Aschen täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Fetertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, iu der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm.Zeile 3 Pfg., in Kextteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliste Ar, 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Tages- und Anzeigenblatt Beilagen: Der Familienfreund, Illustriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) annheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. X. 35: 1225 85. Jahrgang BFC. 77 ͤ y Erſt Freiheit, dann Kultur. Dr. Goebbels vor 50 000 Hamburgern. Hamburg, 20. November. In der Hanſeatenhalls führte Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels vor etwa 50 000 Hamburgern u. a. aus: Die Welt iſt nach dem unglücklichen Ausgang des großen Krieges noch nicht zur Ruhe gekommen. Deutſchland hat verſucht, den Forderungen des Friedensvertrages Rechnung zu tragen aber wir bezahlten dieſe Verſuche mit der Aufopferung unſerer wirtſchaftlichen und ſozialen Exiſtenz. Wenn der Nationalſozialismus eine Minute vor Zwölf die Dinge an ſch reißen konnte, dann waren dieſe Dinge dazu reif. Es wird immer eine gewiſſe Schicht von ewigen Kriti⸗ kaſtern geben. Sie wiſſen auch heute wieder, wie man die Butterknappheit überwindet und wie man zu großen Men⸗ gen Schweinefleiſch kommt. Die Zeit geht über dieſe Kri⸗ fikaſter hinweg. Sie wird geſtaltet von Männern, die ihren Namen in das Buch der Geſchichte eintragen und denen 4s gelang, das Volk für ihre Ideale zu begeiſtern. Das deutſche Volk iſt wieder zur Beſinnung gekommen, es hal ſich wieder in den Kreis der Großmächte hineinge⸗ ſtellt. Mik Deutſchland wird jetzt nicht mehr Politik gemacht, ſondern Deutſchland macht jetzt ſelbſt Politik. Während die Velt in Anruhe liegt, während Kriſen, Streiks, Aufſtände und Revolutionen die Völker erſchüktern, iſt Deutſchland 885 der Ordnung und eine Zelle der Disziplin ge⸗ worden. Dr. Goebbels rechnete ſodann mit den Leuten ab, die da ſagen: Mit Hitler ſind wir einverſtanden, aber— die klei⸗ nen Hitler. Demgegenüber erklären wir: Dieſe kleinen Hit⸗ ler tragen heute noch das Gebäude der Partei und des Staates. Die alten Parteigenoſſen haben auf vieles ver⸗ hae nur um einem Ideal zu dienen. Sie haben ſich auf efehl und Inſtinkt damals zu uns gezogen gefühlt, und zwar zu einer Zeit, als der„weiſe Menſchenverſtand“ unſere Ideale noch nicht wahrgenommen hatte. Zur Butterknappheit erklärte der Reichspropaganda⸗ eiter: Wir wiſſen alle, daß unſere Devitenvorräte zur Be⸗ ung der für die Arbeitsbeſchaffung notwendigen aus⸗ ändiſchen Rohſtoffe gebraucht werden. Wenn wir fünf Millionen Volksgenoſſen wieder in Arbeit gebracht haben, o iſt es klar, daß dieſe fünf Millionen auch mehr Nah⸗ rungsmittel konſumieren. Würden wir diefes Mehr an Butter im Auslande kaufen, dann müßten wir auf die Einfuhr der notwendigen Rohſtoffe verzichten und ſo die Arbeitsbeſchaffung hemmen. Wir lehnen es ab, uns im Auslande Geld zu pumpen und dafür Bukter zu kaufen, um ſpäter der nächſten Generation die Schulden zu hinkerlaſſen. Es wird auch in Zukunft notwendig ſein, zeitweilig ſolche Einſchränkungen auf uns zu nehmen, wenn beiſpielsweiſe eine Mißernte ſich ergibt. Erſt kommt die Freiheit, und aus der Freiheit entſpringt eine hohe Kultur, nicht umgekehrt. 5 Das Volk hat die Ueberzeugung: Alles, was der Führer tut, tut er aus reinſtem Herzen und er wird es zum Erfolg führen. Das deutſche Volk will auch nicht von den Sorgen verſchont bleiben, ſondern will daran teilhaben. 3 Unter ſtürmiſchem Beifall ſchloß Dr. Goebbels: Wir wollen unſere Kraft dem Aufbau unſeres Staates und Bol⸗ les widmen. Jeder von uns iſt an ſeinem Platz für dieſen Aufbau verantworklich. And wenn wir einmal zu Staub ſehenen⸗ dann ſoll Deutſchland leben und ewig weiterbe⸗ e 5 * 450 Kilometer bis Ende 19335 Die Jorkſchritte bei den KReichsautobahnen. Berlin, 20. November. Auf Grund eines Erlaſſes des Generalinſpektors für dus deutſche Straßenweſen wird im Statiſtiſchen Reichsamt nſtig auch eine einheitliche Statiſtik des geſamten Land⸗ ſlraßenbaues im Deutſchen Reich geführt. In dieſem Nah⸗ men werden auch laufende Erhebungen über die Arbeiten bei den Reichsautobahnen durchgeführt. Ueber den Stand des Baues teilt das Statiſtiſche Reichsamt mit, daß die Ge⸗ lantlänge der vorläufig geplanten Autobahnen etwa 6900 Kilometer beträgt. 3150 Kilometer oder 46 Prozent davon waren bis Ende September 1935 zur Bearbeitung und zum au freigegeben. Vereits im Bau befanden ſich 1700 Kilo⸗ meter, nahezu 25 Prozent der Geſamtſtrecke. Bis Ende 1935 dürften 450 Kilometer ferkiggeſtellt ſein. e, Gefamtzahl der zurzeit durch den Kraftfahrbahnbau fügten Perſonen wird auf rund 250 000 geſchätzt. Die beſamkkoſten des Reichsautobahnbaues ſind mit 3,5 mil⸗ liarden Mark angenommen. Litauiſche Winkelzüge Memel, 20. Nov. Der Präſident des memelländiſchen Landtages, Baldſzus, hat ſich nunmehr auf Drängen 1 10 bereit erklärt, die Bildung des Direktoriums des emelgebietes übernehmen. Nachdem 7 d Bildung eines Memel⸗Direktoriums, 255 des einmütigen Vertrauens der Landtagsmehrheit ſicher ſein kann, nichts mehr im Wege zu ſtehen ſchien, wurde ee erneut Kurkauskas das Anſinnen geſtellt, einen Li 195 8 5 Direktorium zu nehmen. Dieſes Anſinnen wurde vo zus abgelehnt. 1 5 8 Wau erklärte hierauf, die weitere e f N und zur Rückſprache nach Kownd reiſe wollen. November 1935 r Donnerstag, den 21. Im Bunde mit den Verſchwörern Litauen mit den ukrainiſchen Terroriſten gegen Polen unter einer Decke. Warſchau, 20. November. Die Fortſetzung der Verleſung der Anklage im War⸗ ſchauer Prozeß gegen die ukrainiſchen Verſchwörer brachte bei der Darſtellung des Zuſammenhangs der ukrainiſchen nationaliſtiſchen Organiſation in Polen mit ihren im Aus⸗ land ſitzenden leitenden Stellen Einzelheiten zur Sprache, die größtes Aufſehen erregen. Aus Schriftſtücken, die in der Anklageſchrift genannt werden, geht hervor, daß in den letzten Jahren die litauiſche Regierung die ukrainiſche Terrororganiſakion lebhaft unker⸗ ſtützt hal. die Anklage führt unter genauer Angabe der Summen Fälle auf, in denen die litauiſche Regierung zu⸗ gunſten der ukrainiſchen Terrororganiſation erhebliche Geldbeſräge zur Verfügung geſtellt habe. Weiter wird in der Anklage behauptet, daß das litaui⸗ ſche Außenminiſterium und insbeſondere der ehemalige Außenminiſter Zaunius engſte perſönliche Bezie⸗ hungen zu der Kownoer Vertretung der ukrainiſchen Organiſation unterhalten habe. Hervorragenden Mitglie- dern der Organiſation ſeien im litauiſchen Außenminiſte⸗ rium falſche Päſſe ausgeſtellt worden, um ihnen Wer⸗ bereiſen bis nach Amerika zu ermöglichen. In dem Fall eines gewiſſen Suſzko ſoll der Paß ſogar die Angabe ent⸗ halten haben, daß Suſzko, der polniſcher Staatsangehöri⸗ ger iſt, Beamter des litauiſchen Innenminiſteriums ſei. Ueber dieſe Fälle hinaus verzeichnet die Anklage einen Brief des Leiters der ukrainiſchen Terrororganiſation, Ko⸗ nowalek, an ſeinen Kampfgenoſſen Senyk über eine Unter⸗ redung Konowaliks mit Miniſter Zaunius am 6. Oktober 1932 in Genf. Aus dieſem Brief gehe hervor, daß der litauiſche Miniſter ſich zur finanziellen Beihilfe und auch zur Beſchaffung von Päſſen und Sichtvermerken bereit er⸗ klärte. Im weiteren Teil der Anklage wird darauf hingewie⸗ ſen, daß hervorragende Perſönlichkeiten der ukrainiſchen Terrororganiſation und zahlreiche Flüchtlinge jederzeit im Gebiet der Tſchechoſlowakei Zuflucht gefunden hät⸗ ten. Das oſtaſiatiſche Problem Amerjka und das japaniſche Vorgehen in Nordchina. Waſhington, 21. November. Der britiſche Votſchafter lattete dem Staatsdepartement einen Beſuch ab und er⸗ irterte das oſtaſiatiſche Problem, das durch die Gründung es neuen japaniſchen Vaſallenſtaates entſtanden iſt. Die Waſhingkoner Regierung wird einſtweilen die wei⸗ tere Entwicklung abwarten. Botſchaft und Beſatzung bleiben in Peiping. Es iſt auch nicht beſchloſſen worden, auf Grund des Neunmächtepaktes gegen dieſe weikere Jerreißung Chinas zu proleſlieren. Wahrſcheinlich iſt aber, daß die Re⸗ gierung demnächſt zu der ganzen Frage offiziell Stellung nehmen wird. Japans Vorgehen in Nordching hat Amerika und Eng⸗ land auch in der Flottenfrage einander näher ge⸗ bracht; man iſt bereit, mit England ein inoffizielles Abkom⸗ men abzuſchließen, das ein Wettrüſten vermeidet, falls Japan und Italien ſich auf der Dezember⸗Konferenz ent⸗ ſchloſſen zeigen ſollten, die Waſhingtoner Flottenſätze weſentlich abzuändern. 4 b Autonomieerklärung Noröchinas ausgeblieben Doihara und Sungcheyuan aus Peiping abgereiſt. Peiping, 20. November. Die für Mittwochnachmiltag angekündigte Aukonomieerklärung der fünf nordchineſiſchen Provinzen iſt nicht erfolgt. Die in letzter Stunde aus Nan⸗ king eingetroffenen Anweiſungen haben die hieſigen chine⸗ ſiſchen Behörden veranlaßt, den Vertrauensmann der Kwankung⸗Armee, General Doihara, noch Dienskag abend mitzuteilen, daß ſie weitere private Verhandlungen mit ihm ablehnen müßken. Ueber alle Ching und Japan gemeinſam berührenden Fragen wurden offizielle Verhandlungen zwi⸗ ſchen der Nanking⸗Regierung und dem bei ihr akkredidier⸗ ken japaniſchen Bokſchafter geführt. Die von dem General Doihara nach Peiping zur Konferenz eingeladenen Gouver⸗ neure von Hopei und Schankung lehnten die Teilnahme ab. Berſchiedene Diviſionskommandeure der von Sungcheyuan befehligten 29. chineſiſchen Armee erklärken, wie vorguszu⸗ ſehen, ihrem Befehlshaber nicht Folge leiſten zu können. Sungcheynan hat daraufhin Peiping verlaſſen und iſt nach Tienkſin abgereiſt. Doihara verließ Peiping ebenfalls. Wie ſich die Kwantung⸗Armee zu dieſer wenn auch aufmerkſamen Beobachtern nicht gänzlich unerwarteten Wendung verhalten wird iſt noch unbekannt. In gutunter⸗ richteten chineſiſchen Kreifen wird erklärt, daß die Nankin⸗ ger Zentralregierung vor der Abſendung ihrer Anweiſung an die nordchineſiſchen Behörden, die Verhandlungen mit Doihara abzubrechen, bei den een japaniſchen Stel⸗ len durch Anfrage feſtgeſtellt hätten, daß Doihara in pri⸗ vater Eigenſchaft ſpreche und keine amtlichen Aufträge habe, die japaniſche Regierung auch nicht beabſichtige, durch militäriſchen Druck innerpolitiſche Entwicklungen in Nord⸗ ching zu beeinfluſſen. Der Königs mörderprozeß Wieder ſchwere Zuſammenſtöße. Paris, 20. November. Im Prozeß gegen die Königsmörder in Air⸗en⸗Provence kam es wieder zu ſcharfen Zuſammenſtößen. Die drei An⸗ geklagten machten immer wieder Einwendungen und erkundig⸗ ten ſich beim Ueberſetzer erſt, ob er Serbe oder Kroate ſei; wenn der Ueberſetzer antwortete:„Ich bin Jugoſla⸗ we“, lehnten ihn die Angeklagten ab. Dieſe Taktik wurde dem Vorſitzenden ſchließlich zu bunt, und er ging über die Einwendungen der Angeklagten hinweg. Nachmittags folgte ein äußerſt ſcharfer Zuſammenſtoß zwiſchen dem Gerichtshof und dem Hauptverteidiger Rechtsan⸗ walt Desbons. Als der Rechtsqcuiwalt in ironiſch⸗zweifelndem Tone ausrief:„Das iſt die repuhlikaniſche Rechts⸗ pflege!“ beantragte der Generalſtaatsanwalt die Strei⸗ chung Desbons' aus der Anwaltsliſte. Neuer Zwiſchenfall in Paris Der Verteidiger der Königsmörder aus der Anwaltsliſte geſtrichen. Paris, 20. Nov. Im Laufe der Verhandlung des Kö⸗ nigsmörderprozeſſes in Aix⸗en⸗Provence kam es wiederum zu einem Zwiſchenfall. Der Verteidiger der drei angeklagten Kroaten, Rechts⸗ anwalt Desbons, hatte einen Zwiſchenantrag eingebracht, den der Staatsanwalt als Manöver bezeichnete. Als der Ge⸗ richtsſchreiber den Antrag verleſen wollte, ſtellte er feſt, daß Desbons verſäumt hatte, unter den Antrag ſeine Anter⸗ ſchrift zu ſetzen. Dieſe Feſtſtellung brachte den Anwalt in ſo große Wut, daß er mit der Fauſt auf den Tiſch ſchlug. Der Staatsanwalt rief dazwiſchen:„Das iſt die Weiter⸗ entwicklung eines Manövers, das ich als verdächtig be⸗ zeichne!“ Rechtsanwalt Desbons entgegnete darauf: Das iſt alſo die republikaniſche Rechtspflege! Darauf beantragte der Staatsanwalt den Ausſchluß des Rechtsanwalts Desbons. Dieſer rief aus: Ich bin Sohn eines richterlichen Beamten. Man will mir meine Lebensmöglichkeit nehmen. Ich habe keine Familie mehr. Man macht mir meine Anabhängigkeit zum Vorwurf, auch daß ich der Freund der Kroaten und Mazedonier bin. Rechtsanwalt Desbons ſchloß mit Angriffen gegen gewiſſe Anwälte, Richter und Parla⸗ mentarier. Obwohl der Vorſitzende der Anwaltskammer an dia Milde des Gerichtes appellierte, wurde dem Antrag des Staatsanwaltes ſtattgegeben und Desbons aus der An⸗ waltsliſte geſtrichen. Desbons wurde durch einen Gendarmerie⸗ offizier aus dem Schwurgerichtsſaal gewieſen. Die drei Kroa⸗ ten werden nunmehr von dem Vorſitzenden der Anwalts⸗ kammer von Aix⸗en⸗Provence von Amts wegen verteidigt. Sie erklärten aber, ſie würden ohne den Beiſtand ihres alten Anwalts Desbons nicht ſprechen, drohten mit dem Hunger⸗ ſtreik und machten beleidigende Aeußerungen für die jugofla⸗ wiſche Regierung. Nach all dieſen Zwiſchenfällen iſt die Sitzung vertagt worden. Politiſches Allerlei Neue Reichsmiktel für den Ambau von Wohnungen. Der Reichs- und preußiſche Arbeitsminiſter hat erneut Mittel in Höhe von rund 10 Millionen Mark für die Tei⸗ lung von Wohnungen und den Umbau ſonſtiger Räume zu Wohnungen zur Verfügung geſtellt. Die Vergebung der Mittel erfolgt nach den bisherigen Beſtimmungen. Vorläufig keine Kabinettsumbildung in England. Nach Berichten der konſervativen Preſſe iſt MacDonald entſchloſſen, auf keinen Fall ins Oberhaus zu gehen, ſondern entweder um einen anderen Wahlkreis zu kämpfen oder end⸗ gültig aus dem Kabinett auszuſcheiden. Man ſage, Baldwin wünſche, die Lage in den Wahlkreiſen ſolle ſorgfältig geprüft werden, bevor über das Schickſal des älteren MacDonald endgültig entſchieden werde. Im„Daily Telegraph“ heißt es, daß der Luftfahrt⸗ und der Marineminiſter ihre Poſten be⸗ halten ſollen. Auch wolle Baldwin Außenminiſter Hoare und Völkerbundsminiſter Eden in ihren Aemtern laſſen. Bis zum Wiederzuſammentritt des Parlaments am 3. Dezember ſolle ſo wenig wie möglich an der Zuſammenſetzung des Kabinetts geändert werden. Dafür hebe ſich aber die Aus⸗ ſicht auf eine Ambildung in den erſten Monaten des neuen Jahres ſchon deutlich ab. Danzig und Polen Beitritt zum deutſch⸗polniſchen Wirtſchafts⸗Rertrag. Danzig, 20. November. Zwiſchen der Freien Stadt Danzig und der Republie Polen iſt nach zweiwöchigen Verhandlungen eine Vereinbarung über die Durchführung des polniſch⸗deutſchen Wirtſchaftsver⸗ trages vom 4. November 1935 und ſeine Anwendung auf die Freie Stadt Danzig getroffen worden. Starhemberg führt den Wiener Heimalſchutz. Wien, 21. November. Auf einem Führeräppell des Wiener Heimatſchutzes legte der Landesführer. Major Fey, ein Amt als Landesführer in die Hände des Vizekanzlers und Führers der Heimwehr, Fürſt Starhemberg, zurück und verabſchiedete ſich in ſeiner Eſgenſchaft als Landes⸗ ührer von den Unferfübrern Fürſt Starhemberg gat damit die Führung des Wiener Heimatſchutzes ſelbſt über⸗ nommen. Eine Aktion Ras Geyums? Vor Eintreffen Badoglios?— Großer Luftkampf. Asmara, 20. November. Ein Funkſpruch des Kriegsberichterſtatters des DNB meldet: Der Luftkampf zwiſchen italieniſchen Bombenflugzeu⸗ gen und gegneriſchen Streitkräften, der im Gebiet zwiſchen Ambaladſchi und Antalo ſtattfand, wird von milikäriſcher Seite als die größte Luftoperation ſeit Kriegsbeginn be⸗ zeichnet. Zwei Geſchwader, beſtehend aus 20 Flugzeugen, ſichteten im Talkeſſel bei Buja ſüdlich von Makalle ſtarke abeſſiniſche Truppenabteilungen. Sie gingen, um die Trup⸗ pen beſſer bombardieren zu können, in die Tiefe. Da⸗ bei kam es zu einem erbitterten Kampf. 8 Die Abeſſinier hatten die Anhöhen beſetzt und feuerken nun von oben her auf die in den Talkeſſel niedergehenden Flugzeuge. Rund 7000 Abeſſinier nahmen die italieniſchen Apparate in ein wükendes Abwehrfeuer aus Gewehren, Maſchinengewehren und Luftabwehrgeſchützen. Sämtliche Flugzeuge wurden von den Kugeln ſtark durchlöchert. Ins⸗ geſamt wieſen ſie mehr als 100 Einſchüſſe auf, doch konn⸗ ken ſie alle die Feuerlinie verlaſſen. Ein Bordmonteur wurde durch einen Beinſchuß ſehr ſchwer verletzt. Während das Flugzeug des Propaganda⸗ miniſters Ciano bei Makalle notlanden mußte, zerbrach an einem anderen Apparat bei der Landung in Hauſſien der Landungsſchlitten. Die Zahl der bei dem großen Luftbombardement ge⸗ töteten und verwundeten Abeſſinier ſoll ſehr groß ſein. Nach einer letzten privaten Meldung ſollen über 5000 abeſſiniſche Soldaten getötet oder verwundet worden ſein. Die Stärke der abeſſiniſchen Truppen, die das Feuer auf die italieniſchen Flugzeuge er⸗ öffneten, ſoll nach dieſer Quelle nicht 7000, ſondern 20 000 Mann betragen haben. Nach den in Asmara vorliegenden Meldungen ſcheint es ſich zu beſtätigen, daß Ras Kaſſa und Ras Seyum vor . Badoglios eine große Aktion unkernehmen wollen. Wichtige Anterwerfungen Der italieniſche Heeresbericht. Der italieniſche Heeresbericht Nr. 49 lautet: „Das Eingeborenen⸗Armeekorps rückt in der Landſchaft Tembien vor. Eine Kolonne hat bereits das ganze Ge⸗ ralta⸗Gebiet durchquert und den Abaro⸗Paß beſetzt. In Verbindung mit dieſem Vorgehen haben an der Front des zweiten Armeekorps mehrere Eingeborenen⸗Abteilungen das Gebiet von Nadir beſetzt(nordweſtlich des Geralta⸗Gebie⸗ 100 während eine Schwarzhemdenlegion Tzabama ein⸗ nahm. Die Luftwaffe belegte große feindliche Kolonnen, die ſich ſüdlich von Buja zuſammengezogen hatten, mit Bomben.“ Am Montag meldeten ſich bei dem italieniſchen Mili⸗ kärkommando in Danakil Häupklinge und Krieges des Sul⸗ kanats Biru, das das ganze Gebiet vom Rande der Hoch⸗ ebene ſüdöſtlich von Maäkalle bis zum Giuliekti⸗See und zur ikalieniſch⸗franzöſiſchen Grenze bei Daddato umfaßt. Die Häupklinge des Sultanaks Biru haben ihre Unterwerfung vollzogen, womit ſie den von ihnen am 1. Januar 1904 mit Italien abgeſchloſſenen Vertrag wieder hergeſtellt ha⸗ ben. Sie haben mit ihren Kriegern die Bitte vorgebracht, an den weiteren Unternehmungen gegen die Regierung von Addis Abeba keilnehmen zu können. * Der italieniſche Fliegerangriff Asmara, 20. November. Die italieniſchen Flieger, die die Bombenangriffe auf abeſſiniſche Einheiten unternom⸗ men haben, bezeichnen dieſen Angriff als Vorbeugungs⸗ manöver. Durch den Luftangriff ſollte der Vormarſch der abeſſiniſchen Truppen unter Ras Seyoum, die die Vereini⸗ gung des Korps Santini mit dem Eingeborenenkorps Pirzio Biroli bei Schelikot durchkreuzen wollten, abgeſtoppt werden. Die Flieger haben eine rieſige Fahl von Bomben abge⸗ worfen und ekwa 30 000 Maſchinengewehrſchüſſe abge⸗ geben. Der Widerſtand der Abeſſinier iſt äußerſt energiſch und kaktiſch klug durchgeführt worden. Der italieniſche Luftangriff zeigt, daß die Abeſſinier nicht mehr untätig bleiben und ſich auch ſtrategiſch richtig verhalten. Sie dürften weiterhin verſuchen, den italieni⸗ ſchen Vormarſch aufzuhalten und vor allem den Vorſtoß des rechten Flügels auf Gondar abzulenken. Weiße Offiziere in Abeſſinien? Asmara, 20. November. Die italieniſchen Flieger, die den bereits gemeldeten Maſſenangriff auf abeſſiniſche Ab⸗ teilungen durchgeführt haben, wollen unter der Maſſe der abeſſiniſchen Krieger deutlich Europäer geſichtet haben. Man glaubt hier, daß es ſich um weiße Offiziere handelt, die nunmehr an der Nordfront eingeſetzt werden. Der Auf⸗ enthalt weißer Offiziere an der Nordfront würde nach hie⸗ ſiger Auffaſſung auch eine Erklärung für das planmäßige Vorgehen der Abeſſinier geben. Biſchöfe gegen die Ganktionen Scharfe Hirtenbriefe.—„Gold für das Vaterland.“ Rom, 20. November. Die Erzbiſchöfe von Meſſina und Brindiſi haben Hir tenbriefe gegen die Sühnemaßnahmen erlaſſen, die in der Schärfe des Tones parteiamtlichen Erklärungen nicht nach⸗ 8 So heißt es im Hirtenbrief an die Gläubigen von rindiſi u. a.: „Am 18. d. M. nahmen die Sankkionen ihren Anfang, die der kalte Egoismus und die Anmaßung Englands ge⸗ gen 50 Grundſatz der Gerechtigkeit und Gleichheit zum Schaden unſeres Vaterlandes gewollt haben, um einen halb ⸗ barbariſchen Sklavenkönig, der Unterdrücker ſeines Volkes iſt, zu unterſtützen. Wir werden dem Vaterlande ſetzt Gold geben, damit es die rieſigen Koſten kragen kann, um die Ziviliſation in die Gegenden zu bringen, wo bis ſetzt Skla⸗ verei und Barbarei herrſchten. Damif en wir den alten Römern nach, die alles für das Vaterland opferten.“ Auch der 1 von Meſſina ermahnt ſeine Nase reichlich Gold zu ſpenden. Gerade Meſ⸗ ſina, das ſo oft von Erdbeben heimgeſucht worden ſei und durch die Förderung des Staates wieder aufgebaut wer⸗ den konnte, habe jetzt dem Vaterland eine große Dankes⸗ ſchuld abzutragen. Ganktionsſorgen in Frankreich Große Verluſte der franzöſiſchen Wirtſchaft. Paris, 21. November. Die„Action Francaiſe“ fordert die franzöſiſchen Indu⸗ ſtriellen auf, ihre Wiedergutmachungsanſprüche anzu⸗ melden, wenn ſie im Verfolg der Sühnemaßnahmen ge⸗ gen Italien finanziell geſchädigt werden. Die franzöſiſchen Wirtſchaftsgruppen dürften ſich nicht mit Proteſtbriefen an den Miniſterpräſidenten zufrieden geben, ſie müßten viel⸗ mehr eine Aufſtellung der durch die Sühnemaßnahmen er⸗ littenen Schäden machen. Der wechſelſeitige Wirkſchaftsverkehr zwiſchen Frankreich und Italien werde nämlich auch nach der Beilegung des augenblicklichen Skreitfalles nicht wieder in vollem Am⸗ fang aufgenommen werden können. Italien habe dies außer⸗ dem ganz offen erklärt. Man müſſe alſo mit mindeſtens 10 Jahren rechnen, ehe der normale Juſtand wieder herge⸗ ſtellt ſei. Wenn man den durchſchnittlichen Bruttoverluſt auf jährlich 1,25 Milliarden beziffere, ſo ergebe ſich ein Ge⸗ ſamtverluſt von 12 Milliarden Franken. Sicherung der Oelbeſtände Am 18. November iſt ein Geſetz in Kraft getreten, das das Korporationsminiſterium ermächtigt, ſämtliche Verwal⸗ tungen und Konzeſſionsinhaber von Mineralöllagern zu verpflichten, einen Oelvorrat von 70 v. H. des Rauminhalts aller Lagerbehälter von mehr als 500 Kubikmeter ſtändig zu halten. Die Mineralöllager haben innerhalb von zehn Tagen nähere Angaben dem Korporationsminiſterium über das Faſſungsvermögen ihrer Oelbehälter, deren Ver⸗ brauchszweck und die höchſtzuläſſige Einlagerungsmenge zu machen. Aegypten und England Hroteſttelegramm des Wafd an den Völkerbund. London, 20. November. Wie Reuter aus Kairo meldet, wird England in einem Frokeſttelegramm, das der Wafd⸗Führer Nahas Paſcha an den Generalſekretär des Völkerbundes drahtete, als„An⸗ greiferſtaat“ bezeichnet. Nahas Paſcha beſchuldigt England der Doppelzüngigkeit: In Genf predige es den Frieden und Gerechtigkeit, während es gleichzeitig Aegyptens Anachän⸗ gigkeit angreife und ſeine Häfen und Gebiete an ſich reiße. Der König, die Regierung und das Volk Aegyptens eien einig in dem Wunſch nach Wiederherſtellung der Ver⸗ faſſung von 1923, aber England verweigere Aegypten das Recht, ſeine innerpolitiſchen Angelegenheiten zu regeln. König Georgs Heimkehr Das Programm für die feierliche Einholung. Althen, 20. Nov. Marineminiſter Rallis hat ſich nach Salamis begeben, wo er eine Parade über die Kreuzer „Elli“ und die Torpedobootsjäger„Hydra“ und„Pfara“ abnahm, die nach Brindiſi abfuhren, wo ſie den Kö⸗ nig Georg erwarten werden. Der König wird am Freitag abend an Bord des Kreuzers gehen und am Sonntag früh zwiſchen 8 und 9 Uhr in Athen eintreffen. Drei Zerſtörer ſowie zwei Unterſeeboote und zwei Torpedoboote werden unter dem Oberbefehl von Admiral Kavadias dem König entgegenfahren. An Bord des Zerſtörers„Kunduriotis?“ wird ſich der Marineminiſter Rallis befinden. Judenfeindliche Kundgebungen Die Hochſchulen in Budapeſt und Warſchau geſchloſſen. Budapeſt, 20. Nov. An der Budapeſter Univerſität und der Techniſchen Hochſchule kam es zu ſcharfen judenfeindlichen Kundgebungen der Studentenſchaft. Veranlaſſung gab eine von der chriſtlichen Studentenorganiſation veranſtaltete feier⸗ liche Weihung von 100 von den Studenten ſelbſt geſtifteten einfachen ſchwarzen Holzkreuzen, die ähnlich wie in anderen ungariſchen Hochſchulen in den einzelnen Hörſälen angebracht werden ſollten. Als eine Gruppe jüdiſcher Studen⸗ ten ſich in ſpöttiſch abfälligem Ton über die Anbringung der Kreuze erging, forderten die Führer der chriſtlichen Studentengruppe die jüdiſchen Studenten auf, unverzüglich den Hörſaal zu verlaſſen. Da die jüdiſchen Studenten ſich wetgerten, der Aufforderung Folge zu leiſten, entſtand eine heftige Schlägerei. Auf Anordnung des Rektors wurden die Vorleſungen eingeſtellt und die Studenten aufgefordert, das Gebäude zu verlaſſen. Da ſich die Schlägereien vor dem Aniverſitäts⸗ 8 weiter fortſetzten, mußte zur Wiederherſtellung der rdnung Polizei eingeſetzt werden. Warſchau, 20. Nov. Die judenfeindlichen Studentenun⸗ ruhen, die vor einigen Tagen zur vorläufigen Einſtellung der Vorleſungen an der Warſchauer Techniſchen Hochſchule geführt haben, haben nach Zuſammenſtößen in der War⸗ ſchauer Aniverſität und in der Handelshochſchule die Rekto⸗ ren dieſer beiden Lehranſtalten veranlaßt, bis auf weiteres auch dieſe Hochſchulen zu ſchließen. Auch aus Lemberg werden ziemlich erhebliche juden⸗ feindliche Ausſchreitungen gemeldet. Etwa 30 Juden ſollen bei einer Straßenprügelei verletzt worden ſein. Nach Meldun⸗ gen jüdiſcher Blätter wurden bei den Lemberger Ausſchreitun⸗ gen in den letzten Tagen insgeſamt 70 Juden verletzt und Liner getötet. Memel. Landtagspräſident Baldſzus hat ſich nunmehr auf Drängen ſeiner Fraktion bereiterklärt, die Bildung des Direktoriums des Memelgebietes zu übernehmen. Nachdem nunmehr der Direktoriumsbildung nichts mehr im Wege zu ſtehen ſchien, ſtellte der litauiſche Gouverneur das Anſinnen, einen Litauer in das Direktorium zu neh⸗ men. Dieſes Anſinnen wurde von Baldſzus abgelehnt. London. Die Streikabſtimmung der engliſchen Berg⸗ arbeiter ergab 409 351 Stimmen für und 29 215 Stimmen egen den Streik. Verhandlungen mit der Regierung tehen bevor. Rom. Der Papſt hat die Einberufung des Geheimen Konſiſtoriums für den 16. Dezember angeordnet. Peiping. Die für Mittwochnachmittag an ekündigte Autonomieerklärung der fünf nordchineſiſchen rovinzen iſt nicht erfolgt. Auf Grund von Anweiſungen aus Nanking haben die hieſigen chineſiſchen Behörden den Verkrauens⸗ mann der Kwantung⸗Armee, General Doihara, mitgeteilt, daß ſie weitere private Verhandlungen mit ihm ablehnen müßten. i i Warſchau. Die judenfeindlichen Kundgebungen pol⸗ niſcher 32 5 1 2 der Vorlefun⸗ en an der Techniſchen chule nunmehr auch zu einer mel der Univerſität und der eee e Die Obliegenheiten eines Biſchofs Der Biſchof von Berlin als Zeuge im Deviſenprozeß. Berlin, 20. November. Am dritten Verhandlungstag im Prozeß gegen den Biſchof von Meißen wurde der Biſchof von Berlin, Dr. Graf von Preyſing, als Sachverſtändiger über die Frage vernommen, inwieweit ſich ein Biſchof um alle Ein; zelheiten der verwaltungstechniſchen Angelegenheiten ſeiner Diözeſe bekümmern müſſe. Das Amt des Biſchofs im Sinne der Kirche, ſo führte der Biſchof von Berlin in ſeinem Sachverſtändigengut⸗ achten aus, iſt vor allem ein geiſtliches Amt und hat ſich mit den geiſtlichen, ſpezifiſch biſchöflichen Funktionen zu befaſſen. Dazu kommt noch eine Reihe von Fragen admin ſtrativer, wirtſchaftlicher und finanzieller Art. Nachdem der Biſchof dann auf die Geſchichte des Biſchofsamts eln⸗ gegangen war, fuhr er u. a. fort: Die finanziellen Fragen liegen wohl am al⸗ lerweiteſten von dem biſchöflichen Pflichtenkreis gb. Im allgemeinen wird der Biſchof ſeiner Pflicht völlig ge⸗ recht, wenn er ſämtliche Poſtſachen ſeinem Generalvikar zum Oeffnen überträgt und ſich über die wichtigſten, den Biſchof berührenden Dinge vom Generalvikar Unterrichten läßt und ſie mit dieſem beſpricht. Es iſt unmöglich, daß irgendein Biſchof einer größeren Diözeſe den ganzen Kom, plex der ſeinen kirchlichen Bezirk betreffenden Fachfragen überblicken kann. Der Biſchof von Berlin betonte, daß jeder Biſchof daz Recht habe, ſich zu ſeiner Entlaſtung einen General⸗ vikar zu beſtellen. Dieſer ſei gewiſſermaßen das„ander Ich“ des Biſchofs und habe nach deſſen Richtlinien ſein Amt zu führen. Der Biſchof würde jedoch jederzeit in dit Amtsführung des Generalvikars eingreifen. Bei grö ßeren Geldgeſchäften müſſe der Generalvikar den Biſchof Vortrag halten ſoweit er nicht auf Grun beſonderer Abmachungen von vornherein zur Durchfüh⸗ rung derartiger Geſchäfte ermächtigt ſei. Sodann wurde die Beweisaufnahme fortgeſetzt. Die Zollfahndungsbeamten ſagen aus Am Nachmittag wurden zunächſt die beiden Zollinſpel, toren vernommen, die die Ermittlungen durchgeführt haben, Einer der Beamten ſtellte feſt, daß Dr. Legge ſeine Anga, ben über die Anſchaffung der Obligationen fünfmal ge wechſelt habe. Der Biſchof habe erklärt, er ſei über di ganze Angelegenheit keineswegs unterrichtet. Der Biſchg will weiter nicht gewußt haben, was die Amneſtie ſei Der zweite Beamte faßte ſeine Eindrücke über die Verneh mung dahin zuſammen, daß ihn die Angaben des Biſchofk geradezu erſchüttert hätten. Der Biſchof habe ſogar erklärt er wiſſe überhaupt nicht, daß das Bistum Meißen Schuld verſchreibungen habe und was eine Obligation ſei. Der Biſchof beſtätigte das in der Hauptverhandlung Demgegenüber wies die Staatsanwaltſchaft dar auf hin, daß der Generalvikar Dr. Soppa ſeinerzeit ſein maßloſes Erſtaunen über dieſe Erklärung des Biſchofs ge äußert habe. Dr. Soppa habe nach ſeiner Darſtellung mehr. fach mit dem Biſchof über die Anleiheangelegenheit verhan⸗ delt und ſei der Meinung, daß dem Biſchof auf Grund die, ſer Unterredungen der Begriff„Obligation“ durch aus geläufig ſein müſſe. Anſchließend wurde der Rechtsanwalt Dr. Kalten⸗ bach ⸗Berlin aus der Unterſuchungshaft vorgeführt. Ez hal in ſchriftlichem Auftrag des Dr. Hofius für das Bistum Meißen die Volksverratsanzeige erſtattet. Ein Schreiben des Dr. Hoſius Zum Schluß gab der Vorſitzende den Inhal eines Schreibens bekannt, das Dr. Hofius auf Grun der Zeitungsberichte über den Biſchofsprozeß unter dem 18 November an das Gericht geſandt hat. Darin befaßt er ſich zunächſt mit der Darſtellung Dr. Legges, wonach dieſer eiſt in der Wohnung des Dr. Hofius 710578 habe, daß gegen ſeinen Willen ein Guldenkonto in Amſterdam eingerichtet worden ſei und daß er Hofius darauf wie ein Stier ange⸗ brüllt habe. Dr. Hofius bezeichnet dieſe Darſtellung als von A bis 3 frei erfunden. Demgegenüber bleibt Dr. Legge bei ſeinen Ausſagen. Der Biſchof habe, ſo ſchreibt Dr. Hofius weiter, kal⸗ ſächlich nicht gewußt und nicht wiſſen wollen, daß illegale Käufe getätigt wurden. Das beſtätigt übrigens auch ein Bruder Dr. Theodor Legge. Auch mit Dr. Soppa befaßt ſich Dr. Hofius in ſeinem Schreiben und keilt mit, daß det Generalvikar erſt Anfang dieſes Jahres über die Einzel. heiten der Obligationskäufe unterrichtet worden ſei. Abſchließend erklärte der Biſchof zu dieſem Brief, aus ihm gehe mit aller Deutlichkeit hervor, daß er nichts gewußt habe und daß auch der Generalvikar Dr. Soppa offenbar nicht unterrichtet geweſen ſei. Die Verhandlung wurde dann auf Donnerstag vertagt. An die Olympia⸗Verbände Appell des Präſidenten des Inkernakionalen Komilees. Der Präſident des Internationalen Olympiſchen Komi⸗ tees, Graf Baillet⸗Latour, hat im Anſchluß an ſeinen Ber⸗ liner Beſuch folgendes Schreiben an ſeine Kollegen im Internationalen Olympiſchen Komitee und die Präſidenten der nationalen Olympiſchen Komitees und der internatio⸗ nalen Sportverbände gerichtet: „Ich erlaube mir, Ihnen zur gennknis zu geben, daß die Unterredung, die ich mit dem Kanzler des Deulſchen Reiches gehabt habe, ſowie die von mir angeſtellte Anker. ſuchung mich davon überzeugt haben, daß keine Einwendun⸗ gen gegen die Belaſſung der Spiele der 11. Olympiade 1 Berlin und Garmiſch⸗Parlenkirchen zu erheben ſind. Die durch die olympiſchen Satzungen feſtgelegten Bedingungen werden von dem deutſchen Olympiſchen Komitee beachtet. Die Beſucher und Teilnehmer können ſicher ſein, daß eine herzliche Aufnahme finden werden, ohne Gefaht zu laufen, daß ihre Prinzipien in irgendeiner Weiſe ver⸗ letzt werden. 5 Der Boykottfeldzug geht nicht von den natio- nalen Olympiſchen Komitees aus und wird von 1 15 unſerer Kollegen unterſtützt. Er iſt ausſchließlich pon Natur und auf willkürliche Behauptungen begründe deren Unwahrheit zu demaskieren mir leicht fiel. Da Geld, mit dem dieſer Feldzug geſpeiſt wird, rührt 1 5 aus den Mitteln her, über die die Olympiſchen Komite verfügen, um die Koſten der Teilnahme zu decken. il. Mögen alle, deren guter Glaube mißbraucht worden ihren Irrkum erkennen und in aller Aufrichtigkeit mit 160 arbeiten, um aus den Spielen von Berlin und Garmiſch⸗ Parfenkirchen eine Kundgebung zu Nutz und Frommen Jugend der Welt werden zu laſſen.“ 4 Ache ſchm Hän info daß 0 Kra Frie chm Kraft a wur rige eine und ter ger 91 olz des ſchle Kra ſchei ig ge⸗ Alvikar n, den richten 9, daß Kom. fragen oJ das ral⸗ andert n ſein in dit grö r dem Grunz rchfüh⸗ ö inſpel⸗ haben. Anga, ge er dil Biſch ie ſei erneh Iſchofz klärt chuld⸗ dlun t 15 t ſein fs ge⸗ meht⸗ rhan⸗ d die⸗ durch⸗ ten⸗ hal istum hal. run m 18 x ſich r ekt egen 125 ange⸗ ung lüber kal om dus dem ladocden land heidelberg.(Von der Univerſ iz e f delber g.) Die Preſſeſtelle der VVV mit: Um den Beſuch der allgemein bildenden We ene qu heben, hat der Badiſche Miniſter des Kultus und Un⸗ errichts genehmigt, daß die den Reichs⸗, Länder⸗ und Ge⸗ meindebeamten eingeräumte Befreiung von der Zahlung ener Gebühr für den Hörerſchein— ſowie nicht mehr als ner Wochenſtunden belegt werden— auch auf die Mit⸗ ider der Deutſchen Arbeitsfront und des Deutſchen Polksbildungswerkes ausgedehnt wird. Meckesheim(Amt Heidelberg). Diamantene Hochzeit.) Die diamantene Hochzeit konnten in erfreu⸗ cher Rüſtigkeit die Eheleute Adam Herbold und Frau Katharina geb. Scholl feiern. Die Jubilarin vollendete gleichzeitig das 80. Lebensjahr. I Schwetzingen.(Ausgeglichene Gemeinde finanzen.) Die drei neuernannten Beigeordneten unſe⸗ ker Stadt wurden in feierlicher Weiſe in ihr Amt eingeſetzt. Dabei verbreitete ſich Bürgermeiſter Sieber über die Auf⸗ aben der Stadtverwaltung in der Zukunft, nachdem auch 1934/35 eine bedeutſame Aufbauarbeit geleiſtet worden iſt. Er erinnerte an die Hardtbachregulierung, die Wieſenver⸗ beſſerungen, Bereitſtellung von Siedlungsgelände und Straßenherſtellungen, Maßnahmen, die insgeſamt 50 390 Tagewerke und einen Aufwand von 378 400 Mark be⸗ anſpruchten, und ſtellte feſt, daß es heute in Schwetzingen keinen unbeſchäftigten Wohlfahrtserwerbsloſen mehr ebt. Der Bürgermeiſter erläuterte dann das künftige Ar⸗ betsprogramm und kam ſchließlich auf den Vorſchlag für 1035/36 zu ſprechen, der mit 1,4 Millionen Mark ausge⸗ glichen iſt. Das Reinvermögen der Stadt beträgt unver⸗ andert 2,4 Millionen Mark. ] Nußloch.(Tödlicher Sturz von der Treppe.) Die 77 Jahre alte Landwirtswitwe Margarete Gänzler ſtürzte dieſer Tage in ihrer Wohnung die Stiege herunter und erlitt dabei einen doppelten Schädelbruch. Die Verunglückte iſt, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, in der Heidelberger Klinik ihren Verletzungen erlegen. I Dallau.(Schwerer Sturz vom Wagen.) Der Landwirt Joſeph Englert, der ſeinem Bruder beim Hineinſchieben eines Wagens, der mit Kurzſtroh beladen war, helfen wollte, fiel beim Zuſammenhalten des Strohes ſo unglücklich vom Wagen auf einen Kartoffelzuber, daß er bewußtlos mit einem doppelten Schädelbruch abtranspor⸗ tiert werden mußte. Verkehrsunfälle— Drei Todesopfer Bühl. An der Einmündung der Straße Gamshurſt Achern in die Reichsſtraße zu Fautenbach ereignete ſich ein ſchwerer Verkehrsunfall. Der in den 60er Jahren ſtehende Händler Guſtav Gander ſtürzte mit ſeinem Kleinmotorrad infolge Zuſammenſtoßes mit einem Auto ſo unglücklich, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Emmendingen. In der Kollmarsreuter Straße fuhr ein Kraftwagen gegen ein Handgefährt, das von dem Beſitzer Friedrich Kromer gefahren wurde. der Mann erlitt ſo ſchwere innere Verletzungen, daß er auf dem Transport ins Krankenhaus ſtarb. Müllheim. Auf der Landſtraße Seefeld Heitersheim wurden die 51 Jahre alte Frau Volkmar und ihre 15jäh⸗ rige Tochter, die beide auf der rechten Seite gingen, von einem Auto angefahren. Frau Volkmar brach das Genick und die Wirbelſäule; ſie war auf der Stelle tot. Die Toch⸗ ter wurde mit einem doppelten Schädelbruch ins Freibur⸗ ger Krankenhaus verbracht. Der Autolenker fuhr davon. Emmendingen.(Tödlicher Verkehrsunfall) Ein Auto fuhr von hinten auf einen mit Stangen und Leſe⸗ holz beladenen Handwagen auf. Dabei wurde der Beſitzer des Handwagens, Friedrich Kromer, einige Meter weit ge⸗ ſchleift und ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Weg ins Krankenhaus ſtarb. Zwei Holzſtangen durchſtießen die Schutz⸗ ſcheibe; von den Autoinſaſſen wurde jedoch niemand verletzt Kreisleitertagung in Lörrach. Lörrach, 18. Nov. Am kommenden Freitag und Sams⸗ lag findet in Lörrach eine große Kreisleitertagung des Gaues Baden ſtatt. An dieſer bedeutſamen Tagung werden nicht mur ſämtliche Kreisleiter, ſondern auch die geſamte Gau⸗ leitung, ſämtliche Gauamtsleiter uſw. teilnehmen. Außer den Mitgliedern der badiſchen Regierung wird auch SA⸗ Gruppenführer Ludin erwartet. Am Freitagabend wird ein alemanniſcher Heimatabend in der Städtiſchen Feſthalle ver⸗ anſtaltet. Die eigentlichen Beratungen nehmen am Samsdag⸗ vormittag ihren Anfang. Aus den Nachbarländern Zwei Tote Schweres Verkehrsunglück. Völklingen, 20. November. Die Ladung eines einem Völklinger Kohlengeſchäft gehörigen Laſtkraftwagens mil Anhänger kam auf der Fahrt nach Saarbrücken an der ab⸗ ſchüſſigen Skelle der Eiſenbahubrücke bei Ober⸗Völklingen, u der ſogenannken„Enge“ ins Rutſchen. 5 Der Anhänger fuhr noch ein paar Meter auf zwei Rä⸗ dern, dann riß die gtette und das Fahrzeug kippte um. Zwei Völklinger Pensionäre, der 70 Jahre alle Georg Liebland und der 60 Jahre alte Karl Schneider, die ſich auf einem Spaziergang befanden, gerieten unker die abrut⸗ ſchende Ladung und wurden ſchwer verletzt. Im Sk. Jo. ſephs-Krankenhaus in Völklingen ſtarben beide nach kur⸗ zer Zeit. Ein 9 Jahre altes Mädchen aus Ober Pölklingen. as auf dem Wege nach Völklingen war, wurde ebenfalls verletzt, befindet ſich aber auf dem Wege der Beſſerung. A Entſetzli⸗ richtet. Der 10jährige Sohn des Bau⸗ 8 Sgudles 1. Ae mußte die für Handbetrieb 0 gerichtete Häckſelmaſchine betreiben und geriet infolge 15 — in die Kammräder. 5 wache gene 7 zechte Hand geriet in die Zahnräder. berichtetem Faend mußte der Vu 0 1 5 Stunde 1 5 zusharren, er nicht aus der Maſchine befreit 15 e. Die Eltern mußten erſt den Dorſſchmied holen, die Zahnräder zertrümmerte. 4 Anton Straulino aus Großoſthein i uberführung der Glatt 1 in Aſchaffenburg vom S d aud 5 3 1955 das Brückengeländer auf örper geſchleudert. Er war ſofort tot.. a Ueber das Brückengeländer Abe fe 1 0 der den Weinernte in der Pfalz Moftgewichte bis zu 190 Grad. Erſt jetzt ging die Weinleſe in der Pfalz endgültig zu Ende; ſchon ſeit Jahren zog ſie ſich nicht mehr ſo in die Länge wie heuer. Es iſt beſonders erfreulich, feſtzuſtellen, daß heuer zum erſten Male in größerem Umfang auch Spätleſen in einer Reihe von Anterhaardter Gemarkungen vorgenommen wurden. Ueberaus hohe Moſtgewichte, die an den Jahrgang 1921 erinnern, wurden auch bei Spätleſen in der Dürkhei⸗ mer Gegend dieſer Tage feſtgeſtellt, ſo u. a. 152 Grad in Ellerſtadt, 1483 Grad in Ungſtein, 136 Grad in Friedelsheim. Den Vogel ſchoß jedoch Deidesheim ab. Nachdem bereits Anfang der Woche 186 und 188 Grad gemeſſen worden waren, wurde bei einer Trockenbeerenausleſe der bekannten Lage Leinhöhle ein Moſtgewicht von 190 Grad feſtgeſtellt. Es iſt dies das höchſte Moſtgewicht, das bis jetzt in dieſem Jahre in einem deutſchen Weinbaugebiet er⸗ mittelt wurde, andererſeits wurde ſeit dem Jahre 1921 in der Pfalz kein Moſt mehr eingebracht mit einem derart hohen Zuckergehalt. In Forſt betrug das diesjährige höchſte Moſt⸗ gewicht in der Lage Fleckinger 187 Grad, in Rupperts⸗ berg 126 Grad. Es iſt demnach damit zu rechnen, daß der 1935er Jahrgang eine ganze Reihe beſter Spitzengewächſe hervorbringt. ** Frankfurk a. m.(Nächtliche Schüſſe im Frankfurter Stadtwald.) Ein Kellner aus Lan⸗ gen fuhr mit dem Fahrrad zu feiner Arbeitsſtätte nach Frankfurt am Main. Als er durch die Iſenburger Schneiſe kam, wurde er in der Nähe des Weges nach der Unter⸗ ſchweinſtiege oon einer unbekannten Frau angehalten, die ihn um ſeine Luftpumpe bat Da der Kellner jedoch in der Nähe der Frau zwei Männer mit Fahrrädern be⸗ merkte, ſchöpfte er Verdacht, daß man ihm etwas anhaben wollte, ſchwang ſich auf ſein Rad und fuhr davon. Von einem der beiden Männer wurden daraufhin anſcheinend aus einer Schreckſchußpiſtole zwei Schüſſe abgegeben. Allem Anſchein nach handelt es ſich bei dieſem Vorfall je⸗ doch um groben Unfug. — Freudenſtadt.(Blutiges Ende einer Hoch⸗ zeitsfeier) In Lombach kam es beim Tanz anläßlich einer Hochzeitsfeier zwiſchen jungen Leuten zu Streitigkeiten. Als ſich der 22jährige Ernſt V. ſchlichtend einmiſchen wollte, wurde er von dem Georg Junt durch einen Dolchſtich ins Herz getötet. Der Täter ſitzt hinter Schloß und Riegel. Münzendiebſtahl im D⸗Zug Wert 15 000 Schweizer Franken.— 6000 Mark Belohnung. e Frankfurt a. M., 20. November. Am Donnerstag, den 14. November 1935, fuhr ein polniſcher Staatsangehs⸗ riger von Paris nach Frankfurt am Main. Nach der Zoll⸗ reviſion legte er ſich ſchlafen. Während dieſer Zeit wurde ihm auf der Jahrt zwiſchen Saarbrücken und Münſter am Stein aus dem Gepäcknetz ein Koffer mit einer Sammlung von ca. 800 Stück alter ruſſiſcher Münzen geſtohlen. Die Sammlung hat einen Wert von etwa 150 000 Schweizer Franken. Sie ſoll eine der ſchönſten und werkvollſten Sammlungen fein, die in Privathand iſt. Es handelt ſich um Münzen in Platin, Gold, Silber und Kupfer im Werke von 50 bis 3500 Schweizer Franken das Stück. Unter den geſtohlenen Münzen befinden ſich: 1 Duka⸗ tenſtück aus der Zeit Fedor Iwanowitſch(15841590, 1 Dukatenſtück aus der Zeit Alexei Michailovitzch(1645 bis 1676), 1 Rubel aus dem Jahre 1793„Effimok“, 20 Rubel verſchiedener Prägung und 2 Zweikopekenſtücke aus der Zeit Alexander J.(18011825), mehrere Halbrubel⸗, Dreirubel⸗, Sechsrubel⸗ und Zwolfrubelſtücke aus Platin aus der Zeit Nikolaus J.(1825—1835), mehrere Rubel aus der Zeit Nikolaus II.(1855—1899), mehrere 15 Rubel⸗ ſtücke aus der Zeit Nikolaus II.(1894—1917). Die Mün⸗ zen befanden ſich einzeln in hellbraun geſtreiften Umſchlä⸗ gen von 6 mal 5,5 Zentimeter Größe, die wieder in ſechs Kartons gelegt und dann in dem Koffer verpackt waren. Der hellbraune Lederkoffer hat eine Größe von 80 mal 40 mal 25 Zentimeter. Er iſt E. M. gezeichnet; über den Buch⸗ ſtaben befindet ſich eine Krone. Für die Herbeiſchaffung der Münzen hat die Verſiche⸗ rungsgeſellſchaft eine Belohnung von 500 engliſchen Pfund bzw. den Gegenwert in deutſcher Reichsmark ausgeſetzt. Wenn das geſtohlene Gut nur zum Teil wieder beigeſchafft wird, kommt eine entſprechende Belohnungsſumme zur Auszahlung. a Feuer im Torfbrikettwerk. In dem Torfbrikettwerk in Staltach(Bayern) war in der Nacht zum Samstag in⸗ folge einer Torfſtauberploſion ein Feuer ausgebrochen, das jetzt ſo gut. wie gelöſcht iſt. Dienstag brannte nur noch ein Torfſtaubbunker, den man aber ausbrennen laſſen will. Der Geſamtſchaden dürfte etwa 40 000 Mark betragen. a Tod in der Transmiſſion. Im Hüttenwerk Bodenwöhr (Bayern) wurde der Vorarbeiter Luitpold Pilz, als er den Transmiſſionsriemen auf das laufende Rad bringen wollte, von dem Riemen erfaßt und mehrmals herumgeſchleu⸗ dert. Er erlitt furchtbare Verletzungen, an denen er auf dem Transport in ſeine Wohnung verſtarb. 4 Von einer Gerüſtſtange erſchlagen. Der Maurer Georg Fürſt in Neumarkt(Bayern) fuhr an einem Haus vorbei, an dem gerade Gerüſtſtangen abgetragen wurden. Eine dieſer Stangen fiel herab und Fürſt auf den Kopf. Fürſt erlitt eine Gehirnerſchütterung, an der er ſtarb. 15 i . Die Ehefrau erſchoſſen. Der in Töllern(Bayern) wohnhafte 39jährige Joſeph Bachſchneider hat, anſcheinend aus Eiferſucht, auf ſeine 37jährige Ehefrau Walburga einen tödlichen Schuß abgegeben. 5 Lederfabrik niedergebrannt Großfeuer bei Köln. Köln, 20. Nov. Die Lederfabrik Stark und Büder⸗ mann in Roesrath bei Köln wurde durch ein Großfeuer zöllig vernichtet. Das Feuer entſtand in einer Entlüftungs⸗ inlage. Es fand an den umfangreichen, leicht brennbaren Jedervorräten und Oelen ſo reiche Nahrung, daß es in wenigen Minuten einen rieſigen Umfang annahm. Sehr ſchwierig geſtalteten ſch die Löſcharbeiten, als der in der Milte der Fabrikanlage ſtehende 30 Meter hohe Schornſtein derartig von den Flammen eingekreiſt par, daß Einſturzgefahr beſtand. Glücklicherweiſe kamen Men⸗ ſchenleben nicht zu Schaden. Eine Stunde lang raſte das Element, dann war von der ſchönen Fabrik nur noch ein rauchender Trümmerhaufen übrig. Lediglich das Keſſelhaus blieb unverſehrl. Hunderte von Arbeitern und Angeſtellten ſind durch den Brand brotlos geworden. Die Urſache des Großfeuers iſt noch unbekannt. Bereits bor einigen Jahren war die Fabrik von einem verheeren⸗ den Feuer ſtark mitgenommen worden. Zuſammenſtoß. Auf der Landſtraße zwiſchen Edingen und Seckenheim ereignete ſich vorgeſtern zwiſchen einem Kraftradfahrer und einem Radfahrer ein Zuſammenſtotz, der beide zum Stürzen brachte. Der Kraftradfahrer trug Hautabſchürfungen am Knie und der Radfahrer ſtarke Rißwunden am Oberſchenkel davon; es mußte ärztliche Hilfe in Anſpruch genommen werden. An beiden Fahr⸗ zeugen entſtand erheblicher Sachſchaden. 0 Nationaltheater Mannheim. In Bernhard Blume's Abenteurerſtück für Jung und Alt„Schatzgräber und Ma⸗ troſen“, das von Hans Carl Müller fürs Neue Theater vor⸗ bereitet wird, ſind beſchäftigt: Neben Hermine Ziegler die Herren Birgel, Handſchumacher, Offenbach, Langheinz, Marx, Finohr, Linder, Hartmann, Hölzlin und Krauſe. Die Erſtaufführung findet am Sonntag, den 24. November ſtatt. U Böcklin⸗Vortrag in der Kunſthalle. Am Donners⸗ tag, den 21. und Freitag, den 22. November, 20.15 Uhr, ſpricht Dr. Carl Georg Heiſe, Berlin, über:„Arnold Böck⸗ lin“,— Böcklins Kunſt war immer heiß umkämpft, zu Lebzeiten des Künſtlers und nach ſeinem Tode. Sie hat aber auch nicht aufgehört, volkstümlich zu ſein, als ſie von Aeſtheten und Kunſtkennern ſchwer verurteilt wurde und offiziell aus der Mode geriet. Heute erkennen wir in ihr eine Geſinnung, die aus der Nachahmung des franzöſiſchen Impreſſionismus, aus der inhaltloſen Schönmalerei und dem Kabinettſtück privaten Charakters hinausſtrebte zu einer Kunſt mit Weltanſchauungsgehalt und von repräſen⸗ tativem Gepräge. Sind uns auch manche ſeiner natur⸗ mythologiſchen Vorſtellungen fremd geworden und ſehen wir deutlicher als die begeiſterten Zeitgenoſſen die Gren⸗ zen ſeiner Malerei, ſo erſcheint uns doch, gerade von den künſtleriſchen Zielſetzungen der Gegenwart her geſehen, Böcklins Lebenswerk als eine zeitgeſchichtlich notwendige und ſehr deutſche Pionierleiſtung. U In ven Neckar geſprungen. In der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen, ſprang unterhalb der Adolf Hitler⸗Brücke ein hier wohnhafter Mann in den Neckar. Ein vorübergehen⸗ der anderer Mann ſprang dem Lebensmüden, der bereits eine größere Strecke abgetrieben worden war, in voller Kleidung nach und brachte ihn an Land. Die Wiederbele⸗ bungsverſuche waren bei dem bereits Bewußtloſen von Er⸗ folg. Der Lebensmüde fand Aufnahme im Städtiſchen Kran⸗ kenhaus. Der Grund zur Tat dürfte auf Krankheit zurück⸗„ zuführen ſein. „Der Führer iſt die Partei, 5 die Partei iſt Deutſchland.“ Die NSDAP hatte am letzten Sonntag abend zu einer öffentlichen Verſammlung unter dieſem Thema ein⸗ berufen. Der große Schloß⸗Saal war voll beſetzt. Nach einem Muſikvortrag, einleitenden Worten des Ortsgr.⸗ Leiters Raule nahm der Redner des Abends, Pg! Bött⸗ cher⸗ Mannheim, das Wort. Er wünſche, ſo führte er u. a. aus, daß in der Verſammlung recht viele an⸗ weſend wären, die noch immer nicht aus der alten Haut heraus können und den Weg zu uns gefunden hätten, die ſich noch immer nicht klar werden können und in der Oppoſition beharren wollen. Sie mögen doch darüber nachdenken, es iſt noch gar nicht ſo lange her, da waren wir noch geſpalten durch Parteien, Kaſten und Klaſſen⸗ ja ſelbſt Religionen; wer möchte beſtreiten, daß es ge⸗ lungen iſt, das Volk vom Verfall zu retten. Wer möchte beſtreiten, daß die Arbeitsſtätte zu einer Pflegeſtätte ge⸗ worden iſt, daß mehr als 5 Mill. Menſchen frei ge⸗ worden ſind von Almoſen und Unterſtützungszwang. Wer möchte ſagen, daß es nun nicht gelungen iſt, unſere Ehre, Anſehen und Macht wieder herzustellen. Wer wollte es beſtreiten, daß das deutſche Volk wieder geeint und gefeſtigt daſteht als Machtfaktor in der ganzen Welt auf Grund ſeiner Einigung. Wer möchte beſtreiten, daß die Revolution eine Erneuerung des Volkes bedingt hat. Wie ein Frühling, der die ganze Natur erneuert, ſo iſt die Revolution über das deutſche Volk gekommen. Wir wollen bleiben Men⸗ mit allen Fehlern und Schwächen, aber wir wollen alles Gemeine und Häßliche des Lebens ausſcheiden. Die Partei iſt notwendig mit ihren Gliederungen, um das Volk dahin zu bringen, wo der Führer es braucht Wer ehrlich iſt, kann nicht mehr in Oppoſition gegen die Partei ſtehen. Nur der Arbeitende ſoll auch das Recht haben, zu leben, nicht dagegen derjenige, der an⸗ gebotene Arbeit zurückweiſt. Wir verlangen, daß jeder ſich einfügt in die Anordnungen, wenn nicht, ſtellt er ſich außerhalb der Volksgemeinſchaft. Redner ſprach dann noch über das Winterhilfswerk. Jeder der könne, ſolle ſein Scherflein dazu beitragen, andern Menſchen zu helfen, die ſelbſt nicht in der Lage ſind, ihren Unterhalt zu beſtreiten. Des weiteren ver⸗ breitete ſich Redner über die Einrichtung„Kraft durch Freude“. 3,5 Mill. Menſchen hätte ſie Erholung gebracht und nächſtes Jahr ſoll es die doppelte Zahl ſein, die nicht nur Ausſpannung und Erholung durch Reiſen in andere Länder finden, ſondern auch den Frieden in die Welt hinaustragen durch Berührung mit anderen Völkern. Damit iſt alſo bewieſen, der Führer und die Partei gehören eng zuſammen. Ohne beide Kontrahenten wäre es nicht möglich geworden, alles das zu erreichen. Redner ſchloß mit einem Appell an alle diejenigen, die ſich noch nicht von ihrer alten Meinung dh 5er können, ſich die Frage vorzulegen, ob es nicht beſſer iſt, den Zielen des Führers zu folgen und ſich einzuglie⸗ dern in ſeine Beſtrebungen zur Volksgemeinſchaft, daß wir wieder dahin kommen werden, ein in der b geachtetes, ſtarkes deutſches Volk zu ſein. Die Ausführungen des Redners wurden mit ſtarkem Beifall aufgenommen. Mit einem Schlußwort des Orks⸗ gruppenleiters, Sieg Heil auf den Führer und dem Horſt Weſſel⸗Lied wurde die Verſammlung geſchloſſen. 1 Kundgebung des Mannheimer Gaſtſtättengewerbes Mannheim, 19. Nov. In einer Kundgebung in der Nacht, an der ſich ſämtliche Betriebsführer und Gefolgſchafts⸗ angehörige des Mannheimer Gaſtſtättengewerbes beteilig⸗ ten, wurden die berufsſtändiſchen Fragen des Gaſtſtätten⸗ gewerbes eingehend erörtert. Reichsfachgruppenwalter San⸗ der⸗Berlin umriß die Aufgaben der Wirtſchaftsgruppe, die für eine Vertretung der wirtſchaftlichen Belange der Be⸗ triebe beſorgt iſt und der Fachgruppe, der die Betreuung der Menſchen obliegt. Bezirksgruppenwalter Kn odel⸗ Karlsruhe zeigte, wie ſehr Betriebsführer und Gefolgſchaft auf Gedeih und Ver⸗ derb verbunden ſind und wie beide gemeinſam um die Exi⸗ ſtenz ringen. Der Gaſtwirt ſei kein Alkohol⸗ und Speiſe⸗ verkäufer, ſondern habe Mittler des Volkes zu ſein und ſei ſich ſeiner kulturpolitiſchen Aufgaben bewußt. Reichsberufsgruppenwalter Metzler legte dar, daß man mit Nachdruck alle berufsfremden Elemente entfernen werde. Von den 40 000 berufsfremden Angehörigen im Gaſtſtätten⸗ gewerbe, die ſich einer Eignungsprüfung unterzogen haben, hätte man 18 000 ausſcheiden müſſen, weil ſie nicht in der Lage waren, die elementarſten Fragen zu beantworten. Die weibliche Bedienung im Gaſtſtättengewerbe wolle man keinesfalls ausſchalten, da man auf ſie in ihrer Berufsſparte nicht verzichten könne. Keinesfalls werde man aber dulden, daß die Frau in gewiſſen Lokalen als Freiwild betrachtet werde. Nachdem für das deutſche Gaſtſtättengewerbe ein ein⸗ heitlicher Lehrvertrag eingeführt worden iſt, ſei die gründ⸗ liche Ausbildung in dieſem Berufsſtand unbedingt gewähr⸗ leiſtet, zumal man neuerdings auch noch den Meiſtertitel er⸗ werben könne. Nachdem der Redner noch auf die wirtſchaftliche Be⸗ deutung des Gaſtſtättengewerbes hingewieſen und zur Berufs⸗ treue ermahnt hatte, fand die Kundgebung mit einem Treue⸗ gelöbnis für den Führer ihren Abſchluß. Badiſches Sondergericht Mannheim. Eine langjährige nachbarliche Freund⸗ ſchaft zwiſchen dem 37 Jahre alten verheirateten Leonhard Spazier von Bäumenheim und dem jetzigen Belaſtungs⸗ zeugen führte ſchließlich zum Bruche, als erſterer mit dem nationalen Umbruch nicht mehr ſeine kommuniſtiſche Ge⸗ linnung teilte. Spazier, der wegen Vergehens gegen das Sprengſtoffgeſetz und Gewalttätigkeiten ein Jahr Zucht⸗ haus verbüßte, beſchuldigte nun ſeinen früheren Freund ganz haltlos der Verwahrung von Sprengſtoffen in einem Miſthaufen und nun iſt wieder der Spieß der Beſchuldi⸗ gungen umgedreht: bei ſeinen Beſuchen in der Wohnung des Belaſtungszeugen berichtete Sp. dieſem über die be⸗ kannten Hetznachrichten in den auswärtigen Zeitungen, über einen beabſichtigten Putſch der KPD, zu dem er den Freund aufmunterte, und erging ſich weiter in ſtaatsfeind⸗ lichen Außerungen. Der Angeſchuldigte bezeichnete die ge⸗ gen ihn erhobenen Beſchuldigungen als Lüge, demgegen⸗ über ſtehen aber drei eidliche Zeugenausſagen. Der Gut⸗ achter bezeichnet den Angeklagten als etwas beſchränkt und oberflächlich. Dus Gericht erkannte auf ein Jahr und acht Monate Gefängnis, wie der Staatsanwalt beantragt hatte. Ein Monat Unterſuchungshaft wird abgerechnet. Fülmſchau. „Die Mühle im Schwarzwald“. Der gut beſetzte Saal des Palaſt⸗Theaters geſtern Abend hat wieder ein⸗ mal gezeigt, daß gerade die Heimatfilme vom Publikum gut beſucht werden. Das ernſt⸗heitere Stück„Die Mühle im Schwarzwald“ hat auch bei jedem Beſucher großen Anklang gefunden. In der Hauptrolle ſpielt Gretl Theimer die Müllerstochter völlig unbefangen und natürlich; einige männliche und weibliche Neulinge des Films ſtehen ihr nur wenig nach. Prächtige Naturaufnahmen vom Kinzig⸗, Gutach⸗ und Wolfachtal verleihen dem Werk den nötigen landſchaftlichen Reiz.— Als zweiter Film wurde ein Filmbericht vom Heidelberger Tiergarten vor⸗ geführt. Ein Kultur⸗ und Variete⸗Film vollenden das ſehenswerte Programm. Aus parieiamtlichen Bekanntmachungen entnommen: Deutſche Hausgehilfen. Heute Donnerstag, den 21. Nov. 1935, abends 8.30 Uhr, im„Schloß“ Kundgebung für Hausgehilfen. Es iſt Pflicht der Hausfrauen, ihren Angeſtellten zu dieſer Veranſtaltung nicht nur freizugeben, ſondern ſie zur Teilnahme an dieſer Kundgebung anzuhalten. — Tilgung für Eheſtandsdarlehen wird erleichtert. Die Tilgung der Eheſtandsdarlehen war bisher ſo geregelt, daß 1 v. H. des urſprünglichen Darlehensbetrags auch dann je Monat zu tilgen war, wenn die Geſamtſumme ſich durch die Abzüge für ein oder mehrere Kinder bereits weſentlich ver⸗ ringert hatte. Der Reichsfinanzminiſter wird nun in den nächſten Tagen durch Erlaß an die Finanzämter eine Er⸗ leichterung der Tilgung anordnen. Es ſoll darnach in Zu⸗ kunft der Tilgungsbetrag nur noch 1 v. H. der Summe betragen, die nach Abzug der Erlaßbeträge für Kinder von dem urſprünglichen Darlehen noch übrig geblieben iſt. Da⸗ durch wird die Geſamttilgungszeit hinausgeſchoben, gleich⸗ zeitig aber auch ein Anreiz zu größerer Kinderzahl gegeben. Nach Inkrafttreten der Neuregelung, deren Termin bisher noch nicht feſtſteht, wird alſo das Verfahren ſo ſein, daß nach dem Nachlaß von 25 v. H. für jedes Kind die Tilgung auf ein Jahr ausgeſetzt und dann der Tilgungsbetrag mit 1 v. H. vom verbliebenen Darlehensreſt berechnet wird. Für die folgenden Kinder haben die Ehepaare dann Ausſicht auf größere Erlaſſe, weil ja der Darlehensreſt infolge der ver⸗ langſamten Tilgung größer bleibt. Die Spatzen Die Sperlinge, in der Koſeform Spatzen genannt, be⸗ ſtehen aus dem Hausſperling, im Volksmunde auch Miſt⸗ fink genannt, und dem Feldſperling, auch Felddieb ge⸗ nannt. Beide Sperlingsarten ſind ausgeſprochene Stand⸗ vögel, die auch in ſtrengen Wintern ihrer Heimat treu blei⸗ ben. Der Steinſperling, mit gelber Kehle, iſt ſeit längerer Zeit in Süddeutſchland verſchwunden. Wer kennt den Gaſ⸗ ſenbuben Hausſperling nicht, der ſich durch ſein unaufhör⸗ liches Tſchilp und ſein verliebtes Ter Ter Ter bei vielen Bewohnern unbeliebt macht. Die verliebteſten Hähne haben einen großen ſchwarzen Flecken an der Kehle. Der Feld⸗ ſperling hat am Oberkopf eine kupferrote Farbe und über den Flügeln zwei weiße Querbinden. Die Spatzenhähne lieben es, mit großem Geſchrei Kämpfe auszuführen; die größten Krakehler ſind die Hausſperlinge. Der Hausſper⸗ ling brütet in der Regel drei Mal im Jahr. Wenn ihm ein Neſt vernichtet wird, dann brütet er ſofort wieder. Ueber die Bande der Ehe haben die Spatzen eine ſehr freie Auffaſſung. Wenn ein Spatz Witwer wird, ſo tröſtet er ſich bald und nimmt ſich ſchon nach wenigen Tagen ein neues Fraule, öfters hat auch der Hausſpatz ein Verhält⸗ nis mit einer Feldſpätzin. Es gibt noch Gegenden in Deutſchland, denen die Spatzen noch vollſtändig fehlen; auf der Schwäbiſchen Alb hat er ſich erſt vor hundert Jahren eingebürgert. Im 17. Jahrhundert vermehrten ſich im Frankenlande die Spatzen ſo ſehr, daß die Obrigkeit an⸗ ordnete, daß jedes Jahr eine Anzahl Spatzenköpfe abgelie⸗ fert werden mußten. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Frankfurt. Donnerstag, 21. November: 8.30 Sendepauſe; 10.15 Volksliederſingen; 10.45 Sende⸗ pauſe; 15.15 Kinderfunk; 16 Hausmuſik; 18.30 Launiger Leitfaden für Sprachfreunde; 18.40 Das aktuelle Buch; 19 Anterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21.15 Mu⸗ ſik im deutſchen Haus im Wandel der Jahrhunderte; 22.20 Es war einmal, Einlage: Glauben ſie noch an Märchen?, heiteres Funkſpiel. Freitag, 22. November: 8.30 Bauernfunk; 8.45 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Ein Meiſter des nordiſchen Barock: Andreas Schlüter; 15 Aus der Werkſtatt deutſcher Gegenwartsdichter; 15.40 Bücherfunk; 16 Konzert; 18.30 Vortrag; 19 Anterhaltungskonzert; 20.10 Mozartzyklus 1935⸗36; 21 Zwiſchen Ilme und dem Maine; 21 Unterhaltungskonzert; 22.20 Sportſchau der Woche; 23 Abendmuſik. Samstag, 23. November: 9.45 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 15.15 Jugendfunk; 16 Sonntagsrückfahrkarte bitte..., alle Hörer fahren mit, nur wer lacht, hält mit uns Schritt; 18 Entlaubet iſt der Walde.., Heidelberg als Auferſtehungsſtätte des deutſchen Volksliedes; 18.20 Stegreifſendung; 18.30 Wir ſchalten ein, das Mikrophon unterwegs; 18.40 Wochenſchau des Zeit⸗ funks; 19 Anterhaltungskonzert; 19.55 Ruf der Jugend; 20.10 Feſtkonzert; 22.25 Tanz⸗ und Unterhaltungsmuſik. Spenden für das Winterhilfswerk 1935, gingen 5 Von folgenden Volksgenoſſen und Firmen beim WH W Beauftragten Gau Baden weitere Geld⸗ ſpenden ein: Angenannt 100 RM.; Pennſylvania Mann heim 2000 RM.; Durlacher Hof, Mannheim 250 Ra. Gebrüder Zahn, Mannheim, 300 RM.; Andrege Noris. Zahn, Mannheim, 600 RM.; M. Roſe& Co., Mann⸗ heim, 100 RM.; Ländlicher Creditverein Mhm.⸗Secken⸗ heim, 100 RM.; Franz Haniel& Co., Mannheim Mannheim, 1000 RM.; Südd. Fettſchmelze, Mannheim 1000, Non. Eichbaum⸗Werger⸗Brauerei, Mannzein' 500 RM., Dir. A. Fauſt, Mannheim, 200 RM., Nich German, Heidelberg, 100 RM.; Dir. der Gefangenen⸗ anſtalt Mannheim und Heidelberg, Abt. f. Arbeit und Wirtſchaft 23405 RM.; R. German, Heidelberg, 200 RM.; Georg Chriſtians, Schwetzingen, 100 RM. Ba Hafenverwaltung, Mannheim, 101.75 RM.; Heil- und PflegeanſtaltIllenau, 398,80 RM.; Arbeitsgemeinchaft had. Granitwerke GmbH. Achern, 200 RM.; Heeres, ſtandortkaſſe Villingen, 277.55 RM.; Dr. Ferdinand Ruh, Karlsruhe, 100 RM.; Landesverſicherungsanſtalt Baden, Karlsruhe, 804.59 RM.; Aktiengeſellſchaft iir Metall⸗Induſtrie vorm. Guſtav Richter, Karlsruhe, 600 RM. Fa. Boos& Hahn, Offenburg 150 RM., Dr. Petri, Nordrach, 100 RM.; Conrads Nachf., Lörrach. 100 RM.; Gebr. Lange, Rümmingen, 100 RM.; Iſteiner Kalkwerk, H. Schneider, 300 RM.; Ortsgr. Weil des WH W, 100 RM.; Milchzentrale Lörrach, 150 RM; Weber Söhne, Zigarrenfabrik, Schachen, 2000 R. Schwarzwälder Textilwälder, Kautzmann und Jah, Schenkenzell, 900 RM RM.; Frl. v. Verſchuer, Wolfah 100 RM.; Franz Merz, Apotheker, Haslach, 210 Nhe Sachtleben A.⸗G., Barytwerk, Betrieh Wolfach, Wareſ⸗ ſpende im Werte von 750 RM.; Freiherr von Hehl, Hemsbach, 100 RM. Bölle, Vollmer& Co., Singen a. H., 100 RM.; Alpenverein Konſtanz, 100 RM. E. Volz, Singen a. H., 120 RM.; Dir. Guſtav Rieger, Singen a. H., 120 RM.; Dr. Schnorrenberg, Konſtanz, 150 RM.; Dr. Mißmahl, Konſtanz, 120 RM.; Dr. Schaal, Konſtanz, 270 RM.; Dr. Zwiffelhoffer, Sin⸗ gen a. H., 120 RM.; Breisgau⸗Walzwerk Gmb Sir⸗ gen a. H. 600 RM.; Georg Oeſt& Co., Freudenſtadl, 125 RM.; Dr. Mader, Arzt, Radolfzell, 300 Nh, Dr. Link, Oſterburken 100 RM.; Fa. Richard Veith Adelsheim 150 RM.; Dr. med. A. Braun, Karlsruhe 250. RM.; Konſervenfabrik Badenia GmbH., Brühl, 10⁰0 RM.; Bad. Beamtenbank, Karlsruhe, 375.95 Nil. Allen Spendern herzlichen Dank. Poſtſcheck⸗Konto: Winterhilfswerk des deutſchen Volkes, Gah⸗ führung Karlscuhe Nr. 360. Bankkonten: Winterhilfswerk des deutſchen Volkes, Gal führung Städt. Sparkaſſe Karlsruhe Nr. 3599. Bank der deutſchen Arbeit, Karlsruhe Nr. 61, Badiſche Bank Karlsruhe Nr. 6268. Mannheimer Theaterſchau Im Nattonaltheater: Donnerstag, 21. November: Für die NS⸗Kulturge⸗ meinde Ludwigshafen Abt. 43 bis 45, 101 bis 1055 111, 405 bis 409, 416 bis 419, 431, 432 bis 434, 491 bis 492, 905 bis 909, Gruppe F Nr. 815 bis 617 und Gruppe B: Der Bettel ſtu dent, Operette von Carl Millöcker. Anfang 20, Ende nach 22.30 Uhr. Freitag, 22. November: Nachmittags-Vorſtellung: Schl⸗ lermiete C: Viel Lärm um nichts, Komödie von Wilhelm Shakeſpeare. Anfang 15, Ende nach 17.30 Uhr. — Abends: Außer iete: 1. Gaſtſpiel: Curt Goetz mit Enſemble: Towarlſch, Komödie von Jacques Deval. — Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben.— Eintritts, preiſe 0.50 bis 4.50 Mark.— Anfang 20, Ende etma 22.45 Ubr. ö Im Neuen Theater im Roſengarten: Donnerstag, 21. November: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 130 bis 135, 230 bis 232, 261 bis 203, 307 bis 309, 336 bis 338, 351 bis 356, 510 bis 513, 524 bis 530, 541 bis 543, 569 bis 570, 581 bis 587, 605 bis 607, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 1 bis 700: Jugend, Liebesdrama von Mar Halbe. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Achtung! Achtung! Winterhilfs⸗Schießen! Im Auftrage des Deutſchen Reichskriegerbundes Kyffhäuſer“ wird durch die K.K. S.⸗Abteilung der hee⸗ ſiegen Kameradſchaft ehem. Soldaten am kommenden Sonntag, den 24. ds. Mts., ein Opferſchießen zu Gunſten des Winterhilfswerkes durchgeführt. Zu dieſer Veranſtal⸗ tung ſind ſämtliche Kameraden, ſowie die Zimmerſchützen⸗ geſellſchaft, Polit. Leitung der NSDAP, SA, SS NS herzlich eingeladen. Das Schießen wird auf dem Stande in Ilvesheim durchgeführt und zwar in der Zeit von vorm.„„ und nachm. von 1.30—5 Uhr. Jeder Schütze wird aus⸗ gezeichnet. Geſchoſſen wird liegend freihändig; 3 Schuß einſchl. Munition 30 Pfg. Im Intereſſe des guten ſtarben Beteiligung gerechnet. Der Kameradſchaftsführer: Zweckes wird mit einer Der Schießwart. Alb. Treiber. Aug. Eder. g N f ummz⸗ maschinen] tempel alle Syſteme ur Ruplo hel u. Urünfulter 5 5 in jeder Aus⸗ in ſolider werden e und billiger Ausführung. F Räheres im Reckar⸗Bote. li. 5. 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Aber die Partei hat ebenſo wenig wie die Regierung, die von ihr geſtützt wird, die Macht. Wenigſtens nicht die entſcheidenden Machtmittel an der Peripherie des großen Reiches. Mitten in die Verhandlungen des Kongreſſes der Kuomintang platzten die Telegramme von der Begründung des unabhängigen nordchineſiſchen Staa⸗ tes. Sie trugen die Unterſchriften des Verwaltungschefs der öſtlichen Zone des entmilitariſierten Gebietes, Mnju⸗ leng, und des Befehlshabers der 29. Armee, General Sungcheyuan. Die Proklamationen ſind außerdem in Ge⸗ genwart des japaniſchen Sondergeſandten Doihara aufge⸗ ſezt worden. Hinter dieſen drei Männern aber ſteht die wantung⸗Armee, Japans militäriſche und di⸗ glomatiſche Macht auf dem aſiatiſchen Feſtlande. Es unterliegt natürlich keinem Zweifel, daß der Sepa⸗ katismus in Nordchina das ureigene Werk Japans ſt. Ueber die Motive der chineſiſchen Führer, ſich dem Machtwillen Japans zu unterwerfen, kann man von Europa aus ſchwer urteilen. Weichen ſie nur der Gewalt und beugen ſie ſich aus Feigheit und Gewinnſucht heraus oder glauben ſie, daß ſie ſo ihrem Vaterlande China doch hoch am beſten zu dienen vermögen? Gleichviel, der nord⸗ chineſiſche unabhängige Staat iſt zunächſt eine Tatſache, ge⸗ nau ſo wie Mandſchukuo auch eine geſchichtliche Tatſache t. Nachdem unter japaniſchem Einfluß die alte Mandſchu⸗ kei mit einigen übrigen chineſiſchen Provinzen zu einem Sonderſtaat zuſammengefaßt worden iſt, folgt jetzt der Norden des eigentlichen Chinas und wird von ſeinen augen⸗ blicklichen Machthabern als unabhängig erklärt. Das iſt ein unendlich ſchwerer Schlag gegen die Idee der Kuomintang vom einheitlichen großen Zentralreich. Denn die fünf nörd⸗ lichen Provinzen Chinas haben nicht nur den doppelten Ge⸗ bietsumfang Deutſchlands, ſie werden nicht nur von 50 Millionen Menſchen bewohnt, ſondern hier liegen auch die wirtſchaftlichen Kraftquellen Chinas Die größten Kohlenvorkommen und Erzlager befinden ſich hier, und landwirtſchaftlich iſt dieſes Gebiet darum von ſo großer Wichtigkeit, weil die Bevölkerungsdichte hier nicht ſo ſtark ſt wie im Süden. Gleichwohl hatte es in Nordchina ſchwere Bauern- unruhen gegeben. Als die Japaner den Abzug des chi⸗ leſiſchen Militärs erzwungen hatten, flammten Agrar⸗ unruhen auf, die den Japanern den willkommenen Vor⸗ wand für gewiſſe militäriſche Sicherungsmaßnahmen bo⸗ len. Der Ausbruch dieſer Unruhen kam alſo den Japanern ſehr gelegen. Ihre Dauer erfüllte ſie dagegen mit Sorge, denn allmählich erhielten die Bauernaufſtände eine unver⸗ kennbare kommuniſtiſche Färbung. Aber die Ja⸗ paner brauchten nur den chineſiſchen lokalen Polizeikräften die Erlaubnis zum Einſchreiten zu geben, und ſchon war der Spuk verſchwunden. Geblieben aber ſind die Japaner, ihr Einfluß und ihre militäriſche Macht. Nach dieſem zweiten Akt der Loslöſung wichtiger Teile von China zum Zwecke japaniſcher Sicherungsmaßnahmen kann man von einem zertrümmerten China ſpre⸗ chen. Nordchina wird ein weiterer Vaſallenſtaat Japans werden. Bis vor kurzem noch glaubte man, daß der japaniſche Kurs auf eine chineſiſch⸗japaniſche Zuſam⸗ menarbeit losſteuere. Namhafte chineſiſche Politiker, vor allem auch der Chef der Nankinger Zentralregierung, Mar⸗ ſchall Tſchiangkaiſcheck, ſchienen dieſe Politik der Zuſam⸗ menarbeit als große geſchichtliche Zwangsläufigkeit zu emp⸗ inden. Denn nur ſo glaubten ſie den Beſtand Chinas im Norden retten zu können. Sie beugten ſich allen ſapani⸗ ſchen Forderungen, gegen den Widerſpruch der Jugend ver⸗ boten ſie die antijapaniſche Agitation, und ſelbſt Verhaf⸗ tungen und Hausſuchungen ließen ſie willenlos über ſich er⸗ gehen. Aber dieſe Politik der Nachgiebigkeit war trotzdem erfolglos. Die Ermordung eines fapaniſchen Soldaten in Schanghai und vor allem die Ablöſung der Silberwährung durch die chineſiſche Zentralregierung wurde von den Japa⸗ nern zum Anlaß genommen, den Kurs der Zuſammenarbeit fallen zu laſſen und die Zertrümmerung Chinas zum Pro⸗ gramm zu erheben. 5 Japan hat ſich allmählich in die Rolle eines unbeſchränk⸗ len Schutzherren über China hineingelebt. Die Millionen ſei⸗ nes Bevölkerungsüberſchuſſes und die Rohſtoffquellen des Juſ kreiches ſollen unter die ſichere Herrſchaft des Landes der aufgehenden Sonne gebracht werden. Jede Selbſtan⸗ bigkeitsregung Chinas wird als eine Gefährdung der ja⸗ paniſchen Sicherheit betrachtet. Schon der Verdacht, daß Ching eine Anleihe von England erhalten könnte, erweckt die Vermutung, daß die Nanking⸗Regierung ſich der Ein⸗ flußnahme Japans entziehen will. Jetzt iſt ein Neues hin zugekommen. Die Marſchälle des Südens, Fengyuhſiang und Jenhisſhan, die Machtexponenten der Kanton Re⸗ gierung, haben ſich mit ihrem alten Gegner Tſchiang⸗ laiſcheck verſtändigt, Nanking und Kanon ſind eine Notgemeinſchaft eingegangen, die von den Japanern als Einheitsfront gegen den japaniſchen Einfluß gedeutet wird. chonx mutmaßk man in Tokio, daß dieſe Einheitsfront in ündnisperhandiungen mit Sowſetrußlan d, vier leicht ſogar auch mit den Vereinigten Staaten von Nordamerſka ſteht. Gegen dieſe Gefahren will Japan etz ſeinen aſiatiſchen Feſtlandseinfluß. f Die nächſte Entwicklung muß zeigen, ob ina ſein gertrümmerung als dict bend ore Schickſal hinnimmt. ſapan hat im Norden Chinas 300 000 Mann morſchbereit ſtehen. Auch die vereinten Streitkräfte von Nanking und Kanton haben dieſer Armee nichts gleichwertiges entgegen ⸗ zuſetzen Eine kriegeriſche Auseinanderſetzung könnte höch⸗ ens die vereinten chineſiſchen Regierungen veranlaſſen, die abeſſiniſche Taktik in ihrem großen Lande anzuwenden. Ene Eroberung, geſchweige denn eine Befriedung des gan, ur China wäre für Japan eine unendlich langwierige und chwierige Aufgabe. Sowjetrußland und die S2 würden ir ſcherlich nicht tatenlos zuſehen. Wird Japan gleichwohl die Waffen ſprechen laſſen? Der Reichshandwerkertag 1936 Jührerappell des Handwerks. Große Handwerker⸗ ausſtellung. ** Frankfurt a. M. Reichshandwerksmeiſter Schmidt hatte zu einer erſten vorbereitenden Sitzung für den Reichs⸗ handwerkertag 1936 Vertreter der Reichsbetriebsgemein⸗ ſchaft Handwerk und des Reichsſtandes des deutſchen Handwerks nach Frankfurt am Main, der Stadt des Deut⸗ ſchen Handwerks, geladen. In eingehenden Ausführungen verbreitete ſich der Reichshandwerksmeiſter über ſeine Ab⸗ ſichten bezüglich der Geſtaltung des Reichshandwerkertages 1936. Dem Wunſche des Reichshandwerksmeiſters zufolge obliegt die Durchführung des Reichshandwerkertages auch im nächſten Jahr wieder der Reichsbetriebsgemeinſchaft Handwerk. Die Veranſtaltung findet im Einvernehmen mik dem Keichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda am 6. und 7. Juni 1936 ſtakt. Es iſt dies, wie auch in die ſem Jahr, der Sonnkag nach Pfingſten, der auch in Zukunft als„Skandarktag“ für die Reichshandwerkerkage feſtgelegt iſt. Während das Jahr 1935 im Zeichen eines gewaltigen Aufmarſches des geſamten Handwerks geſtanden hat, wird das Jahr 1936 einen Jührerappell des Handwerks bringen. Die Arbeitstagungen werden von feſtlichen und feier⸗ Veranſtaltungen umrahmt ſein. Im Zeichen handwerklicher Wertarbeit wird aus Anlaß des Reichshandwerkertages 1936 eine große Handwerks⸗ ausſtellung in Frankfurt am Main ſtattfinden. deren Hauptträger einige bedeutende Reichsinnungen ſind. Eine allgemeine Leiſtungsſchau wird dieſes großzügig gedachte Werk krönen. Fremdenverkehrswerbung an der Bergſtraße [ Weinheim. Der zweitägige Schulungskurs des Ver⸗ kehrsvereins Weinheim und des Landesverbands Baden wurde durch Oberbürgermeiſter Huegel im Sitzungsſaal des Rathauſes eröffnet. Schriftſteller Otto Sutter ſprach über die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Baden. Das Ergebnis des Reiſeſommers war äußerſt erfreulich. Sport am Bußtag Winterhilfs⸗Fußball. Seckenheim/ Ilvesheim— Edingen/ Ladenburg/ Neckarhauſen 2:4 i Es iſt immer eine ſchon längſt bekannte Tatſache, daß jede Mannſchaft nur ſo gut ſpielt, wie es eben der Gegner zuläßt. Dazu kommt noch, daß der vermeintlich ſchwächere Gegner zu leicht genommen wird und dem⸗ entſprechend auch das Schlußergebnis ausfällt. So war es geſtern bei dem Winterhilfsſpiel. Die Bezirksklaſſe, die ſich durch eine Kombination Seckenheim— Ilvesheim vertreten ließ, hatte alle Hände voll zu tun, um einiger⸗ maßen gut abzuſchneiden gegen einen Gegner, der aus einer Zuſammenſtellung von Spielern der Kreisklaſſe war. Wohl ſah man den Bezirksklaſſenleuten die Routine an, aber damit allein gelangt man nicht zum Ziel. Die Kreisklaſſenleute brachten einen größeren Kampfgeiſt auf und dieſe Tatſache war ausſchlaggebend für das Endreſultat. Mit Stolz und Schneid begannen die Be⸗ zirksklaſſenleute, aber bald war der ſpieleriſche Ausgleich hergeſtellt. Nach kurzer Spieldauer war feſtgeſtellt daß der Mittelſtürmer der Bezirksklaſſenkombination ein völ⸗ liger Verſager war und man kann um die Wirklichkeit nicht herum, daß hier die Fehlerquelle zu jedem Spiel⸗ aufbau lag. Wenn das Spiel am Ende zu Gunſten der Kreisklaſſe ausging, dann nicht wegen des beſſeren Spiels ſondern Dank der größeren Spielfreudigkeit. Der erwartete Erfolg war jedenfalls erfüllt, denn es waren ca. 1000 Zuſchauer gekommen, ſodaß ein recht anſehnlicher Betrag der Winterhilfe abgeführt werden konnte. Schiedsrichter war Stein⸗Sandhofen, der zur Zu⸗ friedenheit leitete. Güsdbeutſche Winterhilfsſpiele Gau Mittelrhein: Koblenz— Köln 32 VfR Köln— Vingſt 05/ Kalk/ Preußen Köln 8: Blau⸗Weiß u. KBE Köln— Sülz 07 85 Weſtmark/ Eintracht Trier— Bezirksklaſſe Trier 7: Gau Baden: Nordbaden— Oſtpfalz(in Mannheim) 5 Stadtelf Heidelberg— SV Waldhof 88 FV 09 Weinheim— Amicitia Viernheim 23 Phönix Karlsruhe— Sportfr. Stuttgart 4:2 1. FCE Pforzheim— BfR ⸗Anion⸗Germ. Pforzh. 3:0 Freiburger FE— Bezirksklaſſe Freiburg 522 Bezirksklaſſe Lahr— Karlsruher FV 23 Bezirksklaſſe Kehl— VfB Mühlburg 22³ Konſtanz— Friedrichshafen 83 Singen— Konſtanz 4:1 Gau Württemberg: VfB Stuttgart— Spogg Fürth 4·1 SV Göppingen— SW Feuerbach 121 FV Geislingen— Almer FW 94 25 VfB Ludwigsburg— Spogg Cannſtatt 805 Heilbronn— Germania Brötzingen 7 SWV 05 Reutlingen— FW Zuffenhauſen 0:2 1. SSW Ulm— BC Augsburg 8 SC Eislingen— SC Stuttgart 225 Gan Bayern: 8 Städteſpiel München— furt 122 I. Fc Nürnberg— Stutt; Kickers 6˙1 Stadtelf Regensburg— 1860 München 28 Stadtelf Würzburg— ASW Nürnberg 4.5 JB Saarbrücken— Bk Maunheim 5:2(2:2). In einem ſchönen und flotten Spiel kam der FV Saar⸗ brücken zu einem bemerkenswerlen Sieg über den badiſchen Meiſter, obwohl er ſo gute Kräſſe wie onen, Sold und Benzmüller zu erſetzen batte„ ner Seite fehlte allerdings auch der gefährliche Langenbein. In der erſten Halbzeit war das Spiel ziemlich 5 päter ließ Mannheim ſtark nach, vor allem die Deckung(Kamenzinl!) Die ſtraffe Zuſammenfaſſung durch den Nationalſozialismus fordert eine wechſelſeitige Werbung für unſere badiſchen Landſchaften. In der Förderung des Verkehrsweſens war Baden ſtets mit führend. Es hatte die erſte Staatsbahn, die in drei Jahren ihre Hundertjahrfeier begehen kann. Der Erfinder des Autos, Karl Benz, erkämpfte als erſter das Recht auf die Autobahn. Das Kilometerheft ging auf einen Badener(v. Brauer) zurück. Die Reichsautobahn wird einen ſtarken Aufſchwung bringen. Politiſch wichtig iſt der Beſuch zahlreicher Aus⸗ länder, der im Zunehmen begriffen iſt. Die Betreuung der Landſchaft und des Stadtbildes muß überall durchgeführt werden. Ein Vortrag in der Feſthalle Pfälzer Hof vor der Schuljugend folgte. Straßenſammlung am 1. Dezember Der koſtbarſte Edelſtein— das opferbereite deutſche Herz. Das opferbereite deutſche Herz iſt in der Tat der koſt⸗ barſte Edelſtein. Und das Winterhilfswerk kann auch nur Erfolg haben, wenn es zur Herzensangelegenheit des Deutſchen Volkes geworden iſt.— Ein erneuter Ruf an die Opferbereitſchaft unſerer Volksgenoſſen ergeht am 1. De⸗ zember. An dieſem Tage hat es ſich das deutſche Handwerk und die Beamtenſchaft zur Aufgabe gemacht, das Edel⸗ ſtein⸗ Sammel⸗ Abzeichen des Winterhilfswerkes auf allen Straßen anzubieten. Handwerker in ihren Berufs⸗ trachten, Beamte in ihren Dienſtuniformen werden mit ihren Sammelbüchſen und Abzeichen dem Straßenbild am 1. Advent ihr Gepreäge geben. Weihnachten naht! Das Feſt der Liebe, des Schenkens, des Opferns, um anderen eine Freude zu machen. Und ſo iſt der 1. Advent Sinnbild unſeres Opfers für das Winterhilfswerk, das arme Menſchen wieder froh machen will. Nicht darf vergeſſen werden, daß mit der Herftellung der Edelſteinabzeichen die Idar⸗Oberſteiner Edelſteinindu⸗ ſtrie wieder Auftrieb bekommen und taufende Volksgenoſ⸗ ſen Beſchäftigung gefunden haben. And am 1. Advent 1935 gibt es nur eine Loſung: Jeder krägt das Edelſtein⸗Abzeichen des Winler⸗ hilfswerkes! leiſtete ſich einige Schnitzer, die den Einheimiſchen die Mög⸗ lichkeit zu einigen gefährlichen und erfolgreichen Torſchüf⸗ ſen gab. Mannheim ging durch den halblinken Theobald in Führung, aber Heimer glich ſofort aus. Mannheims erneute Führung durch Spindler erzielt, glich Wilms aus und mit 2:2 wechſelte man die Seiten. Zwölf Minuten nach Wiederbeginn brachte Heimer einen dritten Treffer für Saarbrücken an und dann gelangen dem vom Pfe Benrath gekommenen Becker innerhalb weniger Minuten noch zwei weitere Tore, während Mannheim leer ausging.— 1500 Zuſchauer wohnten dem Treffen bei. Rugbykampf Baden—Südweſt 35:10(22:0). Der traditionelle Rugbykampf zwiſchen„Main“ und „Neckar“ wurde im Mannheimer Stadion ausgetragen. Die badiſche Mannſchaft legte eine eindeutige Ueberlegen⸗ heit an den Tag, was in erſter Linie darauf zurückzuführen war, daß die Südweſt⸗Mannſchaft ohne einige der beſten Kräfte zur Stelle war. Oſtpfalz.— Weſtpfalz 2:0(1:0). Vor einer recht anſprechenden Zuſchauermenge ſtanden ſich in Frankenthal die Kreismannſchaften der Oſt⸗ und Weſtpfalz gegenüber. Mit 2:0(1:0) Toren errang die Oſt⸗ pfalz⸗Mannſchaft einen vollauf verdienten Sieg, der nach den Leiſtungen eher hätte noch höher ausfallen müſſen. In Ittel und den beiden Verteidigern Kühn und Stoll (beide Ludwigshafen) hatte die Elf hinten ein unüberwind⸗ liches Bollwerk. München— Frankfurt 1:2(1:1). Die Frankfurter Stadtelf kam in München zu einem etwas glücklichen, aber andererſeits auch nicht unverdienten Sieg über die Münchner Vertretung, denn den produktiver arbeitenden Sturm hatten zweifellos die Gäſte. Auf bei⸗ den Seiten vermißte man die bekannten Nationalſpieler, bei München Haringer, Goldbrunner und Siemetsreiter, bei Frankfurt Gramlich und Tiefel. Münchens Geſamtlei⸗ ſtung war keineswegs überzeugend, vor allem in der Hin⸗ termannſchaft gab es Schwächen und auch die Stürmer wußten mit vielen guten Gelegenheiten nichts anzufangen. So kam Münchens erſte Niederlage auf eigenem Boden zu⸗ ſtande, 5000 Zuſchauer wohnten dem von Höchner(Augs⸗ hurg) geleiteten Treffen bei. BfB Stuttgart— Spyg Fürth 4:1(2:0). Etwa 7000 Zuſchauer hatten ſich zum Stuttgarter Win⸗ terhilfeſpiel eingefunden. Auch dieſes dritte Spiel innerhalb einiger Monate wurde von den Schwaben gewonnen, und zwar mit 4:1(2:0) ganz eindeutig. Die Stuttgarter waren in der erſten Hälfte des Spiels„groß“ überlegen. Bis zur Halbzeit gelang ihnen durch Speidel zwei Tore, während die Bayern leer ausgingen. Während der Stuttgarter An⸗ riff ein zielbewußtes Kombinationsſpiel zeigte ergingen ſich die Gäſte in zu hohem Spiel. Gegen ſo gute Verteidiger, mie ſie der VfB ſtellte, war bei dieſen Spiel nicht viel zu ernten. Nach der Paaſe ſpielten die Bayern mehr in die Breite. Der gegneriſche Innenſturm war aber dennoch ungefährlich. Letzte Muſter ung für London Weiß Schworz ſchlägt Rot-Weiß 4:4(0:2).— Dr. Goebbels beim Winterhilſe- Spiel der Nationalen in Berlin. Im Mittelpunkt der zahlreichen Veranſtaitungen des Deutſchen Fußball-Bundes zugunſten des Winterhilfswer⸗ kes am Bußtag ſtand das Spiel der„Nationalen“ im Berliner Paſtſtadion. Da dieſes Treffen zugleich die letzte Generalmuſtez ung für den bevorſtehenden Länderkampf gegen England in London war, erfüllte das Spiel 111 einen doppelten Zweck. Ueber 40 000 Zuſchauer mochten ſi beim Beginn des Treffens eingefunden haben. Kurz nuch Beginn des Spieles erſchienen Reichsminiſter He. Gaebbeis und Frau, ſie wurden in der Mittel⸗Ehrenloge vom Re chsſhyy der von Tſchamraer und Oſter and dem Noch tntsleſſer Felie Nienewann begrüßt, Handball Meiſterſchaftsſpiele. Gau Südweft: a Ingobertia St. Ingbert— S 98 Darmſtadt 7:7 Gau Württemberg: f Stuttgarter Kickers— Tg Stuttgart 6˙8 Eßlinger TSV— Tgd Schwenningen„ Braſilien empfängt uns In Südamerika mit dem„Graf Zeppelin“. Zweierlei Erlebnis vermittelt die Ozeanfahrt mit dem Zeppelin nach Südamerika: Das Erlebnis der ſchnellen Verbindung zwiſchen zwei Erdteilen, jenes Schweben über Erde und Waſſer, das die Luftreiſe, zumal die Reiſe im ruhig und majeſtätiſch gleitenden Luftſchiff„Graf Zeppe⸗ lin“ darſtellt, und dann, am Ende der Fahrt, aber mit umſo ſtärkerer Wucht, das Erlebnis der braſilianiſchen Landſchaft, eines traumhaft ſchönen Stückes Welt, über das der Zeppelin einen ganzen Tag lang dahinfährt, vom hohen Norden, bei Pernambuco, bis zu dem in ſubtropiſcher Zone gelegenen Rio de Janeiro, das man zuweilen, und nicht mit Unrecht, die ſchönſte Stadt der Welt nennt. Wenn man mit dem Dampfer von Europa nach Südamerika kommt, iſt ſchon der Augenblick, da nach zehn⸗ oder zwölftägiger Ozeanfahrt die braſtlianiſche Küſte auf⸗ taucht, ein großes und unvergeßliches Ereignis. Aber die⸗ ſes Erlebnis iſt nicht mit demſenigen der Luftfahrt zu ver⸗ gleichen, wenn das Luftſchiff, das zwei Tage über der unermeßlichen Waſſerwüſte des Südatlantik ſchwebte, und nur him und wieder, etwa in der Nähe der Inſeln, kleinen Küſtendampfern und Fiſcherbooten begegnete, plötz⸗ lich über die Landſchaft Braſtiliens dahinfährt. Denn vom Dampfer aus ſah man das Land nur als Silhouette, als Strich am Horizont, man ahnte es mehr, als daß man es wahrnahm,— vom Luftſchiff her aber überblickt man das Land, es liegt gleichſam zu unſeren Füßen, die Erde wird zur Landkarte, über die man hinſchwebt. Wir ſitzen am Fenſter im„Salon“ des Zeppelin, dem einzigen Aufenthaltsraum für die Paſſagiere außerhalb hrer Kabinen(hier ißt, trinkt, arbeitet, ſpielt und unter⸗ zält man ſich),— und ſchauen hinaus, oder, beſſer geſagt, hinab. Der freundliche Overſteward hat bereits vor einigen Minuten angekündigt, daß wir bald über Land fahren würden. Schon entdeckt man die braſilianiſche Küſte, man ſieht durch das Glas, wie fern über einem dunklen Strich Rauch aufſteigt. Raſch nähern wir uns dieſer Stelle, und wir erkennen feſt, daß der Rauch nicht etwa, wie wir zu⸗ erſt angenommen hatten, aus dem Schornſtein einer Hütte kommt, ſondern daß es ſich um einen breiten, qualmig⸗ grauen Rauch handelt, der aus einem Stück Wald empor⸗ ſteigt. Man brennt hier den Wald ab, um den Boden hinterher zu bebauen. Wald, ſoweit das Auge blickt, Pal⸗ menwald, Kokospalmen, mit ſchlanken Stämmen und langen, im Winde wehenden Zweigen. Zuweilen hat man den Wald gelichtet, große Vierecke Bodens freigelegt und Roman von Paul Hain. 5 Nachdruck verboten 2 Neunzehntes Kapitel. Auf der Mainzer Stadtwieſe ging es hoch her. Volks genug drängte ſich da herum und war ein gar luſtiges Treiben. Sommerfeſt. Jahrmarktstrubel. Bis zum Marktplatz hin ſtanden die Buden dicht bei⸗ einander und die Gaffer und Neugierigen und Kaufluſti⸗ gen drängten ſich in den Straßen mit roten, aufgeregten Geſichtern. Was gab es aber auch alles zu ſchauen! Bunter Tand in Hülle und Fülle, Spielwerk, wunderliche Hampelmän⸗ ner, Backwerk, Würfelſpiele, Ringelſpiele und Bierſchenker, Tanz im Freien, luſtige Mädchen mit wehenden Kleidern und blitzenden Augen, die den Männern die Köpfe heiß mat ien. And an den Buden, an denen die Metzger die Weiß⸗ wü, ue verkauften, ſtauten ſich die Eßluſtigen, denn die We. hürſte ſchmeckten gar zu gut und regten aufs beſte den Appetit zum Trinken an. Ah— was man bei einer ſolchen Gelegenheit alles er⸗ leben konnte. Kaum zu glauben war das! Mund und Augen ſperrten die braven Mainzer auf. Weit jenſeits der Stadtwieſe rann der Rhein, funkelnd und gleißend unter der Sonne, durch die Landſchaft.— „He— hallo— hochvermögende Bürger von Mainz, ſchöne Bürgerinnen— hier müßt ihr ſtehenbleiben! Hier gibt's zu ſehen, was ihr noch nie ſahet. Ein Blick in die geheimnisvolle Kunſt der Zauberei! Hierher!“ Ein Zauberer vollführte ſeinen Hokuspokus. Er ſah wie ein geſpenſtiſcher Gnom aus— hatte einen rieſen⸗ haſten Hut auf dem Kopf und tanzte in grotesken Sprün⸗ gen auf einem Brettergerüſt umher. Gaffer ſammelten ſich lachend. 5. „Hallo— vieledle Fraue“— er zog grüßend, mit tie⸗ fer, affenartiger Verbeugung, den Hut vor einer hübſchen fungen Frau, die in der erſten Reihe der Neugierigen tand,„wollet mir einmal mit eurem herrlichen Halstuch aushelfen. Zehn Gulden, falls das Tüchlein zu Schaden kommen ſollte.“ Lachend reichte ſie ihm das Tuch hinauf. „Ich nehm' Euch beim Wort—“ „Auf Ehr' und Gewiſſen— wird ihm nichts zuſtoßen. Alsdann—“ Er knüllte es zuſammen. Stopfte es in ſeinen Hut. „Und nun ein wenig Fett hinzugetan— es wird ihm hoffentlich nicht übel bekommen—“ „Die Zuſchauer johlten, als er wirklich aus einer Fett⸗ büchſe eine erhebliche Menge in den Hut gleiten ließ. „And ſchnell ein appetikliches Frühſtück bereitet! Hallo — ein paar Eier! So— ha, wie das brutzelt!“ Er ſchwenkte den Hut über einem kleinen Oelfeuer. In der Tat— eine veritable Eierſpeiſe ſchien ſich da zu entwickeln“. Die junge Frau, die ihr Halstüchlein ſo nöde mißbraucht ſah, zog ein langes Geſicht. Sie wurde rot und blaß. And links und rechts brach ein luſtig⸗pöt⸗ tiſches Gelächter aus. „Wird ein hübſch gemuſterter Eierkuchen werden, liebe Fraue!“ „Wird auch nicht ſo billig ſein. Zehn Gulden! Der Hexenmeiſter kann ſein Geſchaſt ſchließen! Haha—“ „Ich hol“ den Büttel,“ erboſte ſich die junge Frau. „Das iſt Raub!“.. 0 1„Hahaha 3 25 5 8 Der Zauberkünſtler ſchwenkte kunſtgerecht den Eier⸗ n im Hut, auf daß auch die andere Seite hübſch raun brenne. Er ſchien die Zurufe nicht zu hören. In aller Seelenruhe ſchwenkte er nun den fertigen Kuchen auf einen Teller und koſtete von ihm. 8 „Fein— ſagte er,„Gevatterin, wollt Ihr etwas ab⸗ Haben? Es it gut geſchmälzt.“ 1 5 in den Palmenwäldern geſehen haben Urbar gemacht, winzige Hüttchen ſtehen in der Mitte, Lehmwände, über die ein Dach aus Palmenſtroh gelegt iſt. Die Lichtungen werden zahlreicher, die Hütten ſtattlicher, wiewohl es immer noch kleine und ſehr beſcheidene Be⸗ hauſungen, meiſt nur mit einem großen Türloch und meh⸗ reren kleinen Fenſterlöchern ſind,— wir nähern uns be⸗ wohnteren Gegenden. Zuweilen entdeckt das Auge ſogar eine kleine Kirche, um die ſich eine ganze Anzahl von Hüt⸗ ten gruppieren. Dazwiſchen immer wieder Palmenwälder, aber auch große Strecken bebauten Landes, auf dem man das zarte Grün der Zuckerrohrpflanzen gewahrt. Wir ſind über dem Staate Pernambuco, einem der nördlichſten Länder der Vereinigten Staaten von Braſilien, dem Zentrum der Zuckerrohrkuͤltur und einem wichtigen Baumwolland von Braſilien. Pernambuco ſelbſt, auch Recife geheißen, die Hauptſtadt des Staates, liegt am Meer, an der Mündung eines breiten, mehrarmigen Fluſſes. Wir kreuzen über der Stadt, mit halber Kraft, und von unten dringt der Lärm der Straßen, das Krei⸗ ſchen der Straßenbahn, Lokomotivpfiffe, Autohupen und das Geſchrei der Verkäufer zu uns herauf. Wir gehen tief hinab, ſchon ſehen wir den Landeplatz ganz nahe unter uns, die Haltemannſchaften rennen emſig hin und her, aber alles vollzieht ſich exakt und nach Kommando. Ein Seil wird auf die Erde gelaſſen, bald darauf ein zweites, ſie werden unten mit zahlreichen anderen Seilen in Verbin⸗ dung gebracht, und mehrere Menſchen ziehen an jedem Tauende ſo lange bis das Luftſchiff dicht über der Erde ſchwebt und bis die übrigen Mannſchaften mit den Hän⸗ den die Griffe unterhalb der Gondel und des Schiffbau⸗ ches greifen können. Das Schiff wird mit der Sz einem Ankermaſt befeſtigt, es ruht, es ſteht. Wir ſteigen aus. Wir betreten, nach dreitägiger Ozeanfahrt, brafilianiſchen Boden. Pernambuco Braſilien empfängt uns: Pernambuco, die erſte braſilia⸗ niſche Stadt, die wir erleben, iſt bereits ganz und gar ſüd⸗ amerikaniſch, heißer und ſchwüler noch als Bahia und Rio, weil ſie viel weiter nördlich liegt, mit der gleichen ſtark gemiſchten Bevölkerung wie Bahia(das früher einmal Hauptſtadt des Landes und Zentrum des Negerhandels war). Weiße, Schwarze Braune und Miſchlinge hellerer Tönung begegnen uns. Freilich iſt die Stadt arm, von den viermalhunderttauſend Menſchen, die ſie beherbergt, leben mindeſtens dreihunderttauſend in ähnlich kleinen und arm⸗ ſeligen Hütten, vielfach am Ufer des Meeres oder der Fluß⸗ arme,(wo das Land billig, aber auch beſonders ungeſund und feucht iſt), wie wir ſie von oben während der Fahrt Det letzte Junker von Rothenburg „Mein Tuch will ich haben,“ ſchrie dieſe erboſt.„Oder der Eierkuchen ſoll Euch im Halſe ſtecken bleiben!“ Gelächter ringsum. Der Hexenmeiſter tat äußerſt verwundert. Sein Blick glitt über die Menge. Eine hohe, wuchtige Rittergeſtalt drängte ſich durch die Reihen. Das Lederkoller reichlich mitgenommen— die Federn am Hut, einſtmals bunt und leuchtend, beſtaubt und zerfranſt. Aber der ganzen ſtatt⸗ lichen Erſcheinung ſah man dennoch den kampferprobten Haudegen an. Die rechte Hand, in einem Stulpenhand⸗ ſchuh ſteckend, hing ſchlaff herunter, die Linke hielt den Korb des Schwertes ſeſt. Die Augen blickten ernſt, verſchattet unter den buſchi⸗ gen Brauen. Ein Ausdruck finſterer, eiſerner Starrheit war im Geſicht. „Hallo— Herr Ritter—“ rief der Zauberkünſtler dreiſt,„geſtattet wohl einen Augenblick—“ Jener blieb kurz ſtehen. Der Zauberer ſprang von ſeinem Gerüß herunter und ſchob ſich durch die Gaffer auf den Fremdling zu. „Hier iſt nämlich ein Halstüchlein verlorengegangen,“ ſagte er keck,„und ich glaube, Herr Ritter, Ihr habt's gefunden und wißt das nicht einmal—“ And bevor jener noch eine Antwort fand, griff er ihm ins Wams und holte— zur jubelnden Verwunderung der Umſtehenden— das Halstüchlein heraus. „Na alſo! Gevatterin— bitt' ſchön! Seht zu, ob's das Eure iſt—“ Er warf es ihr zu. Die junge Frau wurde über und über rot. „Wahrhaftig! Ihr ſeid wie der Teufel—“ Der Fremde ſchmunzelte leicht und ſetzte ſeinen Weg fort. Gaukler! Nun ja— das Volk wollte ſein Vergnü⸗ gen! War Zeit, daß er ſich endlich irgendwo ein Plätzchen ſuchte und den Staub herunterſpülte. Er ſteuerte auf eine i zu. Nahm den Hut ab, da er an einem leeren Tiſche Platz nahm. In der Nähe ſaß eine Gruppe Söldner, die offenbar ſchon man⸗ cherlei getrunken hatten. Der Würfelbecher kreiſte. Verwegene Geſichter. Galgenvogelphyſiognomien. Der Fremde führte den vollen Humpen, den ihm der Wirt hingeſtellt hatte, zum Munde. Dann ſtarrte er nach⸗ denklich zu dem andern Tiſch hinüber. Die Würfel rollten über den Tiſch. Gelächter— ein Fluchwort. „Niclas— haſt Pech heute!“ „Hol's der Geier— das iſt ſchon mehr Schwefel!“ Der Lange, Hagere, der eben verloren hatte, warf den Becher und das letzte Geld hin. Sprang wütend auf. „Hab' kein Glück mehr ſeit dem verdammten Handel mit dem Rothenburger—“ Er taumelte ein wenig. b „Maul gehalten—“ fuhr ihn ein andrer an. Der Fremde am Nebentiſch ſtülpte den Hut auf, daß ſein Geſicht beſchattet wurde. And plötzlich hing ſein Blick wie ſtarr an dem Rücken des Langen. Das Lederwams war zwiſchen den Schultern geflickt. Ein großes, dreieckiges Stück war da eingeſetzt. „Ich geh— ſagte jener,„hab' genug—“ Man ſuchte ihn zu halten. Spottworte flogen auf. Die Gemüter erhitzten ſich. Der Wein und das Spiel hatten ſie ſtark erregt. 5 Taumelnde Geſtalten. Hin und her greifende Hände. Da war einen Augenblick lang unheimliche Stille. Einem der Knechte, der das meiſte Geld vor ſich liegen 1 hatte, waren aus dem Aermelaufſchlag— Würfel heraus⸗ gefallen! Falſche Würfel! Neben den auf dem Tiſch liegen⸗ den Würfelbecher. Dann rauſchte, brodelte, ziſchte maßloſe Wut auf. „Falſchſpieler!“ Der Tiſch fiel krachend um, die Krüge zerklirrten am Fußboden, Stahl klang an Stahl. Ein wüſtes Durchein⸗ ander herrſchte. Der Wirt ſchrie nach den Bütteln. Aber die Kampf⸗ hähne ließen ſich das nicht anfechten. 5 Wir fahren aus der Stadt hinaus, nach Olindg einem Vorort, der ſchon in die Wälder übergeht. Er liegt etwa hundert Meter höher als die Stadt, gegen die er durt ein früher holländiſches Fort, das jetzt allerdings nur eine Ruine iſt, abgeriegelt war. Hier, in linda, haben um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts die Holländer ge⸗ ſeſſen, die den Portugieſen damals den Beſitz Braſiliens ſtreitig machen wollten. Sie haben einmal einen Teil von Pernambuco beherrſcht, wurden dann von den Portugie⸗ ſen vertrieben, hielten aber das Fort und den Platz Olinda 7 verhältnismäßig lange. Ein Kloſter und zwei alte Kirchen im Stile des„kolonialen Barock“, jener beſonderen, für das alte Südamerika charakteriſtiſchen Bauart, errichtet, zeugen noch von dieſer Zeit. Jetzt leben im Kloſter brafilianiſche Franziskaner, und von den Kirchen ſteht die eine, die nach der Eroberung Olindas durch die Portugieſen zunächſt einmal zur Kathedrale von Pernambuco wuͤrde, völlig leer Von der Höhe aus erſchließt ſich die Bucht von Pernam. buco, der Strand und die Palmenwälder, die ihn um⸗ ſäumen, dem Blick und mit dem Glas entdeckt man, weit außerhalb der Stadt, den ſilbernen Leib des Luftſchiffes der aus den Palmen des Landungsplatzes herausragt. Ein ſeltſames, unvergeßliches und einmaliges Bild: Europa das in dieſen tiefſten, nördlichſten, dem Aequator nächſten Teil Südamerikas eindringt, das Luftſchiff Zeppelin zwi⸗ ſchen Urwaldpalmen auf braſilianiſchem Boden. In Rio de Janeiro Das letzte Stück unſerer Fahrt, führt uns zum großen Teil über Land, wenn das Luftſchiff auch zuweilen über dem Meere kreuzt; aber das Land bleibt doch immer jn ſichtbarer Nähe, und die ſchönſte Strecke, zwiſchen dem braſilianiſchen Hafen Victoria und Rio de Janeiro, ſſt Ueberlandfahrt. Wieder ſchweben wir über jungfräulichen Urwäldern dahin, aus deren Grün zuweilen große, gelbe und rote Blütenbäume, Ipe genannt, emporſteigen. Hier gibt es noch rieſige Strecken unbebauten,„freien“ Landes In den Häfen und auf den Wieſen bei den wenigen Sied⸗ lungen, die wir überfliegen, weidet Vieh. In jähem Schrecken nimmt es Reißaus, ſobald das Luftſchiff hörbar wird, ein Zeichen, daß wir über einſame Gegenden ſteuern, denn europäiſches Vieh iſt mittlerweile an Motorenge⸗ räuſch gewöhnt... Die Landſchaft wird bergig, und die Berge, größtenteils bewaldet, nehmen immer phantaſti⸗ ſchere Formen an, wiewohl ſie nicht ſehr hoch ſind. Da liegt auch ſchon die weite Bucht von Rio unter uns, wir er⸗ kennen den ſeltſam geformten Zuckerhut, den Corco⸗ vado mit der hohen Chriſtusfigur: Wir ſind am Ziel. Vier Tage nach der Abfahrt von Friedrichshafen landen wir in Braſiliens Hauptſtadt. Der Fremde war aufgeſprungen. a ö Ein Stück zurückge⸗ wichen Lauern im Geſicht. Dunkel glühend die Augen. Schon gab es die erſten Wunden. Es ſchien keiner der Kämpfenden zu wiſſen, wohin er eigentlich ſchlug. Niclas, der Lange, taumelte. Der Falſchſpieler focht mit größter Erbitterung. Da riß der Fremde den Degen von der Seite. Er tat es— mit der linken Hand. Eben war Niclas beinahe in eine Schwertſpitze hinein⸗ gerannt. Der Fremde ſprang wie ſchützend vor ihn hin. Das Schwert kreiſte in ſeiner Frauſt. Die andern wichen zu⸗ rück Teufel— wer war das? Da tönte von draußen Tumult. Volk hatte ſich ange⸗ ſammelt, vom Waffenlärm herbeigelockt. Die Büttel dräng⸗ ten ſich mit ihren Hellebarden hindurch. Ruhe gehalten! Die Waffen nieder!“ Die Trunkenen dachten nicht daran. Sie, die Söldner — vor Stadtbütteln weichen? Das ging wider ihre Ehre. Sie waren das Raufen gewöhnt. And die Wut wandte ich von dem Falſchſpieler und ſeinen Freunden ab gegen die Büttel— Hohnlachen erſcholl. Nun ging es gegen die Hellebarden. „Stadtknechte— wehrt euch!“ Das Getümmel wurde verworrener. Es wäre kein rech⸗ tes Jahrmarktfeſt geweſen, hätte es nicht ab und zu ſolch blutigen Streit gegeben. leihe 8 ſchien erheblich verwundet zu ſein. Er ſtöhnte iſe. Der Fremde riß ihn an ſich. Blickte ihn glühend an. Jener ſtieß leiſe hervor: „Warum— miſcht Ihr Euch— in fremde Dinge? Laßt mich los——“ „Später, lieber Freund—⸗ Neues Geſchrei von draußen. Stadtſoldaten, ſchnell von 155 1 Torwache herbeigerufen, nahten im Lauf tt. Hei— nun war's zu Ende mit den ähnen] Die Menge draußen jubelte. Die Söldner fochten mit blindwütiger Leidenſchaſt. Nun ging's ſchon in einem hin— 5 gab doch ein Don⸗ nerwetter, ſo oder ſo. „Der Fremde riß Niclas, der ſeinen Kumpanen wieder beiſpringen wollte, zurück. „Fort— ſag' ich! Ich helf“ Euch—“ Schon drangen vom andern Eingang des Wirtshau⸗ ſes die Stadtſoldaten herein, den Söldnern den Rückweg abzuſchneiden. „Schnell— ſchnell—“ „Wer ſeid Ihr?“ „Einer, den Euch der Himmel oder der Teufel zuge⸗ ſchickt hat! Wollt Ihr ins Verlies wandern? Die Main⸗ 15 1 machen mit Leuten Euren Schlags wenig Um⸗ ände.“ Mit wilder Entſchloſſenheit kämpfte er ſich durch die Andrängenden. Niclas, der Söldner, ſchien plötzlich nüch⸗ tern geworden zu ſein. Er begriff, wohin die Trunken⸗ heit ſeine Kameraden bringen würde. So folgte er dem Fremden— wie ſinnlos—, der für ihn den Weg bah und der mit ſeiner einen linken Hand gefährlicher war als ſechs Stadtſoldaten mit ihren beiden Händen. Irgendwie erreichten ſie die ſchützende Menge des Johr⸗ marktstrubels Hinter ihnen vertönte das Waffengeklitr. Eilten dem Wall zu, hinter dem ſte niemand mehr ver⸗ folgen würde. And dort— unweit des Nheinufers— hielten ſie an. Niclas taumelte. Aus dem Arm rann ihm 1 „Setzen—“ ſagte der Zog einen Streifen ßes Leinen aus der Tasche 30g den Aermel des Kollers an Niclas“ Arm hoch. „Seid's nicht wert, Freund— aber— die Rothenbur⸗ ger ſind Chriſtenmenſchen—“ murmelte et, während er die Wunde verband, die ſchlimmer ausfah, als ſie wohl füt einen Söldner war.. Der Lange zuckte. „Wer— ſeid— Ihr 2 8 e ee 429385 42 Nr. 1 5 7 „Mein Herr, wenn Sie ſich über nich beluſtigen wollen Zulerſt verfing es ihm die Sprache; dafi aber ſägte e f welge weiche Kürbeft ünd ſchmieg fans Einkeſi inn ben e Sagen Aſphalt der Stage.——— 0 Bites eva„equn— vzz“ „Ava zuuvnzeg Bunpnlzezunufegz leg szugebich svg siv grole zo gun usuuobeg usbuncplrolcppze u szlenag ueq pg aim“ Kelgy eil„enge due glg, eig usuhezs“ he uns ne zeguvuseium noch relngoa obo un ue i 511 pplgundzt ei uejcnabog Buzentz gun ich ehvich uszegue Boa aeuse u moch ede aephgunea use abc Kela aaa apllhumo g egen zee feehockzvutulag ine bud upzcz uc eigne eee eue ue nr ͤ nlp spcnſe pudiger i oa ec eee eue legere sz e e ee en een eee be co ui a;j e usbro zg 5 950 0 i uebaeg Apen oog Jai 08 *. egerplgvrea 16: Uda Bapfezg en sio Inv unzvg ei deu fefpienng ava 8g oi een eee euenlaeun ue 8b ienpfch! wuule unn oc aipefec ue opiog sum nd zo sog pen kezufhvog sparse po gg Int bunuhz use di gg 161 88 uns meggozz uegvh nt ung ne svause quo! 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Er wartet im Veſtibül.“ 2 8 4 58 N Als er das Geſpräch mit dem Grauen erwähnte, blick⸗„Schön— ich komme!“„Feiern“, ſagte der ältere Herr griesgrämig und ſah„Das wird den Herrn Pienicke ſehr freuen. Wollen Sie ten Rettig und Köſter ſich lächelnd an. „Warum haſt du ihn nicht verhaften laſſen?“ flocht Rettig ein. Willi zuckte die Achſeln. Er habe doch keinen triftigen Grund gewußt. Jedenfalls hatte er ja die Ab⸗ ſicht gehabt, jenem zu folgen. Bis es dam anders kam. Köſter griff an einer anderen Stelle ein. „Sie ſagten, Herr Seidler, der Fremde ſaß mit einer Daup zuſammen. Können Sie uns dieſe Dame beſchrei⸗ ben?“ „Natürlich. Ich habe mir jeden Zug genau eingeprägt. Würde ſie auch ſofort wiedererkennen.“ „Das hilft uns ſchon etwas. Es iſt ja nicht ſo ſchwer, jemanden wiederzufinden, ſofern er ſich überhaupt noch hier aufhält. Außerdem wiſſen Sie ja das Haus, bis zu 52 ſie begleitet wurde. Wir werden nachher einmal hin⸗ gehen.“ „Am beſten tun wir das ſofort!“ meinte Rettig. Der Kommiſſar gab zu bedenken, daß es auf keinen Fall rat⸗ ſam ſei, gleich drei Mann hoch dort zu erſcheinen. Willi müſſe es übernehmen, möglichſt unauffällig nach dieſer Perſon Umſchau zu halten. Er und Rettig mußten bereit ſein, gegebenen Falles die Frau ſofort zu verhaften. Den erſten Teil des Weges legte man gemeinſam zu⸗ rück. Willi nahm die Gelegenheit wahr, um den Schwa⸗ ger etwas zu fragen, was ihm ſchon lange auf der Zunge gelegen hatte. Wieſo er nämlich plötzlich hierher kam und mit ihm zuſammentraf. Rettig hatte dieſe Frage erwartet. „Es war wirklich ein Zufall!“ begann er ſeine Er⸗ klärung.„Du weißt doch— ich ſitze dem Scheckfälſcher auf den Ferſen.“ „Das weiß 195 Und weiter?“ „Ich will mich kurz faſſen, Willi. Jedenfalls iſt es ge⸗ lungen, nach ſchwierigen Forſchungen feſtzuſtellen, welche Nummern zwei Pakete von Fünfzigmarkſcheinen hatten, die ihm ausgezahlt wurden.“ „Ah!“ „Es handelte ſich um zweihundert Scheine. Natürlich wurde dafür geſorgt, daß die Nummern ſofort an alle Polizeibehörden durchgefunkt wurden. Vorgeſtern mittag rief Köſter von hier aus ziemlich erregt bei mir an. Man hatte elf von den Scheinen hier feſtſtellen können. Natürlich fuhr ich ſofort hierher. Leider konnte ich abends erſt hier ſein. Glücklicherweiſe fand ich jedoch noch Gelegenheit, mich mit Köſter über den Fall zu beſprechen. Er nannte mir die Lokale und die Geſchäfte, in denen mit einem der Scheine gezahlt worden war. Meine Aufgabe war es nun, der Herkunft der einzelnen nachzuforſchen. Ich machte mich, wenn es auch Nacht war, ſofort auf den Weg. So gelangte ich ebenfalls zu der Weinſtube, wo man dich gerade her⸗ austrug. Sofort erkannte ich dich. Das weitere magſt du dir denken. 5 1 haſt deine Forſchungen alſo einſtweilen einge⸗ ſtellt?“ „Aber durchaus nicht. Geſtern hatte ich ja den ganzen Tag Zeit, während du noch wie ein Toter lagſt.“ „Und was erreichteſt du?“ „Einiges. Aber ich will dich damit nicht behelligen. Deine Sache intereſſtert mich jetzt tatſächlich mehr. Uebri⸗ gens kannſt du froh ſein, daß ſich ein Mann wie Köſter nun auch noch e „Glaubſt du, daß ſich der Graue noch hier befindet?“ „Nein, aber nun möchte ich dich einmal fragen, ob es dir möglich ſcheint, daß Fräulein Wingert etwas mit ihm zu tun hat?“ „Das halte ich einfach für ausgeſchloſſen.“ „Oho— nicht ſo haſtig! Ausgeſchloſſen iſt gar nichts. Im Gegenteil— auffallend erſcheint es mir tmmerhin, daß du hier, wo ſie gerade weilt, auch auf ihn ſtoßen muß⸗ teſt. Außerdem haſt du mir doch erzählt, daß ſie— es war wohl vorgeſtern morgen— den ganzen Vormittag fort war, ohne 50 ſagen, wo ſte denn eigentlich war.“ „Der Brief hatte ſie aus dem Konzept ge racht. Sie wollte allein ſein.“ „Mag ſtimmen. Kann aber auch anders ſein. 2* Ein wenig träge erhob ſie ſich. Dann ging ſie mit wie⸗ genden Schritten zum Veſtibül. Willi verbeugte ſich. „Verzeihen Sie, gnädige Frau, daß ich Sie ſchon in der Frühe beläſtige— aber—— ich wollte mir nur eine Frage erlauben.“ „O bitte. Ich habe Zeit. Fragen Sie nur darauf los. Aber wer ſind Sie?“ „Mein Name iſt Willi Schröder. Es handelt ſich darum — ich ſah Sie geſtern mit einem Herrn auf der Ter⸗ raſſe des Kaffees hier in der Nähe ſitzen, und dieſer Herr——“ „Ja— was iſt mit ihm?“ „Kam mir außerordentlich bekannt vor. Jedenfalls ſah er einem Onkel von mir ſprechend ähnlich. Sicher war ich mir freilich nicht. Auch wollte ich nicht gerne ſtören, um etwa zu fragen, ob——“ „Oh— wie heißt denn Ihr Onkel?“ „Schröder, ſo, wie ich ſelbſt.“ 5„Nein, da irren Sie ſich. Es war ein Herr von Arn⸗ ſtein.“ „von Arnſtein? Sie kennen ihn näher?“ „Was geht das Sie an, junger Herr?“ Die hübſche Brünette blickte ihn ſtrafend an. Er ent⸗ ſchuldigte ſich: „Oh,— natürlich nichts. Selbſtverſtändlich. Ich meinte nur, weil er einen ſo intereſſanten Eindruck machte.“ Sie zog die Brauen zuſammen. Aber darunter lauerte ein vergnügtes Lächeln. „Sie amüſteren mich, junger Mann. Ihre ganze An⸗ gelegenheit ſcheint mir überhaupt ziemlich fadenſcheinig zu ſein. Nämlich das mit dem Onkel! Warum ſagen Sie mir nicht offen, daß Sie den Herrn von Arnſtein für einen Hochſtapler halten und daß Sie nur deshalb zu mir gekom⸗ men ſind, um nach Möglichkeit etwas über ihn zu er⸗ fahren?“ Der junge Detektiv wich verblüfft einen Schritt zurück. „Gnädige Frau—“ ſtotterte er——— „Ach papperlapapp—“ unterbrach ſie ihn.„Sie hätten ſich etwas geſchickter anſtellen müſſen. Bei mir verfangen Märchen von Onkels nicht mehr.“ „Dann—— dann habe ich mich alſo gewiſſermaßen blamiert!“ ſtotterte Willi und flehte um Nachſicht mit ſeinen Augen. Die Dame hielt einen Kellner an, der eben lauſchend vorbeiſtrich. „Hallo— zwei Goldwaſſer, wenn ich bitten darf!“ ſagte ſie,„nehmen Sie Platz, Herr Schröder! Ich lade Sie ein dazu. Sie gefallen mir!“ „O— ich danke verbindlichſt, gnädige Frau—“ „Keine Urſache.— Aber nun ſagen Sie bitte: wie heißen Sie eigentlich richtig?“ „Richtig?“ um Willis Mund ging ein Zucken. Sie lachte ermunternd auf.„Glauben Sie etwa, ich nähme an, daß Sie ſich mir unter richtigem Namen vorgeſtellt haben?“ „Ich bin erſchlagen, gnädige Frau!“ platzte Willi her⸗ aus. „Na— alſo—— wie heißen Sie?“ „Willi Seidler.“ „Das klingt ſchon ehrlicher. Iſt za auch wirklich Ihr richtiger Name? Hand aufs Herz. junger Mann!“ Er legte beſchwörend die Hand aufs Herz. Sie lachte amüſiert.„Alſo nun ſagen Sie,“ fuhr ſie fort,„für was Sie den Arnſtein halten. Warum ſuchen Sie ihn? Er iſt natürlich verſchwunden!“ Willi blickte ſie ſtaunend und nicht eben ſehr geiſtreich an.„Wie— Sie wiſſen— 2“ c weiß nur, daß er verſchwunden iſt. Leſen Sie, bitte!“ Sie reichte ihm einen Zettel hin. Er las: „Verehrteſte gnädige Frau! Zu meinem Bedauern bin ich gezwungen, noch heute nacht abzureiſen Geſchäfte dringendſter Art geſtatten mir nicht, auch nur eine Stunde länger hier zu verweilen. Es bleibt mir daher nichts an⸗ deres übrig, als mich auf dieſe Art zu verabſchieden, Le⸗ ben Sie wohl! Ihr von Arnſtein.“(Fortſetzung folgt.) trübe in ſein Bierglas,„Geburtstag feiern, das iſt nichts ür unſereins. Das macht nur Geldausgaben und Aerger. ch als Einzelner——“— 5 Freude gönnen und anderen Freude machen. Ich denke, Deine Tochter kommt zu Beſuch. Mach' der'ne Freude, das wird dir auch Freude machen,“ ſagte der blonde lebens⸗ luſtig ausſehende Apotheker Brieſe zu dem Griesgrämigen. Der ſchüttelte den Kopf. „Margaretha iſt ihren eigenen Weg gegangen. Ich habe keinen Grund, ihr Freude zu machen, agte er ſtreng. „Du haſt dich doch nicht mit ihr gezankt. Ihr habt 19 doch immer geſchrieben. Und da ſie nun die Stellung na auswärts nahm, vor einem halben Jahr. Mein Gott, ſoll ſie dir auf der Taſche liegen?“ „Wenn ſie arbeiten wollte, ſollte ſie lieber ein Junge werden,„brummte der andere,“ nen Junge wär mir über⸗ haupt lieber geweſen. nen Mann, mit dem man über alles reden kann, wär der heute ſchon. Ja, das wär ne Freude. Gibts nicht. Mein einziges Kind muß'nen Mädchen ſein.“ Der Blonde lachte. „Aber dafür kann wohl die Grete am wenigſten. Freude nehmen und Freude geben, alter Freund, mal nen bißchen innere Erneuerung ſchaffen, mein lieber Pienicke, dann merkſt du auch, daß du zu etwas nütze biſt. Aber ich muß nun fort, meine Kinder warten, es iſt doch ſchon ſpät.“ Er reichte dem Freund die Hand, eilte davon, ſtrahlen⸗ den Geſichts. „Unſinn! brummte Pienicke hinter ihm her. Freude? Innere Erneuerung?“ Durch das geöffnete Gaſthauszimmer kamen milde Frühlingslüfte. Drüben auf dem kleinen Bahnhof klirrten Signalſcheiben. Pienicke zupfte unſchlüſſig an ſeiner Weſte. Blödſinn, daß er hier am Bahnhofs⸗Hotel ſaß und dauernd nach dem Ausgang der Station hinüberſah. Die Grete kam doch erſt morgen. Und das ſah doch zu ſentimental aus, wenn er hier ſaß und ſchon heute auf ſie wartete. Und wenn ſie wirklich heute noch ankam— es kamen noch drei oder vier Züge aus ihrer Rihhtung— mußte ſich das Mädel nicht einbilden, er hätte etwa beſondere Sehnſucht nach ihr? Sehnſucht zeigen aber war Sentimentalität. Pienicke 9 5 das alles. Liebe zeigen und Weichheit. Ueber innere efühle reden. Nur nicht. Das Schickſal hatte ihm übel mit⸗ geſpielt. Nun ſaß er hier in Neuſtadt auf dem Altenteil. Es reichte noch zum ruhigen Leben, das Gebliebene. Hätte er einen Jungen gehabt, ihm wär's lieber geweſen— das Mädel verſtand ihn nicht— zog in die Stadt— ließ ihn allein. Er ſchüttelte den Kopf. Dumme Gedanken. War über⸗ haupt ſo eine komiſche Stimmung den ganzen Tag. Drüben pfiff ein Zug. Menſchen quollen aus dem Bahnhofseingang. Unter geſenkten Lidern beobachtete Pie⸗ nicke die Ankommenden. Nein, Grete war nicht darunter. Wo blieb das Mädel bloß—— ach nein, beſſer war es doch, ſie fand ihn nicht hier lauernd. Aber merkwürdiger⸗ weiſe blieb Pienicke ſitzen und beſtellte noch ein Bier. „Geſtatten Sie.“ Pienicke ſah wütend auf. Vor ihm ſtand ein junger dion⸗ der Mann im Touriſtenanzug, anſcheinend eben mit dem Zug gekommen. Wies auf den freien Stuhl. „Bitte!“ knurrte Pienicke. Es klang wie„Hängen Sie ſich auf!“ g f Der andere nahm Platz, beſtellte Bier, beugte ſich ver⸗ traulich vor. 18 „Ich hätte Sie nämlich gern etwas gefragt. Sie ſind doch 95 hier?“ „Hm!“ „Ich hätte nämlich 17 eine vertrauliche Auskunft über einen Herrn Pienicke. Kennen Sie den?“ Pienicke riß die Augen auf. „Mh—— mm—— mja!“ i „Ich bin nämlich ſozuſagen verwandt mit ihm.“ ihn anpumpen?“ „Das weniger. Immerhin— ich will ihm etwas nehmen.“.. Pienicke ſtarrte den ihm gänzlich Unbekannten immer erſtaunter an. f „Und das erzählen Sie mir ſo?“ „Na, warum denn nicht! Es handelt 155 doch nur um ſeine Tochter, die ich heiraten will. Das eißt, der Alte weiß noch nichts.“ Da wird er aber überraſcht ſein. Da ſchlag doch der— Wie meinen? Habe ich nicht ganz verſtanden? Es ſoll nämlich eine Geburtstagsüberraſchung ſein?“ „Ueberraſchung!?“ „Tjawoll, nur die Grete weiß wieder nicht, daß ich vor⸗ aus gefahren bin, um mir den alten Herrn mal anzuſehen. Sie kommt erſt mit dem nächſten Zug. Der Alte ſoll ein furchtbares Ekel ſein, obgleich die Grete ihn über alle Ma⸗ ßen lobt und ſagt, man habe ihn nur nicht richtig verſtan⸗ den. Er hätte eigentlich ein goldenes Herz.“ a „So— hm— Ekel— goldenes Herz— wiſſen Sie, ei iſt das gerade nicht für— für den Herrn ienicke— aber daß die Tochter ſo nett von ihm ſpricht— immerhin.“ Pienicke fühlte ſo komiſches Pochen unter der 21 10 Seine Grete! Ob er ihr nicht doch manchmal Unrecht getan Ja, ſehen Sie, die Grete weiß ganz genau, daß er nicht ſo iſt wie er tut, Er kann ſich nur nicht ſo ausſprechen. Und, weil er ſich ſchon immer nen Jungen gewünſcht hat, da will ich eben ſehen, daß ich ihm den 8 kann. Aber— was halten Sie eigentlich von Herrn Pienicke?“ Der alte Herr ſchlug ſich wütend vor die Bruſt. „Ein Rindvieh iſt er, ein himnielhohes, ein Rabenvater, ein Lump, ein Gauner an der Liebe ſeiner Tochter„ „Herrrrr!“ Hans Siemſen fuhr auf.„Beherrſchen Sie ſich! Wenn Sie meinen Schwiegervater beleidigen, dann, „Ein Strolch, ein Idiot, ein Schuft iſt Pienſcke—— „Hören Sie mal alter Herr, noch ein Wort gegen Pie⸗ nicke und ich klebe Ihnen eine, daß Sie denken, Oſtern und Pfingſten iſt ein Tag!“ Die beiden Männer waren aufgeſprungen. „Sie ſind——“ begann Pienicke heiſer von Anſtren⸗ gung.„Sie ſind——“ „Hans! Vater! um Gotteswillen!“ Grete Pienicke ſtand, die Reiſetaſche in der Hand, ſprachlos auf der Schwelle. „Pie—nit—ke?“ ſtammelte Hans und ſah entgeiſtert auf ſeinen zukünftigen Schwiegervater.„Ach du gerechter — nun iſt es aus!“ 4 5 „Nein,“ ſagte Pienicke und ſein griesgrämiges Geſicht leuchtete,„jetzt gehts erſt los. Ich wußte ja gar nicht, was ihr beide für famoſe Menſchen ſeid. Aber warum haſt du mir nicht mitgeteilt, daß du dich mit dieſem netten jungen Mann verlobt haſt, Grete? Das war nicht recht.“ Er ſchloß ſeine Tochter in die Arme. 8 „Aber— ich— hatte— doch— ſolche Angſt“ ſtamme ſie,„und ich dachte— heute, an deinem Geburtstage wür⸗ deſt du milder geſtimmt ſein!“ i Geſchichten— Baume— und Damenröcke Von Ullrich von Uechtritz. g Wenn ich hochoben von meiner vierten Etage hinab⸗ ſchaue auf die Straße, dann ſehen die Menſchen aus, als könne man ſie mit einer Hand zuſammenkehren, Die elek⸗ triſchen Straßenbahnen rutſchen am Starkſtromdraht ent⸗ lang, als hätte eine Kinderhand zum Stoß nach ihnen aus⸗ geholt, und die Buume Ja, ſo— ich hätte faſt vergeſſen, zu ſagen, daß ich in einer Straße wohne, in der Bäume ſtehen, was für eine Großſtadtſtraße immerhin bemerkenswert iſt. Aber ich werde nie in einer 1 8 7 wohnen, A der keine Bäume ſtehen; denn ich liebe die Forbenkontraſte. Im Sommer ſehen dieſe Bäume wi, große, grüne Kleckſe aus auf dem weißen, ſtaubigen Aſphalt. Und im Winter, wenn es ſchneit, ſpreizen ſie ſich wie 12 junge Pudel in der Sonne. Oder wenn es taut, malen ihre