giſcheint läglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, 15 der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Aazeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Mr. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fenſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Jages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Bote Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VIII. 35: 1225 36. Jahrgang I eſnüchebepechungen Die perſönliche Botſchaft Hoares an Muſſolini. Rom, 24. September. Der römiſche Vertreter des Reuter-Büros iſt der Mei⸗ nung, daß die Ereigniſſe der letzten Jeit auf Dreſmächke⸗ beſprechungen über den italieniſch⸗abeſſiniſchen Konflikt außerhalb des Völkerbundes zuſteuerten, doch glaubt man, daß die Zeit für eine ſolche Entwicklung noch nicht reif ſei. Aalen warte noch auf annehmbare Vorſchläge des Völker⸗ bundes. Der Beſuch des britiſchen Botſchafters in Rom, Sir Erie Drummond, bei Muſſolini, dem er eine perſön⸗ liche Botſchaft des engliſchen Außenminiſters, Sir Hoare, überreichte, findet große Beachtung. Der Reuter⸗Korreſpon⸗ dent weiß darüber bemerkenswerte Einzelheiten zu berich⸗ ten. Sir Erie Drummond habe dem Duce verſichert, daß die britiſche Politik in keiner Weiſe italienfeindlich ſei: England habe nach den Völkerbundsſatzungen beſtimmte Verpflichtungen, die es einzuhalten wünſche. Daß dieſe Ver⸗ pflichtungen zu einer Spannung mit Italien geführt haben, werde in England aufs tiefſte bedauert. Die britiſche Politik empfinde keinerlei Aenderung in ihrer alten Politik der Freundſchaft mit Italten. Der italieniſche Miniſterrat vertagt Der italieniſche Miniſterrat hat ſich auf nächſten Sams⸗ tag vertagt. Die Sitzung am Dienstag galt zum größten Teil laufenden Regſerungsgeſchäften. Doch hat Muſſolini auch eine neue Erklärung zum italieniſch⸗abeſſini⸗ ſchen Streitfall abgegeben, über die die amtliche Mitteilung folgendes beſagt: „Muſſolint erſtattete einen kurzen Bericht über die Ent⸗ wicklung der politiſchen Lage vom Samstag bis heute, wo⸗ bei er feſtſtellte, daß Italien in Genf keine Gegen⸗ vorſchläge unterbreitet hat, ſondern ledigli ch die Motive auseinanderſetzen ließ, aus denen die Vor⸗ ſchläge des Fünferausſchuſſes unannehmbar waren. Alles, was ſeit Samstag nor ſich gegangen iſt, iſt ein Beweis da⸗ für, daß die Haltung der italieniſchen Regierung nicht anders ſein konnte. Anſchließend erörterte Muſſolini an Hand einiger Artikel des Völkerbundspaktes die Möglichkei⸗ ten der weiteren Entwicklung der Lage und die Haltung, die Italien je nach den Umſtänden einneh⸗ men wird.“ Das weitere Verfahren Der Bericht des Fünferausſchuſſes fertiggeſtellt. Genf, 24. September. der Fünferausſchuß des Bölkerbundsrates hat am Diensfag nach zweiſtündiger Beratung den Bericht ange⸗ nommen, der dem Völkerbundsrat über das Mißlingen der Permitklungsverhandlungen im tilalieniſch-abeſſiniſchen Konflikt unlerbreitet werden ſoll. 8 Der Bericht ſoll alsvald veröffentlicht werden. Es wird angenommen, daß der Völkerbundsrat erſt am Don nerstag zuſammentreten wird, um dieſen Bericht entge⸗ e een, Ueber das weitere Verfahren wurde in der itzung gleichfalls geſprochen. Es wurde aber noch kein Beſchluß gefaßt. Man beabſichtigt, zu dieſem Zweck im Laufe des Miktwoch eine nichtöffentliche Ratsſitzung ſtatfinden zu laſſen. Völlige Verwirrung in Genf Will Italien weiter Jeit gewinnen? London, 24. September. Die Preſſeberichte aus Genf beſagen, daß dort ein Zu⸗ ſtand völliger Verwirrung herrſche. Als Urſache hierfür wird der Ümſtand bezeichnet, daß ſtalieniſche Kreiſe den Standpunkt vertreten, die mündliche Erklärung Baron Aloi⸗ ſis gegenüber dem Vorſitzenden des Fünferausſchuſſes über Italiens Ziele verkörpere zwar die tatſächlichen Beſtrebun⸗ gen der italieniſchen Politik, ſei aber„nicht offiziell“. Inſolgedeſſen beſtehe einige Unklarheit darüber, auf welche italteniſche Kundgebung ſich der Bericht des Fünferausſchuſ⸗ ſes an den Völkerbundsrat gründen ſolle. Der Korreſpondent der„Times“ in Genf hat den Ein⸗ druck, daß die Italiener gehofft hätten, ihre amtliche Ver. lautbarung vom Samslag und die„Bemerkungen“ des Barons Aloiſi würden den Fünferausſchuß zu neuen Vor⸗ ſchlägen veranlaſſen. Da der Ausſchuß ſich dazu nicht bereit⸗ gefunden habe, deuteten die Ialiener jetzt an, ihre Anre- gungen ſeien„inoffiziell“ geweſen, und ſomit ſei wieder eine Atempauſe gewonnen. Die Frage der Gühnemaßnahmen Hinſichtlich der Anwendung von Sühnemaßnahmen glaubt man in hieſigen unterrichteten Kreiſen nicht, daß England dabei an militäriſche Handlungen denke. Die Blätter erklären in dieſem Zuſammenhang, daß Eden den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten von der Anſicht der engli⸗ chen Regierung in Kenntnis geſetzt und ihm die Gründe dargelegt habe, die England zu der Auffaſſung veranlaß⸗ ten, daß wirtſchaftliche und finanzielle Sühnemaßnahmen genügten. Pertinax ſchreibt im„Echo de Paris“, daß die Engländer ſich über die Art etwaiger militäriſcher Sühne⸗ maßnahmen überhaupt nicht klar ſeien und keine diesbe⸗ züglichen Pläne aufgeſtellt hätten. Mittwoch, den 25. September 1935 Abeſſiniens Standpunkt Die italieniſchen Gegenvorſchläge unannehmbar. Havas läßt ſich aus Addis Abeba melden, daß man in dortigen amtlichen Kreiſen die italieniſchen Gegenvorſchläge für uͤnannehmbar halte. Die abeſſiniſche Regierung wei⸗ gere ſich, Gebietsteile abzutreten, die eine Verbindung zwiſchen Italieniſch⸗Somaliland und Eritrea ermöglichen. Sie weigere ſich ferner, einer Abrüſtung der abeſſiniſchen Streitkräfte zuzuſtimmen. Am Montag, ſo ſchreibt der Son⸗ derberichterſtatter der Agentur Havas weiter, habe in Addis Abeba eine Miniſterbeſprechung unter dem Vorſitz des Negus ſtattgefunden. Hierbei ſei feſtgeſtellt worden, daß die abeſſiniſche Re⸗· gierung den Wunſch habe, den vom Völkerbund vorgeſchla⸗ genen Weg zu folgen. Sie werde ſogar im Falle eines ita- lieniſchen Angriffs die Truppen weit von der Grenze zu⸗ rücknehmen, um durch dieſe Maßnahme den Beweis ihres guten Willens abzulegen. Selbſtverſtändlich ſchließe eine ſolche Haltung eine ſpätere Verteidigung nicht aus. Kabineitsſitzung in London Das engliſche Kabinett trat am Dienstag zum erſten Male ſeit der am 22. Auguſt abgehaltenen Sonderſitzung wieder zuſammen. Hauptgegenſtand der Beſprechungen war natürlich der italieniſch⸗abeſſiniſche Konflikt. Außer dem in Genf weilenden Völkerbundsminiſter Eden waren ſämt⸗ liche 21 Miniſter anweſend. Es lagen Mitteilungen Edens aus Genf vor, die Einzelheiten über die„beunruhigende Lage in Genf“ enthielten. Keine Entſcheidung Die Sitzung des engliſchen Kabinetts am Dienstag dauerte faſt zwei Stunden. Ueber ihr Ergebnis wurde kei⸗ nerlei amtliche Mitteilung herausgegeben. Gewöhnlich pflegen Kabinettsſitzungen, die nach Je⸗ rien ſtallfinden, länger zu dauern, da eine ganze Reihe von Fragen beſprochen wird. Die Tatſache, daß das Kabinelt heute nur ſo kurze Zeit zuſammen war. wird daher in unterrichteten Kreiſen als ein Zeichen dafür angeſehen, daß keine Entſcheidung gefällt wurde. Man glaubt. daß die Miniſter weitere Mitteilungen aus Genf, vielleicht auch aus anderen Haupkſlädten erwarken wollen. Dieſe Annahme wird durch die Tatſache geſtützt, daß Vorſorge getroffen wurde, um die Miniſter jederzeit wie⸗ der zuſammenberufen zu können. Sämtliche Miniſter blei⸗ ben in London. Wie Preß Aſſociation erfährt, billigte das Kabinett das Vorgehen Hoares und Edens einſtimmig. Neue Entſcheidun⸗ gen hat das Kabinett nicht getroffen. Reuter zufolge, hat Außenminiſter Hoare über die Lage im italieniſch⸗abeſſini⸗ ſchen Streit berichtet. Weiter berichtet Reuter, daß nach den Mitteilungen, die dem Kabinett vorliegen, der Völkerbundsrat am Don⸗ nerstag vormittag zuſammentreten werde. Der Völker⸗ bundsrat werde zwiſchen zwei Wegen wählen können. Ent⸗ weder werde er nach Artikel 15 des Völkerbundsvertrages vorgehen und einen Bericht annehmen oder er werde die Politik der Verſöhnung fortſetzen, um zu prü⸗ fen, ob nicht doch eine andere Grundlage als die vom Fün⸗ fer⸗Ausſchuß vorgeſchlagene für eine Verſöhnung gefunden werden könne. Das Kabinett hat nach Reuter weiter mit Befriedi⸗ gung feſtgeſtellt, daß in den Beziehungen zwiſchen England und Italien nach Veröffentlichung der britiſchen Verlaut; barung über die Floktenbewegungen ſowie auf die perſön⸗ liche Botſchaft Hoares an Muſſolini hin eine gewiſſe Enk⸗ ſpannung eingetreten ſei. Beſchlüſſe des italieniſchen Miniſterrats Nachmuſterung.— Bombenſichere Keller in Meſſina. Rom, 25. Sept. Die Beſchlüſſe des italieniſchen Mini⸗ ſterrats betreffen zum größten Teil militäriſche Verwal⸗ tungsgeſchäfte, die mit den Truppenbeförderungen nach Oſtafrika zuſammenhängen. Die wichligſte Maßnahme beſtimmt, daß alle Wehr pflichtigen der Jahrgänge 1901 bis 1914, die bisher aus ge⸗ ſundheiklichen und anderen Gründen nicht eingezogen wor ⸗ den waren, ſich einer Nachmuſterung unterziehen müſſen. Eine weitere einſchneidende Maßnahme iſt, daß der Dienſt in den nach Oſtafrika entſandten Schwarz⸗ hemdendiviſionen dem Dienſt des regulären Heeres gleichgeſtellt wird. Die höheren Offiziere der faſchi⸗ ſtiſchen Miliz erhalten ohne weiteres den Rang von Re⸗ ſerveoffizieren des Heeres. Ferner werden die Be⸗ züge der nach Oſtafrika entſandten Reſerveofftziere den Be⸗ zügen der Berufsoffiziere gleichgeſtellt. Unter den Geſetzentwürfen, die ſich auf die Luft⸗ waffe beziehen, iſt beſonders die Beſtimmung zu er⸗ wähnen, wonach die Mitglieder der Regierung und des großen Faſchiſtiſchen Rates Reſervefliegeroffi⸗ ziere werden können. Außerdem werden eine Million Lire zum Bau von bombenſicheren Unterſtän⸗ den in Meſſina ausgeworfen. Italieniſcher Kurier feſtgehalten Addis Abeba, 24. Sept. Ein italieniſcher Kurier, der ohne Erlaubnis der abeſſiniſchen Regierung nach Adua und von dort weiter nach Asmara(Eritrea) reiſen wollte, wurde von den abeſſiniſchen Behörden aufgehalten. Der italteni⸗ ſche Geſandte hat bei der abeſſiniſchen Regierung wegen dieſes Vorfalls Proteſt erhoben. Nr. 224 Zur Erinnerung! Litauiſche Heuchelei zu den Memelwahlen. Königsberg, 25. September. Unter ber Ueberſchrift„Litauiſcher Witz oder Wahn⸗ ſinn“ nimmt die„Preußiſche Zeitung“ gegen die Ausführun⸗ gen des„Lietuvos Aidas“ zur Memelfrage Stellung. Das litauiſche Regierungsorgan führt aus, Litauen habe die Garantie gegeben,„daß die Freiheit der Wahlen zum memelländiſchen Landtag beſtehen bleibt“. Litauen hofft, daß die Signatarmächte ihm die Möglichkeit geben werden, das Statut ungehindert durchzuführen. Klingen dieſe Ausführungen des halbamtlichen litauiſchen Preſſeorgans trotz des Ernſtes der Situation nicht wie ein Witz?, ſo ſchreibt dazu die„Preußiſche Zeitung“. Sonſt pflegt man allgemein in der Verletzung der Autonomie auch die Behinderung ihrer Durchführung zu ſehen. In Litauen iſt es umgekehrt. Dort hält man die Verletzung der Auto⸗ nomie für ihre Erfüllung. Wer hat ſich denn bereits am 3. Mai 1924 vor dem Völkerbundsrat feierlich dazu verpflichtet, die Auto⸗ nomie im Memelgebiet„unverzüglich“ durchzuführen? Kein anderer als die litauiſche Regierung. Und wer hat Litauen daran gehindert, die Autonomie ſeik Jahren wirkſam werden zu laſſen? Hat nicht Litauen ſelbſt alles aufgeboten, dieſes zu verhindern? Selbſt die erſten Wahlen zum Landtag hat die litauiſche Regierung trotz des klaren„Anverzüglich“ erſt nach heftigen Vorſtellungen Englands auf den 19. Oktober feſtgeſetzt. Seit 1923 hat es im Memelgebiet 15 Direktorien gegeben, von denen nur zwei das Verkrauen der Mehrheit der Bevölkerung beſeſſen haben. Was hat Litauen daran gehindert, ein Direktorium des Vertrauens bilden zu laſſen? Man hat den Landtag immer wieder ſtatutswidrig aufgelöſt, die ordnungsmäßige Seſſion immer wieder ſtatutswidrig geſchloſſen, durch allerlei litauiſche Kunſtſtücke hat man es fertig bekommen, den Landtag innerhalb von acht Monaten achtmal beſchlußunfähig zu machen. Der litauiſche Gouverneur hat gegen die meiſten Geſetze ſtatutswidrig das Veto aus⸗ geſprochen uſw. uſw. Litauen wollte die Autonomie im Memelgebiet von Anfang an nicht durchführen. Es hat ſie beſeitigt, das iſt die Wurzel allen Uebels. Wie iſt es mit der den Signatarmächten gegenüber garantierten„Wahlfreiheit“? Kann man es wohl Freiheit nennen, wenn die große Mehr⸗ heit der Bevölkerung, die bisher unter 29 Abgeordneten über 24 verfügte, bei der Durchführung der Wahl ge⸗ waltſam äusgeſchaltet, wenn die Wahl ſelbſt auf alle mögliche Art und Weiſe erſchwert, ja unmöglich gemacht wird, wenn der Kriegszustand in einſeitigſter Weiſe gehand⸗ habt, die memelländiſch⸗deutſche Preſſe rückſichtslos geknebelt, ſachliche Erklärungen von Memelländern durch den Kriegs⸗ kommandanten unterdrückt werden uſw. uſw.? Das deutſche Volk wird es ſich nicht nehmen laſſen, die Welt auf die Knechtſchaft und Entrechtung der Memel⸗ ländet und auf die litauiſche Verdrehungspolitik hinzuwei⸗ ſen. Dieſe„Einmiſchung“ wird ſich Litauen gefallen müſſen, ſolange es der Welt das Gegenteil von dem vokzutäuſchen verſucht, was ſich im Memelgebiet tatſächlich abspielt. Die Saar an die Memelländer Anläßlich des Tages des deutſchen Volkstums, der in dieſen Tagen im ganzen Reich begangen wurde, gingen der Bundesleitung des VDA zahlreiche Kundgebungen zu. Her⸗ 15 iſt ein Telegramm aus Saarbrücken, in welchem es heißt: „Memelländer! Als wir gegen fremde Macht in Ab⸗ wehr ſtanden, gab es für uns drei Grundſätze: Treue zum Volkstum, Einheit im Wollen, ſtarkes, unbeugſames Ver krauen. In ſchweren Tagen war Euer Gedenken bei uns. Empört über die ſchamloſe Verletzung von Rechtsgrund ſätzen, die allen Völkern heilig ſind, nehmen wir in zahl⸗ reichen Kundgebungen Anteil an Eurem ſchwerſten Schick⸗ ſal. VDA Saar- Pfalz. Braun.“ Zerplatzte litauiſche Wahlverſammiungen Memel, 25. Sept. Der Litauiſche Block hatte ſeine An⸗ hänger in Plicken, Kreis Memel, zu einer Verſammlung einberufen, zu der auch der frühere Außenminiſter Dr. Zaunius, der frühere litauiſche Geſandte in Berlin und London, Szidzikaufkas, Gouvernement Anyſas, faſt das ge⸗ ſamte Direktorium, die Spitzenkandidaten der Litauiſchen Liſte und noch⸗andere führende Litauer, die in die litaui⸗ ſche Wahlpropaganda eingeſpannt ſind, erſchienen. An der Verſammlung nahmen etwa 300 Perſonen aus der Um⸗ gebung teil. Als ein Mitglied des Direktoriums ſeine Rede in litaui⸗ ſcher Sprache beendet halle, wurde aus den Keihen der Ju- hörer eine deulſche Ueberſetzung gefordert. Da dies verwei⸗ gert wurde, verließen gegen 90 v. 9. der Teilnehmer ſpon⸗ kan die Verſammlung. Der Kandidat der Einheitsliſte, Suhrau, forderte drau⸗ ßen die Teilnehmer auf, den Verſammlungsort ruhig und diſzipliniert zu verlaſſen. In dieſem Augenblick griffen Po⸗ lizeibeamte ein und nahmen ohne erſichklichen Grund neun Memelländer in Haft. a 8 Einen ähnlich kläglichen Verlauf nahmen verſchiedene andere Wahlverſammlungen, ſo u. a. in Karkelbede, Kreis Memel. In Wiſchwill ſollten der frühere Landespräſident Reisgys und der Landesdirektor Schwillus ſprechen. Sie fanden den Verſammlungsſaal jedoch völlig leer. 5 d —— 3— Führertagung in München Der Führer ſprach über die neuen Reichsbürgergeſetze. München, 25. September. Die„Nationalſozialiſtiſche Partei⸗Korreſpondenz“ teilt mit: In München fand wieder eine Führertagung der Par⸗ tei ſtatt. Sie wurde einberufen, um die Amtsleiter der Be⸗ wegung in Kenntnis zu ſetzen von den Ausführungsbeſtim⸗ mungen der neuen Reichsbürgergeſetze. Nach einem Vortrag des Pg. Dr. Wagner, der die erbbiologi⸗ ſchen Grundlagen der neuen Verordnungen beleuchtete, ſprach der Führer ſelbſt über die grundſätzliche Seite des in Frage ſtehenden Problems. Pg. Heß beendete die Zuſammenkunft mit einem Sieg⸗Heil auf den Führer und mit einem Dank für die in den neuen Verordnungen gelei⸗ ſtete Arbeit. Hindenburgs letzte Nuheſtätte Berlin, 24. September. Nachdem der Umbau des Tannenberg⸗Nationaldenkmals beendet iſt, wird die Ueberführung des verewigten Gene⸗ ralfeldmarſchalls und Reichspräſidenten am 2. Oktober, ſei⸗ nem 88. Geburtstag, um 10 Uhr vormikkags aus dem Eckturm, in dem der Sarg proviſoriſch beigeſetzt war, in die neuerbaute Gruft im Mittelturm erfolgen. Die Veranſtaltung, zu welcher der Reichskriegsminiſter Ehrengäſte der ſtaatlichen Behörden, der Partei und der alten Armee eingeladen hat, findet in Form einer mili⸗ täriſchen Trauerfeier mit Feldgottesdienſt ſtatt. Sie wird durch Rundfunk übertragen. Die Behörden des Reiches, der Länder und der Gemeinden werden aus dieſem Anlaß am 2. Oktober halbmaſt flaggen. In den Standorten der Wehrmacht und in den Schulen wird der Bedeutung des Tages gedacht werden. 9 9 Politiſches Allerlei Anerkennung der Danziger Währung durch Polen. Die Danziger und die polniſche Regierung haben ſich nach längeren Verhandlungen über die weitere Geſtaltung 5 Danzig⸗polniſchen Warenverkehrs in Zuſammenhang mit der Danziger Guldenbewirtſchaftung geeinigt. Ueber das ſoeben paraphierte Protokoll geben beide Regierungen eine gemeinſame Mitteilung heraus. Darin bekennt ſich auch die polniſche Regierung zu der Auffaſſung, daß die Abmachungen trotz der Danziger Guldenbewirtſchaftung ausreichen, um den polniſchen Warenverkehr nach Danzig ſicherzuſtellen. Die polniſche Regierung hat damit gleichzeitig zu erkennen ge⸗ geben, daß auch ſie den Danziger Gulden für unbedingt geſichert hält. Moskaus Hand in Frankreich „Genoſſe Münzenberg an der Arbeit.“ Paris, 24. September. Der„Jour“ kommt noch einmol auf die in Straßburg erfolgte Verhaftung eines Dänen und einer angeblichen deutſchen Staatsangehörigen zurück, die der franzöſiſchen Polizei nicht unbekannt ſei, weil man ſie als Verbindungs⸗ perſon zwiſchen den franzöſiſchen Kommuniſten und Mos⸗ kau kenne. Die deutſche Kommuniſtin ſei beauftragt ge⸗ weſen, Schriftſtücke und einen hohen Geldbetrag an den Sekretär einer kommuniſtiſchen Ortsgruppe in der Umge⸗ bung von Paris, einem gewiſſen Lampe, zu übergeben. Es ſei außerdem ein überraſchender Zufall, ſo ſchreibt das Blatt weiter, daß man gerade jetzt in Oſtfrankreich die Spuren eines gewiſſen Münzenberg(der berüchtigte ehe⸗ malige Abgeordnete des Deutſchen Reichstages und Heraus-. geber der Roten Fahne. Die Schr.) entdeckt habe, der als ehemaliger Mitarbeiker des Chefs des Politiſchen Büros der Sowjetbotſchaft in Berlin, Petrowſki, mit der Leitung der kommuniſtiſchen Propaganda in Frankreich betraut worden ſei. Neue Bauernrevolten in Litauen Toke und Verwundete.— Kommuniſten am Werk. Kowno, 25. September. ſchen revoltierenden Bauern und der Polizei zu der Verletzten iſt auf ben. Tags zuvor wollte nen Streiks aufgefordert hatten. Die Bauern Wehr, ſo daß die Polizei unverrichteter mußte. Als ein verſtärktes Polizeigufgebot zur Verhaftung der Rädelsführer ſchritt, ſetzten ſich die Bauern abermals zur Behr und feuerten auf die Polizei Schüſſe ab, worauf die Bolizej auch Gebrauch von der Schußwaffe machte. Die Zahl der Verhafteten wird auf dreißig geſchätzt. Auch im Kreiſe Schaki flackern die Bauernunruhen erneut auf. Ein Regierungsbeamter erſchien und verſuchte eine Anſprache an die Bauern zu richten. Daran wurde er aber mit Gewalt verhindert. Es ſind verſchiedentlich Polizei⸗ boraane unterwegs, um Verhaftungen vorzunehmen. Immer wieder werden kommuniſtiſche A gitatoren feſtge⸗ ſtellt. die von Dorf zu Dorf ziehen und die Bauern zum Boykott auffordern. Sache abziehen Der Religionskampf in Nordirland Neuer Zwiſchenfall.— Katholikin angeſchoſſen. London, 24. September. Wie aus Belfaſt gemeldet wird, hat ſich dort ſchon wie⸗ der eine politiſche Bluttat ereignet, die dritte im Laufe von vier Tagen. Eine Frau namens Sophia MeGabey wurde im Flur ihres Hauſes von einem Unbekannten durch einen Revolverſchuß ſchwer verwundet. Frau McGabey iſt rö⸗ miſch⸗katholiſch, ihr Ehemann Prokeſtant, beide leben in einem proteſtantiſchen Viertel. Bei den beiden voraufgegangenen Anſchlägen hatte es ſich einmal um einen Proteſtanten gehandelt, der er⸗ ſchoſſen wurde, und um einen katholiſchen Schankwirt der in ſeiner Gaſtſtube getötet wurde. Bei den Begräbniſſen der beiden Opfer haben ſich nach Mittei⸗ lung der Polizei keinerlei Zwiſchenfälle ereignet. Kurzmeldungen Bayreuth, 24. Sept. Die beiden 19 und 16jährigen Kin⸗ der der Bierführerswitwe Opitz mußten mit ſchweren Pilz⸗ vergiftungserſcheinungen in das Krankenhaus eingeliefert werden. Der Junge hatte bereits jedes Erinnerungsvermö⸗ gen verloren und war in ernſter Lebensgefahr. Bier Todesopfer der Berge Markt Oberdorf(Allgäu), 24. Sept. Der Geiſelſtein, das Bayeriſche Matterhorn, forderte wiederum ein Todes⸗ opfer, das achte innerhalb der letzten zwei Jahre. Der 38 Jahre alte Bergſteiger Wakula aus Augsburg, der im Alleingang die Nordwand erſteigen wollte, ſtürzte in dem berüchtigten Führer⸗Kamin, den er bereits zu Zweidritteln bewältigt hakte, vermutlich infolge eines Schwächeanfalls ab und war auf der Stelle tot. Pfronten(Allgäu), 24. Sept. Am Oſtgiebel der Nord⸗ wand des Aggenſtein ſtürzte der 17jährige Mechanikerlehrling Hugo Wagner aus Kempten tödlich ab. Der junge Mann hatte mit mehreren Kameraden eine Beſteigung des Aggen⸗ ſteines in Angriff genommen. Bei einer Kletterei ſtürzte er plötzlich vor den Augen ſeiner Kameraden etwa 150 Meter tief ab und blieb mit zerſchmettertem Kopf im Geröll der Mand ſiegen Berchtesgaden, 24. Sept. An der Watzmann⸗Oſtwand oberhalb der Schöllhornplatte ſtürzte der 25jährige Walter Kutzniak aus Berlin tödlich ab. Er hatte mit drei Kame⸗ raden eine Begehung der ſehr ſchwierigen Wand unter⸗ nommen. Er hatte ſich dabei verſtiegen und war, als er abrutſchte, von ſeinem Seilkameraden gehalten worden. Doch ſcug er ſo unglücklich auf die Felswand auf, daß ſein Tod ofort eintrat. 5 5 Aus verſchiedenen Ortſchaften in Litauen kommen in den letzten Tagen wieder Meldungen über Bauernausſchrei⸗ zungen. In Graſziſchki im Kreiſe Wilkawiſchki kam es zwi⸗ einer Schießerei, wobei drei Bauern ſchwer verletzt wurden Einer dem Weg zum Krankenhaus geſtor⸗ die Polizei einige Rädelsführer ver⸗ haften, die zur Fortſetzung des inzwiſchen niedergeſchlage⸗ ſetzten ſich zur Partenkirchen, 24. Sept. Am Oſtgrat Zunderkopfes im Oberraintal iſt der 20 jährige Setzer Kal Wetzel aus Weilheim durch Abſturz tödlich verunglidl Wetzel hatte die Tour mit einem jungen Garmiſcher Tour. gebrauchte Seil war von denkbar ſchlechter Beſchaffen hen Das Seil riß und Wetzel ſtürzte 250 Haffenhei. Meter in die Tiefe. Eine Geemannstragödie Rettungsboot mit ſechs Toten und einem Skerbenden Halifax, 25. September. An der Küſte von Neuſchoktland wurde ein Rellungs. book angetrieben, in dem ſich ſieben Seemänner be fand von denen ſechs bereits kok waren, während der 1 bald darauf ſtarb. Nach den zufammenhangloſen Schilde. rungen des Sterbenden gehörten die ſieben Makro Mannſchaft eines in der Nähe von Cap Brelon gangenen Schiffes. ſen zur unkerge⸗ mehrtägigen ſchweren Sturmes. ſeitdem wie ein Spielball auf dem tobenden Element um⸗ her. Der Zuſtand, in dem die Toten aufgefunden wurden zeugte von den furchtbaren Entbehrungen, denen die Ma⸗ troſen ausgeſetzt waren. Zwei Eiſenbahnunfälle in Polen Warſchau, 24. Sept. Auf der Eiſenbahnſtation Skier. niewice fuhr ein Triebwagen in voller Fahrt auf einen haltenden Güterzug auf. Der Triebwagen wurde aus den Schienen geſchleudert und ſchwer beſchädigt. Drei Fahr, gäſte erlitten ſchwere Verletzungen, neun weitere wurden leichter verletzt. Ein zweites Eiſenbahnunglück ereignete ſich zwiſchen Hohenſalza und Bromberg. Dort entgleiſte in etnek Weiche ein Arbeitszug und fünf Wagen ſtürzten von einem ziemlich hohen Damm herunter. Eine größere Zahl von Arbeitern erlitt Verletzungen, darunter vier ſehr ſchwere. Einer der Schwerverletzten ſtarb auf dem Wege zum Kran⸗ kenhaus. Zwölf Kraftwagen von Banditen überfallen Jeruſalem, 25. Sept. Auf der Landſtraße von Half nach Beirut wurden zwölf Kraftwagen von Banditen über. fallen und ausgeraubt. Die Banditen, die zu der Bande des berüchtigten Fuad el Alami gehören und ſich außerordentlich er Umgangsformen befleißigten, konnten 2900 Pfund beuten 5 Eiſenbahnkataſtrophe in China Milikärzug verunglückt.— 200 Tote, 200 Verletzte. Schanghai, 24. September. Ein aus Lokomotive und fünf Wagen beſtehender M litärzug der Lunghai-Bahn, der die 109. Diviſion zur Be⸗ kämpfung der Kommuniſten nach der Provinz Schenſi be⸗ förderte, entgleiſte in der Nähe von Schenkſchau in Weſl. Honan und ſtürzte einen 30 Meter kiefen Bergabhang hin. ab. Es werden bisher 200 Toke und eiwa 200 Verletzte ge⸗ meldet. Gefecht mit Banditen 56 fapaniſche Soldaten, 43 Banditen getötet. Schanghai, 24. Sept. In einem ſchweren Gefecht zwi⸗ ſchen japaniſchen Soldaten und etwa 200 Mann kommunift⸗ ſchen Banditen, die einen Angriff auf den an der Peipilg⸗ Mukden⸗Bahn in der Nähe von Mukden gelegenen Ot Huangkutun unternahmen und die Station zeitweiſe ernſtlich bedrohten, wurden 56 japaniſche Soldeten getötet. Die Banditen, von denen 43 gefallen ſind und 10 gefangenge⸗ nommen wurden, wurden nach mehrſtündigem Nachtgefecht zurückgeſchlagen. Banditenüberfall auf eine Schule Schanghai, 24. Sept. Etwa 60 Banditen, die teils mit modernen Gewehren, teils mit Speeren bewaffnet waren, überfielen die Volksſchule in Loetſing an der Küſte des ſüd⸗ lſchen Tchiſekiang und plünderten das Schulgebäude voll⸗ ſtändig aus. Sie entkamen mit ihrer Beute und unter Mit⸗ nahme von einem Lehrer, 29 Schülern und zwei Schul⸗ dienern in ſieben Dſchunken auf die hohe See, bevor die Bauern aus der Nachbarſchaft Hilfe bringen konnten. Der Erbſokn. Ein Bauernroman von Hertha Lin denublatt. Copyright by Berlag Neues Leben Bayr. Gmain. Obb. Nachdruck verboten) 15 Der Vetter weiß nicht, ob Frau Annemarei im Ernſt oder Scherz ſpricht. Er ſieht den Bauern fragend an. „Ja, Vetter, ſie hat recht,“ verſetzt der Schulze.„Wir haben unſere Mädel nötig. Eine fremde Magd haben wir ohnehin ſchon eingeſtellt, die Liſanne, die im Birkhof ihren Dienſt verlor.“ „Ich weiß. Ich kenne ſie. Ein Hansdorfer Mädel. Kein Schade, wenn ſie die ſtraffe Zucht des Rabelhofes lernt. Es gibt noch viele, denen das dienlich wäre. Euer Ein⸗ wurf iſt nichtig. Mägde findet Ihr genug, wenn Eure Töchter aus dem Hauſe freien.“ „Das iſt ſchon wahr. Doch Scherz beiſeite, Vetter. Wenn nicht das Herz die Mädel treibt, kann gern noch manches Jahr vergehen, ehe ſie den eigenen Hausſtand gründen. Sie ſind noch jung genug und deine Söhne ebenſo.“ Die Bäuerin nickt zu ihres Mannes Worten. „Der Meinung bin auch ich Und Ihr, Vetter, werdet gie nicht große Eile haben, Euch ins Altenteil zurückzu⸗ ziehen.“ „Ich denk nicht dran!“ luſtig lacht der Rosner auf. „Aber ſchön iſt'« doch, wenn man Pläne ſchmiedet in guter Zeit. Und wißr Ihr, was ich mit dem Alfred vorhab?“ Sein Slick geht zu dem Buben, der neben Chriſtinchen an der Haustür ſteht. „Nun?“ fragen Bauer und Bäuerin geſpannt.. f„Er wird einmal der Rabelbauer, indem er Eure Chriſtel eit Jetzt tritt ein Zug des Unmuts in Jakob Goldners Stirn. „Vetter,“ ſagt er ernſt,„den Rabelhof ſchlag dir aus dem Sinn. Sonſt, wie Gott will. Des Rabelhofes Erbin ift meine Tochter nicht!“ Verwundert ſchaut der Hansdorfer in des Sprechers Auge. Jakob? Ich „Eh ich nicht weiß, das Friedrich Rabel ſtarb, ohne daß er Erben hinterließ, eher bin ich nicht fertig mit der Ner⸗ gangenheit!“ „Das macht dir keiner nach!“ ſtößt Rosner zwiſchen den Zähnen hervor. Er weiß nicht recht, ob er ſeinen Vetter bewundern oder bedauern ſoll. Chriſtine hat heut wenig Gedanken für den Gaſt. Am liebſten liefe ſie zur Großmutter ins Altenteil; aber ſie wagt es nicht um Vaters willen. So iſt ſie froh, als die Wandervögel kommen, um ihnen allen durch ihr Singen die Zeit zu kürzen. Auch Sebaſtian Birk zieht es heute in den Rabelhof. „Kommſt du mit, Mutter?“ fragt er ſeine Frau. „Wenn die Roſel da wär, tät ich gern mit dir gehen.“ Mutter Fränze weiß ſehr gut, warum es den Mann heut aus der Enge treibt. Den Gedanken möchte er ent⸗ fliehen, die heute ſchlimmer ſind, als an andern Tagen. Tauffeſt iſt im Birkhof, und die Großeltern ſind fern. Sie hätten freilich gut dabei ſein können. Der Konrad hatte himmelhoch um ihr Kommen gebeten; aber da er allein nur bat, und nicht die Bäuerin mit, konnte es der Bir? nicht über ſich bringen, in den Hof zu gehen, aus dem das Wort der Anne ſie beide vertrieben hatte. Würde die Frau ein einziges gutes Wort den alten Eltern gegeben haben in den langen Wintertagen, die ſeitdem vergangen waren, die Eltern hätten ihr verziehen um des Kindes willen; aber ſie ſprach das Wort bisher nicht aus. „Wo iſt die Roſel?“ fragte Sebaſtian Birk. Ich hab ſie helfen geſchickt in den Hof. Das neue Mädel iſt der Jungbäuerin wieder fortgelaufen. Sie wird heut Not haben an geſchickten Arbeitskräften. Das wollte ich nicht leiden.“ „Recht haſt du,“ ſagt der Mann zufrieden.„Aber komen jetzt mit nach oben. Die Bittnermuhme iſt ja da, und die Rabelbäuerin freut ſich, wenn du ſie beſuchſt. Sie hat es mir das letzte Mal geſagt, daß ich dich mitbringen ſoll.“ „Und weißt du, auf der Ofenbank im Schulzenhof ſitzt es ſich gar gut um dieſe Zeit. Es iſt doch noch recht küß! am Abend.“ Mutter Fränze antwortet nicht darauf. Fröſteln kommt nicht von der Kälte, das kommt von an⸗ dern Dingen. Wenn man nachts nicht ſchläft vor ſchreck⸗ Sie weiß, das „Plagt dich immer noch der alte Sparren, dachte, 1 wärſt endlich damit fer lichen Gedanken und tags bis zur Erſchlaffung arbeitet. um den Gedanken zu entgehen, dann liegt das Frieren m Blut. Haſtig ſteht ſie auf, ihr Tuch zu holen, damit ſie den Mann nicht warten läßt. Ja, oben an dem gewaltigen Kachelofen ſitzt es ſich gut. Ganz frei ſteht er auf der Diele, und die Bank läuft rund herum. Auf der einen Seite haben die Männer ſich ge⸗ ſammelt, auf der andern die Frauen. Wie ſchön ſolch Sonntagabend iſt! Feiertagsruhe gehalten. Woche Tun. Leiſe flüſternd unterhalten ſich die Frauen, damit ſie die zrnſte Männerrede nicht ſtören. Im Lehnſtuhl ſitzt die Ahne. Neſthälchen hat ihn ihr gebracht, damit ſie noch eine gute Zeit im Kreis der Frauen verweilt. Ab und zu ſchweift ihr Blick durch die Diele hin. Ja hier hat ſie auch geſorgt, geſchafft und ſich nach Kräften gemüht wie jetzt die Tochter mit ihrer jungen Schar. Jett iſt ihr Feierabend da, doch wird es ihr zu mancher Zeit ſehr ſchwer, die Hände tatenlos im Schoß zu halten. Sie ſehnt ſich oft recht ſehr nach dem leßten Ausruhen, dem dann der große Feierabend folgt. Davon will aber die Tochter durchaus nichts wiſſen. „Wir müſſen Euch noch lange haben, Mutter,“ ſagte ſie eben.„Ihr habt mir die Mädel großgezogen. Sie mögen Euch noch lange nicht entbehren. And unſer Neſthäkchen gar! Was ſollte Chriſtel tun ohne ihre liebe Ahne. Und wir beiden Alten, der Vater und ich, wir brauchen Euch 1155(ehr. Euer Zuſpruch tut ſo gut, wenn wir verzagt ind!“ „Ihr verzagt, Goldnerin? Wann wäret Ihr je ver⸗ zagt geweſen?“ Mutter Fränze fragt es ganz erſtaunt.. „Ach, gar ſehr oft. Meint Ihr, es wäre ſtets ſo leicht gegangen, wie es von außen ſchien? Es. gibt au Schweres für uns zu tragen im Rabelhof. Großmutter hat manchmal Not mit uns.“ Die Greiſin nickt und lächelt ſtill. Im Rabelhof wird Zum Schaffen hat man in der Zeit genug. Heut wird Kraft geſammelt zu neuem Fortſetzung folgt. des nördlichen ö ſten unternommen. Die beiden gingen angeſeilt, das dab, Das Unglück ereignete ſich vermutlich während ene Das Rettungsboot krih aus dem badischen Land 11. Badiſches Sängerbundesfeſt in Karlsruhe. 00 Karlsruhe, 24. Sept. Vom 11. bis 13. Oktober 1935 feiert die Sängerſchaft des Gaues 15 Baden im Deutſchen Sängerbund das 11. Badiſche Sängerbundesfeſt in den Mauern der badiſchen Landeshauptſtadt Karlsruhe, der Geburtsstadt des Badiſchen Sängerbundes, der dort im Jahre 1862, dem Geburtsjahr auch des Deutſchen Sänger⸗ dundes, gegründet wurde.„Vom See bis an des Maines Strand“ verſammeln ſich über 30 000 badiſche Sänger in der Feſtſtadt, um nach ſechsjähriger Pauſe und erſtmals ſeit dem gewaltigen Umbruch der deutſchen Nation in treuer Wahrung heiliger, nie vergeſſener Tradition ihr feierliches Bekenntnis zum deutſchen Lied und ihr Treuegelöbnis zu Führer, Volk und Vaterland zum Simmel zu ſenden. Lelteſtem deutſchen Kulturboden entwachſen und an des Reiches Südweſtrand auf äußerſten Vorpoſten als Hüter deutſchen Weſens hingeſtellt, ſind wir als Nachfahren der ſtolzen Stämme der Alemannen und Franken in ſtetem, wa⸗ chem Deutſchbewußtſein immer vorbildlicher Kämpfer für die deutſche Einheit geweſen. So ſollen unſere Geſänge hinbrau⸗ ſen über unſer Land, ſollen hineindringen in die Herzen aller Volksgenoſſen, ſollen ſie aufrütteln und zu uns führen, um ſie zu ganzen deutſchen Menſchen zu machen und ihnen die hohen Ideale unſerer neuen Zeit tief in Seele und Herz zu ſenken. 9 — Ungenehmigte Filme in den Schulen. In einem Er⸗ laß des Reichserziehungsminiſters heißt es:„Eine im Früh⸗ jahr dieſes Jahres erhobene Statiſtik hat mir gezeigt, daß Ziffer 5 der Gemeinſamen Richtlinien noch nicht überall eingehalten wird, daß insbeſondere immer noch Filme vorge⸗ führt werden, die weder zentral genehmigt ſind— das iſt bisher geſchehen für die Filme„Der alte und der junge König“ und„Der Sieg des Glaubens“— noch die Zuſtimmung der Landesbildſtelle gefunden haben. Die Folge davon iſt, daß völlig ungeeignete Filme, wie zum Beiſpiel„Wenn am Sonntag abend die Dorfmuſik ſpielt“, „Grün iſt die Heide“,„Heideſchulmeiſter Awe Karſten“ Aſw., in den Schulen zur Vorführung gelangen. Ich mache eine genaue Beachtung der Gemeinſamen Richtlinien zur Pflicht; die Schulleiter ſind dafür verantwortlich, daß Ter⸗ mine für ſtaatspolitiſche Filmveranſtaltungen erſt angeſetzt und die Eintrittsgelder erſt eingezogen werden, wenn feſtſteht, daß die vorzuführenden Filme zentral genehmigt ſind oder die Zuſtimmung der Landesbildſtelle gefunden haben.“ U Höpfingen.(Gefährliches Spiel.) Zwei Kin⸗ der ſpielten mit einem Beil und trieben dabei allerlei An⸗ fug. Der ältere der beiden Buben hackte dabei ſeinem jün⸗ geren Spielkameraden einen Finger ab. Drei weitere Finger wurden erheblich verletzt. () Pforzheim.(Schwere Verkehrsunfälle.) An der Kreuzung der Straßen Ottenhauſen⸗Gräfenhauſen und Niebelsbach⸗Schwann ereignete ſich ein ſchwerer Unfall, der ein junges Menſchenleben forderte. Der 16jährige Sohn der Eheleute Gottlieb Bührer aus Ottenhauſen befand ſich mit dem Fahrrad auf dem Heimweg. An einer etwas abſchüſſigen Stelle ſtieß er mit voller Wucht gegen ein aus Richtung Schwann kommendes Perſonenauto und ver⸗ unglückte ſo ſchwer, daß er einen doppelten Schädelbruch erlitt und ſtarb. Die Frau des Kraftwagenführers wurde durch Glasſplitter erheblich verletzt. Man fürchtet, daß ein Auge verloren iſt.— An einer Straßenkreuzung in Pforz⸗ heim ſtieß ein Perſonenauto mit einem Motorrad zuſammen, auf deſſen Soziusſitz die Frau des Fahrers ſaß. Die Frau wurde über das Auto hinweg auf die Straße geſchleudert und erlitt einen Schädelbruch. Der Motorradfahrer trug Quetſchungen am rechten Oberſchenkel davon. Die Schuld an dem Anfall trifft den 24jährigen Motorradfahrer Max Friedrich Kellenberger, weil er zu ſchnell gefahren iſt und dem Autolenker das Vorfahrtsrecht nicht einräumte. Jüdiſche Bäckerei geſchloſſen Karlsruhe, 24. Sept. Das Geheime Staatspolizeiamt teilt u. a. mit: Der jüdiſche Bäckermeiſter Simon Marx, Bruchſal, Bismarckſtraße 10, wurde durch das Geheime Staatspolizeiamt in Schutzhaft genommen. Marx hat nach den Ausſagen ſeiner Angeſtellten in geradezu beiſpielloſer Unſauberkeit ſeine Bäckerei betrieben. So ſpuckte er auf die Tücher, auf welche die Backwaren gelegt waren, ſo daß ſeine Angeſtellten den Auswurf von den Tüchern ab⸗ kratzen mußten. Wenn er auf derartige Verunreinigungen aufmerkſam gemacht wurde, ſtäubte er dieſe mit Mehl ein und verwandte das Tuch weiterhin im Betrieb. In der Backſtube verrichtete er am Backofen ſeine Notdurft. Neben dieſen geradezu unfaßlichen Unreinlichkeiten ließ ſich der Jude Marx auch zu ſchweren Mißhandlun⸗ gen ſeiner Lehrjungen hinreißen. So packte er den jüdiſchen J5jährigen Lehrling Leo Teichert öfter am Halſe und hob ihn mit beiden Händen in die Höhe, bis er am Erſticken war. Nachdem der Junge nur noch röcheln konnte, ließ er ihn auf den Boden fallen, trat ihn mit den Füßen, gab ihm Schläge ins Geſicht und verließ die Backſtube, ohne ſich um den Jungen zu kümmern. Der Bäckereibetrieb wurde ſofort geſchloſen, Marx ins Konzentrationslager übergeführt und Anzeige erſtattet. Eeinbach bei Wolfach.(Folgenſchwerer Streit.) Im Verlaufe eines Wortwechſels wurde der etwa 40 Jahre alte verheiratete Stampferbauer durch Meſ⸗ ſerſtiche in die rechte Bruſtſeite ſchwer verletzt. Der Täter iſt ermittelt. N Kürzell bei Lahr.(Scheunenbrand.) Die im Unterdorf gelegene Jahrhunderte alte alleinſtehende große Scheune des Kreuzwirts Hermann Wingert brannte vollſtän⸗ dig nieder. Größere Heu⸗ und Strohvorräte, Tabak und landwirtſchaftliche Geräte fielen den Flammen zum Opfer. an vermutet Brandſtiftung. Vor etwa neun Monaten brannte ebenfalls im Unterdorf um die gleiche Stunde das Anweſen von Hermann Schmid nieder, ohne daß es bis letzt gelungen wäre, die Brandurſache aufzuklären. —. Sonntagsrückfahrkarten zum Badiſch- Pfälzischen Weinfeſt. Aus Anlaß des Weinfeſtes in Mannheim geben die Bahnhöfe im Umkreis von 75 Kilometer um Mann⸗ heim über die Feſtſonntage ſowie vom Mittwoch, den 2. Ok⸗ tober, 12 Uhr bis Donnerstag, den 3. Oktober, 12 Uhr (päteſter Antritt der Rückfahrt) Sonntagsrückfahrkarten nach Mannheim aus. i Der Erntedanttag iſt ein Bekenntnis der Volksgeſamtheit zum deutſchen Bauerntum als Gtundfeſte unſerer Zukunft Aus den Nachbarländern Bad Dürkheim.(Schwerer Sturz vom Fahr⸗ rad.) In der Kurve Gauſtraße— Kaiſerslautererſtraße kam geſtern nachmittag eine Radfahrerin ſo unglücklich zu Fall, daß ſie mit dem Kopf an einen Briefkaſten flog. Außer ſtarken Hautabſchürfungen und einer Wunde zog ſie ſich einen Schädelbruch zu. Die Verunglückte wurde in das Krankenhaus verbracht. f Dellfeld.(Lom Auto erfaßt und lebensge⸗ fährlich verletzt.) Die 48jährige Ehefrau Amalte Ringeis von hier, die mit ihrem Manne auf der linken Straßenſeite in Richtung Falkenbuſch ging, wurde unter- wegs von einem Auto erfaßt und fiel über den Kühler mit dem Kopf in die Windſchutzſcheibe. Der Kraftwagen fuhr gegen ein Haus, wo er mit zertrümmertem Vorderteil um⸗ ſtürzte. Während der aus Clauſen ſtammende Kraftwagen⸗ führer mit unerheblichen Verletzungen davonkam, mußt⸗ Frau Ringeis in lebensgefährlichem Zuſtand in das Zwei⸗ brücker Krankenhaus eingeliefert werden. Lauterbach.(Beim Rangieren ſchwer ver ⸗ letzt.) Beim Rangieren auf dem hieſigen Bahnhof kam am Samstag der Bahnarbeiter Wilhelm Diehl von Angersbach zwiſchen die Puffer zweier Wagen. Dabei wurde der Mann ſo ſchwer verletzt, daß ihm in Gießen in der Klinik der rechte Arm amputiert werden mußte. Großfeuer in Lampertheim. Lampertheim. Heute Nacht wurde Lampertheim von einem ſchweren Brandunglück betroffen, dem eine Möbel⸗ fabrik, zwei Scheunen und ein Bauernhaus zum Opfer fielen. Feuerwehr, Arbeitsdienſtmänner und SA konnten nach 2ſtündiger Löſcharbeit die größte Gefahr beſeitigen. Ein Arbeitsdienſtmann mußte wegen Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Autotaſerei Der Wagen überſchlägt ſich.— Ein Toker. Mainz. Der Polizeibericht meldet: Von Eſſenheim kom⸗ mend raſte ein 45jähriger Autofahrer aus Offenbach mit ſeinem Perſonenauto. in dem ſich noch ſein Freund befand, in Richtung Mainz. Am Ober⸗Olmer Forſthaus fiel der Wagen mehreren Perſonen durch ſeine hohe Kösee a keit auf. Die Leute bezeichneten dort den Autofahrer als wahnſinnig. Die Folge dieſer Raſerei zeigte ſich bald. Auf der abſchüſſigen Stelle oberhalb des Bahnübergan⸗ ges verlor der Kraftfahrer die Herrſchaft über ſein Fahr ⸗ zeug. Er fuhr in voller Fahrt mit ſeinem Wagen die Bö⸗ ſchung hinunker über die Felder. Der Wagen überſchlug ſich hierbei mehrere Male, ſo daß der Mitfahrer aus dem Wa⸗ gen geſchleudert und ſo ſchwer verletzt, daß er auf der Skelle kot war. Der Kraftwagenführer, der in Haft kam, wurde nur leicht verletzt, der Wagen keilweiſe zerkrümmerk. Selbſtmord des Mädchenmörders — Altenſteig, OA. Nagold, 24. Sept. Der von der Gendarmerie geſuchte G. Waidelich, der ſeine Verlobte im Walde bei Oberweiler durch zahlreiche Meſſerſtiche ermordet hatte, hat ſich ſelbſt gerichtet. Seine Leiche wurde von einem jungen Mann, der baden wollte, im Stauſee bei Altenſteig aufgefunden und von Landjägern und Arbeitsdienſtmännern geborgen. — Ernsbach, OA. Oehringen.(Eine unglückliche Familie.) Ein 24jähriger junger Mann von Hollenbach, Kreis Künzelsau, wollte hier Verwandte beſuchen. Er ſtürzte aber mit dem Rad ſo unglücklich, daß er ins Krankenhaus Künzelsau eingeliefert werden mußte. Die Schweſter des Ver⸗ unglückten, bedienſtet in Hermuthauſen, hat ſich vor einiger Zeit einen ſogenannten Spreißel in einen Finger geſtoßen und begab ſich wegen großer Schmerzen ins Krankenhaus Künzelsau, doch es war zu ſpät, ſie erlag einer Blutver⸗ giftung. Der Vater fuhr mit ſeinem Fuhrwerk nach Kün⸗ zelsau, um die Leiche ſeiner Tochter heimzuholen. Die Mut⸗ ter ſchickte einen Boten zu den Verwandten, um die Beerdi⸗ gung anzuſagen. Bis der Bote hierher kam, wurde ſchon nachtelefoniert, daß die Mutter einem Herzſchlag erlegen lei. 335 000 Mark unterſchlagen Das Urteil gegen Ludwig Berſch. Frankfurt a. M., 25. Sept. Nach mehrtägiger Verhand⸗ lung verurteilte die Frankfurter Strafkammer den 36jäh⸗ rigen Ludwig Berſch wegen Unterſchlagung und ſchwerer Urkundenfälſchung zu fünf Jahren und drei Monaten Ge⸗ fängnis. Berſch hatte als Kaſſierer einer großen Handels⸗ firma in Frankfurt a. M. von 1930 bis Auguſt 1934 335 000 Mark unterſchlagen. Davon hatte er rund 163 000 Mark bei einem Buchmacher in Rennwetten angelegt. Ab S5jährige Bergſteigerin. Vor nicht allzu langer Zeit war der älteſte Einwohner Pfrontens auf dem Breitenberg. Das„zarte“ Geſchlecht läßt ſich aber nicht zurückſtellen. Und ſo unternahm Frau Ziegler aus Pfronten⸗Heitlern, die bereits das 85. Lebensjahr überſchritten hat, mit einer Be⸗ gleiterin dieſe Hochtour, von der ſie beide friſch und mun⸗ ter wieder zurückkehrten. u Paddler ertrunken. Ein Paddelboot, in dem zwei junge Männer ſaßen, ſchlug bei Zündorf(Rhein) um und wurde abgetrieben. Während einer der Inſaſſen ſich durch Schwimmen retten konnte, iſt ein junger Mann aus Bonn ertrunken. a Beim Fenſterputzen abgeſtürzt. Im Karthäuſerhof in Köln ſtürzte ein 16jähriges Mädchen, das mit Fenſterputzen beſchäftigt war, aus einem Fenſter des zweiten Stockwerkes in den Hof. Es trug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß es bald darauf ſtarb. * Beſtrafte Edelweißräuber. Das Amtsgericht Berchtes⸗ gaden verurteilte vier Angeklagte aus Biſchofswieſen zu je 14 Tagen Haft. Sie waren auf dem Hohen Göll mit 969 Stück Edelweißblüten angetroffen worden. Ihr Ein⸗ ſpruch wurde vom Gericht verworfen. ar Laſtwagen kippt um— 16 Perſonen verletzt. In der Nacht fuhr auf der Staatsſtraße Regensburg Nittenau ein Laſtwagen, der mit 25 Perſonen beſetzt war, die vom Hop⸗ fenpflücken zurückkamen, in den Straßengraben. Nach An⸗ gaben des Kraftwagenfahrers ſollen plötzlich aufgetretene Rebelſchwaden die Sicht verhindert haben. 16 Perſonen wurden dabei verletzt. a Tödliches Spiel mit Zündhölzern. Wie berichtet, erlitt das dreſſchrige Kind des Landwirts Eicher in Oſter⸗ berg(Schwaben) beim Spiel mit Zündhölzern ſchwere Brand⸗ wunden. Das Kind iſt geſtorben. i ab Laſtauto die Böſchung hinabgeſtürzt. Zwiſchen Tütk⸗ kelhauſen und Giebelſtadt(Franken) ſtürzte ein 3 Tonnen; Laſtkraftwagen die 18 Meter hohe Böſchung hinab, über⸗ ſchlug ſh mehrmals und blieb zertrümmert liegen. Der Wagenführer erlitt ſchwere innere Verletzungen. Ni ledloclꝛ au Der Herbſt hat begonnen Am 24. September, nur 39 Minuten nach der Mitter⸗ nachtsſtunde MEz, überſchritt die Sonne in dem am Him⸗ mel zur Ortsbeſtimmung gedachten Gradnetz den Aequator von der nördlichen zur ſüdlichen Breite; ſie trat damit in das Tierkreiszeichen der Waage, und mit dieſem Augen⸗ blick begann der aſtronomiſche Herbſt, während man in der Meteorologie ſchon den ganzen September mit Oktober und November zuſammen zum„Herbſt“ rechnet. Aſtronomiſch zeigt ſich die„Herbſt⸗Tag⸗und⸗Nachtgleiche“ dadurch an, daß, wie der Name ſagt, auf der ganzen Erde Tag und Nacht(bzw. die Zeit, während der die Sonne unter dem Horizont ſteht) faſt genau gleich lang iſt. Aller⸗ dings nur annähernd, da durch die Strahlenbrechung der Luft die Sonne etwas früher auf⸗ und ſpäter unterzugehen ſcheint, ſo daß die Zeit der Sonnenſcheindauer zwölf Stun⸗ den neun Minuten beträgt und die Nacht um den gleichen Betrag verkürzt iſt. Erinnert ſei an die Tatſache, daß an dieſem Tage die Sonne für einen Beobachter am Erdäqua⸗ tor zur Mittagsſtunde genau im Zenith ſteht, ſein Schatten alſo buchſtäblich„zu ſeinen Füßen“ fällt, während ein Be⸗ obachter am Nordpol die Sonne an dieſem Tage zum letz⸗ tenmale vor der halbjährigen Winternacht über dem Hori⸗ zont ſehen würde, während umgekehrt ein Polarreiſender am Südpol ſie das erſtemal nach der dortigen Winternacht auftauchen ſähe und ihm das Tagesgeſtirn nun ununter⸗ brochen ein halbes Jahr leuchten würde. [I Die Keichsautobahn heißt amtlich: Frankfurt— Mannheim— Heidelberg. Der Reichsſender Stuttgart gab am 23. dieſes Monats, 22 Uhr, unter den Nachrichten eine Meldung durch, daß am Tage des Spatenſtichs eine Ko⸗ lonne von 50 Autos unter Führung des Herrn General⸗ inſpektors Dr. Todt im Beiſein zahlreicher Vertreter des öffentlichen Lebens die Reichsautobahn Frankfurt— Heidel⸗ berg beſichtigt hätte. Dieſe Notiz, für die der Reichsſender Stuttgart wahrſcheinlich nicht ſelbſt verantwortlich iſt, zeigt deutlich, daß wieder Intereſſenten Mannheim auszuſchalten beabſichtigen. Die amtliche, von Herrn Generalinſpektor Todt genehmigte Bezeichnung der Autobahn iſt: Reichsauto⸗ bahn Frankfurt- Mannheim heidelberg. Mündet doch auch die von Frankfurt kommende Autobahn in unmittel⸗ barer Nähe der Stadt Mannheim und auf der Gemarkung Mannheim kurz hinter dem Flugplatz ein. Der Reichsſender Stuttgart hat bedauert, daß er eine falſche Meldung, die ihm von anderer Stelle zugeleitet war, weitergegeben hat und hat ſich bereiterklärt, eine Berichtigung durchzugeben. Je⸗ nen Intereſſenten aber, die Mannheim um jeden Preis tot⸗ ſchweigen möchten, ſei noch einmal geſagt, daß ihnen das nicht gelingen wird, denn Mannheim beſitzt bis heute die ſchönſte Autobahneinführung, die von berufener Seite als eine königliche Einführung bezeichnet wurde. [Dank an die Unfallopfer der Reichsaukobahn. Ober⸗ bürgermeiſter Renninger hat aus Anlaß der Fertigſtellung der Reichsautobahn Frankfurt— Mannheim— Heidelberg am Tage der zweiten Wiederkehr des erſten Spatenſtiches des Führers an die Hinterbliebenen der im Bezirk Mann⸗ heim tödlich verunglückten bzw. ſchwerverletzten Arbeiter einen Betrag von 1100 Mark aus ſeinen perſönlichen Mit⸗ teln ausbezahlt und damit ſeine Anteilnahme bewieſen. Die Namen der fünf Toten ſind: Auguſt Maier⸗Sandhauſen, Wilhelm Nikolai⸗Laudenbach(Bergſtraße), Heinrich Schmitt⸗Mannheim, Richard Herrmann⸗Edingen, Fritz Rank⸗Eppelheim. Der treuen Arbeitskameraden, die im Dienſte der großen Sache ihr Leben ließen, ſei zu allen Zei⸗ ten in Dankbarkeit gedacht. I Pilzwanderungen. Da der Pilzſegen in Mannheims Wäldern immer noch in ſtärkſtem Maße anhält, iſt Mitt⸗ wochnachmittag eine Pilzwanderung in Friedrichsfeld. Treff⸗ punkt Bahnhof Friedrichsfeld⸗Süd um 15 Uhr. Mannheim ab 14.28 Uhr.— Am Samstagnachmittag iſt eine Pilz⸗ wanderung in Weinheim. Treffpunkt am Oberen Tor in Weinheim um 15 Uhr. Mannheim ab mit der Staatsbahn um 14.14 Uhr. Körbchen und Meſſer nicht zu vergeſſen! Das Vorfahrtsrecht nicht eingeräumt. Innere Ver⸗ letzungen erlitt ein Radfahrer, der auf der Kreuzung Schwetzinger⸗ und Wallſtadtſtraße mit einem Perſonenkraft⸗ wagen zuſammenſtieß und auf die Straße geſchleudert wurde. Der X letzte wurde mit dem Sanitätskraftwagen nach dem Städtiſchen Krankenhaus gebracht. Die Urſache des Zu⸗ ſammenſtoßes ſoll auf Nichteinräumen des Vorfahrtsrechtes ſeitens des Radfahrers zurückzuführen ſein. I Kraftfahrzeuge müſſen verkehrsſicherer ſein. Bei einer Prüfung des Kraftfahrzeugverkehrs wurden insgeſamt 25 Kraftfahrzeuge wegen verſchiedener techniſcher Mängel bean⸗ ſtandet, darunter 13 wegen unvorſchriftsmäßiger Beleuch⸗ tung, 5 wegen unvorſchriftsmäßiger Kennzeichen und 4 wegen Fehlens des Bremslichtes. Tödlicher Verkehrsunfall. Auf der Steubenſtraße in Höhe der Germantaſchule wurde eine 78 Jahre alte verwitwete Frau aus Neckarau beim Ueberqueren der Fahr⸗ bahn von einem aus Richtung Lindenhof in raſcher Fahrt kommenden Perſonenkraftwagen erfaßt, zur Seite geſchleu⸗ dert und ſo ſchwer verletzt, daß der Tod ſofort eintrat. Der Perſonenkraftwagen kam durch das ſtarke Bremſen ins Schleudern und ſtürzte um. Von den Inſaſſen wurde nie⸗ mand verletzt. — Privatmuſikunterricht und Elternſchaft. Privatmuſik⸗ unterricht(auch Zupfinſtrumente!) darf nur derjenige geben, der im Beſitz des braunen Ausweiſes der Reichsmuſikkammer iſt. Wird dieſer Beſtimmung zuwidergehandelt, ſo macht ſich nicht nur der Muſiklehrer ſtrafbar, ſondern auch die Eltern⸗ ſchaft(oder die erwachſenen Schüler). Darum ſoll jedermann ſich vergewiſſern, ob der Muſiklehrer, bet dem er ſelbſt Unterricht mimmt oder von dem er ſeine Kinder unterrichten läßt, die braune Karte der Reichsmuſikerſchaft, Fachſchaft II, Muſikerzteher, beſitzt. Iſt dies nicht der Fall, ſo muß der Unterricht ſofort aufgegeben werden. — Mitglieder des Heilpraktikerbundes ſind keine Kur⸗ pfuſcher. Aus Anlaß eines Rechtsſtreites hat der Sachver⸗ ſtändigenbeirat für Volksgeſundheit im Auftrage des Reichs⸗ ärzteführers feſtgeſtellt, die Bezeichnung eines Heil⸗ praktikers als Kurpfuſcher durch einen Arzt dann nicht zu⸗ läſſig iſt, wenn dieſer Heilpraktiker dem Heilpraktikerbunde Deutſchlands angehört und auch ſeitens der Bundesleitung des Heilpraktikerbundes als zuverläſſiger Heilbehandler an⸗ erkannt iſt. Wetterbericht Unter dem Einfluß weſtlichen Hochdrucks iſt für Mitt⸗ woch und Donnerstag zwar zeitweilig aufheiterndes, aber nicht beſtändiges Wetter zu erwarten.. Die land wirtſchaſtlichen Zinſen ab 1. Oktober 1933 Der 1. Oktober iſt immer ſchon ein wichtiger Zinszah⸗ lungstermin geweſen. Diesmal iſt er beſonders wichtig, weil zum Teil neue Beſtimmungen gelten. Das Geſetz vom 31. Juli 1935 brachte eine Verlängerung der ſeit drei Jah⸗ ren für die Landwirtſchaft geltenden Zinserleichterungen, allerdings mit einer wichtigen Ausnahme: die den Grund⸗ kreditanſtalten(in erſter Linie Landſchaften, Hypotheken⸗ banken und Pfandbriefanſtalten) zu zahlenden Zinſen wer⸗ den einheitlich auf 4½ v. H. feſtgeſetzt. Hierzu tritt noch re⸗ gelmäßig ein Verwaltungskoſtenbeitrag von ½ v. H. Neben dieſer Verlängerung und Neuregelung der allgemeinen landwirtſchaftlichen Zinserleichterung beginnt nunmehr auch die ſogenannte organiſche Zinsſenkung nach dem Ge⸗ ſetz vom 24. Januar 1935 für den Schuldner, alſo auch für den landwirtſchaftlichen Schuldner wirkſam zu werden. Dieſe organiſche Zinsſenkung brachte den Kreditanſtalten eine Herabſetzung des Zinsfußes ihrer Schuldverſchreibungen auf 4½ v. H. Entſprechend ſoll nunmehr auch der Schuld⸗ ner dieſer Kreditanſtalten nicht mehr als 4,5 v. H. an Zinſen bezahlen. Der landwirtſchaftliche Schuldner hat demnach an die Grundkreditanſtalten die auf die Zeit vom 1. Oktober 1935 an entfallenden Zinſen in Höhe von 4½ v. H. zu bezahlen. Seine Zinszahlungspflicht am 1. Okto⸗ ber iſt alſo verſchieden, je nachdem, ob die Zinſen im voraus oder nachträglich zu zahlen ſind. Sind die Zinſen im vor⸗ aus, alſo für eine Zeit nach dem 1. Oktober zu bezahlen, ſo iſt bereits der neue einheitliche Satz von 4½ v. H. zu⸗ grunde zu legen. Sind die Zinſen dagegen nachträglich zu bezahlen, ſo errechnet ſich ihr Betrag nach dem alten ſchon bisher zu zahlenden Zinsfuß. Dies gilt alles nur für die Zinſen, die den Grund⸗ kreditanſtalten zu zahlen ſind. Nur bei ihnen iſt eine Regelung eingetreten, die von der bisherigen abweicht. Nachdem wir durch die organiſche Zinsſenkung mit einem Zinsfuß von 4½ v. H. wieder zu normalen Verhältniſſen zurückgekehrt ſind, mußte auch die Zinszahlungspflicht des landwirtſchaftlichen Schuldners wieder normal geſtaltet, d. h. dem Zinsfuß der Schuldverſchreibungen angepaßt wer⸗ den. Im übrigen bleibt es bei den ſchon bisher zu zahlen⸗ den Zinſen. Das neue Zinserleichterungsgeſetz vom 31. Juli 1935 hat die am 30. September 1935 ablaufenden Zinserleichterungsvorſchriften auf unbeſtimmte Zeit verlän⸗ gert— abgeſehen von der obengenannten Neuregelung für die Grundkreditanſtalten. Hiernach unterliegt der Zinser⸗ leichterung der landwirtſchaftliche Realkredit, ſoweit die Kredite am Tage des Inkrafttretens der maß⸗ gebenden Notverordnung, dem 29. Spetember 1932, bereits gegeben und durch Hypothek oder Grundſchuld an einem landwirtſchaftlichen, forſtwirtſchaftlichen oder gärtneriſchen Grundſtück geſichert waren. Es genügt jedoch auch, wenn an dieſem Stichtag erſt die rechtsverbindliche Darlehens⸗ zuſage gegeben und die Auszahlung und Sicherſtellung des Kredits ſpäter erfolgt iſt. Haben Grundkreditanſtalten auf⸗ grund eines nach dem 29. September 1932 geſchloſſenen Darlehensvertrages einen Realkredit gegeben, ſo können ſie allerdings aufgrund der oben erläuterten organiſchen Zins⸗ ſenkung auch in dieſem Falle nur 4½ v. H. verlangen. Vor⸗ ausſetzung der Zinserleichterung iſt ferner, daß die Dar⸗ lehen auf mindeſtens 1 Jahr feſt gegeben worden waren. Für dieſe landwirtſchaftlichen Realkredite beträgt der Zinsſatz nach den verlängerten Zinserleichterungsvorſchrif⸗ ten 2 v. H. weniger als gemäß der Notverordnung vom 8. Dezember 1931, der erſten Zinsſenkungsverordnung, zu zahlen war; in den weitaus meiſten Fällen alſo 4 v. H. Kredite, welche die vorbezeichneten Merkmale nicht haben, genießen die Zinserleichterung nicht. Hier ſind alſo die vertragsmäßigen Zinſen zu zahlen. Zwei Sonderfälle bedürfen der Hervorhebung. Die Aufwertungshypotheken tragen an ſich die obigen Merkmale. Sie ſind aber durch ausdrückliche Vor⸗ ſchrift bon der Zinserleichterung ausgenommen. Ihr Zinsſatz beträgt nach der Aufwertungsgeſetzgebung 6 v. H. Die Aufwertungstilgungs⸗ und Amortiſationshypotheken unterliegen dagegen der Zinserleichterung. Daher ſind bei ihnen grundſätzlich 2 v. H. weniger als 6 v. H., alſo 4 v. H. zu bezahlen. Stehen ſie einer Grundkreditanſtalt zu, ſo be⸗ tragen die Zinſen entſprechend der allgemeinen Regelung bei den Grundkreditanſtalten jedoch 4½ v. H. Der zweite Sonderfall betrifft den aus Auslandsgeldern gege⸗ benen Realkredit. Er unterliegt grundſätzlich nicht der Zins⸗ erleichterung. Eine Ausnahme gilt für die Kredite, die aus dem Erlös der Schuldverſchreibungen der Deutſchen Ren⸗ tenbank⸗Kreditanſtalt, der Deutſchen Landesbankenzentrale, der Rheiniſch⸗weſtfäliſchen Boden⸗Creditbank, der Schleſi⸗ ſchen Landſchaft, der Bayeriſchen Landwirtſchaftsbank und der Berliner, der Deutſchen ſowie der Frankfurter Hypo⸗ thekenbank gegeben worden ſind. Hier zahlt das Reich wie bisher einen Zinszuſchuß, ſo daß der Schuldner nur 4 v. H. zu bezahlen braucht. — Geſchäftliche Mitteilungen. Arbeits beſchaffung für das Bauhandwerk. Zur ge⸗ ſteigerten Baumarktsbelebung und zur fortſchreitenden verſtärkten Auftragsvergebung an das Bauhandwerk iſt die Bauſparkaſſe Deutſche Bau⸗ und Siedelungsgemein⸗ ſchaft(DBS) in Darmſtadt wieder mit einer Darlehens⸗ vergebung und zwar der fünften dieſes Jahres mit 1160000 RM. zur Erſtellung von 113 Eigenheimen herausgekommen. Die Geſamtſumme der Darlehens⸗ vergebung ſteigt auf rund 65 Millionen RM. zur Er⸗ ſtellung von 8690 Eigenheimen. Winzerfeſt in Mannheim Das Feſtdorf in den Rhein⸗Reckar⸗ Hallen. Wenn am nächſten Samstag das Badiſch⸗Pfälziſche Weinfeſt ſeinen Anfang nimmt, dann werden die Beſucher die Rhein⸗Neckarhallen beſtimmt nicht wiedererkennen. Das helle Grau der Halle iſt mit bunten Farben überzogen. An der Decke ziehen ſich gelbe und rote Papierbahnen dahin, die in Verbindung mit den ſich auf der ſüdlichen Seite an⸗ ſchließenden leuchtend blauen Papierbahnen ein gutes Licht ergeben. Eine Sehenswürdigkeit wird beſtimmt das Weindorf auf der ſüdlichen Seite der Halle auf der ganzen Länge. Lediglich in der Mitte der Seitenwand tritt eine Unterbrechung des Dorfes ein, da hier die Bühne aufgebaut iſt, die ſich im vergangenen Jahre beim Weinfeſt in der Mitte des Saales befand und dort eine weniger günſtige Lage hatte. Das Weindorf mit ſeinen bunten und ſpitzen Giebeln dürfte ganz gewaltig da⸗ zu beitragen, den farbenprächtigen Rahmen des Feſtes zu erhöhen. Auf der gegenüberliegenden nördlichen Seite zie⸗ hen ſich die Wein lauben hin. Eine weitere Sehenswürdigkeit wird der Ratskeller, den man unter die Kaffeeterraſſe vollkommen ſtilecht ein⸗ baut. Durch richtige Ratskellertore betritt man dieſen mit rieſigen Fäſſern ausgeſchmückten Ratskeller, der ganz in ſich abgeſchloſſen ſein wird. Es müßte ſchon ſehr ſeltſam zugehen, wenn in dieſem Ratskeller nicht die richtige Wein⸗ feſtſtimmung aufkommen würde, zumal gerade an dieſem Ort beſondere Weinproben durchgeführt werden können. Arteile des Badiſchen Sondergerichts Ein arbeitsſcheuer Meckerer. U Mannheim, 24. Sept. Anter dem Vorſitz von Land⸗ gerichtsrat Dr. Gerard tagte das Badiſche Sondergericht Mannheim. Der 1887 geborene Karl Müller aus Peterstal kann ſich mit der neuen Zeit nicht befreunden, denn man verſchaffte ihm von Mannheim aus im Schwarzwald bet Notſtandsarbeiten Beſchäftigung. Früher ging er der Arbeit aus dem Wege; er holte ſich ſeine Unterſtützung. Seine Strafliſte weiſt 21 Vorſtrafen wegen Bettels und Land⸗ ſtreichens auf. Nun iſt er ungehalten, daß er arbeiten und ſeinen Unterhalt ſelbſt verdienen muß. Neben freier Unter⸗ kunft und Verpflegung hat er wöchentlich noch etwa 14 Mark Verdienſt, den er jedoch für Alkohol ausgibt. Er ließ ſich in einer Wirtſchaft zu ſchweren Beleidigungen führender Per⸗ ſönlichkeiten hinreißen und erklärte, daß es ihm vor der Machtübernahme beſſer gegangen ſei. Das Gericht ſprach eine Gefängnisſtrafe von ſieben Monaten gegen den Ange⸗ klagten aus. Er wollte Flieger ſein Der 21 Jahre alte Hugo Wäldele ging freiwillig von der Reichswehr weg, um Flieger zu werden. Er trat als förderndes Mitglied bei einem Fliegerſturm in Augsburg ein, und beſtellte ſich, obwohl er wußte, daß er keine Be⸗ rechtigung hierzu hatte, eine Uniform, die er auch trug. Des weiteren brachte er an der Uniform Chargenabzeichen an. Mit dieſer Aniform fuhr er zu ſeiner Mutter, der er ſeinen Austritt aus der Reichswehr verheimlichte und angab, Flieger zu ſein. In ſeinem Ausweis als förderndes Mitglied nahm er eine Fälſchung vor, indem er die Angabe des Be⸗ rufes von„Kaufmann“ in„Flugzeugführer“ umänderte. Der geſtändige junge Mann erhielt acht Monate Gefängnis. Zwei„Zeugen Jehovas“. Die beiden den Bibelforſcherkreiſen angehörenden Eugen Kaiſer aus Baſel und Ernſt Dörflinger aus Heubronn waren wegen Schmuggels verbotener Druckſchriften angeklagt. Sie hatten die Druckſchriften von der Schweiz nach Deutſch⸗ land eingeführt, obwohl ſie wußten, daß dieſe verboten waren. K. erhielt 10 Monate, D. acht Monate Gefäng⸗ nis. Bei K. wurden drei Monate und drei Wochen der Unterſuchungshaft angerechnet. Staatsfeinde unter ſich. Alois Zollner aus Straubing und Adolf Jehle aus Allensbach, beide in Konſtanz wohnhaft, hatten während einer Unterredung in der Wohnung des 3, der eine Frau (Mitglied der NS DA) beiwohnle, ſchwere Beſchuldigun⸗ zen gegen führende Perſönlichkeiten vorgebracht und ſtaats⸗ feindliche Aeußerungen gemacht. Das Gericht behandelte die⸗ en Fall in nichtöffentlicher Sitzung. Die Angeklagten ſehen heute ſelbſt ein, daß ihre Bemerkungen in kraſſem Wider⸗ ſpruch zu den Tatſachen ſtehen. Das Sondergericht be⸗ rückſichtigte alle vorliegenden mildernden Umſtände, da die Ausführungen in der Privatwohnung gemacht wurden und nicht für die Oeffentlichkeit beſtimmt waren. Es verurteilte Zollner zu ſechs Monaten ſabzüglich vier Monaten Unter⸗ ſuchungshaft), Jehle zu drei Monaten Gefängnis. Wiſſen Sie das? Nach den Feſtſtellungen eines Geographieforſchers kön⸗ nen weder London noch Newyork den Anſpruch erheben, die größten Städte der Welt zu ſein; die größte Stadt iſt, gemeſſen an der Flächenausdehnung, Debreczin in Ungarn, das mehr als 600 Quadratmeilen bedeckt. * In 24 franzöſiſchen Städten an der ſchweizer Grenze zahlen die Bewohner keine Steuern, ſondern bekommen von ihren Stadtbehörden noch etwas heraus, weil die Forſt⸗ wirtſchaft dieſen Gemeinden bedeutende Erträge einbringt. Traum verriet eine Krankheit Einen ſonderbaren Fall einer Krankheitsdiagnoſe d 5 8 1725 5 ur einen Traum verzeichnet das„Britiſh Medical Journal“ 0 Es iſt bekannt, daß Träume unter Umſtänden ſehr deut. lich pſychiſche Spannungen enthüllen und bei der Diagnoſe ſeeliſcher Erkrankungen von außerordentlichem Wert ſein können. So gut wie nie aber kommt es vor, daß organische Krankheiten auf dieſem Wege diagnoſtiziert werden können Bei dem vorliegenden Fall handelt es ſich um einen Patienten von etwa 40 Jahren, der eine Reihe merkwürdiger Krankheitsſymptome zeigte, die die Aerzte ſich zunächſt nicht erklären konnten. Man kam ſchließlich zu der Anſicht, daß hirns handeln müſſe. Dieſe Diagnoſe wurde bald durch einen Traum des Patienten beſtätigt. Der Traum wurde genau regiſtriert und dann einem ſchweizeriſchen Profeſſor zur Begutachtung vorgelegt. Der Traum hatte zum Teil die „Entwäſſerung eines Teiches“ zum Inhalt. Der Schweizer Sachverſtändige zögerte nicht, den„Teich“ mit der zerebro⸗ ſpinalen Flüſſigkeit zu vergleichen, die unſer geſamtes Zen⸗ tralnervenſyſtem umſpült. Weiter träumte der Kranke, daß nach der„Entwäſſerung“ im„Schlamm des Teiches“ „tote Tiere“ zurückgeblieben wären. ren Einzelheiten zog der Strom der zerebro⸗ſpinalen Flüſſigkeit gehemmt werde; er gab ſogar genau die betreffende Stelle an, die völlig mit dem inzwiſchen auf übereinſtimmte. Das mediziniſche Blatt iſt der Meinung, daß dieſe „Traumdiagnoſe“ ein weites Feld für die Forſchungen der Zuſammenhänge von pfychiſchen und phyſiologiſchen Störun⸗ gen eröffne, und daß man in Zukunft die Träume eines Kranken nicht nur bei ſeeliſchen, ſondern auch bei körper⸗ lichen Störungen zur Diagnoſtizierung oder wenigſtens doch als Hilfsmittel heranziehen könne. Neuzeitliche Gefäßformen für Zimmerpflanzen Während die Vaſe als Behälter der Schnittblumen auf eine alte Kultur zurückblicken kann, verfügt das Pflanzgefäß nicht über eine gleiche Tradition. In der Nakur paßt ſich die Pflanze d Boden, aus dem ſie herauswächſt, an und ſteht in einem verſtändlichen Einklang zu ihrer Umgebung. Im Raume von ihrem natürlichen Standort iſt ſie von dem Gefäß, in d geſetzt wird, abhängig und ſollte, um eine gleich ſtarke Harmonie 8 erzielen, eine organiſche Einheit mit dem Pflanztopf bilden. orbildlich für die Anlage ſolcher Pflanzungen ſind die Japaner, die mit beſonderer Liebe kleine Miniaturgärten anlegen, in denen für ſie jede Pflanze und jeder Stein ihren beſtimmken Platz und ihre beſondere Bedeutung haben. Die ber uns in Benutzung befind⸗ chen Uebertöpfe, die oft ſchöne Glaſuren haben, ſind aber in ihrer formalen Ausdrucksmöglichkeit beſchränkt, da ſie an die zylindriſche Normalform des Blumentopfes gebunden ſind. Durch die Une abhängigkeit vom Uebertopf iſt die Bahn für eine freie Geſtaltung von Pflanztöpfen offen, und ſo hat ſich die Möglichkeit geboten, ganz neue Gefäßformen zu ſchaffen. Unſere Zeit, die der Pflanze im Wohnraum eine größere Bedeutung zumißt, kommt dieſem Be⸗ ſtreben entgegen, indem ſie eine Vorliebe für die ausgeprägten Formen der Pflanzenwelt hat. Statt feingefiederter Palmen werden die breiten Blätter des Gummibaumes bevorzugt, an Stelle terlicher Blumenſtöcke treten ſtachlige Kakteen mit ihrer bizarten ewegtheit und ihren farbenprächtigen Blüten. Weniger die intime Einzelform, als der große Umriß der Pflanzen treten heule in die Erſcheinung. Solch eine Wandlung im Geſchmaock zieht eine ſtärkere Betonung des Pflanzropfes nach ſich und fordert Gefäße, welche die architektoniſchen oder grotesken Formen der Gewächſes aufnehmen und den Ausdruck der Pflanzen ſteigern. Von det Vorliebe von Einzelpflanzen ſchritt man weiter zur architektoni⸗ ſchen Gruppierung von Pflanzenmaterial. Mit ſchlichten Pflänzchen und Mooſen können wir ebenſo wie mit wertvollen Zwergbäumchen und grotesk geformten Steinen ein abgeſchloſſenes Kunſtwerk ge⸗ ſtalten. Hier bietet ſich die Möglichkeit, vollkommen neue Wege einzuſchlagen. Um die architektoniſche Anlage der Miniaturgärten bereits durch die Form der Gefäße zu beſtimmen, werden die einzelnen Pflanzräume in der Grundrißgeſtaltung feſtgelegt. Als weitere Bereicherung werden Etagen gebaut, deren Terraſſen zentral aufſteigen oder einander een liegend das Parterre in der Mitte freilaſſen. So iſt nach dem Vorbild der japaniſchen Miniatur⸗ gärten auch für unſere heimiſchen Pflanzen eine Stätte geſchafen worden, in der ſie ſich behaglich ausbreiten können und die ihre Schönheit voll zur Geltung Reißgt wodurch wiederum der Raum ſelbſt an Wohnlichkeit und Ausdruck gewinnt. A. E. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Donnerstag, 28. September: Werbewoche— 6. Abend: Miete D 2, Sondermiete D 1: In neuer Inſzenierung: Viel Lärm um nichts. Komödie von Shakeſpeare. Anfang 19.30, Ende etwa 22.30 Uhr. Freitag, 27. September: Werbewoche— 7. Abend: Miete F 2: Die Gärtnerin aus Liebe. Oper von W. A. Mozart. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Samstag, 28. September: Werbewoche— 8. Abend: Miete B 2, Sondermiete B 1 und für die NS⸗Kultur⸗ gemeinde Mannheim, Abt. 119 und 159: Peer Gyn. Dramatiſches Gedicht von Henrik Ibſen. Anfang 19, Ende 22.45 Uhr. Im Neuen Theater(Koſengarten): Donnerstag, 26. September: Für die NS⸗Kulturge⸗ meinde Mannheim, Abt. 101 bis 104, 301 bis 309, 356, 361 bis 369, 573 bis 596, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 1 bis 600: Madame But⸗ terfly. Oper von G. Puccint. Anfang 20, Ende nach 22.15 Uhr. Verſammlungs⸗Kalender. Wederkafel. Heute abend 8.30 Uhr Probe. Aus patteiamtlicen Bekanntmachungen entnommen: BM. Heute Abend 7.45 Uhr im Schulhof in Kluft antreten. 5 ö SJ.(2/23/171). Die Schar tritt heute Mittwoch, den 25. ds. Mts. um 19.45 Uhr in kadelloſer Uniform im Schulhof an. Entſchuldigungen gibt es nicht. Landjugend. Die männliche und weibliche Landjugend beteiligt ſich heute Abend an der Jugendkundgebung der DAF. Treffpunkt 8.15 Uhr am„Pfälzer Hof“. * 2 g 24 Ein leeres Zimmer Druckarbeiten an ruhigen Herrn oder Dame[in jeder Ausführung werden zu vermieten. schnellstens angefertigt in der Räheres in der Geſchäftsſt. s. Bl. Druckerei des„Neckar-Bote“ Neuer Rotwein naturrein, ſüß und vollwertig, ab Kelter Wachenheim 28 Hektoliter Mk. 8 Beſtellungen nimmt ſofort entgegen Hermann Ehret, Gaſthaus„Elfner“, Mannheim. Finmachlöpfe in allen Größen per Liter 14 Pfg. Johann& Würthwein Baumaterialien und Inſtallationsartitzel Kloppenheimerſtraße 37. II Hergeſtelſt in den Perſilwerken! — U——— Der„ausgelaufene Teich“ wird zu einer Gehirnentzündung es ſich um eine Entzündung in den tieferen Teilen des Ge- Die 2 Dien regie Stell feren Sel Ausf ält uh Meul 7 beſcht auf! bund Ma des den! dung zur wird vorh. könn Di kro Sie! men ſchaft nung Die dieſen l was Ende würd beſot 5 men an d Es i den halte Lohr kurr⸗ keit 0 0 rung ed muß ſtück berle unte Reic des terhi a zu f vor Rech ſitzes nicht tung ſchaf dere Mie