che. itgtiz. Fichtl. Fichtl lem, 2. Blatt x W. 235 Scm stagg, 5. Okt. 1935 . Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen. der Krieg in Abeſſinien iſt im Gange. Die Ita⸗ ener haben von Eritrea, alſo vom Norden und Nordoſten er, den Vormarſch angetreten, verſchiedene Hauptplätze bombardiert und eine Schlacht begonnen. Die Abeſſinier ihrerſeits haben die allgemeine Mobilmachung durchgeführt und ſtellen ſich den Italienern an den ihnen geeignet er⸗ ſcheinenden Stellen. Das erſte Ziel des italieniſchen Vor⸗ marſches iſt Adua, jene Stadt im Norden Abeſſiniens, an die ſch für Italien ſehr unangenehme Erinnerungen knüpfen. Par es doch die Schlacht bei Adua 1896, die Italiens Nie⸗ derlage im damaligen Feldzug gegen Abeſſinien beſiegelte und Zehntauſenden von Italienern das Leben koſtete. Rache für Adua“ iſt denn auch von Anfang an das Feld⸗ geſchrei des italieniſchen Volkes in dieſem Konflikt geweſen. Nun iſt die Stunde gekommen— nach faſt 40 Jahren—, in der die Italiener die„Schmach von Adua“ tilgen wollen. Welche Auswirkungen der oſtafrikaniſche Krieg haben, ob er auch Europa berühren wird, hängt von der weiteren Hal⸗ tung der Völkerbundsmächte und von Italiens Verhalten bei Sühnemaßnahmen ab. Der Völkerbundsrat iſt zu Sams⸗ ag einberufen. Er wird ſchwerwiegende Entſcheidungen zu treffen haben. Wir können nur wünſchen, daß der Krieg in Afrika örtlich begrenzt wird und nicht über Abeſſinien hin⸗ ausgreift. f Man kann das, was ſich jetzt zwiſchen London und Paris vorbereitet, nicht anders bezeichnen als eine kalte Entente“. Frankreich iſt unzweifelhaft gegen ſeinen Willen in eine höchſt merkwürdige Lage geraten. Es ſieht ſich plötz⸗ ich am Ziel ſeiner 15jährigen Bemühungen, mit England das Weltkriegsbündnis zu erneuern, und kann doch nicht eines Sieges froh werden. Dieſer Erfolg wird erkauft mit' der Abkühlung der jungen italieniſch⸗franzöſiſchen Freund⸗ ſchaft. Außerdem kann man jetzt ſchon mit Sicherheit vor⸗ ausſagen, daß England alle diplomatiſchen Vorkehrungen getroffen het, um eine Ausnutzung der Verſtändigung mit England zu Gunſten der Aufrechterhaltung der franzöſiſchen Vorherrſchaft zu verhindern. Der engliſche Außenminiſter hat vorſichtigerweiſe die Bemerkung mit eingeſchoben, daß die Welt nicht ſtille ſtünde“, daß England alſo niemals für einen ſtarren„Status quo“ eintreten könne. Dieſe bittere Beigabe hat den franzöſiſchen Optimismus ein wenig ge⸗ dämpft. Schon zeigen ſich aber am nächſten Tage die Fol⸗ gen. Der franzöſiſche Offiziersverband proteſtiert leiden⸗ ſchaftlich gegen eine Aufgabe der franzöſiſchen Freundſchaft mit Italien. England aber ſtellt ſofort eine Rückfrage, durch die Paris in die peinlichſte Verlegenheit gebracht wird. Eng⸗ land will jetzt ſchon wiſſen, wie ſich Frankreich verhalten würde, wenn engliſche Kolonien oder engliſche Schiffe bei der Durchführung der Sanktionsbeſtimmungen von den Ita⸗ lienern angegriffen werden würden. Da hat nun Herr La⸗ val in Genf das Kunſtſtück fertiggebracht, ſich prinzipiell für den Völkerbund und für England zu erklären, ohne den dtalienern wehezutun. Und jetzt ausgerechnet ſtellt ihn Eng⸗ land vor die unausweichliche Entſcheidung, entweder die Konſequenzen aus dem Briefwechſel mit London zu ziehen, oder die Freundſchaft mit Italien aufzugeben. Das Bild der Wahltage in Memel iſt für die terrori⸗ ſiſche Kownoer Regierung und ihre Helfershelfer in jeder Beziehung derartig beſchämend, daß die memelländiſchen Blätter keine Zeile eigener Berichte bringen dürfen, ſon⸗ dern von der Zenſur gezwungen werden, die grundſätzlich verlogenen Meldungen der litauiſchen Telegraphenagentur zu veröffentlichen. Das erſcheint vom litauiſchen Standpunkt dus inſofern begreiflich, als trotz des monatelangen Ter⸗ kors und trotz aller litauiſchen Sabotagemaßnahmen die Wahlbeteiligung bis zu hundert Prozent erreichte und ſo⸗ mit eine wahrhaft würdige Fortſetzung der memelländiſchen Vahltraditionen darſtellt. Dieſe einmütige Haltung der memelländiſchen alteingeſeſſenen Bevölkerung bedeutet praktiſch zweierlei: erſtens iſt ſie ein erneuter eindringlicher Appell des Memellandes an die Garantieſtaaten zur Inne⸗ haltung ihrer vertraglichen Verpflichtungen, gleichzeitig eine neue ſchwere Anklage gegen Litauen. Zweitens ſind dieſe Memelwahlen nach der ganzen Geſchichte des Memellandes und beſonders nach den Vorgängen der letzten Monate o gut wie eine Volksabſtimmung— wohl verſtan⸗ den eine Volksabſtimmung nach der gegenwärtigen Lage im Memelgebiet. Die Garantieſtosten können ſich demnach ebenſo wie die übrige Welt ein Bild davon machen. wie eine reguläre Volksabſtimmung im Memelland ausfallen würde. Die Taktik der litauiſchen Regierung im Memel⸗ lande iſt zuſammengebrochen. Im Kreuzfeuer ihres eige⸗ nen ſyſtematiſchen Wahlbetruges und ihrer eigenen Schön⸗ färberei, mit der ſie den Wahlbetrug zu verdecken ſuchte. Als das Kownoer Kabinett am Sonntag den Entſchluß faſſen mußte, die Wahl im Memellande auch noch am Montag ſtattfinden zu laſſen, hat es damit das Eingeſtändnis ge⸗ macht, daß das Wahlſyſtem ſchlechthin undurchführbar iſt. les, was um das Memelland herum geſagt und geſchrie⸗ ben worden iſt, wird in dem Eingeſtändnis der litauiſchen eglerung wie in einem Brennſpiegel zuſammengefaßt. Ge⸗ brauchen wir ein Bild: Sehr häufig wird über einen Ge⸗ ſchäftsmann gemunkelt, das oder jenes wird bemängelt, eine Zahlungsweiſe oder die Ark ſeiner Warenlieferung wird gerügt; aber alles erſcheint nebenſächlich, wenn der ankerott da iſt. Dieſes eine Wort hat eine ganz andere Durchſchlagskraft als alle noch ſo begründeten Einzelargu⸗ mente. Die litauiſche Regierung hat Bankerott gemacht. de hat ein unmögliches Wahlſyſtem ausgeheckt und es vor der Welt mit ſchönfärberiſchen Redensarten umkleidet. Noch vor wenigen Tagen iſt der litauiſche Außenminiſter in Genf als Apoſtel der Humanität aufgetreten und hat zum veſten gegeben, daß das litauiſche Volk und die litauiſche Regie⸗ zung, von den erhabenen I alen des Völkerbundes durch⸗ rungen, die Menſchenrechte der Memelländer auf das treff⸗ lichtte zu wahren wüßten, daß ſie nur die litauiſche Sou⸗ geränität ſchützten und daß es einzig und allein der„böſe achbar“ ſei, der den Frieden ſtöre. Die Phraſen ſind zu nde. Kowno konnte die Tauſende von Wählern, die vor jedem Wahllokal ſtundenlang Schlange geſtanden hatten, nicht ſchlechthin nach Hauſe ſchicken und damit des Wahl⸗ nicht mehr zu. Darum mußte unter dem Druck des Auslan⸗ des der nächſte Tag noch zum Wahltag gemacht werden. Oktobertag auf dem Bückeberg Von Walter Steding. Der Herbſtwind raſt ſchon mit voller Wucht über die Stoppeln. Am Himmel jagt er die Wolken wie der Hund die Schafe. Den Aepfeln puſtet er die Backen rot an und in den Weſerbergen zerrt und reißt er wie ein ungebärdiger Junge das Laub von den Bäumen. Hoch oben vom Bücke⸗ berg, der am Sonntag eine Kundgebung erleben wird, wie man ſie in dieſen Landen noch nie ſah, fliegt der Blick über weites, geſegnetes Land. Jetzt im Herbſt will es ſcheinen, als ob der Blick noch einmal ſo weit wie ſonſt ginge. Das Korn iſt eingebracht, die Felder wirken in ihrer Weite. Der Wind hat keinen Widerſtand mehr, er kann toben und koſen, ſoviel er Luſt hat. Man hätte keinen beſſeren Platz für das deutſche Ernte⸗ dankfeſt finden können als dieſen mit dieſem Weitblick von der Höhe. Hier ſieht und fühlt man, wie geſegnet das Land zu unſern Füßen iſt. Die Weſer, dieſer deutſcheſte Fluß, iſt die große Segenbringerin. Hier iſt Bauerland, hier braucht niemand zu hungern und zu darben. cer ift eine Gegend in Deutſchland, in der es Arme kaum gibt, von Hungernden ſchon garnicht zu reden. Die Kriſe hat einiges verſchlechtern können, aber an der Grundſchichtung hat ſich nichts geändert. Hier ſieht man, was deutſcher Bauernfleiß aus dem Boden machen kann. Gewiß, die Natur hat das Meiſte getan. Hier gibt es keine kalten Schläge wie in Oſtpreußen, die ſelbſt für die Siedlung ungeeignet ſind. Hier iſt jedes Stück Boden voll ausgenutzt. Dieſer ſchwere Lehm, der ſtets eine reiche Ernte gibt, iſt die Fruchtbarkeit ſelbſt. Die Verbundenheit des Bauern mit ſeiner Scholle, die Verbundenheit von Blut und Boden mag in anderen Ge⸗ genden Deutſchlands noch eine Forderung ſein, hier iſt ſie eine Selbſtverſtändlichkeit. Die Bauerngeſchlechter, die hier im Weſergau ihren Hof halten, ſitzen alle ſeit Jahrhunderten hier, und wenn die Geſchichte eine ſolche Forſchung ermög⸗ lichen ließe, ſo müßte man feſtſtellen können, daß dieſes Geſchlecht ſeit Wittekind und ſeit Karl dem Großen hier anſäſſig iſt. Drüber in dem zerklüfteten Felſen des Hohenſteines ſind die altgermaniſchen Hefligtümer noch zu ſehen, dort opferten im Verborgenen die Männer, die noch zäh an den alten Bräuchen hielten und die nicht leicht den Weg zum Chriſtentum fanden. Ihr Weſen iſt die Treue. Es iſt nicht leicht, dieſen Menſchen neue Auffaſſungen und Gedanken bei⸗ zubringen. Wenn ſie aber von dieſen Gedanken ergriffen ind, hängen ſie umſo feſter an ihnen. Drüben am Hohen⸗ ſtein iſt auch das Tachtelfeld und das Totental. Dort wurden die Mannen Karls des Großen überfallen. Der Bach, der noch heute den Namen Blutbach trägt, ſoll damals vom Blut rot gefärbt geweſen ſein. Wer weiß zum Beiſpiel, was an der Sage des Rattenfängers wirklich ge⸗ weſen iſt. Drunten im winkligen Hameln werden im Rat⸗ tenfängerhaus zwar Name und Daten genau angegeben, aber das erhöht ja nur den Reiz des Seltſamen, ohne daß des⸗ halb die Rattenfängerſage vor der Geſchichte ſtandzuhalten braucht. Hier kann ein ſeltſames Erlebnis verkoppelt worden ſein mit alten Vorſtellungen, Sagen und Mythen aus grauer Vorzeit. Was iſt Wahrheit, was iſt hiſtoriſche Wahrheit? Dieſe Frage iſt ja oft geſtellt worden an den alten Baron von Münchhauſen, der weſeraufwärts in Bodenwerder lebte und ſeine Geſchichten erzählte. Für ihn war Wahr⸗ heit, was er erzählte und für die Kinder, denen er es er⸗ zählte, war es auch Wahrheit, und für die Kinder iſt auch die Rattenfängerſage, die auf dieſem Boden wuchs, Wahr⸗ heit. So iſt das Land und ſo ſind die Menſchen in dieſem ſchönen Stück deutſchen Bodens, das jetzt dazu auserſehen iſt, die Stätte des Erntedankfeſtes des deutſchen Volkes zu ſein. Auch wenn es von der Natur geſegnet iſt, hat es doch Schickſalsſchläge erdulden müſſen. Gewiſſe Kämpfe zwiſchen den Römern und den Germanen werden von den Hiſtorikern in dieſes Gebiet verlegt. Von den Sachſenzügen Karls des Großen wurde ſchon geſprochen. Der dreißigjährige Krieg, Deutſchlands Unglück, hat dieſes Land nicht verſchont. Spä⸗ ter kamen die Franzoſen. Die Schlacht von Haſtenbeck zeugt davon. Aber alle Schickſalsſchläge wurden überwunden. Der Boden gab dem feſt darauf verwurzelten Geſchlecht ſtets neue Kraft, um das Leben zu bezwingen. So war es und ſo wird es bleiben. Mit der Reichsbahn zum Bückeberg Zur reibungsloſen Durchführung der aus Anlaß des Reichserntedanktages auf dem Bückeberg am 6. Oktober ein⸗ ſetzenden Maſſentransporte auf der Reichsbahn iſt folgende Regelung vorgeſehen: In der Zeit vom 5. Oktober, etwa 21 Uhr, bis zum 6. Oktober, etwa 12 Uhr, treffen auf den Bahnhöfen Hameln, Afferde, Tündern, Emmerthal, Groß⸗Berkel und Klein Berkel etwa 170 Verwaltungsſonderzüge mit etwa 170 000 Feſtteilnehmern aus allen Gauen Deutſchland ein. Die gleiche Zahl von Sonderzügen wird auf dieſen Bahnhöfen für den Rücktransport vom 6. Oktober, etwa 15 Uhr, bis zum 7. Oktober, etwa 7 Uhr, wieder abgefertigt. Für jeden Sonderzug iſt ein Transportführer aus den Reihen der Teilnehmer beſtimmt, der durch eine weiße Armbinde mit ſchwarzem Aufdruck„Transportfüh⸗ rer“ am linken Oberarm kenntlich iſt. Der Transportführer nimmt ſeinen Aufenthalt während der Fahrt möglichſt in der Mitte des Zuges in einem Abteil, das entſprechend be⸗ ſchildert iſt. Er iſt für die Ordnung des Transportes ver⸗ antwortlich und ſorgt dafür, daß Fahrtteilnehmer nicht in den Eiſenbahndienſt eingreifen. Unterwegs darf er nur mit Zuſtimmung des Aufſichtsbeamten ausſteigen laſſen. Der Befehl zum Ausſteigen auf den Ausſteigebahn⸗ höfen wird durch 0 erteilt. Auf den Ausſteige⸗ bahnhöfen treten zum Transportführer ſofort Bahnhof⸗ lotſen des Bahnſchutzes und führen den Transport.— ohne daß dieſer vorher auf dem Bahnſteig in Marſchkolonne antritt— ohne weiteren Aufenthalt aus dem Bahnhof her⸗ aus bis zum Warteplatz. Vom Warteplatz rücken die Trans⸗ porte unter Führung ve ortskundigen Führern, die die ui iarfe 0 ede ammelplatz(Biwar) oder un har zum Bückeberg erben die von der Aufmarſchleitung beſtimmten Wege zu benutzen. Zur Rückfahrt führt der Transportführer ſeine Leute ge⸗ ſammelt auf den dafür vorgeſehenen Sammelplatz(Biwak) zurück oder unmittelbar zu dem für die Abfahrt beſtimmten Warteplatz vor oder nahe dem Bahnhof. Auf den Bahnhöfen Hameln, Afferde, Tündern, Emmer⸗ tha, Groß⸗Berkel und Klein⸗Berkel ſind beſondere Bahnhof⸗ ausſchüſſe gebildet worden, deren Mitglieder gelbe Armbin⸗ den mit ſchwarzem Aufdruck„Bahnhofsausſchuß“ tragen. Sie haben die Aufgabe, den Bahnhofsleiter in der Auf⸗ rechterhaltung der Ordnung zu ur tützen und den An⸗ und Abmarſch der Transporttei mer ſo zu regeln, daß der Eiſenbahnbetrieb reine abgewickelt werden kann. Handel und Wirtſchaſt Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Bei ruhigem Geſchäft war die Börſe wiederum recht ſchwach. Die Märkte waren ſehr eng und die Käufer hielten ſich faſt völlig zurück, was zum Teil zu erheblichen Kursabſchlägen führte. Der nunmehr doch zum Ausbruch gekommene italieniſch⸗abeſſiniſche Konflikt wirkt ſich beſon⸗ ders aus, da man durch ſeine. Folgen eine Beeinträchtigung auch der europäiſchen Wirtſchaft befürchtet. Demgegenüber angeſtellte Erwägungen, daß am allerwenigſten die deutſche Wirtſchaft von dieſen Vorgängen beeinträchtigt wird, blieben zunächſt ohne nennenswerte Wirkung. Am Rentenmarkt herrſchte ein zuverſichtlicherer Grundton, der namentlich von der anhaltenden Erholung der Kommunalentſchuldungsanleihe ausging. Geldmarkt. Der Septemberultimo hat am Geldmarkt ſehr ſtarke Anſprüche gebracht. Diesmal machte ſich noch zuſätz⸗ lich bemerkbar, daß die flüſſigen Mittel der Banken durch die raſche Bezahlung der 500 Millionen Reichsſchatzanwei⸗ ſungen weſentlich geſchmälert worden ſind. Die techniſche Ver⸗ knappung, die durch dieſe Anleihezeichnung hervorgerufen worden iſt, dürfte ſich auch im Oktober zunächſt noch be⸗ merkbar machen. Im ſpäteren Verlauf werden dann wohl die Grundfaktoren wieder an Gewicht gewinnen, die ſeither den Geldmarkt beherrſchten und an denen ſich auch nichts geändert hat. Der Zuſtrom von Sonderwechſeln zur Reichs⸗ bank muß früher oder ſpäter wieder den Geldmarkt er⸗ leichtern. Im Ausland erregt es immer wieder Staunen, wie reibungslos in Deutſchland die Finanzierung der öffentlichen Arbeitsbeſchaffung gelingt. Das erklärt ſich nur aus den Methoden der nationalſozialiſtiſchen Staats⸗ und Volks⸗ führung. Gerade den Sparkaſſen iſt die Aufbringung ihres Anteils nicht ſchwer geworden, da er überwiegend aus den Liquiditätsreſerven beſtritten werden konnte, die ohnehin für das örtliche Kreditgeſchäft der privaten Wirtſchaft nicht verwendet werden dürfen. ſtellt, en. eder Produktenmarkt. An den Produklenmärkten beſteht für gute Qualitäten von Brotgetreide laufende Nachfrage. Auch Braugerſte in beſter Beſchaffenheit wurde zu erhöhten Prei⸗ ſen aufgenommen. Das Angebot in Futtergerſte und Futter⸗ hafer iſt noch klein, Mehl hat verhältnismäßig guten Abſatz. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer war mit 102.4 gegenüber der Vorwoche(102.3) nur wenig verändert. In⸗ duſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren want. leicht erhöht, in⸗ duſtrielle Fertigwaren lagen unverändert. Abgeſehen von den Schwierigkeiten auf dem Weltmarkt bietet die deutſche Wirt⸗ ſchaft weiter das Bild eines langſamen, aber kräftigen Auf⸗ ſtieges. Der Fortgang der öffentlichen Aufträge ſichert vielen Induſtriezweigen gute Beſchäftigung und hohe Kapazitäts⸗ nutzung. Das Verhältnis von Koſten und Erlöſen hat ſich weiter gebeſſert. Immer mehr Unternehmer müſſen nun prüfen, ob ſie auch den früher vernachläſſigten, aufgeſtauten Erſatzbedarf nachholen wollen. Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schacht hat in einer Rede in Düſſeldorf erneut betont, daß er mit allen Mitteln für die Vermeidung von Preisſteige⸗ rungen ſorgen werde. Viehmarkt. Die knappe Verſorgung mit Schweinen führte an den Viehmärkten in allen Gattungen zu einem lebhaften Umſatz. Die Preiſe gingen durchweg in die Höhe. Holzmarkt. Trotz der vorgeſchrittenen Jahreszeit war die Nachfrage am Bauholzmarkt immer noch recht zufrieden⸗ ſtellend. Auch der Brettermarkt iſt belebt. Anſer Brot aus eigener Scholle F dd Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samstag, 5. Oktober: Miete E 3: Zum erſten Male: Schwarzarbeiter. Luſtſpiel von Emmerich Nuß. Anfang 20, Ende etwa 22 Uhr. Sonntag, 6. Oktob⸗ e: Zum Erntedankfeſt: Miete G 3, Sondermiete G 2: Saat und Ernte. Schauſpiel von Hans Multerer Nnfano 20, Ende 22 Uhr. Montag, 7. Oktober: Außer Miete. Einmaliges Gaſtſpiel Heinz Rühmann mit Enſemble: Ihr erſter Mann. Schwank von Guſtav von Moſer. Eintrittspreiſe 0.50 bis 4.50 Mark.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Anfang 20, Ende 22 Uhr. Dienstag, 8. Oktober: Miete A 4, Sondermiete A 2: Hocke wanzel. Schauspiel von Hans Chriſtoph Kaer⸗ gel. Anfang 20, Ende 22 Uhr. Mittwoch, 9. Oktober: Miete M 4, Sondermiete M 2: Xerxes. Oper von Georg Friedrich Händel. Anfang 20, Ende nach 22 Uhr. Donnerstag, 10. Oktober: Miete D 4: Seiner Gna⸗ den Teſtament. Komödie von Hjalmar Bergman. Anfang 19.30, Ende 22.15 Uhr. Freitag, 11. Oktober: Miete F 3, Schwarzarbeiter. Luſtſpiel Anfang 20, Ende etwa 22 Uhr. Samstag, 12. Oktober: Miete§ 3, Sondermiete§ 2 In neuer Inſzenie Der Beltelſtudent. Ope⸗ rette von Carl llöcker. Aang 19.30, Ende gegen 22.30 Ihr. Im Neuen Theater(Roſengarten): Sonntag, 6. Oktober: Violetta(La Traviata). Oper von G. Verdi. Eintrittspreiſe 0.50 bis 3 Mark. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Sondermiete F 2: von Emmerich Nuß. 22 lurlenſin * „Was iſt denn nun eigentlich ſchwerer? Die Beherr⸗ ſchung der Logarithmen oder der Kochkunſt?“ Es iſt im Grunde nur als Scherzfrage gedacht, wird aber durchaus ernſt genommen. Das junge, ſchlanke Mädel mit dem blon⸗ den Knoten im Nacken läßt den Rührlöffel ſinken und über⸗ legt:„Ich glaube, die Kochkunſt, im Ernſt! Denn das ganze Schulwiſſen und all die ſchwierigen Fächer laſſen Die Hausfrau muß alles beherrſchen, auch das Groß- reinemachen. ſich doch auf eine theoretiſche Formel bringen. Kennt man und erlernt man ſie mit Fleiß, dann kann man auch die ganzen Gebiete beherrſchen. Bei der Hauswirtſchaft, vor allem aber beim Kochen braucht man wohl„Intuition“ alſo Gefühl. Dafür gibt es allen Grundregeln zum Trotz keine Geſetze, die ſich erlernen ließen. Und das gibt uns, die wir an Formeln gewöhnt ſind, zunächſt eine rechte Un⸗ ſicherheit. Aber nachher iſt es um ſo reizvoller und ſchöner — wenn man das Gefühl dafür in ſich entdeckt und aus⸗ bilden lernt!“ Mit dieſer durchaus logiſchen und zufriedenſtellenden Erklärung wird der Löffel wieder aufgenommen, damit die neugewonnene Erfahrung nicht gleich wieder durch die Freude am Dogma widerlegt wird! Blonde, braune. 54 N058 5b ALIERH AVD LERNEN bleche und Pfannen. zunächſt„theoretiſch“— das mit Kreideſtrichen— zerlegt, Pökeltonne und den Bratofen wandern. Kopftüchern ziehen mit durch das Haus. Der„Jargon“, kunft“ der jungen Mädchen: den Hausfrauen! „Denn wo das Strenge mit dem ſich und Mildes paarten—“ gießt. Denn wo das könnte das mählt mit einem Können ſchaftlichen und pflegeriſchen Gebieten. Eine reiche Schulzeit, Wiſſensgebieten ſind etwas Herrliches und eine ſtrenge geiſtige Diſziplin und eine vielſeitige Ausbildung auf den verſchiedenſten ſchwarze Köpfe beugen ſich über Töpfe, Nudelbretter, Back⸗ Im Nebsaraum wird ein Schwein heißt an der ſchwarzen Tafel bevor ſeine Beſtandteile in die Im Bügelzim⸗ mer werden die Ergebniſſe der großen Wäſche geprüft, und Gruppen von Mädels mit praktiſchen Schürzen und bunten Wiſcheimer, Schrubber und Beſen die hin und wieder einge⸗ ſtreuten lateiniſchen Zitate, die parodierend gebrauchte, ge⸗ ſchraubte plaſſiſche Sprache verraten nur manchmal die„Her⸗ Kleine Abiturientinnen wer⸗ Zarten, wo Starkes rezitiert ein Mädel mit dunk⸗ lem Schopf und lachenden, blauen Augen, während ſie ſchön geſchmeidig gerührte Sahne in ziſchendes, kochendes Fett Strenge mit dem Zarten—— Sie Zitat auf die ganze Ausbildungszeit anwenden. Das ſchöne, vielſeitige und wichtige Schulwiſſen wird ver⸗ auf rein weiblichen, hauswirt⸗ junge Mädchen aus dem erwählten Beruf heraus ein heiratet, ohne praktiſch für die neuen Aufgaben vorgebild zu ſein— der früher ſo beliebte„Kochkurs“ in der Braut geit tut es freilich nicht!— und daß ſie auch für den Fal daß ſich ihr keine Heiratsmöglichkeit eröffnet und ſie ihn Lebensbefriedigung in der Erfüllung beruflicher Aufgabe findet, zugleich nicht„weltfremd“ wird. 9 „Die Sache macht ja auch ſoviel Spaß!“ der jungen Mädel, das nach Ueberwindung niſcher Schwierigkeiten“ im kinderpflegeriſchen Kurs ein Lob eingeheimſt hat.„Es iſt ſonderbar, wie unwichtig uns bald die ſogenannte geiſtige Arbeit erſcheint, wenn man ſie ganz lich losgelöſt vom Leben als Selbſtzweck betreibt! Wie un⸗ ſinnig das alles war— und bei uns Frauen hat da plaudert eines mancher ykech⸗ 10 ſehr diel liebe Eitelkeit mitgeſpielt eine Eitelkeit, dis n häßlicher erſcheint als ſtundenlanges Stehen vor dem Spiegel!“ Viele der jungen, friſchen und geſunden Mädel gehen in weibliche Berufe, einige geſtehen lachend und leicht er⸗ rötend, daß ſie, wenn ſie ſich ſicher genug fühlen in den neuen Aufgaben, den Weg zum Standesamt antreten wer⸗ den. Die ſchlanke Blonde, die anfangs ſo reizend ernſthaſt Auskunft gab, erklärt:„Nein, ich kann und darf ſtudieren und werde es mit großer Freude tun. Um ſo größerer Freude, als ich mit meinem Studium nach dieſer Ausbil⸗ dung nicht mehr im luftleeren Raum ſchweben werde! Und was glauben Sie, die Kocherei und Hausarbeit macht mir ſo viel Freude, daß ich neben Bücherwälzen und ſchriftlichen Arbeiten ganz gewiß immer Zeit dafür finden werde, mich daheim zu betätigen.“ Die Lehrer und Lehrerinnen ſind durchweg faſt einer Anſicht: Ob die jungen Abiturientinnen nun friſch von de werden der heranwachſenden Generation gerade in der Kameradſchaftlichkeit mit dem jungen Mann in einer ſpäteren Ehe köſtliche Verbundenheit ſchenken. Aber der„Blauſtrumpf“, die einſeitig „geiſtig“ eingeſtellte Frau mit den „höheren Intereſſen“, die in ihrer Uebertriebenheit doch niemals mehr war als eine Witzfigur und eine von ein⸗ ſichtsvollen, vernünftigen Männern gern belächelte Erſcheinung, die wird verſchwinden. Sie iſt ſogar ſchon verſchwunden. Wenig mehr als zwei Jahre haben aus⸗ gereicht, unſerer weiblichen Jugend die Augen zu öffnen und ihren ſchlummern⸗ den Inſtinkt für den eigentlichen Beruf der Frau, für ihre ſchönſten Ziele und Aufgaben zu wecken. Dieſe Wandlung wird unterſtützt durch die Beſtrebun⸗ gen der Führung, kein junges deutſches Mädel mehr unvorgebildet und verant⸗ wortungslos in die Ehe, in die Haus⸗ wirtſchaft eingehen zu laſſen. Das ge⸗ ſchieht reibungslos und ohne große Auf⸗ regung. An die Schulzeit ſchließt ſich die hauswirtſchaftliche Ausbildung an, die entweder in einer der vielen ländlich hauswirtſchaftlichen Schulen genoſſen wird, die ſich organiſch aus dem länd⸗ lichen Lehrjahr ergibt oder ſogar in Spezialkurſen ab⸗ ſolviert wird und möglicherweiſe gleichläuft mit einer beſonderen Ausbildung in weiblichen Berufen. Keine pfle⸗ geriſche Ausbildung mehr, keine Schulung für ſoziale Arbeit, für techniſche, handwerkliche oder ſelbſt geiſtige Berufe, die nicht gleichzeitig ergänzt würde durch hauswirtſchaftliche Ausbildung. Damit iſt die Gefahr ausgeſchaltet, daß das Gemeinſchaftskochen iſt Arbeitsteilung und deshalb Vergnügen. Aufnahmen(2): Atlaphot(M' Schule in die ländlichen Leheſahrgange, in Hauswirtſchalk⸗ liche Schulen oder zuſätzliche Wirtſchaftskurſe gehen, a. lenthalben zeichnen ſie ſich durch beſonderen Eifer aus. Ein Eifer, der manches liebe Mal eine kleine Unſicherheit und Ungeſchicklichkeit, herrührend aus Mangel an Uebung, über⸗ winden hilft. Denn, nicht wahr, gar ſo lange iſt der liebe „Blauſtrumpf“ ja noch nicht tot! Elſe Wernicke. Kreuz und Quer Es ſchlug 44.— Alles um eine Katze.— Wenn Jungens oſtafrikaniſchen Krieg„machen“.— Der Zolltrick.— Die Spuren. Wie oft waren wir erſtaunt oder empört, es hatte 513 geſchlagen“. Die Zeit iſt überholt, denn die Uhren zeigen 13 bis 24 und ſchlagen es auch. Jetzt hat es aber ſogar 4 und noch mehr geſchlagen. Dieſen Rekord hat eine Turmuhr in London geleiſtet. Der rieſigen Ahr auf dem Turm der Bakerſtreet fiel es eines Nachmittags plötzlich ein, ſtatt vier vierundvierzig zu ſchlagen. Die Paſſanten blie⸗ ben auf der Straße ſtehen, die Fenſter öffneten ſich, und alles ſah erſtaunt und kopfſchüttelnd nach der Uhr. Eine Stunde ſpäter ſchlug es vom Turm ſtatt fünf zweiundzwanzig. Jetzt entſtand vor dem Ahrturm bereits ein Auflauf, und langſam begann man auf den nächſten Glockenſchlag zu wetten. Um ſechs Uhr verloren viele Leute ihr Geld, denn ſie hatten darauf geſetzt, daß die Uhr immer weniger ſchlagen werde. Es ſchlug aber einundfünfzig. Das Wettfieber ſtieg, und gegen ſieben Uhr wurde es nahezu dramatiſch. Die Menſchen⸗ menge hatte ſich in zwei ziemlich gleich große Lager geteilt, von denen das eine wettete, die Uhr werde mehr als fünfzig, das andere, ſie werde weniger als fünfzig ſchlagen. Die Peſſemiſten behielten Recht, denn als ſich um ſieben Uhr Tauſende von Ohren ſpitzten, blieb es ganz ſtill. Der Uhr war die Puſte ausgegangen „13 geſchlagen“ nach früherer Auffaſſung hat es auch als man von den Vorgängen erfuhr, die kürzlich das Amts⸗ gericht in Stuttgart beſchäftigte, wo ſich ein 358jähriges, alleinſtehendes Fräulein von Stuttgart wegen Beleidi⸗ e Körperverletzung zu verantworten hatte. Die Angeklagte hatte ihre geliebte Katze bei einem Umzug weggeben müſſen. Eine Bekannte von ihr, eine 64 jährige Klavierlehrerm, empfahl ihr, die Katze gegen ein kleines Koſtgeld bei einem älteren Ehepaar, das ohnehin 14 heimat⸗ loſe Katzen beherbergte, in Pflege zu geben. Bei einem Be⸗ ſuch merkte die Angeklagte, daß die Katze krank geworden war. Sie ging ſofort mit ihr zum Tierarzt, der außer vielen Flöhen eine bekannte Katzenſeuche feſtſtellte, der das Tier nach einigen Tagen erlag. Die Angeklagte wandte nun ihren ganzen Haß ihrer alten Bekannten zu, die ihrer Meinung nach an allem ſchuld war. Nachdem ſie ihr eine ſelbſtgefertigte Traueranzeige:„Ihr armes Opfer hat ausgelitten“ und eine Anzahl unglaublicher Schmähbriefe geſchickt hatte, lauerte ſie der Bekannten, die die ungerechtfertigten Anrempelungen vornehm mit Schweigen beantwortet hatte, in einer finſteren Nacht am Eugensplatz auf und verbleute ſie aus Leibes⸗ kräften. Da die Angeklagte ihr Unrecht durchaus nicht ein⸗ ſehen wollte— die Seuche hätte das Tierchen ja überall fangen können, erhöhte der Richter die in einem voraus- gegangenen Strafbefehl ausgeſprochene Geldſtrafe von 60 auf 100 Mark oder 20 Tage Gefängnis. 5 Der Ausgang dieſes„Kleinkriegs“ war noch ziemlich mild. Nicht ſo der„italieniſch⸗abeſſiniſche“ Krieg gens haben ihr Spiel durchaus zeitgemäß geſtaltet, ja faſt zu zeitgemäß, denn das Spiel eilte den Tatſachen um einige Tage voraus. Dieſer Krieg endete nach dem Bericht einer Stuttgarter Zeitung mit dem ſeltſamen Ergebnis, daß beiden Kriegsgegnern„Sanktionen“ auferlegt werden dürften. Die Dorfjugend von Klein⸗München hat nämlich den oſtafrikani⸗ ſchen Krieg in einer ſolennen Prügelei vorweggenommen, und da die Buben möglichſt martialiſch ausgerüſtet in den Kampf ziehen wollten, waren ſie in die Ortsfeuerwache ein⸗ gedrungen und hatten ſich mit den dort hängenden 41 Feuer⸗ wehrhelmen geſchmückt. Die braven Feuerwehrleute entdeck⸗ ten dieſen Raub leider erſt zu ſpät. Denn als ſie den Rangen die Helme wieder entriſſen, hatten dieſe ihre einſtige Schön⸗ heit völlig eingebüßt: ſie waren durch Steinwürfe verbeult, in der Hitze des Handgemenges auch in den Schmutz ge⸗ worfen und mit Füßen getreten worden. Die Feuerwehrleute betrachteten eine Weile traurig die kläglichen Ueberreſte und eilten dann erboſt zum Kadi, bei dem ſie gegen die Eltern der Uebeltäter eine Schadenerſatzklage in Höhe von 900 Schilling einreichten. Aus vielen Häuſern Klein⸗Münchens aber ertönten am Abend des Kampftages Hiebe und das Schmerzgeſchrei der„Italiener“ und„Abeſſinier“. Ein„teurer Spaß“ wegen einer Katze und wegen eines kindlichen Spiels; noch teurer wurde ein„Spaß“ mit„Nipp⸗ ſachen“. Erſcheint da kürzlich an einer ungariſchen Zoll⸗ ſtation ein Reiſender, der die Frage, ob er etwas Joll⸗ pflichtiges habe, bejaht. Fünf Nippfiguren weiſt er dem Zoll⸗ beamten vor, bezahlte den geringen Zoll dafür und reiſt weiter. Doch ſchon nach wenigen Tagen erſcheint ein anderer Reiſender, der ebenfalls fünf Nippfiguren vorweiſt. Der Zollbeamte ahnt einen Zollkrick, Schmuggel mit De⸗ viſen, Kokain oder ſonſt etwas. Aus Verſehen bricht er den Kopf einer Figur ab, doch ſie iſt leer und er muß ſich ent⸗ ſchuldigen. Wieder erſchien nach einigen Tagen ein dritter Reiſender mit ähnlichen fünf Nippfiguren. Jetzt iſt ſich der Zollbeamte ſeiner Sache ſicher. Er wirft, ehe der Reiſende es verhindern kann, alle fünf Nippes auf den Fußboden, doch nur Porzellanſcherben fand er, ſonſt nichts. Der Rei⸗ ſende zeigte empört eine Quittung vor, wonach er für die fünf Nippfiguren 15 000 Kronen bezahlt hatte und verlangte Entſchädigung. Tatſächlich hat die ungariſche Zollbehörde die Jumme zunächſt bezahlt, es gelang aber auch, dem Aus⸗ ſteller der gefälſchten Quittung auf die Spur zu kommen. Mit den Spuren iſt es ſo eigene Sache, ſie berraten oft mehr als lieb iſt. Chriſtian W. Hufeland, der berühmte Berliner Arzt zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, hatte einem Patienten eine beſondere Diät vorgeſchrieben, die die⸗ ſem aber wenig behagte. Als ihn der Arzt eines Tages be⸗ ſuchte, fühlte er ihm den Puls und ſagte ſtreng und tadelnd: „Sie haben ja trotz meiner Anordnung ein weiches Ei ge⸗ geſſen...“„Was“, rief der erſchrockene Patient,„das mer⸗ ken Sie an meinem Puls?“„Gewiß! Das Ei enthält Schwe⸗ fel, Phosphor und albuminöſe Beſtandteile, die die Magen⸗ wände reizen. Das merke ich dann ſofort am Puls.“ Der völlig eingeſchüchterte Patient befolgte von nun an alle Diätvorſchriften auf das Genaueſte.„Das iſt ja geradezu in einer oberöſterreichiſchen Stadt. Die dortigen Jun⸗ 8 wunderbar“, rief der Aſſiſtent Hufelands aus, als beide wieder auf der S aul der Straße waren.„Sie haben tatſächlich am Puls erkennen können, daß der Patient ein Er gegeſſen hatte „Anſinn“, brummte der große Arzt,„der Mann hatte ja Eigelb an ſeiner Kravatte!“ „Blinde Paſſagiere“ geſucht In den Zeitungen aller Länder tauchen von Zeit zu Zeit Nachrichten auf, daß beim Entladen von Frachtdampfern oder in Markthallen in den Frucht⸗, beſonders den Bananen⸗ ſendungen exotiſche Schlangen und andere Tiere gefunden werden. Als blinde Paſſagiere haben dieſe unerwünſchten Gäſte die Reiſe über den Ozean mitgemacht. Vor wenigen Jahren wurde z. B. ein Händler in der Berliner Zentral⸗ markthalle am Alexanderplatz von einer Vogelſpinne gebif⸗ ſen, die unter einem Bananenbündel verſteckt geweſen war. Vor kurzem wurde ein ähnlicher Fall mit einer giftigen Schlange aus einem franzöſiſchen Hafen gemeldet. Dieſe unliebſamen Entdeckungen beſchränken ſich nicht auf Schlan⸗ gen, Vogelſpinnen, Skorpione und Inſekten; man hat ſogar ein winziges Säugetier, eine Opoſſumart mit dem Namen „Bananenratte“, auf dieſe Weiſe aufgegriffen. Der Lon⸗ doner Zoologiſche Garten kam vor Jahren auf demſelben Wege in den Beſitz eines überaus ſeltenen Baumfroſches. Das Aquarium erhielt von einem Thunfiſchdampfer, der in der Biskaya gefiſcht hatte, eine der Wiſſenſchaft bisher vböl⸗ lig unbekannte Schwammart. Durch dieſe Bereicherungen er⸗ mutigt, hat der Zoologiſche Garten in London nunmehr für alle Dock⸗ und Hafenarbeiter, die ihm derartige lebende Funde überweiſen, hohe Tierfangprämien ausgeſetzt. Es iſt falſch .. Waſſerhähne ſo ſtark zuzudrehen, daß das Dich⸗ tungsleder locker wird und der Hahn tropft. 0 ..„ Meſſer im heißen Spülwaſſer liegenzulaſſen, da ſich die Griffe löſen.. 5 Bügeleiſen und Bratpfannen uneingefettet aufzu⸗ bewahren. . die Kaffeemühſe grob mahlen zu laſſen, ſtatt ſie feiner zu ſtellen, um den Kaffee ganz auszunützen. 50 .. Konſervengläſer 5 1 nicht nachzusehen, ſonſt mancherlei Schaden entſteht. Schirme und Schuhe naß ſtehenzulaſſen, ſtab aufzuſpannen bzw. mit Papier auszuſtopfen. . Gummizüge in der Wäſche mitzukochen. 5 .. erhaltene Briefe 5 lange nicht zu beantworten, die Luſt dazu ganz vergeht. „ eine Tür ſtändig an ein Möbel anſtoßen zu laſſen, ſtatt einen Anſchlagkorken am Boden anzubringen. .. Schubladen ſtreng 3 zu laſſen, ſtatt Seife an den Laufleiſten einzuſchmieren. a 5 z vom Blumengießen feuchte Stellen auf den polier ten Möbeln zu laſſen, weil es weiße Flecke gibt. ... Beſen und Bürſten aufs Haar zu ſtellen. „Gewichte auf der Waage ſtehenzulaſſen, dadurch ungenau wird. ſie mit weil ſie Der Erbſohn. Ein Bauernroman von Hertha Lindenblatt. n Verlag Neues Leben Bayr. Gmain. Obb.(Nachdruck verboten Copyright b 24 Ein wehes Lächeln zuckt um Konrads fahle Lippen. Alter, Ihr verlangt zu viel von meiner Kraft. Ihr würdet auch nicht ruhig bleiben, wenn Ihr Euer einziges Kind im Arm des Todes ſähet!“ 1 In dieſer Nacht hält Roſemarie an des Bauern Lager die Wacht. Er ſchläft nicht und liegt regungslos eine Slunde nach der andern. Dem Mädchen brennt das Herz in grenzenloſem Jammer. Da merkt ſie plötzlich, daß des Kranken Blick ſie trifft. Nie wieder kommt vielleicht der Augenblick, auf den ſie mit Schmerzen wartet. Sie muß ihn jetzt benutzen. „Konrad,“ fleht ſie in großer Angſt,„es geht ſo nicht mehr fort. Laß mich den Doktor aus Hansdorf rufen. Es muß etwas mit dir geſchehen. Du darfſt dein Leiden nicht wachſen laſſen, bis es zu ſpät zur Heilung iſt. Der Schäfer mag die Verantwortung für dein Leben auch nicht länger tragen. Laß mich den Doktor holen, Konrad!“ Abwehrend ſchüttelt der Kranke den Kopf. „Was liegt an meinem Leben, Roſemarie! Es iſt mir oft genug zur Laſt. Nur einen Frühling hab 9 mal ge⸗ lebt. Zu weißt es wohl. Jetzt iſt mein Winter gekommen. Ich ſehne oft das Ende herbei.“ Ein Schmerz zerreißt des Mädchens Seele. Nein, er darf nicht ſterben. Will er nicht handeln zu ſeinem Heil, ſo muß ſie es für ihn tun. Denn gerettet muß er werden, gerettet für ſein Kind. Sobald es angeht macht die Magd ſich nach Hansdorf auf. Sie fürchtet ſich nicht vor dem weiten Weg; ſie fürch⸗ tet nur, daß ſie zu lange Zeit gebraucht. Ein Fuhrwerk überholt ſie auf dem Wege und nimmt ſie mit. Ein neuer Mut ſteigt in ihr auf. Gott fügte, daß ein Wagen zu dieſer Stunde dieſe Straße nahm, er wird auch weiter helfen. Vor dem Beſuch im Doktorhauſe fürch⸗ tet ſie ſich nicht. Maria iſt ja da und iſt ihre Freundin; aber die Freundin iſt nicht daheim. Roſemarie muß ſelber mit dem Arzte reden, der ſie nicht kennt. Sie nimmt ihr Herz in beide Hände und ſchildert ihm des Kranken Zuſtand und ſpricht von des Schäfers zwei⸗ maliger Hilfe und ſeiner Anſicht über das Leiden des jungen Birk. Er hört ſie ſchweigend an und nickt nur dann und wann leiſe mit dem Kopf. „Herr Doktor, kann er noch gerettet werden?“ fragt ſte zagend. „Es wurden ſchon viele geheilt, die dasſelbe Leiden hatten.“ „Ach kommen Sie, Herr doktor!“ bittet ſie. nicht ſterben. Er muß gerettet werden.“ „Birk,“ ſagt er,„der Bauer Birk? Sind Sie beauftragt, mich zu rufen?“ Er ſieht ihr aufmerkſam in das erbleichende Geſicht. 5„Ach nein,“ ſpricht ſie mit Schrecken,„ich bin ja heimlich hier.“ „Ich dachte es wohl. So darf ich auch nicht kommen.“ Der Roſel frohbelebtes Antlitz wird totenblaß. „So muß er ſterben!“ Der Doktor überlegt und ſchüttelt den Kopf. „Der Bauer Birk war mein ſtärkſter Gegner, als ich in Birkfelde Wohnung nehmen wollte. Ich darf nicht kommen.“ „Das war der alte Birk. Bauer.“ „Um den Sohn, ich weiß,“ erwidert er, und prüfend geht 3 über des Mädchens Angeſicht.„Wie ſtehen Sie Zu i m?“ Ein jähes Erröten überfliegt die Stirn der Roſemarie; aber ſie ſenkt die Augen nicht. „Ich bin die Magd!“ Er weiß genug. „Ich darf nicht kommen.“ „Sie tragen auf den Bauer einen Zorn?“ „Nein,“ ſagt er ruhig,„ich trage keinen Zorn. Wenn ich kommen dürfte, ich käme zu ihm zuerſt. Und wenn ich ſelber krank und elend wäre.“ Ein Seufzer geht von ſeinen Lippen.„Ich darf nicht kommen, ſo gern ich wollte.“ Da weiß Roſemarie, daß ſie vergeblich kam. Als wenn ſie ſelber ſterben müßte, ſo weh wird ihr auf einmal um das Herz. Dem Arzte wird es ſchwer, daß er ſie gehen laſſen muß und nicht tröſten und helfen kann. In dieſem Augenblick tritt Maria ein. „Du, Roſeli?“ ruft ſie in freudiger Ueberraſchung. „Kommſt du endlich auch zu mir? Aber wie ſiehſt du denn „Er darf Jetzt geht es um den jungen aus? Was haſt du nur?“ „Konrad!“ ſtößt Roſemarie hervor, und die Freundin verſteht im Augenblick ihr Leid. i Des Gatten Auge ſucht die junge Doktorsfrau. Er ſchili⸗ telt leiſe mit dem Kopf. Er darf nicht kommen, ſie weiß es wohl. Dennoch fährt ihr ein Gedanke durch den Kopf. „Wilhelm,“ bittet ſie,„laß uns heute zu den Eltern fahren. Wenn du im Dorf biſt, vielleicht Sie vollendet nicht den Satz; aber er verſteht ſie wohl. Er hat die Hoffnung nicht, die ſeine Frau hegt, doch mag er ihr die Bitte nicht verſagen. „Es ſeil“ Maria nimmt die Hand der Freundin. „Komm, Roſeli. Du fährſt mit uns. Aber wir müſſen noch ein wenig warten. Er iſt noch nicht ganz fertig. Sie läßt ſich danach Roſemariens Kummer ſagen und ſchlägt ihr nach kurzem Ueberlegen vor, mit dem alten Birk ſelbſt zu ſprechen; aber das Mädchen hat keine Hoff⸗ nung mehr. Sie iſt ganz verſtört und hat auch nicht Ge⸗ danken für alles, was Maria ihr zeigen möchte Das Leib ſteht neben ihr und weiſt ihr ein ſchreckliches Geſicht. „Sei mir nicht bös, Maria!“ ſpricht ſie.„Ich möchte lieber nach Haufe gehen. Mir iſt ſo angſt, daß ich keinen Gedanken faſſen kann.“ 8 N cht mehr ein. Wie ſie ſo ſchnell zu⸗ rückgekommen iſt, kann ſie ſelbſt nicht ſagen. Auf einmal Hat ſie das 3 der 1 Lene erreicht. Die Alte ſteht an der Tür. „Ei, Roſel!“ ruft ſie freudig.„Kommſt du zu mir? Soll ich dir noch einmal die Zukunft künden?“ „Das Mädchen ſchüttelt den Kopf und haſtet vorbei. In ihr iſt plötzlich die ungeheure Angſt, daß inzwiſchen etwas Entſetzliches geſchehen ſein könnte; aber es iſt alles, wie es vorher war. Mutter Fränze ſitzt am Lager ihres Sohnes und lt auf ihren Knien das Enkelkind, und ihre Augen haben einen neuen Glanz. Seit länger als zwei Jahren betrat ſie heut den Hof zum erſten Mal, zum erſten Mal die Hinterſtube. Warum glänzt ihr Auge ſo? Hofft ſie, es könnte anders werden, als es ſo lange war? Meint ſie, des Mannes ſchweres Leiden könnte die Frau endlich zur Einſicht brin⸗ gen? Die Schwiegertochter ſchickte heute in der Frühe nach ihr. Sie wartete auf ſie an der Tür und bat ſie freund⸗ lich, doch hereinzukommen, und den Sohn zu pflegen, und Mutter Fränze trat frohen Herzens ein, wußte ſie doch nicht, was an dieſer Stelle dem ſchweren Anfall ihres Buben vorangegangen war. Ein Gedanke fährt durch Roſels Sinn, als ſie die Mutter an des Bauern Lager ſieht. Die Eltern haben ihren Buben lieb, wenn ſie es auch nicht immer zeigen können. Der Bauer wird nicht länger einem Arzte widerſtreben, wenn er weiß, daß der Sohn nur ſo gerettet werden kann. Sie eilt hinaus und ſucht nach Sebaſtian Birk, bis ſie ihn im Stall findet, wo er den Pferden den Hafer ein⸗ ſchüttet. Mit fliegender Rede und hoffender Seele berichtet ſie von ihrem Beſuch bei dem Arzt und von der Antwort, die er ihr gegeben hat.“ „Er iſt heut im Rabelhof,“ ſagt ſie zuletzt,„o, laßt ihn rufen, Vater!“ Aber Sebaſtian ſchüttelt den Kopf. „Das iſt Unſinn, was du ſagſt. Du ſiehſt, des Schäfers Mittel ſchlägt immer an. Mehr kann auch der Doktor nicht dabei tun. Und ſchneiden erlaub ich nicht. Es war nicht recht, daß du hinter meinem Rücken nach Hansdorf gingſt. Aber ich weiß, daß du es aus Liebe zu uns allen tateſt, und darum ſag ich dir kein böſes Wort. Aber ſchlag dir den Doktor aus dem Sinn.“ Die Roſel bittet und fleht, weil ihr der Vater weicher er⸗ ſcheint als ſonſt; aber ſie ſchafft nichts. In ſeinem Sinn bleibt er hart und ſtarr. Des Sohnes Leiden nimmt er nicht ſo ernſt, daß er nach einer Rettung ſuchen müßte. Noch einen letzten Verſuch wagt Roſemarie. Sie geht zur Frau. Alles, was der Doktor ihr geſagt hat, läßt ſie die Anne wiſſen; aber ſie reizt die Bäuerin damit zum Zorn. „Wie darfſt du wagen, freche Dirne, was nur der Frau zugekommen wäre!“ 5 „Und wenn der Arzt nicht kommt?“ fragt jene atemlos. „Und wenn er nicht das Meſſer braucht?“ Die Magd ſchweigt; aber ihr Auge redet. Da wendet ſich die Bäuerin ab. Von Stunde zu Stunde wartet Roſe⸗ marie ab, daß zum Arzt geſendet wird. Vergeblich. Da faßt ein Jammer ſie und zugleich ein heftiger Zorn. Ver⸗ zweifelt faltet ſie die Hände in ohnmächtigem Schmerz. Einmal noch taucht ein jäher Gedanke auf. Ob ſie zum Schulzen gehen ſoll, ihn zu bitten, daß er auf den Alt⸗ bauern einwirkt? Nein, ſie tut es nicht. Es würde doch nichts nützen! Und die Bäuerin? Konrad hat recht, wenn er ſagt, daß ihm an ſeinem Leben nichts mehr liegt. Müßte ſonſt die Frau nicht das Aeußerſte wagen, damit der Mann errettet würde? Roſel ſieht am Abend Doktor Reiters Wagen aus dem Rabelhof fahren. Damit ſchwindet für ſie der letzte ſchwache Hoffnungsſchimmer, und ſie bricht in heiße Tränen aus. So findet ſie die Bittnermuhme. „Muhme,“ ſagt das Mädchen in heißer Qual,„es liegt ihr nichts dran, daß er am Leben bleibt.“ Die Muhme verſteht ſie im Augenblick; aber ſie wehrt: das Fürchterliche ab, als könnte es nimmer möglich ſein. „Still, Kind! So etwas darfſt du gar nicht denken!“ Sie aber denkt von der Birkhofbäuerin durchaus aicht beſſer als die Roſel. Im Gegenteil! Freilich hat ſie noch ganz andern Grund dazu. Geſtern abend, als ſie um der Mutter Fränze willen zum Birkhof eilte, um zu fragen, wie es mit dem Bauern ſteht, ſah ſie ein Paar im Birkenhain, das ihr bekannt er⸗ ſchien, und als ihr ſcharfes Ohr die Stimme der Birknerin vernahm, wußte ſie, daß ſie ſich nicht getäuſcht hatte. Mehr noch! Sie verſtand die Worte der Anne und danach auch des Mannes Antwort, und das Herz ſtand ihr vor Schrecken ſtill. Zum Hof war ſie gehaſtet, ohne daß ſie einen klaren Gedanken oder Entſchluß faſſen konnte, und als ſie dann den Jungbauern ſah, ſo elend und voller Pein, daß es ein Jammer war, da ſchwieg ſie ſtill. Unmöglich konnte ſie ihn noch unglücklicher machen, als er ſchon war. „Sorg dich nicht, Roſeli,“ ſagt ſie darum.„Wenn Gott will, kann er ihm das Leben erhalten auch ohne Arzt.“ Damit muß ſich Roſemarie zuletzt zufrieden geben, und ſie tut es auch. Wider Erwarten beſſert ſich des Jungbauern Zuſtand ſo 1 15 daß er zur Zeit der Roggenernte wieder wohl auf iſt. Ein Gutes hat die Krankheit ihm gebracht: Die Bäuerin zeigt ſich ſeither weicher und freundlicher. Sie nimmt Rück⸗ ſicht auf des Mannes Leiden. Den Eltern begegnet ſie ſo herzlich wie nie zuvor. So oft ſie will, darf Stina in die Kate zur Ahne gehen. Ein Aufatmen geht durch alle Herzen. So hat das Leiden doch eine gute Frucht gezeitigt. Neue Hoffnung zieht in die Gemüter. Nur eine täuſcht die Bäuerin nicht trotz aller Freundlichkeit, die Bittnermuhme. 16. Jakob Goldner führt nach der Ernte ſein Vorhaben aus; g er reiſt in das Weſtpreußiſche, um ſeines Schwagers Grab zu finden. Das wird ihm nicht ſo ſchwer, wie er anfang⸗ dachte. Der Anwalt hat ihm einen guten Weg gewieſen, auf dem er bald zum Ziele kommt. 5 Zu früher Morgenſtunde ſteigt er aus der Eiſenbahn und hat, wie der Beamte ihm ſagt, noch ein gute⸗ Stück Weges zu Fuß, bis er Grünwieſe erreicht, das Dörfchen, in dem der letzte Rabelſohn geſtorben ſein ſoll. Es iſt dem Wanderer nicht unlieb, daß er allein die Straße zieht, hat er doch Muße, alles zu bedenken, das noch einmal aus der Vergangenheit in ſeiner Seele aufſteigt. 5 Jetzt iſt er aber ganz ſicher und ruhig in ſeinem Gemüt. Es ſteigt kein Schatten mehr empor, und keine böſe Ahnung beſchwert ſeinen Geiſt. Durch Jahre und Jahre hat er ſich gemüht, den Erben des Rabelſohnes aufzufinden. Es ik ihm nicht gelungen. Nun hat er Frieden mit beiden, dem alten Vater und dem Freund. Seltſam, daß dieſe Ruhe nicht mit dem Bericht des An⸗ walts über ihn kam, der ihm klar bewies, daß Fritz Rabel keine Erben hinterließ! Später erſt, als er in ganz ver⸗ kommener Umgebung den Buben Friedel wiederfand und ihn zu ſich nahm, als wäre er ſein Sohn und Erbe, da kam von ſelbſt der Friede. Schneller, als er dachte, erreicht der Wanderer das Dorf, an deſſen Anfang er unter alten Bäumen den Friedhof liegen ſieht. Er überlegt. Es iſt noch früh, was ſoll er jetzt ſchon den Schulzen ſuchen und den Lehrer, wohl auch den Nachtwächter und Totengräber. Beſſer iſt es, er geht erſt auf den Gottesacker und ſucht, ob er unter den Gräbern eins findet, das verwahrloſt genug iſt, um einen Erdengaſt zu bergen, der ohne Anhang war und ohne Liebe. 0 a. dul dle hal ung lomml es an WIR TREIBEN ETWAS GYMNASTIK Die meiſten Frauen halten ſich ſchlecht, ſelbſt die Frauen, die ſtolz ſind auf ihre„gute Haltung“. Denn meiſt beſteht die vermeintliche„gute Haltung“ in zurückgenom⸗ menen Schultern— jedoch bei einem unſchönen Hohlkreuzk — in klarem, rhythmiſchem Gang— bei eingefallener Bruſtk — oder in aufgerichtetem, geſtrecktem Rumpf— bei vor⸗ geneigtem Kopf! Der Körper der Frau wirkt„durchge⸗ knickt“, ſie geht meiſt ein wenig eilig, ausſchließlich mit den Beinen, bei weit vorgeneigtem Oberkörper. Die ganze Ge⸗ ſtalt wirkt unharmoniſch, abgehetzt und fern jeglicher Schön⸗ heit der Körperbewegung. Als kleine Entſchuldigung für die ſchlechte Haltung der Frauen mag manche Modetorheit gelten, vor allem die der hohen Stöckelabſätze. Wir brauchen,— um uns natürlich zu halten und zu bewegen, durchaus nicht immer in Sandalen herumzulaufen. Doch um uns zunächſt einmal dieſe Haltung und Bewegung zu erarbei⸗ ten, legen wir die Schuhe ab und ſtellen uns barfuß im Badeanzug in Profilſtellung vor einen hohen Spie⸗ gel, der die ganze Geſtalt frei wie⸗ dergibt. So alſo halten wir uns! Der Anblick mag eine kleine unange⸗ nehme Ueberraſchung bringen. Nun übertreiben wir einmal mit Anſpan⸗ nung der ganzen Körpermuskulatur die falſche Haltung. Wir ſteifen den Oberkörper bei abfallenden Schultern, wir drücken die Knie durch und zie⸗ hen das Geſäß ſoweit als möglich rückwärts, verſtärken alſo die Win⸗ kelſtellung. Das iſt etwa die Haltung, die wir in übermüdetem, eiligem Zu⸗ rade Haltung mil ſtand einnehmen, beiſpielsweiſe, wenn Hohlkreuz. wir mit vielen Paketen und Markttaſchen beladen nach Hauſe hetzen. Nun verändern wir die falſche Haltung zur richtigen und naturgemäßen: f Zunächſt entſpannen wir die geſamte Muskulatur und drücken dann langſam und ſtetig das Geſäß durch. Das ſtumme Kommando, das wir uns dabei geben, lautet: Hüfte vor, Hüfte vor! Mit Erſtaunen werden wir im Spie⸗ gel erkennen, daß automatiſch die Knie weich werden und die Oberſchenkel ſich ſtrecken. Wir„wachſen“ gleichſam, denn auch der Schultergürtel wandert durch die Hüftbewegung Ueberkrieben ge⸗ zurück und die 2 Arme hängen frei ſchwebend neben* dem Körper, der Kopf richtet ſich auf. Langſam und ſtetig wird die Bewe gung durchgeführt, die wir uns den⸗ über den Becken⸗ Fußgelenk reichen der Hüftknochen vor liegt. Uebung noch nicht zeigt ſich nämlich, leicht erſcheinende auszuführen iſt. tien zwiſchen Hüfte Grund ihrer Ver⸗ nicht mehr ge⸗ Aiſſen durch flei⸗ wieder ans Arbei⸗ den. Kräftig zie⸗ bis eine Senkrechte, ken, vom Scheitel knochen bis zum würde, während eine Handbreit da Anfangs mag die ganz gelingen. Es daß dieſe lächerlich Bewegung ſchwer Ganze Muskelpar und Leiſte ſind auf nachläſſigung gar brauchsfähig und ßiges Training erſt ten gewöhnt wer hende Schmerzen in der Leiſtenge⸗ gend ſind daher ein Durchgeknickte Zeichen, daß die Uebung richtig und Haltung. energiſch durchge⸗ führt wurde. Wir übertreiben ſie ſpä⸗ ter, indem wir die Hüfte ſs weit vorſtellen, daß der Kör⸗ per einen Rundbogen darſtellt, um dann in die ruhige, ela⸗ ſtiſche Normalſtellung zurückzukehren. Beginnen wir jetzt zu ſchreiten, ſo fängt jede Schritt⸗ bewegung nicht im Fuß, im Knie oder Oberſchenkel an, ſondern ausſchließlich in der Hüfte. Wir erinnern uns des ſtummen Kommandos: Hüfte vor, Hüfte vor! Und ſetzen das Bein von der Hüfte ausgehend lang und natürlich vor⸗ wärts. Der Körper gleicht die Bewegung aus und folgt. Auf dieſe Weiſe müſſen wir erneut„laufen lernen“, indem wir ſtändig vor dem Spiegel Haltung und Schritt korri⸗ gieren. Es iſt dies die wichtigſte und zualeich ſchwieriaſte 0 Vorausſetzung aller gymnaſtiſchen Durch⸗ bildung des Körpers. Denn erſt wenn man das untrügliche Gefühl für die na⸗ turgemäße Haltung gewonnen hat, kann man ſie in Bewegung und in die Schu⸗ lung einzelner Körperteile auflöſen, um immer wieder in die Ruheſtellung zurück⸗ 5 de Dieſe Uebung hat vor allen an⸗ eren den Vorzug, daß ſie nicht an eine Gymnaſtikſtunde in der Woche oder an fünf Minuten Morgenarbeit gebunden iſt, ſondern daß man ſie ſtets und ſtändig, beim Spazierengehen wie bei der Haus⸗ arbeit, beim„Sitzen und Stehen ausführen kann. Das heißt, man ſollte ſich ſtändig des ſtummen, wichtigen Kom⸗ mandos erinnern: Hüfte vor, Hüfte vor! Damit iſt die Vorausſetzung zu geſunder, natürlicher Haltung und zu erfolgreicher weiterer, gymnaſtiſcher Schulung gegeben! Text: E. Wickerhaus, Schereuſchnitte: Eva Schauwecker. 5 5 2 Einheimiſcher Sport. Fußball der Bezirksklaſſe. Käfertal— Sandhofen 3:0 Phönix Friedrichsfeld 31 Heddesheim— Feudenheim 1:3 Rheinau— Ilvesheim 2:3 Hockenheim— Neulußheim 2:2 08 Mannheim— Die Spiele nehmen in dieſem Jahre ſchon in der Vorrunde Formen an, die ein nicht gerade freudiges Ende vorausahnen laſſen. In allen Ecken und Enden ertönen Klagerufe über mangelhafte Schiedsrichterleiſtun⸗ gen. Die Schiedsrichter aus der Gruppe Oſt ſind eben nicht reif, die ſchnellen und abwechſlungsreichen Spiele einwandfrei zu leiten. Dringende Abhilfe iſt hier von Nöten. Die Spiele ſelbſt brachten manche Ueberraſchung. Käfertal ſcheint dieſes Jahr in beſtechender Form zu ſein. Sandhofen mit 3:0 das Nachſehen zu geben, das will was heißen. Haben ſich die Käfertaler in dieſem Jahr etwas beſonderes vorgenommen? Auf dem Phönix⸗Platz ging es hoch her. Nach aufregendem Kampf lagen die Friedrichsfelder Germanen am Schluſſe mit 3:1 im Rückſtand und mußte ohne die begehrten Punkte nach Hauſe ziehen. Feudenheim überraſchte in Heddesheim und erkämpfte Sieg und Punkte auf dem gefährlichen Gelände der Heddesheimer Fortuna. Rheinau mußte die beſſere Spielauffaſſung der Ilves⸗ heimer anerkennen. Zur Halbzeit lagen die Gäſte mit 3:0 im Vorteil. Allerdings kamen die Hausherren auf 3:2 heran, ohne aber den Sieg der Ilvesheimer ernſtlia gefährden zu können. In Hockenheim ſtieg das bekannte Lokalderby gegen Neulußheim. In ſolchen Spielen entſcheidet nicht die Leiſtung der Mannſchaft, ſondern die Nerven der Spieler. So auch in dieſem Falle. In gerechter Art teilte man ſich die Punkte. Seckenheim war bei den„heimatloſen“ Oger zu Gaſt. Hart, ja mehr als hart, war der Kampf. Ein unfähiger Seckenheim 4:0 Schiedsrichter machte das Maß des Uebels voll. Die Seckenheimer zeigten die Anfangsminuten ein ſchönes Spiel, verloren aber dann die Nerven und—— das Spiel. Tabelle: Vereine Sp. gew. unent. verl. Tore Punzte Olympia Reulußheim 3 2 1— 114 838 VfTu. R. Feudenheim 3 2 1— 85 5221 SC. Käfertal 2 2 8— 8:1 4:0 Germ. Friedrichsfeld 3 2— 1 53 42 Phönix Mannheim 3 2— 1 74 42 08 Hockenheim 3— 3— 77 3:3 Sp. Vg. Sandhofen 3 1 1 1 325 3:3 Alem. Ilvesheim 3 1 1 1 59 32 8 8 Mannheim 3 1— 2 628 2:4 Heddesheim 3— 1 2 3:6 125 Vg. Seckenheim 2—. 2 127 0 4 Rheinau 3— 5 3 3:6 0 6 Am morgigen Sonntag finden keine Pflichtſpiele ſtatt. Lediglich Rheinau wird auf beſonderen Antrag in Hockenheim zu einem entſcheidenden Kampfantreten. Die Ausſichten auf einen Sieg für die Gäſte ſind noch mehr als gering. Die Platzherren werden nicht mit ſich ſpaſſen laſſen. a ch Die A. S. Z., Allgemeine Sportzeitung, das amtl. Fachorgan für Fußball, Handball und Leichtathletik des Gebietes Anterbaden(Groß⸗Mannheim) errichtet in Seckenheim eine Verkaufsſtelle. Das intereſſante und moderne Sportberichteblatt iſt jeweils Montags und Mitt⸗ wochs vorm. bei der Verkaufsſtelle M. Wagner, Friſeur, Zähringerſtraße, zum Preiſe von 20 Pfg. pro Aus⸗ gabe zu hahen. Um jedoch der Zeitung eine einheitliche Grundlage für den beſtehenden Bedarf zu geben, wird den Sportintereſſenten nahegelegt, die A. S. Z. in Abon⸗ nement zu beziehen. Dadurch wird der Käufer durch verbilligten Bezug entſchädigl. Der Preis pro Monat beträgt RM. 1.60 für die jeweiligen Montags⸗ und Mittwochs⸗Ausgaben. Beſtellungen wollen bitte bis ſpateſtens Ende des Monats bei M. Wagner abgegeben werden. Auswärtiger Sport. Ganz Deutſchland feiert am erſten Oktoberſonntag das Erntedankſeſt. Die ſportlichen Ereigniſſe erleiden aber kaum einen Abbruch, da zeitliche und örtliche Verlegungen den Ausgleich ſchafften. Allerdings werden im Fußball Meiſter⸗ ſchaftsſpiele anſtelle der Bundespokalvorrunde durchgeführt, ſonſt aber fehlt keine der geplanten Großveranſtaltungen. Gau Württemberg trifft in Dresden auf eine ſächſiſche Aus⸗ wahl. Zwei Handball⸗Nationalmannſchaften fahren ins Aus⸗ land, um in Bern und Budapeſt die deutſchen Farben zum Siege zu führen. Die vier beſten Leichtathletikmannſchaften treten noch einmal in Stuttgart im Kampf um die Vereins⸗ meiſterſchaft an. Die Gewichtheber ermikteln ihren Mann⸗ ſchaftsmeiſter und die Motorſportler treffen ſich beim Feld⸗ bergrennen im Taunus.— Wie immer, marſchiert auch jetzt wieder Fußball an der Spitze. Faſt alle Gaue haben infolge der Verlegung der Bundespokalvorrunde Meiſterſchaftsſpiele angeſetzt. Von den ſüddeutſchen Gauen haben die Gaue Baden und Würt⸗ temberg allerdings nur je ein Spiel vorgeſehen, ſo daß im Süden nach folgendem Plane geſpielt wird: Gau Süd weſt: Opel Rüſſelsheim— Eintracht Frank⸗ furt, Phönix Ludwigshafen— Wormatia Worms, FSV Frankfurt— Kickers Offenbach, FK Pirmaſens— Boruſſia Neunkirchen, FV Saarbrücken— Anton Niederrad. Gau Baden: Vfe Neckarau— SV Waldhof. Gau Württemberg: 1. SS Alm— Sport⸗ freunde Stuttgart. Gau Bayern: Bayern München— Sp⸗Vgg Fürth, 1. FC Nürnberg— 1860 München, FE München— Wak⸗ ker München, ASV Nürnberg— BC Augsburg, 1. FC Bayreuth— FC Schweinfurt. Von den Freundſchaftsſpielen ſind die beiden Samstag⸗ Begegnungen in Mannheim und Stuttgart zu er⸗ wähnen. Die Fuldaer Boruſſen ſind beim VfR Mannheim und der Stuttgarter Sc empfängt den 1. Fc Pforzheim. Die württembergiſche Gauelf gaſtiert in Dresden und ſtellt ſich dort einer Sachſen⸗Gaumannſchaft. Die Schwaben wer⸗ den auf die Spieler ihres Meiſters VfB Stuttgart verzichten müſſen, da dieſer eine Reiſe nach Polen macht. Der pol⸗ niſche Landesmeiſter Ruch Bismarckhütte hat die Stuttgarter eingeladen. Der Gau Schleſtien ſpielt in Beuthen gegen Lemberg. Im Handball ſieht alles mit größter Spannung auf den Zweifronten⸗ kampf unſerer Nationalſpieler. Sowohl in Bern als auch in Budapeſt wird jeweils die zweite Begegnung mit Deutſch⸗ land ausgetragen. Die Eidgenoſſen wurden im Mai 14.6 geſchlagen und haben auch jetzt, obwohl ſie ſich mit ganzer Kraft auf den neuen Kampf vorbereitet haben, noch keine Ausſicht, den Deutſchen den Sieg ſtreitig zu machen. Auch die Magyaren, die vor Jahresfriſt 14:3 abgefertigt wurden, ſind ſelbſt in heimiſcher Umgebung nicht beſſer dran. In der Leichtathletik ſteigt noch einmal ein Großkampf um die deutſche Ver⸗ einsmeiſterſchaft. Der Fachamtsleiter hat die Friſt für die Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Sonntag, 6. Oktober:(Deutſcher Erntedanktag 1935): 6 Morgenruf vom Bückeberg, anſchließend Hafenkonzert; da⸗ zwiſchen Kurzberichte und Hörbilder um den Bückeberg; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer hör zu; 8.45 Evangeliſche Morgenfeier; 9.30 Sendepauſe; 10 Erntedank in deutſchen Gauen; 11 Platzkonzert vom Bückeberg, als Einlage, Kurzberichte vom Feſtplatz am Bückeberg; 12.20 Uebertragung des Staatsaktes auf dem Bückeberg; 14 Kin⸗ derſtunde; 14.45 Viertelſtunde für Handel und Handwerk; 15 Der ewige Bauer, Hörſpiel; 16 Nachmittagskonzert; 18 Hausmuſik; 19 Blasmuſik, 19.30 Turnen und Sport haben das Wort; 20 Anterhaltungskonzert; 20.30 Kurzbe⸗ richte von der Fahrt durch Niederſachſen und vom Eintreffen in Goslar; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Tanz in der Nacht; 24 Lied, Traum und Glück. Montag, 7. 9 Frauenfunk; 9.15 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Bekanntgabe der Termine: Wieder⸗ ſehensfeiern alter Frontſoldaten, anſchließend Sendepauſe; 16 Heitere Muſik am Nachmittag; 18.30 Jugendfunk; 19 Bunte Grenzlandſtunde; 20.10 Achtung! Herhören! Pro⸗ grammänderung!, Strafgerichtsberhandlung in Strafſachen „Reichsſender Stuttgart— Abteilung Unterhaltung“; 22.30 Hugo Wolf in Stuktgart: 22.45 Muſik zur guten Nacht. Das Hindenburg-Ge⸗ dächtnisrennen in Karls⸗ horſt. Oben: Auf der Tribün⸗ wührend der Renner (von links) Reichmini⸗ ſter Dr. Goebbels, Staatsſekretär Dr. Meißner, der Oberbe⸗ fehlshaber des Heeres, Freiherr von Fritſch, und der Polizeipräſident von Berlin, Graf Hell⸗ dorf. Unten: Michaels geht auf Jambus als erſter durchs Ziel und gewinnt das Hinden⸗ burg⸗Gedächtnisrennen und damit den Ehren⸗ preis des Führers und Reichskanzlers. Weltbild(M). pauſe; dier Spitzenvereine verlängert und ſie zu einem gemeſſ⸗ jamen Kampf in der Stuttgarter Adolf Hitler⸗Kamyf⸗ bahn eingeladen. Die Stuttgarter Kickers, der Akademisch SV Köln, der TSV München und der Berliner SC werden am Samstag und Sonntag erneut verſuchen, das Punkte verhältnis zu ändern und zu verbeſſern. Augenblicklich liegen die Kickers an der Spitze und der zweite Verſuch der Kölher die Schwaben erneut zu überbieten, mißlang, ſo daß man verſucht iſt, in den Kickers bereits den Vereinsmeister 1 ſehen.— In Diez an der Lahn beſtreiten einige der beſten Läufer einen Marathonlauf. Die Berliner Kohn und Gerhard, die Stuttgarter Bertſch und Jahn, der Witten berger Türke und eine Marinemannſchaft ſind am Stark. Der Borſport eröffnet mit einer Großkampfveranſtaltung die Minterſaſſon der Kölner Rheinlandhalle am Samstag. Im Mittelpunt ſteht der Kampf des jungen ungeſchlagenen Schwergewicht lers Werner Selle gegen den Finnen Gupnar Bärlund, der vor einiger Zeit Meiſter Hower beſiegen konnte. Hein Dom⸗ görgen mißt ſich mit dem Hamburger Bölck und Fratz Dübbers hat den Berliner Katter zum Gegner. Mannheim und Heilbronn tragen einen Städtekampf der Amateure als und Ulm empfängt die beſten Amateure der Reichs hauptſtadl. Die Ringer ſind diesmal weniger beſchäftigt. Eine Reihe der heſten deutſchen Ringer nehmen in Stockholm an einem inker⸗ nationalen Turnier teil. Nach ihrer Rückkehr beſtreiten ſe in Halle a. d. Saale einige Kämpfe in einem national be⸗ ſetzten Turnier. Im Gewichtheben wird der deutſche Mannſchaftsmeiſter in Augsburg ermittelt. Der Titelverteidiger TSV 1860 München, Sc Auguſta Augsburg und ASc 1888 Eſſen haben ſich die Teilnahme⸗ berechtigung erkämpft. Der Motorſport wartet am erſten Oktoberſonntag mit dem Feldbergrey⸗ nen auf der bekannten Rennſtrecke im Tau nus auf. Das Meldeergebnis iſt mit über 240 Nennungen wieder ganz her⸗ vorragend ausgefallen, zumal hier die Meiſterſchaftslauße für Motorräder und Wagen abgeſchloſſen werden. Allerdings braucht Hans Stuck, der auf Auto⸗Union gemeldet hat, nicht einmal mehr gewinnen, denn die Bergmeiſterſchaft hat er bereits ſicher und kann nicht mehr eingeholt werden. Ins geſamt haben 13 Rennwagen gemeldet, ſo daß es ſicherlic wieder einige Rekordfahrten auf der Bergſtrecke geben wird. Am ſtärkſten ſind ſelbſtverſtändlich die Motorrad⸗Solomaſcht nen vertreten, die allein 99 Lizenzfahrer an den Statt bringen. Alles, was Namen von Klang hat, iſt wieder ver⸗ treten. Die Motor⸗SS veranſtaltet eine große Reichs⸗Ziel⸗ fahrt nach Neuſtadt a. d. H. Anter„Verſchiedenes“ iſt zunächſt die Deutſche Rollſchuh⸗Hockeymeiſterſchaft hervor⸗ zuhheben, die am Samstag in Stuttgart entſchieden wird. Berliner, Nürnberger, Remſcheider und Dresdner Mann- ſchaften ſind die Gegner des deutſchen Meiſters Stuttgarter SRC.— Die Deukſchlandriege der Deutſchen Turner⸗ ſchaft turnt in Falkenſtein. 9 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 15.15 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 16 Heitere Muſik am Nachmittag; 18.50 Vom Rohſtück zum Auto, Hörbild; 18.45 Heitere Moralpauke; 19 Mein Hut unter dem Hammerl, heiterer Hörbericht; 19.20 Blas mit den Hobel, bunte Folge; 20.15 Stunde der Nation; 21 Deiner Söhne Schöpfungen, brennender Geiſt im Weſten; 21.30 Hugo Wolf in Wien; 22.20 Zeitfunk; 22.45 Volksmuſik; 24 Aus deutſchen Opern. Mittwoch, 9. Oktober: 9 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 12 Eröffnungskundgebung für das Winterhilfswerk des deut⸗ ſchen Volkes 193586; 15 Sendepause; 15.30 Jungmädel hört zu; 16 Heitere Muſik am Nachmittag; 18.30 Lernt mor⸗ ſen; 18.45 Verbraucher und Bauer in der Arbeitsſchlacht; 19 IJ! bin Soldat— vallara, Lied vom ſchwäbiſchen Solda⸗ ten; 20.15 Stunde der jungen Nation; 20.45 Der Wilderer⸗ ſepp. heiterer Einakter: 21.30 Bunte Volksmuſik; Reichsſender Frankfurt. 1 Sonntag, 6. Oktober(Erntedanktag 1935): 6 Morgen⸗ gruß vom Bückeberg, anſchl. Hafenkonzert, dazwiſchen: Kurz⸗ berichte und Hörbilder um den Bückeberg; 8 Zeit, Waſſer⸗ ſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Ein bunter Erntekranz, Funkfolge; 8.50 Choralblaſen; 9 Evang. Mor⸗ genfeier, 9.45 Heinrich Schütz, dem deutſchen Komponiſten zum Gedächtnis; 10 Erntedank in deulſchen Gauen; 11 Plat konzert vom Bückeberg, als Einlage: Kurzberichte vom Feſt⸗ platz am Büdeberg; 12.20 Staatsakt auf dem Bückeberg; 1 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Der ewige Bauer, Hörfolge; 16 Nachmittagskonzert; 18 Jugendfunk; 18.30 Anterhaltungskonzert, 19 Dichter im Dritten Reich; 19.25 Ländliche Muſik, 19.45 Sport; 20 Anterhaltungskonzert; 2 Uebertragung des großen Zapfenſtreiches von der Kaiſerpfalz in Goslar; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Wetter, Montag, 7. Oktober: 10 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Sendepauſe; 15.30 Jugendfunk; 16 Kleines Konzert; 16.30 Bücherfunk, 16.50 Kunſtbericht der Woche; 18.30 Jugend⸗ funk; 19 Heimat im Weſten, bunte Grenzlandſtunde; 20.10 eee 20.35's Kalbsbäucherl, heiteres Hörſpiel; 21.20 ammermuſik; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 8. Ottober: 8.30 Bauernfunk; 8.45 Sende⸗ pauſe; 10 Sendepauſe; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 11.45 Sozialdienſt; 15.15 Für die Frau; 15 Muſik für zwer Klaviere; 16.45 Deutſche Streuſiedler in Braſilten; 18.30 In der Volksſchule damals, zwei Jugend- Hinnerungen; 19 Anterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21 Deiner Söhne Schöpfungen, brennender Geiſt im Weſten; 21.30 Süddeutſche Volksmusik; 22.20 Vom Rhein zum Warndt; 22.30 Volksmuſik. n Mittwoch, 9. Oktober: 8.30 Bauernfunk; 8.45 Sende⸗ 10 Sendepause; 10.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Klänge aus dem Norden; 16 Kleine Stücke für Violine und Klavier; 16.30 Weinherbſt im Nahetal; 18.30 Münchener Erinnerungen; 19 Anterhaltungskonzert; 19.40 Bauernfunk; 20.15 Stunde Dienstag, 8. Oktober: 15 Sendepauſe; der jungen Nation; 20.45 Lachender Funk; 0 da d rung der fer, das nicht nung und Kart den, die o riſtin nach seine! Ei 0 haben chen! Baue ſagte niem. weit Kaun ſchickl zur zu m Züge bishe 1 Anne da de liche die 0 drehe Kühe laufen brauc 0 kaum Hof; barfu Schen ein g Knech lächel mit d Schla Liede ken, die 8 gegen ein fe er 7 mit d aufge! heute denhe freuen ren Das her⸗ läufe dings nicht it er Ins⸗ erlich wird. aſchi⸗ Statt ver⸗ Ziel⸗ 5 N A SN N i S Das war im Frühjahr, da zo⸗ gen ſie hinaus aufs Land in eine ferne, fremde Welt; viele tau⸗ ſend Jungen und Mädel. Ein ban⸗ ges Erwarten lag über den meiſten: .„Werde ich mich da draußen auch zurechtfinden? Werde ich den Anforde⸗ rungen der Landarbeit gewachſen ſein?— Und hinterm Walde auf der braunen Scholle, da warf der Sämann ſeine Saat und dachte an die fremden Hel⸗ fer, die einen ganzen Sommer, Herbſt und Winter lang das harte Leben mit ihm teilen ſollten.„Werden ſie mir nicht mehr ſchaden als nutzen? Sie haben doch keine Ah⸗ nung von Egge und Pflug, Weizen und Roggen, Scheune und Stall! Was gibt's an Arbeit, die jeder verrichten kann: Kartoffeln verleſen, Futterrüben zerſtampfen, Häckſel ſchnei⸗ den, Veſperbrot zum Felde bringen...“ 8 Die Bahnen trugen indeſſen den märkiſchen Städter in die oſtpreußiſchen Dörfer und Flecken, die rheiniſche Konto⸗ riſtin ins Pommerland, den ſächſiſchen Induſtriearbeiter nach Schleswig⸗Holſtein, Oldenburg, Hannover; jeden an ſeinen Platz.——— Ein feſtes Band Der Sommer iſt vergangen. Wind und Sonnenſchein haben, die Blaßgeſichter braun gebrannt, Heugabel und Re⸗ chen die Hände mit Schwielen bedeckt, derbe Koſt und kräftiges Bauernbrot die hohlen Wangen geglättet. „Iſt mir ja zu Anfang verdammt ſchwer geworden“, ſagte jeder.„Aber ſich unfähig zeigen?— Nimmer und niemals. Wir haben die Augen groß gemacht, die Ohren weit und mit den Fäuſten feſt zugepackt.“ „Jawoll“, beſtätigt der Bauer.„Teufelskerle ſind das. Kaum waren die erſten Tage der Unſicherheit und Unge⸗ ſchicklichkeit überwunden, da griffen ſie auch ſchon heimlich zur Senſe, um ſich mit der Kunſt des Mähens vertraut zu machen, verlangten Pflug und Egge und führten die Zügel der Pferde, als hätten ſie in ihrem ganzen Leben bisher nichts weiter gemacht.“— Und die Mädels?— Die Bäuerin ſtrahlt: Annemarie kam, die kleine Näherin aus dem Rheinland, da dachte ich:„Ach Jotte doch, wenn mir bloß das zier⸗ liche Püppchen nicht zerbricht. Das kann doch unmöglich die ſchweren Futtereimer ſchleppen, die Kartoffelquetſche drehen, die Heugabel ſchwingen, Garben binden und mit Kühen umgehen! Ich werde gleich mal zum Ortsſchulzen laufen und ihn fragen, ob wir nicht noch eine Gänſehüterin brauchen.“ Es iſt alles anders geworden. Das blonde Mädel iſt kaum wiederzuerkennen. Da rennt Annemarie über den Hof; Kopfkuke über dem Haar, mit hochgeſchürztem Rock, barfuß in klappernden Holzpantoffeln. Sie hockt auf dem Schemel, den Eimer zwiſchen den Knien und hantiert wie ein geübter Schweizer. Hinterher wird ſie buttern. Die ſnechte und Mägde, die die Landſahrfahrer mit mitleidig lächelnder Gutmütigkeit empfingen, haben Brüderſchaft mit den Städtern geſchloſſen, ſitzen mit eine Stunde vorm chlafengehen vor der Haustür anter der Linde, fingen Lieder und laſſen ſich Geſchichten erzählen aus den Fabri⸗ ken, Laboratorien, Kontoren, Bergwerken, und wo immer ie Fremden beſchäftigt geweſen ſein mögen. Das ſchafft gegenſeitige Anerkennung, fördert das Verſtehen und knüpft ein feſtes Band zwiſchen Stadt und Land. Die Saat, die die nationalſozialiſtiſche Staatsführung mit der Schaffung des Landjahres in das deutſche Volk ſäte, iſt aufgegangen, groß geworden in gemeinſamer Arbeit, undträgt deute die ſegensreichſten Früchte der engſten Volksverbun⸗ N Kann ſich ein Volk in der Welt einer ſolchen Ernte ne 65 Millionen feiern heute den Erntedank im heiligen deldbnis der Treue zum Führer, der als Bauer des Volkes le Freude am guten Gedeihen ſeiner Arbeit als köſtlichſtes ut in die Schatzkammern der ſegenbringenden Staatsfüh⸗ rung trägt, um neue Saat daraus zu ſchöpfen, die Volk und Reich unüberwindlich groß und ſtark machen wird. Erntedank! Die Glocken läuten durchs deutſche Land. Ernſt ſtehen die Bauern und die Helfer, die Knechte, Mägde 95 Mädel aus der Städten auf dem Dorfanger und feiern e große Stunde. „Ich danke dir!“ ſprechen die Augen des Landmannes 210 jungen Induſtriearbeiter, zum Kaufmann, Techniker, Jeichner, Photographen, Studenten und Handwerker. 9 „Als die „Ich danke dir“, verrät der Blick der Bäuerin der ſu⸗ gendlichen Näherin, Kontoriſtin, Laborantin, Weberin Dank von Mann zu Mann, von Frau zu Frau krönt das deutſche Erntefeſt. Dank von Menſch zu Menſch Ein ſeltſames, bisher nie gekanntes Gefühl läßt die Seele der Landjahrfahrer erſchauern, das große ſinnfällig gewordene Erleben des„Werde, Wachſe und Vergehe“ in der Natur, das da gläubig macht und die Allmacht und Schöpferkraft Gottes erkennen läßt. Da hängt die Aehre eines Samenkorns im Erntekranz, das der Landhelfer dem dunklen Schoß der Erde anver⸗ traute, das er keimen, wachſen, blühen, reifen ſah, über das er ſich freute, um das er mit dem Bauern bangte und ſchließlich mit vielfältiger Frucht vom Halm ſchnitt. Da watſchelt die Ente über den Damm, die im Frühling klein und gelb die weiße Schale zerſprengte, von der Nä⸗ herin hinter der Gartenhecke gehütet, geliebkoſt und groß⸗ gepäppelt wurde, um wieder Eier zu legen, aus denen neue Entlein ſchlüpfen werden, immerzu im ewigen Fort⸗ gebären, Wachſen und Werden. In dieſer Welt lebt der Bauer, iſt ihr König und Herr, Diener des Schöpfers mit allen Machtbefugniſſen ſeit An⸗ beginn der Welt. Zum erſten Male in ihrem Leben erkennen Helfer und feiern ihn am Helferin die Größe des Bauern und Erntetag als Nährer und Er⸗ halter des Volkes. 25 Mögen auch Arbeit und Fron hart und ſchwer, die Glieder zerdreht und die Hände zerſchunden geweſen ſein— es iſt alles vergeſſen, weil die Ernte das Werk des Schaffens ſegnete und alle Mühen und Laſten durch gol⸗ denen Reichtum entlohnte. Friſch und würzig füllt das Heu die Speicher, gelb und ſchwer das Getreide die Scheg⸗ nen. Die Dreſchmaſchine ſteht auf der Tenne und ſummt ihre monotone Melodie. Die Garben fliegen von Hand zu Hand und rauſchend ins Rä⸗ derwerl. Der Körnerſegen fließt in große Säcke, die auf den Wagen geladen und zur Mühle gefahren werden. Da mahlen die Steine das Korn und verwandeln die Früchte in ſchneeweißes Mehl. Das wandert zurück zum Bauern⸗ hof oder rollt zur Stadt, wird von arbeitſamen Händen ver⸗ backen und ſättigt das ganze deutſche Volk, heute und mor⸗ gen, immerzu, ſolange der Bauer nicht vergehen läßt Sa⸗ men und Ernte, ſolange der Allmächtige Sommer und Winter, Froſt und Hitze, Re⸗ gen und Sonnenſchein be⸗ ſchert. Ernte! Du warſt dabei, ich war dabei, wir haben mitge⸗ holfen, ſind gemeinſam des Segens teilhaftig geworden. Das iſt die große Freude, die heute den Landmann und ſefne Helfer erfüllt, die Freude, die Dorf und Stadt verbindet. Erntefeſt Jubelfeſt Ernte! Die Jungens und Mädels, die nach Ablauf der riſt wieder in das haſtige eben der Städte zurückkeh⸗ ren, haben die eigene Sprache des Blutes vernommen, die erdgebunden iſt ſeit Urväter⸗ tagen. Sie gab ihnen die Ur⸗ wüchſigkeit zurück, die in der Stadt niemals zur Entfaltung gekommen wäre. Sitte und Brauch brachten dem Stadt⸗ bewohner das Volkstum näher, ließen ihn Seele und Den⸗ kungsart der deutſchen Gaue verſtehen. Erntefeſt! Die Garben ſind geſegnet; der Führer hat geſprochen, die Nationalfeier iſt verrauſcht. Nun feiert ſe⸗ der das Erntefeſt auf ſeine Art mit Schmauſen und Plau⸗ dern, mit Brauchtum und Tanz. Die Landjahrfahrer ſind dabei. Und mögen die Fie⸗ deln auch noch ſo unrein ſpielen, die Trompeten falſch blaſen und die Klarinetten danebendudeln— der Erntetanz in der Dorfſchenke wird zu einem Jubelfeſt, das als köſtlichſte Erinnerung jeden an ſeinen angeſtammten Platz zurückbe⸗ gleiten wird. „Hm—tata— hmtata— hmtata———“ Der Tritt der Stiefel dröhnt über Dielen und Parkett, die Köpfe ſind erhitzt und glühen; der Bauernſohn ſchwingt eine blonde Näherin im Walzertakt— im Gleichklang pochen ihre Herzen. Vielleicht— wer kann es wiſſen— das Stadtkind fühlt ſich mit dem Land verbunden und träumt auf einmal von dem großen ſtarken Mann, der Schollen pflügt und Samen ſät, der Roggen mäht und Garben bindet. Vielleicht— der Kontoriſt ſpinnt den Gedanken weiter — der Führer gibt dem Volke Land durch Urbarmachung wüſter Bodenflächen. Da müſſen neue Erbhofbauern hin. Er fühlt ſich ſtark genug, um Pflug und Egge ein ganzes Leben lang führen zu können.— Vielleicht! Landjahr und Ernte werden viele Städter zu Siedlern machen. Peter Lühe ſaß nun ſchon ſeit 10 Jahren auf dem Alten⸗ teil. Schwer iſt es ihm gefallen, alles, was er ſich geſchaffen hatte, weiterzugeben an die, die nach ihm kamen. Sein ganzes Leben kannte er ja nichts anderes als ſeinen Hof und ſeine Felder. Und nun wirtſchaftete ſein Sohn Johan⸗ nes. Genau wie der Vater ſtand er ſchon als Junge hinter dem Pflug. Mit der Kraft der Jugend hatte er das Ruder an ſich geriſſen, und ſelten fragte er noch nach dem Rat des Alters. „Das Leben iſt ſo“, ſagte ſich Peter Lühe dann in ſtillen Stunden, wenn er auf der Hausbank in der Sonne ſaß und Beſen band oder Körbe flocht.„Ja, ja, das Leben iſt ſo.“ Und damit ſchloß ſich dann der Kreis ſeiner Gedanken. Manchmal meinte er, er müſſe es ſeinem Sohn entgegen— ſchreien:„Du, du wirſt auch einmal alt, du wirſt auch einmal wie ich ſitzen und überflüſſig ſein. Nutze jede Stunde, greife zu, arbeite, arbeite, denn das Leben der Scholle ꝛiſt endlos, du ſchaffſt es nie.“ Alles, was auf dem Hofe anders wurde, als er es zu ſeinen Zeiten getan hatte, traf ihn ſelbſt, riß ihm ein Stück ſeines Lebens fort, und es war N ihm, als ſchrit⸗ . ten ſchwere Schritte durch ſein Inneres. Anders wußte es Peter Lühe nicht zu ſagen. Wieder kam ein Herbſt. Pe⸗ ter Lühe ſaß im Garten. Dort konnte er die Felder überſe⸗ hen.„Hü, hott“ ſagte er monch⸗ mal leiſe vor ſich hin, und es war ihm dann, als ſchritte er in der Furche hinter dem Pflug. Heute ſchien ein beſonders klarer Tag. Peter Lühe war mürriſcher als ſonſt, weil wieder ſoviel ſchwere Schritte durch ſeine Seele gegangen wa⸗ 2 ren.„Warum l ſät der Johann Solange ich lebe, geht alles Korn nicht“, murrte er durch eure Hand in die Erde. in ſich hinein. „Gerade heute müßte er ſäen, die Erde wartet doch darauf. Ich will wet⸗ ten, daß es morgen regnen wird.“ Und dabei ſtreckte er ſeine zittrige Greiſenhand mit der Pfeife in die Luft. Ie er fühlte direkt, wie das Land wartete. Wieder ſchweiften ſeine Blicke in die Weite. Er be— ſchattete ſeine Augen mit der Hand, ergriff dann mühſam ſeinen Stock und humpelte durch den Garten. Sein Geſicht verfinſterte ſich. War denn Johann des Teufels, hatte er nicht direkt um die Bluteiche gepflügt? Der Alte zit⸗ terte vor Aufregung. So ſchnell es ging, humpelte er auf den Hof.„Anna, Anna!“ gellte ſeine noch immer herriſche Stimme über den Hof, daß die Bäuerin erſchrocken mit aufgekrempelten Aermeln aus dem Stall gelaufen kam und hinter ihr her eine Anzahl kleiner roſiger Ferkel. Braun⸗ b groß mit breiten Hüften ſtand ſie vor dem alten ühe. „Was gibt's Vater“, fragte ſie erſchrocken. „Hat der Johann, du, hat der Johann um die Bluteiche gepflügt?“ Der Bäuerin Geſicht verfinſterte ſich.„Seid nicht ſo kindiſch, Vater, Johann braucht das Land daherum, wenn er ſich nicht den ganzen Schlag zerreißen will. Wenn jetzt die Drillmaſchine kommt, hätte es ja niemals ſo blei⸗ ben können.“ Der alte Bauer faßte ſeinen Stock feſter.„Was kommt“ ſchrie er,„was kommt?“ Und dabei humpelte er näher an ſie heran.„Haſt du geſagt, daß eine Drillmaſchine kommt? Haſt du geſagt, daß Johann eine Drillmaſchine gekauft hat?“ Dabei funkelten ſeine Augen vor ungebän⸗ digtem Zorn, und er ſchien mit einemmal wieder der junge Bauer zu ſein, der ſeinen Hof mit ſeinem Leben verteidigen würde.„Solange ich hier ſtehe, kommt dieſe Teufesmaſchine nicht auf den Hof, ſolange ich lebe, geht alles Korn durch eure Hand in die Erde. So war es immer, ſo haben es unſere Väter getan, ſo habe ich geſchafft, und ſo muß Jo⸗ hannes ſchaffen, er iſt mein Sohn und mein Blut.“ Anna hatte ſich fortgewandt und ging wieder dem Stalle zu.„Erzähle es doch dem Johann ſelber“, ſagte ſie über die Achſel und trieb die Ferkel wieder in den Stall. Peter Lühe humpelte zu ſeinem Altenteil. Er hatte keine Ruhe. Eine Drillmaſchine kommt, eine Drillmaſchine kommt, ſurrte es unaufhörlich in ſeinem Kopf. Wenn nur der Johann erſt da wäre er durfte es nicht tun, dann würde Gottes Segen weichen. Und noch niemals hat es Segen gebracht für den Hof, wenn Korn unter der Bluteiche ge⸗ mäht wurde. 5 Endlich ging die Sonne zur Neige, und Johann Lühe kam vom Felde heim. Seine Augen glitten prüfend über den Hof, und man ſah es ihnen an, daß ſie ſcharf blicken konnten und daß ihnen nichts entging. Johann Lühe war ein tüchtiger Landwirt. Wie viele heimliche und offene Kämpfe hatte er mit ſeinem Vater durchkämpft, wenn er eine Neuerung im Hofe einführte. Schließlich hat er ihn nicht mehr gefragt und alles mit ſich und ſeinem Ver⸗ de allein abgetan. Er hörte ſchon die ſchlürfenden Schritte des alten Lühe. Der alte Lühe ſah zu, wie der junge die Raufe voll Heu warf, betätſchelte die Pferde, griff in den danebenſtehenden Häckſelkorb und ſagte dann wie nebenbei:„Johann, du mußt den Schlag um die Bluteiche ſäen.“„Ja“, erwiderte Johann ſchwer und blickte mißtrauiſch auf den Alten. Dann ſtrich er ſich ſeine hochgekrempelten Hemdsärmel herunter und wollte aus dem Stall gehen. „Johann“, ertönte da die Stimme des alten Lühe, und der Bauer wußte, daß es jetzt ein Gewitter gab.„Vater?“ „Johann“, ſagte Peter Lühe ernſt und feierlich,„haſt du unter der Bluteiche gepflügt?“ „Gewiß Vater“, antwortete Johann mit einem Anflug von Trotz.„Haſt du“, und nun kam etwas Drohendes in die Stimme des Alten,„haſt du dort gepflügt, weil du eine Drillmaſchine auf den Hof nehmen willſt?“ Groß und mächtig klang dieſe Frage durch den Stall. Es war ſtill zwiſchen beiden geworden. „Vater, ſei nicht kindiſch“, begann Johann von neuem, „ich muß mit den anderen Schritt halten! Die drillen ſchon längſt, nur die Lühe werfen noch die Saat breit. Wir werden zum Geſpött.“ „Schweig!“ ſchrie der Alte erboſt und hob ſeinen Krück⸗ ſtock.„Zum Geſpött, zum Geſpött!“ Gott wird dich ſtrafen, er läßt ſich nicht ſpotten.“ Seine Stimme wurde alt, eine große Angſt ſchwang plötzlich in ihr.„Johann, laß es ſo, wie es bisher war, glaube an die Kraft deiner Hand, laß das Korn nicht durch kaltes Eiſen laufen. Du mußt es der Scholle geben, wie es jeder Lühe getan hat. Laß die Leute ſpotten, glaube an deine Scholle Johann.“ Der junge Bauer ſtand an die Futterkiſte gelehnt. Seine Hände machten ſich an dem darüber hängenden Le⸗ derzeug zu ſchaffen.„Vater, höre doch, gerade weil ich un⸗ ſere Scholle liebe, muß ich ſo handeln. Du biſt alt, du verſtehſt es vielleicht nicht mehr. Aber ich verſpreche dir, daß ich wie du nur für meine Scholle lebe, nur kann ich die Zeit nicht feſthalten.“ Die Augen des alten Lühe erloſchen. Ein alter Mann ſtand jetzt vor Johann Lühe. Kein Wort wurde mehr ge⸗ ſprochen, Peter Lühe ſchlürfte wortlos hinaus, ohne zu merken, daß er den Korb mit Häckſel umgeriſſen hatte, der nun verſtreut im Stall lag. Das Abendbrot verlief ſchweigend und gedrückt. Als das„Vaterunſer“ gebetet wurde, betete Peter Lühe plötz⸗ lich laut die Stelle mit„und führe uns nicht in Verſuchung, ſondern erlöſe uns vom Uebel“—, ſo daß das Geſinde er⸗ ſtaunt zu ihm hinblickte und die Bäuerin lauter und ſchneller als ſonſt das Gebet zu Ende ſprach. Als die Abendſchatten in Peter Lühes kleines Zim⸗ mer kamen, fanden ſie noch den alten Man am Fenſter ſitzend. Bewegungslos ſtarrte er vor ſich. Er hörte, wie der Bauer die Ställe durchging, hörte das Klirren der Kuhketten und das Schlagen der Pferde im Stalle und dachte immer nur das eine: Morgen wird Johann drillen, um die Bluteiche herum wird er drillen! Dann wird der Fluch kommen, dann wird der Lühe⸗Hof büßen müſſen. Er ſieht vor ſich das wartende Land, und er weiß, daß morgen Drillſchare ſein Land zerreißen werden, und er iſt alt und kann nichts tun. Mit einem Stöhnen greifen ſeine Hände zum Kopf, und die Abendſchatten umhüllen einen alten Mann, der mit ſeinem Schickſal nicht fertig wurde. Regungslos ſitzt Peter Lühe. Die Nacht kommt durch das Fenſter und bringt den herben Geruch der wartenden Scholle mit herein. Der Alte wacht auf, er horcht in die Nacht. Ja, es ruft, ſein Land ruft ihn, und er ſchläft. Eine Willenskraft durchflutet ihn plötzlich. Er geht zum alten Schrank. Peter Lühe nimmt einen alten Kittel her⸗ Das Klavier, Von Ralph urban „Ein Mädchen aus guter Familie muß Klavier ſpielen können“, behauptete eines Abends Frau Roß und blickte ſcharf auf ihren Gatten, der ſich taub ſtellte,„und unſere Edith wird ein Klavier bekommen!“ Herr Roß verteidigte ſeinen Standpunkt damit, daß er kein Geld hätte. Die nächſte Folge dieſer gegenſätzlichen Anſchauungen war ein ehelicher Krach dritten Grades. Am nächſten Morgen bekam der Herr des Hauſes ſtrafweiſe kein Frühſtück und ſchoß grußlos zur Tür hinaus. In ſeiner Bruft kämpften drei Seelen: die des beleidigten Gatten, eine väter⸗ liche Seele und die Seele des ſparſamen Kaufmannes. Frau Roß war zu allem ent⸗ ſchloſſen. Es handelte ſich in dieſem Falle nicht nur um das Kla⸗ vier, es ging auch um ihr weibliches An⸗ ſehen. Wenn man einem Mann einmal nachgibt, fühlt er ſich als Sie⸗ ger und wird übermütig. Daher nahm ſie eine Zei⸗ tung zur Hand und begann, nach einem günſtigen An⸗ gebot zu ſu⸗ chen, bis ſich ihr Blick an dem Inſerat einer Pfand⸗ leihanſtalt ver⸗ fing. Bei der Verſteigerung von unausge⸗ löſten Pfän⸗ dern kann man bekannt⸗ lich günſtige Geleg nheits⸗ Zeichnung: Grunwald. Aber die Hand dort vorne blieb oben. Wie ſie den Kerl haßte! aus, zieht ihn über und bindet ſich ein großes Tuch a harten Leinen zipfelig über die Schulter. 9 allen Leiſe gehen ſeine Schritte über den Hof. Peter Lib ſteht im Speicher. Es riecht nach Korn. und durch die f öffneten Luken weht ein leiſer Wind. g Er fühlt und wägt das Korn in der Hand: Hafe Gerſte, wieder Hafer, flüſtert er. Nun greift er hafte zu dem bereits fertig eingeſackten Saatkorn. Mit 15 Kraft, die ihm keiner mehr zugetraut, ſchleppt Peter Lühe Sack für Sack an die Luke und läßt die Säcke vorſicht an der Feldſeite herunter. Er ſelbſt ſteigt dann von 905 alten Holztreppe aus einem Fenſter heraus. Schwer atmend bleibt er ſtehen. Die Stille, die ihn umgibt, läßt ihn leicht erſchauern Wie von einem inne⸗ ren Drang getrieben, zieht er Sack um Sack auf die kleine Schurre, die er, an die Scheune gelehnt, gefunden hat. Im⸗ mer wieder und immer wieder muß der Alte ſtehenbleiben Sein Herz pocht ſo laut, als ob es zerſpringen wollte. Auf ſeiner Stirn ſtehen dicke Schweißtropfen, die ihm bis zur Naſe herunterlaufen. Aber er läßt nicht locker, ſein Land wartet, ſein Land ruft ihn, er fühlt es, je näher er zu ihm kommt. Wie im Fieber reißen die Hände die Säcke auf, füllen das Sätuch. Tief ſinken die Schritte in den loſen Boden über ſich hinauswachſend geht Peter Lühe über ſein Land und wirft breit das Korn. Er weiß nicht, wie viele Male er das Sätuch gefüllt hat, er geht nur immer in die Nacht und wirft mit gleichem Schwung das Korn. Jedes einzelne muß durch ſeine Hand, ſo wie es immer war, ſo wie es jeder Lühe getan hat, jedes einzelne Korn hat ſein Leben gefühl, hat die Kraft des Seins geſpürt und kann nun Frucht werden. Immer ſchwerer werden Peter Lühes Schritte. Im⸗ mer kürzer geht der Atem.„Nur noch das kleine Stüc nur noch das kleine Stück“, ſagt Peter Lühe vor ſich hin und richtet ſich an dieſen Worten auf. Er ſtolpert zum lez⸗ tenmal zum Feldrain, um ſich neues Korn zu holen. Kaum kann er den gebückten Rücken wieder emporzwingen. n ſeinen Ohren ſauſt es. Mit eiſerner Energie greift er das Jedes einzelne Korn hat ſein Leben gefühlt, hat die Kraft des Seins geſpürk. Zeichnungen(2): Grunwald. Korn und ſtreut es in übergroßem Bogen auf das Land. Noch eine Hand mit letzter Anſtrengung, dann iſt Peer Lühe das Tuch entglitten. Weich bettet ihn die Erde, auß die er fällt. Das Land atmet ruhig und ſtrömt immer neues Du ten aus. Wie eine große Selbſtverſtändlichkeit nimmt ez Peter Lühe auf und iſt bereit, hundertfältig Frucht zu tragen, käufe tätigen, und da in der Anzeige auch von Klavieren die Rede war, beſchloß die Frau zu handeln, Sie raffte ſämtliche heimlichen Erſparniſſe und die aufge⸗ ſparte Miete für das nächſte Vierteljahr zuſammen und begab ſich am Nachmittag zur Verſteigerung. Mit der den Frauen eigenen Veranlagung kam ſie na türlich erſt eine halbe Stunde nach Beginn, ſo daß ſie ſic in dem dichtgefüllten Saal mit einem Stehplatz ganz rück wärts begnügen mußte. Sie erwarb ein Programm, auz dem ſie erſah, daß die Nummer, unter welcher das Klavier ausgeſchrieben ſtand, bisher noch nicht verſteigert worden war. Es dauerte auch noch eine ſchöne Weile, aber dann bol der Mann am Podium das Klavier an. „Dreihundert zum erſten!“ Sofort ſchoß eine Menge Hände in die Höhe. „Dreihundertzwanzig, dreihundertvierzig— ſechzig achtzig— dreihundertachtzig zum erſten, zum zweiten= vierhundert— vierhundertzwanzig, vierhundertvierzig Die Hände in der Luft wurden weniger. „Fünfhundert, fünfhundertzwanzig, fünfhundertvier r Nur mehr vier Hände zeigten zur Saaldecke. Frau Roß wollte höchſtens bis ſechshundert gehen. „Fünfhundertachtzig zum erſten, zum zweiten un zum—“ 8 Der Arm des Verſteigerers ſtreckte ſich ſchon in de Richtung nach Frau Roß, da ſchoß wieder eine Hand i die Höhe. Verärgert entſchloß ſich die Dame, noch fünffſ zuzugeben. Aber die widerliche Hand dort vorne ließ ni locker. Frau Roß kam in Kampfſtimmung, eine Art Spiel teufel begann, in ihr ſein Unweſen zu treiben, ſie mußt das Klavier haben. „Siebenhundert, ſiebenhundertzwanzig—“, fuhr da Mann am Podium gleichgültig fort, aber die Hand don vorne blieb oben. Wie ſie den Kerl haßte! Nun, lang konnte ſie nicht mehr mitmachen, aber dem Schuft dot ſollte wenigſtens das Klavier teuer zu ſtehen kommen. zahlreichen Anweſenden verfolgten vergnügt das Duell. „Achthundertſechzig—“ Frau Roß ließ den Arm ſinken. „Achthundertſechzig zum erſten, zum zweiten und zun . dritten!“ Die ſiegreiche Hand dort vorne verſchwand Mit häßlicher Schadenfreude drängte ſich Frau Roß dur die Menſchenmenge, um dem Mann, der ſeinen Sieg teuer bezahlen mußte, ins Geſicht zu lachen. Als ſie ſiß durchgewunden hatte, ſah ſie ihn auch ſchon, wie er knallrotem Geſicht beim Podium ſtand und mißmutig da erworbene Klavier betrachtete. Es war— Herr Roß. N buon indeln. aufge⸗ n und ſie na⸗ ſie ſich 3 rüc n, aus lavier vorden nn bol zig- en 7 4 ig rtviet⸗ 2 2 2 . 1 2 9 N Je (Copyright 1934 by Verlag Knorr& Hirth G. m. b. H. München.) Wir ſtellen vor: Leutnant Schmitthenner, Forſcher und Bergſteiger Oſſi von Grimme, Tochter des verſtorbenen Oberſten a. D. von Grimme Baron de Beer, ein alter Kavalier Baronin de Beer, mondäne Welkdame Eddi Haſſenpflug, ein guter Junge als die Hauptmitwirkenden in unſerem neuen Roman. Ort der Handlung: München und die herrlichen bayeriſchen Berge. Zeit: Gegenwart. 1 Durch die Eliſabethſtraße in München zieht faſt jeden Tag eine Abteilung Infanterie der Reichswehr. Meiſt mar⸗ ſchiert Muſik voran. Wenigſtens einige Spielleute mit Trom⸗ meln und Querpfeifen. Die Trambahn in der Tengſtraße, wenn ſie zu dieſer Zeit die Eliſabethſtraße kreuzen will, hält an und wartet. Die Autos ſtoppen ihre Fahrt. Die Haus⸗ mädchen mit ihren Einkaufstaſchen bleiben ſtehen und riskie⸗ ren Schelte von ihrer Gnädigen, wenn ſie zu lange ausblei⸗ ben. An der Kreuzung Teng⸗Eliſabethſtraße aber ſtellt ſich, ſo oft die Soldaten vorübermarſchieren, ein aufrechter alter Herr an das große Eckfenſter und ſchaut hinunter. Meiſt trägt er eine tabakfarbene Hausjacke mit Schnüren und einen Kra⸗ gen von altmodiſcher Form und außerordentlicher Steifheit. Das Eckzimmer iſt das Arbeitszimmer des alten Herrn. Die Wände ſind ganz und gar umſtellt mit Bücherregalen, und die Bücherregale ſind vollgeſtopft mit Erinnerungswer⸗ ken, Nehiigen eg chic er Katalogen von Kunſtverſteigerun⸗ gen, Bücher über Kriegswiſſenſchaft und Münzkunde. Auf dem Schreibtiſch ſteht eine Truhe mit Schubfächern und Samtpolſtern, und darin verwahrt der alte Herr je ein Exemplar aller bayeriſchen Georgstaler und aller goldenen Alexandermünzen, ſoweit ſie ein Zreigeſpann aufweisen. Alle Stücke ſind von erleſener Art. Oben auf dem Bord der Bücherregale ſtehen alte und neue Modelle berühmter Geſchütze. Und der Vollſtändigkeit halber muß auch noch ein Schrank erwähnt werden, der als Meiſterſtück gediegener Tiſchlerarbeit auf der erſten Weltaus⸗ ſtellung in Paris ausgeſtellt geweſen iſt In einem Geheim⸗ fach dieſes Schrankes verwahrt der alte Herr zwei Degen ſamt Portepee, eine Parabellumpiſtole, etliche Käſten mit Orden und Urkunden darüber, eine Mappe mit Familien⸗ papieren und eine kleine Anzahl im Werte ſtark geſunkener Induſtrieanleihen, den letzten Reſt eines früher bedeutenden Vermögens. Der Ertrag aus dieſem Reſt ermöglicht ihm zu⸗ jammen mit ſeiner Offtzierspenſtion einen geruhſamen Le⸗ bensabend Zuweilen, wenn die Reichswehr vorüberzieht, iſt im Eck⸗ fenſter neben dem alten Herrn ein ſehr ſchönes Mädchen mit lohgelbem Haarſchopf und ſehr blanken Augen ſichtbar. Ein vorwitziger Leutnant hat längſt feſtgeſtellt, daß der alte Herr ein Oberſt a. D. iſt und Ferdinand von Grimme heißt. Das junge Mädchen iſt ſeine Tochter aus einer ſpäten Ehe; ihre Mutter iſt bald geſtorben. Die Kleine hat den Na⸗ men Oswalde, wird aber meiſt nur Oſſi gerufen. Der vor⸗ witzige Leutnant der Infanterie heißt Schmitthenner und ſtammt aus der Ramsau bei Berchtesgaden. Er hätte gar zu gern den lohgelben Mädchenkopf zwiſchen ſeine Hände be⸗ kommen, und er tat alles Erdenkliche, was ihm nur einfiel, e zunächſt einmal Oſſis Bekanntſchaft zu machen. Der alte Oberſt von Grimme verläßt jedoch nur einmal am Tage früh am Morgen ſeine Wohnung, um für ſich allein eine Stunde lang auf dem nahen Oberwieſenfeld ſpazieren⸗ zugehen. Nun iſt aber Oberwieſenfeld nicht nur Truppen⸗ übungsgelände, ſondern auch das Streunrevier für alle her⸗ renloſen Hunde Münchens. Der Oberſt geht immer ſehr auf⸗ recht und zugeknöpft und nie ohne weiße waſchlederne Hand⸗ ſchuhe. Aber zuweilen geſchieht es, daß er einen Hund, der in beſonders übler Verfaſſung iſt, mit heimbringt. Das Tier wird dann im Badezimmer geatzt und getränkt. Andere Be⸗ ſucher kommen nie in das Haus. Das Fräulein von Grimme aber wanderte wohl regel⸗ mäßig nach Nymphenburg zu den Engliſchen Fräulein, be⸗ ſuchte am Sonntagvormittag eine 11 85 und luſtwandelte ſtundenweiſe mit einer Kamera unterm Arm im Botaniſchen Garten, aber es erſchien niemals allein, ſondern immer nur in Begleitung einer ſehr ſtreng ausſehenden weiblichen Per⸗ ſon namens Agathe. Und außerdem ſchien die kleine Oſſi ſo ausſchließlich von ihren unſchuldigen Gedanken und Träume⸗ reien erfüllt durch die Straßen der guten Stadt München zu wandeln, daß es ſogar ein vorwitziger Leutnant nicht wagte, ſie aufzuhalten oder zu ſtören. Wer weiß, ob die kleine Oſſi je bewußt oder unbewußt Notiz genommen hat von den aus achtungsvoller Ferne kom⸗ menden bewundernden Blicken des vo igen Infanterie⸗ leutnants. Sicher iſt nur, daß er als zufällige Staffage auf mehrere von den Aufnahmen 1 die ſie von ihren be⸗ 1 5 kleinen Ausflügen als Beute mit nach Hauſe brachte. ehe es zu mehr kommen konnte, bekam Leutnant Wire 858 Schmitthenner ein Kommando in den Allgäuer Bergen, um dort einen militäriſchen Skikurs abzuhalten. Und es zogen andere Leutnants mit anderen Truppenteilen durch die Eliſa⸗ bethſtraße und kreuzten die Tengſtraße. Und jedesmal trat der alte Herr von Grimme an das Eckfenſter, und wenn er den blonden Schopf ſeiner Tochter Oſſi neben ſich gewahrte, reckte er ſich in die Höhe und ſagte immer denſelben Satz: „Alles ganz gut und ſchön. Aber früher war es doch noch ganz anders.“ Eine Entgegnung auf dieſe Feſtſtellung erwartete er nie. Und ehe der militäriſche Skikurs von Leutnant Schmitt⸗ henner im Allgäu beendet war, wurde der alte Oberſt von Grimme eines Morgens von der Bedienerin Agathe leblos im Bette aufgefunden. Die herbeigerufenen Aerzte ſprachen von Embolie. Der Oberſt hatte noch vom Kriege her eine Kugel in der Lunge ſtecken, und dieſe Kugel war gewandert. Das kleine Fräulein von Grimme war alſo über Nacht Doppelwaiſe geworden. II. Es kam ein Montag im Juli des Jahres 1931, da ſam⸗ melten ſich in München in der Ottoſtraße vor dem Gebäude einer großen Bank verſtörte Leute, drängten ſich durch zum verſperrten Eingang und entzifferten eine ausgehängte Be⸗ kanntmachung amtlichen Charakters. Danach blieben die Schalter der Bank auf höhere Anordnung geſchloſſen. Zah⸗ lungen wurden nicht geleiſtet und konnten auch in der nächſten Zeit nicht erwartet werden. Ein Herr, kein Menſch kannte ihn, ſagte aufgebracht: „Jeden Sonnabend bringt mein Bürovorſteher die Kaßfe zur Bank. Seit acht Jahren. Und jeden Montag hebe ich ab, was ich die Woche über brauche. Ich komme vom Wochen⸗ Zeichnung: Goeres— M. ende zurück. Ich habe zwei Mark vierzig in der Taſche. Wer kann mir ſagen, wie ich mit zwei Mark vierzig am Montag meine Kanzlei aufmachen ſoll?“ Niemand gab Antwort. Eine alte Frau mit flacher Bruſt und einer komiſchen Haarſchnecke am Hinterkopf ſah der Reihe nach alle ihre Nach⸗ barn an.„J bitt ſchön, Herr, was muaß i tun, damit i mei Geld krieg? Es ſind achtzehnhundertvierzig Markl. J bin Witwe. Zweitauſend ſind fällig heut. Wenn i net zahl, werd i gepfändet. J hab an Kramerladen. In der Auguſtenftraß.“ Auch die alte Frau erhielt keine Antwort. Die Ratloſig⸗ keit und die Beſtürzung waren groß. Und es ſammelten ſich immer mehr Leute vor der Bank. Hinter dem kunſtvoll ſchmiedeeiſernen und ſchön vergoldeten Gitter vor dem Ein⸗ gang ſtand ein jüngerer Angeſtellter und redete beruhigend mit Mund, Händen und Füßen. Aber er konnte ſich nicht verſtändlich machen. Zuletzt erſchienen Schutzleute. Sicher hatten ſie die Anweiſung, ſchonend vorzugehen. Sie hatten baumwollene weiße Handſchuhe an, und damit ruderten ſie ſich vorſichtig durch die Menge zum Bankeingang. Dort machten ſie kehrt und ruderten weiter. Es ſah aus, als hätten dieſe weißbaumwollenen Fäuſte niemals ſcharfe und efährliche Waffen mit feſtem Griff umſchloſſen. Glättend und 5 15 1 wie Oel ſchwammen die weißen Hände durch das aufgeregte Volk. „Dene Großkopfeten dadrin ſollt“ ma alle Fenſter ein⸗ ſchmeißen,“ ſchlug ein Metzgermeiſter vor. Er war ge⸗ kommen, Geld abzuheben. Vielleicht war jemand da, der ihm ſagen konnte, wie er es fertig brachte, bei Bauern Vieh ein⸗ zukaufen ohne Geld? Nein, es war niemand da, der darüber hätte Auskunft geben können Aber da war ein Textilwarenfachmann aus der Altſtadt. Sein Geſchäft ging nicht gut. Er unterhandelte ſchon ſeit drei Wochen über einen Perſonalkredit. Damit war es nun natürlich auch nichts mehr. Ihm ging der Vorſchlag des Vieheinkäufers nicht weit genug. g ·Fenſter einwerfen? Aber dann ſchon aufs Ganze! Mit Pflaſterſteinen, mein Lieber, mindeſtens mit Pflaſterſteinen! Nein, es war wohl wirklich nichts zu machen! Das kleine räulein von Grimme hielt ſich zaghaft am Rande der Men⸗ chenanſammlung. Sicher war es ganz und gar unmöglich N N S Z, e c, ,, u, für ſie, bis zu der ausgehängten Tafel an der gitterverwehr⸗ ten Pforte vorzudringen. Vielleicht verlor ſie ein bißchen zu ſchnell den Mut. Aber außer dem ältlichen Fräulein Agathe kannte ſie kaum einen Menſchen auf der Welt, der es richtig gut mit ihr meinte. So nahm ſie ſich zuſammen und ſchob ſich langſam her⸗ aus aus dem Gedränge. Wenn ſie den Bürgerſteig auf der anderen Straßenſeite erreichte, dort, wo das Grand⸗Hotel ſeine Rückfront gewaltig in die Höhe baut, ſo konnte ſie ſich wohl als geborgen betrachten. Sie trug noch Trauer um den verſtorbenen Oberſten von Grimme, aber es war nicht mehr die Trauer, die ſich von der Welt abſchließt, ſondern eher eine Art ſanfter Hilf⸗ loſigkeit, die ſich leicht verletzt an den harten Dingen dieſer Welt. Nach außen hin fand dieſe Gemütsſtimmung ihren Ausdruck durch leichte ſommerliche Stoffe von durchſichtigem Schwarz. Wer ſie ſah, wie ſie ſtill und unaufhaltſam dem Gewühl zu entkommen ſuchte, gab höflich Raum, damit ſie vorüber konnte. Und plötzlich zog jemand den Hut vor ihr. Es war ein prachtvoll abgenützter Higeront aus grünem Plüſch mit einer ganzen Sammlung von Abzeichen deutſcher und ausländiſcher Bergſteigervereinigungen. „Hoffentlich ſind Sie durch dieſe Bankgeſchichte nicht in Verlegenheit geraten?“ Nun gut, was tut denn ein wohlerzogenes junges Mäd⸗ chen, wenn es auf der Straße von einem wildfremden Men⸗ ſchen angeſprochen wird? Es tut, als ſei es taub und ſtumm auf die Welt gekommen Keineswegs kann ein noch ſo luſtiger grüner Hut mit Bergſteigerabzeichen begründeten Anlaß geben, von der hergebrachten Linie des Verhaltens auch nur um einen Schritt abzuweichen. „O verflucht“, ſagte der mit dem grünen Jägerhut,„ent⸗ ſchuldigen Sie, ich habe meinen Namen nicht genannt. Schmitthenner. Ich war früher aktiv bei der Reichswehr. Aber ſeit dieſer Geſchichte im Allgäu... Aber das gehört nicht hierher. Ja habe mit Bedauern vernommen, daß der Oberſt von Gr hme geſtorben iſt. Kann ich etwas für Sie tun?“ Das kleine Fräulein von Grimme war glücklich bis an die Trambahnhalteſtelle in der Barerſtraße gekommen. Ein blauweißer Wagen, die Linie zehn, kam unwillig brummend vom Stachus her. Er mußte zur vorgeſchriebenen Zeit drüben in Schwabing ſein, aber wie ſollte er den fahrplanmäßigen Rhythmus einhalten, wenn ihm aufgeregte Volksverſamm⸗ lungen den Weg verſperrten? Der Schaffner des Wagens— er trug eine funkelnde Nickelbrille— ſah aus wie ein ſorgen⸗ voller Onkel. „Der Herr fährt nicht mit?“ fragte er, die Hand am Gittergriff, den mit dem grünen Jägerhut. Natürlich fand das kleine Fräulein von Grimme keinen Platz im überfüllten Wagen Es ſtand auf der Plattform eingeklemmt zwiſchen einem Privatierbauch einer grünen Glaſerſchürze und einer prallgefüllten Einkaufstaſche. Und ſchnöderweiſe tat es, als gäbe es keinen grünen Jägerhut auf der Welt. „Ich bin Raucher“, ſagte der ehemalige Leutnant Schmitthenner.„Ich ſteige in den hinteren Wagen.“ Augenſcheinlich war er zu allen Schandtaten ent⸗ ſchloſſen. er Menſch mit der grünen Glaſerſchürze deutete auf den Menſchenauflauf vor der Bank.„Wer koa Geld net hat, der hat o koane Sorgen“, bemerkte er weiſe. Der Herr Privatier ſchwieg verdüſtert. „Omeiomei“, gackerte die Frau mit der Markttaſche, „daß auch gar kei Ruh mehr is auf dera Welt. Es wird doch net wieder ſo kommen wie in der Inflation?“ Der Schaffner enthielt ſich als Beamter jeder Meinungs⸗ dußerung. Er ließ das Gitter wie ein Fallbeil ins Schloß fallen. Langſam ſetzte ſich der Wagen in Bewegung. Die Glocke bimmelte aufgeregt. Leutnant Schmitthenner im Anhängewagen holte eine faſt ſchwarz gerauchte Pfeife aus der Taſche und ſteckte ſie zwiſchen die Zähne. Er vergaß vollſtändig, den Tabak aufzu⸗ füllen. Und er tat auch ſo, als ob er dem vorderen Wagen nicht die geringſte Beachtung ſchenkte. Er wußte genau, das kleine Fräulein von Grimme würde bis zum Eliſabethplatz 5 und dann noch fünf Minuten gehen zur Tengſtraße. nnd dort würde ſie in dem Eckhauſe verſchwinden, mit dem kleinen Meſſingſchild neben der Klingelreihe: v. Grimme, Oberſt a. D. Brummend und ärgerlich klingelnd 309 die Trambahn ihre Bahn. Der Herr Privatier zog aus, blieb eine Weile tehen und ſetzte eine friſche Virginier in Brand. Dann kam ie Markttaſche an die Reihe. Und ſchließlich verließ auch der Glaſermeiſter ſeinen Platz. Nie ſchien dieſe Fahrt zu enden. Der Triebwagen lief voraus, und der Anhängewagen rollte gefeſſelt hinter. Aber es gab keine Verbindung zwiſchen den beiden Wagen. Tauſend Jahre konnten ſie auf dieſe Weiſe von einem Ende von München zum andern fahren, und die Inſaſſen blieben ſich fremd wie die Bewohner zweier Welten. Schließlich war aber doch der Eliſabethplatz erreicht, und der Schaffneronkel hob das Gitter, um das kleine Fräulein von Grimme hinauszulaſſen. Ihre Abſätze begannen im Stakkato über den Aſphalt zu klappern. Und endlich ſchnappte eine ſchwere Haustür böſe ins Schloß. Aus. Die Gelegenheit war vorbei. Der n Leutnant Schmitthenner beſtarrte finſter die Hausfront mit dem Gärtchen 1 50 Eiſenſtäben davor. Es war ein ausgeſprochen bürgerliches Haus. Kalt und anteil⸗ los blickten die Fenſterreihen hinauf auf die Straße. Hier wohnten Leute, die mindeſtens einhundert Mark Miete zahl⸗ ten im Monat. Sie hatten es nicht nötig, ſich auf der Straße anſprechen zu laſſen. Auch nicht, wenn eine große Bank ihre Schalter geſchloſſen hielt. Aber ſiehe. Hier war das Eckfenſter. Und dahinter war nicht mehr ein aufrechter alter Herr zu ſehen; hier hing ein weißes Pappſchild mit ſchwarzen Buch⸗ taben:„Möblierte Wohnung zu vermieten. Sofort oder päter. Aller Komfort.“ (Fortſetzung folgt.) 5 25 7 3 J337JSSCCCCCCCCCCFCCCCCCCCCC Berwandlungs-Aufgabe. 2 8 E 5 1 „ 22 In vorſtehender Verwandlungs⸗Aufgabe ſoll das Wort Koſt durch ſtufenweiſe Umänderung in die Wörter Dune Maas Pate Rebe umgewandelt werden, und zwar darf im⸗ mer nur ein Buchſtabe durch einen anderen erſetzt werden; auch darf jedes Wort nur einmal vorkommen. Weinkarte. Avelsberger, Bernkaſteler, Brauneberger, Caſeler, Enkir⸗ cher, Geiſenheimer, Graacher, Laubenheimer, Lorcher, Mar⸗ kobrunner, Nierſteiner, Pisporter, Rüdesheimer, Scharzhof⸗ berger. Trabener, Ungſteiner,. Wehlener. Bei einem Feſteſſen gibt es vorſtehend verzeichnete Weine. Um zu ergründen, was für ein Eſſen dieſes war, hat man nur nötig, die fettgedruckten Buchſtaben richtig zu⸗ ſammenzuſtellen. Bilder⸗Knoten⸗Rätſel. 8 Zeichnung geſetzlich geſchützt.) In jedem Knoten befindet ſich ein Wort, das aus den bildlichen Darſtellungen zu erraten iſt. Die durch Verkno⸗ tung verdeckten Buchſtaben der einzelnen Knoten ergeben, richtig geordnet, Wörter, die ebenfalls durch die Darſtellun⸗ gen angedeutet ſind. Wort- Bereinigungs⸗Rätſel. Schein Gruppe Kind Ball Glühen Frau Rente Fluß Werk Platte Bruſt Schaft. Einem jeden der vorſtehenden Wörter iſt eins der nach⸗ folgenden vorzuſetzen. Die nunmehr entſtandenen Doppelwör⸗ ter ergeben in ihren Anfangsbuchſtaben einen Kalendertag im September. i Alpen Arm Chriſt Ehe Geſell Haus Ilm Inſel Leib Mond Stock Tiſch. Schach⸗Aufgabe. J 5„5 1 4 6 0 5 4 30 2 f 1 Weiß zieht und ſetzt mit dem vierten Zuge matt. Bruchſtück⸗Aufgabe. Die nachſtehenden 12 Wort⸗Bruchſtücke: of id ad ug em au hu ix es mt ut au ſollen durch Hinzufügen je eines Buchſtaben am Anfang zu Wörtern umgeſtaltet werden. Aneinandergereiht er⸗ zeben dieſe Buchſtaben einen aſtronomiſchen Wendepunkt im Jahre. Ordnungs⸗Rätſel. Anis Deut Eilf Emöd Nain Rock Sole Toga. Werden vorſtehende 8 Wörter in eine andere Reihen⸗ folge gebracht, ſo ergeben die erſte Buchſtabenreihe von vorn nach hinten und die letzte Buchſtabenreihe von hinten nach vorn einen chriſtlichen Gedenktag. Auflöſungen aus tetzter Nummer. Magiſches Kreuz⸗ und Querwort⸗Rätſel: Waagerecht und ſenkrecht: 1. Stradella. 2. Tiara. 3. Ra⸗ guſa. 4. Arun. 5. Das. 6. Lo. 7. Lorbeer, 8, As, 9. Oos, 10, Alba. 11. Loburg. 12. Aargau. 13. Ober. Beſuchskarken⸗Rätſel: Nordpolfahrer. B er⸗Rätſel: Guter Wille bringt alles fertig. RC fel: Die Zeit. Rückläufer: Reittier. Zuſammenſetz Aufgabe: Ein Nörgler. „A lenkbars Luftſchiff hams erfunden, aber a Kragen⸗ knöpfli, des aufs erſchtemal hingeht, wo's hin ſoll, des hams no net zammbracht!“. „Ich bitte Sie um Entſchuldigung, Herr Lehmann, daß ich Sie geſtern im Eifer der Verhandlung einen Dummkopf genannt habe!“ „Aber lieber Freund, da ſollten wir kein Wort drüber verlieren, wir ſind und bleiben doch immer Kollegen!“ „Nun, Walterchen, wie gefällt dir Muttis neues Kleid? Das iſt reine Seide, mein Junge!“ „Fein ſiehſt du aus, Mutti!“ „Und wenn man bedenkt, daß man dieſen teuren Stoff einer unanſehnlichen kleinen Raupe bekommt!“ „Aber, Mutti, Pappi iſt doch nicht ſo unanſehnlich!“ * von „Sie ſind in allen Sachen furchtbar langſam.“ „Nicht in allen, ich werde ſchrecklich ſchnell müde.“ *. „Mutti, eben haben ſich der Paul und die Elſe geküßt!“ „Das macht nichts, mein Kind, die verloben ſich ja am Sonntag!“ „Ja, Mutti— und wann verloben ſich der Vater und die Marie?“ „Schrecklich, wir mir ſchon die Haare ausfallen!“—„Da kannſt du dich doch freuen, Onkel!“—„Aber wieſo denn, Fritzchen?“—„Na, Tante hat doch neulich erſt geſagt, an dir wär kein gutes Haar!“ * „Herrlich, welch prächtige Zähne die Dame dort hat, ein⸗ fach wunderbar!“—„Danke für das Kompliment!“— 222 „Nun ſie hat ſie ſich doch in meinem Atelier anfertigen laſſen.“ * „Ich habe auf meiner Indienreiſe gelernt,“ ſagt Lügenich, „wie man die gefährlichſten Beſtien und Menſchen durch die faſzinierende Gewalt ſeines Blickes ſanft und harmlos machen kann!“—„Na, na,“ meint Anglaub,„vielleicht den ſtiernacki⸗ gen Menſchen an dem Tiſch da drüben auch?“—„Selbſtver⸗ ſtändlich!“ meint Lügenich und wirft ſich in Falkirpoſe.„Paß auf, er kommt ganz willig an unſeren Tiſch.“— Wirklich, nach kurzer Zeit erhebt ſich der im Banne von Lügenichs Augen be⸗ findliche Gaſt, kommt zielbewuß: auf den ſtieren Blicken da⸗ ſitzenden Lügenich zu und haut ihm links und rechts eine run⸗ ter. Dann ſagt er ruhig:„And wenn Se mich nochmal ſo fle⸗ gelhaft anſtarren, paſſiert Ihnen detſelbe, Männeken!“ * Der Freund:„Karl, ich verſtehe einfach nicht, wie du ſo Nacht für Nacht durchbummeln kannſt?“— Ja, ſiehſt du, ich habe dir ja immer geſagt, wenn man etwas nicht verſteht, dann ſoll man auch nicht drüber reden!“ * „Irmchen, heute nacht hat dir der Klapperſtorch ein kleines Schweſterchen gebracht!“—„Ja, Vati, ich weiß. Ich 1 6 ge⸗ hört, wie du zu ihm ſagteſt: Seien Sie vorſichtig, es iſt Glatt⸗ eis draußen!“ 2 „Mein Herr, es tut mir aufrichtig leid, aber da Sie bereits fünfundachtzi Jahr alt ſind, kann ich Sie leider nicht mehr in unſere Verſicherung aufnehmen.“—„Na, wenn das der Grund iſt, dann ſind Sie aber ſchlecht unterrichtet. Sonſt müßten Sie doch wiſſen, daß erheblich weniger Leute in meinem Alter ſter⸗ ben, als ſolche in anderen Alteksklaſſen.“ (Schluß des cedaktionellen Teils) en des . WISS Sell Haarwaschmittel von RA 0.25 bis 1.50 Haarwuchsmittel Haarpflegemittel vop RM 1.— bis 7.50 von 1.30 bis 6.— SEIT ei. 7 „Aber Berta, wie konnten r Sie ſich nur von dem Schorn⸗ 0 ſteinfeger küſſen laſſen?“ Flechten, ſchwerheilende Wunden 5„Ja, gnädige Frau, das heilt San. Rat 5 f of 5 Br. Snohls Hausſolbe verſtehe ich ſelbſt nicht, aber kühlend und juckreizſtilend plötzlich wurde mir ganz Doſe RM 1,18 u. RM 2,07. Litera⸗ ſchwarz vor den Augen!“ tur u. Probe durch Chemiſche Fabrik Dr. Hoffbauer, Berlin SWö 8/84 0 0 0 5 E 4300 Mill. Kubikmeter Waſſer pro Fahr Dieſe rieſige Waſſermaſſe wird in der gewaltigen Staua ges Nils bei Aſſuan während der Regenzeit aufgeſpeichert, Rlage um in ger Zeit der Dürre ein Gebiet von 16000 Quadratkilometern, grö⸗ zer als Baden alſo, mit Waſſer zu verſorgen und ſo ein Land wirt⸗ ſchaftlich nutzbar zu machen, das vorher abwechſelnd der vernichten. den Sonne und der Verheerung durch Hochwaſſer preisgegeben war. Die deutſchen Talſperren ſind ſehr viel kleiner, aber ſie haben dennoch ihre große Bedeutung für die deutſche Volksgemeinſchaft. Durch die Regelung der Waſſerläufe ſind bisher ſchon beträchtliche Werte, die früher durch Hochwaſſer vernichtet wurden, erhalten ge⸗ lieben. Vorrat abgeben erſt eine geregelte Schiffahrt. In Zeiten der Dürre kann das Staubecken aus ſeinem und ermöglicht ſo z. B. auf manchem Flußlauß Es iſt nur ein ſcheinbarer Gedankenſprung, wenn man das Bild der Talſperre benutzt, um einmal die Aufgabe der Banken im Wirtſchaftsleben darzuſtellen. Die Bedeutung eines geordneten Bankweſens läßt ſich deutlich veranſchaulichen, wenn man ſich die Banken als Talſperren des Geldfluſſes vorſtellt. Hier wie dort wird ein Strom, der ungeregelt leicht Schaden anrichten kann, ge⸗ ſammeit und in lebendige Energie verwandelt.— Wie kleine Rinn⸗ ſale im Sande verſickern und für die Befruchtung der Felder ver⸗ lorengehen, ſo iſt auch das im Strumpf bleibende oder wahllos derzettelte Geld nutzlos für den Wiederaufbau der Wirtſchaft. Erſt an ſachkundigen Stellen, bei Banken und Bankiers, geſammell, wird das Geld als Depoſiten⸗ oder Spareinlage eine ſich verzin⸗ ſende Anlage für den Bankkunden und in der Weiterleitung als Kredit an die Wirtſchaft das Mittel, das neue Werte und damit Arbeit und Brot ſchafft Dieſe Regelung des Kapitalſtromes und die damu verbundene „Krafterzeugung“ müſſen immer wieder in ihrer Bedeutung erkannt werden. Denn ohne ſie wäre eine moderne Volkswirtſchaft Zu⸗ fällen ausgeſetzt, die für das Ganze wie für jeden einzelnen Volks, genoſſen verhängnisvoll werden könnten Ein geſundes, lebensſähl ges Bankweſen iſt daher ein unbedingt notwendiger Beſtandtei einer geſunden Staats- und Volkswirtſchaft Aale Sonderpref Sept.) Okt. stille Zeit] Wir tun el⸗ was Besonderes ö Sofort Prospekt anfordern ö E.& P. Stricker, abrradibm Brackwede- Bielefeld 541 71 Eine Minute dem Schlafen 55 bedarf es nicht, um Ihre Hände vor jeder schäd- lichen Einwirkung von häuslicher Arbeit, Beruf, Sport und rauhem Wetter zu schützen.— So leicht, so mühelos ist die Pflege mit dem Speꝛzialmittel Kaloderma- Gelee! Ein wenig davon abends vor dem Schlafengehen auf. getragen— nach dem Waschen, so- lange die Haut noch feucht ist— verhindert mit Sicherheit jedes Rot- und Rauhwerden, ganz gleich wie sehr Ihre Hände angreifender Tätig. keit in Haushalt und Beruf— ganz gleich wie sehr sie ungünstiger Witte⸗ rung ausgesetzt waren. 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Zeitung nicht guſtändig. Verantwortlich 11 die Schriftleitun Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Son tagsblatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſämtlich in Berlin W, Maue 5 FFP Eine der B 0 gebro Wieſe den L Marſ Baue hoſſen gekom Tag d haben Fieud Ernte unerm ten d Deutſ. ſeine mit d. ſhen 3 freiem Morg den ſehbar Stätte ic, zu gegeng ſeine Blor ral den haber Oberb. ring, eig Weg Rubre auer entge Mut Ehren ſamme