tere nen. fla⸗ der der⸗ die hen⸗ den bus ler in er Jer⸗ bek⸗ chen gen Von In⸗ den nd⸗ ein nte. tür ge⸗ ige⸗ aſt pfer mi“ und um 2, Bleek zu Wr. 230 Bote Mitiwech, 2. Gkt. 1935 — der deutjche Bauer beteiligt ſich am 6. Oktober an Erntedanktag auf dem Bütkeberg bei gameln 8 7 Im Je Gedanken zum 2. Oktober. Im Feldherrnturm des Tannenbergdenkmals hat Gene⸗ ralfeldmarſchall Paul von burg, des Deutſchen Rei⸗ es treuer Ekkehart, ſeine 9 ätte gefunden. Wohl jeder Deutſche weilt in Gedanken am Fuße jenes gewaltigen Findlings, der die Gruft des toten Helden deckt. Ein Wall⸗ fahrtsort wurde dem deutſchen Volke gegeben, wie ihn kaum eine andere Nation ihr eigen nennen mag. Die Gruft des Toten, die hochragenden Türme des Tannenbergdenkmals, fließen mit der Landſchaft zu einer gewaltigen heroiſchen Symphonie zuſammen, deren gewaltige Akkorde uns mit liefſter Leidenſchaft ergreifen. Seit den Tagen der erſten Schlacht von Tannenberg im Jahre 1410 iſt dieſer Boden ge⸗ heiligt durch das Blut unzähliger deutſcher Helden aus allen deutſchen Gauen, ſeit jenen Tagen aber auch ragt dieſes Land gls Eckpfeiler der deutſchen Kultur, wohl oft umſtritten, aber immer behauptet, im Oſten auf, und mahnt uns an die deut⸗ ſche Sendung, Europas Bollwerk zu ſein gegen die anſtrö⸗ menden Kräfte der aſiatiſchen Welt. Daß dieſem Grenzlande in ſeiner tiefſten Not, als die Horden der Koſaken raubend und plündernd das Land überfluteten, in Hindenburg der Retter erſtand, der in den drei großen oſtpreußiſchen Grenzſchlachten bei Tannenberg und zweimal an den Maſuriſchen Seen die furchtbare Sturm⸗ flut des Feindes zerſchellen ließ, iſt das große Wunder des Weltkrieges, ohne das vielleicht das Schickſal unſeres gan⸗ zen Volkes für ewig beſiegelt geweſen wäre. So iſt uns Hindenburg nicht nur der Retter Oſtpreußens, ſondern zu⸗ gleich der Retter Deutſchlands. An all dies zu mahnen, iſt die Aufgabe der nationalen Wallfahrtsſtätte bei Tannenberg. In die Bruſt der deut⸗ ſchen Jungen und deutſchen Mädchen, die auf ihren Wander⸗ fahrten in oſtpreußiſche Lande kommen, mögen im Feld⸗ herrnturm jene erhabenen Schauer vaterländiſcher Begei⸗ ſterung dringen, die zum heiligſten Schwur werden, der Treue und Hingabe der Väter würdig zu ſein. Hindenburg braucht dieſes Denkmal nicht, um ſeiner Größe Ausdruck zu geben, ſein Denkmal iſt die Tat geweſen, aber das Volk braucht ſolche Wallfahrtsſtätten nationaler Beſinnung. Der Menſch, der aus dem Feldherrnturm hinaustritt ins oſtpreußiſche Land, lernt dieſe Landſchaft anders ſehen, er erblickt ſie im Spiegel ihres hiſtoriſchen Erlebens. Oſt⸗ preußen iſt die heiligſte Inſel unſeres Volkstums. Und mag ſie tauſendmal räumlich von uns getrennt ſein, unſere Her⸗ zen müſſen die Brücke ſchlagen, die kein Sturmwind nieder⸗ zureißen vermag. In unſere Seelen dringt die Klage der oſtpreußiſchen Dichterin Agnes Miegel: „Ueber der Weichſel drüben, Vaterland höre uns an! Wir ſinken wie Pferd und Wagen, verſinken im Dünenſand. Recke aus deine Hand, Daß ſie uns hält, die allein uns noch halten kann.“ Wir haben die Hand ausgeſtreckt. Das Tannenbergdenk⸗ mal iſt dafür der ſteinerne Zeuge, denn nie wird ein Volk die Erde im Stich laſſen, die ſeinen größten Helden birgt. Und wenn wir im Feldherrnturm ſtehen, da möchten wir wunderſame Zwieſprache mit dem großen Toten halten und ihm ſagen: Blick nieder auf dein Volk. Das Schwert hat ſich in den Pflug verwandelt, die Bataillone des Arbeits⸗ dienſtes kämpfen wider Oedland und Moor und laſſen in dem Grenzland neue blühende Siedlungen entſtehen. Die Arbeitsloſigkeit iſt gebannt, weil ein geeintes Volk ſich hinter ſeine treueſte Provinz ſtellte. Vernimm das Wunder, das Du großer Deutſcher nicht mehr erleben durfteſt, von dem Du aber als letztes Glück Deines ſchickſalſchweren Lebens ein Ahnen mit ins Grab nahmſt: Die deutſche Armee, der Du unſterblichen Ruhm gabſt und der Du zugleich Deinen un⸗ ſterblichen Ruhm dankſt, iſt wieder auferſtanden, und ſchirmt 5 heilige Stätte und das Land, in dem Deine Gebeine ruhen! Gewaltige Empfindungen wochen auf in ſolcher Zwie⸗ ſprache, und bis in ferne Zeiten ige der Feldherrnturm zu Tannenburg eine der heiligen Stätten bleiben, an denen die deutſche Jugend ſich die Herzen zu eigenem heldiſchen Han⸗ deln ſtärkt. Das iſt der hehre Sinn des Denkmals, das das deutſche Volk ſeinem Hindenburg errichtete. In der Gruft des Feldherrnturmes darf die Stimme des völkiſchen Ge⸗ wiſſens nie verſtummen, hier ſoll die Zwieſprache mit dem großen Toten ewig währen. Die Bedeutung des Winzerſtandes 5 Die veränderte wirtſchaftliche und politiſch ſoziale Lage, die die neue Zeit mit ſich gebracht hat, verlangt mit der ganzen Dringlichkeit einer Zeitforderung auch eine ſtarke Beachtung und Berückſichtigung des deutſchen Weinbaues. Er erzeugt nicht nur gute und weltberühmte Weine, ſon⸗ dern ernährt im Weſten und Südweſten Deutſchlands, an Moſel, Saar und Ruwer, an der Ahr, im Rheintal und an der Nahe, in der Pfalz, in Mainfranken, Baden, Württem⸗ berg uſw. insgeſamt 600 000 Menſchen. Die mit dem Weinbau aufs engſte verknüpften Hilfs⸗ induſtrien(Herſtellung don Rebpfählen, Düngemitteln, Schädlingsbekämpfungsmitteln) und die Kellerwirtſchaft (Fabrikation von Fäſſern, Flaſchen, Korken, Kapſeln, Wein⸗ ſchildern) ſind ebenſo ſehr wie die im Weinhandel tätigen Betriebe(2700 Großhandlungen, rund 5000 Winzergenoſ⸗ ſenſchaften) dem Wohlergehen des deutſchen Weinbaues auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Rechnet man die in dieſen Betrieben arbeitenden Menſchen hinzu, ſo ſind im deutſchen N insgeſamt etwa 1 Million Menſchen mit erwerbs⸗ ätig. Die im Ertrag ſtehende Rebfläche macht ungefähr 80 000 Hektar oder 0,3 v. H. der genutzten landwirtſchaft⸗ lichen Fläche Deutſchlands aus. Die Ernte betrug, des Re⸗ kordjahres 1934 ausgenommen, in den letzten Jahrzehnten durchſchnittlich 2,8 Millionen Hektoliter. Die Wirtſchaftspolitik der letzten Jahre brachte es durch Zollmaßnahmen und ſteuerliche Belaſtungen dazu, daß der deutſche Weinbau ſich mit einem ſehr zu ſeinen Ungunſten verſchlechterten Ertragsgefälle abfinden mußte. Eine Um⸗ ſtellung der Weinbauern auf den Anbau anderer Erzeug⸗ niſſe war ſowohl durch die Bodenbeſchaffenheit, die allein der Rebe Erträge bringt, wie durch das in den Weinbau⸗ gebieten überall fehlende Ackerland unmöglich. Es kommt hinzu, daß die Menge des alljährlich geernte⸗ ten Moſtes wie kein anderes landwirtſchaftliches Erzeugnis Schwankungen ausgeſetzt iſt. Wird tatſächlich eine gute Ernte erzielt, ſo entſcheidet über den wirtſchaftlichen Erfolg oder Mißerfolg die Güte des jeweiligen Jahrganges. Nicht zu⸗ letzt beeinträchtigen pflanzliche und tieriſche Schädlinge das Wachstum der Rebe in hohem Maße. Nur in gemeinſamer unermüdlicher Bekämpfung aller zu einer Gemarkung ge⸗ hörenden Weinbauern kann dem Einwirken der Schädlinge Einhalt geboten und eine Ernte vor reſtloſer Vernichtung bewahrt werden. Der deulſche Verbraucher trinkt pro Jahr und Kopf der Bevölkerung nur etwa 4 Liter Wein gegenüber 16 Liter in Deuſch⸗Oeſterreich, 60 Liter in der Schweiz und 100 Liter in Italien. 140 Liter in Frankreich. Deutſchland iſt aber in der Lage, ähnlich wie bei anderen Erzeugniſſen deutſcher Erde auch auf dem Gebiet des Weinbaues ſeloſt bei einem beträchtlich höheren Verbrauch den Eigenbedarf zu decken. An dem Verbraucher liegt es, den deutſchen Markt für heimiſche Weinerzeugniſſe aufnahmefähiger zu geſtalten. Wenngleich ausländiſche Erzeugniſſe in den aus⸗ geſprochenen Weinländern wie Ungarn, Spanien, Italien und Frankreich in hervorragender Weiſe hergeſtellt wer⸗ den, ſo ſind dieſe Weine keinesfalls mit den deutſchen zu vergleichen, weil Blume, angenehme Säure und Vielgeſtal⸗ tigkeit Eigenſchaften heimiſcher Gewächſe ſind, die teils auf kühleres Klima, teils auf die beſondere Bodenbeſchaffenheit zurückzuführen ſind. Dabei iſt im allgemeinen der Alkohol⸗ gehalt deutſcher Weine gering im Gegenſatz zu den meiſten eingeführten ausländiſchen Erzeugniſſen, die ſich durch hohe Süße und ſtarken Alkoholgehalt auszeichnen. Die Fülle der aus deutſchen Boden gewonnenen Weine wird ſelbſt dem verwöhnteſten Gaumen gerecht werden. Für Abſtinente bringt der heimiſche Weinbau die Tafeltraube und den un⸗ vergorenen Traubenmoſt, ſogenannten Süßmoſt, der natür⸗ licher Traubenmoſt iſt, auf den Markt. Die ſtark geſunkenen Preiſe der Weine und die heute in ganz Deutſchland zum Ausſchank gebrachten offenen Weine einwandfreier Beſchaffenheit ermöglichen es jedem Volksgenoſſen, Wein zu trinken Wenn feder erwach⸗ ſene Deutſche ſeden Monat nur zwei Glas Wein trinken würde, ſo würde ſich daraus die Rettung und Erhaltung ganzer deutſcher weinbebauter Landſtriche ergeben. Wer dieſe berechtigte, nicht aus geſchäftlicher Regſam⸗ keit, ſondern aus volkswirtſchaftlicher Notwendigkeit her⸗ aus entſtandene Forderung beherzigt, träat nicht nur dazu bei, daß ſich Betriebseinſchränkungen und Stillegungen ver⸗ ringern, ſondern daß der deutſche Winzerſtand neben der Schaffung einer ausreichenden materiellen Exiſtenzgrund⸗ lage auch wieder eine neue geiſtige Sinngebung ſeiner Ar⸗ beit erhält Das eine iſt ſo notwendig wie das andere Jeder muß an ono 12—* 8 55 hoffen. — e ü—D—m—ßm—— Geteilt und wieder vereint Zur Geſchichte der Markgrafſchaft Baden. Man könnte ſchon eine Wette darauf machen, daß ſehr viele Badener nichts von der Vereinigung der beiden Markgrafſchaften unter Karl Friedrich am 21. Oktober 1771 wiſſen Als Markgraf Auguſt Georg von Baden⸗Baden am 20. Oktober 1771 ſtarb, wurde Markgraf Karl Friedrich von Baden⸗Durlach auf Grund eines zwiſchen beiden Linien geſchloſſenen Erbvertrages vom 18. 10. 1765 Herr auch der Lande der Baden⸗Badenſchen Linie. Wie aber ſind die beiden Markgrafſchaften überhaupt entſtanden? Wir haben eine noch im Original vorhandene Urkunde aus dem Jahre 999, durch die von Kaiſer Otto III., einem Grafen Bertold für Villingen Markt⸗ und Münzrecht verliehen wurde. Dieſer Bertold, wohl der Vater Bertold des Bärtigen von Zähringen, iſt Ahnherr der Dynaſtie der Zähringer, die nach und nach einen großen Territorialbeſitzim Süd⸗ weſten des Reiches erwarben. Der letzte Herzog Bertold V. ſtarb am 12. Februar 1218 ohn⸗ ichkommenſchaft⸗ Bertold der Bärtige hatte unter ſeinen vier Kindern einen Sohn Herrmann, der von dem Vater mit der Graf⸗ ſchaft im Breisgau, den ſchwäbiſchen Gütern und dem Mark⸗ grafentitel ausgezeichnet und abgefunden wurde, als ſich er Vater zum zweiten Male verheiratete. Der Markgrafen⸗ titel, damals lediglich ein Titel, rührte von der Mark rong her, mit der Herrmann aber nichts zu tun hatte. Sein Sohn, Herrmann II., nannte ſich 1112 nach ſeiner Burg Baden in der Grafſchaft Forchheim im Uffgau, Markgraf von Baden Aus dieſer Linie ſtammte Markgraf Chriſtoph Lvon Baden, der im Jahre 1475 mit den Reichslehen — 5 Vorfahren und deren Rechten und Freiheiten bedacht Markgraf Chriſtoph war ein kühner kriegsbewähr⸗ ter Fürſt, der den angeſtammten Beſitz vergrößerte. 1515 wurde durch ihn und ſeine Söhne Bernhard, Philipp und Ernſt ein Hausvertrag geſchloſſen, durch den das Land Unter die drei Söhne geteilt wurde. Durch den Tod des Markgrafen Philipp im Jahre 1533 wurde deſſen Beſitz Eigentum der Markgrafen Bernhard und Ernſt. Sie wollten das Erbe zunächſt gemeinſam verwalten, kamen aber dann in Streit, in dem Kurfürſt Friedrich von der Pfalz ver⸗ mittelte. Die Länder wurden durchs Los geteilt. So ent⸗ ſtand 1535 die Trennung der badiſchen Lande in die Mark⸗ grafſchaft Baden und Pforzheim. Markgraf Bern⸗ hard iſt der Stammvater der Linie Baden⸗Baden und Mark⸗ graf Ernſt der der Linie Baden⸗Pforzheim geworden. Als ſein Wohnſitz don Pforzheim nach Durlach verlegt wurde, nannte ſich die Linie Baden⸗Durlach. Dieſer Zuſtand blieb bis 1771, dem Todesjahr des Markgrafen Auguſt Georg von Baden⸗Baden. Am Morgen des 21. Oktober 1771 ritt Karl Friedrich von Baden⸗Durlach mit ſeinem Bruder Ludwig Wilhelm nach Raſtatt, um. der Markgräfin Maria Viktoria das Beileid zum Tode ihres Gatten auszusprechen. Er nahm gleich die Mitglieder des Geheimen Rats in Pflicht und bezeichnete es als ſeinen Wil⸗ len, die Gemüter der alten und neuen Untertanen in Ueber⸗ einſtimmung zu ſetzen. Er ſprach die berühmten Worte:„Iſt dieſes Ziel erreicht, ſo genieße ich das Glück, über die Herzen meiner Untertanen zu regieren, ſo vermehre ich das Anſehen und die Größe des Hauſes Baden, und es muß ein unum⸗ ſtößlicher Grundſatz bei meinen Nachkommen ſein, daß das Glück des Regenten von der Wohlfahrt ſeines Landes unzer⸗ trennlich iſt.“ ä 1 ſere Zukunft glaubende Winzerſtand, geſtützt auf ſeiner Hände Fleiß und vorbildliche Erzeugung, wieder den Platz in der deutſchen Wirtſchaft einnehmen, der ihm aus Ruf und Leiſtung heraus gebührt. Bauernregeln im Oktober Die Bauernregeln für den Oktober beziehen ſich zum größten Teil auf das geſicherte Hereinbringen der letzten Früchte vor dem Einfall der winterlichen Unbilden.„An Urſula(21. Oktober) muß das Kraut herein, ſonſt ſchneiden Simon und Judas drein“.—„Am heiligen Gallus, der Apfel in den Sack muß“.—„Nach St. Gall bleibe die Kuh im Stall“.—„Wer an Lukas Roggen ſtreut, es im Jahr darauf nicht bereut“.—„St. Gallen(16. Oktober) läßt Schne. fallen“.—„Fällt der erſte Schnee in den Dreck, bleibt der ganze Winter ein Geck“.— Andere Sprichwörter, Volksſprüche, Bauern⸗ und Wetterregeln, die ſich mit dieſem Monal beſchäftigen, lauten:„Iſt die Krähe nicht mehr weit, wirds zum Säen hohe Zeit“.—„Hält der Baum mit Blättern lang, macht ein ſpäter Winker bang“.—„Wie der Urſulatag anfängt, ſoll der kommende Winter beſchaffen ſein“.—„Wenn Buchenfrüchte geraten wohl, Nuß⸗ und Eichbaum hängen voll, ſo folgt ein harter Winter drauf und fällt der Schnee mit großem Hauf“.—„Durch die ſpielenden Oktobermücken laß Dich nicht berücken“.—„Des Oktobers Ende reicht dem Winter die Hände“.—„Scheint im Oktober die Sonne hell, kommen Sturm und Winber ſchnell“. Vielfach iſt die Auffaſſung vertreten, daß einem kalten und rauhen Oktober ein milder und unbeſtändiger Winter folgen ſoll, denn„ſchneit es im Oktober gleich, wird der nächſte Winter weich“.—„Iſt der Oktober ſchon rauh, wird der Januar ſehr flau“.—„Wenn Froſt und Schnee im Oltober war, ſo gibt es einen gelinden Januar“.— Andere Sprichwörter ziehen aus dem Gebaren der Tiere in der Natur draußen und in der Aenderung der Behaarung der Tiere Schlüſſe auf das kommende Wetter. So heißt es; Wenn man im Oktober des Abends die Schafe mit Gewalk fortziehen muß, ſo ſoll dies Regen oder Schnee bedeuten. Geht der Haſe lang im Sommerkleid, ſo iſt der Winter auch noch weit, und umgekehrt: Iſt recht dick das Fell des Haſen, ſo frierſt du bald an der Naſen. Scharren die Mäuſe ſich im Oktober tief ein, wirds ein ſtrenger Winter ſein. FDDPDPFDbDbDbDCDbDbFDCDCDCbCbCTCVCVCVCVCVCVCVCVCVVVVV———...ccc cc Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 5.45 Choral, Morgenſpruch, Wetter, Bauernfunk; 6 Gym⸗ naſtik; 6.30 Frühkonzert I; 7 Frühnachrichten, anſchließend Frühkonzert II: 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Funkwerbungskonzert; 10.45 Sendepauſe; 11 Hammer und Pflug; 12 Mittagskonzerk l; 13 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei bis drei; 17 Nachmittagskonzert; 20 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 3. Oktober: 9 Frauenfunk; 9.15 Sende⸗ pauſe; 10.15 Volksliedſingen; 15 Sendepauſe; 15.30 Frauen⸗ ſtunde; 16 Muſik am Nachmittag; 18.30 Von kupfernen Keſſeln, Hörbild; 18.45 Kurzgeſpräch; 19 Unterhaltungs⸗ konzert; 20.10 Die Geiſha, Melodienreigen; 21 Lob des Schlafes, nachdenkliche Hörfolge; 22.20 Weltpolitiſcher Mo⸗ natsbericht; 22.40 Tanz⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 4. Oktober: 9 Frauenfunk; 9.15 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Bekanntgabe der Termine: Wieder⸗ ſehensfeiern alter Frontſoldaten, anſchl. Sendepauſe; 15.30 Kinderſtunde; 16 Unterhaltungskonzert; 18.30 Landfjahr?, Hörberichte aus einem Landjahrlager; 19 Und jetzt iſt Feierabend; 20.15 Stunde der Nation; 21.15 Fritz Lienhard⸗ Gedenkſtunde; 22.20 Städteborkampf Stuttgart— Berlin; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 5. Oktober: 9 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Jugendfunk; 16 Der frohe Samstagnachmittag; 18 Ton: bericht der Woche; 18.30 Das kurze Gedächtnis, heiterer Funkkalender; 19 Auftakt 2255 Erntedanktag 1935, Feier⸗ ſtunde am Fuße des Bückeberges; 20.10 Feſtkonzert; 22.30 Deutſche Roll⸗Hockey⸗Meiſterſchaft; 22.40 Tanzmuſik zum Wochenende. 55 0 35 Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten, Wetter; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Zeit, Wetter; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Frühkonzert bezw. Sendepauſe; 11 Werbekonzert; 11.40 Programm, Wirtſchaftsmeldungen, Wet⸗ ter; 11.45 Bauernfunk; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Nach⸗ richten; anſchl. lokale Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Zeit, Nachrichten, Wetter; 14.10 Mitten im Werktag; 14.55 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen: 17 Nachmittaaskonzert: Donnerstag, 3. Oktober: 10.15 Schulfunk; 10.45 Prak⸗ ſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Kinderfunk; 16 Kleines Konzert; 16.30 Hundert Jahre Eiſenbahnfahren, Plauderei; 16.45 Friedrich Lienhard zum 70. Geburtstag; 18.30 Das aktuelle Buch; 18.35 Büffeljagd in Abeſſinien; 18.45 Launiger Leitfaden für Sprachfreunde; 19 Unter⸗ haltungskonzert; 20.10 Ende gut— alles gut; 21.30 Kam⸗ mermuſik, 22.20 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 22.40 Spät⸗ abendmuſik. Freitag, 4. Oktober: 10 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Stunde der Frau; 16 Kleines Konzert; 16.30 Kampf um das Reich; 16.45 John Gläſer ſingt; 18.30 Jugendfunk; 19 Militärkonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21.15 Heitere Kurzhörſpiele; 22.20 Sportſchau der Woche; 22.45 Unter⸗ haltungskonzert; 23.30 Bild eines Flußlaufes. Samstag, 5. Oktober: 10 Sendepauſe; 10.15 Schul⸗ funk, 15 Eine Viertelſtunde Kurzweil; 15.15 Jugendfunk; 16 Der frohe Samstagnachmittag; 18 Abend über dem Kaſſer⸗ ſtuhl, Herbſtidyll; 18.20 Stegreifſendung; 18.30 Wir ſchalten ein, das Mikrophon unterwegs; 18.40 Wochenſchau des Zeitfunks; 19 Auftakt zum 2006 1935, Feierſtunde am Fuße des Bückeberges; 20.10 Ruf der Jugend; 20.15 Großer bunter Abend; 22.30 Tanzmuſik zum Wochenende; 24 Beliebte Weiſen aus deutſchen Operetten. Herbſt Von Albert Steffen. Welch ein Ruch dringt aus der Bräune des Getreides, von dem Anecht aufgeſchüttet in der Scheune, durchgeſiebt im Korbgeflecht, wie der Schlegel ſchlägt und ſchnellt, ſondert Weizen ſich und Spell. Der den Erdenleib verknöcherk, Dämon aus der Kains⸗Schlucht, ſie zum Labyrinth durchlöcherk, langet nach der Lebensfruchk, ſeine hände hark wie Horn wühlen in dem reifen Korn. Zwiſchen Weizenkörnern wimmeln Mondesſpangen, Sonnenringe, Kleinod aus den Sternenhimmeln, Zedern einer Engelsſchwinge: Michael! Du bäckſt mein Brot! Scheuch hinweg den Teufel⸗Tod! (Aus Albert Steffen, Weg⸗ zehrung, dritte Auflage, Dornach 1927. Mit gütiger Erlaubnis des Dichters abgedruckt.) „Eſtafette 51. Cyr“ Von Joſ. Peter Kiendl. „Was ich beſitze, ſeh ich wie in Weiten Und was verſchwand, wird mir zu Wirklichkeiten.“ (Raabe.) Dort, wo die Naab ſich durch welliges Waldland ſchlängelt, in einem armſeligen Wei⸗ ler wurde mein Urahn Johann Peter geboren. Und als man das Jahr 1806 ſchrieb, ward er Poſtillon in Taxiſchen Dienſten und fuhr luſtige Fuhren zwiſchen Donau und Main, ſchrieb aufſchlußreiche Briefe, die viel Schönes und Wiſſenswertes aus jenen durchreiſten deut⸗ ſchen Gauen erzählen— fein ſäuberlich geord⸗ net lagen die alle dann nach Jahr und Tag in der Hauspoſtille in der guten Geſellſchaft von allerlei kurioſen Kupferdruckblättern. Da war ein guter Kupferdruck mit einem feinen Goethekopf, dort ein Stahlſtich mit„Napoleon als Konſul“. Dann waren viele ſeltſam ver⸗ gilbte Briefe auf ſeltſamem Papier, aus den Jahre 1809 bis 1812. Es waren richtige Kriegsbriefe oder wie meine Generation heute ſagt„Feldpoſtbriefe“. Die hat mein Urahn einmal hingeſchrieben für ſeine fernen Lieben, und er war damals Feldpoſtillon der Eſtafette St. Cyr. Er hat alſo jene aufgewühlte napoleoniſche Zeit mit⸗ erlebt, und der Urahn hat's dem Großvater und der ſeinem Aelteſten und ſeinen Enkeln weitererzählt— die Zeitgeſchehniſſe aus jenen harten Tagen, die der Abſchluß jenes krie⸗ geriſchen Lebenskapitels des Ahn'l waren. War mein Ahnl Johann Peter auch nur ein einfacher Feldpoſtillon in der großen Ar⸗ mee des napoleoniſchen Heeres, ſo war er den⸗ noch, oder gerade deswegen, mir immer das Sinnbild meines Heimatlandes Bayern, das in der Zerriſſenheit jener wuchtigen Zeiten einen weiten Leidensweg im Wandel des Weltgeſchehens zurücklegen mußte, bis das Ziel erreicht war— Deutſchland. Und beide ha⸗ ben's erreicht— mein Ahn und mein Hei⸗ matland. Er war alſo ein einfacher Mann, und ſo waren's auch jene ſeine Briefe und Nachtragungen, aber man ſpürte es trotzdem heraus aus denen, er hatte Schweres erlebt in ſchwerer Zeit. And da gabs einen Brief in der verſchnörkelten Handſchrift vom Ahnl, in der die großen Buchſtaben wie luſtig geringelte Poſthörner ausſahen, der meldete ungefähr ſo: „8. Dezembri anno 1812 Wilna. Detache⸗ ment Sundahl. Meine Eſtafette bei dem Reichsmarſchall Graf von St. Cyr iſt wohl beendet. Meine Kameraden Pauli un Neukam ſind dem hitzigen Nervenfieber er⸗ legen. Ich ſelbſten lieg an dem gleichen Fie⸗ ber noch beim Stadtarzt in ſeiner Behauſung, die ſelbſten wieder ebenſo ſchön iſt wie die ganze kurioſe Stadt Wilna und der ganze nunmehro für mich beendete zweite polniſche 1 Werde aber demnächſten als Erſatz⸗ poſtillon wieder einer Feldpoſt⸗Relaisſtation zugeteilt werden. Wie das Hott gebe, daß man bald Viktoria ſchießen läßt, daß unſer Herr Marſchall ſiege und der Friede herbeige⸗ führet werde.“ Wie das alles ward, erfuhr ich aus dem Mund meines Vaters, der's wieder genau dem Großvater nacherzählt hat.— Es war alſo Anno 1812, unſer Ahnl Jo⸗ hann Peter war ſchneidiger Feldpoſtillon im „zweiten polniſchen Krieg“. An einem Juni⸗ abend war er bei Lyck aus einem Biwak abgeſchickt worden, beritten, mit einer Mel⸗ dung an den Reichsmarſchall, den Grafen von St. Cyr. Am 16. bis 18. Auguſt anno Zwölfe erlebte er die Schlacht von Poloſzk mit und ſtand am 23. Auguſt im Vorzimmer des ſterbenden tapferen Generals Deroys. Am Abend jenes kraurigen Tages mußte der Ahnl, der Feldpoſtillon, dem neuen Komman⸗ deur der bayeriſchen Diviſion Wrede einen Tagesbeſehl zum Detachement„Iſar“ brin⸗ gen, das über Lozdicin und von da nach Wilna weiterbeordert wurde. Da kamen tolle Tage, teils in der Poſtchaiſe, teils im Sattel. Dreimal am Tage mußten ſie auf freiem Felde füttern, es gab faſt keine Raſt, jede Station mußte in ſcharfen Eſtafetten, jede in zehn Tagen, transportiert werden, Ruhe gab es blutwenig. Ungeheuere Anſtrengungen, ſchlechte Witterung, durch Entbehrungen und Leiden geſchwächte Pferde und Männer. Am 25. September erkrankte dann der Ahnl mit mehreren Kameraden am Nervenfieber. Die Franzoſen verweigerten ihnen die Aufnahme in ein Militärlazarett. Erſt in Privatquartie⸗ ren behandelte der— Stadtarzt die Maroden. Und am 20. Dezembri alſo ſaß der Ahnl wieder im Sattel und ritt eine Eſtafette, wie⸗ der im Verband des Marſchalls St. Cyr. Und von da ſtammte die letzte Nachricht aus Strudma. Da meldete noch das Relais. Der Feldpoſtillon Johann Peter Kiendl habe eine Meldung zur Brückenkopfſtellung zu bringen. Am 28. Dezembri 1812 meldete den Ahnl das Detachement als—„vermißt“. Man ſchrieb 1813, den 22. Mai. Da ſtand mein Ahn wieder als„Toter auf“.— Wie das war, erzählte der Vater uns ſo: In Prag war eine Relaisſtation, die die Befehle Wredes aus Warſchau über Prag Waldmünchen nach Bayerns Hauptſtadt lei⸗ tete. Dork lag ein Feldvoſtoffizial mit ſeiner Eſtafette, ein paar Poſtillonen, einem Stand Pferden und Chaiſen. In der Moldauſtadt in einem kleinen Pavillon am„oberen Hirſch⸗ graben“ lag jene Feldpoſtſtation. Vor dem Gittertor, das Pavillon und Park umgab, ſtand alſp ein zerſchliſſener Mann. Mit Mut und Not konnte man am zerfetzten Tuch noch eine Uniform ahnen. Elend und bart⸗ ſtoppelig war das ſchmale Geſicht und die grauen Augen glänzten fiebrig. Im Zimmer des Pavillons zu Prag erzählte dann jener Fremde dem Relaismeiſter den Leidensweg von Strudnia nach Warſchau und weiter nach Prag. Vorgelegte Dokumente und eine Kriegsauszeichnung an einem karmoiſinroten Bändchen legitimierten den Fremdling als den „bdermißten“ Feldpoſtillon Johann Peler Kiendl vom Detachement Sundahl. Was er erzählte war einfach, aber elend genug, um die Strapazen zu ahnen, von denen er nichts erzählte: Bei Strudnia alſo hatte der Ahnl die Meldung an der Brückenkopfſtel⸗ lung bei der Wache abgeben wollen. Schon konnte er den patrouillierenden Poſten erken. nen. Es war ein ſchneeheller Abend, im tie⸗ fen Schnee ſtolperte aber das Reitpferd all⸗ zuoft, deshalb war dann der Ahnl abgeſtiegen ſo ein paar hundert Meter vor der Brücken⸗ wache. Und da paſſiert dann das Unglück. Marodierende Ruſſen ſchlugen ihm einen Knüppel um den Schädel. Als er wieder zu ſich kam, lag er in einer dumpfen niederen Stube auf einem Bund Stroh. Breite Ge⸗ ſichter grinſten ihn an, fremde aufgereg te Worte ließen ihn gleichgültig, weil er ſich, der Ahnl, obendrein ſterbenselend fühlte und der arme Schädel verdammt brummte. Dann trat ein ſoldatiſch gekleideter Mann in die Stube. Und von dem erfuhr er— im Wun⸗ derlaut ſeiner Mutterſprache, daß er Gefan⸗ gener der Ruſſen ſei. Ein Ruſſe blieb ſtän⸗ dig in der Stube, aber der ſoff und ſchlief. Und eines Tages gelang's dem Ahnl. In einer endlichen Nacht ſtahl er dem beſoffenen Wächter ſeine Stiefel und den Schafspelz. Zwei Tage und zwei Nächte ſtolperte er durch Dreck und Glitſch und Wald und ſtieß auf ein franzöſiſches Streifdetachement. Das ſteckte ihn einfach in eine franzöſiſche Uniform, und von der Stunde an ward der Ahnl ein Feldzugsſoldat Napoleons. Bei Pliſſa erhielt er eine Kugel in die linke Schulter, und man lud ihn zu einem Haufen Bleſſierter auf einen Panjekarren. Nach Wochen, in Minfk ſteckte man den Ahnl zu einer ſächſiſchen Feldſtafette, die in Warſchau ihr Ende fand. Dort machte er ſich auf die Suche nach einem bayeriſchen Detachement. Und als ihm das glückte, ſandte das ihn als Erſatzmann nach Prag. Dort im„oberen Hirſchgraben“ ſteckte man den Ahnl endlich wieder in eine faubere bayeriſche Feldpoſtillonuniform, und im Juni 1813 ent⸗ ließ man ihn in Waldmünchen, beim dorti⸗ gen Grenzrelais mit ſeinem Bündel, ſeiner kaputtgeſchoſſenen Schulter, ſeiner franzöſiſchen Kriegsauszeichnung und einem bayeriſchen Poſthorn. Im Jahre 1817 ehelichte er eine Bauerntochter im Regental und ward ſo der Rodhäuerbauer auf dem Hainsbekerhof. Sei⸗ nen fünf Söhnen und vier Töchtern zeigte er Unterhaltung und Wissen. immer am Tag von„Pliſſa“ ſeinen Kriegs⸗ orden, ſem Poſthorn und ein Handſchreiben, das in kunſtvoll verſchnörkelter Schrift auf zeitgedunkeltem rauhen Papier mit einem talergroßen Siegel der einſtige Marſchall St. Cyr unterzeichnek hatte. Dreiundachtzig Jahre lebte der Ahnl ſein Leben in Freud und Leid, liebte ſein Leben und freute ſich auf ſeinen Tod. Still war er, wie das Tal, in dem ſein Hof lag. Dort ſchläft der Ahnl ſeinen guten ewigen Schlaf. Die„Spiel“ ⸗Schule Von Kurt Albdag. Als ich die Tertia des Gymnaſiums beſuchte, wechſelten meine Eltern den Wohnſitz. So kam es, daß ich meine alte Schule, die ſich in nichts von den meiſten anderen unterſchied, verlaſſen mußte und die Realſchule unſeres neuen Wohnortes M. bezog. Am Tag meines Debuts in dieſer Schule bemerkte ich vor dem Anterricht aufgeregtes Tuſcheln und großen Andrang vor den erſten Bänken. Geldbörſen wurden gezückt, Silber⸗ und Nickelmünzen klapperten auf den Holz⸗ tiſchen. Ich glaubte faſt, mich in einer Bank zu befinden. Nach dem zweiten Klingelzeichen ſtürzten zwei der Kameraden zur Tür, poſtier⸗ ten ſich rechts und links des Eingangs und ſchauten geſpannt zum Lehrerzimmer, um nach dem dritten Klingelzeichen, den Namen eines Lehrers rufend, wie die Wieſel in ihre Bänke zu laufen. Im nächſten Augenblick trat der Lehrer ein.— Kein Wunder, daß mir nach dieſen Vorfällen Quadratwurzeln und geo⸗ metriſche Figuren kabbaliſtiſche Zeichen blie⸗ ben * In der Pauſe wurde der Neuling in das Geheimnis eingeweiht. Man ſtaune! Es wur⸗ den Wetten darauf abgeſchloſſen, welcher Leh⸗ rer nach dem dritten Klingelzeichen als erſter das Lehrerzimmer verließ, wo unſere Magi⸗ ſter die Pauſe zubrachten. Einer der Schüler hatte die Rolle des Buchmachers zu über eh⸗ men, als welcher er, ſtreng nach dem Totali⸗ ſatorgeſetz, die abgeſchloſſenen Wetten ver⸗ buchte, die Gewinne verrechnete und auch aus⸗ bezahlte. Der Buchmacherpoſten wechſelte täg⸗ lich. Der, der ihn innehatte, durfte in ſeiner eigenen Klaſſe nicht wetten, aber er durfte dafür in einer anderen Klaſſe ſeine Wette unterbringen. Denn geſpielt wurde von Serta bis Prima. In den unteren Klaſſen konnte man auch Briefmarken, Butterbrote oder Apfelſinen einſetzen, während von Oberſekunda ab, wo man nach Art der Aniverſitäten Kor⸗ porationen gebildet hatte, ſogar um Bierrun⸗ den geſpielt wurde. Die ganz Schlauen, die etwas von Pfſy⸗ chologie verſtanden und den Wirkungen, die die Seelenverfaſſung auf unſere phyſiſchen Funktionen ausüben kann, verſuchten dieſe Er⸗ kenntms mit ihren Wetten in Einklang zu bringen. Hatte z. B. unſer Ordinarius zwei Stunden hintereinander in unſerer Klaſſe zu geben, und war er in der Stunde von ganz beſonders choleriſcher Weſensart, ſo nahmen dieſe Spezies an, beſagter Herr könne gar nicht die Zeit erwarten, uns wieder mit ſei⸗ ner Gegenwart zu beehren, und das dritte Klingelzeichen ließ ihn wie von der Taraft⸗ tel geſtochen auffahren und ſpornſtreichs das Lehrerzimmer verlaſſen, um wieder zu uns zu eilen. Einige von uns fühlten ſich ſogar bemü⸗ ßigt, dem Koller unſeres Klaſſenchefs durch geſpielte Unaufmerkſamkeit und abſichtlich dumme Antworten immer neue Nahrung zu geben, um deſto ſicherer einige Silbermünzen auf ihn zu gewinnen. Aber da ja nicht nur mit dem Lehrkörper unſerer Klaſſe, ſondern mit dem der ganzen Schule gerechnet werden mußte, wurden die Anhänger unſeres guten Dr. A. oft bitter enttäuſcht. Zur Ehre aller muß ich geſtehen, daß ich während meiner ganzen Schulzeit nur einen einzigen Fall von Betrug erlebte. Aber die⸗ ſer Coup, der dem Moritz R. glückte, war dafür in ſeiner groß angelegten Genialität um ſo niederſchmetternder. Eines Morgens überraſchte uns der kleine Hans L. mit einer Neuigkeit. Der junge R. Weltbild(Mj Die erſte Fahrt durch den neuen Küſtenkanal. 155 Anweſenheit des Reichsverkehrsminiſters fand die Einweihung der letzten Strecke des ſtenkanals, der die Ems mit der Unterweſer verbindet, ſtatt. Ein kleiner Dampfer mit den geladenen Gäſten an Bord durchfährt die neue Schleuſe bei Dörpe d gibt i f Kanal für den Schiffahrtsverkehr frei. 5 8 5 damit den habe unſern Geographieleyrer unrer glleryang Vorwänden zu beſtimmen gewußt, heute vor der zweiten Stunde als erſter das Lehrer, zimmer zu verlaſſen. Kein Wunder, daß die. viertel der Klaſſe, u. a. auch Moritz R. und Hans L., mit für uns faſt unerſchwinglichg Summen auf unſern Erdkundelehrer einſte gen“. Das zweite Klingelzeichen ertönte. lh ſere Aufpaſſer ſtanden an der Tür, als ſſe die kleine Tochter des Pedells in das Lehnen zimmer ſpringen ſahen. Im ſelben Augenbſſ läutete es zum drittenmal, und der Phyſt⸗ lehrer, heftig geſtikulierend, verließ das Jin mer, auf dem Fuße gefolgt vom Erdkunde. lehrer und der Tochter des Schuldieners. Az wir den Namen des Phyſikers von neren „Zielrichtern“ hörten, glaubten wir, der Bl hätte eingeſchlagen. Hatte doch dreiviertel de Klaſſe auf den Geographielehrer gewettet. Luſtigkeit war erſtorben, dumpf und apat ſtarrten wir in unſeren Bänken vor uns g In der darauf folgenden Phyſikſtunde ſollte uns des Rätſels Löſung werden. Der Saal glich Sodom und Gomorrha. Mehrere Re ten waren in die Luft geflogen, Fenſterſchei⸗ ben geplatzt. Einige Schüler höherer Klafſe hatten während der Pauſe unbefugterweiſe herumerperimentiert, und der Schuldiener hatte, nachdem er das Knallen gehört, in ſeiner Angſt zum Phyſiklehrer geſchickt, Wir ſchöpften nicht den geringſten Verdacht da ja auch Moritz R. einige Silbermark ver⸗ loren hatte; vielmehr glaubten wir an einen unglücklichen Zufall. Erſt ein halbes Jahr ſpäter kamen wir hif⸗ ter die Geſchichte. Da Moritz ſeine Komplicen bei der Teilung der Beute übervorteilt halte, verpetzten ſie ihn. Auf ſein Geheiß hatten zwe andere Kameraden, mit denen er im Bunde war, den Phyſiklehrer gewettet.(Wir glaub⸗ ten an Zufall). Die Geſchichte des ebenfalls beſtochenen Hans L. mit dem Geographie rer war aufgelegter Schwindel. Die Jerſt⸗ rung der Retorten war R.'s Werk. Da er auch in anderen Klaſſen Mittelsleute hatte, bekam er eine ſchöne Summe Geldes, daz Briefmarken, Butterbrote, Apfelſinen und au⸗ dere Einſätze, in ſeine Hände. Aber ich hätte nicht um alle Schätze der Welt an ſeiner Stelle ſein mögen, denn nach Aufdeckung ſeiner Tat bezog er ſo ſchreckliche Keile, daß er wocheg⸗ lang das Haus hüten mußte. Den Namen der Schule kann ich bei beſten Willen nicht verraten, denn ich glaube, — es wird dort heute noch geſpielt. Buntes Allerlei Taubſtummer komponiert eine Sinfonie. Der Pariſer Komponiſt Gaſton Gebert hat eine Sinfonie komponiert, deren Uraufführung im Winter ſtattfinden wird. Bemerkenswert iſt die Tatſache, daß Gebert taub und ſtumm iſt; vor drei Jahren beſichtigte er das chemi⸗ ſche Laboratorkum eines Freundes, und zufäl lig erfolgte gerade zu dieſer Zeit eine heftige Explosion, die ihm das Gehdr zerſtörte und die Zunge ſo ſchwer verletzte, daß er ſee nicht mehr zum Sprechen gebrauchen konnte, Nach faſt zweijährigem Krankenlager war Ge⸗ bert ſoweik hergeſtellt, daß er wieder kon⸗ ponieren konnte. Kriminalgroteske im Nom. Eine Kriminalgroteske hat ſich in Rom el⸗ eignet. Dort wurde ein gewiſſer Antonio Eirpi dabei überraſcht, wie er nachts eine Wohnung ausplünderte. Auf der Wache ſtellle ſich heraus, daß der total betrunkene Dieb ſich in ſeine eigene Wohnung eingeſchlichen hatte, ohne dies freilich zu bemerken. Antonio Cirpi war ſehr verwundert, daß das Gericht den Diebſtahl für vollendet anſah und ihn zu ſechs Monaten Gefängnis dafür verur⸗ teilte, daß er bei ſich ſelbſt einen Einbruch verübt hatte. Rüthel⸗ Elle Silben⸗Rätſel. a be bel che da do e e eg ei ei es frak ge ge gelb ja ki ko kra li ma mä me mo na ne e ner ni no o org phet po ran re reu ri ros ſi ſo ſze tal ter tes titz tor vi vos zo. Aus den 51 Silben ſind 20 Wörter mit folgender Bedeutung zu bilden: 1. Bibliſcher Skamm⸗ vater, 2. Voltsſtamm, 3. Männlicher Perso- nenname, 4. Humoriſtiſcher Dichter, 5. Fluß in den Vereinigten Staaten, 6. Landwirt ſchaftliches Gerät, 7. Griechiſcher Philoſoph, 8. Schriftſteller, 9. Nadelholz, 10. Großes Fernrohr, 11. Schweizer Luftkürort, 12. Zeit abſchnitt, 13. Tonkünſtler, 14. Stadt in Süd⸗ tirol, 15. Weiblicher Perſonenname, 16. Bri⸗ tiſche Beſitzung in Afrika, 17. Ort an der Ni⸗ piera, 18. Skaatsgut, 19. Teil eines Frucht⸗ körpers, 20. Abſchnitt eines Bühnenſtücks, Nach richtiger Bildung der Wörter müſſen die An⸗ ſangs- und Endbuchſtaben, beidemal von vorm nach hinten geleſen, ein Zitat von Leonardo da Vinci ergeben. — Auflöſung aus letzter Nummer. N Silben⸗Kreuzwort⸗Rätſel: Waagerecht: 1 Selene, 2. Kantine, 3. Laon, 4. Lapili, 5. Taxus, 6. Guana, 7. Erneſtine, 8. Oreade, 9. Niherne, 10. Sekante, 11. Hebriden, 12. Maßlieb, 13. Pietät, 14. Bali, 15. Achenſee, 16. Helene.— Senkrecht: 1. Sela, 4. La⸗ güne, 7. Ernani, 17. Leontine, 18. Sepia, 19. Titania, 20. Nexus, 21. Lina, 22. Sti⸗ kine, 23. Remiſe, 24. Debatte, 25. Herzlieb⸗ chen, 26. Gabriele, 27. Kannibale, 28. Line, Abeſſit Di in den kampf pen ſe Straß ordent abeſſir untern wird W̃ Franz pen a entſan Trupp enkſen⸗ ſiniſche ſchen legenh Verha nialmi: Von 9