ieee 2. Blatt zu Mr. 297 Neckar Bote Freitag, 20. Dez. 1935 Den Kritikern zum Nachdenken! Was in der Arbeitsſchlacht geleiſtet und erreicht wurde. Ein beachtenswerker Bericht. Berlin, 19. Dezember. In einer Preſſekonferenz übergab der Präſident der Reichsanſtalt, Dr. Syrup, den Jahresbericht der Reichs⸗ anſtalt für die Zeit vom 1. April 1934 bis 31. März 1935. Präſident Dr. Syrup führte dazu folgendes aus: Der Jahresbericht der Keichsanſtalfl für das Haus- haltsjahr 1934.35 gibt Veranlafſung, noch einmal Rück⸗ ſchau zu halten auf das zweite Jahr ſeit der Machtüber⸗ nahme durch den Nationalſozialismus und die Erfolge, die dieſem Jahre in der weiteren Bekämpfung der Arbeits⸗ loſigkeit beſchieden waren. Eine ſolche Rückſchau iſt gerade in einer ſchnellebigen Zeil beſonders notwendig, um ſich immer wieder vor Augen zu halten, daß dieſe Erfolge nicht etwas Selbſtverſtändliches ſind, ſondern daß ſie nur möglich waren, weil ein ganzes Volk zu dieſem ſchweren Kampfe aufgerufen wurde und unker einheitlicher politi⸗ ſcher Führung an die ihm geſtellte Aufgabe herangeht. Und was iſt nicht auch in dieſem zweiten Jahre des Vierjahresplanes erreicht worden! Zunächſt ein nicht uner⸗ heblicher weiterer Rückgang der Zahl der Arbeitsloſen ois Ende März 1935 auf rund 2 350 000. Damit war ſeit der Machtübernahme ein Geſamtrückgang um rund 61 v. 9. erreicht. Naturgemäß konnte die ſtürmiſche Entwicklung des Jahres 1933.34 auf die Dauer nicht anhalten, weil mit ab⸗ nehmender Arbeitsloſengahl eine weitgehende Sättigung der Wirtſchaft mit Arbeitskräften verbunden iſt und über⸗ dies die Unterbringung des noch vorhandenen Reſtes an Arbeitsloſen ſchwieriger zu werden pflegt. Als beſonders erfreulich muß aber für die Entwicklung im Jahre 193435 feſtgeſtellt werden, daß einmal Notſtandsarbeſter in großer Zahl in Dauerſtellungen der freien Wirtſchaft überführt werden konnten. Die Zahl der Nolſtandsarbeiter ging demgemäß von 630 000 Ende März 1934 auf rund 350 000 bis Ende März 1935 zurück. Dazu kommt aber noch eine zweite erfreuliche Feſtſtellung: Der ſtarke Rückgang der anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen, Während zu Be⸗ ginn des Haushaltsjahres die Zahl der von den Gemein⸗ den unterſtützten anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen ebenſo groß war wie die Zahl der Unterſtützungsempfän⸗ ger der Reichsanſtalt, d. h. alſo der Arbeitsloſenverſiche⸗ rung und Kriſenfürſorge zuſammen, iſt dieſe Zahl bis zum Ende des Haushaltsjahres auf die Hälfke zurück⸗ gegangen. Kriſen⸗ und Sperrbezit ke Verfolgt man die Entwicklung innerhalb der 13 Lan⸗ desarbeitsamtsbezirke, ſo tritt deutlich die weitgehende Ver⸗ minderung der Arbeitsloſigkeit in den agrariſchen Bezirken in die Erſcheinung. Ebenſo deutlich aber ſchälen ſich die noch vorhandenen Kriſenbezirke, wie beſonders Sachſen, Rheinland und Schlesien, heraus. In erſter Linie galt es den Kriſenherden der Arbeitsloſigkeit beizukommen. Hierzu gab zum Teil das Geſetz zur Rege⸗ lung des Arbeitseinſatzes vom 15. Mai 1934 die erforder⸗ lichen Möglichkeiten in der Form von Sperrbezirken. Ob⸗ wohl hiervon nur in den unbedingt notwendigen Fällen Gebrauch gemacht worden iſt, läßt ſich nicht beſtreiten, daß ſich das Mittel der Sperrbezirke außerordentlich bewährt hat Beiſpielsweiſe ging die Zahl der Arbeitsloſen allein in Groß⸗ Berlin ſeit Anfang des Jahres 1934 von über 500 000 auf unter 200 000 zurück. Die Leutenot in der Landwirtſchaſt Als beſonders vordringliche Aufgabe machte ſich im Jahre 1934⸗35 die Sicherung des Kräftebedarfes der Land⸗ wirtſchaft bemerkbar. Zwei Gründe waren es hauptſächlich, die zu einer ſtärker werdenden Leutenot der Landwirtſchaft Anlaß gaben. Zunächſt die ſtarke Intenſivierung der Land⸗ wirtſchaft ſelbſt, zum anderen der aus dem hohen Beſchäf⸗ tigungsgrad der gewerblichen Wirtſchaft erwachſende An. reiz zur Landflucht. Es war ſelbſtverſtändlich, daß hierdurch gerade im land⸗ wirkſchaftlichen Arbeitseinſatz ſtarke Spannungsverhäll⸗ niſſe hervorgerufen wurden, denen die Reichsanſtalt mit allen Kräften begegnen mußte, um eine Gefährdung der Erzeugungsſchlacht zu verhüten. Die älteren Arbeitsloſen Die altersmäßige Gliederung der Betriebsgefolgſchaf⸗ ten entſprach zu Beginn des Haushaltsjahres teilweiſe nicht den ſtaatspolitiſchen Notwendigkeiten. In weitgehendem Maße war der wirtſchaftliche Aufſchwung den fünge⸗ ken Altersklaſſen zugute gekommen. Hier galt es im Intereſſe einer Entlaſtung der älteren Arbeitsloſen den Hebel anzuſetzen. Ein dreifacher Weg wurde beſchritten: Ein ſofortiger Arbeitsplatztauſch in dem ſach⸗ lich gebotenen Ausmaß mit zeitlicher Begrenzung, zum endern ein auf die Dauer berechnetes und entſprechend wirkſames Genehmigungs verfahren der Ar⸗ beitsämter bei der Einſtellung von Arbeitskräften unter 25 Jahren und endlich die Gewährung von Zuſchü ſen bei der zuſätzlichen Einſtellung von Angeſtellten über 40 Jahre. Nichk alle Hoffnungen, die vor allem von ſeiten der älteren Angeſtellten an dieſe Regelung ge⸗ knüpft ſind, konnten erfüllt werden; gleichwohl muß aber feſtgeſtellt werden, daß gute Ergebniſſe erzielt ſind und auch künftig noch weiter erreicht werden. Neben dieſen großen Aufgaben machte ſich im In⸗ zereſſe der Unterbringung des noch vorhandenen Reſtes an Arbeitsloſen immer mehr das Bedürfnis nach Umſchu⸗ bung und Fortbildung geltend. Die bereits mit Wirkung vom 1. Januar 1934 über⸗ nommene Finanzierung der Maßnahmen des de üutſchen Frauenarbeitsdienſtes wurde auch im Haus⸗ haltsjahr 193435 beibehalten. Die Maßnahmen der Reichsregierung zur Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit wirkten ſich im Haus⸗ haltsjahr 1934⸗35 voll aus. Die Reichsanſtalt beteiligte ſich an der zuſätzlichen Arbeitsbeſchaffung der öffentlichen Hand durch Gewährung der Grundförderung mit insgeſamt rund 247 Millionen Mark, durch die nicht weniger als über 80 Millionen Tagewerke gefördert werden konnten. Die unterſtützende Arbeiksloſenhilfe trat entſprechend dem weitgehenden Vordringen der vor⸗ beugenden und heilenden Maßnahmen mehr und mehr zurück Darüber hinaus wurden ſolche Maßnahmen getroffen, die eine Erhaltung der Betriebsverbundenheit ermöglichten Das geſchah vor allem durch die Einführung der berſtärkten Kurzarbeiterunterſtützung. Wichtig und bedeulſam iſt, daß krotz der großen Stei⸗ gerung der eigenen Aufgaben und krotz erheblicher Ablie⸗ ſerungen der Reichsanſtalt an das Reich für ſonſtige Zwecke der Arbeitsloſenhilfe das Rechnungsjahr 1934.35 ausge; glichen iſt. Abſchließend muß feſtgeſtellt werden, daß noch mehr als im vorhergehenden Jahr im Jahre 1934⸗35 die grundſätz⸗ liche Umſchichtung im Aufgabengebiet der Reichsanſtalt klar zu Tage getreten iſt. Ihre vordringlichſte Aufgabe war es nicht mehr, die notwendigen Unterſtützungsbeträge zur Auf⸗ rechterhaltung der Exiſtenz der Arbeitsloſen bereitzuſtel⸗ len, ſondern ſie fühlte ſich mehr und mehr als Treuhänder des Staates für eine einheitliche und planvolle Regelung des Arbeitseinſatzes verantwortlich. Die freiwullgen Feuerwehren Schwere Opfer.— Einheitliche Ausbildung. Die Tätigkeit der freiwilligen Feuerwehren iſt im neuen Staat bereits durch verſchiedene Beſtimmungen in organiſatoriſcher Hinſicht geregelt worden. Welche Bedeu⸗ tung dieſe Einrichtung zum Schutze der Allgemeinheit be⸗ ſitzt, ergibt ſich deutlich auch aus den ſch weren Opfern, die von ihr gebracht werden. So ſind allein in einem rein landwirtſchaftlichen Bezirk wie Schleswig⸗Hol⸗ ſtein in der Zeit vom Januar 1933 bis September 1035 nicht weniger als neun freiwillige Feuerwehr⸗ männer im Dienſt ums Leben gekommen Zur weiteren Fundierung der Einrichtung der freiwil⸗ ligen Feuerwehren hat nun der Reichs und preußiſche In⸗ nenminiſter durch Erlaß an alle Polizeibehörden Richtlinien für die Ausbildung nach einem einheitlichen Jahresplan ge⸗ geben. Sie enthalten ein ſehr umfangreiches Ausbildungs⸗ programm in Theorie und Praxis, das nicht nur den Brandſchutz umfaßt, ſondern auch den vorbeugenden Schutz, die Entrümpelung, die Brandbekämpfung, den Luftſchutz, die Bekämpfung von Brandbomben, die erſte Hilfe, die Un⸗ fallverhütung Bekämpfung und Entgiftung von Gaſen und Kampfſtoffen ſowie eine Spezialausbildung gegenüber Kel⸗ ler⸗„ Wohnungs-, Dachſtuhl⸗ und Gehöftbränden uſw Es iſt 15 eine Vereidigung ſämtlicher Anwärter vorge⸗ ehen. Arbeits bücher beſchaffen! Eine eindringliche Mahnung an fäumige Betriebsführer und Gefolgſchaftsmitglieder. Das Landesarbeitsamt Südweſtdeutſchland gibt bekannt: Auf Grund des Geſetzes vom 28. Februar 1935 werden zurzeit von den Arbeitsämtern die amtlich vorgeſcheiebenen Arbeitsbücher für die Gefolgſchaftsmitglieder der einzelnen Betriebe ausgeſtellt. Die Ausſtellung erfolgt nacheinander in drei Gruppen. Für die erſte Gruppe waren die Anträge auf Ausſtellung der Arbeitsbücher bis zum 30. September 1935 einzureichen. Obwohl noch eine gewiſſe Uebergangszeit eingeräumt wurde, ſind die Anträge bisher noch nicht reſtlos eingegangen. Es ſteht noch eine große Zahl von Anträgen aus und zwar von den Bekrieben der Induſtrie der Steine und Erden, der Metalls, elektrotechniſchen, optiſchen und feinmechaniſchen Induſtrie, der Papier⸗, Leder⸗ und Lino⸗ leuminduſtrie, dem Bau⸗ und Baunebengewerbe, ferner aus dem Großhandel, Einzelhandel, Handelsgewerbe, dem Geld⸗, Bank-. Börſen⸗ und Verſicherungsweſen.. Für die Einreichung der fehlenden Anträge wird hier⸗ mit eine letzte Friſt bis zum 31. Dezember ds. Is. geſetzt, Von einem baldigen Zeitpunkt an dürfen Arbeiter uno An⸗ geſtellte in den oben erwähnten Betrieben nicht mehr be⸗ ſchäftigt werden, wenn ſie nicht im Beſitze eines Arbeits⸗ buches ſind. Wer ſich als Betriebsführer und Gefolgſchafts⸗ angehöriger nicht der Anwendung der empfindlichen Straf⸗ beftimmungen ausſetzen will, wendet ſich nunmehr ohne Ver⸗ zug an das Arbeitsamt, um das Vecſäumte raſcheſtens nach⸗ Zum Ausſcheiden der jüdiſchen Beamten Nach Paragraph 4 Abſatz 2 der erſten Verordnung zum Reichsbürgergeſetz vom 14. November 1935 treten jüdiſche Beamte mit Ablauf des 31. Dezember 193 5 in den Ruheſtand. Zu dieſem Uebertritt hat der Reichsinnen⸗ miniſter, wie das Ndzz meldet, durch Erlaß an die Landes⸗ regierungen uſw. Ausführungsbeſtimmungen gegeben. Wer Jude im Sinne dieſer Beſtimmung iſt, ergibt ſich danach aus Paragraph 5 der Verordnung. Die erforder⸗ lichen Feſtſtellungen, ob die Vorausſetzungen dieſer Vor⸗ ſchrift vorliegen, ſind unverzüglich von der vorgeſetzten Be⸗ hörde zu treffen. Der Feſtſtellung zu Grunde zu legen iſt der nach dem Berufsbeamtengeſetz ausgeſtellte Fragebogen. Ergeben ſich Zweifel über die Frage der jüdiſchen Ab⸗ ſtammung, ſo iſt ein Gutachten der Reichsſtelle für Sip⸗ penforſchung einzuholen. Nach getroffener Feſtſtellung iſt den jüdiſchen Beamten ein Beſcheid„Im Namen des Reichs“ zuzuſtellen, worin der Rücktritt mit den geſetzlichen Hinweiſen vermerkt iſt Ferner iſt ihm der Penſions⸗ beſcheid zuzuſtellen, der ſich für ihn unter Berückſichti⸗ gung der getroffenen Regelung ergibt. Ueber die Zur⸗ Ruhe Setzung der Beamten der Gemeinde n, Ge⸗ meindeverbände und Körperſchaften des öffentlichen Rechts entſcheidet die allgemein zuſtändige Stelle, alſo 3. B. bei Gemeindebeamten der Bürgermeiſten Der Nachweis der Frontkämpfereigenſchaft iſt im Zweifelsfalle von Beamten zu erbringen. Ueber die Durchführung iſt 110 Reichsinnenminiſter bis zum 1. Februar 1936 zu be⸗ richten. Die Meiſtererhebungen in Baden Anſprache des Miniſterpräſidenten. () Karlsruhe. Im großen Feſthalleſaal fand die feier⸗ liche Erhebung von 350 Geſellen aus den mittelbadiſchen Kreiſen in den Meiſterſtand ſtatt. Als Gäſte bemerkte man den Miniſterpräſidenten Köhler ſowie die Vertreter von Partei, Staat und Stadt und Angehörige aller Zweige des öffentlichen und wirtſchaftlichen Lebens. Der Landeshand⸗ werksmeiſter und badiſche Handwerkskammerpräſident, Pg. Näher, nahm im Rahmen des alten Handwerksbrauches die Losſprechung durch Handſchlag vor. Anſchließend folgte eine Gemeinſchaftskundgebung, in deren Mittelpunkt die Rede des Miniſterpräſidenten Köh⸗ ler ſtand. Der Miniſterpräſident erinnerte an die ſtolze Vergangenheit des Handwerks, aber auch daran, daß das Handwerk mit dem Schickſal des Volkes eng verknüpft ge⸗ weſen ſei und ſich beſonders auch nach dem Kriege in einer Lage befunden habe, in der niemand glauben wollte, daß es wieder hochkommen könnte. Das deutſche Handwerk habe ſich aber im Kampfe um ſeine Selbſtbehauptung von einer unerhörten Zähigkeit bewieſen. Das ſolle ein An⸗ ſporn für die weitere Arbeit ſein. Die nationalſozialiſtiſche Staats- und Wirtſchaftsführung, die die Bedeutung des Handwerks in unſerem Wirtſchaftsleben erkenne, werde dies nach Möglichkeit unterſtützen und fördern. Die erſte Aufgabe erblicke ſie darin, dem Handwerk ſeine Geſchloſſen⸗ heit und innere Stärke wiederzugeben, die es brauche, um ſeine Miſſion erfüllen zu können. Der Miniſterpräſident wandte ſich zum Schluß an die Jungmeiſter mit einem flammenden Appell, zu jeder Zeit und überall ihre Pflicht als Meiſter und Staatsbürger im nationalſozialiſtiſchen Geiſt zu tun. Marktberichte Mannheimer Kleinviehmackt vom 19. Dezember. Ju⸗ fuhren: 146 Kälber, 25 Schafe, 30 Schweine, 1 Ziege, 1 Lamm, 210 Ferkel, 428 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 11 bis 15, über ſechs Wochen 16 bis 25, Läufer 26 bis 31 Mark.— Marktverlauf: lebhaft. Nächſter Ferkelmarkt am Freitag, den 27. Dezember 1935. Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 19. Dezember: Preiſe unverändert. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 19. Dezember. Zu⸗ fuhren, 20 Ochſen, 4 Bullen, 127 Kühe, 15 Färſen. Zum Schlachthof direkt: 4 Kühe, 1202 Kälber, 160 Schafe, 852 Schweine Ueberſtand: 10 Ochſen, 42 Kühe, 1 Färſe. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Kälber a) 73 bis 76, b) 67 bis 72, c) 59 bis 66, d) 50 bis 58; Hammel und Schafe bis b1) geſtrichen, b2) Weidemaſthammel 46 bis 47, c) 44 his 45, d) 40 bis 43, Schafe geſtrichen; Schweine al) 57, a2) 57, b) 55, c) 53, d) 51, e) 51,) g) 57 92) 57,— Marktverlauf: Kälber rege, ausverkauft; Hammel und Schafe ruhig, ausverkauft; Schweine wurden zugeteilt. Mannheimer Wochenmarktpreiſe vom 19. Dezember: Vom Städtiſchen Büro für Preisſtatiſtik wurden folgende Verbraucherpreiſe für ein Pfund in Pfennig ermittelt: Kar⸗ koffeln 4.2 bis 4.5; Salatkartoffeln 12; Wirſing 10 bis 12; Weißkraut 7 bis 10, Rotkraut 10 bis 15; Blumenkohl, Stüd 10 bis 50, Roſenkohl 28 bis 30; Karotten, Büſchel 6 bis 7; Gelbe Rüben 7 bis 10; Rote Rüben 10 bis 12; Spinat 10 bis 20; Mangold 10; Zwiebeln 10 bis 15; Schwarzwurzeln 20 bis 30; Endivienſalat, Stück 5 bis 20; Feldſalat 60 bis 120; Oberkohlraben, Stück 5 bis 15; Tomaten 20 bis 35; Radieschen, Büſchel 5 bis 7; Rettich, Stück 5 bis 20; Meer⸗ rettich, Stück 10 bis 45; Suppengrünes, Büchel 5 bis 7; Peterſilie, Büſchel 5 bis 7; Aepfel 15 bis 35 Birnen 15 bis 35; Zitronen, Stück 4 bis 7; Orangen 20 bis 25; Ba⸗ nanen, Stück 5 bis 12; Süßrahmbutter 160; Landbutter zuholen. 142; Weißer Käſe 25 bis 30; Eier, Stück 12 bis 18.5. naumpunsch likire 5 Soc Weiblennelel 0 Sede und Likoffablk e Vein-Großghandlung gut und 58 Zuf Kräftigung 988 1855 5 1s, Guslitét 5 N g 455 5 5 8 a 5 0.70 0.80 0. 8 1. 8 5 5 1. 1.835 2.75 9.85 1.83 1.80.. 5 2.28 5 2.60 3 2.30 3.80 4.50 2.45 2.08 3.50 1.00 1.10 4.60 1.80 2.20 2.60 KRA Schwedenpunsch Rotweine Flaschenweine Harken-sekte Fefnspfechef 252 75 1 Vefkautsstelle 5 N 1. 7 Breitestraße 4 5 5 Die Frau und ihre Welt Vorfreude Ich gehe über die Straße, wie 5 es ſo naß und kalt! Das Jahr geht ja nun zu Ende, das Jahr iſt müde und alt! Auf einmal ſchnuppere ich leiſe, was iſt denn das in der Luft? So riechts doch nur einmal im Jahre, den ſollt' ich doch kennen, den Duft! a, da ſind ſie 10 wieder, e Tannen aus deutſchem Wald! etzt dauert es nur noch ein Wellchen, enn Weihnachten iſt ja ſchon bald! Dann hol ich uns auch ſo ein Bäumchen, und ſchmück es mit liebender Hand! O Chriſtkind, bald wanderſt du wieder, beglückend durchs deutſche Land! Wie ſchmücken wir den Weihnachtsbaum? Sie ſind da, unſere lieben, deutſchen Weihnachtsbäume! Zu tauſenden und abertauſenden ſtehen und liegen ſie auf jedem freien Platz und Plätzchen der Großſtädte, die köſtlich duftenden, immergrünen Tannen und Tännchen aus heimiſchen Wäldern, und mit ihrer Ankunft ſteigt die Weihnachtsſtimmung von Tag zu Tag. Welcher Vater welche Mutter möchte nicht für ihre Kinder ſo ein Tannenbäumchen erſtehen und mit bunten Zierraten ſchmücken? Aber das Geld dafür wird in dieſem ſoundſovielten Notwinter bei vielen nicht da ſein und ſchmerzlich empfunden werden. Da aber ſollten ſich Kinder⸗ und Menſchenfreunde bereit finden, Weihnachts⸗ bäumchen, wenn möglich aufgeputzt, zu beſcheren. Mit Luſt und Liebe zum Freudemachen läßt ſich das ohne große Ausgabe er⸗ möglichen. Wenn dann auf den eignen Gabentiſchen ein und das andere, vielleicht ganz zu entbehrende Teil fehlt, hat das nichts zu bedeuten. Man ſollte überhaupt wieder mehr und mehr zu den Weih⸗ nachtsbäumen unſerer Groß⸗ und Urgroßväterzeit zurückkehren, die von weit mehr echter Poeſie umwoben waren, als die oft mit gleißneriſchem, kitſchig anmutendem Chriſtbgumſchmuck und elektri⸗ ſchen Lichtern überladenen der Jetztzeit. So ein Weihnachtsbaum ohne Wachslichtchen geht ſchon eines großen Zaubers verluſtig, denn von ihm geht nicht der ſich mit dem Atem der Tanne ſo köſtlich einende Duft aus, der auch in uns Großen noch kinderſelige Erinnerungen weckt. Nicht einmal bei Maſſenbeſcherungen ſollte man auf die Wachs⸗ kerzen verzichten, ſie höchſtens an den in den Gaſtſtätten auf⸗ geſtellten Weihnachtsbäumen anwenden, die, wie ſie auch ſein mögen, einſamen Menſchen ein wenig vom Glanz der Heiligen Nacht beſcheren ſollen, um ihnen zu Wegweiſern ins verlorene Kinderland zu werden. Ich habe es beim Ausſchmücken der Weihnachtsbäume in meinem eigenen Heim, auch während der 1 5 Jahre meines Auslandslebens, immer mit den„altmodiſchen“ Gepflogenheiten ge⸗ halten und ſtets Beifall und viel Freude geerntet. Außer einem beſonders ſchönen, für die Spitze des Baumes beſtimmten Engel aus kniſterndem Goldpapier und einer Anzahl bunter Glaskugeln hatte ich nie etwas an Chriſtbaumſchmuck aufzuheben, weil ſich vorwiegend Eßbares an meinem Weihnachtsbaum befand, das am Tage nach Neujahr unter großem Jubel von ihm geerntet wurde. An meinen Weihgnachtsbäumen hingen kleine rote und gold⸗ gelbe Aepfelchen, für deren Einkauf ich zeitig ſorgte, von mir ver⸗ bie und verſilberte ſchöne Walnüſſe, allerlei in hübſche bunt⸗ arbige Dütchen, Käſtchen und Hängebeutelchen verpackte Süßig⸗ keiten und kleine Geſchenkchen und Gebäck, niel Gebäck aller Art, natürlich auch ſelbſtbereitet. Manchen Abend verbrachte ich damit, die Plätzchen. Figürchen, Tierchen, Brezelchen und Ringchen mit ucker⸗ und Schokoladenguß zu bepinſeln und ſie mit buntem Streuzucker, halben, ganzen und geſtiftelten Mandeln, Nußkernen, Zitronatſtreiſchen und 11 zu verzieren. Und dabei fiel mir immer wieder mit neuem Vergnügen ein, daß ich mich als Kind öfter ſchon am Heiligen Abend nicht beherrſchen konnte, und heim⸗ lich ſo ein wunderſchönes Baumplätzchen vom unterſten Zweig an⸗ knabberte. Dieſe lieben„altmodiſchen“ Weihnachtsbäume in ihrer rührenden, ſchlichten und doch reizvoll bunten Einfachheit, paſſen jedenfalls beſſer zur Krippe mit dem Kindlein und dem Stern von Bethlehem, 4 zur ganzen Weihnachtslegende als die mit leißneriſchem Tand überladenen anſpruchsvollen Chriſtbäume un⸗ ſerer Zeit. Johanna Weißkirch Die Frau, die ſich zu freuen verſtand Es war einmal, 10 es war einmal eine blonde Frau.„Ach“, werdet Ihr ſagen,„blonde Frauen gibt es doch ſo viele, was war denn nur an Deiner ſo beſonders?“ Ja, dieſe blonde Frau beſaß wirklich etwas Beſonderes, ſie verſtand ſich nämlich zu freuen! Und wie verſtand ſie ſich n freuen! Ihr hättet ſie nur einmal unter dem Chriſtbaum ſehen ſollen! Wie ſie da ſtrahlte. genau wie die Kerzen! Und dann bewunderte ſie ihre Geſchenke. Und merk⸗ würdig, ſie hatte ſich immer fuſt das gewünſcht was ſie erhielt. „Nein, dieſe entzückenden Schuhe!“ rief ſie und lachte den Spender an daß dem gan warm ums Herz ward. Gerade olche ſchwarzen Lackſchuhe habe ich mir gewünſcht, die paſſen zu allem!“ Und ſie vergaß daß ſie 5 eigentlich ein Paar graue Wildlederne gewünſcht hatte. Da aber herzliche Zuneigung ſie ausgewählt hatte, gefielen ſie ihr ebenſo gut. So ng es mit allem. Erhielt ſie z. B. einen Sealpelz, ſo betrachtete ſie ihn nicht halbgeſchloſſenen Auges, gleichſam werk⸗ abſchätzend, als gelte es ihn genau zu taxieren, um dann berſtimmt zu erklären:„Eigentlich hätte ich doch lieber einen Skunks geh bt!“ Nein, ſolche Bemerkungen machte ſie nicht, die dazu angetan ſind, freudige Geberlaune kalt abzuduſchen! Vielmehr fühtte ſie aus jeder Gabe des Gebers liebevolle Abſicht heraus und die verklärte und durchſonnte auch das einfache Geschenkt Und ſo kam es, daß die Dinge, die ſie geſchenkt erhtelt, og een in feinſte innere Beziehung zu ihr traten, am gleichſam ein Tei ihres Weſens zu werden Ihre kleine Hand 9 85 eine Zaubergabe, was die berührte verlor die Gleichgültigkeit des Unperſönlichen und ward zu innerem Beſitz! Nach Weihnachten war es, als die blonde Frau einer Freundin auf der Straße begegnete Schwerpepackt ſchleppte die ſich mit einer Unzahl Pakete „Abor, Liebſte“, fragte die Blonde ganz erſtaunt, let nach Weihnachten noch jo viele Beſorgungen?“ Beſorgungen!“ die Stimme der Freundin klang ordentlich höhniſch„Ach nein das ind doch nur die Geſchenke, die ich umtauſchen gehe! Denk dir nur, mein Mann hat...“ und nun kam das ganze Sündenregiſter des armen Gatten.. 5 Wie kann man aber auch eine Handtasche aus glänzendem Leder ſchenken, wenn man ſich eine aus Wildleder gewünſcht hat T oder einen braunen Regenſchirm, wenn er doch blau ſein ſolll Und ſo gings fort, eine ganze Litanei, bis zu den kleinſten Kleinig⸗ keiten.=„Denk dir nur, Fliederſeife ſtatt Lavendel!“ „Und du, was tauſchſt du denn um?“ erkundigte ſich die Freundin. Die blonde Frau aber ſchüttelte den Kopf:„Ich weiß nicht“, meinte ſie ſinnend,„aber ich glaube, ein Umtauſch verletzt die reine Geberfreude des Schenkenden. Ich habe nicht den Mut, einem Menſchen, der mir Freude bereiten will, meinerfefts Kummer zu machen. Denn jede Enttäuſchung(und ich halte ſolch einen Umtauich für eine Eutlauſchung des Schenkenden) faßt mit harter Faust in das feine Geſpinſt der Wechſelbeziehungen von Menſch zu Menſch!“ 5 Die Freundin ſah ſie ungläubig an und fragte neugierig: „Was machſt du dann alſo mit deinen Geſchenken?“ 5 Da glitt ein ſonniges Leuchten über das Autlitz der blonden Frau:„Ich freu' mich halt drüber!“ meinte ſie ſchlicht ard ſtrich dabei mit zarter Hand über den neuen Sealpelz, der eigentlich Skunks hätte ſein sollen! Adams. Die Heimlichkeit der Vorweihnachtszeit Die vorweihngchtliche Adventszeit hat einen doppelten Charak⸗ 1 ter: ſie iſt eine Zeit der fröhlich⸗ſtillen Erwartung des ſchönſten aller Feſte, deſſen Lichter ſchon von fern aus dem Dunkel der Winterſonnenwende glänzen. Das iſt die Adventsauffaſſung des Chriſtentums, das dieſe Wochen von der ernſten Seite her be⸗ trachtet; daher ſpricht man in der Sprache der katholiſchen Kirche von einer„geſchloſſenen Zeit“, in der der Gottesdienſt eine ernſte Note krägt, Hochzeiten und ähnliche Freudenfeſte nicht abgehalten werden. In der alten Volksüberlieferung dagegen ſind die Advents⸗ wochen eine gefährliche Bannzeit, da an den dunkelſten Tagen und in den längſten Nächten des Jahres allerlei Geiſter und Kobolde ihr ſpukhaftes Weſen treiben. Wenn das Feſt der Toten vorbei iſt und mit dem erſten Advent die Heimlichkeit der Vorweihnachts⸗ zeit wie ein Lied verhaltener Erwartung anhebt, dann tauchen — gleich ſeltenen Inſeln— namentlich auf dem Lande allerlei Adventsbräuche auf. Die heutige Generation in denjenigen Gegen⸗ den, wo ſich die alten Bräuche, zeitgemäß abgewandelt, erfreu⸗ licherweiſe noch am Leben erhalten, iſt nicht mehr ſo ſchreckhaft wie einſt, und die Geſpenſtergeſchichten werden nicht mehr mit einem heimlichen Grauſen, ſondern mit gemütlichem Spott erzählt. Namentlich in den ſüddeutſchen Gebirgsgegenden, in der Schweiz und in Oeſterreich bringt die Advents⸗ oder„Klöpfelszeit“ luſtiges Treiben mit. In Norddeutſchland erſcheint noch der Knecht Ruprecht, der Pelzmartel, den Kindern und forſcht, belohnt und droht. In manchen Teilen wird vielleicht auch noch der Schimmel⸗ reiter ſein Weſen treiben. So empfinden wir denn bis auf den heutigen Tag bei jedem unſerer Feſte einen unendlichen Reichtum geſchichtlicher Ueberlieferungen. Das heißt nun nicht, in vorchriſt⸗ lichen, uralten Menſchheitsglauben zurückſinken, ſondern ihn ver⸗ tiefen und veredeln, alles ewig Lebendige beibehalten und durch die bunte Welt der Symbole die geſchichtliche Wirklichkeit deuten und verklären. A. E 7 Uhr⸗Ladenſchluß Eine Tragikomödie von Hermann Ler. Beginn der Handlung; nachmittags zwiſchen 5 und 6 Uhr. Eigent⸗ lich 1 noch wenig an handelnden Perſonen zu ſehen. Leer gähnt der Laden, gelangweilt neſteln die Verkäuferinnen an den Aus⸗ lagen, rücken hier zurecht und da. Der Geſchäftsinhaber kommt, ſieht die Leere, haſtig machen ſich die Verkäuferinnen hier und da zu ſchaffen; denn ſie wiſſen: ein großes Klagelied über 9 eſchäftsgang ſetzt ein. Und wer iſt zum Schluß an all dem ſchuld! Hm, eigentlich niemand, aber die üble Laune des Chefs müſſen ſie auskoſten, ſie, die fleinen, netten, lieben Mädels. Der Uhrzeiger rückt auf ſechs vor. Kunden kommen, der Laden füllt ſich, um ein Viertel ſechs iſt er brechend voll. Noch einmal ſo viel Hände, Augen, Ohren könnten die Verkäuferinnen haben. Ein Viertel vor 7 Uhr: Da fällt es Frau Müller ein: Sie muß ja noch ihre Einkäufe beſorgen. Schnell, ſchnell in den Laden. Welch ein Gedränge iſt hier. Alſo nun tüchtig mitgeſchoben, mit⸗ gedrängelt. Und Frau Schulze, Schneider, Schmidt, alle haben die gleiche Eile wie Frau Müller. In langen Reihen ſtehen ſie vor den Laden⸗ tiſchen alle, denen es kurz vor 7 Uhr einfiel, daß ſie noch ein⸗ kaufen müßten. 1 Minute vor 7 Uhr: Frau Müller zählt der Kaſſtererin das Geld hin. Als ſie das Feinkoſtgeſchäft verläßt, ſchlägt's ſieben. Jetzt aber Tempo! Zum Metzger. Um die Ecke, und dann find's noch 4 Minuten. Ueberall eckt Frau Müller an. Was tun aber auch dieſe Men⸗ ſchen jetzt alle auf der Straße, gerade, wenn ſie einkaufen will und es ſo eilig hat. Am Metzgerladen raſſelt der Laden herunter, als Frau Müller dort anlanat. Nichts kann den ehrwürdigen Meiſter bewegen, noch einmal uu öffnen, um Frau Muller ihr Kotelett für Männe das Schnitzel ür das Jungchen und das Zipfel Schwartemagen für ſich ſelbſt zu verkaufen Er würde ſich hüten, die Polizei ſolle ihm nicht eine Strafe ſchicken können 5 Gut angezogen Zeichnung: A. Deininger M Elegantes Nachmittagskleid aus grauem Clogusjerſey in aparter Facon, mit aufſpringendem Säumchen und neuartigem, vorn geflochtenem Sämiſchledergürtel. 5 Jumperkleid aus grünem Jerſey⸗facons mit grauem Krimmer⸗ ausputz am Ausſchnitk und Gürtel; als Verſchluß große, matte Metallſchließen. Grobgeſtrickter Winterſport⸗Pullover in Braun, mit grünem Sattelteil und Aermeln, orange Wollſchal und grünem Stridhut. Frau Schulze kommt auch noch dazu. Frau Schmidt, Frau Schneider ebenfalls. Die Verſuchung zu öffnen iſt groß für den Meiſter. Soll er öffnen? Er reicht's durch's enſter was die Frauen wünſchen. „Aber zum allerletzten Male“, ſagt er dabei. Frau Müller, Frau Schulze, Frau Schneider, Frau Schmidt, verſprechen, nächſtens früher zu kommen. Ob ſie es halten? Schluß der Handlung: 748 Uhr. Frau Müller iſt wieder daheim. Sie packt ihre Einkäufe aus. Herrgott, was iſt das? Was hal ihr denn der Metzger da eingepackt? Ein dürres Rippenſtück ſtatt des Koteletts, ein Füßchen ſtatt des Schnitzels und für ſie Leberwurſt nur Leberwurſt. Und ſo iſt die Stimmung bei allen an ihrem Abendtiſche: Leberwurſt, krockene Leberwurſt. Frau Müller ſchimpft auf die Polizei und die Mädels in den Geſchäften, die ſo langſam bedienten, und auf den Metzger, der ihr dieſe Leberwurſt verkauft hätte.... Kleine Zuhörer Gar zu leicht vergeſſen wir in der Unterhaltung mit ver⸗ trauten Freundinnen, daß wir oft ungebetene Zuhörer haben, nämlich die Kinder der Familis.„Ach, die hören ja doch nicht 1 . alle 7 darauf, was die Erwachſenen unter ſich reden“, heißt es ofl. Bei ellligem Nachdenken, ja, nur bei einiger Aufmerkſamten, würde man das nicht ſagen. Möglich, daß die Kleinen oft ſo in ihr Spiel vertieft ſind, daß ſie der Unterhaltung der Erwachſenen nicht achten; aber ſehr oft vergeſſen ſie ihre Angelegenheiten und ſpi 5 gierig die Ohren, um in ſich aufzunehmen, was die ſich verhandeln. Dieſer Wechſel wird von den Erwachſener vorher vergewiſſert zu haben glauben, meiſtens gar nicht Sie fahren ruhig in ihrem Geſpräch fort, auch wenn es ſich um ein ziemlich unpaſſendes Thema handelt. Ich denke hier durchaus nicht an Uuſchickliches oder Unanſtändiges. Das vermeidet w jeder feinfühlende Menſch in Gegenwark von Kindern von vorn⸗ herein. Aber ſchon Berichte über Verbrechen, Grauſamkeiten, Tier⸗ quälereien und andere ſchlimme Vorkommniſſe regen das' kind⸗ liche Gemüt auf und gehen ihm länger nach, als der Erwachſene es ſich wohl denkt. Auch mit Urteilen über andere Menſchen muß man vorſichtig ſein. Vielleicht hat das Kind die Tante lieb, über deren Fehler wir uns aufhalten, vielleicht verehrt es zu ſeinem Beſten den Lehrer, an dem wir allerlei tadeln. Was wir an dem und jenem 5 haben, finden wir im Grunde vielleicht nur natürlich, das Kind aber nimmt es wichtig und trägt es lange mit ſich herum, ja, es prägt ſeine Auffaſſung nach unſerm Rüchti hingeworfenen Urteil. Wir ſind verantworklich für den ſich bilden⸗ den Charakter. Achten wir doch darauf, daß kein Samenkorn in die funge Seele fällt, das als ſchädliches Unkraut aufwächſt. Marie Gerbrandt Die letzten Tage vor dem Erſten Von Viktoria Rou. Grauenvolle Einrichtung!— Daß es ſo etwas Überhaupt gibt! Hat man nicht ſchon genug daß man ſich den ganzen Mona hin⸗ durch mit ſparen quälen muß? Und nun kommen auch noch 15 elenden Tage nachgehinkl. Tage, die erfüllt ſind vom Knurren es Hausv ders, beſonderem Hunger der Kinder, Auftauchen irgend. eines Gläubigers, der ſelbſt vor dem Erſten allerhand Geld her⸗ einbekommen muß, damit ſein Geſchäft auch weiter gehl. Viele unerwünſchte Dinge ließen ſich da aufzählen Die Laune allet Familienangehörigen iſt, ſoweit ſie keine Kinder mehr ſind, eine rechte Stimmung unter Null, ein Hadern mit dem Schickſal, ein Umſichblicken, wie gut es die oder die noch haben und wie es manche Hausfrau nur fertig bringt, daß ſie ſo gut bis zum Erſten reicht, ihr Mann hat doch auch nicht mehr Einnahmen. Manche Frau hal nie ſchlechte Laune, ſie ſingt und lacht den ganzen Tag und fängt dabei ſich und den anderen die Grillen fort Sie verſteht es aus jedem Unglück ein Körnchen Glück zu fiſchen. Sie zerreibt ſich nicht am Leben, oder an wenig er⸗ freulichen Verhältniſſen, ſie lernt lieber daran und daraus! Und warum? Weil eben manche gelernt hat. die letzten Tage vor dem Erſten gleichzuſchalten! Auch ſie hatte oft dieſen quälenden Zu⸗ ſtand der Hausfrau erlebt, wenn es nicht hier und nicht dazu langte, wenn der Küchenzettel eine Einſparung erforderlich machke, die der Geſundheit beſtimmt unzulräglich war. Aber was ſollte man machen?—— Ein paarmal faßte ſie ſich in Geduld. Aber dann war es aus damit. Sie legte einfach eine Schlußlaſſe an, die für den Monats⸗ ſchluß beſtimmt war Der Monatsſchluß beginnt meiſt acht oder fünf Tage vor dem Erſten. Bei manch tüchtiger Hausfrau auch erſt drei Tage vorher, dann aber kommt der wenig erfreuliche Schluß beſtimmt. Und für dieſe Kaſſe verſchaffte ſie ſich ihre Ein⸗ nahmen! Wer einen Fleck auf das Tiſchtuch macht, oder wer Zigarren⸗ oder Zigarettenaſche an die Erde wirft, muß fünf Pfennige be⸗ ahlen Ebenſo ſammelt ſie alle Kupfermünzen und alle Fate ie ſie vom Einkauf wieder mit hereinbringt, und tut ſie daheim ſofort in die Schlußkaſſe hinein. Ebenſo macht es der Hausvater. Auf dieſe Weiſe kommt dann immer ein hübſches Sümmchen zu⸗ ſammen, und man entbehrt in den anderen Monatstagen nicht viel dabei. Allerlei Leckeres aus Nüſſen Wenn das Laub von den Bäumen fällt, iſt auch die den e⸗ kommen, die uns die ſchönen Nüſſe bringt. Vielfach werden die Nüſſe im deutſchen Haushalt noch viel zu wenig beachtet. Es gibt eine Unmenge Möglichkeiten, die Haſel⸗ und Walnuß in der Küche gie Zubereitung von allerlei Leckerem zu verwenden. Großmutters ezeptbuch weis davon eine Unmenge zu berichten. Wäte alſo der Gedanke, einmal e mit Nüſſen zu probieren elwa zu verſchmähen? Wir ſollten es wenigſtens einmal probieren um etwas Neues als Ueberraſchung zu bringen. Zunächſt ſtellt ſich die efüllte Haſeluußtorte vor: 24 Pfund Zucker und acht Eigelb werden recht ſchaumig gerührt Nun werden ein wenig abgeriebene itronenſchale, geriebene Semmel 0 Eßlöffel), Backpulver(3 Meſſer⸗ ſpitzen), geriebene Haſelnüſſe(% Pfund) zugefügt und zum Schluß der ſteifgeſchlagene Schnee obiger Eier 305 Springform wird mit Butter gul ausgeſtrichen und mit geriebenem Brot ausgeſtreut, dann die Maſſe eingefüllt. ſowie bei gelinder Hitze gebacken leine dreiviertel Stunde). Die Haſelnüſſe verrieten neulich in einer Konferenz, daß aus ihnen ganz vorzüglich mundendes Konfekt herzuſtellen ſei. Hier das Rezepk: 5 1 wird von 3 Eiweiß Schnee 90 ehen und darunter die geriebenen Haſelnüſſe(125 Gramm), ſowie die gleiche Menge 15 riebener Mandeln und Zucker(250 Gramm) gemiſcht. Von dieſer Maſſe werden auf einem gewachſtem Blech mit Hilfe eines Eß⸗ löffels Häufchen geformt. die nun bei geringer Hitze goldgelb gebacken werden 8 Ob ein Nuß⸗ Pudding nicht auch Abnehmer findet? Rezepte kann ja die Hausfrau nie genug haben, alſo ſej auch das verraten: 4 Eigelb. 125 Gramm geriebene und mit Milch angefeuchtete Walnuſſe. die Schale einer halben Zitrone, ein ganzes Ei, 100 Gramm feiner 15 eine Priſe Salz. eine Taſſe füße Sahne, ſteifgeſchlagener nee von 4 Eiweiß und 100 Gramm Butter ſind die Zutaten dieſes Puddings. Die Butter wird zuerſt ſchaumig erührt und nach und nach die übrigen Zutaten untergezogen. ie Maſſe wird in eine mil Butter ausgeſtrichene Form gegeben, die vorher mit geriebener Semmel ausgeſtreut wurde. Der Pudding muß während einer Stunde im Waſſerbade gekocht werden, Er wird mit einer beliebigen Fruchttunke gereicht. N In men 1 zöſiſche vermin mutun litiſche⸗ dom 9 getrete nicht 9 den wi Miniſt antwon haben. Dat die Ka Reigur La er hat Genf a f den Ri erklärt tritt ange darauf wäre, kicht sc dern. N dent wünſch. dern v. einmal Parlan