F. 5 g. Blatt xu Mr. 203 JJßJ7777C(cc VVVVVVVVVVVVVTVTVVVVVVVVVVVVVVVVVVVV—DV Von Woche zu Woche Poliliſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. Der italieniſch⸗abeſſiniſche Konflikt be⸗ herrſcht in höchſtem Maße die derzeitige weltpolitiſche Lage. Der italieniſche Regierungschef hat in nicht mißzuverſtehen⸗ der Deutlichkeit beſonders England wiſſen laſſen, daß für ihn Sanktionen gegen Italien Krieg bedeuten. In Vozen, das der Mittelpunkt der großen italieniſchen Manöver war, hat nun ein italieniſcher Miniſterrat ſtattgefunden, üver den ein amtlicher Bericht herausgegeben wurde. Darin iſt die Ausdrucksweiſe bezüglich der weiteren Pläne Italiens und vor allem bezüglich der Folge von Sanktionen etwas vorſichtiger. Eine Anzahl einſchneidender Wirtſchaftsmaß⸗ nahmen wurde zur Durchführung des abeſſiniſchen Feld⸗ zuges beſchloſſen. Die römiſche Preſſe begrüßt die Be⸗ ſchlüſſe als ein Ereignis von größter Tragweite. Das ganze italieniſche Volk werde durch ſie in der feſten Ueberzeugung beſtärkt, daß der italieniſche Regierungschef alle erforder⸗ lichen Maßnahmen beizeiten getroffen und bedacht habe, damit das italieniſche Volk mit Ruhe und Zuverſicht dem kommenden Krieg mit Abeſſinien ins Auge ſchauen könne. Vor allem wird hervorgehoben, daß durch die wirtſchaftli⸗ chen Vorkehrungen jedem Kriegsgewinnlertum von vorn⸗ herein das Handwerk gelegt werde. Zu dieſen Wirtſchafts⸗ maßnahmen ſchreibt„Popolo d'Italia“, daß die Abtretung ausländiſcher Wertpapiere eine Selbſtverſtändlichkeit ſei. Das Vaterland brauche heute fremde Valuten. Es ſeſ heute nicht mehr gerecht, daß zu einer Zeit, wo die Blüte des Landes in den Kampf ziehe und Opfer bringe, andere große Gewinne einſteckten; niemand dürfe durch den Krieg große Einnahmen einheimſen. Der„Meſſagero“ ſieht es nunmehr als deutlich erwieſen an, daß jeder, der in Zu⸗ kunft verſuchen ſollte, Italien auf ſeinem eingeſchlagenen Weg zu ſtören, auf Italiens Widerſtand ſtoßen werde. * Ganz unklar iſt noch die Haltung Frankreichs. Der Miniſterrat ſoll ſich am Mittwoch entſchieden gegen ir⸗ endwelche Sanktionen gegen Italien ausgeſprochen haben. rotz dieſen Gerüchten hat der Pariſer Vertreter der„Ti⸗ mes den Eindruck, daß im franzöſiſchen Miniſterrat nicht mehr zutage getreten ſei als eine allgemeine Entſchloſſen⸗ heit, auf der Sitzung des Völkerbundsrates eine abwarten⸗ de Haltung zu zeigen und jede Gelegenheit für die Erhal⸗ tung des Friedens, die ſich etwa bieten könnte, auszunutzen. Ob ſich Laval bereits für einen der beiden Wege entſchie⸗ den habe, zwiſchen denen er in Genf werde wählen müſſen, könne nur er ſelbſt wiſſen. Er habe natürlich klar gemacht, daß er gegen jede Maßnahme ſei, die ein Uebergreifen des Streits von Afrika nach Europa verurſachen könnte. An⸗ dererſeits ſei die Annahme unbegründet, daß ſich Laval Sanktionen in jeder Form und unter allen Umſtänden wi⸗ derſetzen werde. Er könne ſich jetzt ſchwerlich irgendwelchen Selbſttäuſchungen darüber hingeben, daß Großbritannien entſchloſſen ſei, zum Völkerbund zu halten. Hinzu komme, daß Frankreich ſowieſo mit dem alten Vorwurf belaſtet ſei, hinter ſeiner vielgeprieſenen Anhänalichkeit an den Völ⸗ kerbund ſtecke nichts weiter als der Wunſch, ihn als Kom: bination gegen Deutſchland zu gebrauchen. Zudem würde ſogar die Brauchbarkeit des Völkerbundes in dieſer Rich⸗ tung hin dann nicht mehr lange von Beſtand ſein. Noch wichtiger ſei der Stimmungsumſchwung, der in der briti⸗ ſchen öffentlichen Meinung hinſichtlich des bisher ſo ge⸗ prieſenen engliſch⸗franzöſiſchen Ideals eintreten würde. * Ganz abgeſehen von dem nun wohl unvermeidbar ge⸗ wordenen italieniſchen Feldzuge gegen Abeſſinien wächſt in Europa ein neues bedrohliches Problem heran: Ein Rin⸗ gen um die Macht im Mittelmeer. Zunächſt dürfte hier alſo ein Wettrüſten Platz greifen. Die italieniſche Zei⸗ tung„Ottobre“ hat ſchon vor einigen Tagen die Lage am Mittelmeer ſehr klar zergliedert. Das italieniſche Blatt ſieht vom ſtrategiſchen Blickpunkte drei Poſitionen. Die Poſition Italiens im Weſten des Mittelmeeres iſt weſent⸗ lich günſtiger als die Englands, da es ſich nur auf Gibral⸗ tar verlaſſen könne, während Italien mit den Küſten von Sizilien, Sardinien, Toscana und Ligurien rechnen könne. Auch im mittleren Teil des Mittelmeeres iſt die Lage Ita⸗ liens günſtiger, da hier England nur den Stützpunkt Malta beſitzt, während Italien ſich auf Sizilien und Tripolis ſtüt⸗ zen kann. Das italieniſche Blatt geſteht England nur im Oſten des Mittelmeeres ein Uebergewicht zu, da Aegypten, Paläſtina und Eypern ſtarke Stützpunkte für ſeine Streit⸗ kräfte ſeien. Solche ſtrategiſchen Betrachtungen ſind natür⸗ lich immer etwas einſeitig. Man darf ſa ſchließlich nicht vergeſſen, daß das große Mittelmeer ein ungeheurer Schlauch iſt, der am Suez⸗Kanal im Oſten und an der Straße von Gibraltar im Weſten zugezogen werden kann. Dann käme es immer darauf an, welcher Kräfteaufwand beiden Seiten an dieſen Stellen zur Verfügung ſteht Kann Italien damit rechnen eine enaliſche Blockade der Strage 010 Gibraltar oder eine Schließung des Suez⸗Kanals mit affengewalt zu verhindern? Man braucht eine ſolche rage heute nicht zu beantworten. Aber die Erörterung e e Möglichkeiten in der italieniſchen Zei⸗ tungsöffentlichkeit zeigt doch mindeſtens ſehr klar, daß man in Atelien ich aller Konſequenzen des abeſſiniſchen Krieges bewußt iſt. H 2 e Zum zweitenmat innerhalb einer Friſt von noch nicht einmal einem halben Jahr hat Sowjelrußland in offizieller Form den Beweis geliefert, daß es internationale Verträge und ſonſtige Abmachungen nicht als Bindungen, ſondern lediglich als taktiſche Kampfmittel anſieht. Auf die erſten Beſchwerden Amerikas über die wachſende Wühlar⸗ beit der kommuniſtiſchen Internationale in Amerika hat man in Moskau in einer Weiſe geantwortet, die von vorn: herein eine ſachliche Erörterung über den Gegenſtand des Streites ausſchließt: Moskau hat rund heraus beſtritten, aß Amerika irgendeinen Anlaß zuc Klage hat. Dabei ken⸗ nen die Drahtzieher in Moskau natürlich genau ſo gut wie die amerikaniſchen Behörden die Quellen, aus denen die vielfachen Streiks und Unruhen der letzten Zeit in Amerika fahrn werden. Amerika macht jetzt genau die gleichen Er⸗ ahrungen wie das frühere Deutſchland und zahlreiche an⸗ dere Mächte, die auf ihre vielen Beſchwerden über kommu⸗ niſtiſche Hetzpropaganda und Aufruhrverſuche in Moskau ſtets die Antwort bekamen, die ſowjetruſſiſche Regierung habe mit der Leitung der kommuniſtiſchen Partei nichts zu un, Dem Sinne nach hat Moskau das auch jetzt wieder in ſeiner Antwort an Amerika behauptet, obwoh erſt vor wenigen Wochen der 7. Komintern⸗Kongreß unter ſtärkſter Förderung und Beteiligung der maßgeblichen Kreiſe Mos⸗ kaus ſtattgefunden hat. Wehrpflicht und Arbeitsvertrag In faſt allen Betrieben werden auf Grund der Beſtim⸗ mungen des Wehrgeſetzes Gefolgſchaftsmitglieder zum Wehr⸗ dienſt einberufen. Die Frage, ob und inwieweit ſich die Ein⸗ berufung auf das einzelne Arbeitsvertragsverhältnis aus⸗ wirkt, hat deshalb große Bedeutung erlangt. Der Informa⸗ tionsdienſt der Deutſchen Arbeitsfront veröffentlicht eine Darſtellung der Rechtslage, wie ſie ſich aus den verſchiedenen geſetzlichen Beſtimmungen ergibt. Daß dem Betriebsführer die Weiterzahlung von Lohn oder Gehalt an ein zur Ableiſtung der einjährigen Dienſtpflicht einberufenes Gefolgſchaftsmitglied— abgeſehen von kurzen Uebungen— im allgemeinen nicht zugemutet werden könne, ergebe ſich mit Rückſicht auf die lange Zeit von ſelbſt. Da⸗ gegen könne keine Rede davon ſein, daß das Arbeits⸗ vertragsperhältnis mit der Einberufung zum Wehr⸗ dienſt automatiſch als aufgelöſt zu betrachten ſei. Das könne höchſtens bei kurzfriſtigen bezw. Aushilfebeſchäfti⸗ gungen der Fall ſein. Im übrigen könne die Einberufung zum Wehrdienſt nur ein Ruhen des Arbeitsverhält⸗ niſſes unter Beurlaubung ohne Lohn und Gehalt zur Folge haben. Daraus ergebe ſich, daß der Einberufene nach Ab⸗ leiſtung ſeiner Militärpflicht ohne weiteres ſeinen alten Arbeitsplatz wieder einnehmen könne. Sowohl der Betriebsführer als auch der Einberufene müßten den Arbeitsvertrag ausdrücklich kündigen, wenn er nach Beendigung der Militärzeit von dem einen oder anderen nicht fortgeſetzt werden wollte. Es werde kaum möglich ſein, für alle Fälle in der Praxis eine generelle Regelung zu treffen. Wenn der Einberufene bereits längere Jahre im Betriebe tätig war und als Ange⸗ ſtellter vielleicht ſogar einen langfriſtigen Arbeitsvertrag habe, ſo würde jedenfalls auch eine Kündigung des Arbeitsverhält⸗ niſſes durch den Betriebsführer nur dann zu rechtfertigen ſein, wenn neben der Einberufung beſondere Betriebsverhält⸗ niſſe eine Löſung des Vertrages erforderlich machen. Wenn der Einberufene mit ſeinem Arbeitsverdienſt Familienange⸗ hörige zu unterhalten habe, ſo werde der Betriebsführer, wenn die materielle Lage des Betriebes es geſtatte, dar⸗ über hinaus guttun, von ſich aus zu prüfen, ob und inwie⸗ weit dem Einberufenen ein Teil ſeines bisherigen Arbeits⸗ verdienſtes weitergezahlt werden könne. Beſtehende Verſicherungen gegen Krankheit und Ar⸗ beitsloſigkeit würden durch die Einberufung nicht berührt. Es ruhe lediglich die Beitragspflicht während dieſer Zeit, und ebenſo natürlich auch jeder Anſpruch auf Krankenhilfe und ſo weiter. * — Poſtwertzeichen und Schmuckblatt⸗Telegramme zum Reichsparteitag. Die Reichspoſt hat für den Reichsparteitag der RSD in Nürnberg wieder beſonders verbilligte Tele⸗ gramme eingeführt, durch die in der Zeit vom 7. bis 21. September 1935 Grüße zwiſchen den Reichsparteitag⸗Teil⸗ nehmern und ihren Angehörigen und Freunden ausgetauſcht werden können. Die Telegrammausfertigung erfolgt auf eige⸗ nen künſtleriſch ausgeführten Schmuckblättern. Außerdem legt die Reichspoſt für den Parteitag 1935 eigene Poſtwertzeichen zu 6 und 12 Pfennig auf, mit deren Ausgabe am 6. Sep⸗ tember begonnen wird. Der Prozeß gegen die Redemptoriſten Der Kloſterpförtner als Jinanzfachmann. Berlin, 30. Auguſt. Im Deviſenprozeß geegn die Redemptoriſtenpatres vor dem Berliner Sondergericht wurde am Freitag Pater Er⸗ win Görlich vernommen, der u. a. darüber berichtete, wie er Anfang des Jahres am Fernſprechapparat zufällig in ein Geſpräch hineingekommen ſei, das der damals als Klo, ſterpförtner tätige Laienbruder Leo mit einer Bank geführt habe. Er, der Zeuge, habe ſich dieſes eigen⸗ mächtige Verhaltens des Pförtners in Geldangelegenheiten auf das ſchärfſte verbeten. Bruder Leo ſei in der Folgezeit hochgradig erregt geweſen und mußte zur Wiederherſtel⸗ lung ſeiner Geſundheit nach Luxemburg beurlaubt werden. Die Beweisaufnahme wurde Freitag mittag abge⸗ ſchloſſen mit der Vernehmung des 51jährigen Rektors Peter Kox und des 50jährigen„Miniſters“ Johannes Kugel vom Kloſter Heiligenſtadt(Eichsfeld).. Die letzten beiden Angeklagten werden beſchuldigt, an der Verſchiebung des Erlöſes aus einem Effektenverkauf im Nennbetrag von 21 000 RM beteiligt geweſen zu ſein. Hohe Zuchthausſtrafen beantragt. Im Verlauf der Nachmittagsſitzung ſtellte der Anklage⸗ vertreter nach einſtündigen Ausführungen zur Schuld⸗ und Straffrage Strafanträge, die bis zu 10 Jahren Zuchthaus lauten. Zur Begründung der Strafanträge führte er u. a. aus: Der vorliegende Prozeß iſt der größte der bisherigen Deviſenprozeſſe, die ſich gegen eine kakholiſch⸗kirchliche In⸗ stitution richteten. Er unterſcheſdel iich von den bisherigen dadurch, daß die Deviſenſchiebungen nicht zur Erfüllung von Schuldverpflichkungen im Ausland gedient haben, ſon⸗ dern die Straftaten ſind hier geboren aus dem egoiſtiſchen Streben, ſich zu bereichern. 5 Bote Samstag, Sl. August 1935 Kreuz und Quer Viele Menſchen glauben immer, die Nacht wäre zu kurz, ſie kämen nicht auf ihre Rechnung. Wenn es morgens heißt „Aufſtehen!“ dann ſind ſie beleidigt. Auch wenn die Sonnen⸗ ſtrahlen ins Bett ſcheinen finden dieſe Menſchen nicht den Ausgang. Nur die Pflicht veranlaßt ſie, nachdem ſie bis zum letzten Augenblick in den Federn waren und wenn es nicht mehr anders geht, den Platz zu räumen, vorausgeſetzt, daß ſie den Wecker gehört haben, denn auch das will vielen nicht glücken. Ein Ahrmacher in Budapeſt, der anſcheinend alle dieſe Schwierigkeiten genau kennt, hat verſucht, dieſem Uebel abzuhelfen. Dieſer findige Mann hat nämlich eine Weckeruhr hergeſtellt, die dreimal hintereinander in Ab⸗ ſtänden von drei Minuten weckt. Das erſte Mal weckt ſie „normal“, wie jede andere Uhr. Das zweite Wecken iſt ſchon viel lauter und energiſcher; wer aber auch dieſes Signal überhört, wird unfehlbar durch einen Ruf:„Faulpelz“ aus den Federn geſchreckt, der beim dritten Male aus der Uhr kommt, und der ſo laut iſt, daß er mühelos im ganzen Hauſe gehört werden kann. Es iſt anzunehmen, daß der Erfinder auf ſeine Rechnung kommen wird. Man muß nur die Schwächen ſeiner Mitmenſchen kennen. Ganz Spanien lacht über einen pfiffigen Bauern, aus einem Dorfe in der Nähe von Vecla, der es verſtand, ſeinen Acker umſonſt von fremden Leuten umgraben zu laſſen. Er ließ im Dorfe das Gerücht ausbreiten, daß auf ſeinem Acker ein Goldſchatz vergraben ſei. Dann fuhr er in die Stadt, angeblich um einen Kapitaliſten zu intereſſieren. Als er zurückkam, zeigte ſich, daß er ſich nicht in ſeinen Berechnungen getäuſcht hatte: Sein ganzes Land war metertief umgegraben. Ein Goldſchatz war natürlich nie darin verborgen geweſen. Goldſchätze ſammelt wohl jeder gern, und um in ihren Beſitz zu kommen, werden keine Mühen geſcheut. Da Gold⸗ ſchätze nun einmal ach ſodo ſelten ſind, müßten ſich die Sammler auf andere Dinge werfen. Beſonders die Eng⸗ länder ſammeln gerne und möglichſt ausgefallene Dinge. Ein reicher Lord hat ſich ſeit Jahrzehnten auf das Sammeln von Higarettenſchachteln gelegt und es jetzt auf 70000 Stück gebracht, darunter befinden ſich drei Schachteln, die der Kö⸗ nig Georg von England fortgeworfen hat und die natür⸗ lich in der Sammlung den Ehrenplatz einnehmen. Der Premierminiſter Baldwin, ein leidenſchaftlicher Pfeifenraucher, beſitzt eine große Pfeifenſammlung. Ein anderer Engländer hat es auf die Etiketten von Streichholzſchachteln abgeſehen und beſitzt bis jetzt rund 4000 verſchiedene Arten. Es gibt aber anſcheinend gar nicht ſo ſelten Sammler von Löffeln, Meſſern und Gabeln aus den vornehmſten engliſchen Ho⸗ tels. Nicht etwa, daß dieſe Eßwerkzeuge entwendet werden, ſie werden regeltecht bezahlt und ſind der Beweis dafür, daß ihre Beſitzer in den erſten Hotels verkehren. Merkwürdig und nicht gerade appetitlich iſt die Sammelwut eines alten Eng⸗ länders auf alte Schuhe, die er, wo er ſie im Freien findet, aufhebt und nach Hauſe tr N Man muß die Feſte feiern, wie ſie fallen, ſagt ein Sprich⸗ wort. Wenn nun keine Feſte zu feiern ſind, dann macht man Feſte, denn man kann nie wiſſen.. In einer Ortſchaft der Rheinprovinz trug ſich letzte Woche folgende vielbe⸗ lachte Geſchichte zu: Ein älteres Ehepaar rüſtete mit allem Drum und Dran zur Goldenen Hochzeit. Die Verwandten und Bekannten wurden eingeladen, ein großer Feſtkuchen gebacken, und die Feier verlief, wie bei ſolchen freudigen Anläſſen üblich, in fröhlichſter Stimmung. Auch die Zeikung brachte eine freundliche Notiz und wünſchte dem Jubelpaar Glück und Segen bis zur„Diamantenen“. Das war alles in ſchönſter Ordnung, bis der Ortspfarrer— ſei es nun, daß er beſonde⸗ ren Anteil an dieſem Familienereignis nahm oder daß ihm das goldene Paar noch zu jung vorkam— im Kirchenbuch nachſchlug und dabei feſtſtellen mußte, daß die beiden alten Leute noch gar nicht 50, ſondern erſt 45 Jahre verheiratet waren. Er beſprach die Sache mit ihnen und machte ihnen Vorhaltungen, wieſo ſie denn ſo vorzeitig die Goldene Hochzeit feiern könnten. Worauf die Frau treuherzig er⸗ widerte:„Ach, Herr Pfarrer, 45 Jahre iſt auch eine ganz ſchöne Zeit, und wer weiß, ob wir in fünf Jahren noch leben.“ Das unzeitige Ereignis ſprach ſich bald im Ort herum und löſte überall behagliches Schmunzeln aus. In fünf Jahren werden die beiden alten Leute dann aber hoffentlich die richtige„Goldene Hochzeit“ richtig feiern können. Das Ehepaar wird ſicherlich der Meinung ſein, daß der Pfarrer nicht im richtigen Augenblick, d. h. zu früh, die Kirchenbücher gewälzt hat, ſo daß der„Abpfiff“ mitten in das Feſt platzte. Mit dem„Abpfeifen“ iſt es ſo eine eigene Sache. Wie ein Frankfurter Blatt zu berichten weiß, hat ſich kürzlich auf einem Londoner Sportplatz beim Austragen eines Wettſpieles ein wirklich nicht alltäglicher Zwiſchenfall ereig⸗ net. Mehrere Male hintereinander pfiff der Schiedsrichter das Spiel ab, ohne daß der geringſte Regelverſtoß vorlag. Die erſten paar Male wahrten die Spieler noch Diſsiplin. Als aber der Mittelſtürmer der Mannſchaft, die mit einem Tor im Nachteil war, in ausſichtsreichſter Poſition gerade zum Schuß anſetzte, da ertönte wieder der ſchrille Pfiff. Jetzt war es mit der Beherrſchung vorbei. Spieler und Publikum ſtürzten ſich auf den Schiedsrichter und drohten ihn zu ver⸗ hauen. Aber ſiehe da, in demſelben Augenblick gellte wieder der Pfiff. Auf einem Baume ſaß ein Star, der es meiſterhaft verſtand, die Pfeife des Schiedsrichters nachzughmen. Tannenberg⸗Gedenken. Die in der Arbeitsge⸗ meinſchaft oſtpreußiſcher Regimentsvereine in Berlin zuſammenge⸗ ſchloſſenen alten Solda⸗ ten und oſtdeutſchen Landsleute gedachten in feierlicher Weiſe der Wiederkehr des Tages von Tannenberg. Die Kameradſchaften und Vereine marſchierten vor dem Ehrenmal auf und legten dort einen Kranz nieder. Wellen(u. 2„ AAAATPT—TTT0TTTTT—T—————— ̃— Abenteuer in Tſchachar Der DRB. Vertreter Dr. Müller berichtet über ſeine Gefangennahme. Der Vertreter des DRB in Peiping, Dr. Herbert Müller, und der britiſche Journaliſt Gareth Jones, ein früherer Sekretär Lloyd Georges, wurden, wie erinner⸗ lich, auf einer Kraftwagenfahrt von Dolonor nach Kalgan in der Nähe von Paotſchang von Banditen überfallen und verſchleppt. Während Dr. Müller bereits nach drei Tagen freigelaſſen wurde, wurde die Leiche von Jones am 11. Auguſt mit drei Schußwunden in unmittelbarer Nähe des Entführungsortes aufgefunden. Die aufſehenerregenden Begleitumſtände der Gefangennahme und der tragiſche Tod des jungen britiſchen Journaliſten haben in der enzen Welt regſte Anteilnahme hervorgerufen. Das Deutſche Nachrichtenbüro hat ſich daher entſchloſſen, die ſchriftlichen Berichte Dr. Müllers, die über den vorliegenden Einzelfall hinaus viele intereſſante Einzelheiten über das Banditen⸗ unweſen in Nordchina enthalten, fortlaufend an veröffent⸗ lichen. 1. Brief Kalgan, am 5. Auguſt 1935. Gareth Jones kam mit Grüßen eines alten Freundes aus London zu mir; ein junger ſchlanker Menſch, noch keine dreißig Jahre alte, helle Augen in einem ſchmalen Geſicht, dunkle Haare und von der Lebhaftigkeit des Walliſers. In Cambridge hatte er Deutſch und Ruſſiſch gelernt, hatte im Privatſekretariat von Lloyd George gearbeitet und war dann für Jvy Lee tätig geweſen, den inzwiſchen verſtorbe⸗ nen bekannten amerikaniſchen Public Relations Counſel. Dazwiſchen war er wiederholt in Deutſchland und Ruß- land geweſen und hatte über die Hungersnot in der Ukrai⸗ ne eine Artikelſerie geſchrieben, die ihn bekannt gemacht hatte. Nun wollte er ein Stück von der Mongolei ſehen und kam zu mir, um ſich Rat zu holen. Es endete damit, daß er ſich mir anſchloß, der ich mich gerade vorbereitete, einer Aufforderung des Fürſten der Weſt⸗Sunnit⸗Mongo⸗ len zu folgen, bei dem jährlichen Obo-Feſt ſeines Stammes ſein Gaſt zu ſein. Mein Freund Purpis von der Weſt⸗ Oſteuropäiſchen Warenaustauſch Acc(Woſtmag), Kalgan und Berlin, hatte mir ſeinen„Gobi⸗Expreß“ dafür und für eine anzuſchließende ausgedehnte Bereiſung der nordßſt⸗ lichen Teile der Inneren Mongolei angeboten. Ueber dieſen„Gobi⸗Expreß“ ſind auch einige Worte zu ſagen. Auf einem Chevrolet⸗ Laſtwagen⸗Chaſſis hat man nach Ideen von Herrn Purpis in Tientſin einen Aufbau geſetzt, der vorne bequeme Sitz⸗ gelegenheiten für fünf Perſonen in einer Kabine bietet, die mit wenigen Handgriffen in einen Schlafraum umgewan⸗ delt werden kann. Dahinter iſt eine geräumige Kaſtenplatt⸗ form für reichliches Gepäck und mit einem großen einge⸗ bauten Tank für Betriebsſtoff. So iſt der„Gobi. Expreß“ ein— in der Idee wenigſtens— idealer Wagen für Fahr⸗ ten in der Mongolei. Vierzehn herrliche Tage fuhren wir durch die in Sommerblüte prangenden mongoliſchen Step⸗ pen und durch die darin eingeſtreuten Sandpfannen, abge⸗ riſſene Stücke der Gobi. Wir kehrten in den Klöſtern der mongoliſchen Lamas ein, waren Gäſte mongoli⸗ ſcher Fürſten in ihren Reſidenzen und in den Som⸗ merlagern bei ihren Herden, kehrten heute bei einer Son⸗ dermiſſion der japaniſchen Kuantangarmee ein und mor⸗ gen ſchlugen wir unſer Zelt bei einem Burjageten⸗ fürſten auf, der mit einem Teil ſeines Stammes dem Kommuniſtenparadies Sibiriens entflohen iſt und hier in der inneren Mongolei neue Weidegründe für ſeine Herden gefunden hat. Ueber 2000 Kilometer hatten wir ſchon hinter uns, als wir endlich in Dolon⸗nor ankamen. Bald fuhren wir von Dolon⸗nor wieder weiter und wollten möglichſt ohne weite⸗ ren Aufenthalt nach Kalgan zurückkehren. Nur eine Straße bliebe uns, die aut ſei, ſo ſagten die japaniſchen Be⸗ hörden, da ſie durch Grasland führe und wenig benutzt würde, und ſie hätte außerdem den Vorzug, daß ſie ganz frei von Banditengefahr wäre. Und ich ſpitzte den Bleiſtift und ſchrieb die Route nieder, wie ſie mir diktiert wurde Wir dankten für den guten Rat und empfahlen uns. Am nächſten Morgen um 5 Uhr rollte unſer Gobi⸗Ex⸗ preß aus der noch verſchlafenen Stadt hinaus. Das war am 27. Juli. Alles ging ſchön und glatt, und mit Hilfe einiger Ochſen und unter Beiſtand einer Anzahl Mongolen paſ⸗ ſierten wir auch den Fluß ohne langen Aufenthalt, ſo daß wir den erſten Teil unſerer Reiſe mit einer Durchſchnitts⸗ geſchwindigkeit von etwa 30 Kilometern in der Stunde— eine gute Leiſtung in der Mongolei— zurückgelegt hatten, als wir etwa um 11 Uhr vormittags uns 5 in einer der Sandpfannen feſtfuhren, die die Verzweiflung jedes Automobiliſten in der Mongolei ſind. Wir ſandten den chineſiſchen Führer zur nächſten Mongolen⸗ Siedlung zurück, die etwa ſechs Kilo⸗ meter entfernt an dem eben genommenen Weg lag, und erquickten uns mit einem Bade in dem flachen See, der die⸗ ſer Gegend den Namen gibt, dem Shabu⸗nor. Endlich waren unſere Helfer da, aber es dauerte lange, bis ſie ſich an die Arbeit machten: aufgeſtachelt von einem Mann, der uns ſofort größtes Mißtrauen einflößte, ſtellten ſie unverſchämte Forderungen und es dauerte mehr als eine Stunde, bis wir ſie auf 12 mex. Dollars herunter⸗ gehandelt hatten. Und dann ſtellte es ſich heraus, daß von ihren vier Ochſen nur einer überhaupt ziehen wollte. Wir verbrachten eine ziemlich traurige Nacht. Erſt um 10 Uhr des nächſten Morgens tauchten unſere mongoliſchen Helfer wieder auf, aber anſtatt an die Arbeit zu gehen, fingen ſie neue Verhandlungen an. Sie ſtellten neue unverſchäm⸗ te Forderungen und wir hatten ſchon beſchloſſen, uns Hilfe aus einer anderen, wenn auch entfernteren Sied⸗ lung zu holen, als plötzlich eine Schar von 12 bis 15 jungen Mongolen über die Dünen auf uns zu galoppierte. An ihrer Spitze ritt niemand anderes als mein junger mongoliſcher Lehrer und Freund Gombofap. Er weilte zufällig auf einen Tag in der Nähe bei den Herden ſeiner Familie. Er hatte ge⸗ hört, daß hier ein Auto mit Ausländern im Sand feſtſtecke, und da er wußte, daß ich in dieſer Gegend reiſe, hatte er einige ſeiner Freunde gerufen und kam, um zu ſehen, ob er von Hilfe ſein könne: Sofort änderte ſich das Verhalten unſerer Mongolen und, während alle mit Hand anlegten, kamen wir in kürzeſter Zeit aus dem Sand heraus. Das war gegen die Mittagsſtunde des 28. Juli, eines Sonntags. Wieder rollten wir mit 30 und mehr Stundenkilome⸗ tern über die Straße. Wir rollten auf einen Paß zwi⸗ ſchen den Bergen zu. Dort lag eine kleine chineſi⸗ ſche Siedlung und ſchon von weitem ſahen wir die blühenden Buchweizen⸗ und Rapsfelder. Der Ort, dem wir uns näherten heißt Ho⸗chig Ta⸗huofang„Großer Geräte⸗ ſchuppen der Familie Ho“, denn das Land dieſer ganzen Gegend iſt von einer reichen Familie aufgekauft worden, die es weiterverpachtet hat, während ſie ſelbſt in der nur einige 20 Kilometer entfernten Kreisſtadt Paochang den Pachtzins verzehrt. Die„Gendarmen“ ſchießen! Wie wir in das Dorf hineinfuhren, bemerkte Gareth Jones einen Mann in chineſiſcher Uniform und machte mich darauf aufmerkſam. Aber es war daran nichts Auffälliges, denn wir waren nun in unbeſtritten chineſiſchem Gebiet, und es war zu erwarten, daß wir Mitgliedern der Pao⸗ an⸗tui genannten chineſiſchen Gendarmerietruppe begegnen würden. Und dann, als wir ſchon wieder aus dem Dorf hinausrollten, begann die„Gendarmerie“ auf uns zu ſchießen: An den Häuſern und hinter den Garten⸗ mauern, rechts und links des Weges, überall ſtanden ſie und ſchoſſen wie die Wilden auf uns los, Leute in der blauen Uniform und mit dem blauen Käppi der chineſiſchen Gendarmerie, und es half nichts, daß wir ſofort hielten, ich aus dem Auto ſprang und auf die mir nächſten Schützen loslief. An meinem Kopf vorbei flogen die Kugeln und zwei ſchlugen in die Haube über dem Motor unſeres „Gobi⸗Expreß“ ein. Schließlich rorſtummte nach 30 bis 40 Schuß das Geſchieße und einige der Schützen kamen mit anſcheinender Verlegenheit auf mich zu. Alles wäre ein Irrtum, erklärten ſie. Ich ſollte ihnen in eines der Häuſer folgen und dort bei einer Taſſe Tee die Entſchuldi⸗ gungen ihres Führers in Empfang nehmen. „Wir ſind ja nur Banditen“ Während ich das tat, waren auch die anderen Inſaſſen des Autos ausgeſtiegen. Sie wurden, ohne daß ich davon etwas bemerken konnte, da ich bereits in einem der chine⸗ ſiſchen Gehöfte war, ſofort umringt und Gareth Jones und dem Chauffeur wurden ſofort die Arme auf dem Kücken gefeſſelt. Jeder wurde in ein anderes Haus gebracht, während mein chineſiſcher Diener mit einem Teil des Gepäcks zu mir ge⸗ ſchickt wurde. Ich ſaß in freundſchaftlichem Geſpräch mit den Uniformierten, die ſich inemer noch ein Mal über das andere entſchuldigten, als mein Diener mit dem Gepäck an⸗ kam. Als dann unſere Koffer geöffnet wurden und ſich in einem ein paar Silberdollar fanden, konnte einer der Leute die Verſtellung nicht länger mehr ertragen, faßte die Dollar und ließ die Hand mit ihnen in ſeiner Taſche verſchwinden. Das war denn doch zu foll für einen Gendarmen! Ich ſprang auf und ſchrie ihn an, was das für neue Sitten wären. Und dann kam in großer Ruhe, ja, faſt in Beſchei⸗ denheit die klaſſiſche Antwort: „Ach, wir ſind ja gar keine Gendarmen, wir ſind ja nur Banditen!“ Faſt gleichzeitig mit dieſer Aufklärung wurde auch Gareth Jones zu dem Hauſe gebracht, in dem ich, wi⸗ ich jetzt erſt merkte, Gefangener war, und der Ton wurde merklich unfreundlicher. Eine Menge Banditen drängte ſich in die engen Stuben hinein oder ſtand am offe⸗ nen Fenſter und immer legte einer von ihnen ſein Gewehr oder ſeine Mauſer auf uns an und drohte, unſerem Leben ein Ende zu machen. Inzwiſchen wurde im Hof meinem Diener die Liſte der Forderungen diktiert, gegen deren Erfüllung innerhalb von zehn Tagen die Banditen uns fretlaſſen wollten. Die Forderungen wa⸗ ren: 100 000 mex. Dollar, 40 Infanterie⸗Gewehre mit 20 000 Schuß Munition und 20 leichte Maſchinengewehre mit ebenfalls 20000 Schuß Munition. Der Diener und der ruſſiſche Chauffeur, dem man inzwiſchen ſchon die Feſſeln abgenommen hatte, wurden zum Auto geführt und erhiel⸗ ten den Befehl, ſofort nach Paochang und Kalgan zu fahren und ſich mit den dortigen Behörden und mit unſeren diplo⸗ matiſchen Vertretungen in Verbindung zu ſetzen, um möglichſt baldige Zahlung des Löſegeldes herbeizuführen. Inzwiſchen hatten ſich die Banditen vollzählig— bis auf die auf den Höhen poſtierten Wachpoſten— in der Nähe unſeres Hauſes verſammelt und wir wurden hinaus⸗ geführt, nachdem man unſere Taſchen revidiert und uns alles bis auf je ein Taſchentuch abgenommen hatte. An Kleidung ließ man uns unſere Schuhe und Stümpfe, unſere kurzen Hoſen und unſere Khaki⸗Hemden. Und nun wurden wir für unſere Reiſe weiter ausſtaffiert, damit wir nicht ſchon aus der Ferne als Fremde erkannt würden. Schnell wurden hier einem neugierigen Bauern, dort einem ande⸗ ren die benötigten Kleidungsſtücke ausgezogen und uns au⸗ gezogen. Nun noch dieſem und jenem ein ſchmutziger Stroh⸗ hut von dem nicht weniger ſchmutzigen Kopf geriſſen und uns gufgeſtülpt,— und die Reiſe konnte beginnen. Weltbild(M.) Der Schimpanſe„Jochen“ vom Berliner Joo. Der Berliner Zoo hat einen zweieinhalbjährigen Schimpan⸗ ſen, mit Namen„Jochen“ neu erworben, der unter den ju⸗ gendlichen Beſuchern ſehr beliebt iſt. F ͤ——-x—— eee Gibt es Mädchenhandel? In der letzten Zeit ließen verſchiedene Nachri horchen, in denen von„Mädchenhandel“ die Rebe on an meldete ein engliſches Sonntagsblatt, daß die engliſch Hafenbehörden einen regen Mädchenhandel zwiſchen 15 Feſtland und England entdeckt hätten, indem eine Bande junge Mädchen vom Feſtland— es wäre wünſchenswen wenn die Angaben darüber etwas beſtimmter wären nach England gelockt habe, wo ſie zum Schein mit Englän⸗ dern verheiratet worden ſeien. Dieſe ſeien nach der Hoch zeit verſchwunden, ſo daß die Mädchen mittel- und anhang. los der Bande überlaſſen waren, die ſie dann öffentlichen Häuſern der Provinz zugeführt hätte. Zur gleichen gel tauchten Meldungen von einer Mädchenhändler⸗Zentrale in Paris auf, der 300 Mädchen zum Opfer gefallen ſeien, die an öffentliche Häuſer in Südamerika„vermittelt“ wurden Und an der albaniſch⸗jugoſlawiſchen Grenze ſoll es zwiſchen jugoſlawiſchen Grenzwächtern und Albaneſen zu einem Feuergefecht gekommen ſein, die zwei ſehr hübſche Mädchen zu verſchleppen ſuchten. Die Unterſuchung habe ergeben, daß es ſich bei den Albaneſen um eine Mädchenhändlerband⸗ handelte, die in der letzten Zeit dauernd Mädchen aus Albg⸗ nien in Südſerbien„eingeführt“ hätten. Bei dem Gefecht wurden mehrere Männer der Bande und die beiden Mäb⸗ chen getötet. In dieſem Falle, wenn er ſich wirklich ſo abgeſyf hätte— die dem Berliner Poltgeipräſtbiun angeg „Zentralſtelle zur Bekämpfung des Mädchenhandels“ ſteht ſolchen Meldungen recht zweifelnd gegenüber— würde es ſich in der Tat um Mädchenhandel, verbunden mit Gewalt und Raub handeln, eine Form alſo, die ſonſt in Europa kaum vorkommt. Es gibt Kriminaliſten, die überhaupt be⸗ ſtreiten, daß es einen Mädchenhandel im eigentlichen Work ſinne gibt. Sie ſtehen auf dem Standpunkt, daß die Inſaſ⸗ ſinnen der öffentlichen Häuſer in aller Welt in der Regel freiwillig den Lockungen und Verlockungen folgten, die ſie zuerſt wirklich oder angeblich auf internationale Vergnü⸗ gungsſtätten, Singſpielhallen, Varietss u. ä. zu führen vor⸗ gaben. Immerhin iſt auch ſolche„Vermittlertätigkeit“, dee zu große Leichtgläubigkeit, falſchen Ehrgeiz, mißliche ſoziale Lage uſw. für Zwecke mißbraucht, die verſchleiert werden, eine ernſte Gefahr. So haben denn auch alle Länder ſich eigene Organe zur Bekämpfung dieſer Gefahr geſchaffen, die untereinander in regem e ga ch ſtehen. In Deutſchland ſelbſt iſt ein ſo engmaſchiges Netz von Vorſichtsmaßnahmen zum Schutze der weiblichen Jugend vor der Gefahr, ins Ausland gelockt und dort der Proſt⸗ tution zugeführt zu werden, geknüpft, daß ſie auf das ge⸗ ringſte Maß begrenzt iſt. Die Jugend unter 18 Jahren wird durch verſchiedene Verordnungen ganz beſonders geſchützt. Keine Jugendliche erhält ein Auslandsviſum— für alle Minderjährigen be⸗ ſteht Viſumzwang— ehe nicht die„Zentralſtelle“ ihre Ge. nehmigung dazu erteilt hat. Sie prüft die Angaben, die zur Begründung der Ausreiſe gemacht werden, nach, und dank ihrer Verbindungen mit den Schutzorganiſationen in allen Ländern kann ſie in dem betreffenden Land nachfor⸗ ſchen, ob die in Ausſicht ſtehende Stellung und der Perſo⸗ nenkreis, der ſie vermittelt, einwandfrei ſind. Erſt wenn ſe feſtgeſtellt hat, daß keine Gefahr vorliegt, erteilt ſie ihre Einverſtändniserklärung, die dann im Paß vermerkt wird. Für die Volljährigen, die im Ausland eine Tätigkeit über⸗ nehmen wollen, beſteht allerdings kein Zwang, die Zuſtim⸗ mung der„Zentralſtelle“ einzuholen, aber es ſteht jedem Mädchen, jeder Frau, die im Ausland eine Stellung über⸗ nehmen will, frei, ſich an die„Zentralſtelle“ zur Ueberprü⸗ fung der Angaben, Verſprechungen und Ausſichten zu wen⸗ den. Auch in dieſen Fällen ſetzt die Zentralſtelle die jewel lige Auslandsorganiſation in Bewegung. Die Nachforſchun gen und die Raterteilung geſchehen koſtenlos und ſind völlig zuverläſſig. Sehr genauer Prüfung auf die Sauberkeit des Unter⸗ nehmens unterliegen auch die verſchiedenen„Künſtlertrup⸗ pen“, die junge Mädchen als Tänzerinnen, uſw. für„Auslandstourneen“ in größeren Gruppen ver⸗ pflichten. Jede Künſtlertruppe, die ins Ausland gehen will, bedarf der Genehmigung der Theaterkammer. Sängerinnen Dieſe ihrer⸗ ſeits ſetzt ſich in der Regel ebenfalls mit der Zentralſtelle in Verbindung, die Art und Charakter dieſer Unkernehmun⸗ gen und ihre Leiter durch Recherchen im Ausland ermittelt. Erſt wenn dieſe Auskünfte vorliegen und ſich keine Bean⸗ ſtandungen ergeben, erteilt die Theaterkammer die Erlaub⸗ nis zur Ausreiſe. Sie prüft auch die mit den Mitgliedern einer ſolchen Truppe abgeſchloſſenen Verträge, und eine Be. ſtimmung, wie ſie früher oft darin enthalten war, daß näm⸗ lich die„Künſtlerinnen“ verpflichtet wurden, nach Beendi⸗ gung des Programms den Gäſten des Lokals, in dem ſie auftreten, zur Verfügung zu ſtehen, würde heute kein Unter⸗ nehmen wagen, in ſeine Verträge einzuſetzen. So geſchieht vor allem in Deutſchland alles, um„Mäd⸗ handel“ unmöglich zu machen, und die gute internatio⸗ nenarbeit aller der Bekämpfung dieſer Kultur⸗ den B beugende Maßnahmen bald völlig verſchwindet. . Die Liebe in der Statiſtik Seit einigen Jahren beſitzt Paris ein Inſtitut, das ſich zur Aufgabe ſtellte, Probleme der Liebe und Ehe ſtatiſtiſ u unterſuchen. Nachdem jetzt die erſten hunderttauſen Felle eingehend überprüft wurden, erfolgten die erſten Ver⸗ öffentlichungen. Der„Liebe auf den erſten Blick“ verfallen nach den Feſtſtellungen dieſes Inſtituts die Männer zu⸗ meiſt in den Jahren zwiſchen 18 und 22 und ſpäter noch ein⸗ mal zwiſchen 54 und 57 Jahren. Die Frauenwelt hat drei Perioden, in denen die Liebe auf den erſten Blick eine aus, ſchlaggebende Rolle ſpielt, nämlich eine erſte zwiſchen 14 und 17, eine zweite zwiſchen 31 und 36 und eine dritte zwiſchen 43 und 45 Jahren. 5 Ferner machte das Inſtitut die Entdeckung, daß Liebe und Glück keineswegs immer zuſammenfallen. Die Glücks⸗ kurve bei Vernunftehen wird als größer angegeben als die reiner Liebesheiraten. Aufſchlußreicher ſind die Forſchun⸗ gen des Inſtituts über die Kriſenjahre in der Ehe. Die erſte Kriſenzeit entſteht vielfach ſchon im zweiten Jahre nach der erehelichung. Eine zweite Kriſenzeit liegt zwiſchen dem achten und neunten Jahre. Weitere kritiſche Jahre ſind das 14. 18. 26. und 28. Eheſahr! Erſt einige Jahre nach Silbernen Hochzeit hören nach den Erfahrungen dieſes Pa. eiſer Inſtituts deſſen Unterſuchungen ſich ausſchließlich auf Franzoſen und Franzöſinnen erſtreckten, die Ehekriſen auf. Man wird gut tun, dieſe Feſtſtellungen nicht zu verall⸗ gemeinern, denn ſelbſt bei umfaſſenden Forſchungsarbeiten wird ſich hierüber kaum mit den Mitteln der Statistik etwas Abſchließendes ſagen laſſen. i 25. 2 3 hörden läßt hoffen, daß ſie durch vor- 7 S S S 22 n 3 von ugend roſti⸗ 18 ge⸗ 'edene idliche n be⸗ e Ge- n, die und en in chfor⸗ Jerſo⸗ nn ſie ihte wird. über⸗ Iſtim⸗ jedem über⸗ rprü⸗ wen⸗ ewei⸗ chun⸗ volig inter⸗ trup⸗ innen ver⸗ will, hrer⸗ lſtelle mun⸗ ittelt, zean⸗ laub⸗ dern e Be⸗ näm⸗ endi⸗ n ſie nter⸗ Näd⸗ atio⸗ ltur⸗ bor⸗ ö Dee Lad auf lalienſeied. Roman von Kurt Martin. 44 Egon Gerdahlen kam mit einem Gutsarbeiter zurück, der die Leiter trug. Er rief nach oben. Herr Inſpektor, die Leiter iſt da!“ Er bekam keine Antwort. Da ging er ſelbſt ins Haus, nach Stein zu ſuchen. Er fand ihn nirgends. Als er wieder unten auf der Teraſſe ſtans, rlef Stein vom Dachgeſchoß Hillel Ich komme gleich! Habe hier nur mal Umſchau 8 alsbald ſtand der Kriminalinſpektor wieder auf der Terraſſe. Er ließ die Leiter anlegen, ſtieg hinauf, un⸗ terſuchte, aber zu einem Ergebnis ſchien er nicht zu kommen. Schließlich erklärte er verdrießlich: „Die Sache kommt mir höchſt ſonderbar vor! Man weiß ja auch nicht, welche Werte noch insgeheim in dem Schreib⸗ tiſch lagen.— Ich will heute nachmittag wiederkommen und wei Leute mitbringen.— Auch dem Herrn Staatsanwalt will ich Mitteilung machen. Es handelt ſich doch um einen ſchweren Einbruch!— Auf alle Fälle werden wir alles ver⸗ ſuchen, das Rätſel zu klären.“ 5. 5 Egon Gerdahlen verbarg ſeinen Aerger über den Ein⸗ a icht. . it wie verhext! Jetzt wieder dieſer Einbruchl— And vordem die Geſchichte mit meiner Kuſine!“ Stein ſah ihn intereſſiert an. „Ich habe vorhin das erſte Wort darüber gehört. Ich war auf einer Dienſtreiſe, kam erſt am Morgen zurück.— Offen geſagt, Herr Doktor, das Mädchen machte non Anfang an auf mich einen auffälligen Eindruck. Als ſie dann zu mir kam, da ſtiegen die erſten Bedenken in mir auf.“ „Alſo auch Sie befürchteten ein neues Unglück! Aber wa⸗ rum haben Sie uns nicht offen gewarnt?— Herr Jobſt mißtraute ja meiner Kuſine auch ſchon längſt.— Es iſt doch gräßlich, denken Sie!l Meine Mutter ſtand nahe ihrem Tode. Und ich glaube, dieſes verworfene Geſchöpf leugnet auch heute noch alles ab.“ „Laſſen Sie nur! Das ändert nichts an den Tatfachen!“ Eben, als Paul Stein gehen wollte, kam Maz Jobſt im Auto an. Er ſprang eifrig aus dem Wagen. „Ah, Herr Kriminalinſpektor!— Was ſagen Sie zu die⸗ ſem Einbruch? Man wird nicht fertig auf Hohenfried! Wie denken Sie über den Fall?“ „Ein ſchwerer Einbruch.“ „Ein dreiſter Burſche muß das geweſen ſein! ſtimmt ein Berufsverbrecher!“ „Ganz meine Anſicht.— Ich werde heute nachmittag wiederkommen!— Vielleicht känn ich Sie dann nochmals ſprechen. Es wäre mir lieb.“ „Ich bin beſtimmt hier. alles.“— „Vielleicht haben Sie bis zum Nachmittag den Verbre⸗ cher gefunden.“ „Kaum! Der Kerl iſt doch über alle Berge.“ „Ein Mann wie Sie, der hier ſo ausgezeichnete krimi⸗ nelle Fähigkeiten zeigte, wird auch mit dieſem Einbruch fer⸗ tig werden!“ Jobſt ſtrahlte. „Alſo ſind auch Sie der Anſicht, daß ich hier gut gear⸗ beitet habe Ganz be⸗ Ich unterſuche jetzt nochmals glich! Frau Gerdahlen darf Ihnen ruhig noch eine imie auszahlen. Sie haben ſie verdient!“ ö amit verabſchiedete ſich Paul Stein. N XV. a Or. Haberland blickte intereſſiert auf, als Paul Stein dei ihm eintrat. 8 i „Da ſind Sie ja, Herr Kriminalinſpektor! Was iſt das nun mit dem Einbruch auf Hohenfried?“ „Eine höchſt ſchwierige Sache! Ein Berufsverbrecher muß da am Werk geweſen ſein.“. „Wunderbar!— Das geht wohl dort ſo weiter? „Nein, jetzt iſt es aus.“ „Was heißt das?“ a „Das heißt, daß ich Ihnen heute einige Ueberraſchungen bereiten muß, Herr Staatsanwalt.“ 5 „Sie machen mich neugierig.— Wie war es denn in Budapeſt e“ f Stein erzählte. Vorher aber berichtete er von ſeiner Vernehmung Bruno Bauers. Dr. Haberland unterbrach ihn nicht. Ende war, erklärte er: „Der Bauer hat ſelbſtverſtändlich gelogen.— Nach der Kaſſette können wir ja ſuchen laſſen.“ 5 „Bruno Bauer hat ganz beſtimmt die Wahrheit geſagt, Herr Staatsanwalt.“ 5 „Was— Mit der Kaſſette?— Möglich!“ 5 „Nein, als er ſeine Unſchuld bei der Ermordung ſeines Onkels beteuerte.“. 5 „Sie halten den Mann alſo wirklich für unſchuldig? Er ſoll nur das Geld an ſich genommen haben? Na, hören Sie, wie kommen Sie denn darauf? Wer ſoll denn dann den 8210 Müller aufgeknüpft haben?— Das iſt ja immer rätſel⸗ . „Otto Müller wurde von dem Mörder Joachim Ger⸗ dahlens getötet.“. 5 „Halt, halt!— Dann ſind alſo Ihrer Anſicht nach zwei Menſchen an Joachim Gerdahlens Ermordung beteiligt; denn Albert Gerdahlen kann Otto Müller nicht getötet haben, da er im Gefängnis ſaß.“ 5 „Ich hatte auch nicht an Albert Gerdahlen gedacht. „Sondern?“ „An den Mörder.“ „Und wen meinen Sie damit?“ 5 5 „Einen Augenblick!— Die Kaſſette iſt bereits von mir gefunden worden.— Heute beim Morgengrauen. „So?— And war noch was drin?“ Stein reichte dem Staatsanwalt ein kleines Heft. Als er aber zu „Da hat Otto Müller vor ſeinem Tode Aufzeichnungen gemacht.— Bitte, leſen Siel“ „Das da?— Was iſt damit?“. „Bitte, Herr Staatsanwalt, leſen Sie!“ Dr. Haberland lehnte ſich zurück und begann Aber ſchon nach einigen geilen riß es ihn hoch. ul Stein an. 5 15 das?“ 5 „Bitte, leſen Sie weiter!“ 5 „And wieder flogen des Staatsanwaltes Augen über da Geſchriebene. Das Blut ſtieg in ſein Antlitz. Er riß an ſei⸗ nem Kragen, als ob der ihm plötzlich zu eng geworden. ſei Seine Augen wurden immer größer. Ein gurgelnder Lam drana aus ſeiner Kehle. zu leſen. Er ſtarrte „Stein, was iſt das?“ „Haben Sie alles geleſen?“ „Jal“ 3 „Herr Staatsanwalt, das alles wollte Otto Müller der der erſten Schwurgerichtsverhandlung gegen Albert Gerdah⸗ len dem Gericht mitteilen!“ Dr. Haberland ſtützte den Kopf in beide Hände. „Und daran ſoll etwas Wahres ſein?“ N „Jedes Wort iſt wahr!“ „Was Sie vorhin ſagten— das von der Frau in Buda⸗ peſt— ſprach die nicht auch von den geheimen Gängen?“ „Ja.— Die Gänge exiſtieren.— Ich war vorhin drin.“ „Sie?“ „Ich habe mir die Pläne verſchafft. Sie lagen in einem uns bisher unbekannten Geheimfach von Joachim Gerdah⸗ lens Schreibtiſch.“ „Sie?“ „Herr Staatsanwalt, den Einbruch auf Hohenfried heute nacht, habe ich ausgeführt.“ Dr. Haberland trocknete ſich den Schweiß von der Stirn. „Reden Sie!— Ich bin jetzt auf alles vorbereitet.“ „Ich fand die Pläne und benützte vorhin meinen Beſuch auf Hohenfried, um dieſen einen wichtigen geheimen Gang mir einmal anzuſehen.— Es ſtimmt alles.— Es finden ſich darin ſehr gute Fußſpuren, die wir aber wohl nicht näher zu unterſuchen brauchen. Ich habe noch andere nette Sachen in dem Gang geſammelt.“ Er ſtellte ein Fläſchchen auf des Statsanwalts Tiſch. „Das da iſt Atropin. Der Inhalt iſt zwar hier auf dem Schild angegeben; aber Dr. Roland hat außerdem vorhin den Inhalt unterſucht. Hier iſt ſein Gutachten. Wenn Sie weiterhin das Schild auf dieſer Flaſche leſen, ſo werden Sie finden, das dies Gift für Herrn Or. med. Gerdahlen“ her⸗ geſtellt wurde, und zwar in Königsberg, alſo reichlich weit von hier fort. Hier habe ich ferner einen Rezeptblock, wie ihn Aerzte führen, mit einem intereſſanten Aufdruck: Dr. med. Egon Gerdahlen— Königsberg.— Da iſt auch das Re⸗ zept, mit deſſen Hilfe das Gift beſchafft wurde. Eine tele⸗ foniſche Anfrage hat ergeben, daß Dr. Egon Gerdahlen neben feinen philoſophiſchen Studien auch drei Semeſter Medizin hörte; ein medizinſſches Staatsexamen hat er freilich nicht abgelegt; er hat ſich aber im Juli dieſes Jahres vierzehn Tage lang in Königsberg aufgehalten und dort als Arzt an⸗ gemeldet.— Hier iſt auch etwas Hübſches— ein Paar rot⸗ braune Herrenhandſchuhe; da hat Dr. Roland auch wichtige Feſtſtellungen gemacht. Dies Gutachten habe ich gleichfalls hier. Leſen Sie es!— Da iſt noch etwas: Eine Wachsform, ganz vorzüglich gearbeitet, zwei Fingerabdrücke im Poſitiv darſtellend; ein Abdruck von dieſer Wachsform ſtimmt reſtlos mit dem an dem Waſſerglas gefundenen Fingerabdrücken überein.— Und noch eine letzte Ueberraſchung! Da iſt eine Wäſcheleine, von der ein Stück abgeſchnitten iſt; dies Stück wurde zur Vortäuſchung des Selbſtmordes Otto Mülters benötiat.“ Dr. Haberland war aufgeſprungen. Er griff ſich an den Kopf.— „Das haben Sie heute gefunden?“ „Ja!— Geben Sie acht!“ g Und Paul Stein entwickelte ſeine Gedankengänge.— Als er geendet hatte, ſaß Dr. Haberland gebrochen auf ſeinem Stuhl. Er ſtöhnte. „Daß Sie mich nicht ſchon an Ihren anfänglichen Mut⸗ maßungen teilnehmen ließen! Daß Sie bis jetzt ſchwiegenk“ Stein lächelte leis. „Das wäre zwecklos geweſen. Beweiſe hatte ich nicht, und meine Mutmaßungen hätten Sie angezweifelt.“ Der Staatsanwalt ſprang auf. BW Jetzt aber nach Hohenfried!“ „Nein!“ Paul Steins Stimme klang befehlend. „Sie werden jetzt zunächſt Albert Gerdahlen rufen laſ⸗ ſen, Herr Staatsanwalt!“ Der zögerte. „Jetzt ſchon?“ „Ich meine, es iſt die höchſte Zeit!“ a „Ja— ja, freilich!— Stein, geben Sie acht, ich glaube, der bringt mich jetzt um!“ 5 Der Schweiß trat dem Staatsanwalt erneut Stirn.— Stein drängte:„Rufen Sie ihn her!“ Da trat Dr. Haberland ans Telephon. „Den Albert Gerdahlen bitte mir vorführen!— Sofort! — Was wollen Sie? Gefeſſelt?— Nein!— Natürlich nicht!“ Er hing den Hörer ab und ſank ſchwer auf ſeinen Stuhl. „Wenn ich doch nur eine Ahnung gehabt hätte!“ Stein gab keine Antwort. Er ſah geſpannt zur Tür. Minuten vergingen ſo. Endlich führte der Aufſeher Albert Gerdahlen herein. Er blieb an ſeiner Seite. Stein gab einen Wink. „Gehen Sie!“ Aber der Mann wartete unſchlüſſig. Da gebot auch der Staatsanwalt. „Gehen Sie!“ Albert Gerdahlen ſah finſter zu Boden. Der Staatsanwalt blickte hilfslos zu Paul Stein hinüber. Der trat zu den Gefangenen. „Herr Gerdahlen!— Es iſt etwas Neues geſchehen.“ Ein harter Blick traf ihn. „Ich weiß! Man hat Sigrit Sundborg verhaftet.— Wehe denen, die das taten!“ „Es iſt noch mehr geſchehen!“ „Iſt es noch nicht genug der Teufelei?“ Ich habe die Kaſſette Otto Müllers gefunden.— Und die Aufzeichnungen des alten Dieners Joachim Gerdahlens.“ auf die 2 fade bu de, TRAOFEVILEBGEV FUN Stühlen und ſtrickten und ſangen dabei. Es klang ſo luſtig. Sie lachten der Neuen entgegen und ſangen weiter. Dieſe Unbekümmertheit tat weh. Das Mädchen wollte in dieſem Augenblick Mitleid und Wärme. Und ein geſunder fröhlicher Kreis ſtrahlt im⸗ mer eine gewiſſe Sicherheit aus, die dicht neben der Härte ſteht. Als man ſpäter an der Fahne ſtand, und der Wind um den Kreis ſtrich, und das Abendlied leiſe über der Wieſe klang, da erkannte das Mädchen, daß das irgend etwas ſehr Schönes iſt, aber fremd und ihr verſchloſſen. Die erſte Nacht war ſehr einſam. Und die erſten Tage waren es auch und wollten nicht rumgehen. Das Mäd⸗ chen wußte nicht, wie ſie die fremde Arbeit bewältigen ſollte, und es dachte an ſeine Hände und ſeine Kleider und ſchrieb nach Hauſe: Ich bin ſehr un⸗ glücklich und froh, wenn die Zeit um iſt. Dann wurde es anders. Darüber vergingen Wochen, aber es wurde an⸗ ders. Nun ſtand das Mädchen ſchon tapfer und geſchickt in ſeiner Arbeit drin. Sie hatte zwei einfache Kittel. Sie konnte ſich ſorglos bewegen. Sie war Freund geworden mit der Einfach⸗ 825 der Dinge. Nun waren ſie für ſie Befreiung. Als ein Urlaubſonntag kam, fuhr ſie mit Nagelſchuhen und in der Windjacke in die Stadt und war ſehr ſtolz. Hatte ſie denn in der Stadt noch nie die Menſchen mit offenen Augen geſehen? Sie erkannte zuf einmal ſo viele Unſinnigkeiten in den täglichen Dingen Aufnahmen: Scherl(2), P. P. Hoffmann(1) M. Das Mädel im Frauenarbeitsdienſt geht dem Bauern zur Hand. N 7 5 D/E GHHFHMcH AH 9 9 der Stadt. Und ſie lagen im Licht ihrer neuer Erkenntniſſe übergroß und grotesk. Sie haßte die Stadt, die Luft, die Menſchen, die Ge⸗ Ein altes Bauernhaus iſt das Heim des Frauenarbeitsdienſtes. ſchäfte— und vergaß ihre Notwendigkeit und ihre Uner⸗ meßlichkeit. Sie vergaß die guten Dinge, die ſie aus den Buchläden, aus den Kunſtſtätten, den Schulen, der Univer⸗ ſität, den Menſchen entgegenhält. Aber daß ſie daran nicht dachte, war ja ſo erklärlich. Das ertrank in dem Gefühl für die Wieſen und Wälder des Weſterwaldes. Sie atmete tief und glücklich, als ſie wieder in dem kleinen Züglein am Fenſter ſtand und den Weſterwald herbeiguckte. Sie freute ſich auf die Gemeinſamkeit des Lagerlebens. Sie war hin⸗ eingewachſen an andere Menſchen, die ſchon immer Gemein⸗ ſchaft lebten. Denn es gibt Menſchen, die die Gemeinſchaf, in ſich tragen als koſtbares Geſchenk von den Ahnen her Da iſt alles ſelbſtverſtändlich, und das iſt das Schönſte. Man kann aber auch Menſchen zu der Gemeinſchaft erziehen. Aber auch denen muß ſie irgendwie vorbeſtimmt ſein. Henn es ibt i welche, die, ſelbſt wenn ſie guten Willens ſind. nie emeinſchaft leben können, die ſie dann höchſtens erkennen. Und allen ſteht der Arbeitsdienſt offen. Und alle haben eine Miſſion im Arbeitsdienſt. Die einen ſtehen als Er⸗ zieher— unbewußt— und wachſen. Den anderen iſt Auf⸗ gabe, ſich erziehen zu laſſen und ins Erkennen zu wachſen. Die Führerin erkannte die Wandlung in dem Geiſte des Mädchens. Sie war froh. Sie ſtreute ihr in den bereiten Grund ihrer Seele unmerklich ein Saatkorn nach dem ande⸗ ren ob ſo tief es ging, daß es ja Frucht trüge, wenn 5 die Großſtadt das Mädchen wieder ſchluckte. Denn das iſt das entſcheidende, daß der Arbeitsdienſt den Menſchen formt fürs Leben, nicht für eine Zeit. Die Erkenntniſſe und der große ſtarke Wille für Deutſchland, für den Boden und den Nächſten müſſen l ee werden und beſtimmend für die Haltung und das Handeln aller kommenden Jahre. (Entnommen mit Genehmigung des Verlages der Zeitſchrift „Deutſcher Arbeitsdienſt“, Sonderausgabe„Der Deutſche Frauen⸗ arbeitsdienſt“) 5 3—— 2— Sport⸗Vorſchau Einheimiſcher Sport Fußball Zum zweiten Male treten morgen die Mannſchaften von Altrip und Seckenheim in die Schranken um den Erhalt der Bezirksklaſſe zu erſpielen. Dieſes Treffen geht in Altrip von Stapel. Im Vorſpiel haben die Seckenheimer unter Beweis geſtellt, daß ſie etwas können, wenn es gilt. Und daß es morgen nochmals gilt, das wird wohl niemand abſtreiten wollen. Der eigene Platz wird die Altriper wohl dazu ſtimmen, nach einem Sieg die Hand auszuſtrecken. Die Secken⸗ heimer werden es ſehr ſchwer haben, den errungenen Vorſprung zu halten. Es gilt nochmal mit aller Energie an die Löſung dieſer ſchwierigen Aufgabe heranzugehen. Der Kampf wird in der gleichen Beſetzung wie im Vorſpiel beſtritten werden. Lediglich Winkler wird den Torwächterpoſten verſehen. Beſtimmt wird dieſe Um⸗ ſtellung eine Verbeſſerung bedeuten, doch nicht allein ſchon für einen Sieg garantieren. Jeder einzelne Spieler muß kämpfen bis zum Umfallen, dann— ſo hoffen wir— iſt die Bezirksklaſſe erhalten. Das Treffen wird beſtimmt einen guten Spielleiter bekommen, der dafür garantiert, daß das Spiel in den richtigen Bahnen bleibt. Glück auf zu dieſem ſchweren Gang. Um der Mannſchaft den nötigen Rückhalt zu bieten, ſteht zu hoffen, daß alles, was an Fußball intereſſiert iſt, mit nach Altrip geht. Beſtimmt gereicht es der Mann⸗ ſchaft zum Vorteil. ch P. S. Wie dem Anzeigenteil zu entnehmen iſt, be⸗ ſteht für jedermann Fahrtgelegenheit. Das Auto fährt um 1 Uhr vom Lokal ab. Pünktlich daſein. Fahrpreis hin und zurück 40 Pfg. einſchl. Perſonenverſicherung. Handball. Wer beſpiele am 1. September in Seckenheim. Tbd.„Jahn“ u. Tv. Friedrichsfeld komb.— Reichsbahn u. To. Neckarau komb. To. 98 Seckenheim— Kreis Mannheim komb. Die am morgigen Sonntag im ganzen Reich durch⸗ geführten Handballwerbeſpiele ſind dazu beſtimmt, den Gedanken dieſes Spieles weiter in die Maſſen zu tragen. Mit Abſicht hat man Seckenheim, das ſowohl in ſpis⸗ leriſcher als auch in Hinſicht auf die Zuſchauerzahl ſich in den letzten Jahren einen Namen gemacht hat, als Austragungsort beſtimmt. Der Tbd.„Jahn“, der durch Zuwachs und die Anterobhutſtellung ſeiner Mannſchaf⸗ ten unter einen Trainer dieſes Jahr mit als Anwärter für die Kreismeiſterſchaft gilt, wird im Verein mit dem Bezirksklaſſenvertreter Tv. Friedrichsfeld gegen eine Kombination von Reichsbahn u. To. Neckarau das erſte Spiel beſtreiten. Das Hauptſpiel vereinigt eine Aus⸗ wahlelf des Kreiſes Mannheim und den Gauklaſſen⸗ pertreters To. 98 Seckenheim. Ueber den Spielen ſteht leitend das Motto:„Werben durch Leiſtung“. Das in den letzten Jahren ſprunghaft ſich entwickelnde Hes d⸗ ballſpiel wurde auch dauernd in der Leiſtung gefördert. Die größere Anforderung der Körperbeherrſchung und Gewandtheit hat es zum ſchnellſten, abwechſlungsreichſten und damit auch ſpannendſten Raſenſpiel gemacht; damit hat und wird es weiterhin die Maſſen gewinnen. Durch die Verlegung der Werbeſpiele nach Seckenheim hat der Gau das ſich in letzter Zeit immer mehrende Sport⸗ publikum anerkennend belohnt, von dem er auch morgen hofft, daß es zahlreich der Veranſtaltung beiwohnt. Auswärtiger Sport. Der Sportbetrieb am kommenden Wochenende läßt in keiner Hinſicht etwas zu wünſchen übrig. Das Ereignis iſt der Leichtathletik⸗Fünfländerkampf zwiſchen Deutſchland, Ita⸗ lien, Ungarn, Japan und Schweden im Berliner Poſtſtadion. Im„Großen Bergpreis von Deutſchland“, den Vereinspokal⸗ ſpielen im Fußball und in der Straßenfernfahrt Warſchau Berlin ſtehen ihm in den übrigen Sportarten würdige Ver⸗ anſtaltungen zur Seite. Im Fußball ſteht zwar an bieſem Sonntag kein Länderſpiel auf dem Programm, aber die noch im Vereinspokal⸗Wettbewerb ver⸗ bliebenen Vereine tragen in einem großen Programm die erſte Vorſchlußrunde aus. Die ſüddeutſchen Vereine treten im Rahmen dieſer Spiele wie folgt an: IfR Mann⸗ heim— FV Homburg(Saar), Wormatia Worms— Fe Egelsbach, FV Bretten— Freiburger FC, Karlsruher FV gegen SV Feuerbach, VfB Stuttgart— BC Augsburg, 0 05 Schweinfurt— Sc 08 Steinach, Almer FV 94— ayern München, VfB Leipzig— 1. Fc Nürnberg, Sp Kaſſel— Phönik Ludwigshafen, Germania Fulda— Sp. Bag. Fürth.— Nebenbei erlebt die Meiſterſchafts⸗ ſaſſon mit dem badiſchen Spiel Amicitia Viernheim gegen Phönir Karlsruhe ihren Auftakt, und die ſonſt nicht in Erſcheinung tretenden Mannſchaften tragen Freund⸗ ſchaftsſpiele aus, von denen die bedeutendſten folgende ſind: FK Pirmaſens— Pf Neckarau, Stuttgarter Kickers— Germania Brötzingen, 1. Fc Kaiſerslautern„ Pforzheim, Eintracht Frankfurt— Aegypten ſowie 1. FC Pforzheim— 1. SSV Ulm. Im Ausland werden die erſten engliſchen Ligaſpiele ausgetragen. Schweden und Rumänien, das am vergangenen Sonntag in Erfurt unſer Gegner war, treffen in Stockholm im Länderſpiel aufeinander, während ſich Belgien und Polen in Brüſſel begegnen. Im Handball hat der Fachamtsleiter Herrmann(München) für das kom⸗ mende Wochenende zu einem großangelegten Werbetag aufgerufen. Aus dieſem Anlaß werden in allen Teilen des Reiches repräſentative Begegnungen ausgetragen. Süd⸗ deutſchland kann folgende Spiele melden: Nordheſſen— Südweſt in Hanau. Weinheim— Mannheim. Karlsruhe— — 1 Stuttgart, Nürnberg⸗Fürth— München, Sp.⸗Vgg. Fürth— München und Fürth— Nürnberg(Frauen).— Die größte Bedeutung aber iſt für das Wochenende dem Leichtathletik⸗Fünfländerkampf zwiſchen Deutſchland, Schweden, Italien, ungarn und Japan am Samstag und Sonntag im Berliner Poſtſtadion vorbe⸗ halten. Es wird in Berlin zu einem intereſſanten Kampf kommen, in dem Deutſchlands Athleten nach ihrer ſonntäg⸗ lichen„Schlappe“ durch Finnland erneut einen ſchweren Kampf zu beſtehen haben. Sämtliche Nationen haben ihre ſtärkſten Vertretungen benannt. Deutſchlands Intereſſen ver⸗ treten: Leichum(100), Neckermann(200), Hamann(400), Lang(800), Schaumburg(1500), Syring(5000), Haag (10 000), Wegener(110), Scheele(400 Meter Hürden), Leichum(Weit), Weinkötz(Hoch), Joch(Dreiſprung), Hart⸗ mann(Stabhoch), Wöllke(Kugel), Stöck(Speer), Würfels⸗ dobler(Diskus), Blask(Hammer).— Der Gau S ü d weſt trägt einen Kampf mit Luxemburg in Luxemburg aus und ſchließlich iſt noch der Start der hervorragenden deutſchen Frauen Dollinger und Kraus in Warſchau zu erwähnen. Im Turnen verdient die Olympia⸗Prüfung der Gaugruppe Süd in Ulm Erwähnung. Die vier ſüddeutſchen Gaue Südweſt, Baden, Württemberg und Bayern, ſind hier mit ihren beſten Turnern vertreten, um den Beſten der Gaugruppe zu er⸗ mitteln. Im Schwimmen iſt es wieder ruhig. Der Gau Württemberg ermittelt ledig⸗ lich ſeine Meiſter im Turmſpringen. Die Titelkämpfe finden am Sonntag in Untertürkheim ſtatt. Der Boxſport hingegen hat wieder eine größere Veranſtaltung aufzuweiſen, und zwar den zum Mitropa⸗Pokal⸗Wettbewerb der Amateur⸗ boxer zählenden Länderkampf gegen Polen in Warſchau. In der Geſamtwertung iſt Deutſchland, auch wenn dieſer Länderkampf gegen Polen verloren geht, der Sieg nicht mehr zu nehmen. a Im Motorſport wird am Sonntag zum 11. Male das große Freiburger Bergrennen, der„Große Bergpreis von Deutſch⸗ land“, entſchieden. Nach dem offiziellen Nennungsſchluß ſind für den Kampf der Motoren auf der Schauinsland⸗Renn⸗ ſtrecke 210 Meldungen abgegeben worden. Davon entfallen auf die Motorräder 139 Nennungen(36 Seitenwagenma⸗ ſchinen), 35 auf Sportwagen und 234 Meldungen auf Renn⸗ wagen. Das Rennen verſammelt die heſten Motorrad⸗ und Wagenfahrer am Start. Vom Ausland iſt u. a. auch die Meldung des Italieners Baleſtrero, der in der Sportwagen⸗ klaſſe über 2000 cem gemeldet hat, eingegangen. Der Pferdeſport bringt am Sonntag den Abſchluß der nicht ſo glanzvoll wie im Vorjahr verlaufenen Internakionalen Rennwoche in Ba⸗ den⸗Baden. Weitere Galopprennen werden auf deutſchen Bahnen in Hoppegarten und Mülheim⸗Duisburg gelaufen. — Am Samstag und Sonntag erlebt Saarbrücken ſeit einer Reihe von Jahren wieder das erſte Reitturnier. Der Reichsverband für Zucht und Prüfung deutſchen Warmbluts hält dort ein großes Turnier ab, für das das Meldeergebnis ganz hervorragend ausgefallen iſt. Der Kampf um die Sekunde! um Großen Bergpreis von Deutſchland am 1. Septe 8 ptember auf dem Schauinsland. Der Reichsſender Frankfurt wird in dieſem Jahre pere ſuchen, den Großen Bergpreis von Deutſchland auf dem Schauinsland bei Freiburg am 1. September 1935 funkiſch zu erfaſſen. Der Eigenart der Rennſtrecke, die nüt Einzelläufe über 12 Klm. bei 800 Meter Steigung und 173 Kurven in zeitlich aufeinanderfolgenden Starts zuläßt, nuß auch die Rundfunkübertragung Rechnung tragen. Es findel kein Kampf der Wagen untereinander ſtatt. Es kann keine Spitzengruppe von Runde zu Runde verfolgt werden. Der Rundfunk muß hier verſuchen, den Kampf um die Se kunde, der von jedem einzelnen Wagen für ſich ausge fochten wird, deutlich zu machen. a N a Halde u. nan A 5 3 gh Schuthοiαα 0 Hale ccblagerolhen Aue N 8 N e. 5 1 Are an J 1 9 8 1 2 1 66 1 N en Dai E irunnele — 7 5 0 5 555 Aude 5* N— N 22 Fg er RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Morgenſpruch, Wetter, Bauernfunk; 6 Gym⸗ naſtik; 6.30 Frühkonzert 1) 7 Frühnachrichten, anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Funkwerbungskonzert; 10.45 Sendepauſe; 11 Hammer und Pflug; 12 Mittagskonzert J; 13 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II: 14 Allerlei von zwei bis drei; 17 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 1. September: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zu!; 8.45 Kath. Morgen⸗ feier; 9.30 Sendepauſe; 10 Deutſche Morgenfeier der Hikler⸗ jugend; 10.30 Unterhaltungskonzert; 11.30 Bachkantake; 12 Muſik am Mittag; 13 Blaskonzert, dazwiſchen: Hörberichte vom Schauinsland⸗Bergrennen; 14 Anterhaltungskonzert; 15 Stunde des Chorgeſangs; 15.30 Eine halbe Stunde Haus⸗ muſik; 16 Nachmittagskonzert; 18 Unter der Zeitfunklupe, 8 auf der Stuttgarter Volks⸗Sternwarte; 18.30 Von Laſtfahrern und Fuhrmannskneipen, bunte Folge; 19.30 Tur⸗ nen und Sport— haben das Wort; 20 Aus dem Opern⸗ ſchaffen Wagners und Verdis; 21.30 Lachen und Lügen, daß ſich die Balken biegen, Hörſpiel; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.20 Länderborkampf Deutſchland— Polen; 22.45 Tanz in der Nacht; 24 Nachtmuſik. Montag, 2. September: 9 Frauenfunk; 9.15 Sendepause; 10.15 Die Ferien ſind vorbei— friſch auf zur Arbeit; 15 Bekanntgabe der Termine: Wiederſehensfeiern alter Front⸗ ſoldaten, anſchl. Sendepauſe; 16 Heitere Muſik am Nach⸗ mittag; 18.30 Jugendfunk; 19 Mit Hörnerklang und Trom⸗ petenſchall; 20.10 Orcheſterkonzert; 22.20 Saardienſt; 22.35 Nachtkonzert. Dienstag, 3. September: 9 Sendepauſe; 10.15 Engliſch; 15 Sendepauſe; 15.15 Herbſtblumen, Bericht; 15.45 Tier⸗ ſtunde; 16 Heitere Muſik am Nachmittag; 18.30 Das Haus iſt aufgerichtet, Hörbild von einem Richtfeſt; 18.50 Unter der Zeitfunklupe; 19.05 Kleine Volksmusik; 19.40 Nazi⸗Eiſele ſpielt; 20.15 Stunde der Nation; 21 In der Kürze liegt die Würze, buntes Konzert; 22.20 Funkbilder vom hiſtoriſchen Feſtzug der Stadt Kuſel; 22.35 Bunte Muſik. Mittwoch, 4. September: 9 Sendepauſe; 10.15 Die Ameiſenburg, naturkundliches Märchen; 15 Sendepauſe; 15.30 Pimpf, hör zul; 16 Muſik im Freien; 18.30 Lernt morſen; 18.45 90 Jahre Eiſenbahn in Württemberg; 19 Feierabend; 20.15 Stunde der fungen Nation; 20.45 Bitte, recht freundlich, akuſtiſche Photographie; 21 Nächtliches Feſt; 22.20 Saardienſt; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. 5 Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern; 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten, Wetter; 8 Waſſerſtandsmeldungen; Zeit, Wetter, 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Frühkonzert bezw. Sendepauſe; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm, Wirtſchaftsmeldungen, Wet⸗ ter; 11.45 Bauernfunk; 12 Miktagskonzert 13 Zeit, Nach⸗ richten, anſchl. lokale Nachrichten: e N Sonntag, 1. September: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waf⸗ ſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sende⸗ pauſe; 8.45 Choralblaſen; 9 Katholiſche Morgenfeier; 945 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Deutſche Morgenfeier der 5 10.30 Unterhaltungskonzert, als Einlage: Staffelhörbericht vom Schauinsland⸗Bergrennen; 11.30 Bachkantate; 12 Mu⸗ ſik am Mittag; 12.45 Aus dem Leben des ſchaffenden Volles; 13 Blaskonzert, als Einlage: Hörbericht vom Schauinsland⸗ Bergrennen; 14 Anterhaltungskonzert, als Einlage: vom Schauinsland⸗Bergrennen; 15 Stunde des Landes; 16 Nach⸗ mittagskonzert; 18 Jugendfunk; 18.30 Die Freude ſoll leben; 19.15 Dichter im Dritten Reich; 19.30 Echo vom Fünfländer⸗ Leichtathletikkampf; 20 Ludwig van Beethoven, das ſympho⸗ niſche Schaffen; 21.30 Der Main, Schickſalsbild eines Fluſſe⸗ 125 chen Nord und Süd; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Reichs⸗ endung: Nürnberg⸗Echo: 23.30 Länderborkampf Deutſch⸗ land— Polen; 22.45 Sportſpiegel des Sonntag; 23 Tanz Montag, 2. September: 10 Sendepauſe; 10.15 Schul⸗ funk; 15.15 Kinderfunk; 15.30 Staatliche Wirtſchaftsführur⸗ gen in der Vergangenheit; 15.45 Singapur und die P lippinen, drei Großmächte ringen um den Fernen Oſten; 16 Kleines Konzert; 16.30 Die Heldentat des Leutnants von Gleißenthal, Erzählung; 16.45 Bücherfunk; 18.30 Jugend⸗ funk; 19 Anterhaltungskonzert; 20.10 Der blaue Montag; 21.30 Ludwig van Beethoven, das Lied; 22.30 Tanzweiſen für alt und fung; 23 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 3. September: 10 Sendepauſe; 10.15 Schul⸗ funk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Frau; 16 Kleines Konzert; 16.30 Kampf um das Reich, Reichsform vor 500 Jahren; 16.45 Lockende Ferne, der verhängnisvolle Traum vom Goldland; 18.30 Nordiſches Lebensgefühl im altſächſiſchen Heliand; 18.45 Zeitgenoſſen gibt's; 19 Unterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21 Muſikaliſche Gefahrzonen; 22.30 Funkbild vom hiſtoriſchen Feſtzug der Stadt Kuſel; 22.45 Schöne Volksmuſik. Mittwoch, 4. September: 10 Sendepause; 10.15 Schul⸗ funk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.45 Kleines Konzert; 15.45 Kafſer Maximilians Weinprobe in Trier, Erzählung; 16 Kleines Konzert; 16.30 Aus Zeit und ben; 18.30 Das Leben ſpricht; 18.45 Saardienſt; 1940 Bauernfunk; 20.15 Stunde der fungen Nation; 20.45 Lachen⸗ der Funk: 22.30 Nachtmuſik und Tanz. . 60 ————. eee 0 * Beilage zum„Neckar⸗Bote“. Der alte Herr iſt achtzig Jahre alt. Aber man hält ihn höchſtens für ſiebzig. Wenn man ihm das ſagt, hört er es gern und lächelt aus zwei hellen, merkwürdig jungen Augen. Das Böſe und das Gute des Lebens liegen hinter ihm. In ſeiner Erinnerung ſind die guten Ereigniſſe leuchtender als die böſen, über die ein Schleier gebreitet iſt, durch den er nur ſelten hindurchſieht. 8 In ſeinem Zimmer ſind lindfarbene Gardinen mit vielen Falbeln, und auf einem runden Blumentiſch ſtehen blühende Kakteen von einer Höhe und Farbenpracht, die ſein Stolz ſind. Deshalb raucht der alte Herr die drei Pfeifen, die er ſich ſelbſt morgens, mittags und in der Dämmerſtunde geſtattet, zum offenen Fenſter heraus. Wenn es kälter wird, zieht er den alten warmen Flauſchrock an, deſſen Farbe man nicht mehr genau erkennen kann, und die wolle⸗ nen Handſchuhe, die ihm ſeine Frau noch kurz vor ihrem Tode geſtrickt hat. Denn der Rauch ſchadet den hellen Gar⸗ dinen und den blühenden Kakteen, und ſeine Haushälterin behauptet, daß ſie den Huſten davon bekommt, auch wenn er nur durch das Schlüſſelloch dringt. Denn der alte Herr raucht einen ſtarken Tabak. Er will ſich und den anderen keine Unannehmlichkeit mehr machen, und manchmal denkt er, daß es gut ſei, wenn die Jugend etwas von dieſer Weis⸗ heit des Alters lernen würde. Die Arme auf ein buntgeſticktes Kiſſen geſtützt, lehnt der alte Herr morgens, mittags und in der Dämmerſtunde zum Fenſter heraus und raucht ſeine Pfeife. Er kennt die Vorübergehenden, und ſie kennen ihn. Wenn einer zu ihm heraufnickt und ihm zuruft, daß er heute wieder ſo jung aus⸗ ſieht, dann antwortet der alte Herr mit Uleberzeugung:„Ich will ja auch hundert Jahre alt werden Die Großmutter Nach langer Zeit kommt die Großmut⸗ ter endlich einmal wieder zu Beſuch. Das ganze Haus iſt in Aufregung. Die Tochter geht immer wieder in das hübſche Stübchen, das Großmutter bewohnen ſoll, um es ſo gemütlich wie möglich zu machen. Denn Großmutter ſoll ſich endlich einmal richtig ausruhen hier. Großvater ſchrieb, daß ſie immer blaß und traurig ſei und ſich wohl zu viel zugemutet habe mit der Arbeit. Und nun kommt Großmutter wirklich an. von allen freudig begrüßt. von allen geliebt. Sie ſieht blaß und abgeſpannt aus und ſehr müde, läßt ſich widerſtandslos alle Päckchen und den Koffer aus der Hand nehmen. Sie packt nicht einmal die Geſchenke aus, auf die zwei Kinder neugierig warten. Ihre Hände zittern ein wenig, und ſie ißt faſt nichts von den guten Dingen, die alle nur ihr zu Ehren gekocht worden ſind. Nach Tiſch läßt ſie ſich willig gleich auf das breite Sofa zwiſchen die vielen Kiſſen betten und ſchläft ſofort ein, ohne etwas zu fragen oder zu erzählen. Die Tochter denkt beſorgt: „Mutter iſt doch wohl alt geworden Als Großmutter nach zwei Stunden aufwacht, ſteckt ſie den Kopf in die Schüſ⸗ ſel mit kaltem Waſſer und kämmt ſich den ſchönen weißen Scheitel glatt. Sie packt aus und baut auf, und bald ſteht es in dem klei⸗ nen Zimmer aus wie am Weihnachtstag. Dann öffnet ſie die Tür und ruft mit ener⸗ iſcher Stimme, gegen die es nie einen iderſpruch gegeben hat:„Anna⸗Ernſt⸗ Grete⸗Karl— ſchnell herein zu mir!“ Große und kleine Füße ſtürmen durch den langen Korridor zu ihr hin. Eine ganz andere junge, fröhliche Großmutter mit roten Backen und blitzenden Augen ſteht am Tiſch und breitet die Arme aus. Mutter, du biſt ja ganz verwandelt,“ lacht die Tochter. Großmutter lächelt ver⸗ ſchmitzt. Es weiß ja keiner, daß ſie die ganze letzte Woche nur genäht und geſtrickt und vor freudiger Aufregung kaum geſchla⸗ fen hat und dann die weite Reiſe im Bum⸗ melzug gefahren iſt, um das ſchöne Geld hier beſſer anzuwenden. Es 185 ein Schwatzen, Fragen, Freuen und Küſſen, daß Eine Woche ſpäter ſchreibt die Tochter einen Brief: „Lieber Vater, ich glaube, Mutter iſt nur krank geworden, weil ſie nicht genug zu ſorgen hatte. Ihre fleißigen Hände und ihr liebevolles Herz ſind zu einſam geweſen.“ Der Batkfiſch Mit blonden Zöpfen und blauen Augen wandert Anne⸗ gret ſeit einiger Zeit verträumt durch die Welt. Sie hört nicht, wenn man zu ihr ſpricht, oder ſchreckt plötzlich auf, wenn gar kein Grund dazu da iſt. Wenn ein Hund in der Ferne bellt oder ein Froſch im Teich quakt. Ihre Schul⸗ arbeiten laſſen zu wünſchen übrig. Sie iſt ſelbſt untröſtlich darüber und weint über die immer ſchlechter werdenden Zenſuren. Vergeblich gibt ſie ſich alle Mühe, die immer wieder abirrenden Gedanken feſtzuhalten. War denn die Sonne ſchon immer ſo golden und der blaue Himmel ſo ſchön mit ſeinen ziehenden Wolken? Oder kommt es daher, weil Annegret jetzt manchmal mit ihrem jungen Freund durch die Felder gewandert iſt, der Maler werden will, und der ihr geſagt hat, daß die Welt ein herrliches großes Bild iſt? Annegret ſitzt auf der Bank am See und ſchreibt viele kleine Zettel mit zärtlichen Reimen voll, die von der Sonne, den Blumen und manchmal auch ganz ſcheu von der Liebe ſprechen. Die Zettel verſteckt Annegret auf dem Grunde des Kommodenkaſtens neben Abziehbildern, angefangenen Aufnahme: Willi Engel— M. Handarbeiten und den letzten Puppenkleidern. Sie fühlt, daß ſich etwas in ihr gewandelt hat, dem ſie keinen Namen geben kann. Aber ſie weiß, daß es mit den letzten tau⸗ betropften Roſen zuſammenhängt, die ihr der Freund ge⸗ pflückt hat Nühjetle Nähjette iſt klein und unanſehnlich, nur ihre Augen ſind ſchön. Ein ganzes Leben lang geht ſie nun ſchon von Haus zu Haus und flickt die alten Sachen aus. Sie ver⸗ ſteht es meiſterhaft, auch aus den älteſten Dingen noch etwas zu machen. Nur ganz ſelten bekommt ſie auch mal ein neues Stück in die Hände. Einen Kittel für ein Kind oder eine bunte Schürze für die Magd, wo es nicht ſo genau darauf ankommt. Nähjette iſt in jeder Familie gern geſehen. Die Kinder hocken bei ihr, ſobald ſie da iſt. Denn die Jette kann er⸗ zählen wie keine andere. Ihre Zunge iſt gerade ſo flink und geſchickt wie ihre Nadel. Auch gruſelige Geſchichten denkt ſie ſich aus, und es iſt immer am ſchönſten, wenn den Kindern und auch ihr ſelbſt eine Gänſehaut über den Rücken läuft. Die Nähjette iſt ſchon ganz jung ein Waiſenkind und immer bei fremden Leuten geweſen. Sie hat ſozuſagen nie an einem eigenen Tiſch gegeſſen. Es iſt, als ob das Leben ſie vergeſſen hätte. Als ſie noch jung war, hat ſie manch⸗ mal darüber nachgedacht und iſt oft ſehr unglücklich geweſen. Dann war ſie nur noch die Nähjette, die zu den Kindern gehört, die ihr mit glänzenden Augen die Worte von den Lippen ableſen und zärtlich betteln:„Jette, liebſte Jette, erzähle..“ In dem häßlichen Vogelkopf der Jette gehen Tag und Nacht die wunderbarſten, abenteuerlichſten und e Geſchich⸗ ten herum. Sie hat nur eine Angſt, daß ihr einmal nichts mehr einfallen könnte, denn wenn ſie etwas zu oft erzählt, dann murrt die kleine Schar. Vor ihrem Korb mit dem 1 9 Flickzeug iſt ſie eine Königin im reis ihrer Vaſallen und vergißt über all ihren Geſchichten und Märchen immer mehr ihr eigenes armes kleines Leben. Der wilde Junge Er kann nicht ſtillſitzen bei Tiſch und niemals geduldig zuhören, wenn der Vater irgend etwas erklärt. Selbſt eine im Zorn gegebene Ohrfeige macht die Sache nicht beſſer. Er vergißt alles, was man ihm aufgetragen hat. Und alle behaupten, daß er faul iſt. Aber er klettert wie ein Eichkätz⸗ chen auf die höchſten Bäume— ſchwimmt wie ein Fiſch durch den See und reitet am liebſten mit den Pferden in die Schwemme. Das Sitzen in der Stube fällt ihm wie ein Albdruck auf die Bruſt. Doch er geht durch Hagel, Sturm und Kälte ſo fröhlich, als ſei es ein Frühlingstag. Viele Kräfte ſind in ihm, von denen die großen nicht mehr wiſ⸗ ſen, wie ſehr ſie nach Bewegung— nach Freiheit drängen. i Er hat ſeltſame Wünſche. Stundenlang möchte er die vollgefüllten weißen Mehl⸗ ſäcke aus der Mühle tragen, aber er darf es nicht, weil er noch zu klein iſt. Er möchte die Steine des gepflaſterten Hofes wie bei einem Baukaſten auseinandernehmen und wieder zuſammenſetzen, den ganzen Tag Pfeile ſchnitzen und ſo lange üben, bis ſie ſo weit in der blauen Höhe ſind, daß er ſie nicht mehr ſehen kann. Alle ſagen zu ihm, daß er ſeine Kraft und ſeine Zeit nur zu unnützen Dingen verſchwendet. Er 1 nicht, daß ſie nicht wiſſen, wie herrlich dieſe Dinge ſind. Manchmal kommt er ſich wie ein Fremder vor zwiſchen den anderen. Doch wenn er in einer ſcheuen Zärtlichkeit, die er am liebſten auch vor ſich ſelber ver⸗ ſtecken möchte, den Kopf einen Augenblick an die Schulter ſeiner Mutter lehnt, ſieht er in ihren lächelnden Augen, von denen Beſchwichtigung und Ruhe lemmeg, daß fie ihn verſteht. 150 der Vater la die Ohren zuhält 11 e a 5 e Die Verbindung mit der Welt 1 1„„ 7 D——— Die Nachl, die kommen wird Von Guſtav Ritter ⸗Grabow. Der Tag ging müde ſchlafen, Schloß ſanft die Augen zu, 0 Ein Abendwind wiegt leiſe ̃ Ihn ein zur guten Kuh! Der Mond hängt ſchon am Himmel Als bleiche Nachtlatern, And freundlich leuchtet oben* Schon hier und dort ein Stern. Ein feierliches Schweigen Liegt auf der ganzen Welt, Kaum, daß als Tagserinnern Ein Glockenſchlag noch fällt. Und, was an Unruh hatte Das Menſchenherz gebracht, Das löſt nun auf in Frieden Die Nacht, die ſtille Nacht! — 4— erge gn Hinclermann O eee „Kinder, Kinder,“ ſeufzte Sergeant Kindermann, wenn er uns über den Uebungsplatz jagte, und wiſchte ſich die Glatze, obwohl er nicht in Schweiß gekommen war wie wir, und ſich nicht von der Stelle gerührt hatte. Aber der Schweiß ſtand ihm tatſächlich auf der Stirn, vermutlich aus Mitleid mit ſich ſelbſt und uns, ſeinen Kindern, die er er⸗ ziehen mußte. „Kinder, Kinder, ich muß euch wirklich menſchlich mal näherkommen!“ ſchrie er, wenn es nicht klappte, und Ser⸗ geant Kindermann kam uns menſchlich näher: „Auf, nieder, auf, hinlegen! Sprung auf, marſch⸗ marſch! Stellung! Sprung auf!..“ Mittags wurde ein Mann zum Stiefelputzen komman⸗ diert, und auch das nannte Sergeant Kindermann das Menſchlichnäherkommen. Er hatte nämlich in ſeinem Schrank ein Schmalztöpfchen ſtehen, das nie leer wurde, und jeder Stiefelputzer bekam aus dem Töpflein eine Schmalzſtulle zur Belohnung. „Friß, aber gleich hier,“ pflegte Sergeant Kindermann zu ſagen,„es ſoll niemand wiſſen, daß ich dir menſchlich nähergekommen bin.“ Und der Stiefelputzer fraß gleich hier und kam auf dieſe Art Sergeant Kindermann menſch⸗ lich näher. So verhielt ſich Sergeant Kindermann in der Garni⸗ ſon, nicht anders im Felde. Wo nur irgendein Hund ge⸗ kläfft hatte: er hatte gekläfft, und wir hungerten nicht; wenn eine Henne gackerte— Sergeant Kindermann meldete ſich zur Stelle; wo eine Kuh weidete— nachts butterten wir heimlich. Tag für Tag kam uns Sergeant Kindermann menſchlich näher, und kein Gott wurde mehr vergöttert, wie Sergeant Kindermann von uns, ſeinen Kindern. 8 Bei Laon gerieten wir in ein böſes Schlamaſſel. Wir ſetzten uns oben in der Stadt feſt, wurden hinausgeworfen, jagten den Tommy wieder bergab und ließen vorerſt nicht mehr locker. „Nur ruhig, Leute!“ ſagte Sergeant Hier draußen nannte er uns„Leute“. „Tack, tack, tack,“ hackte das Maſchinengewehr. Wir wurden zurückgedrängt, der Tommy keuchte den Berg herauf, in den Straßen wimmelte es von dem grau⸗ grünen Gewoge. Wir hockten hinter dem eingeſtürzten Ge⸗ mäuer eines hochgelegenen Hauſes, zielten, ſchoſſen, zielten ſchoſſen. Zuletzt ſprachen die Handgranaten. Plötzlich knallte es dicht neben uns; der Tommy hatte die andere Straßenſeite beſetzt. Aus, Schluß, wir ſaßen in der Falle! 5 „Handgranaten!“ befahl Sergeant Kindermann, ſo wie er zur Hauſe vielleicht zu ſeiner Frau geſagt hätte:„Frau hole die Saat vom Getreideboden, ich will Hafer ſäen““ Wir reichten ſie hinüber, und er hing ſich den Schwarm in den Gürtel.„Ich will den Kerls mal menſchlich näher⸗ kommen,“ ſagte er und war verſchwunden, bevor wir ihn zurückhalten konnten. Drüben krachte die Haustür zuſam⸗ men; Gedonner, Gepolter, Exploſion, Stille. Erſtarrt, ge⸗ lähmt und gebrochen ſtierten wir hinüber, fünf Minuten eine Viertelſtunde Dann tauchte er wieder auf, verdreckt, Staub überſchüttet, und winkte uns zu kommen. andere war erledigt, große Handbewegung. Kindermann. blutig, mi Alle⸗ Zeichnung: Grunwald. Er griff in die Taſche und hielt dem Tommy ekwas unker die NMaſe, das— wahrhaftig— ein Aga ene 4 1 n A Im gleichen Augenblick ſchob ſich ein Tommy, ein baumlanger Burſche, aus dem Kellerfenſter, die Waffe ſchußbereit vorgeſtreckt, und erhob ſich vor dem verdutzten Sergeant Kindermann. Mochte ſein, daß der Tommy ſelbſt des Todes erſchrat — genug, er tat nichts, um ſich zu verteidigen, und ließ koſt⸗ bare Sekunden verſtreichen. Das genügte Sergeant Kinder⸗ mann; er griff in die Taſche und hielt dem Tommy etwas unter die Naſe, das— wahrhaftig— ein Zigarettenetui! Er hielt es ihm vor die Bruſt und klopfte ihm kamerad⸗ ſchaftlich auf die Schulter. N—— Der Tommy grinſte. Zögern nahm er eine der ge tenen Zigaretten, und Sergeant Kindermann ſteckle ſelbſt eine ins Geſicht und gab auch dem Tommy Felke Dann ſchüttelten ſie ſich die Hände, grinſten, erſt der Tomm dann Sergeant Kindermann, und trotteten auseinander: de Tommy die Straße hinab, Sergeant Kindermann zu ſeing verängſtigten Schar. „Der,“ knurrte er, als wir ihn zu ſeiner Rettun glückwünſchten,„das iſt der einzige, der übrigblieb von de acht; er hat Schwein gehabt. Drum wollte ich ihm ml menſchlich näherkommen.“ 5 Der Oberſchweizer Emil Haberle war, wie man ſo zu ſagen pflegt, ein famoſer Kerl. Stets hilfsbereit, zuvorkom⸗ mend und mit jedermann gut Freund. Nur einen Fehler hatte er. Obwohl dieſer Fehler ſehr häufig vorkam. Er nahm gern einen. Doch fand ſich hierzu ſelten Gelegenheit, da ſeine ebenſo ſparſame wie energiſche beſſere Hälfte mit Argusaugen das Privatleben ihres Emil beobachtete. Jeden Abend zwang ihr Wille den freiheits⸗„durſtigen“ Gatten an den häuslichen Herd und um zehn Uhr war regel⸗ mäßig im Haus Polizeiſtunde. Während ſein Ehegeſponſt dann in das Land der Träume hinüberſchnarchte, lag der gute Emil noch lange wach und dachte mit neiderfülltem Herzen an all ſeine guten Freunde, die um die Stunde noch im Kruge ſaßen. Nun war Emil ſeit einiger Zeit auf einen genialen Trick verfallen. Mehrmals in der Woche erſchien zu nächt⸗ licher Stunde der Nachtwächter, ſchlug klirrend ans Fenſter und brüllte:„Emil, upſtohn, de Bull is los“. Und der gute Emil erhob ſich dann ſchimp⸗ 8 fend, um den Bullen wie⸗ der einzufangen und feſt⸗ zumachen. Von ſeiner ahnungsloſen Frau auf das tiefſte be⸗ dauert, eilte er hin⸗ aus und hier er⸗ wartete ihn be⸗ reits Freund Nachtwächter. Beide gingen nun vergnügt und ſich diebiſch über die⸗ ſen glücklichen Einfall freuend zum Krug. Und Frau Haberle wunderte ſich man⸗ chesmal, daß das Anbinden des Bullen ſo ſehr lange dauerte und daß Emil immer ſo vergnügt und luſtig vom Kuh⸗ ſtall kam. Wieder ein⸗ mal war Emil eines Nachts zum „Bullenfangen“ geholt worden. In dieſem Abend war im Krug recht viel los, und ſo war es auch kein Wunder, daß die feſtgelegte Zeit von Emil um ein Erkleckliches überſchritten wurde. Er ahnte auch nicht, was ſich inzwiſchen ereignete. Dem jungen Zuchtbullen war es in dieſer Nacht gelungen, ſich der läſtigen Kette zu ent⸗ ledigen. Mit kurzen Säßen fegte er durch den Stall und mit jubelnden Trompetenſtößen gab er ſeiner Freude Aus⸗ druck über die gewonnene Freiheit. Von den Lagern er⸗ hoben ſich kettenklirrend die Stallgenoſſen und hundertſtim⸗ miges Brüllen begleitete ihn, als er ſich durch die angelehnte Stalltür auf den Hof hinauszwängte und in triumphieren⸗ dem Freiheitsdrang in die Mondnacht hinausſtürmte. Hier drehte er ſich kurz um, und mit einem gewaltigen Satz ſchwang er ſich über die Hofmauer. Plötzlich ſtutzte er. Vor ihm ſtand ein Menſch wie eine Marmorſäule. Es war ein junger Eleve, der da eben von einem Bummel kam und ſich plötzlich dem Untier gegenüber ſah. Es wird ihm niemand verdenken können, daß ihm das Herz überall in dieſem Augenblick ſaß, nur nicht in der Bruſt. Schritt für Schritt ging der junge Mann rückwärts, während ihm die Angſt Feuerſtröme den Rücken herab⸗ jagte. Und der Bulle folgte ihm. Mehr tot als lebendig hatte der Eleve endlich die Hofmauer erreicht. Hier drehte er ſich kurz um, und mit einem gewaltigen Satz ſchwang er ſich über die Hofmauer. Hinter ihm verklang das Brummen des Bullen. In langen Sprüngen ſtürmte der Eleve zum Schweizer⸗ haus und brüllte atemlos:„Aufſtehn, der Bulle iſt los!“ Der Bulle war inzwiſchen wieder umgekehrt und hatte mit einigen dort liegenden Fäſſern einen ebenſo lärmhaften Kampf begonnen. Dumpf wie Paukenſchläge rollte der Schall über die nächtliche Weite des in tiefſter Stille liegen⸗ den Hofes. Bis im Schloß an verſchiedenen Fenſtern Licht aufflammte; man war wach geworden und wollte dieſem unheimlichen Lärm auf den Grund gehen. In der Tür er⸗ ſchien der Inſpektor, in der Hand einen blitzenden Revolver. Hinter ihm der Diener und der Chauffeur, bewaffnet mit einem Teppichklopfer der eine, der andere mit einer Luft⸗ pumpe. In den Fenſtern dagegen lagen die weiblichen „Streitkräfte“ und blickten mit angſtgeweiteten Augen in die Mondnacht hinaus, jederzeit bereit, beim Nahen einer Ge⸗ fahr das Federbett über die Ohren zu ziehen. In dieſem Augenblick ſtürzte die Oberſchweizerin auf den Hof.„Emil“, ſchrie ſie,„wo biſt? Hat dir der Bulle was getan?“ Und laut weinend eilte ſie dem Stalle zu. „Halten Sie an“, rief der Inſpektor,„dort geht es nicht mit rechten Dingen zu. Und was iſt denn überhaupt los?“ Mit f verſagender Stimme ſchilderte die arme Frau, daß ihr Emil vor einer Stunde mit dem Nachtwächter den Bullen an⸗ binden wollte, und nun waren beide verſchwunden und der Bulle lief noch frei umher.„Sicher hat der Bulle die Män⸗ ner umgebracht, o, ich armes Weib, wäre ich doch bloß mit⸗ gegangen. Nun habe ich keinen Emil mehr.“ Weinend und händeringend lief ſie weiter und ſchauerlich klang ihr Ruf. „Emil, Emil, wo biſt du?“, durch die Nacht. Emil konnte natürlich nicht antworten, denn der 905 eben voller Behagen eine Flaſche hinunter und meinte 1 ſeinem Freund, dem Nachtwächter:„Ne kleine Stunde bleiben wir noch. Meine Olle hat einen feſten Schlaf und merkt niſcht, wenn es mal ſpäter wird.“ Unter Leitung des Inſpektors war inzwiſchen der li heber der nächtlichen Störung eingekreiſt und langſam ſel⸗ nem Stammplatz zudirigiert worden. Nach verſchiedenen fruchtloſen Verſuchen war es dann gelungen, ihn wieder anzuketten. Frau Haberle ſuchte indeſſen in allen Ecken und Win: keln nach ihren Emil. Und nun halfen auch die anderen Kein Stückchen Platz blieb undurchforſcht.„Wir müſſen dee Unglücklichen auf alle Fälle finden. Vielleicht ſind ſie nu; leicht verletzt“, meinte der Inſpektor todernſt. Dieſe„Un⸗ glücklichen“ ſangen dagegen ſoeben zweiſtimmig das ſchöm Lied von der„Roſe im Tale“. Und das mit ſolchem Schmeh und ſolcher Süße, daß den Zuhörern die Tränen über die bereits ſtark geröteten Geſichter liefen. Es iſt jedoch nicht von der Hand zu weiſen, daß die Tränen der Zuhörer der Flaſche„Crambambuli“, einer Spezialmiſchung des Gaſt⸗ wirts, die eben im Kreiſe herumging, ihren Urſprung ver dankten. Im Volksmund hieß dieſer Schnaps„Kehlkopf. räumer“. „Im Stalle ſind ſie nicht“, murmelte der Inſpektor düſter,„wir müſſen uns auf dem Hof nach den armen Kerl umſehn.“„Wenn ihnen bloß nichts paſſiert iſt“, greinte die Oberin,„ich will ihm auch jeden Abend eine Flaſche Vier holen laſſen.“ Man hatte ſich mittlerweile der Brennerei genähert.„Halt“, ſchrie der Eleve wichtig,„da ſind ſie. d. röchelt jemand.“ Alles blieb atemlos ſtehen und lauſchte. „Quatſch“, unterbrach der Chauffeur die atembeklemmende Stille,„das iſt der Brenner. Wenn der ſchnarcht, hört man es durch ſieben Brandmauern.“ Die Suche ging weiter. In vollkommener Stille. Mon erwartete jeden Augenblick zwei ſchrecklich cee Lei⸗ chen zu finden. Ab und zu unterbrach ein chluchzen der Oberin das lähmende Schweigen. Aber nicht das Geringſte war von den beiden zu ſehen.„Vielleicht ſind beide verſof⸗ fen“, flüſterte einer und man ſtarrte furchtſam in die Jauche⸗ grube, die da im Licht des Mondes ſo trügeriſch glitzerte „O, Gott“, ſtammelte die Oberin, einer Ohnmacht nahe. 7 5 185. 8 Zeichnungen(2): Grunwald. i And dann ſahen ſie zwei ſchwankende Geſtalten, die ſich eben anſchickten, den guten Mond zu beſingen. „Ich weiß nicht, was ich von der ganzen Sache halten ſoll“, murmelte der Inſpektor,„das beſte iſt, ich telephoniere an den Landjäger.“ Mit geſenkten Köpfen ſchlichen alle dem Schloſſe zu. Der Diener geleitete die Oberin und ſagte ihr Troſtworte ins Ohr. Aber dieſe jammerte nur nach ihrem armen Emil. Da fuhren plötzlich alle zuſammen. Jenſeits der Mauer ſangen zwei nur zu bekannte Stimmen das Lied vom luſti⸗ gen Auguſtin. Und dann folgte ein Jodler, der klar und hell, nur von einem ſtammen konnte.„Wer iſt das?“ fragte alles. Frau Haberle aber eilte wie gehetzt zum Hoftor. Die anderen folgten ihr. Und dann ſahen ſie zwei ſchwankende Geſtalten, die ſich eben anſchickten, den guten Mond zu be⸗ ſingen. „Emil“, ſchrie die Oberin,„du lebſt noch. Und biſt be. trunken. Und ich dachte, der Bulle hätte dich geſtoßen. „Der Bulle nicht“, meinte der eben hinzutretende Inſpektor und warf einen ſachverſtändigen Blick auf die beiden, „ſcheinbar hat ſie der Bock geſtoßen.“ Während die Oberin mit ihrem geretteten Emil abzog, ſchlug ſich der Wächter der Nacht unbemerkt ſeitwärts in die Büſche und begann in raſender Eile die Stechuhren zu bearbeiten. Es war etwa vier Stunden ſpäter. Mit ſchwerem Kopf bs Emil unter den Kühen und lenkte ziſchend die Milch in ie Eimer. Da tauchte vor ihm Freund Nachtwächter auf. „Son! Jemeinheit“, fluchte er.„mutt der döſig Bull ok wirklich utrieten.“ 1161 „Dat der Bull los is, kommt öfter vör un is ok nich wiejer ſchlimm“, erwiderte Emil tieftraurig,„aber als ick tu Hus wär, da war der Düwel los und ick kann di ſeggen, dat was dauſendmal ſchlimmer.“ A g 25 l 1 FC——— nd und r Ruft er goß inte zu Stunde af und der Ur am ſei⸗ iedenen wieder d Win nderen. ſen de ſie nur e„n. ſchön chmeh ber die h nicht rer der Gaſt⸗ g ver⸗ hlkopf⸗ ſpektor 1 Kerl nte die e Bier nnerei ie. Da zuſchte. mende t man Man te Lei⸗ en der ringſte verſof⸗ auche⸗ he. halten Dniere e dem te ihr ihrem Mauer luſti⸗ i und itzerte. 42 . 7 4 1 U 4 1 8 9 OHR von 4 ,. 5 Copyright by Carl Duncker⸗Verlag. (19. Fortſetzung.) Zm vergangenen Kapitel wurde erzählt: Aufs neue beginnt der Marſch, nur der alte Biddle mit jeinem verknaxten Fuß bleibt zurück. Er hat Kitty den Kom⸗ haß gegeben, ohne den man in die Irre gehen müßte. Aber zoch verliert man den Weg.— Kitty hat den Kompaß un⸗ brauchbar gemacht, um ſo dem alten Pechvogel Biddle eine Chance zu geben. Biddle hat ſich auch trotz 5 855 verletzten Fußes wieder auf den Weg gemacht. Unmittelbar vor dem Flaim finden ihn die anderen, die auf den richtigen Weg urückgekommen ſind. Vor ihnen erhebt ſich das ſteinerne Mal eines Männchens. Thomas erreicht es als erſter, Billy ſricht kurz vor dem Ziel zuſammen, aber er iſt immer no zweiter, und Biddle erhält den dritten Claim— er hat 1000 Glück dabei, er findet gleich Diamanten im Werte von 1000 Pfund. Helga und Kitty ſind etwa eine Stunde ſpäter ange⸗ kommen, und Helga iſt zunächſt einmal ermattet zuſam⸗ mengeſunken. Man hat ſie in ſämtliche Decken gepackt und in den kargen Schatten eines Steinblocks gelegt. Die rote Kitty hat auf Biddles Aufforderung, ſich auch einen Claim abzuſtecken, nur ein Achſelzucken gehabt und ſich bei Helga niedergekauert, deren Stirn ſie mit einem naſſen Tuch reibt. Eine Stunde ſpäter kommt der alte Biddle wieder her⸗ angeſchlendert. Er hat von den Kameraden erfahren, was Kitty getan hat, und warum er beinahe doch noch als Erſter den Run gemacht hätte. In ſeinem bärbeißigen Geſicht zuckt es verdächtig. „War eine Gemeinheit, Kitty, was du da getan haſt— aber doch verdammt ſchön.“ Einen Augenblick zögerte Char⸗ les Biddle. Es fällt ſeinem geizigen Herzen nicht leicht, etwas wegzugeben von dem, was er in der Hand hat, aber wenn's auch geizig iſt, ein Herz hat er doch in der Bruſt, keinen Stein.„Mein Claim gehört zur Hälfte dir.“ Kitty ſchaut gleichmütig auf.„Warum? Du haſt ja nur den dritten erwiſcht. Den hätteſt du auch ohne mich bekommen.“ „Stimmt nicht ganz, Kitty. Mit dem verſtauchten Fuß hätt' ich auch den dritten nicht bekommen. Du und ſogar die Lady hätten mich glatt überholt. Ich wäre Letzter ge⸗ worden.“ Kitty zuckt die Achſeln. Einen von deinen Diamanten kannſt du mir geben. Den Anteil am Claim mag ich nicht.“ „No“, ſchreit der Alte hitzig.„Du kriegſt keinen Dia⸗ manten und behältſt die Hälfte von meinem Claim. Baſta!“ „Altes Ekel!“ „Freche Katze!“ Damit iſt das alte, friedliche Verhältnis wieder herge⸗ ſtellt. Charles Biddle begibt ſich ruhig wieder an die Arbeit, und Kitty wendet behutſam das naſſe Tuch auf Helgas heißer Stirn. Es gibt keine Aufregungen mehr. Thomas Hart iſt den Weg zurückgegangen und nach zwei Tagen richtig mit Wagen und Tieren wiedergekommen. Die Steinblöcke, Dor⸗ nenbüſche und Sandhügel um Fantom Field ſchauen ver⸗ wundert auf das Lagerleben, das ſich in der ſonnenheißen Einſamkeit entwickelt. Nachts verſcheucht das brennende Lagerfeuer die Dunkelheit, bei Tage klirren Schaufel und Spaten auf Fantom Field. Die ſorgſam im Wagen mitgeführten Pfähle ſind einge⸗ ſchlagen, die Grenzen der Claims ſorgſam abgemeſſen und abgeſteckt worden. Man ſiebt den Sand, gräbt und ſchau⸗ felt. Ueber Erwarten groß iſt die Ausbeute. In den kleinen Lederſäckchen ſammeln ſich die Steine, ein Vermögen für jeden der drei Kameraden. Und wieviel Splitterchen der Sand birgt, das kann man erſt feſtſtellen. wenn der Claim richtig in Angriff genommen und durchgewaſchen wird. Auch Helga hat ſich wieder erholt. Sie ſieht mit großen Augen dem Treiben der Männer zu, wandert umher und letzt ihre Füße ſo vorſichtig auf den Sand, als fürchte ſie. Fantom Field ſei wirklich ein Phantom und könne ihr un⸗ ter den Füßen zerrinnen. Sie hat ſogar auf die dringende Aufforderung der Männer hin ſelber einen Claim neben der Entdeckererde abgeſteckt, und alle haben ihr dabei ge⸗ holfen. Eine oberflächliche Unterſuchung ergibt, daß auch dieſe Strecke blaue Erde enthält. Das Diamantenfeld iſt groß genug, daß auch für die, die nach uns kommen werden, noch genug übrig bleibt“, konſtatiert Thomas Hart, nachdem er Helgas Claim unter⸗ ucht hat. Der alte Biddle, dem bei den Schätzen, die Fan⸗ tom Field enthält, vor ſeiner eigenen Großmut angſt und bange wird, pirſcht ſich wieder an die rote Kitty heran. „Sollteſt dir auch einen Claim abſtecken. Kitty. Alle ſind damit einverſtanden, auch die Jungs, die du an der Naſe herumgeführt haſt. Alſo los, mach' dich ran!“ „Warum? Bin zufrieden mit deinem halben Claim.“ Biddle kratzt ſich den Kopf und ſcheuert ſich die Hoſen. „Tja, ſieh mal, Kitty, das iſt nun ſo: Jetzt, wo wir wiſſen, daß das Feld ſich ſo weit erſtreckt... wenn du dir elber einen Claim abſteckſt.. und was drin findeſt natür⸗ lich. ſieh mal, dann dann „Dann könnteſt du deinen ganzen Claim behalten und brauchteſt ihn nicht mit mir zu teilen, alter Geizkragen“. ſagt Kitty Alliſter trocken„Nichts wird daraus! Dein ort geb' ich dir gern zurück. Aber einen Claim ſteck' ich mir nicht ab, verſtanden! Entweder krieg' ich die Hälfte von deinem oder gar nichts!“ Da ergibt Charles Biddle ſich ſeufzend in ſein Schickſal. Was Thomas Hart gefürchtet hat, tritt nicht ein. Diesmal blenden die Glitzeraugen der Diamanten nicht die Sinne; W die Hirne nicht, daß aus Kameradſchaft Haß und Gier, Zank und Zwietracht entſtehen. Seitdem die Claims abgeſteckt ſind und jeder weiß, was ihm gehört, 15 eder einzelne vollauf damit zu tun, die Schätze aus einem eigenen Grund und Boden herauszubuddeln. Bill Oſtler ift wieder der alte: lebensluſtig, übermütig, raftſtrotzend. Am vierten Tag des Aufenthalts auf Fan⸗ tom Field findet er einen beſonders großen Diamanten in j. 222 ſeinem Claim, einen„Mordstrumm Stein“, wie er ſelber ſagt. Der Claim iſt ergiebig genug. Er kann ſich ſchon ein 5 Geſchenk leiſten. Alſo trägt er den Stein zu elga. „Hier, Helga! Das gehört Ihnen!“ Helga ſieht betroffen den Stein an und dann in Billys Augen, die ſtrahlend, ſiegesſicher über ihr ſtehen. Sie weiß genau, was jetzt kommen wird: die Frage, von der ſie einſt dachte, daß ſie ſie mit einem„Ja“ beantworten könnte. Aber zwiſchen dem Einſt und Heute liegt unendlich viel: der Marſch durch die Durſtſtrecke, das Sumpfloch, der Run. „Vielen Dank, Bill“, ſagt Helga ſtill,„aber den Stein kann ich nicht nehmen.“. „Warum nicht? Ich hab' genug davon.“ „Nein, wirklich nicht.“ 5 „Ach was! Sie wollen bloß nicht.“ 8 i Helga ſieht ihm feſt in die Augen.„Nun ſa, ich will nicht, Bill.“ Abgeblitzt! Es geht Bill Oſtler doch näher, als er ein⸗ geſtehen mag. Aus der anfänglichen Liebelei iſt ein ſtarkes Gefühl in ihm gewachſen für dieſe blonde Helga. Ein paar Stunden arbeitet er heftig und ſichtlich vergrämt auf ſeinem Claim. Aber dann wirft er die Bekümmerung von ſich wie ſein Spaten die Sandhaufen. Wird ſchon werden! Sie hat doch was übrig für ihn. Schien doch ſo, als ob ſie überhaupt nur ſeinetwegen mitgezogen ſei in den Buſch. Ging ja auch alles ganz nett, bis dieſe blöde Sache mit dem Sumpfloch kam. Denn das mit dem Hart iſt ja Unſinn. Wer iſt denn Thomas Hart? Ein Schlappier, ein unanſehn⸗ licher Kerl, faſt 40 Jahre alt! Und er mag ſie ja gar nicht. Hat's ja ſelber geſagt, damals im Camp. Bill Oſtler reckt und ſtreckt ſich, und ſeine Augen lachen ſchon wieder. Bloß das verfluchte Fieber iſt ſchuld daran! Wenn ſie erſt ſieht, was er für ein Kerl iſt, wird ſie ſich ſchon beſinnen und den Stein doch annehmen. 3 Teichmung Eisner Sorgſam verwahrt er den Diamanten in ſeinem Leder⸗ beutel. „Sie ſind nicht froh, Fräulein Trolle,“ ſagt Thomas Hart am Abend, als die anderen ſchon in ihre Schlafſäcke gekrochen ſind. Er und Helga ſitzen etwas abſeits vom Camp und ſehen in die Mondnacht hinaus. Geiſterhaft fahl liegt das bläuliche Licht über Fantom Field. Leiſe ſchnau⸗ ben die Maultiere. Wie Grabſteine ſtehen die ſtarren Dorn⸗ büſche im weiten, weiten Land. Helgas Gedanken wandern zurück zu jenem Abend, da ſie mit Thomas Hart auch auf ſo einem Sandhügel ſaß, in die Nacht hinausſah und— Kitty Alliſter verriet. Das hier iſt faſt wie eine Fort⸗ ſetzung jener Stunde. Und Helga knüpft unwillkürlich daran an. „Ich hab' Sie einmal einen Lügner genannt, Hart“, ſagt ſie leiſe.„Daß ich unrecht hatte, weiß ich längſt. Heute bitte ich Ihnen ab.“ Thomas Hart ſieht an ihr vorbei und nickt.„Ja, Fan⸗ tom Field exiſtiert doch, wie Sie ſehen.“ „Ich habe auch Kitty Alliſter verraten“, fährt Helga ſelbſtquäleriſch fort,„und das war ein zweites Unrecht“. „Es hat nichts geſchadet, Fräulein Trolle.“ Wie weh das tut, daß er immer noch„Fräulein Trolle“ ſagt, ohne ſich je zu verſprechen. Helga nimmt einen An⸗ lauf und ſtockt wieder. Alles in ihr drängt nach Bekennen, Sprechen, die Mauer niederreißen, die zwiſchen ihnen ſteht. Aber ſchwer iſt es, unſagbar ſchwer, den Anfang zu finden. „Ich weiß, wer Sie ſind“, ſagt ſie endlich leiſe. „Das ſagten Sie ſchon einmal, glaube ich. Alſo wer bin ich denn?“ Es liegt etwas Bitteres in ſeiner Stimme und zugleich ein ſcheues Abwehren, eine Angſt vor dem, was nun kommt. Helga hebt den Kopf und ſieht ihn feſt an. „Sie ſind der Mann, der den illegalen Diamanten⸗ handel in Kimberley organiſiert hat, der Mann, der unter Umgehung des 7 5 die Diamanten der Digger weiter⸗ verkauft. Sie ſind der Mann, den Hickſon und die Truſt⸗ leute ſeit einem halben Jahre ſuchen, ohne ihn faſſen zu können.“ Nun ſieht er ſie doch erſtaunt an. Aber in ſeinem Blick iſt faſt etwas wie ein freudiges Wundern, als ob er etwas ganz anderes erwartet und— gefürchtet hätte. „Woher wiſſen Sie denn etwas von der ſchwarzen Börſe?“ i Helga ſchluckt ſchwer.„Ich bin. Ein Strahl blitzt auf in den Augen des Mannes.„Ich verſtehe, nicht Kitty Alliſter, Sie ſind die Agentin Hickſons.“ „das bin 165 a Und was ich über Kitty Alliſter ſagte, ſtimmt. Sie iſt Hickſons Geheimagentin. Aber ſie ahnt nicht, wer Sie ſind, Hart. Was ſie dazu getrieben hat, mit in den 3 zu ziehen, weiß ich nicht. Vielleicht Aben⸗ teuerluſt, vielleicht das Diggerblut in ihren Adern. Hickſons Auftrag war es beſtimmt nicht.“ „Hm. Und— Sie?“ „Kennen Sie meinen Vater?“ 5 „Herrn Trolle? Nur ſoviel. wie Sie ſelber wiſſen. Ich halte ihn für einen ſehr klugen Menſchen. 0 Helga nickt.„Ja. Vater iſt klug, ſehr klug. Und ein Fachmann im— Diamantenhandel. Wir ſind nicht reich, Hart. Vater hat einen kleinen Laden in Stockholm„Käre Vän nennt man ihn e weil er auf ſeine Art Re⸗ klame macht, ſeine Inſerate ſtets mit den Worten„Lieber Freund“ beginnt. Das Geſchäft bringt nicht viel mehr, als wir zum Leben nötig haben. Aber wenn es ſich um Dia⸗ manten handelt, kommen die größten Juweliere und Schlei⸗ fer und fragen Vater um Rak. Er gilt von Amſterdam bis Oslo als beſter Fachmann,, was Diamanten anbelangt. Ich habe ſchon Steine in ſeinen Händen geſehen, Steine, die ihm zur Prüfung vorgelegt waren, die zu den größten und koſtbarſten der Erde gehören.“ a Helga Trolle machte eine Pauſe und ſieht in die Nacht hinaus. „Sehen Sie, Hart, da trat vor einem halben Jahr der Truſt an Vater heran. Sie wußten ſich nicht zu helfen. Es kamen immer mehr Diamanten auf den Markt, außer der Kontrolle und zu billigen Preiſen. Nun, Sie wiſſen das ſelbſt ja am beſten. Die Detektive und Agenten verſagten. Nur ſo viel hatte man heraus, daß die Organiſation von Kimberley ausging. Man bat meinen Vater dringend, hin⸗ unterzufahren und der Sache auf den Grund zu gehen. Einen der bekannten Großhändler oder gar einen General⸗ direktor konnte man nicht ſchicken. Der wäre ſofort aufge⸗ fallen. Aber ein Fachmann mußte es ſein, einer, der Dig⸗ gers und Diamanten kennt und doch ſelber unbekannt iſt. Sie boten ihm ein großes Gehalt und— Vater hatte große Luft, einmal Afrika wiederzuſehen, wo er ſeine Jugend ver⸗ bracht hat. Er nahm an.“ 4 Thomas pfeift leiſe durch die Zähne. e „Alſo Ihr Vater iſt...!“ „Der Bevollmächtigte des internationalen Diamanten⸗ truſts, beauftragt mit der Aufdeckung des Diamanten⸗ handels.“ „Donnerwetter!“ Er nickt faſt ironiſch.„Ich hab ja gleich geſagt, daß Herr Trolle ein ſehr kluger Mann iſt. Und Sie?“ „Ich bin Vaters Freundin und Gehilfin, daheim im Geſchäft, auf der Reiſe und auch hier“, ſagt Helga leiſe und ſenkt den Kopf. Eine ganze Weile ſchweigt Thomas grübelnd. Dann ſagt er ruhig: Warum erzählen Sie mir das alles?“ 9805 macht eine müde Handbewegung.„Das meiſte wiſſen Sie ja doch ſchon. Kitty Alliſter erzählte mir, was Sie geſagt haben.“ „Was denn?“ „Daß Sie wiſſen, warum ich mitgezogen bin.“ „Was hat das damit zu tun?“ Plötzlich ſchießt ein Gedanke durch ſeinen Kopf, jäh und unvermittelt wie ein Blitzſtrahl.„Oder iſt es nicht... Sind Sie nicht wegen.. Bill Oſtler...?“ Die beiden Menſchen ſehen ſich groß an. Blitzſchnelles Verſtehen, Begreifen—. „Bill Oſtler hat mir heute den großen Diamanten ſchenken wollen, den er gefunden hat“, ſagt Helga ohne die Augen von Thomas zu laſſen.„Ich hab ihn nicht ange⸗ nommen.“ Ganz tief atmet Thomas auf. Aber er ſagt nichts. Helga wartet vergeblich auf eine Antwort. „Sie haben einmal geſagt, daß Sie mich. liebhätten.“ Thomas ſchweigt. „Nun ja, das iſt wohl vorbei“, führt Helga bitter fort. „Ich weiß ja, Sie ſähen am liebſten, daß Ihr Kamerad Billy mich...“ „Nein!“ „Warum fragen Sie mich dann nicht, ob ich Ihre Frau werden will?“ Ganz zart und hilflos kommt das, wie eine kleine Hand, die ſich ſcheu in eine andere ſtiehlt und fragt, wie feſt ſie drücken darf. 5 Da iſt es wieder, das Scheue, Zuckende in Thomas Harts Geſicht, ein weher, zerquälter Zug, ein Blinzeln, der Augen. „Ich bin nicht der Mann für Sie, Helga“, ſagt Thomas Hart gepreßt und ſteht auf.„Wir wollen nicht mehr davon ſprechen.“ 5 X. „Komm gut zurück, Kitty!“ Am liebſten möchte Helga der roten Kitty um den Hals fallen und„richtig“ Abſchied nehmen, aber Kitty hat ſo ver⸗ wunderte Augen. Sie ſagt nur„All right“ und„Bye, bye“ und tut ſo, als ob man ſich nach einem Lunch im„Traek“ die Hand ſchüttelte. Der alte Biddle ſteckt ſogar die Hände tief in die Hoſentaſchen aus Angſt, irgendeiner der Grün⸗ 110 könne ihm ſentimental die Floſſe drücken zum Ab⸗ ied. Geſtern abend hat man„Kriegsrat“ gehalten und iſt nach langer Debatte übereingekommen, daß Fantom Field nun den Diggers zu einem großen Run freigegeben werden muß. Das erfordert die Kameradſchaft und das Geſetz des Buſches. Außerdem iſt es ein herrliches Gefühl zu wiſſen, daß Mr. Hickſon in ohnmächtiger Wut toben wird. Die gefährliche Durſtſtrecke muß alſo markiert werden, damit die Diggers ohne Mühe den Weg finden. Der Proviant gebt zur Neige. Waſſer gibt es im„Tal“ genug, um die Kaniſter für die Durſtſtrecke aufzufüllen. Der Weg zurück iſt ſetzt auch nicht mehr zu verfehlen. Aber das Wild, das man unterwegs erjagen kann, wird günſtigenfalls für zwei Men⸗ ſchen genügen, ſchwerlich aber für fünf Perſonen, denn mam muß ja Vorrat anhäufen für den Marſch durch die von allem Lebenden gemiedene Durſtſtrecke. „Zwei kommen glatt durch“, hat der alte Biddie ge ⸗ ſagt.„Fünfe aber nicht. Wir riskieren, daß wir ſchließh noch auf dem Rückweg verhungern, und dazu hab' ich kebe⸗ Luſt.“ f a . A Zeichnung: Stange. Der arme Mann! Vater hatte es doch zu ſchwer während der heißen Tage. * Vaterqualen. „Laß mich endlich in Ruhe, Bengel, du fragſt ja das Blaue vom Himmel runter!“ „Nur noch eine Frage, lieber Pappil“ „Na los, was denn?“ „Sag mal, wenn ſich eine Weſpe auf eine Brenneſſel ſetzt, ſticht dann die Weſpe die Brenneſſel oder die Brenn⸗ neſſel die Weſpe?“ *. „Kam der Mann, der mir da eben auf der Treppe be⸗ gegnete, nicht aus unſerer Wohnung, Trina?“ „Doch, doch, Madam“, beeilt ſich die neue Perle vom Lande zu erwidern,„das war ein Herr von der Poſt;— der hat im Salon alle Möbel frankiert!“ Das hilft. Zuſchauer(zu einem vorbeigehenden Sanitäter): „Sie, hallo, was machen Sie denn, wenn hier einer ohnmächtig wird?“ Sanitäter:„Ick jeb ihm in Schnaps!“ Zuſchauer:„Und wenn Sie gerade keinen da haben?“ Sanitäter:„Dann vaſprech ick ihm eenen!“ (Schluß des redaktionellen Teils.) Weder Hexerei noch Trick Alljährlich werden auf den großen Kongreſſen der Zauberer und Schwarzkünſtler den Fachgenöſſen die neueſten Kunſtſtücke vor⸗ geführt, die oft ſo erſtaunlich ſind, daß ſelbſt die gewiegteſten Kol⸗ legen nicht dahinterkommen. Für den Laien— den Verfaſſer nicht ausgenommen— beginnt das Geheimnis ſchon bei der Frage, wie es einem Zauberkünſtler auf der Bühne möglich iſt, gewiſſer⸗ maßen aus heiterem Himmel Fünfmarkſtücke nur ſo herunterzu⸗ langen, als ob die ganze Luft ſtatt aus Sauerſtoff⸗ und ſonſtigen Atomen aus lauter Fünfmarkſtücken beſtünde Früher konnte man wohl ſagen: Er hat ſie„aus dem Aermel geſchüttelt“. Aber wie iſt es damit, wenn der Mann ſich die Jacke auszieht, die Hemdsärmel hochkrempelt, ſich hinten und vorn be⸗ taſten läßt und dann ſeelenruhig dem lieben Volksgenoſſen in der dritten Reihe ſo viel Geld aus der Naſe zieht, daß dem ſein Riech⸗ organ ordentlich unheimlich wird, weil er bisher keine Ahnung hatte, daß er ein Dukatenmännchen ſtatt der Naſe im Geſicht trug. Man wird es ſicher niemandem verübeln, wenn er dieſe Art der„Geldvermehrung“ verblüfft beſtaunt, im übrigen aber keine wirtſchaftlichen Folgerungen daraus zieht. Daß es aber immer noch Menſchen geben ſoll, die vor allem, was mit Geld zuſammen⸗ hängt. einen leiſen Schauder haben und jeden, der etwas von Geld, Wertpapieren oder Deviſen verſteht, für einen halben Hexenmeiſter halten, das kann man ſich heute kaum noch vorſtellen. Natürlich iſt es nicht immer ganz leicht, mit Geld richtig umzugehen,— aber wer ſich einmal allein nicht durchfindet, braucht ſich ja nur an eine Bank zu wenden Dort wird er von geſchulten Fachleuten beraten, und es wird ihm dann ein leichtes ſein, zu erkennen, daß wirklich weder Hexerei noch Trick dabei iſt, wie der Reichsbank⸗ präſident Dr. Schacht in ſeiner Königsberger Rede treffend be⸗ tonte. Man muß ſich nur einmal über die Zuſammenhänge klar werden, und dazu hilft einem am beſten der Bankfachmann. Es liegt ſchließlich im Intereſſe jedes einzelnen, zu wiſſen, wie er ſein Geld am richtigſten verwertet. Es iſt aber auch im Intereſſe des Ganzen wichtig, daß die große volkswirtſchaftliche Aufgabe, das Volksvermögen dorthin zu leiten, wo es am produktivſten arbeiten kann, den Banken nicht durch Unkenntnis und falſche Vorſtellungen vom Weſen des Geldes erſchwert wird. lee At alle Fanrrachaufer 19351 Nrampfadern prospekt 68 on- Flechten, ſchwerheilende Wunden heilt Sau. Rat ſordorg. er being! eine suhßergewöhn- Dr. Strahls albe 6 f künlend aa cg lend s teten en Doſe RM 1.18 u. RM 2,07. Litera⸗ endung kostenlos, urn. Probe 22. Ber en 8 de be E.& P. Stricker, Fahrradtabrit Dr. Hoffbauer, Berlin SW s 84 Brackwede Bielefeld 580 Darfenen a lür Entschuldung, Nevan⸗ schaffung, Hypotbeken Ferienglück! Erholung beim Bauern 1 0 0 e 0 Spendet 3 USK. vorkostenfrefgured: „El eit 22 5 We diese onne Ppereuon, onne Ae 5 für die Augen- Kredit S. m. bi KH. Ki a Entzündungen! e 5 1 5. l 1 8 nder! e l bb. Ublendsttabe 149 KsIn, Saarsir. 16 „Zum Wochenende“ und„Zum Zeitwwertreib! Nr. 85 erſcheinen als Beiſage. D. A. 2. Vl. 35: 664 025. Pl. Nr. 7. Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig,. Verantwortlich für die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sonn⸗ agsblatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſämtlich in Berlin W'ö8, Mauerſtr. 80. Die in die waagerechten und ſenkrechten Felder⸗Reihen einzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellun⸗ gen zu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem untern Teil des Bildes zu ſuchen. Amwandlungs⸗Aufgabe. Die Buchſtaben in nachſtehenden 12 Zeitwörtern ſind zu umſtellen, ſo daß neue Wörter, und zwar ebenfalls Zeitwör⸗ ter, entſtehen. Die Anfangsbuchſtaben dieſer neuen Wörter fahren alsdann dem Leſer und der Leſerin, was ſie ſind. tören, nageln, neigen, leiten, polſtern, entern, adeln, brauen, raten, braten, feiern, ankern. Silben⸗Rätſel. 3 Aus den 28 Silben: an che droh e es ga gen i lat li mel mil ne ni pen ran re rum ſchup ſe ſen ti tich tow trep tut wa wo ſind 14 zweiſilbige Wörter zu bilden, die folgende Bedeutung haben: 1. Inſekt. 2. Weiblicher Perſonenname. 3. Heils⸗ wunſch. 4. Zeitraum. 5. Stadt im Rheinland. 6. Stadt in Pommern. 7. Muſikaliſche Form. 8. Männlicher Per⸗ ſonenname. 9. Lautes Getriebe. 10. Handelsgegenſtand. 11. Aſiatiſches Hochland. 12. Pflanze. 13. Andere Bezeich⸗ nung für Bündnis. 14. Lattenverſchlag. Wurden die Wör⸗ ter richtig gebildet, ergeben Anfangs⸗ und Endbuchſtaben, beidemal von vorn nach hinten geleſen, ein Sprichwort. 7 d. 3 NIVEA achdumend. wunderuoll-= 0 N. 5. Geschmocb 202.. för die grosse ſude Auslaſſungs⸗Aufgabe. Aus den 12 Wörtern: Raſt, Celle, Mähre, Wahn, Sal⸗ bei, Remiſe, Qualm, Paſte, Spitz, Orange, Schrein, Leiter ſoll durch Ausſtoßen je eines Büchſtabens ein neues Wort gebildet werden, während die ausgeſtoßenen Buchſtaben, zu einem Wort vereinigt, ein beliebtes Sommervergnügen er⸗ geben. Rätſel. Vor einen Fiſch, dir wohl bekannt, Setz' noch ein Zeichen du gewandt, So wird daraus ein teures Pfand, Das nie du läßt mehr von der Hand. Namen-Verſteck-Rätſel. 1. Er war in der großen Menſchenmaſſe bald verſchwunden. 2. Es gibt noch ſehr viel Beeren in dieſem Walde, Marianne. 3. Etwas grob erteilte der Beamte die Auskunft. 4. Auf der Schwäbiſchen Alb ertönte das Zeichen zum Aufbruch. 5. An dieſem Tage Orgel zu ſpielen war er nicht imſtande. In jedem der vorſtehenden 5 Sätze iſt ein männlicher Perſonenname verſteckt enthalten. Wie lauten dieſe? Denkſport⸗Aufgabe. Ein Landjäger hat drei ſchwere Jungen zu transpor⸗ tieren. Nennen wir ſie A, B und C. Es iſt ihm ſtreng ein⸗ geſchärft, darauf zu achten, daß auf dem Transport A weder mit B noch mit C in Verbindung treten kann, ſei es durch Worte oder durch Zeichen. Er hat dieſen Auftrag bisher auch gewiſſenhaft durchgeführt. Nun kommt er aber an einen kleinen Flußlauf. Ein Kahn iſt wohl vorhanden. Die⸗ ſer trägt aber nur zwei Perſonen. Wie muß der Landjäger die Ueberſetzung ſeiner Gefangenen vornehmen, damit, dem ihm zuteil gewordenen Auftrag gemäß, A nicht mit B oder C allein bleibt? * Scherzfragen. 88 15 5* 1. Warum iſt die Ohrfeige weiblich? N. 5 2. Was verſteht man unter Mutterſprache? 8 3. Was gehört zu einem gut ſitzenden Stiefel? Fut aartes linderliaar 9 iſt das Beſte und n erade gut genug! Vermeidung von Alkali und Kalkſeifenbildung iſt hier beſonders wichtig. Haarwäſche mit Schwarzkopf„Extra⸗Mild“ oder„Extra⸗Blond“ bietet deshalb die Gewähr dafür, ſchönes, geſundes Haar für alle Zukunft 5 ſichern! Nehmen Sie auch 5 Pflege des eigenen Haares das nicht ⸗ alkaliſche, ſeifenfreie kopf„Extra⸗Mild“] Die Friſur hält noch einmal ſo gut, und Sie freuen ſich über den natürlichen Glanz! Nn Kopf ERK IIb 1 0 Hochzeitsreiſe: Im Salzburger Lande. Silben⸗Rätſel: 1. Warmbrunn. 2. Ebereſche 3. Neinick. 4. Anderſen. 5. Regatta. 6. Berthold. 7. Egge 8. Irving. 9. Termin. 10. Eibe. 11. Teplitz. 12. Dynam 13. Eintagsfliege. 14. Moskau. 15. Vogeſen. 16. Engadn 17. Ramsau. 18. Gavotte. 19. Eli. 20. Holland. 21, Erd gon.— Wer arbeitet, dem vergehen die unnuetzen Gedanken Gegenſatz⸗Rätſel: 1. freudig, 2. abhold, 3. hoh ſelig, 4. roh, 5. tauglich, 6. innig, 7. nichtig, 8. ſtruppig, 9. he wandert, 10. leiblich, 11. albern, 12. unbeholfen, 13. ei trächtig.— Fahrt ins Blaue. Bilder⸗Rätſel: Der Schlaf vor Mitternacht der beſte. Scharade: Hammerfeſt. Schach-Aufgabe: 1. Db1—gt, Ke5—ft, 2. al- G e ,,, Ke5—f4, 2. Dg1—g93 matt. 1...„ Keßded6(ds), 2. Dg1— ch matt. 5 Blumen⸗Verſteck⸗Rätſel: 1. Tulpe, 2. Erilg 3. Rosmarin, 4. Reſeda, 5. Nelke. Verbindungs⸗Aufgabe: Trotz Kopf, Ur Teil, Raub— Bau, Nord Pol, Vieh Stall, Arm Brut Tag Schicht, Ernſt Thal, Reh. Bock, Jahr— Buch, Aſt⸗ Loch, Hoch— Wald, Not Wehr.— Turnvater Jahn. Anekdoten Auch eine Verteidigungsrede. Als John Scott, der frühere Lord Eldon, noch az Rechtsanwalt praktizierte, war er wegen ſeiner Schärfe he⸗ ſonders gefürchtet. Eines Tages verteidigte ein junger, ihn bekannter Anwalt ſeinen Klienten in einem ſeiner Anſicht nach vollſtändig klaren Flall. Als das Urteil ſchließlich doch ge gen ſeinen Klienten ausfiel, rief der junge Mann in ſeiner momentanen Erregung: nicht!“ a Der Gerichtshof faßte natürlich dieſe unüberlegte Aeußerung als eine Beleidigung auf und lud ihn für den nächſten Morgen vor die Schranken des Gerichts. Aengſtlic „Ein derartiges Urteil verſtehe ii über die möglichen Folgen ſeiner Unbeſonnenheit begab er ſich zu John Scott. Dieſer ſprach ihm Mut zu und verſprac ihm, daß er ihn morgen verteidigen werde. Als am nächſten Morgen der Name des Anwalts auf gerufen wurde, trat Scott vor und redete das hohe Tribune folgendermaßen an:„Es tut mir leid, meine Herren, daß mein junger Freund ſich ſo weit vergeſſen hat, den hohen Gerichtshof in ſo unziemlicher Weiſe zu behandeln. Abe er bereut es bitter, und Sie werden ſeine unbeſonnen Aeußerung gütigſt ſeiner Unwiſſenheit zuſchreiben. Sie werden aus folgendem ſofort die Richtigkeit meiner Be hauptung ſehen. Er ſagte, er verſtehe ein derartiges Urtel nicht. Nun, wenn er gewußt hätte, was hier jeden Tag vor dieſem Gerichtshofe ſich ereignet, wenn er Sie nur halb p lange wie ich kennte, ſo würde er ſich gewiß über keine⸗ Ihrer Urteile mehr wundern.“ Meiſſonſers Rechnung. Ein Pariſer Theaterdirektor beſuchte eines Tages den berühmten Maler Meiſſonier, der immer nur ganz kleine Bilder malte, in ſeinem Atelier und fragte ihn, ob er nich geneigt wäre, ihm für ſeine Bühne einen Vorhang zu malen; er fügte hinzu, der Künſtler möge ſeine Bedingungen ſelbt ſtellen. Meiſſonier hörte den Direktor ruhig an und fragte dann:„Haben Sie ſich meine Bilder angeſehen?“ N „O ja, erklärte der Direktor,„aber die Bilder id mir gleichgültig. Ich brauche Ihren Namen, denn damit werde ich das Publikum ſcharenweiſe in mein Theater locken.“ „Wie groß ſoll der Vorhang ſein?“ fragte der Künſtlen weiter. „Nun, ſagen wir, etwa achtzehn Meter Länge und fünfzehn Meter Breite.“ Meiſſonier nahm einen Bleiſtift und ſtellte eine Be⸗ rechnung an. Als er ſchließlich von ſeiner Arbeit aufblicke ſagte er mit unerſchütterlichem Ernſte:„Ich habe eben meine Koſtenaufſtellung gemacht und finde, daß mir der Meer meiner Bilder mit durchſchnittlich achtzigtauſend Franken bezahlt wird. Ihr Vorhang würde alſo 21 600 000 Fran⸗ ken koſten. Das iſt aber noch nicht alles. Ich brauche zwölf Monate, um fünfundzwanzig Zentimeter zu bemalen und würde deshalb hundertundneunzig Jahre brauchen, um Ihren Vorhang zu vollenden. 1 mir kommen ſollen, mein Herr, jetzt bin ich für dieſe Arbeit ſchon zu alt.“ Sie hätten alſo früher zu Der Direktor empfahl ſich ſchleunigſt und verzichtete auf den Vorhang. Das letzte Work. „Hör endlich auf mit deinen ewigen Fragen!“ „Nur noch eine, Papa!“ „Meinetwegen! Dann aber Schluß“ „Sag, wer begräbt nun den letzten Menſchen, det ſtirbt?“ * „Minna, heute haben wir einen berühmten Rennfahrer bei uns zu Gaſte. Zeigen Sie, was Sie können!“ Die moderne Köchin:„Soll ick uffn Roller von Häns chen ſervieren?“ — S Ses S SS 8