I N. 2 82 2. Blatt ZAu WM. 263 Ceekar Bote Scumstfag, 9. Nov. 1935 „ Oie Parole von Goslar! DR. Die nationalſozialiſtiſche Agrarpolitik wird, wie Bauerntum, ſo auch im ganzen deutſchen Volk die Geiſter u Entſcheidung zwingen. Niemand wird daran vorbei innen, die Forderung unſeres Führers Adolf Hitler, daß 05 Deutſchland der Zukunft ein Bauernreich ſein ue, klar und eindeutig entweder zu bejahen oder zu ver⸗ inen. Menſchen, die ihrer inneren Einſtellung nach immer uh ein Produkt der liberaliſtiſchen Wirtſchaftserziehung ind und nicht die Kraft aufbringen, das Alte und Morſche i ferſchlagen und ſich zu jugendſtarken und lebensfähigen Anschauungen zu bekennen, werden niemals die national⸗ kpalittiſche Agrarpolitik begreifen. Denn gemeinen Nut⸗ zen in jeder Form und unter allen Umſtänden zu dienen— has iſt das oberſte Geſetz aller agrarpolitiſchen Maßnahmen in nationalſozialiſtiſchen Deutſchland! Wer darum auch heute noch alle Entwicklung darnach beurteilt, ob es ſeinem per⸗ önlichen Nutzen dient oder nicht, wird für die zaliſtiſche Grundhaltung der Neuordnungen in der deut⸗ chen Ernährungswirtſchaft kein Verſtändnis haben. In den bergangenen Wochen, da bei einzelnen landwirtſchaftlichen Etzeugniſſen zeitweiſe eine Verknappung auftrat, konnte man an eindeutigſten beobachten, wer mit der nationalſozialiſtiſchen Bewegung in einer Front geſtanden hat und wer zu jener kiigue gehörte, die durch Preistreiberei oder Hamſterwahn⸗ un das nationalſozialiſtiſche Wiederaufbauwerk zu ſtöcen betuchte. 15 allen Gauen des deutſchen Vaterlandes hat der Reichsbauernführer R. Walther Darre die Anterführer des ſeutſchen Bauerntums nach Goslar zuſammengerufen, um auf dieſem dritten Reichsbauerntag die Parole für de agrarpolitiſchen Aufgaben des kommenden Jahres auszu⸗ geben. Nichts liegt näher, als gerade aus dieſem Anlaß nem geſchichtlichen Ereignis ein Wort zu widmen, das vor 125 Jahren einſchneidend in das Leben der deutſchen Pauern eingriff. Stein befreite damals den Bauern aus det Leibeigenſchaft des Grundherrn. Aber das ſo glücklich begonnene Befreiungswerk konnte nicht zu voller Aus⸗ virkung kommen, da Stein's Nachfolger, Staatskanzler d. Hardenberg, die Stein'ſchen Geſetze verwäſſerte. Stein's Befreiungswerk verlief ſo im Sande. Für Deutſchlands Bauern kam dann wenige Jahrzehnte ſpäter eine neue Art unmenſchlichſter Knechtſchaft auf, als deren Sinnbild uns die von jüdiſchem Geiſt geleiteten Banken ſich darſtellten. Die Krechtſchaft der Bankherren und die Verſtrickung in die Schlingen des Zinſendienſtes waren nicht minder ſchwer zu ertragen als die Reallaſten und die Leibeigenſchaft zur Zeit der Grundherren. Nur wenn man ſich die Linie dieſer Entwicklung vor Augen hält, iſt es möglich, die Größe des Darre'ſchen Befreiungswerkes zu erkennen. Im Umfang dieſes Be⸗ ſreiungswerkes ſtand das Reichserbhofgeſetz, das in der Geſchichte des deutſchen Bauerntums einmal als die vielleicht größte und entſcheidendſte Tat ſtehen wird. Man muß dieſe Dinge ſich immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen, um im Getriebe der kleinen täglichen Sorgen und Mühen ficht die entſcheidende Linie und die geſteckten Aufgaben zu zergeſſen. Der Führer hat dem deutſchen Bauerntum Auf⸗ gaben zugewieſen, die nichts weniger zum Ziel haben, als die Grundlagen für eine jahrhundertelange geſicherte Entwick⸗ lung des deutſchen volklichen Lehens zu ſchaffen. Wenn darum auch mancher Bauer noch an dieſer oder jener Maßnahme kitiſiert, die er vielleicht in ihrer ganzen Bedeutung und Auswirkung nicht zu erfaſſen vermag, ſo muß ſich jeder über eines grundſätzlich klar ſein: daß niemals eine Handlung durchgeführt wird, um den Sonderwünſchen der einen oder der anderen Gruppe entgegenzukommen, daß alle Maßnah⸗ men nur durchgeführt werden, um dem geſamten deutſchen Volke möglichſt geſunde Lebensverhältniſſe zu ſchaffen. Auf dem dritten Reichsbauerntag wird das Bauerntum zu neuem Einſatz im zweiten Jahre der Er⸗ zeugungsſchlacht aufgefordert werden. Heute wird es in Deutſchland wohl keinen mehr geben, der nicht erkannt hat, von welch entſcheidender Bedeutung die einzelnen Maßnah⸗ men der Erzeugungsſchlacht für die Sicherung und Ordnung unseres wirtſchaftlichen Lebens ſind. Die Nahrungsmitteler⸗ ſtellung aus eigenem Grund und Boden ſoll weiter geſteigert, die Induſtrie in ſtärkerem Maße mit notwendigen Rohſtoffen verſorgt werden; der Arbeitseinſatz in der Landwirtſchaft ſieg in einem Umfange, daß gebietsweiſe geradezu ein Mangel an landwirtſchaftlichen Arbeitskräften herrſchte, und ſchließlich wurden durch die Betriebsaufwendungen der Land⸗ wirtſchaft und durch die Bereitſtellung der Rohſtoffe für hunderttauſende deutſcher Volksgenoſſen in der Induſtrie und im Handwerk Arbeitsmöglichkeiten geſchaffen. Das vergangene Jahr hat gezeigt, daß die national⸗ ſozialiſtiſche Agrarpolitik auf dem richtigen Wege iſt. Darum unn es für Goslar auch nur eine Parole geben: Mit zähem 995 und unbeirrbarem Willen den einmal beſchrittenen 29„„— 1 Atraiteitd . Für die Gefallenen des 9. November 1923. Einer der beiden Ehrentempel am Königsplatz in München mit acht Sarkophagen der 5 5 vom 9. Novem⸗ ber Mannheim am Wochenende. Erweiterung der Siedlungen.— Der Plankendurchbruch geht zu Ende.— Hilfe für die Kinderreichen.— Errichtung einer Schifferſchule. Rund um die Großſtadt Mannheim hat ſich im Lauf der letzten Jahre ein Kranz von Siedlungen gebildet. aus denen zum Teil eigene Stadtteile oder mindeſtens verbindende Wohnviertel zwiſchen einzelnen Vororten ge⸗ worden find. Soviel aber auch ſchon gebaut wurde, des Planens und Bauens ist noch kein Ende, ſolange ſich die Errichtung geſunder und billiger Wohnungen als not⸗ wendig erweiſt. Neuerdings hat man bei der Blumenau, der jungen Gärtnerſiedlung im Norden Mannheims, faſt unmittelbar an der heſſiſchen Grenze, ein Gelände zur Verfügung geſtellt, das Raum für vierzig Doppelhäufer bietet und von der Gemeinnützigen Eigenheim⸗Bau⸗Ge⸗ noſſenſchaft bebaut wird. Jedes Haus umfaßt vier Zim⸗ mer mit Küche; 360 Quadratmeter Land bei jeder Stelle geſtatten ausreichenden Gartenbau für eigenen Bedarf. Bei einer Selbſtbeteiligung von 700 Mark beträgt die monatliche Miete für das Einfamilienhaus, das noch einen Anbau mit Waſchküche und Stallung erhält, nur 36,50 Mark. Mannheims größtes Bauprojekt, der Plankendurchbruch geht jetzt endgültig ſeiner Fertigſtellung entgegen. Die füdliche Hälfte der verbreiterten Fahrbahn iſt angelegt und bereits für den Verkehr freigegeben. Die architek⸗ toniſche Linie der neuen Plankenfront läßt ſich ſchom jetzt erkennen; aber die Schönheit des ſtädtebaulichen Bil⸗ des erſchließt ſich erſt, wenn der noch fehlende Eckbau, zu dem jetzt gerade die Fundamente und Keller vollendet find, errichtet ſein wird. Er ſchließt turmartig die Reihe der Neubauten nach dem Paradeplatz hin ab, ſolcherweiſe das Bild des Strohmarktes bebonend. Ein Groß⸗Cafe wird das Erdgeſchoß und das erſte Obergeſchoß einnehmen, und eine dazugehörige Freiſitzteraſſe dürfte einmal hier im Brennpunkt des Großſtadtlebens eine große Anziehungskraft ausüben. Wir ſprachen von dem großen ſozialen Werk der Siedlungen. Ihm ſchließt ſich würdig an 5 die Fürſorge die die Stadtverwaltung den Volksgenoſſen in bedräng⸗ ter Lage angedeihen läßt. Dazu gehören Einſtweiren noch die meisten kinderreichen Familien, denen jetzt auf Grund der Reichsverordnung vom 15. September 1935 aus Mit⸗ teln des Sondervermögens des Reiches auf Antrag ein⸗ malige Kinderbeihilſen gewährt werden. Zunächſt wer⸗ den die wirtſchaftlich am ſchwerſten belaſteten Familien, insbeſondere ſolche mit ſechs oder mehr Kindern, dien Beihilſe erhalten. Nachdem Miniſterialrat Profeſſor Dr. Eugen Fehrle die Leitung der Verwaltungsakademie Baden übernom⸗ men hat, iſt mit dieſer Einrichtung ein großer Auſſchwung Es wurden nicht allein die. Zweiganſtal⸗ zu verzeichnen. a 3 Heidelberg und Mannbeam, dis ihre Vor⸗ ten Freiburg, leſungen eingeſtellt hatten, zu neuem Leben erweckt, viel⸗ mehr mußten auch die in immer ſtärkerem Maße her⸗ vortretenden Wünſche der Beamten und Angeſtellten im den kleineren Städten durch Errichtung von Zweiganſtal⸗ ten in Donaueſchingen und Mosbach berückſichtigt werden. Die Zweiganſtalt Mannheim hat anfangs dieſer Woche die Vorleſungen des Winterhalbjahres 1935—36 aufgenom⸗ men. Zur Eröffnung des Semeſters ſprach Kreisleiter Dr. Roth, Mannheim, über das Thema„Der Weg zur Reichs⸗ einheit“. Er behandelte vom Geſichtspunkt des National⸗ ſtaates die germaniſche Frühzeit und das Mittelalter und die für das Dritte Reich naheliegenden Folgerungen. „Die Partei lebt, und der Führer der Partei, der Wehr⸗ macht und des Staates wird erner ſein— das ift dien Hauptſache.“ Dieſer lung des Tage fand in Edingen eine Bezirksverſamm⸗ Deutſchen Gemeindetages Landesdienſtſtelle Baden, Bezirk Mannheim, ſtatt, an der außer den Bürger eneiſtern der 14 Bezirksgemeinden die Vertreter verſchiedener Behörden teilnahmen. Gaurefe⸗ rent Nickles ſprach über grundſätzliche Fragen der Arbeits⸗ beſchaffung und der Landesplanung, wobei er feſtſtellte, daß der Bezirk Mannheim in der Bekämpfung der Ar⸗ beitsloſigkeit Vorbildliches geleiſtet habe Grundſätzlich müſſe man dazu übergehen, keine Unterſtützungen mehr zu gewähren, ohne eine Arbeitsleiſtung dafür zu ver⸗ langen. In den zehn Jahren von 1923 bis 1933 habei man im Reich rund 90 Milliarden für öffentliche Unter⸗ ſtützungen ausgegeben, ohne den geringſten Gegenwert dafür zu erhalten. Bezüglich der Planung führte der Reder aus, daß der Nationalſozialismus darin den Ver⸗ ſuch erblicke, auf allen Gebieten durch richtige Raum⸗ ordnung die Totalität des nationalſozialiſtiſchen Den⸗ kens in die Tat umzuſetzen. Schließlich ſprach Kreis⸗ bauernführer Treiber 55 über Ernaheungsfragen. An⸗ ſchließend unternahmen die Tagungsteilnehmer eine aul⸗ ſchlußreiche Rundfahrt durch das Mannheimer Sied⸗ lungsgebiet. 3 Aünter Mitwirkung der Deutſchen Arbeitsfront haben die jahrzehntelangen Bemühungen des Mannheimer Schif⸗ fervereins um 8 Einführung der Schifferſchule in Maunheim Erfol eführt, daß die Schule im Januar 8 9 8 1188 und Schiffsbeſitzer Schiffsjungen und Jung⸗ Schulbeſuch anzuhalten. Nachwuchſes in der jetzt zu dem 1936 eröffnet wird. f ſind bereits aufgefordert, ihre matroſen anzumelden und zum Es liegt im eigenen Intereſſe des uchſe d Binnenſchiffahrt, daß die Schifferjugend mit Kenntniſſen ausgeſtattet wird, die ſie für ihren ſpäteren Beruf Pole wertig macht. Darüber hinaus ſollen die jungen Ss auch zu charaktervollen und vaterländiſch geſinnten Men⸗ ſchen erzogen werden, um ſie gegenüber der kommuniſti⸗ ſchen Verhetzung in den Auslandshäfen ſtandhaft zul machen. Gaufachgruppenwalter Schmitt fü in einer Verſammlung aus, daß der Unterricht in zwet Jahres⸗ kurſe gegliedert iſt und etwa zehn gehe änern wird. Am Schluß der jeweiligen Kurſe findet eine Prüfung ſtatt, für die ein Abgangszeugnis gegeben wird. mp. 33070 ͤ———————— Wirtiſchafiskammer für Baden Die Zuſammenſetzung des Beirates. () Karlsruhe, 8. Nov. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat ſchon im März ds. Is. bekanntgegeben, daß für Baden eine beſondere Wirtſchaftskammer mit dem Sitz in Karlsruhe gebildet werde, mit deren Leitung er gleichzeitig den badi⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Köhler betraut hat. Zum Stell⸗ vertreter des Leiters hat der Reichswirtſchaftsminiſter den Fabrikdirektor Eduard Hofweber in Mannheim berufen. Stellvertreter des Leiters iſt weiter der Landeshandwerks⸗ meiſter und Präſident der Badiſchen Handwerkskammer, Georg Näher, in Heidelberg. Nunmehr hat der Reichswirtſchaftsminiſter auch den Beirat der Wirtſchaftskammer in folgender Zuſammenſetzung beſtätigt. Dem Beirat gehören in ihrer Eigenſchaft als Vorſitzende der vier badiſchen Induſtrie⸗ und Handelskam⸗ mern an: Fabrikant Dr. Fritz Reuther in Mannheim, Direktor Dr. Clemens Kentrup in Karlsruhe, Fabrikant Arthun Barth in Pforzheim und Fabrikant Emil Tſcheulin in Frei⸗ burg i. Br., ferner aufgrund beſonderer Berufung die Vorſitzenden der Bezirksſtellen Schopfheim und Konſtanz der Induſtrie⸗ und Handelskammer Freiburg: Vizepräſident Otto Blank in Schopfheim und Vizepräſident Joſef Jöhle in Konſtanz. Als Vertreter des Reichsnährſtandes iſt Landes⸗ bauernführer Engler⸗Füßlin in Laufen, als Vertreter der Gemeinden Oberbürgermeiſter Fritz Jäger in Karlsruhe Mitglied des Beirates der Wirtſchaftskammer für Baden. Als weitere Mitglieder wurden in den Beirat der Wirt⸗ ſchaftskammer als Vertreter der badiſchen Wirtſchaft im Ein⸗ vernehmen mit den Leitern der zuſtändigen Reichsgruppen berufen: Direktor Wilhelm Bauer in Offenburg, Kaufmann Albert Baumann in Karlsruhe, Direktor Dr. Betz in Karls⸗ ruhe, Direktor Brüggemann in Gottmadingen, Direktor Kon⸗ ful Bungert in Mannheim, Sägewerksbeſitzer Fleiſcher in Steinbach, Fabrikant Freudenberg in Weinheim, Hotelbe⸗ ſitzer Gabler in Heidelberg, Fabrikant Hoeſch in Gernsbach, Fabrikant Landfried in Heidelberg, Oberbürgermeiſter Ren⸗ ninger in Mannheim, Reichsinnungsmeiſter Roth in Karls⸗ ruhe, Generaldirektor Samwer in Karlsruhe, Direktor Schrae⸗ der in Mannheim, Direktor Schrempp in Karlsruhe, Metz⸗ germeiſter Weſch in Mannheim und Kaufmann Wilſer in Karlsruhe. Schwarzbrennerprozeß— Jüdiſcher Hauptangeklagter geflohen Neuwied, 8. Nov. Unter der Anklage der Hinterzie⸗ hung von Branntweinmonopolabgaben, Beihilfe zu dieſem rgehen, Monopolhe lerei und Begünſtigung ſtehen fünf⸗ 1 925 5 er ſo 1 1 15 Leutesdorf, Neuwied, Metternich bei Koblenz, Andernach, Aachen, Eſſen und anderen Orten vor der Großen Strafkammer in einem umfangreichen Schwarzbrennerprozeß. Der Hauptſchuldige des Prozeſſes, der Jude Siegmund Wolf aus Kobern, war gewarnt worden und konnte ſich durch die Flucht ins Ausland der Verantwortung entziehen. Bei ſeiner Vernehmung gab der Angeklagte H. H. aus Leutesdorf zu, zuſammen mit ſeinem Bruder K. H. in Leutesdorf eine Verſchlußbrennerei betrie⸗ ben und 1500 Liter Branntwein ſchwarz gebrannt zu haben, die an Wolf in Kobern geliefert wurden. Auch der Ange⸗ klagte M. M. aus Metternich geſtand ein, 1500 Liter Wein⸗ geiſt ſchwarz gebrannt zu haben, die gleichfalls an den Ju⸗ den Wolf abgeführt wurden. FSꝝFSaEAEüEE oo AAT ³˙TTT00T0T0T000bbb000TC0T0000Td Wer ſich vom Eintopfgericht am 10. Novem⸗ ber drückt, iſt ein charakterloſer Schädling am deutſchen Volke! Sei kein Drückeberger. sb ˙röF³mZI—2I—..... Handel und Wirtſchaſt Wirtſchaftliche Wochenrundſchau Börſe. Bei ſehr ruhigem Geſchäft war die Börſe kurs⸗ mäßig nicht weſentlich verändert. Bei kleinen Umſätzen gingen einzelne Sonderwerte ſtärker zurück. Es trat dann aber wie⸗ der eine leichte Beſſerung ein, offenbar auf Rückkäufe der Kuliſſe. Auch wurde der Abſchluß des deutſch⸗polniſchen Wirtſchaftsabkommens günſtig beurteilt, er vermochte aber doch nicht eine Belebung des außerordentlich ſtillen Geſchäfts herbeizuführen. Am Aktienmarkt lagen beſonders Montan⸗ werte ſchwächer. Auch Maſchinenwerte blieben unter Druck. Der Rentenmarkt war gleichfalls etwas ſchwächer. Umſchul⸗ dungsanleihe gab nach, dagegen wurden Reichsſchuldbuchfor⸗ derungen höher bewertet. Induſtrieobligationen waren größ⸗ tenteils ſchwächer. Geldmarkt. Die Reichsbank hatte zum Ultimo durchaus normale Beanſpruchung. Der Bargeldbedarf war dadurch erhöht, daß diesmal der Ultimo mit dem Hauptlohnzahlungs⸗ tag zuſammenfiel. Der Nationale Spartag hat eine der wich⸗ tigſten Fragen in den Mittelpunkt unſerer Wirtſchaftspolitif gerückt. Die Erlangung von Freiheit und Brot iſt ohne die Arbeit des Sparers nicht denkbar, ſo hat Reichsbankpräſident Dr. Schacht zu dieſem Tag verkündet. Die Inanſpruchnahme der Spargelder für öffentliche Zwecke, übrigens die ſicherſte Anlage, die ſich denken läßt, erfolgt bei uns noch in recht beſcheidenem Maße, jedenfalls mit ſehr viel mehr Zurück⸗ haltung als etwa in Frankreich, wo noch viel höhere Summen an Spargeldern zur Verfügung ſtehen. Produktenmarkt. An den Produktenmärkten iſt das An⸗ gebot in Weizen geringer geworden, reichte aber immer noch aus, um die Nachfrage voll zu befriedigen. Roggen war eben⸗ falls in geringerem Maße erhältlich. Recht feſt lag weiterhin Braugerſte. Das Mehlgeſchäft blieb unbedeutend. Am Futter⸗ mittelmarkt iſt die Nachfrage geringer geworden. Warenmarkt. Die Großhandelsinderziffer war mit 102.9 gegenüber der Vorwoche(102.8) wenig verändert. Der Se⸗ gen der öffentlichen Arbeitsbeſchaffung kommt in erſter Linie der Produktion zugute und nicht ſo ſehr dem Einkommen des Einzelnen. Auf der andern Seite iſt aber zu beachten, daß die Erzeugung vielen Millionen Arbeit und Brot gibt. Wir ſtehen ohnehin wieder vor einem ſchweren Winter, der immer Arbeitskräfte freiſetzt und diesmal beſonders erſchwert wird durch die weltwirtſchaftlichen Wirrniſſe, durch den Krieg in Oſtafrika und die gegen Italien gerichteten Sanktionen. Einen weiteren Schritt auf dem Wege zur Weltwirtſchaftsfreiheit des Vaterlandes haben wir durch die Gründung der Ruhr⸗ Benzin⸗AG machen können, deren Betrieb nicht nur Deviſen erſparen, ſondern auch neue Arbeitskräfte beſchäftigen und den Kohlenzechen neuen Abſatz ſchaffen ſoll. Viehmarkt. An den Schlachtviehmärkten war das Ge⸗ ſchäft für Großvieh ziemlich belebt, desgleichen für Kälber. Schweine mußten wieder zugeteilt werden. Die Preiſe blieben größtenteils unverändert. Reisläuſer und Landsknechte Alke Söldnerdichkung. Von Hans Heßler. Weitab von den Ständen und Zünften des Mittelalters treiben die Landsknechte, die Schweizer und Söldner ihr Weſen, die Ungebundenen der Landſtraße. Wie ſich der Soldkrieger des ſpäteren Mittelalters unter aller Herren Fahnen ſchlägt, ſo rufen die Gegner auf grünem Felde ſich nur allzu oft mit verwandter Zunge an wie der ſchwäbiſche Landsknecht und der Schweizer Reisläufer, die, beide ihren übervölkerten Heimatgauen entlaufen, mit Liedern und Lanzen gegeneinander ſtreiten. Von ſolchen Liedern einige Beiſpiele. Als vor 300 Jahren Wien durch den Entſatz eines Reichsheeres von den Türken befreit wurde, mag dieſes Lied entſtanden ſein, das einen Aufruf an die Nation bildet: Friſch auf, in Gottes Namen, Du werte teutſche Nation! Für wahr, ihr ſollt euch ſchamen, Daß ihr euer gut Lob jetzt laßt untergan, Das ihr habt lang behalten In Ehr und Ritkerſchaft, Alſo geſchah den Alten. Der lieb' Gott ſoll ſein walten, Der verleih uns ſein göttlich Kraft. Etwa aus der gleichen Zeit ſtammt das Soldarenlied, das von den Taten der Landsknechte in den Türkenkriegen und bei der Befreiuung Wiens künden will. Der Verfaſ⸗ ſer bleibt auch hier wie ſo oft ungenannt; er ſtellt ſich ſo vor:„Der uns dieſen Reihen ſang, ein freier Landsknecht ift er genannt, er iſt bei ſieben Feldſchlachten geweſt Die Landknechte, immer fromm und gottesfürchtig(wenn man ihnen glauben will), kommen bei dieſen Schilderungen natürlich ſehr gut weg und ſpielen eine heldiſche Rolle; ein⸗ zelne recht anschauliche Epiſoden werden erzählt, wie die Knechte ihre Fähnlein auf der Wiener Mauer hiſſen und ſich, ehe es zum Kampfe kommt, zunächſt„die Türken gar 9125 anſchauen“. Auch ereignen ſich ſeltſame Zwiſchen⸗ älle: Krems, Krems ſei uns die Stadt genannt, So ziehen wir durch das Ungarland, Darin tun wir uns tapfer wehren. Man miſcht uns Kalk wohl unter den Wein, Das mußt' der Landsknecht Trinken ſein. In anderen Liedern, die ebenſo ſicher in der Mitte der Söldner entſtanden ſind, kommt ein klagender Ton durch wie in dem Reiterlied von 1582: Der Reif und auch der kalte Schnee, Der tut uns armen Reitern weh. Was ſollen wir nun beginnen? Wenn wir die Straßen nicht reiten können, Was haben wir dann zu verzehren? Aus den Türkenkriegen ſtammt auch das fliegende Blatt, in dem eine lange Geſchichte des Feldzuges erzählt wird, wie er von dem namenloſen Dichter geſehen wurde: Wie die Soldaten alle rot eingekleidet werden, wie ſie über den Zugerſee fahren, den Gotthard überſchreiten, wie ſie über den„Langen See“— wohl der Lago Maggiore— nach Venedig kommen; dann ſtürmen ſie die Stadt Morea und befinden ſich plötzlich bei Weißenburg— logiſche Ver⸗ knüpfung und zeitlichen Ablauf der Ereigniſſe darf man in dieſen Liedern nicht erwarten. Und da ſie kamen in die Stadt Weißenburg, Der Türk mit feurigen Kugeln ſchoß, Er wollt' die Ehriſten dämmen. Er grub wohl unter den Boden durch, He— in die Luft wollt er ſie ſprengen. Wie es mit dieſen wilden Haufen beſtellt war, ſingt einer von ihnen, der ſich am Ende des Liedes als Jörg Graff bezeichnet: Erſtlich muß er(der Soldat) ein Weib und Flaſchen haben, Darbei ein' Hund und einen Knaben; Das Weib und Wein erfreut den Mann, Der Knab' und Hund ſoll ſpüren, Was in dem Haus tut ſtahn. Eins der ſchönſten Lieder, in denen man noch das To⸗ ben und die Erregung der Schlacht nachſpüren kann, iſt nach der Schlacht von Pavia(1525) entſtanden: Herr Görg von Fronsberg, Herr Görg von Fronsberg, Der hat die Schlacht von Pavia gewonnen; Gewonnen hat er die Schlacht von Pavia in eim Tiergart; e Stunden gewonnen Land und Lellt. Das kehrt immer wieder, daß Jörg von Frundsberg, der berühmte Söldnerführer, mit ſeinen deutſchen Lands⸗ knechten„in neunthalb Stunden“ die Schlacht gewonnen und den König von Frankreich beſiegt hat. Bilder der Schlacht: Im Blut mußten wir gahn, Im Blut mußten wir gahn Bis über, bis über die Schuch: Barmherziger Gott, erkenn die Not! Barmherziger Gott, erkenn die Not!. f Lermen, lermen, lermen, Tät uns die Trummel und die Pfeifen ſprechen. Her, her, her! ihr frommen deutſchen Landsknecht gut! Laßt uns in die Schlachtordnung ſtahn, Bis daß die Hauptleut ſprechen: Jetzt wollen wirs greifen an! 5 Die Sprache dieſer Landsknechte, die in den Dienften vieler Machthaber in allen Ländern kämpfen mußten, wird ein ſeltſames Kauderwelſch aus allerlei Mundarten und Ausdrücken geweſen ſein. So iſt das Wort Sibentod, das ſich in den folgenden Verſen findet, verderbt aus dem Na⸗ men der Stadt Cividale in Friaul: Wir zogen in das Feld. Da hätten wir weder Seckl noch Geld. Strampe de mil Alamt preſente, al voſtra ſignori. Wir kamen vor Sibentod. Da hätten wir weder Wein noch Brot. Wir kamen vor Friaul. Da hätten wir alleſamt groß Maul. Strampe de mi! Alami preſente, al voſtra ſignori. Aus dem Kauderwelſch dieſes Kehrreims hört man noch den Marſch der Soldaten, den Tritt der Truppen und das Dröhnen der Trommeln Wo der junge Mozart ſpielte Erlebnis in einem alten Pfälzer Adelshaus. R DV. Das kleine Bad Gleisweiler an der ſoeben eröffneten„Weinſtraße“ gehört nicht nur landſchaftlich, ſon⸗ dern auch kunſtgeſchichtlich zu den reizvollſten Orten der Rheinpfalz! Was aber den Zauber dieſes Ortes ausmacht, was ihn heraushebt aus der klangvollen Reihe pfälziſcher Weindörfer, das ſind die vielen Erinnerungen an die Glanz⸗ zeit des kleinen Bades in lebensfroher, galanter Zeit. Natur, Kultur und Kunſt bilden in Bad Gleisweiler eine wunder⸗ ſame Einheit, die in ihrer Formung Auge und Herz beglückt. Große dieſer Erde weilten früher oft und gern in dem idylliſchen Badeort, fanden heitere Geſelligkeit im Zauber einer romantiſchen Ideallandſchaft. Als Gaſt des Herrn b. Barthelemy weilte 1778 der junge Mozart in Gleisweiler. Seine Reiſe ging von Man n⸗ heim nach Kirchheimbolanden an den Hof des Fürſten von Naſſau⸗Weilburg. Im Herrenhauſe der Fa⸗ milie Barthelemy machte der junge Künſtler Raft. Der Adel des Landes war zugegen, als Mozart im Salon des Hauſes auf dem Spinett ſpielte. Schlößchen und Park ſind noch heute im alten Zuſtande. Noch immer prunkt das alte Hoftor mit der Nebenpforte in feinen Renaiſſance⸗Ornamenten, und noch immer ſchaut das Ehewappen Barthelemy⸗d'Haſtel von der Pforte herab. Im Hauſe iſt alles noch wie einſt. Der Salon, ein leben⸗ diges Muſeum aus galanter Zeit, überraſcht durch die Schön⸗ heit ſeiner vollkommen erhaltenen Ausſtattung aus der Zeit um 1790. Spiegel, mit goldenen Vaſen bekrönt, und vor allem die koſtbaren Möbel, geben dem Raum jene köſtliche Stimmung, die wir nur ſelten in Innenräumen jener Zeit Inden. Nur wenige Beſitzer hatte das Haus ſeit dem Tode des letzten Barthelemy. Sie haben die Erinnerungen bewahrt, die ſich an frohe Feſte und an hohen Beſuch in dieſem kunſt⸗ und kulturerfüllten Hauſe knüpfen. Im Salon ſteht, ſorgſam gehütet, das zierliche Spinett, auf dem Mo⸗ zart ſpielte. Die Hand gleitet über die gelben Taſten, die ein Großer im Reiche der Muſik berührte, und ein feines, ſilberhelles Klingen verzittert leiſe im ſtimmungsvollen Raum. Draußen im Park, wo Grotten und Hecken noch von alter Schönheit träumen, ſteht das Gartenhaus des Abbes Barthelemy. Es iſt ein kleines beſcheidenes Gebäude, aber in ſeiner Erſcheinung und Einrichtung eine kulturge⸗ ſchichtlich höchſt wertvolle Stätte. Das Arbeitszimmer im Gartenhaus iſt noch im alten Zuſtande. Bücher und Schriften des 18. Jahrhunderts geben dem Raum das Gepräge eines Studierzimmers. Alte Möbel und Geräte erinnern an verklungene Zeiten. Wände und De es Raumes ſind mit großen Fresken des 18. Jahr⸗ 0 ts, mit bibliſchen Themen geſchmückt. Köſtlich iſt der Alkoven mit ſeinem zierlichen Rokokoſchnitzwerk. Durch die kleinen bleiverglaſten Fenſter ſchauen die Bäume des kleinen Landſchaftsparkes. Wie in einem Muſeum iſt die Stimmung in dieſem kleinen Raum. Alles, Schlößchen, Park und Gartenhaus, iſt im alten Zuſtande erhalten, Hier ſtand der Lauf der Zeiten ſtill, um uns ein Juwel der Heimat zu erhalten. And ſeltſam! Das alles iſt ſo gut wie unbekannt. Und doch öffnet ſich dem Kunſt⸗ und Muſikfreunde Tür und Tor, auf daß er eine Stätte ſchaue, die durch den Genius Mozarts und durch die Schönbeit ihrer Erſcheinung im Schoße einer unſagbar lieblichen Landſchaft verklärt wird! Adolf Tſchiener. Aus der Weit des Wiſſens Die durchſchnittliche Nahrungsmenge iſt bei den einzelnen Völlern ſehr verſchieden und wird hauptſächlich durch das Klima bedingt. Je mehr Wärme der Körper verbraucht, umſo mehr Nahrung muß ihm zugeführt werden. In den Tropen, wo der Körper weniger Wärme ausſtrahlt, brauchen täglich nur 1800 Kalorien durch Nahrungsaufnahme erſetzt werden; in den kalten Zonen ſind es dagegen 4500 Kalorien. Im gemäßigten Klima beträgt der tägliche Bedarf zwiſchen 2000 und 2700 Wärineeinheiten. Gäbe es eine techniſche Möglichkeit, Länder von einem Teil der Erde zum anderen zu kransportieren, ſo könnte man die Vereinigten Staaten bequem in Sibirien unterbringen, ohne daß ſie deſſen Grenzen an ihrend einer Stelle berühren würden. Könnte man dann noch Alaska und alle Länder Europas in kleine Stücke zerteilen, ſo fänden auch ſie alle Platz in den Nandlücken und es würden immer noch 300 000 Quadratmeilen Übrigbleiben. — Weltbild(M). Der hiſtoriſche Tag für die deulſche Wehrmachl. Am 7. November wurde zum erſten Male auf dem Weiche kriegsminiſterium am Tirpitzufer in Berlin die neue Reichs⸗ i kriegsflagge gehißt. f eee— 8 Bur und Book Das ſpringt in die Augen, das ſcheint zueinande. gehören wie„Blut und Boden“,„Brot 7 Butte Bur un Book! Weit gefehlt! Bauernfäuſte erfanden 5. Schreiben nicht. Jahrhundertelang ſahen die Bauern 1 trauiſch und im 9570 überlegen auf die Schreiberſen Stubenhocker und Leſeratten herab, ob es ſich nun un 0 gelehrten Mönche des Frühmittelalters, die ſtreitbaren g ſter der Reformation und Gegenreformation oder um Theoretiker der Landwirtſchaft unſerer Tage handelte. Iſt das ein Wunder? Wir, die wir der Druckerſchwir; oft mit Leib und Leben verfallen ſind, die wir meinen 110 aus Büchern Leben und Lebenswillen ſchöpfen und 16 0ꝑ 5 ten zu können, wir dünken uns in dieſer papiernen Well g ſo ſtark. Und doch zerflattert ſie uns ebenſo oft unter 0 Händen. ſobald der erſte kraftvolle Sturm des Lebenz z herfegt. Und in dieſem Leben voller Wahrheit und Schär, voller unbeugſamer Tatſachen und herber Schönheiten 10 der Bauer. Er ringt mit dieſem Leben, ob es ſich ihm g Geſtalt widerſtrebender Naturgewalten, in der Unfruchthn, keit der Mutter Erde ſelbſt oder im Werden ſeines Pult entgegenſtellt. Auf dieſem Felde des Kampfes, in Alg Flur und Dorf, ſammelt er ſeine Erfahrungen, erwächſt 1 ſeine Anſchauung von der Welt der Dinge. In Wind 15 Wetter, im rollenden Rad des Jahres, in engſter Nachbar ſchaft mit Tier und Baum wächſt er ſelber. Zuletzt, Ute weißem Haar, gebückten Rückens, ſteht er da wie die ſturg⸗ gepeitſchte Kiefer auf einſamer Heide, die die Tücken hz Wetters kennt, die ſich nichts vormachen läßt vom linde Säuſeln frommer Winde i Und dann kommen ſie zu ihm herein, die Bücher. Mm bringt ſie ihm, die Kinder ſchleppen ſie ihm haufenweis alt der Schule zu. Sein Sohn„redet wie ein Buch“, wenn er aus der Fachſchule zu ihm heimkehrt. Und er? Er hör es ſich an, lieſt auch ein paar Zeilen, klappt dann aber 055 Bücherwiſſen kräftig zu, erdrückt den Bücherwurm, rühn den ganzen Krempel vom Tiſch herunter.. und ſteckt ſe ſeine Pfeife an.— Bur un Book! 1 Und doch müſſen beide zueinander kommen! Und t finden ſich auch. Ein breiter, vielbeſchrittener Weg fh allerdings nicht zum Ziel; ein ſchmaler, ſelten begangen zielt mit der gleichen Unfehlbarkeit ins Schwarze! Bringt dem Bauern viel Bücher; Bücher voll hong ſüßer, wirklichkeitsfremder Bilder; Bücher, die das Seeleſ⸗ leben ſelbſtquäleriſch zerpflücken, die die Welt im himbeer farbenen, roſenroten Schimmer ſehen— und ihr werdet erleben, daß er ſie nicht lieſt! Legt ihr ihm aber ein Buh auf den Tiſch, ein Buch, das der harten Welt grad ins ge icht ſchaut, das dem Leben entwuchs wie die Blüte den Zweig, ſo echt, ſo arteigen, ſo ſchön; das Buch, das nich zurückſchreckt vor den Widerwärtigkeiten des Lebens, bit Tod und Teufel— das Buch des Kampfes: dann wird der Bauer zugreifen und nicht wieder davon laſſen. Dieſen Ni⸗ chern hält er die Treue! Und was dann ſpäter aus dier geſunden Verbindung ans Licht des Tages und der Arbei quillt, was ſich daraus zum Willen, zur Tat geſtaltet, daz iſt der Lohn der wahren Gemeinſchaft von— Bur un Bool Bur un Book. Ein zweiſchneidig Schwert! Nur ziel ſichere, feſte Hände ſollten es packen, ſie können Schlachten damit ſchlagen! A. P. Kr. Kamelreiſen 10 Abeſſinien Die teuerſte Art, im kriegsumwölkten Abeffinien 1 reiſen, iſt nicht etwa die per Flugzeug, ſondern die auf den Rücken eines Kamels. Das Auko wäre natürlich erheblich billiger, aber die allerwenigſten Wege in Abeſſinien eignen ſich zum Autoverkehr. Das Fliegen wiederum iſt in Abeſ⸗ 5 keineswegs ſo einfach wie in Europa, da die vielen ergſpitzen und zerriſſenen Hochplateaus Notlandungen 0 gut wie unmöglich machen. Auch iſt die Orientierung fit den Piloten nichts weniger als einfach. In vielen Füllen bleibt alſo nichts übrig, als ſich auf den Rücken eines Maul tieres, des verbreitetſten Tragtieres in Abeſſinien, oder eines Kamels zu ſchwingen, und da man zu ſolchen Reiſen nicht nur Zeit, ſondern auch Begleiter braucht, werden Kamel reiſen im Innern des Landes weſentlich teurer als Flug zeugreiſen. f Ein amerikaniſcher Filmmann hat 3. B. ſeiner Firma eine Speſenrechnung eingeſandt, auf der die Reiſekoſten mit folgenden Summen angegeben ſind: Einmal 1000 Meilen in einem Flugzeug— 4000 Dollar(was ſchon eine außer⸗ ordentlich hohe Summe iſt); weitere 1000 Meilen auf Ka⸗ melen mit Begleitung— 6000 Dollar. Augenblicklich ſind wegen des Krieges die Preiſe natürlich beſonders hoch. Bon einem Fußgänger„angefahren“. Auf dem Nach⸗ hauſewege geriet der Schlächtergeſelle B. in dem kanadischen Städtchen Paris(Ontario) in eine Regenbö, die ihm den Hut vom Kopfe riß und die Straßen entlang wirbelte. B. eilte ſeiner„Behauptung“ nach und überrannte dabei ein mit zwei Menſchen beſetztes Kleinauto, das ihm entgegen kam und das er nicht geſehen hatte. Der Wagen kippte um, büßte ſeine ſämtlichen Scheiben ein und wurde auch ſonſt beſchädigt. Einer der Inſaſſen trug blutende Kopfverletzun⸗ gen durch Glasſplitter davon, während B. nicht das 1 ringſte abbekam. Es dürfte wohl das erſte Mal in der Ge⸗ ſchichte des Automobils ſein, daß ein fahrender Wagen von einem Fußgänger überrannt wurde Das Influenzaſchiff. Sechzehn Tage einer geradezu un⸗ heimlichen Seereiſe hatte der Gene„Alma 98595 hin⸗ ter ſich, als er neulich, von Hobart, Tasmanien, kommend, im Hafen von Sydney eintraf. Seine ganze Beſatzung, vom Kapitän bis zum Schiffsjungen, lag ſchwerkrank an Influ⸗ enza und Grippe darnieder. Der erſte Krankheitsfall war wenige Tage nach der Abfahrt von Hobart beim Koch ein⸗ getreten, ihm folgten alle anderen Mitglieder der Beſatzung, und ſchon nach vier Tagen war die Schiffsapotheke leer, hatte ſie doch 17 Kranke auf einmal zu verſehen. Kapitän, Steuermann, Matroſen verſuchten trotz hohen Fiebers, ihren Dienſt zu verſehen, bis ſie zuſammenbrachen Der zweite Segelmacher hielt noch am längſten aus und es iſt nur 115 und einer gütigen Laune des Geſchickes zu verdanken, daß das Schiff ſchließlich Syoney erreichte. Da der S cher mit dem Aufwande der letzten Kraft die SoS⸗Flag gehißt hatte, kamen im Hafen ſofort Hilfskräfte an Bord, die das Schiff feſtmachten und die geſamte Beſatzung a Tragbahren ins Krankenhaus ſchaffen ließen. 3 Der Eintopfſonntag iſt der Ehrentag der deutſchen Nation Bedenke es am 10. November cerſchwz, neinen, z und gesch en Wel g 5 Unter b ebens y d Schünt heiten 0 ſich ihm nes Volt in Alz, Wil i Ind un . Rage letzt, ung die ſtur Tücken om linden her. Man nweis als wenn er Er hin aber daz steckt ſt Und fz Beg fühn gangene el l hong s Serleß himberz r werdet ein Buh ins che lüte den das nich ens, por wird der eſen Bi⸗ us dieſer r Arbei iltet, daz in Bool! tur ziel 11 95 nien zu auf den erheblich eignen n Abeſ⸗ e vielen ngen ſo ung für Fällen Maul⸗ er eines n nicht Kamel⸗ Flug- Firma ten mit Meilen außer⸗ uf Ka⸗ ch ſind . Nach⸗ diſchen m den te. B. ei ein gegen⸗ te um, ſonſt letzun⸗ 18 ge⸗ r Ge⸗ n von u un. hin⸗ mend, „vom JInflu⸗ war ein⸗ zung leer, zitän, ihren 115 ihm daß ma⸗ agge zord, auf 17 Junkef Wofnenburg Nomen V. Paul Hain * Eine Stunde ſpäter ritt er zur Stadt. In den Stra⸗ ßen drängten ſich die Neugierigen. Am Rathauſe ſtanden die Soldaten in Reih und Glied, Alrich Wozzek, der Haupt⸗ mann, an der Spitze, um ihrem neuen Herrn den Eid zu leiſten. Wozzeks Geſicht war wie aus Stahl. wünſcht, die f 1 8 Er hätte ge⸗ einem andern den Eid leiſten zu dürfen als em— der da ſo ſelbſtgefällig, ſtolz, hochmütig die Reihen abritt. Der Bürgermeiſter in ſeiner feierlichen Amtstracht, die goldene Bürgermeiſterkette der Stadt Rothenburg um den Hals, ſchritt an der Spitze der Ratsherren aus dem Rat⸗ Huf e— in feierlichem Schritt— um den Grafen von Levetzing in den Ratsſaal zu führen, wie es Brauch war. Auch Anton Mergenthin hatte heute den Lederſchurz des Schmiedes mit einem Feſtgewande vertauſchen müf⸗ ſen. Sein Blick war dunkel, finſter. Walter von Levetzing alleiniger Erbe! Es war zum Perrücktwerden. i uff Tagen nach der Teſtamentseröffnung, Wie ein Lauffeuer hatte ſich ſchon vor die der Notarius Riedinger vorgenommen, die Nachricht in der Stadt ver⸗ breitet. Aber obwohl alle wirklich verwundert waren, nie⸗ man d war ſo verblüfft geweſen wie der Notarius ſelber. Doch es hatte kein„Zurück“ mehr gegeben. Der letzte Te⸗ ſtamentsnachtrag war nicht zur Stelle— und Walter von Levetzing war alleiniger Erbe. Was würde Junker Jörg zu all dem ſagen? Viele— ſehr viele waren der Mei⸗ nung, daß er ein Narr wäre, wenn er das alles ruhig hinnähme. * Mer mit ſaß. laſſe Und er wird's nicht hinnehmen,“ prophezeite Anton genthin nachher, als er wieder im einfachen Werkkleid anderen Zünftlern beim abendlichen Humpen Wein „Wir Rothenburger aber werden ihn nicht im Stich n] Teſtament hin— Teſtament her— der alte Graf müß ſeiner Sinne nicht mächtig geweſen ſein, als er Jun⸗ ker Jörg enterbte! Und warum?“ * Die Bärbele Kuntz—“ flüſterte der Stadtſchreiber Kaſpar Bulan, der ſich auch ſein Schöpplein geſtattete.„Er hätte warten ſollen—“ Mergenthin brauſte auf. „Ah— ſeid auch Ihr ſo ein Duckmäuſer? Ef freilich! Ihr ſeid das Bücken gewöhnt, kennt das nicht anders, Schreiberlein! Was aber ein rechter Mann iſt, der ſteht für ich! zum zum daß ſeine Liebe und ſeine Herzallerliebſte ein, das ſag' Der Junker Jörg tat recht daran, frei vor aller Welt Bärbele zu halten und ſich nicht durch Drohungen Duckmäuſer machen zu laſſen. And ich glaub' auch, ihm das Bärbele hundertmal mehr wert iſt, als die ganze Erbſchaft. Und, bei allen Heiligen, ſie iſt auch wert⸗ voller“ Wo gibt's denn ein ſo holdſeliges Geſchöpf in Rothenburg wie das Bärbele? Aber trotzdem— eine Un⸗ gerechtigkeit bleibt es doch, die zum Himmel ſchreit, daß er ſo leer ausgehen ſoll!“ Das Bärbele lag indeſſen in ihrem Mädchenbett und betete inbrünſtig zum Himmel. Sie hatte es nicht über ſich ſein gebracht, der Einführung des neuen Schutzherrn in Amt beizuwohnen. Und ſie ahnte dunkle, böſe Ver⸗ wirrungen. Gewiß würde Jörg nun bald zurückkommen — eigentlich hätte er ja ſchon hier ſein müſſen. Schon längſt. Warum war er noch nicht da? „Herrgott im Himmel— führe alles zum Guten! Bring mir meinen Jörg wieder und laß ihn nicht ſtreiten mit ſeinem Bruder. Ich will ihm alle böſen Gedanken von der Stirn ſtreichen und ihn ſo ganz in meine Liebe einhüllen. Abe doch r mir iſt ſo bang— ſo bang zumute. Oh, wenn er erſt hier wäre und ich wieder in ſeinen Armen läge — wie wohl wäre mir.“ So betete ſie hingegeben und träumte dann von den ſüßen Stunden im Roſengrund, da ſie ſo ſelig an ſeiner Bruſt gelegen hatt und ſeine heißen Liebesworte getrunken e. Langſam ſenkte ſich der Schlaf über ſie. 1 Aber mitten in der Nacht wachte ſie auf. Ganz plötzlich. Eine Stimme ſchrie durch das Zimmer. Ein Seufzen. „Bärbele— Bärbele—“ hei Mit weitaufgeriſſenen Augen ſtarrte ſie in die Dunkel⸗ t. „Gott im Himmel,“ flüſterte ſte. Ihr Herz ſchlug dröhnend. And ſtill war's. Totenſtill. Bärbele ſprang aus dem Bett heraus. Hatte ſie ge⸗ träumt? Narrten ſie ihre erregten Sinne noch im Schlaf? Tönte nicht der Widerhall des furchtbaren Rufes noch zwiſchen den Wänden nach? Aber nein— es war ſo ſtill. And dennoch—1 Sie fühlte ſich am ganzen Körper zittern. Lauſchte in die Dunkelheit hinein. Schritten näherte ſie ſich dem Fenſter. auch draußen. Mit taumelnden Alles finſter— Wolken bedeckten den Himmel— kaum ein Stern war zu ſehen. Alles ſtill in der Gaſſe. And dennoch!—! e a Der Schrei! Das Seufzen— war es nicht doch Wirk⸗ lichkeit geweſen?„ Hilflos ſtrich ſie mit der Hand über die Stirn. Wer hatte gerufen? Ganz deutlich hatte ſte doch ihren Namen gehört. ihr Da zuckte ſie zuſammen.. Nun— 1 wirklich eine Stimme. im Langſam ſchritt ſie zum Bett zurück. Noch immer ſchlug das Herz laut und ungeſtüm in der Bruſt. Undeutlich— lüſterton. Vor dem Fenſter. Auf der Gaſſe. ie lauſchte angeſpannt. Verwundert. 5 Das— das 8 andere Stimmen. And die eine gehörte doch dem Phyſikus Balthasar Necher! „Herr Notarius— ich bin mit Ihnen überzeugt, daß a— eine Teufelei vorliegt—“ „dem Grafen Walter 5 iſt alles zuzutrauen. Ich habe mir in den Kopf geſetzt, das— verlorene Teſtament wie⸗ derzufinden, das k ſelbſt mi habe. Wenn es nicht— vernichtet iſt, der V 8 iſt. U in Gegenwart des Grafen Siegbert muß es vorhanden ſein.“ „Ich ſelbſt 1 Notarius— wie ich ſchon ſagte— daß zerſtorbene in ſeinen 1 0 1 gut von Jun⸗ örg und dem Bärbele geſprochen hat. „Wenn man nur. 8 wie an ihn heranzukommen nd wenn nur erſt Junker Jörg hier wäre—. Die Stimmen klangen ſchon entfernter. Der Notarius und Necher bogen in die nächſte, zum Marktplatz führende Gaſſe ein. Sie hatten mit Anton Mergenthin lo lange geſeſſen— in der Schenke nahe dem Spitaltor. Nun wanderten ſie nach Hauſe. Bärbele hielt die Hände gefaltet. Was bedeutete das? Der Notarius Riedinger und der Phyſikus! Und— ein Teſtament ſollte verlorengegangen— oder geſtohlen worden ſein? Das— letzte? Und es war— ſo mußte ſie nun wohl annehmen— günſtiger für Jörg? Oh— wel⸗ ches Geheimnis lag dem zugrunde! Und daß ſie, gerade ſie, dieſe Worte hatte hören müſſen — mitten in der Nacht! Wie ſeltſam war das! Ein— geſtohlenes Teſtament! geſtohlen? Gott im Himmel! Wenn es wirklich ſo war, warum verfolgte er ſeinen Bruder Jörg mit ſo viel Haß und Neid? Ihretwegen? Da ſiel ihr wieder der Schrei ein, der ſie aus dem Schlaf hatte fahren laſſen. Und plötzlich wußte ſie: Jörgs Stimme war es geweſen, die ſie gehört hatte. Jörgs Stimme! Aber— er war doch noch weit von ihr entfernt. War die Sehnſucht ihrer Seele nach ihm ſo übermächtig ge⸗ weſen, daß ſie im Schlafe ſeine Stimme zu hören ver⸗ meinte? Sie ſank in die Kiſſen zurück. Die Gedanken verwirrten ſich ihr. Wirklichkeit und Traum miſchten ſich immer wieder ineinander. Aber erſt gegen Morgen fiel ſie von neuem in bleiernen Schlaf.— Als ſie aufwachte, ſpannte ſich ein grauer, trüber Him⸗ mel über Rothenburg. Ueber den Dächern flatterten die Krähen in Scharen. Bärbele ſtand auf. Sie fühlte ſich ſehr matt. Langſam kehrte ihr die Erinnerung an den Nachtſpuk zurück. Da warf ſie den Kopf in den Nacken. Wie hatte Jörg doch geſagt, als er fortritt?„Stark ſein, Mädel, tapfer ſein! Du biſt Junker Jörgs Braut!“ Ja— tapfer ſein! Das war ſie ihm ſchuldig! Und trotzig legten ſich ihre Lippen feſt aufeinander. Dreizehntes Kapitel. In Mainz wollte man einen Ruhetag machen. Jörg fand dieſe Verzögerung wirklich überflüſſig, aber die Aeb⸗ tiſſin erklärte mit lächelnder Beſtimmtheit, dringend eines Ruhetages zu bedürfen nach den„Gewaltritten“ der letz⸗ ten Tage, ſeitdem man Köln verlaſſen hatte. Nur widerwillig fügte ſich Jörg. Was ſollte er tun? In dem Gaſthauſe„Zum Schwan“ fand das Fähnlein Unterkunft. Junker J hielt ſich faſt den ganzen Tag uber in ſeinem Zimmer auf, in einer verbiſſenen Wut. Nur zu den Mahlzeiten mußte er wohl oder übel der Aeb⸗ tiſſin Geſeuſchaft leiſten. „Ihr ſeid ſchlechter Laune, Jörg— habt Ihr ſo ſchnell den guten Ton des Kölner Hoflagers vergeſſen?“ Ste drohte ihm mit heuchleriſcher Miene. Er ſchwieg. „Ihr werbet noch ſchnell genug zu Eurem Bärbele kom⸗ men, Jorg.“ „Es geht mir eben nicht ſchnell genug, hochwürdigſte Frau. Und dann— ich traue meinem Bruder nicht. Viel zu ſpät iſt mir die Botſchaft von meines Vaters Tode zu⸗ gebracht worden.“ „Zwiſchen Köln und Rothenburg Strecke, Junker Jorg—“ „Gut, gut— noch vier Tagesritte— und wir ſind zu Hauſe—“ „Ihr nehmt wirklich nicht viel zarte 10 auf mich.“ „Verzeiht— aber Ihr müßt meine Eile begreifen, Aeb⸗ 40 Von Walter Levetzing liegt eine weite tiſſin— N Am Nachmittag unternahm die Aebtiſſin einen Spazier⸗ ritt, der ſie zum großen Tor hinausführte. Ihr Blick war ſuchend und lauernd. Sie wußte, bald würden ſich einige Reiter zu ihr geſellen. Die gleichen, die ſie am Abend vor⸗ her, als ſie mit Jörg und ſeinem Troß durch das Tor rit⸗ ten, geſehen hatte. Geharniſcht und ſchwerbewaffnet. Söld⸗ ner des Landgrafen von Heſſen. Unweit der Aue kam ihr ein Gewappneter entgegen. Senkte die Lanze. Aus dem Viſier des Helms blitzten die Augen. Die Reiterin zügelte ihr Pferd. Erwartungsvoll blickte ſie den Ankömmling an. „Frau Aebtiſſin Mechthild vom Kloſter„Zum Heiligen Blut?“ „Die bin ich—“ „Mein Spruch heißt: Für Recht und Gehorſam—7* Die ſtolze Frau lächelte ſpöttiſch. Der Spruch, den Wal⸗ ter von Levetzing ihr in ſeinem Schreiben mitgeteilt hatte. „Ein ſchöner Spruch, Herr Ritter— ich kenne ihn wahl—“ f gedenkt Ihr wieder weiterzureiſen—?“ „Heute abend— wenn der Abendſtern zu leuchten be⸗ ginnt—“ 5 „Und wohin?“ „Den Rhein hinunter— durch die Klamm— das iſt der kürzere Weg, wenn ich nicht irre?“ Ihr Geſicht war voll Gleichgültigkeit. Niemand hätte erraten können, daß ihre Antwort ein Verrat war. „In der Tat, der Weg iſt kürzer als die Landſtraße entlang, Gräfin. Ihr habt wenig Gefolgſchaft— fürchtet Ihr Euch nicht?“ 1 „Warum? Der Junker Jörg von Rothenburg iſt bei mir „Ah ſo. Nun— vielleicht begegnen wir uns wieder.“ „Ja, vielleicht—“ Der Ritter ſenkte die Lanze zum Gruß, wandte das Pferd. Im Galopp ſprengte er davon. Die Aebtiſſin ritt noch ein kleines Stück weiter, um dann ebenfalls zu wenden und wieder nach der Stadt zu⸗ rückzureiten. Kalt und hochmütig ſah ihr Geſicht aus. Mochte das Schickſal ſeinen Lauf nehmen.— Sie tat ein wenig verwundert, als gegen Abend Junker Jörg den Befehl zum Aufbruch erteilte und Simmern ſein Horn ertönen ließ. „Wollen wir wirklich weiter, Jörg?“ „Es war ſo beſprochen.“ „Ihr ſeid unerbittlich. Nun denn, ich muß mich fügen.“ In langſamem Trab ritt die Truppe davon durch den Abend. Jörg und Simmern an der Spitze. Die Aebtiſſin folgte. Hinter ihr vier Bewaffnete, Knappen der Burg Levetzing, und dann die Troßbuben. Den ſchmalen Weg am Rhein ging es entlang. Das Waſſer war teilweiſe zugefroren an den Ufern, der Schnee knirſchte unter den Pferdehufen, die Waffen klirrten. Wald tat ſich linker Hand auf. „Es wird unheimlich, Junker Jörg. Daß Ihr auch durch die Klamm reiten müßt—“ „Wir ſparen nachts zwei Stunden Wegs, hochwürdigſte Frau, wie ich Euch ſchon ſagte—“ „Was ſind zwei Stunden—“ „Für einen Ungeduldigen eine Ewigkeit—“ Groß und nah ſtrahlten die Sterne am Himmel. Zwi⸗ ſchen dem kahlen Geäſt der Bäume ſchimmerte hier und da das vom Mondlicht übergoſſene Band des Rheins hin⸗ durch. Stille lag über der dunklen Welt. Manchmal flat⸗ terten Dohlen oder Kolkraben geſpenſtiſch über den Weg. Jörg hielt die Fauſt feſt um den Schwertgriff, Nur zu gut wußte er, wie unſicher ſolche Seitenwege am Rhein waren. Buſchklepper gab es allerwegen und das Stegreifrittertum ſtand nur allzuſehr in Blüte. Zudem galt gerade er innerhalb der heſſiſchen Landesgrenzen nach dem letzten Fehdezug gegen den Landgrafen als kein lie⸗ ber Gaſt. Wenn auch Friede herrſchte— eine günſtige Ge⸗ legenheit wurde allzugern genutzt. „Simmern!“ „Junker—“ N Der Horniſt drängte das Pferd näher an ihn heran. „s iſt einſam. Da werden die Gedanken unruhig. Wollen den Wald ein bißchen lebendig machen, wie?“ „Herzlich gerne, Junker—“ „Und meiner lieben Braut unſer Reiterlied über die Berge ſchicken. Als wir auszogen, ſpieltet Ihr's vor ihrem Hauſe. Nun ſind wir am Rhein und nirgends denkt man 5 an ſeine Herzliebſte als hier, Simmern. Hab' ich recht?“ Ueber das Geſicht des Alten ging ein Leuchten. „Recht ſo, Junker. Am Rhein muß man ſingen oder die Trompete ſchmettern laſſen. Bald biegen wir ab— da wird's höchſte Zeit.“ „So ſetzt an, Simmern—“ And der Alte ſetzte das Horn an die Lippen. And während er ſpielte, fiel Jörg und nach und nach der ganze Troß mit in das Lied ein, daß es mächtig durch den dunk⸗ len Wald hinſchallte in brauſendem Sang, vom Klang des Horns ſchallend übertönt: „Wir reiten durch die Nacht dahin, Es klirren Schwert und Zügel, Mir iſt ſo weh und bang im Sinn, Wir reiten durch die Nacht dahin, Durch Täler und durch Hügel, Die Pferde laufen ſtillen Trab Durch Sommerroſenträume, Blüht' manche Roſ' auf ſtillem Grab, Die Pferde laufen ſtillen Trab— Es rauſchen Blatt und Bäume. Die Liebſte weint wohl irgendwo In Angſt und heißem Sehnen, Einſt war das Herz ihr hell und froh, Nun weint die Liebſte irgendwo Viel heiße, bittre Tränen. Es blü'n die Roſen jedes Jahr, Ach Liebſte, laß das Weinen, Wie bitter auch der Abſchied war, Es muß ja doch in jedem Jahr Die Sommerſonne ſcheinen. Ich bin zu jung noch für das Grab, Mein Herz iſt kaum entglommen, Weil ich 0 treu geliebt dich hab', Bin ich zu jung noch für das Grab Und werd' ſchon wiederkommen. Mir iſt das Herz ſo liebehell Vom Küſſen und vom Koſen, Drum trabe, Rößlein, trabe ſchnell, Mein lieber treuer Kampfgeſell, Durch Sommernacht und Roſen—“ In die letzten Worte hinein klang ein Aufſchrei. Hin⸗ ten aus dem Troſſe. Niemand hakte beim Singen das leiſe Geklirr ſeitwärts in dem Waldesſchatten bemerkt. Nun brach das Horn plötzlich mit einem ſchrillen Miß⸗ klang ab. Ein Troßbube ſank vom Pferd. Waffen blitzten auf. Aus dem Walde war es heraus⸗ gebrochen— ſtampfend, ſchnaubend, überraſchend. Junker Jörgs Stimme gellte: „Buſchklepper— verdammte— Ein Schwerthieb zerbrach an ſeinem Bruſtpanzer. Wilde Verwirrung bemächtigte ſich des Trupps. Die Aebtiſſin ſchrie auf. „Schwert in die Fauſt— hie Rothenburg allerwege!“ 70 Die Macht der Gewohnheit . gehört mit zu den ſtärkſten Mächten der Erde, weil die nenſchliche Faulheit ſtets mit ihr im Bunde iſt! * . macht viele blind gegen Dinge, die ſie ſonſt bemerken vürdenl . hegrüßt uns Menſchen ſchon beim Erwachen, um uns bis zum Shlaſengehen getreulich zu begleiten! ., verſchont die Wenigſten, denn kaum einer kann ſich ihrem Banne entziehen! 5 hat aber 5 1 Gutes: benn 15 macht Unerträgliches le erträglich, Schweres ter und Unmögliches möglich,— denn ſie gewöhnt uns ja an alles! 25 Kleine Winke Verlaſſe Deine Wohnung ſtets ſo, daß unerwarteter Beſuch keinen Schrecken verurſacht. Leg, wenn Du übermüdet biſt, Deine Arbeit beiſeite: denn ſonſt vollendeſt Du ſie nur, ohne daß ſie„vollendet“ iſt. Sei nicht ſo ſchnell bei der Hand mit dem 1 1:„ich werde daran denken!“ Du weißt, wie bergeßlich die 4— find. Notiere es Dir lieber, doch ſo, daß es Dir federzeit in die Augen fällt. 5 Bedenke, daß der Monat eine fortlaufende Kette von 80 Tagen iſt, an deſſen letztem man genau ſo gut leben muß, wie am erſten. Lege Dir abends im Geiſte die Arbeit des kommenden Tages zurecht. Du wirſt bald ſpüren, wie Dein Verſtand Deinen Händen und Füßen viel Arbeit und Lauferei erſpart. Wenn Du Dich geärgert haſt, iſt es nicht unbedingt notwendig. daß Du nun Deine Mitmenſchen ebenfalls ärgerſt. Bewahre nicht Dinge, die Du doch nie mehr gebrauchen wirſt, fahrelang auf Was Dir unnützer Ballaſt, kann anderen noch gute Dienſte tun. 5 Einheimiſcher Sport. Fußball der Bezirksklaſſe. Den vergangenen Sonntag könnte man als den Tag der Anentſchieden bezeichnen, denn nicht weniger als 3 Partien endeten Remis. Einen beſſeren Beweis über die ausgeglichene Spielt irke aller beteiligten Mann⸗ ſchaften kann man nicht mehr liefern. Auch die andern Er⸗ gebniſſe ſind derart knapp, daß die jeweiligen Siege mehr auf Glücksbaſis aufgebaut ſind, als auf ſpie⸗ leriſcher Ueberlegenheit. Die Reſultate ſind: Käfertal— Neulußheim 1:3 Sandhofen— Friedrichsfeld 2:1 Phönix Hockenheim 1:0 08 Mannheim— Ilvesheim 1:1 Heddesheim— Rheinau 1:1 Seckenheim— Feudenheim 3:3 5 Neulußheim brachte durch dieſen Sieg eine ent⸗ ſcheidende Wendung in der Spitzengruppe. Käfertal hegt Ivielleicht— berechtigte Hoffnung zur Meiſterſchaft. Neulußheim aber auch und aus dem Reſultat vom Sonn⸗ tag zu ſchließen ſcheint dies ſehr begründet. Neulußheim führt nun allein und unangefochten die Tabelle an. Sandhofen holte durch einen Elfmeter Sieg und Punkte gegen Friedrichsfeld. Das Spiel war ausgeglichen und nur ein einziger Fehler in der Gäſteverteidigung verhinderte eine Punkteteilung Mit dem knappſten aller Siegesreſultate behielt 2 06 über die ſpieltüchtigen Hockenheimer die Ober⸗ hand. Ilvesheim erzwang am Waldweg ein verdientes Un⸗ entſchieden gegen die 08er. Ein Sieg für Ilvesheim wäre dem Spielverlauf nach nicht unverdient geweſen. Heddesheim und Rheinau machten ſich die Sache leicht. Nach einem mehr als harmloſen Spiel teilte man ſich die Punkte. In Seckenheim ging es hoch her. Feudenheim brachte eine ſehr ſpieltüchtige Elf und die Seckenheimer mußten ſich ſehr ſtrecken, das Unentſchieden zu erzwingen. Ein raſſiges Verbandsſpiel, ſchnell, ſpannend von Anfang bis zum Schlußpfiff. Seckenheim zeigte eine ſehr gute Leiſtung. Das Spiel wurde lediglich durch eine ſchlechte Schiedsrichterleiſtung in ſeiner vollen Entfaltung gehemmt. Die Tabelle: Vereine Sp. gew. unent. verl. Tore Punkte Olympia Reulußheim 6 5 1— 19:7 11 B Tu N. Feudenheim 5 2 3— 13:10 7 08 Hockenheim 6 2 3 1 15:12 7 Phönix Mannheim 5 3— 2 96 6 Alem, Ilvesheim 5 2 2 1 110 6 Sp. Vg. Sandhofen 5 2 2 1 8 Germ. Friedrichsfeld 6 3— 3 11:10 6 SC. Käfertal 4 5 2 975 4 8 Mannheim 5 1 1 3 8:13 8 FVg. Seckenheim 5 1 1 3 8:14 3 Rheinau 6 1 1 4 8 11 3 Heddesheim 6— 2 4 8:16 2 Morgen ſpielen: Hockenheim— Käfertal Rheinau— Phönix Friedrichsfeld— Feudenheim Heddesheim— Seckenheim Käfertal muß nach Hockenheim und wird dort wohl um die dritte Niederlage nicht herumkommen. Bis jetzt hat Hockenheim auf eigenem Platz noch kein Spiel ver⸗ loren und wird auch gegen Käfertal hierin keine Aus⸗ mahme machen. 5 15 Phönix geht nach Rheinau und wird dort beſtimmt einen Sieg landen. Hart wird es in Friedrichsfeld werden, wo Feuden⸗ heim antritt. Der eigene Platz könnte zu einem Glücks⸗ ſieg für Friedrichsfeld ausreichend ſein. Seckenheim geht nach Heddesheim. Beide Mann⸗ ſchaften ſpielten am Sonntag Remis. Beiderſeits hat man bis jetzt 3 Punkte ergattert. Man wird alſo mit allen Mitteln verſuchen, die Poſition in der Tabelle zu verbeſſern. Die Seckenheimer haben es daher nicht leicht. Nur mit ganzem Einſatz wird ein gutes Ergebnis herausgeholt werden können. Glück auf! ch r ˙ AA Mannheimer Theaterſchau 1 Im Nationaltheater: Samstag, 9. November: Miete He und für die NS⸗ Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 41 bis 42: Zum Gedächtnis der Opfer vor der Feldherrnhalle in Mün⸗ f chen: In neuer Inſzenierung: Wilhelm Tell von Schiller. Anfang 19.30, Ende etwa 22.45 Uhr. Sonntag, 10. Novembec, Nachnalltags-Vorſtellung für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 101 bis 104, 17, 259, 261 bis 263, 271, 301 bis 306 und Deutſche Jugendbuhne Mannheim, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 301 bis 600: Viel Lärm um nichts. Komödie von Wilhelm Shakeſpeare. Anfang 14, Ende nach 16.30 Uhr.— Abends: Miete A 5 Sondermiete A 4: Der Bettelſtudent. Operette von Carl Millöcker.(Eintauſch von Gutſcheinen aufge⸗ hoben). Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Montag. 11. November: Miete G 7: Petra und Alla(Obriſt Michael). Volksſtück von Mar Geiſen⸗ heyner. Anfang 19.30, Ende etwa 22.15 Uhr. Im Neuen Theater(Roſengarten): Sonntag, 10. November: Jugend. Liebesdrama von Max Halbe. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Montag, 11. November: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 3, 119, 136 bis 147, 221 bis 229, 519 bis 523, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 1 bis 700: Madame Butterfly. Oper von G. Puccini. Anfang 20, Ende nach 22.15 Uhr. — Auswärtiger Sport. Das zweite November⸗Wochenende erfährt im Sport⸗ betrieb inſofern eine kleine Einbuße, als der Samstag, der„Tag der Bewegung“, von allen Vereinen des Reichs⸗ bundes für Leibesübungen von ſportlichen Veranſtaltungen freigehalten wird. Dennoch iſt das Programm recht umfang⸗ reich, dafür garantieren ſo Veranſtaltungen wie die vierte Hauptrunde um den Fußball⸗Vereinspokal, der Kunſtturn⸗ Länderkampf Finnland— Deutſchland, das Amerikaner⸗ ſportfeſt der Schwimmer in Breslau und ſchließlich die Euro⸗ meiſterſchaften der Gewichtheber in Paris. Im Fußball wird der Wettbewerb um den Vereinspokal, nachdem am letzten Sonntag im Vf. Benrath(3:2 gegen VfR Mann⸗ heim) der achte Teilnehmer an der vierten Hauptrunde er⸗ mittelt wurde, fortgeſetzt. Süddeutſchland hat im SV. Wald⸗ hof, im Freiburger ck und im 1. Fc Nürnberg noch drei Eiſen im Feuer, ein Zeichen für das Wiedererſtarken ſüd⸗ deutſchen Fußballs. Die Paarungen lauten: 5 in Mannheim: S Waldhof— Sportfr. Dresden, in Freiburg: Freiburger F— Hanau 938, in Nürnberg: 1. Fc Nürnberg— Minerva Berlin, in Düſſeldorf: Vfe Benrath— Schalke 04. Das bedeutendſte dieſer vier Treffen ſteigt zweifelsohne in Düſſeldorf zwiſchen dem deutſchen Meiſter Schalke 04 und dem Meiſter des Gaues Niederrhein, VfL Benrath. Der Papierform nach muß man Schalke für diefes Spiel die Favoritenſtellung einräumen, eine Ueberraſchung durch Ben⸗ rath ſteht aber durchaus im Boreich der Möglichkeit. Der SV Waldhof müßte in der Form, mit der er Fortuna Düſſel⸗ dorf aus dem Rennen warf, auch zu Hauſe die Dresdner Sportfreunde abtun können. Das Gleiche gilt für den 1. FC Nürnberg, der in Minerva Berlin wohl den leichteſten Geg⸗ ner erhalten hat. Vorſichtiger dagegen muß man den Aus⸗ gang des Spiels Freiburger Fc— Hanau 93 behandeln. Auf Grund des nicht zu unterſchätzenden Platzvorteils iſt ein knapper Erfolg der Breisgauer möglich. Die ſüddeutſchen Punkteſpiele weiſen wieder ein eingeſchränktes Programm auf. Es ſpielen: Gau Südweſt: Union Niederrad— Boruſſia Neun⸗ kirchen, Kickers Offenbach— Eintracht Frankfurt, FSV Frankfurt— Phönix Ludwigshafen, Wormatia Worms— Ope! Rüſſelsheim, FV Saarbrücken— FK Pirmaſens. 855 Gau Baden: Germania Brötzingen— Karlsruher Gau Württemberg: S Feuerbach— VfB Stuttgart, Ulmer FV 94— Kickers Stuttgart, SC Stutt⸗ gart— Sportfreunde Eßlingen. Gau Bayern: BC Augsburg— Bayern München, FC Bayreuth— Sp⸗Vgg Fürth, Wacker München— 1860 München, Fc München— AS Nürnberg. Der Gau Baden hat alſo das kleinſte Programm, auch wenn man berückſichtigt, daß die Viernheimer Amicitia gegen den VfB Friedberg ein Freundſchaftsſpiel austrägt. Am Sonntag tritt eine badiſche Auswahlelf in Kreuz⸗ lingen gegen eine ſchweizeriſche Be Mannſchaft an, die im Vorfahr in Karlsruhe mit 3:1 Toren von den Bad⸗ nern geſchlagen wurden. Im Handball iſt in Süddeutſchland die noch rückſtändige Vorrundenbegeg⸗ nung um den Pokal zwiſchen Baden und Bran den⸗ burg, das am Sonntag in Mannheim ausgetragen wir das wichtigſte Ereignis. Brandenburg nimmt den Kampf äußerst ernſt, wird dennoch alle Mühe haben, gegen die ute badiſche Elf, die ſich mit einer Ausnahme auf die Meier mannſchaft des SV Waldhof ſtützt, einen Erfolg zu erringen, Im Rugby ſind in vorderſter Linie die beiden Repräſentativſpiele z nennen, die am Sonntag die deutſch⸗franzöſiſchen Rugbh⸗ beziehungen erweitern. In Heide! berg gaſtiert die Manp⸗ ſchaft des Comites„Alpen“(Südoſtfrankreich). Als Gegner tritt den Franzoſen eine ſüddeutſche Mannſchaft entgegen während in Clermont⸗Ferrand der Gau Nie derſachſen gegen die Comite⸗Fünfzehn von Mittelfrankreich antritt. Im Hockey ſetzt der Deutſche Hockey⸗Bund die Reihe ſeiner in Leipzig begonnenen Olympia⸗Vorbereitungsſpiele fort. In Heide berg und Frankfurt gaſtierk eine verſtärkte Mannſchaft des Berliner Sc beim Heidelberger HC und beim TB 97 Sachſenhauſen. Im Turnen trägt Deutſchland im Hinblick auf die Olympiſchen Spiele iy Berlin einen weiteren vorbereitenden internationalen Kampf aus. In Helſingfors iſt Finnland der Gegner folgender deutſcher Mannſchaft: Schwarzmann, Winter, Steffens, Fru Müller, Beckert, Stangl, Sandrock, Limburg und Bezler (beide als Erſatz). 5 Anter„Verſchiedenes“ ſei folgendes notiert: In Nürnberg wird am Sonnta e neut der„Julius-Streicher⸗Gepäckmarſch“ durchgeführt z dem ſich nicht weniger als über 1000 Bewerber gemeldet der Nahe Ateiballon- Wettbewerb, der größte der Nachkriegszeit, vereinigt am Sonntag in Duſſ 14 Ballone am Start. e, Die badiſche Fußballelf, die am kommenden Sonntag in Kreuzlingen gegen Schweiz antritt, wurde jetzt vom Fachamt aufgeſtellt. Sie ſpielt in folgender Aufſtellung: Dieringer(Vfe Neckarau); Immel (Karlsruher FV), Rink(VfB Mühlburg); Gruber(V5 Mühlburg), Lauer, Größle(beide Bf Neckarau); Heſſen⸗ auer, Wenzelburger(beide VfL Neckarau), Langenbein(VfR Mannheim), Schneider(SV Waldhof), Striebinger(VfR Mannheim). In Warſchau tritt am 30. November und 1. Dezembet die Europakommiſſion des Internationalen Leichtathle⸗ tik⸗ Verbandes zuſammen, um ſich mit den nächſten Europameiſterſchaften zu befaſſen. U. a. ſoll auch die Schaf⸗ fung einer amtlichen Europa⸗Rekordliſte endlich zur Talſache werden. 5 2 Hans Geyer, der beim Training zum Großen Preis der Schweiz ſo ſchwer geſtürzte Mercedes⸗ Rennfahrer konnte endlich aus dem Kranrenhauſe entlaſſen werden, bleibt aber vorläufig noch in Behandlung. In Stuttgart wird er ſich ſpäter einen längeren Erholungsurlaub gönnen. * Die Europa⸗Rodelmeiſterſchaften werden im Anſchluß an die Olympiſchen Winterſpiele in Garmiſch-⸗Partenkirchen vom 17. bis 19. Februar ausgetragen. Deutſchland hat zwei internationale Titel zu vertedigen. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern 6 Die Fahne ruft, Choral; 6.05 Gymnaſtik; 6.30 Früh⸗ konzert I] 7 Frühnachrichten, anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Bauernfunk; Wetter; 8.15 Gymnaſtik; 8.45 Funkwerbungskonzert; 10.45 Sendepauſe; 11 Hammer und Pflug; 5 J; 13 Zeit, Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerle von zwei bis drei; 17 Nachmittagskonzert; 20 Die Fahne ruft, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; Sonntag, 10. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Bauer, hör zul; 8.45 Sendepause; 9 Katholiſche Morgen⸗ feier; 9.45 Orgelmuſik; 10 Morgenfeier der Hitler⸗Jugend; 10.30 Sendepauſe; 10.50 Deutſche Feierſtunde, den Toten der Bewegung; 11.30 Bachkantate; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 13.50 Zehn Minuten Erzeugungsſchlacht; 14 Kinderſtunde; 14.45 Viertelſtunde für Handel und Handwerk; 15 Der ſchwä⸗ biſche Dichterpreis, Verkündung des ſchwäbiſchen Dichter⸗ preiſes; 16 Nachmittagskonzert; 18 Was haben doch die Gäns getan, daß ſoviel müſſen's Leben lahn!?, Sang und Wort der Martinsgans; 18.20 Tänzeriſche Muſik; 19.10 Meiſter Grimbart— der Dachs, Jagderlebnis; 19.30 Turnen und Sport haben das Wort; 20.10 Beim Schwobewirt iſch' Hochzeit heut, bunte Stunde; 21 Meiſterkonzert; 22.05 Nach⸗ richten; 22.20 Ausſchnitte von der feierlichen Eröffnung des dritten Reichsbauerntages in der neuerbauten Goslarhalle; 22.40 Nachtmuſik; 24 Nachtkonzert. Montag, 11. November: 9.15 Die Rüben in Küche und Orauchtum; 9.30 Sende⸗ pauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Bekanntgabe der Termine: Wiederſehensfeiern alter Frontſoldaten, anſchließend Sende⸗ pauſe; 18.30 Jugendfunk; 19 Erwirb es, um es zu be⸗ ſitzen, Menſch und Werk im deutſchen Weſten; 19.45 Erlauſcht — feſtgehalten— für dich!; 20.10 Cavalleria ruſticana, Oper von Mascagni; 21.25 Die Liebe höret nimmer auf, Spiel; 22.30 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 12. November: 9.15 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Sendepauſe; 15.15 Blumenſtunde; 15.45 Tierſtunde; 13 Muſik am Nach⸗ mittag; 18.30 Schuh' und Abſätz', Hörbild; 19 Die Land⸗ ſchaft der vierten olympiſchen. fe 19.30 Alte Krie⸗ udn 20.15 Der Zerriſſene, Poſſe von Neſtroy; 21.15 üddeutſche Volksmuſik; 22.30 Auslandsdeutſche Volks⸗ lieder; 23 Kammermuſik. Mittwoch, 13. November: 9.15 Mütterſtunde; 9.30 Sendepause; 10.15 Schulfuntz 15 Sendepauſe; 15.30 Pimpf, hör zul; 16 Sendepause; 18.30 Lernt morſen; 18.45 Aufgepaßt, eine Viertelſtunde luſtiges Rechnen; 19 Im gleichen Schritt und Tritt; 1930 Waffenträger der Nation; 20.15 Stunde der jungen Nu tion; 20.45 Sinfoniekonzert; 22.15 Olympiadienſt; 22.30 Nachtmuſik und Tanz. Reichsſender Frankfurt. Sonntag, 10. November: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.05 Gymnaſtik; 8.25 Sendepauſe; 8.45 Choralblaſen 9 Katholiſche Morgenfeier; 9.45 Bekenntniſſe zur Zeit; 10 Morgenfeier der HJ; 10.30 Chorgeſang; 11.10 Dichter in Dritten Reich; 11.30 Bachkantate; 12 Mittagskonzert; 1 Kinderfunk; 14.45 Das Volk erzählt; 15 Stunde des Lan. des; 16 Nachmittagskonzert; 18 Deutſches Volk in aller Welt, Hörfolge; 18.30 Von deutſcher Art und Kunſt: 19 Muſikaliſche Plauderei; 19.20 Sport; 19.30 Karo⸗König, Komödie mit ernſthaftem Hintergrund; 21 Meiſterkonzerk 22 Nachrichten; 22.20 Reichsſendung: Ausſchnitte von det feierlichen Eröffnung des dritten Reichsbauerntages in der neuerbauten Goslarhalle; 22.40 Sportſpiegel des Sonn⸗ tags; 23 Nachtmuſik; 24 Nachtkonzert. Montag, 11. November:. 19.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Kühe und Haus; 15.15 Kinderfunk; 15.30 Konzert; 16.30 Eile Viertelſtunde Kurzweil; 16.45 Sven Hedin vor ſeinen Bi chern; 18.30 Jugendfunk; 19 Erwirb es, um es zu beſihen, Menſch und Werk im deutſchen Weſten; 20.10 Ernſtes Kon zert; 21.30 Beethovenkonzert; 22.25 Das Vermächtnis, 10 folge zum Tag von Langemarck; 23 Muſik zur guten Nacht. Dienstag, 12. November: 8.45 Bauernfunk; 10.15 Schulfunk; 15.15 Das deulſche Lied; 16 Muſik am Nachmittag; 18.30 Bergrutſch in Hoch⸗ kirchen, Hörfolge; 19 Die Landſchaft der vierten olympiſchen Winterſpiele; 19.30 Kleines Konzert; 20.10 Kurzprogramm alle Abteilungen wirken mit; 22.20 Soldatenlieder in Frie⸗ dens⸗ und Kriegszeit, anſchließend vom Höllental zum Him melreich und Schwarzwälder Bauernmuſik. Mittwoch, 13. November:. 10.15 Schulfunk; 10.45 Prattiſche Ratſchläge für 1055 und Haus; 15.15 Sendepause; 15.30 Offenbarung deutſ 5 Landſchaft; 15.40 Deutſche Geſpräche; 16 25 Jahre 1215 Freiburger Stadttheater; 18.30 Aus Zeit und ee Unterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der jungen Naionf 20.45 Lachender Funk; 22.15 Olympiadienſt; E 0 8 rr —————— — „ nr e r ee . en wird, Kampf die gute Meiſter erkingen. ſpiele zu Rugbh⸗ e Manf⸗ Gegner entgegen, n gegen Leipſg heide annſchaft TV 57 spiele ig Kampf olgender 8, Frey, Bezler — ezler itag er hrt, zu jemeldet größte iſſelbor hweiz B pielt in Immel (I Heſſen⸗ 1(VfR (VfR Zembet thle⸗ tächſten Schaf⸗ alſache eis det hren bleibt ird er uſchluß kirchen t zwei „Für wen haben Sie da drüben noch gedeckt?“ So der offenbar neugierigſte der drei Nimrode, die ſich gerade ans Kartenſpielen machten. Darauf die Wirtin in feierlichem Tone:„Wiſſen's, das Fräulein Jägerin wird nämlich erwartet. Weil doch die Hirſche ſo ſchreien tun. Und da will ſie halt auch einen schießen.“ „Muß die denn ausgerechnet jetzt kommen, mitten in die ſchönſte Brunft, um uns die ganze Jagd zu ver Wöllter, geben Sie die Karten— Teufel, kann mich das ärgern!“ 822 älteſte des Jägertrios hatte geſprochen, der Jagd⸗ herr. Seine beiden eingeladenen Gaſtſchützen, Profeſſor Wöllter, der junge Kunſthiſtoriker, und Dr. Simmen, Spe⸗ zialiſt für Nerven⸗ und Gemütskrankheiten, taten ordent⸗ lich erſtaunt über dieſen Gefühlsausbruch. „Ich verſtehe überhaupt nicht,“ fuhr der Sprechende fort,„wie eine Frau, ſo ein Fräulein auf Jagd gehen kann. Wo unſereiner doch ſchon manchmal gegen tieferes Empfin⸗ den ankämpfen muß, wenn es gilt, den Finger am Abzug krumm zu machen. So etwas will einmal Mutter werden! Gnade ihren Kindern und— ihrem Gatten! Frauen und Sport gehören ebenſowenig zuſammen wie Stillen und Gamsböckeſchießen!“ 5 Der Doktor lächelte und wollte entgegnen. Drüben ging die Tür.„Sie“— Nimrod in weiblicher Aufmachung— trat ein.— Diana! Der Profeſſor beſchwor alle Bilder der edlen Jagd⸗ gättin. Ein bißchen bekannt kam ihm dieſer blonde Kopf doch vor. Irgendwo ſchon einmal geſehen? „Doktor, fallen Sie nicht vom Stuhl, und nehmen Sie Ihre Karten zurück— na, das mein' ich auch!“ Der Jagd⸗ hert nickte befriedigt, als von drüben die Tür geſchloſſen wurde; dann jetzte er ſich in Poſitur, die Stimme dämpfend: „Nun, meine Herren, iſt der Moment gekommen, da ich Ihnen Wichtiges mitteilen darf. Ein Kapitalhirſch, ein Ge⸗ weihter, wie ich noch keinen ſah, ſteht in meinem Revier, beſſer geſagt, an der Grenze meines Reviers, manchmal ſogar im Belauf meines Nachbarn— genauer: meiner An⸗ grenzerin. Der da drüben! Das iſt es, was mich ſo in Auf⸗ ruhr gebracht, daß dieſes grasgrüne Jagdgirl uns den gan⸗ zen Birſchgang verhunzen kann. Nicht, daß ſie den Hirſch erwiſchen wird, aber ſie kann ihn mit ihrem planloſen Her⸗ umkrebſen vergrämen. Alſo: Wir müſſen den Kapitalen auf die Decke legen!“ „„Alſo morgen früh nach dem Schafberg!“ ließ ſich von drüben eine Stimme vernehmen. Dann folgte die Antwort eines Mannes, des Jagdaufſehers. 6 „Ausgezeichnet!“ Der Jagdherr ſtrahlte.„Der Schaf⸗ berg liegt im entgegengeſetzten Teile des Reviers. Nun ſteht aber der Hirſch auf der Ochſenalp— oben in den Latſchen⸗ dikungen. Da haben wir alſo ihre Konkurrenz für morgen kaum zu fürchten.“ Ein gewaltiger Kriegsrat wurde abgehalten.„Das iſt einer der auf dem Hoſenboden erbirſcht werden muß!“— „Nur die Geduld wird's ſchaffen—„Und aufpaſſen wie ein Flohfänger!“—„Um Gottes willen nicht vorbei⸗ schießen!“ Dann brachen die Jäger unter Führung des Jagdauf⸗ ſehers nach der einſamen Alphütte auf, um dort noch einige Stunden zu ſchlafen. Kurz nach vier Uhr ſtanden ſie ſchon wieder auf den Beinen, Jeder log den anderen vor, wie gut er geſchlafen habe. In Wirklichkeit waren alle drei wach geblieben— der eine des Hirſches, der andere des Fräu⸗ leins der dritte beider wegen. Ein kurzes Frühſtück, dann machte ſich jeder auf den Weg. Die Dunkelheit verſchluckte noch ein in Flüſterlauten ausgetauſchtes„Weidmannsheil!“. Eine gute halbe Stunde hatte Wöllter zu gehen. Schon unterwegs hörte er fernwärts jenen gewaltigen, das Jäger⸗ herz erſchütternden Ruf des Rothirſches Eine kalte Oktober⸗ nacht. Das richtige Wetter um dem König des Bergwaldes das Blut heißer und haſtiger durchs Geäder ſtrömen zu laſſen.— Da war die Anſitzſtelle. Kaum hatte der Pro⸗ ſeſſor ſeinen Lugaus bezogen, als ein ſatter Trenzer durch die Stille brach,— ein Kontrabaßton ſchickſalmachterfüllter der ung Wie eine rieſengroße dunkle Welle überflutete er Laut das Ohr des Jägers Jetzt— wieder ein Orgeln! on einem finſteren Forſt herausgeſchrien. Aeh— unh— ah— äuh— öh! Ehe ſein Widerhall verklungen. meldete ich unſichtbar der ſtarke Hirſch zur Gegenrede und röhrte grollend und gebietend ſeinen Nebenbuhler an. Ha wie das Jägerherz ſolchen Lauten lauſcht! Wie es dieſem Konzert e Wöllters Augen funkelten und forſchten. Schon wurde es heller. Zu Raum und Tiefe Nenthüllten Dingen öffnet ſich die ſchwarze Wand Dort 5 den Latſchen muß er ſtehen— Vielleicht noch ein bißchen orbirſchen um etwas mehr Einblick in das faltige Gelände ſccwinnen, Wo mag hier bloß die genaue Grenze liegen 15 chen hüben und drüben? Aber zum Kartenleſen iſt ſetzt eine Zeit. K ick von der Zundrenwirrnis weg. 1. Elch im Ibenhorſter Revier Wieder lärmt ein Trenzer daraus hervor! Bereits mehr links. Wenn der Hirſch dieſen Wechſel beibehält, dann kann die Sache klappen! Stille— ein unmerklicher Windhauch— Atmen eines ſchlummernden Berggottes. Ein Sträucheln, als hätte ein Stock gegen einen Aſt geſchlagen— der Hirſch! Weiter⸗ ziehend hat er mit einer Geweihſtange angeſtoßen— kaum hörbar, In der Richtung, woher ſein Ohr das Geräuſch ver⸗ nommen, bohrt der Jäger den fieberigen Blick. Nichts zu ſehen! Ein kurzes Melden des Hirſches— nur ein Knören, ein Umſchnapperlaut— ganz vorn. Sollte——? Dann ein gereizter Brummer. Teufel, ein zweiter, ein ſchwächerer Hirſch iſt da noch im Spiel. Wieder ein näſelnder Ton— ein Schneider mit hohem Sopran! Was der ſich bloß er⸗ laubt! Will der ſich etwa mit dem Alten meſſen? Ein Stei⸗ neln— Rutſchen von Geröll— zum Teufel auch, der ſtarke Hirſch dreht ab und zieht gerade in der Richtung, wo der zweite rief— ins andere Revier! Jetzt raſch ihm nach, ehe er die Grenze überſchreitet. Mit gewagten Klettergriffen turnt der Profeſſor über eine Felsnaſe hinunter. Mitten im Schritt bleibt er ſtehen, ſtarrt und bebt. Dort auf freiem Gelände verhofft der Hirſch und äugt in die Tiefe— ahnungslos. Wöllters Blicke verlieren ſich an das mächtige Geweih. Kein Zweifel, der Kapitale iſt's! Am Bergſtock anſtreichend, fährt die Büchſe hoch. Heiliger Euſtachius, beſter Hubertus, laßt ihn aushalten, nur ſo lange, bis—— Im brechenden Schuß ſteigt der Hirſch vorn hoch und wirft ſich in wilden Fluchten hangabwärts. Verſchwommen rauſcht ein doppeltes Echo von der Berg⸗ wand zurück,— ſo, als wäre nicht einer, ſondern noch ein zweiter Schuß gefallen. a Wöllter überlegt nicht. Jeder Blutstropfen, jede Fiber treibt ihn nach vorn. Kein langes Suchen nach Schnitt⸗ haaren und Schweiß. Denn unten am Rande der Blöße liegt der Geweihte. „Weidmannsheil, mein Herr Nachbar!“ Wöllter ſchreckte auf— vor ihm ſtand ſeltſam lächelnd — Diana. „Sie ſchießen mir da einfach ſo meine Hirſche weg. Bitte, dort drüben, wo die einzelne Zirbe ſteht, iſt die Re⸗ viergrenze Wird auf der Karte gleich bewieſen. Es tut mir leid: Sie haben ſich eines ſchweren jagdlichen Vergehens ſchuldig gemacht. Uebrigens“, und das Fräulein deutete auf den Hirſch,„haben wie beide den Kapitalen getroffen. Sehen Sie er liegt auf der Einſchußſeſte Das iſt Ihr Schuß, halb Aufnahme: Bittner. ſpitz von hinten. Und da, mitten auf dem Stich, hat ihn meine Kugel gefaßt. Ich ſtand dort unten. Dort, wo der geringere Hirſch geröhrt und den Alten, der gerade zu Ihnen hinüberwechſeln wollte, plötzlich zur Umkehr veranlaßt hat. Dieſer geringe Hirſch war— ich! Man muß es nur ein bißchen verſtehen, da in dieſe Muſchel hineinzugröhlen dann kann man einen verliebten Hirſch— Gott, er gehört ja auch zum männlichen Geſchlecht!— leicht täuſchen. Doch zur Sache. Ich bin genötigt, Ihre Perſonalien feſtzuſtellen. Denn Sie werden begreifen, daß man ſich derartige Grenz⸗ übertritte, auch wenn es nur hundert bis zweihundert Gänge ſind, unmöglich gefallen laſſen kann.“ „Aber um Gottes willen— verehrtes Fräulein— das iſt doch unmöglich— mir ſollte ſo etwas— wie? Da drü⸗ ben liegt die Grenze? Ich hätte alſo von unſerem Revier in das Ihrige hineingeſchoſſen?“ Diana verzog kaum eine Miene. Mit abweiſender Kälte erklärte ſie, daß ſie nun vorerſt, da es doch bald warm werden würde, gemeinſam den Hirſch aufbrechen wollten. Sie ſetze natürlich voraus, daß er ein erlegtes Stück Wild weidgerecht zu behandeln wiſſe. Denn ſo etwas müſſe auch ein Profeſſor verſtehen. f „Ja, Gott— was, Sie kennen mich?“ „Natürlich. Herr Profeſſor Wöllter, wenn man doch während zweier Semeſter bei Ihnen kunſtgeſchichtliche Vor⸗ leſungen gehört und ein Seminar beſucht hat.“ Der Angeredete, eben im Begriff, den Rock auszuziehen und die Hemdärmel zurückzukrempeln, offenbarte in dieſem Augenblick ein wenig geiſtreiches und ſeinem Titel gar nicht entſprechendes Geſicht. „Aber, Herr 12 ich muß Sie leider ſchon wieder rügen. Warum krempeln Sie die Aermel zurück? Merken Sie ſich, daß dies als durchaus unweidmänniſch gilt— Sie ſind doch Jäger und nicht Metzger!“ Nachdem ſie den Hirſch gemeinſam aufgebrochen hatten, begaben ſich die beiden nach der Jagdhütte der„wilden Jägerin“. Dort ſollen dann die Perſonalien des Herrn Pro⸗ feſſors aufgenommen worden ſein.——— Im folgenden Jahre bin ich von jenem Jagdherrn zur Hirſchbrunft eingeladen worden zuſammen mit Dr. Sim⸗ men. Neugierig fragte ich die Wirtin, warum im anderen Zimmer für zwei Perſonen gedeckt worden ſei. das Fräulein Jägerin und der Herr Profeſſor werden nämlich noch erwartet. Weil doch die Hirſche ſo ſchreien tun. Und da wollen ſie halt einen oder zwei ſchieße n Marehn warf einen letzten Blick in den hohen Spiegel ſeines eleganten He 1 und lächelte befriedigt ſeinem Spiegelbild zu: Groß, ſchlank, raſſiges Geſicht, blitzende Augen, unauffällig gut gekleidet. Er rückte an der Krawatte und ſah nach der Uhr. Es war noch nicht ſchickliche Beſuchszeit. Er ſummte„Gina Holl“ wie eine bezaubernde Melodie, wiederholte, wie im Tanz ſchreitend dieſen Namen, den er vor einer Woche noch nicht gekannt, ſah ſie vor ſich, wie er ſie einige Male in Geſellſchaften und auf einem Ball geſehen, ganz Rokoko⸗ dame in der Anmut ihrer Bewegungen, in ihrer zierlichen Schönheit, mit aſchblondem Haar, Augen von dunklem Blau, die in der Erregung ſchwarz wurden, und hörte ihre warme, liebkoſende Stimme. Gina Holl, die junge Frau des reichen, ſchon ergrauten Fabrikbeſitzers Walter Holl, bewundert, umſchwärmt, be⸗ meidet, bewiſpert, beklatſcht, verleumdet, doch nur insgeheim — man wußte ja nichts. Marehn zupfte an der weißen Blüte im Knopfloch. Gina hatte wunderbare blaue Augen. Sie fragten und ant⸗ worteten beredt, wenn ihre Lippen auch ſtumm blieben. Hatte er richtig geleſen:„Du gefällſt mir. Ich glaube, du biſt verſchwiegen. Vielleicht gehören wir zuſammen!“? Und die Lippen hatten beim Abſchied höflich gelächelt:„Beſuchen Sie uns, Herr Marehn!“ Dabei wußte ſie, daß ſeine Abreiſe bevorſtand, daß ſeine Geſchäfte erledigt waren, wußte auch, daß er ihretwegen bleiben würde, ſolange ſie wollte Er dachte daran, wie ſie im Tanz, von einem Rhyth⸗ mus und Willen erfüllt, zur rauſchenden Muſik dahingeglit⸗ ten waren, wie ſich ihre Augen getroffen, ihr Atem ihn an⸗ gefächelt hatte, der Duft ihres Haares ihm zugeweht war. „ Warum ſollte es ihm nicht gelingen, Gina Holl zu erobern? Hatte ſie ihm nicht ſo deutlich, wie es nur eine kluge Frau kann, die alle Augen auf ſich ge⸗ richtet ſieht, ihr Ent⸗ gegenkommen ge⸗ zeigt? Werde ich ſie gewinnen, oder wird es mir nicht glücken? Er ertappte ſich dabei, daß er die Blätter der weißen Blüte wie ein ver⸗ liebter Backfiſch ab⸗ zählte. Soll ich zu ihr oder nicht? Es war albern. Wenn es kein ande⸗ res Orakel gab!— Aber ein unbehag⸗ liches Gefühl blieb ihm, als gäbe es noch ein Hindernis. Wie lange wollte er hier noch warten! Er warf wieder einen Blick auf die Uhr. Ach was, ſchick⸗ Dunkle, Eine leiſe Bewegung zeigte ſich in dem lichtgrünen Vorhang, und bald darauf erſchien ein liche Beſuchszeit blonder Mädchenkopf in den oder nicht! Er ver⸗ Falten. ließ raſch das Zim⸗ mer. Eine Viertelſtunde danach ſtand er im Salon des Holl⸗ ſchen Hauſes. Das hübſche Zimmermädchen im ſchwarzen Kleid und weißen Häubchen lächelte vertraulich und nach⸗ ſichtig: Die gnädige Frau bitte zu warten, ſie ſei noch bei der Toilette. Der dicke, helle, zartgeblümte Teppich verſchluckte ſeine nervöſen Schritte. Es war ein großer Raum in Mattroſa mit Bronzen, Porzellan, Bildern, mit drei Türen, von denen die eine nur durch einen lichtgrünen Vorhang geſchloſſen war, ein heller Raum von Reichtum und Geſchmack, der paſſende Rahmen für eine reizende junge Frau. N Minuten vertröpfelten in einer Spannung für ihn, die immer größer wurde. Er betrachtete mit bewundernden Kenneraugen die kräftig bewegte Linie der bronzenen Kugel⸗ ſpielerin, die, den feinen Griechenkopf leicht vorgeſtreckt, die Kugel mit entſchloſſener Wurfgebärde jetzt ſchleudern wollte, und vertiefte ſich dann in eine Landſchaft, eine ganz in flim⸗ mernde Sonne getauchte italieniſche Küſte mit einer Felſen⸗ burg und bunten Segeln. Da kicherte es in ſeiner Nähe. Er wandte verblüfft den Kopf, ſah aber nichts. Doch als ſeine Augen zu dem Bild zurückkehrten, kicherte es wieder. Eine leiſe Bewegung zeigte ſich in dem lichtgrü⸗ nen Vorhang, und bald darauf, ſicher geworden, erſchien ein blonder Mädchenkopf in den Falten. Marehn trat raſch heran:„Ertappt, kleines Fräulein, hervor mit dir!“ Nach einigem Zögern kam die Antwort:„Ich darf nicht, wenn Mama Beſuch hat.“ Aber ein kleiner Fuß ſchob ſich neugierig vor. Ihr Kind! Er hatte nicht gewußt, daß ſie ein Kind hatte. Ihr Kind und das Walter Holls! Er ſah die klaren, braunen Augen vertrauensvoll auf ſich ruhen! Dann ſtand das zierliche Perſönchen vor ihm. „Mama kommt noch nicht. Ich bin Lizzi Holl,“ ſtellte e ſich vor.„Papa“ jetzt trat ein helles Lächeln in ihre ugen,„nennt mich Puck!“ Er ſprach noch immer nicht. Ein merkwürdiges Gefühl durchrann ihn. Das Kind glich ihr und glich ihr auch wieder nicht. Es hatte nicht ihre Augen, ihr Haar, ihren Geſichts⸗ ſchnitt, aber ihre Anmut und ihre Zierlichkeit. Aus ſeinen Augen blickte ihn Walter Holl an. Lizzi, über ſein Schweigen verwundert, begann zu plau⸗ dern. Von Papa. Sie hatte ihn ſehr lieb. Wenn er aus der Fabrik kam, ſpielten ſie zuſammen, bauten Häuſer aus Holz und Stein, ſchnitten Puppen aus. Sie hatte ein Theater. und darauf ſpielten die Puppen. Es gab„Die verzauberte Prinzeſſin“ und„Aſchenbrödel“ und„Rotkäppchen“ und noch viele andere Stücke, oder ſie ſpielten im Garten Ball oder Krocket. Sie hatte einen feinen, kleinen Schläger und konnte gut ſchlagen. Sie hob ihre kleine Hand wie zum Beweis ihrer Kraft. „Warum ſagen Sie nichts?“ fragte ſie endlich. Er lächelte verlegen:„Du erzählſt ſo hübſch, Lizzi— Puck.“ Sie krauſte ihr Näschen.„Nur Papa ſagt zu mir Puck,“ wies ſie ihn zurecht. Er nickte.„Natürlich, nur Papa darf zu dir Puck ſagen.“ Sie muſterte ihn wohlwollend:„Einmal dürfen ſie es auch zu mir ſagen.“ Er nahm ihre Hand.„Das iſt ſchön, daß du es mir er⸗ laubſt,“ ſagte er ernſt.„Alſo du ſpielſt jeden Abend mit Papa. Mit— Mama nicht?“ Sie ſchüttelte heftig den Kopf, und ein noch kräftigeres Verneinen ſtand in ihren braunen Augen. Mama war nie zu Haus, ging immer in Geſellſchaften. Papa blieb mit ihr daheim, ſonſt war ſie ja allein. Andere Kinder wollte Mama nicht hier haben. Die machten nur Lärm, und ſie mußte ſich ausruhen. Sie ſtand auch immer ſpät auf. Papa und Lizzi waren beim Frühſtück ſtets allein. Wenn ſie erſt größer war, holte ſie Papa von der Fabrik ab. Ihre Augen ſtrahlten. Sie freute ſich ſchon darauf. Sie ging auch bald in die Schule, dann konnte ſie dort mit anderen kleinen Mädchen ſpielen. Papa hatte ihr geſagt, wie fein es in der Schule ſein würde. Er war der beſte Papa, den es gab, und er kaufte ihr alles, was ſie wollte. Durch ſeine kurzen Fragen verlockt, erzählte Lizzi immer weiter. Von den Spielſachen, mit denen ſie ſich die Zei vertrieb, von den luſtigen Unterhaltungen mit Papa, von ihren gemeinſamen Spaziergängen. Ihre Seele, ihr Geiſt, ihr Herz waren ganz erfüllt vor Von Jo Hanns Rösler Nein, darüber wollen wir uns doch vom Anfang an völlig klar ſein: Ein beſonders feiner Herr war Korfiz Blüſch nicht!„Wenn ich einmal heirate,“ erklärte er jedem, der es hören wollte, und jedem, der es nicht hören wollte,„wenn ich einmal heirate, dann muß ſich die Geſchichte auszahlen.“ „Wie meinſt du das?“ „Ganz einfach. Die Sache muß ſich rentieren. Heiraten iſt ein Geſchäft wie jedes andere auch. Einer verſorgt ſich, und der andere iſt immer der Dumme. Warum ſoll ich ge⸗ rade der Dumme ſein? Ich werde doch kein armes Mädchen heirgten! Und wenn ſie noch ſo ſchön iſt. Wer nichts auf Bank hat, ſitzt bei mir auch nicht am Tiſch. Ich heirate nur ein Mädchen mit Geld, mit viel Geld, mit ſehr viel Geld.“ „Haſt du ſchon ſo ein Mädchen?“ „Nein. Aber ich werde es finden.“ Und Korfiz Blüſch fand ſo ein Mädchen. Ein Mädchen war es eigentlich nicht, es war mehr eine Frau. Und auch das erkannte man nur, wenn man näher hinſah. Häßlich wie ein Nachtvogel war ſie, lang wie ein Tag ohne Brot, dumm wie Bohnenſtroh, aber Geld hatte ſie. Wenigſtens ſchien es ſo. Als Korfiz Blüſch ſie kennenlernte, ſtand ſie vor der ſchönſten und größten Villa am Starnberger See. „Wer wohnt denn da?“ fragte Korfiz. Sie ſagte freundlich:„Ich.“ „Sie?“ 588 „Sie bewohnen die ſchöne, teure Villa ganz allein?“ „Nun ja, mein Herr.“ „Donnerwetter! Die Villa iſt ja ihre hunderttauſend de „Sie hat zweihunderttauſendunddreißig Mark gekoſtet, mein Herr.“ „Korfiz Blüſch wiederholte die „Zweihunderttauſend Mark!“ „Und dreißig, mein Herr, dreißig das Waſſerkloſett.“ „Sind Schulden darauf?“ „Nicht ein Pfennig, mein Herr.“ „Und dieſe koſtbare Villa bewohnen Sie ganz allein?“ „Ganz allein.“ „Mit Ihrem Mann?“ fragte Korfiz. „Mein Mann iſt vor einem Jahr geſtorben.“ Summe andächtig: Zeichnung: Grunwald. Als er alles geſehen und alles für gut befunden halte, fragte er eines Tages: 0 Sie meine Frau * wer. Marehn ſtrich zart über die bräunliche Kinderhand „Wie ſchön, daß du einen ſolchen Papa haſt! Solch einen guten Papa. Wie viele kleine Mädchen wünſchten ſich ihn nicht auch! Willſt du ihn von mir grüßen? Er kennt mi nicht. Nur Mama kennt mich. Ich habe ſie in Geſellſchaften getroffen. Ich heiße Heinz Marehn. Wirſt du meinen g men behalten?“ Sie nickte ernſt und wiederholte ihn. „Ich kam,“ fuhr er fort, nachdem er ſich ein wenig ge räuſpert, mit klarer, feſter Stimme,„um mich von Mama zu verabſchieden. Ich fahre noch heute— in einer Stunde ich muß fort. Grüße auch Mama. Ich kann nicht warten bis ſie kommt— ſonſt verſäume ich meinen Zug. Willſt du ihr das ſagen?“ Wieder nickte ſie ernſt. Er neigte ſich zu ihr und fuhr ihr ſanft um das kleine friſche Geſicht.„Wie gut, daß ich dich traf, Lizzi! Ich freue mich darüber— ſehr! Lebe wohl, Puck, und grüße deinen Papa!“ Dann war er raſch aus der Tür und leiſe wie ein Dieb aus dem Haus, jetzt wieder mit einem zufriedenen Lächeln: „Puck, ja, ſo hieß das Orakel für mich— Puck!“ Zeichnungen(2): Grunwaſd. Marehn ſtrich zart über die Kinderhand.„Wie ſchön, daß du einen ſolchen 77FFFFFFFTVFFFFbFbCbCbCbE „Das heiße ich Glück!“ ſagte Korfiz und meinte damit ſich ſelbſt. Das Glück währt nicht ewig. Und nicht jeden Tag ſchwimmt ein Goldfiſch am Angler vorbei. Wer ſo ein teures Haus allein bewohnt, muß auch noch Geld auf der Bank haben, ſagte ſich Korfiz. Er fragte die Witwe nicht gerade danach, denn ob eine Geld hat, fragt man ein armes Müd⸗ chen, nie aber eine reiche Frau. Aber Korfiz Blüſch beſah ſich das Haus gründlich. Er freute ſich über die dicken Tep⸗ piche, er ſpiegelte ſich im ſchweren Silberkaſten, er bewun⸗ derte die wohlgefüllten Wäſcheſchränke, und als er alles ge⸗ ſehen und alles für gut befunden hatte, fragte er einez Tages:„Wollen Sie meine Frau werden?“ Die Witwe ließ ſich nicht zweimal fragen:„Ja,“ ſagle ſie ſchnell. Die Hochzeit fand ſtatt. Verwandtſchaft war weit und breit nicht zu ſehen. Die Papiere wurden ſchnell beſchaff, und ſo nahm das Schickſal ſeinen Lauf. Die Braut träumte ſelig von ihrem zweiten Hausfrauendaſein. Auch der Bräu tigam träumte von ſeiner Zukunft. Er malte ſich ſein Lehen in den ſchönſten Farben, die er ſich vom Geld ſeiner Braut kaufen würde. „Du, Korfiz!“ Ja?“ Papa haſt.“ „Morgen früh ziehen wir hinauf!“ „Hinauf?“ Sollte eine weitere Villa am Berg ein un⸗ erwartetes Hochzeitsgeſchenk ſein? Korfiz lauſchte entzückt. „Hinauf?“ fragte er. „Ja. In die Dachkammer.“ „In die Dachkammer?“ „Ja. Dort wohnen wir dann den ganzen Sommer.“ Korfiz kannte ſich nicht aus. In der Dachkammer wal er noch nicht geweſen. Das Haus barg anſcheinend Ueber⸗ raſchungen. „Iſt es dort oben ſo ſchön?“ „Das nicht. Aber morgen kommen die Herrſchaften“ „Welche Herrſchaften?“ f „Denen die Villa gehört. Ich bewohne ſie nur im Win ter allein, um e daß nichts geſtohlen wird.“ Korfiz blieb der letzte Biſſen im Halſe ſtecken.„Ja, wer biſt du denn eigentlich?“ fragte er entſetzt. Die Braut ſagte ſanft:„Die Wirtſchafterin.“ —— Berbſt Von Guſtav Ritter ⸗Grabow. Nun ward es Herbſt, zwar ſchenkt die Sonne Uns wohl noch manchen ſchönen Tag, Doch ihre Kraft iſt ſchon gebrochen, Wie freundlich ſie auch ſcheinen mag! Früh dunkelt es, und Nebelſchwaden, a Sie legen ſich auf Flur und Rain, f Ein harter Wind fegt durch die Straßen, 5 Ein Fröſteln geht durch Mark und Bein! 1 Ja, es ward Herbſt, die Blätter fallen, Scheint auch ihr Leuchten lebensfroh In Gelb und Rot, in Feuerfarben, Wie brennt der Wald doch erloh! Doch, was als eitel Gold erglänzte Am Mittag noch im Sonnenlicht, Das liegt wohl tot am ſelben Abend Am Boden, eine braune Schicht! Das große Sterben hat begonnen In der Natur, nimmt ſeinen Lauf, Und ſcheint auch freundlich mild die Sonne, Jetzt hört das Sterben nimmer auf! Denn es ward Herbſt!— Bald naht der Winter, Dann liegt die Welt in Todesruh 5 Und träumt doch nur dem neuen„Werde“. Träumt einem neuen Frühling zul—. erhand. h einen ſich ihn nt mich ſchaften en Na⸗ enig ge⸗ Mama unde— warten, Lillſt du s kleine, ch freue deinen in Dieh Lächeln: damit n Tag teures r Bank gerade s Mäd⸗ h beſah n Tep⸗ bewun⸗ les ge⸗ r eines “ ſagle eit und i räumte Bräu⸗ Leben Braut ein un⸗ ntzückt er, *——— 2 l. 7 N N V——. DD— e, (Copyrigzt 1934 by Verlag Knorr& Hirth G. m. b. H. München.) (5. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Schmitthenner und Oſſi an der einen Wand, die Ba⸗ ronin mit Eddie und Allgaier an der anderen Wand ha⸗ ben den Wagmann erſtiegen. Auf dem Hocheck haben die beiden Partien in einem Unterſtand übernachtet. Im 700 Meter tiefer gelegenen Watzmannhaus wartet am nächſten Morgen für jeden eine Skiausrüſtung. Schmitt⸗ henner ſitzt vor der Hütte und betrachtet die Abfahrt. Oſſt vertraut ihm ihre Sorgen an. Sie hat Angſt vor der Abfahrt, denn ſie hat nur erſt zweimal auf den Brettern geſtanden. Er beachtete den Einwand nicht.„Erſtens“, belehrte er ſie,„können wir auch auf der Knorrhütte Unterſtand neh⸗ men. Denn es kommt aufs gleiche hinaus, ob man vom Schneefernerhaus zur Knorrhütte abfährt und wieder hin⸗ aufſteigt, oder ob man erſt hinaufſteigt und dann abfährt. Und zweitens gibt es oben am Schneeferner auch ein Tou⸗ riſtenhaus.“ „Es geht aber trotzdem nicht.“ „Warum nicht?“ Oſſi lachte ihn an.„Puh, darum nicht.“ Er betrachtete ſie verblüfft von der Seite. Er brauchte einige Zeit, um zu begreifen.„Ach ſo! Blöd iſt das. Ich tu dir ſchon nichts. Und außerdem können wir bald hei⸗ raten.“ „So? Und worauf? Ich habe eine Sechszimmerwoh⸗ mung, aber ich habe ſie vermietet. Und ich habe ein Atelier, aber ich verdiene nichts. Und dann ſind von Vater her einige Papiere da und eine Sammlung von Goldmünzen, alle mit Pferden darauf, aber die darf ich nicht weggeben, ſonſt kratzt mir Agathe die Augen aus.“ „Und unſere Aufnahmen von der Oſtwand?“ erinnerte er vortourfsvoll.„Meinſt du, die ſind nichts? Dieſer frivole Weechow wird gleich andere Augen machen, wenn er ſie ſieht. Vielleicht kriegen wir nun doch das Geld für den Pa⸗ mir zuſammen. Natürlich müſſen wir auch einen Geologen mitnehmen. Dann gründen wir eine G. m. b. H., Deutſch⸗ Ruſſiſche Pamir⸗Bergwerksgeſellſchaft. Was meinſt du, wie wohl das der Reichsbank tut, wenn etwas Gold hereinkommt? Und Gold gibt es dort ſoviel wie in Alaska. Aber vorher muß ich noch ſchnell den Goldenen Ski auf der Zugſpitze gewinnen. Am liebſten möchte ich gleich abfahren. Du, ſchlafen die noch lange?“ 5 Er hatte mit der Pfeife hinter ſich ins Haus gedeutet, aber das kleine Fräulein von Grimme konnte keine Auskunft geben „Die Platten trage natürlich ich“ ſagte Schmitthenner. „Denen darf nichts paſſieren. Und, Oſſi, warum ſollen wir eigentlich auf die anderen warten? Die haben Allgaier, und die Träger ſind auch noch heroben. Wir hauen ganz einfach ab. Wir fahren über das Mitterkaſerangerl und über die Schazbachalmen, und bei mir in der Ramsau können wir uns wieder treffen. Mein Gütl, das Tennerlehen, mußt du doch kennenlernen. Das iſt doch klar.“ 8 „Aber ich muß am Abend noch weiter nach München. Ich brenne darauf, die Platten zu entwickeln.“ ö Er nickte.„Den letzten Zug kannſt du viertel nach ſie⸗ ben erwiſchen. Die da drinnen haben ihr Auto an die Straße beſtellt. Die können dich doch wenigſtens bis zum Bahnhof mitnehmen. Oder wir richten uns bei mir eine Dunkelkammer für die Aufnahmen ein, und ich ſtecke dich für die Nacht zu Tante Adele ins Zimmer, und wir fahren morgen zuſammen nach München.“ 8 „Wer iſt das, Tante Adele?“ wollte Oſſi wiſſen. Er lachte.„Tante Adele? Das iſt eben Tante Adele. Sie führt den Haushalt auf dem Tennerlehen. Sie bringt ihr Leben damit zu, alles, was ihr Eßbares in die Hände gerät, einzuwecken und auf Vorrat zu legen. Geflügel, Schweinszüngerln. Pilze, Gemüſe. Beeren, Obſt und was weiß ich. Und was ſie nicht einwecken kann, das dörrt ſie, oder räuchert ſie, oder läßt es aus oder preßt es aus. Du wirſt ſchon ſehen. Sie kann einfach nicht anders. Sie war nämlich einmal oben hinter Tilſit verheiratet, und da ma⸗ chen ſie es alle ſo. Aber ſie hat es dort nicht lange aus⸗ gehalten. Er hat Beikat geheißen, und ſeine Lieblingsſpeiſe waren Fiſche, wenn ſie ſchon grünlich ausſahen. „Brr“, machte ſie,„pfui!“ 5 „Und dann gibt es noch den Seppei auf dem Tenner⸗ lehen“, fuhr er fort,„und die Kuni. Und darum bin ich dort ganz überflüſſig. Sie ſind verheiratet und machen alle Arbeit. Und wenn ich einmal ein Stück Werkzeug anrühre, dann kommen ſie gelaufen und heben die Hände zum Him⸗ mel. Anklagend und beleidigt:„Aber Herr Leutnant! Das iſt doch keine Arbeit für den Herrn Leutnant! Als wenn wir nicht alles machen täten! Aber der Reih nach, und alles zu ſeiner Zeit.“ Und das Ende iſt, daß ich wieder den Auckſack ſchnüre und irgendwo hinaufſteige oder nach Mün⸗ chen fahre und ein paar Vorleſungen höre. Aber ein rechtes 5 0 iſt das nicht. Und darum muß jetzt alles anders erden.“ Oſſi hatte wortlos zugehört, die Hände im Schoß faltet. Run ſchreckte ſie 2 5 denn er erhob ſich und k ſeine Pfeife aus.. 5 „Ich geh nun geren und 00 denen Beſcheid. Dann packen wirs an und hauen ab. Und jetzt kannſt du mir ſchnell noch einen Kuß geben. Es iſt niemand um den Weg. inch denke gar nicht daran!“ Sie ſprang auf und lief hinters Haus, wo ihre Skier ſtanden. „Warte nur“, drohte er.„im erſten Badewannerll Da ſollſt du was erleben!“ 5 Abfahrt, daß Und es begab ſich im letzten Drittel der Abfahrt, von oben Nane 1 0 Geſellſchaft e kam, ab⸗ toppte und um das letzte Badewannerl ſamt Inhalt zu⸗ chauend Aufſtellung nahm. 5 N N NN 5 e, —— ä WW 2 EO MA Voraus war Frau Kitth geweſen. Vann waren All gaier und der junge Baron Haſſenpflug gefolgt, und zuletzt kamen die Träger. Alle lachten und waren bereit, ihre Stöcke hinzureichen, damit das kleine Fräulein von Grimme leichter aufſtehen konnte. „Alſo darum ſind Sie vor uns abgefahren,“ ſagte die Baronin.„Jetzt verſtehe ich die Abſicht. Sie war gut, aber trotzdem bin ich noch böſe. Warum haben Sie nicht ge⸗ wartet?“ „Kalte Füße!“ verſetzte Schmitthenner kurz. „Und bekommen Sie hier keine kalten Füße?“ fragte ſie und lachte. Schmitthenner wußte nicht gleich, was er antworten ſollte. Er war mächtig aufgebracht und ſah zum Fürchten aus. Die Baronin bemerkte es nicht.„So haben Sie ja gar nichts von der Abfahrt“, bemerkte ſie.„Wollen Sie das kleine Fräulein nicht lieber mit den Trägern nach unten ſchicken? Allgaier kann auch bei ihr bleiben.“ „Fräulein von Grimme iſt mit mir heraufgeſtiegen, und alſo wird Fräulein von Grimme auch mit mir hinunter⸗ fahren“, ſagte Schmitthenner böſe.„Kümmern Sie ſich nicht um uns. Wir kommen ſchon hin, wohin wir wollen.“ Sie fing nun doch an, ſtutzig zu werden.„Böſe?“ fragte ſie. Er ſchwieg verſtockt. „Gott, ſicher habe ich mich ſcheußlich betragen!“ klagte ſich die Baronin heiter an.„Dabei ſtände ich ohne Sie als Eisklotz in der Watzmann⸗Oſtwand. Jetzt werden Sie ſicher auch Ihre Einladung zurücknehmen, und ich hatte mich doch ſo diebiſch auf Tante Adeles Weckglasregimenter gefreut! Was ſoll ich tun? Beſtimmen Sie meine Buße!“ „Sie ſollen vorausfahren“, ſagte Schmitthenner,„und bei Tante Adele beſtellen, recht viel heißes Waſſer vorzu⸗ bereiten.“ „Für innen oder für außen?“ „Für außen!“ antwortete Schmitthenner. * * Zeichnung: Eisner(M). „Sie ſind unausſtehlich,“ ſagke die Baronin,„aber wahrſcheinlich habe ich Ihnen Grund dazu gegeben.“ „Ein Bad!“ ſchrie Kitty.„Es gibt ein Bad! Eddie, denke an deinen Traum auf der Watzmann⸗Oſtwand. Los! Auf zu Tante Adele. Sonſt haben Sie nichts zu beſtellen?“ Schmitthenner verneinte.„Wir kommen bald nach. Allgaier kennt den Weg zum Tennerlehen. Tante Adele hat auch Enzian.“ Allgaier feuchtete ſich ſchmunzelnd die Lippen an.„Und an guatn a no! Auf geht's, Leutln. Es gibt an Enzian!“ Als Schmitthenner mit Oſſi wieder allein war, legte er den Arm um ſie. „Acht Tage Zugſpitze“, ſagte er,„und du hängſt die Pute ab, wo du willſt. Hat's weh getan?“ Sie ſchüttelte den Kopf, daß die Locken flogen.„Nein, ar nicht. Ich weiß doch, daß ich nichts kann. Aber dieſe 8795 iſt kein guter Menſch. Beſtimmt nicht. Du wirſt es ehen.“ 5„Ich?“ fragte er erſtaunt,„was habe ich mit ihr zu . XIII Tante Adele bekam an dieſem Nachmittag alle Hände voll zu tun. Seit ſie geſchieden war, liebte ſie witwenhafte ſchwarze Kleider von ſtrengem Schnitt mit Halskragen und Manſchetten aus geſteifter Leinwand. Obwohl ſie alle Men⸗ ſchen mied und das Tennerlehen kaum verließ, blieb ihr die Feindſchaft der Welt dennoch nicht erſpart. Auf dem Nachbargrundſtück wohnte ein Herr mit einem großen Hund. Von dem Namen hatte ſie noch nie Notiz genommen, Der Herr ſchnitt, wenn er es 4 manchmal den Weg ab und ging über ein Stück Gartenland vom Tennerlehen. Dabei mußte er zweimal über einen fremden Zaun ſteigen. Und der Hund trieb die Schamloſigkeit noch weiter. Er ſcharrte auf anderer Leute Grund ſogar manchmal nach Maulwürfen. Durch dieſe hre Einmachtpfe war 9 5 Adele häufig gezwungen, ihre Einmachtöpfe zu verlaſſen und 1 925 zu gehen, um den ſtrafbaren Tatbeſtand feſtzuftellen. r geſchah es mit der gleichen Sprach⸗ loſigkeit eines rechtlichen Gemüts und mit dem gleichen an erf Tante Adele ſah ſich um nach dem Ehepaar Kuni und ei. Heute aber hatte ſie, wie geſagt, keine Zeit, auf den 1 Herrn und den fremden Hund aufzupaſſen. Erſt hl in der Stube wie in der Küche mächtige Mahlzeiten wasgeneh werden, und dann gab es da 1155 zeute, die bofort baden wollten, und nach ihnen ſol noch zwei . 3 die ebenfalls ins Bad wollten. 7 E ß 8 NM NON AlBE EKT — ars . Allgater war vorlaufig mit dem Enztantrug und einem ordentlichen Brocken ſchwarzgeräucherten Specks abgefunden worden. Im Vorbeigehen blieb Tante Adele bei ihm ſtehen und betrachtete unſicheren Blicks ſeine Bartſtoppeln.„Allgaier, Kaſpar, wollen Sie vielleicht auch baden?“ „Baden? J? Na! J hob ſo a empfindſame Haut, woaßt! Außn Waſſer, des nimmts krumm. Innen Enzian. des is ihr liaba!“ Er ſaß in der Stube auf der Bank um den Kachelofen. Wände und Decke waren mit Zirbelholz getäfelt. Das Kreuz im Herrgottswinkel war von Latſchenzweigen umgeben Die runde Tiſchplatte aus Ahorn bog ſich faſt unter der Laſt der aufgetragenen Vorräte. „Sicher war es wieder ſehr gefährlich da oben auf der Oſtwand?“ fragte Tante Adele.„Der Jung, der Jung! Im⸗ mer ſteigt er mir da oben allein herum, bis es ihn doch mal erwiſcht“ „Na, ſo gar alleinig is er ja nimmer, der Herr Leut⸗ nant“, tröſtete Allgaier.„J mein, damit is aus für d' nächſte Zeit! Aber ſie is a ſaubers Madl, da feit ſie nix!“ „Um Gottes willen!“ Tante Adele bekam einen tödlichen Schrecken.„Doch nicht dieſe Angemalte mit der Zigarette im Mund?“ Sie deutete hinter ſich nach der Badeſtube. Allgaier fing an, laut zu lachen. Ja, er trieb die Un⸗ bekümmertheit ſogar ſo weit, mit ſeinen rauhſchaligen Pratzen ordentlich auf die Schenkel zu klatſchen.„Dö? Jeſſas, die Frau Baronin! Dö und der Herr Leutnant! Der war freili a ſauberes Freſſ'n für ſo dane! Aber da bleibt ihr da Mund ſchön ſauber davon. Da legſt di nieda! Da ham S' Eahna aber ſcho amal fein verſchaut. A Blonde is! Oſſi ſagt er zu ihr!“ Tante Adele verzog ſchmerzlich das Geſicht.„Der Jung, der Jung, der Jung! So weit iſt er alſo ſchon mit ihr, und mir hat er kein Wort geſagt!“ Sie ſchloß die Augen und ſuchte ſich vorzuſtellen, wie die Frau beſchaffen ſein müßte, die für den„Jung“ gut ge⸗ nug war.„Iſt das auch ſo eine wie die andere?“ fragte ſie vorſichtig. „Wer? Die Blonde? Die Oſſi? Jeſſ' Mariand Joſef! Erlöſe uns von dem Uebel, Amen. Mehr ſog i net. Aber a Stamperl von dem Ezian wird's ſcho no leid'n, oder net?“ „Soviel Sie wollen, Kaſpar. Alſo ſo iſt ſie nicht?“ „Ganz anders“, antwortete Allgaier. Tante Adele faltete die Hände.„Gott ſei Dank“, ſagte ſie.„Gott ſei Dank!“ XIV. Als Schmitthenner mit dem kleinen Fräulein von Grimme zu Hauſe ankam, verwandelte er ſich eins zwei drei in einen Tyrannen. Von der Weiterfahrt nach Berchtes⸗ gaden oder gar nach München wurde überhaupt nicht mehr geredet. Tante Adele bekam Auftrag, für Oſſi ein zweites Bett in ihrem Zimmer herzurichten. Kuni und Seppei wurden mit ſofortiger Entlaſſung bedroht, falls ſie es ſich beikommen ließen, dem kleinen Fräulein von Grimme zu helfen, das Tennerlehen vor dem nächſten Morgen zu ver⸗ laſſen. Oſſi ſelber wurde ſofort in das Bad geſchickt, und ſogar Kitty und Eddie wurden mit einer Einladung für die Nacht bedacht, damit dem widerſpenſtigen Fräulein von Grimme zu Hauſe ankam, verwandelte er ſich eins, zwei, drei fremder Hilfe vom Grund und Boden des Tyrannen ohne deſſen Willen zu entweichen. Sie jammerte auch ſehr über dieſe harte Behandlung und gänzliche Entmündigung, aber es half ihr alles nichts, die Türe zum Badezimmer wurde hinter ihr geſchloſſen, und ihre Sachen nahm zunächſt Tante Adele unter das Bügeleiſen, um zu verſuchen, Schnee und Eis daraus zu entfernen. Die Schuhe wurden umgeſtülpt über dem Herd aufgehängt. Sogar nach dem unparteiiſchen Gutachten von Allgajer war es ganz ausgeſchloſſen, daß das Leder vor morgen früh wieder trocken war. Die Träger waren ſchon entlohnt worden. Allgaier verabſchiedete ſich, ehe Oſſi wieder zum Vorſchein kam— er hatte Frau und Kinder, die auf ihn warteten— und Eddie ſetzte ſich in einem Badeflauſch von Schmitthenner an den Kachelofen und legte einen heiligen Eid ab, ſo viel Glühwein in ſich hineinzuſchütten, bis er die ganze Welt vergeſſen habe. Er war ſtark erkältet und fürchtete und haßte nichts mehr als Anfälle von Schnupfen. Die Baronin hatte ſich aus einer Truhe des Hauſes den Sonntagsſtaat des Berchtesgadener Winkels heraus⸗ geholt. Und nachdem ſie ſich Mund und Nägel friſch lackiert, die Augenbrauen nachgezogen und die Naſe gepudert hatte, fehlte ihr nur noch eine Ziehharmonika und eine möglichſt knallrote Blume, um ſie hinters Ohr zu ſtecken. Die Blume konnte ihr ſchließlich Tante Adele beſorgen, aber die Zieh⸗ harmonika. „Haben Sie wirklich keine Ziehharmonika im Haufe, Toni?“ fragte ſie, Schmitthenner am Arm mit ſich ziehend. „Bedaure. Ein Flügel iſt da. Als ich in die Schule ging, mußte ich Klavierunterricht nehmen Iſt aber nicht viel daraus geworden.“ „Pfui, Klavier“, ſagte die Baronin.„Und wie iſt es mit einer Klampfen oder einer Zither?“ „Seppei ſpielt Zither“ ſagte Schmitthenner,„und Kuni jodelt, aber ſie hat einen Kropf“ s „Sie ſind unausſtehlich“, ſagte die Baronin.„Aber wahrſcheinlich habe ich Ihnen Grund dazu gegeben, mich ſchlecht zu behandeln. Ich habe Ihnen, 1 997 ich, noch gar nicht dafür gedankt, Sie mich und Eddie vor einer teren Nacht in der Ende, und auch ich hatte nicht mehr viel einzusetzen. All⸗ nicht bewährt. Aber erklären Sie haben, daß Sie auch über die Oſtwand auf den Watzmann walken? Wir h 0 Mer es daun dle eiter gehe 5 Die in die waagerechten und ſenkrechten Felderreihen ſeinzutragenden Wörter ſind aus den bildlichen Darſtellungen gu erraten. Die Wörter der waagerechten Reihen ſind in dem oberen, die der ſenkrechten in dem unteren Teil des Bildes zu ſuchen. Silbenrätſel. al ar bar burg e en ga gramm le le ley li me me na ne nel ni no por prü re rho ri ſan ſi ſtan ſti ter tor vel wan wart ze. Aus vorſtehenden 35 Silben wolle man 12 Wörter bil⸗ den, die nachſtehende Bedeutung haben: 1. Schloß in Thü⸗ ringen, 2. Panzerechſe. 3. oſtafrikaniſche Inſel, 4. Menſchen⸗ raſſe, 5. Rätſelart, 6. kurze Erzählung, 7. ruſſiſches Gouver⸗ nement in Transkaukaſien, 8. Berichterſtatter, 9. Afrika⸗ forſcher, 10. Pflaumenart, 11. aſiatiſches Hochland, 12. fran⸗ zöſiſcher Strom. Wurden die Wörter richtig gebildet, müſſen die erſte und vierte Buchſtabenreihe, beidemal von vorn nach hinten geleſen, ein Zitat von Cicero ergeben. Hild. loch! Ichꝗ u mend. Lundervell in OCeichwock. Anagramme. Um Korb— Nordſeebad, Bei Elſen— Stadt in der Provinz Sachſen, Na geh— Stadt in Weſtfalen, Wie arm— Stadt in Thüringen, Iſt nett— Stadt in Pommern, Borg Feder— Ort bei Hamburg. Aus den vorſtehenden je zwei Wörtern ſollen durch Umſtellen der Buchſtaben ein Nordſeebad und fünf Städte⸗ namen gebildet werden. Sprungrätſel. Geichnung geſetzlich geſchützt.) Zwölf Wörter mit je 5 Buchſtaben und folgender Be⸗ deutung ſind zu ſuchen: 1. Anderes Wort für Gegner, 2. Turnabteilung, 3. Nordiſcher Dichter, 4. Schriftſteller, 5. Treibmittel für Maſchinen, 6. Anderes Wort für Zögling, 7. Stadt in Frankreich, 8. Rat der Alten, 9. Zahl, 10. Haus⸗ vorbau, 11. Bibliſcher Berg, 12. Vauchiges Gefäß. Jedes Wort beginnt in dem inneren Zahlenkreis und endigt nach Sprung in der Pfeilrichtung wieder im Innenkreis. Die Buchſtaben der Innenfelder ergeben von 1— 1? ein Schau⸗ ſpiel von Hauptmann. Duuuleles laat litt ganz beſonders im Ausſehen durch den nach der Wiſche auftreten⸗ grauen Belag. Aber das war einmal! Heute wäſcht man das Haar mit Schwarzkopf„Extra ⸗Mild“, dem nicht ⸗alkaliſchen, ſeifenfreien aumpon.„Extra⸗Mild“ enthält keine Seife und entwickelt daher auch keine 1 wie der Fachmann den unbeliebten grau⸗weißen Belag nennt: ſchönes, natürlich glänzendes Haar ift der Erfolg! Blondinen verwenden die Spezialſorte Schwarzkopf Extra ⸗ Blond. N Gegenſatz⸗Rätſel. 1. Dünn Fuß, 2. Zu kam, 3. Heide loſe, 4. Klein trinkt, 5. Ging Frau, 6. Faulheit findet, 7. Für ging, 8. Unter Land. Zu den vorſtehenden je zwei Wörtern ſind die Gegen⸗ 1 5 zu ſuchen. Ein jeder von dieſen muß ein zuſammen⸗ geſetztes Hauptwort ergeben. Röſſelſprung. sb. Sli e cee ö Seren a e ed. ö — 22 755 ö 1 5 3 aN e 42 G Ki, 4% 8. U. 5 5 3 4— Sen Sers: Hes ces gr Sen pu li ö ö 2 5 1 e Alle 0 gen Cee Lag, e Ces, ue 1 1440 2 4e gelb b— S 5 de ö 22 Bruchſtück⸗Aufgabe. al nz lm ix eu rz ou lm. Die vorſtehenden Wort⸗Bruchſtücke ſollen durch Hinzu⸗ fügen je eines Buchſtaben am Anfang zu Wörtern umge⸗ ſtaltet werden, die alsdann, zu einem Wort vereint, eine beſtimmte Fruchternte ergeben. Sorgen um Herz und Nerven? . uf NMAFEEE HAG um. Auflöſungen aus letzter Nummer: Bilderrätſel: Auch Spaß und Spiel will Maß und Ziel.(Caeſar Flaiſchlen.) Scharade: Selterswaſſer. Brackebuſch beſucht Bartelmann. „Na, haſt du den Anwalt konſultiert, den ich dir emp⸗ fohlen habe?“ „Ja“, ſagt Bartelmann. „Hast du ihm geſagt, daß ich dich zu ihm geſchickt habe d⸗ 9„Ja“, ſagt Bartelmann. „Und was hat er darauf geſagt?“ „Na, dann müſſen Sie im voraus zahlen!“ * Herr Nieſelpriem, der ſehr gern eins über den Durſt trank, wandte ſich einmal an den Arzt. Der empfahl ihm, jedesmal, wenn er Luſt auf Alkohol hätte, natt deſſen etwas zu eſſen. Die Kur ſchlug an, aber Herr Nieſelpriem benahm ſich manchmal recht merkwürdig. Eines Abends zum Beiſpiel kam er aus ſeinem Hotel⸗ zimmer nach unten geſtürzt und ſchrie den Kellner an: „Der Herr im Zimmer 13 hat ſich erſchoſſen! Einmal Rührei mit Schinken, bitte!“ Schluß des redaktionellen Teils.— Geſchäftliches. Von der Verantwortung Jeder Menſch hat Verantwortung zu tragen. Dieſe Verant⸗ wortung hört auch nicht auf, wenn das Schickſal in das Leben ein⸗ greift. Es wäre ſo bequem, das Schickſal für alles verantwortlich zu machen. Aber gerade, wenn das Schickſal Unglück und Sorge über die Menſchen bringt, zeigt ſich erſt, ob der einzelne verſtanden hat, verantwortlich zu handeln. Der Mann, der einen Autounfall hat, kann durch ſchnelles Handeln, durch Umſicht und Mut noch manches Unheil abwenden, ja vielleicht einem anderen das Leben retten. Er hat gewiß ver⸗ antwortungsfreudig gehandelt. Aber genügt das? Verantwortung übernehmen heißt nicht nur, im Augenblick verantwortlich handeln, bedeutet nicht nur im Falle der Not und Gefahr den Entſchluß Schach⸗Auf gabe: 1. Df8—g7, Ke fg, 2. Dg7 92 ͤ matt a) 1.„Ked—d4, 2. Tf3—4 matt. b) 1„ d5—d4, 2. 59767 matt. c) 1..„ beliebig. 2. Dg7—g4 matt. Rätſel: der Traum. Leiſten⸗Rätſel: m r ki . i FF m e Die anderen merken es. Prinzregent von Bayern ſprach nach einem erfolgreichen Trieb auf Gemſen einen noch recht rüſtigen Siebziger in leut⸗ ſeliger Weiſe an: „Wie geht's, Waſtl? Immer noch g'ſund?“ „IJdank ſcheen, Keenigliche Hoheit“, war die Antwort, „es geht ſcho— man werd halt immer dümmer und älter.“ „Soo?“ meinte der Jagdherr und ſchmunzelte,„ich bin aber älter als Sie, doch davon, daß man immer dümmer wird, habe ich noch nichts bemerkt.“ „Ja, Keenigliche Hoheit, ſelber merkt man's net— agaber die anderen...“ Zeichnung: Holſtein. Ordnung muß ſein! „Ach Jott, Kragenknopp?“ „Ne, erſt mal die Brille!“ Herr Lehmann, ſchon wieder der olle zur Tat zu faſſen. Verantwortung übernehmen bedeutet auch, vorausſchauend zu handeln. Das iſt das, was die deutſche Prival⸗ verſicherung als Ausgangspunkt ihrer Arbeit erkannt hat. Sie kann den Menſchen nicht die Verantwortung abnehmen. Sie kann nicht— wie unſer Beiſpiel zeigt— im Augenblick der Gefahr an⸗ deren die Verantwortung abnehmen. Aber ſie kann die große Ver. antwortung, die jeder Menſch für ſich und die Seinen und für Hab und Gut des ganzen Volkes trägt, erleichtern. Sie ermöglicht den Menſchen, auch vorausschauend verantwortlich zu handeln. Sle ſchafft in ſchöpferiſcher Arbeit die Grundlagen des Verſicherungs⸗ ſchutzes und wird immer bemüht ſein, ihn ſo auszubauen, daß jeder die Möglichkeit hat, Verantwortung zu kragen: nicht nur im Augen⸗ lick, ſondern für alle Zukunft, elner Fur Eurer finder mit N Malto-sellol Bulſchmeckende Lebertran-Fraftnahrung Dtobeſſaſcden gratis durch bene r Co. fl. b. dresden.. ſomie in flpotde ken u. Drogerien Worde Mit. 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