T n ene Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und geſ. Feiertage Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Angeigenpreiſe: Die 22 mm breite mm- Zeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rx. 3. Anz.⸗Preisliſte Nr. 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Bote Beilagen: Der Familienfreund, Illuſtriertes Unterhaltungsblatt, Die Frau und ihre Welt. Ausgabe werktags mittags 12 Uhr. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen. Druck u. Verlag: Georg Zimmermann Wtw.(Inh. Georg Härdle) W annheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße Rr. 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle, Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. XI. 35: 1200 65. Jahrgang Den Engländern zum Nachdenken Antwort Ribbentrops auf eine Eingabe Lord Allens. Berlin, 17. Dezember. Durch Vermittlung des bekannten engliſchen Politikers Lord Allen of Hurtwood wurde vor einiger Zeit an den Führer und Reichskanzler eine Eingabe gerichtet, in der die Freilaſſung des wegen ſtaatsfeindlicher Betätigung in ein Konzentrationslager eingelieferten kommuniſtiſchen Rechts- anwaltes Hans Litten erbeten wurde. Die Eingabe enthielt außerdem gewiſſe Betrachtungen über die Behand⸗ lung Littens und über das deutſche Rechtsſyſtem im allge⸗ meinen. Da die Eingabe zeigte, daß über das deutſche Rechtsſyſtem und vor allem über ſeine Grundſätze in Eng⸗ land immer noch Mißverſtändniſſe herrſchen, hat Botſchafter von Ribbentrop folgenden Brief an Lord Allen gerichtet: „Sehr verehrter Lord Allen! Ihr Schreiben an den Führer und Reichskanzler vom 31. Oktober wurde mir von der Reichskanzlei zur weiteren Behandlung überſandt. Zunächſt muß ich Ihnen ſagen, daß ich nach ſorgfälti⸗ ger Prüfung des von Ihnen dargelegten Falles zu meinem Bedauern nicht in der Lage bin, dem Führer und Reichskanzler die von Ihnen bvorgeſchlagene Lö⸗ ſung zu empfehlen. Die Gründe ſind folgende: Der Rechtsanwalt Hans Litten war einer der gei⸗ ſtigen Führer des Kommunismus in Deutſchland. Er iſt we⸗ gen ſtaatsfeindlicher Betätigung inhaftiert, und ſeine gei⸗ ſtige Einſtellung läßt eine Enthaftung unter dieſen gegebe⸗ nen Umſtänden nicht zu. Die in der Petition Ihrer eng⸗ liſchen Rechtsfreunde im Hinblick auf diefe Haft gemachten Feſtſtellungen gehen teils von falſchen Vorausſetzungen aus, teils entſprechen ſie nicht den Tatſachen und können des⸗ halb nicht unwiderſprochen bleiben. Revolutionen werden nicht in den Gerichtshöfen und nach den Regeln normalen Rechtsbrauches ausgefochten und entſchieden, und im übrigen iſt, entgegen Ihrer Eingabe, die Be⸗ handlung des Rechtsanwaltes Litten völlig einwandfrei und er genießt, wie ich höre, ſogar noch gewiſſe Sonder⸗ vergünſtigungen. Ich möchte Sie aber, verehrter Lord Allen, nun meiner⸗ ſeits fragen: kann ein Regierungs- und damit ein Rechtsſyftem, das unverbeſſerliche Jeinde der menſchlichen Geſellſchaft, die ein Volk dem Kommunismus ausliefern wollten, hinter Schloß und Kiegel ſetzt, wirklich ein ſo ſchlechtes Rechtsſyſtem ſein, wenn es dadurch gleichzeitig ein ganzes Volk von 65 Mil⸗ lionen Menſchen wieder glücklich macht? Im Gegenteil, ich möchte demgegenüber die Behaup⸗ tung aufſtellen: Wenn Ihre engliſchen Rechtsfreunde, die dieſe Petition unterſchrieben haben, ſich die Mühe machen würden, die Urſachen des Niederganges mei⸗ nes Landes 1919, ſeit dem Verſailler Vertrag, zu ſtu⸗ dieren, dann würden ſie finden, daß eine ſtehengebliebene, den ungeheuren Problemen unſerer Zeit nicht mehr ge⸗ wachſene Rechtspflege und vor allem aber der Geiſt, in dem oft Recht geſprochen wurde, und deſſen Träger wider das natürliche Empfinden des deutſchen Volkes den Freiheitskämpfer Adolf Hitler nach denſelben Ba⸗ ragraphen aburteilen konnten wie den Kommuniſten Hans Litten, mit dazu beigetragen habe ein großes Volk an den Rand des Abgrundes, nämlich des Kommunismus, zu führen. Ich bin feſt überzeugt, daß Großbritannien und die geſamke ktulturwelt Adolf Hitler eines Tages dankbar da⸗ für ſein muß, daß er mit eiſerner Konſequenz und, wenn es ſein muß, auch Härte die Träger dieſes ſchleichenden und e kommuniſtiſchen Giftes in Deutſchland iſoliert at. Im übrigen darf ich noch auf eins hinweiſen: Die in der Geſchichke des deutſchen Volkes größte geiſtige Revolution, die zu der Machtergreifung durch den Na⸗ tionalſozialismus am 30. Januar 1933 führte iſt unter dem Zeichen völliger Legalffät vor ſich ge⸗ gangen und mit Methoden durchgeführt worden, die wohl in der Geſchichte nicht ihresgleichen haben und die im kraſ⸗ ſen Gegenſatz zu dem grauſamen und barbariſchen Metho- den ſtehen. mit denen die Rapglutſonen anderer Völor unſerer Kulturwelt durchgeführt wurden. Ich glaube nicht falſch vorauszuſehen, wenn ich e daß eine ſpätere ob⸗ ektive Geſchichtsſchreibung eines Tages den nationalſozia⸗ liſtiſchen Machtkampf geradezu als das Muſterbeiſpiel für eine Revolution anſehen wird, wie ſie nur eine Nation von höchſtem Kul⸗ kurniveau überhaupt durchführen kann. Abgeſehen aber von den eben geſchilderten grundſätz⸗ lichen Erwägungen kann ich mich um ſo weniger entſchlie⸗ ßen, zu dem Wunſche Ihrer ehrenwerten Rechtsfreunde eine poſſtive Haltung einzunehmen, als wir in einem ähn⸗ lichen Falle eine ſehr ſchlechte Erfahrung gemacht ha⸗ ben. Dies liegt ſo: Vor längerer Zeit wurde ich von einem Ihrer Lands⸗ leute, einem hervorragenden Engländer, darauf aufmerkſam gemacht, ein wie großes Hindernis auf dem Wege der deutſch⸗engliſchen Verſtändigung die Haft der der Welt aus dem Reichstagsbrandprozeß bekannten Bulgaren Dimi⸗ row und Genoſſen ſei und welch ausgezeichneten Eindruck auf die englische öffentliche Meinung deren Frei⸗ laſſung machen würde. Ich wußte, daß es ſich hier um un⸗ verbeſſerliche Feinde der menſchlichen Geſellſchaftsordnung bandelte und daß es das Beſte wäre, ſie würden nie mehr Dienstag, den 17. Dezember 1935 auf die Menſchheit losgelaſſen. Trotzdem oder vielmehr in meinem ſtändigen Beſtreben, die deukſch⸗engliſche Verſtändigung zu fördern, wurde ich mit zum Jür⸗ ſprecher ihrer Freilaſſung. Die Bulgaren wurden nach Rußland geſchickt und heute iſt Herr Dimitrow General ſekretär und damit der wahre Führer der Komintern! Er iſt einer der eingefleiſchteſten Kommuniſten und verſchworenſten Terroriſten, der zum 7. Komintern⸗Kongreß in Moskau im Sommer folgendes Kampfziel bekanntgab: Das größte Hemmnis auf dem Wege zur Weltrevolu⸗ tion, d. h. zur Aufrichtung des roten Imperialismus, iſt Adolf Hitler. Aus dieſem Grunde muß der Nationalſozia⸗ lismus mit allen Mitteln bekämpft werden. Fällt Hitler⸗ Deutſchland, iſt der Weg für die kommuniſtiſche Weltherr⸗ ſchaft frei. In kurzer Zeit wird ganz Europa folgen, und die Zerſetzung des britiſchen Imperiums und der noch übrig gebliebenen Nationalſozialiſten wird dann nicht aufzuhalten ſein. Dieſes ſaubere Programm iſt das Ergebnis der Freilaſſung Dimitrows, d. h. alſo das Ergebnis liberaler britiſcher Weltauffaſſung und deut cher Gutmütig⸗ keit und Großzügigkeit! Mein lieber Lord Allen! Ihre Gegnerſchaft ge⸗ gen Verſailles iſt Deutſchland und der Welt bekannt, und Ihr Einſetzen für eine deutſch⸗engliſche Freundſchaft war für mich immer eine große Befriedigung in meinem, ich glaube nicht ganz unbekannten Kampf für dieſe Freund⸗ ſchaft. Ich weiß daher, daß nur edle Gefühle Sie und Ihre Freunde zu Ihrer Eingabe vom 31. Oktober an den Füh⸗ rer und Reichskanzler veranlaßt haben. Wir Deutſchen verſtehen dieſes britiſche Gefühl for the underdog“(für den Unkerlegenen) ſehr gut und achten es, wie dies bei Angehörigen gleicher Raſſe ſa garnicht anders ſein kann. Gerade dieſes Zuſammengehö⸗ rigkeitsgefühl von Menſchen gleicher Raſſe und gleichen Blutes aber ſollte eine Garantie für die gemeinſame Er⸗ kenntnis ſein, daß die Staatsraiſon Regierungen oft zwingt, harte Wege zu gehen, 5 ohne daß hierdurch ein Volk ſeine in ſeinem innerſten We⸗ ſen begründeten ethiſchen und weltanſchaulichen Funda⸗ mente auch nur im geringſten preisgibt, ja, daß im Ge⸗ genteil dieſe harten Wege oft erſt die Vorausſetzung für die Erhaltung dieſer ethiſchen und moraliſchen Grundlagen eines Volkes ſchaffen. An dieſer Erkenntnis hat es dem heutigen England visher noch etwas gefehlt. Ich glaube aber, daß auch dieſe Gedanken ſich von Tag zu Tag mehr durchſetzen werden, und die Geſchichke des Britiſchen Imperiums ſollte hier der beſte Lehrmeiſter ſein! Indem ich hoffe, daß ich noch oft das Vergnügen haben werde, Ihnen auf dem Wege, der zur deutſch⸗engliſchen Freundſchaft führt, zu begegnen, ſeien Sie, verehrter Lord Allen, verſichert der höchſten Wertſchätzung und der freund⸗ ſchaftlichen Gefühle Ihres Ihnen ergebenen non Ribben⸗ roy“ Das enttäuſchte Englan Die Gründe des Nachgebens.— Kein Verlaß auf Frank- reichs Hilfe. London, 16. Dezember. Der politiſche Verichterſtatter der„Morning Poſt“ ſchreibt, Baldwin werde im Unterhaus die Haltung der Regierung gegenüber dem Pariſer Friedensplan nach⸗ drücklich verteidigen. Indeſſen werde es in gutunterrichteten Kreiſen als zweifelhaft betrachtet, ob er imſtande ſein werde, alle Enthüllungen zu machen, an die er ge⸗ dacht habe, als er von ſeinen„nicht entſiegelten Lippen“ ſprach. Er werde es aber wohl beutlich machen, daß viele Ka- binetksmitglieder bei der Genehmigung des planes ernſte Zweifel an der praktiſchen Durchführbarkeit einer Oel⸗ ſperre gehegt hätten. Es werde auch erwarket, daß Baldwin mitteilen werde, daß das Kabinett damals die Nachricht erhielt, die befürchten ließ, daß ſelbſt eine vollkom⸗ mene Sperre mit kriegeriſchen Maßnahmen beankworkel werden würde und daß die franzöſiſche Regierung ſich ge⸗ weigert habe, Vorſorge für wirkſame Unterſtützung im Mittelmeer zu kreffen, falls nicht zuvor Muſſolini die Frie- densbedingungen vorgelegt würden. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ glaubt eine Vorausſage über die Richtlinien machen zu kön⸗ nen. an die ſich die Regierung bzw der Außenminiſter Sir Samuel Hoare bei der Unterhausausſprache am Donnerstag halten werden Der Mitarbeiter ſagt, es werde ſich um die Frage handeln, ob der Völkerbund zu einem wirkſamen Inſtrument gemacht werden könne, das die Fähigkeit beſitze, die Grundſätze des Völker⸗ bundes zu erzwingen Es werde das Argument vorgebracht werden, daß der Völkerbund, wenn dies nicht der Fall ſei, ſich notgedrungen jetzt und in Zukunft mit; Ergebniſſen begnügen müſſe die weit hinter ſeinen eigenen Idealen zurückblieben. Der Mitarbeiter ſagt weiter, es werde kein Verſuch emacht werden zu behaupten, daß eine Regelung des ita⸗ ſieniſch⸗abeſſinichen Streites auf Grund der Hauptricht⸗ linien des Hoare⸗Laval⸗Planes in Uebereinſtim. mung mit dem Grundſatz ſein würde, daß der Angreifer keinen Gewinn aus ſeiner geſetzwidrigen Handlung erzie⸗ len ſollte. Nr. 29 e Aber es werde wohl behauptet werden, daß eine für den Völkerbund befriedigendere Löſung nur erreicht werden könnte, wenn die Mitgliedsſtaaten bereil wären, ihren an⸗ gemeſſenen Teil an viel ſchwereren Verantworklichkeiten zu übernehmen. Es werde z. B. wohl darauf hingewieſen werden, daß der Friedensplan Italien die von ihm beſetz⸗ ten Gebiete überlaſſe. Es werde von Völkerbundsmit⸗ gliedern in Genf erklärt, eine ſolche Löſung könne niemals angenommen werden, und dieſe Auffaſſung ſei im britiſchen Parlament ebenfalls weit verbreitet. Unter dieſen Umſtän⸗ den frage es ſich, welche Länder bereit ſein würden, eine inkernatſonole Expeditionstruppe zur Vertreibung der Italiener zu bilden oder Abeſſinien mit angemeſſenen militäriſchen Mitteln zu verſehen. Wenn keiner dieſer Wege gangbar ſei, bleibe nur noch die Möglichkeit, daß weitere Sühnema ßnah⸗ men militäriſcher Art zur Anwendung gebracht werden, 3. B. Schließung des Suez⸗Kanals oder Ver- hängung einer reſtloſen ODelſperre, die die italieniſche Armee bewegungsunfähig machen würde. Die ganze Laſt auf England Da Italien nun ſolche Maßnahmen als feindſelige Handlungen betrachten würde, würde der Völkerbunbsrat genötigt ſein feſtzuſtellen, welche Streitkrä fte zu Lande, zu Waſſer und in der Luft die Völkerbundsmitglie⸗ der zu den Streitkräften beiſteuern würden, die die Völker⸗ bundsſatzungen ſchützen ſollen. Ihre eigenen Nachforſchun⸗ gen hätten die britiſche Regierung überzeugt, daß eine ſolche Hilfe von anderen europäiſchen Staaten nicht zu erwarten ſei, kurz, daß Großbritannien alkein die ganze Laſt auf ſich würde nehmen müſſen. Durch ihre beharrliche Politik, die Völkerbundsſatzung auf⸗ recht zu erhalten, habe die britiſche Regierung die Anwen⸗ dung wirtſchaftlicher Sühnemaßnahmen veranlaßt, die teil⸗ weiſe erfolgreich geweſen ſeien. Bis vor ungefähr einer Woche habe ſie geglaubt, daß Europa bei der Juſammenarbeit noch weiter gehen würde. Dieſer Glaube ſeſ jetzt enttäuſch! worden. Die Regierung werde daher dem Unkerhaus mitteilen, daß, wenn das zwi⸗ ſchen Hoare und Laval geſchloſſene Abkommen auch höch⸗ ſtens zur Hälfte befriedigend für den Völkerbund ſei, dies der Fall ſei, weiſ der Völkerbund nicht imſtande oder be. reit ſei, mehr als die Hälfte ſeiner Macht zur Anwendung zu bringen. dem Anterhaus werde mitgeteilt werden, daß die Wahl eines anderen Weges zu einer gefährlichen Lage führen werde. Vor dem Rücktritt Edens? Die zwei Richtungen im britiſchen Kabinett. Der politiſche Mitarbeiter der„Daily Mail“ behauptet, daß der Rücktritt des Miniſters Eden unmitkelbar bevorſtehe, und daß auch mil weiteren Rücktriktserklärun⸗ gen zu rechnen ſei. Dem Mitarbeiter zufolge zerfalle das Kabinett in folgende zwei Gruppen: 1. Gegner einer ſcharfen Sühnepolitik: Miniſterpräſident Baldwin, Schatzkanzler Chamberlain, Lordkanzler Lord Hailsham, Marineminiſter Lord Monſell, Präſident des Handelsamtes Runciman und Außenminiſter Sir Sa⸗ muel Hoare. 2. Gegner des Pariſer Friedensplanes: Völkerbundsmini⸗ ſter Eden, Landwirtſchaftsminiſter Elliot, Ankerrichtsmi⸗ niſter Oliver Stanley, Kriegsminiſter Duff Cooper und Miniſter für öffentliche Arbeiten Ormsby Gore. Anſtelle der für Montag angekündigten Kabinetts⸗ ſitzung fand eine Miniſterbeſprechung ſtatt, an der ſich in der Hauptſache diejenigen Kabinettsmitglieder beteiligten, deren Arbeitsgebiete mittelbar oder unmittelbar von dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Konflikt berührt werden. Außer Baldwin waren u. a. der Miniſter für Völker⸗ bundsangelegenheiten, Eden, der Erſte Lord der Admi⸗ ralität, der Kriegsminiſter und der Wirtſchaftsminiſter an⸗ weſend. Eine Vollſitzung des britiſchen Kabinetts iſt vor⸗ läufig für Dienstag in Ausſicht genommen, d. h. unmit⸗ telbar vor der Abreiſe Edens nach Genf zur Teilnahme an der Sitzung des Völkerbundsrates, Gegen Mißbrauch des Völkerbundes Erhebliche Bedenken in Polen. Der der polniſchen Regierung naheſtehende„Expreß Poranny“ ſchreibt, die Art, in der die Großmächte den ita⸗ lieniſch⸗abeſſiniſchen Streit erledigen wollten, müſſe in Po⸗ len erhebliche Bedenken hervorrufen. Im Namen der Grundſätze des Völkerbundes hätten ſich 50 Staaren, von denen viele in guten Beziehungen mit Italien ſtänden, trotz wirtſchaftlicher Schädigungen zur Anwendung der Sühne⸗ maßnahmen entſchloſſen. 5 Im Augenblick, da das Sankkionsſyſtem in Gan ge⸗ bracht worden ſei, ſei man nunmehr Zeuge von Berhaud⸗ lungen, die im Widerſpruch zu dem Genfer Geiſt ſtänden. Unter diefen Umſtänden könne man ſich nicht des Eindrucks erwehren, daß gewiſſe Großmächte Genf als Werkzeug be⸗ nutzt hätten, um ihre eigenen Ziele leichter zu erreichen. Der italieniſch-abeſſiniſche Streit müſſe, nachdem man ſich in Genf auf Artikel 15 berufen habe, bis zu Ende in Genf erledigt werden. Eine Art Diktakur einer oder mehre⸗ rer Großmächte, die vom italieniſch⸗abeſſiniſchen Streit Vor⸗ teile haben könnten, während 50 andere Staaten nur Scha⸗ den hätten, müſſe auf entſchiedenen Widerſpruch ſtoßen. Kritiker, wie ſie ſein ſollen Dr. Goebbels über das Weſen der Kritik. Berlin, 17. Dezember. Hier fand eine Tagung der in der deutſchen Preſſe tä⸗ tigen Kritiker ſtatt. Die Teilnehmer wurden von Reichsmi⸗ niſter Dr. Goebbels in ſeinem Miniſterium empfangen. Da⸗ bei richtete Dr. Goebbels wegweiſende Worte an die Er⸗ ſchienenen. Die fachmänniſche Kritik habe im weſentlichen die Auf⸗ gabe, das Gute und das Minderwertige voneinander zu ſcheiden und es miteinander in Vergleich zu ſetzen. Obwohl der Kritiker an der Formung des künſtleriſchen Werkes in keiner Weiſe beteiligt ſei, müſſe er dach andererſeits ſo viel künſtleriſches Verſtändnis und ſoviel Einfühlungsvermö⸗ gen mitbringen, daß er es gerecht zu beurteilen vermöge. Gewiß ſolle die Kritik hart ſein, den Dilettantismus abwehren und Rang, und Wertunterſchiede machen. Aber auf der anderen Seite müſſe ſie ſich in Erfüllung ihrer gro⸗ ßen Aufgabe auch davor hüten, alles das, was ſie nicht als höchſtwertig empfinde, von vornherein abzulehnen und ab zukötken. Die Kritik ſei ja nie unfehlbar geweſen und werde es auch nie ſein. Sie ſei es auch heute nicht. Denn jeder Menſch ſei eben der Träger einer beſtimmten, eigenen Geſchmacksrichtung. Der Miniſter ſtellte zum Be⸗ weis ganz verſchiedenartige Kritiken gleich⸗ artiger Blätter über ein⸗ und dieſelbe künſtleriſche Darbie⸗ tung ſehr wirkungsvoll gegenüber. Es ſei, ſo fuhr der Mi⸗ niſter fort, ein verhängnisvoller Fehler der Kritik, den Eindruck zu erwecken, als wäre das einmal gefällte Urteil endgültig und unantaſtbar. Die Kritik ſolle vielmehr den Leſer zu eigenem Nachdenken anregen und ihn 1 ſich an Ort und Stelle ſelbſt ein Urteil zu bil⸗ en. Wir haben in der Geſchichte Beweiſe genug da⸗ für, daß ſich die Kritik in den fundamentalſten Fällen über Wert und Unwert eines Künſtlers geirrt hat und den gleichen Irrtumsmöglichkeiten iſt auch die zeitgenöſſiſche Kritikerſchaft unterworfen. Es gilt darum, abzurücken von den Höhen der Unfehlbarkeit, die ſchon manchen Künſtlern das Leben und Schaffen verleidet hat. Andererſeits ſei es durchaus unangebracht, von den Kritikern zu verlangen daß ſie es doch„ſelbſt beſſer machen follen“ Es iſt nicht ſo, betonte Dr. Goebbels, daß ein wirklich ſchöpferi⸗ ſcher Kritiker zugleich auch ein genialer ſchöpferiſcher Künſt⸗ ler ſein müſſe„WC Es gehe ſchon deshalb nicht an, überall die gleich har⸗ ten Maßſtäbe anzulegen, weil die Künſtler gar nicht da ſeien, um alle Werke der Kunſt mit guten und be⸗ ſten Kräften zu beſetzen. Und es ſei ſchon etwas wert, wenn viele Menſchen überhaupt erſt einmal zu Liebhabern beiſpielsweiſe des Theaters würden und aus ihrer Mitte dann dieſer und jener zu höheren Anſprüchen komme. Nachdem der Miniſter dann betont hatte, daß er mit aller Schärfe in Fällen einſchreiten werde, wo ſich eine Ver⸗ quickung von Geſchäft und Kritik bemerkbar mache, umriß er zum Schluß die poſitiven Aufgaben der deutſchen Kritiker. „Eine große und auch ſchwere Aufgabe,“ ſo betonte Dr. Goebbels,„hat der Kritiker zu erfüllen: Er hal mit richti⸗ ger Witterung, und ohne dabei den Dilettantismus zu ſcho⸗ nen, dem Werdenden den Weg freizumachen. Wo immer er Großes aufſpürt, muß er als warmherziger Freund und Förderer auf den Plan kreten, als Wegweiſer und Wegbe⸗ reiter des kommenden Genies.“ Weitere Ausführungen des Miniſters galten dem Maßſtab des Urteils. Der Kritiker ſoll ein gereiftes und gerechtes, ein vornehmes und fachliches Urteil abgeben, ein Urteil, das den Mut nicht raubt und Ehrfurcht vor der Leiſtung zeigt, das nicht abſtößt, ſondern anregt. Darüber hinaus aber ſoll der Kritiker bei aller Schärfe des Urteils eines auch nicht außer Betracht laſſen: das gute, ehr⸗ liche und anſtändige Wollen! Der Miniſter gab in dieſem Zuſammenhang den Kritikern mit ſehr eindring⸗ lichen Worten zu bedenken, daß ſich letzten Endes manchmal ſelbſt im primitioſten Dilettantismus der ſpieleriſche Wille des Volkes äußere, und daß ſo mancher Künſtler von Ruf und Rang einmal durch die Schmiere gegangen iſt. Wäre er dort nicht entdeckt und entwickelt worden— er wäre vielleicht nie in ein Staats⸗ theater gekommen! Am Luftpakt und Rüſtungsbegrenzung Der Beſuch des britiſchen Botſchafters beim Führer. Die führenden Blätter zeigen großes Intereſſe für den Empfang des Berliner britiſchen Botſchafters durch den Führer. Reuter meldet aus Berlin, trotz der Länge der Unterredung und ihres freundſchaftlichen Tones ſei we⸗ nig Fortſchritt erzielt worden. Der Führer habe an⸗ ſcheinend an dem allgemeinen deutſchen Standpunkt in der Abrüſtungsfrage feſtgehalten. Das Ergebnis der Beſpre⸗ chungen macht es anſcheinend unwahrſcheinlich, daß die be⸗ ſprochenen Fragen im gegenwärtigen Augenblick weiter behandelt werden können. In einer ergänzenden Berliner Reuter⸗Meldung heißt es, daß die Unterredung mit Phipps vor einiger Zeit ver⸗ einbart worden ſei. Sie diente ausſchließlich informato⸗ riſchen Zwecken; anſcheinend ſei keine Rede davon, daß der britiſche Botſchafter irgendwelche neuen Weiſungen oder Vorſchläge entgegengenommen habe, die es rechtfertigen würden, der Unterredung übertriebene Bedeutung beizu⸗ meſſen. Der Berliner Berichterſtatter des„Daily Telegraph“ veröffentlicht die Berliner amtliche Verlautbarung und fügt hinzu, es heiße, daß der Führer Punkte ſeiner Reichs⸗ tagsrede vom letzten Mai wiederholt habe. Damals habe er ſich zu Beſprechungen über ein Luftabkommen und zu einer allgemeinen Rüſtungsverminde⸗ rung bereiterklärt. Auch der Berliner Berichterſtatter der„Morning Poſt“ berichtet, daß die Beſprechung kein fruchtbares Ergebnis gezeigt habe. Nur eine amtliche Verlautbarung gebe eine flüchtige Andeutung, als ob etwas zuſtande gebracht wor⸗ den ſei. Hitler habe ſeine Einwendungen gegen den Luft⸗ pakt wiederholt und wieder an die 13 Punkte der Reichs⸗ tagsrede vom Mai erinnert. Der politiſche Mitarbeiter des Blattes ſagt, Hoare habe am 5. Dezember im Unterhaus der Anſicht Ausdruck gegeben, es ſei unwahrſcheinlich, daß ein Fortſchritt mit dem weſtlichen Luftpakt erzielt werden könne. Das Ergebnis der Berliner Unterredung habe ſo⸗ mit in London keine Ueberraſchung verurſacht. In gut unterrichteten Londoner Kreiſen glaube man, daß nach Hitlers Anſicht weder mit dem Luftpakt noch mit der Frage der allgemeinen Abrüſtung ein Fortſchritt mög⸗ lich ſei, bevor der italieniſch⸗abeſſiniſche Streit geregelt ſei. „Ein diplomatiſcher Erſolg des Reiches“ Die Unterredung, die der Berliner engliſche Votſchafter mit dem Führer und Reichskanzler gehabt hat, findet in der polniſchen Preſſe lebhaftes Echo.„Gazeta Polſka“ ſchreibt in ihrer Berliner Meldung, die Anſicht di⸗ plomatiſcher Kreiſe gehe dahin, daß die Verhandlungen zwiſchen Berlin, Paris und London in der Frage der Rü⸗ ſtungsbeſchränkungen und des Luftpaktes erneut lebhaft geworden ſeien. Die Anknüpfung dieſer Geſpräche ſei ein diplomati⸗ ſcher Erfolg des Reiches, ein neues Jeichen für den eng⸗ liſchen Realismus und ein Beweis für die Beſſerung der diplomakiſchen Stellung Deutſchlands. Weiter heißt es in der Meldung, Reichskanzler Hitler habe wiederholt ſeine Bereitwilligkeit zu Rü⸗ ſtungsbeſchränkungen erklärt, und zwar unter der Bedin⸗ gung der Gleichheit zwiſchen Deutſchland, Großbritan⸗ nien und Frankreich. Die britiſche Diplomatie ſtehe dieſen Vorſchlägen bejahend gegenüber. Kurzmeldungen Ausweiſung der Heitnattreuen Innerhalb 48 Stunden die Heimal zu verlaſſen! Brüſſel, 17. Dezember. Die vier heimattreuen Malmedyer Joſef Dehottay, Pe⸗ ter Dehottay, Heinrich Dehottay und Paul Foxius, denen durch Urteil des Lütticher Appellhofes im Oktober dieſes Jahres die belgiſche Staatsangehörigkeit auf Grund des Ausbürgerungsgeſetzes vom 30. Juli 1934 abgeſprochen worden iſt, haben den Ausweiſungsbefehl erhalten. Die vier heimattreuen Männer müſſen das belgiſche Skaaksgebiet innerhalb von 48 Stunden verlaſſen. Es iſt ihnen verboten worden das Land wieder zu betreten. Jüdiſcher Journaliſt ausgewieſen. Der bisherige Berliner Vertreter der Zeitung„Politiken“, der däniſche Jude Thorwald Stein. thal, iſt aus dem Reichsgebiet kurzfriſtig ausgewieſen wor. den. Steinthal hat durch fortgeſetzte unwahre und gehäfſi 5 Berichterſtattung an ſeine Zeitung die Intereſſen des Deutſchen und die Pflichten des Gaſtrechts, daß ihm in Deutſchland ſeit Jahren Armeniſche Studenten verbrennen Werfels Bild. Die armeniſche Studentenſchaft in Iſtanbul hat auf Vorhofe der armeniſchen Kirche ein Blons 225 fidiſgen Schriftſtellers Franz Werfel verbrannt. Den Anlaß gab das von Werfel geſchriebene Buch„Die 40 Tage auf dem Mu⸗ ſadag“, das fetzt trotz mehrfachen türkiſchen Einſpruches in Amerika verfilmt werden ſoll. Da dieſes Buch die Beſand⸗ lung der Armenier in einer für die Türken ungünſtigen Form geſchildert hat, ſo hat ſich in der Türkei eine Welle des Proteſtes erhoben, von der auch die Armenier erfaßt wurden. Um zu beweiſen, daß die in der Türkei lebenden Armenier mit dem jüdiſchen Literaten und ſeinem Werk nichts zu tun haben, wurden deſſen Bild und ein Exemplar des Buches auf einem mit Benzin übergoſſenen Scheiter⸗ haufen verbrannt. 5 5 Tangku in den Händen der Separatiſten. 4 Die Truppen des Separatiſtengenerals Ninjukeng ha- ben die Stadt Tangku, den an der Mündung des Peiho ins Gelbe Meer liegenden Seehafen Peipings und Kiangſus erobert. Der Einnahme ging ein blutiges Gefecht mit Trup⸗ pe der Nanking⸗Regierung voraus. Als Grund für die Be⸗ letzung der Stadt wird die Tatſache angeſehen, daß der Peiho in nächſter Zeit zufrieren wird und Tangku für das ganze Hinterland der einzige freie Hafen„ 5 Euwe Schachwelkmeiſter. Amſterdam, 16. Dez. Im Schachwettkampf um die Weltmeiſterſchaft zwiſchen Aljechin und Euwe wurde in Amſterdam die letzte Partie geſpielt. Euwe führte die wei⸗ ßen Steine und eröffnete das Spiel mit dem Königinnen⸗ bauer; Aljechin nahm das Damengambit an. Im Mittel⸗ ſpiel mußte Aljechin einen Bauern opfern. Nach Figuren⸗ abtauſch bot Aljechin beim 40. Zuge Remis an. Euwe hat damit bei einem Stande von 9:8 bei 13 Remis⸗Partien die Schachweltmeiſterſchaft errungen. Danzig. Der Reichsjugendführer ſtattete der Hitlerju⸗ gend Danzigs einen Beſuch ab. In einer Maſſenkundge⸗ bung in der Meſſehalle teilte Baldur von Schirach mit, daß der Reichsberufswettkampf im nächſten Jahr in Danzig ſtattfinden werde. Akhen. Die Nationalverſammlung iſt auf Grund der von Tſaldaris eingeleiteten Unterſchriftenſammlung auf den 18. Dezember einberufen worden. Die Haltung der Regie⸗ rung gegenüber dieſem Schritt iſt noch ungeklärt. Wer wird iſchechiſcher Präſident? Die Frage der Anwarkſchaft. ö Prag, 17. Dezember. Die Frage der Anwartſchaft für das Amt des Staats⸗ präſidenten ſtand auch am Montag abend im Mittelpunkt der politiſchen Aufmerkſamkeit. Die Verhandlungen unter den Parteien und innerhalb der Parteien dauern an. Sollte eine Einigung nicht erzielt werden, ſo werden ſich bei der Wahl zwei Anwärter gegenüberſtehen, und zwar Außen⸗ miniſter Dr. Beneſch als Anwärter der Anker und der katholiſchen Parteien und Profeſſor Dr. Ne⸗ metſch als Anwärter der tſchechiſchen Agrarier und der Rechtsparteien. Bei dem bisherigen Stand der Dinge hat keiner der beiden Anwärter die unbedingte Mehrheit in der Nationalverſammlung, die ſich aus Abgeordnetenhaus und Senat zuſammenſetzt. Die Sudetendeutſche Partei hat ihre Beſchlüſſe bereits gefaßt, ſie hält ſie jedoch bis zum Tage der Wahl geheim. Einigen Aufſchluß über die Haltung dieſer Par⸗ tei gibt eine Rede des Abg. Köhler in Brüx. Er erklärte, ſeine Partei bedauere den Rücktritt Maſaryks, zu dem die Deutſchen in aufrichtiger Liebe aufgeblickt hätten. Man habe ſich auf einen Nachfolger geeinigt, der das Präſiden⸗ tenamt ähnlich wie Maſaryk verwalten werde. Größte Aus⸗ ſicht beſtehe, daß Außenminiſter Dr. Beneſch Präſident werde. ee eee e x Der letzte Junker von Rothenburg Roman von Paul Hain. 5 Nachdruck vorbsten 48 P 455 „Jörg— mein Jörg— mein Leben— küſſe mich doch, daß dieſer Augenblick nicht zerrinnt! Küſſe mich, Jörg— dein, nur dein bin ich!“ Jörg fühlte ſich berauſcht von namenloſem Glück. Oh, er hätte laut auffubeln können— ſchreien vor brauſender Seligkeit! Aber er mußte ſich zügeln— durfte ſie nicht er⸗ ſchrecken mit ſeiner lauten Stimme. Uad vorſichtig zog er ſie an, bettete ihren Kopf in der Beuge ſeines Armes, und feierlich und weihevoll küßte er ihren Mund, dieſen roten, kleinen, holden Mund, den ihm ein tragiſches Geſchick ſo lange vorenthalten hatte. O du heißes, ſchönes, ſonnenwarmes, trunkenes Leben! 5 O Liebe— heiße, ſelige, ſchenkende, ſelig⸗nehmende iebe! Auge in Auge ſchauten ſie einander an. In ſtummer, verhaltener Entzückung. Draußen vor den Fenſtern flötete eine Amſel ſehr leiſe ihr Abendlied in das Blühen und Duften der Welt hinein. Wie ein köſtliches, rotüberhauch⸗ tes Seidentuch ſchimmerte der Himmel herein. Und nur Liebe und Liebe ging in dem ſtillen Zimmer um. f Bärbeles Geſicht war wie das einer glücklichen Heiligen. „Jörg— ſo lieb wird dich kein Menſch mehr haben—“ „Bärbele— Himmelswölklein— ſo reich wird kein Menſch mehr beſchenkt werden wie ich. Du Herrgotts⸗ mädel— liebes, du!“ Er preßte ſein Geſicht in die weiche, blonde Haarflut, die ſo verwirrenden, ſüßen Duft ausſtrömte, daß es ihm das Herz betäubte in Luſt und Wonne. Sie lehnte ſich zurück, um ihn recht betrachten zu kön⸗ nen mit aller Inbrunſt ihrer Sehnſucht. „Du—!“ jauchzte ſie. 128 Und warf dann die Arme um ſeinen Hals mit einer wild aufſtrömenden Leidenſchaft. Ihr blaſſes Geſicht war rot überhaucht. 5 Ihr Mund gab ſich ihm hin in heißem, berauſchendem, berauſchtem Kuß. Kein Wort mehr ſprachen ſie. Was wa⸗ ren Worte in dieſer Stunde der Seligkeit— der erſten nach ſo langer, ewiglanger Zeit der Trennung und Qual. Dieſe Stunde durfte nichts andres kennen als Küſſe, Küſſe und jubelnde, ſtammelnde Zärtlichkeit. Ihre Lippen ließen nicht voneinander. Immer wieder fanden ſie ſich in durſtendem, berauſchendem Verlangen. Und erſt nach einer langen, langen Weile löſte Bärbele mit lächelndem Ermatten die Arme von ſeinem Hals. „Liebſter—“ „Nun iſt alle Not ausgelöſcht, Geliebte. Nun iſt nur noch Sommer da— und Bärbele, mein Vöglein, ſüßes! Und alle Angſt um dich, Liebſte, iſt ausgelöſcht, und es iſt, als wär ſie nie geweſen. Alle Nächte und Tage fern von dir, Geliebte, mit ihren Qualen, ihrer Sehnſucht, ihrer Not, ihrer Verzweiflung— ſte ſind vorbei, in die Ewigkeit ver⸗ tropft, als hätten ſie mich nie mit Schmerzen erfüllt. Alle einſamen Ritte, alles Grübeln an Lagerfeuern— alles iſt vorüber, als hätte ich es nie erlebt. Alles Schwarze. Al⸗ les Graue. So weiß und hell und golden iſt die Welt, und ich hab' keinen andern Namen für ſie als: Bärbele! Bärbele— liebes!“ Sie hörte ſeine Worte wie ein zärtlich⸗heißes Wehen von Wind und Roſenduft. a Und die Glut in ihrem Geſicht wurde tiefer. Der Glanz der Augen leuchtender. Die Farbe der Lippen lockender. „Jörg— mein über alles Geliebter!“ Und wieder ſchmiegte ſie ſich innig, voll brennender Sehnſucht in ſeine Arme und nahm ſeine Küſſe hin in ſüßer Trunkenheit, bis ihr der Atem verging. 5 5 e trunkenes, liebeglühendes, herrliches eben!— Dreiunddreißigſtes Kapitel. Die unwirtlichen Seitenpfade des Neckartales entlang wanderte Kuntz, der Schreiner. Den Knotenſtock in der Hand. Das ſtruppige Haar hing ihm in die Stirn. Er ſah aus wie ein Wegelagerer, und wer ihm entgegenkam, ging ihm gern aus dem Wege. Dieſer finſtere Blick unter den Brauen verſprach nichts Gutes.— Man hatte ihn, als Jörg mit ſeinen Leuten von Diti⸗ wang nach Rothenburg ritt, freigelaſſen. Jörg hielt ſein Wort— auch einem Schurken gegenuber. Aber verſchie⸗ dene derbe Püffe waren ihm mit auf den Weg gegeben worden, und die Verſicherung, daß ihn der wohlverdiente Strick doch noch finden würde, wenn er ſich nicht beeile, aus der Nähe Rothenburgs hinwegzukommen. And man könne ihm nur raten, die fränkiſchen Berge überhaupt ſe ſchnell wie möglich hinter ſich zu laſſen— und er ſelber ſchien das auch für höchſt angebracht zu halten. Sein Spiel war verloren. And es ſchwante ihm, daß Junker Jörg auch woanders reinen Tiſch machen würde. So beeilte er ſich denn, ſo ſchnell wie möglich auf Sei⸗ tenwegen hinwegzukommen. Das Rothenburger Land war ein zu gefährlicher Boden für ihn 1 Aber Leute ſeines Schlages mochten wohl überall„Betätigung“ finden. Man brauchte in dieſen Zeiten gewiſſenloſe Kreaturen, und ſie fanden, ſofern ſie gewiſſenlos genug waren, ſchnell ge⸗ Rug einen Auftraggeber, dem ſie für klingenden Lohn be⸗ hilflich waren. Noch hatte Kuntz allerdings nicht das Rechte gefunden. und er war nichts anderes als ein„Straßenklepper“, der eine gute Gelegenheit„abpaßte“. Dunkle Gedanken wirkten hinter ſeiner eckigen Stirn. So war er bis zum Neckartal gekommen. Immer auf Seitenwegen, denn die breiten Hauptſtraßen fürchtete er. Die waren nichts für ihn. Ein andrer als er hätte wohl mit frohen Augen die wundervolle Gotteswelt angeſchaut, wie ſie ſich hier den Blicken darbot. Kuntz aber dachte in⸗ grimmig, daß es wohl endlich an der Zeit wäre, daß ihm eine„gute Gelegenheit“ über den Weg liefe Die Sonne brannte heiß vom Himmel nieder. Miflaunig warf er ſich in den Graben, der von dich⸗ tem Strauchwerk überſchattet war und ſeitlich vom Pfad entlang ging. So— hier lag es ſich gut. Hier lag man unbemerkt und hatte den Weg gut im Auge. Vielleicht war ihm hier endlich das Glück hold, wie er es verſtand. Das Strauchwerk ſchlug über ihm zuſammen — nichts war von ihm zu ſehen, nur die Augen funkelten bösartig zwiſchen dem Blattwerk hervor. ö Es mochten wohl zwei Stunden vergangen ſein. Kuntz waren die Augen zugefallen. Da ſchlug er ſie blinzelnd auf. Auch im Halbſchlaf war er nicht ohne chſamkeit. Schritte auf der Straße— eine Stimme— leiſe ſin⸗ gend. Aus der Ferne.„5 1 4 6 wild Reick Abſc tung ſätze, den abge erſtn gewe der der begr. gen artuf beſor und wert licher komt mit Anſen ſoll nicht beda verte zahlt ſolle oll 9 ö d Inh führ! ordn gekan heim wurd verw ſeine⸗ Fol von forſch das mit in de ſich er a Vork der 6 mit Freib dram Wolf Aus dem bladtschen Claud Odenwald⸗Geweihſchau 1935 in Eberbach. Eberbach. Die badiſchen, heſſiſchen und bayeriſchen Rot⸗ wildgebiete des Odenwaldes wurden ſeit Inkrafttreten des Reichsjagdgeſetzes zum Zwecke der Aufartung und zur Abſchußregelung unter einheitliche jagdliche Bewirtſchaf⸗ tung geſtellt. Zur Belehrung der Jäger über die Grund⸗ ſätze, nach denen der Abſchuß eines Stückes beurteilt wer⸗ den muß, wird in jedem Jahr eine Pflichtgeweihſchau des abgeſchoſſenen Wildes veranſtaltet, die in dieſem Jahre erſtmals in Eberbach ſtattfand. Dabei kamen 127 Hirſch⸗ geweihe zur Ausſtellung. In der Eröffnungsfeier konnte der Gaujägermeiſter für Nordbaden, Krutina, Vertreter der Jagd⸗ und Forſtverwaltungen der beteiligten Länder begrüßen. Kreisjägermeiſter Hommel gab neben Anleitun⸗ gen über die praktiſchen Erforderniſſe der gewünſchten Auf⸗ artung des Wildbeſtandes durch eine Gegenüberſtellung beſonders eigenartiger Geweihe ein Bild der Ausſtellung und Anleitungen für die praktiſche Durchführung der Ab⸗ ſchußregelung. Der heſſiſche Gaujägermeiſter Maul gab wertvolle Anregungen für die Pflege jagdlichen und forſt⸗ lichen Brauchtums. 5 Mosbach.(1200 Jahrfeier der Stadt.) Im kommenden Jahr 1936 ſind 1200 Jahre vergangen, ſeit mit der Gründung des Kloſters Moſebach der Grundſtein zu unſerer heutigen Stadt gelegt wurde. Das kommende Jahr ſoll daher im Zeichen des Stadtjubiläums ſtehen. Dabei iſt nicht nur an eine einzige große Jubiläumsveranſtaltung bedacht, ſondern es iſt beabſichtigt, über das ganze Jahr verteilt eine Anzahl von Veranſtaltungen abzuhalten, die zahlreiche Perſonen von auswärts nach Mosbach ziehen ſollen. Das endgültige Programm für das Jahr 1938 ſoll demnächſt aufgeſtellt werden. () Pforzheim.(Ueberſchreiten der Schweine⸗ höchſtpreiſe.) Ein hier wohnhafter Metzgermeiſter und Inhaber eines Metzgereibetriebes wurde der Polizei vorge⸗ führt, weil er entgegen den Beſtimmungen der Markt⸗ ordnung bei einem Landwirt in Niefern ein Schwein auf⸗ gekauft und hierbei anſtatt des Stallpreiſes den für Pforz⸗ heim geltenden Marktpreis geboten hat. Der Metzgermeiſter wurde wegen ſeiner verwerflichen Handlungsweiſe ernſtlich verwarnt und ihm im Wiederholungsfalle die Schließung ſeines Geſchäftes und Inſchutzhaftnahme angedroht. ) Pforzheim.(Zarter Gruß mit böſen Fol⸗ Folgen.) Ein 16jähriger ſchneidiger Radfahrer bog abends von der Goethebrücke forſch in die Enzſtraße ein. Beſonders forſch ſogar, denn es kam gerade ein Mädchen vorbei, das er, ſchief in der Kurve liegend, ritterlich grüßte. Doch mit den Geſchickes Mächten— er ſtürzte plötzlich und flog in den Straßengraben. Der unglückliche junge Mann kugelte ſich den Arm aus. Außerdem ging eine teure Wanduhr, die er auf dem Gepäckträger mitführte, in die Brüche. Ein Vorbeikommender renkte ihm„fachmänniſch“ den Arm wie⸗ der ein. Freiburg.(Neuer Intendant.) Anſtelle des mit Ablauf des Jahres zurücktretenden Intendanten des Freiburger Stadttheaters, Kehn, wurde der bisherige Chef⸗ dramaturg des ſächſiſchen Staatstheaters in Dresden, Dr. Wolfgang Nufer, als Intendant nach Freiburg berufen. CCC ˙TTbTTTbTbTPTPTPTGTbTGTbTbTbTbTbTbTbTbbb Mannheimer Hallen⸗Handballturnier Der Termin für das Mannheimer Hallen⸗Handball⸗ turnier, das zu den drei großen vom Fachamt Handball für dieſen Winter vorgeſehenen Turnieren zählt, wurde jetzt ebenfalls feſtgelegt. Es wird am 26. Januar, einem Sonn⸗ tag, in der Rhein⸗Neckar⸗Halle ſtattfinden. Im Mittelpunkt des umfangreichen Programms, das ſich über den ganzen Tag erſtrecken ſoll, ſtehen die Spiele der Männer, die von acht Mannſchaften beſtritten werden. Als Teilnehmer gelten bis jetzt SV Waldhof, Tgd Ketſch, TV Seckenheim, VfR Mann⸗ heim, TV 46 Mannheim und Poſt⸗SV Mannheim. Dazu kommt noch eine Mannſchaft aus dem Gau Südweſt(Po⸗ lizei Darmſtadt oder Eintracht Frankfurt) und eine aus Württemberg(vporausſichtlich Stuttgarter Kickers). Jugend⸗ und Frauen⸗Handballſpiele, Amateurboxkämpfe und ein Sprinter⸗Dreikampf umrahmen die Hauptſpiele. Stand der Gauliga 1. FC Pforzheim 9 22:8 14:4 Karlsruher F 8 21:12 1028 SV Waldhof 6 15:8 9:3 Bf Neckarau 9 21:18 9:9 VfR Mannheim 7 13:15 8:6 VfB Mühlburg 7 8:10 7·7 Germania Brötzingen 5 711 Amicitia Viernheim 9 14:20 7 11 Freiburger Fe 7 17:20 6:8 Phönix Karlsruhe 9 14:28 3:15 Aus den Nachbarländern Warme Mineralquellen an der Bergſtraßze. Jugenheim. Der Frankfurter Bodenforſcher Oberinge⸗ nieur W. Henning ſoll im Stettbacher Tal in der Gemar⸗ kung Jugenheim eine Waſſerader, wahrſcheinlich ſogar mehrere Adern, entdeckt haben, die etwa in einer Tiefe von 90 bis 100 Metern ſtark ſtrömen und ſtark kohlenſäurehal⸗ tiges Mineralwaſſer führen. Das Waſſer ſoll in reichem Maße Ehlor⸗Natrium mit Eiſenverbindungen enthalten. Es ſoll ſich um warmes Waſſer handeln, etwa in einer Temperatur von 30 bis 35 Grad. Mit größter Wahrſchein⸗ lichkeit konnte der Forſcher feſtſtellen, daß es ſich hier um ein wertvolles Heilwaſſer handeln dürfte und daß die Mineralwaſſerader ſo ſtark iſt, daß ſie, erbohrt, in Form eines Sprudels zutage treten dürfte. Schon bei den Aus⸗ grabungen für das Schwimmbad hatte man das Vorkom⸗ men von ſalzhaltigem Waſſer und auch von Kohlenſäure⸗ bläschen feſtſtellen können. Das würde die vorläufigen Forſchungsergebniſſe Hennings durchaus beſtätigen. Mainz.(Sturz mit dem Motorrad.) Nachts ge⸗ gen 1 Uhr fuhr ein Motorradfahrer mit großer Geſchwindig⸗ keit mit ſeiner Braut auf dem Soziusſitz durch die Schuſter⸗ ſtraße nach dem Flachsmarkt zu. Beim Nehmen der Kurve kam ſein Fahrzeug ins Schleudern und fiel um, ſo daß beide Perſonen erheblich verletzt wurden. Sie mußten beide dem Krankenhaus zugeführt werden. Wie feſtgeſtellt wurde, ſtand der Motorradfahrer unter dem Einfluß genoſſenen Alkohols. Bingerbrück.(Ueberfahren und getötet.) Einem tragiſchen Geſchick iſt ein Einwohner aus Bingen⸗Rüdesheim zum Opfer gefallen. Der 45jährige Mann befand ſich mit mehreren anderen Perſonen auf einem mit Kartoffeln be⸗ ladenen Lastwagen. Nach einiger Zeit ſtellten die Inſaſſen des Wagens, die am Führerſitz Platz genommen hatten, feſt, daß der Mann, der hinten auf dem Laſtwagen Platz ge⸗ nommen hatte, verſchwunden war. Man fand den Anglüͤck⸗ lichen bewußtlos am Straßenrand auf. Im Krankenhaus Bingen konnte nur noch der Tod des Verunglückten feſtge⸗ ſtellt werden. Den Umſtänden nach zu urteilen, iſt der Mann vom Wagen geſtürzt und überfahren worden. Aeberfall auf HJ⸗Führer ** Frankfurt a. M. Das Gaupreſſeamt Heſſen⸗Naſſau teilt mit: Der Führer der HJ in Lorch am Rhein, Friedrich Bergles wollte mit dem Abendzug nach Rüdesheim zum HJ⸗Dienſt fahren. Auf dem Wege zum Bahnhof wurde er auf der Rhein- uferſtraße in Lorch von einigen Perſonen überfallen und, ohne daß irgend ein Streit vorangegangen war, durch einen 3 Zenkimeter kiefen Stich in die Herzgegend ſchwer verletzt. Der Verletzte wurde ſofort in das Krankenhaus in Rüdesheim verbracht. Die Staatspolizei nahm zwei Ver⸗ haftungen vor, die ſedoch noch keine Klärung brachten. Schweres Motorzugunglück Zwei Tote, ein Schwerverletzter. Gökkingen, 16. Dez. Auf der Landſtraße zwiſchen Edesheim und Northeim ereignete ſich ein Kraftwagen⸗ unglück, dem zwei Menſchenleben zum Opfer fielen. Ein Motorzug verſuchte einen ſtark abſchüſſigen Feldweg hin⸗ unterzufahren. Hierbei kam das Fahrzeug ins Schleudern, der Kraftroagen und die zwei Anhänger überſchlugen ſich und ſtürzten die Böſchung hinunter. Die beiden Kraftwa⸗ genführer gerieten unter die Räder der ſchwe⸗ ren Zugmaſchine; ſie waren ſofort tot. Dem Bremſer des zweiten Anhängers wurden beide Beine abgequetſcht. Erſt nach ſtundenlangem Arbeiten gelang es, die beiden Toten zu bergen. Wuchergewinn an Anſteckplaketten Maſchinen aufgeſtellt, ſtatt Heimarbeiter beſchäftigt. Koburg, 16. Dez. Die Staatsanwaltſchaft hat gegen die ſich in Schutzhaft befindlichen Fabrikanten Ernſt Langbein, Inhaber der Firma Langbein und Sohn in Neuſtadt bei Koburg, und deſſen Direktor Wilhelm Sauerbrey das Ermittlungsverfahren wegen Betrugs und Leiſtungswucher eingeleitet. Die Beiden haben bei der Herſtellung von Anſteck⸗ plaketten für den Straßenverkauf am Roten⸗Kreuz⸗ Tag 1935 bei einem Auftrag in Höhe von 350 000 Mark, wie Nachprüfungen ergeben haben, einen Reingewinn von 156 000 Mark herausgeſchlagen. Dies war ihnen dadurch gelungen, daß ſie entgegen ihrer Zuſage, möglichſt viele Heimarbeiter zu beſchäftigen, zuſätzlich Maſchinen aufſtellten, um Arbeitskräfte zu ſparen. Durch dieſe Maßnahme der Fabrikanten ergab ſich gegen⸗ über einem großen Reingewinn der verhältnismäßig niedrige Lohnaufwand von nur 50 000 Mark und alſo ein Reinverdienſt von etwa 45 v. H. 5 5 Vom richtigen Schenken Wieder iſt die Zeit angebrochen, in der die Frage„Was ſchenke ich?“ an jeden herantritt, der zu Weihnachten eine Gabe unter den Tannenbaum legen will. Es iſt eine heikle Frage, in der der Einzelne ſelbſt die Entſcheidung treffen muß und manchmal iſt dieſe Entſcheidung nicht leicht, denn der zu Beſchenkende ſoll ſeine Freude an der Gabe haben, mit der er ſeinen Wunſch erfüllt ſehen ſoll, er ſoll über⸗ raſcht werden und erkennen, daß man ſich bemüht hat, ſeine Neigungen zu erraten. Beraten kann man alſo in dieſer Frage den freundlichen Geber wenig. Aber man kann die Frage etwas vereinfachen, indem man ſie auf die Formel bringt:„Wie ſchenke ich, praktiſch oder—“ Natürlich wird man in den meiſten Fällen praktiſch ſchenken. Erſtens führt hierbei der Geldbeutel das maß⸗ gebende Wort und zweitens iſt jedem mit einem praktiſchen Geſchenk, ſei es nun ein Kleidungsſtück oder ein Haushalts⸗ gerät, gedient. Es erinnert auch ſtets den Beſchenkten an den Geber. Aber, wenn z. B. Guſtav in einigen Wochen ohnehin neue Schuhe braucht und er kriegt ſie als Weihnachts⸗ geſchenk, ſo wird er doch im geheimſten Fach ſeines Herzens keinen allzulauten Lobgeſang anſtimmen, denn er denkt ſehr richtig, daß er die Schuhe ja doch bekommen hätte, auch ohne Weihnachten. Und wie mit den Schuhen iſt es auch mit allen anderen Sachen, die wir zwar, ob ſo oder ſo, not⸗ wendig brauchen und uns in der oder jener Zeit doch an⸗ ſchaffen müſſen. Wenn ſie unter dem Weihnachtsbaum als Geſchenke liegen, ſind ſie oft genug eine kleine Enttäuſchung. Das Kind erſt recht hat wenig Verſtändnis dafür, wenn es notwendige Sachen, die es braucht, vom Chriſtkindchen kriegt. Sein Sinn geht ja immer auf Spielzeug und alle die Dinge, die im Schaufenſter ein Wunderreich erſehnter Herrlichkeiten für es ſind. Das richtige Schenken wird alſo darin beſtehen müſſen, neben notwendigen auch die unnotwendigen, aber gerade deshalb beſonders erfreuenden Gaben nicht zu vergeſſen. Es mag eine Gabe noch ſo unpraktiſch ſein: in dem Augenblick, wo ſie jemanden eine große, eine echte Feſtesfreude ſchenkt, hat ſie ihren Zweck vollauf erfüllt. 0 Volksweihnachten 1935. Ein rieſiger Weihnachts⸗ haum fand heute früh an den Planken ſeine Aufſtellung. Wie im vergangenen Jahre, ſo ſoll auch dieſes Jahr wieder eine öffentliche Volksweihnachtsfeier an den Plan⸗ iN in der der Lichterbaum Mittelpunkt ſein dürfte. 5 — Weihnachtsgratifikationen und Kurzarbeiterunterſtüt⸗ zung. Der Präſident der Reichsanſtalt hat die Landesarbeits⸗ ämter und die Arbeitsämter angewieſen, von einer Anrech⸗ nung von Weihnachtsgratifikationen auf die Kurzarbeiter⸗ unterſtützung abzuſehen. Soweit auch kurzarbeitende Betriebe Weihnachtsgratifikationen an ihre Gefolgſchaftsmitglieder ge⸗ währten, ſollten dieſe Sonderzuwendungen eine beſondere Anerkennung für treue Gefolgſchaft im Betrieb darſtellen. Sie ſeien meiſt von einer mehr oder minder langen Zuge⸗ hörigkeit zum Betrieb abhängig. Daher ſeien dieſe Grati⸗ fikationen keine Vorkehrung zu dem Zweck, den Verdienſt⸗ ausfall, der an die kurzarbeitenden Betriebe durch die Er⸗ höhung der Arbeitszeit hervorgerufen werde, auszugleichen. Es ſei daher geboten, die Weihnachtsgratifikationen bei der Feſtſtellung der Höhe der Kurzarbeiterunterſtützung ganz un⸗ berückſichtigt zu laſſen. Die gleiche Anordnung trifft der Präſident der Reichsanſtalt für die verſtärkte Kurzarbeiter⸗ unterſtützung. Ein Jubiläumsgeſchenk ver Gemeinde Königsbach. Der Bürgermeiſter der Gemeinde Königsbach(Pfalz) hat das 100jährige Gedenken an die Beſeitigung der Zollſchranken zwiſchen Baden und den Nachbarſtaaten(19. Juli 1835) zum Anlaß genommen, der Stadt Mannheim drei auf dieſes Ereignis bezügliche Dokumente zum Geſchenk zu machen. Sie wurden dem Städtiſchen Schloßmuſeum einverleibt. Der Ober⸗ bürgermeiſter hat dem Bürgermeiſter in Königsbach(Pfalz) den Dank der Stadtverwaltung zum Ausdruck gebracht. 0 Zur Beachtung für Veranſtalter von Konzerten! Der Präſident der Reichsmuſikkammer richtet an alle Veranſtalter von Konzerten das Erſuchen, ihre Programme für öffentliche, gemeinnützige oder private Veranſtaltungen ernſter Muſik ſpäteſtens 14 Tage vor der geplanten Ver⸗ anſtaltung in dreifacher Ausfertigung dem zuständigen Lan⸗ desleiter(Landesleiter Südweſt der Reichsmuſikkammer, Stutt⸗ gart, Friedrichſtraße 13) der Reichsmuſikkammer einzusenden. Dieſer leitet ſie nach Prüfung und Bearbeitung dem Aus⸗ ſchuß füt Programmberatung in der Reichsmuſikkammer zu. Die Meldepflicht ſämtlicher Konzertveranſtaltungen und Ab⸗ gabe der Programme an den ſtädtiſchen Muſikbeauftragten wird von dieſer Verfügung ni vor erforderlich. berührt und iſt nach wie * ppell Im runden Großformat! Senoß„in vollen Zügen“! Wie iſt Weihnachten entſtanden? Die heiligen Bücher der Inder berichten, daß in früheſter Zeit Wiſchnu als der ernährende und erhaltende Sonnengott verehrt wurde, der im Winter ſchlafe und in jedem Jahre zur Sonnenwende von den Brahmanen zu neuem Leben erweckt werden müſſe. Am Tage der Winterſonnen⸗ wende fand dieſes feſtliche Erwachen ſtatt, überall freudig begrüßt mit frohem Geſang, deſſen Schluß lautete:„Er⸗ wache, o König der Welt, komm zu uns aus Deinem Ge⸗ zelt“. Am die gleiche Zeit feierten die Aegypter das zwölftägige Geburtsfeſt des Sonnengottes Oſiris. Auch die Perſer und mit ihnen alle iraniſchen Völker, feierten ein ähnliches Winterfeſt. Auch die Griechen und Römer blieben gegen ihre öſtlichen Nachbarn nicht zurück. Zu Delphi ſtand im Tempel das Bild des Dionyſos, vor welchem die Prieſter am 20. De⸗ zember jeden Jahres geheime Opfer brachten. Mitten im Winter verſammelten ſich auf dem Kytheiron und dem Parnaß mit Efeu bekränzte Frauen und Mädchen. Thyrſos⸗ ſtäbe ſchwingend, ſchwärmten ſie bei Fackelſchein fammernd und klagend umher, den Tod des Dionyſos beklagend, der von den Titanen getötet ſein ſollte. Am Sonnenwendtage aber wurde auf der Spitze des Berges der Dionyſos wie⸗ der wachgerufen. Anter dem Bilde eines neugeborenen Kindes wurde er in einer ſchwingenden Krippe zu Tal gebracht und jübelnd begrüßt mit:„Er lebt, Dionyſos iſt wieder ge⸗ boren“. Ein Ausgangspunkt vieler anderer Weihnachtsgebräuche waren die in Rom vom 17. bis 24. Dezember gefeierten Saturnalien. Im Tempel des Saturn brannten un⸗ zählige Lichter. Alles feierte und ruhte. Am Vorabend des Feſtes trugen zuverläſſige Sklaven die üblichen Geſchenke, zu denen beſonders zierlich geformte Wachskerzen gehörten, in die Häuſer der Verwandten und Freunde, woſelbſt die Ker⸗ zen zur Feier des Feſtes angezündet wurden. An dieſem Tage hörte jeder Unkerſchied der Stände auf. Später artete auch das Feſt der Saturnalien aus und gab ernſten Ge⸗ mütern Anlaß, den ſich über das ganze weſtliche Aſien und öſtliche Europa verbreitenden Mithras⸗ oder Sonnen⸗ dienſt mit dem Feſt der Saturnalien zu verbinden. Be⸗ ſonders trat der 25. Dezember als Geburtstag des unbe⸗ ſiegten Sonnengottes in den Vordergrund, als Bruma⸗ lienfeſt bezeichnet. Kaiſer Aurelius ſoll 273 dieſes Feſt mit dem Mithras⸗Dienſt verbunden haben, das ſich nun als Feſt des Sonnengottes über ganz Italien verbreitete. An den letzten Tagen der Saturnalien wurde das Feſt der Sigillaria, das Bilder⸗ oder Puppenfeſt gefeiert. Dies war ein rechtes Kinderfeſt. Die Kleinen wurden mit ſogen. Sigilla, das' waren kleine Bilder oder Puppen aus Ton, Wachs oder auch aus Teig, beſchenkt, die ſchon wochen⸗ lang auf beſonderen Märkten feilgeboten wurden. Hier ſehen wir, daß unſer Weihnachts⸗ oder Chriſtmarkt bereits Vorgänger gehabt hat. Neben dieſen heidniſchen Feſten war nun unter den Chriſten allmählich das Weihnachtsfeſt erſtanden. Sein Vor⸗ läufer war das in der erſten Hälfte des zweiten Jahrhunderts erſtandene Epiphanienfeſt. In dem römiſchen Feſtver⸗ zeichnis vom Jahre 354 wurde das Feſt erſtmalig auf den 25. Dezember feſtgeſetzt: Wie von ſpäteren Schriftſtellern angeführt wird, ließ Papſt Julian(336—352) in den römiſchen Archiven Nachforſchungen über die ſeinerzeit vom Kaiſer Auguſtus angeordnete Schätzung anſtellen. Dieſe ſollen ergeben haben, daß die Schätzung am 25. Dezember ſtatt⸗ fand, dies mithin auch das richtige Datum der leiblichen Geburt Chriſti iſt. Im 7. und 8. Jahrhundert kam das Chriſtfeſt nach Deutſchlan d. Hier fand es ein altes germaniſches Win⸗ terfeſt vor, das Feyr, dem Gott des Lichtes und der Wärme gewidmet. Am härteſten und ſchwerſten hatten die Völker des hohen Nordens unter der kalten und dunklen Winterszeit zu leiden. Schon lange vor der eigentlichen Sonnenwende beobachteten ſie geſpannt die Natur und war⸗ teten auf die erſten leiſen Anzeichen des Erwachens der Göt⸗ ter aus dem tiefen Winterſchlaf. Um die Zeit des chriſt⸗ lichen Advents will man in manchen Gegenden hoch in den Lüften wunderbare Muſik vernommen haben. Aus dieſen Gründen finden wir das Feſt der Winterſonnenwende am ausgebildetſten bei den ſtammverwandten Skandinaviern, wo⸗ ſelbſt es ebenſo wie bei unſeren Vorfahren als Jul feſt bezeichnet wurde. Die Nacht aber, die der Winterſonnenwende voraus⸗ ging, wurde als„Mutternacht“ bezeichnet, um hiermit zu zeichnen, daß in dieſer Nacht das Sonnenlicht neugeboren würde. Daher war dieſe Nacht eine heilige, geweihte Nacht und hieß die„Wihenacht“, woraus dann wohl unmittel⸗ bar unſer Wort Weihnacht entſtanden iſt. Der den Mittel⸗ punkt dieſer Feſtzeit bildende 25. Dezember hat dann bei den Deutſchen teils den alten Namen Weihnacht beibehalten, teils auch den chriſtlichen Feſtnamen Chriſtfeſt angenommen. Für die Verhreiter des Christentums gab es keine Möglich⸗ keit, die, alten Gebräuche ganz auszurotten. Darum gab man ihnen eine andere, chriſtliche Bedeutung, man ſymboli⸗ ſierte ſie. um dem Volle die fremden bibliſchen Bräuche mehr mundgerecht zu machen, kleidete man dieſe nicht ſelten in ein heimiſches Gewand. r Vorfahren Die 1 n Gaben, die für all die i wiederkehrende Lich endeten. Ihr Heim ſchmückten ſie mit immergrünen Tannen und durch Kienſpan, ſpäter Wachsſtock und Kerzen. Reichliche Geſchenke und fröh⸗ licher Schmaus gehörten zum Feſte. Viele von unſeren heu⸗ kigen Feſtgerichten des Weihnachtsfeſtes ſowie weihnachtliches Backwerk haben ihren Urſprung in den Feſtgerichten unſerer Vorfahren. 1 Die alten Bräuche verbanden ſich ſo innig mit dem neuen Glauben, daß ſie uns heute als ein untrennbares Ganzes erſcheinen. Maria mit dem Jeſuskinde wurde zum Symbol der Mütterlichkeit und das Weihnachtsfeſt das Feſt des Kindes und der Liebe. Iſt der Sinnbegriff der heid⸗ niſchen Feiern das Licht, ſo kritt ber der chriſtlichen Weih⸗ 995 hierzu noch der andere, ſo tief bedeutungsvolle Begriff „Liebe“. war heller und lauter Dank en die Götter durch das Reed beleucht 8 Sinnbilder der Weihnachtszeit Anſere Sinnbilder der Weihnachtszeit ſind Zeugniſſe einer uralten Weltanſchauung im eigentlichſten Sinne, die ſich ihre eigenen Sinnbilder geſchaffen hat, und die im Sinnbild weiterlebt, nachdem ihr geiſtiger Inhalt, wenig⸗ ſtens teilweiſe, durch einen anderen erſetzt iſt. Den Schlüſſel liefert uns vielleicht ſchon der nordiſche Name des Feſtes, „Jul', mit dem urſprünglich die Winterſonnenwende bezeich⸗ net wurde. An dem Namen iſt viel gedeutet worden; doch ſcheint die alte Deutung als„Rad“ der Wahrheit am näch⸗ ſten zu kommen. Es iſt das Jahresrad, das zur Zeit des „Stillſtandes der Sonne“ ſtillſteht, bevor es ſeine neue Drehung, das neue Jahr und das neue Leben beginnt. Dies Rad aber iſt das älteſte Sinnbild des Jahres mit den Auf⸗ und Antergangspunkten der Sonne in den Jahres⸗ wenden und den Jahresgleichen. Die daraus abgeleiteten Formen ſind das Sinnbild der Offenbarung Gottes in der Welt, für welche die Offenbarung der Sonne in ihrem Jahreslauf ein Gleichnis iſt— ein Gleichnis, deſſen Spuren wir bei allen Hochreligionen im Ausſtrahlungsgebiete der nordiſchen Menſchheit wiederfinden. Die„unbeſiegte Sonne“ iſt das Sinnbild des unbeſiegten Lebens ſelbſt, das un⸗ wandelbar wie die Sonne wiederkehrt,„freudig wie ein Held zum Siegen“. Von dieſem Rad Gottes weiß die indiſche Ueberlieferung, von der unbeſiegbaren Sonne weiß fioch der römiſche Kalend Auch unſer weihnachtlicher Volks⸗ brauch wird aus dieſer Reihe von Sinnbildern in ſeinen Urſprüngen verſtänd Noch leben dieſe Bilder in den Formen unſeres Weih⸗ nachtsgebäckes fort. Das Rad oder der Kranz er⸗ ſcheinen als Gebäck in der ſechs⸗ oder achtfachen Einteilung, die der alten Jahreseinteilung entſpricht. Eine andere Form iſt der Halbbogen, der den kürzeſten Sonnenlaufbogen am Winterſonnenwendtage darſtellt, und der auch in der Ge⸗ ſtalt des Hufeiſens ſeine uralte glück- und lebenbringende Bedeutung bewahrt hat. Die acht Halbkreiſe, die die immer größer werdenden Sonnenlaufbogen des Jahres darſtellen, erſcheinen im germaniſchen Gebäck in derſelben Form wie auf den Steinzeichnungen der Urzeit. Auch das Hakenkreuz hat hier ſeine Abbilder: das Kreuz mit den eingerollten Enden, das in Weſtfalen heute noch„Nijöhrken“ oder „Sommer und Winter“ genannt wird. Das Hakenkreuz ſelbſt ſteht noch(oder ſchon) vor hundert Jahren auf Neujahrs⸗ kucheneiſen, die rechts und links den Jahres⸗ oder Lebens⸗ baum als Zeichen des neuen Wachſens und Lebens zeigen. Auch das Wickelkind mit dem ſtrahlenden Haupkte, wie es Süddeutſchlands Weihnachtsgebäck zeigt, hat ſein Vorbild hereits in den Steinzeichnungen der Vorzeit. Dies Himmels⸗ kind, das neugeborene Jahr, nach dem früher der ganze Dezember der„Kindelesmonat“ genannt wurde, iſt im Chri⸗ ſtentum der Mittelpunkt des uralten Feſtes geblieben. Da⸗ neben ſteht der Schimmelreiter, der alte Wodan, der viel⸗ leicht das alte Jahr bedeutet und die Toten des Jahres mit ſich durch die Lüfte führt. Für uns iſt das alles überſtrahlende Sinnbild der Weihnachtszeit heute der Lichterbaum, die immer grüne Tanne, die an die Stelle des Wacholders und der uralten Eibe, des„wintergrünen Baumes“, getreten iſt. Wenn der Weihnachtsbaum auch erſt um 1600 zufällig urkundlich er⸗ wähnt wird, ſo iſt auch er gewiß ſehr viel älter. Er hat mancherlei Vorläufer und Gegenſtücke, ſo den Klauſenbaum in Bayern, eine dreiteilige Pyramide, die mit Tannen und Lichtern geſchmückt iſt, und die Peremetten im Böhmer⸗ wald und im Erzgebirge, die ähnlich gebaut werden. In Norddeutſchland baut man heute noch die„Tunſcheren“, Geſtelle in allerlei ſinnbildlichen Formen, die die alte Jah⸗ resteilung zeigen und mit den Sinnbildern des Jahres⸗ und des Lebenslaufs geſchmückt ſind. Die Errichtung des Weih⸗ nachtsbaumes iſt für uns heute zum Mittelpunkte des ganzen Feſtes geworden. Ueberall wo Deutſche wohnen, werden ſeine Kerzen entzündet; ſo iſt er ein Sinnbild für die völ⸗ kiſche Selbſtbehauptung geworden, von den Deutſchen mit allen Mitteln verteidigt und oft genug von den Fremd⸗ völkern mit allen Mitteln angefeindet. Auch der Adventskranz, der heute faſt in jedem deutſchen Hauſe hängl, iſt irgendwo aus alter Ueberlieferung wieder aufgenommen worden, denn er ſtimmt mit den anderen Sinnbildern der Feſtzeit überein, zu denen auch der Nadkranz gehört: der Julmond ſtellt ſinnbildlich den ganzen Jahresring mit ſeinen vier Wenden dar, die durch die pier Lichter angedeutet werden. Auch hier zeigt ſich, wie beim Hakenkreuz, daß Brauch und Sinnbild viel mehr ſind, als ein äußerlicher Zierat: ſie wurzeln in unſerer älteſten ſeeli⸗ ſchen Ueberlieferung und ſtrömen daher immer neue ſeeliſche Kräfte aus. Dr. O. Plaßmann⸗ Weltbild(M). Weihnachtsſtimmung auf der Straße. Ein Lichterbaum vor dem Luther-Denkmal in der Kaiſerſtadt Worms. alten Wir backen Weihnachtsſtollen Ueberall in deutſchen Gauen kennt man dieſes Gebäck, das ſeine Form von dem in Windeln gewickelten Jeſuskinde ableitet. Allerdings führt es recht verſchiedene Namen in den einzelnen Landesteilen, von denen nur Stolle, Striezel und Chriſtbrot erwähnt ſeien. Wir teilen heute ein altes Rezept mit, das noch nie ver⸗ ſagte, ſondern überall neue Freunde wirbt. Zu einem ziem⸗ lich großen Stollen rechnet man 1% Kg. Mehl, zu vier Stück alſo 6 Kg. Mehl, 3% bis 4 Liter gute Milch, 172 Kg. friſche Butter oder Margarine, ſechs bis acht Eier, 172 Kilogramm große Roſinen, Kg. Korinthen, 750 Gramm gemahlenen Raffinadezucker, 12 Gramm feinſten geſtoßenen Zimt, eine geriebene Muskatnuß, 300 Gramm friſche Preß⸗ hefe, 100 Gramm bittere, geſchälte und feingehackte oder ge⸗ riebene Mandeln und etwas Zitronenöl nebſt einem reich⸗ lichen Eßlöffel Salz. Das Mehl wird in einen warmgeſtellten Backtrog ge⸗ ſchüttet und in die Mitte eine Höhlung gemacht, in die man die in 1 Liter lauwarmer Milch aufgelöſte Hefe gießt, wor⸗ auf man etwas Mehl damit verrührt und oben darauf ſtreut, den Trog mit einem warmen Tuche bedeckt und das Hefen⸗ ſtück aufgehen läßt. Iſt dies geſchehen, ſo mengt man nach und nach die übrige Milch, die zerquirlten Eier, das Salz, den Zucker, Zitronenöl, Zimt, Muskatnuß und Mandeln un⸗ ter fortwährendem kräftigen Durcharbeiten des Teiges hin⸗ zu. Allmählich wirkt man die etwas erweichte, aber nicht zerlaſſene Butter darunter und zuletzt die großen und kleinen Roſinen, die tags zuvor ſauber geleſen, gewaſchen, zwiſchen einem Tuche abgetrocknet und dann mit einem reichlichen Weinglaſe feinem Rum übergoſſen und zugedeckt an einen mäßig warmen Ort geſtellt worden waren. Man teilt den Teig in mehrere Teile, die man einzeln gehörig durchknetet und dann wieder mit den anderen Teig⸗ ſtücken zuſammenwirkt, deckt zuletzt den Trog mit einem er⸗ wärmten Tuche zu und läßt den Teig am warmen Ofen oder in der Backſtube beim Bäcker abermals zwei Stunden gehen, formt ihn in lange, in der Mitte mit Rollholz etwas flach⸗ gedrückte, übereinander geſchlagene Stollen und ſtellt ſie noch eine Weile vor den Ofen, damit ſie noch ein letztes Mal auf⸗ gehen. Sie werden mit ſchaumig geſchlagenem Eiweiß oder zerlaſſener Butter überſtrichen, im gut durchgeheizten Back⸗ ofen eine Stunde gebacken, müſſen beim Herauskommen ſchön braun ausſehen und werden nach Belieben nochmals mit Butter beſtrichen und mit Zucker und Zimt beſtreut. Aus parteiamtlichen Vekauntmathungen entnommen: Bd M. Heute abend 8 Uhr Scharabend(Probe für den Elternabend). Die Mädel, die leine Uniform haben, kommen ſchon um 7.45 Uhr ins Heim. 2 rechen Wir Liedertafel. 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