. Waſchbürſten Stück 16, 18, „25 u. 30 Pfg. Schrubber— Beſen ab geſchloſſen. Sammel ⸗Anzeiger mur für Mitglieder der Landw. Ein- u. Verkanfsgenoſſenſchaft. Anſer Betrieb iſt heute nachmittag von halb 5 Uhr Ein Knecht geſucht. Auskunft im Lager. Wohnzimmer ume Küchen ſelbſtangefertigte oder durch Spezialgeſchäfte bezogel, auch gegen Teilzahlung, liefert Ata, Imi, Vim, Jumbo Kriſtallſoda 10 Pfund 50 Pfg. 3% Rabatt. —— Taglohn-Zeliel für Bauhandwerker nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des„Neckar⸗Bote“ Telefon 47027. Ein Ackel zu verkaufen. Schlafzimmer A. 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bin er. — 1 SW ANA S SI 5 S SSS SSS SSS 888 8 SS S SS SNS SSG SG SS SSS SOS ASS SS S SSS SUS SS SUD Ie 5 „Los— jetzt beſtellen Sie Wein!“ „Wa wa. was denn für welchen?“ „Schafsköpfchen! Sie fragen mich natürlich, wenn jener vornehme Herr dort bei uns angelangt iſt.“ „Wie.. wieſo denn?“ Suſanne blitzte ihn an und ſchwieg. 3 „Belieben die Herrſchaften?“ 5 Fränzchen Pretander machte beſorgte Augen, ſchielte anſtatt nach den Weinmarken ganz offen zuerſt nach den Preiſen der Karte und zuckte mit den Händen, als wolle er einem Huhn den Hals abdrehen. „Bitte,“ ſekundierte Suſanne ſchleppend, mit jener Läſ⸗ ſigkeit, die Hränzchen über alles bewunderte,„haben Sie Haut Sauternes? Die Karte, Franz— oder doch lieber Burgunder— weißen Burgunder— nicht Bordeauz!“ Fränzchen ſträubten ſich die kurzgeſchorenen Haare. Das waren die höchſten Preiſe. „Oder warten Sie, Herr Ober— nehmen wir doch lie⸗ ber einen Moſel— nicht wahr?“ lächelte ſie Fränzchen freundlich an. Fränzchen wußte weder etwas von Haut Sauternes noch von Moſel. „„Alſo dann Moſel. Ach, die Moſel, Franz! Welch ein Bild der Erinnerung! Die leuchtenden Fluten— die Re⸗ benhügel— ja, Moſel nehmen wir.— Hier, mein Freund, der da iſt ſpritzig.“ Der Befrackte verbeugte ſich und lächelte ſäuerlich; aber Fränzchens Kopf hob ſich ſtolz und zufrieden von der Weinkarte, auf deren Preiskolonnen er den ſchweren Zei⸗ gefinger hielt. Ach ja, der Preis war doch geringer, „Fabelhaft ſind Sie!“ geſtand Fränzchen errötend. Sie hob das Glas und koſtete mit der Zungenſpitze. Muſik ſetzte ein, und es geſchah, was zu allen Zeiten bei Beginn eines Tanzabends geſchieht. Erſt wagten ſich zwei aufs Parkett, dann ein halbes Dutzend und ſchließ⸗ lich drehte ſich männiglich und weiblich im Kreis, daß es eine Art hatte. And Fränzchen ward von alledem ſo dumm, als ginge ihm ein Mühlrad im Kopfe herum'. Suſanne, mütterlich beſorgt, ihm die ſteifen Tanz⸗ ſchritte abzugewöhnen, mühte ſich mit Fränzchen redlich ab, bis er nach vielem Zureden den Mut aufbrachte, eine hellblaue Hübſche— Schöne wäre zuviel geſagt— anzu⸗ fallen. Dann erſt überließ ſie ſich eignem Vergnügen. Jedoch Fränzchen war nicht der Hauptheld des Abends. Als die Uhr vorrückte und die Theater und Kinos lebensluſtige Jugend ausſpien, rollte manches Auto ge⸗ räuſchlos vor das farbenglühende Portal des Tanzpalaſtes. So auch ein flotter Wagen, dem ein ſtarkhaariger, nuß⸗ braunäugiger Herr im Frack mit einer niedlichen Blon⸗ dine in Meergrün entſtieg. Als dieſes Paar den Saal betrat, kam juſt Suſanne in einem Abſtand von kaum drei Schritten mit ihrem Tän⸗ zer vorbei. Das neue Paar beachtete ſie nicht— ſie aber deſto mehr das Paar. Sie heftete den Blick ſo eindringlich und überraſcht auf den Braunäugigen und die Meergrüne, daß ſie beinah über die hohen Hacken eines Backfiſches ge⸗ ſtolpert wäre. Ihr Tänzer wunderte ſich über ihr plötzliches Verſtum⸗ men und deutete es falſch: er beeilte ſich, ſie an ihren Platz zu führen und zu danken. Bald kam auch Fränzchen, gelig vom Tanz, vom Rauſch des Großſtadtlebens'— ſo berichtete er ſpäter nachhauſe. das andere mal. b Suſanne antwortete nicht. Ihre Augen hatten einen Bogen durch den Saal be⸗ ſchrieben und ruhten nun mit junoniſchem Zorn auf dem lockigen Haupt des ertappten Zeus: kein Zweifel, dort ſaß Hugo Berberitzer, mit einer Andern. Erſt Fränzchens vollkommen verdutztes Geſicht und ein beleidigtes Knurren, als er auf keine ſeiner manchmal recht ungeſchickten Aufmerkſamkeiten eine Antwort er⸗ hielt, gaben Suſanne die Beſinnung wieder. „Na warte!“ ſagte ſie, und empfand alle Furien und Erynnien auf ihrer Seite.. * * „Wie bitte 2“ fragte Fränzchen Pretander. „Ihren Arm!— Führen Sie mich, wohin ich Sie führe — und wenn ich Ihnen nachher einen Geldſchein in die Hand drücke, dann zahlen Sie für mich und ſonſt können Sie ſich trollen, wohin Sie Luſt haben. little Gentleman — ich verrat's Ihrer Tante nicht.“ Fränzchen verſtand und verſtand nicht. Er verbeugte ſich und ſchritt neben der majeſtätiſchen türkisblauen Su⸗ ſanne auf die meergrüne Dame und den ahnungsloſen Hugo Berberitzer zu. An ihrem Tiſch verhielt Suſanne ein wenig den Schritt, lächelte und ſchlug Berberitzer neckiſch auf die Schulter. „Nun?— Auch des ewigen Einerleis müde?“ Sugo Berberitzer zuckte nicht mehr zuſammen, als dies in ſeiner Abſicht lag. „Oh!— Guten Abend!“ Wahrhaftig, nichts als ein lächelndes, erfreutes, voll⸗ kommen gewiſſenlofes Geſicht. Suſanne durchbeten in einem Augenblick alle Stadien des Zornes. Ihr Blick ſtreifte über ihn hin wie ein Lavaſtrom. „Auf Wiederſehen!“ „Oh? Schon?“ „Ein Blick auf ihren Begleiter, daß es ihr eiskalt den Rücken hinablief. Herrgott, mußte ſie auch gerade mit die⸗ ſem Jungen hier ſein! Ein Kopfneigen— Suſanne ging, und Berberitzer lächelte ins Weinglas. Die Blondine hatte von alledem nichts verſtanden. 9. Kapitel. Ceſſi ſah in der Morgenfrühe aus dem Fenſter des „Waldkaters“ in die brauſende Bode. Tief ſog ſie die er⸗ friſchende Luft ein. Einen Tag war ſie nun hier, ohne zur Klarheit vorzudringen. Sie dämmerte dahin. Sie mochte nicht denken. Sie ergab ſich rückhaltslos dem Einſamkeits⸗ rauſch dieſer Stunden. Drüben, am Ausgang des Bodetales, lag Thale. Da oben, linker Hand, ragte die Roßtrappe. And hinter ihr, ein Stück hinauf an den dunklen Felſenhöhen, hob der Hexentanzplatz ſein Haupt— dort, wo das Harzer Berg⸗ theater mit der Sagenhalle ſeiner ſommerlichen Gäſte harrte. Im„Waldkater“ war es noch ſtill— es ſchien, als ſei ſie der einzige Gaſt; ein Eindruck, den nur die alte Kultur eines gutgeleiteten Hauſes zu vermitteln vermag. Indes ſie ſich ankleidete, zum Frühſtück hinunterſtieg und im freundlichen Eingang einige Augenblicke verweilte, um dem Rauſchen der Bode zu lauſchen— immer und immer weilten ihre Gedanken bei Ronald und ſeiner Wandlung. Nie in all den Monaten ihrer Ehe hatte ſie geahnt, was er eigentlich dachte, was in ihm vorging, was er vor ihr verſchloß. Seine kühle Höflichkeit, ſeine edelmänniſche Zurückhaltung alles, was ſie bis in tiefſte verletzt, ja manchmal wie einen Schlag ins Geſicht empfunden hatte — das alles war alſo nur ein Schutzſchild eine Maske ge⸗ weſen, hinter der er ſeine eigene Empfindlichkeit verbarg. Im erſten Schreck war ſie vor ſeinem leidenſchaftlichen Bekenntnis geflohen— vor ihm, den ſie früher wegen ſeiner überlegenden Bedachtſamkeit nicht für voll und manchmal für ein wenig lächerlich— gewiß, das war's, lächerlich— gehalten hatte. Nein, er war kein Mann ge⸗ weſen, wenigſtens nicht in der Bedeutung, wie ein jjunges Mädel ſich einen echten Mann vorſtellt: ſtürmiſch, begeh⸗ rend, heißblütig und herrenhaft. Und nur deshalb hatte ſie ſich nach der Herzenserſchütterung mit Deſider von San⸗ ders in dieſe Ehe flüchten können, weil ſie glaubte, in ihrer ungeſtörten Geruhſamkeit die Jahre verſtreichen zu laſſen. Was hatte ſie auch ſonſt noch vom Leben zu er⸗ warten? Und dann war dieſer ſeltſame Beſuch der Tante Guſtel gekommen— und nun ſtand ſie wieder mitten im Wirbel ihrer unklaren Gefühle, ihrer Enttäuſchungen und mit der halben Pflicht, ſich endlich entſcheiden zu müſſen. Einem Mann, der ſie zur ſtillen Gefährtin und Leite⸗ rin ſeines Hauſes begehrte, hatte ſie ſchließlich folgen kön⸗ nen— einem Mann aber, der ihr Herz verlangte, ihr be⸗ trogenes totes Herz— nein, es war ihr mit einem Mal grauſam klar: hier gab es für eine ehrlichen Menſchen nur ein klares Ja oder Nein. (Fortſetzung folgt. Von Herbert Steinmann.. Die Bremſen knirſchten und zwangen ſtöhnend die rol⸗ lenden Räder zum Stillſtand auf den blanken Schienen; hinter dem kleinen Stationsgebäude lag undeutlich in einem Tal der herbſtliche Schatten der kleinen Stadt. motive über die ganze Länge des Zuges. Eine mürriſche Herbſtſonne ſandte ihre letzten ſchwachen Strahlen über die Gegend. Walter Land fing auf ſeinem Eckplatz in einem Raucherabteil zweiter Klaſſe, aus leichten Halbſchlaf auf⸗ ſchreckend, gerade noch den langgezogenen Ruf des Schaff⸗ ners auf: „Neuſtadt„55 In ſein Denken, das ſchon wieder um Verhandlungen und geſchäftliche Dinge kreiſte, ſchob ſich in Sekundenſchnelle eine Erinnerung— Neuſtadt, ja, das war doch— das klang ſo bekannt— er ſah auf den Umriß des Bahnhofs⸗ gebäudes— richtig— Neuſtadt. Von dem vielbeſchäf⸗ tigten Geſchäftsleiter und Oberingenieur Walter Land, der in dieſem Augenblick nach dem Süden fuhr zu einer wich⸗ gen Beſprechung in der großen Stadt da unten— fielen die Jahre ab— die Tage rollten zurück, zurück die ganze mühſelige, ſteil anſteigende Laufbahn die in einen ge⸗ ſchäftigen und pflichten reichen, nüchternen Alltag geendet hatte— und mit einem Mal war da nichts weiter als ein ganz einfacher, feldgrauer Soldat mit dem ſchwarzen Strei⸗ fen der Pioniere um die verwaſchene Mütze und mit einem Arm in der Binde.— Das war in Neuſtadt geweſen, und da drüben in dem kleinen Warteſaal war es, wo ein blondes Mädel einen tränenfeuchten Abſchied von ihm genommen hatte—. „Ich komme wieder, Anni“ hatte der Pionier geſagt, der mit einem geſunden Arm davongefahren war—— Und war nie wieder gekommen. Und war nun wohl⸗ beſtallter Geſchäftsleiter und Oberingenieun „Anni, kleine Anni—“ murmelte er und wanderte weiter hinein in das Land der Erinnerung. And es war der Pionier Walter Land, der plötzlich in ihm ſprach: „Pfeif doch auf die ganze Verſammlung und Beſprechung da unten, jetzt will ich erſtmal wiſſen, was die Anni macht.“ Der Stationsvorſteher mit der roten Mütze hatte ſchon den Befhlsſtab gehoben, um das Zeichen zur Abfahrt zu geben, als er zu ſeinem höchſten Unwillen einen Herrn mit einer Krokodilledertaſche und einem großen Handkoffer aus dem Wagen ſpringen und über die Schienen dem Stationsgebäude zueilen ſah——— Daß die Reiſenden nicht hören können, wenn die Sta⸗ tion ausgerufen wird. Walter Land hatte das gewichtige Gepäck an dem klei⸗ nen Schalter abgegeben und marſchierte nun in Neuſtadt ein. Er marſchierte wirklich, links— zwei— drei— links — und hatte alle Würde eines ernſten Geſchäfts⸗ mannes und Exfinders verloren. Seine Schritte klappten auf demſelben Kopfſteinpflaſter und auf ſeine Lippen kam die Melodie eines längſt verklungenen Liedes:„In der Heimat da gibt's ein Wiederſehen——“ Und das war noch nicht mal lotrichtig, denn er hatte ja nur drei Monate hier in dem kleinen Vereinslazarett ge⸗ legen. Aber ihm, dem Einſamen, der nicht Weib noch Kind hatte, der eingeſponnen war in Arbeit und Pflicht, ihm war es die Heimat, weil hier ein Teil ſeiner Jugend ge⸗ weſen war und— Anni ein kleines, blondes Mädel,— eine erſte Liebe mitten im Krieg.— Dann brach das Pfeifen jäh ab, denn zwiſchen den ver⸗ winkelten Häuſern ſtand grau und verwittert und unver⸗ ändert die alte Kirche mit dem viereckigen trutzigen Turm. Eine hohe graue moosbewachſene Mauer, das war der Friedhof. Walter Land zwang es die Hand zum Gruß zu heben, denn dort hinter der Mauer lag einer begraben, der ein guter Kamerad geweſen, der an einem Lungenſchuß dahingeſiecht war, bis— der Tod kam. Weiter führte 1 1 1 1 ihn der Weg. Herrgott, da ſaßen ja immer noch dieſelben alten Leute auf der grünen Bank vor der Haustür und da war auch noch das Schild des Schneidermeiſter Knuſt mit denſelben verſchnörkelten Buchſtaben und denſelben komiſchen Fehlern, über die ſie früher ſo gelacht hatten,“ Bernhard Knuſt, Kleidermacher für Hern“. Es kamen immer mehr bekannte Geſichter, Häuſer, Stätten der Erinnerung, hier hatte er Anni mal getrof⸗ fen, dort hatten ſie ſich verabredet und dort waren ſie zu⸗ ſammengeweſen. ö Anni, ja, nun komme ich doch wieder! Nun muß i dich doch wiederſehen. 75 0 „Dann ſtand er auf dem Marktplatz. Der alte Brunnen plätſcherte, und im Schatten des mittelalterlichen Rathau⸗ ſes ſtanden ein paar bedächtige Männer und redeten von dieſem und jenem. Gerade ging der Apotheker Lindner mit ſeinem alten Regenſchirm zum„Schwarzen Roß“ hin⸗ über, um den Abendſchoppen zu genießen. Und wenn es recht zuging, dann mußte Anni jetzt da drüben aus dem Kolonialwarenladen ihres Vaters, über das Kopfſtein⸗ pflaſter des Marktes zu ihm geſchlendert kommen, ſchlank und rauk, und mit lachenden Augen. Walter Land marſchierte auf den ren Laden zu. Nun ſah er auch, 95 ſich doch etwas geändert hatte. Ger⸗ hard Ebinger ſtand da in feſten geraden Buchſtaben. Das alte Schild mit dem Namen von Annis Vater war ver⸗ ſchwunden. f Der Wanderer durch das Land der Erinnerung trat ein. Die blonde Frau hinter dem Ladentiſch hob den Kopf. Es war Anni, ſie war größer und ernſter und behäbi⸗ ger geworden, aber es waren noch dieſelben blauen Augen, die ihn anſahen——— 5 8 Und im erſten Augenblick war es ihm, als müſſe nun ganz etwas Großartiges, etwas ganz Einmaliges und Ge⸗ waltiges geſchehen. f „Womit kann ich Ihnen dienen, mein Herr,“ fragte die wohlbekannte Stimme über ſechzehn Jahre hinweg. Sie klang nicht anders als jedem anderen 5 8 gegen⸗ über, den man noch nicht geſehen hat, und der vielleicht ein Dauerkunde zu werden verſpricht. Sie hatte ihn nicht erkannt. Walter Land, der nicht wußte, was er ſagen ſollte, beugte ſich zu dem Glasſchränk⸗ chen vor, das auf dem Ladentiſch ſtand und murmelte etwas von Schokolade. Die rechte Hand Annis griff flink hinein und holte eine Anzahl Tafeln zur Auswahl hervor und die Stimme pries die Güte der einzelnen Sorten. Und ſie fragte, nur um ein Verkaufsgeſpräch zu führen: a „Der Herr iſt wohl fremd hier!“ 5 Ja, druckſte er heraus, er ſei nur auf der Durchreiſe, aber früher wäre er auch ſchon hier geweſen. 5 „Das iſt wohl lange her,“ meinte Frau Anni und er ſah den blitzenden Goldreif an ihrer Rechten,„die Bittere, ja, die wird viel gekauft bei uns.“ „Hier iſt doch wohl mal ein Lazarett geweſen— fragte er zögernd. „Ja, jetzt iſt es wieder Kreiskrankenhaus. Ein paan von den Soldaten ſind noch drüben auf dem Friedhof be⸗ graben und, wenn der Herr etwa einen Kameraden oder Verwandten darunter hat, der alte Küſter Schurz gibt gern Auskunft.“ i 5 Und dabei ſah ſie ihm mit einem prüfenden, mitleidi⸗ gen Blick in das Geſicht. Aber kein Strahl des Erkennens war in ihren blauen Augen. 7 „Geben Sie mir die Bittere,“ ſagte Land, ſeine Erre⸗ gung niederkämpfend.. Die Ladentür ging. Ein blonder Junge ſtürmte herein: „Mutter, der Vater läßt ſagen, er kommt gleich. Er rechnet nur noch mit Bauer Hahn ab——“ Der Beſucher ſah das alte freudige und helle Leuchten in den blauen Augen und wußte, daß es nicht ihm galt. Er bezahlte ſeine wenigen Groſchen und ging mit ſtillem 0 freundlichen Gruß. e