her aus gen 2. Blatt zu Mr. 277 Mikkꝛocch. 22. Nev. 1935 — Erleichterte Weinunterſcheidung Das Erzeugungsgebiet muß auf dem Etikett ſtehen. DR. Der außerordentliche Erfolg der Weinwerbewo zeigt, daß der deutſche Verbraucher dem Weine nicht 55 fremd gegenüberſteht, wie vielfach angenommen wird. Das Fremdſein dem Weine gegenüber wird oft ſeine Urſache darin haben, daß der Verbraucher nicht weiß, ob er auf ſeine Beſtellung hin einen Wein bekommt, der ſeinem Ge⸗ ſchmack entſpricht. Der Biertrinker weiß in den meiſten Fällen genau, in welcher Geſchmacksrichtung die einzelnen Biere der verſchiedenen Brauereien liegen. Die Nebenbe⸗ geichnungen wie„Pilſner“ kennzeichnen den Geſchmack des Bieres weitgehend, ſo daß der Biertrinker nur ſelten ent⸗ täuſcht wird, wenn er ein entſprechendes Bier fordert. Die aufklärende Arbeit der großen Brauereien hat ſich in dieſer Weiſe zum beſten der Bierverbraucher ausgewirkt. Anders bei den Weintrinkern! Wer hin und wie⸗ der gern eine Flaſche Wein trank, lernte zwar bald unter⸗ ſcheiden, wie ſich die Weine aus den einzelnen Erzeugungs⸗ gebieten gegenſeitig abhoben. Es iſt bekannt, daß die im einzelnen Weinbaugebiet geernteten Weine ſich in ihren Ge⸗ ſchmacksgrundlagen ſehr ähneln und grundſätzlich ſich von den Etzeugniſſen anderer Weinbaugebiete abheben. Leider wieſen aber die Etiketten die Erzeugergebiete nicht ausreichend aus, ſo daß der Verbraucher, wenn er eine Weinſorte kannte und ſchätzen gelernt hatte, ſie auf der Weinkarte aber nicht vorfand, nie wiſſen konnte, welche Weine in der Nähe wuchſen und ihm einen ähnlichen Genuß ſicherten. Nach einer neuen Anordnung des Reichsbeauftragten für die Re⸗ 9 05 des Abſatzes von Weinbauerzeugniſſen wird hier eine andlung geſchaffen. Sämtliche Weine müſſen von jetzt an ſo gekennzeich⸗ net werden, daß ihr Erzeugungsgebiet aus dem Etikett ein⸗ wandfrei feſtzuſtellen iſt. Als Weinbaugebiet gilt z. B. Moſel⸗Saar⸗Ruwer“. Die Gebiet umfaßt die Weinbaugemeinden der Moſel, Saar, Ruwer und ihrer Seitentäler. Zur näheren Kennzeichnung können neben der Gebietsbezeichnung auch noch Moſel, Saar oder Ruwer ein⸗ zeln in die Beſchriftung aufgenommen werden. Das Gebiet „Ahr“ kennzeichnet die Weine aus dem Landkreiſe Ahr⸗ weiler, während„Nahe“ die Weine des Kreiſes Kreuznach, Baumholder und des Alſenztales umfaßt. Die Weine mit der Bezeichnung„Mittelrhein“ ſtammen aus den Wein⸗ baugemeinden vom Siebengebirge rheinaufwärts, und zwar: rechtsrheiniſch bis zur Grenze des Kreiſes Rüdesheim(Rhein⸗ gaukreis), linksrheiniſch bis zur Einmündung der Nahe in den Rhein.„Rheinheſſen“ kennzeichnet den Wein aus der Provinz Rheinheſſen, während„Rheingau“ als Kenn⸗ zeichnung beſtimmt iſt für die Weine aus den Weinbauge⸗ meinden des Kreiſes Rüdesheim, dem Stadtbezirk Wies⸗ baden und einigen umliegenden Gemeinden. Mit„Lahn“ dürfen nur die Weinbaugemeinden der Lahn bezeichnet wer⸗ den.„Rheinpfalz“ ſchließt die Weinbaugemeinden der Ober⸗, Mittel⸗ und Unterhaardt zuſammen. Unter„Fran⸗ zen“ gehen die Weine des fränkiſchen Weinbaugebietes ein⸗ ſchließlich des badiſchen Tauber⸗ und Schüpfergrundes. „Württemberg“ weiſt die württembergiſchen Weinbau⸗ meinden mit Ausnahme der Weinbaugebiete des Boden⸗ bees aus. Die Kennzeichnung„Bodenſee“ iſt für die Weine, die aus den badiſchen, württembergiſchen, bayeri⸗ ſchen Weinbauorten des Bodenſeegebietes ſtammen,„Berg⸗ e für die Weine der badiſchen Weinbaugebiete mit usnahme der Weine des badiſchen Bodenſeegebietes und der Weine, die im badiſchen Gebiet der Bergſtraße angebaut werden, beſtimmt. Die übrigen Weinbaugemeinden Badens erhalten die Kennzeichnung„Baden“. Für die Weine der Weinbaugemeinden von Naumburg, Freyburg, Fitzenburg, Hohenſtedt, Weißenfels und Umgebung iſt die Beſtimmung „Saale⸗Unſtrut“ und die des Stadt- und Landkreiſes Grünberg„Grünberg“ vorgeſchrieben.„Sachſen“ kenn⸗ zeichnet den Wein aus dem ganzen Lande Sachſen. Die Namen der Gebiete oder Antergebiete dürfen mit oder ohne Beifügung des Wortes„Wein“ verwendet werden. Vergnügungsſteuer und Winterhilfe Der Reichsfinanzminiſter hat einen umfangreichen Rund⸗ erlaß zur Vegnügungsſteuer herausgegeben. Er verweiſt darin auf das Ziel, die Beſteuerung der Vergnügungen den ge⸗ änderten politiſchen, ſozialen und kulturellen Verhältniſſen anzupaſſen, ſoweit dies ohne erhebliche Beeinträchtigung des Aufkommens möglich iſt. Zu Anträgen aus letzter Zeit über Neuerungen und Weiterungen in dieſer Hinſicht gibt der Miniſter Grundſätze bekannt, nach denen auch die Gemeinden verfahren ſollen. Die ſchon bisher für das WHW beſtandene Regelung lah in beſtimmten Fällen auch für Veranſtaltungen mit Tanz⸗ beluſtigung Steuerfreiheit vor. Dieſe Ausdehnung will der Miniſter auch für das WHW 1935⸗86 zugeſtehen. Er be⸗ ſchränkt ſie auf Veranſtaltungen, die vom Reichsbeauftragten für das WHW gelten oder den von ihm dafür beſtimmten Stellen, von der NS DA und ihren Gliederungen ſowie der NS, ferner von den Dienſtſtellen der Wehrmacht im Rah⸗ men des WHW durchgeführt werden und deren Ertrag ausſchließlich und unmittelbar dem WH W zu⸗ gute kommt. Endgültig wird die Steuerſtelle die Steuer⸗ befreiung erſt ausſprechen, wenn der Veranſtalter eine Geldſpendenquittung des zuſtändigen Beauftragten des WoW e vorlegt und wenn feſtſteht, daß der abgeführte Betrag den geſamten Reinertrag darſtellt und mindeſtens das Doppelte der an ſich geſchuldeten Steuer ausmacht. Es müſſe angeſtrebt werden, die Beſteuerung det E in Gaſt⸗ und Schank⸗ wirtſchaften ſo zu geſtalten, daß ſie dem propagandiſtiſchen Wert des Rundfunks Rechnung krägt, wie dies z. B in Berlin durch Zugrundelegung der Größe der benutzten Räume ge⸗ hen ſei. Für Tage, an denen Gemeinſchaftsempfang großer politiſcher Kundgebungen ſtattfindet, ſoll die Steuet nicht erhoben werden. Schließlich will der Miniſter den emeinſchaftsempfang in den Betrieben da⸗ durch fördern, daß nicht nur keine Vergnügungsſteuer füt pfangsgeräte in Werkräumen erhoben wird, ſondern daß auch der Empfang in Kantinen, die auf die Werksange⸗ hörigen beſchränkt ſind, frei ſein soll. „Den Angehörigen des ambulanten Gewerbes will er dadurch entgegenkommen, daß bei Karuſſellen, Schau⸗ jeln und Spielbuden bei Berechnung der Pauſchſteuer der Durchſchnittseintrittspreis zugrunde gelegt wird. Der richtige Beruf für unſere Mädchen Die Frage nach dem richtigen Beruf kann bei den Mädchen nicht aus dem gleichen Geſichtswinkel betrachtet werden wie bei den männlichen Jugendlichen. Für ſie gilt es ja nicht nur irgend einen Beruf zu ſuchen und zu er⸗ lernen, für den ſie ſich eignen und der ſie befähigt, im Be⸗ darfsfalle auf eigenen Füßen im Erwerbsleben ſtehen zu können. Darüber hinaus wartet ja noch eine ganz beſon⸗ dere Aufgabe auf die heranwachſende Mädchengeneration: die Vorbereitung auf den Pflichtenkreis einer künftigen Hausfrau und Mutter. Das große Ziel, das bei den Mädchen über jeder Be⸗ rufswahl ſtehen muß, iſt ihre Ertüchtigung und Schulung für die Hausfrauenarbeit. Mit dieſem Ziel läßt ſich die Vorbereitung auf einen Erwerbsberuf recht wohl vereini⸗ gen. Es gibt verſchiedene Möglichkeiten dazu. Beſonders ſchön und befriedigend wird die Berufstätigkeit einer Frau bei ſpäterer Eheſchließung in die Arbeit als Hausfrau und Mutter einmünden, wenn gleich ein Beruf gewählt wird, der zur Gruppe der hauswifrtſchaftlichen oder ländlich-haus⸗ wirtſchaftlichen Berufe gehört. Die Wahl eines haus wirtſchaftlichen oder damit verwandten Berufes wird man alſo unfſeren Mädchen, welche Schulbildung ſie auch immer beſitzen, ſtets warm empfehlen können. Aber auch wo ſich ein Mädchen zu irgend einem anderen Er⸗ werbsberuf entſchließt, darf eine gediegene hauswirtſchaft⸗ liche Ausbildung nicht fehlen. Sie wird zweckmäßigerweiſe vor dem Eintritt in den Beruf durchlaufen, ſchon aus dem Grunde, weil beſonders ein 14jähriges Mädchen in körper⸗ licher und ſeeliſcher Hinſicht zunächſt nirgends beſſer aufge⸗ hoben iſt, als bei hauswirtſchaftlicher Betätigung. Erfreulicherweiſe ſetzt ſich heute in der breiten Oeffent⸗ lichkeit immer mehr die Erkenntnis durch, daß unſere Vier⸗ zehnjährigen noch nicht in Fabrik oder Kontor oder Werkſtatt gehören, weil ſie der Arbeit dort in den wenigſten Fällen gewachſen ſind. Auch für jeden an⸗ deren Beruf iſt eine vorangehende hauswirtſchaft⸗ liche Schulung das beſte Fundament. Wo es mit Rück⸗ ſicht auf die wirtſchaftlichen und ſozialen Verhältniſſe einigermaßen ermöglicht werden kann, ſollten ſich unſere Mädchen daher erſt nach längerer Tätigkeit in der ſtädti⸗ ſchen oder ländlichen Hauswirtſchaft einem anderweitigen Berufe zuwenden. Es wäre im Intereſſe einer geſunden Erziehung der heranwachſenden Mädchengeneration drin⸗ gend zu wünſchen, daß immer mehr Eltern zu dem Verant⸗ wortungsbewußtſein und der Einſicht gelangen, daß ſie die Pflicht haben, ihrer Tochter, möge deren Lebensweg ver⸗ laufen, wie er wolle, ein gediegenes hauswirtſchaftliches Wiſſen und Können mit auf den Weg zu geben. Die Ar⸗ beitsämter geben über all dieſe Fragen bereitwillig Aus⸗ kunft. Sie vermitteln die entſprechenden Stellen. Beamtenkinder gehören in die 3 Ein Erlaß des Reichsinnenminiſters. In einem an alle Reichs⸗ und Landesbehörden gerich⸗ teten Erlaß über den Beitritt von Kindern der Beamten 5 den Jugendorganiſationen der NSDAP weiſt der e ichs und Führer bel Innenminiſter dar⸗ auf hin, daß der Führer der Partei die Aufgabe geſtellt habe, alle deutſchen Menſchen in nationalſozialiſtiſchem Denken und Handeln im Dienſte am deutſchen Volk zu er⸗ ziehen und daß im Rahmen dieſer Aufgabe die Hitler⸗Ju⸗ gend allein berufen ſei, die deutſchen Jungen und Mädchen nationalſozialiſtiſch in lie und Lebensauffaſſung zu führen und auf ihre einſtige Aufgabe als Träger des Rei⸗ ches körperlich und geiſtig vorzubereiten. Es 15 deshalb ſelbſtverſtändlich, daß alle, die es mit ihrem 7 ekenntnis zum Führer und ſeiner Bewegung ehr⸗ lich meinen, aus Verantwortungsbewußkſein gegenüber der deutſchen Zukunft ihren Kindern den Weg zur Hitler⸗ Jugend freigeben und ſo das Werk des Führers unkerſtük⸗ zen. Der Miniſter erklärt, daß er das insbeſondere auch von allen auf den Führer und Reichskanzler vereidigten Beamten des nakionalſozialiſtiſchen Staates erwarte. Die Beamten ſollen in geeigneter Weiſe hiervon in Kennknis geſetzt werden. Rundfunk⸗Hrogramme Reichsſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm- Nummern: 6 Die Fahne ruft, Choral; 6.05 Gymnaſtik, 6.30 Frühkon⸗ zert 1; 7 Frühnachrichten, anſchließend Frühkonzert II; 8 Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Bauernfunk, Wetter; 8.15 Gymnaſtik; 8.45 Funkwerbungskonzert; 10.45 Sendepauſe; 11 Hammer und Pflug; 12 Mittagskonzert 1; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Allerlei von zwei bis drei; 17 Nachmittagskonzert; 20 Die Fahne ruft, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nacht⸗ konzert. Donnerstag, 28. November: 9.15 Frauenfunk; 9.35 Sendepause; 10.15 Volkslied⸗ ſingen; 15 Sendepauſe; 15.15 Allerlei Plaudereien; 15.30 Frauenſtunde; 16 Muſik am Nachmittag; 18.30 Ein Loch im Teppich, Hörbericht; 18.40 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 19 Wir Mädel ſingen; 19.20 Loſet, was j euch will ſage, heitere alemanniſche Geſchichten: 20.10 Mozart⸗Zyklus; 21 Tänze und Lieder der Nationen; 22.20 Das Luſtigſte vom Luſtigen; Freitag, 29. November: 9.15 Frauenfunk: 9.30 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 15 Bekanntgabe der Termine: Wiederſehensfeiern alter Front⸗ ſoldaten, anſchl. Sendepauſe: 15.30 Kinderſtunde; 16 Heitere Muſik am Nachmittag; 18.30 Jugendfunk; 19 14. offenes Lie derſingen 1935; 19.30 Lieder von Landknechtsart; 20.15 Stunde der Nation; 21 Forellenquintett von Franz Schubert, anſchl. Schallplatten; 22.30 Unterhaltungskonzert. Samstag, 30. November: 9.15 Sendepauſe; 10.15 Schulfunk; 14 Die verliebte Verzweiflung, galantes Spiel; 14.30 Allerlei von zwei bis drei; 15 Jugendfunk; 16 Ultimo und Wochenend, fröhlicher Nachmittag; 18 Tonbericht der Woche; 18.30 Der Funk⸗ Skikurs; 19 Die Woche klingt aus; 20.10 Martha, Oper von Flotow; 22.30 Muſik am Wochenende; 24 Die Geiſha, japaniſche Teehausgeſchichte. Reichsſender Frankfurt. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ Nummern: 6 Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtit; 6.30 Frühkonzert: 7 Nachrichten: 8 Waſſerſtandsmeldungen, Zeit, Wetter; 8.15 Gymnaſtik; 8.45 Sendepause: 11 Werbekonzert; 11.35 Pro⸗ grammanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 11.45 Sozial⸗ dienſt; 12 Mittagskonzert; 3 Zeit, Nachrichten, anſchließend Lokale Nachrichten; 13.15 Meittagskonzert; 14 Zeit, Nach⸗ richten, Wetter; 14.10 Allerlei zwiſchen zwei und drei; 15 Zeit, Wirtſchaftsmeldungen, Wirtſchaftsbericht, Stellengeſuche der DAß: 17 Nachmittagskonzert; 18.55 Wetter, Sonder⸗ wetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirtſchaftsmeldungen, Programmänderungen, Zeit; 19.50 Tagesſpiegel: 20 Zeit, Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.15 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport. Donnerstag, 28. November: 8.45 Bauernfunk; 10.15 Schulfunk; 10.45 Sendepauſe; 15.15 Kinderfunk; 16 Heitere Klänge; 18.30 Launiger Leit⸗ faden für Sprachfreunde; 18.40 Das aktuelle Buch; 19 Unterhaltungskonzert; 20.10 Mozart⸗Zyklus; 21 Bunte Stunde; 22.20 Weltpolitiſcher Monatsbericht; 22.40 Abend⸗ ſtändchen; 23.30 Der Sängerknabe des Landgrafen. Freitag, 29. November: 10.15 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 15.15 Schickſale der Zeit; 16 Konzert; 18.30 Unſer täglich Brot..., Hörbild um Geſchichte und Brauch⸗ tum des Brotes; 19 Anterhaltungskonzert; 20.15 Stunde der Nation; 21 Deiner Söhne Schöpfungen, Hörbild; 22.25 Sportſchau der Woche; 22.50 Unterhaltungskonzert. Samstag, 30. November: 8.45 Bauernfunk; 10.15 Schulfunk; 19.45 Sendepauſe; 15.15 Jugendfunk; 16 Ultimo und Wochenend, fröhlicher Nachmittag; 18 Der goldene Marti, Sage und Erzählung um Schwarzwälder Erz; 18.20 Stegreifſendung; 18.30 Wir ſchakten ein, das Mikrophon unterwegs; 18.40 Wochenſchau des Zeitfunks; 19 Die Landſchaft ſpricht: Die Rhön; 19.55 Ruf der Jugend; 20.10 Zu guter Letzt, heute großes Panoptikum, fröhlicher Streifzug durchs bunte Leben; 22.15 Zwiſchenbericht von den Gerätemeiſterſchaften der DT; 22.30 Muſik am Wochenende. Gahara- Wüſte oder Garten? Ein Problem, das nicht zur Ruhe kommt. Die Erde iſt ſo ungleich beſiedelt, daß ſechs Zehntel der Menſchen auf einem Zehntel der Erdoberfläche wohnen. Daher richtet ſich immer der Blick auf die weiten Strecken der Erdoberfläche, die Millionen Raum und Nahrung geben könnten— wenn nur erſt die Vorbedingungen geſchaffen wären. Eines der Gebiete, die dabei im Vordergrund des Intereſſes ſtehen, iſt die Sahara. Immer wieder ſind in den letzten Jahren Pläne aufgetaucht, aus ihr ein Siedlungs⸗ gebiet zu machen. Dieſe Pläne ſind nicht neu. Bereits vor rund 8) Jahren hat man ſich mit ſolchen 1 beſchäftigt. So fand im Juli 1870 im Manſion⸗Houſe zu London ein Meeting ſtatt, das ſich mit einem dieſer Pläne befaßte. Das Projekt war von einem engliſchen Ingenieur Jonald Mackenzie ausgearbeitet worden, der über eine ge⸗ naue Kenntnis der Geländeverhältniſſe Nordafrikas ver⸗ fügte. Er führte auf dem Meeting aus: Den Kanariſchen Inſeln gegenüber zwiſchen dem Kap Juby im Norden und dem Kap Bojador im Süden münden zahlreiche ausgetrock⸗ nete Flußläufe in den Atlantiſchen Ozean. Eine mehrere Meilen breite Kette von Sandhügeln zieht ſich dort an der Küſte hin. Zwiſchen ihr und der großen Handelsſtadt Tim⸗ buktu, die nahe der nördlichen 1 des Niger liegt, erſtreckt ſich 800 engliſche Meilen breit der weſtliche Teil der Wüſte Sahara. Bei dem Wadi el Djuf liegt dieſer Teil 120 bis 130 Meter unter der Oberfläche des Atlantiſchen Ozeans. Wie der ſtarke Salzgehalt des Wüſtenſandes dort be⸗ weiſt, bildete dieſe Gegend einſt einen Teil des Ozeans, bis ein Sandwall die Verbindung abſchnitt, worauf dann das Waſſer verdampfte und an die Stelle einer Meeresbucht die Sandwüſte trat. Dieſe wiſſenſchaftliche Annahme wird durch Berichte aus dem Altertum beſtätigt. Die Durchbrechung des Sandwalles aber war nach Mackenzies Anſicht unſchwer durchführen. Damit aber würde die alte Verbindung wiederhergeſtellt und die Wüſte in einen Meeresarm zurückverwandelt. Dies aber würde wieder die angrenzend 4 Gebiete der Sahara in fruchtbares Land verwandeln, zudem aber das ganze nördliche Zentral⸗ afrika der euraväiſchen Kultur zugänglich machen und dem Handel den bequemen Zugang zu einem großen und reichen Gebiet verſchaffen Schon damals führten e Kaufleute dort jährlich für drei Millionen Pfund engliſche Waren ein. Sie wurden entweder durch Karawanen von Tunis aus durch die Wüſte nach Timbuktu befördert oder von der Goldküſte aus den Niger aufwärts dorthin geſchafft. Beide Wege ſind lang und beſchwerlich, und der Preis der Waren wird durch die Transportkoſten vervierfacht. Der Plan Mackenzies wurde beifällig aufgenommen. Mehrere Redner ſprachen ſich für ihn aus, und der Lord⸗Mayor von London, der den Vorſitz in der Verſammlung führte, erklärte ſich bereit, Beiträge zur Beſtreitung der Koſten einer Vorunterſuchung entgegen⸗ zunehmen. Ueberdies wollte man die Sache dem Kolonial⸗ amt vortragen. Dabei iſt es aber geblieben, vermutlich in erſter Linie darum, weil 1 1 ſich aus dieſen Gebieten zurückzog und 5 Frankreich überließ. Doch machte man damals auch wif⸗ ſenſchaftliche Bedenken gegen die Ausführbarkeit des Planes geltend. Man wies darauf hin, daß auch ſchon die Bewäſſe⸗ rung der Sahara von der Nordküſte her aus dem Mittel⸗ ländiſchen Meer in Erwägung gezogen worden war. Dagegen hatten die deutſchen Gelehrten Achſenius und Rohlfs einge⸗ wandt, daß das Waſſer aller Wahrſcheinlichkeit nach auf dem Wüſtenuntergrund verdampfen würde, worauf dann wieder nur ein neuer Salzniederſchlag zurückbleiben werde. Trotz dieſen Bedenken ift gerade in neueſter Zeit wieder der Plan der Bewäſſerung vom Mittelmeer her aufgetaucht. Jedenfalls aber kommt das Problem der Fruchtbar⸗ machung der Sahara nicht zur Ruhe. Und in der Tat würde gerade ſie ja auch eines der zukunftsreichſten Siedlungslän⸗ der werden können wegen ihrer Nachbarſchaft mit dem dicht⸗ bevölkertſten Teil der lt, dem alten Europa. Es iſt aber auch darum dringend, weil die Wüſte jährlich einen Kilo⸗ meter füdwärts rückt! n man in der Südſahara durch einen Verzweiflungskampf führt. 2 0 N Man fob. o ee n, Nie wind, e Wenn der Vater mit dem Sohne an einem ſchönen Sonntagvormittag, beide in den beſten Sonntagskleidern, im Zimmer auf dem Boden liegt und„nur einmal nachſieht“, ob das Uhrwerk funktioniert; wenn der Vater mit dem Sohne an einem ebenſolchen Sonntag auf dem Hofe oder im Garten angetroffen wird und dort immer feſte Waſſer in eine Sand⸗ kühle gießt, damit ſich ein See bildet und breiiger Lehm, der wieder gut durchgeknetet und als Damm verwandt wird; wenn der Vater mit dem Sohne und der ganzen Familie ſpazierengeht und genau wie der Sohn die kleinen Stein⸗ chen auf der Straße mit den Spitzen der neuen Sonntags⸗ ſchuhe traktiert und Fußball ſpielt; wenn der Vater mit dem Sohne ſich die Badewanne voll Waſſer gelaſſen hat oder den Spülſtein und dann ordentlich pantſcht; wenn der Vater mit dem Sohne auf dem Hofe mit einem Kindergewehr nach der Scheibe ſchießt oder ſich eine Schleuder gebaſtelt hat und nun immer feſte Steine in die Landſchaft ſchleudert und da⸗ mit den Nachbar ärgert, oder wenn ſie beide aus dem Puſte⸗ rohr die Papierpfropfen auf das Fenſter puſten; wenn der Vater mit dem Sohne ſo in die Spielerei vertieft iſt, daß ſich die Mutter die„Zunge zerbrechen“ kann, ehe die beiden an den Tiſch kommen— dann ſind das Tatſachen, auf die die Mütter und Frauen ganz verſchieden reagferen. 6s 77 5 35 Fee Wenn beide ſpazierengehen, ſingen ſie ein Lied. E ²˙ wm per letzte junker von Rothenburg Roman von Paul Hain. Mach druck nerhaten 5 raſtete Simmern gerade unterhalb des Kirchleins des Bruders Euſebius. Da hörte er das Läuten der Glocke in der weiten Einſamkeit und wußte, daß er auf dem rechten Wege war. Er nahm den Helm ab und neigte den ergrauten Kopf. „Jungfer Bärbele— daheim im Frankenland— nun hat dein Reiſeſegen mir wohl Glück gebracht. Großes Glück. Nun werden deine Augen wieder blank werden und die Sonne, die über unſere fränkiſchen Wälder und über der Tauber ſo ſchön ſtrahlt, wird aus deinen Augen leuchten wie aus einem Spiegel. Jungfer Bärbele— er lebt! And ich werde ihm einen Gruß von dir bringen.“ Er nahm das Pferd am Zaum und ſtieg weiter. Das Abendrot prunkte auf den Bergkuppen. Da nahm er das Horn, das er auf all ſeinen Ritten über der Schulter getragen hatte. Laut und widerhallend tönte das Reiterlied von den Bergen. Als das Abendrot aufbrach, „Wir reiten durch die Nacht dahin, Es klirren Schwert und Zügel, Mir iſt ſo weh und bang im Sinn, Wir reiten durch die Nacht dahin, Durch Täler und durch Hügel—“ Nie hatte Simmern aus ſo frohem Herzen geblaſen. Ob Junker Jörg es hörte— und verſtand? Er ſetzte ab. Und gleich darauf hob er das Horn von neuem. Ein anderes Lied! Junker Jörgs Liebeslied, das er ſo gern geſungen hatte — einſtmals, wenn er an Bärbele dachte. Mochte es durch die Berge hallen— mochte es des Junkers Herz füllen mit rauſchender Erinnerung und ihm künden, daß je⸗ mand kam, der ihm treu war. Und daß es in der Welt ein Mädchen gab, das viel Tränen um ihn vergoſſen hatte. „Es ſingt mein Herz von Minne laut Das ſchönſte aller Lieder, Seht, Freunde, wie der Himmel blaut, Die Heimat grüßt uns wieder. Und in der Heimat wartet wohl Die Schönſte aller Schönen, Um ihre Lippen, roſenrot, Blüht ihrer Seele Sehnen. Und ihre Augen ſtrahlen hell Gleichwie des Himmels Bläue, Mich kümmert nichts mehr in der Welt Als meines Liebchens Treue. Drum ſingt mein Herz von Minne laut Das ſchönſte aller Lie de,. Nun mach' ich dich zu meiner Brant, Nun hat dein Herz mich wieder!“ in Erſcheinung zu treten und an meine Kohlen zu erinnern. Die einen verbieten es kategoriſch(„Aber, Franz, du ſollteſt dich doch wirklich benehmen können!“) und haben mit dem Verbot Erfolg(dann ärgert er ſich), oder keinen Erfolg (dann iſt ſie entrüſtet). Anderen Frauen iſt es ſo lange gleichgültig, wie nicht an der Ordnung gerüttelt und das Eſſen nicht kalt wird, das Waſſer nicht überläuft oder die Scheiwe zum xeufel geyt. Es iſt ihnen ganz gleichgultig, wo⸗ mit ſich der Sohn, geſchweige denn der Vater beſchäftigt. Wieder andere nehmen es hin als eine Entgleiſung des „Alten“, über die man lachen muß, verächtlich lachen, wie man eben über die Unvernunft großer Menſchen lacht. Aber es gibt auch Mütter und Frauen, die denken über ſolche Väter anders. Die lachen auch, aber ſtill und leiſe, während ſie ein todernſtes Geſicht zeigen, die fahren ſogar mit einem tüchtigen Donnerwetter zwiſchen die Raſſelbande, aber im ſtillen, wenn ſie die Tür hinter ſich zugemacht und die beiden Kinder wieder ſich ſelbſt überlaſſen haben, erhellt herzliche Freude das Geſicht. Die dehnen ihre guten Ermah⸗ nung für den Jungen unbedenklich und noch nachdrücklicher auf den Vater aus und erbitten ſich energiſch etwas beſſere Manieren, aber für ſich hoffen ſie doch: wenn er bloß ſo bleiben wollte! Nämlich mit dem Kinde ein Kind! Iſt das wirklich ſo ſchlimm, wenn das Kind im Manne wieder zum Vorſchein kommt? Mitnichten! Er ſoll nicht kindiſch werden, und er wird es ja nicht; aber ſo etwas kind⸗ lich kann er ruhig ſein. Ich ſehe ihn immer vor mir. Nie⸗ mand kann zu ſeiner Zeit ſtrenger ſein und peinlicher, nie⸗ mand mehr Wür richtige, ungekünſtelte und glaubhafte Würde zeigen, die mich und die Kinder reſtlos überzeugt, nie⸗ mand ſtrotzt mehr von Autorität als der Mann und Vater, und niemand wagt, dieſe Autorität anzuzweifeln, nicht ein⸗ mal der zwölfjährige Junge. Der Vater weiß ohne beſon⸗ deren Nachdruck und mit einer leiſen Selbſtverſtändlichkeit, ſeine Stellung zu wahren. Und weil er als Mann und Vater auch ſeine Pflichten mit gleichem Ernſt erfüllt, kommt es uns niemals in den Sinn, an ſeinen Rechten zu zweifeln(wie er nicht an denen der Frau und Mutter). Aber: an einem Abend hatte ich ihn gebeten, mir aus Der Junge wollte den de Als ich eben meine Arbeit len, und mir fiel ein, daß lieder in den Keller ge⸗ einige An minuten heute, die e aber vierzig Bildfläche erſchienen, eine Viertelſt fertig hatte, fehlten mir die die beiden männlick 8 gangen waren. verſtreichen Treppen in den K Minuten noch machte ich mi Knapp auf Ermahnung des 2 eifrige 1 Vati“, ungen. hörte ich und dann einen ku Hlac mußte erloſchen ſein, denn der Schimmer, der ar ang auf die Treppe fiel, war verſchwunden. Ich ſtand ſt dann wurde ein Streichholz tzündet. Dann war wieder ein 19188 775 „Ho, ho, wo Schlag zu hören. ſchätzig. Nater Inzwiſchen war ich den Gang entlang bis zur Kellertür gegangen und ſah, wie unſer ſonſt ſo würdiger Familien⸗ vorſtand eine Kartoffel in der Hand hatte. Schwuppdich, flog ſie nach der Kerze, die in der anderen Ecke ſtand— und richtig, der Vater hatte getroffen.„Na“, knurrte er, und „Hach, die ſaß!“ echote der Sprößling.„Du biſt dran!“ warf der Vater ein und ſtrich ein Zündholz an. um damit die Kerze anzuzünden. Da vorauszuſehen war, daß das Spiel noch einige Zeit dauern würde, hielt ich es für zweckmäßig. Junge gering⸗ 1717* N Sor antwortete der Der letzte Ton verhallte im Abend. Simmern ließ das Horn ſinken. Da klang ein Schrei aus den Bergen. Seltſam ſcharf in der ſtillen Luft. Er mußte von der Bergkapelle her kommen, die Simmern nun ſchon ſehen konnte Der Aufſchrei eines Menſchen, der aus dem Dunkel, in dem er bisher gelebt, plötzlich in ſtrahlende Helle Dieſes war der Augenblick geweſen, da Bruder Euſe⸗ bius auf den Junker zuſprang und jubelnd und faſt ver⸗ zückt ausrief: „Herr— Ihr ſeid aufgewacht. Gebenedeit ſei der All⸗ mächtige—!“ Und Jörg, der eben aufgeſchrieen hatte, da die Melo⸗ die des Horns ſeine Seele aufgebrochen, lachte mit blitzen⸗ den Zähnen und einem Juhel in der Stimme: „Bruder— Bruder— ich erwache wie aus einem Traum. Die Schleier ſind fort— die Nebel— das Grauen—! Ich ſehe— ich höre— ich verſtehe— ich weiß wieder, wer ich bin, wo ich bin—“ Und laut auf ſchrie er aus vollem Halſe, daß es von den Hängen widerhallte. Das Lied— Simmerns Gruß— hatte mit einem Schlage ein Wunder verrichtet. Bruder Euſebius breitete in feierlicher Verzückung die Arme weit aus, daß die Aermel der Kutte faſt bis zur Schulter zurückfielen. „Gloria in excelſis deo—“ betete er voll Inbrunſt und jſank andächtig auf die Knie.„Geprieſen ſei der geile der Wunder vollführt hier und immerdar. Kyrie eleiſon——“ Gein weißes Haar wehte im Winde. Junker Jörg lauſchte. Die Dumpfheit ſeiner Seele war gewichen wie unter einem Zauberſpruch. „Bruder Euſebius— es kommt jemand—“ Steine rollten unter dem jäh abfallenden Hange— Schritte knirſchten. „Es kommt jemand— einer, der mein Lied kannte — Bruder Euſebius—“ Der ſtand wieder auf. Legte väterlich die Arme um des Junkers Schulter. „Mein Sohn— du zitterſt—“ „Es kommt jemand—“ ſchrie Jörg auf— ſah auf dem ſchmalen Fußpfad, der über die Matte unterhalb des Kirchleins führte, einen Bewaffneten, der ein Roß am Zaum hinter ſich führte— „Simmern— Veit—“ Faſt überſchlug ſich ſeine Stimme. Er riß ſich aus den Armen des Mönches. Ein Schluch⸗ zen brach ihm ſchier über die Lippen. Seine Augen füll⸗ ten ſich mit heißem, feuchtem Glanz. Er ſtürzte davon. Den Berghang hinab. „Simmern—!“ „Wie er laufen kann— murmelte Euſebius. Und dann:„Nun werd' ich endlich wiſſen, wer er iſt! Zeichen und Wunder e Jörg rannte, ſo ſchnell ihn die Jabe trugen. Simmern war ſtehengeblieben. Das Herz zitterte ihm. Er fühlte, wie ihm die Knie ſchwach wurden. „Junker Jörg—!“ 5 Der ſank ihm atemlos an die Bruſt. ö Mein Sohn rieb ſich verlegen den Hoſenboden und was ſoll ich ſagen, die gleiche Bewegung vollführte der Vater. Das war nicht etwa fürſorgliche Vorbereitung, nicht etwa Anſpielung auf ein kommendes Ereignis, da dieſes Ereigms — für den Jungen natürlich nur— als ultima ratio in den ſeltenſten Fällen„zur Hand“ iſt, ſondern die Bewegung war der Ausdruck jungenhafter Verlegenheit. Und dieſe echt jungenhafte Verlegenheit war beim Vater genau ſo echt und urſprünglich, daß ich es vorzog, nichts bemerkt zu haben Lediglich meine Kohlen reklamierte ich nochmals, während heide die Köpfe ſenkten und das Füllen des Korbes begannen. Dann ging ich wieder die Treppe hinaus und lachte herzlich Aber leiſe, er durfte es nicht hören, damit er nicht etwa darauf kam, dieſen Rückfall in die Jungenzeit mit männlicher Energie auszurotten. Wenn Mutti zu Hauſe iſt, darf der Junge nicht planſchen, aber der Vater hat mehr Verſtändnis dafür, er ſpielt mit. Aufnahmen(2): Weltbilderdienſt— M. Denn ich glaube, daß ein richtiger Vater mit ſeinem Sohne wieder ein Kind, ein Junge, werden muß. Dieſe ewige Würde macht ihn mit der Zeit langweilig, die Autorität wird langſam zum Panzer. Dieſer Rückfall in die Jungen⸗ zeit iſt ein geſunder Ausgleich und ein Zeichen dafür, daß er trotz ernſter Arbeit und trotz den Jahren jung geblieben iſt, ein Junge. Und ſollten wir das nicht erhalten und— er ſoll und darf es nicht merken— ſogar fördern? Von dieſem Jungſein wird uns mancherlei zuteil. Außer⸗ dem zeigt es uns, daß wir ihm nicht nur mit Achtung und Liebe, ſondern mit unſerem mütterlichen Gefühl kommen dürfen. Wir dürfen auch hier von dem Schönſten ſchenken. mern— alter, treuer Geſell! Ja ſeid Ihrs chickt Euch der Herrgott— ſchickt Euch das Bär⸗ „Beide— Junker— beide Mochte wohl das erſtemal in des Alten Leben ſein, daß ihm Tränen in die Augen traten. And er ſchämte ſich ihrer nicht. „Und geſund ſeid Ihr, Junker— geſund—“ „Ja, Gott im Himmel— ich bin's! Seit der Ton Eures Horns zu mir tönte, Simmern! Seit ich das Lied wieder hörte— Euern Willkommengruß. Simmern— wie lange war ich fort? Eine Ewigkeit? Was weiß ich Mein Hirn war ſo dumpf und leer! Das Bärbele— was macht das Bärbele? Mein Sonnenmädel—!“ 5 „Faßt Euch, Junker. Viel gibt's zu erzählen. Mir iſt ja ganz wirr im Kopf. Verzeiht die Tränen—“ Er ſtrich über die Augen. „Hätt nicht gedacht, daß Freude einen ſo erſchüttern kann. Kommt, Junker— mein Pferd muß ruhen, der tapfere Kerl—“ Und Arm in Arm wanderten ſie den Pfad hinauf, der Alte, deſſen langes Suchen endlich belohnt war, und der Junge, der in zitternder Erregung am eiſenbewehrten Arm Simmerns Halt ſuchte. So kamen ſie oben an, wo Bruder Euſebius ſtie er⸗ wartete. „Euch hat Gott geſchickt— geſegnet ſei Euer Kom⸗ men—“ „Jörg aber ſagte: „Das iſt Bruder Euſebius— mein Retter. Ich weiß es wohl. Ja, ehrwürdiger Bruder, mir iſt vieles klar ge⸗ worden in dieſer Stunde-— „Das Lied hat Euch gerettet—“ Mönch beſcheiden. Simmern reichte ihm die Hand. „Ich grüß' Euch, Bruder— ich bin Veit Simmern, des Junkers Jörg, des Levetzingers aus Rothenburg, treueſter Kampfgeſell—“ „Jörg aus Rothenburg,“ ſagte der Mönch langſam und faſt feierlich und trat einen Schritt zurück. „Wußtet Ihr das nicht?“ fragte Simmern erſtaunt. „Bis jetzt— nicht!“ 5 Und plötzlich drückte er dem Junker faſt ſtürmiſch die and. „Junker Jörg! Euern Namen kenn' ich! Der Rothen⸗ burger! Hab' genug von Euch gehört— und wahrlich nichts Schlechtes. Was aus Rothenburg kommt—“ Sein Blick wurde plötzlich fremd, abweſend. Sein Geſicht wandte ſich den Bergen zu, die nun ſchon faſt von Dunkelheit eingehüllt waren. f Der Abendſtern ſtand groß und leuchtend über den Gipfeln. „And Ihr— ſeid Junker Jörg—“ Es war ein—urmeln nur— leiſe, hauchleiſe. Jörg aber rief: 5 „Bei Gott— Ihl dabt viel an mir getan, Bruder Euſebius. Was müßt Ihr für eine Plage mit mir ge⸗ habt haben! Aber— Simmern, Ihr müßt hungrig fein wie ein Bär. Iſt doch ein weiter Weg bis hier oben herauf. And erzählen— 1 müßt Ihr! Wie Ihr hierher? Es iſt ja alles wie ein Wunder. 0 antwortete der Tage. Bai te iht klärte