Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., un Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 8 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadttell Mhm.⸗Seckenheim. Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) N annheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. XI. 35: 1200 86. Jahrgang Aeber Sonntag : Der Tag der nationalen Solidarität iſt wiederum der Höhepunkt im Winkerhilfswerk des deulſchen Volkes geweſen. Der Verlauf des 7. Dezember hat bewieſen, daß die Idee dieſes Tages und der Gedanke der unauflöslichen Schickſalsverbundenheit im deutſchen Volk kiefe Wurzeln geſchlagen hat. : Der Führer hal den bisherigen ſtellverkretenden Gauleiter und Staatsminiſter Fritz Wächtler zum Gaulei⸗ ler des Gaues Bayeriſche Oſtmark der Ns DA P und gleich⸗ zeitig zum kommiſſariſchen Leiter des NS- Lehrerbundes und Hauptamtsleiter bei der Reichsleitung der NS DA er- nannt. .: Nürnberg ſtand im Zeichen der Jubiläumsfeierlich⸗ keiten der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war der Feſtakt in dem großen Saal des Induſtrie. und Kulturvereins, an dem der Führer, viele Mitglieder der Reichsregierung und Vertreter des Staales, der Partei, der Wehrmachk, der Wirkſchaft und der Wiſſenſchaft keilnahmen. der Führer umriß die Be⸗ deutung der Deutſchen Reichsbahn. 5: Außenminiſter Hoare und Miniſterpräſident Laval hakten am Samskag in Paris eine lange Anterredung. Ueber dieſe Unterredung gab Laval der Preſſe eine Erklä⸗ rung ab. in der er die vollkommene Einigkeit der engliſchen und der franzöſiſchen Regierung feſtſtellte. : In der Nacht verhaftete die Polizei in Reval eine größere Anzahl von politiſchen Verſchwörern, die einen Skaatsſtreich beabſichtigt hatten. Bei den Verſchwörern Be es ſich um Mikglieder der Bewegung der Freiheits⸗ ämpfer. 5 : In den Aukonomieverhandlungen zwiſchen den chi⸗ neſiſchen und den japaniſchen Anterhändlern iſt eine Eini⸗ gung erzielt worden, die auf eine als Zwiſchenlöſung zu wertende Abmachung hinausläufl. Hierdurch ſcheink der ſeit einiger Zeit drohende ſcharfe Konflikt über die nordchi⸗ neſiſche Frage beigelegt zu ſein. 100 Joffe deutſche Eiſenbahn Der Kameradſchaftsabend der deutſchen Eiſenbahner. Nürnberg, 9. Dezember. Als erſte große Veranſtaltung der Jahrhundertfeier der deutſchen Eiſenbahnen hielt die Reichsbahndirektion Nürnberg zu Ehren der Gäſte aus dem Reich und aus dem Ausland in vier großen Sälen einen Kameradſchaftsabend ab, an dem neben den Nürnberger Eiſenbahnern Abord⸗ nungen des Eiſenbahnperſonals und der Eiſenbahnvetera⸗ nen aus ſämtlichen Eiſenbahndirektionen in einer Geſamt⸗ ſtärke von über 1500 Mann teilnahmen. Im Herkulesſaalbau wandte ſich der Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahn, Dr. Dorpmüller, an alle Eiſenbahner Deutſchlands.— Im Namen der in der Reichsverkehrsgruppe Schienenbahnen zuſammengeſchloſſe⸗ nen deutſchen Privatbahnen und Kleinbahnen und ihrer Gefolgſchaften übermittelte Direktor Nitſchmann von der Lübeck⸗Büchener⸗Eiſenbahn herzliche Glückwünſche an die Deutſche Reichsbahn. Der letzte Kommandierende der Feldeiſenbahnen des Weltkrieges, Oberſt a. D. Meiyner, gab in ſeiner Glück⸗ wunſchanſprache einen Ueberblick über die Feldeiſenbahnen. Ehrung der Gefallenen Am Sonntag vormittag war eine Gedenkkundgebung für alle im Weltkrieg gefallenen Eiſenbahner am Ehrenmal im Verkehrsmuſeum. Zu dieſer Gedenkfeier hatten ſich alle Abordnungen der ausländiſchen Eiſenbahnverwaltungen ſowie Mitglieder des Verwaltungsrates der Deutſchen Reichsbahn und Vertreter des Reichsverkehrsminiſteriums ſowie die lei⸗ tenden Beamten der Deutſchen Reichsbahndirektion eingefun⸗ den. Generaldirektor Dr. Dorpmüller hielt folgende An⸗ pprache: 25 573 Eiſenbahner, das iſt die Todesernte des großen Weltkrieges aus unſeren Reihen. Mögen ſie als tapfere Frontkämpfer gefallen ſein, ihren Tod mit Waffenruhm über⸗ ſtrahlend, oder mögen ſie ohne Waffen, aber furchtlos und bewappnet mit Seelenſtärke ſich ihren Kameraden an der Front geopfert haben. Es war derſelbe Tod, nur verklärt durch Pflichtgefühl und Treue. a 8 ö Aber nicht nur in Deutſchlands Eiſenbahnerfamilie trauert die Mutter um ihre Söhne, die Witwe um ihren Latten. Not und Tod kennen keine Landesgrenze. Der Schmerz der Mütter und die Trauer der Frauen in den Län⸗ dern, die an unſerer Seite oder gegen uns kämpften, ſind nicht minder tief als in unſerer Heimat. Darum wollen wir, wenn wir angeſichts unſerer ausländiſchen Berufska⸗ 5 meraden unſere Toten ehren, auch ihre Toten in unſere Ehrung mit einſchließen. Dieſer Kranz gilt allen im Krieg gefallenen toten Eiſenbahnern. 1 5 m feſtlich geſchmückten großen Saal des Induſtrie⸗ und r ſich alle Ehrengäſte und Abordnungen eingefunden. Mit dieſem Feſtakt, der durch die Anweſenheit des Führers, der ſelbſt der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft in anerkennenden Worten ſeinen Dank ausſprach, erreichte die Feier ihren Höhepunkt. i f Generaldirektor Dr. Dorpmüller grüßte den Füh⸗ ter im Namen aller deutſchen Eiſenbahner. Reichsverkehrsmi⸗ niſter Freiherr von Eltz⸗Nübenach, der hierauf das Wort nahm, hob insbeſondere die Verdienſte der ö deutſchen Reichsbahn um die politiſche Einheit des Reiches hervor. a In ſeiner Rede auf dem Feſtakt im Kulturvereinshaus umriß der Führer die politiſch einigende Bedeutung der Deutſchen Reichsbahn, die— gewollt oder ungewollt— von Anfang an ſchon eine Deutſche Reichsbahn geweſen ſei. Anknüpfend an die Darlegungen der Vorredner führte er zunächſt aus, daß— ganz gleich, was auch die moder— nen Erfindungen an neuen Verkehrsmöglichkeiten geſchaf⸗ fen haben— die Bedeutung der Reichsbahn als Träger des Maſſentransportes ſich erhalten werde. „Der Kraftwagen iſt ein individuelles Transport⸗ mittel. Das Flugzeug iſt das ſchnellere Transportmittel. Das unbedingt ſichere Maſſentransportmittel iſt und bleibt für abſehbare Zeit nach wie vor die Eiſenbahn.“ Darüber hinaus müſſe man in der Eiſenbahn, ſo wie ſie ſich in Deutſchland entwickelt habe, das erſte ganz große ſozia⸗ liſtiſche Unternehmen ſehen gegenüber den Ge⸗ ſichtspunkten der Vertretung rein kapitaliſtiſcher Einzel⸗ intereſſen. Das erkenne man in der Organiſation des Eiſenbahnverkehrs an ſich. Es ſei das Eigenartige dieſes Unternehmens, daß an der Spitze nicht die Frage des Ge⸗ winns, ſondern die Befriedigung des Verkehrsbedürfniſſes ſtehe. Unter ſtürmiſcher Zuſtimmung der Verſammlung rief der„Führer aus: „Es würde ein unermeßlicher Rückſchritt ſein, wollten wir heuke elwa den Gedanken verkreten, die Linien abzu⸗ bauen, deren Renfahlität nicht geſichert iſt. Das würde geradezu eine Rucktehr in ſchümmſte, nur räpſtalſtiſche Auffaſſungen bedeuken. Es iſt daher für die Zukunft unſere Aufgabe, dafür zu ſorgen, daß nicht etwa die Deutſche Reichsbahn ein Opfer anderer Verkehrseinrichtungen wird, die ſich noch nicht dieſen größeren Grundſatz einer ſoziali⸗ ſtiſchen Leiſtung für die Geſamtheit zu eigen gemacht ha⸗ ben und nicht zu eigen machen können, ſondern es muß unſere Aufgabe ſein, dafür zu ſorgen, daß in Zukunft zwi⸗ ſchen dieſen ſozialiſtiſchen Unternehmen und der vorwärks⸗ ſtürmenden neuen individuellen Berkehrsbefriedigung eine Syntheſe gefunden wird. Unter keinen Amſtänden darf jedoch der Träger unſeres gewaltigen Geſamtverkehrs irgondmie zu Schaden kommen.“ Den ſozialiſtiſchen Charakter der Reichsbahn ſehe man noch in etwas anderem Sie ſtelle eine Warnung dar gegen⸗ über den ausſchließlichen Anſprüchen der privatwirtſchaftli⸗ chen Doktrin. Sie ſei der lebendige Beweis, daß man ſehr wohl ein Gemeinſchaftsunternehmen führen könne ohne privatkapitaliſtiſche Tendenz und ohne privatkapitaliſtiſche Führung. Denn man dürfe nicht vergeſſen: die Deutſche Reichsbahn ſei das größte Wirkſchafts⸗ unternehmen, der größte Auftraggeber, den es über⸗ haupt in der Welt gibt. Dieſe Bahn ſei ein unendlich ſozialiſtiſches Unternehmen in der ganzen Art ihrer inneren Organiſation. Sie ſei der ſchlagende Beweis dafür, daß es möglich iſt, eine gewaltige Gemeinſchaftsleiſtung zu erzielen, ohne— und das ſei wich⸗ tig— unerhörte Belohnungen durch Gewinne einzelner Menſchen.„Das, was wir auf der einen Seite in unſerer Armee ſehen, das ſehen wir hier auf wirtſchaftlichem Ge⸗ biet, ein gigantiſches Unternehmen, das ſich weſentlich auf⸗ baut auf Pflichtbewußtſein und Dienſtfreudig⸗ keit. Es iſt eine Organiſation unerhörter Pflichterfüllung, an⸗ gefangen vom Streckenarbeiter oder Weichenſteller bis hin⸗ auf zur höchſtbeamteten Führung dieſes Unternehmens.“ Das ſei wichtig zu wiſſen in einer Zeit, in der nur zu leicht unter den Einwirkungen der ſonſtigen Wirtſchaftsent⸗ wicklung die Meinung vertreten werden könne, die Führung eines großen Wirtſchaftsunternehmens ſei ohne privatwirt⸗ ſchaftliche Tendenzen überhaupt nicht denkbar. Daß wir Nationalſozialiſten gerade dieſe Seite beſonders begrüßen, iſt ſelbſtverſtändlich. Wir kämpfen für einen Staat, der aufgebaut ſein ſoll auf den Gedanken, daß Gemeinnutz vor Eigennutz ſtehen ſoll. Uns bewegt dabei ein ungeheures Maß von Idealismus. Manche ſagen ſogar, von einer nicht berechtigten Fantaſie, einer Ideologie. Aber wir haben ge⸗ waltige Beiſpiele und begründete Unterlagen dafür in der Geſchichte,— dem Staat an ſich, der Staatsverwaltung, dem Beamtenkörper, der Armee und hier in einem Wirl⸗ ſchaftsunternehmen„Deutſche Reichsbahn“— daß ſo eine Auffaſſung ſicher realiſierbar erſcheint. Ich weiß, daß nichts auf der Welt mit einem Schlage geht, daß alles ſeine Ent⸗ wicklungszeit benötigt. Aber ich bin der Ueberzeugung, daß eine ſolche Entwicklung denkbar und es unſere Aufgabe iſt, einer ſolchen Entwicklung überall nachzuſtreben. Nicht. um einer Doktrin zu dienen Aber es iſt nötig, daß als das große Schlußziel immer wieder der Leitgedanke aufgeſtellt wird: die Leiſtungen des Einzelnen haben in erſter Linie der Geſamtheit zu dienen, und der Nutzen, der für die Geſamtheik abgeworfen wird, wird ſich umſetzen in den Teil des Nutzens, der auch den Einzelnen krifft. Das iſt ein Ideal, auf einigen Gebieten verwirklicht, auf anderen Gebieten in der Entwicklung begriffen, auf anderen Gebieten überhaupt nicht reif zur Entwicklung. Aber wir wollen uns hüten vor irgendeiner Doktrin, vor der einen wie vor der anderen. Die Deutſche Reichsbahn iſt ein Beweis dafür! Und ſo möchte ich am heutigen Tage den Männern danken, die an dieſem großen Gemeinſchaftswerk tätig ſind, den leitenden Männern, an der Spitze Ihnen, Herr Generaldirektor, und den Hunderttauſenden von Beamten und den Hunderttau⸗ ſenden von Arbeitern. Ich möchte Ihnen allen danken, die in der Deutſchen Reichsbahn als tätige Männer unſeres Volkes nicht kapitaliſtiſcher Geſichtspunkte wegen ihre Pflicht erfüllen, ſondern ihre Pflicht erfüllen als deutſche Volksgenoſſen. 8 Montag, den 9. Dezember 1935 Nr. 287 Alle für Alle! Die Kameradſchaft einer Nation.— Der Opferkag des deutſchen Volkes. Berlin, 8. Dezember. Der Tag der Nationalen Solidarität iſt der Höhepunkt im Winterhilfswerk des deutſchen Volkes. An dieſem Tage wurde das Millionenheer der freiwilligen unbekannten Hel⸗ fer abgelöſt von den bekannten Trägern der höchſten Stel⸗ len in Reich und Partei, Staat und Stadt, Wirtſchaft und Kunſt, Preſſe und Rundfunk. An dieſem Tage gingen ſie alle, die ſonſt durch Amt und Beruf verhindert ſind, mit der Sammelbüchſe auf die Straßen, in die Gaſtſtätten, Lichtſpielhäuſer und Theater, und ſie warben in gleichem Geiſte und mit der gleichen Bereitwilligkeit für die unver⸗ ſchuldet in Not Geratenen, getragen von dem Gefühl wah⸗ rer Volksverbundenheit, erfüllt von dem Auftrag des Füh⸗ rers: Keiner darf hungern, keiner darf frieren! Zugleich aber ſammelte ſich an dieſem Tage die ganze Skoßkraft des deutſchen Volkes zu einem Großangriff gegen die Not — in den Vorjahren haben dieſe Tage ein Vielfaches der übrigen Sammeltage gebracht—, nicht weil nun Reichs⸗ und Staatsminiſter, das Führerkorps aller Parteigliede⸗ rungen, die ganze hohe Beamtenſchaft, die Oberbürgermei⸗ ſter und Bürgermeiſter, die Führer der deutſchen Wirt- ſchaft und die geiſtige und künſtleriſche Elite ſammelte, ſon⸗ dern weil dieſer Tag zugleich der Tag des Bekenntniſſes zur Volksgemeinſchaft iſt. Alle, die noch in Not ſind, ſollen an dieſem Tage ſpüren, daß ſie nicht vergeſſen wurden, daß ſie ungeachtet ihres Unglückes vollwertige Mitglieder der Gemeinſchaft unſeres Volkes, daß ſie unſere Kame„eden und Brüder ſind. Die Idee des Tages der Nationalen Solidarität und der Gedanke der unauflöslichen Schickſalsverbundenheit hal im deutſchen Volke— das hat der 7. Dezember einmal mehr bewieſen— kiefe Wurzeln geſchlagen. Das Verkrauen, das der Führer in den Gemeinſchaftsſinn des Volkes ge⸗ ſetzt hat, iſt nicht enttäuſcht worden. Die Reichshauptſtadt als der Sitz der Reichs⸗ regierung und zahlreicher Behörden ſpiegelte dieſen Ein⸗ druck beſonders lebendig und überzeugend wieder. 3800 Sammler appellierten an das ſoziale Empfinden der Ber⸗ liner Bevölkerung, und das ſprichwörtlich gute Herz des Berliners hat ihnen keine Enttäuſchung bereitet. Der Humor beherrſchte die Stunde und Dr. Goebbels ſelbſt trug nicht wenig dazu bei:„Wer Hoſenknöpfe reintut, wird eingelocht.“ „Hermann, ſchüttel mal, ſehen kann dir keener!“ Der gute Berliner, der dieſen Ruf ausſtieß, hatte recht, denn unter den Tauſenden von Menſchen, die ſich in der Paſſage Anter den Linden drängten, war Miniſterpräſident Her⸗ mann Göring nicht zu ſehen. Der Führer ließ es ſich nicht nehmen, nach Beendigung der Sktraßenſammlung eine große Anzahl von Helfern und Helferinnen dieſes Tages in die Reichskanzlei einzuladen, wo er allen perſönlich eine größere Spende für das Win⸗ kerhilfswerk in die Sammelbüchſen gab. Tue recht und ſcheue niemand Anſprache des Reichsinnenminiſters Dr. Frick in München. Im Zirkus Krone in München ſprach Reichsinnen⸗ miniſter Dr. Frick zur Eröffnung der Winterſchulungsarbeit vor 4500 Politiſchen Leitern. Miniſter Dr. Frick wandte ſich u. a. gegen jene der früheren Bayeriſchen Volkspartei naheſtehenden„Patrioten“, die ſeinerzeit über„Finis Ba⸗ varige“ klagten, und betonte, daß Bayern im Dritten Reich eine weitaus größere Bedeutung zufalle als im Syſtem⸗ reich. Die Eigenſtaatlichkeit im Sinne der Kleinſtaaterei habe allerdings 1 98 in einer Zeit, in der nur ein olitiſcher Wille in Deutſchland gelte. Man habe im Laufe ieſer Entwicklung mancherlei Spaltpilze gründlich ausge⸗ rottet. Manches ſei aber noch zu tun. So werde nicht ge⸗ duldet werden, daß die Kirche etwa einen Staat im Staate bilde. Die Judengeſetze bedeuteten, daß deutſche 1 en⸗ heiten nur mehr von Deutſchen geregelt werden dürften. Den Erziehungsaufgaben der NSDAP. unterſtehe der deutſche Menſch von der Wiege bis zum Grabe. Von den Trägern der Hoheitsrechte forderte der Miniſter, 05 ihr Lebensgrundſatz ſei:„Tue recht und ſcheue niemand!“ Wenn dies geschehe ſei die Innenpolitik in Deutſchland klar. Parteitag der Freiheit Die Hörfolge der Reichsſendeleitung. Die Reichsſendeleitung bringt in der 828 vom 10. bis 12. Dezember von 19 bis 22 Uhr über alle deutſchen Sender ein akuſtiſch⸗hiſtoriſches Dokument: Den Parteitag der Freiheit. Die Wiedergabe des Erlebnisgehaltes dieſer ſieben Tage in Nürnberg, deren jeder von tiefſten ſeeliſchen und geiſti⸗ gen Eindrücken überfüllt war, in einer Sendung von nur wenigen Stunden, muß allen, die als Teilnehmer und Funk⸗ hörer Zeugen des Parteitages der Freiheit waren, eine Un⸗ möglichkeit ſcheinen. Die Geſtaltung der Sendung hat denn auch zwei volle Monate in Anſpruch genommen, denn der geſamte Parteitag war auf etwa 1600 Platten von je vier Minuten Laufzeit feſtgehalten worden, deren Wiedergabe 6400 Minuten oder 166 Stunden oder mehr als 12 Arbeits⸗ tage von 10 Stunden in Anſpruch nahm. Bei der Beſchrän⸗ kung auf eine dreiſtündige Sendung konnten nur Bruchſtücke aus den Funkherichten her den äußeren Rahmen verwandt werden. Denn der Gehalt eines ganzen Tages mußte auf 20 Minuten beſchränkt bleiben! Lavals Sieg Das Geſetz gegen die Kampfbünde mit 408 gegen 179 Stimmen verabſchiedet. Die franzöſiſche Kammer hat in ausgedehnter Nacht⸗ ſitzung die von der Regierung Laval eingebrachten drei Ge⸗ ſetzentwürfe über die Verſchärfung des Waffenverbots, die Auflöſung verbotener Kampfbünde und privater Milizen, ſo⸗ wie die Ahndungen der Aufreizung zum politiſchen Mord in der Preſſe durch die Strafgerichte, anſtatt wie bisher durch die Schwurgerichte verabſchiedet und ſich alsdann auf Diens⸗ tag vertagt. Auf der Tagesordnung der neuen Sitzung ſteht die Haushaltsberatung. Das Geſetz über die Kampfbünde wurde nach ausge⸗ dehnter Einzelberatung, in der die Regierung wiederholt in die Minderheit geraten iſt, in der Schlußabſtimmung mit 408 gegen 179 Stimmen angenommen. Ermöglicht wurde zwar dieſe Entſcheidung dadurch, daß in den voraufgegan⸗ enen Verhandlungen die Parteien der Rechten und der inken ſich für die Auflöſung der Kampfbünde ausgeſpro⸗ chen hatten. Unklarheiten ſcheinen anſchließend aber noch darüber zu beſtehen, welche Vereinigungen als Kampfbünde anzuſprechen ſind. Ein Verſuch der Kommuniſten, ein Ver⸗ zeichnis der Kampfbünde ſogleich in den Geſetzentwurf auf⸗ zunehmen, iſt von der Kammer mit 380 gegen 180 Stim⸗ men zum Scheitern gebracht worden. Auf der Liſte der Kommuniſten ſtanden u. a. die Jungpatrioten, die Jeuer⸗ kreuzler, die Franzöſiſche Solidaritäk und die royaliſtiſche Aktion Francaiſe. Die von der Kammer angenommenen Geſetzentwürfe enthalten im weſentlichen folgende Beſtimmungen: 1. Ver⸗ bot der Bildung ſolcher Vereinigungen, die durch ihre mili⸗ täriſche Form den Charakter von Kampfgruppen oder Pri⸗ vatmilizen beſitzen, die die Gefahr bewaffneter Kund⸗ gebungen oder von Störungen der öffentlichen Ordnung hervorrufen und deren Ziel ſein wird, das Staatsgebiet oder die republikaniſche Regierungsform anzugreifen. 2. Strafandrohung von drei Monaten bis zu zwei Jahren Gefängnis für jeden, der bei Kundgebungen ſolcher Ver⸗ einigungen Waffen oder gefährliche Werkzeuge mit ſich führt. J. Aenderung des Geſetzes über die Preſſefreiheit dahingehend, daß Aufforderungen zum Morde mit Strafe bedroht werden. Im Verlauf der Einzelberatungen iſt u. a. ein vom Juſtizminiſter unterſtützter Zuſatzantrag des Abgeordneten Pernot von der republikaniſch⸗demokratiſchen Vereinigung, die Auflöſung der Kampfbünde nicht auf dem Verordnungs⸗ wege, ſondern durch die Gerichtsbehörden vornehmen zu laſ⸗ ſen, mit 371 gegen 208 Stimmen abgelehnt worden. Alsdann wurde ein Zuſatzantrag des Sozialiſten Thiolas, den die Regierung und der Geſetzgebungsausſchuß bekämpften, mit 320 gegen 266 Stimmen angenommen, womit die Regie⸗ rung zum zweiten Male in die Minderheit geriet. Danach ſollte die Auflöſung verbotener Bünde auf dem Verord⸗ nungswege auf Vorſchlag des Innenminiſteriums und nach Gutachten des Staatsrates erfolgen. Von ſeiten des Abge⸗ ordneten Vallat(Feuerkreuzler) wurde eingewendet, daß die neue Faſſung ſich ſogar gegen die Schützengilden und Re⸗ gimentsvereine anwenden laſſe. Bei dieſer Gelegenheit wurden in der Kammer Zweifel an der Aufrichtigkeit der großen Verſöhnungsſzene vom Vortage laut. Die Gegner, die gerade ausgeſöhnt ſchienen, warfen ſich zum erſten Male wieder Manöver und Hinter⸗ gedanken vor. Als aus der Mitte des Hauſes die Regierung um ihre Auffaſſung befragt wurde, erklärte Juſtizminiſter Bérard, die Regierung erkenne ihre Faſſung überhaupt nicht mehr wieder. Trotzdem wurde darauf Artikel 1 des Geſetzes über die Kampfbünde in der ürſprünglichen Faſſung Chauvins mit 360 gegen 226 Stimmen angenommen. Auch hier hatte alſo die Regierung, ohne dagegen zu ſein, einen anderen Standpunkt vertreten. Ein Zuſatzantrag Rucards, der die Beſchlagnahme des beweglichen und unbeweglichen Vermö⸗ gens verbotener Bünde vorſieht— ein Antrag, den der Ausſchuß billigte, die Regierung dagegen zurückwies— wurde von der Kammer ebenfalls mit 332 gegen 258 Stim⸗ men angenommen, die Regierung alſo zum dritten Male ausdrücklich in die Minderheit verſetzt. Wie verlautet, dürfte der Senat die von der Kammer an den Regierungsentwürfen vorgenommenen Aenderun⸗ gen in den nächſten Tagen wieder beſeitigen und den ur⸗ ſprünglichen Wortlaut wieder herſtellen. Um eine Einigung Dor letzte Junker von Rothenburg Roman von Paul Hain. 41 Nachdruck daarhatos. 8 11 Bunte 1. 95 1201 Für 9 Sandler „Für Junker Jörg von Ro urg! Ne g Bürbele— unſeres Junkers Braut!“ Waffen klirrten. Mit brauſendem Widerhall ſtoben die Noſſe gegen die Ringmauer der Burg. Kuntz war beim erſten Ton des Hornes aus dem Schlaf gefahren. Die kleine Beſatzung ſtürzte aus ihrem Wach⸗ raume heraus. Eilte in den Hof. Eine gewaltige Beſtür⸗ zung hatte ſie ergriffen. Kuntz ſtolperte aus der Halle, flu⸗ chend, an allen Gliedern zitternd. Von draußen neuer, jubelnder Männerruf: „Für den Junker Jörg von Rothenburg!“ 1 lle Heiligen,“ ſtotterte Kuntz, totenblaß,„der Junker örg!“ Da dröhnten ſchon Stöße gegen das Haupttor. „Aufgemacht— im Namen des Junkers Jörg! keine Maus kommt lebendig heraus!“ Es ging alles mit erſchreckender Schnelligkeit. Die Eichenbohlen des Tores erzitterten unter den Axt⸗ hieben der Angreifenden. Die Beſatzung des Schloſſes wehrte ſich kaum. Hier und da auf der Mauer ſchoben ſich Geſtalten hervor. And immer wieder der Siegesruf: „Für den Junker Jörg von Rothenburg!“ And dann zerſplitterte das Tor.— Jörgs Bewaffnete brauſten in den Schloßhof hinein. Waffen fuhren funkenſtiebend gegenein⸗ ander. Kuntz rannte wie gehetzt in die Burg zurück. Er hatte— den Junker Jörg erkannt. „Alle guten Geiſter— „Bärbele, Bärbele—!“ ſchrie Jörgs Stimme durch die Nacht.„Bärbele— ich bin da!“ Einer der Wächter ſank unter ſeinem Schwerthieb äch⸗ zend zuſammen. Getümmel im Hofe. „Bärbele— Bärbele!“ f Jörg bahnte ſich einen Weg durch die Kämpfenden, dem Hauſe zu. 5 a Oder 5 zwiſchen der Kammer und dem Senat herzuſtellen, wird die Regierung eingreifen und in einem der beiden Häuſer letz⸗ ten Endes die Vertrauensfrage ſtellen müſſen. Bei dieſer Gelegenheit könnte die Rechte, die mit der von der Kammer angenommenen Faſſung unzufrieden iſt, gegen die Regie⸗ rung ſtimmen und damit unter Umſtänden das Kabinett in eine ſchwierige Lage verſetzen. Auf alle Fälle ſteht alſo die neue Woche wieder im Zeichen ſchwieriger Verhandlungen. Eine Erklärung der Feuerkreuzler Die Feuerkreuzlerbewegung hat der Preſſe mitgeteilt, daß die Erklärungen des Abgeordneten Pbarnegaray in der Kammer das Ergebnis einer Vereinbarung zwiſchen ihm und de la Rocque ſeien. Die durch dieſe Erklärung hervor⸗ gerufene Begeiſterung zu einer nationalen Ausſöhnung ent⸗ ſpreche dem von der Feuerkreuz⸗Vereinigung ſeit langem geäußerten Wunſch. Der Stanppunkt des Abgeordneten Ybarnegaray ſei genau der gleiche wie der der Feuer⸗ kreuzler. Die Feuerkreuz⸗ Bewegung lege Wert darauf, aufs neue zu betonen, daß ihre Verbände nicht bewaffnet ſeien. Sie krete für die Auflöſung jeder Vereinigung ein, die bewaffnet ſei, die ſich bewaffnen würde oder die verſuchen würde, die öffentliche Ordnung oder die Sicherheit zu ſtören. Leichte Beſſerung, aber kein Optimismus! Große außenpolikiſche Rede Muſſolinis.— Leichte Ent⸗ ſpannung feſtgeſtellt. Rom, 8. Dezember. Die feierliche Eröffnungsſitzung der italieniſchen Kam⸗ mer, die im Zeichen der großen außenpolitiſchen Rede Muf⸗ ſolmis ſtand, begann mit der Einſammlung der Goldmedail⸗ len, die die Abgeordneten als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zu den verſchiedenen Tagungsabſchnitten der Kammer in ihrem Beſitz hatten und ſie dem Vaterlande geſpendet haben. i Muſſolini erklärte eingangs, daß das italieniſche Volk auch am 365. Tage der wirtſchaftlichen Belagerung vom gleichen Widerſtandswillen beſeelt ſein werde wie heute. „Es gibt keine Belagerung, die uns in die Knie zwingen und von unſeren Zielen abbringen könnte.“ Zur politiſchen Lage übergehend, zu der er einige knappe Erklärungen machen wolle, führte der italieniſche Regierungschef zunächſt unter Anſpielung auf die Beſpre⸗ chungen, die er mit den Botſchaftern Englands und Frank⸗ reichs hatte, im weſentlichen aus: In den letzten Stunden ſei vielleicht eine leichte Beſ⸗ ſerung und eine leichte Milderung in Bezug auf einige vom Vorurteil beſtimmte Fragen eingetreten. Trotzdem müßte er vor einem ungerechtferktigten Optimismus warnen. Sach⸗ verſtändigenberatungen ſeien noch keine politiſchen Ver- handlungen, und ſelbſt wenn ſolche beginnen würden, ſei noch nicht geſagt, daß ſie zu einem glücklichen Erfolge füh⸗ ren. Man habe Italien wieder aufgefordert, ſeine Mindeſt⸗ forderungen bekannt zu geben. Dieſes Erſuchen ſei unzeit⸗ gemäß, denn Italien habe ſeine Mindeſtforderungen be⸗ reits im Oktober der franzöſiſchen Regierung bekannt gege⸗ ben. Als Antwort hätten dann im November die Sanktio⸗ nen gegen einen Angreifer begonnen. Die Petroleumſperre die am 12. Dezember beſchloſſen werden ſoll, ſei ein Ereig⸗ nis, das die Lage ſchwer präjudizieren müſſe. Vor allem in moraliſcher Hinſicht fühle ſich Italien durch die Sanktio⸗ nen verletzt und beleidigt. Das Strafrecht des Völkerbun⸗ des ſei noch niemals, auch nicht in weſentlich ſchwierigeren und ernſter liegenden Fällen angewandt worden und werde auch keine Zukunft haben. Die Methode des wirtſchaftlichen Erſtickungstodes ſei noch niemals verſucht worden und werde wahrſcheinlich auch niemals mehr verſucht werden. Sie komme nur fetzt und gegen das rohſtoffarme Italien zur Anwendung Es handele ſich um einen rein kolonialen Streitfall, wie ſie andere Staaten ſelbſt nach dem Kriege und nach der Gründung des Völkerbundes immer wieder unter Anwendung von Gewalt gelöſt hätten. Eine Löſung dieſes Streites könne nicht ohne Sicherſtellung der Rechte und Intereſſen Italiens erfolgen. Inzwiſchen werde in Italien und in Oſtafrika das Vor. gehen fortgeſetzt, bis die ikalieniſchen Truppen und die Schwarzhemden dem Vakerlande den enkſcheidenden End. ſieg gebracht hätten. Die Rede Muſſolinis wurde faſt nach jedem Satz von ſtürmiſchem Beifall unterbrochen. Auf Antrag des Präſi⸗ denten beſchloß die Kammer, die Rede in ganz Italien ſo⸗ fort durch Maueranſchläge bekanntzugeben. Hoare bei Laval Eine über zweiſtündige Ankerredung. Paris, 8. Dezember. Die Unterredung zwiſchen dem engliſchen Außenmini⸗ ſter Sir Samuel Hoare und Miniſterpräſident Laval dauerte faſt zweieinhalb Stunden. Die Unterredung, die augenſcheinlich lediglich dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Streit⸗ fall galt, wurde am Sonntag fortgeſetzt. Nach Schluß der Beſprechung gab Laval der Preſſe u. a. folgende Erklärung ab: „Die beiden Miniſter haber ihrer beiden Regierunge Zuſammenarbeit fortzuſe ſtattgefunder wird die vollkommene Einigkeit t, um ihre Politik enger der Meinungsaustauſch, der iht mit dem 3 Grund⸗ Die lagen a dſchaftliche Regelung des ikalieniſch vorgeſchlagen werden könnten.“ Der Fliegerangriff auf Deſſie 10 000 bewaffnete Abeſſinier bombardiert Ueber den italieniſchen Fliegerangriff auf das abeſſi⸗ niſche Hauptquartier in Deſſie liegt nunmehr auch eine Mit⸗ teilung des Marſchalls Badoglio vor. Der italieniſche Hee⸗ resbericht meldet darüber: „An der Front des Eingeborenenkorps haben unſere Ab⸗ keilungen Abbi⸗Addi, die Hauptſtadt des Tembien, beſetzt. Bei einem Zuſammenſtoß der Vorhuten ließ der Jeind in dem Kampffeld drei Tote zurück. An der Front des 1. Armeekorps ſetzten die feindlichen Horden längs unſerer Linien ihre Tätigkeit fort. Im Ge⸗ biet des Fluſſes Gabat, ſüdöſtlich von Makalle, iſt eine Ab⸗ teilung unſerer Eingeborenentruppe mit einer größeren feindlichen Gruppe zuſammengetroffen, wobei dabei 81 von ihnen gefangengenommen ſowie Lebensmittel und Kriegs⸗ material erbeutet werden konnten. Der Gegner hatte 5 Tote und viele Verwundete. Unſere Erkundungsflüge haben in der Nähe von Deſſie ein großes Lager mik mehr als 10 000 bewaffneten Abeſ⸗ ſiniern entdeckt. Trotz heftiger Abwehrmaßnahmen konnten unſere Flugzeuge das feindliche Feld mit ſehr zufriedenſtel⸗ lendem Ergebnis bombardieren. An der Somali⸗ Front haben ſich die Häuptlinge und Perſönlichkeiten der Stämme Ogaden, Rer, Agas und Nur unſeren politiſchen Behörden von Gorahai unterworfen, wo⸗ bei ſie gleichzeitig ihre Bewaffneten zu unſerer Verfügung ſtellten.“ Von abeſſiniſcher Seite liegt eine Meldung vor, nach der die italieniſchen Flugzeuge, die bis auf 200 Meter herabge⸗ gangen waren, einem heftigen Feuer der Abwehrgeſchütze ausgeſetzt geweſen ſind. Danach, ſo heißt es, hätten die Flieger größere Höhen aufgeſucht und von da die Stadt mit einem Eiſenhagel überſchüttet. Neun Aerzte des amerika⸗ niſchen Hoſpitals des Roten Kreuzes in Deſſie proteſtierten in einer gemeinſamen Erklärung gegen das Luftbombar⸗ dement, das ſie als eine„grauſame Demonſtration“ be⸗ zeichnen. Mißgtückter Staatsſtreich Reval, 9. Dez. Die Polizei verhaftete eine größere An⸗ zahl von politiſchen Verſchwörern, die für Sonntag einen Staatsſtreich beabſichtigt hatten. Es handelt ſich, wie wir erfahren, um einen Verſuch der Bewegung der Freiheitskämpfer, die Macht an ſich zu reißen. Bei den Verſchwörern fand ſich die Liſte der neuen Re⸗ gierung, an deren Spitze der Freiheitskämpfer Artur Sirk ſteht, der ſich gegenwärtig als Emigrant in Finnland aufhält. Die Polizei konnte ſämtliche Verſchwörer feſtnehmen⸗ N Das Tor war verſchloſſen, verrammelt. „Aexte her!“ ſchrie er zurück. Bewaffnete eilten herbei. Dumpf dröhnten die Schläge gegen das Holz. Die Bohlen barſten auseinander. Jörg ſtürzte über die Schwelle. Flog im Dunkeln die Treppe hinauf. Hinter ihm ver⸗ tönte der Kampflärm. „Bärbele, Bärbele!“ 5 1 Die Turmtreppe hinauf. Stand vor der Tür des Turm⸗ ſimmers 1 ſich dagegen mit aller Wucht ſeines Kör⸗ bers. Holz zerbrach ſplitternd. Er taumelte durch die Trümme Stand angſtvoll ſtill. „Bärbele— ſüßes Bärbele—“ Das Zimmer war leer. 5 5 Da brach ein Wutſchrei über ſeine Lippen. Er ſtürzte zurück— die Treppe nach unten hinab. Die Zähne in die Lippen gebiſſen. hröhnend durch die Gänge. „Kuntz! Wo iſt Kuntz?“ Bredau kam herbei. Simmern tauchte flüchtig auf. „Kuntz ſuchen! Habt ihr ihn?“ „Noch nicht?“ Alle Tore beſetzen—!“ 5 Bewaffnete ſtoben davon. Im Hof war noch Kampf und e chrei. Wie ein Naſender jagte Jörg von Raum zu Raum, um Kuntz zu finden! Der mußte wiſſen, wo Bärbele war. Im äußerſten Winkel des Kellers fand man ihn. 55 eppte ihn herauf— vor Jörg, der an der Treppe tand. „Wo iſt Bärbele?“ Kuntz taumelte unter den hart zupackenden Griffen. Er murmelte Unverſtändliches. Wo iſt 5 1 Seu! ub ſchlttelte ib Joöcg packte ihn an den Schultern u ittelte f! ie ein Bündel Er e von Sinnen. Da ſtieß Kuntz allend hervor: 58 JJC Sein Ruf drang 4 0 „„Schuft— du lust! „Dann E a ce ſteif auf. Ekel faßte ihn, da er in das enk fte Gen Nele Wen 15 f „Bringt ihn hinweg. Morgen werden wir Gericht hal⸗ ten über ihn.“ „Herr—“ ſchrie Kuntz auf. „Hinweg!“—. Er ſank zuſammen— fiel ſchwer auf einen Stuhl. Sim⸗ mern kam— ſtolz, triumpierend. „Junker— Schloß Dittwang iſt Euer. vorbei!“ Jörg nickte gleichmütig. „And Bärbele— iſt nicht mehr— hier,“ ſtöhnte er. Schließt die Tore. Stellt Wachen aus. Sorgt für alles. Sch bitte Euch.“ Und murmelte dann: „Bärbele— Bärbele— ich kam zu ſpät—“ 8 Achtundzwanzigſtes Kapitel. Mit Windeseile hatte ſich die Nachricht in Nothenbutg und darüber hinaus verbreitet: Junker Jörg ſei zurückge⸗ kommen! Hätte Schloß Dittwang in der Nachi genommen! Verlangte ſein Erbe! Die wildeſten Gerüchte durchſchwirrten die Luft. Schon hieß es hier und dort, es handle ſich um einen Betrüger, der ſich für den Junker Jörg ausgegeben habe. Der Ritter⸗ bund rücke heran, um den Gauner feſtzuſetzen. Die Gemü⸗ ter waren fieberhaft erregt. Dann wieder erfuhr man, daß der Hauptmann Ulrich Wozzek ſelbſt an der Erſtürmung von Schloß Dittwang teil⸗ enommen habe, daß Veit Simmern auch wieder heimge⸗ kehrt ſei— und ſchließlich zweifelten nur noch wenige, d 5 Junker 2 wieder von den Toten auferſtand⸗ ſei. Der Kampf iſt Manche wollten bereits wiſſen, daß Jörg noch am glei⸗ chen? mit Bärbele in 5 einreiten und in der St.⸗Jalobs⸗Kirche ut werden würde. Zahlloſe Neu⸗ Seer 9 ſich ſtundenlang vor dem Portal untet 8 Lebe, tigen Linden, am nichts zu verſäumen. Bis ötzlich irgendwie 228 Bärbele 1 1 Aus Den 6,06 M. Folge it zurück. mit eige nen; Ab kähne 6 haltene dem Ne 0 mit dei wurde mit der und 31 Art, erf ämter. 0 9 ordnung Präſide⸗ und 12 Kleinen beſtimm graph 8 Gebrau, ſtändige ſter zu Raucher Einfuhr Dienſtſt Inhabe Raucher ihrer C Rützung eines J (9 übrigen veranla lichen O aufzulö Bewegr ausgeſp von rei der M der Lel niemals Umſtän daß es füttern, geeigne graben, gnügter ein Sch ſtehende beiden Buben werden, den W̃ 2 a mn m gann Bruder ter un wegen ſchaftur unterne zu ver das G der M. ſelbſt das G bewahr von de vernah handlu 0 erh ielt verſchie * n 1 lee E us deni ladiocuen Caud Die Neckarſchiffahrt im Der Waſſerſtand des Neckars, der am 3. November mit 6,06 Meter den Monatshöchſtſtand erreichte, ging in der Folge in ſtetem Abgleiten auf 2,52 Meter am Monatsende November. zurück. Neckarverkehr: Ankunft in Mannheim: Fahrzeuge mit eigener Triebkraft 12, Schleppkähne 69 mit 13 782 Ton⸗ nen; Abgang: Fahrzeuge mit eigener Triebkraft 13, Schlepp⸗ kähne 64 mit 7365 Tonnen. Der in obigen Zahlen ent⸗ haltene Umſchlag von Hauptſchiff zu Hauptſchiff beträgt auf dem Neckar 19 901 Tonnen. Landwirtſchaftliche Arbeitsvermittlung. () Karlsruhe, 7. Dez. Auf Grund einer Abmachung mit dem Präſidenten des Landesarbeitsamtes Stuttgart wurde der Arbeitsnachweis der Landesbauernſchaft Baden mit dem 1. Dezember 1935 aufgelöſt. Die Vermittlungen und Zuweiſungen landwirtſchaftlicher Kräfte, gleich welcher Art, erfolgen künftig nur durch die nächſt zuſtändigen Arbeits⸗ ämter. Raucherkarten für Grenzgänger. () Karlsruhe, 6. Dez. Im badiſchen Geſetz⸗ und Ver⸗ ordnungsblatt vom 5. Dezember(Nr. 39) veröffentlicht der Präſident des Landesfinanzamtes zu den Paragraphen 9 und 12 des deutſch⸗ſchweizeriſchen Abkommens über den Kleinen Grenzverkehr vom 19. Mai 1933 Ausführungs⸗ beſtimmungen. Darnach haben Raucher, die von der in Para⸗ graph 9(zu Art. 2 E, Ziff. 2) eingeräumten Vergünſtigung Gebrauch machen wollen, bei der für ihren Wohnſitz zu⸗ ſtändigen Polizeibehörde Raucherkarten nach beſonderem Mu⸗ ſter zu beantragen, die für ein Jahr Gültigkeit haben. Dieſe Raucherkarten berechtigen den Raucher einmal am Tage zur Einfuhr der zollfreien Mengen, und zwar nur während der Dienſtſtunden auf einer Zollſtraße und über eine Zollſtelle. Inhaber von Grenzgängerkarten bedürfen keiner beſonderen Raucherkarte, ſie können die zollfreien Tabakwaren auf Grund ihrer Grenzgängerkarte einbringen. Bei mißbräuchlicher Be⸗ nützung werden die Karten eingezogen und auf die Dauer eines Jahres verſagt. Verbot der Mazdaznan⸗Bewegung in Baden. () Karlsruhe, 7. Dez. Entſprechend dem Vorgehen der übrigen Länder hat ſich der badiſche Miniſter des Innern veranlaßt geſehen, die Mazdaznan⸗Bewegung mit ihren ſämt⸗ lichen Organiſationen auch für den Bereich des Landes Baden aufzulöſen und ihr Vermögen einzuziehen. Die Mazdaznan⸗ Bewegung iſt völlig international eingeſtellt und trägt einen ausgeſprochenen freimauriſchen Charakter. Die Lehre geht der Mazdaznan⸗Bewegung legen die jugendlichen Anhänger der Lehre ein Gelübde ab, daß ſie auch gegen einen Feind niemals die Hand erheben, ſondern auch unter den widrigſten Umſtänden in Frieden leben und immer eingedenk ſein wollen, daß es„weit nützlicher und zweckdienlicher iſt, den Feind zu füttern, als ihn zu bekämpfen“. Da dieſe Einſtellung geeignet iſt, den Wehrwillen des deutſchen Volkes zu unter⸗ graben, war das Verbot der Bewegung zum Schutze von Volk und Staat erforderlich. Mit dem Rodelſchlitten in den Mhein. (-) Reckingen(Amt Waldshut), 7. Dez. Hier ver⸗ gnügten ſich einige Kinder mit Schlittenfahren. Dabei fuhr ein Schlitten, auf welchem zwei im Alter von 5 bis 6 Jahren ſtehende Knaben ſaßen, über eine Böſchung hinaus. Die beiden Kinder wurden in den Rhein geſchleudert. Einer der Buben konnte von einem neunjährigen Mädchen gerettet werden, während der ſechs Jahre alte Brund Scherer von den Wellen abgetrieben wurde und ertrank. Offenburg.(Deviſenprozeß vor der Straf⸗ kammer.) Vor der Großen Strafkammer Offenburg be⸗ gann die Verhandlung gegen Dr. Max Haberer, ſeinen Bruder Leo Haberer, beide in Offenburg, gegen Anna Wach⸗ ter und Hildegard Mättler, beide von Nie derſchopfheim, wegen Vergehens gegen die Vorſchriften der Deviſenbewfrt⸗ ſchaftung. Die Angeklagten werden beſchuldigt, den Verſuch unternommen zu haben, rund 20000 Mark ins Ausland zu verſchieben. Max Haberer hatte im Auguſt ds. Is. das Geld bei einer Bank in Offenburg abgehoben und es der Mitangeklagten Anna Wachter übergeben, nachdem er ſelbſt in die Schweiz abgereiſt war. Die Wachter ſollte das Geld ohne Genehmigung ins Ausland ſchaffen. Auf⸗ bewahrt wurde das Geld bei der Angeklagten Mättler, die von dem Verwendungszweck Kenntnis hatte.— Nach Ein⸗ vernahme der Angeklagten und der Zeugen wurde die Ver⸗ handlung auf Donnerstag, den 12. Dezember, vertagt. Lörrach.(Zollhehle rei.) Wegen Zaollhehlerei erhielt der aus Mambach gebürtige Albert Motſch eine Geld⸗ ſtrafe von 2500 Mark, wozu noch eine Werterſatzſtrafe von 300 Mark tritt. Er gehörte zu einer Bande von Zucker⸗ mugglern und Zollhehlern, die in den Jahren 1931 und 605 fuhr S 1 und von denen ein Teil ſchon früher mit längeren Freiheits⸗ und Geldſtrafen belegt wor⸗ den war, während die fünf reſtlichen Beteiligten erſt jetzt zur Rechenſchaft gezogen werden konnten. Der Angeklagte hatte in der betreffenden Zeit gegen 10 Zentner Zucker und 20 Kilogramm Kaffee von Schmugglern gekauft, trotzdem er genau wußte, daß die Ware ſchwarz über die Grenze gebracht worden war. Bei den vier anderen wurde die Ver⸗ e vertagt bezw. das Verfahren abgetrennt, da noch verſchiedene Widerſprüche zu klären ſind.. 5 8 ( UuAeberlingen. olgenſchwerer Verkehrs⸗ 1 9 5 Der 95 der Molkereigenoſſenſchaft von Hödingen, Thomas Schappeler, ſtieß mit ſeinem Fahrrad mit einem Kraftwagen zuſammen. Er erlitt dabei mehrere Rip⸗ penbrüche und eine Verletzung am Kopf. Durch das ſtarke Bremſen überſchlug ſich das Auto. Der Wagenführer wurde leicht verletzt. f 8 (Butterhamſter in er wiſcht.) Eine Frau wurde von der Gewerbepolizei feſtgenommen und dem Bezirksamt vorgeführt, weil ſie auf dem Wochen⸗ änden Butter aufkaufte. Bei der in markt an mehreren Stä ee ee utter vorgefunden. Die Frau wurde für diesmal ernſtlich verwarnt und die beſchlagnahmte nden.) Ein g der Wehre — chadler die Ge⸗ Aus den Nachbarländern — Eßlingen, 7. Dez. Die chileniſche Vertretung der Maſchinenfabrik Eßlingen erhielt von der chileniſchen Staats⸗ bahn Anfang dieſes Jahres einen Auftrag zur Lieferung von 25 ſchweren Lokomotiven, in den ſich im Hinblick auf die kurze Lieferzeit die Ficmen Eßlingen(10 Stück), Henſchel (10 Stück) und Krupp(5 Stück) teilten. Die letzten dieſer Lokomotiven verlaſſen jetzt das Eßlinger Werk. Aus dieſem Anlaß hatten ſich die Vertreter der Chileniſchen Regierung bezw. der Chileniſchen Staatsbahn und andere in Eßlingen eingefunden, um eine der Lokomotiven feierlich zu über⸗ nehmen. * — Mehrſtetten, OA. Münſingen.(12 Wildſchweine geſichtet.) Ein Bauer und ſein Sohn waren auf dem „Mehrſtetter Berg“ mit Düngen beſchäftigt. Plötzlich ver⸗ nahm der Vater im Gebüſch ein Rauſchen, das ſich fort⸗ ſetzte. Zu ſeinem Erſtaunen konnte er feſtſtellen, daß es ſich um ein Wildſchwein handelte. Schließlich kamen 12 Wild⸗ ſchweine zum Vorſchein, die ſich in Richtung Mühltal forr⸗ bewegten. — Bietigheim.(Die geſchloſſene Schranke durchfahren.) Abends 8 Uhr, als der Berliner Schnell⸗ zug ſich dem Eiſenbahnübergang in der Großingersheimer⸗ ſtraße näherte, durchfuhr ein Auto von Sülzbach die ge⸗ ſchloſſene Schranke, blieb aber an dem ſeitlichen Stock, in welchem ſich die Schranke bewegt, hängen. Dadurch war ein völliges Vordringen auf das Gleis, welches zur ſelben Zeit von dem Zug befahren wurde, verhindert. Das Auto wurde durch den Aufprall faſt zertrümmert. Der Fahrer hatte den Gashebel mit dem Bremshebel verwechſelt. — Calw.(möbeltransport verunglückt.) Auf der Straße Calw Pforzheim ereignete ſich oberhalb des zur Station Monbach—Neuhauſen führenden Nonnenweg⸗ ſteges ein Verkehrsunfall. Von einem mit Möbeln beladenen Laſtkraftwagen aus Oberſchwandorf, Kreis Nagold, löſte ſich aus dem Kuppelbolzen der Anhänger und ſtürzte die ſteile Böſchung zur Nagold hinunter. Die für eine Heidel⸗ berger Firma beſtimmte Möbelladung— insgeſamt ſieben Einrichtungen— wurde ſchwer, der Anhänger ſelbſt, der an zwei Bäumen hängen blieb, leicht beſchädigt. Erſt 100 Meter vom Unfallort entfernt bemerkte der Wagenführer ſein Miß⸗ geſchick. Eiſenbahnmodell⸗Ausſtellung der Keichsbahndireklion Frankfurt. * Frankfurt a. M. Anläßlich der Hundertjahrfeier der Deutſchen Reichsbahn hat die Reichsbahndirektion Frank⸗ furt a. M. im Warteſaal des Frankfurter Hauptperſonen⸗ bahnhofs eine Sonderſchau eingerichtet, die als Hauptſtück das Modell einer vollſtändigen Bahnanlage mit allen nur denkbaren Einrichtungen wie: Perſonen⸗, Güter⸗ und Ab⸗ ſtellbahnhof, Ausbeſſerungswerkſtatt, beſchrankte und un⸗ beſchrankte Bahnübergänge, Ueber⸗ und Unterführungen, Lokomotipſchuppen, Drehſcheibe uſw., ferner die verſchiede⸗ nen Fahrzeuge vom Güterwagen bis zur modernſten Stromlinienmaſchine und Turbinen⸗ und Hochdruckloko⸗ motive zeigt. Das Modell iſt ein Werk des Münchener In⸗ genieurs Overbeck. In zwanzigjähriger Arbeit iſt dieſes ſehenswerte Modell geſchaffen worden. Es bedeckt eine Fläche von 500 qm, hat 1,5 Kilometer Gleislänge mit mehr als 100 Weichen und 50 Signalen. 35 Lokomotiven und 200 Perſonen⸗ und Güterwagen befahren die mit mehr als tauſend Lampen beleuchtete Strecke. Neben dieſem Mo⸗ dell zeigt die Vereinigung deutſcher Zinnfigurenſammler die Entwicklung des Verkehrs von ſeinen primitiven An⸗ fängen bis zu den heutigen modernen Verkehrsmitteln, dargeſtellt durch Zinnfiguren. Gammlungen der„Koͤß“⸗Fahrer für die„Deutſche Geſellſchaft zur Kektung Schiffbrüchiger“. Auf den Urlaubsdampfern der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ ſind in dieſem Jahre zum erſten Male von der„Deutſchen Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ kleine Sammelſchiffchen aufgeſtellt worden. Nunmehr lie⸗ gen die Ergebniſſe von 1935 vor, und zwar weiſen ſie den Betrag von 5362,86 RM auf. An der Spitze der„Kdß.“⸗ Dampfer ſteht„Der Deutſche“ mit 1705,25 RM, dann folgt die„Monte Olivio“ mit 1607,43 RM. In geringen Abſtän⸗ den reihen ſich die übrigen Schiffe an. Für die Rettungs⸗ geſellſchaft Schiffbrüchiger, deren Schirmherr der Führer iſt, bedeutet dieſe Gabe eine ſchöne Unterſtützung ihrer ſegens⸗ reichen Tätigkeit. Drei Kinder lebendig verbrannt Memel, 9. Dezember. In dem Dorfe Pikelen im Memel gebiet brannte das Wohnhaus des Landwirts Navikas nie⸗ der. Die Eltern waren zur Feldarbeit forktgegangen und hat ten ihre Kinder, eine zehnjährige Tochter und zwei feen im Alter von ſechs und vier Jahren, zu Hauſe eingeſchloſſen. Plötzlich. die Nachbarn, daß aus dem Hauſe Flammen emporſchlugen. Es war nicht mehr möglich, in das bren⸗ nende Haus einzudringen, ſo daß die Kinder in den Flam⸗ men umkommen mußten. Es iſt anzunehmen, daß ſie wäh⸗ age der Abweſenheit der Eltern mit Streichhölzern geſpielt en. Zelluloſekocher explodiert Schwerer Betriebsunfall in einer weſtfäliſchen ZJellſtoff⸗Fabrik. f Iſerlohn, 9. Dezember. In der Zelluloſe⸗Fabrik Höck⸗ lingen in Hemer bei Iſerlohn riß ein mit Dampf geheizter Zelluloſekocher, in dem Holz zur Zelluloſebereitung gekocht wurde, aus noch unbekannter Urſache plötzlich auseinander. Die Dächer dieſes Teils der Fabrik wurden vollſtändig niedergeriſſen, und die Werkseinrichtung wurde zerſtört. Bier Arbeiter wurden unter dem zuſammenſtürzenden Ge⸗ mäuer begraben. Von ihnen ſind drei als Leichen geborgen worden; ein viertes Todesopfer liegt noch unter den Trüm mern. Ein Arbeiter, der ſchwere Brandwunden und Kopfver⸗ letzungen erlitten hat, wurde ins Krankenhaus gebracht; man hofft, ſein Leben retten zu können. In voller Fahrt zuſammengeſtoßen 5 Autoinſaſſen getötet.— Mehrere Schwerverletzte. Amſterdam, 8. Dez. Fünf Tote und vier Schwerver⸗ 10 155 rte ein Kraftwagenunglück auf der Reichsſtra N Kraftwagen zuſammen. Der eine Wagen würde in ſergraben geſchleudert, wobei N fig Abe lug. 55 en ſie den Inſaſſen waren fünf ſofort tot, die beiden anderen wurden ſchwer verletzt. Von den Inſaſſen des zweiten Wa⸗ gens, der gleichfalls völlig zertrümmert wurde, ringen zwei mit dem Tode. a 8 von Vieringen. In voller Fahrt ſtieſſen Laltale Naudscliaui Der geſtrige zweite Adventſonntag war ein rauher Wintertag. In den frühen Morgenſtunden hatte der Rauhreif Feld und Fluren in eine märchen⸗ hafte Winterlandſchaft verwandelt. Den ganzen Tag blieb die Temperatur unter dem Gefrierpunkt und bei ein⸗ brechender Dunkelheit gab ſogar Frau Holle ihre Beſuchs⸗ karte ab. Der Schnee löſte echte Weihnachtsſtimmung aus. Um die Mitternachtsſtunde machte ſich ein Temperatur⸗ wechſel bemerkbar und heute früh ſetzte Tauwetter ein zum Leidweſen für unſere Jugend, die gar zu gern den Schlitten herausgezogen hätte. Für unſere Geſchäftswelt war der geſtrige Sonntag der„Kupferne“. Im allgemeinen gilt dieſer Tag als „Guckſonntag“. Während hier der Geſchäftsbetrieb im allgemeinen ruhig war, war in Mannheim Hochbetrieb. Der letzte Eintopfſonntag des Jahres brachte wie⸗ derum ein gutes Sammelergebnis für unſere notleiden⸗ den Volksgenoſſen. Auch der vorangegangene Tag der Solidarität hat ſeinem Vorgänger nichts nachgelaſſen. Pater von ſechs Kindern tödlich verunglückt. Der 37⸗ jährige Arbeiter Hildebrand, wohnhaft in Ilvesheim, verun⸗ glückte auf der Heimfahrt mit ſeinem Fahrrad tödlich. Zwiſchen Feudenheim und Ilvesheim wurde er von einem aus entgegengeſetzter Richtung kommenden Laſtkraftwagen mit Anhänger überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß er kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus ſtarb. Der Verun⸗ glückte war Vater von ſechs Kindern. Ein ſiebentes iſt im Auguſt dieſes Jahres durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Dieb auf friſcher Tat ertappt. In das Bezirksge⸗ fängnis eingeliefert wurde ein Mann aus Wallſtadt, der in der Nacht ein auf einem Perſonenkraftwagen befeſtigtes Wäſchepaket entwendete. Der Täter wurde bei Ausführung der Tat beobachtet und bis zum Eintreffen der Polizei feſt⸗ gehalten. Die Verkehrsunfälle der Woche. Es ereigneten ſich hier in der vergangenen Woche 26 Verkehrsunfälle, bei denen 12 Perſonen verletzt und 27 Fahrzeuge aller Art beſchädigt wurden.— Bei einer Verkehrskontrolle ergaben ſich wie⸗ derum zahlreiche Beanſtandungen. 45 Radfahrer und 43 Kraftfahrer wurden angezeigt bezw. gebührenpflichtig ver⸗ warnt und an 75 Fahrer Vorfahrtsſcheine ausgehändigt. Schwerer Verkehrsunfall. In Sandhofen ſtieß ein älterer Radfahrer mit einem Motorrad zuſammen, ſo daß der Radfahrer einen Schädelbruch erlitt. Es beſteht Lebens⸗ gefahr. Ueber die Schuldfrage ſind die Erhebungen noch im Gange. Hausbeſitzer haftbar für veraltete Treppen Eine für Hausbeſitzer und Mieter ſehr wichtige Ent⸗ ſcheidung hat jetzt das Reichsgericht gefällt. Beim Verlaſſen ihrer Wohnung glitt eine Frau auf der Treppe aus und erlitt beim Sturz einen Unterſchenkelbruch. Der Ehemann verklagte den Hausbeſitzer auf Erſtattung der Koſten für ärztliche Behandlung und Krankenpflege, der Aufwendungen für die Haushaltshilfe, den Verdienſtausfall, 1000 RM Schmerzensgeld ſowie die Feſtſtellung der Ver⸗ pflichtung des Hausbeſitzers zum Erſatz allen weiteren Scha⸗ dens aus dem Unfall. Der Kläger führte den Sturz ſeiner Frau darauf zurück, daß die Treppenſtufen zu hoch und zu ſchmal und zudem ſtark abgenutzt und infolgedeſſen nicht ge⸗ nügend verkehrsſicher geweſen ſeien und meinte, daß der Hausbeſitzer hierfür verantwortlich ſei. ö Der Beklagte beſtritt dies und wendete mangelnde Acht⸗ ſamkeit der Frau beim Herabſteigen auf der ihr wohlbekann⸗ ten Treppe als Unfallurſache ein. Die Klage des Ehemannes wurde in den beiden erſten Rechtszügen abgewieſen. Darin, daß die fragliche Treppe in ihrer Bauart nicht den heute geltenden Regeln entſpricht und deshalb nicht ſo verkehrs⸗ ſicher iſt wie eine dieſen Anſprüchen genügende Anlage, er⸗ blickte das Berufungsgericht keinen von dem Hausbeſitzer zu vertretenden Mangel. Das Gericht meinte, da die Treppen⸗ anlage bei der Errichtung des Hauſes im Jahre 1874 die Genehmigung der Lokalbaukommiſſion gefunden habe und auch nachher von ihr nicht beanſtandet worden ſei, ſei dem Beklagten nicht zuzumuten geweſen, ſie nachträglich durch eine andere, den neuzeitlichen Anforderungen entſprechende zu erſetzen. Das Reichsgericht hat dieſes klageabweiſende Urteil jedoch mit folgender Begründung aufgehoben(RG. IV 149/35): Bei einer ſolchen ſchon an ſich nicht die gewöhnliche Verkehrsſicherheit gewährenden baulichen Anlage muß der Hauseigentümer und Vermieter aber beſondere Aufmerk⸗ ſamkeit darauf verwenden, ob nicht ſonſtige hinzutretende Umſtände die Gefährlichkeit über das erlaubte Maß hinaus ſteigern. Er darf ſich nicht darauf verlaſſen, daß die Bau⸗ polizei oder die Mieter ihn gegebenenfalls darauf hinweiſen würden, ſondern muß ſich von Zeit zu Zeit ſelbſt durch eigene Beſichtigung bzw. durch Benutzung geeigneter und zuverläſſiger Hilfskräfte davon überzeugen, ob die Anlage noch genügende Verkehrsſicherheit beſitzt. 5 ö 0 Wie füttert man hungernde Vögel? Es iſt vielfach Sitte, Brotkrumen und Kartoffeln wäh⸗ rend des Winters für die hungernden Vögel auszuſtreuen. Dieſe Dinge bekommen aber den meiſten kleinen Vögeln ſehr ſchlecht und verurſachen oft Krankheit und Tod. ken: Futterringe, Sonnenblumenkerne, Gurken⸗ und Kür⸗ ungeſalzener in Hagebutten, zerſchnittene Aepfel und Birnen, l Fleiſch oder raunellen und Rotkehlchen: kleine Mehlwürmer mit zer⸗ drückten K en zerri fer Zwieback und damit bermſſcht Kreis fachgruppen⸗Ausſtellung für Kaninchen, Geflügel und Pelze. In den Rhein⸗Neckar⸗Hallen wurde am Sonntag vormittag eine mit über 1600 Tieren beſchickte Ausſtellung der Kreisfach gruppe Mannheim⸗Stadt im Reichsverband Deutſcher Kleintierzüchter eröffnet. Die Fachſchaften Ge⸗ flügel und Kaninchen haben wieder ein großes Aufgebot ihrer beſten Zuchttiere zur Schau geſtellt; im Vorraum, im Verbindungsgang und in der kleinen Ausſtellungs⸗ halle ſtehen die langen Doppelreihen der Käfige in Überſichtlicher Anordnung und bereits mit den Urteilen der Preisrichter verſehen. Für den organiſatoriſchen Auf⸗ bau der Ausſtellung gebührt dem Kleintierzüchter⸗Verein „Germania“ Mannheim alle Anerkennung. Nicht weniger als zehn Preisrichter, durchweg erfahrene alte Züchter walteten bereits am Samstag ihres ſchweren und ver⸗ antwortungsvollen Amtes; ſie konnten eine erfreulich große Anzahl von Preiſen zuerkennen, ein Zeichen für den hohen Stand der einheimiſchen Zucht. Wir müſſen uns darauf beſchränken, die Träger von Ehrenpreiſen zu nennen: Abt. Kaninchen: Bundes⸗Ehrenpreis: Philipp Schmitth äuſer, Seckenheim; Leopold Kies, Neckarau. Ehrenpreiſe der Stadt: Fritz Künzler, Ilvesheim; E. Bödigheimer Luzenberg; Hch. Schneider, Waldhof; Fritz Hirn J., Edingen; Adam Stein, Ilvesheim; Herm. Kinzig, Neckarhauſen; Joſef Lambe, Käfertal; Adam Schollmeier, Sandhofen, Val. Frey, FTeudenheim; Mich. Müller, Käfertalß Hans Welling, Sandhofen; Phil. Matheis, Waldhof. Abt. Geflügel: Reichsfachſchafts⸗Ehrenpreiſe: A. Gieſer, Mannheim; Aug. Berberich, Sandhofen; Karl Lell, Mannheim; Guido Weber, Rheinau. Ehrenpreiſe der Stadt: Jak. Reiſigel, Ilvesheim; Karl Ziſcheck, Mannheim; Peter Lahr, Neckarau, Albert Deyhle, Käfertal; Ad. Neubold, Sandhofen; Ludwig Plieſcheck, Sandhofen; Adam Windiſch, Mannheim; . Schenk, Mannheim; Gg. Schmelcher, Ilves⸗ heim. Abt. Zwerghühner: Reichsfachſchafts⸗Ehrenpreis: Hans Gebhardt, Wallſtadt. Ehrenpreiſe der Stadt: Jakob Kramm, Feudenheim; Karl Ernſt, Neckarau. Abt. Tauben: Reichsfachſchafts⸗Ehrenpreis: Peter Lahr, Neckarau. Ehrenpreisder Stadt: R. Tomaſchek, Feudenheim. Abt. Zuchtſtämme: Züchter⸗Ehrenpreiſe: Albert heim; Johann Vetter, Mannheim. Deyhle, Käfertal; Gg. Schmelcher, Ilvesheim. Abt. Enten: Züchter⸗Ehrenpreiſe: E. Jehle, Maun⸗ Noch viele andere Ehrenpreiſe konnten verteilt wer⸗ den, außerdem zu Hunderten die Auszeichnungen„ſehr gut“ perſchiedener Abſtufungen und 1., 2. und 3. Preiſe. Kreisfachgruppenleiter Karl Nagel richtete vor der offi⸗ ziellen Eröffnung eine Anſprache an die Vereinsleiber, in der er betonte, daß dieſe Ausſtellung die Erwartungen weit übertroffen habe. Badiſcher Rübenzucker Seine Geſchichte und ſeines Erfinders Schickſal.— Der Gang der Verarbeitung.— In Baden werden 280 000 dz Verbrauchszucker gewonnen. In der gegenwärtigen Zeit, in der das deutſche Volk mehr und mehr ſeine heimiſchen Rohſtoffquellen nutzbar macht, werden die Blicke in ganz beſonderem Maße auf Parallelen aus früherer Zeit und ihre Auswirkungen ge⸗ lenkt. Geradezu ein Schulbeiſpiel hierfür iſt der Rüben⸗ zucker. Er unterſcheidet ſich in keiner Weiſe von dem aus Ge gewonnenen Erzeugnis, das auf eine recht alte eſchichte zurückb'ickt. Wurde doch in Indien ſchon zwi⸗ ſchen 300 und 600 n. Chr. Deutſchland wurde die erſte in Augsburg errichtet 1747 ſtellte der Berliner Apotheker Andreas Sigismund Marggraf Zucker in der Runkelrübe feſt. Sein Schüler Archard ſetzte die Verſuche fort und überreichte 1797 König Friedrich Wihhelm l zum erſten Mal eine Probe Rüben— zucker. Auf Grund dieſes Ergebniſſes errichtete er dann in Kunern(Schleſien) die erſte Zuckerfabrik und gleichzeitig baute er Rüben in größeren Flächen an. Er erntete 4000 dz Rüben, aus denen er in der erſten„Kampagne“ 1801 bis 1802 160 dz Rohzucker gewann. ſolcher Zucker hergeſtellt. In (Rohzucker)⸗Raffinerie 1537 Die Engländer ahnten wohl, welchen Schlag die Erfin⸗ dung ihrem Rohzuckerhandel verſetzen konnte und boten daher Archard bis zu 200 000 Taler, wenn er öffentlich er⸗ kläre, er habe ſich getäuſcht, die Rübe eigne ſich nicht zur Zuckergewinnung. Archard lehnte das Anſinnen ab. Da 1 1803— war das ein Zufall?— die Zuckerfabrik ab. Das Machtwort Napoleons„Kontinentalſperre“ brachte eine einſchneidende Aenderung. Dieſe Sperre traf keines⸗ wegs nur die Engländer, gegen die ſie gerichtet war, man⸗ che faſt unentbehrliche Ueberſeeware blieb aus, darunter auch das Zuckerrohr. Da erinnerte man ſich der faſt ver⸗ geſſenen deutſchen Erfindung, der nunmehr Napoleon ſelbſt alle Förderung— allerdings vornehmlich in Frankreich— angedeihen ließ. Eine Induſtrie von gewaltiger wirtſchaftlicher Bedeu⸗ tung iſt ſo im Verlauf eines Jahrhunderts entſtanden. Die einfache Runkelrübe mit durchſchnittlich 6 v. H. Zuckerge⸗ halt wurde in ein hochgezüchtetes Gewächs mit durch⸗ ſchnittlich 16 und mehr vom Hundert Zuckergehalt umge⸗ wandelt. In dem Wettbewerb Zuckerrohr gegen Zucker⸗ rübe ging dieſe 1900 als Siegerin hervor. 52 v. H. des auf der Welt verkauften Zuckers wurden aus Rüben hergeſtellt. 1914 führte Deutſchland für 250 Millionen RM Zucker aus und zwar hauptſächlich nach dem klaſſiſchen Land des Rohrzuckers, nach England. Ein Jagdſchloß wird Zuckerfabrik. In Baden war durch die Säkulariſierung auch das Jagdſchloß der Fürſtbiſchöfſe von Speyer, Waghäuſel ge⸗ nannt, nach dem vorbeifließenden Wagbach, dem Staate anheimgefallen. Man wußte nicht recht, was man mit den Gebäulichkeiten anfangen ſollte und gedachte daher, ſie guf Abbruch zu verkaufen. Zunächſt erwarb die„Badiſche Ge⸗ ſellſchaft für Zuckerfabrikation“ das Schloß, um hier die erſte und einzige Zuckerfabrik Badens zu errichten. Arbeits⸗ täglich werden 18 000 dz Rüben verarbeitet, aus denen un⸗ ter Einſchluß des hinzugekauften Rohzuckers 3000 dz Zucker gewonnen werden. Während der ganzen Betriebszeit, der „Kampagne“, werden bis zu 900 000 dz Rüben verarbeitet. Hinzugekauft werden durchſchnittlich 165 000 dz Rohzucker, woraus dann insgeſamt 280 000 dz Verbrauchszucker ge⸗ wonnen werden. Die Zuckergewinnung. Man macht ſich ſchwerlich eine Vorſtellung, wie vielfäl⸗ tig die Arbeitsgänge ſind, bis man aus Rüben Zuckerſaft und aus dieſem Zucker bekommt. Mit einem mehr oder weniger heißen Waſſerſtrahl von hohem Druck werden die Rüben aus dem Eiſenbahnwagen herausgeſpült. Das iſt zugleich eine gute Vorwäſche. Die Rüben fallen in Schwemmrinnen und werden. da ſie leichter ſind als Waſ⸗ ſer, durch die Strömung der Fabrik zugeführt. In der Quirlwäſche werden ſie dann von eiſernen Rührarmen durcheinandergewirbelt, vorwärtsgeſchoben und ein Becher⸗ werk bringt die von allem Schmutz befreiten Rüben zu der automatiſchen Waage. In der Schnitzelmaſchine werden die Rüben dann zerſchnitten und in großen Gefäßen ausge⸗ laugt. Die getrockneten Schnitzel können als Viehfutter Verwendung finden. Der Zuckerſaft wird mit gebranntem Kalk verſetzt, der jede Flüſſigkeit begierig an ſich reißt. Der Zuckerkalk wird ſodann ſaturiert, das heißt er kommt in Verdampfungsge⸗ fäße mit verſchiedenen Erhitzungsgraden. In den Räumen, in denen die Eindickung des Zuckerſaftes vor ſich geht, herrſchen Temperaturen von 45 und 50 Grad und die Leute arbeiten darin nur mit einer Hoſe bekleidet. Der nun gewonnene Rohzucker iſt zur menſchlichen Er⸗ nährung jedoch noch nicht geeignet. Er muß in den Raffi⸗ nerien veredelt werden. Die feinſte Raffinade, zu der unſer Würfelzucker gehört, wird erhalten, indem man aufgelöſten Rohzucker nochmals durch Filter drückt und in großen Ge⸗ fäßen mit beſonders hergeſtellter Entfärbungskohle in Be⸗ rührung bringt. Es iſt paradox, aber dennoch Tatſache, daß man durch Einwirkung ſchwarzer Kohle blendend wei⸗ ßen Zucker erhält. Die ganze Fabrik Waghäuſel beſteht aus insgeſamt 171 Gebäuden. Unſere heimiſche Zuckerfabrik iſt eines jener rund 230 deutſcher Unternehmungen, die Tauſenden von Volksgenoſſen direkt und indirekt Brot und Arbeit gewäh⸗ ren. Nicht zuletzt zieht der Staat über die Zuckerſteuer einen erheblichen Nutzen daraus. geiſtes-Deinas opforsinnas- 9 Das Sumdol Danes bemofnſchaſts⸗ 12 1 „Ein firbousbeſckaffungslos · Aus dem Gerichtsſaal Raubmörder zum Tode verurteilt. Nach dreitägiger Verhandlung verurteilte das Bochumer Schwurgericht den bereits neunmal vorbeſtraften Heinrich Wreſchinſki aus Bochum wegen Raubmordes zum Tode. Wreſchinſki hatte in der Nacht zum 25. Mai d. J. den Bau⸗ hilfsarbeiter Martin Gipper aus Bochum, mit dem er in einer Kolonne einer Unternehmerfirma zuſammengearbeitet hatte, im Modellbau des Bochumer Vereins erſchlagen und ſeiner Uhr beraubt. ie Hellſeherin von Burgſtall vor Gericht. Landshut, 6. Dezember. Die„Hellſeherin“ Anna Inderſt, nunmehr verehe⸗ lichte Burk, von Burgſtall hat ſich vor dem Schöffengericht Landshut wegen Betruges zu verantworten. Die Inderſt hatte im Areſinger Mordfall von ſich reden ge⸗ macht, als ſie ſich erbot, auf Grund ihrer Hellſeherei den Schädel des Ermordeten aufzufinden. Sie fand auch in einem Acker den Schädel, aber es ſtellte ſich heraus, daß die Inderſt ſich einen alten Schädel i gewußt und an der Fundſtelle vergraben alte. Mit ihr ſtehen der 44 Jahre alte Sebaſtian Schwei⸗ ger von Gütlsdorf und der 43 Jahre alte Xaver Geyer von Lausham vor Gericht. Im Jahre 1934 kam die Inderſt auf den Gedanken, ſich Geld zu verſchaffen, indem ſie behauptete, in dem Kel⸗ ler ihres Anweſens ruhe ein Schatz, der von Geiſtern und Teufeln bewacht werde. Dieſer Schatz könne nur durch Geldopfer, Beten und Meſſeleſen gehoben werden. Als Gehilfen benützte ſie Schweiger, der die Mär von dem Schatz unter die Leute brachte und Gelder ſam⸗ melte. Er erhielt auch von einem Mechaniker in Unterzol⸗ ling 56.50 Mark, von einer Hilfsarbeiterin in Au deren geſamte Erſparniſſe mit rund 600 Mark. Ein Landwirt in Pumpernudl ſpendete 50 Mark gegen Zuſage hoher Sar und 25 Mark Aufgeld. Schweiger erzählte auch dem andwirt Deml kin Attenkirchen von dem Schatz. Er brachte Deml dann zur Burk, die ihm einen Hokuspokus mit Kartenſchlagen uſw. vormachte. Schweiger kam dann ſpäter zu Deml und verlangte Geld zum Schatzheben, für das er ſo viel zurückerhalten ſollte, als er wollte und wenn es 20 000 Mark ſein ſollten. Deml gab wirklich 725 Mark und 83.50 Mark altes Silber. Die Burk ſetzte ſich mit Deml dann er⸗ neut in Verbindung, lud ihn mit ſeiner Frau ein, nach⸗ dem er vorher acht Tage lang ein von ihr ver⸗ faßtes Gebet beten mußte. Im Keller zeigte die Burk dann einen alten Faßreifen, unter dem der Schatz liegen ſollte. Deml ſpendete erneut 1200 Mark. Der Schatz ſollte am Hochzeitstage der Burk, am 18. Mai 1935, ge⸗ hoben werden. Deml wartete aber vergebens. Er erhielt nur einen von der Burk verferkigten Geiſter⸗ brief, in dem ſtand, daß der Schatz zu heben geweſen wäre, aber Deml nicht mit den Geiſtern umzugehen gewußt habe. Dem Dienſtknecht Gallmeier von Starzhauſen ſchwindelte die Burk 1500 Mark heraus unter dem Vor⸗ geben, ſie werde ihn heiraten. Geyer, der bei der Burk in hoher Gunſt ſtand, erhielt von dem Geld, deſſen Her⸗ kunft er kannte, mehrere Hundert Mark, die er für ſich verbrauchte Die Burk gibt jetzt an, ſie habe das Geld nicht für ſich, ſondern nur zur Hebung des Schatzes verwendet. Wenm es nicht mehr da ſei, ſo ſei es von den Geiſtern weggenommen oder von Schweiger und Geyer entwendet worden. Schwei⸗ ger leugnet jede Schuld, denn er habe feſt an die Fähig⸗ keit der Burk zur Hebung des Schatzes geglaubt. * 5 Winte 105 deu Ausgabe von Fiſchgutſcheinen morgen Dienstag, den 10. Dezember, nur Gruppen A von 8—11 Uhr, Rathaus Zimmer 5. Gottesdienſt⸗Ordnung in der evang. Kirche. Dienstag abend: Adventsfeier des evangl. Frauenbundes im Konfirmandenſaal. Danksagung. Für die Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgang unserer lieben Entschlafenen Frau Katharina Beikirch sagen wir hiermit unsern innigsten Dank. Die trauernden Hinterbliebenen. Mhm.-Seckenheim, 9. Dezember 1935. 122——— Verſammlungs⸗ Kalender. 9 Fußballpereinigung. Mittwoch abend 8 Uhr Zuſammen⸗ kunft der Theaterſpieler im Lokal. Pünktliches und reſtloſes Erſcheinen wird erwartet.— Das Schüler⸗ und Jugendtraining findet dieſe Woche umſtände⸗ halber am Mittwoch abend ſtatt. Geflügelzuch'genoſſenſchaſt Mhm.⸗Seckenheim. . 5 Dienstag, 10. Dezember, abends 8 Uhr, im„ 8 Mitglieder⸗Verſammlung. Vollzähliges Erſcheinen der Mitglieder erforderlich. Auch Intereſſenten an einem Geflügelzuchtplatz ſind Danksagung. Für die überaus zahlreichen Beweise aufrichtiger Teilnahme beim Heimgange meiner lieben, unver- gelllichen Frau, unserer guten Mufter, sagen wir 9 Besonderen Dank den i der 5 r oppenheimerstr. 76 Zeilungsinſerat ehrwürdigen Krankenschwester für ihre aufopfernde 5 9 und allseits herzlichen Dank. H. H. Geistlichen für ihre Krankenbesuche, Pflege, sowie für die zahlreichen Kranz- Blumenspenden. Georg Striegel, Oberlehrer a. D. und Angehörige. Ilvesheim, 9. Dezember 1935. Schnell verkauft Und vermietet 6 iſt alles, was die bäume große Oeffentlich⸗ (Weiß⸗ keit wiſſen ſoll und Nottannen)— Der einfachſte eingetroffen. billigſte und heſte Peler Diehm Weg hierzu iſt das Taue hliſt echt eiche, Büfett ſchw. Auszieh⸗ tiſch, 6 Leder⸗ ſtühle, gebraucht für nur 185.— verkauft Meisel Mannheim E 3, 9. hierzu eingeladen. Der Vorſtand. Taglohn-Zettel an ö stempel Gar noniger no! 1 — ag 0 II 2 2 aller Art 2 8 8 980 e 5 575 2 a für Bauhandwerker liefert 1 nach vorgeschriebenem städtischen Muster) zu haben in der B Alle Mussen helfen Druckerei des„Neckar-Bote“ Neckarbote ie Not des Winters fern 20 halten 2. 2 31 Es daß de Fehlbe tigen. Führer mächtig von de tungen lungen ſtemzei lichen? gelung der Lä der Ke bereits den un beträge andere Ende d keine und ſp verzeick tem O; früher zu Jah manche reſtlos Al beitsfri führere mütig lage Klarhe übrig. den, de politik, der Li durch i kaufen, nation überge alle( ligt ſin der Re Landw geſai auf an geben, terbun! dritten Jahre des W̃ allzuvi viſenla dig ger ins Ai zurückf dienten die Ei worder dem A Weiter pital i rungen und in ſchen 2 auch u war ni ſondert gen de Di mählich natürli nämlicd beim die de laßte, ref o! geſellſe den Di werder geber gewiſſe darf a mit de wirklic diefem wir an ganzer Unterb mus lanten den g wüchſe Staat geſetzg 1 nſpre tik in die ſo Unſere 1 5 agte: