Es iſ ufhör⸗ ingen, erſten ondere n der Jah. Form n Ge⸗ igenen nilien. eichen n der ſonde⸗ irt ſſt Altun it 13 Vohn⸗ Ifgabe eſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., in Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Ar. 2. Anz-⸗Preisliſte Rr. 2 8. t. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fuupprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78489. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, 1 gabe werktags mittags 12 Uhr. 0 ſm chtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. ag; Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Sechenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VIII. 35: 1225 66. Jahrgang See eee e Vahlſchikane im Memelgebiet Der Fälſchungserfolg ſchon ausprobiert die Londoner„Daily Mail“ veröffentlicht einen Son⸗ derbericht aus Memel, der beachtenswerte Feſtſtellungen enthält.„Viele Leute des Memelgebietes“, ſo heißt es in dieſem Bericht,„fragen ſich:„Können wir bei den kom⸗ menden Wahlen die Abſtimmung wagen und wenn wir wählen, was wird gegen uns unternommen, falls wir nicht für Litauen ſtimmen?“ Die Memelländer beklagen ſich be⸗ ſonders darüber, daß kein Vertreter der Memelländiſchen Partei, die den Litauern in einem Verhältnis von beinahe 5: 1 überlegen iſt, in den Wahlausſchuß und in die Unter⸗ ausſchüſſe gewählt worden iſt, die die einzelnen Wahllokale überwachen werden. die Memelländer ſind daher in ihrem eigenen Lande ſogar des Rechtes beraubt, auch nur als neutrale Beobachter bei den Wahlen aufzutreten. Aber nicht nur das, ſondern Gailius, der Präſident des Wahlausſchuſſes, und ſein Stell ⸗ pertrete“ Dawils, ind Kandidaten der likauiſchen Parteien und w. als Mitglieder des Ausſchuſſes die Pflicht ha⸗ ben, an er Stimmenauszählung keilzunehmen. Die Zäh⸗ lung wird übrigens nur von Litauern vorgenommen. Der Korreſpondent weiſt dann auf die umſtändliche Vahlhandlung hin Er ſchreibt: Die Möglichkeit von Irr⸗ tämern bei dieſen Wahlen muß ungeheuer ſein. Schon die Abgabe eines Kandidatenzettels mehr als verlangt bedeutet eine ungültige Stimme. Man hat zugegeben, daß bei einer Verſuchswahl, die nach ähnlichen Richtlinien mit Leuten höherer Vorbildung vorgenommen wurde, nur 20 v. H. der Wähler ordnungs⸗ gemäß ihre Kandidatenzettel abgaben. Die weitverbreitete Anſicht, daß die Ueberbleibſel der einzelnen Wahlzettelblöcke „werkvolle polikiſche Dokumenke“ darſtellen, hat die Bevöl⸗ kerung von Memel überzeugt, daß die Wahlen nicht geheim ſein werden, und daß ſie, wenn ſie zum Wahllokal geht und für ihre eigene Partei ſtimmt, Gefahr läuft, künftig benach keiligt zu werden. Paris ſtellt die Dinge auf den Kopf Neuerdings beſchäftigt ſich auch die franzöſiſche Preſſe mit der Memelfrage, wobei nahezu alle Zeitungen die Dinge auf den Kopf ſtellen. Kennzeichnend für die Einſtellung der Pariſer Preſſe ſind bereits die Ueberſchriften, die u. a. lauten:„Die deutſche Preſſe ſpeit Feuer und Flamme gegen Litauen“(Petit Pariſien),„Der Ton der deutſchen Preſſe hinſichtlich Memels wird ſchärfer“(Le Jour),„Memelland 10 Tage vor den Wahlen unter der Bedrohung der deut⸗ ſchen Flotte und des deutſchen Heeres“(Journal),„Litauen verteidigt ſich energiſch gegen die nationalſozialiſtiſche Pro⸗ paganda“(Petit Journal),„Die Nationalſozialiſten drohen, offen gegen Litauen einzuſchreiten“(Humanite). Weiter behaupten die franzöſiſchen Zeitungen, daß die geſamte Erenze zwiſchen Memel und Oſtpreußen reichlich mit deut⸗ ſchen Soldaten beſetzt ſei, ferner ſtellen die Berichterſtatter der franzöſiſchen Blätter die Behauptung auf, daß in Oſt⸗ preußen ſtarke SA.⸗ und SS.⸗Abteilungen zuſammengezo⸗ gen ſeien. Ein Eingehen auf dieſe dreiſten Lügen, die nichts als ein plumpes Ablenkungsmanöver darſtellen, erübrigt ſich. 5 Man ſollte annehmen, daß nachgerade die franzöſiſchen Zeitungen Kenntnis davon erhalten haben, daß Litauen durch unerhörte Maßnahmen das Memeldeutſchtum entrech⸗ let und die Wahlfreiheit im Memelgebiet aufs empfind⸗ lichſte beeinträchtigt hat. Wenn daher der franzöſiſche Mi⸗ niſterpräſident Laval bei ſeiner Abreiſe aus Genf in einer Unterredung mit dem litauiſchen Außenminiſter es als not⸗ wendig bezeichnet hat, für einen ruhigen Verlauf der Memel⸗ wahlen Sorge zu tragen, ſo iſt es damit eben nicht getan, weil die Wahl unter Bedingungen vor ſich geht, die mit den Rechten, die den Memeldeutſchen von den Signatarmächten garantiert worden ſind, unvereinbar ſind. In wachſendem Maße zeigen daher alle Politiker des Auslandes, die ſich ein Empfinden für Gerechtigkeit und Vertragstreue bewahrt fare Empörung über das Verhalten des litauiſchen Zwerg⸗ dates. Es mag ſein, daß bei allen übrigen ſchwebenden Fra⸗ gen der großen Politik das Memelproblem als eine, gebiets⸗ mäßig betrachtet, relativ kleine und unbedeutende Angelegen⸗ heit erſcheinen mag. Für Deulſchland aber handelt es ſich um 75 000 Volks- genoſſen des eigenen Blutes, und darüber hinaus um die grundſätzliche Frage, ob ein unbedeutender Staat es heute wagen darf, die fundamenkalen Vorausſetzungen des inker⸗ nationalen Rechtes zu verhöhnen und mit Füßen zu krelen. Im Artikel 99 des Verſailler Friedensvertrages ver⸗ zichtete Deutſchland auf das Souveränitätsrecht des Memel⸗ ebietes, das vorerſt die alliierten Hauptmächte unter ihre berhoheit zu bringen verſtanden. Die führende Rolle ſpielte A 0 Im Januar 1923 riß Litauen durch ſeinen be⸗ kannten Gewaltakt das Land an ſich, obwohl bis zum heutigen Tage jede Wahl im Memelgebiet der Welt demon⸗ ſtrierte, daß dieſes Land von einer neunzigprozentigen deut⸗ ſchen Bevölkerung bewohnt iſt. Trotz der unglapblichſten Schikanen vermochte Litauen nicht mehr als fünf Abgeord⸗ nete in den memelländiſchen Landtag zu entſenden Am 8. Mai 1924 wurde der denkwürdige Vertrag mit den Haupt⸗ mächten abgeſchloſſen, demzufolge das Memelland als auto⸗ nomes Gebiet in ſeder Hinſicht dem litauiſchen Staat anver⸗ traut wurde. Am 25. Auguſt 1925 endlich trat dieſes Ab⸗ kommen als Memelſtatut in Kraft. 5 Litauen hatte ſich alſo freiwillig verpflichtet, die Auko⸗ nomie des deutſchen Memellandes zu reſpektieren und für ieine Unantaftbarkeit Sorge zu kragen. Montag, den 23. September 1935 2 1 e Die Welt kennt den Leidensweg dieſes Landes und ſeiner treudeutſchen Bevölkerung. Prozeſſe, Schikanen, Drangſalierungen, Vergewaltigungen, Entrechtungen, Ver⸗ tragsbrüche löſten einander ab. Um das litauiſche Ziel einer Enkdeutſchung dieſes Gebietes erfolgreicher zu erzwingen, wurde auf die Parole aus Kowno hin ein latenter Kriegs⸗ zuſtand verhängt, mit Hilfe deſſen die der deutſchen Be⸗ völkerung im Artikel 33 des Memelſtatutes gewährten Rechte der Verſammlungs⸗ und Vereinigungsfreiheit, der Gewiſ⸗ ſens⸗ und Preſſefreiheit, der Schul⸗, Sprach⸗ und Unter⸗ richtsfreiheit in brutalſter Weiſe genommen wurden. Dieſer Zuſtand beſteht ohne Unterbrechung ſeit dem Jahre 1926! Aber damit nicht genug! Der Memelländiſche Land⸗ tag blieb auch trotz dieſer Entrechtungspolitik noch eine Ba⸗ ſtion der Memelautonomie und ein Bollwerk des Deutſch⸗ tums. Ihm galt daher der letzte entſcheidende Kampf der Kownoer Tyrannen. Die deutſche Mehrheit in dieſem Par⸗ lament ſoll um jeden Preis beſeitigt werden. Dieſes Ziel iſt aber nur durch eine Vergewaltigung des der deutſchen Bevölkerung zugebilligten Wahlrechtes zu erreichen. Zu die⸗ ſem Zweck wurde am 8. Februar vorigen Jahres ein Son⸗ dergeſetz zum Schutze von Volk und Staat erlaſſen, das in übelſter Weiſe das Memelſtatut verhöhnt und die Memel⸗ länder ihrer letzten Autonomierechte beraubt. Abgeordnete werden verhaftet, deutſche Zeitungen müſſen ihr Erſcheinen einſtellen, deutſche Parteien werden verboten, memelländiſchen Männern und Frauen wird das Staatsbürgerrecht entzogen und die Ausweiſung zugeſtellt, Hausſuchungen und Verhaf⸗ tungen finden am laufenden Band ſtatt, kurz ein raſender Vernichtungskampf gegen alles, was deukſch iſt, feiert wahre Orgien und Triumphe. Gekrönt wird dieſe Entnationaliſierungstyrannei durch ein Wahlſondergeſetz, das im Sommer dieſes Jahres beſchloſſen und verkündet wurde und es den Memelländern zur Un⸗ möglichkeit macht, ihr ihnen zuſtehendes Wahlrecht noch frei, geheim und ungehindert ausüben zu können. Eine Kulturſchande Eine Kulturſchande, wie man ſie ſich ſchlimmer nicht denken kann! Die Signatarſtaaten aber ſtehen abſeits, ohne auch nur bisher den geringſten Verſuch einer ener⸗ giſchen Anhaltung Litauens zur Wahrung des Memelſtatuts unternommen zu haben. Vier große Staaken: England, Frankreich, Italien und Japan, ſehen katenlos dieſem Treiben zu und merken offen ⸗ bar nicht, wie dieſe in Kowno refidierenden Kräfte mit ihrer eigenen Autorität Fangball ſpielen. Am 29. September ſollen 75 000 entrechtete und ver⸗ gewaltigte Memelländer an die Urne treten. Der techniſche Gang dieſes Volksplebiſzits wird jede einwandfreie Bekun⸗ dung des Volkswillens vereiteln. Die Autonomie iſt in den Augen der litauiſchen Gewalthaber eine Bagatelle. Uns aber und allen, die es mit Recht und Geſetz ernſt nehmen, iſt die Autonomie des Memelgebiets keine Bagatelle! Wer ſie zu bagatelliſieren wagt, begibt ſich jeden Anſpruches auf Führung einer Holitie, deren Grundſätze Recht und Wahr⸗ heit heißen. Das gilt gleichermaßen für die garantieren⸗ den Signatarſtaaten wie für das Ländchen Litauen. Der 29. September wird eine Probe aufs Exempel ſein! Italien lehnt ab Keine ausreichende Mindeſtgrundlage Der italieniſche Miniſterrat hat die Vorſchläge des Fün⸗ ferausſchuſſes des Völkerbundes im italieniſch⸗abeſſiniſchen Streitfall abgelehnt. Die Sitzung nahm zwei Stunden in Anſpruch. Nach ihrer Beendigung wurde eine amtliche Mit⸗ teilung ausgegeben, in der es heißt: „Der Miniſterrat hat von den in dem Bericht des Jün⸗ ferausſchuſſes enthaltenen Vorſchlägen Kenntnis genommen: er hat ſie zum Gegenſtand einer aufmerkſamen Prüfung gemacht. Bei aller Achtung des von dem Fünferausſchuß unternommenen Verſuches iſt der Miniſterrat zu dem Enk⸗ ſchluß gekommen, dieſe Vorſchläge als unannehmbar zu be⸗ trachten, da ſie keine ausreichende Mindeſt rundlage für etwaige Abmachungen bieten, mit denen endli und in wirk⸗ ſamer Weiſe den lebenswichtigen Rechten und Intereſſen Italiens Rechnung getragen würde.“ Weiter wird in dieſer amtlichen Mitteilung bekannt⸗ gegeben, daß am Dienstag ein neuer Miniſterrat ſtattfindet, in dem die Entwicklung der politiſchen Lage weiter ver⸗ folgt und die noch auf der Tagesordnung ſtehenden Ver⸗ waltungsgeſchäfte erledigt werden ſollen. In der letzten Sitzung hat Muſſolini einen ausführlichen einſtündigen Be⸗ richt über die Entwicklung der politiſchen und militäriſchen Lage in den letzten Tagen erſtattet und den Bericht des Fünferausſchuſſes verleſen und erläutert. Von den italieniſchen Zeitungen ſchreibt„Gazzetta del Popolo“, wenn Italien an ſich die Abſicht gehabt hätte, die Vorſchläge des Ausſchuſſes anzunehmen, ſo ſei ſicher, daß es aus Gründen der Würde und des Preſtiges dies nicht mehr habe tun können, nachdem England im Mittelmeer und im Roten Meer Kriegsſchiffe zuſammengezogen habe. Man ſetze nicht jemand das Meſſer an die Gurgel, mit dem man zu einem ehrenvollen Abkommen gelangen wolle. Bericht Lavals an den franzöſiſchen Miniſterrat Am gleichen Tage, an dem in Rom der italieniſche Mi⸗ niſterrat tagte, fand auch in Paris ein Miniſterrat ſtatt, in dem Laval ausführlich Bericht erſtattete. Zu Beginn der Sitzung beglückwünſchte der franzöſiſche Staatspräſident Le⸗ bruͤn ihn zu ſeiner Tätigkeit in Genf. Der größte Teil der Sitzung war innerpolitiſchen Fragen gewidmet. FFFFFTTFTFbVCbCCbCCbCCCPUCVCCCbCbCbCGPCCGCGoC0ã0TobT0TbTbTbTbTTbTbTbTbbb Nr. 222 Rückkehr der engliſchen Miniſter Kabinettsſighung am Dienstag. Wie aus London berichtet wird, kehren ſämtliche eng⸗ liſchen Miniſter nach der britiſchen Hauptſtadt zurück. Vor⸗ ausſichtlich wird am Dienstag eine neue Vollſitzung des eng⸗ liſchen Kabinetts ſtattfinden. Miniſterpräſident Baldwin be⸗ abſichtigt, nach ſeiner Rückkehr bis zu der am 4. Oktober in Bournemouth ſtattfindenden Tagung der Konſervativen Par⸗ tei in London zu bleiben. Innenminiſter Sir John Simon kam im Verlauf einer Kundgebung der Nationalregierung in Cleckheaton(YHork⸗ ſhire) auf Englands Stellungnahme zum italieniſch⸗abeſſi⸗ niſchen Konflikt zu ſprechen. Er erklärte u. a.: „Die Frage einer Anwendung von Sühnemaßnahmen iſt zur Jeif nicht akul. Sollte es der Jall ſein, dann wäre es eine Sache des Völkerbundes als Ganzes, ſich damit zu befaſſen.“ Selbſt„wirtſchaftliche zühnemaßnahmen“ ſeien keine beſtimmte und feſtgelegte Methode, ſondern könnken mehrere Formen annehmen, wie z. B. die Verweigerung von Einfuhren aus einem Lande oder Ausfuhren nach einem Lande oder eine Verweigerung von Anleihen uſw. 25 Engliſche Erklärung in Rom Die engliſchen Flottenverſtärkungen im Mittelmeer. London, 22. Sept. Das Foreign Office gab am Sonn⸗ tag abend folgende Verlautbarung heraus: „Der britiſche Botſchafter in Rom beſuchte am 20. Sep⸗ tember den Anterſtaatsſekretär für Auswärtige Angelegen⸗ heiten, Suvich, um im Namen der Königlichen Regierung die Bewegungen der britiſchen Flotte und die Mannſchafts⸗ und Materialverſtärkungen der britiſchen Garniſonen im Mit⸗ telmeer mitzuteilen. Er fügte hinzu, daß ſie nicht bezweckten, irgendeine aggreſſive Abſicht von ſeiten der engliſchen Regie⸗ rung anzudeuten. Er erklärte, daß ſolche Maßnahmen als eine natürliche Folge des Eindrucks ergriffen worden ſeien, der durch die Heftigkeit des von der italieniſchen Preſſe in den letzten Wochen durchgeführten Feldzuges gegen das engli⸗ ſche Königreich geſchaffen worden ſei. Suvich machte eine entſprechende Mitteilung und ſagte, er ſei berechtigt, dem Botſchafter zu erklären, daß die mili⸗ täriſchen Vorbereitungen Italiens im Mittelmeerbecken von rein vorbeugender Natur ſeien und keine aggreſſiven Ziele verfolgten. Ein überraſchender Beſuch Mit großen Feierlichkeiten begann in Addis Abeba das aus Anlaß der Beendigung der Regenzeit alljährlich ge⸗ feierte Erntefeſt, an dem das geſamte Diplomatiſche Korps teilnahm. Entgegen aller Erwartungen war auch der ita⸗ lieniſche Geſandte, Graf Vinci, mit dem geſamten Perſonal der Geſandtſchaft und zwar als erſter, zu der Feier er⸗ ſchienen. Der Kaiſer von Abeſſinien hatte mit dem britiſchen Ge⸗ ſandten Barkon eine längere Beſprechung, die der polikiſchen Lage, vor allem aber dem Fremdenſchutz, galt. Die mi⸗ 1 Vorkehrungsmaßnahmen gehen im übrigen weiter. 1000 engliſche Flugzeuge in Aegypten? Die Zahl der gegenwärtig in Aegypten liegenden eng⸗ liſchen Flugzeuge wird von den ägypkiſchen Zeitungen mit rund 1000 Apparaten, darunter 300 Waſſerflugzeuge, an ⸗ gegeben. In den ägyptiſchen Gewäſſern ſollen ſich zur Zeit 28 Einheiten der britiſchen Flotte aufhalten. Von der Be⸗ ſatzung dieſer Schiffe abgeſehen, beträgt, dieſen Meldungen zufolge, die Jahl der gelandeten Truppen 15 000 Mann, wozu noch 3000 Mann Marine-Infanterie kommen. Weiter iſt von einem Verteidigungsplan die Rede, der die Räumung der Wüſte bis Amerieh, 300 Kilometer vor Alexandria, unter gleichzeitiger Zerſtörung der darüber hin⸗ ausführenden Eiſenbahnſtrecke vorſieht. In Amerieh ſeien kriegsmäßige Vorbereitungen und die Aufſtapelung von Material im Gange. Ein aus der Richtung von Solloum kommender Feind müßte dann eine 500 Kilometer lange trockene Wüſtenſtrecke durchqueren. Deutſch⸗polniſche Wirtſchaftsverhandlungen ee enen ſeit etwa acht Wochen in Berlin mit der polniſchen Regierung Verhandlungen über den a eines Waren⸗ und Zahlungsabkommens ſtatt. Dieſe. handlungen haben nunmehr weitgehend zu praktiſchen Er⸗ gebniſſen geführt. Die polniſche Delegation iſt bereits nach Warſchau zurückgereiſt, um ihrer Regierung Bericht zu er⸗ ſtatten 110 1 1 Fe 30 einigen ätzlichen Fra⸗ gen einzuholen. Die Frage der ei orenen polniſchen Guthaben hat bei den Verhandlungen kei i Sache keiten gemacht. 5 i Der Kampf lebt auf Wieder ein Toter in Belfaſt. London, 23. Sept. Wie aus Belfaſt gemeldet wird, ſind die religiöſen Zwiſtigkeiten während des Wochenendes er⸗ neut aufgeflackert. Nachdem am Freitag ein Prokeſtank in Greencaſtle aus dem Hinterhalt erſchoſſen worden war, iſt e in der Nacht zum Sonntag ein Katholik ermordet worden. 8 Auch in einem anderen Teil Belfaſts wurden in der Nacht Schüſſe durch die Fenſter eines Hauſes gefeuert, die jedoch niemanden verletzten. 95 5 i 3 Abſchiedsgruß an die Arbeitsdienſtmänner Berlin, 22. Sept. Anläßlich der in dent einzelnen Ab⸗ teilungen des Arbeitsdienſtes dieſer Tage ſtattfindenden Ent⸗ laſſungsappelle hielt Reichsarbeitsführer Hierl über den Deutſchlandſender eine Anſprache an die aus dem Arbeitsdienſt ſcheidenden Soldaten der Arbeit. In wenigen Tagen, ſo führte er aus, werden 180 000 Arbeitsmänner aus dem Arbeitsdienſt entlaſſen. Ich ſage Euch, meine ausſcheidenden Arbeitskameraden, Lebewohl und wünſche Euch für Euren weiteren Lebensweg viel Gutes. Ihr könnt aus Eurer Dienſtzeit das ſtolze Bewußtſein mit⸗ nehmen, daß Ihr für Euer Volk wertvolle Arbeit geleitet habt. Indem Ihr im Ehrendienſt Eueres Volkes gearbeitet habt, habt Ihr Euch ſelbſt den größten Dienſt erwieſen. Es war doch auch eine ſorgloſe, fröhliche Zeit, an die Ihr ſpä⸗ ter gern zurückdenken werdet. Die meiſten von Euch haben im Arbeitsdienſt zum erſten Male erfahren, was Gemein- ſchaft und Kameradſchaft iſt. Ihr ſeid im Arbeits⸗ dienſt für Eure Arbeit nicht bezahlt worden. Euer Lohn war die Freude an der Arbeit und der Stolz auf Eure Leiſtung. Bleibt Euer ganzes Leben deſſen eingedenk, daß die innere Befriedigung doch der höchſte Lohn iſt, den eine Arbeit gewährleiſten kann. Laßt Euch nie wieder von der jüdiſchen Auffaſſung ver⸗ giften, daß die Arbeit nur ein notwendiges Uebel ſei. Die meiſten von Euch treten jetzt in die Wehrmacht über. Ich erwarte von Euch, daß Ihr als Soldaten der Schule des Ar⸗ beitsdienſtes Ehre macht. Dann richtete Reichsarbeitsführer Hierl Willkommens⸗ worte an die am 1. Oktober neu in die Lager eintretenden Volksgenoſſen. Vereidigung der erſten NG⸗Schweſtern Dresden, 23. September. Die erſten 500 braunen NS.⸗Schweſterd aus dem gan⸗ zen Reich wurden in Dresden durch den Gauleiter Reichs⸗ ſtatthalter Mutſchmann in Anweſenheit von Innenminiſter Dr. Fritſch, Oberbürgermeiſter Zörner, von Vertretern der Reichsleitung der NSV., der Reichsärzteſchaft, der Gau⸗ amtsleiter ſämtlicher NSV.⸗Aemter und anderer Ehren⸗ gäſte feierlich vereidigt. Reichsſtatthalter Mutſchmann betonte, die NS.⸗Schwe⸗ ſtern hätten nicht nur die Pflichten der Krankenpflege zu erfüllen, ſondern ſeien auch Helferinnen im Kampf um die Seele des kranken Volksgenoſſen. Der Reichsſtatthalter nahm hierauf die Vereidigung der NS.⸗Schweſternſchaft auf den Führer und Reichskanzler vor. Im Anſchluß daran leg⸗ ten die Schweſtern die Broſche der NS.⸗Schweſternſchaft an. Mit dem gemeinſam geſungenen Horſt⸗Weſſel⸗Lied und einem Schlußwort des Hauptamtsleiters Büttner fand der feierliche Akt ſeinen Abſchluß. e eee Vereidigung des Mainzer Biſchofs Darmſtadt, 22. Sept. Der neuernannte Biſchof von Mainz, Profeſſor Dr. Stohr, leiſtete im Amtsgebäude des Reichsſtatthalters in Heſſen zu Darmſtadt den Treueid. Der Reichsſtatthalter führte aus:„Herr Biſchof! Seine Heilig⸗ keit der Papſt Pius XI. hat Sie zum Biſchof der Diözeſe Mainz ernannt. Nach Artikel 16 des Konkordats zwiſchen dem Heiligen Stuhl und dem Deutſchen Reich vom 12. Sep⸗ tember 1933 haben Sie den Treueid in die Hand des Reichs⸗ ſtatthalters in Heſſen zu leiſten. Ich danke Ihnen, daß Sie zu dieſem Zweck hierhergekomen ſind, bitte Sie, die Hand zum Schwur zu erheben und mir den Treueid, deſſen Form durch das Konkordat feſtgelegt iſt, nachzuſprechen.“ Der Biſchof bekräftigte ſeinen Eid darüber hinaus noch mit den Worten:„So wahr mir Gott helfe!“ Darauf erklärte der Reichsſtatthalter:„Ich danke Ihnen, Herr Biſchof, und verſichere Ihnen meinerſeits, daß, was an mir liegt, alles getan wird, um das Verhältnis zwi⸗ ſchen Staat und Kirche, wie es vertraglich feſtgelegt iſt, und wie insbeſondere der Führer und Reichskanzler zu wieder⸗ holten Malen die Richtlinien öffentlich gegeben hat, gut zu erhalten.“ Nach der Vereidigung erfolgte eine zwanglofe Unter⸗ haltung der Herren, in deren Verlauf der Biſchof ſeinem Wunſch nicht nur auf ein gedeihliches, ſondern auf ein herzliches Zuſammenarbeiten zwiſchen Kirche und Staat Ausdruck gab. Der Erbfohn. Ein Bauernroman von Hertha Lindeublatt. Copyeight by Verlag Neues Leben Bayr. Gmain. Obb. ¶ Nachdruck verboten 14 9. Wieder prangt der Birkenhain im Frühlingsſchmuc. Wieder jubilieren die Vögel in den Zweigen, und munter ſpringen die Fiſchlein im Bach. Birkfeldes Jugend freut ſich ihrer Freiheit. Sonntag iſt es heute, darum geht ſchon früh am Morgen das frohe Treiben an. Die Buben waten durch den Bach und jauchzen hell auf, wenn einer auf dem Stein das Gleichgewicht verliert. Die Mädchen tummeln ſich auf dem Anger. Hier und da hat eines auf ein jün⸗ geres Geſchwiſterchen zu achten, das ihm von der Mutter anvertraut wurde. Mutter Fränze ſieht von der Tür der Kate dem Leben lange zu, und wenn ſie eins der kleinen Kinder ſieht, ſeufzt ſie kief auf, Ob wohl ihr Enkelkind auch einmal kommen wird, am Bach zu ſpielen unter den Augen ſeiner Ahne? Im Birkhof wurde unlängſt ein kleines Mädchen ge⸗ hören. Die Gro zeltern haben es noch nicht geſehen; aber ee ihnen oft von ſeinem Kinde, wenn er nach Feierabend kömmt, um auf der grünen Bank bei ihnen auszuruhen. Ein feines, zartes Kindchen foll es ſein, das nichts von ſeiner geſunden, ſtarken Mutter hat. „Nach der Ahne wird es ſein,“ ſagt der junge Vater fröhlich.„Ich brächte es gern einmal zu Euch, aber es iſt noch gar ſo ſchwach.“ „Laß nur!“ antwortet Mutter Frä immer.„Wir werden es ſchon einmal ſehen.“ 8 Konrad iſt jetzt heiterer als früher, als lebte er in dem Kinde wieder auf zu neuer Freude und Lebensluſt. Die Mutter ſpürt es, und ſie iſt doppelt dankbar für das Enkel⸗ kind. Was ſchadet es, daß ſie das Kleine noch nicht geſehen hat! Es wird dennoch zum Segen für den irkhof werden. „Seit jenem Wintertage, an dem die beiden Alten das Haus verließen, meiden ſie den Birkhof. Zwar hilft der alte Bauer auf dem Acker mit: aber den Hof betritt er . 2— Verſuchsfahrt mit heimiſchen Treibſtoffen Beginn der Schleifenfahrt. Köln, 23. September. Die 25 mit heimiſchen Treibſtoffen, die am 19. Auguſt auf der Avus in Berlin he⸗ gann, hat nunmehr, durchſchnittlich innerhalb von fünf Wo⸗ chen je Fahrzeug, eine Strecke von 6000 bis 8000 Kilo⸗ metern zurückgelegt. Alle 46 geſtarteten Fahrzeuge um⸗ kreiſen auch heute noch von morgens 6 Uhr bis ſpät abends den Nürburgring. Sowohl auf der Avus als auch bei der Ueberführungsfahrt bewältigten die Laſtwagen trotz der Neuheit der Konſtruktion die geſtellten Aufgaben. Selbſt den größten Anforderungen in dem ſtark gebirgigen Gelände des Nürburgringes mit ſeinen vielen Steigungen, Gefällen und Kurven zeigen ſich dieſe mit deutſchen Treibſtoffen an⸗ getriebenen Laſtwagen durchaus gewachſen. Den Prüfun⸗ gen folgt jetzt eine große Schleifenfahrt, auf der folgende Städte berührt werden: Kaiſerslautern, Raſtatt, Freiburg, Ulm, Nürnberg, Gera und Berlin(29. September). Nach Abſchluß der Fahrt auf der Avus am 12. Oktober werden die Ergebniſſe gewiſſenhaft techniſch ausgewertet werden. Kinder⸗Sonderzug verunglückt Von einem Leerzug in die Flanke gefahren. Dresden, 22. September. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Dresden⸗Neuſtadt fuhr ein Leerzug der Reichsbahn einem Kinder Sonderzug, der nach Bautzen unterwegs war, in die Flanke. Dabei entgleiſten ſieben Wagen, von denen vier umſtürzten. Außer einem Kind, das bereits kot aus dem Wagen geborgen wurde, iſt ein zweites Kind, ein Mädchen, auf dem Transport nach dem Krankenhaus geſtorben. In das Friedrichſtädter Krankenhaus wurden ein Lehrer und ſechs Kinder eingeliefert. Drei von den Kindern werden vorausſichtlich ſofort wieder entlaſſen werden können. Elf leichtverletzte Kinder ſind nach der Anlegung von Notver⸗ bänden bereits in ihre Wohnungen enklaſſen worden. Die Feuerwehr und der Gerätezug der Reichsbahn waren ſchnellſtens zur Stelle. Infolge des Unfalles waren verſchiedene Ausfahrtsgleiſe auf Bahnhof Dresden⸗Neuſtadt zeitweiſe geſperrt. Bald nach Bekanntwerden des Unglücks begab ſich Reichsſtatthalter Mutſchmann an die Unfallſtelle. Prof. Poetzſch⸗Heffter mit Gaitin tödlich verunglückt Kiel, 23. September. Der Staatsrechtler Profeſſor Dr. Poetzſch⸗Heffter iſt mit ſeiner Gattin auf der Chauſſee zwi⸗ ſchen Preetz und Plön verunglückt. Beide wurden ſchwer ver⸗ letzt in die Chirurgiſche Klinik in Kiel eingeliefert, wo ſie bald darauf ſtarben. Poetzſch⸗Heffter war mit ſeinem Wa⸗ gen, in dem ſich auch noch drei Kinder befanden, auf der Fahrt nach Leipzig. Der Wagen fuhr aus bisher noch un⸗ geklärter Urſache gegen einen Baum. Bei den Kindern, die ebenfalls verletzt wurden, beſteht keine Gefahr. Prof. Poetzſch⸗ Heffter hatte erſt jetzt ein Ordinariat an der Rechts⸗ und Staatswiſſenſchaftlichen Fakultät Leipzig angenommen. Franzöſiſches Alpendorf eingeäſchert Paris, 23. September. Eine Feuersbrunſt hat das Al⸗ pendorf Oulles bei Grenoble heimgeſucht. Binnen kurzer Zeit waren 17 Häuſer und die Kirche ein Raub der Flam⸗ men. Die Ortſchaft beſaß weder eine Feuerſpritze noch Waſſer zum Löſchen. Die Feuerwehr der nächſten größeren Ortſchaft und Truppen aus Grenoble, die in Autobuſſen her⸗ angeholt wurden, konnten, da eine befahrbare Zugangs⸗ ſtraße nicht vorhanden war, nur mit Mühe an das am Bergabhang liegende Dorf heran. Das Feuer breitete ſich mit ungeheurer Schnelligkeit aus und fand in den Holz⸗ häuſern und im Heu auf den Böden reichlich Nahrung. Elf Familien mit insgeſamt 36 Perſonen ſind obdachlos gewor⸗ den. Der Sachſchaden wird auf eine Million Franken be⸗ ziffert. Fünf Häuſer ſind von dem Feuer verſchont geblieben. Bulgariſcher Poſten erſchießt zwei Gowjetruſſen Sofia, 23. September. In der Nähe von Obotiſchte an der bulgariſch⸗rumäniſchen Grenze ſtieß ein bulgariſcher Po⸗ ſten nachts auf zwei Perſonen, die die Grenze nach Bul⸗ arien zu überſchreiten verſuchten. Nachdem die beiden, ein Mann und eine Frau, auf Anruf nicht ſtehen blieben, gab der Poſten Feuer. Die beiden Perſonen wurden getötet. Man fand bei ihnen ſowjetruſſiſche Päſſe und nimmt an, daß es ſich um kommuniſtiſche Agenten handelt. Schwere Eiſenbahnunfälle Zwei Zuſammenſtöße im Elſaß. Paris, 23. Sept. Der D⸗Zug Straßburg.—Wieshaden iſt Samstag abend 200 Meter vom Bahnhof Hagenau ent, fernt mit einer Lokomotive zuſammengeſtoßen. 21 Perſo⸗ nen wurden verletzt, zwei davon ſchwer. Die meiſten habe Kopfverletzungen erlitten und wurden in das Krankenhan, in 1 eingeliefert. Der Sachſchaden iſt außerordeniſch groß. Unweit von Metz ſtieß der Schnellzug Baſel—Oſtende bei einem Eiſenbahnübergang mit einem Laſtkraftwagen zuſammen. Da der D⸗Zug eine Geſchwindigkeit von 100 Stundenkilometern hatte, war der Zuſammenprall außer⸗ gewöhnlich heftig. Der Laſtkraftwagen wurde einen Kilometer weil milge. ſchleift und die beiden Inſaſſen auf der Skelle getötet. den Lokomokivführer und der Heizer erlitten Brandverletzungen infolge der Exploſion des Brennſtoffbehälters des überſah. renen Sraftwagens. i 60 Kilometer lange Waſſerwüſte 500 000 Menſchen durch Hochwaſſer abgeſchnitten. Nanking, 23. September. Die Züge der Oſtſtrecke der Lunghai⸗Bahn, an deren Kreuzung mit dem Kaiſer⸗Kangl Muenho liegt, beginnen etwa 30 Kilometer öſtlich von Hſuet⸗ ſchau ihre ſtark gefährdete Fahrt durch das Flußgebiet guf einem Bahndamm, der ſtellenweiſe nur wenige Zentimeter über dem Waſſer liegt und zum Teil unterſpült iſt. Jie Bauern ſüdlich der Strecke haben wochenlang den Bahn⸗ damm verteidigt, den ſie als Notdeich benutzten und dieſe Funktion durch Verdämmungen und Durchläſſe erzwangen, Ihre abenteuerlich bewaffneten Wachen ſind noch heute an vielen Stellen zu ſehen. Sie hatten mit ihrem den Bahn: damm ſelbſt ſtark gefährdenden Vorgehen gegenüber der Bahnverwaltung inſofern Erfolg, als dieſe ſich ſcheute, gegen die gefährlichen Selbſthilfemaßnahmen der Bauernbevölie⸗ rung Waffengewalt anzuwenden. Alle ihre Bemühungen verſagten jedoch gegenüber den Naturgewalten. Ein ſchwerer Nordſturm hat einerſeits die kunſtvoll an- gelegten Berdämmungen weggeſchwemmt, andererſeilz ge⸗ waltige Breſchen in die Deiche des Kaiſer-Kanals geſchla⸗ gen, deſſen Waſſer heute drei Meter über dem gewöhnlichen Waſſerſtand dahinbrauſen. Der Anblick der die Lunghal. Bahn zu beiden Seiten auf einer Breite von über 60 f. lometer begleitenden Waſſerwüſte mit ihren gelegentlichen Oaſen höher gelegener Siedlungen iſt in ſeiner kakaſtropha⸗ len Größe kaum zu beſchreiben. Etwa eine halbe Million Menſchen ſind von den Fluten abgeſchnitten. Es iſt kaum zu erkennen, welche Maßnahmen zu ihrem Abtransport be⸗ reits getroffen wurden oder überhaupt möglich ſind. Chineſiſcher Dampfer von Seeräubern entführt Schanghai, 23. September. Zwölf Seeräuber, die ſich als Fahrgäſte verkleidet hatten, überfielen in der Nähe voß Wuſung den chineſiſchen 1000⸗Tonnen⸗Dampfer„Paofeng“ Das Schiff war mit 500 Fahrgäſten von Schanghai nach det Tſungming⸗Inſel, die 80 Kilometer 112 8 von Schanghai liegt, unterwegs. Angeblich waren die Seeräuber davon unterrichtet, daß ein Paket mit Banknoten im Werte von 10 000 Dollar an Bord des Dampfers war. Die Räuber töteten im Feuergefecht drei Perſonen, die ſich ihnen in den Weg ſtellten, und warfen ihre Leichen über Bord. Außer⸗ dem ſind drei Frauen verwundet worden. Die Räuber ſteuer⸗ ten dann das Schiff an der Küſte von Tſchekiang entlan wo ſie ſich ausſchifften und verſchwanden. Der Fa inzwiſchen nach Schanghai zurückgekehrt. Die Geſamtbeute der Räuber hat einen Wert von 40000 mexikaniſchen Dollar, Große Aeberſchwemmungen in Mexiko Mexiko, 23. September. Im Lagunengebiet des Staa⸗ tes Coahuilas iſt der Nazasfluß über die Ufer getreten und hat weite Teile des Landes überſchwemmt. er Verkehr zwiſchen San Pedro und Torreon iſt völlig lahmgelegt. Be Urquizo haben die Waſſermaſſen ganze Landſtraßen weg⸗ geſchwemmt und den Bahndamm auf einer Strecke von 0 Metern durchbrochen. Auch der Chapalaſee im Staate Ja⸗ lisco iſt über die Ufer getreten und hat rieſigen Schaden an Gebäuden und auf den Aeckern angerichtet. nicht. Zu ſehr hat ihn das böſe Wort der Jungbäuerin verletzt. Ihm wird das Vergeſſen nicht ſo leicht wie ſeiner Frau, ſteht er doch auf der Höhe ſeiner Kraft, indeſſen ſie gebrechlicher geworden iſt, als ſie vorher war. Der kalte Winter hat ihr übel mitgeſpielt. Aerger denn je plagt ſie die Gicht. Das Laufen fällt ihr ſchwer, und doch trägt ihr Geſicht ſtets einen freundlichen Zug, ent⸗ gegen der früheren Zeit. Das iſt der günſtige Einfluß der Bittnermuhme, die ihr mit ihrem frohen Mut ein rechtes Vorbild iſt. Auch jetzt ſchüttelt Mutter Fränze die ſchlimmen Ge⸗ danken ab. Der Tag iſt viel zu ſchön, als daß man ihn durch nutzloſes Grübeln verderben mag. Nur ein Lied fehlt heute, dann würde aller Unmut im Augenblick ver⸗ ſchwinden. Aber da zieht es ſchon von fern heran. „Es kam ein Knab gezogen, wohl in die Welt hinaus!“ Richtig, da 0 die Wandervögel um die Ecke, um am Bach eine kurze Raſt zu halten wie im vergangenen Jahr und dann die Höfe zu beſuchen. Die Bittnermuhme lugt zur Tür hinaus bei dem fröh⸗ lichen Klang. Sehen will ſie, ob der Bub dabei iſt, der ihr im vorigen Jahr ſo gut gefiel. Freilich hätte ſie ſeie helle Stimme ſchon hören müſſen, wenn er darunter wäre. Sie ſieht ſich prüfend um, ſie kann ihn nicht entdecken. Zur Chriſtel geht ſie hin, die ſchon lange im Graſe ſitzt und mit den jüngſten Kindern Birkfeldes ſpielt. „Du, Chriſtel,“ ſagt ſie leiſe,„ſchau doch mal, ob der Bub darunter iſt, mit dem du vorm Jahr bei mir oben warſt, als die Wandervögel hier unten ſangen.“ Das Neſthäkchen vom Rabelhof ſchüttelt den Kopf. „Muhme, er iſt nicht da,“ ſagt es betrübt,„ich merkte es ſofort. Die andern ſind alle dabei. Soll ich fragen, warum der Bub heut fehlt? Er hatte doch verſprochen, daß er wiederkommen wollte.“ „Nein, Chriſtel, laß nur! Es nützt ja doch nichts mehr!“ Traurig und enttäuſcht kehrt die Muhme in ihre Stube zurück und macht si zwiſchen den Blumen auf dem Fenſterbrett zu ſchaffen. Dabei ſteht fort und fort das helle Jungengeſicht vor ihren Augen, wie ſie es ſo gut in der Erinnerung bewahrt. „Seltſam,“ murmelt ſie,„ich wußte r nicht, daß der Bub mir in wenigen Augenblicken ſo lieb geworden wär!“ Auch für Chriſtinchen iſt der ſtrahlende Himmel plötzlich mit Wolken überzogen. Sie hatte an den Buben gedacht, als die Wandervögel kamen, und nun er nicht da iſt, itt ſie enttäuſcht. Sie hatte ſo beſtimmt gehofft, daß er wie⸗ derkommen würde, gerade weil er ſo gern im Freien auf dem Lande war. Im vorigen Jahr als ſie beiſammen auf dem Anger ſaßen, ſagte er: „Ihr habt es gut hier draußen. Ihr könnt immer im Freien ſein. Und ſchaffen könnt ihr in der Sonne. muß im Schatten bleiben hinter Mauern, und manchmol iſt es mir, als ob ich erſticke in den Straßen.“ „Ach, weißt du,“ gab ſie zurück,„es iſt oft gar nicht leicht, da draußen ſchaffen in der Sonne. Sie brennt oft gar ſo heiß. Im Lenzſchein freilich, ſo wie jetzt, da iſt ez wonnia auf der Wieſe und im Acker, aber im Sommer, da brennt ſie uns auch mal kaputt.“ „Und dennoch, Mädchen! Ich wollte, ich könnte mit dit tauſchen.“ „Ach nein, ich könnte auch nicht immer in den Straßen ſein und in den hohen Häuſern, von denen Vater oft er⸗ zählt. Aber wenn es dir bei uns ſo gut gefällt, dann bleib doch draußen. Dem Vater wär ein Bub ſchon recht. Er hat nur lauter Mädel!“ „Das geht ja nicht. Was ſollte dein Vater mit mit machen, Mädchen. Ich muß ja Lehrer werden und muß viel lernen, und das kann ich bloß in der großen Stadt und in den hohen Häuſern.“ 25 „Willſt du gern Lehrer werden?“ fragte Chriſtel.„Oder will es bloß dein Vater haben?“ „Ich habe keinen Vater und keine Mutter mehr. Mein „ hat es ſo beſtimmt, weil es der Großvater ſo wollte.“ „War dein Großvater auch Lehrer wie Herr Richter drüben in Fuchsdorf? Weißt du, ich geh nicht gern zu ihm zur Schule, weil man doch nichts lernt. Alle Kinder ſagen das.“ Da ſchüttelte der Bube ernſt das Haupt. i 2 „Es gibt auch andere Lehrer, bei denen man ſehr viel lernt. Mein Großvater war ein Bauer, und von ihm hab ich die Liebe für das freie Land geerbt.“ 5 Hier war die Unterhaltung der beiden Kinder durch die Wandervögel unterbrochen worden, die weiterziehen woll⸗ ten, und den Buben riefen. übun⸗ Parte Mita a u Olym 0 melde in Of das g gemei keits Da 2 Fraue Offen wendl anwal benütz hach Ausfl heim ſchloſſ 0 gefüh gerich 0 Dopp Feuer ſchnel ergrif Löſch⸗ es fi fielen im le konnt. 1 ſen d zeit e Gelär dies Mäde men neuer bereit noch dienſt 0 Zurze Merk Mehr Ziger anzun ſchlech Schw Alu im B ſofern baden 1 ent⸗ Perſo⸗ haben nhaus entlich ſtende agen n 100 nußer⸗ mitge. . Der ungen erfah. gegen völke⸗ ungen ll an. 8 ge⸗ cha lichen ighal⸗ 0 Kl lichen opha⸗ illion kaum t be⸗ ihrt e ſich e vol feng“ ch) der nghai davon von äuber i den ußer⸗ eller⸗ dan er f beute ollar, dus dem ladisclien CLaud Werbeabende für die Olympiſchen Spiele. 9 Karlsruhe, 20. Sept. Der Beauftragte des Reichs⸗ ortführers für den Gau 14(Baden), Miniſterialtat Kraft, gibt bekannt: Jede ndeutſchen Volksgenoſſen wird es inter⸗ eſſieren, die Vorbereitungen zu den Olympiſchen Spielen als eigener Anſchauung kennen zu lernen. Oeshälb iſt es zu begrüßen, daß der Reichsbund für Leibesübungen durch den Hüfsſonds für den Deutſchen Sport im Auftrage der Pro- andaabteilung des Reichsſportführers ab 1. Oktober 1935 Werbeabende abhalten will, bei welchen neben ſportlichen und gymnaſtiſchen Uebungen in einem intereſſant ausge⸗ arbeiteten Lichtbildvortrag das Werden dieſer großen Sport⸗ ſtätten anſchaulichſt gezeigt wird. Die Durchführung dieſer Werbeabende liegt in den Händen der örtlichen Mitarbeiter des Hilfsfonds für den Deutſchen Sport, die in Verbindung mit den Ortsgruppenführern des Reichsbundes für Leibes⸗ übungen das Programm zuſammenſtellen. Ich bitte alle Parteidienſtſtellen, Behörden, Fachſchaften, und Vereine, die Mitarbeiter des Hilfsfonds in ihren Vorbereitungsarbeiten z unterſtützen, damit dieſe wichtige Propaganda für die Olympiſchen Spiele 1936 ein voller Erfolg wird. () Karlsruhe, 22. Sept. Das Geheime Staatspolizeiamt ſieldet: Die Juden Jultus Weis und Kurt Frank, wohnhaft in Offenburg, wurden wegen raſſeſchänderiſchen Treibens durch das Geheime Staatspoltzeiamt in Schutzhaft genommen. Julius Weis, der trotz ſeiner Jugend als ein beſonders gemeingefährlicher Mädchenſchänder berüchtigt iſt, wurde be⸗ keits un Auguſt 1933 wegen Beihilfe zur Abtreibung beſtraft. Da Weis neben einer größeren Zahl von ihm geſchändeter Frauen und Mädchen auch eine 15jährige Bürgerstochter von Offenburg verführte und in ſeinem Auto unter Gewaltan⸗ wendung ſchändete, wurde gegen ihn Anzeige bei der Staats⸗ anwaltſchaft geſtellt. Die beiden Juden Frank und Weis henützten auch das füdiſche Jugendheim in See⸗ hach bei Ottenhöfen als Abſteigequartier für ihre Ausflüge und Schändungen deutſcher Mädchen. Das Jugend⸗ heim wurde daher durch die Geheime Staatspolizei ge⸗ ſchloſſen. 9 Frank wird ſofort dem Konzentralionslager Kislau zu⸗ geführt werden, Weis nach Verbüßung ſeiner zu erwartenden gerichtlichen Strafe. Doppelwohnhaus niedergebrannt. Gundelfingen bei Freiburg, 22. Sept. In dem Doppelwohnhaus der Familien RNickle und Klaiber war Feuer ausgebrochen, das ſich durch den Wind begünſtigt ſehr ſchnell ausbreitete und auch die Scheunen und Stallungen ergtiff. Die Freiburger Feuerwehr war mit ihrem dritten Löſchzug bald zur Stelle. Trotz aller Bemühungen gelang es nicht mehr, das Anweſen zu retten. Die Futtervorräte ſielen den Flammen ebenfalls zum Opfer, während das Vieh im letzten Augenblick noch in Sicherheit gebracht werden konnte. Man vermutet Brandſtifter am Werk. * i Ofterburken.(Flachs aufbereitung.) Die Wie⸗ ſen des Kirnautals und die angrenzenden Aecker zeigen zur⸗ zeit ein verändertes Geſicht. Soweit das Auge ſieht, iſt das Gelände mit einer dünnen gelben Decke überzogen und wo dies noch nicht der Fall, trifft man arbeitende Frauen und Mädchen, die das Bild vervollſtändigen. Beim Näherkom⸗ men macht man die Wahrnehmung, daß hier der bei dem geuerrichteten Flachsverarbeitungswerk angelieferte Flachs auf⸗ bereitet und zur Weiterverarbeitung hergerichtet wird. Das noch im Aufbau begriffene Werk verſpricht eine gute Ver⸗ dienſtquelle zu werden. () Baden⸗Baden.(Vogelzugbeobachtungen.) Zurzeit halten ſich ganze Schwärme von Kreuzſchnäbeln im Merkurwald auf und kommen bis in die Gärten der Stadt. Mehrere Jahre hat man den Kreuzſchnabel, dieſen echten Zigeunervogel, in tieferen Lagen nicht mehr geſehen. Es iſt anzunehmen, daß das letzte Jahr im Hochſchwarzwald ein ſchlechtes Samenjahr war und er deshalb den niederen Schwarzwald auffucht. () Freiſtett.(Vorbildliche Neuregelung der Almendfrage.) Die Bürger der Gemeinde Freiſtett ſind im Beſitze eines großen Almendgenuſſes. Der einzelne Bürger, ſofern er im Beſitze des ganzen Loſes iſt, erhält zum Bür⸗ gerholz noch 60 Ar Ackerfeld und 44 Ar Wieſen. Da nun im Zuge der Erzeugungsſchlacht eine Neuregelung der Bewirt⸗ ſchaftung des Grund und Bodens erfolgen muß, hat Bürger⸗ nieiſter Anthony in einer Bürgerverſammlung folgende Neu⸗ tegelung der Almendfrage vorgeſchlagen. Nur derjenige ſoll künftig Grundſtücke erhalten, der ſie auch ſelbſtändig bewirt⸗ haftet. Bürgern, die über 70 Jahre alt ſind, ſollen die Grundstücke entzogen werden. Sie und diejenigen, die ſie nicht bepflanzen, ſollen von der Gemeinde durch Geld ent⸗ ſchädigt werden. Die freiwerdenden Grundſtücke ſollen, um eine beſſere Bewirtſchaftung zu erreichen, an die jungen Bür⸗ ger verteilt werden. Damit wäre erreicht, daß der junge Burger früher in den Genuß des Almendgutes kommt und ein Los behalten darf, bis er die Altersgrenze erreicht hat. Dies bedeutet eine ganz wesentliche Steigerung der Erzeugung. 9 Steinenſtadt(Amt Müllheim).(Tödliche Folgen Lines Sturzes) Die Ehefrau des Rheinbauarbeiter⸗ Auguft Lang fiel beim Ueberſchreiten eines Steges etwa eineinhalb Meter tief in einen Bach. Die Frau lief nach dem Sturz nach Hauſe. In den Morgenſtunden des nächſten iſt ſie den inneren Verletzungen, die ſie ſich bei dem Sturz zugezogen hat, erlegen. 5. ( Sädingen.(Steinzeitliche Funde.) Zur⸗ Fit wird unterhalb des Städtiſchen Krankenhauſes eine Agelanlage unterſucht, wobei bereits Werkzeuge aus der Steinzeit zutage gefördert wurden. Weitere Grabungen ſollen ur genaueren Zeitbeſtimmung der Entſtehung der Anlage durchgeführt werden. auh werden Aus den Nachbarlaͤndern Eröffnung der NB. Ausſtellung. Ludwigshafen, 22. Sept. Im Hindenburg⸗Park wurde die vom Amt für Volkswohlfahrt, Gau Pfalz⸗Saar, ins Le⸗ ben gerufene Ausſtelung„Geſundes Volk— Glückliches Reich“ eröffnet. Gauleiter Bürckel und ſein Stellvertreter Leyſer wohnten der Eröffnung bei. Eine muſikaliſche Dar⸗ bietung des Pfalz⸗Orcheſters leitete über zu einer Anſprache des Gauamtsleiters Lamb, der der Hoffnung Ausdruck gab, daß jeder Volksgenoſſe, der die Ausſtellung beſich⸗ tige, von ihrer Notwendigkeit vollauf überzeugt ſei. Er ſprach allen, die ſich um das Zuſtandekommen dieſer Aus⸗ ſtellung verdient gemacht haben, ſeinen Dank aus. Die Ausſtellung ſolle allen Beſuchern einen Ueberblick über die Arbeit der NSW geben und einen Rechenſchaftsbericht über das, was bisher von der NSW ½geleiſtet worden ſei. Oberbürgermeiſter Dr. Ecar ius erklärte, die Stadt ſei ſtolg darauf, daß man in ihren Mauern dieſe Ausſtel⸗ lung zeige. Ich bin, ſo erklärte Dr. Ecarius, der feſten Ueberzeugung, daß die NSW nicht deswegen, weil hier große Hallen zur Verfügung ſtehen, dieſe Ausſtellung hier zeigt, ſondern deshalb, weil die NSW und das Winterhilfs⸗ werk gerade in unſerer Stadt große Erfolge zu verzeich⸗ nen haben. Mit einem warmen Appell an alle Verſammel⸗ ten und die Ludwigshafener Bürgerſchaft, mitzuarbeiten am Ausbau des großen Werkes zum Segen unſeres Volkes verband der Oberbürgermeiſter den Wunſch, daß alle auf die Ausſtellung geſetzten Hoffnungen ſich erfüllen möchten. Schifferſtadt.(Todesfall.) Nach kurzem Krankenka⸗ ger verſchied im St. Marien⸗Krankenhaus zu Ludwigshafen der Verleger des„Schifferſtadter Tageblattes“, Buchdruk⸗ kermeiſter Emil Geier, im Alter von 57 Jahren. Bad Dürkheim.(Jüdiſche Spitzfindigkeit) Mitte Auguſt verſchwand der Jude Jakob Beer, der hier ein Weinkommiſſionsgeſchäft betrieb und flüchtete nach Oeſter⸗ reich. Seine Möbel wurden ſichergeſtellt, da der Ausreißer einige tauſend Mark Wechſelſchulden hinterlaſſen hatte. 1932 hatte Beer einen betrügeriſchen Bankerott gemacht, wobei ebenfalls kleine Winzer, die ihren Wein bei ihm in Kom⸗ miſſion gegeben hatten, die Leidtragenden waren. Auf ſchlau berechnete Art verſuchte nun der Jude in den Beſitz der zurückgelaſſenen Möbel zu gelangen. Er hielt den Wurſtmarkt mit ſeinem lebhaften Betrieb als geeigneten Zeitpunkt, um die Möbel durch einen Wiener Spediteur verladen zu laſſen. Die Rechnung war jedoch ohne den Wirt gemacht, denn die Gendarmerie ſchritt ein und beſchlagnahmte den Möbelwagen. Ungſtein.(Die Bremſen verſagten.) Zu dem tödlichen Unfall auf der Freinsheimer Straße, bei dem ein mit Traubenleſen beſchäftigter Junge aus Ludwigshafen von einem Laſtwagen erfaßt und tödlich verletzt wurde, wird nun das Ergebnis der Unterſuchung der Gendarmerie be⸗ kannt. Darnach hatte die Fußbremſe des Laſtwagens faſt überhaupt keine Wirkung. Erſt die Handbremſe brachte den Wagen ſechs Meter hinter dem Anfallplatz zum Stehen. Dem Kraftwagenfahrer mußte der ſchlechte Zuſtand der Bremſen bekannt geweſen ſein. Die Eltern des Getöteten, die mit einem Wagen der IG Farben Ludwigshafen nach Ungſtein gefahren waren, um hier auf dem Gemeindehaus wegen des Sterbeaktes vorzuſprechen, hatten nach ihrer Ankunft einen noch glimpflich aubgelaufenen Unfall. Ein Kraftfahrer aus Kallſtadt fuhr auf den haltenden Wagen auf. Zum Glück konnte er noch im letzten Augenblick abbremſen, ſo daß, ab⸗ geſehen von einer geringfügigen Verletzung der Frau Chriſt, nur Sachſchaden entſtand. ** Käͤſſel.(Infolge Schwindelanfalles aus dem Fenſter geſtürzt) Der 60 Jahre alte Rentner Julius Kaiſer bekam infolge eines Schwindelanfalles am Fenſter ſeiner Wohnung plötzlich das Uebergewicht und ſtürzte aus dem zweiten Stockwerk in den Hof hinab. Mit einem doppelten Schädelbruch und mehreren Rippenbrüchen wurde er in das Eliſabeth⸗Krankenhaus eingeliefert; jedoch iſt er hier wenige Minuten ſpäter an den Folgen ſeiner ſchweren Verletzungen geſtorben. Biblis(Ried).(Der„Kerbſchatz“ vom Pferd aufgefreſſen.) Einen nicht geringen Schrecken erlitt ein hieſiger Einwohner, als er ſich anſchickte, zur Kerb zu gehen, die er einmal tüchtig feiern wollte. Die anſehnliche Summe Geldes, die er zu dieſem Zweck benötigte, hatte er in zahlreichen Scheinen aus irgendwelchen Gründen im Pferdeſtall verſteckt. Als er nun ſeinen„Kerbeſchatz“ holen wollte, mußte er die betrübliche Feſtſtellung machen, daß ſein ſonſt ſo treuer vierbeiniger Kamerad die wertvollen Scheine reſtlos aufgefreſſen hatte. Arteil im Bilder diebſtahl⸗Prozeß Acht Jahre Zuchthaus für Franke, Falck freigeſprochen. Aſchaffenburg, 22. Sept. Im Aſchaffenburger Bilder⸗ diebſtahls⸗Prozeß wurde das Urteil verkündet. Der Ange⸗ klagte Paul Falck wurde mangels hinreichenden Beweiſes von der Anklage des ſchweren Diebſtahls im Rückfall unter Ueberbürdung der auf ihn entfallenden Koſten des Verfah⸗ rens auf die Staatskaſſe freigeſprochen. Der Angeklagte Franke wurde wegen forkgefetzten Ver⸗ brechens der Hehlerei zu einer Zuchthausſtrafe von acht Jahren verurteilt. Jerner wurden ihm auf die Dauer von fünf Jahren die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. Ern Jahr zehn Monate der Unkerſuchungshaft wurden ihm au⸗ gerechnet. Außerdem ordnete das Gericht gegen den Ver⸗ ürkeilten Franke Sicherungsverwahrung an. Franke wurde ſofort in Haft genommen. Verbandstag der Eiſenbahner vereine Saarbrücken, 23. September. Der Reichsverband der deutſchen Eiſenbahnervereine hält ſeine diesjährige Tagung in Saarbrücken ab. Die Tagung wurde eingeleitet mit einem Begrüßungsabend, an dem auch der Reichsverbands⸗ leiter, ſtellbertretender Generaldirektor Pg. Kleinmann, teil⸗ nahm. Kleinmann legte am Ehrenmal und am Grabe des von den Franzoſen erſchoſſenen Eiſenbahners Jakob Johan⸗ nes Kränze nieder. In der eigentlichen Tagung erſtattete er einen umfaſſenden A Die Zukunft der Eiſenbahnervereine ſei für abſehbare Zeit geſichert. Aller⸗ dings müßten ſie ſich auf die Fürſorgearbeit und die Pflege der Kameradſchaft beſchränken. Die weltanſchauliche Er⸗ ziehung ſei Aufgabe der praktiſchen A000 0 Die Mit⸗ gliederzahl des Verbandes ſei von 455 000(1933) a 968 900(1934) geſtiegen. Der deen ende er demnächſt die Frauenabteilunsen auflöſen werde. 17 5 ſchließend 2 b en rtreter der e mer kameradſchaftliche Gr 5 1 tigten ahner die Burbacher un en 19 unter 9 5 10 d 3 5. n noch eine Rundfahrt d Lalcalt 2 adlocllau Ein herrlicher Spätſommertag war der geſtrige Sonntag. Nach trüben und regneriſchen Septembertagen machte ſich am Wochenende ein Hoch⸗ druckgebiet bemerkbar, ſodaß wir geſtern nochmals einen Rückfall in den Sommer erlebten. Nicht weniger als 25 Grad Wärme wurden am Tag des Herbſtanfanges regiſtriert. In den Nachmittagsſtunden wurde es ſogar drückend ſchwül, und aufziehende dunkle Wolken, die auf Gewitter deuteten, gingen als leichte Regenſpritzer nieder. Das herrliche Wetter lockte die Mannheimer hinaus in Gottes freie Natur, um die letzten ſchönen Sonnentage des Jahres zu genießen. Selbſt am Strand⸗ bald herrſchte reges Lebens, was für dieſe Jahreszeit eine ſeltene Erſcheinung iſt. Anſere Fußballer weilten geſtern in Neulußheim; mit 1:3 konnten ſie die gefürchteten Olympianer abwehren, während unſere 98er Turner⸗Handballer die Mannheimer Raſenſpieler auf den hieſigen Wörtelwieſen haushoch ſchlugen. Auch der Tbd.„Jahn“ errang gegen VfL. Neckarau einen knappen Sieg. Die frühe Dämmerſtunde und die raſch eintretende Kühle am Ahend zeigte nun mit aller Deutlichkeit, daß der Herbſt ins Land gezogen iſt. * Aufführung der Operette„Winzerlieſel“. Der Geſangverein Sängerbund und der Orcheſter⸗ verein Seckenheim werden am Sonntag, den 29. Sept. gemeinſam die Operette„Winzerlieſel“ im Schloßſaal zur Aufführung bringen. Dieſe Operette, ein rechtes Volksſtück, bei der ein armes Winzermädel um ihre Liebe zu dem jungen Grafen Walter betrogen werden ſoll. Die Mutter des jungen Grafen, eine adelsſtolze Frau, ſetzt alles daran, um die Trennung der beiden herbeizuführen. Der junge Graf, der drei Jahre in die Fremde mußte, damit Lieſel von ihm abgelenkt würde kommt wieder zu ſeiner Mutter zurück. Der Barbier des Grafen,„Nepomuk Liebespinſel“ genannt, erfährt von der Heimkehr des jungen Grafen und bringt ihm mit den Winzer und Winzerinnen ein Ständchen. Graf Walter gibt für dieſen Empfang ein Volksfeſt, bei dem ſeine Verlobung mit Lieſel öffentlich kundgegeben werden ſoll.(Bei dieſem Volksfeſt wird die Damenriege des To. 98 mit einigen Ueberraſchungen aufwarten.) Das Volksfeſt beginnt, alles iſt geſpaunnt auf die Verlobung des Grafen mit Lieſel, aber der Sekretär und die Nichte der Gräfin machen alles zunichte. Der dritte Akt bringt den Höhepunkt, als es ſich herausſtellt, daß Lieſels Vater der Bruder der Gräfin war und dieſelbe dann natürlich ihre Einwilligung gibt. Es ſoll nur eine einmalige Aufführung ſein, und es iſt deshalb ratſam, ſich rechtzeitig eine Eintrittskarte bei den Vorverkaufsſtellen a ſichern. Todesſturz aus 753 Meter Höhe Von einem Kamin der Chemiſchen Fabrik Buckau, Mann⸗ heim⸗Rheinau, ſtürzte ein 33 Jahre alter Kaminbauer aus Viernheim ab. Der Verunglückte war ſofort tot. Kaminbauer waren damit beſchäftigt, auf dem 75 Meter hohen Kamin ein Arbeitsgerüſt anzubringen. Die Handwerks⸗ zeuge und Arbeitsgeräte hatte man bereits auf der Spitze des Kamins angebracht. Zwei Arbeiter hatten ſich an den Abſtieg gemacht, während der dritte noch an dem Gerüſt zu tun hatte. Bei dieſer Arbeit war er vorſchriftsmäßig an⸗ geſeilt und an einem Steigeiſen feſtgemacht. Plötzlich riß das Steigeiſen aus der Wand und der Unglückliche fiel in die Tiefe, wo er tot liegen blieb. N25 Verkehrsunfälle in der letzten Woche. Bei 25 Ver⸗ kehrsunfällen, die ſich in der abgelaufenen Woche in Mann⸗ heim ereigneten, wurden insgeſamt 19 Perſonen verletzt und 21 Kraftfahrzeuge, 2 Straßenbahnwagen und 11 Fahrräder beſchädigt. Einer der Anfälle ift auf Trunkenheit des Fah⸗ rers zurückzuführen. ö 9 0 Dienſtverbot für HJ aufgehoben. Die Bannmpreſſeſtelle 171 teilt mit: Das allgemeine Dienſtverbot, das wegen Gefahr der Ausbreitung der ſpina⸗ len Kinderlähmung ausgeſprochen werden mußte, iſt mit ſo⸗ fortiger Wirkung aufgehoben. Der Dienſt kann von allet HJ⸗Einheiten(5 J, D, Bd M, IM) wieder aufgenommen werden. Helft Alle! Maſſenkundgebung zur Eröffnung des Winterhilfswerkes 7 Mannheim, 22. Sept. Die Kreisamtsleitung der NSW Mannheim veranſtaltete eine Kundgebung, die durch Kreisamtsleiter Krunauer⸗Mannheim eröffnet wurde. In Vertretung des verhinderten Reichsamtsleiters Hil⸗ genfeld ſprach Pg. Rachor⸗Berlin, der den zahlreichen Hö⸗ rern das große Werk der NSW plaſtiſch vor Augen ſtellte. Wohl ſei die NSW die jüngſte Gliederung der Partei, es dürfe aber nicht vergeſſen werden, daß ſie mit dem Geiſte arbeite, mit dem der Führer ſie beſeelt habe. Die Arbeit der NSW ſei nicht auf den Einzelnen, ſondern auf die Ganzheit ausgerichtet; und es handle 5 hier nicht um eine Tätigkeit für heute und morgen, ſondern für die Ewig ⸗ keit. Mit dem Tatſozialismus, den die NSW tagtäglich be⸗ weiſe, ſei eine Umwälzung geſchaffen worden, wie ſie nir⸗ gends anders in der Welt aufzufinden ſei. Aber nicht nur materiell, ſondern ſeeliſch greife die NSW helfend ein. Der Nationalſozialismus beanſpruche den ganzen deutſchen Menſchen für ſich; ſo habe er auch die Führung ſämtlicher Wohlfahrtsbewegungen für ſich beanſprucht. Das Recht auf das Leben ſei niemals größer als die Pflicht. Und— ſo ſchloß Pg. Rachor 10 wiederholt von ſtürmiſchem Bei⸗ 10 unterbrochenen Ausführungen— ſo wollen wir unſere flicht tun, weil wir„ja“ ſagen zum Leben. Und weil wir leben, werden wir auch nicht untergehen, deshalb, weil der Führer uns wieder die Verantwortlichkeit und den unbe⸗ dingten Glauben an uns ſelbſt, unſer deutſches Volk und unſer ewiges Leben gegeben hat. der NS DA angeordnet worden, daß alle Harte i deten, ſich in den önnten Das Handwerk braucht Barzahlung Der Reichsſtand des Deutſchen Handwerks hat einen Aufklärungs⸗ und Werbefeldzug für die pünktliche Bezahlung der Handwerkerrechnungen, für den Abbau der Borgwirt⸗ ſchaft und die Hebung der Schuldnermoral eingeleitet. Zu⸗ nächſt wird den Handwerkern Gelegenheit gegeben, in einer einheitlichen Aktion, ohne Verärgerung ihrer Kunden, ihre fälligen Forderungen einzuziehen, mit dem erhaltenen Gelde ihre Schulden zu bezahlen, und mit den verbleibenden Beträ⸗ gen die Weihnachtsumſätze zu finanzieren, alſo Werkſtoffe einzukaufen und nach Möglichkeit neue Geſellen einzuſtellen. Nach Einziehung der fälligen Forderungen ſoll dann die verhängnisvolle Borgwirtſchaft im Handwerk abgebaut wer⸗ den. In den nächſten Tagen werden die Handwerker im ganzen Reich ihre fälligen Rechnungen oder Mahnungen her⸗ ausgehen laſſen, verbunden mit einer freundlichen Aufforde⸗ rung des Reichsſtandes, dem Handwerker ſeine Rechnungen pünktlich zu bezahlen. Im Zuſammenhang mit dieſer Aktion wird betont, daß ſelbſtverſtändlich hierbei die nötige Rück⸗ ſicht auf notleidende Volksgenoſſen, beſonders auf notlei⸗ dende Familienväter, genommen werden ſoll. Ab 1. Oktober Arbeitsbücher für Landwirkſchaft, Berg⸗ bau und Hausangeſtellte. Der Präſident der Reichsanſtalt hat eine Bekanntmachung erlaſſen, wonach weitere Betriebs⸗ gruppen für die Ausſtellung des Arbeitsbuches vorgeſehen werden. Ab 1. Oktober werden danach Arbeitsbücher für die Arbeiter und Angeſtellten in Landwirtſchaft, Gärtnerei, Tierzucht, Forſtwirtſchaft und Fiſcherei, im Bergbau, in der Textilinduſtrie, im Vervielfältigungsgewerbe, in der Waſſer⸗, Gas- und Elektrizitätsgewinnung und vverſorgung, im Rei⸗ nigungsgewerbe, im Gaſtſtättenweſen und in den häuslichen Dienſten ausgeſtellt. Ueber die Zugehörigkeit der Betriebe zu den einzelnen Betriebsgruppen erteilen die Arbeitsämter in Zweifelsfällen Auskunft. Ueber die Einführung des Ar⸗ beitsbuches für weitere Betriebsgruppen ergehen ſpäter noch Anweiſungen. Heilkräfte der Natur Obſt und Gemüſe in der Naturheilkunde. Der Herbſt iſt gekommen, in dem die Natur in reichſtem Maße ſpendet, was Boden, Licht und Sonne werden ließen. Birnen und Aepfel, Pflaumen und Pfirſiche reifen im Herbſtſonnenſchein letzter Vollendung entgegen, und auch einzelne Reſte der roten Johannisbeere haben ſich noch in dieſe Tage verirrt. Daneben finden ſich gerade jetzt Sommer⸗ und Herbſtgemüſe in ſolcher Menge zuſammen wie kaum in einem anderen Monat des Jahres. Wir alle wiſſen um den hohen Wert von Gemüſe und Obſt im Rahmen der heutigen Ernährungslehre. Darüber hinaus aber kommt gerade Obſt und Gemüſe eine ganz be⸗ 8 Bedeutung auf dem Gebiet der Naturheilkunde zu; enn ſie enthalten Heilkräfte, die kranke Stoffe ausſcheiden und die Abwehrtätigkeit des Körpers wirkungsvoll unter⸗ ſtützen. Wegen ihres ſtarken Eiſengehaltes ſind alle blattgrünen Gemüſe wie Spinat, Mangold und Kopfſalat— der zudem noch wertvollen Milchſaft enthält— Blutarmen und Kin⸗ dern ſehr zuträglich. Unter den verſchiedenen Rübenſorten ſind Mohrrüben, da ſtark zuckerhaltig, ſehr nahrhaft, wäh⸗ rend rote Rüben in geriebenem rohen Zuſtand, als Salat verwertet, blutbildend wirken und bei Nieren⸗ wie Magen⸗ leiden gute Dienſte tun. Rettich regt Magentätigkeit und Stoffwechſel an; er iſt ebenſo wie der harntreibende Sellerie gegen Gicht und Rheumatismus zu empfehlen. Gurken för⸗ dern die Tätigkeit der Leber. Tomaten dagegen wirken wegen ihres Reichtums an Vitaminen, Fruchtzucker und Fruchtſäure anregend auf den Stoffwechſel. Ungeſchälte, ge⸗ riebene und mit kaltem Waſſer aufs Feuer gebrachte Schwarzwurzeln geben einen guten Blutreinigungstee, der, ſobald er mit Kandis oder Zucker genoſſen wird, auch vor⸗ zügliche Dienſte leiſtet bei Huſten und Heiſerkeit. Rohe Mohrrüben und in Milch gekochter Knoblauch haben ſich als ausgezeichnete Mittel gegen Wurmkrankheit— vor allem bei Kindern— erwieſen. Auch das Sauerkraut nimmt, vor allem in rohem Zuſtand, einen immer größeren Platz in der Heilkunde ein, da es die Eigenſchaft beſitzt, in unſerem Kör⸗ per bakterientötend zu wirken. An der Spitze aller Gemüſe aber ſteht in dieſem Zuſammenhang die Zwiebel, die nicht mur viel Kohlenſtoff, ſondern auch reichlich Phosphor und Schwefel enthält. Daher gilt ſie als Vorbeugungsmittel gegen Erkältungen, als nervenſtärkend, blutreinigend und keim⸗ tötend. Ob man von ihrem Saft, der als Hautpflegemittel ſehr wirkungsvoll ſein ſoll, regen Gebrauch machen wird, iſt fraglich wegen ihres immerhin umſtrittenen Aromas. Mit Gerſte zuſammengekochter Lauch endlich löſt alle Katarrhe der Luftwege. Die diätetiſche Bedeutung der verſchiedenen Obſtarten liegt vor allem in ihrem Gehalt an Pflanzenſäure, Salzen, Zucker und aromatiſch⸗ätheriſchen Stoffen begründet. Daß der Apfel günſtig auf Gehirn und Nerven wirkt und bei regelmäßigem Genuß vor dem Schlafengehen als gutes Be⸗ ruhigungsmittel geprieſen wird, iſt nicht weiter verwunder⸗ lich, wenn man weiß, daß er alles enthält, was zum geſun⸗ den Aufbau des menſchlichen Organismus gehört: Vitamine, Phosphor, Eiſen und Säure. Dagegen darf die Birne, wenn auch in weitem Abſtand, für ſich in Anſpruch nehmen, wegen ihres Kalkgehaltes knochenbildend zu wirken. Während der Genuß von Pflaumen den Stuhlgang fördert, erreichen ein⸗ gemachte Quitten und getrocknete Heidelbeeren das Gegen⸗ teil. Kirſchen und Erdbeeren eignen ſich gleich gut für„Ver⸗ jüngungskuren“, da ſie der Gicht, Arterienverkalkung und Verstopfung 1 0 8 Leibe gehen. Pfirſich und Aprikoſe regen Lunge und er an, während Apfel-, Trauben⸗ und Himbeerſaft bei fiebrigen Erkrankungen zu empfehlen ſind. r Sauerkirſchſaft hingegen bewährt ſich bei Blutarmut und Leberleiden, der Stachelbeerſaft bei Stoffwechſelkrank⸗ heiten und Magenſchwäche, der Johannisbeerſaft bei Leber⸗ und Nierenleiden ſowie bei Arterienverkalkung. Auch die Preiſelbeere unterſtützt die Heilung bei Nieren- und Blaſen⸗ erkrankungen. Traubenſaft tut gute Dienſte bei Gicht, Rheuma, Nervoſität, Entkräftung und Fettſucht. Endlich ſollte die Holunderbeere, die ganz ungerechterweiſe immer ein wenig abſeits ſteht, nicht vergeſſen werden. Sie bewährt ſich bei Erkältungen, Unpäßlichkeiten und Bleichſucht. ———— Eine Religionsſtatiſtik. Eine engliſche Korreſpondenz ver⸗ öffentlicht die Zahl der Angehörigen der verſchiedenen auf det Erde verbreiteten Religionen. Die ungefähren Zahlen ſind: Proteſtanten 169 804 000, Anglikaner 37 096 000, Katholi⸗ len römiſche 331 500 000, orthodoxe 144 Millionen, koptiſche 10 Millionen, Chriſten im ganzen 692 400 000, Juden 16 140 000, Mohammedaner 209 020 000, Bucddhiſten 150 180 000, Hindus 230 150 000, Konfuzianer, Taoiſten 350 600 000, Shintoiſten 25 000 000, Ammiſten 135 650 000, verſchiedene andere 50 870 000, Nichtchriſten im ganzen 1167 610 000. Ahnenerbe ſoll nit verderbe! Es hat den Anſchein, als könne eine kleine Aufmunte⸗ rung zur Weiterarbeit auf dem Gebiete der Ahnenforſchung nicht ſchaden. Oder ſoll vielleicht die geforderte Aufſtellung einer Ahnentafel eine Konjunkturſache der Jahre 1933 und 1934 geweſen ſein? Iſt der Volksgenoſſe, der den tiefen Sinn gerade dieſer Beſtrebungen erkannt hat, wirklich be⸗ friedigt, wenn er bis zum Jahre 1800 mit Mühe und Not — und oft lückenhaft genug— ſeinen Abſtammungsnachweis erbracht hat? Wenn man ſich ernſthaft bemüht, den Spuren ſeiner Ahnen nachzugehen, dann kann man nicht nach ein paar erledigten Schreibereien mit Pfarrämtern uſw. die Arbeit als abgeſchloſſen betrachten und ſie zu den Akten legen. Dann ſollte man vielmehr verſuchen, das äußere Ge⸗ rippe der amtlichen Geburts⸗, Trau⸗ und Sterbedaten etwas lebendiger zu geſtalten. Es finden ſich viele Wege, die dieſem Ziele näher führen und die ohne große beſondere Anſtren⸗ gungen beſchritten werden können. Die ſchönſte Ergänzung der Ahnentafel ſind ohne Zweifel alte Familienbil⸗ de r. In den meiſten Fällen wird es möglich ſein. noch Pho⸗ tographien der Großelternpaare aufzuſtöbern. Die vergilbten Bilder ſoll man für alle Zeiten erhalten dadurch, daß man ſie„abphotographieren“ läßt, um ſo von der neuen photo⸗ graphiſchen Platte jederzeit Abzüge oder Vergrößerungen machen zu können. Wer von ſeinen Vorfahren aus der Zeit vor der Erfindung der Photographie Zeichnungen, Scheren⸗ ſchnitte(man ſagte:„Silhouetten“) oder gar farbige Dar⸗ fenen(„Porträts“) hat, ſoll ſich darüber beſonders reuen. Jeder Menſch, und der Bauer inſonderheit, ſteht in ſei⸗ ner inneren und äußeren Entwicklung im engſten Zuſam⸗ menhang mit der Landſchaft ſeiner Heimat. Das Wiſſen um die in Frage kommenden Landſchaften gehört unbedingt zur Ahnenforſchung. Man ſollte daher bemüht ſein, ſich ein klei⸗ nes Bilderarchiv anzulegen, in dem gute Darſtellungen der Landſchaften, der Dorfanlagen, der Kirchen(auch Innen⸗ anſichten, Altar, Taufſtein uſw.), der typiſchen Bauern⸗ häuſer, der alten Grabſtätben uſw. enthalten ſind. Liegen die Landſchaften in erreichbarer Nähe, ſo iſt es ſelbſtverſtändlich, daß man ſich perſönlich an Ort und Stelle begibt, um ſein Forſchungsgut zu bereichern. Aus der Kenntnis der land⸗ ſchaftlichen Eigenarten kann man zahlreiche Schlußfolgerun⸗ gen auf die Lebens⸗ und Arbeitsbedingungen der Altvorde⸗ ren ziehen. Das Bild wird noch vollkommener, wenn ſich Ge⸗ legenheit ergibt, etwa in einem Quellenwerk über Bluts⸗ und Raſſefragen, über die Kultur⸗ und Wirtſchaftsgebiete des betreffenden Länderſtrichs nachzuleſen. Manche Feſtſtel⸗ lungen können erſt auf dieſe Weiſe in das rechte Licht ihrer Bedeutung gerückt werden. Man ſollte ferner bemüht ſein, aus mündlicher, glaubwürdiger Ueberliefe⸗ rung das noch vorhandene Erinnerungsgut durch entſpre⸗ chende Aufzeichnungen zu erhalten. Es gibt in den Heimat⸗ dörfern der Vorfahren noch alte Leute, die von unſeren Großeltern und Urgroßeltern manches erzählen können; es kommt ſogar nicht ſelten vor, daß man Nebenlinien der eigenen Abſtammung antrifft, von deren Vorhandenſein man bisher nichts wußte. In ſolchem Falle iſt es dann außer⸗ ordentlich intereſſant, feſtzuſtellen, inwieweit dieſelben oder doch die ähnlichen Anlagen des gleichen Blutes bei den An⸗ gehörigen der Nebenlinie in die Erſcheinung treten. Wichtig iſt grundſätzlich alles, was man über ſeine Vorfahren noch erfahren kann— und wenn es auch nur ſcheinbar belang⸗ loſe Kleinigkeiten ſind. Schließlich ſei hier noch eine Fundgrube für das Wiſſen um unſere Ahnen genannt: die alten Briefe. Sie fin⸗ den ſich faſt in allen Familien bei einigem Nachforſchen vor und reichen oft bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts und noch weiter zurück. Alte Briefe ſind hervorragende zeit⸗ geſchichtliche Dokumente, weil der Schreiber aus ſeinem un⸗ mittelbaren Erleben über die verſchiedenſten Ereigniſſe in Familie, Dorf, Staat, Wirtſchaft uſw. berichtet. Und wenn man dann durch Zufall in einer verſtaubten Bodenkammer Liebesbriefe aus den Jahren 1851 und 1852 des damals 21jährigen Großvaters an die 18jährige Großmutter findet, dann iſt man wahrhaftig glücklich, ſolch ſchönen Beſitz in ſein Familienarchiv einreihen zu können. Man möge ſtets bedenken, daß man bei der Anlage eines geordneten Fa⸗ milienarchivs nicht nur ſelbſt die Freude und den Stolz des Enkels und Erben empfindet, ſondern daß man ein zwar klei⸗ nes, aber gutes Werk für die kommenden Generationen ſchafft. Dr. Burghardt. Buntes Allerlei Das kann der Menſch aushalten? age plaudert Dr. H. Walther in der igte Stahlwerke A„Das Werk Men gt über ein Mehr von Organen, die füt täglichen Bedarf notwendig ſind. Die Mandeln 15 Blinddarm, die kann man entbehren; auch die Milz 1 vollſtändig wegfallen. Alle paarweiſe angelegten Ora die zur Hälfte„überflüſſig“ ſind, kann man entfernen 99 daß dadurch das Leben gefährdet wird. Allerdings ſind 15 mit die Reſervekräfte verausgabt. Aber ſelbſt von 1 halben Lunge, die nach der Operation verbleibt 1 noch ein kleiner Teil entbehrt werden. Noch nach 3 Liter Blutverluſt lebt ein Menſch(und man rechnet im ganzen 5 Liter); das iſt jedoch das äußerſte, was beobachtet wurde. Es gibt noch manch imtereſſanten Fall von Organdefekten. der Menſch ohne Magen oder mit operativ verkürzten Darm gehört hierher. Die Aerzte wiſſen, was ein Menſch alles aushalten kann. Sie wiſſen aber auch, daß es Grenzen gibt; zum Beiſpiel kann der Menſch den Nadelſtich in 1 verlängerte Mark, den Schaltapparat für Hirn und Atmung, nicht aushalten; ebenſo löſcht ein Milligramm zuviel 50 gewiſſen Pulvern das menſchliche Leben aus. g Wie ſchläft der Menſch? An der amerikaniſchen Univerſität Pittsburg hat man großzügige Verſuche angeſtellt, die Aufſchluß geben, darüber welche Haltung der Menſch im Schlafe einmmmt. Das Er⸗ gebnis dieſer Beobachtungen iſt, daß der geſunde Schläfer in einem 8⸗Stunden⸗Schlaf ſeine Lage gegen 20⸗ bis 45mal verändert. Dabei ſind nur Bewegungen gerechnet, zwiſchen denen mindeſtens eine Dauer von zweieinhalb Minuten liegt. Etwa die Hälfte dieſer Stellungen hält der Schläfer weniger als fünf Minuten ein, ein Fünftel gegen fünf bis zehn Minuten, ein Zehntel 10 bis 15 Minuten uſw. Es geht den mut t die Stellung, die am längſten ohne Bete 1 gehalten zu werden pflegt, die bei den meiſten ſo went bie Bauchlage. ft. Weshalb„Hydrant“? In manchen Orten ſteyr man noch immer das Fremdwort„Hydrant“ angeſchrieben. Auf deutſch iſt das ein Zapf, an dem die Feuerwehr einen Schlauch oder mehrere Schläuche anſchließen kann, um Waſ⸗ ſer zu zapfen. Man kann ſtatt Hydrant auch Schlauchan⸗ ſchluß, Feuerhahn oder auch Waſſerſtock ſagen. Das kürzeste Wort iſt aber natürlich das beſte, ſchon weil die Bezeich⸗ nungstafeln klein werden und ſich infolgedeſſen überalf an⸗ bringen laſſen, dann aber auch, weil das Wort„Zapf“ mit einem Blick aufgenommen werden kann. Das iſt in Augen⸗ blicken der Gefahr von Bedeutung. Was iſt ein Warenhaus? Was unter einem Warenhaus zu verſtehen iſt, darüber finden ſich in keinem Reichsgeſetz und keiner Verordnung bisher nähere Vorſchriften. Der Reichsfinanzhof hat ſich abet jetzt in einem Urteil vom 6. März 1935— IV A 14/5— mit dieſer Frage beſchäftigt. Er lehnt es ab, den Anterſchied zwiſchen Warenhaus und Kaufhaus allein darin zu ſehen, ob ein Unternehmen alle Warengruppen führt oder nicht. Vielmehr müſſe ein Warenhaus ſchon als gegeben ange⸗ nommen werden, wenn ein Unternehmen im Gegenſatz zum reinen Fachhandel ſich nicht auf die Führung einer beſtimmten Warengruppe beſchränkt, ſondern darüber hinaus Waren aus zwei verſchiedenen Warengruppen führt, die ſonſt üblicher⸗ weiſe von mehreren Fachgeſ mfeilgehalten werden. Vor⸗ ausſetzung ſei allerdings, daß es ſich um ein Unternehmen von einer ſolchen wirtſchaftlichen Bedeutung handele, daß es auch tatſächlich dem Einzelfachhandel einen fühlbaren Welt⸗ bewerb machen könne. Man werde deshalb noch nicht z. B. in jedem ſogen. Gemiſchtwarengeſchäft ein Waxenhaus er⸗ blicken können. Bei einem echten Warenhaus werde es ſich in der Regel um einen Großbetrieb handeln. Amtliche Bekanntmachungen der stadt Mannheim Starke Oeffentliche Mahnung. Zur Zahlung an die Stadtkaſſe Mannheim waren fällig ſpäteſtens am: 16. September 1935: das Schulgeld der Höheren Handelsſchulen für das 2. Drittel 1935— 36, 16. September 1935: das Schulgeld der Höheren Lehr⸗ anſtalten für das 2. Drittel 193586, 8 die Gemeindegetränkeſteuer für Auguſt 1935, 20. September 1935: die Gemeindebierſteuer für Auguſt 1935, 20. September 1935: Nach langer, schwerer Krankheit verschied am Freitag Abend im Diakonissenhaus in Mannheim meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Schwester, Schwägerin und Tante Barbara Stemmler im 56. Lebensjahre. Todes-Anzeige. Forſo zu verkaufen. Kloppenkeimersp. 9 Flit tötet Fliege geb. Hechler In tiefer Trauer: 20. September 1935: e dahin(nach dem 10. Sep⸗ Georg Stemmler und Angehörige. und Schnabel tember 1985) fälliggewordene Ver⸗ 5 Zu haben bei gnügungsſteuer, Mannheim-Sedtenheim, 23. September 1935. 1 5 115 20. September 1935: die von den Arbeitgebern an den Die rer di 1 f g 8 5 gung findet heute Montag Nachmittag 3 Uhr— Lohn⸗ und Gehaltszahlungen von der Leichenhalle Seckenheim aus statt. in der Zeit vom J. bis 15. Sep⸗ tember 1935 einbehaltene Bürger⸗ ſteuer, ſoweit die abzuliefernde Summe den Betrag von 200.-RM. überſteigt, die auf Grund von Stundungen bis dahin fällig gewordenen Steuerzahlungen. An dieſe Zahlungen wird erinnert. Wird eine Steuerzahlung nicht rechtzeitig entrichtet, ſo iſt nach den Vorſchriften des Steuerſäumnisgeſetzes mit dem Ablauf des Fälligbeitstages ein einmaliger Zuſchlag(Säumniszuſchlag) in Höhe von 2 v. H. des rückſtändigen Steuerbetrages verwirkt. Der Schuldner hat außerdem die mit hohen Koſten verbundene Zwangsvollſtreckung zu erwarten. Eine beſondere Mahnung jedes einzelnen Säumigen erfolgt nicht, Stadtkaſſe. Zwangsvollſtreckung. Dienstag, 24. September 1935, vormittags 11 Ahr werde ich in Seckenheim an der Waaghalle gegen teig Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich ver⸗ eigern: 1 Perſonenwagen(Opel), 1 Klavier, 1 Stand⸗ uhr, 1 Nähmaſchine, ſowie verſchiedene Möbel. Mannheim, den 21. September 1935. i Spreng, Gerichts vollzieher. 20. September 1935: Inſerieren bringt Gewinn — 22311 1111 D 2 Groe Begeisterung herrscht in Seckenheim über den wunderbar schönen Zirkus-Film ertinen Hany piels 100. g Achtung Heute Montag 8 Uhl letzte Vorstellung. Daulust. 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