Bote 2 85 krſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Ta es · und Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, ein Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, I eigen 0 Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. zen in der Geſchüftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 3 Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) Nannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Sechenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. XI. 35: 1200 Nr. 293 für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Berkülndblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. ich Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm-Zeile 3 Pfg., ihm im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte 88 Ar. 3. Anz.⸗Preisliſte Rr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr le: Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 35. Jahrgang Montag, den 16. Dezember 1935 e b J Erregte Auseinanderſetzung in London Nach der Veröffentlichung der Pariſer Friedensvor⸗ ſchläge ſieht die Londoner Preſſe der Ankerhausausſprache am kommenden Donnerskag mit erhöhter Spannung enk⸗ gegen. Beſonders wird hervorgehoben, daß der Außzenmi⸗ niſter Sir Samuel Hoare trotz ſeines gebrochenen Naſen⸗ beins nach London zurückkehren und ſeinen Kritikern vom Unterhaus gegenübertreten werde.„Hoare wird ſich einem Sturm gegenüberſehen“, oder„Wachſende Enkrüſtung über den Pariſer Betrug“ lauten die Schlagzeilen mehrerer auf Senſation eingeſtelſter Blätter. „News Chronicle“ meldet, daß ſich die Forderung nach dem Rücktritt Sir Samuel Hoares ſtündlich verſtärke. Die„Revolte“ unter den Regierungsanhängern breite ſich weiter aus, und die Regierungseinpeitſcher hät⸗ ten ſich ſogar veranlaßt geſehen, mit der Bitte an die Op⸗ pofition heranzutreten, eine Abſtimmung am kommenden Donnerstag zu vermeiden. Das Arbeiterblatt„Daily He⸗ rald“ meint, die tatſächlichen Vorſchläge ſeien noch viel ſchlimmer als die Vorausſagen. Sie ſeien ein Plan für eine Landräuberei größten Ausmaßes. Sollte eine italieni⸗ ſche Handelsgeſellſchaft zur Ausbeutung großer Landſtrecken eingeſetzt werden, dann werde Abeſſinien in wenigen Jahren 25 einer italieniſchen Kolonie nicht mehr zu unterſcheiden ein. In der ſcharfen Verurteilung der Friedensvorſchläge iſt ſich die„Times“ einig mit den Oppoſitionszeitungen. Sie ſchreibt u. a, der volle Worklaut der Vorſchläge beſtätige den Eindruck, daß man gut halb Abeſſinien an Italien aus- händigen wolle. In Genf werde der Pariſer Plan bereits als koter Buchſtabe betrachtet. Im Gegenſatz hierzu unterſtützen die rechtskonſervativen Blätter„Morning Poſt“ und„Daily Mail“ nach wie vor die Pariſer Vorſchläge. Sie fordern die Regierung auf, dem Anſturm der„pazifiſtiſchen Feuerfreſſer“ nicht nach⸗ zugeben, denn, ſo meint„Morning Poſt“, es gebe für die Regierung nur die Wahl zwiſchen dieſem Verhalten und Krieg mit Italien.„Daily Mail“ verlangt, daß die Unter⸗ hausausſprache am kommenden Donnerstag als Geheim ⸗ ſitzung abgehalten werde, damit Baldwin die Abgeord⸗ neten von den Tatſachen, die zu den Pariſer Vorſchlägen führten, in Kenntnis ſetzen könne. Im übrigen empfiehlt die konſervative Preſſe, die Erklärung des Miniſterpräſi⸗ denten im Unterhaus abzuwarten, und ſie erinnert er⸗ neut an die kürzliche Aeußerung Baldwins, daß nicht ein einziges Mitglied des Parlaments gegen ihn ſtimmen würde, falls er dem Unterhaus alle Einzelheiten mitteilte. „Oelſperre bedeutet Krieg“ Inzwiſchen veröffentlicht Reuter bereits einen aufſchluß⸗ reichen Bericht über den vorausſichtlichen Inhalt der Re⸗ gierungserklärung. Danach beſtehe Grund zu der Annahme, daß Sir Sa⸗ muel Hoare der Möglichkeit gegenüberſtand, daß die Er⸗ klärung eines Oelausfuhrverbokes durch den Völkerbund den Krieg mit Italien bedeuten würde. In dieſem Falle hätte England infolge der Schwierigkeiten bei der Mobilmachung der franzöſiſchen Kriegsflotte 05 auf ſofortige franzöſiſche Unterſtützung rechnen können. Laval habe bekont, daß die franzöſiſche Flotke nicht vor Ablauf von vierzehn Tagen mobilgemachk werden könnte. um dieſe große Gefahr, auf die der italieniſche Botſchafter in Paris den franzöſiſchen Miniſterpräſidenken hingewieſen habe, zu vermeiden, habe hoare dem franzöſiſchen Standpunkt nachgegeben. Im übrigen glaubt Reuter, daß die britiſche Regierung don den drei Möglichkeiten, nämlich Annahme, Abänderung oder Ablehnung des Planes, endgültig die zweite Möglich⸗ keit, d. h. eine Abänderung, befürworte. Abweichend von den engliſchen Preſſeberichten meldet Reuter aus Genf, daß kein Mitgliedsſtaat des Völkerbunds⸗ rates wünſche, in direkten Gegenſatz zu England und Frank⸗ ſeich zu geraten und ſich gleichzeitig der Entrüſtung Ita⸗ lens auszuſetzen. Zuſtändige Beobachter zweifelten daher kaum daran, daß der Friedensplan in der Völkerbunds⸗ katsſitzung einſtimmig, wenn auch mit einigen Stimm⸗ enthaltungen angenommen werden würde. Man werde jedoch vermutlich eine direkte Abſtimmung zu vermeiden ſuchen. Möglicherweiſe werde Laval die Einſetzung eines neuen Ausſchuſſes zur Beratung der Vorſchläge beantragen. Die britiſche Regierung veröffentlicht ein Weiß⸗ buch, das ſämtliche auf den Streit zwiſchen Italien und Abeſſinien Bezug nehmenden Schriftſtücke enthält. „In der Sackgafſe“ Die Pariſer Preſſe iſt ſich darüber einig, daß die Veröffentlichung des Friedensplanes keinesfalls zur Klä⸗ kung der Lage beigetragen habe. Sie ſtellt die Verblüf⸗ fung feſt, die der Plan mit ſeinen großen Zugeſtändniſſen an Italien in Völkerbundskreiſen hervorgerufen hat, und verhehlt nicht, daß es ſchwieriger denn je ſei, aus der Sackgaſſe herauszukommen. Von einem etwaigen Abbruch der kriegeriſchen Handlungen in Afrika wagt kein Blatt zu ſprechen, im Gegenteil, die Freitag⸗ Aussprache im Achtzehner⸗Ausſchuß ſchiebt die Frage der Sühnemaßnahmen wieder in den Vordergrund. Manche dlätter ſind fehr beſtimmt in ihrer Vorausſage, daß der bölkerbundsrat den Plan nicht überneh⸗ nen werde. Sie ſehen die weitere Entwicklung ſich ſo ab⸗ eichnen, daß Frankreich und England vom Völkerbund enen richtigen Auftrag zur e Ausſöhnungs⸗ zemühungen erhalten oder daß der Völkerbundsrat einen Ausschuß einſetzen wird, um eine Regelung herbeizuführen. 1 8————̃ñʒñʒñ̃̃ K Kampf um den pariſer Plan Rom verlangt Aufklärung Von amtlicher italieniſcher Seite wird erklärt, daß die in Gang befindliche Durchprüfung der von Frank⸗ reich und England unterbreiteten Verhandlungsgrundlagen bei ihrem ſehr verwickelten Charakter noch mehrere Tage in Anſpruch nehmen werde. Es könne aber ſchon ſetzt mit Sicherheit geſagt wer ⸗ den, daß die italieniſche Regierung über verſchiedene Punkte werde Aufklärung verlangen müſſen. Die Aufſtellung der entſprechenden Fragen erfolge in den nächſten Tagen. Man darf annehmen, daß Italien nicht vor dem Zu⸗ ſammentritt des Großen Faſchiſtiſchen Rates am 18. De⸗ zember abends antworten wird. Abeſſiniens Kampfentſchloſſenheit Die Verpflegung der abeſſiniſchen Truppen für zwei Jahre ſichergeſtellt. Addis Abeba, 15. Dezember. Ueber die franzöſiſch⸗engliſchen Vorſchläge äußerten ſich verſchiedene Mitglieder der Regierung dahingehend, daß die Gegenleiſtung für die Gebietsabtretung in Tigre gar nicht erörterungsfähig ſei. Man glaube, daß der Kaiſer auch eine Erſchließung Abeſ⸗ ſiniens ſüdlich vom 8. Breitengrad durch Italien ablehnen werde. Eine amtliche Stellungnahme zu den Vorſchlägen iſt von Seiten der abeſſiniſchen Regierung noch nicht erfolgt. Gegenüber amerikaniſchen Preſſemeldungen wird von der Regierung erklärt, daß der Geſundheitszuſtand der abeſſiniſchen Truppen ausgezeichnet ſei, da dieſe an das Klima und an den an⸗ ſtrengenden Dienſt gewöhnt ſeien. Für die Truppen an der Nordfront— insgeſamt 400000 Mann— ſei die Ver⸗ pflegung mindeſtens für zwei Jahre ſicher⸗ geſtellt, für die Truppen an der Südfront für ein Jahr. Letztere erhielten den Nachſchub aus der Provinz Harrar und aus Sidamo. In Deſſie, wo ſämtliche an die Nord⸗ front gehenden Truppen verpflegt werden und wo in den letzten anderthalb Monaten über 150000 Mann durchge⸗ kommen ſeien, habe es einige Tage eine Lebensmittelknapp⸗ heit gegeben. Sie ſei jedoch bereits behoben. Die Moral der abeſſiniſchen Truppen ſei ausgezeichnet. Die Truppen verlangten ſtändig, zum Angriff an der Nord⸗ front vorgeführt zu werden. Der Abwurf von Fliegerbomben habe allerdings bei dem erſten Luftangriff einen niederſchmetternden Eindruck auf die Bevölkerung gemacht. Die Truppenverbände ſeien dage⸗ gen dem Luftbombardement kaum ausgeſetzt geweſen. „Für das ewige Deutſchland“ Ein Bekenntnis zum Kinderreichtum.— Gegen die Renkner⸗ pſychoſe. Weimar, 13. Dezember. In der vollbeſetzten Weimarhalle fand im Rahmen einer Großkundgebung„Für das ewige Deutſchland“, die ein Bekenntnis zum Kinderreichtum würde, die Gründung des Ehrenführerringes der Kinderreichen im Reichsbund der Kinderreichen ſtatt, deſſen Vorſitz Reichsſtatthalter Sauk⸗ kel übernommen hat. Der Bundesführer des Ro erklärte den Begriff „kinderreich“, der kein bloßer Zufallsbegriff oder ein ſol⸗ cher der Fürſorge ſei, der aber auch keine Steuerkaſſe be⸗ zeichne und noch weniger mit Armut gleichgeſetzt werden dürfe, ſondern der völkiſcher Art ſei, ein Pflichtbegriff für Einzelne eine Lebensfrage für ein Volk. Denn ſolange der Wille zum Kinde lebe, ſei ein Volk unüberwindlich, aber ein 1 ohne ausreichenden Nachwuchs ſei dem Tode verſchrie⸗ en. Mit ſtarkem Beifall wurde dann der Leiter des Raſſen⸗ politiſchen Amtes der NSDAP, Reichsamtsleiter Dr. Groß, begrüßt der auf die Gegenſätze zwiſchen der Auf⸗ faſſung früherer Zeiten und unſerer heutigen Auffaſſung hinwies Die guten und leiſtungsfähigen Anlagen zu hegen und für den Fortbeſtand des Volkes weiterzugeben, ſei Pflicht eines jeden erbgeſunden Deutſchen, gleich ob Mann oder Frau. Dazu ſei ſedoch eine Umſtellung des Denkens und Fühlens notwendig. 5 Reichsſtatthalter und Gauleiter Sauckel hielt den deutſchen Müttern und Vätern das Grundgeſetz vom ewi⸗ gen Kampf der Bejahung des Lebens gegen die Vernei⸗ nung vor und verglich dieſe beiden Grundſätze mit den ſol⸗ datiſchen Begriffen der Tapferkeit und der Feigheit. Wenn das deutſche Volk die bevölkerungspolitiſche Kriſe, durch die es jetzt hindurchgehen muß, überſtehe, dann habe es das nur der Tatſache zu verdanken, daß deutſche Eltern ihren Kindern zum mindeſten dasſelbe zugemutet häkten wie ſich ſelber, das heißt, daß ſich die deulſchen El⸗ kern nicht irgendeiner Rentnerpſychoſe verſchrieben hätten, aus der ſie die Frage, ob Kinder und wieviel Kinder, nach der Möglichkeit beantworteten, ihnen Ausſteuer, Studium oder Geſchäft geben zu können.— der Reichs ſtalkhalter rief das deulſche Volk auf, auch den Aufbau aus Fleiſch und Blut nicht zu vergeſſen. 5 1 —— Ernährung aus eigener Scholle Reichsbauernführer Darre appelliert an die Einigkeit. Stettin, 15. Dezember. Auf einer Kundgebung des Zweiten Pommerſchen Lan⸗ desbauerntages, an der auch Generalfeldmarſchall von Mackenſen teilnahm, ſprach Reichsbauernführer Walther Darre über Grundſätze nationalſozialiſtiſcher Agrarpolitik. Der Reichsbauernführer erklärte, Deutſchland ſchlage nicht die Erzeugungsſchlacht, um etwa dem Idol einer Autarkie nachzufjagen, ſondern um Deutſchland inmitten einer zerfallenen Weltwirtſchaft in die Lage zu verſetzen, unſer Volk ausreichend aus eigener Scholle ernähren zu können. Zweifellos beſtehe in der Welt der ernſte Wille, den Frieden zu bewahren. Deutſchland könne aber nicht die Methoden billigen, mit denen die Völker den Frieden ſuchen; denn dieſe Methoden könnken unter beſtimmken Vor⸗ ausſetzungen unerwünſchte Folgen haben. Solange wir, fuhr Darre fort, ſolche Methoden beob⸗ achten, darf man es Deutſchland nicht verübeln, daß es auf dem Gebiete der Ernährung danach ſtrebt, ſich aus eigener Scholle zu ernähren, bis die Methoden anderer Völker, den Frieden zu erhalten, verbeſſert worden ſind. In dieſem Zuſammenhang kam der Reichsbauernfüh⸗ rer auf den von ihm vor wenigen Tagen eingeſetzten Ausſchuß zur Anterſuchung des Schweinemordes von Ende 1914 zu ſprechen. Dieſe Unterſuchung hat bereits eine Reihe von merkwürdigen Tatſachen ergehen, Es intereſſiere niemand, wer Ende 1914 das äußere Signal zum Mord der Millio⸗ nen von Schweinen gegeben hat, ſondern die nationalſo⸗ zialiſtiſchen Agrarier intereſſierfe allein die Frage, wer hinter dieſem Schweinemord als der eigentliche Regiſſeur gewirkt hat. Es ſteht feſt daß in dem gleichen Zeitpunkt, als die Linksparteien im Reichstag dem Kaiſer zum Burg⸗ frieden die Hand gaben, ihre eigenen Leute bereits an der Arbeit waren, einen Schweinemord einzuleiten. Wir wiſſen ſehr wohl, erklärte der Reichsbauernführer weiter, daß wir auf dem Gebietes des Fettes in Deutſch⸗ land augenblicklich einen gewiſſen Mangel haben. Unſere gegner irren ſich aber, wenn ſie glauben, daß wir des⸗ halb irgendwie beſorgt in die Zukunft ſehen. Der Reichsbauernführer appellierte an alle Bauern, ſich ſtets ihrer Verantwortung bewußt zu bleiben, daß die Nachwelt uns nicht einmal fragen wird, was wir über Einzelheiten der Erzeugungsſchlacht gedacht haben, ſondern uns nur danach beurteilen wird, ob wir ſie gemeiſtert haben. politiſches Allerlei Gir Erie Phipps beim Führer Ausſprache über Rüſtungsbegrenzung und Luftpakk. Der Führer und Reichskanzler hat in Anweſenheit des Reichsminiſters des Auswärtigen den britiſchen Bolſchafter empfangen. Dabei iſt in offener und vertrauensvoller Aus⸗ ſprache die Erörterung der Möglichkeiten etwaiger Rü⸗ ſtungsbegrenzungen und des bekannten engliſch⸗franzöſiſchen Borſchlages eines Luftpaktes zwiſchen den Locarno⸗Mäch⸗ ken fortgeſetzt worden. Spaniſche Minderheitsregierung 8 Vor der Auflöſung der Cortes? Nach fünftägiger Dauer der Kriſe wurde das neue ſpa⸗ niſche Kabinett bekanntgegeben: Der Miniſterpräſident Val⸗ ladares hat gleichzeitig das Innenminiſterium übernom⸗ men. Das Außenminiſterium übernimmt Martinez de Va⸗ lasco, der auch im alten Kabinett Außenminiſter war. Der bisherige Miniſterpräſident und Finanzminiſter Cha pa⸗ prieta behält das Finanzportefeuille. Die neue Regierung iſt eine ausgeſprochene Minderheitsregierung und ſetzt ſich in der Hauptſache aus dem Staatspräſidenten naheſtehenden Männern zuſammen. Die Regierung hat, wie verlautet, die Auflöſungsverordnung für das Parlament mitbekommen, ſo daß damit zu rechnen iſt, daß die Lebensdauer dieſes Ka⸗ binetts verhältnismäßig kurz ſein wird und ſeine Arbeit ſich darauf beſchränken dürfte, das Parlament aufzulöſen und die Neuwahlen durchzuführen. Calles wieder nach Mexiko zurückgekehrk. Der frühere mexikaniſche Präſident Calles iſt unerwartet im Flugzeug aus Los Angeles auf dem Flugplatz in Mexiko⸗Stadt ge⸗ landet. Calles hatte im Sommer d. J. aufſehenerregende Erklärungen über die innenpolitiſche Lage abgegeben, was zu einem Kabinettswechſel geführt hatte. Danach hatte der frühere Präſident eine e eee ins Ausland angetreten, die als ein Zeichen freiwilliger Ver⸗ bannung gedeutet wurde. Flottengleichheit für alle? Neue Forderung Japans in London. Die japaniſche Flottenabordnung auf der Londoner Konferenz erklärte ſich bereit, die Anwendung einer ge⸗ 7 0 oberen Rüſtungsgrenze, d. h. der Hlottenglei eit für alle fünf vertretenen Flottenmächte, alſo auch für talien und Frankreich, zu befürworten. Bisher hatte Ja⸗ pan die Gleichheit nur für England, Amerika und Japan efordert. Reuter betont, daß die Ausdehnung der japani⸗ 05 Gleichheitsforderung auf Frankreich und Italien an dem engliſch⸗amerikaniſchen Widerſtand nichts ändere. Die Olympiaglocke Im Jeſtzug zum Bochumer Rathaus. Bochum, 15. Dezember. Die in den Werkſtätten des Bochumer Vereins fertig⸗ geſtellte Olympiaglocke wurde durch die reich mit Flaggen geſchmückten Straßen der Stadt zum Rathausplatz ge⸗ bracht, wo ſie bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag zur Be⸗ ſichtigung aufgeſtellt wird. Dann wird ſie zum Olympiſchen Stadion nach Berlin gebracht werden. Auf dem Rathausplatz fand ein Feſtakt ſtatt. Das Vor⸗ ſtandsmitglied des Bochumer Vereins, Direktor Dr. Pol⸗ ſcher, übergab die Glocke in die Obhut der Stadt Bochum. Oberbürgermeiſter Dr. Piclum ſprach der Werksleitung und der Arbeiterſchaft des Bochumer Vereins namens der Stadt für das Meiſterwerk deutſcher Wertarbeit ſeinen Glückwunſch aus. Die Glocke der Olympiade ſolle zu einem Friedenswerk aufrufen. Der Sportbeauftragte für den Gau Weſtfalen⸗Süd, Sturmbannführer Schäfer, und der Ortsgruppenleiter des Reichsbundes für Leibesübun⸗ gen, Kreispropagandaleiter Link, würdigten die Olympia⸗ glocke und die Feierſtunde als lebhaften Ausdruck des olympiſchen Gedankens. Reiſen nach der Schweiz Neue Beſtimmungen für den Reiſeverkehr. Die deutſch⸗ſchweizeriſchen Verhandlungen über eine Neuregelung des Reiſeverkehrs von Deutſchland nach der Schweiz haben bisher zu keiner Einigung geführt. Es wird aber mit Wirkung vom 16. Dezember 1935 wieder die Ver⸗ einbarung über den deutſch⸗ſchweizeriſchen Reiſeverkehr vom 17. April angewandt werden. Danach kritt das durch das Zwiſchenabkommen vom 27. September 1935 eingeführte Gutſcheinſyſtem außer Kraft, und die Reiſezahlungsmittel werden wiederum in bar eingelöſt. Im Einvernehmen mit der ſchweizeriſchen Regierung wird der im April⸗Abkommen vorgeſehene Höchſtbetrag für den erſten Kalendermonat der genehmi⸗ gungsfreien Inanſpruchnahme auf 500 RM herabgeſetzt. Eine mißbräuchliche Verwendung der auf Grund der Reiſezahlungsmittel erhobenen Frankenbetrage wird nach den deutſchen und ſchweizeriſchen Strafbeſtimmungen ge⸗ ahndet. Nanga Parbat⸗Expedition erſt 1037 Verſchiebung des neuen deutſchen Angriffs. „München, 13. Dezember. Zum zweitenmal müſſen die Pläne deutſcher Bergſteiger, den 8125 meter hohen Nanga Parbat im weſtlichen Himalaja zu beſteigen, um ein Jahr verſchoben werden. Im März dieſes Jahres war die für heuer vorgeſehene Expedition um ein Jahr zurückgeſtellt worden. Nun kommt die Nachricht, daß die engliſche Re⸗ gierung der für 1936 geplanten deutſchen Nanga Parbat Expedition die Einreiſegenehmigung nach Kaſchmir nicht mehr erteilen kann, da die beſchränkten Transport- und Berſorgungsmöglichkejten in dieſem Lande weitere Expedi⸗ tionen für das Jahr 1936 nicht mehr zulaſſen. Durch die gleiche Provinz nimmt bereits die von den engliſchen bzw. indiſchen Behörden genehmigte franz ö⸗ ſiſchen Expedition ihren Weg, deren Vorbereitun⸗ gen in vollem Gange ſind. Die Groupe de Haute Montagne des Franzöſiſchen Alpenclubs ſtellt die neun Teilneh⸗ mer, die im März nächſten Jahres ausreiſen werden. Henri de Segogne, der Präſident dieſer hochalpinen Berg⸗ ſteigergruppe, teilte bei einem Preſſeempfang mit, daß das Ziel der Unternehmung im Karakorum liegen wird. Für die Franzoſen geht es nach ihrer Auffaſſung um nationales Anſehen und ſie hoffen, bei der Verwirklichung ihrer Pläne den Vorſprung der Bergſteiger fremder Natio⸗ nen einzuholen, wenn nicht zu übertreffen. Unberührt von den Aufgaben der Franzoſen wird eine engliſche Expedition unter Führung von Hugh Rutt⸗ ledge zum Mount Evereſt aufbrechen. Der Engländer Shipton war ſchon dieſen Sommer mit einer den nächſten Hauptangriff vorbereitenden Expedition in Tibet. dor lahle Junker von Rothenburg Roman von Paul Hain. Nachdruck verboten 47 Zweiunddreißigſtes Kapitel. Seit drei Tagen lag Bärbele in dem breiten Gaſtbett in des Phyſikus Nechers Hauſe, und niemand hätte ſie wohl mit größerer Sorgfalt betreuen können als er. Nur für Augenblicke ſiegte ihr Geiſt über die tiefe Erſchöpfung ihres Körpers und der Seele, und dann blickte ſie mit Augen, über die es wie ein Nebel lag, umher. Schüttelte den Kopf, legte ihn wieder auf die Seite und verſank wieder in abgrundtiefen Schlaf. Aber Necher gab gute Hoffnung. Es war die Ermattung des Körpers, die ſie noch feſt umfangen hielt— aber bald mußte ſie weichen, dank den heilenden Kräutern, deren Saft er ihr einflößte— und das völlige Erwachen konnte ihr nur zur Freude und wei⸗ terer Geſundung gereichen. Das Erwachen— neben dem Geliebten. Jörg ſaß oft an ihrem Bett, in ihr ſchönes, vom Leid gezeichnetes Geſicht blickend. Begierig, endlich wieder in ihre Augen ſehen zu können.— Es waren immer nur kurze Stunden, die er hier weilen durfte, denn draußen, in der Stadt, war ſeine Gegenwart 8 genug. i eit drei Tagen war Rothenburg ein Heerlager, eine Feſtung. Vor den Mauern lag der Ritterbund, lag Walter von Levetzing mit ſeinen Knechten und ſo mancher Sturm auf die Stadt hatte ſchon ſtattgefunden der noch immer ſiegreich abgeſchlagen worden war. Ulrich Wozzek hatte verſucht, den Gegnern zu erklären, daß ſie für eine verlorene Sache kämpften, Graf Walter ſei nicht Schutzherr von Rothenburg— ein Teſtament ſei gefunden worden, das dem Junker Jörg volles Recht gäbe, ſeinen Bruder zu bekriegen. Er kam nicht zu Worke. Mußte ſchleunigſt den Torturm verlaſſen, da ihn draußen niemand hören wollte. Der Rit⸗ terbund war zu ſtolz, ſich mit Städtern in Verhandlungen einzuloſſen. Hinzu kam, daß 11 8 Vernehmen nach Kö⸗ nig Wenzel die Stadt Rothenburg„wegen ihrer landes⸗ feindlichen Geſinnung und ihrer Anbotmäßigkeit dem ange⸗ 8* 12 26 Mafaryk zurückgetreten Amksniederlegung des kſchechoflowakiſchen Staats- oberhauptes. Der Präſident der tſchechoſlowakiſchen Republik, Ma⸗ ſaryk, hat ſich, wie bereits angekündigt, mit Rückſicht auf ſein hohes Alter— Maſaryk ſteht im 86. Lebensjahr— zum Rücktritt von ſeinem hohen Amte entſchloſſen. Nach einer amtlichen Mitteilung empfing Präſidenk Maſaryk auf Schloß Lany den Vorſitzenden der Regierung, Dr. Milan Hodza, und die Vorſitzenden des Abgeordneten⸗ hauſes und des Senats in Anweſenheit von Mitgliedern ſeiner Familie und hoher Beamter ſeiner Kanzlei. Er gab hierbei die Erklärung ab, daß er ſein Amt niederlege und daß dies ſein unerſchükterlicher Wille ſei. Zu dem Zeitpunkt, an dem Präſident Maſaryk die Rücktrittsurkunde dem Miniſterpräſidenten Hodza über⸗ reichte, wurde die Präſidentenſtandarte niedergeholt. Zur gleichen Stunde wurde die Präſidentenſtandarte auf dem Kolowrat⸗Palais gehißt, dem Sitz des Miniſterpräſidiums, als Zeichen dafür, daß verfaſſungsmäßig die Präſidenten⸗ rechte bis zu der Neuwahl des Staatspräſidenten auf die Regierung übergehen. Die Wahl des neuen Präſidenten wird wahrſcheinlich Mittwoch, den 18. Dezember, im Wla⸗ dislaw⸗Saal der Prager Burg ſtattfinden. Maſaryt erhält den Titel„Befreier⸗Präſidenk“. Der Miniſterrat hat einen Geſetzesantrag gebilligt, der die rechtlichen und materiellen Verhältniſſe ſowie den Titel des erſten Präſidenten der Republik nach ſeiner Abdankung feſtlegt. Maſaryk wird den Titel„Befreier⸗Präſident“ füh⸗ ren. Sein Sitz bleibt Schloß Lany. Als letzten Erlaß unter⸗ ſchrieb der ſcheidende Präſident vor ſeinem Rücktritt eine politiſche Amneſtie. Kurzmeldungen Reichsleiter Alfred Roſenberg ſprach vor den Offizieren und Beamten des Stationskommandos Kiel, der Flotte und des Luftkreiskommandos VI. über„Nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung“. Das Danziger Zentrumsorgan, die„Danziger Volks⸗ zeitung“, iſt auf die Dauer von vier Monaten verboten worden. Die Lemberger Techniſche Hochſchule hat im Zuſammen⸗ hang mit den Studentenunruhen an einer Reihe polniſcher Univerſitäten angeordnet, daß die jüdiſchen Studenten in den Hörſälen und Zeichenſälen beſondere Plätze einzunehmen haben. Laval traf auf der Rückreiſe von Genf nach Paris in Lyon mit Herriot zuſammen, um ihn über die Genfer Ver⸗ handlungen zu unterrichten. Ein Hühnerdieb erſchoſſen Nächklicher Kampf im Hühnerſtall. Paderborn, 13. Dez. In das nahe Bad Lippſpringe gelegene Bauerngut Kleehof drangen in der letzten Nacht zwei aus Paderborn ſtammende Männer ein. Sie waren mit drei Säcken, vier Aktentaſchen und einem regelrechten Geflügelkorb per Rad auf Raubzug ausgezogen und hat⸗ ten bereits 17 Hühner eingefangen, als plötzlich der Bauer in Begleitung eines Eleven erſchien und die Diebe wieder⸗ holt anrief. Der eine der Diebe verſuchte jedoch, als er keinen Aus⸗ weg mehr ſah, ſich dem Beſitzer des Hofes entgegenzuwer⸗ fen und wollte ihm an die Kehle ſpringen. Dieſer griff in der Nolwehr zur Schußwaffe und machte den Angreifer durch einen Bauchſchuß unſchädlich. Zuſammen mit ſeinem Begleiter konnte der Bauer auch des zweiten Komplizen. der ſich inzwiſchen hinter Kiſten verſteckt hatte, habhaft wer⸗ den und benachrichtigte die Polizei und einen Arzt. Ehe dieſe jedoch erſchienen waren, war der Schwerverletzte ſei⸗ nen Verletzungen erlegen. Der Beſitzer des Kleehofes, der ſchon öfter vergeblich die unbekannten Diebe ſtallen wollte, war diesmal durch eine um Mitternacht plötzlich ertönende Si gnalanlage auf den nächtlichen Beſuch im Hühnerſtall aufmerkſam ge⸗ worden. . Furchtbarer Gattenmord Die Frau mit Petroleum übergoſſen und angezündet. Augsburg, 15. Dezember. Der zurzeit arbeitsloſe in der Hindenburgſtraße ö Stadtbergen wohnende Wilhelm Griſa, der mit ſeiner e lie, die er vernachläſſigte, ſeit langer Zeit in Anfrieden lebte erdroſſelte in der Nacht nach vorausgegangenem Streit ſeine Ehefrau, übergoß ſie dann mit Petroleum und zün⸗ dete dieſes an, um einen Selbſtmord vorzutäuſchen. Die un⸗ glückliche Frau hatte erſt vor einigen Tagen ihrem ſiebten Kinde das Leben geſchenkt. . Morgen begab ſich Griſa zu Nachbarn und teilte mit, daß ſeine Frau einen Selbſtmordverſuch unternommen habe, und daß er glaube, ſie ſei bereits tot.— Aufgrund der amtlichen Unterſuchung und der Sektion der Lei wurde jedoch Griſa als Mörder ſeiner Frau überführt. Darauf gab er die ſchreckliche Tat zu. Zuchkhausſtrafen für die„Barmherzigen Brüder“ In Münſter wurde in dem Prozeß gegen 15 Mitglie⸗ der der„Kongregation“, der Genoſſenſchaft der Barmher⸗ zigen Brüder von Montabaur, die in der Niederlaſſung Maria Lindenhof in Dorſten tätig waren und ſich an den Pflegebefohlenen dieſer Anſtalt, an Epileptikern, Schwach⸗ ſinnigen und Geiſteskranken, gegen 8 175 vergangen hat⸗ ten, das Urteil gefällt. Da die als Zeugen zu vernehmen⸗ den Kranken in die Heilanſtalt Marienthal in Münſter übergeführt worden waren, mußte die Verhandlung, die unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit geführt wurde, in die⸗ ſer Anſtalt ſtattfinden. Es wurden verurteilt der Angeklagte Eberhard zu 2 Jahren Zuchthaus, der Angeklagte Zacharias zu 1 Jahr 9 Monaten Zuchthaus, weiter die Angeklagten Joſeph Ochs zu 1 Jahr 6 Monaten Juchthaus, Roos zu 8 Monaten Ge. fängnis, Gerbracht zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus, Schan⸗ delmeier zu 2 Jahren Zuchthaus, Kurz zu 9 Monaten Ge⸗ fängnis, Maibach zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis, Schäfer zu 1 Jahr Gefängnis und Weid zu 8 Monaten Gefängnis. Die Angeklagten Eberhard, Jacharſas, Joſeph Ochs, Ger⸗ bracht, Schandelmeier verlieren die bürgerlichen Ehrenrechle auf die Dauer von 3 Jahren. Der Vorſteher der Anſtalt, Becker, und die Angeklag⸗ ten Landolin Ochs, Hummel, Cichoſz und Krüger wurden freigeſprochen. Sechs Kinder bei einem Brand umgekommen Kopenhagen, 16. Dezember. Auf einem Bauernhof in der Nähe von Hjörring entſtand in nächtlicher Skunde ein Jeuer, das furchtbare Folgen hakte. Von den ſechs Kindern der Bauernfamilie im Alter von 6 bis 18 Jahren, die in den Bodenräumen ſchliefen, erſtickten drei in den Betten; die drei anderen rannten bis zur Treppe, wo ihnen Rauch und Flammen den Weg verſperrten, und kamen gleichfalls in den Flammen um. Drei Menſchen im Kraftwagen verbrannt Siegen, 16. Dezember. An der Stadtgrenze zwiſchen Siegen und Eiſerfeld ſtießen zwei Kraftwagen in voller Fahrt zuſammen, von denen einer ſofort in Brand geriet. Der Kraftwagenführer und ſein Begleiter, beide aus Siegen, kamen in den Flammen um. Der Fahrgaſt im Innern des Wagens konnte zwar aus dem Wagen herausſpringen, hatte aber bereits ſo ſchwere Brandwunden erlitten, daß er kurz nach der Einlieferung in das Krankenhaus ſtarb. Die Inſaſſen des anderen Wagens kamen mit leichteren Ver⸗ letzungen davon. Die Wu beiſturmverheerungen in Argentinien Buenos Aires, 16. Dez. Der Wirbelſturm, der die Pro⸗ vinz Sankiago del Eſtero heimſuchte, hat ſich noch verhee⸗ render in der Provinz Tucuman ausgewirkt. Dort wurden außer der Ortſchaft Sankta Cruz auch die Orte Gaſtona und El Pueſto ſowie verſchiedene Siedlungen keilweiſe völlig zerſtört. Der Sturm, der aus heiterem Himmer kam, war von ſtundenlangen Wolkenbrüchen begleitet, wodurch die Wege unpaſſierbar wurden und auch die Nachrichtenübermittlung ſtark behindert war. Bisher wurden zehn Verletzte gemel⸗ det. Ein Güterzug entgleiſte und zwei andere ſtießen zu⸗ ſammen. Verſchiedene Bahnhöfe und Poſtgebäude wurden ſchwer beſchädigt. ſtammten Schutzherrn gegenüber“ ins Anrecht geſetzt und einer Strafe für verfallen erklärt hatte. „And er hat keine Ahnung von dem wahren Sachver⸗ halt“, ſchimpfte Simmern wütend.„Zum Lachen iſt das!“ Man konnte nichts anderes tun, als ſich zur Wehr zu ſetzen und einige Boten in der Nacht hinauzajagen, die verſuchen ſollten, zu Wenzel hinzugelangen und ihm den wahren Sachverhalt zu erklären. Dann würde ihm nichts andres übrigbleiben, als den Ritterbund und Walter von Levetzing zurückrufen zu müſſen! Solange aber mußte ausgehalten werden, und es war gut, daß die Rothenbur⸗ ger für ihren Junker durchs Feuer gingen!— Der ſaß wieder an Bärbeles Krankenbett. Draußen wurde es ſchon abendlich. Um dieſe Zeit ſchwieg der Kampf. Er pflegte immer erſt in der Dunkelheit mit erhöhter Hartnäckigkeit einzuſetzen— aber die Rothenbur⸗ ger waren auf ihrem Poſten. Alle Mauern und Türme hatten doppelte und dreifache Wachtpoſten, und an Nah⸗ rungsmangel war vorläufig noch nicht zu denken.— Bärbele warf ſich unruhig in den Kiſſen. Durch das offene Fenſter, das zum Obſtgarteg hinaus⸗ ging, drangen die Düfte des Abends herein. Eine ſüße Müdigkeit lag in der Luft.. Jörg ſtrich mit behutſamer Hand über das weiche, blonde Haar Bärbeles, das ſich aufgelöſt um ihren Kopf ringelte. Nun lag ſie wieder ſtill. Atemlos ſaß Jörg. Und da öffnete ſie die Augen. Blinzelnd. Verwundert. Ein Abglanz des Himmels mochte darin ſein, jener heiligen Welt, die jenſeits der weißen Federwolken lag, die ſtill am blauen Himmel träumten. Und ganz leiſe flüſterten ihre Lippen: „Jörg 5 Ein großes Erſtaunen war in ihrem kindlich verſonne⸗ nen Geſicht. Wohl mochte ſchon lange dumpf im Unter⸗ bewußtſein ihrer Seele das Wiſſen geweſen ſein, daß ſie gerettet ſei, daß ſie vom Phyſikus betreut werde— nun aber trat dieſes Wiſſen als eine kindlich⸗fromme, erſchüt⸗ ternde Frage über ihre Lippen. „Jörg— du biſt— bei mir?“ Er beugte ſich zu ihr. Ergriffen von dem Glanz ihrer Augen, dem rührend⸗gläubigen Ausdruck ihre Geſichts. „Bärbele— endlich erkennſt du mich— Sie ſah ihn eine Weile ſtill an. Wie forſchend. Wie wartend, ob das Geſicht des Geliebten ſich nicht etwa zu Traumnebel auflöſen würde. Aber es blieb. Es lachte. Es war ſo dicht bei ihr. „Jörg— mir war ſchon lange— als träumte ich ſo N f „Du träumſt nicht mehr, Bärbele— es iſt alles Wirk⸗ lichkeit! Schöne Wirklichkeit! Du biſt wach, und ich bin bei dir— und der wackere Phyſikus hat dich geſund ge⸗ pflegt. Ich aber hab' dich herausgeholt aus der Burg „Die— Burg— Jörg, der furchtbare— Keller—“ Da nahm er ihre Hände feſt zwiſchen die ſeinen, dieſe kleinen, blaſſen Mädchenhände, und küßte ſie andächtig. „Bärbele— das mußt du alles vergeſſen. Mußt nun nur noch an mich denken. Sieh— die Sonne— die letzte Abendſonne ſcheint durchs Fenſter. Und du biſt wach— und wirſt ganz geſund werden— und froh und munter oh, Bärbele— mein alles—“ Da verſuchte ſie ſich aufzurichten. Ein verklärter Glanz leuchtete ſelig aus ihren Augen. Ein ſüßes Lächeln ſpielte über ihr Geſicht. 5 „Jörg— es iſt wahr?— Du biſt bei mir? And ich — lebe— uns es war alles nur ein furchtbarer Spuk? „Du lebſt— Sommervöglein— und ich halte dich feſt. „Jörg!“ 5 Ein leiſer Jubelruf quoll über ihre Lippen. Jetzt wurde es ihr ganz bewußt, daß ſchöne, beglückende Wirklichkeit um ſie war 5 Er ſant in die Knie vor ihrem Bett. „Bärbele— liebes— liebes—“ Sie mußte gewaltſam an ſich halten, daß ſie nicht lauf aufſchrie in grenzenloſem Glücksgefühl. Er kniete vor ihr! Und ſo leicht war ihr zu Sinn. Wie die Sonne alles ſo golden färbte! Oh— ein Traum war es geweſen— das Furchbare in Dittwang— das noch Furchtbarere auf der Burg! Dieſes nur war Wirklichkeit: daß ſie in das glän⸗ zende, frohe Geſicht Jörgs blickte und ſeine Arme um ſich fühlte und über ſeine Wangen mit zitternden Fingern ſtrich. Heiß durchrieſelte ſie ein fremdes, entzücktes Wonne⸗ gefühl, daß ſie ihre Schwäche vergaß und ſich aufſtützte und die Arme weit ausbreitete: tem fun Ehe Alte räuf für brie Arzt ſpar eine Ma betr daß erſp. im 3000 war! ſand Ein 4000 Gen halt 7 7 — Aus dem ladioscllen Land Auftragsſtelle Baden. () Karlsruhe, 14. Dez. Der Staatsanzeiger(„Führer“) gibt die vom badiſchen Staatsminiſterium genehmigte Sat⸗ zung der Auftragsſtelle Baden bekannt, die ihren Sitz in Karlsruhe hat. Der Verein„Auftragsſtelle Baden“ hat den Zweck, Badens Induſtrie, Handel und Handwerk in der Er⸗ langung öffentlicher Aufträge zu unterſtützen. Mitglieder ſind die Induſtrie⸗ und Handelskammern Karlsruhe, Mann⸗ heim, Pforzheim und Freiburg ſowie die Handwerkskammer Karlsruhe. Mit Zuſtimmung des Finanz⸗ und Wirtſchafts⸗ miniſteriums können auch andere Vertretungen der badiſchen Wirtſchaft, die öffentlich⸗rechtlichen Charakter haben, Mit⸗ glieder werden. Der Vorſtand und ſein Stellvertreter wer⸗ den pom Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter nach Anhörung der Mitglieder beſtellt und abberufen. Zur Erledigung der laufenden Geſchäfte unterhält der Verein Geſchäftsſtellen in Karlsruhe und Berlin. Keine Weihnachtspakete für Strafgefangene. ) Karlsruhe. Von zuſtändiger Seite wird darauf hin⸗ gewieſen, daß den Strafgefangenen keine Weihnachtspakete mit Lebens⸗ und Genußmitteln überſandt werden dürfen. Pa⸗ kete, die dennoch bei den Gefangenenanſtalten einkommen, werden auf Koſten des Abſenders zurückgeſandt. Jeder Ge⸗ fangene wird am Weihnachtsabend von der Gefangenenan⸗ ſtalt eine Gabe erhalten. AUnterbalbach(Taubergrund).(Tödlicher An⸗ fall.) Die 73jährige Klara Hofmann, eine gebürtige Ser⸗ bold, wollte den Tieren Futter bringen, verlor dabei das Gleichgewicht und ſtürzte die Treppe hinab. Mit zertrümmer⸗ tem Schädel und gebrochenem Genick wurde ſie tot aufge⸗ funden. Die Frau hinterläßt außer dem faſt erblindeten Ehemann zwei erwachſene Söhne. ) Pforzheim.(Tödlicher Unfall.) Der 59 Jahre alte Schmiedemeiſter Gotthilf Kicherer war mit ſeinem Fahr⸗ rad unterwegs nach Enzberg. In der Nähe des Ortes Lien⸗ zingen wurde er von einem von Eppingen kommenden Brauerei⸗Kraftwagen von hinten angefahren und ſo ſchwer verletzt, daß er noch am gleichen Tage ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Der Lenker des Kraftwagens gab an, K. ſei auf der linken Straßenſeite gefahren; er habe gehupt und der Radfahrer hätte ſich dann auf die rechte Seite der Straße begeben. In dieſem Augenblick ſei er auf den Rad⸗ fahrer aufgeprallt. Die vereiſte Straße mag den Unfall mit⸗ verſchuldet haben. 5 ) Bruchſal.(Aus dem Leben der Gemeinden.) Hier fand eine Bürgermeiſterverſammlung des Bezirks ſtatt, zu der neben den Vertretern der Parteiſtellen und Behörden ſämtliche Bürgermeiſter und Ratſchreiber des Bezirks er⸗ ſchienen waren. Voraus ging eine Sitzung der Bürgermeiſter unter Führung von Landrat Dr. Bechtold. Dann erfolgten Referate: Geſchäftsführer des Deutſchen Gemeindetages Dr. Jäkle ſprach über kommunalpolitiſche Tagesfragen, der Lei⸗ ter der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Bruchſal über deren Organiſation, Arbeitsamtsdirektor Dr. Schwarz über Ar⸗ beitsloſenverſicherung, Verbandsdirektor Raule über den Aus⸗ bau von Bezirksſparkaſſen und Direktor Dorner über die Bedeutung der Nebenbahn Bruchſal— Menzingen— Hilsbach für den Amtsbezirk. f Mosbach, 14. Dez. Vor der Großen Strafkammer begann die Verhandlung gegen den 46 Jahre alten Karl Retterſpitz, deſſen Ehefrau und 19 Jahre alte Tochter, die ſich wegen Arkundenfälſchung, Betrugs, Deviſenvergehens und Meineids zu verantworten haben. Retterſpitz hatte als Pächter des Dörrhofes im Jahre 1930 einen Sohn eines Gundelsheimer Arztes beſchäftigt und von dieſem eine Intereſſeneinlage von 8000 Mark er⸗ halten. Der Arzt verlangte Sicherheit und Retterſpitz über⸗ gab ihm einen Hypothekenbrief über 17000 Mark auf zwei Höfe im Bayeriſchen, den er ſelbſt angefertigt hatte. Zur Sicherung eines Kredits bei der Sparkaſſe Roſenberg in Höhe von 28000 Mark übergab R. der Kaſſe eine Ab⸗ ſchrift des Hypothekenbriefes. Bei der Verbandsſparkaſſe Oſterburken hatte ſich R. einen Kredit von 7000 Mark ein⸗ räumen laſſen. Er veranlaßte den Arzt in Gundelsheim, ſich für den Kredit zu verbürgen und als Sicherheit Goldpfand⸗ briefe im Nennwerte von 7000 Mark zu verpfänden. Der Arzt wurde in Anſpruch genommen und kam um ſeine Er⸗ ſparniſſe. Im September 1932 brannte auf dem Dörrhof eine Scheune ab. Durch unwahre Behauptungen brachten ſie es zunächſt fertig, von der Verſicherung für Fahrniſſe 57 669 Mark zu erhalten, obwohl der Schaden höchſtens 32 000 Mark betrug. Die Moral der Eheleute R. war ſogar ſo geſunken, daß ſie ſich nicht ſcheuten, ihrer Hausgehilfin die von ihr erſparten 1000 Mark abzuknöpfen. Im September 1934 reiſten Frau R. und ihre Tochter im Auftrag ihres Mannes nach London, nahmen mindeſtens 3000 Mark ohne Genehmigung der Deviſenſtelle mit und er⸗ warben dafür engliſche Pfund. Im Februar 1935 über⸗ ſandte R. der Deviſenſtelle Karlsruhe eine Urkunde, nach der ein gewiſſer Caſtel in London erklärte, der Liselotte R. 4000 ASA ⸗Dollar zu ſchenken, um von der Deviſenſtelle die Genehmigung zur Verfügung über den Gegenwert zu er⸗ halten. Er verſicherte unker Eid, daß dieſe Schenkung ihre Richtigkeit habe, obwohl er wußte, daß dies bicht der Fall War. (0 Ettiingen.(Schöne Weihnachtsſpen de!) Die Maſchinenfabrik Lorenz Ach bringt an ihre Gefolgſchafts⸗ angehörigen Weihnachtsgratifikationen in Höhe von 25 000 Mark zur Auszahlung. Es iſt dies erheblich mehr— auch für das einzelne Gefolgſchaftsmitglied— als im vorigen Jahre. () Achern.(Ertrunken.) Die Sektion der Leiche des Anton Schneider hat ergeben, daß der Tod durch Ev⸗ trinken eingetreten iſt. Die feſtgeſtellten Verletzungen(Bein⸗ und Rippenbrüche) ſind erſt nach dem Tode entſtanden; ihre Arſache war nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Ein Raub⸗ mord liegt keinesfalls vor, ſondern offenbar ein Anfall, deſſen genauen Hergang man wahrſcheinlich aber nicht mehr aufklären kann. Kehl.(Schwerer Verkehrsunfall.) Hier wurde in der Oſtſtraße des Hafens ein Bewohner von Mar⸗ len blutüberſtrömt und bewußtlos unter einem Kraftrad lie⸗ gend aufgefunden. Er wurde ins Krankenhaus verbracht. Da der Verletzte noch nicht vernehmungsfähig iſt, konnte nicht feſtgeſtellt werden, od fremdes Verſchulden an dem Unfall vorliegt. 2 Memprechtshofen bei Kehl.(Wenn eine Kuh Tabak frißt.) Der Kuh eines hieſigen Landwirts war es auf ungeklärte Weiſe gelungen, an den Tabak zu ge⸗ langen, von dem ſie fraß. Ihre; mußte ſie mit dem Tode büßen, eine zweite Kuh, die auch ſchon Ver⸗ ftungserſcheinungen zeigte, konnte noch gerettet werden. Aus Stadt und Land Den Zechgenoſſen zu Tode mißhandelt. Frankenthal. Vor dem Schwurgericht hatte ſich der 21 Jahre alte Willi Helmut Steiger aus Ruchheim zu verant⸗ worten, der ſich in der Nacht zum 22. Oktober gemeinſam mit anderen im Turnerheim zu Ruchheim mit dem 60 Jahre alten A. Ehrhardt herumulkte und dieſen Unfug auf der Straße fortſetzte, als die inzwiſchen hereingebrochene Feierſtunde den Anlaß zum Aufbruch gab. Auf der Straße ſtellte St. dem betrunkenen Ehrhardt zweimal das Vein, wobei dieſer hinfiel und ſich beim zweitenmal nicht mehr erheben konnte. Der Angeklagte und ſein Freund Schnei⸗ der nahmen nun Ehrhardt, warfen ihn in einem Häuſer⸗ winkel über den Kopf hinaus herum und entfernten ſich hierauf, ohne ſich weiter um den alten Mann zu kümmern. Nachbarn fanden ſpäter den Hilfloſen und veranlaßten ſeine Ueberführung ins Krankenhaus nach Ludwigshafen. Dort iſt Ehrhardt am 16. November geſtorben. In der Haupt⸗ verhandlung war Steiger geſtändig, Widerſprüche ergaben ſich erſt, als der Freund des Angeklagten, Schneider, ver⸗ nommen wurde. Jeder ſtellte das verhängnisvolle Herum⸗ werfen des betrunkenen Ehrhardt in dem Häuſerwinkel in einem für ſich günſtigen Licht dar. Der Staatsanwalt be⸗ antragte Ausſetzung der Verhandlung, weil Schneider als Mittäter in Betracht komme und demnach ebenfalls unter Anklage zu ſtellen ſei. Nach kurzer Beratung verkündete der Gerichtsvorſitzende den Beſchluß, daß die Verhandlung ausgeſetzt wird. Der Haftbefehl gegen Steiger bleibt be⸗ ſtehen. Schneider befindet ſich wegen Diebſtahls in Straf⸗ haft. — Ludwigsburg.(Autozuſammenſtoß.) In der Frankfurter Straße iy Eglosheim überholte ein badiſcher Perſonenkraftwagen einen Stuttgarter Wagen. Der über⸗ holende Wagen hatte das Tempo des anderen Wagens unter⸗ ſchätzt und war zu früh wieder in die rechte Fahrbahn ein⸗ gebogen. Dabei erfaßte er die Stoßſtange des Stuttgarter Wagens und drückte dieſen gegen einen Randſtein. Der Wagen drehte ſich und fuhr dann mit voller Wucht auf einen Baum. Fahrer und Beifahrer wurden verletzt und mußten ins Kreiskrankenhaus verbracht werden. — Metzingen.(Tödlicher Sturz vom Fahr⸗ rad.) Auf der Straße Grafenberg— Metzingen ſtürzte die 37jährige Frau Troſt aus Metzingen mit ihrem Fahrrad, als ſie einem Auto ausweichen wollte, ſo unglücklich, daß der Tod alsbald eintrat. — Heilbronn.(Staubexploſion in der Zuk⸗ ker fabrik.) In der Zuckerfabrik ereignete ſich in der Schnitzelanlage eine Schnitzelſtauberploſion. Unter lautem Knall ſchlug eine Stichflamme zum Dach hinaus. An der Exploſionsſtelle waren etwa 10 Arbeiter beſchäftigt. Ein Arbeiter wurde im Geſicht und an den Händen verſengt. Nennenswerter Sachſchaden iſt nicht zu verzeichnen. — Aalen.(Schwerer Betriebsunfall.) Der in den Oſtertagwerken beſchäftigte 28jährige Maler F. Retten⸗ maier verunglückte ſchwer, als zwei Stahltüren umfielen und auf ihn zu liegen kamen. Der Arzt, der die Verbringung des Verunglückten in das Kreiskrankenhaus anordnete, mußte 191 ſchweren Beckenbruch ſowie eine innere Verletzung feſt⸗ ſtellen. Die drei„Richter der Hölle“ wieder an der Arbeit. Die drei„Richter der Hölle“ treten zum großen Mißvergnü⸗ gen der Pariſer Poſtbeamten wieder in Erſcheinung. 1934 befanden ſich unter den Poſtſendungen viele Packchen mit Exploſivſtoffen. Allen dieſen Sendungen waren vervielfäl⸗ tigte Schreiben verworrenen Inhalts beigegeben. Die Po⸗ ligei glaubte, daß ein Geiſtesgeſtörter am Werke war. Es gelang ihr jedoch nicht, ihn ausfindig zu machen. Jetzt ſind nun plötzlich wieder in drei Pariſer Poſtſtellen Exploſionen von„Muſtern ohne Wert“ erfolgt. Die Unterſuchung er⸗ gab, daß es ſich in allen Fällen um kleine Höllenmaſchinen der gleichen Art wie im vergangenen Jahre handelt. Vermißtes Sowjelflugzeug zertrümmerk aufgefunden. Das ſeit dem 24. November auf dem Flug nach Karaganda vermißte Sowjetflugzeug iſt jetzt in der Nähe der weſtfibi⸗ riſchen Stadt Karkaralinſk im Gebirge zertrümmert auf⸗ gefunden worden. Die drei Fluggäſte und der Flieger Ber⸗ tys haben bei dem Unglück den Tod gefunden. Hinrichtung Hauptmanns Mitte Januar. Wie aus Trenton(New Jerſey) berichtet wird, hat der Richter Tren⸗ chard die mit dem 13. Januar 1936 beginnende Woche als neuen Zeitpunkt für die Hinrichtung des Mörders des Lind⸗ berghbabys Bruno Richard Hauptmann feſtgeſetzt. Die An⸗ wälte des Verurteilten planen offenbar weitere Schritte. Der geſtrige dritte Adventſonntag der„Silberne“, glich wetterlich ſeinem Vorgänger. In den Morgenſtunden war es rauh und kalt und vereinzelte Schneeflocken wirbelten zur Erde. Rachdem ſeit einigen Tagen im ganzen Oſten ſtrenger Winter herrſcht und es in Frankreich am Wochenende zu ſtarken Schneefällen kam, ſo mußten auch wir in unſerer Region mit winter⸗ lichem Wetter rechnen. Für unſere Sportler war der geſtrige Sonntag ein Großkamp'tag. Ueber 600 Perſonen hatten ſich am Rach⸗ mittag auf den Wörtelwieſen eingefunden. Im Handball konnte der Turnverein über Ketſch einen verdienten Sieg erringen. Unſere Fußballanhänger pilgerten zu„Hunderten“ nach Ilvesheim, um Augenzeuge zu ſein des ſpannenden Ausganges des Verbandsſpieles der beiden Lokal⸗Nivalen. In den erſten Rachmittagsſtunden wurde Herr Georg Reuthinger zu Grabe getragen. Viele Leidtragende und auch der„Sängerbund“ gaben ſeinem älteſten Ehrenmit⸗ glied das Ehrengeleite. Im Turnerheim der 98 er fand am Rachmittag eine Nikolausfeier ſtatt. Knecht Rupprecht bereitete bei ſeinem Beſcheerungsakt den Kleinen eine große Freude. Am Abend brachten die beiden Kinderſchulen in St. Agnes ein Weihnachtsſpiel zur Aufführung. Im kindlichen Spiel gaben ſie ihren Weihnachtsträumen und Weihnachts⸗ ſehnen Ausdruck. Für unſere Geſchäftswelt war der geſtrige, der ſilberne Sonntag. Während im Ort ſich der Geſchäftsbetrieb in ruhigeren Formen abwichkelte, war er in der Stadt geradezu enorm. Für die einheimiſche Geſchäftswelt bleibt immer der letzte Sonntag vor Weihnachten als Haupttag. Auch hier gilt wieder einmal die Mahnung Kauft rechtzeitig und wartet nicht bis zu den letzten Tagen, die hieſige Geſchäftswelt kann dann noch allen Wünſchen gerecht werden. Kein Tag ohne Verkehrsunfall. Drei Verkehrsunfälle haben ſich wieder ereignet, bei denen insgeſamt drei Perſonen verletzt wurden und einiger Sachſchaden entſtand. In jedem der drei Fälle iſt die Urſache des Zuſammenſtoßes auf Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften zurückzuführen. Richtlinien für die Winterſpritzung der Obſtbäume. 1. Die Baumſpritzen vor Beginn der Spritzung nach⸗ ſehen, keine Reparaturen ſofort machen, bei großen Re⸗ paraturen ſich an die Fabrik wenden. 2. Nach jeder Spritzung täglich die Spritze reinigen durch Schläuche und Spritzrohre reines Waſſer pumpen. 3. Obſtbaumkarbolineum möglichſt froſtfrei lagern leere Fäſſer aufbewahren und zurücksenden. 4. Obſtbaumkorbolineum⸗Löſung bis 15. Februar, vom 15. Februar bis 15. März 2. Spritzung. Pfirſich⸗ bäume werden nicht geſpritzt. 5. Schwefelkalkbrühe⸗Löſung vom 15. Fehruar bis Schluß des Spritzung. e 6. Schwefelkalkbrühe darf nur dort verwendet werden. wo die Spritzung mit Obſtbaumkarbolineum nicht möglich iſt und erſt am Schluß der Spritzzeit. 7. Nicht mit Obſtbaumkarbolineum zu ſpritzen iſt: a) bei Anterkultur von Gemüſe aller Art, b) bei Unter⸗ kultur von Erdbeeren.. 8. Vorſichtig ſpritzen möglichſt nicht bei Winterſonne bei Weizen, Klee und Raps. 9. Nicht ſpritzen bei ſtarkem Wind, Regen und Froſt unter 3 Grad Celſius. 8 10. Die Spritzbrühen müſſen vor und während der Spritzung ſtets umgerührt werden. 11. Vor der Spritzung ſtets Geſicht und Hände einfetten, beſonders bei Sonnenſchein. „Die Spritzung muß ſo gemacht werden daß 15 1 der Bäume ſtark benetzt ſind, daher gründlich arbeiten. 13. Keine Spritzbrühe verſchwenden, möglichſt wenig auf den Boden bringen. 5 14. Bei leichtem Wind Vorſicht auf Nachbargrund⸗ ſtücke(Unterkulturen). e 15. Die Eintragungen in die Spritzliſten gewiſſen⸗ haft laufend vornehmen. 5 „Gprung aus dem Alltag“ Erſtaufführung im Mannheimer Nakionaltheater. Unter der glänzenden Regie von Hans Becker ging in Mannheim Heinrich Zerkaulens Komödie„Der Sprung aus dem Alltag“ über die Bretter, ein nettes Unterhaltungsſtück mit echt rheiniſchem Humor, dem man noch viele Auffüh⸗ rungen wünſcht. Im Mittelpunkt der Handlung ſteht der Rheinſchiffer Jupp Schmitz, deſſen Herz für das Töchter⸗ chen Lieschen des Amtsvorſtehers entbrannte. Lieschen war jedoch mit dem Stadtſekretär Hummel verſprochen, aber die⸗ ſer Bürokrat und wirkliche Spießer paßte nicht zu dem lebensluſtigen rheiniſchen Mädchen. Jupp hatte ſich um die Konzeſſion für die Rheinfähre beworben. Der Gemeinderat war im Begriff, ſich für Jupp zu entſcheiden, da erſchien Frau Schnütgen und erſtattete gegen den Amtsvorſteher Anzeige, der ihr ein Ka⸗ ninchen erſchoſſen hatte, das im Garten des Amtsvorſtehers naſchte. Um dem Amtsvorſteher Unannehmlichkeiten zu er⸗ ſparen, nahm Jupp den Kaninchenmord auf ſich— und jetzt lehnte der Gemeinderat das Konzeſſionsgeſuch ab. Aber Jupp behielt den Kopf oben. Das Beiſpiel dieſes mit bei⸗ den Beinen auf der Erde ſtehenden Rheinſchiffers hat den Amtsvorſteher zu einer völligen Wandlung in ſeiner Auf⸗ faſſung vom Leben gebracht. Jupp erhält erſt vom Amts⸗ vorſteher und ſpäter vom Gemeinderat die Konzeſſion und auch ſein Lieschen. Beſonders wirkungsvoll wird das Stück durch den ge⸗ fälligen rheiniſchen Dialekt, den zu ſprechen ſch alle Darſteller mit mehr oder weniger Erfolg bemühten. Birgel als würdiger Amtsvorſteher ließ ſehr fein die Wandlung in ihm erkennen. Linder ſpielte ſeine Rolle als gradliniger Rheinſchiffer glänzend, Finohr, Marr, Krauſe und Hartmann bildeten einen ſehr komiſchen Ge⸗ meinderat; Offenbach als Ballonverkäufer und— Lebens⸗ künſtler, Eliſabeth Stieler als Kellnerin und Hermine 5 gler als Frau Schnütgen boten die gewohnten guten eiſtungen. Alice Decarli als das echte rheiniſche Mäd⸗ chen und Tochter des Amtsvorſtehers konnte mit Recht be⸗ ſonderen Beifall ernten. Die komiſchſte Geſtalt war jedoch Handſchuhmacher als Stadtſekretär Hummel, der durch ſeine glänzende Darſtellung Lachſtürme hervorrief. Das Haus war in guter Stimmung und der Beifall beſon⸗ ders am Schluß wollte kein Ende nehmen. Welbd(. Zum 165. Geburtstag Beethovens. Am 16. Dezember 1770 wurde Ludwig van Beethoven ü Bonn geboren. 1 Die Stadt Mannheim betreut ihre Siedler. Das Ziel aller Siedlungspolitik muß ein doppeltes ſein: einmal bisher wenig oder gar nicht genutzte Boden⸗ flächen nutzbar zu machen, um auf dieſe Weiſe die Ernäh⸗ rung aus der eigenen Scholle weitmöglichſt zu ſichern, zum andern aber weite Kreiſe des deutſchen Volbes, die in den Städten wurzellos geworden ſind und in oft menſchenunwürdigen Verhältniſſen zu leben gezwungen find, durch Siedlung ein Leben auf neuer geſunder Grund⸗ lage zu ermöglichen und ihnen durch dieſe neuen Voraus⸗ ſetzungen eines Lebens auf eigener Scholle eine neue Ver⸗ wurzelung in der Heimat zu geben. Mit dem bloßen Erſtellen der Siedlungen iſt dieſe Aufgabe keineswegs gelöſt. In früheren Jahren freilich verſtand man unter „Siedeln“ lediglich den Wohnungsbau außerhalb der Stadt, und der Siedler blieb nach Fertigſtellung des Siedlungshauſes ſeinem Schickſal überlaſſen. Hinter bau⸗ wirtſchaftlichen Geſichtspunkten traten die land⸗ und gartenwirtſchaftlichen zurück. In unſerer Zeit kommt es aber nicht nur darauf an, daß geſiedelt wird, ſondern wie geſiedelt wird, denn nicht das Siedlungshaus iſt die Hauptſache ſondern die Siedlerwirtſchaft. 5 Am notwendigſten erſcheint die Garten⸗ und Kleintier⸗ wirtſchaft. Drei Wege ſind es, die die Stadt Mannheim beſchreitet, um den Siedlern bei dieſen lebenswichtigen Wirtſchaftsfragen behilflich zu ſein. Im Winterhalbjahr wird jeden Monat in jedem Siedlungsabſchnitt ein Vor⸗ tragsabend durch Fachleute abgehalten, um den Siedlern in ihrer Geſamtheit die Schulungsmöglichkeit in wirtſchaft⸗ lichen Dingen zu bieten. Vom Januar 1936 ab können außerdem einzelne geeignete Siedler an beſonderen Kurſen über Obſtbau teilnehmen. Geplant iſt weiter die Ein⸗ richtung von Lehr⸗ und Muſterſtellen in jedem Siedlungs⸗ abſchnitt, um hier am praktiſchen Beiſpiel den Siedlern alles Wiſſenswerte in Gartenwirtſchaft und Kleintier⸗ haltung zu zeigen. Ferner wurden auf je 25 Siedler ein Siedlerobmann für Gartenwirtſchaft und ein weiterer Siedler als Obmann für Kleintierwirtſchaft beſtimmt, die beſonders geſchult werden, damit ſie ihren Siedler⸗ kameraden dann in entſprechender Fällen mit Rat und Tat beifpringen können. Das von der gartenwirtſchaftlichen Betreuung der Siedler Ausgeführte gilt entſprechend auch für die Fragen der Kleintierwirtſchaft. Ueber die Notwendigkeit der Kleintierhaltung für den Siedler braucht hier nichts ge⸗ ſagt zu werden, ſie ergibt ſich ohne weiteres aus ihrer Bedeutung für die Ernährung der Siedlerfamilie und aus ihrem Nutzen der Stallmiſtlieferung. Bei der Kleintier⸗ haltung muß der Siedler über die richtige Anlage und Stellung des Stalles, über Raſſenauswahl, Pflege und Fütterung der Tiere und Beſchaffung ausreichender Futterflächen unterrichtet werden. In erſter Linie wird den Siedlern das Halten von Hühnern, Ziegen und Stallhauſen empfohlen. Von der Einrichtung einer im Erfolg unſicheren Spezialtierhaltung(Pelztiere, Seiden⸗ raupen u. a.) kann ſolange nicht die Rede ſein, als der Siedler nicht die wirtſchaftlichen Vorausſetzungen für die Lebenshaltung der eigenen Familie geſichert hat. Dies waren nun einige der Fragen, deren Klärung und Bewältigung vielen Siedlern Schwierigkeiten be⸗ reiten, von deren Beantwortung und Umſetzen in die Tat aber vielfach die Wirtſchaftlichkeit der Siedlerſtelle und damit das Daſein der Siedlerfamilie abhängig iſt. Siedeln im nationalſozialiſtiſchen Sinne heißt, den Sied⸗ lern nicht nur Gelände und Haus zur Verfügung ſtellen, ſondern auch dafür Sorge tragen, daß die Siedlung lebenskräftig iſt und bleibt auf geſunder wirtſchaftlicher Grundlage. Deshalb betreut die Stadt Mannheim ihre Siedler auf die genannte Weiſe und ſichert damit zu ihrem Teil in den Siedlungen das Werden eines ſtarken bodenverbundenen deutſchen Volkes! Wie der Tee nach Europa kam Ein„Zeitgenoſſe“ der Karkoffel. Der Tee iſt in Europa längſt ein Volksgetränk gewor⸗ den, und doch kennen wir ihn noch nicht allzu lange. Er iſt für den Weſten nicht älter als die Kartoffel, und es iſt immerhin merkwürdig, daß dieſe beiden Nahrungsmittel faſt gleichzeitig eingeführt wurden. Aber während wir über die frühere Geſchichte der Kartoffel ſo gut wie nichts wiſſen, ſind wir über die des Tees ausgezeichnet unter⸗ Fichtet. Bereits im dritten Jahrhundert nach Chriſto iſt er in China ein Volksgetränk geweſen, ſo daß er ſehr bald auch in den Nachbarländern Eingang fand. Schon 729 hat der japaniſche Kaiſer Shomu in ſeinem Palaſt zu Nara hundert Mönche mit Tee bewirtet. Das war noch Importware. Aber 801 brachte der Mönch Saicho Teeſamen aus China mit und ſäte ihn in Hiei⸗Zan an. Am Ende desſelben Jahrhunderts kam die erſte Kunde von dieſem Getränk nach Europa. Ein arabiſcher Reiſender berichtet, daß die Haupt⸗ einkünfte in Kanton ſeit dem Jahre 879 in Zöllen auf Salz und Tee beſtanden. Auch der berühmte, venezianiſche Rei⸗ ſende Marco Polo, die große Autorität des Mittelalters für Oſtaſien, weiß vom Tee. Er erzählt, daß um 1285 ein chine⸗ ſiſcher Finanzminiſter wegen willkürlicher Erhöhung der Teeſteuern abgeſetzt worden ſeil Es hat dann noch über 300 Jahre gedauert, bis Europa den Tee wirklich kennenlernte. Seit etwa 1550 berichten holländiſche Reiſende von einem angenehmen Getränk, das aus den Blättern eines Strauches gewonnen werde. Auch die Weltreiſenden Giovanni Battiſta Ramuſio, L. Almeida, Maffeno und Tareira erzählten den Europäern davon. 5 1610 führte dann die Holländiſch⸗Oſtindiſche Handels⸗ geſellſchaft den erſten Tee in. ein. 13005 lernte ihn Frankreich kennen, und etwa gleichzeitig finden wir ihn in England. Zu dieſen Nationen des europäiſchen Weſtens iſt er auf dem Seewege gekommen, zu den Ruſſen aber 1638 auf dem Landweg. Ruſſiſche Reiſende tauſchten ihn gegen Zobelpelze ein. Bald erfreute ſich der neue Trank aus dem Fernen Oſten in Moskau großer Beliebtheit. Seltſam, daß der Tee faſt gleichzeitig zu Waſſer und zu Lande Europa eroberte! 1650 galt er in England ſchon als vein vortreffliches, von vielen Aerzten gebilligtes Ge⸗ tränk.“ Aber es wurde auch gegen ihn angekämpft. 1678 ſchalt man das Teetrinken einen ſchmutzigen Brauch, und noch 1756 meinte ein engliſcher Arzt, das Teetrinken ſchade Männern und Frauen an ihrer Schönheit! Aber damals hatte ſich der Tee gerade in England ſchon völlig durchgeſetzt, nachdem er noch nicht 100 Jahre vorher dort erſt eine wahre Rarität war. Hatte doch die Engliſch⸗Oſtindiſche Kompagnie 1664 zwei Pfund davon für ein ihres Königs würdiges Geſchenk gehalten. Karl II., dem ſie es dargebracht hatte, hat den erſten Tee mit eini⸗ gem Mißtrauen genoſſen. Vermutlich würde er jeden aus⸗ gelacht haben, der ihm geſagt hätte, daß dies Getränk binnen kurzem ein engliſches Volksgetränk werden ſollte. Aber ſchon 1705, alſo nur rund 40 Jahre ſpäter, verbrauchte ſein Land bereits 100 000 Pfund Tee, im. Jahre 1725 da⸗ von über 400 000 Pfund, 1825 war der Verbrauch Eng⸗ lands auf 28 Millionen Pfund jährlich angewachſen, und heute beziffert man den engliſchen Konſum auf mehr als 60 Millionen Pfund im Jahr. In den Londoner Kaffee⸗ häuſern war ſchon in der erſten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Tee faſt völlig an die Stelle des Tranks getreten, der dieſen Anſtalten ihren Namen gegeben hatte. 5 England iſt neben Rußland der größte Teeverbraucher in Europa geblieben bis auf den heutigen Tag. Dem Ver⸗ brauch des Mutterlandes faſt ebenbürtig iſt der Verbrauch in ſeiner Kolonie Kanada. Auch die ſkandinaviſchen Staa⸗ ten ſind große Verbraucher, während das europäiſche Feſt⸗ land weit hinter ihnen zurückbleibt. Immerhin übertrifft hier Holland mit 0,70 Kilogramm Tee auf den Kopf der Bevölkerung ſelbſt das angelſächſiſche Amerika mit 0,61 Kilo⸗ gramm. Aber Deutſchland und Frankreich bleiben weit da⸗ hinter zurück, jenes verbraucht nur 0,05, dieſes gar nur 0,03 Kilogramm auf den Kopf im Jahr. Und ähnlich ſteht es im ganzen Süden Europas. Man hat dort das Ur⸗ ſprungsland des Kaffees zu nahe. Und zudem hat dies vor⸗ deraſiatiſche Getränk den Süden Europas im gleichen Zeit⸗ olter erobert wie der Tee den Norden. 5 Soldat von heute „Vom Arbeitsplatz zum M.-G. Dreyſe.“ „Acht Wochen lang waren wir Soldaten. Wir waren es mit Stolz und Hingabe, und niemals möchten wir dieſe erſten acht Wochen unſeres Soldatenſeins im Buch unſeres Erlebens miſſen. Denn— waren ſie auch oft anſtrengend— es waren köſtliche Wochen eines unbeſchwerten Daſeins, Wochen voll überſtrömenden Kraftgefühls, Wochen, in denen wir noch einmal innerlich und äußerlich wuchſen. Unſer Dank für dieſe Zeit ſoll das vorliegende Büchlein ſein.“ So leiten Al⸗ fred⸗Ingemar Berndt und Kurt Kränzlein ein Büchlein ein, das ſie„Vom Arbeitsplatz zum M.⸗G. Dreyſe“ nennen ler⸗ ſchienen im Otto⸗Stollberg⸗Verlag, Berlin) und das ihr Er⸗ leben in einer achtwöchigen Erſatzreſerviſtenübung ausſchöpft. „Es ſoll insbeſondere all denen, die noch nicht den grauen Rock trugen und vielleicht hier und da mit etwas gemiſch⸗ ten Gefühlen ihrer Einziehung entgegenſehen, zeigen, daß Soldatentum im Volksheer Adolf Hitlers nichts zu tun hat mit dem Witzblattkommis von 1827 und ſeinen Schrecken, daß es höchſte Ehre iſt, im Deutſchland Adolf Hitlers Soldat ſein zu dürfen.“ Es iſt ein Buch, in dem in jeder Zeile die Freude am Soldatentum lebt, die Bereitſchaft, ſich ganz in den wiedergewonnenen Wehrwillen der Nation einzureihen, und das zu jedem Leſer durch ſeine unmittelbare Echtheit des Erlebens ſprechen wird. Mit Erlaubnis der Verfaſſer bringen wir nachſtehendes Kapitel aus dem Buch: Die erſte Schlacht Ganz zu Anfang unſerer Ausbildungszeit, als wir kaum im grauen Rock flügge geworden waren, ging ein Raunen durch die Kaſerne, ſchlich von Kompagnie zu Kompagnie, von Stube zu Stube und niſtete ſich als ſogenanntes La⸗ trinengerücht— eine Propagandamethode, welche ebenſo volkstümlich iſt wie ſie umfaſſende Verbreitung garantiert — in die Gemüter aller Schützen ein. Dieſes Gerücht beſagte in knappen Worten nicht mehr und minder, als daß Ende der Woche bereits ein längerer Ausmarſch, verbunden mit Gefechtsübung, bevorſtehe. Das Gerücht hielt, immer wieder ventiliert und beſpro⸗ chen, die ganze Woche über an. Und tatſächlich, Freitag war es ſoweit. Das Bataillon marſchierte geſchloſſen aus. Auf⸗ gabe: Vormarſch zu einer Eiſenbahnſtation, dort Verlade⸗ übung in Verbindung mit anderen Truppenteilen. Aber das unter fortwährenden gehen ſollte, eine Zutat, welche die Marſchkoſt würzig machte. Unterwegs überholten uns bereits die„Flaks“, große ſchmalröhrige Ungetüme, die in ihrer Schützhülle wie flie⸗ gende Fledermäuſe oder wie die langgezogenen Hälſe vor⸗ ſintflutlicher Lebeweſen ausſahen. Vorderhand hinterließen ſie uns nichts anderes als den Staub, den ihre Räder auf⸗ wirbelten und den wir gehorſam ſchluckten, ſowie die ſtei⸗ gende Erwartung kommender Erlebniſſe. 8 Wir waren 20 Kilometer marſchiert, als wir bemerkten daß die Sache brenzlig wurde. Zwar hingen keine Pulver⸗ ſchwaden in der Luft, die Atmoſphäre war nicht erfüllt vom Schall platzender Handgranaten oder ſchmetternder Maſchi⸗ nengewehre. Aber längsſeits der Straße führten die Lehrer ihre ABC-Schützen entlang, um ihnen das Schauſpiel einer Kampfhandlung nicht entgehen zu laſſen, und ſo weit das Auge reichte kamen auf Rädern, Ackerwagen und zu Fuß die Menſchen aus den Dörfern und ſäumten Straßen und Kreuzungen. Hier mußte es alſo ſein, ſo ſchloſſen wir, wo der Kampf beginnen ſoll, und verſtohlen faßten wir feſter unſer Gewehr, rückten das Lederzeug zurecht und horchten in die Luft, gierig nach brauſendem Propellerklang. Der Feind kam ſchneller als gedacht— ſo heißt es in den Kriegsromanen, und ſo war es tatſächlich hier. Plötzlich waren ſie da. Drei ſchnelle Tiefflieger flogen mit abgedrof⸗ ſeltem Motor hinter einer Vergecke hervor und ſtießen her⸗ unter auf die Straße, die wir ſchritten. Das heißt geſchritten hatten. Denn im Nu lagen wir im Straßengraben, zuſam⸗ mengedrückt wie Gummimännchen, ſo wie wir eben mar⸗ ſchiert waren, in ſonderbaren Verrenkungen und durchaus bemerkenswerten Stellungen. Der hatte jenem den Gewehr⸗ lauf in die Rippen geſtoßen; ein anderer hatte ſeinen werten Schädel zwiſchen die Beine ſeines Vordermannes plaziert; und der Dritte lag auf ſeinem eigenen Kolben und drückte ſich eine Bucht in die Weichteile. Aufſtehen war verboten, und ſo hörten wir im Geräuſch der Propeller das hölzerne Bellen der Maſchinengewehre, das dumpfe Dazwiſchenſchla⸗ gen der Flaks, bis uns das Kommando erlöſte:„Alles auf⸗ ſtehen, weitermarſchieren!“ Vom Feind hatten wir nicht viel geſehen; dafür vernahmen wir ſpäter, daß unſere Deckung ausgezeichnet geweſen wäre, daß aber ein widriges Geſchick das leichte MG. unſeres UF A.⸗Trupps(Unterführer⸗ Anwärter) an wirkungsvollem Abwehrfeuer verhindert hatte, tro Dreibein und Kreiskornhalter. Nun, wir nahmen das Miſ c geſchick leicht. Denn als im Verlauf einer guten halben Stunde etwa ſechsmal das Kom⸗ mando kam:„Deckung nehmen!“,„Weitermarſchieren!“, da waren wir zwar weder getroffen noch verwundet. Aber wir ſpürten ſämtliche Knochen, als ob der Mantel des leichten MG. ſtundenlang als Punktroller an uns ausprobiert wor⸗ den wäre. Die Schulkinder ſchrien vor Vergnügen, als ſie ſolches ſahen, und jhre Lehrer ſtanden am Straßenrand und lachten vor ſich hin. Wir aber trotteten weiter im Staub, bis„Das Ganze halt!“ geblaſen wurde und ein plötzlich auf⸗ kommendes Gerücht von einer Gulaſchkanone wiſſen wollte, welche ſich im Anmarſch auf uns befand. So lagerten wir längs der Straße und erlebten den Vorbeimarſch der aktiven Gruppe, die inzwiſchen die Ver⸗ ladeübung exerziert hatte. Junge Kerle, Geſichter wahrhaf⸗ tig wie Milch und Blut, aber braungebrannt und unter der Staubkruſte lächelnd wie das Leben ſelbſt. Wir ſtanden am Straßenrand und kamen uns als alte Krüppel vor im Ver⸗ gleich zu dieſer Jungmannſchaft, die hier als Ausleſe der Na⸗ tion vorübermarſchierte. Das waren Kerle, deren Anblick uns das Herz ſchneller ſchlagen ließ. Wir geben es ruhig zu, wir bewunderten ſie und waren ein wenig neidiſch. Und dachten an die Väter dieſer Krieger, die vielleicht in Rußland oder in Flandern lagen und deren Taten dieſer Generation ihr Antlitz gibt, ja, deren Ruhm ſie formt. E ATT f Mannheimer Theaterſchau Montag, 16. Dezember: Für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen Abt. 46 bis 49, 101 bis 106, 111, 405 bis 409, 416 bis 418, 431, 432 bis 434, 491 bis 492, 905 bis 909, Gruppe F Nr. 815 bis 817, Gruppe B: Viel Lärm um nichts, Komödie von William Shakeſpeare. Anfang 20, Ende nach 22.30 Uhr. Dienstag, 17. Dezember: Nachmittags⸗Vorſtellung: Schü⸗ lermiete B: Kerres, Oper von Georg Friedrich Hän⸗ del. Anfang 15, Ende 17 Uhr.— Abends: Miete H 9, Sondermiete H 5 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 224 bis 226: Der Sprung aus dem Alltag, Komödie von Heinrich Zerkaulen. Mittwoch, 18. Dezember: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 136 bis 138, 221 bis 223, 321 bis 335, 594 bis 597, Gruppe D Nr. 1 bis 400 und Gruppe E Nr. 1 bis 700: Jugend. Liebesdrama von Max Halbe. Anfang 20, Ende gegen 22.30 Uhr. Im Neuen Theater(Roſengarten): Montag, 16. Dezember: Für die NS⸗Kulturgemeinde Ludwigshafen, Abt. 46 bis 49, 101 bis 106, 111, 405 bis 409, 416 bis 418, 431, 432 bis 434, 491 bis 492, 905 bis 909, Gruppe F Nr. 815 bis 817, Gruppe B: Viel Lärm um nichts. Komödie von William Shakeſpeare. Anfang 20, Ende nach 22.30 Uhr. 7n%7CFCCCCC0CC Als Weihnachts Jeschenke f 5 90 empfehle ich alle in mein Fach einschlagende Artikel: 8 2 Gesangbücher in allen Preislagen N. Briefpapier in feiner Aufmachung. Photo- Alben, Poesie- und Schreib-Albums, Bilder- und Märchen-Bücher, Bau- 905 und Mal-Kasten, Mundharmonikas, Gesellschafts-Spiele Zigarren-Etuis, Schüler-Etuis, Briefkasten, Geldbeutel S Geschenkpapier, Konfektteller, Düten und Anhänger. 1 Auch möchte ich meine Buchbinderei und mein Bilder- einrahmungsgeschäft in empfehlende Erinnerung bringen. 8 Rudolf Behringer, Buchbindermeister, 0 2 Freiburgerstrale 1. 2 für Baubandwerker nach vor- Tablahn- lle geschriebenem städtisch. 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