8. Blatt xu W. 227 Scumskfaug. 28. Sept. 1935 . Neue Energiewirtſchaft Eine Rede Dr. Schachts in Saarbrücken. Auf der Jahrestagung der Wirtſchaftsgruppe Elektrizi⸗ äs Berſorgung(WE) und des Reichsverbandes der Elek⸗ trizitäts⸗Verſorgung(REV) in Saarbrücken hielt der Reichsbankpräſident und beauftragte Reichswirtſchaftsmi⸗ niſter Dr. Schacht eine Rede. Er erinnerte an die Zeit vor 30 Jahren, als man einem vielgeſtaltigen Netz von unend⸗ lich kleinen Kraftzentralen gegenüberſtand, die Tarife etwa zwiſchen 7 und 60 Pfennig ſchwankten und die Hauptab⸗ nehmerſchaft noch in der Beleuchtung lag. Dann fuhr er u. d. fort: Nicht Kommunaliſierung der Elektrizitätswirt⸗ ſchaft kann unſer Ziel ſein, nicht die Form des Betriebes iſt entscheidend, entſcheidend iſt allein die Frage, wie der größt⸗ mögliche Nutzen für die Geſamtheit des Volkes und Staates aus der Elektrizitätswirtſchaft herausgeholt werden kann. In einer Zeit, in der wir uns Aufgaben gegenüberſehen, wie ſie vielleicht nie zuvor ein Volk zu löſen gehabt hat, können wir uns den Luxus von Eigenbrödelei und Unwirt⸗ ſchaftlichkeit nicht erlauben. Wenn die Reichsregierung vorausſichtlich in den nächſten Wochen zu dem Erlaß eines Energie⸗Wirtſchafts⸗ geſetzes ſchreiten wird, ſo wollen wir uns darüber klar ſein, daß dieſes Geſetz von zwei Grundgedanken beherrſcht ſein muß, der eine iſt die möglichſte Billig ⸗ keit und der andere iſt die möglichſte Sicherheit der Verſorgung mit elektriſcher Energie. Laſſen Sie mich auf die Bedeutung des zweiten Punktes der Sicherheit zunächſt hinweiſen, weil er bei der Kompliziertheit unſerer wirt⸗ ſchaftlichen Produktionsverhältniſſe meines Erachtens vor⸗ anſtehen muß. Wir brauchen, wenn ich es einmal ſo aus⸗ drücken darf, die Wehrhaftmachung der deut⸗ ſchen Energ ieverſorgung. Das e Deutſchlands muß ſo ausgeſtaltet ſein, daß auch bei größeren Ausfällen einzelner Energiequellen die wirtſchaftliche Pro— duktion ohne größere Störungen, ja möglichſt ſtörungslos durchgeführt werden kann. Ein Zuſammenarbeiten und In⸗ einanderarbeiten der verſchiedenen Energiequellen iſt für dieſen Zweck unerläßlich. Darum kann die Aufſicht über die Energiewirtſchaft letzten Endes nur in einer zen⸗ tralen Hand liegen. Der zweite Grundgedanke der möglichſten Billig⸗ keit der Energieverſorgung ſoll den Zweck haben, Indu⸗ ſtrie, Gewerbe und Landwirtſchaft zu ſolchen Preiſen mit Energie zu verſorgen, die der Landwirtſchaft bei ihrem Kampf um die Ernährung des deutſchen Volkes helfen, den induſtriellen Wettbewerb im Auslandsmarkt erleichtern und die auch den kleinen Betrieb weitmöglichſt unterſtützen. die Preisunterſchiede ſind immer noch, und zwar oft in nahe beieinandergelegenen Gebieten, ſehr erheblich. Mit Rückſicht auf die Lebenshaltungskoſten wird auf einen gewiſſen Angleich hinzuwirken ſein, ohne daß ſelbſtverſtänd⸗ lich hier ſchematiſch vorgegangen werden darf. Denn die Wirtſchaftlichkeit der einzelnen Unternehmungen darf ſelbſt⸗ verſtändlich nicht aus dem Auge gelaſſen werden. Die Ener⸗ giewirtſchaft darf ebenſowenig ein Zuſchußbetrieb werden, wie ſie als willkommene Einnahmequelle geführt werden darf. Wir müſſen uns deshalb vom früher oft betonten Gegenſatz zwiſchen kommunalen oder ſtaatli⸗ chen und privatwirtſchaftlichen Betrie⸗ ben grundſätzlich freimachen. Beide Intereſſen ſind unter⸗ zuordnen dem großen nationalſozialiſtiſchen Geſichtspunkt, daß die Elektrizikätswirtſchaft einzig und allein Dienſt am Volk und Dienſt an der Geſamtwirtſchaft leiſten muß. Auch ein Kampf gegen die ſogenannten Selbſtverſor⸗ gungsanlagen iſt unangebracht, wenn er bloß auf Konkurrenzgründe gegründet iſt. Die letzten beiden Jahre haben der Elektrizitätswirt⸗ ſchaft einen neuen Aufſchwung gebracht. In den Jahren 1933 und 1934 hat die öffentliche Stromverſorgung einen Zuwachs von mehr als 20 v. H. erfahren Die allge⸗ meine Wirtſchaftsbelebung, die der nationalſozialiſtiſche Staat gebracht hat, iſt auch der Elektrizitätswirtſchaft zu⸗ gute gekommen. Eine ſolche Zeit iſt geeignet, für die Ra⸗ kionaliſierung ausgenutzt zu werden. Wir können heute die Betriebe der Elektrizitätkswirtſchaft, mit Ausnahme vielleicht einer Reihe kommunaler Betriebe, bei denen noch außer⸗ gewöhnliche Verhältniſſe vorliegen, im großen und ganzen als geſund anſprechen. Dieſer Zuſtand eröffnet die Ausſicht auf eine Periode regen Aufbaues und der Gemeinſchafts⸗ arbeit und gibt deshalb willkommene Veranlaſſung, das lang gewünſchte Energiewirtſchaftsgeſetz zu erlaſſen, das nicht eine Notverordnung ſein ſoll, ſondern eine Regelung auf lange Dauer ermöalichen wird. „Ich möchte einige Grundgedanken berühren. Da iſt zu⸗ nächſt das alte Problem, ob die Elektrizitäts⸗ und Gasver⸗ ſorgung der Privatwirtſchaft zu überlaſſen iſt oder in die öffentliche Hand gehört. Solange der Staat die allgemeine Wirtſchaftsführung und die Kon⸗ trolle nicht nur über die öffentliche, ſondern auch über die private Wirtſchaft feſt in der Hand hat, kann es nur erwünſcht ſein, wenn der Leiſtungswille des Einzelnen und ſeine Bereitſchaft, das Riſiko mit ſeinem Kapital zu tra⸗ gen, die Geſamtaufgabe des Staates fördert. Das ſoll und darf indeſſen keine Zurückſetzung kommunaler oder ſtaatli⸗ cher Werke bedeuten. Auch in 15 Tarifpolitik darf nicht etwa eine ſchematiſche Gleichförmigkeit angeſtrebt werden. Bürokratiſierung iſt auf keinem Gebiet verhängnisvoller als auf dem für das ganze Wirtſchaftsleben ſo unendlich wich⸗ tigen Gebiet der Energieverſorgung. Verwaltungsinſtanzen können und ſollen die Aeren worn für das wirtſchaftliche Handeln den einzelnen Betriebsführern nicht abnehmen. Die Schaffung eines beſonderen Behörden aufbaues, der von manchen Uebereifrigen verlangt wird, iſt deshalb grundſätzlich abzulehnen. Die Einſetzung eines Reichskommiſſars oder dergl. erſcheint über⸗ llüſſig, weil die ordentliche Verwaltung durchaus in der Lage iſt, die Ueberwachung der geſtellten Aufgaben ſelbſt zu erfüllen. Ich ſuche die geſtellte Aufgabe zu löſen in eng⸗ ſter Zuſammenarbeit mit den Betriebsführern ſowohl der öffentlichen wie der privaten Energieverſorgung, die in der Reichsgruppe n r zuſammenge⸗ jaßt ſind. Ich habe die feſte Ueberzeugung, daß in dieſer Selbſtverwaltungsorganiſation ſich zahlreiche Einzelſchwie⸗ rigkeiten durch gemeinſchaftlichen Gedankenaustauſch wer⸗ den löſen laſſen. Der Staat kann nur leben, wenn jeder Volksgenoſſe ſich dieſem Staat verantwortlich fühlt und wenn jeder zu ſeinem Teil, an welcher Stelle er immer ſteht, von dem einen Gedanken beherrſcht iſt, Volk und Staat zu dienen.. D Pallotiner vor Gericht Deviſenſchiebungen einer Miſſionsgeſellſchaft. Berlin, 28. September. Vor dem Berliner Schnellſchöffengericht begann am Freitag ein Deviſenſtrafverfahren gegen zwei Geiſtliche der Miſſionsgeſellſchaft der Pallotiner in Limburg(Lahn), de⸗ nen Devpiſenſchiebungen in Höhe von 190 000 Mark vorge⸗ worfen werden. Die Anklage richtet ſich gegen den 52jährigen Pater Johann Seiwert und den 51jährigen Bruder Heinrich Lorenz. Seiwert war Geſchäftsführer der Miſſionsgeſellſchaft. Sie hatte zur Errichtung einer Kirche und eines Seminars im Jahre 1925 in Holland eine An⸗ leihe in Höhe von 300 000 holländiſchen Gulden aufgenom⸗ men. Auch hier wieder hat der berüchtigte Bankdirektor Hofius den Anſtoß dazu gegeben, daß dieſe Auslands⸗ obligationen mit Hilfe der ins Ausland verſchobenen Be⸗ träge zurückgekauft wurden. Seiwert hat außerdem nach den Ermittlungen in zwei weiteren Fällen im Inlande ohne Genehmigung der Deviſenſtelle über ausländiſche Forderungen im Gegenwert von 50 000 Mark verfügt. Endlich ſoll er nach der Anklage ſeine Anbietungspflicht gegenüber der Reichsbank bei einem Deviſenpoſten im Be⸗ trage von 2000 Mark verletzt haben. Im Gegenſatz zur Vorunterſuchung ſchränkte Seiwert ſeine Ausſagen zur Frage der Ungeſetzlichkeit der Deviſen⸗ geſchäfte dahin ein, daß er nach den Erklärungen des Dr. Hofius geglaubt habe, alles werde auf legalem Wege durch⸗ geführt. Es kamen verſchiedene Schiebungen zur Sprache, die der Angeklagte Seiwert an ausländiſche Ordensange⸗ hörige, insbeſondere in Danzig, England und in der Schweiz, ohne Genehmigung der Deviſenſtelle geleitet hat. Einen breiten Raum nahm die Erörterung der Am⸗ neſtiefrage ein. Seiwert hat den Beſitz von 172 600 Gulden⸗Obligationen auf Grund des Volksverratsgeſetzes angezeigt. Die Staatsanwaltſchaft will dieſer Anzeige keine ſtrafbefreiende Wirkunxg beimeſſen, weil ſie unrichtig und unvollſtändig ſei. Der mitangeklagte Ordensbruder Heinrich Lorenz verfügt über praktiſche Kenntniſſe in Buchhaltungs⸗ und Kaſſenangelegenheiten. Ihm wird vorgeworfen, an der Ver⸗ bringung des Geldes ins Ausland beteiligt zu ſein. Er er⸗ klärte, er habe in völliger Abhängigkeit zu ſeinem Vorſit⸗ zenden geſtanden und dieſem lediglich Gelder von der Bank beſorgt, ohne über deren Verwendungszweck unterrichtet geweſen zu ſein. Bezeichnend iſt jedoch, daß dieſe Beträge falſch verbucht worden ſind. Handelsteil Neues Reiſeverkehrsabkommen mit der Schweiz 8 Zwiſchen der deutſchen Regierung und dem ſchweizeri⸗ ſchen Bundesrat iſt eine Vereinbarung über die Wieder⸗ ingangſetzung des im Auguſt unterbrochenen Reiſeverkehrs geſchloſſen worden. Die Vereinbarung trägt vorllufigen Charakter und gilt bis zum 30. November 1935. Sie lehnt ſich inhaltlich an das frühere Reiſeverkehrsabkommen an, jedoch werden die in Deutſchland ausgegebenen Reiſezah⸗ lungsmittel in der Schweiz nur noch begrenzt in bar ein⸗ gelöſt. Im übrigen werden ſie in Gutſcheine umgetauſcht, die von allen Betrieben des ſchweizeriſchen Gaſtwirtege⸗ werbes in Zahlung genommen werden und außerdem zum Ankauf von Fahrkarten und Kraftwagentreibſtoffen ver⸗ wertet werden können Die Einführung dieſer Reiſegutſcheine ſtellt zunächſt einen Verſuch dar, der auf ſchweizeriſchen Wunſch unternommen wird, um vorgekommene Mißbräuche zu N Die neue Vereinbarung tritt am 5. Oktober in Kraft. Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Die völlig verworrene Lage in Genf wirkte ſich an der Börſe in einer ſtärkeren Zurückhaltung aus. Das Bankenpublikum bewahrt allgemein große Zurückhaltung. Bei dem Mangel an Kaufaufträgen kam es am Aktienmarkt faſt allgemein zu Abſchwächungen, durchſchnittlich um 1 Pro⸗ zent. Von den Auslandswerten waren beſonders italieniſche Werte ſchwach. Auch der Rentenmarkt war im ganzen weiter abgeſchwächt. Die Kaufneigung war hier ebenfalls recht gering. 5 Geldmarkt. Der Geldmarkt iſt wieder etwas flüſſiger geworden. Die üblichen Steuerüberweiſungen des Reiches an die Länder, die verſchiedenen öffentlichen Banken zu⸗ floſſen, erleichterten mit die Geſamtlage. Die Entſpannung Hauptamtsleiter Hilgenfeldt in Freiburg. Anläßlich der NSV⸗Großkundgebung am 22. September ſprach der Hauptamtsleiter der NS⸗Volkswohlfahrt Pg. Hilgenfeldt⸗Berlin in Freiburg i. Br. über„Ziel und Aufgaben der NSW“. machte ſich vor allem für Tagesgeld bemerkbar, da im Hin⸗ blick auf die gewöhnlich recht ſtarken Anſprüche, die der Herbſtultimo mit ſich bringt, eine längere Feſtlegung viel⸗ fach vermieden wurde. Auch am Wechſelmarkt war erſtmals ſeit Ende Auguſt wieder einige Nachfrage zu bemerken. Ueber das gute Zeichnungsergebnis der neuen langfriſtigen Schatz⸗ anweiſungen, die— ohne daß die Reklametrommel gerührt worden wäre— weit überzeichnet wurde, iſt bereits be⸗ richtet worden. Da gleichzeitig noch 500 Millionen Anleihe bei den Sparkaſſen untergebracht werden konnte, iſt jetzt mit einem Schlage die gewaltige Summe von 1 Milliarde Mark konſolidiert worden. Produktenmarkt. An den Produktenmärkten war vor allem Weizen reichlich angeboten, doch war die Nachfrage der Mühlen verhältnismäßig gering. Auch bei Roggen über⸗ ſtieg das Angebot die Nachfrage bedeutend. Trotzdem wur⸗ den die Forderungen nicht unter Feſtpreis ermäßigt. Der Mehlmarkt blieb ſtill, die Umſätze beſchränkten ſich auf die Deckung des laufenden Bedarfs. Am Futtermittelmarkt waren Kraftfuttermittel weiter knapp. Stroh war reichlich zu ha⸗ ben, wurde aber nur zögernd gekauft. Dagegen blieb Heu knapp bei gut behaupteten Preiſen. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer hat ſich in⸗ folge ſteigender Agrarpreiſe von 102.1 um 0.2 Prozent auf 102.3 erhöht. Induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren und induſtrielle Fertigwaren waren unverändert geblieben. Die Beſchäftigungslage in Deutſchland iſt recht gut. Beim Aus- blick auf die nächſte Zeit macht das Konjunkturinſtitut darauf aufmerkſam, daß angeſichts dieſes hohen Standes der Be⸗ ſchäftigten die weitere Zunahme der Beſchäftigung von zeit⸗ weiligen Stockungen und Schwankungen unterbrochen ſein werde, zumal der Winter mit ſeinem unvermeidlichen Rück⸗ gang der Beſchäftigung vor der Türe ſtehe. Kleine Rück⸗ ſchläge können jedoch eine Wirtſchaft nicht mehr erſchüttern, deren Geſundung ſich aus der Tatſache ergibt, daß das Volkseinkommen 1934 mit 52.5 Milliarden um rund 6 Mil⸗ liarden oder 12.9 Prozent höher war als 1933. Dieſe Zu⸗ nahme iſt nach den Mitteilungen des Statiſtiſchen Reichs- amtes genau ſo groß wie die im Aufſchwung von 1926⸗27. Viehmarkt. Die kühlere Witterung verurſacht einen Mehr⸗ verbrauch an Fleiſch⸗ und Wurſtwaren, der ſich im Markt⸗ bild ausprägte. Großvieh war im Preis im allgemeinen be⸗ hauptet, während Kälber bei gutem Geſchäftsgang leichte Preiserhöhungen zu verzeichnen hatten. Am Schweinemarkt war der Zutrieb ungenügend 900 Millionen Reichsmark hat die NS⸗Volkswohlfahrt während der Zeit ihres Beſtehens zu ſozialen Zwecken verausgabt. 4,5 Mill. NSV⸗Mitglieder bringen in Form ihres Beitrages all⸗ monatlich ihr Scherflein zur Vollbringung der ſozialen Aufgaben„die der Führer der NS, als Garant des ſozialen Willens der NSDAP., geſtellt hat. Viele Volksgenoſſen ſtehen der NSV. noch fern. Sie haben noch nicht die Zeichen der Zeit verſtanden und führen ihr ſelbſtſüchtiges Eigenleben, ohne ſich um das Wohl ihrer übrigen Volksgenoſſen zu kümmern. So etwas darf es aber im Dritten Reich nicht geben, wo ſich die Intereſſen des Individuums dem Lebenintereſſe der Na⸗ tion zu unterordnen haben. Jeder ſoll deſſen eingedenk ſein, daß auch er unverſchuldet in eine Notlage kommen kann. Hat er in guten Zeiten der NSV. bewieſen, daß er auch anderen das Recht zu leben nicht vorenthält, ſo wird auch ihm gern geholfen werden, wenn er der Hilfe anderer bedarf. Gedenke Du, ſolange es Dir gut geht, daß auch Dir einmal die Sorge um das tägliche Brot den nächt⸗ lichen Schlaf von Deinem Angeſichte bannen kann. Kämpfe in den Reihen der NS V. für das Allgemeinwohl unſeres Volkes, helfe mit Deinem Beitrag, daß anderen geholfen werden kann,. werde Mitglied der NS⸗Volkswohlfahrt! Die Freude am ſchönen Werkplatz Zwei Arbeitskameraden gingen jeden Morgen aus einen Vorort zu ihren Arbeitsſtätten in die Stadt. Fahr⸗ planmäßig trafen ſie ſich an einer Straßenkreuzung. Die erſte Frage beim Morgengruß war immer:„Was gibt es Neues?“ So auch heute wieder. Sagte der Aeltere:„Bei uns im Betrieb ſteht ſeit geſtern alles auf dem Kopf. Neu⸗ lich war unſer Betriebsführer in einem Vortrag der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront. Bald darauf ließ er den Vertrauensrat unſeres Betriebes, zu welchem auch ich gehöre, zuſammen⸗ rufen und faſelte uns etwas von„Schönheit der Arbeit“ vor. Du hätteſt das Grinſen auf unſeren Geſichtern ſehen müſſen, als wir dies vernahmen. Manche konnten einen beiläufigen Huſtenanfall nicht unterdrücken. Doch als unſer Betriebsführer von ſeinem Schreibtiſch einige Blätter nahm und Zweck und Ziel von„Schönheit der Arbeit“ vorlas, wurden wir ſchon aufmerkſamer. Allmählich ging uns ein Seifenſieder auf. Als er geendet hatte, ſah er uns alle über ſeine Brille hinweg fragend an. Eine kurze Pauſe entſtand. Was wir innerlich aus purem Oppoſitionseifer verlachten, zeigte ſich uns alsbald als etwas Neues, Ungewöhnliches. Ja plötzlich weckte es bei uns allen eine Begeiſterung. Das, was wir jahrelang überhaupt nicht bemerkten, wurde uns offenbar. Der Dreck war uns zur Gewohnheit geworden. Und nun wird es anders. Wir haben die Erzeugung in einzelnen Werkſtätten vorübergehend eingeſtellt, nach und nach bekommen ſie Licht und Luft und einen ſchönen far⸗ benfreudigen Anſtrich. Die Fenſter werden blank geputzt und auf den Fenſterbrettern einzelne Grünpflanzen verteilt. Ueberall ſind die Handwerker in emſiger Tätigkeit. Toi⸗ letten, Garderobe⸗, Waſch⸗ und Badeanlagen werden ge⸗ ſchaffen, ja ſogar einen Kameradſchaftsraum zur Einnahme des Eſſens ſollen wir erhalten. Auf dem Hofe ſind Kame⸗ raden dabei, Ordnung zu ſchaffen, dort ſollen ſpäter Grün⸗ anlagen e werden. Eines kann ich Dir jetzt ſchon ſa⸗ gen, jene Werkſtätten, die inſtand geſetzt worden ſind, hin⸗ terlaſſen einen nachhaltigen Eindruck bei unſeren Arbeits⸗ kameraden. Ich hätte nie geglaubt, daß ein ſchöner, ſau⸗ berer Arbeitsplatz ſolche Freude bereiten könnte. Bis zur Wiederkehr des Gründungstages unſeres Betriebes fol alles vollendet ſein und die Einweihung mit einer ſchönen 2 Kameradſchaftsfeier verbunden werden.“ In der Stadt angelangt, trennten ſich beide, um nach ihren Betrieben zu ſchreiten. Als der Jüngere im„Um⸗ kleideraum“ ſeines Betriebes den Rock an einen verroſteten Nagel eines Lattengeſtelles zu hängen verſuchte, ſtolperte er über eine am Boden ſtehende verbeulte Waſchſchüſſel. Ver⸗ bittert murmelte er: Schönheit der Arbeit.“ —— Kreuz und Quer Was der gute Mond anrichtete.— Brandſtelle eilt zur Feuerwehr.— Herrn Gehrkes Winterſchlaf.— De Zwetſchgenkuchen als Fußmatte. Froſch als Verkehrshindernis. In den letzten Tagen mußte wieder von mehreren Groß⸗ ſeuern berichtet werden, die nicht nur großen Schaden an⸗ richteten, ſondern auch den Feuerwehren viel ſchwere Arbeit brachten. Aber nicht immer iſt die Löſchung von Bränden ſo anſtrengend, ſie kann ſogar zu einer gewiſſen Annehmlichkeit werden. Dieſer Tage glaubten in einer Ortſchaft des Weſter⸗ waldes junge Leute, daß in einem Nachbardorf ein großes Feuer ausgebrochen ſei, denn der rotglühende Feuerſchein am Horizont gab für dieſe Vermutung untrügliche Anzei⸗ chen. Die Feuerwehr wurde alarmiert, und eine Anzahl Wehr⸗ leute machte ſich mit ihren Fahrzeugen auf den Weg, um der bedrohten Nachbargemeinde wacker beizuſtehen. Unterwegs berlangſamten die biederen Feuerwehrleute ihre Schritte, denn über den Hügelkamm ſtieg der gute Gevatter Mond wie ein glühender Feuerball am Himmel auf. Die Wehrleute ſollen ſogar beobachtet haben, wie der Mond übers ganze Geſicht lachte über den gelungenen Streich. Mit viel Humor und Heiterkeit wandten ſich die wackeren Feuerwehrmänner einer anderen Löſchmethode zu, die allerdings nicht dem Mond, ſondern den auf der anſtrengenden Fahrt durſtig ge⸗ wordenen Kehlen aalt. Gewöhnlich iſt es, daß die Feuerwehr an die Brand⸗ ſtelle eilt, ungewöhnlich, wenn die Brandſtelle zur Feuer⸗ wehr kommt, aber es kommt— wenn auch ſehr ſelten— vor. Mr Metcalfe, der mit ſeinem Wagen mühſam durch die Londoner City ſteuerte, wurde plötzlich durch Zurufe darauf aufmerkſam gemacht, daß ſein Wagen brenne. Voller Beſorgniſſe, daß eine Benzinexploſion Menſchenleben in Ge⸗ fahr bringen könnte, wendete Metcalfe und raſte zur Feuer⸗ wehr, eine dunkle Rauchfahne hinter ſich laſſend. Dort lobte man ſein beſonnenes Verhalten und mit Schaumlöſchern wurde die Gefahr beſeitigt. Es gibt glücklicherweiſe immer noch ungewöhnliche Dinge, und das iſt gut ſo, denn Abwechſlung iſt erforderlich, und wenn die Abwechſlung noch ſo komiſch. Jetzt will ein Deutſch⸗ amerikaner zur Abwechſlung einmal einen Winterſchlaf hal⸗ ten. Dieſem Deutſchamerikaner namens Arthur Gehrke waren drüben die Sorgen des Tages, die Politik und die Wirt⸗ ſchaft und wer weiß was noch plötzlich über, worauf er einen entſcheidenden Entſchluß faßte, nämlich zu Bett zu gehen, um nichts mehr ſehen und hören zu müſſen. Dieſer Tage legte er ſich mit der feſten Abſicht hin, erſt wieder aufzuſtehen, wenn die Frühlingsſonne von 1936 ihn wecken würde, alſo einen regelrechten Winterſchlaf zu halten. Den Trick des Winterſchlaf?— wir wiſſen allerdings nicht, was für ein Trick zum Winterſchlaf gehört— will Gehrke„von den Bären gelernt“ haben. Er hat aus ſeinem Plan bereits eine regelrechte Methode gemacht und empfiehlt den Winterſchlaf als Kur für die meiſten Störungen unſeres Lebens. Die Welt, meint er, würde beſſer ſein, wenn mehr Menſchen ſeinem Beiſpiel folgen würden; vielleicht werde er im Bett manche Anterhaltung vermiſſen, dafür blieben ihm aber auch alle unangenehmen Dinge erſpart. Herr Gehrke kann ſich den Winterſchlaf leiſten, denn er wiegt gut und gerne ſeine drei Zentner, hat alſo etwas zum Zuſetzen. Dem ſchlankeren Mitmenſchen wäre die Kur gegen den Aerger der Ziwiliſation jedoch nicht ohne weiteres zu empfehlen. Arthur Gehrke tritt jetzt übrigens nicht ſeinen erſten Winterſchlaf an. Er hat ſchon vor zwanzig Jahren damit begonnen und etliche Schlaferfahrung hinter ech. Wenn er im Frühjahr aufſteht, ſieht er dem Tier, von dem er den Winterſchlaf gelernt hat, nicht unähnlich, was ſich ſchon daraus erklärt, daß er ein halbes Jahr lang nicht raſiert und geſchoren wird. Wenn er dann wieder erwacht, wird es einige Zeit dauern, bis er ganz bei ſich iſt, und dann kann ihm vielleicht Aehnliches begegnen, wie kürzlich in einer Gemeinde im Waldeckiſchen. Hatte da eine Bäuerin einen Zwetſchgenkuchen aus dem Backhaus geholt und dann war ſie auf kurze Zeit zu einem Schwätzchen ins Nachbarhaus gegangen. Den Ku⸗ chen hatte die Frau in den Hausflur an die Eingangstür geſtellt. In der Dämmerung kam ein . älterer Bauer, und in der Annahme. man habe hier eine Fußmatte hingelegt, Kr Der „Viel Lärm um nichts“ im Nationaltheater Erfolgreiche Shakeſpeare⸗Neuinſzenierung in Mannheim. Mannheim. Shakeſpeares Komödie„Viel Lärm um nichts“ gehört zu den beliebtesten Luſtſpie⸗ len dieſes Dichtergenies, deſſen geiſtſprühende Bühnenſtücke inmitten der Wende zweier Zeitalter die elementare Ur⸗ wüchſigkeit einer im 16. Jahrhundert ausklingenden Epoche mit den Selbſtbewußtſeinsimpulſen der Jetztzeit vereinen. Das Mannheimer Nationaltheater bediente ſich für ſeine Neuinszenierung der Ueberſetzung von Hans Rothe, die im dichteriſchen Eigenwert der Sprache nicht an die Schlegelſche Ueberſetzung heranreicht, dafür aber auf den Geſchmack und das Verſtändnis des modernen Theater- beſuchers zugeſchnitten iſt. Hierbei handelt es ſich um eine grundſätzliche Frage, über die man ſtreiten kann. Tatſäch⸗ lich mag die Bearbeitung Rothes einer geſchickten Regie mehr Bewegungsmöglichkeit bieten. Von dieſem Vorteil machte Hans Car Müller, der Regiſſeur des Abends, erfolgreichen Gebrauch Ebenſo wie die Regie war auch die Ausſtattun g borzüglich. Die Bühnenbilder von Friedrich Kalbfuß waren einfach, aber zugleich künſtle⸗ riſch. Auch die Bühnenmuſik, für die Guſtav Semmel beck verantwortlich zeichnete, paßte in den Rahmen des Wanzen. Zum Gelingen der Aufführung trug die ausge⸗ zeichnete Bühnentechnik bei, die die Drehſcheibe wieder ein⸗ mal ausgiebig zu ihrem Recht kommen ließ. Die Darſteller, Rudolf Klix als Don Pedro, Karl Mar x als Statthalter, Friedrich Hölzlin als wackelköpfiger Greis, zeigten ſich auf der gewohnten Höhe ihrer Kunſt. Zwei neue Kräfte, Alice Decarli und Martha Langs, gefielen ganz be⸗ ſonders durch ihre Friſche, mit der ſie ihren Rollen als Bea⸗ trice und Hero eine ſehr ſympathiſche Note gaben. Ihre Gegenspieler, Fritz Schmiedel und Erwin Linder, fielen hiergegen faſt ab, wenn auch Linder mehr aus ſei⸗ ner Rolle herausholte als Schmiedel, deſſen weichliche Art nicht anſpricht. Die Glanzleiſtung von Ernſt Lan heinz und Joſeph Offenbach als Holzapfel und S lehwein löſte immer wieder Lachſtürme aus. Es lag eine unbe⸗ ſchreibliche Komit darin, wenn Langheinz ſeinem verſpot⸗ teten Kameraden die Wange klopfte:„Ja, ſa— der gute, alte Schlehwein.... oder in unaufhaltſamem Redeſtrom alle möglichen und unmöglichen Fremdwörter durchein⸗ anderwarf. Wir haben ſchon öfter darauf hingewieſen, mit welcher Liebe ſich Offenbach in die ſcheinbar unbedeutendſte S — 5 Frau hatte ſi ken, da⸗ mit er als Fuß dienen ſollte e er hätte das in racht. Ein Yrshinde 1 t 20* Kollege in England hat ein noch viel kle s Hindernis gerettet als einen Zwetſchgenkuchen. Ein Regiment engli⸗ ſcher Garde ſamt allem Zubehör an Tanks, Motorrädern, Panzerwagen, Maſchinengewehren uſw., marſchierte in der Glut der herbſtlichen Mittagsſonne zum Städtchen Alton hinein, alle Mann ſichtlich froh, nun endlich müde und verſtaubt ins Quartier zu kommen; da hob der wachhabende Verlehrsſchutzmann die Dando das Regiment tum gun Stillſtand. Vorſichtig bückte ſich der Poliziſt, hob ein Etwas aus dem Staub der Straße auf, trug es zum Wegrand, gab dann das Zeichen zum Weitermarſch und das Regiment rückte ein. Was hatte ſich ereignet? Ein Froſch war über den Weg gehüpft, ſichtlich in zu langſamen Sprüngen, um von 5000 vorwärts ſtapfenden Soldatenſtiefeln, Raupen⸗ rädern der Tanks, Hufen der Pferde oder Gummireifen der Räder verſchont zu bleiben. Worauf natürlich das Regi⸗ ment zu warten hatte, bis der Froſch in Sicherheit war. Kleine Arſache, große Wirkung. So iſt es oft im menſchlichen Leben. Schwulſtophiles Der wunderliche Kauz Schwulſtophiles Verſchmäht die guten Wörtchen„er“„ſie“„es“. Zu leicht ſind er, ſie, es und viel zu ſchlicht; Und das— wer weiß warum— gefällt ihm nicht. „Derſelbe“ nur erklingt ihm vollgewichtig, „Dasſelbe“ nur erſcheint ihm folgerichtig. Er haßt des Wortes ſtraff gefaßte Kürze, Die Länge nur verleiht dem Worte Würze. Drum braucht er auch die Wörter„der“ und„die“ Und„das“ als rückbezüglich beinah nie. Nur„welcher“ ſchmeichelt lieblich ſeinem Ohr, Drum zieht er welcher, welche, welches vor. Doch nein, er zieht nicht vor, vielmehr er„gibt Den Vorzug“, weil ihm ja der Schwulſt beliebt. „Zur Kenntnis“ ſchreibt er nicht; zur Kenntnisnahme, Reklame⸗Zwecke macht er aus Reklame! Er ſchlägt nicht einfach vor, er bringt in Vorſchlag. Und ein Gedicht gelangt bei ihm zum Vortrag. Berſandt wird nichts, es kommt nur zur Verſendung. Verwandt wird nichts, es kommt nur zur Verwendung. Und„ſich verſchlechtern“—? Wozu Wörter ſparen? Viel ſchöner klingt„Verſchlechterung erfahren“. Wir ſagen ſorgen, er ſagt Sorge kragen; Er„ſtellt“ und„richtet“ Fragen, wo wir fragen. Er fürchtet nicht, kann nur Befürchtung hegen. Bezüglich, mit Bezug auf... nur nicht„wegen“. Den Fall nur„prüfen“— nein, das tut er nicht, Es fordern Würde und Beamtenpflicht, Daß er ihn einer Prüfung unterzieht. Und dieſes Prüfungsunterzieh'n geſchieht Behufs, im Hinblick, zwecks, zum Zweck, zu Zwecken. Auch ſonſt liebt er das Recken und das Strecken. Das leicht geſchürzte Wörtchen„von“ iſt nichts, Drum ſchreibt er ſtets vouſeiten des Gerichts. Mit einem Beil, mit einem Dolche, ach! Wie wirkt dies bloße„mit“ ſo flach und ſchwach! Erſt„mittelſt“ gibt Gewicht und Vollgehalt, Drum:„Mittelſt Dolches machte er ihn kalt“. So reckt Schwulſtophiles, wo er nur kann, Die Wörter aus und ſtiftet Unheil an: Denn ſchon aus dumpf verſtaubter Kanzelei Dringt frei hinaus die Wörterſtreckerei; Ind ſeine wunderliche Schnörkelweiſe Irfaßt allmählich weit're Kreiſe.. ins kurz und knapp, natürlich auszudrücken, Jill uns Verſchwülſteten ja kaum noch glücken. Drum haltet euch, daß er's nicht ärger treibe, Den greulichen Schwuülſtophiles vom Leibe. „Spottname für den Vertreter des ſchwü Deutſcher Sprachverein. 2 862 72 Das Rätſel der abeſſiniſchen Währung Selbſt Menelik konnte den Maria-⸗Thereſig⸗Taler nicht verdrängen. Abeſſinien, das jetzt im Vordergrund des Weltintereſſes ſteht, gibt dem Europäer manches Rätſel auf. Zu diesen Rätſeln gehört auch ſeine Währung. Die abeſſiniſche Münz. Einheit iſt bekanntlich der Marig⸗Thereſia⸗Taler von 1752 eine Münze, die in ihren alten Stücken nur noch in Münz. ſammlungen zu finden iſt, die aber von der Münze in Wien Jahr für Jahr nach den alten Prägeſtempeln ausſchließlic für den abeſſiniſchen Bedarf hergeſtellt wird. Die Geſchichte der abeſſiniſchen Währung iſt merkwürdig genug. Der öſterreichiſche Baron Johann von Fries erhielt im Jahre 1752 von der Türkei das Monopol für den„Taler. handel“, das vorher die venezianiſche Republik für den Orient gehabt hatte. Der Oeſterreicher führte den in ſeinem Vaterlande geltenden Maria⸗Thereſia⸗Taler unter der Be⸗ zeichnung„Levante⸗Taler“ ein. Die neue Münze verbreitete ſich über den ganzen Orient, und ſie blieb Abeſſiniens Wäh⸗ rung, nachdem ſie in der Türkei längſt durch anderes Geld erſetzt worden war. Es muß überraſchen, daß das afrikaniſche Kaiſerreich, das ſ eiferſüchtig auf ſeine Unabhängigkeit bedacht iſt, noch heute an einer Währung feſthält, die nicht mit abeſſiniſchen, ſondern fremden Hoheitszeichen ausgeſtattet iſt. Tatſächli hat auch Kaiſer Menelik energiſch den Kampf gegen den Maria⸗Thereſia⸗Taler und für einen eigenen abeſſiniſchen Taler geführt. Im Jahre 189 erließ er ein Dekret, wonach künftig nur der abeſſiniſche„National⸗Taler“ gelten ſolle. Das war ein in Paris ausgeprägter Silbertaler, der in Größe und Gewicht genau dem Maria ⸗Thereſia⸗Taler gli 2 aber auf der Vorderſeite den Kopf des Kaiſers Menelik, al! der Rückſeite das abeſſiniſche Wappentier, den„Löwen von Juda“, zeigte. Der energiſche Kaiſer Menelik, der als„Sie: geskaiſer“ die größte Volkstümlichkeit genoß, holte ſich im Kampf gegen den öſterreichiſchen Taler eine empfindliche Nie⸗ derlage. Die Beamten und Hoflieferanten in Addis Abeba mußten wohl oder übel den Menelik⸗Taler annehmen, aber vor den Toren der Hauptſtadt wurde die neue National⸗ münze als„falſches Geld“ zurückgewieſen. Die Abeſſinier hielten damals und halten noch heute unverbrüchlich an dem Taler feſt, den Baron von Fries 1752 eingeführt hat. Alz die Wiener Münze vor hundert Jahren einmal einen beſſeren Prägeſtock verwandte, wurden auch die damit hergeſtellten Taler als„falſch“ zurückgewieſen. Die Abeſſinier können zwar die Inſchrift des Talers nicht leſen, aber ſie prüfen ſeine Echtheit, indem ſie die Zahl der Perlen auf dem Diadem der Kaiſerin zählen. Meneliks Münzreform beſchränkte ſich ſchließlich darauf, daß er den Wert des Maria⸗Thereſia⸗Talers dem eines ame⸗ rikaniſchen Silberdollars gleichſetzte und Scheidemünzen ein⸗ führte. Heute iſt der Werk des Talers auf die Hälfte geſun⸗ ken, und im Innern des Landes iſt die gebräuchliche Scheide münze nach wie vor eine Stange Salz. Aus der Welt des Wiſſens Der Salzwaſſergehalt des Meeres beträgt durchſchnittlich 3. U.. Es wurden im Deutſchen Reich im Jahre 1934 731 000 Ehen geſchloſſen gegenüber 631 000 im Jahre 1933 und 510 000 im Jahre 1932. 5 Die Zahl der Lebendgeborenen iſt in Deutſchland von 957000 im Jahre 1933 auf 1 181000 im Jahre 1934, alſo um 23 v. H. geſtiegen. 78 In einem Bienenkorb befinden ſich durchſchnittlich 15 000 Bienen. 8 In den letzten ſieben Jahren wurden 1.1 Millionen Hunde in Deutſchland abgeſchafft, das bedeutet eine Ab⸗ nahme von 30 v. H. f Das Kegelſpiel iſt außer in Deutſchland am meiſten in den Vereinigten Staaten verbreitet. Nach den neueſten Aufzeichnungen waren de Juni 1935 im geſamten deutſchen Reichsgebiet 3 171 856 Ferf⸗ ſprechanſchlüſſe vorhanden, darunter 1848 103 Haupt⸗ und 1239 387 Nebenanſchlüſſe ſowie 84 386 öffentliche Fernſprech⸗ dollo zellen. Nebenrolle hineinlebt. Als Schlehwein hatte er auch nicht viel zu ſprechen, aber den wenigen Worten und ſeinem ganzen Auftreten verlieh ſeine Kunſt eine überzeugende Echtheit. Die übrigen Mitwirkenden, darunter Hans Finohr, Klaus W. Krauſe und Lene Blanken⸗ feld, gefielen ebenfalls. Die Beſucher hielten nicht mit dem verdienten Beifall zurück, der zum Schluß lange an⸗ hielt. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 28. September: Werbewoche— 8. Abend: Miete B 2, Sondermiete B 1 und für die NS⸗Kultur⸗ gemeinde Mannheim, Abt. 119 und 159: Peer Gynt. Dramatiſches Gedicht von Henrik Ibſen. Anfang 19, Ende 22.45 Uhr. Sonntag, 29. September: Miete C 3: In neuer mantiſche Oper von C. Gutſcheinen 22.30 Uhr. Montag, 30. September: Miete A 3 und für die NS⸗ Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 133 bis 135: Viel Lärm um nichts. Komödie von Shakeſpeare. An⸗ fang 19.30, Ende etwa 22.15 Uhr. Dienstag, 1. Oktober: Nachmittags⸗Vorſtellung, Schüler⸗ miete B: Die Gärtnerin aus Liebe. Oper von W. A. Mozart. Anfang 15, Ende gegen 17.30 Uhr.— Abends: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 321 bis 335, 360, 502 bis 510, 521 bis 530, 552 bis 557, 583 bis 570 und Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 1 bis 300: Viel Lärm um nichts. Komödie von Shakeſpeare. Anfang 19.30, Ende etwa 22.15 Uhr. Mittwoch, 2. Oktober: Für die NeS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim, Abt. 336 bis 353, 512 bis 520, 586, 541 bis 550, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 301 bis 600: Oberon. Oper von C. M. von Weber. An⸗ fang 19.30, Ende etwa 22.30 Uhr. Donnerstag, 3. Oktober: Miete D3: Madame But⸗ terfly. Oper von G. Puccini. Anfang 20, Ende nach 22.15 Uhr. Freitag, 3. Oktober: Miete B 3: Ker res. Oper von Georg Friedrich Händel. Anfang 20, Ende nach 22 Uhr. Werbewoche— letzter Abend: Inszenierung: Oberon. Ro⸗ M. von Weber.(Eintauſch von aufgehoben). Anfang 19.30, Ende etwa Voll Cloqus Kleid ne 80 9 — 55 2— —— ere Ihr fe munte Erſc rechnet wenn er doc lieſt di „So machen alles Gan ſcheue helles unter Die iſt zu Denker Um Kate. kommt den M eng di schräge Der ſie ſell Schr vorübe „Da er zun und ſe die M Ehe muhm, „Mr ſagen, gar ſo Schme mehr Sie ein Le ren ka manch. und of „Da danken alles Glei andere „We Häusch Jugen er ſeh herber weil ft nicht denkſt. halten Auf 1 Der Erbſohn. Ein Bauernroman von Hertha Lindenblatt. pyright by Verlag Neues Leben Bayr. Gmain. Obb.(Nachdruck verboten) C0 15 Aber die wachen Ohren der beiden Alten haben ſchon den Schmerzenston vernommen. Die Sorge hielt ſie mun⸗ ter. Nun ſind ſie bei dem Sohn. In ihrer Hut läßt Roſemarie den Kranken und fliegt die mondbeſchienene Straße hin zum Nachbarort, um von dem Schäfer Rat zu holen. Nach einer Zeit, die den angſt⸗ poll Wartenden endlos ſchien, iſt der Helfer da. Er braucht um Unterſuchen lange Zeit und redet von der Galle, die ins Blut getreten iſt. „Ihr müßt das Leben leichter nehmen, Bauer! Eure Galle verträgt den ſteten Aerger nicht. Ich will Euch gleich die Hitze nehmen, ſo werden die Schmerzen gehen!“ In feuchten Lehm packt er den kranken Körper. „Gelt, das tut gut! Nun haltet Euch hübſch ſtill! Wenn Ihr fein folgt, ſeid Ihr in wenig Tagen wieder wohl und munter!“ Erſchrocken fährt der Kranke auf. Mit Tagen ſoll er rechnen? Er muß doch heim. Was ſoll die Anne denken, wenn er nicht kommt! Er darf nicht fern ſein jetzt, weiß er doch nicht, was derweil daheim geſchieht. Die Mutter let die Angſt aus ſeiner Miene. „Sorg dich nicht, mein Bub! Der Vater wird ſchon alles machen. Er ſagt der Anne auch Beſcheid und ſieht, daß alles ordentlich geht, derweil du fort biſt.“ Ganz leiſe ſtreichen ihre Hände über ſeine Stirn, eine ſcheue Liebkoſung, die er nicht von ihr gewöhnt iſt. Ein helles Rot fliegt über ſeine fahlen Wangen. Er fühlt ſich unter ihrem Schutz. Die Roſemarie hält ſich dem Krankenbette fern, aber ſie ſſt zu jedem Dienſt bereit, den man von ihr verlangt. Ihr Denken iſt ein einziges Flehen um Hilfe und Rettung. Um den Mittag kommt die Bäuerin vom Birkhof in die Kate. Zwar zeigt ſie ſich entſetzt, aber zu vielen Worten kommt es bei ihr nicht. Den Wagen hat ſie mit und will den Mann nach Hauſe holen. Vielleicht merkt ſie jetzt, wie eng die Stube iſt, in der die Eltern hauſen, und daß die schräge Kammer kaum ein Schlafraum für die Roſel iſt. Der Kranke will von einer Ueberſiedlung in den Birf⸗ hof nichts wiſſen. „Laß nur! Ich lieg hier gut. Im Hof wär ich dir nur zur Laſt.“ Ganz zufrieden ſcheidet die Bäuerin nach kurzem Auf⸗ enthalt. Von der Magd ſah ſie nichts, nur die Mutter ſaß am Bett des Sohnes. Ihr überließ ſie die Pflege, zu der ſie ſelbſt ſich doch nicht eignete, mit Freuden. Schneller, als man zu hoffen wagte, geht der Anfall vorüber. „Das macht die gute Pflege,“ ſagt der junge Bauer, als er zum erſtenmal wieder auf der Bank in der Sonne ſitzt, und ſeine dankbaren Blicke treffen beide, die Mutter und die Magd. Ehe er dann aus der Kate ſcheidet, geht er zur Bittner⸗ muhme hinauf, der Vertrauten ſeiner Knabenzeit. „Muhme,“ ſpricht er ohne Zögern,„ich muß Euch etwas ſagen, was ich den Guten nicht ſagen darf, weil es ſie gar ſo ſehr betrüben würde. Ihr hattet ſtets für meinen Schmerz ein offenes Ohr. Und ſeht, ich kann allein nicht mehr tragen, was mich drückt.“ Sie nickt ihm herzlich zu. Sie weiß es ohnehin, daß er ein Leid mit ſich herumträgt, gegen das er ſich nicht weh⸗ ren kann. Lange, lange redet er mit ihr. Sie ſchütteit manchmal mit dem Kopf, als ob ſie etwas abwehren wollte, und oftmals nickt ſie und weiß, daß er die Wahrheit ſpricht. el geendet hat, ſagt ſie herzlich: „Das iſt zum größten Teil nur ein Geſpenſt deiner Ge⸗ ganken, Bub. Verlier nur nicht den Mut, ſo wird ſchon alles werden.“ Gleich fällt ihr auch etwas ein, was ſeinem Denken eine andere Richtung gibt. „Weißt du, daß ſie in der Stadt ein Auge auf unſer Häuschen werfen? Am Sonntag war ein Herr hier vom Jugendbund. Die ganze Kate von oben bis unten wollt er ſehen und wiſſen, wem ſie eigen ſei. Eine Jugend⸗ herberg ſoll ſie werden, ſagt er. Er gäb ſehr viel auf ſie, weil ſie ſo günſtig liege, nicht zu nah an der Stadt und nicht gar ſo fern. Bub, ich ſag dir das, damit du dich be⸗ denkſt. Er will in kurzem wiederkommen und Nachfrag halten be: d'. Aufmerrſauc ſieyt ſie in ſein Geſichl „Ihr braucht das Häuſel nicht. Es iſt für euch alle Raum genug im Hof, wenn die Bäuerin zur Beſinnung kommt. Ich würd mir anderswo ein Unterkommen ſuchen. Dir brächte der Verkauf ein gutes Stück Geld ein.“ „Muhme,“ erwidert Konrad Birk, ohne ſich auch nur einen Augenblick zu bedenken,„es iſt nicht Raum genug im Birkhof, ſeit ein fremder Geiſt darinnen hauſt. Und wenn es anders wäre, nimmer würde ich das liebe Haus verkaufen. Es ſteht der Roſel zu als ihrer Eltern Erbteil. Ich kann ſie nicht darum betrügen, wenn das Gericht viel⸗ leicht auch anders entſcheiden würde“ „Bub, du haſt recht,“ ſagt die Bittnermuhme, und eine lle Freude iſt in ihr.„Es würde mir auch ſchwer ge⸗ en ſein, aus meiner lieben Stub zu gehen. Und daß »Roſel denkſt. Bub. das iſt lieb von dir.“ Am Tage danach ſchon kehrt der Führer des Jugend⸗ bundes, ein Dr. Walten, im Birkhof ein. Von einer großen Jugendorganiſation ſpricht er, die in Birkfelde eine Her⸗ 1 55 einzurichten gedenkt. Dem Bauer iſt unter mancher⸗ lei Verdruß die Beicht der Bittnermuhme wieder aus dem Sinn gekommen. Er läßt den Fremden ſeinen Plan ent⸗ wickeln und hört chn ruhig an, dann aber weiſt er ihn an 5 Haupt des Dorfes, den Rabelbauern, der allein nu: das Für und Wider ſolcher Anlage bedenken und den orfvätern zur Beratung vorſtellen könnte.. „Daß Sie damit viel Glück haben werden, glaube ich nicht, ſagt er dabei.„Man hält im Dorf nicht viel von dem Eindringen eines fremden Geiſtes, hat man doch auch . ſeinerzeit verwehrt, ſeinen Aufenthalt hier zu en. 1195 1125 damit die Sache für erledigt; der Fremde aber eilt. „Das alles weiß ich ſchon, Herr Birk. Aus dieſem Grunde halte ich mich zuerſt an Sie. Hab ich das Haus. wird mir der Dorfrat wohl erlauben müſſen, damit zu n, was ich will.“ „Und wozu ſoll ich helfen?“ „Indem Sie mir das Haus verkaufen!“ „Welches Haus, Herr BHoktor?“ fragt Konrad Birk er⸗ ſtaunt, und dann fällt ihm plötzlich ein, was die Muhme am vergangenen Tag erzählte. g he „Bas kleine Haus am Birkenhain. Man ſagte mir, daß es dem Birkhofbauern gehörte!“ „Das iſt ein großer Irrtum, Herr. Das Haus gehört ihm nicht. Er verwaltet es einſtweilen für eine Waiſe, die zum Hof gehört. Geben Sie ſich darum keine Mühe mehr. Die Bachkate iſt unverkäuflich.“ „Was Sie mir eben ſagen, beweiſt noch nichts, Herr Birk,“ beharrt Dr. Walten mit Hartnäckigkeit.„Man wird Ihnen eine ſolche Summe bieten, daß Sie das Haus ver⸗ kaufen müſſen, wenn Sie das Recht der Waiſe wahren wollen!“ Verſtohlen lächelt Konrad Birk und ſpricht für ſich: „Wenn's nicht die Roſel wäre! Ihr gilt das Hüttchen mehr, als der Käufer zahlen könnte.“ Laut ſagt er: „Mein Herr, Sie irren dennoch. Für uns hier hat das Geld noch nicht ſo hohen Wert wie draußen in der Welt. Wir ſchätzen unſern Beſitz, den wir ererbt haben, höher ein, als ſich der Städter denkt. Die Kate iſt nicht feil!“ In dieſem Augenblick tritt die Bäuerin in die Stube. Ob ſie vielleicht die ganze Zeit in der Hinterſtube lauſchte? „Birk, ſei kein Tor!“ ſagt ſie mit ihrer harten Stimme. „Verkaufe das Haus!“ „Nein!“ ſagt der Bauer kurz und eine jähe Röte zu verbergen. „Ich gehe für diesmal,“ ſpricht der Fremde liebenswür⸗ dig,„aber ich werde wiederkommen. Sie werden andern Sinnes werden, Herr Birk, deſſen bin ich ſicher. Ich ſehe mir einen Bundesgenoſſen in Ihrer Frau erwachſen. Ich komme wieder!“ wendet ſich ab, um 11. Tagelang ging Jakob Goldner in ſchweren Gedanken umher. Er rang mit einem Entſchluß. Am Morgen vor Pfingſten haben er und ſein Weib eine lange Unterredung mit der alten Mutter, worauf der Bauer mit Pferd und Wagen den Hof verläßt. „Vor morgen mittag bin ich nicht daheim,“ ruft er der Annemarei noch zu.„Leicht kann es auch noch ſpäter werden. Wenn Gäſte kommen, nimm ſie freundlich auf. Du weißt noch beſſer als ich, daß der Ricelhof ſtets gaſt⸗ lich war. Brauchſt du unterdeß einen Mannesrat, der Birk von unten ſteht dir gerne bei. Du darfſt nur nach ihm ſenden!“ Nach der Stadt geht Jakobs Fahrt. Den Anwalt ſucht er auf und fragt, was er indeſſen ſchaffte. Viel Neues kann der alte Herr ihm nicht berichten. „Einen anderen Namen trug Ihr Schwager nicht, Herr Goldner. Er war bald hier, bald dort. Im Weſtpreußi⸗ ſchen war er zuletzt. Dort iſt er auch geſtorben. Zehn Jahre etwa iſt es her. Das iſt alles, was ich ergründen konnte.“ Nachdenklich blickt der Bauer. „Ein Weib genommen hat er nicht?“ „Doch,“ ſagt der alte Herr,„verheiratet war er kurze Zeit, wohl nachdem er aus dem Vaterhaus geſchieden war. Ich glaubte, das wäre Ihnen ſchon bekannt. Die Frau ſtarb ihm bald. Er ſcheint auch nicht ſonderlich glücklich mit ihr geweſen zu ſein. Sie war nicht ſeines Standes. Was ihn zu der Heirat getrieben haben mag, oder ſie, iſt nicht mehr zu erforſchen.“ „Sie hatten beide kein Kind?“ „Scheinbar nicht. Oder wenn ſie ein Kind hatten, ſah es ihre Familie als ihr eigen an. Jedenfalls ließ man es dem Vater nicht. Er äußerte, als er ins Weſtpreußiſche ging, daß er ohne Anhang ſei. So hat man mir berichtet.“ Schweigend blickt Goldner vor ſich nieder. So hätte er ſich tatſächlich unnütze Gedanken gemacht! Die Unruhe vieler Nächte wäre zwecklos geweſen! Der alte Herr errät des andern Gedanken. „Sie können ruhig ſein, Herr Goldner. Es iſt, wie ch es Ihnen ſagte. Ihre Sache iſt ſo klar, daß es keines Schrittes mehr bedarf. Ihr Recht auf den Beſitz liegt ſon⸗ nenhell vor unſern Augen.“ Mit herzlichem Dank ſcheidet Jakob Goldner von dem freundlichen Mann, der ſich viel Mühe um ſeiner Ruhe willen gab. Bleibt ihm jetzt freie Hand, zu handeln, wie ſein Herz ihn treibt? Wohl eine Stunde geht er planlos durch die Straßen, um mit ſich ganz ins Reine zu kom⸗ men, und plötzlich ſteht er ſtill, weil da an einer Straßen⸗ kreuzung der Name: Gerbergaſſe! in ſeine Augen fällt. Das iſt die Straße, die der junge Burſch ihm neulich nannte, als er nach Friedrich Steiner fragte. Hier irgend wo, in einem dieſer wenig ſchönen Häuſer muß der Schuh⸗ macher wohnen, bei dem der Bub in Koſt und Wohnung iſt. Aufmerkſam muſtert Goldner von nun an die Häuſer⸗ reihen, ob er nicht irgend wo das Schild des Schuhmachers findet. Die Straße iſt länger als er glaubte. In einem Bogen geht ſie endlich um die Ecke. So viel iſt dem Bauer klar, daß er ſich nunmehr in einem der älteſten Stadtteile befindet. Da hängt auch ſchon an einer Eiſenſtange Meiſter Pechdrahts Wahrzeichen auf die Straße herab, ein großer Waſſerſtiefel. „R. Gräſer, Schuhmachermeiſter,“ lieſt Goldner und tritt ohne Zögern ein. „Was ſteht zu Dienſten?“ fragt ein Männchen mit einer dünnen Stimme, und ein paar bebrillte Augen ſchauen hinter der Schuſterkugel vor. Werden Erinnerungen in Jakob Goldner, dem Schuſter⸗ ſohne, wach? Ach nein, hier ſieht es ſo anders aus als in ſeinem Vaterhauſe. Ein anderer Geiſt herrſchte darin. Mit tiefer Dankbarkeit gedenkt der Sohn der biederen Eltern, die ſo manchen guten Kern in ſein empfängliches Gemüt gelegt hatten, der beſinnliche Vater vor allem, der manche ernſte Frage hinter ſeiner leuchtenden Kugel durchdachte und beſprach; aber auch der tatenfrohen Mutter dankt er viel. Ja, ſo, der Meiſter Pechdraht will eine Antwort haben. Ihn wundert des fremden Gaſtes Schweigſamkeit. „Wohnt der Knabe Friedrich Steiner bei Ihnen, Meiſter? Ich möchte ihn beſuchen. Wie ich hörte, iſt er krank.“ Der Schuſter faßt ſich an den Kopf. „O je, was für ne Ehre! Das wird den Jungen aber freuen!“ Haſtig ſpringt er über einen Haufen alter Stiefel, ſtolpert und verliert das Gleichgewicht. „Weib!“ zetert er.„Komm ſchnell mal her! Der Herr möchte den Jungen ſehen. Beſuchen will er ihn.“ Die Frau, die eben durch einen halb zerriſſenen Vorhang luat, ſieht, was die Sauberkeit betrifft, nicht viel vertrau⸗ enserweckender aus als der Mann. Mit zwei Schritten ſteht der Schulze von Birkfelde neben ihr. „Wo iſt der Bube? Ich möchte bald zu ihm. Ich habe nicht viel Zeit.“ „Hier!“ ruft hinter dem Vorhang eine Stimme, in der ein unterdrückter Jubel ſchwingt. Nur mit Mühe wird Goldner ſeiner 9 Herr. als er den Buben auf elendem Lager wiederfindet. den er ſo rein und friſch in der Erinnerung hat. Er drängt ſich haſtig an der Frau vorbei und faßt des Knaben magere Hände. „Du armer Bub, was iſt aus dir geworden!“ „An allem meinem Elend iſt das gebrochene Bein nur ſchuld. Sonſt hatte ich Zeit genug, auch mal hier Ordnung zu ſchaffen,“ ſagt er leiſe.„Die Leute hier ſind beide alt, und ſie bekommen wenig genug für meinen Unterhalt.“ „Ich laß dich nicht länger hier, mein Bub. Nur mit dem Vormund muß ich reden. Wenn das erledigt iſt, nehm ich dich nach Birkfelde mit. damit du in dem Rabelhof geſund gepflegt wirſt.“ Ein Freudenſchimmer überfliegt das bleiche Antlitz. Der Bube haſcht des Bauern Hand und drückt ſie, ſo feſt er es mit ſeinen ſchwachen Kräften kann. „O, Ihr ſeid gut!“ flüſtert er. Am andern Tage um die Mittagszeit, wie er es geſagt hatte, bringt Jakob Goldner den Buben heim. Das iſt eine Freude im ganzen Haus, als wenn ein hoher Gaſt gekommen wäre. Sogar die Ahne kommt ſofort. Sie will den Buben ſehen und ſeine Stimme hören. Leiſe ſtreichen ihre welken Hände über ſein Geſicht. „Du wirſt nicht lange ſo blaß und elend ſein. Die Bäu⸗ erin pflegt dich ſchon geſund, da brauchſt du gar nicht zu ſorgen!“ Der Bube lächelt ſtill. Jetzt iſt es nimmer nötig, daß er ſo bald den Gebrauch des kranken Gliedes zurückerhält. Im Rabelhof erträgt er gern das Liegen. Was könnte ihm noch ſchwer ſein, nun er liebe Menſchen um ſich hat und Luft und Sonne! und gar„beſtrickend“ Strickvorſchläge für Herbſt und Winter Eine große Strickmode bringt wieder die verſchiedenſten Vorſchläge für Herbſt und Winter. Es lohnt ſich, jetzt ſchon mit der Arbeit anzufangen, dann können die erſten längeren Abende mit einer nützlichen Handarbeit ausgefüllt werden. Ein neuer Pullover oder eine Strickweſte iſt im Kleider⸗ beſtand jeder Frau unentbehrlich geworden. Aber die Strickwut geht noch weiter, man arbeitet ſich ſogar ganze Kleider und Koſtüme. In einfacher, anliegender Form mit modiſchem Beiwerk verziert, mit Lederkragen und Gürtel oder mit intereſſanten Verſchlüſſen kann man den Anzug ſehr abwechſlungsreich geſtalten. Auch das Complet läßt ſich aus Strickarbeit herſtellen. Ein Kleid wird durch einen Dreiviertelmantel ergänzt, der in dieſem Fall warm und ele⸗ gant zugleich iſt. Material und Stricktechnik können durch zweierlei Far⸗ ben und Material zuſammengeſetzt werden. Man bevorzugt dunkle Schattierungen, braune, dunkelgrüne oder marine⸗ blaue Wolle mit Noppen, Kunſtſeidenfäden oder mit Stichel⸗ haaren, auch Angorawolle in zarten Farben iſt 55 beliebt. Aus dieſem Material laſſen ſich ſogar elegante Jumper für den längeren Rock anfertigen. Nr. 1 iſt ein ſpitzenar⸗ tiges Modell mit halblangen Aer⸗ meln und geraff⸗ ter Taillenpartie. Roſa Angora⸗ wolle mit einer breitgelegten alt⸗ roſa Samtſchleife als Taillenab⸗ ſchluß paßt zum braunen Rock aus Wollcloque. Ein jugendlicher Pul⸗ lover Nr. 2 mit ſeitlichem Knopf⸗ verſchluß wird durch eine helle Kragengarnitur mit Pliffeeſtrickerei ö belebt. Ueberhaupt W ſpielen Jabots und „Ausſchnittbetonungen eine große Rolle. Die Strickarten weiſen alle eine reliefartige Oberfläche auf. Dia⸗ gonalſtreifen, waffel⸗ artige Karos, Zopf⸗ und Flechtmuſter ſieht man am meiſten. Das Strickkoſtüm auf unſerer Abbildung vereint i verſchie⸗ dene Arbeitsmuſter. Große, viereckige der 9 in abwei⸗ chender Farbe geben den einzigen Schmuck. Für die praktiſche Kinderkleidung eignet ſich auch die Häkel⸗ arbeit, die viel ſchneller geht und ebenſo haltbar iſt. Der Trägerrock für kleine Mädchen in einfacher Stäbchenarbeit wird in der Taille mit einer Häkelſchnur gehalten. Zum Auftragen vorjähriger Blufſen, zum Strapazieren in den erſten Schuljahren iſt dieſe Kleidſorm beſonders angebracht. Mit dieſen Arbeiten ſchafft man den Kleinen wirklich prak⸗ tiſche Kleidung, mit der man ſie bereits für den Winter gut ausgerüſtet hat. Aber nicht nur Kleid und Jumper werden geſtrickt oder gehäkelt, man denkt gleich an die Kleinigkeiten, die dazugehören, um den Eindruck zu vervollſtändigen. Der e Hut oder eine Mütze in barettartiger oder chottenartiger Form ergänzen den Strickanzug. Sogar Trotteurhüte mit einem feſten, gerollten Rand und mit einer N arniert laſſen ſich zu einer gutſitzenden, kleid⸗ amen Kop ckung für Wind und Wetter formen. Damit wir aber ganz und gar„beſtrickend“ wirken, darf der Handſchuh mit moderner Stulpe nicht fehlen. Boucls⸗ und tweedartige Wolle wird in feinen und breiteren Rillen 8 Den Abſchluß der Manſchette bilden manchmal eppte Samt⸗ oder Wildlederſtreifen. Als Neuheit gibt es verſchiedene metalldurchwirkte Woll⸗ 1 ein ie e 1 5 f beim Tragen kein Kratzen oder irgendein ur lie ag man ß don deen Fa ee bend man ſich von 9 5 eine heſonde V erhalten die 280 l ein feſtliches A Einheimiſcher Sport Fußball der Bezirksklaſſe. Der zweite Spielſonntag verlief zwar, was die Punkteteilung anbelangt, in normaler Art, dagegen ſind die erzielten Reſultate umſo überraſchender. Die Ergeb⸗ niſſe liefern den Beweis, daß faſt ausnahmslos Mann⸗ ſchaften im Rennen ſind, die ſich auf etwa gleichem Spielniveau bewegen. Einzig und allein hat die Partie in Ilvesheim nicht den Erwartungen entſprochen. Den Platzherren hätte man beſtimmt, wenn auch knappen Sieg zugetraut. Die Ergebniſſe: Käfertal— 08 Mannheim 5:1 Sandhofen— Phönix 2:1 Friedrichsfeld— Heddesheim 2:1 Feudenheim— Rheinau 1:0 Ilvesheim— Hockenheim 1:1 Neulußheim— Seckenheim 3:1 Käfertal zeigte einen ſchönen Spurt. Die 08⸗Mann⸗ ſchaft verfügt doch immerhin über reiche Spielerfahrung und ſolides Können. Wenn eine Mannſchaft gegen ein Schluß⸗ trio, wie es 08 hat, 5 Tore erzielt, dann kann ſie etwas. Die Leiſtung ſpricht für Qualität. Etwas genügſamer war man in Sandhofen. Mit Ach und Krach kam ein knappen 2:1⸗Sieg zuſtande. Aller⸗ dings muß geſagt ſein, daß die Mannheimer Phönix den Sandhöfern einfach nicht liegt. Daran ändert bein Platz und keine Mannſchaftsumſtellung. Heddesheim lieferte ſchon im erſten Spiel gegen Sandhofen eine beachtliche Partie. Daß dieſe gute Mannſchaftsleiſtung kein reiner Zufall war, beweiſt das am Sonntag in Friedrichsfeld erzielte Reſultat. Auf Geddesheim iſt zu achten. Feudenheim iſt noch nicht richtig in Schwung. Eben noch— konnte man ſagen iſt der knappſte aller Siege über Rheinau gelandet. Es iſt aber dennoch nicht zu verachten, denn die Rheinauer Mannſchaft iſt ſehr ſpielſtark, die noch im Laufe der Spielſerie für manche Ueberraſchung ſorgen wird. In Ilvesheim zeigten ſich die Hockenheimer als Überaus„ſpielſtark“. Wohl hatte Ilvesheim techniſch und taktiſch ein gewiſſes Plus, aber die aufmerkſame Tor⸗ deckung der Gäſte hielt das Remis und erſpielte dadurch einen ſehr wichtigen Punkt. Seckenheim war in Neulußheim bei der wohl z. Zt. ſpielſtärſſten Mannſchaft des Bezirkes. Die Mannſchaft hat ſehr viel dazu gelernt. Wenn die Platzelf auch noch nicht„meiſterreif“ iſt, ſo wird ſie doch in der Spitzen⸗ gruppe zu finden ſein. Seckenheim hat ſich gut gehalten, aber das erzwungene Unentſchieden mußte abgegeben werden, in der Hauptſache deshalb, weil Würthwein 1 bereits in der Mitte der erſten Halbzeit ausſcheiden mußte. Zu ändern iſt aber an der Tatſache nichts mehr. Die Tabelle zeigt ſich nach dem Verlauf von zwei Spielſonntagen wie folgt: Vereine Sp. gew. unent. verl. Tore Punkte Olympia Reulußheim 2 2— 5 9 2 4:0 Germ. Friedrichsfeld 2 2—— 422 420 VfTu. R. Feudenheim 2 1 1— 5:4 31 Sp. Vg. Sandhofen 2 1 1— 32 31 SC. Käfertal 1 1 5— 57 1 220 Phönix Mannheim 2 1 1 1 43 22 08 Hockenheim 2— 2— 53 2:2 Heddesheim 2 5 1 1 223 153 Alem Ilvesheim 2— 1 1 8 1 13 Vg. Seckenheim 1—— 1 13 0:2 Rheinau 2—— 2 133 0 4 08 Mannheim 2—— 2 228 0 4 f Morgen ſpielen: Käfertal— Sandhofen Phönix— Friedrichsfeld Heddesheim— Feudenheim Rheinau— Ilvesheim Hockenheim— Neulußheim 08 Mannheim— Seckenheim Käfertal hat ſein zweites Heimſpiel. Nach dem guten Abſchneiden gegen 08 Mannheim iſt man geſpannt, ob das Ergebnis vom Zufall begünſtigt war, oder ob das Können der Käfertaler wirklich einen ſolchen rapiden Aufſchwung genommen hat. Phönix— Friedrichsfeld heißt die Partie. Zwei alte„Kampfhähne“ ſtehen ſich gegenüber. Nach den ge⸗ zeigten Leiſtungen dürfte den Platzherren ein knapper Sieg zuzubilligen ſein. In Heddesheim werden die Feudenheimer ſchwer zu„kratzen“ haben. Die Spielerfahrung der Feuden⸗ heimer müßte dem Tatendrang der Heddesheimer Einhalt gebieten können, aber mit den Platzherren iſt nicht zu ſpaſſen, ſonſt——! Der Neuling Rheinau empfängt Ilvesheim. Zwei Mannſchaften mit täuſchend ähnlicher Spielart ſtoßen aufeinander. Die glücklichere Elf wird Sieger ſein, wobei die Spielerfahrung der Gäſte von nicht zu unterſchätzen⸗ der Bedeutung iſt Seckenheim muß gegen 08 antreten. Urſprünglich ſollte das Treffen in Seckenheim ſteigen. Dadurch, daß die Oger kein eigenes Spielgelände beſitzen, müſſen ſie ihre Pflichtſpiele auf dem Platze des PfL. Neckarau(am Waldweg— nicht Altriper Fähre) austragen. Termin⸗ ſchwierigkeiten bedingen verſchiedene Amlegung, wonach das für Seckenheim auf heimiſchem Gelände angeſetzte Spiel nach Neckarau umgelegt wurde. Der Gang iſt nicht leicht. Wenn auch 98 ſeine bbeiden bisher gelieferten Spiele verloren hat, ſo iſt die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Gerade dieſes Moment wird die Platzherren beſtimmen, unbedingt um die Punkte zu kämpfen. Die Seckenheimer Mannſchaft muß mit allem Einſatz kämpfen—— kämpfen bis zum Umfallen, dann—— ſo ſteht zu hoffen, kann auf gutes Abſchnei⸗ den gerechnet werden. 995 ch Auswärtiger Sport. Nach den verſchiedenſten Großveranſtaltungen der letzten Wochen tritt in dieſer Hinſicht am letzten Sportwochenende des Septembers eine kleine„Flaute“ ein. Trotzdem ſtehen nach mancher Richtung hin wieder einige deutſche Sportler in internationalen Kämpfen. So u. a. beim„Leichtathletik⸗ ſportfeſt der 16 Nationen“ in Paris, beim Maſarykring⸗ Rennen, bei den Weltmeiſterſchaften der Schützen und beim Internationalen Reitturnier in Warſchau. Der Fußballſport wird in Deutſchland ganz von den Punkteſpielen beherrſcht. Länderkämpfe oder über die Grenzen hinausragende Re⸗ präſentativkämpfe ſtehen nicht zur Entſcheidung. Die ſüd⸗ deutſchen Gauligen verzeichnen ein volles Programm, und zwar ſpielen: Gau Südweſt: Eintracht Frankfurt— FV Saar⸗ brücken, Kickers Offenbach— Union Niederrad, Opel Rüſſelsheim— Phönix Ludwigshafen, Wormatia Worms— Fa Pirmaſens, Boruſſia Neunkirchen— FSV Frankfurt. Gau Baden: Freiburger F— VfL Neckarau, SV Waldhof— Phönix Karlsruhe, Karlsruher FV— VfR Mannheim, Amicitia Viernheim— Germania Brötzingen. Gau Württemberg: Sportfreunde Eßlingen— Ulmer FV 94, VfB Stuttgart— SV Cannſtatt, Stutt⸗ garter SC— SW Feuerbach, FV Zuffenhauſen— 1. SSV Ulm, S Göppingen— Kickers Stuttgart(Geſ.⸗Sp.). Gau Bayern: Wacker München— Bayern Mün⸗ chen, 1860 München— AS Nürnberg, Fc 05 Schwein⸗ furt— Fe München, BC. Augsburg— 1. FC Bayreuth, Sp⸗Vgg Fürth— 1. Fe Nürnberg. Neben den Meiſterſchaftsſpielen der anderen Gauligen intereſſiert aus dem Spielbetrieb des Reiches der Repräſen⸗ tativkampf Weſtfalen— Niederrhein in Schalke. Im Handball verdient das Gaſtſpiel einer oſtdeutſchen Handballelf, die als offizielle deutſche Nationalmannſchaft ſpielt, in Warſchau am Samstag und Krakau am Sonntag die größte Beachtung. — Die ſüddeutſchen Punkteſpiele werden in den Gauligen nicht unterbrochen. In der Leichtathletik wird die deutſche Wettkampfzeit 1935 mit einem inter⸗ nationalen Sportfeſt im Düſſeldorfer Stadion ab⸗ geſchloſſen. Erſte finniſche, holländiſche und deutſche Athletik⸗ klaſſe mißt ſich noch einmal im Kampf. Von den deutſchen Teilnehmern ſeien u. a. Borchmeyer, Hornberger, Necker⸗ mann, Schein, Schaumburg, Böttcher, Haag, Bertſch, Holt⸗ huis, Blask, Löring und die Frauen Steuer, Elger, Mollen⸗ hauer, Mauermeyer und Albus genannt.— Neun deutſche Athleten ſind auch beim„Sportfeſt der 16 Natio⸗ ten“ im Pariſer Jean⸗Bouin⸗Stadion vertreten. Brauch, Bräſicke, Bödner und Borgſen beteiligen ſich am Marathon⸗ lauf, Schröder ſtartet im Diskuswerfen, Scheele über 400 Meter, Dompert über 1500 Meter und Long im Weit⸗ ſprung. Auch hier iſt die Konkurrenz für die beteiligten Deutſchen äußerſt ſchwer, nehmen doch ſo bekannte Athleten wie der Amerikaner Lyman, die Finnen Kotkas, Virtanen, Teileri, Järvinen, Lethinen und Slaminen gleichfalls die Wettbewerbe auf.— Zu einem intereſſanten Klubkampf wird es an beiden Tagen des Wochenendes in München zwi⸗ ſchen den Stuttgarter Kickers und 1860 München kommen. Im Ningen tragen Vf K Schifferſtadt und Siegfried Lud⸗ wigshafen in Schifferſtadt einen noch rückſtändigen Kampf zur ſüdwef don den Ringer⸗Mannſchaftsmeiſterſchaft aus. Be⸗ merkens iſt, daß bei den Ludwigshafenern Impertro, der auf ine der n Neiſe nach Reichenhall verzichtete, wieder mit von Im Motorſport wird es nach der Entſcheidung des letzten„Grand Prix“ in San Sebaſtian allmählich ruhiger. Mit dem am Sonntaa ——— Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Sonntag, 29. September: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wet⸗ ter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zul; 8.45 Kath. Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Deutſche Morgenfeier der Hitlerjugend; 10.30 Trio D⸗Moll, op. 63 von Robert Schumann; 11.05 Sendepauſe; 11.20 Zur Ehre des Vater⸗ landes— zum Ruhme des Sports; 13 Muſik am Mittag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Fortſetzung: Muſik am Mittag; 14 Kinderſtunde; 14.45 Viertelſtunde für Handel und Handwerk; 15 Hausmuſik; 16 Buntes Nachmittagskon⸗ zert; 18 Hiſtoriſches Konzert; 19.15 Mein Hut unter dem Hammer 7], heiterer Hörbericht; 19.35 Hörbericht vom Volks⸗ flugtag auf dem Cannſtatter Waſen, anſchl. Sport; 20 Oper im Funk; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Tanz in der Nacht; 23 Wir bitten zum Tanz; 24 Nachtkonzert. Montag, 30. September: 9 Frauenfunk; 9.15 Sende⸗ pauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Bekannkgabe der Termine: Wie⸗ derſehensfeiern alter Frontſoldaten, anſchl. Sendepauſe; 16 Muſik am Nachmittag; 18.30 Jugendfunk; 19 Bei neuem Wein— laßt uns luſtig ſein, bunte Stunde; 20.10 Spaß mit Muſik, fröhliches Spiel; 21.30 Neue Werke von Hugo Herrmann; 22.30 Dreiviertel Minuten nach Halb, das Zeit⸗ funkmikrophon bei akuſtiſchen Verſuchen; 22.40 Muſik Dienstag, 1. Oktober: 9 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Sendepauſe; 15.15 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 16 Muſik am Nachmittag; 18.30 Vom Rohſtück zum Auto, Hör⸗ bericht, 18.50 Muſikaliſches Zwiſchenprogramm; 19 Heinrich Vierordt⸗Stunde, zum 80. Geburtstag des Dichters; 19.30 Anekdote mit und um Muſik; 20.15 Stunde der Nation; 21 Aus London: BBC-Sinfonie⸗Konzert; 22.20 Saardienſt: Mittwoch, 2. Oktober: 9 Sendepause; 9.15 Weihe der Gruft des Generalfeldmarſchalls von Hindenburg im Tan⸗ nenbergdenkmal; 15 Sendepauſe; 15.30 Pimpf, hör zul; 16 Muſik am Nachmittag; 18.30 Lernt morſen; 18.45 Kurz⸗ vortrag; 19 Unſere Heimat; 19.30 Waffenträger der Na⸗ tion; 21.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Mutter Erde, Drama von Mar Halde; 22.30 Nachtmuſik. f bei Brünn zu entſcheidenden Maſarykring⸗Rennen Reigen der großen europäiſchen Automobil⸗Rennen ſchloſſen. Inzgeſamt wurden für dieſes Rennen 28 gemeldet, von denen aber die der in Spanten ſo er reichen Mercedes⸗Benz⸗Werke mit Caracciola, v. Brau und Fagioli nicht beteiligt ſind. Für die deutſchen Farben ſtarten damit alſo nur die Wagen der Auto⸗Union mit Stul⸗ Roſemeyer und Varzi am Steuer. Ihre Hauptgegner werden die deutſchen Fahrer in Nuvolart und Chiron auf Alfa. Romeo und in den Maſerati⸗Fahrern haben. i Weltrekorde auf der Reichs autobahn Henne fuhr auf Bmw. Motorrad 256,04 Stundenkilometer Frankfurt a. M., 28. September, Anweit Frankfurt a. M. ſtellte der Münchener Ern Henne mit einer 750-cem-Kompreſſormaſchine der Baye. riſchen Motorenwerke auf der nach Heidelberg führenden Keichsautobahn zwei neue Weltrekorde für Krafträder auf Henne legte die Meile mit einer Durchſchnittsgeſchwindig. keit von 252.83 Stundenkilometer zurück, den gilometer mit 256.04 Skundenkilometer und verbeſſerte damit nicht nur die von ihm ſelbſt gehaltenen Weltrekorde der Klaſſe bis 1000 ccm, ſondern auch den abſoluten Schnelligkeſtswell rekord. Zum Einſaß gelangte die alte 750Cem⸗Rekord⸗ die zuletzt bei Gyon in Ungarn neue Weltbeſtleiſtungen ar ſchaffen hatte. Am Kilometerſtein 48 ſetzte ſich Henne in zewegung, 1,5 Kilometer ſtanden ihm zur Verfügung, um die Maſchine auf das Höchſttempo zu bringen. Bei Kilome⸗ ter 6,3 nahm die eigentliche Rekordſtrecke ihren Anfang wenige Setunden ſpater ſchon, kurz hinter Kilometer nahm Henne das Gas wieder weg und ließ die Maſchine auslaufen. Innerhalb der vorgeſchriebenen Friſt von zehn Minuten befand ſich Henne bereits wieder auf der Rück 8 Beide Fahrten verliefen dann ohne Senſation, und och war das große Unternehmen geglückt: Ernſt Henne hatte zwei neue Weltrekorde erzielt, auf den erſten Anhieb! wird det Im ausverkauften New Vorker Yankee⸗Stadion ſchlug der Negerboxer Joe Louis den früheren Schere meiſter Max Baer in der vierten Runde k. o. Durch dieſen k. o.⸗Sieg iſt Joe Louis ein Titelkampf mit dem jetzigen Weltmeiſter James Braddock geſichert. ——hñ²ie EFüP. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 29. September: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8 Sendepauſe; 8.45 Choralblaſen; 9 Katholiſche Morgenfeier, 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Deutſche Morgenfeier der Hitler⸗Jugend; 10.30 Chorgeſang; 11.20 Zur Ehre des Vaterlandes, zum Ruhme des Sports; 12 Schallplatten konzert; 14 Kinderſtunde; 15 Stunde des Landes; 16 Von Puppen, Marionetten und Automaten, Beſuch im Spiel⸗ zeugladen; 18 Unter der Fahne ſchreiten wir, der Gebiets ſtab Weſtmark ſingt neue Lieder; 18.30 Durch Heide und Moor, eine herbſtliche Funkfolge; 19 Friſch und froh, Unter haltungskonzert; 19.50 Sporkbericht; 20 Opernkonzert; Zeitangabe, Nachrichten; 22.15 Wetter, Nachrichten aus dem Sendebezirk, Sport; 22.20 Sportſpiegel des Sonntags; 8 Tanz in der Nacht: 24 Nachtkonzert. Montag, 30. September: 10 Sendepause; 10.15 Schul funk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kinderfunk; 15.30 Reiche Naturſchätze in Abeſſinien?, Be richt, 16 Kleines Konzert; 16.30 Das iſt der Herbſt, der bricht mir noch das Herz, Betrachtungen; 16.40 Bücherfunk; 18.30 Jugendfunk; 19 Unterhaltungskonzert; 20.10 Sieben Mädels aus Budapeſt muſizieren; 21 Suite nach Bildern: 21.40 Beethovenkonzert; 22.20 Ein Piccolo ſucht Arbeit; 22.40 Vergnügte Finger; 23 Wir bitten zum Tanz. Dienstag, 1. Ottober: 10 Sendepause; 10.15 Schul. funk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Für die Frau; 16 Kleines Konzert; 16.30 Märchenbilder aus dem Orient; 18.30 Balladen; 19 Unterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21 Beliebte Schlager aus dre! Jahrzehnten; 22.30 Nachtmuſik. Mittwoch, 2. Oktober: 9.15 Weihe der Gruft des Ge⸗ neralfeldmarſchalls von Hindenburg im Tannenbergdenkmal; 10.45 Blasmuſik; 15.15 Lieder; 16 Beliebte Ouvertüren; 16.30 Vor der Leſe, Winzergeſpräche; 18.30 Das. ſpricht; 19 Unterhaltungskonzert; 19.40 Bauernfunk; 1 8 der jungen Nation; 20.45 Opernkonzert; 22.30 Nach muſik. 8 . e e auf unge aust Viel! dadr zum Wal allen war auch geſch Anm halte Sohr es fi Geſte In Jürg Ann, Ihre das Jürg der offen Sohn iſt ſi und aus daß Ziel Sohr konfi Ford nacht ihrer Henn Schu Plau etwa Jürg Jürg 6 Aber ſuchu glück! Knab Wint erzäh dem gehör Weig Konff Er ne ihm 11 1 ürcht Freu, men. die B dann teil. Arbei erhal! war nicht 1 gerun erſten wenig auszu es ni auch e 1935 Die Bäuerin Anna Jenſen geht im Abendſonnenſchein auf die Wieſe, um die Schafe hereinzuholen. Es iſt eine ungewohnte Müdigkeit in ihren Gliedern, und ſie ſetzt ſich ausruhend auf die kleine Holzbank unter der Linde am Weg. Viele Gedanken beſchäftigen ſie mehr als ſonſt. Vielleicht iſt dadurch dieſes Gefühl der Schwere über ſie gekommen. Sie hat in ihrem arbeitsreichen Leben nicht oft Zeit zum Ausruhen gehabt. Als ihr Mann beim Holzfällen im Wald verunglückte und ſie ſo plötzlich mit aller Arbeit und allen Sorgen allein ließ, war Jürgen acht Jahre alt. Er war ihr einziges Kind, und von dieſem Tage an blieb er auch der einzige Inhalt ihres Lebens. Sie hat keine Arbeit geſcheut und ſich ſelbſt nie etwas gegönnt, um das kleine Anweſen, das ihr der Mann hinterließ, nicht nur ſo zu er⸗ halten, als ob Jürgens Vater noch lebte, ſondern es für den Sohn zu vergrößern. Aber nun hat es das Schickſal anders gewollt, als ſie es für den Erben des kleinen Hofes und für ſich erſtrebte. Geſtern iſt Jürgen von ihr weggegangen— nach Oſtpreußen. In kurzer Zeit wird dort eine große Hochzeit ſein, denn Jürgen heiratet in einen alten, reichen Bauernhof hinein. Anna Jenſen weiß, daß es ein Glück iſt, daß alles ſo kam. Ihre Schwiegertochter iſt ein ſchlichtes, zärtliches Mädchen. das nie ſtolz über ſie hinwegſehen wird und das ihren Jürgen lieb genug hat, um es ihn nie fühlen zu laſſen, daß der große Hof ihr väterliches Erbe iſt. Jürgen wird mit offenen Armen aufgnommen— denn es gibt dort keinen Sohn, der das große Erbe heilighält. Aber wenn Anna Jenſen von der Hochzeit zurückkehrt, iſt ſie allein.—— Ein Seufzer kommt über ihre Lippen, und mit einer unſicheren Bewegung ſtreicht ſie ſich das Haar aus der Stirn. Sie iſt ehrlich genug, um ſich einzugeſtehen, daß ſie ſich in dieſem Augenblick um den Segen und das Ziel ihrer Arbeit vom Leben betrogen fühlt. Vielleicht war es doch nicht richtig, daß ſie um des Sohnes und des Hofes willen ſich ſelbſt ſo ganz vergeſſen hat. Ihre Gedanken kommen ins Träumen. Als Jürgen konfirmiert wurde da iſt noch einmal die Liebe mit einer Forderung zu ihr gekommen. Aber ſie hat— ohne darüber nachzudenken— dieſe faſt mädchenhaft zarte Frauenliebe ihrer Mutterliebe zum Opfer gebracht. Der Lehrer Claus Hennings, deſſen beſter Schüler Jürgen durch die ganze Schulzeit geweſen iſt. kam damals oft zu einer Stunde des Plauderns zu ihr. Er verſuchte, ſie zu überreden, Jürgen etwas anderes als Bauer werden zu laſſen. Er bewies ihr Jürgens erſtaunliche Fähigkeiten und wollte alles tun, um Jürgen ein techniſches Studium zu ermöglichen. Es war eine neue Welt, die ſich Anng Jenſen auftat. Aber ihr Herz wehrte ſich gegen ſie wie gegen eine Ver⸗ ſuchung. Jürgen gehörte nicht in die Stadt. Wenn ſie ſein glückliches Geſicht ſah, wenn er auf dem Feld ſchon als Knabe wie ein Knecht arbeitete, wenn ſie an alle die vielen Winterabende dachte, in denen er ihr mit flammendem Eifer erzählte, wie er alles nach und nach verbeſſern wollte auf dem kleinen Hofe, dann wußte ſie, daß er nicht in die Stadt gehörte Anna Jenſen weiß auch, daß Claus Hennings dieſe Weigerung nie verſtanden hat. Kurze Zeit nach Jürgens Konfirmation wurde er als Lehrer in die Stadt verſetzt. Er nahm ihre Hand und fragte ſie, ob ſie als ſeine Frau mit ihm kommen wolle auch um Jürgens willen. Denn dann hatte er ein Recht. für beide zu ſorgen. Anna Jenſens Herz lürchtete ſich damals. Claus ganz zu verlieren. Das bißchen Freude, das ihr das Leben gegönnt, war von ihm gekom⸗ men. Vieles Neue hatte ſie durch ihn kennengelernt, und die Bücher. die er ihr brachte, mit Eifer geleſen. Sie war dann verbunden mit ſeiner Welt, von der er ihr einen Bruch⸗ zeil ſchenkte Aber in ihrem eigenen Leben, das mit der Arbeit für die Heimaterde zuſammenhing, die ſie für Jürgen erhalten wollte, war ſie ohne Claus Hennings geweſen. Es war oft ein Fremdſein zwiſchen ihnen das auch die Liebe nicht überbrücken konnte Nach einem Abſchied, in dem ein Zürnen über ihre Wei⸗ gerung war, ging Claus Hennings in die Stadt. In der erſten Zeit kamen noch Briefe von ihm. die ſie nur mit wenigen Zeilen beantwortete, denn es war ihr ſchwer, das auszudrücken, was ſie fühlte. Ihre harte Arbeitshand war es nicht gewöhnt, die Feder zu führen Einmal ſprach er auch in einem ſolchen Brief von ſeiner Sehnſucht nach ihr, und daß es keine Frau in der Stadt gäbe, die Anna Jenſens ſtolze, aufrechte Geſtalt und ihre leuchtenden Haare hatte. Deren Augen ſo blau waren wie die ihren, daß man meinte. in einen Himmel zu ſehen, der klar und ohne Sünde iſt. Wie eine heiße Welle war dieſer Brief in Anna Jenſens 1755 gegangen. Aber es war etwas Fremdes darin. Viel⸗ eicht kam es daher, daß ſie ſchon ſo lange abgeſchloſſen hatte mit ihrem Leben als Frau Sie war nichts als Jürgens 0 utter geweſen.— Dann kam kein Brief mehr von Claus ennings, weil ſie auf dieſen einen wichtigen nie geant⸗ wortet hatte. ſie zum erſtenmal die weißen Fäden. Aufnahme: Hartmann(Mauritius)(N) Mutters Truhe 83 2. 2 9306 20 83063 jUöö?:o 60000 Gia Maenam Fe ichn edles Als Anna Jenſen heute morgen das koſtbare, feſtliche Trachtenkleid aus der Truhe holte, das ihr Hochzeitskleid geweſen iſt, und das ſie auf Jürgens Wunſch nun auch zu ſeiner Hochzeit tragen ſoll, zog ſie es an und prüfte im Spiegel, ob noch alles in Ordnung war. Da freute es ſie, daß ihre Geſtalt noch ſtolz und aufrecht iſt, ſo wie Claus Hennings ſie geliebt hat. Aber in ihrem Geſicht ſah ſie die vielen feinen Falten, die von ihrer harten Arbeit und den vielen Sorgen erzählen. In ihrem blonden Haar bemerkte Sie leuchteten unter der buntgeftickten Haube— aber es ſind doch weiße Haare. die daran erinnern daß für Anna Jenſen der Herbſt ge⸗ kommen iſt Anna Jenſen ſteht von der Bank auf und blickt in den klaren Herbſthimmel. Ihr Herbſt wird reich ſein— denn er ſchenkt ihr noch ein ſchönes Ziel: Auf dem kleinen Hof, auf dem ſie alles ſo weitererhalten will wie bisher, wird ſie für Jürgens zukünftige Kinder ſchaffen— ſo wie ſie es ihr ganzes Leben für ihn getan hat. Vielleicht iſt ein Mädchen dabei, das im Nachteil iſt vor den Söhnen, und das dann hier einmal Herrin an der Seite eines guten Mannes ſein wird. 5 Anna Jenſen geht, zufrieden mit dem Segen ihres Lebens, langſam über den Weg zur Wieſe. Dieſer Weg hat alles miterlebt, was in ihrem Schickſal wichtig geweſen 0— das Gute und das Böſe. Hier iſt ſie mit Jürgens Vater zur Kirche an ihrem Hochzeitstag gegangen, an dem eine ſtrahlende Frühlingsſonne ihr Glück ſegnete. Hier trug ie, noch ſchwach und von ihrem Mann liebevoll geſtügt, ürgen zur Taufe. Hier ging ſie leidvoll mit zögernden Schritten zu dem kleinen Kirchhof mit den alten Grabſteinen. 58 denen ein neuer kam, als man Jürgens Vater begraben atte. 5 a Nun wird ſie dieſen Weg allein gehen müſſen aber es ſind ſo viele Erinnerungen, die mit ihr gehen, daß ſie nie einſam werden kann.—— Geddes Als Anna Jenſen vor der Wieſe ſteht, ſieht ſie, daß überall die hellvioletten Herbſtzeitloſen die Wieſe noch ein⸗ mal ſchmücken mit einem letzten feſtlichen Kleid. Sie bückt ſich und pflückt davon einen großen Strauß. Die Schafe umdrängen ſie und lecken ihre Hände. Sie gibt ihnen zärt⸗ liche Namen und ſtreichelt ſie ſanft, denn ſie liebt die Tiere, die der Wohlſtand ihres kleinen Hofes ſind Damals, als die erſten auf den Hof kamen, waren es nur wenige, und ſie waren eigentlich mehr zur Freude für Jürgen gedacht. Es tut Anna Jenſen gut, jetzt etwas Lebendiges um ſich zu haben, das mit Jürgen zuſammenhängt und das vielleicht auch einmal die Freude ſeiner Kinder ſein wird, wenn ſie die Großmutter in der Heimat des Vaters beſuchen Großmutter Anna Jenſen lächelt, als das Wort auf einmal, als ſei es ſelbſtverſtändlich, mit glücklichem Hoffen ihre Gedanken erfüllt Es kommt ihr unwahrſcheinlich vor, daß erſt wenige Jahre nach dem Brief vergangen ſind, in dem Claus Hen⸗ nings noch einmal um ihre Liebe warb.—— Als ſie die Schafe nach Hauſe treibt, hebt ſich ihre hohe Geſtalt bildhaft von dem leuchtenden Himmel ab. Sicher und glücklich geht ſie über die heimatliche Erde, der ſie bis zum Tode treu ſein wird. Sie bringt die Tiere in den Stall. Als ſie ſich dann 15 der einfachen Abendmahlzeit vor die Tür an den Tiſch etzt, den Jürgen für ſie gezimmert hat— zum erſtenmal ohne den Sohn— ſieht ſie den Strauß der Herbſtzeitloſen, die ſie an ihr Kleid geſteckt hat. 5 5 Da ſteht ſie noch einmal auf, geht in ihr Zimmer und ſtellt den Strauß in ein buntes Glas zwiſchen Jürgens und ihres Mannes Bild 15 1 18 8 Es iſt wie ein Verſprechen, daß auch der Herbſt ihres reiſen Lebens mit allem Segen nur dem Erben ſeines Blutes gehört. 1 ———— N Gruber lebt allein in ſeinem en und Madonnen Sein t iſt ohne Falten, und ſeine Augen ſind von Freude hell. Vor einem Menſchenalter iſt er vom Rhein nach Norden gekommen auf die Inſel im Meer, wo Land und Menſchen arm ſind. Und doch hat es ihn feſtgehalten hier oben. Seine Heiligen haben Hände, als ob ſie die goldenen Früchte ſeiner Heimat verſchenken wollten. In ihren Augen iſt der Glanz der Sonne, der den Weinbergen reiches Reifen gibt, und die Weite des Himmels, der über dem Rhein wacht. Die Inſelbauern mit den blonden Haaren und den ſcharfgeſchnittenen, herben Geſichtern haben lange gebraucht, um den Bildſchnitzer zu verſtehen. Ihr Mund mit den ſtren⸗ gen Lippen iſt verſchloſſen, und nur ſelten können ſie aus der Tiefe ihres Herzens ein Wort hervorholen; Matthias Gruber aber kann von allem ſprechen, was ihn bewegt. Er weiß viele Geſchichten von ſeinen Heiligen und von den Menſchen, nach denen er ihre Geſichter geſchaffen hat, und die alle ein beſonderes— ein ſchweres oder ein leuchtendes Schickſal hatten Einige von dieſen Heiligen ſtehen über der bunten Tür ſeines Hauſes, und es iſt, als ob ſie alles Schwere von der Seele nehmen, wenn man in das Haus kommt. Wäre nicht der goldene Schein über ihrem Haupt, ſo würde man ſie für Brüder halten, mit denen man zu⸗ ſammen auf der Erde iſt. Es geht eine ſonnige Fröhlichkeit von Matthias Gruber aus, und die Bauern haben Sonntagsſtimmung, wenn ſie bei ihm ſind. Heute haben ſie durch den Amtsvorſteher feierlich einen Auftrag gebracht. Matthias Gruber ſoll die Madonna für den neuen Altar in der Kirche ſchnitzen. Er 5 verſpricht ihnen das Bild. Seine Zuſage geht ihnen ins Herz, und ſie freuen ſich auf ſein Werk. Lange ſucht der Bildhauer für dieſe Madonna, die den Segen ihrer Liebe und ihrer mütter⸗ lichen Güte auf die Menſchen ausſchüt⸗ ten ſoll, ein Geſicht. Auf der Inſel haben die Frauen einen harten Willen und ſind wie die Erde, der ſie jedes Blühen in ſchwerer Arbeit abringen müſſen. Selten kommt in ihre Geſichter ein Glanz der Freude, fſelbſt wenn er in ihren Herzen iſt. Er verſucht, es aus der Erinnerung an die Frauen ſeiner Hei⸗ mat zu ſchaffen. Matthias Gruber kann das Geſicht Da legt ſich eines Abends eine Hand nicht finden. Da ſcheu auf ſeine Schulter. legt ſich eines Abends, als er wieder verſonnen im Dämmer feines Zimmers ſitzt, eine Hand ſcheu auf ſeine Schulter. Er iſt noch ganz in ſeinen Träumen befangen und ſieht erſtaunt in zwei große, dunkle Augen. „Verzeihen Sie“, ſagt eine bittende Stimme.„Ich habe ein paarmal geklopft. Aber ſie hörten es nicht. Laſſen Sie mich einen Augenblick hier ausruhen... um meines Kindes willen.“ Die ſchmale Geſtalt ſchwankt. Leiſe weint ein Kind. „Setzen Sie ſich“, ſagt der Bildhauer. Er ſieht die Frau prüfend an. Sie iſt ſung und dürftig angezogen. Sie muß ſehr frieren bei dieſem Wetter. Er ſteht auf, nimmt das bunte, ſeidene Tuch vom Tiſch und legt es ihr um die Schultern; die Frau ſieht ihn dankbar an und lächelt. Mit dieſem Lächeln beugt ſie ſich nieder zu dem Kind. Sie drückt es mit den mageren Armen feſt an ſich und wickelt es mit ein in das weiche, leuchtende Tuch. f „Sie müſſen etwas eſſen“, ſagt Matthias Gruber, als er ſieht. wie ſie blaß wird. Er holt Milch, Fleiſch und Brot und freut ſich, wie ſie kindlich und ſchnell danach greift. In ihre Wangen kommt ein leichtes Rot, als ſie gien hat. „Woher kommen Sie?“ fragt der Bildſchnitzer.„Ich habe Sie noch nie hier geſehen.“ Die Frau ſchlägt die Augen nieder. Es wird ihr ſchwer, zu antworten. „Ich bin viele Tage über den Deich gewandert“, ſagt ſie dann leiſe. Der, von dem ich das Kind habe, hat mich im Stich gelaſſen. Bei der Bäuerin konnte ich nicht bleiben. Aber auch kein anderer wollte mich haben mit dem Kind. 15 muß mir einen Arbeitsplatz ſuchen, wo ich es behalten ann 5 Der Bildſchnitzer nimmt die Hände der Frau, die ganz kalt ſind. Er kann ihr keinen Troſt geben, denn er fürchtet, daß ſie auch hier nichts finden wird. Ein hergelaufenes Mädchen mit einem Kind, das keinen Vater hat. „Sie wird ſterben“ denkt Matthias Gruber.„wenn ich ſie wieder hinausſchicke in die Nacht.“ Ein wunderbares Erleben, das aus der Tiefe ſeiner Seele kommt, bindet ihn an dieſes traurige und doch ver⸗ klärte Geſicht. „Sie können mit dem Kind bei mir bleiben, bis der Sturm vorüber iſt“ ſagt er. Gleichgültiger, als er es ge⸗ wollt hat, um ſeine Rührung zu verbergen. Die Frau ſieht ihn ungläubig an. In den großen Augen ſchimmern Tränen. Von ihrem zu dem Kind ſich nieder⸗ neigenden Kopf fällt das Haar wie ein leuchtender Mantel um das kleine Weſen in ihrem Arm. Sie öffnet den Mund zu einem lächeinden„Danke!“ Matthias Gruber brennt die Kerze in dem Leuchter an. Dann legt er ſeinen Arm um die vor Müdigkeit und er N Det O kleinen Haus Schwäche taumelnde Frau und führt ſie die ſchmale Holz⸗ ſtiege hinauf in die freundliche Dachkammer. Er ſieht, wie ſie mit einem Aufatmen in das große Bauernbett ſinkt und ſchon halb im Schlummer das Kind an die Bruſt legt. Auch als der Sturm vorbei iſt, bleibt Johanna Faber bei ihm. Es iſt von ſelbſt ſo gekommen, ohne daß ſie viele Worte gemacht haben. Sie hält ſein Haus in Ordnung und iſt ſtill und fleißig. Matthias Gruber merkt kaum, daß ſie da iſt. Auch das Kind hört er kaum. Aber das Haus iſt lebendig geworden, und die beiden neuen Bewohner blühen auf bei den bunten Heiligen und ſanften Madonnen. Das zarte Rot liegt jetzt immer auf dem Geſicht der Frau, und ihr Glück und die Geborgenheit machen ſie wunderbar ſchön. Matthias hat ihr nicht geſagt, daß ſie ihm zum Bildnis der Madonna ſitzen ſoll. Er bleibt die Nächte auf und ſchafft das Geſicht der Frau, das er jeden Tag neu erlebt, aus der Erinnerung. So ſehr iſt er in ſeine Arbeit vertieft, daß er nicht merkt, daß die Bauern ſein Haus meiden und ſcheu an ihm vorbeiblicken, wenn er ihnen von ſeinem Fenſter aus zulächelt. Als das Bildnis der Madonna fertig iſt, ſchläft er zum erſtenmal wieder eine ganze Nacht— traum⸗ los und glücklich nach gelungenem Schaffen. Die Abgeſandten der Bauern kommen, um die Madonna anzuſehen; ſie werden verlegen und unſicher. Mühſelig ringen ſich dann die Worte von ihrem harten Mund: ſie wollen dieſe Madonna nicht in ihrer Kirche haben. Denn ſie erkennen das Geſicht der Frau, die ihm mitten in der Nacht ins Haus gelaufen iſt, und von der ſie nichts wiſſen, als daß ſie ein Kind hat. Matthias Gruber verſteht erſt nicht, was ſie wollen. Dann geht ein wiſſendes Lächeln über ſein Geſicht. Er iſt ihnen nicht böſe, und ſie ſollen troßzdem alle ſeine Freunde bleiben. Die Madonna kommt in den Garten vor das Haus des Bildſchnitzers. Er baut ihr ein blaugoldenes Dach zum Schutz gegen Sturm und Regen. Nun iſt es, als ob der leuchtende Himmel ſeiner Heimat über ihr lebendig ſei. Johanna faßt den Entſchluß, wenn der Frühling kommt und das Wandern leichter iſt, das Haus des Bildſchnitzers zu verlaſſen. Der großen Menſchenliebe des Mannes ſoll um ihretwillen kein Unrecht geſchehen. Aber es kommt anders. Die Stürme brauſen unheil⸗ bringender als je. Es gibt einen Tag, da drängt die Flut über den Deich. Die Deichtore werden geſchloſſen; die Sand⸗ ſäcke aufgebaut. Aus den Häuſern, die dicht am Deich liegen, wird die Habe der Menſchen getragen, und die Kin⸗ der werden in Sicherheit gebracht. Das Haus des Bild⸗ ſchnitzers, das weitab von allen anderen auf einem Hügel hinter den Feldern liegt, iſt am wenigſten gefährdet. Dort⸗ hin bringen die Frauen ihre Kinder. Matthias Gruber nimmt ſie alle auf und macht ihnen den ſchweren Tag leicht mit ſeinen luſtigen Geſchichten und Liedern. Johanna ſpielt mit den Kindern, ſingt mit ihnen kleine, frohe Lieder, und wenn einer vorübergeht, hört er einen Klang davon und nimmt ihn troſtbringend mit. Als der Abend kommt, hat der Sturm aufgehört, und die Gefahr iſt vorüber. Johanna geht mit den Kindern vor das Haus. Unter dem blaugoldenen Himmel der Madonna bleiben ſie ſtehen. Kaum kann ſie auf alle Fragen antwor⸗ ten, die der Madonna und ihrem Himmel gelten. Sie er⸗ zählt ihnen die Geſchichte von der armen, verachteten Mut⸗ ter, die mit ihrem Kind lange wandern mußte. bis ſie in eine Heimat kam. So finden die Mütter ihre Kinder, als ſie kommen, um ſie zurückzuholen in die kleinen, von der Gefahr der Sturm⸗ flut geretteten Häuſer. Sie wiſſen nichts mehr davon, daß ſie die fremde Frau abgelehnt haben; ſie fühlen nur, daß ſie ihre Kinder wiederhaben, und daß keines zugrunde ge⸗ gangen iſt in der drohenden Gefahr. Ein Glücksgefühl läßt ihre Herzen höher ſchlagen. Sie geben der Frau die Hand. die für ihre Kinder mütterlich geſorgt hat. Nun gehören ſie alle zuſammen, die morgen wieder froh in die Sonne eines neu anbrechenden Tages blicken dürfen. Die Kinder, hinter deren Lachen all die Stunden halb unbewußt die Sehnſucht und die Angſt um die Mutter ge⸗ ſtanden hat, ſpringen den Frauen entgegen. Rauhe, von der Arbeit zerriſſene Hände ſtreicheln blonde, vom Wind zer⸗ zauſte Kinderhaare. Kleine Kinderhände ſtreicheln unge⸗ ſchickt über blaſſe erſchöpfte Geſichter. Johanna nimmt ihr Kind auf den Arm. Viele Frauen machen es wie ſie; auch die größeren Kinder werden hoch⸗ gehoben, und die Frauen können ſich nicht ſatt ſehen an den kleinen, lachenden Geſichtern. Es iſt ihnen. als hätte Gott ihnen die Kinder noch einmal geſchenkt. Sie geben Johanna alle die Hand und danken ihr! Mütter ſehen ſich an in einem tiefen Wiſſen um die Erfüllung der mütterlichen Liebe. Die himmliſche Mutter lächelt auf alle herab. mit dem gleichen Lächeln der Frau, die ſcheu und doch glücklich in dem Kreis ſteht, der ſich um die Mutter ſchließt, denn ſie gehört nun zu ihnen. Am anderen Tag ſteht die Madonna des Bildſchnitzers an ihrem Platz auf dem neuen Altar der kleinen Kirche, in der ein Dankgottesdienſt abgehalten wird für die wunder⸗ bare Errettung des kleinen Inſeldorfes. Sie geben der Frau die Hand, und nun gehören ſie alle zuſammen. Zeichnungen(2): Grunwald(M) SIZ ZE VON HEIN EICH RIEDEL Der große Zauberkünſtler Baſſaro ſtand im Frack auf der hellerleuchteten Bühne. In dem gedrängt vollen Saal ſaß und ſtand das erregte Publikum. Der Zauberer ſtreifte einen Aermel etwas zurück und zeigte auf der flachen Hand eine goldene Taſchenuhr.„Ich werde jetzt dieſe Uhr vor Ihren Augen verſchwinden laſſen und ſie dann einem der Herren aus der Taſche ziehen. Bitte, paſſen Sie auf!“ Alles hielt den Atem an und ſtarrte gebannt auf das funkelnde Gehäuſe auf ſeiner Hand. Die Uhr lag immer noch da. Auf einmal ein ganz leichtes Erzittern der Hand. Die Uhr war weg— wie in nichts aufgelöſt. Baſſaro lächelte und ſtieg die kleine Treppe hinunter in den Saal, prü⸗ fend durch die Reihen blickend. J 1770 Nun beſteht ja 0= 9 der Witz des Wie- 605 7 0 derhervorbringens 65 ö 0 der Uhr nicht etwa& 4 5 darin, daß der 0 5 Künſtler irgend⸗ einen Helfer ge⸗ mietet hätte, der mit einer gleichen Uhr in der Taſche unter dem Publi⸗ kum auf ihn warte. Solche plumpen Tricks laſſen ſich die Meiſter vom Fach nicht zuſchul⸗ den kommen. Viel⸗ mehr wird bie Uhr beim Hineinfaſſen in die Taſche der auserkorenen be⸗ liebigen Perſon in jene hineinprakti⸗ ziert. Das muß allerdings gelernt ſein. Baſſaro ſuchte nicht allzu lange. Ihm war es gleich⸗ ültig, wem er Zeichnung: Grunwald(M) eine Uhr aus der Mit dem nächſten Griff holte er gleich Taſche zog. b drei goldene Uhren heraus. Er nahm ſich darum bald einen im Seitengang ſtehen⸗ den Mann in mittleren Jahren aufs Korn; ſchmalen Geſichts mit verſchleiertem Blick. Warum gerade dieſen, wußte er nicht. War es vielleicht ein unbewußtes Gefühl der Feindſchaft? „Gestatten Sie, daß ich in Ihre rechte Rocktaſche faſſe, Sie haben die Uhr“, ſagte Baſſaro liebenswürdig. „Ick nickt haben die Uhr! Ooh!“ rief der ſchlanke, ſchwarze Mann und hob abwehrend die Hände.„Hab keine Luſt. Suchen wo anders Irre Uhr, bittä!“ „Ich kann ſie doch nicht woanders ſuchen, wenn Sie die Uhr haben!“ ſagte Baſſaro, der ſich dem Publikum gegen⸗ über ja auf den betreffenden Herrn feſtgelegt hatte. Es war ihm auch noch nicht vorgekommen, daß ſich jemand weigerte, ſich von ihm auf der Suche nach der Uhr in die Taſche faſſen zu laſſen. „Rühren Sie mirr nickt an!“ rief der Unbekannte wieder.„Sie habe nickts ſu ſuchen in meine Taſch.“ „Mein Herr“, ſagte Baſſaro höflich, aber einigermaßen beſtimmt,„meine Uhr war eine ſchwere, echt goldene Herren- uhr. Koſtete 250 Mark. Die Herrſchaften werden denken, Sie möchten ſie mit nach Hauſe nehmen. Den Sie haben ſie. Hier in der rechten Rocktaſche!“ Er wies direkt darauf hin. „Man ſieht ja, wie ſich der Stoff von ihr bauſcht. Alſo darf ich bitten?“ „Ick haben nickt Irre Uhr! Wenn Sie mirr faſſe in die Taſch, bekomme Sie was auf die Fingker!“ Das Publikum zeigte ſich teils peinlich berührt, teils an⸗ genehm erheitert. aſſaro begriff, daß er handeln müſſe, wenn er ſich nicht lächerlich machen wollte. Blitzſchnell griff er in die halb offenſtehende Rocktaſche des ſchwarzen Herrn und zog ſeine Uhr heraus. Aber dann fuhr er noch einmal hinein. Seine ſehr emp⸗ findlichen und erfahrenen Finger hatten was Kite Mit dem nächſten Griff holte er gleich drei goldene Ühren heraus mit abgeſchnittenen Ketten und hielt ſie dem verdutzten Be⸗ ſizer— aber nicht Eigentümer— unter die Naſe. Dann klopfte er ihm auf die linke Rocktaſche. Da klimperte es metalliſch. N Der ſchmale Herr machte, ohne ein Wort zu ſagen, einen Satz und ſuchte, den ihn umgebenden Menſchenring zu durch⸗ brechen. Aber es war unmöglich. Man hatte ſchnell be⸗ griffen. und es ertönten bereits Rufe und Wutausbrüche von Herren denen die Uhr fehlte. e Borchardt brach ſich von hinten 5 „Aber das iſt ja der Krawinſki!“ rief er.„Guten Tag. kommen Sie denn her? Sie ſind doch ausgewieſen worden“ Vun meine Geburtsort,. vun Kowno, Herr Kommiſſar. Der Taſchendieb rinſte. Ach herrjeh! Und wie kommen Sie zu den Uhren und Brillanten?“ „Mirr ganz unerklärlich. Waren auf einmal in meine Taſch. Vielleikt hat Herr Baſſaro ſie gezaubert hinein? „Immer noch der alte, Krawinſtiß Aber nun kommen Sie der- Graff Ihre„Arbeit“ hat hier vorläufig endgültig Nde. 5 3 ein 1 — Copy 12— r— mene re — 2 ſtrafft 27 ſter it komm gekrie laſſen digt 1 77 ſagt 2 5 ſtarrt 2 Copyright by Carl Duncker⸗Verlag. 2. Fortſetzung.) Zm vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Bewußtlos wird Helga Trolle am Seil von der Felsplatte hochgezogen. Als ſie oben aufwacht, umfangen ſie die Arme von Thomas Hart. Oſtler fragt den Kameraden, war⸗ um er nie davon erzählt habe, daß er Flieger ſei. Thomas Hart verrät, daß er ſich ſchämte. Ein Abſturz über der Front habe ihn furchtſam gemacht, und dieſe Furcht vor der Ge⸗ fahr ſei geblieben. In Kimberley angekommen, erfährt Helga von ihrem Vater, daß Thomas Hart der Organiſator der Schwarzen Börſe iſt. Noch weiß der Truſt nichts davon, ehe Sophus Trolle etwas veranlaßt, will er mit Thomas Hart ſprechen. Hart klopft an der Tür, Helga geſteht ihrem Vater, daß ſie Harts Frau ſei „So, ſo! Sieh mal an!“ Sophus Trolle zeigt nicht die geringſte Ueberraſchung. Er ſchiebt ſeine Tochter ſanft ins Nebenzimmer.„Darüber ſprechen wir ſpäter noch, mein Kind.“ Der Mann, der einige Minuten ſpäter Thomas Hart gegenüberſitzt, iſt weder der Bevollmächtigte des Internatio⸗ nalen Diamantentruſts noch der harmloſe alte Schwede, der ſich eine Hühnerfarm anlegen will. Es iſt ein alter Digger, der zu einem Digger ſpricht. Thomas Hart merkt es voll Verwunderung, wie Sophus Trolle plötzlich den Ton an⸗ nimmt, der im Traek ſeit Jahren geſprochen wird, Worte und Redewendungen braucht, die nur ein Digger kennt. „Kotzreicher Mann geworden, Hart“, nickt der Alte. „Kannſt nach Hauſe fahren und dem ganzen Dreck hier einen langen Marſch blaſen. Wollte, ich wär an deiner Stelle.“ „Sie irren, Herr Trolle, ich fahre nicht nach Hauſe.“ „Nicht?“ Sophus Trolle macht ein überlegen wiſſendes 18„Kann mir denken, haſt noch Geſchäfte hier im and.“ „Ja. Es gibt da einen Mann, den ich vorher noch ſprechen möchte.“ Thomas machte eine Pauſe und feuert dann ſeine Bombe ab.„Den Bevollmächtigten des Diaman⸗ tentruſts!“ „Seh, ſeh!“ nickt der Alte.„Heller Junge! Weißt ſo⸗ gar, daß es ſo einen Bevollmächtigten gibt. Hm. Und was würdeſt du tun, wenn du den Mann triffſt?“ „Unter Umſtänden würd' ich ihm die Knochen kaputt ſchlagen,“ ſtößt Thomas unwillig heraus. „Unter Umſtänden? Nicht übel. Aber die Umſtände ſind nicht danach, was? Man überlegt ſich das lieber doch? Oder wie?“ Die Unterhaltung könnte gefährlich werden, aber ſo⸗ wohl Sophus Trolle wie Thomas Hart haben es leicht, ſich 0 beherrſchen. Jeder glaubt, die Trümpfe in der Hand zu aben. i „Will dir mal was erzählen, mein Junge,“ beginnt der alte Trolle ganz freundlich. Thomas unterbricht ihn: „Warum— duzen Sie mich eigentlich, Herr Trolle?“ Sophus Trolle winkt gelaſſen ab.„Der„Herr Trolle iſt ſchlafen gegangen, mein Sohn. Ich ſpreche perſönlich mit dir: Ich, Sophus Trolle, auch mal„Peps“ genannt, der unten in Pietermaritzburg und in Windhoek im Buſch ge⸗ legen, in Auſtralien ſeinen Claim gehabt hat. Wirſt doch nicht verlangen, daß ein alter Digger dich mit„Ew. Hoch⸗ wohlgeboren' anredet.“ „Sie ſind Digger geweſen?“ Sophus Trolle nickt.„Frag mal die Jungs unten am Vaal nach dem„Peps“. Werden ſich an mich erinnern. Aber davon wollte ich nicht mit dir ſprechen. Was ganz anderes. Haſt du einmal von einem jungen Mann namens James Goß gehört?“ Thomas Hart ſieht verwundert auf, und unwillkürlich ſtrafft ſich ſein Rücken wie zur Abwehr. „Ich kenne den Mann. Er wohnt bei dem dicken Web⸗ ſter in der Horſeſhoe Road.“ „Wohnte,“ lächelt der Alte milde.„Iſt ſeit einigen Tagen nach Pretoria verzogen, der junge Mann. Ein pfiffiger Burſche. Merkte genau, daß das Klima hier ihm nicht mehr zuträglich war. Tja. Und mit ihm ſind noch ein paar Leute weggezogen: Pierre Braſſard, Nick Snyders, Owen O' Neil und— ich kann die Namen nicht alle behalten.“ „Was wollen Sie damit ſagen?“ „Nichts,“ ſagt Sophus Trolle unſchuldig,„als daß ich o was läuten gehört hab von einem großen Aufwaſchen hier in Kimberkey. Und in Port Natal auch. Schwarze VBörſe. Weißt ſchon, was ich meine. Könnte dir auch den 0 des— Anführers nennen, wenn dir daran ge⸗ gen iſt.“ Thomas Hart beißt die Lippen aufeinander. Der Schlag kommt unerwartet. Alſo der alte Trolle hat's doch heraus⸗ gekriegt. Die ſchönen Trümpfe fallen Thomas aus der Hand. „Was gedenken Sie zu tun? Wollen Sie mich verhaften laſſen?“ ſagt er geradeheraus. »Ich?“ Sophus Trolles Geſicht iſt harmlos und unſchul⸗ digt wie eine Schafsviſage.„Ich bin ein alter Digger „Sie ſind der Bevollmächtigte des Diamantentruſts,“ ſagt Thomas Hart ſcharf und beſtimmt. Das Schafsfell fällt von Sophus Trolles Schultern. Er ſtarrt überraſcht Thomas Hart an. Schlägt dann mit der Fauſt auf den Tiſch.„Du weißt.? Da hört ſich ver⸗ ſchiedenes auf! Tag mig trättituſand jävler med kröllar pa ſvanſen! Das kann nur Helga dir.. Ei, eil Sieh einer an! Das Mädel verrät ihren alten Vater!“ Thomas Hart ſteht auf.„Schämen Sie ſich nicht, ars alter Digger für die Truſthyänen zu arbeiten?! Ihre einſti⸗ gen Kameraden das Brot wegzunehmen, ſie elend verkom⸗ men zu laſſen! Nur damit die Herren von den Minenkom⸗ pagnien eine dickere Dividende einſacken können!“ „Setz dich, mein Junge.“ Sophus Trolle drückt den Erregten mit Gewalt in den Stuhl zurück; das Gemütliche iſt aus ſeinem Geſicht gewichen. „Will dir die Antwort nicht ſchuldig bleiben, Hart. Aber vorher ſag du mir: Warum machſt du das? weiß, du e Heſnich Weller Hahn vo n 5 verdienſt nichts dabei. Warum haft du dieſe Schmuggel⸗ organiſation aufgezogen?“ „Weil ihr uns dazu zwingt!“ Thomas ſieht ſein Gegen⸗ über erſtaunt an.„Iſt das ſo ſchwer zu begreifen? Ihr ſperrt die Diamantenbörſe. Ihr laßt die Claims brach liegen, ohne ſie auszubeuten. Weil ihr nicht wollt, daß ein Ueber⸗ angebot von Diamanten euch den Markt verdirbt. Ihr ver⸗ dient Millionen, aber ihr wollt Milliarden! Und die Diggers gehen inzwiſchen vor die Hunde. Nichts zu eſſen, keine Ar⸗ beit, und doch das Wiſſen: da draußen liegen Diamanten genug für uns alle! Da kam ich auf die Idee: Wenn der Truſt die Börſe ſperrt, dann verkaufen wir unſere Steine eben hintenrum. Wenn auch unter Preis. Beſſer wenig als gar nichts.“ „Und da zogſt du ganz im ſtillen die Organiſation auf,“ nickt der alte Trolle. „Sollt ich vielleicht mit anſehen, wie meine Kameraden langſam ins Elend kamen?“ Seine Augen blitzen.„Sie haben uns jetzt entdeckt, Herr Trolle. Sie können mich und die anderen einſperren laſſen. Oder ausweiſen. Aber ich ſag' Ihnen, die ſchwarze Börſe verſchwindet damit nicht! Was wir angefangen, werden andere fortſetzen. Und ich ſelbſt werde weiter daran arbeiten, wenn ich wieder frei bin. Eine neue Organiſation ſchaffen, die ihr nicht ſo bald er⸗ wiſcht!“ „Langſam, langſam, mein Junge.“ Sophus Trolle putzt ſich umſtändlich die Naſe.„Zunächſt hat niemand geſagt, daß du eingeſperrt werden ſollſt. Außer mir weiß hier noch nie⸗ mand was.“ „Heißt das, daß Sie ſchweigen werden? Sie, der Be⸗ vollmächtigte des Truſts?“ Sophus Trolle ſchweigt ein paar Sekunden. Aufnahme: Diekmann(W) Ueberraſchung im Walde. „Ich will dir jetzt deine erſte Frage beantworten,“ ſagt er dann ruhig.„Wer ich bin, hat Helga dir alſo geſagt. War nicht ſchön von dem Mädel. Aber— go on. Du kämpfſt für die Diggers, nicht wahr?“ „Weil man ihnen unrecht tut! Weil ſie in Not ſind!“ „Richtig, mein Junge. Und ich, ſiehſt du, ich kämpfe auch für Menſchen, die in Not ſind.“. „Die Herren Minenbeſitzer,“ ſagt Thomas verächtlich, aber Trolle ſchneidet ihm mit einer faſt brüsken Handbewe⸗ gung das Wort ab. 5. a „Wer ſpricht davon! Wenn ſämtliche Diamantenminen Afrikas morgen Pleite machen, die Herren leiden deshalb doch keine Not. Aber da ſind andere, tauſend andere, an die du nicht denkſt, mein Junge! Die kleinen Juweliere und Händler in aller Welt. Bin auch ſo einer. Haft du eine Ahnung, wie viele von ihnen vor dem Ruin ſtehen! Nicht wiſſen, wovon ſie Frau und Kinder ernähren ſollen, wenn ſie ihren kleinen Laden zumachen müſſen? Sie haben ihre Ware zu den vom Truſt feſtgeſetzten Preiſen reell gekauft. Und können ſie nicht loswerden, weil andere Diamanten 19 5 die Hälfte auf den Markt geworfen werden. Der Truſt, ie Minen— die können haufenweiſe Diamanten zurück⸗ halten, in ihre Safes legen, bis die Konjunktur günſtiger wird. Aber die Kleinen können das nicht. Ihr bißchen Ka⸗ pital, oft ihre Sparpfennige, ſtecken in den Diamanten. Sie müſſen verkaufen, um zu leben. Es ſind manche alten Ka⸗ meraden darunter, Diggers, die ſich aus dem Erlös ihre Claims einen Laden zugelegt haben für den Lebensabend.“ Sophus Trolle macht eine Pauſe und ſinnt vor ſich 3 macht wie Samuel Woomers hier, 655 eine Kneipe zugelegt unten bei Perth im auſtraliſchen Golddiſtrikt. Hat ſo viel damit verdient, daß er heimfahren konnte. Unte auf einem deutſchen Dampfer wohnten Leben und Tod dicht bei⸗ einander, genau wie im Buſch. Die kleine Helga kam zur Welt, und ihre Mutter ſtarb.“ Sophus Trolle zerdrückt keine Träne. Er redet ruhig wie immer, nur in ſeine Stimme iſt ein ſeltſam ſtiller, fer⸗ ner Ton gekommen. N 2——————— 2 1—— „Tila. Da kam aljſo der Sopgus Trolle in Stockholm an mit einem kleinen, quäkenden Menſchlein im Arm und im Herzen die Sehnſucht nach dem heißen Sonnenland de unten. Langte aber nicht mer um wieder runterzufahren So legte er ſich einen kleinen Laden zu, begann, mit Die manten zu handeln, und war im Geiſte bei ſeinen Steins in Afrika, freute ſich, weren die kleine Helga über die ſtrah⸗ lenden Dinger jauchzte. Das iſt einer, Thomas Hart. Gibt noch mehr ſolcher Leute. Und die anderen, die unter eurem Schmuggel leiden und vor dem Ruin ſtehen, ſind auch ehr⸗ liche Menſchen, kleine Leute, die um ihr bißchen Exiſtenz bangen. Und die willſt du verderben?“ Thomas Hart ift ſtill geworden, ſehr ſtill und nachdenk⸗ lich.„Die Diggers ſtehen mir näher,“ ſagt er leiſe. „Sie ſollen ja auch verdienen,“ nimmt Trolle wieder das Wort.„Aber was ihr tut, ſchadet euch doch ſelbſt. Man mag gegen den Truft ſagen, was man will, er hat auch ſein Gutes. Er hält die Preiſe. Wenn der Truſt alle Diamantenfelder ausbeuten wollte — du weißt, wie enorm die Funde in den letzten Jahren geworden ſind—, dann ſind Diamanten bald genug wert⸗ los, kein Menſch trägt ſie mehr, Spielſachen für Kinder, die um ein Butterbrot zu haben ſind. Dann ſind nicht nur die Händler ruiniert, auch die Diggers. Trotz der ſchwarzen Börſe. Denn kein Menſch zahlt euch mehr was dafür. Nicht mal Schleuderpreiſe!“ „Es gibt Menſchen hier,“ ſagt Thomas finſter,„die einen Claim haben, der blaue Erde enthält, und die trotzdem zerlumpt und elend herumlaufen, weil der Truſt den Claim weder kaufen noch ausnutzen will.“ „Da liegt das Problem,“ ſagt Sophus Trolle nachdenk⸗ lich.„Die Leute ſollen nicht hungern, und die Händler ſol⸗ len auch nicht ruiniert werden. Kannſt du's löſen?“ „Nein,“ ſagt Thomas Hart bitter,„ich nicht.“ „Aber ich kann's!“ Sophus Trolles Augen ſind ganz groß und blau.„Ich will dir einen Vorſchlag machen, Tho⸗ mas Hart: Ich ſchalte mich in eure Organiſation ein. Nicht als Bevollmächtigter des Truſts ſondern als Privatmann, als dein Mann, Thomas Hart. Kein Stein wird in Zukunft verkauft ohne mich. Ausgenommen natürlich die Steine die auf legalem Wege durch den Truſt gehen. Solange keine Not herrſcht, ſolange die Diamantenbörſe geöffnet iſt, unter⸗ bleibt jeder illegale Handel. Wird ſie geſchloſſen und ſind Diggers in Not, ſo kommt ihr zu mir. Ich übernehme die Steine, und, verlaß dich dann, ich zwinge den Truſt, ſie mir abzukaufen. So werden die Diggers ihre Steine los, und es kommt doch keiner auf den Markt. Der Truſt kann die Preiſe halten. Was ſagſt du dazu?“ Thomas Hart hat geſpannt zugehört. Ein Aufatmen geht über ſein Geſicht. „Es läßt ſich hören, Trolle.“ „Und noch eines.“ Trolle ſieht ſeinen Mann feſt an. „Wenn ein Digger einen Claim gefunden hat, ſo muß ihn der Truſt entweder kaufen oder— wenn er die Ausnutzung wegen des Ueberangebots an Steinen verhindern will— dem Digger eine Monatsrente zahlen, von der er leben kann. Als Gegenleiſtung verpflichtet ſich der Digger, auf ſeinem Claim nicht zu buddeln, ſolange er ſein Gehalt bekommt.“ Auch Thomas Harts Augen beginnen zu glänzen.„Hal⸗ ten Sie das für möglich, Trolle?“ Sophus Trolle lächelt milde und beſcheiden.„Wenn ich es dem Truſt vorſtelle, dann wird's auch realiſiert, mein Wort darauf.“ Sophus Trolle als Bundesgenoſſen, kein Elend mehr, keine langwierigen, geheimen Verhandlungen bei illegalen Verkäufen, Monatsgehalt für die arbeitsloſen Diggers, ein Arbeiten Hand in Hand in gemeinſamem Intereſſe— Dig⸗ gers und Truſt! Thomas Hart ſchwindelt der Kopf. Er ſteht auf und ſchlägt die Rechte kräftig in Trolles lächelnd dar⸗ gebotene Hand: „Einverſtanden— Trolle!“ „All 55 mein Junge!“ N Lächelnd löſt Thomas Hart ſeine Hand.„Nun werden die Herren vom Truſt doch icht erfahren, wer der Organi⸗ ſator der ſchwarzen Börſe war!“ Auch Sophus Trolle grinſt.„Erfahren nicht, aber ſie werden's ahnen und werden im ſtillen fluchen, daß fich die Balken biegen.“ „Sie meinen Hickſon wird ahnen 2“ „Und ob! Sagen werden ſie kein Wort, die Herren Hickſon& Co. Aber ſie werden überzeugt ſein, zu wiſſen, 110 5 verdammte Schweinekerl war, nämlich— Sophus rolle!“ Da lacht Thomas Hart, wie er ſeit Jahren nicht mehr elacht hat. Und er lacht noch immer, als Sophus Trolle chon zur Tür gegangen iſt und Helga aus dem Nebenzim⸗ mer hereingeholt hat. „Kitty Alliſter und der alte Biddle wollen ſich ſeßhaft machen und ne Farm kaufen,“ ſagt der alte Trolle bedäch⸗ tig, indem er Helga zu Thomas Hart hinführt.„Sehr ver⸗ nünftig von ihnen. Mit einer Hühnerfarm wird's nun ja nichts. Aber ich denke, ich kaufe mir ein kleines Häuschen hier in der Nähe, wo ich ein Stückchen Buſch ſehen kann.“ Sophus Trolle wirft der lachenden 1 5 einen ſtrengen Blick 5„Geht dich gar nichts an, mein Kind! einem Mäde der 15 Parte gereinden Se mich dach den de Ende. 5 2 65 2 75 7 5 55 Magiſches Kreuz. und 27 1 1 e 1 5 7 5 75 73 2 7 + 2 Die Wörter bedeuten: a) Waagerecht und b) Senk⸗ recht: 1. Oper von Flotow. 2. Päpſtliche Krone. 3. Stadt in Dalmatien. 4. Fluß in England. 5. Inſel im Perſiſchen Meerbuſen. 6. Weiblicher Perſonenname(Koſeform). 7. Anderes Wort für Ruhmeskranz. 8. Kartenblatt der fran⸗ zöſiſchen Karte. 9. Stadt und Fluß in Baden. 10. Spani⸗ ſcher Feldherr unter Philipp II. 11. Stadt in der Provinz Sachſen. 12. Schweizer Kanton. 13. Kartenblatt der deut⸗ ſchen Karte. Beſuchskarten⸗Rätſel. Olaf Herrprond Was iſt der Beſitzer vorſtehender Beſuchskarte? In 52 Namen ſind die gleichen Buchſtaben wie im Titel ent⸗ alten. wild. leich- schdumend. wundervoll im Geschmack 20 Wenn du mich haſt, ſo darfſt du weilen; Haſt du mich nicht, ſo mußt du eilen. —— Anekdoten Eigentlich wahr. Der engliſche Maler Gabriel Roſetti, der ſich beſonders durch ſeine Porträts berühmter Männer aus dem Altertum einen Namen gemacht hat, 2 eines Tages den Beſuch eines indiſchen Fürſten, der ſeine Werke eifrig beſichtigte und zu ihm ſagte:„Ich möchte Ihnen eine Beſtellung geben. Malen Sie mir das Bild meines Vaters.“ „Iſt Ihr Herr Vater zur Zeit in London?“ fragte der Maler „Nein, mein Vater iſt tot,“ verſetzte der Inder. „Haben Sie vielleicht ein Bild von ihm, eine Photo⸗ graphie oder etwas ähnliches?“ „Nein, wir haben nichts dergleichen.“ „Wie kann ich da ein Bild von ihm malen?“ entgegnete der Künſtler.„Das iſt doch ganz unmöglich!“ „Wieſo iſt das unmöglich?“ fragte der Fürſt kopfſchüt⸗ telnd.„Sie haben doch Julius Cäſar und Hannibal und Johannes den Täufer gemalt und dieſe doch auch nie ge⸗ ſehen. Warum können Sie alſo meinen Vater nicht malen?“ Trotz dieſes zutreffenden Einwurfs mußte Roſetti auf den Auftrag verzichten. lhunscliem Ste eine lialibare Dauerwelle? Dann beachten Sie zweierlei: erſtens gehen Sie 0 einem guten, ver⸗ trauenswürdigen eee Zweitens: pflegen Ste Man Haar längere Zeit vorher nicht⸗alkaliſch mit S warzkopf„Extra⸗Mild“, dann wird es beh. und federnd. Das iſt wichtig 15 den guten Erfolg der Dauer⸗ wellbehandlung. Nach dem Dauerwellen verwenden Sie ebenfalls das nicht⸗alkaliſche, ſeifenfreie Schwarzkopf„Extra⸗Mild“, Die Friſur hält beſſer, und Sie freuen ſich über den ſchönen natürlichen Glanz! Rückläufer. Die Kämpfer trag' ich in den Streit, Den Reiſenden durch Wüſten weit, Touriſten gar den Berg hinauf, Sie trauen meinem ſichern Lauf. Ich bin kein Pferd und kein Kamel, Rätſt du den Eſel, rätſt du fehl, Nennſt Maultier und Mauleſel dann, Sagſt du die falſche Löſung an. Bin kein's davon— s ſcheint ohne Sinn— Und doch iſt jedes, was ich bin! Und iſt zu heiß dir dieſer Braten, Kannſt du mich auch verkehrt erraten. Fang' an von vorn mich oder hinten, So werd' ich ſtets dasſelbe künden! Zuſammenſetz⸗Aufgabe. Die einzelnen Teile, richtig zuſammengeſetzt, ergeben ein ſtaatliches Hoheitszeichen. Auflöſungen aus letzter Nummer. Geographiſches Gitter⸗Rätſel: 1. Sten⸗ dal, 2. Venedig, 3. Kolomea, 4. Itzehoe, 5. Unieſow, 6. Ta⸗ mines. Kürzungs⸗Rätſel: Florenz— Lorenz— Lore. Anagramme: 1. Faſchine, 2. Rotwein, 3. Magne⸗ ſia, 4. Serpentin, 5. Torniſter, 6. Tientſin, 7. Thurgau 8. Poſaune. Ergänzungs⸗Rätſel: Null— Er— Pyramide — Turm— Uhr— Napf: Neptun. Silbenrätſel: 1. Wannſee, 2. Eſther, 3. Revers, 4. Delhi, 5. Anemone, 6. Schnittlauch, 7. Wolgaſt, 8. Ed⸗ mund, 9. Newada, 10. Nemeſis, 11. Erika, 12. Reiſekorb, 13. Sekunde, 14. Triller, 15. Inſel, 16. Eli, 17. Gemſe, 18. Erlkönig, 19. Ninive, 20. Delphin: Wer das Wenn er⸗ ſtiegen, der ſieht das Aber liegen. Schach ⸗Aufgabe: 7 1. Te6— ab, beliebig oder esel, 2. DTS oder ds ed matt. „ —— 1 Seicnung- Huge Srant(0. Der Meſſerſchmied. „Vas, Sie bedrohen mich und dazu noch mit dem Meſſer von der Konkurrenz!“ Schlalsiérunge Unnötig? .. duf NAFEEE Es geht beſſer. „Na, geht's Ihnen wieder gut, Herr Lampenſtiel?“ „Gut nicht, aber beſſer!“ „Na, das iſt doch gut, daß es nun wieder beſſer geht!“ „Das ſchon! Aber es wäre beſſer, wenn es gut gingel⸗ * „Männili, unſer Paulchen wird dir aber auch mit jedem Tag ähnlicher.“ So? Was hat der Lümmel denn jetzt ſchon wieder angeſtellt?“ * Ernſt iſt mit Erna in Streit geraten und will ihr ge⸗ rade eine Ohrfeige geben. Aber die Mutter kommt dazu. „Was iſt denn los?“ will ſie wiſſen.„Warum willſt du denn dein Schweſterchen ſchlagen?“ i „Sie hat Dreckſack“ zu mir geſagt!“ grollt Ernſt. „Aber Erna!“ will die Mutter vermitteln.„Das ſagt man auch nicht. Nun bitte mal Ernſt ſchön um Verzeihung!“ „Nee, laß man, Mutter“, ſagt da Ernſt,„ich möcht' ihr lieber eene langen!“ * Sonderbare Frage. „Amanda, werden Sie die meine! Ich kann ohne Sie nicht mehr leben!“ „Das haben mir ſchon viele geſagt, aber ſie leben alle noch.“ „Wenn ich nun aber ſterben ſollte, heiraten Sie mich dann?“ * Es läutet Sturm. Siebel macht auf und ſteht vor ſei⸗ nem Nachbar.„Herr Siebel“, keucht der empört.„Ihr Hund hat meinen Hahn aufgefreſſen!“ „Gut, daß Sie mir das ſagen“, entgegnet Siebel, daun kriegt er heute abend nichts zu futtern.“ 8 Immer wieder muß man die Schwer 2¹¹ begreifen! Erfahrung machen, daß die nn mieten Menſchen ſich wohl morgens, aber nicht abends die Zähne putzen. Anſcheinend wiſſen viele noch nicht, daß die Zähne gerade während des Schlafes durch die Ze ſetzung der Speiſereſte am meiſten gefährdet ſind. Deshalb ſollte die abendliche Zahnpflege mit Chlorodont ſedem zur Selbſtverſtändlichtel werden! Wer regelmäßig die Qualitäts⸗Zahnpaſte Chlorodont benutzt, hal immer blendend weiße Zähne und erhält ſie bis ins hohe Alter geſund. „Jun Wochenende und Zum Zeitvertreib“ Nr. 39 erſcheinen als Beilage. D. A. 2. Vi. 35: 664 025 Pl. Nr. 7. Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzetgen iſt der Verlag der vorl Zeitung nicht zuſtändig. Verantwortlich. die Schriftleutung Kurt Winkler für Anzetgenteil Carl Görg. Verlag Sonn asbiett Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſämtlſch in Berlin Wi. Mauerſir. 80. Aelel Sonde ppefsol Sept/ Okt.: stille N Zeit] Wir tun ei- n ö Was Besonderes. 1 n dobort Prospekt anfordern 5 E.& B. 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