benſo Jeder nicht weil tenen oder olks⸗ aus: hal. hutz⸗ ſt zu Sip⸗ noch ir die Kom⸗ rwal⸗ fleger wor⸗ weis, iltun⸗ rivat⸗ t des egen⸗ rchib⸗ iſung ichts⸗ ltung inder e det und Be⸗ licher efin⸗ dem merhin hatte hier die italieniſche Rüſtungsinduſtrie Kiſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rt. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Sechenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. X. 35: 1225 35. Jahrgang 27272 y Oel entſcheidet! Das Rezept der Vertagungen, das in Genf bis zum Ueberdruß geübt wird, iſt wie ein Schmerzlinderungsmit⸗ tel, immer nur von vorübergehender Wirkung. Kaum hat Herr Laval durch einen Kammerſieg ſeine innerpolitiſche Stellung wieder einigermaßen gefeſtigt, und ſchon rückt der 12. Dezember heran, an dem Frankreich eine wichtige außenpolitiſche Entſcheidung zu treffen hat. In Italien iſt man objektiv genug, auch den Aufſchub des Oelſperrebe⸗ ſchluſſes um wenige Tage Herrn Laval als Guthaben auf das Konto zu ſchreiben. Um ſo tiefer geht die Empörung über das Vorhaben des Sanktionsausſchuſſes, nunmehr am 12. Dezember auch die Oelſperre gegen Italien zu ver⸗ hängen. Man bemüht ſich zwar, auch hier die Empörung zu begrenzen. Das amtliche Italien übernimmt den tech⸗ niſchen Ausdruck„Feindſelige Haltung“ nicht, denn dieſer Ausdruck iſt eindeutig. Als er zuerſt in der ita⸗ lieniſchen Preſſe fiel, folgten ſene engliſch⸗franzöſiſchen Solidaritätserklärungen, wonach eine feindſelige Handlung Italiens eine gemeinſame engliſch⸗franzöſiſche Abwehr her⸗ vorrufen müßte. Aber in Rom ſpricht man amtlich von einem„Akt tiefſter Feindſeligkeit“, was ja in Worten noch um einige Grade ſchärfer klingt, aber im in⸗ ternationalen Sprachgebrauch bei weitem nicht ſo ſchlimm iſt wie die Bezeichnung„feindſeliger Akt“. Man muß zum tieferen Verſtändnis der italieniſchen Erregung wiſſen, was ein Ausfuhrverbot für Oel und Oel⸗ erzeugniſſe ſeitens der Sanktionsſtaaten für Italien bedeutet. Italien konnte die Weigerung der Sanktions⸗ ſtaaten, italieniſche Erzeugniſſe weiterhin aufzunehmen, ſchließlich verſchmerzen. Der Krieg erfordert ſowieſo eine ſtärkere Beanſpruchung der heimiſchen Erzeugniſſe für Heer und Volk. Der finanzielle Boykott konnte durch innere Ab⸗ wehrmaßnahmen, die von einem beiſpielloſen Opfermute der Bevölkerung getragen waren, wenigſtens in ſeinen ſchlmmſten Wirkungen abgewehrt werden. Das Einfuhr⸗ verbot für Waffen traf Italien nicht ſehr ſchwer, weil Muſſolini eine gut organiſierte Kriegsinduſtrie im eigenen Lande aufgebaut hat. Schlimmer war ſchon die Zufuhr⸗ ſperre für Kupfer, Zinn, Zink und andere Rohſtoffe ſowie Halbfabrikate für die Herſtellung von Kriegsmgtexigl. Im⸗ ge⸗ raume Zeit, ſich mit Vorräten für einen längeren Zeit⸗ raum einzudecken. Ganz anders liegen die Dinge beim Pe⸗ troleum und ſeinen Nebenerzeugniſſen. Italien gewinnt im eigenen Lande jährlich etwa 3000 Tonnen Erdöl. Das iſt für ſeinen Bedarf ſo gut wie nichts. Man muß ſich ver⸗ gegenwärtigen, daß in Italien das Petroleum noch ein ſehr weit verbreitetes Beleuchtungs mittel iſt. Eine Helſperre würde in der kleinſten Hütte der Abruzzen fühl⸗ bar werden. Italien beſitzt einen glänzend entwickelten Kraftwagenverkehr. Nahezu alles erforderliche Benzin muß aus dem Auslande bezogen werden. Ein Teil der hei⸗ miſchen Flotte, beſonders aber die Luftflotte, iſt auf Oel⸗ feuerung angewieſen. Nun aber tritt zu dieſem Bedarf der Heimat der Verbrauch bei der Kolonialarmee. Die motoriſierten Truppen verfügen über rund 8000 Laſt⸗ kraftwagen, und in dem ſchwierigen Gelände iſt weit mehr Treibſtoff vonnöten als auf ausgebauten Fahrſtraßen. Ita⸗ lien hat in Oſtafrika etwa 300 Flugzeuge. Man hat be⸗ rechnet, daß bei einem gleichzeitig unternommenen Flug dieſe Luftfahrzeuge in einer Stunde 75 000 Liter Benzin verbrauchen würden. Es iſt darum nicht zu viel geſagt, wenn man ausſpricht, daß das Oel für die ganze Kriegsent⸗ ſcheiung von ausſchlaggebender Bedeutung iſt. Oel entſcheidet! Das weiß man in Italien nur zu ge⸗ nau. Aber auch die Gegner Italiens wiſſen, daß hier die Achillesferſe der ganzen italieniſchen Kriegsführung liegt. Italien befindet ſich in der Oelfrage gegenüber der Sanktionsfront in einer Lage, die durch eigenwirtſchaft⸗ liche Abwehrmaßnahmen nicht gelöſt werden kann. Selbſt wenn man im Mutterlande ſich die größten Einſchränkun⸗ gen im Verbrauch von Petroleum und Benzin auferlegen würde, ſo würde doch eine reſtlos durchgeführte Oelſperre ſchon in der Heimat zu unhaltbaren Zuſtänden führen. Die tömiſchen Hoffnungen gehen darum in erſter Linie dahin, daß eine ſolche Sperre kaum lückenlos durchzu⸗ führen iſt. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika gehören dem Völkerbunde nicht an. Das amtliche Amerika unterſtützt aber mit ſtarkem Nachdruck alle Sühnemaß⸗ nahmen, die einer Beendigung des ere dienen können. Die großen amerikaniſchen Oelkonzerne befinden ſich in ſtarker Abhängigkeit von der Regierung Sie könn⸗ ten ſich kaum den Wünſchen des Weißen Hauſes wider⸗ ſetzen. Aber kleinere Konzerne könnten ſehr wohl die Kon⸗ junktur ausnutzen. In Rom glaubt man aber auch nicht, daß die großen Weltfirmen von der Regierung etwa an⸗ gewieſen werden könnten, nun die Oelausfuhr nach Italien gänzlich einzuſtellen. Man hofft vielmehr, daß im Rah⸗ men der normalen Bezüge Amerika Italien auch weiterhin mit Hel und Oenzin verſorgen wird. fügt Gegenüber der Sanktlonsfront verfüg Mussolini aber über eine ſcharfe und wirkſame Waffe: Das iſt der Austritt Italiens aus dem Völker⸗ bun de. Es iſt klar und liegt in der Natur der Dinge. daß Italien von dieſer Waffe nur im äußerſten Falle Gebrauch machen wird. Aber gerade die ſchweigende Zurückhaltung. die in dieſer Frage das amtliche Italien einnimmt, ver. fehlt ihre Wirkung weder in London noch in Paris Es iſt er italieniſchen Diplomatie zweifellos gelungen, mit 155 affe bisher einige Erfolge zu erzielen. In London 85 man ſich über die Bedeutung eines italieniſchen Austritts aus dem Völkerbunde nicht im Unklaren ſein. Das ganze Gebäude von Genf erhielte durch einen ſolchen Austritt —— rr r Mittwoch, den 4. De zember 1935 , einen äußerſt empfindlichen Stoß, und es iſt fraglich, ob dieſer den moraliſchen Gewinn aufwiegt, den man ſich in London von einer feſten Haltung in Genf verſpricht. Auch Herrn Lavals Stellung würde durch einen Austritt Ita⸗ liens aus dem Völkerbunde zweifellos nicht verbeſſert wer⸗ den. Man darf darum annehmen, daß der franzöſiſche Miniſterpräſident alles aufbieten wird, ein ſolches Ergeb— nis zu vermeiden Die Ausgleichsverhandlungen im italie⸗ niſch⸗abeſſiniſchen Konflikt bieten ſedoch im Augenblick kaum Möglichkeiten einer Verſtändigung. Auch die Ent⸗ wicklung der kriegeriſchen Ereigniſſe in Abeſſinien unter⸗ ſtützt zurzeit keinerlei irgendwie geartete Friedensbemühun⸗ gen. So bleibt die Lage ernſt, und der 12. Dezember wird ein kritiſcher Tag erſter Ordnung werden, wenn nicht vor⸗ her doch ein Einlenken auf allen Seiten erfolgen ſollte. Zur neuen Kirchenverordnung Das Kirchenvolk will Frieden. Berlin, 3. Dezember. Zu der Verordnung des Miniſters Kerrl erfährt der „Angriff“ von zuſtändiger Stelle u. a. Folgendes: Beſtimmend für das ganze Werk und die Maßnahme war die Tatſache, daß diejenigen Einrichtungen, für die die Verordnung gilt, keineswegs eine geſamtkirch⸗ liche Legitimation für ſich in Anſpruch nehmen können, ſondern lediglich einen Bruchteil kirchlichen Lebens darſtellen. Auf der anderen Seite kann gerade der Reichskirchenausſchuß dieſe geſamtkirchliche Legitimierung allein auf ſich beziehen. Die Männer dieſes Ausſchuſſes entſtammen allen Teilen des kirchlichen Lebens. Als Miniſter Kerrl den Reichskirchenausſchuß ernannt hat, handelte er als Treuhänder des Staates für die Kirche. Die evangeliſche Kirche war nicht mehr in der Lage, von ſich aus auf der Grundlage der alten Verhältniſſe zur äuße⸗ ren Ordnung zu kommen. Hier hat, um ihren Beſtand zu retten, der Staat den Anſtoß zur Ueberwindung dieſes furchtbaren Notſtandes gegeben. Die neue Verordnung bemerkt ausdrücklich, daß jede Bekenntnisgemeinſchaft unberührt bleibt. Alle Möglichkei⸗ ten, ſich zur Förderung einer bekenntnismäßigen Ueberzeu⸗ gung zuſammenzufinden, bleiben erhalten. Gewiſſen und Gewiſſensfreiheit werden nicht angetaſtet. Ueber den Aufruf des Ausſchuſſes heißt es: Mit voller Abſichk hat ſich der Aufruf vom 17. Oktober an das Kirchenvolk unmittelbar gewandt. Das Kirchenvolk als Träger des gemeindlichen Lebens iſt die Subſtanz der Kirche und will endlich Frieden in der Kirche und Freude in ſeiner Kirche. Hat es ſich bisher an die Gruppen geklammert, weil beſtimmte Teile dieſer Gruppen proklamiert hatten, das Chriſtentum ſei in Gefahr, ſo iſt nunmehr die Lage von Grund auf verändert. Die entſcheidende Wendung iſt eingetreten. Heute überträgt das Kirchenvolk ſein Vertrauen auf den Miniſter in dem Bewußtſein, daß ſeinem Glauben vom Staate her keinerlei Gefahr droht, wohl aber von einer Kirche, die im Streit um die Dogmen die kirchliche Tat vergißt. In dem Aufruf des Ausſchuſſes wird für den evange⸗ liſchen Chriſten der religiöſe Gehalt des Lebens eindeulig durch das Evangelium beſtimmt. Gleichzeitig aber wird herausgeſtellt, daß gerade der evangeliſche Glaube den Menſchen auf die Wirklichkeit ſeines Volkes hinweift. Dieſe Wirklichkeit iſt das Volk, das in ſeiner Geſamtheit mit dem Führer marſchiert, iſt der nationalſozigliſtiſche Staat. Sturm auf Laval Die Ausſprache über die Kampfbünde.— Lärm in der Kammer. Paris, 3. Dezember. Die langerwartete Ausſprache über die ſogenannten Bünde begann am Dienstag um 10.30 Uhr vor ſpärlich beſetzten Bänken. Die Regierung war durch den In e n⸗ miniſter vertreten. Auf der Tagesordnung ſtehen etwa zehn Anfra⸗ en über die Tätigkeit der ſogenannten Bünde und der Volksfront, die von links bzw. rechts eingebracht ſind, und zwei Geſetzentwürfe. Der eine regelt die öffentlichen Kundgebungen und iſt nach ſeinem Berichterſtatter Chauvin benannt; der zweite regelt Einfuhr, Herſtellung ſowie den Beſitz von Waffen. Der kommuniſtiſche Abgeordnete Ramette brachte verſchiedene Schriftſtücke und Zeitungsausſchnitte vor, die die Gefährlichkeit der Feuerkreuzler und der übrigen „faſchiſtiſchen Bünde“ und die„ſträfliche Duldſamkeit“ der Regierung beweiſen sollten. Vor allem aber müſſe gegen den Oberſten de la Rocque vorgegangen werden. Der Redner warf der Regierung vor, mit den Bünden gemein⸗ ſame Rache zu machen. Ramette behauptete, daß die Mehr⸗ heit des franzöſiſchen Volkes hinter der Volksfront ſtände, und ſprach ſich offen für die Beſeitigung des Kabinetts Laval aus. i 5. Als nächſter Redner beſtieg der radikalſoziali⸗ ſtiſche e Guernut die Tribüne. Inzwiſchen war auch Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval in der Kammer erſchienen und hatte auf der Regierungs- bank Platz genommen Der radikalſozialiſtiſche Abgeord⸗ nete erklärte u. a. in einem ziviliſierten Lande dürfe es nur eine bewaffnete Macht des Staates geben: die Armee 283 W Nr. und die Polizei. Er fragte die Regierung, ob ſie die Tätig⸗ keit und die Herausforderungen der militariſierten Ver⸗ bände weiter zulaſſen wolle. Von der Linken wurden Vorwürfe gegen den Juſtizminiſter laut, dem vorgeworfen wurde, gegen die verantwortlichen Schrift⸗ leiter nichts unternommen zu haben. Es wurden Rufe laut: „Rücktritt Berards!“ Geſtützt auf zahlreiche Unterlagen behauptete Guernut, daß die Verſchwörung der ſogenann⸗ ten Kampfbünde offenſichtlich ſei. Daraus ergebe ſich die Notwendigkeit, gegen ſie vorzugehen. Entweder müſſe die Regierung ihre Methoden ändern, oder man müſſe die Regierung wechſeln! Damit wurde die Vormittagsſitzung beendet. Anterbrechung der Sitzung Die bisher ruhig verlaufene Kammerausſprache über die ſogenannten Bünde nahm am Nachmikkag ziemlich ſtürmiſchen Charakter an, ſo daß der Kammerpräſidenk die Sitzung vorübergehend aufheben mußzte. Der radikalſozialiſtiſche Abgeordnete Rucart betonte einleitend, daß er im Namen der Abgeordneten der Linken ſpreche. Er warf der Regierung vor, die Bünde trotz wiederholter Herausforderungen ermutigt zu haben. Die Regierung habe Aufforderungen zum Mord und zu Gewalttaten und Generalproben zum Bürgerkrieg zugelaſſen. Als der Sprecher einige Fälle aufzählte, in denen angeblich Angreifer gegen politiſche Perſönlichkeiten nicht zur Verantwortung gezogen worden ſeien, und als er beſonders an die Verletzungen des Abgeordneten EL Bel erinnerte, der bei einem ſolchen Zuſammenſtoß ein Augs verloren habe, i bemächtigte ſich der Kammer ſteigende Unruhe. Von der linken Seite des Hauſes wurde wiederholt det Rücktritt des Juſtizminiſters gefordert. 4 Miniſterpräſident Laval erwiderte, daß im Falle Elbel gegen den Angreifer eine Unterſuchung eingeleitet worden ſei. Sachverſtändige prüften, ob der Angreifer im Vollbeſitz ſeiner geiſtigen Fähigkeiten ſei. Die Worte des Miniſterpräſidenten gingen in dem Lärm unter, der von der linken Seite des Hauſes kam. Die Unruhe dauerte fort, als der Juſtizminiſter anſchließend ſeine Haltung in den erwähnten Fällen rechtfertigen wollte. Der Kammerpräſident hob ſchließlich die Sitzung auf. Ein Entſchließungsentwurf Der radikalſozialiſtiſche Abgeordnete Rucart, der als Berichterſtatter des Ausſchuſſes für die Unterſuchung der Ereigniſſe vom 6. Februar bekanntgeworden iſt, beabſich⸗ tigt, der radikalſozialiſtiſchen Kammergruppe für den Ab⸗ ſchluß der Kammerausſprache über die Bünde folgende Entſchließung vorzuſchlagen: „Die Kammer iſt entſchloſſen, nur eine Regierung zu unterſtützen, die gewillt iſt, mit Energie die epnblie ſchen Einrichtungen zu verteidigen und die öffentliche Ord⸗ nung aufrecht zu erhalten, und geht zur Tagesordnung über.“ Eine gleichlautende Entſchließung wurde im Jahre 1899 von der Kammer angenommen, nachdem der dama⸗ lige Präſident der Republik, Loubet, in Auteuil beläſtigt worden war. Sie führte zu dem Sturz des Kabinetts Dupuy. In der radikalſozialiſtiſchen Kammergruppe wird vor⸗ ausſichtlich eine lebhafte Ausſprache über dieſen Entſchlie⸗ zungsentwurf ſtattfinden, da er keine Vertrauens⸗ erklärung für die Regierung enthält und folglich von den radikalſozialiſtiſchen Miniſtern des Kabinetts Laval nicht angenommen werden kann. Nach der Sitzungspauſe ſetzte der radikalſozialiſtiſche Abgeordnete Rucart ſeine Kritik an der Haltung der Re⸗ gierung fort. Er bezeichnete die Verordnung zur Aufrecht⸗ erhaltung der Ruhe und Ordnung als unzureichend. Sie hätte auf Seiten der Bünde nur Lachen hervorgerufen, und ſie enthalte kein Wort von der privaten Miliz, deren 0 ſchon der Ausſchuß vom 6. Februar verlangt habe. Rucart ſchloß mit der Feſtſtellung, daß„die Menge vom 14. Juli“(damit iſt die Kundgebung der Volksfront an der Baſtille gemeint) kein Bertrauen mehr zur Regie⸗ rung haben könne. die Ausführungen Rucarts wurden von den Sozialiſten und Kommuniſten und von einem Teil der Radikalſozialiſten mit ſtärkſtem Beifall aufge⸗ nommen. Die Kammer vertagte ſich gegen 19 Uhr auf Donners⸗ tagvormittag. Im Verlauf der Sitzung hatte noch der ſozia⸗ liſtiſche Abgeordnete Valjere das Wort genommen. Er ſchob die Verantwortung, für die blutigen Zwiſchenfälle, die ſich vor einigen Wochen in ſeiner Heimatſtadt Limoges ab⸗ geſpielt hatten, auf die Feuerkreuzler. Prinzeſſin Viktoria 7 Die Schweſter des engliſchen Königs. London, 3. Dezember. Die Schweſter des Königs, Prin⸗ zeſſin Viktoria, iſt geſtorben. Der Bericht der Aerzte beſagt, daß„ſie ein friedliches Ende“ hatte. Die Prinzeſſin hat ein Alter von 67 Jahren erreicht. Der König hat jetzt noch eine lebende Schweſter, die Königin Maud von Norwegen, die gegenwärtig in England weilt, Die Prinzeſſin war ſeit drei Wochen kränklich. Sie hatte weder der Hochzeit des Herzogs von Glouceſter noch der Taufe des Sohnes des Herzogs von Kent beigewohn: t N 5 510 le engliſche Thronrede Verſtärkung der Landesverteidigung und ſchaftlicher Aufbau. Das neue Parlament iſt am Dienstagmittag eröffnet worden. Die Thronrede des Königs wurde vom Lordkanz⸗ ler im Oberhaus verleſen. Sie beginnt mit der Feſtſtellung, daß die Beziehungen zu den fremden Mächten nach wie vor freundſchaftlich ſeien. Die Außenpolitik der Regierung gründe ſich daher wie bisher auf eine unzweideutige Un⸗ terſtützung des Völkerbundes. Die Regierung bleibe ge⸗ willt, in Zuſammenarbeit mit anderen Mitgliedern des Völkerbundes die Verpflichtungen der Genfer Satzung zu erfüllen. Insbeſondere ſei ſie entſchloſſen, zu jeder Jeit ihren Einfluß voll für die Erhaltung des Friedens geltend zu machen. In Verfolg dieſer Verpflichtungen habe ſich die Regierung gezwungen geſehen, in Juſammenarbeit mit etwa 30 anderen Mitgliedsſtaaten des Völkerbundes ge⸗ wiſſe Maßnahmen wirkſchaftlicher und finanzieller Nakur auf Italien anzuwenden. Gleichzeitig werde ſie auch wei⸗ terhin ihren Einfluß zugunſten eines Friedens ausüben, der für alle drei Parteien, nämlich Italien, Abeſſinien und den Völkerbund, annehmbar ſei. Die Thronrede erwähnt hierauf kurz die demnächſt in London beginnende Flottenkonferenz. Der König gibt ſeiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß alle Ein⸗ ladungen angenommen wurden. Der nächſte Abſatz der Thronrede richtet ſich insbeſon⸗ dere an die Mitglieder des Unterhauſes. Es wird darin die Unterbreitung der Vorlagen über die Verbeſ⸗ ſerung der Landes verteidigung angekündigt. Die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen aus den Völkerbundsſatzungen ebenſo wie der angemeſſene Schutz des Britiſchen Reiches machten es zu einer zwingen⸗ den Notwendigkeit, die Mängel in der Landesverteidigung zu beſeitigen. Die Thronrede wendet ſich ſodann wieder an die Mit⸗ glieder beider Häuſer. Es wird die Fortſetzung der Bemü⸗ hungen zur Förderung der wirtſchaftlichen Erho⸗ lung angekündigt. Weiter gelte die Sorge der Regierung einer Beſſerung der Verhältniſſe im Bergbau. Die Mo⸗ derniſierung des engliſchen Eiſenbahnweſens ſoll durch eine Anleihe unter Staatsgarantie eingeleitet werden. Die Ausſprache Nachdem die Parlamentseröffnung infolge des Todes⸗ falles in der königlichen Familie ohne die übliche prunk⸗ volle Feierlichkeit ſtattgefunden hatte, traten beide Häuſer am Nachmittag zu der großen Ausſprache über die Thron⸗ rede zuſammen. Die Ausſprache dauert zwei oder drei Tage. wirt⸗ Eine Rede Baldwins Im Verlauf der Ausſprache nahm auch Miniſterpräſi⸗ dent Baldwin das Wort. Er teilte mit, daß Außenminiſter Sir Samuel Hoare, der wegen Krankheit fehle, wahr⸗ ſcheinlich am Mittwoch für die Ausſprache zur Verfügung ſtehen werde. Die Regierung ſei bereit, eine außen⸗ politiſche Ausſprache während der Beſprechung der Thronrede zuzulaſſen falls dies das Unterhaus wünſche. Die Außenpolitik ſei im Augenblick eine äußerſt ſchwierige Frage, Als derſenige der die Verantwortung für das eng⸗ liſche Staatsſchiff in höchſt ſchwierigen Gewäſſern trage, werde er keine Gelegenheit vorübergehen laſſen, um den Frieden anſtatt den Krieg zu ſichern. 1 eee h K an Abeſ In der Tat habe der Völkerbund ſeine Probe zu be⸗ ſtehen, und wenn er auf Grund der oft erwähnten Bedin⸗ gungen dem augenblicklichen ſchrecklichen Streitfall ein Ende bereiten könne, dann werde jeder in Europa, der den Frie⸗ den liebe, hierfür dankbar ſein, immer vorausgeſetzt, daß die niedergelegten Bedingungen auch die Bedingungen ſind, die ſchließſich erlangt würden. England, ſo ſei manchmal behauptet worden, habe ſich ſelbſt vielfach zu ſehr in den Vordergrund ge⸗ ſtellt. Es müſſe, ſo werde geſagt, ſeine Rolle zuſammen mit den anderen Ländern ſpielen. Ein Land mit dem Einfluß und den Verantwortlichkeiten England, ſo erklärte Bald⸗ win, müſſe dieſe Verantwortlichkeiten angeſichts aller Na⸗ tionen auf ſich nehmen, wenn die Zeit zum Sprechen ge⸗ kommen ſei. Gleichzeitig werde jedoch England feſtzuſtellen verſuchen, ob es einen ehrenhaften Weg gebe, um dieſen Streitfall nach Maßgabe der Bedingungen zu beenden, die ſich den beiden Parteien und dem Völkerbund nach Prüfung ſelbſt empfehlen. ii 0 65 Zur Oelſperre entſchloſſen Aber vorher Gelegenheit zu Verhandlungen. London, 4. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph die he Regierung werde in der nächſten e in Geuf den Vorſchlag, die wirtſchaftlichen Sühne⸗ nahmen gegen Italien durch eine Oelſperre zu ver⸗ rfen, vollauf unterſtützen. Die beinahe dreiſtündige Kabinettsſitzung habe zu einer erneuten Bekräftigung der Politik der Regierung geführt, die auf kollektive Maßnahmen durch den Völkerbund mit dem Ziel der Abkürzung des italieniſch⸗abeſſiniſchen Krie⸗ ges hinauslaufe. Wenn ſich der Völkerbundsausſchuß für die Oelſperre ausſpreche, nachdem er die Folgen dieſer Maßnahme für Italien reichlich erwogen habe, dann wird es ſich zeigen, daß die britiſche Regierung mit dieſem Beſchluß völlig übereinſtimme. Die Londoner Auffaſſung ſei ſtets geweſen, daß Sühnemaßnahmen, wenn ſie erft einmal beſchloſſen ſeien, ſo wirkſam wie möglich ſein müſſen. Die„Times“ erklärt, daß die Annahme, der Kabinetts⸗ rat habe in der Frage einer Oelſperre gegen Italien de⸗ deutungsvolle Beſchlüſſe gefaßt, nicht den Tatſachen ent⸗ ſpreche. Von irgendwelchen neuen Beſchlüſſen ſei keine Rede; t ohne Zweifel ſei die britiſche Regierung zu dieſem Schritt bereit, wenn ein enkſprechender Beſchluß der Bölkerbundsmächte zuſtandekomme. Eine ernſte Verzögerung würde erſt dann eintreten, wenn die Völkerbundsmächte in ihrer Haltung ſchwankend wür⸗ den. Hierfür liegen keine Anzeichen vor. Es ſei höchſt un⸗ wahrſcheinlich, daß der Kurs der Völkerbundsmächte durch die Erklärung Roms, es werde in der Oelſperre eine „unfreundliche Haltung“ erblickt, abgeändert werde. Keiner der 50 Staaten hege Feindſeligkeit gegenüber Italien, und die bereits unternommenen Maßnahmen ſeien durch Ita⸗ lien ſelbſt herbeigeführt worden, das einen ſorgfältig vor⸗ 1 gleichzeitigen Bruch mehrerer Verträge begangen habe. Ferner ſchreibt die„Times“, da der 18⸗er Ausſchuß in Genf nicht vor dem 12. Dezember zuſammentrete, glaubten die britiſchen Miniſter, daß eine Zwiſchenpauſe zweckmäßig verwandt werden könnte, um nach einer Friedens⸗ grundlage Ausſchau zu halten. Eine Verhandlungsgrundlage? Die Zeitung„Le Jour“ kennzeichnet einen Regelungs⸗ vorſchlag, der möglicherweiſe der Unterredung Laval— Hoare Ende dieſer Woche zu Grunde liegen konnte, wie folgt: Italien würde ein Gebietsſtreifen zuge⸗ ſprochen, der Eritrea und Italieniſch⸗Somaliland miteinan⸗ der verbinde. Dafür würde Italien aber gewiſſe Land⸗ ſtriche, ſo beiſpielsweiſe aus national⸗religiöſen altabeſſini⸗ ſchen Ueberlieferungsgründen die Gegend um Akſum ſſinien abtreten. Dezember. 46 Der letzte Junker bon fothenburg Roman von Paul Hain. Nachdruck narhaton * 37 Selen Neige eee e Graf Walter hat, ſoviel ich in Erkundung gebracht habe, landfremde Leute in Sold genommen, die er gut bezahlt und die hm üicherer, zuver⸗ läſſiger ſind als die früheren Söldner, die Euch noch kann⸗ ten und die zum großen Teil weggeſchickt wurden. Er iſt vorſichtig, der Herr Bruder. And er hat ſchon ange über⸗ all verbreitet, daß Eure Leiche im Rhein gefunden worden ſei. Hat ſich eine amtliche Beſcheinigung darüber in Mainz ausſtellen laſſen. Ihr ſeid tot, Junker! Die Narben im Ge⸗ ſicht haben Euch etwas verändert er erkennt Euch ge⸗ wiß nicht wieder— und wenn er auch überzeugt davon iſt, daß Ihr's ſeid—“ „Der Schurke—“ „Alſo Vorſicht— Vorſicht, Junker!“ „Die Rothenburger werden mich kennen—“ „Ganz gewiß! Aber ſie müſſen erſt aufgerüttelt werden! Haben Angſt vor dem Ritterbund, der— ihnen von Graf Walter ſofort auf den Hals geſchickt„erden würde, wenn ſie aufſäſſig würden! Und immer wieder, Junker: Denkt an das Bärbele!“ So hatte ſie hin und her geſprochen, ſchloſſen hatte, ihr vorerſt zukommen zu laſſen. Und ſo war es geſchehen. „In zwei Tagen müſſen wir ſie holen, Simmern—“ „Wir wollen es hoffen, Junker. Der Phyſikus hoffte, bis dahin neue Nachricht von Mergenthin und Riedinger zu haben, ſo daß wir ſie finden könnten. And Mergenthin hat einen kleinen, aber wackern Anhang in der Umgegend — den könnten wir dann wohl in Sold nehmen.“ „Schloß Dittwang muß mein werden,“ knirſchte Jörg. „Oder ich zerbrech' die Mauern. Ah— als ich— Walter hinauseilen ſah— ich hätt ihn vom Pferd ſchlagen kön⸗ nen—“ „Wär eine rechte Dummheit geweſen. Gut, daß Ihr's nicht tatet. Das Schickſal wird ihn ſchon ereilen. Aber— gegen Kuntz kommen wir ſchon an. Da zeuge ich unter meinem Eid, daß er heſſiſche Söldner gegen Euch aufge⸗ bracht hat—“ Jörg kniff die Lippen ein. 5— „Er iſt— Bärbeles Vater“ Nachricht von ſeinem Hierſein bis Jörg ſich ent⸗ Nach der gleichen Quelle ſoll man in Rom einen ſolchen Gebietsauskauſch ſogar bereits günſtig aufnehmen, wäh. rend der Negus noch Schwierigkeiten machen könnte, die aber hauptſächlich grundſätzlichen Charakter krügen. Italien hofft auf Kanada Die Nachrichten über die Haltung der kanadiſchen Re. gierung in der Frage der Erdölſperre finden in der italie⸗ niſchen Preſſe eine ſehr weitgehende Auslegung, wobei ſo⸗ gar die Frage aufgeworfen wird, ob unter dieſen Um⸗ ſtänden der 18er-Ausſchuß überhaupt zu der vorgeſehenen neuen Tagung zuſammentreten könne. Das halbamtliche„Giornale d'Italia“ iſt der Anſicht, daß mit den Worten des kanadiſchen Miniſterpräſidenken die Grundlagen zuſammengebrochen ſeien, auf denen die neue von England gewollte Sankktionsſchranke errichte werden ſollte. Die britiſche Anregung der Petroleumſperte habe überall lebhafteſte Beunruhigung hervorgerufen und e gehe die kanadiſche Ablehnung auf dieſen Alarm zurück. Italieniſcher Miniſterrat Keine neuen einſchneidenden Maßnahmen. Rom, 4. Dezember. Der italieniſche Miniſterrat hat in ſeiner Dienstag⸗ ſitzung die Tagesordnung der Sitzen vom letzten Samstag abgeſchloſſen. Der Zeitpunkt ſe Dezembertagung with, wie üblich, erſt ſpäter bekann ige werden. Auch die Dienstagſitzung det ach der amtlichen Ver⸗ lautbarung rein geſchäftsmäßigen Charakter und brachte keine Stellungnahme zu aktuellen politiſchen Fragen oder 1 die lfach erwarteten einſchneidenden wirtſchaftlichen und finanziellen Maßnahmen. Aus den Beſchlüſſen iſt beſonders ein Geſetzentwur gegen Hamſtern, Preistreiberei und ſonſtige Störungen des inländiſchen Marktes ſowie gegen Ueber⸗ ſchreitungen der In⸗ und Ausfuhrverbote bzw. Verſtöße gegen die Geſetzgebung über den Handel mit Deviſen und Wertpapieren zu erwähnen. Abfall des Nas Kaſſa? Anſchluß an die Italiener? Nach einer Reutermeldung aus Dſchibuti ſind harl⸗ näckige Gerüchte im Amlauf, wonach Ras Kaſſa, ein Veller des Negus, in ſeiner Treue zur Regierung in Addis Abeba ſchwankend geworden ſei. Händler wie Stammeshäuptlinge, die nach Franzöſiſch⸗ Somaliland kämen, erzählten alle mit verſchiedenen Ab⸗ weichungen das Gleiche. Sie behaupteten, als Großneffe des Negus Menelik habe Ras Kaſſa ein ebenſo gutes An⸗ recht auf den Thron wie Haile Selaſſie. Das Verhältnis zwiſchen den beiden ſei in letzter Zeit ſchlecht geweſen. Ras Kaſſa krage ſich mit dem Gedanken, ſich den Jla⸗ lienern anzuſchließen. Angeblich ſeien bereits Bergen in Amba Alagi eingetroffen, um zu erfahren, anter welchen Bedingungen ſeine Unterwerfung und die ſeiner Provinz in Mikkel⸗Amhara angenommen werden würde. Der Negus habe Kenntnis von dieſen Gerüchten erhalten und Ras Seyoum, der ſeit 50 Jahren ein alter Feind Italiens ſei, angewieſen, ſeine Truppen ſchleunigſt aus der Provinz Tembien heranzubringen und ſich ſelbſt zur Truppe Kaſſag bei Amba Alagi zu begeben. Der italteniſche Heetesbericht Die vom italieniſchen Propagandaminiſterium am Dienstagnachmittag veröffentlichte amtliche Mitteilung Nr. 61 enthält folgenden Heeresberich: Marſchall Badoglio drahet: Eine unſerer Kolonnen hat einen Angriff von über 200 bewaffneten Abeſſi⸗ niern in der Gegend ſüdlich des Abaro⸗Paſſes zu rück⸗ geſchlagen. Der Feind iſt geflohen und hat auf dem Gelände einige Tote zurückgelaſſen. Auf unſerer Seile wurden ein Offizier und fünf Askaris verwundet. Abtei⸗ lungen des Eingeborenen⸗Armeekorps haben das Gebiet von Melfa erreicht. „Und ein Schuft—“ „Recht habt Ihr, Simmern— und ein Schuft verdient kein Erbarmen; in der dritten Nacht muß Dittwang fallen!“ Simmern nickte ernſt. „Wenn Ihr's befehlt, Junker— ſo geſchieht's! Und Gott gebe, daß uns Rothenburg nicht im Stich läßt. Und Graf Walters Freundſchaft mit den Rittern—“ Jörg lachte auf. „Habt Ihr meine Freundſchaft vergeſſen, Simmern? Den Bredauer— und den Klingenberger— ihre Burgen liegen eine Tagreiſe entfernt. Wenn wir erſt Dittwang haben— die helfen mir weiter“ „Wahrhaftig— die hatt' ich vergeſſen, Junker. Mor⸗ gen— übermorgen— das ſind zwei lange Tage. Da müſſen wir was ſchaffen, Junker. Schade, daß wir nur— zweie ſind—“ Jörg ſagte heiter: „Was tut das! Anſer zweie ſind ſo gut wie ein ganzes Fähnlein Levetzinger Söldner. Aber nun genug des An⸗ erquicklichen für heute, Simmern. Draußen blüht die Som⸗ mernacht. And auf Dittwang träumt vielleicht eine holde Braut dem Morgen entgegen— wie ſeit langem nicht. Und eine Roſe liegt neben ihr in den Kiſſen. Und im Traum flüſtert ſie meinen Namen. Ach, Simmern— es iſt doch ſchön, zu lieben und zu kämpfen. And lohnt es nicht den Kampf, wenn es um ſo köſtlichen Preis geht? He? Gibt es ein Bärbele noch einmal in der Welt? Simmern— geſteh es ein—“ Der ſchmunzelte in ſeinen grauen Bart hinein. „Habt ſchon recht, Junker. Die Jungfer Bärbele iſt ein Preis, der ſchwerſten, kühnſten Kampf wert iſt, und ich würd' gerne auch meine linke Hand für ſie— und für Euch hingeben!“ „Wackrer Kampfbruder!“ ſagte Jörg herzlich und blickte ihm feſt in die Augen. Dann rief er dem Wirt mit lauter Stimme zu: „Zwei Becher! Ihr habt uns wohl vergeſſen? es gibt doch keinen beſſern Wein als den von unſern Frankenber⸗ en. Laßt uns trinken, Simmern— auf Bärbele, mein ge⸗ angenes Vöglein—“ Der Wirt brachte den Wein. Es flackerte in ſeinen Augen Teufel— wo hatte er dieſe Stimme ſchon gehört? Schade, daß ſeine Augen ſo ſchwach waren. Waren doch keine Buſchklepper, die beiden. Das hatte er von Anfang an gemerkt. Und dieſer Junge! War alſo doch einer aus dem Fran⸗ kenlande? a 13 85 5 „Wohl bekomm's, ihr Herren—“ „Danke. Ihr dürft auch mittrinken, wenn's Euch ge⸗ fällt. Auf die Jungfer, der wir mit dieſem Trunk geden⸗ ken, ſollte die ganze Welt trinken, mein ich!“ Mit ſtrahlenden Augen, lachendem Munde rief es Jun⸗ ker Jörg. Und dann— nach einer Weile— da er ſtill vor ſich hinſah, griff er von neuem nach dem halbgeleerten Becher, „Simmern— noch eines andern wollen wir gedenken, wie? Eines Einſamen— der mir das Leben rettete. Ob wir ihn wiederſehen werden?“ „Ja, Junker— des Bruders Euſebius! Aber das muß ein voller Humpen ſein, den wir ihm weihen“ Sechsundzwanzigſtes Kapitel In der nächſten Nacht aber geſchah es, daß Bärbele aus dem Schlaf fuhr. Mit einem Schrei wachte ſie auf. Eine kalte Hand hatte ſie berührt. Kuntz ſtand in ihrem Zimmer. Eine Laterne in der Hand „Steh auf— zieh dich an!“ herrſchte er. „Was ſoll's?“ 5 „Der Graf iſt da. Er bringt dich nach Burg Levetzing Hochzeit wird ſein, meine Taube—“ Steil richtete ſich Bärbele hoch. Morgen nacht— wollte Jörg ſie— holen! Und heut .— legt—— Faſſungslos ſtarrte ſie gerade aus. „Das— das muß— Wahnſinn 5 Mit einem Schrei warf ſie die Hände vors Geſicht. Pott im Himmel—!“ „Heul nicht, ſag' ich! Der Graf wartet nicht lange. Et hat dir Zeir genug gelaſſen, zur Vernunſt zu kommen. Du haſt wahrhaftig keinen Grund, zu wehklagen. Zieh dich an— in kurzem bin ich wieder zur Stelle—“ 8 „Es iſt— ja— unmöglich! Es kann nicht ſein! Goll — du kannſt nicht ſo grauſam ſeinn Kuntz lachte höhniſch. b „Nun genug! Und— wenn du dann nicht freiwillig folgſt— ſo nimmt dich der Herr wie du biſt aufs Pferd. Wird ein ſchöner Brautritt ſein, haha—“ Er ſtapfte hinaus, Bärbele ſtöhnte laut. Womit hatte ſie ſo Furchthates verdient? Konnte das Schickſal ſo böſe und ungerecht ſein Morgen wollte Jörg kommen— Jörg, der lebte, Jötg ihr Retter— und in dieſer Nacht verriet das Schl ſal ſie? Au E Geg ſchwere getötet Werk e Wohnu ſes in im Bu barraus Sch la von hi wieder da der Hausar ſchwer Hheberfa Entdeck ausfüh: Die Klinik fängn ehepaar den Ve den eig Milch; zu erhe Vergeh⸗ Gefäng Vergehe Milcher zwei A berich! Lebensr barten 0 Nachden wald g Schwar am M Schneel Montac anterbr. ang präſenti Montag 10 Zen 9 Die auf raſchen der Ho Aecker miert r gezogen bis zu 55 Anfal ſtarken beim E Mann letzt lie lezunge litten Verung um dei — —— in 3. 2 Un grundſät Verden; Domoz Ichmilzt ammen. Hang d bon ihn Form d iſtrume Jolpphe Juſamm. allo einf ſchied iſt lechnik, dern ein gehender Lerks gl Schau der Fug ten Entt zäher. 1 gende letzten ki den und keiten u aus der ing 1 us dens badischen Land Schwere Bluttat in Heidelberg Zwei Frauen erſchlagen. Heidelberg, 3. Dezember. Gegen Abend wurde im Hauſe Quinckeſtraße 39 ein ſchwerer Raubüberfall ausgeführt, bei dem zwei Frauen gelötet wurden. Als abends gegen 6 Uhr ein im Oppauer erk der J. G. Jarbeninduſtrie kätiger Direktor in ſeine Wohnung zurückkehrte, fand er ſeine Frau und das Dienſt⸗ gädchen im kiellergeſchoß blutüberſtrömt und bewußtlos am Boden liegend auf. Er alarmierte ſofort die Polizei, die dann feſtſtellte daß ein bisher unbekannter Mann von der Rückſeite des Hau⸗ es in die Villa eingedrungen war und beide Frauen, die In Bügelzimmer des Kellergeſchoſſes und in einem Nach⸗ barraum beſchäftigt waren, mit einem schweren [Schlaginſtrument(vielleicht mit einem Hammer) von hinten niedergeſchlagen hat. Die 53jährige Frau kam wieder zu Bewußtſein. Sie erklärt, nichts geſehen zu haben, da der Täter ſie von hinten anfiel. Der 28 Jahre alten Hausangeſtellten iſt der Kopf durch zahlreiche Schläge ſchwer verletzt worden. Anſcheinend haben die beiden leberfallenen geſchrien, ſo daß der Täter aus Furcht vor Entdeckung den offenbar beabſichtigten Raub nicht mehr ausführte, ſondern eiligſt geflüchtet iſt. Die beiden Frauen wurden ſofort der Chirurgiſchen Klinik zugeführt, wo ſie beide geſtorben ſind,. J Seidelberg.(Zum Dekan des Kirchenbe⸗ zir ks Heidelberg) wurde anſtelle des in den Ruhe⸗ land tretenden Stadtpfarrers Weiß mit Wirkung vom 1. Dezember Stadtpfarrer Kampp von der Johanniskirche des Stadtteils Neuenheim ernannt. ) Offenburg.(Wegen Verſtoß gegen die Milchablieferungspflicht zwei Wochen Ge⸗ fängnis) Vor dem Schnellrichter hatte ſich ein Bauern⸗ ehepaar aus L. wegen Vergehens gegen die Verordnung äber den Verkehr mit Milcherzeugniſſen zu berantworten. Ueber den eigenen Bedarf des Hofes hinaus hat das Ehepaar Milch zurückbehalten, daraus Butter hergeſtellt und dieſelbe zu erhöhten Preiſen verkauft. Der Ehemann erhielt wegen Vergehens gegen die deutſche Milchwirtſchaft zwei Wochen Hefängnis und 100 Mark Geldſtrafe, die Ehefrau wegen Lergehens gegen die Verordnung über den Verkehr mit Milcherzeugniſſen und Feſtſetzung der Butterpreiſe gleichfalls zwei Wochen Gefängnis und 100 Mark Geldſtrafe. Das Gericht wies eindringlich darauf hin, daß Schädlinge der Lebensmittelverſorgung zumindeſt Gefängnisſtrafen zu er⸗ warten hätten. N Freiburg.(Schneefall im Schwarzwald.) Nachdem der orkanartige Sturm, der über den Schwarz⸗ wald gefegt iſt, etwas nachgelaſſen hatte, ſetzte im ſüdlichen Schwarzwald ſtarker Schneefall ein. Der Feldberg meldet am Montagnachmittag, 17 Uhr, bei minus 4 Grad eine Schneehöhe von 25—30 Zentimetern. In der Nacht zum Montag war die Telefonverbindung bis Montagvormittag unterbrochen. Am die Wege freizuhalten, mußte der Schnee⸗ flug in Tätigkeit geſetzt werden. Auch der Schauinsland Hräſentiert ſich in weißem Gewand. Die Temperatur betrug Montagabend 3 Grad Celſius, die Schneehöhe wird mit 10 Zentimeter angegeben. N 2 Tiengen(Oberrhein).(Ueberſchwemmungen.) Die außerordentlich ſtarken Regenfälle führten hier zu einem taſchen Anſteigen der Steina. Am Abend hatten oberhalb der Honegger'ſchen Brücke die Waſſermaſſen die Straßen, Aecker und Ställe überflutet Die Waſſerwehr mußte alar⸗ ſliert werden und beim Face ſchein wurden Abzugsgräben gezogen und vor allem die gelier, in denen das Waſſer bis zu einem Meter hoch send, dor ausgepumpt. 2 Haslach(Kinzigtal).(Schwerer Motorrad⸗ unfall) Ein Motorradfahrer aus Lahr, der durch den ſtarken Regen offenbar an der Sicht berhindert wurde, fuhr beim Gaſthaus zum„Ochſen“ gegen die Gartenmauer. Der Mann wurde vom Rade geſchleudert und blieb ſchwer ver⸗ letzt liegen, während der Begleitfahrer mit leichteren Ver⸗ lezungen davonkam. Der Fahrer hat einen Schädelbruch er⸗ ütten und ſchwebt in Lebensgefahr. Man verbrachte den Verunglückten ins Haslacher Krankenhaus. Es handelt ſich um den 26jährigen ledigen Kaufmann Wiegert aus Lahr. „Guis N Aus den Nachbarländern e Ludwigsburg.(Sch weres Autounglück.) In der Nacht ereignete ſich zwiſchen Ludwigsburg und Kornweſt⸗ heim ein ſchwerer Autounfall. Ein mit vier Perſonen be⸗ ſetzter Kraftwagen, der in Nichtung Kornweſtheim fuhr, kam aus ungeklärter Urſache von der Fahrbahn ab, überfuhr den Radfahrweg und den Graben und prallte gegen einen der ſtarken Alleebäume. Die vier Inſaſſen wurden aus dem Wagen geſchleudert. Zwei von ihnen wurden ſchwer verletzt. Ein 32 Jahre alter Architekt aus Zuffenhauſen erlitt ſo ſchwere Wirbel⸗ und Knochenbrüche, daß er im hieſigen Kreis⸗ krankenhaus in Lebensgefahr ſchwebt. Ein 20 Jahre altes Mädchen aus Kornweſtheim trug außer einer Rückgratver⸗ ſtauchung erhebliche Fleiſchwunden davon. Der Wagen wurde ſchwer beſchädigt. 5 Hochwaſſer im Weſtrich Großer Schaden in Stadt und Land. Blies kaſtel. Während das Stadtgebiet Zweibrücken durch umfangreiche Arbeiten hochwaſſerfrei gemacht wurde, gibt es am Lauf des Hornbachs, Schwarzbachs und der Blies ſowie in anſtoßenden Quertälern noch manche Stellen, an denen die Bachläufe leicht über die Ufer treten oder Niederungen ſich raſch mit weiherartigen Gewäſſern bedecken. So führten auch die letzten heftigen Niederſchläge, die neben ſtundenlangen Regenfällen auch Schnee und Hagel brachten, ein bedrohliches Anſteigen der Waſſerläufe herbei. Beſonders betroffen wurde die Gegend von Hornbach, ferner das Auerbachtal, die Gegend von Contwig ſchwarz⸗ bachaufwärts. In Zweibrücken, wo die Abflüſſe von Bie⸗ bermühle her durchlaufen, ſtand der Pegel an der Napo⸗ leonsbrücke bereits 3,20 Meter im Waſſer, während durch die geöffnete Alleeſchleuße die rol gefärbten Fluten den verbreiterten Kanal, der ſonſt zu Juß zu durchwaten iſt, meterhoch ausfüllten. Das Bliestal ſelbſt wird von den vereinigten Waſ⸗ ſermaſſen des Zuflußgebietes von Horn⸗ und Schwarzbach ſtets mit voller Wucht getroffen, da dieſe aus vielfach regu⸗ liertem Gebiet kommen, und ſo raſch abfließen, daß das 1 der Blies zur Weiterleitung zu klein wird. So ſtand 3. B. g das ganze Wieſental zwiſchen Einöd und Blies kaſtel unter Waſſer, das auch bis an den Eiſenbahndamm der Strecke Einöd Blieskaſtel heranreichte. Die Fluten führten viel Geröll, Aſtwerk und dergleichen mit ſich. Auch die Saar wurde in Mitleidenſchaft gezogen, ſodaß Ueberflutungen die Folge waren. In Wiebelskirchen mußten die Keller geräumt und das Vieh aus den Ställen gerettet werden. Wenn die Re⸗ gulierungsarbeiten nicht ſo weit vorangeſchritten wären, hätte die Ueberſchwemmung erheblich größeren Umfang angenommen. In Neunkirchen ſtand zeitweilig das Stahl⸗ werk unter Waſſer; die Keller der Adolf⸗Hilter⸗Straße mußten geräumt werden. Be DAF ⸗Reichsarbeitstagung Dr. Ley vor den Amtswaltern. Leipzig, 3. Dezember. Die fünfte Reichsarbeits⸗ und Schulungstagung der Amtswalter der Deutſchen Arbeitsfront wurde am Diens⸗ tag durch Hauptamtsleiter Claus Selzner eröffnet. Er um⸗ riß den Zweck der diesmaligen Tagung dahin, den 4000 Amswaltern der DA eine einheitliche Ausrich⸗ tung für den Kampf im Jahre 1936 zu geben. Die grundlegenden Schulungsvorträge für die dies⸗ malige Tagung hat Reichsorganiſationsleiter und Reichs⸗ leiter der DAF, Dr. Ley, ſelbſt übernommen. Er begann die Reihe ſeiner Vorträge mit zweiſtündigen, immer wie⸗ der von lebhaftem Beifall unterbrochenen Ausführungen über die weltanſchaulichen Grundlagen. Aus vier Er⸗ kenntniſſen baue ſich unſere politiſche Einſicht und unſere Weltanſchauung auf: Erkenntniſſen des Raumes, der Raſſe, der Energie, der Diſziplin. Der Natio⸗ nalſozialismus und ſeine Revolution ſei die Revolution der Vernunft, der Sieg der Vernunft über die Unvernunft. Am Nachmittag verarbeiteten die verſchiedenen Haupt⸗ gruppen in Arbeitsgemeinſchaft und Ausſprache die Aus⸗ führungen des Reichsorganiſationsleiters. Am Mittwoch wild Dr. Ley die Aufgaben erläutern, die aus der Welt⸗ anſchauung erwachſen und erwachſen werden. Die„Kunſt der Fuge“ von Johann Sebaſtian Bach In 3. Akademiekonzert am 9. und 10. Dezember 1935. Unſere abendländiſche Muſikgeſchichte kennt zwei Aundſätzlich entgegengeſetzte Arten des muſikaliſchen Form⸗ Verdens: Mit den muſikaliſch⸗fachlichen Fremdworten domophonie“ und„Polyphonie“ genannt. Homophonie Icmilzt alle gleichzeitig klingende Töne zu Aklorden zu⸗ ammen. Die künſtleriſche Wirkung geht von dem Geſamt⸗ ang der Harmonieen, von deren Folge und von der don ihnen getragenen Melodie aus. Die höchſtentwicke!le ſorm der Homophonie iſt die der Sonate(für Einzel⸗ Aiſtrumente, als Konzert, Sinfonie, Streichquartett u. dgl.) Jolyphonie dagegen begreifen wir als das gleichzeitige Juſammentreten verſchiedener gleichberechtigter Melodien ao einfach als„lineare“ Mehrſtimmigkeit. Dieſer Anter⸗ ö ſhied iſt nicht nur einer der muſikalichen Kompoſitions⸗ N echnik, der dem Hörer gleichgültig bleiben könnte ſon⸗ dern einer des echten, über das rein Genießeriſche hinaus⸗ gehenden Hörens, daß das Geſtaltwerden des Kunſt⸗ werks gleich einem unbegreiflichen Schöpfungsakt in innerer Schau miterlebt. Die Polyphonie gipfelt in der Form er Fuge. Uns liegt die Homophonie infolge der unerhar⸗ 5 len Entwicklung der Harmonik in den letzten 200 Jahren läher. Amſomehr müſſen wir wiſſen, daß entfernter lie⸗ gende Zeiten unſerer muſikaliſchen Vergangenheit den ezten fſtkeriſchen Ausdruck in der Mehrſtimmigkeit fan⸗ 1 den und daß auch unſer junges Muſizieren dieſe Möglich⸗ 5 1 kiten wieder aufnimmt. Zwei verſchiedene Arten mehrſtimmiger Geſtaltung dibt es: entweder ſind in ſich gegenſätzliche Stimmen gekoppelt; zur vorausgeſetzten Stimme(„cantus firmus“) alingt der„Gegenſatz“(„Kontrapunkt oder die Stim⸗ en ahmen einander nach, ſie„imitieren“ ſich. Dieſe achahmung kann entweder getreu ſein, oder von anderen höhen aus einſetzen oder die Nolenwerte vergrößern verkleinern oder die Melodie umkehren d. h. entweder Schritte nach oben und unten mileinander vertau chen die Melodie rückwärts„im Krebsgang“ laufen laſſen. Alle dieſe Dinge ſind in der„Kunſt der Fuge“ in eine einmalige und letzte Form nicht des künſtlichen (dieſe Gefahr liegt nahel), ſondern des künſtleriſchen Ausdrucks und der Geſtalt gebracht. Gegenſätzlich ſind in einer Fuge„Thema“ und der dazugehörige„Kontra⸗ punkt“; ſofern eine Fuge mehrere Themen hat(„Doppel⸗, Tripel⸗ und Quadrupelfuge“), ſind auch dieſe gegen⸗ ſätzlich. Nachahmung dagegen findet in der„Expoſit ion“ und in den ſpäteren„Durchführungen“ eine Fuge ſtatt, wo das Thema unter einem beſtimmten Nachahmungs⸗ geſetz durch alle Stimmen wandert. Vollendete Nach⸗ ahmung in der„Kunſt der Fuge“ ſind aber die dort eingeſtreuten Kanons. Bach arbeitete an ſeinem Werk von etwa 1747, nahezu erblindet, bis zu ſeinem 1750 erfolgten Tod der ihn an der endgültigen Fertigſtellung dieſes Ab⸗ ſchlüſſes eines überreichen Lebenswerkes verhinderte. Mit⸗ ten im Satz einer der letzten Nummern des Manufkriptes bricht das Werk ab, und ſein Sohn Philipp Emanuel ſchreibt an dieſer Stelle in die Partitur„über die Fuge“: „Wo der Name Bach im Contraſubjekt angebracht wor⸗ den, iſt der Verfaſſer geſtorben“. Völlig erblindet und vom Sterbebett aus diktierte Bach ſeinem Schwie zerſohn noch einen Choral„Vir deinem Tron tret ich hiermit“ der zwar nicht organiſch zur„Kunſt der Fuge“ gehört in einem höheren Sinne aber doch als deren Abſchluß betrachtet werden darf und daher manchmal— ſo auch in unſerem Falle als Beſchluß geſpielt wird. Bach hat ſeine Partitur— mit geringen Ausnahmen nicht inſtrumentiert. Den Wenigen, die es nicht blos dem Namen nach kennen, iſt es daher in einer Klavier⸗ ausgabe geläufig. Erſt die Inſtrumentation des kurz nach dieſer Arbeit ſehr jung verſtorbenen Wolfgang Gräſer hat dem Werk ſeit 1927 den unerhörten und bis dahin für unmöglich gehaltenen Auftrieb gegeben. Da das Erleben des Werkes, de ſen Leitung General⸗ muſikdirektor Hans Weilsbach⸗ Leipzig inne hat, weſentlich von ſeinem richtigen Hören abhängt, ſei auf die Einführungsſtunde hingewieſen, die am vorher⸗ gehenden Sonntag, 8. Dezember, vorm. 11.30 Uhr, in der Hochſchule für Muſik, A 1, 3, durchgeführt wird. Der Adventskranz Advent heranrückt, jene weihnachtsſelige Vor⸗ Wenn der bereitungszeit, jedes Kinderherz höher ſchlagen läßt, dann beſorgt der Hausvater oder die Hausfrau den Advenks⸗ kranz. Es iſt ein ſchlichter Kranz aus Tannenzweigen, der⸗ bier Kerzen trägt, und dieſe vier Kerzen bedeuten die vier Sonntage bis Weihnachten. Zum erſtenmal zieht damit der würzige Duft der Tanne ins Haus ein und kündet davon, daß der Abend des Weihnachtsbaumes nicht mehr allzuferne iſt. Am erſten Sonntag wurde die erſte Kerze des Advents⸗ kranzes angezündet. Ihr Licht erinnert ſchon an den Schein der Weihnachtskerzen am geſchmückten Weihnachtsbaum. Es iſt ein Licht, das uns ſagen will, daß das Licht der Welt bald geboren werden wird. In die Dämmerung des trüben Tages und in den frühen Abend ſtrahlt es zu⸗ kunftsfroh hinein und zaubert Vorfreude und Vorahnung beſeligend in die Herzen. Wie gebannt von dieſem Licht des Adventskranzes hängen Kinderaugen an dem Gezweig, Kin⸗ deraugen, in denen ſchon ſoviel weihnachtliche Hoffnung ſich ſpiegelt. Der Brauch, den Adventskranz aufzuhängen oder auf⸗ zuſtellen, iſt alt, er war zeitweiſe in Vergeſſenheit geraten und hat erſt in den letzten Jahren wieder größere Verbreitung und Uebung erfahren. Eigentlich ſollte es keine deutſche Stube mehr geben, in der der Adventskranz fehlt. Er iſt leicht und beinahe ohne Koſten herzuſtellen oder zu beſchaffen und trägt doch weihnachtliche Stimmung ins Haus hinein, eine Stimmung, die jung und alt gleichermaßen berührt und emporträgt in die Welt deutſchen Gemüts und deutſcher Empfindung. die 2. Orcheſterkonzert der Städtiſchen Hochſchule für Muſik Es ſei an dieſer Stelle nochmals auf das Donners⸗ tag ſtattfindende Orcheſterkonzert der Städtiſchen Hochſchule für Muſik und Theater im Harmonieſaal D 2, 6 hinge⸗ wieſen. Die Vortragsfolge enthält zwei klaſſiſche Werke und zwar Schuberts B⸗Dur⸗Symphonie und das Horn⸗Konzert in Es⸗Dur von Mozart. Paul Graener, der Berliner Kom⸗ poniſt und Vertreter des deutſchen Impreſſionismus in de Muſik, wird mit ſeiner Suite„Die Flöte von Sansſouci“ zu hören ſein. — Arbeitsdienſtkameraden zum Weihnachtsfeſt. Der Ar⸗ beitsdank weiſt darauf hin, daß das Weihnachtsfeſt wie kein anderes geeignet ſei, die Beſonderheit der Arbeitsdienſtkame⸗ raden zu zeigen. An die ehemaligen Arbeits dienſtkameraden wird appelliert, ihre Freude mit den in Not befindlichen Kameraden zu teilen und für Kameraden, die eltern⸗ oder heimatlos ſind, die Patenſchaft durch eine Einladung für die Feiertage zu übernehmen. Zum Herrichten der Feiern und zum Anferkigen von Geſchenken würden ſich die Kameradin⸗ nen aus dem weiblichen Arbeitsdienſt gerne zur Verfügung ſtellen. Der Mitgliedſchaft, der es gelinge, am meiſten Hilfe und Freude zu bereiten, habe die Reichsleitung des Arbeitsdankes eine beſondere Anerkennung zugedacht. ig„Deutſche Bildhauer der Gegenwart“ in der Kunſthalle. Am Donnerstag, den 5. und Freitag, den 6. Dezember, pünktlich 20.15 Uhr, ſpricht Dr. A. Hentzen von der National⸗Galerie in Berlin über das Thema: „Deutſche Bildhauer der Gegenwart“. Der Vortrag will zeigen, daß der Bildhauerei heute eine beſondere und ge⸗ ſteigerte Bedeutung zukommt, daß ſie— im Gegenſatz zum vergangenen Jahrhundert— wieder in eine der Malerei ebenbürtige Stellung einrückt. Er wird verſuchen, den Ur⸗ ſachen des Verfalls der Plaſtik im 19. Jahrhundert und ihres Wiederaufblühens im 20. nachzuſpüren und möchte, im Gegenſatz zur allgemeinen Anſchauung, darlegen, daß wir heute ſehr wohl von einem einheitlichen, gewachſenen nicht forcierten Stil— wenigſtens in der Bildhauerei— ſprechen können. — Einen Feiertag für die Hausgehilfin! Die Reichs⸗ fachgruppe Hausgehilfen in der Deutſchen Arbeitsfront hat an die deutſchen Hausfrauen die Bitte gerichtet, ihren Haus⸗ gehilfen, die treu im Haushalt ihre Pflicht kun, die Mög⸗ lichkeit zu geben, das Weihnachtsfeſt würdig feiern zu können. Picht große Geſchenke ſeien für den Hausgehilfen ausſchlag⸗ gebend, ſondern das Gefühl, nicht abſeits zu ſtehen. Es komme nicht darauf an, was man ſchenkt, ſondern wie man es ſchenkt. Weiter wird an alle Hausfrauen appelliert, ihren Hausgehilfen einen vollen Feiertag freizugeben. J Veruntreuungen eines Sparkaſſenrechners. In außer⸗ ordentlicher Sitzung begann die Große Strafkammer beim Landgericht Manheim die Verhandlung eines größeren Fal⸗ des der Untreue und Unterſchlagung. Angeklagt iſt der ver⸗ heiratete 40 Jahre alte Jakob Schmitt aus Leutershauſen, dem als Vorſtandsmitglied und Rechner der Spar⸗ und Darlehenskaſſe Schriesheim Veruntreuungen u. a. in der Zeit von 1927 bis 1933 zur Laſt gelegt werden. In einer Reihe von Fällen ſollen vereinnahmte Beträge nicht in den Kaſſenbüchern gebucht worden ſein. Verſchiedentlich habe Sch. ſeine Befugnis inſofern überſchritten, als er zu hohe Kredite ohne hinreichende Sicherheit einräumte. In fünf weiteren Fällen wird ihm Urkundenfälſchung zur Laſt ge⸗ legt. Auf ſämtliche Punkte der Anklage muß bis ins kleinſte Detail eingegangen werden, da Schmitt immer noch behauptet, zum Nachteil der Darlehenskaſſe nicht das Ge⸗ ringſte getan zu haben. Er will ſich keiner Schuld bewußt ſein. Seit Juli 1934 befindet ſich der Angeklagte in Anter⸗ ſuchungshaft. Die ganze Montag⸗Sitzung füllte die Ver⸗ nehmung des Angeklagten aus. Für die Verhandlung ſind mehrere Tage vorgeſehen. U Verhaftet. Feſtgenommen und in das Bezirksgefäng⸗ nis eingeliefert wurde ein Jugendlicher, der in letzter Zeit in Kinos und Schulen insgeſamt 20 Dynamos und 6 Fahr⸗ radlampen entwendet und dieſe weiter veräußert hat.— Ein in der Neckarſtadt⸗Oſt wohnender Mann, der in dn letzten Tagen ſeine kranke Frau in der roheſten Weiſe miß; handelte und bedrohte, wurde in der Nacht feſtgenommen und zwecks Einleitung des Schnellrichterverfahrens in das Bezirksgefängnis eingeliefert. 35% von 10 machen's 8 verkehrt! 99 * ——— 2— . S Tag der nationalen Solidarität Am 7. Dezember 1935. Wie im vergangenen Jahr ſammeln auch diesmal wie⸗ der alle in führender Stellung im öffentlichen Leben ſtehen⸗ den Perſönlichkeiten am Tag der nationalen Solidarität für die Armen des Volkes. Sammeltag iſt Samstag, den 7. Dezember 1935. Ge⸗ ſammelt wird von 16 bis 19.30 Uhr auf den Straßen, in den ſpäten Abendſtunden in den Gaſtſtätten. Die Durchführung des Tages der nationalen So⸗ lidarität liegt bei der zuſtändigen Kreisleitung bezw. der Kreispropagandaleitung. Die Abrechnung der Sammelaktion erfolgt durch die örtlichen Dienſtſtellen des WH W. Dieſe ſtellen auch die Sammelbüchſen mit der Aufſchrift„Tag der nationalen Solidarität“ zur Verfügung, ebenſo die Ausweis⸗ karten für die Sammler. An der Sammlung beteiligen ſich das geſamte Führer⸗ korps der Partei und ihrer Gliederungen, die der Oeffent⸗ lichkeit bekannten Angehörigen der Reichskulturkammer(Schau⸗ ſpieler, Sänger, Dirigenten, Intendanten, Regiſſeure, Muſiker, Hauptſchriftleiter, Bildhauer, Maler uſw.), Oberbürgermeiſter, Bürgermeiſter der Gemeinden mit ihren Ratsherren, die höheren Beamten der Reichs⸗ und Staatsbehörden, Perſön⸗ lichkeiten der Wirtſchaft und der freien Berufe, ſoweit ſie in der Oeffentlichkeit bekannt ſind und ſich freiwillig zur Ver⸗ fügung ſtellen. Obftbauer, bekämpft den Froſtſpanner! In dieſem Jahre wird wieder ganz allgemein ein ſehr ſtarker Flug des Froſtſpanners beobachtet. Dieſer bekannte Obſtbauſchädling macht ſich vor allem dadurch auffallend bemerkbar, daß er zu einer Zeit erſcheint, wo ſich faſt das meiſte Getier und auch die Natur zur Ruhe begibt. In dieſem Jahre hat der Flug des Froſtſpanners außerordent⸗ lich ſpät eingeſetzt und mit einem ſtarken Vorhandenſein dieſes Schädlings iſt zu rechnen. Leider haben ſich viele Obſtbauern durch die Tatſache, daß der Froſtſpanner in den letzten Jahren ſtark zurückgegangen iſt, in Sicherheit wiegen laſſen und die zu ſeiner Abwehr früher immer durchgeführte Gürtelung der Bäume mit Leimringen wurde ſehr oft unter⸗ laſſen. Eine Gürtelung jetzt noch auszuführen, wird wenig Wert haben. Dagegen empfiehlt es ſich, als geeignete Be⸗ kämpfungsmaßnahme eine gründliche Spritzung mit Obſtbaumkarbolineum im Laufe des Winters, noch beſſer aber im zeitigen Frühjahr vorzunehmen. Bei der Be⸗ kämpfung mit dieſem Mittel muß aber größter Wert darauf gelegt werden, daß die Bäume an den äußeren Kronen⸗ teilen von allen Seiten gründlich mit der Spritz⸗ brühe behandelt werden, da die Froſtſpanner⸗Weibchen ihre Eier im weſentlichen hoch in den Kronen in unmittel⸗ barer Nähe der Knoſpen ablegen. Peinlich genaue Arbeit iſt dabei erforderlich. Das Obſtbaumkarbolineum iſt aber auch noch in Bezug auf ſeine anderen Wirkungen und im Hinblick auf die allgemeine Reinigung der Bäume außer⸗ ordentlich zu empfehlen. — Hunde in D⸗Zügen. Auf eine Eingabe des Reichs⸗ tierſchutzbundes hat die Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahn⸗Geſellſchaft mitgeteilt, daß die Mitnahme von Hunden in D⸗Zügen jetzt geſtattet iſt. Für die Einrichtung beſonderer Abteile für Reiſende mit Hunden beſtehe jedoch kein Bedürfnis. Die Zugbegleit⸗ und Bahnhofsaufſichts⸗ beamten ſind angewieſen worden, ſich um die Unterbringung von Reiſenden mit Hunden beſonders zu bemühen und ge⸗ gebenenfalls bei Ueberfüllung der Züge das Dienſtabteil hier⸗ für zur Verfügung zu ſtellen. Bei Beförderung einer größeren Anzahl von Reiſenden mit Hunden in beſonderen Fällen, wie bei Ausſtellungen, wird rechtzeitig beſondere Anmeldung empfohlen, damit Sonderabteile oder Sonderwagen freige⸗ halten werden können. — Es bleibt beim Jugendherbergs⸗Pfennig. Zur Auf⸗ lärung von Zweifeln teilt der Reichserziehungsminiſter mit, daß ſein Erlaß über den Jugendherbergs⸗Pfennig nicht auf⸗ gehoben ſei, wie, anſcheinend auf Grund eines ſpäteren Er⸗ laſſes, angenommen werde. Die Beträge dürfen aber nich, mehr während des Unterrichts eingeſammelt werden. Hausgehülfinnen aus jüdiſchen Haushalten Im Verlauf der Tagung der Reichsfachgruppe Haus⸗ gehilfen im Frauenamt der DAß wurden auch die Blutſchutz⸗ geſetze erörtert, insbeſondere die Ausführungsbeſtimmungen, die für die Hausgehilfinnen von großer Bedeutung ſind. Da⸗ bei wurde feſtgeſtellt, daß in wiederholten Fällen die Juden bemüht waren, anſtatt der Hausgehilfinnen nunmehr deut⸗ ſche Männer zur Arbeit in ihren Haushalten zu verwen⸗ den. Dieſe Beſtrebungen würden verurteilt. Weiter kam zur Sprache, daß Hausgehilfinnen, die in einem jüdiſchen Haus⸗ halt beſchäftigt waren, in einzelnen Fällen anſcheinend Be⸗ freiung von den Vorſchriften des Geſetzes gefordert hat⸗ ten. Nachträglich habe ſich aber immer herausgeſtellt, daß nicht nur die Mädchen dieſe Schreiben gar nichl ſelbſt oer⸗ faßt, ſondern in der Mehrzahl der Fälle nicht einmal etwas davon gewußt hatten.— Die verſammelten Amtswalter ſtimmten dem Gedanken zu, diejenigen Hausgehilfinnen, die lange Zeit in jüdiſchen Haushalten waren und nicht ſofort wieder untergebracht werden können, in beſonderen vorüber⸗ gehenden Auffanglagern zu betreuen und zu ſchulen. Rechtſprechung und Aechtslehre Wir bringen nachſtehend aus berufener Feder Er⸗ gebniſſe der Rechtſprechung und Rechtslehre, die, aus⸗ gehend von den neuen Geſetzen und Verordnungen, wert⸗ e Wr ff 1. Die Verſchiebung eines Erwerbsgeſchäfts auf die Ehefrau iſt ſittenwidrig und verpflichtet zum Schaden⸗ erſatz und zwar auch dann, wenn ſie nach außen hin in die Form der Eröffnung eines neuen Geſchäfts ge⸗ kleidet iſt, auch die Geſchäftseinrichtung von dem Ehe⸗ mann nicht übernommen wird. Köln Zweigſt. Saar⸗ louis, 14. Juni 1935. 2. Es widerſpricht nicht den guten Sitten, wenn der Hauseigentümer von dem Mieter für die Geneh⸗ migung zum Eintritt eines neuen Mieters in den laufen⸗ den Mietvertrag eine Abſtandsſumme verlangt.— Ur⸗ teil des Landgerichts Hamburg vom 21. Juni 1935.— 3. Wenn das Gemeinwohl es erfordert, kann eine Antervermietung trotz vertraglichen Verbots zuläſſig ſein. Verneint wird eine ſchuldhafte, einen Mietaufhebungs⸗ grund darſtellende Untervermietung in einem Falle, in wel⸗ chem die Leitung der NS⸗Volkswohlfahrt die Anter⸗ vermietung für zuläſſig erklärt hatte. Urteil des Landgerichts Roſtock vom 18. April 1935. 4. Uebernimmt die Gemeinde die Mietzahlunger eines Arbeitsloſen gegenüber dem Vermieter, ſo gil die Uebernahme nur für die laufende Arbeitsloſigkeit. Sie erſtreckt ſich nicht auf eine nach zwiſchenzeitlicher Beſchäftigung wieder eintretende erneute Arbeitsloſigkeit. — Amtsgericht Berlin 25. Febr. 35. 5. Die Auslegung des Mietvertrags nach den heute allgemein geltenden Anſchauungen führt dazu, dem Rund⸗ funkhörer den einwandfreien Empfang des örtlichen Reichsſenders ſowie mindeſtens noch des Deutſchland⸗ ſenders mit einem beſcheidenen Empfangsgerät— ein⸗ ſchließlich eines Außenluftleiters— zu geſtatten. Die Anbriegung der Antenne von ſachverſtändiger Hand braucht das Dach des Hauſes nicht zu beſchädigen. Wenn andere Mieter ſpäter mit dem gleichen Anliegen auf Anbringung einer Außenantenne kommen, ſo muß als⸗ dann ein billiger Ausgleich zwiſchen den Beteiligten im Sinne der gegenſeitigen Rückſichtnahme gefunden werden. — Urteil des Landgerichts Berlin, 15. Jan. 35. 6. Wer einen Jugendlichen mit der Lenkung eines Fuhrwerkes beauftragt, muß ſich überzeugen, ob er außer den erforderlichen Kenntniſſen und Fähigkeiten auch Ge⸗ wiſſenhaftigkeit beſitzt, und muß ihn gerade in der erſten Zeit ſeines ſelbſtändigen Handelns unauffällig kon⸗ trollieren. Hat er hiergegen verſtoßen, ſo iſt er gemäß § 831 des Bürgerl. Geſetzbuches zum Erſatze des Schadens verpflichtet, den der Jugendliche in Ausführung der Ver⸗ richtung einem dritten widerrechtlich zufügt.— Urteil des Reichsgerichts vom 21. Febr. 35. 1. Unbegründete und gehäſſige Anſchuldigungen des Vermieters bei der NSDAP. bildet einen Kündigungs⸗ grund im Sinne des§ 2 des Mieterſchutzgeſetzes. Arteil des Landgerichts Düſſeldorf vom 30. März 38. 8. Von einem ordentlichen Bauern muß unbedingt erwartet werden, daß er mindeſtens zahlungswillig iſt. Kann er ſeine Verpflichtungen z. Zt. nichk in vollem Amfange erfüllen, ſo muß er wenigſtens die ihm zur Verfügung ſtehenden Beträge auf ſeine Gläubiger ver⸗ teilen. Berücksichtigt er aber abſichtlich und böswillig einen — überdies in Not befindlichen Gläubiger nicht, ſo iſt ihm die Bauernfähigkeit abzuſprechen, insbeſondere wenn er ſeine Böswilligkeit vornehmlich in der Zeit nach dem Inkrafttreten des Reichserbhofgeſetzes und in Kenntnis der durch dieſes Geſetz an ſeine Ehrbarkeit und Wirtſchaftsfähigkeit geſtellten erhöhten Anforde⸗ rungen bewieſen hat.— Beſchluß des Landeserbhof⸗ gerichts Celle vom 10. Mai 35. 9. Die Belaſtungen eines Erbhofes auf Grund des Uebergabevertrags müſſen unbedingt ſo gehalten ſein, daß der Uebernehmer ſie bei ordnungsmäßiger Wertſchaft dann abgetragen haben kann, wenn die Ausgaben für die Berufsausbildung und die Ausſtattung der eigenen Kinder fühlbar werden.— Beſchluß des Reichserbhof⸗ gerichts, I. Senat vom 4. März 35. 10. Werden nach dem Inkrafttreten der II. Durch⸗ führungsverordnung zum Reichserbhofgeſetz vom 21. Dez. 1933 bei einem aus Alleineigentum der Ehegatlen zuſammengeſetzten Erbhof weitere Grundſtücke zum Allein⸗ eigentum eines Ehegatten oder zu gemein chaftlichem Eigentum beider Ehegatten hinzuerworben, ſo erlangt dieſer Neuerwerh, wenn er regelmäßig von der Hof⸗ ſtelle des Erbhofs aus bewirtſchaftet wird, ohne weileres Erbhofeigenſchaft.— Beſchluß des Landeserbhofgerichts Celle vom 20. März 35. Gr. Die Kameradſchaſt eines Volkes beſiegt Hunger und Kälte Der Tag der nationalen Solidarität iſt der ſichtbare Ausdruck dieſer Kameradͤſchaſt 5 N Neues aus aller Welt ai Sich ſelbſt überfahren. Der Kolonialwarenhändler Franz Huber in Traunſtein kurbelte ſeinen noch mit einer Andrehvorrichtung verſehenen Kraftwagen an, während ein Gang eingeſchaltet war. Der Kraftwagen fuhr an und überrannte den Beſitzer, dem ein Fuß abgefahren wurde, a Von einem Baumſtamm erſchlagen. In Schierlin (Bayern) verunglückte der Kleinſöldner Johann Frimber⸗ ger beim Roden von Langholz tödlich. Ein Baum fiel ſo unglücklich um, daß der Getroffene mit eingeſchlagenem Hinterkopf liegen blieb. Auf dem Transport ins Kranken- haus verſchied er. Ein Arbeitskollege des tödlich Verun⸗ glückten konnte im letzten Augenblick zur Seite ſpringeſd A Wegen Kindstötung verurteilt. Die 22jährige Fran⸗ ziska Mehltreter unterhielt ein Verhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Als ſie ihre Zeit herannahen fühlte, fuhr ſie nach Seebarn, um dort bei einer verheirateten Schweſter ihrer Niederkunft entgegenzuſehen. Auf dem Wege von der Bahnſtation nach Seebarn wurde ſie von der Geburt über⸗ raſcht. In ihrer Verwirrung und Verzweiflung ergriff ſie Der neue Biſchof von Eichſtätt leiſtet den Treueid. München, 3. November. Der neuernannte Biſchof von Eichſtätt, Dr. Michael Rackl, fand ſich beim Reichs. ſtatthalter in Bayern, Ritter von Epp, zu Ableiſting des im Reichskonkordat vorgeſehenen Treueides ein. Dabei erklärte der Biſchof in einer Anſprache u. a.: Der Eid fordert von mir das Verſprechen der Treue ge⸗ genüber dem Deutſchen Reich und dem Land Bayern, fordert von mir das Gelöbnis, die verfaſſungsmäßig ge⸗ bildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achlen zu laſſen ſowie darauf bedacht zu ſein, jeden Schaden zu verhüten, der das Wohl und das Intereſſe des deutschen Staatsweſens bedrohen könnte. Die Erfüllung dieſer Ver⸗ pflichtungen liegt in der gradlinigen Fortſetzung meiner bisherigen Auffassung und Handlungsweiſe als Prieſter, So wie es einem Biſchof geziemt, ſoll und will ich als Biſchof dem Deutſchen Reich und dem Lande Bayern in Treue dienen. Mein katholiſcher Glaube weiſt mir klar den Weg. Gern und freudig bejahe ich nach den Normen des Naturrechts und des poſitiven chriſtlichen Sittengeſetzes den Staat und die Staatsautorität und alles, was dem Wohle und der Ehre, dem Schutz und der Wehrhaftigkeit des Staates dient. Der Reichsſtatthalter drückte in ſeiner Antwort eine Befriedigung darüber aus, daß dem Biſchof die Er⸗ füllung der ihm aus dem Eid erwachſenden Pflichten Her⸗ zens⸗ und Gewiſſensſache ſei. Darin erblicke er die aus⸗ ſichtsreiche Grundlage für eine reibungsloſe Zuſammen⸗ arbeit.„Ich entnehme Ihrem Bekenntnis“, erklärte der Reichsſtatthalter,„den gleichen Geiſt, von dem die Staaks⸗ führung unſeres Reiches getragen iſt, den Geiſt der Volks⸗ gemeinſchaft und der Verbundenheit mit dem heimal⸗ lichen Boden, Ein in dieſem Geiſte arbeitender Kirchenfürſt, der den auf dem Boden des poſitiven Chriſtenkums ſtehenden Staat bejaht und deſſen Autorität anerkennt, kann, wie mir dünkt, nicht in ernſtlichen Gegenſatz zu dieſem Staal kommen. Er kann es umſo weniger, als die Kirche in Deukſchland dem Manne, der in unermüdlichem Ringen und mit eiſernem Willen dieſen Staat der Volksgemein⸗ ſchaft geſchaffen hat, dem Führer und Reichskanzler, ez dankt, daß ſie nicht in der atheiſtiſchen Sturmflul eines bolſchewiſtiſchen Staates untergegangen iſt, daß vielmehr ein Kankordat zuſtande kam.“ politik der NSDe nerstag in der tei und Wirtſchaft“. 5 Berlin. Auf der n Fahrzeugparade, die die Deut⸗ ſche Reichsbahn anläßlich der 100⸗Jahrfeier am 8. Dezem⸗ ber in Nürnberg veranſtaltet, wird auch ein„Kraft durch Freude“ ⸗Zug gezeigt werden. 5 Tokio. Die Agentur Rengo verbreitet eine Aeußed ung des japaniſchen Kriegsminiſters über die Lage in Nord⸗ china. D er in 6 ſitzung erklärt, daß Kommiſſion für Wirtſchafts⸗ Köhler, ſpricht am Don⸗ Univerſität über das Thema„Par⸗ l biiietts 5 1 er glaub nächſten Tage eine„günſtige“ Wendung der n ineliſchen Froge vorausſagen zu können. Litauiſche Maßnahmen gegen die polniſche Minderheit. Wie die polniſche Preſſe meldet, hat der ſeit längeret Zeit in Litauen verſchärfte Kurs gegen die dortige polniſche Minderheit zu einer Reihe neuer Maßregelungen und Ver⸗ ſchickungen von Minderheitsangehörigen geführt. Die pol⸗ niſchen Blätter weiſen darauf hin, daß rund 30 polnische Lehrer in litauiſchen Gefängniſſen ſitzen oder verſchickt ſejen. Der polniſche Schulunterricht habe infolgedeſſen faſt ganz aufgehört. i 55 Hinrichtung eines Mörders Nürnberg, 3. Dezember. In Eichſtätt iſt der vom Eich⸗ ſtätter Schwurgericht am 23. Auguſt 1935 wegen Mordes zum Tode verurteilte Mathias Schwab hingerichtet wor⸗ den.— Schwab hatte am 31. Mai 1935 in Fünfſtätten den Bäckermeiſter Joſef Haunſtetter, ſeinen Onkel, ermordet, um in den Beſitz ſeines Anweſens zu gelangen. — 5 Einmalige Hullührung! Nur heute Mittwoch Nbend Lahe Hach Holen Nemon MWvurre (Der große Ben Hur- Darsteller Als armer Musiker). Ein Film, der ihnen nicht nur Liebe und nicht nur Noten, sondern vor allem auch gute Laune bringt.— Vorher: Blüder sein dagegen sehl Schöne Ohristhäume (Weiß- und Nottannen) eingetroffen. Ferner empfehle: Ohſt, Gemüſe, Hüdfrüchte. Hch. Labres, Iffezheimerſtr. 1. Herde, Veen die nicht backen u. nicht brennen, werd, u. Garantie dazu repariert. Ferner Setzen, Putzen und Ausmauern. Herdschlosserei u. Ofensetzerei Krebs, J 7, 11 Tegen Gummistempe] liefert in jeder Ausführung 5 und Größe Druckerei des Neckar-Bote. „Zum Lamm“. Morgen Donnerstag früh Junge Frau ſucht Monats⸗ oder Putzſtelle. 2 Timmel und Küche Ein Wapehſleſch. 5 Kinder- Auto zu vermieten, Hierzu ladet freundlichſt ein ſowie 2 gebrauchte Zu erfragen Peter Lenz Wtw. Herren- Näder Schnell verkauft, Schnell vermietet ist alles, was die große Oeffentlichkeit wissen soll.— Der einfachste billigste und beste Weg Weiser hierzu ist das Leitungs-Inserat! 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