N NN swertes“ es ner chtigen ahlung II 69. agen, igsten bel 1 P21 . Hauptzeh eee — fennig ich wie in König, ewoll“, Pflaster ein J jenlaster 8 Pflastet) Apothezen en. Sicher aupst lll — en uckerel Rr. 215 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Samstag, 14. September 1935 Fortſetzung: Nürnberger Parteikongreß. 3— Appell auf der Zeppelinwieſe 100 000 Politiſche Leiter angetreten. Bei leichtbewölktem, aber noch freundlichem Himmel traten am Nachmittag des Freitag 100 000 Politiſche Lei⸗ ter zum Appell vor ihrem Führer an. Kurz nach 5 Uhr traf, mit Jubel empfangen, der Führer auf der Zeppelin⸗ wieſe ein und fuhr um das Feld herum, um dann auf der der Haupttribüne gegenüberliegenden Seite durch die Breite Straße zum Führerturm auf der Haupttribüne zu ehen. Als der Führer den Turm der Haupttribüne erreicht hatte, begrüßten ihn die politiſchen Soldaten mit einem keifachen Sieg⸗Heil, in das dir mehr als 150 000 Zuſchau⸗ er begeiſtert einſtimmten.. Unter den Klängen des Hohenfriedberger Marſches zog dann über die Treppe der Gegentribüne der Wald der 20000 Fahnen in neun breiten Gruppen in die zwi⸗ ſchen den einzelnen Säulen freigelaſſenen Gaſſen ein. 5 Dr. Ley tritt nun neben den Führer auf das Podium und ſpricht kurze Worte des Gedenkens für die Gefallenen der Bewe⸗ gung, für die Toten des großen Krieges und für die Opfer der Arbeit. Das Lied vom Guten Kameraden erklingt un⸗ ter leiſem und dann immer mehr anſchwellendem Trom⸗ melwirbel. Die Fahnen ſenken ſich, die Hunderttauſende erheben ſich von ihren Plätzen und weihen den Toten einige Minuten ſtiller Andacht. Die Meldung Dr. Leys Dann meldet Dr. Ley die aus allen deutſchen Gauen erſchienenen Politiſchen Leiter: 8 Mein Führer! Hier ſind Männer aus allen deutſchen Gauen, aus dem Norden und Süden, dem Weſten und Oſten. Hier ſind Männer aus allen Berufen und Schichten und Klaſſen, der Arbeiter neben dem Bauern, der Künſt⸗ ler neben dem Handwerker. Hier ſind Männer aus Deutſch⸗ land, geeint durch Sie, mein Führer. Durch Ihren Glau⸗ ben ſind dieſe Männer fanatiſch durchpulſt, und dieſe Männer hörten vor einem Jahr Ihren Befehl, der da lau⸗ lete:„So wollen wir an dieſem Abend auf dieſem weiten Feld uns und dem Volke das Gelöbnis geben, an uns ſel⸗ ber weiter zu arbeiten, damit wir uns eſſer machen, da⸗ mit das Volk in uns ſeine wahre Führung ſehe!? Mein Führer! Das haben dieſe Männer und wir alle gelan. Wir haben gearbeitet und gekämpft dieſe⸗ Jahr. Und dieſe männer und wir alle, draußen die Millionen, die in dieſer feierlichen kunde dieſen Appell miterleben, erwarten Ihre Befehle für das Jahr und die Parole, die Sie uns geben werden. Der Führer an ſeine Mitkämpfer Nach den Worten des Reichsorganiſationsleiters Dr. Ley wendet ſich der Führer unter atemloſer Stille an ſeine alten und jungen Mitkämpfer aus der Politiſchen Organi- tion. Er führte dabei aus: f . een Wieder erfüllt uns das große Erleben des höchſten Feſtes der Bewegung, des Parteitages zu Nürnberg. Partei heißen wir uns und ſind doch Deutſchland! Deutſchland in ſeiner Einigkeit, Deutſch⸗ land in ſeinem neuen Willen, in ſeiner neuen Lebensauffaſ⸗ ſung, und auch in ſeiner neuen Tatkraft. Zartei heißen wir uns, weil dieſes Deutſchland in dieſer Bewegung, in dieſen Menſchen ſeinen geiſtigen und willensmäßigen Mittelpunkt beſitzt. Es iſt nicht möglich, 68 Millionen Kopf an Kopf an einem Platz zu vereinen, und trotzdem ſtehen jetzt vor mir nicht 150 000 oder 180 000 Leiter der Nationalſozialiſtiſchen Partei, ſondern in Euch ſteht jetzt vor mir Deutſchland, das deutſche Volk. Denn dieſes deutſche Volk von heute, es hat nur Euren Willen. Ihr ſeid ihm heute vorgeſetzt als lebendige Führung des Volkes. 8 Wer dieſes hier ſieht und zum erſten Male ſieht, ohne den langen Kampf zu kennen, der dem vorausging, der ahnt nicht, wie ſchwer es war, das alles zu erreichen. Ihr aber, Ihr ſeid jene Garde geweſen, die einſt gläubigen Herzens mir folgte. Ihr ſeid meine erſten Anhänger ge⸗ weſen, die an mich geglaubt haben. Und Ihr ſeid damit des deutſchen Volkes gläubigſte, treueſte und beſte Söhne gewe⸗ ſen. Und es iſt nicht nur ffir Euch ſchön, an einem ſolchen Tag einmal im Jahr die Führer der geſamten Bewegung vor Euch zu ſehen und den Mann zu ſehen, dem Ihr Euer Schickſal anvertraut habt. Es iſt für mich genau ſo ſchön. Euch, meine akten Kämpfer, wiederzuſehen und in Eure Augen ſchauen zu können. Es iſt für uns Führer gut und heilſam, immer wie⸗ der in dieſe unzähligen treuen alten Geſichter blicken zu kön⸗ nen, denen Deutſchland alles zu danken hat. Denn nicht der klügelnde Verſtand iſt es geweſen, der Feulſchland aus der Not erlöſt hat, ſondern Eure Gläubig⸗ keit iſt es geweſen, Euer Herz, Euer Gefühl, Euer Wille 1 01 e Ihr habt mitgeholfen, und Ihr habt es er⸗ eicht. Es iſt gut, wenn wir uns ſo jedes Jahr wieder einmal ſehen können. Ihr den Führer und der Führer Euch.(Toſende Heilrufe.) Das kann auch für alle jene eine Belehrung ſein, die ſo gerne eine Trennung vorneh⸗ men möchten zwiſchen dem Führer und ſeiner Gefolgſchaft, die ſo gar nicht verſtehen, daß es für uns gar keine Tren⸗ nung geben kann(Begeiſterte Zuſtimmung), die ſo gern ſagen möchten: Der Führer, ja! Aber die Partei, iſt das notwendig? Ein Feldherr ohne Offiziere und Soldaten, das könnte ſo manchem paſſen. 5 Ich werde nicht der Feldherr ohne Soldaken ſein, ſon⸗ dern ich werde bleiben Euer Führer.(Toſende, nicht⸗ endenwollende Heilrufe.) 5 Für mich ſeid Ihr die politiſchen Offiziere der deutſchen Nation, 11 mir verbunden auf Gedeih und Ver⸗ derb, ſo wie ich mit Euch verbunden bin auf Gedeih und Verderb. Nicht einer hat Deutſchland erobert, ſondern alle gemeinſam haben Deutſchland erobert. Einer hat Euch gewonnen, und Ihr habt das deutſche Volk ge⸗ wonnen! Einer hat mit ſeine mWillen geſiegt, und Ihr habt geſiegt mit Eurem Willen. Einer ſtand an der Spitze vor dem Reich, und Ihr ſtandet jeder an der Spitze des Kampfes vor einem Gau oder einem Bezirk oder einer Ortsgruppe, und überall war der Nationalſozialiſt, der an der Spitze ſtand, beſſer als die Gegner, die ihm gegenüber. ſtanden! So wie der dauernde Erfolg eines Heeres nicht denkbar iſt, wenn ein genialer Chef des Stabes eine un⸗ tüchtige Armee beſitzt, ſo iſt es auch hier. Der genialſte eerführer, er wird ſeine Gedanken und Pläne nur ver⸗ wirklichen können, wenn er ein durch und durch dem Feinde überlegenes Inſtrument beſitzt. Und daß ich Deutſchland er⸗ oberte, verdanke ich dieſem Inſtrument, das in der natio- nalſozialſtiiſchen Bewegung und in ihren Organiſationen geſchaffen wurde. 5 Iſt nun dieſer Kampf abgeſchloſſen? Die Eroberung der Macht iſt ein Vorgang, der nie, nie be⸗ endet wird, d. h., wenn irgendwo, dann gilt hier der Grundſatz: Was Du ererbt haſt, erwirb es ſtets aufs neue, um es zu beſitzen! Es iſt keinem Volk in der Gecchichte die Befreiung geſchenkt worden, es wird auch keinem Volk die Freiheit als Geſchenk erhalten bleiben! Immer und immer muß dieſes koſtbare Gut ſeine fortgeſetzte Bewahrung fin⸗ den. Und dazu ſind wir Nationalſozialiſten entſchloſſen! Wir glauben nicht, daß unſere Enkwicklung zu Ende iſt, ſondern im Gegenteil, wir werden weiterarbeiten und wei⸗ terbilden und uns immer mehr würdig machen, die aus. ſchließlichen Machtträger des deulſchen Volkes zu ſein. Die zweite große Aufgabe So geht der Kampf weiter, und wir kommen in die Periode der zweiten großen Aufgabe, der fortgeſetzten Erziehung unſeres Volks und der Ueberwachung unſeres Volks. Der Erziehung mit dem Zweck, uns alle und unſer deutſches Volk immer mehr in die Welt der national⸗ ſozialiſtiſchen Idee hineinzuführen, und der Ueber wa⸗ chung, um fortgeſetzt wachſam zu prüfen, daß nirgends⸗ wo ein Rückſchritt oder gar ein Verfall ſtattfindet. Uns ſoll nicht das Schickſal der Welt treffen, die im Jahre 1918 abgelöſt wurde. So wie wir hier Jahr für Jahr zu dieſem Generalappell zuſammentreten wollen, ſo halten wir fort⸗ geſetzt Appelle ab über die deutſche Nation. Und das iſt notwendig. Ihr ſeid ganz beſonders vom Schickſal bevor⸗ zugt worden. Denn Eure Schule war die Schule des Kamp⸗ fes. Sie hat Euch Alte ausgebildet, die deutſche Ju⸗ gend aber muß in die Schule der Alten gehen. Sie kann dabei etwas lernen: die Bedeutung des Menſchen nach einem höheren Geſichtspunkt zu meſſen als den ſeiner Her⸗ kunft, ſeines Berufs, ſeines Standes Wo würde Deutſchland ſein, wenn die Wiederauferſte⸗ hung der Nation hätte warlen müſſen auf die, die eiuſt glaubten, zur Führung der Nation berufen zu ſein.(Un⸗ geheurer Beifall.) Es gibt nur eine einzige Berufung, die nur im Kampfe ſelbſt ſichtbar wird. Jieht das Banner auf des Mutes, der Opferwilligkeii, der Hingabe und paßt auf, wer ſich um dieſes Banner ſchart, und die, die von dem Banner angezogen werden, die ſind berufen, ein Volk zu führen und ſonſt niemand.(Brauſende Seifallſtürme.) Sechzehn Jahre beſteht nun unſere Partei, für unſere Gegner ſicherlich eine unerträglich lange Zeit(Heiter⸗ keit), für uns kaum ein Beginn, denn wenn unſere Gegner glauben, das Ende dieſer Bewe⸗ gung vielleicht doch noch abwarten und damit erleben zu können: ſie haben noch nicht einmal den Anfang erlebt! (Minutenlang anhaltender ſtürmiſcher Beifall der Hundert⸗ tauſende.) Als wir dieſen Kampf begannen, ſtellten wir uns harte Grundſätze auf, beſtimmte Prinzipien. Indem wir ſie Jahr für Jahr getreu verfochten haben, ſind wir groß und ſtark geworden. Oft war über uns der Himmel ſchwarz verhangen und unſere Gegner ſie frohlockten. Aber es hat ſich gerade in ſolchen Zeiten die Richtigkeit des alten Grundſatzes bewährt: Nur das, was im Sturm ſtark ſteht, iſt auch wirklich ſtark! Eiſerne Grundſätze, die hart und ſchwer geweſen ſind, ſtellten wir uns damals auf und haben ſie bisher kompro⸗ mißlos verfolgt, und wir denken nicht daran, in der Zu⸗ kunft von dieſen Grundſätzen auch nur einen Zentimeter wegzugehen. Wir beſtimmen unſeren Weg, wir beſtimmen die Zeit dieſes Weges, allein keiner von uns beſtimmt mehr das Ziel: Das iſt uns geſetzt!(Toſender Beifall.) Es gibt in Deutſchland vielleicht einzelne Menſchen, die ent⸗ weder dieſe Bewegung als ein unbegreifliches Phänomen anſehen oder ſich überhaupt nicht klar werden über die Ur⸗ ſache, weshalb das entſtehen konnte, und noch weniger klar über die Vorausſetzungen, warum es überhaupt ent⸗ ſtehen mußte und weshalb es niemals mehr zugrunde ge⸗ hen wird. Sie haben nicht einen Hauch dieſes Gei⸗ ſtes verſpürt, der dieſe Bewegung beherrſcht, ſie ha⸗ ben nie etwas empfunden, von der Kraft dieſes Ideals, ſie ſind kalt geblieben, ſie glauben, daß ein Volk und Staat nichts anderes iſt als eine tote Maſchine, die nur nach Vernunftsgeſichtspunkten betrieben werden kann. Sie haben nicht verſtanden, daß dieſe 68 Millionen Menſchen niemals nach Befehl ſo zu regieren wären wie durch den Appell an den inneren Inſtinkt und durch den Appell an ihr Gewiſſen. (Starke Beifallskundgebung.) Wo ſtünden wir, wenn wir nicht den Weg gefunden häkten zur Seele unſeres Volks! Was hat uns hierher geführt, warum ſtehen wir hier, warum werden wir im nächſten Jahr, warum wird die deutſche Jugend jetzt und wieder hier ſtehen? Weil es be⸗ fohlen wird? Nein: Weil das Herz es ihnen be⸗ fjehlt! Eine innere Stimme es ihnen befiehlt! Weil ſie an die Bewegung 1 und an ihre Füh⸗ rung! (Die Hunderttauſende jubeln dem Führer zu.) Die Kraft des Idealismus hat allein dieſe weltbewegenden Ta⸗ ten vollbracht. Was konnte ein Mann, der es als Einziger unternimmt, gegen eine Welt von Gegnern aufzutreten, was konnte der erwarten? Ich habe es gewagt, weil ich glaubte, den Herzſchlag meines Volkes zu kennen, und ich habe mich nicht darin gekäuſcht.(Nichtkendenwollender rauſchender Beifall und ſtürmiſche Heilrufel) Anſer neues Volksheer Wir, die wir in dieſem Jahr als unſer ſtolzeſtes Glück die Wiederherſtellung unſerer einzigartigen Armee erleben durften(Brauſende Zuſtimmung.), wir wiſſen es alle, ihre letzte und größte Stärke findet ſie im Volk, das ſie trägt. Denn niemand braucht nötiger den Idealismus als der Soldat. So ſind wir heute beſonders glücklich, daß wir in unſe⸗ rer Mitte zum erſten Male die Vertreter und die Vertre⸗ tung unſeres neuen deutſchen Volksheeres ſehen(Erneut ſtürmiſche Zuſtimmung), des Heeres, aus dem wir alle einſt faſt ausnahmslos hervorgegangen ſind und dem das deuk⸗ ſche Volk in Zukunft wieder ſeine Söhne ſchenken wird. übergeben wird zu treuen Händen, auf daß ſie wieder lap⸗ fere, ordenkliche, zuverläſſige und ſichere Menſchen werden. (Brauſender Beifall.) Wir wiſſen, unſer Heer erzieht ſie nicht zu einem krie⸗ geriſchen Militarismus, ſo wenig wir es je getan haben. Es erzieht ſie nur zu zuverläſſigen, anſtändigen Volksge⸗ noſſen, die ſich in der Stunde der Not und Gefahr in Treue mit der Nation verbunden fühlen und wenn je das Schick⸗ ſal ſie vor die härtefte Prüfung ſtellen würde, tapfer und anſtündig dann die Freiheit ihres Volkes verteidigen. Das iſt der Sinn der Neuſchöpfung unſerer Wehrmachk. Nicht um Angriffskriege zu führen iſt ſie entſtanden, ſon⸗ dern um unſer Volk zu ſchützen und zu verkeidigen, um nicht Deutſchland noch einmal in ein ſo krauriges Los verfallen zu laſſen, wie wir es hinter uns 15 Jahre lang ertragen mußten. Nicht um anderen Völkern die Freiheit zu nehmen, ſondern um unſere deutſche Freiheit zu ſchützen, deshalb iſt ſie da.(Toſender Beifall.) Und das iſt unſere Aufgabe mit, den deutſchen Mann politiſch ſauber und rein zu erziehen, ſo daß er dann wirk⸗ lich ein kraftvolles Glied unſerer Volksgemeinſchaft wird, und daß er auch etwas in ſich aufnimmt von dieſem reinen großen Idealismus, der die Zeit des Kampfes um die deut⸗ ſche Freiheit beherrſchte. Denn ſolange dieſes Idealismus in Deutſchland beſtehl, wird Deukſchland nie vergehen! (Die bis ins Innerſte bewegten Hunderttauſende der politiſchen Leiter bereiten dem Führer eine ſtürmiſche Hul⸗ digung.) Schon nach den erſten Sätzen ſeiner zu Herzen gehen⸗ den Worte brauſen dem Führer ſtürmiſche Heilrufe entge⸗ gen, die ſich über das ganze rieſenhafte Zelt wie eine ge⸗ waltige Woge ergießen. Als er am Schluß ſeiner Rede der wiedererſtandenen Wehrmacht gedenkt, die nicht geſchaffen ſei, um anderen die Freiheit zu nehmen, ſondern um die deutſche Freiheit zu ſchützen, erhebt ſich ein unbeſchreib⸗ licher Sturm der Zuſtimmung. Dr. Ley gibt den Empfindungen der Hunderttauſende Ausdruck, als er ruft: Deutſchland iſt Adolf Hitler und Adolf Hiller iſt Deutſchland. Adolf Hitler Sieg⸗Heil! Die überwältigenden Beweiſe der Verehrung begleiten den Führer, bis er aus dem Geſichtskreis ſeiner treuen Mithelfer entſchwindet. Frauenarbeit im Dritten Reich Die Reichsfrauenführerin auf dem Keichsfrauenkongreß. Auf dem Frauenkongreß des Reichsparteitages ſprach am Freitag abend in der Luitpoldhalle die Reichsfrauen⸗ führerin, Frau Scholtz-Klink. Sie verwies darauf, daß als erſter Weg zum Herzen der deutſchen Frauen unſer Reichsmütterdienſt gebaut wurde. Vom 1. Oktober 1934 bis 1. April 1935 ſeien in 7653 Mütterſchulungskurſen 201 700 Frauen in etwa 2000 Ortſchaften des Reiches er⸗ faßt worden. Das Volk habe auf die geleiſtete Arbeit die Antwort gegeben am Muttertag dieſes Jahres da⸗ durch, daß es für dieſe Arbeit 3,5 Millionen Mark zu treuen Händen übergab. Wenn wir nun in einigen Mo⸗ naten in einem der ehemals roteſten Stadtteile Berlins, Wedding, unſere Reichsmütterſchule eröffnen werden, dann freuen wir uns, eine Stätte bereit zu haben. an der man ſehen kann, wie wir unſere Aufgaben löſen. Wandten wir uns in der Verfolgung unſerer Aufgaben zuerſt an die Mütter unſeres Volkes, ſo ergab ſich ganz folgerichtig das Nachrücken jener Generation, die den Müt⸗ tern zunächſt ſteht: die zwiſchen 18 und 25 Jahren. Wir mußten die Forderungen der Arbeitsdienſtpflicht für das Mädel genau ſo ſtellen wie für den deut⸗ ſchen Mann. Wir haben ſie zuerſt einmal dort geſtellt, wo Frauen in vorderſter Linie unſere heutige Haltung bewußt zu wahren hoben: bei der berufstätigen Frau und dort zu⸗ erſt wieder bei der Frau auf der Hochſchule. Bei der Frauenarbeit in der Fabrik begeg⸗ nen wir noch zutiefſt den Spuren eines 14jährigen Ab⸗ droſſelungsverſuches an unſerer Volksſeele. Wir wiſſen, daß lehr viel Arbeit auch in der Fabrik noch von Frauen ge⸗ lan wird werden müſſen. Entſcheidend iſt aber auch, der Frau an der Maſchine das Gefühl zu geben, daß ſie an ihrem Platz ebenſo wie alle anderen Frauen ihr Volk zu vertreten hat. Deshalb haben wir im Frauenamt der Neutſchen Arbeitsfront der deutſchen Arbeiterin aus ihren eigenen Kreiſen heraus ihre Vertrauensfrauen, Kreis⸗ und Gauwalterinnen gegeben. Des weiteren haben wir jenes Abkommen mit der NSW abgeſchloſſen, wonach werdende Mütter in der Fabrik ihre Arbeit aus ge⸗ ſundheitlichen Gründen zur geſetzmäßigen Zeit niederlegen können, ohne durch die Sorge um den Lohnausfall bedrückt 7 fein. Die weſentlichſte Tat jedoch iſt der Einſatz unſerer ſozialen Betrieos arbeiterinnen, welche die ihnen anvertrauten Arbeiterinnen neben ihrer Verpflichtung auf einwandfreie Arbeit zur Teilnahme an den Sorgen und Nöten des geſamten Volkes zu gewinnen haben. Zur Frage der Berufstätigkeit der Frau haben wir am letzten Parteitag uns den Satz zum Maßſtab genommen, daß die Frau überall da Arbeitsmöglichkeiten haben muß, wo ihre Kraft und ihre Arbeitsleiſtung in rich⸗ tiger Harmonie zueinanderſtehen. Das Weſentliche, daß wir gerade als Frauen zu kun haben iſt: mit aufgeſchloſſenem Herzen hinzuhorchen und mit kaktvollen händen abzuwägen. Indem wir den Menſchen zur Beſinnung auf ſeine eigene Seele zurückführen, werden wir ihn wieder zum religiöſen menſchen machen, der eine Rückverbundenheit gewonnen hat zu der ewigen Einheil, von der wir alle ein Teil ſind. Alle Arbeit, die wir leiſten, iſt der Ausdruck des Wil⸗ lens zueinander. Unſer alleiniger Befehlsträger iſt die Liebe zu unſerem Volk. Unſer Volk hat Geſtalt gewonnen in un⸗ ſerem Führer, darum ſchenken wir ihm alle Arbeit! Der Führer zu den Frauen In einſtündiger Rede ſprach hierauf in ſpäter Abend⸗ ſtunde der Führer, mit unbeſchreiblicher Begeiſterung be⸗ grüßt, zu den Frauen. Immer wieder riß er die Zuhörerin⸗ nen durch ſeine ſchönen, gedankentiefen Worte und ſeine klaren, treffenden Ausführungen zu jubelndem Beifall hin. Wir werden die Rede in der nächſten Nummer ausführlich wiedergeben. 5 r 7 —— Reichs tagsſitzung über alle Sender Die Reichstagsſitzung, die am Sonntag um 21 Uhr in Nürnberg ſtattfindet, wird auf alle deutſchen Sender über ⸗ tragen.. i 4 eee der jährigen Geburtstag in Berlin begeht, 0 i r Zurückgezogenheit ihrem dichteriſchen Schaffen lebt, iſt als Dichterm in ihren Werken ganz Frau. Die Wertung und Formung alles Geſchehens erfolgt aus einem tiefen mütter⸗ lichen Gefühl heraus, und all ihr Denken iſt überſtrahlt von ihrer Liebe zu Gottes ſchöner Welt und zu den Menſchen und Tieren, die dieſe Erde bevölkern. Dieſe Liebe bildet zugleich die ethiſche Grundlage ihres Schaffen⸗ und läßt die Dichterin in manchem Gedicht lyriſche Töne von bezwingen⸗ der Herzensgewalt finden. And dennoch verliert ſich Ina Seidel niemals im rein Gefühlsmäßigen. Dazu iſt ihre Na⸗ tur zu ſtark, die alles zugleich geiſtig durchdringt und dadurch ihrem Gefühl ein feſtes Fundament gibt und es von allen Unklarheiten befreit. Man ſchaue ſich einmal darauf⸗ hin ihre Gedichtbändchen an:„Gedichte 1914“,„Neben der antwortlichkeit land aufgezeigt wird. — n 9 ee eee ee e In der Badeanſtalt herrſcht reger Betrieb. Noch geſtern war hier alles ruhig. Nichts als ein paar Sommergäſte, die in der Sonne lagen. Heute nun ſind 50 Mädel vom Unfalldienſtkurſus des B. D. M. in die Turnhalle eingezogen. Mädel, die ſich bisher micht lannten, die aus den verſchiedenſten Bezirken kommen. Da ift die Jungarbeiterin, die Schülerin, die Hausangeſtellte und die Stenotypiſtin. Doch bereits nach kurzer Zeit haben ſich alle zu einer fröhlichen Lager⸗ und Arbeitsgemeinſchaft zuſammengefunden. Einwandfreie Ordnung herrſcht in der weiten Halle, die mit Stroh ausgelegt iſt. Draußen im Wiederbelebungsverſuche an Ertrunkenen. Garten ſind Tiſche aufgeſchlagen. Dort werden die Mahl⸗ zeiten eingenommen. Bei ſchlechtem Wetter ſtehen Räume im Gebäude der Frauenſchule zur Verfügung. Augenblicklich üben die Mädel in der Badeanſtalt zum Grundſchein des Rettungsſchwimmens. Wer bisher nicht ſchwimmen konnte, lernt es in ganz kurzer Zeit. Die Ka⸗ meradinnen helfen, und darüber hinaus ſind ſie Anſporn, denn niemand will mit ſeinen Leiſtungen hinter den anderen urückſtehen. Schlimmer iſt ſchon der Sprung, denn es ge⸗ hört Mut dazu, den nicht gleich alle finden. Aber geſchafft wird es auch. Groß iſt die Freude der anderen, wenn jemand etwas gelingt, wofür er in der letzten Zeit beſon⸗ ders übte. Dort erklärt die Führerin die Befreiungs⸗ griffe und wie ein Ertrunkener abgeſchleppt werden muß. Am Sprungbrett wird getaucht, um einen Ziegelſtein . 8 1 9 + 2 heraufzuholen.„Wenn man nur richtig will, geht alles“, ſagt ein Mädel,„und am Ende des Kurſus hat jede von uns den Grundſchein für das Rettungsſchwimmen.“ Später ſitzen ſie auf einer Wieſe beiſammen, und lernen unter Leitung der Führerin das Anlegen von Verbänden, wie mit einfachen Mitteln, die auf Fahrt ja nur vorhanden ſind, einer Kameradin mit gebrochenem Bein im erſten Augenblick geholfen werden kann, wie man ſie abzutranspor⸗ tieren hat, und all die anderen Dinge, die ein U.⸗D.⸗Mädel wiſſen muß. Dies alles iſt keine Spielerei für ſie, die Fra⸗ gen und der Eifer, mit dem ſie bei der Sache ſind, zeigen es deutlich. Sie wiſſen um die Verantwortung eines Mädels, dem eine Schaft auf Fahrt in geſundheitlicher Hinſicht an⸗ vertraut wird. Dann wieder ſpricht die Führerin ihnen über Raſſenpolitik und Erbgeſundheitsgeſetze. Aus dem Ver⸗ ſtändnis wächſt eine Achtung vor den Maßnahmen des Staates. Oft, wenn ſie abends beiſammenſitzen und ſingen, tauchen die Fragen des Tages wieder auf. So wurde der erſte Unfalldienſtkurſus des Obergaues Berlin durchgeführt, der über zehn Tage dauerte. Sonſt iſt das aus geldlichen Gründen, und da wir die Mädel nicht ſo lange Zeit aus den Betrieben und von der Schule be⸗ urlauben laſſen konnten, bisher noch nicht möglich geweſen. Wir mußten uns lediglich auf Schulungsabende beſchränken, die einmal in der Woche zu je zwei Stunden drei Monate lang ſtattfanden. Dieſe Kurſe ſtehen unter der Leitung einer Untergauärztin, die auch mit den Mädels einmal im Monat zur Wochenendſchulung hinausfährt. Dort wird auf Fahrt all das praktiſch geübt, was in dem Kurſus bisher an theo⸗ retiſchem Wiſſen vermittelt wurde. Bei der abſchließenden II.⸗D.⸗Prüfung auf dem Obergau werden Kenntniſſe in der theoretiſchen und praktiſchen erſten Hilfe bei Unglücksfällen l verlangt, die weſent⸗ lichſten Grundlagen der Anatomie und Phyſiologie, ferner Hygiene und ein wenig häusliche Krankenpflege. Da⸗ nach erhält das Mädel eine U. ⸗D.⸗ Taſche, welche die für ihre Arbeit not⸗ wendigen Medika⸗ mente enthält und für die ſie verant⸗ wortlich zeichnet. Die Schulungs⸗ arbeit und die Betei⸗ ligung der Mädel an den Unfalldienſtkur⸗ ſen iſt ſo rege ge⸗ weſen, daß wir in den Großen Ferien, in denen der Fahr⸗ tenbetrieb außer⸗ ordentlich ſtark war, jeder Gruppe ein Aufnahmen(3): Stueber(Kind)— M. ausgebildetes U.⸗D.⸗ Anker Leitung einer Aerzkin wird Mädel mitgeben das Anlegen von Verbänden konnten. Doch nicht geübt. ö allein dort ſind ſie 0 eingeſetzt worden, ſondern auch in den Freizeitlagern, die der B. D. M. für Jungarbeiterinnen durchführte, und in un⸗ ſeren eigenen Lagern. In der Zelt⸗ Neben der prakkiſchen Ausbildung werden den A.⸗D.⸗Mädels die erforder⸗ lichen kheoretiſchen Kennkniſſe übermittelt. ſtadt der 1000 Mädel bei Brieſelang wurde eine Krankenſtation eingerich⸗ tet. Hier verſah der U.⸗D. unter Lei⸗ tung einer Aerztin ſeinen Dienſt. Fer⸗ ner werden ſie bei all unſeren großen Veranſtaltungen, wie letztlich am Reichsſporttag, eingeſetzt. U.⸗D.⸗Mädel im Bund zu ſein, heißt: Klar denken, ſchnell und entſcheidend handeln kön⸗ nen, und darüber hinaus ein Bewußt⸗ ſein der großen Verantwortung in ſich tragen. Als der Reichsjugendführer das Leiſtungsabzeichen für uns ſchuf, stellte er gleichzeitig die Forderung, daß es jedes Mädel zu erringen trachten müſſe. Neben den rein ſportlichen Aufgaben iſt zur Erlangung dieſes Leiſtungsabzei⸗ chens eine Prüfung über„erſte Hilfe bei Unglücksfällen und Erkrankungen“ abzulegen. Verlangt wird das Anlegen von Notverbänden bei Verrenkungen, Verſtauchungen und Brüchen, Anlegen von Notverbänden bei Wunden, Kennt⸗ niſſe über grundlegende Fragen der Krankenpflege: Fiebermeſſen, Puls⸗ meſſen, Umſchläge. Wieder galt es, Kurſe einzurichten, um allen Mädels die Möglichkeit zu geben, auch dieſen Punkt für ihr Leiſtungsbuch erfüllen zu können. Ew. Eine deutſche Dichterin Zum 50. Geburtstag Ina Seidels. Ina Seidel, die vor 50 Jahren in Halle das Licht Welt erblickte und nun am 15. September dieſen 50⸗ wo ſie in ſtiller Trommel her“(1915) und die ſpäteren Bände:„Neue Ge⸗ dichte“ und„Der volle Kranz“. Der Menſch in ſeinem Werden, in den Konflikten ſeiner Reifezeit, die Beziehungen zwiſchen Mutter und Kind ſind die immer wieder abgewandelten Hauptthemen ihrer Er⸗ zählungen. Ganz vortrefflich hat die Dichterin in ihrer Erzählung:„Die Fürſtin reitet“ ein Frauenſchickſal aus den Tagen Katharinas II. lebendig werden laſſen, das uns in ſeiner geradezu heroiſchen Geſtaltung wunderſam ergreift. Wenn wir bedenken, wie wenig eigentlich das Schaffen Ina Seidels bisher in die breiten Maſſen gedrungen iſt, wird uns die Bedeutung einer zielbewußten kulturpolitiſchen Füh⸗ rung im Schrifttum erſt klar. Man kann heute nicht mehr alles geleſen haben, und wenn man ſich teilweiſe beklagt, daß die Leſefreudigkeit der Menſchen nachgelaſſen habe, ſo tragen nicht Kino und Rundfunk die Schuld, ſondern jene vielen Machwerke der Literatur, die einſtmals mit allen Mit⸗ teln der Reklame berühmt gemacht wurden. Es iſt nur ein Lob für die Dichterin Ina Seidel, daß ſie damals nicht voll gewertet wurde. Ihre Romane gehören mit zu den beſten und tiefſten, die je aus der Feder einer Frau gefloſſen ſind. Die Sorgfalt, mit der die Dichterin ihre Werke ſtiliſtiſch ausfeilt, laſſen ſie ſchon wegen ihrer Formſchönheit zu einem ſeltenen Genuß werden. Niemals hat ſich Ing Seidel von der Haſt der Zeit anſtecken laſſen, ſie hat ſich die Kunſt des inneren Schauens und der Freude auch an den kleinen Dingen gewahrt. Aus der Reihe ihrer Nomane ragen hervor: der Georg⸗Forſter⸗Roman„Das Labyrinth“ und der Roman„Das Wunſchkind“, in dem das Schickſal einer Mutter und Frau in Kriegszeiten ge⸗ ſchildert wird und uns mit dramatiſcher Wucht die Ver⸗ des einzelnen gegenüber Volk und Vater⸗ So begegnet uns heute Ina Seidel auf dem Höhe⸗ punkt ihres Schaffens. Wir haben von dieſer Dichterin noch ſchönes zu erwarten, und wir ſind überzeugt, daß ſie von der Gegenwart, die unſer kulturelles Leben auf neue ethiſche Grundlagen geſtellt hat, reiche ſchöpferiſche Anregun⸗ gen empfänat. n Männheimer Theaterſchau Spielplan vom 16. bis 23. September. Im Nationaltheater: Samstag, 14. September: Miete H 1, Sondermiete H 12 Peer Gynt. Dramatiſches Gedicht von Henrik Ibſen. Anfang 19, Ende 23 Uhr. Sonntag, 15. September: Miete G 1, Sondermiete G 1: Zum erſten Male: Xerxes. Oper von Georg Friedrich Händel. Anfang 20, Ende nach 22 Uhr. Montag, 16. September: Miete E 1, Sondermiete E 1: Seiner Gnaden Teſtament. Komödie den Hialmar Bergman. Anfang 19.30, Ende gegen 22.30 Uhr. Dienstag, 17. September: Außer Miete: Einmaliges Gaſtſpiel der engliſchen„Public Schools“: Richard of Borde au r. Schauspiel von Gordon Daviot. An⸗ fang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Mittwoch, 18. September: Miete M 2, Sondermiete M1 und für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 491 bis 492: In neuer Inszenierung: Madame But⸗ 17 Oper von G. Puccim. Anfang 20, Ende 22.80 hr. Donnerstag, 19. September: Für die NS⸗Kulturge⸗ meinde Ludwigshafen, Abt. 46 bis 49, 401 bis 423, 431, 451 bis 452, 521 bis 528, Gruppe F Nr. 815 bis 817 und Gruppe B: Peer Gynt. Dramatiſches Ge⸗ dicht von Henrik Ibſen mir der Muſik von E. Grieg. Anfang 19, Ende 23 Uhr. Freitag, 20. September, Nachmittagsvorſtellung, Schüler⸗ miete A: Die Gärtnerin aus Liebe. Oper von W. A. Mozart. Anfang 15, Ende gegen 17.30 Uhr.— Abends: Miete C 2, Sondermlete E 1 und für die NS⸗ Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 124 bis 126: Hocke⸗ wanze 1. Schauspiel von Hans Chriſtoph Kaergel. An⸗ fang 20, Ende 22 Uhr. Im Neuen Theater Roſengarten): Mittwoch, 18. September: Nachmittagsvorſtellung: Erſtes Gaſtſpiel der Max⸗ und Moritz⸗Bühne: Peter. Fünf luſtige Affenſtreiche von Alfred Burger. Eintrittspreiſe 0.40 bis 2 Mark. Anfang 16, Ende gegen 18 Uhr.— Abends: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 120, 136 bis 147, 160, 201 bis 203, 221 bis 229, 260 bis 262, 359, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E Nr. 1 bis 600: Hocke wanzel. Schauſpiel von Hans Chriſtoph Kaergel. Anfang 20, Ende 22 Uhr. Donnerstag, 19. September: Nachmittagsvorſtellung: 2. Gaſtſpiel der Mar⸗ und Moritz⸗Bühne: Peter. Funf luſtige Affenſtreiche von Alfred Burger. Eintrittspreiſe 0.40 bis 2 Mark. Anfang 16, Ende gegen 18 Uhr. Frettag, 20. September: Nachmittagsvorſtellung: Letztes Gaſtſpiel der Mar⸗ und Moritz⸗Bühne: Peter. Fünf luſtige Affenſtreiche von Alfred Burger. Eitktrittspreiſe 90.40 bis 2 Mark. Anfang 16, Ende gegen 18 Uhr. Handel und Wirtſchaft Wrtſchaftliche Wochenrundſchau Fürfnis durch die im Gange befindliche Anleihezeichnung. Der Rentenmarkt war unter dem Eindruck der ſehr zu⸗ friedenſtellenden Zeichnungsergebniſſe auf die neue Neichsan⸗ leihe gut gehalten. Im Gegenſatz zum Rentenmarkt lagen Aktien uneinheitlich und eher etwas ſchwächer. Im einzelnen daren die Kursbewegungen oft von Zufallsaufträgen ab⸗ hängig. Eine Ausnahme bildeten Farbenaktien, in denen ſih erneut Nachfrage zeigte. Geldmarkt. Nach der kräftigen Reichsbankbeanſpruchung Ende Auguſt ergab ſich in der erſten Septemberhälfte me⸗ der eine kecht erhebliche Rückbildung der Ausleihungen. Iu⸗ anleihe war der Geldmarkt eher etwas knapper. Die Wäh⸗ rungsreſerven der Reichsbank zeigen keine beſondere Verände⸗ rung. Ueber die Anleihetransaktionen ſchreibt das Konfunktur⸗ inſtitut, daß ihr Erfolg erweiſen wird, daß die Sparkraft Deutſchlands nicht nur ausreicht, den laufenden Kreditbedarf des Staates bei ſinkenden Kreditſätzen zu decken, ſondern dar⸗ über hinaus ſchon heute die Fundierung eines Teiles der ſchwebenden Staatsſchuld ermöglicht. Aus der Halbjahres⸗ bilanz der Sparkaſſen ergab ſich wieder, wie ſtark die Spar⸗ kraft des deutſchen Volkes geſtiegen iſt. Innerhalb des letz ten halben Jahres haben ſich allein die Sparemlagen um reichlich 900 Millionen vermehrt. Produktenmarkt. An den Getreidemärkten ist das Wer zenangebot recht umfangreich geworden und überſtieg die Nachfrage. Die Nachfrage war auch ber Mehl ziemlich gering. Die Ae d iſt hauptſächlich durch die bevorſtehende Neufeſtſetzung der Weizenmehlpreiſe bedingt. Es wurden mut die dringendſten Bedarfskäufe vorgenommen. Am Futter, mittelmarkt beſtand weiter Knappheit an Kraftful“ermitteln⸗ Warenmalkt. Die Großhandelsinderziffer ist von 1024 um 0.3 Prozent auf 102,1 zurückgegangen. Rückläufig waren vor allem Agarſtoſſe und induſtrielle Fertigwaren. Tatfache, daß hie und da in Deutſchland einige Lebensmi dergehend knapp wurden, hat bei manchen Leuten über⸗ ige Angſt verurfſacht. Eingehende Beſprechungen im sernährungsminiſterium ergaben mit Sicherheit, daß bei der heutigen Verſorgungslage jeder Deutſche ausreichend er nährt werden kann. Auf manche Genüſſe aus dem Aus⸗ land können wir gerne verzichten. Das Problem beſtand d nur noch auf dem Gebiet der Preiſe. Die nationalſozialiſtiſ Führung hat von Anfang an keinen Zweifel darüber ge⸗ laſſen, daß die durch die Arbeitsbeſchaffung hervorgerufen Binnenkonfunktur eine Mengenkonfunktur bleiben muß un nicht in eine Preiskonfunktur umſchlagen darf. Folgerichtig ſind deshalb die Preiſe der wichtigſten Fleiſch⸗ und Wurft⸗ waren auf den Stand vom Ende März 1935 geſenkt wor den. Dem deutſchen Volke iſt nicht nur eine ausxeiche Ernährung geſichert, ſondern auch eine zu erſchwinglichen Preiſen, die den heutigen Löhnen entſpricht. Börſe. in dieſer Woche verharrte die Böre fat 9 r Geſchäftsſtille. Das öffentliche In⸗ — 1 5— 7 kereſſe war teils durch den Parteitag, teils durch die Genfer Verhandlungen abgelenkt und das vorhandene Anlagebe⸗ * 8 7 folge der umfangreichen Einzahlungen auf die neue Reichs“ 5 Börse Il Genfer lagebe⸗ chung. hr zu⸗ ichsa⸗ lagen nzelnen en ab⸗ ten ſich uchung e Wie⸗ Der Erbſohn. Ein Bauernroman von Hertha Lindenblatt. 05 by Verlag Neue⸗ Leben Bayr. Gmain. Obb.(Nachdruck verboten) 7 1 Die Muhme Lene fällt der Roſel plötzlich ein, die freund⸗ liche Alte im letzten Haus des Dorfes, die ſich auf mancher⸗ lei geheime Künſte verſteht. Hat ſie nicht damals der Grete Birk vorausgeſagt, was wirklich eintraf? Gleich in der Mittagsſtunde ſpringt ſie zur Muhme Lene hinab, leichtfüßig wie ſie iſt. Im winzigen Gärtchen findet ſie die krumme Alte, die mit hellen, jungen Augen ihre Blumen zieht. Vergißmeinnicht blühen jetzt, Maiglöckchen und Narziſſen. Ei, Roſel,“ ruft Muhme Lene erfreut,„was führt dich her? Willſt du einen Strauß zum Sonntag haben, zum Pfingſttag morgen? Wie deine Wangen glühen. Du biſt ſchnell gelaufen. Nimm dir Zeit, der Liebſte iſt ja nicht 1 5 daheim Noch röter färben ſich Roſels friſche Wangen. „Ach, Muhme Lene, ſtottert ſie,„Ihr ſeid ſo klug, und ich weiß mir heute gar nicht Rat. Sagt mir, was wird mein Schickſal ſein und das des Burſchen, den ich lieb?“ Die Alte nimmt des Mädchens Hand, doch ſieht ſie nur flüchtig die Linien an. Sie braucht nichts aus der Hand zu leſen, ſie weiß auch ſo ſchon, was das junge Herz be⸗ drängt. Heut in d der Frühe ſah ſie den Birkbauern und den Konrad vorüberfahren. „Zur Stadt und auf munter zu, und der q gche Als 9 rief ihr der Bauer e ſaß ſo ſtarr daneben, ſagt die Alte,„und er g a ſeinen Anne Huber Soll ich dir 1 hickſal f 0 mals deins. mehr noch ſagen, Kind?“ „Sagt mir alles, Muhme Lene, am das Leid zu tragen.“ „So komm ins Haus! ind für ihn.“ Wohl eine halbe Stunde oder länger verweilen ſie in zer Kate, dann öffnet ſich die Tür. Mit todblaſſem Geſicht ind ſtarren Blicken tritt die junge Magd heraus. „Geh nicht vom Hof!“ ruft ihr die Alte nach.„Es komm zuletzt auch deine Zeit, nur anders, als du denkſt.“ Wie eine Schlafwandelnde ſchreitet die Magd zum Wald⸗ and hin. Die Alte ſieht ihr lange nach. „Armes Ding!“ murmelte die Muhme Lene vor ſich hin. Es gehört wahrlich keine Kunſt dazu, des Birkhofs Zu⸗ kunft zu deuten. Mit der Städterin zieht das Glück nicht ein und der Friede auch nicht. Und wie es um den Konrad ſteht, das weiß ich lange. Mag ſein, daß ich mich in man⸗ chem täuſche, aber in der Hauptſach hab ich ihr die Wahr⸗ heit nicht verhehlt!“ An dieſem Tage ſieht Roſel den Konrad nicht mehr. Es iſt ſpät, als die beiden Bauern heimkehren, und die Mägde ſind ſchon zur Ruhe gegangen. Aber die Roſel kann nicht ſchlafen, und bald nach Mitternacht hört ſie den Schritt des Jungbauern an ihrer Kammer vorübergehen. So müde erſcheint er ihr, ſo mutlos. Am Morgen erſchrickt ſie über ſein bleiches Antlitz und die dunkeln Ringe unter ſeinen Augen. Etwas Automatenhaftes haben ſeine Bewegungen, da denkt die junge Magd in ihrem Herzensjammer an die Worte der Muhme Lene. Sein Schickſal iſt härter als das damit ich ſtark werde, Ich will für dich die Karten legen ihrige. Jetzt muß ſie dem Liebſten helfen, daß er das Schwere leichter überwindet. Ein helles Antlitz zeigt ſie ihm. — 9. Vier Wochen nach Pfingſten hält die junge Bäuerin im Birkhof ihren Einzug. Eine große, ſtarke Frau führt der Jungbauer in ſein Haus. Mutter Fränze erſchrickt ein wenig, als ſie die Schwie⸗ gertochter ſteht. Iſt das dieſelbe Anne Huber, die ſie am 0 vor Pfingſten am Tauffeſt ihres erſten Enkels ſah? „Wie häßlich iſt ſie!“ ſpricht ſie für ſich beim Anblick der groben Züge, die kaum ein Lächeln zeigen können.„Aber das Aeußere macht es nicht. Sie wird ſchon tun, was ite kann, den Hof emporzubringen und die Knechte und Mägde zur Arbeit anzutreiben. Der Konrad iſt gar ſo weich und 15 Ihm ſchwände der Beſitz wohl unter den Händen in!“ Kalt iſt die Begrüßung der beiden Frauen. Hat Mutter Fränze es anders erwartet von der Tochter ihrer Sippe? Sie ſchüttelt haſtig ein Unbehagen ab. Im Birkhof treibt man nicht Ueberſchwang mit Gefühlen. Der Verſtand wird weiterhin die Herrſchaft haben, wie er ſie immer hatte. „Wie groß du geworden biſt!“ ſagt die alte Frau, weil ſie doch etwas ſagen muß.„Ich hätte nie gedacht, daß die kleine Anne von damals ſo mächtig wachſen könnte. Und neulich erſchienſt du mir auch nicht ſo groß und ſtattlich.“ „Das macht, daß die Stuben hier ſo niedrig ſind. Die Grete hat viel höhere Zimmer, und dennoch erſcheinſt du mir heute noch viel kleiner, Tante, als damals, als ich bei dir zu Beſuch war. Auch der Birkhof erſchien mir größer in der Erinnerung.“ Hart und kalt iſt der Jungbäuerin Stimme, und ihre Augen gehen prüfend umher. Das ärgert den alten Birk. Er hört Unzufriedenheit und Tadel aus ihrem Wort. „Ich meine, der Hof iſt groß genug für uns und euch. Er iſt der größte im Dorf nächſt dem Rabelhof. Du kannſt ja bauen, wenn du willſt!“ . „Dus word ich guch in Foſcher Engigkeit kann ich nicht leben.“ Der Jungbauer verhütet einen Streit, indem er die Anne zu einem Rundgang auffordert, damit ſie den ganzen Beſitz ſehen kann. Auch jetzt blickt die junge Bäuerin mit ſchar⸗ fen Augen umher und findet hier und da eine Aenderung nötig im Sinne ihres Vaterhauſes. Schweigend nimmt er manche kränkende Bemerkung hin. Das Vieh im Stall ge⸗ fällt ihr nicht. Die ſchwarzbunten Rinder ſollen möglichſt ſchnell durch rotfleckige und weiße erſetzt werden. „Die Milch der hellen Tiere iſt fetter, mußt du wiſſen.“ „Das glaube ich nicht ganz. In der Hauptſache kommt es auf die Fütterung an, wie die Milch ausfällt.“ „In der Milchwirtſchaft kennt die Frau ſich beſſer aus als der Mann.“ „Ich will gern allmählich ein paar helle Kühe einſtellen, wenn ſie dir gefallen,“ ſagt Konrad Birk mit Selbſtbeherr⸗ ſchung.„Nur darf es nicht ſo plötzlich ſein. Du darfſt auch unſer Vieh nicht ſchelten. Alle Tiere, die wir haben, ſind Vaters Lieblinge. Sie ſind ſämtlich auf dem Hof her⸗ angewachſen und in ihrer zarten Jugend mit ganz beſon⸗ derer Liebe von der Mutter gepflegt worden!“ Die Anne wirft die Lippen auf. „Inzucht alſo. Um ſo mehr Grund iſt da, einmal gründ⸗ lich aufzuräumen und friſcheres Blut hineinzubringen.“ Konrad achtet des Einwurfes nicht. Er merkt ganz gut, daß die Anne im Grunde nichts verſteht und nur mit Schlagwörtern um ſich wirft, um ſich den Anſchein zu geben, als verſtünde ſie recht viel. Ihr fährt indeſſen etwas anderes in den Sinn. „Warum bewohnen wir nicht das ſonnige Hinterzimmer? Es iſt das einzige, das ſich mit den Räumen meines Vater⸗ hauſes einigermaßen meſſen könnte!“ „Die Mutter hat es ſich erwählt. Es paßt am beſten für die alten Eltern, weil es am längſten Sonne hat. Die alten Leute brauchen ſchon mehr Wärme als die jungen. Für uns gibt es genug Bewegung den ganzen Tag draußen in der freien Lutf. Unſer Aufenthalt im Haus iſt zumeiſt die Diele mit dem offenen Herd, deiner vor allem. Zum Schlafen ſind die Kammern groß genug!“ 8 S arrt die Bäuerin,„daß wir den Hof wenn wir hinten wohnen. Für die beſſer im Auge haben r 185 5 Oberſtube paſſender. Sie wären alten Leute wäre ein dort auch mehr für ſich.“ Was er bei den Worten ſeiner jungen Frau empf. verrät der Jungbauer nicht; aber es ſteigt ihm heiß in de. Kehle auf, und ſein bleiches Geſicht bekommt einen roten ein. „Der Mutter wird das Treppenſteigen ſauer. Solche un⸗ nötige Anſtrengung möchten wir ihr doch erſparen.“ „Wenn es ſo iſt,“ erwidert die Frau kaltblütig,„würde ſie überhaupt beſſer zu ebener Erde wohnen. Ich ſah vor⸗ hin im Hof die ſchöne Stube hart an der Scheune. Jetzt ſchlägt doch eine Flamme des Zornes in des Jung⸗ bauern Angeſicht. 1 i 5 „Die Knechtekammer? Willſt du darin meine Eltern ſehen? Das kann dein Ernſt nicht ſein.“ „So bauen wir eine ähnliche Stube daneben aus. So⸗ bald ſie fertig iſt, ziehen die alten Leute ein. Es iſt ohne, hin nicht Raum genug im Haus, wenn Kinder kommen. „Damit hat es noch gute Zeit. Und übrigens war der Birkhof immer an Kindern reich, und es war Raum genus zu frohem Spiel Laß dir vom Vater ſagen, wie fröhlich er mit ſeinen Geſchwiſtern im Birkhof tollte. In Zukunft wird es auch nicht anders ſein. Und wenn wir wirklich ſpäter einmal bauen müſſen, dann bauen wir für uns nicht, daß die Eltern aus ihrem Eigentum weichen müſſen Davon wird, ſo lange ich Bauer bin, niemals die Rede ſein.“ Auf Konrads offenem Geſicht prägt ſich ein ſtarker Un⸗ mut aus. Tief fühlt er ſich verletzt durch die unehrerbieti⸗ gen Reden ſeiner Frau; aber ſchweigend ſchluckt er den Verdruß herunter. Der Eltern Wille war es, daß er die Anne Huber freite, nicht ſein eigener. Er hätte ihnen ein, liebevollere Tochter zugeführt. Unwillkürlich trifft ſein Blick die blonde Magd, die aum Brunnen den Trog mit Waſſer füllt. Sie würde nie ſo nlebloſe Reden geführt haben. Auch der Blick der Frau fällt auf die Roſel, die, obwohl von innerem Kampfe bleich, doch unverkennbar im Schmuck der erſten Jugend ſteht. Wie Neid erwächſt es in der Bruſt der Bäuerin. Hart fragt ſie: „Wer iſt die Magd?“ „Eine Waiſe, die zum Hof gehört.“ 1 gefällt mir nicht. Du wirſt ſie vom Hof entfernen, 12 8 5 „Das geht nicht. zu verbleiben.“ Gellend lacht die Anne auf. „Das wird ja immer ſchöner! Du haſt mir nichts davon geſagt, daß ich im Birkhof Menſchen um mich haben muß, die mir zuwider ſind.“ Er könnte ihr erwidern, daß ihm gar nicht Gelegenheit gegeben worden iſt, ihr von der Zukunft zu ſprechen und von ſeinen eigenen Gedanken. Als er mit dem Vater kam, hatte ſie ihn als ihren Bräu⸗ tigam begrüßt und hatte nichts gefragt und nichts anderes gewollt, als Birkhofbäuerin werden um jeden Preis. Das war es, was Konrad am meiſten geängſtigt und empört hatte. Jetzt hat er ſich mit ſeinem Schickſal abgefunden, und er hatte keine andere Sorge mehr, als die, wie er die Menſchen, die ihm teuer ſind, vor der böſen Zunge ſeines Weibes ſchützt. „Was haſt du gegen die Magd?“ ſagt er darum nur. „Sie iſt fleißig und treu. Die Birkhofbäuerin findet keine beſſere Gehilfin und Gefreundete als ſie.“ Schrill wird das Lachen der Bäuerin. „Und für den Bauern gibt es auch keine beſſere. Denn die Magd iſt ſchön, weit ſchöner als die Frau, die er ge⸗ nommen hat.“ Ruhig begegnet Konrad ihrem mißtrauiſchen Blick. Und er verſteht ſie wirklich nicht. Seit er ihr die Treue ver⸗ ſprach, gibt es für ihn keine andere Frau mehr, zu der ſeine Blicke gehen könnten. Der Abſchied von dem Mäd⸗ chen ſeiner Liebe war ernſt, und die Roſel hat es ihm leicht gemacht, zu überwinden und zu vergeſſen, daß er einmal eine andere Hoffnung hegte. Ihm kann die Roſemarie nie mehr etwas anderes ſein als die treue Magd, die mit dem Birkhof verwachſen iſt zu deſſen Heil und Wohlbeſtehen. „Was du von Schönheit redeſt, weiß ich nicht. Die Birks haben nie nach Schönheit ausgeſchaut. Die Treue gitt ihnen mehr und die Tüchtigkeit. Sonſt ſtände der Birkhof heute nicht ſo da, wie du ihn ſiehſt!“ Die Bäuerin glaubt dem Manne nicht, und ein Gedanke ſetzt ſich in dieſer Stunde in ihr feſt, um ſie nicht wieder zu verlaſſen. N Sie muß die Magd entfernen um jeden Preis. Hat ſie verbrieftes Recht, im Hofe zu verbleiben, ſo wird die Bäuerin ſorgen, daß ſie freiwillig geht, weil ihr das Bleiben zur Hölle wird. In der Folgezeit lädt ſie der Jungmagd die ſchwerſte Ar⸗ beit auf und gönnt ihr dabei kein gutes Wort; aber wenn ſie denkt, daß ſie damit ihr Ziel erreicht, ſo irrt ſie ſehr. Die Tragkraft der Roſemarie wächſt, je mehr ihr aufge⸗ bürdet wird. Das Schaffen iſt Erleichterung für ſie, weil es ſie am unnützen Denken hindert. Darum erhält die Bäuerin auch nie eine Antwort auf alle böſen Worte. Gleichmütig verrichtet die Jungmagd ihre Pflichten und kümmert ſich auch um das Murren der andern Mägde nicht. O ja, die Margret und die Liſanne find nicht zufrieden mit dem neuen Regiment und haben allen Grund zur Klage, nach ihrer Meinung wenigſtens. Stets ſind ſie überwacht. Frau Anne Birk arbeitet nicht mit. Das hat ſie ja nicht nötig, aber ihre Augen ſind überall, und das geringſte Verſehen einer Magd wird ſchwer geahndet. Am liebſten würde ſie auch den Knechten mit derſelben Strenge auf die Finger ſehen; aber in dieſer Hinſicht hat der Bauer ſich jegliche Einmiſchung ſeines Weibes ſchon beim erſten Verſuch verbeten. „Die Mägde ſtehen unter deiner Aufſicht. wirtſchaft leite ich.“ So energiſch klang des ſanften Mannes Rede, daß die. Frau ſich Fünftig hütet, einen Uebergriff zu wagen; aber um ſo ſtraffer zieht ſie drinnen fortan die Zügel feſt. Sie hat verbrieftes Recht, im Birkhof Die Außen⸗ heimiſchen Boden ſtammt. Seht ſo war Kneipp! Ein paar Feldblumen galten ihm mehr als fremder Blüten Pracht.. ihm, der die Heimat ſo liebte. Wie glücklich war er, daß ſein Kathreiner, der echte „Kneipp⸗Malzkaffee“ aus deutſchem Malz gemacht wird, aus deutſcher Bauern Ernte. Damals verſtanden ihn wenige. Heute fühlen wir alle es ihm nach: der Kathreiner ſchmeckt uns grad noch mal ſo gut, wenn wir daran denken, daß er aus unſerm Kneipps Bild auf jedem Kathreinerpaket= es ehrt das Andenken dieſes deutſchen Mannes. eee eee eee Kreuz und Quer Zwei luſtige„Schweinereien“.— Ein teurer Irrtum.— Gründliche Sparſamkeit. Krach um Jolanthe vor Gericht. Im Februar hatte ein Händler in der Oberpfalz zwei abnorme Kälber zum Verkauf in einem Fachorgan inſeriert. Jedes Kalb war mit fünf Beinen auf die Welt gekommen. Die Kälber ſind zuſammen für 300 Mark nach München verkauft worden Das Inſerat wurde auch von einem Frankfurter Schauſtelle! geleſen, der ſich an den Händler wandte, aber die Nachricht bekam, daß die Kälber ſchon verkauft ſeien. Der Händler teilte aber in der Antwort weiter mit, daß noch ein abnormes Schwein vorhanden ſei, das einen verkehrten Rücken habe, eine Art Seelöwe, ſei und einen ſpitzmausartigen Kopf beſitze Einige Tage ſpäter bekam der Schauſteller ein zweites Schrei ben, in dem erwähnt wurde, daß der Händler ſich nun da⸗ ſelbſt beſehen habe. Von dem„verkehrten Rücken“ war zwar nicht mehr die Rede, aber es wurde geſagt, daß über das Schwein alles lachen müſſe, denn es habe ein Hinterbein ähnlich einem Geisfuß, das andere ſei krumm, ein Ohr ſei lang, das andere kurz. Der Schauſteller vereinbarte einen Kaufpreis von 90 Mark und zahlte 70 Mark bar, den Reſt mit einem Wechſel. Als die Wunderſau ankam, war's dem Schauſteller am wenigſten zum Lachen. Er konnte das Tien nicht als Abnormität anerkennen und holte ſich zwei Sach verſtändige. Ein Metzger konnte weder einen verkehrten Rücken noch ein Spitzmausgeſicht feſtſtellen. Er ſah nur, daß das Schwein wegen eines lahmen Beines nicht wie ein Schwein, ſondern eher wie ein Haſe zu ſitzen pflegte. Ein Abgeſandter des Tierſchutzvereins ſtellte feſt, daß er einen Krüppel, aber kein abnormes Schwein vor ſich habe. Es ergab ſich übrigens, daß das Schwein ſich ſauwohl fühlte, denn es hatte inzwiſchen an Gewicht das Doppelte zugenommen. Der Verkäufer erhielt eine Geldſtrafe wegen Betrugs. Eine andere luſtige„Schweinerei“, in der ſogar ein Wildſchwein eine Rolle ſpielen ſollte, aber nicht ſpielte, wird aus der Nähe eines Hunsrückdorfes berichtet. Zwei ältere Frauen hatten ſich zum Brombeerpflücken in den nahen Wald begeben. Plötzlich hörten ſie hinter einem Brombeerſtrauch ein lautes Schnarchen. Entſetzt liefen die Frauen ins Dorf und berichteten mit aufgeregtem Getue dem Jagdpächter von dem Vorfall und fügten hinzu, daf es ſich um eine Wildſau handle. Der Jagbpächter eille gleick mit der Flinte in den Wald und pirſchte ſich vorſichtig heran um die Wildſau zur Strecke zu bringen. Der mutige Jäge) muß aber bald ein ſehr dummes und enttäuſchtes Geſicht gemacht haben, denn ſtatt der Wildſau kroch hinter dem Strauch ein alter Mann hervor, der hier ſeinen Rauſch aus⸗ geſchlafen hatte. Das war natürlich für die geſamte Dorf⸗ jugend, die gleich mit hinausgeeilt war, das Zeichen, um ir ein großes ſchadenfrohes Gelächter auszubrechen. Irren iſt nun einmal menſchlich, aber ein Irrtum kann unter Umſtänden nicht nur heiter, ſondern auch koſtſpielig ſein Eine Häuſer⸗Abbruchsfirma in einem amerikaniſchen Staa hatte einen Auftrag erledigt. Von dem kleinen Backſtein⸗ häuschen war nach 24 Stunden keine Spur mehr zu ſehen. Die Firma war nicht wenig erſtaunt, als ſie einige Tage ſpäter von den Hausbeſitzern eine Rechnung über 12 000 Mar erhielt. Sie hätte das Nachbarhaus, das den gleichen Be⸗ itzern gehörte, niederreſßen ſollen. Beide Häuſer ſtanden leer. Sparſamkeit iſt ein Gebot der Zeit, aber eine zu gründ⸗ iche Sparſamkeit wirkt lächerlich. Mögen die Schotten auch als Volk an ſich vielleicht wirklich das ſparſamſte ſein— Re⸗ ordexemplare an Geiz finden ſich auch anderswo. Zum Beiſpiel in Suſſex, wo jedermann ſich die Geſchichte von Mr. Bulling und ſeiner Pfeife erzählt. Mr. Bulling iſt ein ihrſamer Landarbeiter, der ſo gern wie jeder andere auch ein Pfeiſchen raucht. Aber Mr. Bulling genießt das Rau⸗ hen nur, während die Sonne ſcheint. Warum? Weil er kein Zündholz verbrauchen will, ſondern ſeinen Tabak mit einem Brennglas unter den Strahlen der Sonne in Brand ſetzt. Nun, wenn jemand anders Mr. Bulling Feuer geben würde? Dann würde er es nicht annehmen, denn er iſt ein konſe⸗ zuenter Mann, der keine Gefälligkeiten anummt, weil er meint, ſie verlangen eine Erwiderung, die dann aber Un⸗ koſten machen könnte... Es gibt wunderliche Menſchen und noch wunderlichere Einfälle. Ein amerikaniſcher Zoologe trägt ſich mit der Ab⸗ icht, in Newyork einen großen Tiergarten anzulegen, in zom aber nicht die Tiere, ſondern die— Beſuücher hinter zen Gittern ſein werden. Er will die Tiere völlig frei laufen aſſen und die Beſucher ſollen in großen vergitterten Om⸗ tibuſſen durch das Gelände gefahren werden. Der Vater dieſer Idee iſt der Meinung, daß man dabet eine weit beſſere Anſchauung von der naturgewohnten Lebensweiſe aller Tiere dekäme. Warum ſoll es nicht auch einmal umgekehrt ſein. Die Frage wird ſein, wie ſich die Menſchen hinter den vergitter⸗ ken Omnibusfenſtern fühlen werden, ob ebenſo ſicher, wie die Tiere hinter Gittern. Warum ſollen die Tiere nicht auch einmal im Zoo ſein Anfälle durch Elektrizität Gründliche Unterſuchungen über die Wirkungen des elek⸗ triſchen Stromes auf den menſchlichen und tieriſchen Körper haben zu der Gewißheit geführt, daß verhältmsmäßig ſchwache elektriſche Ströme, wenn das Herz im Stromkreis liegt, den ſofortigen Tod herbeiführen. Weiterhin bewirken ſie, je nach Stärke und Dauer des Stromdurchfluſſes, mehr oder weniger ſtarke Verbrennungen, die ſpäter ebenfalls zum Tode führen können. Daher ſind alle ſtromführenden Teile ſachgemäß verlegter elektriſcher Hausanlagen iſoliert und der Berüh⸗ rung entzogen. Der Laie ſollte es ſich zum feſten Grundſatze machen, an dem Zuſtand einer Leitung mie etwas zu ändern und nie zu verſuchen, einen Fehler ſelbſt zu beheben. All das iſt durch einen ſachverſtändigen Inſtallateur oder einen e des Elektrizitätswerkes in Ordnung bringen zu aſſen. Folgende Grundvorſchriften ſollten in allen Haushaltun⸗ gen an ſichtbarer Stelle angeſchlagen ſein: 1. Keine ſchadhaften Drähte, Schnüre, Stecker oder der⸗ gleichen benützen! 2. Alle elektriſchen Apparate nur an den vorgeſehenen Handgriffen, nicht an Metallteilen, nicht mit naſſen oder feuchten Händen anfaſſen! Niemals gleichzeitig elektriſche Apparate und Gas⸗ oder Waſſerleitungen oder feuchte Ge⸗ genſtände berühren! 3. Niemals an elektriſchen Apparaten und Anlagen her⸗ en Reparaturen nur von Fachkundigen ausführen aſſen! 4. Vor allem die Sicherheitsvorrichtungen in Ordnung halten. Nie geflickte Sicherungen benutzen! 5. Im Falle eines elektriſchen Anfalles Vorſicht bet Berührung des Verunglückten! Vorher Hauptſchalter aus⸗ ſchalten! Nach Befreiung des Verunglückten aus dem Be⸗ reiche des Stromes bei ſcheinbarer Lebloſigkeit unter allen Umſtänden künſtliche Atmung einleiten und mindeſtens eim bis zwei Stunden fortſetzen. GSport⸗Vorſchau Einheimiſcher Sport Handball im Tbd.„Jahn“. Am nächſten Sonntag beginnen auch in der Kreis⸗ klaſſe, welcher der Tbd.„Jahn“ zugeteilt iſt, die Kämpfe um die wertvollen Punkte. 5 Als letzten Probegalopp haben die Einheimiſchen für heute abend den beſtens bekannten Tv. 1846 Mannheim in kompletter Aufſtellung nach hier verpflichtet. Die Ein⸗ heimiſchen ſtehen ſchon ſeit Monaten unter dem Training eines guten Fachmannes, der nach den bisherigen Er⸗ folgen die Handballabteilung ſchon ein ſchönes Stück vorwärts gebracht hat, ſodaß man dieſes Jahr mit Span⸗ nung den Verlauf der Verbandsſpiele verfolgen wird. Die Einheimiſchen werden heute abend in völlig neuer und teils unbekannter Aufſtellung das Spiel beſtreiten. Nicht weniger als 5 Spieler des früheren MFC 08 Mannheim werden in Hinkunft die Farben des Vereins vertreten. Die Spieler ſind aus der beſten Handballklaſſe hervorgegangen und werden zweifellos den Turner⸗ bündlern eine weſentliche Verſtärkung bringen. Man darf geſpannt ſein, wie das Zuſammenarbeiten der Mannſchaft heute im Spiel gegen Tv. 1846 klappt und wie die Einheimiſchen dabei abſchneiden werden. Vereinsabturnen im Tbd.„Jahn“. Wie bereits kurz berichtet, wird der Tbd.„Jahn“ hier am morgigen Sonntag ſein diesjähriges Vereins⸗ abturnen verbunden mit den Vereinsmeiſterſchaften durch⸗ führen. Sämtliche Abteilungen des Vereins werden dabei mitwirken und in friedlichem Kampfe zeigen, was jeder einzelne im Laufe des Jahres an Leiſtungen zu verzeichnen hat. Die im letzten Jahre zahlreich durchgeführten Klub⸗ kämpfe gegen gute und beſtens bekannte Vereine haben wohl jedem Intereſſenten den Eindruck vermittelt, daß Turnerbündler ganz hervorragende Leichtathleten in ihren Reihen ſtehen haben. Das diesjährige Vereinsabturnen ſoll wiederum den Sinn haben, den Intereſſenten einen Einblick in die Breitenarbeit des Vereins zu ge⸗ währen. Die Kämpfe ſind ſo gelegt, daß wicht nur jede Abteilung geſchloſſen in ihrer turneriſchen Leiſtung ver⸗ folgt werden kann, ſondern jeder einzelne Teilnehmer wird im Mittelpunkt des Geſchehens beobachtet werden kön⸗ nen. Wenn auch die Platzverhältniſſe gerade nicht die beſten ſind, ſo dürfen wir doch auf den gut angelegten Bahnen und Plätzen im hieſigen Schloßgarten auf beacht⸗ liche Leiſtungen rechnen, zumal die Spitzenkönner des Vereins reſtlos zur Stelle ſein werden. Die Vereins⸗ meiſterſchaften finden morgen früh im Wörtel ſtatt, wäh⸗ rend das Vereinsabturnen mittags im Schloßgarten ſeine Abwicklung finden wird. Auswärtiger Sport. Der deutſche Sport hat am kommenden Wochenende wie⸗ der eine große Kraftprobe zu beſtehen. Im Fußball, in der Leichtathletik und im Golf werden Länderkämpfe ausgetra⸗ gen. Außerdem geht die 17. Internationale Sechstagefahrt, bei der zurzeit die deutſchen Fahrer noch gut im Rennen liegen, zu Ende. Verſchiedene Gaukämpfe im Fußball und in der Leichtathletik ſowie der Start zum Gordon⸗Bennet⸗Flug für Freiballone 1935 in Warſchau vervollſtändigen das Pro⸗ gramm. Im Fußball werden gleich zwe! Länderſpiele ausgetragen: in Bres⸗ lau trifft eine ſtarke deutſche Mannſchaft auf Polen und in Stettin iſt Eſtland unſer Gegner. Gegen Polen iſt dieſes Treffen ſchon das dritte. In den beiden vorausgegangenen Kämpfen haben unſere Fußballer immer große Mühe zum Siegen gehabt. Wenn ſich unſere Nachbarn auf den Kampf mit Deutſchland„groß“ vorbereitet haben, dürfte ein deut⸗ ſcher Sieg nicht verſagt bleiben. Mit Eſtland treffen wir im Länderkampf zum erſten Male zuſammen. Obwohl Eſtland im Fußball nicht allzu ſtark iſt, hat der DB für Stettin Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Choral, Morgenſpruch, Wetter, Bauernfunk; 6 Gym⸗ naſtik; 6.30 Frühkonzert 1; 7 Frühnachrichten, anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Funkwerbungskonzert; 10.45 Sendepauſe; 11 Hammer und Pflug; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allexlet von zwet bis drei; 17 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Sonntag, 15. September: 8 Hafenkonzert; 7.45 Reichs⸗ parteitag der Freiheit 1935: Aufmarſchappell der SA, SS und des NS in der Luitpoldarena; 10 Deutſche Morgen⸗ feier der Hitler⸗Jugend; 10.30 Brahms⸗Konzert; 11 Deut⸗ ſche Tänze; 11.25 Reichsparteitag der Freiheit 1935: Vor⸗ beimarſch der SA, SS und des NSeick vor dem Führer auf dem Adolf⸗Hitler⸗Platz; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 14 Kinderſtunde; 14.55 Reichspartei⸗ tag der Freiheit 1935: Funkberichte vom Vorbeimarſch der Formationen vor dem Führer auf dem Adolf⸗Hitler⸗Platz; 16 Buntes Nachmittagskonzert; 18 Urgeſchichtliches aus Veringenſtadt, Hörbericht; 18.30 Die Berliner Philharmo⸗ niker ſpielen; 19.30 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Rokokoabend im Ludwigsburger Schloß; 21 Volks⸗ tumsabend; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Tanz in der Nacht; 24 Nachtkonzert. Montag, 16. September: 9 Frauenfunk; 9.15 Sende⸗ pauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Bekanntgabe der Termine: Wie⸗ derſehensfeiern alter Frontſoldaten; anſchließend Sendepauſe; 15.25 Reichsparteitag der Freiheit 1935: Funkberichte von den Vorführungen der Wehrmacht; 16.45 Nachmittagskon⸗ zert; 18.25 Reichsparteitag der Freiheit 1935: Schlußkon⸗ greß in der Feſthalle; 20 Militärkonzert; dazwiſchen Kurz⸗ berichte vom Biwak der Wehrmacht auf der Zeppelinwieſe; 21.30 Reichsparteitag der Freiheit 1935: Großer Zapfen⸗ ſtreich vor dem Führer; 22.30 Nachrichtendienſt; 23 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 17. September: 9 Sendepause; 10.15 Eng⸗ liſch; 15 Sendepauſe; 15.15 Blumenſtunde; 15.45 Tier⸗ ſtunde; 16 Heitere Muſik am Nachmittag; 18.30 Das volks⸗ wirtſchaftliche Ergebnis der Leipziger Herbſtmeſſe 1935; 18.50 Herr X meldet ſich zum Wort, Plauderei; 19 30 Minuten pfälziſch, heitere Folge; 19.30 Wir haben einen Tag ver⸗ bracht.., Abendſpiel in Verſen; 20.10 Achtung, Legbüch⸗ ſen; 20.10 Lapp im Schnakenloch; 22.20 Saardſenſt; 22.35 Tanz und Unterhaltungsmuſik. eine recht ſpielſtarke Elf namhaft gemacht, in der mehrſa Neulinge in Aktion treten. In Süd deutſchland wird die eben erſt Meiſterſchaftsſpielzeit infolge der beiden Länderſpiele D 00 Gauſpiele und des Reichsparteitages unterbrochen. Von den vier Gauen pauſtert der Gau Südweſt vollſtändig, in Baden gibt es nur eine Begegnung, in Bayern deren zwei und 10 der Gau Württemberg verzeichnet ein volles Programm. du Spiele des Sonntags ſind: Baden: Germania Brötzingen— Vf. Neckarau. Württemberg: 1. SSB Alm— VfB Stuttgart, Spielveremigung Cannſtatt— Stuttgarter Kickers; Spor freunde Stuttgart— Stuttgarter SC, SV Feuerbach— Ulmer FV 94, FV Zuffenhauſen— Sportfreunde Eßlingen. Bayern: 1860. München— Fe Bayreuth; Be Augsburg— Fe München. Auch beim Reichsparteitag in Nürnberg kommt der Sport zu ſeinem Recht. Schalke 04, der deutſche Fuß⸗ ballmeiſter, trifft im Mittelpunkt des großen Volksſfeſtes auf eine Nürnberg⸗ Fürther Auswahlelf, die für die Weſt⸗ falen einen ſchweren Gegner abgeben wird. Aus dem umfangreichen Programm Süddeutſchlande iſt dann noch das Gauſptel Baden— Mittelrhein im Mannheemer Stadron zu erwähnen. Die Bader⸗ ſer, die Gramlich(Villingen) und Damminger(Karlsruhe für das Länderſpiel in Stettin abſtellen, ſollten trotz allen u einem Erfolg kommen. Im Reich werden die Meier ſchaftsſpiele fortgeſetzt. n Im Handball pauſtert von den vier ſüddeutſchen Gauen der Gau Südpel 1 begonnene am kommenden Sonntag ganz, da er in Mainz ſeine Gale elf im Probeſpiel gegen eine Mainz⸗Wiesbadener Kombina tion antreten läßt. Die Spiele der ſüddeutſchen Gaue ſind. Ba den: TV 62 Weinheim Nußloch— VfR Mannheim, Tgd Ketſch— TW Ettlingen. Württemberg: Tgſ Stuttgart— Tbd Göppingen, Te Altenſtadt— Stuttgarter TV, Tgd Eßlingen— Skut garter Kickers, TSV Süßen— Eßlinger TSV, Tod Schwenningen— TW Cannſtatt. In der Leichtathletik TV Seckenheim; TSß ſteht unſeren Spitzenkönnern eine neue internationale Begeg. nung bevor, und zwar tragen ſie in Paris einen Lände kampf gegen Frankreich aus. Die Franzoſen, die dieſem Sommer noch keinen Sieg erringen konnten, haben diesmal eine gründliche Auswahl gehalten und neben einigen bewährten alten Kämpen eine Reihe junger Kräfte eingeſetzt. Die deutſche Mannſchaft iſt gleichfalls auf einigen Poſten abgeändert worden, ſollte aber trotzdem im Stadion Lo⸗ lombes zu einem ſicheren Erfolge kommen. In den ſüd⸗ deut ſchen Gauen gibt es zwei und zwar treffen in Eßlingen Württemberg und Ba⸗ den und in Mainz Südweſt und Nordheſſen au⸗ einander. Im Rudern gehen die beiden erfolgreichen Rüſſelsheimer Skuller Georg von Opel und Willi Füth in Paris erneut an den Start. Bet der Seinemeiſterſchaft ſtarten ſie im Einer und Doppel zweier gegen beſte internationale Konkurrenz. Am kommenden Sonntag finden die Ruderer in Mannheim und Eſſen⸗Hüge Betätigung. Der Borſport bringt in Ludwigsburg eine Amateur⸗Veranſtaltung Repräſentatiwkämpfe, bei der die beſten württembergiſchen Boxer durch die Selb klettern werden. Im Motorſport erfahren die Großſchlachten der europäiſchen Automobil⸗Fit⸗ men an dieſem Wochenende eine Anterbrechung, ehe ſie am 22. September mit dem„Großen Preis von Spanien“ in San Sebaſtian zu Ende gehen. Ohne Veranſtaltung iſt auf dieſem Gebiet das bevorſtehende Wochenende doch nicht. führender Stelle ſteht natürlich die 17. tagefahrt für Motorräder mit dem dorf im Allgäu. Internationale Sechs Standort in Oberſt⸗ Mittwoch, 18. September: 9 Frauenfunk; 9.15 Sende⸗ ö pauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Sendepause; 15.30 Pimpf, hör zu; 16 Zur Unterhaltung; 18.30 Lernt morſen; 18.45 Kurz vortrag; 19 In der Heimat iſch's am ſchönſten, dazu volls⸗ tümliche Muſik; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20405. Abendkonzert; 22.20 Saardienſt; 22.30 Nachtmuſik. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 15. September: 6 Hafenkonzert; 7.45 Reich⸗ parteitag der Freiheit 1935: Aufmarſchappell der SA, Ss und des NS in der Luitpold⸗Arena; 10 Deutſche Morgen⸗ feier der Hitler⸗Jugend; 10.30 Chorgeſang; 11.25 Reichs⸗ parteitag der Freiheit 935: Fun 0 der Formationen vor dem Fühn auf dem Adolf Hitler Plätz; 13 Mittagskonzert; 14 Kinderſtunde; 14.55 Reiche; parteitag der Freiheit 1935: Vorbeimarſch der SA, 88 und des NS vor dem Führer auf dem Adolf Hitler Platz; 16 Durch die Wälder, durch die Auen, berichte vom Vorbeimalſch ergößlicher Sonntagsnachmittagsſpaztergang; 18 Jugendfunk; 18.30 Mit dem Rundfunküberkragungswagen zum Manöver des Wehr? kreiſes IX, Kaſſel, in Grafenwörth; 19 Anterhaltungskonzett; 19.50 Sport; 20 Volksmuſik; 20.30 Karo⸗König, Komödie; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Wetter, lokale Nachrichten, Sport) 22.20 Sportſpiegel des Sonntags: 22.45 Tanz in der Nacht: Montag, 16. September: 10 Sendepauſe; 10.15 Schul funk, 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche Funkbericht von den Vorführungen der Wehrmacht; 1645 Goethes Singſpiele; 18.25 Reichsparteitag der Freiheit 1935: Schlußtongreß in der Feſthalle; 20.30 Militärkonzert; 210 Großer Japfenſtreich vor dem Führer; 22.30 Muſik ö 17. September: 10 Sendepauſe; 10.15 Schul“ guten Nacht. Dienstag, funk; 10.45 Praktische Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Frau; 16 Lieder Frankfurter Komponiſten; 16.90 Aus Weizenland wird Wüſte; 16.45 Lockende Ferne; 18.30 Rund um Abeſſinien, Bericht; 18.45 Zeitgenoſſen gibts, 19 Melodien von Carl! Millöcker; 19.40 Rundfunk; 20.0 Muſikaliſches Rätſelraten, heiteres Rundfunkgeſellſchaftsſpiel; 21.45 Mit dem Nundfunkübertragungswagen zum Mandver des Wehrkreiſes IX, Kaſſel, in Grafenwörth; 22.20 Abend muſik; 23 Europäiſches Konzert aus Budapeſt. Mittwoch, 18. September: 10 Sendepauſe; 10.15 91 Au 10.45 Aren den Ratſchläge für Rüche und Haus; 16. olksmuſik, anſchl. Am Iſteiner Klotz, Hörſzene; 16 Kleines Konzert; 16.30 Die Senſe ſang durch's Korn; 18.30 Das Leben ſpricht; 18.45 Saardienſt; 19 Kleiner muſikaliſcher Feierabend; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Lachen der Funk; 22.20 Mit dem Rundfunkübertragungswagen zum Manöver des Wehrkreiſes IX. Kaſſel. in Grafenwörth: 9 Haus; 15.25 mehrſaß gonnege ele, det Bon den . Baden und gur mm. Du Karau. tuttgart Spore bach— cplingen. th; Be tſchlandz Ur 0 eiß Baden- arlsruhe o; allem Meier Südwer ne Gal tombing. ue ſind: Jo TSs ttlingen. zen, T8 Stutt⸗ „ Tqd a änder u) die iu „ haben einigen ingeſezt. Poſten on Co⸗ n ſüd⸗ vkämpfe, N id Ba⸗ en alf r Georg Start. Doppel nmenden n⸗Hügel ſtaltung, ie Seih bil⸗Fit⸗ ſie am nien“ in iſt auf icht. M Sechs⸗ Oberſt⸗ Weh Sende⸗ pf, hör 5 Kulz⸗ 1 volks⸗ 20.45 Norgen⸗ Reichs⸗ eimarſch A, S8 Hitler⸗ !ötzlicher 30 Mit Wehr- konzert omö die; ihl's; ö 920.10 tsſpiel; kanöver Abend⸗ 5 Schul⸗ 1 15.15 Kleines 0 Das faliſcher Lachen⸗ en zum 8 Gerade an der Kurve der Landſtraße nach Hirſchbichel, dort, wo man die weite Ausſicht hat, lag Sepp Raimer im langen Gras der Wieſe und hütete die Schafe. Ihre wolligen Köpfe nickten über ihm; wenn er hochblickte, ſah es aus, als reichten ſie bis in den Himmel. Sepp Raimer hatte die Augen weit offen und ſah den weißen Wolken nach, die wie große wandernde Vögel an dem einen Horizont auftauchten, um hinter dem anderen wieder ſacht zu verſchwinden. Still breitete ſich das Land, und über dem fernen Wald lag blauer Duft. Auf dem hellen, endloſen Band der Landſtraße ſauſte hin und wieder ein Wagen vorbei, weiß beſtaubt und oft abenteuerlich bepackt mit vielen aufgeſchnallten Koffern. Sepp ſchloß traurig die Augen. Wie gern würde er einmal in die grenzenloſe Weite fahren, dem Ungewiſſen, dem Abenteuer entgegen. Er ſeufzte und hob den Kopf. Ein großer, hellgrauer Reiſewagen kam langſam über die Straße geglitten. Hinter ihm ſtand in hohen Wolken der Staub wie ſilberner Dampf. Die beſtaubten Räder drehten ſich noch ein paarmal lautlos, dann hielt der Wagen am Straßenrand. Der Motor ſummte leiſe auf, ehe er verſtummte. Die Tür wurde geöffnet, und eine wunderſchöne Frau ſtieg aus, zö⸗ gernd und vorſichtig, als ſuche ſie etwas. Nachdem ſie ſich umgeſehen hatte, ſprang ſie plötzlich leichtfüßig über den Gra⸗ ben und ſchritt über die Wieſe geradewegs auf Sepp zu. Sie hielt einen großen, weißen Hut in der Hand, wie ihn Sepp noch nie geſehen hatte, und der Wind ſpielte mit ihrem glänzenden, blonden Haar. Ab und zu ſtrich ſie es mit der weißbehandſchuhten Hand zurück. Dicht vor Sepp blieb ſie ſtehen und ſah ihn einen Moment aus großen, fremden Augen an. Schneeweiß leuchtete ihr Kleid in den tiefblauen Som⸗ merhimmel. Um ihren ſchmalen, roten Mund lag ein kleines Lächeln. Sepp war wie verzaubert. Er ſtarrte die wunder⸗ bare Geſtalt an, als wäre ſie eine Fee der Wieſe, die gekom⸗ men war, ihn zu tröſten. Er lag unbeweglich und wagte nicht, ſich zu rühren, aus Furcht, die ſchöne Erſcheinung könne zerfließen. Doch jetzt neigte die Dame leicht den ſchmalen Kopf und hub mit ſeltſam fremdartig klingender Stimme an zu ſprechen. Es hörte ſich an wie eine Frage. Sepp verſtand die Worte nicht gleich, doch ihre Stimme ſchien ihm lieb⸗ lich, wie der gläſerne Geſang der ſechs ſilbernen Glöckchen, mit denen der Pfarrer ſonntags immer zur Meſſe läutete. Und Sepps Verwunderung wurde Entzücken. Er fühlte ſich plötzlich ſo grenzenlos leicht, und ihm war wunderbar ſelig zumute. Er lächelte und blickte der ſchönen Frau gerade in die erſtaunten Augen. Erſt als ſie ihre Frage wiederholte, begriff er, daß ſie den Weg nach Hirſchbichel meinte. Nun ſtand er haſtig auf. Er ſollte ihr helfen, ſie hatte ihn um etwas gebeten!! Ein heißer Stolz erfüllte ihn plötz⸗ lich. Sein Sprechen war rauh vor Erregung, als er ſie jetzt bat, ihm zu folgen. Sie gingen zur Straße zurück, an der ruhig der Wagen wartete. Und Sepp erklärte den Weg: Hier hinter der Kurve links ab von der Chauſſee, und dann über die gepflaſterte Straße an dem Feldrain entlang immer geradeaus, dann käme man in etwa einer Stunde nach Hirſchbichel Die ſchöne Frau dankte. Wieder hörte er die zauberhaft klingende Stimme. Dann ſtieg ſie ſchnell in den Wagen, und ungeſchickt klappte Sepp die Tür zu. Er blickte die Dame noch einmal an. Sie lächelte ganz leiſe, und noch viel ſchöner als vorhin, und die ſchmalen Lippen waren halb geöffnet. Doch ſchon zog lautlos der Motor an, und der große Wagen ver⸗ ſchwand hinter dem Staub in der Kurve. Sepp ſtand allein. Alles war wie ein Traum. Hinter den Bäumen der Landſtraße blinzelte müde die Sonne und warf ſchon ſchräge Schatten. Im Felde weideten ruhig die Schafe. Es war ganz wie immer, und doch ſchien Sepp alles verändert. Das Wunderbare war zu ihm gekommen, das Abenteuer. Es war Nacht. In den mächtigen Bäumen um das alte uernhaus ſang ein warmer Wind. In ſeiner Schlafkam⸗ mer zu ebener Erde hatte ſich Sepp vom Lager aufgerichtet und lauſchte in die Sommernacht. Er ſtand leiſe auf, ſchlüpfte in ſeine Lederhoſe und taſtete ſich zum offenen Fenſter. Es gelang ihm, ohne Lärm hinauszuklettern, und nach ein paar lagenden Sprüngen ſtand er im freien Feld. Weit lag das nächtliche Land vor ihm, und viele endloſe Straßen liefen wie helle Bänder in die Ferne. Die Welt tat ſich ihm ſchimmernd auf. Er würde hineinwandern, dem fer⸗ nen, funkelnden Abenteuer zu. Aber vorher mußte er ſie noch einmal ſehen, die ihm ſo holdſelig auf der Wieſe erſchienen war. Sie hatte ihn auch nach dem Rückweg gefragt, und ob er bei Nacht nicht etwa zu verfehlen ſei. Ganz gewiß würde ſie jetzt wieder über die Straße kommen in ihrem . grauen Wagen! Er würde ſie anhalten und mit ihr prechen, und ſie würde lächeln. Dieſes Lächeln wollte er mit hinausnehmen in die weite Welt. Nach kurzer Zeit hatte er die Stelle wiedergefunden, wo der Wagen gehalten hatte; dort ſetzte er ſich auf einen Stein und wartete. Hinter ihm lag die nächtliche Wieſe. Ab und u blinkten aus der Ferne wie zwei 1 d Augen die cheinwerfer eines Wagens heran. Dann ſtand Sepp jedes⸗ renner Schnuckenherde in der Heide ane Lachens Worpswede need mal auf. Doch immer war es ein anderer Wagen, wenn er näher kam. Seit drei Stunden ſaß er nun auf dem Stein. Die Sterne über ihm wurden langſam blaſſer. Da zerteilten hin⸗ ten am Horizont die breiten Lichtbahnen zweier Scheinwerfer die Nacht wie mit blitzenden Säbelhieben. Sepp ſprang auf. Er wußte plötzlich: ſie war da! Blinkend kamen die Lichter näher, man horte ſchon das leiſe Sauſen der Reifen auf der Straße. Sepp nahm ſeinen Stock und ſtellte ſich mitten auf den Weg. Mit großen Augen blickte er den Lichtkegeln ent⸗ gegen, die mit großer Schnelligkeit näher kamen. Jetzt mußte ſie ihn gleich ſehen und anhalten! Ob ſie wieder ihr ſchnee⸗ weißes Kleid anhatte? In dieſem Augenblick erkannte Sepp den hellgrauen Wagen. Ein Jubel ſprang ihn an, ſie war es, ſie war es! Gleich mußte ſie halten. Er ſprang vor und hob aus aller Kraft winkend die Arme. Das flutende Licht blendete ihn grell. Er ſchloß für Sekunden die Augen. Da barſt es krachend um ihn. Ein raſender Stoß prallte ihm entgegen, daß er mit ungeheurer Gewalt auf die Straße Eointen d wurde, mitten hinein in kreiſchende, glühende onnen. Rieſenhafte Laſten ſtürzten auf ihn nieder... aber ihm war auf einmal, als umſchwirre ihn nur noch ein hoher, ſchrillender Ton, einſam, und wie das Klirren von Stein auf Stahl.. oder war es Silber.. Silber, lauter klingelnde Glocken aus Silber.. ſie ſprach. zu ihm? Jetzt lächelte ſie, und ihre Stimme klingelte hell.. Im Morgengrauen lief eine fremde, ſchöne Frau mit fliegendem Haar und bleichem Geſicht durch die Stille der Dorfſtraße. Sie rief nach einem Arzt, nach einem Wagen. Kreiſchend ſchwangen überall Fenſterläden, klappten Türen. Bald war ſie- umringt von einer erſchreckten Schar aufgeſtör⸗ ter Einwohner. Dann jagte man mit bäumenden Pferden die Straße zurück. An der Kurve fand man das umgeſtürzte Auto, das ſich mit der Front tief in die feuchte Erde des Feldes gewühlt hatte. Auf dem geborſtenen Trittbrett lag der Hütejunge des benachbarten Dorfes, ſorgſam in einen ſchil⸗ lernden Seidenmantel gebettet. Um ſeinen ſchlafenden Mund lag wie ein glücklicher Hauch ein Lächeln. Als man ihn auf⸗ hob, fiel aus ſeiner Rechten ein weißer, lederner Damen⸗ handſchuh. Dunkle Sehnſucht Irgendwo in eines jeden Menſchen Herzen ſchlummerr heimliche dunkle Sehnſüchte, über die keiner ſpricht, weil ſin ein Eindringen fremder Welten in unſer Erleben bilden, da⸗ uns zugleich mit Bangen und Verlangen ergreift. Wir wollen aus der Enge unſeres Alltages heraus. Das Abenteuer, da⸗ Geheimnisvolle und Unerreichbare lockt uns weg von dem feſten Grunde unſeres Seins, drängt ſich in unſere Träume. die auch der Tag nicht mehr zu verſcheuchen vermag. Ewe innere Unruhe ergreift uns, die berauſchende Unraſt dunkler Sehnſüchte. Dem einen werden dieſe ſeltſamen Er⸗ regungen ſeiner Seele zur Verſuchung, dem anderen zum Schickſal. Wir alle unterliegen dieſen dunklen Sehnſüchten unſerer Seele. Sie locken uns aus unſerem Lebenskreis und gaukes⸗ uns ein nie gekanntes Glück vor. Wehe denen, die ſich an das dunkle Sehnen verlieren und ihrem drohenden zweiten Ich folgen. Sie taumeln wie die Motten im Licht in einem bacchantiſchen Tanz ihrem Schickſal entgegen und gehen an ihrer Sehnſucht zugrunde. Die ſich vom fernen Glück nur locken laſſen, ſind die 12 0 Unglücklichen auf Erden. Dieſes brennende, unzufriedene: Ach, könnte ich doch auch einmal raubt ihnen die Kraft, den Glücksquell ihres eigenen Seins zu finden, und ſei es noch ſo beengt.. Wenn deine Seele von ſolch einem Zwieſpalt ergriffen wird, wenn die Verſuchung gefährlicher Sehnſüchte dein Herz ergreift, dann fliehe in die Einſamkeit der Berge und Wäl⸗ der, oder in die Heide, in der das dunkle Sehnen Hermann Löns' geſundete. Diejenigen Menſchen aber, denen dieſe Einſamkeit ge⸗ hört, die immer- dieſe wunderſame, klärende Zwieſprache mit der Natur halten können, wiſſen oft 5 um dieſes wurzel⸗ echte Glück. Schon mancher gab es auf, um ſeiner dunklen Sehnſucht nachzugehen aber die Erfüllung blieb aus, ein Traum hatte ihn genarrt, und trieb ihn ins Elend. Wir all⸗ ſpielen mit ſolchen dunklen Sehnſüchten, ſorgen wir, 7 nur ein Spiel bleibt!.„ 2 * 8. 3 8 * 1 un def Ilebe 20. Sf nd o 771 Nee,, SGuſanne iſt keine Frau. O nein! Suſanne iſt viel pünkt⸗ licher als jede Frau, viel ausgeglichener und viel, viel treuer. Suſanne iſt immer da, wenn man ſie braucht, ſie hat keine Launen, und weiß ſtets, was ſie will. Kurzum: Suſanne iſt univerſell! Suſanne iſt nämlich ein Auto. Ein ſüßes, kleines Wägelchen. Eine bezaubernde, dunkelblaue Limouſine. Sie heißt Suſanne, weil ſie immer ſo eilig und fröhlich iſt, und weil Peter ſie liebt— faſt wie eine Frau. Ich glaube, Sie werden es etwas lächerlich finden, daß man ein Auto ſo verherrlicht, aber wenn Sie erſt wiſſen, was der Wagen für Peter und Erika bedeutet, dann werden Sie mir vielleicht zuſtimmen. Suſanne hatte die beiden zuſammengeführt. Es waren jetzt drei Jahre her. Ein Gewitterregen überraſchte damals Erika mitten im Walde Frierend vor Schrecken und Näſſe ſtand ſie wie ein begoſſenes Hündchen zitternd am Wege und wußte nicht ein noch aus. Da kam Peter mit ſei⸗ ner kleinen Suſanne angebrauſt und nahm ſie mit. Er packte ſie in warme Decken, und ſie lehnte ſich geborgen an ſeine Schulter, als ob ſie ſich ſchon Jahre kannten. Der Motor ſurrte geſchäftig, und Erika fühlte voll Glück, wie ſchön es war, im Auto zu fahren. Suſanne lief ſchnell auf leiſen Soh⸗ len, damit ſich die Kleine ja nicht erkälte. Viel zu früh waren ſie am Hotel, in dem Erika ein paar Sommertage verlebte. Erika gab Peter die Hand: „Auf Wiederſehen—— 21!“ Es klang wie eine Frage Ar r Zeichnung: Grunwald. Und als der Hammer zum drikten Male ſich ſenkt, ruft Peter mit erſtickter Stimme:„Zweikauſend!“ „Auf Wiederſehen!“ ſagte er, und ſah ihr feſt in die Augen. Dabei hielt er noch immer ihre Hand. Sie wollte ihm danken, ihm ſagen— aber ſie brachte kein Wort hervor. Der Augenblick wurde zur Ewigkeit—— dann küßten ſie ſich. Zum Abſchied ſagte er:„Morgen komme ich wieder! Du mußt dich doch an Suſanne gewöhnen— und auch an mich!!“ Und am nächſten Tage kam er wirklich wieder. Suſanne war ſchön geputzt, die Scheiben blitzten wie Silber, im Fond lagen drei rote Roſen.— Erika ſtieg mit Herzklopfen ein, und während Peter den Anlaſſerknopf drückte, ſagte ſie leiſe„Bitte— nicht küſſen in der Kurve]“ Was ihr Peter antwortete, hörte ſie nicht, der Motor übertönte es mit lautem Gebrumm. Suſanne war eine ſchlimme Kupplerin! Sie fuhren durch Wälder und Dörfer, alles war verſunken hinter ihnen— beflügelt— entrückt. Nur die Kirchturmuhren zählten ſchnell die wonnigen Stunden. Heimwärts ſauſte der laue Nachtwind den beiden um die Ohren. Die Kurven nahm Suſanne ſchön und exakt. Rechts und links waren Hügel und Täler, ſchlafende Häuſer, Marktplätze, der weiße Mond. Tannen hingen in Nebelſchwa⸗ den. Unbeholfen floh ein Hafe in den Graben. Der Motor brummte ſtärker, es ging bergauf Die Scheinwerfer fraßen ſich mit glühenden Blicken in die Nacht. Und die beiden haben ſich in den Kurven doch geküßt!! Ein paar Monate ſpäter waren ſie verheiratet. Drei Jahre lang währte das Glück Drei Jahre lang hatte Suſanne den beiden getreulich gedient. Und nun ſollte alles zu Ende ſein! Es war zu hart Erſt war Erikas lange Krankheit ge⸗ kommen, ſpäter ſchlechte Geſchäfte in der Fabrik, und dann die dumme Geſchichte mit Vera. Es hatte ganz harmlos angefangen. Wie wohl meiſt bei dieſen Affären. Sie hatten Vera bei Bekannten kennen⸗ gelernt. Sie war reich. Als ſie hörte, daß Peter einen ſtillen Teilhaber für ſein Unternehmen ſuchte, war ſie gleich Feuer und Flamme. Schon am nächſten Tage war der Vertrag perfekt. Zwei Wochen ſpäter der erſte Krach! Vera ſchien die ſtille Teilhaberſchaft auch auf private Dinge auszudehnen, und das paßte Erika nicht! Es folgte eine Zeit harter Kämpfe und Szenen. Suſanne wurde ganz melancholiſch, ſoviel Tränen wurden in ihr geweint. Einmal ſtreikte ſie ſogar, als ſie Peter und Vera nach dem Horſtſee bringen ſollte. Sie ſtand auf dem Standpunkt, daß Badepartien nicht zu den geſchäftlichen. gehörten, und rührte ſich einfach nicht von der Stelle. Der heimliche Aus⸗ flug wurde zu Eſſig. Bald darauf die ganze Freundſchaft. Vera zog ihr Kapital zurück. Das war ein böſer Schlag für Peter. Aber er fand ſich wieder ganz zu Erika zurück, und heide we So tren len, nun ſol übrig, der eit um keinen Preis unterkriegen laſſen. ch von manchem, das ſie liebgewonnen hat⸗ lte Suſanne dran glauben! Es blieb nichts weiter Lagen mußte verſteigert werden. 5 W Herzens fuhren die beiden nach der Autohalle, in der anne unter den Hammer kam. Bis zum letzten Augenblick wollten ſie ihrem lieben, kleinen Wagen zur Seite ſtehen, ſie wollten auch wiſſen. wer der Glückliche ſei, der mit ihm davonfahren würde. In endloſen Reihen waren Limouſinen, Kabrioletts und aſtwagen aufgefahren. Suſanne war mitten unter ihnen. e elegant und zierlich ſie ausſah zwiſchen all den wuchtigen Kollegen. Die Lederkiſſen glänzten in friſcher Bläue, und die blanken Scheinwerfer blinzelten kokett. Die Vorführung und der Verkauf der Autos ging ziem⸗ lich raſch vonſtatten. Sie fuhren ein paarmal auf und ab, Gebote ſchwirrten umher, dann fiel der Hammer. Und jetzt— jetzt kam Suſanne an die Reihe. In ruhiger Fahrt rauſchte ſie vorbei, es war faſt, als ob ſie ein Röckchen aus Seide trug. Peter nahm Erika bei der Hand, das Herz tat ihnen weh. „50 Mark!“ rief plötzlich eine Stimme. Das Publikum lachte. Erika war zuſammengezuckt— die Stimme— die zzte ſie doch kennen—— 21 Peter drängte ſich etwas vor — da ſah er Vera beim Auktionator ſtehen. Das hätte er ihr nicht zugetraut. Das war mehr als geſchmacklos. Erikas Hände verkrampften ſich feſter in den ſeinen, in ren Augen ſtanden Tränen. Inzwiſchen hatte ſich Vera den Sie trat mit ihren Schuhen gegen die Pneus, ſpielte gewalttätig mit dem Türgriff und klemmte ſich ſchließlich auf den Sitz. Sie tat dies alles mit der Würde ines Scheichs, der ſein Kamel beſteigt. 11 1 ih Wagen vorfahren laſſen. 8 1 47 0 16 Floß den F vor und zur here R „Frißt der Bär Hafer vom armen Mann ſingt er. Seine Stimme iſt klar und friſch wie der Morgen, 4 ind treibt den Singſang vor ſich her über das grüne Waſſer— den Wäldern zu. „Frißt der Bär Hafer..“ Neben Ole ſteht Kirſti, Oles Weib. Sie iſt blond und Uäu ind hat eine ſtraffe, glatte Haut. Sie iſt beinahe ö wie Ole Keipunen, der größte von Eliel Kei⸗ punens elf Jungen. Aber ſchlank iſt ſie, und biegſam wie ein junger Baum. Ole hat ſie von jenſeits der Bucht geholt, wo alle Mädels blond und ſchlank ſind. Am Johannistag war das, als ſie zuſammen durchs Feuer prangen. Die Sonne ſteigt über die ſchwarzen Wälder, deren Schatten hier und da dicht an die Ufer treten. Die Luft zittert leicht, oft riecht es nach Rauch und Aſche, und an Stellen, wo das dürre Holz und die Baumäſte verkohlt ſind, ſcheint der Waldboden noch heimlich zu glimmen. Das Floß treibt langſam, denn der Fluß iſt träge um dieſe Zeit. Ole wendet ſich zurück.„Biſt du durſtig, Fremder?“ ſagt er. Der Mann, der am Ende des Floßes auf einer Kiſte hockt, ſchüttelt den Kopf. Er ſieht Kirſti an und lächelt. Kirſti l t zurück. Ihre Augen ſind hell, und ihre Zähne weiß wie Schaum. Sie iſt ſehr ſchön. Der Blick des Fremden glei⸗ f ig über ihre ſchlanke Geſtalt, in ſeinen Augen glimmt tet hu es ſe tſam Ole gewahrt es nicht, er ſieht ſchon wieder nach vorn, über den Fluß und die Wälder und bewegt das Ruder. „Frißt der Bär Hafer Als es Mittag iſt, bindet Ole das Ruder feſt, die drei ſetzen ſich zuſammen und eſſen. Ole plaudert von dieſem und jenem,— er tut das nicht allzu oft. Aber es iſt ein guter Tag heute, an dem er Kriſti zum erſten Male zur Stadt mitnimmt. Das Wetter iſt ſchön heute, der Fluß iſt ruhig. Auch die Ernte war gut, und Wolto Peiho, der dritte Bruder, iſt heimgekehrt. Er war in Amerika und hat ſchönes Geld mitgebracht. Für ein neues Boot. Ein ganz ſtarkes, wie Eino Partanen eins hat. Ole plaudert. Der Fremde und Kirſti ſchweigen und ſehen ſich an. Der Fremde hat einen ſeltſam ſtechenden Blick, manchmal muß Kirſti den Kopf wen⸗ den, Ole zu, um ihre Augen in ſeinem ruhigen, ſtraffen Ge⸗ ſicht auszuruhen. Sie haben ihn von der blauen Bucht mitgenommen, den Fremden. Irgendwo aus dem Süden muß er ſtammen, denn er hat dunkle Augen, olivenfarbene Haut und ſchwarzes, glänzendes Haar. Groß und ſchlank iſt er, und doch nur ein Knabe gegen Ole Keipunen, den Hünen. Er ſpricht nicht viel, aber die Sprache ſeiner Augen iſt aufdringlich und fordernd. Ole iſt plötzlich ſtill Er ſteht auf und bindet das Ruder wieder los. Schneller bewegt ſich das Floß über das träge .. Waſſer. Kleine 5 Strudel bleiben quirlend zurück, die Wälder glei⸗ ten an beiden Seiten zurück. Ole ſingt. „Frißt der Bär Hafer vom armen Mann Frißt der Bär.“ Die Sonne läuft ihren feurigen Bogen über die ſchwarzen Wipfel der Tannen, der leichte Abend⸗ wind ſtreicht über das Waſſer und bewegt die tau⸗ ſend glitzernden Wellen, die das Spiegelbild des Waldes bald zer⸗ reißen, bald zu⸗ ſammenkleben. Der Tag neigt ſich dem Ende entgegen. Noch 1 Als es Mittag iſt, bindet Ole das Ruder feſt, die drei ſetzen ſich zuſam⸗ men und eſſen. Raſch hintereinander folgten jetzt weitere Gebote: 380. 4001!— Und 50 mehrt— 550 zum erſten!— 550 um erſten! 550 zum zweiten und—— 600 zum erſten! ruft der Mann mit dem Hammer und zieht gelangweilt an ſeiner dicken Zigarre. Vera iſt wieder ausgeſtiegen, beſieht ſich inter⸗ eſſiert im Spiegel und zieht gewiſſenhaft das Rot der Lippen nach. Suſanne fährt nochmals auf und ab. Ganz trauri ſieht ſie auf Peter und Erika, und der Motor erzählt voll Wehmut von den Tagen des Glückes. Er ſingt von goldener Frühlingsſonne und grünen Weiden im Winde, von erſten roſigen Blüten und erſten heißen Küſſen. Er plaudert von warmen Nächten voller Düfte, von Stürmen im Herbſt und Abenteuern im Schnee. Seine Stimme iſt immer bittender und flehender——. „Zwölfhundert!“ ſchreit Vera dazwiſchen. Ihre Stimme iſt ſchrill. Sie lächelt ſpöttiſch. Dieſe Frau ſollte Suſanne bekommen? Dieſe Frau wollte ihnen auch dieſen Streich ſpielen? Niemals! Lieber alle kleinen Miſeren auf ſich nehmen, lieber große Enttäu⸗ ſchungen ertragen, aber dieſen Triumph, den darf ſie nicht haben! Man wird ſich noch mehr einrichten, man wird ft demütigen und zu Tode arbeiten— nur Sufanne muß wie⸗ der unſer werden! Und als der Hammer zum dritten Male ſich ſenkt, ruft Peter mit erſtickter Stimme:„Zweitauſend!“ Das iſt auch Vera zuviel, und ſie gibt es auf. Peter denkt ſich, eine Torheit mehr im Leben, aber wer könnte ſchon leben ohne ein bißchen Torheit? Es war ein ſeliger Augenblick, als er ſpäter mit Erika davonfuhr. Diesmal ſtreikte Suſanne nicht, diesmal klang ihre Stimme ſo rein und ſchön wie nie—— das Ruder und ſieht ſtarr geradeaus. Plötzlich wendet er ſich um. Am äußerſten Ende des Floßes ſitzen Kirſti und der Fremde dicht beieinander. Der Mann hat den Arm um Kirſti gelegt.—„Du ſollteſt dich ſchlafen legen, Fremder“, ſagt Ole leiſe. Der andere ſchüttelt den Kopf, er ſcheint den leichten Unterton in Oles Stimme nicht gehört zu haben.„Ich bin nicht müde“, ſagt er.„Es iſt ein ſchöner Abend heute.“ Schweigend handhabt der Finne das Ruder. Die Schat⸗ ten der Nacht dämpfen ein wenig das grelle Tageslicht. Der Dämmer der hellen Nordlandnächte liegt weich auf der Land⸗ ſchaft von Fluß und Wald. Die Sterne lehnen blaß am Him⸗ mel, milchweiß verſchwimmt der Mond mit einer kleinen Wolke. Es iſt ſtill, nur die Wälder ſingen ihr herbes, nor⸗ diſches Lied vom unendlichen Schweigen. Plötzlich ſtößt das Floß dumpf auf. Es knirſcht hart, wie wenn Stahl auf Fels ſtößt, das Floß dreht ſich langſam um ſeine Achſe. Ole läßt das Ruder fallen und beugt ſich über den Rand. Der Fremde und Kirſti haben ſich aufgerafft und ſtehen neben „Iſt etwas geſchehen?“ fragt der Fremde. Ole nickt: „Das Floß geht auseinander.“ Zeichnungen(2): Grunwald. ihm.„Iſt etwas geſchehen?“ fragt der Fremde. Ole nickt. „Das Floß geht auseinander“, ſagt er.„Es iſt nicht ſicher, ob wir alle lebend durch die Stromſchnellen hinter jener Bie⸗ gung kommen.“ Er ſieht den Fremden mit einem ſeltſamen lick an, ſeine Lippen ſind ein ſchmaler Strich, als er nach dem Ruder greift und mit kräftigen Stößen das Floß weiter⸗ treibt, der Viegung zu. Das Geſicht des Fremden iſt bleich geworden.„Aber dann müſſen wir doch anlegen, dann dürfen wir doch nicht..“ „Wir fahren“, ſagt Ole hart. Er ſieht über den Fremden und Kirſti hinweg und be⸗ wegt das Ruder ſchneller. Der Fremde ſtarrt ihn an. Sein Unterkiefer hängt kraftlos herab, ſeine Finger krallen ſich um Oles Arm. Schnell nähert ſich das Floß der Biegung.„Aber 1 1 1 ſchreit der Fremde,„ich will nicht erſaufen, weil, weil „Du kannſt ja an Land gehen“, ſagte Ole ruhig. Mit ein paar kräftigen Stößen lenkt er das Floß ans Üfer. Er reicht dem Fremden das Gepäck.„Gute Reiſe“ ſagt er, und 1 5 dich immer gut am Fluß, dann kannſt du nicht fehl⸗ gehen.“ Das Floß treibt ſchon wieder der Mitte zu, Bäume glei⸗ ten rechts und links vorbei, der Mond taucht milchweiß aus einer Wolke. Die Wälder rings ſingen. Das Floß treibt langſam um die Biegung, vorn liegt der Fluß, ruhig und Net Ole führt das Ruder, neben ihm ſteht Kirſti, ſein eib. „Wann kommen die Stromſchnellen, Ole Keipunen?“ fene Kirſti. Ole ſchüttelt den Kopf.„Es gibt keine Strom⸗ chnellen auf dieſem Fluß“, ſagt er. Kirſti nickt. Feſt legt ſie ihren Arm um Oles Schulter. Ole bewegt das Ruder und ſingt: „Frißt der Bär Hafer vom armen Mann Seine Stimme iſt friſch und leicht wie der Nachtwind, der den Singſang vor ſich hertreibt. über das grüne Waſſer, immer führt Ole den Wäldern entgegen. 1 C T, 5 5* 8. 90 Hic Weller. Copyright by Carl Duncker⸗Verlag. (21. Fortſetzung.) Im vergangenen Kapitel wurde erzählt: Biddle und Kitty fahren den geraden Weg durchs Tal zurück. Thomas Hart, Billy und Helga dagegen müſſen die Grenze Rhodeſias zu erreichen verſuchen, um von dort mit der Eiſenbahn zurückzukehren. Auf dem Ritt in die Berge beobachtet Helga die beiden Gefährten. Sie ertappt ſich bei dem Wunſche, Hart möchte ſo ſein wie Oſtler, ſie glaubt, Tho⸗ mas Hart ſei feige. Ihr Verhältnis zu Oſtler wird herzlicher, und Thomas fühlt, wie ihm Helga entgleitet. Während einer Raſt im Gebirge ereignet ſich an ihrem Lagerplatz ein Berg⸗ ſturz, ſie ſind von der Welt abgeſchnitten. Hart ſucht bedächtig nach einem Ausweg, Oſftler wird ungeduldig. Stundenlang haben ſie Verſuche gemacht, die Felſen zu erklettern. Stundenlang haben ſie gerufen und ge⸗ ſchrien, bis ihnen das Sinnloſe dieſer Anſtrengung klar wurde. Die Sonne iſt längſt untergegangen und die Nacht empfindlich kühl. Helga kauert ſich fröſtelnd zuſammen. Halb im Schlaf merkt ſie noch, wie Thomas Hart irgend etwas Warmes über ſie deckt, kuſchelt ſich darin ein und drängt ſich dicht an die Seite Oſtlers, der mit offenen Augen zum Himmel ſtarrend neben ihr liegt. Auch Thomas vermag nicht zu ſchlafen. In Hemds⸗ ärmeln liegt er da, die Arme unter dem Kopf verſchränkt und denkt, denkt, daß ihm der Kopf ſchmerzt. In einem hat Oſtler recht; es nützt nichts, ſich etwas vorzumachen. Man muß der Lage in die Augen ſehen. Schlimm iſt ſie, ſehr ſchlimm. Kein Stückchen Proviant, kei⸗ nen Schluck Waſſer! Alles iſt ja oben liegengeblieben auf der Kuppe, die nicht mehr da iſt. Keine Decke, keinen Schlafſack! Und die Nächte ſind hier oben empfindlich kalt. Vor allem aber keine Ausſicht, bemerkt oder gefunden zu werden. Wie lange kann man es aushalten hier oben? Vier, fünf Tage. Ganz gleich, wie lange. Der Tod kommt doch. Verhungern, verdurſten, erfrieren! Das letztere iſt ein grotesker Gedanke. Erfrieren mitten in Afrika! Und iſt doch möglich. Thomas, der ſeine Jacke der ſchlafenden Helga gegeben hat, ſpürt jetzt ſchon. wie die eiſige Nachtluft ſeine Glieder zu erſtarren droht. Warm und ſonnendurchloht kommt der Morgen. Aber die Sonne bringt keinen Troſt. Sie ſteht da oben, ſengend und unbarmherzig und brennt herab auf die Fluren und Wälder Afrikas. Seit geſtern vormittag haben ſie nichts gegeſſen. Helga fühlt ſich ſchwach vor Hunger und Erregung. Ihr Verſtand iſt viel zu klar, um nicht das Verzweifelte ihrer Lage zu erfaſſen, auch ohne daß Oſtler es ihr ins Ohr ſchreit. Alles kommt anders. Helga ſitzt an die glatte Felswand gelehnt und ſinnt vor ſich hin. Langſam reihen ſich die Gedanken. Bilder und Geſichter ziehen vorüber. Wie war das doch? Hat ſie nicht lange genug geſchwankt zwiſchen Thomas Hart und Bill Oſtler, das Weſen des einen mit dem des anderen vereinigt gewünſcht? Nun iſt ſie gefangen, abgeſchnitten von der Welt mit dieſen beiden Männern, wird die letzten Lebenstage mit beiden zuſammen leben, mit beiden zuſammen ſterben müſſen. Der Berge Afrikas haben ihr Urteil geſprochen. Die Sonne neigt ſich zum zweitenmal. Stärker wird das nagende Hungergefühl, hoffnungsloſer werden die Augen. Von Zeit zu Zeit ſchreien und heulen die Männer in die Luft hinaus. Bis man reſigniert auch das als völlig nutzlos aufgibt. HOſtler hat bösartige, rote Augen bekommen. Er macht keine Kletterverſuche mehr, er zerbricht ſich auch nicht mehr den Kopf über irgendeinen anderen Ausweg. Es iſt eben aus— aus— aus. Er jammert nicht gerade und flennt auch nicht. Aber in ſeinen Augen ſteht deutlich genug die Furcht vor dem Sterben. „Wenn's noch nen Sinn hätte! Aber jetzt— hier! Wir ſind aus der Durſtſtrecke rausgekommen, wir haben Fantom Field gefunden, ſind irregegangen in der Wüſte und doch wieder zurecht gekommen— alles iſt in Ordnung! Und etzt ſitzen wir hier auf dieſer blödſinnigen Felsplatte und können kurz vor Toresſchluß doch noch verhungern! Verdammte Schweinereil Was nützen uns jetzt die Dia⸗ manten!“ Seine Hand taſtet nach dem Lederſäckchen, das er im Gürtel trägt.„Da! Weg damit!“ Helga packt ihn von rückwärts. 5 9 Nicht, Oſtler! Wenn Sie ſelber ſchon die Steine nicht e den großen Diamanten haben Sie ja mir ver⸗ verſprochen.“ Es iſt ein letzter Appell, ein Warn⸗ und Bittruf: Komm zu dir! Verlier dich nicht! Zeig dich, wie du biſt, wie ich dich gern hab'! f Oſtler verſteht den Ruf nicht. Er ſchüttelt ſich vor chen das hyſteriſch klingt. 5 5 „Was wollen Sie denn noch damit? Meinen Sie, Sie wären ne ſchönere Hungerleiche, wenn Sie ſo'n Stein um den Hals haben?“ „Haltung, Bill!“ mahnt Thomas ernſt. „Haltung! Haltung! Du haſt's grade nötig, Haltung zu predigen! Ich tu, was ich will!“. Und mit jähem Schwung ſchleudert Billy Oſtler ſeinen e e hinaus 5 5 280 einer was egen?“ Thomas verſucht abzulenken.„Wir wollen lieber noch⸗ 151 beratſchlagen, ob ſich nicht doch etwas unternehmen läßt Billy ſetzt 0 nieder und fletſcht förmlich die Zähne. „Da bin ich neugierig.“ 5 „Die einzige Möglichkeit iſt eine Rettung von oben, 8 2 4 iſt auch ſehr wahrſcheinlich, daß wir da unten in dem wald⸗ und wildreichen Tal Menſchen finden, Eingeborene, viel⸗ leicht ſogar Negerdörfer. Alles hängt davon ab, daß einer von uns hinunterkommt ins Tal.“ „Na, wie denn?“ ſchreit Oſter wütend und verliert alle Beherrſchung.„Was ſalbaderſt du denn da! Weißt doch, daß es unmöglich iſt, hier wegzukommen!“ „Die einzige Möglichkeit wäre der See“, ſagt Thomas nachdenklich.„Ein Sprung hinunter,“— er ſchließt eine Sekunde die Augen, wie erſchrocken vor dem eigenen Ge⸗ danken—„kann der Tod ſein, wenn der See flach iſt. Aber manchmal ſind dieſe Bergſeen auch unergründlich tief.“ „Dann ſpring doch,“ faucht Oſtler und ſieht dem Kame⸗ raden mit offenem Hohn ins Geſicht.„Willſt du etwa in den See hinunterſpringen, du— Feigling!!“ 15„Oſtler“, ſchreit Helga auf,„das iſt häßlich! Sie ſollen Richt „Ach was!“ Er wirft ſich auf die andere Seite, ſtreckt ſich aus und dreht dem Kameraden den Rücken zu. Thomas' Geſicht iſt totenbleich geworden. Jetzt über⸗ 85 es langſam vom Halſe herauf eine brennende Röte. Aber er ſagt nichts. Er legt ſich, Helgas Augen meidend, ebenfalls nieder und wendet den Kopf ab. Helga weint ſich leiſe in den Schlaf.——— „He! Thomas!“ Oſtler richtet ſich eine Stunde ſpäter leiſe halb auf und ſieht zu dem Kameraden hinüber, der mit offenen Augen an der anderen Seite Helgas liegt. „Was willſt du?“ „Hin ſind wir alle drei.“ Bill denkt offenbar ſchon gar nicht mehr an die Beleidigung, die er vor einer Stunde dem Kameraden ins Geſicht geworfen hat. vertraulich. Tagen nagen wir Er flüſtert ganz „Runter kommen wir nicht mehr. In ein paar uns die Knochen von den Fingern. . Zeichbung. kisner 8 Warum ſollen wir nicht auskoſten, was das verdammte Leben uns noch gibt?“ Seine Blicke taſten über die ſchla⸗ fende Helga hin. Als er ſie wieder zu Thomas hebt, iſt ein häßliches Zwinkern und Lächeln in ſeinen Augen.„Wie wär's, Thomas, Ehe zu dritt?“ Unwillkürlich legt Thomas' ſich wie ſchützend über den Arm der Schlafenden. „Solange ich lebe, nicht!“ „Dann wirft du dich gefälligſt umdrehen müſſen.“ Oſt⸗ lers Zähne knirſchen aufeinander, und ſein Flüſtern wird zum Ziſchen.„Haben will ich das Mädel, eh ich hier kre⸗ piere.“ „Du vergißt, daß ich ſechs Kugeln im Revolver habe, Bill“, ſagt Thomas kalt.„Eine davon genügt für dich!“ Ift es die eiſige Nachtluft oder die Kälte in Thomas Harts Stimme, die Oſtler wieder zur Vernunft bringt? Er brummt ein paar Schimpfworte und wirft ſich auf die andere Seite. Thomas aber ſtarrt, bis ins Innerſte erſchrocken, mit fiebernden Augen ins Dunkle. In ſeiner Seele reift ein Entſchluß. Irgendeinmal in der Nacht wacht Helga auf. Sie friert entſetzlich und taſtet unwillkürlich nach rechts, um ſich wärme⸗ ſuchend an 1 anzuſchmiegen. Dabei wird ſie ganz wach. Denn der Platz neben ihr iſt leer. Sie richtet ſich ein wenig auf und reibt ſich die Augen. Nein, es iſt kein Spuk. Da ſteht Thomas Hart. Ganz deut⸗ lich und ſcharf hebt ſich die ſchlanke, ſchwarze Geſtalt vom Himmel ab. Vorne an der Kante ſteht er, einem Nacht⸗ wandler gleich, aber mit leiſe zitternden Knien und das Ge⸗ ſicht mit beiden Armen bedeckend. Klingt nicht ein leiſes, ganz leiſes Stöhnen herüber? „Thomas!“ ſchreit Helga entſetzt auf. Da macht die Geſtalt einen Schritt vor, und ſtürzt, die Arme hochwerfend, in die Tiefe. a „Thomas, Thomas!!“ Helgas wilde Schreie laſſen auch Billy Oſtler auffahren „Er iſt e 5 „Was? Wer?“ Billy krabbelt ſich ſchlaftrunken hoch. „Thomas! Ich ſah ihn ſtürzen! „Wahnſinnig geworden! Selbſtmord!“ „Nein!“ Helga 1 0 in verzweifeltes Weinen aus. „Ich. ich allein bin ſchuldl Er erſchrack, als ich ihn an⸗ rief, trat vor und ſtürzte.. oh, Gott!“ Helga wirft ſich nieder und preßt das zuckende Geſicht in die Erde. Billy kriecht an den Rand der Platte und beugt ſich weit darüber hinaus. Nichts en Verdammt noch mal. Im Grunde iſt's ja einerlei. man ſo ſtirbt oder ſo. Tho⸗ e geht es einem doch. Er Er richtet die weinende, zuckende Helga auf und ſetzt ſich neben ſie, ſtreichelt ganz zart und behutſam ihre Hände. „Iſt ſchon beſſer ſo für Thomas. Weiß der Himmel, ich möcht ihm am liebſten nachſpringen. Ein raſches Ende ſtatt hier langſam zu verhungern.“ Helga ſchüttelt ſchluchzend den Kopf.„Er iſt nicht ge⸗ ſprungen. Er ſtürzte, als ich ſeinen Namen rief!“ „Dann müßte er doch ganz vorn an der Kante geſtan⸗ den haben.“ „Ja. Da ſtand er auch.“ „Sonderbar.“ Billy Oſtler denkt an die feige Angſt, die Thomas Hart neulich vor dem Abgrund zeigte. Aber vor⸗ läufig kommt er nicht zum Nachgrübeln. Er hat genug zu tun, das verzweifelte Mädchen zu tröſten. Die wilden Gedanken ſind weg. Als Oſtler jetzt den blonden Kopf Helgas in die Arme nimmt und beruhigend hin und her wiegt, fühlt er nichts als herzliches Mitleid, Freundſchaft und Kameradſchaft für die Weinende. Wieder kommt die Sonne grell und heiß wie jeden Tag in der Trockenzeit Afrikas. Helga Trolle hat ihre Kräfte im Weinen erſchöpft. Müde und zerſchlagen lehnt ſie an der Felswand, die Hände ſchlaff im Schoß hängend. Wenn ſie es vorher nicht klar gewußt hat, jetzt weiß ſie es: daß ſie den Mann liebt, der— nicht mehr da iſt. Daß das Sterben leichter geweſen wäre mit ihm zuſammen. Und noch leichter das Leben. Ihm nachfolgen? Aufſpringen und ſich eben⸗ falls hinabſtürzen über die Kante da? Helga iſt zu müde geworden, um ſich dazu aufzuraffen. Oſtler hat ein fahles Geſicht. Der Abſturz des Kamera⸗ den hat ihn aufgerüttelt, daß er nicht mehr auf ſein eigenes verlorenes Schickſal ſtarrt. Erſt jetzt fühlt er, wie ſehr er an den Kameraden gewöhnt war, der immer da war, im Traek, im Buſch, überall. Da liegt ſein Diamantenbeutel. Und da auch ſein Revolver. Beſchämt denkt er an das letzte Geſpräch, das er mit Thomas geführt hat. Aus dem Revolver da wollte er ihm eine Kugel in den Leib jagen.„Nicht mehr nötig, Kame⸗ rad“, denkt er.„Ich rühr ſie nicht an. Man kann auch anſtöndig krepieren.“ Auch die Jacke Thomas Harts iſt noch da. Mechaniſch nimmt Billy Oſtler ſie zur Hand und unterſucht den Inhalt der Taſchen. Ein Meſſer, Bindfaden. Erd⸗ und Tabakkrümel. In der Innentaſche ein Haufen loſer Blätter und Zettel: Die Skizze von Fantom Field, Aufzeichnungen und Berechnun⸗ gen, ein paar alte Briefumſchläge. Einer davon entfällt ſei⸗ ner Hand. Er hebt ihn auf und betrachtet ihn. Die Rück⸗ ſeite iſt mit Bleiſtiftnotizen über die Fahrt ausgefüllt. Auf der Vorderſeite aber ſteht ein gedruckter Kopf:„Zentralſtelle des Deutſchen Offizier⸗Bundes“ und darunter die Anſchrift: „An Herrn Hauptmann a. D. Thomas Hart, Hochwohl⸗ geboren.“ „Sakra, ſakra!“ Oſtler läßt das Papier ſinken und 175 verblüfft Helga an, die verſtändnislos neben ihm auf en Umſchlag ſtarrt.„Das, wenn i gewußt hätt'! Unſer Thomas.. Herrgott nochmal, der Thomas war der Haupt⸗ mann Hart, der berühmte Kampfflieger aus dem Weltkrieg!!“ „Nannten Sie ihn nicht einen— Feigling?“ Helga bricht in ein grelles Lachen aus, das ſchnell in bitterſtes Weinen übergeht. Es hat keinen Sinn mehr, die Tage und Stunden zu zählen. Iſt die Sonne einmal oder zweimal aufgegangen, ſeitdem Thomas Hart abſtürzte? Weder Billy noch Helga kümmern ſich darum. Die Lippen ſind trocken geworden, die Glieder ſchlaff, der Hunger nagt in den Eingeweiden. Man ſteht nicht mehr auf und ſpäht umher. Man redet auch nicht mehr. Der Mann und das Mädchen, beide liegen ganz ſtill nebeneinander auf dem ſchmerzenden Rücken, ſtar⸗ ren in die Luft und warten auf das Ende. „Hallo!— Hallo!“ Billy Oſtler lauſcht ein wenig. Halluzinationen, denkt er. Ich höre ſchon Stimmen. Aber nach zehn Minuten iſt die Stimme wieder da, näher, ſcheinbar irgendwo aus der Luft kommend. In illys Augen kommt ein Fieberglimmen. Er reißt ſich zu⸗ ſammen, ſpannt die Nerven und lauſcht, lauſcht. Da— iſt die Stimme wieder. Nein, nicht eine— meh⸗ rere Stimmen. „Bana he! Bana he!“ Der Ruf der Baſutos. Da⸗ zwiſchen das laute, deutliche„Hallo!“ at doch beginnt Billy Oſtler zu zittern. Das iſt das iſt doch die Stimme eines Toten! Thomas Harts Stimme, die er hundertmal gehört hat. „Hallo! Helgal! Billyl!“ An allen Gliedern fliegend, ſtützt Oſtler ſich auf die Hände, ſchreit nach oben: „Hier! Hallo! Hier!“ Wie kraftlos die Stimme iſt, die einſt gejodelt hat, daß die Almen widerhallten. Aber oben hört man ſie doch. Hoch über der Wand rieſeln kleine Steinchen herab. Ge⸗ ſchnatter von Negerzungen. Bill blickt, den Kopf in den Nacken geworfen, aufwärts und hat ein Gefühl, als ob er in den Himmel ſchaue. Denn oben über die Felswand ragt Thomas Harts Kopf. „Wir laſſen ein Seil herunter! Seilt euch feſt an! Gib ein Zeichen, Bill, wenn wir ziehen ſollen!“ Helga ſchlägt die Augen 120 und blickt verſtört in das Geſicht des Mannes, der ſie wachrüttelt. Dicke Tränen lau⸗ fen über Oſtlers Geſicht. Thomas Hart lebt! „Sie holen uns. Helga! „Thomas?“ Hel 5 zu müde, um zu begreifen. Sie Thomas Hart holt uns!“. 45 e 0 wieder die Augen und empfindet es kaum, er 8 8„Ein paar mas hat's hinter ſich. Aber nah, i ſie ſorgſam feſtbindet an dem Seil, das langſam %%% i ufſeilen können. Vom Tal da unten führen ſicherlich recht gern gehabt Nur die Verzweiflung hat ihn geſtern„Zieht an! 9 Augänge zur Höhe. Wir ſind ja ſelber hinaufgeritten. Es allen Halt verlieren laſſen. g 5(Fortſetzung folgt.) 3 8 — 1— 4 Kreuzworkrätſel. e e 77 2 2 7 5 5 7 8 5. N 2 20 27 5 7„ er P 70 77 7³ Die Wörter bedeuten: a) Waagerecht: 1. Farbe. 2. Titel für katholiſche Geiſtliche. 3. Große Bucht an der Südoſtküſte ven Frankreich. 4. Weiblicher Perſonenname. 5. Futter⸗ pflanze. 6. Nebenfluß der Aller. 7. Fettige Flüſſigkeit. 8. Raubfiſch. 9. Erſtes Leſebuch. 10. Göttin der Kunſt. 11. Milch⸗ waſſer. 12. Erdteil.— b) Senkrecht: 1. Geſchloſſene Zuſchrift. 2. Gemauerte Uferſtraße. 9. Orientaliſche Kopfbedeckung. 13. Titel. 14. Putzmittel. 15. Anderes Wort für Scherz. 16. Afri⸗ kaniſcher Strom. 17. Shetlandsinſel. 18. Fluß in England. 19. Stadt am Rhein. 20 Stadt in Niederöſterreich. 21. An⸗ deres Wort für Onkel. 22. Schiffstechniſcher Ausdruck. 23. Wieſengrund. 24. Weiblicher Perſonenname. 25. Putzmit⸗ tel. 26. Kurzer heftiger Windſtoß. Scherzfrage. Wer iſt größer, Goethe oder Schiller? Steigerungsrätſel. 1. Ich bin ein großer Künſtler, den Pinſel führe ich, Geſteigert bin als Geizhals bekannt dir ſicherlich. 2. Ein Gewebe, ſehr begehrt, nenne dieſes mir, Und werde ich geſteigert, ſo brau ich gutes Bier. 3. Das Wörtchen,'s ſtammt aus fremdem Land, ſollſt deutſch du ſprechen aus. Geſteigert iſt's, der Sinn iſt gleich, zu ſehn in jedem Haus. n des 1. N Nachgewiesen Haarwaschmittel Haarpflegemittel von Rö 0.18 bis 1.50 0 N Haarwuchsmittel von RM 1.30 bis 6.— von RM 1.— bis 7.50 Scharade. g Eins verliere nie im Leben; 1 Zwei vergiß auf Reiſen nicht! Die zwei opfernd hinzugeben, Iſt des Bürgers harte Pflicht. Bilderrätſel. 90 —* CEN 2 9 V 0 4 Auflöſungen aus letzter Nummer. Röſſelſprung: Die Krone des Lebens. Was auch das Leben beut hienieden. Die Krone bleibt der Eheſtand; Er ſchlingt ums Herz uns Glück und Frieden Mit nimmer welkem Roſenband. Er läſſet liebend eines werden Zwei Herzen, die ſich zart genaht, Daß ſie in Freud und Leid auf Erden Treu einig wandeln gleichen Pfad. (Paul Baehr.“ NIVEA xi f 8 mild, leich! gschdumend. vundervoll im OGeschmock. 2 20ʃ ur die grosse ſube Silbenrätſel: 1. Marabu, 2. Erlaucht, 3. Hage⸗ ſtolz, 4. Rauhfroſt, 5. Azalie, 6. Litanei, 7. Schumann, 8. Georg, 9. Ebene, 10. Hambach, 11. Uhu, 12. Ellritze, 13. Tarent, 14. Eibe, 15. Tibet, 16. Elegie, 17. Selters. 18. Glasgow, 19. Ultimo, 20. Taylor, 21. Netzhaut.— Mehr als gehuetetes Gut nutzt ein gehuetetes Wort. Sprichwort⸗Rätſel: Immer etwas Neues, aber ſelten etwas Gutes. Scha ch⸗ Aufgabe: Lb3—g8, Ke4—d3, 2. Lgs& 97 matt. 1 d. 1. Keg. 5, 2. Daz e matt. III! dd.! e. 1.„ C6. c5, 2 Daz d5 matt. d. 1.....„ beliebig, Lg8—h7 matt. Schiebe⸗Rätſel: Martin Lurlei Adonis Reptil Per ſien Ruderſport. Scherz⸗Silbenrätſel: Sonntagnachmittagaus⸗ gehrock. Scharade: Wetterhorn. Freundin:„Dein Mann hat ja einen ganz fürchterlichen Schnupfen! Ich verſtehe nicht, daß du den Arzt nicht kom⸗ men läßt.“ Junge Mutter:„Ach, ich möchte noch bis morgen war⸗ ten. Baby hat immer ſoviel Spaß dran, wenn er nieſt.“ e eee. Land und Garten Das Logen von Blumenzwiebeln im herbjt Wenn im Garten die Roſen und die übrigen Sommer⸗ blumen verwelkt ſind, dann muß der wahre Blumenfreund, der auch im Winter die Blumen nicht miſſen möchte, daran denken, daß gerade der September der günſtigſte Monat iſt, um Blumenzwiebeln(Krokus, Tulpen, Hyazinthen uſw.) zu legen, damit ſie im Winter bzw. im Frühling in voller Blüte ſtehen. Die Töpfe werden mit guter, alter, etwas ſandiger Erde gefüllt, die Blumenzwiebeln gelegt und dann zum Wurzelſchlagen in einen recht dunklen Winkel des Kellers geſtellt. Man bedeckt ſie mit einem umgeſtülpten Blumen⸗ kopf. Hin und wieder muß man allerdings nachſehen, ob der Boden nicht zu trocken iſt und ob nicht etwa die Mäuſe ſich an den friſchen jungen Trieben delektiert haben.— Hat man die Zwiebeln in Gläſern, ſo empfiehlt es ſich, hin und wieder abgekochtes, kaltes Waſſer bis an den Zwiebelrand nachzu⸗ füllen. da das Waſſer mit der Zeit verdunſtet. Im Freien iſt die günſtigſte Zeit der September bis November, wenn der Boden nicht friert, zum Legen ſämt⸗ licher Zwiebel⸗Frühjahrsblumen. Je früher im Herbſt die Zwiebeln gelegt werden, um ſo beſſer wurzeln ſie und garan⸗ tieren einen blühenden Frühjahrsſchmuck. Gage mir, wie du ſäeſt, und ich will dir ſagen, was du ernteit Noch iſt die Ernte 1935 nicht überall in den Scheuern, und ſchon muß der Bauer wieder an die nächſte Ernte den⸗ ken. Denn die Beſtellungsarbeiten ſetzen bereits mit der Ernte der voraufgehenden Frucht ein. Und die Art, wie ſie durchgeführt werden, beſtimmt zu einem weſentlichen Teil den Ausfall der Ernte. Wer deshalb 1936 eine gute Ernte machen will, der muß auf die Beſtellungsarbeiten äußerſte Sorgfalt verwenden. Erſte Arbeit iſt das Stoppelſtürzen, das verſchiedenen Zwecken dient. Es zerſtört die ſommerliche Verhärtung der oberſten Bodenſchicht, ſchafft ein gutes Keimbett für Unkraut⸗ ſamen und Ausfallgetreide und macht ſchließlich auch den Acker zu einem ſaugfähigen Schwamm, der etwaige Nieder⸗ ſchläge in der Erntezeit für die nachfolgende Saat feſthält. Gerade dieſer Feuchtigkeit wegen iſt es manchmal beſſer, das Getreide in Stiegen noch auf dem Feld zu laſſen und mit den Geſpannen zwiſchen den Stiegenreihen zu ſchälen. Wenn nötig, müſſen dann Walze und Egge über den Acker gehen, um das aufgelaufene Unkraut zu zerſtören. Erſt dann folgt die Saatfurche, die für Wintergetreide auch mög⸗ lichſt früh gegeben wird. An den Pflug hängt man zweck⸗ mäßig gleich einen Schleppbalken an, man ſpart dadurch einen Arbeitsgang. Und nun folgt als nächſte und neben dem Pflügen wich⸗ tigſte Arbeit die Verſorgung des Ackers mit Nährſtoffen. Von nichts kommt nichts. Und gerade die Nährſtoffe, die wir dem Getreide für den Winter mitgeben müſſen, Kali in einer Gabe von 2—3 Doppelzentnern je Hektar, 40er oder 3er Kalidüngeſalz und Thomasmehl in Mengen von 3—4 Doppelzentnern je Hektar, wirken am beſten, wenn ſie recht⸗ zeitig vor der Saat gegeben werden, denn dann werden ſie mit den nun noch folgenden Beſtellungsarbeiten ordentlich mit dem Boden vermiſcht. Die Nährſtoffe in richtigem Ver⸗ hältnis zu geben und nicht durch einſeitige Düngung auch deren Wirkung in Frage zu ſtellen, iſt eine der weſentlichſten Vorausſetzungen für den Erfolg. Jetzt wird mit Egge, Grub⸗ ber und notfalls Walze das Saatbeet hergerichtet. Bei Wei⸗ zen nicht zu fein, bei Roggen nicht zu locker. Inzwiſchen iſt auf dem Speicher das Saatgut vorbereitet worden. Kein Korn darf ungebeizt in den Boden, denn ſonſt gefährden Krankheiten die ganze aufgewendete Mühe und den Ernte⸗ ausfall. Wann geſät werden ſoll, das weiß jeder Bauer aus Erfahrung, wie ja überhaupt die Kunſt ſachgemäßer Beſtel⸗ lung der wichtigſte Beſtandteil des Könnens tüchtiger Acker⸗ wirte ſein ſollte. Wer ſo bei der Beſtellung vorgeht, der braucht für den Ausfall der nächſten Ernte nicht mehr zu fürchten. Denn was in ſeinen Kräften ſteht, hat er getan. „Na, wohin ſo eilig?“ 78 0 15 8. Ein Schlauer. „Zum Briefkaſten.“ „Ei, und da läufſt du an der Poſt vorbei?“ „Ja, weißt du, der Brief koſtet 24 Pfennig Portor 5 das Geld ſoll die Poſt auch etwas tun.“ 0 * Richter:„Wie kamen Sie denn dazu, ein Grabſcheit zu ſtehlen? Sie haben doch gar keine Verwendung dafür.“ Angeklagter:„Ich nicht. nämlich Landwirt werden.“ aber mein Sohn. Der fol Richter:„So, wie alt iſt denn Ihr Sohn?“ Angeklagter:„Vier Monate.“ * Beſucher:„Ich möchte gern einen Herrn Schmidthammer ſprechen, bitte, laſſen Sie ihn einmal herauskommen“ Hausmann:„Wir hamm an Hammer, dann hammer zwei Schmidt, dann hammer an Hammerſchmidt und a Schmied, aber an Schmidthammer hammer net.“ 5 * „Lieber Freund, was brachte Sie denn ins Gefängnis auf. (Schluß des redaktionellen Teils.) „Ich mußte nieſen, und dadurch wachte der Nachtwächter * Zeichnung: Hugo Frank. „In die altmodiſche Klamotte will ich nicht mehr rein, Papi, ich hätt' auch gerne etwas mit Stromlinie und Vorder ankrieb.“ Sieger im Marathonlauf ü zu werden, iſt das Ziel vieler Sportler, die ſich im eifrigen Tral⸗ ning auf die olympiſchen Kämpfe vorbereiten. Und ſicher iſt es der heimliche Traum manches deutſchen Jungen, die olympische Fackel zum Altar des friedlichen Wettkampfes zu tragen. Wer im harten ſportlichen Ringen den Sieg erkämpfen will muß ſchon ein ganzer Kerl ſein, körperlich und geiſtig geſund, Vor allem muß das Herz in Ordnung ſein. es„auf dem rechten Fleck“ ſitzen hat— das Herz muß den er⸗ höhten Anforderungen gewachſen ſein, die jeder Sportkampf ſtell, Schon in normaler Tätigkeit iſt ſeine Arbeitsleiſtung gewallig Mit 70 bis 80 Schlägen in der Minute treibt es das Blut in den Körper und verſorgt ſo alle Glieder und Organe mit den nötige Nährſtoffen, verhindert ſchädliche Schlackenbildung und erhält den Körper geſund und leiſtungsfähig. Störungen im Blutkreislauß Hemmungen der Herztätigkeit wirken ſich daher ſofort auf den Geſamtorganismus aus Es iſt eine intereſſante Beobachtung, daß ganz ähnliche Le bensvorgänge wie im Einzelweſen ſich auch im Wirtſchaftskörpe eines Volkes abſpielen. Man hat zuweilen das Geld als das Blut des Wirtſchaftsorganismus bezeichnet, und tatſächlich erfüllt e⸗ ganz ähnliche Aufgaben, verteilt die Kräfte auf die Glieder de⸗ Ganzen und durchſtrömt den Volkskörper in einem ſtändigen be⸗ lebenden Kreislauf l Wenn man ſo das Weſen des Geldes in der Staatswirtſchaf begreift, dann wird auch die Aufgabe der Banken im Wirtſchaſts⸗ leben beſonders deutlich. Sie üben die Tätigkeit des Herzens aus, ſie ziehen den Geldſtrom aus den Adern, wo er träge und unpre duklip ſich ſtaut, heraus, und pumpen ihn neu in den Körper zue rück, dorthin, wo er am nötigſten gebraucht wird. 5 Ein geſundes Bankweſen, wie wir es heute in Deutſchland ſeit der durchgreifenden Neuregelung beſitzen, iſt alſo eine der Hauptvorausſetzungen für eine geſunde Volkswirtſchaft. Wenn daz „Herz“ in Ordnung iſt, ſo wird ſie auch großen Anſtrengungel gewachſen ſein und wird aus dem Wettlauf der Völker ſiegreit hervorgehen Nicht nur, daß man Entſpan⸗ nung und Erholung für die hilfsbe⸗ dürftigen „Hastreiter's“ Ge ses 860. Krämter-Dragees gegen Kropf und Baſedol vollkommen unschädl., hergestellt a, reinen(ca, 20 Sort.] un? giftigen Kräutern, bringen nicht nur die Wucherung u. die e“ schwerden zum Stillstand, send. regulieren d. Drübenzystess Preis: Orig.-Pack, M. 3.45 8 3 Orig.-Pack. M. 16% Wenden Sie sich an 5 94 Frieeirien Mastreite-. Germering 5 bei München. Bei Bestellungen angeben ob Kropt oder Basedow Soldaten der Arbeit Tum 5 ile Cürde- dss Fluss lgket, Rur ell, Meldet Gaſtplätze bei der belle cat e a 11 a Ortsgruppe der NSW. E Keb Pau Sehn-Sigls See . 7 einteiden Jelzt Sonderpreise Krampfadern„ Sep,. 101 Flechten, ſchwerheilende Wunden N 1 5 11 1 heilt Gan. Rat 2 2 210 Dr. Strahls Hausſalbe„ oſort Prosp 5 ee turn. Probe durch Ghemiſche Fabrik E.& P. stricker, Ame Dr. Hoffbauer, Berlin SW 68/8 Brackwede- Bielefeld 5 —— „Zum Wochenende“ und„Zum Zeitvertreib! Nr. 37 erſcheinen als de 5. 2. We 35: 664 025. dl. N. Für die auf diefer Seite usch ll Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Veramtwo⸗ Sonn. die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg.— tagsblatt Deutſcher Probinz⸗Verleger, ſämtlich in Berlin W, a Haarpflege