Je eſcheun täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigen preiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., in Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte n. 2. Anz.⸗Preisliſte Rr. 2 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Jages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen; Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. VIII. 35. 1225 6. Jahrgang 53 n Litauen am Pranger der Zuſammenbruch der Wahlorganiſakion in Memel.— Was kun die Signatarmächte? Memel, 30. September. Seit 8 Uhr früh wurde am Montag die Wahl im Me⸗ melgebiet fortgeſetzt, ſoweit nicht in ganz kleinen Bezirken bereits die letzten Wähler ihre Stimmen abgegeben hatten. In der Stadt Memel ſelbſt herrſchte auch am Mon⸗ tag von Anfang an in den Wahllokalen ein erheblicher An⸗ drang; insbeſondere in den Arbeitervierteln. Etwas be⸗ fremdend mutet es an, daß das Bündel mit den Wahlumſchlägen von Süderſpitze, das am Sonntag Landesdirektor Anyſas entgegennahm, am Montag in dem vorgeſehenen Raum im Direktorium nicht aufzufin⸗ den war. Bewunderungswürdig iſt die Ruhe mit der die Memelländer das langwierige Warten und alle Schikanen auf ſich nehmen. Eine alte Frau war am Sonn⸗ tag um 9 Uhr vormittags zur Wahlurne gegangen und hatte bis 8 Uhr abends, alſo elf Stunden vergeblich gewartet; ſie war aber pünktlich am Montag früh um 7 Uhr wieder zur Stelle und konnte dann mit Hilfe einer entſchloſſenen Frau nach etwa zwei Stunden endlich zur Wahl kommen. In vie⸗ len Fällen ſind Frauen ohnmächtig geworden. Das Verhalten der litauiſchen Stimmbezirksvorſitzenden gegen⸗ über den Wählern ließ ſehr viel zu wünſchen übrig. In einer Schule in Schmelz ſtanden etwa 300 Menſchen vor Beginn der Wahl wartend am Eingang, als plötzlich ſieben litauiſche Schützen mit aufgepflanzten Bajonetten die die litauiſchen Parteien bezeichnenderweiſe ſchwer be⸗ waffnet zu ihrem Schutz in den Keller des Wahllokals be⸗ ordert hatten, verſuchten, ſich durch die Menge zu drängen, obwohl ſie bequem aus dem Hinterausgang hätten gehen können. Sie ſchlugen mit den Kolben wild auf die Warkenden ein. zwei von den Schlägen getroffene Frauen ſtürzten be⸗ ſinnungslos zu Boden und waren nach Stunden noch nicht wieder zum Bewußzſein gelangt. Bezeichnend für die litauiſche Stimmung iſt es, daß den memelländiſchen Blättern verboten wurde, über die Wahl auch nur eine Zeile zu bringen, die über die Berichte der litauiſchen Telegraphen⸗Agentur hinausgeht. Dadurch ſind die Blätter nicht in der Lage, von ſich aus irgendeine Stellung zu dieſer Wahl zu nehmen. Reuter über den Verlauf In einer Reutermeldung aus Memel über den Verlauf der Wehlen heißt es u. a.: Lange nach Anbruch der Dunkelheit belagerten noch proteſtierende Menſchenmaſſen die 76 Wahl⸗ lokale im Memeler Bezirk. Sie konnten keinen Zutritt er⸗ langen, weil die vor ihnen befindlichen Leute ſo lange Zei! für ihre Stimmabgabe brauchten. Der britiſche Ge⸗ ſchäftsträger in Kowno, Treſton, unternahm während des ganzen Tages Rundfahrten, bei denen er die Wahl⸗ lokale beſuchte. Im letzten Augenblick hat auch Frank, reich einen Legationsſekretär in Kowno und Italien ſei⸗ nen Generalkonſul in Danzig an Ort und Stelle geſandt. Die litauiſchen Beamten ſind beunruhigt über den Ju-. ſammenbruch ihrer Organiſakion. Die meiſten Memellän⸗ der ſind dagegen erfreuk. Sie erklären, ihre Vorausſage be⸗ ſtätige ſich, daß die ganze Wahl eine Komödie ſei. Der Herr Gouverneur braucht 10 Minuten Der Gouverneur, General Kurkauſkas, brauchte, wie Reuter weiter berichtet, zehn Minuten, um mit ſeinem Stimmzettel fertig zu werden. Der Reuterberichterſtatter nahm einen ungüligen Wahlzettelblock mit 187 Namen und riß vorſchriftsmäßig 29 der kleinen Zettel ab. Er brauchte für die Auswahl, das Abreißen und das Zuſammenlegen der Namenszettel acht Minuten. Be⸗ amte eines Wahllokals erklärten, daß mehrere alte Leute eine Stunde gebraucht hätten. Es gab viele kleinere Streitigkeiten zwiſchen den litauiſchen und deutſchen Be⸗ amten in Wahllokalen. Eine Gruppe ausländiſcher Jour⸗ naliſten, die aus einem Wahllokal herauskam, wurde mit den Rufen empfangen: „Die Signatarmächte haben uns an die Litauer ver⸗ kauft!“ Alle engliſchen Morgenblätter veröffentlichen ausführliche Berichte über den Wahlkampf im Memelland. Sie bringen ausnahmslos anſchauliche Darſtellungen von dem völli⸗ gen Verſagen der litauiſchen Behörden bei der Orga⸗ niſation des Wahlgeſchäfts und von der dadurch verurſach⸗ ten ungeheuerlichen Verwirrung. Der Sonderkorreſpondent der„Times“ ſucht die Li⸗ tauer gegen den Vorwurf in Schutz zu nehmen, daß ſie die allgemeine Verwirrung vorſätzlich angerichtet hätten. r meint, ſie hätten nur die Schwierigkeiten eines uner⸗ 1 0 Wahlſyſtems unterſchätzt.„Daily Expreß“ dagegen „Das Syſtem der Stimmabgabe iſt von den litauiſchen Behörden, die ein Rückzugsgefecht kämpfen, um dieſe deut⸗ che Stadt unter fremder Herrſchaft zu halken, vorſätzlich kompliziert worden.“ „Die Wahl entſcheidet nicht“ Der Sonderkorreſpondent der„Daily Mail“ in Memel ſchreibt u. a.:„Die Wahl entſcheidelt nicht, wie auch ihre Ergebniſſe ausſehen.“ In dem Bericht des Korre⸗ ſpondenten der„Morning Poſt“ in Memel wird geſagt: Dienstag, den 1. Oktober 1985 Die deutſchen Landwirte, Fiſcher und Ladenbeſitzer von Memel verhalten ſich ruhig, um der Welt zu zeigen, daß ſie nach 17jähriger Trennung vom Ddeutſchen Reich noch immer nicht wünſchen, die litauiſche Sprache zu ſprechen, likauiſche Gebräuche anzunehmen oder ihre Kinder in litauf⸗ ſche Schulen zu ſenden. Viele Zwiſchenfälle Der Korreſpondent des„Daily Telegraph“ in Memel meldet: Vor Beginn der Wahl gab es mehrere Zwiſchen⸗ fälle. Eine Anzahl Deutſcher wurde bei einer Schießerei verletzt, und ein deutſcher Poliziſt wurde bei einem Angriff mit einem Meſſer verwundet. Schließlich berichtet der Kor⸗ reſpondent noch: In Proekuls wurden am Sonntag früh Mitglieder der Vereinigten Deutſchen Partei von Litauern mit Schüſſen angegriffen, als ſie Plakate anklebten. Eine Anzahl Deutſche wurde verletzt. „Nieſenblamage für Litauen“ Die„Königsberger Allgemeine Zeitung“ ſchreibt zu den Memelwahlen: „Die Wahlen im Memelgebiet ſind für die Litauer zu einer Rieſenblamage vor ganz Europa geworden. Wenn die Sache nicht ſo furchtbar ernſt wäre, könnte man von einer großen Komödie ſprechen. In Wirklichkeit handelk es ſich hier um eine Tragödie. Denn hier iſt das Selbſtbeſtim⸗ mungsrechſ eines Volkes mit Füßen getreten wird.“ Noch kurz vor der Wahl ſchrieben lettiſche Blätter, Blätter eines Staates, mit dem die Litauer durch die bal⸗ tiſche Entente verbunden find, Folgendes: „Selbſt gebildete Menſchen brauchen mindeſtens zehn Minuten, um ihre 29 Kandidaten aus der Zahl von 188 aus⸗ zuwählen. Die Zählung der Stimmen werde mindeſtens einige Wochen dauern und das Ergebnis wohl ebenſo lange auf ſich warten laſ⸗ ſen, da mindeſtens zwei Millionen Stimmzettel abgegeben werden dürften. In jedem Falle ſtehen die Litauer am Pranger. In jedem Falle iſt heute ſchon der Beweis erbracht, daß jenen nicht das Schickſal des Memellandes hemmungslos über⸗ antwortet werden darf. Für Deutſchland beſteht freilich kein Zweifel über die Beantwortung der erwähnten Fragen. Alles ſprach und ſpricht dafür, daß hier mit dem Wahlrecht der Memelländer Schindluder getrieben worden iſt, und zwar mit bewußter Abſicht und mit planmäßigen Schika⸗ nen.“ Der Abſchluß der Memelwahlen Noch Hunderte ſtanden vor den Wahllokalen. Memel, 1. Oktober. Die Wahllokale in Memel wurden zwar um 18 Uhr ge⸗ ſchloſſen, jedoch war die Zahl der noch in den Vorräumen und auf der Straße Wartenden ſo groß, daß der Vorſitzende der Wahlkreiskommiſſion anordnen mußte, die Vorräume und die Höfe als mit zum Wahllokal gehörig zu betrachten und alle dort befindlichen Perſonen abzufertigen. In ein⸗ zelnen Wahllokalen belief ſich Monkag abend die Zahl der noch Wartenden nach Hunderten, ſo daß die endgültige Wahlbeteiligung ſich hier erſt ſpät feſtſtellen ließ. Aus dem Memel⸗Gebiet ſelbſt gehen die Mitteilungen über die Wahlbeteiligung ebenfalls ſehr ſpärlich ein. Auf der Kuriſchen Nehrung, alſo in Orten, wo dei Zahl der Wähler nur klein iſt, iſt die Wahlbeteiligung außerordent⸗ lich ſtark. Sie beträgt in den einzelnen Wahlbezirken 96 bis 100 v. H. In Memel ſelbſt iſt die Wahlbeteiligung ebenfalls groß. Weitere Wahlſchiebungen Immer neue Klagen gehen in Memel ein über die Wahlbeeinfluſſung durch litauiſche Wahlhelfer, die in einer Unzahl von Fällen für die memelländiſchen Wähler, die ſie zu betreuen hatten, falſche Zettel in den Um⸗ ſchlag geſteckt haben ſollen. Ein von den Litauern vorübergehend feſtgenommener Vertrauensmann der Einheitsliſte, der über Sonntag in das Zuchthaus von Bajohren gebracht worden war, hat dort von ſeinem Zellenfenſter aus beobachten können, wie am Wahltag Leiterwagen über Leiterwagen mit einigen hundert Menſchen von Litauiſch⸗Croktingen zur Wahl über die Grenze gefahren wurden. Die Geſpannführer der Leiter wagen ſollen litauiſche Polizeibeamte geweſen ſein. Beſetzung des Memeler Magiſtrats Die Beſetzung des Magiſtrats in Memel durch die litauiſche Staatsſchutzpolizei am Vorabend des Wahltages iſt darauf zurückzuführen, daß litauiſcherſeits vom Magi⸗ ſtrat verlangt worden war, er ſolle für drei⸗ bis vierhun⸗ dert Perſonen, die in der Zeit vom 1. September bis 27. September eingebürgert worden waren, Stimmſcheine ausſtellen. Der ue vertrat demgegenüber den Stand⸗ punkt, daß dieſe Perſonen die ee für die Ein⸗ bürgerung nicht erfüllten. Am Vorabend der Wahl beſetzte daraufhin Landesdirektor Anyſas zuſammen mit Landes⸗ rat Oſelies mit Hilfe der Politiſchen Polizei den Magiſtrat, enthob den Wahlbüroleiter, Stadtaſſſtenten Buttkus, ſeines Amtes und erklärte ihn für verhaftet. Oſelies wies ein Schreiben des Direktoriums vor, wonach er zum 0 ſar für die Erledigung der Wahlgeſchäfte beſtellt worden ſei. Alsdann ſtellte er die erwähnten drei⸗ bis vierhundert Stimmſcheine aus. 1. 5 Kommiſ⸗ Nr. 229 Eine Frage an die Signatarmächte Das Blatt ſchließt mit der Frage an die Anterzeich⸗ nermächte, wie lange ſie noch dem Spiel der Litauer zuſehen wollen und ob ihnen nicht jetzt der letzte Beweis erbracht worden iſt, daß Litauen auf die elemenkarſten Rechte des Memelvolkes, aber auch auf die grundlegenden Forderun⸗ gen des Völkerrechts pfeift! Neuwahlen in einem Bezirk Die Wahlkreiskommiſſion trat am Montag mittag zu einer längeren Sitzung zuſammen, um ſich zunächſt dar⸗ über ſchlüſſig zu werden, was mit der Neuwahl in dem Bezirk Jugnaten⸗Wiehßen werden ſoll. In Jugnaten, einem Ori in dieſem Bezirk, hatten Bauern die Wahlurne zertrümmert und die Wahlzettel ver. ſtreut. Die Wahlkreiskommiſſion beſchloß, die Wahl für un gültig zu erklären und Neuwahlen auf den 6. Oktober an⸗ zuberaumen. ü Am Montag wurden mehrere junge Leute, die man über Nacht eingeſperrt hatte, aus der Haft entlaſſen. Sie waren nur deshalb in Haft genommen worden, weil ſie Wahlhilfe beim Heranſchaffen von kranken und gebrech⸗ lichen Perſonen geleiſtet hatten. Verfaſſungsmäßige Wahl verlangt Forderung an die Unterzeichner des Memelabkommens. Wie aus Genf gemeldet wird, hat der Vertreter der Mehrheit der memelländiſchen Bevölkerung, Schulrat Meyer, Montag früh an die Abordnungen der Unterzeichnermächte des Memelabkommens in Genf Telegramme gerichtet. Die verantwortlichen Mächte werden in den Drahtun⸗ gen darauf aufmerkſam gemacht, daß der bisherige Verlauf der Wahl im Memelgebiet ergeben hat, daß verſchiedene wichtige Beſtimmungen des Wahlgeſetzes ſich als undurch⸗ führbar erwieſen haben. Die ordnungsmäßige Durchfüh⸗ rung der Wahl ſei überdies durch die Fälſchung der Stimm- zektelblocks, die von der einſeitig zuſammengeſetzten Wahl. kreiskommiſſion ausgegeben worden ſeien, ſowie durch ver⸗ ſchiedene Terrormaßnahmen und Schikanen der Wähler ſei⸗ tens der litauiſchen Polizei und einzelner Skimmbezirks⸗ vorſitzender gefährdet. Es wird die Sicherſtellung einer ver⸗ faſſungsmäßigen Wahl verlangt. Die polniſch⸗tſchechiſche Spannung Maſſenkundgebungen ig Polen.— Vergeltungsmaßnahmen gefordert. Am Sonntag fanden in einer Reihe polniſcher Städte große Maſſenkundgebungen gegen die Unterdrückungsmaß⸗ nahmen ſtatt, denen die polniſche Minderheit in der Tſche⸗ choſlowakei ausgeſetzt iſt. In den Entſchließungen werden die polniſchen Behörden aufgefordert, die tſchechiſchen Schu⸗ len auf polniſchem Gebiet zu ſchließen und Beſchränkungen gegen die wirtſchaftliche Betätigung tſchechiſcher Staatsange⸗ höriger in Polen einzuführen. Darüber hinaus heißt es in den Entſchließungen, man könne die„barbariſche Behandlung der Polen in der Tſche⸗ choſlowakei“ nicht mehr länger dulden. Es ſei an der Zeit, mit Kundgebungen und papierenen Entſchließungen aufzu⸗ hören. Man müſſe nun auf„die kſchechiſche Brukalität“ die gehörige Ankwort geben. Die polniſche Reglerung müſſe ich der bedrohten polniſchen Bevölkerung annehmen, indem ſie die urpolniſchen Gebiete bis zur Oſtrawitza dem Mufkter⸗ lande einverleibe. In Telegrammen an den Generalinſpek⸗ teur der polniſchen Armee erklärten die Berſammelten ihre Bereitwilligkeit,„blutige Opfer auf ſich zu nehmen“, und richteten an ihn den Appell, die„von den Tſchechen geraub⸗ zen polniſchen Gebiete wieder Polen einzuverleiben“. Der Führer in Oſtpreußen Königsberg, 30. September. Bekanntlich findet am Mittwoch, den 2. Oktober, dem Geburtstage Hindenburgs, die feierliche Ueber⸗ führung der Leiche des verewigten Generalfeldmarſchalls und Reichspräſidenten in die Gruft des Tannenberg⸗Natio⸗ naldenkmals ſtatt. Der Führer und Reichskanzler hat ſich bereits nach Oſtpreußen zur Teilnahme an dieſer Feier be⸗ geben. Er ſtattete der oſtpreußiſchen Wehrmacht und ihren Einrichtungen einen Beſuch ab. In der Begleitung des Führers befinden ſich der Reichskriegsminiſter General- oberſt von Blomberg und der Oberbefehlshaber des Heeres, General der Artillerie Freiherr von Fritſch. Der Führer und Reichskanzler wurde bei ſeinem Ein⸗ treffen in Landsberg(Oſtpreußen) von dem komman⸗ dierenden General des 1. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis 1, Generalleutnant von Brauchitſch, und dem Oberpräſidenten und Gauleiter Erich Koch empfangen. Der Führer wohnte zunächſt einer Felddienſtübung des Infan⸗ terieregiments Königsberg ſüdlich Landsberg bei. Er be⸗ gab ſich ſodann nach Beendigung der Uebung gegen Mittag im Kraftwagen zum Truppenübungsplatz Stablack, wo er an dem Scharfſchießen eines Bataillons teilnahm. Berlin. Die Reichskennziffer für die Lebenshaltungsko⸗ ſten ſtellt ſich für den Durchſchnitt des Monats September 4935 auf 123,4(1913⸗14 gleich 100); ſie iſt gegenüber dem Vormonat(124,5) um 0,9 v. H. geſunken. i Berlin. Zwiſchen der deutſchen und der belgiſchen Re⸗ gierung iſt eine Vereinbarung über die Regelung der deut⸗ ſchen Kohlenausfuhr nach Belgien unterzeichnet worden. Vor der Mobilmachung Der Aufruf bereits gedruckt.— Die Kriegskrommeln werden gerührt. Addis Abeba, 30. September. Wie nunmehr feſtſteht, liegen die Plakate mit dem Auf- cuſ zur allgemeinen Mobilmachung bereits ſeit einer Woche fertig gedruckt in der abeſſiniſchen Staatsdruckerei. Die Er⸗ klärung der allgemeinen Mobilmachung wird für nächte Woche erwartet und ſoll unter großen Zeremonien verkün⸗ det werden, wobei im ganzen Lande die Kriegstrommeln gerührt werden. Die Berater des Kaiſers hatten in Anbetracht der Lage in Genf die Verkündung der Mobilmachung bereits in der vergangenen Woche gewünſcht. Auf Wunſch des Kaiſers wurde ſie jedoch hinausgeſchoben. Im Laufe der nächſten Woche werden mehrere Waf⸗ fſenlieferungen in Abeſſinien erwartet. So ſoll eine große Waffenſendung aus Japan und ein Schiff mit Kriegsmaterial aus Belgien in Oſchibuti eintreffen. Der italieniſche Konſul in Harrar hat ſeine Tätig⸗ keit eingeſtellt und die Stadt verlaſſen. Italieniſcher Angriff nächſte Woche? Die Bekanntgabe der vom Kaiſer unterzeichneten allge⸗ meinen Mobilmachung wird davon abhängig gemacht, wie der Völkerbund auf das Telegramm des Negus reagieren wird. In Zentralabeſſinien ſchreitet die Teilmobiliſierung fort. Aehnliche Meldungen laufen aus den Grenzprovinzen ein. Die Stimmung iſt aufs äußerſte geſpannt. Eingeweihte Kreiſe behaupten, daß die allgemeine Mo⸗ bilmachung noch m ivaufe dieſer Woche verkündet werde, da ſich die Anzeichen für einen für die nächſte Woche ge⸗ planten italieniſchen Angriff häufen. Nach Meldungen aus zuverläſſiger amtlicher abeſſini⸗ ſcher Quelle ſoll der Völkerbund dem Kaiſer bereits mitgeteilt haben, daß er unter den von Abeſſinien geſchil⸗ derten Verhältniſſen gegen eine allgemeine Mobilmachung angeblich nichts einzuwenden habe, da dieſe zur Landesverteidigung notwendig ſei. Erſatz für Italiens Freundſchaſt „Das wichtigſte Ereignis in den britiſch⸗franzöſiſchen Be⸗ ziehungen.“ Der Genfer Vertreter des„Mancheſter Guardian“ be⸗ richtel über wichlige Verhandlungen, die auf Grund einer engliſchen Mitteilung an Frankreich zwiſchen der britiſchen und der franzöſiſchen Regſerung im Gange ſeien. Wenn Frankreich dieſe Anfrage zuſtimmend beantworte, werde die britiſche Regierung in der Unterſtützung Frankreichs weitergehen, als dies in der britiſchen Ankwork auf den franzöſiſchen Schritt vom 10. September erklärt werde. Die britiſche Frage beziehe ſich auf die Haltung Frank⸗ reichs im Mittelmeer unter gewiſſen Umſtänden“. Die franzöſiſche Antwort werde vorausſichtlich auf dem Miniſterrat am Dienstag beſchloſſen werden, ſo daß ſie dem britiſchen Kabinettsrat am Mittwoch vorliegen könne. Obwohl Laval zunächſt die erbetenen Zuſicherungen nicht habe geben wollen, geht ſeit Sonntag in gutunterrich⸗ teten franzöſiſchen Kreiſen die Meinung dahin, daß die Mehrheit des franzöſiſchen Kabinetts ſich die Gelegenheit nicht entgehen laſſen werde, ein enges und bindendes Ein⸗ verſtändnis mit Großbritannien zu erzielen. Ein maßgebender Franzoſe habe dem Korreſpondenken erklärt, eine ablehnende franzöſiſche Antwort würde Selbſt⸗ mord ſein. Es handle ſich um das wichtigſte Ereignis in den engliſch-franzöſiſchen Beziehungen ſeik dem Kriege. Die geſamte Jukunft dieſer Beziehungen ſtehe auf dem Spiel. Der Korreſpondent berichtet dann weiter, er habe aus ausgezeichneter Quelle erfahren, Laval habe noch einmal Sonderbürgſchaften für ODeſterreich und Memel er⸗ beten. Außerdem wünſche der franzöſiſche Generalſtab eine Vereinbarung mit dem britiſchen Generalſtab anſtelle der Vereinbarung mit dem italieniſchen Generalſtab über die franzöſiſch⸗italieniſche Grenze zu erhalten, da die franzöſiſch⸗italieniſche Vereinbarung ohne Iweifel geopfert werden müſſe. Die Franzoſen würden es außerdem, wie verlautet, gern ſehen, daß die geplanten gegenſeitigen Verſicherungen in einem diplomatiſchey Schriftſtück niedergelegt würden. Goſotz nicht Am die Entſendung neutraler Beobachter Die Frage der Entſendung neutraler Beobachter in das italieniſch⸗abeſſiniſche Grenzgebiet iſt von den dazu beſtimm⸗ ten Sachverſtändigen des Völkerbundsrats am Montag ge⸗ prüft worden. Es ſollen ſich dabei erhebliche ſachliche Schwie⸗ rigkeiten ergeben haben. Man nimmt an, daß die Frage erſt am Donnerstag beim Wiederzuſammentritt des 13er⸗ Ausſchuſſes ſpruchreif ſein wird. Vormarſchbewegungen der Italiener? „Evening Standard“ meldet am Montagabend: Es wird berichtet, daß italieniſche Truppen 32 Kilometer über die proviſoriſche abeſſiniſche Grenze in der Nähe von Franzö⸗ ſiſch⸗Somaliland vorgerückt ſeien. Die italieniſchen Truppen hätten das Dreieck zwiſchen dem Gebirge und Franzöſiſch⸗ Somaliland beſetzt. Auf Grund der Berichte über den ita⸗ lieniſchen Vormarſch habe der Befehlshaber der franzö⸗ ſiſchen Truppen in Dſchibuti ſofort Sachverſtändige aus⸗ geſandt, um die Grenze auf einer Strecke von 40 Kilometer mit Pfählen zu markieren. Dieſe Sachverſtändigen ſeien don einer Abteilung Senegaltruppen begleitet geweſen. Als weitere Vorſichtsmaßnahme ſeien 50 franzöſi⸗ ſche Flugzeuge zu einem 24ſtündigen Erkun⸗ dungsflug aufgeſtiegen. Es werde vermutet, daß das Ziel des italieniſchen Vorgehens die Stadt Du anle ſei, die etwa 16 Kilometer von der Grenze von Franzöſiſch⸗So⸗ maliland entfernt liegt. In dem Bericht wird hinzugefügt, daß die Grenze an der Stelle des angeblichen italieniſchen Vormarſches nicht genau feſtgelegt ſei. Völker ohne Raum Die Hintergründe des Abeſſinjen⸗Konflikls. In einer Rede in Mancheſter ſagte Lord Lothian, wenn der Völkerbund nichts weiter tun könne, als einen örtlichen Krieg in einen allgemeinen Krieg zu verwandeln, dann ſei ſein Schickſal beſiegelt. Sühnemaßnahmen müßten derſelben Art ſein wie ein Einſchreiten der Polizei. Die eigentliche Urſache des jetzigen Streites liege aber nicht in Abeſſinien, ſondern in der ſeit dem Kriege eingetre⸗ tenen Schließung der Gren zen der Nationen. Vor dem Kriege ſeien jährlich 300 000 Italiener nach den Ver⸗ einigten Staaten ausgewandert. Jetzt ſeien einige Nationen und darunter viele mit ſchnell zunehmender Bevölkerung in ihren Ländern eingeengt. Italien ſei vielleicht das auf⸗ fallendſte dieſer Länder. Japan gehöre auch dazu, Deutſchland werde morgen dazu kommen, auf das dann noch andere folgen würden. Hoare habe die Tür ein wenig geöffnet, als er die Unterſuchung der Rohſtof f⸗Frage vorſchlug, aber er ſei nicht weit genug gegangen. Man werde im Falle Italien wie Deukſchland viel wei⸗ ker gehen müſſen, wenn es dauernden Frieden geben ſolle. So ſeſen notwendige Schritte die Herabſetzung der Zölle, gemeinſame Prüfung des Auswanderungsproblems, Revi⸗ ſion der Mandate und Ankerſuchung der Frage der offenen Tür in allen Kolonialgebieten. Politiſches Allerlei Zwei Direktoren der Reichsſtelle für Fleiſchverſorgung amts⸗ enthoben. Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat die beiden Direktoren Holzmann und Haſſelbach der Reichsſtelle für Tiere und tieriſche Erzeugniſſe (Fleiſchverſorgung) mit ſofortiger Wirkung ihrer Aemter enthoben. Die Ehen mit Nichtariern Die vor dem 17. September geſchloſſenen Chen nicht berührt Berlin, 1. Okt. In Zuſammenhang mit dem in Nürn⸗ berg vom Reichstag beſchloſſenen Geſetz zum Schutze des deutſchen Bluts und der deutſchen Ehre vom 15. Septem⸗ ber 1935, das Miſchehen zwiſchen Juden und Staatsange⸗ hörigen deutſchen und artverwandten Blutes verbietet, iſt auch die Vermutung ausgeſprochen worden, daß auch be⸗ reits beſtehende Miſchehen durch das Geſetz erfaßt werden. Dieſe Annahme iſt unzutreffend; der Beſtand ſolcher Miſch⸗ ehen, ſoweit ſie vor dem 17. September, dem Tag des In⸗ krafttretens des Geſetzes, geſchloſſen ſind, wird dureh das berührt. Sondergerichte zuſtändig für Heimkücke-Geſetz. Durch eine Verordnung der Reichsregierung iſt die 3 ſtändigkeit der mit Verfügung vom 21. März 1933 gebitd⸗ ten politiſchen Sondergerichte erweitert worden. Vor de Sondergerichte kommen nunmehr auch Verbrechen und Vel. gehen, die gegen das Geſetz gegen heimtückiſche Angriffe au Staat und Partei und zum Schutze der Parteiuniformen verſtoßen. Danach werden alſo vor allem, ſoweit nicht die Ausnahmen gegeben ſind, alle Beſchimpfungen und bös⸗ willige Verächtlichmachungen von Staat, Hoheitsträgern NSDAP, Gliederungen und Hoheitszeichen vor die politi⸗ ſchen Sondergerichte kommen. Bei der Verfolgung von Be. ſchimpfungen ſoll grundſätzlich, wie die maßgebenden Referenten wiederholt erklärt haben, nicht kleinli verfahren werden. Die Uebertragung der Durchführung ein⸗ mal bewilligter Strafverfahren auf die Sondergerichte 9 deutet vor allem, daß dieſe Angelegenheiten ſchneller 15 ledigt werden können, als es vor den ordentlichen Gerich⸗ ten möglich wäre. Nur Bauernführer deutſchen Blutes. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat in einer Verordnung beſtimmt, daß als Bauernführer nur berufen werden darf, wer deutſchen oder ſtammesglei⸗ chen Blutes im Sinne des Reichserbhofgeſetzes iſt. Wer Bauernführer im Sinne dieſer Verordnung iſt, beſtimmt der Reichsbauernführer. Gömbös in Berlin Beſuche des ungariſchen Miniſterpräſidenten. Miniſterpräſident Gömbös ſtattete am Montag dem Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter R udolf Heß, einen längeren Beſuch ab. An der Unterredung nahm der außerordentliche Botſchafter des Deutſchen Reiches, von Ribbentrop, in ſeiner Eigenſchaft als Mitglied des Stg⸗ bes des Stellvertreters des Führers teil. Vorher hatte der ungariſche Miniſterpräſident bereits Botſchafter von Ribbentrop aufgefucht. Mittags be⸗ ſuchte Miniſterpräſident Gömbös den Beauftragten eichs wirtſchaftsminiſter, Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht. Anſchließend ſtattete er Reichsminiſter Dr. Goebbels einen längeren Beſuch ab. Im Hauſe des Reichsminiſters des Auswärtigen, Frei⸗ herrn von Neurath, fand Montag mittag zu Ehren des hohen ungariſchen Gaſtes ein Frühſtück ſtatt, an dem der ungariſche Miniſterpräſident Julius von Gömbös mit den Herren ſeiner Begleitung und der Königlich ungariſche Geſchäftsträger von Bobrik teilnahmen. Von deutſcher Seile waren zugegen Miniſterpräſident General Göring und Frau Göring, Reichsbankpräſident Dr. Schacht und Frau Schacht, Staatsſekretär Meißner und eine Reihe weiterer Herren des Auswärtigen Amtes und der Reichsbehörden. Engliſche Frontkämpfer an den Führer Berlin, 1. Oktober. Eine Abordnung der Ortsgruppe Brighton des engli⸗ ſchen Frontkämpferverbandes Britiſh Legion iſt zur Erwi⸗ derung eines Beſuchs in Deutſchland eingetroffen, den eine Gruppe deutſcher Frontkämpfer vor einigen Monaten in Brighton und London auf Einladung dieſes Verbandes ge⸗ macht hatte. Der Führer dieſer Abordnung hat aus Mün⸗ ſter in Weſtfalen an den deutſchen Reichskanzler folgendes Telegramm gerichtet: „Tief beeindruckt von der freundlichen Aufnahme, welche die erſte Abordnung alker Soldaten einer Ortsgruppe der Britiſchen Legion in Deutſchland findet, bitten wir ehrer. bietig den Führer und das deutſche Volk, unſere aufrichtige Werkſchätzung und Dankbarkeit für die große Freundlich⸗ keit entgegenzunehmen, die wir herzlich erwidern.“ Jacob will weiter hetzen.— Ausweiſung verlangt. Der von den deutſchen Behörden freigelaſſene füdiſche Journaliſt Jacob, der ſich augenblicklich in Paris aufhält, hat ſofort ſeine deutſchfeindliche Tätigkeit wieder aufge⸗ nommen. Die ſogen. Volksfront veranſtaltet eine öffentliche Kundgebung gegen den Faſchismus, wobei auch Jacob ſpre⸗ chen ſoll.„Jour“ greift dieſen Fall als eine Einmiſchung eines Ausländers in die franzöſiſche Innenpolitik auf und fordert die Ausweiſung Jacobs. Wenn er nicht ſoviel An⸗ ſtandsgefühl beſitze, ſo ſagt das Blatt, wenigſtens zu ſchwei⸗ gen, ſo ſolle man ihn einfach außer Landes jagen. Der Erbfohn. Ein Bauernroman von Hertha Lindenblatt. Copyright by Verlag Neues Leben Bayr. Gmain. Obb.( Nachdeuck verboten) 20 12. Der Mai war kühl und feucht. Der Juni brachte üppiges Wachſen. „Heuer wird die Ernte gut, wenn ſich das Wetter hält.“ Der alte Birk iſt früh bis abends auf den Beinen. Er ſchafft, als wäre es noch ſein Eigentum, das er verwaltet, Was ſtört es ihn, daß ihm die Jungbäuerin ſchiefe Augen macht. Froh ſoll ſie ſein, daß einer da iſt, der ſchaffen kann! Er ſieht gemächlich über ſie hinweg und hört nicht drauf, wenn ſie brummt und murmelt. Mit dem Sohn üſt er einig, und das iſt ihm genug. „Wenn nur das Wetter bleibt.“ „Kommt alles nur auf Siebenſchläfer an. Wenn mor⸗ gen ſchönes Wetter iſt, kriegen wir die ganze Ernte glück⸗ lich rein.“ Viele Augen ſehen heut zum Himmel und warten des andern Tages. Und Siebenſchläfer kommt. Von früh bis ſpät ſtrahlt der Himmel in herrlicher Bläue, und die Sonne lacht, daß es eine Luſt iſt. Alle Menſchen, die in der Ernte ſtehen, ſind voller Freude. Aber der Wetterprophet trügt. Kaum, daß das letzte Heu geborgen iſt, da ſetzt der Regen ein. Woche um Woche gießt es in Strömen mit ſtets nur wenig Tagen Unterbrechung. Ein mühſeliges Ernten wird es. Was Wind und Sonne heute trockneten, peitſcht morgen der Regen wieder durch. Viele Hände falten ſich zu brünſtigem Gebet, und die nimmermüden Arme laſſen nicht nach, die Garben erneut zu wenden, daß der Wind ſie trocknen kann, und wenn ein Fuder wieder glücklich geborgen iſt, dann iſt der Dank unendlich. Es hätte leichte Ernte werden können und wurde ein Einbringen voller Mühe und Schweiß und voller Sorge, doch wurde die Frucht zuletzt geborgen. An einem Sonntag abend am Ende des Auguſt finden ſich Männer und Frauen im gaſtlichen Rabelhof zuſammen. Es iſt lange her, daß ſie zum Plaudern Muße hatten wie heut. Auch die alte Buchnerin iſt da. Aus Fuchsdorf iſt ſie für eine kurze Zeit gekommen. „Ihr ſeid glücklich dran,“ ſagt ſie, als man von der Ernte ſpricht.„Ihr habt Eure Frucht geborgen. Bei uns drüben ſteht es ſchlimm. Die kleinen Leute freilich, die haben ihr bißchen Nahrung auch noch rein 2 aber unſre Herrſchaft hat große Felder liegen. An Arbeits⸗ kräften fehlt es. Wenn mal ein ſchöner Tag kommt, wird doch nicht viel geſchafft. Ein Jammer iſt es, wie die gute Frucht verdirbt. Da ſagen freilich viele, daß der Herr es nicht nötig hat. Er hat in andern Jahren genug verdient. Das iſt ſchon wahr. Aber trifft's uns nicht mit? Die Frucht wird teuer werden, und das Vieh muß darben!“ „Freilich trifft's uns mit!“ ſpricht die Goldnerin. Und für die Armen wird's am ſchlimmſten werden.“ „Das iſt es. Ich ſprach die Frau geſtern im Schloß. Sie ſchien voll Kummer und Sorge. Buchnerin, ſagte ſie. heuer werden wir den Armen nicht viel beſcheren können Sie hatte dabei Tränen in den Augen, und ich ſah, es war ihr ernſt damit. Sie iſt ſehr gut und hat ein Herz für fremde Not und Sorge.“ Still wird es auf der Frauenſeite. Sie merken wohl, daß etwas Wahres an den Worten der Buchnerin iſt. Die Herrin drüben in Fuchsdorf kennen die meiſten nur vom Sehen in der Kirche; aber daß ſie wohltätig iſt, iſt allge⸗ mein bekannt. In dieſes Schweigen tönt eine feine Stimme aus dem Sorgenſtuhl, in dem die greiſe Mutter wieder ſitzt. „Kinder, ſo helft ihr doch. Ihr habt ja Hände genug. Und wenn ihr vorangeht, folgen andere eurem Beiſpiel nach Eure Ernte iſt geborgen. Nun helft, daß auch je Frucht der andern in die Scheune kommt.“ „Mutter, iſt das Euer Ernſt?“ fragt die Annemarei. „Ei freilich, Kind! Ihr dürft es gerne wagen, eure Kraft dem Herrn drüben anzutragen. Der Schulze wird morgen früh einen Boten rüberſchicken, der dem Gutsherrn ſagt, wie viel Arbeiterinnen am erſten ſchönen Tag freiwillig in die Ernte kommen werden.“ „Wir alle helfen mit!“ rufen die Frauen im Chor. „Ei, ſeht, da kann kein Menſch mehr ſagen, daß es an Arbeitskräften mangelt!“ „Wir ſind ja fertig, und das andere hat Zeit!“ „Wenn auf jedem Hof eine Magd zurückbleibt, die da Vieh verſieht und für die Männer ſorgt, iſt es genug. Mit Dank nimmt am andern Tage die Gutsherrſchaſt in Fuchsdorf das Angebot der Frauen von Birkfelde an, und als dann auch die Sonne wieder ſcheint und der Wind kräftig über die Felder weht, da fahren viel Wagen zum Nachbarort und tragen koſtbares Gut: Birkfeldes Frauen und Mädchen. Das gibt ein frohes Schaffen von früh bis ſpät. Frei⸗ willige Arbeit tut viel beſſer als bezahlte oder erzwungene, In den kurzen Ruhepauſen fliegt munteres Wort umher. Die Gutsherrſchaft iſt mit dabei, die Frau und die Töchter Sie ſcheuen ſich nicht mitanzugreifen, obwohl ſie derartige Arbeit nicht gewöhnt ſind, und die ſcharfen Halme ihnen in die Finger ſtechen. In der Veſperpauſe kommt der Gutsherr ſelber und ehrt die Frauen durch beſonderes Wort. Er dankt ihnen von Herzen und ſagt ihnen, daß ihre tapfere Tat unvergeſſen ſein ſoll in der Geſchichte Fuchsdorfs. „Dieſen Acker, auf dem die Frauen heute ſchafften,“ gag er zuletzt,„ich nenne ihn den Frauenſegen zum Gedächtnis und zur Ehrung der hilfsbereiten Frauen von Birkfelde Ein Denkmal will ich darauf ſetzen, das von der Nächſten⸗ liebe ſprechen ſoll!“ Ein ungeheuerer Jubel bricht aus, und als er langſam verhallt, nimmt die Gutsfrau das Wort. „ 5 mit den lieben rauen in dauernder Ver⸗ gabe e e e regelmäßig an mm uſammen kom 5 ge Arbeit und Freude. Die Hilfsbereitſchaft, die Au 0 U Figt u eines in Noi werklic jene al einem ſchaffer bürger! alten! zeitliche litätsle Gebiete Zweck fe t ſpicht. 0 B wieder nach d deulſche it, d Staats Oſterb Schutz überfü tage d verord wieſen. gegen gegen ſtands den h erliktet Es ſtands waren um N ken. E 0 ſchen einen links ſitz zun Verun dern, wollte eintra U Zeit wiſſen unang Zitroj allen ſohe nunme zung gende ee Sie d Dienf mal Birkf Wort dient. komn einve Vie „S die heute der aus dem badisciien Land Handwerk und Volkskunſt in Noròͤbaden“ U Heidelberg, 30. Sept. Der Heidelberger Kunſtverein zeigt während des Monats Oktober in den zwer Stockwerken . es Hauſes eine Ausſtellung„Handwerk und Volkskunſt eng„dhaden! die einen Ueberblick geben ſoll über hand⸗ werlliche Wertarbeit in weiteſtem Umfange, alſo auch über 1 Volkskunſt zu bezeichnenden Gegenſtände, die aus einem natürlichen Empfinden für Zweck und Schönheit ge⸗ ſcaffen werden. So findet man neben der Bauernſtube die bürgerliche Stube altdeutſcher Handwerkskultur, neben einem alten Barockzimmer ein gemütliches Weinzimmer, ſieht neu⸗ zitliche Wohnräume, allerlei Gebrauchsgegenſtände, Qua⸗ ſitätsleiſtungen der Handwerkskunſt auf den verſchtedenſten Gebieten, kurzum eine Fülle von Anſchauungsmaterial, das gweckmäßigkeit und Schönheit in Jich vereinigt und eine flare Mahnung zur Abkehr vom Schund der Maſſenware ſpricht. tz der Eröffnung wies Handwerkskammerpräſident Näher auf die Notwendigkeit der Qualitätsarbeit bin, wie auch darauf, daß eine Leiſtungsſteigerung des Hand⸗ werks nur dann möglich ſei, wenn weite Kreiſe des Volkes pieder Sinn und Verſtändnis für Qualität bekommen. Wer nach den Quellen deutſchen Weſens ſuche, werde überall den deuiſchen Handwerker finden. Präſident Näher teilte noch mit, daß Reichsſtatthalter Robert Wagner derartige Aus⸗ ſellungen in ganz Baden veranſtaltet ſehen möchte. () Karlsruhe, 30. September. (h Nörgler wird das Handwerk gelegt. Das Geheime Staatspolizeiamt meldet: Der Fabrikant Paul Lange in Oſterburken wurde durch das Geheime Staatspolizeiamt in Schutzhaft genommen und in das Schutzhaftlager Kislau Aberführt. Lange, der Typ des überheblichen Nörglers, be⸗ nützte jede Gelegenheit, die Maßnahmen der national⸗ ſozialiſtiſchen Regierung in gehäſſigſter Weiſe herabzuſetzen und damit das Vertrauen in den wirtſchaftlichen Aufſtieg zu untergraben. (J Gewiſſenloſer Volksſchädling. Das Geheime Staats⸗ polizeiamt meldet: Der Metzger und Gaſtwirt Fritz Schwei⸗ gerhof, Gaſthaus zum Erbprinzen, Rintheim, wurde durch die Geheime Staatspolizeiamt in Schutzhaft genommen, weil er den Richtpreisverordnungen beim Einkauf von Schweinen und Kälbern zuwiderhandelte. Durch dieſe bewußte Sabo⸗ tage der im Intereſſe des Volksganzen erlaſſenen Richtpreis⸗ vekordnungen hat ſich Schweizerhof als Vollsſchädling er⸗ wieſen. Die Gewerbepoltzei hatte wiederholt Veranlaſſung, gegen Schweizerhof wegen Schwarzſchlachtens und Vergehens gegen das Lebensmittelgeſetz ſtrafend einzuſchreiten. Zwei Tote, fünf Schwerverletzte. Karlsruhe, 30. Septemher. Auf der neuen Landſtraße zwiſchen Singen bei Dur⸗ lach und Wilferdingen iſi Monlag ein Jernlaſtzug mit einem Laſtauto zuſammengeſtoßzen, auf dein ſich ach! Not⸗ ſtandsarbeiter befanden. Die Inſaſſen des Laſtautos wur⸗ den herausgeſchleudert. Iwei blieben kot am Platze, fünf elilten ſchwere Verletzungen. Es handelt ſich bei den Toten und Verletzten um Not⸗ ſtandsarbeiter, die bei einer Firma im Bühlertal beſchäftigt waren und jeweils am Samstag abend nach Hauſe fuhren, um Montag morgens wieder zur Arbeitsſtelle zurückzukeh⸗ ten. Sie waren die Woche über in Erſingen untergebracht. () Gaggenau.(Auf der Stelle getötet.) Zwi⸗ ſcen Gaggenau und Biſchweier wollte ein Motorradfahrer einen Omnibus überholen. Da jener ſein Fahrzeug raſch nach links einbog, wurde ſeine Begleiterin auf dem Sozius⸗ ſit zur Seite geſchleudert und vom Omnibus überfahren. Die Verunglückte, eine junge Frau und Mutter von zwet Kin⸗ dern, die zum Beſuche ihres Mannes nach Heilbronn fahren wollte, wurde ſo ſchwer verletzt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. I Aniautere Machenſchaften im Handel. In der letzten Zeit verſuchten, wie der Polizeibericht meldet, einige ge⸗ wiſſenloſe Händler ſich durch den Handel mit Zitronen einen mangemeſſenen Verdienſt zu verſchaffen. Der Handel mit Zitronen wird daher zurzeit ſcharf überwacht und es wird in allen Fällen, in denen Kettenhandel oder eine unangemeſſen hohe Verdienſtſpanne feſtgeſtellt wird, unnachſichtlich zu den ſtrengſten Maßnahmen gegriffen werden.— Die in der letz⸗ den Zeit vorgenommenen Kontrollen der hieſigen Kohlen⸗ händler haben in einer Reihe von Fällen zu Beanſtandungen Anlaß gegeben. Es wurden Mindergewichte bis zu 10 Pfund pro Zentner feſtgeſtellt. Die betreffenden Händler haben nunmehr außer gerichtlicher Beſtrafung auch mit der Schlie⸗ zung ihres Geſchäftes zu rechnen. Es ergeht daher eine drin⸗ jene als gende Warnung vor ähnlichen Machenſchaften. andere. 5 er gar zu hoch will, fällt am tiefſten ls“ Aus den Nachbarländern Verkehrsunglück in der Kreuzung Ein Motorradfahrer getötet. Maxdorf. An der Straßenkreuzung Weiſenheim—Fuß⸗ gönheim und Dürkheim— Maxdorf rannte ein aus Richtung Dürkheim kommender Motorradfahrer in ein mit Trauben beladenes Laſtkraftfahrzeug, das nach Württemberg unter⸗ wegs war. Infolge des heftigen Anpralls wurde das Motorrad weit weggeſchleuderk, der Fahrzeuglenker getötet und der Beifahrer ſchwer verletzt. Beide Mokorradinſaſſen ſtammen aus Mannheim. Heppenheim a. d. B.(Ein abgefeimter Schwind⸗ ler im Odenwald.) Mit einem Motorrad kam ein junger Mann in Unter⸗Schönmattenwag an und logierte ſich als Herr Schmidt von Stuttgart,„Adjutant des Stabs⸗ chefs von Württemberg“, im Gaſthaus ein. Seine Angaben erſchienen dadurch glaubhaft, daß in ſeiner Abweſenheit ein Telefonanruf feſtſtellen wollte, ob der Herr Adjutant eingetroffen ſei. Anſcheinend war der Anrufer er ſelbſt. Das mitgebrachte Motorrad hatte für einen ſo ſchneidigen jungen Mann zu wenig Pferdekräfte, weshalb er es einem orts⸗ anſäſſigen Geſchäftsmann für 100 Mark verkaufte. Nach dem Kaufabſchluß lieh er ſich aber das Rad noch einmal, um angeblich zur Sparkaſſe nach Weinheim zu fahren. Von da ab war der Schwindler verſchwunden, nachdem er noch die wertvolle Uhr eines Förſters mitgenommen hatte. Später ſtellte ſich heraus, daß er das Motorrad in einem Dorf bet Eberbach erſchwindelt und dort auch einem Dienſtmädchen das Sparkaſſenbuch mit 200 Mark geſtohlen hatte. Ludwigshafen.(Zwei Autos zuſammengeſto⸗ ßen.) In der Mundenheimer⸗Straße in Höhe der Fabrik Raſchig ſtießen zwei Perſonenkraftwagen zuſammen. Drei Inſaſſen des einen Fahrzeuges wurden erheblich verletzt und in das Städtiſche Krankenhaus eingeliefert. Die Inſaſ⸗ ſen des anderen Fahrzeuges blieben unverletzt. Beide Fahr⸗ zeuge wurden ſtark beſchädigt und mußten abgeſchleppt werden. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. Germersheim.(Gigvierer rennt gegen die Schiffsbrücke.) Bei dem Abrudern, das der Ruder⸗ verein„Rhenania“ am Sonntag veranſtaltete, zerſchellte der Gigvierer„Kurpfalz“ infolge falſcher Steuerung an den Pontons der Schiffsbrücke. Zwei Leute der Boots⸗ mannſchaft, die ſich einen Augenblick in großer Gefahr be⸗ fand, konnten ſich an der Schiffsbrücke aus dem Waſſer ziehen; drei trieben ab und erreichten das Ufer. Einer von ihnen mußte, ſtark behindert durch den mit Waſſer voll⸗ geſogenen Trainingsanzug, die Hilfe eines Kameraden in Anſpruch nehmen, um ſich retten zu können. Der Schaden, den der verhältnismäßig kleine Verein erleidet, iſt ſehr roß, da die„Kurpfalz“ das beſte Boot darſtellte. Im ahre 1921 ereignete ſich an der gleichen Stelle der gleiche Unfall. Bergunfälle ohne Ende München, 30. Sept. Wie die Deutſche Bergwacht mit⸗ teilt, wurde der ſeit 19. September vermißte Hubert Mayer von der Rettungsſtelle Berchtesgaden 500 Meter unterhalb der Watzmann⸗Mittelſpitze tot aufgefunden. Hubert Mayer iſt ein 24jähriger Student aus München, der von Unterjet⸗ tenberg aus, wo er ſich gerade aufhielt, eine Beſteigung des Watzmanns unternommen hatte. Kempten, 30. Sept. Am Mittwoch waren zwei Angehö⸗ rige des Reichsheeres ohne Seil über den Nordgrat der Hö⸗ fats abgeſtiegen. Dabei war einer während eines ſchweren Unwetters 120 Meter tief in die Rote Rinne gogeſtürzt und ſchwer verletzt in das Krankenhaus Oberſtdorf gebracht worden. Der Verunglückte iſt dort nun geſtorben. Straßenbahnunglück in Burg Ein Toter, zehn Leichtverletzte. Köln, 1. Okt. Zu Burg an der Wupper ereignete ſich ein Straßenbahnunglück. Die Chorgemeinſchaft Solingen, die nachmittags auf Schloß Burg ſingen ſollte, benutzte für die Fahrt dorthin einen Sonderſtraßenbahnzug. Dieſer Son⸗ derzug fuhr hinter einem fahrplanmäßigen Straßenbahn⸗ zug her. Unweit der letzten Halteſtelle vor Burg kam der Son⸗ derzug auf der abſchüſſigen Strecke ins Rutſchen und fuhr auf den Vorzug auf. Der Aufprall war außerordentlich heftig. Während der Führer des Triebwageas mit leichte⸗ ren Verletzungen davonkam, wurde ein Jahrgaſt ſo un⸗ glücklich in die Trümmerkeile der ſtark beſchädigten Vor⸗ derplaltform eingeklemmt, daß er kurz darauf ſlarb. Ein anderer Jahrgaſt erlitt einen Armbruch, während acht wei⸗ tere Perſonen Verletzungen meiſt leichterer Art davon⸗ krugen. Trier.(Neffe überfällt den Onkel.) Morgens 6,30 Uhr wurde ein Geſchäftsmann, als er gerade ſeinen Wagen aus der Garage fahren wollte, plötzlich von einem jungen Mann, der eine Geſichtsmaske trug, überfallen. Der Täter bedrohte den Ueberfallenen mit einem Revolver, doch ſprang der Geſchäftsmann gleich auf den Fremden zu und verſuchte ihm den Revolver zu entreißen. Bei dem Hand⸗ gemenge ging plötzlich ein Schuß los, der aber nicht traf. Der Täter, der den Kürzeren zu ziehen drohte, nahm ſchließ⸗ lich Reißaus, konnte aber bald in einem Hauſe befeßt wer⸗ den. Zum nicht geringen Erſtaunen des Ueberfallenen ſtellte ſich heraus, daß es ſich bei dem Täter um ſeinen 20jährigen Neffen handelte. Bei der Ueberführung zur Polizeihaupt⸗ wache unternahm der Täter einen Fluchtperſuch. Der Feſt⸗ genommene ſchwang ſich plötzlich auf ein Auto, das von ſei⸗ nem Bruder geſteuert wurde. Der Beamte ſprang aber ſo⸗ fort auf das Trittbrett und ſteuerte den Wagen gegen ein eiſernes Geländer. Nun mußte das ſaubere Brüderpaar ge⸗ meinſam den Weg zur Wache antreten. Tödlicher Unfall auf dem Nürburgring. Adenau. Ein Perſonenauto aus Hamburg ging beim Befahren der Rennſtrecke auf dem Nürburgring mit zu großer Geſchwindigkeit in die Betonkurve. Hierbei eriet der Wagen ins Schleudern und überſchlug ſich. Die Inſaſſen wurden ſämtlich herausgeſchleudert. Der Wagenlenker er⸗ litt einen doppelten Schädelbruch und ſtarb. Die beiden ihn begleitenden Damen wurden nur leicht verletzt. Geſtändnis des Aſchaffenburger Bilderdiebes. Der von der Großen Strafkammer des Landgerichts Aſchaffenburg 95 0 1 J eh Verbrechens der Hehlerei im Rückfall zu ahren das Geſtändnis 1 daß der Einbruchsdiebſtahl im e Schloß in der Nacht zum 22. Juni 1932 von ihm allein ausgeführt wurde. 8 N üchthaus verurteilte Walter Robert Franke hat Süddeutſchland. Für Dienstag und Mittwoch Lalcale Nu uA clꝛaui Der Oktober oder Weinmonat Langſam, unmerklich beginnt die Natur eine herbſtliche Färbung anzunehmen. Im Morgen⸗ und Abendwind klarer, abgeklärter Tage rieſelt's und raſchelt's aus ſich verfärbenden Baumkronen, ſommer⸗ und lebensmüd kommt Blatt um Blatt, gedörrt und gebräunt und vergilbt ins Fallen und Gleiten, als wollten all die vielen Blätter und welken Blüten, als wollten all die ſchönen Kinder der Flora, die letzten Ro⸗ ſen und Aſtern, und Dahlien ſich opfern, um dem ein⸗ ziehenden Oktober einen farbenprächtigen Mantel unter die Füße zu legen. Früh ſinkt die Sonne am weſtlichen Him⸗ mel nieder. In kühler Nacht wandert bleiches Mondlicht über die Höhen, während grauweiße Dunſtſchleier wie zauberiſche Gewebe Täler und Ebenen umhüllen. Sie erinnern an die ſchwereren und dichteren Nebel, die als Vorboten des Spät⸗ herbſtes und Winters im Gefolge des Oktobers ihren Einzug halten. Neues Leben zieht ein unterm Szepter des Weinmonats, der neue, herrliche, bunte und heitere Bilder ins abwechs⸗ lungsreiche Panorama des Jahres fügt. An lyriſcher Zart⸗ heit und Anmut, an ſtrahlender Schönheit und wohltuender Wärme bleibt er hinter ſeinen Vorgängern zurück, aber an kraftvoller Glut der Farben, an herber Dramatik ſeiner naturbedingten Gegenſätze kommt ihm keiner nach. In den Wäldern ſprühen reich und einzigartig üppige, flammende Farben, mit dem Mantel der Schönheit beginnenden Moder bedeckend. Unter ſeinem königlich funkelnden Sternenhimmel rauſcht auf lichtüberſprühten Feſtplätzen lärmendes, lachendes Leben im Wirbel von Tingeltangel⸗Melodien; Oktoberfeſte, Jahrmärkte und Herbſtmeſſen. Und ringsum träumt die Natur ſchweigend in den großen, winterlichen Todesſchlaf. * I Amtseinführung der Ratsherren. Im großen Rat⸗ hausſgal fand am Montagnachmittag die feierliche Einfüh⸗ rung und Vereidigung der Ratsherren ſtatt. Nach einer Anſprache des Kreisbeauftragten der NSDAP, Kreislei⸗ ter Dr. Roth, nahm Oberbürgermeiſter Dr. Rennin⸗ ger den Ratsherren, die für die Dauer von ſechs Jah⸗ ren berufen ſind, den Eid ab. Im Anſchluß gab Bürger⸗ meiſter Dr. Walli einen Bericht über die Finanzlage der Stadt Mannheim. Aus dieſem Bericht ergab ſich, daß die Finanzlage der Stadt vollkommen geſund iſt. Die Beſſerung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe hat ſich auch auf die Städti⸗ ſche Sparkaſſe ausgewirkt; ihr Einlagebeſtand iſt von 1932 bis Jus 1935 von 59 auf 63,5 Millionen Mark geſtiegen. Die neuen Ratsherren der Stadt Mannheim: Bühler, Friedr. Wilhelm, Landwirt; Döring, Frz. Arbeiter; Dolt, Hermann, Angeſtellter; Fiſcher, Rich., Dipl.⸗Kaufmann; Freytag, Wilhelm, Buchhalter; Gawran, Kurt, Poſtaſſiſtent; Gögel, Joſef, Vertreter; Greulich, Erich, Dr. Ingenieur; Heintz, Richard, Zollſekretär; Keller, Joſef, Angeſtellter; Keller, Karl, Behördenangeſtellter; Köhler, Otto, Kaufmann; Mutter, Albert Telegrapheninſpektor; Nickles, Herm. Arbeitsamtsdirektor; Orth, Heinrich, Angeſtellter; Quatfaſel Ernſt, Handlungsgehilfe; Rübberdt, Robert, Rektor; Schick, Karl, Bankbeamter; Schmitt,; Ludwig, Kaufmann; Schneider, Franz, Elektromon⸗ teur; Schnerr, Karl, Techn. Zeichner; Sieberling, Carl, Ingenieur; Stark, Friedrich, Schmiedemeiſter; Weickum, Karl, Weinhändler. Die Aufführung der Operette„Winzerlieſel“ im Schlo ßſaal. Ein Wagnis hatten Sängerbund und Orcheſter⸗ verein ſicher übernommen mit dieſer Operette, die ſchon verſchiedene Male hier gezeigt wurde, und ſie mußten viel Selbſtvertrauen haben, um den für hieſige Ver⸗ hältniſſe immerhin koſtſpieligen Apparat einer Operette die außerdem muſikaliſch ſowohl als auch geſanglich an die„Laienkünſtler“ einige Anforderungen ſtellte, in Be⸗ wegung zu ſetzen. Aber ſie wurden in ihrem Selbſt⸗ vertrauen nicht getäuſcht. Zunächſt war überraſchend, daß das hieſige Publikum ſich nicht zurückhaltend gezeigt hat, und den Veranſtaltenden ein volles Haus brachte. Szeniſch ſowohl als auch ſpieleriſch war durch die moderne Bühne und das verſenkbare Orcheſter der techniſche Rahmen gegeben, und durch die muſikaliſche Leitung von Emil Landhäußer von vornherein für die Gewähr des Klap⸗ pens ein bedeutendes Plus voraus. Es ſei vorweg geſagt, den Maßſtab der Kritik darf man für Laienſpieler nicht zu ſtreng anlegen, be⸗ ſonders wenn ein naſſes Herbſtwetter ſtimmliche Nach⸗ teile für manchen Sänger und Sängerin brachte. All⸗ gemein ſei daher geſagt, daß, an der Begeiſterung des Publikums gemeſſen, die Aufführung ausgezeichnet funk⸗ tionjert hat. Die Einſätze waren guk und auch die ver⸗ ſchiedenen Tänze der Winzerinnen und Reigen ließen ein abgerundetes Spiel erkennen. Die Rollen waren durchweg gut verteilt, wenn wir auf einzelne Leiſtungen nicht ein⸗ gehen wollen, ſo kann Schreiber ſich doch nicht ver⸗ kneifen, zu ſagen, daß wohl am Beifall der Zuſchauer gemeſſen, das Duett Euphroſine— Nepomuk(Frl. L. Hauck und Herr A. Scherer) ſehr gut war. Eine liebliche Winzerlieſel gab auch Frl. Schladt ab. Allen übrigen Darſtellern ein Geſamtlob. Die Regie ſowohl auch der orcheſtraliſche Teil ließen nichts zu wünſchen übrig. Für alle Beſucher alſo ein genußreicher Abend. Einer Wieder⸗ holung könnte man ſicher ein zweites volles Haus voraus⸗ ſagen. 5 Das Wareneingangsbuch. Ah 1. Oktober 1935 ſind alle ſelbſtändigen Handel⸗ und Gewerbetreibenden, auch alle ſelbſtändigen Handwerker jeder Art, verpflichtet, ein Wareneingangsbuch zu führen(Dresdener VO. vom 20. 6. 35 RGBl. I S. 752). Befreit von dieſer Pflicht ſind grundſätzlich nur die Kaufleute, deren Firma im Handelsxregiſter eingetragen iſt und die außerdem ord⸗ nungsmäßige Buchführung i. S. des HGB. haben. Das Wareneingangsbuch muß genau vorgeſchriebene Angaben enthalten und in beſtimmter Form geführt werden. Wer es nicht oder nicht richtig führt, macht ſich ſtrafbar (Ordnungsſtrafe bis RM. 10 000.). Er wird außerdem bei der Veranlagung benachteiligt. In Zweifelsfällen geben die Finanzämter Auskunft. i 85 5 Wetterbericht Süti licher Hochdruck erſtreckt ſeinen Einfluß bis nach ö 1 vielfach heiteres und trockenes Wetter zu erwarten. 5 ea 1 1— Allerlei von Abeſſinien Jugenderziehung Kaiſer Haile Selaſſie ſorgt unabläſſig für Verbeſſerung g 0 as. Perſönlich erſchien er in der kleinen Provinzſtadt Djidjiga, um die allgemeine Schulpflicht ein⸗ des Schulweſens. zuführen. Die ſportliche Erziehung der Jugend wird eifrig ge⸗ pflegt. Feierlich defiliert ein Fußball⸗Club am Kaifſer vor⸗ bei, der auf ſeinem auf freiem Felde errichteten Thron⸗ ſeſſel die Parade abnimmt. Sportſpiel und militäriſche Er⸗ von Unteroffizieren ziehung unter der Aufſicht überall im Lande die Jugend Vaterlandsverteidiger vor. Beſondere Schulen find gerichtet, die nach einem gelaſſen werden, da der mit dem Tode beſtraft wird. Wir ſehen intereſſante erziehung: Ausbildung von S und Schneidern. Am intereſſanteſten das abeſſiniſche Pfadfinderkorps mit ſeiner ſtraff⸗militäriſchen Organiſation und Ausbildung und allen Regeln der Kriegskunſt einem nach Kriegsſpiel. Aethiopiens Hauptſtadt Der Bahnhof von Addis⸗Abeba iſt ganz modern, ebenſo die geradezu prunkvollen Autotaxen vor ſeiner Türe. Die Straße zur Hauptſtadt geht ziemlich ſteil bergan; denn Addis⸗Abeba iſt an einem Berghang angelegt. Hauptſtraßen deſtens zehn, meiſt aber bis Dienern, die alle Gewehre tragen, denn meiſtens ſind es ganz alte ſchießen. Monumentale Bauten ſtehen im Regierungsviertel. Be⸗ Mauſoleum des Menelik hervor und ſein goldenes ſonders ſticht das St. Georgs⸗Kirche. Mitten in Zollamt, wo ſtändig Schwarzkopfſchafe kennen: ſind und die Lieferanten von men für Wurſtfabriken in Deutſchland. Intereſſant auch, daß Addis⸗Abeba Thermal⸗Bad iſt. Die heißen Quellen ſind an einen Deutſchen verpachtet, der eine neuzeitliche Kuranlage mit Hotel, Kurkonzert, Bar⸗ betrieb uſw. geſchaffen hat. Der Abeſſinier hat viel engeren Kontakt mit Europa, als wir denken. Beweis: Ein Kunſtmaler, der zwar in der altbyzantiniſchen, in Abeſſinien heute noch üblichen Mal⸗ weiſe hergeſtellte, aber doch ſehr aktuelle Gemälde, von Fallſchirmabſprüngen, feilhält. Rund um den Kaiſerpalaſt Wir ſtreifen durch das Regierungsviertel der abeſſini⸗ das zwei getrennte Bezirke umfaßt. Im alten Regierungsbezirk des Kaiſers Menelik ſein Schloß, genannt der alte„Gibi“, und ſein nach der Form des Daches„Eierpavillon“ wo er, ebenſo wie heute noch der jetzige Kaiſer, ſein Volk im Fernglas in den Straßen der Hauptſtadt zu beobachten pflegte. Wir ſehen Meneliks Mauſoleum, erbaut von einem deutſchen Architekten, deſſen Gattin Hofdame der Kaiſerin ſchen Hauptſtadt, für die befreiten Sklaven ein⸗ feſten Programm allmählich frei⸗ 8 w frühere Handel mit Negerfklaven in Abeſſinien längſt aufgehört hat und ſeit Kaiſer Menelik Ausſchnitte aus der Frauen⸗ a s chweſtern in der Wartung von Waiſenkindern, Baumwollſpinnen herrſcht ſtändig großer Betrieb, ſtändig kom⸗ men und gehen vornehme Reiſende aus allen Gegenden des Landes an den Kaiſerhof, in Geſchäften und zu Audienzen. Die Edlen hoch zu Roß, umgehen von einer Schar von min⸗ Karawanen kommen und gehen, um den in Abeſſinien üblichen Stadtzoll zu erlegen. lernen wir die Haupt⸗Erwerbszweige und Handefsartikel kennen; wir ſehen eine Kaffee⸗Karawane, Transport Tierhäute, die für den Export nach Europa be⸗ ſtimmt ſind und lernen die für Abeſſinien charakteriſtiſchen die hauptſächlich Schlachttiere bereitet auf ihren ſpäteren Beruf als und Kurſe im Nähen durchgeführten Auf den zu hundert weißgekleideten — nur zum Schmuck; Modelle, die nicht mehr verſtorbenen Kaiſers Reiterſtandbild vor der der Stadt das ganz moderne Hier einen großen täglich 30 Kilometern Där⸗ 3. B. berühmter Pavillon, genannt, von iſt. Eine breite Straße mit Toren und Obelisken verbindet den alten Bezirk mit dem neuen, in dem das ganz moderne Palais für die jetzige Kaiſer⸗Familie ſteht. Wir lernen die einzelnen Miniſter und königlichen Beamten— durchwegs ausgezeichnete Charakterköpfe weiſe dafür, daß die Abeſſinier ſchlechthin, ſondern dunkelhäutige Vertreter der alten Mit⸗ telmeer-Raſſe ſind. Den Höhepunkt dieſes Teils bietet der kaiferlichen Familie. Ausführlich konnte der — kennen. Lebendige Be⸗ keineswegs„Schwarze“ Beſuch bei der Spezial⸗Be⸗ richterſtatter der ufa das ganze Kaiſerhaus in aller Unge⸗ zwungenheit aufnehmen, den kleinen vierjährigen Prinzen Sala, den 13jährigen Lieblingsſohn des Kaiſers, Ras Ma⸗ konney. Herzog von Harrar, die 16 e anmutige Prin⸗ zeſſin Tſahei(d. h.„Die Sonne“), d aiſerin ſelbſt und endlich— anläßlich des erſten abeſſiniſchen Kaiſer⸗-Manö⸗ vers, das je abgehalten wurde— den Negus ſelbſt. Wir ſind in der Stadt Harrar geblieben und ſehen uns das Leben und Treiben an. Harrar iſt eine der weni⸗ gen geſchloſſenen Städte Aethiopiens, eine 5 Meter hohe Mauer mit 5 Toren umſchließt ihre verſchiedenartigen Stadtviertel. 5 Auf den Anhöhen die Häuſer der vornehmen Amharen, zu ihren Füßen teils Viertel mit Rundhütten, wie ſie für die Stämme der Galla typiſch ſind, teils Stadtteile mit den charakteriſtiſchen Häuſern der Somali mit flachen Dächern. Bauweiſe und Bewohner erinnern lebhaft an den unteren Sudan. Wir ſehen einen der intereſſanteſten Märkte Afrikas in Harrar. In bunter Miſchung Leute der Harrar⸗Raſſe, Am⸗ haren, Somali, Galla und auch Inder, die in ihren Läden alle möglichen Waren, vor allen Dingen Seidenſtoffe,— zum Teil aus Japan— feilhalten. Intereſſant die Geld⸗ wechſer, die das Staatsgeld, den Maria ⸗Thereſia⸗Taler, in Kleingeld umwechſeln. Dann verlaſſen wir die Stadt und kommen ins eigentliche Aufmarſchgebiet nach den Grenzen zu. Solange wir auf der Hochebene ſind, iſt noch Waſſer vorhanden, und wir weilen in einer wildreichen, phanta⸗ ſtiſchen Landſchaft mit 4 bis 5 Meter hohen, bizarren Ter⸗ mitenhügeln, die als Standort für Wachtpoſten gern be⸗ nutzt werden, und mit Sandſtein⸗Felſenſchluchten, bei denen man mit Grauen ſich eine Flieger⸗Notlandung vorſtellt. Dann geht es hinab in die Tiefebene, und in der Stadt Djidjiga treffen wir wieder den Kaiſer. Geſchickt hat er hier Somaliführer, etwas unſichere Kanto⸗ niſten, für die abeſſiniſche Sache gewonnen. Wir ſehen ſie in ihren prächtigen, goldgeſtickten Seidengewändern und mit ihren Ehrenſäbeln, durch die ihnen die Würde eines Schum verliehen wurde. Als geſchickter Propagandiſt fährt der Kaiſer perſönlich zur feierlichen Grundſteinlegung für ein Denkmal eines in den Kämpfen bei Ual⸗Ual auf abeſ⸗ ſiniſcher Seite gefallenen Somali⸗Führers. Er hält eine flammende Anſprache, deren Manuſkript er dann nach ganz europäiſcher Methode in einer Blechkapſel in den Grundſtein einmauert. Und abends wird ein großes Feſt gefeiert. Auf die Ini⸗ tiative des Kaiſers waren die beſten Reitertrupps der dieſe Steppen bewohnenden Volksſtämme herbeigezogen worden und ſo konnten ihre eigenartigen, nie geſehenen Tänze und ihre wilden Reiterſpiele gefilmt werden. Und zum Schluß blicken wir hinaus in die Steppe und Sandwüſte, die von hier zur Grenze ſich zieht. Ein waſſer⸗ loſes Gebiet in der ſengenden Tropenglut, ohne Weg und Steg— ein wahrhaft tückiſches Aufmarſchgelände! Der verkannte Publikumsgeſchmatk Jede Filmgeſellſchaft der Welt iſt der Anſicht, das Kino⸗ publikum gut zu kennen und zu wiſſen, daß eben dieſes Publikum in einem Film wenigſtens einen bekannten Star zu ſehen und zu hören und eine Liebesgeſchichte zu erleben erwartet. Die London Film⸗Productions haben nun durch die Zeitungen eine Umfrage unter den Leſern veranſtaltet, die ein weſentlich anderes Bild von den Wünſchen des Publikums ergab. Man kann die Anſicht des Publikums dahin zuſammen⸗ faſſen, daß es auf den Namen eines Filmſtars weit weniger reagiert als auf die Handlung des Films, und daß es höch⸗ ſtens enttäuſcht iſt, wenn es einen guten Schauſpieler in einem ſchlechten Film ſieht. Die Frage, ob ein Film ohne Liebesgeſchichte langweilig ſei, wurde faſt einſtimmig mit Nein beantwortet, wie man überhaupt aus der Umfrage entnehmen konnte, daß der„durchſchnittliche“ Kinobeſucher weit intelligenter iſt, als man ihn ſich in den Regiebüros und Propagandaabteilungen der Filmgeſellſchaften vorzu⸗ ſtellen pflegt. ... ̃ ˙⅜Lͤ———————.... ̃ ̃— Der deutſche Erntedanktag iſt ein Bekenntnis des deutſchen Bauerntums zu ſeinen Pflichten gegenüber dem Volke. Eiferſuchtstat in Davos Auf der Straße niedergeſtochen. Davos, 1. Oktober. Am Sonntag abend wurde auf der Promenade in Da. . aus Wupperkal von den 3% jährigen Walter Bölhke aus Hannover durch ſechs Dol. vos der 46jährige Erich Hölken ſtiche getö let. Der Täter, der ſeit kurzer Zeit in einem Davoſer Sa- natorium als Volontärarzt tätig iſt, behauptet, der Getötzte ſei unberechtigterweiſe auf ihn eiferſüchtig geweſen und habe ſich auf ihn geſtürzt, als er ihm am Sonntag auf der Straße begegnete. Er, Böthke, habe ſich in Notwehr be, funden, als er den Angriff Hölkens mit dem Stilett ab, wehrte. Er habe das Stilett ſchon ſeit einiger Zeli mit ſi geführt, da er ſich bedroht gefühlt habe. Der Täter ſtelle ſich ſofort der Polizei. Exploſion in Chicago— Acht Toie Chicago, 1. Ort. Im Erdgeſchoß einer dreiſtöckigen Mietskaſerne ereignete ſich eine Exploſion, die die Umge⸗ bung weithin erſchülterte und im ganzen Skadtgebiel zu hören war. Das ganze Gebäude war in wenigen Sekunden Flammen gehüllt. Acht Menſchen, darunter vier Kinder einer Familie., verbrannten. Acht weitere Perſonen, dle aus den Fenſtern ſprangen. wurden verletzt. Die Arſache des Exploſionsunglücks iſt unbekannt. Oer Marſeiller Königs mord vor Gericht Paris, 30. Sept. Nachdem der Kaſſationshof den Zu⸗ ſtändigkeitseinwand der drei als Mittäter des Mordes ay dem König von Jugoſlawien und Louis Barthou verhafte⸗ ten Kroaten abgewieſen hat, wird der Prozeß gegen die ſie⸗ ben Angeſchuldigten demnnächſt in Aix zur Verhandlung kommen. Von den ſchro⸗ an der Tat Beteiligten iſt der erſte der Mörder Velitſchko, der wenige Sekunden nach dem Anſchlag von Polizeibeamten niedergeſchoſſen wurde; dre andere ſind Kroaten, die ſich in Marfeille in Haft befinden, nämlich der Chauffeur Poſpichil, der Bauer Raitſch und Kralj, drei andere Angeſchuldigte befinden ſich außerhalb der franzöſiſchen Grenzen, und zwar der Student Kwaternik und Dr. Ante Pawelitſch, die ſich im Gefängnis in Turin be⸗ finden, aber nicht ausgeliefert worden ſind, und der 5 Wien befindliche Iwan Perzewitſch. Für den Prozeß, bei dem 160 Zeugen vernommen und die Dienſte eines dol⸗ metſchers häufig in Anſpruch genommen werden müſſen, ſind zwei Verhandlungstage vorgeſehen. Vergnügungsdampfer bei Jamaika aufgelaufen. Newyork, 30. Sept. Der holländiſche Dampfer„Rotter⸗ dam“, der ſich mit 600 Paſſagieren auf einer Vergnügungs, kreuzfahrt von Newyork aus befand, iſt am Montag an det Küſte von Jamaika etwa 600 Meilen öſtlich von Kingſtom auf ein Felſenriff aufgelaufen. Nach den Funkmeldun en des Schiffes beſteht keine unmittelbare Gefahr. Die in der Nähe befindlichen Dampfer haben ihren Kurs geändert und fahren mit Volldampf zu dem aufgelaufenen Schiff. Engliſche Schlappe in Indien. Bei der ſeit etwa 14 Tagen andauernden britiſchen Strafexpedition gegen aufſtändiſche Stämme an der Nord, weſtgrenze Indiens haben die britiſchen Truppen eine ern Schlappe davongetragen. Eine engliſche Abteilung geriet n der Nähe des Nahakki⸗Paſſes im Mohmand⸗Gebiet in einen Hinterhalt. Sie hatte dabei an Toten und Verwundeten 130 Ausfälle. U. a. wurden zwei britiſche Offiziere getötet und zwei weitere verwundet. Marktberichte Mannheimer Großviehmarkt vom 30. September. Au trieb: 98 Ochſen, 133 Bullen, 322 Kühe, 149 Färſen, 141 Kälber, 32 Schafe und 886 Schweine. Preiſe pro 50 Kilo⸗ gramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen a) 42, b) 40 bis 41; Bullen a) 41 bis 42, b) 36 bis 40, c) 27 bis 35 d) 23 bis 26; Färſen a) 42, b) 41, c) 40; Kälber a)* bis 15, b) 68 bis 78, c) 59 bis 67, d) 51 bis 58; Schweine ae) bis d) 54, e) und f) geſtrichen, g1) geſtrichen, ge) 8. Marktverlauf: Rinder, Kälber lebhaft, Schweine zugeteilt. Mannheimer Getre. oßmarkt vom 30. September. (Veränderungen!): Rauhfutter: Wieſenheu, loſe 6.75 bis 7.25; Luzernekleeheu 7.75 bis 8.25; Stroh, gepreßt(Weizen und Roggen) 3.50 bis 3.80, dto.(Hafer und Gerſte) 3.75 bis 4 Mark. Alles andere unveränderk. Moſtobſt (Aepfel u. Birnen) eingetroffen bei Wilh. Sponagel, Kelterei Zirka 5 Zentner Kelteroßbft zu verkaufen. Zentner Mk. 4.50. Hauptſtraße 110. Empfehle nach Einführung des Verpackungs⸗ zwanges aus eigener Herſtellung in 1, 2½, 5, 25 u. 50 kg⸗Packung: Hühnerfutter„Reckarperle J“ 5 kg 1.40, 50 kg 13.— Hühnerfutter„Neckarperle II“ 5 ke 1.30, 50 kg 12.— Lagemehl 5 kg 1.20, 50 ls 11. Kaninchenfutter 5 ke 1.20, 50 kg 11.— Ferner ſtets vorrätig: Hühnerfutter„Muskator“ 5 kg 1.50, 50 kę 14. Hühnerfutter„Ovator“ 5 kg 1.50, 50 kg 14. Kaninchenfutter„Ovator“ 5 kg 1.85, 2½ kg. 70 Taubenfutter für Zucht u. Reiſe 5 kg 2 2 kg 1. ustaubenfutter 88 94 2½ kg—.90 Vogelfutter Pfund—.30 Wellenſittichfutter Pfund—.30 Hundezuchen Pfund 5 Mex. Schmich, 1 Zimmer und Küche zu vermieten. Staufenerſtraße 2. Friſch eingetroffen: Heringsſalat in Majonnaiſe % Pfund 23 Pfg. Fleiſchſalat in Majonnaiſe / Pfund 28 Pfg. Seelachs in Scheiben Pfund 40 Pfg. Geräucherte Lachsheringe Stück 12 Pfg. Süßbücklinge Pfund 35 Pfg Oelſardinen, Sardellen, Heringe in verſch. Soßen, Vollheringe, Majonnaiſe empfiehlt ao Würlhmein Lebensmittel— Feinkoſt. Schnell verkauf, Schnell vermietet ist alles, was die große Oeffentlichkeit wissen soll.— Der einfachste billigste und beste Weg. Weiser hierzu ist las Teltungs-Inserat! e Luan Waschmaschinen Hochherde Radio- Apparate Sämtliche Artikel der elektr. Branche empfiehlt Adolf Kern, kflecto-Instalanonsgeschäft, Mannheim-Seckenheim Säckingerstraße 24 Telefon 47184. PPP rachtvells Mäntel für Herbstwòeiter findet der Herr bei uns sehr flott, Se HT Jedliegen und sehr Preiswert. a⁰ 5 Soberdine un Wolstof a 3* 2 S 2. 0 ra giert! Cure wür! der ſen, forti durch bund bund porſi auf er N Gew briti bunt daß alle Hoa. Rede Halt als kerb aust nun! kenn beho den Volt Völt wirk eine zwei tont nien ſatzi für eine nun feſt, vort mög Ent den bem Sch lend ſein Vor zun 1 0 wäl lich Lu!