Kuscheln glich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Beingspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Nachläſſe gemäß Preisliſte Kt. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Lages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. B Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim ⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VIII. 35 1225 55. Jahrgang Dienstag, den 24. September 1935 Italiens Neigung zu Verhandlungen Mißlingen des Schlichtungswerkes des Fünferausſchuſſes feſtgeſtellt. Genf, 23. September. Der Jünferausſchuß hal am Montag beſchloſſen, am Dienstag wieder zuſammenzutreten, um einen Bericht an den Völkerbundsrat auszuarbeiten, in dem das Mißlingen der Schlichtungsverhandlungen feſtgeſtellt werden ſoll. Die Sitzung des Fünferausſchuſſes, an der auch der aus Paris zurückgekehrte franzöſiſche Miniſterpräſident Laval wieder teilgenommen hat, begann mit einem Bericht des Vorſitzenden Madariaga über ſeine Unterredung mit Aloiſi. Aus dieſem Bericht ergab ſich, daß der italieniſche Vertreter lediglich die Ablehnung des Entwurfs des Fünferausſchuſſes im einzelnen begründet und nicht etwa eigene Vor ſchläge unterbreitet hat. Dabei hal Aloiſi zum erſten Male, wenn auch in diplo⸗ matiſcher Form, den Umfang der italieniſchen Anſprüche umſchrieben; ſie werden von den Mitgliedrn des Ausſchuf⸗ ſes dahin aufgefaßt, daß Italien die ſogenannten„geraub⸗ ten Gebiete“ Abeſſiniens für ſich beanſprucht, ferner die po⸗ litiſche und militäriſche Ueberwachung des Kernlandes von Abeſſinien verlangt. Bei dieſer Sachlage erſchien eine FJoriſetzung der Bermiktlungsverhandlungen ausſichtslos. Die Vertagung des Ausſchuſſes auf Dienstagvormittag ſoll den Mitgliedern des Ausſchuſſes die Möglichkeit geben, ſich mit ihren Regierungen ins Benehmen zu ſetzen. Italien erwartet neue Vorſchläge Nach der amtlichen Ueberreichung des Beſchluſſes des ſtalieniſchen Miniſterrats in Genf liegt es nach Anſicht zu⸗ ſtändiger italieniſcher Kreiſe jetzt beim Völkerbund. den Beſchluß, der die Tür zu Verhandlungen offen laſſe, einer aufmerkſamen Prüfung zu unterziehen. Daß von Italien Gegenvorſchläge uverreicht worden ſeien, wird von maßgebender hieſiger Seite auf das entſchiedenſte in Abrede geſtellt. Aloiſi habe ſich darauf be⸗ ſchränkt, den Sinn des Beſchluſſes des italieniſchen Mini⸗ ſterrats zu erläutern. Italien warte jetzt ab, ob der Fünferausſchuß in den nächſten Tagen beſſere Vorſchläge unterbreiten könne, die vielleicht die vom Miniſterraf verlangte ausceichende Min⸗ deſtgrundlage für abzuſchließende bieten könnten. Die augenblickliche Entſpannung dürfte nach italien ſcher Auffaſſung nochmaligen Behandlungen innerhalb oder außerhalb des Völkerbundes förderlich ſein, deren Er⸗ gebnis von Italien, das allerdings unverändert auf ſeinem N beharre, einer neuen Prüfung unterzogen werde. Unter dieſen Umſtänden wird angenommen, daß die für Dienstag angeſetzte Sitzung des italieniſchen Miniſterrates ſich nur mit laufenden Verwaltungsge⸗ ſchäften befaſſen roird da vorausſichtlich bis zu dieſem Zeit⸗ dürfe noch keine Antwort des Fünfesausſchuſſes vorliegen ürfte. Realiſierungen Abeſſinien nimmt an Der abeſſiniſche Vertreter Tekle Hawariata hat dem Genfer Havasvertreter am Montag erklärt: Meine Regierung hat mich ſoeben wiſſen laſſen, daß ſie die Vorſchläge des Fünferausſchuſſes zur Regelung unſeres Streits mit Italien annimmt. Meine Regierung nimmt dieſe Vorſchläge in der Form an, in der ſie uns übermittelt worden ſind, d. h. als Verhandlungsgrundlage. Wir beab⸗ ſichligen in der Tat über die Art und Weiſe ihrer Durch⸗ führung zu verhandeln. Italiens Forderungen Wie„Times“ aus Genf berichtet, ſoll Abeſſinſen nach den neueſten ikalieniſchen Forderungen künftig nur noch aus den„beiden amhariſchen Bezirken“ beſtehen. Alle Gebiete mit nichtamhariſcher Bevölkerung ſollen italieni⸗ ſcher Kontrolle unterſtellt werden. Der Sonderberichterſtatter der„Times“ bemerkt dazu, in Genf ſei man der Anſicht, daß die italieniſchen Gegen⸗ vorſchläge weit über alles hinausgingen, was der Negus freiwillig annehmen würde und was ſich mit den Grund⸗ ſätzen der Völkerbundsſatzung und den Rechten Abeſſiniens als Bundesmitglied vereinbaren laſſe. f Es handele ſich um die urſprünglichen Forderungen Italiens und es ſei nicht anzunehmen, daß der Bölkerbunds⸗ rat bei der ſtarken Stellung, die er in letzter Zeit erhalten . mehr Neigung zeigen werde, ſie als gerecht anzuer⸗ ennen. Der Außenpolitiker des„Echo de Paris“ erklärt, es handele ſich praktiſch um italieniſche Gegenvorſchläge, wenn dieſes Wort auch von keiner Seite ausgeſprochen worden ſei. Er rechne damit, daß die Verhandlungen fortgeſetzt werden, glaubt aber nicht daran, daß die italieniſchen Forderungen vom Fünferausſchuß und vom Völkerbundsrat angenom⸗ men werden. Es ſei vielmehr wahrſcheinlich, daß man der italien. ſchen Regierung Gegenvorſchläge unterbreiten werde, die 8 entfernt von den italieniſchen Forderungen ſein würden. r Spanne viel zu groß“ tatter des„Petit Pari⸗ ſaß die Spanne zwi⸗ ſchen den it rungen und den Zugeſtändniſ⸗ ſen, die England gegebenenfalls machen könnte, viel zu groß ſei. Nicht mehr„das ewige Nein“ Die Nachricht, daß der italieniſche Vertreter Baron Aloiſi dem Vorſitzenden des Fünferausſchuſſes Madariaga die italieniſchen Einwendungen gegen den neueſten Ver⸗ mittlungsplan auseinandergeſetzt habe, wird von der Lon⸗ doner Preſſe als ein nicht ungünſtiges Zeichen angeſehen, weil Muſſolini jetzt zum erſten Male nicht ſein ewiges Nein wiederhole, ſondern Neigung zu Verhandlungen zeige. Indeſſen wird gemeldet, daß die italieniſchen Forderungen ſo weit gingen, daß der Fünferausſchuß ſie ſchwerlich als Verhandlungsgrundlage annehmen könne. In einem Leitaufſatz erklärt„Times“, England habe volles Verſtändnis für Italiens Verlangen nach Ausdeh⸗ nung und nach einem Anteil an dem Rohſtoff Afrikas. Es handle ſich dabei um die Ungleichheit zwiſchen den„Beſit⸗ zenden“ und den„Beſitzloſen“, die auch andere Länder als Italien betreffe. Indeſſen ſei Italien ebenſo wie Großbri⸗ tannien Unterzeichner der Völkerbundsſatzung, die eine Neuordnung der internationalen Beziehungen bedeute. In britiſchen Augen ſeien Völkerbund und Völkerbunds. ſatzung ſtets ein Werkzeug friedlicher Berichtigung von An⸗ gleichheit geweſen und nicht die ſtarre Berewigung des augenblicklichen Standes der Dinge. Keine Granaten auf Neapel oder Venedig Die„Times“ geht dann weiter auf die Flottenverſtär⸗ kungen im Mittelmeer ein und bemerkt dazu, die Schlacht⸗ ſchiffe ſeien nicht da, um jeden Augenblick auf Neapel oder Venedig Granaten abzuſchießen. Die phantaſtiſche Vorſtel⸗ lung eines europäſſchen Krieges als einer einem abeſſiniſchen Krieg vorzuziehenden Möglichkeit habe niemals auch nur einen Augenblick im Kopfe eines nüchternen Eng⸗ länders geherrſcht. Auf dem toten Punkt Beurteilung der Lage in London.— Vorbeſprechungen des britiſchen Kabinelts. London, 24. September. Mit der Entſcheidung des Genfer Fünferausſchuſſes, die Weiterverhandlung über den abeſſiniſchen Streit an den Völkerbundsrat zurückzuverweiſen, iſt die Lage— nach übereinſtimmender Anſicht in London— völlig auf dem toten Punkt angelangt. Im Hinblick auf die Dringlichkeit der Ent⸗ ſcheidung, die nunmehr notwendig zu ſein ſcheint, fand bereits am Montagnachmittag unter dem Vorſitz des Mi⸗ niſterpräſidenten Baldwin in der Downingſtreet eine Be⸗ ſprechung der führenden Kabinettsmitglieder ſtatt, die etwa eine Stunde dauerte und ausſchließlich der Vorbereitung der für Dienstag vormittag einberufenen Vollſitzung des Kabinetts galt. Naturgemäß ſind in dieſer Beſprechung noch keinerlei Beſchlüſſe gefaßt worden; doch dürften vorausſichtlich die Richtlinien für die Haltung vorgezeichnet worden ſein, die der Vertreter Englands auf der bevorſtehenden Ratstagung nach der Ablehnung der Vorſchläge des Fünfer⸗Ausſchuſſes durch Muſſolini einnehmen ſoll. In den frühen Abendſtunden fand im Hauſe des Mini⸗ ſterpräſidenten eine weitere Vorbeſprechung ſtatt, an der diesmal auch die Chefs der drei Wehrminiſte⸗ rien ſowie der Stabschef der engliſchen Luftſtreit⸗ kräfte, Luftmarſchall Sir Edward Ellington, teilnahmen. Ueber die weitere Entwicklung gehen in London eine Fülle von Gerüchten um. Auch liegen viele Mutmaßungen vor. Ein Austritt Italiens aus dem Völkerbund kommt, nach einem Reuter⸗Bericht aus Rom, vorläufig nicht in Frage, es ſei denn, daß Ita⸗ lien„von Genf hierzu getrieben“ werde. Wie Reuter aus Genf berichtet, e ein namentlich nicht genanntes Mitglied des Fünfer⸗Ausſchuſſes die Lage als völlig hoffnungslos. Für die völlige Verworrenheit der augenblicklichen Lage iſt die Tatſache bezeichnend, daß beiſpielsweiſe die Londoner Effektenbörſe auf den meiſten Gebie⸗ ten trotz des allenthalben zur Schau getragenen Peſſimis⸗ mus ziemlich feſt war. „Star“ wirft die Frage auf, welche Haltung Oeſter⸗ reich einnehmen werde, wenn es in Genf ſeine Stimme für oder gegen Sühnemaßnahmen abgeben müſſe. Da Oeſterreich mehr oder weniger eine italieniſche Zweigſtelle ſei, ſej ſeine Stimmabgabe zugunſten von Süh⸗ nemaßnahmen unwahrſcheinlich. Andererſeits würde ſich Oeſterreich durch eine Mißachtung der Völkerbundsſatzung die ſein einziger Schutz ſeien, ſein eigenes Grab graben. Nr. 223 Die Vorſchläge des Fünferausſchuſſes Das Völkerbundsſekretariat veröffentlichte am Montag⸗ abend den vollſtändigen Wortlaut der Vorſchläge, die der Fünfer⸗Ausſchuß am 18. September den Vertretern Abeſ⸗ ſiniens und Italiens unterbreitet hat. Die Vorſchläge gehen davon aus, daß es Aufgabe des Ausſchuſſes ſei, eine Ver⸗ handlungsgrundlage zu finden, die ſich von dem Grundſatz der Unabhängigkeit und gebietsmäßigen Unver⸗ ſehrtheit und der Sicherheit aller Mitgliedsſtaaten des Völ⸗ kerbundes leiten laſſe. Da für alle Völkerbundsmitglieder die Verpflichtung beſtehe, die Unabhängigkeit der anderen Mitglieder zu achten, müſſe jeder Hilfeleiſtungsplan vor⸗ her die Zuſtimmung der abeſſiniſchen Regierung erhalten. Zur Reform der Verwaltung ſollen ausländiſche Sachverſtändige nach Abeſſinjen geſandt werden mit dem Auftrag, ein Polizei- und Gendarmeriekorps zu bilden. Es ſoll im weſentlichen im ganzen Kaiſerreich über die Ausfüh⸗ rung der beſtehenden oder ins Auge zu faſſenden Geſetze wachen, die die Sklaverei verbieten oder beſtrafen ſollen und das Tragen von Waffen für Perſonen, die nicht zum ordentlichen Heer oder zu den Polizei⸗ und Gendarmeriekräften gehören, genauen Vorſchriften unter⸗ werfen. Die Ausländer ſollen die Möglichkeit erhalten, am Ausbau des Wirtſchaftslebens des Landes teilzunehmen. Auf dem Gebiete des Außenhandels ſoll wirtſchaftliche Gleichſtellung mit der Bedingung der Gegenſeitigkeit vor⸗ geſehen werden. Es ſollen Verbindungswege und ein mo⸗ dernes Poſt⸗, Telegraphen- und Fernſprechweſen geſchaffen werden. Auf dem Gebiet der Finanzen iſt außer der Einführung eines modernen Haushalts⸗ und Steuerſyſtems und der Schaffung ſtaatlicher Monopole die Prüfung von Anleihen vorgeſehen. Es ſoll ein Zentralorgan geſchaffen werden, dem dier Hauptberater, nämlich die Leiter des Polizei⸗ und Gen⸗ harmerieweſens, der Wirtſchafts⸗, der Finanz⸗ und der Ju⸗ ſtizabteilung angehören würden. Das geſamte ausländiſche Perſonal wäre im Einvernehmen zwiſchen dem Völkerbund und dem Kaiſer von Abeſſinien zu ernennen. Zum Schluß enthalten die Vorſchläge Hinweiſe auf be⸗ ſondere italieniſche Belange. Es wird erklärt, die Vertreter Frankreichs und Englands hätten dem Fünfer⸗ ausſchuß mitgeteilt, daß ihre Regierungen bereit wären, als Beiträge zur friedlichen Regelung des italieniſch⸗abeſ⸗ ſiniſchen Streites gewiſſe Gebietsveränderun⸗ gen zwiſchen Italien und Abeſſinien zu erleichtern, und zu dieſem Zweck, falls erforderlich, Abeſſinien gewiſſe Opfer in der Gegend der Somaliküſte zu bringen. Die in der vorigen Woche begonnenen Pferdeaufkäufe des Kriegsminiſteriums werden fortgeſetzt. Schätzungsweiſe ſind insgeſamt eine Viertelmillion Pferde gegen Barzahlung gekauft worden. Ras Kaſſa, der Gouverneur von Godjam, allein verfügt über 70 000 berittene Truppen. Die Kaiſerin wird in etwa zwei Wochen mit einer Ka⸗ rawane nach der Provinz Wollu abreiſen. Dem Vernehmen nach wird in Kürze ein Wechſel im Kriegsminiſterium ſtattfinden; der neue Kriegsminiſter wird vorausſichtlich Fiturado Taſſo ſein, der gegenwärtige Palaſtminiſter. i Danziger Fragen in Genf f Bom Völkerbundsrat erledigt. Genf, 24. September. Der Völkerbundsrat erledigte am Montag nachmittag in öffentlicher Sitzung die auf der Tagesordnung ſtehenden Danziger Verfaſſungsbeſchwerden gemäß den Vorſchlägen des engliſchen Berichterſtatters. Der Rat nahm beſonders von dem Gutachten des Juriſtenausſchuſſes über das Er⸗ mächtigungsgeſetz, die Betätigung der verſchiedenen Ver⸗ bände, das Preſſeregime und die Stellung der Juden Kennt⸗ nis. Eine vom 4. September datierte Beſchwerde der Deutſchnationalen und der Zentrumspartei in Danzig über die Aenderung der Strafprozeßordnung wurde dem Haager Gerichtshof zur gutachtlichen Aeußerung überwieſen. An der Ausſprache beteiligten ſich außer dem Bericht⸗ erſtatter Eden der polniſche Außenminiſter Beck, der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval, der Völkerbunds⸗ G e Leſter, ſowie der Danziger Staatspräſident reiſer. Polen und Litauen Ergebnisloſe Ausſprache zwiſchen Beck und Lozorattis. Warſchau, 23. September. Ueber die letzte Unterredung des polniſchen Außenmini⸗ ſters Oberſt Beck mit dem litauiſchen Außenminiſter Lozo⸗ raitis in Genf meldet die halbamtliche„Iſkra“, ſie habe ſich bemüht, Informationen über dieſe Unterredung einzuziehen und fährt dann fort: „Die Nachrichten, die wir erlangen konnten, laſſen feſt⸗ ſtellen, daß nach der geſtrigen Konferenz die polniſch⸗litaui⸗ ſche Frage nicht in eine neue Etappe eintreten kann.“ Genf. Das Völkerbundsſekretariat veröffentlichte ein Schreiben des amerikaniſchen Mitgliedes des Ständigen Internationalen Gerichtshofes. Kellogg gibt von ſeinem Entſchluß Kenntnis, von ſeinem Amt zurückzutreten. Gegen das Anrecht an Memel Tilſit, 24. September. In Tilſit, der nordöſtlichſten Stadt des deutſchen Va⸗ terlandes, wo im Augenblick die Not der Auslandsdeutſchen im Memelland am ſtärkſten empfunden wird, hielt der VDA den„Tag des Deutſchen Volkstums und der Deutſchen Schule“ ab. Auf einer großen Kundgebung auf der Thingſtätte ſprach der Landesführer des VDA, Profeſſor Dr. Ober⸗ länder. Er ging auf das uns heute am tiefſten bewe⸗ gende Problem des Memellandes ein und führte unter Hin⸗ weis auf die Entnationaliſierungspolitik Litauens im Me⸗ melgebiet aus: Wir müſſen heute feſtſtellen, daß ſich Litauen unfähig gezeigt hat, das Memelgebiet zu regieren. Die Well muß begreifen, daß, verglichen mit dem ungeheuerlichen Unrecht, das Litauen dem Memelgebiel angetan hat, die Loyalikät der Memelländer beinahe bis zur Selbſtaufopferung ge- gangen iſt. Wir miſchen uns nicht in die Angelegenheiken fremder Staaten, aber wir haben als BDA das Recht und die Pflicht, die ganze Wel auf dieſes Unrecht hinzuwei⸗ ſen, das heute an den Memelländern begangen wird. Wir fühlen uns am heutigen Tage mit allen unſeren Volksgenoſſen in allen Teilen der Welt verbunden und be⸗ ſonders mit unſeren Brüdern im Memelland. Auch der letzte Deutſche ſoll am heutigen Tage wiſſen, daß ein großes Vold in allen ſeinen Gliedern eine große Aufgabe hat und daß uns niemand in dieſem großen Ringen der Ideen ausſchal⸗ ten kann. „Temperamentsunterſchiede“ Ausländiſche Zeitſchriftenverleger bei Dr. Goebbels. Berlin, 24. September. Reichsminiſter Dr. Goebbels empfing am Montagmit⸗ tag eine ſpaniſche und eine franzöſiſche Delegation von Zeit⸗ ſchriftenverlegern, die an dem Kongreß der Zeitſchriftenver⸗ leger in Warſchau teilgenommen hatten. Dr. Goebbels be⸗ tonte in einer längeren Anſprache, daß er als Miniſter des nattonalſozialiſtiſchen Deutſchland nichts zu verbergen habe und daher ohne ſchriftliche Vorbereitung frei von der Leber weg reden könne. Wenn vielfach in der Welt heute noch ein falſches Bild von den Zuſtänden in Deutſchland deſtehe, ſo wiſſe er, daß dies nicht nur die Folge von Böswilligkeit ſei. In Deutſchland regiere heute die Jugend, während in den meiſten anderen Ländern noch die alte Generation am Ruder ſei. Daraus ergeben ſich Tem peraments⸗ unterſchiede, die zu mancherlei Mißverſtändniſſen führten. Der Miniſter berührte dann das Gebiet der Preſſe⸗ freiheit und betonte, daß die Lage für Deutſchland eine andere ſei als für jene Länder, die den Krieg gewonnen hätten. Gerade bei der heutigen Weltlage, die ſo voller Span⸗ nungen ſei, dürfe die Freiheit der Preſſe nicht zu einer Ge⸗ fahr für die Erhaltung des Friedens werden. Daraus er⸗ gäben ſich gewiſſe Einengungen der individuellen Freihei⸗ ken. Dr. Goebbels erinnerte an das Wort des Führers, daß Deutſchland bereit ſei, an einer Konvention keilzunehmen, wenn denjenigen das Handwerk gelegt würde, die ihre Miſ⸗ ſion in der Völkerverhetzung ſähen. N Was ſich in Deutſchland abſpiele, ſei wirklich eine Re⸗ naiſſance der Geiſter, eine Um⸗ und Neuwertung aller Dinge. Um aber ein anderes Volk zu berſtehen, dürfe man es nicht von der Geiſteshaltung des eigenen Volkes aus be⸗ urteilen, ſondern man müſſe den Charakter des anderen kennen lernen. Dann könne man auch gerecht urteilen. Aus der Gerechtigkeit erwüchſe dann am eheſten jene Sympa⸗ thie, die zu einer wahren Völkerverſtändigung führen könne. Die Anſprache hinterließ einen ſichtlichen Eindruck auf die Delegierten. Politiſches Allerlei Deutſche Handballmannſchaft in der Tſchechei feſtgenommen. Die Handballmannſchaft des Chemnitzer Ballſpielklubs, die am Samstag zu zwei Spielen in der Tſchechoſlowakei nach Tiſchau und Dur gefahren war, iſt bei der Rückkehr an der Grenze in Moldau feſtgenommen worden. Ueber den Grund der Feſtnahme iſt hier nichts näheres bekannt. Der Sebſohn. Ein Bauernroman von Hertha Lindenblatt. Copyright by Verlag Neues Leben Bayr. Gmain. Obb. ¶Nachdeuck verboten 14 Groß war aber Chriſtels Freude, als ſie abends in den Rabelhof kamen, um dort ihre Lieder zu ſingen und ein Lager für ſich zu erbitten. Da kam der Bube auch mit, und der Vater ſprach ſo viel mit ihm, als wenn er ein Mann wäre und nicht ein dummer Bub, der Lehrer wer⸗ den ſollte. Da gefiel er der kleinen Chriſtel noch weit beſſer als auf dem Anger unten, aber am liebſten war er ihr, als ſie gemeinſam den weiten Weg nach Hansdorf fuhren und er ihr allerlei erzählte, was er aus der Schule wußte. Da kam ſie aus dem Staunen nicht heraus. Sie achtete nicht darauf, was ſich Maria mit dem fremden Herrn erzählte, ſie mußte nur immer auf den Buben hören und ſagte einmal um das andere: „Das alles könnt ihr in der Schule lernen. ich freilich auch in deine Schule gehen.“ Dazu hatte der Bub von Herzensgrund gelacht und dann geſagt: „Das haſt du gar nicht nötig, Chriſtel. Du bleibſt ja auf dem ſchönen freien Lande und wirſt mal eine Bäuerin, da brauchſt du nicht die Wiſſenſchaft.“ Nachher aber, als ſie ſchieden, nachdem ſie noch eine Weile bei der Muhme Rosnerin geweilt hatten, verſprach der Bub ihr, wenn er wiederkommen würde, dann wollte er ihr noch mehr erzählen von allem, was er inzwiſchen gelernt und geleſen haben würde. Und nun war er heute nicht gekommen und würde auch an Pfingſten nicht bei ihr ſein. Warum er nur ſein Wort gebrochen haben mag! Dem Mädchen läßt es keine Ruhe. Die ſonſt ſo Schüchterne wagt ſich an einen von den andern Wandervögeln heran. „Warum habt ihr denn den Buben nicht mitgebracht?“ „Wen meinſt du, kleines Mädchen?“ fragte der Burſch lachend Da möcht 0 England und Europa g Die franzöſiſch⸗engliſchen Verhandlungen. Paris, 24. September. Der Genfer Berichterſtatter der„Information“ will be⸗ richten können, daß die franzöſiſch⸗engliſchen Verhandlungen über die Frage der Sicherheit in Europa einen günſtigen Verlauf nähmen. Die engliſche Antwort auf die franzöfiſche Anfrage ſoll ſehr entgegenkommend gehalten ſein. England ſoll bereit ſein, die Völkerbundsſatzungen zu verſtärken und Sühne⸗ maßnahmen vorzuſehen, jedoch hänge alles von der Haltung des Völkerbundes im italieniſch-abeſſiniſchen Skreitfall ab. *** 2 2 Sowjetſpionage in Frankreich! Darf ſo etwas unter„Freunden“ vorkommen? Paris, 23. September. Die franzöſiſche Preſſe beſchäftigt ſich ſeit einigen Ta⸗ gen mit der in Straßburg erfolgten Verhaftung einer deutſchen Staatsangehörigen und eines Dänen, von denen bald bekannt wurde, daß es ſich um Kommuniſten han⸗ delt. Inzwiſchen weiß„Jour“ bereits zu berichten, daß die beiden Verhafteten wegen Spionage ins Unterſuchungsge⸗ fängnis eingeliefert worden ſind. Trotz des Schweigens, das man um dieſe Angelegenheit hülle, ſo fährt das Blalt fort, ſei dieſer neue Sr ordentſich ſchwer⸗ miegend. Man habe bei de eten Schrift- ſtucke beſchlagnahmt, aus denen unſchwer hervor⸗ gehe, daß ſie für die Sowjets gearbeitet hätten. Dieſe Schriftſtücke, die ihnen von franzöſiſchen Kommuniſten übergeben worden ſeien, behandelten ausſchließlich Fra⸗ gen der franzöſiſchen Landes verteidigung. Unter anderem habe man einen bis ins einzelne ausgear⸗ beiteten Plan aufgefunden, in dem die Taktik der Kommu⸗ niſten in der franzöſiſchen Kriegsinduſtrie vorgeſchrieben wird. Dieſes Schriftſtück ſei von einer derartigen Wichtigkeit, daß ſich auch der Miniſterrat damit beſchäfligt habe. Es ſei ſogar beſchloſſen worden, bei einer ausländiſchen Macht(gemeint ſeien die Sowjets) diplomakiſche Schritte zu unternehmen. Ueberraſchungen ſeien in dieſem Juſam⸗ menhang nicht ausgeſchloſſen, denn eine genaue Prüfung der beſchlagnahmten Schriftſtücke werde wahrſcheinlich die Jeſtſtellung erlauben, daß man es mit einer Organisation zu kun habe, die in Frankreich alle intereſſanten Auskünfte ſammle und ſie dann durch einen Kurier, der mit einem diplomatiſchen Paß reiſe, ins Ausland bringe. Ade,„Genoſſe Kommandeur“! Neue militäriſche Rangordnung in Sowjekrußland. Moskau, 23. September. Die fowjetamtliche Telegraphen⸗Agentur verbreitet drei Verordungen des Hauptvollzugsausſchuſſes und des Rales ber Volkskommiſſare, die eine grundſätzliche Neuordnung der milikäriſchen Rangbezeichnungen in der„Roken Arbei⸗ ter- und Bauernarmee“, die Schaffung eines„Generalſta⸗ bes der Roten Armee“ und ſchließlich das Berbor des Tra⸗ gens militäriſcher Aniformen für alle Organiſationen und fonſtigen Sowjeteinrichtungen bringen. In der erſten Verordnung wird zur Begründung der Neuordnung der militäriſchen Rangbezeichnungen ausge⸗ führt, der kechniſche Umbau, die Motoriſierung und die Ausbildung der Roten Armee zu einer erſtklaſſigen militä⸗ riſchen Macht ſeien ſoweit fortgeſchritten, daß auch die Rolle der Kommandeure der einzelnen Verbände eine erſtklaſſige Bedeutung gewinne. Es folgt ſodann im einzelnen die Rangordnung im Offizierskorps der Roten Armee. Die neuen Bezeichnungen lehnen ſich weitgehend an die Armeen der weſteuropäiſchen Länder, insbeſondere Frank⸗ reichs, an. Während es bisher in der Roten Armee Sow⸗ jetrußlands im Dienſtweſen nur den„Genoſſen Kom⸗ mandeur“ gab, wird das künftige rote Offizierskorps nach einer Rangleiter eingeteilt, die zehn Sproſſen hat. Fer⸗ ner wurde eine Rangliſte für das Unteroffiziers⸗ korps geſchaffen. Der einfache Soldat heißt„Rotarmiſt“. Die Anlehnung an das franzöſiſche Beiſpiel tritt beſon⸗ ders ſtark in der Schaffung der Würde eines„Mar⸗ ſchalls der Sowjetunion“ zutage, die perſönlich an beſonders verdienſtvolle Perſonen des ehemaligen Kom⸗ mandeurſtandes verliehen wird. „Aber wir ſingen doch alle fein,“ ſagt ein anderer neckend,„ſonſt wären wir ja keine Wandervögel.“ Chriſtinchen errötet tief in großer Verlegenheit und weicht verſchüchtert zurück. „Nein, Kind, geh nicht fort,“ ſpricht ein dritter freund⸗ lich,„ich weiß welchen Buben du meinſt. Komm, ſetz dich zu mir her. Ich will dir von dem Buben erzählen, der dir heute fehlt. Du meinſt den Steiner Friedrich. Uns fehl er heute auch, denn keiner von uns weiß ſo fein zu bitten. wie er, und keinem gibt man ſo gern und reichlich wie ihm.“ Mit kurzen Worten erzählt er ihr, daß der Bube ſich beim Springen im Turnen den Fuß gebrochen habe und nun lange Wochen feſt liegen müſſe. „Dem armen Jungen geht es gar nicht gut. Die Leute, bei denen er in Koſt und Wohnung iſt, haben von Pflege keine Ahnung!“ „Und ſein Vormund?“ 5 „Der kümmert ſich noch weniger um ihn. Ich glaube nicht, daß er ihn ſchon einmal beſucht hat.“ 1 un iſt der ſchöne Sonntag für Chriſtinchen noch viel dunkler geworden. Sie kann ſich ja am beſten vorſtellen, wie ſehr der Bube leidet, weil ſie von ihm weiß, wie ſehr er an der ſonnigen ider hängt, er, der jezt an eine trübe Krankenſtube gebunden iſt. Und ohne treue Pflege iſt er. Wenn er die Mutter hätte, oder wenigſtens Maria, dann wäre ſein Los nicht ganz ſo ſchwer. Mit hellen Tränen kommt Chriſtinchen eine Weile ſpäter in ihrem väterlichen Hofe an. Die Luſt, am Bach zu ſitzen mit andern frohen Menſchenkindern, iſt ihr vergangen. Der Großmutter klagt ſie zuerſt ihr Leid. Die ſtreicht ihr leiſe über die heißen Backen und ſpricht: „Du biſt ein gutes Kind. Halt nur dein Herz allzeit weich und empfänglich für anderer Menſchen Leid.“ Auch der lieben Alten geht des Buben Schickſal nahe aber Hilfe weiß ſie nicht. Geh zum Vater.“ rät ſie dem Kind, wenn einer Hilfe weiß, ſo iſt es er!“ a Des Vaters kann Chriſtinchen aber nicht gleich habhaft N ſo ſucht ſie der Mutter Rat, die auch nur ſagen ann: „Den mit der hellen Stimme, der ſo fein ſingen konnte.“ neuen Schikanen der tſchechiſchen Behörden gegen die niſche Minderheit in Tſchechiſch⸗Schleſien. Für den Son dem Todestag der beiden volniſchen Flieger und Sieger im Europarundflug Zwirko und Wigura, ſollte an dem Oil ihres tödlichen Abſturzes, der auf tſchechoſlowakiſchem Gebiet liegt, eine polniſche Gedenkfeier ſtattfinden. Dieſe Feier it von den tſchechoſlowakiſchen Behörden vor einiger Jeil ber⸗ boten worden. Am Sonntag zogen aber trotzdem etwa 1000 polniſche Pilger zu dem Ort der Kataſtrophe, um in aller Stille der beiden Flieger zu gedenken. Sie fanden die Gegend durch eine dichte Kette von mehreren tauſend Gen⸗ pol⸗ tag, zogen und Tanks aufgefahren. Als von Karwin aus ein 9 rer polniſch Gendarmen gegen ſie Maſchinengewehre in Stellung. Einreiſe bolſchewiſtiſcher Gewerkſchaftsvertreter ver ten. Die kommuniſtiſche Arbeitergewerkſchaft, die am 24 September in einem Pariſer Vorort ihre diesjährige Ta- gung abhält, hatte auch eine Reihe Moskauer Vertreler eingeladen, an der Sitzung teilzunehmen. Laval hat dieſen kommuniſtiſchen Propagandiſten die Einreiſe nach Frank reich verweigert. Gemeinſame Flottenmanöver Die neuen Freunde: Türkei und Griechenland. Iſtanbul, 23. September. Ein griechiſches Flottengeſchwader und ein Geſchwader von griechiſchen Militärflugzeugen trafen zum Beſuch der türkiſchen Flotte in den Dardanellen ein. Nunmehr keilt die kürkiſche Preſſe mit, daß in den näch⸗ ſten Tagen gemeinſame Manöver ſtaktfinden werden, an denen die kürkiſche Flokie und die in den Dardanellen lie. genden griechiſchen Kriegsſchiffe und Flugzeuge keilnehmen werden. Das Oberkommando bei dieſen Aebungen führ der griechiſche Admiral, der ſeine Flagge zu dieſem Zweck auf den kürkiſchen Schlachkkreuzer„Bawuz“ ſetzen wird. Der türkiſche Miniſterrat einberufen Angeſichts der zunehmenden Verſchärfung des engliſch⸗ italieniſchen Gegenſatzes im Mittelmeer iſt der türkiſche Mi⸗ niſterrat nach Ankara einberufen worden. In der Beglei⸗ tung des Staatspräſidenten Atatürk, der mit faſt allen Re⸗ gierungsmitgliedern nach Ankara abreiſte, befand ſich auch der Höchſtkommandierende. Spiel mit einem Blindgänger— Vier Tote Prag, 24. Sept. Im Lager der Arbeitsabteilung 3 in Obesnice bei Pribram ereignete ſich ein ſchweres Exploſions⸗ unglück. Trotz ſtrengen Verbots hatte ein Artilleriſt in das Mannſchaftszimmer das Kopfſtück e ines 10⸗JZentimeter⸗ Schrapnells mitgebracht und hantierte daran herum. Plbtz⸗ lich explodierte der Blindgänger. Vier Soldaten wurden tödlich verletzt, zwei erlitten lebensgefährliche Verwundun⸗ gen. Verbrechen in Amerika Newyork, 23. Sept. In einem großen Juweliergeſchäft in der Hauptverkehrsgegend von Newyork wurden der Be⸗ ſitzer und die beiden Angeßkellten von drei Banditen über⸗ fallen und gefeſſelt. Die Räuber entkamen in einem Auto⸗ mobil mit einer Beute von zahlreichen wertvollen Edelſtei⸗ nen, deren Wert auf etwa 20 600 Dollar geſchätzt wird.— Faſt zur gleichen Zeit wurde die Newyorker Effektenbörſe von einer Maklerfirma in Chicago davon benachrichtigt, daß aus der Wohnung eines gewiſſen George Hormel in Bevrelyhills in Kalifornien Wertpapiere bekannter ameri⸗ kaniſcher Konzerne im Wert von über 500 000 Dollar geſtoh⸗ len worden ſind. Feuer auf einem kleinen deutſchen Dampfer. Paris, 24. Sept. Wie aus Breſt gemeldet wird, brach auf dem deutſchen Dampfer„Anna Rebern“, der eine Lo dung von 400 Tonnen Preßſtroh an Bord hat, Feuer aus. Der Dampfer war am Sonntagnachmittag in den 1255 von Roſtoff eingelaufen. Die Marinepräfektur von 115 hatte die Löſchdampfer des Hafens und Motorpumpſchiffe der Marine zur Hilfeleiſtung ausgeſandt. Eine Meldung des „Petit Pariſien“ beſagt, daß die Bemühungen, den Brand zu löſchen, darauf beſchränkt werden mußten, das Schiff können wir wahrlich nicht entbehren.“ „Wir wollen ſehen. was der Vater ſagt.“ unter Waſſer zu ſetzen. So wartet das Mädchen unter der Linde vor dem Hauſe auf des Vaters Heimkehr vom Kirchgang, und als ſie ihn von weitem kommen ſieht, eilt ſie ihm den Berg hinunter entgegen, und hängt ſich ſchmeichelnd an ſeinen Arm. Sie ſagt aber dem Vater nichts Neues mit der Kunde. Er traf die Wandervögel unterwegs, vermißte den Friedel unter ihnen und forſchte nach ſeinem Verbleib. 5 Das war ſchon auf dem Wege zum Gotteshaus, als die Wandergeſellen noch fern von Birkfelde waren, und ſeit⸗ her war Friedel Steiner, der Bub mit der hellen Stimme und den klugen Augen, nicht mehr aus Jakob Goldners Sinn gekommen. f „Was meinſt du, Annemarei,“ fragt er daheim,„ob ich den Buben holen ſoll, damit er hier geſund wird?“ „Wenn das möglich wäre, Jakob, ich will ihn gerne pflegen. Er iſt mir lieb geweſen, als wäre er mein Kind. Da fragt der Bauer nicht weiter, und es wird auch ſonſt nicht mehr davon geſprochen. Der Vater weiß 5 und wird das Rechte kun. Mit dem Bewußtſein finden Freude und Sicherheit.. Den ganzen Tag über iſt Leben im Haus. Die Hans⸗ dorfer ſind da, der Vetter Rosner mit ſeiner Familie, zwei erwachſenen Söhnen und dem Buben Alfred, der ein wenig älter als Chriſtinchen iſt. „Warum habt Ihr Euer Mädel daheim gelaſſen?“ fragt Frau Annemarei. Der Vetter ſchmunzelt. „Das Mädel hat nicht viel zu ſchaffen im Rabelhof, habt Ihr doch Töchter genug. Wichtiger iſt es, daß die Burſchen Umſchau halten, wo ſie freien möchten. Dem Rudolf ged ich ſpäter einmal die Gaſtwirtſchaft zu eigen. Der Her! mann bekommt den Hof.“ a Da habt Ihr gut geteilt,“ ſagt die Rabelbäuerin mit leiſem Lachen.„Nun ſollen alſo Eure Buben ſorgen, daß die künftige Frau hierhin und dorthin paßt.“ i 5 „Sorgt aber nur, daß ſie den Rabelhof verſchonen, wenn ſie auf die Freite gehen. Wir brauchen unſere Mädel ſelber, Vetter. Zwei 7855 wir ſchon geben müſſen. Mehr Der deutſche Bauer beteiligt ſich am 6. Ottobe⸗ am Erntedanktag auf dem Bückeberg bei Hameln Tanks und Maſchinengewehre gegen polniſche Mindecheſt Die polniſche Preſſe berichtet voller Empörung über 10 darmen geſperrt, gleichzeitig waren Truppen zuſammenge⸗ her Pilgerzug nahte, brachten Soldaten und 8 De Deutſe ſtich A der ei amm zu bef in Fr ſer e Spate heiter 120 00 unſert teiligt erſten Ger ſen he hen h. wurde beweg iſt al Entſch dieſe beidel Fra delb bis 2 1937 Strec beim dere nen? den 7 mal Zwei Jahre Reichs⸗Autobahn. Die Strecke Frankfurt Mannheim— Heidelberg fertig. Rach genau zweijähriger Bauzeit iſt nunmehr die geſamte Strecke der Reichsaukobahn Frankfurk— Darmſtadt— Mannheim— heidelberg ferkiggeſtellt. Aus dieſem Anlaß beſichkigten am Monkag unker Führung des Generalinſpektors für das deutſche Skra⸗ ßenweſen, Dr. ing. Todt, zahlreiche Perſönlichkei⸗ len des öffenklichen Lebens, darunter auch die heiden Reichsſtatthalter Sprenger und Wagner, die neue Strecke. Der 23. September 1933 iſt der Tag, an dem das neue deutſchland ein Werk begonnen hat, das nicht nur in wirt⸗ ſhaflicher Hinſicht von größter Bedeutung für das deut⸗ he Volk geworden iſt, ſondern das man in ſeinen gewalti⸗ en Ausmaßen gleichſam als die Pyramiden des National⸗ ſozialismus bezeichnen kann. An dieſem Tage hat der erſte Arbeiter der Nation, Adolf Hitler, den erſten Spaten⸗ ſtich an den zukünftigen Reichsautobahnen getan. Am zweiten Jahrestag des Baubeginns hatte ſich wie⸗ der eine Anzahl führender Männer in Frankfurt a. M. ver⸗ ſammelt, diesmal um die fertige Strecke zum erſten Male ü befahren. Generalinſpektor Dr. Todt begrüßte die Gäſte in Frankfurt a. M. und führte dabei u. a aus:„An die⸗ ſer Stelle hat vor zwei Jahren der Führer den erſten Spatenſtich zu der jetzt vollendeten Strecke getan. 700 Ar⸗ beiter waren damals angetreten, aus ihnen ſind ſpäter 120 000 geworden und heute beſchäftigt der große Plan unſeres Führers zuſammen mit den indirekt am Bau Be⸗ teiligten eine Viertelmillion Menſchen. Aus dem aſten Spaten iſt in dieſen zwei Jahren der größte Gerätepark geworden, den je ein Unternehmen beſeſ⸗ ſen hat. 52 000 Rollbahnwagen und 2500 Lokomotiven ſte⸗ hen heute zur Verfügung. Beim Bau der Reichsautobahnen wurden bis heute rund 130 Millionen Kubikmeter Boden bewegt. Der jetzt fertiggeſtellte 100 Kilometer lange Teilabſchnikt iſt als fertiges Werk ſymvoliſch für die Energie und die Entſchlußkraft unſeres Führers. Wir wiſſen, daß ſo, wie dieſe erſten 100 Kilometer, auch das ganze Straßennetz fer⸗ lig werden wird und daß im gleichen Zuge der Wille des zührers beim Aufbau der Reichsautobahnen ebenſo wie beim Aufbau unſeres ganzen Reiches vollzogen wird. Von der Stelle des erſten Spatenſtiches aus grüßen wir den Führer, den Schöpfer der Reichsautobahnen, den Schöpfer des neuen Deutſchland. Sieg⸗Heill“ Anſchließend gab der Leiter der Oberſten Bauleitung Frankfurt a. M., Reichsbahndirektor Pückel, einen kurzen lleberblick über die Daten und Arbeiten der Strecke, die durch ſchönſte Waldungen, durch dichten Laubwald und ge⸗ ſegnete Fluren führt. Mit dem ſeit Ende Mai dieſes Jahres dem öffentlichen Verkehr übergebenen Autobahnſtück Frankfurt— Darmſtadt ſind im Zuge der großen Nord⸗Süd⸗Linie mit der Fertigſtellung der Strecke Frank⸗ ter“— Mannheim— Heidelberg insgeſamt 85 Kilometet Autobahn vollendet. Im Jahre 1936 wird die Linie an den beiden heutigen Endpunkten weitergeführt, und zwar von Frankfurt nach Bad Nauheim und von Hei⸗ delberg nach Bruchſal. Die Strecken Bad Nauheim bis Alsfeld und Bruchſal bis Karlsruhe werden im Jahre 1037 vollendet ſein. Bei der Linienführung der neuen Strecke werden landſchaftliche Reize erſchloſſen, die man beim Befahren der bisher beſtehenden Straßen, insbeſon⸗ dere der Bergſtraße, nicht kannte. An beſonders ſchö⸗ nen Ausblicksſtellen ſind Abſtellplätze eingerichtet, die den Fahrer zum Verweilen locken und ſeinen Blick a uf die maleriſchen Höhenzüge des Odenwaldes lenken. Neben zahlreichen kleineren Bauwerken würden in die neue Strecke drei große Brücken eingefügt, und zwar eine 400 Meter lange Beton⸗Groß⸗ brücke über den Neckar und Neckarkanal, eine Brücke über den Main und über die ausgedehnten Ge⸗ leiſeanlagen des Bahnhofes Friedrichsfeld. An drei Anſchlußſtellen, nämlich in Darmſtadt, bei Viern⸗ heim und kurz vor dem Mannheimer Flugplatz, iſt eine Zu⸗ und Abfahrt möglich. Die Teilung der Strecke für den Verkehr nach Heidelberg und Mannheim ſtellte an die Planung ganz beſondere Auf⸗ gaben. Im Oſten Mannheims iſt ein Straßendreieck entſtan⸗ den, das in genialer Löſung ſämtliche Uleberſchneidungen planungsfrei durchführt. Die Einfahrt in Mann ⸗ heim, die in die 52 Meter breite Prunkſtraße der Stadt, die Auguſtg⸗Anlage, übergeht, iſt beſonders wirkungsvoll und deshalb von Bedeutung, weil in dieſem Falle die Reichsautobahn geradlinig in eine Großſtadt einmündet. Zur Herſtellung der Fernſtrecke Darmſtadkt— Mannheim— Heidelberg waren folgende Leiſtungen erforderlich fünf Millionen Kubikmeter Erdmaſſen wurden bewegt, 130 000 Kubikmeter Bauwerksbeton be⸗ nötigt, 850000 Quadratmeter Betondecken und 70 000 Quadratmeter Schwarzdecken verlegt. Die bewegten Erd⸗ maſſen von fünf Millionen Kubikmeter entſprechen ver⸗ gleichsweiſe der Ladung eines Eiſenbahnzuges von der Länge der geſamten deutſchen Reichsgrenzen. Die Beſichtigung der Strecke beſtätigte, daß die Abſichten, die zum Bau der Reichsauto⸗ bahnen führten, auch tatſächlich verwirklicht wurden. Die neue Strecke wird nicht nur eine Verkehrsvermeh⸗ rung mit ſich bringen, die allein auf der kurzen Strecke Frankfurt— Darmſtadt bereits 34 Prozent beträgt, ſon⸗ dern ſie wird weſentlich zur Sicherheit unſeres ge⸗ zamten Verkehrs beitragen und durch die Ur, der Linien, führungen und die Beſchaffenheit ihrer Oberfläche bedeutende Betriebserſparniſſe ermöglichen. Eine lange Autokolonne, an der Spitze Generalinſpektor Dr. Todt, bewegte ſich über die neue Strecke, auf der die Wagen von den beim Bau be⸗ ſchäftigten Arbeitern, von vielen Schulklaſſen und zahlreichen Bauernleuten begrüßt wurden, die ihre Feldarbeit im Stich gelaſſen hatten. Auf der Neckarbrücke und vor der Einfahrt nach Mannheim wurde kurz gehalten, um über die Beſon⸗ derheiten der neuen Strecke unterrichtet zu werden. In Mannheim. Im Palaſthotel begrüßte Oberbürgermeiſter Renninger⸗ Mannheim die Gäſte und rühmte die großen Eindrücke, die alle Teilnehmer von der Beſichtigungsfahrt erhalten haben. Wir ſind ſtolz, ſo führte er dabei u. a. aus, auf das, was bei dieſem Werk in techniſcher Beziehung geleiſtet worden iſt.— Anſchließend zeichnete Profeſſor Gropengießſer vom Mannheimer Verein für Altertumskunde in großen Zügen den Verlauf der alten Heeresſtraßen im Gebiet der Reichs⸗ autobahn. Bei den Bauarbeiten wurden zahlreiche Funde gemacht. Profeſſor Gropengießer überreichte dem Reichsſtatt⸗ halter in Baden ein Stück, das in einem Bauabſchnitt der Reichsautobahn gefunden wurde: einen Sonnenwirbel aus Bronce, ein Symbol des germaniſchen Sonnenkults. 2 Am Nachmittag fuhren die Teilnehmer dann nach Heidelberg, wo ſie am Eingang der Stadt von Ober⸗ hürgermeiſter Neinhaus begrüßt wurden. FFF dus dem liadi schen Laud Wiesloch.(Spinale Kinderlähmung im Abklingen.) Wie das Statiſtiſche Geſundheitsamt mit⸗ teilt, iſt im Monat September im Stadt- und Landbezirk Heidelberg und im Bezirk Wiesloch nur ein einziger neuer Fall von ſpinaler Kinderlähmung gemeldet worden. Die Kinderlähmungsgefahr behoben Weinheim, 24. Sept. Der Landrat teilt mit: Nachdem in letzter Zeit neue Fälle von Kinderlähmung nicht mehr aufgetreten ſind, wird mit ſofortiger Wirkung das Dienſt⸗ verbot für die Hitlerjugend, für den Bund deutſcher Mädel und für das Jungvolk für den Bereich des Amtsbezirkes wieder aufgehoben. In den Landgemeinden des Anitsbe⸗ zirks dürfen mit ſofortiger Wirkung auch die Kinderſchulen wieder geöffnet werden. Die Kinderſchulen und Kindergär⸗ 1185 der Stadt Weinheim müſſen vorerſt noch geſchloſſen iben. f Oer Schwetzinger Hebeltrunk i Schwetzingen, 23. Sept. In herkömmlicher Weiſe fanden ſich zahlreiche Freunde Hebelſcher Art und Dichtung in Schwetzingen ein, um des Mannes zu gedenken, der zum Sprecher ſeiner alemanniſchen Heimat geworden iſt. Bei der Feier am Grabe Hebels hielt Pfarrer Gänger⸗Mannheim eine Anſprache, in der das Weſen und Wirken des großen alemanniſchen Dichters gewürdigt wurde. Hebel habe es verstanden, zum Gemüt des Volkes zu ſprechen, er gehöre zu den größten Patrioten in der Zeit der Freiheitskriege, und es ſei unrecht, ihn nicht mit Kleiſt, Arndt und Körner zu⸗ ammen zu nennen. Daß der Dichter in der Kurpfalz be⸗ graben liege, ſeri eine Mahnung zur Zuſammengehörigkeit des Ober⸗ und Anterlandes. Nachdem Profeſſor Sütterlin⸗ Heidelberg eines der ſchönſten Gedichte von Johann Peter Hebel vorgetragen und der Ortsvereinsvorſitzende des Lan⸗ desverbandes Badiſche Heimat einen Kranz am Grabmal kMedergelegt hatte, fand für die auswärtigen Gäſte eine Fußrung durch den ſpätſommerlichen Schloßgarten ſtatt; dann raf man ſich wieder im Hotel Hirſch zum Hebeltrunk. Der Dichter und Maler Dr. Hermann Burte⸗Lörrach hiell die Hebelgedächtnisrede. Er führte u. a. folgendes aus: Durch ebel iſt nicht nur der alemanniſche Stamm fun Bewußtſein eines Volkstums gelangt, Hebel hat auch dieſer Mundart zuerſt den Namen„alemanniſch“ gegeben. Obwohl er aus fränkiſchem und alemanniſchem Bluf entſproſſen, alſo ein germaniſcher Miſchling iſt, gilt doch ſein Weſen als das ihpiſch abemanniſche. Ein ſolcher Mann iſt eine ſtete Freude, lein Werk iſt lebendig unter uns. Darum liebt ihn das Volk in ſeinem Innern, und Hebels Schatzkäſtlein gehört zum lb De en Volkes, ebenſo wie Grimms Märchen des Knaben Wünderhorn. e Der Anterrichtsminiſter ſtiftet einen Hebel⸗Preis. () Karlsruhe, 23. Sept. Der Miniſter des Kultus und Unterrichts, Dr. Wacker, gibt bekannt: In dem Beſtre⸗ ben, wertvolle Leiſtungen des zeitgenöſſiſchen künſtleriſchen Schrifttums auszuzeichnen, aufſtrebende junge Kräfte zu fördern und verdienten Meiſtern die ihnen gebührende Wert⸗ ſchätzung zum Ausdruck zu bringen, habe ich mich in dank⸗ barem Gedenken an den unvergeßlichen Künder oberrheini⸗ ſchen Heimatſinns entſchloſſen, alljährlich eine Ehrengabe im Betrage von 3000 Mark als„Hebelpreis des Badiſchen Miniſteriums des Kultus und Unterrichts“ zur Vergebung am Geburtstag Johann Peter Hebels zur Verfügung zu ſtellen. Der Preis wird ganz oder geteilt nach Anhörung eines von mir beſtellten Sachverſtändigen⸗Ausſchuſſes auf vorausgegangenes Preisausſchreiben, als Anerkennung für ein neu erſchienenes Dichtwerk oder als Ehrengabe für dichteri⸗ ſches Schaffen im allgemeinen auf Vorſchlag des Badi⸗ ſchen Miniſters des Kultus und Unterrichts durch den Heern Reichsſtatthalter in Baden verliehen; er ſoll Perſönlichkei⸗ ten des oberrheiniſchen Schrifttums deutſcher Sprache ohne Rücksicht auf die Staatsgrenzen offenſtehen. i Zimmern bei Tauberbiſchofsheim.(Tödlicher Huf⸗ tritt.) Der achtjährige Sohn des Blockwarts Landwehr wurde von einem Füllen gegen den Leib getreten. Der Knabe mußte nach Würzburg ins Spital verbracht werden. Dort iſt er geſtorben. () Baden⸗Baden.(90000 Fremde in Baden ⸗ Baden) In dieſer Saiſon wurde dieſer Tage der Frequenz⸗ punkt 90 000 um 509 Ankünfte überſchritten. Da auch weiter⸗ hin täglich ſtarke Ankunftszahlen regiſtriert werden, rechnet man beſtimmt mit dem 100 000. Beſucher. Gegenüber dem Votjahr iſt eine Steigerung von rund 11 700 Fremden feſt⸗ zuſtellen. 5 2 Offenburg.(Eröffnung der 12. Ortenauer Herbſtmeſſe) In Gegenwart des Miniſterpräſidenten Köhler fand die Eröffnung der 12. Ortenauer Herbſtmeſſe ſtatt. Gleichzeitig wurde eine Gemäldeausſtellung eröffnet, in der Werke von Künſtlern, die in Offenburg geboren ſind oder in der Ortenau weilten, gezeigt werden. f (— Ueberlingen.(Tödlicher Verkehrsunfall.) Bei der Aachbrücke in Mimmenhauſen ſtießen ein Radfahrer und ein Perſonenwagen zuſammen. Der Zuſammenſtoß war ſo ſtark, daß der Radfahrer über das Auto hinweggeſchleudert wurde und mit gebrochenem Ober⸗ und Anterſchenkel, ſowie mit gebrochenem Arm liegen blieb. Der Wagenlenker wurde durch die Glasſplitter der zerbrochenen Windſchutzſcheibe ver⸗ letzt. Der ſchwerverletzte Radfahrer wurde ins Ueberlinger Krankenhaus gebracht, wo er geſtorben iſt. Bet dem Toten foll es ſich um einen Landwirt aus Mülhofen handeln. Seine Perſonalien konnten noch nicht genau feſtgeſtellt werden, da jegliche Ausweispapiere fehlten. * 1 l l 7 5 g 1 5 F 3 55 4 glb Nu Hadsch Verblühen und Reifen Herbſt wird es—, die Aſtern blühen, weiß und rot und violett leuchten ihre Farben aus dem heller werdenden Grün hervor. Sie ſind ſo froh und bunt! Und doch wiſſen und verkünden ſie, daß ſchon der Sommer mit müden Schritten durch das Land gegangen iſt, um Abſchied zu nehmen. Daß der Herbſt kommt, der das Erfüllen bringt und dennoch ſo traurig ſtimmt, weil ſein weißbärtiger Bru⸗ der, der Winter, ſchon ferne ſteht und ſeiner Herrſchaft wartet. Nur an wenigen, ſonnenſchönen Tagen dann und wann, wenn Falter taumeln und Vogelſang jauchzt, möchten wir uns ſelbſt täuſchen und noch einmal an Sonnenglück und blühen glauben. Doch immer mehr wird baldiges Vergehen zu düſterer Gewißheit. Schwalben reihen ſich auf den Dräh⸗ fen, die von Maſt zu Maſt geſpannt ſind, und ſcharen ſich auf den höchſten Türmen, im Probeflug um den Führer nach der Sonne, in den Süden. Weiße, wehende, flatternde Herbſtſeide ſpinnt ſich von Baum zu Buſch und bindet die letzten gelben Stoppeln zu⸗ ſammen. Pflüger ſchreiten ſtill und langſam übers Feld.. Dann wieder Tage, die regenſchwer und herbe ſind. Kühl weht es her von Erde und Himmel. Manchmal, an ſchönen Abenden, ſteigt ſchon der Rauch eines Kartoffelfeuers irgenwo auf den Aeckern in den müder werdenden Glanz der ſinkenden Sonne und trägt traurige Herbſtbotſchaft ins weite, träumende Land. 25 — Jreiwillige für den Keichsarbeitsdienſt. Die Reichs⸗ keitung des Arbeitsdienſtes teilt mit: Außer den zur Ein⸗ ziehung gelangenden Angehörigen des Jahrganges 1915 können am 1. Oktober noch eingeſtellt werden„freiwillig länger Dienende“, die am 1. Oktober 1935 das 17. Lebens⸗ jahr vollendet und das 25. Lebensjahr noch nicht über⸗ ſchritten haben. Es kommen in Betracht: 1. ehemalige An⸗ gehörige des Freiwilligen Arbeitsdienſtes, wenn ſie min⸗ deſtens ſechs Monate mit guter Führung im Freiwilligen Arbeitsdienſt geſtanden haben. Dieſe Bewerber können bei Eignung als Vormann oder Obervormann eingeſtellt wer⸗ den und müſſen ſich auf mindeſtens ſechs Monate verpflich⸗ ten. Neben freier Verpflegung, Unterkunft, Bekleidung und Heilbehandlung erhält der Vormann eine Löhnung von 50 Pfennig, der Obervormann von 75 Pfennig täglich; 2. Bewerber, die noch nicht im Arbeitsdienſt waren, müſ⸗ ſen ſich auf mindeſtens 12 Monate verpflichten. Die auf zwölf Monate verpflichteten Bewerber werden nach ſechs Monaten bei Eignung zum Vormann befördert. Die Mel⸗ dung hat bei den Arbeitsgauleitungen oder Gruppen bis ſpäteſtens zum 20. September 1935 perſönlich zu erfolgen. Auskünfte erteilen ferner ſämtliche Dienſtſtellen des Reichsarbeitsdienſtes. Die nächſtgelegene Dienſtſtelle iſt bei den Ortsbehörden oder Arbeitsämtern zu erfragen. Schrift- iche Anfragen können grundſätzlich nicht beantwortet wer⸗ def. 0 Betriebs⸗Ausflug der Firma Chemiſche Lack⸗ und Farbwerke G. m. b. H., Mannheim⸗Seckenheim. Betriebsführer und Gefolgſchaft dieſes Betriebes nebſt den Frauen der verheirateten Gefolgſchaftsmitglieder unternahmen am Samstag, den 21. September ds. Irs., einen gemeinſamen Ausflug in den Schwarzwald. Nach⸗ dem man noch am Freitag wegen des Wetters gehangt hatte, ging es am Samstag früh 7 Uhr ſtatt zur Arbeit bei ſtrahlendem Sonnenſchein mit einem geräumigen Auto⸗ bus über Schwetzingen Bruchſal- Durlach Ettlingen— Gaggenau Gernsbach in den Schwarzwald. Die Fahrt, die allen Teilnehmern unvergeßliche Eindrücke vermittelte, ging von Gernsbach das wildromantiſche Murgtal auf⸗ wärts bis Raumünzach, dann zur Schwarzenbachtalſperre und über die herrliche Schwarzwaldhochſtraße mit wunder⸗ baren Ausblicken ins Gebirge und die Rheinebene, an Kurhaus Sand und Kurhaus Hundseck vorbei nach dem Mummelſee. Von dort zurück über Kurhaus Plättig und Bühlerhöhe, hinunter über Baden⸗Lichtenthal nach Baden⸗ Baden, wo mat im allbekannten Hotel„Schwarzwaldhof“ das Mittageſſen einnahm. Während desſelben gedachte der Betriebsführer in einer Anſprache an ſeine Gefolgſchaft auch unſeres Führers Adolf Hitler, dem wir es in erſter Linie verdanken, einen ſolchen Tag verleben zu dürfen und durch deſſen Werk es heute möglich iſt, daß Betriebsführer und Ge⸗ folgſchaft geeint ſind und an einem Tiſch beiſammen ſitzen können. Nach dem Mittageſſen beſichtigte man zunächſt die Ruinen des alten Römerbades, das ſchon im Jahre 100 n. Chr. erbaut wurde, alsdann die Urſprungsquelle, die in ihrer Mächtigkeit und ihrer Temperatur von 67 Grad einen gewaltigen Eindruck machte, dann das neue Schloß Baden mit ſeinen herrlichen Gartenteraſſen mit umfaſſendem Rundblick. Hierauf wurde eine Rund⸗ fahrt mit dem Autobus hinauf nach dem alten Schloß Baden, Schloß Eberſteinburg, zurück über den Höhen⸗ rundweg und Cafe Gredel nach den Kuranlagen gemacht und alsdann die Kuranlagen ſowie Trinkhalle, Wandel⸗ halle, ja ſogar die Spielſäle beſichtigt. Abends um 6 Uhr kraf man wieder im„Schwarzwaldhof“ zuſammen, im das Abendeſſen einzunehmen. f f 5 Während desſelben wurde ſeitens eines Gefolgſchafts⸗ mitgliedes im Namen der ganzen Gefolgſchaft dem Be⸗ triebsführer für den herrlichen Tag, den er ſeiner Gefolg⸗ ſchaft ſchenkte, ſowie unſerem Führer Adolf Hitler, 2 deſſen Werk ſolches erſt ermöglicht wurde, in beredt Worten gedankt. 5 Alsdann ging es wieder der Heimat zu, wobei man unterwegs in Schwetzingen im Gaſthaus„Zum Löwen“ zum Abſchluß noch ein kleines Tänzchen riskierte, um dann gegen 12 Uhr wieder in Seckenheim zu ſein. Der Tag wird allen Teilnehmern unvergeßlich ſein und dazu beitragen, das herzliche Einvernehmen zwiſchen Betriebs⸗ führer und Gefolgſchaft weiter zu ſtärken, zum Wohl des Betriebs und des Einzelnen. 89 Nes 5 f 5 ne Manche Dinge mögen noch ſo Man ler t Ale Aus! ſechſwerenbült Ane fob 2 dem werden ſie faſt immer ver⸗ kehrt gemacht. So hat man feſtgeſtellt, daß ſich die meiſten Menschen wohl morgens die Zähne putzen, aber nicht abends. Dabei ſind die Zähne doch gerade während der Nacht durch die Zerſetzung der reſte am meiſten efährdet. Wer alſo ſeine Zähne wirklich geſund erhalten will, pflegt ſie 2 55 Abend mit Ehlorodant Dieſe Qualste⸗ Za en Wa reinigt die Zähne vollkommen, ohne Gefahr für den koſtbaren Zahnſchmelz. Aus den Nachbarländern Neuſtadt a. d. 9.(In Neuſtadt wachſen Cham⸗ pignons auf der Straße.) Wir alle wiſſen, daß Neuſtadt an der Haardt durch ein geſegnetes Klima ausge⸗ zeichnet iſt. Mandeln und Feigen wachſen hier im Freien und liegen hier in den Wein⸗ und Obſtverkaufsſtänden zum Verkauf. Was aber viele nicht wiſſen, und was auch nur auf die günſtigen klimatiſchen Verhältniſſe zurückzuführen iſt, iſt die intereſſante Tatſache, daß am Rande der Grün⸗ anlage zwiſchen Poſtamt und Bahnhof gegenüber dem Saalbau zu Neuſtadt Champignons wachſen. Es muß ein beſonderer Zufall geweſen ſein, daß Pilzgeflechte, ſoge⸗ nannte Mycele des Agaricus arvenſis, des eßbaren Cham⸗ pignons, an dieſe Stelle gelangten und hier günſtige Le⸗ bensbedingungen fanden. Der Pilz dringt in dicken weißen Knollen aus dein feſtgetretenen Boden hervor. Achtlos geht der Fußgänger darüber hi„nicht wiſſend, daß die kleinen weißen Knollen keine Kieſelſteine, ſondern Cham⸗ pignons ſind. Mit der neuen Flagge nach Südamerika Friedrichshafen, 24. Sept. Nach Beendigung der 100. Ozeanfahrt des Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ iſt der Werfttrupp der Deutſchen Zeppelin⸗Reederei an die Arbeit egangen, auf den beiden 100 und 120 Quadratmeter gro⸗ 95 Heckflächen des Luftrieſen die Reichsflagge aufzumalen. Auf Feuerwehrleitern und hohen, beſonderen Hängegerüſten haben die Arbeiter Tag und Nacht gearbeitet, um in den wenigen Tagen, in denen das Luftſchiff im Heimathafen weilt, das Werk zu Ende zu führen. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ ſtartete Montag abend zu einer neuen Reiſe nach Südamerika mit den Symbolen des neuen Reichs an beiden Heckflächen, den größten Flaggenabmeſſungen, die je ein dejnſſches Schiff geführt hat. Autounglück an der Bergſtraße— 2 Tote Frankfurt a. M., 24. Sept. Montag nachmittag wurde zwiſchen Zwingenberg und Auerbach an der Bergſtraße ein mit vier Peronſen beſetzter kleiner Kraftwagen von einem entgegenkommenden Omnibus der Reichsbahn angefahren und ſchwer beſchädigt Von den vier Inſaſſen des Perſanen⸗ kraftwagens, der ſich überſchlug, wurden zwei auf der Stelle getötet. Neue Deviſenſchiebung aufgedeckt Oberin einer Ordensniederlaſſung flüchkig. Mainz, 24. September. Nach einer Mitteilung der zuſtändigen Gerichtsſtelle hat in Zuſammenarbeit mit der Zollfahndungsſtelle gegen einen katholiſchen Orden ein Strafverfahren wegen Deviſenverge⸗ hens eingeleitet werden. Die Unterſuchung hatte l auch auf die Zweigniederlaſſung dieſes Ordens in Ma ng erſtreckt. Der Verdacht, daß auch von Mainz aus größere Geldbeträge eſetzwidrig in das Ausland verbracht wor⸗ den ſind, beſtätigte ſich. Die Oberin der Mainzer Ordens⸗ niederlaſſung iſt flüchtig. Eine Ordensſchweſter wurde feſt⸗ genommen. Gleichzeitig iſt als Sicherungsmaßnahme die Dombuchhandlung in Mainz geſchloſſen worden. Die frühere Braut erſtochen * Saarbrücken, 23. September. In der Nacht wurde auf dem Weg Beeden— Schwarzen⸗ acker im Bezirk Homburg die 20 Jahre alte Hedwig Des⸗ loch aus Schwarzenacker von ihrem früheren Verlobten Willi Hefner durch Stiche in die Bruſt getötet. Der Täter iſt flüchtig. Der Mörder iſt 1.74 Meter groß, von kräftiger Ge⸗ ſtalt, hat dunkles Haar, rötliche geſunde Geſichtsfarbe, er trug dunkelbraunen Anzug, weißes Polohemd, kleine dunkle Krawatte(Schliefe), braune Halbſchuhe, keine Kopfbedeckung. Er hatte ein Tourenfahrrad, Marke Diamant, mit Boſchlicht und Dynamo bei ſich. Mitteilungen erbittet die Polizei in Homburg oder die Kriminalpolizei in Saarbrücken, ſie kön⸗ nen außerdem von jeder anderen Polizeiſtelle weitergegeben werden. Die Verlobung zwiſchen der Ermordeten und dem Täter war vor einigen Wochen von Seiten des Mädchens gelöſt worden, weil Hefner ſeine Braut des öfteren mißhandelt hatte. Trotzdem war ſie geſtern mit ihm zuſammen auf die Kirchweihe nach Beeden gegangen. Sie waren vom Sonntag nachmittag bis in die Nacht zum Montag beieinander. Hefner wollte dann angeblich ſeine frühere Braut nach Hauſe bringen und auf dem Wege kurz vor Schwarzenacker er⸗ eignete ſich dann die Mordtat. Die Desloch war nicht ſo⸗ fort tot, ſie wurde von ſpäter vorüberkommenden Paſſanten zu Tode verletzt aufgefunden. Sie konnte gerade noch die Mitteilung machen, daß Hefner ihr die tödlichen Stiche bei⸗ gebracht hatte. Den Nachbar erſchoſſen Tragiſcher Ausgang eines Streites. . Aufhaufen, OA. Neresheim, 23. Sept. Auf einer Wieſe in Aufhauſen ereignete ſich eine furchtbare Mordtat. Der 81 Jahre alte Hans Rothaupt, Erbhofbauer von Schläg⸗ weidmühle, wurde von dem 35 Jahre alten Landwirt Jo⸗ hannes Böhringer von der Steinmühle, Gemarkung Oder ⸗ 1 aus nichtigem Anlaß in kaltblütiger Weiſe niederge⸗ ent. Ueber den Hergang erfährt der„NS⸗Kurier“ folgende Einzelheiten: Das Vieh des erſchoſſenen Rothaupt, das von deſſen Sohn gehütet wurde, geriet auf die Wieſe des Bö ringer. Aus dieſem Grunde gerieten die Grundſtücksnachbarn in einen Wortwechſel. Im Verlauf dieſer Auseinanderſetzung g Böhringer einen Revolver. Der erſte Schuß verfehlte ein Ziel. Rothaupt hatte noch ſeine heraneilende Baſe zurückweiſen können. Kurz darauf gab Böhringer aus feiner Mauſerpiſtole raſch hintereinander drei weitere Schüſſe ab, von 555 Rot⸗ haupt in Herz, Lunge und Arm Der Mörder ging ohne ein ichen der Beunruhigun 5 8 auf den Weg wo er ſich dem Landjäger ſtellte. Ff Rot⸗ Wetterbericht Anter Hochdruckeinfluß iſt für Dienstag und Mittwoch vielfach heiteres und vorwiegend trockenes, tagsüber war⸗ mes Wetter zu erwarten. Manövererinnerung Muſik klingt auf, Marſchtritt ertönt— Fenſter und Türen öffnen ſich, und im Nu wird das kleine Städtchen lebendig. Es zog ein Regiment.. über die holperigen Straßen zum Marktplatz. In ſtraffer Haltung zum Abſchluß ein zackiger Parademarſch, und dann geht's an die Quartier⸗ verteilung. Lebhaftes Treiben entſpinnt ſich im ganzen Ort und jung und alt nehmen teil. Gulaſchkanonen fahren auf, die für das leibliche Wohl der Feldgrauen ſorgen. Manch alter Soldat eilt herbei, um zuzuſchauen und vielleicht auch mal wieder einen Napf Eſſen zu faſſen; denn aus der Feld⸗ küche ſchmeckt es doch viel beſſer. Erinnerungen werden da⸗ bei wach an die eigene ſchöne Soldatenzeit, an Vorkriegsma⸗ növer, die von den jetzigen ſo grundverſchieden waren, an Schützenlinien und Reiterattacken und im Freien biwakie⸗ rende Truppen. Er denkt zurück an die Zeit, da er ſelbſt hoch zu Roß manche Attacke geritten hat, und gern würde er wieder mal dabei ſein. Viel luſtige Epiſoden hat er als Sol⸗ dat erlebt. Heute gibt er ſie zum beſten und findet bei den jungen Kameraden eifrige Zuhörer. Eine iſt ihm vor allem im Gedächtnis geblieben: Es war in der Zeit, als die Eiſenbahn techniſch noch nicht ſo weit entwickelt war wie heute und noch mit der Gemütlichkeit unſerer Großväter im Schuckeltrab durch die Lande fuhr. Die Kavallerie war im Manöver und biwa⸗ kierte auf freiem Felde an der Bahnſtrecke nach dem Städt⸗ chen P. Am nächſten Morgen ſollte der Angriff weiter vor⸗ getragen werden. Da die Pferde damals mit der Technik noch wenig Bekanntſchaft gemacht hatten, war zu befürchten, daß ſie beim Herannahen eines Zuges ſcheuen und dabei zu Schaden kommen könnten. In weiſer Vorausſicht deſſen kam man mit der Bahnleitung überein, daß die Züge in den Abend⸗ und Nachtſtunden ſo vorſichtig wie möglich die Strecke paſſieren ſollten. Es dunkelte, die Soldaten hatten ihren Tieren das letzte Futter vorgeworfen, und müde von den Strapazen des Tages waren ſie auf ihr Lager geſunken. Alles ruhte in tiefſtem Frieden. Gegen zwölf Uhr nachts— es war ſtockdunkel— tauch⸗ ten in der Ferne zwei Lichtpunkte auf, langſam näherte fich ein Güterzug. In einiger Entfernung vom Lager machte er ſich durch Pfeifen bemerkbar. Das ſollte eine Warnung ſein, die Strecke nicht zu betreten. Der Lokomotivführer glaubte nun ganz beſonders ſchlau zu handeln: er ließ Dampf ab, um die Pferde von der Strecke abzuſchrecken. Doch ganz anders, als er erwartet, war die Wirkung: Die Tiere fuhren auf aus ihrem Hindöſen, ſpitzten die Ohren und witterten unruhig. Der grelle Schein der beiden Lichter kam näher. Das ratterte und ſtampfte! Jetzt waren alle Pferde hell wach, ſie ſcharrten mit den Hufen und traten hin und her. Die Wachen verſuchten, die Tiere zu beruhigen. Doch da wieder ein paar grelle Pfiffe! Entſetzt riß ſich eines der jüngeren Pferde los und raſte vondannen. Das Beiſpiel wirkte anſteckend, andere ſtoben hinterher. Ganz langſam nahte der Zug, ſchrill pfiff und fauchte die Lokomotive. Grauen hatte die Roſſe gepackt, nicht eines ließ ſich halten. Gleich einer losgelaſſenen Meute raſten ſie davon, alles niedertretend, alles zerſtampfend, was im Wege ſtand. In alle n war die Raſſelbande zerftoben, und ein Suchen war bei der Dunkelheit ausſichtslos. Kilometerweit hatte der Schreck die angſtbebenden Tiere gejagt, und es dauerte tagelang, bis das letzte Pferd wieder eingefan⸗ gen war. „Solche Zicken machen heute unſere Stahlroſſe nicht mehr, da erlebt man wieder anderes. Noch lange ſitzen die alten und die jungen Soldaten beiſammen und plaudern von den früheren und den neuen Zeiten, vom Motor, der das Pferd verdrängt hat, vom Tank und all den techniſchen Errungenſchaften des modernen Heeres. Aus einer alten Zeitung In den„Times“ vom 8. September 1835 leſen wir: „Paganinitot. Geſtern kam in London die Bot⸗ ſchaft mit der traurigen Nachricht vom Tode des berühmten Violiniſten in Genua an. Er ſtarb an der Cholera, die mit ungewöhnlicher Heftigkeit in jener Stadt wütet. Der Anfall war ſehr plötzlich, und der arme Paganini ſtarb in wenigen Stunden nach außerordentlichen Qualen.“ * „In den ſüdlichen Staaten(von Amerika) herrſcht noch große Aufregung. Man iſt entſchloſſen ſich der Propaganda für die Abſchaffung der Sklaverei bis aufs äußerſte Zu in acht zu ne more wurden über die ganze Stadt Plakate verteilt denen das Volk aufgefordert wurde, ſeine Bel mariſch zu beſtrafen. Der ehrenwertere Teil der Bevölte. rung hielt darauf Verſammlungen ab, um Maßnahmen 5 Aufrechterhaltung det Ruhe und Ordnung zu beſchließen⸗ (Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges, der wegen des Sl. venproblems zwiſchen den Nord- und den Südſtaaten en brannte, dauerte es dann noch faſt dreißig Jahre.) eidiger ſum⸗ Geckenheim im 17. Jahrhunder. des 17. Jahrhunderts erzählen uns von Franzoſenzeit, in der das Land durch die Melacſchen Soldaten heimgeſucht wurde und die blühende Pfaßz eine Wüſte verwandelt werden ſollte. Die beiden d richte ſind umſo wertvoller, als die urkundliche Ueber. lieferung für jene Zeit durch die Zerſtörungen ſehr lücken haft iſt. Dem Reiſetagebuch eines Dresdeners aus den Jahre 1690 entnehmen wir folgendes: 35 26. Juny biß Seckenheim. Den 27. ſtillgelegen Seckenheim iſt ein Dorff, welches gehöret zur Chür⸗ pfaltz und iſt halb catholiſch und halb calviniſch, ſodah wann frühe die Catholiſchen ihren Gottesdienſt verriſ tet, alsdann erſt die Reformierten ihren exercieren. An die Kirche iſt eine feine Mauer geweſen, welche die Bauern ſelbſt haben einwerfen müſſen, haben ſie ander ihre Kirche in ſalva wiſſen wollen. Bey der Neckareeſ iſt ſie gantz nieder und in Fluß geſchmiſſen; auf du Dorfſeite aber ſind nur Stücke ausgebrochen worde und dieſe haben Frantzoſen zu ihrem ſonderlichen Nutze getan, maßen die Bauern ſich hinter Mauern ziemlich haben defendieren können.“ Noch heute iſt ja ein Reſt der alten, einſt dem Dor als feſte Verteidigung dienende Kirchhofmauer bei det katholiſchen Kirche erhalten. Bis in die zweite Hälfte dez vorigen Jahrhunderts beſtand in Seckenheim nur eine Simultankirche, die von Evangeliſchen und Katholiken gemeinſam benutzt wurde. Das zweite Schreiben, der harten das wir anführen wollen iſt ein Bericht der Seckenheimer Ortsbehörde an das Oberamt Heidelberg vom Januar 1695: „Wir Schultheiß und Gericht zu Seckenheim können in Antertänigkeit nicht verhalten, einem hochlöblichen Oberamt zu Heidelberg zu berichten, wie das von dent frantzöſiſchen General Melac anbefohlen worden daß die Mannheimer, welche noch Häuſer in der Stadt Man hen haben, dieſelbigen angeſichts dieſes abbrechen oder von den Mannheimern dies und jenſeits Neckars niemand ſicher ſein und wann ſie es nicht ſelbſten tun wollen, ſo ſollen die Untertanen in der ganzen Cent ſoweit welche ihnen contribuieren müſſen, dasſelbige abbrechen oder abbrennen, und wenn die Untertanen dasjenige nicht wollen tun und und nur ein oder zwei Häuſer in Mannheim ſtehen laſſen, ſo wollten die Franzosen in der Cent in einem jeden Dorf noch ſo viele Häuser abbrennen, dann der König nicht will haben, daß einige Stütze ſtehen bleiben ſoll, als bitten wir ein hochlöblich Oberamt, dasjenige den Mannheimer Herren wiſſen zu laſſen, damit die Dörfer nicht in weitere Ungelegenheit kömmen möchten und wird dasjenige nicht zwangsweise tun möchſten.“ Die Dörfer in der Ebene zwiſchen Rhein und den Odenwald ſind aber doch nicht verſchont worden auch ſie gingen in Flammen auf, auch von ihnen ſtand wie in Mannheim kaum noch ein Stein über dem anderm, kaum noch ein Stall oder ein Haus. 0. 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