mar ent beſtey apier nem man petit vaſch⸗ etall ſeine man lange rdnel Kan⸗ ver rben gcher fe 5 . 8 — — 8 . 8 8 2 8 2 ur e 1* r g. Blut zu Mr. 205 32. Badiſcher Landesfeuerwehrtag () Villingen, 2. Sept. Der 32. Badiſche Landesfeuer⸗ wehrtag war von über 6000 Mannſchaften aus dem ganzen badiſchen Lande beſucht. Auf dem Benediktiner⸗Turnplatz wur⸗ den die Wettkämpfe zwiſchen den einzelnen Wehren ausge⸗ tragen. 5 In der nichtöffenklichen Hauptverſammlung wurde der Rechenſchaftsbericht abgelegt, die Gründung einer Feuerwehr⸗ unterſtützungskaſſe und die Erſtellung eines Ehrenmals beraten. In der öffentlichen Hauptverſammlung würde Innenminiſter Pflaumer begrüßt. Bundespräſident Friedrich Müller⸗Hei⸗ delberg gab einen Rückblick über die letzten zwei Jahre. Er wies darauf hin, daß demnächſt eine deutſche Feuer löſch⸗ geſetzgebung zu erwarten ſei mit der Maßgabe, daß in Zukunft Feuerſchutz an den allgemeinen Sicherungsdienſt ge⸗ bunden ſei und als Teil des übrigen Polizeidienſtes betrachtet werde. Beſondere Anerkennung widmete er auch der Feuer⸗ wehr⸗Fachſchule in Schwetzingen. Im Anſchluß an die Erfahrungen der Brandkataſtrophe in Oeſchelbronn empfahl er die Abhaltung gemeinſamer Uebungen an der württembek⸗ giſch⸗badiſchen Grenze, wie ſie von verſchiedenen Städten bereits vorgenommen würden. Die Verſchie denheit der Schlauchweiten und der Kupplungen habe bisher ein Zu⸗ ſammenarbeiten ſehr erſchwert. Miniſter Pflaumer überbrachte die Grüße des Reichs⸗ ſtatthalters und des Miniſterpräſidenten. Mit Genugtuung hebe er hervor, daß die neue Regierung ſowohl den Lan⸗ despräſidenten des Landesfeuerwehrverbandes in ſeinem Amte beſtätigen konnte, wie auch dieſer faſt ſämtliche Kommandanten in ihren Aemtern beließ. Der Aufgabenkreis der Feuerwehren ſei dahin erweitert, daß ſie jetzt auch am Luftſchutz beteiligt ſeien. Da die Tätigkeit der Feuerwehren nunmehr eine ſtaak⸗ liche Funktion darſtelle, ſei der Staat auch an ihrer Aus⸗ bildung ſehr intereſſiert. Appell der 6000 Wehrmänner. Landespräſident Müller erörterte die Pflichten des Feuerwehrmannes und gab dann die Ergebniſſe der Wett⸗ kämpfe bekannt. 36 Wehren haben daran teilgenommen und 12 Wehren als Löſchzüge und 24 als Gruppen. Unter den Löſchzügen ſind die ſechs Beſten Konſtanz, Heidelberg, St. Georgen im Schwarzwad, Furtwangen, Vöhrenbach und Hornberg. unter den Gruppen Achern, das ein ganz be⸗ ſonderes Lob für hervorragende Leiſtungen erhielt, Lörrach, Singen, Sipplingen, Emmendingen und Neuſtadt i. Schw., Arteil im Redemptoriſtenprozeß Zuchthausſtrafen für die Deviſenverbrecher. Berlin, 3. September. Nach dreitägiger Verhandlung verkündete der Vorſit⸗ zende des Berliner Sondergerichts am Montag das Urteil gegen die neun Geiſtlichen des Redemptoriſtenordens, die ſich unter der Anklage des Deviſenverbrechens und anderer Straftaten zu verantworten hatten. Der Agjährige Wilhelm Brinkmann aus Bo⸗ chum erhielt wegen fortgeſetzten Deviſenverbrechens in Tateinheit mit teils einfacher, teils ſchwerer Urkundenfäl⸗ ſchung und Deviſenvergehens ſechs Jahre ein Mo⸗ nat Zuchthaus, 1295 Jahre Ehrverluſt, 100 300 Mark Geldſtrafe und 184000 Mark Werterſatz; der 55jährige Wilhelm Platte aus Bochum zwei Jahre ſechs Monate Zuchthaus, drei Jahre Ehrverluſt, 30000 Mark Geldſtrafe und als Geſamtſchuldner mit Wil⸗ helm Brinkmann 16 241 Mark Werterſatz; der 66jährige Anton Walz aus Aachen drei Jahre Zuchthaus, drei Jahre Ehrverluſt, 50 000 Mark Geldſtrafe und 107 000 Mark Werterſatz; der 53jährige Wilhelm Mandel aus Bonn zwei Jahre ſechs Monate Zuchthaus, drei Jahre Ehrverluſt, 10000 Mark Geldſtrafe und 37000 Mark Werterſatz, da⸗ 555 in Höhe von 5000 Mark als Geſamtſchuldner mit als; 5 der 50jährige Johannes Kugel aus Heiligenſtadt (Eichsfeld) drei Jahre Zuchthaus, drei Jahre Ehrverluſt, 10000 Mark Geldſtrafe und 21 000 Mark Werterſatz; der 51jährige Johann Peter Kox aus Heiligen⸗ ſtadt ein Jahr drei Monate Zuchthaus, zwei Jahre Ehr⸗ verluſt, 10 000 Mark Geldſtrafe und 16 000 Mark Wert⸗ erſatz als Geſamtſchuldner mit Kugel. e 5 Der 40jährige Karl Feldmann aus Trier erhielt wegen Begünſtigung vier Monate Gefängnsi, die als durch die Unterſuchungshaft verbüßt gelten. Der wegen Begün⸗ tigung angeklagte 51jährige Nikolaus Zoller aus Bonn wurden freigeſprochen. Gegen den 55jährigen Bernhard Brinkmann aus Vaals(Holland) wurde das Verfahren abgetrennt, da ſich noch eine nähere Unter⸗ ſuchung der Umſtände auf dem Poſtſcheck⸗, Sparkaſſen⸗ und Bankkonto des Kloſters Trier aus der Zeit von Ende Mai 1933 bis Ende 1934 erforderlich macht. Den Verurteilten wird die Schutz⸗ und Unterſuchungs⸗ haft in voller Höhe angerechnet. Für die Geldſtrafen, den Werterſatz und die Koſten des Strafverfahrens und der Strafvollſtreckung wurde die Mithaftung der Re⸗ demptoriſtenklöſter Bochum, Trier und Heiligen⸗ ſtadt ſowie des Provinztalrats des Ordens aus⸗ geſprochen. 5 Die Arteilsbegründung hebt u. a. hervor, daß der Fall großes Aufſehen erregt habe, weil beſonders große Werte verſchoben ſeien und weil die Angeklagten ſämtlich Prieſter ſeien, die in ihrem Orden einflußreiche Stellungen inne hätten und die Art, in der die Deviſenbeſtimmungen verletzt worden ſeien, be⸗ ſonders raffiniert wäre und weil in Zuſammenhang mit dieſen Verſtößen von den Prieſtern auch Verbrechen und ergehen gegen das Strafgeſetzbuch begangen ſeien, nämlich Urkundenfälſchungen und die Abgabe falſcher eidesſtattlicher Verſicherungen. Der Geſamkwert des Gegenſtandes der ab⸗ zuurteilenden Straftaten betrage 360 000 Mark.. Der Vorſitzende erörterte dann die Straftaten im ein⸗ zelnen und betonte, daß von zwei Fällen abgeſehen die De⸗ viſenſchiebungen durchweg als„beſonders ſchwere Fälle“ im Sinne des Depiſenſtrafrechts angeſehen worden ſeien, und war mit Rückſicht auf die Stellung und Vorbildung der Täter, die raffinierte Durchführung und die Höhe des Scha⸗ Deus. Wenn die Angeklagten auch nicht unmittelbar in ihre eigene Taſche gewirtſchaftet hätten, ſo hätten ſie doch eigen⸗ ſüchtig au Koſten ihres Vaterlandes dem engen Kreis ihres Ordens Vorteile verſchafft.„W 5 Eine traurige Bilanz Kraftfahtzeugunfälle in Baden im Juli 1935.— 681 Un⸗ fälle, 537 Verletzte, 21 Tote. Im Juli 1935 ereigneten ſich in Baden 681 Kraftfahr⸗ zeugunfälle. Gegenüber dem Mai 1935 iſt eine Steigerung um 140 Anfälle zu verzeichnen, gegenüber dem Juni 1935 iſt die Zahl gleichgeblieben. Verletzt wurden dabei 537 Per⸗ ſonen, getötet 21 Perſonen. Unter den Verletzten befinden ſich 58 Kinder, unter den Toten 3 Kinder. Von den Un⸗ fällen ſind 438 auf Unvorſchriftsmäßiges Fahren, 168 auf das Verſchulden dritter Perſonen, namentlich von Fußgängern zurückzuführen. Bei 239 Unfällen ſtießen zwei Kraftfahrzeuge zuſammen, in 178 Fällen Kraftfahrzeuge mit Radfahrern, in 96 Fällen Kraftfahrzeuge mit Fußgängern. Die meiſten Anfälle, und zwar 106, ereigneten ſich in der Stadt Mannheim; es folgen die Stadt Freiburg mit 60 Un⸗ fällen und die Stadt Heidelberg mit 44 Unfällen. Die Zuſammenſtellung beweiſt wieder eindringlich, daß es bei allen Arten der Verkehrsteilnehmer an der nötigen Rückſichtnahme auf die Mitmenſchen fehlt. Wenn 64 Prozent aller Unfälle auf unvorſchriftsmäßiges Fahren von Fahrzeugführern und 25 Prozent auf das falſche Verhalten dritter Perſonen, namentlich von Fußgängern, zurückzuführen ſind, ſo zeigt das, daß alle Straßenbenutzer ohne Ausnahme noch wenig von dem Geiſt der neuen Ver⸗ kehrsvorſchriften begriffen haben, die die Verantwortung des einzelnen Verkehrsteilnehmers gegenüber der Verkehrsgemein⸗ ſchaft in den Vordergrund ſtellen. Der Kernpunkt der neuen Verkehrsregelung(Paragraph 25 der Reichsſtraßenverkehrs⸗ ordnung) wird daher nochmals allen Straßenbenutzern in Erinnerung gebracht: „Jeder Teilnehmer am öffentlichen Verkehr hat ſich ſo zu verhalten, daß er keinen Anderen ſchädigt, oder mehr, als nach den Umſtänden unvermeidbar, behindert oder beläſtigt.“ Diejenigen, die glauben, ſich darüber hinwegſetzen zu können, werden die ganze Härte der geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen zu ſpüren bekommen. Wirtſchaftlich ſchädi⸗ gende Folgen, die etwa durch die Unterſagung der Fahr⸗ erlaubnis und die Entziehung von Führerſcheinen eintreten, können keine Berückſichtigung mehr finden, da das öffentliche Wohl und die allgemeine Verkehrsſicherheit die Ausmerzung rückſichtsloſer und leichtfertiger Fahrzeugführer erfordern. Die Polizeibehörden haben bereits im Laufe des Monats Juli 1935 entſprechend den ihnen gegebenen ſcharfen Anweiſungen einer größen Anzahl von Perſonen die Erlaubnis zum Führen von Kraftfahrzeugen und Fahrrädern unterſagt. Verſuchsfahrt mit heimiſchen Treibſtoffen Die Erwarkungen überkroffen. Die am 19. Auguſt auf der Avus zu einer 20 000 Kilo⸗ meter⸗Fahrt geſtarteten 43 Laſtkraftwagen, welche alle mit heimiſchen Treibſtofen betrieben werden, haben den erſten Abſchnitt der Verſuchsfahrt beendet. Die Fahrzeuge haben rund 4500 Kilometer zurückgelegt, davon 2000 Kilometer auf der Avus und den übrigen Teil im Großſtadtverkehr und auf den Fernverkehrsſtraßen der Umgebung Berlins. Seit der Abfahrt ſind noch weitere drei Verſuchsfahrzeuge hinzugekommen, ſo daß am Montag ſämtliche gemeldeten 46 Laſtkraftwagen die Ueberführungsfahrt zum Nürburg⸗ ring antreten. Die bisher gezeigten Leiſtungen der Fahrzeuge haben die Erwartungen nicht nur erfüllt, ſondern ſogar übertrof⸗ fen. Die anfangs angenommenen mittleren Fahrgeſchwin⸗ digkeiten mußten durchwegs erhöht werden, um den Fahr⸗ zeugen die Möglichkeit zu geben, die wirtſchaftlichſte Be⸗ triebsweiſe bei der Fahrt zur Geltung zu bringen. Nament⸗ lich bei den Fahrten durch Berlin, welche zum Teil durch den dichteſten Verkehr führten und bei denen auf den Fern⸗ verkehrsſtraßen, fiel beſonders das gleichmäßige und be⸗ triebsſichere Fahren der Wagen auf. 5 Gammelt Altöle Ein Aufruf des Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſters. () Karlsruhe, 2. September. Der badiſche Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter erläßt eine Aufforderung an die Volksgenoſſen, in der es u. a. heißt: „Deutſchland verbraucht in einem Jahr rund 300 000 Tonnen Schmieröle, von denen nur etwa 70 000 Tonnen aus eigener Erzeugung gedeckt werden. Der überwiegende Teil des deutſchen Oelbedarfs muß mithin aus dem Ausland be⸗ ſchafft werden. Um eine weitere Belaſtung der Handels⸗ bilanz zu vermeiden, muß neben der in erſter Linie anzu⸗ ſtrebenden Steigerung der inländiſchen Erzeugung von Schmieröl mit allen Mitteln verſucht werden, die in der Wirtſchaft anfallenden Altöle zu erfaſſen und nach Auf⸗ arbeitung dem Verbraucher wieder zuzuführen. Heute wird der größte Teil dieſer alten Oele weggeſchüttet, verfeuert oder zu nebenſächlichen Zwecken verwendet. Man kann damit rechnen, daß allein beim Kraftfahrzeugbetrieb etwa 20 000 Tonnen regenerierfähigen Altöls jährlich geſammelt werden könnten, aus denen ſich 16 000 Tonnen regeneriertes Autos! mit einem Wert von mehr als drei Millionen Reichsmark wiedergewinnen laſſen. Die frühere Abneigung gegen aufgearbeitetes Schmier⸗ öl iſt heute nicht mehr begründet. Es iſt der deutſchen Technik gelungen, neuartige Verfah⸗ ren zur Regeneration des Altöls zu entwickeln und dieſe Oele für ihren urſprünglichen Verwendungszweck wieder im vollem Umfange brauchbar zu machen. Sie ſtehen in ihrer Wertigkeit den Friſchölen keinesfalls nach, wenn ſie in lei⸗ ſtungsfähigen Aufarbeitungsanſtalten gewonnen werden. Sämtliche badiſchen Behörden ſind angewieſen worden, ihre Altöle zu ſammeln und an die unter Mitwirkung des badiſchen Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſteriums entſprechend ausgebaute Aufarbeitungsanſtalt„Südweſtdeutſche Oel⸗Regene ration, Auguſt Roßkopf, in Mann⸗ heim, Lindenhofſtraße ga“ abzuliefern. Dieſe Firma iſt für den Bereich des Landes Baden als allein zuſtän⸗ dige Aufarbeitungsanſtalt vom badiſchen Finanz- und Wirt⸗ ſchaftsminiſter anerkannt und ſeiner dauernden Aufſicht unter⸗ ſtellt worden. Von den privaten Verbrauchern wird erwartet, daß ſie entſprechend dem ſtaatlichen Vorgehen ebenfalls für die Sammlung und Ablieferung ihrer Altöle ſorgen und in ange⸗ meſſenem Umfang aufgearbeitet Altöle verwenden. Dienstag, 3. Sept. 1935 7PrFPbp 8 0 2 Woher kommen die Schädlingsplagen? Der Kampf ums Daſein, der die geſamte belebte Natur beherrſcht, bedeutet die Regulierung des Gleichgewichts in der Natur. Alle Lebeweſen haben das Beſtreben, ſich ſo weit als möglich zu vermehren und auszubreiten. Dieſe Erkennt⸗ nis nennt man das biologiſche Grundgeſetz. Werden nun die Exiſtenzbedingungen für eine beſtimmte Art aus irgend einem Grunde günſtiger, ſo breitet ſie ſich auf Koſten anderer Arten ſtärker aus. Aber auch ſonſt gibt es Schwankungen in dem Gleichgewicht. Feinde und Paraſiten einer Art, die zu ſtärkerer Entwicklung gekommen iſt, kommen nun auch zu ſtärkerer Entwicklung, ſo daß ein ſtändiges Schwanken in der Zahl des Auftretens der Arten beſteht. Wenn alſo in der Natur ſteter Kampf herrſcht, ſo kennt die Natur ſelbſtver⸗ ſtändlich keine nützlichen und ſchädlichen Lebeweſen. Nützlich⸗ keit und Schädlichkeit gibt es nur vom Standpunkt des Menſchen. Als der Tiermenſch ſich aus dem übrigen Tierreich her⸗ aushob, Kulturmenſch wurde, zu ſiedeln, Ackerbau und Vieh⸗ zucht zu treiben begann, da ſchuf er auch im weſentlichen erſt durch ſeine Eingriffe in das biologiſche Gleichgewicht der Natur die Grundlagen der Schädlingsplagen. Durch die Anlage der Getreidefelder, Hackfrucht⸗, Obſt⸗ und Weinbau uſw. wurden für viele Tiere, die ſich vorher mit Mühe und unter Gefahren ihre vereinzelt wachſenden Nährpflanzen ſuchen mußten, plötzlich ſehr günſtige Ernährungsverhältniſſe geſchaffen. Man ſtelle ſich vor, daß in dem natürlichen Miſch⸗ wald eine Raupe, die durch Sturm vom Baum fällt, vielen Gefahren(Vögeln, Raubkäfern usw.) ausgeſetzt iſt, bis ſie ihre Nährpflanze wiedergefunden hat. Alle die Tierarten, die ſich nun in den Obſt⸗ und Getreidefeldern gütlich tun und zur Maſſenentwicklung kommen, und alle die niederen Pflanzenarten, wie die winzigen Pilze, die auf dem Ge⸗ treide, Obſt uſw. zu ſchmarotzen beginnen, nennt der Menſch, der Herr der Natur, nun„Schädling“ und die natürlichen Feinde dieſer Schädlinge bezeichnet er als„nützlich“ und ſtellt ſie den Lebeweſen, die er unmittelbar für ſich aus⸗ nutzt, gleich. Wenn dem Menſchen das Gebälk ſeines Hauſes von Bohrkäfern befallen wird, ſo ſind das für den Menſchen Schädlinge“, vom natürlichen Standpunkt aus betrachtet, ſind das aber Tiere, die ihres Daſeins Kreiſe in dem Vor⸗ gang der Selbſtreinigung der Natur vollziehen, indem ſie totes Holz zur Humusbildung des Bodens vorbereiten. Das gleiche gilt von den Woll⸗ und Pelzmotten. Wenn ſie in der Natur die Kadaver von kleinen Säugetieren und Vögeln aufſuchen müſſen, um für ihre Brut die nökige Nahrung an Haaren und Federn zu finden, ſo iſt das mühſam und ge⸗ fährlich. Wenn aber der Menſch mit ſeinen Kleidern, Pelzen, Teppichen uſw. in den Wohnungen Wollvorräte aufſtapelt, wie ſie die Natur nicht zu bieten vermag, ſo wird die Motte eben zum Haustier. Ebenſo findet die Fliege, die in der Natur zur Eiablage die Loſung des Wildes mühſam und unter Gefahren auf⸗ ſuchen muß, in den Miſthaufen der Bauernhöfe ein Nah⸗ rungsangebot für ihre Brut, wie ſie die Natur nicht bieten kann. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 2. September. Zufuhr: 134 Ochſen, 134 Bullen, 229 Kühe, 228 Färſen, 658 Kälber, 29 Schafe, 1455 Schweine, 2 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilo⸗ gramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen a) 42, b) 41; Bullen a) 42, b) 41; Kühe a) 38 bis 42, b) 31 bis 37, 0 23 bis 30, d) 19 bis 22; Färſen a) 42, b) 41, c 38 bis 40; Külber a) 66 bis 69, b) 62 bis 65, c) 57 bis 61, d) 50 bis S Schweine a) bis d) alles 54, e)—, f)—, 1) 54 92)—. Frankfurter Produktenmarkt vom 2. September: Wei⸗ zen Feſtpreisgebiet W 13 19.90, W 16 20.20, W 19 20.60, W'ü20 20.80; Roggen Feſtpreisgebiet R 12 16.20, R 15 16.50, R 18 16.90, R 19 17.10. Für alle acht Pofitionen: Hroßhandelspreis der Mühlen der genannten Preisgebiete, Hafer geſtrichen. Alles übrige unverändert. Stimmung: ruhig. In Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt. 1 Weltbild(M.) . Das Autounglück des belgiſchen Königspaaures. Unſer Bild zeigt das in 5 23335 geſtürzte ä AD 5 N — Gedeih und Verderb eines Voltes hängt ab von der Frage ſeines Familienbeſtandes. Mutter und Kind, an Kör⸗ per und Geiſt geſund, ſprechen das Urteil der Nation: Du wirft leben in Deinen Geſchlechtern! 3 Sporinachrichten Handball in Süddeutſchland Auswahlſpiele. 1275 14 in Hanau: Nordheſſen— Südweſt. in Weinheim: Weinheim— Mannheim 98. in Fürth: Nürnberg⸗Fürth— München(Sa) 76. in Fürth: Sp.⸗Vgg. Fürth— München 7:14. in Fürth: Fürth— Nürnberg(Frauen) Se 824. Geſellſchaftsſpiele.— TV 46 Darmſtadt— Polizei Darmſtadt— 2.15 SV 98 Darmſtadt— S Wiesbaden 95. Polizei Magdeburg— S Waldhof 8:11. Fußball⸗Länderſpiele im Ausland in Stockholm: Schweden— Rumänien. in Kattowitz: Oſtoberſchleſien— Weſtoberſchleſien 911 Neuer deutſcher Borſieg Polen in Warſchau 10:6 geſchlagen. Die Reihe der Freundſchaftskämpfe der deutſchen Ama⸗ teurborxer mit den benachbarten Polen wurde im Warſchauer Militär⸗Stadion fortgeſetzt. Zum ſiebten Male ſtanden ſich die beiden Länder gegenüber, auch diesmal mußten die Po⸗ len, die erſt eine Begegnung, nämlich im Jahre 1931, ge⸗ winnen konnten, wieder eine Niederlage einſtecken, die init 10:6 Punkten noch recht klar ausfiel. Dieſes Treffen zählte aber auch gleichzeitig zum Mitropa⸗Pokal⸗Wettbewerb, in dem Deutſchlands Sieg bereits feſtſtand, jetzt aber noch deut⸗ lich unterſtrichen wurde. Ferner konnte mit dieſem Länder⸗ kampf der deutſche Amateurborſport ein Jubiläum feiern, denn es war die 40. Begegnung, die deutſche Nationalmann⸗ ſchaften bisher ausgetragen haben. 2 Ningerturnier in Frieſenheim Auf dem Sportplatz in Frieſenheim kam vor einer zahl⸗ reichen Zuſchauermenge ein hervorragend beſetztes Ringer⸗ turnier in drei Klaſſen zum Austrag. Im Bantamge⸗ wicht ſtarteten die beiden Exmeiſter Fiſcher(Saarbrücken) und Gehring(Frieſenheim), ſowie die Gau⸗ und Bezirks⸗ meiſter O. Uhrig(Oftersheim) und Allraum(Sandhofen). Nach techniſch ſchönen Kämpfen blieb Gehring vor Uhrig (Oftersheim) und Fiſcher(Zweibrücken) Turnierſieger, wobet es dem Frieſenheimer gelang, Fiſcher entſcheidend zu beſiegen. In der Weltergewichtsklaſſe ſiegte Jung(Saar⸗ brücken) vor dem Frieſenheimer Dietz, der noch Schuſter (Schifferſtadt) auf den 3. Platz verweiſen konnte. Hahl (Frieſenheim) konnte ſich nicht plazieren. Harte Kämpfe gab es im Mittelgewicht, wo es einen überraſchenden Turnierſieg des jungen hoffnungsvollen Roth(Bensheim) gab, der die kampferprobten Ringer Meu⸗ rer(Saarbrücken) und Backmann(Lambsheim) entſcheidend ſchlug und gegen Magin ganz knapp nach Punkten unterlag. Magin hatte das Pech gegen Meurer mehr wie knapp zu verlieren und dadurch auf den 3. Platz zu kommen. * Die Südweſt⸗Leichtathleten gewannen den inoffiziellen Länderkampf gegen Luxemburgs Nationalmannſchaft in Lu⸗ iber mit 75.5: 42.5 Punkten ganz überlegen. Das reffen löſte wenig Publikumsintereſſe aus, 400 Zuſchauer ſahen zu. 00 Helen Stephens, die junge amerikaniſche Sprinterin, tellte über 220 Vards eine neue Weltbeſtleiſtung auf. Sie durchlief die Strecke in 23.9 Sekunden und verbeſſerte damit die alte Beſtleiſtung der Polin Walaſiewicz, die dieſe erſt im Juni ds. Is. in Canſas Eity aufgeſtellt hatte, um vier Zehn tolſekunden. Chinefiſche Schönheitsbegriffe Von Felix Baumann. a Frau Wu⸗Lien⸗teh, die Gattin eines chineſiſchen Fach⸗ gelehrten auf dem Gebiete der verſchiedenen Seuchen, hat unter dem Titel„Yang Kuei⸗fei“ einen hiſtoriſchen Frauen⸗ roman veröffentlicht. Yang Kuei⸗fei war eine der vier Schönheiten, die in der Geſchichte Chinas und der alten chi⸗ neſiſchen Literatur eine bedeutende Rolle ſpielen. Sie ver⸗ ſtand es, durch ihre berückenden Reize, ihre Tanzkunſt und Muſikkenntniſſe den Kaiſer Ming Huang ſo zu umgarnen, daß er ihr in allen Dingen willenlos freie Hand ließ, wo⸗ durch das Land an den Rand des Abgrundes gebracht wurde. Der Roman gibt ein anſchauliches Bild der Sitten und Gebräuche des alten chineſiſchen Hoflebens und aus den Schilderungen geht hervor, daß eine junge Chineſin der alten Zeit drei Eigenſchaften beſitzen mußte, um ihr Glück oder den Weg nach oben zu finden: hervorragende Schön⸗ heit, choreutiſche Gewandtheit und ausgezeichnete Kenntniſſe auf dem Gebiet der Inſtrumentalmuſik und des Geſangs. Inzwiſchen haben ſich die Zeiten auch in China geän⸗ dert. Vieles Alte iſt in die chineſiſche ae ge⸗ wandert, und wenn man heute die moderne Chineſin auf der Straße oder im Ballſaal beobachtet, ſo kommt einem zum Bewußtſein, daß— allerdings meiſt nur in den Groß⸗ ſtädten— aus den einſt ſo zaghaften und ſchüchternen „Himmelstöchtern“ moderne Frauen geworden ſind. Der konſervative Chineſe hat jedoch auch heute noch Vorſtellun⸗ 5 von Mädchen⸗ und Frauenſchönheit, die dem klaſſiſchen deal Chinas entſprechen. Die Mehrzahl der europäiſchen Leſerinnen wird wohl an die verkrüppelten„Lilienfüße“ der Chineſin denken. Doch laſſen wir dieſe beiſeite und wenden uns der Geſichtsfrage zu. Ergehen ſich die chineſiſchen Dichter in poetiſchen Er⸗ tee über die Frauenreize ihres Landes, ſo ſchwärmen ie ſtets von tach ſermeldnenkernen oder„Gänſeeier“⸗ Geſichtern. Nach en chineſiſchen Idealbegriffen ſoll das Kinn einer Chineſin wie die Spitze eines Samenskorns ver⸗ laufen und die Backenknochen dürfen nicht hervorſtehen. Stark ausgeprägte Backenknochen erſcheinen den Chineſen als Ausdruck eines ſtarken Willens, womit der konſervative Urchineſe 5 nicht befreunden kann. Aus dieſem Grunde fen auch buſchige Augenbrauen verpönt, die von den Chine⸗ en als Anzeichen von Wildheit gedeutet werden. Die Augen⸗ brauen der Chineſinnen dürfen nur als feiner Strich ſichtbar ein, weshalb die Chineſin ſich die Brauen mit einer dünnen idenſchlinge ausreißt. Nach den Ausdrücken„Waſſermelonenkern“ und „Gänſeei“ für die Geſichtsform kann die Bezeichnun zHammelfett“ für den Teint nicht überraſchen. Aber au dieſer proſaiſch klingenden Geſichtseigenheit liegt ein poe⸗ tiſcher Glaube zugrunde. Denn die Eremefarbe des ſo ge⸗ Abenteuer in Tſchachar Der Bericht des DNB⸗Vertreters Dr. Müller⸗ Peiping über ſeine Gefangennahme durch Banditen in der Provinz Tſchachar wird mit dem nachſtehen⸗ den Brief fortgeſetzt: 2. Brief Peking, am 10. Auguſt 1935. Die Tage mit den Banditen in Tſchachar brachten mir den erſten ſyſtematiſchen Reitunterricht meines Lebens. Am erſten Tage Schritt, kurzen Trab und langen Trab, am zweiten Tage Wiederholung des erſten Tagespenſums und Galopp, am dritten Tage Geländeritt über 35 Kilometer. Das alles in gebirgigem Gelände und auf dem engen und hohen mongoliſchen Holzſattel und in Shorts und dünner chineſiſcher Bauernhoſe. Man wird verſtehen, daß meine Proteſte gegen dieſe Art der Fortbewegung echt klangen, und in der Tat berieten die Führer der Banditen, ob ſie mich nicht gleich laufen laſſen ſollten. Aber das Auto war ſchon auf dem Wege nach Paochang und ſo begnügten ſie ſich mit guten Ratſchlägen und damit, daß ſie mir einen guten Reiter als Begleiter und Reitlehrer zuteilten. Es iſt in der Tat ſchwer, ſtundenlang durch blühende Wieſen und reifendes Korn zu reiten, ohne ſchließlich eine helle Freude zu empfinden, ſelbſt wenn zu freie Bewegun⸗ gen der Arme die Feſſeln in das Fleiſch einſchneiden laſ⸗ ſen und der Schmerz einen daran erinnert, daß man Ge⸗ fangener von Banditen iſt. Wie mir ging es auch Gareth Jones, und wir hätten unſere Freude hinausgerufen und hinausgeſungen, hätten uns unſere Banditen nicht geraten, ſelbſt nicht zu laut und nicht zu viel zu ſprechen, wie auch ſie ſich im allgemeinen Stillſchweigen auferlegten. Schließ⸗ lich waren wir eben Banditen auf dem Marſch und Vor⸗ ſicht war bei allen unſeren Bewegungen geboten. Näherten wir uns einem Dorf, ſo ritt die Spitzengruppe hinein, ſtellte die Sicherheit des Platzes für uns feſt und machte, wenn die erhaltenen Auskünfte befriedigend waren, für uns Quartier. Dann folgten wir und ſaßen ab Jones und ich wurden unſerer Feſſeln entledigt und in ein Haus geführt und bald ſtand heißer Tee vor uns. Das Unangenehmſte waren die Nächte. Die Bauern dieſer Gegend ſind arme Teufel, die meiſt nur als Pächter auf dem Boden ſitzen, den die ſeinerzeit mit der Koloniſierung beauftragt geweſenen chineſiſchen Beamten entweder ſelbſt für ein Butterbrot gekauft oder guten Freunden zugeſchanzt haben. Ihre Häuſer beſtehen aus lehmgeſtampften Wänden und weiſen faſt nie auch nur einen Stuhl oder Tiſch auf. Dafür iſt aber wenigſtens in einem Raum eine etwa kniehohe gemauerte oder geſtampfte Plattform zwiſchen drei der Wände am Fenſter, die Ruhe⸗ und Schlafplatz für die ganze Familie iſt, der bekannte chineſiſche Kang. Auf dieſem Kang mußten wir ſchlafen, ſechs bis acht Mann zuſammen. Der Abzug aus dem mit trockenem Miſt oder Stroh und Graswurzeln geheizten Herd geht durch den Kang hindurch und heizt dieſen ſtel⸗ lenweiſe ſo ein, daß man auf der Seite, auf der man liegt, halb geröſtet wird, während durch das breite offene Fen⸗ ſter die kalte Nachtluft über einen ſtreicht. Und die Nächte waren, obwohl es Ende Juli war, empfindlich kalt und wir ließen es uns gern gefallen, daß unſere Wachen uns die wattierten Röcke der Bauern und ihre Pelzmäntel überwarfen. Aber aus ihnen und aus den vielen Ritzen der Mauern begannen die Inſektenſcharen hervar⸗ zukriechen und fielen über uns her: Flöhe und Wan⸗ zen, Läuſe und ein merkwürdiges geflügeltes Inſekt, klein und ſchwarz und mit einem reſpektablen Beißgerät. Wir warfen uns hin und her und nur äußerſte Ermattung zwang uns ſchließlich in den Schlaf. Nachdem die erſte Aufregung der Schießerei und der Gefangennahme ſich gelegt hatte, war die Behandlung, die wir durch die Banditen erfuhren, gut, ja freundlich. Jones und ich hatten uns ſchnell darüber geeinigt, daß an eine Flucht unter den Umſtänden und in dem Gelände garnicht zu denken war und das Einzige, was wir zur Ver⸗ beſſerung unſerer Lage tun konnten, war, uns möglichſt freundlich mit den Banditen zu ſtellen und zu verſuchen, uns wenigſtens einige Freunde unter ihnen zu gewinnen. Sollten irgendwann einmal Pläne gegen unſer Leben beſtehen, ſo würden unſere Freunde unter den Banditen wohl Einſpruch erheben und möglicherweiſe uns das Leben retten. Inzwiſchen jedenfalls könnten ſie viel tun, uns den Aufenthalt unter den Banditen ſo erträglich wie möglich zu machen. Ich glaube ſagen zu können, e 8 wir erſtaunlich ſchnell Erfolg hatten. Schon am erſten Abend ſcherzten wir mit den zu unſerer Bewachung ab⸗ kommandierten Leuten herum, und dieſe meinten, wozu wir denn überhaupt zurückkehren wollten: wir könnten uns doch ihnen anſchließen und ein freies und friſches Räuberleben mit ihnen führen. Es war überhaupt amüſant, mit welcher Selbſt⸗ verſtändlichkeit dieſe Herren unſere Sachen zu un⸗ ſerer Schau trugen, unſere Uhren uns zum Aufziehen brachten und ſich von uns die Funktionen unſerer Kame⸗ ras und meiner ſonſtigen Inſtrumente(Höhenaneroid, Kompaß, Lichtmeſſer) erklären ließen. Am zweiten Tag hatten ſie genug Vertrauen gewonnen, um mir das Maſchinengewehr zum Nachſehen und zur eventuellen Reparatur zu bringen, deſſen Verſagen uns wahrſcheinlich das Leben gerettet hatte. Ein Lichtblick An jenem ſelben zweiten Tage hörten wir am Nachmit⸗ tag, während wir auf unſerem Kang lagen, eine Be wegung unter den Banditen im Dorf, in dem wir fel dem Vormittag waren, konnten uns aber nicht erklären, was die Aufregung und die Rufe bedeuteten. Es war wohl zwei Stunden ſpäter und wir lagen auf dem Hof in einem Haufen friſch geſchnittenen Pferdefutters, als plötzlich ein aufgeregter Führer Quartier genommen hatten, mich mit dem Namen anrief und ſagte, wir ſollten guter Laune ſeig er wäre gekommen, um uns zu retten, und ich ſollte am nächſten Tage mit ihm nach Poachang reiten. Er gin ſchnell wieder zurück und wir wurden wieder in das Haus geführt und angewieſen, uns auf den Kang zu legen. Einer unſerer Wachen fragte mich, ob ich den Mann kenne. Ich antwortete vorſichtig und der Wahrheit ent ſprechend, daß ich mich nicht auf ihn beſänne. Ja, ſagte der Bandit, er behauptet aber, er kenne Dich, und er ſagt weiter, daß er auch einmal Bandit war. Aber von uns kennt ihn keiner und wir glauben es m auch nicht. Tral auch Du ihm nicht und bleibe lieber unter uns, wo Du Freunde haſt. Das war reichlich myſteriös, und nicht ohne Mißtrauen bemerkten wir ſpäter im Dorf ein paar Männer in der Uniform chineſiſcher Poliziſten, aber ohne Waffen. Sollten die Neuankömmlinge zu einer anderen Bande gehören und nur die Abſicht haben, mich von Jones zu trennen, peinlich zu befragen und dann um die Ecke zu bringen? Wir konn⸗ ten uns nichl klar werden. Gendarmeriewachtmeiſter Mang Pän⸗chi Schließlich, nachdem wir unſer Abendeſſen erhalten hat⸗ ten und es dunkel geworden war, kam der Mann, der ſich als unſer Retter bezeichnet hatte, mit einem Mann in Poliziſtenuniform und mit einigen der Bandenführer in unſeren Raum. Er ſtellte ſich als Gendarmerie, wachtmeiſter Wang Mün⸗chi von dem Gendarme⸗ riekommando aus Paochang vor und erklärte, daß er von den chineſiſchen Behörden aus Paochang gleich nach der An kunft unſeres Autos dort am Spätnachmittag unſerer Ge, fangennahme ausgeſchickt worden ſei, um mit drei Polizi ſten zuſammen nach uns zu fahnden und u nſere Frei⸗ laſſung zu erwirken. Sie ſeien bei der Annäherung an unſeren Aufenthaltsort am nächſten Nachmittag von den ausgeſtellten Wachen mit Schüſſen empfangen worden. Als ſie mit einem weißen Tuch winkten, ſeien ſie gefangen⸗ genommen und gefeſſelt in unſer Lager gebracht worden. Erſt nach langem Reden habe man ſie entfeſſelt und ſei be; reit geweſen, mit ihnen zu verhandeln. Im Laufe dieſer Verhandlung hätten ſich die Banditen überzeugen laſſen, daß ſie mit der Uebergabe von Waffen und Munſin überhaupt nicht zu rechnen hätten und daß ſie ihre Löſe⸗ geldforderung weſentlich herabſetzen müßten. Sie hätten ſchließlich erklärt, mit fünfzigtauſend mex. Dollar zufrieden zu ſein. Sie hätten es abgelehnt, uns beide freizulaſſen, hätten aber ſchleßlich zugestanden, daß ich mit den Vertretern der chineſiſchen Behörden zurückkehren ſollte, um die Löfſegeld⸗ forderung zu vertreten und mich um die Zahlung des Gel⸗ des zu bemühen. Ich müßte aber verſprechen, wieder zu ihnen zurückzukehren. Und dann fing einer der Führer an zu ſprechen, beſtätigte, was der andere Mann geſagt hatte, und erging ſich in langen Ausführun⸗ gen über das grauſame Schickſal, das ſie auf dieſen Pfad geführt hätte, von dem ſie nicht abgehen könnten, ohne das Schickſal ihrer in der Mandſchurei zurückgelaſſenen Fami⸗ lien zu gefährden. Wir ſollten über ſie nichts Böſes denken und ſoll⸗ ten ihnen glauben, daß ſie im Grunde ihres Her⸗ zens nicht nur gute Menſchen, ſondern auch gute Chineſen wären. 5 Kurz, wie die Nacht war, ſo lang wurde ſie uns Im mer wieder überlegten wir uns, ob wir unſeren Rettern trauen ſollten oder nicht. Wir überlegten hin und her und kamen ſchließlich zu dem Schluß, daß, wenn ich mich wei⸗ gerte, mit ihnen zu gehen und ſie nur Abgeſandte der an⸗ deren Banditengruppe waren, wir wahrſcheinlich beide ſo⸗ fort getötet werden würden und daß doch eine ſchwache Möglichkeit beſtände, daß ſie wären, was ſie vorgaben zu ſein, und daß dann die Hoffnung für uns beide beſtand, durch ihre und meine Bemühungen freizukommen. Am nächſten Morgen wurden wir um 3 Uhr geweckt, aber es dauerte lange, bis 155 alle abgekocht war, wir gegeſſen hatten und wieder auf em Pferde ſaßen. Die Führer, die wir überhaupt nur ge⸗ legentlich zu Geſicht bekamen, kamen nun zu mir und er⸗ klärten, daß ſie auf meine Rückkehr keinen Wert legten, daß das Löſegeld aber auf jeden Fall ge⸗ zahlt werden müßte, ſollte Jones lebend ausgeliefert wer⸗ den. Ich verſprach, mein Möglichſtes zu tun, und nahm von Gareth Jones, der mir auf dieſer Reiſe ein lieber Freund geworden war, einen kurzen, uns beide ſtark bewegenden Abſchie d. Dann beſtieg ich mein Pferd. Ein Bauer ſchwang ſich hinter mich, da unſere Retter ein Pferd zu wenig hatten und zugleich, um mir als Schutz zu dienen, falls wir im Rücken beſchoſſen werden ſollten, und wir ritten in ſüdlicher Richtung ab. Einige Stunden ſpäter lag Paochang vor uns. Yang Münschi und die drei Polizi⸗ ſten waren, was ſie erklärt hatten zu ſein. Ich bat ihnen mein Mißtrauen ab. ſchätzten weißen Jade wird von den chineſiſchen Dichtern als zhammelfettfarbig“ bezeichnet; ein ſolcher Teint gilt als das ſchönſte Geſchenk der„Acht Unſterblichen“. In frühe⸗ ren Zeiten mußten die jungen Frauen noch mehrere Monate nach der Hochzeit mit ſchneeweiß gepuderten Geſichtern ein⸗ hergehen. Die chineſiſchen Schönheitsbegriffe ſind mit religiöſen Vorſtellungen und Zauberei ſo eng verbunden, daß es fuͤr den Ausländer ſchwer iſt, ſich zurechtzufinden. Das Geſicht eines Mädchens mag noch ſo liebreizend ſein, es verliert für den Chineſen an Wert, wenn es nicht den Forderungen oder Beſtimmungen der Weisſager entſpricht. Blendend weiße Zähne ſind lange für ein böſes Omen gehalten worden. Wie die Anamitinnen noch heute, ſchwärzten ſich die Chinefin⸗ nen früher die Zähne, um die Götter nicht herauszufordern. Noch heute darf eine junge Chineſin ihre Zähne nur wenig zeigen, um die Familie vor finanziellem Ruin zu bewahren. Die Naſe der Chineſin darf nur kurz und gerade ſein. Der 8 nicht 1 als breit— nach der Auffaſſung des gichters nur ein„Kirſchenfleck“. Die Augen. förmig und nicht tiefliegend ſein.. — Schönheitsmittel ſind ſeit uralten Zeiten in China im Gebrauch, doch durften ſie früher von den Witwen nicht be⸗ nutzt werden. Das chineſiſche Haarwaſſer, das ſehr harz haltig iſt, ſoll an der Kahlköpfigkeit der älteren Frauen ſchuld ſein. Eine korpulente Ausländerin bildet für einen Chineſen eine Sehenswürdigkeit, die nur von einer dicken Chineſin überboten werden kann. Aber die Chineſin bleibt faſt immer ſchlank, ſie neigt hin und wieder zu einem kleinen Anſatz von Embonpoint, doch von einer ausgeſprochenen Fettleibigkeit kann nie die Rede ſein. Das Alter einer Chi⸗ neſin iſt ſchwer zu beſtimmen, weil der Teint lange ſeine glatte elfenbeinfarbene Haut behält, Krähenfüße und all die verräteriſchen Zeichen des Alters ſtellen ſich erſt ſpäter ein, als bei den Europäerinnen. Der größte Reiz der Chineſin liegt in ihrer Natürlich⸗ keit und Zurückhaltung. Seit Jahrtausenden ſind ihr der ſtoiſche Kuanyin und die buddhiſtiſchen Heiligen als Muſter vorgehalten worden, ſo daß die ſcheinbare Befangenbeit der Chineſin nicht als linkiſches Weſen, ſondern als s Ergeb⸗ nis einer weiſen Lebensphiloſophie aufgefaßt werden muß. Mann mit einigen unſerer Banditen aus dem etwas entfernten Hauſe herauskam, in dem die eng S8 22 —. 2 2 r . N